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Full text of "Geschichte der griechischen litteratur in der Alexandrinerzeit"

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GESCHICHTE 

GRIECHISCHEN  LITTERATUE 

*  IN   DER 

ALEXANDRINERZEIT. 

Von 
FRANZ  SUSEMIHL. 


ERSTER  BAND. 


LEIPZIG, 

DRUCK   UND   VERLAG   VON   B.  G.  TKUBNKR. 
1891. 


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EDUARD   ZELLER 

IN  GßÖSSTER  HOCHACHTUNO  UND  VEREHßüNO 


GEWIDMET. 


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Hochgeehrter  Herr  College! 

Ais  Ihnen  zu  Ihrem  siebzigsten  Geburtstag  eine  Sammlang 
wissenschaftlicher  Abhandlungen  überreicht  wurde,  hatte  man 
mich  nicht  der  Ehre  gewürdigt  auch  mich  zu  einem  Beitrage 
einzuladen.  Glücklicherweise  kann  ich  mich  dafür  jetzt  schadlos 
halten:  Sie  haben  die  Widmung  dieses  meines  Buches  freundlichst 
angenommen ;  und  ich  danke  Ihnen  auf  das  Herzlichste  dafür. 
Bin  ich  auch  nicht  Ihr  Schüler  durch  mündlichen  Unterricht 
gewesen,  so  haben  Sie  Sich  doch  keinen  treueren  Schüler  er- 
worben ak  mich  durch  Ihre  Philosophie  der  Griechen.  Dies  Ihr 
grossartiges  Werk  hat  mir  in  meiner  ganzen  wissenschaftlichen 
Thätigkeit  überall  die  Anregungen  gegeben  und  die  Wege  ge- 
wiesen, und  es  war  mir  am  Meisten,  so  weit  die  Verschiedenheit 
des  Gegenstandes  es  zuliess,  auch  das  Vorbild  für  meine  gegen- 
wärtige Darstellung,  weit  mehr  noch  als  Teuffels  Geschichte 
der  römischen  Litteratur.  Und  nicht  minder  bin  ich  für  einen 
der  wesentlichsten  und  umfassendsten  Theile  des  Inhalts  Ihnen 
dergestalt  verpflichtet,  dass  ohne  Ihr  Werk  das  meine  gar  nicht 
hätte  geschrieben  werden  können.  Ihnen  das  letztere  widmen  zu 
dürfen  war  daher  mein  um  so  lebhafterer  Wunsch,  je  erkennt- 
licher ich  Ihnen  überdies  für  die  vielen  Freundlichkeiten  bin, 
die  Sie  mir  in  unserem  persönlichen  und  brieflichen  Verkehre 
erwiesen  haben. 

Nächst  Ihnen  verdanke  ich  für  mein  Buch  die  meisten  An- 
regungen meinem  ehemaligen  SpecialcoUegen  von  Wilamowitz- 
Möllendorff,  dessen  Untersuchungen  und  Beobachtungen  über 
80  viele  bisher  mehr  oder  weniger  dunkle  oder  verkehrt  be- 
leuchtete Regionen  des  von  mir  bebandelten  Gebiets  das  richtige 
Licht  verbreitet  haben.  Ich  habe  aber  nicht  bloss  aus  seinen 
Schriften  gelernt,  sondern  auch  das  besondere  Glück  gehabt 
sieben  Jahre  lang  mit  diesem  ausgezeichneten  Manne  in  unmittel- 
barer Verbindung  zu  sieben  und  auch  später  noch  von   seiner 


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VI  Vorwort. 

steten  Hülfebereitschaft  manche  vortreffliche  Winke  zu  erhalten. 
Seine  Schüler  waren  femer  auf  diese  Weise  auch  die  meinen; 
und  so  ist  mir  der  nicht  geringe  Nebengewinn  erwachsen,  dass 
ich  unmittelbarer  und  umfassender  als  irgend  ein  Anderer  von 
den  Anregungen,  welche  er  ihnen  gegeben  hat,  mit  berührt 
worden  bin.  Dass  ich  mich  desshalb  keineswegs  sklavisch  von 
ihm  abhängig  gemacht  habe,  vielmehr  gelegentlich  diese  oder 
jene  seiner  Ansichten  sogar  entschieden  bekämpfe,  weiss  Niemand 
besser  an  mir  zu  schätzen  als  er  selbst.  Zu  jenen  gemeinsamen 
Schülern  gehören  abgesehen  von  E.  Maass,  dem  ich  für  manchen 
guten  Rath  verpflichtet  bin,  auch  6.  Enaack  und  M.  Wellmann, 
die  mich  nicht  bloss  mit  allerlei  Notizen  unterstützt,  sondern 
sich  auch  an  meinem  Unternehmen  wesentlich  betheiligt  haben, 
indem  Ersterer  die  Behandlung  des  Epigramms,  Letzterer  die 
der  Aerzte  mit  Ausnahme  des  Metrodoros,  Herophilos  und  Erasi- 
stratos  übernahm.  Von  drei  ferneren  Schülern  von  mir  liat 
A.  Brunk  mir  gleichfalls  werthvoUe  Notizen  zu  Gebote  gestellt 
und  sich  zur  Ausarbeitung  des  Index  bereit  erklärt,  W.  Schulze 
sehr  sorgfältig  eine  Correctur  gelesen  und  mich  dabei  auf  manches 
von  mir  Uebersehene  oder  Misskannte  aufmerksam  gemacht, 
A.  Schmekel  durch  Mittheilung  des  Manuscripts  seiner  noch 
ungedruckten  Monographie  über  die  Mittelstoa  mir  erheblich  ge- 
nützt Das  fünfundzwanzigste  Gapitel  endlich  ist  das,  wie  mir 
scheint,  trefflich  gelungene  Werk  von  E.  Oder.  Allen  diesen 
Herren  sage  ich  für  ihre  bereitwillige  Hülfe  meinen  aufrichtigen 
Dank,  desgleichen  dem  vortrefflichen  Leipziger  Gorrector. 

Trotz  dieser  günstigen  Umstände  habe  ich  oft  genug  an 
das  credo  ego  vos,  iudices,  mirari  u.  s.  w.  gedacht,  und  vielleicht 
hätte  ich  ohne  Ihre  aufmunternde  Zurede  doch  noch  das  ganze 
Unternehmen  aufgegeben  und  unvollendet  gelassen.  Meine  sichere 
Ueberzeugung,  dass  ich  trotz  aller  Mühe  Manches  übersehen  und 
Anderes  verkennen  würde,  hat  sich  jetzt  bereits  in  den  Be- 
richtigungen und  Nachträgen  zum  ersten  Bande  bestätigt,  und 
die  hier  beseitigten  Mängel  und  Lücken  sind  gewiss  weitaus 
nicht  die  einzigen.  Aber  ich  habe  mir  auch  gesagt:  es  giebt 
freilich  Fachgenossen  genug,  mit  deren  Gelehrsamkeit  und  Be- 
lesenheit die  meine  nicht  im  Entferntesten  zu  vergleichen  ist, 
und  deren  Köpfe  und  Hände  also  weit  berufener  gewesen  wären 
als  die  meinen,  aber  wenn  sie  alle  es  trotzdem  mir  überlassen 
haben  den  Anfang  zur  Ausfüllung  eines  so  schreienden  Mangels 


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Vprwort  Vn 

ZU  machen,  welcher  der  heutigen  classischen  Philologie  wahr- 
lich nicht  zur  Ehre  gereicht,  so  ist  das  ihre  Schuld  und  nicht 
die  meine.  Sollte  dies  Buch  genögenden  Beifall  finden,  so  denke 
ich,  wenn  Leben  und  Kräfte  reichen,  auch  die  attische  und 
sodann  die  vorattische  Litteraturperiode  in  ähnlicher  Weise  zu 
bearbeiten.  Zuletzt  auch  noch  in  die  Römerzeit  zu  gelangen 
darf  ich  bei  meinen  vorgerückten  Jahren  wohl  kaum  mehr 
hoffen. 

Im  Uebrigen  will  ich  nicht  wiederholen,  was  ich  schon  in 
der  Ankündigung  geschrieben  habe;  sollte  aber  Jemand  etwa 
an  dem  gemischten  Systeme  Änstoss  nehmen,  welches  ich  in  der 
Anordnung  befolgt  habe,  so  will  ich  doch  für  diesen  Fall  noch 
einmal  hervorheben,  dass  dieses  Buch  zwar  in  erster  Linie  zum 
Nachschlagen  und  nicht  zum  fortlaufenden  Lesen  bestimmt  ist, 
aber  doch  der  Text  zugleich  zu  einem  kurzen,  übersichtlichen 
Lesebuch  geeignet  sein  soll,  und  zu  dieser  üebersichtlichkeit  ist 
bei  dem  Stande  der  Sache  ynd  der  Mangelhaftigkeit  unserer 
Nachrichten  jenes  System  meiner  üeberzeugung  nach  am  Besten 
dienlich.  Dem  Hauptzwecke  meiner  Darstellung  entsprechend 
sind  aber  die  allgemeinen  Charakteristiken  möglichst  knapp  und 
summarisch  gehalten,  um  möglichsten  Baum  für  den  besonderen 
Stoff  zu  lassen.  Ist  doch  ohnehin  das  Ganze  viel  umfänglicher 
geworden  als  wünschenswerth;  allein  das  Wünschenswerthe  muss 
nun  einmal  dem  Nothwendigen  weichen.  Endlich  will  ich  noch 
in  einem  Stücke  meinen  Recensenten  ihre  Arbeit  durch  folgende 
Vorbemerkung  erleichtem:  in  einem  Werke,  welches  wesentlich 
auf  Zusammenfassung  fremder  Forschungen  beruht,  erschien  es 
mir  nicht  nur  angemessen  häufig  die  eignen  Worte  ihrer  Urheber 
anzuführen,  sondern  ich  habe  mich  auch  durchaus  nicht  bemüht 
in  der  Anlehnung  an  die  Darstellungen  Anderer  wörtliche  An- 
klänge zu  vermeiden.  Wo  das  einmal  gut  Gesagte  wiederholt 
werden  muss,  geschieht  es  meines  Erachtens  am  Besten  mit 
denselben  oder  ähnlichen  Worten,  und  es  ist  zweckwidrig  dies 
anders  und  also  vermuthlich  minder  gut  ausdrücken  zu  wollen. 

Und  so  möge  denn  mein  Buch  hinausgehen  in  die  Welt,  und 
mein  nächster  Wunsch  ist,  dass  es  Ihnen,  verehrter  Herr  College, 
einigermassen  gefallen  möge.  Der  zweite  Band  wird,  so  Gott 
will,  noch  in  diesem  Jahre  erscheinen. 

Greifswald  im  Februar  1891. 


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Inhalt*). 

Seite 

Erstes  Capitel.    Einleitung 1—10 

Hellenismns  und  VulgärgriechiBch  S.  1.  —  Athen,  Rhodos, 
Tarsos,  Eos  als  Studienorte  S.  2.  —  Antigonos  Gonatas 
S.  3.  —  Die  Seleukiden  S.  4.  —  Die  Altaliden  S.  4.  —  Die 
Ptolemaeer.  Die  Bibliotheken  und  das  Museion  in  Alexan- 
dreia  S.  6.  884.  —  Poesie  und  Philologie  S.  9. 
Zweites  Capitel.    Die  Philosophie  bis  in  die. zweite  Hälfte  des 

zweiten  Jahrhunderts  und  die  späteren  Eyniker 10—166 

Einleitung  S.  10. 

1.  Die  letzten  Eyrenaiker.  Theodoros  der  Atheist  S.  12. — 
Hegesias  von  Eyrene  S.  18.  —  Annikeris  von  Eyrene  S.  14.  — 
Aristoteles  von  Eyrene  S.  14. 

2.  Die  letzten  Megariker.  Diodoros  Eronos  S.  16.  — 
Stilpon  Ton  Megara  S.  16.  —  Philon  der  Dialektiker  S.  18.  — 
Alezinos  von  Elis  S.  19.  ~  Pasikles,  Panthoedes,  Artemi- 
dorOB  und  Andere  S.  20. 

8.  Pasiphon  aus  Eretria  S.  20.  —  Gefälschte  sokratische 
Dialoge  S.  20.  —  Paeudo-Eebes  S.  22. 

4.  Die  Eyniker.  Philiskos  von  Aegina  S.  26.  —  Erates 
von  Theben  S.  29.  —  Monimos  von  Syrakus  S.  81.  —  Me- 
trokies von  Maroneia  S.  81.  —  Bion  der  Borysthenit  S.  82. 
884.  —  Teles  S.  41.  •—  Menippos  von  Gadara  S.  44.  —  Me- 
leagros  von  Gadara  S.  46. 

6.  Die  Stoiker.  Zenon  von  Bition  S.  48.  884.  907.  —  Elean- 
thes  von  Assos  S.  69.  —  Ariston  von  Chios  S.  64.  884.  — 
Herillos  von  Earthago  S.  67.  —  Persaeos  von  Eition  8.  68.  — 
Dionysios  der  Ueberläufer  von  Herakleia  S.  71.  —  Z^ion 
von  Sidon  8.  73.  —  Poseidonios  von  Alezandreia  S.  73.  — 
Sphaeros  von  Bosporos  S.  73.  —  Hermagoras  von  Amphi- 
polis  S.  74.  —  ApoUophanes  von  Antiocheia  S.  76.  —  Chry- 
sippos  von  Soli  S.  76.  886.  —  Aristokreon  S.  81.  886.  — 
Zenon  von  Tarsos  S.  82.  —  Diogenes  der  Babylonier  von 
Seleukeia  S.  82.  886.  —  Antipatros  von  Tarsos  S.  84.  — 


'O  In  jedem  Capitel  sind  die  Seitenzahlen  der  betreffenden  Berichtigungen 
und  Nachträge  sofort  mit  verzeichnet. 


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Inhalt.  IX 

Seite 
Archedemos  von  Tarsos  S.  86.  —  Apollodoros   von  Se- 
lenkeia  S.  86.   —   Eudromos   S.  86.  —  Herakleides  von 
Tarsos  S.  87.  —  Sosigenes,  Diogenes  von  Ptolemais,  Niko- 
Stratos,  Erinis  und  Andere  S.  87. 

6.  Die  Epikureer.  Epikuros  von  Samos  S.  88.  885.  — 
Metrodoros  von  Lampsakos  S.  98.  886.  —  Polyaenos  von 
Lampsakos  S.  101. 886.  —  Hermarchos  von  Mytilene  S.  102.  ~ 
Eolotes  von  Lampsakos  S.  103.  —  Leontion  S.  103.  — 
Leontens  von  Lampsakos  S.  103.  —  Herodotos  S.  104.  — 
Ariston  S.  104.  —  Timokrates  von  Lampsakos  S.  106.  886.  — 
Neokles  nnd  Aristobulos  S.  106.  —  Polystratos  S.  106.  — 
Charikles  S.  106.  —  Karneiskos  S.  106.  —  Dionysios  und 
Basileides  S.  106. 

7.  Die  Pyrroniker.  Pyrron  von  Elis  S.  107.  —  Nausi- 
phanes  der  Demokriteer  von  Teos  S.107.  —  (Philon  von 
Athen  S.  108.  886).  —  Timon  von  Phlius  der  Sillograph 
S.  109.  907.  —  Eaphranor  von  Seleukeia  S.  116. 

8.  Die  Akademiker.  Polemon  ans  Oea  S.  116.  —  Kran- 
tor von  Soli  S.  118.  —  Erates  aus  Thria  S.  121.  —  Arkesi- 
laos  von  Pitane  S.  122.  —  Lakydes  von  Kyrene  S.  126.  — 
Pythodoros  S.  126.  —  Apelles  von  Chios  S.  126.  886.  — 
Aristippos  aus  Kyrene  S.  126.  886.  —  Kameades  von  Kyrene 
S.  127.  886.  —  Kleitomachos  von  Karthago  S.  128.  887.  — 
Gharmidas  oder  Gharmadas  S.  131.  —  Agnon  oder  Hagnon 
S.  132.  —  Metrodoros  von  Stratonike  S.  132.  —  Aeschines 
von  Neapplis  S.  132.  —  Bo^thos  von  Marathon  S.  133.  — 
Unbekannter  Geschichtscbreiber  der  Akademie  S.  134. 

9.  Die  Peripatetiker.  Demetrios  von  Phaleron  S.  136. 
887.  —  Skaton  von  Lampsakos  S.  143.  887.  —  Praziphanes 
von  Mytilene  S.  144.  —  Lykon  aus  Troas  S.  146.  888.  — 
Hieronymos  von  Rhodos  S.  148.  ~  Prytanis  S.  150.  888.  — 
Ariston  von  Keos  S.  150.  —  Phormion  S.  152.  —  Krito- 
laos  von  Phaseiis  S.  153.  —  Diodoros  von  Tyros  S.  164.  — 
Ariston  von  Kos  S.  154.  —  Kalliphon  und  Deinomachos 
S.  154.  —  Demetrios  von  Byzantion  S.  164.  —  Pseudo- 
aristotelische  Schriften  S.  165.  888. 

Drittes  GapiteL    üeber  die  Poesie  der  Alexandrinerzeit.    .    .     167—173 
Viertes  Gapitel.    Elegie  und  vermischte  Dichtungen,  beson- 
ders die  Figurengedichte 174—195 

Philetas  von  Kos  S.  174.  888.  —  Simias  von  Rhodos 

S.  179.  -—  Dosiadas  S.  182.  —  Hermesianax  von  Kolophon 

S.  184.  907.  —  Alexandres  der  Aetoler  S.  187.  —  Phanokles 

S.  190.  —  Parthenios  von  Nikaea  S.  191.  888. 

Fünftes  Gapitel.     Die  Idyllendichtung  und   der  Mimiambos 

und  andere  choliambische  Dichtongen 196—236 

Theokritos  von  Syrakus  S.  196.  888.  —  Phoenix  von 
Kolophon  S.  229.  —  Herodas  oder  Herondas  S.  229.  — 
Moschos  von   Syrakus  S.  231.    —    Bion  von  Phlossa  bei 


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X  Inhalt 

Seite 
SmjFna  S.  238.  —  Hermias  von  Kurion  S.  235.  —  Parmenon 
Ton  Byzantion  S.  235. 
Sechstes  Capitel.    Die  Hilarotragoedie  und  andere  Travestien    235—243 

Einleitung.    Hilarodie  und  Magodie  S.  235.  —  Rhin- 
thon  von  Tarent  S.  289.  —   Skiraa  von  Tarent  S.  241.  — 
Blaesos  aus  Canipanien  S.242. —  Sopatros  aus  Paphos  S.  243. 
Siebentes  Capitel.    Die  Einaedendichtung 243—248 

Einleitung  S.  248.  —  Sotades  von  Maroneia  S.  245.  — 
Pyres  oder  Pyrros  von  Milet  S.  246.  —  Alexos  (?) ,  Timo- 
charidas,  Xenarchos  u.  Andere  S.  246.  —  Eleomachos  der 
Faustkämpfer  S.  247.  —  Seleukos,  Sohn  des  Mnesiptole- 
mos  S.  248. 
Achtes  Capitel.    Die  neue  Eomoedie 248—269 

Einleitung  S.  248.  —  Menandros  aus  Kephisia  S.  253. 
889.  —  Philemon  von  Soli  oder  Syrakus  S.  269.  —  Diphilos 
von  Sinope  S.  260.  907.  —  Archedikos  S.  262.  —  Philippides 
aus  Paeania  S.  262.  —  Anazippos  S.  263.  —  Apollodoros 
von  Gela  S.  263.  —  Apollodoros  von  Earystos  S.  263.  — 
Poseidippos  von  Kasandreia  S.  264.  889.  —  Baton  S.  264.  — 
Phoenikides  von  Megara  S.  265.  —  Machon  von  Eorinthos 
oder  Sikyon  S.  265.  —  Epinikos  S,  266.  —  Philemon  II 
S.  266.  —  Antiphon,  Damoxenos,  Dioxippos,  Eudozos, 
Euphron,  Philemon  III,  Sosipatros,  Stephanos,  Straton, 
Theognetos  u.  A.  S.  266.  889. 
Neuntes  Capitel.    Die  Tragoedie 269—283 

Die  tragische  Pleias  S.  269.  —  Sosiphanes  von  Syrakus 
S.  270.  —  Sositheos  aus  Alexandreia  in  Troas  S.  270.  — 
Homeros  von  Byzanz  S.  271.  —  Lykophron  von  Chalkis 
S.  272.  889.  —  Philiskos  oder  Philikos  von  Kerkyra  S.  279.— 
Dionysiades  oder  Dionysides  aus  Mallos  oder  Tarsos  S.  280.  — 
Aeantiades  oder  Aeantides  S.  280.  —  Eupbronios  der  Cher- 
ronesit  S.  281.  —  Sophokles  der  Dritte  S.  282.  —  Aeschy- 
los  von  Alexandreia  S.  288.  —  Ptolemaeos  17  S.  288. 890.  — 
Apollonides  u.  A.  S.  283. 
Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht 284—309 

Menekrates  von  Ephesos  S.  284.  —  Aratos  von  Soli 
S.  284.  890.  —  Pseudo-PhemonoS  S.  299.  890.  —  Pseudo- 
Orpheus, Heliodoros  von  Athen,  Bolos  von  Mendes  über 
Giftmischerei  S.  800.  —  Eallimachos  der  Jüngere  S.  801.  — 
Nikandros  von  Kolophon  S.  302.  890.  —  Anakreon,  Smin- 
thes  u.  A.  S.  307.  —  Alexandres  Lychnos  von  Ephesos 
S.  308.  —  Pankrates  aas  Arkadien  S.  809. 
Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtungen  in  Prosa 309—827 

Einleitung  S.  309.  —  Hekataeos  von  Abdera  oder  Teos 
S.  810.  891.  —  Leon  von  Pella  S.  815.  —  Euhemeros  von 
Messana  S.  316.  —  Amometos  S.  323.  —  Timokles  S.  823.  — 
Antiphanes  von  Berga  S.  328.  —  lambulos  S.  324.  —  Ari- 
stippos  nsql  naXauig  tQV(prig  S.  825. 


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Inhalt.  XI 

Seite 

Zwölftes  Gapitel.    Zenodotos  und  die  anderen  ältsten  Gram- 
matiker.   Die  alezandrinischen  Bibliotheken 327—346 

Einleitung  S.  327.  891.  —  Zenodotos  von  Ephesos 
S.  330.  891.  —  Die  alexandrinischen  Bibliotheken.  Die 
ältsten  Bibliothekare.  Die  nCva%sg  des  Eallimachos  nnd 
die  der  pergamenischen  Bibliothek  S.  385.  893.  —  Epi- 
genes  S.344.  —  Agathokles,  Schüler  des  Zenodotos  S.  346.  — 
Lysanias  von  Kyrene  S.  346.  —  Dionysios  lambos  S.  346.  — 
Theophilos  der  Zenodoteer  S.  346.  —  E^allias  von  Mytilene 
S.  846.  —  Xenokritos  von  Kos  S.  846. 

Dreizehntes  Capitel.    Eallimachos  und  Philemon  der  Glosso- 

graph 347—374 

Eallimachos  von  Eyrene  S.  347.  894.  —  Philemon  von 
Athen  S.  373. 

Vierzehntes  Capitel.     Die  theogonisohe  Dichtung  und   das 

eigentliche  Epos 375—409 

Die  beiden  jüngeren orphischen  Theogonien  S.  375. 896.  — 
Pseudo-Musaeos^Pseudo-Linos  u.  Pseudo-Thamyris  S.  378.  — 
Pseudo-Boeo  S.  879.  897.  —  Antagoras  von  Rhodos  S.  880. 
897.  —  Myro  oder  Moero  von  Byzanz  S.  881.  —  Nikaene- 
tos  von  Abdera  S.  381.  —  Sosikrates  von  Phanagoria 
S.  882.  898.  —  Diodoros  von  Elaea  (?)  S.  882.  —  Eleon  von 
Eurion  S.  382.  —  Theolytos  von  Methymna  (?)  S.  383.  — 
ApoUonios  der  Rhoder  (von  Alexandreia)  S.  883.  897.  — 
Euphorien  von  Chalkis  S.  393.  898.  —  Bhianos  von  Bene 
oder  Eeraea  S.  399.  899.  —  Archytas  von  Amphissa 
S.  408.  —  Simonides  von  Magnesia  am  Sipylos  S.  404.  — 
Demosthenes  aus  Bithynien  S.  404.  —  Neoptolemos  von 
Parion  S.  406.  —  Musaeos  von  Ephesos  S.  406.  —  Mene- 
laos  von  A^o^ae  S.  406.  —  Theodoros  S.  407.  —  Phaestos 
S.  408.  —  Antigonos  von  Earystos  der  Jüngere  S.  408.  — 
Licinius  Archias  u.  A.  S.  408.  900.  —  Der  Dichter  des 
Epos  über  Pha^thon  S.  409.  900. 

Fünfzehntes  Capitel.    Eratosthenes  von  Eyrene.    .   .   .    409—428.  900 

Sechzehntes  Capitel 428-463 

Aristophanes  von  Byzanz  S.  428.  901.  —  Leogoras  von 
Syrakus  S.  448.  —  Eallistratos  der  Aristophaneer  S.  449.  — 
Agallis  von  Eerkyra  S.  450.  —  Aristarchos  von  Samothrake 
S.  461. 

Siebzehntes  Capitel.  Antigonos  von  Earystos  und  die  Wunder- 
bücher   463—486 

Einleitung  S.  463.  —  Pseudo-Orpheus  'Idto^pv^  S.  464.  — 
Archelaos  der  Aegypter  S.  466.  —  Myrsilos  von  Methymna 
S.  46^7.  —Antigonos  von  Earystos  S.  468. 901.  —  Nymphodoros 
von  Syrakus  S.  475.  —  Philostephanos  von  Eyrene  S.  476.  — 
Philon  von  Herakleia  S.  477.  —  Pseudo -Aristoteles  S.  478.— 
Pseudo-Theopompos  S.  478.  —  Pseudo-Ephoros  S.  479.  — 
ApoUonios  S.  479.  —  Lysimachos  von  Alexandreia  S.  479.  — 


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XII  Inhalt. 

Seite 

Isigonos  von  Nikaea  S.  480.  —  Diophanes  von  Nikaea 
S.  481.  901.  —  Bolos  Ton  Mendes  S.  482.  901.  —  Peeudo- 
Demokritos  und  Psendo-Pythagoras  S.  483.  901.  —  Moni- 
m08,  Antisthenes  n.  A.  S.  485. 

Achtzehntes  CapiteL    Anekdotensammler 486—491 

Einleitong  S.  486.  —  Lynkens  Ton  Samos  S.  487.  903.  -- 
HegesandroB  von  Delphi  S.  489. 

Neunzehntes  Gap itel.  Fernere  pinakographisch- biographische 

Schriften.    Litterar-  und  Philosophengeschichte 491—512 

Einleitung  S.  491.  —  Hermippos  Ton  Smyma  S.  492.  — 
Sotion  von  Alexaadreia  S.  496.  —  Satjros  der  Peripatetiker 
S.  498.  —  Mnesistratos  von  Thasos  S.  499.  —  Apollonios, 
Sohn  des  Sotades  S.  500.  —  Antisthenes  Ton  Rhodos 
S.  500.  —  Herakleides  Lembos  S.  501.  —  Nikias  von  Ni- 
kaea S.  505.  —  Sosikrates  von  Bhodos  S.  506.  —  Demetrios 
von  Magnesia  S.  507.  —  Diokles  von  Magnesia  S.  509.  — 
Lobon  von  Argos  S.  510.  —  Artemon  von  Kasandreia 
S.  511.  —  Daroon  von  Kyrene  S.  512.  —  Istros  von  Kal- 
latis  S.  512. 

Zwanzigstes  CapiteL    Eunstschriftsteller 513—531 

Einleitung  S.  513.  —  Xenokrates  von  Athen  (?)  S.  515.— 
Adaeos  von  Mytilene  S.  518.  —  Eallizenos  von  Bhodos 
S.  519.  —  Antigonos  von  Earystos  S.  519.  —  Der  Bildner- 
und  Malerkanon  S.  520.  —  Das  Diadochensystem  der 
Plastiker  bei  Pausanias  und  dessen  Quellenschriftsteller 
fär  die  Beschreibung  der  delphischen  Lösche  S.  523.  — 
(Pamphilos  der  Maler  S.  524.  903).  —  Melanthios  der 
Maler  von  Sikyon  (?)  und  Apelles  der  Maler  von  Eolophon 
S.  524. 908.  —  Artemon,  Menodotos  (?),  Theophanes  S.  524.  — 
Pasiteles  aus  Grossgriechenland  S.  524.  —  Aristokles  S.  526.  —  ^ 
Aristeas  S.  531. 

Einundzwanzigstes  Gapitel.    Die  Geschichtschreibung  mit 
Ausschluss  des  Polybios  bis  in  die  zweite  H&lfte  des  zweiten 

Jahrhunderts 532—649 

Einleitung  S.  532.  —  Menaechmos  von  Sikyon  S.  532.  — 
Marsyas  von  Pella  S.  533.  —  Onesikritos  von  Astypalaea  oder 
Aegina  S.  534.  904.  —  Eleitarchos  S.  537.  —  Ptolemaeos  I 
S.  539.  —  Aristobalos  von  Easandreia  S.  540.  904.  —  Ghares 
von  Mytilene  S.  541.  —  Ephippos  von  Olynthos  S.  542.  — 
Medios  von  Larisa  S.  543.  —  Eyrsilos  von  Pharsalos  S.  543.  — 
Polykleitos  von  Laiisa  S.  544.  —  Baeton  und  Diognetos 
S.  544.  —  Amyntas  S.  544.  —  Diyllos  von  Athen  S.  544.  — 
Lykos  von  Bhegion  S.546.  —  Theodektes  d.  Jüngere  S.546. — 
Antandros  und  Eallias  von  Syrakus  S.  547.  —  Megastbenes 
S.  547.  904.  —  Demochares  aus  Leukonoß  S.  552.  —  Pyr- 
ros  von  Epeiros  S.  559.  —  Eineas  aus  Thessalien  S.  559.  •— 
Proxenos  S.  559.  —  Hieronymos  von  Eardia  S.  560.  —  Ti- 
maeos  von  Tauromenion  8.  563.  905.  —   Antikleides  von 


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Inhalt.  Xni 

Seite 

Athen  S.  684.  —  Doris  von  Samos  S.  586.  —  Diokleides 
von  Abdera  8.  592.  —  Alkimos  ans  8ikelien  S.  592.  — 
Idomenens  von  Lampsakos  S.  593.  —  Pbilochoros  von  Athen 
S.  594.  —  Pseado-Amelesagoras  ß.  599.  —  Erateios  S.599.  — 
Heragoras  (Hereas)  von  Megara  S.  602.  —  Echephylidas 
S. 608.  —  SosibioB  der LakoneS. 608.  —  Beroaos der Babylo- 
nier  S.  605.  905.  —  Manetho  der  Aegypter  S.  608.  905.  — 
Xenophilos  S.  617.  —  Theodotas  von  Rhodos  S.  617.  — 
Neanthea  von  Eyzikos  und  Neanthes  der  Jüngere  S.  617.  — 
Etesibios  von  Gbalkis  S.  619.  —  Demetrios  von  Bysanz 
S.  620.  —  Nymphis  von  Herakleia  S.  62a  —  Enphantos 
von  Olynthos  8.  621.  —  Melanthios  der  Atthidenschreiber 
S.  622.  —  Istros  der  Eallimacheer  S.  622.  —  Apollodoros 
von  Erythrae  S.  626.  —  Diokles  von  Peparethos  S.  626.  — 
Daes  von  Eolonae  in  Troas  S.  627.  —  Aratos  von  Sikyon 
S.  627.  905.  —  Phylarchos  S.  630.  905.  —  Deiniae  von 
ArgoB  S.  633.  —  Aristos  von  Salamis  S.  634.  —  Lysima- 
chos  8.  634.  --  Philinos  von  Akragas  8.  634.  —  Androkles 
S.  635.  —  Ptolemaeos  von  Megalopolis  S.  905.  —  Mnesi- 
ptolemoa  8.  635.  —  Baton  von  Sinope  8.  635.  906.  — 
Menandros  von  Epheaos  8.  636.  —  Hannibal  8.  636.  — 
8o8yloe  ans  Lakonien  S.  636.  —  Ghaereas  8.  637.  —  8i- 
lenos  von  Ealakte  8.  637.  —  Xenophon  8.  639.  —  Eama- 
chos  von  Neapolis  8.  639.  —  Menodotos  von  Perinthos 
8.  640.  —  (Menodotos  von  8amo8  8.  640).  —  Pythermos 
8.  640.  —  Antigonos  S.  640.  —  Zenon  von  Rhodos  S.  641. 
906.  -  Poseidonios  von  Olbia  8.  642.  —  Hegesippos  von 
Mekybeina  8.  643.  —  lason  von  Eyrene  8.  644.  —  Arae- 
thos  8.  644.  —  Aristippos  an«  Arkadien  8.  644.  —  Derkylos 
aas  Argolis  8.  644.  906.  —  Eratippos  8.  646.  —  Diophan- 
tos  8.  647.  —  ApoUonios  von  Letopolis  8.  648.  —  Mene- 
krates  von  Xanthos  8.  649. 
Zwcinndzwanzigstes  Gapitel.  Geographie  und  Periegese  649—701 
Einleitung  8.  649.  —  Nearchos  aus  Ereta  8.  651.  — 
Androsihenes  von  Thasos  8.  653.  ^  Gorgos  der  Bergbau- 
techniker 8.  654.  —  Eleon  von  8yrakns  8.  654.  —  Diodo- 
ros  der  Perieget  von  Athen  (?)  8.  654.  —  Philon  8.  655.  — 
Orthagorae  8.  655.  —  Anaxikrates  8.  656.  —  Daimaohos 
oder  Detmachos  von  Plataeae  8.  656.  —  Patrokles  8. 657.  -~ 
Demodamas  von  Milet  8.  659.  —  Timonax  8.  659.  —  Dio- 
nysios  8. 659.  —  Dalion  8. 660.  —  Timosthenes  von  Rhodos 
8.  660.  —  Pythagoras  8.  663.  —  Timagetos  8.  668.  —  8i- 
mias  8.  663.  —  Basilis  8.  663.  —  Bion  von  8oli  8. 664.  — 
Simonides  S.  664.  —  Anazandrides  von  Delphi  8.  665.  — 
Polemon  von  Ilion  (Glykeia)  8.  665.  —  Skymnos  von  Ghios 
8.  677.  —  Pteudo-Skymnos  8.  677.  —  Mnaseas  von  Patrae 
oder  Patara  S.  679.  —  Demetrios  von  Eallatis  8.  681.  — 
Demetrios  von  Skepsis  8.  681.  —  Agatharchides  von  Eni  dos 


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XIV  Inhalt. 

Seite 

S.  686.  —  Xenophon  von  Lampsakos  S.  692.  ^  Heliodoros 
der  Perieget  aus  Athen  S.  692.  —  Artemidoros  von  Ephesos 
S.  693.  —  Eudoxos  von  Rhodos  S.  697.  —  ApoUonides 
S.  698.  —-  Androetas  von  Tenedos  S.  698.  —  Serapion  von 
Antiocheia  S.  698.  —  Semos  von  Dolos  S.  698.  —  Apellas 
oder  Apollas  der  Pontiker  S.  699.  —  Philemon  S.  699. 906.  — 
Sokrates  von  Argos  S.  699.  —  Agaklytos  S.  699.  — -  Alketas 
S.  699.  —  Amphion  von  Thespiae  S.  700.  —  Archelaos 
von  Kappadokien  S.  700. 

Dreiundzwanzigstes  Gapitel.  Beine  and  angewandte  Mathe- 
matik     701—776 

Aatolykos  von  Pitane  S.  701.  —  Aristaeos  der  Aeltere 
S.  703.  —  Enkleides  S.  704.  —  Epigenes  der  Astrolog 
S.  718.  —  Aristarchos  von  Samos  S.  718.  —  Aristyllos  u. 
Timocharis  S.  720.  —  Konon  von  Samos  S.  721.  —  Niko- 
teles  von  Kyrene  S.  722.  —  Dowtheos  von  Pelusion  S.  722.  — 
Archimedes  von  Syrakus  S.  723.  —  Kriton  von  Naxos 
S.  783.  —  Athenaeos  der  Mechaniker  S.  733.  —  Ktesibios 
der  Mechaniker  von  Askra  (?)  S.  784.  —  Biton  S.  736.  — 
Heron  von  Alexandreia  S.  737.  —  Philon  von  Byzans 
S.  744.  —  Apollonios  von  Perge  S.  749.  906.  —  Zwischen- 
bemerkungen S.  756.  —  Nikomedes  S.  758.  -—  Hypsikles 
S.  759.  —  Zenodoros  S.  761.  —  Perseus  S.  762.  ^  Diokles 
S.  762.  —  Dionysodoros  S.  763.  —  Archestratos  der  Hasiker 
S.  763.  —  Seleukos  von  Seleukeia  S.  763.  —  Hipparchos 
von  Nikaea  S.  765.  —  Arrianos  S.  775.  —  Ktesibios  der 
Barbier  von  Aspendia  S.  775.  —  Diodoros  von  Alexandreia 
S.  776.  —  Sosigenes  S.  776. 

Viernndzwanzigstes  CapiteL    Die  Medicin  bis  in  die  zweite 

Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts 777—828 

Einleitung  S.  777.  —  Phylotimos  S.  780.  —  Pleistonikos 
S.  781.  —  Xenophon  von  Kos  S.  781.  —  Metrodoros  S.  782.  — 
Medios  S.  782.  —  Aristogenes  von  Knidos  S.  783.  —  Di- 
philos  von  Siphnos  S.  783.  -—  Euenor  S.  783.  —  Apollodoros 
der  lologe  S.  784.  —  Ophion  S.  785.  —  Diagoras  aus  Kypros 
S.  785.  —  Herophilos  von  Chalkedon  S.  785.  —  Erasistratos 
von  lulis  auf  Keos  S.  798.  —  Eudemos  S.  811.  —  Dieuches 
S.  812.  —  Numenios  von  Herakleia  S.  813.  —  Kleophan- 
tos  S.  814.  —  Mnemon  von  Side  S.  814.  —  Antigenes 
S.  815.  —  Straten  der  Erasistrateer  S.  816.  —  Apollonios 
von  Memphis  S.  816.  —  Andreas  S.  817.  —  Philinos  von 
Kos  S.  818.  —  Serapion  von  Alexandreia  S.  819.  —  Bak- 
cheios  von  Tanagra  S.  820.  —  Demetrios  von  Apameia 
S.  821.  —  Apollophanes  von  Seleukeia  S.  822.  —  Zenon 
der  Herophileer  S.  828.  —  Apollonios  der  Ältere  Empiriker 
und  sein  Sohn  Apollonios  Biblas  S.  824.  —  Glaukias  der 
Empiriker  S.  824.  —  iMantias  der  Herophileer  S.  825.  — 
Zcuxis  der  Aeltere  S.  826.  —  Nileus  S.  826.  —  loUas  ans 


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Inhalt  XV 

Seite 
Bithynien  S.  826.  —  Nymphodoros  S.  827.  —  Kallimachoe 

der  Herophileer  S.  827.  —  Protarchoe  S.  827.  —  Kleom- 

brotos  voll  £eo8  S.  828.  —  Eriiobnlos  S.  828.  —  Andron 

S.  828.  —  Antiphanea  von  Dolos  S.  828. 

Fünfundzwanzigstes  Capitel.     Schriften  über  Landwirth- 

schaft  und  Verwandtes,  Thier-  u.  Steinkande.   Traumbacher. 

Gastronomische  Schriften.  Beschreibung  eines  Schififes.  .  .  829—883 
Einleitung  S.  829.  —  Cassius  Dionjsius  aus  Utika  (und 
Diophanes  der  Äeltere  aus  Bithynien)  B.  8S0.  —  Pseudo- 
Androtion  S.  833.  —  Einwirkung  des  Theophrastos  S.  834.— 
Abergläubische  Schriften:  Pseudo-Demokritos  und  Archibios 
S.  835.  —  Landwirthschaftliche  Paradoxographie :  Aristandros 
S.  835.  —  Eigentlich-landwirthgchaftliche  Specialschriften: 
Amphilochos  von  Athen  S.  836.  906,  Aeschylides  S.  837.  — 
Litteratur  über  Bienenzucht  S.  838:  Aristomachos  von  Soli 
und  Philiskos  von  Thasos  S.  839 ,  Neoptolemos  S.  839.  ~ 
Schriften  über  Weinbau  und  Weinbereitung  S.  839:  (Hi- 
kesios  S.  840),  Kommiades  S.  840,  Euphronios  aus  Athen 
oder  Amphipolis  S.  840,  Aristomachos  S.  840,  Chaereas 
von  Athen  S.  840.  —  Cultur  der  Fruchtbäome:  Antiphon 
S.  841,  Paxamos  S.  842.  —  Die  landwirthschaftlichen 
Schriftsteller  Mnaseas  S.  844,  Archytas  S.  844  und  Chry- 
sippos  S.  845.  —  Gartenbau  S.  845:  Attalos  Philometor 
S.  846,  Hieron  II.  S.  845.  —  Anaxipolis  von  Thasos  u.  A. 
S.  846.  —  Pseudo-Epicharmos  S.  847.  —  Reitkunst  u.  Pferde- 
zucht: Klcodamas  ans  Achnae  S.  848.  —  Pferdearzneikunst 
S.  848.  —  Jagdbücher  S.  849:  Andromenides  S.  850.  — 
Schriften  über  Fische  und  Fischfang  S.  850.  906:  Dorion 
S.  850.  —  Zoologie:  Alexandres  von  Myndos  S.  851,  Pam- 
menes  S.  856,  Demetrios  der  Physiker  S.  856.  907.  — 
Steinkunde  S.  856.  Schriften  über  Edelsteine  S.  857: 
Sotakos  S.  860,  Sudines  S.  861,  Zenothemis  S.  863,  Sa- 
tyros  S.  864,  Timaris  S.  864,  Nikias  S.  866,  Pseudo- 
Zoroaster  S.  865,  Damigeron  S.  865,  Pseudo-Demokritos 
S.  866,  Pseudo- Orpheus  S.  866,  Pseudo  -  Nechepso  S.  866, 
Pseudo-Oros  S.  866,  Zachalias  der  Babylonier  S.  867,  Is- 
menias  S.  867.  —  Traumbücher  S.  868:  (Philochoros  S.  870, 
Dionysios  der  Eyklograph  von  Rhodos  S.  870,  Alexandres 
von  Myndos  S.  871),  Dionysios  aus  Heliopolis  und  Phoebos 
von  Antiocheia  S.  871,  ApoUodoros  von  Telmessos  S.  872, 
Apollonios  von  Attaleia  S.  872,  Aristarchos  S.  873,  Niko- 
btratos  von  Ephesos  S.  873,  Geminos  von  Tyros,  Pseudo- 
Demetrios  von  Phaleron  und  Artemon  von  Miletos  S.  873, 
Pseudo-Phemonoö  S.  876,  Pseudo-Horos  S.  876,  Pseudo- 
Epicharmos  S.  876,  Serapion  von  Askalon  S.  876.  —  Koch- 
bücher S.  876:  Herakleides  der  Aeltere  und  der  Jöngere  von 
Syrakus  S.  877.  907,  Glaukos  der  Lokrer  S.  878,  Sophon 
ans  Akamanien,  Simonaktides  aas  Chios,  Tyndarichos  aus 


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XVI  Inhalt. 

Seite 

Sikyon  und  Zopyrinos  S.  878,  Agis,  Diooysios,  Kriton, 
Stephanos,  Akesias,  Pantaleon,  Parmenon  von  Rhodos 
S.  879.  —  Schriften  über  Brot-  und  Kuchenbacken  S.  879: 
Aegimios,  Metrobios,  Phaestos  und  Hegesippos  S.  880, 
latrokles  S.  880,  Harpokration  von  Mendes  S.  880.  — 
Gastronomische  Briefe  S.  880:  Chaerephon  von  Athen 
S.  881,  Hippolochos  aus  Makedonien  (und  Lynkens  Ton 
Samos)  8.881.  —  Beschreibung  eines  Riesenprachtschiifes : 
Moschion  8.  882. 
Berichtigungen  und  Nachträge 884—907 


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Erstes  Capitel. 

Einleitung^). 

Durch  die  Eroberungen  des  grossen  Alexandros  und  die  neuen 
hellenistischen*)  Reiche,  welche  aus  denselben  hervorgingen, 
verbreiteten  sich  griechische  Sprache  und  Bildung  allmählich 
immer  v^eiter  nach  Nordafrika  und  bis  in  das  Innere  von  Asien 
hinein,  sei  es  nun,  dass  dabei  die  Landessprache  ganz  durch  die 
griechische  verdrängt  ward,  sei  es,  dass  letztere  als  officielle 
Sprache  neben  die  erstere  trat').    Ja  sie  drang  selbst  zu  solchen 


1)  Heyne  De  genio  saeculi  Ptolemaeoram ,  Opusc.  I.  S.  76—134. 
Matter  Essai  sur  T^cole  d'AIexandrie ,  Paris  1820.  II.  8.  2.  A.  1840-1848. 
in.  8.  (Kann  füglich  jetzt  anbenatzt  bleiben).  Bernhardy  Grundriss  der 
griech.  Litt.  P.  S.  486—561. 

2)  Der  Ausdruck  ßuQßaQog  iXXrjvlimv  ry  qxov^  erscheint  zuei-st  bei 
Aeschines  III,  172.  Passivisch  heisst  es  von  den  Bewohnern  des  amphilochi- 
Bchen  Arges  bei  Thuk.  II,  68,  5  ijXXriviad'riaav  zr^v  vvv  yXcoaaav  .  .  .  dnb 
töäv  'AiijCQaHimtmv  ^vvomriacivtoiv. 

8)  Wie  sehr  in  Karthago  die  Kenntniss  des  Griechischen  bei  den  Ge- 
bildeten schon  während  der  Zeiten  des  älteren  Dionysios  verbreitet  war, 
erhellt  aus  lustin.  XX,  6,  11  ff.  (vgl.  Diod.  XIV,  77),  wie  sehr  vollends 
später,  zeigt  wohl  schon  der  Umstand  hinlänglich,  dass  Hannibal  als 
griechischer  Schriftsteller  aufbrat,  s.  C.  21.  A.  604.  Die  uns  erhaltene 
griechische  Uebersetzung  vom  Periplus  des  Hanno  mag  auch  wohl  von 
einem  Punier  verfasst  sein.  Im  Allgem.  s.  Plut.  de  fort.  AI.  328  D.  'Ms^av- 
ÖQov  t-^v  'Aaiav  i^r^iiSQOvvxos  "OfiriQog  rjv  dvdyvcoofiaf  xal  IJegaoav  mal  Sov- 
aiavAv  %a\  FedQoaa^mv  naideg  tag  EvQinidov  xccl  2o(poyiXsovg  tgaytodtag 
^Sov.  Allerdings  erst  den  letzten  Alexandrinerzeiten  gehört  an  was  Plut. 
Grass.  38  von  dem  Parther  Hyrodes  und  dem  Armenierkönig  Artavasdes 
erzählt:  satidasig  dh  xal  notoi  di'  dXtriXmy  ^aav  avTors,  xal  noXXd  nageia- 
Tljysto  T(oy  dnb  xrjg  ^EXXddog  dyiovofidzaiv,  fiv  ydq  ovxb  tpouvrig  ovxb  yQUfi- 
(laxcav  *TQ(6d7ig  ^EXXrjviiimy  ansiQog,  h  d'  'Agxaovdadrjg  ital  xgccymdiag  inotst 
icctl  Xoyovg  iygaqfs  %al  laxoqiag^  iv  iviai  dtccacpiovxac,  x^g  dh  %B(paXrig 
xov  KgaoGOv  Tiofiiad'eiaTjg  inl  d'vgag  djcrKfxrifiSvai^  filv  riaccv  at  x^dneiai^ 
rgaycodimv  dl  vno%(^ix^g  'idamv  ovoiia  TQaXXiavog  ridsv  EvQinCSov  Baii(.%^v 
xd  nsgl  x^v  'Ayocvriv  xrX. 

SusBinHL,  grieoh.-alox.  Litt.-Qesch.  I.  1 


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2  Erstes  Capitel. 

Völkerschaften,  welche  einer  makedonisch -hellenistischen  Herr- 
schaft entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  vorübergehend 
unterworfen  waren.  Welche  Entartungen  sie  dabei  freilich  zum 
Theil  erlitt,  zeigen  die  nubischen  Inschriften*),  und  ganz  hievon 
abgesehen,  die  griechische  Schriftsprache  selbst  nahm  allmählich 
einen  wesentlich  veränderten  Charakter  an,  indem  sie  unter  dem 
Einflüsse  zahlreicher  Prosaschriftsteller  von  ungriechischer  oder 
halbgriechischer  Herkunft  aus  der  attischen  in  die  sogenannte 
gemeine  (xotvij)  überging,  welche  im  Anschluss  an  jene  erwachsen, 
aber  doch  keineswegs  eine  blosse  Verderbniss  von  ihr,  sondern 
vielfach  eine,  wenn  auch  nicht  eben  durchweg  gesunde,  Neu- 
bildung war  und  sich  von  ihr  namentlich  durch  eine  gewisse 
abstracte  und  formelhafte  Färbung,  dabei  durch  eine  Masse  neuer 
Composita  und  Decomposita  und  allerdings  auch  durch  das  Ein- 
dringen von  Sprachfehlern  unterschied^).  Athen  selbst  blieb  ein 
vielbesuchter  Studienort,  in  welchen  die  Bildungslustigen  von 
nah  und  fern  zusammenströmten,  aber  doch  vorwiegend  nur  zum 
Betriebe  der  Philosophie.  Ausserhalb  des  Mutterlandes  waren 
besonders  Rhodos  und  Tarsos  und  im  Beginne  dieser  Zeiten  Kos 
namhafte  Pflanzstätten  litterarischer  Bildung*).    Aber  vor  Allem 

4)  S.  Niebuhr  Inscriptiones  Nubienses  und  Ueber  das  Aegyptisch- 
Griecbiscbe,  Kl.  Scbriften  II.  S.  172-196  und  197—208. 

6)  Das  Genauere  bierüber,  was  nocb  gar  sebr  der  Untersucbung  be- 
darf, gebort  in  die  griecbische  Sprach-  und  nicbt  Litteraturgescbicbte. 
S.  übrigens  Bernbardy  a.  a.  0.  P.  S.  490 ff.  600 ff.  Dessbalb  aber,  weil 
Poseidippos  in  einer  seiner  Komödien  (Fr.  28  K.  =  fr.  ine.  II  M.)  einen 
von  einem  Attiker  wegen  seiner  nnattiscben  Spracbe  angegriffenen  Thessaler 
sieb  sebr  „kecklieb**  vertbeidigen  lässt,  bat  man  nocb  kein  Reebt  ibn 
selbst  mit  Robde  Der  griecb.  Roman  S.  328  obne  Weiteres  zum  Ver- 
tbeidiger  des  sXXriv^isiv  gegenüber  dem  arrtx/Jfiv  und  dessen  Anhängern 
zu  macben. 

6)  Für  Auswärtige  freilich  war  Tarsos  kein  Studienort:  Strab.  XIV.  673. 
xoaavtri  81  totg  ^v&^ds  av^Qtonoig  aitovdrj  ngog  ts  tpiXotsotplctv  %cii  tijv 
aXXrjv  naiÖBiav  iy%v%Xiov  anaaccv  ysyovsv^  caad"'  vnsQßißXrjvtai.  xal  Ad-rivag 
%al  'JXs^dvSgBiav  xal  ff  tiva  aXXov  tonov  ^vvarov  bIicuv  ^  iv  «5  a%oXal  xal 
diazqißaX  cpiXoGocpoDv  y^yovaat.  diacpigei  dl  toaovtovy  oti  ivtavd'a  filv  ot 
tpiXo(iad'ovvtsg  inixiogtoi  ndvttg  Blai,  ^ivoi  d*  ov*  ini^drjfiovai  ^adloog'  ov8* 
ccvTol  ovzot  iisvovaiv  avtod^i,  dXXd  xal  TiXsiovvtai  ixdrjfiTjaccvzsg  %al  ts- 
XBicod'ivTsg  ^iviTEvovoLV  ridioag,  TtatSQXovtai  d'  oXlyoi.  Dann  spricht  Strab. 
p.  674  bei  Gelegenheit  des  Dichters  Boethos  von  der  den  Tarsiern  eignen 
Fertigkeit  aus  dem  Stegreif  zu  reden  {aiBdidi^iv  naQotxQrifia  nqög  tt]v  Ös- 
dofiivriv  vno^faiv,  vgl.  C.  14.  A.  194)  und  gedenlit  p.  675  des  tarsischen 
Stegreifdichters    Dioge»nes,    welcher    besonders    Tragödien    improvisirte, 


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EiDleitnng.  3 

bedurften  Kunst  und  Wissenschaft  jetzt  der  Gunst  und  des 
Schutzes  der  Könige  und  fanden  sie  bei  ihnen  im  ausgedehntesten 
Masse.  Unter  denen  von  Makedonien  selbst  ragt  freilich  in 
dieser  Hinsicht  nur  Antigonos  Gonatas  hervor  als  Liebhaber 
und  Förderer  der  Poesie')  und  der  Wissenschaften,  besonders 
der  Philosophie.  Ein  Zögling  des  Megarikers  Euphantos  und 
Freund  des  Philosophen  Menedemos  von  Eretria,  welcher  hernach 
seine  letzten  Tage  bei  ihm  verlebte®),  und  des  Stoikers  Zenon 
und  selbst  von  durchaus  stoischer  Gesinnung,  lud  er  gleich  nach 
seiner  Thronbesteigung  276  den  letzteren  vergeblich  an  seinen 
Hof.  Statt  des  Zenon  erschienen  aber  dessen  Schüler  Persaeos 
und  Philonides  und  mit  ihnen  ein  dritter,  der  Dichter  Aratos, 
welcher  auf  Anregung  des  Königs  hier  seine  Oaivo^sva  schrieb. 
Dazu  kamen  Bion  der  Borysthenit,  die  Poeten  Antagoras  von 
Rhodos  und  Alexandros  der  Aetoler,  allem  Anscheine  nach  auch 
Timon  von  Phlius,  neben  ihnen  der  eingeborne  greise  Geschicht- 
schreiber Hieronymos  von  Kardia,  und  in  einer  Schrift  über  diesen 
hat  der  Herrscher  mit  eigner  Feder  dies  genussreiche  litterarische 
Zusammenleben  geschildert^).     In  seinen   späteren  Jahren  stand 


8.  C.  82.  A.  126,  und  als  Dichter  solcher  sogenannter  tarsischer  Tragö- 
dien erscheint  bei  Laert.  Diog.  IV,  68  (im  Homonymen verzeichniss)  ein 
gewisser  Bion:  ivaros  noiritrig  zqaytodCaq  x6v  TagaiTioav  lsyo(iiv(ov^  ähnlich 
V,  86.  Demetrios  von  Tarsos  (x^/rog  TaQüinog)  als  aazvQoyQucpog,  Vgl- 
Welcker  Kl.  Schrr.  U.  S.  XCII. 

7)  Vgl.  anch  die  Anekdote  b.  Sex.  Emp.  Math.  I,  276.  Ztoatgatog 
yocQt  atg  tpaaCv^  anoctaXBig  vno  TlzoXhy^aCov  nqhg  xhv  'Avxlyovov  ^aaiXi%rig 
xtvog  ^vBna  %Qiiag^   %d%sivoi>  sUutoxsQOv  dnoKQivoftivov ,   inixv%Bv   bItkov 

„  09709  ^17  üilsai,  yatrioxs  %vavoxctita\ 
xovds  (piQ(o  Jd  (ivd'ov  dmjvsa  xs  ngaxsQOV  xs\ 
Tj  XI  fisxacxQSipsig;  axQBnxal  fisv  xs  (pQivsg  Icrd-Xcov"  (II.  0, 20liF.). 
xavxa  yccQ  dxovcag  'AvxCyovog  fiexsßdXsxo. 

8)  Laert.  Diog.  II,  141 — 144.  —  Ein  Verzeichniss  der  Philosophen^ 
welche  in  der  Alexandrinerzeit  an  den  Höfen  oder  in  der  Umgebung  von 
römischen  Grossen  lebten,  giebt  Di  eis  Doxogr.  S.  82  f.  A.  2,  eine  Liste 
bloss  von  den  Hoiphilosophen  in  Alexandreia  Rohde  a.  a.  0.  S.  208.  A.  4. 

9)  V.  Arati  III.  p.  58,  15  flP.  Westerm.  'AvxCyovog  0  rovaxug^  nag'  & 
SiitQtßsv  ccvTog  (näml.  "AQaxog)  xal  avv  avxm  IlBQOCctog  6  Zxoaiyiog  xal  'Jw- 
xayoQag  b  *P6dLog  b  xriv  BrißatSa  noirieag  xal  'AlB^avdqog  b  AitmXog,  mg 
ccvxog  cprjatv  b  'AvxCyovog  iv  xoig  nsgl  ^ISQmvvfiov,  Ich  folge  0.  Schneider 
Nicandrea  S.  14.  A.  1  in  der  obigen  Auffassung,  welcher  zngleich  nsgl 
*IsQ(6wfU)v  grammatisch  rechtfertigt.  Gewöhnlich  wird  nsgl  mit  Ruhnken 
in  nifbg  geändert,  wo  denn  der  Titel  als  Dedication  an  den  Peripatetiker 
Hieronymos  aufzufassen  wäre. 

1* 


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4  Erstes  Capitel 

er  dann  mit  dem  Peripatetiker  Hieronymos  von  Rhodos  in  Ver- 
bindung. Unter  den  syrischen  Königen  hatte  Antiochos  I 
Soter  (287 — 262)  den  Dichter  Aratos  geraume  Zeit  an  seinem 
Hofe,  und  entweder  er  oder  ungleich  wahrscheinlicher  sein  Nach- 
folger Antiochos  II  Theos  (262—247)  lud  den  Peripatetiker 
Lykon,  freilich  ohne  Erfolg,  zu  sich  ein.  Vielleicht  begann  auch 
bereits  einer  dieser  beiden  Herrscher  die  Bibliothek  zu  begrün- 
den, zu  deren  Vorsteher  nachmals  Antiochos  HI  der  Grosse 
(224 — 181)  den  Euphorion  berief.  Am  Hofe  des  letzteren  Königs 
befanden  sich  ausserdem  der  Epiker  Simonides  von  Magnesia, 
welcher  dessen  Thaten  poetisch  verherrlichte,  ferner  Hegesianax 
und  der  Geschichtschreiber  Mnesiptolemos.  Aber  ein  irgendwie 
freies  geistiges  Leben  kam  hier  wenigstens  für  die  Dauer  am 
Wenigsten  auf  ^^).  Ungleich  grösser  war  das  Verdienst  und  die 
Wirksamkeit  der  pergamenischen  Herrscher*®),  und  in  Per- 
gamon  entstand  im  Vollgefühl  der  Besiegung  der  Gallier  ein 
wahrhaft  nationalbellenischer  neuer  Staat  und  eine  ganz  neue 
Entwicklung  der  nationalhellenischen  Kunst,  wie  uns  die  Aus- 
grabungen der  jüngsten  Zeiten  gelehrt  haben.  Von  Pergamon 
ging  daher  allem  Vermuthen  nach  schliesslich  auch  jene  Er- 
neuerung des  Atticismus  aus,  welcher  wir  zum  grossen  Theil 
die  Erhaltung  der  Meisterwerke   attischer  Prosa  verdanken*®**). 

9^)  Einer  der  späteren  Könige  vertrieb  die  Philosophen  aus  Syrien, 
s.  den  Erlass  bei  Ath.  XII.  647  a.  b.  BaaiXsvg  'Avtioioq  ^ctivCtf.  iyQocifjccfisv 
vfitv  %al  TtQotSQOv  OTcmg  (irjdslg  jj  (piXoaotpog  iv  xfi  noXst  firjd'  iv  x^  %(OQff. 
nvvd'avofied^oe  dh  ovn  oXCyovg  elvai  ytecl  tovg  vsovg  Xvfia^vsa^ai,  diä  to  firj- 
Slv  nsitOLrinivai  v(iäg  av  iyifdtlfafifv  nsgl  tovtcav.  mg  av  ovv  Xdßrjg  trjv 
inioxoXriv,  ovvxa^ov  %riQvy(ia  noCrjaac&ai  onag  ot  filv  cpiXocotpoi  ndvxsg 
dnaXXd^ovxai  in  xmv  xoncov  rjdri,  xmv  dh  vsavianav  oaoi  dv  dXCaTioovxai 
ngog  xovxotg  ytvofisvoi  dioxi  v.QBfiiqaovxai  xal  ot  TcaxsQBg  avrcov  iv  aliCaig 
^covxav  xatg  (leylötaig  *  xal  firj  dXXmg  ytvrjxai.  Für  frühere  Zeiten  bezeichnend 
ist  die  Erzählung  bei  Lukian.  pro  imag.  6.  xovzov  yBXoioxsQov  Sxqatoviyiriv 
noiriaui  xrjv  SbXbvhov  yvvaiua'  xoig  yoiQ  noir^tatg  dyoava  nQoad'tCvai  ccvxrjv 
tcbqI  xccXdvxov,  oatig  dv  tt(iBivov  inaiviaai  avtijg  xtjv  7i6(irjv,  %aCxoi  tpaXot- 
xpa  ixvyxavBv  ovaa  nal  ovdl  oaag  oXtyag  xdg  lavr^S  xqCxag  ^%ovaa.  «al 
oykoag  ovro  dtaKBifiBVTj  xijv  ytBtpaXi^Vy  dndvxcav  bISöxcov  ort  in  vocov  fia%Qdg 
x6  xoLovxov  iiiBnov^Bij  ijyiovae  xdv  naxaQdtODV  noirjxmv  vaniv&ivag  xag 
XQi%ag  avtr^g  XBy6vx(ov  xal  ovXovg  xivdg  nXoKd(iovg  dvctnXsyiovxcav  xal  aBXi- 
voig  xovg  ftr^öh  oXoag  ovxag  Bimxiovxoov.  üebrigens  aber  vgl.  auch  noch 
C.  28.  A.  98. 

10)  Wegener  De  aula  Attalica  litterarura  artiumque  fautrice,  Kopen- 
hsigen  1836.  8.  ist  ziemlich  veraltet.         10*»)  S.  C.  85. 


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Einleitung.  5 

Attalos  I  (241 — 197)  stand  zum  Theil  nach  dem  Vorgange  von 
Eumenes  I  (263  —  241)  mit  den  gleichzeitigen  akademischen 
und  peripatetischen  Philosophen  Athens  ArkesilaoS;  LakydeS; 
Lykon  in  Verbindung,  hatte  den  Antigonos  von  Karystos,  den 
jüngeren  Neanthes  und  wohl  auch  den  grossen  Mathematiker 
Apollonios  längere  Zeit  in  seiner  Umgebung,  vermuthlich  auch 
seinen  ünterthanen  Polemon*^)  und  verfasste  selbst  ein  Werk, 
aus  welchem  uns  noch  die  Beschreibung  der  berühmten  schönen 
Pinie  in  Troas  erhalten  ist*^),  und  welches  also  wahrscheinlich 
die  Geographie  seines  Reiches  oder  auch  dessen  naturhistorische 
Merkwürdigkeiten  betraf.  Später  gewannen  in  den  litterarischen 
Kreisen  von  Pergamon  die  Stoiker  den  massgebenden  Einfluss, 
besonders  unter  den  Philologen,  und  so  viele  Verkehrtheiten 
diese  Philologenschule  auch  beging,  so  ist  doch  die  antiquarisch- 
historische Forschung,  wie  sie  in  diesen  pergamenischen  Kreisen 
betrieben  ward,  eine  sehr  wesentliche  Ergänzung  des  ziemlich 
einseitigen  Sprachstudiums,  wie  es  in  Alexandreia  durch  Aristarchos 
einriss^*).  Die  pergamenische  Bibliothek  wetteiferte  mit  der  alexan- 
drinischen.  Am  Eifrigsten  im  Büchersammeln  war  Eumenes  II 
(197—159)^*),  und  vermuthlich  erst  unter  ihm  oder  seit  seiner 
Regierung  lebte  am  pergamenischen  Hofe  der  Epiker  Musaeos 
aus  E|)he80s.  Dem  Attalos  II  Philadelphos  (159—138), 
einem  grossen  Gemäldeliebhaber  ^^),  widmete  ApoUodoros  seine 
XQOvixi.  Endlich  der  letzte  dieser  Herrscher,  der  freilich  sehr 
entartete  Attalos  III  Philometor  (138—133),  trieb  Gartenbau 
und  Pflanzenkunde  und  später  Erzgiesserei^^)  und  schriftstellerte 


11)  S.  C.  22.  A.  114.  Ob  es  Attalos  I  oder  Attalos  II  war,  dem  Biton 
seine  Schrifb  nsQl  ogydvcav  widmete,  darüber  s.  C.  23.  A.  158.  In  Bezog 
auf  Apollonios  von  Perge  aber  s.  C.  28.  A.  215^  238. 

12)  Demetr.  v.  Skeps.  (Fr.  29  Gaede)  b.  Strab.  XIII.  603. 

13)  Vgl.  die  Schilderung  der  attalischen  Cultur  und  ihrer  Stellang  zu 
Alexandreia  bei  y.  Wilamowitz-Möllendorff  Antigonos  von  Karystos 
S.  168—168  und  Reifferscheid  Breslauer  Winterkatal.  1881/2  (vgl.  C.  36. 
A.  108).    Vgl.  auch  noch  C.  14.  A.  196. 

14)  Strab.  XIII.  624.  ßißlio^Ti^ag  . . .  nQOöBfpdondXrjas.  Die  Angabe  bei 
Plin.  N.  H.  XIII.  §.  70.  aemulatione  circa  hibliothecas  regum  PtoUrnaei  et 
Ewnenis,  subprimerUe  Chartas  Ptolemaeo  idem  Varro  tnembranas  Perxjami 
iradü  repertas  ist  jedoch  in  dieser  Gestalt  unrichtig,  s.  ßirt  Das  antike 
Buchwesen  (Berlin  1882).     S.  52  fF. 

16)  Plia.N.  H.  VII.  §.  126.  XXXV.  §.  24.  100.  132. 
16)  lustin.  XXXVI,  4,  1  ff. 


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6  Erstes  Capitel. 

selbst  Vor  allen  Anderen  aber  glänzten  die  älteren  Ptolemäer. 
Ptolemaeos  I  war  nicht  bloss  ein  Geschieh tschreiber  von  Be- 
deutung, sondern  er  suchte  auch  die  Philosophen  Theophrastos^^) 
und  Stilpon  so  wie  den  Komiker  Menandros  nach  Alexandreia 
zu  ziehen^  was  ihm  allerdings  nicht  gelang,  hatte  den  Hekataeos 
von  Abdera,  einen  Schüler  des  Skeptikers  Pyrron,  in  seiner  Um- 
gebung und  nicht  minder  den  Kyrenaiker  Theodoros  und  Hess 
seinen  Sohn  und  Thronfolger  Philadelphos  durch  den  Philologen 
und  Dichter  Philetas  und  den  Philosophen  Straton,  den  Nach- 
folger des  Theophrastos,  ausbilden.  Schon  unter  ihm  wirkten 
als  Forscher^  Lehrer  und  Schriftsteller  zum  Buhme  von  Alexan- 
dreia der  grosse  Mathematiker  Eukleides  und  der  noch  grossere 
Anatom,  Physiolog  und  Arzt  Herophilos.  Bei  ihm  hatte  schliess- 
lich ein  fernerer  Peripatetiker  Demetrios  von  Phaleron  eine  Zu- 
flucht gefunden  und  grossen  Einfluss  gewonnen,  und  von  diesem 
Einfluss  gingen  ohne  Zweifel  die  Anfänge  der  Büchersammlungen 
aus'^),  welche  dann  von  Ptolemaeos II  Philadelphos  (285— 247) 


17)  Laert.  Diog.  V,  87. 

18)  Aosdracklich  berichtet  wird  dies  freilich  nicht,  und  mit  der  Notiz 
b.  Psendo-Plut.  Apophtb.  189  D.  A,  6.  ^,  Utolsfiaitp  t^  ßaadst  nagijvst 
ta  nsQl  ßaaiXe^ag  Mal  rjys(jLOv£ag  ßißXüc  ntäad'ai  xal  dvayivcoayisiv'  a  yotg  ot 
q>iXot  toig  ßaaiXsvaiv  ov  9'aQQ0vai>  naqaivtLV,  xavta  iv  toig  ßißXioig  yiyQantai 
lässt  sich  herzlich  wenig  anfangen.  Aber  nur  so  konnten  die  ohne  Zweifel 
(s.  0.  2.  A.  693 ff.)  verkehrten  Angaben  entstehen,  nach  denen  ihm  viel- 
mehr die  Anregung  zur  Errichtung  der  BibHotheken  bei  Philadelphos  zu- 
geschrieben wird  (Tzetz.  Prolegg.  in  Aristoph.  b.  Bit  seh  1  Opusc.  I.  S.  124, 
23  im  latein.  u.  12  ff.  im  griech.  Text.  S.  206,  5  ff.).  Auch  in  dem  Märchen 
von  den  siebzig  Dolmetschern  (Pseudo  -  Aristaeos  Epist.  ad  Philocr.  p.  14  f. 
18 f.  Schmidt  und  b.  Euseb.  P.  E.  VIE,  2  ff.  und  loseph.  A.  I.  XII,  2  ff., 
vgl.  C.  88.  A.  8.  9.  12)  erscheint  er  fälschlich  als  Bibliotheksvorsteher  und 
zwar  des  Philadelphos  (vgl.  Euseb.  VIII,  1,  8.  349  c.  d.  Aristobnl.  b.  Euseb. 
XIII,  12,  1.  664  a  und  dazu  unten  C.  38.  A.  8.  Zonar.  Ann.  IV,  16.  Epi- 
phan.  de  mens,  et  pond.  9 ,  s.  C.  12.  A.  87.  Clem.  Strom.  I.  841  D.  l^/i??- 
vivd'rivai  d\  zag  y(faq>äg  tag  xb  v6(aov  xal  tag  nQoqtritmdg  ix  trjg  tmv 
'EßgctConv  diocXimov  tig  r^v  ^EXXccda  yXatxdv  €p€iaiv  inl  UtoXsfuiiov  tov 
Adyov  ^,  äg  zLveg^  inl  tov  ^tXadiXq>ov  iniTiXrid'svtogf  triv  (leyiotrjv  qnXo- 
Tifkücv  sig  tovto  «Qoaevsynaftsvov  JrjpLrjtQ^ov  tov  ^aXtigioag  xal  td  nsgl  x^v 
eQfiTjvsiav  dnQißöag  nQayiULtsvaa(iivov  x.  t,  X.).  Vgl.  M.  H.  E.  Meier  Opusc. 
I.  S.  79.  A.  26.  Um  so  mehr  muss  man  mit  Kitschi  Opusc.  I.  S.  17 
(=  Alex.  Bibl.  S.  18)  annehmen,  dass  Ptolemaeos  II  die  eigentlich  officielle 
Stiftung  der  grossen  Bibliothek  gleich  im  Anfang  seiner  Regierung,  wie 
denn  auch  Euseb.  Chron.  11.  p.  118  ff.  Schoene  (s.  C.  38.  A.  5)  bereits  zu 
Ol.  124,  2  (283/2  v.  Chr.)  von  taCg  natd  trjv  'AXe^dvSqsiav  nataoHsvaad'eiaaig 


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Einleitong.  7 

in  grossartigem  Massstabe  durch  die  eigentliche  Begründung 
der  beiden  Bibliotheken  fortgeführt  wurden.  Eine  zweite  Stiftung 
dieses  letzteren  Königs  ^^)  war  das  grosse  Gelehrtenpensionat  des 
Museions ^^^).    Ohne  Zweifel  war  diese  Anstalt  in  vergrössertem 


avrqo  ßtßXiod'iiHocig  (Hieron.  in  AJexandrina  hibliotheca  .  .  .  quam  sibi  ex 
omni  genere  litteraturae  camparaverat)  spricht,  Torgenommen  und  nicht 
damit  bis  ins  30.  Jahr  derselben  (nach  einem  gewissen  Eutropios,  wie  ich 
aus  Meier  S.  80  entnehme,  der  dafür  A.  31  das  mir  unverständliche  Citat 
Ennead.  IV,  8  giebt)  oder  gar  bis  Ol.  132  ==  262  v.  Chr.,  also  nicht  sonder- 
lich lange  vor  seinem  Tode  gewartet  hat,  wie  lulius  Africanus  und  Syn- 
kellos  273  B  (L  p.  518  Bonn.)  xriv  iv  'AXe^avdgeCa  ßißXio^%riv  ytad'latrjatv 
,(fXß'  oXvfimdcdi,,  ^g  nXriQOVfiivrjg  xsXbvx«  seltsam  genug  behaupten.  Epi- 
phanios  a.  a.  0.  lässt  natürlich  gleich  Eusebios  die  grössere  Bibliothek  schon 
vor  der  Septuaginta  entstehen,  wenn  er  auch  12.  169  A.  B  die  letztere 
etwas  später,  nämlich  ins  siebente  Begierungsjahr  des  Philadelphos  279  setzt. 

19)  Ath.  y.  203  c— e.  noXXöav  S*  6  ^tXddsXqiog  ßaaiXiav  nXovta  dts- 
€peQS  .  .  .  «Sgl  dh  ßißX^mv  nXiqd'ovg  xal  ßißXio&TjiKov  %ataaiisvijg  Hai  trig  sig 
t6  MovasCov  avvaytoy^g  x£  Ssi  xal  Xiysiv  naai  zovxmv  ovxmv  -naxa  nviq(jL7jv; 

20*-^)  Die  frühste  uns  erhaltene  Erwähnung  desselben  findet  sich  bei 
Timon  von  Phlius  in  den  Sillen  Fr.  LX  b.  Ath.  I.  22  d,  s.  C.  2.  A.  526. 
Parthej  Das  alexandrinische  Museum,  Berlin  1838.  8.  und  Klippel  Ueber 
das  alexandrinische  Museum,  Göttingen  1838.  8.  übertreiben  jedenfalls  stark, 
indem  sie  diese  Anstalt  als  den  ausschliesslichen  Mittel-  und  Ausgangs- 
punkt aller  wissenschaftlichen  und  litterarischen  Studien  in  Alexandreia 
ansehen.  Parthey  vollends  hält  mit  unrecht  dieselbe  für  eine  Art  von 
Universität  mit  Wohnungen  für  die  Lehrer  und  allen  möglichen  Lehr- 
apparaten, z.  B.  einer  Sternwarte.  Strab.  XVII.  793  f.  nennt  in  seiner  Be- 
schreibung der  Räume  nur  einen  schattigen  Baumgang,  eine  offene  Halle 
und  ein  grosses  gemeinsames  Speisehaus  und  'bezeichnet  das  Ganze  als 
einen  Theil  der  Eönigsburg:  xav  dh  ßccaiXdmv  (ligog  iazl  xal  x6  MovasCov, 
ixov  TtBglnaxov  xal  ^^iBgav  xal  ol%ov  iiiyav,  iv  at  x6  avaalziov  xmv  (isze- 
%6vx<ov  xov  Movasiov  (piXoXoyoav  avdgoiv,  iaxi  8\  xfi  avvoSco  xavxrj  xal  xQi]' 
(lata  %oivä  (=*  eigne  Fonds)  xal  tsQSvg  6  inl  xm  MovasCtp  (der  Musen- 
priester und  als  solcher  Vorsteher  der  Anstalt)  xsxayfiivog  xoxs  (ilv  vnh 
x6v  ßaaiXdfoVf  vvv  d'  vno  KaCeagog.  Es  war  also  keine  Lehranstalt,  und 
Privatschulen  waren  es  allem  Anscheine  nach,  in  welchen  die  Lehrer  der 
Mathematik,  Medicin,  Philologie  in  Alexandreia  ihre  Vorträge  hielten.  Ver- 
muthlich  empfingen  die  Mitglieder  des  Museions  als  solche  auch  noch  be- 
stimmte Jahresgehalte  {awxa^ng)^  s.  Ath.  XI.  494  a.  xmv  ßißXCmv,  h  olg 
at  avaygatpai  elai  xmv  xäg  övvxd^sig  Xa[ißav6vx<ov.  Denn  dass  nur  die 
hier  genannten  sechs  Gelehrten  Empfänger  eines  solchen  unter  Philadelphos 
und  dies  also  eine  Extraauszeichnung  von  ihnen  gewesen  wäre,  wie  Christ 
Gesch.  der  griech.  Litt.  S.  381  die  Sache  darstellt,  folgt  aus  dieser  Stelle 
mit  laichten,  ist  auch  an  sich  nicht  glaublich,  da  es  ausser  Sosibios 
(s.  C.  21.  A.  402)  lauter  verschollene  oder  fast  verschollene  Leute  sind. 
Eher  könnte  allerdings  die  Angabe  von  Polem.  Fr.  84  b.  Ath.  XII.  552  c 


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8  Erstes  Oapitei. 

Massstabe  eine  Nachahmung  des  von  Piaton  gestifteten  Thiasos 
der  Akademiker y  welcher  ja  gleichfalls  ein  Museion ,  eine  Cultus- 
genossenschaft  im  Dienste  der  Musen  war,  und  des  selbst  schon 
nach  dessen  Vorbilde  entstandenen  Peripatos,  und  das  gelehrte 
Studium  der  Peripatetiker,  hinübergetragen  durch  Demetrios  und 
Straton,  setzte  sich  in  dem  der  Alexandriner  fort*^).  Eine  Reihe 
gelehrter  Alexandriner,  wie  Hermippos,  Satyros,  Agatharchides 
und  der  Jude  Aristobulos,  vermuthlich  auch  Herakleides  Lembos 
und  vielleicht  Sotion,  galten  sogar  ausdrücklich  zugleich  als 
Peripatetiker.  In  philosophischer  Hinsicht  hatte  dies  wenig  oder 
nichts  zu  bedeuten,  da  die  peripatetische  Schule,  wie  wir  sehen 
werden,  nach  Straton  bis  in  das  letzte  vorchristliche  Jahrhundert 
hinein  mit  wenigen  rühmlichen  Ausnahmen  allen  speculativen 
Charakter  verlor  und  in  blosser  Schönrednerei  aufging.  In  den 
Anfängen  dieser  Zeit  erregten  die  Aristippeer  Hegesias  und  der 
schon  genannte  Theodoros  mit  ihren  Vorträgen  in  Alexandreia 
Aufsehen.  Auch  Timon  von  Phlius  kam  auf  seinen  Wanderungen 
vermuthlich  dorthin,  und  durch  ihn*^^)  erfahren  wir,  dass  zu 
den  Pensionären  des  Museions  auch  streitbare  Philosophen  ge- 
hörten. Die  Stoa  femer  wandte  sich  schon  unter  der  Leitung 
des  Eieanthes  von  Antigonos  Gonatas  ab  und  den  Aegyptern  zu, 
so  dass  auf  eine  von  Ptolemaeos  II  oder  III  ergangene  Einladung 
Sphaeros  an  dessen  Hof  kam.  Aber  erheblich  gediehen  ist  in 
Alexandreia  unter  den  Ptolemäem  die  Philosophie  nicht,  noch 
viel  weniger  freilich  die  Rhetorik  und  Beredsamkeit.  Philadelphos 
hatte  eine  besondere  Vorliebe  für  naturwissenschaftliche  Dinge, 
zumal  eine  Liebhaberei  für  Thiere,  namentlich  seltne  und  bis- 
her noch  unbekannte*^).  Ptolemaeos  IH  Euergetes  (247 — 
221)   besass,    wie  es  scheint,    ein  Interesse   für  Mathematik*^). 


in  diesem  Sinne  gedeutet  werden,  nach  welcher  Panaretos  (s.  C.  2.  A.  613) 
von  Euergetes  I  12  Talente  jährlich  erhielt:  avvsyivBto  IlxoXeiiaüp  tm 
EvsgyixTj  xdXavxa  dm6s%a  thv  ivucvtov  Xaiißixvcav.  GöU  Ueber  das  alexan- 
drinische  Museum,  Schleiz  1868  und  Weniger  Das  alexandrinische  Museum, 
Berlin  1876  stehen  mir  nicht  zu  Gebote. 

21)  S.  über  dies  Alles  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  279—291. 

22)  Diod.  III,  86,  3  f. 

23)  Man  darf  dies  ans  dem  an  ihn  gerichteten  Briefe,  welcher  die  Er- 
zählung über  das  Problem  von  der  Verdoppelung  des  Kubus  enthält,  unter 
dem  Namen  des  Eratosthenes  yielleicbt  selbst  dann  noch  schliessen,  wenn 
dieser  Brief  eine  Fälschung  ist,  wie  dies  von  dem  beigegebenen  Epi- 
gramme ohne  Zweifel  gilt.    Vgl.  C.  16.  A  64.  66. 


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Einleitang.  9 

Ptolemaeos  IV  Philopator  war  „ein  ästhetischer  Herr",  welcher 
selbst  eine  Tragödie  schrieb  und  dem  Homeros  einen  glänzenden 
Tempel  mit  Bildsäule  stiftete^).  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
aber  war  dieser  Ptolemäer  auch  derjenige,  welchem  der  Epikureer 
Kolotes  seine  Streitschrift  wider  alle  anderen  Philosophen  zu- 
eignete. Endlich  Ptolemaeos  VII  Physkon  oder  Euergetes  II 
(alleiniger  Herrscher  145 — 116),  der  durch  seine  schändlichen 
Wüthereien  die  Männer  der  Kunst  und  Wissenschaft  forttrieb 
und  so  den  Glanz  von  Alexandreia  zerstörte '^^),  war  doch  als 
Schüler  des  Aristarchos  den  grammatischen  Studien  so  ergeben, 
dass  er  selbst  den  homerischen  Text  zu  verbessern  suchte^)  und 
bis  tief  in  die  Nacht  hinein  mit  seinen  Hofgelehrten  disputirte**). 
Ausserdem  aber  schrieb  er  sehr  ausführlich  seine  Denkwürdig- 
keiten (Tito^vi^^ara)^  welche  manche  interessante  Notizen  auch 
von  naturgeschichtlicher  Art  enthielten ^^,  und  legte  überhaupt 
auch  an  geographischen  Dingen,  an  Volker-  und  Länderkunde, 
für  deren  Erweiterung  schon  seit  den  Anföngen  des  dritten  Jahr- 
hunderts besonders  von  Aegypten  und  Syrien  aus  ungemein  viel 
geschehen  war,  ein  grosses  Interesse  an  den  Tag**). 

Mit  der  Entwicklung  der  Poesie  aber  und  der  philologischen 
Gelehrsamkeit  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältniss  ging  es  in 
Alexandreia  und  in  Pergamon  genau  den  umgekehrten  Gang. 
Es  ist  „im  dritten  Jahrhundert,  zumal  der  ersten  Hälfte  die 
brennende  Frage:  sind  die  Kreise  der  Poesie  erfüllt  oder  giebt 
es  noch  eine  Aussicht  für  moderne  Dichter?  In  Kos  und  Alexan- 
dreia bejahte  man  sie  zuversichtlich;  dorthin  zog  es  die  Talente 


24)  Aelian.  Y.  fi.  XIII,  22.  IlToXEfiaiog  6  ^iXondtoag  %ataa%£vaaccg 
*Ofii}^o>  vBav,  avzov  ^Iv  nocXov  aalmg  itidd'vaB,  tivhXco  dl  xäg  noXsig  nsgt- 
iarrjüe  xov  dyccXiiaxog^  oaai  dvxmoiovvzai  tot;  *0{i,ri((Ov. 

24^)  S.  C.  16.   A.  90. 

26)  Ath.  IL  61  c.  IItoXiyi,aVog  o  SsvzsQog  EvsQyitrjg  naq'  ^Ofti^qm  (s ,  72) 
d^tot  YQoiqfBiv  „afiqpl  dh  Xstfimvsg  fiaXanoi  aiov  iqdl  asXivov^^,  aia  yuQ  fiera 
csXivov  tpvsad'ai  dXXd  {iri  ta, 

26)  Plat.  de  adul.  et  am.  17.  60  A.  ovttog  8%  xal  IltoXefiaia)  (pdoficc- 
9'Stv  doftovvxi  nsgl  yXmtrrig  xal  6ti%i8iov  %al  tatog^ag  fiax6(ievoi  (näml.  ot 
%6Xa%tg)  iiixgi  (isemv  w%zmv  dnizsivov. 

27)  Dies  Interesse  Yerräth  sich  auch  in  seiner  A.  24  angeführten  Homer- 
conjeetnr. 

28)  S.  die  Erzählung  des  Poseidonios  Fr.  68  b.  Strab.  II.  98  f.  über  die 
Ton  ihm  ausgerüstete  Fahrt  des  Eudoxos  von  Eyzikos  nach  Indien,  vgl. 
Strab.  p.  103. 


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10  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

und  auch  Manchen,  der  sich  nur  selbst  ein  Talent  zutraute.  Nach 
Alexandreia  zieht  mit  der  Dichtung  auch  die  Dichterkritik  und 
Grammatik.  Nach  zwei  Menschenaltem  beginnen  sich  ihre  Wege 
zu  scheiden,  die  Poesie  stirbt  daran,  die  Philologie  gewinnt. 
Aristophanes  von  Byzanz  soll  noch  gedichtet  haben;  schwerlich 
brauchen  wir  um  seine  Verse  zu  trauern.  Von  Aristarch  könnte 
man  es  sich  gar  nicht  vorstellen.  Im  Culturkreise  von  Pergamon 
wächst  mühselig  erst  unter  Eumenes  eine  Poesie  heran,  die  höchstens 
im  Epigramm,  an  dem  sich  hier  auch  noch  die  Philologen  be- 
theiligen. Erträgliches  leistet:  ihr  grosser  Name  aber  ist  die  uner- 
quicklichste Erscheinung  der  vorchristlichen  Poesie:  Nikandros."^^) 


Zweites  Capitel. 

Die  Pbilosophie  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts  und  die  späteren  Kyniker. 

Während  die  übrigen  Wissenschaften,  besonders  die  medicini- 
schen,  mathematischen,  geographischen  und  philologischen,  kräftig 
aufblühten,  sank  die  Philosophie  schnell  von  der  Höhe  herab,  auf 
welche  Piaton  und  Aristoteles  sie  erhoben  hatten.  Wohl  machte 
sie  Fortschritte  nach  einzelnen  Richtungen  hin,  aber  im  Ganzen 
trat  Oberflächlichkeit  an  die  Stelle  der  Tiefe.  Mit  dieser  Ein- 
busse  an  innerem  Gehalt  ging  jedoch  Hand  in  Hand  eine  um 
so  grössere  Einwirkung  nach  aussen.  Wohl  niemals  wieder  ist 
die  Philosophie  eine  solche  Macht  geworden  als  in  den  Zeiten 
vom  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  bis  zum  Untergange  des 
classischen  Heidenthums.  Die  Religion  mochte  dem  Bedürfniss  der 
Gottesverehrung  noch  immer  vollauf  genügen,  aber  im  üebrigen 
hatte  sie  alles  Leben  verloren,  die  Philosophie  trat  an  ihre  Stell« 
als  Erleuchterin  und  Trösterin  der  Gemüther.  Dieser  Zug  der 
Seelen  füllt  nicht  bloss  die  Hörsäle  der  Philosophen,  sondern  auch 
philosophische  Wanderlehrer  und  Wanderprediger,  wie  Theodoros, 
Hegesias,  Bion,  Timon,  Teles,  ernteten  wenigstens  im  dritten 
Jahrhundert  mit  ihren  populären  Vorträgen  reichen  Beifall  und 
Lohn.  Die  Fragen  des  praktischen  Lebens  waren  es  unter  diesen 
Umständen,  auf  welche  die  philosophische  Betrachtung  ihr  Haupt- 
augenmerk richtete,  der  Portschritt  der  theoretischen  Erkenntniss 

29)  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  166f. 

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Einleitang.  11 

stand  in  Wahrheit  auch  da  erst  in  der  zweiten  Linie  des  Interesses, 
wo  ihm  dem  Namen  nach  der  erste  Platz  zugewiesen  ward,  wie 
bei  den  Stoikern«  Dadurch  allein,  dass  auch  sie  sich  in  letzterer 
Hinsicht  an  das  Zunächstliegende  hielten,  erklärt  es  sich,  dass 
auch  sie  einem  ausgeprägten  Sensualismus  und  Materialismus 
huldigten«  In  den  Monarchien  dieser  Zeiten  war  fQr  politische 
Freiheit  und  lebendige  Theilnahme  Aller  am  Staatsleben  kein 
Baum.  Die  privaten  Interessen  nahmen  den  Einzelnen  mehr  als 
die  öffentlichen  in  Anspruch.  Verheerende  Kriege  und  bald  auch 
die  Missregierungen  in  den  meisten  der  neuen  Reiche  und  in  den 
altgriechischen  Ländern  der  immer  zunehmende  Verlust  nationaler 
Selbständigkeit  machten  die  Zustände  der  Aussenwelt  unbefrie- 
digend. Die  Individuen  ziehen  sich  in  ihr  eignes  Innere  zurück, 
und  so  wird  eben  diese  innere  Unersehütterlichkeit  des  Gemüths, 
die  Apathie  oder  Ataraxie,  bei  den  Dogmatikern  wie  bei  den 
Skeptikern  das  höchste  Ziel  des  menschlichen  Strebens.  Nur  auf 
entgegengesetztem  Wege  suchen  es  die  Stoiker  und  die  Epikureer, 
und  Gleichgültigkeit  gegen  die  Form  der  schriftlichen  Darstellung 
bei  einer  masslosen  Vielschreiberei  geht  damit  bei  ihnen  Hand 
in  Hand.  Auf  einem  kürzeren  trachten  die  Skeptiker  der  pyrroni- 
schen  Schule  und  der  mittleren  Akademie  dasselbe  Ziel  zu  er- 
reichen, indem  sie  dieser  praktischen  Beziehungslosigkeit  des 
Menschen  zur  Aussenwelt  auch  die  theoretische  zur  Grundlage 
geben.  Aber  auch  bei  den  Stoikern  und  Epikureern  verräth  sich 
der  nämliche  Mangel  rein  wissenschaftlichen  Strebens  schon  darin, 
dass  beide  in  den  theoretischen  Fragen  auf  Selbständigkeit  ver- 
zichtend, wenn  auch  beide  mit  geschicktem  Griffe  und  im  besten 
Einklang  mit  ihrer  entgegengesetzten  Lebensanschauung,  zu  älteren 
Systemen  in  dieser  Hinsicht  zurückgreifen,  jene  zu  dem  herakleiti- 
schen  Pantheismus,  diese  zur  Atomenlehre  des  Leukippos  und 
Demokritos.  Neben  diesen  neuen  Schulen,  von  denen  jedoch  die 
pyrronische  bald  erlosch,  bestehen  unter  den  älteren  von  ähnlicher 
Richtung  die  Kyniker  fort,  die  Kyrenaiker  und  die  Megariker  da- 
gegen nur  noch  kurze  Zeit.  Der  äussere  Bestand  der  Peripatetiker 
bleibt  ununterbrochen,  aber  sie  verfallen  allmählich,  wie  gesagt, 
einer  vollständigen  Lethargie,  aus  der  erst  Andronikos  von  Rhodos 
kurz  vor  der  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  sie  wieder  erweckt*). 

1)  S.  zum  Yorgtehenden  die  ausführliche  Schilderung  von  Zell  er  Philo- 
sophie der  Griechen  DI*,  1.  S.  Iff.,  nebst  den  Erörterungen  von  Wilamo- 
witz  a.  a.  O.  S.  307  ff.,  im  Uebrigen  aber  Zumpt  Ueber  den  Bestand  der 


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12  Zweites  Capital.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

1.  Die  letzten  £yrenaiker. 
Theodoros  von  Kyrene  mit  dem  Beinamen  der  Atheist 
(a&eog),  spottweise  auch  d'sog^)  genannt,  Schüler  von  Aristippos 
Tochtersohn,  dem  jüngeren  Aristippos^),  scheint  zu  den  Vor- 
nehmen gehört  zu  haben,  welche  in  den  Parteikämpfen  nach 
dem  Tode  des  grossen  Alexandres  aus  Kyrene  vertrieben  wurden. 
Denn  er  lebte  gegen  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  als  Ver- 
bannter*) in  Griechenland,  lehrte  hier,  wie  es  scheint,  an  ver- 
schiedenen Ortea^)  und  besonders  in  Athen®),  wo  er  an  Demetrios 
von  Phaleron  während  dessen  Regentschaft  (316—306)  einen  Be- 
schützer fand.  Obwohl  aber  dessen  Macht  ihm  das  Leben  rettete, 
musste  er  doch  wegen  seines  Atheismus  die  Stadt  verlassen^),  fand 
indessen,  wie  es  scheint,  Aufnahme  und  Gunst  bei  Ptolemaeos  I, 
der  ihn  einmal   als   Gesandten   an  Lysimachos   schickte^),   und 


philos.    Schalen   in    Athea    und    die    Succession  der    Scholarchen,    Berlin 
1843.  4.   (Abh.  der  Berl.  Akad.  1842.  S.  1—119). 

2)  Suid.  n.  d.  W.  *AQiatLnnog,  Laert.  Diog.  II,  86,  angeblich  in  Folge 
eines  Gesprächs  mit  Stilpon,  ebend.  100,  vgl.  116. 

3)  Suid.  a.  a.  0.  Laert.  Diog.  II,  86.  Nach  Antisthenes  (von  Rhodos) 
ebend.  98  auch  des  Annikeris  und  des  Dialektikers  (d.  i.  Megarikers)  Dio- 
nysios:  i}novas  d^  mal 'Awitiigidoe  o  GsodoDQog  %alJiovva£ov  tov  diaAcxnxov, 
%a^d  (ftiaiv  'Avtiad^ivrig  iv  tpiXoaotpoav  öiadoxaig,  s.  aber  Anm.  19.  Anders 
Said.  u.  d.  W.  Gsod,  ritiQodaato  Zrivcavog  tov  Kiziioag  (was  chroDologisch 
unmöglich  ist),  dii^novOB  dh  nal  BQvaoavog  xal  IIvQQaivog  tov  iq>e%xt}iov. 

4)  Laert.  Diog.  11,  108,  vgl.  Plut.  de  exil.  16.  606  B.  Philon  qu.  omn. 
pr.  lib.  884  c  Hoesch. 

6)  Laert.  Diog.  II,  102.  (paal  di  note  iv  KoQtv^o)  naQeQXia^-ai,  avtov 
avxvovg  inayöiiBvov  (icc^rjzdg,  MrjxQOiiXicc  tov  %vvi%6v  .  .  .  sinBiv  öv  6 
oo(piatrig  x.  t.  X.  Von  einem  Zusammentreffen  mit  Hipparchia,  der  Schwester 
des  Metrokies  und  Frau  des  Krates,  auf  einem  Symposion  (bei  Lysimachos, 
sagt  Diog.)  und  seiner  gegen  sie  begangenen  Roheit  (vgl.  Q-gauvtatog  Laert. 
Diog.  II,  116  und  unten  Anm.  39)  erzählen  ohne  Angabe  des  Orts  Laert. 
Diog.  VI,  97  f.  und  Suid.  a.  d.  W.  riga  übereinstimmend.  Vgl.  mit  §  98 
Suid.  u.  d.  W.  Ssod.  ovtog  slns  ngbg  ^ImtagxCav  trjv  yvvainoc  Kgatritog' 
ccvtrj  iaxlv  rj  tag  ngog  tatovg  inXmovaa  nsgu^dag  xal  tg^ßoDVcc  q>igovaa. 

6)  Laert.  Diog.  II,  100  ff.  116.  IV,  62. 

7)  Laert.  Diog.  II ,  101  f.  Phil.  a.  a.  0.  Seltsam  ist  die  Behauptung 
von  Amphikrates  b.  Diog.  101.  Ath.  XIII.  611a,  daas  er  durch  den  Schier- 
lingstrank hingerichtet  worden  sei. 

8)  Die  Anekdoten  über  seine  Freimüthigkeit,  Todesverachtung  und 
Schlagfertigkeit,  welche  er  bei  dieser  Gelegenheit  entwickelt  haben  soll, 
lauten  sehr  verschieden:  Laert.  Diog.  IF,  102.  Cic.  Tubc.  I,  43,  102.  Phil.  u. 
Plut.  a.  a.  0.  an  vitios.  3.  499  D.   Valer.  Max.  VI,  2,  ext.  8.  Stob.  Flor.  II,  33. 


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1.  Kyrenaiker.   Theodoros.  Hegesias.  13 

kehrte  endlich  in  seine  Vaterstadt  zurück,  wo  er  zu  den  Ver- 
trauten des  dortigen  Regenten  Magas,  Stiefsohns  von  Ptolemaeos  I, 
gehörte^).  An  Charakter  und  Denkart  wich  er  weit  von  Aristippos 
ab^*^),  indem  er  die  einzehie  Lust  für  gleichgültig  und  vielmehr 
die  auf  richtiger  Einsicht  beruhende  bleibende  Heiterkeit  des 
Gemüths  für  das  höchste  Gut  erklärte.  Damit  waren  aber  keines- 
wegs sittlichere  Grundsätze  gewonnen,  im  Gegentheil  zog  gerade 
Theodoros  die  unsittlichen  Consequenzen  der  Lustlehre  auf  das 
Schroffste  und  Rücksichtsloseste,  und  ebenso  verfuhr  er  auf  dem 
religiösen  Gebiet,  indem  er  in  mündlicher  Lehre  wie  in  seiner 
Schrift  jcsqI  d'eäv^^)  nicht  bloss  die  Volksgötter,  sondern  über- 
haupt alles  Göttliche  und  Unvergängliche  leugnete  ^^).  Da  er  in 
seinem  mündlichen  Vortrag  alle  möglichen  Töne  anschlug"), 
wird  wohl  auch  seine  schriftliche  Darstellung  lebendig,  aber 
eben  nicht  wählerisch  gewesen  sein. 

Hegesias  van  Kyrene,  Schüler  des  Paraebates,  welcher 
letztere  auch  den  jüngeren  Aristippos  gehört  haben  soll,  wahr- 
scheinlich also  etwas  jünger  als  Theodoros,  berührte  sich  noch 
näher  einerseits  mit  Epikuros,  andrerseits  mit  den  Kynikem, 
indem  er  sogar  alle  äusseren  Güter,  ja  das  Leben  selbst  für 
gleichgültig  erklärte  und  sogar  zugab,  dass  das  menschliche 
Dasein  mehr  Trauriges  als  Freudiges  darbiete,  und  eben  in 
dieser  Gleichgültigkeit  gegen  alle  äussern  Eindrücke  und  gegen 
das  Leben  selber  die  einzig  sichere  Quelle  aller  Lust  und  das 
einzig  wahre  und  sichere  Gut  fand**).  Ptolemaeos  I  soll  ihm 
endlich  das  Lehren  in  Alexandreia  untersagt  haben,  weil  er  die 
Uebel  des  Lebens  in  seinen  Vorträgen  so  beredt  schilderte,  dass 

9)  Laert.  Diog.  II,  103.  zeXsvxaVov  d*  slg  Kvqtivtjv  dxsX^mv  xal  Mdya 
4fviißiovg  iv  ndcTß  Tifi^  SuxiXn  tvyxdvtov, 

10)  S.  bes.  Laert.  Diog.  II,  98 f.    Zeller  a.  a.  0.  II*,  1.  S.  375  ff. 

11)  Laert.  Diog.  II,  97.  ßißX^a>  nsgl  d'eoöv  ovx  evnaxatpQovi^za),  Was  er 
sonst  noch  etwa  geschrieben  hat,  steht  dahin:  Snid.  u.  d.  W.  0s6S.  iyQarlfS 
noXXd  üvvziCvovzcL  tlg  zijv  ol%Blav  atgsaiv  xofl  aXXa  zivd.  Jedenfalls  mit 
Unrecht  steht  er  bei  Laert.  Diog.  Prooem.  16  unter  Denen,  welche  nichts 
Schriftliches  hinterliessen. 

12)  Cic.  N.  D.  I,  1,  2.  23,  63.  42,  117.  Plut.  de  comm.  not.  81.  1075  A. 
Sex.  Emp.  Pyrr.  IIl,  218.  Math.  IX,  51.  55.  Zeller,  a.  a.  0.  II*,  1. 
S.  376  f.  A.  3. 

13)  Laert.  Diog.  IV,  52.  GsoBdiqov  zov  dd'iov  Tiazä  n&v  slSog  Xoyov  ao- 
fpiazsvovzogf  vgl.  A.  96.  99.  108^  und  La.  Di.  II,  100.  zoiavza  äzza  diSQtO' 
rmv  ta%vB  zä  Xoycp. 

14)  S.  Laert.  Diog.  II,  93  ff.     Zeller  a.  a.  0.  a  379  ff. 


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14    Zweites  Capitel.    Philosophie.     1.  Kyrenaiker.   Annikeris.  Aristot. 

er  dadurch  Viele  zum  Selbstmord  veranlasat  habe'^),  und  dasselbe 
Thema  führte  er  auch  in  seiner  Schrift  ^JjtoxaQtsQiSv  aus,  in 
welcher/ er  einen ,  wie  der  Titel  besagt,  freiwillig  Verhungernden 
seinen  Freunden,  die  ihn  davon  zurückhalten  wollen,  die  in  eben 
jenen  Leiden  gegebenen  Gründe  seines  Entschlusses  darlegen 
liess*^).     Daher  stammt  sein  Beiname  UsiöLd'dvccTog^'^. 

Annikeris  von  Kyrene,  gleichfalls  Schüler  des  Paraebates '*) 
und  mithin  aus  derselben  Zeit^^),  entwickelte  dagegen  ungleich 
sittlichere  Grundsatze,  indem  er  die  sympathetische  Lust  über  die 
idiopathische,  die  Freude  über  das  Wohlergehen  der  Freunde  und 
des  Vaterlandes  über  die  am  eignen  setzte,  wodurch  er  jedoch  mit 
den  Grundlagen  der  aristippeischen  Lehre  nicht  minder  in  Wider- 
spruch gerieth^).  Von  seinen  etwaigen  Schriften  wissen  wir  Nichts. 

Aristoteles  von  Kyrene^^),  Zeitgenosse  des  Theodoros  und 
Vorsteher  einer  philosophischen  Schule  wahrscheinlich  in  Athen  ^), 
schrieb  ytsQl  ytoirjxi^Hrjg^^). 

Theodoros,  Hegesias  und  Annikeris  werden  als  Stifter  eigner 
Secten  (aCgdösig)  bezeichnet^*);  wir  hören  aber  von  den  letzteren 
im  Uebrigen  so  gut  wie  Nichts*^),  und  sehr  lange  werden  die- 
selben also  wohl  nicht  gedauert  haben. 


16)  Cic.  Tnsc.  I,  34,  83.  Valer.  Max.  VIII,  9,  ext  8,  die  freilich  nur 
a  rege  Ptolemaeo  sagen,  vgl.  Plut.  de  am.  prol.  6.  497  D. 

16)  Cic.  a.  a.  0.  84.  eius  .  .  .  liber  est  'AnotiaQtfQojv ,  in  quo  a  vita  qui- 
dam  per  inediam  discedens  revocatw  ab  amicis,  quibits  respondens  vitae 
humanae  enumerat  mcommoda. 

17)  Laert.  Diog.  II,  86.    Suid.  'Aqlisxinnog. 

18)  Laert.  Diog.  II,  86.    Suid.  'AvvUbqis. 

19)  Suid.  *Avv.  sagt  freilich  ^v  8'  in'  'AXe^ttvdgov ,  und  dazu  würden 
auch  die  Angaben  des  Antisthenes  (oben  A.  3)  stimmen. 

20)  Laert.  Diog.  II,  96.    Zeller  S.  381  f. 

21)  Aelian.  V.  H.  X,  3.   Laert.  Diog.  V,  86.    Vgl.  Zeller  S.  296.  A.  2. 

22)  PhiUpp.  V.  Megara  b.  Laert.  Diog.  II,  113.  nag'  'AQiazotilovg  Sh 
tov  Kvgrjva'Citov  {ZzCknmv  dnicnacs)  KXB^tagxov  xofl  2i(iütv,    Vgl.  A.  61. 

23)  Laert.  Diog.  V,  35. 

24)  Laert.  Diog.  11,  93  ff.  IV,  23.  Seodagnov  dno  trj£  atgsOBtog  ini^a- 
Xov(iBvov.  Suid.  Geodoogog.  atgsaiv  IdCav  avpev,  ritig  Ssodmgsiog  iyiXi^&rj. 
Strab.  XIV.  837.  'Awinsgig  6  doxmv  incivogd'caaai  tr^v  Kvgrjva'C%rjv  atgsüiv 
%al  nugccyayBiv  dvr'  avrqg  triv  *Avvt%8gs^ttv.  Suid.  'AwC%,  in  tovtov  atgsaig 
71  TtalovfiivTi  'Avvi%igsiog,  Cic.  Off.  III,  33,  116.  Cyrenaici  atque  Annicerei, 
Clem.  Strom.  II.  417  B.  ot  d^  'Awiaigstot  yiaXov(isvoi  in  trjg  Kvgrjvaiytijg 
dicidoxTig  X.  t.  X. 

25)  Ath.  VL  262  c.  'AttdXov  91  tov  ßatftXiag  iyivsto  %6Xa^  ncel 
diddanaXog  Avaiftaxog,  op  KccXXifMXx^S  f*^^  Gsodmgsiov  ivaygdfpBiy  ''Egfunnog 


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2.  Megariker.   Diodoros  Kronos«  15 

2.  Die  letzten  Megariker. 
Diodoros^  Sohn  des  AmeiniaS;  aus  lasos  in  Earien'^^  mit 
dem  Spitznamen  Kronos,  Schüler  des  Apollonios  von  Kyrene  mit 
demselben  Beinamen,  welcher  seinerseits  den  Eubulides  zum  Lehrer 
gehabt  hatte*'),  war  ein  überaus  scharfsinniger  Dialektiker*®), 
dessen  Erörterungen  über  die  Unmöglichkeit  der  Bewegung  und 
des  Vergehens  so  wie  über  das  Mögliche  und  die  hypothetischen 
Sätze  uns  näher  bekannt  sind*^).  Sein  berühmter  Beweis  dafür, 
dass  nur  das  Wirkliche  auch  möglich  sei,  ward  xvguvcav  ge- 
nannt^). Endlich  aber  begegnete  es  ihm  doch  307  an  der  Tafel 
von  Ptolemaeos  I,  dass  er  eine  von  Stilpon  an  ihn  gestellte  ver- 
föngliche  Frage  nicht  sofort  beantworten  konnte^'),  worauf  Ptole- 
maeos spöttisch  auch  auf  ihn  jenen  Beinamen  seines  Lehrers  über- 
trug'*).  Von  seinen  Werken  wissen  wir  nur,  dass  es  eine  Schrift 
von  ihm  über  dies  nämliche  Problem  gab^).     Er  scheint  noch 


d*  h  toSs  Bso€pQccctov  fMc^tceig  ^ataXiyBi.  8.  Cap.  12.  A.  51.  C.  19. 
A.  10  £F.  Said.  'Avv.  ^v  8^  tm  'AinnTtSQidt  %al  aSsXtpog  NmotiXrjg  ovofia^ 
(ptX6aoq)og^  fia^rjtrig  d'  avtov  initpaviig  IloasUftiaviog, 

26)  Art  von  Steinhart  in  Ersch  n.  Grnbers  Encykl. 

27)  Laert.  Diog.  II,  111.  Strab.  XIV.  668.  XVII.  838.  üeber  den  Grond 
nnd  Sinn  dieses  Beinamens  s.  die  Untersuchnng  von  Panzerbieter  Dio- 
doras  Kqovog,  Archiv  f.  Philol.  V.  1837.  S.  228—226. 

28)  Cic.  de  &t.  6,  12.  Valens  dialecticus.  Sex.  Emp.  Math.  I,  309  f.  ^la- 
Xi%xi%(otatog. 

29)  S.  Zeller  S.  266  ff. 

80)  Vgl.  Anm.  220.  Zell  er  üeber  den  xv^ievcov  des  Megarikers  Diod., 
Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1882.  S.  161—169. 

81)  Laert.  Diog.  a.  a.  0.  naqcc  IlzoXsfia^ip  tm  Zot^^i  dtatglßtov  .  .  . 
X6yovg  tivccg  SiaXBJttiTiovg  igtotrjd'rj  ngog  StCknonvog  x.  t.  X.  112.  l^BXQ'mv 
9fj  Tov  avfknoaiov.    Vgl.  Anm.  44. 

82)  Strab.  XIV  a.  a.  0.  sagt:  JiodmQog  b  Kffovog  ngoaayoQsvd'eigy  xat' 
ciQX^^  f^^^  fpfvdcig'  'AnoXXmvLog  yuQ  inccXsito  h  Kgovog,  b  iniatan^aag 
ijisivov'  fiftrjvByxav  d*  in''  avtov  dia  triv  ddo^iav  tov  xar'  aXi^d'stav 
Kqovov.  Aber  mit  Recht  vereinigt  Panzerbieter  diese  Angabe  auf  die 
obige  Weise  mit  der  Anekdote  bei  Laert.  Diog.  und  nimmt  einen  Doppel- 
sinn, auf  welchem  eben  die  Satire  des  Ptolemaeos  beruht,  in  dem  Namen 
Kgovog  an,  indem  Kronos  einerseits  bei  Homeros  und  Hesiodos  das  stehende 
Beiwort  dynvXofn^trig  hat,  so  dass  der  Name  im  ehrenvollen  Sinne  auf  den 
gewandten  Dialektiker  passt,  während  andrerseits  Kgovog  auch  die  Be- 
deutung des  damischen  Alten  hatte  als  der  von  Zeus  Entthronte,  wie  jetzt 
eben  Diodoros  von  Stilpon  aus  dem  Sattel  gehoben  war. 

88)  Laert  Diog.  II,  112.  Xoyop  y^dtpccg  vcsqI  tov  nQoßX-qfiatog,  Der 
Zusatz  aber  a^v^tla:  tov  ßlov  natiatQBtffs  ^  nach  welchem  er  bald  hernach 


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16  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  dritten  Jahrhunderts  gelebt  zu 
haben,  da  er  nicht  bloss,  sei  es  nun  in  Megara,  sei  es  in  Athen, 
der  vorletzte  Lehrer  des  Zenon  war,  sondern  auch  Eallimachos, 
welcher  vielleicht  auch  gelegentlich  seine  Schule  besucht  hatte, 
noch  ein  uns  erhaltenes  satirisches  Epigramm'*)  gegen  ihn  schrieb, 
welches  eher  gegen  den  noch  Lebenden  und  Wirkenden  als  gegen 
einen  Todten  gerichtet  zu  sein  scheint.  Er  hinterliess  fünf 
dialektisch  gebildete  Tochter^). 

Stilpon  von  Megara  hatte  ausser  mehreren  Megarikern, 
wie  es  heisst,  auch  den  Kyniker  Diogenes  gehört'®),  und  jeden- 
falls war  seine  Denkweise  zum  Theil  mehr  eine  kynische  als 
eine  megarische.  So  beschäftigte  er  sich  zuerst,  wie  es  scheint, 
unter  den  Megarikern  auch  mit  ethischen  Fragen,  und  zwar  in 
entschieden  kynischem  Sinne''),  und  auch  seine  Freigeisterei '^) 
erinnert  an  die  Kyniker '^^).  Dabei  war  er  jedoch  ein  Mann 
von    feiner   Lebensart'^),    der   sich    auch    den    Staatsgeschäften 

gestorben  sein  müsste,  ist  durchaus  unglaubwürdig  und  rflhrt  ohne  Zweifel 
von  Hermippos  her,  welcher  in  seinen  von  Laert.  Diog.  mit  Vorliebe  auf- 
gegriffenen Todesnachrichten  völlig  seiner  Phantasie  und  Malice  die  Zügel 
schiessen  Hess,  s.  C.  19.  A.  15.    Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  46.  103. 

34)  Fr.  70.  Dass  die  je  zwei  Distichen  bei  Laert.  Diog.  11,  111  und 
bei  Sex.  Emp.  a.  a.  0.  zusammengehören,  erkannte  schon  Bentley. 

35)  S.  A.  51. 

36)  La.  Diog.  II,  113.  äirfttovas  [isv  tmv  an'  EvnXsiSov ,  o7  de  (schwer- 
lich mit  Recht)  xal  avtov  EvnXs^Sov  dnovaat  tpaaiv  avTov^  dXXa  xal  ^^a- 
avfidxov  tov  KoQiv9-ioVy  og  f^v  'ix^va  yvtoQtpiog,  nad'd  tpriOiv  *HQa%lsidrjg. 
Suid.  ZxilnoiV.  (loc^rijg  naainXiovg  xov  Grjßa^oVy  og  tiTiQodüato  KQdtrjrog 
TOV  ddsXq>ov  %ctl  JtonXs^dov  tov  MsyagioDg  (s.  auch  A.  61),  o  d'  Ev%XsiSov 
TOV  nXaTmvog  yvcoQifiov.  La.  Di.  VI,  71.  ti%ovcs  8b  avtov  (nUml.  Jtoyivovg) 
%al  0a>xiia>v  6  ircMrjv  xQrjcxog  (s.  dagegen  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II*,  1.  S.  284  f. 
A.  2)  Tial  ZtCXitonv  h  MsyaQSvg  %al  aXXoi  nXsCovg  dvdgsg  noXiTi%oL  Jedenfalls 
kann  er  sehr  füglich  auch  den  Diogenes  und  einen  (älteren)  Bruder  von  dessen 
Schüler  Erates  (rovrov,  näml.  Kqdxovg^  yeyovs  ilacrtxX^s  ddsXtpog  sagt  auch 
La.  Di.  VI,  89)  zu  Lehrern  gehabt  haben,  nur  aber  kann  dieser  Pasikles 
nicht  selbst  schon  Schüler  von  Erates  gewesen  sein.  Aus  St. 's  „Neckereien** 
mit  Erates  (La.  Di.  U,  117.  118.  119)  entstand  die  falsche  Nachricht,  dass 
letzterer  des  ersteren  Schüler  geworden  sei  (ebend.  114.  Sen.  Epist.  10,  1), 
wenn  anders  nicht  ein  jüngerer  Erates  gemeint  ist:  Zeller  a.  a.  0.  S.  285. 
A.  1  denkt  an  den  Peripatetiker:  La.  Di  lY,  23. 

37)  Zeller  a.  a.  0.  S.  272  ff. 

38)  La.  Di.  II,  116  f.  Ath.  X.  422 d.  '  VgL  auch  die  Geschichte  von 
seinem  Priesterthum  des  Poseidon,  Plut.  de  prof.  in  virt.  12.  83  C.  D. 

38^)  Ausserdem  s.  A.  44.  45.  46. 

39)  L.  D.  n,   116.     ^v  81    dXrjd'oäg   ovtog   {9s68(OQog,    vgl.   A.   5)    filv 


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2.  Megariker.    Stilpon.  17 

widmete^^),  und  dessen  anregende,  theils  in  Megara,  theils  ohne 
Zweifel  auch  in  dem  benachbarten  Athen**)  gehaltene  Vorträge 
ihm  Schüler  von  allen  Seiten  zuführten**),  und  ein  ebenso  fester 
und  unabhängiger  wie  sanfter  und  schlichter  Charakter**).  Als 
Ptolemaeos  I  Megara  Ol.  118,  1  =  307  besetzte,  wollte  er  ihn, 
wie  gesagt,  mit  nach  Aegypten  nehmen,  und  als  dann  Demetrios 
Poliorketes  Ol.  118,  2  ==306  die  Stadt  eroberte,  verschonte  er 
sein  Haus  und  wollte  ihm  alles  Verlorene  wiedererstatten,  aber 
Stilpon  schlug  alle  diese  Anerbietungen  aus**).  Weniger  glück- 
lich denn  als  Lehrer  war  er  als  Schriftsteller:  seine  neun  Dialoge 
werden  als  frostig  i^XQoC)  bezeichnet*^).     Einen  von  ihnen  hat 

^Qacvtazo^,  ovxoq  81  xofii^oTttTOff ,  vgl.  117  f.  Menedemos  fasste  nach  IT,  134 
seine  grosse  Bewunderung  des  St.  in  die  Bezeichnung  iXsvd^iQiog  (^ein 
Gentleman^)  zusammen.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  142  meint,  dass  St^s 
gprosse  Erfolge  gerade  auf  diesem  Contrast  beruhten.  Das  ist  sehr  möglich, 
aber  nicht  erweislich.  Mit  welchem  Recht  Wilamowitz  jedoch  von 
„kynischen  Manieren '*  desselben  spricht,  sehe  ich  nicht  ab. 

40)  La.  Di.  VI,  76,  s.  A.  36.  Eben  dies  bedeutet  daher  auch  II,  114. 
7JW  dl  %ccl  noUtiKwtatog  (und  nicht  „durchaus  ein  Mann  von  Welt",  wie 
Wilamowitz  a.  a.  0.  übersetzt).  Das  unmittelbar  Folgende,  er  habe  sich 
neben  seiner  Frau  noch  eine  Concubine  gehalten,  xal  ywaina  riyccyeto  xal 
itaiqa  avvfjv  Nmaffirtj ,  mg  iprja^  nov  %<xl  'Ovfjztoff ,  ist  Elatsch :  diese  Hetäre 
war  seine  Zuhörerin,  Ath.  XIII.  696  e.  Dazu  Cic.  de  fat.  6,  10:  htmc 
(Stüponem)  scribunt  ipaiw  familiäres  et  ebriosum  et  mulierosutn  fuisse,  aber 
vitiosam  .  .  .  naturam  ab  eo  sie  edomitam  et  compressam  esse  doctrina,  tU 
nemo  tmguam  vinolentum  iUum,  nemo  in  eo  libidinis  vestigium  viderit, 

41)  La.  Dl  II,  113  f.  119. 

42)  Philipp.  V.  Megara  b.  La.  Di.  II,  113  f.,  vgl.  A.  22.  61. 

43)  La.  Di  n,  117.  dtpslijs  xal  avsninXaatog  ngog  ts  tov  ISkottjv 
Bv^ftog,  Plut.  adv.  Col.  22.  1119  C.  (pqovjiyM  .  .  .  ftCT«  nqffotrixog  xal  ^f- 
xi^iona^B{ag.  Vgl.  die  Anekdote  über  Alexinos  und  St.  de  vit.  pnd.  18. 
536  A.  B. 

44)  La.  Di.  II,  115:  er  ging  sogar,  nachdem  er  einen  massigen  Theil 
des  ihm  von  Ptolemaeos  dargebotenen  Geldes  angenommen  hatte,  weiterem 
Andrängen  desselben  aus  dem  Wege  nach  Aegina,  £00;  ixsivog  dn^nXfvasv. 
Vgl.  auch  Sen.  Dial.  II,  5,  6  f.  Epist  9,  18  f.  (nach  Epikuros,  s.  A.  435). 
Plut.  de  lib.  educ.  8.  5  F  und  wegen  der  Zeit  Diod.  XX,  37.  45  f.  Bei  der 
ersten  Oelegenheit  fand  also  auch  der  Vorfall  mit  Diodoros  Kronos 
(A.  31)  Statt. 

45)  La.  Di.  11,  120,  wo  die  Titel  aufgezählt  werden.  Auffallend  ist 
nffog  triv  lat;Tov  ^vyar^^a:  war  dies  vielmehr  ein  Brief  an  seine  Tochter 
oder  war  dieser  Dialog  gegen  seine  Tochter  gerichtet?  S.  A.  46.  Snid. 
a.  a.  0.  giebt  fälschlich  30  an,  wenn  die  Lesart  richtig  ist  Bei  Ath.  IV.  112  b 
ist  von  Si's  anogtvrifiovevpLaxa  die  Rede,  aus  denen  Persaeos  seine  aviino- 
Ttxol  SucXoyoi  gezogen  habe.   Wie  ist  das  zu  verstehen?    S.  A.  46.260.266. 

SuaBMfHL,  grieoh.-«lex.  Litt.-Gesofa.   I.  2 


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18  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Teles  in  seinem  Vortrage  xsqI  (pvyiig  benutzt *^^).  Unter  ihnen 
befanden  sich  ein  Aristippos  und  ein  Aristoteles;  o£Fenbar  gegen 
beide  gerichtet,  femer  ein  Ptolemaeos  und  ein  Metrokies  *^).  End- 
lich starb  er  hochbetagt*^^),  vermuihlich  erst  im  ersten  Drittel 
des  dritten  Jahrhunderts^^). 

Philon  der  Dialektiker,  Schüler  des  Diodoros  zusammen 
mit  Zenon  Ton  Eition,  welcher  letztere,  jünger  an  Jahren,  ihn 
sehr  schätzte  und  sich  namentlich  mit  ihm  im  Disputiren  übte^^), 


46*»)  S.  V.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  806  f.  und  unten  A.  126  ff. 

46)  Ans  dem  Metrokies  findet  sich  ein  kleines ,  aber  werthvolles  Bruch- 
stück in  den  von  Sakkelion  entdeckten  neuen  Scholien  zu  Demosth. 
(Bullet,  de  corresp.  hellen.  I,  151):  hsfigifist'  dvtl  tov  (ogy^^fto'  ZzClnrnv 
(so  Gomperz  f.  Ztilntavi)  Mr^tgoulBi  ,yiveßQ^(ist  ZtiXnmvt  MijrpoxX^;**, 
jedenfalls  (wenn  anders  nicht  die  Form  eines  wiedererzählten  Gesprächs 
gewählt  war)  aus  dem  Proömion;  es  hatte  also  wenigstens  hier  St.  nach 
dem  Muster  der  aristotelischen  Dialoge  (Cic.  ad  Att  XIII,  19,  4)  sich  selbst 
eine  Rolle  ertheilt  und  auch  wohl  deren  Proömienart  nachgeahmt  (s.  Bernajs 
Dial.  des  Aristot.  S.  187).  Vgl.  Gomperz  Rhein.  Mus.  XXXE.  8.  477  f. 
Hier  ist  mithin  ohne  Zweifel  die  Quelle  des  Gesprächs  von  ihm  mit  Me- 
trokies darüber  zu  finden,  dass  das  zQgellose  Leben  seiner  Tochter  ihn 
Nichts  angehe,  Plut.  de  tranquill,  an.  6.  468  A  (vgl.  L.  D.  II,  114),  welches 
Thema  denn  wohl  auch  in  nQog  t^v  iavtov  ^yatiga  behandelt  war.  Und 
so  stammt  denn  wahrscheinlich  aus  andern  seiner  Dialoge,  wie  dem  Ptole- 
maeos,  ein  Theil  der  Nachrichten  über  ihn,  und  so  erklärt  sich  vielleicht 
auch  jene  ihre  Bezeichnung  (A.  46)  als  dnoftvrjfiovsvfiata.    Vgl.  A.  266. 

46^)  La.  Di.  n,  120  nach  Hermipp.  (Fr.  87),  dem  man  ja  das  yrj^ccutv 
wohl  wird  glauben  dürfen,  freilich  auch  nicht  mehr,  s.  A.  33. 

47)  Seine  Lehrthätigkeit  war  ungefähr  gleichzeitig  mit  der  des  Theo- 
phrastos,  La.  Di.  II,  118  f.  120. 

48)  La.  Di.  Vli,  16  (nach  Antig.  v.  Kar.).  ininBlms  dh  xal  itQos  ^l- 
Xmvu  zov  9iaXentL%6v  Sistiq^vsto  {Zi^vmv)  xal  avveaxoXaiBv  a^roö,  od'sv  xal 
d'av^aad'ijvat  vnh  Zi^vavog  (♦♦?)  tov  vsatiQOV  ovx  fiztov  JioS(6qov  tov 
diSaandXov  avrov.  Die  obige  Auffassung  scheint  mir  die  allein  dem  Zu- 
sammenhang entsprechende,  ebenso  dass  mit  avtov  Ph.  und  nicht  Zenon 
bezeichnet  wird.  Andere  freilich,  wie  z.  B.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  113, 
verstehen  unter  Zrivcavog  tov  vnmtsqov  den  jüngeren  Zenon  aus  Sidon, 
Schüler  des  Eitieers  (s.  A.  289—291),  so  dass  Gomparetti  hiemach  sogar 
Philod.  Lid.  Sto.  Col.  XI,  2  zu  ergänzen  versucht  hat  (s.  A.  290),  und  bei 
Suid.  Zr^viov  Movaaiov  heisst  es  von  diesem:  fia^ritrig  tov  Ji^oömgov  tov 
nXjjd'ivtoe  Kq6vov,  aber  mit  dem  auf  alle  Fälle  sinnlosen  Zusatz:  diddcua- 
Xog  6^  xal  avtog  Zj^vatvos  tov  Kitticog.  Hier  ist  also  der  jüngere  Zenon 
zunächst  mit  seinem  Lehrer,  dem  älteren,  verwechselt  und  so  zum  Schüler 
des  Diodoros  und  dann  in  Folge  davon  aus  einem  Schüler  des  Eitieers 
fälschlich  zu  dessen  Lehrer  geworden.  Vgl.  Suse  mihi  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXIX.  1889.  8.  760  f.    Allerdings  aber  scheint  mir  die  Stelle  bei  La.  Di. 


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2.  Megariker.    Philon.  Alexinos.  19 

blieb  dagegen,  wie  es  scheint,  der  ursprünglichen  megarischen 
Richtung  in  allen  Stücken  treu,  aber  freilich  mit  Zugeständ- 
nissen, welche  in  Wahrheit  das  Wesen  derselben  aufhoben*^). 
Gegen  seine  grammatisch-logischen  Abhandlungen  nsgl  6ri^6Lc5v 
und  xsqI  tQÖJtcov  schrieb  nachmals  Chrysippos^),  und  aus  seinem 
Menexenos  stammte  die  obige  Nachricht  über  die  fünf  Tochter 
seines  Lehrers  ^^). 

Alexinos  von  Elis,  aus  der  Schule  des  Eubulides,  wegen 
seiner  Disputirsucht  Elenxinos  genannt^*),  war,  wie  schon 
hieraus  erhellt,  ein  ächter  Megariker,  aber  auch  der  letzte  nam- 
hafte Vertreter  dieser  Secte.  Nach  seinen  Streitigkeiten  nicht 
bloss  mit  Stilpon^^)  und  Menedemos"),  sondern  auch  mit  Zenon, 
als  dessen  lebhaftester  Gegner  er  bezeichnet  wird^*),  scheint  er 
bis  über  das  erste  Drittel  des  dritten  Jahrhunderts  hinaus  ge- 
lebt zu  haben;  jedenfalls  war  er  jünger  als  Stilpon'^^.  Von  seinen 
Schriften  sind  noch  eine  oder  mehrere  gegen  Zenon,  eine  gegen 
Ephoros*^,  eine  gegen  Aristoteles*^)  und  ein  Päan  auf  Krateros^^) 
nachweislich  ^^  ^). 

lückenhaft:  wovon  soll  der  Infinitiv  ^avyi^ad'^vai,  abhängen?    Oder  kann 
in  diesem  späteren  Griechisch  o9'sv  =»  Sazs  mit  dem  Infinitiv  stehen? 
49)  S.  Zeller  S.  270  f. 

60)  La.  Di.  VII,  191.  194.    Weiteres  b.  Zeller  S.  260.  A.  2. 

61)  Clem.  Strom.  IV.  622  D  —  623  A.  cct  dioSt&QOv  zov  Kqovov  im- 
xlrj^ivtog  ^yatSQSg  näcai  8uxXB%tiii(d  yey6vaciv,  ag  (prici  ^Ckmv  6  8ia- 
Xenzmog  iv  tm  Msvt^ipco^  iv  xa  ovoficcxa  nagctt^d'sxcti  xads'  Mevs^ivr] 
^A^^la  BBoyvCg  'Affxfftiaia  UavxdrtUtoc.  Vgl.  Hieron.  adv.  lovin.  I,  42. 
T.  II»  p.  309  Vallarsi.  Diodorus  Socraticua  quinque  ßias  didlecHcas  in- 
stgfds  pudiciüae  hdbuisse  narratur,  de  q%tibti8  et  Philo  Cameadis  magisier  (!) 
pianimmam  scribit  historiam. 

62)  La.  Di.  II,  109.  ftsxa^v  dl  aXloav  ovxodv  xrjg  EvßovX^öov  diaSoxrjg 
y^Zf^ri^os  iyivsxo  dvrjff  ipiXoveixoxccxog'   Sio  xal  'Elsy^ivog  instd-qd^]. 

68)  S.  A.  48.  64)  La.  Di.  II,  186. 

66)  La.  Di.  II,  109  fährt  fort:  dte€pfQSxo  dl  fidXiaxcc  ngog  Zrivtava. 

66)  Die  bei  La.  Di.  a.  a.  0.  weiter  folgenden  Nachrichten  des  Her- 
rn ippos  über  ihn  sind  ohne  Zweifel  wiederum  erfmiden. 

67)  La.  Di.  II,  110.  yiyQcetpe  Sh  ov  gtopov  ngog  Zrjvoava  (Zenons  Gegen- 
schriffc  erscheint  VII,  163;  ausserdem  vgl.  Sex.  Emp.  Math.  IX,  108),  dXXoc 
•aal  &XXoc  ßtßXia,  ncel  nqog  "Eqpo^ov  xov  taxoQioyQdtpov. 

68)  AristokL  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  2,  4.  791  c.  naxayiXceaxa  8'  sUoxmg 
(palt}  tig  dv  xal  xd  dnoiivrj(tovfV(iaxa  xd  'AXs^ivov  xov  igiatmov.  noist  ydg 
'JXi^avdgow  natda  SiaXsyofUvov  xm  naxgl  ^iX{nx<p  %al  dianxvovxa  fihv  xavg 
xov  jiQiaxoxiXovg  Xoyovg^  ditodsx^li'Svov  dh  Ninayo^uv  xov  'EQfirjv  iniuXrjd'ivxoi. 

69)  Hermipp.  Pr.  42  b.  Ath.  XV.  696  e,  s.  C.  36.  A.  11. 

69^)  Eine  ethische  Schrift  vcsqI  (tvxaq%dag  steht  diesem  Manne  kaum 


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20    Zweites  Cap.    Philosophie.    2.  Megariker.   Pasikl.  Panthoed.   Arbemid. 

Sehr  wenig  wissen  wir  von  Pasikles,  von  Panthoedes, 
dem  Lehrer  des  Peripatetikers  Lykon,  von  Artemidoros,  wel- 
cher gegen  Chrysippos  schrieb ^^),  und  einigen  Anderen**). 

3.   Pasiphon  ans  Eretria  und  Pseudo-Eebes  -und  andere 

F&lsohtingen  sokratisoher  Dialoge. 

Pasiphon  aus  Eretria,  vermuthlich  ein  Mitglied  der  eretri- 

schen  Philosophenschule  und,   wenn  dies  richtig   ist,  jedenfalls 

ein  Zuhörer  des  Menedemos**),  war  nach  dem  gewichtigen  Zeugniss 

des  Persaeos^^)  der  Urheber  aller  bis  dahin  unter  dem  Namen 

zu  Gesichte,  und  es  ist  daher  im  höchsten  Grade  zweifelhaft,  ob  Meiueke 
mit  Recht  bei  Ath.  X.^418e  'Als^ig  in  *AXs^ivog  verwandelt  hat.  Aller- 
dings ist  dieser  Alexis  sonst  unbekannt,  und  chronologisch  wäre  es  wohl 
möglich,  dass  Alexinos  dem  Hekataeos  von  Abdera  die  Geschichte  von 
König  Bokchoris  (gleich  Diod.  I,  46,  2  und  Plut.  de  Is.  et  Os.  8.  364  B) 
nacherzählt  hätte,  s.  Ed.  Schwartz  Hekataeos  von  Teos,  Rhein.  Mus.  XL. 
1886.  8.  230.  245.     Vgl.  C.  11.  A.  27. 

60)  La.  Di.  IX,  63. 

61)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Zell  er  S.  250.  A.  3,  ausserdem  über 
Panthoedes  noch  S.  270.  A.  3,  vgl.  auch  unten  A.  747.  Den  Tyrannen 
Abantidas  von  Sikyon,  welcher  den  Vater  des  Aratos  getödtet  hatte 
(s.  C.  21.  A.  623*»),  räumte  hernach  Aristoteles  der  Dialektiker  in  Ge- 
meinschaft mit  D einlas,  wie  es  scheint,  einem  Manne  ähnlichen  Schlages, 
etwa  255  aus  dem  Wege:  Plut.  Arat.  3.  xqovco  Sh  vctsQov  'JßavriSav  filv 
ot  Ttsql  Jtivluv  %a\  *AQiatoxiXri  xov  diaXexrixof ,  slca&oTcc  totg  Xoyoig  avtSv 
%at'  dyoQav  cxoXai6vxmv  i%daxote  nagsivai  xorl  övfKpUovFinsCVy  ifißaXovTfg 
ilg  totavTTjv  dicttqißriy  %al  nccraauBvdaavtsg  imßovXrjv  dvsiXov,  Unter  den 
Dialektikern,  welchen  Stilpon  Schüler  entzog,  wird  von  Philipp,  aus  Megara 
(vgl.  A.  42)  bei  La.  Di.  n,  118  tmmittelbar  nach  den  A.  22  angeführten 
Worten  Aristeides  genannt:  dno  dl  tav  äiaXe-Kzincov  Tlanovtov  [ilv  dno 
'Agiatsi^ov ,  JitpiXov  dl  tov  BoanoQucvov  Evtpdvtov  xal  MvQnrina  xov  'E|ofi- 
vixov^  TtUQaysvoiiivovg  dtg  iXiy^ovxag,  d(i(poxiQOvg  ^rjXtoxdg  ^cxs.  Ueber 
Pasikl  es  s.  A.  36.  Wenn  derselbe  bei  La.  Di.  VI,  89  Schüler  des  Eukleides 
genannt  wird,  so  ist  entweder,  wie  Zeller  S.  247.  A.  6  bemerkt,  Diokleides 
herzustellen  oder  es  ist  wenigstens  Diokleides  mit  Eukleides  verwechselt. 

62)  Die  einzige  Zeitangabe  steht  bei  La.  Di.  VI,  73.  st  ys  avxov 
(näml.  dioyivovg)  ul  x^aycodiai  xal  /ii^  9tXlo%ov  xov  Alyivrjxov  xov  iits^vov 
yvtoqiitov  71  UacKpAvxog  xov  Aovmavov  ('EqexqiTiov  Wilamowitz  a.  a.  0. 
S.  142.  A.  13*),  ov  tprjöi  ^aßtOQtvog  .  .  .  (iBxa  xriv  xsXevxrjv  avxov  cvyyqd'ipcii. 
Dazu  kommt  aber,  dass  Persaeos  ihn  bereits  kannte. 

62^)  Bei  La.  Di.  II,  61.  xal  xmv  snxd  Sh  (dies  ist  jedenfalls  falsch:  in 
Wahrheit  sagte  dies  Persaeos  sicher  nicht  von  den  sieben  ächten  unmittelbar 
bemach  genannten  Dialogen  des  Aeschines,  sondern  von  den  unmittelbar 
vorher  eingeführten  „eingangslosen",  ax^qpaXoi,  s.  Welcker  El.  Sehr.  I. 
S.  422.   A.  18.     C.  P.  Hermann   Plat  Phil.  S.  586.    A.   182.     Susemihl 


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3.  Pasiphon  aus  Eretria.  21 

von  unmittelbaren  Schülern  des  Sokrates  gefälschten  Dialoge. 
Aus  einem  derselben,  den  er  dem  Phaedon  untergeschoben  hatte^ 
besitzen  wir  noch  ein  Bruchstück^^).  Mit  welchem  Recht  ihm 
aber  auch  die  unter  dem  Namen  des  Eynikers  Diogenes  um- 
laufenden Tragödien  von  gewissen  Seiten  zugeschrieben  wurden  ^^^), 
ist  schwerlich  zu  entscheiden^),  ebenso  wenig,  welche  der  uns 
erhaltenen,  offenbar  von  verschiedenen  Verfassern  herrührenden 
pseudoplatonischen  Dialoge,  unter  denen  neben  dem  Ion  der 
geistreiche  Eryxias  und  aus  anderen  Gründen  der  Axiochos  ein 
besonderes  Interesse  in  Anspruch  nehmen,  ihm  angehören  mögen^). 

Jahrb.  f.  Ph.  LXXI.  S.  704.  üebers.  v.  Piatons  Werken  V.  S.  263  f.  Anm., 
wo  das  Üeberweg  gemachte  Zugeständniss  verkehrt  ist)  tovg  nXeiatovs 
TlfQüaios  (priai  Uactcpmvxos  elvai  xov  *EQSTQtnoVf  sis  tovg  Ala%Cißov  d'k  xara- 
xdiai.  cillA  %al  xov  'Avxta^ivovg  xov  xs  fiLyiQov  Kvqov  %al  xov  ^Hgccnlia 
xov  iXäaaoD  %al  'AXTußiddTjv,  %al  xovg  xmv  ailmv  dt  icKSVcaQTjxai  {<Sh  iaxsv- 
m(^iiöd'cci  Kühn,  StsansvoaQrixai  oder  dieayisvmQrja^ai?  Susemihl).  Die 
axe^aXot  liefen  aber  nicht  bloss  unter  dem  Namen  des  Aeschines,  sondern 
auch  unter  dem  des  Piaton  (La.  Di.  HI,  62)  um,  unter  welchem  wir  noch 
zwei  von  ihnen,  nsgl  aQBxrjg  oxi  ov  di,da%x6v  und  ixsqI  diyiahv,  besitzen, 
welche  beide  auch  zu  den  „Schusterdialogen**  (ffxvrtxoO  gerechnet  wurden, 
d.  h.  zu  denjenigen  Dialogen,  welche  für  Werke  des  angeblichen  Schusters 
Simon  galten  (La.  Di.  n,  122),  aber  von  Andern  dem  Piaton  (La.  Di.  III,  62) 
oder  Aeschines  oder  Phaedon  (La.  Di.  n,  105,  s.  A.  63)  beigelegt  wurden, 
theilweise  nach  der  auffallenden  üebereinstimmung  von  manchen  der  Titel 
dieser  kurzen  Dialoge  bei  Simon  (La.  DL  II,  122  f.  xgeCg  dh  %al  xQidyiovxa 
iv  svl  (pegofievoi  ßißX^m  x.  x.  X.)  und  bei  Kriton  (La.  DL  II,  121.  SiaXoyovg 
yiygatpsv  iv  ivl  q)SQO{iivovg  ßißX^a)  inxanccideyia  x.  t.  X.)  auch  wohl  dem 
letztem;  in  gewissen  Sammlungen  wurden  sie  mit  zu  den  dxicpaXoi.  ge- 
zählt (Suid.  Atax£vrjg)j  in  andern  nicht  (La.  Di.  HI,  62).  Ausführlicheres 
8.  b.  Susemihl  Plat.  W.  a.  a.  0.  S.  259  £ 

63)  Schilderung  des  Nikias:  Plnt.  Nik.  4.  h  9s  nvi  xmv  Uaa^tpmvxog 
diaXoytov  yiyQccTteai.,  oxi  {NmCccg)  xa'O''  rj^iQuv  i&vs  x.  r.  X,  Vgl.  La.  DL 
II,  105.  dutXoyovg  91  (^al9iov)  cvviyqa'ipB  yvrjöCovg  filv  ZtonvQOv,  ZCfnova^ 
aal  diöxai6fLfvov  Ni%iaVy  Mi^8iov,  ov  tipacC  xivBg  Alcxivov,  di  8\  TloXvaCvov^ 
'Avx^fiaxov  ri  ÜQBCßvxag  (xal  ovxog  dtaxd^exai),  Suvd'iiiovg  (1.  Sxvxmovg) 
Xoyovg'  xal  xovxovg  th'^s  Ala%ivov  (pac{v, 

63^)  S.  A.  62. 

64)  Vielleicht  verfiel  man  darauf  nur,  weil  er  dem  Stifter  der  Kyniker 
Antisthenes  in  der  That  (s.  A.  62^)  mehrere  Dialoge  untergeschoben  hatte.  — 
Sehr  richtig  findet  es  übrigens  Wilamowitz  a.  a.  0.  bezeichnend  für  die 
Bedeutungslosigkeit  der  gewiss  zeitig  erloschenen  eretrischen  Schule,  wenn 
ihre  einzige  nachweisliche  litterarische  Thätigkeit  Fälschungen  unter  frem- 
dem Namen  waren. 

65)  Neuerdings  hat  Buresch  Consolationum  a  Graecis  Romanisque 
Bcriptarum  historia  critica,  Leipzig  1886.  8.  (Doctordiss.  =  Leipz.  Stud.  IX. 


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22  Zweites  Capitel.     Philosophie  his  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Zu  den  Fälschungen  gleicher  Art,  die  ohne  Zweifel  sämmt- 
lieh  einem  neu  entstandenen  Industriezweige  dienten,  indem  sie 
dazu  bestimmt  waren  vortheilhaft  an   die  grossen  Bibliotheken 


1887).  S.  9  ff.  aufis  Neue  den  Tergeblichen  Versuch  gemacht  den  letzt- 
genannten Dialog  als  den  ächten  gleichnamigen  des  Aeschines  zu  erweisen. 
Dieser  Versuch  scheuert  schon  an  366  £,  wo  ,,eine  Beaufsichtigung  der 
reifen  Jugend  durch  den  Areopag  und  andere  Behörden"  geschildert  wird, 
wie  sie  „einer  späteren  Zeit"  angehört,  „wo  man  in  dieser  Hinsicht  sehr 
geschäftig  war"  (Schäfer  Demosth.  III^Beil.  S.32).  Ferner  hat  P.  Corssen 
Rhein.  Mus.  XXXVI.  1881.  S.  619  f.  (Tgl.  C.  29.  A.  220)  unbestreitbare  An- 
klänge an  stoische  und  epikureische  Anschauungen  (865  D.  366  A.  370  C) 
nachgewiesen,  so  dass  sich  eher  yermuthen  lässt,  der  Dialog  sei  erst  nach 
Pasiphon  entstanden.  Der  Verf.  verfälscht  also  den  Vortrag  des  Prodikos, 
auf  welchen  er  sich  beruft,  oder  vielmehr  er  hat  ihn  selbst  gar  nicht  in 
Händen  gehabt,  sondern  schreibt  366  D.  E  gleich  Teles  in  der  Parallelstelle 
p.  38,  10  ff.  Hense  bei  Stob.  Flor.  XCVII,  72  —  m,  235,  1  ff.  Mem.  (vgl. 
Welcker  a.  a.  0.  S.  50)  den  Kyniker  Krates  aus  wie  anderweitig  (s.  unten 
A.  564)  den  Erantor.  Bei  der  unverkennbaren  Aehnlichkeit  des  Dialogs 
auch  im  Stil  mit  der  Rede  des  Teles,  bemerkt  sonach  Wilamowitz 
8.  295  £  A,  6,  wird  auch  die  Zeit  ziemlich  die  gleiche  sein:  „wir  werden 
seine  Abfassung  bestimmt  nach  Athen  verlegen  dürfen  in  das  3.  Jahrh." 
(Schäfer),  und  dass  er  erst  frühestens  zur  Zeit  des  Poseidonios  entstanden 
sei,  wie  Corssen  unter  Beistimmung,  wie  es  scheint,  von  Üsener  Epicurea 
S.  LVIIf.  (vgl.  C.  29.  A.  216.  220)  darzuthnn  sucht,  davon  kann  schwer- 
lich die  Rede  sein,  s.  dagegen  auch  Gercke  De  consolationibus,  im 
Tiröcin.  philol.  Bonn.,  Berlin  1883.  S.  31.  A.  1.  S.  übrigens  noch  Matthiä 
Loca  nonnulla  e  I.  libro  Tusc.  disp.  cum  locis  Aeschinis  et  Piatonis  com- 
parantur,  Altenburg  1808.  8.  (und  in  Verm.  Schrr.),  welcher  (S.  51)  wie 
nach  ihm  Hermann  S.  418  (vgl.  auch  schon  Wyttenbach  Opusc.  IL 
S.  569.  599)  den  Verf.  für  einen  spätem  Schulphilosophen  erklärt;  ich 
glaube  eher,  dass  er  ein  philosophisch  gebildeter  Rhetor  war  (vgl.  A.  66). 
Der  Eryxias  ist  sehr  merkwürdig  für  die  Geschichte  der  nationalökonomi- 
schen Gedanken.  Aus  dem  massgebenden  Einfluss ,  welchen  die  Tetralogien- 
eintheilung  der  platonischen  Werke  durch  Thrasyllos  frühzeitig  gewami, 
so  dass  unsere  Handschriften  auf  sie  zurückgehen,  erklärt  es  sich,  dass 
alle  diejenigen  Schriften  unter  Piatons  Namen,  welche  er  für  unächt  er- 
klärte und  daher  auch  nicht  in  die  Tetralogien  aufnahm,  hernach  allgemein 
als  unplatonisch  angesehen  und  in  den  Anhang  verwiesen  wurden:  La.  Di. 
III,  62.  vo^svovtccL  dl  tmv  dialoyonv  biioXoyovfisvmg  Midcav  ij  ^InnotQotpos, 
'Effv^ias  7}  *EQaoiaTQatog y  *AXhv<6v,  'jInitpaXoi  rj'  (so  C.  F.  Hermann  a.a.O. 
S.  579  f.  statt  'AniipaXog  oder  *A7ii<paXoi  ij),  £^av(pog,  'A^LOxog,  ^aia%Bg^  Jq- 
HodoHog,  XsXiöaVy  *EßS6fi7i,  'Eninsvidrig.  Wir  besitzen  von  denselben  noch 
ausser  den  schon  genannten  vier  (Eryxias,  Axiochos,  v.  d.  Gerechtigk.  u. 
V.  d.  Tugend)  den  Eisvogel  (AX>iv(6v)  der  auch  unter  den  Werken  des 
Lukianos,  aber  mit  noch  grösserem  Unrecht  steht,  den  Sisjphos  und  den 
Demodokos.     lieber  den  Eisvogel  macht  La.  Di.   zu  seiner  Vorlage  noch 


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3.  Pseudo-Kebee  und  ähnliche  Fälschungen.  23 

verkauft  zu  werden**^),  gehört  auch  das  erhaltene  „Gemälde^' 
(Jllvtt^  unter  dem  Namen  eines  unmittelbaren  Schülers  von 
Sokrates^  des  aus  Piatons  Phaedon  bekannten  Thebaners  Eebes. 

aus  Phaborinos  (a.  v.  Wilamowitz  Epist.  ad  Maass.,  Phüol.  Unters.  111 
S.  143  ff.)  den  Zusatz:  &v  rj  *AX%v(dv  Aiovtds  xivog  elvat  donsCy  %ad'oi  (prjai 
^aßagi^vog  iv  tco  niftmo}  zAv  'AnofivrniovsvfidtoDV  ^  und  Ath.  XI.  506  c  be- 
richtet: mg  xal  ij  ^AXiivav  Aiovtog  tov  'AKadtifiianov ,  cog  (priai  Nfniotg  o 
Niitufvg.  Aber  wir  wissen  von  diesem  Akademiker  Leon  Nichts.  Der 
siebente  Monatstag  (Eßdoiitj)  steht  bei  La.  Di.  II,  125  auch  unter  den 
Dialogen  des  Eebes,  die  ohne  Zweifel  alle  drei  Fälschungen  waren:  tovtov 
(piqovtai  didXoyoi  tQsCg^  i7iVa£  ^Eßdoiiri  ^Q^vixog,  und  es  ist  ein  sehr  un- 
methodischer  Einfall  von  Sittl  Gr.  Litt.  G.  II.  S.  276,  dass  der  Urheber 
wirklich  Kebes  geheissen  habe  und  der  bei  Ath.  lY.  159  d  erwähnte  Kyniker 
dieses  Namens  sei  (s.  A.  66).  Aber  auch  gegen  andere  angeblich  platonische 
Dialoge  erhob  sich  von  einzelnen  Seiten  Zweifel.  So  hinsichtlich  der  Neben- 
buhler sogar  von  Seiten  des  Thraayllos  selbst,  La.  DL  IX,  37.  stnsQ  ot 
'>4vT£^a0Tal  nxdxoüvog  siai,  tpr^üi  BqaüvXXog.  So  sagt  femer  Ath.  unmittelbar 
vor  den  angeführten  Worten  vom  zweiten  Alkibiades:  6  yäq  dsvtsQog  vno 
xivcav  Islsvotp&vxog  slvcci  Xiyszai.  Freilich  gehört  in  Wahrheit  dieser  Dialog 
dem  Xenophon  ebenso  wenig  an^  sondern  ist  sicher  eine  Fälschung.  Vom 
Hipparchos  schreibt  Aelian  V.  H.  VIII,  2:  tt  dri  o  ^Innagxog  TlXdtmvog  ian 
rc5  ovTi.  Den  Minos  hielt  freilich  schon  Aristophanes  von  Byzantion  für 
acht  (La.  Di.  III,  62),  aber  er  fuhrt  den  Nebentitel  nsgl  v6(iov  wie  der 
Hipparchos  nsql  (piXoHsgdovg,  und  diese  beiden  letzteren  Titel  begegnen 
uns  auch  bei  Simon  (La.  Di.  II,  122  f.)  und  bei  Kriton  (La.  Di.  11,  121. 
nsQl  tov  nXsiov  ^xsiv  und  tcbqI  pofiov).  Thatsächlich  sind  beide  Dialoge 
auch  eingangslos,  obgleich  sie  wenigstens  von  Thrasyllos  nicht  zu  den 
'A%iq>aXoi,  gezählt  wurden  und  diese,  wie  die  schon  et  wähnten  (s.  A.  62'') 
erhaltenen  Gespräche  von  der  Gerechtigkeit  und  von  der  Tugend,  daher 
wahrscheinlich  spätere  Nachahmungen  von  ihnen  sind.  Die  beiden  letzt- 
genannten Dialoge  erscheinen  Übrigens  wiederum  im  Yerzeichniss  der 
Schriften  des  Simon  bei  La.  Di.  a.  a.  0.,  der  von  der  Tugend  auch  bei 
Kriton  {otir  ov%  in  tov  iicc^eIv  ot  dycc^ol).  Auffällig  genug  ist  es,  dass 
der  Theages  im  Alterthum  nicht  angezweifelt  zu  sein  scheint.  Aber  auch 
der  erste  Alkibiades  und  der  von  E.  Weber  De  Dione  Chrysostomo,  Leipz. 
Stud.  X.  1887.  S.  189—198  ausfuhrlich,  aber  schwerlich  (was  ich  hier  frei- 
lich nicht  nachweisen  kann)  mit  Erfolg  vertheidigte  grössere  Hippias  und 
selbst  der  im  Ganzen  recht  hübsche  Ion  (vgl.  v.  Wilamowitz  Eurip. 
Herakl.  I.  S.  12.  A.  17)  sind  untergeschobene  Werke,  s.  Zell  er  Zeitschr. 
f.  d.  Alterthumsw.  1861.  S.  256  ff.  Kvfcala  De  Piatonis  qui  fertur 
AIcibiade  L,  Zeitschr.  f.  d.  Ost.  G.  XIV.  1863.  S.  1  —  18  und  die  be- 
treffenden Einleitungen  in  den  Uebersetzungen  von  Schleiermacher 
(der  hier  die  Bahn  brach)  und  Susemihl.  Dass  femer  diejenigen  Schriften, 
welche  in  der  Sammlung  der  Werke  des  Antisthenes  den  10.  und  letzten 
Band  ausmachten  (La.  Di.  VI,  15—18),  nichts  Anderes  als  ein  Anhang 
zweifelhafter  und  unächter  Bücher  waren,  zeigt  Susemihl  Der  Ideal- 
staat  des    Antisthenes   und    die   Dialoge  Archelaos,    Kyros   und  Herakles, 


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24  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Früher,  bis  in  die  Mitte  des  neunzehnten  Jahrhunderts,  fand  man 
viel  Gefallen  an  diesem  kleinen  Machwerk,  wie  die  fast  zahl- 
losen Ausgaben   und   Uebersetzungen  beweisen;  jetzt,   nachdem 


Jahrb.  f.  Phil.  CXXXV.  1887.  S.  207—214  auf  Gnmd  der  A.  62»>  angef. 
SteUe  La.  Di.  II,  61,  nach  welcher  der  kleine  Eyros,  der  kleinere  Herakles 
tmd  der  Alkibiades  Fälschungen  des  Pasiphon  waren,  unter  Beistimmung 
von  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II*,  1.  S.  282.  A.  1.    Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I. 

1888.  S.  257  f.  Danach  war  also  auch  der  Archelaos  (Ath.  V.  220  d) 
untergeschoben,  welchen  Dümmler  Antisthenica  (Halle  1882).  S.  8 — 11 
vielleicht  mit  Recht  für  die  wesentlichste  Vorlage  der  13.  Rede  des  Dion 
Chrysost.  erklärt,  aber  mit  unrecht  für  acht  hält.  Denn  warum  Ersteres 
desshalb  ausgeschlossen  sein  sollte,  weil  Dion,  wie  Hartlich  De  exhor- 
tationum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  et  indole,  Leipz.  Stud. 
XI.  1889.   S.  314  f.  nachweist,   auch   den  pseudo  •  platonischen   Kleitophon 

vgl.  424  R.  mit  407  A.  B)  vor  Augen  gehabt  hat,  vermag  ich  nicht  ein- 
zusehen, und   durch  die  Entgegnung  von  Dümmler  Akademika,   Giessen 

1889.  8.  S.  1 — 33  halte  ich  mich,  was  ich  hier  freilich  nicht  ausführen 
kann,  in  keiner  Hinsicht  für  widerlegt.  Von  Aristippos  waren  wohl  nur 
die  sechs  Diatriben  (La.  Di.  II,  84.  86,  vgl.  Theopomp.  Fr.  279  b.  Ath.  XI. 
508  e.f  und  unten  A.  113)  acht;  in  Bezug  auf  Phaedon  s.  A.  63.  Mit  Un- 
recht gab  daher  einst  Böckh  den  Minos,  Hipparchos  und  die  Dialoge  v. 
d.  Gerechtigk.  u.  v.  d.  Tugend  unter  dem  Namen  des  Simon  heraus: 
Simonis  Socratici,  ut  videtur,  dialogi  IV  de  lege,  de  lucri  cupidine^  de 
iusto  ac  de  virtute.  Additi  sunt  incerti  auctoris  dialogi  Eryzias  et  Axiochus, 
Heidelberg  1810.  8.  S.  dagegen  Stallbaum  De  dialogis  nuper  Simoni 
Socratico  adscriptis,  Leipzig  1841.  4.  Alles,  was  wir  über  diesen  Schuster 
erfahren  (La.  Di.  II,  122),  und  so  denn  doch  wohl  (was  ich  früher  noch 
nicht  anzunehmen  wagte)  seine  Person  selbst  war  ohne  Zweifel  eine  blosse 
dialogische  Erdichtung  des  Phaedon  in  dem  gleichnamigen  Gespräch  (vgl. 
A.  63),  s.  Zeller  Plat.  Stud.  S.  138.  A.  1  und  a.  a.  0.  1I\  1.  S.  242  f 
A.  2.  3.  Auch  bei  Simias  (La.  Di.  II,  124)  kehren  grossentheils  dieselben 
Titel  wieder  wie  bei  Kriton  und  Simon,  und  auch  er  und  Kriton  sind  daher 
aus  der  Zahl  der  Schriftsteller  zu  streichen,  und  es  ist  vielmehr  mit 
C.  F.  Hermann  a.  a.  0.  S.  419.  S.  586.  A.  181  anzunehmen,  dass  die  Ge- 
lehrten, welche  an  den  grossen  Staatsbibliotheken  arbeiteten,  nachdem 
diese  Betrügereien  einmal  in  die  letzteren  eingedrungen  waren  (vgl.  A.  65^), 
zwar  aus  äusseren  und  inneren  Gründen  an  der  Aechtheit  dieser  Mach- 
werke irre  wurden ,  aber  doch  die  erlittene  Täuschung  nicht  geradezu  ein- 
gestehen mochten,  sondern  dieselben  auf  geringere  Schüler  des  Sokrates 
abwälzten,  wobei  sie  denn  im  Hemmrathen  natürlich  auf  verschiedene 
Ergebnisse  kamen.  Nur  zwei  der  fälschlich  unter  Piatons  Namen  um- 
laufenden Dialoge  sind  sicher  voralexandrinischen  Ursprungs,  die  Epinomis 
und  der  vielfach  jetzt  wieder  (s.  dagegen  Zell  er  a.  a.  0.  II*,  1.  S.  480  ff. 
A.  2)  für  acht  angesehene  Menexenos,  vielleicht  auch  (worüber  ich  hier 
nicht  eingehender  reden  kann  und  will)  der  Kleitophon.  Der  erste  Alki- 
biades   stand    als   vermeintlich    acht    platonischer   Dialog   bei    den    Neu- 


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3.  Pasiphon  aus  Eretria  und  Pseudo-Eebes.  25 

man  seinen  wahren  Charakter  und  seine  grosse  Färb-  und  Be- 
deutungslosigkeit erkannt  hat,  bietet  es  nur  noch  ein  geringes 
Interesse  dar^^),  obgleich  es  noch  immer  seine  Liebhaber  hat^^^). 


platonikern  hoch  in  Ansehen:  wir  besitzen  zu  ihm  noch  die  Conimentare 
Ton  Proklos  und  Olympiodoros.  Der  Ion  ist  besonders  herausgegeben  von 
G.  W.  Nitzsch,  Leipzig  1822.  8.  und  von  Knebel,  Coblenz  1833.  8.  mit 
Theages  und  den  Nebenbuhlern.  Wiegan d  Ueber  den  Zweck,  welchen 
Piaton  bei  der  Abfassung  des  Dialogs  Ion  vor  Augen  gehabt,  Allgem. 
SchulzeituDg  1828.  S.  1294  ff.  Heffter  üeb.  Platon's  Ion,  Zeitechr.  t  d. 
Alterthumsw.  1843.  No.  90 f.  Daum  Prolegomena  et  adnotationes  ad 
lonem  Piatonis  dialogum,  Innsbruck  1861.  4.  Hollenberg  Ueber  die 
Kritik  des  Theages,  Zeitschr.  f.  Gymnw.  VII.  1853.  S.  253—268.  Uebers. 
des  grossem  Hippias  von  Qdtz,  Augsburg  1829.  8.  und  der  beiden  Alkib. 
(mit  Menon  u.  Eriton)  von  Gedike,  2.  Aufl.  v.  Ullrich,  Berlin  1821.  8. 
Aeschines  des  Sokratikers  Gespräche  und  Cebes  des  Thebaners  Gemälde 
übers,  v.  Pfaff,  Stuttg.  1827.  16.  (enthalt  den  Dial.  v.  d.  Tugend,  Eryx. 
und  Axiochos,  die  der  Uebersetzer  aber  mit  Ilccht  auch  dem  Aeschines 
abspricht,  während  er  das  Gemälde  für  ein  Werk  des  Kebes  hält).  Hagen 
Observ.  oeconomico-polit.  in  Aeschinis  dialogum,  qui  Eryzias  inscribitur, 
Königsberg  1822.  IL  8.  (mir  nicht  zugänglich).  Böckh  In  Piatonis  qui 
vulgo  fertur  Minoem,  Halle  1806.  8.  Im  Allgem.  s.  bes.  Hermann  a.a.O. 
S.  412—431.  676—598,  dazu  unten  C.  28.  A.  58. 

66^)  Galen,  ad  Hippocr.  de  nat.  hom.  I,  42  (T.  XV.  p.  106  Kübn). 
niflv  yocQ  tovg  iv  'AXe^avÖQtia  %al  IlsQycipLm  ysviad'ai  ßaadeig  inl  nziqaBi 
ßißXüiyif  (piXotifirid'ivtccg,  ovdinm  (dies  ist  freilich  eine  starke  Uebertreibung) 
tf;tvdäg  InByiyqanto  avyyQafifia'  Xafißdvsiv  S'  uQ^aiiivctv  (iia&ov  toiv  noyLt- 
^ovTtov  avtoig  avyy(fa(i(ia  naXatov  tivog  dvdifog^  ovtmg  r}dr}  noXXd  "ipsvdSg 
ini,yQ€eq)0VTsg  inofiiiov.    Vgl.  Suckow  Form  der  plat.  Schriften  S.  162  ff. 

66)  Die  Unächtheit  ergiebt  sich  speciell  aus  c.  33,  wo  Piatons  Gesetze 
(VII.  808  D.  E)  angeführt  werden,  und  c.  13,  wo  vollends  schon  die  Hedoniker, 
Peripatetiker  und  Kritiker  erwähnt  sind.  Wie  beliebt  freilich  das  Schrift- 
chen schon  im  späteren  Alterthum  war,  erhellt  aus  einem  in  einer  Nach- 
zeichnung, die  sich  in  einem  Sammelbande  des  Berliner  Kupferstichcabinets 
findet,  noch  erhaltenen  Relief bruchstück  mit  Darstellungen  aus  demselben, 
8.  Carl  Conr.  Müller  Relief&agment  mit  Darstellungen  aus  dem  Wva^ 
des  Kebes,  Archäol.  Zeitung  XLII.  1884.  Sp.  115—128  uud  dazu  Robert 
S.  127—130,  und  daraus,  dass  Lukianos  zweimal  (de  mercede  cond.  42. 
rhet.  praec.  6)  von  Kebes,  dem  Verfasser  desselben  als  einem  allgemein 
bekannten  Schriftsteller  spricht.  Und  so  sind  denn  allerdings  manche 
Glosseme  eingedrungen,  und  selbst  H.  Sauppe  Gott.  gel.  Anz.  1872. 
S.  776  f.  (s.  u.)  ist  geneigt  an  der  letztem  von  beiden  obigen  Stellen  die 
Worte  ot  d}  *Hdovi%ol^  ot  8\  UsQ^natritiHoi  für  ein  solches  zu  halten,  aber 
wenn  die  Vertheidiger  der  Aechtheit,  wie  Klopfer  De  Cebetis  tabula, 
Zwickau  1818.  1820.  1822.  lU.  4.,  die  crstere  für  interpolirt  erklären,  so 
ist  dies  baare  Willkür.  Im  Uebrigen  s.  A.  65  und  Zell  er  IP,  1.  S.  242. 
A.  6:    „Auch   in   dem    sonstigen  Inhalt   der  Schrift   läset   sich   trotz   der 


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24  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2,  Jahrh. 

Früher,  bis  in  die  Mitte  des  neunzehnten  Jahrhunderts,  fand  man 
viel  Gefallen  an  diesem  kleinen  Machwerk,  wie  die  fast  zahl- 
losen Ausgaben   und   Uebersetzungen  beweisen;  jetzt,   nachdem 


Jahrb.  f.  Phil.  CXXXV.  1887.  S.  207—214  auf  Grund  der  A.  62»»  angef. 
Stelle  La.  Di.  II,  61,  nach  welcher  der  kleine  Kyros,  der  kleinere  Herakles 
nnd  der  Alkibiades  Fälschungen  des  Pasiphon  waren,  unter  Beistimmung 
von  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II*,  1.   S.  282.  A.  1.    Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I. 

1888.  S.  257  f.  Danach  war  also  auch  der  Archelaos  (Ath.  V.  220  d) 
untergeschoben,  welchen  Dum  ml  er  Antisthenica  (Halle  1882).  S.  8 — 11 
vielleicht  mit  Recht  für  die  wesentlichste  Vorlage  der  13.  Rede  des  Dion 
Chrysost.  erklärt,  aber  mit  Unrecht  für  acht  hält.  Denn  warum  Ersteres 
desshalb  ausgeschlossen  sein  sollte,  weil  Dion,  wie  Hartlich  De  exbor- 
tationum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  et  indole,  Leipz.  Stud. 
XI.  1889.   S.  314  f.  nachweist,   auch   den  pseudo- platonischen   Eleitophon 

vgl.  424  R.  mit  407  A.  B)  vor  Augen  gehabt  hat,  vermag  ich  nicht  ein- 
zusehen, und   durch  die  Entgegnung  von  Dümmler  Akademika,   Giessen 

1889.  8.  S.  1—33  halte  ich  mich,  was  ich  hier  freilich  nicht  ausführen 
kann,  in  keiner  Hinsicht  für  widerlegt.  Von  Aristippos  waren  wohl  nur 
die  sechs  Diatriben  (La.  Di.  II,  84.  86,  vgl.  Theopomp.  Fr.  279  b.  Ath.  XL 
508  e.f  und  unten  A.  113)  acht;  in  Bezug  auf  Phaedon  s.  A.  68.  Mit  Un- 
recht gab  daher  einst  Böckh  den  Minos,  Hipparchos  und  die  Dialoge  v. 
d.  Gerech tigk.  u.  v.  d.  Tugend  unter  dem  Namen  des  Simon  heraus: 
Simonis  Socratici,  ut  videtur,  dialogi  IV  de  lege,  de  lucri  cupidine^  de 
iusto  ac  de  virtute.  Additi  sunt  incerti  auctoris  dialogi  Eryxias  et  Axiochus, 
Heidelberg  1810.  8.  S.  dagegen  Stallbaum  De  dialogis  nuper  Simoni 
Socratico  adscriptis,  Leipzig  1841.  4.  Alles,  was  wir  über  diesen  Schuster 
erfahren  (La.  Di.  II,  122),  und  so  denn  doch  wohl  (was  ich  früher  noch 
nicht  anzunehmen  wagte)  seine  Person  selbst  war  ohne  Zweifel  eine  blosse 
dialogische  Erdichtung  des  Phaedon  in  dem  gleichnamigen  Gespräch  (vgl. 
A.  63),  s.  Zeller  Plat.  Stud.  S.  138.  A.  1  und  a.  a.  0.  II*,  1.  S.  242  f. 
A.  2.  3.  Auch  bei  Simias  (La.  Di.  II,  124)  kehren  grossentheils  dieselben 
Titel  wieder  wie  bei  Kriton  und  Simon,  und  auch  er  und  Eriton  sind  daher 
aus  der  Zahl  der  Schriftsteller  zu  streichen,  und  es  ist  vielmehr  mit 
C.  F.  Hermann  a.  a.  0.  S.  419.  S.  585.  A.  181  anzunehmen,  dass  die  Ge- 
lehrten, welche  an  den  grossen  Staatsbibliotheken  arbeiteten,  nachdem 
diese  Betrügereien  einmal  in  die  letzteren  eingedrungen  waren  (vgl.  A.  65^), 
zwar  aus  äusseren  und  inneren  Gründen  an  der  Aechtheit  dieser  Mach- 
werke irre  wurden ,  aber  doch  die  erlittene  Täuschung  nicht  geradezu  ein- 
gestehen mochten,  sondern  dieselben  auf  geringere  Schüler  des  Sokraies 
abwälzten,  wobei  sie  denn  im  Herumrathen  natürlich  auf  verschiedene 
Ergebnisse  kamen.  Nur  zwei  der  fölschlich  unter  Piatons  Namen  um- 
laufenden Dialoge  sind  sicher  voralexandrinischen  Ursprungs,  die  Epinomis 
und  der  vielfach  jetzt  wieder  (s.  dagegen  Zell  er  a.  a.  0.  ll\  1.  S.  480  ff. 
A.  2)  für  acht  angesehene  Menexenos,  vielleicht  auch  (worüber  ich  hier 
nicht  eingehender  reden  kann  und  will)  der  Eleitophon.  Der  erste  Alki- 
biades   stand    als   vermeintlich    acht    platonischer   Dialog   bei   den    Neu- 


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3.  Pasiphon  aus  Eretria  und  Pseudo-Kebes.  25 

man  seinen  wahren  Charakter  und  seine  grosse  Färb-  und  Be- 
deutungslosigkeit erkannt  hat,  bietet  es  nur  noch  ein  geringes 
Interesse  dar^),  obgleich  es  noch  immer  seine  Liebhaber  hat^^**). 


platonikern  hoch  in  Ansehen:  wir  besitzen  zu  ihm  noch  die  Gonimentare 
von  Proklos  und  Olympiodoros.  Der  Ion  ist  besonders  herausgegeben  von 
6.  W.  Nitzsch,  Leipzig  1822.  8.  und  von  Knebel,  Coblenz  1833.  8.  mit 
Theages  und  den  Nebenbuhlern.  Wiegand  Ueber  den  Zweck,  welchen 
Piaton  bei  der  Abfassung  des  Dialogs  Ion  vor  Augen  gehabt,  Allgem. 
SchulzeituDg  1828.  S.  1294 ff.  Heffter  Ueb.  Platon's  Ion,  Zeitschr.  f.  d. 
Alterthumsw.  1843.  No.  90 f.  Daum  Prolegomena  et  adnotationes  ad 
lonem  Piatonis  dialogum,  Innsbruck  1861.  4.  Hollenberg  Ueber  die 
Kritik  des  Theages,  Zeitschr.  f.  Gymnw.  VH.  1853.  S.  263—263.  Uebers. 
des  grossem  Hippias  von  Götz,  Augsburg  1829.  8.  und  der  beiden  Alkib. 
(mit  Menon  u.  Kriton)  von  Qedike,  2.  Aufl.  v.  Ullrich,  Berlin  1821.  8. 
Aeschines  des  Sokratikers  Gespräche  imd  Cebes  des  Thebaners  Gemälde 
übers,  v.  Pfaff,  Stuttg.  1827.  16.  (enthält  den  Dial.  v.  d.  Tugend,  Eryx. 
und  Axiochos,  die  der  Uebersetzer  aber  mit  liccht  auch  dem  Aeschines 
abspricht,  während  er  das  Gemälde  für  ein  Werk  des  Kebes  hält).  Hagen 
Observ.  oeconomico-polit.  in  Aeschinis  dialogum,  qui  Eryxias  inscribitur, 
Königsberg  1822.  II.  8.  (mir  nicht  zugänglich).  Böckh  In  Piatonis  qui 
vulgo  fertur  Minoem,  Halle  1806.  8.  Im  Allgem.  s.  bes.  Hermann  a.a.O. 
S.  412—431.  676—698,  dazu  unten  C.  28.  A.  68. 

66^)  Galen,  ad  Hippocr.  de  nat.  hom.  I,  42  (T.  XV.  p.  106  Kübn). 
fCQlv  yccQ  tovg  iv  'JXs^avdQ(£a  xal  UeffyttfKp  yBvia^ai  ßaaiXstg  inl  %triaet 
ßi§X£a>v  q>iXottfirid'evxccgy  ovdinm  (dies  ist  freilich  eine  starke  Uebertreibung) 
ijfsvdwg  intysyQccnto  avyyqafifia'  XafißdvEi,v  d'  aQ^afiivcnv  (iia^ov  zmv  -KOfii- 
iovxmv  avxoig  avyyQaftpM  nccXaiov  xivog  dvdQog,  ovxag  rjÖr}  noXXd  "tpsvSmg 
iniyQdq)ovxsg  inofii^ov.    Vgl.  Suckow  Form  der  plat.   Schrifben  S.  162  ff. 

66)  Die  Unächtheit  ergiebt  sich  speciell  aus  c.  33,  wo  Piatons  Gesetze 
(VII.  808  D.  £)  angeführt  werden,  und  c.  13,  wo  vollends  schon  die  Hedoniker, 
Peripatetiker  und  Kritiker  erwähnt  sind.  Wie  beliebt  freilich  das  Schrift- 
chen schon  im  späteren  Alterthum  war,  erhellt  aus  einem  in  einer  Nach- 
Zeichnung,  die  sich  in  einem  Sammelbande  des  Berliner  Kupferstichcabineis 
findet,  noch  erhaltenen  Relief bruchstück  mit  Darstellungen  aus  demselben, 
8.  Carl  Conr.  Müller  Belief&agment  mit  Darstellungen  aus  dem  IIlvcc^ 
des  Kebes,  Archäol.  Zeitung  XLII.  1884.  Sp.  116—128  und  dazu  Bobert 
S.  127—130,  und  daraus,  dass  Lukianos  zweimal  (de  mercede  cond.  42. 
rhet.  praec.  6)  von  Kebes,  dem  Verfasser  desselben  als  einem  allgemein 
bekannten  Schriftsteller  spricht.  Und  so  sind  denn  allerdings  manche 
Glosseme  eingedrungen,  und  selbst  H.  Sauppe  Gott.  gel.  Anz.  1872. 
S.  776  f.  (s.  u.)  ist  geneigt  an  der  letztem  von  beiden  obigen  Stellen  die 
Worte  ot  dl  *Hdovi%oi,  ot  dl  nsQinaxrixtHoi  für  ein  solches  zu  halten,  aber 
wenn  die  Vertheidiger  der  Aechtheit,  wie  Klopfer  De  Cebetis  tabula, 
Zwickau  1818.  1820.  1822.  111.  4.,  die  erstere  für  intorpolirt  erklären,  so 
ist  dies  haare  Willkür.  Im  üebrigen  s.  A.  66  und  Zeller  IP,  1.  S.  242. 
A.  6:    „Auch   in   dem    sonstigen  Inhalt   der  Schrift   lässt   sich   trotz    der 


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24  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Früher,  bis  in  die  Mitte  des  neunzehnten  Jahrhunderts,  fand  man 
viel  Gefallen  an  diesem  kleinen  Machwerk,  wie  die  fast  zahl- 
losen Ausgaben   und   Uebersetzungen  beweisen;  jetzt,   nachdem 


Jahrb.  f.  Phil.  CXXXV.  1887.  S.  207—214  auf  Grund  der  A.  62»>  angef. 
Stelle  La.  Di.  II,  61,  nach  welcher  der  kleine  Eyros,  der  kleinere  Herakles 
und  der  Alkibiades  Fälschungen  des  Pasiphon  waren,  unter  BeistimmuDg 
von  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II*,  1.  S.  282.  A.  1.   Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I. 

1888.  S.  257  f.  Danach  war  also  auch  der  Archelaos  (Ath.  V.  220  d) 
untergeschoben,  welchen  Dum  ml  er  Antisthenica  (Halle  1882).  S.  8 — 11 
vielleicht  mit  Recht  für  die  wesentlichste  Vorlage  der  13.  Rede  des  Dion 
Chrysost.  erklärt,  aber  mit  Unrecht  für  acht  hält.  Denn  warum  Ersteres 
desshalb  ausgeschlossen  sein  sollte,  weil  Dion,  wie  H artlich  De  exhor- 
tationum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  et  indole,  Leipz.  Stud. 
XI.  1889.   S.  314  f.  nachweist,   auch  den  pseudo  •  platonischen   Eleitophon 

vgl.  424  R.  mit  407  A.  B)  vor  Augen  gehabt  hat,  vermag  ich  nicht  ein- 
zusehen, und   durch  die  Entgegnung  von  Dümmler  Akademika,   Giessen 

1889.  8.  S.  1—33  halte  ich  mich,  was  ich  hier  freilich  nicht  ausführen 
kann,  in  keiner  Hinsicht  für  widerlegt.  Von  Aristippos  waren  wohl  nur 
die  sechs  Diatriben  (La.  Di.  II,  84.  86,  vgl.  Theopomp.  Fr.  279  b.  Ath.  XL 
508  e.f  und  unten  A.  113)  acht;  in  Bezug  auf  Phaedon  s.  A.  68.  Mit  Un- 
recht gab  daher  einst  Böckh  den  Minos,  Hipparchos  und  die  Dialoge  v. 
d.  Gerech tigk.  u.  v.  d.  Tugend  unter  dem  Namen  des  Simon  heraus: 
Simonis  Socratici,  ut  videtur,  dialogi  IV  de  lege,  de  lucri  cupidine^  de 
iusto  ac  de  virtute.  Additi  sunt  incerti  auctoris  dialogi  Eryxias  et  Axiochus, 
Heidelberg  1810.  8.  S.  dagegen  Stallbaum  De  dialogis  nuper  Simoni 
Socratico  adscriptis,  Leipzig  1841.  4.  Alles,  was  wir  über  diesen  Schuster 
erfahren  (La.  Di.  U,  122),  und  so  denn  doch  wohl  (was  ich  früher  noch 
nicht  anzunehmen  wagte)  seine  Person  selbst  war  ohne  Zweifel  eine  blosse 
dialogische  Erdichtung  des  Phaedon  in  dem  gleichnamigen  Gespräch  (vgl. 
A.  63),  s.  Zeller  Plat.  Stud.  S.  138.  A.  1  und  a.  a.  0.  11*,  1.  S.  242  f. 
A.  2.  3.  Auch  bei  Simias  (La.  Di.  II,  124)  kehren  grossentheils  dieselben 
Titel  wieder  wie  bei  Kriton  und  Simon,  und  auch  er  und  Eriton  sind  daher 
aus  der  Zahl  der  Schriftsteller  zu  streichen,  und  es  ist  vielmehr  mit 
C.  F.  Hermann  a.  a.  0.  S.  419.  S.  585.  A.  181  anzunehmen,  dass  die  Ge- 
lehrten, welche  an  den  grossen  Staatsbibliotheken  arbeiteten,  nachdem 
diese  Betrügereien  einmal  in  die  letzteren  eingedrungen  waren  (vgl.  A.  65^), 
zwar  aus  äusseren  und  inneren  Gründen  an  der  Aechtheit  dieser  Mach- 
werke irre  wurden ,  aber  doch  die  erlittene  Täuschung  nicht  geradezu  ein- 
gestehen mochten,  sondern  dieselben  auf  geringere  Schüler  des  Sokraies 
abwälzten,  wobei  sie  denn  im  Herumrathen  natürlich  auf  verschiedene 
Ergebnisse  kamen.  Nur  zwei  der  fälschlich  unter  Piatons  Namen  um- 
laufenden Dialoge  sind  sicher  voralexandrinischen  Ursprungs,  die  Epinomis 
und  der  vielfach  jetzt  wieder  (s.  dagegen  Zeller  a.  a.  0.  H*,  1.  S.  480  ff. 
A.  2)  für  acht  angesehene  Menexenos,  vieUeicht  auch  (worüber  ich  hier 
nicht  eingehender  reden  kann  und  will)  der  Eleitophon.  Der  erste  Alki- 
biades   stand    als   vermeintlich    acht    platonischer   Dialog   bei    den    Neu- 


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3.  Pasiphon  aus  Eretria  und  Pseado-Eebes.  25 

man  seinen  wahren  Charakter  und  seine  grosse  Färb-  und  Be- 
deutungslosigkeit erkannt  hat,  bietet  es  nur  noch  ein  geringes 
Interesse  dar*^,  obgleich  es  noch  immer  seine  Liebhaber  hat*®^). 


platonikem  boch  in  Anseben:  wir  besitzen  zu  ibm  noch  die  Gonimentare 
Ton  Proklos  und  Olympiodoros.  Der  Ion  ist  besonders  beransgegeben  von 
6.  W.  Nitzsch,  Leipzig  1822.  8.  und  von  Knebel,  Coblenz  1833.  8.  mit 
Theages  und  den  Nebenbuhlern.  Wiegand  Ueber  den  Zweck,  welchen 
Piaton  bei  der  Abfassung  des  Dialogs  Ion  Tor  Augen  gehabt,  Allgem. 
SchulzeituDg  1828.  S.  1294 ff.  Heffter  üeb.  Platon's  Ion,  Zeitschr.  f.  d. 
Alterthumsw.  1843.  No.  90 f.  Daum  Prolegomena  et  adnotationes  ad 
lonem  Piatonis  dialogum,  Innsbruck  1861.  4.  Hollen berg  Ueber  die 
Kritik  des  Theages,  Zeitschr.  f.  Gymnw.  VH.  1863.  S.  263—263.  Uebers. 
des  grossem  Hippias  von  Götz,  Augsburg  1829.  8.  und  der  beiden  Alkib. 
(mit  Menon  u.  Kriton)  Ton  Gedike,  2.  Aufl.  y.  Ullrich,  Berlin  1821.  8. 
Aeschines  des  Sokratikers  Gespräche  und  Cebes  des  Thebaners  Gemälde 
übers,  v.  Pfaff,  Stuttg.  1827.  16.  (enthält  den  Dial.  v.  d.  Tugend,  Eryx. 
und  Axiochos,  die  der  Uebersetzer  aber  mit  Recht  auch  dem  Aeschines 
abspricht,  während  er  das  Gemälde  für  ein  Werk  des  Kebes  hält).  Hagen 
Observ.  oeconomico-polit.  in  Aeschinis  dialogum,  qui  Eryxias  inscribitur, 
Königsberg  1822.  II.  8.  (mir  nicht  zugänglich).  Böckh  In  Piatonis  qui 
Tiilgo  fertur  Minoem,  Halle  1806.  8.  Im  Allgem.  s.  bes.  Hermann  a.a.O. 
S.  412—431.  676—598,  dazu  unten  C.  28.  A.  68. 

65^)  Galen,  ad  Hippocr.  de  nai  hom.  I,  42  (T.  XV.  p.  106  Kühn). 
nglv  ycc(f  TO^ff  iv  'Jl8^avdQf^  nal  i7£^a/ta>  ysvsad'ai  paaiXetg  inl  xTTjtfft 
ßißXiatv  q>iXotttirid'4vtccg^  ovdinm  (dies  ist  freilich  eine  starke  Uebertreibung) 
tffsvdag  imyBYQunto  ovyyqafifia'  Xafißdv8i,v  d'  dQ^u^ivmv  (na^ov  zmv  xoftt- 
iovzmv  avToig  avyyqaftiia  naXatov  xivoq  dvdQos^  ovtag  rjSri  ytoXXä  ^svSäg 
iniyQatpovxsg  inofii^ov.    Vgl.  Suckow  Form  der  plat  Schriften  S.  162  fl*. 

66)  Die  Unächtheit  ergiebt  sich  speciell  aus  c.  33,  wo  Piatons  Gesetze 
(VII.  808  D.E)  angeführt  werden,  und  c.  13,  wOTollends  schon  die  Hedoniker, 
Peripatetiker  und  Kritiker  erwähnt  sind.  Wie  beliebt  freilich  das  Schrift- 
chen schon  im  späteren  Alterthum  war,  erhellt  aus  einem  in  einer  Nach- 
zeichnung, die  sich  in  einem  Sammelbande  des  Berliner  Kupferstichcabineis 
findet,  noch  erhaltenen  Relief bruchstück  mit  Darstellungen  aus  demselben, 
8.  Carl  Conr.  Müller  Belief&agment  mit  Darstellungen  aus  dem  Iliva^ 
des  Kebes,  Archäol.  Zeitung  XLII.  1884.  Sp.  116—128  und  dazu  Bobert 
S.  127 — 130,  und  daraus,  dass  Lukianos  zweimal  (de  mercede  cond.  42. 
rhet.  praec.  6)  Ton  Kebes,  dem  Verfasser  desselben  als  einem  allgemein 
bekannten  Schriftsteller  spricht.  Und  so  sind  denn  allerdings  manche 
Glosseme  eingedrungen,  und  selbst  H.  Sauppe  Gott.  gel.  Anz.  1872. 
S.  776  f.  (s.  u.)  ist  geneigt  an  der  letztem  von  beiden  obigen  Stellen  die 
Worte  ot  d^  *H8ovi%ol^  ot  dh  UsQinatriziHoi  für  ein  solches  zu  halten,  aber 
wenn  die  Vertheidiger  der  Aechtheit,  wie  Klopfer  De  Cebetis  tabula, 
Zwickau  1818.  1820.  1822.  III.  4.,  die  erstere  für  interpolirt  erklären,  so 
ist  dies  baare  Willkür.  Im  üebrigen  s.  A.  66  und  Zell  er  IP,  1.  S.  242. 
A.  6:    „Auch   in   dem   sonstigen  Inhalt   der  Schrift   lässt   sich   trotz   der 


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26  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

4.  Die  Zyniker  und  Bion  der  Borysthenit. 
Philiskos  von  Aegina^   Sohn   des   Onesikritos  und  gleich 
seinem   Vater    und    seinem    Bruder    Androsthenes    Schüler    des 


Farblosigkeit  des  Ganzen  der  Standpunkt  und  Geschmack  einer  späteren  Zeit 
in  der  stoischen  Moral,  der  Polemik  gegen  die  falsche  Bildung  und  den 
weit  ausgesponnenen  Allegorien  kaum  verkennen,  und  wenn  sie  Drosihn 
Die  Zeit  des  Uiva^  Kißrirog  (unvoll,  herausg.  von  Dietlein),  Neustettin 
1873.  4.  mit  Recht  der  stoischen  oder  kjnischen  Schule  zuweist,  so  wird 
sie  wohl  auch  von  ihren  Anhängern  erst  ein  jüngerer,  etwa  aus  dem 
1.  Jahrb.  vor  oder  nach  Chr.  verfasst  haben 'S  Ebenso  urtheilen  über  die 
Entstehungszeit  auch  Andere,  und  auch  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  S.  298 
scheint  dieselbe  nicht  früher  zu  setzen,  und  Eondyles  Tivo^  Kißtitos  6 
77^ya£;  in  'Etprjiieqlg  tmv  ^tlofue^^mv  XXVI,  2,  Athen  1878.  S.  183—186 
und  Sakellarios  (s.  u.)  entscheiden  sich  für  die  (älteste)  römische  Kaiserzeit. 
Ich  kann  die  kleine  Schrift  nach  dem  Bemerkten  für  so  jung  nicht  halten: 
ihr  Verfasser  braucht  ja  gar  nicht  Mitglied  einer  Philosophenschule  ge- 
wesen zu  sein;  ich  halte  ihn  eher  gleich  den  Urhebern  der  pseudoplatoni- 
schen Briefe  für  einen  philosophisch  angehauchten  Bhetor,  und  dann 
erklärt  sich  wohl  Alles,  auch  wenn  das  Schriftchen  schon  im  3.  Jahrb. 
entstand,  wie  ausser  Jerram  (s.  u.)  auch  Usener  bei  Carl  Cour.  Müller 
Philol.  Bdsch.  IV.  1884.  Sp.  1422  f.  mit  Hinweisung  darauf  annimmt,  dass 
im  Axiochos  366  £  neben  Anderen  die  nqninoi  und  ye^ifiitgai  als  Lehrer 
der  Jugend  hervorgehoben  werden  gerade  wie  in  der  obigen  Stelle  c.  13 
(s.  indessen  A.  65).  Jedenfalls  ist,  wie  Hagen  und  C.  C.  Müller  a.  a.  0. 
Sp.  1422  bemerkt  haben,  der  Eryxias  nachgeahmt  nicht  bloss  in  dem  fast 
gleichlautenden  Anfang,  sondern  auch  sonst,  schwerlich  umgekehrt  dies 
Schriftchen  im  Eryxias.  Es  ist  übrigens  vollständig  nur  in  der  arabischen 
üebersetzung  von  Ibni  MuskweYh  aus  dem  11.  Jahrb.,  die  von  El  ich- 
mann, Leiden  1640  und  Suavi  Ef feudi,  Paris  1873  herausgegeben  ist 
(vgl.  Wenrich  De  auctorum  Graecorum  versionibus  et  commentariis  Sy- 
riacis  etc.,  Leipz.  1842.  S.  85  ff.  114  ff.)  erhalten,  in  den  griechischen  Hand- 
schriften fehlt  der  Schluss  (c.  42.  48),  in  zweien  CK  sogar  schon  von 
40,  2  ab,  die  ältste  und  beste  A  (P*  »  Paris.  858  aus  dem  14.  Jahrb., 
8.  C.  C.  Müller  a.  a.  0.  Sp.  1419)  reicht  vollends  nur  bis  ins  23.  Cap. 
hinein.  Die  alten  lateinischen  Uebersetzungen  von  v.  Questenberg  (Cod. 
Monac.  924)  und  Odaxius,  Bologna  1497  sind  ohne  kritischen  Werth, 
denn  beide  sind  aus  C  oder  ganz  ähnlicher  Quelle  geflossen.  Ein  Gleiches 
gilt  von  den  beiden  ältsten  Ausgaben,  einer  Aldina,  Ven.  um  1503.  8. 
und  einer  wahrscheinlich  von  Zacharias  Eallierges  vermuthlich  in 
Rom  um  1517.  8.  besorgten,  von  denen  diese  aus  einem  noch  erhaltenen 
Codex  Corsinianus  (K),  jene  aus  einer  ähnlichen  Handschrift  stammt.  In 
der  Folge  ward  der  kleine  Dialog  wiederholt  mit  dem  Encheiridion  des 
Epiktetos  herausgegeben,  so  von  Oporinus,  Basel  1547,  Hieron.  Wolf, 
Basel  1561  u.  ö.  (s.  C.  C.  Müller  Z.  f.  d.  Ost.  G.  XXX.  S.  246  f.),  Berkel, 
Leiden  1670,  welcher  den  Schluss  nach  Elichmanns  lateinischer  Wieder- 
gabe der  arab.  Uebers.  hinzufügte,  worin  ihm  andere  Ausgaben  nachfolgten. 


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4.  Kyniker.    Philiskos.  27 

Diogenes  von  Sinope*^),   soll  Dialoge  geschrieben  haben  ®^)  und 
ward  von   gewisser   Seite  als   der   wahre  Urheber  jener  sieben 


Erheblich  waren  die  von  Jac.  Gronov,  Amsterdam  1689,  welcher  bereits 
A  nnd  zwei  jüngere  Pariser  Codices  BC  (?**•*'),  freilich  ungenügend,  be- 
nutzte, auch  von  Meibom,  nach  dessen  Tode  besorgt  von  Bei  and,  Leiden 
1711  (mit  Epikt.  Ench.)  und  besonders  die  grosse  von  Schweighäuser, 
Strassburg  1798  (zugleich  mit  einer  kleinem),  2.  Aufl.  1806.  12.,  dann  sind 
die  von  Koraes  Paris  (b.Didot)  1826  (mit  Epikt.  u.  Kleanthes)  und  Dübner 
(mit  Theophr.  Char.  u.  A.),  Paris  (b.  Didot)  1840  zu  nennen.  Gelinde  ge- 
sagt, recht  mittelmässig  ist  die  von  Drosihn,  Leipzig  1871.  8.,  der  dann 
noch  die  auch  nicht  besonders  erheblichen  von  L^cluse,  Par.  1877.  12. 
Jerram,  Oxf.  u.  Lond.  1878.  8.  Sakellarios,  Athen  1880.  8.  folgten. 
Zu  einer  methodischen  Textrecension  hat  erst  H.  Sauppe  in  seiner  treff- 
lichen Rec.  von  Drosihns  Ausg.  a.  a.  0.  S.  769  ff.,  die  imgleich  werthvoUer 
als  letztere  selbst  ist,  einige  Striche  gezeichnet,  dann  mit  Hülfe  umfassen- 
der Vorarbeiten  C.  C.  Müller  De  arte  critica  Gebetis  tabulae  adhibenda, 
Würzburg  1878.  8.  (Doctordiss.) ,  bei  welchem  man  auch  über  die  hier 
nicht  erwähnten  Ausgaben  Auskauft  findet,  allseitig  den  Grund  zu  legen 
gesucht.  Von  seinen  beiden  Recensenten  H.  Müller  Phil.  Anz.  IX.  1879. 
S.  266—270  und  Knöll  Zeitschr.  f.  d.  ösi  G.  XXIX.  1878.  S.  97—102 
billigt  der  erstere  seine  Ergebnisse  im  Wesentlichen  vollständig,  während 
der  letztere  dieselben,  so  weit  sie  neu  sind,  fast  ebenso  Tollständig  be- 
streitet C.  0.  Müller  Zur  Kritik  des  Kebes,  Z.  f.  d.  5st.  G.  XXX.  1879. 
S.  241 — 252  yertheidigt  sie  gegen  diesen  Angriff,  vgl.  die  kurze  Replik 
Ton  Enöll  Z.  Er.  des  E.  ebendas.  S.  635  f.  So  viel  scheint  sicher,  dass 
von  dem  gemeinsamen  Archetypos  derjenige  Codex,  aus  welchem  die 
arabische  Uebersetzung  geflossen  ist,  der  ältste  und  beste  Abkömmling 
war,  bis  zu  welchem  unsere  Eunde  reicht,  und  dass  alle  unsere  Codices 
von  einer  Nebenlinie  desselben  abstammen,  und  zwar  die  übrigen  nicht 
von  A;  ob  aber  alle  aus  dem  nächstältesten  V  (Vatic.  112  auch  noch  aus 
dem  14.  Jahrb.),  wie  C.  C.  Müller  dargethan  zu  haben  glaubt,  erscheint, 
ich  will  nicht  sagen  falsch,  aber  doch  zweifelhaft.  Für  den  ersten  Theil 
reicht  man  mit  der  arabischen  Uebers.  und  mit  A  meistens  ans,  für  den 
zweiten  neben  ersterer  V  allein  zu  gebrauchen  erscheint  dagegen  somit 
nicht  rathsam.  Auf  der  andern  Seite  aber  hat  wenigstens  mich  die  Er- 
örterung Y.  C.  C.  Müller  trotz  aller  Einwendungen  Enölls  davon  über- 
zeugt, dass  es  wahrscheinlich  gar  keinen  Codex  M,  aas  dem  man  das 
Variantenverzeichniss  bei  Meibom  entnommen  glaubte  und  Enöll  noch 
glaubt,  gegeben  habe,  sondern  dies  Verzeichniss  Tielmehr  vermuthlich  aus 
A  und  anderen  Handschriften  und  aus  Coi^ecturen  zusammengeflossen  sei. 
Zu  diesen  anderen  Handschriften  rechnet  C.  C.  Müller  mit  Recht  auch  C 
(pc  =a  Paris.  1774  aus  dem  16.  Jahrb.),  da  mit  dieser  von  c.  81  ab  von 
allen  anderen  Codices  vielfach  abweichenden,  aber,  wie  Müller  Z.  Er. 
S.  242  f.  zeigt,  keineswegs,  wie  Enöll  meinte,  besseren  Handschrift  M 
allein  stimmt  und  auch  (s.  o.)  gleich  Meiboms  Text  nicht  weiter  reicht 
als  CE.    Diejieneste  deutsche  Uebers.  von  Erauss  (mit  dem  Schlüsse  aus 


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28  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

angeblich  von  Diogenes  verfassten  Tragödien  bezeichnet*^).  Sie 
waren  natürlich  nicht  zur  Aufführung  bestimmt  und  dienten  zur 
Vertheidigung  kynischer  Lehren  und  Paradoxien,  so  der  Thyestes 
oder  Atreus  zu  der  der  Erlaubtheit  des  Genusses  von  Menschen- 
fleisch'^),  der  Oedipus  wahrscheinlich''^)  zu  der  der  mit  der 
Weibergemeinschaft  im  kynischen  Idealstaat,  wie  ihn  Diogenes 
entworfen  hatte '^'*),  zusammenhängenden  Erlaubtheit  der  Blut- 
schande. 

dem  Arabischen  yon  Fr.  Müller),  Wien  1882.  8.  kenne  ich  nur  aus  der 
Rec.  V.  C.  C.  Müller  Phil.  Rdsch.  IV.  1884.  Sp.  1417—1425  (wo  auch  die 
neuste  Litteratur  nachgetragen  ist).  Der  schwedische  Uebersetzer  Frigell, 
Upsala  1878.  8.  und  L^cluse  halten  noch  den  Eebes  für  den  wirklichen 
Verfasser,  während  doch  jeder  Zug  der  Schrift  dem  Bilde  widerspricht, 
welches  Piaton  von  diesem  scharfsinnigen,  durch  seinen  früheren  Lehrer 
Philolaos  (Plat.  Phaed.  61 D)  auch  pythagoreisch  gebildeten  Dialektiker  giebt. 
Kritische  Beiträge  gaben  noch  Hertlein  Jahrb.  f.  Ph.  XCV.  1867.  S.  482 
und  Eontos  im  Bulletin  de  corresp.  hell.  11.  1878.  S.  233 — 236  (mir  nicht 
zugänglich).  —  Schaber  Ueber  das  Gemälde  des  Kebes,  Constanz  1862.  8. 
ist  mir  nur  dem  Titel  nach  bekannt.     Ausserdem  s.  A.  65  z.  E. 

66^)  Wie  aus  A.  66  zu  ersehen  ist.  S.  H.  Müller  a.  a.  0.  S.  269: 
„den  liebenswürdigen  kleinen  Cebes'*. 

67)  La.  Di.  VI,  75.  vgl.  84  (s.  C.  21.  A.  19.  20).  Suid.  ^atanog  mit 
der  chronologisch  unmöglichen  Behauptung  6  didd^ag  ygäfufiata  'AXi^avÖQov 
tov  Ma%ed6va  und  dem  Zusatz,  dass  Uermippos  ihn  vielmehr  als  Schüler 
des  Stilpon  bezeichnete,  was  er  ja  später  wirklich  geworden  sein  mag. 

68)  Suid.  iyQaipe  ducXoyovgy  &v  iött  KoÖQog. 

69)  La.  Di.  VI,  80.  tä  te  zqaytodaQui  tpriaiv  6  ZdtvQog  ^iXianov  bIvocl 
TOV  Alyivrixov  yvmQCfiov  tov  Jioyivovg,  vgl.  73  (s.  Anm.  62).  lulian.  Or.  6.  7. 
p.  181  c.  210  c.  212  a  (der  sie  noch  selbst  kannte).  Die  Titel  stehen  bei 
La.  Di.  80  und  in  alphabetischer  Ordnung  bei  Suid.  Jcoyivrjg:  'AxtXlsvg, 
*EXivrj,  *Hga7iXrjgy  Sviatrjg,  MridBia,  Oldinovg,  Xqvainnog,  S.  Welcker 
Gr.  Tr.  IlL  S.  1036  ff.  u.  bes.  Meineke  Exero.  in  Athen.  L  8.  46—49. 
AnaL  crit.  in  Athenaei  Deipn.  S.  305-309.  Nauck  F.  T.  G.  S.  627—629. 
«S.  807—809.  E.  Weber  a.  a.  0.  S.  142—166.  Philodem,  n^ql  xmv  tpiXo- 
öOfpoav  Vol.  Herc.  Coli.  pr.  VIII.  Col.  XIV  führt  unter  dem  Namen  des 
Diogenes  neben  dem  Oedipus  den  Atreus  an,  wahrscheinlich  =  Thyestes, 
8.  Gomperz  Eine  verschollene  Schrift  des  Eleanthes,  der  „Staat**  und  die 
sieben  Tragödien  des  Cynikers  Diogenes,  Z.  f.  d.  österr.  G.  XXIX.  1878. 
S.  262—256  (weicherden  Diogenes  selbst  für  den  Verfasser  hält).  Dümmler 
Antisthenica  (Halle  1882).    S.  67  f. 

70)  La.  Di.  73. 

71)  Wie  Dümmler  a.  a.  0.  S.  68  richtig  bemerkt. 

71*»)  In  der  Schrift  TJoXLtBÜx,  deren  Aechtheit  schon  durch  Kleanthes 
bei  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XUl  bezeugt  ist,  s.  Gomperz  a.  a.  0.  S.  256. 
Dümmler  a  a.  0.  S.  66 f.  und  unten  A.  196,  andrerseits  s..A.  377. 


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4.  Kyniker.    Krates.  29 

Krates  von  Theben"),  Sohn  des  Askondas,  gleichfalls  ein 
Schüler  des  Diogenes  ^^)  und  neben  diesem  nächst  Antisthenes 
jedenfalls  der  bedeutendste  unter  den  Eynikem,  Ton  Aussehen^ 
wie  es  heisst^  hässlich  und  missgestaltet ^^)^  verschenkte^  seitdem 
er  sich  zu  ihnen  bekehrt  hatte,  sein  ansehnliches  Vermögen ''^), 
und  seine  Braut,  die  schone  und  reiche  Hipparchia  aus  Maroneia 
in  Thrakien,  folgte  ihm  trotz  seiner  Abmahnungen  als  Gattin  in 
sein  freiwilliges  Bettlerleben '^).  Er  lehrte  offenbar  zwar  nicht 
ausschliesslich'^,  aber  doch  vorwiegend  in  Athen'*),  vielleicht 
in  dem  alten  Sitze  der  Kyniker,  dem  Kynosarges'^).  Ein  fein- 
gebildeter Mann,  stellte  er  doch,  nach  den  Anekdoten  über  diesen 
Gegenstand*^)  zu  schliessen,  die  kynische  Roheit  in  gesuchter 
Weise  zur  Schau.  Wenn  seine  Blüte  Ol.  113  =  328—324  an- 
gesetzt ward*^),  so  kann  dies  annähern^  richtig  sein,  falls  das 
hohe  Alter,  welches  er  erreichte *^^),  ein  ungewöhnlich  hohes 
war,  denn  er  überlebte  noch  den  Stilpon  und  Menedemos  und 


72)  S.  über  ihn  La.  Di.  VI,  86  ff.  u.  d.  Art.  b.  Suid.  Nach  lolian.  Or. 
6.  200b  hatte  Plutarchos  sein  Leben  beschrieben.  Posthumns  De  Gratete 
Cynico,  Groningen  1823.  8.  steht  mir  nicht  zn  Gebote.  E.  Wellmann 
Art.  Krates  in  d.  Encykl.  v.  Ersch  u.  Gruber. 

73)  Nach  Hippobotos  b.  La.  Di.  86  des  jüngeren  Bryson,  eines  Achäers 
ans  der  megarischen  Schnle,  den  er  vielleicht  früher  wirklich  gehört  haben 
mag.  Vgl.  Said.  a.  a.  0.  ^^njff  Jioyivovg  %al  BQvamvog  tov  Uxcctov, 
u.  d.  W.  *InnaQx{a:  Bgvatovog  fict^tiig  tov  'Axatov  rj  ojg  ttvsg  Jcoyivovg. 

74)  La.  Di.  91.  Apul.  Flor.  II,  14. 

76)  La.  Di.  87  f.  Plut.  vit.  aer.  al.  8.  831  E  f.  Apnl.  a.  a.  0.  de  mag. 
22.    Philostr.  V.  Apoll.  I,  13,  2.     Simpl.  in  Epict.  Ench.  p.  64  W. 

76)  La.  Di.  96  ff.  vgl.  Eratosth.  ebend.  88.  Apul.  a.  a.  0.  Snid.  Kg. 
Said.  *Inn,  nennt  angeblich  von  ihr  folgende  Schriften:  ^yQa'tffS  (pilooocpovg 
imo^iasig  %aC  ttva  imxiiQrjfiata  xal  ngotäasig  tcqog  Ss6da>Q0v  tov  ini- 
ulri^ivta  *'A^bov  (vgl.  La.  Di.  97  u.  die  andern  Anm.  6  angef.  Stellen). 

77)  La.  Di.  90  h  S^ßccig  .  .  .  oV'  d'  iv  KoQCv^(p  %.  r.  X.  Dazu  der  Vor- 
gang in  Eretria  II,  131. 

78)  La.  Di.  II,  117—119.    VI,  87.  90.  93.  94.    VII,  3  ff. 

79)  Gewiss  nicht  in  der  Akademie:  bei  Teles  p.  29,  9  Hense  ist  slg 
a%aSr)pLiav  wohl  mit  Eossignol  und  Hense  zu  streichen,  jedenfalls  schon 
nach  dem  Obigen  nicht  mit  Wilamowitz  S.  300.  A  10  in  slg  Kadfieiav 
zu  verwandeln,  s.  Überdies  Hense  Telet.  reliqu.  S.  XXIV f.    Vgl.  A.  82. 

80)  La.  Di.  II,  117-119.  VI,  88  ff.  94.  97  (s.  aber  Zeller  S.  327.  A.  2). 
VII,  3  ff 

81)  La.  Di.  VI,  87.  Entsprechend  die  der  Hipparchia  Ol.  111  (Suid. 
*/««.). 

81^)  La.  Di.  VI,  92  f.  98. 


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28  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

angeblich  von  Diogenes  verfassten  Tragödien  bezeichnet*^).  Sie 
waren  natürlich  nicht  zur  Aufführung  bestimmt  und  dienten  zur 
Vertheidigung  kynischer  Lehren  und  Paradoxien,  so  der  Thyestes 
oder  Atreus  zu  der  der  Erlaubtheit  des  Genusses  von  Menschen- 
fleisch'^);  der  Oedipus  wahrscheinlich'^)  zu  der  der  mit  der 
Weibergemeinschaft  im  kynischen  Idealstaat,  wie  ihn  Diogenes 
entworfen  hatte '^'*),  zusammenhängenden  Erlaubtheit  der  Blut- 
schande. 

dem  Arabischen  Ton  Fr.  Müller),  Wien  1882.  8.  kenne  ich  nur  aus  der 
Eec.  V.  C.  C.  Müller  Phil.  Rdsch.  IV.  1884.  Sp.  1417—1426  (wo  auch  die 
neuste  Litteratur  nachgetragen  ist).  Der  schwedische  Uebersetzer  Fr  ig  eil, 
Upsala  1878.  8.  und  L^cluse  halten  noch  den  Eebes  für  den  wirklichen 
Verfasser,  während  doch  jeder  Zug  der  Schrift  dem  Bilde  widerspricht, 
welches  Piaton  von  diesem  scharfsinnigen,  durch  seinen  früheren  Lehrer 
Philolaos  (Plat  Phaed.  61 D)  auch  pythagoreisch  gebildeten  Dialektiker  giebt. 
Kritische  Beiträge  gaben  noch  Hertlein  Jahrb.  f.  Ph.  XCV.  1867.  S.  482 
und  Eontos  im  Bulletin  de  corresp.  hell.  II.  1878.  S.  233 — 236  (mir  nicht 
zugänglich).  —  Schaber  Ueber  das  Gemälde  des  Kebes,  Constanz  1862.  8. 
ist  mir  nur  dem  Titel  nach  bekannt.    Ausserdem  s.  A.  65  z.  E. 

66^)  Wie  aus  A.  66  zu  ersehen  ist.  S.  H.  Müller  a.  a.  0.  S.  269: 
„den  liebenswürdigen  kleinen  Gebes'*. 

67)  La.  Di.  VI,  76.  Tgl.  84  (s.  C.  21.  A.  19.  20).  Suid.  ^aianog  mit 
der  chronologisch  unmöglichen  Behauptung  6  didd^ag  ygcififiata  'AXi^avdQOv 
Tov  MaxeSova  und  dem  Znsatz,  dass  Uermippos  ihn  vielmehr  als  Schüler 
des  Stilpon  bezeichnete,  was  er  ja  später  wirklich  geworden  sein  mag. 

68)  Suid.  iygaips  SuiXoyovgy  mv  hti  KoBgog. 

69)  La.  Di.  VI,  80.  xa  xt  xQccyatSaQui  (prjairV  6  Iaxxvqoq  ^iXianov  elvai 
xov  Alyivrixov  yvmQifiov  xov  dioyivovg,  vgl.  73  (s.  Anm.  62).  lulian.  Or.  6.  7. 
p.  181  c.  210  c.  212  a  (der  sie  noch  selbst  kannte).  Die  Titel  stehen  bei 
La.  Di.  80  und  in  alphabetischer  Ordnung  bei  Suid.  Jioysvrjg:  UxMsvg^ 
*EAivri,  ^HQa-nXfjg,  Svioxr^g,  Mi^dna,  OlBinovg,  Xgvainnog,  S.  Welcker 
Gr.  Tr.  IlL  S.  1036 fP.  u.  bes.  Meineke  Exerc.  in  Athen.  L  S.  46—49. 
Anal.  crit.  in  Athenaei  Deipn.  S.  306--309.  Nauck  F.  T.  G.  S.  627—629. 
*S.  807—809.  E.  Weber  a.  a.  0.  S.  142—166.  Philodem,  negl  xav  tpiXo- 
a6q>mv  Vol.  Herc.  Coli.  pr.  VIII.  Col.  XIV  führt  unter  dem  Namen  des 
Diogenes  neben  dem  Oedipus  den  Atreus  an,  wahrscheinlich  =  Thyestes, 
8.  Gomperz  Eine  verschollene  Schrift  des  Eleanthes,  der  „Staat**  und  die 
sieben  Tragödien  des  Cynikers  Diogenes,  Z.  f.  d.  österr.  G.  XXIX.  1878. 
S.  262—266  (welcher  den  Diogenes  selbst  für  den  Verfasser  hält).  Dümmler 
Antisthenica  (Halle  1882).     S.  67  f. 

70)  La.  Di.  73. 

.71)  Wie  Dümmler  a.  a.  0.  S.  68  richtig  bemerkt. 

71^)  In  der  Schrift  UoXix^Ca^  deren  Aechtheit  schon  durch  Eleanthes 
bei  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XIII  bezeugt  ist,  s.  Gomperz  a.  a.  0.  S.  266. 
Dümmler  a  a.  0.  S.  66 f.  und  unten  A.  196,  andrerseits  s..A.  377. 


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4.  Kyniker.     Krates.  29 

Krates  von  Theben"),  Sohn  des  Askondas,  gleichfalls  ein 
Schüler  des  Diogenes  ^^)  und  neben  diesem  nächst  Antisthenes 
jedenfalls  der  bedeutendste  unter  den  Kjmikem,  von  Aussehen, 
wie  es  heisst,  hässlich  und  missgestaltet ^^)^  verschenkte^  seitdem 
er  sich  zu  ihnen  bekehrt  hatte,  sein  ansehnliches  Vermögen'^), 
und  seine  Braut,  die  schone  und  reiche  Hipparchia  aus  Maroneia 
in  Thrakien,  folgte  ihm  trotz  seiner  Abmahnungen  als  Gattin  in 
sein  freiwilliges  Bettlerleben '^).  Er  lehrte  offenbar  zwar  nicht 
ausschliesslich'^,  aber  doch  vorwiegend  in  Athen'*),  vielleicht 
in  dem  alten  Sitze  der  Kyniker,  dem  Kynosarges'^).  Ein  fein- 
gebildeter Mann,  stellte  er  doch,  nach  den  Anekdoten  über  diesen 
Gegenstand*^)  zu  schliessen,  die  kynische  Roheit  in  gesuchter 
Weise  zur  Schau.  Wenn  seine  Blüte  Ol.  113  =  328—324  an- 
gesetzt ward*^),  so  kann  dies  annähern^  richtig  sein,  falls  das 
hohe  Alter,  welches  er  erreichte *^^),  ein  ungewöhnlich  hohes 
war,  denn  er  überlebte   noch  den   Stilpon  und  Menedemos  und 


72)  S.  über  ihn  La.  Di.  VI,  85  ff.  n.  d.  Art.  b.  Suid.  Nach  Inlian.  Or. 
6.  200  b  hatte  Plntarchos  sein  Leben  beschrieben.  Posthumus  De  Gratete 
Cynico,  Groningen  1823.  8.  steht  mir  nicht  zu  Gebote.  E.  Well  mann 
Art.  Krates  in  d.  Encykl.  v.  Ersch  n.  Gruber. 

73)  Nach  Hippobotos  b.  La.  Di.  86  des  jüngeren  Bryson ,  eines  Achäers 
aus  der  megarischen  Schule,  den  er  Tielleicht  früher  wirklich  gehört  haben 
mag.  Vgl.  Said.  a.  a.  0.  imc^trig  dioysvovg  xal  BQvamvog  tov  'A%aioVy 
u.  d.  W.  ^InnaQiUii  BQvaoDVog  fia^trjg  tov  'Jxaiov  tj  oog  tivsg  Jioysvovg. 

74)  La.  Di.  91.  Apul.  Flor.  II,  14. 

75)  La.  Di.  87  f.  Flut.  yit.  aer.  al.  8.  831  E  f.  Apul.  a.  a.  0.  de  mag. 
22.    Philostr.  V.  Apoll.  I,  13,  2.     Simpl.  in  Epict.  Ench.  p.  64  W. 

76)  La.  Di.  96  ff.  vgl.  Eratosth.  ebend.  88.  Apul.  a.  a.  0.  Suid.  Kq. 
Suid.  *Inn.  nennt  augeblich  von  ihr  folgende  Schriften:  ^ygaips  cpiXoaocpovg 
wtod-sasig  %aC  tiva  inixstrQrjfiaxa  %al  nQOxaasig  nQog  Ssodcagov  tov  ini- 
jilri^ivta  "A^sov  (vgl.  La.  Di.  97  u.  die  andern  Anm.  6  angef.  Stellen). 

77)  La.  Di.  90  iv  Sri^aig  .  ,  ,  o1  d'  iv  KoQCv^(p  %,  t.  X.  Dazu  der  Vor- 
gang in  Eretria  II,  131. 

78)  La.  Di.  II,  117—119.    VI,  87.  90.  93.  94.    VII,  3  ff. 

79)  Gewiss  nicht  in  der  Akademie:  bei  Teles  p.  29,  9  Hense  ist  slg 
dxadTjfi^av  wohl  mit  Eossignol  und  Hense  zu  streichen,  jedenfalls  schon 
nach  dem  Obigen  nicht  mit  Wilamowitz  S.  300.  A  10  in  cfg  Kadgisiav 
zu  verwandeln,  s.  überdies  Hense  Telet.  reliqu.  S.  XXIV f.     Vgl.  A.  82. 

80)  La.  Di.  II,  117-119.  VI,  88  ff.  94.  97  (s.  aber  Zeller  S.  327.  A.  2). 
VII,  3  ff. 

81)  La.  Di.  VI,  87.  Entsprechend  die  der  Hipparchia  Ol.  111  (Suid. 
*/««.). 

81^)  La.  Di.  VI,  92  f.  98. 


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30  Zweites  Capitcl.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

kann  mithin  frühestens  erst  kurz  vor  270  gestorben  sein^).  Er 
ward  in  seiner  Heimat  Bootien  begraben  ®^).  Ob  die  Briefe  unter 
seinem  Namen  acht  waren,  ist  zweifelhaft^).  Jedenfalls  dichtete 
auch  er  kynische  Tragödien®^),  so,  wie  es  scheint,  einen  Herakles, 
welcher  hier  als  Vertreter  des  kynischen  Weltbürgerthams  auf- 
trat*^), und  allerlei  kleine  satirische  und  moralische  Gedichte 
(JloUfyvia)  theils  in  Hexametern,  theils  in  elegischen  Distichen, 
theüs  in  Trimetern,  in  welchen  die  Parodie,  und  zwar  in  den 
hexametrischen  natürlich  die  homerische,  eine  Hauptrolle  spielte. 
In  einer  der  letzteren  beschrieb  er,  wie  die  Bruchstücke  lehren, 
in  Nachahmung  der  homerischen  Nekyia  seine  Hinabfahrt  als 
Lebender  in  den  Hades  und  hechelte  in  dieser  Form  die  in  den 
letzten  Zeiten  verstorbenen  Philosophen  durch,  deren  Schatten  er 
dort  erblickt  habe,  wie  ^en  Menedemos,  Asklepiades  von  Phlius, 
Stilpon  und  den  uns  ganz  unbekannten  Mikkylos^^). 


82)  S.  A.  87.  Vgl.  auch  die  „Neckereien"  mit  Stilpon  bei  La.  Di.  II, 
117  ff.  (vgl.  Anm.  36.  80)  and  seine  „Reibungen  mit  Menedemos  in  desden 
späteren  Jahren"  La.  Di.  U,  131,  vgl.  VI,  91.  Bei  Teles  p.  29,  6  ff.  (vgl. 
A.  79)  wird  er  noch  dem  Ptolemaeos  (Philadelphos)  als  Zeitgenosse  gegen- 
übergestellt, 8.  Hense  a.  a.  0.  S.  XXVII. 

83)  La.  Di.  VI,  98. 

84)  Dagegen  spricht,  wenn  man  die  Unächtheit  der  angeblich  platoni- 
schen bedenkt,  die  Vergleichong  mit  diesen,  La.  DI.  98.  (pigstoct  dh  xov 
KgatriTog  ßißXCov  'EniaxoXai^  iv  atg  icQiaza  (piXocotpst,  xriv  Xb^iv  ^isxiv  oxk 
naQanXriaiwg  IJXdxtovi.  Die  uns  überkommenen  (Epistologr.  Gr.  S.  208— 
217  Herch.)  sind  ein  spätes  Machwerk. 

85)  La.  Di.  a.  a.  0.  yey^tps  tial  xQuytpdiag  vtpriXoxatov  ^^ot/aa^  (piXo- 
aotpCag  %aifa%xfiqa. 

86)  S.  Dümmler  a.  a.  0.  S.  68  f.  La.  Di.  a.  a.  0.  theilt  nämlich  Verse 
aus  einer  Tragödie  des  Erates  mit,  welche  allem  Anscheine  nach  gleichen 
Ursprunges  mit  denen  sind,  welche  Plut  de  ezil.  5.  600  F  aus  einer  Tragödie 
Herakles,  ohne  Nennung  des  Dichters,  anführt. 

87)  Die  er  also  alle  überlebte.  Im  üebrigen  s.  Bergk  P.  L.  G.  II*.  S.  364 ff. 
und  besonders  Wachsmuth  Sillogr.  Gr.*  S.  72  f.  192  ff.  Elegisch  warder 
Hjmnos  auf  die  EvxiXsia  (Fr.  2  Bergk),  iambisch  die  '£917^^  (Fr  15), 
8.  lulian.  Or.  VI.  199  A.  La.  Di.  86.  Die  Gesammtbezeichnung  Uaiyvia 
geben  La.  Di.  86.  lulian.  a.  a.  0.  199  C;  satirae  nennt  sie  Apul.  Flor.  20. 
p.  34,  4  Krüger  (wo  Bohde  Rh.  Mus.  XL.  S.  112  f.  Xenocrates  richtig  in 
Grates  verbessert  hat),  lieber  Fr.  14  b.  La.  Di.  92  s.  Meineke  Erates  des 
Cynikers  Schwanengesang ^  Philologns  XII.  1857.  S.  369.  Ausserdem  s.  noch 
Hill  er  Zu  den  Fragmenten  des  Kynikers  Krates,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIII. 
1886.  S.  249 — 252  und  über  die  Benutzung  von  dem  Vortrage  des  Prodikos 
über  die  Uebel  des  Lebens  in  einer  seiner  Schriften  oben  A.  64. 


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4.  Kyniker.    Monimos.  Metrokies.  31 

Monimos  von  Syrakus,  Sklave  eines  korintluschen  Wechslers, 
ward  von  seinem  Herrn  fortgejagt,  als  er  dessen  Geld  in  seiner 
Begeisterung  für  die  Lehre  des  Diogenes  aus  dem  Fenster  zu 
werfen  anfing,  schloss  sich,  hernach  auch  dem  Krates  an  und 
verfasste  gleichfalls  üaiyvia^),  dazu  zwei  Prosaschrifteu,  einen 
Jlgo^QS^tcMog  und  2  Bücher  ycsgl  og^civ^^). 

Metrokies  aus  Maroneia,  Bruder  der  Hipparchia,  war 
Schüler  des  Xenokrates  und  des  Theophrastos  gewesen^)  und 
stand  im  Begriffe  sich  wegen  eines  Unterleibsübels  auszuhungern, 
als  sein  Schwager  Krates  ihn  auf  acht  kynische  Weise  von  die- 
sem Vorhaben  abbrachte  und  für  die  kynische  Secte  gewann  ^^). 
Er  verbrannte  hierauf  seine  Nachschriften  der  Vorträge  des 
Theophrastos,  angeblich  auch  seine  eignen  Schriften^*).  Die 
parodischen  Verse  jedoch,  welche  er  dabei  gesprochen  haben 
soll,  lassen  auf  ähnliche  poetische  Erzeugnisse  wie  bei  Krates, 
Monimos  und  Bion  schliessen,  welche  sich  auch  später  noch  er- 
halten hatten.  Auch  war  er  allem  Anschein  nach  der  Erste, 
welcher  Chreien  (XQetai)  schrieb®*),  d.  h.  eine  Zusammenstellung 
von  Schlagworten  und  schlagfertigen  Handlungen  älterer  Meister 
der  Schule  und  den  zugehörigen  Anekdoten,  eine  Schriftstellerei, 
welche  sehr  natürlich  aus  dem  Kreise  der  Kyniker  entsprangt) 
und  von  ihnen  dann  auch  auf  die  Stoiker  übergingt). 


8S)  anovS^  XsXri^Ca  iisfivyfiiva  La.  Di.  VI,  83.  DasB  in  diesen 
naCyvia  anch  die  von  Clem.  Protr.  27  B  (MüUer  P.  H.  G.  IV.  S.  464) 
angefahrte  d'avfji>aaCa)v  awaycnyri  zu  Sachen  sei  (Wilamowitz  Com- 
mentariolam  gramm.  IL,  GreifäW.  1880.  S.  9),  will  mir  nicht  einleuchten: 
ich  halte  sie  einfach  fQr  eine  Prosaschrift  eines  andern  gleichnamigen 
Verfassers. 

89)  La.  Di.  VI,  82  f.  —  Ebend.  84  werden  als  Schüler  des  Diogenes 
noch  genannt  Menandros  mit  dem  Beinamen  dqvftog,  ^otvfiaaTTjg  ^Ofii^gov 
und  Hege  Sias  von  Sinope. 

90)  Tel.  b.  Stob.  Flor.  XCVII,  3l  (II,  214,  23 ff.  Mein.  p.  29,  11  ff. 
Hense). 

91)  La.  Di.  VI,  94.  Ob  es  wahr  oder  wiederum  von  Hermippos  er- 
funden ist,  dass  er  später  sich  doch  erhängte,  um  den  Beschwerden  des 
Alters  ein  Ende  zu  machen  (Diog.  95),  lasse  ich  dahingestellt. 

92)  Hekaton  bei  La.  Di.  VI,  96,  vgl.  C.  32.  A.  25. 

93)  Wilamowitz  Antig.  v.  K.  S.  106.  A.  6.  Dümmler  S.  70.  S.  La. 
Di.  VI,  83  (Anekdote  von  Diogenes). 

94)  S.  darüber  Dümmler  a.  a.  0. 

95)  S.  über  Metrokies  noch  A.  5.  46.     Plnt.  an  vitios.  3.  499  A. 


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32  Zweites  Capitel.     Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Bion  von  Borysthenes^^)  war  nach  seiner  eignen  Aussage^**) 
von  der  niedrigsten  Herkunft,  Sohn  eines  Freigelassenen,  welcher 


96)  Hoogyliet  De  Bione  Borysthenita,  Leiden  1821.  4.  Bossignol 
Fragmenta  Bionis  Borysthenitae  philosophi,  Paris  1830.  (Beides  mir  nicht 
zugänglich).  F.  V.Fritzsche  ütrum  Bion  Borysthenites  facem  ad  satnras 
inveniendas  Menippo  praetolerit  anne  Lucilio,  Aasg.  des  Lakian.  II,  2. 
Prolegg.  S.  XL— XLIV.  Wachsmath  Sillographomm  Graecomm  reli- 
quiae*.  S.  73—77,  vgl.  S.  67  AT.  Hense  Teletis  reliquiae,  Freibnrg  i.  B. 
1889.  8.  S.  XL  VI  ff.  Susemihl  Zu  den  Biographien  des  Bion  und  des 
Pittakos  bei  Laertios  Diogenes,  Jahrb.  f.  Ph.  CXLI.  1890.  S.  187—191. 
Dass  die  Biographie  bei  La.  Di.  IV,  46  ff.  dem  B.  feindselig  und  grossen- 
theils  unglaubwürdig  sei,  behaupteten  Bohde  Gr.  Born.  S.  250  f.  Anm. 
und  Wachsmuth  beziehungsweise  mit  Becht,  s.  Hense  S.  XL  VI — L;  in 
Wahrheit  gilt  dies  indessen,  wie  Hense  S.  L — LIil  ausführt,  nur  von  dem 
letzten  Theil  derselben  und  auch  von  diesem  nur  theil weise,  und  zwar 
nicht  schon,  wie  er  annimmt,  von  §.  51.  ovxog  yaQ  x.  t.  l.  (s.  A.  99),  son- 
dern erst  von  §.  52.  ^v  61  nal  ^BaTQinog  ab  bis  §.  54.  ^ag  'Avxiyovog — 
dniatnXB,  Schon  Bahnsch  De  Diog.  L.  fontibus,  Gumbinnen  1868.  8. 
8.  29  hat  erkannt,  dass  diese  Biographie  aus  zwei  verschiedenen  Quellen 
zusammengebracht  ist,  und  nach  §.  28  vgl.  m.  51  (s.  A.  98.  99)  muss  man, 
wie  es  scheint,  annehmen,  dass  die  erste  derselben  das  Werk  jenes  Ge- 
schichtschreibers der  Akademie  war^  welche  auch  für  die  Darstellung  von 
Polemon,  Erates  dem  Akademiker,  Erantor,  Arkesilaos  bei  La.  Di.  und  bei 
Philod.  im  Ind.  Acad.  die  letzte  gemeinsame  Quelle  gewesen  ist  (s.  A.  544. 
665°).  Wenn  diese  meine  Vermuthung  das  Bichtige  trifft,  so  hatte  auch 
die  von  Spengel  Philologus  Snpplem.  II.  S.  541  aufgestellte  Behauptung, 
dass  bei  letzterem  Col.  XXI  von  B.  die  Bede  sei,  von  vorn  herein  ungleich 
mehr  Wahrscheinlichkeit,  als  ihr  Bücheier  z.  d.  St.  und  Hense  S.  LV 
einräumen,  und  Hense  scheint  übersehen  zu  haben,  was  sich  inzwischen 
herausgestellt  hat,  dass  jener  Geschichtschreiber  der  Akademie  mindestens 
schon  vorher  den  B.  unter  den  Schülern  des  Akademikers  Erates  mit  auf- 
geführt hatte,  s.  Gomperz  Die  herkul.  Biographie  des  Polemon  (s.  A. 544). 
S.  149,  vgl.  unten  A.  574.  Man  wird  hiemach  um  so  mehr  zu  urtheilen 
haben,  dass  diese  erste  Quelle,  und  zwar  (s.  A.  105)  mit  Einschluss  der 
Apophthegmensammlungen  47—51  wirklich  bis  zu  den  obigen  Worten  in 
52  reicht,  jedoch  mit  Ausnahme  der  beiden  Zusätze  in  52,  des  spöttischen 
%a\  xC —  anci^Biav^  und  xcera  itav  —  aofpioxsvovzog  (s.  A.  99),  die  allerdings 
(s.  Hense  S.  LH.  LXVII)  aus  der  zweiten  Quelle  stammen.  S.  über  dies 
Alles  Susemihl  a.  a.  0.  Aber  auch  der  Urheber  der  letzteren,  dem  aller- 
dings Zell  er  S.  342.  A.  2  zu  viel  vertraut,  bietet  manches  ganz  Bichtige 
(s.  Hense  S.  tVII— LIX),  und  er  hat,  wie  es  scheint  (doch  s.  A.  104*»), 
nicht  eigne  Erdichtungen  gemacht,  sondern  nur  Gerüchten  und  fremden 
Erfindungen  zu  willig  sein  Ohr  geliehen  und  wirkliche  Thatsachen  in  ein 
für  B.  möglichst  ungünstiges  Licht  gestellt  Die  (übrigens  von  ersterem 
mit  Zurückhaltung  ausgesprochene)  Vermuthung  von  Hense  S.  Ulf.  und 
B.  Heinze  De  Horatio  Bionis  imitatore,  Bonn  1889.  8.  (Doctordiss.).  S.  5. 


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4.  Kyniker.    Bion.  33 

mit  Salzfischen  handelte,  und  eines  ehemaligen  Freudenmädctens^'), 
und  als  dann  der  Vater  unverzollte  Waaren  einschmuggelte,  ward 
die  ganze  Familie  wieder  zu  Sklaven  verkauft.  Ihn  selbst  kaufte 
ein  Rhetor,  welcher  an  dem  hübscheu  und  begabten  Knaben  und 
Jüngling  Gefallen  fand  und  sein  ganzes  Vermögen  demselben 
hinterliess.  Bion  ging  nun  mit  dieser  Erbschaft  nach  Athen 
und  ergab  sich  dort  dem  Studium  der  Philosophie,  jedenfalls  in 
den  letzten  Jahrzehnten  des  vierten  Jahrhunderts.  Zuerst  hielt 
er  sich,  wenn  wir  recht  berichtet  sind,  zur  Akademie  und  hörte 
wahrscheinlich  den  Xenokrates,  dann  ging  er  zu  den  Kynikem, 
und   zwar  wahrscheinlich   dem   Krates  über^^,   darauf  ward   er 

A.  1 ,  dass  in  den  Worten  63  f.  ^v  Sh  noXvteXrjg  —  donm  (loi  nsnovd'svai 
eine  Entlehnung  aus  Ariatippos  nsql  naXaiag  tgvfprjg  (s.  C.  11.  A.  82  ff.) 
enthalten  sei,  ist  sehr  wahrscheinlich,  nur  aber  muss  sie  auf  53.  flg  to 
dnoxq^c^ai  —  riSoväg  xal  und  68  f.  %aCxoi  tivag  —  nsnov&ivai.  beschränkt 
und  diese  Worte  als  ein  späteres,  nicht  von  dem  ursprünglichen  Verfasser 
dieses  Stücks  herrührendes  Einschiebsel  angesehen  werden,  und  ein  Gleiches 
gilt,  wie  es  scheint,  auch  von  der  allerdings  aus  anderer  Quelle  geflossenen 
Zwisohenhemerkung  über  B.'s  Thätigkeit  in  Rhodos  63.  iviots  xal  (pav- 
taaiav  —  n^qi^XiitTog  7}v,  s.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  188  f.  A.  7.  Ob  übrigens 
der  Urheber  des  Uebrigen  gerade  ein  Stoiker  war,  wie  Hense  S.  LUI 
meint,  ist  doch  sehr  ungewiss. 
96»>)  S.  A.  108. 

97)  Vgl.  Nikias  t.  Nikaea  b.  Ath.  XIII.  691  f.  Bionv  o  Bo^a^svitrjg  tpao- 
ao(pog  ha^ifocg  fjv  vtog  'OXvfi^iag  Accitccivag. 

98)  Nach  La.  Di.  28.  61  hörte  er  yielmehr  den  Akademiker  Krates, 
was  aber,  wie  Zeller  a.  a.  0.  darlegt  und  Hense  S.  LIY  anerkennt, 
chronologisch  unmöglich  ist.  Sehr  Terfehlt  ist  die  Einwendung  TOn  Hirzel 
Unters,  z.  Cic.  philos.  Schrr.  II.  S.  60.  A.  2  und  Wachsmuth  a.  a.  0. 
S.  73  f.,  denn  die  Quelle  ist  offenbar  61  dieselbe  wie  23,  und  dann  ist  es 
eben  die  A.  96  bezeichnete^  und  auf  dieser  Verwechselung  beruht  die  Stelle 
des  B.  bei  La.  Di.  nicht  bloss  unter  den  Akademikern,  sondern  auch  un- 
mittelbar hinter  Arkesilaos  und  der  Umstand,  dass  61  unter  seinen  Lehrern 
einzig  und  allein  der  kynische  nicht  genannt  und  23  sogar  von  seiner  kynischen 
Bildung  gar  nicht  gesprochen,  sondern  gesagt  wird  (?gl.  auch  A.  24),  er 
sei  später  „der  Theodoreer*'  genannt  worden  nach  seiner  Secte  (vgl.  dazu 
auch  A.  108):  dniXtns  (KQcitrig)  .  .  .  (ict&Tjtccg  iXXoylfiovgy  mv  'AQusaiXaov  .  .  . 
xffl  Blmva  xov  Bo(fvad'Bv{triVj  vcteQov  dl  0Bo8(6ifeLOv  dnb  ti^g  cct(fioe<og  im,- 
nccXovfievov  y  nsgl  ov  .  .  .  Xi^ofisv  ixofiivmg  'AQyieoiXocov ,  s.  Hense  S.  LIV  f. 
Da  er  nun  aber  nach  der  so  weit  gewiss  glaubwürdigen  Anekdote  §.  10 
(s.  A  100)  den  Xenokrates  noch  persönlich  kannte  und  hernach  angriff', 
und  da,  wenn  er  zuerst  einen  Akademiker  hörte,  sein  dritter  Lehrer  Theo- 
doros  aber  doch  schon  vor  306  Athen  verlassen  musste  (s.  A.  7),  jener 
Akademiker  eben  nur  der  erst  814  gestorbene  Xenokrates  gewesen  sein 
kann,    so   halte    ich   den   auf   der   Annahme    einer   Doppelverwechsel ang 

SusBMiHL,  griech.-alex.  Liti-Gesoh.    I.  ^ 


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34  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Schüler  des  Kyrenaikers  Theodoros  und  zuletzt  des  Theophrastos^^). 
Mehr  witziger  Litterat  als  eigentlicher  Philosoph  ^*^),  in  vieler 
Hinsicht  ein  ähnlicher  Mann  wie  Voltaire*®^),  durchzog  er  dann 
als  Wanderlehrer  die  Städte,  wirkte  unter  anderen  in.  Rhodos ^^*) 
und  lebte  eine  Zeit  lang  auch  am  Hofe  des  Antigonos  Gonatas 
zugleich  mit  den  Stoikern  Persaeos  und  Philonides  und  mit  beiden 
in  lebhafter  Eifersüchtelei.  Sie  bewogen,  wie  es  heisst,  den 
Konig  zu  der  Frage  nach  seiner  Herkunft,  auf  welche  er  un- 
umwunden die  obige  Antwort  ertheilte  und  dem  Fürsten  empfahl 
ihn  um  so  mehr  als  selbstgemachten  Mann  zu  ehren.  In  Wahr- 
heit handelte  es  sich  indessen  hiebei  nicht  um  ein  mündliches 
Gesprach,  sondern  diese  Nachricht  ist  aus  einem  litterarischen 
Sendschreiben  geflossen,  welches  er,  durch  die  Spöttereien  und 
Zuträgereien  der  beiden  Stoiker  über  diesen  Gegenstand  gereizt, 
an  den  König  richtete  und  dann  auch  weiter  veröffentlichte^®'). 
An  Persaeos  rächte  er  sich  übrigens  hernach  durch  ein  Wort- 
spiel^®'**).  In  der  Folge  hielt  er  jedenfalls  auch  in  Athen,  wohl 
noch  nach  250  Vorträge^®*).     Endlich  starb  er  nach   schwerer 

beruhenden  obigen  Sachverhalt  fOr  den  wahrscheinlichsten;  nnd  schwerlich 
kann  jene  einfache  Verwechselung  zwischen  den  beiden  Erates  das  Richtige 
sein,  so  dass  B.  in  Wahrheit  nie  einen  Akademiker  gehört  hätte,  wofür 
Hense  sich  zu  entscheiden  geneigt  ist,  wenigstens  ist  es  nicht  leicht  sich 
vorzustellen,  wie  dieselbe  dann  hätte  entstehen  können. 

99)  La.  DL  61  f.  oitog  rrjv  aqxriv  filv  n(forjQsCto  (so  Hirzel  f.  nagri- 
xBiro)  Tff  'AHudrifiaind y  *a^*  ov  xqovov  1]%ovs  Kgcctriros'  slt'  inavsÜtro 
trjv  KvvixiiV  dymyriv  Xaßmp  rgißtova  xal  nrJQav  (%al  xi  yuq  aXXo  iistsa'KBva' 
asv  avtov  ngog  dnad'Eiav])'  in8tta  inl  ta  GsodooQfia  fisxriXd's  6uc%ov6ag 
Ssodmqov  tov  d^iov  %aTd  nav  elSog  Xoyov  aotpictevovtog'  fitd"'  ov  Sfo- 
fpQoiatov  dirinovcs  tov  nsqinaTrjtt%ov, 

100)  Zell  er  a.  a.  0.  S.  bes.  La.  Di.  10.  üyLmntopLBvog  vnh  Bünvog  ovx 
^(prj  (S8vo%(fdt7ig)  ccvtm  dnOHQivsCa&ai'  ßr^d^  ydg  xriv  xgaymdiav  vno  xr^g 
%a>u<pd£ag  ctKontofiivrjv  dno%gC(SB(Dg  d^iovv  u.  A.  109.  So  wenig  Hense 
S.  LXXIX  es  Wort  haben  will,  länft  doch  anch  seine  eigne,  mit  Recht 
günstigere  Darstellung  des  B.  schliesslich  hierauf  hinaus. 

101)  Hirzel  a.  a.  0.  S.  60.        102)  La.  Di.  4*9.  63  (vgl.  A.  96). 

103)  Wie  Hirzel  a.  a.  0.  und  Hense  S.  LXXII  f.  richtig  sahen. 
Letzterer  zeigt,  dass  sich,  abgesehen  von  der  Hauptstelle  La.  Di.  46 f. 
(u.  s.  A.  97),  noch  einige  weitere  Spuren  und  Reste  von  diesem  Schrifbchen 
erhalten  haben. 

103^)  Ath.  IV.  162  d,  vgL  A.  263. 

104)  Wenigstens  wenn  Strab.  L  16  (s.  C.  16.  A.  8)  sich  genau  aus- 
drückt, ward  B.  (wie  gegen  Zeller  bemerkt  sei)  von  Eratosthenes  als 
einer  von  den  zu  dessen  Zeit  in  Athen  blühenden  Philosophen  bezeichnet. 
Vgl.  A.  109. 


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4.  Kyniker.    Bion.  35 

Krankheit,  zu  deren  Erleichterung  ihm  Antigonos  zwei  Diener 
als  Pfleger  schickte,  in  Chalkis  ^®*  **).  Im  Wesentlichen  war  und 
blieb  er  stets  ein  Kyniker,  aber  von  laxerer  Observanz  wie  in 
der  Lehre  so  erst  recht  im  Leben ^^°),  und  wenn,  wie  wir  sahen, 
die  damaligen  Kyrenaiker  Theodoros  und  Hegesias  in  verschie- 
dener Weise  der  kyrenaischen  Lehre  eine  Wendung  gaben,  durch 
welche  sie  sich  der  kynischen  annäherte,  so  kam  ihnen  Bion  als 
Schüler  des  ersteren  wiederum  von  kynischer  Seite  überaus  stark 
entgegen  ^^'^),  dergestalt,  dass  er  sogar  den  Aristippos  mit  unter 
seine  Vorbilder  aufnahm  ^^*®).  Ohne  Zweifel  hatte  er  seine  Frei- 
geisterei ^®*')  schon  in  der  Schule  des  Krates,  aber  doch  noch 
mehr  in  der  des  Theodoros ^^^)  eingesogen,  und  wenn  er  von 
einer  gewissen  Frivolität  nicht  freizusprechen  ist*®***),  so  hatte 


104  *>)  So  weit  ist  kein  Grund  der  Er^Jilung  bei  La.  Di.  54  za  miss- 
trauen;  im  Uebrigen  aber  verdient  die,  wenn  nicht  geradezu  erfundene, 
80  doch  ausdrücklich  aaf  ein  blosses  in  Chalkis  verbreitetes  Gerücht  (mg 
itpacTiov  ot  iv  Xalnidi)  sich  berufende  Nachricht,  als  habe  ihn  in  diesen 
seinen  Leiden  Beae  wegen  seines  Atheismus  angewandelt,  und  er  habe 
nun  zn  kindischem  Aberglauben  gegriffen  (vgl.  Zeller  S.  377.  A.  1),  keinen 
Glauben,  s.  Hense  S.  XLYIff. 

104«)  S.  Hense  S.  LXff.  vgL  S.  XXXIV  f.  ^ 

104d)  S.  Hense  S.  XLI-XLVH. 

104«)  La.  Di.  ü,  77  (s.  A.  105).  Bion  b.  Ps.-Plut  de  lib.  educ.  10.  7  D 
▼gl.  m.  Aristipp.  b.  La.  Di.  II,  79.  (Schwerlich  hat  Horat.  Ep.  I,  2,  28  un- 
mittelbar, wie  Eiessling  Goniectan.  spec.  IV,  Greifswald  1887.  4.  S.  ILE  ff., 
meint,  aus  letzterm,  sondern  vielmehr  aus  ersterm  geschöpft,  vgl.  A.  114). 
Weiteres  bei  Hense  S.  LXVIf.    VgL  Anm.  108«. 

1040  Ueber  seine  Spöttereien  gegen  die  Wahrsager  s.  La.  Di.  IV,  50 
und  Mened.  bei  La.  Di.  II,  185.  VgL  auch  Plot.  de  superstit.  7.  168  D.E 
n.  dazu  Hense  S.  XLVIIf. 

1048)  Es  ist  darchaas  nicht  unrichtig,  wenn  es  bei  La.  Di.  IV,  54  aus 
der  zweiten  Quelle  heisst:  noXXa  Sh  %al  d^mxBQov  ngoastpigsto  tots  ofi^i- 
lotf(Fc,  tovto  SsoddQBiov  unoXavaagj  nur  ist  das  xotg  oiiktlovai  in  sehr  be- 
BchiAnktem  Sinne  zu  fassen  und  das  nolXd  sehr  zu  ermässigen,  B.  war 
vielmehr  mit  seinen  Meinungsäusserungen  in  dieser  Hinsicht  klug  zurück- 
haltend, s.  La.  Di.  II,  117.  Hense  S.  LXIIf.  Wir  wissen  daher  auch  nicht, 
ob  er  bloss  an  die  Volksgötter  nicht  glaubte,  was  ebenso  gut  wie  theo- 
dorisch, auch  kynisch,  ja  platonisch  und  aristotelisch  war,  oder  mit  Theo- 
doros bis  zum  unbedingten  Atheismus  fortging ,  was  in  der  That  ein  starker 
Abfall  vom  ächten  Eynismos  gewesen  wäre. 

104^)  Man  vgl.  besonders  den  Ausspruch  über  das  Heirathen  La.  Di. 
IV,  48  und  über  die  drei  Schülerclassen  bei  Stob.  Ekl.  IL  p.  218,  löfF.W. 
Hense  S.  LXI.  Am  Meisten  belastend  ist  sein  Tadel  des  Sokrates  La.  Di. 
49,  aber  s.  A.  106. 

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56  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

er  nach  dieser  Richtung  hin  in  dem  letzteren  einen  schlimmen 
Lehrmeister.  Bei  Theophrastos  zogen  ihn  sicher  vorwiegend 
dessen  Charakterstudien  an^®*^),  doch  ist  kein  Grund  zu  der  An- 
nahme ^^^);  dass  die  milde  peripatetische  Moral  ohne  Einfiuss 
auf  ihn  geblieben  wäre.  In  seinen  ohne  Zweifel  glänzenden 
mündlichen  Vorträgen  und  in  seinen  schriftlichen  „Diatriben"^^^) 
waren  anmuthiger^^^**)  Ernst  und  derbe  Komik  in  eigenthüm- 
licher  Weise  mit  einander  gemischt,  und  eben  diese  Mischung 
hat  den  sehr  erheblichen  Einfiuss  der  letzteren  auf  die  Litteratur 
der  Folgezeiten  hervorgebracht,  welchen  wir  erst  jetzt  sehr  all- 
mählich wiederzuerkennen  beginnen.  Bion  belebte  alle  diese  seine 
Geisteserzeugnisse  mit  dialogischen  Elementen,  indem  er  ihnen 


104 *)  Wie  Hanse  S.  LVf.  richtig  bemerkt. 

104^)  Welcher  Hense  a.  a.  0.  zu  huldigen  scheint. 

105)  Dieser  Titel  seiner  Anfsätze  erscheint  in  der  A.  104®  angef.  Stelle 
La.  Di.  II,  77  (vgl.  üsener  Epicurea  S.  LXIX).  Solche  duxTQtßccl,  d.  h. 
nichtdialogische,  nnd  zwar  wohl  mehr  oder  weniger  zwanglose  kurze  Auf- 
sätze über  ethische  Themen  (s.  Hermog.  Rh.  Qr.  III  p.  406.  W.  äicetQißii 
iati  ßgaxios  diavorificttog  17^1x17  in&eaig)  gab  es  nach  dem  in  dieser  Hin- 
sicht nnyerwerflichen  Zeugnisse  des  Theopompos  Fr.  279  b.  Ath.  XI.  508  c 
schon  Yon  Aristippos,  de^m  älteren  Bryson  und  Antisthenes.  Nach  dem 
Vorgang  des  Antisthenes  waren  sie  dann  nächst  den  Kynikern  auch  bei 
den  Stoikern  (s.  A.  190.  196.  197.  220)  zu  Hause.  Bei  La.  Di.  IV,  47  wer- 
den diese  Schriften  des  B.  vielmehr  vnoyi/vriibaTa  genannt,  vielleicht,  wie 
Hense  S.  LXXXIf.  meint  (was  aber  durchaus  nicht  sicher  ist),  um  sie 
erst  recht  als  „hypomnematisch*',  also  zwanglos  zu  bezeichnen,  obgleich 
diese  zwanglose  Form,  so  weit  sie  reichte,  doch  jedenfalls  nur  eine  künst- 
liche und  auf  den  Effect  erst  recht  berechnete  war,  s.  A.  108«^*.  Wenn 
es  aber  hier  heisst:  nX^iotu  tc  natatilomBv  vnofivi^fiaTa  mit  der  Beifügung 
dXXä  Mal  dnoqfd'iYftaTa  xQSuodri  nQuyyMzBiav  ^xovia^  so  s.  über  den  Sinn 
von  xQSLmdri  x.  t.  X.  Hense  S.  LXXXIII,  der  ganze  abgeschmackte  Zusatz 
aber  hat,  wie  Hense  S.  LI  bemerkt,  lediglich  den  Zweck  die  folgende 
Apophthegmensammlung  (s.  A.  96)  hier  anzureihen,  und  ich  vermag  keinen 
Grund  abzusehen,  wesshalb  nicht  diese  Sammlung  schon  die  des  A.  96 
bezeichneten  Geschichtschreibers  der  Akademiker  und  also  auch  diese  nicht 
löbliche  Uebergangs Wendung  bereits  die  seine  gewesen  sein  sollte,  wenn 
schon  Hense  hierüber  keine  Vermuthung  wagt  und  Wilamowitza.  a.  0. 
S.  829  sogar  erst  den  La.  Di.  selbst  verantwortlich  macht  Dass  diese 
Schlagworte  in  Wahrheit  aus  den  Schriften  des  B.  ausgezogen  sind,  stellt 
Hense  S.  LXVIIff.  klar,  ebenderselbe  giebt  aber  S.  LXXIX  auch  zu,  dass 
die  Mangelhaftigkeit  dieser  Auszüge  (s.  A.  106)  ebenso  gut  aus  Ungeschick- 
lichkeit wie  aus  Böswilligkeit  hervorgegangen  sein  kann. 

105^)  La.  Di.  47.  iv  xiai  6\  xal  n6ti(iog  %al  dnoXavaai  Tvq>ov  Svvd- 
fisvog.    Vgl.  auch  Hense  S.  LXXXIf. 


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4.  Kyniker.  ^Bion.  37 

Üieils,  was  dann  auch  auf  Beinen  Nachtreter  Teles  überging,  die 
Form  einer  Disputation  mit  einem  erdichteten  Gegner  gab^^), 
theils  auch  sogar  abstracto  Dinge  gleichsam  wie  persönliche  Wesen 
auftreten  und  reden  liess^^^).  Er  bediente  sich  der  Sprache  des 
taglichen  Lebens,  gebrauchte  gern  starke  und  drastische  und 
demgemäss  auch  schmutzige  Ausdrücke  *^^),  verspottete  Gramma- 
tiker, Mathematiker,   Musiker   und  alle  ernsten  Philosophen*^^) 


106)  Vgl  Plut  de  aud.  poei  4.  22  A.  Tel  p.  6,  7  f.  6,  1  flF.  Hieraus 
erklärt  Hense  S.  LXVII — LXXXII  sehr  richtig  die  scheinbaren  Wider- 
sprüche des  B.  mit  sich  selbst  in  der  Apophthegmensammlong  bei  La.  Di., 
indem  der  Excerptor  vielfach  die  von  B.  einem  solchen  erdichteten  Gegner 
in  den  Mnnd  gelegten  Aussprüche  als  Schlagworte  des  ersteren  selbst  anf- 
genommen  hat.  Nur  bei  dem  mit  der  voranfgehenden  und  der  nachfolgen- 
den Aeusserung  über  Päderastie  unTcrträglichen  Tadel  des  Sokrates  in 
§.  49  (s.  A.  1041")  lässt  Hense  S.  LXIII.  LXXV  f.  es  zweifelhaft,  ob  die 
Sache,  wie  er  eher  glaubt,  auch  hier  ebenso  steht  oder  ob  B.  über  diesen 
Gegenstand  in  verschiedenen  Zeiten  verschieden  gedacht  und  sich  aus- 
gesprochen hat. 

106^)  Man  erkennt  auch  dies  deutlich  an  einem  von  Teles  p.  3,  16  ff. 
ausgeschriebenen  Stücke:  Wachsmath  S.  77:  yyCoUoguiwn  bellissimum  et 
coneitatum,  quod  inter  Ilfv^ccv  et  ta  Ugayfiata  fingitvr  habüum,  .  .  .  de- 
scriptutn  ...  .  ex  Bionis  quodam  dialogo  Lucianeo'*.  (Dies  Letztere  bedarf 
jedoch  einer  Klarstellung:  eigentliche  Dialoge  hat  unsers  Wissens  B.  nicht 
geschrieben,  und  so  ist  denn  auch  der  Tadel  von  Dumm  1er  S.  70  gegen 
den  Ausdruck  vTeofiv^fiata,  s.  A.  106,  bei  La.  Di.  „parum  accurate  Laer- 
iitu  nominavit perpetuos  commentarios*'  kaum  begründet).  Vgl.  auch  Welcker 
Kl.  Schrr.  IL  S.  496. 

107)  La.  Di.  62.  fip  dl  Mal  ^satQinog  xal  nolvg  iv  to9  yfXo^tp  Stagfo- 
^6ai  q>oifri7ioig  ovofiaei  natu  täp  nQayfiarmv  xQ^f''^'''ög.  Vgl.  Wachs- 
muth  S.  86:  „tarn  intelleges  qtnd  contfieia  .  .  .  valeant:  egregiam  »Qoctono- 
xoiücv  adhihet  ille,  igitur  ^saxQinog  audit;  vanas  (?)  quihus.  homines  (philo- 
Bophique)  decipi  sölent  opiniones  evertit  non  severe  exagitando  sed  facete  deri- 
dendo,  igitur  est  noXvg  .  .  .  Sia€poQrlaai  .  .  .  non  sublimi  dictione  utitur  sed 
ipso  Sermone  famtliari  loquiturque  ad  sensum  populärem  vülgaremqtie  accotn- 
medate,  igitur  (bloss  desshalb?)  notatur  (pogti'KOig  x.  r.  X.*^  Doch  s.  A.  109 
und  das  kühlere  und  richtigere  ürtheil  von  Hense  S.  LVH — LIX,  welcher 
auch  zeigt,  dass  Wachsmuth  den  Ausdruck  d'fcctQinog  viel  zu  eng  fsLast. 
YöUig  zutreffend  schreibt  er:  „theatricus  .  .  .  mihi  audit  phüosophus,  qui 
phüosophaiur  ngog  oxXov  xorl  Q^iati^ov  (Ps.  Plat.  Axioch.  870  D),  qui  in  spe- 
ciem  Jaborat  risum  captans  vel  plausum  et  acclamcUionem**. 

108)  La.  Di.  10  (s.  A.  100).  47  (unmittelbar  vor  den  A.  106^  angef. 
Worten),  ^v  .  .  .  ra  p,lv  aXla  TColvtQoxog  ical  aoq>iarrig  noinÜog  nal  nUCctag 
dqfOQfMcg  dtdcayuog  roig  ßovXofiivoig  mad'imtdisa^txi.  <piXoao€piag.  63.  xal  oXmg 
%al  (iov6i%riv  xal  ysmfistQiccv  diixaiitv.  Stob.  Flor.  IV,  64.  LXXX,  3 
(=»  Kkl.  IL  p.  17,  14  ff.  W.).    Vgl.  die  Behauptung  des  Diokles  oder  riel- 


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38  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

und  würzte  seine  Darstellung  reichlich  mit  Gieichnissreden^^**), 
mit  boshaften  Wortspielen  und  Witzen  und  trotz  einer  berech- 
neten Zwanglosigkeit^^'')  auch  mit  rhetorischen  Figuren  ^^'*)  und 
ferner  mit  geflügelten  Worten,  eignen  und  fremden ^^®),  und  mit 
Citaten  von  Dichterstellen  und  theils  parodischen  theils  nicht- 
parodischen    Anklängen   an   solche^®®').     Und   wenn   sich    seine 

mehr  (s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  813.  A.  23)  Dikaeokles  von  Knidos  bei 
Numen.  (Euseb.  P.  E.  XIV,  6,  6.  731  b.  c),  Arkesilaos  habe  sich  auf  den 
SkepticismuB  geworfen  tpoßa  tmv  OsodmQ^ÜDv  ts  xcrl  Büovog  xov  aotpiatov 
innaiovTotv  xotg  q>iloao(povai,  nal  ovdlv  6%vovvtaiv  dnb  navtoß  iXiyxsiv, 
avTov  i^svXaßri^ipta,  tva  (irj  ngayfiara  ixij^  nr^Ssv  fitv  doyyM  vnemsiv 
(paivofisvop ^  äensQ  dh  to  (liXav  rrjg  (rag  Cobet)  crjnCag  nQoßaXiad'ai  n(fb 
sttVTov  xijv  ino%i\v. 

108^)  Vgl.  darüber  auch  Hense  S.  XCIV.  S.  LXI.  Anm.  E.  Weber 
De  Diene  Chrysostomo,  Leipz.  Stud.  X,  1887.  S.  181  ff. 

108  0)  S.  A.  105. 

108 <^)  Besonders  den  sogenannten  gorgianischen,  s.  Hense  S.  LXXXIV— 

Lxxxvn. 

108^)  Dass  die  einzige  Anführung  des  Aristippos  bei  Teles  {n.  (pvyffg) 
p.  21,  15  f.  aus  B.  stammt,  vermnthet  Hense  S.  LXVU  mit  grösster  Wahr- 
scheinlichkeit, ein  Gleiches  gilt  von  den  Stellen  aus  Xenophon  und  dem 
(n,  avxuQxsiag)  p.  12,  1  ohne  Zweifel  namentlich  angeführten  Piaton  bei 
ebendemselben,  s.  Hense  S.  XXXV  —  XXXVIII.  CVII.  (vgl.  S.  XXVII  f.), 
vielleicht  auch  von  dem  wiederum  dort  nur  einmal  (ie.  uBvCag  p.  29,  11  ff., 
s.  oben  A.  90)  erwähnten  Metrokles,  s.  Hense  S.  XXVI.  XXXVlü.  XLIV. 
CV.  Nicht  selten  werden  die  von  ihm  angefahrten  Apophthegmen  Anderer, 
wie  des  Antisthenes  und  Diogenes,  von  späteren  Schriftstellern  ihm  selber 
beigelegt,  wie  schon  Dflmmler  S.  69  darthat,  während  B.  selbst  ohne 
Zweifel  die  Namen  der  Urheber  nannte  und  wahrscheinlich  Teles  wiederum 
die  des  Sokrates  und  Diogenes  (obwohl  Wilamowitz  und  Andere  zum 
Theil  anderer  Meinung  sind)  wahrscheinlich  aus  ihm  hat,  s.  Hense 
S.  XLII— XLVI.  Dass  er  auch  den  Erates  anführte^  kann  natürlich  nicht 
zweifelhaft  sein,  um  so  zweifelhafter  aber  ist  es,  ob  Teles  seinerseits 
diesen  selbst  benutzte  und  aus  diesem  und  nicht  vielmehr  aus  B.  auch 
seine  Rede  mql  zov  (iri  atvcci  rilog  riSovi^v  ausgeschrieben  hat,  s.  Hense 
S.  ClVf.  Ob  aber  in  {n.  nsvlag)  p.  36,  4  ff.  Zr^vonv  i(pri  Äftatiittt  x.  t.  X. 
des  wieder  nur  einmal  hier  bei  Teles  erwähnten  Zenon  Denkwürdigkeiten 
des  Erates  (s.  A.  197)  von  jenem  aus  eigner  Leetüre  oder  auch  nur  aus 
der  des  Bion  benutzt  sind,  darüber  s.  Hense  S.  CVf.  Dagegen  scheint 
Stilpon  von  Teles  selbst  gelesen  und  es  ds^egen  höchst  fraglich  zu  sein, 
ob  dieser  zu  den  Auotoritäten  des  B.  gehörte,  s.  Hense  S.  XL — XLII. 
CVI-CVIIL    Vgl.  noch  A.  124. 

108  0  Wie  des  Euripides  und  Theognis  und  der  Komiker  Antiphanes  und 
Menandros,  theils  beistimmend,  theils  bekämpfend,  indem  er  auch  wohl  den 
erdichteten  Gegner  sich  auf  sie  berufen  Hess,  s.  Hense  S.  LXXIX— LXXXIL 
Vgl  Welcker  Praef.  Theogn.  S.  LXXXVf.    Wachsmuth  S.  67.  70f. 


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4.  Kyniker.    Bion.  39 

Vortrags-  und  Darstellungsweise  dergestalt  auch  in  vieler  Hin- 
sicht an  die  des  Theodoros^^*)  und  der  Kyniker  anschloss,  so 
mischte  er  doch  noch  stärker  die  Farben  ^®^).  Von  seinen  homeri- 
schen Parodien  nach  Art  des  Xenophanes  und  des  Erates  sind 
uns  insbesondere  zwei  Hexameter  geblieben ^  welche  eine  Satire 
gegen  den  Archytas  enthalten  und  Bion  als  einen  nicht  minder 
kühnen  Wortbildner  denn  Timon  zeigen  ^^®).  Schwerlich  jedoch 
traten  diese  Erzeugnisse  seiner  satirischen  Poesie  für  sich  auf 
gleich  den  üaCyvui  des  Monimos  und  Erates  ^^);  sondern  er 
schmückte  ohne  Zweifel  auch  mit  ihnen  lediglich  seine  Prosa 
aus  und  machte   so   seine  Darstellung   noch  „  buntfarbiger *'*^*), 

108^)  Darauf  (s.  A.  109)  weist  der  Zasatz  bei  La.  Di.  62.  %axa  nav 
Bldog  loyov  aotpiaxBvovtog  zn  OsoSmQOv  xov  dd-iov  hin,  deesen  sachliche 
Richtigkeit  Hense  S.  LXVII  viel  zu  sehr  anzweifelt.    Vgl.  A.  18. 

109)  Daher  (La.  Di.  52.  dta  drj  ovv  to  navzl  siedet  Xoyov  %B%qäc^al 
tpaai  Xiysiv  *EQatoa^ivrjv)  warf  £ratosthene8  und  Tielleicht  (s.  A.  449)  yor- 
her  schon  Theophrastos  ihm  yor,  er  habe  zuerst  (doch  thaten  so  Etwas 
Tor  ihm,  wenn  aach  nicht  in  so  grossem  Masse  der  ,,Buntfarbigkeit**,  ja 
auch  schon  die  Kyniker  und  Theodoros!)  die  Philosophie  in  ein  bunt- 
farbiges Gewand,  wie  nämlich  die  Hetären  es  trugen  (s.  Bohde  a.  a.  0. 
Cobet  Mnemos.  N.  F.  IV.  1872.  8.  86)  gesteckt  (La.  Di.  a.  a.  0.  dv^iv« 
ividvasv,  Strab.  L  15.  dv^ivu  neQißaXsCv,  s.  C.  15.  A.  8),  d.  h.  „sie  zu 
einer  solchen  gepatzten  Dirne  gemacht'*,  zu  einer  „gemeinen  für  alle*\ 
mit  anderen  Worten,  sie  nicht  bloss  popularisirt,  sondern  auch  yulgarisirt, 
aber  Eratosthenes  setzte  (was  freilich  bei  La.  Di.  wohl  aus  Tendenz  weg- 
gelassen ist),  mildernd  hinzu,  indem  er  selber  (wahrscheinlich  mit  An- 
spielung auf  eine  Stelle  bei  B.  selbst,  s.  Hense  S.  XGV  f.)  eine  homerische 
Parodie  machte:  doch  gelte  dabei  ein  ähnliches  Wort  wie  das  der  Fjreier 
Od.  tf,  74  yom  Bettlergreise  Odyssens:  dXl'  ofiwg  nolXdmg  elneiv  Sir  ttvec 
in'  ttVTov  tovto'  jfOtriv  i%  ganicav  b  Blonv^^.  Nach  diesem  Lob  und  Tadel 
wohlwollend  abwägenden  Urtheil  ist  die  eben  (A.  107)  angeführte  Apo- 
logetik yon  Wachsmut h  auf  ihr  richtiges  Mass  herabzusetzen. 

110)  Wachsmuth  S.  201  f.  La.  Di.  62  (unmittelbar  vor  cjer  A.  108 
ausgeschriebenen  Stelle)  führt  sie  mit  den  Worten  ein:  Bvtpvrig  yctg  {y 
naQmdfjaai^  ola.  Ausserdem  ygl.  Plut.  de  Hb.  educ.  10.  7  C.  D,  de  prof.  in 
virt,'  11.  82  E.  Stob.  Flor.  IV,  54.  Cic.  Tusc.  III,  26,  62.  .  Vgl.  Wachs- 
muth S.  77.  A.  1.    Hense  S.  LXlIf. 

111)  Wachsmuth  S.  77  glaubt  freilich  sogar  zu  wissen,  dass  sie  alle 
aus  einem  einzigen  „Carmen  parodicum*'  waren  (obgleich  er  doch  selber 
die  Parodien  des  Theognis  and  Euripides  vielmehr  der  Prosa  B.'s  zuzurechnen 
scheint).  Die  einzige  Stütze  ist  ein  ,sehr  confuses  Scholion  zu  Hör.  Ep.  II, 
2f  60,  das  wenigstens  klarer  gefasst  sein  müsste,  um  aus  einer  Aeusserung 
solcher  „magüiri  inepti*'  einen  solchen  Sohluss  wagen  zu  dürfen. 

112)  Dann  hat  Eratosthenes  bei  seinem  Witzwort  zwar  keineswegs 
ausschliesslich,  wie  Welcker  a.  a.  0.  S.  LXXXVIL  XCI  f.  und  Fritzsche 


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40  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

80  dass  er  damit  in  gewisser  Weise  ein  Vorläufer  der  menippei- 
schen  Satire  wurde  "^,  Von  anderer  Seite  bezeichnet  Horatius"*) 
seine  eignen  Satiren  oder  vielmehr  einen  Theil  derselben  als 
Nachahmungen  des  Bion.  Zu  Bions  ältesten  Nachahmern  ge- 
hörte ferner  Ariston  von  Keos^*^),  und  niit  besonderer  Vorliebe 
schrieb  Teles  ihn  aus,  obgleich  derselbe  ihn  nur  in  denjenigen 
beiden  Vorträgen,  in  welchen  dies  wohl  am  Meisten  geschehen 
ist,  7C6qI  avtaQxsiag  und  negl  navücg  und  einmal  noch  in  tcsqI 
fpvyijg^  und  zwar  hier  in  einer  Weise,  die  mit  Wahrscheinlichkeit 


S.  XLIV  meinten,  aber  doch  nebenbei  wohl  auch  diese  Mischung  mit  im 
Sinne  gehabt. 

118)  Vgl.  Hense  S.  LXXXf.  Heinze  S.  7:  „progressum  .  .  .  quem 
po8t  Bionem  fecit  Menippus:  is  cnim  cum  in  argumentis  saturae  totus  pen- 
deret  a  Büme,  forma  diatribarum  relicta  propius  ctcccsscrat  ad  comoediam; 
Bio  in  sermonibus  non  cUlegorias  narraverat  Prodiceas,  sed  ipsas  res  per- 
8onat€i8  qiAQsi  in  scaenam  inductas  loquentes  fecerat  et  cum  ipso  et  inter  &e; 
Menippus  certas  qiMsdam  saturis  suhiecit  fabulas,  ut  non  res  tantum  quasi 
vivorum  specie  indutae  prodirent,  sed  verae  variaeque  peisonae,  quibus  atU 
suas  aut  eorum  quos  lacesseret  tribueret  sententias.  Statuerim  haec  quam- 
quam  non  pro  certis  et  propter  Varronis  Ludanique  imitationes  et  propter 
titulos  Sviin66i.0Vy  Jioyivovg  nqaaig,  Nixvia.^'     S.  jedoch  A.  139  ff. 

114)  Ep.  ir,  2,  60.  Bioneis  sermonibus  et  sale  nigro,  s.  Eiessling  zu 
d.  St.  und  Coni.  spie.  I,  Greifswald  1883.  4.  S.  7  f.  (welcher  mit  Recht  in 
sed  niger,  d.  h.  dem  groben,  also  auch  wohl  zur  Häringslake  gebrauchten 
Salz,  eine  Anspielung  auf  B.'s  Herkunft  findet).  Daher  nannte  Horatius 
seine  eignen  Satiren  denn  auch  sermones.  Richtig  jedoch  hebt  Heinze 
S.  7  f.  hervor,  dass  die  längst  beachtete  künstlichere  Form  der  Satiren  des 
2.  B.  Tielmehr,  wenn  auch  2.  3.  7  der  bioneischen  Diatribenform  nahe  bleiben, 
auf  Menippos  hinweist  und  da&s  für  II,  6,  wie  zuerst  A.  Th.  H.  Fritzsche 
vermuthete,  auch  inhaltlich  dieser,  nämlich  dessen  Nsuvia^  ein  Vorbild 
gewesen  zu  sein  scheint,  aber  auch  eben  nur  für  diese  Satire  (gegen  die 
viel  weiter  gehenden  Vermuthungen  von  F.  V.  Fritzsche  u.  Th.  Fritzsche 
8.  A.  133).  Dass  ohne  Zweifel  theils  B.  und  theil  s  Menippos  auch  schon 
auf  Lucilius  einwirkten,  bemerkt  Leo  Varro  und  die  Satire,  Hermes  XXIV. 
1889.  S.  84.  Genauer  gelangt  Heinze  zu  dem  Ergebniss,.  dass  in  I,  4.  5. 
7 — 10.  II,  1.  4.  S  bei  Horatius  von  inhaltlicher  Berührung  mit  B.  keine 
Rede  sein  kann,  dass  dagegen  I,  1  wesentlich  von  ihm,  und  zwar  am 
Wahrscheinlichsten  von  zwei  seiner  Diatriben  (über  die  Unbeständigkeit 
der  menschlichen  Wünsche  und  über  die  Habsucht)  und  verrouthlich  auch 
I,  2  von  einer  solchen  abhängt,  dass  ein  Gleiches  auch  von  II,  2  und  femer 
theilweise  auch  von  H,  3  (vgl.  V.  99  ff.  mit  B.  b.  La.  Di.  II,  77,  s.  A.  104«. 
Hense  S.  LXVI.  Anm.)  und  von  II,  7  dem  ersten  Theil  nach  gilt  (wo  auch 
V.  46—71  die  Redeweise  stark  an  B.  erinnert),  vgl.  auch  Ep.  II,  2,  146 ff. 
Carm.  II,  2,  13  ff.  und  den  Index  Bionens  bei  Hense  S.  89  f. 

116)  S.  A.  786^  787.  790. 


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4.  Zyniker.    Teles.  41 

auf  eine  Diatribe  Bions  jcbqI  taq>ijg  schliessen  lässt^^^,  aus- 
drücklich anführt.  Der  einzige  uns  geradezu  überlieferte  Titel 
aber  ist  nsQl  OQyijg  bei  Philodemos^^^.  Unter  den  Späteren  hat 
Bion  sehr  wesentlich  auf  Plutarchos  eingewirkt^" ^).  Der  eben 
genannte 

Teles***),  wahrscheinlich  aus  Megara**^),  wirkte  dort  und 
in  Athen  und  wohl  auch  anderswo  mit  populären  Vorträgen,  die 
er  bei  sehr  geringer  eigner  Darstellungs-  und  Erfindungsgabe*^^) 
meistens  aus  seinem  Lieblingsvorbilde  Bion,  demnächst  aus  Stilpon 


116)  p.  22,  2.  S.  Hense  S.  LXXXVII— XC.  üebrigens  Tgl.  auch 
Weber  S.  168.  A.  1. 

117)  De  ir.  Col.  I,  16  Gomp.  Nach  allzu  schüchternem  Vorgauge  von 
Aller-8  De  L.  Annaei  Senecae  librorum  de  ira  fontibus,  Göttingen  1881.  8. 
S.  16  hat  Bacheler  Rhein.  Mub.  XLIIJ.  1888.  S.  153  (s.  C.  82.  A.  220) 
genauer  darauf  hinge  wiesen ,  dass  der  erste  Theil  dieser  Schrift  des  Philod. 
sich  wesentlich  an  die  des  B.  anschliesst,  vgl.  C.  82.  A.  200.  Uense 
S.  LIX.  91.  Ausserdem  nennt  ihn  Philod.  noch  de  mort.  V.  H.>  IX.  Fr.  IV 
(vgl  üsener  Epicurea  S.  269,  19  Anm.)  und  de  rhet.  V.  H.*  VII,  64 
(vgl.  Gomperz  Z.  f.  d.  öst.  ö.  XXm.  1872.  S.  27.  üsener  a.  a.  0. 
S.  402),  desgleichen  erscheint,  er  bei  Pseudo-Metrod.  de  sens.  ausser 
Col.  XV  (s.  A.  449)  auch,  wie  Brinkmann  De  dialogis  Piatoni  faUo 
addictis,  Bonn  1888.  S.  15  erkannt  hat  (vgl.  Hense  S.  LXVII.  Anm.) 
Col.  XIX.  In  Bezug,  auf  Epikuros  s.  A.  896^.  Gegen  ihn  schrieb  Kolotes, 
s.  A.  496  b 

117^)  und  den  Verf.  von  de  lib.  educ.  und  von  an  vitios.  Eine  Ueber- 
Bicht  der  Stellen  giebt  Hense  S.  92.  Dieser  Gegenstand  bedarf  noch  einer 
besondem  Untersuchung.  Die  Auszüge,  aus  denen  Stobaeos  geschöpft  hat, 
stammen  wahrscheinlich  von  Phaborinoa,  s.  Freuden thal  Zu  Phavorinus, 
Bheiu.  Mus.  XXXV.  1880.  S.  424.  Im  Ganzen  hat  die  Apophthegmen- 
sammlung  bei  La.  Di.  treuer  das  Ursprüngliche  bewahrt.  Hierüber  und 
über  den  verschiedenen  Charakter  von  ihr  und  den  Resten  bei  Arrianos 
8.  Hense  S.  LXXXIIff.,  vgl.  den  Index  S.  88.  92  f.  (auch  in  Bezug  auf 
Seneca  und  Ath.). 

118)  Niebuh r  Ueber  den  chremonideischen  Krieg,  El.  Schriften  I. 
S.  461  flF.  V.  Wilamowitz  Der  kynische  Prediger  Teles  a.  a,  0.  S.  292— 
319  (welcher  S.  318  diesen  ausserordentlich  unbedeutenden  Menschen  zu 
der  welthistoriachen  Bedeutung  erheben  will,  dass  derselbe  der  älteste 
kenntliche  Vorfahre  des  christlichen  Predigers  sei,  was  Weber  a.  a.  0. 
S.  202  fP.  mit  ungleich  grösserem  Recht,  so  paradox  es  auch  scheinen  mag 
und  so  sehr  es  auch  nur  in  beschränkter  Weise  richtig  ist,  für  den  originellen 
Diogenes  in  Anspruch  nimmt).  Ausg.  der  erhaltenen  Reste  von  Hense 
(8.  A.  96),  vgl.  die  (übrigens  kaum  ganz  gerechte)  Rec.  v.  H.V.Arnim 
Gott  gel  Anz.  1890.  S.  124-128. 

119)  S.  A.  125. 

120)  Vgl.  Hense  S.  XXXII-XXXIV. 


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42  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis.  3.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

uDd  wohl  auch  noch  anderen  kynisch  gefärbten  oder  geradezu 
kynischen  Schriftstellern  zusammensetzte  ^^^),  im  Sinne  eines,  wie 
sich  eben  hieraus  ergiebt,  verdünnten  Kynismos  ***).  Wir  haben 
bei  Stobaeos  nach  dem  Auszuge  eines  gewissen  Theodoros  noch 
Excerpte  von  sieben  solchen  Paränesen  tisqI  zov  doxstv  xal  tov 
Hvaty  n€(fl  avtaQxeiagj  nsQl  gyvyrjg^  xsqI  nsviag  xal  nkovxov^ 
nsqü  tov  iii]  tslog  elvai  ridovi^v^  xbqI  nsQi6tcc6s(ov  (über  die 
GlOcksumstände)  und  jzsqI  anad^etag^^^).  Von  ihnen  ist  die  über 
die  Armuth  in  Athen  vorgetragen^^*),  die  über  die  Verbannung  in 

121)  S.  A.  108«.  Dass  auch  unten  den  aQxaioi.  in  nsgl  nsv.  p.  26,  8. 
27,  12  (Stob.  Flor.  III.  p.  212,  26.  213,  21  Mein.)  die  alten  Kyniker  »u  ver- 
stehen seien,  vermuthet  Wilamowitz  S.  307.  A.  19  n^ohl  mit  Recht, 
8.  Hense  S.  XXXVIII f.,  dem  ich  ganz  darin  beistimme,  dass  T.  diese 
„Alten"  schwerlich  selbst  gelesen  hat,  sondern  den  Ausdruck  seiner  Quelle 
(Bion)  nachschreibt. 

122)  S.  Hense  S.  XXXIV f.  Dass  T.  Kyniker  war,  hat  Wilamowiti 
gezeigt.  Wenn  Zeller  II*,  1.  S.  327.  A.  1  ihn  trotzdem  noch  för  einen 
kynisch  gefärbten  Stoiker  hält,  so  schwindet  der  letzte  Schein  hiefur  mit 
der  Beseitigung  der  mit  Unrecht  von  Zell  er  und.  Wilamowitz  S.  300 
gebilligten  Conjectur  von  Meineke  (s.  A.  199)  in  n.  nsv,  p.  35,  16  (Stob. 
III,  201,  26)  6  "Aaaiog,  während  vielmehr  mit  Gramer  und  Halm  6  cißiog 
herzustellen  ist^  s.  Hense  S.  XXII  ff. 

128)  EkL  II.  p.  194  ff.  W,  Flor.  V,  67  (I,  123  f.  Mein.\  XL,  8  {II,  65  ff.). 
XCVn,  81  und  XCV,  21  (lll,  211  ff.  200  ff.).  XCVIII,  72  (III,  234 f.).  CVIII, 
82.  83  (IV,  49  ff.).    Ueber  den  Ausdruck  nsQ^araaig  vgl.  auch  C.  36.  A.  20. 

124)  p.  44,  7  (IV,  51,  16  M.).  UtTiüTi  yvv^  =>  46,  4  (30  M.).  rav  nag' 
ilfUv  ug  Yvvai%av,  Mit  Unrecht  erhebt  E.  Weber  a.  a.  0.  S.  212  ff.  A.  1 
hiegegen  Bedenken,  s.  Hense  S.  XXVIII.  Dass  aber  die  GrOnde,  mit 
denen  Wilamowitz  S.  300.  A.  10.  11  ein  Gleiches  von  nsgl  avta(f%Biccgy 
icbqI  tov  firj  xiXog  x.  r.  X,  und  itSQl  dnad's^ag  darzuthun  sucht,  in  der  That 
bei  einem  solchen  Compilator  nicht  ausreichend  sind,  haben  Weber  a.  a.  0. 
und  Hense  S.  XXVII f.  CVIIf.  gezeigt.  Die  Ausfahrung  in  der  gegen 
Epikuros  gerichteten  Schrift  nsgl  tov  firi  riXog  x.  r.  Z.,  an  dem  Lebenslauf 
eines  attischen  Borgers,  dass  die  Glückseligkeit  nicht  in  der  Summe  der 
Genüsse  bestehen  könne,  ist  eben,  sei  es  mittelbar,  sei  es  unmittelbar  aus 
Erates  entnommen,  und  beweist  daher  für  T.  nicht  das  Geringste.  Völlig 
misslungen  aber  ist  der  Versuch  von  Wilamowitz  S.  800  zu  erhärten, 
dass  die  Rede  über  die  Armuth  schon  um  264  noch  bei  Lebzeiten  des 
Kleanthes  (s.  A.  122)  gehalten  sei,  s.  Hense  S.  XXII— XXVIII.  Aus  p.29, 
6 ff.  36,  4  ff.  (IlI,  214,  17  ff.  201,  12  ff.)  geht  nur  hervor,  dass  sie  nach  dem 
Tode  des  Erates  entstand ,  mögen  nun  die  hier  erzählten  Dinge  unmittelbar 
theilsaus  Zenon,  theils  aus  Metrokies  stammen  oder  aus  Bion  abgeschrieben 
sein,  s.  darüber  A.  108®  und  Hense  S.  XXVI.  CV.  Dass  auch  die  Schlag- 
worte von  Lakonerinncn  in  n,  an.  p.  44,  8  ff.  mit  ihren  Anflügen  von 
Dorismus   und  die    Erzählungen  von  Lakedämoniem  ebendort   p.  46,  7  ff. 


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4.  Kyniker.    Teles.  43 

Megara^^^),   und    zwar  um  240***),   namentlich,  wie  schon   ge- 
sagt*^, mit  Benutzung  von  einem  Dialoge  Stilpons. 

Aus  der  Schule  des  Metrokies  ging  eine  Reihe  von  Kynikern 
hervor^*®),  und  namentlich  diesem  Kreise,  dem  doch  wohl  auch 
Teles  nahe  gestanden  haben  wird,  dürften  die  weitere  „litterarische 
Ausbildung  der  Diogeneslegende'^  und  die  zahlreichen  Fälschungen 
von  Dialogen  unter  der  Maske  des  Antisthenes  und  besonders 
des  Diogenes**®),  so  weit  sie  nicht  schon  älteren  Datums  waren *^^), 
und  der  angeblichen  Ghreien  des  Diogenes  und  auch  wohl  Briefe 


und  nsQl  917^5  p.  20,  10  ff.  gleichwie  «.  tcbv.  37,  4  ff.  aus  Bion  eot- 
nommen  sind,  macht  Hense  S.  CVII  f  (vgl.  S.  XLI  f.)  einigermasscn 
wahrscheinlich. 

126)  Dies  schliesst  Wilamowitz  S.  300  ff.  mit  Recht  (gegen  die  Ein- 
wendungen von  Weber  a.  a.  0.  u.  S.  168  s.  Hense  S.  XXVllI— XXXIl) 
ans  p.  21,  11  (69,  6) ff.  vgl.  m.  16,  4  (66,  11) f.  21,  5  (68,  80) ff.,  und  diese 
Stellen,  wie  Wilamowitz  weiter  bemerkt,  zeigen  eben  auch,  dass  T.  ein 
Athener  von  Geburt  schwerlich  war,  vielmehr  in  Megara,  wo  er  damals 
seine  Heimat  hatte,  auch  wohl  geboren  ward  (vgl.  auch  Hense  S.  XXVIII  f.  96). 
Das  Publicum  bestand  wenigstens  grossentheils  aus  Jünglingen  ta  (isiffanta 
zavxl  16,  10  =  66,  18).  Daher  nennt  T.  sich  naidayatyoq  16,  14  (66,  23) 
nach  Bion  {n.  avx,  3,  9  »  I,  123,  11). 

126)  Wie  Wilamowitz  S.  302 ff.  nach  dem  Vorgang  von  Droysen 
Hellenism.  IIP,  1  S.  407.  A.  2  genauer  nachgewiesen  hat.  Chremonides,  aus 
Athen  verbannt,  lebt  in  Gunst  bei  Ptolemaeos  lU,  der  kürzlich  (s.  Flut. 
Arat.  24)  eine  grosse  Flottendemonstration  gemacht,  und  der  den  (als 
Hanpttheilnehmer  der  Revolution  des  Agis)  aus  Sparta  verbannten  Hippo- 
medon  (etwa  241)  als  Statthalter  über  Thrakien  gesetzt  hat  (p.  16,  2  ff.  » 
66,  9  ff.).  Die  athenischen  Verbannten  leben  in  dem  freien,  also  dem  achäi- 
schen  Bunde  (242)  zugetretenen  Megara  (21,  llff.  =>  69,  5  ff.). 

127)  S.  A.  46  ^ 

128)  S.  die  Aufzählung  bei  La.  Di.  VI,  95.  Vgl.  Zeller  S.  286.  A.  1, 
wo  noch  andere  Kyniker  (Thrasyllos,  Sotades)  zusammengestellt  sind; 
Kolotes  aber  ist  dort  zu  streichen,  s.  Zeller  selbst  in  der  folgenden  A.  2, 
ebenso  in  letzterer  Ktesibios,  s.  C.  21.  A.  486.  Ueber  Menedemos 
handelt  La.  Di.  VI,  102,  wo  er  denselben  als  Schüler  des  Lampsakeners, 
also  doch  wohl  des  Epikureers  Kolotes  bezeichnet,  während  95  als  Zögling 
des  fichekles,  eines  Schülers  von  Theombrotos  und  Kleomenes,  zwei 
Schülern  des  Metrokies.  Dieser  Menedemos  scheint  also,  wie  Zell  er  be- 
merkt, von  den  Epikureern  zu  den  Kynikern  übergegangen  zu  sein.  Als 
Schüler  des  Kleomenes  wird  hier  auch  Timarchos  genannt.  „War  dies 
etwa  derselbe,  welcher  im  10.  (12.  Sehn.)  Epigramm  des  Kallimachos  er- 
scheint?** (Knaack).   Ueber  Diodoros  von  Aspendos  s.  C.  32.  A.  449. 

129)  Wilamowitz  S.  299. 

130)  Denn  von  den  Bastarden  unter  dem  Namen  des  Antisthenes  waren 
drei,  wie  schon  bemerkt  ist,  bereits  von  Pasiphon,  s.  A.  62^.  65. 


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44  Zweites  Capitel.     Philosophie  bis  2.  H&lfte  des  2.  Jahrb. 

des    Krates   angehören  ^^*).      Als   hervorragend   (i7Ci(pavi^g)   aber 
wird  unter  den  Schülern  des  Metrokies  ^^*) 

Menippos  ^*')  der  Sinopeer  genannt,  ursprünglich  aus  Gadara 
in  Kölesyrien*"),  ein  „phönikischer**  Sklave  des  Pontikers  Baton**^), 
mit  dem  er  also  ohne  Zweifel  in  Sinope  lebte  ^*^.  Später  aber 
erwarb  er  sich,  wie  es  heisat*^'),  durch  Wucher  so  viel  Ver- 
mögen, dass  er  sich  in  Theben  das  Bürgerrecht  erkaufte.  Seine 
Wirksamkeit  fiel  also  wenigstens  theilweise  noch  in  die  erste 
Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts,  wozu  vielleicht  auch  die  Er- 
dichtung seiner  Feinde  und  Neider  stimmt,  dass  seine  Schriften 
in  Wahrheit  von  den  Kolophoniem  Dionysios  und  Zopyros 
verfasst  seien,  wenn  anders  dieser  Kolophonier  Zopyros  doch 
möglicherweise,  um  nicht  zu  sagen  wahrscheinlich,  derselbe  mit 
dem  Rhetor  dieses  Namens,  dem  Freunde  des  Sillographen  Timon, 
war"^).     Diese   Schriften    nun   aber  waren    lediglich  satirischer 


181)  S.  A.  84.  1S2)  La.  Di.  VI,  96. 

188)Ley  De  vita  scriptisqae  Menippi  Cynici,  Köln  1848.4.  P.V.Fritz  sehe 
De  scriptoribns  satiricis  specimeu  III.  IV.  V.,  Rostock  1866.  1866.  4. 
Th.  Fritzsche  Menipp  und  Horaz,  Güstrow  1871.  4.  Nachtr.  Philologus 
XXXIl.  1873.  S.  744—748.  Wildenow  De  Menippo  Cynico,  Halle  1881.  8. 
(Doctordiss.)  Wachsmuth  Sillogr.  Gr.*  S.  78—84  (dem  ich  mich  in  allen 
Stücken  anschlieese).  Dazn  Riese  Varron.  sat.  rell.  S.  8  ff.  und  die  Fragms. 
bei  demselben  S.  248  f.  Gegen  die  Ansichten  der  beiden  Fritzsche  ist 
auch  auf  Wachsmuth  Phil.  Anz.  IV.  1872.  S.  196-199  und  Rowe  Quo 
iure  Horatius  in  saturis  Menippum  imitatns  esse  dicatur,  Halle  1888.  8. 
(Doctord.)  zu  verweisen,  vgl.  A.  114. 

184)  Strab.  XV.  759.   Phil.  b.  Steph.  v.  ßyz.  FaSa^a. 

135)  La.  Di.  VI,  99.  t6  dvinad'iv  ^v  ^oivi^  SovXog^  mg  qyriCiv  ^AxtiXuog 
iv  'H^ivioig,  diQ%XTig  8\  xal  tov  S^anotriv  avtov  IJoviinov.  slvai  xal  Bd- 
zfova,  HctXiCad'tti. 

186)  F.  V.  Fritzsche  a.  a.  0.  Spec.  IV  (Winterkatal.  1866/6)  S.  5  f. 

137)  Diokl.  b.  La.  Di.  in  den  zunächst  folgenden  Worten.  —  Die  Er- 
zählung des  Hermippos-  ebend.  100  über  seine  Todesart  lasse  ich  wiederum 
auf  sich  beruhen. 

138)  La.  Di.  VI,  110,  vgl.  IX,  114,  s.  unten  A.  626  u.  C.  85.  A.  69—61. 
Dazu  kommen  (was  freilich  auch  noch  nicht  zwingend  ist)  seine  Schriflen 
(s.  A.  139.  141)  gegen  Arkesilaos  und  Epikuros.  Lukian.  Icaromen.  16  (vgl. 
Zeller  III^  1.  S.  766.  A.  1)  setzt  ihn  ausdrücklich  in  die  Zeiten  nm  280, 
Prob.  z.  Verg.  Ecl,  VI,  81  nennt  ihn  wenigstens  älter  als  Varro,  und 
Hermippos  hatte  ihn  schon  behandelt  (s.  A.  187).  Vgl.  F.  V.  Fritzsche 
Ausg.  des  Lukian.  a.  a.  0.  S.  XXXVIII  ff.  n.  bes.  Nietzsche  Rhein.  Mus. 
XXIV.  S.  192  f.  Beitrr.  zur  Quellenkunde  des  Diog.  L.  (Basel  1870).  8.  28  ff. 
Zeller  H*,  1.  S.  286f.  A.  3.  Nun  scheint  aber  Diokl.  b.  La.  Di.  VI,  99 
ihn  vielmehr  als  Zeitgenossen  des  Meleagros  anzusehen:  rä  Sl  ßtßX^a  nvrov 


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4.  Kyniker.    Menippos.  45 

Art,  dreizehn  an  der  ZahP^^),  menippeische  Satiren,  wie  sie 
nach  ihm  genannt  wurden,  Prosa  mit  Versen  durchflochten**®), 
und  zwar  ohne  Zweifel  theils  selbstgemachten,  theils  von  älteren 
Dichtern  bald  wortlich  und  bald  mit  parodischer  Abänderung 
entlehnten,  theils,  wie  es  scheint,  Dialoge,  theils  Briefe,  theils 
Erzählungen  mit  dialogischer  Zuthat,  theils  vielleicht  Paränesen, 
theils  Streitschriften  gegen  Naturphilosophen,  Mathematiker, 
Grammatiker^*^).    In  einer  von  ihnen,  der  Nekjia,  folgte  er  in 


TiolXov  Ttataytlattog  yifisi  %ci£  rt  (xotv*  Hecker)  r<Fov  xotg  MtXBayqov  xov 
%ax'  avxov  ysvoftiwov,  aber  dies  bezeichnet  schon  F.  V.  Fritzsohe  Scr. 
Bat.  IV.  S.  5  als  ein  „mendum*'y  und  das  Richtige  sah  Maass  De  biogra- 
phis  Graecis  (Berl.  1880).  S.  17 f.:  dieser  Schein  ist  durch  das  schlechte 
Contaminiren  des  La.  Di.  entstanden,  und  xorr'  avtov  ist  auf  Diokles  za 
beziehen,  so  dass  dieser  vielmehr  als  Zeitgenosse  des  Meleagros  angegeben 
wird.     S.  A.  136.  1S7. 

139)  La.  Di.  101:  xa  9'  oiv  xov  Kwinov  ßißUa  iaxl  8B%otxqia'  Ni%vt€t, 
dia^xai^  *Efti6xoXal  xexofn^fvjiiivat  ano  xov  xav  d'smw  n(f06<onoVy  nQÖg 
xovg  (pvai%ovg  %ai  fLa^ftaxixovg  nal  yQaftfi(xxi%ovg^T¥Kal  Povag  'EniyiovQOVy 
%txl  xag  d'QrjCTisvofiivag  vn  avxmv  sltidäccg  (s.  A.  414).  Die  Aufzählung 
war  doch  wohl  ursprünglich  vollständig;  auch  sind  im  jetzigen  Text  weder 
die  Accusative  noch  das  avxmv  am  Schlüsse  begreiflich;  also  ist  vor  %al 
roväg  eine  längere  Lück^  anzunehmen,  s.  Usener  Epicurea  S.  LXIX  (der 
dies  nur  mit  Vorbehalt  thut).    S.  A.  141. 

140)  Dies  erhellt  schon  aus  den  Nachahmungen  Varros,  ausserdem  aber 
8.  Prob.  a.  a.  0.  omnigeno  carmine  satiras  sum  expoUverat  und  dazu  Roh  de 
Gr.  Rom.  S.  248  f.  A.  1.  Lukian.  Bis  accus.  33.  ovx8  ne^og  .  .  .  ovxe  inl  xmv 
(lexQtov  .  .  .  all*  tnno%evxavQov  dUriv  avvd'sxov  xi.  Von  den  wörtlichen 
Bmchstücken  ist  eins  aus  dem  Arkesilaos  (Ath.  XIV.  664 e)  prosaisch,  ein 
anderes  (Ath.  L  32  e)  metrisch. 

141)  Die  Lücke  in  dem  Verzeichniss  bei  La.  Di.  a.  a.  0.  lässt  sich 
noch  theiiweise  ausfüllen.  Es  kommen  hinzu  aus  La.  Di.  selbst  §.  29 
(s.  Wachsmuth  S.  82.  A.  7)  Jioysvovg  ngaai^g  und  aus  Ath.  XIV.  629 e. 
664  e  (s.  A.  140)  I>v{in6aiov  und  'AQxsaÜaog:  in  ersterem  stand  eine  Ver- 
höhnung .der  stoischen  Lehre  vom  Weltbrand:  naXsCxcci  ös  xig  xal  alXrj 
0QXV^''S  ^ocfiov  i%nv(f€oaig,  ^g  iivrifiovsvsi  M.  6  Kvvmog  iv  reo  £v(inoaiaj, 
in  letzterem  ward  ein  stattgehabtes  Gastmahl  geschildert.  Die  Ni%vut  war 
vielleicht  das  Vorbild,  wie  schon  A.  114  bemerkt  ist,  für  Horat  Senn. 
II,  5,  desgleichen  vielleicht  für  die  Nsnvoiuivxsia  des  Lukianos,  und  an 
die  'EniaxoXai  schloss  sich  dieser  wohl  in  seinen  Götterdialogen  an;  nQog 
xovg  ipvaiTLOvg  x.  t.  1.  waren  wohl  drei  Streitschriften  und  nicht  eine;  über 
die  Povul  *Ent%ovQov  s.  Usener  a.  a.  0.  S.  LXIX  f.  —  Die  Form  von 
Dialogen  (sei  es  directen,  sei  es  wiedererzählten)  für  einen  Theil  dieser 
Schriften  erhellt  aus  der  A.  140  angezogenen  Stelle  des  Lukianos.  —  Strab. 
und  Steph.  a.  a.  0.  0.  nennen  ihn  in  Bezug  auf  diese  seine  Satiren  cnov 
doyiXoiog,  vgL  A.  8S. 


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46  Zweites  Capiiel.    Philosophie. 

der  Einkleidung  offenbar  dem  Vorbilde  des  Krates.  Von  seinen 
Nachfolgern,  zu  denen  auch  Lukianos  gehörte,  waren  die  ältesten 
uns  bekannten  Varro  in  seinen  Saturae  Menippeae^*^^)  und 

Meleagros,  Sohn  des  Eukrates,  aus  Gadara,  später  in 
Tyros  heimisch^**),  dessen  Blüte  mit  Recht  in  den  Anfang  des 
ersten  Jahrhunderts  gesetzt  wird^*'),  und  welcher  im  Alter  in  Kos 
lebte *^)  und  dort  starb ^*'^).  Abgesehen  von  seinen  menippeischen 
Satiren  ^^^)  scheint  er  aber  auch  dieselbe  Person  mit  dem  Verfasser 

141  *>)  Varr.  b.  Cic.  Acad.  I,  2,  8.  Menipputn  imitati  non  interpretati. 
Von  ihm  stammt  der  Name  „menippeische"  Satiren,  während  Andere  sie 
„kynische"  nannten,  Gell.  II,  18,  7.  Macrob.  Sat.  I,  11,  42.  Knaack 
Menipp  und  Varro,  Hermes  XVIII.  1883.  S.' 148— 150  sucht  wahrscheinlich 
zu  machen,  dass  Varro  im  ^TdQOnvcav  (Fr.  576  Büchel.)  dem  Zvfinoeiov  des 
M.  gefolgt  sei. 

142)  Anthol.  Pal.  VII,  417—419.  XII,  256,  12.  Ath.  IV.  157b.  Strab. 
Steph.  a.  a.  0.  In  Schol.  Anth.  p.  81  (Anth.  Pal.  ed.  Duebner  I.  S.  54) 
wird  er  zuerst  ein  Phöniker  aus  Palästina,  dann  ein  Syrer  aus  Gadara  ge- 
nannt, endlich  p.  82  heisst  es,  er  habe  sich  iv  roig  ifiTCQoad'Bv  selbst  als 
Gadarener  bezeichnet.  —  Ausdrücklich  als  Eyniker  erscheint  er  (was  Zell  er 
11*,  1.  S.  287  f.  A.  1  übersehen  hat)  bei  Ath.  XI.  502  c  (vgl.  Ath.  IV.  157  b. 
b  TtQoyovog  vfimv  MsXiayQog  6  Fa^ecQSvg). 

148)  Schol.  Anth.  p.  82:  unter  dem  letzten  Seleukos  (9S — 80).  Dazu 
stimmt  es,  dass  sein  132.  Epigramm  (A.  P.  IV,  436)  eine  Grabschrift  auf 
Antipatros  von  Sidon  ist,  welcher  bis  Ol.  160  (==  140—186)  lebte  (s.  C.  86), 
und  dass  er  andrerseits  im  Einleitungsgedicht  (s.  A.  150)  A.  P.  IV,  ],  42 
dessen  Schöpfungen  noch  als  neue  bezeichnet.  Auch  hatte  er  in  seine 
Anthologie  noch  keins  von  den  Epigrammen  des  Philodemos  aufgenommen 
(vgl.  C.  32.  A.  213),  offenbar  weil  dieselben  damals  noch  nicht  erschienen 
waren.    S.  Jacobs  Anth.  Gr.  VI.  S.  XXXVI  ff.  XIII.  S.  915  f. 

144)  Epig.  CXXVl  (A.  G.  I.  p.  88  Jac.)  =  A.  P.  VIII,  419,  5  (vgl. 
418,  3  f.). 

145)  Schol.  Anth.  p.  81. 

146)  Ep.  CXXVII  =-  A.  P.  VII,  417,  4.  «peora  Msvinvsioig  avvtQoxeicag 
XccQUnv.  418,  5 f.  MsvinitB^oig  (so  L.  Holstein  f.  MeXtittüng)  .  .  .  Xccgtciv 
Diokl.  b.  La.  Di.  100  (s.  A.  138).  Wir  kennen  drei  Titel:  ZvfMcoctov,  Ath. 
502  c,  XaQttsg^  Ath.  167  b  (wo  er  den  Homeros  für  einen  Syrer  erklärte, 
vgl.  überdies  Wachsmuth  a.  a.  0.  S.  84),  endlich  ebendas.  (ausdrücklich, 
wie  gegen  Jacobs  zu  bemerken  ist,  von  den  Xagnsg  unterschieden)  yls- 
%C&ov  xccl  ^ax^g  avyfiQiaig,  d.  h.  nach  Wilamowitz  S.  294f.  „Streit  des 
Linsenpürees  und  der  dicken  Linsen'*,  eine,  wie  Wilamowitz  bemerkt, 
gut  kynische  Fortsetzung  einer  liiterarischen  Darstellung,  wie  sie  in  den 
Hören  des  Prodikos  und  dem  Streit  der  beiden  Aoyoi  in  den  Wolken  des 
Aristophanes  ihre  Vorbilder  hatte  und  sodann  zu  persönlicher  Satire  von 
Alkaeos  aus  Messene  (Polyb.  XXXII,  6,  5)  angewandt  worden  war  (s.  G.  36), 
bei  den  Römern  vielfach  nachgeahmt  wurde  (so  in  dem  von  Tiberius  reich 


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4.  Kyniker.    Meleagpros.  47 

der  Schrift  über  die  LehrmeinuDgen  der  Philosophen^*^)  gewesen 
zu  sein.  Ueberdies  war  er  ein  sehr  fruchtbarer  und  geschätzter 
Dichter  von  Epigrammen  und  epigrammenähnlichen  Poesien  und 
der  Urheber  der  ältesten  Sammlung  von  Epigrammen  in  rein 
poetischem  Interesse  (Anthologie)  unter  dem  Namen  Ikktpavog, 
in  welcher  die  Epigramme  nach  ihren  Anfangsbuchstaben  ge- 
ordnet waren ^**).  Von  seinen  eignen  in  diese  Sammlung  auf- 
genommenen Gedichten  haben  wir  noch  gegen  130**^).  In  dem 
ersten,  einleitenden ^  in  welchem  er  dieselbe  seinem  jugendlichen 
Freunde  Diokles  (von  Magnesia)  widmet,  zählt  er  die  Namen 
der  Dichter ^^),  in  dem  zweiten  ^'^^)  die  der  von  ihm  in  Tyros 
geliebten  Knaben  auf,  welche  er  hier  gleichsam  zu  einem  Kranze 
zusammenreiht.  Auch  seine  Epigramme  auf  jeden  dieser  Lieblinge 
sind  zum  grössten  Theil  noch  erhalten  ^^°). 

belohnteD  Dialogus,  in  quo  boUti  et  ficedulae  et  ostrei  et  turdi  certamen  in- 
duxercU  Asellius  Säbinus,  Suet.  Tib.  42,  Certanun  coci  et  pistoris  u.  s.  yt.), 
eDdlich  in  den  Certamina  und  Conflictus  des  Mittelalters  wiederkehrt.  In 
Bezug  auf  die  Bolle  der  Linse  bei  den  Kynikem  vgl.  bes.  Erates  Fr.  10 
Bergk.  Die  wenigen  Brachstücke  dieser  Satiren  stehen  bei  Biese  a.  a.  0. 
S.  246.  Sehr  richtig  bemerkt  über  diese  ganze  Litteratargattung  Wachs- 
muth  S.  85:  „neque  Ätticis  placuit  neqtie  viguit  mdioribus  temporibua,  sed 
efßoruit  recentiore  demum  aetate  et  exculta  est  per  tres  Syros,  Menippum, 
Meleagrum,  Lticianutn.  Frank  Zur  Satura  Menippea,  Nikolsburg  1880.  8. 
steht  mir  nicht  zu  Gebote. 

147)  TtBQl  doimv,  La.  Di.  II,  92. 

148)  Schol.  Anth.  p.  81.  ino^riaev  ds  xov  d-avfiaaiov  rovrovl  t6i^  töiv 
iviYQa[i(uizaiw  axifpavov  avvita^sv  ds  avtcc  xara  rä  eroixsitt, 

149)  Anth.  Gr.  L  S.  1  fiP.  Jac.  Specialausgaben  von  Manso,  Jena  1786. 
A.  C.  Meineke,  Leipzig.  1789.  Gräfe,  Leipz.  1811.  Charakteristik  Ton 
St.  Beuve  Bev.  des  deux  mondes  1845.  S.  1006—1028.  ün&cht  sind  unter 
ihnen,  wie  es  scheint,  nur  zwei,  Anth.  P.  XII,  83.  57,  s.  Eaibel  Senten- 
tiamm  liber  primus,  Hermes  XV.  1880.  S.  457  fiF. 

150)  Anth.  P.  IV,  1.  Von  den  Zeiten  der  Sappho  an  bis  tief  in  die 
alexandrinische  Periode  hinein,  und  V.  55  sagt  er,  dass  er  nicht  wenige 
Schöpfungen  auch  von  jüngeren  Dichtern  hinzugefügt  habe:  ällcov  t*  ^QVfci 
TcoUa  vBoyQutpa,  Auf  die  Widmung  an  Diokles  (s.  über  diesen  C.  19. 
A.  89  if.)  kommt  er  auch  in  seinem  Schlussgedicht  (CXXIX  »  A.  P.  XII, 
257)  zurück.  Dass  er  die  Sammlung  erst  im  Alter  machte,  erhellt  aus 
A.  P;  Vn,  417,  7  fiF. 

150»»)  A.  P.  Xn,  266. 

150®)  üeber  den  Versbau  seiner  Epigramme  s.  C.  13.  A.  74.  C.  32. 
A.  224  f.  u.  bes.  C.  36. 


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48  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  HAlfbe  des  2.  Jahrh. 

5.  Die  Stoiker  ^^'). 
Zenon^^^),  Sohn  des  Mnaseas  oder  Demeas*^'),  ward  wahr- 
scheinlich 336/5*^)  in   Eition   auf  Kypros,  einer  Stadt  mit  ge- 

161)  R.  Hirzel  Die  Entwicklung  der  stoischen  Philosophie,  in  seinen 
Untersuchungen  zu  Ciceros  philos.  Schrr.  11,  1.  Leipzig  1882.  8.,  vielfach 
berichtigt  von  Ludw.  Stein  Die  Psychologie  der  Stoiker  I.  Berlin  1886.  8. 
(Berl.  Stud.  III,  1).  11.  Die  Erkenntnisstheorie  der  Stoa,  Berl.  1888.  (Berl. 
Stud.  VII,  1).  Weygoldt  Die  Philosophie  der  Stoa,  Leipz.  1883.  8. 
(populär).  Rud.  Schmidt  Stoicorum  grammatica,  Halle  1839.  8.  (lieber 
denselben  Gegenstand  s.  auch  Steinthal  Gesch.  der  Sprach wissenscb.  b. 
d.  Griechen  u.  Römern,  Berlin  1863.  S.  266—368).  C.  Wachsmuth  Die 
Ansichten  der  Stoiker  über  Mantik  und  Dämonen,  Berl.  1860.  8.  0.  Heine 
Stoicorum  de  fato  doctrina,  Naumburg  1869.  4.  (Progr.  v.  Pforta).  Heinze 
Stoicorum  de  aflfectibus  doctrina,  Berl.  1860.  8.  (Doctordiss.).  Stoicorum 
ethica,  Naumburg  1862.  4.  (Progr.  v.  Pforta).  Zur  Erkenntnisslehre  der 
Stoiker,  Leipzig  1880.  4.  Striller  De  stoicorum  studiis  rhetoricis,  Breslau 
1886.  8.  (Doctord.,  Bresl.  philol.  Abhh.  I,  2).  A.  Haake  Die  Gesellschafts- 
lehre  der  Stoiker,  Berl.  1887.  4.  Luthe  Die  ßrkenntnisslehre  der  Stoiker, 
Leipzig  1890.  8.  —  Von  unsem  beiden  Hauptqnellen  bricht  die  eine,  Laert. 
Diog.  Vn,  jetzt  mitten  in  der  Darstellung  des  Chrysippos  (s.  A.  336)  ab, 
nach  einem  in  P  =  Paris.  1769  (s.  Bonnet  Rhein.  Mus.  XXXII.  1877. 
S.  678  ff.)  und  in  dessen  Abschrift  (s.  Usener  Epicarea  S.  XI),  dem  Lanr. 
69,  86  (H)  erhaltenen  Inhaltsauszuge  ging  sie  einst  bis  auf  Cornutus,  tief 
in  das  1.  Jahrh.  n.  Chr.  (s.  Rose  Die  Lücke  im  Diog.  Laert.,  Herrn.  I. 
1866.  S.  367—397).  Die  andere,  ein  herkulanischer  Papyros,  bearbeitet 
von  Comparetti  Papiro  ercolanese  inedito,  Turin  1876.  8.  Riv.  di  Fil. 
III.  1876.  S.  449  ff.,  ist  wahrscheinlich  von  Philodemos  und  ist  nach  der 
eignen  Angabe  des  Verfassers  Col.  XVII  ausgeschrieben  aus  dem  Stoiker 
Stratokies  (s.  C.  32.  A.  7),  schliesst  daher  mit  zweien  von  dessen  Schülern. 
Der  Hauptkem  der  betreffenden  Biographien  des  La.  Di.  wiederum  stammt 
aus  dem  freilich  nur  bei  Zenon  (s.  1.  2.  6.  24.  28)  citirten  n£va^  tmv  anb 
Zi^vtovog  fpdoa6<pmv  xal  rcov  ßißXi(ov  des  (s.  C.  32.  A.  67)  noch  etwas  jüngeren 
Stoikers  Apollonios  von  Tyros  (s.  Wilamowitz  S.  103 ff.)  welcher  für 
Zenon,  Eleanthes,  Chrysippos  (2.  '£xaira>y  de  <pr]ai  xal  'An.  6  T.  26)  die 
Chreien  des  Hekaton  (s.  C.  82.  A.  26)  benutzte. 

162)  M eulemann  De  Zenone  Citieo.  Pars  I.  Groningen  1868.  8. 
(Doctordiss.).  Weygoldt  Zeno  von  Citium  und  seine  Lehre,  Jena  1872.  8. 
(Doctord.).  Ed.  Wellmann  Die  Philosophie  des  Stoikers  Zenon,  Jahrb. 
f.  Philol.  CVII.  1873.  S.  432—490.  Nachtr.  ebend.  CXV.  1877.  S.  800—808. 
C.  Wachsmuth  Coromentatio  de  Zenone  Citiensi  et  Cleanthe  Assio, 
Göttingen  1874.  1876.  IL  4.  mit  Fragms.  —  Die  Lebensbeschreibung  bei 
La.  Di.  ist  ihrer  Hauptmasse  nach  theils  aus  jener  Biographie  des  Apollo- 
nios, theils  ans  der  viel  zuverlässigeren  älteren,  zeitgenössischen  des  Anti- 
genes von  Karysios  (12 — 24),  aus  welcher  auch  die  Nachrichten  aus  Per- 
saeos  (s.  28)  zu  stammen  scheinen  (s.  Snsemihl  Jahrb.  f.  Ph.  CXXV. 
S.  743)  zusammengesetzt,  doch  in  den  ans  Apollonios  entnommenen  Stücken 


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5.  Stoiker.    Zenon  von  Kitioö.  49» 

mischter  griechischer  und  phönikischer  Bevölkerung^^'*),  geboren 
und  war  vermuthlich  selbst  von  gemischter  Abkunft  ^^^,  so  dass 
sich  denn  in  seinem  Charakter  neben  den  vielen  grossen  und 
acht  hellenischen  Zügen  auch  einzelne  phonikisch- semitische 
zeigen,  wie  namentlich   eine  übertriebene  Sparsamkeit*^^).     Seiu 

mit  mancherlei  Einschiebungen  uijd  Zusätzen  aas  anderen  Scbriflstellern, 
8.  Wilamowitz  a.  a.  0. ,  und  zwar  zahlreicheren,  als  Wilamowitz 
glaubte,  s.  A.  161.  164.  169.  184.  Antig.  gab  im  Ganzen  den  Z.  der  Ge- 
schichte wieder,  Apoll,  den  der  Stoikerlegende.  Die  Brnchstücke  sind  ab- 
gesehen von  Philod.  a.  a.  0.  Col.  III  (s.  A.  181)  vermehrt  durch  die  Ent- 
deckung von  Zeller  Der  Streit  Theophrasts  gegen  Zeno  über  die  Emgkeit 
der  Welt,  Herm.  XL  1876.  S.  422—469  (vgl.  dessen  Replik  Der  pseudo- 
philcnische  Bericht  üb.  Theophr.  Herm.  XV.  1880.  S.  134—146  gegen  Diels 
Doxogr.  S.  106  ff.;  vollständig  unberücksichtigt  hat  diese  Replik  bei  seinen 
erneuten  Einwürfen  v.  Arnim  Quellenstudien  zu  Philo,  Berlin  1888.  8. 
S.  4J  ff.  gelassen,  s.  gegen  dieselben  C.  32.  A.  434),  dass  der  von  Theo- 
phraetos  (Fr.  30)  bei  Pseudo-Philon  de  incorr.  m.  c.  23—27.  p.  60  tf. 
Mangey.  p.  969  C  ff.  Hösch.  bekämpfte  Gegner  der  Weltewigkeit  nur  Z. 
sein  kann,  so  dass  wir  hier  auch  aus  dessen  Schrift  nsQl  tov  oXov  (s. 
A.  189.  198  B)  Fragmente  haben. 

163)  La.  Di.  VlI,  1.  Mnaseas  auch  10  f.  31.  Suid.  Zrivcov.  Aet  Plac. 
(==  Pseudo-Plut.  Plac.  I,  4,  1  und  Stob.  Ekl.  I.  p.  306  H.  126,  17  W.,  wo 
die  Handschriften  Mvaeaiov  geben)  p.  289,  1  Diels.  Paus.  II,  8,  4,  dies  ist 
also  wohl  der  richtige  Name. 

164)  Wie  Rohde  Die  Chronologie  des  Zeno  von  Kition,  Rhein.  Mus. 
XXXIII.  1878.  S.  622-626  und  Gomperz  Zur  Chronologie  des  Zeno  und 
Kleauthes  L,  cbend.  XXXIV.  1879.  S.  164—166  nachgewiesen  haben,  s.  A.  183. 
184.  Vgl.  auch  Top  ff  er  Quaestiones  Pisistrateae ,  Dorpat  1886.  8.  S.  142— 
146.  Gegen  G.  F.  Unger  Die  Zeiten  des  Zenon  von  Eition  und  Antigonos 
Gonatas,  Münchner  Sitzangsber.  1887.  I.  S.  101  ff. ,  welcher  die  Geburt  des 
Z.  348/7  und  dessen  Tod  266/6  setzt,  s.Susemihl  Analectorum  Alezan- 
drinonim  chronologicorom  part.  IL,  Greifswald  1888.  4.  S.  XXIII  ff.,  und 
gegen  Brinker  Da?  Geburtsjahr  des  Stoikers  Zenon  aus  Citiam  nnd  dessen 
Briefwechsel  mit  Antigonos  Gonatas,  Schwerin  1888.  4.,  welcher  bei  La. 
Di  28  (s.  A.  169)  die  Zahl  72  mit  Clinton  und  Unger  in  92  und  die 
Zahl  68  in  48  ändern  will  nnd  so  auf  das  Geburtsjahr  366  gelangt,  siehe 
Susemihl  Das  Geburtsjahr  des  Zenon  von  Eition,  Jahrb.  f.  Phil.  CXXXIX. 
1889.  S.  746—761. 

166)  La.  Di.  1.  noXiafMc  'ElXrjvmov  ^o^vinus  ino^tiovg  iaxriKog. 

166)  Denn  er  wird  wiederholt  (La.  Di.  3.  16.  26.  30.  II,  114.  Suid. 
Zrivmv,  Ath.  XIII.  663  e.  Cic.  Fin.  IV,  20,  66)  selber  geradezu  ein  Phönikier 
genannt,  und  bei  La.  Di.  6  heisst  es,  dass  auch  die  Eitler  in  Sidon  ihn 
zu  den  Ihren  zählten;  jedenfalls  stand  also  seine  Vaterstadt  ihrem  phöniki- 
sehen  Bestandtheile  nach  noch  in  fortdauernder  Verbindung  mit  Pbönikien. 
Vgl.  Stein  a.  a.  0.  L  S.  2  ff.  A.  8. 

167)  ßccQßttQiUTi  afiLiiQoloy^a  La.  Di.  16  (nach  Antig.) . 
SuBiMioL,  griech.alex.  Litt.-Oesch.   I  4 


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50  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Vater  hatte  als  reisender  Kaufmann  ihm  sokratische  Schriften 
aus  Athen  mitgebracht,  so  dass  er  ohne  Zweifel  schon  zu  Hause  ^ 
namentlich  Xenophons  Memorabilien  las,  welche  einen  grossen 
und  bleibenden  Eindruck  auf  ihn  machten  und  auch  hernach  in 
seiner  Schule  ein  Lieblingsbuch  wurden^  und  so  ging  er  mit 
der  Absicht  eines  gründlicheren  Studiums  der  Philosophie  nach 
Athen*»*),  22  Jahre  alt*«^),  also  314  *«0-  Hier  schloss  er  sich 
zuerst  und  auf  längere  Zeit  ausnahmslos  dem  Eyniker  Erates 
an*^^),  doch  stiessen,  wie  es  scheint,  schon  ziemlich  früh  die 
kjnischen  Roheiten  ihn  ab**^),  und  auch  die  dürftige  Lehre  dieser 
Schule  genügte  auf  die  Dauer  seinem  wissenschaftlichen  Streben 
nicht  *^).     Und  so  wandte  er  sich  denn  in  einem  sehr  natürlichen 

158)  Und  nicht  erst,  wie  die  Sage  bei  La.  Di.  S  berichtet,  später  in  Athen. 

159)  Mit  Zeller  III^  1.  S.  28  f.  A.  1  folge  ich  der  einfachen  und  an- 
gesuchten Angabe  des  Demetr.  y.  Magn.  b.  La.  Di.  31  gegenüber  den  ver- 
schiedenartig  ausgeschmückten  Legenden,  zn  denen  auch  die  Art  gehOrt, 
wie  Z.  die  Bekanntschaft  des  Erates  gemacht  haben  soll,  bei  La.  Di.  2 — 5 
(d.  i.  Apollonios).  31  f.  und  Andern. 

160)  Nach  dem  selbstverst&ndlich  allein  glaubwürdigen  Zengniss  seines 
Schülers  Persaeos  in  dessen  'H^i%al  c%oXaC  b.  Diog.  28  (s.  A.  152.  169.  258. 
266),  gegen  welches  die  Rnndzahl  30  (ebend.  2)  nicht  aufkonmit. 

161)  Im  Todesjahre  des  Xenokrates,  während  er  nach  Timokrates 
(schwerlich  dem  Epikureer)  im  Dion  diesen  noch  10  Jahre  lang  gehOrt 
haben  soll  oder  auch  (nach  weniger  wahrscheinlicher  Construction)  Stilpon 
and  hernach  diesen  zasanmien  so  lange  Zeit,  La.  Di  2.  ^t^xovffc  di,  not- 
9dnsQ  ngosiffrirai  (VI,  105),  KQatTjTOs'  sha  %al  Ztdnoivoq  unovcaC  tpaoiv 
avtoi'  xal  Ssvongdtovg  itr}  ^fxa,  cag  TifiongccTrig  Iv  xm  J^tovt,  dXla  %al 
TIoXifKovos.  Die  Worte  mg  —  Jimvi  oder  aach  sogar  xal  ISsvoxgdrovg  — 
z^^cDi^i  stammen  übrigens  schwerlich,  wie  Wilamowitz  S.  111  glaabt,  aas 
Apollonios,  s.  A.  169  and  Sasemihl  Jahrb.  f.  Ph.  CXXV.  S.  743  f.  Vgl. 
aach  Namen,  b.  Easeb.  P.  E.  XIV,  5,  11.  729  b.  UoXifimvog  S'  iySvovto 
yvmQifioi  *AQ%BoiXaog  %al  ZTJvoy  (vgl.  6,  11.  731  c)  .  .  .  Z^vova  ju^y  ovv 
fiifivrifiai  Btnmv  SsvongdtBi^  eha  9h  TLoXiyLünvi  <poiT^(Fai,  ai^ig  Sh  xagd 
Kgatriti  %vv{cai'  vwl  S\  avz&  XsXoyia^m  oti  nal  EtlXntovog  fistiaxB, 

162)  S.  darüber  auch  La.  Di.  12  (nach  Antig.).        163)  La.  Di,  8. 
164)  La.  Di.   4.    tsXsvxulov   Sh    dniatt}  (nämlich  von  Ejrates)  nal  xav 

nQosiQTjfiivtov  Tj^ovatv  ^mg  itöov  stuociv.  Diese  Worte  hängen  eng  zu- 
sammen mit  denen  am  Anfang  dieses  §.  4  fog  fiev  ovv  tivog  {xove  tov 
KQäxritog^  von  denen  sie  Diog.  durch  den  auf  letztere  folgenden  Einschub 
Zt8  %.  t.  X.  und  die  Art,  wie  er  an- diesen  das  Schriftenverzeichniss  anreiht 
(s.  A.  192.  194),  abgerissen  hat.  Der  Zusatz :  ^mg  it6v  sPhociv  stammt  yiel- 
leicht  wiederum  nicht  aus  Apollonios,  s.  A.  168.  169.  Andrerseits  ist 
schwer  abzusehen,  wie  Deijenige,  welcher  ihn  machte,  sich  mit  den  obigen 
hfi  dixa  (2,  s.  A.  161)  für  Xenokrates  oder  Stilpon  und  Xenokrates  aUein 
hätte  befreunden  können. 


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5.  Stoiker.    Zenon  von  Kition.  51 

Üebergange  zunächst  dem  Stilpon  zu^*^),  hierauf  dem  Diodoros 
Kronos,  mit  dessen  Schüler  Philon  er  sich,  wie  schon  gesagt, 
eifrig  im  Disputiren  übte"^),  und  zuletzt  dem  Akademiker  Pole- 
mon*^').  Nach  dieser  angeblich ^^)  zwanzigjährigen,  in  Wahr- 
heit vermuthlich  kürzeren '^'')  Schülerzeit,  also  spätestens  seit 
294  trat  er  endlich  selbst  als  Lehrer  auf  in  der  6toa  noiTcUrj, 
von  welcher  die  neue  Schule,  anfangs  Zenoneer  geheissen^^®), 
später  den  Namen  Stoiker  erhielt.  Und  zwar  pflegte  er,  dem 
alles   Menschengewühl   zuwider  war,   sich   am   Liebsten  in    der 


165)  ApoUon,  b.  La.  Di.  24,  vgl.  2  (s.  A.  161)  u.  II,  114.  Herakleid. 
Lemb.  ebend.  II,  120. 

166)  Hippobotos  b.  La.  Di.  26.  (Antig.  v.  K.)  ebend.  16,  s.  oben  A.  48. 
Susemihl  Jahrb.  CXXXIX.  S.  760  f.  Apollonios  scheint  ihn  freilich  nicht 
zu  Zenons  Lehrern  gerechnet  zu  haben,  s.  A.  161.  164.  Bei  Suid.  werden 
nur  Erates  und  dann  Polemon  genannt. 

167)  Hippob.  a,  a.  0.  Vgl.  A.  161.  Cic.  Fin.  IV,  16,  46.  Acad.  I,  9,  34  f. 
Strab.  XIIL  614. 

168)  Wenn  andere  die  A.  164  ausgezogene  Stelle  nicht  sogar  bedeutet, 
er  habe  nach  Erates  auch  noch  zusammen  20  Jahre  Stilpon,  Xenokrates 
und  Polemon  gehört. 

169)  Abgesehen  yon  dem  eben  A.  168  Gesagten  ist  die  Bundzahl  20 
schon  als  solche  verdächtig.  Sodann  setzt  sie  sich  wenigstens  in  der  Com- 
pilation  des  Diog.  in  Beziehung  zu  der  falschen  Angabe,  dass  Z.  noch  den 
Xenokrates  gehört  habe.  Endlich  wenn  es  bei  Diog.  28  heisst:  oxtco  yag 
ngog  xotg  ivsvi^iiopta  ßtovg  itri  natiotQBfpfv  avoöog  xttl  vyirjg  iniTsXiaag. 
Tlfgaaiog  di  tpriaiv  iv  taÜg  'qd'iTicttg  cxoXaCg  9vo  %al  eßSoiiTjTiovra  höav  ts- 
Xivzriccci  avx6vy  iX&s£v  81  yfÖTJyofJf  9vo  Tial  einooLV  itciv.  6  d'  UnoXXcaviog 
q>riöiv  atprjyi^aaad'ai  aixov  irrj  dvotv  8iovta  s^'qnovxa^  so  können,  was 
zuerst  Rohde  Rhein.  Mus.  XXXIII.  1878.  S.  178.  A.  2  bemerkte,  Wilamo- 
witz  aber  ausser  Acht  gelassen  hat,  nicht  alle  drei  Zahlen,  die  erreichten 
30  Jahre  bei  der  Ankunft  in  Athen  (s.  A.  160),  die  20  Lehr-  und  die  98 
Lebenszeit  aus  derselben  Quelle  (Apollonios)  stammen,  denn  die  68  Jahre 
Schulvorstandschaft  würden  mit  jenen  beiden  ersten  Zahlen  zusammen  viel- 
mehr 108  Lebensjahre  geben.  Dass  Apollonios  98  annahm,  ist  wohl  wahr- 
scheinlich, aber  welche  von  den  beiden  anderen  Zahlen  30  und  20,  ja  ob 
eine  von  beiden  ihm  angehört,  ist  sehr  ungewiss.  Wollte  man  aber  auch 
ihm  in  §.  2  die  Worte  rjdrj  tQiccHovtovTrig  und  vorher  entweder  xal  SevO' 
ngdxovg  —  z^^covi  oder  doch  ^xrj  —  Jionvi  (s.  A.  161)  absprechen,  dagegen 
in  §.  4  ^tog  ixmv  sCnoaiv  belassen,  so  macht  doch  die  Unrichtigkeit  seiner 
anderen  Zahlen  auch  die  Richtigkeit  von  dieser  bedenklich.  Vgl.  Susemihl 
Zenon  von  Kition,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXV.  1882.  S.  737—746  (mit  der 
Replik  von  Rohde  ebend.  S.  881  f.  und  der  Antwort  von  Susemihl  ebend. 
CXXVn.  1888.  S.  223  f.).  Das  Geburtsjahr  des  Zenon,  ebend.  CXXXIX.  1889. 
(s.  A.  164)  S.  746  f. 

170)  (ApoUon.  b.)  La.  Di.  6.   xa-ö-a  tpriat  xal  'EnUovQog  (Fr.  198). 

4* 


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52  Zweites  Capital.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

Weise  des  Aristoteles  mit  zwei  oder  drei  Freunden  auf  und  ab 
gehend  zu  unterhalten^'*);  selbstverständlich  hielt  er  aber  auch 
eigentliche  Lehrvorträge.  Bald  nach  294,  im  Winter  293/2  ward 
Demetrios  Poliorketes  König  von  Makedonien,  und  dieser  so  wie 
sein  Sohn  Antigonos  Gonatas  brachten  sodann  wiederholt  längere 
Zeit  auch  in  Athen  zu*'^),  und  so  wurde  der  letztere  Zenons 
Schüler  und  Freund,  was  er  auch  bis  zu  dessen  Tode  blieb*'*): 
so  oft  er  nach  Athen  kam,  horte  er  dessen  Vorträge*'*),  und  es 
leidet  keinen  Zweifel,  dass  er  gleich  nach  seiner  Thronbesteigung 
276  denselben  an  seihen  Hof  ziehen  wollte,  Zenon  aber  es  ab- 
lehnte und  statt  seiner,  wie  schon  erzählt  ward*'**),  seinen 
Landsmann  und  bisherigen  Hausgenossen  Persaeos  und  noch  einen 
anderen  seiner  Schüler,  den  Thebaner  Philonides,  sandte*'^).  Die 
Geschenke  des  Königs  nahm  er  an,  wusste  aber  dabei  seine 
Würde  zu  wahren*'^).  Weislich  enthielt  er  sich,  stolz  darauf 
ein  Kitier  zu  sein*"),  aller  Einmischungen  in  die  politischen 
Händel,  sei  es  im  Interesse  der  Athener,  sei  es  vollends  gegen 
dasselbe,  und  als  Demochares  ihn  um  seine  Verwendung  beim 
König,  offenbar  zu  Gunsten  Athens,  anging,  brach  er  den  Um- 
gang mit  diesem  Manne  ab*'®).  Sein  Wesen  war  ernst,  etwas 
schweigsam,  ja  herb,  doch  zugleich  gesellig;  ein  überaus  schlag- 

171)  (Antig.  V.  K.  b.)  La.  Di.  14.        172)  Vgl.  Wilamowitz  8.  202  ff. 
178)  Antig.  V.  K.  b.  Ath.  XIII.  608  c.    La.  Di.  18.   16.     Vgl.  Aelian. 
V.  H.  IX,  26.    Weiteres  bei  Zeller  S.  81.  A.  4. 

174)  (Apollon   b.)  La.  Di.  6.        174^)  C.  1.  S.  3. 

175)  (Apollon.  b.)  La.  Di.  6.  9  {dniatsilB  Sl  UsQüaCov  xal  ^iXavldriv 
xov  SrißaroVf  <ov  dfiq>otiQtov  'EninovQog  ftvrifiovevsi  mg  avpovxav  'Avnyovm 
iv  t^  nqoq  'AqiaxoßovXov  xbv  dSeXipdv  intütoXij),  ferner  La.  Di.  36  n.  daza 
unten  A.  263.  Vgl.  IV,  46  u.  ö.  V.  Arat.  3.  p.  6S,  16 f.  4.  p.  60,  10 ff. 
Westerm.  Philod.  Ind.  St.  Col.  XIII.  C.  10.  A.  14.  19.  Dass  freilich  der 
Ton  Apollon.  b.  La.  Di.  6—9  mitgetheilte  Briefv^echsel  zwischen  dem  EOnig 
und  Z.,  welchen  mit  Recht  bereits  Brncker  Hist.  pbil.  I.  S.  897  anzweifelte, 
gefälscht  ist,  ergiebt  sich  schon  darans,  dass  Z.  sich  hier  80 jährig  nennt 
(s.  A.  188).  Ausserdem  s.  bes.  ünger  S.  110  ff.,  TOn  dessen  Erörterungen 
freilich  Alles  abgezogen  werden  muss,  was  mit  seiner  unrichtigen  Be- 
rechnung von  Z.*s  Lebenszeit  (s.  A.  164)  zusammenhängt 

176)  Nach  dem  eigoeo  Zeugniss  des  Königs,  (Antig.  y.  E.  b.)  La.  Di.  18. 

177)  Antig.  V.  E.  b.  La.  Di.  12.  Antipatros  v.  Tars.  b.  Plut.  Sto.  rep. 
4.  1034a,  s.  A.  186.  332. 

178)  (Antig.  V.  K.  b.)  La.  Di.  14,  missyerstanden  bei  Droysen  Hellenism. 
m\  1.  S.  230.  A.  2  und  Zeller  S.  80.  A.  3.  AeUan.  V.  H.  VII,  14.  noXXd 
91  nal  Zi^vmv  vn'kQ  'Ad-rjvai(oif  iitoXitsvaato  ngog  Uvtfyovov  verdient  daher 
keinen  Glauben. 


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6.  Stoiker.    Zenon  von  Kitdou.  53 

fertiger  Sarkasmus  stand  ihm  za  Gebote;  ein  grosser  Menschen- 
kenner^ war  er  gegen  jüngere  Leute  nachsichtig  ^^^).  Seine  Lebens- 
weise war  überaus  einfach  und  massig  ^^)^  und  so  erhielt  er, 
wie  es  heisst,  seinen  schwachen  Körper  fast  immer  gesund  ^^^); 
doch  wird  Ton  einer  längeren  Krankheit  erzahlt*®*).  Verheirathet 
war  er  nicht.     Er  starb,  72  Jahre  alt*»»),  Ol.  129,  1  *»*)  =  264/3 

179)  Antig.  V.  K.  b.  Ath.  XIII.  607  c.  608  c.   La.  Di.  13. 

180)  Für  gewöhnlich  behalf  er  sich  ohne  Aofwärter,  noch  seltner  hielt 
er  sich  statt  eines  solchen  eine  Auf  Wärterin,  (Antig.  y.  E.  b.)  La.  Di.  13, 
missyerstanden  bei  Ath.  XIU.  663  c  (oder  yerdreht?)  and  sogar  noch  bei 
Zeller  S.  30.  A.  1  und  Hirzel  S.  68.  A.  1,  s.  Wilamowits  8.  116. 
Snsemihl  Jahrb.  CXXY.  S.  741.  A.  30.  Daraus  ward  das  Märchen  (Sen. 
Consol.  ad  Hely.  12,  6),  er  sei  zn  arm  gewesen,  nm  sich  einen  Sklayen  zu 
halten.  Umgekehrt  übertrieb  schon  Antig.  y.  K.  seinen  Beichthum  (La. 
Di.  13).    Weiteres  b.  Zeller  S.  28 f.  A.  1.  S.  30.  A.  2. 

181)  S.  die  A.  169  angef.  Stelle  La.  Di.  28  (ygl.  Suid. ,  wo  es  gleich- 
falls heisst:  %atsütQ8rff8  ror  ßiov  avoaoq  %al  vyirig  diaxBliccts) ,  über  seine 
Eörperschwäche  aber  das  Selbstzeugniss  bei  Philodem.  Ind.  St.  GoL  DI, 
femer  Timoth.  Apoll.  Pers.  b.  La.  Di.  1  (ygL  A.  266). 

182)  Diokl.  b.  La.  Di.  162,  ygL  Muson.  b.  Stob.  Flor.  XVII,  43. 

183)  Pers.  b.  La.  Di.  28  (s.  A.  169),  nach  ApoUon.  (?)  ebend.  und 
Pseudo-Lukian.  Macrob.  19,  auch  wohl  Philod.  nsQl  xmv  tpiloaotptov  (s.  G.  32. 
A.  188)  Col.  rV,  4  f.  ivev  ....  yByopota  x^ara^av^Ci^y^,  freilich  yielmebr 
98,  nach  Suid.  Z^vatv  und  ccvsig  90  (wenn  anders  nicht  auch  hier  mit 
Küster  98  herzustellen  ist),  nach  Philod.  a.  a.  0.  Z.  6  ff.  (^axgyig  l'<yyiffT>a 
tAv  q  %al  %  itmv  sogar  beinahe  101.    S.  darüber  A.  184. 

184)  Nach  der  schon  yon  Zumpt  S.  76  für  richtig  erklärten  Angabe 
des  Hieronymus  zu  Euseb.  Ghron.  U.  p.  121  SchOne,  yon  welcher  die  des 
armenischen  Uebersetzers  freilich  nm  4  oder  6  Jahre  (s.  Unger  a.  a.  0. 
S.  106)  nach  rückwärts  abweicht,  die  aber  inzwischen  anderweitig  bestätigt 
ist,  s.  A.  217,  auch  200.  218.  Vielleicht,  aber  eben  auch  nur  yielleicht 
mit  Recht  yermuthet  Bohde,  auch  Apollonios  habe  an  kein  anderes  Sterbe- 
jahr gedacht,  sondern  sich  nur  durch  jene  gefölscbte  Gorrespondenz  (s.  A.  176) 
täuschen  lassen,  habe  diese  schon  gleich  nach  dem  Tode  des  Poliorketes 
(283),  also  282  angesetzt  und  folglich^  indem  er  den  Z.  damals  für  80 jährig 
hielt,  ihn  264/3  als  98jährig  bezeichnen  müssen.  Dagegen  irrt  jedenfalls 
derselbe  Roh  de  mit  der  Annahme,  es  habe  überhaupt  keine  Ueberlieferung 
yon  einem  anderen  und  späteren  Todesjahr  gegeben;  hiergegen  ist  Unger 
im  Recht.  Dies  erhellt  nicht  bloss  daraus,  dass  yon  gewisser  Seite  her  noch 
Chrysippos  (geboren  um  280)  und  sogar  noch  Eratosthenes  (geboren  zwischen 
276  und  272)  als  Schüler  des  Z.  fälschlich  bezeichnet  wnrden,  La.  Di.  179. 
Strab.  I.  p.  16,  s.  A.  316.  G.  16.  A.  4.  10,  sondern  auch  aus  der  ausdrück- 
lichen Angabe  bei  La.  Di  6,  welche  überdies  den  Persaeos  zu  jung  macht 
(s.  A.  261):  ^xfia£e  {nsgaaiog)  'nara  trjv  Tgia%oozriv  xal  itiaTOCTriv  olvfi- 
nuida  (■■  260—266)  r^dri  ysQovxog  ovxog  Zrivavog,  Dieselbe  kann 
freilich  wenigstens  ihren  letzten ,  auf  Zenon  bezüglichen  Worten  nach  nicht 


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54  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

unter  dem  Archon  Diognetos.  Antigonos  Gouatas^  welcher  damals 
vor  den  Thoren  Athens  stand;  erklärte^  seinen  besten  Zuschauer 
auf  der  WeltbUhne  verloren  zu  haben  und  sprach  dem  gerade 
anwesenden  athenischen  Parlamentär  Thrason  die  Bitte  an  die 
Athener  aus  dem  Verstorbenen  die  Ehre  des  öffentlichen  Be- 
gräbnisses im  Kerameikos  zu  gewähren  ^®^),  was  sie  denn  wohl 
ohne  Zweifel  auch  thaten^^^).  Auch  im  Stil  aber  verleugnete 
Zenon  den  üalbphönikier  nicht:  seine  Sprache  war  unrein,  seine 
Schriften  strotzten  von  unrichtiger  Anwendung  vorhandener  und 

von  ApoUonios  herrühren,  wenn  anders  dieser  ihm  98  Lebensjahre  gab, 
dagegen  hat  der  Gewährsmann  des  Philodemos  rnnthmasslich  (obgleich 
Roh  de  S.  624  anders  urtheilt)  Mitte  255  als  Todeszeit  im  Sinne  gehabt, 
denn  wenn  er  wiederum  nach  jenem  pseudo-zenonischen  Briefe  den  Z.  276 
sich  80 jährig  dachte,  stinunt  auf  diese  Weise  die  Rechnung,  welche  den- 
selben fast  101  Jahre  erreichen  lässt.  Ob  aber  dieser  Gewährsmann,  wie 
ünger  annimmt,  ApoUodoros  war,  welchen  Philod.  Col.  XI  (s.  C.  32.  A.  183) 
ausdrücklich  für  Z.  anführt  {'AnolX6dtoQO£  6  tovg  xQovovg  dvayQdipag)y  vgl. 
auch  Col.  III,  oder  ob  ApoUodoros  die  richtige  Berechnung  aufgestellt 
hatte,  wie  ich  Jahrb.  CXXV.  S.  734.  A.  36  nach  Rohde  und  Wilamo- 
witz  S.  110  gedacht  habe,  will  ich  nicht  entscheiden,  glaube  indessen 
Ersteres  nicht;  als  unmittelbare  Quelle  wird  von  Philod.  eine  inictoXij  xara 
<Tov>  *JvTi(pmv(^osy  bezeichnet;  von  dem  Archon  des  Sterbejahrs  nach  dieser 
Berechnung  ist  nur  die  Endsilbe  drjv  übrig.  War  es  Arreneides  ?  S.  A.  186.  — 
Die  angebliche  Todesart  des  Zenon,  Ariston  und  Kleanthes  (La.  Di.  28. 
164.  176)  ist  wahrscheinlich  von  Diog.  selbst  seiner  Vorlage  eingefügt  und 
schmeckt  stark  nach  Uermippos,  s.  Wilamowitz  S.  103.  Ich  lasse  daher 
alle  diese  Nachrichten  auf  sich  beruhen.    Doch  s.  A.  219. 

185)  (Antig.  V.  K.  b.)  La.  Di.  15. 

186)  Beweisen  lässt  es  sich  freilich  nicht,  und  das  ächte  Decret  hat 
sich  in  diesem  Falle  nicht  erhalten.  Denn,  wie  H.  Droyscn  Der  attische 
Volksbeschluss  zu  Ehren  des  Zenon,  Herm.  XVI.  1881.  S.  291—301  und 
ünger  S.  114—119  gezeigt  haben,  das  bei  La.  Di.  10—12  (offenbar  aus 
Apollon.)  aufbewahrte,  angeblich  unter  dem  uns  sonst  unbekannten  Archon 
Arreneides  erlassene  Psephisma  ist  mit  Unrecht  nach  dem  Vorgange  von 
La.  Di.  28  und  wohl  auch  (s.  A.  184)  von  dem  Gewährsmann  des  Philod. 
von  Gomperz,  Wilamowitz  S.  231  f.  251  f.  340ff.  (welcher  daher  den 
Arreneides  statt  des  von  Böckh  richtig  angenommenen  Diognetos  als 
Archon  für  264/3  setzen  wollte,  während  Andere  andere  Auswege  suchten), 
Töpffer  u.  A.  für  die  betreffende  Urkunde  gehalten.  Dasselbe  bezieht 
sich  vielmehr  grösstentheils ,  aber  nicht  ausschliesslich  auf  den  lebenden 
Zenon.  Es  ist  also  im  günstigsten  Falle  ans  zwei  ächten,  verschiedener 
Zeit  angehörigen  Beschlüssen  zusanmiengestückt,  wie  Droysen  annimmt, 
vielleicht  aber  und  wahrscheinliclier  eine  Fälschung  gerade  so  gut  wie  der 
unmittelbar  voraufgehende  Briefwechsel.  Wenigstens  ist  auf  die  von 
Droysen  herangezogene  Nachricht  La.  Di.  6.'    itifitov  .  .  .  'A^rjvaioi  acpo- 


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6.  Stoiker.    Zenon  von  Eition.  55 

sprachwidriger  Bildung  neuer  Wörter^®').  So  schuf  er  die  neue 
stoische  Schulsprache,  und  die  sämmtlichen  älteren  Stoiker, 
meistens  gleichfalls  Halbharbaren,  scheinen  es  mit  Ausnahme 
des  Eleanthes  nicht  besser  gemacht  zii  haben.  Sie  alle  schlössen 
sich  überdies  an  den  kjnischen  Grundsatz  an  alle  Dinge,  auch 
die  unanständigsten,  unverhüllt  mit  ihrem  eigentlichen  Namen 
zu  nennen  ^^),  was  natürlich,  abgesehen  von  allem  Anderen,  auch 
zur  Eleganz  der  Darstellung  nicht  beitrug.  Das  erhaltene  Yer- 
zeichniss  der  Schriften  Zenons  ^^)  umfasst  nur  diejenigen  Werke, 

dga  tov  Ta^vtava  ovxmq,  aats  xal  tmv  zBixcav  avxm  tag  ^sig  nagaHatad'ia^ai, 
xal  Xffvüm  ctBtpavtp  Tifirjcai  xal  XccXxjj  sinovi  kein  Verläse,  da  mindestens 
der  von  den  Thorschlüsseln  handelnde  Bestandtheil  derselben,  wie  Zeller 
8.  80  f.  A.  4  bemerkt,  eine  Fabel  ist.  Ebenso  wenig  möchte  ich  auf  Grund 
der  vagen  Angabe  yon  Antipatr.  t.  Tars.  (s.*  A.  177.  832)  glauben,  dass 
ihm  das  athenische  Bürgerrecht  geradezu  angeboten  worden  sei.  Ueber 
eine  Statue  in  Eition  s.  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  92. 

187)  Cic.  Tnsc.  V,  11,  48.  ignobilis  verborum  opifex.  Galen.  T.  VIIL 
p.  642  K.  naivotofieiv  %ccl  vittQßaiveiv  to  xmv  *ElXifv<ov  id'og  iv  toig  6v6fJtccai., 
Eine  Selbst vertheidigung  gegen  solche  Vorwürfe  ist  seine  Aeusserung  b. 
Diog.  18  (s.  A.  189).  Später  suchte  ihn  Chrysippos,  ein  nicht  minder 
starker  Sprachyerfölscher  (s.  A.  337  f.),  in  einer  eignen  Schrift  tcsq}  tov 
%VQÜog  nsxQTia^ai  Zr^vtovct  toig  6v6\iaci  (La.  Di.  122,  s.  A.  336)  gegen  die- 
selben zu  rechtfertigen.  Tbeilweise  hiemit  zusammen  hängt  ein  anderer, 
in  Wahrheit  höchst  oberflächlicher  Vorwurf,  der  des  Mangels  an  Origi- 
nalität, er  habe  nur  älteren  Lehren  ein  neues,  phönikisches  Gewand  an- 
gezogen (La.  Di.  26,  häufig  wiederholt  von  Cicero  nach  Antiochos  Ton 
Askalon,  s.  Zeller  S.  31.  A.  1). 

188)  Cic.  Epist.  IX,  22,  4  f. 

189)  La.  Di.  4,  ohne  Zweifel  nach  Apollonios.  Es  ist,  wie  Wachs- 
muth  zeigte,  sachlich  geordnet:  auf  6  ethische  Schriften  n^gl  tov  %ata 
<pv6i9  pCov^  nBgl  opfi^g  ^  nsgl  av^qmnov  tpvoemg^  nBgl  nad^mv^  nsgl  tov 
Ttßdi^tiovtog,  ntgl  vofiov,  nsgl  trjg  ^EXXrivi'Krjg  naidsiag  folgen  4  physische, 
nsgl  otpeag,  tcbqI  tov  oXov^  Ttsgl  öTifisioiv  («>  Vorzeichen),  Uv9ayogi%d  und 
drei  logische  und  ästhetische,  Kaf^oXma  n^Ql  Xi^tonv  (a»  de  singülis  verbis, 
de  verborum  delectu,  denn  Xi^ig  bedeutet  bei  den  Stoikern  „das  Wort", 
s.  Striller  S.  5 f.  52,  der  daher  jene  Aeusserung  bei  Diog.  18,  s.  A.  187, 
dieser  Schrift  zuzuweisen  geneigt  ist) ,  IJQoßXriftata  'OfiTiQiitd ,  nsgl  non^tmfjg 
d%Qoda$(og  nebst  einem  Anbang  Tix^rj  Xtti  Xvcsig  nccl  iXeyxo^  Svo^  'Anofivri- 
HOPBvfMxta  Kqutritog  mit  dem  Zusatz  ^^txa^  unter  welchem  aber  Zeller 
S.  32.  A.  1,  wenn  anders  man  nicht  mit  Wellmann  ^  XqbCui  (s.  A.  190) 
schreiben  will,  wohl  richtiger  eine  eigne  Schrift  (näml.  nQofiXriyMxu)  ver- 
steht, doch  s.  La.  Di.  III,  34.  xd  rif^ind  dnofAvrjfioifSv^ata  =»  Xen.  Mem. 
Unter  der  Tixvri  yersteht  Striller  S.  4  eine  Dialektik  mit  Berufung  auf 
Stob.  Flor.  LXXXII,  6.  C^ic.  Pin.  IV,  4,  9.  Im  Uebrigen  vgL  die  Combina- 
tionen  von  Stein  IL  S.  303  ff.  A.  689,  und  nach  dem  Vorstehenden  ist 
Natorp  Forschungen  8.  141.  A.  1  zu  berichtigen. 


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56  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

welche  von  der  späteren  Stoa  als  kanonisch  anerkannt  wurden  ^^). 
Am  Meisten  wissen  wir  yon  der  IIoXitBÜx,  die  zwar  schwerlich 
ein  eigentliches  Jugendwerk^^^),  aber  doch  vielleicht  wirklich  zu 
einer  Zeit  geschrieben  war,  als  Zenon  sich  noch  im  Uebergange 
zum  stoischen  Standpuukte  vom  kynischen  befand  ^^*),  über  wel- 
chen letzteren  freilich  in  dieser  Hinsicht  auch  Chrysippos  nicht 
hinausgekommen  ist  und  also  ohne  Zweifel  auch  Zenon  niemals. 
In  ihr  nahm  er  den  ganzen  kynischen  Idealstaat,  wie  ihn  Diogenes 
in  seiner  Schrift  gleichen  Titels  entwickelt  hatte,  auf^^^).    Es 


190)  Anders  freilich  noch  Hirzel  S.  40  f.  A.  2,  s.  aber  Susemihl 
Jahrb.  CXXV.  S.  739  f.  Die  Titel  nsgl  ovaiag  (La.  Di.  134)  und  tcbqI  (pv- 
asoag  (Stob.  Ecl.  phys.  p.  178  H.  78,  13  f.  W.)  können  einerlei  sein  mit  negi 
Tov  oXov^  die  XqBtai  (La.  Di.  VI,  91)  waren  von  den  'Ano^vriykOVBvykata 
nicht  verschieden.  Anders  aber  steht  es  mit  nsql  Xoyov^  wo  Z.  die  Philo- 
sophie in  Logik,  Physik,  Ethik  theilte  (La.  Di.  89.  40,  s.  A.  221,  vgl.  auch 
C.  32.  A.  199),  der  i^oorix^  "^^h^n  (La.  Di.  34),  den  JiatQißai  (La.  Di.  34. 
Sex.  Pyrr.  III,  206.  246.  Math.  XI,  190),  den  'EniatoXai,  aus  denen  ein 
Bruchstück  im  Floril.  des  Maximus  steht.  Das  Fehlen  von  nsgl  Xoyw  im 
Verzeichniss  ist  auffallend  und  beruht  wohl  nur  auf  Versehen,  jedenfalls 
lässt  es  sich  nicht  so  erklären,  wie  Susemihl  a.  a.  0.  746  glaubte.  VgL 
auch  A.  194*.  198«.  Ob  bei  Philod.  L  St.  CoL  VL  <x>al  tavtcc  yäg  riv 
slg  (royv  viivov  «£ia  iiattt(^x<ogyii6iv  imx<1^  .  .  .  sivai  S(rjii,yoaiccv  .  .  .  und 
Col.  VII.  (^iTCiygccfutayta  (nach  Comparettis  mit  Recht  nur  sehr  zweifelnd 
ausgesprochener  Ergänzung)  %al  nsgl  OQxriatwv  fttxl  Xvatmdmv  (s.  G.  6. 
A.  11  (F.,  falsch  Gomparetti  avXmSmv  für  Svaimdatv)  noXv  ridCm  %al  xa- 
QLBateqa  nsnoirjuiva  von  Gedichten  des  Z.  die  Bede  ist,  wie  Gomparetti 
und  Diels  Rhein.  Mus.  XXXI.  1876.  S.  6  behaupten,  scheint  mir  sehr 
fraglich.    Vgl.  G.  27.  A.  27. 

191)  Wie  ein  Theil  der  jüngeren  Stoiker  zu  seiner  Entschuldigung  be- 
hauptete, Philod.  de  philos.  Gol.  XV,  TgL  La.  Di.  6  und  dazu  Susemihl 
a.  a.  0.  S.  745. 

192)  „Wohl  schon  über  den  Hund  gekommen  war^  aber  noch  nicht 
über  den  Schwanz'*,  La.  Di.  ebend.  (uach  Diokles,  s.  Wilamowitz  Epist. 
ad  Maass.  S.  156.  A.  5):  zivlg  sXsyov  ncci'iovTsg  inl  tijg  xov  nvvbg  ovgag 
avtr}v  ysyQatpivai,  Es  ist  indessen  nicht  einmal  sicher,  ob  dieser  Scherz 
eine  solche  chronologische  Bedeutung  auch  nur  haben  sollte. 

193)  Mit  Weiber-  und  Gütergemeinschaft,  gleicher  Kleidung  für  beide 
Geschlechter,  Aufhebimg  des  Geldes,  der  Gau-  und  Geschlechtsverbände, 
ja  der  nationalen  Grrenzeu,  der  Göttertempel,  Gerichtshöfe,  Gymnasien, 
der  ganzen  enkyklopädischen  Bildung  und  mit  Empfehlung  der  Männer- 
liebe (wenn  auch  nicht  der  gemein- sinnlichen),  indem  Eros  als  das  zu- 
sammenhaltende Band  dieses  Staates  bezeichnet  ward ,  Gass.  b.  La.  Di.  32  f. 
vgl.  31.  Phüod.  de  philos.  Col.  IX  ff.  (V).  XU.  Plut.  Sto.  rep.  6. 1034  b.  de  fort 
AI.  I,  6.  329  A.  B.  Clem.  Strom.  V.  584  C.  D.  lulian.  Gr.  VL  200a.  Vgl.  auch 
Antip.  (von  Tars.)  xara  tmv  atgiascov  bei  Philod.  a.  a.  G.  Col.  VII,  s.  A.  377. 


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5.  Stoiker.    Zenon  von  Kition.  57 

war  daher  den  späteren  eklektischen  und  milder  denkenden 
Stoikern  ein  unangenehmes  Buch,  welches  sie  gern  als  unächt 
beseitigt  hätten'**),  wäre  es  nur  nicht  von  Chrysippos  als  ein 
Werk  Zenons  bezeugt  ^^**)  und  oflfenbar^*^)  auch  dem  Inhalte 
nach  im  Wesentlichen  gebilligt  worden.  Einen  ähnlichen  Cha- 
rakter trugen  auch  die  ebendesshalb  im  Verzeichniss  fehlenden 
^ucTQißai  und  ^Egani^xri  tB%vri  an  sich^^*),  aber  daraus  folgt  so- 
nach nicht^^^),  dass  auch  sie  einer  früheren  Periode  angehört 
hätten.  Die  Denkwürdigkeiten  des  Krates,  für  welche  die  xeno- 
phontischen  des  Sokrates  ohne  Zweifel  das  Vorbild  waren,  sind 
vollends  selbstverständlich  vor  dem  Tode  des  Krates  schwerlich 


194)  Philodem,  de  philoa.  Col.  VIII— XVT.  La.  Di.  34  (s.  A.  194»»  und 
C.  82.  A.  49).  Gomperz  in  der  A.  69  angef.  Abh.  Du  mm  1er  Antisthcn. 
S.  64  ff.  Wenn  daher  der  Ausdruck  bei  La.  Di.  4.  ygatpsi  dh  xQOf  x^  Flo- 
Uxsia  nal  taSs  an  sich  beide  Möglichkeiten  offen  l&sst,  dass  diese  Schrift 
die  erste  in  dem  folgenden  Katalog  und  dass  sie  gar  nicht  in  demselben 
war,  so  trifft  doch  in  Wirklichkeit  das  Letztere  zu. 

194»»)  La.  Di.  84.  ort  d'  avvov  iotiv  rj  UoXiteia,  nal  Xgvainxog  iv  rc» 
mgl  noXiTSicc^  q>fjaL  Es  folgen  dann  die  A.  190  angezogenen  Angaben: 
nBQ^  TB  iqioxi%&v  duiXs'KTai  ncctä  xqv  aq%riv  xri^  iniyQatpoftivrii  'E^axinrig 
xixvTig,  dXXa  xal  iv  xatg  JiaxQißaig  xci  naffanX/iaia  yqatpBi,  xoiovxoxgond 
xiva  toxi  fcaga  xm  Kacaim^  dXXä  xerl  'icidtogco  %.  x,  X.  (s.  C.  82.  A.  49). 

196)  Wie  schon  aus  seiner  mit  Z.  übereinstimmenden  (s.  Sex.  a  a.  0.) 
Vertheidigung  der  Blutschande  zwischen  Eltern  und  Kindern  (Sex.  Pyrr. 
ni,  246)  deutlich  heryorgebt,  s.  aber  auch  La.  Di.  131  (Weiteres  bei 
Dümmler  a.  a.  0.  S.  5).  Hiernach  ist  auch  Susemihl  a.  a.  0.  S.  741  zu 
berichtigen.  Auch  Kleanthes  aber  miesbilligte,  wie  es  scheint,  diese  Schrift 
des  Z.  keineswegs.  Denn  Philod.  de  philos.  Col.  Xm  sagt  von  der  TIoXi- 
xiUt  des  Kynikers  Diogenes^  <xal  Äi>cav^<5>  h  <T>fl5  n^qX  In^tcxrifkriyg 
<»>5  Jioyspoffg  (so  üsener  bei  Dümmler  a.  a.  0.  S.  67,  nicht  h  xm 
negl  öxijXfjg  dioyhovgy  wie  Gomperz  in  der  A.  69  angef.  Abh.  S.  268  f. 
glaubte)  «vr^<s  ft>vij<fioy>fi;ei  xal  inui^vBty  xal<^fftix^6f>  vcxb^^q^ov 

(1.  in^satv)  <«o«^€<tT>aft.  Die  letzten  Ergänzungen  sind  freilich,  wie 
Gomperz  selbst  bemerkt,  „keineswegs  völlig  gesichert'*.  Citate  aus  eben 
dieser  Schrift  bei  Chrysippos  führt  Philod.  ebendas.  an,  s.  Gomperz 
a.  a.  0.  S.  254. 

196)  S.  die  A.  190.  194»»  angeführten  Stellen  aus  den  JtaxQißai,  nach 
denen  hier  jede  Art  von  Befriedigung  des  Geschlechtstriebes  für  ebenso 
sittlich  gleichgültig  erklärt  ward  wie  jede  andere.  Aehnliches  stand  in 
der  UoXixBict,  Plut.  Qu.  symp.  HI,  6, 1.  653  E.  F.  Pbilod.  de  philos.  Col.  IX  (?). 
Auch  Kleanthes  schrieb  ntql  iqmxog^  'Eqmxtn^  ^^X^V  ^^^  JucxQißai,  s. 
A  220. 

196»>)  Wie  ich  selbst  früher  (a.  a.  0.  S.  740)  glaubte.  S.  dagegen 
A  192.  196. 


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56  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

welche  yon  der  späteren  Stoa  als  kanonisch  anerkannt  wurden ^^). 
Am  Meisten  wissen  wir  von  der  Uoltteia^  die  zwar  schwerlich 
ein  eigentliches  Jugendwerk^^^),  aber  doch  vielleicht  wirklich  zu 
einer  Zeit  geschrieben  war,  als  Zenon  sich  noch  im  Uebergange 
zum  stoischen  Standpuukte  vom  kynischen  befand*^*),  über  wel- 
chen letzteren  freilich  in  dieser  Hinsicht  auch  Chrysippos  nicht 
hinausgekommen  ist  und  also  ohne  Zweifel  auch  Zenon  niemals. 
In  ihr  nahm  er  den  ganzen  kynischen  Idealstaat,  wie  ihn  Diogenes 
in  seiner  Schrift  gleichen  Titels  entwickelt  hatte,  auf^^*).    Es 


190)  Anders  freilich  noch  Hirzel  S.  40 f.  A.  2,  s.  aber  Susemihl 
Jahrb.  OXXY.  S.  739  f.  Die  Titel  nsQl  ovalaq  (La.  Di.  184)  und  n^qX  ^v- 
OBmg  (Stob.  Ecl.  phys.  p.  178  H.  78,  13  f.  W.)  können  einerlei  sein  mit  neqX 
zov  oXov^  die  Xq^tai  (La.  Di.  VI,  91)  waren  yon  den  'Anoiivrjiiovsvfiatcc 
nicht  verschieden.  Anders  aber  steht  es  mit  nsQl  Xoyav^  wo  Z.  die  Philo- 
sophie in  Logik,  Physik,  Ethik  theilte  (La.  Di.  89.  40,  s.  A.  221,  vgl.  auch 
C.  32.  A.  199),  der  igoDzinii  xi%v7i  (La.  Di.  84),  den  JiatQtßai  (La.  Di.  34. 
Sex.  Pyrr.  III,  206.  245.  Math.  XI,  190),  den  'EntaxoXctC^  aus  denen  ein 
Bruchstück  im  Floril.  des  Maxim  us  steht.  Das  Fehlen  von  nsgl  Xoyov  im 
Verzeichniss  ist  auffallend  und  beruht  wohl  nur  auf  Versehen,  jedenfalls 
lässt  es  sich  nicht  so  erklären,  wie  Susemihl  a.  a.  0.  746  glaubte.  Vgl. 
auch  A.  194^  198«.  Ob  bei  Philod.  L  St.  Col.  VI.  <x>al  tavxa  yäg  riv 
tls  (toyv  viipov  ä^a  %ata(^x(OQyiieiv  xa^l^  .  .  .  sivai  S^Tjiiyoalav  .  .  .  und 
Col.  VII.  ^^Triypafifia^Ta  (nach  Comparettis  mit  Recht  nur  sehr  zweifelnd 
ausgesprochener  Ergänzung)  %al  negl  OQxriatwv  nul  XvaupSav  (s.  G.  6. 
A.  11  (F.,  falsch  Gomparetti  avXcodmv  ffir  dvaiwdav)  noXv  ridUo  nal  %a- 
Qiioxeffcc  nsnoirniiva  von  Gedichten  des  Z.  die  Rede  ist,  wie  Gomparetti 
und  Diels  Bhein.  Mus.  XXXI.  1876.  S.  6  behaupten,  scheint  mir  sehr 
fraglich.     Vgl.  G.  27.  A.  27. 

191)  Wie  ein  Theil  der  jüngeren  Stoiker  zu  seiner  Entschuldigung  be- 
hauptete, Philod.  de  philos.  Col.  XV,  vgl.  La.  Di.  6  und  dazu  Susemihl 
a.  a.  0.  S.  745. 

192)  „Wohl  schon  über  den  Hund  gekommen  war,  aber  noch  nicht 
über  den  Sebwanz",  La.  Di.  ebend.  (uach  Diokles,  s.  Wilamowitz  Epist. 
ad  Maass.  S.  156.  A.  6):  nv^g  iXeyov  ntxi^ovTeg  inl  r^g  zov  %vvbg  ovQag 
€cvzT]v  yeyQatpivat,  Es  ist  indessen  nicht  einmal  sicher,  ob  dieser  Scherz 
eine  solche  chronologische  Bedeutung  auch  nur  haben  sollte. 

193)  Mit  Weiber-  und  Gütergemeinschaft,  gleicher  Kleidung  für  beide 
Geschlechter,  Aufhebimg  des  Geldes,  der  Gau-  und  Geschlechtsverbände, 
ja  der  nationalen  Gienzen,  der  Göttertempel,  Gerichtshöfe,  Gymnasien, 
der  ganzen  enkyklopädischen  Bildung  und  mit  Empfehlung  der  Männer- 
liebe (wenn  auch  nicht  der  gemein- sinnlichen),  indem  Eros  als  das  zu- 
sammenhaltende Band  dieses  Staates  bezeichnet  ward,  Gass.  b.  La.  Di.  32 f. 
Tgl.  31.  Philod.  de  philos.  Col.  IXflP.  (?).  XIL  Plut.  Sto.  rep.  6. 1034  b.  de  fort. 
AI.  I,  6.  329  A.  B.  Clem.  Strom.  V.  584  C.  D.  lulian.  Gr.  VL  200a.  Vgl.  auch 
Antip.  (Yon  Tars.)  xaza  zmv  atgiasoiv  bei  Philod.  a.  a.  0.  Col.  VII,  s.  A.  377. 


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5.  Stoiker.    Zenon  von  Kition.  57 

war  daher  den  späteren  eklektischen  und  milder  denkenden 
Stoikern  ein  unangenehmes  Buch^  welches  sie  gern  als  unächt 
beseitigt  hätten'**),  wäre  es  nur  nicht  yon  Chrysippos  als  ein 
Werk  Zenons  bezeugt'^**)  und  oflFenbar'^*)  auch  dem  Inhalte 
nach  im  Wesentlichen  gebilligt  worden.  Einen  ähnlichen  Cha- 
rakter trugen  auch  die  ebendesshalb  im  Yerzeichniss  fehlenden 
^lazQtßai  und  ^Eganixi^  tB%vri  an  sich^^,  aber  daraus  folgt  so- 
nach nicht'^^);  dass  auch  sie  einer  früheren  Periode  angehört 
hätten.  Die  Denkwürdigkeiten  des  Krates,  für  welche  die  xeuo- 
phontischen  des  Sokrates  ohne  Zweifel  das  Vorbild  waren,  sind 
vollends  selbstverständlich  vor  dem  Tode  des  Krates  schwerlich 


194)  Philodem,  de  philos.  Col.  VIII— XVT.  La.  Di.  34  (s.  A.  194»  und 
€.  82.  A.  49).  Gomperz  in  der  A.  69  angef.  Abh.  Dümmler  Antisthcn. 
S.  64  ff.  Wenn  daher  der  Ausdruck  bei  La.  Di.  4.  ygdqxi  dh  ngog  ty  Flo- 
XizbCu  %a\  tdds  an  sich  beide  Möglichkeiten  offen  läset,  dass  diese  Schrift 
die  erste  in  dem  folgenden  Katalog  und  dass  sie  gar  nicht  in  demselben 
war,  so  trifft  doch  in  Wirklichkeit  das  Letztere  zu. 

194»)  La.  Di.  84.  ort  S'  avvov  iaziv  rj  UoUztia,  %a\  XQvamxog  iv  tc» 
nsQl  noXix^Ca§  tpriGi.  Es  folgen  dann  die  A.  190  angezogenen  Angaben: 
mgi  TC  iganmciv  öuiXsntai  ncctd  rrjv  dgitiv  trjg  intyQce(po(i,ivrjg  'EQfOwarjg 
tix^9'  dXXd  nal  iv  taig  diargifiaig  tä  naqanXf]ata  ygatpei.  totovrotQond 
xivd  iaxt  7tttQ€c  tm  KaacCtp^  iXXd  xerl  'löiSrngcp  x.  t.  X.  (s.  C.  82.  A.  49). 

196)  Wie  schon  ans  seiner  mit  Z.  übereinstimmenden  (s.  Sex.  a.  a.  0.) 
Vertheidigung  der  Blutschande  zwischen  Eltern  und  Kindern  (Sex.  Pjrr. 
m,  246)  deutlich  hervorgeht,  s.  aber  auch  La.  Di.  131  (Weiteres  bei 
Dümmler  a.  a.  0.  S.  6).  Hiernach  ist  auch  Susemihl  a.  a.  0.  S.  741  zu 
berichtigen.  Auch  Kleanthes  aber  missbilligte,  wie  es  scheint,  diese  Schrift 
des  Z.  keineswegs.  Denn  Philod.  de  philos.  Col.  Xm  sagt  von  der  TloXt- 
tiCa  des  Kynikers  Diogenes^  <Kal  KX'ymv^(jgy  h  <r>fl5  n^qX  in(^tctrifkri}g 
<«>ff  Jioyipovg  (so  üsener  bei  Dümmler  a.  a.  0.  S.  67,  nicht  iv  xa 
negl  axiqXTjg  Jioyivovg^  wie  Gomperz  in  der  A.  69  angef.  Abh.  S.  268  f. 
glaubte)  ttvxrj^^g  iiyvri<^ftovysvsi.  nal  inai,(vBt)  xal  <f*ix^6«'^  virre^^^ov 
iv  av(x^  TOv^r<a>  xa^a^jr^e^  tt^f^^cö^O"*  ivl(ov  ^Ot'^***^^^ 
(L  i%^eoiv)  <7rot^€<iT>at.  Die  letzten  Ergänzungen  sind  freilich,  wie 
Gomperz  selbst  bemerkt,  „keineswegs  völlig  gesichert'*.  Citate  aus  eben 
dieser  Schrift  bei  Chrysippos  führt  Philod.  ebendas.  an,  s.  Gomperz 
a.  a.  0.  S.  264. 

196)  S.  die  A.  190.  19^^  angeführten  Stellen  aus  den  JiaxQt.ßcti^  nach 
denen  hier  jede  Art  von  Befriedigung  des  Geschlechtstriebes  für  ebenso 
sitthch  gleichgültig  erklärt  ward  wie  jede  andere.  Aehnliches  stand  in 
der  UoXixhCa,  Plut.  Qu.  symp.  UI,  6, 1.  653  E.  F.  Philod.  de  philos.  Col.  IX  (?). 
Auch  Kleanthes  schrieb  ntgl  iqoixog,  'EQmxtnii  xixvri  imd  JucxQtßcci,  s. 
A  220. 

196^)  Wie  ich  selbst  früher  (a.  a.  0.  S.  740)  glaubte.  S.  dagegen 
A  192.  196. 


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58  Zweites  Gapiiel.    Philosophie  hie  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

geschrieben  ^^^,  und  es  war  ja  auch  natürlich^  dass  Zenon  diesem 
Manne ;  dessen  Lehre  doch  immer  die  eigentliche  Grundlage  der 
seinen  blieb^  stets  ein  dankbares  Andenken  bewahrte.  Jedenfalls 
gehen  auf  Zenon  im  Wesentlichen  bereits  die  sämmÜichen  Grund- 
züge des  altstoischen  Lehrsystems  zurück '^^).  Schon  er  lehrte 
die  periodische  Weltverbrennung **®^),  schon  er  Hess,  wie  es 
scheint^  den  mit  der  allweisen  Gottheit  identischen  Aether  die 
übrige,  aus  demselben  entstandene  Welt  umgeben  ^^^*'),  schon  er 
war  entschiedener  Sensualist^^®'')  und  stellte  bereits  die  orthodoxe 
stoische  Lehre  vom  Kriterium  auf  ^^®®),  schon  von  ihm  stammen  die- 

197)  Schwerlich  mit  Recht  vermuthet  Zeller  S.  32.  A.  1,  ond  wie  es 
scheint,  auch  Comparetti  S.  477,  dass  die  ^laT^t^«^  dieselbe  Schrifb  gewesen 
seieD,  8.  dagegen  A.  105.  190.  196.  Wohl  aber  ist  jedenfalls  mit  den  'Ano- 
(iV7ifiovtv(i.tiTa  (und  nicht,  wie  Comparetti  meint,  mit  den  JuczQtßcci)  das 
Werk  Tceql  tov  xris  olxsias  at(f<^B66(ogy  ^ysiiovog  identisch,  in  welchem  Z. 
viel  auch  über  sich  selbst  erzählte,  Philod.  Ind.  St.  Col.  UL 

198)  S.  hierüber  besonders  Stein  a.  a.  0.  L  S.  64 »65.  151  —  162. 
II.  S.  300—816. 

198»»)  S.  A.  152.     Stein  I.  S.  61.  A.  86. 

198^)  Fr.  12  b.  Achill.  Isag.  in  Arat.  5  p.  129  e.  Zrivav  ovzas  avxbv 
(näml.  xbv  ov^ovoy)  toQ^aato'  ovQav6s  ictiv  ald'SQog  z6  ^axatov^  i£  ov  xal 
ip  m  icxi  ndvta  iinpaväg  lässt  kanm  eine  andere  Deatong  zu,  aach  wenn 
man  nicht,  was  mir  nöthig  scheint,  einen  Irrthum  des  Berichterstatters  an- 
nehmen will,  derart,  dass  Z.  vielmehr  gesagt  hat:  al^i^g  hti  ovquvov  to 
ia%axov  %,x,X,  Ausserdem  s.  Stein  I.  S.  58.  A.  80,  der  sich  nur  nicht  auf 
Fr.  14  hätte  berufen  sollen.  Wie  Z.  es  hiernach,  was  man  nach  den  Be- 
richten (s.  Stein  I.  S.  63.  A.  88)  glauben  müsste,  angefangen  haben  sollte 
in  einem  Dualismus  zwischen  Gott  und  Materie  stecken  zu  bleiben,  ist  mir 
auch  nach  den  Erörterungen  von  Stein  unverständlich  geblieben;  ich  ver- 
muthe  auch  hier  einen  Irrthum:  der  Pantheismus  des  Z.  mag  in  so  fem 
noch  ein  mehr  gemässigter  gewesen  sein,  als  er  vielleicht  in  der  übrigen 
Welt  nicht  Gott  selbst  als  solchen,  sondern  nur  seinen  Wirkungen  oder 
mit  anderen  Worten  Einströmungen  nach  gegenwärtig  sein  liess.  Desshalb 
kann  er  inuner  noch,  wie  Sex.  Math.  IX,  107  berichtet,  das  Weliganze  als 
ein  ffl»oy  bezeichnet  haben,  s.  Stein  I.  S.  59  f.  A.  82. 

198^)  S.  hierüber  die  richtigen  Bemerkungen  v.  Arnims  Deutsche 
L.  Z.  1888.  Sp.  588  gegen  Stein  U.  S.  310  ff. 

198*)  Dass  bereits  Z.  den  Begriff  der  vpavxacia  naxfxXriwxixri  als  Kriterion 
der  Wahrheit  ausbildete,  hat  Stein  U.  S.  170  f.  A.  341  einleuchtend  nach- 
gewiesen, in  seiner  Auffassung  dieses  Begriffs  11.  S.  167  ff.  aber  auch  wohl 
noch  nicht  das  Richtige  getroffen.  Dies  scheint  vielmehr  erst  Luthe  S.  5  ff. 
mit  seiner  neuen  Erklärung  gelungen  zu  sein,  nach  welcher  tpuvxacla  %aza- 
Xtinxin'/  „die  das  Begreifen  {tiatdXjixpig)  erzeugende  oder  zum  Erzeugen  des- 
selben geeignete  Vorstellung**  bezeichnet.  Luthe  giebt  den  Gegensatz  zwi- 
schen naxdXrjtpig  und  imasi^firi  bei  den  Stoikern  nicht  gut  durch  „Erkennt- 


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5.  Stoiker.    Kleanthes.  59 

jenigen  Bestandtheile  der  stoischen  Ethik  ^  welche  deren  grund- 
wesentlichen Unterschied  von  der  kynischen  ausmachen  ^^®'),  schon 
er  hat  in  der  allegorischen  Auslegung  der  Götterlehre  den  Seinen 
das  Vorbild  gegeben  ^^*»).  Allerdings  aber  war  das  Gebäude 
durch  ihn  noch  nicht  allseitig  genug  gefestigt^  so  dass  zwei 
seiner  Schüler  in  verschiedener  Weise  von  dem  ächten  Geist 
seiner  Lehre  abwichen  und  Kleanthes  allein  sie  in  demselben 
weiter  aus*  und  fortbildete. 

Eleanthes^^^)^  Sohn  des  Phainias,  von  Assos  in  Troas  ward 
unter  dem  Archon  Aristophanes,  d.  h.  Ol.  112, 2  =  331/0  geboren^. 

nisB**  und  „Wissen**  wieder;  mir  scheint  ^.Begreifen**  noch  eher  passend, 
obwohl  auch  nicht  toU  entsprechend,  eigentlich  ist  TtatdlTjflfig  nur  das 
geistige  „Ergreifen**  oder  „Erfassen**.  Wenn  aber  bei  La.  Di.  64,  nachdem 
von  den  Kriterienlehren  des  Boethos  (s.  C.  2S.  A.  4)  and  des  Chrysippos 
(iv  t^  ngiotm  nsgl  Aoyov,  s.  A.  830)  die  Rede  gewesen  ist,  nunmehr  fort- 
gefahren wird:  aXXoi  di  tivBg  tmv  Kq%aiotiq(ov  Zxanxäv  xov  OQd'OP  X6yov 
UQiti^Qiov  anoXsinovaiv f  cog  6  Tloastdmviog  Xlyei,  so  ist  damit  keineswegs, 
wie  Hirzel  S.  3ff.  glaubt  (vgl.  auch  Stein  II.  S.  260  flf.  Susemihl  a.  a.  0. 
8.  764),  Z.  selbst  gemeint,  denn  es  bedeutet  das  nicht,  dass  diese  tivig  den 
6^96^  Xoyog  als  Kriterion  neben  die  q>avtaaCa  i^atuXr(nxi%ri,  sondern  dass 
sie  ihn  an  deren  Stelle  setzten.  Wie  sie  dazu  kamen,  bat  Luthe  S.  16—19 
einleuchtend  dargethan.  Dennoch  ist  es  nach  Analogie  mit  Chrysippos 
ziemlich  wahrscheinlich,  dass  Z.  auch  seine  Erkenntnisslehre  in  der  Schrift 
nBqi  Xoyov  (s.  A.  190)  behandelt  hatte. 

198')  Anfänglich  machte  er  gleich  den  Kynikem  unter  ajlen  zwischen 
Tugend  und  Untugend  in  «ler  Mitte  liegenden  Dingen  keinen  Unterschied, 
dann  aber  nahm  bereits  er  (wohl  in  der  Schrift  n^ql  xov  xa^YjKoyYOv)  die 
Sonderung  in  wünschenswerthe  (^rpoi^yfi^ya),  mittlere  {{tinci)  und  verwerf- 
liche (aff07r(^oijy|[&£Va)  vor,  Cic.  Fin.  IV.  §.  64  flF. 

198C()  Die  allegorische  Erklärung  des  Homeros  entwickelte  er  ohne 
Zweifel  in  den  homerischen  Problemen,  welche  sich  auch  auf  den  Margites  er- 
streckten (Dion.  Chrys.  LUI.  p.  276  R.),  die  der  hesiodischen  Theogonie  aber 
und  alles  sonst  bei  Cic.  N.  D.  I,  14,  36  Angeführte  stand  wohl  in  nB^l  xov 
iXov^  8.  Krisch e  Forschungen  S.  366  flf. 

199)  La.  Di.  168  flf.  Mohnike  Kleanthes  der  Stoiker,  Greifswald  1848.  8. 
Wachsmuth  s.  A.  162.  Krische  Forschungen  (Gott.  1840).  S.  416—436. 
Meineke  Einiges  zur  Geschichte  des  Stoikers  Kleanthes,  Philologus  I.  1846. 
S.  372—374  (s.  gegen  ihn  A.  122).  Gomperz,  s.  A.  69.  196.  Hirzel 
8.  84-182.     Stein  I.  S.  66—74.  162—172.   II.  S.  316-332. 

200)  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  XXVm  f.  (^yiyovivai  KXsydv^fiv  in  aQxov- 
^xogy  'jgtcxotpäifovg.  Da  wir  wissen,  dass  Aristophanes  331/0  Archon  war, 
BO  kann  an  der  Richtigkeit  dieser  Ergänzung  Comparettis  kaum  ein 
Zweifel  sein.  S.  Susemihl  Anal.  Alex.  U.  S.  XXV  gegen  Unger  S.  104  flf., 
welcher  einen  späteren  gleichnamigen  Archon  postulirt  und  vielmehr  (^Zr^- 
vwfog  diddoxov   ysyowivai   KXsydv^riv  %.  x.  X.   herstellen  will.  —  Vorher 


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60  Zweites  CapiteL    Philoeophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Er  war  Ton  niederer  Herkunft^  zuerst,  wie  es  heisst*^**), 
Faustkämpfer  und  kam,  wenn  anders  er  wirklich*^®)  19  Jahre 
lang  der  Schule  des  Zenon  angehorte,  erst  282,  bereits  48  Jahre 
alt,  nach  Athen,  und  zwar,  wie  ferner  erzählt  wird,  mit  nur 
4  Drachmen,  so  dass  er  sich  durch  mühselige  nächtliche  Tage- 
löhnerarbeit ^')  erhalten  musste,  um  nur  bei  Tage  mit  Zenon 
Philosophie  treiben  zu  können.  Mit  Antigonos  Gonatas  natür- 
licherweise bekannt^®*),  wandte  er  sich  doch  als  Leiter  der  Schule 
Yon  ihm  ab  und  trat  vielmehr,  wie  schon  gesagt*^),  zu  Ptole- 
maeos  Philadelphos  oder  Euergetes  in  Beziehung,  welchem  er 
den  Sphaeros  zusandte  ^^'^),  worauf  denn  später  die  Stoa  allmäh- 
lich jene  Schwenkung  zur  Oligarchie  machte,  durch  welche  sie 
im  zweiten  Jahrhundert  die  herrschende  politische  Lehre  und 
hernach  unter  dem  Kaiserreich  die  Seele  der  republikanischen 
Opposition  wurde.  Im  Uebrigen  war  Klean thes,  wie  er  selbst 
eingestand  und  schmerzlich  empfand^,  ein  langsamer  und  etwas 
schwerfälliger  Geist,  mit  feinem  kritischen  Scharfsinn  weniger 
begabt,  aber  andrerseits  eine  tief  angelegte,  sinnige  und  „ an- 
schauende **^^^),  dabei  jedoch  etwas  handfeste  und  auf  das  sinn- 
lich Greifbare  gerichtete,  zugleich  endlich  auch  poetisch  begabte 
Natur,   und  bei  all  seiner  glühenden  Verehrung   für   Zenon*^) 


Col.  X  ist  unter  den  Schülern  des  Z.  aufgezählt  KXedv(^^ri£  ^^aivCov  "Aaaiog 
6  %al  Trjv  cxoXrjv  na^alaßciv, 

200^)  Antisth.  b.  La.  Di.  168.     S.  jedoch  A.  814. 

200«)  La.  Di.  174,  s.  A.  218. 

201)  Als  Wasserträger  and  Mehlstampfer,  wovon  er  mit  Anspielnng 
aaf  seinen  ähnlich  klingenden  Namen  ^QedptXtjg^  aber  aach  der  zweite  He- 
rakles genannt  ward  (oXfiog  bei  Timon).  S.  La.  Di.  168  ff.  Said.  Klsäv^^Tig, 
Plut.  de  Vit.  aer.  al.  7.  830  C.  Sen.  Ep.  44,  3.  Val.  Max.  Vm,  7,  ext.  11. 
Nach  Said,  freilich  hätte  er  zavor  noch  den  Krates  gehört,  aber  die  Ver- 
wechselung wird  klar  durch  seine  sinnlose  Bezeichnung  als  Lehrer  des 
Königs  Antigonos. 

202)  Plut.  a.  a.  0.  Reine  Fabelei  ist  es,  dass  er  von  diesem  8000  Minen 
bekommen  habe,  La.  Di.  169. 

203)  C.  1.  S.  8.  203^)  S.  unten  A.  207. 

204)  La.  Di.  170  f.  vgl.  37.  Said.  diXxog.  Plut.  de  rect.  rat  aud.  18. 47  E. 
Timon  nennt  ihn  ftoaXvxrig. 

205)  Nur  in  so  weit  kann  ich  mit  Stein  der  Charakteristik  Hirzels 
folgen,  der  im  Uebrigen  gerade  den  E.  am  Meisten  verzeichnet  hat,  wie 
Stein  nachweist 

206)  Ein  Zeugniss  für  diese  ist  auch  die  Erzählung  bei  Cic.  Tusc.  11, 
25,  60,  er  habe  beim  Abfall  des  Dionjsios  auf  Zenon  einen  Vers  der  Epi- 


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6.  Stoiker.    Eleanthes.  61 

ging  er  doch  in  der  genaueren  Ausgestaltung  von  dessen  Lehre 
mit  manchen  Abweichungen  im  Einzelnen  zu  Werke  ^  also  in 
einer  durchaus  selbständigen,  dabei  wohl  durchdachten,  aber 
freilich  auch  etwas  phantastischen  Weise.  Dass  ein  Mann  dieser 
Art  aus  einer  längst  hellenisirten  Gegend  mit  jener  seiner 
poetischen  Ader,  die  sich  auch  in  den  Gleichnissreden  seiner 
Prosa  nicht  verleugnete*^**),  als  Stilist,  wie  bemerkt,  alle  an- 
dern älteren  Stoiker  weit  übertraf*®'),  ist  eben  so  begreiflich 
wie  andrerseits,  dass  ihm  allem  Anscheine  nach  die  Redefertigkeit 
von  manchen  seiner  Mitschüler  abging  und  er  weniger  Glück 
als  Lehrer  machte*^),  vielmehr  die  Schule  unter  seiner  Leitung 
bedeutend  abnahm.  Ausser  Dionysios  fielen  damals  auch  He- 
rillos*^)  und  Ariston  von  derselben  ab*^*^)  und  gründeten  eigene 
Schulen*"),  und  Ariston  hatte  mehr  Zulauf  als  Kleanthes^^*). 
Dennoch  scheinen  beide  auf  gutem  Fusse  mit  einander  geblieben 
zu  sein*^^),  und  wenigstens  in  einem  nicht  unwesentlichen 
Punkte*'^)  trat  auch  Eleanthes  der  kynischen  Anschauungsweise 
näher  als  Zenon.  Auch  mit  Arkesilaos,  der  ihn  sehr  hoch  achtete, 
war  er  trotz  der  Verschiedenheit  ihrer  beiderseitigen  Richtung 


gonen  angewandt,  um  letzteren  als  einen  Amphiaraos  zn  beseichnen,  weil 
er  mit  prophetischem  Blick  schon  immer  dem  Dionysios  nicht  getränt  habe. 
206^)  S.  Hirzel  S.  181.  A  1. 

207)  La.  Di.  174.    ßißUcc  %alXt<ncc. 

208)  Daher  nannte  denn  auch  Eratosthenes  unter  den  za  seiner  Zeit  in 
Athen  blühenden  Philosophen  den  E.  nicht,  was  ihm  Strab.  I.  15  zum  Vor- 
wurf macht,  s.  G.  16.  A.  10. 

209)  Gegen  den  er  eine  Streitschrift  verfasste,  s.  A.  220. 

210)  Diese  drei  ^erkanntermassen  Abtrünnigen  werden  bei  La  Di 
160—167  mit  der  Einleitung  a  Si  tivBg  i$  avtnv  Sirjvixd-riaccif ,  iati  tdöB 
ond  dem  Scblnss  %al  ovtoi  iilv  ot  dtrjvsx^htsg  als  eine  besondere  Gruppe 
zusammengefastt.  Uebrigens  bildete  die  Stoa  nie  und  namentlich  damals 
nicht  eine  so  geschlossene  Körperschaft  wie  die  Akademie,  der  Peripatos 
und  die  epikureische  Gartengemeinde.  In  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts  gab  es  in  Athen  eigene  Tischgenossenschaften  der  Diogeniasten» 
Antipatristen  und  PanEtiasten,  Ath.  V.  186  a 

211)  S.  A.  241.  252. 

212)  La  DL  182.  Plui  philos.  c.  princ.  1.  776  C.  Selbst  Chrjsippos 
hörte  auch  bei  jenem  (La.  Di.  a.  a.  0.). 

213)  La.  Di.  171.  Themist.  Or.  XXI.  255  b.  Daffir  spricht  wohl  auch 
der  Umstand,  dass  Ariston  Briefe  an  E.  veröffentlichte,  s.  A.  248. 

214)  Indem  er  allein  von  allen  ächten  Stoikern  die  Lust  für  ov  %uta 
tpvütv  erklärte,  Sex.  Math.  XI,  78.  Der  künstliche  Wegdeutungsversuch 
Hirzel 8  S.  89ff.  überzeugt  mich  nicht. 


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62  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

befreundet*^).  Dazu  hatte  er  auf  der  anderen  Seite  an  Chrysippos 
einen  bedeutenden  Schüler,  welcher  den  Meister  pietatsvoll  zu 
schätzen  wusste***),  so  verschieden  er  auch  von  diesem  geartet 
und  so  frühzeitig  er  auch  über  manche  Punkte  anderer  Meinung 
war.  Kleanthes  starb,  nachdem  er  32  Jahre  lang  der  Schule 
vorgestanden  hatte^"),  99  Jahre  alt"»),  also  Ol.  137, 1  =  232/1, 
unter  dem  Archon  lason^^^).  Seine  ziemlich  zahlreichen  Schrif- 
ten*^) waren  allerdings  vorwiegend  ethischen,  aber  zu  nicht  ge- 

215)  La.  Di.  171.  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  XXn  vgl.  m.  La.  Di.  173.  Ar- 
kesilaos  soll  dem  Baton,  weil  dieser  in  einer  Komödie  einen  Vers  («  Fr.  8 
Kock)  gegen  K.  richtete,  den  Besuch  seiner  Schule  verboten  haben,  Flut, 
de  aduL  et  am.  11.  66  C,  vgl.  Krieche  S.  417.    C.  8.  A.  10.  112. 

216)  La.  Di.  179.  182.     Cic.  Acad.  11,  41,  126. 

217)  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  XXIX  unmittelbar  nach  den  A.  200  angef. 
Worten:  xal  triv  axoXrjv  dioc(%ocxaya%Btv  in  itrj  ^T^^tax^ov^ra  xal  dvo. 
Dass  Philod.  diese  Zahl  (nnd  nicht  38,  wie  Comparetti  meinte)  giebt,  hat 
Gomperz  (s.  A.  164)  ermittelt.  Wenn  K.  231/0  geboren  nnd  99  Jahre  alt 
ward,  begann  seine  Scholleitong  sonach  264/3,  so  dass  hiedurch  die  Angabe 
des  Hieronymns  über  Zenons  Todeszeit  (A.  184)  bestätigt  wird. 

218)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  19.  VaL  Max.  VIII,  7,  ext.  11.  —  Auch 
La.  Di.  176  hätte,  was  auf  dasselbe  hinauslaufen  würde,  98  Jahre  angegeben, 
wenn  hier  nach  Anleitung  der  besseren  Handschriftenclasse  BP  (s.  Usener 
bei  Susemihl  Jahrb.  f.  Pb.  CXXV.  1882.  S.  738  und  Diels  bei  Susemihl 
ebendas.  CXXXIX.  1889.  S.  749)  zu  lesen  wäre:  TeXsvtijacct  ravtcc  Zrivaivi, 
Ha^d  q>aai  tlvss,  irr}  ßnooavTu  (s.  A.  183)  nal  dttovaavta  ixti  ^'  ttal  t\ 
Aber  s.  dagegen  Brinker  GeburtRJahr  des  Stoikers  Zenon  S.  4  und  Suse- 
mihl Jahrb.  CXXXIX.  S.  749.  Man  muss  vielmehr  im  Anschluss  an  F 
schreiben:  tiXavtriaai  (xavtd  Zijyoov  oder  auch  Zijvcovc,  xacd'd  tpaci  xivBg\ 
n'  itrj  ßmöavta  x.  t.  X.  und  dabei  die  Parenthese  ravtd  —  rtveg  nicht  mit 
dem  Folgenden,  sondern  mit  dem  Vorhergehenden  verbinden  (vgl.  §.  31, 
wo  es  von  Zenons  Todesart  heisst:  o2  8s,  fiivoav  dattog).  Wie  diese  zweite 
und  falsche  Angabe  von  nur  80  erreichten  Lebensjahren  entstand,  darüber 
stellt  Roh  de  Rhein.  Mus.  XXXIII.  S.  622.  A.  1  folgende  Vermuthung  auf: 
„vielleicht  hat  Diogenes,  eilfertig  seine  Quelle  excerpirend,  die  19  Lehijahre 
von  den  gesammten  99  Jahren  in  wunderlichem  Missverständniss  abgezogen.** 
Jedenfalls  ist  die  Bemerkung  von  Susemihl  Jahrb.  CXXV.  S.  739  über 
diesen  Gegenstand  selbst  ein  wunderliches  Missverständniss.  . 

219)  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XXVIII.  Dies  war  also  der  sonst  nicht  fest- 
zustellende Archon  eben  dieses  Jahres.  —  Ueber  die  angebliche  Todesart 
des  K.,  freiwillige  Aushungerung  nach  einer  Mundentzündung  (La.  Di.  Ps.- 
Lukian.  a.  a.  0.  0.,  vgl.  Stob.  Flor.  VII,  64),  s.  A.  184.  Indessen  berichtet 
hier  auch  Philod.  Col.  XXVI  f.  Aehnliches,  nur  ausführlicher.  Später  liess 
der  römische  Senat  ihm  eine  Bildsäule  in  Asses  errichten,  welche  noch 
SimplikioB  (in  Epict.  euch.  c.  63.  829^)  sah. 

220)  In  dem  Verzelchniss  bei  La.  Di.  174  f.  gehen,  wie  Wachamuth 


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5.  Stoiker.    KleanUies.  63 

ringem  Theil  auch  logischen ,  rhetorischen ,  theologischen  und 
physischen  Inhalts.  Er  behandelte,  wie  man  aus  den  Titeln  sieht, 
die  Logik  und  .Dialektik  weit  eingehender  als  sein  Lehrer  *^^), 
ebenso  die  Grammatik  und  schrieb  zuerst,  wie  es  scheint,  unter 
den  Stoikern  eine  Rhetorik  **^^).  Ein  ausgeprägter  Pantheist**^), 
▼erlegte  er  mit  einer  entschiedenen  Vergröberung  des  Materialis- 
mus***) den  Ursitz  der  Gottheit  (Zeus),  worin  ihm  kein  anderer 


dargelegt  hat,'  14  physische  vorauf,  unter  ihnen  nsQl  ttjg  xov  Zrlvoavog 
q>v6toXoyUitg  (2  B.),  zav  *Hqa%Xfixov  i^Tjyi^csig  (4  B.),  itQOg  Jrjfio'KQitov,  n(f6s 
'AqCcxaQiov  (s.  A.  228),  nQog  "HQtXXov  (s.  A.  209),  nsgl  9'Bmv  (nebst  are^l 
ll^owrig  die  Urquelle  des  Berichts  Gic.  N.  D.  I,  14,  37  f.),  ntgl  yiyävtmv^ 
negl  xav  noitjxov.  Kein  Anderer  ist  also,  wie  Mohnike  S.  77  sah,  der 
Ausleger  des  Herakleitos  K.  o  Uopxinog  (La.  Di.  IX,  15,  wo  Gebet  doch 
wohl  mit  Recht  6  77.  streicht;  h  Ilicadsvg  hat  seltsamerweise  Giern.  Protr. 
47  A,  wofür  Meineke  6  TQtoccdsvg  vermuthet).  Daun  folgen  30  ethische 
und  politische,  unter  denen  tt^qI  xov  nad^novxog,  nsQl  ^Qoaxog  und  'EQmxmri 
xi%vri  (•.  A.  196),  Uolixiiiog^  nii^l  xov  Xoyov  (3  B.),  nsfjX  ^aciXhCag^  «£^l 
cv^noeiov,  thqI  xqsimvy  JiaxQißui  (2  B.,  s.  A.  196)  hier  genannt  werden 
mögen,  dazu  n(foxQenxi%6g  und  negl  riiovrjgf  aus  denen  allein  wir  sichere 
Brachstücke  haben,  endlich  negl  iniexijfirjg  (wie  wahrscheinlich  richtig  auch 
bei  Philod.  de  philos.  Gol.  XIII  von  Usener  bei  Dümmler  a.  a.  0.  S.  67 
ergänzt  wird,  womit  die  Yermuthung  von  Gomperz,  s.  A.  195,  fällt).  Den 
Schluss  bilden  5  logisch- grammatische  nfql  IdCmv^  «sqI  x&v  dnogtovy  nsQi 
ducXinximrjgf  ntQl  xQonmv^  iibqI  naxfjyoQfifiocxmv.  Dazu  kommen  aber  noch 
src^l  ntxaXrjrfftoDg  (Ath.  XI.  467  d.  471  e),  nsQl  xov  nvgitvoi^xog  (Arrian. 
Epict.  U,  9,  19,  8.  0.  S.  15  mit  A.  30),  eine  Rhetorik  (Gic.  Fin.  IV,  3,  7), 
vielleicht  'TKOfivriiiaxa  (pvai%a  (Flut.  Sto.  rep.  8.  1034  F)  und  nsql  xaXnov, 
wenn  die  Lesart  bei  La.  Di.  14  richtig  ist.  Bei  den  Mvd'inu  (Ath.  XIIL  572  e. 
Porphyr.  V.  P.  §.  1)  vermuthet  Müller  P.  H.  G.  III.  S.  6.  9.  11  eine  Ver- 
wechselung mit  Neanthes. 

221)  S.  indessen  Stein  II.  S.  319.  Ein  Streben  nach  genauerer  Detail- 
ausf&hrung  zeigt  sich  auch  darin,  dass  er  die  von  Zenon  (s.  A.  190)  an- 
erkannten drei  Theile  der  Philosophie  durch  Zweitheilung  eines  jeden  auf 
sechs  Xoyoi  vermehrte,  den  dialektischen,  rhetorischen,  ethischen,  politischen, 
physischen  und  theologischen,  La.  Di.  41,  s.  Stein  I.  S.  66  f.  Doch  vgl. 
A.  850. 

221^)  Gic.  Pin.  IV,  8,  7.  Qaintil.  H,  15,  35.  Vgl.  Stein  IL  S.  318. 
Stri'ller  S.  7  f.  Dass  die  Bücher  negl  xQoncov  und  nsQl  (isxocXi/ifpUDg  nicht 
rhetorischer  Art  waren,  zeigt  gegen  Zeller  UI',  1.  S.  58.  A.  1.  Striller 
S.  10.  Die  Behauptung  von  Plut.  Sto.  rep.  2.  1033  B.  noXXä  dh  KXsdpd'ei 
.  .  .  yiyifUfifiiva  xvyxdifBi  TCiijl  noXixslag  nal  .  .  .  Simd^sa^at  %al  (ritOQtvsiv 
bezieht  sich  abgesehen  von  der  Politik  wohl  nur  auf  das  rhetorische 
Lebrbuch. 

222)  Trotz  Hirzels  entgegengesetzter  Behauptung.  Vgl.  Stein  I.  S.  67f. 

223)  S.  Stein  L  S.  68£r. 


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64  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Stoiker  folgte,  abweicheud  von  Zenon  in  die  Sonne ^^),  nud  dem 
Feuer  ^^^)  so  wie  den  Gestirnen  ^^)  schrieb  er,  hierin  nicht  minder 
allein  stehend,  eine  kegelförmige  Gestalt  zu.  Im  üebrigen  aber 
machte  er  sich  vielfach  um  die  feinere  Ausbildung  der  stoischen 
Lehre  verdient**^**).  Eine  nicht  geringe  religiöse  Beschränktheit 
aber  legte  er  an  den  Tag,  indem  er  den  grossen  Astronomen 
Aristarchos  von  Samos  wegen  dessen  Hypothese  vom  Umlauf 
der  Erde  nebst  den  Planeten  um  die  Sonne  ^^')  vor  allen  Hellenen 
der  Gottlosigkeit  anklagte,  weil  derselbe  die  Hestia  des  Weltalls 
von  ihrer  Stelle  verrücken  woUe^*^).  Die  poetische  Darstellung  be- 
zeichnete er  als  die  der  Erhabenheit  des  Göttlichen  entsprechend- 
ste^^^), und  so  haben  wir  denn  von  ihm  auch  ein  paar  poetische 
Bruchstücke  und  den  Hymnos  auf  Zeus^^®),  vermuthlich  Zugabe 
zu  einer  Prosaschrift  (etwa  jcsqI  d^säv),  um  den  Hauptinhalt  der 
letzteren  den  Gemüthern  noch  eindringlicher  zu  machen. 

Ariston  von  Chios^^*),  Sohn  des  Miltiades*^),  erhielt  neben 

224)  Die  er  daher  anch  den  9adovxos  der  Welt  nannte,  Epiphan.  Exp. 
fid.  1090  C.    Alle  übrigen  Belege  s.  Fr.  pbys.  5.  6  Wachsm. 

225)  Aet.  p.  312,  22  f.  Diels. 

226)  Aet.  p.  344,  3  Diels.  .  Achill.  Isag.  133  b.  —  Eine  noch  viel  ein- 
schneidendere Abweichung  von  Zenon  nnd  allen  anderen  Stoikern  würde  es 
sein,  wenn  Stein  11.  S.  325  f.  darin  Recht  hat,  dass  K.  die  Auctorität  der 
Tioival  ivvoicct  verworfen  habe.  —  üeber  seine  Ansicht  vom  Ocean  und  die 
Entstehung  von  Ebbe  nnd  Flut  s.  A.  294  und  C.  26.  A.  21. 

226'»)  S.  darüber  Stein  a.  a.  0.  0.  227)  S.  C.  23.  A.  69.  70. 

228)  Plut.  de  fac.  lun.  6.  923  A.  Vgl.  das  Schriften verzeichniss  A.  220. 
Man  hätte  denken  sollen,  diese  Hj'pothese  hätte  gerade  dem  K.  bei  dessen 
eigner  Lehre  von  der  Sonne  sehr  zusagen  müssen. 

229)  Philod.  de  mus.  Col.  XXVIII,  vgl.  Sen.  Ep.  108,  10. 

230)  In  einem  Cod.  des  Stobaeos  gefunden  und  zuerst  herausgegeben 
von  Fulvio  Orsini  (ürsinus)  hinter  Carmina  novem  illustrium  feminarum, 
Antwerpen  1568,  abgedr.  b.  H.  Stephanus  IloCficiq  (piXoaotpog^  Paris  1573 
und  Cudworth  Intellectual  Systeme,  Lond.  1678.  8  (lat.  v.  Moshe  im, 
Jena  1733),  bearbeitet  v.  Brunck  Lectiones  u.  Emendationes  zu  seinen 
Analecta  veterum  poetarnm  Gr.,  Strassb.  1776  (1785)  u.  Gnomici  poetae 
Graeci,  Strassb.  1784.  Dann  Sturz,  Leipz.  1785  (2.  A.  v.  Merzdorf, 
Leipz.  1835),  Heeren  Stob.  Ecl.  1792,  Mohnike,  Schwabe,  Jena  1819, 
Ch.  Petersen,  Kiel  1825.  Koraes  1826  (s.  A.  66).  Dazu  Ch.  Petersen 
Cleanthis  Stoici  hymnus  in  lovem  auctori  suo  vindicatus  ad  eiusque  doctri- 
nam  enarratus,  Hamb.  1829.  4.  (mit  deutscher  Uebers.). 

231)  La.  Di.  160-164.  Vgl.  Philod.  L  St.  CoL  XXXIIL  ff.  Krische 
Forschungen  S.  405  — 415.  Hirzel  S.  44  f.  Saal  De  Aristonis  Chi!  vita, 
scriptis  et  doctrina,  Köln  1852.  4. 

232)  La.  Di.  37.    Philod.  I.  St.  Col.  X. 


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5.  Stoiker.    Ariaton  you  Chios.  65 

dem  Beinamen  des  Kahlkopfs  (q)äXavtos)  wegen  seiner  popu- 
lären Beredsamkeit^^^)  anch  den  der  Seirene,  ward  aber  schon 
von  seinem  Lehrer***)  Zenon  als  ein  Schwatzer  bezeichnet **'^) 
und  soll  bereits  während  dessen  längerer  Krankheit  vorüber- 
gehend ganz  von  der  Stoa  abgefallen  sein  und  sich  dem  Pole^ 
mon  zugewendet  haben  *^^,  an  welchen  ihn  in  der  That  dessen 
Geringschätzung  der  Dialektik  möglicherweise  eine  Zeit  lang 
fesseln  konnte**^),  so  wenig  ihn  im  Uebrigen  seine 'Geistesrichtung 
zu  platonischen  Anschauungen  hinzog.  Denn  er  ging  so  gut  wie 
ganz  auf  die  kynische  Lehre  zurück,  indem  er  die  mehr  theo- 
retischen Disciplinen  und  die  specielle  Moral  dergestalt  beseitigte, 
dass  er  letztere  und  die  Logik  mindestens  für  überflüssig  erklärte, 
die  Naturphilosophie  aber  für  die  menschlichen  Kräfte  über- 
steigend^*^), und  indem  er  ferner  jeden  Werthunterschied  unter 
den  zwischen  Gut  und  Uebel,  Tugend  und  Untugend  in  der  Mitte 
liegenden  Dingen  (idiatpoQa)  leugnete**^).  Daher  trat  er  denn, 
wenn  auch  wohl  erst  nach  Zenons  Tode,  im  Kynosarges  als 
Lehrer  auf**^),  sonderte  sich  damit  zugleich  ausdrücklich  von  der 
eigentlichen  Stoa  endgültig  ab,  um  eine  eigene  Secte  der  Ari- 
stoneer^*^)  zu  stiften,  und  gewann  in  der  That  zahlreiche 
Schüler***).     Zu  seinen  Zuhörern,  aber  nicht  Anhängern  gehörten 


283)  La.  Di.  161.  nsiati%og  %al  hxXm  nBitoirift^ifog,  Vgl.  Aelian.  V.  H. 
m,  83. 

284)  Philod.  I.  St.  Col.  X.  La.  Di.  18,  37.  160.  Cic.  N.  D.  I,  14,  37. 
Acad.  II,  42,  180.    San.  Ep.  94,  2. 

286)  La.  Di.  18  (nach  Antig.  y.  Kar.). 

236)  Diokl.  b.  La.  Di.  162. 

237)  Wie  Zeller  S.  36.  A.  1  bemerkt. 

238)  La.  Di.  160.  161.  Stob.  Flor.  LXXX,  7.  LXXXil,  7.  11.  16.  16.  Cic. 
a.  a.  0.  (vgl.  dazu  Krische  S.  406.  414).  Acad.  II,  39,  123.  San.  Ep.  89, 
13.   91,  1  ff.  6—17.     Sex.  Math.  VII,  13. 

239)  Cic.  Leg.  I,  21,  56.  13,  38.  Fin.  IV,  17,  47  a.  ö.  Vgl.  A.  198* 
Hirzel  S.  46.  Anm.  vermuthet,  dass  er  die  stoische  Bezeichnung  adtixq>OQa 
fSr  diese  Dinge  aufgebracht  habe.  Dass  er  statt  ccnd^sta  den  Ausdruck 
adiufpoqla  gebrauchte,  sagt  Cic.  Acad.  II,  42,  130. 

240)  La.  Di.  161. 

241)  'AqtcxiiifHoi.  La.  Di.  161.  Bei  Strab.  I.  p.  16  (<oy  Sioido%ri  ov8sii{a 
atpiBzai,  vgl.  C.  16.  A.  10)  und  Cic.  Leg.  I,  13,  38.  Fin.  II,  11,  36.  13,  43. 
V,  8,  28.  Tusc.  V,  30,  86.  Off.  I,  2,  6  werden  sie  als  langst  ausgestorben 
bezeichnet. 

242)  S.  A.  212.  Zwei  von  ihnen,  Miltiades  und  Diphilos,  werden 
bei  La.'  Di.  161  genannt. 

SusBMiHL,  griech.-alex.  Liti.-Gesch.  I.  6 


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66  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

auch  ApoUopIianes  und  der  berQhmte  Eratosthenes^  welche  beide 
einen  Ariaton  schrieben^  ihm  aber  in  demselben  das  wenig  ehren- 
volle  Zeugniss  gaben  ^  dass  er  von  der  übermassigen  Strenge 
seiner  sittlichen  Grundsätze  (darin  dem  Kleanthes  sehr  unähnlich) 
im  Leben  y  und  zwar  wohl  nicht  gerade  ganz  selten  und  wenig, 
abgewichen  sei^^^),  wobei  aber  andrerseits  Eratosthenes  ihn  und 
Arkesilaos  als  die  beiden  Koryphäen  unter  den  damaligen  Philo- 
sophen Athens*  bezeichnete^.  Jedenfalls  dankten  seine  Vor- 
träge zu  nicht  geringem  Theile  ihren  Erfolg  seinen  Gleichnissreden^ 
mit  denen  er  den  Zenon**^)  und  Kleanthes**^)  an  Reichlichkeit 
noch  überbot ^^^);  denn  diese  pflegen  zu  allen  Zeiten  der  Menge 
zu  gefallen**'^).  Dass  er  dagegen  nur  wenig  schrieb**®),  ist  bei 
einem  so  gearteten  Manne  sehr  natürlich. 


243)  Ath.  VII.  281  c  f.,  vgl.  Strah.  a.  a.  0.  Said.  'EQcctoa&svjj^.  —  Timon 
warf  ihm  auch  Schmeichelei  gegen  Fersaeos  vor,  als  dieser  in  hoher  Gunst 
bei  Antigonos  Gonatas  lebte  (Ath.  VI.  261  b.  c).    S.  Anm.  587. 

244)  Strab.  a.  a.  0.  Ariston  mass  hiernach  am  260  noch  gelebt  haben, 
8.  C.  15.  A.  6.    Ueber  seine  angebliche  Todesart  (La.  Di.  164)  s.  A.  184. 

245)  Cic.  N.  D.  II,  8,  22.     Stob.  Flor.  LXXXII,  6. 

246)  S.  A.  206 »». 

247)  Wenigstens  erklärt  sich  so  die  aus  seinen  Vorträgen  aasgezogene 
Sammlung  derselben  ^OiLouifiata^  aas  welcher  Stobaeos  im  Floril.  zahlreiche 
Stücke  erhalten  hat.  Denn  dass  dies  nicht  etwa  eine  von  Ariston  selbst 
veröffentlichte  Schrift  war,  erhellt,  wie  Eitsohl  Opasc.  I.  S.  558  f.  be- 
merkt, schon  daraas,  dass  es  hier  nie  (pj}a£  heisst,  sondern  stets  iipr]j  iXtys 
u.  dgl.  Vgl.  bes.  IV,  110.  *E%  xAw  'AqCüzmvoq  6fioia>fiat<ov,  jigiarmv  h  Xiog 
.  .  .  ^Isytv,  Der  Urheber  der  von  Stob,  benutzten  Sammlung  hatte,  wie 
aas  dieser  Stelle  vgL  m.  La.  Di.  II,  79. erhellt,  dieselbe  ältere  Compilation 
vor  sich,  aus  der  auch  die  Apophthegmen  des  Aristippos  bei  La.  Di.  stam- 
men, 8.  Kiessling  Coniect.  spie.  IV  (Greifawald  1887).  S.  Vf.  —  Vgl.  auch 
Hirzel  S.  81  ff.  A.  2  und  unten  A.  791. 

247^)  Mit  seinen  Gleichnissreden  verwandt  ist  auch  sein  Vers  auf 
Arkesilas,  Sex.  Pyrr.  I,  234.  La.  Di.  IV,  88.  Denn  wahrscheinlich  war  nicht 
der  Peripatetiker  A.  (s.  A.  785),  sondern  er  der  Verfasser  dieses  Verses,  da 
ans  von  ihm  noch  eine  andere  Stichelei  auf  Arkesilas  berichtet  wird,  s. 
La.  Di.  VII,  162  (vgl.  auch  168).  Aber  der  schmutzige  Klatsch  IV,  40 
stammt,  wie  Wilamowitz  S.  60  f.  gesehen  hat,  ans  Aristippos  tcsqI  naXaiag 
tQvtpTJg  und  ist  daher  völlig  erlogen. 

248)  Das  Verzeichniss  der  Schriften  bei  La.  DL  166  schliesst  mit  dem 
Bemerken,  dass  Panaetios  und  Sosikrates  sie  alle  dem  Peripatetiker  bei- 
legten mit  Ausnahme  der  4  Bücher  Briefe  an  Eleanthes.  Zu  einer  Tendenz- 
kritik, wie  sie  Dum  ml  er  S.  66.  Anm.  1  wittert,  war  einem  solchen  notorisch 
„Abtrünnigen"  gegenüber  kein  Anlass,  und  der  Widerlegangsversuch  von 
Krische  ist  schwerlich  geglückt   Treffend  bemerkt  Bitschi  a.  a.  0.  S.556: 


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5.  Stoiker.    Herillos.  67 

He  rill  08  von  Karthago"^  kam  schon  als  Knabe  unter  die 
Leitung  des  Zenon^,  fiel  aber  nichtsdestoweniger  hernach 
gleichfalls  von  der  eigentlichen  Stoa  ab,  sei  es  nun  nach  der 
megarisch-platonischen,  sei  es  gleichfalls  nach  der  kynischen  Seite 
durch  einen  nur  anders  gearteten  und  gemilderten  Vermittlungs- 
versuch zwischen  der  acht  stoischen  und  der  kjnischen  Bich- 
tung***),  und  soll  gleichfalls  eine  eigne  Secte,  die  der  Herillier, 
gestiftet  haben^*).  Seine  Schriften,  unter  denen  sich  auch  Dia- 
loge und  ein  Mauvzixog  befanden,  waren  nicht  zahlreich,  über- 
dies, wie  es  heisst,  nur  kurz,  aber  voll  Kraft  ^^^). 


,,auf  die  Bcbriftstellerische  Enthaltsamkeit  des  Chiers  gebt  es  offenbar  zorQck, 
dass  keine  Meinung  oder  Aenssemng  von  ibm  mit  Xiysi  oder  tpriol  angeführt 
wird,  sondern  nur  mit  dem  Imperfcctmn  oder  doch  Aoristns  (selbst  mit  dem 
Znsatz  ooff  (paat\  wie  auch  niebt  mit  dem  Yerbnm  y^a^siv^  wovon  man  sich 
aus  der  Sammlong  bei  Bernbardy  Eratostii.  p.  189  ff.  sogleicb  (iberzengen 
kann^*.  Etwas  zu  weit  scheint  jedoch  Panaetios  in  der  That  gegangen  zu 
sein,  denn  die  JiaXoyoi  n^qX  täv  TJjvmvoq  doyfiatmv  und  die  11  Bücher 
Xffttcet  dürften  doch  wohl  wirklich  dem  Stoiker  gehören.  Ob  aber  die 
fölschlich  (s.  schon  Meineke  F.  C.  6.  h  S.  876.  A.  78)  dem  Aristoteles 
beigelegten  Xips^i,  aus  denen  Stobaeos  im  Florilegium  Auszüge  giebt,  in 
Wahrheit  die  des  A.  waren,  wie  Rose  Aristot.  pseudep.  S.  611—615  an- 
nimmt, vermag  ich  nicht  zu  entscheiden,  und  ebenso  lasse  ich  dahingestellt, 
ob  dieser  oder  ein  anderer  A.  der  Verfasser  des  Buchs  «s^l  'HQa%XsCtov 
(La.  Di  IX,  6)  war. 

249)  La.  Di.  87.  166  f.  Oder  aus  Ohalkedon?  8o  eine  Variante  an 
letzterer  Stelle.    Hirzel  S.  45—68. 

260)  La.  D.  166.  Vgl.  Cic.  Acad.  II,  42,  129.  Zenmis  audüor, 
251)  Ersteres  ist  die  Ansicht  von  Zeller  S.  36  f.  S.  53  mit  A.  1.  S.  259 
mit  A.  3,  Letzteres  die,  wie  es  scheint,  richtige  von  Hirzel,  nach  welcher 
die  Bezeichnung  der  Erkenntniss  (imazrifiTf)  als  des  höchsten  Guts  (Cic. 
a.  a.  0.  Ein.  II,  13,  43.  IV,  14,  86.  V,  26,  73,  La.  Di.  165)  nur  denselben 
Sinn  hatte  wie  die  Behauptung  des  Ariston  (La.  Di.  162),  dass  der  "Weise 
sich  überall  nur  von  dieser,  nie  von  der  blossen  Meinung  und  Vorstellung 
(doia)  leiten  lasse,  so  jedoch  dass  Herillos  dabei  die  von  Ariston  ganz  ver- 
worfenen TtQoriyniva  für  die  Nicht  weisen  gelten  Hess  und  in  diesem  Sinne 
als  „Unterzweck"  (ynotsX^g)  bezeichnete  (La.  Di.  165,  vgl.  Cic.  Fin.  IV,  15, 40), 
allerdings  in  Annäherung  an  Piatons  Unterscheidung  einer  philosophiechen, 
auf  Erkenntniss,  und  einer  gewöhnlichen,  auf  blosser  richtiger  Vorstellung 
beruhenden  Tugend. 

262)  Cic.  de  or.  III,  17,  62.  Jedenfalls  fand  indessen  schon  seit  Chry- 
sippos  seine  Lehre  keinen  Anklang  mehr,  Cic.  Fin.  11,  1?,  43,  vgl.  11,  35. 
V,  8,  23.    Tusc.  V,  30,  85.    Acad.  II,  42,  130.     Off.  I,  2,  6  u.  Anm.  327^. 

263)  La.  Di.  165.  oliyoatix«  fi'^v  Svvi^tm  ^^  (isotä.  Dann  folgt  166 
ein  Verzeichniss  von  13  Titeln. 

5* 


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68  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  H&lite  des  2.  Jahrh. 

Persaeos  von  Kition*"),  auch  Dorotheos  beigenannt'^*), 
Sohn  des  Demetrios*^*),  war,  wie  es  heisst,  gleichfalls  von  Zenon 
auferzogen *'*^),  jedenfalls,  wie  gesagt,  nicht  bloss  sein  Schüler, 
sondern  auch  sein  Lieblingsschüler  und  Hausgenosse'^^),  und  er  blieb 
seinerseits  auch  ein  tteuer  Anhänger  von  dessen  Lehre,  was  ihn  je- 
doch nicht  hinderte  bei  seiner  starken  weltklugen  und  weit-  und 
lebemännischen  Ader^^^)  die  nach  dieser  Seite  hin  gerichteten  Ele- 
mente derselben  in  einer  Weise  zu  betonen,  welche  einigermassen 
nach  den  Kyrenaikem  und  Epikureern  hinüberschielte *^).  Gerade 
diese  Eigenschaften  empfahlen  ihn  nun  aber  zum  Hof  mann,  und 
sie  waren  es  ohne  Zweifel  neben  dem  engen  persönlichen  Ver- 
hältniss,  welche  den  Zenon  bewogen  gerade  ihn  276  dem  Anti- 


254)  La.  Di.  36.  Krische  Forschungen  S.  436—443.  Hirzel  S.  68—84, 
dessen  vielfach  treffende  Charakteristik  nach  den  Gegenbemerkungen  von 
Susemihl  Jahrb.  CXXV  S.  741  ff.  (s.  bes.  A.  31)  erheblich  za  modificiren  ist. 

265)  Stuid.  UsQüaiog, 

256)  La.  Di.  6.  86. 

257)  Said,  fiaö-ijr^ff  x«l  »Qsntog  Zriwcavos.  Philod.  I.  St.  Col.  XIL  fwr- 
Xiata  {ihv  ovif  tmv  (uc^ritSv  vno  tov  Zi^vnpog  riyanäto  6  TIsQüaiog^  dXlä  d^ 
%al  cvvtßüyo  (xal  yifQtunxuL  Ö'  vn  avzov  <^tstQdq>^y€etn(fog  iw^av)  (Zrjvavog 
€ov>  oUoysvrig  (vgl.  A.  268).  Die  Erzählung  des  Antig.  v.  Kar.  b.  Ath. 
XIII.  607  c.  La.  Di.  13  weist  anf  einen  beti^hilichen  Unterschied  des 
Alters,  etwa  von  26,  ja  30  Jahren  zwischen  beiden  hin:  man  wird  kaum 
sehr  fehlgreifen,  wenn  man  die  Gebart  des  Persaeos  etwa  310—305  setzt 
(R.  Eöpke  De  Arati  aetate,  Gaben  1867.  S.  6  nimmt  306  an;  übrigens  vgl. 
Anm.  261),  folglich  kann  er  nicht  Lehrer  des  Dichters  Aratos  (Vit*.  Ar.  4. 
p.  60,  10  f.  W.,  wenn  nicht  sogar  hier  axoXdaag  in  avaxoXdaag  zn  verbessern 
ist)  gewesen  sein,  wie  noch  Wachsmnth  Sillogr.  Gr.*  S.  17  glaubt.  Ueber- 
haapt  ist  in  seiner  ganzen  Lebensgeschichte  für  eine  Lehrthätigkeit  kein 
Ranm.   Vgl.  Anm.  303. 

258)  Antig.  v.  Kar.  a.  a.  0.  Philod.  a.  a.  0,  Im  üebrigen  s.  Cic. 
N.  D.  I,  15,  38.  Paus.  II,  8,  4  u.  Anm.  256.  Dies  setzte  ihn  denn  auch  in 
den  Stand  in  seinen  ^Tnoiivjjiuita  avfi.noTiHu  und  'HO'txal  axolcci  (La.  Di. 
1.  28)  die  schon  erwähnten  und  benutzten  (s.  A.  160.  169.  183)  genaueren 
Angaben  über  Zenon  zu  machen. 

259)  Auf  diese  schliesse  ich  nicht  so  sehr  aus  den  beiden  Anekdoten 
La.  DL  36  und  Antig.  v.  K.  a.  a.  0.  als  vielmehr  aus  seiner  Laufbahn  und 
dem  folgenden  Bruchstück. 

260)  S.  das  Bruchstück  bei  Ath.  XIU.  607  b  ff.  aus  seinen  Zv(inozt%a 
vTtofivi^liata,  mit  denen  die  2JviinoTi%ol  durZoyot  ebend.  IV.  162  b  f.  offenbar 
(vgl.  A.  45.  265)  einerlei  sind.  Ueberhaupt  hoben  diese  ngor^yiiiva  zwar 
die  stoische  Ethik  über  die  Engherzigkeit  der  kynischen  hinaus,  aber  sie 
wurden  zugleich  zu  einem  zersetzenden  Moment  für  sie,  indem  sie  einer 
laxen  Moral  die  Wege  bahnten.    S.  unten  A.  364.  366.  866 '». 


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5.  Stoiker.    Persaeos.  69 

gonos  Gonatas  zuzusendend^).  In  der  That  gelangte  er  bei  letz- 
terem zu  so  hoher  Gunst ,  dass  derselbe  ihn  nicht  bloss  zum 
£rzieher  seines  Bastardsohnes  Halkyoneus*^*),  sondern  auch  zu 
einem  seiner  politischen  Rathgeber  machte  ^^  und  ihm  endlich 


261)  S.  A.  176.  DasB  er  damals  erst  20  bis  24  Jahre  gewesen  wäre 
(La.  Di.  6,  8.  A.  184),  ist  nicht  glaublich.    S.  vielmehr  A.  257. 

262)  La.  Di.  86.  Die  Mutter  desselben  war  die  athenische  Hetäre  Demo, 
üebrigens  vgl.  Ath.  VL  251  c  (s.  A.  243).  Flui  Arat.  18.  Dass  der  König 
selbst  noch  seinen  Unterricht  benutzt  habe  (Ael.  V.  H.  III,  17),  ist  selbst- 
verständlich in  dieser  Form  unwahr,  üebrigens  vgl  noch  Vol.  Herc.  * 
VII,  146.    Usener  Epicurea  8.  415. 

.  268)  Der  von  den  demokratischen  Eretriem  wegen  seiner  Freundschaft 
mit  Antigenes  Gonatas  vertriebene  und  nunmehr  am  makedonischen  Hofe 
lebende  greise  Menedemos  schrieb  es  dem  Einflüsse  des  Persaeos  zu,  dass 
seine  eignen  Fürbitten  den  König  nicht  abhielten  die  Demokratie  in 
Eretria  aufzuheben  und  strenge  Massregeln  gegen  diese  Gemeinde  zu  er- 
greifen, hasste  desshalb  den  Persaeos  bitter  und  grämte  sich  zu  Tode  (La. 
Di.  U,  148  f.).  —  Aus  diesen  Verhältniasen  am  makedonischen  Hofe,  näm- 
lich aus  jenem  Wortspiel,  durch  welches  sich  Bion  (s.  S.  84  mit  A.  103^) 
an  Persaeos  rächte  (Atb.  IV.  162  d),  entstand  das  boshafte  Märchen,  er  sei 
Zenons  Sklave  gewesen,  Sotion  u.  Nikias  v.  Nikaea  b.  Ath.  a.  a.  0.  La. 
Di.  86  (wo  entweder,  was  also  nicht  ünger,  wie  er  a.  a.  0.  S.  118  f.  glaubt, 
zuerst  gesehen  hat,  mit'Köpke  a.  a.  0.  S.  6.  A  10  avtm  nuQcc  *AvxCyovov 
oder  gar  mit  Röper  naq  uvxnv  Uvuyovtp  zu  lesen  sein  wird).  Philod.  I.  St. 
Col.  Xn  (s.  A.  257).  Gell  II,  18,  8,  und  dass  gerade  Sotion  diesen  Klatsch 
auf  spann,  liegt  vielleicht  in  der  Eifersucht  der  Peripatetiker  auf  den  poli- 
tischen Einfluss  der  Stoiker  Indessen  lässt  sich  nicht  wirklich  beweisen» 
dass  Sotion  Peripatetiker  war,  s.  C.  19.  A.  19.  Freilich  waren  auch  die 
späteren  oligarchisch-republikanischcn  Stoiker,  wie  es  scheint,  auf  diesen 
Fürstendiener  nicht  allzu  gut  zu  sprechen.  Wenigstens  fand  einer  von 
ihnen,  Stratokies,  dass  er  mehr  das  Leben  eines  Hofmannes  als  eines  Philo- 
sophen gefährt  habe,  netfinlavaa^ai  xov  avXtyiov  ov  zov  (piX6ao(pav  jjQtjfiavov 
ßiop  (Pilod.  a.  a.  0.  Gol.  XIU).  Dagegen  steht  ein  anderer  Umstand  hiemit 
nicht,  wie  frfiher  ich  selbst  (a.a.  0.  S.  742 f.)  dies  WilamowitzS.  108.  A.  10 
geglaubt  habe,  zusammen:  ungleich  richtiger  urtheilt  über  ihn  Hirzel  S.  71. 
Dass  nämlich  die  Hauptschüler  Zenons  in  dem  ihn  behandelnden  Abschnitte 
aufgezählt  werden,  dann  die  wichtigsten  von  ihnen  eine  gesonderte  Dar- 
stellung eriialten  und  nur  Persaeos  in  jener  Aufzählung  „als  Annex  zu 
Zenon"  gleich  mit  abgehandelt  wird,  ist  dem  Philod.  und  dem  Diog.  ge- 
meinsam, d.  h.  dem  Stratokies  und  dem  Apollonios,  so  dass  die  im  Allge- 
meinen  mit  Recht  von  Wilamowitz  S.  107  f.  behauptete  Unabhängigkeit 
des  Apollonios  von  Stratokies  wenigstens  in  diesem  Punkt  eine  Ausnahme 
erleidet.  Gerade  desshalb  aber  ist  hier  nicht  an  eine  „stiefmütterliche  Be- 
handlung*' des  Persaeos  zu  denken,  sondern  die  Sache  umgekehrt  aus 
dessen  bei  Stratokies,  der  auch  dessen  Ende  in  besonders  ehrender  Weise 


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70  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälile  des  2.  Jahrh. 

im  Kriege  gegen  den  acHäischen  Bund  auch  den  Befehl  über 
die  makedonische  Besatzung  in  Korinth  gab.  Aber  Persaeos 
Hess  sich  dabei  von  Aratos  überlisten  und  fand  bei  dieser  Ge- 
legenheit selbst,  und  zwar  an  vielen  Wunden  blutend  durch 
eigne  Hand  seinen  Tod,  243^^).  Seine  Stellung  zu  Zenon  war 
in  vielem  Betracht  eine  ähnliche  wie  die  des  Xenophon  zu  So- 
irates*^).  Das  eigentlich  philosophische  Interesse  war  bei  ihm 
offenbar  nur  gering.  Fast  alle  seine  Schriften  ^^^  bewegten  sich 
auf  dem  ethisch-politischen  Gebiet.  Ausserdem  aber  zeigen  sich 
bei  ihm  gewisse  philologisch-historische  Neigungen ^^^),  und  sehr 


(t).  Anm.  264)  beschrieb,  an  die  Spitze  gestellten  Bezeichnung  als  Lieblings- 
schüler des  Zenon  (s.  A.  257)  zu  erklären. 

264)  So  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XV,  vgl.  Paus.  II,  8,  4.  VII,  8,  1.  Ihnen 
folge  ich  mit  Wilamowitz  S.  217  unbedenklich.  Die  entgegengesetzte 
Angabe  (Flut.  Arat.  28.  Polyaen.  VI,  6.  Tif  «s  b.  Philod.  a.  a.  0.)  mit  der 
an  sie  angeknüpften  Anekdote  geht  auf  Hermippos  zurück  (Ath.  IV.  162  c, 
vgl.  Phüod.  Col.  XVI):  das  genügt. 

265)  S.  Hirzel  S.  63  ff.,  welcher  in  dem  Bruchstück  aus  den  Zviako- 
Ttxol  didXoyoi  bei  Ath.  IV.  162  b  (s.  A.  260),  die  den  vnoiivi^iiata  des  Stilpon 
und  des  Zenon  sich  angeschlossen  haben  sollen,  einen  Anklang  an  Xen. 
Mem.  1,  3,  8  ff.  (vgl.  Symp.  4,  7  ff.  26)  nachweist  und  in  diesem  so  wie  in 
dem  anderen  Bruchstück  die  Anknüpfung  an  eigne  Erlebnisse  hervorhebt, 
80  dass  diese  £v(jk7toti%oi  vnoftvi^fiaxa  zugleich  ähnlich  wie  die  'Anoftvrj^' 
psvfLara  des  Zenon  (s.  A.  197)  eine  Art  eigner  Memoiren  waren  und  eben- 
desshalb  auch  erzählen  konnten,  wesshalb  allein  Zenon  Symposien  mied 
(La.  Di.  1).  Die  Vorliebe  des  letzteren  für  Xenophons  Schrift  kam  dem 
Persaeos  entgegen,  aber  bezeichnend  ist  doch,  dass  er  in  dem  zweiten  Frag- 
ment b.  Ath.  XIII.  a.  a.  0.  genau  wie  Xenophon  (Mem.  I,  1,  16.  2,  18.  IV, 
8,  11),  was  Hirzel  S.  79  ff.  mit  Recht  betont,  den  Begriff  des  Weisen 
{aotpog)  in  den  des  %aX6g  ndyad'og  verflüchtigt. 

266)  Das  Verzeichniss  bei  La.  Di.  36  enthält  11  Titel:  negl  ßaadcücg, 
Tloliteta  Aa^mviii'^^  ns^l  yccfiov^  nsgl  dasßeiag,  Ov£<m}$,  nsgl  igdtaVy  Ilgo- 
xQsnzi%o£^  JiazQtßcc^y  Xgeimv  d\  'Anofivrniovsvfiata,  ngos  xovg  nXcctavog 
vofiovg  7  B.  Die  'AnofivrjuovBVfiata  werden  wohl  mit  den  2v(inozind  vno- 
fiviipLata  einerlei  sein.  Dagegen  fehlen  die  Schrift  nsgl  f^mif  (s.  Anm.  269) 
und  die  'if^txal  c%oXaC  (La.  Di.  28).  Dass  Apollonios  die  letzteren  ausliess, 
wird  wohl  wiederum  tendenziös  sein,  denn  da  er  sich  durch  den  gefälschten 
Briefwechsel  zwischen  Anligonoß  Gonatas  und  Zenon  iäuschen  Hess  (s. 
Anm.  175.  184),  musste  ihm  Persaeos  mit  seinen  abweichenden  chrono- 
logischen Angaben  über  letzteren  in  dieser  Schrift  geradezu  als  ein  Lügner 
erscheinen  Schwerlich  mit  Recht  h&lt  Köpke  a.  a.  0.  S.  6  diesen  Persaeos 
auch  für  den  Urheber  der  Taktik  (Arr.  u.  Ael.  Tact.  1). 

267)  Diese  findet  Hirzel  S.  77  mit  Recht  in  dem,  was  Ath.  IV.  140.  b.e 
(Müller  F.  H.  G.  IL  S.  623)  aus  seiner  Ilohteüt  ^axooirtxij  mittheilt,  und 
in  seiner  Angabe  über  die  Fälschungen  des  Pasiphon  (s.  A.  C2^),  wir  wissen 


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5.  Stoiker.    Dionysios  der  üeberlÄufer.  71 

bezeichnend  für  ihn  ist  es^  dass  er^  ohne  im  Uebrigen  der  auf 
die  allegorische  Auslegung  der  Mythen  und  der  alten  Dichter 
sich  stützenden  stoischen  Götterlehre  untreu  zu  werden*^),  doch 
allem  Anscheine  nach  der  Erste  war,  welcher ^^^)  nicht  allein 
an  die  von  Prodikos  aufgestellte  Erklärung  der  Entstehung  des 
Götterglaubens  sich  anschloss,  sondern  sogar,  ohne  Zweifel  dem 
Euhemeros  folgend,  das  sogenannte  euhemeristische  Element 
dieser  stoischen  Theologie  aufbrachte*^®),  indem  er  ausführte, 
dass  in  der  That  ein  Theil  der  Volksgötter  aus  einstigen,  nach 
ihrem  Tode  vergötterten  Menschen  bestehe,  was  natürlich  am 
Hofe  besonders  gefallen  musste  und  so  recht  in  eine  Zeit  passte, 
die  „mit  dem  älteren  Heroencult  Missbrauch  trieb  und  die  Fürsten 
göttlicher  Verehrung  sogar  bei  Lebzeiten  würdigte*^*"). 

Dionysios  von  Herakleia  in  Pontos,  Sohn  des  Diophantos*"), 
hörte  zuerst  seinen  Landsmann  Herakleides,  dann  den  Menedemos 
und  den  Megariker  Alexinos  und  zuletzt  den  Zenon*^^),  der  ihm 
aber  bereits  nicht  recht  traute  *^^).     Als   er  dann   später  unter 

nicht,  in  welcher  Schrift,  und  bezeichnet  ihn  (S.  78)  in  dieser  wie  auch  in 
mancher  anderen  Hinsicht  als  Vorläufer  des  Panaetios.  Aber  mit  Hirzel 
(S.  79)  ans  jener  seiner  Schrift  aber  den  spartanischen  Staat  zu  folgern, 
dass  schon  er  eine  Vorliebe  für  die  Oligarchie  gehabt  habe,  dagegen  spricht 
neben  seiner  Stellung  zum  makedonischen  Hofe  seine  andere,  gegen  Piatons 
Gesetze  gerichtete  politische  Schrift,  und  seine  Abneigung  gegen  die  De- 
mokratie in  Eretria  (s.  A.  263)  stammte  wohl  eher  aus  monarchischer  als 
aus  oligarchischer  Gesinnung. 

268)  Dion  Chrys.  Or.  LUX.  p.  276  R. 

269)  In  der  Schrift  nsgl  d^sciv^  aus  welcher  nach  Philod«  de  piet.  Gol.  X 
Dasjenige  stammt,  was  wir  bei  diesem  und  bei  Gic.  N.  D.  I,  16,  38  lesen. 

270)  Hirzel  a.  a.  0.   I.  S.  8.  II.  S.  73  ff.    Diels  Doxogr.  S.  123.  126. 

271)  Hirzel  H.  S.  76.  Aber  auch  dies  spricht  gegen  dessen  A.  267 
beleuchtete  Hypothese. 

272)  HiefCLr  wird  bei  Philod.  I.  St.  Gol.  X  die  Biographie  des  Antigenes 
▼on  Karystos  citirt,  die  also  auch  Stratokies  (s.  A.  151)  neben  anderm  Ma- 
terial benutzt  hatte,  Athenaeos  (s.  A.  282)  kennt  sie  wohl  nur  aus  Nikias 
▼on  Nikaea;  die  Biographie  b.  La.  Di.  169  f.  stammt  mit  Ausnahme  des  von 
ihm  aus  Diokles  eingelegten  Stücks  (s.  A.  273)  wohl  jedenfalls  aus  Apollo- 
nios,  dann  aber  hat  dieser  sich  hier  einfach  dem  Antigonos  angeschlossen, 
und  also  auch  die  Todesart  ist  hier  zuverlässig.  Philod.  I.  St.  Gol.  XXIX  ff. 
ist  ausführlicher,  ist  aber  stark  zerrüttet  auf  uns  gekommen.  S.  Wila- 
mowitz  S.  123 ff. 

273)  Diokl.  b.  La.  Di.  166  f.  Als  Schüler  Zenons  bezeichnet  ihn  auch 
Antig.  V.  Kar.  b.  Philod.  Col.  X. 

274)  La.  Di.  23,  vgl.  A.  206. 


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72  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

der  Schulvorstandschaft  des  Kleanthes^^^)  durch  eine  schmerz- 
hafte Augen- *^^)  oder  Nierenkrankheit**'')  davon  überzeugt  ward, 
dass  der  Schmerz  keineswegs  etwas  Gleichgültiges  sei,  ging  er 
geradeswegs  zu  den  Kyrenaikeru^'®)  oder  Epikureern*''^)  über, 
wovon  er  den  Beinamen  des  Ueberläufers  (6  [istad^dfisvog)  er- 
hielt*^). Er  erklärte  nunmehr  die  Lust  für  das  höchste  Gut*^*) 
und  soll  dann  diese  Lehre  trotz  seines  vorgerückten  Alters  auch 
im  Leben  auf  die  schamloseste  Weise  bethätigt  haben*®*).  End- 
lich starb  er,  80  Jahre  alt,  eines  freiwilligen  Hungertodes ***). 
Im  Uebrigen  war  er  jedenfalls  ein  geistreicher  und  auch  poetisch 
sehr  begabter  Mann,  der  sich,  wie  wir  hören,  in  seiner  Jugend 
in  Gedichten  mannigfacher  Art  versuchte  und  später  seinem 
jüngeren  Mitschüler  Aratos  nacheiferte****).  Von  diesem  hatte  er 
Unterweisung  in  der  Mathematik  erhalten*®^)  und  sich  nahe  mit 
ihm  befreundet.  Von  seinen  Jugendpoesien  erfahren  wir  genauer 
noch  Folgendes.  Um  den  Herakleides,  welcher  angeschuldigt 
war   Tragödien    unter    dem    Namen    des    Thespis    gedichtet    zu 


276)  S.  A  206. 

276)  Cic.  Fin.  V,  81,  94  (nach  Antiochos).     La.  Di.  37. 

277)  Cic.  Tu8C.  II,  26,  60,  vgl.  Lukian.  bis  acc.  21.  S.  Wilamowitz 
8.  126. 

278)  La.  Di.  167.  279)  Ath.  VII.  281  e. 

280)  La.  Di,  23.  87.  167.    Philod.  I.  St.  a.  a.  0.    Ath.  a.  a.  0.  X.  637  e. 

281)  La.  Di.  166,  vgl.  87 

282)  Antig.  v.  Kar.  b.  Ath.  X.  437  c  (vgl.  VII.  281  e.  ynQaiog).  La.  Di.  167. 
Die  bei  Ath.  hinzugefügte  ßerichtigung  eeitens  des  Nikias  von  Nikaea,  da&s 
er  vielmehr  schon  von  Jugend  auf  ebenso  der  Wollust  gefröhnt  habe,  ist 
natürlich  werthlos. 

283)  La.  Di.  167.  dait£a,  vgl.  A.  272.  Andere  freilich  Philod.  1.  St. 
Col.  XXXIII,  8.  aber  Wilamowitz  S.  123  mit  A.  3.  Köpke  a.  a.  0.  S.  7 
— 12  gelangt  in  einer  sehr  sorgfältigen,  aber  nicht  irrthumsfreien  Unter- 
suchung zu  dem  Ergebniss,  dass  er  etwa  320  geboren  und  etwa  24Q  ge- 
storben sei.  Aber  Herakleides  der  Pontiker  lebte  schwerlich  noch  nach 
300,  und  so  wird  man  eher  die  Zahlen  330  imd  260,  spätestens  326  und 
246  anzunehmen  haben.  Die  Schilderung  seiner  Bejahrtheit  bei  seinem  Ab- 
fall (A.  282)  stimmt  so  aufs  Beste,  we^m  er,  als  Kleanthes  864/3  Vorsteher 
ward,  bereits  62  bis  67  Jahre  zählte.  Schüler  des  Zenon  ward  er  sonach 
erst  als  schon  gereifter  Mann. 

284)  La.  Di.  167.  nal  %az*  ixqx^S  f^^v  tpdoyQsififiatog  äv  (vgl.  Philod. 
I.  St.  Col.  XXXII)  nccvtodanoig  insx^^QSt  noirifi,aciv'  ^nsiia  Öl  xal  "Jffaxov 
dnedixsto  irilav  avrov.    Dichtete  er  also  auch  ^atvoitsva? 

285)  Vit.  Ar.  2  p.  66,  6  ff.  Fälschlich  wird  das  Verhaitniss  umgekehrt 
Vit.  Ar.  1.  p.  64,  57  f.,  s.  Wilamowitz  S.  126.  A.  6. 


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5.  iStoiker.    Zenon  y.  Sidon.  Poseidon  v.  Alex.  Spbaeros.  73 

haben^^),  seinerseits  zu  täuschen,  schob  er  dem  Sophokles  einen 
Parthenopaeos  unter  und  erreichte  damit  seinen  Zweck  so  voll- 
ständig,  dass  sich  Herakleides  hernach  gar  nicht  wieder  von 
seinem  Irrthum  abbringen  lassen  wollte;  nach  anderen  Angaben 
war  jedoch  vielmehr  ein  dritter  Herakleiot  Spintharos  der  wahre 
Verfasser*®').  Seine  Prosaschriften  waren  sämmtlich  ethischen 
Inhalts*^). 

Zenon  von  Sidon,  Sohn  des  Musaeos*®*),  Schüler  des  Ze- 
noh*^),  schrieb  eine  Apologie  des  Sokrates  und  UidmvcccKii^^^). 

Poseidonios  von  Alexandreia,  gleichfalls  Schüler  des  Ze- 
non*^), war  vermuthlich^^*)  derjenige  Mann  dieses  Namens, 
welcher  neben  Kleanthes  die  hernach  von  Erates  aus  Mallos 
übernommene  Lehre  aufbrachte,  dass  der  Ocean,  weil  aus  dessen 
Ausdünstungen  die  Sonne  sich  nähre,  sein  Bett  in  der  heissen 
Zone  habe*^). 

Sphaeros  von  Bosporos,  Schüler  des  Zenon  und  sodann 
des  Kleanthes  *^^),  ward,  wie  schon  bemerkt,  von  letzterm  auf  die 
Einladung  des  Ptolemaeos  Philadelphos  oder  Euergetes'^^,  dass 


286)  Von  AristoxenOB,  s.  La.  Di.  Y,  92. 

287)  La.  Di.  V,  92  f.  vgl  Suid.  naQaaux^s* 

288)  Das  VerzeichnisB  von  9  Titeln  bei  La.  Di.  169  ist  indessen  nur 
das  einer  Answahl,  8.  Fhilod.  I.  St.  CoL  XXXIL  iyivsto  Ö*  ovv  xal  noXv- 
y(fa(poi  nQoayaymv  axeSov  slg  tag  ontm  <^ftvyQia(^dayg, 

289)  Suid.  ZijV. 

290)  Pbilod.  L  St.  Col.  XI  (nach  welcher  Stelle  auch  Chrysippos  ihn 
erwähnte,  wo  aber  die  Ergänzung  von  Comparetti  <6  viogy  Isyofievog 
schwerlich  richtig  ist),  Hippob.  b.  La.  Di.  38.     Ausserdem  s.  A.  48. 

291)  Suid.  a.  a.  0. 

292)  Hippob.  ebend.,  der  auseerdem  noch  Philo ni des,  Athenodoros 
von  Soli  (vgl  Hekataeos,  Sohn  des  Spintharos,  bei  Fhilod.  I.  St.  CoL  XII), 
Kallippos  TOD.  Korinth  nennt.  Suid.  Tlocstdmvtog  'AXi^avÖifBVQ  q>iX6ao(po£ 
atminog  fur^ijTig;  Zi^vtovog,    Vgl.  C.  21.  A.  689. 

293)  So  Berg  er  Die  geogr.  Frgm.  des  Erat.  S.  28.  A.  1. 

294)  Macrob.  Somn.  Scip.  II,  9,  1. 
296)  La.  Di.  37.  177.    Ath.  VUI.  364  e. 

296)  Freilich  nennt  La.  Di  177  vielmehr  den  Fhilopator  (221  —  204), 
aber  Zeller  S.  38.  A.  3  bemerkt  richtig,  dass  dieser  erst  nach  dem  Tode 
des  Kleanthes  zur  Regierung  kam.  Man  müsste  also,  da  allerdings  nirgends 
ausdrücklich  angegeben  wird,  dass  des  Sphaeros  Aufenthalt  in  Sparta  vor 
den  in  Aegypten  fällt,  mindestens  seine  Sendong  durch  Kleanthes  fallen 
lassen,  und  annehmen,  dass  er  erst,  als  Kleomenes  221  aus  Sparta  nach 
Aegypten  floh,  mit  ihm  dorthin  gekommen  sei,  bemerkt  Zell  er.  Aber 
näher  liegt  wohl  noch  eine  andere  Möglichkeit,  dass  nämlich  jene  Angabe 


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74  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  üälfiie  des  2.  Jahrh. 

entweder  Eleantbes  oder  einer  von  dessen  Schülern  zu  ihm 
kommen  möge,  nach  Aegypten  gesandt,  da  Chrysippos  es  ab- 
lehnte^'). Spater^®)  ward  er  der  Freund  und  Rathgeber  des 
unglücklichen  Königs  und  socialen  Bevolutionärs  Kleomcnes  von 
Sparta  ^^^).  Jedenfalls  gab  dieser  Aufenthalt  ihm  den  Anstoss 
zu  seinen  Schriften  yiaxcovix^  xoXLXsCa  oder  nBQl  jiaxmviMijs 
TtoXiTsiag^  und  tcsqI  jivxovgyov  xal  UfoxQcitovg  (3  B.).  Seine 
ferneren  Schicksale  sind  unbekannt  Aus  den  Titeln  seiner 
Werke^*)  sieht  man,  dass  er  sich  namentlich  auch  mit  älteten 
Philosophen,  mit  Logik,  Rhetorik  und  Naturphilosophie  eingehend 
beschäftigte.  Besonders  wurden  seine  Definitionen  bei  den  Stoikern 
sehr  geschätzt'^*). 

Hermagoras  aus  Amphipolis,  angeblich  Schüler  des  Per- 
saeos,  in  Wahrheit  wohl  vielmehr  des  Zenon^^),  schrieb  Dialoge, 
unter  ihnen  einen  wahrscheinlich  gegen  die  Kyniker  und  einen 
gegen  die  Akademiker  gerichteten,  Mtöoxvcov  und  nsQl  6o<pi6tHag 
XQog  tovg  'jixadri(iaVxovg^^). 


über  Eleanthes  ganz  richtig  ist,  dass  Sphaeros  von  Alexandreia  nach  Sparta 
zu  Kleomenes  (der  erst  seit  236,  fünf  Jahre  vor  dem  Tode  des  Kleanthes, 
regierte)  ging  (vielleicht,  meint  Zell  er,  im  Auftrage  des  ägyptischen 
Königs)  und  dann  nach  des  Kleomenes  Sturz  mit  diesem  zum  zweiten  Male 
nach  Alexandreia,  so  dass  er  jetzt  dort  wirklich  bei  Philopator  lebte  und 
dieser  zweimalige  ägyptische  Aufenthalt  irrthfimlich  in  einen  zusammen- 
geworfen ist. 

297)  La.  Di.  177.  186.    Ath.  a.  a.  0. 

298)  S.  A.  296. 

299)  Plut.  Oleom.  2.  11. 

300)  Zwei  Fragmente  Plut.  Lyc.  28.  Ath.  IV.  114c.(let2teres  aus  dem 
8.  B.)  b.  Müller  F.  H.  G.  UI.  S.  20. 

301)  La.  Di.  178.  Vorangehen  7  physische  (unter  ihnen  nc^l  tmv  ila- 
xCcxoiVy  nQog  tag  dzoftovs  xcrl  rar  sCdatXct^  nsQl  ^HQaxXshov  b'  [Smxqi^v])^ 
dann  folgen  12  ethische  und  politische  (unter  ihnen  ausser  den  beiden  oben 
genannten:  nsgl  xa^HOvrog,  JiatQtßai,  vsqI  ßacileiagy  JidXoyot  igoaxinoC)^ 
dann  10  logische,  beginnend  mit  negl  rav  'E^fetgtaiimv  tpiXoaoqxov  (unter 
ihnen  nsgl  o^cdv,  tcbqI  loyoVy  nsffl  %titrjyoifrifuer<ov)  y  unter  die  f&lschlich 
mindestens  2  ethische  ntf^l  nlovzov  und  nsul  d^avdtov  (zweifelhaft  ist  negl 
do^fig)  eingemischt  sind,  endUch  viertens  einen  Anhang  bilden  die  'EntctoXal, 

302)  Cic.  Tusc.  IV,  24,  53. 

803)  Ersteres  wäre  nur  möglich,  wenn  ihn  Persaeos  etwa  als  einen 
Gesellschafter  des  Halkyooeus  mit  diesem  unterrichtet  hat.    Vgl.  A.  267. 

304)  Suid.  ^EQfUcySqag  'AfitpinoUtrig  (piX6aoq>ogy  fiad^vrig  IIsQcaiov.  did- 
loyoi.  avtov  Miao%vav  a\  nsgl  aTVXfJlMtcov ,  "Enxvxov  {icrt  Sh  cooincoirta), 
nsQl  ao^piaxBiag  itQog  rov;  'AnaSrnia'iHOvg, 


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6.  Stoiker.    Hermagoras.  ApoUophanes.  Chrysippos.  75 

Apollophanes  von  Antiocheia^  war  zwar,  wie  gesagt, 
Zuhörer  des  Ariston  gewesen,  folgte  ihm  aber  in  keiner  Hin- 
sicht^ und  beschränkte  sich  auch  keineswegs  auf  die  Ethik, 
sondern  schrieb  neben  anderen  Werken  auch  eine  Ow^mci}^'). 

Chrysippos^  von  Soli^^),  geboren  jedoch  vielleicht  in 
Tarsos'*®),  Sohn  des  Apollonios  oder  ApoUonides'"),  kam  etwa 
280  zur  Welt'^*).  Er  soll  sein  väterliches  Vermögen  durch  Con- 
fiscation  verloren'*^  und  sich  zuerst  zum  Wettläufer  ausgebildet 
haben'*^).  Ausser  Kleanthes^'^),  nach  dessen  Tode  er  die  Leitung 
der  Schule  übernahm'*^,  soll  er  auch  bei  den  Akademikern 
Arkesilaos  und  Lakydes  gehört  haben '*^),  und  jedenfalls  eignete 
er  sich  das  dialektische  Verfahren -derselben  mit  der   grössten 

306)  Steph.  V.  Bjz.  Uvvioxsia.    o^sv  UnoXXotpdvrig  o  atmxog  (piX6aoq>og, 
806)  Auch  nicht,  wie  Zell  er  8.  35  f.  A.  1  nach  La.  Di.  92  meint,  in 

der  Lehre  von  der  Euheit  der  Tagenden^  b.  Hirzel  8.  101.  A,  8. 

307)  In  welcher  er  unter  Anderem  über  den  leeren  Raum  handelte, 
La.  Di.  140.  Ueber  seine  Ansicht  von  den  Theilen  der  Seele  s.  TertaU. 
de  an.  14. 

308)  Baguet  De  Ghrysippi  vita,  doctrina  et  reliquiis,  'Ann.  Acad. 
LovaD.  IV,  4.  Löwen  1822.  4.  Petersen  Philosophiae  Chrysippeae  funda- 
menta  in  nominnm  dispositione  posita  e  fragmentis  reetituta,  Altona  1827.  8. 
Hiriel  S.  182—220.  Stein  L  S.  74—77.  172—178.  IL  S.  332-348. 
Aronis  Xffvamnog  y^fifiatmoSt  Jena  1885.  Doctord. 

809)  La.  Di.  179.   Plnt.  de  exil  14.  605  B.    Strab.  XlII.  610.  XIV.  671. 

810)  Snid.  X^vainnog.  SoXtvg  rj  Taifaevg,  Zi^vmv  Jtocn,  Xffvainnov 
xov  Taifcimg^  La.  Di.  a.  a.  0.  tj  Taqasvg^  dig  *AXiiav6nog  iw  duxSoxccCg. 
Wenigstens  war  sein  Vater  von  Tarsos  in  Soli  eingewandert,  Strab.  671. 

811)  Den  erstem  Namen  giebt  La.  Di.,  den  letztem  Said. 

812)  S.  A.  838. 

818)  Hekat.  b.  La.  Di.  181.  Gewiss  ist,  dass  er  später  höchst  ärmlich 
lebte,  nnr  von  einer  einsigen  alten  Magd  bedient,  Demetr.  b.  La.  Di.  185, 
ygl.  Diokl.  ebend.  181,  anch  183.  Im  Floril.  Mon.  (Stob.  Fioril.  ed.  Meineke 
IV,  289)  wird  freilich  seine  Lebensweise  als  stoische  Einfachheit  (Xixozrig) 
bezeichnet,  da  er  viel  Geld  gehabt  habe. 

814)  La.  Di.  179.  Zeller  S.  40.  A.  8  spricht  jedoch  mit  Recht  den 
Verdacht  aas,  es  möge  dies  ebenso  wenig,  wie  dass  Kl^anthes  Faustkämpfer 
gewesen  lei,  wahr  sein,  sondern  ursprünglich  nur  ein  Witz,  nm  den  Gegen- 
sats  des  gewandten  Dialektikers  Oh.  und  des  massiveren  Kleanthes  zu  be- 
zeichnen. 

815)  Suid.  La.  Di.  179.  unovaag  Z^vmvog  rj  KXadvd-avg^  ig  Jto%Xrjg  xal 
ot  nX9Ü)vg.  Dass  er  noch  Zenon  gehört  haben  könnte,  ist  chronologisch 
unmöglich,  wenn  anders  die  obige  Berechnung  seiner  Geburtszeit  die  richtige 
isi    8.  A.  184. 

816)  La.  Di.  Prooem.  15.  Strab.  XIIL  610.  Suid. 

817)  Sotion  b.  La.  Di.  183.    8.  A.  606. 


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76  Zweites  Capiiel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  dos  2.  Jahrh. 

Meisterschaft  an,  um  es  gegen  die  Akademiker  selbst  auszu- 
üben ^^^),  dergestalt  dass  Karneades,  als  er  hernach  den  Kampf 
der  Akademie  gegen  den  stoischen  Dogmatismus  erneuerte,  selber 
eingestand  durch  den  Scharfsinn,  mit  welchem  Chrjsippos  den- 
selben yertheidigt  hatte,  am  Meisten  zu  dieser  Erneuerung  an- 
geregt zu  sein  und  von  ihm  das  Meiste  gelernt  zu  haben  ^^^). 
Allein  indem  derselbe  so  Sätze  des  Chrysippos  gegen  diesen 
kehrte  ^^),  konnten  sich  die  späteren  Stoiker  mit  Recht  beklagen, 
dass  letzterer  selbst  dem  ersteren  die  Waffen  geliefert  habe,  in 
so  fern  er  namentlich  in  seinen  6  Büchern  „gegen  die  Gewohn- 
heit*' (xaxä  tijg  0vvrfi'siag  oder  nagä  rag  öwri^slag)  die  Zweifel 
mit  einer  unerbittlichen  Strenge  entwickelte,  ohne  sie  doch  immer 
wirklich  genügend  widerlegen  zu  können ^*^).  Dabei  war  er  zu- 
gleich einer  der  fleissigsten  und  gelehrtesten  Männer  des  Alter- 
thums'^),  auch  von  grossem  Unabhängigkeitssinn,  so  dass  er 
nicht  bloss,  wie  gesagt,  es  ausschlug  an  den  ägyptischen  Hof 
zu  gehen,  sondern  auch  nie  einem  Fürsten  ein  Buch  widmete***), 
freilich  aber  auch  von  nicht  geringem  Selbstbewusstsein***),  ohne 
Zweifel  auch  ein  anregender  Lehrer***).     Und   so  galt  er  denn, 


318)  Sein  N^fFe  Aristokreqn  hezeicbnete  ihn  daher  in  der  poetischen 
Inschrift  auf  einer  ihm  errichteten  Bildsäule  als  'AnadrifitanAv  cxqayyaUdiov 
nonig,  Plut.  8to.  rep.  2.  1033  E.  Noch  als  Schüler  des  Eleanthes  soll  er 
diesen  gebeten  haben  ihmnnr  die  Lehrsätze  zu  geben,  die  Beweise  werde 
er  schon  selber  finden,  La.  Di.  179.  Und  so  hiess  es  später,  wenn  die 
Götter  eine  Dialektik  hätten,  wflrde  es  die  des  Ob.  sein,  La.  Dl.  ISO. 

319)  La.  Di.  IV,  162.  sl  firj  yäg  ijv  Xgvainnog,  ovyi  3v  tjv  iyd 
(s.  A.  326). 

320)  Sex.  Math.  VII,  416 ff.,  vgl  Cic.  Acad.  U,  29,  92 ff.  Euseb.  P.  E. 
XIV,  7,  16.  737  a. 

321)  Cic.  Acad.  II,  27,  87.    Plut.  a.  a.  0.  10.  1036  B  ff.    La.  Di.  183  f. 

322)  La.  Di.  180.  Cic.  Tose.  1,  45,  108.  Ath.  XIII.  665  a.  Damasc.  V. 
Isid.  36. 

323)  La.  Di.  185.        324)  La.  Di.  179.  183. 

326)  Ob  man  v^n  der  erdichteten  Todesnachricht,  welche  Hermippos 
b.  La.  Di.  184  giebt  (TgL  auch  Said.),  doch  so  viel  glauben  darf,  dass  er 
zum  Mindesten  in  seiner  letzten  Lebenszeit  seine  Schule  nicht  in  der  Stoa, 
sondern  im  Odeion  versammelie ,  stelle  ich  dahin.  Die  Angabe  des  Demetr. 
ebend.  186.  ngätog  idsig^rias  cxolriv  ^%biv  vtcui^qov  h  Av%si<p  bezieht 
sich  wohl  auf  populäre  Vorträge  vor  dem  Publicum,  die  er  neben  den 
eigentlichen  Lehrvorträgen  für  seine  Schüler  gehalten  haben  mag.  Schwer- 
lich mit  Recht  findet  dagegen  Zeller  S.  40.  A.  4  in  ihr  eine  Spnr  davon, 
dass  er  noch  bei  Lebzeiten  des  Kleanthes  als  Lehrer  aufgetreten  sei, 
imd  auch  das  ^rt  xs  tmvzos  dniaxrj  avvov  La.  Di.  179  beziehe  ich  nicht 


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5.  Stoiker.    Chryaippoß.  77 

obwohl  nur  ein  spitzfindig-kritischer  und  dabei  sammelnder  und 
ordnender  und  nicht  ein  schafiPender  Geist^  dennoch  mit  Recht 
als  der  Erneuerer  der  unter  Kleanlhes,  wie  bemerkt ,  offenbar 
etwas  in  Rückgang  gekommenen  Schule  und  als  der  zweite  Be- 
gründer des  Stoicismus  und  mit  gewissem  Recht  auch  als  der 
bedeutendste  seiner  Vertreter'*^).  Denn  ihm  erst  verdankte  die 
stoische  Lehre  ihre  wirklich  allseitige  systematische  Begründung 
und  Detailausführung'"),  und  die  Schärfe  seiner  Polemik  nicht 
bloss  gegen  andere  Secten,  sondern  auch  gegen  die  Abtrünnigen 
aus  der  eignen'*'**)  schuf  der  stoischen  Schule  erst  einen  festeren 
Zusammenhalt,  indem  er  sie  allerdings  wohl  noch  stärker,  als 
es  schon  Zenon  und  Kleanthes  gethan  hatten,  vom  Kynismos 
abloste,  dem  er  jedoch  in  Bezug  auf  das  Staatsideal  und  mancherlei 
moralische  Paradoxien  immerhin  gleich  Zenon  noch  nahe  genug 
blieb '^).  Einen  neuen  Inhalt  aber  gab  er  im  Ganzen  genommen 
der  stoischen  Lehre  nicht,  sondern  begnügte  sich  mit  einer  ge- 
wissen Vermittlung  zwischen  Zenon  und  Kleanthes,  und  zwar 
so,  dass  er  meistens  die  etwas  grobkörnigen  Auffassungen  des 
letzteren  zu  verfeinern  suchte  und  von  dessen  Neuerungen  zu 
Zenon  zurückkehrte'^^)  Wo  er  wirklich  neue  Begriffe  einführte, 
wich  er  doch  damit  von  dem  Kerne  der  Lehren  desselben  nicht 


auf  ein  solches,  an  sich  freilich  ganz  mOglichoB  Auftreten,  sondern  dem 
Zneammenhange  nach  darauf,  dass  er  schon  damals  dem  Kleanthes  gegen- 
fiber  seine  Selbständigkeit  zeigte.  Vgl.  A.  329.  Der  Ausdruck  ist  aof 
jeden  Fall  übertrieben  und  ungeschickt. 

32«)  Cic.  Acad.  II,  24,  76.  Gell.  VI,  2,  1.  Ath.  VIII.  336b.  So  ent- 
stand der  Vers  tt  fiij  yap  r^v  Xgvatnnog,  ov%  av  ^y  &tod  (La.  Di.  188),  in 
welchem  dann  Eameadas  iyoi  fOr  fftoor  gesetzt  haben  soll,  s.  A.  319. 

327)  So  gelangt  Stein  11.  8.  344  in  der  Erkemitniaslehre  zu  dem  Er- 
gebniss;  „Eis  dürfte  sonach  die  Annahme  gerechtfertigt  sein,  dass  die  in 
der  Stoa  allgemein  gebräuchliche  Stufe ofolge  von  ata&rjaig,  fpavxtucla^  xa- 
TCfZijV'tS,  hnfOkUy  %QitriQiov  ihre  schulmässige  Formulirung  erst  durch  Ch. 
erhalten  hat".  Vgl.  IT.  S.  338:  „Die  weit  ausgesponnene  Theorie  der 
tpavxaaia  .  .  .  stammt  von  Cb.'*.  Die  genauere  Ausbildung  der  formalen 
Logik  in  der  Stoa  ist  sicher  erst  von  ihm  ausgegangen,  s.  Stein  II. 
S.  802—806.  316—318.  882  f. 

827^)  Cic.  Pin.  II,  13,  48  sagt  von  Herillos:  Ate  ipae  tarn  pridem  est 
reieetus:  post  enim  Chrysippum  non  est  eane  disputatum.    Vgl.  A.  523. 

828)  S.  A.  196.  840  f. 

829)  S.  Stein  l.  S.  74  ff.  177  ff.  11.  S.  326.  328  ff.  345  f.  Antipatros 
(von  Tarsos)  schrieb  ein  eignes  Buch  nsQl  zTJg  KXeccv^ovg  %ctl  X^vcCnnov 
ductpoQccg,  Plut.  a.  a.  0.  4.  1043  A.  Vgl.  Cic.  Acad.  IT,  47,  143  und  A.  326. 
224—226. 


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78  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

ab^®)y  und  nur  in  einem  einzigen  Punkte,  indem  er  die  rohe 
Art;  wie  sich  nicht  bloss  Kleanthes,  sondern  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  auch  bereits  Zenon  die  Entstehung  unserer  Vor- 
stellung Ton  den  Dingen  dachten,  durch  eine  feinere  ersetzte ^^^), 
hat  er  sich  eine  wirklich  tief  in  das  Wesen  der  Sache  eindringende 
Abweichung  yon  beiden  gestattet.  Das  ihm  angetragene  athenische 
Bürgerrecht  nahm  er  an^»^)  jjr  starb,  73  Jahre  alt,  Ol.  143, 
d.  h.  zwischen  208  und  204'^^).  Am  Wenigsten  erfreulich 
ist  das  Bild  seiner  schriftstellerischen  Thätigkeit,  so  dass  wir 
den  Verlust  ihrer  Erzeugnisse'^)   durchaus   nicht   zu   beklagen 

330)  So  gilt  dies  von  der  wahrscheinlich  erst  von  ihm  in  die  stoische 
Erkenntnisslehre,  aber,  wie  Stein  (trotz  Lathe  S.  31  ff.)  zeigt  (freilich 
nicht  ohne  anch  hier  Verkehrtes  einzumischen),  in  einem  anderen  Sinne  als 
bei  den  Epikureern  eingeftthrten,  auch  nicht  einmal  (wie  ich  selbst  früher 
glaubte)  von  diesen  entlehnten  nqoXifilfig,  Wenn  es  in  dem  Berichte  des 
La.  Di.  64  (s.  A.  198®)  heisst:  x^tTi^^i«  tpijaiv  slvcci,  oitc^ri^iv  %al  ycQoXrjtßiv, 
so  verbietet  schon  der  Plural  nQitrjQia  den  eventuellen  Vorschlag  von  Stein 
alc^xi%riv  nQoXri'tpiv  zu  schreiben,  wohl  aber  hat  Stein  darin  Becht,  dass 
die  aCa9"ricig  und  die  nQoXriipis  nur  die  beiden  Unterlagen  der  tpavtaaCa 
nataXrinTiniq,  welche  letztere  Ch.  keineswegs  (s.  La.  Di.  a.  a.  0.  u.  die  Belege 
bei  Stein  II.  S.  889.  A.  767)  Preis  geben  wollte,  sind.  In  einer  anderen 
Bedeutung  (näml.  xa^'  o  >»  Massstab  der  Beurtheilung,  s.  Sex  Math.  VJI.  261) 
ist  letztere  das  Eriterion,  als  in  welcher  es  die  beiden  ersteren  sind  (näml. 
^t'  ov  -»  Urtbeilsvermögen  als  Erkenntnissmittel),  eigentlich  Wahmehmong 
und  Verstand  (X6yog)  bei  Zenon,  und  dass  Ch.  an  die  Stelle  des  loyog  die 
x^6Xirtf)ig  setzte,  war  eben  nur  eine  mehr  formale  Abweichung.  S.  Luthe 
S.  22—24,  der  freilich  nach  C.  28.  A.  4  dergestalt  zu  berichtigen  ist,  dass 
seine  Begründung  hinföllig  wird.  In  grammatischer  Hioflicht  mag  hier 
noch  bemerkt  werden,  dass  Ch.  die  vier  bisher  angenomqienen  Bedetheile 
(niQTj  Xoyov  oder,  wie  er  sie  nach  Galen.  V.  670  E.  nannte,  atoix^ia  Xoyov) 
ovoiia,  (rjfta,  üvvdsofiog,  a^d'QOv,  auf  fünf  vermehrte,  indem  er  Svofue  und 
nqoariyoi^la  (Nomen  proprium  und  appellativnm)  unterschied,  La.  Di.  67. 

381)  S.  Zeller  S.  72flF.  E.  Wellmann  Jahrb.  CVIL  S.  479f.  Stein 
II.  S.  885 ff.  Doch  wusste  er  mit  derselben,  wie  es  scheint,  auch  weiter 
Nichts  anzufangen. 

832)  Antip.  b.  Plut  Sto.  rep.  4.  1034  A.  ot»  7/riv(ov  %al  KXBocv^fig  oi% 
rjd'iXficccv  'A^r^vaioi  ysviad'ccij  iirj  do^mai  tag  avtmv  xarQidag  adinBiVy 
worauf  Plut.  hinzusetzt:  ort  fir^v  tl  %ctXag  ovrot,  Xqvaimtog  ov%  6(f^mg 
inoirjöiv  iyyQa<ptlg  elg  tiiv  %oXix%(av ,  ncofB^adw.    Vgl.  A.  177.  186. 

388)  So  Apollod.  Fr.  101  b.  La.  Di.  184  (vgl.  Suid.).  Nach  Pseudo-Lukian. 
Macrob.  20  wäre  er  freilich,  was  aber  kaum  als  Abweichung  anzusehen  ist, 
81  Jahre  alt  geworden,  und  Val.  Max.  VIII,  7,  ext.  10  sagt,  er  habe  im 
80.  Jahr  das  89.  Buch  seiner  Logik  voUendet,  was  vielleicht  anch  noch  mit 
jener  Angabe  verträglich  ist. 

884)  Bis  in  den  Anfang  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  lassen  sich  ihre  Spuren 


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6.  Stoiker.    Chrysippos.  79 

branchen^^).  Denn  er  war  ein  Vielschreiber,  von  dessen  Werken 
über  alle  möglichen  Gegenstände  705  Bücher  gezählt  wurden  ^^^ 

verfolgeD ,  s.  darüber  besonders  Gercke  Chrysippea,  Leipz.  1886.  8.  (Jahrb. 
f.  Phil.  Suppl.  N.  F.  XIV).  S.  691  f.  693  ff.  Bei  Sueton.  de  vir.  illustr. 
p.  74,  10  ff.  Beiffersch.  Cornuto  rogavii  (scriptis  mcUrem  Persius)  ut  daret 
libiro9  circa  sepimgmios  [Ghrysippi]  sive  bibliothecam  suam  cmnem  haben 
Jahn  nnd  Beifferscheid  mit  Biecht  Chrysippi  getilgt.  Aber  ans  Plat. 
comm.  not.  26.  1070  E.  ro  yuif  xf^lxov  sre^l  8i,aaiocvvri9  ßißXlov  iött  navta- 
%Q^Bv  Xaßeiv  erhellt,  dass  diese  Schriften  wenigstens  zu  dessen  Zeit  noch 
vielfach  gelesen  wnrden.  Auch  die  Citate  des  Galenos  dürften  ans  eigner 
Leetüre  stammen.  Doch  sagt  derselbe  XL  221 ,  dass  ihr  Untergang  bereits 
nahe  bevorznstehen  scheine:  $1  %al  iktidhv  iae&tsto  'EQaautvQdtov  ßißUov, 
all'  {#17  nävta  anolmXsi^  nad'aniQ  tu  Xqvainnov  ntvdwBvn  na^siv.  Der 
Stoiker  Aristokles  von  Lampsakos,  welcher  zd  der  Schrift  «e^l  tov  nmg 
^luteta  Xiyoftsp  xal  $iavoov(i8&a  einen  Commentar  in  4  B.  schrieb  (Soid. 
'jQtato%Xijg) ^  und  der  Epikureer  (s.  Gercke  S.  698)  Diogenianos,  von  dessen 
Polemik  gegen  xcpl  sifiaiffiivfig  wir  Bmchstücke  in  Euseb.  P.  E.  (s.  Gercke 
S.  701  ff.  748—755)  haben,  mügen  auch  erst  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  an- 
gehören, doch  ist  dies  unsicher.  Aber  gegen  Ende  dieses  Jahrh.  verfasste 
im  AnschluBs  an  dieses  Werk  der  Stoiker  Philopator  sein  gleichbetiteltes 
(Nemes.  de  nat.  hom.  85.  p.  140),  und  Alexandres  von  Aphrodisias  unter- 
zieht ersteres  in  seiner  Schrift  tcsqI  stfkafffiivrig  nal  tov  iq)*  '^pLiv  einer  ein- 
gehenden Widerlegung. 

335)  Am  Meisten  besitzen  wir  von  der  Schrift  nsql  aito(patiitmp  (näml. 
afi(DfMxr(oy)   n^hg  'Aqiotayoqav  in   8  B.   (La.  Di.  190)   aus  einem  Pariser 

-  äg7i>ti8chen  Papjros.  Nach  der  Bekanntmachung  von  L  et  rönne  Fragments 
in^ts  d*ancienf  poStes  greos,  tir^s  d'un  Papyrus  appartenant  au  Mus^e 
Boyal  avec  la  copie  ^iti^re  de  ce  papyrns  etc.,  Paris  1838  hat  es  Bergk 
Commentatio  de  Chrysippi  libris  n^ql  airogxrriNcSy,  Cassel  1841.  4.  Opusc. 
II.  S.  111—146  bearbeitet. 

336)  La.  Di  180,  bei  welchem  sich  189—202  ein  Katalog  der  „nam- 
haftesten*^ (Moi6tceta  ßtßXia)  findet,  der  aber  in  der  Mitte  abbricht, 
weil  hier  die  A.  151  bezeichnete  grosse  Textlücke  eintritt.  Den  Anfang 
machen  die  logischen  Schriften:  Zoytxov  t6nov  (zum  Verständniss  dieses 
Ausdmeks  ist  zu  bemerken,  dass  ein  Theil  der  Stoiker,  freilich  nicht  Ch. 
selbst,  die  drei  Hauptabschnitte  der  Philosophie  t6no$  nannte,  La.  Di.  89. 
tavta  9\  ta  (LiQti  o  fi^v  'AnoXXodmQog  tonovg  xaXsi^,  6  d'k  Xqvainnog  %ccl 
ElfdQOiiog  sCSrij  SXXoi  yivri^  vgl.  A.  386;  zur  Logik  rechneten  aber  die 
Stoiker  auch  die  Bhetorik,  die  Grammatik,  ja  die  Theorie  der  Poesie  und 
der  Mnsik,  s.  Zeller  S.  63 ff.).  S.  über  dieselben  Prantl  Gesch.  d.  Log. 
L  S.  404 ff.,  femer  Nicolai  De  logicis  Chrysippi  libris  tam  colligendis 
quam  ad  doctrinae  rationem  accommodate  disponendis,  Quedlinburg  1859.  4. 
und  die  masslose  Polemik  gegen  diesen  von  Hirzel  De  logica  Stoicorum 
in  der  Satura  phil.  H.  Sauppio  obl.,  Leipz.  1879.  In  der  That  glaube  auch 
ich  nicht,  dass  die  Gesammtliste  so  verschoben  und  verderbt  ist,  wie 
Nicolai  annimmt,  und  halte  schon  desshalb  seinen  verwegenen  Her- 
stellungsversuch fär  verfehlt.    Aber  ebenso  wenig  scheinen  mir  die  könst- 


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80  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfke  des  2.  Jahrh, 

und  natürlich  war  eine  solche  Schreibseligkeit  nur  auf  Unkosten 
aller  Schönheit  und  Sorgfalt  der  Darstellung  möglich.    So  spricht 


liehen  und  grossentheils  auf  einer  zogestandenermassen  mindestens  höchst 
unäicheren  Hypothese  beruhenden  Erklärungen  von  Hirzel  durchweg  an- 
wendbar, vielmehr  dürften  in  der  That  einige  Titel  logischer  Werke  anter 
die  ethischen  gerathen  sein,  wenn  auch  nicht  so  viele,  wie  Prantl  und 
Nicolai  meinen;  sicher  wird  sich  hier  in  manchen  Fällen  nicht  entscheiden 
lassen,  und  ein  jeder  Versuch  vollends  die  ursprQnglichen  Plätse  zu  er- 
mitteln scheint  mir  von  vom  herein  hoffiiungslos.  Die  Bücherzahl  der  logi- 
schen Schriften  wird  schliesslich  (198)  auf  311  angegeben.  Dass  Prantl 
auch  unter  Hinauzählung  der  4  tjftvösxiyQatpa  mit  8  Büchern  nicht  ganz 
so  viele  aus  den  Titeln  herauszurechnen  vermocht  hat,  darauf  legt  er  ein 
unverhältnissmässiges  Gewicht,  denn  bei  3  Titeln  fehlt  in  unsern  Ausgaben 
die  Buchzahl.  Wenn  also  nicht  in  311  ein  Fehler  steckt,  kann  die  Zahl 
der  unter  die  ethischen  Schriften  versprengen  logischen  keine  grosse  sein, 
oder  aber  es  sind  mehrere  erst  nachträglich  in  das  Verzeichniss  und  zwar 
an  falscher  Stelle  hineingebracht.  Die  logischen  Werke  sind,  wie  198  aus- 
drücklich wiederholt  wird,  wieder  in  4  Abschnitte  getheilt,  von  denen  der 
erste,  allgemeine  und  einleitende  in  unsern  Ausgaben  keinen  besondern 
Titel  hat,  der  zweite  nsgl  tä  n^yfiata,  der  dritte  tcsqI  rag  Xi^sig  xal  tov 
xott'  avtäg  Xoyov,  der  vierte  n^og  {-miQl?)  zovg  loyovg  %al  tovg  zQonovg 
benannt  ist,  worauf  denn  noch  als  Anhang  ein  Sammelwerk  folgt,  und 
jeder  dieser  Abschnitte  zerfällt  wieder  in  kleinere  Gruppen  {avprd^Big).  Da 
die  Liste,  wie  gesagt,  gar  nicht  alle  Werke  des  Ch.  umfassen  soll,  ist  es 
nicht  auffallend,  wenn  sich  auch  noch  einzelne  andere  Titel  nachweisen 
lassen,  auffallend  allerdings,  dass  die  A.  187  erwähnte  Schutzschrift  für 
Zenon  wenigstens  in  unsern  Ausgaben  im  Verzeichnisse  fehlt.  Die  dann 
folgenden  ethischen  Werke,  in  deren  Aufzählung  die  Lücke  bereits  be- 
ginnt, sind  entsprechend  geordnet:  tj&ihov  Xoyöv  tov  ne^l  zriP  9i6if^maiv 
tmv  r'id'ixöiv  mit  6,  neffl  tmv  xotvioy  Xoyatv  ncctä  rag  i%  xovtov  cvviaxa^ivag 
tixvccg  xal  aQttdg  mit  3  ewto^sigj  dann  vsqI  dyad^mv  'Kai  xacxav.  Wo 
dem  Titel  einer  Schrift  n(f6g  mit  einem  Namen  angehängt  ist,  scheint  dies 
stets  eine  Dedication  und  nicht  eine  Gegenschrift  zu  bezeichnen,  so  dass 
das  wiederholte  itQog  Zi^ycovor  sich  nicht  auf  Zenon  von  Kition,  sondern  auf 
Zenon  von  Tarsos  bezieht.  lieber  die  Schriften  nsgl  vofiov  (der  vollstöndige 
Titel  war  nsQl  noXsmg  aal  voiiov^  Philod.  de  philos.  Col.  XIII,  s.  Gomperz 
a.  a.  0.  S.  254),  Xoyoi  wto^stinol  tlg  zovg  vofiovg^  nt^l  (rizoQt%^g  und  die 
physischen  mgl  fiapzixrjg,  nsgl  s^fiagfiivrig ,  ns^l  ifvxrjg  handelt  Osann 
Von  einigen  Schriften  des  Chrysippos,  Beib^e  zur  grieoh.  u.  rdm.  Littera- 
tnrgesch.  I.  (Darmstadt  1835).  S.  250  ff.  Die  Schrift  tcsqI  na&mv  ist  von 
Philodemos  im  zweiten  Theil  von  nsQl  6(fyfjg  ausgeschrieben,  s.  0.  32. 
A.  200.  Die  Bruchstücke  der  5  Bücher  ne(fl  ngovoüicg  und  der  2  nsgl 
stfia^fiivrig  hat  Gercke  a.  a.  0.  S.  691  ff.  vortrefflich  gesammelt  Einen 
ausführlichen  Bericht  über  die  Theologie  des  Ch.  aus  ns^l  ^smv,  ntgl  Xagi- 
zmv,  9C£^l  9>vtf€0f>(,  n6Ql  nQovoiag  giebt  Philod.  de  piet  Col.  XI ff.,  vgl. 
Cic.  N.  D.  I,  15,  39 ff.    Krische   a.  a.  0.    S.  443—481.     Diels  Doxogr. 


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5.  Sfcoiker.    Chrysippoa.  Aristokreon.  81 

er  es  denn  auch  selber  aus^  dass  er  sich  um  Dunkelheiten, 
Härten  und  Uncorrectheiten  aller  Art  wenig  kümmere  ^^),  und 
gefriss  ist  das  ürtheil^^)  nicht  ungerecht,  dass  er  zwar  der 
geübteste  Dialektiker  war,  aber  unter  allen  namhaften  Schrift- 
stellern der  schlechteste  Stilist.  Seine  Darstellung  war  Yon  er- 
müdender Breite  und  Weitschweifigkeit,  leblos  und  trocken,  von 
langweiligem  und  pedantischem  logischen  Formalismus  durch- 
zogen, vielfach  unklar,  strotzend  von  Geschmacklosigkeiten  aller 
Art,  voll  von  Wiederholungen  und  von  masslos  gehäuften  und 
übel  angewendeten  Citaten,  namentlich  von  Dichterstellen *'^^) 
und  dabei  nicht  einmal  frei  von  dem  Fehler,  dass  er  häufig  Be- 
weismittel ohne  wissenschafklichen  Werth  anwandte  *^^.  Ganz 
besonders  widerwärtig  aber  berührt  es,  wie  dieser  ,,von  allen 
Grazien  verlassene  Mann'*  in  mehreren  seiner  ethischen  Schriften^) 
kynisch-stoische  Paradoxien,  wie  das  unerquickliche  „Thema  von 
der  Statthaftigkeit  des  Genusses  von  Menschenfleisch  mit  der 
nur  ihm  eignen  breitspurigen  Vertiefung  in  das  Hässliche  und 
Ekelhafte  weitläufig  erörtert  hat"^^). 

Aristokreon,  Schwestersohu  und  Schüler  desChrysippos^*), 
welcher  mehrere  seiner  Schriften  ihm  widmete,  verfasste  selbst 
zu  Ehren  seines  Oheims,  dem  er  auch   eine  Bildsäule   errichten 

S.  644  ff.  lieber  die  2  Bficher  nsQl  (MX9%i%rig,  über  «re^l  xffticfmv  und  nB(fl 
6vi£Q€ov  8.  Wachsmath  Ansichten  der  Stoiker  üb.  Mantik  S.  12—14,  über 
4  Bücher  xtgl  zrig  %aTa  tag  Xi^sig  dvmiiaXiag  TtQÖg  J^avu  s.  C.  26.  A.  40, 
über  nsifl  zav  ai^xaüov  tpvaioXoymv  C.  20.  A.  18.  14  vgl.  mit  C.  17.  A.  27, 
über  die  rhetorischen  Schriften  C.  86.  A.  17,  über  die  gegen  Philon  A.  60. 

337)  Bei  Plut.  Sto.  rep.  28.  1047  B.     Vgl.  C.  86.   A.  17. 

338)  Von  Dionys.  v.  Halik.  G.  V.  4.  p.  81  Reiske:  anoxifri  Sl  ti%firj- 
^Up  XQYJeaad'ai  tm  loym  X(fV6^itnov  tov  Zxannov  .  .  .  tovtov  yotQ  ovx*  äfiii- 
vop  ovdelg  tag  Sialsmiiucg  tix^ag  rjx^ißtoösv  ovre  x^h^^''  ^Qfi^ov^a  avp- 
tax^ivtag  i^iiviyne  loyovg  tmv  opofiatog  xal  do^tjg  dit<od'ßrü<ov. 

838^)  Vgl.  A.  431  und  Kamead.  b.  La.  Di.  X,  27  onmittelbar  nach 
den  dort  angef.  Worten:  nollaxig  tavtd  ytyQaqn  %al  to  inBl&ov,  nal 
dSiOQ^mta  iiaxs  tm  ivsiyee^'ai^  %al  td  ^a^Tu^eo  tocavtd  ietiv  d>g  insivcav 
liovatv  yif$eiv  td  ßißXia,  na^'dnBQ  %ai  naqd  Zr^vtiovi  iativ  svqsCv  ical  naifd 
'AQiütotilsi  und  Apollod.  d.  Epikureer  b.  La.  Di.  VII,  181  (s;  0.  32.  A.  182). 

339)  Cic.  de  or.  I,  11,  60.  La.  Di.  VII,  180  f.  Galen.  T.  V.  p.  213. 
296—316.   VIIL  p.  631  K. 

340)  In  der  17o2tTc/a,  den  Büchern  %iQl  tov  ita^%ovtog  (Sex.  Pyrr. 
III,  247  f.),  dem  dritten  Buch  tcbqI  tov  di%atov  (La.  Di  188)  und  in  nsql 
dinatoavvfig  (Philod.  de  philos.  Gol.  XIV,  s.  Gompers  a.  a.  0.  S.  266). 

341)  Gomperz  a.  a.  0.  S.  266.  A.  1. 

342)  La.  Di.  185.     Vgl.  Philod.  I.  St.  Gol.  XL VII,  8  f. 

Sdsbmihl,  grleoh.-alex.  Litt.-Gesch.  I.  6 


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82  Zweites  Capitel.     Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

liess^,  eine  Schrift  nach  dessen  Tode***)  und  ist  wohl  auch 
derselbe,  dessen  Werk  Al^voniKa  oder  wie  sonst  der  Titel  ge- 
lautet haben  mag,  Hermippos,  offenbar  sein  Zeitgenosse,  las**^). 

Zenon  von  Tarsos,  Sohn  des  Dioskurides***),  Nachfolger**') 
und  gleichfalls  Schüler  des  Chrysippos***),  schrieb  wenig,  hatte 
aber  viele  Schüler**^)  und  zweifelte  bereits  die  herakleitisch- 
stoische  Lehre  von  einer  periodischen  Weltverbrenüung  an*^), 
wodurch  er  den  ersten  Eeim  zu  einem  Eklekticismus  in  die 
stoische  Schule  hineintrug,  welcher  bald  genug  kräftig  auf- 
schiessen  sollte  *^^). 

Diogenes,  Sohn  des  Artemidoros*^*),  von  Seleukeia  am 
Zusammenfluss  des  Euphrat  und  Tigris***),  daher  gewohnlich 
,,der  Babylonier"  genannt*^),  war  gleichfalls  Schüler  des  Chry- 
sippos    gewesen***)    und   ward    der   Nachfolger   des    Zenon   von 


348)  S.  Anm.  318.     Vgl.  La.  Di.  182. 

344)  Xqvclnnov  tatpaly  wo  er  den  Hyllos  aus  Soli  als  Schüler  des 
Chry  sippos  und  des  Sphaeros  bezeiclioete,  Philod.  I.  St.  Col.  XL  VI. 

845)  Bei  Ael.  V.  H.  VII,  40  vgl.  mit  Plut.  comm.  not.  16.  1064  B.  Im 
Uebrigen  s.  Plin.  N.  H.  V.  §.  69.  VI.  §.  188.  191.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  833  f. 

846)  Said.  Zr^v.  Jioc.^  wo  die  Angabe  d^g  di  tivsg  Zidmviog  natürlich 
auf  Verwechselung  mit  Z.  von  Sidoa  bemht. 

347)  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XLVII.  Euseb,  P.  E.  XV,  13,  9.  816  c.  Areios 
Didym.  b.  Euseb.  ebend.  XV,  18,  2.  820  d. 

348)  Snid.  fiad^ivrig  Xffvalnnov  %a\  diado%oq.  In  der  Epit,  Diog.  (siehe 
Usener  Epicurea  S.  XI)  folgt  er  anf  Cbrysippos. 

849)  La.  Di.  36  (im  Homonymenverzeichniss).  Wie  es  scheint,  ist  bei 
Philod.  a.  a.  0.  CoL  XLVIII  von  seinen  Schriften  (gegen  den  Peripatetiker 
Hieronymos)  die  Rede. 

360)  Ar.  Did.  a.  a.  0.  In  der  Eintheilnng  der  Philosophie  schloss  er 
sit^h  in  so  fem  an  Eleanthes  an,  als  er  die  von  diesem  (s.  Anm.  221)  auf- 
gestellten sechs  Theile  des  Vortrags  {loyog)  der  Philosophie  zu  Theilen  der 
Philosophie  selbst  machte,  La.  Di.  41.    Weiteres  s.  ebend.  84. 

351)  Weitere  Schüler  des  Chrysippos  waren  Diophanes  (Philod.  a.  a.  0. 
Col.  XL  VI),  auch  wohl  die  (ebend.  Col.  XLVII  genannten)  Apelles,  Ari- 
stobuloB,  Herakleides,  denen  er  gleichfalls  Schriften  widmete,  und  so 
wohl  die  Meisten,  von  denen  das  Gleiche  gilt,  dazu  Aristokreons  Bruder 
Philokrates  (La.  Di.  186). 

362)  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XLVllI. 

363)  Philod.  a.  a.  0.  La.  Di.  VI,  81  (Homonymenverz.)  Strab.  XVT. 
744.    Pseudo-Lukian.  Macrob.  20. 

864)  La.  Di.  VII,  39.  66.  Cic.  N.  D.  I,  16,  41.  Divin.  I,  3,  6.  Plut.  de 
exil.  14,  606  B.  —  Thiery  De  Diog.  Bab.,  Löwen  1830.  8  (mit  Pragms.). 
Vgl.  Krische  a.  a.  0.  S.  481  ff.    Hirzel  S.  230ff. 

355)  Cic.  Divin.  a.  a.  O.    Pseudo-Galen.  Hist.  philos.  2.  p.  600,  10  Diels. 


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6.  Stoiker.    Zenon  Ton  Tarsos.  Diogenes  d.  BabyL  83 

Tarsos  ^^.  In  dieser  Eigenschaft  als  stoisches  Schulhaupt  nahm 
er  Theil  an  der  sogenannten  Philosophengesandtscbaft  nach 
Rom  156/5'*').  Bald  darauf  scheint  er  hochbetagt,  wohl  noch 
Tor  15 VO  gestorben  zu  sein'*®),  wie  es  heisst,  88  Jahre  alt'*^). 
Auch  berühmte  Grammatiker,  Apollodoros  von  Athen'***),  Zeno- 
dotos  von  Alexandreia '**)  und  vermuthlich'**)  auch  Krates  von 
Mallos  gehörten  zu  seinen  Schülern.  Aber  er  soll  in  späteren 
Jahren  dem  Zweifel  an  der  Weltverbrennung  beigetreten  sein**'), 
und  jedenfalls  stellte  er,  wahrscheinlich  gedrängt  durch  die  Ein- 
würfe des  Eameades  gegen  das  den  natürlichen  Bedürfoissen  des 
Menschen  nicht  genügend  Rechnung  tragende  stoische  Tugend- 
ideal, eine  Definition  des  Lebenszwecks  auf,  welche  von  der  alt- 
stoischen in  bedenklicher  Weise  abwich '")  und  sodann  von  Anti- 
patros  und  Archedemos  in  verschiedener  Art  modificirt  ward'^*). 
Entsprechend  dieser  Auflockerung  der  strengen  altstoischen  Ethik 
huldigte  er  denn  auch  einer  sehr  laxen  Moral,  indem  er  es,  wenn 
wir  recht   berichtet  sind  und  dies   nicht   vielmehr   eine   blosse 

366)  Philod.  a.  a.  0.  In  der  Epit.  Diog.  wird  er  unmittelbar  nach 
diesem  anfgefOhrt.  Bei  Plat.  de  fort.  AI.  I,  6.  328  D  lesen  wir  Zrivonvog, 
sl  Jioyivri  rov  Baßvltoviov  ^itBUSs  (piXoaofpBtv,  Aber  dies  ist  falsch,  mag 
man  nnn  unter  Zriviovog  den  Eitier  oder  den  Tarsier  verstehen,  denn  auch 
letzterer  könnte  nur  nach  nnd  nicht  vor  Cbrjsippos  Lehrer  des  Diogenes 
gewesen  sein.    Vgl.  Wyttenbach  z.  d.  St.    Thiery  S.  16  f. 

367)  Cic.  Aead.  IL  46,  137.     Weiteres  bei  Zeller  ü»,  2.  S.  763.  A.  12. 

368)  Cic.  de  sen.  7,  23. 

359)  Psendo-Lnkian.  a.  a.  O.    Damach  wäre  er  etwa  240  geboren. 

360)  Pseudo-Skymn.  19—21,  s.  C.  27.  A.  21. 

361)  Wenn  anders  dieser  bei  La.  Di.  ^9  f.,  wo  ein  Epigramm  von  ihm 
anf  Zenon  von  Edition  mitgetheiit  wird,  zu  verstehen  ist,  s.  C.  26.  A.  83. 

362)  Wie  Classen  De  primordiis  gramm.  Gr.  S.  79  und  Zeller  IIP,  1. 
S.  47.  A.  1  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  annehmen. 

368)  Vielleicht  in  Folge  der  Gegen argamente  des  Eritolaos  (s.  A.  804), 
wie  V.  Arnim  Quellenstud.  z.  Philo  S.  60  vermuthet.  S.  Psendo-Phil.  de 
incorr.  m.  16.  497  Mang.  947  C  Hösch.  (p.  248 ,  14  ff.  Bern.).  Uysxai  Sl 
xal  Jioyivrig  rivUa  viog  fiv  avvsniyQa'tlfafisvog  rm  d6y(Accti  tijg  inxvQwasmg 
6^h  tijg  fiifKlag  ivdoidaag  iniüxBiP.  Fälschlich  kehren  Hirzel  S.  263  and 
Stein  I.  S.  79  die  Sache  nm,  und  letzterer  schiebt  dabei  noch  obendrein 
ersterem  die  richtige  Angabe  unter  und  tadelt  ihn  desshalb!  Vgl.  C.  32. 
A.  484. 

364)  Indem  er  ihn  geradezu  in  das  richtige  Verhalten  zu  den  mittleren 
Dingen  setzte:  ivXoyiaxCa  iv  tri  x&v  xara  tpvciv  inXoyij  xal  dnsnXoyy, 
La.  Di.  88.  Stob.  Ecl.  eth.  p.  134  H.  76,  9f.W.  In  Bezug  anf  die  Ein- 
theilnng  der  Ethik  führt  ihn  La.  Di.  84  an. 

366)  S.  A.  376.  383. 

6* 


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84  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Consequenzmacherei  seiner  akademischen  Gegner  war^^^),  sogar 
för  erlaubt  erklärte  wesentliche  M&ngel  eines  zu  yerkaufenden 
Gegenstandes  zu  verschweigen,  ja  falsches  Geld  zu  gebrauchen*^, 
womit  er  freilich  andererseits  doch  nur  Anschauungen  auf  die 
Spitze  trieb,  zu  denen  der  Grund  bereits  bei  Chrysippos  gelegt 
war^^^).     Seine  Schriften  waren  vielseitiger  Art**'). 

Antipatros  von  Tarsos*^®),  Schüler**^)  und  wohl  unzweifel- 
haft Nachfolger  des  Diogenes*'^),  machte,  nachdem  er  ein  hohes 
Alter  erreicht  hatte*'^),  seinem  Lehen,  wie  es  heisst,  selber  durch 
Gift  ein  Ende*'^).  Er  bekämpfte  den  Eameades  in  mehreren 
Schriften,  wagte  aber  nicht  sich  in  eine  mündliche  Disputation 
mit  demselben  einzulassen,  was  ihm  den  Spottnamen  des  „Feder- 
schreiers"*'*) zuzog.  Aber  auch  die  unsittlichen  Grundsätze 
seines  Lehrers  bestritt  er  und  stellte  dessen  grob  eigennütziger 
Moral  eine  „grossherzigere  Lebensauffassung"  gegenüber*'*),  wenn 


366^)  Wie  Klohe  De  Ciceronis  libroram  de  officüs  fontibos,  Greifs- 
wald 1889.  8.  (Doctordiss.)  S.  36  f.  annimmt,  theilweise  wohl  mit  Recht, 
aber  doch  auch  wohl  nur  theilweise.    Vgl.  A.  374. 

366)  Cic.  0£P.  ni,  12,  61.  13,  65.  23,  91  (nach  der  Schrift  eines  Aka- 
demikers, wie  Elohe  a.  a.  0.  nachweist). 

366^)  S.  Cic.  ebend.  10,  42.  Hirzel  8.  697.  S.  598  ff.  Anm.  Und  in 
anderer  Weise  schon  bei  Persaeos,  s.  A.  260. 

367)  JiaXB%ti%7i  tixvf]  (La.  Di.  71),  Tsxvti  negl  fpeuvrjg  (Diokl.  b.  La. 
Di.  55.  57,  vgl.  68  und  C.  32.  A.  192),  über  Weissagung  (Cic.  Div.  a.  a.0.), 
neql  trjg  'A^rivag  (Philod.  de  piet.  Col.  XV.  Cic.  N.  D.  T,  15,  41.  Minuc. 
Fei.  19),  nsQl  rov  Trjg  ftf^xvs  riysit^opinov  (Galen,  de  Hipp,  et  Plat.  II,  6. 
T.  V.  p.  241),  nsQl  vofitov  (Ath.  Xu.  526  d,  yon  Cicero  in  de  leg.  benutzt, 
wie  aus  dessen  AeusseruDg  ebendas.  III,  6,  13  erhellt,  s.  C.  28.  A.  52). 

368)  Wuillot  De  Antipatro  Tarsio  philosopho  Stoico,  Löwen  1824.  8. 
(Doctordiss.) 

369)  Cic.  Off.  m,  12,  61.  Pseudo-Galen.  Eist.  phil.  3.  p.  600,  10  Diels.  — 
Clem.  Str.  II.  416  B  (497  Pott.)  bezeichnet  ihn  fälschlich  als  Schüler  des 
Eleanthes. 

370)  Denn  er  lehrte  in  Athen  (Plut.  Ti.  Gracch.  8)  und  kehrte  nie 
wieder  von  dort  in  seine  Heimat  zurück  (Plut.  tranqn.  an.  9.  469  E.  Cic. 
TuBC.  V,  37,  107,  vgl.  A.  372),  und  ausserdem  s.  C.  28.  A.  17.  27. 

371)  Phüod.  I.  St.  Col.  LX.    Plut.  St.  rep.  2.  1033  D.  E. 

372)  La.  Di.  IV,  65.  Stob.  Flor.  CXIX,  19.  Ob  sich  damit  aber  Plut. 
tranqu.  an.  a.  a.  0.  'Avt^natQog  dh  6  TuQCsvg  n^fbg  tm  tslsvräp  mv  itvxBv 
dya^av  dvaXoyil^oiisvoQ  ovdh  trjv  evnXoucv  ncc^iltnB  t^v  i%  KiXiniag  aizm 
yBvofkivtiv  Big  'Adijvag  verträgt,  lasse  ich  dahingestellt 

373)  naXafioßoccg,  Plut.  de  garrul.  23.  614  D.  Numen.  b.  Euseb.  P.  E. 
XIV,  8,  11.  738  c.     Cic.  Acad.  II,  6,  17. 

374)  Cic.  Off.  III    12    50  ff.   23,  91.     S.  Hirzel  S.  596  ff.  u.  vgl.  C.  32. 


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ö.  Stoiker.    AntipatroB  v.  Tarsos.  Arohedemos.  85 

er  sich  auch  in  seiner  Definition  des  höchsten  Guts^  wie  gesagt^ 
mit  einer  gewissen  Modification  an  denselben  anschloss^^^),  und 
nicht  minder  hielt  er  an  der  Lehre  vom  Weltbrande  fest^'^. 
Von  seinen  Schriften  ist  uns  nur  wenig  bekannt  ^'^. 

Archedemos  von  Tarsos''®),  auch  wohl  ein  Schüler  des 
Diogenes''^),  ging  von  Athen  nach  Babylon  und  gründete  dort 
eine  eigene  Schule'^).  Er  wich  von  allen  anderen  Stoikern  darin 
ab,  dass  er  den  Hauptsitz  der  Gottheit  nicht  in  den  Weltumkreis, 
sondern  in  die  Weltmitte,  d.  h.  in  das  Innere  der  Erde,  welcher 
er  also  richtig  einen  feurigen  Kern  zuschrieb,  verlegte  ^^),  womit 

A.  16.  —  Elohe  a.  a.  0.  S.  37  meint  freilich:  ,^opo9nercU  .  .  .  ülas  quae- 
gtianes  nee  Diogenes  nee  Antipater,  sed  Cameades  etc/S  das  geht  aber  m.  E. 
viel  sa  weit. 

376)  S.  die  A.  364  angef.  Stellen  bei  8tob.  {iijv  inUyoitivovg  filv  tä 
%tcta''q>^6iv ,  onBTiXsyofiivovs  dh  xä  xccgä  tpvöw  dirivtumg  oder  näv  to  nad^' 
avtov  noisiv  dir^vBiimg  %al  dituQaßdtms  nqog  tb  zvy%dvii.v  tmv  »iforjYOv- 
fkivmv  narä  <pvaiv)  und  Clem.  a.  a.  0.  {difivsnms  nal  dnagaßattog  iydiyBC^ai 
filv  xd  Tumd  fpvciVy  dntnXiysöd'cci  dk  %d  nccffd  q>v6ip),    Hirzel  S.  232  ff. 

376)  La.  Di  142. 

377)  Ausser  der  A.  329  angeführten:  tcsqI  OQtov  (Diokl.  b.  La.  Di.  60. 
'A.  iv  tqi  Tc^mtqt  n.  o.),  ^«(l  Xi^Brng  xai  Tcoy  XByoykivmv  in  mehreren  Büchern 
ißv  xoig  n.  X.  x.  t.  X.  sagt  Diokl.  b.  La.  Di.  67  mit  der  Angabe,  dass  A. 
hier  zu  dem  fünf  Redetheilen  des  Chiysippos,  s.  A.  330,  noch  die  ^LBSoxrig^ 
d.  h.  das  Adverbiom,  hinzufügte,  vgl.  auch  64.  66.  68  und  Varr.  L.  L. 
VI,  1,  wo  er  neben  Chrysippos  als  Etymolog  genannt  wird),  2  B.  wspl  ^av- 
Tixijfi  (Gic.  Divln.  I,  8,  6)  mit  vielen  historischen  Beispielen  (ebendas.  69, 
123)  namentlich  auch  von  Träumen  und  Traumdeutungen  (ebendas.  20,  39. 
II,  70,  144,  vgL  Wachsmutli  a.  a.  0.  S.  14  f.),  %axd  xmv  ettgicBrnv  (Philod. 
de  philos.  Col.  VII:  hier  gedachte  er  auch  der  JJoXitBia  des  Zenon  und 
der  des  Diogenes,  nach  Philod.  nicht  des  Sinopeers,  sondern  eines  anderen, 
vgl.  A.  193  und  71^).  Fälschlich  hat  man  ihn  verstanden  anter  'AvxCnazqog 
0  ovBiQOiiQ^xrig  Artemid.  Oneirocr.  IV,  66,  vgl.  Wachsmath  a.  a.  0.  S.  16. 
8.  noch  La.  Di  84.  92,  wo  auch  wohl  der  Tarsier  gemeint  ist,  und  im 
Uebrigen  0.  32.  A.  66. 

378)  Strab.  XIV.  674.        379)  Philod.  I.  St.  Col.  XLVUI. 

380)  Plut.  de  exil.  14.  606  B.  6  Sl  'J&rivaiog  (dies  ist  natürlich  ein 
Irrtham)  Uqx.  Big  xrjv  IldQ&tov  fuvceaxdg  iv  BaßvXmvt,  Zxm'inriv  Siudoxriv 
xaxiXinB, 

381)  Aet.  p.  332^  26  Diels  =  Stob.  Ecl.  L  p.  462  H.  187,  6f.  W.  vgl. 
Areios  Didym.  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  6,  8.  818  b.  xval  dh  x6v  dno  xrig  atgi- 
CBmg  ido^B  x.  x.  X.  Ein  Irrtham  ist  hier  kaum  möglich.  Hiermit  und  über- 
haupt mit  stoischer  Anschauungsweise  unverträglich  ist  nun  aber  die  An- 
gabe des  Simplik.  z.  Aristot.  de  coel.  p.  229^,  30  Karst.  (SchoL  in  Ar. 
606*,  46),  nach  Alex.  v.  Aphrod.,  Archedemos  habe  die  Erde  nicht  als 
Weltmitte  angesehen,  daher  denn  Zell  er  lU^  1.  S.  46  f.  A.  3  mit  Becht 


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86  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

er  denn  möglicherweise  noch  einen  Schritt  weiter  als  Eleanthes 
und  Chrysippos  im  Pantheismus  ging*^^).  Seine  Definition  des 
höchsten  Gutes '*^)  entfernt  sich  yielleicht  noch  mehr  als  die 
des  Diogenes ;  an  welche  sie  sich  anschloss^  Ton  der  Anschauung 
der  alten  Stoa.     Auch  mit  Rhetorik  beschäftigte  er  sich^^). 

Apollodoros  von  Seleukeia,  Schüler  des  Diogenes '^),  wird 
nicht  selten  erwähnt  ^^*'),  und  es  sind  uns  auch  mehrere  Schriften 
von  ihm  bekannt*®^). 

EudromoS;  Verfasser  einer  Ethik ®^),  gehört  auch  wohl 
derselben  Zeit  an. 


annimmt,  entweder  sei  hier  ein  anderer  A.  gemeint  oder  'J^x^drifiog  aas 
AqCaxaQxog  6  Zdfitos  (s.  A.  227  n.  bes.  C.  23.  A.  69  f.)  verderbt.  —  Eine 
Schrift  des  A.  tcsqI  atoix^ifov  wird  bei  La.  Di.  134.  186  angefahrt. 

382)  Hirzel  S.  221.  778 ff. 

383)  nocpta  ta  xa^xovra  initBXovvtag  iijv,  s.  die  A.  364  angef.  Stellen. 
Eine  andere  Definition  bei  Clem.  Str.  H.  416  B.  i%l6y6(isvog  {iHXiyiff^ai 
oder  iTiXsyoikSvov?  Hirzel)  zä  nccta  qtvcip  (liyiata  xal  xvpiooTaTa,  ovx 
olov  ZB  ovxa  vnBQ^aCvBiv  schliesst  sich  in  der  Form  enger  an  die  des 
Diogenes  und  Antipatros  an.  S.  Hirzel  S.  233 ff.  —  Ausserdem  s.  noch 
La.  Di.  84. 

383*)  Denn  es  ist  wohl  kaum  ein  Grund  vorhanden,  um  mit  Striller 
a.  a.  0.  S.  15  daran  zu  zweifeln,  dass  derjenige  A.,  welcher  nach  Demetr. 
de  eloc.  34  die  Definition  des  Kolon  bei  Aristot.  Bhet.  III,  9.  1409*,  16 
benutzte,  und  von  welchem  Quintil.  IH,  6,  31  berichtet:  fueru/nt  qui  dtws 
Status  facerent:  Ärchedemus  coniecturalem  et  finittvum  exclusa  gualüate, 
guia  sie  de  ea  qiiaeri  existimabat  „quid  esset  inimicutn,  quid  iniustum  quid 
dicto  audientem  non  ess^\  quod  vocat  de  eodcm  et  cUio  (vgl.  C.  86.  A.  83), 
der  Stoiker  war,  wie  auch  Zeller  IP,  2.  S.  148.  A.  8  vermuthet,  s.  Diels 
üeb.  d.  3.  B.  der  aristot.  Rhet.,  Abhh.  der  Berl.  Akad.  1886.  S.  24  f.  — 
Femer  schrieb  er  tcbqI  (pmvrig,  Diokl.  b.  La.  Di.  66  (vgl.  A.  867),  s.  auch  68. 

384)  Fhilod.  I.  Sto.  Col.  LI.  Von  La.  Di.  nach  der  Epitome  zwischen 
Diogenes  und  Boethos  behandelt.  Derselbe  ist  U.  6  "EtpiXog  La.  Di.  39, 
wofür  jedenfalls,  auch  wenn  es  verderbt  ist,  nicht  mit  Cobet  (vgl.  C.  32. 
A.  31)  U.  xcfl  ZvXXog  geschrieben  werden  darf,  s.  Zeller  III',  1.  S.  47. 
A.  1.    (Ob  vielleicht  'j1.  6  SsXBvyiBvg?). 

384^)   Z.  B.  bei  La.  Di.  noch  54.  64.  84.    Ausserdem  s.  C.  32.  A.  31. 

386)  Etg  za  doytuczcc  Blaaywycci  (La.  Di.  39,  vgl.  A.  336.  384),  'H^mri 
(La.  Di.  102.  118.  121.  129),  ^at^rj  zixvrj  (Ar.  Did.  Fr.  26.  24  b.  Stob. 
EcL  I.  p.  266.  408  H.  106.  166  W.,  vgl.  La.  Di.  126.  136.  140),  eine  4^<no- 
XoytnTj  staccytoyi^f  welche  der  sp&tere  Stoiker  Theon  (s.  C.  32.  A.  118) 
commentirte  (Suid.  Obcdv),  —  Noch  wird  I.  St.  CoL  LI  ein  Schüler  des 
Diogenes  aus  Alexandreia  in  Troas  genannt,  dessen  Name  aber  ausge- 
fallen ist. 

386)  '?f^ixi7  czoixi^cocig  La.  Di.  39,  vgl.  40  (wo  schon  Stephanus 
richtig  EvSqofiog  für  Evdri(iog  vermtithete). 


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5.  Stoiker.    ApoUodoroe.  Eadromos.  eic.    6.  Epikureer.   Epikoros.    87 

Herakleides  Yon  Tarsos,  ein  Schüler  des  Antipatros,  be- 
kämpfte das  altstoische  Paradoxon  Yon  der  Gleichheit  aller  Sünden 
und  Fehltritte»««^). 

Sosigenes  war  gleichfalls  ein  Schüler  des  Antipatros^^). 

Aus  ganz  unbekannter  Zeit  sind  Diogenes  Yon  Ptolemais^ 
OenopideS;  Nikostratos,  Krinis*®'**). 

6.  Die  Epikureer. 
Epikuros^  war  der  Sohn  eines  Atheners  Neokles  aus  dem 
Demos  Gargettos  ^^)  und  wird  daher  selbst  vielfach  als  Athener 

886^)  La.  Di.  121. 

887)  Alex.  v.  Aphrod.  de  mixt.  f.  142'.  Im  Ind.  St.  Col.  Llllf.  ist 
bloss  der  verstSrnmelte  Name  (^2aiyaiyiini<^gy  erhalten.  La.  Di.  hatte  nach 
der  Epitome  den  Herakleides  nnd  den  Sosigenes  zwischen  Antipatros  und 
Panaetios  abgehandelt,  s.  C.  82.  A.  2.  Weit  bekannter  als  beide  ist  ein 
dritter  Zögling  des  Antipatros,  C.  Blossias  aus  Cnmae,  der  Vertraute  des 
Tiberius  Gracchus,  s.  Zeller  UV.  S.  584.  —  Im  Ind.  St.  Col.  LH  werden 
als  Schüler,  sei  es  des  Diogenes,  sei  es  des  Antipatros,  aofgeführt  Apollo- 
nides  Ton  Smyma,  Chrysermos  von  Alexandreia,  Dionysios  von  Eyrene 
{ysfofthqtig  aQiütog  .  .  .  dvxit(^vxsvy  (?)  Jr^krixqCtft  tw  ^^i^^ro^ixw,  n  .  ,  .) 
und  Tor  ihnen  ein  Mann,  der  Areopagit  war,  dessen  Name  aber  nebst  dem 
seines  mütterlichen  Grossvaters  (^vyor^off  viog)  ausgefallen  ist,  jedenfalls 
nicht  lasen  von  Nysa,  an  den  Gomparetti  denkt,  denn  dies  ist  chrono- 
logisch unmöglich,  s.  C.  82.  A.  47. 

887^)  Den  Erinis  führt  Diokl.  b.  La.  Di.  71  mit  dem  Buchtitel  dta- 
XB%%i%ii  xi%vri  und  ohne  Zweifel  in  Bezug  auf  dieselbe  Schrift  62  und 
(neben  Chrysippos,  Archedemos,  Athenodoros  und  Antipatros,  vgl.  A.  367. 
877)  68  an,  den  Diogenes  citirt  La.  Di.  41,  den  Oenopides  nennt  Stob. 
£kl.  L  p.  58 H.  84,20W.  in  Verbindang  mit  Diogenes  (dem  Babylonier) 
und  Eleanthes  (also  nicht  Oenopides  von  Cbios,  wie  im  Index  von  Wachs- 
muth  steht),  Macrob.  Sat.  I,  17,  81  in  Verbindang  mit  Kleanthes,  den 
Nikostratos  Philodemos  tes^I  ^bAv  duiyrny^g  (Vol.  Herc.  Coli,  prior.  VI,  1. 
Tab.  I,  2),  vielleicht  auch  Artemi d.  I,  2  z.  E.  NinoatQcittp  t^  *EspBalqt, 

888)  Unter  den  erhaltenen  Bildwerken  tragen  zwei  seinen  Namen,  eines 
im  capitolinischen  Mnseom  und  ein  herculanisches,  s.  Visconti  Iconogr. 
Gr.  L  S.  210 flF.  T.  XXV.  Mus.  Pio-Clem.  VI.  T.  84.  Gomparetti  und 
de  Petra  La  villa  Ercolanese  T.  XII,  6—7.  Von  seinen  Schülern  schrieb, 
und  zwar  allem  Anschein  nach  in  einem  ihm  feindlichen  Sinne,  Herodotos 
TtBql  'EntMovQOv  itprißslccg  (La,  Di.  X,  4),  Ariston,  auch  wohl  einer  von 
ihnen ,  aber  gleichfalls  wenigstens  kein  unbedingter  Verehrer  des  £.  (siehe 
A.  466),  verfasste  einen  Biog  'EmnovQov  (La.  Di.  14,  s.  A.  466),  später 
Apollodoros  (der  Gartentyrann,  s.  G.  82.  A.  181)  eine  Schrift  nsQl  tov  'Enmov- 
Qov  ß^ov  (La.  Di.  2).  —  Eine  ausgezeichnete  Gesammtansg.  des  uns  gebliebenen 
Nachlasses  mit  Ausnahme  der  Beste  nsql  tpvaseig  erhielten  wir  von  Usener 
Epicurea,  Leipzig  1887.  8.    Dazu  ist  dann  noch  die  von  Wotke  im  God. 


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88  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

oder  Gargettier  bezeichnet^  ward  aber  in  Samos,  wohin  sein 
Vater  als  Kleruche  übergesiedelt  war^^),  und  wo  derselbe  als 
Schulmeister  lebte»^»),  Ende  342  oder  Anfang  341  geboren»»^) 
und  theils  dort  theils  in  Teos  auferzogen ^^^).  Jedenfalls  erhielt 
er  keine  allseitige  und  feinere  wissenschaftliche  Ausbildung,  daher 
er  denn  eine  solche  auch  in  der  Folge  gründlich  missachtete ^^)^ 


Vatic.  1950  (aus  dem  14.  Jahrh.)  i  wo  sie  den  unpassenden  Titel  'EmnovQOv 
nQ0C(p<6v7iaig  fahrt,  entdeckte  und  in  den  Wiener  Studien  X.  1888.  S.  191 — 
198  yeröffentlichte  epikurische.  Spruchsammlung  gekommen,  s.  die  Ein- 
leitung von  Usener  ebendas.  S.  175—190  und  die  Bemerkungen  Ton 
Gomperz  S.  200—210.  —  Gassendi  De  vita,  moribns  et  doctrina  Epicuri 
libri  YlII,  Leiden  1647.  4.  Haag  1656.  4.  Animadversiones  in  Diog.  L.  de 
vita  et  philosophia  Epicuri,  Leiden  1469  fol.  Sjntagma  philosophiae  Epi- 
curi, Leiden  1655.  1659.  4.  Steinhart  Art.  Epicurus  in  d.  Encykl.  v. 
Ersch  u.  Gruber.  v.  Gizycki  Ueb.  d.  Leben  u.  d.  Moralphilosophie  des 
E.,  Halle  1879.  8.  Einleitende  Bemerkungen  ...  üb.  d.  Werth  der  Natur- 
philosophie des  E.,  BerL  1884.  4.  Preller  Ueb.  E.  u.  seine  Philosophie, 
Philologus  XIV.  1859.  S.  69  —  90.  Ausgew.  Aufs.  (1864).  S.  880  —  849. 
Schümann  Schediasma  de  Epicuri  theologia,  Greifsw.  1865.  4.  Opusc. 
IV.  S.  336—359.  Reisacker  Der  Todesgedanke  bei  den  Griechen  .  .  . 
mit  besonderer  Rucks,  auf  Epikur  und  .  .  .  Lucrez,  Trier  1862.  4.  Tohte 
Epikurs  Kriterien  der  Wahrheit,  Clausthal  1874.  4.  Bockemüller  Studien 
zu  Lukrez  u.  Epikur,  Stade  1877.  Guy  au  La  morale  d'Epicure,  Paris 
1878.  8.  Scott  The  physical  Constitution  of  the  Epicureau  gods,  Journ. 
of  Phil.  Xn.  1883.  S.  212—247.  Brieger  De  atomorum  Epicurearum 
motu  principali,  Philol.  Abhh.  M.  Hertz  dargebr.  (Berlin  1888).  S.  215-228. 
Weissenfeis  Lucrez  und  Epikur,  Görlitz  1889.  8. 

389)  Nach  Metrodoros  ans  dem  Geschlecht  der  Philaiden,  La.  Di.  1. 
Vgl.  auch  Suid.  'En^Tiovqog. 

890)  Herakleid.  Lemb.  Fr.  9  b.  La.  Di.  1.  Cic.  N.  D.  I,  26,  72.  Strab. 
XIV.  638. 

391)  Cic.  u.  Strab.  a.  a.  0.  Daher  nannte  Timon  Fr.  LV  ihn  selbst 
spöttisch  yQttfificididccc%aX£drjg^'UeTmip^08  und  Andere  aber  machten  ihn 
selber  zum  Schulmeister  und  Geholfen  seines  Vaters,  La.  Di.  2  f.  4.,  vgl. 
Ath.  XIII.  588  b.  Dazu  s.  den  Klatsch  über  seine  Mutter  b.  La.  Di.  4, 
welche  Chaerestrate  hiess  (La.  Di.  1). 

392)  OL  109,  3  am  7.  Gamelion  nach  der  Berechnung  Ton  ApoUod. 
Fr.  95  b.  La.  Di.  14,  nach  seiner  eignen  Angabe  im  Testam.  b.  La.  Di.  18 
am  10.,  s.  Usener  S.  105:  „an  E.  die  VII  naim  quod  d.  X  stisc^w  eraJt, 
hunc  potiua  diem  celebrabat?**  (r^v  tld'tüfiivriv  aysc^cci  ysvid'Xiov  rifiegav). 

393)  Strab.  a.  a.  0. 

394)  Fr.  5  b.  Plut.  non  posse  suav.  13.  1095  C  (s.  C.  32.  A.  193).  Fr. 
117  b.  Ath.  a.  a.  0.  a.  Fr.  163  b.  La.  Di.  6  u.  A.  Fr.  164  b.  Plut.  a.  a.  0. 
12.  1094  D.  Fr.  227  b.  Sex.  Math.  I,  49  (vgl.  Cic.  Fin.  I,  21,  71  f.  II,  4,  12). 
Weiteres  bei  Zeller  IIF,  1.  S.  381  ff. 


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6.  Epikureer.    Epikuros.  89 

und  selbst  seine  Eenntniss  der  Muttersprache  blieb  eine  so  mangel- 
hafte, dass  sich  dies  später  in  der  stilistischen  Unreinheit ,  Bunt- 
scheckigkeit und  UnvoUkommenheit  seiner  Schriften  und  den 
vielen  plebejischen  Ausdrücken  in  denselben*^**)  verrieth ^^^), 
wenn  er  es  auch  vermöge  seines  ächten  Athenerthums  lange 
nicht  so  schlimm  machte  wie  Zenon  und  Chrysippos  und  in 
populären  Aufsätzen,  wo  er  es  nur  wollte,  auch  gewählt  zu 
schreiben  verstand  ^^^).  Und  so  lernte  er  denn  auch  die  Lehren 
der  früheren  Philosophen  mit  Ausnahme  der  demokriteischen 
stets  nur  ungründlich  kennen ^^^).  Trotzdem  erwachte  nach  seiner 
eignen  Aussage  schon  im  14.  Jahre  ^^^)  sein  philosophisches 
Nachdenken,  und  er  ward  in  Samos  durch  Pamphilos*^')  in  der 
platonischen  und  wahrscheinlich  in  Teos  durch  den  Teier  Nausi- 
phanes  in  der  demokriteischen  Philosophie  unterrichtet ^^'^).    Die 


394^)  La.  Di.  13.  nixi^ritat  dt  li^si  xv^ltf  inl  tmv  nQayiuitap,  ^v  oti 
IdimtatTj  (].  lSimti%<DtdTri  mit  Menage  oder  IduotiTiq  mit  Bake)  iatlv 
'AQUftotpdvrig  o  ygafiftatixog  (vgl.  C.  16.  A.  52.  56)  a^TMCTort,  vgl.  Menage 
z.  d.  St.  Aasserdem  8.  bes.  Kleomed.  II,  1.  p.  112  Bake  (91  Balf.),  vgl. 
C.  38.  A.  1. 

395)  Sex.  Math.  I,  1.  iv  nolXoig  yag  dfiad'rig  'Eni%ovQog  iliyxstoci  ovds 
iv  xaig  %owaCg  oftiliaig  («  im  sprachlichen  Ausdruck)  «a^a^tvcov.  Ath. 
a.  a.  0.  iy%v%XCov  naiBsiag  aiivrixog  mv,  Cic.  Fin.  I,  7,  26.  Vgl.  Dionys. 
T.  Hai.  C.  y.  24  (La.  Di.  4)  n.  A.  394^.  Eine  TollsiÄndige  Zusammen- 
stellung der  Urtheile  des  Alterthums  giebt  Usener  S.  88—90.  VgL  auch 
C.  35.  A.  61. 

395^)  Wie  der  Brief  an  Menoekeus  zeigt,  s.  Usener  S.  XLIff.  Die 
Spuren  einer  etwaigen  Einwirkung  Yon  Bion  und  dem  Komiker  Antiphanes 
auf  die  Darstellung  des  E.,  welche  Usener  (s.  S.  400.  402)  findet,  haben 
für  mich  nichts  Ueberzeugendes,  um^so  weniger  da,  wie  Usener  selbst 
herrorhebt,  Eolotes  gegen  Bion  schrieb,  s.  A.  469^. 

396)  Die  Behauptung  über  die  Schriften  des  £.  bei  La.  Di.  26.  yi- 
ygantai  Öl  fiaQxvff<ov  i^ood'ev  iv  avxoi^  ovdiv,  dXX'  avxov  slaiv  'Eni%ovQov 
(pfovcU  ist  freilich  (trotz  Hirzel  Untersuchungen  I.  Leipzig.  1877.  S.  172. 
A,  1)  eine  Uebertreibung,  s.  Usener  S.  XLI. 

396^)  Fr.  179  b.  La.  Di.  2.  Ariston  u.  Suid.  a.  a.  0.  geben  sogar  das 
12.  an. 

397)  Epik.  Fr.  233  b.  Cic.  a.  a.  0.  Ariston  a.  a.  0.  (s.  A.  388.  436). 
Vgl.  Suid. 

3971^)  In  Bezug  auf  Nausiphanes  s.  ausser  den  A.  397  angef.  Stellen 
La.  Di.  IX,  69.  X,  8.  Cio.  a.  a.  0.  33,  93.  Sex.  Math.  I,  2 ff.  (=  Epik. 
Fr.  113.  235.  114).  Den  Demokriteer  Nausikydes,  der  bei  La.  Di.  Prooem. 
15  neben  Nausiphanes  genannt  wird,  sieht  Zeller  S.  364.  A.  2  mit  Recht 
als  eine  blosse  Verdoppelung  des  ersteren  an.  Nicht  ebenso  wagt  er  über 
den  von  ApoUod.  Fr.  95  bei  La.  Di.  13  (=*  Epik.  Fr.  123)  neben  Nausiphanes 


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90  Zweites  CapiteL    Philosophie  bis  2.  Hälfle  des  2.  Jahrh. 

letztere  machte  auf  ihn  einen  solchen  Eindruck;  dass  er  sich  auch 
später  noch  längere  Zeit  hindurch  als  einen  Demokriteer  be- 
zeichnete'^®). In  seinem  18.  Jahre  kam  er  nach  Athen '^^),  von 
dort,  wir  wissen  nicht^  wie  lange  später*^),  nach  Kolophon,  wo 
sein  Vater  damals  nach  der  Vertreibung  der  Athener  aus  Samos 
lebte,  trat  dann,  32  Jahre  alt,  also  311/0  in  Mjtilene,  und  hier- 
auf in  Lampsakos,  wo  er  sich  mit  Idomeneus  und  Leonteus  be- 
freundete *^^),  und  zwar  an  beiden  Orten  zusammen  5  Jahre  lang 
als   Lehrer   auf*®*),    und   siedelte    endlich   um    306   mit   seinen 


genannten  Praxiphanes  zu  nrtheilen,  macht  aber  mit  Recht  gegen  Hiizel  1. 
S.  165  geltend,  dass  wenigstens  det  Peripatetiker  Praxiphanes,  welcher 
mindestens  gleich  alt,  wahrscheinlich  aber  erheblich  jünger  als  E.  war, 
nicht  dessen  Lehrer  gewesen  sein  könne.  S.  A.  738.  Wenn  es  übrigens 
hier  von  E.  heisst:  avxog  9s  ov  q>riaiVy  all'  iccvtov  iv  tfj  ngog  EvqvXoxov 
iniazol^,  so  wollte  E.  auch  damit  nur  behaupten,  dass  er  bei  Nansiphanes 
(und  Pamphilos)  Nichts  gelernt  habe,  sondern  Alles  durch  sich  selbst. 
Vgl.  A.  416^  416. 

398)  Plut.  ady.  Col.  3.  1108  E.  Ueber  den  Entwicklungsgang  des  E. 
8.  die  Vermuthungen  von  Hirzel  a.  a.  0.  S.  108  ff.  mit  den  sehr  richtigen 
Gegenbemerkungen  von  Zeller  S.  478  f.  A.  1.  2.  Darin  zwar  hat  Hirzel 
Recht,  dass  die  Philosophie  des  E.  in  allen  Stücken,  auch  in  der  Ethik 
von  der  des  Demokritos  beeinflusst  war,  aber  mit  Unrecht  bestreitet  er 
jeden  Einfluss  des  Aristippos  auf  um.  Im  tiegentheil  geht  E.  in  der  Ethik 
weit  mehr  auf  letzteren  als  auf  ersteren  zurück,  und  auch  seine  Behaup- 
tung, dass  die  Sinnesempfindung  nicht  bloss  die  alleinige  Quelle  alles  Wis- 
sens, bondem  auch  jede  Wahrnehmung  als  solche  wahr  sei,  stammt  von 
diesem  und  nicht  von  jenem.  S.  die  nähere  Ausführung  bei  Natorp  For- 
schungen zur  Gesch.  des  Erkenntnissproblems  im  Alterth.,  Berl.  1884.  8. 
Abschn.  IV.  Demokrit.  Absch.  V.  Epikur  u.  d.  epik.  Schule  S.  164—255. 
Auch  kann  ein  grösserer  Gegensatz  kaum  gedacht  werden  als  der  zwischen 
Demokritos,  welchem  die  rein  wissenschaftliche  Forschung  das  Höchste  ist, 
und  E.,  welcher  lediglich  ihren  Werth  für  das  praktische  Leben  in  Betracht 
nimmt.  Aber  bezeichnend  ist  es,  dass  trotzdem  letzterer  seine  ganze 
Thätigkeit  unter  den  Begriff  der  Naturforschung  {(pvcioXoyia)  zusammen- 
fasste,  s.  bes.  La.  Di.  37. 

399)  Herakl.  Lemb.  a.  a.  0.  Wen  er  hier  hörte,  wissen  wir  nicht.  Es 
heisst:  den  Xenokrates  (Demetr.  v.  Magn.  bei  La.  Di.  13),  aber  wenigstens 
er  selbst  (Fr.  233)  stellte  dies  entschieden  in  Abrede,  und  es  ist  kein  Grund 
ihm  hierin  zu  misstrauen,  s.  A.  397.  397^.  415  ^ 

400)  Herakl.  Lemb.  a.  a.  0.  sagt:  tmv  *A^vainv  i%itBo6vttov  vnb  ilc^- 
dUnov  «  Ende  322  (vgl.  C.  21.  A.  322).  Daraus  folgt  aber  (wie  gegen 
Usener  S.  404  bemerkt  sei)  noch  nicht  noth wendig,  dass  es  gleich  nach 
diesem  Ereigniss  geschah,  wenn  dies  auch  vielleicht  das  Wahrscheinlichste 
sein  mag.  401)  Strab.  XIH.  589. 

402)  Apollod.  Fr.  95  b.  La.  Di.  15.     VgL  Suid. 


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6.  Epikureer.    Epikuros.  91 

meisten  Schülern  dauernd  aach  Athen  über*^).  Hier  kaufte  er 
sich  einen  Garten  mit  einem  Hause  und  begründete  in  dem- 
selben*^) nach  einiger  Zeit  eine  eigne  Schule  *^^),  zu  welcher 
auch  seine  drei  Brüder^  gehorten,  und  führte  in  diesem  viel 
besprochenen  Garten  (xrjnou  'EnixovQov),  welchen  er  der  neuen 
Genossenschaft  vermachte*®^,  und  von  welchem  die  Epikureer 
daher  auch  die  ^^Gartenphilosophen^'  (ot  anb  tmv  xrjnmv)  genannt 
wurden*^),  mit  seinen  Anhängern  ein  höchst  inniges  Zusammen- 
leben, welches  dieselben  hier  auch  später  fortsetzten*^).  Frei- 
lich nahmen  an  dieser  Genossenschaft  nicht  bloss  auch  Frauen  *^^), 
sondern  auch  galante  Damen  Theil,  von  denen  die  bekannteste 
Leontion,  die  Geliebte  des  Metrodoros,  war*").    Auch  artete  diese 

403)  flerakl.  Lemb.  b.  La.  Di.  2:  anter  dem  Archon  Anaxikrates,  d.  h. 
Ol.  118,  2  »  807/6.  Zeller  S.  366  f.  A.  5  bemerkt,  dass  sich  dies  mit  den 
Zahlen  des  ApoUod.  verträgt,  wenn  man  dieselben  nicht  voll  nimmt. 

404)  La.  Di.  10.  17  f.  Suid.  Plin.  XIX.  §.  61.  Sen.  Ep.  21,  10.  Vgl. 
C.  32.  A.  171. 

406)  Herakl.  Lemb.  a.  a.  0.  %al  ftixQi  fisp  tivog  xav'  inifiiiiav  toig 
aXXoig  tptXo60(pBLV y  insita  IdC^  ano^tpuCvsa^cci}  rijv  an'  avtov  nXrid'sCaav 
atfftoiv  avöTTJaavtce. 

406)  ArlBtobnlos,  Chaeredemos,  Neokles,  s.  Philod.  b.  La.  Di.  3 
(C.  82.  A.  187),  vri.  Aelian.  Fr.  89Hercb.  Suid.  Plut.  n.  p.  suav.  6. 16. 18. 1089F 
(wo  flJschlich  *Jya»6ßovXov  steht).  1097  E.  1100  A  (=  Fr.  186.  178).  lat.  viv. 
1129  A.  Epik.  Fr.  661.  La.  Di.  27  f.  (vgl.  A.  433).  Philod.  de  sens.  (?) 
Col.  XVI,  18  Scott.  'jQiötoßwXog  iv  xivi  ye«f*f*«"  (s-  C.  32.  A.  173).  S. 
auch  A.  436.  486.  Sie  starben  alle  drei  vor  ihm  (s.  A.  433),  Aristobulos 
(s.  Plat  n.  p.  saav.  22.  1103  A)  nicht  lange,  jedenfalls  erst  nach  276,  s. 
C.  10.  A.  19. 

407)  S.  das  Testam.  bei  La.  Di.  17. 

408)  Sex.  Math.  IX,  64.    Vgl.  auch  üsener  S.  409  f.  u.  d.  W.  Krinoq. 

409)  Cic.  Fin.  1,  20,  66.    II,  26,  80.  81.     V,  1,  3. 

410)  So  Themista  oder  Themisto,  die  Gattin  des  Leonteus,  La.  Di.  5.  26 
{nqoq  r^v  xal  yfy^aqp«»  o  'EnUovqog^  s.  A.  433).  26.  28.  Cic.  Fin.  II,  21,  68. 
in  Pis.  26,  68.     Clem.  Str.  IV.  622  D.     Vgl.  A.  413.  433.  473. 

411)  Plut.  non  posse  snav.  1089  C.  1097  D.  1129  B  (der  wie  La.  Di.  7 
noch  einige  andere  anführt,  so  Boidion).  La.  Di.  4.  6.  6.  7.  23.  Kleomed. 
p.  113  (=  Epik.  Fr.  414).  Ath.  XIII.  686  d.  Usener  S.  411.  Ungenau  wird 
sie  die  Frau  des  Metrodoros  genannt  von  Sen.  Fr.  46  b.  Hieron.  ady.  lovin. 
p.  317  ValL  Sie  hatte  (s.  A.  436)  von  ihm  zwei  Kinder,  einen  Sohn  Epikuros  und 
eine  Tochter,  welche  wahrscheinlich  Danae  hiess  (wenigstens  igt  eine  Tochter 
dieses  Namens  Ton  ihr  bekannt,  Phylarch.  Fr.  28  b.  Ath.  XIII.  693  c.  Droysen 
Hellen.  III*,  1.  S.  377).  E.  liebte  dieselben  zärtlich  (s.  A.  436)  und  trifft  noch 
in  seinem  Testament  (La.  Di.  19.  21)  Vorkehrungen  für  sie,  desgleichen 
(ebend.  19)  för  den  Sohn  des  Polyaenos,  welcher  gleichfalls  wohl  mit  einer 


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92  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

innige  Anhänglichkeit  unter  den  Epikureern  vielfach  in  eine  wider- 
wärtige gegenseitige  Beräucherung  aus^  und  die  masslose  Ueber- 
schätzung,  welche  s*ie  ihrem  Meister  zoUten*^^),  ward  von  ihm 
selbst  verlangt;  aber  auch  reichlich  erwidert**^).  Er  ordnete  in 
seinem  Testamente  ausdrücklich  die  doppelte  Feier  seines  Ge- 
burtstages und  jedes  zwanzigsten  Monatstages,  die  schon  bei 
seinen  Lebzeiten  zu  seinen  Ehren  begangen  wurde,  zu  seinem 
imd  des  Metrodoros  Andenken  auch  nach  seinem  Tode  an^'*). 
Und  so  zeigte  er  sich  auch  in  jeder  anderen  Weise  als. überaus 
eitel  und  selbstgefällig ^^^).  Er  behauptete  Alles  sich  selbst  zu 
verdanken,  stritt  Denen,  welche  seine  Lehrer  gewesen  waren^^^^), 
jedes  Verdienst  um  seine  Ausbildung  ab  und  überhäufte  den 
Nausiphanes,  der  ein  solches  in  Anspruch  nahm^^^),   dafür  mit 


der  zur  Schule  gehörenden  Hetären  erzeugt  war  (s.  Flut.  a.  a.  0.  16.  1098  B, 
wo  es  von  E.  heisst:  %oiv^  itstoc  tov  IlolvaCvov  natdonoiovfisvov  in  tfjg 
Kvimriv^g  stcc^gag),  vermuthlich  der  Hedöia  (s.  Usencr  S.  407.  416).  An- 
dere von  den  Schülern  des  E.  hatten  andere  von  diesen  Hetären  zu  Kebs- 
weibern, 8.  Philod.  Vol.  Herc.  Coli,  II.  T.  I.  Taf.  149  (vgl.  C.  82.  A.  209): 
NmCdiov  fi  'idofifvirng  iqa>^ivri,  ÄBovtiwg  dh  MafificcQ^^i^yov ,  ^EQf^ccQxov  öh 
Jri(iri(ldt?ya'  toiog  f^v  Uvd'o^xliyovg  n^^aidayyoDybg  UoXv^aivog.y , , .  Dass 
aber  Leontion  mit  E.  selbst  nnd  allen  seinen  Schülern  gebuhlt  habe  (Ath. 
XIII.  588  b  —  Epik.  Fr.  121),  ist  ohne  Zweifel  erlogen,  obwohl  auch 
Eleomed.  a.  a.  0.  sie  als  Buhlerin  des  E.  selbst  bezeichnet  und  Plnt.  1089  C 
(«=  Epik.  Fr.  436)  sie  und  Hedeia.  Weiteres  über  sie  A.  435.  471,  auch 
A.  418. 

412)  Metrod.  Fr.  XIV  b.  Plut.  Col.  17.  1117  B.  Cic.  Fin.  V,  1,  3.  N.  D. 
1,  16,  43.  Lucr.  I,  62  ff.  III,  1  ff.  1040  f.  V,  1  ff.  VI,  1  ff.  Kleomed. 
p.  102.  110  Bake  (s.  Bake  zu  der  letztern  St.).    Plin.  XXXV.  §.  6. 

413)  S.  bes.  die  Bruchstücke  der  Briefe  an  Themista,  Leontion,  Py- 
thokles  (124-127.  148—145.  161—166)  und  Plnt.  n.  p.  suav.  22.  1103  A, 
Weiteres  b.  Zeller  S.  463.  A.  1.  üsener  S.  93;  in  Bezug  auf  Pythokles 
vgl.  Philod.  de  morte  Col.  12  f.  und  dazu  v.  Arnim  lihein.  Mus.  XLIII.  1888. 
S.  369  f.    Ausserdem  s.  A.  414.  483.  445.  455.  461. 

414)  Nebst  Fortsetzung  der  Opfer  für  seine  Eltern  und  Brüder  und  des 
Feiertags  für  die  letzteren,  La.  Di.  18.  Cic.  Fin.  II,  31,  101.  Plin.  a.  a.  0. 
Von  der  Feier  jedes  Zwanzigsten  wurden  die  Epikureer  spottweise  Eika- 
disten  genannt,  Ath.  VII.  298  d.     Vgl.  auch  A.  139. 

415)  S.  seine  Aeusserungen  Fr.  178  (bei  Plut.  n.  posse  suav.  18.  1100  A, 
vgl.  frat.  am.  16.  487  D)  u.  141  b.  Plut.  Colot.  17.  1117  Bf. 

415^)  Und  von  denen  er  selbst  dies  nicht  bestritt,  nämlich  Pamphilos 
und  Nausiphanes,  s.  Cic.  N.  D.  a.  a.  0.  0.  (—  Fr.  233,  vgl.  235).  Sex.  Math. 
I,  2  ff.  (=-  Fr.  114).     Vgl  A.  397  »>. 

416)  La.  Di.  IX,  64. 


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6.  Epikureer.    Epiknros.  93 

Schmähungen*^®**),  und  auch  von  den  früheren  Philosophen  be- 
handelte er  nur  den  Demokritos,  wenn  schon  er  im  Ein'^elnen 
sogar  diesen  scharf  angegriffen  haben  mag*^^),  doch  im  Ganzen 
mit  grosser  Achtung**®),  und  den  Aristippos  scheint  er  wenig- 
stens geschont  zu  haben,  lieber  alle  anderen  ergoss  er  Yer- 
leumdungen,  Schimpfreden  und  ungesalzene  Witze*^^).  Kurz,  im 
Wesentlichen  Hess  er  nur  sich  selbst  nebst  seinen  Lieblings- 
Schülern  und  seine  eigne  Weisheit  gelten,  deren  Hauptsätze  er  seinen 
Jüngern  ihrem  Gedächtnisse  wörtlich  einzuprägen  empfahl  *^^), 
und   noch    auf   seinem   Sterbebette   soll    er   ihnen   eingeschärft 


416*>)  Cic.  a.  a.  0.  0..  Sex.  a  a.  0.   La.  Di.  X,  7  f.    Plnt.  non  p.  suav. 

a.  a.  0.    Vgl.  Sen.  Ep.  52,  8. 

417)  Cic.  N.  D.  I,  83,  98.  Tiraokr.  b.  La.  Di.  8.  Plut.  a.  a.  0.  Er 
schrieb  auch  ngbg  Jfifi6%Qnov  (Philod.  de  Hb.  die.  Vol.  Herc.  Coli.  l.  T.  V. 
Fr.  20  »  Epik.  Fr.  16),  ebenso  Metrodoros,  s.  A.  449. 

418)  Plut.  Col.  3.  1108  E.  Wie  schon  Gassendi  erkannte,  hSugt  es 
damit  auch  znsammen,  dass  er,  nm  den  Demokritos  zum  Urheber  der 
Atomenlebre  zn  machen,  dem  Leukippos  die  Existenz  abstritt  (doch  s.  C.  32. 
A.  134),  worin  er  freilich  nicht  bloss  in  seinem  Schüler  Hermarchos,  son- 
dern nenerdings  bekanntlich  anch  in  Rohde  gläubige  Nachfolger  gefunden 
hat,  während  schon  der  Epikureer  Apollodoros  (s.  wiederum  C.  82.  A.  184) 
unbefiEuigener  urtheilte,  La.  Di.  18  (—  Ep.  Fr.  282),  ebenso  der  Verf.  des 
Lehrbriefs  an  Pythokles  (s.  Usener  S.  410  f ). 

419)  Timokr.  Cic.  a.  a.  0.  0.  Plut.  Col.  26.  1121  E.  P,  vgl.  n.  p.  suav. 
2.  1086  E.  F  (=»  Ep.  Fr.  286—289).    Sex.  a.  a.  0.  («  Fr.  227).    Fr.  171—172* 

b.  Ath.  Vin.  864  b.  c.  La.  DL  IX,  68.  Aristokl.  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  2.  791  c. 
Cramer  Anecd.  Par.  I,  171,  31  f.  (aus  der  'EitiatoXfi  hsqI  x&v  innridsvfLoctaiv). 
Vgl.  Cic.  N.  D.  II,  17,  46.  Epicf4ru8  iocetur,  homo  non  aptissimus  ad  iocan- 
dwm  u.  A.  470. 

420)  Diokl.  b.  La.  Di.  12.  iyvfii^a^s  .  .  .  tovg  ypioQCfuovg  xal  Sia  fiPT^fifjg 
^XBt9  xa  iavtov  evyyQdfificeta,  Epik.  Epist.  1  b.  La.  Di.  86.  83.  Pseudo- 
Epik. Epist.  II  ebend.  86.  Demgemäss  liebte  und  verstand  er  es  denn 
auch  in  seinen  Schrifben  solche  Haaptsätze  in  Eernspr Sehen  und  Schlag- 
wörtern auszuprägen.  So  erklärt  sich  die  Entstehung  einer  Sammlung 
solcher  ausgewählter  ethischer  Sentenzen  ans  diesen  Werken,  der  sogenannten 
KvQutt  do^ai  'EnmovQovy  welche  zwar  in  dem  Verzeichniss  der  auserlesenen 
Schriften  des  E.  bei  La.  Di.  27  (s.  A.  488)  mit  aufgeführt  werden,  aber, 
wie  schon  Gassendi  Animadv.  S.  1689  erkannte  und  ü  sen  er  S.  XLIII  ff. 
genauer  darlegt,  nicht  von  Epiknros  selbst,  sondern  von  einem  Epikureer 
sicher  lange  vor  Ciceros  Zeit  (s.  die  Zeugnisse  bei  Usener  S.  68  ff.  894  ff., 
unter  ihnen  Philod.  de  ir.  Col.  43.  p.  143  Gomp.  o2  .  .  .  ratj;  KvgCaig  d6iaig 
avtiygdqfovTBg ,  Ygi.  auch  usener  S.  72,  1  Anm.)  zusammengestellt  waren, 
und  welche  von  den  Epikureern  auswendig  gelernt  wurden,  s.  Cic.  Fin.  II, 
7,  20.  quis  : .  .  vesWwn  non  edidicU  Epicwri  KvQiag  So^ag?  Sie  sind 
nns  bei  La.   Di.  138—164  (vgl.  29.  31)   erhalten   (s.   Usener  S.  71  —  81). 


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94  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  H&Jftc  des  2.  Jahrh. 

haben  seine  Lehren  nicht  zu  vergessen *^^).  Und  so  erreichte  er 
es  denn  glücklich,  dass  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Timokrates 
und  auch  wohl  des  Herodotos  und  des  Ariston^*^^)  die  nächsten 
Generationen  der  Epikureer  fortwährend  in  demselben  unwissen- 
schaftlichen Geiste  sklavisch  an  denselben  festhielten ,  und  dass 
auch  späterhin^  als  eine  etwas  freiere  Richtung  eintrat,  dennoch 
die  Lehreinheit  nicht  wesentlich  getrübt  und  strenger  als  in  irgend 
einer  anderen  Schule  festgehalten  ward***).  Andererseits  war 
aber  auch  Epikuros  vielen  Verleumdungen  ausgesetzt***).  In 
Wahrheit  lebte  er  einfach  und  massig***)^  eigentlich  ausschweifend 
wohl  in  keiner  Hinsicht.  Dabei  war  er  ein  äusserst  liebens- 
würdiger und  menschenfreundlicher,  im  -persönlichen  Verkehre 
milder  Mann**^),  voll  Anhänglichkeit  gegen  Eltern  und  Ge- 
schwister**^) und  ein  grosser  Kinderfreund**').  Er  behandelte 
auch  seine  Sklaven  mit  Wohlwollen  und  machte  sie  zum  Theil 
zu  seinen  Freunden  und  Schülern**^).  Er  ertrug  endlich  die 
Leiden  der  schweren  Krankheit,  welche  ihn  zuletzt  heimsuchte, 
mit   acht  philosophischer  Fassung**^),  und  so  starb  er  270  im 

Nicht  von  E.  selbst,  sondern  von  einem  unbekannten  Epikureer  sind  auch 
die  ethischen  Bruchstücke  Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  XF,  20—42  (Pap.  1261), 
welche  Comparetti  Frammenti  inediti  dell*  fitica  di  Epicnro,  Riv.  di 
Filol.  VII.  1879.  S.  401—424  und  in  verbesserter  Gestalt  im  Mnseo  italiano 
di  antichitii  classica  1884.  I.  S.  67  ff.  bearbeitet  hat  (vgl.  die  Nachlese  von 
Usener  S.  XL VII  ff.),  und  die  Erwähnung  der  KvQiai  86iai  in  ihnen 
(Taf.  84.  Col.  16)  beweist  weder,  dass  der  Verfasser  sich  selbst,  noch  dass 
er  den  E.  als  Urheber  dieser  Sammlung  bezeichnen  wollte,  s.  Usener  S.  LI. 

421)  Dies  erzählte  freilich  nnr  Hermippos  im  Znsammenhang  mit  der 
von  ihm  selbst  erfandenen  Todesart. 

421^)  S.  A.  466.  477.  Vielleicht  gilt  etwas  Aehnliches  aber  auch  von 
Timarchos  und  Menestratos,  s.  A.  449.  478.  Du  ring  De  Metrod.  8.  87  f. 
Usener  S.  411  f.    Ausserdem  s.  A.  128.  666  ff. 

422)  Freilich  der  Vorwurf  bei  Cic.  N.  D.  II,  29,  73.  vestra  solum  legüis, 
vestra  amatis,  ceteros  causa  incognita  condemnatis  passt  auf  diese  spätem 
Epikureer  nur  noch  mit  sehr  grosser  Einschränkung.  S.  über  dies  Alles 
C.  82.  Abschn.  2. 

423)  S.  das  Register  bei  La.  Di.  3  ff. 

424)  Diokl.  b.  La.  Di.  11.  Sen.  Ep.  21,  10.  Stob.  Flor.  XVIF,  34  (=  Fr. 
181  f.).    Vgl.  Sen.  a.  a.  0.  18,  9  (=  Fr.  168). 

426)  La.  Di.  9  f.     Cic.  Tasc.  II,  19,  44.    Fin.  II,  26,  80. 

426)  La.  Di.  10  mit  Berufung  auf  das  Testament,  s.  A.  414.  Die  Ver- 
ehrung seiner  Brüder  für  ihn  rühmt  Plut.  frat.  am.  16.  487  D. 

427)  S.  A.  411.  436. 

428)  La.  Di.  10  (vgl.  8).     S.  A.  478. 

429)  La.  Di.  16.  22  (=  Fr.  138).    Cic.  Fin.  II,  30,  96  (=r  Fr.  122).    Epist. 


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6.  Epikureer.    Epikuros.  95 

Alter  von  72  Jahren*^).  Er  war  ein  gewaltiger  Vielschreiber, 
so  dass  ihn  nur  noch  Chrysippos  darin  überbot*'^),  und  wieder- 
holte sich  daher  ahnlich  wie  dieser  vielfach,  wenn  auch  wohl  nicht 
ganz  so  arg**^).  Man  zählte  von  seinen  Werken  gegen  300  Bande**^). 


VII,  26,  1.     Sen.  Ep.  66,  47.   92,  25;  freilich  auch  wiederum  nicht  ohne 
Selbstgefälligkeit,  Plut.  n.  p.  suav.  16.  1097  B  —  Fr.  190. 

430)  Ol.  127,  2  unter  dem  Archen  Pytharatoa,  Apollod.  b.  La.  Di.  16. 
Cic.  de  fat.  9,  19.  Die  Krankheit  war  ein  Blasenstein  (vgl  auch  Fr.  122  f. 
138.  190)  und  dauerte  schliesslich  14  Tage,  Hermarch.  b.  La.  Di.  16  (vgl. 
A.  464).   Er  war  von  Jugend  auf  sehr  schw&chlich  (Suid.  «=»  Aelian.  Fr.  39). 

431)  La.  Di.  Prooem.  16,  vgl.  X,  26.  Earneades  warf  daher  dem  Chry- 
sippos in  dieser  Hinsicht  eine  schlechte  Nachahmung  des  Epikuros  vor, 
was  denn  die  Epikureer  eifrig  aufgriffen;  darin  aber  war  ihre  Kritik  (s. 
den  Epikureer  Apollodoros  bei  La.  Di.  VII,  181,  vgl.  C.  32.  A.  182)  frei- 
lich richtig,  dass  Chrysippos  massenweise  Andere  ausschrieb,  E.  aber  immer 
nur  sich  selbst  und  die  Seinen  (La.  Di.  X,  26.  yiyquntcii  .  .  .  tptovaC^  s. 
A.  396.  i^riXov  9%  avtov  XqvaMnog  iv  noXvyQaq>l^,  ita^d  tpriai  Ka^Badrjg 
naQacizov  avzov  tmv  ßißXic»v  dnonctXmP'  „c^  yaQ  xi  y^dtpui  h  'EnUavgog^ 
q>iXovBi%8C  TOüovTOV  yqaipai  6  XQvöinnog "  %ul  8ue  tavro  %al  noXldnig  x.  r.  I.*' : 
es  folgen  die  A.  388^  angef.  Worte). 

432)  S.  die  vorige  A.  431. 

483)  KvXiv9qoi  La.  Di.  26  (vgl.  C.  12.  A.  84»»),  wo  dann  27  f.  die  ge- 
schätztesten (td  ßiXtiata)  aufgezählt  werden.  Unter  ihnen  befinden  sich  ab- 
gesehen von  den  Kvifuci.  do^ai  (s.  A.  420)  und  den  den  Schluss  bildenden 
'EnwtoXai  (s.  A.  435. 438)  das  grosse  Werk  nsf^l  tpvosmg,  ferner  ne^i  atifiöscov 
mal  ipvyav  (s.  üsener  S.  91),  nsQl  ßaaiXeüxg  (s.  üsener  S.  94),  sr^pl  tiXovg 
(von  Cicero  gelesen,  s.  Tusc.  III,  18,  41  f.  vgl.  Hirzel  S.  13.  A.  2,  Üsener 
S.  119—123),  ein  Zvfinoauyif  (s.  Üsener  S.  116  —  119,  vgl.  A.  455),  ein  TIqO' 
TQSitTiKog,  nsQl  %Qitfiif£ov  iq  Kctvtov  (Üsener  S.  104—106,  s.  unten  A.  456, 
nach  Hirzel  8  S.  161f.  allerdings  unsicherer  Vermuthung  die  früheste  Schrift 
des  E.),  nsgl  ßimv  (s.  üsener  S.  94 — 96),  mql  Öci^v  xal  x^Q^'^og  (s.  üsener 
S.  99),  nsQl  d-srnv  (n.  üsener  S.  103 f.),  ns(fl  fiovatytijgj  jt^qI  ^etorritog  (s. 
Üsener  8.  106—108),  femer  drei  nach  seinen  drei  Brfldem  (s.  A.  406)  be- 
titelte, Yon  denen  der  Neokles  der  Themista  (s.  A.  410)  gewidmet  war: 
NtoxXrig  MQog  Ssfu^atav.  Hinter  Gsn^etav  ist  vielleicht  Sf^Uota  ausgefallen 
(8.  Cic.  Fin.  II,  21, 68.  tantia  völuminibua  de  Themista  loqui.  üsener  S.  101), 
drei  andere  Schriften  im  Verzeichniss  tragen  die  Namen  seiner  Freunde  (vgl. 
A.  503)  oder  Jünger  Eurjlochos  {nQog  MrjxQodiOQov)^  Hegesianax,  Metrodoros 
(in  5  Büchern).  Alle  diese  sieben  stellten  ohne  Zweifel  die  betreffende 
Person  nach  deren  Tode  als  Musterbild  dar  und  entwickelten  an  diesem 
Muster  moralische  Lehren,  s.  üsener  S.  93  und  unten  A.  488 f.  Der  Anti- 
doros  und  der  Timokrates  dagegen  waren  polemisch,  s.  üsener  S.  92. 123  f. 
Zn  welcher  Secte  übrigens  Antidoros  (s.  Fr.  4.  438  b.  La.  Di.  8),  den  auch 
Kolotes  bekämpfte  (s.  A.  469^),  gehörte,  wissen  wir  nicht,  üeber  den 
Anaximenes  s.  die  sehr  unsichere  Vermuthung  von  üsener  S.  92.  Dem 
Mithres  (s.  A.  436.  478)  waren  die  nsgl  v6t(ov  do^ai  gewidmet;  ob  in  dem 


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96  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Wir  besitzen  ausser  seinem  Testament*^)  nnd  manelien  anderen 
Kleinigkeiten*^^)  und  ausser  den  sonstigen  Bruchstücken*^)  voll- 


Titel  nsgl  na^mv  da^ai  ngog  Tipkoxgdtrjv  das  ngSg  „an"  oder  „gegen"  be- 
deutet, ist  angewiss.  Vgl.  noch  A.  482.  Ueber  ntgl  q>vas(os  s.  A.  489  ff. 
445.  455. 

434)  La.  Di.  16—21.    üsener  S.  166—168. 

485)  La.  Di.  22  theilt  sein  letztes  Schreiben  (Fr.  188)  mit,  welches  an 
Idomeneus  gerichtet  ist,  nnd  in  welchem  er  diesem  die  Kinder  von  dessen 
Schwager  (s.  A.  448)  Metrodoros  (s.  A.  411)  empfiehlt,  wie  er  ein  Gleiches 
aach  an  Hermarchos  in  einem  Briefe  an  diesen  (Fr.  122)  gleichfallB  in  seiner 
letzten  Krankheit  that  (Gic.  Fin.  11,  30,  96,  vgl.  A.  461).  An  eins  dieser 
beiden  Kinder,  nämlich  das  Töchterchen,  anf  einem  seiner  Besnche  bei  den 
Freunden  in  Lampsakos  (La.  Di.  10.  Öls  rj  rglg  tovg  nsgl  triv  'lapiav  t6- 
novg  iTQog  tovg  q>^vg  ÖiaÖgafiovrcc.  Plut.  n.  p.  sna^.  6.  1090  £  <»  Fr.  189. 
xal  ^aXdaofig  orjifayyag,  vq>'  alg  'EninovQog  oXCyov  iSirjas  %atano^rivat  nXionv 
flg  ylcr^cKNOv,  mg  yQdq>6tj  vgl.  anch  A.  461  u.  Epik.  Fr.  195  nnd  dazn 
üsener  S.  413  u.  d.  W.  Mvg)  noch  bei  Lebzeiten  des  Metrodoros  ist,  wie 
es  scheint,  ein  anderes  Briefchen  (Fr.  176)  geschrieben,  welches  uns  grossen- 
theils  bei  Philodemos  (?)  Pap.  Herc.  176  (s.  C.  32.  A.  187)  erhalten  ist,  s. 
Gomperz  Ein  Brief  Epikars  an  ein  Kind,  Hermes  V.  1871.  S.  386—395. 
Ein  fernerer  Brief,  den  E.  wiederum  kurz  vor  seinem  Tode  an  einen  seiner 
Freunde  zu  Gunsten  der  Söhne  (ohne  Zweifel  des  Metrodoros  und  Polyaenos, 
s.  A.  411)  sandte  (Fr.  177),  steht  in  den  TJQixyiiixTfim  des  Philodemos  (s. 
C.  82.  A.  208)  Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  I,  128,  s.  Spengel,  Phüologns  Suppl. 
n.  1863.  S.  580  ff.  Gomperz  a.  a.  0.  S.  391  f.  Die  Briefe  des  Epiknros 
und  seiner  bedeutendsten  Zöglinge  Metrodoros,  Polyaenos,  Hermarchos 
wurden  n&mlich  zam  Theil  auch  mit  Beifügung  der  an  diese  M&nner  ge- 
richteten Schreiben  anderer  Freunde  (s.  Üsener  S.  LIV)  von  den  Epikureern 
sorgfältig  gesammelt  und,  wenn  Gomperz  Zeitschr.  f.d.  österr.  G.  XVI.  1865. 
S.  824  ff.  XVIL  1866.  S.  693  f.  und  a.  a.  0.  S.  386  Recht  hat,  dem  aber  Usene  r 
S.  132  widerspricht  (s.  dessen  Uebersicht  der  Datimngen  nach  den  Archonten 
S.  132—134),  nach  Jahrgängen  geordnet,  gelegentlich  auch  in  verkfirzter 
Gestalt  herausgegeben  (Pap.  Herc.  1044,  4.  tag  imtoficcg  (tmvy  inictoXmv 
'Enixov^QOvy  Mi^QoSmQov  TLoXvuCvov  ^E^^^^^jov  xcrl  z&v  <yriDp^>fio>v), 
und  diese  Briefe  bildeten  dann  eine  Hauptquelle  fSr  biographische  Dar- 
stellungen, in  welche  aach  einzelne  Briefe  und  Briefstücke  als  Belege  über- 
gingen. Aus  einem  solchen  Auszuge,  gleichsam  einem  „gnomologian  Epi- 
cureum"  hat  wahrscheinlich  schon  Seneca  geschöpft,  jedenfiEÜls  theils 
unmittelbar,  theils  mittelbar  die  Florilegiensammler  und  Porphyrios,  s. 
Üsener  S.  LV— LXIV.  Ausser  den  Gksammtschreiben  (an  die  Freunde  in 
Lampsakos,  in  Aegyptcn,  in  Asien,  an  die  Philosophen  in  Mytilene,  Fr.  106 
—114)  nnd  den  Briefen  an  die  Grossen  (Fr.  104)  lassen  sich  von  denen  des 
E.  an  Einzelne  noch  solche  an  Athenaeos  (s.  A.  444),  Anaxarchos,  Apelles 
(s.  A.  478),  Apollonides,  Aristobulos  (s.  A.  406.  433),  Dositheos  (s.  A.  478), 
Hermarchos,  Herodotos,  Themista  (s.  A.  413),  Idomeneus,  Krateros  (s.  C.  21. 
A.  383^),  Eurylochos  (s.  A.  433.  60.3),  Kolotes,  Leontion  (s.  A.  413),  Metro- 


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a.  Epikureer.    Epiknros.  97 

standig  noch  zwei  längere  Lehrbriefe  ^^  an  Herodotos  und  an  Me- 
noekeas,  von  denen  jener  ein  kurzes  Snmmar  von  seiner  natnr- 
philosophischen  Principienlehre^  dieser  von  seiner  Ethik  enthält^^)^ 
besonders  erhebliche  Ueberreste  aber  aus  seinen  37  Büchern  jtBgl 
(pvöecog^^).    Aus  diesem  grossen  Werke  machte  er  einen  Auszug 


doros,  Mithres  (e.  A.  478),  Mys  (e.  A.  478),  Polyaenoß,  Pythoklea  (s.  A.  413. 478), 
Timokrates,  Phyrson  (s.  A.  478),  Charmides  (Fr.  116—170,  üsener  S.  131 
'152)  nachweisen,  dazu  kommen  dann  „epistuHae  ad  incertos  datae** 
(Fr.  171—177),  nnter  denen  noch  die  'EniotoXri  w€qI  xAv  imtfidsvfidzav  (s. 
A.  419)  nnd  ns^l  2tCin<ovog  (Fr.  174 f.)  besonders  zn  bemerken  sind,  end- 
lich „incertarum  fragmenta"  (178—216).  üeber  untergeschobene  Briefe  s. 
C.  82.  A.  28. 

436)  Nicht  ans  allen  in  dem  Yerzeichniss  aufgezählten  Werken  sind 
solche  geblieben,  wohl  aber  auch  noch  aus  anderen,  wie  besonders  n^^l 
%Xovtov  (42*— 45*)  und  nsQl  (titoqtn^g  (46*— 56).  Eine  Schrift  de  sanctitcUe, 
die  Cicero  N.  D.  I,  41,  115.  44,  128  nennt,  unterscheidet  üsener  S.  100 
unter  dem  Titel  nsql  evasßsüxs  von  nsQl  batoztitog  (s.  A.  433).  Ueber  die 
gegen  Theophrastos  s.  A.  471. 

437)  Denn  ein  dritter,  bei  La.  Di.  84—116  zwischen  beiden  stehender 
an  Pythokles  über  Meteorologie  und  Astronomie  (Üsener  S.  35 — 55)  ward 
bereits  im  Alterthum  angezweifelt  (Philod.  Vol.  Herc.  Coli.  11.  T.  I,  152), 
und  zwar  mit  Recht,  wie  üsener  S.  XXXVII— XLl  nachweist.  Ein  Epi- 
kureer hat  ihn  aus  der  Physik  des  E.  ausgezogen,  und  keiner  der  ältesten, 
denn  in  diesem  zweiten  Brief  wird  §.  85  der  erste  unter  dem  Titel  Mmga 
inttoitri  nffbg  ^Hqodotov  citirt,  während  doch  aus  §.  135  (Fr.  27)  erhellt,  dass 
in  der  Mi%Qä  inixofiri  (s.  A.  442)  vielmehr  Dinge  enthalten  waren,  die 
weder  jetzt  in  dem  Brief  an  Herodotos  stehen  noch  je  in  ihm  gestanden 
haben  können,  s.  üsener  S.  99 f.  Freilich  war  letzterer  nach  der  Natur 
der  Sache  und  der  eignen  Erklärung  des  E.  (§.  35  f.)  gleichfalls  ein  Aus- 
zug aus  nsQl  q>vaBagy  und  es  bliebe  daher  die  Möglichkeit,  dass  die  Mi^qu 
inito(ifi  erat  nach  dem  Briefe  an  Pythokles  entstanden  wäre,  vgl.  darüber 
A.  442.    S.  aber  A.  418. 

488)  La.  Di.  35—83.  122—135  (üsener  S.  2—32.  58—66).  Den  Brief 
an  Herodotos  und  den  an  Pythokles  hatte  J.  G.  Schneider  Epicuri  physica 
et  meteorologica  dnabus  epistolis  comprehensa,  Leipz.  1813.  8.  besonders 
herausgegeben.  Die  üeberlieferung  ist  kläglich,  auch  abgesehen  yon  den 
in  den  Text  eingedrungenen  Schollen,  und  sogar  üsener  hat  noch  lange 
nicht  alle  sinnstörenden  Fehler  entdeckt,  zuweilen  auch  umgekehrt  ins  ge- 
sunde Fleisch  geschnitten,  überdies  auffallenderweise  die  gute  Arbeit  von 
B rieger  Epiknrs  Brief  an  Herodotos  §.  68  —  83  übersetzt  und  erläutert, 
Halle  1842. 4.  völlig  unbenutzt  und  unerwähnt  gelassen.  Vgl.  auch  Lortzing 
Berl.  philol.  Wochenschr.  VIII.  1888.     Sp.  389—393.  421—429. 

439)  In  den  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  II  traten  das  2.  und  11.  B.  in  grös- 
seren Bruchstücken  und  einige  sonstige  Trümmer  ans  Licht,  bearbeitet 
von  J.  Conr.  Orelli,  Leipz.  1818.  8.  Dazu  kam  ein  neues  Stück  in  T.  X, 
dann  in  Coli.  II.  T.  VI  theils  Berichtigungen  zum  11.  B.,  theils  neue  Frag- 

SuuBMiHii,  griech.-alex.  Liit.-Gesoh.   I.  7 


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98  Zweites  Capitel.     Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

für   Anfönger"®),    welcher    yermuthlich    die   Haaptvorlage    des 
Lucretius  war**^),   und   sei  es  er  selbst    oder   einer  seiner  An- 
hänger einen  kürzeren,  der  also  wohl  für  Geübtere  dienen  sollte ^^*). 
Metrodoros**^)   von   Lampsakos*^),   der   Lieblingsschüler 


mente  aus  dem  2.  14.  15.  28  B.  und  noch  andere  T.  VI.  VII.  IX.  X.  Aas 
den  Ueberschriften  erhellt,  dass  das  16.  anter  dem  Archon  Hegemachos 
(300/^99),  das  28.  unter  Nikias  (296/5)  verfasst  war.  S.  Gomperz  Neue 
Bruchstücke  Epikurs  über  die  Natur,  Zeitechr.  f.  d.  Ost.  G.  XVUI.  1867. 
S.  207-213.  Wiener  Sitzungsber.  LXXXIII.  1876.  S.  88  f.  Dass  ans  keinem 
jener  Bücher,  aber  aus  einem  und  demselben  Buche  jene  Stücke  in  Coli.  I. 
T.  X  (Pap.  1056)  und  Pap.  1481.  362  (Coli.  II.  T.  VI,  82—91.  92—96)  sind, 
welche  namentlich  über  Willensfreiheit  und  verwandte  Gegenstävde  handeln, 
zeigte  Gomperz  Neue  Bruchstücke  Epikurs,  besonders  über  die  Willens- 
frage, Wiener  Sitzungsber.  a.  a.  0.  S.  87—98.  Zu  ihnen  gesellte  sich  dann 
noch  der  titellose,  aber  ebenhieher  gehörige  Pap.  419  (T.  IX,  86—90),  und 
danach  hat  denn  Gomperz  Die  Bruchstücke  eines  Buches  Yon  Epikur  «sqI 
tpvaemg,  Wiener  Studien  I.  1879.  S.  27—31  dies  Alles  zusammen  bearbeitet, 
üebrigens  s.  üsener  S.  124—129.  Scott  Fragmenta  Herculanensia,  Oxf 
1885.  S.  63—66. 

440)  Meydlri  imtofk^^  bezeugt  durch  die  eingedrungenen  Schollen  zu 
Epist.  I.  §.  39.  40.  78  (Fr.  24  —  26)  und  durch  Epikuros  selbst  ebendort 
§.  36  imtofiT^v  T^ff  olrig  n^ayiiazsCag  .  .  .  tnavcSg  avxog  nai^söüBvaaa^  so  fem 
hier  diese  Herstellung  von  Seiten  Briegers  und  nicht  die  von  Üsener 
yersuchte  av  tig  nuQaönBvdacci-  die  richtige  zu  sein  scheint. 

441)  Wo  die  Disposition  wenigstens  in  den  beiden  ersten  Büchern  trotz 
mancher  Abweichungen  doch  im  Ganzen  eine  auffallend  ähnliche  ist,  s. 
Üsener  S.  874 ff.  Susemihl  Philologus  XLIV.  1884.  S.  81.  86.  Dass  diese 
Hanptvorlage  nicht  in  der  grossen  Physik  selber  zu  suchen  ist,  wird  Jeder- 
mann bereitwillig  Üsener  S.  XXXVI  zugeben  und  hat  auch  meines  Wis- 
sens hierüber  noch  Niemand  anders  gedacht;  wenn  aber  derselbe  meint: 
quales  fortasse  (I)  ipae  audierat  scholaa  .  . .  exprimit,  so  ist  dies  zwar  auch 
möglich,  aber  man  würde  damit  noch  nur  auf  einem  Umwege  zu  derselben 
Vermuthung  kommen,  dass  nämlich  dann  die  Vorträge  Yom  Lehrer  des 
Lucretius  sich  an  dies  Buch  des  £.  in  freierer  Weise  angeschlossen  hatten. 
Ueberdies  aber  lässt  Alles,  was  Üsener  für  seine  Annahme  geltend  macht, 
sich  bei  der  meinen  ebenso  gut  erklären,  und  seiner  Berufung  auf  die  Er- 
örterungen von  Iyo  Bruns  Lucrezstndien,  Freiburg  1884  ist  überdies  die 
völlige  Verfehltheit  derselben  in  Bezug  auf  das  1.  Buch,  auf  das  es  hier 
neben  dem  2.  zunächst  ankommt,  entgegenzusetzen,  s.  Susemihl  a.  a.  0. 
S.  84—87. 

442)  Die  Mi%(fä  initofki^,  s.  A.  437.  Man  sollte  meinen,  sogar  dem 
Epikuros  müsste  es  des  Guten  zu  viel  erschienen  sein,  dass  er  selbst  jenen 
beiden  Auszügen,  der  MBydlri  innofirj  und  dem  Brief  an  Herodotos,  noch 
einen  dritten  hinzugefügt  haben  sollte. 

448)  La.  Di.  22—24  (Weiteres  bei  Zeller  S.  368.  A.  2).  Düning  De 
Metrodori  Epicurei  yita  et  scriptis,  Leipzig  1870.  8.  mit  Fragms.  Üsener 


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6.  Epikureer.    Metrodoroa.  99 

des  EpiknroS;  welcher  nächst  letzterem  nnter  den  Epikureern  das 
höchste  Ansehen  genoss^^)  und  mit  Ausnahme  einer  sechs- 
monatlichen Reise  in  seine  Heimat  nie  von  dessen  Seite  wich***^), 
starb  7  Jahre  vor  demselben  im  53.  Lebensjahre*^'),  mithin  277 
und  war  also  330  oder  329  geboren.  Abgesehen  von  Briefen****) 
lassen  sich  etwa  20  Schriften  von  ihm  nachweisen**^),  von  denen 

S.  412  f.  —  üeber  die  erhaltenen  Abbildungen  s.  Visconti  Jconogr.  Gr.  I. 
S.  24  f.  T.  XXV,  4  und  Comparetti  u.  de  Petra  a.  a.  0.  S.  263.  T.  XII,  2. 

444)  Cic.  Tusc.  V,  87,  109.  Strab.  XIII.  689.  üeber  die  verderbte 
Stelle  La.  Di.  22  s.  Düning  S.  5—9.  öomperz  Herrn.  V.  S.  387.  Mit 
Recht  ist  Usener  nicht  weiter  gegangen  als  sie  so  herzustellen:  MtiXQo- 
ScaQOV  'Adifjvctiov  rj  TifioHQcitovs  xal  Zdifdrig  A(ityLi\)CL%riv6v.  Vielleicht  ist 
der  Vater  des  M.  derjenige  Athenaeos,  an  welchen  der  Brief  des  Epikuros 
Fr.  115  gerichtet  ist. 

445)  Epikuros,  welcher  ihm  und  dem  uns  sonst  unbekannten  Magnes 
das  28.  Bach  tibqI  (pvoemg  widmete  (s.  Usener  S.  128),  nannte  ihn  einen 
Weisen,  Cic.  Fin.  II,  3,  7,  doch  s.  Sen.  Ep.  52,  3  (=  Epicur.  Fr.  192),  wo 
er  ihm  doch  die  Selbständigkeit  des  Denkens  abspricht  und  ihn  erst  als 
philosophischen  Geist  zweiten  Ranges  bezeichnet  (vgl.  A.  461),  paene  alter 
Epicurus  Cic.  ebend.  28,  92.  Ausserdem  s.  A.  411.  414.  435.  Nach  theil- 
weisem  Vorgang  Anderer  sucht  Hirzel  S.  14  ff.  vgl.  S.  87  ff.  zu  zeigen,  dass 
zwei  epikureische  Lehren,  nämlich  die  Götter  als  überaus  zarte  Atomen- 
gebilde hätten  nur  gewissermassen  Fleisch  und  Blat  {quasi  corpus,  quasi 
sanguis),  Cic.  N.  D.  I,  18,  49,  vgl  Pseudo-Metrod.  de  sens.  Col.  XVII.  XVI II. 
Philod.  de  deor.  viv.  rat.  Col.  VI,  und  die  löovon^cc,  (d.  h.  das  Gleichgewicht 
der  erhaltenden  und  der  zerstörenden  Bewegungen)  von  M.  herrührten  (wenn 
aach  Hirzel  schwerlich  mit  Recht  diesen  Schüler  des  Epikuros  für  den 
Verf.  von  de  sens.  hält,  s.  A.  449),  die  angeblich  epikurische  laovoiiia  aber 
beruht  vielleicht  überhaupt  nur  auf  einem  Versehen  des  Cicero,  welcher 
a.  a.  0.  19,  50.  39,  109  der  einzige  Zeuge  für  sie  ist.  Denn  der  Versuch 
von  Hirzel  sie  auch  bei  Lucretius  nachzuweisen  ist  misslungen,  s.  &usch 
Lucretius  und  die  Isonomie,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIII.  1886.  S.  777—780. 

446)  La.  Di.  22.  447)  La.  Di.  23. 

448)  An  seine  Schwester  (wohl  Batis,  die  Frau  des  Idomeneus,  La. 
Di.  23),  unter  ihnen  ein  Trostschreiben  nach  dem  Verluste  ihres  hoffnungs- 
vollen Sohnes  (Sen.  Ep.  98,  9.  99,  22  =-  Fr.  XXVIU.  V,  s.  Düning  S.  38), 
femer  an  Pythokles  (Philod.  de  morte  p.  319  Mekl.),  sodann  an  Timokrates, 
Ath.  XIL  546  f  {iv  tais  iniaToXccrs),  VII.  280  a.  Plui  non  posse  suav.  16. 
1098  B.  C.  D  =  Fr.  XUI.  VL  XVlI,  doch  fragt  es  sich,  ob  diese  von  der 
Streitschrift  oder  den  Streitschriften  gegen  denselben  verschieden  waren, 
8.  A.  449.  450.    Ausserdem  s.  Fr.  XXX  b.  Sen.  Ep.  79,  14. 

449)  Ausser  den  12  bei  La.  Di.  24  aufgezählten:  n(f6g  tovg  latQovg 
Tqla^  u^qI  ala^asmv,  nQog  Tifio^gdtriv  y  nt^l  lusyaXoipvxiag,  nsqi  zfig  'Em- 
xovgav  aq^ataxCag^  ngog  tovg  diaXs%Ti%ovg  ^  nqog  xbvg  aoq>iatccg  iwia^  nsgl 
xfjg  inl  eotpCav  TtogBÜcg^  nsgl  trjg  fittapoXTigt  nsQl  nXovxov^  nqog  JrifiouQitov^ 
7[effl  evysvBÜxg  weist  Düning  S.  25  ff.  noch  8  andere   nach:   xsqI    971X0- 

7* 


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100         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

eine  oder   mehrere*^)  gegen   seinen  abtrünnigen  Bruder  Timo- 
krates  gerichtet  waren« 


aotpücg,  ffB^l  ^Bciv,  nsf^l  oUovoydag  (?),  nB^l  tov  iLBi^ova  slvat  ttiv  naq* 
flfucg  alxiav  it^og  Bvduii/LOvCav  t^c  ^m  xmv  n^ayfiarmv ,  negl  noiriiULxmv^  Tt- 
fiOHQaTfigy  n^og  TC^M^iov  (s.  A.  421^.  478),  nqog  MsviatQcttov  (s.  A.  421^), 
doch  waren  die  beiden  letzteren  vielleicht  Briefe,  ngog  TifioyiQciTTjv  und 
TifioxQdTfig  (La.  Di.  136),  möglicherweise  nicht  Yon  einander  verschieden 
(doch  8.  A.  460),  und  ntQl  olnovö^Cag  erklärt  Düning  S.  21  selbst  neben 
nsQl  nXovtov  fOr  zweifelhaft  (vgl  C.  32.  A.  194).  Daza  kommt  aber  noch 
n(f6g  tovg  dno  tpvaioloyiocg  Xiyovtag  dya^ovg  elvai  (f^xoQag  (Philod.  de  rhet. 
V.  H.»  IV,  77  «  Epik.  Fr.  10,  vgl.  V.  H.*  V,  68,  s.  üsener  S.  412).  In 
der  Schrift  nsQl  Bvysveüxg  vertheidigte  M.  den  Epiknros  gegen  die  An- 
schuldigung des  Herodotos  und  Timokrates  (La.  Di.  4),  dass  derselbe  kein 
legitimer  Bürger  sei  (La.  Di.  1,  vgl.  24),  in  der  negl  '^inovf^ov  aQ^maxlag 
vermuthlich  gegen  Diejenigen,  welche  dessen  Eriüiklichkeit  zu  Angriffen 
ausbeuteten  (Gic.  Epist.  VII,  26.  Flut.  a.  a.  0.  6.  1089  £.  Düning  S.  38), 
in  der  nqog  driykoxqixov  rechtfertigte  er  ohne  Zweifel  die  Abweichungen 
der  epikureischen  Atomenlehre  von  der  demokriteischen  (Düning  S.  36  f.). 
Ueber  n^^og  xovg  aoipusttig  schrieb  Galenos  (s.  de  libr.  suis  T.  XIX.  p.  48  E. 
nBfil  Tcoir  n(fog  xovg  cotpiaxc^g  ivvia  Mrixgodmifov).  Das  in  den  VoL  Herc. 
Coli.  L  T.  VI  veröffentlichte  Bruchstück  angeblich  über  Sinneswahmehmungen, 
in  Wahrheit  (s.  Scott  a.  a.  0.  S.  248)  über  das  Wesen  der  Götter  (Pap. 
1066),  welches  allerdings  einem  Epikureer  angehört,  hat  der  Herausgeber 
Scotti,  dem  noch  Hirzel  (s.  A.  446)  glaubt,  der  Schrift  des  M.  neffl 
cclad^at'mv  beigelegt.  Allein  hier  findet  sich  Gol.  XV  bereits  jenes  geflügelte 
Wort  des  Eratosthenes  (s.  A.  109)  über  Bion,  welches  hier  freilich  dem 
Theophrastos  beigelegt  wird:  BCatvog  xov  nuxä  Stotpgaoxov  n(j^t&yx(yi)  tpiko- 
aotpiav  dv&ivoig  %o6(iniaavxogf  vgl.  Scott  S.  260;  denn  schwerlich  bedeutet 
%ccxd  G,  vielmehr  „zur  Zeit  des  Theophrastos**,  wie  Düning  S.  32 f.  will. 
Sollte  nun  freilich  Eratosthenes  wirklich,  wie  Wachsmuth  Sillogr.  Gr. 
rel.'  S.  76  und  HenSe  Telet.  reliqu.  S.  LVI.  LXVm  vermuthen,  dasselbe 
sich  erst  von  Theophrastos  angeeignet,  aber  zugleich  durch  einen  erheblich 
mildernden  Zusatz  (vgl.  A.  109)  beschränkt  haben,  so  würden  diese  Worte, 
was  Wachsmuth  nicht  bemerkt  zu  haben  scheint,  weit  eher  für  als  gegen 
die  Urheberschaft  des  M.  sprechen,  aber  viel  wahrscheinlicher  ist  doch 
wohl,  dass  der  Verfasser,  der  dann  sicher  erst  ein  späterer  Epikureer  war, 
aus  Unwissenheit  den  Theophrastos  an  die  Stelle  des  Eratosthenes  gesetzt 
hat.  —  Ein  neues  Fragment  des  M.  ist  in  Philod.  de  rhet  Pap.  832  (V.  H.' 
VII,  44  ff.).  Col.  XXXII  zu  Tage  getreten,  s.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  XXIII. 
1872.  S.  32,  desgleichen  erscheint  sein  Name  bei  (Philod.)  de  sens.  Gol.  IV,  13. 
de  educ.  Gol.  in,  3  Scott,  üeber  unächte  Schriften  unter  demselben  s. 
A.  466. 

460)  S.  A.  448.  449.  Von  xaig  nQog  xov  ddeXq>6v  dvxiyQa(paig  in  der 
Mehrzahl  spricht  Plut.  a.  a.  0.  16.  1098  B.  Vielleicht  war  es  aber  doch 
nm*  eine,  aber  aus  mehreren  nach  einander  an  und  gegen  Timokrates  ge- 
richteten Briefen  nachtHlglich  zusammengestellte. 


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6.  Epikureer.    Polyaenos.  101 

Polyaenos,  Sohn  des  Athenodoros,  gleichfalls  aus  Lampsa- 
kos**^),  war  früher  ein  tüchtiger  Mathematiker  gewesei,  folgte 
dann  aber  auch  in  der  Geringschätzung  der  mathematischen 
Wissenschaften  seinem  Lehrer  Epikuros  nacn*^),  zeichnete  sich 
jedoch  durch  sein  liebenswürdiges  Wesen  aus^  so  dass  er  auch 
mit  Genossen  anderer  Secten,  sogar  mit  Stoikern  auf  freund- 
lichem Fusse  stand^^^),  und  behandelte  auch  den  Epikuros  mit 
verhältnissmässig  grossem  Freimuth*^).  Auch  er  starb  noch  vor 
demselben**^).  Von  seinen  Schriften  tcsqI  q>iXotfoq>ücg  und  an 
oder  gegen  Ariston  ist  uns  noch  eine  Spur  geblieben**^. 


451)  La.  Di.  24.  —  üeber  P.  s.  üsener  S.  4161 

462)  Cic.  Acad.  II,  38,  106  (vgl  Epikur.  Fr.  229*).  Fin.  I,  6,  20.  Es 
exisüren  noch  die  Trümmer  einer  Gregenschrifb /wider  ihn,  wie  es  heiset, 
geometriBchen  Inhalts,  Pap.  Herc.  1429.  Jrjitritq^ov  nQog  raff  Ilolvaivov 
dnogias  a\  s.  Scott  a.  a.  0.  S.  46. 

453)  Philod.  bei  La.  Di.  a.  a.  0.  inutxtjs  %al  q>iXi%6g  (vgL  C.  82. 
A.  187.  190)  n.  Pap.  Herc.  176.  Col.  XIX.  b.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  1866. 
S.  694  (»  Epik.  Fr.  156).  f^s^'  "EQfucQxov  xal  itBql  töov  &(^XXmif  x&vy  'Eni- 
(^MLOvy^ov  (pCXoiv  n^oiricoypLai  xriv  yQcctp'qv.  oXag  8h  rotovroi^  rj&eoi.  xs  xal 
xa^BCt'  nal  tatg  ^n(^6ye  inactovg  iniÖB^^o^ig  o^fu^Xtaig  iy%ixiffjzo  Ilolvai,- 
vog  cSaze  xol  tovg  ano  tav  aXXwv  fpiXoaotpmv  svfisvetg  %ttte(^oy%sv(^a%yivcti. 
TtQog  iavTOPy  ov  fiov^ov  tov^g  dnb  tfjg  noi'nCXrjg  atoäg  %,  r.  X,  —  üeber 
seine  erotischen  Beziehungen  zu  Pythokles  nnd  Demelata(?)  s.  A.  411. 

454)  Philod.  n^ql  naggrio,  V.  H.»  V»>.  Fr.  49.  Metrod.  b.  Philod.  eben- 
das.  V*.  Col.  VI  nennt  ihn  dnoq>9'BYfiaxicig. 

455)  S.  A.  411.  Auch  für  ihn  ordnete  Epik,  eine  jährliche  Gedächtniss- 
feier an  (Testam.  b.  La.  Di.  18,  vgl.  Philod.  Pap.  Herc.  176.  Col.  XXII  b. 
Gomperz  Herrn.  V.  S.  388  und  Aelian.  Fr.  89  b.  Snid.  'Eni%.  »  Epik.  Fr. 
218)  nnd  hatte  in  seinem  Sviinoaiov  (ygl.  A.  433)  ihn  zu  seinem  Mit- 
nnterredner  gemacht  (Plnt.  CoL  6.  1109 E)  und  ihm,  wie  es  scheint,  das 
14.  B.  nsgl  q>vas€ig  gewidmet. 

456)  Philod.  de  piet  p.  98,  20.  140,  10  Qomp.  (td  ngbg  zov  'AgCüzonva). 
Dieser  Ariston  war,  denke  ich,  der  Biograph  des  Epikuros,  welcher  sich 
des  Nausiphanes  gegen  diesen  annahm  nnd  sogar  behauptete,  dass  jener 
in  seinem  Kavav  (s.  A.  438.  502)  stark  aus  diesem  geschöpft  habe:  tbv 
Kavova  ygdipai  avtov  i%  zov  Navattpdvovg  TgCnodog^  ov  %ul  d%ovaaC 
€pri<siv  avzoVj  dXXd  %al  Ilcc^tpiXov  zov  TIXazwviHov  iv  2dfi(p^  La.  Di. 
14,  wo  Cobet  aus  dgiazov  ot  (d.  i.  'Agiezav  6  '/**,  yielleicht  6  'Em- 
TtovQBwg)  annähernd  richtig  'AQ^azmv^  Usener  freilich  'Avz^yovog  ge- 
macht hat,  vgl.  C.  17.  A.  30.  ünächte  Schriften  unter  dem  Namen  des 
P.  rcQog  zovg  (rizogag  nnd  nsgl  eBXTjvrjg,  so  wie  andere  unter  dem  des 
Metrodoros  und  Kplotes  werden  erwähnt  von  Philod.  V.  H.'  I,  152.  IV 
(de  rhet.),  73, 


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102     •    Zweites  Capitel    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Hermarchos**'),  Sohn  des  Agemortos**^),  von  Mytilene*^^) 
widmete  sich  in  dürftigen  Vermögensumständen  anfanglich  der 
Rhetorik^^)^  schloss  sich  dann  aber  dem  Epikuros  offenbar  schon, 
als  dieser  in  Mytilene  lehrte,  an,  und  wird  daher  nicht  bloss  in 
dessen  Testament  als  einer  von  dessen  ältesten  und  treuesteii 
Schülern  bezeichnet  *^^),  sondern  ward  von  demselben  auch  zu 
seinem  Nachfolger  ernannt*®*).  Von  den  Schriften  dieses  Mannes *^^) 
ist  uns  namentlich  noch  ein  längeres  Stück  aus  den  22  Büchern 
gegen  Empedokles  erhalten*^). 


467)  So  (und  nicht,  wie  man  froher  schrieb,  Hermachos)  stets  Philod. 
(vgl.  A.  453}  und  die  Unterschrift  seiner  in  Herculaneum  gefundenen  Ab- 
bildung (s.  Comparetti  u.  de  Petra  La  villa  Ercolanese  S.  263.  T.  XU,  8. 
Wolters  BeitrSlge  zur  griech.  Ikonographie.  II.  Hermarchos,  Archäol.  Z. 
XUI.  1884.  Sp.  163—166). 

468)  La.  Di.  16.  24.  Testam.  des  Epik,  ebend.  17.  S.  über  ihn  Usener 
S.  399.  406  und  über  den  Namen  Agemortos  Schneidewin  Zeitschr.  f.  d. 
Alterth.  1844.  S.  169. 

469)  La.  Di.  56.  24. 

460)  La.  Di.  24.  avruf  ncct^og  filv  nivrjtog^  tag  &'  dQ%ctg  nqoci%(ov 
QTjTOQtnoCg. 

461)  La.  Di.  20.  avynazaysyriQccKotog  ^fitv  iv  q>iXo6oq>ia,  Vgl.  auch 
die  Briefe  des  Epikuros  an  ihn  Fr.  121  b.  Ath.  XIII.  688  b  n.  bes.  Fr.  122 
b.  Cic.  Fin.  II,  30,  96.  tua  erga  im  et  philosophiam  voluntate  a&  aduleicen- 
tulo  suscepta,  dazu  jedoch  Fr.  192  b.  Sen.  Ep.  62,  4,  wo  er  nach  dem  Urtheil 
des  Epikuros  doch  nur  als  ein  Geist  dritten  Ranges  (vgl.  A.  446)  erscheint  : 
eorum  qui  cogi  ad  rectum  compdlique  possurU ,  quibus  nan  duce  tantum  opus 
Sit,  sed  adiutore  et,  ut  ita  dicam,  coactore.  Er  hatte  nebst  Pythokles  und 
Etesippos  den  Epik,  auch  auf  der  Reise  nach  Lampsakos  (s.  A.  436)  be- 
gleitet, 8.  Epik.  Fr.  176,  auch  dessen  Leiche  bestattet,  Philod.  de  morte 
Col.  9. 

462)  La.  Di.  16.  Testam.  des  Epik.  17  ff.,  wo  derselbe  21  ihm  auch 
seine  Bibliothek  vermacht.  Noch  s.  über  ihn  A.  411.  418.  436  und  über 
seinen  Tod  La.  Di.  26.  iteXBvxa  81  nu^alvasi,  Sen.  Ep.  6,  6  nennt  ihn, 
Polyaenos  und  Metrodoros  magnos  viros, 

463)  Als  die  besten  {ndXXutxa)  nennt  La.  Di.  26.  'EmatoXiHa,  nsQl  'Efi- 
fcs^ouXiovg  x^'  (oder  'EniatoXind  niQl  x.  t.  X.?  s.  Usener  z.  d.  St.),  ntgl 
tmv  fiad^fuxtmPf  ngog  UXdtaivay  ngog  'AQiaxoxiXrjv, 

464)  Bei  Porphyr,  de  abstin.  I,  7—12,  s.  ßernays  Theophr.  über 
Frömmigk.  S.  8.  139  f.  Auf  dies  Werk  beziehen  sich  auch  Cic.  N.  D. 
I,  33,  93  (wie  Bernays  bemerkt)  und  Philod.  de  piet.  p.  101,  13ff.  112, 
26  ff.  und  vielleicht  99,  9,  s.  Diels  Doxogr.  S.  127.  A.  1.  Aus  den  'EmoxoXai 
(bs  *EniaxoXi%d  ?)  ist  die  Nachricht  über  die  letzte  Krankheit  des  Epikuros 
b.  La.  Di.  16  (s.  A.  480).  Speciell  erwähnt  wird  der  Brief  an  Theopheides, 
Philod.  de  rhet.  V.  H.«  IV,  94.  '"£e^a<^;t>os  ^^^  MBVB%Xiov<^g  (vgl.  A.  436) 


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6.  Epikureer.    Hermarchos.  Eolotes.  Leontion.  Leonteus.  103 

Kolotes  aus  Lampsakos*^^),  ein  glühender  Bewunderer  seines 
Lehrers  Epikuros^^),  widmete  dem  Ptolemaeos  (wahrscheinlich 
Philopator)  ein  Werk,  in  welchem  er  zu  beweisen  suchte,  dass 
nach  den  Lehren  der  anderen  Philosophen  nicht  einmal  zu  leben 
möglich  sei*^^,  und  gegen  welches  noch  400  Jahre  später  von 
Plutarchos  die  beiden  Gegenschriften  „wider  Kolotes*'  und  wider 
die  Glückseligkeitslehre  des  Epikuros  verfasst  wurden.  Ausserdem 
kennen  wir  von  ihm  noch  drei  gegen  Piaton  gerichtete  Schriften, 
gegen  dessen  Mythen  und  insbesondere  den  im  zehnten  Buche  des 
Staats ^^),  gegen  dessen  Euthydemos  und  gegen  dessen  Lysis, 
und  von  den  beiden  letzteren  haben  sich  noch  Trümmer  er- 
haltend*^. Auch  gegen  Antidoros  und  Bion  schrieb  er**^**).  Doch 
erhielt  er  sich  dabei  frei  von  den  plebejischen  Schmähungen  eines 
Epikuros  und  Metrodoros  gegen  andere  Philosophen^'^). 

Leontion  trat,  wie  es  heisst,  auch  als  Schriftstellerin  und 
nicht  ohne  Geist  gegen  Theophrastos  auf*'^). 

Leonteus   aus   Lampsakos *'^,    der   Gatte   von    Epikuros 


l'v>  TW»   ng^ogy    B80(peC9rjv  <l«t><FToA^,   vgl.  V.  H."  III,  44;    Gomperz 
Z.  f.  d.  ö.  G.  1865.    S.  824  f.    Auf  seine  Aeaseerungea  über  die  Bhetorik 
bezieht  sich  Philod.  ebendae.  IV,  74  (=-  Epik.  Fr.  49). 
466)  La.  Di.  25.    S.  über  ihn  Usener  S.  410. 

466)  Plut.  Col.  17.  1117  ß.  C  (=  Epik.  Fr.  141). 

467)  "Oti  xttTor  tä  tdiv  alXav  tpilocotpmv  ÖOffucta  ovÖh  ^^v  iati,  Plut. 
Col.  1.  1107 D.E,  vgl.  n.  p.  suav.  1.  1086 CD. 

468)  Maorob.  Somn.  Scip.  I,  2,  Sfil 

469)  V.  H.*  VI,  96—105.  112—120.  Letztere  wird  in  eraterer  citirt 
f.  103.    üebngens  vgl.  A.  456. 

469 1>)  Plut.  Col.  32.  1126  A.  itQog  UvtidmQOV  ^  Bimva  yQUipnp.  Vgl. 
A.  395»>.  433,' 

470)  Plnt.  n.  'p.  suav.  2.  1086  E  (=»  Epik.  Fr.  237).  —  S.  über  ihn 
noch  A«  128,  Philod.  ksqI  n9C(fQria.  Fr.  9,  die  Briefe  des  Epik,  an  ihn 
Fr.  140—142  (nebst  Usener  S.  846,  1  ff.)  und  das  mathmassliche  Bruch* 
stück  b.  Plut  Col.  27.  1122  D  (Usener  zu  S.  279,  21). 

471)  Cic,  N.  D.  I,  83,  98.  scüo  .  .  .  Sermone  et  ÄtHcoi  sie  war,  wenn 
dies  richtig  ist,  also  wohl  eine  bessere  Stilistin  als  Epikuros  selbst.  Vgl. 
Plin.  N.  H.  Praef.  §.  29.  Theoros  (Theodoros?)  malte  sie  cogiUmtem,  Plin. 
N.  H.  XXXV.  §.  144,  der  §.  99  noch  ein  anderes  Gemälde  von  Aristeides 
erwähnt,  s.  Brunn  Gesch.  d.  gr.  Künstler  II.  S.  255.  Da  indessen  Plut. 
Col.  7.  1110  C  das  zweite  Buch  des  Epikuros  selber  (Fr.  29.  80)  n^g  Seo- 
ip(faat99  anführt,  so  nimmt  Usener  S.  408.  411  an,  dass  diese  seine 
Streitschrift  von  Anderen  ihr  beigelegt  wurde.  Vgl.  auch  Epik.  Fr.  140 
und  die  Bruchstücke  (143—145)  seiner  Briefe  (La.  Di.  6)  an  sie. 

472)  La.  Di.  25.   Siarab.  XIU.  589. 


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104         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfle  des  2.  Jahrh. 

Freundin  Themista*'^,  wird  gleichfalls  zu  den  bedeutenderen 
Schülern  desselben  gezählt*'*).  Auch  ist  uns  eine  Schrift  von 
ihm*'*)  bekannt. 

Herodotos;  an  welchen  Epikuros  den  schon  erwähnten 
Lehrbrief  schrieb,  scheint  späterhin  wenigstens  th eilweise  von 
diesem  seinem  Lehrmeister*'^)  abgefallen  zu  sein:  zum  Mindesten 
stellte  er  in  seiner  Schrift  über  dessen  Ephebie  das  legitime 
Bürgerrecht  desselben  in  Abrede*''). 

lieber  Ariston  s.  A.  388.  456,  über  Idomeneus  C.  21*'^). 


473)  La.  Di.  5,  s.  über  sie  A.  410  und  über  seine  Kebse  Mammarion 
A.  411.    L.  and  Themista  hatten  einen  Sohn  Epiknros  (La.  Di.  26). 

474)  La.  Di.  26.  Plut.  Col.  3.  1108  E.  slg  xmv  in  änQOv  'Emnovgov 
(ict^tav.    VgL  Philod.  de  morte  Col.  XXIII. 

476)  Plnt.  a.  a.  0.  fügt  hinza:  ngog  AvK6q>Q0vcc  ygavpavi  es  folgt  ein 
Bruchstück  über  die  Ehrfurcht  des  Epikuros  gegen  Demokritos. 

476)  La.  Di.  6  (««  Epik.  Fr.  124).  dUä  %al  'l8o(tBvia  xal  'HqoÖoxov 
%al  Ttno%i^dt7iv  tovg  i%nvata  avrov  t«  HQV(pta  notTjoavtag  iy^KOfiiM^Biv 
(^EninovQov  Isyovai)  xal  noXanevstv  avro  tovto. 

477)  La.  Di.  4.  fii7  slvoci  ts  yvriaCmg  datov,  mg  TiiioxQoctrjg  qyrjal  xal 
'HQodotog  iv  tm  nsgl  'EnmovQOv  iq>Yjßsiag,  Hiemach  ist  Usener  S.  408 
zu  berichtigen. 

478)  Von  unmittelbaren  Schülern  des  Epikuros  kennen  wir  noch  mehrere 
mit  Namen:  Anaxarchos  und  Apelles  (?  s.  Epik.  Fr.  116  f.),  Aegeus 
und  Diodoros  (?  s.  Epik.  Fr.  177),  Eudemos  (Epik.  Fr.  196.  Philod. 
V.  H.«  I,  117  u.  b.  Usener  S.  136),  Charmides  (Epik.  Fr.  170),  der  zu- 
gleich ein  Freund  des  Arkesilaos  war  (Cio.  Fin.  V,  31,  94),  Hegesianax 
und  Phyrson  (Epik.  Fr.  120.  167—169),  wahrscheinlich  aus  Eolophon 
(s.  Usener  S.  407),  Söhne  des  Dositheos  (an  welchen  letztem  das  Trost- 
schreiben des  Epik,  über  den  frühen  Tod  des  Hegesianax  Fr.  120  gerichtet 
ist;  ausserdem  s.  A.  433),  Hippokieides  (s.  A.  486),  Etesippos  (s.  A.  461 
und  Epik.  Fr.  184),  Magnes  (?  s.  A.  446),  Matron  (Epik^  Fr.  99  bei 
Philod.  de  piet.  V.  H«.  H,  107.  p.  126  Gomp.  u.  Fr.  176,  s.  Gomperz 
Herm.  Y.  S.  394),  Menoekeus  (s,  oben),  Mithres  den  Syrer,  eiuen  Be- 
amten des  Lysimachos  (La.  Di  11,  102.  X,  4  «>  Epik.  Fr.  148.  Plut.  n.  p. 
suav.  16.  1097  B.  Col  33.  1126  E.F  »  Epik.  Fr.  194.  Philod.  ügayfiatsiai 
V.  H.*  I,  126.  127.  129  =  Epik.  Fr,  149—161.  102,  auch  neQl  nlovtov 
V.  H.*  HI,  Col.  V,  s.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  1866.  S.  694,  ausserdem  s. 
A.  433;  Briefe  des  Epikuros  an  ihn  Fr.  148—161;  vgl.  Düning  S.  11  f. 
Usener  S.  413),  Myi,  seinen  im  Testament  (La.  Di.  21)  mit  zwei  anderen 
seiner  Diener  und  vermuthlich  gleichfalls  Anhänger  Nikias  und  Lykon 
freigelassenen  Sklaven  (La.  Di.  3.  10.  Epik.  Fr.  196  b.  Philod.  JZ^ay/t». 
V.  H.*  I,  119  und  Fr.  162—166  aus  Briefen  an  ihn.  Gell.  II,  18,  8.  Macrob. 
Sat  I,  11,  42.  Usener  S.  413),  Nikanor  (Epik.  Test.  b.  La.  Di.  20), 
Pythokles,  einen  der  jungem,  den  Epikuros  und  seine  älteren  Schüler 
besonders  feierten  (Briefe  des  Epik.  Fr.  161—166,  vgL  Fr.  136  b.  Stob. 


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6.  Epikureer.    HerodotOB.  Ariston.  Idomenens.  Timokrates.        105 

Timokrates  aus  Lampsakos,  Bruder  des  Metrodoros*'^), 
entzweite  sich  später  mit  seinem  Lehrer  Epikuros^  gegen  den  er 
eine  Schmähschrift  EvfpQavxa  voll  theils  wahrer^  theils  aber  auch 
gröblich  erlogener  Anschuldigungen  abfasste^.  Ob  schon  vor 
ihr  die  Streitschriften,  welche  er  mit  Metrodoros  wechselte*®^), 
und  die,  welche  Epikuros  selbst  gegen  ihn  erliess*^),  zu  Tage 
getreten  waren  oder*®^)  erst  später  zu  Tage  traten,  wissen  wir 
nicht;  näher  aber  liegt  doch  wohl  die  erstere  Annahme,  der- 
gestalt, dass  dieser  reizbare*®'**),  durch  alle  jene  voraufgegangenen 
Reibungen  aufs  Aeusserste  erbitterte  Mann  sich  endlich  zu  jenen 
masslosen  Ungebührlichkeiten  und  Verleumdungen  hinreissen 
liess*^).  Noch  erfahren  wir,  dass  Epikuros  eigne  Sendboten  an 
ihn  nach  Asien  schickte,  welche  ihn  ausschelten  und  von  dem 


Flor.  XVII,  24,  des  Metrod.,  8.  A.  448,  ausserdem  s.  A.  411.  437.  453.  461), 
auch  wobl  Menestratos  nnd  den  Athener  Timarchos  (Metrod.  Fr.  III. 
IV  b.  Clem.  Str.  V.  614  A.B  u.  Plut.  Col.  ni7B,  vgl  A.  421»>.  Usener 
S.  418),  nnd  vermnthlich  gehörten  za  ihnen  auch  seine  beiden  Erben  nnd 
Testamentsvollstrecker,  Timokrates  ans  dem  Demos  Potamos  nnd  Amy* 
nomachos  (La.  Di.  16  ff.  üsener  S.  400.  418).  üeber  Eurylochos 
s.  A.  503,  auch  397  ^  433. 

479)  La.  Di.  23.    Cic.  N.  D.  I,  38,  93.    Usener  S.  418 f. 

480)  La.  Di.  6—8,  vgl;  4.  5. 

481)  Prokl.  in  Hes.  Op.  284  (=  Plut.  Fr.  VII  Dübn.).  T./üoic^arijy  xal 
MriZQodaQOV  xovg  'Em^pVQS^ovg  d9sl€povg  ovxag  xal  nQoaxgovovxag  dXXriXoig 
Movvai  xaT*  dXliiXmv  ^vy/dufificcta.    Ausserdem  s.  A.  448.  449.  450. 

482)  S.  A.  433.   Cic.  a.  a.  0.   totis  volumintbuB, 

483)  Wie  dies  Dfining  S.  24  und  Usener  S.  419  ohne  Weiteres  an- 
nehmen. 

483^)  Metrodoros  warf  ihm  auch  seinen  Zorn  gegen  ihren  ältsten 
Bruder  Aktorides  vor,  Philod.  de  ir.  Col.  XII.  p.  48  Gomp.  Ausserdem  s. 
Philod.  ng^l  nuQifria.  Col.  XX. 

484)  Der  eigentliche  Streitpunkt  war,  dass  T.  nicht  lediglich  den 
Sinnengennss  oder,  wie  Metrodoros  (Fr.  VII  b.  Ath.  VH.  280 a.  XII.  546  f. 
Fr.  VIII  b.  Cic.  N.  D.  I,  40,  113.  Fr.  VI.  XI.  XIIL  XVII  b.  Plut.  n.  p. 
Euay.  3.  16.  1087  D.  1098 CD.  Col.  31.  1125 D)  in  seiner  drastischen  Weise 
unbesonnen  genug  (s.  Zeller  S.  444.  A.  3)  sich  ausdrückte,  den  Bauch 
als  Quelle  und  Mass  aller  Lust  und  damit  alles  Guten  anerkennen  wollte. 
Anders,  aber  gewiss  nicht  richtig,  fasst  Düning  S.  22  f.  die  Sache  auf. 
Die  spöttische  Anrede,  welche  Metrod.  Fr.  VI.  VII  dem  T.  giebt,  a  q>vaiO' 
I6yt,  scheint  zu  beweisen,  dass  letzterer  selbst  sich  mit  besonderer  Emphase 
«0,  mithin  als  Naturforscher  bezeichnet  hatte:  yiell eicht  entsprang  also 
diese  seine  Abweichung  von  Epikuros  aus  einem  noch  engeren  Anschlüsse 
an  Demokritos,  als  er  bei  Epikuros  selber  Statt  fand,  siehe  Hirzel 
S.  165  ff. 


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106         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Hofe  des  Königs,  bei  welchem  er  sich  aufhielt,  vertreiben  sollten*^**). 
Es  war  dies  vermuthlich  der  letzte  Versuch  den  Abtrünnigen 
zurückzuführen. 

Neokles  und  Aristobulos,  die  Brüder  des  Epikuros,  traten 
auch  als  Schriftsteller  auf*®^). 

Poly  Stratos,  der  Nachfolger  des  Her  marchos  *^^*'),  war  auch 
wohl  noch  ein  unmittelbarer  Schüler  des  Epikuros  gewesen*®^). 
Wir  besitzen  noch  seine  Schrift  Ttegl  aXoyov  xarafpgoviqöBCjg  und 
dürftige  Trümmer  einer  anderen  tvsqI  (piXoöoipiag^^^y 

Charikles  aus  unbekannter  Zeit  wird  einmal  als  ein  be- 
sonders vorzüglicher  Schriftsteller  erwähnt**'). 

Earneiskos,  ein  Epikureer  von  dorischem  Geblüt,  gleich- 
falls aus  ungewisser  Zeit,  aber  mindestens  nicht  später  als  Philo- 
demos*^'^),  schrieb  nach  ähnlichen  Vorbildern  des  Epikuros*^) 
eine  Lobrede  auf  seinen  Freund  Philistas,  von  welcher  wir  noch 
Reste  aus  dem  2.  Buch  besitzen*^®^). 

Dem  Polystratos  folgte  als  Schulhaupt  der  Epikureer  Diouy- 
sios  und  diesem  wieder  Basileides^^^),  von  denen  wir  aber 
weiter  Nichts  wissen. 


484^)  Plut.  Col.  32.  1126  C.  'EnixovQog  .  .  .  «&  'Aa^av  iiiusfins  xovg 
TiiiOHQccTBi  loi9oQ7iaonsvovs  xffl  T^$  ßaoiXi'Kfjg  i^eXstv  avXijg  xov  civd^iftonov. 
Usener  S.  319  vermuthet,  dass  dieser  König  LysimachoB  gewesen  sei 
(vgl.  A.  478).     Noch  s.  über  T.  A.  476.  ^ 

485)  Snid.  Neonlrjg  .  .  .  vnlff  tijs  iSiag  atgiaemg  n.  s.  A.  406. 
485  »>)  La.  Di.  26. 

486)  Val.  Max.  I,  8.  ext.  17.  Polystratus  et  Hippoclides  .  .  .  eiusdem 
praeccptoris  Epicuri  sectam  seaUi  etc. 

486 *>)  Jene  V.  H.»  IV,  bearbeitet  von  Gomper»  Hermes  XI.  1876. 
S.  399-421  (vgl.  Herrn.  XII.  S.  610 f.),  diese  V.  H.*  V,  196—200. 

487)  Philod.  V.  H.*  I,  142.  Fr.  18.  t6<v  yccgy  XaptxX£<a  x>/vofA«ir 
tmv  ßeXria<^tasy  fwxa  zriv  Eq  .  ,  .  (?)  xeXsvtrjv  avvtd^^yeis  iy^Syedm^ormv . 

487^)  Da  sich  in  den  herculaneischen  Bollen  keine  jüngeren  Schriften 
als  die  des  letzteren  finden.    Ueberdies  nennt  ihn  Philod.  V.  H.'  I,  118. 

488)  S.  A.  433.    Usener  S.  93. 

488»»)  V.  H.*  V,  182-196  (Pap.  1027).  Der  an  dem  Muster  des  Philistas 
erörterte  Gegenstand  scheint  die  Freundschaft  zu  sein.  Der  Name  ^iXiatag 
findet  sich,  wie  Comparetti  bemerkte,  auch  noch  in  vier  anderen  Rollen 
1096.  1110.  459.  1111  «  V.  H.*  VIII,  76—81.  108—118.  IX,  142—186. 
X,  185—201,  die  also  wohl  zu  demselben  Werk  gehören.  S,  Scott  a.  a.  0. 
S.  34. 

489)  La.  Di.  26. 


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6.  Epikureer,   Neokleö  u.  Aristob.  etc.    7.  Pyrronische  Schule.  Pyrron.    107 


7.  Die  ältere  pyrronische  Schule  tind  der  Demokriteer 
Nausiphanes  ^^). 

Pyrron  von  Elia,  der  Begründer  der  pyrronischen  Schule*^*), 
ward  etwa  zwischen  365  und  360  geboren  und  starb  etwa  zwischen 
275  und  270*^*).  Anfangs  Maler*^''),  schloss  er  sich  dann  dem 
Demokriteer  Anaxarchos  an  und  begleitete  mit  diesem  Alexandros 
den  Grossen  auf  dessen  Zögen  bis  nach  Indien*^')  und  lehrte 
endlich  später  in  seiner  Vaterstadt ^^).  Die  Geschichte  der  Litte- 
ratur  hat  indessen  an  ihm  keinen  Theil,  da  er  nichts  Schrift- 
liches hinterliess*^^). 

Nausiphanes  von  Teos*^)  horte  den  Pyrron*^,  und  als 
er  dann  selbst  später  den  Epikuros  unterrichtete*^^),  lernte  dieser 
aus  seinen  Schilderungen  jenen  Mann  dergestalt  bewundern,  dass 
er  immer  von  Neuem  nach  demselben  fragte^^).     Nausiphanes 


490)  Maccoli  The  greek  eceptics,  Lond.  1869.  Waddington  Pyrrhon 
et  le  pyrrhonisme,  Sdances  et  travanx  de  TAcad.  des  Sciences  mor.  et  pol. 
1876.  S.  85  ff.  406  ff.  646  ff.  Hirzel  Untersachnngen  z.  Cic.  ph.  Schrr.  111. 
Leipz.  1883.  8.  I)  Die  verschiedenen  Formen  des  Skepticismus  S.  1—260. 
Excarse  S.  493—532.  Natorp  Forschungen  zur  Geschichte  des  Erkenntniss- 
problems im  Alterthnm,  Berl.  1884.  8.  Brochard  Les  sceptiques  grecs, 
Par.  1887.  8.  (vgl.  die  Recc.  v.  Pappenheim  Berl.  ph.  Wochenschr.  VIII. 
1888.  Sp.  198—203  und  S.  Eeinach  Rev.  crit.  1888.  I.  S.  102—107,  ferner 
Natorp  Nene  Schriften  zur  Skepsis  im  Alterthnm,  Philos.  Monatsh.  XXVI. 
1890.  S.  61—68). 

491)  lieber  den  es  eine  zeitgenössische  Biographie  von  Antigonos  ans 
Karystos  gab  (La.  Di.  IX,  62.  Aristokl.  b.  Easeb.  P.  E.  XIV,  18,  26.  763a), 
vgl.  V.  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  8.  27 ff.  Soff. 

492)  Er  warde  nämlich  gegen  90  Jahre  alt,  (Antig.  b.)  La.  Di.  62. 
492  *>)  Dafür  bemft  sich  La.  Di.  61  auf  Apollodoros  (Fr.  94). 

498)  Dies  Letztere  beruht  freilich  nur  auf  Alex.  Polyh.  Fr.  146  b. 
La.  Di.  61. 

494)  La.  Dl  64.  109. 

495)  La.  Di.  Prooem.  16.  IX,  102.    Aristokl.  a.  a.  0.  §.  27.  763  b. 

496)  La.  Di.  IX,  69.    Vgl.  Usener  S.  413f. 

497)  Sex.  Math.  I,  2.  La.  Di.  69.  102:  angeblich  schon  als  junger 
Mensch  (La.  Di.  64),  dies  ist  aber,  wie  Wilamowitz  S.  37.  Anm.  zeigt, 
chronologisch  unmöglich,  da  es  nach  dem  Obigen  (A.  493)  nicht  vor  322 
geschehen  sein  kann,  Epikuros  aber  um  310  sicher  nicht  mehr  Schüler 
des  N.  war  (s.  A.  401—403).  Wenigstens  müsste  also  N.  ungemein  jung 
seinerseits  als  Lehrer  aufgetreten  sein. 

498)  S.  A.  397.  397^  416.  416^ 

499)  La.  Di.  64. 


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108         Zweites  Gapitel.    Phüosopliie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

selber  schätzte  indessen  an  Pyrron  vorzugsweise  dessen  Gemüths- 
Stimmung^  den  unerschütterlichen  philosophischen  Gleichmuth, 
und  nicht  so  sehr  dessen  skeptische  Lehre *^^^),  war  und  blieb 
vielmehr  ein  Anhänger  der  Philosophie  des  Demokritos^^),  zu 
deren  Verbreitung  er  nicht  wenig  beigetragen  hat,  namentlich 
auch  durch  die  uns  allein  von  ihm  bekannte  logische  oder  viel- 
mehr erkenntnisstheoretische  Schrift,  welche  „der  Dreifuss'* 
{TQ£jtovs)  betitelt  war^^).  Denn  sie  soll  nicht  bloss  von  Epi- 
kuros  in  seiner  eignen  entsprechenden,  wie  bemerkt,  erheblich 
ausgebeutet  worden  sein  und  gab  jedenfalls  das  Vorbild  für 
diese  ^^,  sondern  auch  die  empirischen  Aerzte  schlössen  sich  an 
diese  inductive  Logik  an^*^). 

So  zahlreich  aber  die  sonstigen  Schüler  des  Pyrron^*)  auch 


499^)  S.  indessen  La.  Di.  102. 

600)  La.  Di.  64.  ifpacns  ,  .  .  ylv^c^ai  Sblv  r^g  jttav  diad'iöstog  trjg  IIvq- 
QtavhCoVj  tmv  dl  Xoyoav  t£v  savtov.  Freilich  schätzte  auch  Pyrron  selbst 
den  Demokritos  sehr  hoch,  La.  Di.  64. 

601)  Nach  theilweisem  Vorgang  von  Gassendi  erklärt  Hirzel  I. 
S.  132 f.  A.  1  diesen  Titel  so:  der  Dreifuss  ist  zunächst  überhaupt  Symbol 
der  Wahrheit,  N.  stellte  aber  wohl  genauer  drei  Principien  der  Erkenntniss, 
die  also  auf  drei  Füssen  steht,  gleich  Demokritos  auf,  die  Wahrnehmung 
für  die  Erscheinungen,  den  Verstand  für  das  Wesen,  Lust  und  Unlust  für 
das  Praktische  oder  das  Nützliche  und  Schädliche,  so  wie  denn  auch  der 
Kavav  des  Demokritos  drei  Bücher  hatte  (La.  Di.  IX,  47,  vgL  ten  Brink 
Philologus  XXIX.  8.  613  ff.) 

602)  Ariston  b.  La.  Di.  X,  14,  s.  A.  466.  Timokr.  ebend.  %al  iv  rar; 
intä  xal  TQidnovxa  ßvßloig  zaig  neql  (pvoeag  zä  nlsiata  xavtd  ^tsy  Uysiv 
xal  dvtiyffdfpEiv  iv  avtaig  aHoig  te  xal  NavaifpdvBi  x.  t.  X.  (=3  Epik.  Fr.  93), 
wovon  so  viel  richtig  sein  wird,  dass  Epikuros  auch  in  den  kanonischen 
Partien  von  nBql  (pvcemg  den  Tq^novg  stark  benutzte  und  zum  Dank  dafür 
den  N.  heruntermachte.  —  N.  erscheint  auch  bei  Philod.  de  rhet.  V.  H.* 
MI,  68.  V,  128.  142  und  vielleicht  VII,  46.  Col.  IV,  4  v.  u.  (s.  Gomperz 
Z.  f.  d.  ö.  G.  1872.  S.  32). 

602^)  (Pseudo-)Galen.  Hypotyp.  empir.  c.  11.  p.  63,  18  Bonnet.  ov  fia 
Ai*  iQtoxmv  tov  did  tQimv  loyov  mansQ  SBqanCoiv  ovSh  xqinovv  ätniBq 
rXavuiag.  VgL  C.  24.  A.  248.  292.  üeber  die  Lehr  Wirksamkeit  des  N.  s« 
Sex.  a.  a.  0.  nollovg  yccQ  tmv  vioav  avvBix^  nal  xav  (ladi'jiLdxav  cnovdaüog 
insitBlBito^  (idliaxa  d^  (ritoginijs.  Vgl.  die  Invective  eines  unbekannten 
Schriftstellers  gegen  die  Epikureer  V.  H.*  IV,  206.  nqog  xov  J7i(io%Qit<^Biyov 
NavoKpdvriv  diaiuixovxai  .  .  .  xov  &'  avxav  'idofiBvia  fia^r^v  nuQBiadyov- 
civ  X.  r.  X,  (s.  Usener  S.  414). 

503)  Als  die  bedeutendsten  werden  bei  La.  Di.  68  f.  ausser  Timon, 
Hekataeos,  Nausiphanes  noch  die  von  Timon  in  den  Sillen  (Fr.  LXIIf.) 
verherrlichten  Philon  yo;»  AÜ^en  und  Eurylochos  dargestellt;  ob  letzterer 


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7.  Pjrrronische  Schule.    Nausiphanes,  Timon.  109 

waren,  so  hat  doch   fOr   uns  ausser  Hekataeos  aus  Abdera^^^) 
nur  noch  Timon  Bedeutung. 

Timon«^^)  von  PhUus«^«),  Sohn  des  Timarchos^^,  erblickte 
etwa  zwischen  320  und  315  das  Licht  der  Welt*^®*).  Einäugig 
geboren*^^,  war  er  zuerst  Ghortänzer,  offenbar  im  Dienst  einer 
Schauspielertruppe ^^^),  dann  begab  er  sich,  dieser  Beschäftigung 
überdrüssig,  nach  Megara  und  hörte  dort  den  Stilpon,  kehrte 
hierauf  in  seine  Heimat  zurück  und  verheirathete  sich.  Nach 
seiner  eignen  Darstellung  traf  er  dann  zufallig  beim  Tempel  des 


der  Yor  Meirodoros  und  Epikoros  gestorbene  und  von  diesem  dann  in 
einer  eignen  Lobschrift  (s.  A.  483,  vgl.  A.  435)  gepriesene  war,  erscheint 
mir  trotz  des  Interesses  Yon  Epikuros  an  Pyrron  (s.  A.  499)  nnd  trotz  Epik. 
Fr.  128  (s.  A.  397^)  nicht  so  nnzweifelhaft,  als  üsener  S.  407  es  darstellt. 
Ich  möchte  doch  lieber  an  einen  gleichnamigen  Schüler  des  Gargettiers 
denken.  Zweifelhaft  ist  auch,  ob  Numenios  (La.  DL  102,  ygl.  68)  wirk- 
lich unmittelbarer  Schüler  des  Pyrron  oder  ein  späterer  Skeptiker  war, 
s.  Zell  er  I1I^  1.  S.  483.  A.  4:  allzu  künstlich  scheint  mir  die  Combination 
von  Wilamowitz  S.  32.  A.  8. 
604)  S.  C.  11. 

506)  Wachs muth  Sillographomm  Graecomm  reliquiae,  Leipz.  1885.  8. 
(1.  Aufl.  De  Timone  sillographo  ceterisque  sillogpraphis  Graecis,  Leipz. 
1859.  8.).  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  31  ff.  41  ff.  321,  vgl.  Epist.  ad  Maass. 
S.  154.  Die  Biographie  bei  La.  Di;  IX,  109—116  scheint,  wie  Wilamo- 
witz bemerkt,  wörtlich  (s.  109.  6  naq'  rj(imv)  aus  einem  erat  nach  Sex. 
£mp.  und  Saturninus  (s.  116,  ygl.  Anm.  541)  lebenden  Skeptiker  (Empiriker) 
abgeschrieben  zu  sein.  Der  Versuch  von  Wachs  muth  S.  31  ff.  vielmehr 
die  Sache  dadurch  zu  erklären,  dass  er  den  Diog.  selbst  zu  einem  Empiriker 
macht,  scheitert  daran,  dass  letzterer  allem  Anscheine  nach  nirgends  den 
Aniig.  y.  Kar.  (und  auch  wohl  den  Sotion  nicht)  unmittelbar  benutzt 
hat  Dagegen  hat  m.  E.  in  Bezug  auf  die  Zusammensetzung  der  Biographie 
Wachs  muth  wirklick  Wilamowitz  berichtigt.  Die  Hauptmasse  (109 — 
113.  lydsxaTGo)  stammt  aus  der  Einleitung  von  dem  Commentar  des  skepti- 
schen Grammatikers  Apollonides  von  Nikaea  i^us  der  Zeit  des  Tiberins  zu 
den  Sillen,  welcher  dabei  die  Lebensbeschreibung  von  Antigenes  aus  Earybtos 
und  die  Juidoxai  des  Sotion  verwerthet  hatte;  dann  folgen  zwei  Nachtrage, 
der  eine  aus  Antigonos  (112.  o  d^  ovv  —  114.  itai^nv  xoiavta)^  der  andere 
vermuthlich  aus  Sotion.  Die  kurzen  Notizen  bei  Aristokl.  a.  a.  0.  §.  28. 
763  c  (bis  fpiXoootpYicavxai  oder  ygaipag).  §.  14  f.  760  d  ff.  mit  Sillenbruch- 
stücken  gehen  auch  hier  (s.  Anm.  491)  auf  Antig.  zurück,  s.  Wilamowitz 
S.  27  f.  Wachsmuth  S.  9,  vgL  S.  34 £, 

606)  La.  Di  109.  Aristokl  a.  a.  0.  Suid.  Tifitov.  Steph.  v.  Byz..*i*ovff. 

507)  La.  Di.  109.         508)  S.  A.  622.  623.  537. 

609)  La.  Di.  112.  114:  gegen  den  Zweifel  von  Wilamowitz  S.  31 
s.  Wachsmuth  S.  10.  Anm.  1. 

510)  La.  Di.  109.   Aristokl.  §.  15.  761  b.  §.  28.  763  c. 


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110         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Amphiaraos  mit  dem  greisen  Pjrron  zusammen,  welcher  auf  der 
Reise  nach  den  Pythien  begriffen  war^^'),  und  ward  so  mächtig 
von  demselben  angezogen ,  dass  er  sich  mit  seinem  Weibe  nach 
Elis  begab,  dort  blieb,  bis  seine  beiden  Sohne  geboren  waren, 
und  der  treueste  Schüler  des  Pyrron  ward"*).  Darauf  aber  trat 
er,  durch  Mangel  an  Unterhalt  gezwungen,  mit  Zuröcklassung 
seiner  Familie  als  fahrender  Litterat  und  Wanderlehrer  in  den 
Städten  am  Hellespontos  und  in  der  Propontis  auf,  machte  mit 
seinen  Vorträgen  besonders  in  Chalkedon  Glück,  kam  ohne 
Zweifel  bei  dieser  Gelegenheit  mit  dem  Tragiker  Homeros  in 
dessen  Vaterstadt  Byzantion  in  nähere  Verbindung ^^'),  besuchte 
vielleicht^^*)  auch  Alexandreia  und  jedenfalls  wohl  den  make- 
donischen Hof  bald  nach  der  Thronbesteigung  des  Antigonos 
Gonatas  276,  wo  er  den  Dichter  Aratos  in  Bezug  auf  dessen 
Plan  den  Homeros  herauszugeben  vor  der  jüngst  erschienenen 
Ausgabe  des  Zenodotos   mit  ihren   vielfach  willkürlichen  Text- 

611)  Timon  erzählte  dies  im  Python  (Aristokl.  §.  14.  760  d.e,  vgl.  La. 
Di.  64.  76.  106),  und  zwar  iv  otg  ngog  Uv^atva  öis^siaiVj  so  tlass  entweder 
der  genauere  Titel  dieser  Schrift  ngog  Uvd'avcc  oder,  wie  Wilamowitz 
S.  38.  Ann),  und  Wachsmuih  S.  28 f.  wohl  richtiger  annehmen,  dieselbe 
ein  Dialog  zwischen  Timon  und  Python  war.  Wilamowitz  denkt  an  das 
Heiligthnm  des  Amphiaraos  in  Oropos,  Wachsmuth  S.  11.  Anm.  6  richtig 
vielmehr  an  das  in  Phlius  (Paus.  II,  13,  6,  7). 

612)  La.  Di.  109  f.  Von  dem  älteren  Sohne  wird  hier  berichtet:  Sav^ov 
ii€ttlsas  xal  laxQinriv  iSlda^e  xal  SidSoxov  toü  ßtov  xatiUnsv,  o  dl  illoyi- 
fiog  i}v,  mg  xol  EtßxCmv  iv  tm  tvdstiäta}  q)7jatv.  Die  Verbindong  der  empiri- 
schen Aerzte  mit  dem  Skepticismus  rührt  also  schon  von  diesem  Xanthos 
her,  von  Timon  selbst  auch  dann  nicht,  wenn  idiSa^B  bedeutet,  dass  er 
selber  erstem  in  der  Arzneikunde  unterrichtete,  denn  dann  war  Timon 
Arzt  in  Phlius,  bevor  er  Skeptiker  wurde  und  nach  Elis  ging.  Aber  iSida^e 
kann  ebenso  gut  heissen  „Hess  ihn  unterrichten",  wie  Zell  er  IIP,  1.  S.  483. 
A.  2  richtig  bemerkt,  den  Wachsmuth  S.  12.  A.  2  und  Andere  bestritten, 
aber  nicht  wiederlegt  haben.    Die  Sache  muss  also  dahingestellt  bleiben. 

613)  La.  Di.  113.  ^stsSidov  dl  rmv  rgayaSimv  'AXf^dvdQO)  xal  'Ofii^Qco 
(vgl.  Anm.  616.  627.  580  und  C.  10.  A.  16).  Wilamowitz  S.  156. 

514)  Mit  Sicherheit  folgt  dies  nämlich  weder  aus  La.  Di.  110.  iyvooad^rj 
dl  xal  *Avtiy6vm  xA  fctaiXzt  xorl  IltoXBfKx^cp  ^tlädilcpco,  mg  avtog  iv  rotg 
Idfißoig  {'ivSalfioCg  Wilam.,  s.  A.  630)  avtm  fcaprvpet,  noch  ist  es  schlechter- 
dings nothwendig,  dass  der  Spott  über  die  „  Philosophenvoliere  *^  {tccXagov) 
in  der,  mit  Athenaeos  zu  reden,  Menagerie  {ndvccyQOp)  des  alexandrinischen 
Museions  (Fr.  LX  b.  Ath.  L  22  d,  s.  Anm.  526)  auf  eigner  Anschauung 
beruht.  Da  indessen  Timons  eigner  Aufenthalt  bei  Antigonos  fast  zweifellos 
erscheint  (s.  Anm.  616),  so  liegt  es  näher  nach  dieser  Analogie  die  erstere 
Stelle  auch  auf  persönlichen  Verkehr  bei  Philadelphos  zu  deuten. 


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7.  Pyrronische  Schule.    Timon.  111 

änderungen  warnte  ^^),  und  knüpfte  entweder  hier  oder  schon 
vorher  in  Alexandreia  oder  an  beiden  Orten  noch  mit  einem 
dritten  Dichter,  dem  Aetoler  Alexandros,  ein  näheres  Verhaltniss 
an^^^).  Nachdem  er  sich  nun  in  dieser  Thätigkeit  ein  Vermögen 
erworben  hatte**'),  siedelte  er,  und  zwar  somit  spater  als  276, 
nach  Athen  über,  wo  er  mit  kurzer  Unterbrechung  durch  einen 
Aufenthalt  in  Theben**^)  sein  übriges  Leben  zubrachte**^).  Er 
überlebte  noch  den  Arkesilaos^^^),  welchen  er  nur  als  einen  halben 
Skeptiker  gelten  liess  und  in  diesem  Sinne  vielfach  neckte^^'), 
erreichte  gleich  Pyrron  fast  90  Jahre***)  und  starb  etwa  zwischen 
230  und  225***).  Die  Zahl  seiner  Schüler  war  nicht  gering,  ob- 
gleich er  „nach  Art  der  Skythen  fliehend  auf  sie  Jagd  machte"***). 
Gleich  Pyrron  war  er  ein  Freund  der  Einsamkeit  und  ländlichen 
Ruhe:  bei  Geräusch  im  Hause  konnte  er  nicht  arbeiten***).  An 
Gleichgültigkeit  des  Gemüths  nahm  er  es  nicht  minder  mit  Pyrron 


516)  La.  Di.  118.  (paal  d^  nal^jlQatov  nv&iaQ'ai  a^xov  n&t  ri^y  *Ojiii{^ov 
noirjciv  da€paXfi  xriftfairo»  t6v  Sl  bImsiv^  bI  toig  d^xtcioiQ  dvtiyQaqtoig  iv- 
TVfxdvoi  %oX  fM>7j  toig  ^dij  9ta(f9'a}(iivoi£.  S.  Wilamowitz  S.  43.  Aniu. 
(der  dabei  freilich  auch  noch  an  die  des  Rhianos  denkt,  s.  dagegen  C.  14. 
A.  141).  Vgl.  C.  12.  A.  16.  22^  Vergeblich  müht  sich  Wachsmnth 
S.  17  f.  nm  die  Möglichkeit  einer  anderen  Erklärung  ab.  Dass  die  Aus- 
gabe des  Zenodotos  zwischen  276  und  274  schon  ezistirte,  ist  nnn  aber 
bereite  überraschend  genug,  daher  geht  es  nicht  an  ihr  Erscheinen  noch 
weiter  zurückzulegen,  wie  man  Ihun  müsste,  um  Wachsmuths  Annahme 
(S.  13),  Timon  sei  schon  einige  Zeit  vor  276  nach  Athen  übergesiedelt, 
und  damals  und  dort  habe  dies  Gespräch  mit  Araios  sich  ereignet,  haltbar 
zu  finden.  Und  wenn  Wachsmuth  S.  17f.  den  von  Usener  Rhein.  Mus. 
XXIX.  S.  43  und  Wilamowitz  behaupteten  Aufenthalt  des  Timon  am 
makedonischen  Hofe  für  einen  Irrthum  erklärt,  so  hat  er  nicht  bedacht, 
dass  die  Bekanntschaft  desselben  mit  Alexandros  dem  Aetoler  doch  nur 
entweder  von  dort  oder  von  Alexandreia  stammen  kann,  s.  Suse  mihi 
Anal.  Alex.  U.  8.  XV  ff. 

616)  S.  A.  613.  617)  La.  Di.  110.   Steph.  v.  Bjz.  miovg. 

618)  La.  Di.  110.  116.  619)  La.  Di.  110. 

620)  S.  A.  629.  637.  621)  La.  Di.  114.  116. 

622)  La.  Di.  112.  628)  S.  A.  637. 

524)  Hieronymos  v.  Rhod.  b.  La.  Di.  112. 

626)  La.  Di.  113.  Seine  Lebensweise  war  äusserst  massig:  er  früh- 
stückte nicht,  La.  Di.  114.  Noch  Wilamowitz  S.  42.  Anm.  glaubt  auf 
Grund  von  La.  Di.  110.  Ath.  X.  438  a.  (Ael.  V.  H.  II,  41.  p.  36,  2  ff.  Horcher), 
dass  er  trotzdem  auch  einen  guten  Trunk  vertragen  konnte.  Aber  Wachs- 
muth S.  14.  19  zeigt,  dass  aus  Ath.  gerade  das  Gegentheil  für  ihn  wie 
für  Lakydes  hervorgeht  und  ändert  bei  La.  Dl  110  mit  Recht  ffdonotr^g  in 
(piXonoiTitr^g^  wie  der  Zusammenhang  fordert. 


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112         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

auf,  so  dass  er  seine  Gedichte  ungeordnet  und  vernachlässigt 
umherliegen  liess^  bis  die  Mäuse  sie  frassen^'^).  Und  doch  war 
er  ein  poetisch  hochbegabter  Mann^  welcher  auch  den  beiden 
tragischen  Dichtern  Homeros  von  Byzantion  und  Älexandros  dem 
Aetoler  bei  ihren  Tragödien  half^  indem  er  ihnen  Pläne  und 
Stoffe  an  die  Hand  gab^'^,  ja  vielleicht  solche,  die  er  bereits 
selbst  zu  bearbeiten  angefangen  hatte ,  zur  weiteren  Ausführung 
überliess^^^).  Namentlich  aber  hatte  er  eine  starke  satirische 
Ader.  Weit  bekannter  daher  als  seine  prosaischen  Schriften  ^'^) 
war  wenigstens  ein  Theil  seiner  poetischen^^,  namentlich   die 


626)  La.  Di.  119.  Als  er  eioinal  dem  Bhetor  Zopyros  (von  Elazomenae, 
s.  G.  35.  A.  62)  aus  einem  derselben  vorlas,  ,,fand  er  den  abgerissenen  An- 
fang beim  Aufwickeln  der  Rolle*',  ebenda  114,  s.  wiederum  C.  35.  A.  58, 
ferner  Wachsmuth  S.  15.  Wilamowitz  S.  48.  Aom.  Wie  aber  Wila- 
mowitz  S.  167  ans  dieser  Gleichgültigkeit  nnd  yoUends  ans  seinem  nicht 
ganz  unberechtigten  Urtheil  über  die  Qewalteamkeiten  der  Homerkritik  des 
Zenodotos  (s.  Anm.  515)  schliessen  kann,  dass  er  überhaupt  von  der  neuen 
Poesie  nicht  viel  gehalten  habe,  verstehe  ich  nicht,  nnd  der  A.  514  und 
schon  C.  1.  A.  20  erwähnte  Spott  über  die  „Voliere**  (tdlaqov)  des  alezan- 
drinischen  Museions  Fr.  LX  ist  nicht  gegen  die  dortigen  „Hofpoeten*', 
sondern  gegen  andere  seltene  Hühner,  welche  in  demselben  gefüttert  wurden, 
nämlich  die  dort  pensionirten  Philosophen  gerichtet,  wie  Wachsmuth 
S.  181  ff.  ausser  Zweifel  gesetzt  hat,  vgl.  Snsemihl  a.  a.  0.  S.  XVI.  A.  79. 

527)  La.  Di.  112.  tpiloyQafifJi^xxog  ts  %al  ror^  noii^tatg  (uvQ'&vg  ygccipai 
tnavbg  xcrl  dgäfiata  avvStattd'ivai,  fistsdiäov  x.  t.  Z.  (s.  Anm.  513).  Vgl. 
Wachsmuth  S.  18  f. 

628)  S.  A.  530. 

529)  Ausser  dem  Python  (s.  Anm.  511)  werden  noch  andere  erwähnt: 
nsQl  aladiqasoav  La.  Di.  105,  iiQog  tovg  q>vaiiiovg  Sex.  Math.  III,  j2.  Viel- 
leicht aus  einem  dritten  Buche  stammt  was  Aristokl.  a.  a.  0.  XIV ,  18, 
2—4.  758  c.  d  ausführlicher,  La.  Di.  102.  107  kürzer  berichtet.  Während 
er  den  Arkesilaos  auch  nach  dessen  Tode  (wie  bei  dessen  Lebzeiten,  s. 
Anm.  521)  in  den  Sillen  nicht  schonte  (vgl.  Anm.  537),  verherrlichte  er  ihn 
dagegen,  gleichfalls  nachdem  er  gestorben  war,  und  zwar  wohl  bald  her- 
nach zu  Ehren  der  verwandten  Denkart  in  dem  Ilsqidsinvov  'AgHscddov 
(La.  Di.  115),  offenbar  in  Nachahmung  von  des  Speusippos  IJBQiÖBLnvov 
nidtcovog^  ob  aber  in  Prosa  oder  in  Versen,  steht  dahin,  s.  Wachsmuth 
S.  29  f. 

530)  Das  summarische  Register  bei  La.  Di.  110  xal  yäg  noiriiucta  avvi- 
yQccq>e  xal  ^nrj  %al  xQccyipdücg  xal  cavvQOvg  [xal  dgäfiota  xio/tttxa  rgiccnovra 
zä  d\  TQayiTicc  s^rinovtd],  aMovg  ts  xal  ntval^ovg.  (pigstai  9'  avtov  xal 
Titttaloyddrjv  ßißUa  [ttg  inav  xBhovta  iAVQiu9ag  Ovo]  ist  aus  Antig.  v.  K. 
entnommen  mit  Zusatz  der  eingeklammerten  Worte  ans  Sotion  (bei  welchem 
die  Zeilenzahl  sich  vermuthlich  auf  die  gesammten  Werke,  nicht  bloss  die 
prosaischen  bezog,  s.  Wachsmuth  S.  27  f.),  so  dass  in  Wahrheit  die  60 


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7.  Pyrronißclie  Schule.    Timoü.  113 

Sillen^  ausser  denen  er  auch  noch  Elegien,  Epen^^^)  und*'*)  kinä- 
dologische  Dichtungen  verfasste.  In  elegischer  Form  waren  die 
„Vorstellungen^'  oder  vielleicht  richtiger  „Phantasiegebilde''  (jTv- 
daX(ioi)  gedichtet;  von  denen  uns  noch  ein  paar  wichtige  Bruch- 
stücke geblieben  sind*^).  Seinen  eigentlichen  Ruhm  aber  ver- 
dankt er  jenen  Sillen  {Uikkoi),  nach  welchen  er  der  Sillograph 
genannt  zu  werden  pflegte***).  Es  war  eine  mit  Geist  und  Witz 
geschriebene  Satire  auf  die  früheren  und  gleichzeitigen  Philo- 
sophen, ein  parodisches  Epos  in  Hexametern,  in  welchem  nicht 
bloss  zahlreiche  homerische  und  nur  homerische  Verse  in  paro- 
discher  Umbildung  verwandt  wurden,  sondern  dessen  Ganzes  auch 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach*'"*)  eine  parodische  Nachahmung 
der  homerischen  Nekyia  darstellte,  dergestalt  dass  in  ihr  Timon 
selbst  die  Rolle  des  Odysseus,  Xenophanes  aber  die  des  Teiresias 
hatte.  Im  ersten  Buche  erzählte  und  beschrieb  Timon  sein 
Hinabsteigen  in  den  Hades  und  den  Redewettkampf,  welchen  die 
dort  von  ihm  erblickten  Schatten  der  bisher  verstorbenen  Philo- 

tragiächen  Dramen  mit  den  Tragödien  und  die  80  komischen  mit  den 
aaxvQot  einerlei  sind,  s.  Wachsmuth  S.  19 ff.  Wilamowitz  S.  83.  42. 
Anm.  Sicher  waren  die  Tragödien  gleich  den  kynischen  nicht  zur  Auf- 
führung bestimmt,  vielleicht  zum  Theil  nur  Skizzen,  welche  er,  wie  bemerkt, 
möglicherweise  anderen  Dichtem  äsur  weiteren  Ausarbeitung  überlassen  hatte, 
die  üdtvqoi.  oder  Komödien  vollends  wohl  blosse  komische  Mimen  oder 
Dialoge,  vielleicht  einerlei  mit  den  nur  einmal  La.  Di.  110  erwähnten 
taftpoiy  wenn  anders  (s.  Anm.  514)  dort  diese  überlieferte  Lesart  richtig  ist, 
s.  Wachsmuth  S.  24—26. 

531)  Wenn  anders  nicht  unter  den  inrj  in  jenem  Register,  in  welchem 
die  Elegien  mit  zu  den  inrj  gerechnet  zu  sein  scheinen,  bloss  die  'lvdaliio£ 
zu  verstehen  sind.    Vgl.  Wachsmuth  S.  20 f. 

582)  Gleich  seinem  Freunde  Alexandres,  s.  C.  4.  A.  82. 

588)  Qesammelt  bei  Wachsmuth  S.  21  ff.  Ueber  den  Plan  und  Zweck 
dieses  Werkes  s.  Hirzel  IIL  S.  46  ff.  mit  den  Berichtigungen  von  Natorp 
S.  289 f.  und  Wachsmuth  a.  a.  0.  Es  war  eine  Art  Dialog  zwischen 
Timon  und  Pyrron  oder  vielmehr  eine  Beantwortung  der  Anfrage  des  ersteren, 
-wie  letzterer  zu  seiner  wunderbaren  Seelenruhe  gelangt  sei,  durch  diesen 
letzteren.  Ueber  die  homerischen  Anklänge  und  neuen  Wortbildungen  in 
diesen  Bruchstücken  s.  Wachsmuth  S.  24.  Ueber  den  Titel  s.  auch 
Brochard  S.  85. 

584)  Ath.  I.  22  d.  Aristokl.  a.  a.  0.  §.  28.  763  c.  Prokl.  z.  Plat.  Parm.  IV. 
p.  28.  58  Gous.,  z.  Plat.  Tim.  p.  1.  Suid.  aiXXaivai.  —  ÜClXog  bedeutet  eigent- 
lich „Augenverdreher",  daher  „Spötter"  und  auch  „Spötterei",  s.  Wachs- 
muth S.  5  f.  —  Ein  paar  kritische  und  erklärende  Beiträge  zu  den  Bruch- 
stücken giebt  Eaibel  Sententiarum  lib.  IV,  Herrn.  XXIL  1887.   S.  512  f. 

535)  Wachsmuth  S.  39 ff. 
SosBiiiHL,  grioch.-alex.  Litt.-Gosoh.   I.  8 


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114         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

sophen  mit  Ausnahme  des  Xenophanes  halten,  und  welcher  end- 
lich durch  den  Schatten  des  Pyrron  zur  Ruhe  gebracht  wird. 
Im  zweiten  liess  er  sodann  den  des  Xenophanes  auftreten,  mit 
welchem  &t  aidoi  Ton  ds  sb  unterredei,  nnkiD  »  &ag)ty  Xeno- 
phanes ihm  aber  antwortend  Bericht  giebt  im  zweiten  Buch 
über  die  früheren,  im  dritten  über  die  gleichzeitigen  Philosophen, 
welche  jetzt  den  Hades  bewohnen  ^^).  Im  Epilog  scheint  dann 
endlich  umgekehrt  Timon  dem  Xenophanes  über  die  noch  leben- 
den kurze  Auskunft  gegeben  zu  haben.  Ans  dieser  ganzen  Ein- 
kleidung folgt  denn,  dass  das  Gedicht  erst  nach  dem  Tode  des 
Ueberläufers  Dionysios,  des  Arkesilaos  und  des  Kleanthes^^^ 
im  hohen  Alter  des  Dichters  verfasst  und  wohl  sein  letztes  Werk 
war.  Dem  Xenophanes  gab  er  jene  Rolle  in  demselben  ohne 
Zweifel  aus  einem  doppelten  Grunde,  einmal  weil  die  Satire  vor- 
wiegend gegen  die  Dogmatiker  sich  richtet^'®)  und  Xenophanes, 
ohne  Skeptiker  zu  sein,  doch  wenigstens  die  UnvoUkommenheit 
der  menschliehen  Erkenntniss  sehr  stark  betonte,  und  sodann 
weil  auch  er  schon  polemisch-satirische  Gedichte  in  Hexametern 
zum  Theil  mit  Parodie  homerischer  Verse  gegen  Homeros,  He- 
siodos,  Epimenides,  Thaies,  Pythagoras  geschrieben  hatte.  Andere 
und  spätere  Vorläufer  hatte  Timon  an  Erates  und  Bion,  ja  von 
ersterem  entnahm  er  die  Form  der  Nekyia  selber^^^),  aber  die 
eigentliche  Ausgestaltung  eines  solchen  kunstvoll  angelegten 
polemisch-parodischen  Epos  scheint  doch  sein  eigenstes  Werk"^). 


686)  Apollonid.  b.  La.  Di.  111.  tmv  dh  aClktov  xQia  hxlv^  iv  otg  mg  av 
c%enTi%6g  äv  navtag  XotSagst  xol  aillaivBi  tovg  doyfuctiHovg  iv  nagcadiag 
stdst,  iv  To  filv  ngatov  avtodti^yrjxov  ^%6i  t^v  ^Qfirivsiav,  to  91  devzBQOv 
xocl  xqIxov  iv  diaXoyov  axT](iaxi.,  tpaCvBxai  yovv  avanqlvmv  ISsvofpavri  xov 
Kolofpciviov  nsQl  iyidaxaiv^  o  dl  avxm  dirjyovfisvog  icity  %al  iv  ßlv  xm  Ssv- 
xsQco  neql  xmv  dgxeitoxiQCDVj  iv  dh  xm  xqlxqi  mgi  x&v  vaxsQtDV,  od'Bv  dti 
€tvx6  xivsg  xal  inlloyov  iniyQutpccv,  x6  Sh  UQtäxov  xavxa  nzqiixn  ngäynata^ 
nXfiv  Ott  (lovonQuaamog  iaxiv.     Wachsmnth  S.  86—48. 

637)  Fr.  LIX.  b.  Ath.  VII.  281  d.  Fr.  XVI.  XVII  bei  La.  Di.  IV,  38 
(vgl  La.  Di.  IX,  116,  s.  Anm.  629).  Fr.  XXIll  b.  La.  Di.  VII,  170.  Timon 
lebte  also  noch  nach  281.  Ob  Ariston  von  Chios  in  den  Siilen  als  Schatten 
oder  im  Epilog  als  Lebender  vorkam,  lässt  sich  aus  Ath.  VI.  251  b.  c 
(Fr.  LXIV)  nicht  abnehmen,  vgl  Anm.  248.  244. 

588)  Freilich  bekam  anch  der  „halbe"  Skeptiker  Arkesilaos  und  wohl 
auch  Protagoras  (Fr.  X  b.  La.  Di.  IX,  52)  sein  Theil  ab. 

539)  Sicherlich  kannte  er  anch  die  des  Einädendichters  Sotades  und 
vielleicht  anch  schon  die  des  Menippos,  s.  Wachsmnth  S.  40  f.  78  if. 

540)  Sotion  verfasste  auch  eine  Special schrift  über  die  Siilen  (Ath.  VIII. 


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7.  Pyrronische  Schale.    Timon.  115 

So  grossen  Zulauf  nun  aber  auch  Timons  Vorträge  gehabt 
hatten^  und  obwohl  sein  Anhang  ohne  Zweifel  mit  seinem  Tode 
nicht  ausstarb;  eine  eigentliche  Schule  bildete  er  nicht  ^^),  w^ig- 
stens  nicht  in  Athen.  Wer  dort  dem  Skepticismus  zuneigte, 
wandte  sich  lieber  zu  der  Akademie  des  Arkesilaos,  gegen  welchen, 

336  d,  vgl.  C.  19.  A.  30),  vermuthlich  aber  ohne  Biographie,  so  dass  Apollonides 
in  seinem  Commentar  yiehnehr,  wie  gesagt,  die  in  den  Jiaöoxocl  benutzte, 
s.  Anm.  506.  Laert.  Diog.  und  Aristokl.  citiren  die  Sillen  nur  aus  mittel- 
baren Quellen,  vielleicht  auch  Sex.  Emp.,  aber  Athenaeos  hat  sie  noch 
selbst  gelesen.    S.  Wachsmuth  S.  31—35. 

541)  Selbst  Skeptiker  gaben  dies  zu.  Einer  von  ihnen  Meuodotos  (im 
2.  Jahrh.  n.  Chr.)  bezeugte,  dass  Timon  keinen  Nachfolger  hatte,  sondern 
die  Schule  eine  Unterbrechung  erfuhr,  bis  sie  durch  Ptolemaeos  von 
Eyrene  erneuert  ward,  La.  Di.  115  (s.  C.  32.  A.  483).  Gegen  Haas  De 
philosophorum  scepticorum  successionibus,  Würzburg  1875.  8.  s.  üb.  diese 
St.  Zell  er  S.  483.  A.  2.  Wenn  Sotion  und  nach  ihm  Hippobotos  (ebend.) 
von  vier  Schdiem  des  Timon,  nämlich  Dioskurides  von  Kypros,  Niko- 
lochoB  von  Rhodos,  Euphranor  von  Seleukeia  und  Praylos  aus  Troas 
denen  sie  füglich  noch  seinen  eignen  Sohn  Xanthos  hätten  beigesellen 
können  (s.  A.  5 12),  wussten,  so  steht  dies  nicht  im  Mindesten  hiemit  in 
Widerspruch.  S.  Zeller  III*,  2.  S.  2.  A.  1.  Daran  schliesst  sich  nun  aber 
116  eine  Diadocbenliste,  die  mit  Euphranor  beginnt  und  erst  mit  Satur- 
ninus,  einem  Schüler  des  Sex.  Emp.,  endet.  Nach  dieser  Liste  soll  nun 
jener  Ptolemaeos  schon  Schüler  von  Euphranors  Schüler  Eubulos  von 
Alexandreia  gewesen  sein,  was  aber,  auch  wenn  man  Aenesidemos,  den 
Schüler  von  Ptolemaeos  Schüler  Herakleides,  wirklich  schon  um  80  v.  Chr., 
was  sich  G.  32.  A.  498.  499  als  unrichtig  ergeben  wird,  zu  setzen  hätte, 
chronologisch  nicht  möglich  ist,  s.  Natorp  S.  65  f.  Denn  es  kommen  auf 
diese  Weise,  was  Hirzel  III.  S.  2.  A.  2  nicht  beachtet  hat,  vom  Tode  des 
Timon  bis  auf  den  des  Aenesidemos  auf  etwa  200  Jahre  nur  4  Generationen. 
Mithin  war  Eubulos  entweder  nicht  Lehrer  des  Ptolemaeos  oder  aber  nicht 
Schüler  des  Eubulos  oder  endlich  Eubulos  nicht  Schüler  des  Euphranor. 
Die  Liste  hat  also  im  Anfang  mindestens  ein  Glied  zu  wenig  und  bestätigt 
somit  in  Wahrheit  nur  die  Angabe  des  Menodotos.  unter  diesen  Umständen 
bleibt  es  eine  völlig  unsichere  Berechnung  von  Haas  S.  22,  dass  Ptole- 
maeos ein  Zeitgenosse  des  Karneades  gewesen  sei.  Unter  den  längst  aus- 
gestorbenen Secten  wird  neben  denen  des  Chiers  Ariston  und  des  Herillos 
(s.  Anm.  241.  252)  bei  Cicero  wiederholt  (nach  Karneades)  die  des  Pyrron 
genannt:  Fin.  II,  11,  35.  tarn  diu  äbtecti,  13,  43.  tarn  pridem  contra  eos 
desüum  est  disputari,  V,  8,  23.  explosae  eiectaeque  sententiae  Pyrronis  etc. 
Tusc.  V,  30,  86.  evantterunt.  Off.  I,  2,  6.  tarn  pridem  explosa  sententia. 
Und  wenn  es  auch  Fin.  II,  18,  43  nur  von  Herillos  heisst  post  .  .  .  Chry- 
sippum  non  sane  est  disputatum,  so  wird  ja  doch  die  scharfe  Polemik  des 
Chrysippos  ebenso  gut  den  Aristoneem  verderblich  und  wird  es  also  wohl 
auch  den  mit  beiden  in  allen  diesen  Nachrichten  verbundenen  Pyrroneem 
geworden  sein,  s.  Hirzel  S.  If.  Anm. 

8* 


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116         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

wie  gesagt,  schon  Timon  seine  Eifersucht  nicht  yerbehlt  hatte. 
Es  ist  möglich^  dass  sich  der  Pyrronismus  im  Stillen  namentlich 
in  Alexandreia,  zum  Theil  imter  den  Aerzten  fortpflanzte"'). 
Eine  wirklich  nennenswerthe  Erneuerung  ward  ihm  erst  durch 
Aenesidemos  zu  Theil.  Wenn  man  übrigens  das  Yerhältniss 
bedenkt;  in  welchem  Timon  zu  Aratos  gestanden  hatte,  so  wird 
man  wobl  vermuthen  dürfen,  dass  aus  einer  Schrift  von  dem 
Schüler  des  ersteren  Euphranor  aus  Seleukeia  eine  Nachricht 
stammt^  welche  über  einen  Bruder  des  letzteren  Athenodoros  aus 
Euphranor  angeführt  wird^). 

8.   Die  Akademiker"^). 

Polemon,  Sohn  des  Philostratus "'^),  aus  dem  Demos  Oea"^^), 
einer  reichen  Familie  angehörig "^*'),  führte  in  seiner  Jugend  ein 
überaus  zügelloses  Leben  und  ward  von  seiner  Frau  wegen  Pä- 
derastie verklagt,  änderte  sich  aber  vollständig,  nachdem  er 
Schüler  des  Xenokrates  geworden  war^^**),  und  hielt  von  da  ab 


542)  Dies  ist  das  Aensserste,  was  man  Hirzel  a.  a.  0.  S.  2  f.  Anm. 
zugeben  kann,  insofern  Enbulos  aus  Alexandreia,  Ptolemaeos  aus  dem  be- 
nachbarten Eyrene  war  und  auch  Aenesidemos  in  Alexandreia  wirkte. 

643)  S.  C.  10.   A.  39.  48. 

544)  Von  Polemon  und  Erantor  ist  eine  Biographie  des  Antigonos  von 
Karystos  darch  La.  Di.  IV,  17.  22  bezeugt,  vgl.  jetzt  auch  Philod.  Ind. 
Acad.  Col.  Q  bei  Gomperz  Die  herkulanische  Biographie  des  Polemon, 
in  den  Pbilos.  Aufss.  Zeller  gewidmet,  Leipzig  1887.  8.  S.  147.  Aber 
Wilamowitz  S.  45  ff.  hat  nachgewiesen,  dass  nicht  bloss  hier,  sondern 
auch  bei  Erates  und  Arkesilaos  der  Haoptstock  der  Darstellung  des  La.  Di. 
nnd  des  Anonymus  Herculanensis  im  Index  der  Akademiker  (Vol.  Herc. 
Coli.  IL  T.  L  f.  162—197,  s.  bes.  die  Bearbeitung  von  Buche  1er,  Greifs w. 
1869  mit  den  sehr  wesentlichen  Ergänzungen  von  Gomperz  a.  a.  0.),  d.  fa. 
wahrscheinlich  des  Philodemos,  mittelbar  auf  denselben  Antigonos  zarück- 
geht,  indem  der  UDbekannte,  am  Ende  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  lebende  Bio- 
graph der  Akademiker,  welchen  Philodemos  auszog,  und  welcher  für  jene 
vier  Akademiker  anch  die  mittelbare  Quelle  des  La.  Di.  und  mindestens  in 
einzelnen  Stücken  hier  durch  andere  Mittelglieder  wohl  auch  des  Numenios 
(s.  Euseb.  P.  E.  XIV,  5,  12  ff.  729c  ff.)  war,  vorwiegend,  wenn  auch  nicht 
ausschliesslich  fCLr  die  Biographie  jener  vier  Männer  ihn  benutzt  hatte,  s. 
A.  665  o. 

546)  La.  Di.  IV,  16.    Philod.  Col.  XU  bei  Gomperz  8.  144. 

545^)  La.  Di.  ebendas. 

545 <^)  Sein  Vater  züchtete  Wagenpferde,  Antig.  v.  E.  b.  La.  Di.  17. 
Philod.  a.  a.  0. 

545'*)  Vermuthlich  in  seinem  30.  Jahre,  denn  Antig.  v.  E.  b.  Ath.  II,  44  e 


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8.  Akademiker.    Polemon.  117 

nicht  bloss  mit  unerschütterlicher  Treue  an  diesem  fest^  sondern 
entwickelte  auch  in  seinem  späteren  Leben  die  schönste  Ruhe 
und  Würde  und  einen  unerschütterlichen,  zum  Theil  etwas  über- 
triebenen Gleichmuth,  von  welchem  verschiedene  Züge  erzahlt 
werden"^®).  Er  folgte  diesem  seinem  Lehrer  314/3  in  der  Lei- 
tung der  akademischen  Genossenschaft**^')  bis  zu  seinem  Ol. 
126,  1  =  276/5  oder  Ol.  127,  3  =  270  in  hohem  Alter  erfolgten 
Tode  ^^8).  Zurückgezogen  von  allem  Weltgetümmel  und  politischen 
Treiben,  lebte  er  mit  den  Seinen  auf  dem  von  Piaton  der  Gesell- 
schaft vermachten  Grundstück,  wo  diese  sich  Hütten  zum  Auf- 
enthalt bauten  ^*^),  eng  verbunden  namentlich  mit  Krates,  welcher 
mit  ihm  zusammen  wohnte '^**),  sein  Nachfolger  ward  und  sich 
endlich  auch  mit  ihm  in  demselben  Bejgräbniss  beisetzen  liess***^), 
und   mit  Kjrantor    und   Arkesilaos,   die    wiederum  ihrerseits  zu- 


sagt, dass  er  von  diesem  ab  nur  Wasser  getrunken  habe.  Die  anmuthige 
Geschichte  freilich,  wie  er  in  der  Trunkenheit  durch  einen  von  ihm  an- 
gehörten Vortrag  des  Xenokrates  bekehrt  sein  soll  (La.  Di.  16.  Phiiod. 
CoL  Xm.  Weiteres  b.  Zell  er  II*,  1.  S.  994.  A.  1)  stammt  nicht  allein  nicht 
aus  Antigonos,  sondern  ist  auch  nngeschichtlich ,  s.  Wilamowitz  S.  66  f. 
üeber  P/s  Bewunderung  des  Xenokrates  aber  s.  (Antig.  b.)  La.  Di.  19. 
Phiiod.  CoL  XV,  41  ff.  bei  Gomperz  S.  146  f. 

645«)  (Antig.  v.  K.  b.)  La.  Di.  16  ff.  Phiiod.  Col.  XII  f.  bei  Gomperz 
S.  144  f.    Vgl  Plut.  coh.  ira  14.  462  D. 

6460  L^  l>i-  1^-  16* 

646^  Phiiod.  Col.  Q.  b.  Gomperz  S.  147:  xor«  ^^donqdtT^v.  S.  G.  P. 
Unger  Attische  Archonten,  Philologus  Suppl.  V.  1886.  S.  699  f.  Euseb. 
Chron.  II.  p.  120.  121  Schöne  mit  einer  von  OL  126,  4  bis  128,  1  schwan- 
kenden Angabe.  itsXsvtrjas  d^  yriQatog  {d?7,  (Antig.  b.)  L.  D.  20.  Setzt 
man  seine  Geburt  nach  dem  Obigen  etwa  364,  so  ward  er  ungefähr  78  bis 
84  Jabre  alt.  Üeber  die  Todesart  s.  Wilamowitz  S.  47:  ,,Dem  Diogenes 
selbst  werden  wir  wohl  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  die  Hinzu- 
fügnng  der  Todesarten  zuweisen,  welche,  geschmückt  mit  einem  Epigramm, 
hier  wie  bei  den  älteren  Philosophen  auftreten.  Für  die  gröbste  Lüge,  des 
Arkesilaos  delirium  tremens,  ist  Hermippos  citirt  (46):  ihm  auch  des  Pole- 
mon Schwindsucht  (20),  des  Krantor  Wassersucht  (27),  des  Lykon  Podagra 
(V,  68)  zuzutheilen  ist  jedenfalls  das  Sicherste,  obwohl  dies  ja  Alles  an 
sich  allerdings  auch  passirt  sein  könnte**. 

546»^)  (Antig.  b.)  La.  DL  19.    Phiiod.  Col.  XIV,  12  ff.  28  ff.  86  ff. 

646 i)  Antig.  b.  La.  DL  22. 

646*0  (Antig.  b.)  La.  DL  21.  Nach  Phiiod.  CoL  S  scheint  es,  dass 
Polemon  vielmehr  in  der  yermuthlich  für  Erantor  und  Arkesilaos  in  Aus- 
sicht genommenen  (vgl.  La.  Di.  26)  gemeinsamen  Bogräbnissstätte  gleichfalls 
zu  ruhen  gewünscht  hatte,  s.  Gomperz  S.  147  f.  Warum  es  dazu,  wie  es 
sonach  scheint,  nicht  kam,  wissen  wir  nicht 


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116         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

wie  gesagt,  schon  Timon  seine  Eifersucht  nicht  verhehlt  hatte. 
Es  ist  möglich,  dass  sich  der  Pyrronismus  im  Stillen  namentlich 
in  Alexandreia,  zum  Theil  unter  den  Aerzten  fortpflanzte*^*). 
Eine  wirklich  nennenswerthe  Erneuerung  ward  ihm  erst  durch 
Aenesidemos  zu  Theil.  Wenn  man  übrigens  das  Yerhältniss 
bedenkt,  in  welchem  Timon  zu  Aratos  gestanden  hatte,  so  wird 
man  wohl  vermuthen  dürfen,  dass  aus  einer  Schrift  von  dem 
Schüler  des  ersteren  Euphranor  aus  Seleukeia  eine  Nachricht 
stammt^  welche  über  einen  Bruder  des  letzteren  Athenodoros  aus 
Euphranor  angeführt  wird"*). 

8.   Die  Akademiker"^). 

Polemon,  Sohn  des  Philostratus "'^),  aus  dem  Demos  Oea"^^), 
einer  reichen  Familie  angehörig"^*'),  führte  in  seiner  Jugend  ein 
überaus  zügelloses  Leben  und  ward  von  seiner  Frau  wegen  Pä- 
derastie verklagt,  änderte  sich  aber  vollständig,  nachdem  er 
Schüler  des  Xenokrates  geworden  war"^*^),  und  hielt  von  da  ab 


542)  Dies  ist  das  Aeusserste,  was  man  Hirzel  a.  a.  0.  S.  2  f.  Anm. 
zugeben  kann,  insofern  Enbulos  aas  Alexandreia ,  Ptolemaeos  aus  dem  be- 
nachbarten Eyrene  war  und  auch  Aenesidemos  in  Alexandreia  wirkte. 

643)  S.  C.  10.   A.  89.  48. 

544)  Von  Polemon  nnd  Erantor  ist  eine  Biographie  des  Antigonos  von 
Karystos  durch  La.  Di.  IV,  17.  22  bezeugt,  vgl.  jetzt  auch  Philod.  Ind. 
Acad.  Col.  Q  bei  Gomperz  Die  herkulanische  Biographie  des  Polemon, 
in  den  Philos.  Anfss.  Zell  er  gewidmet,  Leipzig  1887.  8.  S.  147.  Aber 
Wilamowitz  S.  45  ff.  hat  nachgewiesen,  dass  nicht  bloss  hier,  soodem 
auch  bei  Erates  nnd  Arkesilaos  der  Haoptstock  der  Darstellnng  des  La.  Di. 
nnd  des  Anonymus  Herculanensis  im  Ludex  der  Akademiker  (Vol.  Herc. 
Coli.  IL  T.  I.  f.  162—197,  s.  bes.  die  Bearbeitung  von  Bücheier,  öreifsw. 
1869  mit  den  sehr  wesentlichen  Ergänzungen  von  Gomperz  a.  a.  0.),  d.  h. 
wahrscheinlich  des  Phiiodemos,  mittelbar  auf  denselben  Antigonos  zurück- 
geht,  indem  der  unbekannte,  am  Ende  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  lebende  Bio- 
graph der  Akademiker,  welchen  Phiiodemos  auszog,  und  welcher  für  jene 
vier  Akademiker  auch  die  mittelbare  Quelle  des  La.  Di.  und  mindestens  in 
einzelnen  Stücken  hier  durch  andere  Mittelglieder  wohl  auch  des  Numenios 
(s.  Euseb.  P.  E.  XIV,  5,  12  ff.  729c  ff.)  war,  vorwiegend,  wenn  auch  nicht 
ausschliesslich  fOr  die  Biographie  jener  vier  Männer  ihn  benutzt  hatte,  s. 
A.  665«. 

546)  La.  Di.  IV,  16.    Philod.  Col.  XII  bei  Gomperz  8.  144. 

545^)  La.  Di.  ebendas. 

545«)  Sein  Vater  züchtete  Wagenpferde,  Antig.  v.  E.  b.  La.  Di.  17. 
Philod.  a.  a.  0. 

545 <i)  Vermuthlich  in  seinem  30.  Jahre,  denn  Antig.  v.  E.  b.  Ath.  II,  44  e 


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8.  Akademiker.    Polemon.  117 

nicht  bloss  mit  unerschütterlicher  Treue  an  diesem  fest^  sondern 
entwickelte  auch  in  seinem  späteren  Leben  die  schönste  Ruhe 
und  Würde  und  einen  unerschütterlichen,  zum  Theil  etwas  über- 
triebenen Gleichmuth,  von  welchem  verschiedene  Züge  erzahlt 
werden"^®).  Er  folgte  diesem  seinem  Lehrer  314/3  in  der  Lei- 
tung der  akademischen  Genossenschaft^^')  bis  zu  seinem  Ol. 
126,  1  =  276/5  oder  Ol.  127,  3  =  270  in  hohem  Alter  erfolgten 
Tode^^  8).  Zurückgezogen  von  allem  Weltgetümmel  und  politischen 
Treiben,  lebte  er  mit  den  Seinen  auf  dem  von  Piaton  der  Gesell- 
schaft vermachten  Grundstück,  wo  diese  sich  Hütten  zum  Auf- 
enthalt bauten ^*^),  eng  verbunden  namentlich  mit  Krates,  welcher 
mit  ihm  zusammen  wohnte  ^*^*),  sein  Nachfolger  ward  und  sich 
endlich  auch  mit  ihm  in  demselben  Begräbniss  beisetzen  liess**^^), 
und   mit  Exantor   und   Arkesilaos,   die    wiederum  ihrerseits  zu- 


sagt, dass  er  von  diesem  ab  nur  Wasser  getrunken  habe.  Die  anmuthige 
beschichte  freilich,  wie  er  in  der  Trunkenheit  durch  einen  yon  ihm  an- 
gehörten Vortrag  des  Xeuokrates  bekehrt  sein  soll  (La.  Di.  16.  Philod. 
CoL  Xm.  Weiteres  b.  Zell  er  II*,  1.  S.  994.  A.  1)  stammt  nicht  allein  nicht 
aus  Antigonos,  sondern  ist  auch  nngeschichtlich ,  s.  Wilamowitz  S.  65  f. 
Ueber  P.'s  Bewunderung  des  Xenokrates  aber  s.  (Antig.  b.)  La.  Di.  19. 
Philod.  CoL  XV,  41  ff.  bei  Gomperz  S.  146 f. 

646«)  (Antig.  v.  K.  b.)  La.  Di.  16  ff.  Philod.  CoL  XII  f.  bei  Gomperz 
S.  144  f.    VgL  Plut.  coh.  ira  14.  462  D. 

646*)  La.  Di.  14.  16. 

646^  Philod.  CoL  Q.  b.  Gomperz  S.  147:  natä  ^iXonQdxrjv.  S.  G.  P. 
Unger  Attische  Archonten,  Phüologus  SuppL  V.  1886.  S.  699  f.  Euseb. 
Chron.  II.  p.  120.  121  SchOne  mit  einer  yon  OL  126,  4  bis  128,  1  schwan- 
kenden Angabe,  itelsvtrias  Sl  yriqaLog  ^dij,  (Antig.  b.)  L.  D.  20.  Setzt 
man  seine  Geburt  nach  dem  Obigeii  etwa  364,  so  ward  er  ungefähr  78  bis 
84  Jahre  alt.  Ueber  die  Todesart  s.  Wilamowitz  S.  47:  ,,Dem  Diogenes 
selbst  werden  wir  wohl  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  die  Hinzu- 
fügung  der  Todesarten  zuweisen,  welche,  geschmückt  mit  einem  Epigramm, 
hier  wie  bei  den  älteren  Philosophen  auftreten.  Für  die  gröbste  Lüge,  des 
Arkesilaos  delirium  tremens,  ist  Hermippos  citirt  (46):  ihm  auch  des  Pole- 
mon Schwindsucht  (20),  des  Krantor  Wassersucht  (27),  des  Lykon  Podagra 
(V,  68)  zuzutheilen  ist  jedenfalls  das  Sicherste,  obwohl  dies  ja  Alles  an 
sich  allerdings  auch  passirt  sein  könnte**. 

546»^)  (Antig.  b.)  La.  Di.  19.    Philod.  CoL  XIV,  12  ff.  28  ff.  86  ff. 

646*)  Antig.  b.  La.  DL  22. 

646*^)  (Antig,  b.)  La.  Dl  21.  Nach  Philod.  CoL  S  scheint  es,  dass 
Polemon  vielmehr  in  der  vermuthlich  für  Erantor  und  Arkesilaos  in  Aus- 
sicht genommenen  (vgl.  La.  DL  26)  gemeinsamen  Begräbnissstätte  gleichfalls 
zu  ruhen  gewünscht  hatte,  s.  Gomperz  S.  147  f.  Warum  es  dazu,  wie  es 
sonach  scheint,  nicht  kam,  wissen  wir  nicht. 


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118         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

sammen wohnten ^^^).  Dennoch  stand  er  bei  den  Athenern  um 
seines  edlen  Charakters  willen  in  hoher  Achtung"*™).  Dabei 
wandte  er  sich  aber  bereits  entschieden  von  den  theoretischen 
Betrachtungen  ab  und  einer  blossen  ethischen  Popularphilosophie 
zu,  indem  er  mit  einer  gewissen  Annäherung  an  die  kynische 
Denkweise  so  weit  ging  zu  sagen,  man  müsse  sich  durch  Hand- 
lungen üben  und  nicht  im  Aufstellen  dialektischer  Fragen"*"), 
und  so  machte  denn  auch  er  selbst  hauptsächlich  durch  jene 
immer  gleichmässige  harmonische  Ruhe  seines  persönlichen  Auf- 
tretens Eindruck "*°).  Dem  entsprechend  schrieb  er  „über  das 
naturgemässe  Leben""* p).  Bei  alledem  ging  er  indessen  in  seiner 
Lehre  über  die  äusseren  Güter  nicht  bis  zu  den  Schroffheiten 
der  Eyniker  und  Stoiker  fQrt,  sondern  hielt  in  dieser  Beziehung 
an  den  Ansichten  des  Piaton  und  Xenokrates  fest"*^).  Weitere 
Schriften  von  ihm,  deren  Zahl   nicht  gering   war,   kennen  wir 

nicht.  "*0 

Krantor"^)  von  Soli,  ein  grosser  Bewunderer  des  Homeros 

und  Euripides"^^),  aber  auch  in  vielen  anderen  Dichtern  be- 
lesen"^**), verfasste  selbst  poetische  Versuche,    die   er   aber   in 


546  ^)  Antig.  bei  La.  Di.  22. 

645™)  (Antig.  b.)  La.  Di.  19.    Philod.  Col.  XIV,  25  ff. 

545»)  (Antig.  b.)  La.  Di.  18.    Philod.  CoL  XIV,  8  ff. 

545  <')  So  auf  Krantor  nach  dessen  eignem  Zengniss,  (Antig.  b.)  La. 
Di.  17.  vgl.  24.  Demgemäss  zeigte  er  denn  diese  Rnhe  nnd  Milde  (aaoXomos) 
auch  gerade  in  der  Disputation,  (Antig.  b.)  La.  Di.  18  ff.  Philod.  Col. 
XIV,  7  ff.,  jedoch  mit  dem  Zusatz  (La.  Di.  19):  iXlä  fi^if  ovds  na^iimv 
ilfys  TCQog  tag  ^iaetg,  fpacl^  nsgmatmv  dl  insxsfyet.  Dem  Arkesilaos  er- 
schienen ot  nsQl  Tlolifuova  wie  Gtötter  oder  Ueberreste  des  goldenen  Zeit- 
alters, (Antig.  b.)  La.  Di.  22.    Philod.  Col.  XV. 

545  P)  Clem.  Strom.  VII.  717  D.  tä  nsql  tov  xara  tpvaiv  ßiov  avv- 
tayfiara, 

545«)  Clem.  Strom.  11.  419  A.  Cic.  Fin.  11,  6,  14 f.  Weiteres  b.  Zeller 
U\  1.    S.  1045  f. 

545')  La.  Di.  20.  tuceva  avyyQCCfiata.  Suid.  UoX.  noXlä  (ilv  evviyqaipB 
ßißUa,  ovSlv  d'  avtov  (pigsrai.  Seine  Lieblingsdichter  waren  Sophokles 
namentlich  in  dessen  herberen  Partien,  und  Homeros,  (Antig.  b )  La.  Di  20 
Suid.  •      • 

646)  van  Bleeck  van  Bysewjk  De  Crantore  Solensi,  Amheim 
1837.  8.  (Leidener  Dissert.).  M.  H.  E.  Meier  De  Crantore  Solensi  (Halle 
1840.  4.),  Opusc.  II.  S.  268  —  288.  F.  Eajser  De  Crantore  Academico, 
Heidelb.  1841.  8. 

546^)  (Antig.  b.)  La.  Di.  26. 

546  <^)  Wie  die  Bruchstflcke  beweisen. 


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8.  Akademiker.    Krantor.  119 

milder  Form  vernichtete,  indem  er  sie  versiegelt  im  Athenetempel 
seiner  Vaterstadt  niederlegte^'),  vermuthlich ***'**)  schon  als  er 
dieselbe,  nachdem  er  bereits,  mid  zwar  wohl  wegen  eben  dieser 
poetischen  Begabung,  Bewunderung  in  ihr  gefunden  hatte  ^^), 
verliess,  um  sich  der  Philosophie  in  Athen  zu  ergeben,  wo  er 
bis  zu  seinem  Tode  blieb  ^^).  Er  hörte  hier  noch  mit  Polemon 
zusammen  den  Xenokrates^^),  kann  also  nicht  viel  jünger  als 
ersterer  gewesen  sein,  höchstens  etwa  10  Jahre ^^^).  Trotzdem 
blieb  er  nach  dem  Tode  des  Xenokrates  Polemons  Schüler,  an 
den  ihn  nach  seiner  eignen  Aussage^')  dessen  ruhiges  und  mildes 
Wesen  fesselte,  und  selbst  als  er  in  Folge  einer  Krankheit  sich 
in  das  Asklepieion  begab  und  hier  eine  Menge  Lernbegieriger, 
unter  denen  sich  auch  Arkesilaos  befand ^^),  in  der  irrigen 
Meinung,  er  sei  hieher  gegangen,  um  eine  eigne  Schule  zu  be- 
gründen, um  ihn  zusammenströmte,  wies  er  doch  ihr  Ansinnen 
zurück  und  führte  auch  den  Arkesilaos  der  Akademie  zu^**). 
Mit  diesem  und  in  zweiter  Linie  mit  Erates,  welche  mit  und 
bei  ihm  beide  ihren  gemeinsamen  Tisch  hatten  ^^^),  lebte  er  dann 
in  der  innigsten  Verbindung  und  hinterliess,  als  er  noch  vor 
Polemon  ^^  und  noch  nicht  im  Greisenalter  *^^  starb,  dem  Arkesilaos 

547)  (Antig.  b.)  La.  Di.  25.  Dennoch  haben  sich  (wohl  erst  ans  seiner 
späteren  Zeit)  „ein  paar  moralisohe  lamben  erhalten,  unbedeutend  gleich 
denen  des  Eleanthes'S  Stob.  Flor.  XCVI,  18.  XCVII,  6,  vgl.  Meineke 
F.  C.  G.  L  Praef.  S.  XL    Kayser  S.  55f.    Wilamowitz  S.  68.  Anm. 

547^)  So  Meier  a.  a.  0.  S.  266. 

548)  (Antig.  b.)  La.  Di  24.    Philod.  Col.  XVL 

549)  Cic.  Tu8C.  V,  87,  107. 

550)  Selbst  wenn  wirklich,  wie  Gomperz  S.  118  etwas  vorschnell  an- 
nimmt, der  Aosdruck  bei  La.  DL  24  Ssvongatovg  dt,rt%ovce  TloXi^vi,  avoxo- 
Xdiav  gegenüber  dem  bei  Philod.  Col.  XVI.  nQ&xov  nhv  SsvonQarovg  ^xovav, 
vatsQor  dh  (kitu  IloXiiimvog  iax6lat6v  nur  auf  Bechnnng  eines  „eilfertigen 
Excerpirens**  gesetzt  werden  müsste,  kann  doch  der  Sachverhalt  kein 
anderer  gewesen  sein. 

551)  Zeller  S.  994.  A  8.  Er  ward  also  spätestens  ungefähr  (siehe 
A.  5458)  844  geboren,  aber  auch  wohl  nicht  viel  früher. 

652)  S.  A  5450. 

553)  Der  widersprechende  Zusatz  bei  La.  DL  24  ^iXcav  vn  avxov 
av<iza^vui>  IloUfnovi  ist  ohne  Zweifel  wirklich  aus  eilfertigem  Excerpiren 
entstanden:  Antig.  wird  geschrieben  haben,  dass  Krantor  den  Arkesilaos 
dem  Polemon  zuführte. 

554)  (Antig.  b.)  La.  DL  24.  29,  vgl.  vorige  Anm. 

555)  Antig.  b.  La.  DL  22.        556)  (Antig.  b.)  La.  Di.  27. 

557)  Theaetet.  b.  La.  DL  25.  yiqqcos  fjXv^sv  ovzi  nqoca^   Hiernach  muss 


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120         Zweites  Gapitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

sein  bedeutendes  Vermögen  ^^).  Unter  seinen  Prosaschriften  von 
massigem  Umfang  ^^^)  sind  uns  zwei  bekannt^  sein  Gommentar 
zu  Piatons  Timaeos,  das  erste  Werk  dieser  Art^^^),  dessen  Ueber- 
reste^^^)  ihn  trotz  einzelner  von  ihm  begangener  Missgriflfe^^^) 
als  einen  Erklärer  von  Bedeutung  kennzeichnen,  und  seine  be- 
rühmte Trostschrift  (n:£Ql  nivd'ovs)  an  Hippokles  bei  dem  Tode 
von  dessen  Kindern  ^®^),  die  von  dem  Verfasser  des  pseudoplatoni- 
schen Axiochos^^),  dann  in  reichem  Masse  vpn  Cicero  in  seinem 
gleichfalls  nicht  erhaltenen  Trostschreiben  an  sich  selbst  nach 
dem  Verlust  seiner  Tochter  Tullia^^)  und  in  verschiedenen  Stellen 
des  ersten  und  dritten  Buchs  seiner  Tusculanen^^^)  und  von 
Plutarchos  oder  Pseudo-Plutarchos  in  dem  Trostschreiben  an 
Apollonios*^'^  benutzt  ist.     Der  Inhalt  war  indessen  nicht  be- 


sein  Tod  sogar  beträchtlich  früher  aU  derdesPolemon,  etwa  289,  spätestens 
285  erfolgt  sein,  s.  A.  551. 

658)  (Antig.  b.)  La.  Di.  26. 

669)  Von  ungefähr  30000  Zeilen,  La.  Di.  24.    Philod.  Col.  XVI,  12. 

660)  Prokl.  in  Tim.  24  A    o  ngcirog  tov  TlXarmvos  i^rjyTitfig  Kquvx(oq. 

661)  Bei  Prokl.  a.  a.  0.  und  Plnt.  de  an.  proer.,  gesammelt  von 
Bleeck  S.  99 ff.  und  von  Kayser  S.  18 ff. 

662)  So  hielt  er  Piatons  Märchen  von  der  Atlantis  für  geschichtlich, 
8.  Prokl.  a.  a.  0. 

668)  (Antig.  b.)  La.  Di.  27.  ^aw/iAcfJeTOft  dl  avtov  ßißXlov  fuiXuna  to 
nsgl  niifd'ovg.  Cic.  Acad.  11 ,  44,  185.  legimue  omnes  OrarUoria,  vetcria 
Äcademici,  de  luctu:  est  enim  non  magnus,  verum  aureolua  et,  tU  Tuberoni 
PanaetixM  praecipit,  ad  verhum  ediscendus  lihellus.  Plat.  Cons.  ad  Apoll. 
6.  104  C.  h  KgavTcaq  naga^ivd'ovfisvos  inl  tij  tciv  %b%v(ov  tiXivtri  xbv  'ixno- 
ulia.  Ausser  Bleeck  S.  84ff.  Kayser  S.  34  ff.  u.  Meier  s.  F.  Schneider 
De  Crantoris  libro,  qni  xbqI  nev^ovg  inscribitur,  Zeitschr.  f.  d.  Alter- 
thumsw.  1836.  S.  839 — 848.  Buresch  Consolationum  .  .  .  bist,  crit.,  Leipz. 
Stud.  IX.  1887.  S.  88—67. 

664)  Nicht  umgekehrt,  wie  Buresch  S.  61.  63  meint,  s.  A.  66. 

566)  Plin.  N.  H.  Praef.  §.  22.  in  ConsolcUione  fUiae  Crantorem,  in- 
quit,  sequor. 

666)  S.  die  Znsammenstellung  bei  Buresch  S.  96 ff.,  welcher  nach 
theilweisem  Vorgange  von  F.  Schneider  De  cons.  Cic.  (Heidelb.  1885.  8.) 
8.  30  meint,  dass  Cic.  hier  nicht  sowohl  den  E.  von  Neuem  als  vielmehr 
seine  eig^e  Consolatio  wieder  ausgeschrieben  habe.  Auch  Acad.  a.  a.  0., 
8.  Buresch  S.  47.  üebrigens  vgl.  C.  29.  A.  220  Heine  De  fontibus 
Tusculanarum  disp.,  Weimar  1863.  4.  S.  10 f.  Gercke  De  consolationibus, 
Tirocin.  philol.  Bonn.,  Berlin  1883.  S.  33.  39  ff.  63  f. 

667)  Wirklich  mit  Namensnennung  citirt  freilich  Plut.  seine  Vorlage 
nur  selten:  3.  6.  26.  27  —  102  D.  104  B.C.  114  C.  116  B.  Dass  aber  nicht 
überall,  wo  Cic.  und  Plut  übereinstimmen,  K.  benutzt  ist,  scheint,  wie 


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8.  Akademiker.    Erantor.  Eraies.  121 

sonders  originell,  wie  denn  überhaupt  Erantor  noch  mehr  als 
Polemon  sich  von  Schroffheiten  fern  hielt  und  daher  noch  enger 
und  treuer  sich  an  die  Moralphilosophie  des  Piaton  und  Xeno- 
krates  anschloss^.  Andrerseits  rechtfertigen  die  Bruchstöcke, 
besonders  ein  längeres  aus  einer  dritten  Schrift^^^)  das  uns  über 
seinen  Stil  überkommene  ürtheil*'®).  Wir  sehen,  dass  er  mit 
rednerischer  Anmuth  und  Fülle  schrieb,  aber  auch  nicht  ohne 
eine  gewisse  Gespreiztheit,  so  dass  er  seiner  Bewunderung  der 
gewählten  Schlichtheit  der  euripideischen  Ausdrucksweise  ^'^)  in 
seiner  eignen  Ausübung  wenig  treu  blieb. 

Krates,  Sohn  des  Antigenes,  aus  dem  Demos  Thria^'*) 
ward,  als  Demetrios  Poliorketes  287  aus  Makedonien  von  Pyrros 
vertrieben  war  und  nunmehr  Athen,  welches  unter  der  Leitung 
des  Olympiodoros  die  makedonische  Besatzung  verjagt  hatte,  be- 
lagerte, an  diesen  als  Gesandter  geschickt  und  benahm  sich  dabei 


Matthiä  Opusc.  S.  51  (vgl.  A.  65)  bemerkt,  darans  hervorzu geben ,  dass 
die  ähidiche  Stelle  bei  Cic.  Tnac.  I,  39,  93  nnd  Plut.  24.  113  E.F  nacb  der 
aasdracklicben  Angabe  des  ersteren  vielmehr  ans  Eallimachos  (Fr.  363) 
stammt.  Denn  der  Versncb  von  Bnrescb  S.  41  ff.  zn  zeigen,  dass  Ealli- 
macbos  ongeföbr  gleichaltrig  mit  K.  gewesen  sei  und  daber  fQglicb  von 
diesem  angefObrt  werden  konnte,  wird  wobl  Niemanden  überzeugen,  und 
wenn  es  ancb  nicht  geradezu  unmöglich  ist,  dass  E.  noch  lebte,  als  der 
jugendliche  Eallimacbos  um  290  oder  289  (s.  C.  10.  A.  10.  C.  18.  A.  4)  nacb 
Athen  kam,  dass  er  also  denselben  persönlich  kennen  lernte  nnd  daher  ein 
Gedicht  desselben  citirte,  vorausgesetzt,  dass  dies  Gedicht  schon  damals 
entstanden  und  nsgl  niv^ovg  nicht  lange  vor  dem  Tode  des  E.  geschrieben 
war,  so  ist  doch  eine  so  mühselige  Combination  äusserst  nnwahrscheinlich. 
Hieronymus  hat  in  seinem  Trostschreiben  an  Heliodoms  (£p.  LX)  trotz 
seiner  entgegengesetzten  Yersicherong  (c.  5.  p.  334  Yall.,  s.  C.  29.  A.  217) 
schwerlich  das  des  E.,  sondern  lediglich  das  des  Cicero  ausgebeutet, 
8.  Lübeck  Hieronymus  (Leipz.  1872).  S.  63  (vgl.  auch  A.  632),  ist  aber 
eben  desshalb  wichtig  nicht  bloss  für  die  Herstellung  des  letzteren,  sondern 
mittelbar  auch  des  ersteren,  s.  darüber  besonders  Bnrescb  S.  47  ff  Das 
Bruchstück  bei  Plut.  102  D.  Cic.  Tusc.  111,  6,  12  ist  aucb  von  Seneca  Cons. 
.  ad  Helv.  16,  1.   ad  Polyb.  17,  2  (vgl.  18,  5 f.)  benutzt,  s.  Eayser  S.  39  f. 

568)  S.  Zeller  S.  1047  ff. 

569)  Bei  Sex.  Math.  XI,  51—58.    Eayser  S.  49  ff. 

570)  dsivog  ovoftatoTcotflaai  (Antig.  b.)  La.  Di.  27,  worauf  einige  Belege 
gesuchter  Metaphern  folgen,  von  denen  eine  ein  Lob  des  theophrastischen 

•  Stils  enthält 

571)  (Antig.  b.)  La.  Di.  26.  Auch  diese  Bemerkung  Erantors  ist  aber 
nicht  ganz  originell,  sondern  stammt  beziehungsweise  von  Aristoteles  Rbet 
111,  2.  1404  b  24  f. 

572)  La.  Di.  21. 


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122         Zweites  CapiteL     Philosophie  bis.  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

so  klug,  dass  seine  Vorstellungen  wenigstens  mit  dazu  beitrugen 
den  Demetrios  zum  Abzüge  zu  bewegen,  wenn  dieser  auch  immer- 
hin noch  andere  Gründe  zu  demselben  gehabt  haben  mag^^^).  Es 
zeigte  sich  hierin  der  alte  athenische  Patriotismus  der  Akademie, 
denn  sicher  handelte  Erates  auch  hierin  in  voller  Ueberein- 
stimmung  mit  Polemon.  Offenbar  aber  lebte  er  sonach  überhaupt 
mehr  als  letzterer  in  ^Verbindung  mit  der  Welt,  und  so  gab  er 
denn  auch  seine  in  dieser  Angelegenheit  vor  der  Volksversamm- 
lung und  vor  Demetrios  gehaltnen  Reden  als  eine  Staatsschrift 
heraus^'*).  Ausser  ihr  und  seinen  philosophischen  Werken  ver- 
fasste  er  auch  eine  Schrift  über  die  Komödie*^***),  Er  ward, 
wie  gesagt,  276/5  oder  270  der  Nachfolger  seines  Lehrers  ^'^), 
kann  aber  die  Schule  nicht  lange  geleitet  haben,  da  sein  eigner 
Nachfolger  Arkesilaos,  dessen  eingreifende  Wirksamkeit  in  dieser 
Eigenschaft  gewiss  keine  sehr  kurze  war,  schon  241  starb. 

Arkesilaos  oder  Arkesilas^^^,  Sohn  des  Seuthes  oder^") 
Skythes,  aus  Pitane  in   Aeolis*''®)  wurde  etwa  315  geboren^'**'). 

57S)  Plut.  Demetr.  46.  vgl.  Pyrr.  12.  lustin.  XVI,  2.  Diese  ohne  allen 
Grund  bezweifelten  Nachrichten  hat  Wilamowitz  S.  207  ff.  wieder  in  ihr 
gutes  Recht  eingesetzt. 

574 a.b)  La.  Di.  23.  KQatfjg^  %a^ti  (priaiv  'AnoUodmgog  (Fr.  98) . . .,  natslixs 
ßipX^a  xä  filv  (piXoaofpovftsvUy  tä  dh  nsgl  ^afupdüxg,  xä  dh  loyovg  drifirjyo- 
Qi%ovg  %al  TCQsaßBvtmovg.  Aus  dieser  Staatsschiift  schöpfte,  wie  t.  Wilamo- 
witz richtig  bemerkt,  der  Gewährsmann  des  Plutarchos.  Unmittelbar 
hierauf  folgen  übrigens  die  A.  98  angef.  Worte,  in  denen  Arkesilaos  und 
(f&lschlich)  Bion  als  Söhüler  des  E.  bezeichnet  werden,  ebenso  wie  bei 
Phiiod.  Col.  XXI,  6  ff.  y.  u.  und  besonders  bei  Qomperz  S.  149  (vgl.  A.  96), 
wo  aber  noch  andere,  unbekannte  hinzugeffigt  sind,  deren  einer  Eumenes 
(von  Aspendos?)  hier  als  der  Verfasser  von  jcsqI  xmiMp&^g  erscheint.  Die 
schon  an  sich  m.  E.  nicht  sonderlich  wahrscheinlichen  Behauptungen  aber 
und  Vermuthungen  von  v.  Wilamowitz  Euripides  Herakles  I.  (Berlin  1889). 
S.  134.  A.  21,  nach  denen  Krates  und  Eukleides  beim  Anon.  de  com. 
No.  YUI  vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph.  und  Tzetzes  (s.  C.  26.  A.  54) 
nicht  der  Pergamener  und  ein  uns  sonst  unbekannter  Grammatiker,  sondern 
der  Athener  und  sein  8chüler  Eumenes  sein  und  schon  aus  dieser  Schrift 
der  Begriff  der  mittleren  Komödie  herrühren  soll,  waren  durch  die  gründ- 
liche Untersuchung  von  Consbruch  in  der  C.  12.  A.  33  angef.  Abh. 
(s.  wieder  C.  26.  A.  54),  wie  mir  scheint,  bereits  hinfällig  geworden,  bevor 
sie  noch  an  die  Oeffentlichkeit  traten.    Uebrigens  vgl.  C.  15.  A.  88^. 

575)  S.  A.  545«.  545  ^  und  La.  Di.  21. 

576)  Ge  ff  er  8  De  Arcesila,  Göttingen  1841.  4. 

577)  Nach  Apollod.  Fr.  99  b.  La.  Di.  28. 

578)  La.  Di.  28.    Strab.  XIII,  614. 

579)  S.  A.  595.  596. 


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8.  Akademiker.    Arkoailaos  oder  Arkesilas.  123 

Er  hatte  zwei  Brüder  von  väterlicher  und  zwei  von  mütterlicher 
Seite.  Der  altere  von  den  ersteren  Moereas,  sein  Vormund^  hatte 
ihn  zum  ßhetor  bestimmt,  während  seine  Neigung  ihn  schon 
frühzeitig  zur  Philosophie  hinzog,  und  so  half  ihm  der  ältere 
von  den  beiden  letzteren  Halbbrüdern  Pylades,  nachdem  er  den 
Astronomen  Autolykos  theils  zu  Hause,  theils  in  Sardes  gehört 
hatte  ^'^^),  von  Hause  fort,  und  zwar  zunächst  nach  Chios,  dann 
nach  Athen.  Hier  hörte  er  den  Musiktheoretiker  Xanthos,  dann 
den  Theophrastos  und  ward  endlich,  nachdem  er  die  Bekannt- 
schaft des  Krantor  gemacht  hatte,  durch  diesen,  wie  gesagt, 
der  Akademie  als  Schüler  des  Polemon  und  dann  des  Krates 
zugeführt^^).  Ausserdem  war  auch  der  Mathematiker  Hipponikos 
sein  Lehrer  gewesen,  den  er  später,  als  derselbe  von  einer 
Geisteskrankheit  ergriffen  war,  in  sein  Haus  aufnahm  und  heilen 
liess^^).  Nach  dem  Tode  des  Krates  wählten  die  Akademiker 
einen  gewissen  Sokratides,  weil  dieser  älter  war,  zu  ihrem  Vor- 
steher, aber  dieser  verzichtete  zu  Gunsten  des  Arkesilaos^*). 
Letzterer  brachte  nimmehr  die  Schule  zu  grosser  Blüte  *^,  führte 
aber  auch  die  skeptische  Richtung,  mit  welcher  er  schon  zuvor 
hervorgetreten  war^,  in  dieselbe  ein,  so  dass  man  von  ihm 
das  Erlöschen  der  alten  und  den  Anfang  der  mittleren  Akademie 
datirte*^).     In  politischer  Hinsicht  aber  blieb  er  dem  Beispiel 


679^)  S.  über  dieaen  C.  28.  A.  1  ff. 

680)  (Antig.  b.)  La.  Di.  28  f.  43.    Philod.  Col.  XVII. 

581)  (Antig.  b.)  La.  Di  32. 

582)  La.  Di.  32.  Philod.  Col.  XYIII.  Jedenfalls  viel  zu  früh  setzt 
Apollod.  b.  La.  Di.  45  seine  Blüte  Ol.  120  =»  800—296. 

583)  (Antig.  b)  La.  Di.  37.    Strab.  I.  p.  15.    Vgl.  C.  15.  A.  8. 

584)  Fiat.  adv.  Col.  26.  1121  E.F:  noch  bei  Lebzeiten  des  Epikuros, 
8.  Zeller  IIP,  1.  S.  491  f.  Anm.  3. 

585)  La.  Di.  28.  Philod.  a.  a.  0.  In  Bezug  auf  die  Frage,  wie  er  zu 
diesem  seinem  Skepticismns  kam,  hat  Hirzel  lü.  S.  22  ff.  sich  vergebens 
bemüht  den  Einfluss  des  älteren  Pyrronismus  auf  ihn  in  dieser  Hinsicht, 
wo  nicht  ganz  zu  bestreiten,  so  doch  als  möglichst  gering  erscheinen  zu 
lassen  trotz  aller  entgegenstehenden  Zeugnisse  des  Alterthums,  (Antig.  b.) 
La.  Di.  33  und  Numen.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  5,  12  ff.  729c  ff.  Sex.  Pyrr. 
I,  282.  234:  Ariston  (von  Chios)  und  Timon  sind  völlig  einig  darüber,  diese 
seine  Richtung  auf  Pyrron  einer-  und  Diodoros  (Kronos)  andrerseits,  denen 
Timon  noch  Menedemos  beifügt,  zurückzuführen,  s.  Natorp  S.  290  f. 
Höchstens  auf  dem  praktischen  Gebiet  mag  man  vielleicht  wirklich  sagen 
dürfen,  dass  er  mit  seinem  Princip  des  svXoyoVy  durch  welches  er  jede 
einzelne  Handlung  nicht  von  blinder  Auetoritat,  sondern  von  vernünftiger 


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124         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

seiner  Freunde  getreu.  Er  war  gut  bekannt  mit  Hierokles,  dem 
makedonischen  Commandanten  von  Munichia,  welchen  Antigonos 
Gonatas,  als  er  nach  Zenons  Tode  Athen  erobert  hatte,  dorthin 
mit  einer  Besatzung  schickte,  und  als  nun  nach  dem  Siege  des 
Antigonos  über  die  Flotte  des  Ptolemaeos  Philadelphos  bei  Eos 
fast  UUe  anderen  Philosophen  dem  König  ihre  Aufwartung  machten, 
entschloss  er  sich  zwar  auf  Zureden  des  Hierokles  auch  dazu, 
kehrte  aber  noch  vor  der  Thür  wieder  um.  Später  freilich  unter- 
nahm er  im  Interesse  seiner  Vaterstadt  einen  vergeblichen  Bitt- 
gang zu  demselben  nach  Demetrias  und  feierte,  das  Gedächtniss- 
fest des  Halkyoneus  bei  Hieronymos  von  Rhodos  mit^^^).  Im 
Wesentlichen  lebte  auch  er  still  in  jenem  Sitz  der  Akademiker^ 
möglichst  unbekümmert  um  das  politische  Weltgetriebe ^').  Von 
allen  Fürsten  seiner  Zeit  stand  er  allein  mit  dem  Landesherm 
seiner  Heimat  Eumenes  I  in  näherem  Verkehr  und  nahm  auch 
dessen  Geldgeschenke  an^^),  und  wir  haben  noch  den  Anfang 
eines  Epigramms  von  ihm  auf  dessen  Vetter  und  späteren  Nach- 
folger Attalos  I^^^),  in  welchem  er  in  wahrhaft  prophetischem 
Geist^^^)  die  künftige  Grösse  von  Pergamon  voraussagt.  So  ward 
er  denn  ein  reicher  Mann,  zumal  da  er  ohnehin  ein  eignes  Ver- 
mögen von  seinen  Eltern  besass,  welches  sein  Bruder  Pylades 
treulich  verwaltete ^^^),  und  auch  den  Erantor  beerbt  hatte,  und 
er  trieb  auch  einen  nicht  geringen  Luxus  mit  goldenem  und 
silbernem  Tafelgeschirr,  war  dabei  aber  auch  äusserst  wohlthätig 
und  freigebig ^^*).  Ebenso  war  er  nach  anderer  Richtung  hin 
nicht  engherzig:  als  er  merkte,  dass  einige  seiner  Schüler  mehr 
Neigung  zu  Hieronymos  verspürten,  führte  er  selbst  sie  diesem ^^^) 
zu,   so  wenig  gut  er  sich  auch  mit  ihm  stand ^®*).     Er  erreichte 

Ueberlegung  abh3jigig  macht,  sich  zu  den  älteren  Pyrronikern  verhält  wie 
unter  den  Dogmatikem  der  Rationalist  zum  Empiriker.  Darin  aber  mag 
Hirzel  S.  86  Recht  haben,  dass  er  mit  seiner  Skepsis  nur  von  Flaton  auf 
Sokrates  zurückzugehen  vermeinte. 

686)  Ueber  dies  Alles  s.  (Antig.  b.)  La.  Di.  89  ff. 

587)  (Antig.  b.)  La.  Di.  39.   top  noUziaykOv  iyixoiclitav, 

588)  (Antig.  b.)  La.  Di.  38.        589)  (Antig.  b.)  La.  Di.  80. 

590)  Denn  den  Sieg  von  diesem  Attalos ,  der  erst  in  seinem  Todesjahre 
241  den  Thron  bestieg,  über  die  Gallier  erlebte  er  ja  nicht  mehr. 
691)  (Antig.  b.)  La.  Di.  38. 

592)  (Antig.   b.)  La.  Di.  37  f.     Plut.  de  aduL  et  am.   22.   63  D.     Vgl. 
A,  581.   C.  21.  A.  487. 

593)  (Antig.  b.)  La.  Di.  42.        694)  (Antig.  b.)  La   Di.  48  f. 


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8.  Akadenuker.    Lakydes.  125 

ein  Alter  von  75  Jahren^*)  und  starb  Ol.  129,  3  =  241/0»»«). 
Da  er  nicht  Frau  und  Kinder  besass,  so  hatte  er  den  Pylades 
zum  Dank  für  dessen  Dienste  als  Erben  eingesetzt*»').  Er  i?^ar 
freimüthig,  beredt  und  von  schlagfertigem  Witze»»®).  Vertraut 
mit  den  alten  Dichtern»»»),  machte  er  auch  selbst  dichterische 
Versuche^.  Statt  des  fortlaufenden  Lehr  Vortrages  führte  er 
aber  die  sokratische  Katechese  wieder  ein^^),  und  in  Prosa  ver- 
fasste  er  nur  einige  wissenschaftliche  Zuschriften  an  Eumenes  I, 
die  überdies  offenbar  „nicht  in  den  Buchhandel  und  somit  nicht 
auf  die  Nachwelt  kamen ''^*). 

Lakydes^*),  Sohn  des  Alezandros,  von  Kyrene  übernahm 
nach  dem  Tode  seines  Lehrers  Arkesilaos  die  Leitung  der  Schule 
241/0  und  übertrug  sie  26  Jahre  später  215/4  wahrscheinlich 
kurz  vor  seinem  Tode  seinen  Schülern  Telekles  und  Euandros 
von  Phokaea**^),  von  denen  der  letztere  hernach,  muthmasslich 
nach  dem  Tode  des  ersteren,  sie  allein  weiter  führte ^^»).  Wie  es 
scheint,  war  Lakydes  auch  der  Erste,  welcher  die  skeptische 
Lehre  des  Arkesilaos  für  das  Publicum  auch  schriftlich  ent- 
wickelte, denn  wohl  nur  durch  diese  Annahme  erklärt  es  sich, 

695)  Der  Zeuge  ist  freilich  nur  Hermipp.  b.  La.  Di.  44. 

696)  Wenigetens  folgte  in  diesem  Jabre  Lakydes  ihm  nach,  La.  Di.  61. 

697)  (Antig.  b.)  La.  Di.  43.  Es  folgt  48  f.  ein  Brief  an  einen  Barger 
von  Pitane,  welchem  er  mit  demselben  das  eine  Exemplar  seines  Testaments 
znr  Verwahrung  sandte. 

698)  (Antig.  b.)  La.  Di.  83  ff.  48.        599)  Ebend.  86. 

600)  Ausser  dem  schon  erwähnten  Epigramm  steht  ebendas.  80  f.  noch 
ein  zweites  auf  den  Sklaven  eines  anderen  Akademikers  Eugamos. 

601)  La.  Di.  28.    Cic.  Fin.  1,  1,  2,  vgl.  N.  D.  I,  6,  11. 

602)  (Antig. b.) La.  Di.  88.  Vgl  Wilamowitz  Ant.  v.K.  S.59.  Sokonnte 
der  Streit  entstehen,  ob  er  überhaupt  Etwas  geschrieben  habe  oder  nicht, 
und  Klatsch  und  Böswilligkeit  mischten  sich  in  denselben:  da  hiess  es  bald, 
er  habe  seine  Schriften  wieder  verbrannt,  bald  die  von  Erantor  hinter- 
lassenen,  bald,  er  sei  dabei  ertappt  worden,  wie  er  die  letzteren  über- 
arbeitet habe,  um  sie  als  seine  eignen  herauszugeben,  bald,  er  habe  sie 
wirklich  herausgegeben ,  bald ,  diese  unter  Erantors  Namen  von  ihm  heraus- 
gegebenen Schriften  seien  in  Wahrheit  seine  eignen  gewesen,  La.  Di,  82. 
Philod.  Col.  XVIIL 

603)  Geffers  De  Arcesilae  successoribus,  Gott.  1846.  4.  S.  4—6. 

604)  La.  Di.  59—61.  Vgl.  Suid.  Aa%.  Die  Todesart  (nccQciXvaig  i%  xo- 
XvnotCa^  61)  setzt  Wilamowitz  S.  47.  A.  6  gewiss  mit  Recht  auf  die 
Bechnung  des  Hermippos,  vgl.  A.  545  v.  Die  Lügenhaftigkeit  dieser  An- 
gabe folgt  aus  dem  A.  525  Dargelegten. 

605)  La.  Di.  60.   Cic.  Acad.  II,  6,  16. 


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126         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

dass  er  von  einigeD  Seiten  als  Gründer  der  neuen  Akademie  be- 
zeichnet ward^^^).  Sein  Gönner  Attalos  I  lud  ihn  zu  sich  nach 
Pergamon  ein^  was  er  aber  mit  einer  feinen  Wendung  ablehnte^ 
und  schenkte  ihm  einen ,  wahrscheinlich  an  das  alte  Grundstück 
der  platonischen  Gemeinschaft  stossenden  Garten^  in  welchem  er 
auch  lehrte,  und  welcher  davon  der  lakydeische  genannt  ward^^). 

PythodoroSy  ein  anderer  Schüler  des  Arkesilaos^  gab  die 
Vorträge  seines  Lehrers  heraus  ®^'*). 

Apelles  von  Ghios^  pin  dritter  Schüler  des  Arkesilaos^^ 
ist  wahrscheinlich  der  von  Eratosthenes  oft  erwähnte  Mann  dieses 
Namens  ^*^),  vielleicht,  was  jedoch  sehr  ungewiss  ist,  der  Vater 
des  Geographen  Skynmos^^^). 

Aristippos  aus  Eyrene  soll  der  ausgezeichnetste  unter  den 
Schülern  des  Lakydes  gewesen  sein^^^)  und  ist  wahrscheinlich 
der  Verfasser  der  Schrift  jcsqI  qyvötoXoyfov^^^). 

606)  La.  Di.  59.  Suid.  a.  a.  0.  —  Die  Instige  Geschichte  von  ihm  and 
seinem  Sklaven  Numenios  bei  Euseb.  P.  E.  XIV,  7  (verstümmelt  b.  La. 
Di.  69)  erklärt  Hirzel  Ein  unbeachtetes  Eomödienfragment,  Herrn.  XVIII. 
1888.  S.  1 — 16  für  ein  Stück  ans  einer  die  akademische  Skepsis  persiflirenden 
Komödie,  richtiger  wohl  üsener  Epic.  S.  LXVIII  f.  aus  einer  menippeischen 
Satire.  Jedenfalls  zeigt  sie  (im  Gegensatz  zu  der  Meinung  von  Geffers 
S.  6)  das  unverkürzte  Festhalten  des  Lakydes  an  dieser  Skepsis.  Wenn  es 
aber  wahr  ist,  dass  Chrysippos  nicht  bloss  bei  Arkesilaos,  sondern  auch 
bei  ihm  in  die  Schule  ging  (s.  A.  317),  so  kann  sich  dies  schwerlich  erst 
auf  die  Zeit  seiner  Schul  vorsteherschaft,  sondern  nur  auf  eine  die  seines 
Meisters  unterstützende  Lehrthätigkeit  noch  bei  dessen  Lebzeiten  beziehen, 
wie  Zeller  S.  498 f.  A.  2  bemerkt 

607)  La.  Di.  60.        608)  Philod.  Col.  XX. 

609)  Plut.  de  adul.  et  am.  22.  63  D  (vgl.  A.  692).  Ath.  X.  420  d,  vgl. 
Wilamowitz  S.  77. 

610)  Strab.  L  p.  16.  Vgl.  Beruh ardy  Eratosth.  S.  188.  Wilamo- 
witz S.  310.  A.  21. 

611)  S.  C.  22.  A.  191. 

612)  Euseb.  P.  E.  XIV,  7,  14.  786  d.    Vgl.  La.  Di.  II,  88. 

613)  La.  Di.  VIII,  21.  —  Als  Schüler  des  Arkesilaos  kennen  wir  noch 
Panaretos  (vgl.  C.  1.  A.  20),  Ekdemos  und  Megalophanes  von  Megalo- 
polis  (s.  C.  21.  ^636),  Arideikes  von  Rhodos,  Dorotheos,  als  Schüler 
des  Lakydes  noch  Paulos  und  wahrscheinlich  Dämon,  Leonteus, 
Moschion,  Euandros  von  Athen,  Paseas,  Thrasys,  zwei  Eubulos, 
Agamestor,  endlich  einen  Schüler  des  Aristippos  und  des  Eubulos  von 
Ephesos  Namens  Boethos,  der  mit  £ameades  Streitigkeiten  hatte.  S.  die 
Znsammenstellung  der  Belege  b.  Zeller  IIP,  1.  S.  497  f.  Anm.  2.  Bücheier 
S.  13.  Ob  Zenon  von  Alexandreia  (Philod.  CoL  XXII)  des  Lakydes  Schüler 
war  oder  des  Kameades,  ist  zweifelhaft,  doch  ist  das  Letztere  weit  wahr- 


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8.  Akademiker.    Pythodoros.  Apelles.  Aristippos.  Karneades.      127 

Karneades^^^),  Sohn  des  Epikomos  oder  Philokomos,  von 
Kyrene^^),  Schüler  und  Nachfolger  von  des  Euandros  Nach- 
folger Hegesinos*^*)  oder  Hegesilaos®^'),  ward  nach  den  uns 
zugekommenen  Angaben  und  Berechnungen^®)  entweder  219/8 
oder  214/3  geboren.  In  der  Dialektik  hörte  er  auch  den  Stoiker 
Diogenes^  mid  atudirte  eifrig  die  Schriften  des  Chrysippos, 
wie  schon  bemerkt  wurde  ^^^).  Als  Theilnehmer  an  der  so- 
genannten Philosophengesandtschaft  nacli  Rom  156/5  erregte  er 
tfort  am  Meisten  Aufsehen  ^^^).  Denn  er  war  ei»  Dialektiker  von 
ausserordentlicher  Schärfe  und  beaass  bei  einer  übenras  voll- 
tonenden Stimme  ^^)  eine  seltne  Gewalt  und  Ammuth  der  Rede^*), 
so  dass  seine  Vortrage  auch  von  Rhetoren  gern  gehört  wurden®^*) 
und  von  seiner  Zeit  ab  auch  Mitglieder  der  Akademie  selber  sich 
einen  Namen  als  Rhetoren  machten ^^).  Dies  hängt  mit  einer 
eigenthümlichen  Wendung  zusammen,  welche  er  der  akademischen 
Skepsis  gab.  So  wirkungsvoll  nämlich  auch  seine  Polemik  gegen 
die  noch  blühenden  dogmatischen  Schulen  war^^),  so  fand  doch 


scbeinlicher  (6  xal  oxoXag  uvayqd-ipaq  auTov),  vgl.  Snsemihl  Jahrb.  f.  Ph. 
CXLI.  1890.  8.  190.  A.  7. 

614)  Roulez  De  Cameade  Cyrenaeo  philosopho  Academico,  Gent 
1826.  4.  (Ann.  Gandav.  1824/5).    Geffers  a.  a.  0.  S.  6  ff. 

616)  Cic.  Tu8C.  IV,  3,  6.    Strab.  XVIf.  838.   La.  Di.  62. 

616)  La.  Di.  60.    Cic.  Acad.  II,  6,  16. 

617)  Clem.  Strom.  L  801  C.        618)  S.  A.  683. 
619)  Cic.  Acad,  II,  30,  98.  620)  S.  A.  819—321. 

621)  S.  bes.  Plut  Cat.  mal  22,  ausserdem  die  von  Zell  er  IP,  2. 
S.  92B.  A.  1.  2  angef.  Stellen. 

622)  La.  Di.  63.    Plut.  de  garrnl.  21.  613  C. 

623)  Cic.  Fin.  III,  12,  41.  de  or.  H,  88,  161.  III,  18,  68.  Gell.  VI, 
14,  10.  Numen.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  8,  2.  9.  787 b.c.  738b.  Lact.  Inst. 
V,  14.    Plut  Cai  mai.  22. 

624)  La.  DL  62. 

625)  So  Metrodoros  von  Skepsis  und  Diodoros  von  Adramyttion,  siebe 
C.  32.  36.  Auch  an  Charmadas  wird  seine  Beredsamkeit  gerühmt,  Cic. 
Acad.  II,  6,  16.  Damit  geht  aber  eine  acht  platonische  Polemik  gegen 
die  gewöhnliche,  unphilosopbische  Rhetorik  bei  Kleitom achos  (Sex.  Math. 
II,  20),  Charmadas  Cic.  de  or.  I,  18,  84,  s.  A.  663^,  vgl.  Sex.  a.  a.  0.), 
Hagnon  (s.  u.)  Hand  in  Hand.    S.  Zell  er  IIP,  1.  S.  624.  A.  4. 

626)  Siehe  S.  88  ff.  C.  28.  A.  42  und  C.  32.  A.  136  f.  147.  Ueber  die 
Aensserungen  der  Bewunderung  seiner  eignen  Schule  s.  Plut.  Qu.  symp. 
Vin,  1,  2.  717  D  ff.  La.  Di.  64.  Suid.  Kaqv.  Zeller  S.  498  f.  A.  1.  S.  499  f. 
A.  2.  Aber  auch  Strab.  a.  a.  0.  nennt  ihn  als  allgemein  anerkannt  {pito- 
Xoysirai)  den  bedeutendsten  {aQtatos)  der  Akademiker. 


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128         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  H&lfte  des  2.  Jahrh. 

bei  ihm  selber  schon  ein  gewisses  Einlenken  zum  Dogmatismus 
Statt,  indem  er  an  die  Stelle  des  aus  überwiegenden  rationellen 
Gründen  Wahrscheinlichen  (€vXoyov)y  welches  Arkesilaos  als 
Richtschnur  des  Handelns  übrig  gelassen  hatte ^^^^  das  Probable 
(iti^avcv)  setzte,  welches  uns  zur  Zustimmung  überredet  und 
mehr  empirisch  glaubwürdig  erscheint^®),  und  für  dieses  die 
stoischen  Kriterien  gelten  Hess,  so  dass  er  sie  also  nur  von  der 
Wahrheit  auf  diese  Art  von  Wahrscheinlichkeit  übertrug ^*^),  und 
indem  er  von  letzterer  sodann  noch  wieder  verschiedene  Grade 
unterschied,  deren  höchster  der  wirklichen  Wahrheit  nahe  kommt  ^^), 
so  dass  er  so  gewissermassen®'^)  schon  den  ersten  Grund  zu  jenem 
Eklekticismus  legte,  welcher  später  namentlich  gerade  in  die 
Akademie  eindrang.  Schriften  aber  hinterliess  auch  er  nicht 
ausser  einigen  Briefen  an  König  Ariarathes  von  Kappadokien, 
und  auch  deren  Aechtheit  scheint  angezweifelt  worden  zu  sein^^^). 
Er  starb,  sei  es  85,  sei  es  90  Jahre  alt«»^),  Ol.  162,4  =  129/8^^). 
Kleitomachos,  eigentlich  Hasdrubal  aus  Karthago^^), 
spätestens  175,  wahrscheinlich  aber  beträchtlich  früher  geboren*'®), 

627)  Sex.  Math.  VII,  158. 

628)  Wenn  anders  Eirzel  III.  S.  149  ff.,  welcher  zwischen  svloyov 
und  nid'avov  denselben  Unterschied  wie  zwischen  verisimiU  und  prohäbile 
setzt,  in  seiner  scharfsinnigen  Untersuchung  wenigstens  mit  dem  Obigen 
das  Richtige  getroffen  hat. 

629)  Vgl.  Zeller  8.  613 ff. 

630)  Hauptstellen  Sex.  Math.  VII,  173.  175—182.  Pyrr.  I,  227.  Das 
Genauere  bei  Zeller  S.  515 f. 

631)  Vgl.  Zeller  S.  528 ff.  auch  526  f.  588  ff. 

632)  La.  Di.  65.  <piQovtcci.  Hieronymus  in  der  A.  567.  0.  29.  A.  217 
angef.  Stelle  behauptet  freilich  auch  Ton  ihm  eine  oder  mehrere  Trost- 
schriflen  gelesen  zu  haben,  aber  Hirzel  III.  S.  350  f.  erklärt  dieselbe  oder 
dieselben  mit  Recht  eben  hiernach  für  eine  Schwindelei,  während  Buresch 

a.  a.  0.  S.  48.  58  in  dem  Glauben,  Hieronymus  habe  seine  angeblichen 
Auetoren  aus  Ciceros  Cansolatio  ausgeschrieben,  meint:  „Garneadem  .  .  . 
epistulas  nonntUlas  consolatorias  acripsisse  fortasse  sumcndum  est".  Mich 
dünkt,  das  sieht  dem  K.  sehr  wenig  ähnlich. 

633)  Letztere  Zahl  geben  Cic.  Acad.  II,  6,  16  und  Val.  Max.  VIII,  7, 
ext.  5  an,  erstere  ausser  Pseudo-Lukian.  Macrob.  20  auch  Apollod.  Fr.  102 

b.  La.  Di.  65,  so  dass  sie  wohl  die  richtigere  sein  wird. 

634)  ApoUod.  a.  a.  0.  ~  Die  Erzählung  von  einer  Erblindung  bei 
La.  Di.  66  ist  sehr  dtmkel. 

635)  Philod.  Col.  XXV.  La.  Di.  67. 

636)  Zeller  S.  523.  A.  1:  weil  er  nämlich  mit  28  Jahren  (s.  A.  638) 
Schüler  des  Kameades  wurde  und  es  bei  der  Zerstörung  seiner  Vaterstadt 
146  bereits  war,  s.  A.  641, 


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8.  Akademiker.    Kleitotnachos.  129 

soll  sich  schon  in  seiner  Heimat  der  wissenschaftlichen  Forschung 
gewidmet  und^  wie  es  scheint^  philosophische  Schriften  in  seiner 
Muttersprache  verfasst  haben***'),  kam  hierauf,  erst  24  Jahre  alt, 
nach  Athen  und  ward  dort  4  Jahrö  später  11  Jahre  lang  Schüler 
des  Earneades,  worauf  er  dann  noch  bei  dessen  Lebzeiten  im 
Palladion  eine  eigne  Schule  gründete.  So  bekam  denn  auch 
nach  dessen  Tode  zunächst  nicht  er  die  Leitung  der  Akademie, 
sondern  sein  Mitschüler  Earneades,  Sohn  des  Polemarchos, 
und  als  dieser  schon  nach  2  Jahren  starb,  ein  anderer  Mitschüler 
Krates  von  Tarsos  4  Jahre  hindurch,  aber  schon  nach  dem 
zweiten  dieser  Jahre  drängte  sich  Eleitomachos  mit  seinen  zahl- 
reichen Jüngern  vom  Palladion  in  die  Akademie  ein  und  brachte 
nach  ferneren  2  Jahren  die  alleinige  Leitung  derselben  an  sich^^). 
Frühestens  110  sah  ihn  L.  Crassus  noch  in  Athen  ^*®),  viel  länger 
wird  er  wohl  aber  auch  nicht  gelebt  haben.  Er  vertrat  eine 
strengere  Richtung  der  Skepsis  als  namentlich  sein  Mitschüler 
Metrodoros^  und  stellte  die  Lehre  seines  Meisters  in  zahlreichen 

687)  La.  Di.  a.  a.  0.  t^  18 Ca  (pmvj  %ata  r^y  naxqi9ci  iq>iloc6q>st. 
Freilich  kann  es  scheinen,  dass  wer  dies  glaubt,  auch  die  Nachricht  des- 
selben Berichterstatters,  dass  er  erst  mit  40  Jahren  nach  Athen  gekommen 
sei,  annehmen  müsse,  s.  A.  688. 

688)  Ich  folge  mit  Zell  er  S.  528.  A.  1  diesen  genaueren  Angaben  des 
Philod.  Col.  XXIV.  XXV  (s.  Buche  1  er  z.  d.  St.).  XXX  (nach  ApoUodoros, 
s.  A.  665  ^-ö.  C.  27.  A.  22.  24).  Steph.  v.  Byz.  Kagxridoiv  giebt  28  statt  24, 
aber  erstere  Zahl  lässt  sich  leicht  auf  die  letztere  durch  Hinzurechnung  der 
4  Jahre,  in  denen  El.  noch  nicht  Schüler  des  Earneades  war,  zu  dieser 
zurückführen.  Durch  die  Vermuthung  femer  Ton  Zell  er  S.  624.  A.  2, 
dass  er  während  dieser  4  Jahre  die  peripatetische  und  stoische  Schule  be- 
suchte, wird  die  Angabe  bei  La.  Di.  64.  dvr^Q  iv  xatq  t^ktIv  dtaigiasai 
diaitifirtfag  j  iv  ts  fj  *A%ad7jiLaXTii  nal  ilc^iTrarijTtx^  %al  tij  2^Ta»tx^  auf  das 
Beste  erkl&rt.  Und  wenn  er  nach  La.  Di.  67  yielmehr  bei  seiner  Ankunft 
in  Athen  schon  40  Jahre  gezählt  haben  soll ,  so  kann  auch  dies  auf  blosser 
Verwechselung  beruhen,  wenn  anders  er  nach  vollendeter  Schulzeit  bei 
Earneades  wirklich  im  40.  Jahre  stand,  s.  jedoch  A.  687.  Bei  der  Eürze 
der  Scholarchate  des  zweiten  Earneades  und  des  Erates  endlich  ist  der 
summarische  Ausdruck  bei  La.  Di.  67.  diBÖiiaxo  xov  KaQveädriv,  der  ohne 
Verschweigung  jener  ungünstigen  Nebenumstände  unmöglich  war,  wenigstens 
nicht  übermässig  auffallend. 

689)  Cic.  de  or.  I,  11,  46.     S.  C.  28.  A.  80. 

640)  Cic.  Acad.  II,  81,  98  ff.  S.  indessen  was  Zell  er  S.  624  auf  Grund 
Ton  La.  Di.  64  (s.  A.  638)  bemerkt.  Metrodoros  berichtete  nämlich,  Ear- 
neades habe  auch  auf  dem  theoretischen  Gebiet  die  inoxi^  nur  in  be- 
schränktem Sinne  gefordert  und  ein  gewisses  Meinen  auch  dem  Weisen 

SussMiBL,  griech.-ajex.  Litt-Oesoh.    I.  9 


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130         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Dfilfte  des  2.  Jahrh. 

Schriften**^)  dar,  verfasste  aber  auch  ein  Trostschreiben  an  seine 
Landsleute  nach  der  Zerstörung  von  Karthago  ^"^)  und  eine 
Schrift  über  die  philosophischen  Secten^*).  Sicher  ein  Haupt- 
werk waren  die  4  Bücher  tcbqI  iTCoxrjg^.  Zwei  Zuschriften  an 
vornehme  Römer,  C.  Lucilius  und  L.  Censorinus^,  theilten 
ohne  Zweifel  nicht  wie  seine  meisten  anderen  litterarischen 
Arbeiten  Gespräche,  Disputationen  und  Vorträge  des  Karneades 
mit,  sondern  hier  sprach  er  im  eignen  Namen,  und  es  waren 
wohl  kurze  Handbücher  der  akademischen  Skepsis  zunächst  zum 
Gebrauche  der  beiden  Empfanger  ^*^).  Gewiss  aus  einer  Schrift 
von  ihm  stammt  das  dritte  Buch  von  Cicero  de  natura  deorum, 
die  Kritik  der  stoischen  Götterlehre**^),  ob  aber  auch  die  ent- 
sprechende akademische  Widerlegung  der  epikureischen  im  ersten 


Zugestanden,  Cic.  ebendas.  27,  78  (vgl.  48,  148).  S.  anch  A.  668.  659.  Dieser 
Darstellnng  schloss  sich  nicht  bloss  Philon  von  Larisa,  seinem  eignen 
Standpunkte  entsprechend ,  an  (s.  C.  32.  A.  238  ff.) ,  sondern  überhaupt  die 
meisten  Späteren,  Enseb.  P.  E.  XIV,  7,  16.  736  d  (d.  h.  wohl  Numenios). 
Sex.  Math.  VII,  172.     Vgl.  Hirzel  III.  S.  162  ff. 

641)  Nach  La.  Di.  67  war  die  Zahl  seiner  Bücher  über  400.  Ausser- 
dem 8.  Cic.  Acad.  II,  6,  16.  81,  98.   32,  102,  vgl.  A.  643.  644. 

641^)  Doch  schloss  er  sich  auch  hier  an  eine  ihm  mit  Bücksicht  auf 
dies  EreignisB  gegebene  Ausführung  des  £ameades  an ,  Cic.  Tusc.  III,  22, 64. 
Zwei  andere  Bruchstücke  des  K.  bei  Stob.  Flor.  XCVIII,  67.  CV,  29  zieht 
Buresch  a.  a.  0.  S.  68f.  mit  Recht  zu  dieser  Schrift,  die  Cicero  wohl 
sicher  auch  in  seiner  Consolatio  mit  benutzt  hat,  s.  Buresch  S.  68.  96  ff. 

642)  nsQl  atgiascav,  La.  DL  II,  92. 

643)  Dies  war  ohne  Zweifel  der  Titel:  Cic.  Acad.  II,  31,  98.  quattuor . . . 
libri  de  siistinendis  assensiontbus. 

644)  Cic.  ebend.  32,  102.  —  Uebrigens  hält  Erische  Ueb.  Cic.  Akad. 
S.  162.  A.  1  (auf  dessen  genauere  Auffassung  hier  nicht  eingegangen  zu 
werden , braucht)  ihn  für  eine  Hauptquelle  von  diesem  zweiten  Theil  des 
Lucullus,  der  Gegenrede  Ciceros,  ebenso  Diels  Dozogr.  S.  121  und  Zell  er 
S.  501.  A.  3.  S.  661.  A.  3,  welcher  Philon  von  Larisa  als  zweite  Quelle 
bezeichnet,  dagegen  (unter  Beistimmung  von  Schwenke  Jahresber.  XXXV. 
1883.  S.  79)  Hirzel  IIL  S.  279—319  (mit  Tennemann  Gesch.  d.  Phil. 
IV.  S.  396.  A.  8)  Philon  für  die  einzige  Quelle,  aus  der  auch  die  Citate 
des  El.  entnommen  seien,  nur  dass  Cic.  aus  der  Schrift  an  Lucilius  §.  102 — 
104  imd  auch  wohl  137  ein  paar  Excerpte  hinzugefügt  habe.  Vgl.  C.  32. 
A.  244 — 246.  Jedenfalls  ist  von  diesem  Quellenschriftsteller  noch  das  voll- 
ständige Werk  des  Theophrastos  Tantal  do^ai  (37,  118)  benutzt,  s.  Diels 
a.  a.  0.  S.  119  ff.,  vgl.  C.  19.  A.  22.  23. 

646)  Hirzel  IIL  S.  164.  A.  1. 

646)  Der  Eürze  halber  sei  nur  auf  Schümanns  Ausg.  und  Hirzel 
I,  S.  243  f.  verwiesen. 


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8.  Akademiker.    Charmidas  oder  Gharmadas.  131 

(§.  57—124)^'),  ist  mindestens  sehr  zweifelhaft^»).  Wohl  aber 
ist  aus  ihm  die  Bestreitung  der  dogmatischen  Theologie  und  die 
der  Astrologie  bei  Sextus  dem  Empiriker  ^^)  hergenommen ,  viel- 
leicht auch  der  Bericht  über  die  Stoa  und  die  Widerlegung  der 
stoischen  Lehre  von  der  q>avta6ia  TiaxaXrpcxix'q  bei  ebendem- 
selben^^). Auch  Cicero  de  fato  ist  aus  ihm  entlehnt  und  nicht 
minder  die  Hauptmasse  des  zweiten  Buchs  de  ditmatione^^). 

Charmidas  oder  Charmadas^  gleichfalls  ein  Schüler  des 
Kameades,  verkehrte  auch  mit  Crassus  in  Athen  ^^)  und  über- 
lebte wohl  den  EleitomachoS;  da  er  noch  neben  dessen  Nach- 
folger Philon  dort  gelehrt  zu  haben  scheint^').  Gerühmt  wird 
seine  Beredsamkeit,  sein  starkes  Gedächtniss  und  sein  genaues 
Eingehen  in  seinen  Vorträgen  auch  auf  rhetorische  Fragen  in 
Bekämpfung  der  gewöhnlichen,  unphilosophischen  Rhetorik®^). 


647)  Wie  nach  Schömanns  Vermuthung  Hirzel  L  S.  S2ff.  scharf- 
sinnig  zu  erweisen  sucht. 

648)  Denn  Schwenke  Jahrb.  f.  Phil.  CXIX.  1879.  S.  69  ff.  hat  die 
(jetzt  von  Schwabe  gestrichne)  Ansicht  von  Teuf  fei  Rom.  L.  G.  §.  186, 
10,  dass  vielmehr  Poseidonios  nsql  ^smv^  ans  welcher  Schrift  der  §.  123 
ohne  Zweifel  entnommen  ist,  hier  überhaupt  die  Quelle  sei,  zum  Wenigsten 
in  höchst  beachtenswertber  Weise  Tertheidigt. 

649)  Math.  IX,  1—194.  V,  1—106.  In  Bezug  auf  letztere  s.  A.  661, 
in  Betreff  der  ersteren  Hirzel  a.  a.  0.  Hartfelder  Die  Kritik  des  Götter- 
glaubens  bei  Sex.  Emp.,  Rhein.  Mus.  XXX VL  1881.  S.  227—284.  Wenn  also 
Schwenke  Recht  hat,  sind  die  auffallenden  Uebereinstimmnngen  zwischen 
Cic.  und  Sex.  so  zu  erklären,  dass  schon  Poseidonios  den  E.  benutzt  hatte. 

660)  Math.  VE,  402—423  und  227-260.  S.  Natorp  S.  261.  296.  Und 
vielleicht  zum  Theil  auch  das  8.  B.,  aber  schwerlich,  wie  Zeller  S.  371. 
A.  4  meint,  348 ff.  (s.  C.  32..  A.  138.  140). 

661)  In  Bezug  auf  de  fato  liegt  mir  handschriftlich  der  zwingende  Be- 
weis von  Schmekel  in  seiner  noch  nngedruckten  Monographie  über  die 
Mittelstoa  vor,  dass  für  diese  Schrift  wie  für  Sex.  V,  Iff.  und  Phaborin.  b. 
Gell.  XIV,  1  (theilweise  wohl  auch  Plut.  de  Stoic.  rep.)  E.  die  gemeinsame 
Quelle  war.  Vgl.  auch  C.  32.  A.  268.  Ueber  de  divin.  aber  s.  Schiebe 
De  fontibus  librorum  Ciceronis,  qui  sunt  de  divin.,  Jena  1876.  8.  S.  26 ff. 
Hartfelder  Die  Quellen  von  Ciceros  zwei  Büchern  de  divin.,  Freiburg  i. B. 
1878.  4.  S.  13 — 20.  Eine  Ausnahme  machen,  abgesehen  von  manchen 
eignen  Zusätzen  Ciceros,  nur  §.  87—97,  s.  C.  28.  A.  64. 

652)  Cic.  de  or.  I,  11,  46.  47.    20,  93. 

653)  Wenigstens  Hessen  Einige  (vgl.  C.  32.  A.  261)  die  vierte  Akademie 
von  Philon  und  Ch.  anfangen,  Sex.  Pyrr.  I,  220.  Euseb.  P.  E.  XIV,  4,  16. 
726  d,  während  Ch.  doch  ein  noch  sklavischerer  Anhänger  des  Eameades 
nach  dessen  eigner  Aussage  als  Eleitomachos  war,  Cic.  Or.  16,  61. 

664)   Das  Letztere  ward   schon  A.  626  hervorgehoben.     Im  Uebrigen 

9* 


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132  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

Agnou  oder  Hagnon  von  Rhodos ,  auch  ein  Schüler  des 
Karneades^^^),  verfasste  eine  Anklage  wider  die  Rhetorik  ^^^). 

Metrodoros  von  Stratonike^  anfanglich  Epikureer*^  und 
Schüler  des  ;,Gartentyrannen"  Apollodoros^'),  schloss  sich  dann 
ebenfalls  dem  Earneades  an  und  brachte ,  wie  gesagt,  dessen 
Lehre  dem  Dogmatismus  näher^  indem  er  behauptete^  dass  alle 
Andern  denselben  miss verstanden  hätten^.  Ja,  er  stellte  sogar, 
wie  es  heisst^^^),  noch  vor  Philon  den  Satz  auf^  dass  die  Skepsis 
der  Akademiker  gar  nicht  unbedingt  gemeint  sei,  sondern  nur 
gegenüber  den  stoischen  Wahrheitskriterien  gelte ^^^). 

Aeschines  von  Neapolis^®),  ein  Zuhörer  des  Kameades  in 
dessen  späteren  Jahren^^)  und  dann  von  dessen  Schüler  Melan- 
thios  aus  Rhodos^^^);  hielt  sich  in  etwas  anderer  Weise  an  die 


8.  Cic.  de  or.  II,  88,  360.  Tasc.  I,  24,  69.  Qaintil.  XI,  2,  26  (vgl.  C.  83. 
A.  12). .  Cic.  de  or.  I,  18,  84.  Charmadas  vero  multo  uberius  eisdem  de  rebus 
(näml.  de  officio  oratoris  quam  Mnesarchus)  loquehatur,  non  quo  aperiret 
sententiam  stuun  (hie  enitn  mos  patrius  erat  Äcademiae  adversari  semper 
Omnibus  in  disputando),  sed  ctnn  maxime  tarnen  hoc  significabat  eos,  qui 
rhetores  nominarentur  et  qui  dicendi  praecepta  traderent,  nihü  plane  tenere 
neque  posse  quemquam  faeultattm  assequi,  nisi  qui  philosophorum  inventa 
didicisset  Vgl.  C.  32.  A.  4.  C.  86.  A.  16.  Ob  er  die  Mnemonik  auch 
theoretisch  betrieb,  lasse  ich  dahingestellt. 

654^)  Cic.  Acad.  II,  6,  16. 

665)  Qointü.  II,  17,  15.  Wohl  ans  einer  andern  Schrift  ist  das  Bruch- 
stück Ath.  XIII.  602  e. 

656)  La.  Di.  X,  9.        657)  Philod.  Col.  XXIV. 

658)  Philod.  Col.  XXVI.  J)aza  s.  A.  640.  In  Bezug  auf  das  bedingte 
Lob,  welches  Philod.  hier  dem  abtrünnigen  Epikureer  ertheilt,  bemerkt 
Röper  Philol.  Anz.  IL  1870.  S.  27,  dass  in.  demselben  ja  liegt,  er  habe 
auch  in  seiner  neuen  Secte  nur  halbes  Glück  gemacht;  die  häufige  Er- 
wähnung des  Mannes  (Col.  XXIV.  XXVI.  XXXV)  scheine  jedoch  ein  ge- 
wisses Interesse  an  dem  talentvollen  ehemaligen  Parteigenossen  zu  ver- 
rathen.  Vollends  aber  würde  alles  Befremdliche  jenes  Lobes  schwinden, 
wenn  Gomperz  Jen.  N.  L.  Z.  1875.  Sp.  604.  A.  richtig  yermuthet  hat, 
dass  dasselbe  nur  Paraphrase  etwa  folgender  Verse  aus  der  Chronik  des 
Apollodoros  sei: 

^y  (tlv  niyag  ßim  rc  xal  loytp  ysyoig^ 
ov%  avaXoyovg  dh  tag  xaQitag  donoav  ix^tv. 
Vgl.  A.  665^   C.  27.  A.  22.   C.  82.  A.  136. 

659)  Augustin.  c.  Acad.  III,  18,  41.    Vgl.  A.  640.    C.  32.  A.  238. 

659 »>)  S.  über  ihn  noch  Cic.  de  or.  I,  11,  46.  II,  90,  866.  III,  20,  76 
und  C.  38.  A.  9. 

660)  Cic.  de  or.  I,  11,  45.        661)  Plut.  an  eeni  18.  791  A. 

662)  La.  Di.  II,  64.    Ueber  Melanthios  s.  auch  Cic.  Acad.  II,  6,  16. 


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8.  Akademiker.    Agnon.  Meirodoroi^  Aeschines.  Boethos.  133 

positive  Seite  der  Lehre  des  Kameades ^  nämlich  lediglich  an  die 
Milderung  seiner  Skepsis  auf  dem  praktischen  Gebiet  ^^). 

Ueber  Mentor^*)  aus  Bithynien,  Zenodoros  von  Tyros, 
Kallikles  von  Larisa,  den  Lehrer  Philons,  und  andere  Schüler 
des  Karneades  und  über  Metrodoros  vielleicht  von  Pitane, 
einen  Schüler  des  Metrodoros  von  Stratonike^  s.  die  Zusammen- 
stellung bei  Zeller  S.  525.  A.  l^),  über  Metrodoros  von 
Skepsis ;  Schüler  des  Charmadas^  s.  C.  33. 

BoethoSy  Sohn  des  HermagoraS;  von  Marathon^  von  dem 
wir  weiter  Nichts  wissen,  wird  uns  als  Schüler  einer  Reihe 
anderer,  nicht  minder  unbekannter  Männer  und  als  Zeitgenosse 
des  Karneades  mit  der  weiteren  Angabe  bezeichnet,  dass  er  den 
letzteren  um  zehn  Jahre  überlebte  und  118  starb  *®^^). 


663)  Plut.  a.  a.  0. 

664)  Phabor.  b.  La.  Di.  IV,  63  f.  Namen,  b.  Easeb.  P.  E.  XIV,  8, 
18.  738  d. 

666)  Hanptstellen:  Phüod.  Col.  XXIlIf.  XXXUI.  XXXVI. 

666  »>)  Philod.  Col.  XXVI.  XXVIlIf.  hat  ohne  Zweifel  aus  ApoUodoroß 
wörtlich  folgende  Trimeter  über  ihn  nach  der  Herstellong  von  Gompers 
a.  a.  0.  Sp.  608 f.  abgeschrieben: 

x6  x'  alXo  [dh]  nKßv  x^l  tbv  ^ß^v  (oder  den  Spatien  besser  ent-   - 

sprechend  xqofcovl)  itaXiayxa  (^dr^y 

ixmv  9<ti>d<T<o>9ov ,  T<c5>i  Xoyto  3'  i(^nayi(6x8Qog. 

ovxog  d'  'Agiaxm^vyog  fjklv  f^v  a%ri%om£ 

x(ovy  X*  *Eq>Bc£ov  ß^Q^mx^^  ^**'*  Evß^oviyov  xqovov 

xoCg  x'  Ävxolv^noyiai^vy  x£  x'  'Afivvx'fj  nolXdniSy 

fidri  nQOpsprjumg  %^cciy  cx^Xijg  7iyov(LBvog, 

dtov^v^ö^ip  x'  ov  ^(ndvioyv  (JaxoyXa^js^  al^B^Q^B^lgy 

(y^i  ^y*y  ^yz^^^y  xdvÖQog  (j^y  nal  xm  Xoytp, 

dsudxtp  dh  ^x^yg  xov  Ktt^vsadov  fUxocXXayijg 

vatSQOP,  ^^«'^  a^xovTOff  nag'  rifiiv  Evfuixov 

GaQ^yrjXiymnog  ftrivhg  i^iXmsv. 
Die  unverhältnissmässige  Ausführlichkeit  der  Darstellung  dieses  unberühmten 
Mannes  erklärt  Gomperz  Sp.  604.  A.  daraus,  „dass  es  sich  hier  am  einen 
Landsmann,  einen  Zeit-  und  (in  weiterem  Sinne)  auch  einen  Berufsgenossen 
handelte.  In  solchem  Falle  pflegt  sich  auch  für  den  umsichtigsten  Historiker 
die  Perspective  gewaltig  za  verschieben;  und  liegt  nicht  die  Absicht  zu 
Tage  einem  persönlichen  Freande  ein  Denkmal  zu  setzen,  dem  nach 
des  Autors  Meinung  zur  Grösse  wenig  mehr  gefehlt  hat  als  die  Gabe  sich 
geltend  zu  machen?  War  er  doch  Xoym  ocTMcXmxsQog  —  und  das  neben 
einem  Bedevirtuosen  ersten  Eanges  wie  Karneades!  Solcher  Unbill  des 
Schicksals   will  dieser  Nachruf  nach  Kräften  steuern".    Indessen  scheint 


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134         Zweites  Capitel.    PhilÄophie  bis  2.  Hälfte  dea  2.  Jahrh. 

Jedenfalls  ein  Zeitgenosse  der  Schüler  des  Earneades  war 
auch  der  unbekannte  Geschichtschreiber  der  Akademie, 
dessen  Spuren  uns  noch  Philodemos,  Laertios  Diogenes  und 
Numenios  erhalten  haben  ^^**'). 


ApoUodoros  überhaupt  gerade  die  jüngste  akademische  Schalgeschichte 
recht  ausführlich  behandelt  zu  haben  (vgl.  Röper  Philol.  Ang.  II.  1870. 
S.  24fif.),  und  wie  dies  zu  erklären  sein  mag,  darüber  s.  C.  27.  A.  24. 
Uebrigens  vgl.  auch  C.  27.  A.  22.  C.  32.  A.  188.  Eubulos  von  Ephesos, 
Sohn  des  Kallikrates,  ist  kurz  vorher  Col.  XXVIII  genannt.  Ob  dieser 
oder  der  unmittelbar  vor  ihm  Col.  XXVII  aufgeführte  Sohn  des  Antenor 
oder  ein  dritter,  etwa  ein  Ejniker,  der  Verfasser  der  Schrift  über  den 
Eyniker  Diogenes  Jtoyivovg  nqaaig  (La.  Di.  VI,  30,  vgl.  20.  EvßwXldri^y 
wofür  eben  hiemach  mit  Zell  er  Ev^ovXog  zu  schreiben  sein  wird,  h  xat 
n^ql  Jioyivovg)  war,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden.  Vgl.  Zeller 
Register  S.  10.  Sehr  interessant  ist  die  Notiz,  die  gleichfalls  wenigstens 
zum  Theil  aus  ApoUodoros  stammt,  über  einen  Zeitgenossen  des  Eleito- 
machos,  welcher  ein  preisgekrönter  Tragiker  und  zugleich  Grammatiker, 
ziemlich  lange  Schüler  des  Aristarchos  gewesen  war,  bevor  er  ein  akademi- 
scher Philosoph  ward,  Col.  XXXI  (s.  Buch el er  z.  d.  St.);  leider  ist  aber 
der  Name  ausgefallen;  vgl.  C.  27.  A.  22. 

aeß«")  S.  A.  96.  98.  644.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  64—62,  dessen 
Worte  S.  54  f.  ich  ausschreibe:  „Der  Gewährsmann  des  Philodemos  gehörte 
der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  an,  denn  er  reichte  nur  bis 
Metrodoros  von  Stratonikeia  und  war  gegen  Ende  (offenbar  weil  er  von 
Zeitgenossen  berichtete)  schon  ganz  dürfh'g.  Von  da  ab  (Col.  XXVI)  hat 
Philodem  sich  die  Ergänzung  durch  einfaches  Abschreiben  (oder  vielmehr 
Abschreibenlassen)  der  bezüglichen  Stücke  der  apollodorischen  Chronik 
(s.  A.  665.  666^)  leicht  gemacht.  Der  Gewährsmann  Philodems  ist  aber 
noch  nicht  identisch  mit  dem  Biographen  der  Akademie  bei  Diogenes, 
denn  weder  bei  den  vorhergehenden  noch  bei  den  nachfolgenden  Philosophen 
ist  die  Uebereinstimmung,  die  wir  bei  Polemon,  Erates,  Erantor,  Arkesi- 
laos  mit  Händen  greifen,  vorhanden  oder  vorhanden  gewesen.  Sie  gilt 
also  erst  im  zweiten  Gliede  vor  Philodem  und  frühestens  im  zweiten  vor 
Diogenes.  Es  wird  sich  ergeben,  dass  selbst  so  noch  nicht  die  Archetypa 
erreic*ht  sind,  sondern  noch  weiter  zu  sondern  ist;  doch  giebt  es  dafür  nur 
innere  Gründe  und  zwar  keineswegs  gänzlich  zwingende".  Wenn  dem  aber 
so  ist,  dann  verstehe  ich  nicht,  dass  trotzdem  der  gemeinsamen  Quelle 
des  Diogenes  und  Philodemos  (S.  60 ff.)  gewisse  Angaben,  die  nicht  aus 
Antigenes  von  Earystos,  sondern  anderswoher,  und  zwar  mindestens  zu 
grossem  Theil  aus  ApoUodoros  stammen,  zugeschrieben  werden  können, 
und  wie  es  heissen  kann:  „es  ist  darin  lediglich  der  Biograph  der  Akademie, 
der  Zeitgenosse  Apollodors,  zu  erkennen,  welcher  von  den  hier  in 
Betracht  kommenden  Schriftstellern  allein  den  Antigonoi  gelesen  hat". 
Mich  dünkt  vielmehr,  die  Sache  liegt  einfach  so:  eben  dieser  Biograph 
der  Akademie  ist  die  unmittelbare  Quelle  des  Philodemos,  dagegen  nur 
für  jene  vier  Akademiker  und  Bion  (s.  A.  96. 98)  die  mittelbare  des  Diogenes; 


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9.  Peripatetiker.    Detnetrios  von  Phaleron.  135 

9.   Die  Peripatetiker. 

Demetrios  von  Phaleron^*),  Sohn  des  Phanostratos^'), 
ward  etwa  zwischen  354  und  348  geboren^.  Er  war  von 
niederer  Herkunft^  einem  der  Familie  des  Eonon  und  Timotheos 
angehörigen  Sklavengeschlecht  entstammt  und  kam  sogar^  wie 
es  heisst,  noch  selber  als  Sklave  zur  Welt^^^);  jedenfalls  ward 
aber  schon  sein  Vater  freigelassen ^^^).    Ein  Schiller  des  Theo- 


ob  nicht  Einiges  aach  in  den  Biographien  der  anderen  bei  letzterem  aas 
ihm  stammt,  bleibt  dabei  allerdings  eine  offene  Frage.  Dass  erst  durch 
eine  Mittelqnelle  die  Stücke  aus  Aristippos  nsgl  ncclatäg  t(^<prig  (s.  C.  11. 
A.  83.  89),  von  denen  bei  Philod.  keine  Spur  ist,  bei  La.  Di.  und  Nnmenios 
(b.  Euseb.  730  d  ff.)  hinzugekommen  sind,  ergiebt  eich  daraus,  dass  dieselben 
bei  La.  Di.,  wie  Wilamowitz  S.  48  ff.  zeigt,  den  Zusammenhang  unter- 
brechen, und  dass  sie  in  der  Biographie  des  Bion  gerade  in  denjenigen 
Tlteil  eingeschoben  sind,  welcher  nicht  aus  jenem  Geschichtschreiber  der 
Akademie  stammt,  sondern  dessen  Berichte  ans  anderer  Quelle  angehängt 
ist,  s.  Susemihl  Jahrb.  f.  Ph.  CXLL  1890.  S.  188  f.  mit  A.  4. 

666)  Eine  eigne  Schrift  über  ihn  erwähnt  Ath.  XIIL  567  d :  'AcnlrjnM- 
9fjg  ...  6  tov  'Jqb^ov  iv  xtp  niQl  Jr)(L7iTQ£ov  xov  ^aXi^Qimg  avYyQa(i[iccti,.  — 
Dohrn  De  Tita  et  rebus  Demetni  Phalerei  Peripatetici,  Kiel  1825.  4. 
Herwig  De  Demetrio  Phalereo,  Rinteln  1850.  4.  u.  bes.  Ost  ermann  De 
Demetrii  Phalerei  yita,  rebus  gestis  et  scriptornm  reliquüs.  P.  I.  Hersfeld 
1847.   P.  II.  Fulda  1867.  4.     Ueberdies  vgl.  C.  21.  A.  168. 

667)  La.  Di.  V,  75.  Paus.  I,  25,  5  (6).    Suid.  Jrift, 

668)  Da  er  bei  seinem  ersten  Auftreten  als  Staatsmann  schwerlich 
über  80,  aber  auch  schwerlich  unter  24  Jahre  zählte. 

669)  Aelian.  V.  H.  XII,  43.  ol%6zQipa  ysviad^i  liyovatv  in  xfjg  oUCag 
trjg  Ttfio^iov  %al  K6v<ovog.  La.  Di.  V,  76.  fiv  yäq  i%  xrig  Kovmvog  ol%ücg, 
dg  ^aßmQtvog  iv  nQoixm  xmv  dnofuvtipkovsvfidxwv  tprioiv.  Dazu  stimmt  die 
Angabe  bei  Suid.,  er  habe  zuerst  Phanos  geheissen:  og  xo  nqmxov  ^avog 
ixalsCxo.  La.  Di  föhrt  fort:  dXlä  dax^  nal  svysvsi  avv<p%8i  AufUcf,  x^ 
igwfiivfjy  %a^dnhq  6  civxog  iv  too  uif<oxm  tpriclv.  Bei  Diogenian.  Bekk.  Anecd. 
III.  p.  1395.  Gramer  Anecd.  Oz.  II.  p.  239  wird  diese  Lamia  {Ao^iila)  viel- 
mehr seine  Frau  iyvvri)  genannt.  Es  ist  aber  doch  wohl  dieselbe  Hetäre  und 
Flötenspielerin,  welche  als  Geliebte  des  Demetrios  Poliorketes  bei  Plut. 
Demetr.  16.  19.  24.  25.  27.  Ath.  XUI.  577  c.  VI.  253  b  (nach  Polem.  Fr.  15, 
vgl.  Demochar.  Fr.  3  ebendas.  258  a,  s.  C.  36.  A.  6  und  C.  22.  A.  128).  Lynk. 
b.  Ath.  m.  101  e.  Aelian.  V.  H.  XII,  17  bezeichnet  wird  (vgl  Droysen  Hell. 
IP,  2.  S.  134. 145. 185.  194  ff.),  so  dass  dieser  also  die  Erbschaft  an  ihr  antrat, 
falls  nicht  das  angebliche  Verhältniss  des  Phalereers  zu  ihr  überhaupt  nur 
auf  Verwechslung  mit  Dem.  Poliork.  beruht  Einen  gleichnamigen  Sohn 
oder  Enkel  (dnoyovog)  des  Demetrios  von  Phal.  machte  Antigenes  Gonatas 
zum  Thesmotheten,  Hegesand.  Fr.  8  b.  Ath.  IV.  167  e.  f. 

670)  Erhielt  auch  wohl  schon  das  Bürgerrecht,  s.  Ostermann  I.  S.  6 ff. 


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136         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

phrastos^'^^),  begann  er  seine  staatsmännische  Laufbahn  um  324^^^). 
Während  sein  älterer  Bruder  Himeraeos  zur  Partei  des  Hjpereides 
gehörte^'*),  schloss  er  sich  vielmehr  dem  Phokion  an  und  befand 
sich  daher,  wie  es  scheint®^^);  mit  diesem  und  dem  Demades 
unter  den  Gesandten,  welche  nach  dem  lamischen  Kriege  die 
Gapitulationsbedingungen  mit  Antipatros  verhandelten,  und  Hess 
sich  in  seiner  Hingebung  an  Makedonien  auch  dadurch  nicht 
stören,  dass  Himeraeos  auf  Befehl  des  Antipatros  aufgegrifiTen  und 
hingerichtet  ward  (5.  Oct.  322)*'^).  So  gewann  er  denn  bereits 
nunmehr  unter  der  Gunst  des  letzteren  eine  bedeutende  Macht 
in  Athen*'*).  Als  dann  aber  dort  nach  dessen  319  eingetretenem 
Ableben  sich  eine  Verfolgung  gegen  dessen  Anhänger  erhob  und 
das  Todesurtheil  wider  den  greisen  Phokion  und  Andere  318 
gefallt  und  vollstreckt  ward,  entzog  sich  Demetrios  rechtzeitig 
einem  gleichen  Schicksal  durch  die  Flucht*'')  und  ward  ab- 
wesend zum  Tode  verurtheilt*'®).  Noch  im  Jahre  318  jedoch  be- 
mächtigte sich  Kasandros  der  Stadt  und  setzte  nach  Wahl  der 
Bürgerschaft  den  Demetrios  gleichsam  als  seinen  Statthalter  zum 
Regenten  ein*'^).  Derselbe  blieb  es  zehn  Jahre  lang*^*^),  und  seine 
durch  zeitgemässe  Massregeln  und   Reformen  *^^)   ausgezeichnete 

671)  Cic.  Fin.  V,  19,  64.  Leg.  III,  6,  14.  Oflf.  I,  4,  3.  Brut.  9,  37. 
La.  Di.  75.     Strab.  IX,  398. 

672)  La.  Di.  75.  aQ^aa^ai,  8'  avtov  r^g  noXirsiag  (prial  /^rjfiTjtgiog  c 
Mäyv-qg  iv  roig'Ofuovvfioig  onots  <pvyav  'jiXi^avdgov  slg  *Ad'T^vag  ^%€vZlQnaXog, 

673)  Man  darf  dies  wohl  noch  entschiedener  behaupten,  als  es  Schäfer 
Demosth.  IIP.  S.  298  (III*.  S.  827)  gethan  hat.  Dass  Himeraeos  älter  als 
Demetrios  war,  darf  man  wohl  daraus  schliessen,  dass  ersterer  gerade 
damals  zu  einem  der  zehn  öffentlichen  Ankläger  im  harpalischen  Prooesse 
erwählt  wurde,  Pseudo-Plut.  X  or.  846  C. 

674)  Demetr.  n.  6Q(i.  §.  289.    Vgl.  Schäfer  a.  a.  0.  S.  854  (888).  A.  1. 

675)  Plut.  Demosth.  28.  Demetrios  begnügte  sich  damit  dem  Himeraeos 
ein  Todtenopfer  mit  Gebet  des  Wiedersehens  darzubringen:  Earjst.  Fr.  10 
b.  Ath.  Xn.  542  e. 

676)  Plut.  Demetr.  10. 

677)  Und  zwar,  wie  es  scheint,  nach  Munichia,  zu  Aristoteles  Adoptivsohn 
Nikanor,  dem  dortigen  Commandauten  des  Kasandros,  Eaiyst.  a.  a.  0. 
'l(i8(faiov  xov  ci8eXq>ov  dvaiQBd'ivTog  vn'  'Avtmdxqov  avxbg  (iBtd  Nixavogog 
diixQißsVy  alxüxv  ix<ov  cog  xd  iniq)dvstcc  xov  dd6Xq>ov  ^vonv,  wenn  anders  man 
auch  nur  so  viel  aus  dieser  confusen  Nachricht  schliessen  darf.    S.  A.  678. 

678)  Plut.  Phok.  35.  Nach  Earjst.  a.  a.  0.  müsste  man  glauben,  dase 
jene  dem  Himeraeos  dargebrachten  Epiphanien  den  Anklagepunkt  bildeten, 
s.  indessen  Ostermann  I.  S.  28 ff. 

679)  Diod.  XVIII,  74,  3.  C.  I.  A.  II,  584.        680)  Strab.  a.  a.  0.  La.  Di.  76. 


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9.  Peripatetiker.     Demetrios  von  Phaleron.  137 

VerwaltuDg  war  wenigstens  im  Anfange  musterhafte^)  und  auch 
in  ihrem  weiteren  Verfolge  segensreich  für  den  Staat  e^,  wenn 
auch  an  den  Nachrichten  über  die  Verschwendungen  und  Aus* 
Schweifungen ;  denen  er  sich  alhnählich  ergeben  haben  soll;  immer- 
hin etwas  Wahres  sein  mag^.  Im  Jahre  309/8  (Ol.  117,  4)  war 
er  auch  Archon*®^).  Schon  312  jedoch,  als  Ptolemaeos,  der  Neffe 
und  Feldherr  des  Antigonos,  sich  mit  einer  Flotte  der  attischen 
Küste  näherte,  ward  er  von  der  Bürgerschaft  gezwungen  Waffen- 
stillstand mit  diesem  zu  machen  und  mit  Antigonos  in  Verhand- 
lung zu  treten e^),  und  er  hielt  sich  nur  dadurch,  dass  zunächst 

681)  Das  Genauere  gehört  nicht  hieher;  s.  bes.  die  ansfährlicbe  Zu- 
eammenstellung  von  Ostermann  I.  S.  30 ff.  Von  litterargeschichtlichem 
Interesse  ist  die  Notiz  Atb.  XIV.  620  b.  tovg  Sh  vvv  'Ofi7}Qi,9tag  ovofjLu^O' 
fikivovg  ngoitog  tlg  tä  J^iatQcc  naqriyctyd^  aber  ich  weiss  trotz  der  unmittelbar 
TOrhergehenden  Worte  ort  8*  l%(xXovvxo  otfafpmdol  %al  ^OfirjQtcxal  *AQi0TO%Xijg 
stif7i%sv  X.  T.  X,  nicht,  ob  man  unter  den  Homeristeu  ein&cb  homerische 
Rhapsoden  zu  verstehen  hat,  deren  Vorträge  dann  also  im  Theater  früher 
nicht  Statt  fanden.  Denn  wie  kommt  Eustath.  II.  p.  1479.  ngoiTog  sig 
^iccTQOV  nciQT^yaySj  tpaal^  (cnpmdovg  tovg  %al 'Ofi/tiQiavoig  naXovfiivovg,  ot 
ifi^Xtpdovv  tä  ^OfiriQOv  xa^dxeQ  aXXoi  tä  ^Heiodov  xal  'Aq%iX6%ov  xal  ixiqtov 
dann  zu  dem  Ausdruck  ifLsXmdow? 

682)  Vgl.  Earyst.  a.  a.  0.  xax*  aQxcis  (i'^v  f^v  avxov  x6  aQictov  o^v- 
ßatptt  nctvxodanag  iXäag  ^%ovxci  %al  xvq6v  vTjatmxiTidp, 

688)  Dafür  sprechen  am  Sichersten  gerade  die  Aeusserungen  seiner 
Gegner  Demochares  Fr.  2  b.  Polyb.  XII,  13,  9  flf.  und  Duris  Fr.  27  b.  Ath.  XII. 
542  c  ff.  Ausserdem  ygl.  Strab.  Diod.   La.  Di  a.  a.  0.  0.    Aelian.  V.  H.  III,  17. 

684)  Von  den  Hauptzeugen  Duris  a.  a.  0.,  Diyllos  Fr.  4  b.  Ath.  Xm.  693  f. 
(Tgl.  Didym.  b.  La.  Di.  76.  M.  Schmidt  Did.  S.374)  und  Karyst.  a.  a.  0.  ist 
jedoch  wenigstens  Duris  nicht  besonders  zuverlässig.  Alle  diese  Bericht- 
erstatter und  der  Anekdotensammler  Hegesandros  Fr.  8  b.  Ath.  IV,  167  d  ff. 
nun  wissen  viel  Ton  seinen  Ehebrüchen,  seinen  Buhlerinnen  Lampito  und 
Aristagora,  seinem  Lustknaben  Theognis  und  den  vielen  anderen  Knaben,  die 
ein  Gleiches  zu  werden  wünschten,  von  seinem  Koch  Moschion,  seinem  Ge- 
brauch Ton  Schminke  und  Haarfarbe  zu  erzSMen.  VgL  Droysen  a.  a.  0. 
S.  106 — 111.  Vermuthlich  ward  aber  aus  seinem  Spitznamen  Lampeto  oder 
Lampito  (s.  A.  712)  erst  ein  Verh&ltniss  zu  dieser  Hetäre  gemacht.  Auch 
was  Aelian.  V.  H.  IX,  9  irrthumlich  von  Demetrios  Poliorketes  berichtet, 
war  über  den  Phalereer  erzählt 

686)  Diod.  XX,  27,  1.  Dionys.  Din.  9.  p.  660..  Dar.a.  a.  0.  Ostermann 
I.  S.  32  ff.  sucht  zu  zeigen,  dass  er  erst  als  solcher  die  Volkszählung  habe 
vornehmen  lassen,  von  welcher  Etesikles  b.  Ath.  VI.  272  b  (Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  376)  berichtet,  so  dass  dort  (x^  IxxccyLctiydeHoixrj  zu  schreiben  wäre, 
üeber  den  Chorgesang  des  Eastorion  aber,  durch  welchen  die  Athener  ihn 
als  solchen  über  die  Massen  feierten,  s.  C.  36.  A.  2. 

686)    Diod.  XIX,  78,  4.    Droysen  a.  a.  0.   S.  32  f.  36  f.    Nachdem  er 


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138  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Antigonos^^^)  und  später  308  der  Lagide  Ptolemaeos  sich  mit 
Kasandros  verglich^;  als  nun  aber  307  Demetrios  Poliorketes 
den  Peiraeeus  erobert  hatte,  musste  er  capituliren  und  ward  von 
dem  Sieger  ehrenvoll  mit  sicherem  Geleit  nach  Theben,  wie  er 
es  wünschte,  entsandt®®^**),,  wo  er  in  Freundschaft  mit  dem 
Kyniker  Erates  gelebt  haben  soll^.  Von  hier  begab  er  sich 
endlich,  als  Kasandros  297  gestorben  war,  nach  Aegypten  zu 
Ptolemaeos  ^^),  bei  dem  er  zu  grossem  Einfluss  gelangte  *^^),  und 
welchem  er,  wie  schon  bemerkt ^^*),  den  ersten  Anstoss  zur  Be- 
gründung der  alexandrinischen  Bibliotheken  gab.  Da  er  aber 
demselben  widerrathen  hatte  den  Philadelphos  zum  Nachfolger 
zu  machen  und  schon  bei  Lebzeiten  (285)  diesem  die  Herrschaft 
zu  übergeben ^^^),  so  verbannte  der  letztere,  und  zwar  ohne  Zweifel 
gleich  nach  des  Vaters  Tode  283®^*),  ihn  nach  einem  Orte   im 


eben  erst  Easandros  auf  dessen  Befehl  20  Schiffe  zur  Hülfe  gesandt  hatte, 
Diod.  XIX,  68,  3. 

687)  Diod.  XIX,  106,  1.        688)  Diod.  XX,  87,  2. 

688 »>)  Das  Genauere  s.  b.  Diod.  XX,  46,  2  ff.  Plut.  Demetr.  9.  Die 
Athener  hatten  ihm  360  Statuen  nach  der  Zahl  der  Tage  des  attischen 
Jahrs  errichtet,  Varr.  b.  Non.  p.  628  (vgl.  C.  86.  A.  110).  Plin.  N.  H. 
XXXIV.  §.  27.  La.  Di.  76  (Andere,  wie  Strab.  a.  a.  0.,  sagen  ungenauer 
über  800  oder  300,  so  Nep.  Milt.  6.  Plut  praec.  ger.  reip.  27.  820  E.  Dion 
Chryst.  XXXVII.  p.  466  R.  1600).  Diese  wurden  jetzt  sämmtlich  zertrümmert 
oder  bei  Seite  geschafft  mit  Ausnahme  (wie  La.  Di.  77  hinzufQgt)  von 
einer  auf  der  ßurg,  er  selbst  abwesend  von  Neuem  zum  Tode  yerurtheilt 
(Philoch.  Fr.  144  b.  Dionys.  Din.  8.  p.  686  B.)  und  sein  Archontat  für 
ungesetzlich  erklärt  (Phabor.  Fr.  82  b.  La.  Di.  a.  a.  0.).    Vgl- La.  Di.  82. 

689)  Plut.  de  adul.  et  am.  28.  69  C. 

690)  Hermipp.  Fr.  60  b.  La.  Di.  78.  Strab.  a.  a.  0.  Vgl.  Diod.  XX, 
46,  4.  Die  Bonderbare  Erzählung  bei  Polyaen.  III,  16  kann  man  auf  sich 
beruhen  lassen.  Die  Angabe  des  Hermipp.  aber,  es  sei  dies  aus  Furcht 
Yor  Antigonos  geschehen,  sucht  Ostermann  L  S.  68.  A.  1  so  zu  recht- 
fertigen: es  sei  unter  diesem  Antigonos  der  Sohn  des  Kasandros  zu  ver- 
stehen, welcher  sonst  Antipatros  genannt  wird. 

691)  Plut.  de  exil.  7.  602  F.  Vgl.  Aelian.  III,  17.  Hermipp.  a.  a.  0. 
und  C.  21.  A.  114. 

692)  C.  1.  S.  6  mit  Anm.  18. 

698)  Hermipp.  a.  a.  0.    Herakleides  Lembos  Fr.  10  b.  La.  Di.  79. 

694)  Dass  es  gleich  darauf  geschehen  sei,  sagt  freilich  Hermippos 
nicht  ausdrücklich,  aber  m.  £.  versteht  sich  dies  von  selbst,  und  die  An- 
gaben (s.  C.  1.  A.  18),  dass  er  Bathgeber  des  Philadelphos  bei  der  An- 
legung der  Bibliotheken  und  dessen  Bibliothekar  gewesen  sei,  erscheinen 
hiemach  einfach  als  unmöglich,  und  ich  glaube  nicht,  dass  der  Ver- 
mittlungsversuch  von   Ostermann   II.    S.  4  ff.,    bei   welchem   sogar  das 


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9.  Peripaietiker.     Demetrios  von  Phaleron.  139 

Lande,  wo  er  dann  noch  einige  Zeit  lebte ,  endlich  aber  durch 
Schlangenbiss  hingerichtet  sein  soll®**^).  Seine  Schriften*^),  um- 
fänglicher als  die  irgend  eines  anderen  Peripatetikers  seiner 
Zeit^*^,  waren  sehr  mannigfachen  Inhalts.  Es  gab  von  ihm 
allerlei  moralische  Abhandlungen^^®),  zu  denen  auch  wohl  seine 
acht  Dialoge  gehorten  ®^^).  Dazu  kam  eine  Sammlung  von  Volks- 
und   Gesandtschaftsreden '^),   aber   auch  Declamationen'^^),  wie 

Märchen  von  den  siebzig  Dolmetschern  für  wesentlich  historisch  erklärt 
wird,  einer  Widerlegung  bedarf. 

695)  Cic.  p.  Bab.  Post.  9,  28.  Demetrium  ...  qui  Fhalereus  vocitattis 
est,  in  eodem  isto  Äegyptio  regno  aspide  ad  corpus  admota  vita  esse  privatum. 
Von  einem  Selbstmord,  wie  Ostermann  IL  S.  16  und  Zeller  IP,  2 
S.  898  meinen,  ist  hier  keine  Rede.  Die  Richtigkeit  dieser  Nachricht  ist 
indessen  sehr  zweifelhaft.  Die  Angabe  von  Hermippos  a.  a.  0.,  nach  wel- 
cher diese  Todesart  vielmehr  eine  zufällige  war,  verdient  nämlich  selbst- 
verständlich ebenso  wenig  Glauben  als  dessen  sonstige  Todesnachrichten, 
und  ich  sehe  nicht  ab,  wie  sich  die  Frage  beantworten  lässt,  ob  die  An- 
gabe bei  Cicero  aus  ihr  entstanden  ist,  oder  ob  Hermippos  sie  schon  kannte 
xmd  aus  ihr  die  seine  zurecht  machte,  so  dass  er  in  diesem  Falle  wenigstens 
vielleicht  die  halbe  Wahrheit  gesagt  hätte. 

696)  Von  einer  oder  mehreren  poetischen  ist  die  Rede  bei  La.  Di.  76. 
XsYBtai  de  dnoßalovxa  avxov  tag  mpsig  iv  'AXe^avdgs^  %o(Uaaa^ocL  av^iq 
Ttaga  tov  Euqdni9og'  o&sv  %al  tovg  naucvag  noiijaai  xovg  (lix^i  vvv  ado(iivovg. 

697)  La.  Di.  80,  wo  dann  nach  der  Vorbemerkung  mv  iati  tcc  ^Iv 
tetOQind  tä  8h  noXiTmot  tcc  dl  tcsqI  noirixmv  xcc  8'k  frjxoQi'Kä  drjfiriyogtwv 
X8  %al  nusaßsiav  dXXa  firiv  xal  Xoyay  AlamneCoav  avvaymyri  xal  aXXa  nXti<a 
80 f.  ein  Verzeichniss  derselben  (nach  Hermippos?)  folgt,  in  welchem  die 
Sammlung  äsopischer  Fabeln  wiederkehrt.  Vgl.  Suid.  yiyQa(p8  (piXoaotpd 
XB  xal  töxoQixa  nal  (rjxoQi%d  xal  nsgl  noir\xmv.  Wenigstens  ein  grosser 
Theil  dieser  Schriften  war  nach  Cic.  Fin.  V,  19,  64  erst  in  Aegypten  verfasst. 

698)  Unter  ihnen  'Eqmxmog,  TlQoxQBnxvaog  ^  ntql  yriQ<ag  (s.  A.  708),  nsqi 
xvxqg,  317  geschrieben  mit  der  merkwürdigen  Prophezeiung,  dass  auch 
das  Makedonenreich  nicht  allzu  lange  dauern  werde  ^  Polyb.  XXIX,  21  (6  c), 
vgl  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  868.  Rosiger  Die  Bedeutung  der  Tyche  bei 
den  späteren  griechischen  Historikern,  besonders  bei  Demetrios  von  Pha- 
leron,  Constanz  1880.  4.  Sehen  kl  Jahresber.  XXXVIII.  S.  229  f.  und  unten 
C.  29.  A.  76  und  C.  21.   A.  862.  368. 

699)  Denn  Dialoge  scheinen  UxoXB^Latogy  ^aidmvdccg^  MaCdtov^  KXimv 
(vgl.  La.  Di.  76),  'Aifxaiiqirig ,  'AqicxBldrig  ^  'AQicx6iktt%ogy  Jiovvoiog  gewesen 
zu  sein. 

700)  S.  A.  697.  Jedenfalls  lag  sie  noch  Cicero  (vgl.  A.  713)  und  viel- 
leicht auch  noch  Quintilianus  (s.  A.  711)  vor,  aber  in  dem  Verzeichniss 
selbst  klingt  höchstens  etwa  der  Titel  nQeaßsvxi%6g  an  sie  an.  Bruch- 
stflcke  sind  wenig  oder  gar  keine  erhalten,  s.  Sauppe  0.  A.  U.  S.  346  f. 

701)  QuintiL  II,  4,  41.  fictas  ad  imitationem  fori  eonsüiorumque  ma- 
terias  apud  Graecos  dicere  circa  Demetrium  Pfialereum  institutum  fere  eonstat. 


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140         Zweites  Capiiel.    Philosophie  bis  2.  HSlite  des  2.  Jahrh. 

z.  B.  eine  Lobrede  auf  Sokrates'*^^),  eine  Reihe  geschichtlicher 
und  staatswissenschaftlicher  Schriften^  unter  denen  auch  eine 
über  jene  seine  zehnjährige  Verwaltung  (tc^qI  tijg  dsxaBtiag) 
war'^'),  verschiedene  litterarhistorisch-philologische  Arbeiten  über 
Ilias  und  Odyssee'^)  und  über  Antiphanes,  eine  Briefsammlung, 
eine  Rhetorik ^^^),  in  welcher  er  sich  besonders  eingehend  mit 
der  Kunst  und  den  rednerischen  Studien  des  Demosthenes  zum 
Theil  noch  nach  dessen  eignen  mündlich  gegen  ihn  gemachten 
Aeusserungen''^^  beschäftigte'®^,  nicht  minder  aber  auch  über 
Isokrates    und  andere  Redner  allerlei  Nachrichten  gab'^),   die, 

702)  S.  die  Bmchstüjcke  bei  Müller  a.  a.  0.  S.  866  f.  Sanppe  a.  a.  0. 
und  Ostermann  IE.  S.  21—23. 

703)  Auch  von  Strab.  a.  a.  0.  erw&hnt,  ferner  6  Bücher  ne^l  tijg  'Ad^- 
vTjaiv  vofio^sa^ag,  ans  welchen  mehrere  Brnchstücke  auf  uns  gekommen 
sind,  UQx6vto}v  ävayQatprj^  im  Yerzeichniss  fehlend,  aber  in  drei  Bruch- 
stQcken  nachweislich  (s.  Müller  a.  a.  0.  S.  362  ff.),  mgl  zmv  'Ad'rivriai 
noXixmv  (2  B.),  ntifl  drjfMtyayyiag  (2  B.),  nsgl  noXmxiig  (2  B.),  tcsqI  voy^mVy 
2kQav7jyi%d  (2  B.).  Geschichtliche  Nachrichten  über  Philosophen  feuiden 
sich  aber  ausser  in  der  'Aqx.  dvayg.  auch  in  Werken  anderer  Art,  z.  B.  in 
nsQl  yjQQcog  über  Xenophanes  und  Anazagoras  (La.  Di.  II,  13.  IX,  20),  im 
Sokrates  über  Herakleitos,  Demokritos  und  Archelaos  (La.  Di.  IX,  16.  37.  67). 
In  La.  Di.  scheinen  sie  besonders  durch  Demetrios  TOn  Magnesia  gekommen 
zu  sein,  s.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  322  f.  Auch  Chreien  schrieb  er.  — 
Dass  der  Verf.  der  Schrift  nsQl  rmv  xar'  Atyvntov  (Ath.  XV.  680  a,  vgl 
Tertull.  Apol.  19)  nicht  der  Phalereer  ist,  bemerkt  Ostermann  II.  S.  34. 
A.  1.  um  so  wunderlicher  ist  es,  dass  er  IL  8.  32  f.  und  Herwig  S.  16  f. 
dem  loseph.  c.  Ap.  I,  23  (Euseb.  P.  £.  IX,  42,  2.  468c)  glauben,  der 
Urheber  des  Buchs  über  die  Juden  (s.  C.  33.  A.  81  u.  bes.  C.  38.  A.  78  £f.) 
sei  kein  Anderer. 

704)  In  2  und  4  B.     Dazu  *0(ifiQi%6g. 

706)  nsQl  frjxoQixTig  2  B.  (citirt  von  Philod.  V.  H.«  III,  146.  J.  6.  #. 
iv  zA  IC.  (.). 

706)  Plut.  Demosth.  11  (Fr.  17  Müll.). 

707)  Plut.  a.  a.  0.  9.  11.  Cic.  de  divin.  U,  46,  96,  vgl  de  or.  I,  61, 
260.  Qu.  Cic.  de  petit.  cons.  1.  Dionys.  de  vi  die.  Dem.  63.  Philod.  Rhet. 
4,  16  f.  p.  222  f.  Speng.  Ausdrücklich  citirt  wird  freilich  diese  Schrift  nsgl 
^rjTOQiniig  nirgends,  und  einige  seiner  Aensserungen  über  Demosthenes,  wie 
das  ungünstige  ürtheil  Plut.  a.  a.  0.  14,  und  andere  Redner  können  daher 
auch  in  einer  oder  mehreren  anderen  Schriften  gestanden  haben. 

708)  Tod  des  Isokrates,  Zosim.  V.  Isoer.  p.  268,  46  Westerm.,  Geburt 
dos  Isaeos  in  Chalkis,  Harpokr.  'loaiog,  Archias  6  ^yado^Qug  sei  Schüler 
des  Anaximenes  gewesen,  Plut.  a.  a.  0.  28  (Fr.  18  M.),  Lob  der  Bered- 
samkeit, mit  welcher  Philon,  der  Baumeister  des  neuen  Seezeughauses,  vor 
dem  Volke  über  seinen  Bau  Rechenschaft  abgelegt  hatte,  Philod.  a.  a.  0. 
IV,  12.  p.  218  Sp.,  vgl.  Cic.  de  or.  I,  14,  62.    Val.  Max.  VIII,  12  ext  2. 


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9.  Peripatetiker.    Demetrioa  von  Phaleron.  141 

so  viel  wir  wissen,  älteste  Sammlung  äsopischer  Fabeln'^)  nnd 
desgleichen  eine  Sammlung  angeblicher  Ausspräche  {yväiiaij 
ajcoipd'iyfiata)  der  sogenaimten  sieben  Weisen,  von  welcher  uns 
noch  Manches  erhalten  ist'^^).  Die  eigne  Beredsamkeit  des 
Demetrios  war  nicht  gering '^^).   Schon  sein  schönes  Aeussere'^*) 

Schafer  Demosth.  IP.  S.  307  (IP.  S.  288  f.).  Ein  so  massiver  Irrthum 
jedoch,  dass  er  den  Aeschines  als  Schüler  des  Sokrates  bezeichnet  haben 
sollte  (Schol.  Aeschin.  2,  1.  ms  ^i^p  <^.  o  $.  tpr^ai),  ist  ihm  kaam  zuzutrauen: 
entweder  schrieb  er  (auch  noch  verkehrt  genug):  des  Isokrates  oder  aber, 
was  weniger  wahrscheinlich  ist,  vielmehr  von  Demetrios  ans  Magnesia 
rührte  diese  falsche  Nachricht  her,  s.  Schäfer  a.  a.  0.  I.  S.  265  (230). 
A.  1.     Blass  Att.  Bereds.  III,  2.  S.  182.  A.  1. 

709)  S.  A.  697. 

710)  Im  Verzeichnisse  freilich  fehlt  sie,  wenn  sie  nicht  etwa  in  den 
XQSiat  enthalten  war,  aber  die  bei  La.  Di.  den  sieben  Weisen  beigelegten 
Aussprüche  stammen  aus  dieser  Quelle.  Dazu  kommen  der  Auszug  bei 
Stob.  Flor.  III,  79,  die  Fv^fiai  xmv  inxa  aoq>m9  bei  Boissonade  Anecd. 
Gr.  I.  S.  18Ö— 141,  die  von  F.  Schultz  Philol.  XXLV.  S.  216—226  mit- 
getheilten  Jla^ayyiXfiaTa,  die  *Tno9^rj%ai  des  Sosiadas  bei  Stob.  Flor.  III,  80 
und  andere  Sammlungen.  S.  Brunco  De  vitis  VII  sapientium  a  Demetrio 
Phalereo  coUectis,  Act.  sem.  phil.  Erlang.  III  (1884).  S.  299—397,  dessen 
Untersuchungen  über  den  Ursprung  und  das  Verhältniss  xlieser  Sammlungen 
zu  einander  man  bei  ihm  selbst  nachlesen  muss.  Das  Resultat  ist  S.  322 
in  ein  Stemma  zusammengefasst.  Hier  kann  in  der  Kürze  nur  Folgendes 
bemerkt  werden.  Aus  welchen  Quellen  auch  Demetrios  geschöpft  haben 
mag,  seine  Arbeit  war  keineswegs  gewissenhaft  und  sorgfältig,  aber  sie 
ist  ihrerseits  die  Quelle  für  alle  Späteren  geworden.  Während  vor  ihm 
das  grösste  Schwanken  über  die  zu  den  Sieben  zu  rechnenden  Männer 
herrschte,  stehen  seit  ihm  Eleobulos,  Selon,  Cheilon,*  Thaies,  Pittakos, 
Bias,  Periandros  fest.  In  den  La.  Di.  kamen  ihre  Sprüche  mittelbar,  wie 
es  nach  I,  60  scheint,  durch  Apollodoros  nsQl  zmv  cpiXoaotpav  aCgiasa^v 
(s.  C.  82.  A.  182) ,  der  die  Sammlung  des  Demetrios  ohne  Zweifel  unmittel- 
bar benutzte.  Ein  Gleiches  gilt  von  Didymos,  dem  Sohn  des  Herakleides, 
unter  Nero  im  10.  B.  von  dessen  £v(inoaiayLdc  (vgl.  C.  30.  A.  331),  und  aus 
diesem  mag  Stob.,  der  jedenfalls  nicht  mehr  den  Demetrios  selbst  auszog, 
geschöpft  haben,  s.  M.  Schmidt  Didym.  S.  878.  379  £P.,  vgl.  jedoch  Brunco 
S.  307  f. 

711)  S.  Dohrn  S.  6 ff.  Herwig  S.  3—8.  Ostermann  II.  S.  16  ff. 
Ob  QointiL  X,  1,  80  ihn  mit  zu  den  zehn  Rednern  zählt  oder  ihn  vielmehr, 
nachdem  er  fünf  von  ihnen  besprochen,  dieser  Gruppe  anreiht,  geht  an 
sich  aus  dessen  Worten  nicht  ganz  deutlich  hervor,  indessen  spricht  nicht 
bloss  das  einleitende  quin  etiam  entschieden  für  das  Letztere,  sondern  es 
liat  auch  schwerlich  jemals,  nachdem  dieser  Kanon  angestellt  war,  ein 
Schwanken  über  irgend  welche  zu  dieser  Auswahl  zu  zählenden  Personen 
Statt  gefunden,  s.  G.  36.  A.  108  ff.  Wenn  Quintil.  ihn  aber  hier  als  den 
letzten  nennenswerthen  attischen  Redner  bezeichnet,  so  hat  er  in  gewisser 


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142         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

kam  ihm  bei  derselben  zu  Statten.  Aus  tiefster  Seele  freilich 
entsprang  sie  nicht,  und  das  Studium  war  in  ihr  stärker  als  die 
Natur.  Von  dem  Schwung  und  Feuer  eines  Demosthenes  war 
sie  weit  entfernt.  Wie  die  Verhältnisse  es  mit  sich  brachten, 
eignete  ihr  vielmehr  eine  elegante  Ruhe,  und  sie  war  in  weit 
höherem  Grade  darauf  berechnet  die  Zuhörer  zu  ergötzen  als 
hinzureissen,  weich,  anmuthig  und  übermässig  blütenreich '^'). 
Seine  schriftliche  Darstellung  zeigte  eine  Mischung  des  philo- 
sophischen und  des  rhetorischen  Stils  ^^^)  und  war  allem  Anscheine 
nach  nicht  arm  an  zugespitzten  Wendungen  und  metaphorischem 
Ausdruck '^'').     Dass  seine  geschichtlichen  Angaben  nicht  durch- 


Weise  ohne  Zweifel  Recht.  Der  Hanptzeoge  jedoch  ist  Cicero,  der  in  ihm 
die  einzige  Verschmelzung  des  Staatsmanns  und  Redners  mit  dem  Philo- 
sophen nnd  selbst  in  ihm  nicht  ohne  allen  Zweifel  bewundert,  Off.  I,  1,  8. 
Leg.  III,  6,  14. 

712)  Suid.  Vgl.  Phabor.  b.  La.  Di.  76.  Theila  auf  seine  Schönheit, 
theils  auf  seine  Putzsucht  und  weibische  Körperpflege  bezogen  sich  seine 
Spitznamen  Lampeto  oder  Lampito  von  der  gleichnamigen  Hetäre  (v^l. 
Anm.  684)  und  xaQLtoßlitpaQog^  Diyll.  u.  Didym.  a.  a.  0.  0. 

713)  Cic.  Brut.  9,  37.  delectabat  magis  Ätheniensia  quam  inflammabal . . . 
primua  inflexit  orationem  et  eatn  moUem  teneramque  reddidit,  et  suavis  .  .  . 
videri  mdluit  quam  gravis:  sed  suavitate  ea,  qua  perfunderet  anitnos,  non  qua 
perfiringeret:  tantum  ut  memoriatn  concinnitatis  suae,  non,  quemadmodum 
de  Peride  scripsit  Eupdlis,  cum  delectatione  aculeos  etiam  relinqueret  in 
animis  etc,  82,  285.  mihi  quidem  ex  illius  orationibus  redolere  ipscie  Athenae 
videntur:  at  est  floridior  .  .  .  quam  Hyperides,  quam  I/ysias,  Off.  a.  a.  0. 
orator  parum  vehemens,  dulcis  tamen,  ut  Theophrasti  discipuium  agnoscere 
possis.  De  or.  II,  23,  95  wird  er  unter  den  nachdem osthenischen  Rednern 
als  der  politissimus  bezeichnet,  Or.  27,  92  heisst  es  von  ihm  diesen  gegen- 
über: (suavitate)  praestitit  ceteris,  cuius  oratio  cum  sedate  placideque  labi- 
iur,  tum  iUustrant  eam  quasi  stellae  quaedam  trälata  verba  et  immutata  etc, 
(vgl.  A.  715),  und  Cic.  rechnet  seine  Beredsamkeit  zum  medium  dicendi  genus, 
in  welchem  nervorum  vel  minimum,  suavitatis  autem  est  vel  plurimum:  huic 
(generi)  omnia  dicendi  omamenta  conveniunt  Vgl.  Quintil.  a.  a.  0.  Daher 
ward  denn  das  geflügelte  Wort  des  Eratosthenes  über  Bions  Behandlung 
der  Philosophie  (s.  A.  109)  auf  seine  Behandlung  der  Beredsamkeit  über- 
tragen, Quintil.  X,  1,  83.  nee  versicolorem  ülam,  qua  2>.  Ph.  dicebatur  uti, 
vestem.  Hiezu  stimmt  auch  die  Schilderung  seines  persönlichen  Auftretens, 
Dur.  a.  a.  0.  rißovXsto  yäg  xr^v  offfiv  tXaQog  %al  rotg  anctvtmciv  rjÖvg  fpaC- 
vea^a^j  und  daher  gefiel  ihm  auch  die  Lebhaftigkeit  der  Action  des 
Demosthenes  nicht  (s.  die  A.  707  angef.  Stellen  b.  Plut.  Demosth.  9.  11). 

714)  La.  Di.  82.  xagaurriQ  de  (piloaotpog  svxovia  (rjtOQiiii  xal  dwccfiei 
%s%Qa[iivog,    Dann  folgt  eine  Sammlung  seiner  Apophthegmen. 

715)  Nachdem  Cic.  Or.  a.  a.  0.  auseinandergesetzt  hat,  dass  er  unter 


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9.  Peripatetiker.    Straten.  143 

weg  zuverlässig  waren,  ergiebt  sich  neben  Anderem '^^)  schon 
daraus,  dass  auch  er  das  Märchen  Von  der  Bigamie  des  Sokrates 
auftischte''"). 

Straton"®),  Sohn  des  Arkesilaos,  von  Lampsakos '*^), 
Schüler  ^«<^)  und  seit  Ol.  123  (288/4)  Nachfolger  des  Theophrastos 
bis  an  seinen  Ol.  127  (270/68)  18  Jahre  später  erfolgten  Tod"*)» 
war  vorher,  wie  schon  bemerkt'^^),  etwa  um  294"^)  Lehrer  des 
Ptolemaeos  Philadelphos  gewesen'^),  und  aus  seinem  Testa- 
ment"^), in  welchem  er  den  Lykon  zu  seinem  Nachfolger  und 
zum  Erben  seiner  Bibliothek  ernennt,  geht  hervor,  dass  er  ein 
wohlhabender  Mann  war.  Ohne  Zweifel  in  philosophischer  Hin- 
sicht der  selbständigste  Geist  der  aristotelischen  Schule  ^^^),  so 
dass  er  nach  dieser  Richtung  hin  sogar  den  Theophrastos  über- 
traf, verfolgte  er  indessen  dabei  den  schon  von  Aristoienos  und 
Dikaearchos  eingeschlagenen  Weg  und  brachte  das  naturalistische 
und  materialistische  Element  in  der  Denkweise  des  Aristoteles 


immutata  verba  die  Hypallage  oder  Metonymie  verstehe,  die  gehäufte  tra- 
IcUio  aber  zur  Allegorie  werde  (§.  93  f.),  fährt  er  fort:  fuiec  frequentat  Pha- 
lereus  maxime,  suntque  dülcissima,  et  quamqiMm  trdlatio  est  apud  eum 
multa,  tarnen  immtUationes  nusquam  crebriores. 

716)  S.  A.  708.  710,  vgl.  autjh  A.  707. 

717)  Fr.  15  M.  b.  Plut  Aristeid.  27. 

718)  Nauwerck  De  Stratone  Lampsaceno  philosopbo,  Berl.  1886.  8. 

719)  La.  Di.  68. 

720)  La.  Di.  a.  a.  0.  Cic.  Acad.  I,  9,  34.  Fin.  V,  B,  13.  Suid.  Stga- 
xmv  Aai/Apa%riv6g ,  (ptl6ao(pog^  Qeo(pQäatov  yvoagifiog  xal  SidSoxogj  vtog  Uq- 
xBailaov  71  Ugnso^ovy  og  ins%Xi^d7}  ^vütnog  %.  x,  l.  Simpl.  Phys.  f.  226'. 
%al  ExQUxoiv  9\  6  AapLtpaiLfivog  6  &eo(pQdaxov  ysyovoag  dnovoxrig  wxv  xoig 
dqCoxoig  JlBQinaxr^xLV.otg  dgid-pboviiBvog,  Zu  dem  letztem  Ausdruck  vgl.  Flut. 
Col.  14.  1116  6  (nachdem  er  von  Aristoteles,  Theophrastos,  Herakleides, 
Dikaearchos  gesprochen  hat):  xmv  aXXmv  IIsQinaxfixixcov  %o(fvq>at6taxog 
£tQdt(ov, 

721)  Apollod.  Fr.  97  b.  La.  Di.  a.  a.  0. 

722)  C.  1.  8.  6. 

723)  Als  Philadelphos  16  Jahre  alt  war. 

724)  na^riyi^aaxo  IIxolepAx^ov  xov  ^daÖiltpov,  Suid.  La.  Di.  a.  a.  0., 
wo  der  Zusatz  %al  ilaße,  (paoi,  nccQ*  avxov  xdlavxa  6y8ori%ovxa  auf  sich 
beruhen  kann.  Dass  er  wirklich  eine  Zeit  lang  am  alexandrinischen  Hofe, 
wohin  er  vielleicht  auf  den  Antrieb  des  Demetrios  von  Phaleron  berufen 
ward,  lebte,  so  bemerkt  Z  eil  er  n^  2.  S.  901.  A.  2,  beweisen  seine  Briefe 
(oder  sein  Brief)  an  Arsinoe,  La.  Di  60. 

726)  B.  La.  Di.  61  ff. 

726^)  Tn  Bezug  auf  seine  Schätzung  im  AUerthnm  s.  A.  720. 


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144         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

einseitig  zur  Geltung.  Wenn  er  auch  in  Bezug  auf  die  Seelen- 
lehre nicht  so  weit  ging  als  jene  seine  beiden  Vorläufer'*^,  so 
schrieb  er  doch  auch  den  Thieren  Vernunft"')  zu  und  bekämpfte 
in  höchst  scharfsinniger  Art  die  Unsterblichkeitsbeweise  in  Pia- 
tons Phaedon'*®).  In  metaphysischer  Hinsicht  aber  ging  er  noch 
über  jene  beiden  hinaus,  ja  sogar  über  den  stoischen  Standpunkt, 
indem  er  an  die  Stelle  des  ausserweltlichen  aristotelischen  Gottes 
die  bewusstlos  wirkende  Naturkraft  setzte '^^).  Daher  beschäftigte 
er  sich  auch  vorwiegend  mit  naturwissenschaftlichen  Unter- 
suchungen, so  dass  er  den  Beinamen  „der  Physiker'*  erhielt'^) 
und  die  Zahl  seiner  Schriften  über  Logik,  Metaphysik,  Ethik 
und  Politik  zusammengenommen  noch  nicht  so  gross  war  wie 
die  der  naturwissenschaftlichen  allein '^^).  Historisch  waren  die 
zwei  Bücher  Evgriiidtmv  ikeyxoi,  in  welchen  er  die  vor  ihm  auf- 
gestellten Behauptungen  über  die  Erfinder  der  verschiedenen 
Künste  zu  berichtigen  suchte''^). 

Praxiphanes'^^),  Sohn  des  Dionysophanes,  von  Mytilene'**) 
oder  Rhodos'*^),   Schüler  des   Theophrastos'*^,    hielt  selbst   in 


726)  S.  das  Genauere  b.  Zeller  S.  915  ff. 

727)  Epiphan.  Exp.  fid.  1090  A. 

728)  Vielleicbt  in  der  Sebrift  mql  tpvcBcoq  dv^Qamivfjg^  s.  Olympiod. 
zn  Plat.  Pbaed.  p.  150  f.  186.  191  Finckh,  welcher  Auszüge  aas  ihm  giebt, 
vgl.  Zeller  S.  920.  A.  2.  3. 

729)  S.  Zeller  S.  904 ff.         730)  La.  Di.  68. 

731)  8    das  Verzeichniss  b.  La.  Di.  58—60.     Vgl.  A.  724.  728.  732. 

732)  Nach  dem  Urtheil  des  Polyb.  XU,  25^,  3  mit  sehr  glückliebem 
Erfolg  in  der  Widerlegung ,  aber  mit  sehr  unglückliebem  in  seinen  eignen 
Aufstellungen:  ozav  iyxs^^riorj  tag  rcov  aXlmv  do^ag  ducatiXXiö&ai.  %al  ^evdo- 
Moisiv,  ^avfiaaiog  iatiVy  oxav  &'  1$  avtov  zt  n(fO(pi(^xcii  %aC  xi  tc5v  IdCmv 
inivo7ifiat<ov  i^riy^taiy  nagä  nolv  fpuCvBxui  ro^?  ini.sxri(i06iv  Bvri^iaxeQog 
avtov  xal  viod^Qoxs^og.  Hauptsäcblicb  waren  sie  gegen  Epboros  gerichtet, 
Plin.  N.  H.  VII.  Lid.  Stratone  qui  contra  Ephori  BVQi^iiata  scripsit.  Vgl. 
Müller  F.  H.  G.  II.  S.  369.  Brusskern  De  rerum  inventarum  scripto- 
ribus  Graecis,  Bonn  1864.  8.  S.  10.  Das  einzige  Bruchstück  giebt  Clem. 
Strom.  I.  309  A.  Von  den  übrigen  Schriften  wird  n^ql  xov  tcqox^qov  xal 
vaxiQov  von  Simpl.  Cat.  f.  106',  nsQl  hvnvCmv  bei  Tertull.  de  an.  46  an- 
gefahrt, ausserdem  s.  A.  728;  mql  %wriaBi»g  bei  Simpl.  Phys.  a.  a.  0. 
fehlt  im  Verzeichniss:  „pars  fortoBsia  fuU  aliua  libri",  meint  Nauwerck 
S.  7.  A.  5. 

733)  Prell  er  De  Praxiphane  Peripatetico  inter  antiquissimos  gramma- 
ticos  nobili  (Dorpat  1842.  4),  Ausgew.  Aufsätze  S.  94—112. 

734)  Clem.  Strom.  I.  309  A  (365  P.).     Vit.  Arati  Lat.  Z.  41  f.  Breysig. 

735)  Strab.  XTV.  665   (wo   die  Zusammenstellung   mit  Eudemos  und 


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9.  Peripatetikcr.    Praxiphanes.  145 

Athen '^^  entweder  auch  schon  bei  Lebzeiten  seines  Lehrers'***)  ' 
oder  aber  lediglich  erst  nach  dessen  Tode  Vortrage^  jedoch ,  wie 
es  scheint,  mehr  auf  dem  Gebiete  der  Rhetorik  und  Poetik,  der 
Litteraturgeschichte  und,  so  weit  damals  von  einer  solchen  schon 
die  Rede  sein  konnte,  der  Philologie  als  der  eigentlichen  Philo- 
sophie, dergestalt,  dass  man  ihn  als  den  ältesten  Grammatiker 
bezeichnete'*^).  Dazu  stimmt  es  denn  auch,  dass,  wie  es  scheint, 
nicht  bloss  Äratos,  sondern  gleichzeitig  auch  Kallimachos  etwa 
zwischen  291  und  287  seine  Zuhörer  waren  und  letzterer  späterhin 
ihm  eine  seiner  Schriften  widmete'**^).  Von  seinen  eignen  Werken 
kennen  wir  drei  Titel,  über  Dichter  (itegl  7C0Lrixäv\  über  Dicht- 
werke {%bqI  ÄOtijftaron/)'*®^),   vielleicht  beide  nur  verschiedene 

Hieronymos  beweist,  dass  der  Peripatetiker  gemeint  ist).     Epipban.  adv. 
baer.  1.  lU.  T.  H.  p.  1090  B. 

786)  Prokl.  in  Plat.  Tim.  6  C.    Proleg.  in  Hesiod.  p.  3  f.  Gaisf. 

787)  Denn  nur  dort  konnten  Aratos  and  Kallimachos  zusammen  seine 
Schüler  sein. 

738)  Aber  doch  sieber  niebt  scbon  bei  Lebzeiten  des  Aristoteles  323 
oder  bald  bemacb,  als  Epikuros  zum  ersten  Male  nacb  Athen  gekommen 
war,  so  dass  dieser  schon  damals  ibn  bätte  boren  können;  aber  ancb  wenn 
man  annehmen  wollte,  er  habe  znerst  in  Mytilene  gelehrt,  so  ist  es  nicht 
eben  wahrscheinlich,  dass  Epikaros  bereits  über  30  Jahre  alt  und  schon  im 
Begriff  dort  selbst  als  Lehrer  aufzutreten,  es  noch  der  Mühe  für  werth  ge- 
halten hätte  sich  daselbst  zuvor  erst  bei  ihm  zu  unterrichten,  und  vollends 
unglaublich  erscheint  der  Gedanke  von  Preller  S.  96 f.,  es  sei  dies  noch 
einige  Jahre  später  306  in  Athen  geschehen,  unmittelbar  bevor  Epikaros 
dort  zur  Gründung  seiner  Genossenschaft  schritt  (vgl.  Anm.  405).  Es  wird 
daher  wohl  dabei  bleiben  müssen,  dass  es  ein  Irrthum  war,  wenn  ApoUo- 
doros  den  Praxiphanes  als  Lehrer  des  Epikuros  bezeichnete,  s.  Anm.  897^. 

739)  Clem.  a.  a.  0.  dvo{tdad'ri  dl  ygafiiiatttiog  mg  vvv  6po(miofisv  ngoitog 
n,  6  AT.  Schol.  Dionys.  Thr.  Bekk.  Anecd.  U.  p.  729.  Er  scheint  sich 
also  unter  den  Peripatetikem  noch  mehr,  als  es  namentlich  schon  Dikae- 
archos  gethan  hatte,  im  Anscbluss  an  die  Litteraturgeschichte,  Rhetorik 
und  Poetik  auch  mit  der  Kritik,  namentlich  der  ästhetischen  (Fr.  I  b. 
Philod.  «.  noiriiuctmv  Col.  XL  p.  13  Duebn.  und  IV  b.  Demetr.  de  eloc  §.  66, 
verglichen  mit  Fr.  V  b.  Prokl.  in  Tim.  a.  a.  0.,  wo  er  den  Anfang  des 
platonischen  Timaeos  tadelt)  und  Auslegung  (Fr.  VII  b.  Schol.  Soph.  0.  C. 
900.  YIII  b.  Bekk.  Aneod.  p.  348,  14)  der  Schriftsteller  be&sst  zu  haben. 
Er  entdeckte  zuerst  die  ünächtheit  des  in  den  älteren  Exemplaren,  wie  er 
beobachtete,  fehlenden  Prooemions  von  Hesiodos  W.  u.  T.  (Fr.  VI  b.  Prokl. 
Proleg.  in  Hes.  Op.).    Fast  alle  seine  Bruchstücke  fallen  in  dies  Gebiet. 

740)  Kallimachos  war,  wenn  ich  nicht  irre,  sein  Schüler  etwas  später 
als  Aratos,  ungefähr  290/89  geworden,  s.  C.  10.  A.  10.  Im  üebrigen  s. 
C.  10.  A.  4.  42.  C.  18.  A.  6.  77. 

740*)  Philod.  a.  a.  0. 

St-BKMiHL,  griech.-alex.  Litt-Oesch.  I.  10 


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146         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

Bezeichnungen  desselben  Buchs,  eines  Dialogs,  in  welchem  er 
mit  der  dieser  Litteraturgattung  eignenden  poetischen  Freiheit  den 
von  Piaton  auf  dessen  Landgut  bewirtheten  Isokrates  sich  mit 
ersterem  über  Dichter  unterhalten  Hess'**),  und  über  Geschicht- 
schreibung (x€qI  [öxoQiag)''^*),  Vermuthlich  war  auch  das  Werk 
dieses  letzteren  Titels  ein  Dialog,  in  welchem  er  die  Scenerie  an 
den  Hof  des  Archelaos  von  Makedonien  verlegte  ^^)  und  auch 
den  Thukydides,  der  allerdings  eine  Zeit  lang  in  Makedonien 
gelebt  hat,  mit  noch  grösserer  Freiheit  der  Erfindung  dort  auch 
sterben  liess'**). 

Lykon'*^),  Sohn  des  Astyanax,  von  Troas'*^),  Schüler  des 
Straton  und  des  Megarikers  Panthoedes'*'),  war  300/298  geboren 
und  also  noch  jung'*®),  als  er  nach  dem  Tode  des  Straton  270/68 
die  Leitung  der  Schule  übernahm,  und  um  so  mehr  zeigte  es  sich, 
welche  unglückliche  Wahl  dieser  getroffen  hatte,  als  er  ihn  zum 
Nachfolger  bestimmte.  Denn  Lykon  stand  nunmehr  der  Schule 
44  Jahre  vor  bis  an  seinen  im  74.  Lebensjahre'*^)  236/4  er- 
folgten Tod,  und  unter  diesem  seinem  langen  Regiment  begann 
dieselbe  von  jener  wissenschaftlichen  Höhe,  auf  welcher  sie  unter 
Straton  immerhin  noch  gestanden  hatte,  zu  der  vollständigen 
Oede   herabzusinken,   welche   zwei   Jahrhunderte   lang   mit  ver- 

741)  La.  Di.  lU,  8.  o  d'  ovv  (ptX6ao(pos  (nämlich  Piaton)  xal  'laonga- 
xBi  (pÜog  ^y,  %al  uvxmv  IlQCt^updifrig  cvviy^aips  diaxQiß^v  xwa  «cpl  noiti- 
xmv  ysvofjiivriv  iv  ctyqm  naqa  UXccxmvi  iniiBPmd'ivxos  xov  iGO%qaxovg, 
Immerhin  war  die  Einkleidung  in  so  fem  historisch  trea ,  als  Piaton  wahr- 
scheinlich schon  um  396/6  von  seinen  Reisen  zurückgekehrt  und  bis  gegen 
392/1  mit  Isokrates  befreundet  war. 

742)  Marcellin.  V.  Thuc.  §.  29  Poppo. 

743)  S.  Hirzel  Die  Thukydideslegende,  Herm.  XIU.  1878.  S.  46—49. 

744)  Anderer  Ansicht  war  v.  Wilamowitz  Die  ThukydiUeslegende, 
Herm.  XII.  1877.  S.  353 ff.,  aber  den  Gegenbeweis  von  Hirzel  a.  a.  0. 
hat  dann  R.  Scholl  Die  Thukydidesbiographie,  ebend.  Xllf.  1878.  S.  446 ff. 
noch  vervollständigt.  S.  jetzt  auch  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  8.  16. 
A.  26. 

745)  Eine  ihm  mit  Recht  sehr  ung^stige  Biographie  hatte  Antigonos 
von  Kaiystos  geschrieben,  aus  welcher  nicht  bloss  bei  Ath.  XII.  547  d  ff. 
ein  lUngerer  Auszug  erhalten,  sondern  auch  die  Hauptmasse  des  Artikels 
bei  La.  Di.  V,  65—68  geflossen  ist,  s.  Wilamowitz  A.  v.  K.  S.  78  ff. 

746)  (Ant.  b.)  La.  Di.  65.    Vgl.  Plut.  de  exil.  14.  605  B. 

747)  La.  Di.  68. 

748)  S.  darüber  auch  die  Aeusserung  in  Stratons  Testament,  La.  Di.  62. 

749)  La.  Di.  ebend.  Hiemach  berechnet  sich  seine  Geburts-  und  Todes- 
zeit.   Ueber  die  angebliche  Todesart  s.  A.  545  if. 


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9.  Peripatetiker.    Lykon.  147 

einzelten  rühmlichen  Ausnahmen  ihr  Kennzeichen  blieb ^  zu  dem 
„Todtenschlaf"'*^),  aus  welchem  sie  dauernd  erst  Andronikos 
von  Rhodos  wiedererweckte.  Nachdem  sich  Lykon  während 
seiner  Studienzeit  namentlich  mit  den  galanten  Damen  und  den 
Zechgelagen  Athens  eine  ungemein  genaue  Bekanntschaft  er- 
worben hatte ''^^),  führte  er  als  Schulvorstand  eine  Schwelgerei 
und  einen  Luxus  ein,  die  Alles  überboten,  was  freilich  auch  in 
anderen  philosophischen  Genossenschaften  Athens  damals  ge- 
leistet ward,  und  es  zu  einer  sehr  kostspieligen  Sache  machten 
athenischer  Peripatetiker  zu  werden  und  daher  natürlich  auch 
Vielen  die  Lust  dazu  benahmen''**).  Andrerseits  beschäftigte  er 
sich  eifrig  mit  Ballspiel  und  Turnen  '^*),  besass  überdies  einen 
sehr  beredten  Vortrag'^)  und  machte  sich  auch  als  politischer 
Rathgeber  um  die  Athener  verdient'^^),  so  dass  sich  vermuthen 
lässt,  er  habe  das  Bürgerrecht  erhalten,  unter  solchen  Um- 
ständen besass  er  denn  nicht  minder  bei  den  beiden  ersten  perga- 
menischen  Königen  Eumenes  I  und  Attalos  I,  zumal  bei  der 
Herkunft  aus  deren  Reich,  ein  hohes  Ansehen,  so  dass  sie  wieder- 
holt ihn  fürstlich  beschenkten'^^,  und  Antiochos  II '^')  suchte 
ihn  an  seinen  Hof  zu  ziehen,  aber  er  nahm  diese  Einladung 
nicht  an.  Li  Athen  gehörte  er  zur  Volkspartei,  da  er  im  chre- 
monideischen  Kriege  eine  hohe  Beisteuer  gab'^),  und  sowohl 
hieraus  wie  aus  seiner  Feindschaft  mit  Hieronymos,  die  ihm 
übrigens  wohl  eher  zur  Ehre  als  zur  Unehre  gereicht,  begreift 
es  sich,  dass  er  allein  von  allen  damaligen  Philosophen  es  ver- 
schmähte an  dem  bei  diesem  gefeierten  alljährlichen  Erinnerungs- 
fest für  Halkyoneus  Theil  zu  nehmen '^^).  Aber  man  musste  ihn 
hören  und  nicht  lesen '^^),  denn  seine  Schriften  steckten  voll  von 


760)  Wilamowitz  A.  v.  K.  S.  83. 

761)  Antig.  v.  K.  b.  Ath.  a.  a.  0.        762)  Antig.  ebend. 
76d)  Antig.  ebend.  u.  b.  La.  Di.  67. 

764)  (p(fa6ti%og  dvriQ  (Ant.  b.)  La.  Di.  65. 
766)  (Ant  b.)  La.  Di.  67. 

766)  (Ant.  b.)  La.  Di.  ebend. 

767)  Denn  dieser  (262—247)  wird  wahrscheinlich  gemeint  sein  b.  (Ant.) 
La.  Di.  ebend. 

768)  C.  L  A.  n,  834.    Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  79. 

769)  (Ant.  b.)  La.  Di.  68. 

760)  S.  darüber  das  Witzwort  des  Antigonos  (Gonatas  oder  Earystioä? 
8.  Wilamowitz  S.  79).  Cic.  Fin.  V,  6,  13.  oratione  locuples,  rebus  ipsia 
ieiunior, 

10* 


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148  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

geschraubten  Phrasen  und  gesuchten  Floskeln '^^).  Genaueres 
freilich  wissen  wir  von  diesen  Schriften  nicht:  erhalten  ist  uns 
ausser  einem  unbedeutenden  Bruchstück '^^)  nur  die  lateinische 
Uebertragung  '^')  seiner  begreiflicherweise  sehr  naturgetreuen 
Schilderung  des  Trunknen  und  „des  Katzenjammers"'^). 

Hieronymos'^*)  von  Rhodos''*®),  sein  Zeitgenosse'*'),  war 
allerdings  ein  Mann  von  sehr  vielseitiger,  aber  auch  ohne  Zweifel 
von  sehr  oberflächlicher  Bildung. und  von  sehr  unedlem  Charakter, 
an  welchem  freilich  seine  anmuthige  Darstellungsgabe  gerühmt 
wird'*®).  Jedenfalls  zog  er  sich  von  der  peripatetischen  Schule 
unter  Lykons  Leitung  zurück  und  gründete  eine  eigne '*^),  aber 
er  wich  auch  von  Aristoteles  selbst  in  der  Ethik  bedeutend  ab, 
indem  er  mit  den  Epikureern  die  Schmerzlosigkeit  für  das  höchste 
Gut,  andrerseits  freilich  die  Lust  für  gar  kein  Gut  erklärte"*^). 
Auch  hielt  er  es  nicht  wie  Straton  mit  den  Ptolemäem,  son- 
dern schloss  sich  dem  Antigonos  Gonatas  an,  und  da  die  atheni- 
schen Stoiker,  wie  gesagt"^),  schon  seit  dem  Tode  ihres  Stifters 
nicht  mehr  in  derselben  engen  Beziehung  wie  letzterer  zu  diesem 
grossen  Könige  standen,  so  ward  die  jährliche  Erinnerungsfeier 
zu  Ehren  von  dessen  geliebtem,  im  Kriege  gefallenen  Bastard- 
sohne Halkyoneus,  zu  welcher  der  König  viel  Geld  hergab,  wie 
schon  wiederholt  bemerkt  ward,  bei  ihm  gehalten"^).  Die  heftige 
Feindschaft  zwischen  ihm  und  Lykon  war  denn  freilich  unter 
diesen  Umständen  sehr  begreiflich.  Seine  Schriften  waren,  so 
viel  uns  bekannt  ist,  theils  philosophischer,  theils  historischer 
Art,  und  zwar  wissen  wir  von  der  letzteren  Classe  bei  Weitem 

761)  Die  Belege  bei  La.  Di.  65  f.  (nach  Ant.  v.  K.)  zeigen  ächten 
asianischen  Barockstil,  8.  Wilamowitz  S.  79. 

762)  Bei  Herodian.  II,  716. 

763)  Rutil.  Lup.  H,  7. 

764)  Wilamowitz  S.  SS. 

765)  Hieronymi  Rhodii  Peripatetici  fragmenta.  Collegit  et  adnotavit 
Ed.  Hill  er.    In  der  Satura  philologa  H.  Sauppio  oblata,  1879. 

766)  Cic.  Fin.  II,  3,  8.    Strab.  XIV.  655.    La.  Di.  II,  26.    Ath.  X.  424  f. 

767)  Und  folglich  nicht,  wie  Ath.  a.  a.  0.  sich  ausdrückt,  bereits 
Schaler  des  Aristoteles. 

768)  doctus  et  suavis,  Cic.  Fin.  V,  5,  14,  ygl.  II,  6,  19. 

769)  S.  A.  759.  772. 

770)  Cic.  Tusc.  V,  30,  87  f.  Fin.  a.  a.  0.  0.  Plut.  Stoic.  rep.  2.  1033  C. 
lambl.  b.  Stob.  EcL  I.  p.  920  H.  388,  8  ff.  W.  Clem.  Strom.  U.  415  C. 
Zeller  S.  924. 

771)  S.  Anm.  208.  203^  296.  297.        772)  La.  Di.  IV,  41.   V,  68. 


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9.  Peripatetiker.    Hieronymos  von  Rhodos.  149 

mehr  als  von  der  ersteren^'^).  Sein  im  Ganzen  verständiges 
Kunsturtheil  über  Isokrates'^*)  weist  ihm  einen  Platz  unter  Den- 
jenigen an^  welche  zu  einer  richtigen  Würdigung  dieses  bis  dahin 
noch  immer  überschätzten  Rhetors  den  Weg  bahnten"^).  In 
seinen  geschichtlichen  Angaben  aber  zeigt  er  sich  im  Ganzen 
als  ein  unzuverlässiger,  ja  geradezu  lügenhafter  und  unsaubern 
Klatsch  liebender  Berichterstatter  und'^^^)  boshafter  Mensch  und 


773)  Die  nachweislichen  Titel  sind:  nsgl  inoxfig,  wohl  jedenfalls  ein 
Widerlegungsversuch  der  skeptischen  Theorie  des  Arkesilaos,  (La.  Di.  n, 
106),  nsQl  fii^rig,  ohne  Zweifel  mit  Benutzung  der  gleichnamigen  Schrift 
des  Theophrastos  oder  Chamaeleon  oder,  wenn  es  zwei  Schriften  waren, 
beider  verfasst  (Ath.  X.  424  e.  XI.  499  f),  negl  noirjzmv  in  mehreren  Büchern, 
von  denen  das  6.  nsgl  Hid'agcodmv  (Ath.  XIV.  635  f),  ein  anderes  nsgi 
tgayatSonomv  (Suid.  'Aifayvgoioiog)  betitelt  war,  ^Tnofipriiiata  taroQmd,  aius 
denen  Ath.  XIH  657  e.  604  d  ff.  Anekdoten  u.  schmutzige  Klatschgeschichten 
von  Sophokles  und  Euripides  nebst  einem  unter  dem  Namen  des  erstem 
gefälschten  Epigramm  mittheilt,  und  Znogadriv  vnofivrjfiata  ^  wenn  anders 
dies  nicht  vielmehr  bloss  ein  anderer  Titel  derselben  Sammlung  war.  Die 
anoQadriv  vnofkvrjfkata  werden  von  La.  Di.  I,  26  f.  11,  14  in  Bezug  auf 
Thaies  und  Anazagoras  angeführt,  aus  ihnen  stammen  aber  ohne  Zweifel 
auch  die  Angaben  über  Pythagoras  (La.  Di.  VIII,  21) ,  Herakleitos  (La.  Di. 
IX,  16),  Empedokles  (La.  Di.  VIII,  37.  58)  und  Sokrates,  in  Bezug  auf 
den  Hieronymos  gleich  Demetrios  (s.  A.  717)  dem  Aristozenos  das  Märchen 
von  den  zwei  Frauen  desselben  nachschrieb  (La.  Dl  II,  26.  Ath.  XIII. 
556  a.  Plut.  Arist.  27).  Diese  Sammlung  oder  diese  beiden  Sammlungen 
bezogen  sich  also  grossentheils  auf  Philosophen-  und  Litterargeschichte, 
doch  werden  aus  ihm  auch  Notizen  über  die  Tugenden  des  Agesilaos 
(Plut.  Ages.  13),  die  Eegierungsdauer  des  Perdikkas  (Ath.  V.  207  d),  die 
Eunstweberei  (Ath.  H.  48b)  angefahrt.  Vgl.  auch  Müller  F.  H.  G.  II. 
S.  450.  A.  1.  Auf  'Emctolai  hat  man  aas  Ath.  X.  434  e.  ^IsqmwiLog  xe 
iv  taig  'EniittoXatg  SadqtQaotoif  <p7iai  liysiv  oxi>  'Ali^avdi^og  x.  t.  A.  ge- 
schlossen, aber  es  ist,  xan.  nur  das  Mindeste  zu  sagen,  ebenso  gut  mög- 
lich, dass  Hieronymos  hier  die  Briefe  des  Theophrastos  citirt,  s.  üsener 

'Anal.  Theophr.  S.  9  (der  aber  mit  unrecht  an  den  Eardianer  H.  denkt)  u. 
bes.  Prinz  De  Solonis  Plutarchei  fontibus  (Bonn  1861)  S.  28  ff.  Endlich 
rechnet  Plut.  Qu.  symp.  Prooem.  3.  612  d  auch  ihn  zu  Denen,  welche 
Xoyovg  naqa  n6tov  yevoiiivovg  geschrieben  haben.  Danach  vermuthet 
M.  Schmidt  Didym.  S.  368,  er  habe  auch  ein  Zvftnoaiov  verfasst. 

774)  Bei  Dionys.  de  Isoer.  13  und  vollständiger  bei  Philod.  Rhet.  IV,  2. 
Col.  XVI.  Doch  8.  Cic.  Or.  56,  190.  Eine  gute  Beobachtung  scheint  er 
auch  über  die  Fabel  des  euripideischen  Phoenix  gemacht  zu  haben,  Fr.  5 
b.  Suid.  'AvayvQocaiog  u.  s.  w.,  s.  dazu  Hiller,  vgl.  Wilamowitz  Eurip. 
Herakl.  1.  S.  88.  A.  74. 

775)  Blass  Att.  Bereds.  IL  S.  111.  136.  185. 

776)  S.  die  Anm.  773  angef.  Stelle  über  Phaedon  La.  Di.  U,  105. 


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150         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2   Hälfte  des  2.  Jahrh. 

scbeiDt  das  Feld  der  Weiber-  und  Knabenliebe  mit  besonderem 
Behagen  behandelt  zu  haben'''). 

Prytanis  wird  gleich  Hieronymos  unter  den  Verfassern 
sjmpotischer  Gespräche  aufgeführt"^)  und  als  einer  der  hervor- 
ragenden Feripatetiker  und  ein  Mann  bezeichnet^  welchen  Äuti- 
gonos  Doson  (230-— 221)  zu  Staatsgeschäften  benutzte"^).  Er 
muss  aber  damals  schon  ziemlich  alt  gewesen  sein^  wenn  anders 
sein  Schüler'^)  Euphorion  wirklich  bereits  um ^276  geboren  war. 

Ariston'®^)  von  lulis  auf  Keos'^^)  war  Schüler '^^)  und  wahr- 
scheinlich'**) Nachfolger  des  Lykon,  lebte  aber  doch  vielleicht'^) 
auch  schon  gleichzeitig  mit  Arkesilaos  in  Athen.  Seine  Werke 
waren  leicht  und  gefällig  geschrieben,  aber  ohne  Tiefe  und 
rechten  Ernst,  so  dass  sie  mehr  das  Gepräge  blosser  Unter- 
haltungslitteratur  als  das  streng  wissenschaftlicher  Arbeiten  an 
sich  trugen'®^)  und  er,  wie  schon  früher  bemerkt  wurde '®^**),  mit 
Recht  als  ein  Nachahmer  des  Borystheniten  Bion  bezeichnet 
wird'®').  Seine  Schrift  Lykon,  zu  Ehren  seines  Lehrers  so  be- 
titelt, wahrscheinlich  ein  Dialog,  wird  mit  den  äsopischen  Fabeln 


777)  Ausser  den  Anm.  773  angef.  Stellen  über  Sophokles,  Eoripides, 
Sokrates,  Alezandros  den  Grossen  s.  noch  Ath.  III.  602  a. 

778)  Plut  Qu.  symp.  a.  a.  0. 

779)  Polyb.  V,  89,  8.  —  Bei  Hesych.  Vit.  Aristo!  p.  402,  21  ff.  West. 
wird  gleichwie  Praxiphanes,  Hieronymos,  Fhormion  so  auch  er  zu  den 
Schulnachfolgem  des  Aristoteles  (ßiddoxoi  avtov  xrjg  üxoX^g)  gerechnet, 
scheint  also  auch  eine  eigne  Schule  gehabt  zu  haben. 

780)  Suid.  EvtpoQiav,  s.  C.  14.  A.  97. 

781)  Hub  mann  Ariston  von  Keos  der  Feripatetiker,  Arch.  f.  Philol. 
UI.  1834.  8.  102—126.  Bitschi  Aristo  der  Feripatetiker  bei  Cicero  de 
senectute  §.  3,  Rhein.  Mus.  N.  F.  I.  1842.  S.  193—201.  640.  Opusc.  I. 
S.  661—669.. 

782)  La.  DL  VH,  164;  vgl.  V,  74.   Strab.  X.  486.    Steph.  v.  Byz.  'lovX^g, 

783)  La.  Di.  V,  70.     Cic.  Fin.  V,  6,  13. 

784)  Flut,  de  exil.  14.  606  A.  B,  wo  die  nach  einander  aufgezählten 
Feripatetiker  die  Schulhäupter  zu  sein  scheinen.  Vgl.  Clem.  Str.  I.  301  B, 
wo  Aristons  Name  offenbar  nur  zufällig  verloren  gegangen  ist. 

786)  Es  ist  wenigstens  möglich,  wenn  auch  nicht  wahrscheinlich,  dass 
der  Yers  auf  Arkesilaos  ngoo^e  nxdzmv,  Inid'sv  UvQQatv^  ftiaaog  JtodmQog 
von  ihm  und  nicht  von  dem  Stoiker  A.  herrührt,  s.  A.  247^. 

786)  Cic.  Fin.  V,  6,  13.  concinnm  ...  et  elegcms  ...  sed  ea,  quae 
desideratur  a  magno  philosopho  gravüas  in  eo  non  fuit.  scripta  sane  et 
muUa  et  poUta:  sed  nescio  quo  pacto  auctoritatem  oratio  non  habet, 

786^)  S.  A  115. 

787)  Strab.  a.  a.  0.   S.  A.  790. 


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9.   Peripatetiker.    Prytanis.  Arision  von  Keos.  151 

tmd  dem  märchenhaften  Abaris  des  Pontikers  Herakleides  zu- 
sammengestellt und  ihnen  Allen  so  Etwas  wie  eine  Mischung 
des  Mythischen  mit  dem  Philosophischen  zugeschrieben^^);  und 
sie  muss  daher  in  irgend  einer  Form  märchenartige  Erzählungen 
enthalten  haben.  Wahrscheinlich  eine  andere  ^®^),  wenn  auch 
theilweise  ähnlich  geartete  handelte  vom  Alter,  und  Tithonos 
ward  in  ihr  redend  eingeführt,  und  zwar  als  der  einzige  oder 
doch  der  eigentliche  Sprecher^^).  Eine  dritte,  ^EQcntxa  ofioea 
oder  ofioidnata'^^^),  war  eine  Sammlung  von  Witzworten  in  Bezug 
auf  Liebesangelegenheiten  mit  einer  auf  Gleichnissen  beruhenden 
Spitze.  Desgleichen  wissen  wir  einiges  Genauere  über  eine  vierte, 
die  ^Txonvrjuccta  wtl(f  xavodo^vas^^).    Doch  scheint  er  auch  eine 


788}  Pliit.  de  and.  poet.  1.  14  E.  ov  yag  {Upov  tu  AUt&nua  (ivd-agtcc 
%al  tag  notrjtiitas  vnod'iastg  %al  tow  *jißagtv  tov  ^HgocnXsidov  %ai  tov  Av- 
iu0va  tov  'Jgiatoawog  9ts(fx6fASvoi  (näml.  ot  aq>69Qa  vioi),  dXla  %al  tä  ns(fl 
täv  ipv%6aif  Soyficcta  iisfttyfiiva  pLvd-oXoy^o^  fisd"'  iiSov^g  iv^ovoimci. 

789)  Ritflchl  hält  sie  freilich  nach  dem  Vorgang  eines  älteren  Ge- 
lehrten fflr  dieselbe.  Aber  der  einzige  von  ihm  angeführte  Grund,  dass 
Lykon  74  Jahre  alt  ward,  spricht  eher  gegen  als  für  diese  Vermnthung. 
Denn  74  Jahre  sind  doch  gar  kein  so  nngewOhnliches  Alter.  Und  in  welche 
„phantastische  Yerbindong'*  A.  den  Lykon  und  den  Tithonos  gebracht  haben 
könnte,  lässt  sich  so  wenig  ausdenken,  dass  Ritschi  selbst  hierauf  ver- 
zichtet.   Allerdings  könnte  „Lykon  bloss  als  Ehrentitel  figurirt"  haben. 

790)  Cic.  Senect.  1,  3.  omnem  autem  sermonem  non  tribuimtis  TÜhono 
%U  Äritto  (ku8  etc.  Mag  die  nun  von  Cicero  in  dieser  Schrift  unmittelbar 
oder  nur  mittelbar  benutzt  sein,  jedenfalls  stammt  ans  ihr  Alles,  was  sich 
in  letzterer  mittelbar  anf  Bion  zoröckfQhren  IS^st,  s.  Hense  Teletis  reliqo. 
8.  XCIV— CIV.  89.  Mit  Recht  vermnthet  Ritschi  Rhein.  Mus.  VI.  1847. 
S.  542  in  ihr  ein  Vorbild  für  Varros  Tithonua  nsgl  yiigtog. 

791)  Ath.  X.  419  c.  XlII.  668  f.  XV.  674  b.  vgl.  II.  88  f.  Vielleicht 
einerlei  mit  den  'E^osriKal  dmtifißai  in  dem  Verzeichniss  der  angeblich  dem 
Chier,  in  Wahrheit  aber  grossentheils  (s.  A.  248)  dem  Keer  angehörigen 
Werke  bei  La.  DL  VII,  168.  Dass  sie  jedenfalls  aber  nicht  einerlei  waren 
mit  den  'O/^oioof^orra  des  ersteren,  sondern  dem  letzteren  angehörten,  hat 
Ritschl  überzeugend  nachgewiesen,  s.  A.  247.  248. 

792)  Aus  Philod,  de  vit.  X.  Col.  10. 16.  §.  10.28  der  Ausg.  von  Sauppe, 
woraus  erhellt,  dass  auch  das  bei  Cic.  Off.  II,  16,  66  Bemerkte  in  letzter 
Instanz  aus  dieser  Schrift  stammt,  deren  Titel  in  dem  Verzeichniss  bei  La. 
Di.  a.  a.  0.  steht.  Dass  sie  wirklich  von  dem  Peripatetiker  und  nicht  von 
dem  Stoiker  war,  hat  Sauppe  a.  a.  0.  S.  6 f.  84  durch  den  Hinweis  auf 
die  Vorliebe,  mit  welcher  gerade  von  Peripatetikem  (wie  Aristoteles  und 
EudemoB  in  ihren  Ethiken,  Theophrastos,  Lykon,  Satyros,  dem  Verfasser 
der  grossen  Moral)  Charakterbilder  gezeichnet  wurden,  wahrscheinlich  ge- 
macht, obgleich  er  zugiebt,  dass  diese  „Ethologie"  (Poseidon,  b.  Sen.  Ep. 


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152         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hallte  des  2.  Jahrh. 

Schulgeschichte  der  Peripatetiker  verfasst  zu  haben ''^^),  in  welcher 
auch  die  Testamente  der  Schulhäupter,  wie  sie  sich  uns  noch 
erhalten  haben,  standen''^),  und  dies  muss  als  sein,  wenn  nicht 
einsdges''^^),  so  doch  am  Meisten  dauerndes  Verdienst,  aber  auch 
als  ein  sehr  grosses  angesehen  werden«  Von  seinen  übrigen 
Werken  ^^^)  ist  uns  nichts  Näheres  bekannt '^^). 

Phormion  hat  sich  nur  durch  eine  grossartige  Thorheit  im 
Gedächtniss  erhalten,  nämlich  durch  die  Vorlesung,  welche  er  als 


95,  66)  anch  den  Stoikera,  wenigstens  den  späteren  eklektischen,  wie  Posei- 
donios  nnd  Seneca,  nicht  fremd  war. 

798)  Wie  Stratokies  und  später  Apollonios  von  Tyros  eine  der  Stoiker, 
s.  A.  151  und  C.  32.  A.  57  f.  und  der  A.  96.  98.  544.  665°  besprochne  Ano- 
nymos  eine  der  Akademiker. 

794)  Ausdrücklich  sagt  freilich  La.  Di.  Y,  64  nur  vom  Testamente  des 
Straten^  dass  es  ans  A.  ist,  aber  man  darf  es  hiernach  mit  Wahrscheinlich- 
keit anch  von  allen  anderen  annehmen.  Dazu  kommt,  wie  Zell  er  11\  2. 
S.  926.  A.  8  bemerkt,  der  eigenthümliche  ümsland,  dass  die  Geschichte  der 
Peripatetiker  bei  La.  Di.  nicht  über  Lykon  hinausgeht. 

794^)  Für  die  Behauptung  von  ILHeinzeDe  Horatio  Bionis  imitatore 
(Bonn  1889).  S.  26,  dass  Horatius  stark  von  ihm  beeinflusst  sei,  namentlich 
in  Ep.  I,  1  nnd  2,  bleibt  der  Beweis  abzuwarten. 

795)  In  dem  Yerzeichniss  bei  La.  Di.  a.  a.  0.  erscheinen  auch  ^Tko- 
(tvriiMitoav  %s'  und  ngog  rovg  (ritogag;  es  wäre  daher  an  sich  möglich,  dass 
bei  Philod.  de  rhet.  V.  H.«  III,  168.  ro  ßißUov  <ir'>  'Agiormvog,  Fr.  12. 
'Agictco^vy  i(^v  vnoyiivi^fAaaw  u.  ö.  dieser  ältere  Peripatetiker  A.  gemeint 
sei,  aber  da  Strab.  XIV,  658  einen  Ariston  aus  Eos  als  dessen  Schüler  und 
Erben  nennt  (o  änQoaaafiEvog  xov  IlBQixaTTitiiiov  %otl  nXrjQOvofiiQaag  avtov), 
da  femer  sowohl  Qaintil.  II,  15,  19  einen  A.  als  Critolai  peripatetici  disci- 
ptdus  wie  auch  Sex.  Math.  11,  61  als  6  Kgitohiov  yvtoQtfiog  bezeichnen,  so 
haben  wir  schwerlich  ein  Recht  mit  Zell  er  aus  diesem  Schüler  des  Krito- 
laos  vielmehr  dessen  Amtsvorgftnger  zu  machen,  vielmehr  vnrd  hier  wahr- 
scheinlich eben  jener  Eoer  gemeint  seiu,  der  dann  also  zuerst  seines  Namens- 
genossen und  darauf  noch  des  Eritolaos  Schüler  war.  Dazu  kommt,  dass  A. 
bei  Philod.  ebendas.  III,  4.  Fr.  4  hinter  Eritolaos  genannt  wird:  Ki^itoXdcp 
xofl  'jQ^^atmviy  (vgl.  ebend.  6.  Fr.  6,  wo  Eritolaos  allein  erscheint,  und 
CoL  15,  aus  welcher  letztern  Stelle  in  Verbindung  mit  jenen  obigen  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  zu  schliessen  ist,  dass  dieser  jüngere  A.  „in 
jenen  Commentaren  \^Tnofiviiii.ata\  die  Lehren  seines  Meisters  Eritolaos**, 
welche  dieser  indessen  doch  auch  schriftlich  vorgetragen  zu  haben  scheint 
[s.  A.  804],  „aufgezeichnet  haben  mochte",  s.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  1865. 
S.  818  u.  bes.  1866.  S.  699  f.). 

796)  Einiges  Weitere  über  A.  s.  b.  Zeller  a.  a.  0.,  welcher  hervor- 
hebt, dass  die  von  ihm  erhaltnen  Bruchstücke  (s.  A.  791.  Plut.  Themist.  3. 
Arist  2.  Pseudo-Sotion  de  fluv.,  (d.  i.  Isigon.  Exe.  Flor.)  25.  p.  187  Westerm.) 
meistens  historisch  sind. 


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9.   Peripatetiker.    Phormion.  Eritolao«.  153 

Greis  in  Ephesos  194  dem  Hannibal  über  Kriegskunst  hielt  ^^'^. 
Wir  wissen  daher  nicht;  ob  er  auch  Schriften  verfasste. 

Eritolaos  von  Phaselis'^®),  wahrscheinlich  unmittelbarer 
Nachfolger  des  Ariston'^^),  jedenfalls  Vorsteher  der  peripatetischen 
Schule  ^^)  und  in  dieser  Eigenschaft  Theilnehmer  an  der  so- 
genannten Philosophengesandtschafb  nach  Rom  156/5 ^^^);  und 
zwar  i»  den  späteren  Zeiten  seines  Leben ^^),  welches  er  auf 
über  82  Jahre  gebracht  haben  solF*^^),  war  eine  jener  wenigen 
rühmlichen  Ausnahmen  unter  den  Peripatetikern  der  Alexandriner* 
zeit  seit  Lykons  Regiment;  indem  er  wieder  eine  wirklich  ernste 
philosophische  und  überhaupt  wirklich  wissenschaftliche  Richtung 
einschlug^^).  Er  blieb  damit  allem  Anscheine  nach,  wie  das 
Beispiel  seines  Nachfolgers  Diodoros  zeigt;  auch  nicht  ohne  allen 


797)  Cic.  de  or.  11,  18,  76.    Ausserdem  s.  A.  779. 

798)  Plut  de  exil.  a.  a.  0. 

799)  S.  darüber  Zeller  S.  927  f.  A.  1. 

800)  Clem.  Str.  I.  801  B,  vgl.  A.  784. 

801)  Cic.  Acad.  II,  46,  137.  üeber  die  von  den  drei  Mitgliedern  der- 
selben in  Born  gehaltenen  Vorträge  sagt  Gell.  VI,  14,  10  nach  Rutilins  und 
Polybiofl:  violenta  et  rapida  Cameades  dicebat,  scita  et  teretia  Critolawi,  mo- 
desta  Diogenes  et  sohria. 

802)  S.  darüber  wiederum  Zeller  a.  a.  0.  und  S.  928.  A.  1. 
808)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  20. 

804)  Vgl.  auch  Cic.  Fin.  V,  ö,  14.  Zwar  zollte  auch  er  der  materia- 
listischen Richtung  seines  Zeitalters  seinen  Tribut  und  näherte  sich  eben 
damit  den  Stoikern,  indem  er  sich  Seele  und  Vernunft  als  eine  ätherische 
Substanz  dachte  (Stob.  Ekl.  I.  p.  58  H.  86,  5  f.  W.  »  Aet  p.  803  Diels. 
TertuU.  de  «an.  6),  aber  seine  Vertheidigung  der  aristotelisch^i  Lehre  von  der 
Anfangs-  und  Endlosigkeit  der  Welt  und  des  Menschengeschlechts  gegen 
die  Stoiker  (bei  Pseudo-Phil.  aetem.  m.  c.  11—16  Bern.  p.  492  if.  Mang. 
943  6—947  B  HOsch.)  vermuthlich  in  einer  eignen,  vielleicht  (s.  Bernays 
Ueber  die  unter  Philon*8  Werken  stehende  Schrift  üb.  d.  Unzerstörbark.  des 
Weltalls  S.  68)  mgl  t^g  dtdi^trjtos  xoaftov  betitelten  Schrift  (vgl.  C.  82. 
A.  428.  434,  auch  428)  verräth  nicht  nur  sein  Interesse  an  theoretischen 
Fragen,  sondern  zeigt  ihn  auch  als  einen  tüchtigen  und  scharfsinnigen 
Denker.*  In  der  Ethik  schloss  er  sich  dagegen  zwar  im  Uebrigen  an  die 
aristotelische  Güterlehre  an,  berührte  sich  aber  mit  dem  altstoischen  Rigo- 
rismus, indem  er  die  Lust  geradezu  für  ein  Uebel  erklärte  (Gell.  X,  6,  6). 
Ueber  die  Beredsamkeit  äusserte  er  sich  geringschätzig,  indem  er  sie  (mit 
Plat.  Gorg.  463  B)  als  eine  blosse  T^tjJij  bezeichnete  (Quintil.  II,  15,  23.  vgl. 
17,  16  [s.  C.  32.  A.  422].  Sex.  Math.  II,  12.  20.  Philod.  de  rhet.  V.  H.*  III, 
6.  10,  1.  VIII,  88.  IX,  60  u.  s.  A.  796).  Wahrscheinlich  in  derselben  Schrift, 
in  welcher  er  dies  aussprach,  erzählte  er  ein  abgeschmacktes  Geschichtchen 
von  Demosthenes  (Gell.  XI,  9,  vgl.  V.  H.'  IX,  60). 


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154         Zweites  Gapitel.    PhiloBophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrb. 

wohlthätigen  Einfluss  auf  die  yon  ihm  geleitete  Schule.  Doch 
sind  er  und  dieser  sein  Nachfolger  die  einzigen  namhaften  Männer 
derselben  bis  auf  Andronikos  hin^^),  denen  sich  mit  Sicherheit 
ein  solches  ernstes  wissenschaftliches  Streben  nachrühmen  lässi 

Diodoros  von  Tyros^^),  dieser  sein  Schüler  und  Nach- 
folger^^), zeigte  nämlich  allem  Anscheine  nach  wirklich  ähnliche 
tiefere  Interessen  ^^^),  obgleieh  er  in  der  Ethik  die  aristotelische, 
stoische  und  epikureische  Lehre  eklektisch  zu  verschmelzen 
suchte  ^^)  und  also  wohl  jedenfalls  unbedeutender  als  Kritolaos 
war»»^), 

Ariston  von  Eos,  Schüler  des  Ariston  und  dann  des  Eri- 
tolaosy  ist  uns  durch  seine  Definition  und  Bekämpfung  der  ge- 
wöhnlichen Redekunst  im  Sinne  des  letzteren  bekannt®"). 

Von  Ealliphon  und  Deinomachos,  welche  in  der  Ethik 
einen  ähnlichen  vermittelnden  Standpunkt  zwischen  der  peri- 
patetischen  und  epikureischen  Lehre  wie  Diodoros  einnahmen®*^), 
und  von  denen  der  erstere  älter  als  Diodoros  und  nicht  jünger 
als  Earneades  war®^^),  wird  uns  nicht  berichtet^  zu  welcher  Schule 
sie  gehörten. 

Demetrios    von   Byzantion,    ein   Peripatetiker®")   aus   un- 


805)  S.  C.  32.  Abscbn.  6. 

806)  Stob.  a.  a.  0. 

807)  Cic?  de  or.  I,  11,  46.   Fin.  a.  a.  0.    Clem.  a.  a.  0. 

808)  Er  billigte  die  Seelenlebre  des  Kritolaos  (Stob.  a.  a.  0.). 

809)  Indem  er  das  glQckselige  Leben  als  das  tugendhafte  und  engleich 
schmerzlose  bezeichnete  (Cic.  Fin.  II,  6,  19.  11,  34.  35.  IV,  18,  60.  V,  5,  14. 
8,  21.  26,  78.    Tnsc.  V,  80,  85.  87.    Acad.  II,  42,  131.    Clem.  Str.  II,  415  C). 

810)  Wohl  kein  anderer  D.  ist  es,  welchem  die  Definition  der  Rede- 
kunst bei  Nikol.  Progymn.  Rhet.  Qr.  III.  S.  451  Speng.  angehört.  —  Nach 
Cic.  de  or.  a.  a.  0.  war  er  110  noch  am  Leben,  nach  dem,  was  wir  über  seinen 
Nachfolger  Erymneos  erfahren  (Poseidon.  Fr.  41  b.  Ath.Y.  211  dff.),  scheint 
er  dagegen  etwas  früher  gestorben  zu  sein,  s.  Zell  er  S.  943.  A.  3. 

811)  Wenn  anders  meine  A.  795  vorgetragene  Vermnthnng  das  Rieh* 
tige  getroffen  hat  S.  die  dort  angef.  Stellen  Qnintil.  II,  15,  19  f.  Sex.  Math. 
U,  61. 

812)  Indem  sie  das  höchste  Gut  in  der  Vereinigung  von  Lust  und 
Tugend  suchten,  Cic.  Fin.  II,  6,  19.  11,  34.  V,  8,  21.  25,  73.  Acad.  H,  42, 
131.  Tusc.  V,  30,  86.  87.  Off.  EI,  34,  119.  Clem.  Str.  II,  415  C  f.  Zeller 
S.  935.  A.  1. 

813)  Cic.  Fin.  V,  25,  73.    Acad.  II,  45,  139. 

814)  La.  Di.  V,  88  im  Homonymenverzeichniss:  tQitog  (di^pnqxQto^)  Bv- 
^dpuog  ntQinaxriti%6g, 


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9.  Peripatetiker.   Diodoros.  Ariston  v.  Eos  u.  A.  Demetrios  v.  Byz.     155 

gewisser  Zeit,  möglicherweise  erst  aus  der  des  Philodemos^^^), 
wahrscheinlich  aher  aus  früherer  ®*^),  verfasste  eine  Schrift  stsQl 
noLTifjttitGiv  iu  mindestens  4  Büchern^"),  von  welcher  sich  ein 
Stack  in  Herculaneum  gefanden  hat®^^). 

Auch  die  unbekannten  Verfasser  der  meisten  pseudo- 
aristotelischen Schriften  gehören  schwerlich  erst  in  die  Zeiten 
des  Kritolaos  und  des  Diodoros,  sondern  werden  bereits  als 
Schüler  des  Straton,  ja  zum  Theil  schon  des  Theophrastos  an- 
zusehen sein*^^).  So  gilt  dies  entschieden  von  dem  Urheber  der 
Abhandlungen  über  die  Farben  und  über  die  Tone  (beide 
nämlich  dürften  Werke  desselben  Mannes  sein)®*^)  und  von  dem 

815)  Der  ihn  in  seiner  eignen  Schrift  itsgl  «oii^fiarooy  unter  den  Autoren 
über  diesen  Gegenstand  nennt  und  in  de  rhet.  allem  Anschein  nach  eben 
diesen  D. ,  jedoch  ohne  Zweifel  eine  andere  Schrift  desselben  bekämpft, 
8.  C.  32.  A.  197.  199. 

816)  Wenn  anders  der  bei  La.  Di.  a.  a.  0.  genannte  Peripatetiker  wirk- 
lich der  Verfasser  von  nsgl  noirnidtmv  war.  Denn  wenn  die  Homonymen- 
Verzeichnisse  bei  La.  Di.  auch  manche  spätere  Znsätze  enthalten,  so  gehen 
sie  doch  mittelbar  aaf  Demetrios  von  Magnesia  zurück,  und  dieser  war  be- 
reits ein  älterer  Zeitgenosse  des  Philodemos. 

817)  Das  4.  B.  dieser  Schrift  von  Jfi(ti^tQiog  6  Bvtdvtiog  wird  dreimal 
angeführt  bei  Ath.  X.  642  d.  XH.  648  d.  XIV.  633  b.  Vgl.  Müller  F.  H.  G. 
IL  S.  624.  Anm.  Schwerlich  ans  deivelben  Schrift  ist  die  nicht  eben  be- 
sonders glaubwürdige  Nachricht  über  Sokrates  und  Eriton  b.  La.  Di.  V,  20. 
(d,  tpriavv  0  Bvf.). 

818)  Pap.  1014.  Vol.  Herc.  Oxon.  I.  S.  106  ff.  V.  H.«  V,  1—21.  Der 
Herstellnngsversuch  von  Lucignano  ist  von  Barnabei  Giornale  dei  Scavi 
di  Pompei,  Nnova  Serie  II.  1869.  S.  66—96  veröffentlicht.  S.  Scott  a.  a.  0. 
S.  30—32.  Ueber  andere  Schriften  von  ihm  s.  A.  816.  817.  Ob  von  dem- 
selben D.  die  A.  462  erwähnte  nfjog  tag  IloXvaCvov  dnogtag  herrührt  oder 
auch  nur  herrühren  kann,  weiss  ich  nicht. 

819)  Ganz  ansznschliessen  sind  hier  natürlich  diejenigen  dieser  Schriften, 
welche  erweislich  oder  doch  wahrscheinlich  schon  von  unmittelbaren  Schülern 
des  Aristoteles  herrühren,  ¥rie  die  sogenannte  endemische  Ethik  von  Eudemos 
aus  Rhodos,  das  sogenannte  erste  Buch  der  Oekonomik  vielleicht  und  das 
Büchlein  über  die  untheilbaren  Linien  wahrscheinlich  von  Theophrastos. 
Auch  die  Schrift  nsgl  sQftrjvstas  kann  zwar  schwerlich  den  Aristoteles 
selbst,  aber  doch  sehr  wohl  bereits  einen  seiner  Zuhörer  zum  Verfasser 
haben,  und  ein  Gleiches  gilt  von  dem  nnächten  Anhang  zu  den  Kategorien, 
welcher  die  sogenannten  Postprädicamente  behandelt.  Ueber  die  Rhetorik 
an  Alöiaudros  s.  C.  36.  A.  6  ff.,  über  die  jüngeren  Schriften  ne^l  noöfiov 
und  mgl  aQetwv  «al  %a%iav  G.  32.  A.  433  ff.,  über  tcsqI  <pvtmv  C.  32.  A.  401. 

820)  UbqI  xQOifidtmv  und  vsqI  a%ovcfidtmv.  Von  letzterer  ist  uns  nur 
ein  grosses  Bruchstück  im  Commentar  des  Porphyrios  zur  Harmonik  des 
Ptolemaeos  (bei  Wallis  Opp.  mathem.  III.   S.  246  ff.)   aufbewahrt,   und 


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156        :  Zweites  CapiteL    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

der  Schrift  über  den  Lebensgeist^"),  der  jedenfalls  ein  anderer 
war,  aber  auch  verschieden  von  dem  der  klarer  geschriebenen 
jüngeren  von  der  Bewegung  der  Thiere®**),  welcher  sich 
fölschlich  für  Aristoteles  selber  ausgiebt®**),  es  gilt  ferner  von 
dem  der  mechanischen  Probleme®^*),  dem  des  siebenten,  des 
neunten®**)  und  des  zehnten  Buchs  der  Thiergeschichte**^), 


Bekker  hat  zu  ihr  Dar  eine  einzige  Handschrift  M*  =  Coislio.  17S  (und  nicht 
mehrere,  wie  der  neuste  Herausgeber  Prantl  behauptet)  verglichen.  Desto 
reichlicher  fliessen  die  Quellen  für  de  coloribus,  aber  eine  methodische 
Textrecension  ist  auch  durch  die  verdienstliche,  zugleich  dem  Text  durch 
glänzende  Conjecturen  aufhelfende  erklärende  Ausgabe  von  Prantl  Aristo- 
teles über  die  Farben,  München  1849.  8.  und  dessen  nur  für  dies  Schriftchen 
brauchbare  Textausgabe  Aristot.  quae  feruntur  de  coloribus,  de  audibilibug, 
Phjsiognomica,  Leipzig  1881.  8.  nicht  geschaffen.  Uebrigens  vgl.  auch 
Zeller  U»,  2.  S.  936  f. 

82t)  IltQl  nveviiatos  (de  spiritu),  s.  Zeller  S.  96.  Anm.  S.  937  f. 
Vgl.  Siebeck  Gesch.  der  PsychoL  I,  2.  S.  130  ff. 

822)  IIsqI  icomv  xivr^cBonq  (de  motu  animalium).  Hier  wird  nämlich 
10.  703*.  10  f.  xCq  {i,\v  oiv  tj  aoaxrjQia  tov  aviKpvtov  nvsvfiatogy  ffyTjvai.  iv 
älXotg  jene  erstere  Schrift  citirt  (s.  darüber  Zeller  S.  96.  Anm.),  so  dass 
der  Verfasser,  da  er  für  Aristoteles  gelten  wollte,  jene  bereits  für  acht 
hielt;  denn  ein  Selbstcitat  ist  durch  die  grosse  Verschiedenartigkeit  beider 
Schriften  ausgeschlossen.  S.  Zell  er  S.  938  ff.  und  über  die  Handschriften 
Susemihl  Krit.  Bemerkungen  zu  den  zool.  Schriften  des  Aristot.,  Rhein. 
Mus.  XL.  1885.  S.  563  ff.  567. 

823)  S.  die  Belege  bei  Zeller  S.  988 f.  A.  11. 

824)  Kritische  und  erklärende  Ausgabe  von  van  Gappelle,  Amsterdam 
1812.  8.  besonders  nach  einem  guten  Pariser  Codex  (2115).  Bekker  bat 
nicht  diesen,  sondern  zwei  römische  PW*  (Vatic.  1339,  vgl.  Susemihl 
a.  a.  0.  S.  566,  und  Urbin.  44),  0.  Apelt  Aristotelis  quae  feruntur  de 
plantis,  de  mirabilibus  auscultationibus,  Mechanica,  de  lineis  insecabilibus, 
ventorum  sitns  et  nomina,  de  Melisso  Xenophane  Gorgia,  Leipzig  1888.  8. 
alle  drei  nach  den  Collationen  seiner  beiden  Vor^Uiger  benutzt.  Von  dem 
latein.  Ueberäetzer  Leonicenus  rühren  einige  gute  Textverbessernngen 
her.  Deutsche  Uebers.  von  Poselger,  neu  herausgegeben  mit  Einleitung 
von  Ruh  1  mann,  Hannover  1881.  8.    Vgl.  A.  845.  849. 

825)  Welches  nach  der  Ueberliefemng  das  8.  ist.  Bedenken  gegen  die 
Aechtheit  desselben  so  wie  des  7.  erhoben  zuerst  die  Herausgeber  der 
Thiergeschichte  Wimmer  und  Aubert,  Leipzig  1868.  8.  L  S.  7  tf.,  gegen 
welche  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  18.  A.  2  vergebens  Einspruch  that, 
vgl.  Römer  Die  Homercitate  und  die  homerischen  Fragen  des  Aristot., 
Münchener  Sitznngsber.  1884.  U.  S.  272  f.  Susemihl  Jahresber.  XLII.  S.  13. 
Jetzt  ist  der  völlig  unaristotelische  Ursprung  dieses  stark  an  die  Manier 
der  ^aviuiüta  oder  naQado^a  (vgl.  C.  17  zu  Anf)  anstreifenden  Buches, 
welches  übrigens  auch  als  eine  selbständige  Schrift  unter  dem  Titel  n$Ql 
xmv  itpmv  ri^mv  xal  pCav  umlief  (Ath.  VIL  282  c.  307c»  620^  33.  610 ^  14, 


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9.  Peripatetiker.    Paeudo- aristotelische  Schriften.  157 

dem  der  Physiognomik^^^)  und  dem  der  Abhandlungen  über 
Melissos,   Xenophanes   und  Gorgias®*®),   von   dem  der  so- 

ansserdem  s.  C.  17.  A.  55,  andrerseits  aber  auch  G.  17.  A.  57  n.  Ath.  IX. 
387  b.  iv  oydoji  immv  toxo^Caq  «=  683  ^  29)  durch  die  gründliche  und  all- 
seitige üntersnchung  von  Dittmejer  Die  ünechtheit  des  9.  B.  der  arisiot 
Tiergesch.,  Bl.  fl  bayer.  Gymnw.  XXIII.  1887.  S.  16—29.  65—79.  145—162. 
ausser  Frage  gestellt. 

826)  Das  Richtige  sah  hier  schon  Camus  in  seiner  Ausg.  der  Thier- 
gesch.  (Paris  1783)  1.  S.  XXVII.  Vergeblich  hat  Spengel  De  Aristotelis 
libro  decimo  historiae  animalium  et  incerto  auctore  libri  nn^X  ndaiiov, 
Heidelberg  1842.  4.  darzathun  versucht,  dass  eine  ächte,  hinter  das  7.  B. 
gehörige  Abh.  des  Aristot.  zu  Grunde  liege,  die  aus  einer  latein.  Uebers. 
wieder  ins  Griechische  zurückübersetzt  sei.  Schon  gewisse  grundstürzende 
Abweichungen  von  der  Zeugungstheorie  des  Aristot.  verbieten  diese  An- 
nahme, s.  Zell  er  S.  92.  Anm.  S.  940  f.  Weiteres  bei  Wim m er  und  Aubert 
I.  S.  6  f.  Die  beiden  ältsten,  wahrscheinlich  auf  Hermippos  (s.  C.  19.  A.  11. 
C.  32.  A.  328)  zurückgehenden  Verzeichnisse  aristotelischer  Schriften,  das 
des  La.  Di.  V,  25  und  das  des  sogen.  Anon.  Menagianus  (Hesychios  y.  Milet) 
kennen  denn  auch  dies  Buch  noch  nicht  als  Bestandtheil  der  Thiergeschichte 
(n$(fl  t<p<ov)f  die  daher  auch  nur  mit  9  Büchern  aufgeführt  wird  (No.  102 
u.  91),  sondern  als  besondere  Schrift  unter  dem  Titel  vnlQ  oder  nsQl  xov 
(iTi  yewav  (No,  107  u.  90). 

827)  Sie  steht  vielleicht  schon  in  den  beiden  eben  genannten  Kata- 
logen: bei  La.  Di.  No.  109.  q>vüioyva)iu%6v  ä,  bei  Hesych.  97.  q>vai(yyv<ofU)ia 
p,  doch  s.  A.  845.  Die  Ausg.  von  Prantl  (s.  A.  820)  ist  werthlos.  Ueber 
die  Handschriften  und  ihr  gegenseitiges  Verhältniss  und  über  den  kritischen 
Werth  der  alten  latein.  Uebers.  handelt  Förster  De  Aristotelis  quae  fe- 
runtur  Physiognomicis  recensendis,  Kiel  1882.  4.  De  translatione  Latioa 
Physiognomicornm  quae  feruntur  Aristotelis,  Kiel  1884.  4  (vgl.  Susemihl 
Jahresber.  XXX.  S.  49  f.  XLII.  S.  27  f.).  Gute  Coiyecturen  giebt  Hayduck 
Emendationes  Aristoteleae,  Meldorf  1877.  4.  (vgL  Susemihl  a.  a.  0.  IX. 
S.  352  f.).  Vgl.  auch  Förster  Die  Physiognomik  der  Griechen,  Kiel  1884.  4. 
und  Zeller  S.  99.  A  2.  S.  940. 

828)  Diese  drei  kleinen  hyponmematischen  Aufs&tze  sind  schon  in  jenen 
beiden  Katalogen  (La.  Di.  No.  95.  98.  99.  Hes.  86.  89)  nebst  einem  vierten 
(vgl  Zell  er  L  S.  466)  über  Zenon  (La.  Di.  No.  100)  verzeichnet.  Vermuth- 
lich  (s.  Philop.  in  Phys.  B,  5.  p.  65,  59  t  Yitelli.  tpaal  dl  y^ygatp^ai,  avta 
l9C(f  ßtßXiov  KQog  tijv  üaQfisvidov  di^av)  wird  der  Verfasser  auch  wohl 
einen  über  Parmenides  geschrieben  haben,  vgL  Zeller  l*,  S.  468.  A.  2. 
11^  2.  S.  66.  Anm.  Die  TJnächtheit  behauptete  meines  Wissens  zuerst 
Brandis  Commentationes  Eleaticae,  Altena  1813.  8.  S.  18,  dann  u.  A. 
Bergk  De  Aristotelis  libro  de  Xenophane,  Zenone  et  Gorgia,  Marburg 
1843.  4.  (Opusc.  IL  S.  91—111),  Conr.  Vermehren  Die  Autorschaft  der 
dem  Aristot.  zugeschriebenen  Schrift  tcbqI  ISBvoqxxvovg  ^  netfl  Zr^vmvog,  ntffl 
roQy^ov,  Jena  1881.  8,  Zeller  und  Ueberweg  im  1.  Bd.  seiner  Gesch.  der 
Philos.  (mit  Zurücknahme  seiner  früher  Philologus  VIII.  1853.  S.  104—112 
geäusserten  Ansicht).    Nach  dem  Vorgang  von  der  zweiten  Hand  des  Codex 


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158         Zweites  Gapitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

genannten  gros8enMoraP^^)und  denen  des  sogenannten  zweiten 
Buches  der  Oekonomik®^)  und  noch  eines  dritten,  uns  nur 

R»  und  von  Brandis  Gr.-röm.  Philos.  I.  S.  168.  lil,  1.  S.  291  und  Cousin 
Fragm.  philos.  I.  8.  26.  A.  7  wollte  dann  namentlich  F.  Kern  Quaestionum 
Xenophaneanun  capita  duo,  Naumburg  1864.  4.  Symbolae  crit.  ad  libellum 
Aristotelicum  n.  S.y  n,  Z.,  9r.  F.,  Oldenburg  1867.  8.  Sso(pQdcxov  nsgl  Ms- 
Xiacov,  Philologus  XXVI.  1867.  S.  271—289.  576.  Krit.  Bemerkungen  zum 
8.  Theil  der  pseudo-aristotelischen  Schrift  n,  ^.,  n,  Z.,  n.  V.  Oldenburg 
1869.  8.  Ein  Beitrag  zur  Darstellung  der  Fhilosopheme  des  Xenopbanes, 
Dauzig  1871.  4.  üeber  Xenophanes  v.  Kolophon,  Stettin  1874.  4.  Unter- 
suchung üb.  die  Quellen  f.  d.  Philosophie  des  Xenophanes,  Stettin  1874.  4. 
.vergeblich  darthnn,  dass  Theophrastos  der  Verfasser,  und  dass  demgemäss 
nicht  bloss  (was  im  Granzen  zuzugeben  ist)  die  Darstellung  der  Philoso- 
pheme  des  Meliesos  und  des  Gorgias,  sondern  auch  des  Xenophanes  ge- 
schichtlich treu  sei.  S.  dagegen  und  über  diese  ganze  Frage  die  um- 
fassende und  eingehende  Erörterung  von  Zeller  I\  S.  463— -486,  vgl.  auch 
Susemihl  Philol.  Anz.  VII.  1875.  S.  296—300.  Diels  Doxogr.  S.  108—113. 
(Kerns  verfälschende  Darfftellung  der  Lehre  des  Xenophanes  ist  leider 
auch  in  Heinzes  neue  Ausgaben  von  üeberweg  übergegangen).  Dass 
nicht,  wie  die  Handschriften  angeben,  der  erste  Theil  von  Zenon,  aber  auch 
nicht,  wie  man  früher  annahm,  der  erste  von  Xenophanes  und  der  zweite 
von  Zenon,  sondern  jener  von  Melissos  und  dieser  von  Xenophanes  handelt, 
steht  nunmehr  fest.  Das  Qanze  ist  in  sehr  zerrüttetem  Znstande  überliefert: 
die  Handschriften  stammen  aus  einem  Archetypos,  in  welchem  Vieles  ver- 
muthlich  durch  Löcher  unlesbar  geworden  war.  Die  beste  ist  eine  Leipziger, 
von  welcher  Beck  Varietas  lectionis  libellorum  Aristotelicorum  e  cod.  Lips. 
diligenter  enotata,  Leipzig  1793.  4.  eine  ganz  gute,  aber  von  Bekker  un- 
benutzt gelassene  CoUation  bekannt  gemacht  hat,  und  in  welcher  auch  der 
Umfang  der  Lücken  genau  bezeichnet  ist;  die  übrigen,  von  denen  R'  (Vatic 
1302)  die  werthvollste  ist,  sind  ans  einer  anderen  Abschrift  desselben  Ar- 
cheiypos  geflossen;  einen  nicht  sohlechten  Codex  dieser  Art  benutzte  auch 
der  lateinische  Uebersetzer  Feliciano.  Bekkers  Text  ist  noch  völlig 
unbrauchbar,  unmtthodisch  ist  der  von  Mullach,  Berlin  1845.  8.  und  in 
den  Fragm.  philos.  Gr.  I.  (Paris  1860).  8.  271—309  gearbeitet,  erst  0.  Apelt 
(s.  A.  824)  hat  eine  wirkliche  Textrecension  geschaffen  und  die  zahlreichen 
eignen  und  fremden  Emendationen  (wie  von  Brandis,  Kern  a.  a.  0.  0, 
FoBs  De  Gorgia  Lcontino,  Halle  1828.  8.,  Bonitz  Aristot.  Stud.  I.,  Wien 
1862.  8.)  gebührend  verwerthet.  Vgl.  0.  Apelt  Melissos  bei  Pseudo-Aristo- 
teles,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIII.  1886.  S.  728—766.  Gorgias  bei  Pseudo-Aristo- 
teles  und  Sextus  Empiricus,  Rhein.  Mus.  XLIII.  1888.  8.  208—219. 

829)  Man  findet  Über  diese  Schrift  und  die  Litteratur  zu  dei  selben  alle 
nöthige  Auskunft  in  der  Ausg.  von  Susemihl,  Leipzig  1883.  8.  Wie  der 
befremdende  Titel  gerade  für  diese  kürzeste  der  drei  ethischen  Schriften 
unter  dem  Namen  des  Aristoteles  entstanden  ist,  wird  sich  schwerlich  je 
aufklären  lassen.  Der  Verfasser  hat  vorwiegend  die  endemische,  aber  oft 
auch  vielmehr  die  nikomachische  ausgezogen.  Seine  Zeit  setzt  Zeller  IP,  2. 
8.  941—944  mit  Becht  zvischfti  Ende  des  3.  und  Anf.  des  2.  Jahrb.,  da  er 


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9.  Peripatetiker.    Pseado-aristotelische  SchriftexL  159 

in  lateinischer  üebersetzung  überkommenen®^*)  so  wie  von  denen 
der  meisten  nnächten  Bestandtheile  der  Metaphysik^^).   Die  uns 

noch  80  gut  wie  ganz  vom  Eklekticismns  unberührt  ist.  Dazn  stimmt  auch 
die  Sprache.  S.  über  diesen  and  andere  Punkte  Ramsaoer  Zur  Cbara- 
kterifttik  der  aristotel.  Magna  Moralia,  Oldenburg  1858.  8.  Trendelenburg 
Einige  Belege  für  die  nacharistotel.  Abfiassungszeit  der  M.  Mor.,  Eist 
Boitrr.  zur  Philos.  IL,  Berlin  1867.  S.  433  ß.  Der  Schluss  fehlt.  Die  von 
Bekker  begonnene  Textrecension  ist  von  Susemihl  beträchtlich  weiter 
gefördei-t.  Die  Handschriften  zerfallen  in  zwei  Classen,  von  denen  die  eine 
(vertreten  besonders  durch  K^  ».  Laur.  LXXXI,  11  aus  dem  10.  Jabrh., 
P*  »a  Coislin.  161  aus  dem  Ende  des  14.  und  die  ed.  princ.)  etwas  besser 
als  die  andere  (P^  »  Yatic.  1342  aus  dem  Ende  des  13.  Jahrb.,  M^  aus 
dem  Anf.  des  15.)  ist;  aus  je  einem  Codex  der  erstem  Art  sind  auch  die 
alte  lat.  Uebers.  und  die  von  Georg  Yalla  geflossen.  Um  die  Emendation 
haben  sich  am  Meisten  Bonitz  Observationes  crit.  in  Ar.  quae  feruntur 
M.  M.  et  Ethica  Eud.,  Berlin  1844.  8.  und  Jahrb.  f.  Ph.  LXXIX.  1859. 
S.  15  ff.  und  Arist.  Stud.  IL  III,  Wien  1862  und  Spengel  Arist.  Stud.  IL 
München  1865.  4.  (Philol.  Abhh.  der  Mfinohner  Ak.  X.  S.  623  ff.)  verdient 
gemacht.    Weiteres  s.  bei  Susemihl  a.  a.  0. 

830)  In  der  Hauptsache  einer  Sammlung  historischer  Beispiele  von 
Qeldmacherei,  die  grossentheils  auf  Schurkenstreiche  hinauslaufen.  Die 
Entstehung  f&llt  kaum  früher  oder  später  als  in  die  zweite  Hälfte  des 
3.  Jahrb.  Auch  sprachgeschichtlich  ist  diese  Gompüation  von  Interesse 
wegen  der  ziemlich  zahlreichen  und  zum  Theil  groben  üncorrectheiten, 
welche  sie  bereits  enthält  Die  Handschriften  zerfallen  in  zwei  Familien, 
eine  weitaus  bessere  (P ',  s.  A.  829,  nebst  P  *  »  Paris.  2023  aus  dem  Ende 
des  15.  Jahrb.  und  der  ed.  princ.)  und  eine  weit  zahlreichere,  deren  beste 
Vertreterinnen  P^  und  M**  (s.  A.  829)  sind.  Ausgaben  von  J.  G.  Schneider, 
Leipzig  1815.  8.  Göttling,  Jena  1830.  8.  Susemihl,  Leipzig  1887.  8. 
(welcher  zuerst  eine  wirkliche  Textrecension  giebt).  Deutsche  Uebers.  von 
J.  G.  Schlosser  hinter  der  Politik,  3.  Bd.  Lübeck  u.  Leipzig  1798. 
Niebuhr  Ueber  das  zweite  Buch  der  Oekonomika  unter  den  aristot. 
Schriften,  £1.  Schrr.  I.  (Bonn  1828).  S. 412— 416.  Spengel  Aristot.  Studien 
III.  München  1868.  4.  S'.  73ff:  (PhiloL  Abhh.  der  Münchn.  Ak.  XL  S.  125  ff.). 
Um  die  Yerbesäcrung  des  namentlich  auch  durch  zahlreiche  kleine  Lücken 
entstellten  Textes  hat  sich  in  älterer  Zeit  namentlich  Camerarius  (dessen 
lat.  Uebers.  bei  Bekker  wieder  abgedruckt  ist)  erhebliche  Verdienste  er- 
worben, von  Neueren  besonders  Kirchhoff  Zur  aristot.  Oek.,  Hermes  XIII. 
1878.  S.  139  f.  und  Br.  Keil  inSusemihls  Ausg.,  auf  welche  letztere  hier 
für  alles  Genauere  zm  verweisen  ist,  und  nach  deren  Erscheinen  E.  Sonne 
Ad  Aristotelis  quae  feruntur  Oeconomicorum  libram  II,  GenethUacon  Gotting. 
(Halle  1888).  S.  27-31.    VgL  auch  Zeller  H»,  2.  S.  994 f. 

831)  Es  ist  dies  ein  ganz  hübsches  paränetisches  Schriftchen  über  die 
gegenseitigen  Pflichten  der  Eheleute,  nach  der  ansprechenden  Vermuthung 
von  Rose  Aribtoi  pseudep.  S.  180 ff.  (vgl  de  Aristot.  libror.  ord.  S.  61) 
das  im  Anhang  bei  Hesych.  (No.  166)  Nöftot  dvSQog  x«i  y(x(itB%TJg  betitelte. 
Gegen  die  Annahme  von  Egg  er  Les  ^conomiques  d'Aristote  et  de  Th^o- 


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160         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

überlieferten  Probleme  oder  genauer  physischen  Probleme^^^) 
sind  weit  entfernt  davon  die  ächten  aristotelischen^^)  oder  auch 

phraste,  Annales  de  la  Facult^  des  Lettres  de  Bonrdeaux  1879.  S.  364—881, 
dass  es  vielmehr  der  Schlnss  (des  in  Wahrheit  durchaus  vollständigen) 
ersten  Buchs  sei,  s.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  XX  f.  Die  eine,  von  Durand  von 
St.  Pour^ain  mit  Hülfe  von  zwei  griechischen  Prälaten  angefertigte  Ueber- 
setzung  ist  von  Böse  a.  a.  0.  S.  644  und  Aristot.  fragm.,  Leipzig  1886.  8. 
S.  140  ff.  (»  Fr.  184)  herausgegeben.  Zu  einzelnen  Stellen  von  ihr  sind 
längere  Varianten  erhalten,  welche  wenigstens  an  einer  (s.  Susemihl 
a.  a.  0.  S.  XYIIl.  A.  45)  die  Benutzung  einer  anderen  griechischen  Hand- 
schrift voraussetzen.  Schon  desshalb  wird  im  Gegensatz  zu  Hauräau 
Sur  quelques  traductions  de  TEconomique  d^Aristote,  Ann,  de  la  Fao.  des 
Lettres  de  Bonrdeaux  H,  4.  S.  897—409  mit  Rose  anzunehmen  sein,  dass 
alle  diese  Bandnoten  Bruchstücke  einer  zweiten  vollständigen  Uebersetzung 
sind.  Eine  andere  erhaltne  ist  von  Susemihl  a.  a.  0.  neben  jener  ersteren 
und  diesen  ihren  Bandcorrecturen  aus  wenigen  Handschriften  und  alten 
Drucken  veröffentlicht.  Der  Urheber  derselben  benutzte  mindestens  ein 
solches  glossirtes  Exemplar  der  ersteren,  wahrscheinlich  aber  vielmehr  jene 
beiden  vollständigen  Uebersetzungen,  indem  doch  wohl  nur  dies  ihn  an- 
treiben konnte  nach  ihnen  eine  dritto  zu  machen,  denn  einen  griechischen 
Codex  hat  er,  obgleich  Haur^au  anderer  Ansicht  ist,  wie  es  scheint,  nicht 
verwerthet.  S.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  XVII  ff.  und  krit.  Ausg.  der  Polit. 
(Leipzig  1872).  S.  LIV— LVUL 

882)  Das  zweite  Buch  (er),  jedenfalls  unächt,  soll  von  Pasikles  oder 
Pasikrates  von  Rhodos,  einem  Neffen  des  Eudemos,  herrühren,  s.  die  Be- 
lege bei  Bonitz  Aristot.  Met.  I.  S.  15  ff.  Zeller  S.  83.  Anm.  Zu  weit 
geht  Luthe  Zur  Kritik  und  Erklärung  von  Aristoteles  Metaphysik  und 
Alexanders  Commentar  zu  derselben,  Hermes  XV.  1880.  S.  207  ff.  mit  seinem 
Argwohn  gegen  diese  Angabe  und  seiner  Bestreitung  der  Annahme,  dass 
es  lediglich  auf  einer  Verwechselung  beruht,  wenn  Asklep.  in  Met.  p.  4,.  21  f. 
Hayd.  (Seh.  in  Aristot.  620*,  6  f.)  dies  vielmehr  vom  1.  B.  (A)  berichtet, 
obgleich  Luthe  gut  nachweist,  dass  seltsamerweise  in  der  That  auch  die 
Aechtheit  des  letzteren  verdächtigt  ward.  S.  über  cc  ausser  Luthe  a.  a.  0. 
noch  Stölzle  Einige  Stellen  aus  Aristot.  Met.  a,  Bl.  f.  d.  bayer.  Qymnw. 
XVII.  1881.  S.  193—199  (vgl.  Susemihl  Jahresber.  XXX.  S.  26  f.).  Von 
meiner  früheren  theilweisen  Zustimmung  (Plat.  Phil.  II.  S.  507. 536)  zu  dem 
Urtheil  von  Rose  De  Aristot.  lib.  S.  158  ff.  über  J  und  M  bin  ich  längst 
zurückgekommen,  vgl.  Zell  er  S.  81  f.  Aber  allerdings  ist  in  das  5.  (nicht 
ursprünglich  zur  Met.  gehörige,  sondern  selbständige)  Buch  (J)  1018% 
24 — 1014%  25  ein  Capitel  der  Physik  (IT,  8)  eingeschwärzt,  und  die  zweite 
Hälfte  des  11.  (8.  1065%  26  ff.)  ist  nichts  Anderes  als  der  Auszug  eines 
Peripatetikers  aus  derselben;  ob  die  erste  ein  Entwurf  des  Aristoteles  zu 
BFE  oder  wiederum  ein  peripatetischer  Auszug  aus  diesen  drei  Büchern 
sei,  ist  streitig,  s.  Zeller  a.  a.  0.  Natorp  lieber  Aristot.  Met.  K,  1—8. 
1065»,  26,  Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I.  1888.  S.  178-193  (der  sich  für  die 
zweite  Annahme  einer  freien  Bearbeitung  dieser  Bücher  durch  einen  älteren 
Peripatetiker  entscheidet). 


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9.  Peripatetiker.    Pseudo-aristotelische  Schriften.  161 

nur  das  in  der  Alexandrinerzeit  gangbare  überarbeitete  Schul- 
exemplar derselben  zu  sein,  ja  sie  sind  nicht  einmal  ein  Auszug 
aus  diesem,  sondern  eine  wahrscheinlich  erst  nach  Athenaeos^^^) 
aus  verschiedenen  theils  alexandrinischen  und  theils  wohl  auch 
erst  nachalexandrinischen  Sammlungen  von  Excerpten  aus  Ari- 
stoteles, Hippokrates,  namentlich  auch  aus  Theophrastos®^*)  zu- 
sammengebrachte Compilation®^^),  und  zwar  dergestalt,  dass  eine 
dieser  Sammlungen**^')  ein  alexandrinischer  Auszug  aus  jenem 
alexandrinischen  Exemplar  war^®).  Aus  eben  diesem  Auszuge 
aber  stammen  auch  die  meisten  Stücke  einer  zweiten,  uns  gleich- 
falls erhaltenen  Problemensammlung®^^),  welche  älteren  Ursprunges 


Prantl  Ueber  die  Probleme  des  Aristoteles,  München  1851.  4. 
(Abh.  der  Münchener  Akad.  1.  Cl.  VI.  S.  S39— 377).  Böse  De  Aristot.  libr. 
ord.  S.  189fF.  Aristot.  pseudepigr.  S.  216  ff.  Heitz  Die  verlorenen  Schriften 
des  Aristot.  (Leipzig  1866).  S.  103—122.  Fragm.  Aristot.  S.  194  ff.  E.  Richter 
De  Aristotelis  problematis,  Bonn  1886.  8.  Doctord.  (vgl.  d.  Anz.  v.  Susemihl 
Woch.  f.  kl.  Ph.  II.  1885.  Sp.  1481—1483). 

834)  S.  A.  846. 

835)  S.  A.  836. 

836)  Richter  S.  6—26  (vgl.  S.  46—47)  weist  vier  nach,  die  er  ABCD 
nennt,  nnd  von  denen  A  fast  wörtlich  die  Originale  ausgeschrieben  hatte, 
B  etwas  freier,  C  noch  freier  za' Werke  ging,  aber  doch  den  Gesammtsinn 
im  Ganzen  festhielt,  während  D,  wo  Tbeophrastos  wohl  nur  noch  mittelbar 
benutzt  war,  auch  den  Gedanken  vielfach  verstümmelte.  Alles,  was  sich 
nicht  auf  diese  vier  Sammlungen  zurückführen  lässt,  fasst  Richter  unter 
E  zusammen.  So  strotzt  denn  die  heutige  Compilation  von  Wiederholungen. 
Für  Tbeophrastos  ist  dieselbe  von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  ABC  bei 
Werken  desselben,  von  denen  wir  nur  noch  Excerpte  haben,  auf  die  Originale 
zurückgehen.  S.  die  Uebersicht  bei  Richter  S.  27—30  und  dessen  weitere 
Auseinandersetzung  S.  41— 47. 

837)  Nämlich  B,  s.  Richter  8.  45—47.  Dass  die  Excerpte  (vgl.  die 
Uebersicht  bei  Richter  S.  30)  aus  Hippokrates  de  aere  und  aus  den  er- 
haltenen Schriften  des  Aristoteles  (Meteor.,  Thiergesch.  u.  de  gen.  anim.) 
sämmtlich  von  dorther  zu  stammen  scheinen,  zeigt  Richter  S.  26  f. 

838)  Die  in  unserer  Sammlung  nachweisliche,  wenn  auch  natürlich  nicht 
ungestörte  Ordnung  scheint  wenigstens  theilweise  noch  dieselbe  zu  sein 
wie  in  dem  Gellius  und  Plutarchos  vorliegenden  Exemplar  der  physischen 
Probleme  des  Aristoteles,  d.  h.  wohl  noch  eben  jenem  alexandrinischen  (s. 
A.  846),  mit  andern  Worten  also  aus  B  zu  stammen,  s.  Richter  S.  33—39. 
Im  Uebrigen  s.  Richter  S.  41—44. 

839)  Nämlich  die  von  Bussemaker  im  4.  Bd.  der  Pariser  Ausg.  des 
Aristot  S.  291  ff.  hbzugefilgte.  Dass  auch  hier  keine  Spur  eines  Znrüok- 
gehens  bis  auf  die  ächten  Probleme  des  Aristoteles  zu  finden  ist,  zeigte 
schon  Prantl  München,  gel.  Anz.  1868.  No.  25.    Ein  Theil  dieser  Probleme 

SuaBMiHL,  grieoh.-alex.  LUt.-OeBch.  I.  11 


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162         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

und  wohl  schon  bald  nach  der  Älexandrinerzeit  angelegt  ist^, 
indem  hier  mit  Sicherheit  nur  die  ersten  38  Nummern  vielmehr 
auf  eine  andere  Quelle^  und  zwar  auch  eine  von  den  in  jener 
umfänglicheren  Zusammenstellung  benutzten  ^^^)y  und  vielleicht 
die  letzten  (127—192)  auf  eine  dritte,  dort  nicht  verwendete 
zurückzuführen  sind®").  Während  aber  Aristoteles  von  sich  nur 
ein  einziges,  und  zwar  physisches  Problemenwerk  citirt®*')  und 
keines  dieser  Citate  sich  in  den  beiden  heutigen  Sammlungen 
wiederfindet®**),  hatte  man  schon  in  der  älteren  Alexandrinerzeit 
mindestens  12  solcher  Werke  unter  seinem  Namen  ®^),  von  denen 

lief  früher  mit  gleichem  unrecht  anter  dem  Namen  des  Alexandros  von 
Aphrodisias  um.  S.  üsener  Alex.  Aphrod.  Probl.  libri  IIL  IV,  Berlin 
1859.  4.  S.  IX  ff,   Richter  S.  89  f. 

840)  S.  darüber  Richter  S.  47  (vgl.  S.  39  f.),  welcher  sogar  bis  ins 
Ende  derselben  zurückzugehen  nicht  abgeneigt  ist.  Dagegen  spricht  aber 
entschieden  die  Benutzung  der  Quelle  D,  s.  A.  841. 

841)  Nämlich  D,  also  gerade  die  jüngste. 

842)  Wenn  sie  nicht  auch  aus  B  stammen.  S.  Richter  S.  40.  Die 
Liste  der  Auszüge  in  dieser  Sammlung  aus  erhaltenen  Schriften  des  Aristo- 
teles (Thiergesch.  u.  de  gen.  anim.)  giebt  Richter  S.  30  f.  —  Noch  eine 
dritte,  nur  in  lateinischer  üebertragung  erhaltene  Sammlung  angeblicher 
Probleme  des  Aristot.  hat  Rose  Ar.  ps.  S.  666  ff.  herausgegeben  und  noch 
eine  andere  lateinische  Fr.  245  der  Leipz.  Ausg. 

843)  An  sieben  Stellen,  s.  Prantl  Ueb.  d.  Probl.  des  A.  S.  364  f.  Heitz 
Verl.  Schrr.  S.  112  ff.    Bonitz  Ind.  Ar.  103^  17  ff:    Richter  S.  81.  A.  1. 

844)  Höchstens  ein  einziges  passt  einig^Tknassen  (de  vit.  et  m.  5.  470%  18 
vgl.  m.  Probl.  A,  55),  aber  doch  auch  eben  nur  einigermassen. 

845)  Heitz  Verl.  Schrr.  S.  121  f.  sieht  als  solche  die  s&mmtlichen  bei 
La.  Di.  V,  26  f.  von  No.  109  bis  126,  Rose  Ar.  ps.  S.  16  f.  Ar.  fr.  Berl. 
Ausg.  S.  1466.  Leipz.  Ausg.  S.  7  f.  nar  die  von  118  bis  126  aufgeführten 
Schriften  an,  Richter  S.  81  f.  schlägt  einen  (vgL  A.  848)  richtigen  Mittel- 
weg ein,  indem  er  als  sicher  folgende  übrig  läset:  110.  tatgiTia  ß  (Hesych.  98. 
nsQl  UtTQin^g  ß),  118.  dctQOVOfunmv  (H.  101),  114.  oxtmcov  (H.  108),  117. 
fiVTjuovMmv  (H.  109),  118.  dnoQrj(iatmv  ^Oft,riQi%mv  s  (H.  106),  119.  sroti^Ti^ 
%mv  ä  (H.  108),  120.  €pvci%mv  nttta  cxoi.%Btov  (über  den  Sinn  dieses  Zusatzes 
s.  Usener  Rhein.  Mus.  XVL  1861.  S.  471  f.,  Rose  Arist.  ps.  S.  215,  Zeller 
S.  101.  Anm.,  welche  alle  drei  verschiedner  Meinung  sind)  Xri  (H.  110), 
121.  initi9^cifi,h(ov  xgoßXrnuitmv  ß  (H.  112),  122.  iynvMmv  ß_(E.  118), 
128.  iJL7}xavi%mp  ä  (H.  114),  124.  nQoßX'qfuct«  i%  %mv  JrjfioxQ^tov  ß  (H.  115. 
JtQoßlrifuitoav  dTifiongitsCav  ß),  125.  nsgl  tijg  Xid-ov  ä  (H.  117),  vielleicht 
auch  noch  109.  (pvcwyvmy^ixov  {(pvuioyvmfiinm^?)  ä  (doch  s.  A.  827).  Bei 
Hesych.  konmien  noch  hinzu:  107.  dicoQrifidtcav  d'simp,  111.  neta(pvaiiut 
M,  im  Anhang  148.  dicogjjiucta  *Hci69ov  h  ä.  144.  dnogi^pMta  'AgxtXoxov 
Evifinidov  XoHf^ov  iv  ßißXloig  y.     168.  cvfifiintcDV  irjtruidtav  oßj  mg  (pticiv 


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9.  Peripatetiker.    Pseado-ariatotelische  Schriften.  163 

aber^  abgesehen  von  den  physischen^  von  späteren  Schrifstellem 
mehrfach  benutzten**^  und  den  homerischen,  gleichfalls,  wenn 


EvnaiQog  oanovcxrig  avtov.  Bei  Ptolem.  stehen  nur  die  latqi%i  (70),  die 
liTjXttvixd  (18),  iy%v%Xia  in  4  B.  (67),  dazu  quaestiones  physieae  in  4  (51) 
und  quaestiones  in  68  oder  28  B.  (65),  ausserdem  aber  noch  nQoßlrifidraiv 
nQoyQccipii  (oder  ngoavayQaqiri'^  66).  Von  70  Büchern  nsgl  avuiiUttov  irjzri' 
fidtcov  nqog  Evxa^iov  spricht  auch  David  (oder  Elias)  Schol.  in  Ar.  24^,  8  ff., 
von  70  <pvct%d  nQoßXrifiava  die  Vit.  Marc.  p.  2  Robbe,  p.  427,  7  ff.  Böse 
(neben  den  CatQixd,  ontixa,  fLJixaviyidy  ebenso  die  Vit.  Lat.  p.  449,  S  ff.). 
Ausserdem  s.  A.  849.  üeber  andere  vielleicht  problemenartige  Werke  in 
den  Verzeichnissen  s.  Zell  er  S.  100  f.  A.  5.  Dazu  kommt  die  ohne  Zweifel 
unächte  Schrift  nsQl  nQoßlrifjuttav  (La.  Di.  No.  51.  Hes.  48.  Fr.  112  R.  in 
der  Leipz.  Ausg.),  vermuthlich  eine  Theorie  der  Probleme,  s.  Rose  Ar.  ps. 

5.  126  f. 

846)  Die  Stellen  hat  Frantl  S.  867  ff.  und  genauer  und  vollständiger 
Heitz  V.  Seh.  S.  104  ff.  gesammelt  und  beurtheilt  (vgl.  Richter  S.  32 
A.  8):  ApoUon.  Eist,  mirab.  7.  9.  21.  31.  37.  51  (überall  iv  voig  (pvöiytoig 
nffopliqiiaai),  22  {h  roig  nQoßli^fuxai),  28  {iv  rotg  toaiTtoig).  Gell.  I,  11,  17 
(in  libris  problepiatum).  U,  30,  11  (libros  problematorum).  III,  6,  1  (in  sc- 
ptimo  prohlematorum).  XIX,  2,  5.  4,  1  (prohlemata  pkysica).  5,  9.  6,  1  »(in 
prohlemaiis).  Plut.  öfter,  aber  nur  einmal  Qu.  symp.  VIII,  10,  1.  734  D  mit 
dem  ausdrücklichen  Zusatz  TCQoßXrjfiaaiv  .  .  .  (pvaixoCg,  Grälen,  gleichfalls 
öfter,  aber  stets  ohne  Buchtitel.  Ath.  I.  24  e.  X.  434  f.  XV.  692  b  (überall 
iv  q)vainoig  ngoßXi^fiaai),  XIV.  656  b  (bloss  'jQiatotiXrig).  Apulei.  de  mag. 
61  (in  prohlemaUs)  u.  s.  w.  Aber  auch  das  in  diesen  Anführungen  Ent- 
haltene lässt  sich  nur  in  der  Minderzahl  der  Fälle  in  unserer  Sammlung 
nachweisen,  bei  Apollonios,  Gellius,  Athenaeos  allerdings  in  der  Hälfte 
dieser  Citate  (s.  Heitz  S.  110  und  die  Fragmentsammlungen  von  Heitz 
und  Rose),  aber  bei  Plut.  nur  selten  (s.  Heitz  8.  106  ff.)  und  bei  Galen. 
nur  einmal  (T.  XVIP.  29  K.,  s.  Richter  S.  32.  A.  3).  Ebenso  wenig  aber 
lag  die  Bussemakersche  Sanmilung  irgend  einem  dieser  Schriftsteller  vor. 
Hiemach  muss  denn  jedenfalls  fürs  Erste,  wie  oben  geschehen  ist,  als  ver- 
bindendes Mittelglied  eine  aus  den  Kreisen  der  ältesten  Peripatetiker  her- 
vorgegangene Ueberarbeitung  des  ursprünglichen  aristotelischen  Werkes 
angenommen  werden,  dergestalt,  dass  sich  also  auf  erstere  und  nicht  auf 
letzteres  der  Titel  in  den  Verzeichnissen  bezieht.  Ob  dann  femer  die  ge- 
nannten Schriftsteller  im  wesentlichen  Unterschiede  von  den  Urhebern  der 
beiden  heutigen  Sammlungen  (s.  A.  886.  Richter  S.  41  ff.)  noch  jene  selbst 
oder  schon  einen  Auszug  aus  ihr  (etwa  B)  vor  Augen  hatten,  ist  allerdings 
nicht  ganz  sicher,  aber  wohl  mit  Recht  erklärt  Richter  S.  41—44.  47  die 
erstere  Annahme  für  die  wahrscheinlichere  und  ist  daher  (S.  47)  sogar  ge- 
neigt die  Entstehung  jener  unserer  grösseren  Sammlung  erst  ins  5.  oder 

6.  Jahrh.  n.  Chr.  zu  setzen.  Die  Uebereinstimmung  derselben  in  der  Bücher- 
zahl mit  dem  Titel  bei  La.  Di.  und  Hesych.  hält  er  S.  41  für  blossen  Zu- 
fall, indessen  ist  es  wohl  denkbar,  dass  der  Ezcerptor  B  die  Bücherzahl 
jenes  seines  Originals  und  der  Urheber  der  heutigen  Sammlung  wieder  die 

11* 


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164         Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

auch  nur  bedingungsweise^^,  ächten  und  häufig  erwähnten,  nur 
noch  die  enkyklischen  in  der  uns  erhaltenen  Litteratur  der 
Folgezeit,  und  auch  diese  nur  einmal^,  und  die  optischen 
citirt  werden ^^)  und  die  mechanischen,  wie  gesagt,  oder  doch  ein 
Werk  gleichen  Titels  uns  geblieben  sind.  Wie  aber  eine  andere 
erhaltene  Sammlung,  nämlich  die  der  Wundergeschichten, 
unter  den  Namen  des  Aristoteles  gerathen  ist,  wird  später  er- 
hellen»^»''). 

Aber  auch  unter  den  verloren  gegangenen  pseudo-aristete- 
lischen  Schriften  waren  noch  mehrere,  deren  Ursprung  bereits 
auf  die  Peripatetiker  der  ältsten  Alexandrinerzeit  zurückzuführen 
ist.     Sehen  wir  von  denjenigen  ab,  von  denen  wir  nur  die  Titel 


seiner  Quelle  B  beibehalten  hat.  Jedenfalls  wird  sich  wohl  darch  weitere 
Üntersnchangen  namentlich  unter  Beobachtung  der  hier,  aber  nicht  in  den 
ächten  aristetelischen  Schriften  vorkommenden  Ausdrücke  noch  genauer 
feststellen  lassen,  wie  weit  der  Rest  des  noch  aus  den  ächten  Problemen 
des  Aristeteles  Stammenden  nicht  reicht,  aber  ihn  ToUständig  heraus- 
zuschälen wird  schwerlich  je  gelingen. 

847)  Ich  denke  mir  nämlich,  dass  der  ohne  Zweifel  von  den  Peripate- 
tikern  stark  erweiterte  Kern  dieser  homerischen  Fragen  eine  hypomne- 
matische  Schrift  des  Aristoteles  oder  mit  anderen  Worten  Aufzeichnungen 
desselben  zu  seinem  Privatgebrauch  oder  auch  Zuhörernachschriften  von 
seinen  mündlichen,  in  seiner  früheren  Periode  gehaltenen  Vorträgen  waren 
oder  theils  das  Eine  und  theils  das  Andere.  Auch  das  sich  mit  diesen 
Problemen  •  stark  berührende  und  ebenso  stark  den  Zusammenhang  unter- 
brechende und  vielfache  Anstösse  darbietende  25.  Cap.  der  Poetik  scheint 
mir  je  länger  je  mehr  ein  peripatetischer  Schulzusatz  zu  sein. 

848)  Gell.  XX,  4,  3,  und  zwar  so,  dass  zu  diesem  Citat  ein  Problem 
der  heutigen  Sammlung  (XXX,  10)  stimmt.  Ueberdies  bemerkt  Aspas.  z. 
nik.  Eth.  I,  3.  1096%  3.  icti  dl  avtois  {ccvta  Böse)  nffoßXiiiiata  iynvnXia 
navtodana, 

849)  Auf  die  optischen  bezieht  sich  eine  latein.  Uebers.  von  Herons 
Eateptrik  (s.  Eose  Ar.  ps.  S.  378.  Berl.  Frgms.  p.  153.  Leipz.  8.  257. 
Heitz  Fr.  S.  216)  und  Vit.  Marc.  p.  434,  14  flF.  Rose  (Fr.  342  -=  380  R.), 
aber  ohne  Titelangabe,  und  unsere  Problemensammlung  XVI,  1.  913%  26  f. 
9sUvvtai>  iv  toig  SmixoCg.  Ausserdem  werden  im  Allgemeinen  die  (irixa- 
vixa  %al  oTcuxä  ßißXia  oder  cvvtdyfidcta  von  David  in  Categ.  Seh.  25%  36 
und  Anon.  Proleg.  in  Met,  (b.  Rose  Ar.  ps.  8.  377)  erwähnt,  vgl.  Simpl. 
in  Cat.  f.  1^.  ysmfitxQtiiä  .  .  .  xcrl  firjxavinä  ßißXüx,  Die  iaxQina  ngoßli^iucxa 
hat  Rose  verkehrterweise  mit  der  CartfiTirj  üvvayayrjy  die  in  Wahrheit  von 
Aristeteles  Schüler  Menon  herrührte  (den  sogen.  Msvnviia)  vermengt 
S.  Zell  er  S.  99.  A.  3  und  oben  A.  845. 

849»»)  C.  19.  A.  93^ 


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9.  Peripatetiker.    Pseado-aristotelische  Schriften.  165 

kennen^,  und  auch  von  einigen  anderen^  minder  erheblichen®^*), 
so  geboren  wahrscheinlich  bereits  dieser  Zeit  der  Dialog  tccqI 
evysveias^^^)  und,  wenn  sie  nicht  doch  bereits  von  Aristoteles 
selbst  herrührte,  die  Schrift  über  die  Pythagoreer®^')  so  wie 
die  ethische  oder  ökonomische  negl  tijg  ev^Aßiciöeag  avdgog 
Kai  yvvaixög^^)  und  neben  anderen  ins  zoologische  Gebiet  ein- 


850)  Wenn  die  Verzeichnisse  von  La.  Di.  nnd  Hesych.  auf  Hermippos 
zorQckgehen,  so  lehren  sie  uns,  dass  in  der  grossen  alexandrinischeu 
Bibliothek  unter  dem  Namen  des  Aristoteles  reichlich  so  viel  Schüler- 
arbeiten als  ganz  oder  beziehimgsweise  ächte  Schriften  angesammelt  waren. 
Zu  ihnen  gehörten  allerlei  praktisches  Material  für  Schnlzwecke,  besonders 
hiesig  zu  Disputationen,  namentlich  aber  auch  allerlei  rhetorische  und 
logische  Lehrbücher  und  Abhandlungen.  Diese  Einsicht  wird  aber  noch 
reichlich  vermehrt  durch  die  Angaben  der  Commentatoren,  aus  denen  wir 
ersehen,  dass  erst  im  Verlaufe  der  Zeit  aus  der  grossen  Zahl  der  (40  Bücher) 
lAvaXvtmd  und  Kategorien  die  jetzigen  als  die  acht  aristotelischen  ausge- 
schieden wurden.  Von  solchen  nicht  mit  der  jetzigen  stimmenden  Kaxri' 
yoqCtti  haben  wir  noch  Anführungen.  Es  wird  hier  zur  Vermeidung  un- 
nützer Wiederholungen  genügen  auf  die  erschöpfenden  Zusammenstellungen 
von  Zell  er  S.  67  ff.  und  die  Fragmentsammlungen  zu  verweisen. 

851)  Wie  die  Ipgischen  *Tnofivi^fiatcc .  und  ^Migiasig.  Auch  hier  be- 
gnüge ich  mich  mit  denselben  Verweisungen. 

852)  Die  Aechtheit  bezweifelte  bereits  PluL  Arist.  27.  Dieser  Dialog 
enthielt  das  Märchen  von  der  Doppelehe  des  Sokrates.  Vgl.  A.  717.  773. 
C.  28.  A.  58.  Ich  verweise  hier  lediglich  auf  Zeller  S.  62.  A.  2.  Auf  die 
Untersuchung  über  ntgl  (li^rjg  (vgl.  Zeller  S.  104.  Anm.)  oder  (V)  Svfi- 
noaiov  gehe  ich  hier  absichtlich  nicht  ein. 

853)  La.  Di.  No.  101  (vgl.  97.  ngog  xovg  IIvd'ayoQBlovg  ä),  Hes.  88. 
aegl  xmv  Ilvd-ayogs^oav  ä,  wogegen  Alex,  in  Met  p.  56,  10  f.  iv  tm  dsv- 
xiqco  mal  xr^g  Uv&oiyoQiTimv  Soirjg  und  Simplik.  de  coel.  Seh.  in  Aristot. 
492^,  40  f.  iv  x&  dBvxsQtp  xijg  avvaytoyrjg  x6v  Tlv^ayoginrnv  citirt.  Weiteres 
b.  Zeller  S.  65.  A.  5  und  in  den  Fragmentsammlungen.  Ob  sich  die 
Aechtheit  doch  vielleicht  noch  retten  lässt,  ist  mindestens  sehr  zweifel- 
haft, s.  Zeller  S.  66.  A.  2,  andrerseits  ausser  Böse  De  Ar.  lib.  S.  79—83. 
Ar.  ps.  S.  193  fiP.  auch  Rohde  Bhein.  Mus.  XXVIl.  1872.  S.  29  f.  33  f. 

854)  Hesych.  Append.  165.  Dies  Seitenstück  zu  dem  lateinisch  er- 
haltnen  A.  831  besprochenen  Schrifiichen  ist  wahrscheinlich,  wie  Heitz 
Ar.  fragm.  S.  153  vermuthete  und  jetzt  auch  Rose  in  der  Leipz.  Fragms. 
S.  138  zugiebt,  einerlei  mit  dem  von  Hieron.  ad?.  lovin.  I,  49  (T.  H». 
p.  318  Vall.)  erwähnten  de  matrimonio.  Noch  immer  aber  hat  Rose  bei 
der  Sammlung  der  Fragmente  den  Versuch  von  Lübeck  Hieronymus, 
Leipzig  1872.  8.  S.  87  ff.  nicht  beachtet  bei  Hieronymus  Dasjenige  aus- 
zusondern, was  derselbe  aus  eben  dieser  Schrift  entnommen  hat,  vgl. 
Suse  mihi  Aristot.  Pol ,  Leipz.  1872.  S.  LV.  A.  161.  —  Sehr  wenig  wissen 
wir   von   dem  Ndfuog    avaovxinog  (La.  Di.   No.   139.    tofiot   avaxaxmol   ä. 


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166  Zweites  Capitel.    Philosophie  bis  2.  Hälfte  des  2.  Jahrh. 

schlagenden  Büchern ^^)  namentlich  die  in  der  Folgezeit  viel  ge- 
brauchten und  mit  vielen  Abenteuerlichkeiten  versetzten  un- 
ächten  Thiergeschichten  Zcoixd  oder  nsgl  ^coLxäv  an^  das 
Musterbild  aller  späteren  und  vielfach  nicht  eben  besonders  er- 
quicklichen Schriftstellerei  dieser  Art^^^).  Aehnlich  gab  es  neben 
der  verlornen  ächten  Schrift  nsgl  (pvtäv  auch   ^vt^xüy  deren 


Hesych.  130.  vofiwv  avatatinmv :  1.  üvaaitmol  u.  avaaitiiimv,  Ath.  I.  3  f. 
V.  186  b.  avfinoxtTiol  voy^oi,  Prokl.  in  Fiat.  remp.  p.  860  «=  Fr.  177  =■ 
181  B.  Jv  TCO  Evcüiziii^y  YgL  Hes.  App.  161.  nBQl  avacixCmv  ^  avfucoüimv), 
doch  wohl  einer  Art  von  Trinkcomment  (Rose  Ar.  ps.  S.  179,  anders  frei- 
lich Heitz  Ar.  fr.  S.  807)  und  der  Schrift  negl  na^mv  oder  «^  nsqiy  Rose) 
itd^ovq  opyijff  (La.  Di.  37.  Hes.  30.  Rose  Ar.  ps.  S.  107  flf.  Fr.  94—97  R., 
der  diese  Brachstücke  aber  jetzt  vielmehr  unter  den  noUxi%6g  und  die 
Briefe  vertheilt.  Fr.  161  f.  H.),  so  dass  wir  nicht  einmal  über  die  Aecht- 
heit  oder  Unächtheit  entscheiden  können. 

865)  Rose  Ar.  ps.  S.  276 ff.  Heitz  Verl.  Schrr.  S.  221—229.  Ar.  fr. 
S.  171  ff.  185  ff.  Indessen  erscheinen  in  den  Verzeichnissen  ausser  den 
ächten  'Avaxofiai  und  einem  späteren,  von  ApoUon.  Mirab.  39  citirten  Aus- 
zug aus  demselben  ('EyiloyTi  dvocxofi&v  La.  DL  104.  Hes.  94,  vgl.  auch 
Zell  er  S.  93.  A.  1),  nur  zwei,  vn^Q  tmv  cw^ixonv  icoav  und  vhIq 
tmv  iiv^oXoyoviiivoiv  tcpcov  (La.  Di.  105  f.  Hes.  92.  95),  beide  in  je  1  B. 
Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  führt  Heitz  V.  Schrr.  S.  226  das  Bruch- 
stück (320  c=»  329  =o  843  R.)  bei  Pseudo-Erat.  Cat.  41.  iv  xotis  nsql  'd^- 
Q^mv  auf  letztere  Schrift  zurück,  doch  kann  es  auch  aus  den  Zm%d 
sein,  wie  Rose  zuletzt  angenommen  hat.  Aber  Plin.  N.  H.  VIII.  §.  44 
spricht  von  quinquaginta  ferme  völumina  de  animcHibus,  und  wenn  Antig. 
Mirab.  60,  allerdings  im  Begriff  bis  §.  115  hin  die  Thiergeschichte  (ohne 
das  10.  B.)  und  nur  diese  auszuziehen,  von  ungefähr  70  ßißXia  spricht 
(s.  freilich  C.  17.  A.  57),  so  lassen  sich  aus  der  Thiergeschichte,  den  Zcnixa 
und  den  beiden  eben  genannten  Büchern  diese  Zahlen  weitaus  nicht  zu- 
sammenrechnen; gegen  die  Annahme  von  Rose  aber,  es  seien  bei  so 
grossen  Zahlen  die  zoologischen  Schriften  des  Theophrastos  fälschlich  als 
aristotelisch  mitgerechnet,  erklärt  sich  mit  Recht  Heitz  a.  a.  0.  S.  228. 
Wie  weit  nun  aber  die  hieher  gehörigen  Anführungen  aus  Aristoteles, 
welche  sich  nicht  unzweifelhaft  auf  die  Zootxa  beziehen ,  dennoch  aus  dieser 
Schrift  oder  aus  einer  anderen  unächten  sind,  ist  auch  ganz  abgesehen  von 
jenem  einen  Beispiel  eine  völlig  unsichere  Sache,  s.  C.  17.  A.  54. 

856)  Die  beiden  Titel  giebt  ApoUon.  Hist  mirab.  27  {'AQiatoxiXrfg  h 
xoig  icamoig'  dvo  yag  bIoiv  avxm  ngayficexstai,  rj  fihv  nsql  ^(ooav,  tj  dh  nsql 
tmv  tmiTi^Vf  vgl.  28.  iv  xoiq  f^aii%oi:g)  an,  und- Athenaeos,  welcher  bei 
Weitem  die  reichlichste  Ausbeute  gewährt  (zumal  im  7.  B.),  wechselt 
zwischen  beiden;  an  5  Stellen  (III.  88  a.  VIL  281b.  286  b.  300  e.  305  d) 
muss  mit  Heitz  a.  a.  0.  S.  224  und  Rose  n^ql  ^unxöiv  statt  nBql  iiptov 
geschrieben  werden.  Einige  Male  wird  der  Specialtitel  des  Abschnitts  über 
die   Fische   hinzugefügt:    h   xa   nsql   ^coihcdv  (Cod.  tcotovy  iq  nsql  l%^aiv 


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9.  Peripatetiker.    Paeudo- aristotelische  Schriften.  167 

EntstehuDgszeit  aber  völlig  ungewiss  ist®^').     Ein  Gleiches  gilt 
von  den  zweifellos  unächten  FecoQyLxd^^). 

Ueber  die  Rhetorik  an  Alexandros  s.  0.  35,  über  die  Schrift 
xs(fl  xoöiiov  C.  32. 


Drittes  Capitel. 

Ueber  die  Poesie  der  Alexandrinerzeit  ^). 

Einen  verwandten  Charakter  wie  die  Philosophie,  so  weit  es 
die  Verschiedenheit  beider  Gattungen  zulässt,  trägt  natürlich 
auch  die  Poesie  der  Alexandrinerzeit  an  sich.  Gingen  doch  aus 
dem  Kreise  der  ersteren  allerlei  Spielarten  der  letzteren  hervor, 
die  kynischen  Tragödien,  die  satirisch -parodischen  Dichtungen 
des  Erates,  Monimos,  Metrokies,  die  buntfarbigen  Darstellungen 
des  Bion,  die  Sillen  und  sonstigen  poetischen  Versuche  des  Timon, 
die  menippeische  Satire,  der  Hymnos  des  Kleanthes*).  Auch  die 
Poesie  dieses  Zeitraums  ist  durch  und  durch  individualistisch, 
und  selbst  diejenige  Dichtart,  welche  einzig  und  allein  noch 
lediglich  die  schon  in  der  attischen  Periode  eingeschlagne  Richtung 


VIT.  306  f.  oder  rj  Ixd-vtov  318  b  (Cod.  xal).  319  d.  nsgl  tx^vcov  <^>  Jcotxmv 
320 e,  eiomal  bloss  dieser  angegeben:  iv  tat  mql  l%%'v(ov  303  d.  Das  5.  B. 
der  Thiergesch.  dagegen  führt  Ath.  seltsamerweise  als  das  6.  der  Theile  der 
Thiere  an,  aber  ein  paar  Mal  ist  vielleicht  aas  Versehen  dieser  Titel  h 
x^  niiAnt(p  zmv  ^tomv  ykOi^ltav  statt  der  Zooixa  gesetzt:  294 d.  312  a.  316a. 
321  e,  h  nifintm  icpmv  taxo(^Cag  329  a,  doch  s.  Heitz  a.  a.  0.  S.  226. 
Ueber  das  Verhältniss  des  Aristophanes  von  Byzantion  in  dessen  Thier- 
geschichte  zu  dieser  Schrift  s.  C.  16.  A.  60. 

867)  PoU.  X,  170  (Fr.  262  «  268  R.).  'AqiazotiXovi  n  SsofpQdatov, 
Von  anderen  Anfühmngen  aus  nsgl  (pvt&v  ist  es  völlig  angewiss,  ob  sie 
noch  aus  der  ächten  oder  einer  ontergeschobnen  Schrift  sind,  s.  Zell  er 
S.  98.  A.  1. 

868)  S.  Zeller  S.  100.  A.  1.  Sie  mit  den  ^uxa  ftlr  einerlei  zu  er- 
klären, wie  Böse  thnt,  ist  kein  genügender  Anlass. 

1)  Roh  de  Der  griech.  Roman  und  seine  Vorläufer,  Leipz.  1876.  8. 
S.  1  — 166,  von  dessen  Darstellung  die  meine  im  Wesentlichen  nichts 
Anderes  als  ein  Aaszng  ist  nnd  sein  will.  Conat  La  poesie  alexandrine 
sous  les  trois  premiers  Ptolem^es  (324-^222  a.  Gh.),  Paris  1882.  8.  Ueber 
die  ganz  ähnlichen  Zftge  in  der  gleichzeitigen  Malerei ,  welche  sie  zu  nicht 
geringem  Theile  dem  Einflass  dieser  Dichtung  auf  sie  verdankt,  s.  Heibig 
Untersuchungen  tiber  die  campanische  Wandmalerei,  Leipz.  1873.  8. 

2)  S.  C.  2.  A.  69  ff.  86  ff.  88.  92.  HO  ff.  139  ff.  146.  230. 


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168  Drittes  Capitel. 

fortsetzte  und  dem  Kreise  der  gelehrten  Poeten  fern  lag^),  eben- 
desshalb  eine  der  lebensvollsten  von  allen,  die  neuere  Komödie, 
zieht  sich,  worin  ihr  schon  die  mittlere  mehr  und  mehr  voran- 
gegangen war,  ausschliesslich  in  die  engsten  Verhältnisse  des 
Privatlebens  mit  Verblassung  der  specifisch  nationalen  Färbung 
zurQck.  Die  wahrhafte  nationale  Selbständigkeit  und  mit  ihr  die 
eigentliche  Vollkraft  poetischen  Schaffens  war  dahin,  für  die  Er- 
zeugnisse auf  dem  Gebiete  der  Dichtung  blieb  nur  noch  ein  be- 
scheidener Spielraum.  Es  war,  wie  schon  früher  bemerkt*),  eine 
sehr  ernste  Frage,  ob  die  Poesie  überhaupt  noch  eine  Zukunft 
habe,  und  so  gerieth  man  bei  dem  Suchen  nach  neuen  Bahnen 
zuerst  vielfach  auf  seltsame  Künsteleien,  wie  die  Figurengedichte, 
die  Alexandra  des  Lykophron,  die  ^jQai  der  Moero,  den  Apollon 
des  Alexandros  und  des  Uermesiauax  Leontion,  die  zum  Theil 
zweifellos,  zum  Theil  mit  Wahrscheinlichkeit  den  ältesten  Zeiten 
dieser  Periode  angehören^);  verhältnissmässig  bald  aber  fand  man 
richtigere  Wege.  Abgesehen  von  der  Philosophie  flüchtete  sich  fast 
alles  geistige  Leben  unter  den  Schutz  der  Hofgunst  namentlich  in 
die  neuen  Monarchien,  in  welchen  das  zusammenhaltende  Band 
althellenischen  Glaubens  und  althellenischer  Sitte  vor  einem  'Alles 
nivellirenden  Kosmopolitismus  schwand,  und  in  welchen  der  Ein- 
zelne für  seine  Privatinteressen  und  seine  Bildung  weit  mehr  seine 
eignen  Wege  gehen  konnte  als  in  den  alten  Stadtrepubliken. 
Selbst  die  immer  mehr  sich  entwickelnde  Scheidung  der  Gelehrten 
vom  Volke  begünstigte  den  Individualismus.  Das  eigentlich  sittlich- 
religiöse Bedürfniss,  wie  schon  gesagt*^),  befriedigte  sich  in  der 
Philosophie,  und  der  alte  acht  nationale  Mythos  verblasste  nicht 
minder  als  die  alte  acht  nationale  Heroensage.  „Wie  sich  die 
Mythen  im  Rahmen  einer  leblosen  öfficiellen  Hofpoesie  ausnehmen, 
lehren  uns  die"  frostigen  „Hymnen  des  Kallimachos"').  Aber  nicht 
besser  geriethen  die  Versuche  im  Heifoenepos  höheren  Stils,  ein 


3)  Denn  Machon,  der  Lehrer  des  Aristophanes  von  Byzanz,  bildet  nar 
eine  scheinbare  Ausnahme,  s.  C.  8.  A.  118^. 

4)  C.  1.   S.  9  f. 

6)  Wilamowitz  De  Lycophronis  Alexandra,  Greifswald  1883.  4.  S.  13 
schreibt  von  dem  Altar  des  Dosiadas  and  der  Syrinx  des  Theokritos:  cui 
omnino  aetaii  rectius  Jiaec  tribuas  quam  ei  qtMe  Simmiae  technopaegnia, 
Lycophronis  Alexandram,  Moerus  Diras,  Alexandri  ApoUinem  tulit? 

6)  C.  2.  S.  10. 

7)  Rohde  S.  19. 


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üeber  die  Poesie  der  Alexandrinerzeit.  169 

Gleiches  dürfen  wir  wohl  von  der  Tragödie  vermuthen,  und  die 
epische  Behandlung  historischer  Stammsagen  fand  eine  einiger- 
massen  gelungene  Vertretung  nur  durch  ßhianos.  Am  Nächsten 
lag  diesen  gelehrten  Dichtern  das  Lehrgedicht,  aber  gerade  hier 
mangelte  der  feurige  poetische  Schwung  eines  Empedokles,  der 
am  Meisten  gerade  einer  derartige  Dichtung  nöthig  ist,  wenn  sie 
lebendig  und  ergreifend  wirken  soll.  Die  meisten  alexandrini- 
schen  Dichter  beschränkten  sich  mit  richtigem  Gefühl^)  auf 
Dichtungen  von  geringem  Umfang,  und'  hier  gelang  es  ihnen 
wirklich  noch  manches  Neue  und  acht  Poetische  zu  schaffen, 
namentlich  in  der  Schilderung  individuellen  Seelenlebens,  in  der 
anmuthigen  Darstellung  zarter^  sentimentaler  und  leidenschaft- 
licher Empfindungen.  Abgesehen  von  der  in  einem  neuen  Stile 
reichhaltig  betriebenen  Epigrammendichtung,  abgesehen  von  poeti- 
schen Episteln,  Hochzeits-,  Trauer-  und  Lobgedichten,  femer  der 
neuen  poetischen  Spielart,  welche  in  der  Kinädendichtung  auf- 
trat, und  den  erneuten  Versuchen  in  Choliamben  und  Mimiamben 
entwickelte  sich  jetzt  die  bukolische  Idyllenpoesie,  die  reizende 
Schöpfung  des  Theokritos,  der  freilich  ausser  dem  Dichter  des 
achten  uns  unter  seinem  Namen  überkommenen  Idylls  und  viel- 
leicht auch  dem  des  neunten^)  einen  eigentlichen  Nachfolger 
überhaupt  nicht  hatte.  Immerhin  sind  übrigens  diese  herrlichen 
kleinen  Genrebilder  doch  das  Erzeugniss  einer  künstlichen,  senti- 
mentalen Dichtung,  welcher  freilich  die  nie  in  ihr  wieder  erreichte 
hohe  Kunst  des  Theokritos  den  Schein  der  Natur  zu  geben  ge- 
wusst  hat,  und  auch  dieser  erste  Ursprung  der  Hirtenpoesie 
liegt  bereits  in  einem  empfindsamen  Heraussehnen  aus  der  Ge- 
lehrsamkeit und  Ueberfeinerung  zu  einfacheren  Lebensformen,  zu 
der  Behaglichkeit  ländlichen  Stilllebens  ^^).    Ganz  besonders  aber 


8)  Theokr.  Id.  VII,  46  ff.    Kallim.  Fr.  369.  287.  481.    Vgl.  C.  6.  A.  34. 
C.  13.  A.  26. 

9)  S.  C.  6.  A.  64.  66. 

10)  Von  aller  späteren  bukolischen  Dichtung  wusste  man  dies  längst; 
dass  es  aber  auch  von  der  des  Theoktitos  gilt,  hat  uns  zuerst  M.  Haupt 
Berichte  der  sächs.  Qes.  d.  W.  1846.  S.  39.  Opusc.  I.  S.  262  f.  (s.  C.  4. 
A.  63)  ^gelehrt:  „Die  bukolische  Poesie  der  Griechen  entstand  als  eine 
Kunstgattung  in  einem  Zeitalter,  welches  sonst  nur  (?)  überkommene  Vor- 
bilder nachzuahmen  wusste.  Mitten  in  der  gelehrten  und  künstlichen 
alexandrinischen  Bildung  ging  sie  hervor  aus  Sitten  und  Liedern  (?)  sicili- 
scher  Hirten,  und  wo  sie  das  Hirtenleben  rerliess,  schöpfte  sie  doch  aus 


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170  ^  Drittes  Capitel. 

musste  dem  Geiste  dieser  Zeit  eine  Dichtungsart  zusagen,  welche 
auch  zuvor  schon  nie  einen  besonders  hohen  und  grossartigen 
Schwung  genommen;  andererseits  aber  der  Darstellung  des  mannig- 
faltigsten Inhalts,  der  Empfindung  und  Betrachtung  jeder  Art 
und  hie  und  da  selbst  der  Erzählung  Raum  geboten  hatte,  näm- 
lich die  Elegie.  So  nimmt  sie  in  der  älteren  Alexandrinerzeit 
eine  hervorragende  Stellung  ein.  Dann  freilich  entschwinden  uns 
ihre  Spuren,  und  erst  am  Ausgange  dieser  Periode  begegnen  wir 
noch  einem  einzigen  fruchtbaren  Elegiendichter  wieder,  dem  Par- 
thenios.  Je  weniger  man  sich  umfassenderen  poetischen  Auf- 
gaben gewachsen  fühlte,  desto  mehr  legte  man  in  dieser  Form 
und  in  Werken  massigen  Umfangs  den  Ausdruck  aller  möglichen 
Empfindungen  und  Interessen  nieder,  welche  das  Gemüth  und 
den  Verstand  dieser  Zeit  bewegten.  Und  so  wandelte  denn  die 
Elegie  bei  diesen  gelehrten  Dichtern  zum  Theil  noch  in  alten 
Bahnen  fort,  zum  Theil  schlug  sie  neue  ein.  Ein  Hauptthema 
in  ihr  war  die  Liebe,  zum  Theil  in  rein  lyrischer  Weise  nach 
dem  Vorbilde  des  Mimnermos,  ohne  Zweifel  ohne  die  Glut  eines 
Alkaeos  und  einer  Sappho,  aber  lieblich,  zart  und  anmuthig, 
wie  die  römischen  Nachahmungen  eines  Propertius,  Ovidius  und 
TibuUus  beweisen.  Aber  auch  die  poetische  Erzählung  nament- 
lich auch  von  Liebesgeschichten  fand  in  dieser  Dichtungsform 
einen  breiten  Spielraum  und  nahm  eine  Gestalt  an,  dass  man 
in  einem  Theil  dieser  Elegien  die  richtigen  Vorläuferinnen  des 
nachherigen  Liebesromans  und  der  nachherigen  Liebesnovelle  er- 
blicken darf.  Noch  gab  es  eine  Art  von  Volkssagen,  welche 
für  die  erzählende  Dichtung  einen  jungfräulichen  Boden  darbot, 
indem  zwar  schon  vor  Jahrhunderten  Stesichoros  in  dreien  seiner 
grossen  lyro-epischen  Chorgesänge,  Kalyke,  Rhadina,  Daphnis, 
aus  ihrem  Borne  geschöpft  hatte,  aber  bisher  unseres  Wissens 
kein  zweiter  erzählender  Dichter  demselben  nahe  getreten  war. 


dem  Volksleben.  Bedingt  war  sie  darch  das  Wohlgefallen  an  einfacher 
und  zamal  ländlichen  Lebensformen,  das  gerade  in  Zeiten  der  üeber- 
feinerung  sich  regt,  durch  den  Gegensatz  künstlicher  Zustände  und  objectiv 
betrachteter  Natürlichkeit;  ihre  Naivetät  ist  nicht  unbewusst,  nicht 
die  volksmässige  selbst,  sie  ist  absichtlich  und  berechnet,  wie 
sehr  uns  auch  Theokrits  vollendete  Kunst  darüber  tänschen 
mag.  Seine  Poesie  steht  aber  nicht  einsam  .  .  .  der  Hang  des  Zeitalters 
zeigt  sich  darin,  dass  auch  das  Epos  idyllische  Schilderungen  in  sich  auf- 
nahm.   CallimachuB  Hekale  war  zu  gutem  Theil  idyllischer  Art  u.  s.  w.". 


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Ueber  die  Poesie  der  Alexandrinerzeit.  171 

Es  waren  dies  die  vereinzelten,  mit  dem  Ganzen  der  Heldensage 
ausser  Verbindung  gebliebenen  Ortslegenden ,  wie  man  sie  neuer- 
dings zur  Unterscheidung  von  den  sonstigen  Sagen-  und  Märchen- 
schopfungen  der  Yolksphantasie  genannt  hat,  in  denen  anmuthige, 
rührende  und  sinnreiche  Liebesgeschichten  eine  Hauptrolle  spielten. 
Sie  aus  ihrer  bisherigen  Entlegenheit  und  Verborgenheit  ans 
Licht  zu  ziehen  war  ein  natürlicher  Gegenstand  gelehrten  Interesses, 
sie  poetisch  zu  behandeln,  dazu  musste  für  Dichter,  welche  Ton 
der  breit  getretenen  Heerstrasse  der  Mythen  und  Heroensagen 
zugleich  mit  gelehrtem  Stolz  und  richtigem  dichterischen  Tact- 
gefühl  für  das  ihrer  Zeit  und  Befähigung  Zusagende  sich  ab- 
wandten ^^),  ein  ganz  besonderer  Antrieb  vorhanden  sein,  und  es 
war  dies  der  einzige  neue  acht  populäre  Sto£P,  welcher  ihnen 
übrig  blieb,  ein  Stoff  überdies,  zu  dessen  dichterischer  Ausge- 
staltung und  Neubelebung  es  keiner  besonderen  Voraussetzungen, 
sondern  nur  im  Allgemeinen  eines  rein  menschlichen  Eunstver- 
mogens  bedurfte.  So  wirkten  hier  das  Trachten  seine  Gelehr- 
samkeit am  Hervorziehen  des  möglichst  Unbekannten  zu  zeigen 
mit  dem  acht  künstlerischen  Interesse  und  mit  dem  Streben  das 
Publicum  durch  den  Reiz  der  Neuheit  zu  unterhalten  in  ganz 
merkwürdiger  Weise  zusammen.  Dass  sich  imter  den  Schöpfungen 
dieser  neuen  Dichtung  neben  ächten  Perlen  auch  mancherlei 
nüchterne  und  geschmacklose  Versmacherei  befand,  können  wir 
noch  deutlich  erkennen;  aber  die  ersteren  herauszusondern,  dazu 
reicht  nur  selten,  sie  genauer  in  ihrer  Eigenthümlicbkeit  und  in 
ihrem  Verhältniss  zu  den  Idyllen  des  Theokritos  zu  bestimmen, 
dazu  reicht  überhaupt  unsere  Eenntniss  nicht  aus,  und  nur  so 
viel  ist  gewiss,  dass  wir  die  Höhe,  um  welche  dieser  seine  Mit- 
bewerber überragt,  nicht  zu  gering,  aber  auch  nicht  allzu  gross 
anschlagen  dürfen.  Die  Einflechtung  von  Liebeserzählungen  findet 
sich  nun  ferner  in  der  Prosa  schon  bei  Historikern  älterer  Zeit") 
und  solchen,  die  in  die  alexandrinische  Periode  hinüberragen  oder 


11)  Eallim.  Fr.  293.  Uiqfav  d'  txvia  ftri  %a^ofM.  Epigr.  XXVnj, 
B.  C.  18.  A.  14.  26,  vgl.  Artemid.  IV,  63  (s.  C.  4.  A.  14).  Antip.  v.  Thesaal. 
Anth.  Pal.  VII,  409,  6. 

12)  Das  nachweislich  frühste  Beispiel  ist  die  Liebesgeschichte  des  Me- 
ders  Stryangaeos  und  der  Sakerkönigin  Zannaea  bei  Etesias  Fr.  26—28, 
B.  Bohde  S.  39.  £ine  massilische  Liebeslegende  stand  bei  Aristoteles  in 
der  Politie  der  Massilier  Fr.  649  (früher  603,  dann  608)  Rose  b.  Ath.  XIII. 
676 a.b,  s.  Rohde  S.  44f. 


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172  Drittes  Capitel. 

ihren  Anfängen  angehören  ^^).  Aber  trotz  dieser  Vorstufen  und 
Seitenstücke  ^^)  bleibt  doch  der  erzählenden  Poesie  der  Alexandriner 
eine  fast  unvergleichlich  nachhaltige  Einwirkung  auf  alle  Folge- 
zeit. In  ihr  zuerst  nämlich  nimmt  der  erotische  Stoff  einen  so 
bedeutenden  Raum  ein,  dass  von  ihr  ab  jene  Geschmacksrichtung 
beginnt,  welche  bei  allen  Völkern  die  herrschende  geblieben  ist, 
für  jede  poetische  Darstellung  die  Liebe  mindestens  als  ein 
wesentlich  mitwirkendes  Motiv  zu  fordern;  und  namentlich  die 
Weiberliebe  erschien  abgesehen  von  jenem  vereinzelten  Vorgange 
des  Stesichoros  hier  zuerst  innerhalb  der  griechischen  Dichtung 
in  jener  zarten  und  romantischen  Gestalt,  welche  sich  sodann 
auf  die  Poesie  der  neueren  abendländischen  Völker  vererbt  hat. 
Erzählungen,  freilich  nicht  von  erotischer  Art,  in  die  Elegie  ein- 
zuweben, darin  war  wiederum  schon  Mimnermos  vorangegangen^^). 
Den  unmittelbarsten  Anstoss  aber  gab  den  Alexandrinern  nach 
dieser  Richtung  jene  lange  Elegie  Lyde  des  Antimachos,  in  wel- 
cher dieser  sich  über  den  Tod  seiner  gleichnamigen  Geliebten 
durch  eine  Reihe  schlecht  verbundener  Beispiele  unglücklicher 
Liebe  ans  der  Heroenwelt  tröstete.  Er  ward  auf  diese  Weise 
der  Begründer  einer  derartigen  lyrischen  Erzählung  in  elegischer 
Form,  und  sein  Vorbild  ward  massgebend  theilweise  schon  für 
Philetas,  noch  mehr  für  Hermesianax  und  Andere,  während 
Kallimachos  sich  von  diesem  Ungeschmack  emancipirte^^.  Darin' 
aber  blieben  die  alexandrinischen  Dichter  noch  der  altgriechi- 
schen, von  wenig  Ausnahmen  durchbrochnen  Regel  getreu,  dass 
sie  ihre  erzählenden  Stoffe  nicht  selbst  erfanden'^,  wenn  sie 
auch  bald  freier  und  bald  weniger  frei  mit  der  üeberlieferung 
umgingen^*).  Sie  schöpften  dieselben  zumTheil  gewiss  unmittelbar 


13)  Wie  Chares  von  Mjtilene  (Fr.  17  b.  Ath.  576 äff.),  Timaeos,  Elei- 
tarchos,  Phylarchos,  8.  Rohde  S.  39  ff. 

14)  In  Bezug  auf  die  Untersuchungen  des  Aristoteles  und  seiner  Schüler 
und  anderer  Philosophen,  insbesondere  das  Buch  des  Klearchos  über  die 
Liebe  s.  Bohde  S.  55  ff. 

15)  Fr.  9—11.  19-22. 

16)  Fr.  74^.  Avdi]  ncel  naxv  ygccfifuc  xal  ov  zoqov.  Ueber  den  Anlass 
zn  dieser  Aeusserung  s.  C.  36.  A.  34. 

17)  Eallim.  Fr.  442.  a^qtvi^w  ovd^v  dslda).  Vgl.  Lav.  Fall.  56.  Fr.  490 
(C.  14.  A.  38).    Hinsichtlich  des  ApoUonios  s.  G.  14.  A.  64. 

18)  Sehr  frei  z.  B.  Eratosthenes  in  der  Erigone,  s.  C.  15.  A.  92.  In 
Bezug  auf  Hermesianax  und  besonders  Euphorien  s.  Rohde  S.  98.  A.  1.  2, 
auch  unten  C.  4  und  C.  14.  A.  98^. 


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Ueber  die  Poesie  der  Alexandriner  zeit.  173 

aus  dem  Voiksmunde,  indem  sie  auf  ihren  wissenschaftlichen 
Untersuchungsreisen  vermuthlich  auch  derartige  Sagenforschungeu 
anstellten^  zum  Theil  aber  auch  aus  der  spätem  Tragödie  und 
nach  dem  schon  Bemerkten  auch  aus  den  Schriften  historischer 
und  antiquarischer  Forscher  von  den  ältesten  Zeiten  her  bis  in 
die  Gegenwart'^).  Nach  Analogie  der  Liebesgeschichten  aus  der 
Ortslegende  zog  man  auch  die  Heroen  und  Götter  reichlich  mit 
in  diesen  Kreis  hinein,  zumal  wo  sich  in  der  ursprünglichen 
Sage  von  denselben  schon  die  Andeutung  eines  Liebesverhältnisses 
fand,  aber  doch  nur  als  Motiv  zu  gewaltigen  Thaten  und  Kata- 
strophen. Die  hellenistische  erzählende  Dichtung  verweilte  da- 
gegen mit  Vorliebe  bei  der  Leidenschaft  als  solcher,  theils  wie 
in  der  euripideischen  und  späteren  Tragödie  nach  der  düstem  und 
tragischen  Seite  hin,  theils  in  zarter  Romantik  und  idyllischer 
Empfindsamkeit.  Sie  bildete  in  dieser  Weise  die  schon  in  der 
Sage  angelegten  Keime  weiter  aus  und  dichtete  immer  neue 
Liebesabenteuer  hinzu  und  gab  so  den  alten  Göttern  und  Heroen, 
wie  Odysseus  und  Achilleus,  ein  ihnen  ursprünglich  ganz  fremdes 
Colorit  „galanter  Ritter",  jedoch,  wie  es  scheint,  mit  Fernhaltung 
aller  Lüsternheit.  Sehr  beliebt  war  namentlich  auch  die  Be- 
handlung von  Nymphensagen,  wie  der  von  Paris  und  Oenone 
und  der  von  Daphnis,  und  das  hierin  so  wie  in  anderen  Zügen 
sich  äussernde  Naturgefühl,  der  lebendige  Sinn  für  Waldesduft 
und  Waldesfrische  war  somit  nicht  etwa  bloss  auf  den  Theokritos 
beschränkt  Das  volksthümliche  Element  in  dieser  gelehrten 
Poesie  erklärt  ihren  grossen  Einfluss  auf  die  Malerei  der  gleichen 
und  der  nachfolgenden  Zeiten  und  auf  die  Elegie  und  Metamor- 
phosendichtung der  Römer  und  dann  später  auf  die  letzte  Nach- 
blüte des  griechischen  Epos  seit  Quintus  von  Smyma  und 
schliesslich  ohne  Zweifel  auch  auf  den  spätgriechischen  Liebes- 
roman ^). 


19}  Ich  mnss  mich  hier  begnügten  auf  die  Unters nchUDgen  von  Bohde 
S.  27-58.  100  fr.  118  ff.  zu  verweisen. 

20)  S.  über  dies  Alles  Rohde  S.  lt)0— 112.  116—139  nnd  in  Bezog  auf 
den  letzten  Punkt  S.  189  ff.    Ausserdem  vgl.  A.  1. 


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174   Viertes  Capitel.   Elegie  u.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Pigurengedichte. 


Viertes  Capitel. 

Elegie*)  und  yermsclite  Dichtongen,  besonders 
die  Figurengedichte. 

Philetas*),  Sohn  des  Telephos^),  von  Kos*),  war,  so  viel 
wir  wissen,  das  älteste  Haupt  einer  Schule  von  Grammatikern 
und  Dichtern,  Lehrer  des  Zenodotos*)  und  Hermesianax^)  und 
der  eigentliche  Begründer  jener  eigen thümlichen  lyro- epischen 
Poesie  der  Alexandrinerzeit.  Er  lebte  unter  Philippos,  Alexandros 
und  Ptolemaeos  I,  dessen  Sohn  Philadelphos  er,  wie  schon  ge- 
sagt ^^),  unterrichtete^),  wahrscheinlich  etwa  seit  295 ').  Jeden- 
falls kehrte  er  einige  Jahre  später,  etwa  292,  von  Alexandreia 
nach   Kos   zurück®),    und    in    diese    Zeit^)    nun    fällt   das   von 

*)  Bauch  Die  Elegie  der  Alexandriner,  Heidelb.  18i5.  8.  W.  A.  B.  Hertz  - 
berg  Die  Elegie  der  Alexandriner,  in  Prutz  Histor.  Taschenb.  lY.  1846. 

1)  Philetae  Coi  fragmenta.  Coli,  et  notis  illustr.  C.  Phil.  Kayser, 
Qöttingen  179^3.  8.  Philetae  Coi,  Hermesianactis  Colophonii  atqne  Phanoclis 
reliquiae.  Dispos.  emend.  illustr.  Nie.  Bachius,  Halle  1829.  8.  —  Preller 
Art.  Philetae  in  d.  Encykl.  v.  Ersch  u.  Gruber,  Rohde  S.  78 f.  Couat 
S.  68—80.  -—  „Zu  den  von  Bach  gesammelten  Bruchstücken  hat  0.  Schnei- 
der Nicand.  S.  47.  A.  2  zwei  neue  hinzugefügt,  ein  drittes  bei  Bergk 
Anthol.  lyr.«  S.  133  (No.  14)  steht  bei  Bach  S.  82  an  verkehrter  Stelle.  Ob 
Dilthey  De  Callim.  Cyd.  S.  38  Recht  hat,  muss  dahingestellt  bleiben". 
(Enaack). 

2)  Suid.  ^arjtcig,  Schol.  Theoer.  VlI,  40.  Prokl.  Chrest.  p.  242  Westph. 
n.  s.  A.  19. 

3)  Hermeaian.  V.  75  f.  Strab.  XIV.  657.  Ath.  IX.  401  e.  XIL  662  b.  AeL 
V.  H.  IX,  14.  Prokl.  a.  a.  0.  Suid.,  nach  Einigen  freilich  aus  Rhodos,  Schol. 
Theoer.  a.  a.  0. 

4)  S.  C.  12.  A.  10.        6)  S.  A.  53.        6»»)  C.  1.  S.  6. 

6)  Suid.  coy  inl  ts  ^iXCmcov  xal  *AXiiavdi^v  .  .  .  iyivBto  dh  nal  Si- 
daanocXog  tov  dsvrsQOV  JltolBficciov, 

7)  Als  Philadelphos,  geboren  809  (s.  Theokr.  XVII,  68  f.  Kallim.  H.  IV, 
166 f.    Droysen  Hellenism.  IP,  2.  S.  82.  S.  94.  A.  1),  16  Jahre  alt  war. 

8)  Die  Versuche  von  Hempel  Quaestiones  Theocriteae  (Kiel  1881). 
S.  14  und  Busch  De  bibliothecarüs  Alexandrinis  (Schwerin  1884).  S.'4f. 
die  entgegengesetzte  Annahme  zu  begründen,  Philadelphos  sei  vielmehr 
nach  Eos  zu  Ph.  in  die  Schule  geschickt  worden,  bedürfen  kaum  einer 
Widerlegung.  Dass  auch  Straten,  der  philosophische  Lehrer  des  ersteren, 
vielmehr  nach  Alexandreia  berufen  wurde,  darüber  s.  C.  2.  A.  724.  Vgl. 
Susemihl  Anal.  Alex,  chronol.  II.  (Greifswald  1888).  S.  VIII.  A.  37. 

9)  Denn  Aratos  kann  zu  keiner  anderen  Zeit  in  Eos  gewesen  sein,  siehe 
C.  10.  A.  6.  8. 


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Pbüetiae  von  Kos.  175 

Theokritos  in  seinem  siebenten  Idyll  geschilderte  dortige  Zu- 
sammenleben eines  Kreises  poetisch  begabter  junger  Männer^  die 
sich  zu  einer  poetischen  Hirtenverbrüderung,  in  welcher  jedes 
Mitglied  seinen  erdichteten  Namen  führte ,  zusammengeschlossen 
hatten  ^°),    und    zu    welcher    auch    Theokritos    und   Aratos^^) 

10)  Dies  ist  freilich  jüngst  wieder  bestritten  oder  wenigstens  yersichert 
worden,  jenes  Gedicht  sei  auch  ohne  diese  Annahme  yöllig  verständlich. 
Und  zwar  hat  sich  Gercke  Alexandrin.  Stud.,  Rhein.  Mus.  XLII.  1887. 
8.  602  f.  (vgl.  S.  622.  A.  8)  mit  dieser  Versicherung  begnügt,  Hiller  Jahres- 
ber.  LIV.  S.  186  aber  dieselbe  folgendermassen  begründet.  Nachdem  Theokrita 
bukolische  Gedichte  allgemein  bekannt  und  beliebt  waren,  habe  ffir  ihn, 
wie  es  Hill  er  scheint,  die  scherzhafte  Fiction  sich  und  seine  Jugendfreunde 
zu  singenden  Hirten  zu  machen  wahrlich  nicht  allzu  fern  gelegen,  auch 
wenn  sie  in  Wirklichkeit  an  ein  solches  bukolisches  Treiben  niemals  ge> 
dacht  hatten.  Alkin  mir  meinerseits  scheint  dies  nicht  bloss  recht  fem 
zu  liegen,  sondern  geradezu  unmöglich  zu  sein.  Denn  möglich  wäre  es 
doch  wohl  nur  dann,  wenn  diese  Jugendfreunde  sich  gleichfalls  und  in 
ähnlicher  Weise  wie  Theokritos  selbst  in  Hirtengedichten  ergangen  und 
diese  zum  Mittelpunkt  ihres  ganzen  poetischen  Schaffens  gemacht  hätten; 
das  aber  war  nach  Allem,  was  wir  von  ihnen  wissen,  und  was  Theokritos 
selbst  in  jenem  Idyll  sie  dichten  lässt  (allerdings  zum  Theil,  wenn  auch 
nicht  theokriteische  Hirtenidylle,  so  doch  kurze  epische  Darstellungen  von 
Gegenständen  aus  der  Hirtensage,  s.  A.  74.  90,  indessen  eben  nur  sehr  zum 
Theil),  nicht  der  Fall.  Und  selbst  so  wäre  es  meines  Erachtens  immer 
noch  undenkbar,  wogegen  auch  die  schon  früher  im  8.  Idyll  (s.  A.  74.  G.  6. 
A.  6.  8)  gemachte  Verwendung  des  Tityros  spricht,  dass  Theokritos  jetzt 
diesen  seinen  Jngendgefährten  erst  nachtTäglich  aus  eigner  Er- 
findung erdichtete  Namen  beigelegt  haben  sollte,  wie  es  insonderheit 
Lykidas  und  Tityros  doch  ohne  Zweifel  sind,  obgleich  Hill  er  a.  a.  0. 
S.  189  nicht  einmal  so  viel  ganz  sicher  zu  sein  scheint.  Dass  das  7.  Idyll 
in  seinen  besonderen  Zügen  vielfach  unhistorisch  und  freie  Erdichtung  ist, 
dass  Theokritos  nicht  mit  dem  hier  unter  dem  Namen  des  Lykidas  auf- 
tretenden Manne  bei  dieser  Gelegenheit  einen  poetischen  Wettkampf  auf- 
geführt und  nicht  diese  Unterhaltung  gepflogen  hat,  liegt  auf  der  Hand; 
vielleicht  ist  er  demselben  gar  nicht  einmal  wirklich  auf  dem  Gange  zu 
diesem  Erntefest  begegnet.  Aber  das  Gedicht  verliert  allen  Sinn  und  Zu- 
sammenhang als  Darstellung  einer  wirklichen  Jugenderinnerung,  eines  glück- 
lich verlebten  Jagendtages ,  wie  es  doch  eine  solche  ohne  Zweifel  und  auch 
nach  Hillers  Auffassung  sein  soll,  wenn  nicht  wie  dies  Erntefest  und 
der  Besuch  desselben,  so  auch  der  allgemeine  Hintergrund  dieser  Dichtung 
der  geschichtlichen  Wirklichkeit  angehörte  (vgl.  auch  Bannow  Woch.  f. 
kl.  Ph.  y.  1888.  Sp.  112).  Was  aber  bleibt  denn  nach  dieser  Richtung 
noch  übrig,  wenn  auch  die  „bukolische  Maskerade"  noch  abgezogen  wer- 
den soll?  Lebten  vielleicht  sogar  (und  das  ist  die  Hauptfrage,  dagegen 
nur  ein  allerdings  nicht  unwesentlicher  Nebenpunkt,  ob  eine  Tändelei  wie 
die  Hirtenverbrüderung  Statt  gefunden  hat  oder  nicht)  alle  diese  Jünglinge 


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176   Viertes  Capitel.   Elegie  u.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Figurengedichte. 

gehörten.  Kaum  kann  diese  jungen  Männer  ein  anderer  Zweck 
hieher  zusammengeführt  haben  als  der,  hier  ihre  grammatischen 
und  poetischen  Studien  zu  machen ;  und  schwerlich  bei  einem 
Anderen  als  Philetas,  so  dass  dieser  allem  wahrscheinlichen  Yer- 
muthen  nach  auch  von  ihnen  allen  Lehrer  und  wohl  auch  der 
eigentliche  Mittelpunkt  dieses  Dichterbundes  war  *^).  Seinen 
schwächlichen  Körper^*)  rieb  er  durch  übermässige  Studien  auf *^), 
und  so  wird  er  ein  besonders  hohes  Alter  schwerlich  erreicht 
haben,  und  man  wird  wohl  mindestens  nicht  sehr  fehlgreifen, 
wenn  man  sein  Leben  etwa  zwischen  340  und  283  oder  285 
setzt  ^^).    Seinen  dichterischen  Ruf  begründete  er  besonders  durch 


damals  gar  nicht  in  Eos  zusammen?  Das  hält  indessen  ja  zweifelsohne 
auch  Hill  er  nicht  für  möglich,  während  freilich  Gercke  hinsichtlich  des 
Aratos  sogar  einen  solchen  weiteren  Schritt  thut.  Wenn  aber  auch  nur 
dies  der  Fall  war,  reicht  es  denn  nicht  schon  dazu  aus,  um  wenigstens  so 
viel  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  wie  es  denn  auch  Gercke 
immer  noch  zu  thun  scheint,  dass  sie  zum  Studium  bei  Ph.  dorthin  ge- 
kommen waren?  Und  doch  bleibt  Hill  er  a.  a.  0.  S.  185  auch  jetzt  noch 
dabei,  das  Schülerverhältniss  des  Theokritos  zu  ihm,  für  das  freilich  die 
Alten  keine  andere  Quelle  als  wir  hatten  (s.  C.  6.  A.  2.  5) ,  für  eine  höchst 
zweifelhafte  Sache  zu  erklären.  Wer  aber,  wie  Gercke,  schon  dies  als 
ein  Uebermass  yon  Skepsis  ansieht,  trotzdem  wir  hier  ein  ausdrückliches 
Zeugniss  des  Theokritos  nicht  haben,  der  sollte  sich  doch  so  weit  an  dessen 
ausdrückliche  Darstellung  hallen,  als  nicht  unabweisliche  Gründe  gegen 
deren  Geschichtlichkeit  sprechen.  Vgl.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  IVf. 
10^)  S.  darüber  C.  10.  A.  8. 

11)  y.  39—41  werden  Ph.  und  Asklepiades  als  Dichter  bezeichnet,  mit 
denen  Theokritos  seinerseits  selbstverständlich  zur  Zeit  der  Handlung  dieses 
Gedichts  sich  noch  nicht  yergleichen  konnte.  S.  C.  5.  A.  10  u.  vgL  C.  36. 
A.  30.  81. 

12)  Plut.  an  seni  16.  791  E.  TlQÖdLKOv  tov  aofpiatriv  rj  ^ilritäv  top  noirj- 
t^v  .  .  .  laxvovg  .  .  .  xal  vocdSsts  xal  tä  noXla  %Xivonst8Cg  Si*  aQQfoctiav 
ovrag, 

13)  Was  denn  Komikern  (vgl.  Aelian.  V.  H.  X,  6)  oder  Epigrammatisten 
zu  allerlei  Witzen  und  Spöttereien  Veranlassung  gab,  die  später  für  That- 
Sachen  gehalten  wurden,  wie  dass  er  über  dem  yergeblichen  Suchen  nach 
der  Lösung  eines  bekannten  Trugschlusses  (des  fpsvdofisvog  Xoyog)  abge- 
magert und  endlich  gestorben  sei  (Ath.  IX.  401  e.  Suid.),  oder  dass  er,  um 
nicht  wegen  seiner  Dünnheit  Tom  Winde  umgeworfen  zu  werden,  bleierne 
Sohlen  getragen  habe  (Ath.  XII.  652  b.   Ael.  V.  H.  IX,  14). 

14)  Jedenfalls  wohl  (s.  A.  66)  vor  281  erwähnt  Hermesianax,  der  ihn 
dabei  allem  Anschein  nach  als  einen  schon  Gestorbenen  behandelt,  eine 
ihm  von  seinen  Mitbürgern  errichtete  eherne  Bildsäule,  die  ihm  doch  wohl 
auch ,  wenn  sie  nicht  wie  so  vieles  Andere  blosse  Erdichtung  des  Hermesianax 


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Philetas  von  Kos.  177 

seine  Elegien  an  seine  Geliebte  Bittis^^),  bei  denen  ihm  die  des 
Mimnermos  an  seine  Nauno  yorschweben  mochten;  doch  weist 
die  Zusammenstellung  der  Bittis  mit  der  Lyde  des  Antimachos 
bei  Ovidius*^)  wohl  auf  eine  noch  grossere  Aehnlichkeit  mit 
letzterer  hin.  Von  Titeln  seiner  sonstigen  elegischen  Dichtungen 
kennen  wir  abgesehen  von  den  Epigrammen  noch  Demeter 
und  Uaiyvia,  aus  denen  auch  einige  Bruchstücke  erhalten  sind"). 
Dass  in  seinen  Elegien  auch  Erzählungen  vorkamen^  davon  sind 
uns  sichere  Spuren  geblieben ^^),  und  dass  er  insonderheit  erotische 
Erzählungen  liebte^  steht  nicht  minder  fest  So  wurden  in  einem 
seiner  Gedichte  die  Hochzeit  des  lason  und  der  Medeia  behandelt  ^^), 
in  einem  kleinen  Epos  Hermes,  wie  es  scheint,  die  Abenteuer 
des  Odysseus,  und  zwar  wohl  bereits  ganz  in  dem  neuen,  romanti- 
schen Geschmacke,  indem  hier  mindestens  diesem  Helden  ein 
Liebesverhältniss  mit  Polymele,  der  Tochter  des  Aeolos,  ange- 
dichtet war*®).    In  welchem  seiner  poetischen  Werke  er  die  Ge- 


ist, erst  nach  seinem  Tode  gesetzt  ward.  Ritschl  AI.  Bibl.  S.  81  f.  (Opusc. 
I.  S.  66)  stellt  seine  Geburt  zwischen  348  und  840,  Conat  S.  82  ff.  67 
zwischen  840  nnd  836  nnd  seinen  Tod  um  285. 

16)  Ovid.  Trist.  I,  6,  2.  Ep.  ex  P.  III,  1,  68.  „Bttt^g,  nicht  Battig  ist 
auch  bei  Hermes.  77  za  schreiben,  s.  Kaibel  Epigr.  Qr.  S.  232".  (Knaack). 

16)  Ovid.  Trist,  a.  a.  0.  1  f. 

17)  Bei  Stob.  Flor.  CXXIV,  26.  26».  CIV,  11  und  LXXXI,  4.  CXXIV,  10  =- 
Fr.  1—3.  9  f.  Bach.  Ancb  die  beiden  Epigramme  (Fr.  11  f.)  stehen  ebendas. 
CXXIV,  11.  LIX,  6.  „Die  Demeter  behandelte  wohl,  wie  schon  W.  E.Weber 
Die  eleg.  Dichter  der  Hellenen,  Frankf.  a.  M.  1826.  S.  661  annahm,  die 
Irrfahrten  dieser  Göttin.  Vielleicht  gehört  die  Schol.  Theoer.  VII,  6  f.  mit- 
getheilte  Sage  Ton  den  Nachkommen  des  Königs  Enrjpylos  hieher,  da  sich 
unmittelbar  ein  Fragment  (19)  des  Ph.  anschliesst.  Dasselbe  würde  dann 
in  der  Demeter  gestanden  haben.  Uebrigens  ist  das  Thema  in  jener  Zeit 
beliebt  gewesen:  ausser  Kallimachos  hat  auch  Aratos  iv  toCg  tiata  XiitTOv 
dasselbe  behandelt,  wie  das  Fragment  bei  Strab.  X.  p.  486  (s.  C.  10.  A.  34) 
beweist.    Vgl.  Anthol.  Pal.  IX,  408.  421".   (Knaack). 

18)  Fr.  17.  18.  Ob  Fr.  22.  23  dem  Ph.  angehören,  ist  mindestens  sehr 
zweifelhaft,  s.  Meineke  Analecta  Alexandrina,  Berlin  1843.  8.  S.  120. 

19)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  1141  (=  Fr.  13).  Ob  dasselbe  wirklich  Tele- 
phos  (nach  seinem  Vater?)  betitelt  war  oder  mit  Bach  S.  60  o  Trjlifpov 
für  iv  TrjXi(p<p  zu  schreiben  ist,  steht  dahin:  ich  glaube  Letzteres,  s.  indessen 
Bohde  S.  74.  A.  3. 

20)  Parthen.  2  >*  Fr.  4.  Auch  die  beiden  Bruchstücke  Fr.  7  f.  bei 
Stob.  Flor.  CIV,  12.  Ekl.  I.  p.  166  H.  71,  16  ff.  W.  Schemen  Worte  des 
Odysseus  zu  sein.  Vgl.  Meineke  a.  a.  0.  S.  348—861.  Ein  nicht  auf- 
klärbarer Titel  ist  das  verderbte  ^Egfisveia  bei  Strab.  III.  168,  wo  dann  ein 

SxrsufZBL,  gri«c]L-alex.  Litt.-Gesoh.  I.  12 


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178  Viertes  Capitel.   Elegie  u.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Figurengedichte. 

schichte  von  Atalanta  und  Hippomenes  mit  Abweichung  von  der 
gewöhnlichen  Sagenform^^)  erzählt  hatte,  wissen  wir  nicht,  und 
von  dem  dichterischen  Charakter  dieser  Werke  können  wir  nur 
so  viel  sagen,  dass  sich  in  den  Bruchstücken  im  Ganzen  eine 
lebendige,  fast  sentimentale  Empfindung  ausspricht  und  der  in 
ihnen  herrschende  Ton  ziemlich  einfach  und  anspruchslos  ist; 
eine  besondere  Dichterkraft  freilich  vetrathen  sie  nichi  Die 
Alexandriner  gaben  bald  dem  Eallimachos  den  Vorzug,  während 
die  Römer  ihn  ebenbürtig  neben  den  letzteren  oder  wenigstens 
nächst  demselben  stellen  und  seines  Ruhmes  voll  sind^).  Auch 
zu  der  nachmaligen  Schriftstellerei  über  d'ccviidöia  oder  nagido^a 
gab  er  bereits  in  seinen  Dichtungen  einen  Anstoss^*).  Als  ge- 
lehrter Grammatiker  bethätigte  er  sich  durch  sein  Prosawerk, 
ein  Glossarium,  welches  öfter  unter  dem  Titel  'jitaxta  oder 
"yitaKzov  ykfoööaL^),  auch  wohl  schlechtweg  rXäööai.^^)  angeführt 
wird^«). 

Distichon  (Fr.  6)  von  ihm  mitgetheilt  wird,  so  dass  der  Hermes  nicht  ge- 
meint sein  kann,  s.  Meineke  a.  a.  0. 

21)  Fr.  15  b.  Schol.  Theoer.  II,  120.  Vgl.  Ovid.  Met.  X,  574  ff.  — 
Immerwahr  De  Atalanta,  Berlin  1885.  S.  7 f.  ist  einem  alexandrinischen 
Gedicht  von  der  Liehe  des  Meilanion  zur  Atalanta,  der  Quelle  von  Ovid. 
Ars  am.  II,  187  ff.  und  (?)  Aelian.  V.  H.  XÜI,  1  (vgl.  TibuU.  IV,  3,  7  ff. 
Musaeos  146  ff.  Nonn.  XVI,  21  ff.  82  ff.  91  ff.  113  f.  133  f.),  auf  die  Spur  ge- 
kommen, hielt  aber  mit  Unrecht  den  Ph.  für  den  Verfasser,  der  vielmehr 
unbekannt  und  aus  unbekannter  Zeit  ist.  S.  hierüber  und  überhaupt  über 
dies  Gedicht  Robert  Archäol.  Nachlese.  I.  Atalante.  Hermes  XXII.  1887. 
S.  444—454  u.  bes.  Maass  Alexandrin.  Fragmente,  ebendas.  XXIV.  1889. 
S.  528—527. 

22)  Prop.  IV,  1,  1  ff.  III,  32,  27  ff.  IV,  2,  51  f.  8,  43  f.  V,  6,  3  f.  Ovid. 
Rem.  am.  759  f.  Ars  am.  III,  329  ff.  Stat.  Silv.  I,  2,  252  ff.  Vgl.  Quintil. 
X,  1,  58.  elegiam  .  .  .  cuius  princeps  habetur  Callimachus,  secundas  con- 
fessione  plurimorum  Philetas  occupavü  u.  C.  13.  A.  71.  „Vermuthlich  geht 
dieser  Ruhm  auf  das  Lob  seiner  Freunde  zurück.  Von  besonderem  Einfluss 
auf  die  Spateren  scheint  die  Sammlung  der  Dichterporträts  {Fgafpstov)  des 
Eallimachos  (s.  C.  13.  A.  50)  gewesen  zu  sein,  und  es  scheint,  dass  Schnei- 
der Callim.  Fr.  254.  t«  tyisXov  ro  ygdfifia  t6  Kdiov  richtig  auf  dies  Buch 
zurückgeführt  und  ebenso  richtig  auf  Philetas  gedeutet  hat".    (Enaack). 

23)  Antig.  V.  Kar.  23,  der  ihn  in  Bezug  auf  diese  Dinge  Uavag  mv 
TtiQ^fgyos  nennt,  führt  einen  sie  betreffenden  Vers  (Fr.  17)  von  ihm  an. 

24)  So  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  989. 

25)  So  Etym.  M.  'EXivog  (—  Fr.  43). 

26)  Fr.  83—60.  Am  Häufigsten  citirt  dies  Werk  Athenaeos,  und  zwar 
stbts,  wo  er  überhaupt  einen  Titel  beifügt,  unter  der  Bezeichnung  "Aranra, 


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Sixnias  von  Rhodos.  179 

Simias^')  von  Rhodos,  gleichfalls  ein  Grammatiker*^''), 
lebte  vor  dem  Tragiker  Philikos  von  Kerkyra*^)  und  mithin  ^^) 
schon  unter  Ptolemaeos  I.  Er  verfasste  3  Bücher  Glossen  und 
4  Bücher  vermischte  Gedichte ^^),  von  denen  wir  aber  nur  wenig 
bestimmte  Titel  kennen.  Im  Apollon  scheint  der  ganze  Mythen- 
kreis dieses  Gottes  dargestellt  gewesen  zu  sein^*).  Die  Gorgo^^^) 
war  wohl'^)  einer  Dame  dieses  Namens  gewidmet  ^^)  und  behandelte, 

In  den  Versen  (42  ff.)  des  Komikers  Straten  (s.  C.  8.  A.  141)  bei  ihm  IX. 
383  b  heisst  es:  äats  iis  %mv  zov  ^drjtä  Xaftßdvovta  ßvßUmv  cnonstv 
Bxaatov  xl  dvvuxai  tdav  QTifidtmv.  üeber  die  Benutzung  bei  Euphorien 
(und  Lykophron)  s.  C.  14.  A.  101.  Hieran  reihen  sich  aber  noch  die  Bi-uch- 
fitücke  61 — 64  in  den  Homerscholien  und  bei  Eustath.,  nämlich  die  Les- 
arten des  Ph!  an  verschiednen  Stellen  der  Ilias  (B,  269.  $,  126.  179.  252). 
Standen  dieselben  auch  in  dem  Glossar  oder  in  einem  besonderen  Werke? 
Wenn  Letzteres  der  Fall  war,  so  hat  man  doch  kein  Recht  dasselbe  mit 
Bach  S.  80  nsgl  x^g  'OfiriQiiiijg  ixvfioXoyiag  oder  ähnlich  zu  betiteln,  bloss 
weil  Tzetz.  Ezeg.  IL  S.  126  Herm.  auch  Ph.  unter  Denen  nennt,  welche 
über  homerische  Etymologie  gehandelt  haben.  Aristarchos  schrieb  ngog 
^iXrixaVy  8.  C.  16.  A.  99. 

27)  S.  Sternbach  Meletemata  Graeca  L  Wien  1886.  8.  S.  110—117. 
27*»)   Strab.  XIV.  666.    Ath.  XV.  677  c.    Suid.  Ziiiiag.    Nicht  £tfifi.{ag, 

sondern  Ztyilag  scheint  die  richtige  Schreibung  zu  sein,  s.  die  Zusammen- 
stellung von  Häberlin  De  carm.  fig.  (s.  A.  37)  S.  46  f. 

28)  Hephaest.  p.  68.    S.  C.  9.  A.  62.         29)  S.  C.  9.  A.  60. 

30)  Suid.  ^yi^aipB  yXcacaag  ßtßXla  y\  noii^(iocxa  diccfpogot  ßißXla  d', 
Bruchstücke  aus  den  Glossen  giebt  Ath.  VII.  327  e.  XI.  472  e.  479  c.  XV. 
677  c.  Darüber ,  dass  dieser  seiner  grammatischen  Thätigkeit  seine  eigne 
Schreibweise  entsprach,  s.  A.  36. 

31)  Meineke  Anal.  AI.  S.  219.  Grusius  Art.  Hyperboreer  in  Roschers 
mythol.  Lex.  I,  2.  Sp.  2824  f.  Enaack  Simieum,  Hermes  XXV.  1890. 
S.  467—460  (in  dem  hier  vorzugsweise  besprochnen  längeren  Bruchstück 
bei  Tzetz.  Chü.  VII,  696  ff.  Steph.  ^HyiUvvBg  ist  Pind.  Py.  X,  60  ff.  berück- 
sichtigt). Ausserdem  vgl.  C.  14.  A.  14. 

81  b)  Asklepiad.  v.  Myrl.  b.  Ath.  XL  491  c.  Schol.  Marc.  Eurip.  Andr. 
14  (s.  A.  32.  84). 

32)  Wie  mir  Enaack  bemerkt  hat.  Durch  diese  Annahme  schwindet 
der  Anstoss,  welchen  Sternbach  S.  14  daran  nimmt,  dass  dieselbe  Sagen- 
gestalt, welcher  Euripides  Andrem.  14  f.  folgt,  und  nach  welcher  Andromache 
(und  Aeneias)  dem  Neoptolemos  als  Eampfpreis  zugesprochen  wurden,  auch 
Ton  S.,  wie  das  angeführte  Scholion  z.  d.  St.  bezeugt,  in  der  Gorgo  dar- 
gestellt ward,  8.  A.  34. 

33)  „Der  vielleicht  auch  Anth.  Pal.  VII,  647  gilt,  wenn  anders  näm- 
lich auf  den  Anctorennamen  (ZiftmvCdov ,  ot  Sl  Zififtiov)  Verlass  ist" 
(Enaack)  «s  Simon.  Fr.  116,  s.  zu  demselben  Bergks  Anm.  Schon  Jacobs 
Anth.  Gr.  VII.  S.  4  hielt  die  Gorgo,  von  welcher  hier  die  Rede  ist,  für 
eine  Geliebte  des  Dichters.    Doch  s.  A.  34. 

12* 


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180  Viertes  Capitel.   Elegie  u.  yerm.  Dichtungen,  bes.  die  Fignrengedichte. 

wie  es  scheint^  den  troischen  Sagenkreis^).  Ferner  werden  einmal 
seine  MilvsQ  erwähnt^).  Dazu  kommen  ein  paar  Epigramme 
in  der  Anthologie*^)  und  ebendort  drei  sogenannte  Figurengedichte 


84)  Ganz  anders  freilich  Bohde  a.  a.  0.  S.  81  mit  A.  1.  2,  dem  Stern - 
bach  S.  113  f.  folgt.  Bohde  vermuthet  nämlich  aus  Plut.  Erot.  20.  766  D, 
dass  der  Inhalt  eine  kretische  Liebeslegende  und  Gorgo  der  Name  eines 
für  seine  Sprödigkeit  bestraften  Mädchens,  jene  eben  (A.  33)  berührten 
zwei  Distichen  aber  in  der  Anth.  Pal.  a.  a.  0.,  in  denen  Gorgo  dorisch  zu 
ihrer  Mutter  sprechend  eingeführt  wird,  ihre  letzten  Worte  in  diesem  Ge- 
dicht, sonach  einer  Elegie,  gewesen  seien.  Allein  bei  dieser  Combination 
ist  das  A.  31^.  32  angeführte  Scholion  übersehen:  Zifitag  h  x^  Foqyovi 
'AvdQOftaxriv  (prjül  %al  Alveiav  yigag  dod'fjvai  N€ontoXift<p  Xiymv  ovt(og.  Es 
folgen  dann  6  Hexameter,  die  freilich  bei  Tzetz.  ad  Lycoph.  1263  hinter  5 
anderen  vielmehr  der  kleinen  Ilias  zugeschrieben  werden.  Gesetzt  jedoch 
auch  (was  ich  nicht  entscheiden  will),  dass  man  im  Gegensatz  zu  Cobet, 
Welcker  £p.  CycL  II.  S.  638  und  Anderen  dies  mit  Sternbach  für  richtig 
zu  halten  und  folglich  unmittelbar  hinter  den  angegebenen  Worten  des 
Scholions  eine  Lücke  anzunehmen  habe,  so  würden  doch  diese  Worte  immer 
noch  beweisen,  dass  die  hier  ausgefalleoen  Verse  aus  der  Gorgo  des  S., 
der  also  jedenfalls  auch  in  diesem  Gedicht  wie  im  Beil  (s.  A.  38^)  der 
kleinen  Ilias  folgte,  denselben  Sinn  gehabt  haben  müssten,  und  wie  Verse 
dieses  Sinnes  in  ein  Gedicht  des  von  Bohde  vermutheten  Inhalts  hinein- 
gepasst  haben  könnten,  vermag  wenigstens  ich  mir  nicht  vorzustellen,  und 
auch  Sternbach  vermag  es  nicht,  denn  seine  A.  32  berücksichtigte 
Aeusserung  lautet  vom  Standpunkte  seiner  vorgefassten  Meinung  aus  ganz 
richtig  so:  „nuUo  pacta  inteUegi  polest,  guamodo  iata  fabula  ad  Sitniae 
Gorgonem  pertineat".  Allerdings  kann  auch  ich  mir  ebenso  wenig  vor- 
stellen, wie  jene  zwei  Distichen,  trotzdem  Bergk  a.  a.  0.  dies  versichert, 
ein  vollständiges  Epigramm  sein  könnten,  aber  daraus  folgt  sonach  nur, 
dass  die  Sache  einen  Zusammenhang  hat,  welchen  wir  nicht  mehr  auf- 
zuklären im  Stande  sind. 

36)  Steph.  V.  Byz.  UiAvnXai:  in  Bezug  auf  Hyakinthos,  vgl.  Meineke 
Del.  S.  101.    £naack  Anal.  AI.  Bom.  S.  60. 

36)  S.  hierüber  jetzt  besonders  Sternbach  S.  113.  116  fip.,  vgl.  S.  110  f. 
und  gegen  ihn  Hill  er  Jahresber.  LIV.  S.  160f.  Sternbach  macht  als  Kenn- 
zeichen der  Aechtheit  den  dorischen  Dialekt  und  das  Haschen  nach  ylmdaai 
und  ungewöhnlichen  Formen,  welches  dem  S.  eigen  war  (z.  B.  ngdg  für 
ndga  in  dem  A.  31  angef.  Bruchstück,  Joadm^  'AftvtiXavtog  b.  Steph.  Jmdoivri, 
'AfivHXai,  ntmuäg  nvnsiffog,  s.  Hesych.  u.  d.  W.),  geltend.  Abgesehen  von 
den  besprochnen  zwei  Distichen  schreibt  er  hiernach  dem  S.  mit  Becht  zu: 
Anth.  Pal.  VI,  113  (Zififiün)  ygafiftat^yiov).  114  (tov  avzov),  Bergk  P.  L.  G. 
II*.  S.  313  f.  fögt  (abgesehen  von  VII,  647)  nicht  minder  richtig  VII,  193 
{ZtUfilov),  203  (Si.ii[i£ov)  hinzu  (etwa  auch  VI,  116  £tt[iov?)y  hätte  aber 
wohl  besser  gethan  von  seiner  früheren,  mit  der  von  Meineke  und  Härtung 
übereinstimmenden  Ansicht  (Ausg.  des  Sophokl.  S.  XXIII)  nicht  wieder  ab- 
zugehen, dass  ein  Gleiches  wahrscheinlich  auch  von  VII,  21.  22  gilt.   Seine 


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Simias  von  Rhodos.  181 

(carmina  figurata),  d.  h.  Gedichte  aus  Versen  von  verschiedener 
Art  und  Länge  in  der  Weise^  dass  diese  Yerse  unter  einander 
geschrieben  verschiedene  Figuren  ergeben.  Es  sind  dies  das  Ei 
CSliov),  das  Beil  (IlÜ&cvg)  und  die  Pittige  (nriQvysgy^).  Ob 
er  aber  der  Erfinder  dieser  poetischen  Spielerei  oder  ob  vielmehr 
die  dem  Preise  des  kosmogonischen  Eros  geweihten  Fittige  im 
Inhalt  und  zum  Theil  auch  in  der  Sprache  und  das  Ei  nach  eben 
dieser  seiner  Gestalt  aus  orphischem  Einfluss  hervorgegangen 
waren,  steht  sehr  dahin^).   Um  so  zweifelloser  ist  es,  dass  dem 


sp&tere  Vermuthung  über  die  Urheber  von  VII,  20  (—  Simon.  Fr.  180, 
8.  dazu  P.  L.  Q.  UW  S.  510).  21.  22  wird  mit  Recht  von  Sternbach 
verworfen,  aber  was  dieser  an  die  Stelle  setzt,  ist,  wie  schon  Hiller 
dargelegt  hat,  wo  möglich,  noch  unhaltbarer,  nämlich  dass  VI,  145  (-»  Simon. 
Fr.  181,  s.  dazu  Bergk  ebendas.).  VII,  20.  21.  22.  60  alle  von  Simias  aus 
Theben,  dem  Schaler  des  Sokrates  (vgl.  C.  2.  A.  65),  seien  und  VII,  60 
Piatons  ächte  Grabschrift,  wobei  Sternbach  im  Gegensatz  zu  Bergk s 
richtigem  ürtheil  der  Fabelei  bei  Olympiod.  o.  Anon.  Vit.  Plai  p.  387, 
136  ff.  389,  34  ff.  Westerm. ,  nach  welcher  dieser  Sokratiker  Piaton  überlebt 
haben  müsste,  ein  unbegreifliches  Vertrauen  schenkt.  Allerdings  hat  der 
Urheber  der  üeberschrift  Zififiiov  VII,  60  wohl  an  diesen  Thebaner  gedacht, 
aber  vermuthlich  eben  nur  auf  Grund  dieser  Fabelei,  zumal  da  dasselbe 
Epigramm  in  der  Anth.  Plan,  und  bei  La.  Di.  ni,  43  namenlos  steht 
VII,  21  ist  Qrißa£ov  erst  vom  Corrector  hinzugethan,  VU,  22  ist  tov  avtov 
überschrieben;  jedenfalls  ist  der  Verfasser  beider  zum  Mindesten  für  Mach- 
werke wie  vi,  145.  VII,  20.  60  zu  gut. 

37)  Anth.  Pal.  XV,  27  (mit  der  verderbten  üeberschr.  Brioavtivov  ^Po- 
dCav  mhv  xslidovog  und  der  ünterschr.  Bijaavtivov  *PodCov  diov  ^  ij  Jo- 
atdda  jj  Uiniiiov.  dfitpottgoi  *P69ioi).  22  {Ziftfiiov  6  IliXsiivs),  23  {Ztfifitav  a£ 
UrBQvysg  ''EQmtog),  Des  Beils  xmd  der  Fittige  gedenkt  auch  Hephaest.  a.  a.  0. 
{SifL{ilag  h  *P69tog  ,  ,  .  iv  te  z6  JJfilcxet  .  .  .  %dv  xaCg  Utigv^i)  und  des  £is 
p.  117:  TO  ISliov  to  Uifinüiv  %ccl  aHa  naCyvia,  üeber  die  Bakolikerhandschriften, 
welche  gleichfalls  das  eine  oder  andere  der  sechs  uns  überkommenen 
Figurengedichte  enthalten,  s.  H  ab  er  1  in  De  figuratis  carminibus  Ghraecis, 
Hannover  1886  (2.  A.  1887).  8.  S.  6ff.,  der  S.  3  ff.  auch  seine  Vorgänger 
in  der  Bearbeitung  dieser  Spielereien  durchmustert,  unter  denen  Salmasius 
Duarum  inscrr.  Herod.  Att.  .  .  .  explicatio,  Paris  1619.  4.  und  Bergk 
Anthol.  lyr.'  (Leipzig  1868).  S.  LXVIII— XCI  besonders  hervorzuheben  sind. 
Zu  Häb erlins  verdienstlicher  Abh. -vgl.  übrigens  bes.  d.  Bec.  v.  Knaack 
Woch.  f.  kL  Ph.  IV.  1887.  Sp.  613—617. 

38)  S.  hierüber  Häberlin  S.  36  f.  Schol.  A  Hephaest.  p.  182  Westph. 
werden  nämlich  noch  zwei  andere  Figurengedichte  erwähnt,  Efpai^a  und 
&^6vog^  und  von  der  2^a^a,  der  ja  freilich  die  Figur  des  Eis  wohl  nach- 
geahmt sein  könnte,  erfahren  wir  aus  den  Homerscholien  xmd  Eustath.  zu 
27,  570,  dass  sie  ein  dem  Orpheus  zugeschriebenes  {avufpiifBxai  sig  '0(f(picc) 
Gedicht  auf  Lines  war,   ob  aber  früher  oder  später  entstanden  als  diese 


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182    Viertes  Capitel.   Elegie  n.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Figurengedichte. 

Verfasser  bei  dem  Beil  zum  Preise  des  Epeios  dem  Inhalte  nach 
die  homerische  Poesie,  nämlich  die  kleine  Ilias^®**),  vorschwebte. 
Im  Uebrigen  aber  stecken  diese  drei  künstlichen  Machwerke 
zwar  voll  von  seltneren  Wörtern,  sind  aber  noch  frei  von  allen 
Griphen,  während  in  ihre  Nachahmungen,  den  Altar  (Bc3fi6g) 
des  Dosiadas  und  die  Syrinx  des  Theokritos^^),  solche  Räthsel- 
spiele  so  haufenweise  hineingeheimnisst  sind,  dass  sie  die  eigent- 
liche Pointe  des  Ganzen  bilden *°).  Die  Verbindung  der  daktyli- 
schen Tripodie  und  Dipodie  zu  einem  Pentameter  mit  spondeischem 
oder  trochäischen  Auslaut  und  eine  akatalektische  Nebenform 
des  grossen  asklepi  adeischen  oder  sechzehnsilbigen  sapphischen 
Verses*^)  erhielten  nach  Simias  den  Namen  des  simieischen  und 
des  simiakischen  Verses  (jiixQov  Zi^lblov  und  Ä/xtaxot/)^^);  er 
scheint  also  ganze  Gedichte  in  jener  und  in  dieser  Versart  ver- 
fasst  zu  haben ^^,  wie  dies  hinsichtlich  des  katalektischen  anapästi- 
schen Trimeters  ausdrücklich  bezeugt  ist^***). 

Dosiadas,    der  Urheber  des  eben  erwähnten,   dorisch   ge- 
schriebenen, die  Figur  eines  Altars  darstellenden  Figurengedichts '*^), 


Tecbnopägnien  des  S.,  ist  doch  in  der  That  ganz  unsicher.  Warum  es 
wahrscheinlich  sein  soll,  dass  Epigenes  (s.  C.  12.  A.  95.  96)  sie  schon  mit 
unter  den  Gedichten,  die  den  Namen  des  Orphons  trugen,  aufgeführt  habe, 
ist  nicht  abzusehen:  in  den  beiden  Verzeichnissen  derselben  (s.  C.  12.  A.  96), 
die  doch  vermuthlich  vorwiegend  auf  die  Kritik  dieses  Grammatikers  zurück- 
gehen, fehlt  sie,  und  dies  spricht  offenbar  eher  dagegen  als  dafür.  Und  ob  das 
Vorbild  des  S.  der  orphische  und  nicht  vielmehr  der  hesiodisohe  Eros  war, 
ist  schwerlich  auszumachen,  denn  das  von  S.  öfter  gebrauchte  Epitheton 
ayvos  ist  doch  nicht  speciell  orphisch. 

38*^)  Die  er  auch  in  der  Gorgo  benutzte,  s.  A.  84. 

39)  Anth.  Pal.  XV,  26.  21.  Der  Altar  wird  hier  ausdrücklich  dem 
Dosiadas  beigelegt  übereinstimmend  mit  dem  einen  Index,  ebenso  in  einigen 
Bukolikerhandschriften,  s.  H  ab  er  1  in  S.  62.  .Dass  freilich  der  interpolirte 
Schlussvers  hiefür  nicht  beweisend,  und  wie  er  zu  begreifen  ist,  zeigt 
Häberlin  S.  60  ff 

40)  S.  über  dies  Alled  Häberlin  S.  37 ff. 

41)  -t_-  uui uui —  zuu  _u--.    Sie  findet  sich  schon  bei  Anakr. 

Fr.  19.  20. 

42)  Schol.  B  Heph.  p.  164  f.  W.    Heph.  p.  66  G. 

43)  Christ  Metr.  der  Gr.  u.  R.*  S.  166.  470. 

43^)  Hephaest.  p.  50.  reo  %cctaXrj%ti%m  ds  t(fi,fiBtQ(p  Z.  6  'Podiog  oXov 
Ttoirifidriov  iyQwiffeVf  mg  ro  x.  t.  X.  Vgl.  Bossbach  Theorie  der  mus. 
Künste  der  Hellenen  111,  2.  S.  137. 

44)  Lukian.  Lexiph.  26.  Bekk.  Anecd.  p.  734  f.  Vgl.  A.  39.  Ueber  die 
Nachahmungen  von  Lykophrons  Alexandra  in  diesem  Gedicht  s.  C.  9.  A.  39. 


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Dosiadas.  183 

war  angeblich  gleichfalls  aus  Khodos^),  indessen  spricht  eine 
weit  grössere  Wahrscheinlichkeit  daför,  dass  er*^)  vielmehr  ein 
Kreter  und  dieselbe  Person  mit  dem  Verfasser  der  kretischen 
Geschichten  (KQtjuxd)^'^,  dann  aber  auch  vielleicht  kein  Anderer 
als  der  aus  dem  siebenten  Idyll  des  Theokritos  uns  bekannte 
^ykydonische^'  Jugendgenosse  desselben^  welcher  innerhalb  des 
bukolischen  Dichterbundes  in  Kos  den  Namen  des  Geishirten 
Lykidas  führte,  gewesen  sei*^*).  Somit  dürften  also  auch  solcherlei 
poetische  Kunststücke  zu  den  üebungen  gehört  haben,  in  welchen 
die  jugendlichen  Mitglieder  dieser  Verbrüderung  unter  einander 
wetteiferten****),  zumal  da  allerdings  wohl  Einiges  für  die  An- 

Der  andere  Altar  im  ionischen  Dialekt  Anth.  F.  XV,  25  ist  ans  viel  jüngerer 
Zeit,  s.  Häberlin  S.  31.  59—66. 

46)  Nach  der  ünterschr.  in  der  Anth.  F.  zum  Ei,  s.  A.  37.  Der  Werth 
dieser  Unterschriften  ist  aber  bekanntlich  vielfach  sehr  gering,  ja  gleich  Nnll. 

46)  So  zuerst  A.  Heck  er  Comm.  crit.  de  anth.  Gr.  p.  I.  (Leiden  1852). 
8.  127. 

47)  S.  die  Bruchstficke  b.  Müller  F.  H.  G.  lY.  S.  399  f.  Das  Zeitalter 
scheint  zn  stimmen,  da  bei  Diod.  V,  80,  4  (s.  C.  38.  A.  192)  D.  Yor  Sosi- 
krates  (s.  C.  19.  A.  77)  und  Laosthenidas  (Aglaosthenes  ?  s.  G.  38.  A.  193) 
unter  den  Verfassern  kretischer  Geschichten  genannt  wird,  also  wohl  alter 
als  beide  war.  Für  die  Identität  macht  v.  Wilamowitz  De  Lycophr. 
Alex.  S.  12  f.  neben  der  Seltenheit  des  Namens  geltend ,  dass  dieser  Altar 
des  Jason  wegen  des  Todes  des  Talos  errichtet  sein  soll,  das  Ganze  also 
von  einer  kretischen  Sage  ausgeht. 

48a.b)  Wilamowitz  a.  a.  0.  nach  Theokr.  VII,  11  fi.  (KvdavLnov  .  .  . 
avdQa).  Schlechthin  sicher  sind  freilich  alle  diese  Vermuthungen  nicht 
(vgl.  Hiller  a.  a.  0.  S.  188),  aber  Brinker  De  Theocriti  vita  etc.  (s.  C.  5. 
A.  2)  S.  73 f.  übersieht,  dass  man  die  Aechtheit  eines  Gedichts,  wie  in 
diesem  Falle  der  Syrinx,  auch  mit  annehmbaren  Hypothesen  vertheidigen 
darf,  welche  dann  der  Angreifer  erst  wieder  als  unhaltbar  oder  doch  un- 
wahrscheinlich zu  erweisen  hat,  was  Brinker  nicht  einmal  versucht. 
S.  überdies  C.  5.  A.  9.  Warum  dies  Gedicht  die  Panspfeife  als  10-  und 
nicht  als  9-  oder  7  röhrig  darstellt,  hat  m.  E.  Häberlin  S.  46->48  richtig 
erklärt.  Dass  hinter  dem  Lykidas  vielmehr  Aratos  verborgen  sei,  ist  ein 
sehr  wunderlicher  Einfall  von  Bergk  De  Lycida  etc  ,  Halle  1861.  4.  Opusc. 
II.  S.  288—242;  wenn  0.  Ribbeck  Preuss.  Jahrb.  XXXII.  1873.  S.  79  Anm. 
hinter  demselben  den  alnoXog  Astakides  von  Kreta  (Kallim.  Ep.  XXII,  1) 
sucht,  so  begreife  ich  nicht,  wie  hinter  einem  Ziegenhirten  noch  wieder 
ein  anderer  stecken  soll,  überdies  aber  s.  Gercke  Alex.  Stud.  UI,  Rhein. 
Mus.XLlV.  S.  144.  A.  8.  Gercke  seinerseits  (S.  144 f.)  versteht  den  Kalli- 
machos,  und  in  der  That  gaf)  es  neben  dem  kretischen  Eydonia  auch  noch 
andere  Ortschaften  dieses  Namens  (s.  Gercke  S.  144.  A.  4)  und  unter 
ihnen  auch  eine  in  Libyen  (Steph.  v.  Byz.  Kvd(ovCa  .  .  .  devtiga  TtoXig  Si- 
xcUa;.   xqtxri  AißvTjg).    Aber  Eallimachos  kann  nicht  gemeint  sein,  da  er 


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184    Viertes  Gapitel.  Elegie  o.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Fignrengedichte. 

Dahme^^)  spricht^  dass  der  Altar  des  Dosiadas  vor  der  Syrinx 
des  Theokritos  verfasst  und  diese  eine  Art  poetischer  Antwort 
auf  jenen  sei*^). 

Hermesianax^^)  aus  Kolophon'^^),  SchQler  und  Freund  des 
Philetas^^,  scheint  dagegen  zu  den  älteren  Zöglingen  desselben 
zu  gehören;  die  ihre  Bildung  von  ihm  in  Eos  bereits  empfingen^ 
bevor  er,  um  an  der  des  Philadelphos  mitzuwirken ,  für  eine  Zeit 
lang  nach  Alexandreia  übersiedelte^  und  also  etwa  zwischen  330 
und  320   geboren   zu    sein").     Er   dichtete   3  Bücher  Elegien, 


den  Aratos  yielmehr  erst  in  Athen  kennen  lernte  (s.  G.  10.  A.  10),  also 
erst  nachdem  dieser  von  Kos  dorthin  bereits  Übergesiedelt  war.  Eallimachos 
hat  folglich  gar  nicht  in  Kos  stadirt  nnd  nicht  za  den  dortigen  Jagend- 
gefährten des  Theokritos  gehört. 

49)  Von  Häberlin  S.  48ff.,  dessen  Ausf abrangen  freilich  von  halt- 
losen Phantastereien  stark  dnrchzogen  sind,  s.  Knaack  W.  f.  kl.  Ph.  a.  a.  0. 
Sp.  616.  Immerhin  scheint  er  mir  darin  Recht  zu  haben,  dass  der  Griphos, 
vermöge  dessen  im  Altar  (10)  Paris  Theokritos  genannt  wird,  dem,  ver- 
möge dessen  Theokritps  in  der  Syrinx  (12)  sich  selbst  Paris  Simichidas 
nennt,  eher  vorangegangen  als  nachgefolgt  sein  dürfte. 

60)  Bergk  Anthol.  lyr.«  S.  XXXIV  and  Wilamowitz  a.  a.  0.  glauben 
umgekehrt,  dass  der  Altar  mit  Rücksicht  auf  die  Syrinx  verfasst  sei. 

61)  Fragms.  v.  Bach,  s.  A.  1.  Rud.  Schulze, Quaestiones  Hermesia- 
nacteae,  Leipz.  1868.  8.  Rohde  S.  74—82.  Couat  S.  80—99.  —  „Zu  den 
bisher  gesammelten  Fragmenten  kommt  noch  hinza  Et.  M.  p.  169,  63. 
Bevdog*  w6Xig  xal  yvvcct%bg  [{idtiov  «oXvrelig,  naga  ^EQiirjatävaxxi  de  %al 
ayocX(ia*^.   (Knaack). 

62)  Ath.  XIII.  697  a.    Vgl.  Paus.  I,  9,  8.  VIII,  12,  1  u.  A.  63. 

68)  Schol.  Nirand.  Ther.  3  (vor  der  Bemerkung,  Nikandros  habe  in 
seiner  Schrift  über  die  Dichter  aus  Kolophon  auch  des  H.  als  eines  Aelteren 
denn  er  selbst  gedacht):  ö  *EQfir}aiava^  [ovrop]  <pÖ.og  tm  ^tXijta  xckI  yvtoQi' 
ftog  7}v,    Vgl.  A.  69. 

64)  Schulze  S.  12  meint,  um  326,  Couat  S.  36 ff.  67  gar,  von  der 
(s.  A.  8)  bodenlosen  (freilich  nicht  von  ihm  zuerst  aufgestellten)  Voraus- 
setzung aus,  Philetas  sei  nie  wieder  von  Alexandreia  nach  Kos  zurück- 
gekehrt, 380—326.  Schulze  beruft  sich  darauf,  dass  H.  nicht  bloss  als 
Schüler,  sondern  auch  als  Freund  des  Philetas  bezeichnet  werde  (s.  A.  63); 
viel  Gewicht  aber  möchte  darauf  nicht  zu  legen  sein.  Eher  darf  man 
darauf  fussen,  dass  die  Vollendung  seines  Hauptwerks  schon  vor  281  zu 
fallen  scheint  (s.  A.  66).  Seine  Verehrung  der  Lyde  des  Antimachos  zeigt, 
dass  damab  das  richtigere  ürtheil  des  Kallimachos  (Fr.  74^,  s.  C.  3.  A.  16), 
wenn  ja  überhaupt  schon  ausgesprochen,  wenigstens  in  lonien  noch  nicht 
durchgedrungen  war.  Unsicher  bleibt  die  ganze  Berechnuug  sehr,  und  für 
jünger  müsste  man  den  H.  halten,  wenn  er  wirklich  mit  Ageanax  (Theokr. 
Id.  VII,  52  ff.),  dem  Geliebten  des  Lykidas  (Dosiadas?),  dieselbe  Person  wäre, 
wie  Häberliu  S.  62  f.  meint.     Allein  alle  diese  geistreichen   Deuteleien 


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Hermesianaz  aus  Kolophon.  185 

welche  Leoution  nach  seiner  gleichnamigen  Geliebten  betitelt 
waren  ^*),  und  in  welchen  er  dieser  allerlei  Liebesgeschichten 
erzahlte  ^^.  Hierbei  ist  das  Vorbild  der  Lyde  des  Antimachos 
unverkennbar^  und  es  hatte  diese  Einkleidung  jenem  Mädchen 
statt  von  seiner  eignen  Liebe  vielmehr  von  der  aller  möglichen 
ajideren  Personen  zu  reden  entschieden  etwas  Gemachtes  ^^.  Im 
ersten  Buch  berichtete  er  von  der  Liebe  des  Polyphemos  zur 
Galateia^),  im  zweiten  von  der  des  Arkeophon  in  Kypros  zur 
Arsinoe,  der  Tochter  des  Königs  Nikokreon^®),  und  wie  diese,  so 
handeln  auch  die  anderen  uns  bekannten  Geschichten,  von  denen 
nicht  angegeben  ist,  aus  welchem  Buche  dieser  Dichtung  sie 
stammen^  die  von  Menalkas  und  Euippe  auf  Euboea^),  von  Leu- 


Hab  erlin  b  sind  gleich  den  früheren  Bergks  Opasc.  II.  S.  241.  A.  6 
(welcher  sprachlich  näher  liegend,  aber  chronologisch  unmöglich  jenen 
Ageanaz  vielmehr  auf  Hegesianaz  deutete)  mit  wenigen  Ausnahmen  (s. 
A.  73)  theils  falsch,  theils  blosse  lusus  ingeni,  auf  welche  Nichts  zu 
geben  ist,  s.  Knaack  a.  a.  0.  Sp.  615  f.  Hiller  a.  a.  0.  S.  186.  187.  188. 
189  (wo  sehr  richtig  bemerkt  wird,  daes  zur  Annahme  fingirter  Namen  nur 
im  mittleren  Theil,  wo  die  bukolische  Maskerade  herrscht,  13—180  eine  Be- 
rechtigung vorliegt,  nicht  in  den  Anfangs-  und  Schlussversen).  190  f.  Vgl. 
auch  Crusius  L.  Centrlbl.  1881.  Sp.  1380. 
65)  Hauptstelle  Ath.  a.  a.  0. 

56)  Bohde  S.  77.  A.  1:  „Dass  H.  seine  Erzählungen  direct  an  Leon- 
tium  richtet,  zeigen  in  dem  grossen  Fragmente  des  dritten  Buchs  V.  49. 
yiyvmaxsigf  75.  ola^a,  73.  yiyvt6a%8i>s  dtovaa^^. 

57)  Wie  Couat  S.  81  richtig  urtheilt,  welcher  denn  aach  vielleicht 
mit  Recht  vermuthet,  dass  Lyde  und  Leontion  nur  erdichtete  Personen 
seien.  Auf  alle  Fälle  bedarf  es  jetzt  keines  Redens  mehr  darüber,  dass 
Leontion,  die  Geliebte  des  H.,  und  Leontion,  die  Freundin  des  Epikuros 
(s.  G.  2.  A.  411.435.471),  Nichts  weiter  mit  einander  gemein  haben  als  den 
Namen.  Ueber  den  engen  Anschluss  des  H.  und  des  Phanokles  an  Mim- 
nermos  s.  Kaibel  Sententiarum  lib.  IV.,  Herrn.  XXH.  1887.  S.  510;  dass 
jedoch  dessen  Nanno  schon  ähnlich  componirt  war  wie  Leontion,  glaube  ich 
ihm  nicht. 

58)  Fr.  1  b.  Herodian.  de  solit.  dict.  I,  16.  p.  922,  19  ff.  Lentz,  s. 
Bach  S.  95 f.  Holland  De  Polyphemo  et  Galatea,  Leipz.  Stud.  VU.  1884. 
S.  189—312. 

59)  Fr.  4  b.  Antonin.  Lib.  Met^m.  89  (laut  der  Beischrift,-  s.  A.  118). 
Diese  Geschichte  spielt  in  der  jüngsten  Vergangenheit.  Denn  Nikrokeon 
ist  der  312  von  Ptolemaeos  zum  Strategen  eingesetzte  Fflrst  von  Salamis, 
Diod.  XIX,  79.    (Rohde  S.  79). 

60)  Fr.  3  =»  Argum.  Theoer.  Id.  XIX,  wo  man  früher  sinnlos  KvQrjvaiag 
schrieb,  während  im  Ambros.  k  xgripaiag  steht,  wobei  man  aber  nicht  mit 
Bohde  S.  78.  A.  1,  auf  welchen  im  üebrigen  zu  verweisen  ist,  an  eine 


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186   Viertes  Capitel.   Elegie  u.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Figurengedichte. 

kippos  und  seiner  Schwester ^^),  von  Nanis  und  Kyros^^),  sämmt- 
lich  von  irgendwie  unglücklicher,  sei  es  nun  verschmähter  oder 
verbrecherischer  Liebe.  Aus  dem  dritten  Buch  ist  ein  grosseres 
Stück  von  98  Versen  erhalten ^^),  in  denen  eine  lange  Reihe  von 
Poeten  und  Philosophen  abgehandelt  wird,  welche  von  der  Gewalt 
der  Liebe  bezwungen  wurden.  Hier  war  also  die  Composition  eiue 
wesentlich  andere,  die  nicht  mit  Unrecht  geradezu  als  pueril  be- 
zeichnet worden  ist  ^).  Dabei  geht  der  Dichter  mit  grosser  phan- 
tastischer Willkür  zu  Werke  und  bindet  sich  wenig  an  die  ge- 
schichtliche Wahrheit,  und  trotz  alles  Duftes  der  Sprache  ist  die 
Ausführung  trocken,  breit  und  ^müdend.  Er  beginnt  mit  Orpheus 
und  schliesst  mit  Philetas.  Man  darf  wohl  mit  einiger  Wahrschein- 
lichkeit annehmen,  dass  der  Ort,  in  welchem  er  dies  dichtete, 
und  welchen  er  selbst  hier  (V.  72)  „diese  Stadt^  nennt,  seine 
Heimat  Kolophon  war,  und  dann  ist  dies  dritte  Buch  der  Leon- 
tion  noch  vor  der  Zerstörung  derselben  durch  Lysimachos,  d.  h. 
mindestens   noch   vor   281   entstandene^).     Ob  die  Elegie e®)  auf 


Qnellnymphe  zu  denken  haben,  sondern  was  mit  v.  Wilamowitz  Herrn. 
XIY.  S.  162  in  Krivaiag  zu  verbessern  sein  wird. 

61)  Fr.  5  =  Parthen.  6. 

62)  Fr.  U  =.  Parthen.  22.  Vgl.  Rohde  S.  82.  A.  2:  „Sicher  aus  der 
Leontion  und  nicht,  wie  Bach  S.  104**  (nach  dem  Vorgang  von  Ruhnken) 
„meint,  aus  den  übrigens**  (s.  A.  69)  „mehr  als  problematischen  fltQetnoi 
des  H.»*     S.  A.  69. 

68)  Fr.  6  b.  Ath.  XIII.  697  b  ff.  —  Ausgaben  von  Ruhnken  Epist.  crit. 
II.  1782.  Opusc.  II.  Leid.  1823.  8.,  Ilgen  Leontii  fragmentum  1797.  Opusc.  I. 
(Animadversiones  criticae  in  fragmentum  Hermesianactis,  Leipz.  1790.  4), 
Rigler  und  Axt  mit  lat  Uebers.,  Cöln  1828.  12.,  G.  Hermann  Hermesia- 
nactis Elegi,  Leipz.  1828.  4.  Opusc.  IV.  S.  239—262,  Bergk  Commentatio 
de  Hermesianactis  elegia,  Marburg  1844.  4.  Opusc.  U.  S.  158—182  nebst 
S.  182—184,  Lysander,  Lund  1849.  8.  ■—  Einzehie  Stellen  besprechen 
M.  Haupt  Ueber  eine  Stelle  des  Callimachus  und  eine  des  Hermesianax, 
Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  W.  1849.  8.  39—49.  Opusc.  L  S.  262-262  und 
Schubart  De  Hermesianactis  elegis,  Plauen  1858.  4. 

64)  Couat  S.  91. 

65)  Jedenfalls  wohl  nach  dem  Tode  des  Philetas,  s.  A.  14.  Zum  Aller- 
mindesten  konnte,  wie  Bach  S.  91  bemerkt,  von  einer  demselben  durch 
seine  Mitbürger  errichteten  Bildsäule  doch  nicht  eher  die  Bede  sein,  als 
bevor  derselbe  ein  hochberühmter  Mann  war.  Damit  ist  aber  die  ein  aller- 
dings viel  zu  weit  gehendes  argumentum  e  silentio  enthaltende  Schluss- 
folgerung, H.  habe  bei  der  Zerstörung  von  Kolophon  durch  Lysimachos 
nicht  mehr  gelebt,  bei  Paus.  I,  9,  7  (8).  ovx  ht,  ifiol  ^oxsCv,  nsQi^v 
ndvtcag  yceg  nov  %al  avzog  av  inl  äXovarj   KoXoq)(5vM  (odvQato  (vgl.  auch 


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Alexandros  der  Aetoler.  187 

den  Kentauren  Eurytion,  welcher  nach  der  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  hier  zu  Grunde  liegenden  Sage  den  Dexamenos  zwingen 
wollte  dessen  Tochter  mit  ihm  zu  Termählen^  aber  von  dessen 
zu  Hülfe  gerufenem  Gastfreund  Herakles  erschlagen  wurde ®^,  ein 
Theil  dieses  Gedichtes  war,  steht  dahin  ^).  Nicht  erotisch  ist 
was  uns  über  Attes  aus  den  Elegien  des  Hermesianax  berichtet 
wird^). 

Alexandros^^),  Sohn  des  Satyros  und  der  Stratokleia,  aus 
Pleuron  in  Aetolien^^),  daher  gewöhnlich  der  Aetoler  genannt'*), 
scheint  zugleich  mit  Theokritos  in  Eos  dem  dortigen  Bukoliker- 
yereine  angehört  zu  haben  und  in  demselben  vermuthlich  mit 
Beziehung  auf  den  Namen  seines  Vaters'')  Tityros  genannt 
worden  zu  sein'*),  so  dass  er  also  wohl  mit  Thepkritos  in  un- 


C.  5.  A.  86),  keineswegs  widerlegt.  Denn  Rohde  S.  76  ff.  Anm.  hat  ge- 
zeigt, dass  das  Ereigniss  keineswegs  schon,  wie  man  früher  glaubte,  802 
Statt  £and,  sondern  jedenfalls  nicht  vor  800  oder  299,  wahrscheinlich  aber 
erst  zwischen  287  nnd  281  in  den  letzten  Zeiten  des  Lysimachos. 

66)  Oder  vielmehr,  wenn  der  Ansdruck  bei  Paus.  VII,  18,  1  (==»  Fr.  10), 
was  ich  selgr  bezweifle,  genau  ist,  das  elegische  Distichon  {iXsysCov). 
„Pansanias  schöpft  hier  und  yielleicht  auch  Yll,  17,  5,  9  ff.  (s.  A.  69)  aus 
einem  Handbuch,  s.  Kalkmann  Paus,  der  Perieget  S.  203.  260".  (Enaack). 

67)  Apollod.  II,  6,  6. 

68)  S.  Bach  8.  101  ff. 

69)  Paus.  VII,  17,  5,  9  ff.  (=•  Fr.  7).  —  Höchst  auffällig  ist  die  Nach- 
richt Schol.  Nioand.  a.  a.  0.  nach  den  A.  63  angef.  Worten:  rovto}  ds  rä 
IIeQai%a  yiy^aitxm  xal  xä  elg  Asovtiov  xr\v  igofiivriv.  Denn  was  soll  man 
sich  unter  den  TIsgaiTia  denken?  Es  liegt  hier  wohl  irgend  ein  Irrthum 
vor.    Vgl.  A.  62. 

70)  Gapellmann  Alexandri  Aetoli  fragmenta,  Bonn  1880.  8.  (Steht 
mir  nicht  zu  Gebote).  Osann  Alexander  Aetolos,  Beitrr.  zur  gr.  u.  r. 
L.-G.  1.  S.  298—801.  Bach  Alexander  Aetolus,  Ztschr.  f.  d.  Alterth.  1887. 
S.  337  —  346.  Meineke  Analecta  Alexandrina  S.  213  —  261.  Gouat 
S.  106-110. 

71)  Said.  'AXil  Air, 

72)  Z.  B.  Vit  Arat.  L  p.  54,  54  f.  IL  p.  66,  6.  III.  p.  68,  17.  IV.  p.  60,  6. 
Suid.  "AQucxog. 

78)  So  Häberlin  S.  61. 

74)  So  Meineke  zu  Theokr.  Id.  VII,  72,  wo  Lykidas  sagt  (V.  71-89), 
er  werde  am  Tage  der  glücklichen  Ankunft  seines  geliebten  Ageanax  in 
Mytilene  sich  ein  Stück  Torflöten  lassen  von  zwei  Hirten,  einem  Achamer 
nnd  einem  Ljkopiten,  Tityros  aber  (der  uns  auch  Id.  III,  2  ff  begegnet) 
solle  ihm  (dazu)  singen  zuerst  von  der  unglücklichen  Liebe  des  Daphnis 
zur  Xenea,  dann  von  jenem  bienengenährten  Hirten,  welcher  hernach  83  ff. 
als  Komatas  aposlarophirt  wird.    Dass  dies  eine  Anspielung  auf  zwei  bei 


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188   Viertes  Capitel.   Elegie  u.  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Figorengedichte. 

gefahr  gleichem  Alter  war  und  mithin  etwa  um  315  geboren 
ward.  Jedenfalls  wohl  sehr  bald  nach  dem  Begierungsantritte 
des  Philadelphos  (285  oder  doch  283)  begegnen  wir  ihm  dann 
wieder  als  einem  der  drei  obersten  Beamten  bei  der  neugegrün- 
deten grossen  alexandrinischen  Bibliothek  ^  an  welcher  ihm  die 
Anordnung  der  tragischen  Dichtwerke  übertragen  war'*),  und 
später  276  als  einem  der  Dichter^  welche  Antigonos  Gouatas 
an  seinen  Hof  zog'*).  Sein  weiteres  Leben  ist  unbekannt'*^). 
Er  war  ein  ungewöhnlich  vielseitiger  Dichter.  Als  Tragiker 
ward  er  zu  der  sogenannten  Pleias  gerechnet ''),  wir  kennen  aber 
nur  ein  einziges  von  seinen  Stücken,  sei  es  eine  Tragödie,  sei  es 
ein  Satyrdrama'®),  die  Würfelspieler  (JötQayahötaC).  Ob  er 
wirklich  auch  Oavvoiisva  dichtete,  steht  nicht  ganz  ausser 
Zweifel'^.     Sicher   aber   ist,   dass   er  auch  im  eigentlichen  er- 


der Entstehungszeit  dieses  Idylls  wirklicb  yorhandene  Dichtungen  des  hinter 
Tityros  steckenden  Poeten  ist,  liegt  vor  Angen,  Alexandres  aber  hatte  einen 
Daphnis  gedichtet,  s.  A  90.  Gegen  die  schwerlich  richtigen  Schlüsse  jedoch, 
welche  Wilamowitz  De  Lycoph.  Alex.  S.  13.  Anm.  aus  der  Art  zieht,  wie 
hier  von  dem  zweiten  dieser  Qediehte  (dem  über  Eomatas)  78—89  gehandelt 
wird,  und  die  ganz  bodenlosen  Hypothesen,  welche  Häb erlin  S.  57  ff.  (mit 
der  falschen  Behauptung,  dass  Tityros  selbst  als  Lykopit  bezeichnet  werde) 
an  dieselben  angeknüpft  hat,  s.  die'guten  Bemerkungen  Yon  Hiller  a.  a.  0. 
S.  190  f.  Vgl.  auch  Knaack  Woch.  f.  kl.  Ph.  IV,  Sp.  406  f.  und  Joh. 
Schmidt  Zu  Theokrit,  Rhein.  Mus.  XLV.  1890.  S.  148  f.,  welcher  nach- 
weist, dass  Theokritos  hier  eine  andere  Form  der  Eomatasfabel  im  Auge 
hat  als  die  bei  Lykos  von  Rhegion  Fr.  6  b.  Sohol.  z.  78. 

76)  Tzetz.  Proleg.  in  Aristoph.  b.  Ritschi  Opuso.  I.  S.  124.  199  f.  206. 
Vgl.  C.  12.  A.  88.  40. 

76)  V.  Ar.  in  a.  a.  0.  «=  Ar.  gen.  Z.  23  ff.  Breys.,  vgl.  die  anderen 
A.  72  angef.  Stellen  und  G.  1.  A.  18.  0.  2.  A.  616.  Aus  dem  dort  Ent- 
wickelten ergiebt  sich  die  Unhaltbarkeit  der  umgekehrten  Annahme  yon 
Gouat  S.  106,  nach  welcher  A.  vielmehr  erst  von  Makedonien  nach  Ale- 
xandreia  gekommen  wäre  und  seine  Thätigkeit  an  der  dortigen  Bibliothek 
in  Gremeinschaft  mit  Zenodotos  und  Lykophron  also  erst  nach  276  be- 
gonnen hätte. 

76»»)  Vgl.  G.  6.  A.  8. 

77)  S.  G.  9.  A.  6.    Vgl.  Polem.  Fr.  46  b.  Ath.  XV.  699  b.    %  b  xQayqi- 

78)  Für  die  letztere  Annahme  entscheidet  sich  Sehen  kl  Die  Astra- 
galistai  des  Alexandres  Aitolos,  Wiener  Stud.  X.  1888.  S.  327  f.  wegen  des 
naQ*  'Od-ifvapet  t^  ygafifumot^  in  dem  einzigen  (die  Jugendgeschichte  des 
Patroklos  anlangenden)  Gitat  Schol.  ABT  11.  7,  86. 

79)  Sex.  Math.  VIII,  204  führt  ihn  als  Dichter  dieser  Art  neben  Aratos 
auf.    Aber  hier  liegt  die  Möglichkeit  eines  Versehens  nahe,  da  es  minde- 


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Alexandros  der  Aetoler.  189 

zählenden  Epos  thätig  war,  wenn  auch  von  den  zwei  uns  ge- 
nannten Epen  unter  seinem  Namen  das  eine,  wenn  es  überhaupt 
ein  solches  war^  Erika,  vielleicht  nicht  wirklich  von  ihm  her- 
rührte®*^); das  andere,  der  Fischer  ('j4Xuvg)  behandelte  den 
Mythos  des  Meergottes  Glaukos®^),  Nicht  minder  verfasste  er 
kinädologische  Dichtungen®^).  Eine  merkwürdige  Neuerung 
in  einem  selbständigen  und  dabei  nicht  für  den  Gesang  be- 
stimmten Gedicht  war  seine  Zusammensetzung  eines  solchen  aus 
anapästischen  Tetrametern,  aus  welchem  uns  einige  den  Euripides 
betreffende  Verse  erhalten  sind®^).  Von  den  Epigrammen  des 
Alexandros,  deren  mehrere  Meleagros®^)  seiner  Sammlung  ein- 
verleibte, sind  uns  noch  zwei  geblieben,  von  denen  das  eine  sich 
auf  Alkman  bezieht®^).  Die  längsten  Bruchstücke  haben  wir 
aus  seinen  elegischen  Dichtungen,  nämlich  den  Musen  und 
Apollon.  Die  Musen  bezogen  sich  wiederum  auf  seine  Dichter- 
studien, indem  sie  das  Lob  verschiedener  Poeten  enthielten:  die 
uns  erhaltenen  Bruchstücke®*)  handeln   von  Timotheos  von  Mi- 

stens  noch  einen  solchen  Dichter  dieses  Namens  gab,  vielleicht  zwei,  A. 
von  Ephesos  (s.  C.  10.  A  188  ff.)  nnd  von  Lykaea,  V.  Ar.  II.  p.  67,  29  f., 
welcher  letztere  jedoch  möglicherweise  vielmehr  in  Prosa  geschrieben  haben 
kann.  S.  indessen  C.  10.  A.  185.  Jedenfalls  ist  eine  solche  Yerwechselnng 
wirklich  begangen  von  Tbeon  aus  Smyma  p.  138  ff.  Hill.,  welcher  26  Verse 
angeblich  aus  den  ^aivoiiava  des  Aetolers  anführt,  die  vielmehr,  wie 
Näke  Opnsc.  I.  S.  11  ff.  nachwies,  zweifellos  (s.  Herakl.  Alleg.  Hom.  12)  aus 
denen  des  Ephesers  sind.  S.  C.  10.  A.  142  nnd  vgl  Meineke  a.  a.  0. 
S.  241  ff.  871  ff. 

80)  Ath.  VII.  283  a.  iv  KqC%^  {KCq%^  Schweighäuser),  d  yviqaiov 
to  noLT)iiätiov:  es  folgen  2  Hexameter. 

81)  Ath.  VII.  296  e,  vgl.  XIV.  679  a. 

82)  Strab.  XIV.  648.    Ath.  XIV.  620  e,  s.  C.  7.  A.  1. 

83)  Gell.  XV,  20,  8.  Ein  Stück  des  ersten  dieser  drei  Verse  wird  etwas 
abgeändert  fälschlich  dem  Aristophanes  beigelegt  in  der  Vit.  Earip.  p.  137, 
86  f.  vgl.  140,  28  West.  —  „Dazu  kommt  eine  Notiz  über  die  Matter  des 
Euripides  b.  Schol.  Aristoph.  Ean.  840,  s.  Bitschi  Opnsc.  I.  S.  17.  Wila- 
mowitz  AnaL  Eurip.  S.  163.  A.  3".   (Knaack). 

84)  Wie  er  selbst  sagt  Carm.  I  (Anth.  PaL  IV,  1),  39. 

85)  Anth.  Pal.  VII,  709,  wo  es  freilich  nur  mit  dem  Namen  des  Alexan- 
dros ohne  Beisatz  bezeichnet  ist;  auch  b.  Flui  de  exil.  2.  599  e,  aber  ohne 
Nennung  des  Verfassers.  Das  zweite  findet  sich  in  der  Anth.  Plan.  -»  Anth. 
Pal.  App.  (XVI),  172.  Ein  drittes,  Anth.  Pal.  VI,  182,  einem  ganz  unbekannten 
A.  von  Magnesia  zugeschriebenes  haben  wir  desshalb  noch  kein  Recht  dem 
Aetoler  beizulegeo.    üeber  Anth.  PaL  VII,  507  s.  Bergk  zu  Simon.  Fr.  124. 

86)  Bei  Macrob.  Sat.  V,  22,  4  f.  u.  Polem.  Fr.  45  b.  Ath.  XIV.  699  c. 
Vgl.  C.  22.  A.  175. 


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190    Viertefl  Capitel.   Elegie  u.  venn.  DichtungeD,  bes.  die  Figurengedichte. 

letos  und  den  Parodiendichtern  Boeotos  und  Euboeos.  Vom  Apol- 
lon  haben  wir«  ein  längeres  zusammenhängendes  Bruchstück ^^ 
von  34  „höchst  nüchternen"*^)  und  in  das  Innere  des  Seelen- 
lebens und  der  Leidenschaft  nicht  im  Mindesten  eingehenden*^) 
Versen^  nach  denen  zu  schliessen  der  Gott  in  diesem  Gedicht  die 
unglücklichen  Schicksale  übermässig  Liebender  weissagte.  In 
welcher  metrischen  und  poetischen  Form  Alexandros  die  Daphnis- 
sage  behandelt  hatte ^),  erfahren  wir  nicht,  und  seine  etwaigen 
grammatischen  Leistungen ^^)  sind  uns  yöllig  unbekannt ^^^). 

Phanokles^),  allem  Anschein  nach  gleichfalls  der  älteren^ 
ja  der  ältesten  Alexandrinerzeit  angehörig ^^),  dichtete  erotische 

87)  Bei  Parthen.  14.    Vgl.  M.  Haupt  Opusc.  II.  S.  96—99. 

88)  Bernhardy  Gr.  L.-G.  H»,  1.  S.  563. 

89)  Couat  S.  107. 

90)  Nach  seiner  Darstellung  war  Daphnis  Lehrer  des  Marsyas  im  Flöten- 
spiel, Argum.  Theoer.  Id.  VIII.  Schol.  Ambros.  ebend.  VIII,  1.  Betracht- 
lich mehr  erhellt  aus  Theokritos  selbst  VII,  72—77,  wenn  anders  dort 
Tityros  wirklich  Alexandres  ist  Das  zweite  Gedicht,  auf  welches  dort 
78—79  angespielt  wird,  über  Komatas  kann  wohl  kaum  etwas  Anderes  ge- 
wesen sein  als  ein  kleines  idyllisches  Epos,  und  man  darf  dies  wohl  analog 
auch  auf  jenes  erste  über  Daphnis  und  Xenea  übertragen,  TOn  welchem  es 
aus  den  Worten  des  Theokritos  an  sich  nicht  deutlich  hervorgeht,  welcher 
poetischen  Gattung  oder  Spielart  es  angehört.    8.  A.  74. 

91)  ygecfifiarixog  heisst  er  bei  Suid. 
91^)  S.  über  A.  noch  C.  6.  A.  14. 

92)  Fragms.  Ton  Bach,  s.  A.  1.  Preller  Phanokles  und  die  Mytho- 
logie der  Enabenliebe,  Rhein.  Mus.  N.  F.  IV.  1845.  8.  399—405.  Ausgew. 
Aufs.  8.  871—876.  Art.  Phanokles  in  der  Enc.  v.  Ersch  u.  Gruber.  Couat 
S.  99—105. 

93)  Dass  er  wenigstens  aus  der  Blütezeit  alexandrinischer  Poesie  ist, 
dafür  zeugt  die  grosse  Reinheit  des  8tils.  Aber  y.  Leutsch  Wann  lebte 
Phanokles?  Phiiologus  XIL  1857.  8.  66  vermuthet  bestimmter  schon  aus 
der  grossen  Aehnliohkeit  in  der  Wahl  und  Behandlung  des  Stoffes  mit 
Hermesianax  und  Alexandres,  dass  er  ein  Zeitgenosse  beider  und  älter  als 
Eallimachos  gewesen  sei.  Vor  Allem  aber  macht  derselbe  mit  Recht 
geltend,  dass  die  zuvor  nur  b.  Hippon.  Fr.  42  nachweisliche,  im  Hexa- 
meter aber  beispiellose  Verlängerung  der  drittletzten  8ilbe  in  SQrjiniog 
bei  Phan.  Fr.  1,  1  und  Apoll.  Rhod.  IV,  905  sicher  auf  Nachahmung 
des  Einen  durch  den  Anderen,  und  zwar  genauer  des  Ersteren  durch  den 
Letzteren  hinweist,  theils  weil  sich  ein  Elegiker  schon  eher  diese  Freiheit 
nehmen  konnte,  theils  wegen  der  yielen  Nachahmungen  älterer  alexan- 
drinischer Dichter  gerade  bei  Apollonios,  s.  C.  14.  A.  66.  „Dazu  kommt 
aber  noch  (nach  einer  Bemerkung  von  Wilamowitz)  der  am  Meisten  ent- 
scheidende Umstand,  dass  der  Versschluss  bei  Ph.  bedeutsam,  bei  Apollo- 
nios müBsig  ist".    (Knaack). 


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Phanokles.  Parthenios  von  Nikaea.    .  191 

Elegien  imter  dem  Titel^EgcorBg  ^  xaXoij  welche,  so  zu  sagen, 
die  Geschichte  der  Knabenliebe  Ton  den  ältesten  Zeiten  her  ent- 
hielten, jedoch,  wie  die  Bruchstücke  sn  beweisen  scheinen,  um 
Ton  ihr  abzumahnen,  indem  sich  stets  ein  unglücktieber  Ausgang 
herausstellt.  Ein  längeres  Fragment  Ton  28  Versen  handelt  in 
dieser  Hinsicht  von  Orpheus^).  Im  Anklang  an  die  sogenannten 
hesiodischen  Eöen  beginnen  diese  mythischen  Register  bei  Pha- 
nokles immer  mit  r}  6g^^), 

Erst  am  Ausgange  des  hellenistischen  Zeitraums  begegnet 
uns,  wie  schon  gesagt  ^^^),  noch  wieder  ein  namhafter  und  frucht- 
barer Elegiendichter: 

Parthenios*^,  Sohn  des  Herakleides  und  der  Eudora®''), 
von  Nikaea^®).  Er  kam  in  Folge  der  Eroberung  seiner  Vaterstadt 
73  nach  Rom  als  Kriegsgefangener^*).     Hierauf  frei  gelassen*^). 


94)  Fr.  1  b.  Stob.  Flor.  LXIV,  14.  ßohde  S.  88 f.  hebt  hervor,  dass 
diese  Erzählangen  des  Ph.  eotschieden  einen  „ätiologischen*'  Charakter 
hatten  wie  bei  Kallimachos  (s.  C.  13.  Anm.  82  ff.),  wie  z.  B.  diese  über 
Orpheus  die  Sitte  des  Tätowirens  bei  den  thrakischen  Weibern  motivirte, 
dass  aber  ein  solcher  Charakter  anch  gerade  den  Ortslegenden  von  Natnr 
vielfach  innewohnt,  so  namentlich  auch  den  Yerwandlnngssagen. 

95)  Fr.  1.  3.  Ueberhaupt  sind  aber  von  den  6  Brnchstücken  nur  3 
wörtlich.  „Uebrigens  geht  ein  Theil  der  Fragmente  auf  Didymos  zurück, 
ein  anderer  ist  durch  mythographische  Handbücher  erhalten.  Die  auffallende 
Benutzung  durch  Ovidius  Met.  II,  367  —  380  erklärt  sich  aus  letzteren  (s. 
Enaack  Quaestiones  Phaethonteae  S.  63;  67).  Dasselbe  lässt  sich  für  die 
Orpheussage  bei  Ovid.  Met.  X,  83  ff.  «=  Hygin.  Astron.  II,  7  z.  E.  nach- 
weisen".   (Knaack.) 

96^)  C.  8.  S.  170. 

96)  Meineke  Anal.  Alex.  S.  253—838. 

97)  Suid.  Jlaeö".,  welcher  hinzufügt,  dass  Hermippos  (der  Jüngere)  die 
Mutter  Tetha  genannt  habe.  Dass  aber  auf  die  Schrift  dieses  Hermippos 
von  Berytos  (unter  Hadrianus)  nsgl  t£v  iv  naiSs^a  dt.ecnQBfpdvT(ov  dovXoDv 
im  Wesentlichen  überhaupt  dieser  ganze  Artikel  des  Suid.  und  alle  ähn- 
lichen zurückgehen,  hat  C.  Wachsmuth  De  fontibus,  ex  quibus  Suid.  .  .  . 
hauserit,  Symb.  phil.  Bonn.  S.  140—143  gezeigt. 

98)  Steph.  V.  Byz.  NinaCa,  Suid.  a.  a.  0.,  welcher  beifügt:  „oder  Myr- 
leia",  wozu  auch  die  Inschrift  des  Hadrianus  auf  das  erneuerte  Grabmal 
einer  der  von  P.  durch  ein  'EninridBiov  geehrten  Personen  (Arete?  s.  A.  103) 
C.  I.  G.  IV,  6867  stimmt:  V.  2  xhv  'Ac%avlri  y^^vaxo  Uoc^hiov^  V.  12 
(Jicxhvy  'Anaiisirjg,  d.  h.  also:  er  war  in  Nikaea  geboren,  aber  Bürger  von 
Myrleia,  denn  Myrleia  hiess  später  Apameia  (Suid.  UoytXrjmcidrig).  S.  darüber 
Kaibel  Parthenianum,  Herrn.  XI.  1876.  S.  370-373. 

99)  In  diesem  Jahre  nämlich  ward  Nikaea  von  Barba,  dem  Legaten  des 
LucuUus,  erobert,  und  in  dasselbe  Jahr  fällt  auch  die  Eroberung  von  Myr- 


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192    Viertes  Capitel.   Elegie  n,  verm.  Dichtungen,  bes.  die  Fignrengedichte. 

verkehrte  er  namentlich  mit  Cornelius  GalluS;  für  welchen  er  nach 
Auszügen,  welche  er  zunächst  für  sich  selbst  gemacht  hatte, 
seine  noch  erhaltenen  Liebesgeschichten  verfasste*^').  Er  dichtete 
in  verschiedenen  Versmassen,  namentlich  aber  Elegien ^*^),  unter 
ihnen  zum  Theil  Trauergedichte  (imxijdELa)  auf  den  Tod  ge- 
liebter Personen '^^).     Elegisch  war  auch  die  nach  seinem  Zeit- 

leia  (Apameia)  durch  Valerius  Triarius,  gleichfaUs  einen  Legaten  des  Lu- 
cullus,  8.  Appian.  Bell.  Mithr.  77.  Hiernach  verwirft  Meineke  S.  256  f. 
die  Nachricht  bei  Suid.  ovtog  iXrjtp^  vno  Klvva  Xatpv^ovy  otb  Mt^Qiddrriv 
*Pmiiaioi  ^azenoXiiiTjaccvy  so  ^ weit  sie  den  Cinna  betrifft,  da  Cornelius  Cinna 
schon  84  getödtet  war  (Vellei.  II,  24).  Allein  es  ist  sehr  wohl  möglich, 
wie  A.  Eiessling  De  C.  Helvio  Cinna  poeta,  Comm.  in  hon.  Th.  Mommseni 
(1877).  S.  861  f.  vermuthet,  dass  hier  nicht  der  Feldherr,  welcher  den  P. 
gefangen  nahm,  zu  verstehen  ist,  sondern  derjenige  Römer,  welcher  ihn 
kaufte  und  dann  freiliess,  und  dass  dies  Helvius  Cinna,  der  Vater  des 
Dichters  C.  Helvius  Cinna,  war,  mithin  das  griechische  Original  zu  der 
Zmyma  dieses  römischen  Poeten  bei  P.  (vgl.  Fr.  XXVI.  XXVII.  XXXVII), 
sei  es  in  dessen  Aphrodite  oder  in  dessen  Metamorphosen,  und  ebenso  das 
zu  dem  Propempticon  PoUionis  von  jenem  in  dem  nQonsfiminov  von  diesem 
(s.  A.  110)  zu  suchen  ist.  Chronologisch  unmöglich  ist  die  weitere  Angabe 
bei  Suid.  ißüa  fiizgi  TißsQiov  tov  KaüiaQog,  Wie  sie  entstand,  erhellt 
aus  A.  111,  und  vielleicht  mag  Tiberius  in  seiner  Jugend  noch  wirklich  mit 
P.  verkehrt  haben.    S.  Meineke  S.  267. 

100)  Suid.  dtpel^fi  did  zriv  naidsvüiv, 

101)  Wie  aus  der  voraufgeschickten  Dedication  hervorgeht.  Bei  Macrob. 
Sai  V,  17,  18  las  man  ehemals:  quo  grammatico  in  Graeeis  Vergilius  usus 
est,  und  noch  Meineke  S.  267  f.  schloss  daraus,  dass  er  sich  um  64  (Donat. 
V.  Verg.  2)  in  Neapolis  aufgehalten  zu  haben  scheine.  Aber  diese  Worte 
sind  (was  auch  noch  Eiessling  nicht  beachtet)  ohne  handschriftliche  Be- 
glaubigung und  passen  nicht  in  den  Zusammenhang.  Dass  Vergilius  mit 
ihm  persönlich  bekannt  war,  ist  jedoch  auch  ohne  Zeugniss  sehr  wahr- 
scheinlich; dass  derselbe  einen  Vers  von  ihm  (Fr.  XXXIII)  in  Georg.  I,  487 
übertrug,  wird  ausdrücklich  berichtet,  Macrob.  a.  a.  0.  Qell.  XIII,  27,  1. 
„Aber  die  Notiz  von  J.  6.  Vossius  De  poet.  Gr.  S.  70  über  ein  von  ihm 
in  einem  Cod.  Ambros.  gefundenes  Scholion,  nach  welchem  das  Moretum 
Nachbildung  eines  entsprechenden  Gedichtes  von  P.  sein  soll,  ist  sehr 
verdächtig;  im  günstigsten  Falle  hat  ein  Gelehrter  der  Renaissancezeit  sich 
dies  avtoaxsdlaofuc  gestattet,  s.  0.  Ribbeck  Praef.  append.  Verg.  S.  14. 
Bährens  Poet.  Lat.  min.  II.  S.  178'*.   (Enaack). 

102)  Suid.  iUysionotog  xal  fiitQCOv  StatpoQmv  notrjn/ig. 

103)  So  auf  den  Tod  seiner  Frau  Arete,  aus  welchem  Gedicht  bei  Suid., 
wie  es  scheint,  fälschlich  zwei  geworden  sind:  iyQcnpa  9'  iXiys^ag^  'AtpqodC- 
Tijy,  'AQTitrig  iniKi^dstov  [trjg  yafistrig  'Agr^trig  iy%(6fiiov']  h  y'  pißlioig,  %ttl 
aXXa  noXXä,  und  dessen  richtiger  Titel  wohl  bloss  'Agr^xri  (Schol.  Find. 
Isthm.  II,  63)  war,  femer  auf  Auxithemis,  auf  die  Aroheiais,  auf 
Bias,  Fr.  I-IIL  V  f. 


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Parihenios  Ton  Nikaea.  193 

genossen,  dem  Poeten  Krinagoras,  benannte  Dichtung^^),  ferner 
Delos*^),  Aphrodite^^,  die  Leukadierinnen^^^  und  wahr- 
scheinlich auch  die  Metamorphosen*^),  episch,  wie  es  scheint, 
sein  Herakles*^);  über  andere  Titel "^)  lässt  sich  in  dieser  Hin- 
sicht nicht  entscheiden*").  Hinsichtlich  der  Weitschweifigkeit 
seiner  Schilderungen  wird  er  mit  Kallimachos  und  Euphorion 
zusammengestellt**^).  In  den  Bruchstücken  und  dem  erhaltenen 
Prosaschriftchen  zeigt  sich  bei  einer  im  Ganzen  einfachen  Aus- 
drucks- und  Darstellungsweise  doch  auch  ein  gewisses  Haschen 
nach  ungewöhnlichen  und  gesuchten  Worten  und  Wendungen**^). 


104)  Fr.  X.  106)  Fr.  VU-DL  106)  Fr.  IV.   S.  A.  103. 

107)  Fr.  XL 

108)  S.  A.  116.  Bichtdg  sagt  Snid.  NictaQ  Aagavdsvg  .  .  .  MetaiiOQ- 
qxocsig,  äcneg  %al  Ilaq^iviog  6  Nvna^vg^  dagegen  steht  wieder  TLaq^iviog 
Xiog  .  .  .  oitog  iy^afps  xal  %sqI  iiezafioQqxoasmv y  wo  jedoch  Bernhardy 
diese  schon  Yon  Fabricius  verdächtigten  Worte  in  eckige  Paren- 
thesen setzt. 

109)  Fr.  XIX— XXm.  Wenn  indessen  Fr.  XXV  gleichfalls  zu  diesem 
Gedicht  gehörte  (s.  Meineke  S.  278),  so  war  es  vielmehr  auch  elegisch. 

110)  Anthippe  (Fr.  XII  f.),  ElSoaXotpavrig  (Fr.  XIV),  Iphiklos 
(Fr.  XV),  IlQonsfixtiHOv  (Fr.  XVIII).  Das  älteste  Propemptikon,  so  viel 
wir  wissen,  ist  das  in  Theokr.  Id.  VII,  62—89.  Sehr  zweifelhaft  ist  nach 
A.  101  MvttonTog.  „Ein  nenes  Fragment  ist  hinzugekommen  ans  dem  Cod. 
Flor,  des  Etjm.  M.  (p.  462,  7  Gaisf.)  bei  Miller  Mälanges  S.  147:  ^Xahm 
To  fLmqaCvm  %al  rjXa^vovaa  naQa  Uccqd'Bvitp  (so  Gebet  für  ns^l  nag- 
^ivovy,    (Knaack). 

111)  Einen  grossen  Verehrer  fanden  Euphorion,  Bhianos  und  Parthe- 
nios  an  dem  Kaiser  Tiberins :  Suet.  Tib.  70.  fecü  et  Graeca  poemata  imüatus 
Euphorionem  et  Bhianum  et  Parthenium:  quibu8  poetis  admodum  delectatus 
scripta  eorum  et  imagines  puhlicis  hihUcihecis  inier  veter  es  et  praecipuos 
auctores  dedicavit:  et  oh  hoc  plerique  eruditorum  certaiim  ad  ewm  nmUa  de 
his  ediderunt.  Dass  später  Hadrianns  seiner  ganzen  Richtung  gemäss  gleich- 
falls von  diesem  Dichter  entzückt  war,  erhellt  aus  A.  98,  vgl.  Kaibel 
a.  a.  0.  S.  871.  Die  meisten  Anführungen  aus  P.  giebt  übrigens  Stephanos 
von  Byzanz. 

112)  Lukian.  de  scrib.  bist.  67.  sl  dl  IlecQ^iviog  rj  EvtpoQ^mv  ^  KaX- 
X^ficcxog  iXtys^  noootg  av  ohi  insai  ro  vd(OQ  oi%Qi  ngog  to  xstXog  ro'f  Tav- 
tdXov  liyccytv; 

113)  Ueber  den  Einfiuss  des  Kallimachos  auf  ihn  s.  ausser  Meineke 
zu  Fr.  XXIV.  XXXIL  XXXVU.  XUII  Dilthey  De  CaUim.  Cyd.  S.  23. 
Gewiss  hat  Dilthey  S.  23  f.  auch  darin  Recht,  dass  in  der  üeberschrift 
von  Anth.  Pal.  VII,  377  (vgl.  Meineke  S.  264)  P.  von  Phokaea  in  P.  von 
Kikaea  zu  ändern  und  kein  Anderer  also  als  letzterer  der  Elegiendichter  P. 
sei,  welchem  von  Erykios  in  diesem  Epigramm  seine  Schimpfreden  gegen 
Homeros  vorgeworfen  werden,  so  dass  er  sich  sogar  erdreistet  habe  Ilias 

SüsBMfHL,  grieoh.-alex.  Litt.-OMoh.  I.  13 


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194    Viertes  Capitel.  Elegie  u.  venu.  DichtnngeD,  bes.  die  Fignrengediehte. 

Viele  seltene  und  entlegene  Legenden  und  Sagen  wob  er  auch 
in  seine  Elegien  ein^^^).  Dass  sich  unter  den  in  seinen  Gedichten 
behandelten  Erzählungen  auch  Liebesgeschichten  befanden^  erhellt 
abgesehen  von  dem  Titel  Metamorphosen  auch  aus  einigen  Frag- 
menten"*).   Und  so  ist  denn  jene  uns"*)  erhaltene  kleine  Prosa- 


and  Odyssee  Koth  za  neuDen.  Denn,  wie  Enaaok  Analecta,  Herrn.  XXV. 
1890.  S.  88  f.  bemerkt,  dies  Epigramm  stammt  ans  dem  Kränz  des  Philippos 
(am  100  D.  Gh.),  P.  von  Phokaea  aber  war  Zeitgenosse  des  Hadrianus  (Steph. 
MovQOa).  „Daraus  folgt  aber  nicht,  dass  die  Anschuldigung  wahr  ist;  viel- 
mehr wird  sie  anzusehen  sein  als  böswillige  SchmähuDg  eines  Zeitgenossen, 
der  vielleicht  auch  dem  vergilischen  Kreise  nahe  stand :  wenigstens  scheint 
Anth.  P.  VI,  96,  2  einen  deutlichen  Anklang  an  Ecl.  VII,  4  zu  enthalten*'. 
(Knaack). 

114)  Artemid.  IV,  63.  elcl  yctq  xal  nagä  Av}i6<pQ0vi-  iv  xfi  'AXi^aydi^a 
xal  naqa  *HQa%XelSij  zm  Ilovun^  iv  xaig  Ah%aiq  xal  naqci  üaQ^svüo  iv 
TUig  'Eltysüxig  xal  nag'  aXXotg  noXXoSs  taxoQÜti  iivat  %al  atgiattoi.  Vgl. 
M.  Schmidt  Didym.  S.  866 f. 

115)  S.  hierüber  Roh  de  S.  93  ff.  Die  einzige  sichere  Anföhmng  (Fr. 
XVI  f.)  aus  den  Metamorphosen,  „aus  denen  übrigens  auch  Fr.  XXXI  zu 
stammen  scheint**  (Knaack),  bezieht  sich  sogar  ausdrücklich  auf  eine  solche 
Geschichte,  nämlich  von  der  Liebe  der  Skylla  zu  Minos  und  ihrem  durch 
dieselbe  bewirkten  Verrath.  Fr.  XXIV  und  XXXII  handeln  von  der  Liebe 
einer  kilikischen  Königstochter  zum  Flussgott  Kydnos  und  von  der  der 
Byblis  zu  ihrem  Bruder  Kaunos.  Das  letztere  ist  rein  hexametrisch,  braucht 
aber,  wie  Rohde  zeigt,  nicht  aus  den  Metamorphosen  zu  sein,  das  erstere 
dagegen  ist  elegisch  und  enthält  die  Verwandlung  jenes  Mädchens  in  eine 
Quelle,  und  so  spricht  denn  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass 
vielmehr  dieses  aus  den  Metamorphosen  ist,  die  dann  also  elegische  Form 
hatten.  Eben  dies  Fragment  hatte  übrigens  Nonnos  XXVI,  357  vor  Augen, 
8.  Lud  wich  Beiträge  zur  Krit.  des  Nonn.,  Königsb.  i.  P.  1873.  8.  S.  94 
(vgl.  Rohde  S.  94.  A.  1)  und  auch  vielleicht  Gregorios  von  Nazianz  %atoc 
yvvcct%mv  %aXX(onitofiivaiv  157  ff.  (ed.  Colon.  1609.  II.  S.  149),  s.  Knaack 
Zu  Greg.  v.  Naz.,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXV.  1887.  S.  619  f.  Von  jener  Er- 
zählung der  Skylla  aber  ist,  wenn  Heyne  richtig  vermuthet  hat,  die 
pseudo-vergilische  C%ri8  eine  lateinische  Bearbeitung,  vgl.  Meineke  S.  272. 

116)  In  einer  einzigen  alten  und  überaus  schönen  Heidelberger  Mis- 
cellanh  and  Schrift  (Cod.  Pal.  398),  in  welcher  auf  Parthenios  unmittelbar 
Antoninus  Liberalis  folgt,  s.  Hercher  Zur  Textkrit.  der  Verwandlungen 
des  Ant.  Lib.,  Herm.  XIL  1877.  S.  806  ff.  —  Ed.  princ.  lano  Comario  inter- 
prete,  Basel  1531.  8.  Gale  in  den  Hist.  poet.  scriptores,  Par.  1676.  Legrand 
und  Heyne,  Gott.  1798.  8.  Fr.  Passow,  Leipz.  1824.  8.  Westermann 
in  den  Mythogr.  Meineke  An.  AI.  S.  295—388.  G.  A.  Hirschig  in  den 
Erotici  scriptores,  Par.  1856.  8.  (Didot).  Hercher  in  den  Erot.  script. 
Bd.  1.,  Leipz.  1858.  8.  —  Uebers.  v.  Fr.  Jacobs,  Stuttg.  1837.  16.  —  Bast 
Epistola  crit.  super  Antonino  Liberali,  Parthenio  et  Aristaeneto,  Leipi. 
1809.  8.    G.  A.  Hirschig  Emendationes  in  Parthenio,  Miscellan.  philol., 


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Parthenios  von  Nikaea.  195 

Schrift  von  der  Liebe  Leid^")  ein  Denkmal  der  gelehrten  Vor- 
arbeiten, welche  er  für  seine  eignen  Dichtungen  nach  dieser 
Richtung  hin  machte  ^^®),  gleichwie  er  es  als  eine  Hülfe  dieser 
Art  anch  für  die  des  Gallus  bestimmte. 


Nov.  Ser.  Fase.  II.,  Amsterd.  1851.    Her  eher  Za  P.  und  Ani.  Lib.,  Jahrb. 
f.  Phü.  LXXXI.  1856.  S.  462. 

117)  Dieser  Titel  nsgl  iQoariHmv  nad-rifidtoDv^  den  Bernhardy  Gr.  L.-6. 
IP,  1.  8.  674  mit  Unrecht  durch  'Egoarixci  ersetzen  will,  röhrt  allerdings 
erst  von  einem  Abschreiber  her:  „ursprünglich  hatte  das  Büchlein,  da  es 
nicht  für  das  Publicum,  sondern  für  den  Privatgebrauch  des  Gallus  be- 
stimmt war,  gar  keinen  Titel",  s.  Horcher  Herm.  a.  a.  0.  S.  316.  A.  1. 

118)  Die  eingelegten  poetischen  Stellen  erklärte  Her  eher  Philologus 
VII.  1862.  S.  461  f.  früher  für  nnächt.  Ihm  widersprach  auf  das  Ent- 
schiedenste Bernhardy  a.  a.  0.,  und  Bohde  S.  114.  A.  2  hat  diese  Be- 
hauptung zur  eignen  Zufriedenheit  Horchers  entkräftet.  Dagegen  hat 
Horcher  ebendas.,  Jahrb.  f.  Ph.  a.  a.  0.,  Erot.  ser.  I.  S.  Vf.,  Herm.  a.  a.  0. 
(Tgl.  Meineke  Philol.  XIV.  1869.  S.  7  f.)  darin  Recht,  dass  die  am  Rande 
beigeschriebenen  Quellenangaben  zu  P.  und  Anton.  Lib.  nicht  Ton  diesen 
Schriftstellern  selbst  herrühren,  s.  auch  Roh  de  S.  116  ff.  A.  2.  Aber  sie 
stammen,  wie  Roh  de  S.  114  f.  zeigte,  aus  grosser  Sachkunde,  so  dass  sie 
auch  da,  wo  sie  das  Richtige  verfehlen,  doch  von  erheblicher  Wichtigkeit 
sind,  indem  sie  uns  lehren,  bei  welchen  Schriftstellern  und  Dichtem  auch 
noch  ausser  den  von  P.  benutzten  ähnliche  Erzählungen  sich  fanden.  Noch 
günstiger  stellt  sich  übrigens  die  Glaubwürdigkeit  dieser  Angaben  bei 
Antoninus  nach  den  Untersuchungen  von  Oder  De  Antonino  Liberali,  Bonn 
1886.  8.  S.  42—66,  wo  in  der  Beischrift  zur  23.  Erzählung  IlatKpilog  iv  a 
citirt  wird.  Oder  glaubt  hiernach,  dass  der  betreffende  Leser  überhaupt 
alle  seine  Quellenvermerke  aus  Pamphilos  und  zwar  wahrscheinlich  (vgl. 
C.  14.  A.  190)  aus  dessen  Asi(mv  entnommen  habe,  und  dass  da,  wo  mehrere 
Quellen  genannt  sind,  die  erste  die  von  Pamphilos  angegebene  zu  sein 
pflege,  die  andere  oder  die  anderen  so  zu  erklären  seien,  dass  bei  ihm  zu- 
gleich angemerkt  gewesen  sei,  bei  welchen  anderen  Schriftstellern  ähnliche 
Erzählungen  ständen.  Zuweilen  findet  sich  statt  einer  Quellennotiz  das 
Zeichen  o  mit  übergeschriebenem  T  (^  ov,  s.  Horcher  Herm.  a.  a.  0. 
S.  306 f.,  vgl.  Oder  S.  47.  A.  3),  und  Oder  nimmt  daher  an,  dass  der  Ur- 
heber der  Beischriften  in  solchen  Fällen  bei  Pamphilos  Nichts  gefunden 
habe.  VgL  übrigens  C.  10.  A.  112.  P.,  dessen  Büchlein  offenbar  für  Anto- 
ninus das  Muster  ward,  entnahm  diese  seine  Auszüge  theils  aus  Historikern, 
theils  aus  den  alexandrinischen  Dichtern,  und  so  sind  uns  denn  dieselben, 
wie  Rohde  S.  114  hervorhebt,  ein  unschätzbarer  Ersatz  für  den  Verlust 
dieser  älteren  Litteratur,  eine  reiche  Fundgrube  „für  unsere  Erkenntniss 
der  alten  erotischen  Volkssagen  und  ihrer  Darstellung  bei  prosaischen  und 
poetischen  Erzählern". 


13' 


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196     Fünftes  Capitel.    Idyllendichtang;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

Fünftes  Capitel. 

Die  Idyllendichtmig^)  und  der  Mimiambos  und  andere 
eholiambisehe  Dichtungen. 

Theokritos*),  Sohn  des  Praxagoras  und  der  Philinna,  ward 
aller  Wahrscheinlichkeit   nach   in    Syrakus   oder   wenigstens   in 

1)  A.  Th.  H.  Fritz 8 che  De  poetis  Graecorum  bncolicis,  Giessen  1844.  4. 
Leo p.  Schmidt  Art.  Bacolici  in  Panlys  BealencykL  G.  Hermann  De  arte 
poesis  Graecorum  bucolicae,  Leipzig  1849.  4.  Opnsc.  YIII.  S.  329—842. 
EldvXUov  ist  Deminutiv  von  slSog  im  Sinne  Yon  ,,Gedicht",  wann  und  wo 
inmier  dieee  Bedentmig  Sbtstanden  sein  mag  (s.  Christ  üeber  das  Idyll, 
Verhh.  der  26.  Philologenvers.,  Leipz.  1869.  S.  49—58,  dem  ich  aber  nicht 
folgen  kann),  bezeichnet  also  ursprünglich  nur  überhaupt  ein  kleines  Gedicht; 
IxXoyij,  eigentlich  „ein  ausgewähltes  Stück*',  wird  seit  der  Eaiserzeit  (Plin. 
Epist.  IV,  14,  9)  genau  in  dem  nämlichen  Sinne  Yon  poemation  gebraucht, 
vorwiegend  aber  doch  beide  Ausdrücke  von  Hirtengedichten.  Bei  Pseudo- 
Theokr.  Id.  IX,  28  heissen  die  letzteren  unbestimmt  tpda£.  umgekehrt 
waren  die  Gedichte  des  Moschos  und  Bion,  an  denen  wenig  Bukolisches 
zu  spüren  ist,  doch  in  den  von  Stobaeos  benutzten  Sammlungen  BovnoXma 
betitelt  und  werden,  wie  dies  auch  schon  aus  dem  'Enitd(piog  Büovog  her- 
vorgeht, auch  sonst  so  genannt,  s.  A.  102.  104. 

2)  Die  kurze  Biographie  (Osox^/rov  y8vog\  der  Art.  bei  Suid.  und  das 
unächte  22.  Epigr.  (s.  A.  69)  zeigen,  dass  man  im  Alterthum  über  das  Leben 
des  Theokritos  abgesehen  von  dem  Namen  der  Eltern  (vgl.  A.  6)  und  einem 
zweiten,  A.  6  zu  besprechenden  Punkte  keine  andern  Quellen  hatte  als  wir 
(vgl.  auch  A.  102).  —  Ädert  Thäocrite,  Genf  1843.  8.  (ziemlich  veraltet). 
Greverus  Zur  Würdigung,  Erklärung  und  Kritik  der  Idyllen  Theokrits, 
Oldenburg  1860.  8.  Hauler  De  Theocriti  vita  et  carminibus,  Freiburg  i.  ß. 
1865.  8.-  0.  Ribbeck  Die  Idyllen  des  Theokrit,  Preussische  Jahrb.  XXXII. 
1878.  S.  58—98  (populär).  Holm  Gesch.  Siciliens  im  Alterth.  IL  (Leipzig 
1876).  S.  298—821.  498  ff.  kehrt  (ähnlich  wie  L.  Schmidt  und  auch  Hauler 
und  Euiper,  s.  A.  22)  den  wahren  Lebens-  und  Entwicklungsgang  des  Th. 
beinahe  geradezu  um,  indem  er  die  epischen  Gedichte  für  die  frühesten, 
die  bukolischen  für  die  späteren  erklärt,  und  lässt  den  Dichter  zweimal 
nach  Alexandreia  kommen,  zuerst  in  früher  Jugend,  dann  zuletzt  von  Neuem. 
0.  Hempel  Quaestiones  Theocriteae,  Kiel  1881.  8.  Doctordiss.  (bis  auf  sehr 
wenige  gute  Bemerkungen  schülerhaft).  Brinker  De  Theocriti  vita  car- 
minibusque  subditiciis,  Rostock  1884.  8.  Doctordiss.  (nur  dem  zweiten, 
weitaus  längeren  Theile  nach  brauchbar,  hier  aber  auch  sehr  brauchbar, 
vgl.  die  Rec.  v.  Hiller  Wochenschr.  f.  kl.  Ph.  H.  1885.  Sp.  1800  ff.). 
Susemi  hl  Analecta  Alexandrina  chronologica.  L  Greifs  wald  1886.  4.  (vgl. 
die  Rec.  v.  Knaack  Woch.  f.  kl.  Ph.  HI.  1886.  Sp.  465-460).  IL  1888.  4. 
Häberlin  s.  C.  4.  A.  37.  Rannow  Studia  Theocritea,  Berlin  1886.  8. 
Doctordiss.  (vgL  die  Rec.  v.  Knaack  W.  f.  kl.  Ph.  IV.  1887.  Sp.  617—621). 


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Theokritos.  197 

Sikelien'),  und  zwar  wohl  etwa  um  315  geboren*).  Heran- 
gewachsen^ lebte  er  längere  Zeit  in  Kos^   wo  er^  wie  man  un- 

Mertens  Quaestiones  Theocriteae.  I.  Lötzen  1887.  4.  (in  Folge  mangelhafter 
Kenntniss  der  neuesten  Litteratur  meist  misslnngen,  s.  die  erschöpfende  Rec. 
V.  Rannow  W.  f.  kL  Ph.  V.  1888.  Sp.  101—104).  Gercke  Alexandrinische 
Studien,  Rhein.  Mus.  XLII.  1887.  S.  262—276.  690—628.  XLIV.  1889.  S.  127 
—150.  240—268.  (Gleich  Hiller  Jahresber.  LIV.  S.  186 ff.  kann  ich  mich 
mit  der  litterarbistorischen  Methode  des  Verfassers  und  der  Art  seiner  Be- 
weisführung in  den  meisten  Fällen  nicht  einverstanden  erklären,  vgL  Anal. 
AI.  n.  S.  III  ff.  S.  XIX:  A.  99).  Völlig  werthlos  ist  Kraut  Quaestiones 
Theocriteae,  Erotoschin  J888.  1889.  II.  4. 

8)  V.  Theoer.  p.  186  West.  Sv^aKOvciog  ^y  tb  yivog.  Epig.  XXII  (s. 
A.  69)  etg  ano  x&v  noXX&v  .  .  .  Svqri%oGC<ov ,  Suid.  Oeox.  Svqayiovaiog'  6i 
di  tpaci  (näml.  nach  Id.  VII)  K6ov.  Ath.  VII.  284  a  (s.  A.  31^)  Seoxgixog 
d'  6  2>vQa%6aiog,  Dass  ich  mich  im  obigen  Sinne  beinahe  ebenso  bestimmt 
wie  Holm  und  Vahlen  entscheide,  geschieht  aus  folgenden  (meist  schon 
Anal.  AI.  II.  S.  X  f.  dargelegten)  Gründen.  Wer,  wie  ich,  das  Ergebniss 
Vahlens  (s.  A.  21)  in  Bezug  auf  den  Hieron  des  Th.  für  unzweifelhaft 
richtig  hält,  für  den  ist  damit  wenigstens  die  Annahme,  als  könnte  der 
Dichter  unmittelbar  von  Eos  nach  Alezandreia  gekommen  sein,  aus- 
geschlossen; wollte  man  dennoch  an  der  Geburt  in  Eos  festhalten,  so  bliebe 
nur  eine  doppelte  Möglichkeit,  entweder  dass  sein  erster  und  einziger 
Aufenthalt  in  Sikelien  unmittelbar  auf  den  in  Eos  gefolgt  sei,  oder  dass 
er  sich  ausserdem  später  von  Aegypten  aus  noch  einmal  wieder  nach 
Sikelien  begeben  habe.  Nun  ist  aber  doch  so  viel  gewiss,  dass  er  an  diesen 
drei  Orten  längere  Zeit  gelebt  hat,  und  da  er  sich  in  seinen  Gedichten 
trotzdem  niemals  als  einen  Alexandriner  oder  Eoer,  wohl  aber  noch  ganz 
abgesehen  vom  16.  Idjll  zweimal  Id.  XI,  7.  XXVIU,  16  ff.  als  einen  Syra- 
kuser  oder  doch  Sikelier  bezeichnet,  so  spricht  schon  dies  mit  überwiegender 
Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  er  ein  solcher  auch  von  Geburt  war,  zumal 
da  entscheidende  Gegengründe  fehlen.  Denn  dass  der  Name  seines  Vaters 
Praxagoras  nicht  auf  Eos  beschränkt  war,  erhellt  aus  Plut.  Pomp.  67,  wo 
ein  Neapolitaner  dieses  Namens  erwähnt  wird.  Ferner  ist  aber  die  patrio- 
tische Tactlosigkeit,  mit  welcher  Th.  im  16.  IdjU  sehr  zur  Unzeit  dem 
Hieron  die  einstige  Vertreibung  der  Punier  aus  Sikelien  durch  diesen  pro- 
phezeit (s.  A.  22),  fäglich  bei  einem  Eingebomen  begreiflich,  nicht  leicht 
aber  bei  einem  erst  in  den  Mannesjahren  Eingewanderten.  Endlich  beruht 
das  Eigenthümliche  in  seiner  Poesie,  durch  welches  sie  sich  von  allen  anderen 
Dichtungen  dieser  Zeit  unterscheidet,  gerade  auf  sikelischen  Eindrücken, 
nämlich  aus  der  sikelischen  Hirtensage  und  dem  syrakusischen  Mimos  (s. 
u.  bes.  A.  44),  und  schon  hierdurch  wird  es  wahrscheinlich,  dass  dies  frühe 
Jugendeindrücke  waren  (s.  überdies  A.  8^),  aber  auch  durch  die  Erwägung, 
dass  es  doch  wohl  am  Leichtesten  und  Natürlichsten  aus  dem  Einfluss  des 
Th.  als  des  bedeutendsten  unter  den  Mitgliedern  der  koischen  Dichter- 
verbrüderung und  aus  seiner  mithin  schon  vorher  eingeschlagenen  buko- 
lischen Richtung  sich  erklärt,  wenn  diese  Brüderschaft  gerade  die  Maske 
von  Hirten  annahm.    Entscheidend  ist  endlich,  wenn  anders  sie,  wie  ich 


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198     Fünftes  Capitel.    Idyllendichtung;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

bedenklich  annehmen  darf,  unter  der  Leitung  des  Philetas  sich 
den  Studien  ergab  ^)  und  unter  dem  Namen  Simichidas*)  jener 

g^Iaube,  richtig  ist,  folgende  Beobachtung  von  Maass,  welche  derselbe  mir 
uiitgetheilt  hat.  Im  1.  Idyll  ist  der  S&nger  des  Daphnisliedes  allerdings 
(65)  Thyrsis,  der  Schäfer  von  Aetna  (hier  —  Theokritos),  aber  der  Schaa- 
platz  des  Gedichts  ist  nicht  Sikelien,  sondern  allem  Anscheine  nach  Eos. 
Denn  ein  kaly donischer  Fährmann  (nicht  Schifferl  noo^fiBt"  58)  hatte 
freilich  auf  keiner  von  beiden  Inseln  Etwas  zu  suchen,  aber  eben  desshalb 
ist  auch  vielmehr  die  Lesart  KaXvdvüp  die  richtige,  und  wie  ein  kalyd- 
nisoher  Fährmann  nach  Kos  kommt,  ist  ebenso  klar  wie  seine  Reise  nach 
Sikelien  undenkbar  ist. 

4)  Damit  soll  durchaus  nicht  die  Möglichkeit  ausgeschlossen  werden, 
dass  seine  Geburt  erst  zwischen  814  und  312  gefallen  sei,  was  Diejenigen 
lieber  glauben  werden,  welche  etwa  daran  Anstoss  nehmen,  dass  er  erst 
mit  23  Jahren  Schüler  des  Philetas  geworden  sein  sollte.  Aber  tiefer  hinab 
als  312  und  höher  hinauf  als  815  darf  man  schwerlich  gehen.  Man  darf 
nämlich  wohl  annehmen,  dass  er  etwa  gleichen  Alters  mit  Aratos  war  und 
das  von  ihm  im  7.  Idyll  geschilderte  Erntefest  etwa  zwischen  292  und  290 
Statt  gefunden  hatte.  S.  darüber  C.  4.  A.  7—10.  C.  10.  A.  6.  8,  vgl.  auch 
C.  4.  A.  48-50.    C.  9.  A.  28. 

5)  V.  Theoc.  p.  185,  42  ff.  dxovctrig  dl  yiyove  4>ilrixa  xal  'Aanlrinuidov, 
iv  fivrjfAovsvBi.  Dies  ist,  wie  die  letzten  Worte  deutlich  genug  besagen, 
aus  Id.  VII,  39  ff.  geschlossen  (vgl.  Schol.  40.  'Aa%X7i%iddriv  tov  Ikx^ikioVy  oi 
do%si  dnovatiis  ytyovBvcci.  6  Gsokqixos  und  A.  2),  aber  so  falsch  dieser 
Schluss  in  Bezug  auf  Aeklepiades  ist,  so  richtig  scheint  er  nach  den  oben 
C.  4.  S.  175  f.  mit  A.  10  angestellten  Erwägungen  in  Bezug  auf  Philetas. 
Vgl.  auch  noch  Choerobosk.  p.  360  Gaisf.  ^dritäg  b  Sid(iü%alog  BsoxQitov 
(—  Herodian.  II.  p.  763,  20  f.  Lentz). 

6)  Syr.  12  (vgl.  C.  4.  A.  49).  Id.  VII,  21.  50.  96.  Dass  man  hie  und  da 
ans  diesem  Namen  fälschlich  schloss,  sein  Vater  habe  Simichidas  (oder  Si- 
michos?)  geheissen,  erhellt  aus  V.  Th.  p.  185,  38  ff.  natgog  Zifuxida  {Ziy^i- 
liSov  Vulg.,  Ziyi,ixov  Ähren s  und  nach  diesem  Ziegler),  mg  avxog  (prjci 
(es  folgt  Id.  VII,  21)'  l'vtoi  Sh  t6  ZifuxiSa  {Zifii^x^dr^g  Ahrens  und  Ziegler 
nach  einigen  Handschrr.)  ino^vy^w  elvai  Xiyovat  {do%sC  yoiQ  aiiiog  slvai,  xrjv 
ngocinpiv)  y  naxiqa  d'  icxTl^ivai  riifcc^ayogav  xal  urixiga  ^iklvvav,  Suid. 
TJqa^ayogov  %al  ^ilCwrig,  di  dl  Zifiix^dov.  Schol.  VII,  21.  di  filv  .  .  .  xa^o 
Ziyi^ixidov  {Zifilxov  Genev.^,  Ahrens,  Ziegler)  f^v  vtog^  ^  xa^o  ainog  {v* 
di  dl  X.  X.  X,  (s.  u.).  Aus  diesem  Scholion  aber  erhellt  wenigstens  so  viel, 
dass  es  in  Eos  einen  Bürger  Simichidas  oder  Simichos  gab,  Sohn  des 
Perikles,  aus  der  Zahl  der  Orchomenier,  welche  (nach  der  Zerstörung  ihrer 
Stadt  durch  die  Thebaner  364,  s.  Schäfer  Demosth.  I.*  S.  123  -=  I.»  S.  109) 
in  Eos  Bürgerrecht  erhielten,  2^t^i;i(/dov  (wenn  Ahrens  und  Ziegler  Recht 
haben,  was  ich  ebenso  wenig  wie  Meineke  und  Hill  er  glaube,  hätten 
sie  wenigstens  auch  hier  Ziyi^Cx^v  schreiben  müssen)  xov  nsgixXiovg  xmv 
'Ogxof'tv^mVy  ohiveg  noXixiCag  nagd  Kmoig  TfiTv;|(^xaaiv,  und  dass  Th.  für 
diese  zugewanderten  Orchomenier,  beziehentlich  diesen  Bürger  ein  beson- 
deres Interesse  hatte,  ergiebt  sich  aus  Id.  XVI,  104  f.   Welcher  Art  dasselbe 


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Theokritoß.  199 

poetischen  Hirtengenossenschaft  angehörte,  zu  deren  Stiftung 
yermuthlich  von  ihm  selbst  der  stärkste  Anstoss  ausgegangen 
war').  Um  so  weniger  lässt  sich  bezweifeln,  dass  schon  in  diesen 
Zeiten  der  letzten  Neunziger-  und  ersten  Achtzigerjahre  des  dritten 


war,  können  wir  freilich  (wie  Hill  er  Einl.  zu  Id.  VII.  S.  115  richtig  be- 
merkt) nicht  wissen,  immerhin  aber  dürfen  wir  hiemach  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  vermuthen,  dass  der  Dichtername  des  Th.  von  dem 
wirklichen  Namen  dieses  Bürgers  hergeleitet  war,  und  jedenfalls  nicht, 
diese  überlieferte  Spar  verlassend,  mit  Häberlin  S.  45.  51  rein  ans  der 
Phantasie  eine  andere  Ableitung  jenes  Dichtemamens  versuchen,  vgl.  Knaack 
W.  f.  kl.  Ph.  IV.  Sp.  615.  Will  man  der  Phantasie  folgen,  so  könnte  man 
ja  weit  eher  so  combiniren:  da  doch  Praxagoras  ein  vorwiegend  koischer 
Name  ist,  so  war  der  Vater  des  Th.  vielleicht  wirklich  aas  Kos  gebürtig 
and  stand  mit  jenem  kölschen  Bürger  in  Familienbeziehongen.  Wenn 
freilich  Häberlin  S.  54  meint:  e  scholiis  TJialysiorum  compertum  habemus 
Theocriti  avutn  (er  meint  wohl  den  Stiefgrossvater  im  Anschluss  an  die 
Schreibung  naxQaov)  fuisse  Periclem  Erchomenium,  so  übersieht  er,  was 
schon  Hiller  in  seiner  vortrefflichen  Erläuterong  dieses  Scholions  (Jahres- 
ber.  XXIV.  1885.  S.  274  f.)  sehr*  richtig  hervorgehoben  hatte,  dass  Die- 
jenigen, welche  diese  Erklärung  gaben,  bei  derselben  behaupteten  (was 
neuerdings  Mertens  S.  13  ff.  aufgegriffen  hat,  s.  aber  gegen  ihn  Rannow 
W.  f.  kl.  Ph.  V.  Sp.  113  f.),  unter  Simichidas  sei  nicht  Th.  zu  verstehen, 
sondern  ein  Anderer,  o2  dh  ^zsqov  tiva  täv  avv  avi;^,  und  von  diesem 
Anderen  sagten,  rov  toiovvow  dno  natgimtov  (so  richtig  Hill  er  statt 
naxQiov:  die  von  Hauler  vertheidigte  Schreibung  jccnqmov  und  Meinekes 
Con^eotoi  nett Qog  ^sxov  beruhen  auf  dem  gleichen  Irrtham;  ich  selbst  dachte 
früher  an  ^naitnovy  naxqlov)  %Xri^vai^  dno  2k(u%idov  x.  t.  X.  (s.  o.).  Üeber- 
dies  aber  liegt  es  doch  wenigstens  weit  näher  tmv  'OQxo(tsv£<ov  x.  t.  l.  auf 
Zimx^dov  als  auf  IIsQiTiXiovs  zu  beziehen.  Will  man  daher  der  Phantasie 
Raum  geben,  so  könnte  man  weit  eher  in  Simichidas  (oder  Simichos?)  den 
Vater  des  nach  Sikelien  ausgewanderten  Praxagoras  und  Grossvater  des 
Th.  suchen;  doch  das  ist  eben  nur  eine  Möglichkeit  Sehr  gut  vermuthet 
übrigens  Hiller,  dass  derjenige  Ausleger  des  Th.,  welcher  zuerst  aus  einem 
Historiker  oder  Localforscher  die  Nachricht  über  jenen  Sohn  des  Perikles 
heranzog,  wahrscheinlich  der  Eoer  Nikanor  (s.  A.  75^)  war.  Wenn  aber 
sonach  ZifiixCdas  gewiss  auch  von  aiitög  nicht  abzuleiten  ist,  so  darf  man 
doch  den  freilich  schwerlich  (s.  A.  8)  richtigen  Gedanken  des  Munatios 
(Argum.  Id.  III  u.  das.  Schol.  1  f.),  dass  der  Hirt  des  8.  Idylls  Th.  selbst 
sei,  indem  er  V.  8  mit  der  Frage,  ob  er  etwa  cifidg  sei,  auf  jenen  Dichter- 
namen  anspiele,  immerhin  nicht  als  so  sinnlos  bezeichnen,  wie  Hill  er  in 
der  Einl.  zu  diesem  Ged.  S.  77  thut,  da  ja  doch  der  von  diesem  Hirten 
angeredete  Tityros  (2  ff.)  ohne  Zweifel  kein  Anderer  ist  als  der  gleich- 
benannte Freund  des  Th.  im  7.  (Alexandres?).  Allerdings  hat  Manatios 
mehrfach  (p.  A.  79)  wimderliche  Verkehrtheiten  vorgebracht. 
7)  S.  A.  8. 


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200    Fünftes  Capitel.    Idyllendich  taug;  Mimiamboa  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

Jahrhunderts  ein  Theil  seiner  Hirtengedichte  entstand^)  ^  und  ein 
Gleiches  mag  wohl  auch  von  dem  mimischen  2.  Idyll  gelten®^). 
Als  eine  poetische  Spielerei  verfasste  er  ohne  Zweifel  damals  die 
Hirtenpfeife  (IwQtyl^y),  Vielleicht  traten  auch  Dichter  der  Nach- 
barinsel Samos  zu  dieser  poetischen  Verbindung  in  ein  näheres 
Verhältniss,  wie  Asklepiades  ^®)  und  auch  wohl  der  nachmalige 
Arzt  und  Epigrammendichter  Nikias  von  Miletos,  welcher  eben 
damals  bei  dem  berühmten  Erasistratos  schwerlich  in  Kos,  wahr- 
scheinlich vielmehr  in  Samos  Medicin  studirte'^).    Jedenfalls  be- 

8)  Von  den  erhaltnen  zum  Wenigsten  nach  A.  8  das  1.  (vgl.  auch  A.  18) 
und  sodann  vielleicht  das  8.  Die  Bolle,  welche  hier  Tityros  spielt,  könnte 
demselben  freilich  auch  später,  als  der  Dichter  nicht  mehr  mit  diesem 
Tityros- Alexandres  zusammenlebte,  von  ihm  zugetheilt  sein,  wie  gegen 
Häberlin  S.  67  zu  bemerken  ist.  Aber  dies  Idyll  ist  wenigstens  geraume 
Zeit  vor  dem  4.  entstanden,  in  welchem  Amaryllis  schon  todt  ist,  und  in 
dessen  88.  Vers  auf  den  6.  des  8.  zurückgeblickt  wird,  wie  Hill  er  be- 
merkt hat.  Trotzdem  entscheidet  sich  Häberlin  dafür,  schon  die  Ent- 
stehung des  8.  erst  nach  Alezandreia  zu  verlegen,  indem  er  annimmt,  dass 
Th.  dort  wieder  mit  Alexandros  zusammengetroffen  sei;  aber  wir  wissen 
gar  nicht,  ob  letzterer  um  274  oder  später  von  Makedonien  wieder  nach 
Alezandreia  zurückgekehrt  ist  oder  nicht  (s.  C.  4.  A.  76^).  Ebenso  unsicher, 
wenn  nicht  geradezu  verwerf  lieh  (s.  Crusius  L.  CentralbL  1887.  Sp.  1880) 
ist  J.  A.  Härtung 8  und  Häberlins  Vermuthung,  dass  der  Ziegenhirt 
ßattos  im  4.  Idyll  Eallimachos  sei,  und  wenn  es  auch  ohne  Zweifel  als 
eine  fernere  Bezugnahme  des  4.  auf  das  3.  mit  Hill  er  anzusehen  ist,  dass 
dieser  Battos  als  ein  Liebhaber  der  Amaryllis  und  der  ungenannte  Lieb- 
haber derselben  im  3.  Idyll  gleichfalls  als  Ziegenhirt  erscheint,  so  ist  doch 
nicht  einmal  so  viel  ganz  sicher,  ob  Th.  bei  dem  letzteren  schon  den  näm- 
lichen Battos  vor  Augen  hatte.    S.  überdies  A.  68. 

8^)  S.  Hill  er  Jahresber.  LIV.  S.  187:  „Abfassung  in  Alexandria  nimmt 
Spiro  Deutsche  L.  Z.  1886.  Sp.  1456  an.  Mir  scheint  der  Aufenthalt  des 
Myndiers  Delphis  in  der  Stadt,  wo  das  Gedicht  spielt,  eher  auf  .  .  . 
Eos  hinzuweisen'*. 

9)  S.  G.  4.  S.  188  ff.  Von  Unächtheit  dieses  kleinen  Gedichts  kann 
jetzt,  nachdem  sich  gezeigt  hat,  dass  wirklich  kein  Grund  ist  dem  Zeugniss 
des  Cod.  Palat.  zu  misstrauen,  nicht  mehr  die  BiOde  sein,  s.  Bergk  Anthol. 
lyr.  S.  LXVni,  Wilamowitz  a.  a.  0.,  welcher  zu  den  C.  3.  A.  6  citirten 
Worten  noch  hinzufügt:  „melicos  versus,  quales  hie  Uabemus,  post  (kUH- 
machiim  omnino  conditos  esse  tiwi  demvm  credemus,  cum  exempla  prdlata 
erunt'*  (s.  jedoch  C.  7.  A.  29.  C.  9.  A.  60),  Häberlin  S.  40  ff.,  Hiller 
Jahresber.  LIV.  S.  200  f.  und  C.  4.  A.  48. 

10)  Id.  VII,  40  erscheint  dieser  unter  dem  Namen  Sikelidas,  mit  wel- 
chem ihn  auch  Hedylos  b.  Ath.  XI.  478  b  und  Meleagros  Anth.  Pal.  IV, 
1,  46  bezeichnen,  s.  Hiller  z.  d.  St.  u.  vgl.  C.  4.  A.  11.    C.  86.  A.  30. 

11)  Argum.  Id.  XI  nach  der  Herstellung  von  Bücheier  Rhein.  Mus. 


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Theokritos.  201 

freundete  sich  Theokritos  eng  mit  diesem  seinem  Jugendgenossen^ 
welchem  er  hernach  sein  11.  Idyll,  den  Kyklopen,  und  sein  13., 
den  Hylas,  gewidmet  hat**),  nicht  minder  mit  Aratos**)  und 
demnächst  mit  Dosiadas  und,  wie  es  scheint,  dem  Aetoler  Alexan- 
dros**).     Ob  er  noch  nach  dem  Tode  des  Philetas  in  Kos  blieb 

XXXIX.  1884.  S.  276  (nud  also  nicht  erst,  wie  Hiller  a.  a  0.  S.  185  be- 
richtet, von  Gereke):  iy^aips  dh  intyQuiinata  6  avtoS'  yiyovs  dl  avfitpot' 
trjxTig  'EQCcaiatQoixov  xov  'lovXirjtov  (oder  'lovXnqrov  KriCov  statt  noirjTOv  ij), 
mg  tprici  Jtovvaiog  x.  r.  X.  Dass  cvfKpoixritT^g  hier  entweder  nicht  „Mit- 
schüler*', sondern  „Schüler"  bedeutet,  oder  dass,  wenn  dies  nicht  möglich 
sein  sollte,  diese. Angabe  irrig  und  in  ihr  Schüler  und  Mitschüler  yer- 
wechselt  sein  dürfte,  zeigt  Susemihl  An.  AI.  L  S.  VUf.,  im  Uebrigen  s. 
0.  24.  A.  29.  80.  129. 

12)  Vgl.  auch  Epig.  VIII  auf  ein  Bildniss  des  Asklepios.  Eines  kurzen 
Erwiderungsgedichtes  von  Nikias  auf  den  Kyklopen  in  Hexametern  ge- 
denkt Argum.  Id.  XI  mit  Anführung  der  beiden  ersten  Verse.  Ausserdem 
8.  G.  36.  A.  89. 

13)  Id.  VU,  98.     Vgl.  A.  19. 

14)  S.  C.  4.  A.  47-49.  74.  90.  Auch  Aristis  (Id.  VU,  99  ff.),  welcher 
genau  yon  der  Liebe  des  Aratos  zu  Philinos  Bescheid  weiss  (s.  Hiller  z. 
d.  Si),  war  natürlich  ein  Genosse  des  bukolischen  Verbandes.  Ob  dies 
aber  sein  wirklicher  Name  oder  nur  sein  Hirtenname  in  diesem  Vereine 
war,  und  ob  yielleicht  in  letzterm  Falle  ein  uns  auch  sonst  bekannter 
Dichter  hinter  demselben  steckt,  ist  völlig  dunkel.  Gegen  die  Vermuthung 
von  Häberlin  S.  63,  dass  der  Id.  Vll,  2.  132  erwähnte  Genosse  des 
Th.  Amyntas  oder  Amyntichos  der  aus  Ath.  XIV.  620  c  bekannte  Kinädo- 
logendichter  Alexos  (vgl.  C.  7.  A.  1.  21)  sei,  s.  C.  4.  A.  54.  Aus  der  Art, 
wie  Id.  V,  106  Praxiteles  erwähnt  wird  (s.  Hiller  z.  d.  St.),  kann  natürlich 
Nichts  darüber  geschlossen  werden,  ob  etwa  Th.  auch  mit  diesem  persön- 
lich verkehrte.  Ein  Gleiches  gilt  von  den  Dichtem  und  Componisten 
lyrischer  Gesänge,  der  Glauke  von  Chios  und  dem  Pyrros,  Id.  IV,  31, 
vgl.  die  Scholien  z.  d.  St.,  nach  denen  er  aus  Erythrae  oder  ans  Lesbos 
war;  aber  wohl  mit  Becht  vermuthet  Meineke  An.  AI.  8.  246  f.  in  ihm 
den  gleichfalls  als  Einädologendichter  bei  Ath.  a.  a.  0.  und  Suid.  Zmtddrjg 
angeführten  Pyres  oder  Pyrros  von  Miletos,  s.  C.  7.  A.  1.  22.  23.  Dann 
aber  gestaltet  sich  die  Sache  doch  etwas  anders.  Wenn  nämlich,  wie 
Knaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890.  S.  84 f.  bemerkt,  die  Scholien  zu 
Id.  IV,  34  besagen,  dass  Th.  die  Gt^schichte  des  Milesiers  Astyanax  auf 
den  Aegon  dieses  Gedichts  übertragen  habe,  so  lieg^  der  Gedanke  nahe, 
dass  jene  Geschichte  in  einer  Dichtung  dieses  milesischeu  Poeten  bearbeitet 
war  und  Th.  diese  vor  Augen  hatte,  zumal  da  auch  Tityros-Alexandros, 
der  als  Genosse  bei  dem  der  Amaryllis  dargebrachten  Ständchen  Id.  III, 
6  ff.  zugegen  ist  (s.  A.  6.  8),  einen  ähnlichen  (s.  IV,  83  ff.)  Fresser  Titormos 
besang,  s.  Theodor,  v.  Hierapolis  negl  aytovtov  b.  Ath.  X.  412  e  ff.,  wo 
auch  Milon  (wie  bei  Th.)  und  Astyanax  wiedererscheinen  und  Meineke 
An.  AI.  S.  249.     „Stammt  die  bei  Ael.  V.  H.  XH,  22   (vgL  Pritzsche- 


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202    Fünftes  Capitel.   Idjllendichtimg;  Mimiambos  a.  a.  choliamb.  Dicht.* 

oder  die  Insel  schon  vor  demselben  verliessy  wissen  wir  nicht; 
sicher  ist  es,  dass  er  in  seine  Heimat,  und  wahrscheinlich,  dass 
er  vor  280  in  dieselbe  zurückkehrte^*).  Hier  und  theils  viel- 
leicht auch  in  Unteritalien ^^)  brachte  er  nunmehr  eine  Reihe 
von  Jahren  zu  und  verfasste  in  dieser  Zeit  einen  weiteren  Theil 
seiner  Hirtengedichte,  so  ohne  Zweifel  das  11.  Idyll")  und  viel- 
leicht das  wahrscheinlich^®)  nach  diesem  entstandene,  dem  Aratos 
gewidmete  6.^^).    Von  hier  aus  besuchte  er  auch  den  Nikias  und 

Hiller  zu  Id.  IV,  36)  von  Titormos  erz&hlte  Geschichte  etwa  aus  Alezan- 
dros?"  (Knaack). 

»  16)  Dies  ist  gewiss  nicht  zu  viel  behauptet,  wenn  man  bedenkt,  das« 
er  schon  entweder  kurz  vor  oder  weniger  wahrscheinlich  kurz  nach  270 
nach  Alexandreia  übersiedelte,  s.  A.  29.  Die  Blüte  des  koischen  Dichter- 
bundes ist  daher  nicht  mit  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  13  erst  zwischen  286 
und  270,  sondern  schon  zwischen  292  und  286  oder  doch  280  zu  verlegen, 
zunächst  zwischen  292  und  290,  s.  überdies  Susemihl  Anal.  AI.  II.  S.  VIIL 

16)  Wenn  anders  man  dies,  was  ich  dahinstelle,  daraus  schliessen 
darf,  dass  dort  die  Scene  des  3.,  4.  und  6.  Gredichts  ist.  War  das  3.  schon 
in  Kos  entstanden  (s.  A.  8),  so  darf  man  es  wohl  nicht.  Immerhin  scheint 
Th.  aber  doch  Unteritalien  zum  Theil  aus  eigner  Anschauung  zu  kennen. 

17)  Wie  aus  V.  7  erhellt 

18)  S.  darüber  Hill  er  in  der  Einl.  zu  diesem  6.  Idyll.  Gut  ist  übrigens 
auch  die  Beobachtung  von  Gercke  Rh.  Mus.  XLII.  S.  621:  derselbe  Vor- 
wurf wiederholt  sich  I,  84  und  VI,  7  und  ist  an  der  ersteren  Stelle  passen- 
der und  also  doch  wohl  auch  ursprünglicher,  das  1.  Idyll  also  mindestens 
(s.  A.  3.  8)  auch  älter  als  das  6.  Auch  Hiller  Jahresber.  LIV.  S.  187  ist 
hierin  Gercke  beizustimmen  geneigt.  Dass  übrigens  nicht  bloss  das  1. 
und  3.,  sondern  auch  das  6.  und  sogar  (vgl.  A.  8)  auch  das  4.  zu  den  älteren 
Gedichten  des  Th.  gehören,  dafür  spricht  auch  noch  ein  metrischer  Grund: 
dies  sind  die  einzigen  Hirtengedichte,  in  welchen  der  Spondeios  unmittelbar 
vor  der  bukolischen  Diärese  entweder  ganz  vermieden  oder  doch  nur  so 
zugelassen  wird,  dass  die  zweite  Silbe  desselben  ein  zum  Folgenden  ge- 
höriges einsilbiges  Wort  ist  (vgl.  Brinker  S.  19),  s.  indessen  A.  63. 

19)  Auf  sikelischem  Boden  spielen  ausserdem  unter  den  Hirtengedichten 
das  unächte  8.  und  das  nicht  unverdächtige  9.  Idyll.  Immerhin  kann  in- 
dessen das  6.  möglicherweise  auch  erst  in  Alexandreia  abgefasst  sein.  Denn 
wie  sehr  Th.  auch  dort  in  seinen  späteren  Jahren  noch  den  Aratos,  ohne 
ihn  je  wiedergesehen  zu  haben,  zu  lieben  fortfuhr,  erhellt  aus  dem  7. 
(98  ff.).  Vgl.  A.  13,  auch  C.  10.  A.  16.  Häberlin  S.  64 ff.  meint  freilich, 
es  sei  ein  Anachronismus,  wenn  Th.  denselben  schon  in  Kos  zur  Zeit  des 
beschriebenen  £mtefestes  als  seinen  vertrautesten  Freund  darstelle,  und 
vermuthet  vielmehr,  dass  ersterer  sich  zwischen  276  und  274  an  den  Hof 
des  Antigonos  Gonatas  begeben  und  dort  den  Aratos  vorgefunden  habe; 
allein  diese  Hypothese  ist  rein  aus  der  Luft  gegriffen,  s.  Knaack  a.  a.  0. 
IV.  Sp.  616,  vgl.  auch  Hiller  a.  a.  0.  S.  196,  doch  s.  A.  20. 


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Theokritos.  203 

dessen  Frau  Theogenis  in  Miletos,  nachdem  er  zu  Ehren  der 
letzteren  das  28.  Idyll  auf  die  Spindel  ^  welche  er  ihr  als  Gast- 
geschenk mitbringen  will,  gedichtet  hatte^  als  er  sich  auf  diese 
Reise  zu  begeben  im  Begriif  stand.  Vielfach  bewarb  er  sich  um 
die  Gunst  reicher  und  mächtiger  Leute,  aber  vergebens*®),  end- 
lich mit  dem  16.  Idyll  (Xagiteg  rj  ^liga^v)  um  die  von  Hierons 
neu  aufgehendem  Gestirn,  noch  bevor  dieser  Mann  am  Longanos 
gesiegt  hatte  und  zum  Konige  ausgerufen  war*^),  also  zwischen 


20)  Id.  XVI,  5 ff.  Vgl.  Hiller  a.  a.  0.  S.  196:  „Von  Machthabem  in 
Biciliflcben  StiUlten  aus  der  Zeit  kurz  vor  Hierons  Herrschafb  werden  uns 
einige  genannt  (Holm  a.  a.  0.  II.  S.  278),  and  wenn  für  die  Zeit  Hierons 
unsere  erbärmliche  Ueberlieferang  hierüber  versagt,  so  ist  damit  Nichts 
bewiesen*'.  Häb erlin  8.  56.  A.  10  behauptet  freilich  gegen  Vahlen,  aus 
V.  7  and  84  gehe  hervor,  dass  diese  Leute  ansserhalb  Sikeliene  za  suchen 
seien,  und  versteht,  wie  gesagt,  den  Antigonos  Gonatas.  Aber  V.  5 — 7 
steht  weiter  Nichts  als:  „welcher  Erdenbewohner  wird  meine  Chariten  auf- 
nehmen und  nicht  ohne  Gkistgeschenk  wieder  entlassen?**  und  V.  84 — 57 
Nichts  weiter  als  dass  die  thessaliscben  Grossen  ihren  Nachruhm  dem 
Simonides,  die  homerischen  Personen  dem  Homeros  und  Kyknos  dem  Dichter 
der  Eyprien  yerdanken.  Und  darin  findet  H.  eine  Andeutung  des  Th.,  dass 
er  von  den  jetzigen  Herren  von  Thessalien  weniger  gütig  behandelt  sei  als 
Simonides  von  den  damaligen!  Spiro  Deutsche  L.  Z.  1886.  Sp.  1456  ver- 
steigt sich  sogar  zu  der  Behauptung:  „Th.  selbst  sagt  im  Hieron,  der 
Fürst,  den  er  verlassen,  sei  ein  orientalischer**!!  Die  Möglichkeit,  dass  der 
Dichter  neben  den  einheimischen  Machthabem  auch  auswärtige  (meinet- 
wegen auch  Antigonos  Gonatas)  gemeint  haben  könne,  ist  natürlich,  wie 
ich  Hiller  a.  a.  0.  gern  zugebe,  nicht  ausgeschlossen;  von  Wichtigkeit 
würde  indessen  dieser  Punkt  doch  erst  werden,  wenn  man  ernsthaft  mit 
der  weiteren  Möglichkeit,  dass  Th.  selbst  zu  diesen  fremden  Fürsten  ge- 
reist sei,  zu  rechnen  hätte,  dazu  müssten  aber  doch  erst  irgend  welche 
Spuren  hiervon,  wenn  auch  noch  so  leise,  Yorhanden  sein. 

21)  Durch  diese  Entdeckung  Vahlens  Ueber  Theokrit's  Hieron,  Monats- 
ber.  der  Berl  Akad.  1884.  S.  823—849  ist  ein  ganz  neues  Licht  auf  die 
Lebensgeschichte  des  Dichters  geworfen.  Denn  wenn  auch  zuvor  schon 
Bibbeck  a.  a.  0.  S.  81ff.  den  Sachverhalt  im  Wesentlichen  richtig  dar- 
gestellt hatte,  so  verlegt  er  doch  das  16.  Idyll  fälschlich  erst  ins  Jahr  265. 
Der  Versuch  von  Bei  och  Zu  Theokritos  Hieron,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXXl. 

1885.  S.  866—368  Vahlens  Beweisführung  zu  entkräften  und  die  frühere 
Annahme,  dass  das  Gedicht  beträchtlich  später,  genauer,  wie  er  meint, 
erst  Ende  263  oder  Anfang  262  entstanden  sei,  neu  zu  begründen,  ist  von 
Susemihl  An.  AI.  I.  S.  XVII  f.  und  besonders  von  Rannow  S.  2—6  der- 
gestalt widerlegt  worden,  dass  selbst  Enaaok,  welcher  noch  a.  a.  0.  lU. 

1886.  Sp.  457  f.  Vahlens  Ergebnisse  lebhaft  und  scharfsinnig  bestritt,  sich 
dann  a.  a.  0.  IV.  1887.  Sp.  617  zu  denselben  bekehrt  hat.  S.  aber  überdies 
A.  22. 


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204    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtang;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

274  und  270").     Aber  auch  hier  erreichte  er  den  gewünschten 
Erfolg  nicht,  und   so  wandte  er  sich  nunmehr  an  Philadelphos, 


22)  Qercke  Alex.  Stud.  2.  Der  Begiernngsantritt  Hierons  II.  Bh.  Mas. 
XLII.  S.  267—270  versetzt  dies  Gedicht  zwar  auch  mit  Vahlen  vor  die 
Schlacht  am  Longanos,  verlegt  aber  (nach  Haackh  in  Paulys  Bealenc. 
111.  S.  1304)  diese  erst  ins  Jahr  265  and  lässt  daher  den  Aufenthalt  des 
Dichters  in  Alexandreia  der  Bewerbung  um  Hierons  Gunst  vorangehen,  in- 
dem er  (mit  Haackh)  die  64  jährige  Begierungszeit  des  letzteren  bei  Polyb. 
VII,  8,  4  trotz  des  hier  gebrauchten  Ausdrucks  ßaaiXsvaa^  und  des  un- 
mittelbar voraufgehenden  ßaadevs  %atiatri  so  deutet,  als  sei  hier  die  Feld- 
herrnzeit mit  gerechnet,  und  nicht  minder  die  aufis  Beste  übereinstimmende 
Angabe  bei  Paus.  VI,  12,  2  mit  seiner  Berechnung  auszugleichen  sucht. 
Allein  Susemihl  An.  AI.  II.  S.  IV  und  besonders  Hiller  a.  a.  0.  S.  198 f. 
und  Euiper  De  Theocriti  carmine  XVI,  Mnemos.  N.  F.  XVII.  1889. 
S.  378 — 388  haben  die  Unmöglichkeit  dieser  Deutungen  dargethan.  Um  so 
unbegreiflicher  ist  es  mir,  wie  Hiller  S.  196,  obgleich  er  Y ah lens  Datirung 
des  16.  Idylls  völlig  beistimmt,  es  dennoch  für  nicht  unzweifelhaft  erklären 
kann,  ob  nicht  das  17.  trotzdem  früher  sei  Den  schon  von  Vahlen  und 
Susemihl  An.  AI.  I.  S.  XVÜ  herausgehobnen  Hauptpunkt,  welcher  dies 
unmöglich  macht,  haben  Beloch,  Enaack  und  Gercke  Bh.  M.  XLII. 
S.  603—611  nicht  einmal  berührt:  die  Klagen  des  Th.  XVI,  6-67  (s.  A.  21) 
müssten  sich  dann,  sei  es  ausschliesslich,  sei  es  namentlich,  auf  Philadelphos 
beziehen,  und  er  müsste  dann,  nachdem  er  bei  diesem  Jahre  lang  in 
Alexandreia  gelebt  und  wiederholt  (XIV,  60  ff.,  XVH,  106—120,  vgl  XV, 
106—111)  dessen  Freigebigkeit  gepriesen  hatte,  denselben  mit  einem  Male 
jetzt  der  Knickerei  anschuldigen  (s.  die  guten  Bemerkungen  von  Bannow 
S.  10  ff.).  Die  Einwürfe  von  Hill  er  erledigen  sich  zum  Theil  durch  das 
von  Susemihl  a.  a.  0.  U.  S.  IV  Geltendgemachte,  andemtheils  ist  auf 
Hillers  Satz:  „übrigens  wissen  wir  nicht,  ob  Exemplare  des  zunächst  für 
die  Hofkreise  bestimmten  Enkomions  so  rasch  (?)  nach  Sicilien  gelangten*', 
zu  antworten:  um  dem  Th.  eine  solche  Frechheit  zuzutrauen,  dass  er  sich 
darauf  verliess,  seine  sämmtlichen  Gedichte  XIV.  XV.  XVII  würden  dem 
Hieron  unbekannt  geblieben  sein,  und  er  könne  daher  demselben  getrost, 
ohne  Furcht  von  ihm  verlacht  zu  werden,  jene  Verse  vorerzählen,  müssten 
erst  bchr  zwingende  Gründe  vorhanden  sein,  während  doch  Hill  er  selbst 
wenigstens  die  von  Gercke  (vgl.  A.  21)  für  belanglos  erklärt.  Wohl  aber 
hat  der  Dichter  die  phantastische  Unvorsichtigkeit  begangen  seine  Hofibung 
auf  die  dereinstige  Vertreibung  der  Karthager  aus  Sikelien  durch  Hieron 
zu  einer  Zeit  auszusprechen,  in  welcher  diesem  vielmehr  gerade  an  einer 
Freundschaft  oder  doch  einem  neutralen  Verhalten  derselben  Alles  gelegen 
sein  musste.  Diese  Tactlosigkeit  hat  Beloch  für  unmöglich  erklärt,  aber 
Bannow  S.  3  ff.  zeigt,  dass  die  Annahme,  das  Gedicht  sei  erst  263/2  ab- 
gefasst,  noch  viel  grössere  Anstössigkeiten ,  ja  zum  Theil  wirkliche  Un- 
möglichkeiten mit  sich  bringt,  und  eben  dieser  Missgriff  mag  der  Grund 
gewesen  sein,  wesshalb  Th.  (wie  man  sich  die  Sache  unzweifelhaft  denken 
muss,  wenn  das  17.  Idyll  später  entstand)  bei  Hieron  kein  Glück  machte. 


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Theokritop.  205 

vielleicht  zunächst  mit  dem  14.^,  wenigstens  fOr  diese  Situation 
nicht  übel  passenden ^^)  Idyll,  in  welchem  der  Liebhaber  seine 
treulose  Geliebte  verlässt  und  in  die  Kriegsdienste  des  Ptolemaeos 
geht,  mit  dessen  Preise  das  Gedicht  endet.  Jedenfalls  lohnte 
hier  der  Erfolg  seine  Bemühungen.  Er  siedelte  zwischen  273 
oder  272  und  270,  spätestens  269  nach  Alexandreia  über^'^)  und 
blieb  dort  vermuthlich**)  bis  an  seinen  vielleicht  erst  unter  der 
Regierung  des  Euergetes^^  erfolgten  Tod.  Ausser  dem  7.  Idyll 
ist  möglicherweise  auch  ein  anderer  Theil  seiner  Hirtengedichte 


Auch  bemerkt  noch  Hiller  S.  195,  das«  der  Fehler  „ einigermassen  ge- 
mildert werde,  wenn  man,  was  Gercke  S.  270  yielleicht  mit  Becht  that, 
auf  .  .  .  Instin.  XXIV,  4,  2  einiges  Gewicht  legt**.  Uebrigens  Tgl.  auch 
A.  29.  Hoch  interessant  wäre  es,  wenn  Eniper  8.  388—387  darin  Recht 
haben  sollte,  dass  das  Gedicht  mehrfache  Anklänge  an  Pindaros  zeige, 
nnd  dass  anch  das  24.  Bekanntschaft  mit  Nem.  I  an  den  Tag  lege;  jeden- 
falls aber  ist  die  Folgerung,  die  er  daraus  zieht,  verkehrt,  dass  die  Hirten- 
gedichte später  seien.  —  Vor  des  Dichters  üebersiedlong  nach  Alexandreia 
dürfte  hiemach  anch  das  12.  Idyll  entstanden  sein,  denn  von  den  Be- 
merkungen Gerckes  8.  610  scheint  mir  gleich  Hill  er  8. 192  so  viel  richtig, 
dass  dies  Gedicht  wegen  Y.  5  nicht  füglich  dort  nach  der  Geschwisterehe 
sn  Tage  getreten  sein  kann. 

23)  Nach  der  ansprechenden  Yermathung  von  Enaack  a.  a.  0.  IV. 
Sp.  619.  Ganz  anders  freilich  Gercke  8.  609.  618,- s.  aber  die  Wider- 
legung von  Hiller  8.  192.  193  o.  bes.  von  Snsemihl  a.  a.  0.  II.  S.  XIIL 
Ist  Knaacks  Vermnthang  dennoch  unrichtig,  so  bleibt  nur  Entstehung  in 
Alexandreia  übrig.    Der  Schauplatz  indessen  ist  Sikelien. 

24)  Wenn  anders  man  das  tertium  comparationis  nur  nicht  allzu  weit 
ausdehnt. 

25)  8.  A.  29.  Wenn  das  Argum.  Id.  YU  ihn  nicht  von  Sikelien,  son- 
dern von  Kos  aus  nach  Alexandreia  kommen  lässt,  so  beruht  dies  ver- 
muthlich,  wie  Knaack  a.  a.  0.  HL  Sp.  458  bemerkt,  auf  einem  Schluss 
aus  Yll,  91  f.,  wo  in  der  That  hinter  Zeus  (93)  nach  Reiskes  Annahme 
Philadelphos  zu  stecken  scheint.  Aber  trotzdem  ist  dieser  Schluss  keines- 
wegs zwingend,  denn  Th.  war  hier,  wenn  die  Sache  richtig  ist,  wirklich 
zu  einem  Anachronismus  genöthigt 

26)  S.  Bannow  S.  19. 

27)  Wenn  v.  Wilamowitz  Herm.  XIY.  1879.  8.  200.  A.  1  Recht  darin 
hat,  dass  bei  Kallim.  Ep.  LI,  3  {aQ^taXos  BeQBviua)  ein  dem  Th.  (Id.  XVII, 
57  aQ^ttXos  BsQtvUtt)  dargebrachtes  Compliment  zu  finden  sei,  so  dürfte 
daraus  hervorgehen,  dass  letzterer  mindestens  um  248/7  (s.  C.  13.  A.  69) 
noch  lebte.  Rannow  3.  50  bestreitet  nun  freilich  jene  Annahme,  aber 
Enaack  a.  a  0.  lY.  Sp.  621  macht  für  dieselbe  geltend,  dass  die  Be- 
deutsamkeit des  Epithetons  aQ^^aXog  aus  dem  von  Heck  er  mit  Wahr- 
scheinlichkeit dem  Kallimachos  beigelegten  Fr.  an.  257.  Aaäyov  tpCloq  v£6g 
dgitriXog  ntolB^utiös  erhelle. 


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206    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtung;  Mimiambos  a.  a.  choliamb.  Dicht. 

erst  hier  entstanden*^),  jedenfalls  aber,  wenn  nicht  schon  zwischen 
272  und  270,  so  doch  mindestens  kaum  nach  266  oder  vielmehr 
267  das  17.  Idyll,  das  Lobgedicht  auf  Ptolemaeos*^),  femer  in 

28)  Doch  kann  es  sich  nach  Abzug  des  8.  und  9.  Idylls  eigentlich  nur 
noch  um  das  6.  und  allenfalls  auch  noch  um  das  4.  und  6.  handeln, 
s.  A.  3.  8.  18.  19.,  zu  denen  dann  noch  das  10.  kommt,  und  obgleich  man 
den  Umstand,  dass  alle  erhaltenen  Hirtengedichte  ausser  dem  1.  (s.  A.  8) 
und  7.  Id.  in  Sikelien  oder  Grossgriechenland  spielen,  wohl  nicht  hiegegen 
geltend  machen  darf,  so  ist  es  auch  ebenso  gut  möglich,  dass  Obiges 
nicht  der  Fall  und  jenes  7.  Id.  vielmehr  nur  eine  vorübergehende  und 
ausnahmsweise  Rückkehr  des  Th.  zu  der  Poesie  seiner  jungem  Jahre  war. 
S.  aber  überdies  A.  68. 

29)  Viel  später  freilich  setzte  Droysen  Hellenism.  I^^  1.  S.  818  ff. 
dies  Gedicht  (dessen  Deutung  S.  824.  A.  1  von  V.  68  ff.  auch  schwerlich 
richtig  ist);  allein  zunächst  wies  Bücheier  De  bucolicorum  Graecorum 
aliquot  carminibus,  Bhein.  Mus.  XXX.  1875.  S.  65  ff.  nach,  dass  dasselbe 
dort  um  270,  wenigstens  zwischen  276  und  263  entstanden  sei.  In  seiner 
Erörterung  sind  nur  zwei  Fehler.  Erstens  aus  der  Gleichheit  des  Anfangs 
mit  dem  der  ^aivofiBva  des  Aratos  ist  in  so  fem  kein  chronologischer 
Schluss  zulässig,  als  Th.  so  beginnen  konnte,  auch  wenn  letzteres  Gedicht 
noch  nicht  vorhanden  war,  .wie  Vahlen  Berl.  Sommerkat.  1886  mit  Recht 
bemerkt.  Andrerseits  freilich  da  dasselbe  zwischen  276  und  274  entstand 
und  folglich  in  der  That  schon  da  war,  kann  unmöglich  mit  Vahlen  und 
Rannow  S.  22  f.  behauptet  werden,  der  gleiche  Anfang  beider  Gedichte 
mit  demselben  Halbvcrs  sei  nur  ein  zufälliger,  oder  wenigstens  es  sei  nicht 
sicher,  dass  Th.  sich  dieser  üebereinstimmung  bewusst  (tnemorem)  gewesen 
sei,  sondern  richtig  urtheilt  Hiller  Woch.  f.  kl.  Ph.  IL  1886.  Sp.  1801: 
„sind  Arats  Phänomena  Mher  gedichtet,  so  wird  man  sagen  dürfen"  (ich 
dächte  vielmehr:  müssen),  „dass  der  Anfang  dieser  Dichtung  dem  Th. 
im  Gedächtnisse  geblieben,  und  dass  er  sich  folglich,  wenn  er  ein  eignes 
Gedicht  mit  den  gleichen  Worten  anfing,  der  üebereinstimmung  bewusst 
war'S  Es  ist  und  bleibt  so  eine  kleine  dem  Aratos  dargebrachte  Huldigung, 
die  übrigens  um  so  mehr  am  Platze  gewesen  sein  würde,  wenn  schon 
Philadelphos ,  was  aber  freilich  mindestens  sehr  zweifelhaft  ist  (s.  C.  17. 
A.  12.  18.  C.  19.  A.  17.  C.  27.  A.  18),  derjenige  Ptolemaeos^war,  welchem 
die  <^aiv6(ieva  besonders  gefielen  (s.  C.  10.  A.  40),  und  nicht  erst  Energetee. 
Ueberdies  s.  Enaack  a.a.O.  IV.  Sp.  619 f.  Zweitens  die  Verse  48 f. 
sind,  wenn  anders  man  überhaupt  eine  solche  Anspielung  in  ihnen  anzu- 
nehmen hat  (s.  Rannow  S.  18.  Vahlen  Sitzangsber.  der  Berl.  Akad. 
1888.  S.  1377  f.  Hiller  Jahresber.  LIV.  S.  198),  jedenfalls  nicht,  wie 
Bücheier  mit  Hauler  S.  24 f.  glaubte,  auf  die  erste  Ehe  des  Philadelphos 
gemünzt  (vgl.  dagegen  auch  Hill  er  zu  44),  sondern,  wie  der  Zusammen- 
hang lehrt,  mit  Hempel  S.  95 f.  auf  die  frühere  Ehe  (oder  die  früheren 
Ehen?)  seines  Vaters  und  deren  Nachkommenschaft  zu  beziehen.  Diese 
Deutung  wird,  wie  Knaack  a.  a.  0.  IV.  Sp.  618  bemerkt,  noch  durch 
V.  68  unterstützt,  wo  der  Gegensatz  gegen  44  ohne  Zweifel  (vgl.  Kallim. 


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TheokritoB.  207 

einer  nicht  naher  zu  bestimmenden  Zeit  das  prachtvolle  15.,  die 
Adoniazusen^),   welches   nebenbei  auch  eine  dem   Philadelphos 


H.  in  Del.  170)  beabsichtigt  ist.  Vgl.  auch  Kopp  Rh.  Mus.  XXXIX.  S.  209  ff. 
und  Wiedemann  Philolog.  XLVII.  8.  86  f.  (gegen  Gercke  a.  a.  0.  S.  272 f.). 
Dann  aber  lässt  sich  aus  diesen  Versen  Nichts  ffir  die  Entstehungszeit  ent- 
nehmen. Philadelphos  hat  seine  Schwester  Arsinoe  schon  geheirathet. 
Wiedemann  Zur  Chronologie  der  Arsinoe  Philadelphos,  Rhein.  Mus. 
XXXVfll.  1883.  S.  384—392  zeigt,  dass  die  Hochzeit  schon  vor  270  Statt 
fand;  Kopp  Ueber  die  syrischen  Kriege  der  ersten  Ptolemäer,  Rhein. 
Mus.  XXXIX.  1884.  S.  209—230  macht  im  Anschlusa  an  Bücheler  wahr- 
scheinlich,  dass  sie  schön  geraume  Zeit  Tor  271  Statt  gefunden  hatte; 
Gercke  a.  a.  0.  (3.  Die  Geschwisterehe)  S.  270—275  (welcher  S.  272  einen 
von  Wiedemann  selbst  geltend  gemachten  umstand  in  eine  Widerlegung 
Wiedemanns  verkehrt,  s.  Wiedemann  Philol.  a.a.  0.  S.  81.  A.  2)  kommt 
auf  einem  anderen,  aber  (wie  Wiedemann  ebendas.  S.  82  zeigt)  un- 
richtigen Wege  (s.  C.  13.  A.  62)  zu  dem  Ergebniss,  dass  diese  Ehe  zwischen 
279  und  271/0  geschlossen  sei;  endlich  hat  Wiedemann  Die  Ehe  des 
Ptolemaeus  Philadelphus  mit  Arsinoe  II,  Philologus  XLVII  (N.  F.  I).  1889. 
S.  81 — 89  in  erneuter  Untersuchung  dargethan,  dass  es  spätestens  278  ge- 
schah, und  dass  der  in  ägyptischen  Urkunden  erscheinende^  dann  aber 
wieder  verschwindende  Mitregent  kein  Anderer  als  der  von  Arsinoe  II 
adoptirte  Euergetes  sein  kann,  der  aber  in  dem  Gedichte  nicht  erwähnt 
wird  und  also  zur  Zeit  der  Entstehung  desselben  schwerlich  schon  in  dieser 
Weise  anerkannt  und  ausgezeichnet  war.  Allein  die  Zeit,  in  welcher  dies 
geschah,  vermag  Wiedemann  nur  so  zu  bestimmen:  „vermuthlich  271, 
spätestens  266*^  Und  auch  Kopps  Versuch  darzuthun,  das  in  Rede  stehende 
Gedicht  könne  nicht  lange  nach  jener  Hochzeit  geschrieben  sein,  ist  miss- 
lungen,  wie  Rannow  S.  5  ff.  gezeigt  hat,  denn  was  gegen  diesen  Häberlin 
Philol.  Anz.  XVII.  1887.  S.  127  ff.  bemerkt,  ist  schwerlich  überzeugend. 
Aber  auch  Rannow s  Gründe  für  das  G^egentheil  sind  durchaus  nicht 
zwingend.  Er  hat  bewiesen,  dass  diese  Dichtung  nicht  wohl  nach  266,  es 
sei  denn,  dass  die  Schlacht  bei  Eos  später  war  als  dies  Jahr  (eine  Be- 
schränkung, die  jetzt  nach  Wiedemanns  Ergebnissen  auch  noch  wegfällt), 
aber  er  hat  nicht  bewiesen,  dass  sie  nicht  schon  zwischen  272  und  270 
entstanden  sein  kann,  vgl.  Knaack  a.  a.  0.  IV.  Sp.  617—619.  S.  noch 
Hill  er  Jahresber.  LIV.  S.  195  ff.  Zu  einer  genaueren  Zeitbestimmung  ge- 
langen wir  auch  nicht  dadurch,  dass  Th.  hier,  was  freilich  Hiller  a.  a.  0. 
S.  196 f.  mit  Rannow  S.  24  ff.  leugnet  (s.  aber  A.  40),  den  Hymnos  des 
Kaliimachos  auf  Zeus  und  wiederum  (wie  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  E. 
S.  220.  A.  41  bemerkt)  Ealli machos  im  Hymnos  auf  Dolos  den  Ptolemaeos 
des  Th.  benutzt  haben  dürfte,  wenn  anders  nicht  (s.  Hill  er  a.  a.  0.  8.  197) 
das  Verhältniss  auch  hier  das  umgekehrte  ist  (s.  wieder  A.  40).  Dies 
17.  Idyll  wenigstens  später  als  das  14.  zu  setzen  ist  übrigens  auch  Rannow 
S.  20  geneigt,  weil  diesem  gegenüber  in  jenem  das  Lob  des  Ptolemaeos 
gesteigert  werde. 

80)  Rannow  S.  20  meint,  wahrscheinlich  nach  dem  17.,  weil  zwar 


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208    Fünftes  Oapiiel.    Idyllendichtung;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

und  der  Arsinoe^^)  gewidmete  Huldigung  in  sich  schliesst^  end- 
lich in  einer  nur  sehr  annäherungsweise  bestimmbaren  das  schöne, 
viel  besprochene  7.,  das  Erntefest  (@aXv6ia)y  und  das  13.,  das 
kleine  Epos  Hjlas,  so  wie,  wenn  anders  sie  acht  war,  die  Be- 
renike,  aus  der  uns  Athenaeos*^^)  ein  Bruchstück  erhalten  hat. 
Dass  sich  nämlich  Theokritos  in  Alexandreia  mit  dem  wahr- 
scheinlich*^) etwas  jüngeren  Kallimachos  befreundete,  ist  auch- 
anderweitig  wohl  kaum  zu  bezweifeln**);  jedenfalls  mischte  er 
sich  aber,  wenn  nicht  alle  Anzeichen  trügen,  in  den  Versen 
45—48  des  Erntefestes  zu  dessen  Gunsten  in  den  von  diesem 
mit  Apollonios  geführten  Streit**),  und  der  Hylas  ist  yielleicht 

im  16.  das  Lob  des  Königs  auch  nicht  gespart  (22.  46 ff.),  aber  doch  weit 
mehr  (s.  A.  81)  die  Königin  verherrlicht  werde,  so  dass  es  wohl  als  ein 
namentlich  dieser  geweihtes  ergänzendes  Seitenstflck  zu  jenem  Lobgedicht 
aaf  den  König  anzusehen  sei. 

31)  V.  28.  109  ff.        81*)  VIL  284  a. 

82)  S.  A.  4  und  C.  10.  A.  4.  6.  10. 

88)  S.  A.  29.  Dass  freilich  der  im  52.  Epigr.  (Wilam.  »  68  Schneid.) 
des  Kallimachos  erscheinende  Th.  der  Idyllendichter  sei,  wie  Einige  ge- 
meint haben,  ist  ganz  unmöglich  (vgl.  auch  A.  64).  Höchstens  könnte  es 
sich  fragen,  wie  Hiller  zu  Id.  VIII,  59 f.  bemerkt,  ob  Kallimachos  viel- 
leicht hier  den  Namen  Ssongitog  mit  Rücksicht  auf  den  letzteren  gew&hlt 
habe,  und  dieser  Möglichkeit  steht  auch  die  wahrscheinlich  richtige  Deutung 
(Bezugnahme  auf  BakchyL  Fr.  25),  welche  Hiller  Jahresber.  LIV.  S.  192 
jetzt  gefunden  hat,  nicht  im  Wege. 

84)  Dies  erkannte  zuerst  Qerhard  Lectiones  Apollonianae  (Leipzig 
1816).  S.  5.  Dann  ist  es  vielfach  bestritten  worden,  aber  mit  Unrecht, 
und  Rannow  Woch.  f.  kl  Ph.  V.  1888.  Sp.  101  f.  und  Hiller  a.a.O. 
S.  189  verfahren  viel  zu  zaghaft,  wenn  sie  es  nur  als  möglich  gelten  lassen 
wollen.  Denn  zwar  vermag  ich  in  diesen  Versen  nicht  eine  Anspielung 
auf  eine  bestimmte  Stelle  des  Argonautengedichts  (I,  786  ff.,  vgl.  Merkel 
Prolegg.  in  Apoll.  Rh.  S.  XXVII,  welcher  mit  Unrecht  umgekehrt  eine  Be- 
ziehung dieser  Verse  auf  die  des  Th.  annahm,  s.  dagegen  Hempel  S.  61. 
Mertens  S.  8)  als  besonders  wahrscheinlich  anzuerkennen,  zwar  scheinen 
auch  mir  die  sonstigen  Anspielungen,  welche  Mertens  S.  6ff.  in  den 
Thalysien  auf  dies  Gedicht  entdeckt  zu  haben  meint,  durch  Rannow  be- 
seitigt zu  sein,  und  diejenigen,  welche  Gercke  Rh.  Mus.  XLIV.  S.  137  f.  A.  1. 
S.  140  f.  findet,  sind  für  mich  theils  gar  nicht,  theils  nicht  in  genügendem 
Masse  überzeugend;  aber  die  Polemik  der  in  Rede  stehenden  Verse  richtet  sich 
ohne  Zweifel  gegen  einen  sehr  bekannten  Dichter,  sie  passt  vollkommen 
auf  Apollonios,  es  wird  femer  in  ihnen  derselbe  Grundsatz  wiederholt,  von 
welchem  aus  Kallimachos  denselben  bek&mpfte  (vgl  C.  3.  A.  8.  Susemihl 
An.  AI.  I.  S.  IV  f.),  und  die  Chronologie  macht  nicht  die  geringsten 
Schwierigkeiten  (s.  A.  86^  Susemihl  a.  a.  0.  S.  XIII  f.):  alle  diese  Um- 
stände vereint  erheben  die  Sache  m.  E.  zur  allergrössten  Wahrscheinlichkeit 


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Theokritos.  209 

sogar  gänzlich  aus  dem  Boden  dieser  Fehde  erwachsen^);  allein 
wir  wissen  weder,  wann  sie  begann,  noch,  wie  lange  sie  dauerte '•), 
und  müssen  uns  daher  begnügen  jene  beiden  Gedichte  etwa 
zwischen  265  und  255  oder  doch  260  zu  setzen  ***").  Von  be- 
sonderem Interesse  ist  der  Vergleich  der  beiden  Loblieder  mit 
einander,  des  auf  Hieron  und  des  auf  Ptolemaeos:  jenes  ist  „fein 
und  gemüthlich'^,  dieses  „höfisch  und  prunkvoll'**');  in  jenem 
spricht  das  Herz'^^),  in  diesem  die  mühselige  Kunst*®),  und  aus 


Vgl.  anch  Knaack  a.  a.  0.  m.  Sp.  465  ff.  Gercke  a.  a.  0.  S.  133  ff.  Auch 
beweist  der  Ausdruck  Mousav  oQvixsg  oaoi  x.  t.  L  (47  f.)  keineswegs  (wie 
Bann  GW  meint),  dass  mindestens  noch  andere  Dichter  neben  ApoUonios 
gemeint  sein  müssten,  yielmehr  ist  in  solchen  Angriffen  gegen  einen 
Einzelnen,  den  man  nicht  nennen  will  oder  darf,  der  (im  Griechischen  über- 
dies auch  sonst  in  Anwendung  auf  einen  Einzigen,  wie  z.  B.  tivig  oder 
ivioi  in  Citaten,  femer  die  bekannte  Phrase  ot  neqC  rtva,  recht  übliche) 
Plural  eine  sehr  geläufige  Manier  (s.  z.  B.  Isokr.  XIII  und  G.  10.  A.  56). 

85)  S.  Knaack  Zu  den  Aitien  des  Eallimachos,  Hermes  XXIII.  1888. 
S.  187:  „Dass  Th.  in  diesem  Epyll  Correcturen  der  masslos  r^ngeschickten 
Erzählung  des  Apollon.  I,  1207—1273  bietet,  ist  von  Wilamowitz,  wenn 
nicht  öffentlich,  so  doch  in  seinen  Vorlesungen  über  Th.  ausgesprochen 
worden;  wer  genauer  nachprüft,  wird  diese  Yermuthung  bestätigt  fin- 
den u.  s.  w.".  Vgl.  u.  A.  Th.  69  mit  Ap.  1249.  S.  auch  C.  18.  A.  86. 
Darüber  aber,  dass  wohl  auch  der  Dioskurenhymnos  eine  Zurechtweisung 
des  Apollonios  enthält,  s.  C.  13.  A.  20 ^ 

86)  Wenn  Kallimachos  ein  eignes  Gedicht  (Ibis)  in  dieser  Angelegenheit 
yerfasste,  wenn  die  Angabe  wahr  ist,  dass  eben  diese  Fehde  ihn  auch 
noch  zur  Dichtung  der  Hekale  getrieben  habe  (s.  C.  13.  A.  89),  und  wenn 
femer  der  Hylas  des  Th.  unter  einen  ähnlichen  Gesichtspunkt  fällt,  so 
mu8s  der  Kampf  längere  Zeit  gedauert  haben,  bis  Apollonios  endlich  seine 
Sache  in  Alexandreia  aufgab  und  nach  Rhodos  ging,  und  wenn  die  C.  18. 
A.  18  mitgetheilte  Vermuthung  von  Linde  richtig  ist,  so  hat  wenigstens 
Apollonios  ihn  noch  you  Rhodos  aus  fortgesetzt. 

86*)  S.  C.  18.  A.  68  ff.    C.  14.  A.  51. 

87)  Bernhardy  Gr.  L.  G.  II»,  2.  S.  559. 

87*)  Nach  der  ganzen  Haltung  des  Gedichts  vermag  ich  die  A.  22  be- 
sprochene Tactlosigkeit  desselben  durchaus  nicht  mit  Hill  er  Jahresber. 
XLVI.  S.  81  (welcher  übrigens  selbst  LIV.  S.  195  auch  die  andere  Auf- 
fassung für  möglich  gelten  lässt)  als  einen  Ausfluss  „massloser  Schmeichelei" 
anzusehen,  yielmehr  nur  als  einen  Erguss  patriotischer  Phantastik.  Wie 
weit  freilich  Th.  es  bald  darauf  in  dem  andern  Lobgedicht  in  der  Schmeichelei 
brachte,  erhellt  besonders  aus  den  Versen  131  ff.  desselben,  vgl.  C.  18. 
A.  66^. 

88)  Vortrefflich  legt  Buch el er  a.  a.  0.  S.  57  ff.  dar,  wie  correct  das- 
selbe ganz  nach  der  Schablone  der  prosaischen  Lobreden  disponirt  ist. 
Der  Hieron  ist  dagegen,  wie  Vahlen  a.  a.  0.  S.  824  ff.  ausführt,  gar  kein 

SüsxMiHi«,  grieolL-alex.  litt-Oesoh.  L  14 


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210    Fünftes  Capitel.    Idyllendiclitmig;  Mimiambos  u.  a.  choliomb.  Dicht. 

eben  dieser  Müliseligkeit  erklärt  es  sich  wohl  auch,  dass  sich 
Theokritos  in  diesem  ein  paar  Male  aus  jenem  wiederholt  und 
so  sich  selbst  ausschreibt^^).  Ob  er  sich  nun  aber  in  diesem 
höfischen  Treiben  auf  die  Dauer  wohl  fühlte,  ist  eine  andere 
Frage;  ja  es  wird  wohl  kaum  Denjenigen  seine  Empfindung 
tauschen ;  welcher  aus  der  Art,  wie  der  alternde  Dichter  im 
Erntefest  die  Erinnerungen  seiner  in  Kos  glücklich  verlebten 
Jugend  feiert,  ein  entschiedenes  Sichhinaussehnen  desselben  aus 
den  Schranken  des  Hoflebens  in  jene  firüheren  freien  und  fröh- 
lichen Zeiten  herausliest.  Dabei  setzt  er  denn  abermals  (98—122) 
namentlich  dem  Aratos  ein  Denkmal*^**).  Die  Frage,  wie  weit 
Kallimachos  den  Theokritos  und  wiederum  Theokritos  den  Kalli- 
machos  nachahmte  oder  vielmehr  complimentirend  berücksichtigte, 
ist  noch  nicht  spruchreif*®).  Abgesehen  von  den  Bürtengedichten*^) 

Enkomion  im  strengen  Sinne,  und  selbst  so  weit  es  Enkomion  ist,  bezieht 
dies  sich  doch  mehr  auf  die  Zukunft  als  auf  die  Gegenwart  und  Vergangen- 
heit: nicht  80  sehr  die  schon  vollbrachten  Thaten  Hierons  werden  ge- 
rühmt, als  vielmehr  Wünsche  und  Hoffnungen  auf  seine  noch  zu  voll- 
bringenden ausgesprochen. 

39)  Was  er  sich  freilich  auch  sonst  nicht  übel  nimmt,  s.  Gercke 
Rhein.  Mus.  XLIL  S.  616.  A.  8.  Hier  vgl.  XVII,  106  ff.  mit  XVI,  22  ff.  und 
XVII,  66  mit  XVI,  108.  Knaack  W.  f.  kl.  Ph.  III.  Sp.  467  f.  hat  die  obige 
Thateache  richtig  hervorgehoben,  nur  glaubte  er  damals  (vgl.  A.  21)  noch, 
dass  umgekehrt  der  Hieron  in  dieser  Weise  auf  den  Ptolemaeos  zurück- 
weise. Auch  der  Anfang  des  späteren  Gedichtes  giebt  Hinblicke  auf  den 
des  früheren;  schroffe  Gegensätze  jedoch,  wie  Enaack  meint,  enthalten 
diese  beiden  Anfänge  unter  einander  nicht. 

39»>)  Vgl.  auch  C.  10.  A.  16. 

40)  Die  Zusammenstellungen  von  Gercke  a.  a.  0.  S.  698 ff.  sind  nur 
mit  grösster  Vorsicht  und  scharfer  Skepsis  zu  benutzen.  Andrerseits  geht 
Rannow  S.  21ff.  in  ^inem  Bemühen  jeden  beabsichtigten  Anklang  des 
Theokritos  an  Kallimachos  zurückzuweisen,  so  sehr  er  auch  in  manchen 
Stücken  Hecht  hat,  doch  viel  zu  weit.  Gegen  ihn  bemerkt  Enaack  a.  a.  0. 
IV.  Sp.  620,  Benutzung  des  Hymnos  auf  Zeus  im  Ptolemaeos  lasse  sich 
gar  nicht  leugnen:  V.  187  werde  die  richtige  Lesart  (in  k)  aixsv  durch 
den  Schloss  jenes  Hymnos  bestätigt,  und  der  ganze  letzte  Theil  von  95  an 
ist  nur  eine  breitere  Ausführung  dieses  Schlusses  (98 — 96);  auch  ist  es  ge- 
wiss nicht  zufällig,  worauf  Eaibel  Sententiarum  liber  secundus,  Herrn. 
XVIi.  1882.  S.  419f.  aufmerksam  machte,  dass  wie  Kallimachos  79  f.  so 
in  anderer  Weise  wiederum  auch  Th.  73  ff.  an  Hesiod.  Theog.  94  ff.  (vgl. 
81.  Op.  326)  anknüpft,  vielmehr  scheint  Kaibel,  wie  auch  Knaack  meint, 
darin  Recht  zu  haben,  dass  Th.  sich  durch  dies  Lobgedicht  nicht  bloss 
der  Gunst  des  gelobten  Königs,  sondern  auch  der  des  mächtigen  Hof- 
dichters Kallimachos  empfiehlt,    und  dass  dann  umgekehrt  Kallimachos  im 


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Theokritos.  211 

und  den  drei  Mimen,  nämlich  dem  2.  Idyll  9ccQ^ui^€vrQiaij  dem 
14.  und  dem  15.,  hat  sich  Theokritos^  ein  hofischer  Dichter  gleich 
den  anderen  Poeten  seiner  Zeit,  wenn  auch  sie  alle  weit  über- 
ragend, fast  in  allen  damals  üblichen  Arten  von  Poesie  y er- 
sucht**), und  man  darf  nicht  übersehen,  wie  stark  die  idyllischen 
Züge  auch  bei  anderen  gleichzeitigen  Dichtem  waren ^*^).  Ziehen 
wir  die  erhaltenen  Epigramme,  welche  nicht  minder  aLs  die  Idyllen 
seine  grosse  Dichterkraft  verrathen,  nicht  in  Rechnung,  so  sind 
von  den  uns  unter  seinem  Namen  überkommenen  Gedichten  nur 
das  1.,  das  3.  bis  9.  und  das  11.  rein  bukolisch,  das  10.  ist  ein 
Bauern-,  das  21.  ein  Fischeridyll,  und  das  20.  und  27.  zeigen 
noch  gewisse  Annäherungen  an  die  Bukolik.  Am  Meisten  als 
Seiten-  und  Gegenstück  zu  den  Hirtengedichten  dürfen  jene  beiden 
Bilder  aus  dem  städtischen  Leben,  das  2.  Idyll,  welches  sich  in 
der  Form  nahe  mit  jenen  berührt,  und  die  meisterhafte  mimische 
Zeichnung    des   alexandrinischen   Festwesens   im    15.   angesehen 

Hymnos  auf  Delos  wieder  (vgl.  265  f.  mit  Th.  166 ft  und  166 ff.,  besonderB 
168  mit  Tb.  76  und  den  Schluss  mit  Th.  104  f.,  Weiteres  s.  bei  Gercke 
S.  698  und  Hiller  Jahresber.  LIV.  S.  197)  beeinfluBst  war,  dürfte  Wila- 
mowitz  (s.  A.  29)  richtig  gesehen  haben,  wenn  nur  nicht  leider  das  um- 
gekehrte VerhäitnisB,  wie  Hiller  bemerkt,  dass  also  vielmehr  Th.  auch 
diesen  Hymnos  berücksichtigt  habe,  gleichfalls  möglich  wäre.  Gegen 
Hempel  S.  90  f.  indessen,  welcher  hier  ausdrücklich  dies  umgekehrte  Ver- 
hältniss  annimmt,  s.  Rannow  S.  24  ff.  Auch  Kallim.  Ep.  XXV,  6  ist,  wie 
Knaack  a.  a.  0.  IV.  Sp.  621  bemerkt,  eine  Reminiscenz  an  Th.  Id.  XIV,  49, 
indem  das  Sprüchwort  an  beiden  Stellen  von  den  Megarern  auf  die  un- 
glücklich Liebenden  übertragen  wird.    Ausserdem  s.  A.  27. 

41)  Wenigstens  beiläufig  berührt  muss  hier  die  Frage  werden,  wie  weit 
die  Personen  der  Hirtengedichte  wirklich  bloss  erdichtete  oder  sagenhafte, 
und  wie  weit  vielmehr  wirkliche,  nur  in  jene  Hirten  verkleidete  sind,  wie 
im  7.  Idyll.  Dass  das  Letztere  zum  Theil  auch  von  anderen  dieser  Gedichte 
gilt,  zeigt  sich  an  Tityros  im  8.,  und  ein  Gleiches  wird  daher  auch  von 
dem  ungenannten  Ziegenhirten  dieses  Idylls  und  der  Amaryllis  hier  und 
im  4.  und  vielleicht  auch  von  Battos  in  letzterem  anzunehmen  sein,  vgl. 
A.  6.  8.  Aber  dass  es  überhaupt  von  allen  Personen  aller  dieser  Gedichte 
(also  auch  von  Komatas  im  6.,  vgl.  G.  4.  A.  90,  von  Daphnis  und  Menalkas 
und  vollends  gar  auch  von  Polyphemos  und  Galateia!)  gelte,  wird  man 
wohl  efo  leicht  Knaack  a.  a.  0.  IV.  Sp.  617  nicht  glauben.  Vgl.  Crusius 
L.  Centralbl.  a.  a.  0. 

42)  Suid.  ttvlg  d*  dvcctpigovciv  sls  avtov  xal  tavxaj  TlQoniSa^,  'Elni- 
daSf  vitvovg^  ^Hgmivag^  imii/iSsi«,  (liXri,  ilsysüicgj  Icifißovgj  ifciygafniava. 

42^)  Vgl.  C.  8.  A.  10.  S.  zum  Obigen  auch  die  brauchbaren  Aus- 
führungen von  B.  Biese  De  poesi  Theocritea  observationes ,  Stralsund 
1874.  8.  (Bostocker  Doctordissertation). 

14* 


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212    Fünftes  Capitel.   Idyllendich tung;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht 

werden;  im  ]|^tzteren  wird  das  Gedränge  und  die  Redseligkeit 
der  schaulustigen  Weiber  treffend  abgeschildert,  und  endlich 
läuft  die  ganze  Scene  in  das  Prunklied  auf  Adonis  hinaus^). 
Diese  beiden  Gedichte  und  ohne  Zweifel  auch  das  ihnen  ver- 
wandte 14.  waren  verfeinernde  Nachahmungen  der  Mimen  des 
Sophron**),  jener  einst  in  Sikelien,  dem  Vaterlande  des  Dichters, 
erwachsenen  poetischen  Spielart  kunstvoll  gestalteter  Scenen  aus 
dem  dortigen  Volksleben  in  prosaischer  Form,  und  der  Gedanke 
liegt  nahe,  dass  Theokritos  aus  ihr,  wenn  auch  gewiss  Nichts 
für  den  Inhalt  seiner  Hirtendichtungen,  so  doch  Manches  fär  die 
mimische  Kunst  auch  von  diesen  gelernt  hat^^).  Das  12.  Idyll 
^Aixag  ist  ein  Liebesgedicht  an  einen  Knaben,  kleine  Epen  sind 
ausser  dem  13.  (Hylas)  noch  das  24.,  der  kleine  Herakles  (Hqu- 
xXiöxog)^  welcher  die  Schlangen  tödtet,  das  25.,  Herakles  bei 
Augeias,  ein  erst  von  Kallierges  mit  dem  unpassenden  Titel 
^HQaxXfjg  Xeovtoipovog  versehenes  Fragment**^),  welches  mit  be- 
sonderer Vorliebe  bei  dem  ländlichen  Besitze  des  Augeias  ver- 
weilt und  das  Löwenabenteuer  nur  episodisch  einflicht  Den  alten 
lyrischen  Epithalamien  ist  das  18.,  ein  spartanischen  Jungfrauen 
in  den  Mund  gelegtes  Hochzeitslied  der  Helena,  nachgebildet. 
Das  22.  ist  ein  Lobgesang  auf  die  Dioskuren.  Sehr  schwach  ist 
das  26.,  die  Bakchantinnen  {jiijvaL  rj  Bdxxcci).  Zu  den  beiden 
Lobliedern  auf  Hieron  und  Ptolemaeos  kommt  als  drittes  wohl 
noch  die  Berenike,  von  der  uns  ein  Bruchstück*®)  erhalten  ist. 
Drei  Gedichte  zeigen  äolischen  Dialekt  und  Versarten,  wie  die 
alten  äolischen  Lyriker,  Alkaeos  und  Sappho,  sie  liebten:  das 
schon  erwähnte  28.  (Hkaxdtrf),  das  29.,  eine  Liebesklage  an  einen 

43)  Ueber  die  Sängerin  desselben,  die  Tochter  der  Argeia  (97),  s. 
C.  86.  A.  18. 

44)  Wie  von  den  beiden  erateren  die  Argpimenta  angeben,  and  zwar 
die  Adoniazusen  von  den  Säfisvai,  ta  'lad'fitcc.  Doch  beschränkte  sich,  wie 
0.  Jahn  Herrn.  IL  1867.  S.  240  darlegt,  der  Antheil  des  Sophron  am 
2.  Idyll  auf  die  Zauberscene,  während  die  Liebesklage  freie  Zuthat  des  Th. 
ist,  gerade  wie  im  15.  das  Adonislied  nnd  die  Zuspitzung  des  Ganzen  anf 
die  Verherrlichung  des  städtischen  Glanzes  von  Alezandreia  und  der  Fest- 
pracht der  Ptolemäer. 

46)  Vgl.  A.  8. 

46^)  S.  die  Bemerkung  des  Kallierges  b.  Ahrens  Buc.  Gr.  I.  S.  144. 
Dass  das  Gedicht  ebenso  wie  die  eng  mit  ihm  zusammenhängende  so- 
genannte Megara  (Mosch.  IV)  ursprünglich  ohne  Titel  überliefert  war,  zeigt 
Hiller  Beiträge  zur  Textgesch.  der  gr.  Bukoliker  (s.  A.  66).  S.  68—62. 

46)  Bei  Ath.  VU.  284  a. 


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Theokritos.  213 

schonen  Knaben  {Ilai^dixa)  nnd  das  ähnliche,  erst  neuerdings ^^ 
wieder  aufgefundene  31.*®),  von  denen  das  erste  und  dritte  in 
choriambisch -logaödischen  Versen,  das  zweite  in  sogenannten 
äolisch- daktylischen  Pentametern  gedichtet  ist  In  denselben 
Kreis  der  Knabenliebe  gehört  das  23.  (Egaötrig  ^  jdv6£Q(og),  die 
Erhängung  des  verschmähten  Liebhabers  durch  sich  selber  vor 
der  Thür  des  spröden  Knaben,  und  die  Rache  des  £ros  an  letzterem 
behandelnd.  Aber  es  ist  ohne  Zweifel  ein  nicht  geringer  Theil 
dieser  erhaltenen  Gedichte  nicht  von  Theokritos  verfasst,  und  von 
einem  anderen  Theile  ist  es  wenigstens  zweifelhaft*^).    Allgemein 

47)  Von  Ziegler  (8.  Jahrb.  f.  Ph.  CXia.  1886.  S.  169)  und  durch  ihn 
Ton  Studemund  in  dem  unten  A.  69.  70  etwas  n&her  zu  besprechenden 
Codex  c  (Ambros.  B  75),  aus  dem  es  übrigens,  wie  Sternbach  a.  a.  0. 
S.  130.  A.  hervorhebt,  schon  d'Orville  ad  Chariton.  IV,  2  kannte.  Heraus- 
gegeben ward  es  danach  zuerst  von  Bergk  Theocriti  tertium  quod  vocatur 
Carmen  Aeolicum,  Halle  1866.  4.  Opusc.  IL  S.  242—249.  —  Th.  Fritzsche 
De  Theocriti  carmine  Aeolico  recens  invento.  Bestock  und  Leipzig  1865.  4. 
A.  Th.  H.  Fritzsche  Epistula  critica  ad  Theod.  Fritzschium  de  Theocriti  car- 
mine Aeolico  nuper  a  Th.  Bergkio  edito,  Rhein.  Mus.  XXI.  1886.  S.  247—262. 
Schwabe  Theocriti  Carmen  Aeolicum  tertium,  Dorpat  1866. 4.  H.L.  Ahrens 
De  Theocriti  carmine  Aeolico  tertio  nuper  invento,  Hannover  1868.  4. 
Seh  neide  wind  De  carmine  Theocriti  quod  dicitur  Aeolico  tertio,  Eisenach 
1873.  4.  Kraushaar  Das  dritte  &oL  Ged.  des  Th.  (Gjmnasialprogr.  v. 
Saarburg).   Strassburg  L  E.  1877.  4. 

48)  Die  jetzige  Reihenfolge  der  Gedichte  findet  sich  so  in  keinem 
Codex,  wie  ja  auch  keiner  sie  alle  enthält.  Sie  entstand  vielmehr,  indem 
man  regelmässig,  so  bald  man  neue  entdeckte,  die  Nummer  weiter  fort- 
laufen Hess.  —  Diese  drei  äolischen  Gedichte  gehOren  natürlich  unter  den 
von  Suid.  (s.  A.  42)  aufgezählten  Claesen  zu  den  MiXrj,  das  22.  zu  den 
Hymnen,  das  26.  vielleicht  zu  den  ^HQmtvat.  Episch  waren  ohne  Zweifel 
auch  die  nur  bei  Suid.  genannten  IlQoix^Ssg, 

49)  Die  Untersuchung  hierüber  begann  D.  Heinsius  Lectiones  Theo- 
criteae  hinter  seiner  Ausg.  1604.  Ihm  folgten  zunächst  Valckenaer,  Eich- 
städt  De  carminum  Theocriteorum  ad  sua  genera  revocatorum  indole  ac 
virtutibus,  Leipzig  1794.  4.,  E.  Beinhold  De  genuinis  Theocriti  carminibus 
et  soppositiciis,  Jena  1819.  8.,  welcher  auf  Grund  der  beiden  allerdings  sehr 
beachtenswerthen,  aber  doch  nicht  allein  entscheidenden  Tbatsachen,  dass 
wir  nur  zu  den  ersten  17  Stücken  alte  Scholien  haben  und  die  Nach- 
ahmungen bei  Vei^lius  sich  auf  keins  der  folgenden  erstrecken ,  alle 
folgenden  mit  Ausnahme  des  18.  und  überdies  aus  inneren  Gründen  das 
12.  und  seltsam  genug  das  17.  dem  Th.  absprach.  Ihm  trat  A  Wissowa 
Theocritus  Theocriteus,  Breslau  1828.  8.  mit  dem  verfehlten  Versuch  ent- 
gegen im  Wesentlichen  durchweg  den  theokriteischen  Ursprung  zu  ver- 
theidigen.  Dann  haben  sich  bei  dieser  Untersuchung  besonders  G.  Hermann 
Scholae  Theocriteae  (Schulzeit.  1832.  Nr.  132—134.    Zeitschr.  f.  d.  Alterth. 


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214    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtung;  Mimiambos  n.  a.  cboliamb.  Dicbt. 

verworfen  werden  heutzutage  das  19.  Idyll  (KriQioxUmrig)  auf 
den  dem  Eros  zu  Theil  gewordenen  Bienenstich,  vermuthlich  von 
Mosehos  verfasst^),  und  das  30.  auf  den  todten  Adonis  {slg 
vexQov  *j^dc3viv),  zwei  jedenfalls  beträchtlich  später  entstandene 
Tändeleien,  femer  fast  allgemein  das  20.  21.  23.  25.  imd  das 
frisch  lebendige,  aber  schlüpfrige  27.  ('OaQLötvgy^),  und  das  26. 
ist  nicht  über  allen  Verdacht  erhaben^*).  Für  das  19.  23.  25. 
27.  30.  spricht  auch  kein  wirklich  altes  Zeugniss^*),  für  das  20. 
und  21.  das  doch  ziemlich  schwache  einer  einzigen  byzantinischen 
Handschrift^^^).     Aber   selbst   unter  den  bukolischen  Gedichten 

1840.  S.  969  ff.)  Opusc.  V.  S.  78— 117.  Vm.  S.  316— 828,  Weise,  Bücheier 
Vier  Idyllen  des  Theokritos  (IX.  VIH.  I.  XVm),  Jahrb.  f.  Pb.  LXXXI.  1860. 
S.  884  —  872,  Meineke,  A.  Th.  H.  Fritzsche,  Abrens  (s.  A.  65.  70^), 
Hill  er  und  Brinker,  dessen  TOrtrefflicbe  ZosammenstellaDgen  und  eigne 
Beobachtungen  neben  Hillers  Schrift  besonders  gut  zur  Orientirung  dienen, 
betbeiligt. 

60)  S.  darüber  Hiller  a.  a.  0.  S.  67.  Vgl.  A.  Th.  H.  Fritzsche  in  d. 
grossen  Ausg.  H.  S.  102.  Valckenaer  rieth  auf  Bion.  Eine  Nachahmung 
findet  sich  in  den  Anacreontea  88  Bergk. 

61)  S.  über  dies  Ged.  v.  Wilamowitz  Zur  *OaQt4Jtvg,  Herrn.  XHL  1879. 
S.  276—279.  Vgl.  0.  Ribbeck  Zur  'OoiQiatvg,  Rhein.  Mus.  XLV.  1890. 
S.  146  f.     Zu  den  "AXieig,  ebendas.  S.  147  f. 

52)  Allerdings  ist  die  Aechtheit  des  26.  und  26.  Ton  Brinker  S.  64—78 
sehr  geschickt  vertheidigt  worden,  aber  in  Bezug  auf  das  erstere  sicher 
vergebens,  s.  A.  68.  70;  in  Bezog  auf  das  26.  s.  Hill  er  W.  f.  kl.  Ph.  a.  a.  0. 
Sp.  1308.  Mit  dem  26.  föUt  aber  auch  die  Hypothese  von  Brinker  S.  60  f., 
die  dreimalige  Behandlung  der  Heraklessage  durch  Th.  im  13.  24.  26.  sei 
darauf  zurückzuführen,  dass  Ftolemaeos  I  als  natürlicher  Bruder  des  Ale- 
xandros,  wie  der  Dichter  ihn  im  17.  darstellt,  für  einen  Herakleiden  gelten 
masste,  wenigstens  in  dieser  Gestalt,  und  in  der  noch  übrig  bleibenden 
Beschränkung  auf  das  18.  und  24.  scheint  sie  mir  doch  recht  fraglich. 
Der  iheokriteische  Ursprung  des  22.  aber  wird  gegen  Eichstädt,  Rein- 
hold, G.  Hermann  gut  aufrecht  erhalten  von  Brinker  S.  67—60.  Das 
10.  ist  von  Wilamowitz  Coniectanea,  Göttingen  1884.  4.  (Sommerkat.). 
S.  16  angezweifelt,  leider  ohne  Andeutung  seiner  GrQnde;  s.  Brinker 
S.  86—87.  Das  26.  enthält  (80)  eine  unverkennbare  Nachahmung  von 
Eallim.  H.  IV,  98,  wo  97  der  Eithaeron,  also  das  Local  dieses  wirklichen 
oder  angeblichen  theokriteischen  Gedichts,  ausdrücklich  genannt  wird,  s. 
Wilamowitz  b.  Enaack  Anal.  Alex.-Rom.  S.  68.  Daraus  folgt  aber  (s. 
A.  40)  noch  nicht  im  Mindesten  die  ünächtheit  dieses  Gedichts.  Wohl  aber 
spricht  ein  anderer  Umstand  für  dieselbe,  s.  A.  70^. 

63)  S.  Ahrens  Phüologus  XXXIII.  S.  687  flF.  594  flP.  Hiller  Beiträge 
S.  67—70. 

63^)  Nämlich  dem  von  Hill  er  mit  *  bezeichneten,  verlorenen  Original 
der  Handschriften  28  und  M  (s.  A.  70  und  Hiller  Beitr.  S.  70),  welches 


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TheokritoB.  215 

ist  das  8.  unächt*^)  und  das  9.  wenigstens  nicht  unbedenklich***). 
Dagegen  stehen  beim  29.  dem  äuseeren  Zeugniss^^  innere  Gründe, 
wie  es  scheint,  nicht  entgegen,  und  so  macht  die  Aehnlichkeit 
des  31.  mit  ihm  auch  dessen  Herkunft  von  Theokritos  trotz  des 
Mangels  an  äusserer  Beglaubigung*^^)  einigermassen  wahrschein- 
lich. Der  Verfasser  des  25.  und  der  der  sogenannten,  willkür- 
lich unter  die  Gedichte  des  Moschos  an  4.  Stelle  eingereihten, 
gleichfalls  fragmentarischen  Megara  ist  wahrscheinlich  einer  und 
derselbe  unbekannte  Dichter  der  Alexandrinerzeit,  welcher  sonach 
wohl  selber  diese  beiden  Darstellungen  aus  der  Heraklessage,  ,^ 
denen   die  Berichte   und  Schilderungen  ganz  oder  grossentheils 


wohl  kaum  älter  als  das  12.  oder  18.  Jahrb.  war.  So  kann  denn  in  Wahr- 
heit dies  Zengniss  schwerlich  viel  mehr  gelten  als  die  willkürliche  Bei- 
legung aller  in  M  enthaltenen  Gedichte  (auch  Mosch,  in.  IV  und  sogar 
Bion  I.  II!)  in  diesem  Codex,  d.  h.  (s.  A.  70)  seitens  des  Triklinios  an  Th. 

64)  Zuerst  sprach  es  G.  Hermann,  welcher  sehr  richtig  (Op.  V.  S.  87) 
den  sachlichen  Widerspruch  des  zweiten  Theils  (61  ff.)  gegen  den  ersten 
erkannte  (vgl.  auch  Brinker  S.  80)  theilweise,  dann  Weise,  Meineke, 
Brinker  und  zuletst  auch  Hiller  W.  f.  kl.  Ph.  II.  Sp.  1802  ganz  dem  Th. 
ab,  und  in  der  That  lässt  die  von  Brinker  S.  28  ff.  gegebene  üebersicht 
aller  Abweichungen  von  dessen  Sprache,  Versbau  und  Sagengestaltung 
keinen  Zweifel  übrig.  Die  bei  Brinker  S.  30.  A.  1  zusammengestellte 
frühere  Litteratar  über  die  Daphnidsage  bei  Th.  ist  durch  Brinkers  eigne 
kurze  und  klare  Erörterung  (S.  80—82)  ziendich  entbehrlich  geworden,  und 
die  theokriteische  Form  dieser  Sage  stimmt  nicht  mit  der  älteren  Gestalt 
derselben,  welche  V.  93  vorausgesetzt  wird.  Trotz  aller  dieser  M&ngel  war 
der  Verf.  ein  nicht  unglücklicher  Nachahmer  des  Th.  Mit  Recht  aber 
urtheilt  Hiller  gegen  G.  Hermann  und  Brinker,  dass  kein  genügender 
Grund  yorliegt  das  Gedicht  unter  verschiedene  Urheber  zu  theilen.  Ueber 
die  ungeschickte  Anspielung  59  f.  auf  Eallim.  Ep.  LH,  8  f.  bemerkt  Val- 
ckenaer  Epist.  ad  Boever.  S.  9  richtig:  „ex  his  (MUmacheia  nostrum  locum 
(57—60)  efformavit  homo  guidam**,  aber  dieser  ,ßwmo  quidam"  kann  füglich 
der  Verf.  des  Ganzen  gewesen  sein,  welcher  bereits  (s.  A.  83)  den  Th.  jenes 
kallimacheischen  Epigramms  fölschlich  für  den  Idyllendichter  hielt.  Das 
Prooemion  (1—6)  ist  dem  des  6.  Idylls  (1—6)  nachgebildet. 

66)  Mit  Weise  verwerfen  es  auch  Eaibel  Sententiarum  liber  primus, 
Herm.  XV.  1880.  S.  467  (wie  es  scheint)  imd  Brinker  S.  82  ff.,  s.  jedoch 
Hill  er  a.  a.  0.  Sp.  1802  f.  Natürlich  handelt  es  sich  dabei  im  Wesent- 
lichen nur  um  die  kurzen  Lieder  des  Daphnis  und  Menalkas.  Denn  Anfang 
und  Schluss  sind  sp&tere  Zuthaten,  s.  A.  66. 

66)  SchoL  Plat.  Symp.  217  E.    Ueberdies  s.  A.  67  ^  68. 

66^)  Die  Art  der  Ueberlieferung  spricht  sogar  eher  gegen  die  Aecht- 
heit,  s.  Ahrens  a.  a.  0.  S.  689  f.  Wenn  es  trotzdem  von  Th.  ist,  so  gehört 
es,  wie  Häberlin  S.  64  bemerkt,  nach  V.  18  dessen  Alter  an. 


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216    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtung;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

den  vorgeführten  Personen  in  den  Mund  gelegt  werden",  unvoll- 
endet hinterlassen  hat^'). 

Die  Darstellung  des  Theokritos  ist  zum  Theil  die  rein  dra- 
matische,  zum  Theil  spricht  er  umgekehrt  durchweg  im  eignen 
Namen,  zum  Theil  endlich  bedient  er  sich  derselben  Mischung 
wie  das  lebendige  Epos:  er  fügt  seiner  Erzählung  directe  Reden 
seiner  Personen  und  Nachahmungen  lyrischer  Gesänge  von  ihrer 
Seite,  namentlich  Wettgesänge  von  Hirten  ein,  und  ein  Gleiches 
pflegt  auch  in  den  ganz  dramatisch  gehaltenen  Hirtengedichten 
und  Mimen  zu  geschehen  ^^^).  In  solchen  eingelegten  Gesängen 
oder  wo,  was  im  5.  Idyll  der  Fall  ist,  das  Ganze  einen  Wechsel- 
gesang darstellt y  pflegt  denn  auch  eine  künstliche  strophisch- 
symmetrische Gliederung  zu  herrschen^),  mit  welcher  die  An- 
wendung des  Refrains  im  1.  und  2.  Idyll,  vielleicht  den  beiden 


57)  S.  die  erschöpfende  Auseinandersetzang  von  Hiller  Beitr.  S.  60—67. 
Dass  beide  Gedichte  nicht  von  Moschos  sind,  zeigt  derselbe  S.  66.  Vgl. 
auch  A.  113. 

57^)  Hieher  gehört  das  Zanberlied  im  2.  und  das  Adonislied  im  15.  Idyll. 
Das  einzige  rein  dramatisch -dialogische  Hirtengedicht  ohne  Lieder  ond 
Wettgesänge  ist  das  4.  Idyll. 

58)  Die  freilich  in  der  Ueberlieferung  mehrfach  gestört  ist.  Zaerst 
fasste  diesen  Gk>genstand  Eichstädt  Qoaestionam  philologicarum  specimen, 
Leipzig  1796  genauer  ins  Aage,  dann  besonders  M.  Haapt  Zu  den  grie- 
chischen Bukoükem,  Rhein.  Mus.  N.  F.  IV.  1846.  S.  260—278.  Opusc.  L 
S.  167 — 184  (und  zwar  namentlich  am  1.  Qed,)^  G.  Hermann  De  arte 
poesis  Graecorum  bucolicae,  Leipzig  1848.  4.  Opusc.  VIII.  S.  329 — 343, 
Eoeohly  Carminum  Theoeriteorum  in  strophas  suas  restitutorum  specimen, 
Zürich  1868.  4.  vgl.  Akad.  Vortrr.  u.  Reden  I.  S.  406  —  412,  Bücheier 
Jahrb.  f.  Ph.  LXXXI.  1860.  S.  643  —  677  (s.  A.  49).  Coniectanea  critica, 
Rhein.  Mus.  XV.  1860.  S.  461—465.  Zu  Theokrit,  ebendas.  XVIH.  1868. 
S.  314—316,  Gebauer  De  poetarum  bucolicorum  Graecorum  inprimis  Theo- 
criti   carminibus  in  eclogis  a  Vergilio  ezpressis,   Leipzig  (1856).  1861.  8., 

0.  Ribbeck  Theokriteische  Studien,  Rhein.  Mus.  XVII.  1862.  S.  543—677. 
Nachtr.  ebendas.  XVIIL  1863.  S.  316—318,  Goebbel  De  Theocriti  idylL  L 

11,  de  Bionis  epit.  Adonidis,  de  Moschi  epit.  Bionis,  de  Vergilii  ecl.  VIII 
ratione  strophica,  Warendorf  1862.  4.,  P  ei  per  Der  Refrain  bei  griech.  u. 
lat.  Dichtem.  IL  Theokritos  erstes  und  zweites  Idyll,  Jahrb.  t  Ph. 
LXXXIX.  1864.  S.  449-466.    V.  Die  Strophen  der  griech.  u.  lat.  Bukoliker. 

1.  Theokritos,  ebendas.  XCL  1866.  S.  833-843.  Viel  zweifelhafter  ist  es, 
ob  und  wie  weit  in  anderen  ganzen  Gedichten  verschiedener  Art,  wie  im 

12.  13.  18.  22.  und  vollends  gar  in  den  beiden  Enkomien,  eine  ähnliche, 
aber  weit  künstlichere  Symmetrie  wirklich  von  Th.  beabsichtigt  ist;  jeden- 
falls ist  man  in  solchen  Annahmen  oft  viel  zu  weit  gegangen.  S.  Steig 
De  Theocriti  idylliorum  compositione,  Berlin  1882.  8.  (Doctordiss.). 


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TheokritoB.  217 

ältesten  von  allen  ^^)y  zusammenhängt.  In  den  Hirtengedichten 
schlägt  Theokritos  bald^  wie  am  Meisten  im  Erntefest,  einen 
verfeinerten,  bald  einen  derberen  Ton  an,  so  ganz  besonders  im 
4.  und  5.  Gedicht  und  ebenso  im  10.,  dem  BauernidjU.  Auch 
der  Dialekt  ist  ein  künstlicher^^),  verschieden  in  den  verschiedenen 
Gedichten  im  Ganzen  je  nach  ihrer  Gattung,  dorisch  in  den 
Hirten-  und  Bauerngedichten  uüd  Mimen,  aber  auch  im  Epitha- 
lamion  der  Helena  (XVIH)  und  selbst,  jedoch  mit  starken  Bei- 
mischungen aus  der  epischen  Sprache  in  dem  kleinen  Epos  Hjlas 
(XIII),  meist  jedoch  ohne  stärkere  landschaftliche  Färbung,  die 
nur- in' jenen  drei  realistischen  ländlichen  Gedichten  stärker  her- 
vortritt, äolisch,  wie  gesagt,  in  den  drei  äolischen  Dichtungen, 
ionisch,  aber  zum  Theil  mit  dorischer  Beimischung*^),  im  12.  Idyll, 
in  den  beiden  Enkomien  (XVL  XVH),  in  den  Dioskuren  und 
Bakchantinnen  (XXII.  XXVI)  und  im  kleinen  Herakles  (XXIV). 
Das  dritte  Epos  (XXV)  unterscheidet  sich  auch  dadurch  von  allen 
ächten  Schöpfungen  des  Theokritos,  dass  es  in  Sprache,  Dialekt 
und  der  ganzen  Färbung  rein  homerisch  ist.  Kunstvoll  ist  auch 
der  Bau  des  Hexameters,  jedoch  verschieden  je  nach  den  verschie- 
denen Dichtarten,  im  Ganzen  genommen  am  Freiesten  in  den 
ländlichen  Gedichten,  am  Gebundensten  in  unzweifelhaftem  An- 
schluss  an  Eallimachos  in  den  epischen  und  im  12.,  16.,  17.,  22. 


69)  S.  A.  8.  8*». 

60)  F.  Schultz  Die  MischuDg  der  Dialekte  bei  Theokrit,  Colin  1872.  4. 
Morsbach  De  dialecto  Theocritea,  Bonn  1874.  8.  (Doctordiss.).  Ueber  den 
Dialekt  Theokrit's,  in  G.  Cortius  Stadien  X.  1877.  S.  1—88.  Oppel  Qoae- 
stiones  de  dialecto  Theocriti,  Leipzig  1874.  8.  (Doctordiss.).  Futh  De 
Theocriti  studiis  Homericis,  Halle  1876.  8.  (Doctordiss.).  Stanger  Homer 
im  Theokrit,  Bl.  f.  d.  bayr.  Gymnw.  IIL  1867.  S.  201  ff.  —  Wintzell  Studia 
Theocritea,  Land  1889.  8.  Doctordiss.  (über  die  Wörter  nnd  Wortformen 
im  15.  bis  22.  Ged.  in  Bezug  auf  Laut-  und  Fleiionslebre).  —  Kumpel 
Lezicon  Theocriteum,  Leipzig  1879.  8. 

61)  Dieselbe  reicht  indessen  schwerlich  so  weit,  als  y.  Wilamowitz 
Isyllos  von  Epidauros  (Berlin  1886).  S.  26  f.  (vgl.  C.  36.  A.  16)  annimmt 
Hinsichtlich  der  verhältnissmassig  doch  nur  wenigen  (?)  Dorismen  in  den 
beiden  Enkomien  sehe  man  was  Brinker  S.  55  ff.  gegen  Morsbach  be- 
merkt. Und  was  die  Dioskuren  anlangt,  so  ist  die  bessere  Ueberlieferung 
in  D  (s.  A.  70)  frei  von  dieser  Beimischung,  die  sich  überdies  in  der 
schlechteren  <^m  sogar  beim  25.  Idyll  zeigt;  auch  die  Citate  sprechen  gegen 
dieselbe,  und  das  noivy  'Ia9i  in  der  üeberschrifl  stammt  ohne  Zweifel  (vgl. 
Ähren  s  Pbilologus  XXXIH.  S.  405)  bereits  aus  dem  Archetypos.  S.  Hill  er 
Beitrr.  S.  77  f. 


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218    Fünftes  CapiteL  Idyllendichtmig ;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht 

und  26. y  80  dass  denn  der  Dichter  innerhalb  der  ersteren  auch 
noch  in  Alexandreia  seine  eigne  Weise  beibehielt ^  während  er 
in  den  mimischen  und  im  18.  einen  dieser  näher  kommenden 
Mittelweg  einschlug  ^^).    Beliebt  ist  namentlich  in  jenen  ersteren 


62)  Assmns  Qnaestionam  bucolicanim  specimen,  Berlin  1866.  8. 
(Hallescbe  Doctordiss.)  ist  ziemlich  dürftig.  Erügermann  Quaestiones 
Theocriteae,  Breslan  1875.  8.  (Doctordis»)  behandelt  im  ersten  Theil  Hiatas 
nnd  PoBitionaverlängenuig,  im  zweiten  grammatische  Fragen.  Gute  Be- 
obachtungen giebt  Brinker  8.  18—22,  eine  gründliche  Gesammtnnter- 
Buchung  Kunst  De  Theocriti  Tersu  heroico,  Dies,  philol.  Yindob.  L,  Leipz. 
u.  Prag  1887.  8.  S.  1—124.  Nur  aber  wftre  noch  eine  besondere  Betrach- 
tung des  16.  Idylls  darauf  hin  erwünscht,  ob  dieses  wirklich  im  Versbau  so 
ganz  mit  den  übrigen  oben  genannten  Gedichten  stimmt,  welche  Kunst  kurz 
unter  dem  Namen  der  epischen  zusammenfasst,  dass  man  danach  annehmen 
musBte,  Th.  habe  sich  schon  hier,  also  bevor  er  nach  Alexandreia  ging,  dem 
Eallimachos  angeschlossen.  Von  den  in  Bezug  auf  Zulassimg  des  Spondeios 
überhaupt  möglichen  32  Formen  des  Heiametors  gebraucht  er  nur  diejenigen 
4  nicht,  in  welchen  dem  Spondeios  an  fünfter  Stelle  noch  wieder  mehr 
als  ein  Spondeios  unmittelbar  voraufgeht,  und  zwar  verwendet  er  23  in  den 
ländlichen,  23  in  den  mimischen  Gedichten  (immer  nebst  dem  18.  gerechnet), 
27  in  den  epischen  (nach  jener  Bezeichnungsweise  Eunsts),  w9hrend  Kalli- 
machos  (s.  C.  13.  A.  74)  überhaupt  nur  21  hat  Dafür  aber  ist  in  diesen  gleichwie 
bei  Eallimachos  das  Vorwiegen  der  Daktylen  vor  den  Spondeien  sehr  be- 
trächtlich und  ganz  unverhältnissmässig  am  Stärksten,  desgleichen  aber 
auch  andererseits  der  Spondeios  an  fünfter  Stelle  bei  Weitem  am  Häufigsten, 
so  dass  hier  sogar  mehr  als  zwei  solche  Verse  unmittelbar  auf  einander 
folgen,  in  den  ländlichen  nie.  Namentlich  in  den  epischen  Gedichten  wird 
im  ersten  Theil  des  Hexameters  bei  der  Aufeinanderfolge  zweier  Spondeien 
die  Zulassung  von  mehr  als  einem  Einschnitt  vermieden,  wenn  auch  nicht 
so  ängstlich  wie  bei  Eallimachos.  Am  Meisten  in  ihnen,  am  Wenigsten  in 
den  bukolischen  wird  in  den  mit  zwei  Spondeien  beginnenden  Versen  die 
weibliche  Cäsur  an  dritter  Stelle  («ora  tgitov  tgoxaCov)  bevorzugt,  deren 
Anwendung  sich  überhaupt  in  diesen  wie  in  allen  anderen  Fällen  zu  der 
der  Penthemimeres  in  den  epischen  nahezu  wie  3  :  1  verhält,  während 
letztere  in  den  ländlichen  beinahe  ebenso  häufig  und  in  den  mimischen 
nicht  beträchtlich  seltener  ist.  Mit  der  Bevorzugung  jener  weiblichen  Cäsur 
hängt  es  auch  zusammen,  dass  der  Spondeios  an  dritter  Stelle  noch  seltener 
als  bei  Homeros  ist,  am  Häufigsten  aber  in  den  bukolischen  Dichtungen, 
daher  auch  weitaus  meistens  mit  bukolischer  Diärese  verknüpft,  da  diese 
öfter  mit  der  Penthemimeres  als  mit  der  Cäsur  xcrra  tQitov  tQOxociov  sich 
zu  verbinden  pflegt.  Alles  genau  wie  bei  Eallimachos.  Nur  im  4.  und 
7.  Gedicht  unter  allen  ländlichen  überwiegt  die  letztere  Cäsur  stärker,  da- 
gegen im  1.  und  im  unächten  8.  ganz  besonders  die  erstere.  Zu  dem  stär- 
keren Ueberwiegen  der  Daktylen  in  den  epischen  Dichtungen  stimmt  die 
in  den  bukolischen  im  Allgemeinen  häufigere  Verlängerung  vor  Muta  cum 
liquid a.    Dagegen  ist  die  in  engen  Grenzen  zugelassene  Beibehaltung  der 


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Theokritoa.  219 

die  eben  davon  so  genannte  bukolische  Diärese,  vor  welcher  der 
Spondeios  nur  in  sehr  beschränktem  Masse  zugelassen  wird*^). 
Die  25  Epigramme  sind  nicht  alle  in  elegischen  Distichen,  sondern 
zum  Theil  in  künstlicheren  lyrischen  Yersmassen  abgefasst.  Aecht 
sind  das  1.  7.  10.  12.  13.  17.  20.  21.,  sicher  dagegen  nicht 
von  Theokritos  das  2.  bis  6.,  das  8.  9.  11.  18.  19.  22.  23.  25., 
zweifelhaft  das  14.  15.  24.,  ganz  zweifellos  wohl  auch  das  13. 
nicht«*). 

Theokritos  hat  seine  Gedichte  nur  einzeln  herausgegeben*^). 


L&Dge  des  ersten  Yocals  beim  Hiatus  gerade  in  den  bukolischen  am 
Seltensten,  so  dass  in  dieser  Hinsicht  die  epischen  die  grössere  Licenz 
zeigen,  freilich  keine  so  grosse  wie  das  Argonantengedicht  des  ApoUonios, 
8.  C.  14.  A.  67.  Namentlich  in  den  ländlichen  sowohl  wie  in  den  epischen 
Idyllen  verbindet  sieb  mit  der  Penthemimeres  fast  stehend  entweder  buko- 
lische Diärese  oder  Hephthemimeres.  Für  die  Abfassungszeit  aber  ergiebt 
sich  aus  diesen  Thatsachen  nar  das  Eine:  es  wird  durch  sie  bestätigt,  dass 
im  Ganzen  und  Grossen  die  epischen  Dichtungen  gegenüber  den  Hirten- 
gedichten die  späteren  sind. 

63)  Fast  ganz  wird  er  Termieden,  wenn  hinter  ihm  eine  Interpunction 
eintritt,  und  im  1.,  8.,  4.  und  6.  Idyll  erscheint  er,  wie  schon  A.  18  hervor- 
gehoben ward,  entweder  gar  nicht  oder  doch  nnr  unter  einer  bestimmten 
Bedingung,  s.  Brinker  S.  19  (vgl.  Kunst  S.  56  und  gegen  diesen  Susemihl 
U.  S.  Xn.  A.  5S),  was  einigermassen  dafür  sprechen  würde,  dass  diese  vier 
Hirtengedichte  die  ältesten  von  allen  uns  erhaltenen  Schöpfungen  des  Th. 
mit  Ausnahme  der  Syrinx  seien,  wenn  uns  nicht  der  A.  62  bezeichnete 
metrische  Gegensatz  zwischen  dem  1.  auf  der  einen  und  dem  4.  auf  der 
anderen  zeigte,  wie  unsicher  solche  Schlüsse  sind.  Die  nichtländlichen 
Gedichte  zeigen  nämlich  hierin  in  der  That  eine  grössere  Freiheit,  das  16. 
hat  sogar  12  Spondeien  vor  der  bukol.  Diär.,  von  den  ländlichen  hat  nur 
das  11.  eine  etwas  grossere  Zahl,  nämlich  6.  Die  Abh.  von  Schümann 
üeber  d.  Spondeus  vor  d.  bukoL  Cäsnr  b.  Theokrit,  in:  Germaniae  philo- 
logos  Misniae  conventum  celebrantes  salntat  H.  Fritzsche,  Leipz.  1863.  4. 
ist  mir  nicht  zugänglich.  Bukolische  Diärese  haben  übrigens  in  den  epischen 
Idyllen  nur  die  knappe  Hälfte,  in  den  mimischen  etwas  über  die  Hälfte,  in 
den  ländlichen  fast  y^  der  Verse,  und  zwar  in  den  erzählenden  Partien  und 
den  Gesängen  ohne  Unterschied,  daher  ist  hier  die  Zahl  der  Hexameter  mit 
Spondeios  an  vierter  Stelle  überhaupt  eine  besonders  geringe. 

64)  Vgl.  die  üebersicht  von  Brinker  S.  74 — 77  und  über  das  2.  Epigr. 
Kaibel  Herm.  XV.  S.  466  f. 

66)  Auf  die  entgegengesetzte  Ansicht  von  Birt  näher  einzugehen  kann 
ich  hier  nicht  für  meine  Aufgabe  halten.  Bezeichnend  ist  es,  dass  der  ge- 
lehrte und  sorgfältige  Grundurheber  der  Lebensbeschreibung  des  Aratos 
die  Gedichte  des  Th.  offenbar  nicht  gekannt  hat,  s.  C.  10.  A.  4.  Znm 
Folgenden  vgl.  bes.  Ahrens  Ueber  einige  alte  Sammlangen  der  theokri- 
teischen  Gedichte,  Philologus  XXXTTI.  1874.  S.  386—417.  677—609,  dessen 


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220    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtang;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

Die  früheste  Sammlung^  welche  eine  Spur  hinterlassen  hat,  um- 
fasste  nur  die  Hirtengedichte,  und  zwar  so,  dass  hier  das  9.  Idyll 
die  letzte  Stelle  einnahm.  In  diesem  sind  nämlich  nicht  bloss 
Anfang  (V.  1—6)  und  Ende  (V.28-  36)  von  späterer  Hand  hin- 
zugesetzt, sondern  das  Ende  kann  auch  gar  nicht  anders  begriffen 
werden  denn  als  Epilog  einer  so  gearteten,  mit  eben  diesem  Ge- 
dicht abschliessenden  Sammlung,  welchen  der  Urheber  derselben 
hinzuthat,  indem  er  ihn  dem  Theokritos  selbst  in  den  Mund 
legte  ^^).  Eine  erweiterte  Sammlung,  vermuthlich  aber  doch  eine 
solche,  welche  auch  nur  theokriteische  Gedichte  enthalten  sollte, 
lag  dem  Vergilius  vor^^,  und  es  ist  nicht  unmöglich,  wenn  auch 
recht  unsicher,  dass  uns  eben  diese  Sammlung  in  der  besten,  aus 
dem  13.  Jahrhundert  stammenden,  in  Mailand  befindlichen,  ge- 
wöhnlich mit  k  bezeichneten  Handschrift  (Ambros.  222)  im 
Wesentlichen  noch  vorliegt,  nur  freilich  wohl  nicht  vollständig 
und  gerade  hier  wohl  nicht  ganz  mit  Bewahrung  der  ursprüng- 
lichen Reihe ^^^).     Diese  letztere  war  allem  Anschein  nach  fol- 

Ergebnisse  aber  weniger  (s.  indessen  A.  69.  78)  nach  Vahlen  (De  Artemi- 
dori  (?)  collectione  carminnm  bacoliconun),  Berlin  1876.  4.,  Birt  Das  antike 
Buchwesen,  Berlin  1882.  8.  S.  894  fiP.  A.  1.  8,  v.  Wilamowitz  Hermes  XUL 
S.  276,  s.  A.  51  (Tgl.  auch  Kaibel  Hermes  XV.  S.  451. 544. 456),  als  nach  der 
musterhaften  Untersuchung  von  Hiller  Beiträge  zur  Teztgeschichte  der 
griechischen  Bukoliker,  Leipzig  1888.  8.  (vgl.  auch  dessen  Vorarbeit:  Zur  hand- 
schriftL  Ueberlieferung  der  griech.  Bukoliker,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIU.  1886. 
S.  818—821)  wesentlich  zu  herichtigen  sind,  s.  A.  70.    Vgl.  auch  A  79. 

66)  S.  darüher  jetzt  besonders  Brinker  S.  82 — 85.  Den  Prolog  sprach 
zuerst  F.  Jacobs  bei  Wüstemann  dem  Sammler  zu,  welchen  er  (wie  sich 
aus  dem  Folgenden  ergiebt,  mit  unrecht)  gleich  Anderen  nach  ihm  fOr  den 
Artemidoros  hielt.  ^ 

67)  Wenigstens  hat  derselbe  nicht  bloss  das  8.,  sondern  auch  das 
18.  Idyll  nachgeahmt  (Ecl.  V,  82  f.  VII,  65  f.  «  Id.  XVIII,  29  f ),  und  wenn 
er  natürlich  auch  nicht  desshalb  gerade  10  Eklogen  dichtete,  weil  die  Zahl 
der  „rein  ländlichen"  Gedichte  des  Th.,  d.  h.  der  11  ersten  mit  Ausnahme 
des  2.,  ebenso  gross  war,  so  spielt  doch  Serr.  Argum.  Verg.  Ecl.  l  »ed  est 
sciendum  Septem  eclogas  esse  meras  rusticas,  quas  Theocritus  deeem  habet: 
hie  in  tribus  a  bucoUco  carmine,  sed  cum  excusaiione  discessit  (vgl.  Buche  1er 
Jahrb.  f.  Ph.  LXXXI.  S.  387)  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  richtig  auf  die- 
jenige Sanmilung  an,  welche  Vergilius  wirklich  vor  Augen  hatte,  und  in 
welcher  jene  „decem*'  den  Anfang  machten.  Wie  man  die  Worte  des  Serv. 
auf  eine  solche  hat  beziehen  können,  welche  nur  diese  enthalten  habe,  ist 
schwer  zu  begreifen,  s.  hierüber  die  richtige  Bemerkung  von  Vahlen 
a.  a.  0.  S.  4.      , 

67^)  k  enthält  in  dieser,  sonst  nur  noch  in  der  luntina  (s.  A.  85)  er- 


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Theokritoa.  221 

gende:  es  gehen  die  10  rein  ländlicben  Gedichte  in  dieser  Ord- 
nung: 1.  5.  6.  4.  7.  3.  8.— 11.  voran,  und  es  folgen  das  12.  13. 
2.  14.  15.  17.  16.  29.  und  die  Epigramme,  doch  scheinen  auch 
das  24.  22.  18.  26.  28.  noch  mit  zu  dieser  Sammlung  gehört 
zu  haben  ^).  Es  gab  aber  auch  eine  solche  Auswahl,  welche  nur 
die  ersten  17  Gedichte  enthielt,  denn  nur  zu  diesen  haben  wir 
noch  alte  Scholien  und  Argumente  ^'*),  es  gab  femer  spätere 
Sammlungen,  welche  theils  Alles  aufiiahmen,  was  an  wirklich 
oder  doch  verhältnissmässig  alter  alexandrinischer  Idyllenpoesie 
ohne  Beschränkung  auf  Theokritos  noch  aufgetrieben  werden 
konnte^),  theils  Auslesen  in  diesem  Sinne  gaben.     Eine  dieser 


Bcheinenden  Abfolge:  1.  7.  3—6.  S— 13.  2.  14.  16.  17.  16.  29,  dazu  die  Epi- 
gramme. 

68)  S.  Ahrens  S.  400—417.  677—688.  Das  Princip  der  AnordDung 
scheint,  wie  Ahrens  S.  398  f.  682  bemerkt,  folgendes  zu  sein.  Innerhalb 
der  10  rein  ländlichen  Gedichte,  zu  denen  das  12.  und  13.  Idyll  als  Anhang 
(wenn  nicht  vielmehr  mit  Birt  S.  390  als  zweite  Gruppe,  nämlich  erotische 
oder  genaner  päderastische  Idyllien)  aDzdsehen  sind,  gehen  das  1.  6.  6.  4. 
7.  3.,  in  denen  ein  Ziegenhirt  (im  8.  freilich  nur  nach  irrthümlicher  Mei- 
nung des  Sammlers),  dem  8.  9.  10.,  in  denen  wohl  ein  Kuhhirt  (im  10. 
freilich  wieder  nur  nach  irrthümlicher  Deutung),  aber  kein  Ziegenhirt  auf- 
tritt, voran,  während  der  Kyklop  im  11.  als  Hirt  schlechtweg aufgefasst 
ist  Dann  folgen  zuerst  die  städtischen  Idyllen  mimischer  Art  (2.  14.  16.), 
dann  die  Enkomien  für  Könige  (17.  16.))  für  Heroen  (24.  22.),  für  Heroinen 
(18.  26.),  endlich  lyrisch- äolische  Gedichte  (28.  29.).  ^ 

68*^)  Bloss  Argumente  allerdings  auch  noch  zum  28.  und  29.,  bloss 
dürftige  Reste  alter  Scholien  etwa  auch  noch  zum  18. 

69)  Es  handelt  sich  hiebei  um  die  beiden  Epigramme,  welche  im 
Ambros.  k  (von  anderer  Hand  geschrieben)  und  in  anderen  Quellen  (s. 
Ahrens  Bucol.  II.  S.  2)  nach  der  üeberschrift  Gsongitov  ßov%oU%d,  'Agts- 
litdoaQOv  xov  yffanfucTiTiov  inl  tj  dd'QO^asi  z&v  ßovxolixcov  noirifidtav  ohne 
Spatium  auf  einander  folgen: 

Bov%oli%al  Moiaai  cnoQadsg  ndxa,  vvv  d*  Sfia  näaai 
ivrl  [lucg  yMvdqag^  ivtl  fitSg  dyiXag 
und 

"JXXog  6  XCog'  iym  dh  &s6%Qitog,  dg  xdd*  iyQaipa 

flg  dno  xmv  noXXmv  c^l  £vQri%oa£<ov ^ 
vt6g  ÜQa^uyoQao  nsffixXsitrig  ts  ^tJXvvfiu^ 
{kOvOüLV  d*  6d^8irjv  ovttv  itpsXnvadfiriv , 
während  das  zweite  begreiflicherweise  anderswo  dem  Th.  selbst  (o*  Ep.  22) 
beigelegt  wird.    Ahrens  und  Vahlen  halten  hiemach,  worauf  man  sich 
ja  in  der  That  zunächst  hingewiesen  sieht,  den  Artemidoros  für  den  Ver- 
fasser des  ersten  und  das  zweite  fdr  das  Motto  einer  späteren  Sammlung. 
Dabei  fiasst  aber  Ahrens  in  dem  ersten  die  ßovKoXtnal  Moiaai  im  strengen 
Sinne  als  Hirtengedichte  und  bezieht  so  dies  Epigramm  auf  die  oben  an- 


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222    Fünftes  Capitel.   IdyllendiclituDg;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

Auslesen,  bei  welcher  theils  jene  grössere  theokriteische  Samm- 
lung, wenn  auch  vielleicht  nur  mittelbar,  theils  eine  erweiterte 
benutzt    zu    sein    scheint^^),    liegt    uns    noch    deutlich    vor'^). 


gegebene  älteste  Sammlung  theokriteischer  Poesie,  welche  eben  nnr  die 
bukolischen  enthielt.  Allein  in  demselben  ist  ja  gar  nicht  von  einer  Be- 
schränkung auf  Th.  die  Rede.  Yahlen  dagegen  nimmt  zwar  trotz  des 
Gleichnisses  von  der  Hürde  und  Herde  mit  Recht  an,  dass  die  Bnkolik 
hier  in  jenem  weiteren  Sinne  der  Idyllenpoesie  (s.  A.  1)  zu  verstehen  sei, 
kommt  nun  aber  folgerichtig  damit  zu  dem  in  mehr  als  einer  Hinsicht 
(s.  C.  Härtung  Philol.  Anz.  YlII.  1877.  S.  882  f.)  sehr  unwahrscheinlichen 
Resultate,  dass  sonach  eine  Sammlung  sämmtlicher  Idyllendichter  entweder 
von  Artemidoros  veranstaltet  oder  doch  (s.  A.  71)  von  ihm  mit  diesem 
Epigramm  eingeführt,  dagegen  die  der  Gedichte  des  Tb.,  welche  das  zweite 
zur  Aufschrift  gehabt,  ihr  (also  doch  wohl  in  der  kurzen  Zeit  zwischen 
Artemidoros  und  Yergilius!)  erst  nachgefolgt  sein  müsste.  Der  Schlussvers 
des  zweiten  Epigramms  aber  wird  keineswegs  bloss,  wie  Yahlen  meint, 
durch  die  Annahme  verständlich,  dass  es  gegen  das  erste  und  die  durch 
dasselbe  bezeichnete  Sammlung  gerichtet  sei;  er  braucht  vielmehr  Nichts 
weiter  zu  sagen,  als  dass  der  Sammler  Kritik  geübt  und  Nichts  auf- 
genommen habe,  was  ihm  nicht  auf  Grund  derselben  als  acht  theo- 
kriteisch  erschienen  sei.  Allem  Anschein  nach  richtig  vermnthet  dagegen 
V.  Wilamowitz  a.  a.  0,  dass  vielmehr  dies  zweite  Epigramm  der  Samm- 
lung des  .«^LTtemidoros  voraufgeschickt  gewesen  sei,  das  erste  aber  als 
Motto  zu  einer  späteren,  erweiterten  gehöre,  die  durch  ebendies  Motto 
beweist,  dass  sie  gar  nicht  den  Anspruch  erhob  allein  Theokriteisches  zu 
geben,  ol^fireilich,  wie  er  annimmt  (vgl.  jetzt  auch  Eurip.  Herakl.  I. 
S.  187  f.),  gerade  zu  der  von  Nonnos  benutzten,  und  ob  zu  der  A.  70  zu 
besprechenden  oder  einer  uns  unbekannten,  ist  eine  andere  Frage.  Dar- 
über aber,  dass  nicht,  wie  Wilamowitz  meinte,  der  sehr  junge  Codex  c 
(Ambros.  B  76)  der  beste  Repräsentant  dieser  Sammlung,  dass  er  vielmehr 
überhaupt  kein  Repräsentant  einer  älteren  Sammlung  und  dass  er  vielmehr 
zum  Theil  mittelbar  aus  M  (s.  A.  70)  geflossen,  in  einzelnen  Theilen  sogar 
(s.  Ähren s  a.  a.  0.  S.  592)  aus  der  ersten  Aldina  abgeschrieben  ist,  s. 
Hiller  S.  15  £F.  S.  19.  A.  1. 

69^)  Wie  ich  im  Anschluss  nicht  sowohl  an  Hiller  (s.  A.  70)  als  an 
Ahrens  glauben  möchte. 

70)  Wie  dies  die  Ergebnisse  der  von  Hiller  a.  a.  0.  angestellten,  die 
üeberlieferung  der  in  k  nicht  enthaltenen  Gedichte  22.  25.  Mosch.  lY.  III. 
18.  20.  21.  Mosch.  I.  19.  Bion  I.  80.  28.  Bion  II  betreffenden  Untersuchung 
gelehrt  haben.  Der  verlorene  Archetypos  der  hier  in  Betracht  kommenden 
Handschriften  enthielt  jedenfalls  zunächst  die  16  ersten  Gedichte  in  der 
oben  bezeichneten  Abfolge  1.  6.  6.  4.  7.  3.  8—13.  2.  14—16,  dann  wahr- 
scheinlich unmittelbar  darauf  (s.  Hill  er  S.  73  f.)  das  17.  und  22.  und 
hernach  mehrere  andere,  unter  ihnen  unmittelbar  nach  22  und  jedenfalls 
(s.  Hiller  S.  60)  schon  unmittelbar  mit  einander  verbunden  entweder  25 
und  Mosch.  lY  oder  umgekehrt  Mosch.  lY.  25.    Aus  ihm  stammen  einer- 


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TheokritoB.  223 

Welche  von  diesen  spateren  Sammlungen,  so  weit  wir  sie  noch 
ganz  oder  annähernd  miterscheiden  köimen,  oder  ob  eine  andere^ 
nns  sonst  unbekannte  die  von  Nonnos  benutzte  gewesen  sein 
mag,  hat  wenigstens  bisher  noch  nicht  festgestellt  werden  können. 
Die  in  k,  jedoch,  wie  gesagt,  wohl  auch  nur  theilweise  erhaltene 
Zusammenstellung  aber  umfasste  in  ihrer  muthmassHch  ursprüng- 
lichen und  yollständigen  Form  in  der  That  fast  Alles,  ja,  wenn 
man   von   der  Syrinx  absieht,   vielleicht  ausnahmslos'®^)  Alles, 


Seite  der  vierte  Theil  in  D  (Paris.  2726  ans  d.  14.  Jahrh.)  und  ein  inzwischen 
verloren  gegangener  Padnaner  Codex,  nach  welchem  Masurus  sein,  wie 
Ahrens  S.  407  ff.  nachweist,  in  den  Ansgaben  von  1515  nnd  1516  (s.  A.  85) 
benutztes  Exemplar  fdr  24 — 28  und  unvollständig  auch  29  (theilweise  auch 
22  und  Mosch.  IV)  herstellte,  andererseits  das  Original  von  m  (9  Ahrens 
oi  Vatic.  915  ans  dem  Anf.  des  14.  Jh.)  auf  der  einen  und  der  wiederum 
verlorenen,  von  Hill  er  mit  <^  bezeichneten  Vorlage  von  28  (d.  h.  dem 
Schlüsse  von  Vatic.  1824  und  dem  Anf.  v.  Vatic.  1825  aus  d.  14.  Jh.)  und 
von  dem  (wie  Ahrens  sah)  die  Becension  des  Triklinios  enthaltenden  M 
(Paris.  2882,  aach  aus  d.  14.  Jh.)  auf  der  anderen  Seite.  Und  zwar  enthielt 
M  in  seiner  ursprünglichen  (Gestalt  und  Ordnung  1 — 17  (in  der  angegebenen 
Folge).  22.  25,  Cod.  28  aber  1—16  (in  der  angegebenen  Folge).  25.  Mosch. 
rV.  17.  Mosch,  m.  22.  18.  20.  21.  Mosch.  I.  19.  Bion  L  80.  28.  Bion  II 
(was  jetzt  fehlt,  ist  aus  den  Abschriften  w  und  11  zu  ergänzen),  M  hat  das- 
selbe nebst  Syrinx  und  des  Dosiadas  Altar  in  derselben  Folge  ausser  Mosch. 
I.  19.  80  (die  also  möglicherweise,  obgleich,  wie  Ahrens  S.  596  und  Hiller 
S.  57  f.  zeigen,  dies  nicht  wahrscheinlich  ist,  aus  einer  anderen  Quelle 
stammen  könnten;  ein  Gleiches  ist  möglich  von  18  und  Mosch.  III,  s.  Hiller 
8.  74).  Der  betreffende  Theil  von  D  endlich  umfasst  22  (von  V.  69  an). 
26.  28.  Mosch.  IV.  25.  Mosch.  III.  Hiemach  hat  denn  Hiller  S.  88  ff. 
eine  kritische  Ausgabe  von  22.  25.  Mosch.  IV.  20.  21.  19.  Bion  I.  30.  28. 
Bion  n  veranstaltet,  in  welcher  er  den  Text  des  Archetypos  möglichst  her- 
zustellen sucht.  Dass  die  bloss  durch  4>  erhaltenen  Gedichte  20.  21.  19. 
Bion  I.  80.  23.  Bion  II  jemals  mit  der  oben  bezeichneten  Sammlung,  aus 
welcher  k  hervorgegangen  ist,  zu  einem  Ganzen  verbunden  worden  seien, 
davon  fehlt  jede  Spur,  wohl  aber  wurden,  wie  Hiller  S.  65  zeigt  und  zum 
Theil  auch  bereits  aus  dem  Gesagten  erhellt,  schon  ziemlich  früh  25 
und  Mosch.  IV  einer  Sammlung  theokriteischer  Gedichte  als  Anhang  an- 
gereiht. Das  27.  Idyll  ist  (abgesehen  von  den  beiden  eben  genannten  Ans- 
gaben) nur  noch  in  cD,  das  28.  ausserdem  noch  in  Vatic.  913  (aus  dem 
18.  Jh.),  das  81.,  wie  schon  (A.  47)  gesagt,  nur  in  c  erhalten. 

70^)  Eine  Ausnahme  macht  vielleicht  nur  das  31.  Gedicht,  falls  dasselbe 
nicht  etwa  doch  auch  ursprünglich  zu  dieser  Sammlung  mit  gehörte  (vgl. 
A.  56^).  Im  üebrigen  hat  unter  diesen  umständen  gewiss  mit  Recht  Ahrens 
in  seiner  Ausg.  der  griech.  Bukoliker  Alles,  was  in  ihr  nicht  Platz  gefunden 
hatte,  trotzdem  dass  auch  ihr  Urheber  (s.  A.  81)  vielleicht,  was  aber  doch 
sehr  zweifelhaft  ist,  nur  eine  Auswahl  aus  Th.  geben  wollte,  mit  Ausnahme 


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224    Fünftes  Capitel.   Idyllendichtnng;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

was  von  den  uns  überlieferten  Gedichten  Ansprach  daranf  er- 
heben kann  wirklich  von  Theokritos  zu  sein,  und  nur  Weniges, 
was  die  neuere  Kritik  ihm  abgesprochen  hat.  Sollte  sie  oder 
doch  eine  ähnliche  wirklich  schon  die  von  Yergilius  benutzte 
gewesen  sein,  so  darf  man  als  ihren  Urheber  mit  grösster  Wahr- 
scheinlichkeit^^) den  Aristophaneer  Artemidoros  im  ersten  Jahr- 
hundert V.  Chr.^)  ansehen^*),   und    erst  durch  dessen  Ausgabe 

des  yermuthmigsweiso  (s.  A.  109)  dem  Bion  (I)  zageschriebenen  *EKitd<piog 
'A9<ovidoq  und  der  dem  Moschos  belassenen  Evf^mnri  (II)  und  "E^mq  9(fotnitrjg 
(I)  in  den  Anbang  als  Incertorum  idyUia  Terwiesen,  nur  hätte  19  zu  Gnnsten 
des  Moschos  wohl  (s.  A.  60)  eine  Ausnahme  yerdient.  Anderer  Meinung 
freilich  ist  Birt  S.  899.  A.  2,  welcher  auf  Grund  schwerlich  richtiger  An- 
nahmen (s.  A.  81)  auch  das  freilich  (vgl.  A.  52)  nicht  unverdächtige  26.  Idyll 
und  die  sogenannte  Msytiga  (Mosch.  IV)  dem  Moschos  (s.  dagegen  A.  57 
und  Hill  er  S.  64.  A.  3)  beilegt.  Gegen  die  Aechtheit  des  26.  fällt  freilich 
im  üebrigen,  wie  Knaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890.  S.  86  bemerkt, 
der  Umstand  erheblich  ins  Gewicht,  dass  dies  Gedicht  gleich  im  An- 
fang auf  Hesiod.  Theog.  975  ff.  Bezog  nimmt  und  der  Dichter  sich  somit 
von  vom  herein  als  einen  Nachahmer  der  hesiodeischen  Genealogien- 
poesie bezeichnet,  was  denn  sehr  für  die  Annahme  von  Ahrens  und 
Birt  S.  302  spricht,  dass  es  aus  der  Sammlung  der 'H^tyai  (s.  A.  42)  auf- 
genommen ist. 

71)  Dass  ein  solcher  Schluss  auch  nur  in  dieser  hypothetischen  Form 
nicht  gerade  mit  Toller  Sicherheit  aus  der  A.  69  besprochenen  üeberliefe- 
rung  zu  ziehen  ist,  kann  man  Ahrens  und  Vahlen  S.  4  zugeben,  aber 
am  Nächsten  liegt  es  doch  wohl,  dass  Artemidoros  jenes  Motto  fOr  eine 
eigne  Sammlung  und  nicht  fflr  eine  fremde  (etwa  von  seinem  Sohn  Theon, 
wie  Ahrens  S.  893  sehr  willkürlich  vermuthet,  da  Theon  in  der  üeber- 
liefernng,  s.  A.  75,  nur  als  Commentator,  nicht  als  Sammler  erscheint,  zu- 
sammengestellte) Terfasste. 

72)  S.  C.  30.  A.  203  ff. 

73)  Natürlich  war  seine  Sammlung  eine  Erweiterung  jener  frühesten, 
schon  mit  dem  9.  Idyll  abschliessenden;  um  so  auffallender  ist  es,  dass  er 
das  £nde  dieses  9.  stehen  Hess,  das  für  seine  Zusammenstellung  schlechter- 
dings nicht  passte,  indem  es  in  ihr  nicht  einmal  mehr  das  Ende  der  buko- 
lischen Abtheilung  blieb.  Wie  aus  dem  Vorstehenden  erhellt,  hat  Birt 
richtig  gesehen,  dass  sowohl  diejenigen  Handschriften,  welche  nur  die  18 
ersten  Gedichte  in  der  wiederholt  bezeichneten  Folge  enthalten,  und  von 
denen  die  älteste  eine  Florentiner  p  (Laur.  XXXII,  37)  aus  dem  13.  oder 
14.  Jahrh.  ist,  als  auch  die  wenigen  jungen,  in  welchen  nur  die  ersten 
9  Gedichte  in  ihrer  jetzigen  Ordnung  stehen,  nicht  ältere  Sammlungen,  wie 
Ahrens  glaubte,  der  demnach  diese  Sammlung  erst  als  „die  dritte*'  be- 
zeichnete (vgl.  auch  A.  79  z.  E.),  sondern  byzantinische  Auszüge  aus  der 
letzteren  darstellen.  Denn  dass  wir  in  der  betreffenden  nenngliedrigen 
Gruppe  nicht  etwa  jene  älteste  Zusanmienstellung,  welche  ja  freilich  auch 


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Theokritos.  225 

wurden,  wie  es  scheint,  die  Grammatiker  zu  einem  genaueren 
Studium  des  Theokritos  angeregt,  so  zunächst  sein  Zeitgenosse 
Asklepiades  von  Myrleia^*)  und  sein  Sohn  Theon,  dessen  Cpmmentar 
die  Hauptfundgrube  für  die  Späteren  ward^^),  dann  aus  ungewisser 
Zeit  Nikanor  von  Kos^^**)  und  Theaetetos,  aus  dem  zweiten  Jahr- 
hundert n.  Chr.  Munatios  und  Amarantos  '**),  endlich  Eratosthenes  "). 

mit  dem  9.  Idyll  abschloss,  vor  uns  haben,  ergiebt  sich  abgeseheff  von 
der  Unglaublichkeit  einer  solchen  Annahme  bei  dieser  Art  von  Ueber- 
liefoning  aach  daraus,  dass  wer,  wie  dies  offenbar  die  Absicht  des  Urhebers 
jener  ältesten  Sammlang  war,  alle  Hirtengedichte  des  Th.  und  nur  diese 
zusammenordnen  wollte,  das  2.  Idyll  nicht  aufnehmen  und  das  11.  nicht 
weglassen  durfte,  so  dass  folglich  die  jetzige  Ordnung  nicht  die  seine  ge- 
wesen sein  kann.  Freilich  ist  auch  sie  bei  den  9  ersten  Gedichten,  wie 
schon  F.  Jacobs  sah,  auf  ein  bestimmtes  Princip  gegründet,  indem  die 
drei  ersten  Monodien  sind  oder  enthalten,  die  fünf  letzten  Wechselgesänge, 
das  dazwischen  stehende  4.  aber  reiner  Dialog  ist  (s.  A.  57^),  allein  dies 
liegt  doch,  wie  Birt  richtig  bemerkt,  auch  für  einen  Byzantiner  nicht  zu 
tief.  Eine  dritte,  die  ersten  sei  es  18,  sei  es  14  Gedichte  umfassende, 
jedenfalls  erst  jungbyzantinieche  Gruppirung  mit  dem  barbarischen,  auf  die 
Worte  ov  nXeiovonv  d*  inBtvxov^  ins^  ys  ^toXig  xal  Tcof^s  endenden  Epi- 
granoau  b.  Ahrens  Buc.  II.  S.  3  f.  No.  6  wird  Ton  Ahrens  Philol.  a.  a.  0. 
S.  605  ff.  selbst  auf  die  in  k  yertretene  Sammlung  zurückgeführt,  doch 
kannte  wohl  der  Urheber  wenigstens  jenes  Motto  (s.  A.  69)  einer  erweiterten 
Sammlung  und  lehnt  sich  mit  dem  seinen  an  dasselbe  an,  so  jedoch,  dass 
er  in  dem  seinen  die  Absicht  ausspricht  nur  die  ihm  noch  zugänglichen 
Reste  theokriteischer  Bukolik  zu  sammeln. 

74)  S.  C.  26.  A.  93. 

.75)  S.  V.  Wilamowitz  Euripides  Herakles  I.  S.  187 f.:  „dieser  Com- 
meniar  hat  sich  lange  gehalten,  s.  Orion  (Et.  M.)  y(finog:  durch  dies  Citat 
gewinnt  man  bei  Orion  noch  Mehreres.  Allein  unsere  Schollen  sind  viel 
später  geschrieben  und  haben  nur  Theon  als  Urquelle  für  ihr  bestes  Gut; 
man  findet  ihn  mit  Hülfe  der  Römer".  S.  über  ihn  C.  9.  A.  43.  44.  C.  10. 
A.  126.  C.  13.  A.  98.  C.  14.  A.  72.  C.  30.  A.  207  und  bes.  C.  30.  A.  387  ff. 
Genannt  wird  er  in  den  Schollen  nicht,  er  und  Artemidoros  erscheinen  aus- 
drücklich nur  in  den  Etymologica.     S.  C.  30.  A.  390. 

75^)  Vgl.  A.  6. 

76)  Erst  V.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  188  hat  nachgewiesen,  wer  diese 
beiden  Männer  sind:  Munatios  aus   Tralles,  zur  Umgebung  des   Herodes 

*  Atticus  gehörig,  der  sich  nicht  y^aufiartxoff,  sondern  TiQiti'üdg  nannte,  „wie 
damals  in  Asien  zuweilen  wieder  als  feiner  galt"  (Philostr.  V.  S.  I,  35,  7. 
p.  538.  II,  1,  14.  p.  564)  und  Amarantos,  dem  Galenos  persönlich  bekannt, 
aber  Tor  ihm  verstorben,  s.  Galen.  XTV.  208  K.  'Afungdwov  yQuiifiatiiiov 
7C(fbg  nodaXyixovg,  &  xal  avtog  ^XQrjzo  (es  folg^  das  Recept).     S.  A.  79. 

77)  S.  das  Genauere,  jedoch  mit  den  Berichtigungen  von  Wilamowitz, 
bei  Ahrens  Poet.  buc.  II.  S.  XXVII  ff.  Eratosthenes  ist  offenbar  der 
Eratosthenes  Scholastikos  (d.  i.  Sachwalt),  von  welchem  einige  Epigramme 

SusRMiHii,  grlech.-alex.  Litt.-Qesch.  I.  .  15 


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226    FQnftes  Gapitel.    Idyllendichtang;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

Aus  den  Studien  dieser  Commentatoren  ist  schon  vor  dem  12.  Jahr- 
hundert'®) die  unverächtliche  Scholiensammlung'^)  hervorgegangen. 
Die  Handschriften  des  Theokritos  sind  zwar  sehr  zahlreich^  aber 
für  die  in  k  enthaltnen  Stücke  haben^  wie  es  scheint,  auch  die 
verhältnissmässig  besten  von  allen  anderen  nur  einen  ergänzenden 
Werth®®).     Im  Uebrigen  aber  hatte  sich  noch  gegen  Ende  des 

in  der  Anthologie  stehen,  wie  A.  Th.  H.  Fritz  sehe  erkannte.  Dieser  ver- 
legt ihn  erst  in  die  Zeit  des  lustinianos,  aber  er  kann,  wie  Ahrens  a.  a.  0. 
S.  588 f.  zeigt,  füglich  älter  sein.  Er  ahmt,  wie  Eaibel  a.  a.  0.  S.  466  f. 
bemerkt,  Anth.  Pal.  VI,  78  das  von  ihm  also  für  acht  gehaltene  2.  Epigr. 
unter  dem  Namen  des  Th.  (A.  P.  VI,  177)  nach. 

78)  Denn  Eustathios  und  Gregorios  von  Eorinth  kennen  die  alten 
Schollen  im  Wesentlichen  schon  in  ihrer  jetzigen  Gestalt.  Vgl.  auch  Bram- 
bach  Zu  Theokrit-Scholien  und  Gregor  von  Eorinth,  Rhein.  Mus.  XXII. 
1867.   S.  U9-461. 

79)  Die  Haupthandschrift  ist  auch  für  sie  k.  Die  älteste  Ausgabe  ist 
die  von  Eallierges  (s.  A.  86);  neuere  wissenschaftliche  Bearbeitungen 
haben  Gaisford  im  4.  Bde.  der  Poetae  minores,  Oxford  1820.  8.  (Leipz. 
Ausg.  Bd.  6),  vollständiger  Dübner  Paris  1849.  8.  und  am  Besten  Ahrens 
im  2.  Bde.  der  Buc.  Qr.  geliefert,  von  denen  in  k  nach  erneuter  Ver- 
gleichung  Ziegler  Godicis  Ambrosiani  222  scholia  in  Theocritum,  Tübingen 
1867.  8.  Ueber  die  zu  Grunde  liegenden  Lesarten  handelt  Eohlmann  De 
scholiis  Theocriteis,  Neustettin  1881.  4.:  sehr  gross  ist  die  Ausbeute  nicht, 
s.  jedoch  auch  Eaibel  a.  a.  0.  S.  463 f.  Byzantinische  Zusätze  von  Mosch o- 
pulos  und  Triklinios  (Cod.  M,  s.  A.  70)  gab  zuerst  Casaubonus  (in  seinen 
Lectiones  Theocriteae)  heraus,  dann  vollständiger  aus  einem  Genfer  Codex 
in  Verbindung  mit  den  von  Gail  (s.  A.  86)  aus  Pariser  Handschriften  mit- 
getheilten  Schollen  Ädert  Scholiorum  Theocriteorum  pars  inedita,  ZOrich 
1848.  8.  Argumenta  (Tnod'iasig)  haben  wir,  wie  schon  A.  49  und  68^ 
hervorgehoben  werden  musste,  nur  zu  den  ersten  17  Idyllen  und  zum  28. 
und  29. ,  alte  Schollen  nur  zu  den  ersteren.  Die  Hypothesis  zum  12.  wird 
dem  Eratosthenes  beigelegt;  ob  man  desshalb  auch  die  anderen  Argumenta 
und  mit  ihnen  die  Scholiensammlung  auf  ihn  mit  Ahrens  zurückführen 
darf,  steht  sehr  dahin.  In  Argum.  HI.  VJI.  XVII  wird  heftig  und  meist 
mit  Recht  (vgl.  A.  6)  gegen  Munatios  polemisirt,  und  da  nun  Amarantos 
dessen  jüngerer  Zeitgenosse  war  und  nachweislich  Auszüge  aus  seinem 
Commentar  in  unsereli  Schollen  stecken,  so  hält  Wilamowitz  a.  a.  0. 
vielmehr  „den  Schluss  für  gestattet,  dass  er  der  Feind  des  Munatios  und 
der  gesuchte  Redactor  ist.  Vgl.  Et.  M.  'AandXcc9-og  =  Schol.  IV,  67.  Jis- 
%Qav<6üat6  =  Schol.  VII,  164.  Die  frühbyzantinische  Zeit  mit  ihren  verseln- 
den  Scholastikern  wie  Eratosthenes  repräsentirt  selbstverständlich  nur  eine 
Etappe  der  Ueberlieferung  .  .  .  auch  ist  sie  wenig  zu  spüren**.  Nicht  bloss 
Ahrens,  sondern  auch  Birt  vermuthen  übrigens  in  Eratosthenes  auch  den 
Urheber  jener  Sammlung  theokriteischer  Gedichte,  welche  ich,  wie  gesagt, 
eher  bereits  auf  Artemidoros  zurückzuführen  geneigt  bin.    Vgl.  A.  73. 

80)  Auch  das  Original  von  k  war  bereits  in  Minuskeln  (20  Zeilen  auf 


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Theokritos.  227 

fünften  oder  Anfang  des  sechsten  Jahrhunderts  n.  Chr.  das  An- 
denken an  eine  weit  umfänglichere  ältere  Zusammenstellung  der 
theokriteischen  und  pseudo-theokriteischen  Werke  erhalten®^), 
obgleich  ohne  Zweifel  das  uns  nicht  Gebliebene  auch  damals 
schon ^  sei  es  ganz,  sei  es  wenigstens  beinahe  ausnahmslos,  * 
verloren  gegangen  war.  Denn  die  Metaphrase ,  welche  um 
500  Marianos  (unter  Anastasios)  von  dem  ihm  noch  zu  Gebote 
Stehenden  machte,  umfasste  nur  3150  iambische  Verse**).  Die 
Einwirkung  des  Theokritos  auf  die  Folgezeit®^)  spürt  man 
übrigens   auch   bei  den  Dichtern  der   Anthologie^).     Die  Aus- 

der  Seite)  gescbrieben.  In  Bezug  auf  die  Handschnften  der  in  k  nicht 
enthaltnen  Stücke  s.  A.  70  (wo  freilich  nicht  Alles  angegeben  ist).  Der 
Coi^jecturalkritik  bleibt  ein  ziemlich  grosser  Spielraum. 

81)  Nämlich  zur  Zeit  des  Hesychios  von  Miletos,  wie  der  A.  42  mit- 
getheilte  Katalog  bei  Said,  zeigt.  Die  weiteren  Hypothesen  von  Birt 
S.  389  ff.  jedoch,  wie  dass  jeder  Titel  bei  letzterem  genau  einem  Bande  in 
dieser  Gesammtausgabe  entsprochen  habe,  entbehren  jedes  festen  Bodens, 
vgl.  Hill  er  a.  a.  0.  S.  64.  A.  3.  Aus  welcher  Zeit  dieselbe  stammte,  lässt 
sich,  wie  es  scheint,  nicht  ausmachen.  Wenn  aber  Artemidoros,  oder  wer 
immer  der  Urheber  jener  oben  besprochenen  Sammlung  theokriteischer  Ge- 
dichte war,  die  Absicht  gehabt  haben  sollte  die  ihm  acht  scheinenden 
Werke  des  Th.  vollständig  zu  sammeln  und  nicht  vielmehr,  was  ja  freilich, 
wie  schon  gesagt  (A.  70^),  auch  nicht  gerade  unmöglich  ist,  eine  blosse 
Auslese  geben  wollte,  so  muss  sich  in  jener  umfassenderen  Ausgabe  wohl 
vieles  Unächte  befunden  haben. 

82)  Suid.  MaQiavog.  Da  Marianos  in  seinen  sonstigen  Umdiohtongen 
(vgl.  C.  10.  A.  133.  C.  18.  A.  106)  sich  nahe  an  die  Verszahlen  seiner 
Originale  hielt,  so  ist  zwar  daraus  noch  nicht  mit  Birt  S.  400.  S.  401.  A.  1 
zu  folgern,  dass  schon  sein  Theokritcorpus  genau  dem  unseren  entsprochen 
habe,  aber  wenn  er  nach  dem  A.  63^  Dargelegten  auch  schwerlich  Bion  I.  U. 
Mosch.  IV.  Theokr.  XIX.  XXIII.  XXV.  XXVH.  XXX  für  theokriteisch  hielt, 
vielleicht  auch  das  20.  und  21.  Idyll  nicht,  so  steht  doch  der  Annahme 
Nichts  im  Wege,  dass  er  seinem  Machwerk  ausser  den  in  der  Sammlung 
des  Artemidoros  (um  sie  kurz  so  zu  nennen)  enthaltenen  Dichtungen  etwa 
noch  die  Syrinx,  das  31.  und  26.  Idyll  nebst  der  Megara  (vgl.  A.  57.  70) 
zu  Grunde  legte,  d.  h.  zusammen  2794  Verse,  möglicherweise  aber  auch 
noch  einige  andere,  jetzt  verlorene  Gedichte.   S.  darüber  Hill  er  S.  68—70. 

83)  Wie  wenig  er  freilich  im  2.  Jahrh.  v.  Chr.  in  sehr  massgebenden 
Kreisen  gelesen  zu  sein  scheint,  darüber  s.  A.  65  und  C.  10.  A.  4. 

84)  Kehr  De  poetarum  qui  sunt  in  anthologia  Palatina  studiis  Theo- 
criteis,  Leipzig  1880.  8.  (Doctordiss.).  So  schon  bei  Bhianos  Anth.  Pal. 
XII,  93,  1,  wo  das  früher  nicht  nachweisliche  dvs^odog,  wie  Brinker  S.  67 
bemerkt,  aus  dem  an  derselben  Stelle  stehenden  dvi^oSov  Theokr.  Id.  XII,  19 
genonunen  zu  sein  scheint,  ja  schon  bei  Asklepiades  (s.  C.  36.  A.  37).  Vgl. 
auch  A.  77  und  Kaibel  a.  a.  0.  S.  456  f. 

15* 


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228    Fünftes  Gapitel.    Idyllendichtung;  Mimiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

gaben ®^)  gelangten  erst  allmählich  dazu  vollständig  zu  werden  und 
Moschos  und  Bion  von  Theokritos  abzusondern.  Die  kritische  Haupt- 
ausgabe ist  die  von  Ähren s;  besonders  durch  eigne  Vergleichungen 


86)  Die  Editio  princeps,  Mailand  etwa  1481  fol.  bei  Bonns  Accnrsins 
(mit  Hesiod.  Op.)  enthält  nur  die  18  ersten  Idyllen,  die  folgende,  in 
zweierlei  Exemplaren,  vollständigeren  (Aid.  II)  und  unvollständigeren 
(Aid.  I)  gedruckte  Ausgabe  Aldina,  Yen.  1496  fol.  (mit  Theognis,  Psendo- 
Phokylides  und  Hesiod.)  29  (nämlich  noch  Mosch.  III.  I.  IL  19.  Bion.  I. 
20.  21.  Mosch.  IV.  22.  23.  30,  zwischen  23  und  30  auch  die  Syrinx,  meist 
nach  Ck)d.  11,  s.  A.  70.  Ahrens  Phüol.  XXXIII.  S.  691.  Hiller  Beitrr. 
S.  8  f.),  die  von  Euphrosynus  Boninus  besorgte  luntina,  Florenz 
1616.  8.  schon  36,  nämlich  1.  7.  3—6.  8—18.  2.  14—18.  22.  24.  Mosch.  I. 
29  Auf.  (1—26).  26.  27.  28.  Mosch.  IV.  26.  21.  23.  20.  Bion  I.  30.  Mosch. 
HI.  JI.  19  nebst  Epigrammen,  Syrmx,  Fittigen,  Beil,  zum  Theil  (s.  A.  67^ 
Ahrens  a.  a.  0.  S.  401)  aus  einem  mit  k  verwandten  und  vielleicht  noch 
besseren  Codex,  zum  Theil  nach  dem  Exemplar  des  Musurus  (s.  A.  70). 
Die  erste  (abgesehen  vom  31.  Idyll)  vollständige  Ausgabe  der  Idyllen- 
dichter ist  die  von  Zacb.  Eallierges,  Rom  1616.  8.  mit  den  Schollen 
(8.  A.  79).  Es  folgten  Gamerarius  mit  der  lat.  üebers.  v.  Eoban  Hess, 
Hagenau  1630.  8,  H.  Stephanus  in  den  Poet,  princ.  her.  carm.,  Paris 
1666  foL  und  Theocriti  aliorumque  poetarum  idyllia,  Paris  1679.  16.,  wel- 
cher zuerst  Moschos  und  Bion  von  Th.  abschied,  und  dessen  Text,  wie 
gewöhnlich,  die  Vulgata  ward,  Commelinus,  Heidelberg  1696.  1608  mit 
den  Conjecturen  von  Scaliger  und  Casaubonus  und  Anmerkungen  von 
D.  Heinsius,  dann  D.  Heinsius,  Heidelberg  1603.  8.  1604.4.  Reiske  Wien 
und  Leipzig  1766.  1766.  IL  4.  Warton  (bei  welchem  die  ersten  Anfänge 
diplomatischer  Kritik  hervortreten),  Oxford  1770.  4.  mit  Bemerkungen  und 
Conjecturen  von  Toup.  Wirklich  methodisch  den" Text  herzustellen  begann 
Valckenaer,  der  zuerst  10  Idyllen  herausgab  mit  dem  berühmten  Commen- 
tar  zu  den  Adoniazusen,  Leiden  1773.  2.  Aufl.  1810.  8.,  dann  die  sämmt- 
liehen  Idyllendichter,  Leiden  1779.  2.  Aufl.  1810.  8.  (Heindorf),  Berlin 
1810.  8.^  Sammelausg.  derselben,  2.  Aufl.  v.  G.  Schäfer,  Leipzig  1817. 
Da  hl,  Leipzig  1804.  8.  Fr.  Jacobs  3.  Aufl.  Gotha  1808.  8.  Weise, 
Leipzig  1809  (neuer  Abdruck  1867).  16.  G.  Schäfer,  Leipzig  1811  fol. 
G.  Eiessling,  Leipzig  1819.  8.  Geel,  Amsterdam  1820.  8.  Briggs 
Poet.  buc.  Gr.,  Cambridge  1821.  Gaisford  in  den  Poet.  min.  1823  (ebenso). 
J.  A.  Jacobs  1.  Bd.,  Halle  1824.  8.  mit  Bion  und  Mosch.  Meineke, 
Leipzig  1826.  8.  Berlin  1836.  12.  und  bes.  Berlin  1866.  -4.,  desgl.  Gail, 
Paris  1828.  III.  8.  mit  CoUationen  von  Pariser  Handschriften.  Wüste- 
mann,  Gotha  1830.  8.  Ziegler,  Tübingen  1844.  8.  2.  Aufl.  1867.  3.  Aufl. 
1877  nach  neuer  Vergleichung  italiänischer  Handschriften.  Wordsworth, 
Cambridge  1844. 1877.  8.  Ameis  Poet. bucol., Paris  1846 (Didot).  H.L.Ahrens 
Bucolicorum  Graecorum  reliquiae,  Leipzig  1866.  1869.  H.  8.  A.  Th.  H. 
Fritzsche  mit  deutschen  Anmm.,  Leipzig  1867.  2.  Aufl.  1869.  3.  Aufl. 
V.  Hill  er  1881.  8.,  mit  lateinischen,  Leipzig  1866.  1869.  II.  8.  2.  Aufl. 
1870.  8.   J.  A.  Härtung  Die  gr.  Bukoliker,  mit  deutscher  üebers.,  Leipzig 


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Phoenix.    Herodas  oder  Herondas.  229 

hat  sich  Ziegler  verdient  gemacht;  Erhebliches  theils  für  die 
Kritik,  theils  für  die  Erklärung,  theils  für  beide  haben  nach 
dem  Vorgänge  zumal  von  Scaliger,  Reiske,  Toup  namentlich 
Valckenaer,  Meineke,A.Th.H.Fritzsche  und  Hiller  geleistet. 

Phoenix  von  Eolophon,  wohl  noch  älter  als  Theokritos^ 
jedenfalls  aber  nicht  aus  voralexandrinischer  Zeit^^,  dichtete  in 
Choliamben  ,,kleine  Genrebilder  aus  dem  Leben  und  der  Ge- 
schichte"»^). 

Herodas  oder  Herondas^)   aus   ungewisser  Zeit,   wahr- 


1858.  12.  (nicht  lobenswerth).  Pjley,  Cambridge  1863.  2.  Aufl.  1869.  8. 
Hiller  Beitrr.  8.  A.  70.  —  Deatsche  Uebersetzungen  von  J.  H.  Voss, 
Tübingen  1808.  8.  Naumann,  Prenzlau  1828.  12.  Mörike  und  Notier, 
Stuttgart  1865.  16.  Zimmermann,  Stuttgart  1856.  16.,  alle  auch  von 
Moschos  und  Bion.  Eberz,  Frankfurt  a.  M.  1858.  8.  Dazu  die  mehrerer 
Idyllen  Ton  Friedr.  Bückert  in  dessen  Nachlass,  herausg.  t.  H.  Rückert, 
Leipzig  1867.  —  Kritische  und  erklärende  Beiträge  yon  6.  Hermann 
(s.  A.  49),  M.  Haupt  Opusc.  I.  S.  207.  IL  S.  808 ff.  395 ff:  IIL  S.  S93ff. 
467ff.  484ff.  529.  549  und  s.  A.  49,  Ahrens  Emendationes  Theocriteae, 
Göttingen  1841.  4.  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1839.  No.  25.  Philologus  XXXVL 
1877.  S.  210— 220,  Bergk  Rhein.  Mus.  1836.  S.  217— 229,  Bücheler  Rhein. 
Mus.  XXX  (s.  A.  29).  S.  41  ff.  C.  Härtung  Philologus  XXXIV.  1876. 
S.  207-225.  599—664,  Kaibel  Hermes  XV.  S.  451—457.  XVIL  S.  417— 
421,  Vahlen  a.  a.  0.  und  BerL  Sommerkat.  1884  und  1885  (s.  A.  29), 
Joh.  Schmidt  Zu  Theokrit.  VII,  Rhein.  Mus  XLV.  1890.  S.  148-151 
und  Anderen. 

86)  Paus.  I,  9,  7  (8).  diißri  (näml.  Avaifiaxoß)  6h  %ai  vavclv  inl  ziiv 
'AaCav  xal  xriv  d^xr^v  ziiv  'Avziyovov  avynad'SiXe,  avv^%i4is  Sh  xal  'Ecpsöiav 
äxQt  d'ctlcccafjg  xr^v  vvv  noXiv^  inayay6fisvog  ig  avtriv  Aeßadhvg  te  oUi^- 
toqaß  Tuxl  KoXotpmviovg ^  tag  dl  ixsivmv  dvBXmv  noXeig^  mg  ^oivi%a  id^ßmv 
notritiiv  KoXotpmviov  d'QTivijacn  xi^v  SXmatv,    Vgl.  auch  C.  4.  A.  65. 

87)  Bernhardy  Gr.  L.  G.  IP,  1.  S.  547  f. ,  welcher  den  naiven  und 
treuherzigen  Ton,  zugleich  aber  auch  die  gelehrte  Feile  der  Bruchstücke 
hervorhebt.  Sie  sind  zusammengestellt  und  bearbeitet  von  Meineke  in 
Lachmanns  Ausg.  des  Babrios  S.  140—145  und  Bergk  Anthol.  lyr.* 
S.  217—219  und  finden  sich  bei  Ath.  VIII.  359  e  ff.  (Lied  der  %oqoivicxal^ 
behandelt  von  II gen  Opusc.  L  S.  169  ff.  und  Bergk  Commentatio  de 
Phoenicis  Coloj^^cipii  iambo,  Halle  1858.  4.  Opusc.  IL  S.  149—157).  XII. 
530  e  ff.  (Geschichte  von  Ninos,  viel  gesuchter  und  phrasenhafter;  s.  Naeke 
Choeril.  S.  227  ff.).  XL  495 d  (von  Thaies,  vgl.  das  Choliambenfragm.  94 
des  Eallimachos  und  dazu  Bergk  Ueb.  d.  Zeitalter  des  Babrius.  Opusc.  IL 
S.  560  f.).  —  M.  Haupt  Ueber  einzelne  Stellen  aus  den  Choliamben  des 
Ph.  V.  Kolophon,  Ber.  der  sächs.  Ges.  d.  W.  I.  1848.  S.  411—416.  Opusc.  I. 
S.  230—236,  dazu  Philologus  L  1846.  S.  366.  Opusc.  L  S.  188  f.  v.Leutsch 
PhiloL  XL  1856.  S.  244.    Meineke  ebendas.  XIV.  1859.  S.  28 f. 

88)  'Hqmvdag  heisst  er  nur  bei  Ath.  Ilf.  86  b  («=  Fr.  2  Bergk),   sonst 


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230    Fünftes  CapiteL    Idyllendichtung;  Mimiamboa  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

scheinlich  jedoch  ungefähr  aus  der  gleichen  mit  Theokritos  und 
Kallimachos®^)  verfasste  sogenannte  Mimiamben,  d.  h.  Mimen  in 
iambischer  Form,  meistens  in  Choliamben^®),   aber,  zum   Theil 


^HQoidctg  oder  *HQ(a9r}9,  was  ein  anderer  Name  ak  ^Hgavöotg  ist,  s.  Meine ke 
in  Lachmanns  Babr.  S.  161  f.  —  Schneidewin  Der  Mimiambograph 
Herodaa,  Rhein.  Mus.  N.  F.  V.  1847.  S.  292—294.  ten  Brink  Herodis 
mimiambi,  Philologus  VI.  1861.  S.  364—366.  F.  Hanasen  Qaaeationcala 
Pseudoanacreontica,  in  Commentt.  philol.  in  hoD.  0.  Ribbecki,  Leipzig 
1888.  8.  S.  187—194.  Bernhardy  a.  a.  0.  S.  649  f.  —  Fragmentsammlungen 
von  Fiorillo  hinter  Herodis  Attici  quae  aupersnnt,  Leipzig  1801.  S.  171 — 
180,  Schneidewin  im  Deleci  poes.«6r.  eleg.  etc.,  Meineke  a.  a.  O. 
S.  148-162,  Bergk  P.  L.  G.  II*.  S.  609—612  (vgl.  Anth.  lyr.  S.  213 f.). 

89)  So  Meineke  Anal.  AI.  S.  389f.,  0.  Ribbeck  Gesch.  der  röm. 
Dichtung  I.  S.  302,  Haussen  S.  189  f.,  welcher  mit  Recht  die  Vermuthung 
von  Bergk  S.  609  verwirft,  dasa  der  in  Fr.  1  angeredete  Gryllos  der  Sohn 
Xenophons  sei,  und  Andere.  Wenn  man  an  die  Choliamben  des  Phoenix, 
des  Asklepiades  (s.  Meineke  Babr.  S.  168  und  C.  36.  A.  38),  des  EalH- 
machoB  (s.  C.  13.  A.  44  fF.),  des  Apollonios  (s.  C.  14.  A.  83),  die  Mimen  des 
Theokritos  und  die  kinaedologischen  Dichtungen  dieser  Zeit  denkt,  so  wird 
es  das  Natürlichste  sein  auch  die  Mimiamben  des  H.  als  eine  der  ihr  zu- 
gehörigen poetischen  Spielarten  anzusehen.  Die  Aeusserung  des  jüngeren 
Plinius  Ep.  IV,  3,  4  über  die  lamben  des  Antoninus:  CcUlmachum  me  vel 
Heroden  vel  si  quid  his  melius  tenere  credeham  entscheidet  freilich  Nichts. 
Bergk  hält  ihn  für  älter,  nämlich  für  den  Syrakuser  Herodas  bei  Xen. 
Hell.  III,  14,  1,  auf  den  Meineke  Babr.  S.  161  hinwies.  In  Wahrheit  legt 
diese  Stelle  lediglich  den  Gedanken  nahe,  dass  auch  der  Mimiambendichter 
so  und  nicht  Herondas  hiess  und  gleichfalls  aus  Syrakus  war  gleich  Theo- 
kritos, zumal  da  beide  sich  in  ihren  betreffenden  Dichtungen  an  die  Mimen 
des  Syrakusers  Sophron  anschlössen,  Herodas  wahrscheinlich  enger,  wie 
Schneidewin  S.  293  bemerkt:  „von  den  Titeln  weisen  die  ZvvsQyaiS- 
[tsvai  (Fr.  2)  auf  einen  ^ifiog  ywaiTislog^  der  MoXnivog  (Fr.  1)  auf  einen 
dvdQstog^\  Dazu  stimmen  die  Dorismen,  auf  die  Bernhardy  und  be- 
sonders Schneidewin  aufmerksam  gemacht  haben.  Letzterer  jedoch 
meint  im  Anschluss  an  die  Bemerkung  des  Ersteren,  der  Dichter  habe 
„möglicherweise  der  italiotischen  Gesellschaft"  angehört,  seinerseits,  dass 
„das  Xcaßfjzai  (Fr.  3,  3),  eine  Form  des  strengen  Dorismns,  uns  zwinge 
denselben**  trotz  jener  seiner  engen  Anknüpfung  an  Sophron  „fSr  einen 
italiotischen  Dichter,  etwa  aus  Tarent  zu  erklären";  aber  ten  Brink 
nimmt  diesen  Zwang  wohl  mit  Recht  in  Abrede,  und  gesetzt  auch,  H.  sei 
wirklich  aus  Unteritalien,  beziehentlich  Tarent  gewesen,  so  würde  dies 
schwerlich  (man  denke  an  Rhinthon!)  nöthigen  ihn,  wie  Schneidewin 
will,  erst  einer  jüngeren  Zeit  zuzuweisen. 

00)  Die  meisten  Bruchstücke  sind  aus  Stob.  Flor,  (mit  Ausnahme  TOn 
Fr.  1 ,  s.  A.  89)  unter  der  üeberschrifl  *HQ(6dov  MtiLia(ißa>v ,  und  von  allen 
10  sind  9  choliambisch.  Ueberdies  bemerkt  Meineke  Anal.  AL  S.  390: 
„mimiambi  non  dicebantur  mimi  ex  icrmbis  compositi,  sed  choliambi  potius 


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Moschos  von  Syrakus.  231 

auch  in  jenen  später  Hemiamben^^)  genannten  spielenden  kata- 
lektischen  iambischen  Dimetern^),  welche  er,  wenn  nicht  zuerst^^, 
so  doch  als  einer  der  Ersten  anwandte ,  und  welchie  uns  dann 
bei  Promathidas ,  dem  Schüler  des  Thrakers  Dionysios^*),  in 
dem  pseudo-theokriteischen  30.  Idyll  auf  den  todten  Adonis^^) 
und  häufig  in  den  Änakreonteen^^  wieder  begegnen. 

Moschos  von  Syrakus,  ein  Schüler  des  Aristarchos^^  und 
Verfasser  eines  Prosawerks  über  rhodische  Provinzialismen^), 
war  einer  der  wenigen  Männer  aus  der  späteren  alexandrinischen 
Philologenschule  y  welche  die  Verbindung  des  Gelehrten  mit  dem 
Dichter  fortsetzten.  Aber  mit  wirklicher  Bukolik  hat  seine  heitere 
und  tändelnde  Poesie  Nichts  zu  schaffen.  Von  den  vier  kleineren 
Stücken*^)  zeigt  nur  das  erste,  eine  Vergleichung  des  Land-  und 
Seelebens,  wahres  und  warmes  NaturgefOhl,  die  drei  andern  aber 
sind  erotische  Spielereien  gleich  denen  des  Bion.  Von  den  grösseren 

vel  carmina  ex  choliamhis  composita,  v.  Gell.  XX,  9.  Plin.  Ep.  VI,  2V*, 
was  aber  doch  zu  viel  behauptet  ist. 

91)  Hanssen  S.  190.  A.  2  meint,  „hemiamhorum  nomen  ante  infimam 
aetaUm  Byzantinam  ignotum  fuisse*^.  Aber  diese  Bezeichnung  erscheint 
bereits  bei   Ath.  VIL  296  b.    ÜQOiiccd'idccg  d*  o  ^HgariXiazTis  iv  '/fftiafiPotj. 

92)  Fr.  10  in  Schol.  Nie.  Ther.  377,  wo  zugleich  der  (s.  A.  89)  dritte 
Titel  "Tnvog  erscheint :  ^H^mdris  iv  *H(iiäfipoig  iv  tm  iinygatpotiivm  "Tnvm, 
Nach  dem  eben  (A.  91)  Bemerkten  ist  hier  vielleicht  Nichts  zu  ändern ; 
wenn  aber  ja,  so  scheint  mir  der  Vorschlag  Schneidewins  iv  'Hfndfißoig 
zu  streichen  mindestens  gerathener  als  sein  anderer  von  Bernhardy 
(s.  Hanssen  S.  190.  A.  6)  stammender,  iv  Miitiditpoig  zu  schreiben,  ob- 
gleich ich  nicht  zweifle,  dass  auch  die  Hemiamben  des  H.  zu  seinen 
Mimiamben  gehörten;  will  man  dagegen  auf  Grund  der  Lesart  6  ^Hfi^a^ßog 
bessern,  so  ziehe  ich  Bergks  eventuelle  Vermuthung  b  Mifilaußog  der 
H.  Keils  6  7jnia(ipi%6g  vor.  Bernhardy  behält  schliesslich  6  'Hfi^afißog 
bei,  obwohl  er  es  für  verderbt  ansieht,  und  vermuthet  zweifelnd  nach 
Zenob.  VI,  20  («  Fr.  9)  6  laiißonoiog. 

98)  Vielleicht  vor  ihm  schon  Aeschrion,  s.  Hanssen  S.  191.  A.  1. 
Auch  bei  Eallimachos  finden  wir  Hemiamben  Ep.  XXXVU  Wil.  und  mit 
anderen  Versen  vermischt  Ep.  XXXVIII.  XXXIX. 

94)  S.  A.  91  und  C.  38.  A.  36. 

95)  Vgl.  Hanssen  S.  194:  „hoc  carmine  transitus  mihi  fieri  videtur  ab 
hemiambico  gener e  ad  bucoUcum''. 

96)  Nach  Hanssen  S.  190 ff  zunächst  unter  seinem  Einfluss. 

97)  Suid.  Moaxog  ZvQanovautg,  y^aftfiatixog,  'jQiatuQxov  yvoagifiog. 

98)  Denn  gewiss  mit  Becht  nimmt  Blau  De  Aristarchi  discipulis 
(Jena  1883).  S.  24  f.  an,  dass  diese  von  Ath.  XL  486  e  angeführte  'EJiJy^cyis 
*Podia%dSiv  li^sav  von  diesem  M.  war. 

99)  Aus  Stob.  Flor,  und  der  Anthologie. 


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232    Fünftes  Capitel.    Idjllendichtung;  Mimiambos  n.  a.  choliamb.  Dicht. 

aber  sind  nur  zwei  wirklich  für  ihn  bezeugt,  die  EvQdTCrj  (II), 
ein  kleines  Liebesepos  ganz  in  der  gewöhnlichen  alexandrinischen 
Weise,  welches  man  trotz  gewisser  metrischer  Bedenken ^^)  wohl 
in  der  That  fortfahren  muss  ihm  beizulegen,  und  der  entlaufene 
Eros  ('EQCog  dganetrig  =  I),  wieder  eine  blosse  Tändelei  gleich 
dem,  wie  schon  gesagt ^^^),  wahrscheinlich  auch  von  ihm  her- 
röhrenden 19.  Idyll  in  unseren  Ausgaben  der  theokriteischen 
Gedichte.  Die  beiden  anderen  aber  sind  ihm  ebenso  willkürlich 
wie   unrechtmässig   zugeschrieben   worden  ^^*).     Von   dem   einön, 


100)  S.  A.  118. 

101)  S.  A.  60. 

102)  Ueber  diejenigen  Codices  des  Theokritos,  in  welchen  zngleich  die 
thoil  j  wii'klicb,  theils  vermeintlich  von  Moschos  und  Bion  verfassten  längeren 
Gedichte  (mit  Ausnahme  von  Mosch.  II),  aber  nicht  unter  deren  Namen 
stehen,  s.  A.  70  (vgl.  A.  53^).  Es  giebt  aber  fflr  Mosches  auch  besondere 
Handschriften,  von  denen  die  älteste  s  ==  Laur.  XXXII,  16  aus  dem  13. 
oder  14.  Jahrh.  die  EvQoSnri  und  den  "Egcag  dganitrig  unter  dem  Namen 
des  Moschos  und  die  Msyttga  ohne  denselben  giebt.  Offenbar  hiemach  hat 
van  Mekerche  (s.  u.)  auch  die  letztere  ihm  beigelegt,  während  doch  eher 
das  Gegentheil  hieraus  zu  folgern  war.  Ein  zweiter  Codex  Vd  (Vindob.  311) 
enthält  freilich  nur  die  Evgmnri  unter  diesem  Namen ,  den  "'Egcag  dganiiifjg 
ohne  Bezeichnung,  dazu  ebenso  die  ersten  Verse  der  Msyctga^  ausserdem 
zn  Anfang  das  Klagelied  auf  Bion,  und  dieses  freilich  mit  der,  offenbar 
aber  aus  sehr  später  Annahme  entsprungenen  Ueberschrift  Moaxov  (rj  ist 
Ton  jüngerer  Hand  beigefügt)  Gso^qitov,  was,  wie  Bücheier  Rh.  Mus. 
XXX.  S.  40  bemerkt,  an  die  jedenfalls  erst  jungbyzantinische,  durch  das 
Eindringen  von  Gedichten  des  Moschos  in  die  Sammlungen  des  Theokritos 
entstandene  Angabe  über  letzteren  V.  Theoer.  p.  186,  16  West.  %ata  yovv 
tivag  Moaxog  HccXovfisvog  Ssongnog  civoiuxa^rj  erinnert.  Dazu  kommen 
mehrere  Miscellancodices,  welche  die  Evgmnri  allein  enthalten  und  den 
besten  Text  geben  und  gleichfalls  für  Moschos  zeugen ,  und  '^goag  SQansxrjg 
findet  sich  unter  seinem  Namen  auch  in  der  Anthol.  Pal.  IX,  440  und  in 
anderen  anthologischen  Codices.  Stobaeos  benutzte,  wie  schon  (A.  1)  ge- 
sagt, für  Moschos  und  Bion  besondere  Sammlungen,  s.  z.  B.  Flor.  LIX,  19. 
fK  töäv  Moaxov  BovHoXi%cäv.  LXIU,  29.  LXTV,  19.  ^x  tmv  Moaxov  tov  Si- 
nsliiOTOv  Bovaalfumv.  XXIX,  62.  ix  tciv  Bltovog  SfivQvaCov  BovKoXmmv, 
Ekl.  I.  p  170  H.  76,  17  W.  in  xäv  B^oavog  BovKoXi%av'  stg  ^Tamv^ov.  Vgl. 
Orion  Anth.  6,  4.  ix  .  .  .  zmv  BCcnvog  £ovKo>ttx(»v.  —  Specialausgaben  des 
Bion  und  Moschos  sind:  Ed.  princ.  v.  Adr.  van  Mekerche,  Brügge  1666.  4. 
Schwebelius,  Venedig  1746  (Sammelausg.).  Heskin,  Oxford  1784.  4. 
Manso,  Gotha  1784.  Leipzig  1807.  8.  mit  Uebersetzung  und  Erläuterungen. 
Wakefield,  London  1795.  8.  Fr.  Jacobs,  Gotha  1796.  8.  G.  Hermann, 
Leipzig  u.  Berlin  1849.  8.  (die  krit.  Hauptausg.).  Ziegler,  Tübingen 
1868.  8.  (mit  vervollständigtem  Apparat  nach  neuen  CoUationen).  —  Treff- 
liche ital.  üebers.  v.  Leopardi,  Florenz  1845.  —  Th.  Schmitz  Adnota- 


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Bion  von  Smyma.  233 

der  sogenannten*^**)  Megara  (IV),  einem  weichen  und  schwer- 
müthigen  Elagdialog  zwischen  Megara  und  Alkmene,  ist  der 
wahre  Urheber  bereits  oben^®')  näher  bezeichnet.  Das  andere 
aber,  die  Klage  um  Bion  (^Enirafpio^  Bicovog  «=  III),  kann  ihm 
schon  desshalb  nicht  angehören,  weil  Bion  bereits  jünger  als  er*^) 
war,  und  weil  der  wirkliche,  frühestens  zur  Zeit  des  Sulla*®*^) 
lebende  Dichter,  ein  Nachahmer  und  Schüler  Bions,  sich  selbst 
vielmehr  (100  f.)  als  einen  Ausoner,  also  Italer  kennzeichnet. 
Das  Gedicht  hat  übrigens  strophische  Gliederung  und  Refrain, 
ist  aber  sehr  phrasenhaft^^). 

Bion,  auf  dem  Gute  Phlossa  bei  Smjrna  geboren  ^^^,  scheint 
namentlich  in  Sikelien  frühestens  am  Ende  des  zweiten  Jahr- 
hunderts gelebt  zu  haben  *^).  Das  zwar  nur  nach  gelehrter 
Muthmassung,  aber  einer  allem  Anschein  nach  triftigen  *^^)  ihm 
beigelegte  Klagelied  auf  Adonis  (^Ennd^piog  'JöciviSog  =  I), 
welches  gleichfalls  eine  freilich  in  der  Ueberlieferung  etwas  ver- 
dunkelte strophische  Gliederung  mit  Refrain  zeigt,  ist  zwar  nicht 

tiones   ad    Bionis   et   Moschi   cannina,   Münster   1866.   8.     G.  Härtung 
Quaesiiones  Moscheae,  Bonn  1865.  8.  (Doctordissertationen). 
102  »>)  S.  A.  46  ^ 

103)  S.  A.  57,  vgl.  A.  113.  Ueber  die  Absicht  des  Dichters  aber  s. 
V.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  328  f.  A.  110. 

104)  Said.  Moaxog,  ovtog  iativ  o  dsvrsQog  noirjtrig  ^letä  GeoyiQitov  tov 
tmv  ßov%oXt%mv  Sgafiatmv  noititi^v  und  GsötiQttog.  lexiov  d*  Ztt  y'  yByovaai. 
ßovnoXmmv  inmv  noirjxai,  Ss6%QLtog  ovtoai,  Moaxog  2i%€Ximzrig  %al  BCmv 
0  Zfiv^cctog,  Schol.  Anth.  Pal.  IX,  440  (s.  A.  102).  XQmtog  GsoKmtog, 
devtCQog  avTog  h  Moaxog,  tqixog  BCcnv  6  £(M)(fvaCog.  S.  Bflcheler  Rhein. 
Mns.  XXX.  S.  40. 

105)  Wenn  Bion  auch  nur  wenig  jünger  denn  Moschos,  der  als  Schüler 
des  AristarchoB  dem  Ende  des  2.  Jahrh.  angehört,  gewesen  sein  sollte,  so 
kann  sein  Tod ,  zumal  da  nach  diesem  Klagelied  ihm  eher  ein  längeres  als 
ein  kürzeres  Leben  zuzuschreiben  ist,  doch  nicht  Mher  angesetzt  werden. 
So  Bücheier  a.  a.  0.  S.  41  f.  (vgl.  C.  6.  A.  83). 

106)  Goebbels.  A.  58.  Peiper  Der  Refrain  b.  gpr.  u.  lat.  Dichtern. 
IL  Moschos  Epitaphion  auf  Bion,  Jahrb.  f.  Phil.  LXXXVIL  1868.  S.  762—766. 
H.  Stier  De  Bionis  et  Moschi  epitaphiis,  Berlin  1864.  8.  Th.  Fritzsche 
De  carmine  Moschee  cui  inscriptum  est  Epitaphium  Bionis  quaestiones  cri- 
ticae,  Qüstrow  u.  Leipzig  1867.  4.    Bücheier  a.  a.  0.  S.  38—41. 

107)  Suid.  &s6%Q.  fährt  nach  den  A.  104  angef.  Worten  fort:  i%  tivog 
XO)Qidü)v  %aXovtiipov  ^Xtoaarig. 

108)  Epitaph.  Bion.  Refrain  u.  59  ff.  126  ff.  Dass  er  an  Gift  gestorben 
sei  (ebend.  116  ff.),  erklärt  Bücheier  a.  a.  0.  S.  37  mit  Recht  für  eine 
blosse  poetische  Fiction  vom  Verfasser  dieses  Gedichts. 

109)  Von  Gamerarius  auf  Grand  von  Epit.  Bion.  69  f.  85.  126 ff. 


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234    Fünftes  Capitel.    Idjllendicbtnng;  Mlmiambos  u.  a.  choliamb.  Dicht. 

gerade  ohne  dichterische  Kraft,  aber  mauierirt,  schwülstig  und 
voll  schillernder  Rhetorik.  Es  verräth  dabei  Nachahmung  des 
Theokritos,  dessen  Prunklied  in  den  Adoniazusen  den  Dichter 
auch  wohl  auf  diesen  Stoflf  gebracht  hat*^®).  In  den  18  kleinen 
Gedichten  und  Gedichtbruchstücken^*^)  zeigt  sich  eiue  gewisse 
Weichheit,  die  zum  Theil  in  Tändelei  ausartet,  und  zarte 
Sentimentalität.  Von  bukolischem  Charakter  aber  tragen  auch 
sie  kaum  mehr  an  sich,  als  dass  die  Sprecher  in  einem  von 
ihneu  (XVII),  Kleodamos  und  Myrson,  offenbar  Hirten  sein  sollen. 
Ein  Gleiches  gilt  von  denen  in  dem  zweiten  grösseren  Gedicht, 
dem  Epithalamios  des  Achilleus  und  der  Deidameia,  welches 
recht  artigi  aber  spielend  das  Abenteuer  auf  Skyros  behandelt, 
Myrson  und  Lykidas,  aber  gerade  von  diesem  Fragment  (II) 
lässt  sich  auch  nicht  einmal  vermuthungsweise  erhärten,  dass  es 
jemals,  dem  Bion  zugeschrieben  worden  sei;  vielmehr  war  dies 
eine  völlig  willkürliche  Annahme.  Das  kleine  Epos  Hyakinthos 
(Fr.  XVI)  war  Quelle  der  entsprechenden  Darstellung  des  Ovidius 
in  den  Metamorphosen"^).  Für  den  Versbau  des  Bion  so  wie 
jenes  seines  Schülers,  welcher  die  Klage  um  ihn  gedichtet  hat, 
ist  eine  entschiedene  Vorliebe  für  die  Daktylen  und  ein  sehr 
bestimmtes  Mass  in  der  Zulassung  der  Spondeien  bezeichnend  ^^^). 


110)  Goebbel  b.  A.  68.  Bücheier  Bions  Grablied  auf  Adonis,  Jahrb. 
f.  Philol.  LXXXVII.  1863.  S.  106—113.  Peiper  Der  Eefrain  b.  gr.  u.  lat. 
Dichtem.  L  Bions  Epitaphios  auf  Adonis,  ebendas.  S.  617—623.  C.  Lang 
Bions  Grablied  auf  Adonis,  Eos  II.  1866.  S.  204—228.  Ueber  die  strophische 
Gliederung  s.  auch  G.  Hermann  in  seiner  Ausg.  (s.  A.  102).  —  Krit.  Ausg. 
V.  H.  L.  Ähren s,  Leipzig  1864.  8. 

111)  Sämmtlich  bis  auf  das  letzte  aus  Stobaeos. 

112)  X,  162—219.  Dies  zeigt  (auf  Grund  der  Textberichtiguog  von 
Wilamowitz  Herrn.  XIV.  S.  168)  Knaack  Anal.  Alex.  Born.  S.  60 ff. 
Derselbe  ist,  wie  er  mir  mittheilt,  jetzt  der  Ansicht,  dass  Bion  seinerseits 
wieder  von  Nikandros  (s.  C.  10.  A.  98)  beeinflusst  war. 

113)  S.  darüber  das  Genauere  bei  Bücheier  Bhein.  Mus.  XXX.  S.  34 
und  Kunst  a.  a.  0.  S.  12 — 14.  Der  Spondeios  an  fünfter  Stelle  wird  in 
der  Klage  um  Bion  ganz  vermieden,   desgleichen  alle  Formen  mit  drei 

^Spondeien  ausser  der  einen,  in  welcher  dieselben  den  Versanfang  bilden, 
und  auch  die  Form  ddssdd^  so  dass  im  Ganzen  nur  11  Formen  übrig 
bleiben  und  somit  diese  Verskunst  schon  dicht  vor  der  des  l^onnos  mit 
seinen  9  steht.  Dagegen  hat  die  Europe  alle  möglichen  mit  Daktylos  an 
fünfter  Stelle  mit  alleiniger  Ausnahme  von  ssssd^  also  im  Ganzen  16  und 
dazu  6  mit  Spondeios.  Im  entlaufnen  Herakles  und  den  kleineren  Stücken 
des  MoschoB  sind  dagegen  überhaupt  nur  Gestaltangen  der  ersteren  Classe 


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Hermeias  Ton  Kurion.    Parmenon  yon  Byzantion.  235 

Als  Choliambendichter  kennen  wir  noch: 

Hermeias  von  Eurion,  von  dem  uns  fünf  Verse  gegen  die 
Stoiker  aufbewahrt  sind^^*),  und 

Parmenon  von  Byzantion,  dessen  "lafißoi  mehr  als  1  Buch 
umfassten  *^^). 

Sechstes  Capitel. 

Die  Hilarotragoedie  und  andere  Trayestien^). 

lieber  die  Hilarotragoedie  und  die  kinaedologische  Dichtung 

haben  wir  nur  sehr    unvollständige  Nachrichten;   doch  bringen 

Yasenbilder;  welche   allem  Anscheine  nach  Scenen  aus  Hilaro- 

.  tragoedien  darstellen,  die  erstere  unsrer  Anschauung  näher*).  Sicher 

ist  es,  dass  sie  auf  grossgriechischem  Boden  erwuchs,  namentlich 

zu  finden,  und  zwar  nur  9,  wobei  aber  die  geringe  Verazahl  zu  bedenken 
ist,  so  dass  man  den  nahe  liegenden  Schlues,  die  Europe  könne  nicht  von 
demselben  Dichter  sein,  nicht  ohne  Weiteres  ziehen  darf.  Bion  selbst  hat 
13  Formen,  11  mit  Daktylos,  2  mit  Spondeios  als  fünfter  Monopodie.  Ueber 
die  grosse  Aehnlichkeit  der  Megara,  welche  8  von  der  ersteren  und  7  von 
der  letzteren  Art  darbietet,  mit  Herakles  dem  Löwentödter  auch  in  metri- 
scher Hinsicht  s.  aber  Hiller  Beitrr.  S.  68  f. 

114)  Bei  Ath.  XIII.  568  d:  in  tmv  idfißmv.  S.  Meineke  in  Lach- 
manns Babr.  S.  147.    Bergk  Anth.  lyr.  S.  220.   (Richtiger  wohl  Hermias). 

116)  Steph.  T.  Byz.  BovdCvoi:  iv  iäfißtov  TCQtoto)^  ^qCiLiovi  iv  xm  nqmxm 
Iditßmv.  Vgl.  Xitavri.  Schol.  Nie.  Ther.  806.  U.  iv  toig  Idfipoig.  Drei 
wörtliche  Bruchstücke  giebt  Ath.  V.  221  a.  III.  76  f.  V.  208  c  (=  Schol. 
Find.  Py.  IV,  97),  s.  Meineke  a.  a.  0.  S.  146-147.  Bergk  a.  a.  0.  S.  220.— 
Auf  die  alberne  Geschichte  von  Oharinos  angeblich  aus  der  Zeit  des 
Mithridates  und  dessen  vier  Choliamben,  welche  Ptolem.  Heph.  b.  Phot. 
Cod.  191.  p.  131,  6  ff.  (vgl.  Tzetz.  Chil.  Vül,  408.  XctQivog  latißoyQd(pos) 
auflascht  (vgl.  Meineke  a.  a.  0.  S.  170.  Bergk  a.  a.  0.  S.  219)  wird  hoffent- 
lich heutzutage  Niemand  mehr  das  Geringste  geben. 

1)  E.  Sommerbrodt  De  phlyacographis  Graecis,  Bresl.  1876.  8.  (Steht 
mir  nicht  zu  Gebote).  Voolker  Bhinthonis  fragmenta,  Halle  1887.  8.  (vgl. 
d.  Rec.  V.  Crusius  Woch.  f.  kl.  Ph.  VI.  1889.  Sp.  287—289).  Nachtrag 
von  Crusius  Ein  vergessenes  Fragment  des  Rbinthon  (Rhein.  Mus.  XLV. 
1890.   S.  265—272. 

2)  Wieseler  Theatergebäude  und  Denkmäler  des  Bühnenwesens  bei 
den  Gr.  u.  R.,  Göttingen  1861.  4.  S.  66.  69.  Taf.  IX,  bes.  7.  11.  Heyde- 
mann  Die  Phlyakendarstellungen  auf  bemalten  Vasen,  Jahrb.  des  archäol. 
Inst.  I.  1886.  S.  260—818.  Vgl.  0.  Jahn  Beschreibung  der  Vasensammlung 
König  Ludwigs  m  d.  Pinak.  in  München,  München  1864.  8.  S.  CCXXVÜ  f. 
S.  die  Ausführungen  von  Völker  S.  16  ff.  19 ff.  (welcher  Heydemanns 
Sammlung  leider  noch  nicht  benutzen  konnte)  und  unten  A.  24. 


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236    Sechstes  Capitel.    Die  Hilarotragoedie  and  andere  Travestien. 

in  Tarent,  aus  ähnlicheu  Keimen  wie  vorzeiten  in  dem  benach- 
barten Sikelien  die  dortige  Eomoedie  und  dann  der  dortige  Mimos 
und  jetzt  mittelbar  auch  der  des  Theokritos  uud  wohl  auch^^) 
der  des  Herodas,  so  verschieden  sie  alle  von  einander  sind.  Und 
Rhinthon,  ihr  Urheber,  war  sogar,  wie  es  den  Anschein  hat, 
selbst  in  Syrakus  geboren^).  In  Unteritalien  wie  in  Sikelien 
wimmelte  es  stets  von  Possenreissern,  mimischen  und  pantomimi- 
schen Künstlern  jeder  Art,  die  denn  zum  Theil  auch  in  die 
Fremde  zogen*).  Solche  Leute,  welche  auf  eigne  Hand  fremde 
Charaktere  (^Otj)  darstellten,  dabei  wohl  auch  bekannte  Persön- 
lichkeiten nachäflften,  und  vielleicht  auch  ihre  Darstellungen 
nannte  man  auch  wohl  Ethologen  (iJO-oAoyot)^).  Oft  führten 
gewiss  auch  mehrere  Darsteller  dieser  Art  zusammen  einen  ge- 
sprochenen oder  gesungenen   Dialog  auf^),  und  Meleagros  mag 


2»>)  S.  C.  6.  A.  89. 

3)  S.  A.  20. 

4)  Wie  jener  Syrakuser  in  Xenophons  Symposion,  welcher  mit  seiner 
Gesellschaft  nicht  bloss  Jongleurkünäte ,  sondern  auch  ein  mimisches  Ballet 
producirt.  Ausserdem  s.  Ath.  I.  19  f.  STQcctmvd'  o  Taqavxivoq  i^avfuxfcTo 
TOV(  Si^Qdfißovg  innovfißvogy  zag  dh  %i^aqaidlag  ot  n^ql  xbv  i^  'ixtcUag 
Ohmv&v,  og  nal  KvyiXmna  sld^yays  tSQSti^ovza  %ai  vavayov  'OSvaaia  co- 
Xoi%Ciovta^  mg  o  avx6g  (näml.  'AQicx6iBvog)  qn^al.  20  a  ivdo^oi  d*  ^aav  %al 
nag*  *JXs^dvdQ<p  d-avpLaxonoiol  Ziiviivog  b  Taqavxivog,  ^linaxCSrig  o  Zvqa- 
Hoaiog  %,  T.  X,  4d.  KXsdv&rjg  d*  6  Taffavxivog ^  mg  (prjai  KXiuQxog  (Fr.  16), 
ndvxa  na(^  xovg  n6xovg  ififiexQoc  iXsye  ticcI  IJdfMpiXog  d'  6  ZmsXog  «.  r.  X. 
Klearch.  Fr.  67  b.  Ath.  X.  462  f.  KXimv  6  nifucvXog  nccXovtievog,  oansg  %al 
xmv  ''IxaXmmv  fii(imv  agicxog  yiyovsv  avxoiCQoamnog  vnoHQixrjg'  «al  yccQ 
NvfiipodmQOV  ns(^t^^v  iv  tm  fuvrniovsvo^iivm  fiiii<p.  tovxov  Sh  nal  'laxoiucxög 
b  yifJQV^  iyivsxo  (i^Xcoti);,  dg  iv  xoig  xvxXoig  inoistxo  tag  fu^iiqcHg'  mg  Ö* 
rivdo%i[tsiy  (isxaßdg  iv  xoCg  d-aviiaaiv  vnsüQhsto  lUpLovg, 

5)  Diod.  XX,  68,  2.  (*jiya9'o%X^g)  vndq%mv  .  .  .  (pvan  yiXmxonoibg  vial 
fUfLog  ovd*  iv  xaig  innXriaüng  dnsixsxo  xov  aumnxsiv  xovg  mad^rjiuivovg  %oti 
xivag  ctvxmv  sixd^eiVy  äcxs  xb  xX^d'og  noXXdxig  tig  yiXmxa  ixvQsnead'ai, 
nad'dnsQ  xiva  xmv  ri&oXoymv  ^  ^ccv^axonoimv  &€mQOvvxag,  Cic.  de  or. 
II,  59,  242.  in  r e  ..  .  .  ridiculum  .  .  .  mimorum  est  ,  ,  ,  ethologorum^  si  nimia 
est  imitatio,  sicut  ohscenitas,  vgl.  60,  244.  mimorum  ethoJogorum,  Pseudo- 
Longin.  de  sublim.  9  z.  E.  nennt  die  Odyssee  xmiimdüt  T^g  rj^Xoyoviiivrj. 
Von  diesen  Ethologen  oder  ethologiscben  Mimen  sind  die  erst  in  der  römi- 
schen Eaiserzeit  (Suet.  Aug.  74  u.  Casaubonus  z.  d.  St.  luven.  16,  16) 
nachweislichen  Aretologen  (wofür  auch  diese  dorische  Namensform  spricht) 
schwerlich  verschieden:  man  wird  eben  anzunehmen  haben,  dass  diese 
Komiker  niederen  Stiles  ihre  vielfach  unsauberen  Darstellungen  mit  Tugend- 
predigten und  moralischen  Sprüchen  zu  verbiAmen  liebten. 

6)  Hör.  Sat.  I,  1,  16  ff.  {iocularia).  6,  51  ff. 


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Hilarodie  and  Magodie.  237 

in  seiner  2}vyxQi6vg  Xexid'ov  ocal  g>ccx^g'^)  auch  schon  an  derartige 
Certamina  angeknüpft  haben.  Der  eigentliche  Name  aber  für 
alle  solche  Clowns  und  Possenspieler  und  auch  für  ihre  Possen^) 
in  Unteritalien  war  g>Xvax£g^),  und  auch  dem  Rhinthon  wird 
noch  diese  Bezeichnung  beigelegt ^^).  Schon  in  yoralexandrinischer 
Zeit  hatten  sich  sogar  zwei  Spielarten  eines  förmlichen  Volks- 
dramas  entwickelt^  die  Hilarodie  oder  Simodie  und  die  Ma- 
godie  oder  Lysiodie"),  beide  mit  Gesang  und  Tanz  verbundenj 


7)  S.  C.  2.  A.  146. 

8)  Dies  darf  man  aas  Said.  Zmtadrjg  and  ^Xva%sg  (s.  G.  7.  A.  6)  ab- 
nehmen, aber  nicht  mit  Sicherheit  aas  der  Aeassernng,  welche  die  Dichterin 
Nosais  Epig.  XII  »  Anth.  Pal.  YII,  414  (vgl.  A.  20)  dem  Rhinthon  in  den 
Mand  leg^:  (plvanmv  Ix  tQayiKav  tdiov  nttcaov  idQSiffdusd'u  ^  denn  dies  kann 
(wie  schon  in  Passows  Lexikon  bemerkt  ist)  „aach  von  Possenspielem, 
d.  h.  ihren  von  Rhinthon  yerfassten  Rollen,  verstanden  werden'*. 

9)  y  ö Ik e r  S.  8  ff.  glanbt  vielmehr  in  theilweisem  Anschlass  an  Sommer- 
brodt,  dass  dies  eine  besondere  Art  von  extemporirenden  Possenmachem 
gewesen  sei  oder  genauer  eine  doppelte  Arfc,  eine  mehr  lyrische  und  zweitens 
eine  mehr  dramatische,  aus  deren  Kreise  Rhinthon  hervorgegangen  sei, 
und  von  welcher  er  (S.  9)  meint,  „tU  in  Bticchi  honorem  Bacchico  apparcUu 
instructi  in  scaena  hymnos  canendo  (sdltando)  mimos  agendo  ex  tempore  elu- 
dendo  speciatorum  rimm  moverenf.  Aber  dies  geht  io  Wahrheit  weder  aus 
Hesych.  tplyai'  fiidvirog,  iis9vaaxiii.  ysloucaziqg  noch  aus  Poll.  IX,  149 
noch  aus  der  von  Sosibios  Fr.  10  an  seine  Schilderung  der  lakonischen 
Deikelikten  (die  doch  schwerlich  irgendwie  an  den  Bakchosdienst  erinnert) 
angehäogten  Bemerkung  (Ath.  XIV.  621  f )  too  dl  eldovg  tmp  dsmriUatSp 
noHal  %ata  tonovg  slal  nQoarjyoQÜci,  2i%v(6vun  filv  yäg  (paXXocpOQOvg  avxovg 
%aXovaiv,  äXlot  d*  avto%aßdaXovg ,  o?  di  tpXvanag,  mg  'ixaXol^  üotpiüxag  8* 
ot  noXXoi,  Srjßaiot  dl  tä  noXXa  Idimg  6vo(iaisiv  sloid'ozBg  i^sXovtäg  (vgl. 
Semos  Fr.  20  b.  Ath.  622  a  ff.)  hervor,  um  so  weniger  da  bei  Suid.  (s.  A.  8) 
auch  die  Einaedendichtungen  tpXvaxsg  g^annt  werden.  Der  Vergleichungs- 
punkt  für  alle  die  bei  Sosibios  aufgezählten  Leute  braucht  in  nichts  Anderem 
zu  bestehen  und  soll  auch  wohl  in  nichts  Anderem  bestehen  als  in  ihren 
Stegreif possen  und  Stegreifspftssen.  um  so  auffälliger  ist  es,  dass  Völker 
von  der  Hilarodie  und  Magodie  völlig  schweigt. 

10)  In  den  beiden  Berichten  gleichen  Ursprungs  (s.  Völker  S.  8)  bei 
Steph.  V.  Byz.  TaQag  und  Eustath.  zu  Dionys.  Perieg.  876:  *P.  Tagavtivog 
fpXvu^  und  ^PCv^tav  ...  6  ini,%aXov\i^vog  (pXvai.  ijyovp  <pXvaQog,  Vgl. 
Nossis  a.  a.  0.  und  Suid.  *PCv9'mv  Tagavri^vogj  Koo/^ixog,  dQXVY^9  t^g  MaXov- 
liipfig  tlaqotqaymdCag,  o  ioti  (pXvanoyQatp^a.  Ob  aber  bei  Io.  Laar. 
Lyd.  de  magistr.  I,  41  cpXva%oyQ(i(pmv  aus  üvd'ayoQav  (s.  A.  80)  und  bei 
Hesych.  "Aaentog  (pXvanoyQaqxp  aus  (ptXoaoqup  zu  machen  sei,  ist  mehr  als 
zweifelhaft,  s.  Meineke  Exerc.  crit.  in  Athen.  I.  S.  44.    Völker  S.  2f 

11)  Ath.  XIV.  620  d  ff.  nach  Aristokles  (Fr.  7.  8).  xtgl  xoifmv  und  dem 
von  diesem  benutzten  Aristoxenos  (s.  C.  20.  A.  66).    Hier  heisst  es  620  e: 


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238    Secbstes  Capitel.    Die  Hilarotragoedie  und  andere  Trayestien. 

und  zwar  so  beschaflfen,  dass  in  ersterer  weibliche  Personen  in 
Männerkleidern  auftraten^  dass  sie  aber  dabei  von  Saiteninstru- 
menten begleitet  ward  und  ohne  groteske  Tänze  und  mehr  ge- 
halten und  würdig  war,  während  in  letzterer  Pauken  und  Cymbeln 
die  Begleitung  bildeten  und  unzüchtige  Tänze  üblich  waren  und 
der  Magode  Männer  und  Weiber  darstellte,  aber  stets  in  weib- 
licher Kleidung,  und  zwar  von  Männern  Ehebrecher,  Kuppler, 
Trunkne  und  dergleichen  Leute  mehr^*).  Man  konnte  also,  frei- 
lich ohne  Zweifel  ungenau  genug,  sagen,  die  Hilarodie  sei  mehr 
mit  der  Tragoedie,  die  Magodie  mit  der  Komoedie  zu  vergleichen^^). 
Oft  modelten  denn  auch  die  Magoden  komische  Stoffe  in  freier 
Bearbeitung  um^*).  Wenn  aber  sonach  die  Magodie  wenigstens 
vielfach  eine  Travestie  der  Komoedie  war,  so  war  doch  gewiss 
auch  die  Hilarodie  nicht  eigentlich  ernst '^),  sondern  wahrschein- 
lich eine  Travestie  der  Tragoedie.  Die  letztere  wurde,  wie  gesagt, 
auch  Simodie  genannt  nach  ihrem  hervorragendsten  Dichter 
Simos  von  Magnesia ^^),  die  erstere  Lysiodie  gleichfalls  nach 
ihrem   Hauptdichter  Ljsis,   welcher  jünger  als   Simos   war^^. 

TicctaXiysi  dl  6  'AQiatO'KXijg  Kai  tovcSs  iv  zä  nsgl  {tovcmr^g  ygacpcav  ads' 
yjliaycpdog'  ovtog  Si  iativ  b  avtbg  tm  Xvaicodm*^,    Weiter  s,  A.  16.  17. 

12)  Ath.  620  e.  'Agiato^svog  de  (prioi  xov  y^kv  dvdQsia  xal  yvvamsia 
TSQOCmna  vnoKQivo^ievov  ^kaymSov  naXkioQ'uty  xov  öl  yvvcctxeia  dvdQflotg 
Xv6tq)d6v.  621  b.  c.  asiivotSQog  dl  ,  .  .  6  tXocQadog  TiaXov^isvog»  ovds  yaQ 
cxiv^^Btai'  ;i;^^Tai  d*  icd'^ti  Xsvh'^  dvdqBCtf.  xocl  oxBtpavovtai  xi^oovv  cxi- 
(pavov'  %al  x6  (ilv  naXatov  vnodiqfkaaiv  ixQijxo^  ag  tpriaiv  o  'jQiaxoiiXrig  ^  vvv 
Sh  %QrinVai.  ipdXXsi  d*  avxm  &qqtiv  rj  di/jXBtay  mg  xal  rcS  avXoid^.  didoxai 
91  6  axi(pavog  x&  tXaqiod^  %al  xm  aiXcodm,  ov  x£  ipdXxfj  ovdh  xm  avXrjx'^, 
6  dh  {laytpdog  iiaXov(isvog  xvyMava  ix^i  xal  xviißccXa^  %al  nävxcc  xä  nsQl 
avxov  ivdviiaxa  ywainsid'  xaxi'Vitexal  xs  %al  ndvxa  noiet  xu  i^oo  KOöfkov, 
vntyKQtvoi^vog  notl  i^hv  yvvatna  xal  [koixovg  xal  iiotaxQonovgf  noxl  d*  ccvS^a 
lisd'vovxa  xal  inl  xoifiov  nccQayivdfisvov  nQog  xriv  iQüafiivriv.  Die  Worte 
xal  ftotxovg  xal  [iMCxQonovg  stehen  nicht  an  ihrer  richtigen  Stelle,  son- 
dern gehören  hinter  igoufievriv.  Eaibel  freilich  tilgt  vielmehr  das  erste 
xal  and  schreibt  yvvaCxag, 

18)  Ath.  621  c.  d.  <prial  Öl  o  Ugioxo^fvog  xriv  ^isv  [XagcaSiav  asiivriv 
ovaav  naQot  xriv  xgaytpdUiv  slvaif  xriv  31  (Miymd^av  naqd  xriv  xcofioo^toev. 

14)  Ath.  a.  a.  0.  föhrt  fort:  ^roHax^  dl  xal  ot  (ucyatdol  xal  xoofiixa^ 
vnod^iasig  Xaßovxsg  vrtBrtQi^ricav  xara  xr^v  Idütv  dymyrjv  xal  duid-saiv, 

16)  Aristoxenos  in  der  A.  12  angef.  Stelle  fährt  fort:  ra  avxd  dl  niXrj 
ädavai  xal  xSXXa  ndvxa  d'  iaxlv  ofiota  (Ath.  620  e). 

16)  Ath.  620  d  unmittelbar  vor  den  A.  11  angef.  Worten:  xal  öt  %aXov- 
116V oi  dl  iXaQfpdolj  ovg  vvv  xivsg  ai^tjpSovg  naXovciVy  mg  'jQiaxotiXrlg  <pr]6iv 
iv  nQüitm  nsgl  X^Q^'^i  ^^  ''ov  Mdyvrjxa  SifLOv  diarcgiipai  (idXXov  xav  did 
xov  CXaQipSeCv  noi'qxmv  %.  x,  X. 


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Rhinthon.  239 

Obgleich  wir  nun  aber  die  Heimat  des  Lysis  nicht  kennen  und 
Simos  sonach  nicht  in  Unteritalien  oder  Sikelien  zu  Hause  war, 
liegt  doch  der  Gedanke  nahe,  dass  die  vielen  Feste  in  dem  üppigen 
Tarent^^,  welches  namentlich  seine  Dionysien  mit  äusserster  Aus- 
gelassenheit beging^^),  derartige  Aufführungen  ganz  besonders 
begünstigten.  Denn  die  Hilarotragoedie  des  Tarentiners  Rhinthon 
kann  doch  kaum  etwas  Anderes  als  eine  kunstgerechtere  Aus- 
gestaltung der  Hilarodie  gewesen  sein.  Jedenfalls  hören  wir  von 
dieser  durch  den  genannten 

Rhinthon  aus  Tarent,  der  jedoch,  wie  gesagt,  wahrschein- 
lich in  Syrakus  geboren  und  erst  nach  Tarent  übergesiedelt  war^), 
eines  Töpfers  Sohn  zur  Zeit  von  Ptolemaeos  P^),  ins  Leben  ge- 
rufenen^) Hilarotragoedie,  dass  dieselbe  eine  Travestie  des  Tragi- 
schen ins  Komische  war^^),  und  namentlich  die  schon  erwähnten 
Vasenbilder  geben  uns  auch  über  die  Art  dieses  Travestirens  in 
Bezug  auf  Kostüm  und  Mischung  tragischer  und  komischer  Per- 
sonen einigen  näheren  Aufschluss^).     Für  Sprache  und  Versbau 

17)  Strab.  XIV.  648.  avÖQsg  \  .  .  yvaQifioi  MdyvritBg  .  .  .  SCfiog  6 
fiBlonoiog  7taQaduc(p9'eiQag  .  .  .  xrjv  xmv  ngozigav  ftslonoiav  dyaty^v  xal 
tf^v  atfKpd^ccv  Bloayaymv  {nad'ccnsQ  hi  fucXlov  Xvat<pdol  xorl  iiayqtdoC)  .  .  . 
(b.  C.  7.  A.  1)  Avaig  xal  itt.  ngotsgog  rovtov  b  ZCfiog. 

18)  Strab.  VI.  280.        19)  Plat.  Legg.  I.  637  B. 

20)  Dies  bat  schon  Lorentz  De  rebus  sacris  et  artibns  vetemm  Ta- 
rentinorum,  Elberfeld  1836.  S.  26  darans  geseblossen,  dass  seine  Zeit- 
genossin Nossis  a.  a.  0.  (A.  8)  ihn  einen  Syrakaser  sich  nennen  lässt.  Sonst 
wird  er  allgemein  als  Tarentiner  bezeichnet,  s.  ausser  den  A.  10  angef. 
Stellen  Hesych.  FaXsoL  aävvoQog,  Herodian.  de  solit.  dict.  19,  26.  p.  295, 
24  ff.  Lentz  =  de  cath.  pr.  p.  141,  19  ff.  L.  Et.  M.  'OXiog  (=  Herodian.  11. 
p.  296,  7  ff.  L.).    Apollon.  Dysc.  de  pron.  364  C. 

21)  Said,  vthg  d'  riv  %SQafismg  xal  yiyovsv  inl  tov  ngcatov  IltoXsiiaiov. 

22)  S.  die  A.  10  angef.  Worte  bei  Said. 

28)  Steph*.  a.  a.  0.  zd  zgaymä  fiszccgqvd'fiiicDV  slg  zo  ysXotov.  Eustath. 
a.  a.  0.  mg  zd  zQayi%d  sig  ysXoi^cc  iiszaQifvd'ii^icDv,  Vgl.  Nossis  A.  8  und 
Snid.  A.  10.  28.  Ob  Rh.  gerade  stets,  wie  aach  noch  Völcker  S.  14  f. 
meint,  an  bestimmte  tragische  Vorbilder  anknüpfte  oder  ob  vielmehr,  wie 
Crusius  Wochenschr.  a.  a.  0.  Sp.  288  annimmt,  „die  scurrile  Darstellung 
heroischer  Scenen,  wenn  auch  mit  häufiger  Anlehnung  an  berühmte  Muster, 
die  Hauptsache  war",  lasse  ich  unentschieden. 

24)  Vgl.  die  Schilderung  von  Jahn  a.  a.  0.:  „Eine  Klasse  von  Vasen- 
bildern, welche  ohne  alle  Frage  eine  eigenthümliche  Art  von  komischem 
Buhnenspiel  repräsentiren,  bei  dem  auch  die  Bühne  selbst  oft  kenntlich 
angedeutet  ist.  Auf  derselben  treten  Schauspieler  auf,  welche  als  solche 
durch  groteske  Masken  und  eine  eigenthümliche,  im  Wesentlichen  überall 
gleiche,  bunte  Tracht  charakterisirt  sind.    Diese   besteht  bei  den  Männern 


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240    Sechstes  Capitel.    Die  Hilarotragoedie  nnd  andere  Travestien. 

aber  lässt  sich  ein  Gleiches  noch  immer  ans  den  BmchstQcken 
erkennen^  so  dürftig  sie  auch  sind^^).  Der  Dialekt  war  natürlich 
der  tarentinische*^,  der  gewöhnliche  Vers  der  iambische  Trimeter, 
aber  mit  allen  möglichen  und  unmöglichen  metrischen  Freiheiten, 
so  dass  gelegentlich  zum  Scherz  auch  wohl  ein  choliambischer 
eingemischt  ward*').  Von  Rhinthons  38  Stücken*®)  kennen  wir 
noch  9  sämmtlich  mythologische  TiteP^). 


aus  enganliegenden  Hosen  nnd  Aermeln,  einer  Art  von  Wams,  das  ge- 
wöhnlich za  einem  dicken  Bauch  ausgestopft  ist,  wozu  mitunter  ein  Ueber- 
wurf  kommt,  und  einem  unförmlichen  Phallus;  die  Tracht  der  Frauen  ist, 
abgesehen  von  der  Maske,  von  der  gewöhnlichen  Weibertracht  nicht  sehr 
abweichend.  .  .  .  Dass  in  der  attischen  Komödie  ein  solches  Kostüm  üblich 
gewesen,  davon  findet  sich  meines  Wissens  keine  Spur.  Nun  liest  man 
aber  auf  einer  nolanischen  Vase  der  Art  (Taf.  IX  Wiesel.)  neben  einem 
Sklaven  die  oskische  Inschrift  Santia,  ein  sicherer  Beweis,  dass  sie  an  Ort 
und  Stelle  verfertigt  ist.  Dazu  kommt,  dass  Vasen  dieser  Art  in  der  über- 
wiegenden Mehrzahl  in  Apulien  und  Lukanien,  einzeln  in  Leontinoi,  wo 
auch  sonst  den  apulischen  verwandte  Vasen  zum  Vorschein  gekommen 
sind,  und  in  Campanien,  sonst  nirgends  gefunden  werden".  Völker  S.  16 
fügt  hinzu,  dass  auf  der  Amphore  T.  IX,  16  AZSTEAZ  als  Maler  ange- 
geben ist,  ebenso  auf  zwei  anderen  Gefässen  (Jahn  S.  CGXXI),  von  denen 
eins  in  Paestum  und  eins  in  Bari  gefunden  ist.  Eine  dieser  Scenen  T.  IX,  11, 
in  welcher  Zeus  zur  Alkmene  einsteigen  will,  passt  ganz  in  den  Amphitryon 
des  Bhinthon  hinein  (s.  Wieseler  S.  69.  Völker  S.  19 ff.),  eine  andere 
T.  IX,  7  ist  aus  einer  travestirten  Antigene,  sei  es  nun  des  Bhinthon  selbst, 
von  dem  eine  solche  sonst  nicht  nachweislich  ist,  sei  es  eines  seiner  Kunst- 
genossen, und  ist  besonders  lehrreich  für  die  Behandlung  dieses  Si:get8, 
s.  Wieseler  S.  66.  Völker  S.  21  ff.  Das  von  Jahn  beschriebene  Kleidungs- 
stück ist  die  avaivQk  (fl.  Völker  S.  24f.).  Ob  dasselbe,  wie  Völker 
S.  26  ff.  glaubt,  mit  dem  sogenannten  xaqavxivCdiov ^  wie  es  nach  Poll. 
IV,  104  die  StelzenÜLnzer  {yvnmvi^)  und  nach  Semos  Fr.  20  b.  Ath.  XIV.  622  b 
die  l^vtpaXXoi  (vgl.  A.  9)  trugen,  ist  doch  sehr  fraglich.  Die  Füsse  waren 
nach  dem  Zeugniss  der  Bildwerke  ohne  jede  Bekleidung.  Trotzdem  wur- 
den Einzelheiten  des  tragischen  Kostüms  beibehalten,  s.  Völker  S.  27: 
„hüarotragoedia  a%Uem  tnulta  eHam  ex  tragico  vestitu  servavü,  sceptrum  et 
tiaram  et  (paivolriv  (quem  ex  Rhinthonis  Iphigenia  Taurica  Pöllux  VII,  61 
affert),  oyxov  denique"  (vgl.  Völker  S.  38 f.).  Einen  besonders  zotenhaften 
Charakter  der  Hilarotragoedie  nimmt  Völker  S.  30  mit  Recht  in  Abrede. 
26)  S.  Völker  S.  86  f.:  „nemo  eorum  scriptorum,  quorum  libri  ad  nostram 
aetatem  pervenerunt,  MhintJumis  ipsos  fabtUas  ante  oculos  habuü,  aed  omnia 
fragmenta  glossographorum  studiis  debemus  eic."  Im  Uebrigen  s.  Völker 
S.  28  ff. 

26)  Apollon.  Herodian.  Etym.  M.  a.  a.  0.  0. 

27)  Von  den  beiden  auf  einander  folgenden  Versen  aus  dem  Orestes, 
welche  Hephaest.  p.  9  f.  anführt,  ist  der  erste  (der  Person  A  in  den  Mund 


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Skiras  von  Tarent.  241 

Die  fdbula  Ehinthonica  wird  auch  unter  den  Arten  des  römi- 
schen Lustspiels  lind  der  romischen  Posse  neben  der  palliata, 
togatüy  tabemariay  planipedaria  oder  crepidata^  der  Atellana  und 
dem  mimvts  genannt ,  so  dass  die  Hilarotragoedie  jedenfalls  auch 
auf  die  lateinische  Volkskomoedie  Einfluss  ausgeübt  hat^). 

Skiras  von  Tarent  wird  als  Dichter  der  sogenannten  itali- 
schen Komoedie  mit  zwei  den  Euripides  parodirenden  Trimetern 
aus  seinem  Meleagros   angeführt     Es  hat  immerhin  eine  nicht 


gelegte)  choliambisch ,  nnd  im  zweiten  macht  sich  Rh.  hierüber  lästig  mit 
einem  neuen  metrischen  Schnitzer,  indem  er  in  *Inn(ovct%xoq  einen  Spondeios 
an  gerader  Stelle  statt  des  lambos  gebraacht:  B.  *Inn<ova%Tog  xo  ftitgov. 
A.  ovSiv  fiot  iiilsi.  Vgl.  Völker  S.  17  f.  28  f.  49.  ^  Kaibel  Herm.  XXII. 
1887.  S.  509  nnd  Crusins  a.  a.  0.  Sp.  288  halten  die  Nachricht  bei  lo.  Lyd. 
de  magistr.  I,  41,  dass  er  zuerst  i^afihgoig  iyQcnfts  XQaymdlav  (s.  A.  32), 
für  richtig;  in  dieser  Gestalt  ist  sie  es  gewiss  nicht;  häufiger  parodischer 
Gebrauch  von  Hexametern  bei  ihm  ist  aber  möglich. 

28)  Suid.  dgäfiaxa  9'  avxov  «co/it^xa  xQuyiiiä  Irj'.  Steph.  tpigovxai  S* 
avtov  dgatucxa  W. 

29)  Uittpixffvmv  (Ath.  KL  111c,  vgl.  A.  24),  "HQaxlrjg  (Ath.  XI.  500  f) 
^ovlog  MaXiayQog  {dovXoiieliayi^og?  Bernhardj  Gr.  L.  G.  IP,  2.  S.  542) 
und  'loßdxrjg  (Herodian.  Etym.  M.  a.  a.  0.  0),  'Itpiyivsicc  rj  iv  AvXidi  und  h 
TavQoig  (Poll.  VII,  90  u.  61),  Mi^dsia  (Hesych.  Äofiaxra)^),  'Oifiaxug  (s.  A.  27), 
Ti^Xstpog  (Poll.  X,  S5).  Dazu  kommt  vielleicht  nach  A.  24  eine  Antigone. 
Unvollständig  hat  die  Bruchstilcke  Lorentz  (s.  A.  20),  vollständiger  Völker 
S.  85—49  gesammelt,  einen  kleinen  Nachtrag  und  einige  Berichtigungen 
giebt  Crusius  Woch.  a.  a.  0.  Sp.  288  f.  und  in  dem  A.  1  angef.  Aufsatz 
Ueber  den  Herakles  vgl.  noch  Zieliöski  Quaest.  com.  V.  S.  116. 

80)  Laurent.  Lyd.  de  magistr.  I,  40.  Donat.  ad  Ter.  Ad.  Prol.  7. 
Euanth.  de  com.  p.  7,  7  Reiif.  Donat.  de  com.  p.  9, 23  Beiff.  Anon.  Gramm. 
Lat.  VI.  p.  274.  812  Keil.  Vgl.  Völker  S.  12  f.,  welcher  S.  9  f.  mit  Un- 
recht (gleich  viel  ob  Rh.  in  seinen  Stücken  selbst  als  Schauspieler  auftrat 
oder  nicht)  in  den  Worten  des  Euanth.  Bhinthonieas  ab  (xctoris  nomine  die 
durch  den  Sinn  (denn  nicht  weil  Rh.  Schauspieler  in  Hilarotragoedien,  son- 
dern weil  er  Urheber  dieser  Spielart  war,  virard  sie  Ehinthonica  genannt) 
gebotene  Conjectur  von  J.  G.  Vossius  auctoris  verwirft.  Vahlen  Plautus 
und  die  fabnla  Ehinthonica,  Rhein.  Mus.  XVI.  1861.  S.  472  ff.  erklärt  eich 
für  die  „nicht  neue  Ansicht",  dass  diese  lateinischen  Bhinthonicae  solche 
Atellanen  gewesen  seien ,  welche  mythisch-tragische  Stoffe  behandelten,  und 
will  mit  Welcker  Rhein.  Mus.  1884.  S.  822.  Anm.  in  den  Worten  des 
lo.  Lyd.  xol  *Pii/^a>ytx^  ^  iicaxmrj  vielmehr  i^odtwi  für  ^  i^ioxtnri  schreiben. 
Ganz  anders  Völker  S.  18:  ,fixoticwn  dicitur  peregrinum  aecundum  Nonium 
p.  540,  17  (ad  Plaut.  Epid.  232):  cf.  etiam  Plauti  Menaechm.  236  Graecia 
exotica  et  Hesych.  i^axinäg  dinLag*  xäg  i^vindg:  apiissima  (?)  igitur  üla 
appeUcUio  est,  praese^-titn  st  ad  Graeciam  exoticam,  qua  Magnam  Graeciam 
Flautus  significat,  animum  advertimus". 

SüsSMiHii,  grleGh.-»lex.  Litt.-G«soh.  I.  16 


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242     Sechstes  Capitel.    Die  Hilarotragoedie  und  andere  Travestien. 

geringe  Wahrscheinlichkeit;  dass  unter  dieser  italischen  Eomoedie''^) 
die  Hilarotragoedie  zu  verstehen  ist^^).  Dagegen  erscheint  es  von 
Blaesos  aus  Capreae  in  Campanien,  welcher  wohl  erst  der 
Zeit  des  Sulla  angehört^^),  mehr  als  zweifelhaft^),  ob  seine 
parodischen  Dichtungen  (iSnovdoydloucy^)^  von  denen  wir  zwei 
Titel,  MsöotQißag  {MeiotgCßagT)  und  SatovQvogy  kennen'^),  über- 
haupt dramatischer  Art^^  und  nicht  vielmehr  mit  denen  der 
Eyniker  Krates  und  Monimos,  ja  sogar  den  Satiren  des  Menippos 
verwandt  waren ^).     Endlich  von 


31)  Ath.  IX.  402  b.  Z^U^ag  (klg  9*  iaxlv  ovtog  zrjg  *IraU%rig  %cclovfiivrig 
HtofModtag  noiTitrig  yivog  TagavTivog)  iv  MeledyQO}  (prialv  %.  x.  X.  Vgl. 
Eorip.  Hippol.  74  f. 

32)  Aus  lo.  Lyd.  a.  a.  0.  I,  41.  'FCv^mva  %al  ZyUqav  (f.  *A9%riqav)  xal 
EkatCQv  (f.  Bliow)  %al  tovg  alXovg  zöav  Uv^ayogtov  (wofQr  man  bald  tplva- 
%oyQcitp<aVj  bald  üv^ayoQsimv  geschrieben  hat,  s.  Völker  S.  2  f.  32  nnd 
oben  A.  10)  tofiev  ov  (iiHQmv  dtdayyMxtov  inl  xrjg  fiByaXrig  ^EXladog  ysviisd'ai 
%a9ifjyrix<igy  xal  duxtpsQOvxmg  xov  *P£v9'(ovot^  og  s^afiixgoig  (s.  A.  27)  jc(foixog 
iyqatpB  %(oyi,(pdiciv  (mit  der  ferneren  absurden  Behauptung:  ^g  ov  ngwxog  Xaßmv 
xag  a<poif(iäg  AovniXtog  o  *PoDfiaCog  rigminoSg  insaiv  iatofktpdrjüs)  läset  sich 
dies  allerdings,  wie  schon  S  o  mm  er  br  od  t  bemerkte,  nicht  folgern,  ebenso 
wenig  aber  mit  Völker  S.  30  (vgl  S.  33 f.)  das  Gegentheil.  Ob  hinter 
BkleiiAB  (SxXriQiag)  bei  Stob.  Flor.  II,  9.  XVIII,  2  (und  vollends  CHI,  9) 
dieser  Skiras  zu  suchen  sei,  ist  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich. 

33)  Bücheier  Bhein.  Mus.  XXX.  1876.  S.  41  (s.  C.  6.  A.  106)  schreibt 
von  jenem  Ausoner,  der  das  Trauerlied  auf  Bion  verfasst  hat:  „aequalem 
Mmo  fuisse  et  populärem  opinor  Blaesi  Capreatae,  qui  Borica  item  diahcto 
tpXva%ag  scripsit,  vel  Samnitum  illorum,  quos  index  HerciUanensis ,  si  bene 
memini,  Panaetii  inter  discipuloa  refert  Latino  alterum,  aUerum  Graeco 
nomine",  Böper  Philologus  XVIII.  1862.  S.  428  f.  meint  vollends:  vielleicht 
erst  der  Zeit  des  Tiberius. 

34)  Bedenken  erhob  auch  gegen  des  Blaesos  bisher  allgemeine  Zu- 
rechnung zu  den  Hilarotragoediendichtem  zuerst  Sommerbrodt,  s.  Völker 
S.  30  f. 

36)  Steph.  V.  Byz.  KecxQirj.  ivxBv^Bv  i\v  BXaikfog  anovdoyiXoitov  xoir," 
xrig,  Kanqidxrig, 

36)  Aus  Ath.  (s.  A.  87).  AuBserdem  s.  Hesych.  iMi%%tovmcig,  fJ^h9i 
(pvXaxog, 

37)  Das  Einzige,  was  wirklich  entschieden  dagegen  spricht,  ist,  dass 
das  Citat  aus  dem  Satumos  bei  Ath.  XI.  487  e  niohtdialogisches  Versmass 
zeigt,  vgl.  hierüber  (gegen  Völker  S.  81)  Crusius  a.  a.  0.  Sp.  288.  DafÜr 
zu  sprechen  scheinen  könnte  die  Zusammenstellung  in  dem  anderen  Citat 
bei  Ath.  III.  111  c.  Blaiaog  (so  Casaubonus  f.  BXiüog)  iw  MsaoxqCß^ 
(MsioxQ^ßa?  Eaibel)  %al  /i$iv6Xoxog  iv  TrjXitpm  ^Piv^tov  xb  iv  'AinpixQvmvi, 

88)  S.  C.  2.  A.  87.  88.  139 ff.  Ich  folge  der  ansprechenden,  wenn  auch 
unsicheren  Vermuthung  von  Völker  S.  80 — 83.    Nur  aber  beschrftnkt  er 


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Blaesos.    Sopatros  243 

Sopatros  aus  Paphos,  welcher  von  den  Zeiten  des  Alexandros 
bis  in  die  des  Philadelphos  lebte '^)  und  bald  der  Parode**^),  bald 
der  Phlyakograph**)  genannt  wird,  ist  noch  eine  Reihe  von  Titeln 
seiner  Werke  und  von  Versen  aus  denselben  auf  uns  gekommen ^^). 
Hilarotragoedien  jedoch  waren  es  sicher  nicht*^),  und  ob  auch 
nur  eigentliche  Dramen**),  muss  dahingestellt  bleiben*^).      * 


Siebentes  Capitel. 

Die  Einaedendielitang. 

Mit  der  Hilarodie  und  Magodie  werden  auch  die  sogenannten 
ionischen  Dichtungen  des  Sotades  und  anderer  Poeten  der  älteren 
Alexandrinerzeit  zusammengestellt,  welche  angeblich  yon  den 
lonikologen  oder  Einaedologen  vorgetragen  wurden*).  Auf  Grund 

dieselbe  mit  Unrecht  auf  den  Vergleich  mit  den  Satiren  des  Menippos,  die 
doch  vielmehr  Prosa  mit  eingestreuten  Versen  waren  und  also  höchstens 
in  zweiter  Linie  herangesogen  werden  dürfen,  und  mit  gleichem  Unrecht 
begründet  er  dieselbe  anf  die  Bezeichnung  dieser  Gedichte  als  onovdoyi- 
loia  (s.  A.  86),  die  doch  auf  dramatische  Parodien  genau  ebenso  gut 
passen  könnte. 

39)  Ath.  n.  71  a.  b.  Srnnatgog  h  Uatptog  ysyoviog  toig  xQ6voig  %ax' 
'AXs^avÖQOv  zov  ^iXCicnov^  ixißiovg  9h  %ttl.ia>g  tov  dsvriqov  t-qg  AlyvKXOv 
ßuailing^  mg  avtog  iiitpav^si  iv  tivi  xmv  avyygafifiätmv,  111.  119  a.  IV. 
158  d.  e  (wo  freilich  6  (päxiog  nagoadog  überliefert  ist). 

40)  Ath.  IV.  168  d  (s.  A.  89).  175  c  188  b.  c.    VL  280  e.   VIU.  841  e. 

41)  Ath.  UI.  86  a.    XIV.  644  c.  649  a.  656  f.    XV.  702  b. 

42)  Banx^S  Ath.  IV.  158  d.  176  a.  Bcc%x^dog  (ivTiatTJQsg  IV.  160  a.  b. 
XIV.  644  c.  Ba%x^dog  ya^Log  XIV.  656  f  (wohl  nur  drei  Bezeichnungen  des- 
selben Werks).  raXuzai,  (?)  IV.  160  e.  Evßovlod's6(ißQOtog  III.  86  a.  7«3ro- 
Ivtog  HL  101a.  Kvtdia  IIL  109  e.  Mvaxat(9)  IV.  188  b.  c.  Mvatd%ov  «•??- 
TÄv  m.  119  a.  IV.  175  e.  Nsnv^a  IV.  160  b.  c.  'Ogiatrig  VI.  230  e.  /TvAai 
IV.  175  c.  XIV.  649  a.  Za(pai  JH.  101  b.  *ax^  VI,  280  e.  XV.  702  b. 
^vaioXoyog  III.  101  a.  Vgl  Bernhardy  a.  a.  0.  S.  542:  i,Im  längsten 
Bruchstück  IV.  160  e  werden  die  Stoiker  verspottet,  vgl,  176  c.  VI.  230  e*'. 

48)  Denn  die  wenigsten  Titel  sind  mythologisch. 

44)  W^ie  sie  Ath.  86  a  (Eubulotheombrotos).  175  c.  649  a  {Hvlai).  230  e 
{^a%TJ)  nennt. 

45)  Allerdings  sind  mit  wenigen  Ausnahmen  (649  a.  656  f)  alle  er- 
haltenen Verse  Trimeter. 

1)  So  in  dem  C.  6.  A.  llff.  benutzten  Abschnitt  bei  Ath.  620  e  (nach 
den  dort  A.  12.  15  angef.  Worten):  6  9h  'la>9i%oX6yog  (so  Dobree  f.  'Imvi- 
%og  Xoyog)  tä  2^Td9ov  xal  zmv  (so  Kai  bei  f.  td)  tcqo  tovtov  'imvind  xa- 
Xovfieva  noiiqficiza  ^  'AXsidv9Qov  zb  xqv  AlzmXov  %al  Ilvqrixog  zov  MiXriaiav 

16=* 


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244  Siebentes  Capitel.    Die  Kinaedendicbtung. 

anderer,  jedenfalls  zuverlässigerer  Nachrichten  wird  man  indessen 
anzunehmen  haben,  dass  die  letzteren  vielmehr  mit  den  Kinaeden 
(d.  h.  Enabenschändem),  den  Tänzern  von  Profession  gewisser 
unanständiger  Ballete^),  einerlei  waren  und  zu  diesen  ihren  Tänzen 
vielmehr  ältere  volksmässige  Gassenhauer  vortrugen,  und  dass 
Sotades  aus  diesen  Darstellungen  zuerst  eine  lediglich  für  die 
Leetüre  berechnete  Poesie  zog,  bei  welcher  man  sich  die  Mimik 
hinzudenken  musste').  Dass  ihm  in  derselben  neben  Anderen 
auch  Timon  der  Sillograph  und  Alexandrosder  Aetoler  folgten, 
haben  wir  bereits  gesehen*).  Sicherlich  waren  aber  auch  jene 
rohen  Schmutzgedichte,  an  welche  er  sich  anschloss,  bereits  in 
demselben  Versmass  steigender  loniker^)  und  in  demselben  ioni- 
schen Dialekt  abgefasst,  von  welchem  diese  poetische  Spielart 
ihren  Namen  erhielt^  und  auch  das  Versmass  erst  den  seinen 

aal  'JXi^ov  (jXs^iov?  Eaibel,  vgl.  A.  22)  ocofl  älXcav  zoiovtcDV  noirit&v  ngo- 
(piffetai.  yictXBttai  dl  ovtog  xal  %tvaidoX6yog.  Dagegen  sagt  Strab.  XIV.  648 
(s.  0.  6.  A.  17)  ungleich  richtiger  (wenn  er  auch  sich  ungeschickt  so  ausdrackt, 
dass  man  glauben  könnte,  er  habe  Lysis  und  Simos  für  jünger  als  Sotadcs 
gehalten):  ^q^s  Sl  JSoataSTjg  pilv  nQoitog  tov  ^ivatSoXoystv,  ineita  UXi^av- 
^Qog  6  AlzmXog'  aXX*  ovzoi  filv  iv  rpiXA  Xoym^  fistä  piiXovg  Sh  Avaig  %a\ 
in  TiQOtsQog  tovzov  6  üifiog.  Denn  Sotades,  Alexandros,  Pyres,  Timon 
waren  Zeitgenossen,  und  Sotades,  der  Einzige  von  ihnen,  welcher  diese 
neue  Spielart  von  Poesie  ausschliesslich  betrieb,  wird  somit  auch  als  deren 
Urheber,  die  Anderen  als  seine  Nachfolger  anzusehen  sein.  Sollten  freilich 
Strabons  Worte  den  Sinn  haben,  als  hätte  Sotades  dieselbe  frei  geschaffen 
ohne  Anlehnung  an  eine  schon  vorhandene  Volkspoesie  dieser  Art,  so  würde 
auch  Strab.  theilweise  in  dieser  Hinsicht  in  demselben  Irrthum  stecken  wie 
der  Gewährsmann  des  Ath.     Uebrigens  vgl.  C.  20.  A.  66. 

2)  Plaut.  Glor.  668  (III,  1,  78).  Let rönne  Recueil  des  Inscriptions  de 
TEgypte,  Rev.  de  phil.  I.  S.  126.  II.  S.  100  f.  0.  Jahn  Wandgemälde  des 
Columbariums  in  der  Villa  Pamfili,  Philol.  Abhh.  der  Münchner  Akad. 
Vm.  S.  254  ff.    Vgl  A.  26. 

3)  Das  iv  rffiXm  Xoym  bei  Strab.  a.  a.  0.  findet  seine  Erläuterung  in 
diesem  Sinne  durch  Axisteid.  Quintil.  p.  32:  iiBta  nsxXaanivov  vno- 
KQ^OBatg. 

4)  C.  2.  A.  632.    C.  4.  A.  82.     Vgl.  A.  1. 

6)  Ich  nenne  die  lonici  a  maiori  steigend',  weil  ich  mit  Cäsar  Grund- 
züge der  griech.  Bhythm.  S.  177  ff.  überzeugt  bin,  dass  in  ihnen  die  erste 
Länge  die  Senkung,  das  Uebrige  die  Hebung  ist,  die  Senkung  also  vorangeht. 

6)  So  viel  darf  man  ja  auch  ohne  Weiteres  der  Angabe  bei  Ath.  a.  a.  0. 
glauben,  dass  die  Kinaedologen  eben  auch  lonikologen  genannt  wurden.  Im 
Uebrigen  s.  Suid.  ZtaxaSrig  (u.  ^ilvaKcs),  welcher  offenbar  auch  ebexgene 
Stelle  des  Ath.  vor  Augen  hatte:  SntaSrjg  .  .  .  iyQcnffc  tpXvaxag  rj  nivai* 
davg  (wenn  dies  richtig  ist,  wurden  also  auch  die  Poesien  so   genannt) 


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Sotades.  245 

bekommen  zu  haben  scheint^),  und  unterschieden  sich  also  unter 
Anderem  dadurch  von  den  grossgriechischen  Ethologen;  über 
ihre  Heimat  aber  lässt  sich  Nichts  ausmachen. 

Sotades  von  Maroneia  auf  Ereta^)  benutzte  diese  seine  un- 
saubere Dichtart  zugleich  dazu,  um  Königen  und  Fürsten  herbe 
und  derbe  Wahrheiten  zu  sagen,  aber  immer  nur  denjenigen, 
an  deren  Hofe  er  sich  gerade  nicht  befand,  wie  dem  Philadelphos 
an  dem  des  Lysimachos  und  umgekehrt^).  So  war  eins  dieser 
Gedichte  gegen  Belestiche,  die  bekannte  Mätresse  des  Phila- 
delphos*^), gerichtet").  Zuletzt  jedoch  reizte  er  diesen  König 
durch  einen  die  Ehe  zwischen  demselben  und  dessen  Schwester 
Arsinoe  persiflirenden  Vers^')  aufs  Aeusserste,  so  dass  derselbe 
sich  seiner  bemächtigte  und  ihn  lange  im  Gefängnisse  schmachten 
Hess '').  Endlich  entfloh  er  und  kam  auch  glücklich  aus  Alexandreia, 
ward  aber  von  Patroklos,  einem  Admiral  des  Königs^^),  in  Kaunos 
aufgegriffen  und   in  einer  bleiernen  Kiste  im  Meere  ertränkt  ^^). 


SiaXsKtq)  'l<ovi%^'    xal  yccQ  'liovinol  Xoyoi   inaXovvto  ovroi.     lo.   Sicel.  Rh. 
Gr.  VI.  399  Walz,  s.  C.  14.  A.  182. 

7)  Denn  ursprdnglich  hiessen  die  loniker  und  Choriamben  allem  An- 
scheine nach  vielmehr  Bakcheien,  e.  Westphal  Metr.  der  G riech.  P. 
S.  621  flF. 

8)  Strab.  Said.  a.  a.  0.  0.  Ath.  620 f.,  wo  weiter  berichtet  wird,  dass 
über  ihn  Karystios  von  Pergamon  iv  rw  nsgl  avtov  [Ztotccdov]  «rvyy^afifuxTi 
und  sein  eigner  Sohn  Apollonios  (jcsqI  xmv  xov  natQog  noiTiftdtmv  avy- 
yifocupLa)  geschrieben  hatten.    Vgl.  C.  19.  A.  44*>.    C.  26.  A.  65. 

9)  Ath.  föhrt  fort:  l{  ov  (näml.  aus  dem  Buch  des  Apollonios)  ^au 
natidsCv  xriv  axaiqov  naggriciav  zov  Soatddov,  %ayimg  filv  slnovrog  AvaC- 
(laxov  zbv  ßocailia  iv  'AleiavdQe^(j[,  IlxoXefiutov  dl  xov  ^ilddiX<pov  nccqa 
Avai(idx(py  xal  aXXovg  xmv  pccailiav  iv  aXXaig  xmv  noXemv. 

10)  Ptolem.  Physk.  Fr.  4  b.  Ath.  XUl.  676  f.,  vgl.  Ath.  696  e.  Er  Hess 
ihr  als  Aphrodite  Belestiche  einen  Tempel  errichten,  Plut.  Amat.  9.  763  F. 

11)  Snid.  a.  a.  0.  slcl  d'  avxov  stdri  nXeiata,  olov  efgZiidov  naxd^aaig^ 
UqirptQg^  tig  BsXeat^xriVy  'Afiaidvy  xal  ^xBQa, 

12)  sig  ovx  ociriv  XQv^aXiriV  x6  nivxQov  m^eig.  —  Zu  warnen  ist  vor 
der  grundlosen  Behauptung  von  Haeberlin  Carm.  fig.  S.  66.  Phil.  Anz. 
XVII.  1887.  S.  128,  es  sei  uns  bei  Plut  Qu.  symp.  IX,  1,  2.  736  F  noch  ein 
zweiter  Vers  des  S.  in  dieser  Angelegenheit  aufbewahrt. 

13)  Plut  (?)  de  lib.  educ.  14.  11  A. 

14)  S.  über  ihn  Phylarch.  Fr.  1  b.  Ath.  VUI.  384  a.  b.  Droyson 
Hellenism.  m\  1.  S.  232.  286  ff.  272.  268.    A.  3. 

16)  Hegesand.  Fr.  12  b.  Ath.  620  f— 621  a.  Vgl.  v,  Wilamowitz  b. 
Kaibel  z.  d.  St  und  C.  18.  A.  28. 


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246  Siebentes  Capitel.    Die  Kinaedendicbtung. 

Neben  anderen  Titeln  seiner  Gedichte  ^^  sind  auch  einige  mytho- 
logische nachweislich").  Sein  Versmass  war  der  steigend-ionische 
katalektische  Tetrameter,  ebendesshalb  der  sotadeische  Vers  (Z©- 
tddsiov)  genannt*®).  Es  sind  aber  nur  sehr  wenige  ächte  Verse 
von  ihm  auf  uns  gekommen*^). 

Pyres  oder  Pyrros  Ton  Miletos^)  war,  wie  aus  seiner  Er- 
wähnung bei  Theokritos  hervorgeht**),  zugleich  Dichter  und 
Componist  lyrischer  Gesänge.  Bloss(^  Namen  sind  für  uns 
nur  noch 

Alexos  oder  vielleicht  vielmehr  Alcxias*^),  Timochari- 
das  und  Xenarchos.  Von  Theodoridas,  dem  Zeitgenossen 
des  Euphorion*^),  ist  später  (C.  36)  zu  handeln**),  üeber  Mene- 
laos  von  Aegae  s.  C.  14. 


16)  S.  A.  11. 

17)  Hepbaest.  p.  8.  20.  "Adoavig  (mit  dem  Vers  tiva  xmv  vccXaimv  taro- 
(fimv  d'iXsx*  dnovaai).    'iXuig. 

18)  Hepbaest.  p.  69. 

19)  Bei  Atb.  (Plut.)  und  Hepbaest.  Denn  die  bei  Stobaeos  sind  aus 
sacblicben  und  metrischen  Gründen  der  ünächtheit  dringend  verdächtig, 
wie  Meineke  Anal.  AI.  S.  246  f.  richtig  gesehen  hat.  Gewiss  fehlte  es 
auch  bei  Sotades  an  moralischen  Sprüchen  nicht,  vermuthlich  wurden  solche 
in  Blütenlesen  ausgezogen  und  mit  denen  anderer  Urheber  vermischt,  und 
Stobaeos  hat  eine  solche  Sammlung  benutzt.  Die  sämmtlichen  Bruchstücke 
unter  dem  Namen  des  S.  findet  man  mit  Ausnahme  des  bei  Ath.  XIV.  616  d 
aufbewahrten  Verses  bei  G.Hermann  El.  doctr.  metr.  S.  445  — 448  zu- 
sammengestellt. —  Der  fehlende  Anschluss  bei  Ath.  621  a  08odoaQov  x.  r.  X, 
weist,  wie  mich  Eaibel  belehrt  hat,  darauf  hin,  dass  hier  vom  Epito- 
mator  Mehreres  weggeschnitten  ist.  Die  folgenden  Verse  waren  von  S. 
gegen  den  Flötenspieler  Theodoros,  seinen  älteren  Zeitgenossen  (Ael.  V.  H. 
XII,  17),  nicht,  wie  es  jetzt  scheinen  könnte,  gegen  dessen  Vater  Philinos 
gerichtet. 

20)  S.  A.  1.  24.         21)  S.  C.  5.  A.  14. 

22)  S.  A.  1.  Jedenfalls  nicht  'AXs^äg.  Bei  Kaibel  im  Ind.  steht  'AXi^ag. 
Ich  folge  Benseier.  Anfällig  ist  es  nach  dem  A.  6  Bemerkten,  dass  Suid. 
(s.  A.  24)  ihn  nicht  nennt.  Sollte  das  xal  *AXi^ov  bei  Ath.  vielleicht  bloss 
dnrch  eine  Dittographie  aus  'AXs^dvÖQOv  entstanden  sein? 

23)  S.  C.  14.  A.  98.  119. 

24)  S.  Suid.  a.  a.  0.  ix(fr}CccTo  de  V«  stdsi  xovzco  %al  'AXi^avÖqog  o 
AUaXog  %al  IIvQQOg  o  MiX/iOLOg  xal  SsodoDQ^dag  xal  TifioxccQidag  xal  StvaQxog, 
Schwerlich  mit  Recht  hält  Bernhardy  z.  d.  St.  den  Xenarchos  vielmehr 
unzweifelhaft  für  den  weit  älteren  Mimendichter,  Sopbrons  Sohn.  Ssodca- 
qCSoig  steht  freilich  nur  in  F,  sonst  ist  fehlerhaft  meistens  SBodmQtig  über- 
liefert, und  es  wäre  also  auch  die  Verbesserung  0B68(oqog  (s.  C.  14.  A.  184  ff. 
187)  möglich,  wie  auch  in  V  überliefert  ist.  Allein  E.  Sommerbrodta.a.  0. 


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Pj^res  oder  Pyrros.  Alexos.    Eleomachos.    Selenkos.  247 

Eleomachos  der  Faustkämpfer  Ton  Magnesia  verliebte  sich 
in  einen  Kinaedendarsteller  und  eine  von  diesem  gehaltene  Dirne 
und  ward  dadurch  zu  ähnlichen  dialogischen  Charakterdarstellungen 
in  der  bei  den  Kinaeden  üblichen  Weise  begeistert*^).  Der  steigend- 
ionische akatalektische  Dimeter  ward  nach  ihm  der  kleomacheische 
Vers  {KXsofuixstov)  genannt**).  Andere  Verstacte  als  lonici  a 
maiore  (mit  häufiger  Anaklase)  scheinen  übrigens  in  dieser  Art 
von  Poesie  überhaupt  nicht  verwandt  worden  zu  sein*^). 

Anhangsweise  ist  hier  noch 

Selen  kos,  Sohn  des  Geschichtschreibers  Mnesiptolemos,  also 
aus  dem  Ende  des  dritten  oder  vielmehr  dem  Anfang  des  zweiten 
Jahrhunderts*^),  zu  erwähnen,  welcher  als  Verfasser  „scherzhafter 
Lieder"  bezeichnet  wird,  wobei  aus  denselben  zwei  von  aller 
Welt  gesungene,  die  Knabenliebe  preisende  Verse,  und  zwar 
längere  Asklepiadeien,  angeführt  werden*^). 


S.  27  f.  hat  die  EDtstehung  der  Yerderbniss  wohl  richtig  aus  dem  anmittel- 
bar  folgenden  Tifioxag^Sccg  dergestalt  erklärt,  dass  SioSmqidag  die  ent- 
sprechende Heilung  ist.  Ob  aber  zugleich,  wie  er  will,  Ti^o%aql8ctg^ 
was  schon  Bernhardj  für  verdächtig  erklärte,  za  streichen  sei,  ist  eine 
andere  Frage. 

25)  Strab.  a.  a.  0.  avdqtg  Ö'  iyivovxo  yvtoQinoi  Mdyprjteg  .  .  .  not 
KXe6(uixog  6  ^rvxnjß,  og  slg  igoDta  ifinscmv  %ivaidov  xivog  %al  xaidianrjg 
vno  [tod]  %ivttid(p  tqe<poiisvrig  dnspu^iiiqaato  triv  dymy^v  xmv  Tcagd  toig 
%ivoiCSoig  dialinzmv  nal  tijg  ri^oxoUag.  Eiessling  vermnthet  noirizrig  statt 
nv%trig^  aber  s.  Tricha  p.  60  Herrn,  p.  292  Westph.  nvntrjg  iilv  ngoxBQov^ 
^g  (paaiv,  rjv,  igaa^elg  9s  xivog  viov  xriv  noirixmriv  nkBXSxsiqCcaxo, 

26)  Hephaest.  p.  67  (wo  die  beideta  dann  p.  68  angßführten  Verse  ohne 
Zweifel  von  K.  sind).    Tricha  a.  a.  0 

27)  Varr.  Pr.  857  ßüchel.  *A%iXXBa>g  rjQooiyiog,  CcaviHog  %ivai6oü. 

28)  S.  C.  21.  A.  596. 

29)^ v^^-^  \j\j  ^  j.  \j\j  ^\j  ^.    Demetr.  v.  Skeps.  Fr.  13  Gaede 

b.   Ath.  XV.  697  d.   MvriainxoXiftov  .  .  .  viov   yBvia^ut.   Zslswiov  xov  xmv 
tXaQmv  oLOi/kdxmv  noirixr^v'  ovnsQ  avvBxmg  adeiv  slm^aaiv 
„xayco  nccidotptlriöai'  noXv  fiot  ndXXiov  ^  yccfisCv 
nötig  \ikv  yäg  nagsmv  x^y  xoXijt^  ^XXov  ixaxpBXfC*^^, 


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248  Achtes  Gapitel. 

Achtes  Capitel. 
Die  neue  Eomoedie^). 

Was  in  der  mittleren  attischen  Komoedie  von  dem  Charakter 
der  alten  noch  übrig  geblieben  war^  verschwindet  in  der  neuen 
mehr  und  mehr,  wenn  auch  immerhin  nicht  in  solchem  Grade» 
als  man  es  sich  nach  den  römischen  Nachahmungen  vorstellen 
möchte.  Sie  Kieht  sich  vollends^  wie  schon  bemerkt^);  fast  gänzlich 
in  die  Kreise  des  privaten  bürgerlichen  Lebens  zurück^  und  von 
der  persönlichen  Satire  bleibt  sehr  wenig  mehr  nach.  Doch 
finden  sich  allerdings  noch  einige  Angriffe  gegen  Aremde  Könige, 
wie  Alexandros  den  Grossen^),  und  einheimische  Staatsmänner 
und  einflussreiche  oder  bekannte  Leute,  wie  z.  B.  die  Schmähungen 
des  Archedikos  gegen  Demochares^)  und  der  edlere  Kampf  des 
Philippides  gegen  den  Stratokies  ^),  ferner  Klagen  über  den  ge- 
sunkenen Zustand  des  öffentlichen  Lebens  und  der  Gerichte^). 
Man  liess  sogar  hie  und  da  noch  einzelne  lebende  Personen  unter 
eignem  oder  fremdem  Namen  auftreten,  ja  verspottete  sie  wohl 
durch  ganze  Komoedien  hindurch,  wie  Epinikos  den  Geschicht- 
schreiber Mnesiptolemos^).     Noch  um  298  erlaubte  es  sich,  wie 

1)  Meineke  Fragmenta  comicomm  Qraecomm,  Berlin  1889  ff.  8.  I. 
S.  436  ff.  IV.  Th.  Eock  Comicomm  Atticorum  fragmenta.  II.  Leipzig  1884. 
8.  S.  478  ff.  III.  Leipzig  1889.  8.     Vgl.  auch  C.  26  z.  E.  (mit  A.  112  ff.). 

2)  C.  8.  S.  167  f. 

8)  Menand.  Fr.  258  Kock  (Kolax  Fr.  I  Mein.),  vgl.  Fr.  924  (Fr.  ine. 
XXXIX  M.).  —  Ausser  dem  s.  A.  73.  74  und  Phoenikides  Fr.  1  und  gegen 
den  Tyrannen  Dionysios  von  Herakleia  Menand.  Fr.  23—26  {^Mistg  Fr. 
I-m  M.). 

4)  S.  C.  21.  A.  173. 

6)  Philippid.  Fr.  26  (Fr.  ine.  II  M.)  b.  Plat.  Demetr.  26.  12.  Fr.  81 
(Fr.  ine.  III  M.)  b.  Plut.  Erot.  4.  760  F.  —  Ktesippos,  der  Sohn  des  Cha- 
brias,  wird  bei  Menand.  Fr.  363  CO^yij  Fr.  I)  und  Diphil.  Fr.  38  ('Evccyianaxa 
Fr.  I)  angegriffen.   Ueber  die  Verspottung  von  Philosophen  s.  unten  A.  9 — 13. 

6)  Diphil.  Fr.  24  {Fanog  Fr.  I)  b.  Ath.  VI.  264  e.  Philippid.  Fr.  9 
( 'J^yvQÜ)v  a(paviafi6g  b.  Meineke  IV.  S.  469  f.)  ebendas.  280  a. 

7)  Ath.  X.  432  b.  inivov  ot  xolXoi  %al  aX(pita  inißdXXovtBg  tm  otvtp^ 
mg  o  JeXipog  *Hyriaavdq6g  (priaiv,  'En^viTiog  (Fr.  1)  yovv  Mvi^innTols(tov 
uvayvfociv  noiTiaapiivov  tmv  ^lazoQtmv^  iv  alg  iyiyQunxo  atg  ZiXsvnog  anrfi,- 
tpixiOB^  yQtitpag  Sqtifia  MvriaimolBfiov  xal  %<ofi^dmv  avtov  %al  neffl  t^g 
n6asiog  zcctg  iasivov  xQ^f^^'^^S  qxovcttgy  inoirics  Xiyovta  x.  t.  X.  (Meineke 
IV.  S.  606  £  Eock  S.  380f.).  VgL  G.  21.  A.  684  ff.  Andere  Beispiele  s. 
bei  Meineke  L  S.  488  und  unten  A.  88.  101,  vgl.  auch  A.  106. 


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Die  neue  Eomoedie.  249 

gesagt;  Philippides  den  elenden  Stratokles^  den  Schmeichler  des 
Demetrios  Poliorketes,  auf  das  Schärfste  anzugreifen  und  zu  er- 
klären,  dass  solche  Menschen  und  nicht  die  Komoedie;  deren  Frei- 
heit also  damals  wohl  bedroht  war,  die  Demokratie  zu  Grunde 
richteten^).  Im  Ganzen  aber  waren  die  gelegentlichen  Anspielungen 
auf  politische  Zeitereignisse  und  Personen  denn  doch  sehr  zahm, 
wenn  auch  in  dieser  Hinsicht  gegen  die  mittlere  Komoedie  nur 
ein  Gradunterschied  besteht.  Eine  wesentliche  Verschiedenheit 
von  dieser  dagegen  war  es,  dass  die  Parodie  und  zumal  die  der 
Tragiker  verschwand,  vermuthlich  weil  das  grosse  Publicum  in 
seinen  alten  Dichtem  nicht  mehr  hinläuglich  zu  Hause  war,  um 
solche  Anspielungen  sofort  zu  verstehen.  Die  wenigen  Scherze 
über  Dichter  sind  sehr  milde.  Desto  mehr  aber  wird  die  Ver- 
höhnung der  Philosophen  fortgesetzt^).  Sie  trifiFt  vorwiegend  die 
Stoiker  ***)  und  den  Epikuros  **),  auch  die  Kyniker  und  den  Stilpon  ^*), 


8)  In  den  A.  6  angef.  Fragmenten  26  nnd  31.  Zn  dem  letzteren  8. 
Meineke  IV.  S.  475:  „fortaase  ipsum  Stratoclem  in  scenam  induxü"  und 
Eock  III.  S.  310:  „8%  tpdecs  poeta  scripsü,  Stratoclem  ipsum  quisquis  haec 
dieit  adloquebatur.  Das  erstere  bezieht  sich  auf  die  durch  Stratokies  302 
oder  301  vermittelte  Einweihung  des  Demetrios  Poliorketes  in  die  kleinen 
und  grossen  eleusinischen  Mysterien  and  was  sich  weiter  daran  knüpfte, 
8.  Plut.  Demetr.  a.  a.  0.  0.  u.  24.  Kock  S.  308  f.,  vgl.  Droysen  Hellenism. 
II',  2.  S.  190  ff.,  und  schon  hiemach  bestimmt  sich  die  Zeit  der  betreffenden 
Eomoedie,  welche  bezeichnend  fclr  den  inzwischen  eingetretenen  Umschlag  der 
Stimmung  in  Athen  gegen  Demetrios  ist,  s.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar. 
S.  199.  A.  20,  welcher  überdies  sehr  richtig  bemerkt:  „da  Philippides  noch 
nach  der  Schlacht  bei  Ipsos  bei  Lysimachos  war**  (s.  unten  A.  93),  „so 
fällt  das  Stück  in  die  Jahre  299—297.  Der  Schlussvers**  des  erstem  Frag- 
ments „TftVTa  dwlvn  drifiov,  ov  %m(i(pd{a  beweist,  dass  die  Demokraten, 
die  sich  unter  Demetrios  compromittirt  hatten,  die  Pressfreiheit  (?)  be- 
schränkt wissen  wollten,  weil  jetzt  die  Parteigänger  der  anderen  Könige, 
wie  Philippides,  ihnen  zu  Leibe  gingen**.  Vgl.  auch  schon  Meineke 
I.  S.  437:  „quae  aperte  docent  etiam  iüis  temporibus  h,  e,  Ol,  CXX  fuiase 
qui  de  comoediae  Ubertate  intra  angustiorea  fines  compeUenda  consiUa  agi- 
iarefU'*. 

9)  0U6ao(pot  war  ein  Stück  dos  Philemon  betftelt  (s.  Fr.  85  Kock). 
Vgl.  auch  Fr.  71  (aus  nvQQog)  und  Fr.  146  (s.  A.  12).    Baten  Fr.  2.  6. 

10)  Theognet.  Fr.  1,  Poseidipp.  Fr.  18  und  Diphil.  Fr.  86  (Zenon), 
Baton  Fr.  8  (Kleanthes,  s.  A.  112  und  C.  2.  A.  216). 

11)  Bat.  Fr.  3.  6.    Hegesipp.  Fr.  2.    Damox.  Fr.  2. 

12)  Phüem.  Fr.  146  «  Fr.  ine.  LUl  M.  b.  La.  DL  VI,  87  (Krates), 
Tielleicht,  wie  Meineke  bemerkt,  aus  den  ^doaotpoi,  Menand.  Fr.  117  f. 
{didv^ai  Fr.  I  f.)  bei  La.  Di.  VI,  98  (Krates).     Fr.  249.(7««oito>off  Fr.  I) 


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250  Achtes  Capitel. 

dagegen  sehr  selten  den  Piaton  ^^).  Die  mythologischen  Stoffe 
wurden  weit  spärlicher  als  in  der  mittleren  Komoedie.  Haupt- 
sächlich kamen  sie  nur  bei  Diphilos  zur  Verwendung,  welcher 
zwar  der  Zeit  nach  gauz  der  neuen  Komoedie  angehörte,  aber 
auch  sonst  zum  Theil  noch  im  Geiste  der  mittleren  dichtete. 
Auch  die  Zahl  der  nach  Hetaeren  benannten  Stücke  ist  eine  viel 
geringere  als  in  der  letzteren.  Denn  eine  noch  grossere  Bolle 
als  die  Hetaerenliebe  spielen  jetzt  die  Verführungsgeschichten 
freier  Jungfrauen,  die  aber  alle  äusserlich  anständig  mit  der  Ehe 
endeten^*),  so  dass  diese  Stücke  denn  in  der  Folge  auch  von 
Knaben  und  Jungfrauen  gelesen  wurden'^).  Eine  grosse  Zahl 
derselben  trug  sogar  nicht  sowohl  den  Charakter  von  Lustspielen 
als  vielmehr  den  von  Familienschauspielen  und  moralischen  Rühr- 
stücken an  sich. 

Während  im  Uebrigen  die  philosophische  Kunsttheorie,  deren 
Schöpfer  in  grösserem  Stile  ja  erst  Aristoteles  war,  aus  den 
schon  vorhandenen  Kunstwerken  abstrahirt  ist,  so  ist  es  dagegen 
eine  höchst  wahrscheinliche  Vermuthung,  dass  die  Lehren  des 
Aristoteles,  welcher  die  persönliche  Satire,  wie  sie  in  der  alten 
Komoedie  vorherrschte,  entschieden  gegen  die  von  den  Sikeliern 
Epicharmos  und  Phormis  begründete  und  dann  von  Krates 
und  Pherekrates  und  in  der  mittleren  Komoedie  fortentwickelte 
Richtung  zurückstellte^^,  von  einem  gewissen  mitbestimmenden 
Einfluss  auf  die  Entwicklung  der  neuen  gewesen  sind.  Nament- 
lich von  ihrem  Hauptdichter  Menandros,  dem  Schüler  des  Theo- 
phrastos^^,  darf  man  wohl  annehmen,  dass  er  sich  auch  an  diesen 
Lehren  gebildet,  aus  ihnen  die  Üeberzeugung  damit  nur  dem 
inneren  Wesen  der  Sache  selbst  nachzugehen  gewonnen  und  so 
„sicheren  Schrittes  den  Weg  weiter  verfolgt  hat,  auf  welchen 
die  tastenden  Versuche  der  mittleren  Komoedie  sich  nur  durch 
den    Zwang    äusserer    politischer    Verhältnisse    hatten    drängen 


b.  La.  Di.  VI,  38  (Monimos).  Stilpon  ward  von  Diphüos  im  FdfLog  ver- 
spottet, La.  Di.  II,  f^O  («  Fr.  23),  wo.  freilich  £to4ptlov  überliefert  ist, 
aber  s.  Meineke  I.  S.  426.    Eock  IL  S.  547. 

13)  Philippid.  Fr.  6. 

14)  Wenigstens  in  Bezog  auf  Menandros  ist  dies  aasdrficklich  bezeugt, 
Plut.  Quaest.  symp.  VII,  8,  8.  712  C. 

15)  Ovid.  Trist.  II,  370.  ei  seilet  hie  pueris  virginibusqm  legi. 

16)  S.  Susemihl  Aristot.  üb.  d.  Dichtkanst^     S.  228.  A.  49. 

17)  S.  A.  33  S, 


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Die  neue  Eomoedie.  251 

lassen^  ^^).  Jedenfalls  stand  diese  neue  Eomoedie,  auch  darin  den 
Lehren  des  Aristoteles  entsprechend,  an  innerer,  allerdings  viele 
Zufälligkeiten  nicht  ausschliessender  Wahrscheinlichkeit  der  Hand- 
lung und  Feinheit  der  Intrigue  über  der  mittleren.  Doch  waren 
selbst  in  ihr,  ivie  es  scheint,  die  Verwicklungen  oft  noch  von 
ziemlich  einfacher  Art.  Denn  doch  wohl  nur  dadurch  konnten 
die  römischen  Nachahmer  ^^)  sich  veranlasst  fQhlen  hie  und  da 
in  das  von  ihnen  bearbeitete  Stück  zur  Bereicherung  desselben 
Scenen  und  Motive  aus  einem  anderen  einzuschieben.  Selbst 
diese  neue  Komoedie  der  Griechen  nebst  ihren  römischen  Nach- 
ahmungen und  das  aus  ihnen  hervorgegangene  Lustspiel  und  so- 
genannte bürgerliche  Schauspiel  der  Neueren  bis  in  das  vorige 
Jahrhundert  hinein  ist  vorwiegend  Charakterdrama  geblieben. 
Und  zwar  sind  gemäss  jener  schon  von  Epicharmos  angebahnten 
Richtung  auch  die  Personen  der  neuen  attischen  Komoedie  im 
Wesentlichen  typische  Charaktere,  Vertreter  gewisser  im  da- 
maligen häuslich^  bürgerlichen  Leben  stets  wiederkehrender  Er- 
scheinungen, und  wenn  auch  der  Kreis  dieser  Charaktertypen 
ein  viel  weiterer  geworden  ist  als  bei  jenem  alten  sikelischen 
Possendichter,  so  bleibt  er  doch  bei  der  Armuth  jener  Zeiten 
an  grossartigen,  die  Individuen  hebenden  und  belebenden  Ideen 
immer  noch  ein  verhältnissmässig  enger  uQd  nicht  eben  gehaltreicher. 
Nachsichtige  und  überstrenge  Väter,  verzogene  Söhne,  schändliche 
Wucherer  und  Kuppler,  schlaue  und  gutmüthige  Buhlerinnen, 
bramarbasirende  Söldnerofficiere ,  verschmitzte  Schmarotzer  und 
ähnliche  Figuren  füllen  denselben  aus.  Aber  gerade  durch  dies 
Zurücktreten  des  im  eigentlichen  Sinne  Individuellen  in  dieser 
sonst  so  individualistischen  Zeit  und  des  specifisch  Nationalen 
sind  diese  Charaktere  mit  verschiedenen  Modificationen  Typen 
für  alle  Folgezeit  geworden,  und  gerade  je  enger  und  gehalt- 
ärmer ihr  Kreis  war,  desto  leichter  war  wenigstens  innerhalb 
desselben  eine  allseitige  treue  Lebensbeobachtung,  eine  treffende 
Zeichnung  vieler  der  Menschennatur  zu  allen  Zeiten  eigenthüm- 
lieber  Züge  möglich.  Der  Sentenzenreichthum  zumal  des  Me- 
nandros  stimmt  hierzu  aufs  Beste.     Die  Charakterbilder,  welche 


18)  Bernays  Zwei  Abhh.  üb.  d.  aristot  Theorie  des  Drama,   Berlin 
1880.   S.  162  f.  (=.  Rhein.  Mafl.  VIII.  1858.  S.  672  f.). 

19)  Oder  wenigstens  Terentios.     Denn   ob  auch  Plautns    contaminirt 
hat,  ist  ja  sehr  streitig. 


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252  Achtes  Capitel.    Die  neue  Eomoedie. 

Aristoteles  und  seine  Schüler  Theophrastos  und  Eudemos  zeich- 
neten, mögen  dabei  wiederum  mitgeholfen  haben,  um  auch  hier 
im  Besonderen  die  Wege  zu  zeigen.  Von  nicht  geringem  Ein- 
fluss  wenigstens  auf  Menandros  ist  auch  die  Tragoedie  des  Euri- 
pides  gewesen^). 

Die  Sprache  der  neuen  Komoedie  zeigt  in  noch  grosserem 
Masse  als  die  der  mittleren  den  Mangel  an  höherem  poetischen 
Schwung.  Doch  eignet  ihr  eine  einfache  Anmuth  und  ein  glatter 
und  gewandter  Redefluss.  Die  Metrik  vollends  ist  ziemlich  dürftig. 
Ganz  vorwiegend  ist  natürlich  der  iambische  Trimeter  in  den  er- 
haltenen Bruchstücken,  am  Häufigsten  nächstdem  der  trochaische 
Tetrameter *^).  Weit  seltner  sind  die  der  mittleren  Komoedie  sehr 
geläufigen  anapaestischen  Systeme^^).  Vom  daktylischen  Hexa- 
meter findet  sich  nur  ein  einziges  Beispiel^'),  von  künstlicheren 
lyrischen  Massen  nur  zwei,  eines  bei  Diphilos  und  eines  bei 
Menandros,  letzteres  in  Eupolideen**),  die  jedoch  bei  diesen  beiden 
Dichtern  nicht  selten  gewesen  sein  sollen  ^^).  Und  da  der  kata- 
lektische  daktylische  Hexameter  mit  Spondeios  an  dritter  Stelle 
der  diphilische  oder  chörilische  Vers  genannt  wird*^),  so  muss 
ihn  Diphilos   öfter  verwandt  haben  *^**).     In  einem  Theil  dieser 


20)  Qointil.  X,  1,  69.  admiratus  maxime  est,  ut  saepe  testatur,  it  se- 
ctUus  (näml.  Euripidem),  quamquam  in  opere  diverse,  Menander. 

21)  S.  Hepliaest.  p.  121.  pii%tcc  ,  ,  ,  mg  at  Mivdvdgov  xa(Mpdiai'  nfj 
fihv  yäif  xsxqa^sxqu  iv  Tcp  avt^  noirjiiati.^  v^  dh  xqI(i^zqcc  svQÜfusxai,  Mar. 
Vict.  I,  16,  8.  Gaisf.  p.  67,  14  f.  Keil.  Menander  in  comoediis  frequenter  a 
cantinuatis  iatnbicis  versihtM  ad  trochaicos  transit  et  rtirsum  ad  iambicos 
redit.  Die  römischen  Komiker  banden  sich  übrigens  in  dieser  Hinsicht 
nicht  streng  an  ihre  griechischen  Originale,  sondern  gebrauchten  zum  Theil 
da  Tetrameter,  -wo  letztere  Trimeter  hatten,  s.  Meineke  I.  S.  444  f. 

22)  Menand.  Fr.  299.  312  =>  Kola^  Fr.  V.  Asvxadia  Fr.  I  M.,  letzteres 
Beispiel  nach  SchoL  A  Heph.  p.  223,  9 f.  rj  slaßoXri  xrjg  Aevxadiag,  also 
unmittelbar  nach  dem  Prolog,  vgl.  Meineke  I.  S.  443. 

23)  Diphil.  Fr.  126. 

24)  Diphil.   Fr.   12:   v^  z  »u»  u  _  ^  u  _  o  z  w  -  v^  _  c.     Menand.   Fr.    836 

(Fr.  ine.  CCXXVI  M.):^c3_u.v>u_^ö_u_w.,  vgl.  Meineke  I. 
S.  442  f. 

26)  Mar.  Vict.  111,  2,  12  6.  p.  104,  2fr.  Keil:  sunt  item  quae  pritnam 
trochaicam,  secundam  choriambicam ,  tei'tiam  trochaicam,  sed  et  qwiiiam 
sylläba  breviorem  coniugcUionem  h<ibeant,  quorutn  exempla  pJerumque  apud 
comicos,  Diphili  et  Menandri  comoediis,  reperiuntur. 

26)  Mar.  Vict.  III,  6,  1  f.  G.   p.  110,  21  ff.  Keil. 

26^)  Für  Menandros  ist  auch  der  Ithyphallikos  bezeugt,  s.  Caes.  Bass. 


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MenandroB.  253 

Stücke   kamen   also   Einzelgesänge   vor'^),   ob  in  allen^  wissen 
wir  nicht 

Menandros^^)  aus  dem  Demos  Kephisia  war  ein  Sohn 
der  Hegesistrate  und  jenes  ausgezeichneten  athenischen  Feldherrn, 
ColoniefÖhrers  und  Gouverneurs  im  thrakischen  Chersones  Dio- 
peithes,  dessen  entschlossenes  Vor^^ehen  gegen  die  Makedonier 
Demosthenes  Ol.  109,  3  «»  341  in  der  Rede  über  die  dortigen 
Angelegenheiten  vertheidigte^^),  und  ward  nicht  lange  vorher 
entweder  344  oder  343  geboren^).  Ohne  Zweifel  trug  der  Ver- 
kehr mit  seinem  Oheim,  dem  berühmten  Eomoediendichter  Alexis, 
neben  seiner  eignen  Begabung  nicht  wenig  dazu  bei  ihn  auf 
dasselbe  Feld  der  Thätigkeit  zu  führen'^),  und  so  trat  er  denn 


p.   256,  10  ff.  K.   ühyphanicum  metrum  saepe  recipit  iribrachum,  ut   apud 
Menandrum  in  PhaamaU, 

27)  Dass  diese  Eomoedien  zum  Theil  auch  noch  einen  Chor  gehabt 
hätten,  müsste  besser  bezeugt  sein  als  durch  das  verwirrte  Einschiebsel  in 
der  Vit  Aristoph.  §.11  Bergk.  Denn  dass  Menand.  Fr.  165  {*Eni%XrjQog 
Fr.  II  M.)  ebenso  gat  nur  tragische  und  kyklische  Chöre  im  Auge  haben 
kann,  giebt  Meine ke  I.  S.  441  selber  zu. 

28)  Meineke  Menandri et Philemonis  reliquiae,  Berlin  1823.  8.  Preller 
Art.  Menander  in  Paulys  Realenc.  Benott  Essai  historique  et  llttäraire 
sur  la  com^ie  de  M^nandre,  Paris.  1854.  8.  Guizot  M^nandre,  Paris 
1855.  8.  Horkel  Die  Lebensweisheit  des  Komikers  Menander,  Königsberg 
1857.  8.  —  Im  Alterthum  schrieben  über  ihn  bereits  sein  Zeit-  und  Kunst- 
genosse  Lynkeus,  s.  C.  18.  A.  14,  dann  Aristophanes  von  Byzanz  über  seine 
Entlehnungen  aus  anderen  Dichtem  (s.  C.  16.  A.  49),  später  ein  gewisser 
Latinos  (?)  über  dasselbe  Thema  (nsgl  %mv  qv%  Idimv  Mivavdqto  in  6  B., 
Porph.  b.  Euseb.  P.  E.  X,  3,  12.  465  d),  femer  Plutarchos  die  zum  Theil 
noch  erhaltene  Yergleichung  zu  seinen  Gunsten  mit  Aristophanes  {Svy- 
%Qi6ig  *Aifi4ftotpiivovg  nal  Mivdvdqov)^  Soteridas  von  Epidauros  ein  ^Tnofivrifia 
9i£  MiwavÖQOv  (Suid.  SrntfigiSag ,  vgl.  dazu  Meineke  Men.  rel.  S.  XXXI V) 
und  Homeros  mit  dem  Beinamen  SiHiog  negioxal  tmv  MepdvÖQOv  dqufid- 
ztov.    (Said.  "OfiriQog  UiHiog), 

29)  Suid.  Mivavdgog.  'Ad'rivaiog  Jtons^d'ovg  xal  ^Hyyiciaxff  dtrig,  Schol. 
Demosth.  YIII.  p.  178,  8  Dind.  ovxog  d\  o  Jioxsid'rig  natriQ  {ihv  Me^dv' 
dgov  tov  natfiiTiov,  Apollod.  Fr.  96  b.  Gell.  XVII,  4,  5.  Krupiüisvg  mv  i% 
Jionei^avg  %ov  xcetQog,  Anon.  de  com.  No.  III  (vor  Bergks  Ausg.  des 
Aristoph.).  §.  16.  JioniC&ovg  vtCg^  'A&rivaiog^  lafingog  nal  ßim  xal  yivti. 

80)  Die  Unächtheit  der  Inschrift  bei  Corsini  F.  A.  IV.  S.'tö  =-  C.  I.  G. 
6084,  nach  welcher  er  vielmehr  erst  Ol.  109,  3  »  842/1  (inl  dgioviog 
Skoaiyivmfg)  geboren  wäre,  ist  jetzt  wohl  allgemein  anerkannt,  s.  Droysen 
a  a.  0.  II',  2.  S.  897 ff.  Wilamowits  a.  a.  0.  S.  179.  A.  2.  Das  Richtige 
erhellt  aus  A.  39    40. 

81)  Anon.  de  com.  a.  a.  0.*  fährt  fort:  vwStatifirlfag  Sh  td  noXld  'Ali^iSiy 


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254  Achtes  Capitel.    Die  neue  Eomoedie. 

schon  OL  114,  3  =  321  oder  Ol.  114,  4  =  320  zum  ersten  Male 
auf*^).  Im  üebrigen  war  er,  wie  gesagt,  Schüler  des  Theo- 
phrastos'^)  und  auch  in  seiner  Denkweise  Peripatetiker  und  nicht, 
wie  man  früher  vielfach  geglaubt  hat,  Epikureer^).  Daraus  er- 
klart sich  denn  auch^^)  seine  Verbindung  mit  Demetrios  von 
Phaleron,  und  schwerlich  ist  es  wahr**),  dass  er  erst  nach  dem 
Beginn  von  dessen  Regentschaft  mit  diesem  Manne  bekannt 
ward.  Sein  Verhältniss  zu  demselben  war  ein  so  befreundetes, 
dass  ihm  dies  nach  dessen  Vertreibung  und  der  Eroberung  Athens 
durch  Demetrios  Poliorketes  beinahe  das  Leben  kostete*').  Jeden- 
falls mit  dieser  Verbindung  hing  es  wohl  auch  zusammen,  dass 
er  später,  vermuthlich  erst  nachdem  Demetrios  bei  Ptolemaeos  I 
Aufnahme  gefunden  hatte  und  zu  grossem  Ansehen  gelangt  war, 
einen  ehrenvollen  Ruf  an  den  Hof  dieses  Königs,  welcher  ihn 
sehr  schätzte,  erhielt;  doch  schlug  er  denselben  aus*^).    Er  starb, 

^Tc6  rovtov  doiiBt  natdsv^rjvai.  Vgl.  Suid.  'jiXe^ig.  yiyove  6i  ndtQtoq  Mb- 
vdvÖQOv  tov  xoo/itxot).  Wenn  Alexis  wirklich  aus  Thurii  war,  wie  Suid. 
angiebt,  welches  um  890  von  den  Lncanem  zerstört  ward,  so  kann  die 
Anspielung  auf  die  Geschwisterehe  des  Philadelphos  und  der  Arsinoe  in 
seinem  'TnoßoXifictiog  trotz  der  von  ihm  erreichten  106  Jahre  nicht  mehr 
von  ihm  selbst  herrühren,  sondern  nur  ein  späteres  Einschiebsel  sein;  rührt 
sie  von  ihm  selber  her,  so  ist  er  nicht  mehr  in  Thurii  geboren,  wenn  auch 
seine  Eltern  dort  gewohnt  hatten,  und  Letzteres  dürfte  wohl  das  Richtige 
sein.  Damit  wird  er  aber  noch  nicht  jünger  als  M.,  wie  v.  Wilamowitz 
Enrip.  Herakles  I.  S.  184.  A.  21  behauptet  (s.  C.  16.  A.  88^),  wenn  er  auch 
diesen  seinen  Neffen  um  20  Jahre  und  vielleicht  noch  länger  überlebte, 
da  M.  noch  nicht  halb  so  alt  wurde  als  er. 

82)  Der  Anon.  fährt  fort:  idCdcc^B  dl  nq^xoq  ^q>rißog  £v  inl  Jt,o%Xiovg 
äifxovtog.  Dagegen  schreibt  Euseb.  zu  Ol.  114,  4  (II.  p.  116  Schöne). 
MivavdQog  6  xcofitxog  nQcizov  Sifäfux  diSa^ccg  'O^yf^v  ivinrjas,  wo  es  aber 
fraglich  ist,  ob  x^mtov  mit  dg&fia  oder  mit  ivlnriae  verbunden  werden  soll. 

88)  Famphila  b.  La.  Di.  V,  36. 

84)  Seine  angebliche  Freundschaft  mit  Epikaros  steht  und  fällt  mit 
dem  ihm  beigelegten  Epigramm  Anth.  Pal.  VII,  72,  welches  aber  ohne 
Zweifel  un&cht  ist,  s.  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  a.  a.  0. 

86)  Wie  Wilamowitz  a.  a.  0.  bemerkt 

86)  Wie  man  nach  Phaedr.  V,  1  bes.  Vers  9  ff.  Menander  nobilis  comoe- 
diis,  quas  ipsum  ignorans  legerat  Demetrius  et  admiralus  fuerat  ingenium 
viri  und  Alkiphr.  Epist.  II,  18,  16  glauben  müsste. 

87)  La.  Di.  V,  79  f.  onrjvina  d'  iavxotpavtsito  (näml.  JrifirjtQiog)  h 
ttjtig  'A^rivaig  ,  .  .  MivavdQog  o  %mfii%bg  icuq'  oXCyov  riXQ'i  nqid'rjvai  Si' 
ovdhv  aXXo  ^  otL  <pÜog  r^v  avx^'  dXX'  avxov  na^rfzi^aato  TsXsa(p6Qog  6 
ttvsipiog  TOV  di]firitQ{ov, 

•  88)  Plin.  N.  H.  VlI.  §.  111.  magnum  et  Mencmäro  in  comico  socco  teaii- 


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Menandros.  255 

erst  52  Jahre  alt^^),  Ol.  122,  1  —  292/1^®),  indem  er  im  Peiraeeus 
beim  Baden  ertrank^^)^  und  ward  an  dem  Wege  von  da  nach 
Athen  begraben*^).  In  seinem  äusseren  Auftreten  soll  er  höchst 
elegant  und  stutzerhaft  gewesen  sein^^),  dabei  schieläugig^). 
Die  Nachrichten  über  seinen  Lebenswandel  sind  sehr  verschie- 
den**); gewiss  ist  nur,  dass  er  mit  der  Hetaere  Glykera  in  inniger 
Liebe  verbunden  war**).  Er  besass  ein  ungemein  leichtes  und 
rasches  Schöpfungstalent  und  war  dabei  gleich  seinen  Neben- 
buhlern weder  auf  allzu  grosse  Sorgfalt  in  der  Ausführung  noch 
auf   stete   Neuheit   in  der  Erfindung  bedacht*"^,   so  dass  er  in 

monium  regum  Äegypti  et  Macedoniae  (?)  i^oniigit  classe  et  per  Jegatos  petita, 
tncUtM  ex  ipso  regio  fortunae  praclata  Utterarutn  conscientia.  So  wenig  Ver- 
trauen erweckend  diese  Aeusserung  an  sich  ist,  glaube  ich  doch  nach  ihr 
die  obige  Thatsache  festhalten  zu  müssen,  da  meines  Erachtens  sonst  der 
genügende  Anhalt  für  die  Entstehung  der  Briefe  Alkiphr.  II,  3  und  4  und 
der  natürlich  nicht  minder  fingirten  Briefe  fehlt,  von  denen  Suid.  Miv. 
spricht:  yiygatpB  iimfiipdiccg  grj'  xal  iitiaioXag  nqog  IltoXsfieiiov  zov  ßaaiX^a 
xal  Xoyovg  Btigovg  nXs^atovg  yiataXoydSrjv^  vgl.  Wilamowitz  a.  a.  0. 

39)  Apollod.  u.  Anon.  a.  a.  0.  0. 

40)  Eüseb.  Chron.  II.  p.  118.  119  Schöne.  Gell.  XVII,  21,  42.  L.  Uvius 
pacta  fabulas  docere  Eomae  eoepit  (Ol.  186,  1  «  240/39)  post  .  .  .  mortem  .  .  . 
Metuindri  annis  circiter  quinqaaginta  duabus.  Der  Fälscher  der  A.  30  er- 
wähnten Inschrift  setzt  seinen  Tod  irrthfimlich  erst  Ol.  122,  3,  s.  Franz 
zu  derselben  (der  sie  noch  für  acht  und  daher  dies  für  richtig  hält). 

41)  Ovid.  Ib.  589.  camictis  ut  mediis  periit,  dum  nabat,  in  undis  und 
dazu  Schol.  Menander  camicus  ÄtheniensiSf  dum  in  Pircieo  partu  mxtaret, 
suhmersua  est:  de  quo  nohüissimae  a  Graecis  traduntur  elegiae  et  a  GalU- 
matcho  (Fr.  74)  epigramma  (vgl.  C.  13.  A.  52).  Zwei  spätere  Epigramme  auf 
ihn  finden  sich  Anth.  Pal.  VII,  870  (von  Diodoros).  IX,  187. 

42)  Paus.  I,  2,  2. 

43)  Darauf  bezieht  sich  das  XafiitQog  .  .  .  ^'o>  des  Anon.  (s.  A.  29). 
Ausserdem  s.  Phaedr.  V,  1,  12  f.  unguento  delibutus,  vestitu  fluens,  veniebat 
gressu  delicato  et  languido.    Alkiphr.  11,  3,  15. 

44)  Suid.  ctQttßog  tag  Stlfiigi  ^^vg  dl  tov  vovv. 

45)  Suid.  fährt  fort:  xal  nsQl  yv9ecl%ag  i(ift>avs<rtatog^  vgl.  Alkiphr. 
Episi  I,  29.  Dagegen  sagt  Auson.  Cent.  nupt.  p.  219,  1  f.  quid  ipsum  Me- 
nandrum?  quid  comicas  amnes?  quibus  est  pura  vita  et  laeta  mcUeria,  vgl. 
Flut  3.  854  A  flF. 

46)  S.  Fr.  569  (Fr.  ine.  XLVI  M.).  Er  Hess  sie  femer  auch  im  Mtao- 
yvvrjg  auftreten  (Fr.  329).  Ipa  Uebrigen  s.  Ath.  XIII.  585  c.  594  d  (vgl. 
A.  60).  Alkiphr.  I,  29.  II,  34.  Martial.  XIV,  187.  Philostr.  Epist.  XXXVIII. 
p.  245,  31  f.  Kayser.    Vgl.  Meineke  Men.  rel.  S.  38  f. 

47)  S.  A.  44.  AnoA.  a.  a.  0.  yiyovs  8*  sv(pviat€CTog  nävv,  Plut.  de 
glor.  Athen.  5.  347  E.  F.  Xiysxai  dl  %al  MsvdvdQtp  tmv  cvvi^G'oav  rtg  slnsiv, 
„iyyvg  o5v,  MivavdQS,  td  diorvata,  xal  öv  xriv  nmfimdiav  ov  «««oÄjxcr g ;  ** 


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256  Achtes  CapiteL    Die  neue  Komoedie. 

seinem  verhältnissmassig  nur  kurzen  Leben  doch  mindestens 
lOö  Eomoedien  dichtete^).  Indessen  trug  er  nur  achtmal  den  Sieg 
davon ^^),  weil  sein  Rivale  Philemon  sich  besser  beim  Publicum 
einzuschmeicheln  verstand^®).  Doch  ward  ihm  eine  Statue  im 
Theater  errichtet*^).  Später  wurden  angeblich  seine  noch  er- 
haltenen Stücke  mit  den  Schöpfungen  anderer  griechischer  Dichter 
durch  die  fromme  Wuth  byzantinischer  Kaiser  vernichtet^'). 
Milde  Anmuth  war  ein  Hauptcharakterzug  seiner  Poesie,  zu- 
weilen mischt  sich  selbst  ein  leiser  Zug  von  Melancholie  hinein^), 
und  eine  nicht  gerade  tiefe,  aber  klare  und  verständige  Lebens- 
philosophie äussert  sich,  wie  gesagt,  in  einem  grossen  Reich- 
thum  von  moralischen  Sinnsprüchen.  Sie  wurden  viel  citirt  und 
Blütenlesen  von  ihnen  gesammelt,  so  dass  sie  auch  jetzt  in  den 
erhaltenen  Bruchstücken  vorwiegen  ^^).     Als  seine  Meisterstücke 


voiiTjxui  yotQ  fi  Sid^saiQ,  Sei  Sh  avxj  xa  Gxi%Cdut.  inaaai**.  Schol.  Cruqa. 
Hör.  A.  P.  Sil.  p.  633.  Menander  cum  fabütam  dispoeuisset ,  etiamsi  non- 
dum  verstbus  adornasset,  dicebcU  tarnen  se  tarn  complesse.  Im  Uebrigen  s. 
Terent.  Andr.  Prol.  9  ff.  (vgl.  A.  68). 

48)  Gell.  XVII,  4,  4  f.  Menandrum  dlii  centum  ocio  (so  Suid.,  s.  A.  38, 
Anon.  u.  Vit  Terent.  p.  6,  16  Fleckeisen),  partim  centum  novem  reliquiase 
comoedias  ferunt.  Sed  Äpolhdorus  (Fr.  96)  .  .  .  ngog  xoiaiv  intxxbv  nivxe 
yQdipag  ÖQoiyLaxa.    Wir  kennen  noch  86  bis  87  Titel. 

49)  Gell.  a.  a.  0.  fährt  fort:  ex  ütis  tmnen  centum  et  quingue  omnibus, 
solis  eum  octo  vicisse  idem  Apollodarua  .  .  .  acribit  Vgl.  Martial.  V,  10,  9. 
rara  coranato  plausere  theatra  Menandro. 

60)  Gell.  XVII,  4,  1  f.  Menander  a  Phüemone,  nequaquam  pari  seri- 
ptare,  in  certaminibua  comoediarum  ambilu  gratiaque  et  factionibus  saepe- 
numero  vincebatur.  eum  cum  forte  habuiaset  obviam,  „quaeso",  inquit, 
„Philemo,  bona  venia  die  mihi,  cum  me  vincis,  non  erubescia?'*.  Philemon 
war  anch  sein  Nebenbuhler  bei  der  Glykera,  Ath.  XIII.  694  d,  doch  vgl. 
Alkiphr.  If,  3,  17. 

61)  Paus.  I,  21,  1.  Dion.  Chrys.  Or.  XXXI.  p.  628  B.  Ueber  die  aof 
uns  gekommenen  Abbildongen  des  M.  s.  Meineke  Men.  rel.  S.  XXXI  f. 
A.  2.  Die  schönste  ist  die  sitzende  Statae  in  der  Galleria  delle  Statae  des 
Vatikans;  ihr  gegenüber  befindet  sich  die  des  Poseidippos. 

62)  Wie  Petrus  Alcyonios  de  exil.  I.  S.  69  mit  Benifung  aof  Demetrios 
Chalkondylas  erzählt    S.  aber  Sittl  Berl.  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  472. 

63)  S.  Lorenz  Epicharm.  S.  196—197. 

64)  Abgesehen  von  Stobaeos  giebt  es  einen  anonymen  „Wettstreit" 
des  Menandros  und  des  mit  Philistion  verwechselten  Philemon ,  MivävdQov 
%al  ^lUatüiiPog  üvynQMis^  in  zwei  Pariser  Codices  aus  dem  Ende  des 
16.  Jahrb.,  von  denen  Q  (2720)  das  Original  des  anderen  P  (1773)  zn  sein 
scheint,  vgl.  Stademund  Woch.  f.  kl.  Ph.  Ilf.  1886.  Sp.  1684 ffl   und   in 


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Menandros.  257 

galten  Miöoyvvrig^)  und  Miöov^svog^^).  Die  'ASsktpoC^'^),  ^Av- 
dgCa  und  IIsQiv^ia^^),  ^Eaxrtov  uiKogov^AEVog^^),  Evvovxog  und 

der  gleich  za  erwähnenden  Ausg.,  zaerst  heraasgegeben  von  Bigaltins, 
Paris  1618  (dann  in  metr.  lat.  üebers.  y.  Morel,  Paris  1614),  dann  1618 
von  Butgers  Yar.  lect.  IV.  S.  865  ff.,  jetzt  correct  von  Studemand 
Menandri  et  Philisidonis  copiparatio,  Breslau  1887.  4.  mit  einer  andern,  in 
denselben  Handschriften  enthaltnen  kürzeren  und  titellosen  Sammlung 
(Disticha  Parisina),  welche  auch  Butgers  schon  beigefügt  hatte,  und  mit 
zwei  Anhängen,  den  früher  schon  von  Boissonade  Anecd.  I.  S.  146  f. 
veröffentlichten  Fvcificu  MsvdvdQOv  xal  ^tXiatüüvog  aus  einer  Pariser 
Handschr.  des  11.  oder  12.  Jahrh.  B  (1166)  und  22  im  12.  Jahrh.  abge- 
schriebnen  Trimetem  MsvctvÖgov  %al  ^tXicxCmvog  diaki%xoq  im  Laur.  LViU, 
^2  (L).  Dazu  kommen  nun  aber  noch  in  verschiedenen  Handschriften  und 
einer  Aldina  (Sententiae  monostichi  ez  variis  poetis,  1495)  rv^^,ai  (lovo^ 
atixoi  oder  nugaivictig  MsvccvdQ9v ,  zu  denen  jüngst  aus  einem  Cod.  Urbin. 
58  neue  hinzugekommen  sind,  s.  W.  Meyer  Die  ürbinatische  Sammlung 
von  Spruohversen  des  Menander,  £uripide8  und  Anderer ,  München  1880.  4. 
(Philol .  Abhh.  der  Münchner  Akad.  XV.  S.  897—449).  Aber  dies  Alles 
sind  in  Wahrheit  erst  byzantinische  Fabrikate,  freilich  mit  Benutzung 
älterer  Sammlungen,  die  aber  für  die  Namen  auch  schon  keine  Gewähr 
boten,  s.  Th.  Eock  Die  Sammlungen  Menandrischer  Spruch verse,  Rhein. 
Mus.  XLI.  1886.  S.  86—117.  Studemund  S.  9ff.,  und  nur  das  ist  streitig, 
wie  weit  die  Zvy%Qiaig  ächte  Verse  des  M.  und  Philemon  enthält.  Jeden- 
falls kannte  schon  Chorikios  unter  lustinianos  (Apol.  mimor.  18,  2.  p.  244 
Graux)  eine  ähnliche,  in  dessen  Aeusserung  auch  schwerlich  bereits,  wie 
Studemund  S.  17  annimmt,  Philemon  mit  Philistion  verwechselt  iät, 
s.  Kock  C.  A.  F.  in.  S.  IV  f.  Dass  die  uns  erhaltne  ZvyTiQiaig  weitaus 
allen  jenen  anderen  Sammlungen  voransteht  und  nicht  später  als  um  die 
Mitte  des  7.  Jahrh.  entstanden  sein  kann,  weist  auch  Studemund  ein- 
gebend nach,  aber  er  glaubt  andrerseits  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben, 
dass  schon  Stobaeos  bei  ihr  benutzt  sei.  —  Für  die  Sammlung  der  Frag- 
mente des  M.  leistete  zunächst  H.  Stephanus  (Comic.  Gr.  sententiae, 
Paris  1569)  Einiges,  ungleich  mehr  H.  Grotius  (Ezcerpta  ex  comoediis  et 
tragoediis  Graecis,  Paris  1616).  Die  verunglückte  Sammlung  von  Clericus, 
Amsterdam  1709.  8.  hatte  dagegen  kein  anderes  Verdienst,  als  dass  sie 
die  Gegenschrift  von  ßentley  Emendationes  in  Menandrum  et  Philemonem 
hervorrief,  welche  unter  dem  Namen  Phileleutherus  Lipsiensis  von  Clericus 
Feinde  Burmann,  Utrecht  1710,  veröffentlicht  wurde  (2.  Ausg.  ohne  Bur- 
manns Vorrede  Cambridge  1714,  Abdruck  bei  Meineke)  und  wiederum 
die  Streitschriften  von  Jac.  Gronov  Infamia  emendationum  in  Menandri 
reliquias  etc.,  Leiden  1710  und  de  Pauw  Pbilargyrii  Cantabrigiensis  emen- 
dationes in  Men.  et  Ph.  rel.  etc.,  Amsterdam  1711  erregte.  —  Seit  den 
beiden  Ausgaben  von  Meineke  ist  noch  Manches  hinzugekommen.  So  s. 
Welcker  Ein  neues  Fragm.  des  M.,  Bhein.  Mus.  XV.  1860.  S.  166—168 
(wenn  anders  die  betreffenden  Verse  wirklich  gerade  von  M.  sind).  So 
Fr.  580,  von  Tischendorf  gefunden  und  von  Cobet  Menandri  frag- 
menta  inedita,  Mnemos.  N.  F.  IV.   1876.   S.  286—293   veröffentlicht,   vgl. 

SüsxHiHL,  griech.-ftlex.  Litt-Oesch.    I.  17 


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268  Achtes  Capitel.    Die  nene  Eomoedie. 

Koka^^^)  waren  Vorbilder  des  Terentius.  Aua  einem  anderen^ 
gleichfalls  'j4dsX<po£  betitelten  Stück  entnahm  Plautüs  den  Stichus^^), 
aus  seinem  ^Ig  i^oacaxäv  vermuthlich  die  Bacchides^^),  und  dem 
FoemUus    liegt  wahrscheinlich   sein  KaQxriSovuog  zu  Grunde  ^^). 


T.  Wilamowitz  Der  Pessimist  des  Meaander,  Hermes  XL  1876.  8.496—- 
506  und  dagegen  Th.  Eock  Menander  mid  der  Pseudo- Pessimist,  Bhein. 
Mas.  XXXII.  1877.  S.  101—118.  Ausaerdem  s.  Th.  Koek  Neue  Brachstücke 
attischer  Komiker,  Hermes  XXL  1886.  S.  872--410. 

65)  Phrynich.  Epit.  417.  Mivav^qoq  tr^v  naXlCatriv  zmv  vuop^mv  t»v 
Buvtov  xov  Miaoyvpfiv  7uns%7jX^dnüsv  slnmv  (die  Worte  des  M.  os  Fr.  584 
sind  aasgefidien).    üebrigens  ygl.  A.  46. 

56)  S.  Keck  m.  S.  97. 

57)  Didasc.  Terent.  Ad.  Oraeca  Menandru.  Doch  s.  das  von  Eock 
III.  S.  8  Zusammengestellte  und  überdies  A.  90. 

58)  Ter.  Andr.  Prol.  9  ff. 

Menander  fecit  Andriam  et  Perinihiam, 

qui  utramvis  rede  norit,  ambas  noverü: 

non  ita  dissimtli  sunt  argumento,  at  tarnen 

dissimüi  oratione  sunt  factae  et  stilo, 

quae  convenere  in  Andriam  ex  Perinthia 

fatetur  transtuJisse  atque  U9um  pro  suis, 
Dziatzko  Die  Andria  des  Menancler,  Rhein.  Mus.  XXXI.   1876.  S.  234— 
263.    Alles  Weitere  s.  bei  Koek  III.  S.  14 f.    Unter  HsQiv&^av  xtiv  ngatriv 
b.  Zenob.  in  Millers  M^langes  S.  366  »  Fr.  401  ist  vielleicht  die  'AvS^Col 
verstanden,  wie  Koek  S.  112  meint. 

69)  Ter.  Heaut  Didasc.  Graeca  Menandru,  vgl.  ProL  4  ff.  Koek 
S.  41. 

60)  Ter.  Enn.  Didasc.  Graeca  Menandru.  Prol.  19  f.  nunc  acturi  sumus 
Menandri  Ewnuchum,    30  ff. 

Cölax  Menandrist:  in  east  parasitua  cölax 

et  miles  gloriosus:  ea$  se  non  negat 

personas  transtuUsse  in  Eumichum  suum. 
Aus  26  f.   Colacem  esse  Naevi  et  Plauti,  veterem  fabtUam  etc.  hat  Ritsch  1 
Parerg.  Plaut.  S.  99—104  erwiesen,  dass  Naevios  den  KoXa^  bearbeitet  und 
Piautas  wieder  dessen  Stück  umgearbeitet  hatte.   Einen  Commentar  schrieb 
Timachidas,  s.  C.  80.  A.  238.  —  Vgl.  noch  Koek  III.  8.  58  f.  82. 

61)  Plaut.  Stich.  6.  Adelphoe  Menandru,  vgl.  Schol.  Plai  Phaedr. 
279  C.  xcfl  Mivav^QOS  h  'AdsltpoCG  ß'  (=  Fr.  9  K.).  Und  nicht  aus  den 
^iXddsXq>oi,  wie  Koek  III.  S.  144  nach  C.  F.  Hermann  Hall.  L.  Z.  1888. 
Sp.  137  und  Ritschi  a.  a.  0.  S.  261—280  noch  jetzt  annimmt.  S.  dagegen 
F.  Scholl  Litterarisches  zu  Plautus,  Jahrb.  f.  Ph.  CXIX.  1879.  S.  44—47. 

62)  Ritschi  a.  a.  0.  S.  406.    Vgl.  Opusc.  H.  S.  292  ff. 

63)  Plaut.  Poen.  Prol.  63  sagt:  Carchedonius  vocatur  haec  comoedia, 
und  wir  wenigstens  kennen  keinen  anderen  KaQxrjSöviog  als  den  des  M. 


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Philemon.  259 

Lusciua  Layinius  übertrug  das  ^döiuoc^)  und  den,  wie  es  scheint ^^), 
zwischen  310  und  308  entstandenen  SriöecvQog  ins  Lateinische^). 
Philemon^^),  Sohn  des  Damon^  aus  Soli^)  oder  Syrakus, 
jedoch  mit  dem  athenischen  Bürgerrecht  beschenkt  ^^),  war  älter 
als  Menandroa^^)  und  betrat  schon  am  Ende  der  112.  Olympiade^^), 
also  etwa  329  die  Bühne,  so  dass  er  wohl  überhaupt  als  der 
älteste  Dichter  der  neuen  Eomoedie  anzusehen  ist,  indem  seine 
Geburt  bereits  etwa  zwischen  366  xtnd  360  fieP^).  Jedenfalls 
lebte  er  nicht  immer  in  Athen,  wirkte  vielmehr  eine  Zeit  lang 
auch  auswärts,  vermuthlich  in  Alezandreia,  denn  wir  hören,  dass 
er,  durch  einen  Sturm  verschlagen,  in  die  Gewalt  des  Königs 
Magas   von   Kyrene   gerieth,   welchen   er  in  zwei  Versen  einer 


64)  Terent.  Eon.  Prol.  9iF.     Weiteres  bei  Kock  III.  S.  143  f. 

65)  Dziatzko  Zu  Menandros,  Jahrb.  f.  Phil.  CXXI.  1880.  S.  811  f. 

66)  Terent.  a.  a.  0.  und  dazu  Donat.  Vgl.  Kock  III.  S.  67.  —  Nur 
von  verhältnissmässig  wenigen  der  anderen  78  oder  74  Eomoedien,  von 
denen  uns  Titel  und  Fragmente  überliefert  sind,  wissen  wir  mehr  oder 
weniger  über  den  Inhalt  dnrch  ausdrückliche  Nachrichten  oder  einiger- 
massen  sichere  Vermutbung,  so  über  den  JvaitoXog  (wo  aber  Vieles  streitig 
ist,  8.  Rock  in.  S.  36  f.),  den  'EnUXtjQog  (von  welchem  es  zwei  Eecensionen 
gab,  und  dessen  Fabel  wohl  dem  Phormio  des  Terentius  ahnlich  war, 
8.  Kock  III.  S.  47  f.),  den  *EnitQsnovteg  (Sidon.  Apoll.  Epist.  4,  12.  p.  257. 
Terentianae  Hecyrae  .  .  .  fdbulam  similis  argumenti)^  der  Asvyiadia  (in 
welcher  die  Sage' von  Phaon  mit  verarbeitet  war,  s.  Kock  DI.  S.  88),  dem 
"TnoßoU(itito$  (8.,Kock  III.  S.  137 f.).  eatg  (s.  Kock  III.  S.  161)  und  *a- 
i^fov  waren,  wie  es  scheint,  die  beiden  einzigen  nach  Hetaeren  benannten, 
8.  Ath.  XIII.  667  c.  ccno  itctigcov  iaxB  rag  iniygatpccg  .  .  .  MevdvSgov  €>atg 
%al  ^dwMv,  üeher  die  Entstehnngszeit  der  'Ogyi]  s.  A.  32.  Dass  er  trotz 
der  Titel  Jdgdavog,  Tgoq)(Dviog,  WsvdrjgaKXijg  keine  mythologischen  Stoflfe 
behandelte,  darüber  s.  gegen  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  439  Kock  III.  S.  32. 
üebrigens  s.  die  Zusammenstellung  von  Prell  er  S.  1783  ff.  Die  Prosa- 
schriften unter  seinem  Namen  waren  ohne  Zweifel  alle  untergeschoben, 
8.  A.  88.  Die  Unterscheidung  eines  älteren  M.^  eines  Dichters  der  alten 
Komödie,  von  ihm  bei  Suid.  ist  gewiss  ein  Irrthom. 

67)  Meineke  8.  A.  28.        68)  Strab.  XIV.  671. 

69)  Anon.  de  com.  a.  a.  0.  No.  III.  §.  15.  ^iXi^fMßv  .  .  .  Jdfjtavog^  Do- 
ganovciog,  fistiöx^  ^^  '^^9  ^^^  'A^r^wtcimp  noXixeüicg. 

70)  Suid.  ^Uff^y,  ZvgttKovaiog  ^  vthg  Jdinatvog  .  .  .  fi%^t^v  knl  xf\g 
'AXi%dvdgof}  ßaciXe^ug,  ßifM%v  Mivdvdgav  ngöxsgog, 

71)  Anon.  idida^s  dh  ngo  tijg  giy'  oXvpatuidog.  Für  sein  filtestes  Stück 
hält  Meineke  Men.  et  Phil.  rel.  S.  XLV  den  'TnoßoXifiaiog  auf  Grund  von 
Clem.  Strom.  VI  628  D.  tov  (Uvxoi  Km%€eXov  xov  noirj&irca  'Agug6Ti  t^ 
'Agi0to(pdpovi  vtii  ^.  o  nrnftinog  vxtcXXd^ag  h  ' TnoßoXifjbaitp  lytmficodrjütv. 

72)  S.  A.  76.  77. 

17* 


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260  Achtes  Capitel.     Die  neue  Eomoedie. 

seiner  Eomoedien  angegriffen  hatte  ^^);  und  dass  dieser  zur  Rache 
durch  einen  Scharfrichter  oder  Soldaten  seinen  entblossten  Hals 
mit  einem  Schwerte  bestreichen  liess,  dann  aber  ihn  unversehrt 
entsandte  ^^).  Er  starb  zur  Zeit  des  Krieges  von  Antigonos 
Gonatas  mit  den  Athenern  ^'^)y  des  sogenannten  chremonideischen^ 
also'«)  etwa  263,  im  Alter  von  96,  97,  99  oder  gar  101  Jahren''). 
Die  Zahl  der  sei  es  nun  von  ihm  geschriebenen,  sei  es  wohl 
richtiger  der  später  noch*  erhaltenen  Stücke  wird  auf  97  an- 
gegeben'®). Sein  ^E(iycoQog  lag  dem  Mercator''^),  sein  Sfjöavgog 
dem  Trinumnms^^),  sein  Oäöim  vermuthlich®*)  der  Mostellaria 
des  Plautus  zu  Grunde. 

Diphilos  von  Sinope®^,  Zeitgenosse  des  Menandros*')  und 
Liebhaber  der  Hetaere  Gnathaena^),  starb  in  Smyrna,  dichtete 


78)  Fr.  144  (Fr.  ine.  L  M.). 

74)  Plnt.  de  coh.  ir.  9.  468  A.  de  virt.  mor.  10.  449  E.  F. 

75)  AeliaD.  de  provid.  Fr.  11  Herch.  b.  Said.  a.  a.  0. 

76)  S.  V.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  261.  Vgl.  C.  2.  A.  184,  auch 
Droysen  a.  a.  0.  UI*,  1.  S.  226  ff. 

77)  Suid.  ißiODOsv  hri  q^',  bIoI  d'  dl  Xiyovciv  a  xal  ^'.  Pseudo- 
Lukian.  Macrob.  25.  inxa  xal  ^yevijxovra  lxr[  ßtovg.  Diod.  XXIII,  6  unter 
Ol.  129,  2  «  263/2  unmittelbar  nach  den  A.  78  angef.  Worten  ßioiaag  ixri 
hsvri%ovxa  hvia.  Ueber  seine  Todesart  gab  es  verschiedene  Sagen,  s. 
einmal  Flut,  an  seni  3.  785  B.  ^iXi](iova  dh  xov  xo^txoi/  xal  "AXb^iv  inl 
T^ff  (FXTjv^ff  dyaivi.io(iivovg  xal  axstpavovfiivovg  h  d'dvaxog  xaxiXaßSf  zweitens 
Suid.  (ixsXsvxrios  Sl  vno  aq)o9Qov  yiXooxog)  und  Pseudo-Lukian.  a.  a.  O. 
nebst  Yal.  Max.  IX,  12,  ext.  6,  drittens  endlich  Aelian.  a.  a.  0. 

78)  Diod.  a.  a.  0.  iyifccipe  ^QUfiaxa  ivevTJuovxa  ^nxd,  Suid.  ^ygaips  dl 
tnoiKpdiag  <^'>  (so  Meine ke)  7C(f6g  X\  Dagegen  sagt  der  Anon.  wohl  ge- 
nauer: aco^cxai,  ds  avxov  dgccfiaxa  inxä  ngog  xoCg  ivsvriiiovxa.  Wir  kennen 
noch  67  bia  69  Titel,  s.  Kock  II.  S.  478  ff.,  unter  ihnen  2  mythologische, 
die  Myrmidonen  und  Palamedes.    Ausserdem  s.  A.  9.  12. 

79)  Plaut.  Merc.  ProL  9.  GHraece  haec  vocatur  Empor os  Phüemonis. 

80)  Plaut.  Trin.  Prol.  18  f.  huie  Oraece  nomen  est  Thesauro  fdbulae: 
Philemo  scripsit.  Die  Vermnthung  von  Kock  II.  S.  486,  dass  entweder 
Menandros  den  OtieavQog  des  D.  in  neuer  Bearbeitung  auf  die  Bühne  ge- 
bracht habe  oder  umgekehrt,  ist  nur  sehr  schwach  begründet 

81)  S.  Ritschi  a.  a.  0.  S.  169  f.  272.  Anm.    Vgl.  Kock  U.  S.  502. 

82)  Strab.  XII.  546.  Anon.  a.  a.  0.  §.  17.  Dass  er  im  Lex.  ed.  G.  Her- 
mann p.  824  vielmehr  als  Athener  bezeichnet  wird,  steht  dem  natürlich 
nicht  im  Wege. 

83)  Anon.  xara  xov  avxov  xqovov  iSiÖa^s  MsvdvSQCp. 

84)  Lynk.  u.  Machon  b.  Ath.  XIII.  588  f.  579  e,  vgl.  579  f  ff.  Meineke 
I.  S.  446. 


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Diphilos.  261 

100  Stücke^^)  und  trat,  wie  es  scheint,  gleich  dem  Menandros®^) 
in  ihnen  znm  Theil  selber  als  Schauspieler  auf,  aber  nicht  immer 
mit  dem  besten  Erfolge  ^^.  In  seiner  Sappho  beging  er  die  wahr- 
hafte Grausamkeit  die  beiden  bissigsten  aller  Spötter  Archilochos 
und  Hipponaz  aller  Chronologie  zum  Trotz  als  Liebhaber  der 
Dichterin  auftreten  zu  lassen  ^^).  Seine  KXrjgoviiavoi  waren  das 
Original  zur  Casma^^),  seine  Swcacodvi^öxovtsgj  aus  denen  auch 
die  Eupplerscene  in  den  AdeJphi  des  Terentius  stammt,  zu  den 
Commorientes  des  Plautus^^).  Der  Vidtdaria  desselben  endlich  lag 
seine  Z%B8Ca  zu  Grunde,  und  dieser  sehr  ähnlich  war  ein  anderes 
seiner  Stücke,  nach  welchem  der  Budens  gearbeitet  ist^^). 

85)  Anon.  xbXbvxol  Sl  iv  Zilvqvjj,  Sqafkaxa  S%  avtov  q\  Wir  wissen 
noch  Yon  53  bis  55  die  Titel.  S.  Meineke  I.  S.  449-- 457.  IV.  S.  375  ff. 
Eock  n.  S.  541  ff. 

86)  Wenigstens  nach  der  Darstellung  bei  Alkiphr.  II,  4. 

87)  Lynk.  a.  a.  0.  iv  aymtl  noxs  avxhv  aciJiykovrioapxa  ctpodifa  agdiivai 
i%  xov  ^Bax^ov  awißfi  xai  ovdlv  rjxxov  iXi^sCv  tcqos  xfjv  Fvd^^ivav  n.  t.  X. 

88)  Ath.  Xm.  599  d  (—  Fr.  70),  vgl.  XI.  487  a  (=  Fr.  69).  Eine  solche 
Art  von  Stacken  war  der  mittleren  Komoedie  dorohans  nicht  fremd,  in  der 
neneren  dagegen  sonst  wohl  beispiellos.  Femer  sind  von  ihm  nicht  weniger 
als  5  mythologische  Titel  nachweislich:  Danaiden,  Hekate,  Herakles,  Fe- 
liaden,  Thesens.  üeber  seine  Sprache. s.  Meineke  I.  S.  447  £.  'DiQ''Ayvoia 
war  zwischen  ihm  und  Kalliades  streitig,  Ath.  IX.  401a  (=  Fr.  1),  s. 
Meineke  I.  S.  449 f.,  die  'AnoXinavaa  zwischen  ihm  und  Sosippos,  Ath. 
IV.  133  f  (s-  Fr.  18).  Von  Atf^rjcixs^xris  gab  es  eine  zweite  Bearbeitung 
Bjvwovxos  ^  ZtQaximxTigf  s.  Meineke  I.  S.  451.  Eock  II.  S.  542.  Nach 
einer  Hetaere  war  JSvwioqlq  betitelt,  gleichfalls  in  zwei  Bearbeitungen  (Ath. 
VI.  247  c  =.  Fr.  74  f.),  s.  Meineke  I.  S.  457.  Kock  U.  S.  565  f.  Merk- 
vrSzdig  sind  die  Titel  nach  den  Namen  historischer  Personen:  Amastris, 
Telesias,  Tithranstes,  s.  Meineke  I.  S.  438.  450  f.  455.  457.  Eock  IL 
S.  565  f.  Oh  der  2k%BXi%6i  eine  Umarbeitung  von  dem  des  Philemon  war, 
wie  Eock  II.  S.  498.  564,  oder  ob  derselbe  nur  auf  Irrthum  beruht,  wie 
Meineke  I.  S.  456  vermuthet,  ist  Beides  gleich  zweifelhaft.  S.  noch  oben 
A.  5.  9. 

89)  Plaut,  Gas.  Prol.  31  ff.  Clemmenoe  vocabwr  haec  comoedia  Oraece  . . . 
Dijphüua  hone  Oraece  scripsit, 

90)  Terent.  Ad.  Prol.  6  ff. 

SynctpQthnescofUes  DipMi  camoediagt: 
in  Chraeca  adtdeacens  est,  qui  lenoni  eripit 
mereirieem  m  prima  fabtda:  cum  FlaiUus  locum 
rdiquit  integrum:  eum  hie  locum  sumpsit  aibi 
in  Addphos,  verbum  de  verbo  eaojßresaum  extulit. 

91)  Dies  hat  Studemund  üeber  zwei  Parallelkomddien  des  D^hilus, 
Verhh.  der  36.  Philologenvers,  in  Earlsruhe,  Leipzig  1883.  4.  S.  33—42. 
Ph.  Wochenschr.  U.  1882.  No.  42.  Dae  commedie  parallele  di  Difilo,  Eiv. 


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262  Achtes  Capitel.    Die  neae  Eomoedie. 

Archedikos  ist  uns,  wie  gesagt^*),  nicht  zum  Wenigsten 
durch  seine  Schmähungen  gegen  Demochares  bekannt.  Von  zweien 
seiner  Stücke  sind  uns  noch  die  Titel  überliefert**). 

Philippides,  Sohn  des  Philomelos,  aus  dem  Demos  Paeania  ^\ 
welcher  als  Freund  und  Rathgeber  noch  nach  der  Schlacht  bei 
Ipsos  (301)  am  Hofe  des  Lysimachos  lebte,  viel  bei  ihm  galt 
und  zu  Gunsten  der  Athener  durchsetzte*^)  und  sodann  zu  den 
Leitern  der  athenischen  Bürgerschaft  gehörte*^,  war  ohne  Zweifel 
derselbe  mit  dem  schon  genannten  Komiker,  welcher  gleichfalls 
nach  Art  der  alten  Eomoedie  auch  die  Bühne  zu  seinem  politi* 
sehen  Organ  machte*').    Er  scheint  hiemach  ungeföhr  gleichen 


di  Fü.  1888  vortrefflich  nachgewiesen.  S.  Plaut.  Bnd.  Prol.  32  ff.  primum" 
dum  huic  esse  nomen  urbi  Diphilus  Cyrenas  völuit  etc,  Vidul.  Prol.  6  f. 
'Sc(hyedi^a  haec^  vo^catast  a>  G^ryae^co  comyo^^edia  pyoeta^  Da«8  aber 
der  Dichter  des  'Ovayoq^  der  Vorlage  der  Asbaria  (s.  Prol.  10  f.  huic  est 
nomen  Grcuce  Onago  fctbulae:  Demophüus  scripsü)  nicht,  wie  noch  Kook 
II.  S.  559  nach  Ritschl  a.a.O.  S.  272  annimmt,  von  Diphilos,  sondern 
wirklich  Demophilos  war,  hat  Fleckeisen  Jahrb.  f.  Ph.  XCYII.  1868. 
S.  214  f  gezeigt  und  schon  Bitschi  Opnsc.  II.  S.  688  selbst  anerkannt. 

92)  8.  A.  4. 

93)  JiafuiQtavav  und  BrjiSccvQoe,  S.  Meineke  I.  S.  158f.  lY.  8.485 ff. 
Kock  III.  8.  276—278.  Zwei  Personen  sind  ans  ihm  geworden  bei  8nid. 
'AQX^^^'^ogf  %0}fii%6s.  tÄv  Sgccfiattov  avrov  lati  07jcav(f6g  xal  JiapLaQxavcnv, 
mg  U^vaiSg  (priaiv  ^v  xotg  Jemvoaofpiartitig,  'A^xidiaog  %a}[ModioyQCiipog^  og 
%ccx&  d7}fioxa(iOvg  fyQCiips  rov  dvstpiadov  drifioad-svovg, 

94)  C.  I.  A.  II,  297.  302.     Vgl.  A.  96. 

96)  Plnt.  Demetr.  12.  rjv  S*  6  <^ilucxidf}g  Avcl^juHxov  «pßiog^  neu  noUa 
Si  ttvzov  6  Srifiog  sv  ina^BV  vno  zov  ßaailicog.  idonsi  ^l  %al  fCQog  ngä^w 
avtm  necl  nQÖg  axqcccBCcpv  BWSvfLßoXog  dnccvtrjaag  slvat  ical  6<p^8/g,  Vgl. 
das  Ehrendecret  für  Ph,  C.  I.  A.  II,  814.  inl  Ev^iov  ä^x^vtog,  d.  i.  Ol.  123, 4 
s»  295/4  (hier  genauer  294),  s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  8.  246 f.,  und  dazu 
Droysen  a.  a.  0.  II«,  2.  8.  209.  A.  2.  8.  824.  A.  1.  Wilamowite  a.a.O. 
8.  256  ff.,  auch  8.  198 f. 

96)  8.  ausser  dem  eben  angef.  Ehrendecret  für  ihn  C.  T.  A.  II,  314 
auch  das  A.  94  erwähnte  ebendas.  302  unter  dem  Archon  Olympiodoros 
Ol.  121,  8  oder  4  —  294/3  oder  293/2  (vgl.  Köhler  zu  dems.  Droysen  a.  a.  0. 
8.  278.  A.  2.  8.  397.  Wilamowita  a.  a.  0.  8.  240  f.  G.  P.  ünger  Philolog. 
8uppl.  V.  1889.  8.  685  ff.)  und  das  von  ihm  beantragte,  gleichfalls  eben- 
dort  erwähnte  ftir  Poseidippos  aus  dem  Demos  Kothokidae  ebendas.  297: 
<^«>l  E<vxT^^v>os  (s.  Dittenberger  Hermes  II.  8.  298),  d.  i.  299/8 
(Ol.  120,  2),  vgl.  Droysen  a.  a.  0.  8.  247.  A.  2. 

97)  8.  A.  6.  6.  8.  Freilich  muss  dann  die  Angabe  bei  Suid.  (s.  A.  97^), 
nach  welcher  sein  Vater  vielmehr  Phüokles  geheissen  hätte,  auf  einem 
Irrthum  beruhen. 


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ArchedikoB.   Philippides.   Anazippos.   Die  beiden  Apollodoros.     263 

Alters  mit  Menandros  gewesen  zu  sem^^^)  und  galt  als  einer  der 
vorzügliohsten  unter  diesen  Dichtem  ^^®).  Von  seinen  44  Komoe- 
dien^  kennen  wir  noch  16^®**). 

Anazippos  wirkte  sur  Zeit  des  Antigonos  und  Demetrios 
Poliorketes^).  Von  seinen  4  nachweislichen  Komoedien'*^)  war 
der  Ke(f(xw6g  nach  dem  Spitznamen  des  Damippos,  eines  be- 
rüchtigten Fressers  der  damaligen  Zeit,  -bezeichnet^^^). 

Apollodoros  von  Gela  war  ein  Zeitgenosse  des  Menandros  ^^^). 

Apollodoros  von  Earystos  war  dagegen  hetrachtlich  jünger, 
Zeitgenosse  des  Machen  ^^^),  und  dabei  beträchtlich  berühmter  ^^^). 
Nach  seinem  ^EstidiMaf^ofAevog  ist  der  Phormio  des  Terentius  yer- 
fasst^^),  nach  seiner  'ExvQci  dessen  gleichnamiges  Stück  ^^^). 


97^)  Daher  ist  denn  yielleicht  bei  Said.  ^lUmiidrjg,  'A^tiifai^og,  ucafiiHbg 
%al  avthg  t^g  viag  %mpupdücg^  vtog  ^iloxXiovg.  riv  d\  Inl  xfig  quc*  olvfi- 
niddog  mit  Meineke  I.  S.  471  pta'  in  q%a    zu  verwandeln. 

97«)  S.  A.  103  ^ 

98)  Suid.  fährt  fort:   iSCdcc^s  Hai  ccvrog  Sqdyi^ata  fis'. 

98*»)  S.  Meineke  I.  S.  470—474.  IV.  S.  467  ff.  Kock  III.  S.  301  ff. 
Bemerkenewerth  ist  seine  Darstellung  eines  verrückten  EnripideBschwärmers 
im  iPiUvQiniSrig.  Ein  mythologischer  Titel  ist  Amphiaraos,  aber  die  Fabel 
war  es  schwerlich,  vgl.  Eock  I.  S.  396.  Ueber  seine  Sprache  s.  Meineke 
LS.  474  f. 

99)  Snid.  'Avaitnitog^  Koafiinog  tijg  viag  Tioafimdiag,  i]%fia6tv  in'  Uvti- 
y6vov  %al  JrjfiTjtQ^ov  xov  IIoXioQHriTov, 

100)  Meineke  L  S.  469  f.   IV.  S.  459  ff.    Kock  IH.  S.  296-801. 

101)  Ath.  X.  416  f  —  Fr.  3. 

108)  'AnoUi6SiOQog  rtlmog^  %a(ti%6g,  cSyxQowog  xov  kchiiikov  Msvdvdgov. 
dQciiiata  avzov  'AnonccQXSQmv  rj  ^tXcid€Xq>og  ^  divaonoi6g,  'ligsia^  Fpafifux- 
xstdtwtoiögy  Vsvdaiag,  Zl&oq>og^  AlexQ^mv,  Die  'ligtia  war  vielmehr  wohl 
von  dem  Karystier,  von  dem  auch  'Anona^sQovvxeg  aBg^führt  werden,  und 
auch  rQ€efiLficcztidi(moi6g  und  'AnoXsinovaa  waren  awischen  beiden  streitig. 
8.  Meineke  I.  S.  469  ff.  IV.  S.  438  f.  Kock  III.  S.  878—280.  Bei  anderen 
Stücken  vnrd  sehlechthin  Apollodoros  citirt,  s.  Meineke  IV.  S.  450  ff. 
Kock  m.  S.  288  ff. 

103)  AÜu  XIV.  664  a.  Ma%mv  9'  o  IU%i)mvi,og  xmv  xatu  *AnoXX6dmqov 
X9V  Kagvüxiov  %m^Sonowtv  Big  iaxi  %al  a4x6g, 

103^)  Anon.  de  com.  HL.  §.  15.  xTJg  dl  viag  Tuoft^todiag  yiyövaci.  filv 
noifixal  ^d\  di^oXoymxaxoi  dh  xovxmv  ^iXii^nv  Mivavd^g  düpiXog  ^iXtn- 
nldrig  IIoaBidmnog  'AzoHo^oDQog. 

104)  Ter.  Phorm.  Dldasc.  Oraeca  ÄpoUodoru  Epidicazamenos,  Prol. 
24  ff.  ctdporto  novam  Epidicazomenon  quam  vocant  comoediam  Graeci  etc. 
Vgl.  Kock  HL  S.  286. 

105)  Ter.  Phorm.  Didasc.  Pigbiana:  tota  Oraeca  ApcXlodoru  (nicht  Jtfe- 
nandru,  s.  Meineke  I.  8.  464).    V.  Terent.  Mai  p.  38.  fabülae  dus  exUmt 


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264  Achtes  Capitel.    Die  nene  Komoedie. 

Poseidippos  von  Easandreia^  Sohn  des  Eyniskos,  trat  drei 
Jahre  nach  dem  Tode  des  Menandros,  also  287  zuerst  auf**^) 
und  gehorte  zu  den  vorzüglichsten  Eomoediendichtern  seiner  Zeit, 
und  auch  von  seinen  Stücken  wurden  einzelne  von  römischen 
Nachahmern  ins  Lateinische  übertragen  ^^^.  So  waren  allem  An- 
scheine nach  zwei  derselben  die  Vorbilder  für  die  Menaechmi 
und  die  Aulularia  des  Plautus*^).  Es  waren  gegen  30^*^*),  und 
wir  können  noch  17  TiteP^^)  nachweisen^"). 

Baton,  ein  Zeitgenosse  des  Arkesilaos  und  Eleanthes,  wel- 
chen letzteren  er  in  einer  Eomoedie  angegriffen  hatte  "^),  machte 
sich  überhaupt,  wie  die  Bruchstücke  lehren *^^,  die  Verspottung 
der  damaligen  kynischen^  stoischen  und  epikureischen  Philosophen 
in  seinen  Stücken,  von  denen  wir  noch  vier  Titel  kennen ^^*),  zu 
einem  Hauptgeschäft. 


quattuor  e  Menandro  tramlatae  .  .  .  duae  ex  Äpollodoro  Carystio  (Cod. 
Carisio),  Hecyra  et  Phormio,  Donati  additam.  ad  V.  Terent.  p.  6,  19  f. 
Fleckeisen.  dtute  ab  ApoUodoro  translatae  esse  dicuntur  comico,  JELecyra 
et  Fhormio,  quattuor  reliquae  a  Menandro.  —  Mit  Recht  bezieht  auf  ihn 
Meineke  I.  S.  402  den  Art.  h.  Suid.  'AnoXXoSoiqoq  'A^vatoq^  %oiiu%6i, 
inoCrias  dgänata  ^f,  ivitirjas  «'.  Wir  kennen  12  Titel  (mit  Einschloss  der 
4  in  A.  102  erwähnten),  üeber  die  Entstehnngszeit  der  Ikpattoiiivri  nnd 
der  'ligsia  8.  Meineke  I.  S.  466.  Kock  III.  S.  287.  Dass  der  Parasit 
Phormion  (anch  im  JiaßoXog,  Fr.  7)  wirklich  so  hiess,  erhellt  aus  Ath. 
VI.  244  f.  —  S.  Meineke  L  S.  462—469  (üher  die  Sprache  der  beiden 
A.  S.  468  f.).  IV.  S.  440  E     Kock  III.  S.  280—288. 

106)  Suid.  IJoasidmnog  Kaaaav&QSvg^  vtog  Kvvicnov,  xqCx(p  hst  nstä 
to  tsXevtfjaoci  xov  MivavÖQOv  SiSd^agj  xo^txoff. 

107)  Gell.  U,  28,  1.  comoedias  lectüamw  nostrorutn  poetarum  sumptas 
ac  versas  de  Graecis,  Menandro  aut  Posidippo  aut  ApoUodoro  aut  Alexide 
et  quibusdam  item  dliis  cpmicis. 

108)  Dies  schlieast  0.  Bibbeck  Alazon,  Leipzig  1882.  S.  26.  A.  1  aus 
Ath.  XIV.  668  f.  ov  yäg  Sv  svqoi  xig  SovX6v  xtva  yMfhiQOv  nXrjv  na^ä  ITo- 
asiS^Ttnci}  fi6v<p. 

1,09)  Suid.  fährt  fort:  iaxi  Öh  xä  Ögafiaxa  aixov  ^cog  xmv  X', 

110)  Unter  ihnen  eine .  Arsinoe.  S.  Meineke  I.  S.  482—484.  IV. 
S.  618 ff.     Kock  IIL  S.  6S6ff. 

111)  Ueber  seine  allerdings  stark  neuemde  Sprache  s.  Meineke  1. 
S.  484  n.  G.  1.  A.  6,  über  seine  Statne  oben  A..61,  über  den  Brief  des 
Lynkens  an  ihn  C.  18.  A.  8. 

112)  Vgl.  A.  10.  C.  2.  A.  216.        118)  VgL  A.  10.  11. 

114)  Vgl.  Snid.  Baxav,  %(0fu%6g.  dgafuixa  avxov  Hw s^ecnccxäv  (Fr.  6.  6), 
'Avdgotpovog  (Fr.  2.  8),  EvBQyixai,  (Fr.  4,  vgl.  C.  26.  A.  199).  Daza  kommt 
AUtaXog  (Fr.  1).    Meineke  L  S.  480 f.  IV.  S.  499  ff.    Kock  III.  S.  826—830. 


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Poseidippos.   BatoD.    Phoenikides.    Machon.  265 

Phoeuikides  von  Megara  verspottete  in  seiner  an  den 
grossen  Dionysien  aufgeführten  Eomoedie  Avlrj^gCSsg  das  Bund- 
niss  zwischen  Antigonos  und  Pyrros^^*),  wirkte  also  etwa  zwischen 
290  und  260.  Ausserdem  werden  noch  drei  Stücke  mit  den  Titeln 
angeführt"«). 

Machon  von  Eorinthos  oder  Sikyon^  Zeitgenosse  des  Anti- 
gonos von  Earystos  und  Lehrer  des  Aristophanes  von  Byzanz, 
also  wohl  noch  etwas  jünger^  jedenfalls  ein  erheblicher  Dichter^ 
arbeitete  nicht  für  die  Bühne  in  Athen^  sondern  in  Alexandreia**^) 
und  schrieb  ausser  seinen  Komoedien^*®),  in  welchen  er  sich  auch 
nicht  etwa  die  neuen  oder  mittleren^  sondern  die  alten  attischen 
im  Anschluss  an  das  denselben  von  Lykophron,  Euphronios, 
Eratosthenes^  Dionysiades  zugewendete  Studium  zum  Muster 
nahm"®^),   auch    eine   lustige    und   vielmehr   „sehr   salopp   und 


116)  Hesych.  Jvvacai  cuonav;  ngököv  tpaet  <boivi%£d7\v  Mtyccgia  um- 
(imov  noiTixriv  iv  aatsi  di.daa%ovxa  aTtoanäiffai  tr^v  ctamofiivriv  6(ioloy£av 
Migl  xmv  dialwsatav  'Avtiyovov  xal  IIvqqov  ßovloftsvov  siieeiv  iv  tctig  AvXti- 
tQleiv  avx»g  x.  t.  Z.  (<=»  Fr.  1).  Es  ist  mit  Meineke  IV.  S.  609  und 
Droysen  a.  a.0.  11',  2.  S.  302.  A.  1  das  geheime  Abkommen  zwiachen 
Demeirios  Poliorketes  und  Pyrros  und  das  in  demselben  ansbedungene, 
unglücklich  ablaufende  Bündniss  zwischen  letzterem  und  Antigonos  Gonatas 
wider  Lysimachos  aus  dem  Jahre  287  (Plnt  Pyrr.  12)  zu  verstehen,  s. 
Droysen  a.  a.  0.  S.  801  f.  311  f. 

116)  Vgl.  Suid.  ^oiwinidrjg ,  xco|»txoff.  tav  dQaftatmv  avzov  iati  MXa^- 
%og^  Miüov(tBvaij  mg  'A^vaiog  x.  t.  X,  Dazu  ist  inzwischen  noch  Iloirjvqg 
gekommen.    S.  Meineke  I.  S.  481  f.  IV.  S.  609—612.  Eock  III.  S.  383—386. 

117)  Ath.  YI.  241  f.  Md%oiv  h  noaiimdoTtoiog  6  Ko^lvd'tog  ft^lv  rj  £i%v(6- 
viog  ysvoiLevog,  iv  'JXe^avSQtia  d^  tj  i(i^  Kcctaßtovg  xal  dtdeianaXog  ysvd- 
lisvog  xmv  xara  TiafModiocv  (isqäv  *AQiatoq)dvovg  tov  ygaiifMCtinov'  og  xal 
dni^avsv  iv  x^  'AXs^ttwdQB^ocy  xal  in^yiyQanxcci  avxov  tco  [ivi^iiaxi'  „to» 
uwftmSoyQäfpco  x.  t.  Z/S  XIV.  664  a.  Md%aiv  Ö*  6  Sixvmviog  xmv  iihv  naxd 
UnolXodaQOv  xov  Kuqvoxiov  %afupdonoi£v  etg  iaxi  xal  avxog,  ovx  idlSa^e 
d'  Udi^vriüi  xdg  mmutodiag  xdg  iavzov,  dXX'  iv  'AXs^avdQsio^,  rfv  d'  dya^og 
noifjxfjg  st  xig  aXXog  iitüd  xovg  snxd.    Ausserdem  s.  G.  9.  A.  60. 

118)  Wir  kennen  aus  Ath.  XIV.  664  b  und  Vm.  845  f  zwei,  ''Ayvouc 
und  'EvunoXiQ  mit  je  einem  Bruchstück.  S.  Meineke  I.  S.  478—480. 
IV.  S.  406—408.  Eock  III.  8.  824  f.  Im  ersten  preist  ein  athenischer 
Bürger  das  leckere  Nachtischgericht  fjuxxxvri,  im  zweiten  belehrt  ein  leckrer 
Koch  seinen  Schüler. 

118*)  Dies  hat,  so  viel  ich  weiss,  zuerst  ▼.  Wilamowitz  Eurip. 
Herakles  I.  S.  137  aus  Dioskor.  Anth.  P.  VII,  708  erschlossen,  wo  V.  8  f. 
die  Asche  des  M.  xi.  xi%vrig  a^iov  d^xaCrig  Xiitpavov  genannt  und  dann  6  f. 
so  geendet  wird: 


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266  Achtes  Capitel.    Die  neae  Eomoedie. 

modern  gehaltene'^  Anekdoteusammlung  XQstai.  in  iambischen 
Trimetern^^»), 

Epinikos  ist  uns,  wie  schon  erwähnt**®),  vorzugsweise 
durch  seine  Eomoedie  Mnesiptolemos  bekannt  und  war  also*'^) 
noch  später  in  Thätigkeit,  zur  Zeit  Antiochos  des  Grossen 
(224—187).     Ein  zweites  Stock  war  'TjtoßaU6(Mvat.  betitelt"*). 

Philemon  der  Zweite^  Sohn  des  älteren  Philemon^  soll  54 
Eomoedien  zur  Aufführung  gebracht  haben  ^). 

Die  übrigen  Dichter  der  neuen  Eomoedie,  von  denen  uns  die 
Namen  und  meistens  auch  ein  oder  mehrere  Stücke  bekannt 
sind,  mögen  hier  kurz  in  alphabetischer  Ordnung  aufgeführt 
werden:  Antiphon"*),  Biottos"**),  Chaerion"^),  Damoxe- 
nos"^,    Demetrios**«),    Demophilos"^),    Dioxippos*»®), 


tovto  d'  6  nQiaßvg  iget'  ^^Ki%Qonog  noXij  %al  naQot  NsCXeo 

iativ  ot'  iv  Moveaig  dQtftv  netpvxe  d^fiov^K 
Allzu  wörtlicli  wird  man   das  freilich  wohl  nieht  nehmen  dürfen.    Vgl. 
A.  118.    Ansserdem  s.  C.  9.  A.  30.  66.  59  f.   C.  16.  A.  6. 

119)  Ath.  XIII.  577  d — 588  d,  welcher  hier  und  anderweitig  ('s.  den 
Index  in  Meinekee  Ansg.)  beträchtliche  BruchBtüoke  aus  ihr  erhalten  hat 

120)  S.  A.  7. 

121)  S.  C.  21.  A.  584  ff. 

122)  S.  Meineke  L  S.  481.  IV.  S.  606—608.  Kock  IIL  S.  830—38«. 
Vgl.  Suid.  'E«ivi%os  xal  avtog  %(0(un6g.  tmv  dgafidtotv  avtov  iativ  ^Tno- 
ßaUofisvat,  ^g  'A^rjvaCog  (XI.  497  a  =-  Fr.  2). 

128)  Suid.  ^iXiifuov  6  vBdvBQog^  %€tl  avt6g  %(0(ii/%6g^  vtog  ^iXtiiMivog 
tov  xfloftixov.  idida^e  dh  dgafMcta  v8'.  Wir  kennen  jetzt  eine  von  ihnen 
^ai%6tg  aus  einer  attischen  Inschrift  C.  L  A.  III,  976,  s.  Kock  II.  S.  640 
(ygl.  m.  S.  760). 

124)  Erst  ans  der  Zeit  um  146,  s.  Meineke  L  S.  489.  Eock  III. 
S.  866. 

126)  Gleieh&Us  erst  aus  dem  2.  Jahrh.,  s.  Kock  IV.  S.  366. 

126)  S.  wiederum  Eock  III.  8.  866. 

127)  Suid.  detyko^ivog^  'J^vatög,  xcoiutloSs  xww  SqtqiMUOv  avtov  Svv- 
t(fotpoi,  mg  'A^&rivitlog  liyti  iv  rgh^  (101  f  ff.)  Jeinvoco^t^öteh^  nal  Avxhv 
nsv^av,  a>g  nuUv  6  avtog  iv  ivSsxdtqi  (468  f).  Meineke  L  S.  484  f.  IV. 
S.  529 ff.     Eock  m.  S.  848—858. 

128)  Bei  La.  Di.  V,  86  im  Homonymen?erK.  wird  freilich  ein  JfifuqtQios 
angeführt  6  triv  aQX^ücv  xmfupdiav  nBnoirjy^g,  aber  s.  Meineke  L  8.  264 ff. 
IV.  S.  689 f.    Kock  m.  S.  867  f. 

129)  S.  A.  91. 

130)  Suid.  Jt,alinnog  'A^rj^aiog,  %mp4%6g.  dgai^ata  avtov  'AvxtnoQVo- 
^otfxoff,  ^iXd(fyvQogy  ^IctoQioygdipog,  diadixaionevoi:  aus  den  drei  ersteren 
Stücken  und  dem  QrjaccvQog  haben  wir  noch  Fragmente,  s.  Meineke  L 
S.  485.    IV.  S.  541  f.     Kock  HI.  S.  358—360. 


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EpinikoB.   Philemon  II.   Antiphon  etc.  267 

Eudoxos,  Sohn  des  Agathoklea,  ein  Sikelier^^^),  Euphron^^^), 
Hegesippos^^*),  Hipparchos^,  Paramonos^**),  Philemon 
der  Dritte^*«),  Philokles^»^),  Sogenes^^«),  Sosipatros  ^'^), 
Stephanos*^),  Straton^^»  Theognetos  ^**),  Timostra- 
toß^*^),  Timoxenos**^),  dazu  ebenso  diejenigen^  von  denen  es 
sogar  ungewiss  istj  ob  sie  erst  der  neuen  Komoedie  oder  schon  einer 
älteren  Zeit  angehören:  Alexandros^^),  Athenion^*^),  Chari- 
kleides^*^,  Dexikrates^"),  Diophantos"^),  Euangelos^**^), 

131)  La.  Di.  Vni,  90  im  Homonym enverz.  rgitog  {Evdo^og)  ZixBlicotrjgf 
naig  Uya^ouXiovg ,  noiritrig  %a)fi(pS£ag,  vl%ag  iXmv  datiHag  fi\v  tgsig,  Xrjvat- 
Tiag  d^  fcivtf,  xa^tx  tprictv  UnolXodeoQog  iv  XQOvi%oCg  (Fr.  98).  PolL  II,  201. 
xig  %mv  vimv  kco/mkcoi'.   Meineke  I.  S.  492.   IV.  S.  508.   Eock  UL  S.  332. 

132)  Snid.  EvfpQoav  xcofitx^g,  *A&7ivaiog.  xmv  SQafidzcov  ctvxov  MaxQccy 
Movaai,  Hvvicprißoi,  BbcüqoL  S.  Meineke  I.  S.  477  f.,  wo  er  zeigt,  dass  E. 
auch  noch  nach  280  wirkte,  IV.  S.  486  ff.   Kock  lU.  S.  317  ff.    Vgl.  A.  139. 

133)  Meineke  I.  S.  475 ff.  IV.  8.  479 ff.    Kock  III.  8.  812 ff. 

134)  8uid.  "innu^xog^  xm/iifcxog  tr^g  a^xaCttg  xtofiipS^ag,  d^dfiata  avtov 
ns^i  ydfMv.  Aber  8.  Meineke  I.  8.  467  f.   IV.  8.  431  f.   Kook  lU.  8. 272  ff. 

135)  Kock  m.  8.  355. 

136)  Durch  die  A.  123  erwähnte  attische  Inschrift  bekannt  geworden, 
8.  Kock  III.  8.  357.  750. 

137)  und  188)  Kock  8.  366  und  8.  355. 

139)  Viel  alter  als  Euphron,  vielleicht  also  noch  zur  mittleren  Komoedie 
gehörig,  s.  Meineke  I.  8.  477.  IV.  8.  482  ff.    Kock  III.  8.  314 ff. 

140)  Entweder  des  Alexis  oder  wahrscheinlicher  des  Antiphanes  8ohn 
(s.  8uid.  "Als^ig.  ioxs  d'  vtov  Zxitpavov  xai  ccvzov  7io)(ii%6v  und  dagegen 
Anon.  de  com.  No.  Ifl.  §.  14.  t&v  9\  %(ofia&idiv  avtov  [nftml.  'AvTiq>ccvovg\ 
tivag  xal  o  Ztitpavog  iSCda^Bv)  und  Verfasser  der  Komoedie  ^iXoXd%(ov, 
8.  Meineke  I.  8.  485 f.  IV.  8.  544.    Kock  HE.  8.  360f. 

141)  8uid.  Ztgärav,  xoofttxög  trjg  (istfrjg  Y.oip^Ctxg.  x&v  dgccfiaxav  ccvxov 
7iv  ^olvi^.  Aber  der  Titel  war  ^oivi%iSrig  (Ath.  IX.  382  c),  und  s.  Meineke 
I.  8. 426  ff.  IV.  8.  546  ff.  Kock  lU.  361  ff.  Vgl.  auch  C.  4.  A.  26.  C.  14.  A.  101. 

142)  8uid.  &B6ywrixogy  mofiinog,  xmv  9gaftdxav  avxov  hxi  ^afuc  rj 
^iXdQYVQog^  KivxccvQogj  mg  Ud^vcciog  iv  dBiicvoco^iaxaig  (wo  sich  aber 
jetzt  der  Kivx.  nicht  findet).  8.  Meineke  I.  8.  487.  IV.  8.  549  f.  Kock 
m.  8.  364  ff. 

143)  Meineke  I.  8.  499  f.   IV.  8.  595  f.    Kock  III.  8.  855  ff. 

144)  Kock  in.  8.  366. 

145)  Meineke  I.  8.  487  f.    IV.  8.  563  ff.    Kock  m.  8.  372  ff. 

146)  Meineke  I.  8.  489  f.    IV.  8.  557  ff.    Kock  III.  8.  369 ff. 

147)  Meineke  I.  8.  490,  vgl.  8.  423.    IV.  8.  556.   Kock  III.  8.  893  f. 

148)  Suid.  Jsiiiiqaxrig,  ovxog  'Ad^vaibg  nonfiinog.  dgceiiaxa  ccvxov  staiv 
*Ttp'  iavxmp  ytXav<6p>Bvoi,  oSg  q>7}6iv  *Ad'T]vaiog  (HI.  424  b).  Meineke  I. 
8.  492.   IV.  8.  571.    Kock  III.  8.  874 f. 

149)  Meineke  I.  S.  492.     Kock  III.  8.  375. 

150)  Meineke  I.  8.  492.   IV.  8.  572  f.    Kock  III.  8.  376. 


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268  Achtes  Capitel.    Die  neue  Eomoedie. 

Eiimedes^");  Kallippos^),  Krobylos^^,  Laon*^),  Lexi- 
phanes'*^^),  Menekrates^^*),  Nikolaos^')/ Nikomachos*^®), 
Nikon^öS)^  Philostephanos^^^),  Poliuchos^«^),  Sosikrates^««), 
Thugenides^ßs)^  Xenon^«*).     lieber  Lynkeus  s/C.  18. 

Im  Ganzen  soll  sich  die  Zahl  dieser  Dichter  auf  64  be- 
laufen haben,  von  denen  Menandros,  Philemon^  Diphilos,  Philip- 
pides;  Poseidippos  und  ÄpoUodoros  (von  Karystos)  als  die  be- 
deutendsten galten  ^^).  Die  eigentliche  Blütezeit  reicht  nicht 
über  die  drei  ersten  Ptolemaeer  hinaus.  Die  grosse  Fruchtbar- 
keit dieser  Dichter  und  namentlich  der  drei  erstgenannten  er- 
klärt sich  aber,  wie  zum  Theil  schon  angedeutet  wurde,  zwar 
nicht  ausschliesslich,  aber  doch  theilweise  durch  ein  gewisses 
„fabrikmässiges"  Arbeiten  derselben,  indem  sie  sich  vielfach 
wiederholten  und  immer  neue  Variationen  über  dieselben  Themen 
verfassten,  dergestalt,  „dass  die  gleichen  oder  ähnliche  Motive 
und  Verwickelungen  und  ähnliche  gehäufte  Wunderlichkeiten  des 
Zufalls  in  einer  grosseren  Anzahl  von  Eomoedien  wiederkehrten, 
so  dass  nur  die  Verwendung  jener  Motive  virtuos  variirt  und  durch 
Beimischung  ergötzenden  Scherzes  und  durchdachte  Charakter- 
zeichnung der  auftretenden  Personen  dem  Geschmack  der  Zuhörer 
angepasst  zu  werden  brauchte ''^^).    So  spielt  in  den  moralischen 

161)  Ko  ck  ni.  S.  877. 

162)  Meineke  I.  S.  490.   IV.  S.  661.    Kock  111.  S.  879  f. 
168)MeiiiekeL  S.490f.,  vgl.  S.  476.  IV.  S.  666 f.   Kock  III.  S.  879 ff. 
164)  Meineke  I.  S.  492  f.   IV.  S.  674.    Kock  IH.  S.  882. 

166)  Meineke  I.  S.  493. 

166)  Said.  MsvBitQaTrjs  %(0fn%6s.  dqd(i€exa  aitov  MsvinxmQ  ^  *EQiuovsvg, 
S.  hierüber  Meineke  I.  S.  498  f. 

167)  Vielleicht  ist  er  ganz  za  streichen  nnd  die  beiden  ihm  zuge- 
schriebenen Bruchstücke  vielmehr  dem  Nikomachos  zuzuweisen,  jedenüeJls 
ist  er  nicht  mit  Nikolaos  von  Damaskos,  der  sich  freilich  auch  in  Komoedien 
versuchte,  zu  verwechseln,  s.  C.  82.  A.  864.  Meineke  I.  S.  495 f.  IV. 
S.  679  ff.    Kock  IIL   S.  888  ff. 

168)  Seine  Stücke  sind  bei  Suid.  in  die  des  gleichnamigen  Tragikers 
hineingerathen,  s.  Meineke  I.  S.  496  ff.   IV.  S.  688 ff.    Kock  HI.  S.  386  ff. 

169)  Meineke  I.  S.  496.   IV.  S.  678.    Kock  HI.  S.  889 f. 

160)  Meineke  I.  S.  498.   IV.  S.  689.     Kock  UI.  S.  898. 

161)  Meineke  I.  S.  498.   IV.  S.  689 f.    Kock  m.  S.  390f. 

162)  Meineke  I.  S.  498 f.   IV.  S.  691  f.    Kock  IIL  S.  391ff. 

163)  Meineke  I.  S.  499.   IV.  S.  698  f.    Kock  ül.  S.  877  f. 

164)  Meineke  I.  S.  600.   IV.  S.  696.    Kock  S.  890. 
166)  S.  A.  103  ^ 

166)  Studemund  Verhh.  der  86.  Philologenvers.  S.  88  f. 


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Nenntea  Capitel.    Die  Tragoedie.  269 

Schauspielen  die  Yerwickelang  durch  Schiffbruch  und  Seeraub 
und  die  Lösung  derselben  durch  Erkennung  mittels  gewisser^ 
auch  sich  öfter  wiederholender  Kunstgriffe  eine  Hauptrolle. 


Neuntes  Capitel. 

Die  Tragoedie. 

Ueber  keine  poetische  Gattung  dieser  Zeit  sind  wir  so  un- 
vollständig unterrichtet  wie  über  die  Tragoedie.  So  viel  steht 
wohl  fest^  dass  das  Theater  in  Alexandreia  spätestens  unter 
Ptolemaeos  I  erbaut  ward^)^  und  wenn  er  auch  den  Menandros 
vergeblich  dorthin  zu  ziehen  suchte^),  so  scheint  es^  wie  gesagt, 
doch^  dass  Philemon  sich  wirklich  eine  Zeit  lang  dort  aufhielt^). 
Vermuthlich  stiftete  dieser  erste  Ptolemaeer  auch  bereits  jene 
regelmässigen  tragischen  Wettkämpfe  an  den  Dionysien,  die  uns 
für  Philadelphos  ausdrücklich  bezeugt  sind*).  Die  Litterarhistoriker 
oder  Philologen  der  späteren  Alexandrinei*zeit  stellten  die  ihrer 
Meinung  nach  ausgezeichnetsten  tragischen  Dichter  dieser  Periode 
bis  zum  Schlüsse  der  Regierung  des  letzteren  zu  einem  tragischen 
Siebengestim,  einer  Pleias,  zusammen^).  Sie  waren  theils  in  Alexan- 
dreia ansässig,  theils  Gäste,  theils  vielmehr  für  die  Bühne  ihrer 

1)  Welcker  Griech.  Trag.  111.  S.  1242. 

2)  S.  C.  8.  A.  88.        8)  S.  C.  8.  A.  74. 

4)  Theokr.  Id.  XYII,  112  ff.,  wo  es  heiset,  dass  dieser  jeden  tragischen 
Dichter,  welcher  zur  Theilnahme  an  denselben  kam,  fürstlich  belohnte. 

6)  Strah.  XIV.  675  (s.  A.  66  u.  vgl.  C.  16.  A.  56).  Hepbaest.  p.  67  f. 
0£Xt%og  6  Ks0ii^i^aCog  f  slg  äv  Trjg  UlBiadog  %,  %.  l.  n.  dazu  Schol.  A  p.  181  f. 
Westph.,  wo  p.  182,  2  ff .  die  eine  Liste  mit  Dionysiades  und  Euphronios 
steht,  s.  A.  58,  dann  Z.  9  ff.  (dies  ist  aber  vielmehr  Choerobosk.  Ezeg.  in 
Heph.  p.  74,  9 ff.  Hörschelm,  in  Studemund  und  R.  Scholl  Anecd.  I. 
Berl.  ^1886,  beziehungsweise  nach  Hörsohelmann  Rhein.  Mus«  XXX VI. 
1881.  S.  291  ff.  auch  Schol.  B),  die  andere  mit  Sosiphanes  und  Aeantides 
an  Stelle  von  ihnen:  loxiov  otl  inl  t£v  n^ovmv  Iltolsftui'ov  tov  ^dadiXq>ov 
inva.  a^itfroi  yiy6vaci'  tQuyiKoi,  ovg  UlBidda  i^dlscav  Siä  to  Xafi>x(fovg 
stvai  iv  tri  r^aytx^  dig  xa  aarga  trjg  IIXBiudog.  eh)  9h  ovtoi'  '^Ofiij^o?, 
ttvx  6  noiritTqg  (nsQi  tQ€cyi%mv  yäg  6  l6yog)^  dXX'  h  Mvgovg  tiig  noirjxQÜig 
vtog  Tijg  Bvicivtücgj  %al  ZoacCd'sog  wd  Av%6q>Q€av  %al  'JXi^avdQog,  AUlvtuL' 
örjgf  UmeupavTig  %ai  ovxog  6  ^/Xixoff,  jedoch  mit  einem  auf  die  erstere  ver- 
weisenden (nach  Hörsohelmann  a.  a.  0.  in  Schol.  B  fehlenden)  Zusatz: 
Tii'^ff  X.  T.  Z.,  8.  A.  58.  Suid.  'AXi^avÖgog  AittoXog,  Jiopvciadrjg.  Av%6(pQ<ov. 
T)f»i}^off  'AvdQOfucxov,   £otpo%XTig  'A^ijvaiog.  Umeifpdvrig,    ZmeC^Bog.    ^CXia%og 


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270  Nenntefl  Capitel.    Die  Tragoedie. 

Heimat  thätig,  theils  für  die  athenische  und  sjrakusische,  wenn 
anch  nicht  fOr  diese  allein.  Ueber  den  Sechsten  und  Siebenten 
war  man  streitig.  Ausser  Alexandros  dem  Aetoler  waren  es 
folgende: 

SosiphaneS;  Sohn  des  Sosikles,  von  Syrakus,  ohne  Zweifel 
der  älteste  dieser  Dichter^).  Unter  Ptolemaeos  Philadelphos 
können  höchstens  seine  letzten  Lebensjahre  gefallen  sein^  und 
dies  war  wohl  auch  der  Grund,  wesshalb  er  von  Einigen  nicht 
mit  zur  Pleias  gezählt  ward,  da  man  im  Allgemeinen  eben  nur 
Dichter  aus  der  Zeit  dieses  Königs  zu  derselben  rechnete').  Man 
hatte  von  ihm  73  Stücke,  und  er  trug  siebenmal  den  Preis  davon. 
Wir  haben  nur  ein  paar  Fragmente,  unter  ihnen  eins  aus  seinem 
Meleagros"'^). 

Sositheos  aus  Alexandreia  in  Troas  blühte  um  Ol.  124, 
also  etwa  280  und  ward  auch  als  Syrakuser  und  Athener  be- 
zeichnet®), und  dass  er  auch  in  Athen  lebte  und  wirkte,  wird 
uns  sogar  ausdrücklich  berichtet^).  Ein  Gleiches  wird  also  für 
Syrakus  anzunehmen  sein,  vermuthlich  unter  Hieron  II.  Es  wird 
ihm  nachgerühmt,  dass  er  das  von  und  seit  Sophokles  städtisch 
verfeinerte  Satyrdrama  wieder  zu  seiner  alten  ländlichen  und 
urwüchsigen  Derbheit  zurückgeführt  habe'®).  Dass  dies  indessen 
doch  keineswegs  eine  blosse  Erneuerung  des  Alten  war,  scheint 
sich  aus  der  ganz  dem  Geiste  des  alexandrinischen  Zeitalters 
entsprechenden  Benutzung  der  Hirtensage  in  seinem  „verfeinerten 


KtQnv^aiog.  V.  Lycoph.  p.  142,  2  ff.  Ath.  XIV.  664  a  (s.  C.  8.  A.  117)  aennt 
sie  ot  iicta,  Uebrigens  s.  Naeke  Schedae  criticae,  Halle  1812.  4.  Opaflc 
I.  S.  1  ff. 

6)  Suid.  £(06t(p.  iyiveto  d'  iiti  T«lir  tiXBvra^mv  xQOvmv  ^Ifjtwov,  oV  d' 
'AXe^dvdifov  Tov  Mei%td6vog,  Da&n  ist  verderbt  überliefert  Tsl^vta  S'  Qia' 
6XviinniSi.f  oV  d*  Qid\  o*t  d'  dnfiaoai  avTdi'  yQdq>ovaiv.  Alle  Verbesserungs- 
versnche  sind  unsicher,  s.  Bernhardy  und  Westermann  z.  d.  St. 

7)  Choerob.  a.  a.  0.  inl  x&9  %q6ifmv  IltolipLaiov  tov  ^iXadiXtpov,  vgl. 
auch  A.  68. 

7*)  Nauck  F.  T.  G.»  S.  688.  *S.  819  ff. 

8)  Said.  Zmifid'Bog  ^v^axoJtfM);  rj  'A^vcciog,  (UcXXov  d*  *AXsiav&^Bvg  tijg 
TQWiiLrjg  'AXt^tivSQiiag. 

9)  Er  soll  den  im  Theater  anwesenden  Eleanthes  mit  Nennung  seines 
Namens  in  einem  ¥erse  angegriffen  haben  und  dafSr  vom  Publicam  anm 
Verlassen  der  BQhne  gezwungen  sein.  Denn  das  soll  doch  wohl  i^ißaXov 
heissen,  Laert.  Di.  VII,  173.  Denkbar  ist  dies  in  einem  Satjrdrama,  wenn 
er  selbst  mitspielte  und  dabei  jenen  Vers  einlegte. 

10)  Dioskorid.  Epig.  29  —  Antb.  Pal.  VII,  707. 


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Sosiphanes.   Sositheos.   Homeros.  271 

Satyr-  oder  Schäferspiel ^ ")  Daphois  oder  Lityerses  zu  er- 
geben,  in  welchem  er  die  sikelische  Legende  von  Daphnis  mit 
der  phrygischen  Ton  dem  Unhold  Lityerses  verschmolz,  und  von 
welchem  wir  noch  ein  längeres  Bruchstück  von  21  Versen  und 
ein  kürzeres  besitzen^.  Von  seinen  Tragoedien  kennen  wir  nur 
einen  einzigen  Titel  Aethlios  ^^).  Auch  prosaische  Werke  soll 
er  geschrieben  haben  ^***). 

Homer  OS;  Sohn  des  Andromaehos  und  der  Dichterin  Myro 
oder  Moero^^),  aus  Byzantion,  Grammatiker  und  Tragiker,  blühte 
um  dieselbe  Zeit  und   schrieb  45  Tragoedien*^),  bei  deren  Ab- 

11)  Bernhardy  Gr.  L.-6.  ü^  1.  S.  69.  76.  Dass  es  ein  eigentliches 
Satyrdrama  gewesen  sei,  wird  freilich  nicht  gesagt  nnd  trifft  anch  nicht 
zn:  es  war  vielmehr  eine  die  Stelle  desselben  vertretende  Tragoedie,  wie 
0.  Jahn  Herrn.  III.  1869.  S.  186  f.  bemerkt,  „nach  dem  Zuschnitt  der 
enripideischen  Alkesüs,  aber  derber**.  Nach  theilweisem  Vorgang  von 
G.  F.  Hermann  De  Daphnide  Theocriti,  Gott  1868.  4.  S.  6  „hat  0.  Jahn 
a.  a.  0.  die  Fabel  dieses  Stücks  sehr  schön  bei  Serv.  ad  Yerg.  Ecl.  YIII,  68 
wiedergefunden".  (Knaack).  Der  treue  Schäfer  Daphnis,  der  mit  Lityerses 
den  Wettkampf  im  Mähen  bestehen  mnss,  findet  Hülfe  bei  Herakles.  — 
Im  Üebrigen  vgl.  Lüders  Die  dionys.  Künstler  S.  108:  „Indessen  dem 
verwelkenden  Baum  der  dramatischen  Dichtung  Hess  sich  am  wenigsten 
mit  Erfolg  ein  mit  gelehrter  Komik  gezogenes  Keis  aufpfropfen;  von  hier 
aus  liess  sich  am  wenigsten  ein  neuer  Aufschwung  erwarten  *^  Ueber  den 
veränderten  Charakter  des  späteren  Satyrspiels,  der  sich  sehr  deutlich  auch 
schon  in  dem  Menedemos  des  Lykophron  (s.  A-.  22)  zeigt,  s.  ebendenselben 
8.  104. 

12)  S.  Nauck  F.  T.  G.»  S.  639 ff.  *S.  821  ff.  Fr.  2.  8.  Das  erstere  ist, 
wie  0.  Jahn  bemerkt,  die  Darlegung  der  Situation,  mit  welcher  Daphnis 
den  Herakles  orientirt. 

18)  Fr.  1.  „Die  Erotosfabel  Fr.  5  lässt  sich  nach  den  Zusammen- 
stellungen bei  Robert  Eratosth.  oatast.  rel.  S.  16  ff.  82  f.  150  f.  recon- 
struiren**.   (Knaack). 

13*»)  Suid.  a.  a.  0.  yifoifpas  91  xal  non^fuxxa  x«l  %ccxaloyct9r}v. 

14)  S.  über  diese  C.  14.  A.  24—80. 

15)  Suid.  '^OfATi^og  'AvdQO(Lccxov  %al  Mvifovg  Bv^ixvtüxgy  yifct(ifictti,%6g  xorl 
xgaymdiQMf  nöiritrig  .  .  .  rjnfia^tv  oXvfinid&t  ^x^'.  iyQtnffB  Sl  x^ctfmSlag  ^b'. 
Vgl.  Zmci&eoqy  s.  A.  16,  In  V.  Lycoph.  p.  148,  6  f.  West,  werden  ihm  viel- 
mehr 47  Dramen  beigelegt:  't)pk7iqog  6  viog  T^ceyixog,  6  'Av&i^oßdxov  Bvtdv- 
tiog,  dg  d^aficita  InoCriCB  fi^'.  Prokl.  od.  vielmehr  Tzetz.  Vit.  Hes.  p.  48, 
75  f.  (p.  6,  15  Gaisf.).  oitog  b  VBoatfQog  '^OfATiQog  ^v  nötig  'AvdqoyMxov^  rm 
yivBi  BvidvtLog,  s.  A.  17.  Dagegen  wird  bei  Steph.  ^IsgänoXig  unter  den 
berühmten  Männern  aus  Hierapolis  in  Earien  6  viog  X>fi7jqog  aufgeführt, 
imd  es  kann  doch  kaum  ein  Anderer  gemeint  sein,  aber  s.  anch  A.  18. 
War  vielleicht  sein  Vater  von  dort  gebürtig?  An  eine  Verwechselung  mit 
"OfiriQog  ZiXliog  (s.  C.  8.  A.  28)  ist  doch  wohl  kaum  zu  denken. 


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272  Neuntes  Capiiel.    Die  Tragoedie. 

fassung  er  sich^  wie  schon  gesagt  ward^  theilweise  der  Unter- 
stützung des  Timon  erfreute.  Ohne  Zweifel  wirkte  er  mindestens 
zum  grossen  Theile  für  seine  vaterstadtisehe  Bühne  ^^).  um 
seinem  Namen  Ehre  zu  machen^  dichtete  er  aber  auch  ein  Epos 
Eurypyleia^').  Seine  Vaterstadt  liess  ihm  später  eine  Statue 
errichten^®). 

Lykophron  Ton  Chalkis  auf  Euboea^  Sohn  des  Sokles  und 
Adoptivsohn  des  Geschichtschreibers  Lykos  von  Rhegion^^),  wurde 
etwa  zwischen  330  und  325  geboren^).  Sei  es  nun,  dass  sein 
Adoptivvater  nach  Chalkis  ausgewandert  war,  sei  es^  dass  er 
diesem  für  eine  Zeit  lang  nach  Rhegion  folgte  und  dann  wieder 
in  seine  Heimat  zurückkehrte,  jedenfalls  gehört  dem  Boden 
Euboeas  und  vielleicht,  wie  man  bei  der  nahen  Nachbarschaft 
wohl  annehmen  darf,  auch  Attikas,  wenn  nicht  seine  ganze 
dramatische  Thätigkeit,  so  doch  mindestens  ein  Theil  derselben 
an.  Denn  nicht  bloss  hören  wir,  dass  seine  Tragoedien  dem 
Menedemos  sehr  gefielen*^),  sondern  überdies  ward  ohne  Zweifel 
in  Euboea  oder  Athen  sein  Satyrspiel  Menedemos  gedichtet 
und  aufgeführt,  in  welchem  er  in  launiger  Weise  den  Verkehr 
der  Schüler  dieses  eretrischen  Philosophen,  zu  denen  er  wohl 
einst  selber  gehört  haben  mochte,  mit  diesem  ihrem  Lehrer  be- 
handelte**).    Die  Zahl  seiner  Tragoedien  wird  entweder  auf  64 

16)  Denn  jene  Unterstützung  des  Timon  kann,  wie  Wilamowitz 
Antig.  V.  E.  S.  166  bemerkt,  doch  wohl  nur  Statt  gefunden  haben,  als 
dieser  in  jenen  Gegenden  lehrte.  Vgl.  C.  2.  A.  513.  527.  Doch  ist  es  sehr 
möglich,  dass  H.  später  anch  in  Athen  aufführte.  Dafür  spricht  vielleicht 
Suid.  £(oaCd'sog  .  .  .  avtayatviatrig  ^Oiit^qov  tov  tQayixov  tov  vtov  MvQovg 
tfjg  Bviavtias^  s.  A.  9.    Vgl.  auch  Wilamowitz  a.  a.  0.  A.  17. 

17)  V.  Hes.  unmittelbar  nach  den  A.  16  angef.  Worten:  6  xriv  Ev^- 
nvXtiav  noti^üag.    Vgl.  Tzetz.  z.  Hesiod.  W.  u.  T.  236. 

18)  Die  Christodoros  (Anth.  Pal.  II,  407  ff.)  sah. 

19)  Suid.  Av%6(pQ{ov  .  .  .  d'iaei  91  Avnov  xov  *Prjylvov,  vgl.  V.  Lycoph. 
p.  142,  1  f.  vtos  £(oiiliovg  ij  Av%ov  tov  tatoqmov  %axi  xivag,  —  „Hedylos 
feiert  b.  Ath.  XL  473  a  einen  gewissen  Sokles,  den  er  mit  Asklepiades 
vergleicht.  Bergk  Zeitsohr.  f.  d.  Alterth.  1841.  S.  90  vermuthet  nicht 
übel,  dass  dies  der  Vater  des  L.  sei,  der  dann  also  Uaiyina  gedichtet 
hätte**.   (Knaack). 

20)  Da  er  bei  der  Abfassung  der  Alexandra  (s.  A.  28)  doch  wohl 
mindestens  schon  30  Jahre  alt  war. 

21) .  (Antig.  V.  Kar.  b.)  Laeri  Diog.  11,  133.  rianai^xo  91  %al  "Jqoxov 
xfifl  Av%6q>qova  xov  xijg  XQaymdioig  notrjxriv  xal  xov  *P6diov  'Avxay6(fav, 

22)  Durch  Antigenes  von  Karystos  bei  Ath.  X.  419  e  ff.  und  La.  DL 
II,  140  (vgl.  auch  Ath.  II.  55  c.  d)  sind  uns  mehrere  Verse  erhalten,    in 


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Lykophron.  273 

oder  auf  46  angegeben ^^);  wir  haben  noch  ein  Verzeichniss  von 
20  Titeln ^^),  aus  welchem  wir  wenigstens  so  viel  ersehen,  dass 
eins  dieser  Stücke,  die  Easandreier^  seinen  Stoff  allem  An- 
scheine nach  aus  der  jüngsten  Geschichte  nahm*^).  An  Bruch- 
stücken ist  uns  aber  nur  ein  einziges  aus  den  Pelopiden  ge- 
blieben**'). Nachweislich  aus  dieser  früheren  Lebensperiode  Lyko- 
phrons  stammt  auch  seine  uns  erhaltene  Alexandra*^),  deren 
Entstehung  man   wohl  ziemlich  genau  etwa  um  295   ansetzen 


welchen  Silenos  den  Satyrn  mit  frischem  Homor  seine  Bewirthungf  bei 
Menedemos  schildert.  Dann  aber  folgt  420  c  noch  ein  Brachstück,  welches 
eingeleitet  wird  durch  tcTOQBitai^  woza  Wilamowiiz  a.  a.  0.  S.  100.  Anm. 
bemerkt:  „d.  h.  in  dem  Stücke:  dies  war  also  wohl  nicht  mehr  in  der 
Rede  des  Seilenos*S  Nicht  eine  Verspotttuig  (Ath.  66  d.  inl  ytatafiaxi^ati 
.  .  .  dunaxoMtxiDv)  dieses  Philosophen ,  sondern  eine  Yerherrlichung  (l/xco- 
[uov  La.  Di.  a.  a.  0.  nach  Antig.)  desselben  war  das  Drama,  natürlich  ver- 
brämt mit  gntmüthigem  Scherz  nnd  harmloser  Neckerei. 

23)  Tzetz.  m  Lyc.  p.  262.  270. 

24)  Bei  Said,  in  alphabetischer  Ordnung:  ÄtoXog,  'Av^QOfiiday  'Alritrn^ 
AloXiÖTig^  'EZsqpijvo^ ,  'i/^ccxX^ff,  'fxitat,  ^InnoXvxog,  Kaoöavdqtig ,  Aaiog, 
MuQa&tovioiy  Navnliog,  Oldlnovg  u  ß',  'Ogipttvog^  Tliv^svg^  Tlslon^Sat, 
£ufiiuixoty  Tr}liyovogy  XQVcimeog.    diaansvrj  d'  i<nlv  i%  tovtmv  6  NavnXiog. 

26)  Niebahr  Kl.  Schrr.  I.  S.  450  (vgl.  A.  47):  „Der  Inhalt  dieses 
Stückes  kann  nar  das  Schicksal  der  nnglücklichen  Eassandrenser  unter  der 
Tyrannei  des  entsetzlichen  Apollodorus  sein,  dessen  Herrschaft  erst  nach 
280  geendigt  haben  kann".  Vgl.  Welcker  a.  a.  0.  III.  S.  1268:  „Auch 
die  Bundesgenossen,  auch  der  Waise  .  .  .  konnten  solche  geschichtliche 
Tragoedien  sein**. 

26)  Bei  Stob.  Flor.  CXIX,  13  <-  Fr.  6  Nauck.  Besonders  lange  haben 
die  Dramen  des  L.  ihren  Urheber  also  wohl  nicht  überdanert. 

27)  V.  Wilamowitz-MOllendorff  De  Lycophronis  Alexandra,  Greifs- 
wald 1883.  4.  S.  4:  „Quamquam  Lyeophro  in  rararum  voeum  aucupio  iam- 
bicos  lyrieos  tragicos  poetas  naviter  perlustravit  ^  comoediae  tarnen  aive  Atticae 
sive  Sictäae  nullum  Studium  apparet,  atqui  cum  qui  in  admittendis  obsoletis 
et  plebeis  vocäbulis  tarn  non  castus  fuit,  ut  Hippanactea  admitteret,  nan  est 
probabüe  Aristophanea  consulto  sprevisse.  credideris  igitur  Alexandram  ante 
conUca  Lycophronis  studia  composüam  esse,  deinde  qui  tot  tarn  recondiias 
fabulas  tetigit,  qui  Chraecorum  errores  per  lonium  Tyrrhenumque  mare,  per 
Thraciam  et  Oyprum  persectUus  est,  Aegyptiaca  sprevit.  nam  quod  Inopum 
Aegyptium  vocat  (576),  Delia  potius  est  fahula,  Menelai  errores  Pharum 
Alexandrinum  praetereunt ,  ipse  Froteius  inde  in  Chaicidicen  transfertur  (118), 
nihil  de  Canopo,  Zephyrio  Locrorum  Aegyptio,  Memnone  Memphite,  nihil 
uUra  Herodotum  de  lo  Iside  (1298)  y  nihil  denique  in  Ptolemaeorum  gratiam, 
vel  Alexandrum  habemus  Philippi  Olympiadisque  ßium:  Alexandrinis  Am- 
monis  füius  erat,  deus  ipse.  profecto  Alexandrinum  Carmen  Alexandra  non  est**. 
Auch  die  groben  geographischen  Irrthümer  über  Hgyptische   Localitäten 

SvsmiHi.,  griech.-alox.  Litt.-Oeioh.  I.  18 


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274  Neuntes  Capitel.    Die  Tragoedie. 

darf  ^^).  Später  uogefähr  um  285  oder  283  ward  er  nach  Alexan- 
dreia,  wo  damals  allem  Anscheine  nach  sein  Adoptivvater  seit 
geraumer  Zeit  bereits  lebte  ^^),  berufen  und  damit  beauftragt 
die  Ordnung  der  komischen  Dichter  in  der  grossen  Bibliothek 
zu  übernehmend^).  Diese  Tbätigkeit  gab  ihm  sodann  den  An- 
stoss  zu  seiner  Schrift  ,,über  die  Komoedie^'  (jcegl  xw^cjd^ag) 
in  mindestens  11  Büchern  ^^),  der  ältesten  Arbeit  dieser  Art  Die 
Fragmente  lassen  erkennen  ^^)9  wie  weit  damals  die  philologische 
Betrachtung  und  Kunst  noch  zurück  war.  Ausserdem  erfahren 
wir,  abgesehen  von  einer  Sage  in  Bezug  auf  seinen  Tod^*),  über 
ihn  nur  noch,  dass  er  sich  bei  Hofe  als  geschickter  und  galanter 
Anagrammatist  beliebt  zu  machen  verstand  ^^),  was  bei  einem 
Manne,  welcher  sich  in  den  Räthselspielen  der  Alexandra  geübt 
hatte,  nicht  eben  Wunder  nimmt.  Die  Alexandra  trägt  scheinbar 


676.  848.  1027,  deren  eine  Kallimachos  Fr.  13  berichtigt,  weisen,  wie 
Wilamowitz  S.  12  hervorhebt,  zweifellos  auf  ein  Gleiches  hin.  Ausser- 
dem 8.  A.  28.  34.  39. 

28)  Für  die  römischen  Angelegenheiten  (doch  s.  A.  47)  nnd  für  das 
Geographische  namentlich  von  Italien  und  die  Anäiedlnngsgeschichten  der 
Colonien  am  sikelischen  und  ionischen  Meere  ist,  wie  Klausen  Aeneas 
und  die  Penaten  II.  S.  580,  Schwegler  Rom.  Gesch.  I.  S.  413.  S.  200. 
A.  7.  S.  263.  A.  8,  Müllenhoff  Deutsche  Alterthumskunde  I.  S.  433— 
436.  466 f.  (vgl.  auch  Maass  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifswald  1879.  8. 
S.  36  f.)  gezeigt  haben,  Timaeos  die  Quelle  (s.  darüber  auch  C.  21.  A.  296 
und  jetzt  auch  Knaack  Callimachea  S.  11),  welcher  an  seinem  grossen 
Geschichtswerk  von  310  bis  etwa  262  arbeitete  (s.  C.  21.  A.  236.  238.  289) 
und  daher  schwerlich  schon  vor  300 ,  wahrscheinlich  aber  erst  etwas  spüter 
die  ersten  Theile  desselben  besonders  herausgegeben  haben  wird,  vgl. 
Wilamowitz  S.  11.  Andrerseits  sind  der  Altar  des  Dosiadas  nnd  die 
Syrinx  des  Theokritos,  auf  welche  die  Alexandra  bereits  eingewirkt  hat 
(s.  A.  39),  schwerlich  viel  vor,  aber  auch  schwerlich  nach  292—290  zu 
setzen,  das  gleichfalls  von  ihr  beeinfiusste  Beil  des  Simias  aber  wohl  schon 
etwas  früher,  s.  C.  4.  A.  7—10.  28.  29.  40.  48—60,  vgl.  auch  C.  10.  A.  6.  8. 

28^)  S.  C.  21.  A.  113.  114. 

29)  S.  die  Belege  C.  4.  A.  76.     Vgl.  C.  12.  A.  14. 

30)  Das  11.  wbd  citirt  bei  Ath.  XI.  486  d. 

31)  Wie  dies  Strecker  De  Lycophrone  Euphronio  Eratosthene  comi- 
comm  interpretibus ,  Greifswald  1884.  8.,  der  sie  gesammelt  hat,  8.  4  ff. 
genauer  ausführt,    üebrigens  vgl.  C.  16.  A.  88^. 

32)  Ovid.  Ib.  629  f.  Utqtie  cotJubmatHm  cecidisse  Lycophrona  narrant, 
haereat  in  fibris  fixa  sagitta  tuis. 

33)  y.  Lycoph.  p.  143,  12  ff.  tivdonifiet  .  .  .  SUc  xo  Xiyftv  ccvayQttfiita- 
Ttofiovs,  olov  Ott  ütoUfucCos  dxo  (tfUto^  Xiysi  fistayQafifMctttofisvov^  'Aqci- 
rofj  S*  "H^ag  tov^  %al  ofiout    totavra. 


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Lykophron.  276 

die  Form  einer  tragischen  Scene,  einer  Botenerz'ahlung,  deren 
Sprecher  dem  Priamos  nach  voraufgeschickter  Einleitung  (1—30) 
das  Auftreten  und  die  Weissagung  der  Titelheldin  ^)  mit  deren 
eignen  Worten  mittheilt  und  dann  wieder  seine  eigne  Schluss- 
bemerkung (1461 — 1474)  macht^);  aber  Sprache  und  Versbau 
lehren,  dass  trotzdem  das  Ganze  vielmehr  ein.Iambos  isf*^^). 
Es  ist  ein  höchst  wunderliches  und  abgeschmacktes,  absichtlich 
dunkel  gehaltenes^^)  Schaustück  mythologischer,  historischer  und 


34)  Bei  der  Abreise  des  Paris  über  den  ti-oischen  Krieg,  31—407,  die 
Irrfahrten  der  heimkehrenden  Griechen  und  die  ans  denselben  hervor- 
gehenden Coloniegründungen  besonders  in  ünteritalien  und  Sikelien,  408 — 
1089,  die  Schicksale  der  heimgekehrten  Achaeer,  1099—1122.  1214—1226 
(s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  6),  die  Ehren  des  Agamemnon,  der  Alexandra, 
der  Hekabe,  des  Hektor,  des  Aeneias  nach  ihrem  Tode,  1128 — 1213.  1226 — 
1280,  und  die  ferneren  Kriege  zwischen  Orient  und  Occident,  1281—1460, 
nebst  Epilog  der  Alexandra  1451  —  1460.  Das  jüngste  erwähnte  Ereigniss 
ist  die  Ermordung  von  Herakles,  Sohne  von  Alexandres  dem  Grossen  und 
der  Barsine,  durch  Polyfeperchon  (und  Kasandros)  i.  J.  309  (801  ff.).  S.  A.  47. 
Es  ist  aber,  wie  Wilamowitz  S.  10  ferner  hervorhebt,  wiederum  be- 
zeichnend, dass  L.  von  dem  Antheil  des  Kasandros  an  diesem  Morde  und 
von  allen  anderen  Gewalttbaton  desselben  gegen  das  angestammte  make- 
donische Herrscherhaus  schweigt:  er  fühlt  sich  eben  als  Unterthanen  der 
Uurch  diesen  begründeten  Herrschaft:  das  Gedicht  passt  also  lediglich  nach 
Chalkis,  welches  längst  nicht  bloss  Provinz,  sondern  auch  ganz  besonders 
eng  (s.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  141)  mit  diesem  Keich  verknüpfte 
Provinz  von  Makedonien  war,  und  in  eine  Zeit,  in  welcher  jene  durch 
Kasandros  begründete  Herrschaft  noch  nicht  ausgetilgt  war,  vor  den 
Gallierstürmen  und  dem  Feldzug  des  Pyrros  geg^n  die  Eömer. 

36)  Diesem  Scheine  folgt  Spiro  Prolog  und  Epilog  in  Lykophrons 
Alexandra,  Hermes  XXllL  1887.  S.  194—201.  Er  bemerkt  mit  Recht,  dass 
der  Ton  in  Einleitung  und  Schlass  wesentlich  anders  gehalten  ist  als  in 
der  Weissagung.  Erstere  steigert  sich  erst  allmählich  zum  Orakelton,  so 
dass  der  erste  Theil,  die  Ankündigung  des  Berichts  (1—15),  gar  keine 
Schwierigkeiten  darbietet,  wenn  auch  im  Verlauf  desselben  schon  einzelne 
Glossen  auftreten,  während  im  zweiten,  dem  Beginn  der  Erzählung  bis  zur 
Vorführung  der  Alexandra,  anch  bereits  entlegene  Eigennamen  erscheinen. 
Auch  der  Epilog  der  Alexandra  hebt  sich  von  dem  Stil  der  Weissagung 
ähnlich  ab,  und  vollends  der  des  Berichterstatters  trägt,  abgesehen  von 
glossographisoher  Umschreibung  der  Eigennamen,  wesentlich  nur  einen 
pathetischen  Charakter  an  sich.  Die  genauere  Ausfuhrung  muss  man  bei 
Spiro  nachlesen. 

36»»)  S.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  186. 

86)  Suid.  ro  aytotfivov  noCruuc.  Stat.  Silv.  V,  3,  167.  latd>rasque  Lyco- 
pJtronis  atri  {arti  Bährens). 

18* 


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276  Neuntes  Capitel,    Die  Tragoedie. 

litterarisch-sprachlicher  Gelehrsamkeit ^^^),  im  höchsten  Grade 
gesucht  und  künstlich  im  Ausdruck,  voll  hochtönender  Composita 
und  seltner  und  alterthümlicher,  aus  allen  möglichen  Dichtern 
mit  Ausnahme  der  Komiker  zusammengelesener  Wörter  und  dabei 
andrerseits  wieder  mit  neuen  „hellenistischen  Missbilduugen" 
durchsetzte^.  Aber  gerade  dieser  Charakter  des  poetisch  un- 
geniessbaren  Gedichts  machte  dasselbe  zu  einem  Gegenstand 
eifrigen  Studiums  für  die  gelehrten  Dichter  uud  Philologen  von 
Lykophrons  jüngeren  Zeitgenossen  ab  durch  die  folgenden  Jahr- 
zehnte und  Jahrhunderte,  so  dass  es  sogar  für  die  vorgerückteren 
Knaben  in  den  Schulen  als  grammatisches  üebungsbuch  benutzt 
ward^).  Die  ältesten  Spuren  von  Einfluss  und  Nachahmung 
finden  sich  schon  in  dem  Beil  des  Simias,  dann  in  dem  Altar 
des  Dosiadas  und  der  Syrinx  des  Theokritos^^),  weiter  zeigt  sich 
die  Einwirkung  des  Gedichts  bei  Kallimachos*®)  und  besonders 
bei  Lykophrons  Landsmann  Euphorion,  dessen  eignem  Geschmack 
es  ausserordentlich  zusagte*^).     Daraus   erklären  sich  denn  auch. 

86^)  Artemid.  IV,  63,  8.  C.  4.  A.  114. 

37)  S.  den  vortrefflichen  Index  von  Sehe  er  und  vgl.  A.  27  und  46. 
EoDze  De  dictione  Lycophronis,  Münster  1870.  8.  Alex,  in  Aristot.  Top. 
p.  209  (Schol.  in  Aristot.  287^  17):  Xi^sig  .  .  .  otuig  b  AvHotpQoav  XQritat, 
aiili^Qtttg  TS  xal  rgoniHaig. 

38)  Clem.  Strom.  V.  611  C.  Ev(poQi(ov  o  noiriTfjg  Ttctl  KaXlifidxov  ^Ißtg 
Hai  ra  Ahia  xal  ^  Av%6(pQOVog  'Ali^avSga  xal  xa  rovroig  naganli^aia  yvfn»«- 
aiov  Big  i^riyrjßiv  y^fufifiatitimv  l'xxairat  uaiaCv, 

39)  In  Bezug  auf  den  Altar  des  Dosiadas  s.  Wilamowitz  L.  A.  S.  12: 
„imitatio  .  .  .  manifesta,  Dosiadas  v.  11  Philocietam  voeat  xQisaniQoto 
xQvffrai/,  praeiverat  LycQphro,  qui  v.  33  HerctUem  xqiiensQOv  Xiovta  dixe- 
rat:  apud  hunc  fäbula  tnultis  narr  ata  mani festat,  quis  per  aenigma  signi- 
ficetur,  ille  nomine  utitur  iam  in  certam  significationem  formato.  porro 
Achilles  apud  Dosiadem  est  ano^svvag  Ivig  'Efinovaag ,  quae  hicem  a4:cipiunt, 
sicut  iam  Holoholus  intellexit,  e  Lycophronis  178  aq>'  sntä  naidonv  q>BipaX<p 
anodovfiivoav  fiovov  (pXiyovaav  i^aXv^uvta  C7eod6v ^^  Weiteres  bei  H&berlin 
a.  a.  0.  58  f.  und  Brinker  S.  73.  A.  1,  welcher  in  Bezug  auf  die  Syrinx 
V.  10  nannoipovog  mit  L.  1034  nannontovog  und  V.  2  'AvxinstQog  mit 
L.  1201  Tov  avtCnoivov  inXäipag  nstQOv  vergleicht.  In  Betreff  des  Beils 
yon  Simias  aber  vgL  L.  948  ff.,  s.  Enaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890. 
S.  86. 

40)  Wilamowitz  a.  a.  0.  bezeichnet  als  eigentlich  entscheidend  hiefSr 
die  A.  27  angef.  Berichtigung,  welche  Kallimachoa  in  den  Ahui  Fr.  13 
dem  Lykophron  angedeihen  lllsst,  weniger  die  vielen  äusserst  seltnen  Wörter, 
welche  beiden  gemeinsam  sind.  Spiro  S.  199  f.  findet  wohl  mit  Recht  in 
dem  Schlussvers  des  Demeterhymnos  eine  Anspielung  auf  den  der  Alexandra. 

41)  S.  .C.  14.  A.  102  ^ 


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Lykophron.  277 

die  häufigen  Citate  bei  den  Lexikographen  und  Reminiscenzen 
bei  den  Kirchenschriftstellern**)  und  die  vielen  Handschriften. 
Trotzdem  danken  wir  es  nur  dem  gelehrten  Commentar  des 
Theon*^,  wahrscheinlich  doch  wohl  des  Sohnes  von  Artemidoros 
am  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.**),  dass  dies  Monstrum 
uns  mit  höchst  vortrefflichen  Scholien,  deren  Grundstock  eben 
aus  jenem  seinen  Commentar e  stammt,  überliefert  ist*^).     Denn 


42)  S.  die  Zusammenstellang  der  Testimonia  in  Scheers  Ausg.  I. 
S.  XVIII  ff. 

43)  Steph.  V.  Byz.  Atvsia.  Kvxivct  (Sioav  .  .  .  vnofivrificn^aiw  xov  Avno- 
cpQOva  und  iv  vno(i^(iaxi  AvyiotpQOvog)  b.  6,    Vgl.  C.  30.  A.  389. 

44)  S.  C.  6.  A.  75.  C.  10.  A.  126.  C.  13.  A.  98.  C.  14.  A.  72.  C.  30. 
A.  207  u.  bes.  C.  30.  A.  387  £F. 

45)  lieber  den  Gang  dieser  Ueberliefening  handelt  Scheer  Die  Ueber- 
lieferung  der  Alexandra  des  Lykophron,  Rhein.  Mus.  XXXIV.  1879.  S.  272— 
291.  442—473.  640  (vgl.  Ausg.  I.  S.  V  ff.),  indem  er  die  allmählich  immer 
mehr  fortschreitende  systematische  Interpolation  nnd  die  Mittel  zur  an- 
nähernden Herstellung  des  Archetypos  nachweist.  Diese  liegen  abgesehen 
von  den  trefflichen  Lesarten  bei  Steph.  y.  Byz.  und  in  den  Etymologica 
nicht  zum  Wenigsten  auch  in  zwei  alten,  zuerst  von  Bach  mann  (s.  A.  48) 
mitgetheilten  Paraphrasen.  Die  eine  von  ihnen,  welche  Scheer  bereits 
auf  Theon  zarückzof Öhren  geneigt  ist,  ist  in  den  beiden  besten  Hand- 
schriften A  (Marcian.  Ven.  476  aus  dem  11.  Jahrb.,  s.  C.  10.  A,  67)  imd  B 
(Paris.  Coisl.  345  aus  dem  10.  Jahrh.)  erhalten,  die  andere,  nach  ihr  um- 
geformte gleichfalls  in  A  und  dem  ans  A  geflossenen,  früher  für  viel  älter 
gehaltenen  V  (Vatic.  1307).  A  ist  die  flaupthandschrift  auch  fär  den  Text 
und  die  alten  Scholien  (s.  C.  10.  A.  67),  B  in  beiderlei  Einsicht  ergänzend. 
Für  die  Herstellung  des  Textes  kommen  aber  anch  noch  die  besten  Exem- 
plare einer  zweiten,  meist,  aber  nicht  immer  minder  guten  Familie  in  Be- 
tracht, C  (Paris.  2723,  geschrieben  1282)  nnd  D  (Paris.  2403,  anch  ans  dem 
13.  Jahrb.).  Zu  dieser  Classe  gehörte  anch  der  Ton  Isaak  Tzetzes  bei  der 
Abfassung  seines  Commentars  benutzte  Codex.  Dieser  Commentar  ist  aus 
einer  ähnlichen  Scholiensammlong  wie  der  in  A  enthaltenen  genommen  mit 
Zusätzen  ans  anderen  Quellen ,  so  jedoch ,  dass  die  Paraphrasen  dabei  nicht 
vorlagen.  Ans  diesem  Ursprung  erklärt  sich  die  grosse  Güte  dieses  Com- 
mentars nnd  das  viele  werthvolle  Material  in  demselben.  Isaak  Tzetzes 
war  der  eigentliche  Verfasser,  Johannes  der  Ueberarbeiter  und  Herausgeber. 
Von  den  alten  Scholien  ist  übrigens  neuerdings  zunächst  bisher  nur  eine 
Probe  ans  V  bekannt  gemacht:  Bachmann  Scholia  vetusta  in  Lycophronis 
Alexandram,  Best.  n.  Leipz.  1848.  4,  ausserdem  s.  A.  48.  Bei  Alledem  ist 
nun  aber  aus  Tzetzes  und  aus  ihnen  allein  nicht  zu  ersehen,  was  Theon 
geleistet  hat,  und  weitaus  nicht  Alles,  was  hier  steht,  ist  ihm  aufzubürden: 
es  sind  doch  nur  dürftige,  fort  und  fort  verdünnte  Auszüge  geblieben,  und 
daher  kommt  es  auch,  dass  kein  späterer  Commentator  genannt  wird;  der 
Name  von  einem  wenigstens  ist  in  der  älteren  üeberlieferung  des  Et.  M. 


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278  Neuntes  Capitel.    Die  Tragoedie. 

alle  anderen  angeblichen  Commentatoren  beruhen  auf  Irrthum 
oder  Schreibfehler.  Dass  das  Gedicht  wirklich  von  diesem  Lyko- 
phron  herrührt,  kann  jetzt  nicht  mehr  bezweifelt  werden*^)*,  aber 
der  Streit  darüber,  ob  die  Verse  1226—1280  und  1446-1450 
oder  wenigstens  die  ersteren  ursprünglich  zu  demselben  gehorten 
oder  erst  später  von  fremder  Hand  eingeschoben  sind,  ist,  wie 
es    scheint,   noch    immer   nicht   geschlichtet^').     Von    den  Aus- 

'Afiavtlg  aufbewahrt:  Zs^tioav  iv  vno^vrifiazi  AvuotpQavog.  Für  die  Her- 
stelluDg  des  'J'beoD  sind  ausser  den  Römern  noch  Steph.  t.  Byz.,  das  Et.  M. 
und  die  Schollen  zu  Dionys.  Perieg.  zu  benutzen.  S.  v.  Wilamowitz 
Eurip.  Herakles  I.  S.  191  f. 

46)  Dies  erhellt  schon  aus  der  Entstehung  vor  dem  Beil  des  Simias, 
der  Syrinx  deu  Theokritos  und  dem  Altar  des  Doöiadas  (s.  A.  39).  Ferner 
iöt  zwar  die  entgegengesetzte  Meinung  sehr  alt  (s.  SchoL  u.  Tzelz.  z.  1226. 
AvnotpQOvoe  trigov  x6  xoiTjpia)^  aber  doch  noch  beträchtlich  älter,  wie 
schon  E.  F.  Hermann  Lycophron,  Rhein.  Mus.  VI.  1848.  S.  610  (der  trei- 
lieh  mit  Unrecht  dem  Aristophanes  auch  einen  Commentar  su  diesem  Ge- 
dicht zuschrieb)  und  Wilamowitz  Ant  v.  E.  S.  138f.  A.  9  bemerkten, 
ist  das  Zeugniss  des  Aristophanes  von  Byzanz,  dass  der  Chalkideer  der 
Verfasser  war,  denn  wenn  jener  Philolog  „die  hellenistischen  Missbildungen 
in  den  zweiten  Aoristen  wie  iXdßoaav  chalkidisch  nannte  *S  so  geschah  es, 
„weil  sich  L.  (21)  eine  solche  erlaubt  hatte,  s.  Tzetzes  z.  d.  St.  Schol.  249. 
Bekk.  Anecd.  S.  91.  Fresenius  Aristoph.  Byz.  S.  115".  (Spiro  S.  196. 
A.  1  fügt  noch  hinzu  die  Glosse  afivocfioi:  Aristoph.  b.  Fres.  S.  123,  Lyk. 
144.  1338  und  in  dem  angefochtenen  Abschnitt  1227).  Freilich  wer  mit 
Niebuhr  (s.  A.  47)  annehmen  wollte,  dass  der  vermeintliche  jüngere  L., 
der  Verfasser  der  Alexandra,  auch  ein  Chalkideer  war,  brauchte  sich  ja 
hiedurch  noch  nicht  geschlagen  zu  fühlen. 

47)  An  die  erstere  Stelle  schloss  sich  schon  die  eben  (A.  46)  erwähnte 
Bemerkung  jenes  alten  Commentators  (Theon?),  auf  Grand  von  letzterer 
äusserte  dann  nächst  einem  Ungenannten  Fox  Zweifel,  s.  Döderlein  Fox 
und  Wakefield  über  Lycophron,  Rhein.  Mus.  1829.  S.  465—473.  Dann 
suchte  Niebuhr  Ueber  das  Zeitalter  Lykophrons  des  Dunkeln,  Rhein.  Mus. 
1827.  S.  108—117.  El.  Schrr.  I.  S.  488-460  zu  zeigen,  dass  das  Ganxe 
erst  im  Anfi&ng  dos  zweiten  Jahrhunderts  v.  Chr.  entstanden  sei  zur  Zeit 
der  Besiegung  von  Antiochos  lU  durch  die  Römer  als  Werk  eines  jüngeren 
L.  auch  aus  Chalkis.  Jener  Ungenannte  und  Fox  hatten  indessen  zunächst 
nur  an  Interpolation  der  betreffenden  Verse  gedacht,  und  so  begnügte  sich 
denn  Welcker  a.  a.  0.  S.  1269  ff.  damit,  vielmehr  nur  diese  als  ein  aus 
jenen  Zeiten  stammendes  Einschiebsel  von  fremder  Hand  zu  bezeichnen. 
Diese  Ansicht,  der  auch  Scheer  folgt,  fand  grossen  Beifall,  zumal  nach- 
dem Leop.  Schmidt  Ueber  Lycophron,  Rhein.  Mus.  VI.  1848.  S.  136  f. 
zu  zeigen  gesucht  hatte,  dass  dieselben  wirklich  eine  Störung  des  Zu- 
sammenhanges hervorbrächten.  Dies  ist  nun  freilich,  wenn  auch  die  Zu- 
sammenreihung  nicht  gerade  geschickt  ist,  keineswegs  der  Fall,  wie  Wil  a- 
mowitzL.  A.  S.  6  mit  Erfolg  darthut,  denn  die  Verse  1214—1226  stehen, 


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PhiliskoB  oder  Philikos.  279 

gaben ^^)  bietet  erst  die  neueste  von  ö che  er  die  wirkliche  Text- 
recension. 

Philiskos  oder  Philikos,  Sohn  des  Philotas,  von  Kerkyra, 
Dionysospriester  in  Alexandreia  unter  Ptolemaeos  Philadelphos*^), 


wie  Scheer  erkannte,  nicht  am  richtigen  Platz,  und  Wilamowitz  hat 
sie  mit  Recht  vor  1123  hinaufgerückt;  den  eigentlichen  Anstoas  aber,  von 
dem  alle  jene  Annahmen  ausgingen  (vgl.  auch  Ir misch  Leipz.  Stud. 
VIU.  1885.  S.  281),  dass  1226  ff.  die  Macht  der  Römer  in  einem  Masse  ge- 
schildert werde ,  in  welchem  es  zur  Zeit  des  L. ,  wenigstens  für  einen  chal- 
kidischen  Dichter,  noch  unmöglich  war,  hat  er  durch  eine  andere  Deutung 
zu  beseitigen  und  dadurch  sogar  die  ünentbehrlichkeit  dieser  Verse  zu  er- 
härten gesucht.  Allein  ob  diese  Deutung  und  der  ganze  von  Wilamowitz 
eingenommene  Standpunkt  gegenüber  den  (ungeachtet  der  entgegengesetzten 
Versicherung  von  Spiro  S.  195)  durchaus  nicht  unberechtigten  Einwendungen 
von  F.  Cauer  Zu  Lycophro,  Rhein.  Mus.  XLI.  1886.  S.  387—397  haltbar 
ist,  erscheint  immerhin  zweifelhaft.  Dagegen  ist  es  (trotz  der  zum  Theil 
auf  Mommsen  zurückgehenden  Gegenbemerkungen  von  Cauer  8.  391  f. 
396 f.)  denn  doch  wohl  ein  sehr  glücklicher  Qedanke  von  Wilamowitz* 
a.a.O.  S.  6 ff.,  dass  die  Verse  1446—1450  mit  den  Römern  Nichts  zu 
thun  haben  und  für  den  Abschluss  des  Ganzen  wirklich  nicht  zu  entbehren 
sind.  Er  deutet  diese  Prophezeiung  so,  dass  ein  mit  der  Alexandra  bluts- 
verwandter ehemaliger  Gegner  des  grossen  Alexandres  sich  mit  diesem  ver- 
söhnen, von  ihm  als  Freund  an  erster  Stelle  hochgehalten  werden  und 
einen  grossen  Theil  der  Beute  erhalten  werde,  und  bezieht  dies  auf  Arta- 
bazos ,  mit  dessen  Tochter  Barsine  Alexandros,  ohne  sie  freilich  zu  heirathen, 
den  A.  34  erwähnten  Herakles  zeugte  (vgl.  auch  C.  22.  A.  16.  18),  in  dessen 
kurzer  Erhebung  auf  den  Thron  also  L.  einen  Anfang  der  Aussöhnung 
zwischen  Orient  und  Occident  erblickte,  der  aber  durch  die  Ermordung 
dieses  jungen  Prinzen  inzwischen  wieder  vereitelt  war.  S.  jetzt  auch 
Spiro  S.  196.   A.  1. 

48)  Ed.  princ.  Aldina,  Ven.  1613.  8.  (mit  Pindar.  u.  Kallim.).  Paul  Le- 
cisiuB,  Basel  1548  f.  (mit  Tzetzes).  Paris  1547.  4.  (mit  krit.  Versuchen 
von  Auratus).  Canter,  Basel  1566  (die  beste  der  älteren  Ausgaben). 
Meursius,  Leiden  1597.  1699.  8.  Potter,  Oxf.  1697.  1702.  foL  mit  krit. 
u.  exeget.  Anmerkungen.  H.  G.  Reich ard,  Leipz.  1788.  IL  8.  mit  Com- 
mentar.  Ch.  G.  Müller,  Leipz.  1811.  HI.  8.  mit  Tzetzet  (für  welchen 
diese  Ausg.  bisher  die  beste  ist).  Sebasiiani,  Rom  1880.  4.  mit  krit. 
Noten  (schlecht).  Bachmann,  Leipz.  1880.  8.  (kritische  Ausg.,  aber  mit 
ausserordentlich  mangelhafter  Ausbeutung  des  Materials;  vgl.  die  Rec.  von 
G.  Hermann  Opusc.  V.  S.  230—253).  Deh^gue,  Par.  1853.  (kümmerlich). 
G.  Kinkel,  Leipz.  1880.  8.  mit  den  Schol.  Marc,  (schlecht,  s.  d.  Rec.  v. 
Scheer  Deutsche  L.  Z.  1881.  Sp.  79—81).  Scheer,  1.  Band,  BerL  1881.  8. 
(Text  mit  kritischem  Apparat  und  den  beiden  Paraphrasen).  —  Beiträge 
zur  Krit.  u.  ErkL  von  Scheer  Nonnulli  Lycophronis  loci,  Plön  1876.  4. 

49)  Suid.  ^ausxog  KsQ%vQau)g.  Kallix,  Fr.  2  (bei  Müller  F.  H.  G.  IIL 
9.  60»)  b.  Ath.  V.  198  c. 


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280  Neontea  CapiteL    Die  Tragoedie. 

bezeichnet  sich  selbst  in  einem  noch  erhaltenen  Bruchstück  als 
Erfinder  des  nach  ihm  so  genannten  philikischen  Verses^).  Dies 
ist  nun  freilich  nicht  ganz  richtige  denn  schon  vor  ihm  hatte 
Simias  im  Beil  und  in  den  Fittichen  vereinzelt  denselben  an- 
gewandt^ aber  freilich  war  er  der  Erste,  welcher  ganze  Gedichte 
in  diesem  Versmasse  schrieb*^).  Er  war  also  nicht  bloss  dra- 
matischer, sondern  auch  lyrischer  Dichter.  Die  Zahl  seiner 
Tragoedien  wird  auf  42  angegeben^*);  wie  es  scheint,  war  eine 
derselben  Palamedes,  eine  andere  Themistokles  betitelt^). 
Protogenes  malte  ihn  als  einen  Meditirenden^). 

Dionysiades  oder  Dionysides,  Sohn  des  Phylarchides, 
aus  Mallos  oder  Tarsos  ^),  jedenfalls  also  ein  Kilikier,  verfasste 
ausser  seinen  Dramen  unter  Anderem  auch  ein  Buch  über  den 
verschiedenen  Stil  der  komischen  Dichter ^^). 

Aeantiades  oder  Aeantides^')  wurde  von  gewissen  Seiten 
statt  des  Euphrönios  wie  Dionysiades  statt  des  Sosiphaues  zur 
Pleias  gezählt^). 


.  \J  \J  —      ZV-»U-.v-'_ 


60)  Hephaest.  p.  68:    j.  \j  yj  -   ^  kj  kj  ^   j.  \j  kj  ^ 
Vgl.  C.  36.  A.  26. 

61)  Hepbaest.  a.  a.  0.  u.  Schol.  A  z.  d.  St.  a.  a.  O. 

62)  Süid.  a.  a.  0. 

63)  Entere  in  der  UeberlieferuDg  bei  Stob.  Flor.  IX,  21  dem  Philemon 
beigelegt,  zuerst  y.od  Grotins  dem  Philiskos,  jedoch  nach  Suid.  ^tkitmog 
xamiHog  dem  gleichnamigen  Komiker,  von  Meineke  F.  C.  6.  I.  S.  424 
dem  Tragiker.  Vgl.  Nanck*  S.  637.  *S.  819.  Auf  ein  höchst  lascives 
Satyrdrama  von  ihm  führt  Robert  Erat.  Catast.  S.  32.  Fr.  8  b.  Schol. 
German.  p.  70,  16  ff.  (vgl.  p.  129,  6ö.)  zurflck. 

64)  Plin.  N.  H.  XXXV.  §.  106. 

66)  Ersteres  giebt  Said.,  Letzteres  Strab.  a.  a.  0.  an:  noirin^s  &l  t^ayto- 
diag  aqictog  tmv  xrjs  IRsiadog  xad'aQi&fiovfkivaiv  Jiovvüidrjgy  was  schwerlich 
heissen  soll  „der  beste  anter  den  Dichtern  der  Pleias *\  sondern  nur  „ein 
vorzüglicher,  zur  Pleias  gezählter  Tragiker *S  daher  mit  Recht  Bernhardy 
a.  a.  0.  S.  73  na&eiffid'fiovftsvog  vermuthet 

66)  Said,  dtovvc.  xcrl  yiyqafctai,  uvxm  fisxa^v  aHoav  nal  XaQaxtrjgsg  rj 
^Uoxofio^off,  iv  m  tovg  xuQaxtfJQCcg  inayyiXXn  tmw  notrjtav.  Worauf  die 
Vermuthung  von  Usener  Dionysii  Halic.  librorum  de  imitatione  reliquiae 
(Bonn  1889).  S.  134:  „quod  haud  scio  an  OMinen  fuerit  quo  %U  sülis  Timon 
philosaphos,  sie  üle  poetas  perstrinxiV  beruht,  vermag  ich  nicht  abzusehen. 

67)  Ausser  bei  Choerobosk.  Exeg.  Heph.  (s.  A.  6.  68)  nur  noch  V.  Ly- 
coph.  p.  143,  6  erwähnt. 

68)  Choerob.  a.  a.  0.  p.  74,  Uff.  Hörschelm,  (p.  182,  13  ff.  Westph.) 
nach  den  A  6  angef.  Worten:  t(i/^$  dvtl  tov  Alavtiudov  %al  2m6i(pavovg 
^lovvauxdriv  xal  Evq>(f6viov  r§  Illetddi,  avpxuttovaiv*   Vgl.  Schol.  A  Heph. 


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Dionysiadee.   Aeantiades.   Euphronios.  281 

Euphronios  der  Cherronesit  lebte  in  Alexandreia,  war 
Lehrer  des  Aristophanes  yod  Byzantion^  yerfasste  auch  priapeische 
Gedichte  und  war  der  Erste,  welcher  sich  nach  Lykophron  von 
Neuem  mit  der  Erklärung  der  Komiker  beschäftigte,  sei  es  in 
Commentaren^^),  sei  es  in  einer  eignen  Schrift^, 


p.  181,  26  ff.  Westph.  enta  yag  iXiyovto  slvcti  tgayatdoC*  dio  %al  flXstag 
dvoiidßd'ricccv'  iv  dg  iativ  ovtog  6  ^iXtHog.  inl  IJtoXsuaütv  (näml.  tov 
^tXa9il(pov,  8.  Choerob.  Z.  10,  vgl.  A.  6)  dl  yeyowctaiv  ovtoi  &ifiatoi  tQayixoL 
slal  Sl  ovTOi'  "OfiriQog  6  wscatsgog,  2^a><r^eo$,  Av%6(pQaiv,  '/Hi^avägog^  ^CXt- 
xof ,  diovvoittdrfiy  ^Evtp^ioviogy  nach  der  richtigen  Ergänsung  Ton  Bergk, 
p.  A.  60. 

59)  Dafür  scheint  das  Citat  Schol.  Aristoph.  Ay.  1403.  'AvtCnatqog  9s 
xal  Evfpgoviog  iv  totg  vnofivrifiaai^  zu  sprechen,  doch  kann  der  Ausdruck 
ungenau  sein.  ^ 

60)  Die  Fragmente  hat  Strecker  a.  a.  0.  gesammelt,  welcher  S.  7  ff. 
in  lichtroller  Uebersicht  darlegt,  wie  man  allmählich  in  Bezug  ani  diesen 
Maün  zar  richtigen  Anschauung  gelangt  ist.  Bei  8trab.  VIII.  382  erscheint 
6  xä  Tlq^anBut  noiijcag  Evifgöviog,  was  man  yerkehrterweise  in  Bv(pOQÜov 
geändeithat,  statt  umgekehrt  bei  Hephaest.  p.  108,  wo  der  Priapeiendichter 
nach  dem  jetzigen  Text  Euphorien  der  Cherronesit  genannt  wird,  Euphro- 
nios herzustellen.  Denn  in  der  Erklärung  dieser  Stelle  sagt  Choeroboskos 
Ezeg.  Heph.  p.  78,  5  ff.  Hörsch.  (in  Folge  der  ungenauen  Angaben  Gais- 
fords  fälschlich  als  Schol.  A  Heph.  und  mit  dem  falschen  Text  EvfpoqConv 
und  Evyo^Äü^'Off  bezeichnet  bei  Westphal  Script,  metr.  Gr.  S.  188,  17—26) 
ausdrücklich,  dass  eben  dieser  Euphronios  (denn  so  ist  hier  die  wirkliche 
Ueberlieferung)  ein  Grammatiker  in  Alexandreia  unter  den  Ptolemaeern 
{Evif^oviog  o  ygafiiiatiTiog  inl  tmv  TJtoXsfiaimv  iv  'AXs^tevdQs/ci  iyga^ev  slg 
n^üxnov  tovtat  xm  fi^ixQcai)  war,  und  zwar:  iatiov  dh  oxi  xovtov  xov  EvqtQO- 
viov  yiyovsv  dnQoaxrjg  'AqCcxaqxog  o  ygafifiaxinog,  ov  (lovov  'AQiaxoqxtvr^g 
xov  xov  Bviavxiov.  In  diesen  Worten  steckt  freilich  ein  Irrthum,  gleich 
viel  ob  man  mit  Bergk  Anthol.  lyr.'  S.  XCII  'AQiaxotpdvrjg  6  Bvidvxiog 
oder  vielmehr  wohl  richtiger  (s.  Snsemihl  Anal.  AI.  I.  S.  XV)  und  jeden- 
falls in  grösserer  Annäherung  an  das  Ueberlieferte  mit  Westphal  'Agiaxo- 
ipdvovg  xov  Bv^avx^ov  herzustellen  hat.  Denn  es  ist  chronologisch  unmög- 
lich (s.  C.  16.  A.  85),  dass  Aristophanes  von  Byzanz  und  Aristarchos  noch 
denselben  Lehrer  gehabt  haben  könnten,  und  Euphronios  war  vielmehr 
Lehrer  des  Ersteren.  Dies  erhellt  aus  Suid.  'AQKSxotpdvrjg  Bvtdvxiog^  wo 
statt  EwpQov^ov  allerdings  fälschlich  EvtpQovCda  steht  und  möglicherweise 
auch  schon  in  der  Vorlage  des  Suidas  oder  selbst  des  Hesych.  y.  Mil.  ge- 
standen haben  mag.  Schon  R.  Schmidt  De  Callistrato  Aristophaneo 
S.  21  (327)  vermuthete  nun  richtige  dass  dieser  Lehrer  des  Aristophanes 
von  Byzanz  der  häufig  erwähnte  Ausleger  des  Aristophanes  und  anderer 
Komiker  Euphronios  sei,  und  M.  Schmidt  Didymi  fragmenta  S.  294 f.  hat 
dies  eingehend  erhärtet.  Dazu  stimmt  aufs  Beste  die  Beschaffenheit  von 
dessen  Bemerkungen,  die  einerseits  zwar  entschiedenen  Fortschritt  gegen 


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282  Neuntes  Capitel.     Die  Tragoedie. 

Sophokles  der  Dritte  aus  Athen,  ein  Abkömmling  des 
gleichnamigen  grossen  Dichters  und  gleichfalls  Tragiker  und 
Lyriker,  lebte  nach  der  Pleias,  wie  er  denn  als  Sieger  bei  den 


Lykophron,  aber  andrerseits,  wie  aach  Blau  De  Aristarchi  diecipulis, 
Jena  1883.  S.  67 — 77,  der  denselben  vielmehr  erst  für  einen  Schüler  des 
Aristarchos  hält,  zugeben  mnss,  doch  noch  erhebliche  Mängel  an  den  Tag 
legen,  s.  Strecker  S.  9  ff.  Dass  die  Berufung  des  Euphronios  auf  Kalli- 
niachoB  (Schol.  Aristoph.  Av.  873)  keine  entscheidende  Instanz  ist,  sieht 
wiederum  Blau  selber  ein,  und  so  steht  nur  ein,  wie  es  auf  den  ersten 
Anblick  aussieht,  erhebliches  Bedenken  im  Wege:  Schol.  Aristoph.  Vesp. 
696.  Ev(pQ6viog  dh  xal  aBarjusiöiod'ai  (prjciv,  ^ri  tov  ^iva  aQitBvixmg  d>g  Tttcl 
"OfiriQog  eiQTi'Ksv.  Denn  das  kritische  Zeichen,  von  dem  hier  Euphronios 
spricht,  scheint,  wie  Blau  S.  70  richtig  bemerkt,  ganz  der  aristarchischen 
Diple  zu  entsprechen.  Allein  wir  kennen  die  Geschichte  dieser  Zeichen 
vor  AristarchoB  zu  wenig,  um  hierauf  allein  einen  solchen  Sohluss,  wie 
Blau  ihn  macht,  bauen  zu  dürfen.  Vielmehr  muss  man  gerade  umgekehrt 
schliessen.  Zweierlei  ist  hier  überhaupt  nur  denkbar:  das  hier  gemeinte 
Zeichen  war  entweder  die  Diple  oder  (s.  C.  16.  A.  27*>)  das  %-  War  es  die 
erstere,  so  ist  nach  eben  dieser  Stelle  die  Art,  wie  Aristarchos  sie  anwandte, 
viel  älter  als  dieser,  denn  bereits  E.  bezieht  sich  auf  eine  Ausgabe,  in 
welcher  sie  so  angewandt  war,  sei  es  nun  seine  eigne  (s.  Strecker  S.  7. 
A.  4) ,  sei  es  eine  seines  Schülers  Aristophanes  (die  ja  immer  noch  älter 
sein  konnte  als  das  Werk  des  Eratosthenes  über  die  alte  Komoedie).  Oben- 
drein sprechen  andere  Umstände  dafür,  dass  wenigstens  Aristophanes  in 
seiner  Homerausgabe  dem  Aristarchos  in  dieser  Anwendung  bereits  voran- 
ging, s.  C.  16.  A.  17.  Yermuthlich  (s.  C.  16.  A.  27^)  ist  aber  vielmehr  das 
X  gemeint,  s.  H.  Sehr  ad  er  De  notatione  critica  a  veteribus  grammaticis 
in  poetis  scaenicis  adhibita  (Bonn  1863).  S.  45,  welches  bei  den  Sanglyri- 
kern und  Dramatikern  ähnlich  verwandt  wurde  wie  die  Diple  bei  Homeros, 
8.  Sehr  ad  er  S.  14  ff.,  nnd  dann  erhellt  aus  diesem  Scholion,  dass  dies 
schon  bei  E.  oder  doch  schon  bei  Aristophanes  geschah,  s.  C.  16  a.  a.  0. 
Nun  lesen  wir  freilich  bei  Suid.  a.  a.  0.  EvtpgoviÖa  tov  KoqivQ'Cov  ^  Si- 
%v<xiv£ov^  aber  Nauck  Aristoph.  Byz.  S.  2f.  hob  mit  Recht  hervor,  dass 
aus  Korinth  oder  Sikyon  vielmehr  ein  anderer  Lehrer  des  Aristophanes, 
der  Komiker  Machon,  war  (s.  C.  8.  A.  117),  so  dass  also  vielmehr  dessen 
Name  vor  xov  und  vor  diesem  Namen  die  Heimatsbezeichnnng  des  Euphro- 
nios ausgefallen  sei,  also:  Evfpgov^dct  oder  E^q>Qov£ov  (^xov  XbqqovticCxov 
xal  Ma%mvo£y  xov  K,  x.  x.  l.  Vermnthlich  war  seine  Heimat  Ohorronesos 
in  Aegypten,  wie  Meineke  An.  AI.  S.  341  ff.  annimmt,  jedenfalls  nicht, 
wie  Bergk,  der  die  Stelle  bei  Suid.  fär  heil  hält,  glaubt,  ein  Vorgebirge 
im  korinthischen  Lande.  Vorausgesetzt  endlich,  dass  auch  der  Tragiker 
dieselbe  Person  war,  so  erhellt,  wesshalb  er  gleich  dem  Sosiphanes  Manchen 
nicht  in  die  Pleias  zu  passen  schien:  war  letzterer  för  dieselbe  eigentlich 
noch  zu  alt,  so  er  umgekehrt  schon  zu  jung.  Dass  der  in  dem  bei  Hephaest. 
aufbewahrten  Prii^eienfragment  genannte  „neue  Dionysos*'  Ptolcmaeos  IV. 
Philopator  ist,  zeigt  Meineke  a.  a.  0. 


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Sophokles.  AfescbyloB.   Ptolemaooa  IV  u.  A.  283 

Charitesien  in  ürchomenoa  um  Ol.  145  (etwa  195  v.  Chr.)  auf 
einer  Inschrift ^^)  erscheint,  und  man  hatte  von  ihm  15  Dramen^*). 

Aeschylos  von  Alexandreia  aus  ganz  ungewisser  Zeit  dichtete 
einen  Amphitryon  und  ein  Epos  MsöerivLaxa^^). 

Ptolemaeos  IV  Philopator  verfasste,  wie  schon  bemerkt 
wurde,  eine  Tragoedie,  deren  Titel  Adonis  war,  und  zu  welcher 
sein  Minister  und  Geliebter  Agathokles  einen  Comraentar 
schrieb^). 

Ueber  die  Tragoedien  des  Timon  war  schon  die  Rede,  von 
denen  des  Eallimachos,  Euphantos,  Ezechiel  ist  später  zu 
handeln,  von  einer  Reihe  anderer  Tragiker  aus  ganz  ungewisser 
Zeit,  von  denen  wir  noch  Bruchstücke  besitzen^),  mögen  hier 
wenigstens  die  Namen  genannt  werden:  Apollonides,  Biotos*'**'), 
Chares,  Demonax,  Hippothoon  (?),  Isidoros,  Mimner- 
mos^'),  Pompeius  Macer,  vielleicht  8ohn  oder  Enkel  des 
Theophanes  von  Mytilene*^^),  Serapion,  Zenodotos. 

Dorotheos  von  Taras  und  als  Dichter  von  Satyrdramen 
Amcinias  sind  in  derselben  orchomenischen  Festinschrift  wie 
Sophokles  erwähnt,  Kleisthenes  in  einer  teischen  Inschrift^^). 

61)  C.  I.  G.  1584,  29. 

62)  Suid.  2ofpo%Xri£  'A&qvaios* 

63)  Ath.  Xm.  599  e. 

64)  Schol.  Aristoph.  Thesm.  1059.  k^i^Xtaat  dl  avtov  (näml.  EvQiniÖriv) 
UtoXfiiaCos  o  ^iXonocKOQ  iv  y  ntnoCrins  tgaymÖicc  Udiovidi^  mgl  ^g  6  igoi- 
lisvog  avrw  Uya^o^Xrig  yeyqatpBV^  6  «dtX(p6g  xfjg  igaiJLivrig  avtov  xdXtv 
Uya^OTiXsiag.  Vgl.  v.  Wilamowitz  Eurip.  Ilerakl.  I.  S.  188.  A.  120:  „Das 
kann  nur  ein  zeitlich  ganz  Nahestehender  berichtet  haben,  also  wohl 
Eratosthenes  oder  Aristophanes*^ 

65)  Das  Nähere  s.  bei  Nauck  F.  T.  G.«  S.  825—831.  Bei  Weitem  die 
meisten  diei^er  Stücke  stehen  im  Flonlegium  des  Stobaeod. 

66)  Dichter  einer  Medeia. 

67)  Dichter  eines  Neoptolemos. 

68)  Wie  Meineke  Vind.  Strab.  S.  213  f.  vermuthet.     S.  C.  33.  A.  148. 

69)  C.  1.  G.  3105.  S.  auch  die  delphischen  Inschriften  über  die  drama- 
tischen Agone  an  den  Soterien  bei  Wescher  und  Foucart  Inscriptions  de 
Delphes  No.  6.  6.  —  Von  dem  Automatentheater  in  Alexandreia  und  genauer 
einem  von  demselben  dargestellten  Drama  (Nauplios)  giebt  uns  Heron  in 
seinen  Avtcpiatonound  p.  264,  39  if.  Tfadveuot  (s.  C.  23.  A.  184)  eine  Be- 
schreibung. S.  über  dieselbe  B.  Schöne  Zu  Hyginus  und  Hero,  Jahrb. 
des  archäol.  Inst  V.  1890.  S.  73—77,  welcher  dahingestellt  lässt,  ob  diese 
Tragoedie  der  NavnXiog  nvQ%a6vg  des  Sophokles  war. 


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284  Zehntes  CapiteL    Das  Lehrgedicht. 

Zehntes  CapiteL 

Das  Lehrgedicht. 

Menekrates  von  Ephesos,  ein  Grammatiker  und  Lehrer  des 
Aratos^);  verfasste  ein  Landbaugedicht*)  in  mindestens  2  Büchern, 
"Äpya  betitelt»). 

A  rat  OS  aus  Soli*),  Sohn  des  Athenodoros,  eines  dort  höchst 


1)  Said.  'jiQcctog.  a%ovatrfs  9*  iyiveto  yQUftfiatixov  (ilv  xov  'E(pf<siov 
MsvB^ffdtovg, 

2)  Varr.  ß.  R.  I,  1,  9.  III,  16,  18.  Plin.  N.  H.  Ind.  1.  VIÜ.  XI  und  XI. 
§.  17.  Menecraiea  florem  esse  dicit  (nämL  erühacam  =  Bienenbrod),  sed 
nemo  praeter  cum.  „Hieraus  erhellt,  dass  M.  gerade  in  der  Bienenzucht, 
deren  Behandlung  Manche  von  der  Theorie  der  Landwirthschaft  ausschlössen, 
als  Auctorität  galt,  zumal  da  auch  Yarro,  der  mit  Citaten  äusserst  sparsam 
ist,  gerade  ihn  für  dies  Gebiet  (an  der  letztem  Stelle)  citirt.  Wohl  ohne 
Zweifel  derselbe  M.  ist  auch  Schol.  Nie.  Alex.  172  gemeint.  Aus  dieser 
Anführung  ergiebt  sich,  dass  er  den  Herakleitos  benutzte:  tovzo  dl  xal 
'HqccxXsitos  (fehlt  bei  Bywater)  xal  MsvsytQccTTig  sPqtjtisv^  und  da  nun 
Nikandros  selbst  auch  noch  in  den  nächsten  Versen  (ygl.  Schol.  174)  den 
Herakleitos  (Fr.  XX  Byw.)  wiedergiebt,  so  ist  es  sehr  möglich,  dass  dies 
auch  M.  schon  gethan  hatte  und  Nikandros  (wie  er  ja  ähnlich  überall  in 
derartigen  FäUen  verfahrt)  ihn  ausgeschrieben,  beziehungsweise  nach- 
geahmt hat.  Jedenfalls  genügt  schon  das  Schol.  z.  172,  um  den  M.  mit 
Wahrscheinlichkeit  in  eine  stoische  Sphäre  zu  setzen".  (Oder).  Es  fragt 
sich  indessen,  ob  dies  chronologisch  möglich  ist;  dann  wäre  es  bezeichnend 
für  die  Richtung,  welche  hernach  sein  Schüler  Aratos  einschlug. 

8)  Et.  M.  ^»fiog  (p.  422,  84),  wo  Etwas  über  einen  Vers  aus  demselben 
mitgetheilt  wird.    Vgl.  0.  Jahn  Philologus  I.  1846.  S.  649. 

4)  Wir  haben  ausser  dem  Artikel  bei  Suid.  noch  vier  Biographien, 
selbstverständlich  sämmtlich  Einleitungen  alter  Ausgaben  oder  Gommen- 
tare,  p.  62  S.  West.  Die  beste  ist  die  dritte.  Sie  wird,  wie  Maass 
Analecta  Eratosthenica,  Berl.  1883.  8.  (Kiessling  u.  v.  Wilamowitz  Philol. 
Unters.  VI).  S.  34  ff.  entdeckt  hat,  in  einem  Mailänder  Codex  griechischer 
Astronomen  (C  263)  dem  Theon  (s.  A.  57  ff.)  beigelegt  {Gioavog  UXe^avdQitog 
ysvog  Uqdtov),  und  zwar,  wie  Maass  nachweist,  mit  Recht.  Von  ihr  giebt 
es  aber  auch  noch  eine  barbarische  lateinische  üebersetzung ,  Ärati  gentAS^ 
welche  zuletzt  von  Breysig,  Erfurt  1870.  4.  kritisch  herausgegeben  ist 
und  hie  und  da  (s.  A.  10.  26)  Lücken  des  griechischen  Textes  aufdeckt 
imd  ausfüllt.  Die  zweite  ist  nach  einer  mir  mitgetheilten  Vermuthung 
von  Maass  (s.  C.  15.  A.  65)  das  Werk  eines  anderen  Commentators ,  des 
Sporos  (s.  A.  54 ff.).  Bei  Susemihl  Anal.  AI.  I.  S.  XI.  A.  45  ist  Theonis 
tnathematici  für  Sport  grammatici  zu  lesen.  Die  schlechteste,  fehlerreichste 
und  unzuverlässigste  Biographie  ist  die  vierte,  wie  Busch  De  biblio- 
thecariis  Alexandiinis,  Schwerin  1884.  S.  llf.  A.  3  sehr  richtig  ausgeführt 


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Menekrates.    Aratos.  285 

angesehenen  Mannes  und  siegreichen  Feldherrn  ^);  und  der  Leto- 
phila,  ward  wahrscheinlich  etwa  um  315  geboren*).    Jedenfalls 

hat  (vgl.  Suse  mihi  a.  a.  0.  S.  Xlf.  A.  46.  69).  Alle  diese  Arbeiten  haben 
.  so  viel  Gemeinsames ,  dass  sie  wohl  ohne  Zweifel  in  letzter  Instanz  anf  das 
nämliche  ältere  Original  zurückzufahren  sind,  wahrscheinlich,  wie  Breysig 
S.  28  f.  vermuthet,  die  Schrift  des  Stoikers  Boethos  (s.  A.  48.  C.  28.  A.  10) 
negl  'jiQcitov  in  mindestens  2  Büchern  (V.  IL  p.  67,  26  £f.)  oder  'E^riyriaig 
Uqixtov  (Gemin.  Isag.  14).  Nachträge  aus  späteren  Schriftstellern  (z.  B. 
aus  Asklepiades  von  Myrleia  V.  I.  p.  62,  6,  vgl.  C.  26.  A.  96,  und  dem 
jedenfalls  jüngsten  der  überhaupt  genannten  Apoll onides  mit  dem  Beinamen 
6  ^yivg  V.  I.  p.  66,  1  (vgL  A.  11),  was  wohl  gar  nicht,  jedenfols  aber 
nicht  mit  Bentley  in  o  Ni%asvg  zu  ändern,  zumal  da  ein  weit  Späterer 
als  der  Nikäer  gemeint  ist,  s.  v.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  191. 
A.  143^  dazu  die  in  der  dritten  Biographie  fehlenden  Fabeleien  über  Aratos 
und  Nikandros,  vgl.  C.  16.  A.  66,  ausserdem  s.  A.  7.  12.  88.  60)  sprechen 
nicht  hiergegen;  wenigstens  für  eine  recht  alte  Urquelle  zeugt  die  ausser- 
ordentliche Güte  (s.  A.  48)  des  Materials;  um  so  auffälliger  ist  die  Nicht- 
benutzung des  Theokritos,  dessen  Leetüre  also  den  Kreisen,  aus  welchen 
der  Urbiograph  stammt,  fremd  war,  s.  C.  4.  A.  66.  Zuweilen  ist  der  richtige 
Sachverhalt,  wie  ihn  die  eine  Biographie  giebt,  in  der  anderen  verwechselt, 
s.  C.  2.  A.  286,  VgL  ebend.  A.  267.  So  wird  offenbar  V.  IV.  p.  60,  26  f. 
yriqai^  9\  rm  Kv^vaCm  iTCsßdXsTO,  tcuq'  ov  xal  Iniyqu^yMxog  ^fiflo^  kürzer 
und  mit  Umkehrung  des  wahren  Verhältnisses  dieselbe  Nachricht  wieder- 
gegeben, welche  wir  ausführlicher  und  richtig  V.  L  p.  64,74£E^  lesen: 
(kifivriTai  yovv  avtov  xal  KaXUfiaxog  mg  TtQsaßvtiQOV  ov  ftovov  iv  totg 
iTuyffafitiMaiv  y  dlXa  xal  iv  toig  itQog  ü^a^icpocvriv  ^  ndw  inaiv&v  avtov  mg 
xoXvfia^  xal  aqiaxov  noiritiqv,  yiyovs  d'  6  "A^utog  tnXüixrig  ^Haiodov,  mg 
xal  KaXXifiaxog  nccQsarifiiqvato  xovto  9tä  xov  sig  avxov  iniyqdfikfiaxog  ovro;* 
^Hötodov  X.  T.  X.  (Kallim.  Ep.  XXVII),  und  folglich  ist  nicht,  wie  Leo  bei 
Busch  S.  12.  A.  2  meint,  das  mg  nQsaßvxiQov  hier  erst  Zusatz  des  Urhebers 
dieser  ersten  Biographie,  vgl.  Suse  mihi  An.  AL  IL  S.  VIII  ff.  Als  Solier 
bezeichnet  den  A.  nun  übrigens  schon  Kallimachos  in  dem  hier  angezogenen 
Epigramm,  während  Asklepiades  von  Myrleia  (Vit.  L  p.  62,  6  ff.)  Tarsos  für 
seine  Vaterstadt  erklärte.  Die  Ergebnisse  der  sorgfältigen  Untersuchung 
von  Reinh.  Eöpke  De  Arati  Solensis  aetate,  Guben  1867.  4.  sind  nur 
theilweise  richtig.     Vgl.  auch  Couat  S.  46-48.  446—466.  469—489. 

6)  V.  IL  p.  66,  2  ff. 

6)  Jedenfalls  nicht  erst  um  301,  wie  Eöpke  S.  19  glaubte  und  man 
demselben  vielfach  geglaubt  hat.  Dies  ist  einfach  desshalb  unmöglich,  weil 
Kallimachos,  der  nach  seiner  eignen  Aussage  (s.  A.  4)  jünger  als  A.  war, 
nicht  wohl  später  als  310  geboren  sein  kann,  ja  man  vielleicht  eher  ver- 
sucht sein  möchte  anzunehmen,  dass  er  schon  früher  zur  Welt  gekommen 
sei  (s.  C.  13.  A.  4).  Allein  wenigstens  erheblich  früher  ist  es  nicht  gut 
möglich.  Denn  einerseits  muss  doch  A.  so  viel  älter  als  Kallimachos  ge- 
wesen sein,  dass  für  letzteren  dieser  Altersunterschied  überhanpt  der  Er- 
wähnung werth  erscheinen  konnte,  andrerseits  aber  doch  auch  nicht  sonder- 
lich viel,   wenn   anders  er  mit  Kallinukchos  in  Athen  zusammen  studirte 


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286  Zehntes  Capitel.     Das  Lehrgedicht. 

erhielt  er  früh  eine  gewisse  mathematische  und  astronomische 
Bildung').  Wann  und  wo  er  den  Unterricht  des  Menekrates 
empfing,  erfahren  wir  nicht;  wenn  aber  die  Nachricht,  dass  dieser 
sein  Lehrer  gewesen  sei,  überhaupt  richtig  ist,  so  begann  er 
wahrscheinlich  bei  diesem  in  Ephesos  seine  philologischen  Studien, 
um  sie  dann  in  Kos  bei  Philetas,  wie  wir  aus  dem  siebenten 
Idyll  des  Theokritos  entnehmen  müssen,  etwa  von  292  bis  290 
fortzusetzen^).     Ohne   Zweifel   von   Kos   aus^)   ging   er   hierauf 

(8.  A.  10):  man  wird  also  etwa  6  (mindestens  3)  Jahre  annehmen  dürfen. 
Nun  passt  aber  die  SchilderuDg,  welche  Theokritos  in  den  Thalysien  von 
sich  und  A.  bei  ihrem  gemeinsamen  Aufenthalt  in  Eos  entwirft,  schwerlich 
auf  junge  Männer  über,  aber  freilich  auch  wohl  nicht  viel  unter  25  Jahren. 
Folglich  würden  wir,  wenn  wir  die  Geburt  des  A.  auch  nur  bis  zwischen 
320  und  317  zurückdatiren  wollten,  damit  ftir  diesen  Aufenthalt  und  die 
Blüte  des  dortigen  bukolischen  Dichterbundes  aller  historischen  Wahrschein- 
lichkeit zuwider  in  eine  Zeit  gerathen,  in  welcher  Philetas  allem  Verrouthen 
nach  von  seiner  Uebersiedlung  nach  Alexandreia  (um  295)  noch  gar  nicht 
wieder  nach  Kos  zurückgekehrt  war  (s.  A.  8).  Vor  jene  uebersiedlung  aber 
dies  Alles  anzusetzen  ist,  da  die  Alexandra  des  Lykophron  schwerlich  vor 
295  herausgegeben  war  (s.  C.  9.  A.  28)  und  Dosiadas  im  Altar  und  Theo- 
kritos in  der  Syrinz  diese  bereits  nachahmten  (s.  C.  9.  A.  39),  wenigstens 
für  Denjenigen  kaum  eine  Möglichkeit,  welcher  diese  beiden  Gedichte  der 
Blütezeit  jenes  kölschen  Vereins  zuschreibt,  s.  C.  4.  A.  8.  9.  48  ff.  C.  5. 
A.  9.  15.  Susemihl  An.  AI.  II.  S.  VIII.  Zwischen  816  und  312  setzt 
übrigens  die  Geburt  des  A.  Lincke  De  Callimachi  vita  S.  8,  zwischen  316 
und  312  Couat  S.  46—48,  zwischen  808  und  300  Kitschi  Opnsc.  I.  S.  71  f. 
(AI.  Bibl.  S.  88),  um  305  Rohde  Gr.  Rom.  S.  100 f.  Anm. 

7)  Wenn  auch  dieselbe  nicht  eben  sehr  gründlich  war  (s.  A.  33.  43  f. 
59  f.  62),  so  muss  dies  doch  angenommen  werden,  da  er  in  Athen  seinen 
Mitschüler  Dionysios  in  diesen  Gegenständen  unterrichtete ,  s.  C.  2.  A.  285. 
Die  Nachricht  in  der  höchst  unzuverlässigen  vierten  Biographie  p.  60,  22  ff, 
nach  „Einigen"  habe  sein  Vater  Mnaseas  und  sein  Lehrer  in  der  Mathe- 
matik Aristotheras  geheisaen,  darf  man  füglich  auf  sich  beruhen  lassen. 
Dieser  Aristotheras  ist  wohl  derselbe  mit  Aristotheros,  gegen  welchen 
Autolykos  eine  Streitschrift  verfasste,  s.  C.  23.  A.  8. 

8)  Wesshalb  aus  diesem  Gedicht  der  dortige  Aufenthalt  des  A.  zu  er- 
schliessen  und  der  Versuch  von  Mertens  Quaestiones  Theoer.  I.  (Lötzen 
188T).  S.  8 ff.  aus  V.  99  und  105  zu  erweisen,  dass  derselbe  sich  zur  Zeit 
des  hier  geschilderten  Erntefestes  nicht  oder  nicht  mehr  in  Kos  befunden 
habe,  miislungen  ist,  zeigt  einleuchtend  Rannow  Wooh.  f.  kl.  Ph.  V. 
1888.  8p.  112.  Hätte  aber  A.  noch  länger  als  etwa  bis  290  dort  gelebt, 
so  hätte  nicht  füglich  Eallimachos  noch  in  Athen  mit  ihm  zusammen* 
treffen  können,  s.  G.  13.  A.  4;  die  Rückkehr  des  Philetas  von  Alexandreia 
nach  Koi  aber  dürfte  (zufolge  C.  4.  A.  7.  8)  etwa  292  anzusetzen  sein.  Die 
scharfsinnige  Vermuthung  von  Usener  Ein  Epigramm  von  Knidos,  Rhein. 


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AratOB.  287 

nach  Athen,  wo  er  mit  dem  etwas  jüugeren  Kallimachos  bekannt 
ward  und  mit  diesem,  wie  es  scheint,  die  Vorträge  des  Peri- 
patetikers  Praxiphanes  besuchte^®),  hernach  aber  dem  Zenon  von 

Mua.  XXIX.  1874.  S.  41  ff.,  dass  die  Bekanntschaft  des  A.  mit  Theokritos 
und  sein  Aufenthalt  in  Kos  erst  swischen  den  ersten  in  Makedonien  und 
den  in  Syrien,  also  etwa  in  die  Jahre  274  bis  272  gefallen  sei,  ist  durch 
den  Nachweis  Vahlens  (s.  C.  5.  A.  21),  dass  sich  Theokritos  in  dieser 
Zeit  vielmehr  in  Syrakna  aufhielt,  über  den  Haufen  geworfen,  vgl.  Suse- 
mihl  Anal.  AI.  I.  S.  IV  ff.  Gesetzt  aber  auch,  der  Hieron  des  Theokritos 
wäre  wirklich,  was  schwerlich  der  Fall  ist,  erst  ein  paar  Jahre  später  ent- 
standen, 80  scheitert  doch  jene  Vermuthung  ohnehin  an  der  richtigen  Qe- 
bnrtszeit  des  A.  Denn  Niemand  wird  in  der  Schilderung,  welche  Theo- 
kritos im  7.  Idyll  von  sich,  A.  und  seinen  anderen  Ge^rten  giebt,  wie 
bereits  (A.  6)  gesagt,  Männer,  die  schon  in  den  Yierzigen  sind,  erkennen 
wollen.  Und  so  bleibt  denn  keine  andere  Möglichkeit  als  die,  jenen 
koischen  Aufenthalt  des  A.  vielmehr  vor  den  athenischen  zu  verlegen.  — 
In  Bezug  auf  den  Geliebten  des  A.  aus  dieser  Zeit,  den  Theokr.  Id.  VII, 
105.  118  Philinos  nennt,  schreibt  Haeb erlin  De  fig.  carm.  S.  64:  „Htmc 
non  dwersum  esse  opinabar  ab  eo,  qui  a  Stratone  comieo  (Äih.  IX.  p.  382  d) 
inier  convivas  referlur  eodem  loco,  vibi  Philetae  gUmas  ludibrio  habet:  videtw 
igitur  (?  I)  etiam  Philinus  Pkiletae  diseipulus  fuisse,  quocum  bene  cangruebat, 
quod  in  glossographorum  serie  (Ath,  XV.  681  b)  etiam  Philinus  refertur. 
Idem  (?)  iterum  innuitur  in  PharmacetUriis  v.  115,  id  quod  iam  Paleyus 
suspicdbatur.  Sed  quis  quandoque  vere  fuerit  I^ilinus,  Wilamotoüßius  de- 
texit:  Philinus  enim  Com  ol.  129  (264/3)  et  iterum  ol  130  (260/59)  in 
stadio  vicit  (Euseb,  Chron.  l,  L  ed,  Schoene  vol.  L  p.  208,  15,  18)*',  Es 
ist  in  der  That  möglich,  dass  dies  der  von  Theokritos  Bezeichnete  ist,  aber 
genau  ebenso  gut  kann  auch  ein  Anderer  gemeint  sein,  der  vielleicht 
(s.  Fritzsche  z.  d.  St.)  gar  nicht  wirklich  Philinos  hiess. 

9)  Wenigstens  könnte  er  nach  dem  eben  Bemerkten  nur  noch  sehr 
kurze  Zeit  anderswo  gewesen  sein. 

10)  Die  uns  hievon  gebliebene  Spur  hat  Rohde  a.  a.  0.  S.  99  f.  A.  3 
aufgedeckt.  Zu  den  beiden  A.  4  angeführten  Parallelstellen  in  den  Bio- 
graphien kommt  nämlich  eine  dritte,  zum  TheU  genauere.  V.  Ul.  p.  68, 
23  f.  heisst  es  freilich  nur:  iyivsro  Sh  atpodga  noXvyQdfUfiatos  civriQj  ag 
^cc^TVQfi  KaXl^piaxog,  aber  in  der  lat.  üebers.  vollständiger  in  einer  theil- 
weise  an  V.  I  anklingenden  Form  (Z.  88  ff.  Breys.):  factus  est  autem  nimis 
muUum  Htteratus  vir:  testatw  CdUimach'us  adsistens  ei  ab  infantia  propter 
Prcuciphanem  MytiUnum,  Freilich  ist  weder  die  Erörterung  dieser  Worte 
>ei  Roh  de  noch  bei  Susemihl  Anal.  AI.  I.  S.  X.  A.  41  noch  bei  (G.  P.) 
U(ng6r)  Philol.  Anz.  XVI.  1886.  8.  549  f.  ganz  richtig;  jedenf^ls  aber  be- 
weist das  ab  infantia  (<»  i%  viov)^  dass  Kallimachos  und  folglich,  wie 
aus  dem  A.  6  Dargelegten  gegen  Unger  hervorgeht,  auch  der  allerdings 
ältere  A.  noch  jung  war,  als  Ersterer  die  Bekanntschaft  des  Letzteren 
machte,  die  schwerlich  anderswo  als  in  Athen  geschlossen  sein  kann, 
„denn**  (wie  Roh  de  bemerkt)  „diese  Stadt  ist  die  einzige,  in   der  nach* 


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288  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht. 

Kition  und  der  Stoa  sich  anschloss"),  wie  er  sich  denn  als  über- 
zeugter Anhänger  der  stoischen  Lehre  in  dem  Prooemion  seiner 
0aiv6iieva  ofiFenbart.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  lernte  Anti- 
gonos  Gonatas^  der  Freund  des  Zenon,  ihn,  der  sich  ohne  Zweifel 


weislich  sowohl  A.  als  Kallimachos  einmal  sich  anfgebalten  haben".  Dans 
aber  durch  adsütens  nicht,  wie  Bohde  wollte,  avvatp  oder  ovaräg  wieder- 
gegeben ist,  hat  Unger  gezeigt.  Aus  Z.  28  (s.  A.  16)  erhellt  vielmehr, 
dass  der  üebersetzer  iniatad'slg  oder  allenfalls,  wie  Unger  meint,  imotag 
vor  sich  hatte.  Nach  Vergleichung  mit  V.  I  vermuthet  Bob  de  femer, 
dass  propter  Praociphanem  Uebersetznng  des  Buchtitels  ip  toig  ngog  Uqu^I' 
qjavTjv  sei,  allein  dieser  Interpret  überträgt  nqog  vielmehr  stets  durch  aptul, 
und  so  würde  er,  wie  aus  Z.  42  fif.  (s.  A.  23)  sich  ergiebt,  dies  durch  in 
quibus  apiid  PraxipTianem  wiedergegeben  haben;  auch  passt  zu  jener  An- 
nahme kaum  der  Zuaalz  Mytilenum,  Unger  meint,  der  griechische  Text 
habe  intatag  avtA  i%  viov  Öia  TTpaltqpavi^v  M,  gelautet,  aber  das  hätte 
doch  wohl  vielmehr  inuftad'Blg  avxA  .  .  .  vno  TlQa^ifpavovg  M.  heissen 
müssen:  ich  denke  also:  er  lautete:  iniata^slg  avta  und  dann  (wie  schon 
Dilthey  De  Callim.  Cyd.  S.  18.  A.  2  vermuthete)  nagä  nga^uptivriv  M, 
Nun  giebt  iniata^slgy  inunäg,  avctäg  avrdö,  wie  Unger  richtig  bemerkt, 
alles  denselben  Sinn:  „nachdem  er  ihm  vorgestellt '*  oder  „mit  ihm  be- 
kannt geworden  war*S  Dazu  will  in  viov  nicht  wohl  passen.  Sollte  dies 
in  der  Vorlage  des  Uebersetzers  aus  ^rt  viog  verderbt  gewesen  sein  ?  Oder 
vielmehr,  da  auch  nagu  mit  dem  Accusativ  sonst  uncorreot  ist,  es  war 
wohl  q>oitiJ6ag  ausgefallen,  möglicherweise  ist  auch  überdies  ixi  viog  her- 
zustellen. S.  Susemihl  An.  AI.  II.  S.  Vif.  Dass  freilich  die  Urbiographie 
nicht  bloss  diese  Angabe,  sondern  auch  die  Berufung  auf  jene  Schrift  des 
Kallimachos  enthielt,  kann  nach  Vergleichung  mit  V.  I,  p.  54,  74  ff.  wohl 
kaum  zweifelhaft  sein.    Uebrigens  vgl.  G.  2.  A.  740. 

11)  Dass  die  Angabe  V.  IV.  p.  60,  10 f.,  Persaeos  sei  sein  Lehrer  ge- 
wesen, falsch  ist,  ward  schon  C.  2.  A.  257  gezeigt.  Freilich  bat  auch  das 
Zeugniss  V.  III.  p.  58,  21  f.  inixQtjro  .  .  .  Zi^vmvt  tm  atamim  ^tZoffoqpflo,  %al 
yiyqanttti  avxm  inictoXrj  7t(f6g  xovxov  das  Bedenken  gegen  sich,  dass  es 
wenigstens  scheinen  kann,  als  ob  Jenes  bloss  aus  diesem  Briefe  gefolgert 
sei,  während  doch  die  Briefe  unter  dem  Namen  des  A.  diesem  von  Apollo- 
nides  in  dessen  Schrift  n^gl  %ccz6tffBvcfiivfig  tcxogiag  abgesprochen  und  dem 
uns  völlig  unbekannten  Sabirius  (oder  nach  Bentley  Sabidius,  nach  Bergk 
Asinius,  nach  Westermann  Gabinius,  Sabinius  oder  Babirius)  Polio  bei- 
gelegt wurden,  welcher  auch  die  unter  dem  Namen  des  Euripides  fabricirt 
habe,  V.  L  p.  55,  104  ff.,  vgl.  A.  4  und  Wilamowitz  a.  a.  0.  Allein  es 
ist  auch  recht  wohl  möglieb,  dass  schon  der  Urbiograph  wirklich  geschrieben 
hatte,  A.  sei  Zenons  Schüler  gewesen,  aber  auch  nicht  mehr,  und  dass  erst 
später  die  vermeintliche  Bestätigung  durch  jenen  Brief  nachgetragen  wurde, 
und  mindestens  dürfte  doch  der  Verfertiger  desselben  zu  dieser  Fälschung 
gerade  durch  die  Ueberliefernng,  dass  Zenon  Lehrer  des  A.  war,  bewogen 
sein.  Dass  er  es  war,  würden  wir  endlich  ohnehin  aus  der  Natur  der  Sache 
auch  ohne  jede  Ueberliefernng  abnehmen  müssen. 


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Aratoa.  289 

bereits  damals  durch  poetische  Versuche  bekannt  gemacht  hatte  *^), 
schon  in  Athen  kennen  und  schätzen ^^)^  und  es  wird  wohl  auf 
ausdrückliche  Einladung  des  Königs  geschehen  sein^  dass  nach 
dessen  Thronbesteigung  276  Aratos  seine  Mitschüler  Persaeos 
und  Philonides  an  den  makedonischen  Hof  begleitete,  und  zwar 
zur  Hochzeit  des  Antigonos  mit  der  Phila^*),  also  wohl  geradezu 
als  bestellter  Festdichter  ^^),  Dazu  stimmt  nämlich  aufs  Beste, 
dass  er  hier  dem  König  zuerst  seinen  Hymnos  auf  den  arkadi- 
schen Pan  vortrug*^).  Denn  dies  Gedicht  war  offenbar ^^  zu 
Ehren  des  Siegs  über  die  Kelten,  welche  277  dem  Gonatas  den 
Weg  versperrt  hatten,  und  des  von  jenem  Gotte  ihnen  eingejagten 
panischen  Schreckens  verfasst,  und  da  dieser  Sieg  eben  zum 
Friedensschlüsse  mit  Antiochos  I  von  Syrien  und  zur  Vermählung 
des  Gonatas  mit  dessen  Halbschwester  und  Stieftochter^^)  Phila 
führte,  so  eignete  sich  dieser  Stoff  vortrefflich  zum  Hochzeits- 
carmen*^).     Aratos  trat  am  makedonischen  Hofe  in  einen  reich- 

12)  Wenn  anders  er  doch  schon  in  Eos  Mitglied  des  dortigen  bukoli- 
schen Dichterrerbandes  gewesen  za  sein  scheint«  Nicht  sein  erstes  Gedicht, 
wie  Köpke  S.  5  (wenn  ich  diesen  richtig  verstehe)  ans  V.  TU.  p.  58,  18  f. 
(s.  A..  16)  heransliest,  war  der  Hymnos  anf  den  arkadischen  Pan,  sondern 
das  erste,  welches  er  in  Makedonien  vortrug.  In  V.  IV.  p.  60,  28  ff.  wird 
es  freilich  als  Angabe  Einiger  {ivioiy  s.  A.  7)  bezeichnet,  latQbv  8}  nqori- 
yovnivwg  rial  noiTjx^v  yBviod'ui  iv  toig  'Avtiyovov  ßaaiXe^oig, 

13)  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  141. 

14)  V.  IV.  p.  60,  12  fL  avveU^Av  avzm  (nämlich  nsgaalcpi)  slg  Mccyte- 
üovCav  fistccnefitpd'ivTi  v%*  *Avriy6vov  xcrl  nuQBld'av  stg  'Avttyovov  %a\  ^Clag 
yaftov.  Ausserdem  vgl.  V.  III.  p.  68,  15 f.  'JvtCyovog  b  rovcctäg^  nnq'  & 
diixQtßsv  avtog  %al  ovv  avx<p  TltQaaiog  6  atatiTiog  %.t.  X,  n.  C.  2.  A.  175.  261. 

15)  Rohrde  a.  a  0.  S.  65.  A.  9. 

16)  V.  III.  p.  68,  18  ff.  imata&slg  dh  xm  ßccüiXsi  ngmiov  (i^v  avxov 
(ovTco  wohl  richtig  die  alte  üebers.)  noirjfia  dvsyvm  x6  sig  tov  TJava  djg 
'A(^%a8iag.  Ar.  gen.  Z.  28  ff.  (uUistens  quidem  regt  primum  vero  iUi  tarmen 
exposuit  aptid  Pana  Arcadium.  Dass  anf  dies  Gedicht  eine  Reihe  von 
Jahren  später  Theokritos  Id.  VII,  103  ff.  preisend  anspielt,  bemerkt  H an  1er 
De  Theocriti  vita  S.  13  f. 

17)  Wie  Usener  a.  a.  0.  S.  41  ff.  darlegi  Vgl.  W^ilamowitz  Antig. 
V.  K.  S.  840.    Droysen  Hellenism.  III«,  1.  S.  194  ff. 

18)  Sie  war  nämlich  Tochter  des  Seleukos  nnd  der  Stratonike,  welche 
letztere  ersterer  dann  seinem  in  diese  seine  Stiefmntter  zum  Sterben  ver- 
liebten Sohne  Antiochos  I  abtrat.    Vgl.  G.  24.  A.  126. 

19)  Denn  dass  Röper  Zn  Aratos,  Philologns  IX.  1854.  S.  551— 555 
diese  Hochzeit  mit  unrecht  erst  nach  272  verlegt,  hat  Eöpke  S.  3—5  znr 
Genfige  erwiesen.  Uebrigens  erwähnte,  wie  0.  Schneider  Nicand.  S.  13 
nnd  Eöpke  S.  3  hervorheben,  noch  Epiknros  in  einem  Briefe  an  seinen 

Süssjfinii,  griech.-alex.  Litt.-Gcsoh.   I.  19 


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290  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht 

haltigen  Ereis  litterarisch  gebildeter  und  litterarisch  thatiger 
Männer  ein^^)  und  verfasste  hier  nach  jenem  Hjmnos  auf  den 
Antrieb  des  Königs  auch  noch  sein  berühmtestes  Gedicht,  die 
^aivo^eva,  nach  dem  gleichnamigen  Prosawerk  des  Eudoxos^^), 
und  zwar  zwischen  276  und  274  Denn  schon  274  ward  dies 
litterarische  Zusammenleben  zerrissen  durch  den  Einfall  des 
Pyrros,  welcher  fast  ganz  Makedonien  eroberte ,  und  erst  nach 
dessen  Tode  272  ward  Gonatas  wieder  Herr  seines  Landes^). 
Aratos  begab  sich  jetzt  an  den  befreundeten  Hof  des  Ani  iochos  I 
Soter  und  lebte  hier  geraume  Zeit^).  Hier  vollendete  er  auch 
seine  Ausgabe  der  Odyssee,  welche  er  schon  in  Makedonien 
geplant  hatte,  indem  er  ihretwegen,  wie  schon  früher  bemerkt 
wurde,  dort^)  den  Timon  zu  Rathe  zog**).     Antiochos  soll  ihn 


Bruder  Aristobalos  (Fr.  119)  den  Aufenthalt  von  Persaeos  und  Philonides 
bei  Gonatas,  und  £pikuro8  starb  doch  eben  schon  270  nach  Aristobalos, 
8.  C.  2.  A.  406.  480. 

20)  V.  III.  p.  68,  16  ff.   S.  C.  1.  A.  9. 

21)  V.  III.  p.  68,  20 f^  (unmittelbar  nach  den  A.  16  angef.  Worten): 
sW  insivQv  xsXsvcartos  iy^ijfs  t«  ^tv6(uva  («-•  Ar.  gen.  Z.  80  f.  idem 
[üem?]  ipso  iubente  scripsü  ea  quae  videfUur).  p.  69,  27  ff.  (»  Ar.  gen. 
Z.  46  ff.),  tr^v  dh  x&v  ^atvofiivmv  vno^zcw  na^ißaXBV  uvt^  'Avtiyovog  dwg 
xo  EvdS^ov  ovyyQUfifia  (vgL  Z.  81.  tmw  Ev96iov  ^aivofihmv)  xal  xeXevacts 
^nsad-ai  avtm.  Vgl.  V.  I.  p.  68,  47  ff.  (wo  nicht  die  ^iv6fjt8va^  sondern 
das  KdtontQov  des  Eudoxos  als  Quelle  bezeichnet  wird):  nQosTQcinrj  vtc' 
avvov  (nämlich  %ov  ßaatXimg)  t«  ^aivofLBva  yQU'tpaiy  tov  ßuaiXimg  Ev96^ov 
imy(fa(p6ii^vov  ßtßUov  KaromQOv  (KatontQw  Scaliger)  dovtog  uvtA  xal 
aimcavxog  zu  iv  avx^  ncctaXoydSffP  Xix^ivta  nsQl  zmv  q>aivonivav  (iixQ<p 
iv^ftvai  %.  t.  X, 

22)  Droysen  a.  a.  0.  S.  202—220. 

28)  Nach  Dositheos  Ton  Pelusion,  s.  C.  28.  A.  87  ff.:  Ar.  gen.  Z.  42  ff. 
DosUheus  atUem  Pelminus  in  quo  apud  Diodorum  venire  inquü  et  apud 
Antiochum  Seleucium  e^  permanere  ad  eum  tempore  strfßeienle  »  V.  III. 
p.  68,  24  ff  JoaC^eog  6  Tli^Xavetog  (oder  IlTjXovouniogi  denn  so  ist  hiemach 
das  verderbte  noXiu%6g  mit  Osann  Anecd.  Rom.  S.  820  zu  yerbessem, 
vgl.  Böckh  Sonnenkreise  S.  28  ff.,  und  nicht  mit  Hecker  PhiloL  V.  S.421 
und  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  400  in  Tlowttnhg)  iv  t^  «^os  JUdmgov  iX»Biv 
(pr}aiv  avrov  xal  nQog  'Avxioxoif  xov  2iXBv%ov  xol  diaxQkpta  ita^'  ctvtA 
XQOvov  t%€evov.     Vgl.  A.  26. 

24)  Und  nicht  schon  in  Athen ,  wo  Timon  damals  noch  gar  nicht  lebte, 
s.  C.  2.  A.  616. 

26)  Wenn  bei  Said,  nicht  etwa  Zenon,  sondern  Umon  und  Menedemos 
als  seine  Lehrer  bezeichnet  werden,  so  ist  folglich  in  Bezug  auf  Timon, 
der  ungefähr  gleichen  Alters  mit  ihm  war,  diese  Nachricht  lediglich  hieraus 
entstanden,  und  analog  wird  sie  auch  in  Bezug  auf  Menedemos,  welcher 


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Aratos.  291 

dann  angetrieben  haben  auch  die  Ilias  herauszugeben^^),  doeh 
kam  es  allem  Anscheine  nach  nicht  dazu'^.  Später  kehrte  er 
an  den  makedonischen  Hof  zurQck  und  starb  hier  noch  vor  dem 
Todesjahre  (240/39)  seines  Gönners  Antigonos  Gonatas^).  Bei 
seiner  Vaterstadt  ward  ihm  ein  Denkmal  errichtet  ^^);  und  sein 
Bild^)  findet  sich  auch  auf  Münzen  derselben  ^^).  Von  einigen 
Seiten  wurde  er  als  Arzt  bezeichnet  ^);  was  aber  offenbar  nur 
daher  rührt,  dass  er  auch  die  Medicin  zum  Gegenstand  seiner 
Lehrdichtung  machte;  in  Wahrheit  war  er  blosser  Dilettant  in 
der  Arzneikunde  wie  in  der  Astronomie^).  Er  yerfasste  nämlich 
ausser  den  drei  schon  genannten  Werken  noch  eine  Reihe  anderer 
poetischer  und  vielleicht  auch  prosaischer  Schriften,  von  denen 
uns  aber  nur  sehr  wenige  Bruchstücke  geblieben  sind^).    Auch 


übrigens  aach  ein  grosser  Liebhaber  der  Poesie  des  A.  war  (La.  Di.  II,  188 
nach  Antig.  t.  Kar.),  lediglich  auf  den  Verkehr  mit  diesem  am  makedoni- 
schen Hofe  zurückzuführen  sein,  so  müglich  es  an  sich  ist,  dass  er  diesen 
Mann  auch  schon  von  Athen  ans  in  Eretria  aufgesucht  habe. 

26)  Ar.  gen.  Z.  84  ff.  didicit  quidem  et  Odysseam  (nur  dies  steht  auch 
im  griechischen  Text  V.  III.  p.  68,  22  f.  StmQ^maB  d^  %kI  triv  'OSv^csicev), 
et  GecraiisUus  (Bontheua?)  inquit  quasi  praesidens  ah  imperatore  et  eliadem 
scripsisse  seu  Homerum  dirigere.  V.  I.  p.  64,  60  ff.  tivlg  (n&mlich  Dositheos, 
8.  A  28)  dh  cc^xhv  slg  Svqiav  iXriXv^ivai  fpacX  %cil  ysyovivai  nag'  Uprwxtp 
Hai  T^iusü^ai  VTt    avtov  mute  xriv  'iXiaSec  diogd'ci^aad'ai, 

27)  Denn  überall  ist  immer  nur  von  der  Ausgabe  der  Odyssee  die  Bede, 
V.  ni  a.  a.  0.  Suid.  dtOQJf^matv  'OdvöösCag.  Y.  I.  p.  64,  68  ff.  ical  xrjv  t>dv(t' 
onav  9\  d^mgd'aiaB,  xttl  %aXsrxcc^  vtg  dto^a^tg  ovtn}g  'Agatstog  ag  Uqicx^q- 
XSiog  %al  'AQtatotpdvfiog.   tivlg  dl  x.  t.  X.  s.  A.  26. 

28)  Wenn  anders  auf  Suid.  nal  na^*  avra  ittXB^triffe  Verlass  ist.  Im 
üebrigen  s.  Poljb.  II,  44,  2.    Droysen  a.  a.  0.  III*,  1.  S.  442.  A.  8. 

29)  Mela  I,  8.        30)  Sidon.  Apoll.  IX,  8.  eerviee  panda, 

31)  Visconti  Icon.  Ghr.  I.  Tf.  VII,  6.  IIL  S.  896.  Bürchner  Ztschr. 
f.  Numism.  IX.  S.  118. 

82)  V.  I.  p.  64,  66  f.  V.  IL  p.  66,  12  ff.  Vgl.  V.  IV.  p.  60, 28  f.  und  dazu 
A.  4.  12. 

SS)  Wie  im  Anschluss  an  Hipparchos  der  Astronom  Dionysios  in  seiner 
Vergleichnng  des  A.  und  Homeros  richtig  bemerkte,  V.  III.  p.  69,  84  ff. 
(■»  Ar.  gen.  Z.  69  ff.)  avvayöifsvsi  d'  avtA  (n&mlich  ^Imea^xtp)  icerl  Jiovvatog 
Iv  tmnsQl  avy%QUBaig  ^Aq^LXQv  mal  *O\LriQ0v  nBql  %mv  (ut^picctixmp ^  SensQ 
yi  tprieiiß'  ov  ti^BfiBif  avtov  latqhv  tlvai  yqai^vxa  xitg  lax^i%ott  9vvaiks$g^ 
ovdh  ßu^pLattnov  «^tfo^cy  ovdh^  ^Svov  Blnovxa  x&v  Evdoiov.    Vgl.  A.  60. 

84)  V.  I.  p.  66 ,  84  ff.  iyQaips  Sh  wal  alXa  noirniaxa  .  .  .  ov  iiovov  xct 
^atv6itBvaf  %al  'AexgoXoyiav  xcrl  *IaxQi%ecg  9nvafLeig  (vgl.  A.  88)  %al  slg  Iläva 
vpvi>v  %al  slg  Mvqiv  xev  adiXfpov  intmi^dtiov  %al  /iioctffuiug  nal  Ovxiiibv 
%al  Kaxä  Xbkxow  aXXa,    Suid.  ovvbxcc^b  dh  ßißXlet  xccvxec'  xcc  ^ivofttva  .  .  . 

19* 


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292  Zehntes  Capital.    Das  Lehrgedicht 

haben  wir  noch  zwei  Epigramme  in  der  Anthologie*^).  In  den 
unächten^;  aber,  wie  es  scheint,  immerhin  noch  ans  guter 
Ueberlieferung  geschöpften  Briefen  ward  auch  des  Aetolers 
Alexandros  und  der  Entstehung  der  <^aiv6(i€va^''),  so  wie  der 
drei  Brüder  des  Aratos,  Namens  Myris,  Kalondas  und  Atheno- 
doros*^),  gedacht;  von  denen  Athenodoros  eine,  und  zwar,  wie 
es  heisst,  die  erste  Gegenschrift  wider  die  Angriffe  des  Zoilos 

vfivovg  slg  Iläva,  Zitovdocpogovg j  TlaCyviay  'AatQoXoyiav  xorl  'Aatgod'BaCaVf 
Zvvd'saiv  cpagfiäiKoif  f  Gr^Qiaxmv  iniTfi^Biu^  'Avd-qconoyoviav ,  'EniQvxi%6v 
(woftir  Bernhardy  wohl  mit  Becht  nach  Y.  1  Svxi%6v  yermothet),  dt 
GsoTtQonoVy  Big  *Avx£yovoVy  *H9'oicoiCag ^  'EniczoXag^  'EmyQoififiata  aCg  0Ü.av 
xriv  ^vyoLxiqa  'Avxtndxqov  (also  die  Mutter  des  Gonatas;  Bohde  a.  a.  0. 
S.  65.  A.  9  Termuthet  hier  einen  Irrthum,  indem  er  lieber  an  die  Gemahlin 
desselben  denken  möchte),  'Avotxoiiriv  (AvaxoX'rjv7  s.  n.)»  sig  IlavöavCav  xlv 
Mcciisdova,  'EntinjSeiov  KXsofißgoxov ,  JiDQ^-maiv  '09vaas£ag,  'EntöxoXag 
ofLOÜog  xaxaXoyccdfjv,  V.  II.  p.  66,  8  ff.  iaxiv  avxov  axega  avvxdynccxa^  &iia 
Sh  fivTjfirjg  S\  *iv  filv  'latQt%mv  dvvdfisvoVf  dsvxsQOV  Sl  Kavovog  xararo^fj, 
x(^Cxov  xä  (I^aiv6(isvay  xbxccqxov  x6  icbqI  dvaxoXjig  (Bernhardy  nach  Said, 
mit  Unrecht  dvaxo(trjg),  o  tpuai  xivBg  fifi  alvat  'Affdxov  dXX'  ^HyriaidvaTixog, 
Der  dreimal  bei  Achill.  (16.  16.  19,  vgl.  C.  28.  A.  246^)  erwähnte  Kavmv 
oder  Kavovog  nccxaxoftri  enthielt  das  astronomisch-musikalische  System  oder 
die  Sphärenharmonie  und  war  nach  den  ^aivofiBva ,  wie  aus  V.  460  £.  her- 
vorgeht, geschrieben,  s.  Boeckh  De  Arati  canone,  BerL  1828.  4.  £1.  Schrr. 
IV.  S.  301—807.  üebrigens  vgL  A.  76.  Die  'laxQi%ocl  dwafi^sig,  bei  PolL 
II,  4  'laxQtnd  genannt,  hält  Bernhardy  gewiss  richtig  für  einerlei  mit  der 
JSvv&Baig  fpaQfjLttyuov  bei  Suid.  Eine  poetische  Schrift  nsgl  d'avaoifMuv  (paq- 
fid%(Dv  oder  wie  sonst  der  Titel  gelautet  haben  mag  erwähnt  Galen.  ZIV. 
144  Kühn,  s.  A.  88.  Auch  das  noirnka  Big  SaSnQonov  war  ein  Trauer- 
gedicht {imurjdBiov) ,  Schol.  Od.  tf,  486.  üeber  das  Gedicht  (oder  die  Ge- 
dichte?) ncexd  Xsnxov  8.  C.  4.  A  17.  „In  ihm  (oder  in  ihnen?)  wird  man 
wahrscheinlich  das  Vorbild  der  gleichnamigen  Dichtungen  des  Vergilius  zu 
suchen  haben,  s.  Bergk  Ehein.  Mus.  XX.  S.  291  (Kl.  Schrr.  II.  S.  746. 
No.  62)  und  besonders  R.  Unger  Die  Gedichte  %axd  Xanxövy  Jahrb.  f.  Ph. 
CXIII.  1876.  S.  429-432".  (Knaack).  Entschieden  für  unächt  galten  Bv 
xt%d  und  nBQl  ogvioav,  Boissonade  Anecd,  III.  S.  10.  Ueber  die  Briefe  s. 
A.  11.  Aus  einem  Buch  Elegien  citirt  Macrob.  Sat.  V,  20,  8  ein  auch  bei 
Steph.  y.  Byz.  FdQyccQa  und  Eustath.  z.  II.  S^  292.  p.  978,  29  f.  angeführtes 
Distichon,  in  welchem  A.  spöttisch  den  Dichter  Diotimos  von  Adramyttion 
(s.  C.  36)  beklagt,  dass  derselbe  in  Gargara  als  Schulmeister  leben  muss. 
Einen  neuen  Gedichttitel  XaQixsg  hat  Meinoke  Vind.  Strabon.  S.  180* 
und  sodann  mit  Berichtigung  des  Gitats  Knaack  Herm.  XVIII.  1888.  S.  28 
aus  Hellad.  b.  Phot.  Bibl.  Ck)d.  279.  p.  631  a,  18  f.  ans  Licht  gezogen. 

36)  Anth,  P.XI,  487.   XII,  129. 

86)  S.  A.  11.  87)  V.  I.  p.  64,  64  ff. 

88)  V.  I.  p.  62,  8  f.  Dass  A.  auf  den  Tod  des  Myris  ein  Trauergedicht 
verfasste ,  darüber  s,  A.  84. 


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Aratos.  293 

auf  die  homerische  Poesie  verfasste*^).  Den  <^aiv6n€va  des  Aratos 
aber  wird  in  einem  Epigramm  aus  den  ^Idiofpvi]  des  Ptolemaeos 
Philadelphos  oder  Euergetes^^)  die  Palme  vor  allen  anderen,  wie 
denen  des  Hermippos  und  des  Hegesianax,  zuerkannt  Desgleichen 
lobte  Eallimachos  sie  in  einem  gleichfalls  noch  erhaltenen  Epi- 
gramme**) und  rühmte  ihren  Verfasser  vielleicht  auch  noch  in 
anderen  Epigrammen,  jedenfalls  in  seiner  Schrift  an  Praxiphanes 
als  einen  vielseitig  gebildeten  und  kenntnissreichen  Mann  und 
ganz  vortreflflichen  Dichter*^),  und  nach  diesem  tonangebenden 
Urtheile  wurden  denn  diese  ^aivo^uva  bald  eins  der  gefeiertsten 
Gedichte  des  Alterthums,  nicht  bloss  im  gebildeten  Publicum, 
sondern  auch  bei  astronomischen  Sachkennern*  Freilich  unter- 
liessen  diese,  wie  Hipparchos  und  Dionysios**),  nicht  hervor- 
zuheben, dass  dies  Qedicht  ohne  wissenschaftliches  Verdienst  und 
seinem  sachlichen  Gehalte  nach  lediglich  eine  Umsetzung  des 
Eudozos  in  Verse  war,  und  zwar  nicht' einmal  ohne  alle  Miss- 
verstandnisse, wie  Aratos  denn  z.  B.  die  Polhöhe  des  Eudoxos, 
der  doch  in  Enidos  lebte,  beibehielt,  und  rügten  die  gegenüber 
den  inzwischen  eingetretenen  Fortschritten  der  Astronomie  hieraus 
hervorgegangenen  Mangel**).  Aber  sie  hielten  es  trotzdem  offen- 
bar für  ein  nützliches  populäres  Lesebuch  und  schrieben  daher 
Commentare  zu  demselben.  Der  des  Hipparchos  ist  uns  noch 
erhalten*^),  so  wie  aus  späterer  Zeit  die  Einleitung  (slaayoyii) 
des   Achilleus^^)   und   die  Schrift  des  Mechanikers  Leontios   im 


39)  V.  IV.  p.  60,  9  ff.  og  nQokog  (dies  n^atog  ist  vielleicht  nur  ein 
willkürlicher  Zusatz  dieses  schlechten  Biographen)  uvvbixslv  Xiysxai  Ztoilta 
zm  xava  rTJs  ^OfitiQtnrig  noii^asmg  yqdipuvxi,,  V.  IIL  p.  67,  4  f.  Zv  fprioiv 
EvtpQuvooQ  (s.  A.  48  nnd  C.  2.  A.  543)  uvtiyqdtpui  itQog  tctg  .tov  ZmCkov 
natrjyogCag, 

40)  V.  I.  p.  56,  98  ff.  Vgl.  C.  6.  A.  29.  C.  17.  A.  12.  13.  C.  19.  A.  17. 
C.  27.  A  18.  Mit  Droysen  a.  a.  0.  III«.  1.  S.  50  f.  A.  2  erst  Phüopator 
oder  gar  Fhyskon  zu  yersiehen  sehe  ich  keinen  Grund. 

41)  Dem  schon  A.  4  angefiihrten  27.  (Anth.  Pal.  IX,  507). 

42)  S.  A.  4  und  10.    Ueber  das  ürtheil  des  Menedemos  s.  A.  25. 

43)  V.  III.  p.  69,  29  ff.     Vgl.  A.  38.  60. 

44)  Vgl.  auch  Cic.  de  or.  I,  16,  69.  Jwminem  ignarum  astrologiae.  de 
rep.  I,  14,  22. 

45)  S.  C.  23.  A.  274. 

46)  Fälschlich  nach  einem  Irrthum  bei  Suid.  'AxiXUvg  Tatios  oder 
Statios  beigenannt.  Er  lebte  gegen  Ende  des  2.  oder  Anfang  des  3.  Jahrh. 
n.  Chr.  Was  uns  geblieben  ist,  sind  freilich  nur  Auszüge.  S.  Diels 
Doxogr.  S.  17  ff. 


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294  Zehntes  C^itel.    Das  Lehrgedicht. 

7.  Jahrhundert  X€qI  ocaraöxevrlg  ^AQaxBlag  (fq>aiQag^'').  Die  Bio- 
graphie und  Erläuterungsschrift  des  Stoikers  Boethos  ging  ohne 
Zweifel  aus  dem  philosophischen  Bchulinteresse  herror^^).  Aber 
auch  die  Philologen  beschäftigten  sich  natürlicherweise  eifrig  mit 
diesem  berühmten  Dichtwerk,  zuerst,  so  viel  wir  wissen,  Attalos 
Yon  Rhodos,  der  freilich  zugleich  und  sogar  recht  eigentlich 
selbst  ein  Mathematiker  war,  kurz  vor  Hipparchos,  indem  er  es 
sich  angelegen  sein  liess  in  dem  seiner  kritischen  Ausgabe  hinzu- 
gefügten Comfuentar  nach  Kräften  den  Dichter  gegen  die  Aus- 
stellungen der  astronomischen  Sachkenner  zu  schützen^^),  dann 
die  ja  auch  stoisch  gesinnten  Pergamener  Erates  und  Zenodotos 
von  Mallos  und  vielleicht  Asklepiades  von  Myrleia^),  aber  auch 
der  Aristarcheer  Parmeniskos^^),  später  Sporos  von  Nikaea,  welcher 
oft  in  den  Scholien  zum  ersten  Theil,  Orion  und  ApoUinaris^^), 
welche  gleich  Plutarchos^')  in  denen  zum  zweiten,  den  sogenannten 
Jio^luBtcuy  angeführt  werden.  Sporos  gegen  Ende  des  ersten  oder 
Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.^*),  welcher  auch  eine 
neue  Ausgabe  veranstaltete^),  missbrauchte  in  seinem  Commentar 


47)  Die  beiden  ersteren  Schriften  sind  von  Victorins  *Innaq%w  Bi- 
dvvov  tmv  'AQutiyv  %ctl  Evdo^ov  ^atvoiiivatv  i^i^yiqceaiv  ßißXia  y',  Tov 
avtov  'AatS(fiO(i.oi,  'AxMitog  Tat£ov  IlQolByonsvu  elg  ta  'Agdtov  ^ttLv6(ikeva. 
'AQtttov  |3^s,  xal  axoXia  naXaimv  zivmv  sig  to  avvov  noCriiut.  Flor.  1567  fol. 
und  in  Petavius  Uranologion,  Par.  1630  fol.  Amsterd.  1703  herausgegeben. 
Ein  von  Yettori  mitverOffentüchtes  YerzeichnisB  vermeintlicher  Ausleger 
des  A.  in  einem  Cod.  Vat.  191  ist  in  Wahrheit  vielmehr  eine  Znsammen- 
Stellung  der  in  einer  astronomiechen  Schrift  erwähnten  Schriftsteller,  hat 
also  mit  A.  gar  Nichts  zu  thun,  s.  Maas 8  Das  vatikanische  Yerzeichniss 
der  Aratcommentatoren,  Herrn.  XYI.  1881.  S.  885—391  (vgl.  v.  Wilamo- 
witz  Ant.  V.  Kar.  S.  389). 

48)  Wenn  die  A.  4  erwähnte  Yermuthung  von  Breysig  richtig  ist, 
mit  Benutzung  der  vortrefflichsten  Quellen  wie  der  schon  erwähnten  Werke 
des  Antigonos  Gonatas  (s.  C.  1.  A.  9),  des  Eallimachos  (s.  A.  4.  10.  42), 
des  Dositheos  (s.  A.  23)  und  auch  wohl  des  Euphranor  (s.  A.  39),  wenn  anders 
dies  der  Schüler  des  Timon  (s.  C.  2.  A.  541.  543)  war. 

49)  S.  Maass  De  Phaenomenis  Arati  recensendis,  Herm.  XIX.  1884. 
S.  92—122,  bes.  S.  102  f.  107.  113  f.    Weiteres  C.  80.  A.  30—38. 

50)  S.  C.  26.  A.  55.  82.  101. 
61)  S.  C.  30.  A.  106. 

52)  Yor  Achilleus,  s.  Diels  S.  18. 

58)  Dessen  Altüci  zmv  'Agdtov  JiocfifLSi»9  auch  in  d(m  Katalog  seiner 
Schriften  von  dem  angeblichen  Lamprias  stehen. 

54)  S.  Maass  Anal.  Erat.  S.  53—55. 

55)  S.  Maass  De  Phaen.  reo.  S.  116—119,  vgl.  A.  67. 


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AratoB.  295 

seine  mythologische  Gelehrsamkeit^  indem  er  zur  Auslegung  des 
Aratos  die  ganze  mythische  Geschichte  der  Sternbilder  heranzog 
und  in  ihn  hinein  erklärte,  und  übte  damit  einen  weit  verbreiteten 
Einfluss  aus^^).  Diesem  Unwesen  trat  der  bekannte  Mathematiker 
und  Neuplatoniker  Theon  von  Alexandreia  im  vierten  Jahrhundert, 
ebenfalls  zugleich  Herausgeber ^^^  mit  seinem  streng  innerhalb 
der  astronomisch -mathematischen  Grenzen  sich  haltenden  Com- 
mentar  entgegen  ^  wie  er  dies  in  dem  noch  erhaltnen  Dedications- 
schreiben  an  seinen  Schüler  lulianos^)  ausdrücklich  sagt;  aber 
er  verfolgte  zugleich  einen  anderen,  und  zwar  sehr  verkehrten 
polemischen  Zweck  gegen  die  älteren  mathematischen  Ausleger, 
indem  er  so  weit  ging,  Männer  wie  Hipparchos  und  Dionysios^^) 
der  Oberflächlichkeit  und  Ungerechtigkeit**),  ja  des  absichtlichen 
schulmeisterhaften  Uebelwollens^^)  anzuschuldigen,  und  gegen  sie 
nachzuweisen  suchte,  dass  Aratos  meistens  sogar  genauer  unter- 


66)  S.  Maas 8  An.  Erat  S.  5Sf.  Es  ist  dies  derselbe  Sporos,  welcher 
anch  Erklärungen  zu  AriBtoteles  unter  dem  Titel  „aristotelische  Honig- 
waben'^ ('AQiatotBXmä  %fjQia)  schrieb,  s.  Di  eis  Aasg.  des  Simplik.  z.  Aristot. 
Phys.  I.  S.  XXVI  f.  nnd  Tannery  Sur  Sporos  de  Nic^e,  Annales  de  la 
facnlt^  des  lettres  de  Bourdeanx  188%.  No.  8.  S.  257— 261,  indessen  Tgl. 
anch  Heiberg  Philologns  XLHI.  1884.  S.  846 f. 

67)  S.  A.  68.  67.   Mit  kritischen  Zeichen,  s.  Maass  De  Ph.  rec.  S.  108. 

68)  Dasselbe  steht  mit  anderen  Excerpten  im  Marc.  476  (s.  A.  67; 
unter  den  Ausgaben  nur  in  der  ed.  princ),  aus  welchem  es  Maass  An. 
Erat.  8.  86  mittheilt.  Freilich  ist  hier  weder  der  Name  des  Verfassers  an- 
gegeben noch  nennt  letzterer  den  Ton  ihm  bek&mpfben  Commentator  mit 
Namen,  spricht  yielmehr  unbestimmt  von  derartigen  Auslegern  im  Plural. 
Dass  er  aber  doch  nur  den  einen  Sporos  meint  tmd  kein  Anderer  als 
Theon  ist,  zeigt  Maass  a.  a.  0.  S.  86fiPl  Auch  aus  einem  Schreiben,  mit 
welchem  (wie  Maass  gleichfalls  beweist)  derselbe  Theon  einem  Freunde 
(yielleioht  dem  nämlichen  Inlianos?)  seine  kritische  Ausgabe  vor  ihrer  Ver- 
GfPentlichung  zur  Ansicht  schickt,  ist  ein  Ezcerpt  nebst  einem  anderen, 
ähnlichen,  auf  den  Gommentar  bezüglichen  im  Cod.  Laur.  LXXXVH,  10 
erhalten,  s.  beide  bei  Maass  De  Ph.  rec.  S.  108 f. 

69)  Vgl.  A  88. 

60)  V.  ni.  p.  69,  29 ff.  Sd-sv  vtvlg  xmv  aKaXcatsQas  nQoasQXO(iivm9 
raiif  i^fiy^asciv  ido^av  fiij  ficc^fifiauxbp  slvut  x6v  "Agatov  vniXaßov  yoiQ 
Ikfidlv  ^tBQOv  xmv  Evdo^ov  ^aivo^ivoav  noii^aavta  avtov  sig  to  coy/Qa^ficc 
^BtvtLi.  tavtrjg  9\  trig  Yvmasmg  ixetai  %al  ''innagxog  o  Bi^tfvög'  iv  yaQ  roig 
jtQog  Evdoiov  %ttl  "Aqccxov  miqaxai.  tovxo  dnodBi%vvvai,  cvvccyoQtvsi  n,  x,  %• 
(s.  A.  88).    ßidtovxat  d'  ov  (iBXQimg, 

61)  Schol.  240  (p.  72,  16 ff.  Bekk.).  "innaQxog  .  .  .  tva  xhv  "Aquxov 
svtvp^.    8.  Maass  An.  Erat.  S.  86 f. 


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296  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht. 

richtet  gewesen  sei  als  Eudoxos^^).  Inzwischen  hatten  aber  auch 
die  Römer  ^^)  längst  begonnen  dem  Gedichte  ein  nicht  geringeres 
Interesse  zu  schenken^  wie  dies  die  Bruckstücke  einer  schönen 
Uebersetzung  von  Varro  Atacinus*'*)  und  die  der  gleichen,  aber 
allem  Anscheine  nach  weit  weniger  gelungenen  Jugendarbeit  des 
Cicero  zeigen.  Dazu  kamen  dann  die  noch  erhaltnen  Bearbei- 
tungen des  Caesar  Germanicus  und  im  vierten  Jahrhundert  des 
Rufius  Festus  Avienus,  von  denen  erstere  freilich  etwas  lücken- 
haft überliefert  ist^).  Sehr  fleissig  lasen  auch  die  Byzantiner 
bis  ins  siebente  Jahrhundert  dies  Gedicht,  und  man  muss  sich 
sonach  beinahe  wundern*^),  dass  es  nur  durch  eine  einzige,  aus 
der  Redaction  des  Theon  hervorgegangene,  im  eilften  Jahrhundert 
von  dem  Diakonos  Niketas  für  seinen  eignen  Gebrauch  verfertigte 
und  mit  einer  reichhaltigen  Scholiensammlung  versehene  Hand- 
schrift®') auf  die  spätere  Nachwelt  gebracht  isi    Diese  Scholien 

62)  Theon  fahrt  fort  V.  III.  p.  69,  89  ff.  nach  den  A.  60  angef.  Worten: 
'qv  yaQ  tb  siSivai  {LBxavpi^aaai  ^y^nBi^Caq  fMxd^rjfiatix^s  (dies  ist  richtig,  aber 
Hipparchos  nnd  Dionysios  hatten  gewiss  dem  A.  auch  nicht  alle,  sondern 
nur  grÜDdliche  mathematisch-astronomiscbe  Kenntniss  absprechen  wollen). 
avQi^aofisv  d*  avxov  %al  inifieXietSQOV  xä  nXstata  tov  Evd6^ov  iniarufiBvor. 

63)  Hoch  feiert  den  A.  Ovid.  Am.  I,  15,  16.  cum  sole  et  luna  setnper 
Araius  erit  Nüchtern  nnd  verständig  urtheilt  dagegen  Quintil.  X,  1,  55. 
Ärati  tnateria  motu  carct,  ut  in  qua  nulla  varietas,  nuUus  culfectus,  nulla 
pei'sona,  nuUa  cuiusquam  sit  oratio:  sufficit  tamen  operi,  cui  se  parem  credidit, 

64)  Bei  Serv.  z.  Verg.  Georg.  I,  857. 

65)  Schanbach  De  Arati  Solensis  interpretibus  Romanis,  Meiniugen 
1817.  4.  Novae  editionis  Arateorum  Ciceronis,  Germanici  Caesaris,  Rufi 
Festi  Avieni  spec.  I.  IL,  Meiningen  1818.  1820.  4.  J.  Frey  Epistola  critica 
de  Germanico  Arati  interprete,  Colm  18G1.  4.  Von  den  Ausgaben  mag  hier 
nur  die  des  German.  von  Breysig,  Berl.  1867.  8.  (mit  den  Scholien)  an- 
geführt werden. 

66)  S.  jedoch  Maass  De  Ph.  rec.  S.  101:  „esset  mirandtm,  nisi  muUis 
indiciis  cohligeretur  inde  ab  octavo  demum  et  nono  saectUo  extremam  littera- 
rum  ct^tui  barbariem  apud  illos  Byzantinos  fuisse  obductum,  Tunc  vehe- 
menter evanesctmt  et  fere  in  clericorum  latent  solüudine,  qui  scriptores  remo- 
tiores  otii  sui  oblectandi  causa  ex  bibliothecarum  pulvere  sordibusque  ereptos 
suum  in  usum  describunt  et  ita  conservandos  curanf'.  (Vgl.  Maass  in  den 
Mölanges  Graux  S.  768  f.). 

67)  Es  ist  dies  derselbe  Cod.  Ven.  Marc.  476,  welcher  auch  die  Ale- 
xandra des  Lykophron  mit  Scholien  enthält.  In.  dem  Schreiber  und  Besitzer 
desselben  Niketas  hat  Sehe  er  Bhoin.  Mus.  XXXIV.  S.  281  f.  (s.  C.  9.  A.  45) 
einen  bekannten  nachmaligen  Erzbischof  des  11.  Jahrh.  nachgewiesen.  Dass 
dieser  selbst  die  Scholien  aus  älteren  Buohcm  ausgezogen  hat,  sagt  er  zwar 
nicht  von  denen  zu  Aratos,   aber  doch  von  denen  zu  Lykophron  selber: 


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Aratoa.  297 

enthalten  grossentheils^^)  Auszüge  aus  dem  Commentar  des 
Theon,  aber  auch  aus  denen  des  Sporos  und  Anderer  ^^).    Ausser 

Tidvravd'a  avvrjd'Qoiatt  UiiTiov  Xi^sig^  vgl.  Maas 8  a.  a.  0.  S.  94  und  Hermes 
XIX  S.  6S5.  A.  2.  MaasB  a.  a.  0.  S.  101  fährt  fort:  ,,Ätque  Nicetas  dia- 
Conus  .  ,  .  vd  Lycophronem  adeo  adamahai,  tU  non  solum  versus  tnare  Ly- 
cophroneo  conderet,  verum  et  ipsum  scholiis  insirudum  Arato  suo  adiungeret. 
Et  Aratum  quidem  ex  vetusto  exemplari  videtur  repetiisse,  quia  ex  frequenti 
litterarum  qtMrundam  permutatione  archetypi  litteratura  uncicUis  conligenda 
est.  Itaque  ultra  octavum  cei-te  saeculum,  quod  qui  hucusque  innotuerufU 
Codices  minusculis  scripti  non  excedunt,  archeiypum  Marciani  unctalem  re- 
ferendum  existimo".  Ans  dieser  Handschrift  ist  für  Aratos,  wie  Sehe  er 
Hhein.  Mas  XXXIV.  S.  272  f.  Ausg.  des  Lykoph.  S.  1  f.^nnd  Maass  a.  a.  0. 
S.  94 f.  erwiesen  haben,  zunächst  der  nicht  viel  weniger  alte  Cod.  Yatic. 
1307  mit  denselben  Scholien  geflossen,  welchen  Bekker  irrthümlich  für 
den  allsten  Codex  des  A  hielt.  Maaas  hat  nun  aber  ferner  a.  a.  0. 
(S.  96  ff.)  gezeigt,  dass  auf  sie  mittelbar  auch  alle  jüngeren  Handschriften 
zurückgehen  und  die  Textrecension  also  von  allen  Manuscripten  auf  sie 
allein  zu  begründen  ist.  (Etwas  anders  urtheilt  allerdings  t.  Wilamowitz 
Eurip.  Herakles  L  S.  190).  Mehrere  jener  jüngeren  sind  aus  der  neuen  Re- 
daction  oder  vielmehr  Teztverderbung  des  MOnchs  Planudes  im  14.  Jahrh. 
nebst  dessen  Umgestaltung  der  alten  Scholien  hervorgegangen,  und  in 
einem  (Laur.  XVHI,  44)  steht  ausdrücklich:  Gianfo^  i^rjyiqaBwg  i%Xoyal  Sloq- 
^oo^fttfai  naQu  tov  coqxotatov  fiowuxov  t/lvqCov  Ma^ifiov  IlXavovSovg.  Nun 
war  aber  die  Bedaction  des  Theon,  welche  Maass  a.  a.  0.  S.  101  ff.  als 
Quelle  des  Marcianus  erwiesen  hat,  von  dessen  apologetischer  Tendenz  zu 
Gunsten  des  A.  stark  bedingt  in  der  Wahl  der  Lesarten  und  der  Aufnahme 
fremder  Conjecturen,  z.  B.  von  Attalos,  wenn  Theon  auch  eigne  nicht  gemacht 
zu  haben  scheint,  s.  Maass  a.  a.  0.  S.  102  ff.  110  ff.  Glücklicherweise 
jedoch  hat  Niketas  neben  dem  von  ihm  abgeschriebenen  älteren  Codex  noch 
einen  anderen,  vielmehr  aus  der  Bedaction  des  Sporos,  wie  Maass  a.  a.  0. 
S.  116 — 119  darlegt,  entsprungenen  benutzt  und  aus  demselben  unverächt- 
liche  Variunten  beigeschrieben,  und  ausserdem  sind  wir  in  der  günstigen 
Lage  abgesehen  von  den  lateinischen  Bearbeitungen  für  die  Herstellung  des 
Urtextes,  in  welcher  sich  daher  recht  weit  vordringen  lässt,  auch  noch  die 
Citate,  die  freilich  ^^ielfach  nach  einer  jüngeren  Bedaction  umgemodelt 
sind,  und  Paraphrasen  von  ungefähr  200  Versen  bei  Hipparchos  benutzen 
zu  können. 

68)  Nicht  durchweg,  wie  nach  dem  Vorgang  des  Planudes  (s.  A.  67) 
Manche  geglaubt  haben.  In  das  entgegengesetzte  Extrem  yerfielBernhardy 
G.  L.-G.  IP,2.  S.  720.  721  f.  H.  Grotius  Syntagma  Arateorum,  Leiden 
1604.  4.  und  Bekker  sahen  das  Bichtige.  Buhle  hat  die  Scholien  völlig 
verkehrt  in  zwei  Becensionen  auseinandergerissen,  Bekker  mit  Becht  sie 
wieder  vereinigt. 

69)  S.  Maass  Anal.  Erat.  S.  37.  A.  61.  Vgl.  De  Ph.  rec.  S.  102  ff.  Aus- 
züge aus  dem  Commentar  des  Sporos  finden  sich  auch  noch  in  einem  Pariser 
Miscellancodex  des  10.  Jahrh.  (Suppl.  Gr.  506  A),  aus  denen  Treu  Miscel- 


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298  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht 

in  der  yielgepriesenexL  einleitenden  Anrufung  des  Zeus  ist  die 
Dichtung  des  Äratos  ohne  rechten  Schwung,  aber  doch  von  einer 
gewissen  einfachen  und  dabei  edlen  Anmuth,  und  so  mag  sie 
denn,  wenn  man  die  Sprödigkeit  des  Stoffes  bedenkt^  ihres  langen 
Ruhmes  nicht  gerade  ganz  unwerth  gewesen  sein^^);  immerhin 
jedoch  ist  es  vom  Standpunkte  unseres  heutigen  Geschmacks 
schwer  begreiflich,  wie  sie  einen  so  grossen  und  dauernden  Ein- 
druck'^) machen  konnte^.  Wohl  darf  man  in  ihr  die  Weise 
des  Hesiodos  wiederfinden,  die  Sprache  jedoch  schliesst  sich  weit 
mehr  an  die  homerische  an'^),  zeigt  aber,  wie  sehr  die  Kennt- 
niss  der  letzteren  damals  noch  in  den  Einderschuhen  steckte, 
so  dass  auffallende  Incorrectheiten  vorkommen  und  man  hiemach 
von  des  Aratos  Recension  der  Odyssee  eben  keine  sonderlich 
günstige  Meinung  gewinnt'^).  Einen  Anhang  bilden  die  Wetter- 
zeichen'^).    Aus  welcher  Quelle  der  Dichter  diesen  zweiten  Theil 


lanea  Aratea,  Oblau  1880.  4.  Einiges  mitgetheilt  hat,  vgl.  Maass  An.  Er. 
S.  46.  A.  67,  nnd  so  werden  sich  wohl  anch  sonst  noch  aus  solchen  astro- 
nomischen Sammelhandschriften  die  Scholien  bereichem  lassen,  s.  Dübner 
Une  Observation  concemant  les  Scholies  sur  Aratus,  Bev.  de  philo).  II.  1847. 
S.  las— 139. 

70)  Vgl.  das  ürtheil  des  Quintilianns  A.  68,  dazu  die  Charakteristik 
von  Couat  S.  469  ff.  469  ff.  477  ff. 

71)  üeber  ihren  Einfluss  auf  die  bildende  Ennst  handelt  Robert  Era- 
tostb.  Gataster.  reliqu.  S.  246  ff.,  welcher  meint,  dass  Urania  erst  yon  A. 
ab  als  die  Mase  der  astronomischen  Dichtung  galt. 

72)  Vgl.  Conat  S.  483-487. 

73)  Ersteres  hob  Kallimachos  in  dem  mehrerwähnten  Epigramm  her- 
vor. Letzteres  Boethos,  s.  V.  I.  p.  74,  77 ff.  und  V.  II.  p.  67,  18—28,  vgl. 
V.  IV.  p.  60,  28  f. 

74)  Loebe  De  elocutione  Arati  Solensis  poetae,  Halle  1864.  8. 

76)  Aber  der  Titel  des  Ganzen  war  trotzdem  bloss  ^aivofiBva  und 
nicht,  wie  die  Grammatiker  ihn  bezeichneten,  (Patvofisva  icorl  dio^tifiButt, 
Ungleich  richtiger  setzen  die  römischen  Bearbeiter  4och  wenigstens  Pro- 
gnostica  ffir  Sioüfiftfikx.  Vgl.  A.  77.  Dies  hat  Grauert  Uebei  die  Werke  des 
Dichters  Aratus  von  Soli,  Rhein.  Mus.  1827.  S.  386—348  richtig  gezeigt, 
seine  weitere,  neuerdings  von  Couat  S.  467  f.  anders,  aber  nicht  besser  ge- 
staltete Hypothese  aber,  dass  das  Gedicht  einst  umfänglicher  und  'AatQod'BaüXf 
UvatoXri  und  Kctpav  (s.  A.  84)  Theile  desselben  gewesen  seien,  ist  wenig- 
stens in  Bezug  auf  den  Kavmv  von  B6ckh  in  der  A.  84  angef.  Abb.  wider- 
legt worden.  Möglich  dagegen  ist  allerdings  so  viel,  dass  das  Gitat  des 
Tzetz.  in  Hes.  Dp.  1.  p.  23  Gaisf.  h  rg  niitntji  tmv  *Aax^i%m9  sich  auf  eine 
spätere  Sammlung  aller  astronomischen  Gedichte  beziehe,  eben  so  gut 
aber  auch  denkbar,  dass  *Aoxqi%a  ein  anderer  Titel  für  *Aox^oXoyia  war. 
Eine  dritte  Vermuthung,  die  von  B9ckh  S.  307,  dass  Tzetzes  eine  spielende 


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Aratot.   Pseudo-Phemonoe.  299 

geschöpft  hat;  ist  streitig ^^.  Auch  die  eigentlichen  9aiv6fievcc 
aber  sind  bereits  zweitheilig^  indem  die  Beschreibung  des  Sternen-, 
himmels  schon  mit  dem  450.  Verse  abschiiesst  und  von  da  ab 
über  die  Planeten;  die  Himmelskreise,  die  Auf-  und  Niedergange 
der  Gestirne  gehandelt  wird^^).  Eine  methodische  Textrecension 
ist  in  den  bisherigen  Ausgaben'*)  noch  nicht  zu  finden'*). 

Eine  eigenthömliche  Fälschung  wahrscheinlich  aus  der  älteren 
Alexandrinerzeit;  sicher  wenigstens  nicht  späteren  Ursprungs,  waren 
die  Poesien  über  die  Wahrsagung  aus  dem  Yogelflug  und  aus 
anderen  Zeichen  so  wie  über  Traumdeutung  unter  dem  yermuth- 
lieh  erst  von  dem  Verfasser  erfundenen  Namen  der  Phemonoe, 
sei  es  nun,  dass  jener  diese  drei  Gegenstände  in  einem  einzigen 
Gedicht  oder  in  drei  verschiednen  behandelt  hatte ^). 

byzantinische  Viertheilimg  der  ^uivoykwa  (a.  A.  77)  im  Sinne  habe  und 
einen  verlornen  Epilog  alg  fünftes  Bnch  beseichne,  kann  nach  dem,  was 
wir  jetzt  von  der  Ueberlieferong  des  Gedichtes  wissen,  wohl  nicht  mehr  in 
Betracht  kommen. 

76)  Gewöhnlich  und  so  aach  noch  TOn  Maass  De  Ph.  rec.  S.  9S.  114  f. 
wird  iJs  solche  Theophrastos  ire^l  c^paüßv  angesehen,  aber  J.  Boehme  De 
Theophrasti  qnae  ferontnr  ntql  crutsCwß  excerptis,  Hamb.  1884.  8.  S.  64  ff. 
hat  mit  mindestens  sehr  beaohtenswerthen  Gründen  darznthtm  gesnoht, 
dasB  yielmehr  ein  anderes,  mit  einem  Parapegma  versehenes  Werk  des 
Endoxos  za  Grande  gelegen  habe,  vgL  Snsemihl  Jahresber.  XLII  (1886). 
S.  49  f. 

77)  Richtig  ist  also  in  so  fem  die  Bemerkung  V.  II.  p.  66,  16  ff.  ioxi 
d\  TQix^S  ^tvofUpmv  avtov  nffayfuttBÜCy  xccTactigm^ig^  %cci  awavat9XX6pta9 
Tucl  6vvdvv6vxmvy  xol  %Qoy9m69iq  dia  ari^iimp.  Dagegen  ist  es  eine  blosse 
Spielerei,  wenn  in  einer  jungen  Madrider  Handschrift  auch  der  zweite  Theil 
noch  wieder  in  zwei  Abschnitte  zerlegt  wird,  s.  Grauert  a.  a.  0.  S.  888. 
Eine  genauere  üebersicht  des  Stoffs  gfiebt  Ideler  Stemnamen  S.  XIV ff. 

78)  Ed.  priuc.  Aldiua,  Astronomi  veteres,  Yen.  1494  f.  mit  den  Scholien. 
Morel,  Par.  1669.  IL  4.  mit  den  Scholien  und  Leontios.  H.  Stephanns 
in  den  Poet.« Gr.  her.  carm.  1666,  dessen  Text  die  Vulgata  ward.  Fell, 
Oxf.  1672.  8.  mit  Pseudo-Eratosth.  Eatast.  Buhle,  Leipz.  1793.  1801.  IL  8. 
mit  Cicero,  Germanicus,  Avienus  und  kritischen  Anmerkungen  zu  allen, 
Scholien  zu  A.  (s.  A.  68)  und  Germanicus,  Biographien,  Leontios  und 
Fragmentsammlung.  F.  C.  Matthiä,  Frankf.  a.  M.  1817.  8.  Buttmann, 
Berl.  1826.  8.  mit  berichtigtem  Text  und  kritischen  Noten.  Bekker,  BerL 
1828.  8.  mit  den  Scholien  (s.  A.  67  f.).  Paris  b.  Didot  in  den  Poet  didact. 
Bd.  2.  1861.  —  Deutsche  üebers.  von  J.  H.  Voss,  Heidelb.  1824.  8.  mit 
verdienstlichem  erklärenden  Commentar.  —  FranzOs.  Uebers.  von  Halma, 
Paris  1828.  8.  mit  Noten.  —  Frey  Zu  Aratus,  Bhein.  Mus.  XIII.  1868. 
S.  182—186. 

79)  S.  A.  67. 

80)  Das   Meiste«   was  wir  Aber   diesen  Gegenstand  wissen,  ist  von 


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300  Zehntes  Gapifcel.    Das  Lehrgedicht. 

Vielleicht  aach  noch  aus  der  älteren  Älexandrinerzeit  war  ein 
Gedicht  anter  dem  Namen  des  Orpheus  über  die  Zubereitung 


Enaack  Analecta  Alexandrino-Romana,  Greifsw.  1880.  8.  S.  1—8  za- 
sammengestellt  Diese  angebliche  Phemonoe,  deren  nachweislich  ftltste  Er- 
wähnung sich  schon  in  den  Jiado%ttC  des  Rhoders  Antisthenes  (s.  C.  19. 
A.  49)  fand  (La.  Di.  I.  40.  xovxov  [näml.  SaXritoq]  icxl  iro  „fvmd't  cavt6v^\ 
oneg  Uvtia&ivrig  iv  taig  JuxdoxoiCs  ^rifiovotjg  slvcci  q>riai¥y  i^idiono^tieactat 
61  avtb  Xt£X(ova)f  gab  sich  für  die  Sitste  Prophetin  des  delphischen  Orakels 
(Paus.  X,  6,  4,  7  nach  Alex.  Polyh.,  s.  C.  21.  A.  532°.  C.  SS.  A.  70;  vgL 
12,  4,  10.  tag  IlsXsiddag  dl  ^piovdrjg  ts  ixt  nqoxiqag  ysvia^ai  Xiyovat) 
nnd  Tochter  des  Apollon  (Plin.  N.  H.  X.  §.  7)  ans.  Ein  Orakel  von  ihr  in 
drei  Hexametern  steht  bei  Paus.  a.  a.  0.  6,  3,  7.  Ldi  Folge  dessen  galt  sie 
ffir  die  Erfinderin  des  Hexameters  (Paus,  an  der  erstangef.  St.)  und  der 
angebliche  ältste  Hexameter  bei  Plut.  de  Pyth.  orac.  17.  402  D  avfiq>iQsx8 
nxsgd,  oUdvoC^  xtIqov  t8,  fiiXi6acti,  war  also  wohl  der  Anfangsvers  der  Dich- 
tung über  die  Wahrsagung  aus  dem  Vogelflug,  deren  Spuren  sich  bei  Plin. 
X.  §.  7.  21  erhalten  haben.  Von  Anderen  ward  freilich  dieser  Erfindnngs- 
ruhm  yielmehr  der  angeblichen  Verfasserin  einer  anderen  Fälschung,  der 
Boeo  (8.  C.  14.  A.  10  ff,)  sugeschrieben.  Beide  erscheinen  bei  Plin.  im  Titelreg. 
des  10.  B.  neben  Philemon,  welcher  über  Orakel  schrieb  (nsgl  navxth- 
danav  x9^^''''l(f^fov,  Ath.  IV.  114  d),  und  Brunn  De  auctorum  indicibus  Pli- 
nianis,  Bonn  1866.  4.  S.  16  yermuthet  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit,  dass 
Plinius  aus  diesem  (dessen  Zeit  sich  aber  nicht  bestimmen  lässt)  Alles  ent- 
nommen hat,  was  er  hernach  an  den  beiden  angef.  Stellen  dieses  Buchs 
berichtet.  „Einen  anderen  Zweig  der  Teratoskopie,  nämlich  die  Weissagung 
aus  dem  Zucken  eines  Gliedes,  aber  betrifft  die  Anführung  bei  Pseudo- 
Melampus  (wie  man  den  namenlosen  Verfasser,  was  ans  dem  Oitat  des 
Antiphon  an  dieser  Stelle-  erhellt,  wider  seine  Absicht  genannt  hat)  nsgl 
naXfimv^  Script,  physiogn.  p.  461  Franz:  6<pd'uX(i6g  Öe^ibg  iu9  aZli^rat,  xatä 
^fiovoTiv  %cil  AlyvnxCovg  xal  'Avxtfpmvxa  ixd^govg  vnoxstQÜ>vg  i^^t,  ayst  dh 
%al  dnod/ifiovg,  6q)d'€dfMv  deitov  xb  äva  ßXifpagow  idv  aXXrixai^  inlnxrjciv 
ndvxmg  SriXoi,  lucxä  dh  'Avxifpmwxa  nga^iv  %al  vylBtav.  Hier  sieht  es  nun 
allerdings  nach  der  Art  der  Anführung  so  aus,  als  ob  Antiphon,  der  Zeit- 
genosse des  Sokrates  und  Piaton,  sich  bereits  auf  die  Aegypter  und  auf 
Ph.  berufen  hätte**.  (Oder).  Danach  wäre  denn  Phemonoe  weit  älter. 
Allein  dieser  Schein  kann  sehr  leicht  trügen,  und  in  Bezug  auf  das  zweite 
von  zwei  ferneren  Citaten  derselben  (in  welchen  Her  eher  diesen  Namen 
mit  Sicherheit  hergestellt  hat)  bei  Artemid.  IV,  2.  p.  203,  7  ff.  iexi  9\  (näml. 
i^og)^  (og  ^  ^fUivori  (f.  riq>fjfuov.  rj)  l^ye»,  voftog  aygaq>og  bemerkt  mir 
Oder  selber:  „Vor  dem  Zeitalter  der  Sophistik  kann  Pseudo-Ph.  nicht  auf 
diese  Definition  verfallen  sein,  welche  einen  hohen  Grad  von  Reflexion 
voraussetzt'*.  Das  heisst  aber  mit  anderen  Worten:  sie  war  mindestens 
nicht  jünger  als  jener  Sophist  Antiphon  selbst,  und  da  er  schwerlich  der 
Getäuschte  gewesen  sein  kann,  so  würde  höchstens  übrig  bleiben  ihn  selbst 
für  den  Fälscher  zu  erklären.  Dafür  aber  müssten  erst  deutlichere  Spuren 
vorhanden  sein.    „Das  Mhere  von  beiden  Citaten  II,  9.  p.  96,  6  ff.   nvq  8\ 


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Psendo-Orpbeas.   Eallimachos  d.  Jüngere  n.  A.  301 

gemischter  Gifte®*),  neben  dem  noch  ein  anderes  von  einem  uns 
ganz  unbekannten  Tragiker  Heliodoros  aus  Athen ®^)  und  ein 
drittes  unter  dem  Namen  des  Bolos  von  Mendes  erwähnt  wird®^). 

Kallimachos  der  Jüngere  von  Kyrene,  Sohn  des  Stasenor  (?) 
und  der  Megatima^  einer  Schwester  des  berühmten  Eallimachos^ 
verfasste  ein  Lehrgedicht  jcsqI  vi^6av^). 

üeber  Numenios  von  Herakleia,  den  Vorläufer  des  Nikan- 
dros  und  des  Timachidas^)^  s.  .0.  24,  über  die  poetischen  Atd'ixd 
C.  25. 


xh  h  X(fi^^^  oUywß  fkkv  %al  tuc^uqov  IStt»  ri  ^novori  (f.  qpi^fii}  (lovoif)  Xiyei 
aya^ov  shai,  noXv  dl  %al  a^zqov  noprjQov  führt  ons  endlich  ine  Gebiet 
der  TraamdeatQDg,  während  es  von  jener  Definition  des  ^^oq  fraglich  isty 
ob  sie  gerade  in  dem  Tranmbnch  der.  Pseudo-Ph.  stand,  nnd  da  das  be- 
treffende Capitel  des  Artemid.  der  Hauptsache  nach  von  Alexandres  dem 
Hjndier  stammt  (s.  C.  26.  A.  175),  so  wird  dieser  auch  für  sie  hier  nm  so 
wahrscheinlicher  der  Vermittler  gewesen  sein,  da  er  nachweislich  in  seinem 
Vogelbach  ihr  Gegen-  oder  Seitenstuck,  die  Boeo,  benutzte  (s.  C.  25.  A.  107). 
Im  ersten  Yorchristlicben  Jahrhundert  mnss  man  ihr  also  von  Neaem,  wie 
das  Beispiel  der  beiden  Alexandros  beweist,  eine  besondere  Aufmerksam- 
keit geschenkt  haben".  (Oder).  Endlich  wird  sie  noch  erwähnt  bei  Suid. 
IlaXa^tpatog ,  wo  ein  angeblich  alter  athenischer  Epiker  Palaephatos  er- 
scheint, Sohn  jener  Boeo,  der  entweder  nach  der  Ph.  oder  noch  vor  ihr 
gelebt  habe,  s.  C.  27.  A.  110. 

81)  Lob  eck  Aglaoph.  L  S.  751  hält  dasselbe  schwerlich  mit  Recht  für 
einerlei  mit  den  'iduxpvfj,  s.  C.  17.  A.  9.  10. 

82)  Es  führte  den  Titel  'JnoXvtixa  mqoq  Ntnofiaxov  (was  E.  Meyer 
Gesch.  der  Botan.  I.  S.  275.  A.  1  gewiss  richtig  durch  Mittel  sich  von  allen 
Uebeln  zu  erlösen,  also  zum  schmerzlosen  Selbstmorde  wiedergiebt) ,  s. 
Galen.  XIV.  145,  der  7  Hexameter  aas  demselben  mittheilt,  in  denen  „der 
Dichter  schwört  die  Verfertigung  der  Gifte  nicht  aus  böser  Absicht  za 
lehren,  sondern  seine  Hände  rein  zum  Himmel  zu  erheben".  S.  die  wei- 
teren Vermuthungen  von  Mejer  S.  275,  nach  denen  das  Gedicht  jünger 
als  Cicero  gewesen  wäre. 

88)  Galen,  a.  a.  0.  114.  intid'ta&ai  öh  rovxav  (näml.  räk'  cvv&ixmv 
^airaa^inov)  ansvaaiag  noxd^Qor  ftoi  doxai^  KccintQ  noXX&v  imxiiQrj^civTav 
xaig  xoiovxtDP  avyyqatpuig^  iv  ttciv  'ÖQtpsvg  b  iniuXr^^slg  d-soXoyog  %al 
BüäXof  (s.  Beinesius  f.  ^Slgog)  6  Mtvdriaiog  [6  vstixsQog]  xui  ^HXioSa^og  6 
'A^rivaCog  XQaycpdMov  noirixrig  %al  'Agazog  (s.  oben  A.  34)  xal  mXXoi  xtvhg  xmv 
xoiovttov  cvyyQutpsig.  xovxovg  fulv  ovp  av  xtg  ^uvfiaüsiiv  iiifiixQtog  im- 
XBiQiqcaifxag  xaig  ntgl  xovxeav  nQoyfucxsücig'  fiififffuixo  S'  up  tvXoyoag  diä 
xä  nQayfiaxa.    Ueber  Bolos  s.  C.  17.  A.  127  ff. 

84)  Suid.  KaXXifu.  dSsXiprig  d*  avxov  naCg  f^v  6  viog  KaXXlfuxxog,  6 
yQcitffug  nsgl  vi^acap  9t  inmif  and  KaXXCfunxog  Kvffrivttiog^  ixoxoiog,  ddeXqu- 
dovg  xov  TCQOxiQOVj  vtog  Zxaai^voQog  %al  Msyax^fuig  x^g  ddeXtp^g  KccXXijuixov, 

85)  üeber  Timachidas  s.  C.  80.  A,  228  ff. 


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302  Zehntes  CapiteL    Das  Lehrgedicht. 

Nikandros®^  von  Kolophon^'),  Dichter  und  Grammatiker^ 
aber  schwerlich,  wie  behauptet  wird,  zugleich  Arzt  von  Fach®®), 
Sohn  des  Damaeos®^),  mag  etwa  202  geboren  sein^).  Er  war 
Erbpriester  des  klarischen  Apollon^^),  daher  er  denn  auch  in 
dem  zum  Gebiet  von  Eolophon  gehörigen  Elaros  aufwuchs^)  und 
dort  seine  ^jdXe^iqxxQ^xa  schrieb^*).  Längere  Zeit  hielt  er  sich 
aber  auch  in  Aetolien  auf  ^),  ohne  Zweifel  auch  in  Pergamon, 
an  dessen  letzten,  133  gestorbenen  König  Attalos  IIP^)  er,  wie 
es   scheint,   ein   Lobgedicht   richtete^).     Er   schrieb   zahlreiche 


86)  AoBser  dem  Art.  b.  Said,  hab^i  wir  noch  eine  anonyme  Biographie, 
yivog  NixdvdQov  (bei  Weeterm.  S.  61  f.).  —  B.  Yolkmann  De  Nicandri 
Colophonii  vita  et  scriptis,  Halle  1862.  8.  (veraltet).  —  0.  Schneider  Ki> 
candrea,  Leipzig  1856.  8.,  s.  A.  137. 

87)  Said.  V.  Arat.  I.  p.  64,  68.  IV.  p.  60,  18.  Cic.  de  or.  I,  16,  69  xl  A. 
Die  Richtigkeit  dieser  Angabe  (nnr  dass  dieselbe  doch  nngenau  nnd  er 
möglicherweise  in  Elaros  geboren  sein  kann)  erhellt  daraas,  dass  er  eine 
besondere  Schrift  über  die  Dichter  aas  Kolophon  abfas^te  (A.  106)  nnd  aus 
A.  91—98.  Die  Nachricht  V.  Nie.  p.  61,  1  f.  Jiovvctog  h  ^aatiUtriq  h  z£ 
itiQl  tijg  *AyxiyM%Qv  »ot^tf£<os  AlzmXoif  thfal  tpr^ai  ro  yivog  (vgl.  Said,  xora 
di  tivag  Aitmlog)  erklärt  sich,  wie  Meineke  An.  AL  S.  178  ff.  288  bemerkt, 
aas  seinem  langen  Aufenthalt  in  Aetolien,  ygl.  Schneider  S.  18. 

88)  Said.  &fuc  YQafifMctinog  xt  %al  nori;trig  %ul  lat^g,  S.  vielmehr 
C.  84.  A.  6^ 

89)  Nach  seiner  eignen  Angabe,  Y.  N.  p.  62,  7  ff.  (Fr.  110).  Schneider 
S.  18.  —  Said,  nennt  seinen  Yater  yielmehr  Xenophanes. 

90)  y.  Arat.  IV.  p.  60,  21  f.  tß*  BXatg  olviiatiecai  vemtBQog  qxn^vsTut 
CAQdtov\  d.h.,  wie  Kitschi  AI.  ßibL  S.  87  (Opasc.  I.  &  70).  Anm.  bemerkt, 
er  ward  48  Jahre  nach  dem  etwa  (s.  A.  28)  260  oder  etwas  sp&ter  erfolgten 
Tode  des  Aratos  geboren.  Daza  stimmt  annäherangsweise  die  angenaue 
Angabe  V.  Ar.  I.  p.  64,  71  ff.  'Avtiyopog  yeiQ^  m  üwiyivtto  "AQotog^  %€etä 
Toy  ngÄTOV  xal  dtvxiQOP  yiyovB  IltoiipMioVf  NixctvBf^g  dh  %€itä  xov  nipuKxcv^ 
in  io  fem  seine  Gebart  and  frttheste  Lebenszeit  sonach  wirklich  anter  Ptole- 
maeos  V  (206—181)  fiel.     S.  Schneider  S.  12—16 

91)  In  der  V.  N.  p.  61,  8  f.  folgt  aaf  die  A.  87  angef.  Worte  die  Selbst- 
berichtigang  des  Dionys.  y.  Phas.:  ip  dh  xm  itfQl  ^ottixAv  tsgia  tpriülv  %.  x.  1. 
(Fr.  14).    8.  Schneider  S.  17  f. 

92)  Dies  sagt  er  selbst,  wie  Y.  N.  p.  62,  3  ff.  bemerkt  wird,  am  SchhisBe 
der  Ther.  967  f. 

93)  Alex.  9  ff. 

94)  Wie  dies  aas  seinen  AlxmXtnd  and  anderen  seiner  Werke  herrorging, 
V.  N.  p.  62,  18  ff.    Vgl.  A.  87. 

96)  V.  N.  p.  62,  10  ff.  iyivsxo  %€cx*  "AxxaXov  xov  xiXsvxectov  ».  t.  X. 
Said,  ytyopmg  mtcä  xov  viov  'AxxaXov  %.  x,  X.     S.  Schneider  S.  4 — 9. 

96)  Denn  einem  solchen  schreibt  Schneider  S.  2.  3  f.  wohl  mit  Recht 
die  an  diesen  König  sich  wendenden  Verse  V.  N.  p.  62,  11  ff.  (Fr.  104)  ssn. 


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Nikandrofl  yon  Eolophon.  303 

Werke,  theils  in  Prosa,  theils  in  Hexametern,  theils  in  elegischer 
Form^^).  Erwähnt  werden  17,  denen  aber  nach  wahrscheinlicher 
Muthmassung  noch  2  oder  3  weitere  hinzuzufügen  sind^).  Städte- 
geschichten oder  geographisch  -ethnographische  Darstellungen 
waren  die  AittoUxi  entweder  in  Hexametern  oder  in  ionischer 
Prosa »^,  die  KoXoq>mvMKd^^\  die  OhaVxd^^  &7ißa\:xa^%  Zixs- 
AÄc*^'),  alle  drei  in  Hexametern,  auch  vielleicht  Jft/ift^ptoi*^), 
litterarhistorisch  die  Schrift  über  die  kolophonischen  Dichter 
(xagl  ycoifitäv  oder  wohl  genauer  tccqI  %Av  ix  KoXofpävog  itoiri- 
tmvy^),  medicinisch  ausser  den  erhaltnen^(>taxa,  958  Hexa- 
metern  über   die    Mittel   wider   den   Biss   giftiger   Thiere,   und 

97)  Suid.  nennt  ausser  den  Oijptttxa  und  '^Xt^itpagfia'Ka  nur  noch 
rttoQyixtt^  'EtSQOioviiivmv  ßißXia  b\  *Iaastov  awayrnyi^y  JlQoyvmotina  9i 
inmif,  nBQl  XQtiorrjQimv  ndvztoiß  {xavvoinv?  D.  Yolkmann)  ßipX^a  y'  mit 
dem  Znsatz  %al  aXXa  nXitcxu  irnnrng,  aus  welchem  hervorzugehen  scheint, 
daas  auch  die  sämmtUchen  vorher  genannten  Werke  in  Hexametern  ab- 
gefasst  waren,  es  müsste  denn  inixmg  hier  allgemeiner  „in  Versen"  be- 
deuten, worüber  Nietzsche  Rhein.  Mus.  XXIL  8.  197,  Daub  De  Suidae 
fiiographieorum  origine  et  fide,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XI.  1880.  S.  423 
n.  A.  zu  vergleichen  sind,  lieber  den  Znsatz  di'  Inwß  bei  TT^oyyixmxa 
8.  Daub  a.  a.  0.  S.  414 f.  gegen  Schneider  8.  126  f. 

98)  N&mlich  jenes  Lobgedicht  an  Attalos  DI  (s.  A.  96)  in  Hexametern, 
die  KvvriyBzi%d  oder  BriqBvziuLd  oder  wie  sonst  der  Titel  gelautet  haben 
mag,  in  elegischer  Form  und  Ai^md  vom  medicinischen  Gebrauch  von 
Steinen,  Fr.  97—104.  Schneider  S.  125 — 129.  —  Knaack  Qnaestiones 
Phaethonteae,  Berl.  1886.  S.  21  ist  geneigt  zu  den  AtJ^i%d  (statt  zu  den  *£t<- 
^oioviieva)  auch  Fr.  63  (s.  C.  26.  A.  146)  zu  rechnen  und  noch  ein  viertes  Ge- 
dicht über  den  mythischen  Ursprung  des  Bernsteins  zu  vermuthen.  Oder  De 
Anionino  Liberali,  Bonn  1886.  8.  53  (A.  3)  erklärt  jedoch  die  Existenz  der 
KtfVTiystiTid  für  sehr  fraglich  und  möchte,  wenn  anders  ich  ihn  richtig  ver- 
stehe, die  betreffenden  Fragmente  den  *Et8Qoiov(i>Eva  zuweisen.  Vgl.  A.  109.  — 
Umgekehrt  muss  aber  von  jenen  17  Titeln  der  nur  einmal  (Schol.  Ther.  586) 
erwähnte  'Td%iv'&og  (vgl.  C.  5.  A.  112.  G.  34.  A.  60)  in  Abzug  gebracht 
werden  als  Theil  der  ^EttQoiovp^Bva,  s.  Schneider  S.  125. 

99)  Schneider  nimmt  das  Letztere  an,  Oder  S.  62.  Thes.  IX  dasErstere; 
sein  Beweis  bleibt  abzuwarten,  einstweilen  s.  Christ  Gr.  L.-G.  8.  890.  A.  4 
('S.  461.  A.  2):  „Bedenken  (gegen  die  prosaische  Abfassung)  erregt  die  durch- 
sichtige hexametrische  Form  von  Fr.  5  *S  —  Fr.  1—8.   Schneider  S.  19—25. 

100)  In  mindestens  6  Büchern.   Fr.  9.  10.   Schneider  8.  25  f. 

101)  In  mindestens  2  Büchern.   Fr.  16—18.    Schneider  S.  29—31. 

102)  In  mindestens  3  Büchern.   Fr.  19.  20.    Schneider  8.  31. 

103)  Nur  Schol.  Ther.  382  (Fr.  96)  erwähnt,  s.  Schneider  8.  125. 

104)  In  mindestens  7  Büchern.   Fr.  21—23.    Schneider  S.  81  f. 

106)  D9n  ersten  Titel  giebt  Parthen.  4,  den  letzten  Schol.  Ther.  3. 
Fr.  12-14.    Schneider  8.  27-^29. 


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304  Zehntes  Capifcel.    Das  Lehrgedicht. 

^AXaiKpaqiiaica  oder  ^jivutpaQiLOKa^  630  Hexametern  über  die  Gifte 
und  Gegengifte^  die  'O^^taxa,  in  denen  er  das  unerquickliche 
Thema  dieser  beiden  Gedichte  theilweise  wiederum  ^  jedoch  in 
anderer  Gestalt;  nämlich  in  Form  einer  Erzählung  yon  Geschichten 
über  Menschen,  welche  Schlangenbiss  erlitten,  wie  es  scheint,  in 
elegischer  Form^^  behandelte  ^*^^),  die  jedenfalls  in  gebundener 
Rede  abgefassten,  wahrscheinlich  hexametrischen  *Id6B(ov  6vva- 
ymyri  und  ilpoyi/codwxa  *^),  medicinisch-landwirthschaftlich^^)  die 
Fsrngyi^a  *^^)  und  MeXiööovQyixd  "^),  jene  sicher,  diese  wahrschein- 
lich hexametrisch,  mythographisch  die  Metamorphosen  (Eregoiov' 
(isva),  auch  in  Hexametern ^^^),  grammatisch  endlich  das  Prosa- 
werk rxäööai  in  mindestens  3  Büchern  ^^').  Ueber  den  Inhalt 
der  EvQ(OK{a^^^)y  eines  gleichfalls  in  Hexametern  abgefassten 
Gedichts,,  und  der  3  Bücher  hbqI  xQtiörriQCciv  xdvt&v^^)  lässt 
sich  nichts  Bestimmtes  sagen.  Endlich  besitzen  wir  noch  drei 
Epigramme  in  der  Anthologie  ^^^.    Zu  einem  Dichter  fehlte  dem 

106)  Denn  die  bei  Aelian.  N.  A.  X,  49.  XVI,  28  citirten  Verse  des  N. 
(Fr.  31.  32)  schreibt  Schneider  wohl  sicher  mit  Becht  diesem  Gedichte  so. 

107)  Fr.  80-37.   Schneider  S.  37—42. 

108)  Beide  nnr  ans  dem  Begister  des  Said,  bekannt.  Za  der  'idc.  cvv. 
gehört  vielleicht  Fr.  11.  Dass  aaoh  sie  wohl  hexametrisch  war,  darüber 
s.  A.  97. 

109)  Denn  richtig,  wenn  auch  etwas  zn  weit  gehend,  artheilt  Bern- 
hardy  Gr.  L.-G.  IIP.  S.  738  im  Gegensatz  zu  Schneider  (ygl  A.  121), 
dass  die  FccD^ytxa  nach  den  erheblichen  BrachstQcken  bei  Athenaeos  zu 
Bchliessen  weit  mehr  den  Standponkt  medicinischen  and  allerdings  auch 
culinarischeo  Pflanzenanbaas  als  den  eigentlicher  Landwirthschafb  einnahmen. 
Wenn  Cicero  a.  a.  0.  als  Inhalt  dieses  von  ihm  zweifelsohne  nicht  gelesenen 
Gedichts  die  res  rusticae  bezeichnet,  so  will  dies  wohl  nicht  viel  besagen. 
Vgl.  auch  A.  121. 

110)  Fr.  68—91.   Schneider  S.  73—122. 

111)  Fr.  92-94.    Schneider  S.  122-124. 

112)  S.  A.  123.  Fr.  38—67.  Schneider  S.  42—60.  Namentlich  sind 
zahlreiche  Auszüge  bei  Antoninas  Liberalis  erhalten,  and  die  Zahl  derselben 
steigt  noch  erhebhch,  falls  der  von  Oder  S.  42 — 46  TCrsuchte  Wahrschein- 
lichkeitsbeweis, dass  aasser  der  33.  and  (s.  G.  4.  A.  59)  der  39.  Erzählung 
imd  den  Tielmehr  aas  Boeo  (s.  C.  14.  A.  14)  entnommenen  Geschichten  alle 
übrigen  aas  diesem  Gedicht  des  N.  geschöpft  seien,  sich  als  haltbar  be- 
währen sollte. 

113)  Fr.  120-146.    Schneider  S.  203—207. 

114)  Oder  Evgioneia  oder  EvQmnrj.   Fr.  24—29.    Schneider  S.  33—37. 
116)   Wir   kennen   sie   nur   aus   der   Aafzählang   b.   Snid.    (s.   A.  97). 

Schneider  S.  27. 

116)  Anth.  Pal.  VII,  463.  626.  XI,  7  «*  Fr.  106—107.  Schneider  S.  130. 


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Nikandros  von  Kolophon.        -  305 

Nikandros  nicht  weniger  als  Alles  ^^').  Er  ist  über  alle  Be- 
sehreibung dürr  und  ungeniessbar  und  dabei  dunkel  und  gespreizt 
im  Ausdrucke  über  alle  Massen,  voll  von  ungemein  zahlreichen, 
zum  Theil  fehlerhaften  Neubildungen  mit  Verstössen  gegen  Formen- 
lehre und  Prosodie  so  wie  von  Anwendungen  gewöhnlicher  Wörter 
in  neuen  Bedeutungen,  voll  andrerseits  von  einer  nicht  minder  ge- 
schmacklosen Häufung  veralteter  Ausdrücke  bis  zu  den  Partikeln 
hin*^^).  Dazu  kommt  aber  noch,  dass  zwar  ein  Theil  seiner 
Werke,  wie  di«  Ai%(XikLxa^  auf  eignen  Beobachtungen  beruhte, 
dass  er  aber  doch  in  den  meisten  Gedichten  und  so  in  den  me- 
dicinischen  nichts  Eignes  darbot,  sondern  blosser  Metaphrast  war, 
so  in  den  IlQoyvaötixd  des  gleichnamigen  pseudo-hippokratischen 
Prosawerks  ^^^)  und  in  den  beiden  erhaltnen  Gedichten  des  für 
die  Folgezeit  überhaupt  auf  diesem  Gebiete  massgebenden  Arztes 
ApoUodoros  ^^^).  unter  diesen  Umständen  ist  es  nicht  zu  ver- 
wundern, dass  nicht  allein  kein  landwirthschaftlicher  Schriftsteller 
seiner  gedenkt ^^^),  sondern  dass  auch  die  späteren  Aerzte  sich 
lieber  an  seine  Quellen  hielten  und  wo  sie,  wie  Pseudo-Diosko- 
rides  und  Galenos,  seine  Verse  anführten,  dies  doch  nur  zur  Aus- 
schmückung ihrer  Darstellung  thaten^^^).  Von  den  römischen 
Dichtern    benutzte  Ovidius    seine  ^JBksQoioviieva^^^)  und  übertraf 

Doch  ist  nar  das  zweite  mit  Ni^Kävögov  KoXocpmp^ov  bezeichnet,  die  beiden 
anderen  bloss  mit  Ni-Kuvögov. 

117)  Von  praeclare  scribere  und  auch  nnr  von  via  quaedam  poetica  bei 
ihm  zu  sprechen,  wie  Cicero  a.  a.  0.  ihut,  ist  ein  Widersinn. 

118)  B.  Volkmann  Quaestiones  epicae,  Leipzig  1854.  8.  S.  48—76. 
Schneider  S.  207  —  212.  Lingenberg  Quaestiones  Nicandreae,  Halle 
1865.  8.  Einen  Theil  seines  Wortschatzes  entnahm  er  aus  Antimachos, 
Schol.  Ther.  4.  ^ati  dl  6  N.  tjiXoazTjs  Uvtifidxov,  öton^Q  noXXaCg  Xs^faiv 
avTOv  nixQTjtai^  s.  Schneider  S.  210.  Auch  den  Euphorien  benutzte  er, 
s.  C.  14.  A.  103. 

119)  Snid«  fistan8q)ifaötai  ö*  i%  x^v  ^Inno-ngaTOvs  nqoyvaiCzi%mv. 

120)  S.  Schneider  S.  166-203,  bes.  S.  189  flf.  Vgl.  unten  C.  24.  A.  44 if. 
Uebrigens  s.  auch  noch  oben  A.  2. 

121)  S.  Schneider  S.  76—79.  Hiebei  kommt  auch  der  A.  109  hervor- 
gehobene, von  Schneider  S.  73—76  bestrittene  umstand  mit  in  Betracht. 

122)  S.  die  ausgezeichnete  Darlegung  von  Schneider  S.  165-181. 
In  Bezug  auf  Epaenetos  vgl.  C.  34.  A.  50.  Dass  auch  schon  Sostratos  so 
verfuhr,  darüber  s.  A.  125. 

123)  S.  Schneider  S.  42.  44.  68.  72.  Prob,  in  Verg.  Geo.  I,  399  = 
Nik.  Fr.  64.  dilectae  Thetidis  dlcyones]  varia  est  opinio  harum  volucrum  ort- 
ginis:  itaque  in  altera  sequUur  Ovidius  Nicandrum,  in  altera  Theodorum 
(vgl.  C.  14.  A.  184  f.).     Gegenüber  dem   Zweifel  von  Rohde  S.  127.  Anm. 

SuBBMiBL,  griech.*alex.  Litt.-Oeioh.  I.  20 


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306  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht. 

sie  bei  Weitem;  ausserdem  werden  Aemilius  Macer  und,  wenn 
die  Ueberlieferung  richtig  ist,  Vergilius  als  seine  Nachfolger  be- 
zeichnet***). Auffallend  ist  es,  dass  selbst  von  den  Geographen 
nur  Stephanos  yon  Byzantion  aus  eignem  Einblick  ihn  anfährt 
und  auch  nur  höchst  selten.  Dagegen  beuteten  Sammler,  wie 
Parthenios,  Plinius,  Athenaeos  und  Antoninus  Liberalis,  ihn  aus**^), 
und  nicht  minder  reizte  er  das  Studium  der  Grammatiker.  Com- 
mentare  schrieben  unter  und  nach  anderen  *****)  Theon  **^,  Diphilos 
von  Laodikeia**^,  Plutarchos  von  Chaeroneia'*®),  iind  so  ist  denn 
auch  eine  tüchtige  Scholiensammlung  auf  uns  gekommen,  und 
zwar  zeichnet  sich  die  zu  den  &riQtaxd  durch  grössere  Gelehr- 
samkeit aus**^).    Dass  auch  die  späteren  griechischen  Lehrdichter 


(vgl.  S.  125.  Anm.)  s.  die  Bemerkungen  von  Enaack  An.  AI.  Rom.  S.  64 fF. 
Plaehn  De  Nicandro  aliisqoe  poetis  Graecis  ab  Ovidio  in  Metamorphosibns 
conscribendis  adhibitis,  Halle  1882.  8.   (Doctordiss.) 

124)  Quintil.  X,  1,  66.  Nicafidrum  frustra  secuti  Macer  atque  Vergüius? 
üeber  die  Theriaca  des  Macer  s.  Knaack  a.  a.  0.  S.  11.  A.  17.  Vgl. 
Schneider  S.  76.  R.  ünger  De  Aemilio  Macro  Nicandri  imitatore,  Fried- 
land 1846.  4.  Bei  Vergilius  kann  natürlich  nur  an  die  Fsmgyixd  gedacht 
werden  (s.  Schneider  S.  74 f.),  freilich  erregt  hier  wieder  der  A.  109  her- 
vorgehobene  Umstand   Bedenken,    s.  jedoch   gegen  die  Vermuthung   von 

B.  Unger  De  C.  Valgii  Rufi  poematis,  Halle  1848.  8.,  dass  Välgius  statt 
Vergilius  zu  schreiben  sei,  Teuffei- Schwabe  Rom.  L.-G.  I*.  §.  227.  A.  2. 

125)  Vgl.  A.  109.  112.  i,Aeliano8  hat  den  N.  nur  mittelbar  benutzt  (s. 
in  Bez.  auf  N.  A.  VII,  61  vgl.  m.  Ther.  884  ff.  Schneider  S.  200),  unmittel- 
bar den  gleichfalls  (s.  C.  24.  A.  60.  C.  34.  A.  176)  aus  ApoUodoros  schöpfen- 
den Arzt  Sostratos  und  dessen  Citate  des  N.  Die  häufige  Uebereinstimmung 
der  Scholien  zu  letzterm  mit  ihm  erklärt  sich  daraus,  dass  der  betreffende 
Commentator  gleichfalls  den  Sostratos  ausbeutete".   (M.  Well  mann).   Vgl. 

C.  24.  A.  46  u.  bes.  C.  34.  A.  176. 

126^)  Demetrios  Chloros,  Antigonos  von  Alexandreia  (oder  der  Arzt  aus 
Nikaea?),  s.  A.  126.   C.  26.  A.  101^   C.  30.  A.  262.   C.  34.  A.  60. 

126)  Schol.  Ther.  237.  9,  iv  vnofivrifiaTi,  Steph.  v.  Byz.  KoQonri  (der 
also  unsere  Scholien  schon  kennt),  of  vnofivrjfuittiaavteg  Simv  IRovxaqxog 
JrjfjLrjtQiog,  vgl.  Schol.  Ther.  614  und  C.  26.  A.  101^.  Es  ist  derselbe,  welcher 
uns  schon  als  Commentator  des  Theokritos  und  Lykophron  begegnet  ist, 
C.  6.  A.  76.  C.  9.  A.  43  f..  Vgl.  C.  13.  A.  98.  99.  C.  14.  A.  72.  74.  76.  C.  27. 
A.  80.   G.  30.  A.  207  u.  bes.  C.  30.  A.  393. 

127)  Ath.  Vn.  814  d. 

128)  Steph.  V.  Byz.  Kogonri,  s.  A,  126.  VgL  Etym.  M.  'Atvimv,  —  Des 
Pamphilos  Schrift  slg  tä  Ni%dv9^ov  ave^T^yi^Ta  %al  xa  xaXovfteva  'Oni,%d 
(Suid.  nd^tp.)  bezog  sich  wahrscheinlich  vielmehr  auf  die  'E^i^yi^Tixa  vqg 
'^Ttt%rjg  diaXinzov  des  Nikandros  von  Tbyateira,  s.  C.  30.  A.  222—224. 

129)  Sonderausg.  von  Bassemaker  Scholia  et  paraphrases  in  Nican- 


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Nikandros  von  Eolophon  and  andere  Dichter.  307 

Yon  Oppianos  ab  den  Nikandros  lasen  und  nachahmten^  kann 
wohl  keinen  Zweifel  leiden  ^^*^).  Auch  eine  Metaphrase  von  Eute- 
knios  ist  uns  noch  erhalten  ^'^).  Marianos  setzte  die  SrjQiaxd  in 
1370  iambische  Verse  um'^).  So  wenig  nun  aber  die  Zahl  der 
Leser  eine  besonders  grosse  war^^^),  so  haben  doch  unter  ihren 
Händen  die  'j^Xe^KpaQuiDcxa  eine  starke  Interpolation  (611  —  628) 
und  beide  Gedichte  willkürliche  Aenderungen  erlitten*^*®).  Die 
beste  Handschrift  ist  eine  Pariser  aus  dem  10.  Jahrhundert*'^). 
Unter  den  Ausgaben**^)  verdienen  die  von  J.  G.  Schneider 
und  vor  allen  die  vorzügliche  von  0.  Schneider,  der  wir  erst 
eine  wirkliche  Textrecension  verdanken,  besonders  bemerkt  zu 
werden. 

Als  Dichter  von  Oaivoyi^Bva  werden  ausser  Aratos,  Ale- 
xandros  dem  Aetoler  und  den  später  zu  besprechenden  Her- 
mippos  und  Hegesianax  noch  eine  Reihe  anderer  erwähnt,  die 
zum  Theil  vielleicht  erst  den  Zeiten  nach  Christi  Geburt  an- 
gehören, während  andere  von  ihnen,  wie  Eleostratos,  schon 
aus  voralexandrinischer  Zeit  waren.    Ueberdies  sind  aber  in  diese 


drum  etc.    Par.  1S49.  8.  mit  den  Scholien  zu  Theokritos  von  Ddbner,  s. 
C.  6.  A.  79. 

130)  S.  Schneider  S.  164. 

131)  Zuerst  herausgegeben  von  Bandini,  Flor.  1764. 
182)  Suid.  Mu^iavo^.     Vgl.  C.  6.  A.  82.   C.  13.  A.  106. 

132^)  S.  noch  Schneider  S.  70—73.  163-165  und  die  sämmtlichen 
Citate  der  ^9.  u.  'AXb^,  bei  ihm  S.  136—156. 

132^)  S.  Schneider  S.  155—163.  Es  gab  auch  ein  ganzes  gefälschtes 
Gedicht  Ni%dvd(fov  ^i^peaxa,  Bekk.  Anecd.  p.  1165. 

133)  Par.  snppl.  247,  von  Schneider  /7  genannt.  Nächst  ihr  sind 
G  B-  Gottingenais  aus  dem  13.  oder  14.  Jahrh.  und  M  «»  Laor.  XXXII,  16 
aus  dem  13.  besonders  bemerkenswerth ,  s.  Schneider  S.  212 — 216.  Für 
die  Scholien  zu  den  GriQiaxd  kommt  in  erster  Linie  K  «=•  Vatic.  305  aus 
dem  13.  Jahrh.  in  Betracht,  demnächst  G  und  P  =  Paris.  2403,  für  die  zu 
den  'AXs^KpaQfictyia  besonders  P. 

134)  Ed.  princ.  Aldina,  Yen.  1499  fol.  mit  Scholien  (zusammen  mit 
Dioskorides).  Aldina  Ü.,  Ven.  1522.  4.  Morel  (mit  der  trefflichen  latein. 
Uebers.  von  Gorraeus),  Par.  1557.  4.  H.  Stephanus  Po.  pr.  her.  c,  Par. 
1566.  J.G.Schneider  Alexiph.  mit  Scholien  n.  d.  Paraphr.,  Halle  1798.  8, 
sehr  wichtig  für  Kritik  und  Erklärung,  Ther.  mit  Schol.,  Leipz.  1816.  8., 
viel  flüchtiger  gearbeitet  F.  S.  Lehrs  in  den  Poet.  buc.  et  didact  b. 
Didot,  Par.  1851.  1.  Bd.  0.  Schneider  Nicandrea,. Leipz.  1856.  8.  mit  aus- 
gezeidineter  Einleitung  und  Fragms.  und  den  Scholien  von  H.  Eeil  (zu 
den  Ther.  nach  neuen  Gollationen,  zu  den  Alex,  nach  Bussemake r).  — 
Bentley  Emendationes  in  Theriaca,   Mus.  crii  Cantab.  I.  S.  370  ff.  445  fr. 

20* 


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308  Zehntes  Capitel.    Das  Lehrgedicht. 

Listen  ^^^)  auch  Prosaiker  eingewoben,  so  dass  sich  über  Lasos 
von  Magnesia^  Alexandros  von  Lykaea  und  Artemidoros  nicht 
einmal  nach  dieser  Richtung  hin  entscheiden  lässt  So  bleibt 
ausser  Anakreon^'*)  und  Sminthes^')  noch 

Alexandros  von  Ephesos^^®)  aus  Ciceros  Zeit,  ein  Rhetor 
und  Staatsmann  mit  dem  Beinamen  Jvxvog^  welcher  auch  ein 
geographisches  Lehrgedicht  ^^^)  und  eine  Geschichte  des  marsischen 
Krieges*^)  schrieb.  Seine  poetische  Begabung  war  allem  An- 
scheine nach  nicht  gross  ^*^).  Aus  den  OaivoiiBva  ist  uns  noch 
ein  längeres  Bruchstück  von  26  Versen  erhalten^**),  aus  dem 
geographischen  Gedicht,  welches  in  drei  Theile,  die  Beschreibung 
von  Asien,  Europa  und  Libyen,  zerfiel,  mehrere  kürzere^**). 

Ueber  Pseudo-Skymnos  s.  C.  22,  über  Apollodoros  den 
Athener  *C.  27.    Wenn 

135)  V.  Arat.  I.  p.  66,  89  ff.  nal  yoLQ  Ev9o^og  6  Kv^dtog  lygarpe  ^uivd- 
fieya  xal  Aäaog  b  Mayvrjg  ovxl  b  ^EQUiovBvg,  all'  biimvvfjLog  aXXog  Adam 
Tö  ^EgftiovsCf  xal  '^Egiitnuog  nal  ^Hyriaidva^  xal  *AQiato(pccvrig  o  BiJ^dvttog 
xal  dXXoi  noXXoC.  V.  Arat.  ü.  p.  67,  28  ff.  noXXol  ydg  xal  aXXot  ^atvoftsva 
iyQurpav^  xal  KXsoatQUtog  %al  Sfiiv&rjg  xal  'AXi^avÖQog  o  AhmXog  xal  'JXi- 
^avdgog  6  'Eqtiaiog  %al  'AXs^ccvdgog  o  Avnattrjg  xal  'Avanqimv  xal  'AgtSfiC' 
9(OQog  Hccl  ^InnaQxog  xal  cclXot,  noXXoC.  Vgl.  auch  D.  Volkmann  De  Saidae 
biographicis  IL,  Symb.  phil.  Bonn.  S.  721  f. 

186)  Dieser  begegnet  uns  auch  Hygin.  Aetron.  II,  6.  p.  42,  7,  wie 
Meineke  An.  AI.  S.  243  bemerkte. 

137)  Bei  Avien.  682  Minthes  genannt.  Er  erscheint  auch  in  dem  A.  47 
erwähnten  Verzeichniss  vermeintlicher  Commentatoren  des  Aratos. 

188)  Meineke  De  Alexandre  Ephesio,  Anal.  AI.  S.  871—377. 

139)  Strab.  XIV.  642.  rcoy  ^^  ^srnzigcov  . . .  'AXi^ccvSgog  (i^cag  o  Av%vog 
TCQoaayoQEvd'Big,  og  xal  inoXijsvaato  xal  avviyQatjfSv  lOxogCav  (s.  A.  140)  xal 
^nri  xarcXtTrsy,  h  olg  xd  zs  orgdvia  diMt^etat  xal  tag  rjne^ovg  ysmygaqiBty 
%a^'  i%daxriv  ixdovg  noifjfuc. 

140)  Aurel.  Vict.  de  orig.  gent.  Rom.  9,  bei  Strab.  a.  a.  0.  kurz  tcxogla. 
Müller  F.  H.  G.  lU.  S.  244. 

141)  Cic.  ad  Att.  II,  20,  6.  poeta  ineptus,  nee  tarnen  seit  nihil,  et  est  nan 
inutilis.  22,  7.  libros  AUxcmdri  neglegentis  hominis  et  non  boni  poetae,  sed 
tarnen  non  intUüis  tibi  remisi, 

142)  S.  C.  4.  A.  79.  Ob  die  Anführung  bei  Hygin.  Astron.  11,  21.  p.  68, 
8 — 10  sich  auf  den  Aetoler  oder  den  Epheser  bezieht,  ist  fraglich  (vgl. 
Meineke  a.  a.  0.  S. 242),  und  wenn  Robert  Eratosth.  Catast  rel.  S. 222—228 
mit  Recht  annimmt,  dass  sie  aus  Parmcniskos  (s.  C.  30.  A.  106)  geflossen 
sei,  so  ist  das  Erstere  der  Fall. 

143)  Ziemlich  häufig  wird  es  von  Stephanos  von  Byzanz  angeführt, 
aufiserdem  nur  noch  von  Eustath.  zu  Dionys.  Perieg.  668.  691  und  Schol.  z. 
dems.  607.     S.  Meineke  a.  a.  0.  S.  374—377. 


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AlexandroB  von  EphesoB.    Pankrates  ans  Arkadien.  309 

Pankrates  aus  Arkadien,  der  Dichter  von  'JXuvrixdj  Sa- 
Xdööia  €Qya  und  BoxxoQi^ig^^),  derselbe  mit  dem  von  Meleagros ^*^) 
verwendeten  Epigrammendichter  war,  was  aber  durchaus  zweifel- 
haft ist,  so  lebte  er  spätestens  im  zweiten  Jahrhundert  v.  Chr., 
sonst  aber  steht  nur  so  viel  fest,  dass  er  älter  als  Oppianos  war^^). 

Kaekalos  (?)  von  Argos  und  Poseidonios  von  Korinth 
sind  für  uns  blosse  Namen  ^^^. 


Elftes  Capitel. 

Tendenzerdiehtnngen  in  Prosa  ^). 

Der  Zug  zum  Märchenhaften  und  Abenteuerlichen  war  auch 
den  Griechen  von  alten  Zeiten  her  nicht  fremd.  Der  Apolog  des 
Alkinoos  in  der  Odyssee  ist  die  älteste  Robinsonade  der  europä- 
ischen Litteratur^).  Dann  folgte  das  Arimaspenlied  unter  dem 
Namen  des  Aristeas.  Aber  auch  in  den  Werken  von  zahlreichen 
anderen  Dichtem  und  von  Geschichtschreibern  gelangten  die  Aus- 
geburten der  ethnographischen  Phantasie^  die  wunderbaren  Men- 
schen und  Thiere  oder  Halbmenschen  und  Halbthiere,  die  Gross- 
köpfe, Halbhunde,  Pygmaeen,  Hundsköpfe,  Steganopoden^)  und 
die  anderen  Wunder  der  Ferne  vollauf  zur  Erscheinung,  und  diese 
Phantastik  scheint  sich  bei  dem  berühmten  Reisenden  Pytheas 
von  Massalia,  als  dieser  nach  dem  zuvor  gänzlich  unbekannten 
Nordwesten  kam,  mitten  in  seine  nüchternen  und  klaren  Beobach- 
tungen hineingedrängt  und  dieselben  gelegentlich  übermeistert  zu 
haben.     Von  einer  anderen  Richtung  her  bekam  diese  Art  von 

144)  Ath.  I.  13  b.  c.  Ka^fiaXov  .  .  .  tov  'Agyeiov  %al  iVbvftijvioy  xov  ^Hga- 
xlsmtriif^  IlayxQdxrjv  tov  Ugudda,  TloüsiSmviov  tov  KogCv^iov  icttl  zov  oXCytp 
nQO  TiyL&v  ysvofjksvov  'Onmavov  tov  KCXv%a*  toaovtoi/s  yäg  ivnv%o^sv  ino- 
xoioig  'Al^evtnuc  yeypcqpoat.  Daraus  ist  der  Art.  b.  Suid.  KixCXiog  geschöpft. 
Bniohstücke  giebt  Ath.  VII.  283  a.  c.  805  c.  321  e.  f  {nayxQaTtj^  i  *AQ%dg  iv 
toig  BaXaa^ioig  i^yoig  oder  iv  "Eifyois  d'aXatxü}ig  oder  ^uXuüa^oig)  und  Xl. 
478  a.  üayKifdtTig  d*  iv  ngtotto  Boxxogrildog. 

145)  Anth.  Pal.  IV,  1,  18.  nagvrig  igveöt  nayx^tSnsog.  Die  Epigramme 
des  P.  ebendas.  VI,  117.  356.  VIT,  653  sind  aber  von  einem  späteren  Manne 
gleiches  Namens. 

146)  Denn  es  ist  nicht  zu  wissen,  ob  die  Eeihenfolge  bei  Ath.  I.  13b.  c 
(s.  A.  144)  chronologisch  ist.         147)  S.  A.  144. 

1)  ü  oh  de  Gr.  Rom.  S.  167—242. 

2)  Wie  Ni tisch  Anmm.  zur  Odyss.  III.  S.  XXU  richtig  bemerkt 
8)  Hesiod.  Fr.  74  Marcksch.  Aeschyl.  Fr.  194.  Alkm.  Fr.  118. 


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310  Elftes  Capitel.    TendenzerdichtuDgen  in  Prosa. 

Neubegier  reichlichen  Zufluss^  seitdem  die  Kunde  von  Indien  ein- 
zudringen begann,  zuerst  durch  Skylax,  dann  durch  Etesias,  in 
der  älteren  Alexandrinerzeit  vor  Allen  durch  Megasthenes*),  und 
überhaupt  ward  dieser  ganze  romanhafte  Sinn  auf  dem  Gebiete 
der  Länder-  imd  Völkerkunde  reichlich  genährt  durch  die  Züge 
des  grossen  Alexandros  und  die  fabelhaften  Erzählungen  seiner 
Geschichtschreiber.  Neben  den  bizarren  und  fratzenhaften  (Je- 
bilden,  mit  denen  die  Volksphantasie  die  unbekannten  Gegenden 
der  Ferne  bevölkerte,  hatte  sie  es  aber  auch  von  Alters  her  ge- 
liebt sich  dort  glückselige  Länder  und  gerechte  Völker  zu  er- 
sinnen, wie  namentlich  die  Hyperboreer  jenseits  des  Oceans^). 
An  solche  Völksvorstellungen  knüpften  nun  die  Staatsromane, 
die  Utopien  der  Philosophen  an.  Voran  gingen  Piaton  in  seinen 
Dialogen  Timaeos  und  Kritias  mit  der  Geschichte  von  Altathen 
und  der  rein  von  ihm  erdichteten^)  und  nach  ebendieser  Er- 
dichtung längst  spurlos  zu  Grunde  gegangenen  Insel  Atlantis, 
nur  aber  so,  dass  Altathen  der  Sitz  seines  Idealstaats  und  diese 
fabelhafte  Insel  bloss  der  einer  mehr  äusserlichen  Tüchtigkeit, 
Grösse  und  Pracht  ist,  und  hierauf  Theopompos  mitten  in  seinem 
ernsten  Geschichtswerk  durch  die  märchenhafte  Episode  vom 
Meropenland  und  der  Friedens-  und  Kriegsstadt  ^.  Ihnen  folgte  wohl 
zunächst  in  der  ältesten  Alexandrinerzeit  der  Abderit  Hekataeos®). 
Hekataeos^)  von  Abdera  oder  Teos^^),  Schüler  des  Skeptikers 


4)  S.  C.  21. 

5)  Homer.  Epigon.  b.  Herod.  IV,  82.  flesiod.  Fr.  76  M.  Find.  Ol.  III, 
25  ff.  50.  Py.  X,  46  ff.  Dazu  kommen  die  Gabier  (Aeschyl.  Fr,  190)  und  die 
einfach-unBchnldigen  Bosse  melkenden  Skythen  (Hesiod.  Fr.  68.  Aeschyl. 
Fr.  192,  8.  auch  schon  II.  N,  5  f.). 

6)  S.  Snsemihl  Plat  Philos.  11.  S.  471  ff. 

7)  Fr.  76  b.  Ael.  V.  H.  III,  18. 

8)  Die  Reihenfolge  bei  Apollod.  Fr.  169  b.  Strab.  VII.  299  (»  Hekat. 
Fr.  6)  %al  triv  necQOt  Beonofino)  MeQonl^a  itoUv^  naq'  *E%axttlm  Sl  Kififj^SQ^Sa 
n6XiVy  nag*  EvrjfiiQca  Sh  zipf  IIay%atriv  yfjiß  soll  doch  wohl  chronologisch 
sein.  Sicher  freilich  ist  dies  nicht,  und  die  Möglichkeit,  dass  die  Schrift 
des  Enhemeros  etwas  früher  erschienen  sei  als  der  Hyperboreerroman  (and 
die  ägyptische  Geschichte)  des  Hekataeos,  ist  mithin  nicht  von  vom  herein 
abzuweisen,  s.  indessen  A.  86. 

9)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  384— 896.  Rohde  S.  208— 214.  Röper  üeber 
einige  Schriftsteller  mit  Namen  Hekataeos.  I.  II.  Danzig  1877.  1878.  4. 
E.  Schwartz  Hekataeos  von  Teos,  Rhein.  Mus.  XL.  1886.  S.  223—262. 

10)    Als   Teler  bezeichnen   ihn  nur   Psendo-Skymn.  V.  869  Müll,  nach 
der  ohne  Zweifel  richtigen  Coigectar  von  Röper  I.  S.  1  ff.    6  Tr^ios  (für 


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Hekataeoe  von  Abdera.  311 

Pyrron**),  entweder  wirklich,  wie  uns  berichtet  wird,  gleichen 
Alters  mit  Alexandros  dem  Grossen  oder  doch  nicht  yiel  jünger, 
lebte  am  Hofe  yon  Ptolemaeos  I  und  ward  von  demselben,  Wie 
es  scheint,  auch  zu  Staatsgeschäften  verwandt^').  Auch  philo- 
logisch war  er  gebildet,  wie  seine  Schrift  über  die  Poesie 
des  Homeros  und  Hesiodos  bewies^),  von  welcher  wir  aber 
weiter  Nichts  wissen**).  An  eine  Reise  nach  Theben,  welche  er 
unter  der  Regierung  des  ersten  Ptolemaeers  unternahm,  und  auf 
welcher  er  historische  Untersuchungen  anstellte**),  schloss  sich 


OTiSMT,  Ygl.  über  die  frühere,  onrichtige  Herstellxmg  C.  33.  A.  314)  und  Strab. 
XIV.  644,  aach  kommt  dagegen  in  Betracht,  dass  Plut.  de  Ja.  et  Ob.  364  D 
ihn  einen  Abderiten  nennt,  wenn  man  bedenkt^  dass  dieser  sein  ägyptisches 
Werk  noch  nnmittelbar  benutzt  hat  (s.  A.  17);  jedoch  auf  wen  in  letzter 
Instanz  seine  Aufführung  als  Abderit  bei  La.  Di.  IX,  69  und  wahrscheinlich 
auch  61,  wo  für  das  yermuthlich  verderbte  'Acmtviog  doch  wohl  (vgl.  A.  27)  mit 
Müller  S.  884.  Anm.  *E%axcc£og  zu  lesen  sein  wird,  Suid.  (s.  A.  13),  Aelian. 
N.  A.  XI,  1,  dem.  Strom.  II.  417  A  zurückgeht,  wissen  wir  nicht  und  können 
um  so  weniger  entscheiden,  welche  von  beiden  Angaben  die  richtigere  ist. 
Die  Bedenken  aber  von  B Oper  II.  S.  Iff.  gegen  die  Einerleiheit  der  Person 
scheinen  mir  durch  Schwartz  S.  234 f.  A.  4  genügend  erledigt.  Abdera 
war  bekanntlich  Colonie  Ton  Teos,  und  ebenso  wird,  wie  Röper  I.  S.  22  f. 
selbst  herrorhebt,  der  Abderit  Protagoras  gelegentlich  gleichfalls  auch  als 
Teler  bezeichnet. 

11)  La.  Di.  IX,  69. 

12)  loseph.  c.  Ap.  I,  22.  *£.  dh  h  'ApdrjQirrjg,  dvrjQ  tptl6coq>og  afior  %ccl 
3«(€pl  tag  nQU^Big  tiuivt&taxog,  'AXe^dvSQtp  xA  ßmaiXei  awamfULaag  %al  IIxoXS' 
fMcüo  x^  Adyov  cvyyevofkiißog.  Dies  stützt  sich  freilich  wohl  nur  auf  das 
gefälschte  Buch  über  die  Juden;  so  weit  indessen  darf  man  demselben  wohl 
immer  vertrauen,  aber  nicht  möchte  ich  es  mit  Müller  S.  384  auch  noch 
darin,  um  ohne  Weiteres  auf  Grund  dieser  Fälschung  anzunehmen,  dass  er 
den  Ptolemaeos  in  den  syriBchen  Feldzug  begleitet  habe. 

13)  Suid.  *£x.  'AßdriQ^xrig^  <pMifoq)og,  hg  insHli^^vi  aal  %Qixi%6g  y^aiky^a- 
xi%6g^  ola  yQaptfutxinfjv  i%mv  naQac%Bviiv  .  .  .  ßißXüt  avxov  xuvxw  m^l  xrjg 
noifiqaaag  'OyLij^ov  %ocl  *Hai6dav,  Es  erinnert  dies  an  seinen  Mitschüler  Timon, 
8.  C.  2.  A.  616. 

14)  Wenn  anders  nicht  das  yon  Müller  übersehene  grammatische 
Bruchstück  bei  Erotian.  Lex.  Hippocr.  %vqßaaC7\v  .  .  .  *E%axatbg  di  t^aiv  oxt, 
nHov  ßccgßuQixov  ot  %a(t,i%ol  XiyovciVy  welches  schon  Franz  im  Index  wohl 
mit  Recht  diesem  H.  zuschreibt,  aus  diesem  Werke  ist,  wie  J.  Klein  He- 
kataeos  von  Abdera,  Jahrb.  f.  Philol.  LXXXVII.  1863.  8.  632  meint. 

16)  Diod.  I,  46,  8  (»*  Fr.  12).  xal  noXXol  xav  ^EXXrjvtov  xmv  nagocßaXSv- 
xmv  [klv  sig  xäg  Srißag  inl  üxoXsfJM^ov  xov  Adyov j  cvwxa^afi^ivap  dh  xdg 
AlyvnxutK&g  tcxoqCagy  miß  iaxi  %al  'EKaxaiog,  avfttpaißovei.  xo£g  v<p'  rifi^v 
ilQriiiivo^g.  Dass  wenigstens  das  unmittelbar  Folgende  aus  H.  ist,  sagt 
Diod.  selbst  in  den  nächsten  Worten  47, 1.  dno  ydg  xmv  %.  x.  X,  ipaclv  %.  r.  X, 


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312  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtungen  in  Prosa. 

seine  romanhaft  gefärbte  ägyptische  Geschichte*^),  welche 
die  Hauptquelle  für  die  entsprechende  Darstellung  des  Diodoros 
war  ^')  und,  wie  wir  namentlich  aus  ebendieser  Darstellung  sehen, 


so  gut  wie  ausdrücklich ,  and  so  haben  denn  selbst  Heyne  De  fontibus 
historiae  Diodori,  in  Diod.  ed.  L.  Dindorf  I.  S.  LXVl  und  Krall  (s.  C.  21. 
A.  434),  welche  falschlich  den  Manetbo  für  die  Hauptqnelle  desselben  in 
der  betreffenden  Darätellong  halten,  dem  H.  doch  wenigstens  die  Bedeotang 
einer  Nebenqnelle  zugestehen  müssen. 

16)  Der  Titel  {Alyvittiancc  ?)  ist  nicht  ausdrücklich  bezeugt.  Das  Citat 
bei  La.  Di.  I,  10  (=  Fr.  7)  iv  tij  ngcatfi  nsgl  rfjg  xmv  Alyvnzimv  (ptXoao(p£ag 
bezieht  sich  wohl  nnr  auf  einen  der  vier  (s.  A.  17)  Hauptabschnitte,  den 
theologischen.  —  In  diesem  Werk  stand  ohne  Zweifel  auch  jene  längere 
Stelle  über  die  jüdische  Geschichte ,  welche  Diod.  XL ,  8  aas  ^Enavatog  6 
Milijatog  mittheilt,  und  ebendies  gab  den  Anlass,  dass  dem  Verfasser  ein 
eignes  Buch  nsgl  'lovSuCoiv  ^  aus  welchem  losephos  a.  a.  0.  und  öfter 
(Fr.  14—16)  Ausaüge  und  Mittheilungen  giebi,  und  dessen  Aechtheit  schon 
Herennius  Philo  b.  Orig.  c.  Geis.  I,  15  anzweifelte,  und  ein  zweites  ubi^I 
'Aß(fdfiov  (loseph.  A.  1.  I,  7,  2  »  Fr.  17)  oder  xax'  "Aßgaiiov  %al  tovg 
Atyvnxiovg  (Clem.  Strom.  V.  603  B  »»  Fr.  18  mit  einem  auf  den  Namen 
des  Sophokles  gefUlschten  Bruchstück  Fr.  1026  N.)  untergeschoben  wurde, 
wenn  anders  nicht  vielmehr,  wie  Müller  S.  385  sehr  wahrscheinlich  ver- 
mnthet,  Beides  dasselbe  Buch  war. 

17)  I,  10—98  mit  Ansnahme  von  82—41,  vielleicht  auch  von  62,  1 — 7 
(s.  C.  22.  A.  250)  und  jedenfalls  von  94  f.  und  von  einzelnen  eignen  Zu- 
sätzen des  Diod.  S.  hierüber  nebst  Müller  a.  a.  0.  S.  391  und  Droyseu 
Hellenism.  111*,  1.  S.  47.  A.  2  (vgL  auch  A.  16)  bes.  Schwartz  De  Dio- 
nysio  Scytobrachione ,  Bonn  1880.  S.  58  ff.  u.  namentl.  a.  a.  0.  S.  228—232. 
Dass  die  Vorlage  aus  der  Zeit  des  ersten  (und  nicht,  wie  wahrscheinlich  — 
s.  C.  21.  A.  482  —  Manethos  Werk,  des  zweiten)  Ptolemaeers  stammt,  er- 
hellt nicht  bloss  aus  46,  7  f.  efe  d\  IltoXeiiaiov  xov  Auyov  x.  c.  X,  (vgl.  auch 
A.  15),  sondern  auch  aus  31,  7,  femer  aus  26,  1  und  dann  auch  aus  44 
und  69,  6,  s.  darüber  auch  G.  I.  Schneider  De  Diodori  fontibus  (1.  I— IV), 
Berl.  1880.  8.  S.  16  ff.  Die  Berufung  auf  die  Chroniken  {avaygaijxtC)  der 
ägyptischen  Priester  erscheint  zweimal  in  engster  Nähe  mit  der  auf  H. 
oder  mit  zweifellos  hekataeisohem  Gut  (81,  7.  46,  7 f.):  sie  ist  überall  ihm 
nachgeschrieben,  und  man  braucht  wohl  auch  nicht  daran  zu  zweifeln, 
dass  er  dieselben  wirklich  gelesen  hatte  und  somit  Sprache  und  Schrift 
der  Aegypter  kannte.  Die  Eintheilung  bei  Diod.  in  Götterlehre  (10 — 29), 
Land  und  Leute  (81  f.),  Königsgeschichte  (48—68),  politisch -sociale  Ein- 
richtungen (69— 98),  Epilog  (96—98)  war  ohne  Zweifel  auch  die  des  Originals. 
Die  Königsgeschichte  ist  eine  Umsetzung  der  herodoteischen  Berichte  auf 
den  Standpunkt  des  H.  mit  Hinzuziehung  auch  noch  anderer  Quellen  seitens 
des  Letzteren,  s.  Schwartz  8.  285.  A.  1.  Dagegen  ist  in  Bezug  auf  111, 
62 — 66.  IV,  1—5  nicht  bloss  die  frühere  Herleitung  von  Schwartz  De 
Dionys.  Sc.  S.  42  ff.  aus  Dionysios  Skytobrachion  sicher,  sondern  auch  die 
spätere  a.  a.  0.  S.  282—284   aus  H.   wahrscheinlich   unrichtig;   höchstens 


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Hekataeos  von  Abdera.  313 

die  Tendenz  verfolgte  in  einer  Mischung  aus  Wahrheit  und 
Dichtung*®)  die  Aegypter  in  aller  Weise  zu  verherrlichen,  sie 
als  die  Väter  aller  Cultur  und  Verbreiter  derselben  unter  allen 
anderen  Völkern  darzustellen*^),  ihre  politischen  und  socialen 
Einrichtungen,  so  wie  er  sie  nach  seinen  eignen  Ideen  zurecht- 
modelte,  als  musterhaft  anzupreisen  und  nicht  minder  ihren 
Götterglauben,  so  wie  er  ihn  willkürlich  gestaltetet^),  als  den 
ächtesten  und  wahrsten  zu  empfehlen.  Sein  Staatsideal  erscheint 
dabei  als  ein  von  dem  Princip  der  äussersten  Stabilität  in 
Schranken  gehaltener  aufgeklärter  Absolutismus^*),  imd  damit 
hängt  auch  seine  halb  euhemeristische  Theologie  zusammen,  in- 
dem er  zwar  Sonne  (Osiris),  Mond  (Isis)  und  die  fünf  Elemente 
(pcvsvfjLa  =  Zeus,  Feuer  =  Hephaestos,  Erde  «=«  Demeter,  Wasser 
=  Okeanos  oder*  Nil,  Luft  =  Athene)  als  die  ursprünglichen 
Gottheiten  bezeichnete'^),   alle  übrigen  Götter  aber  aus  grossen, 


mag  in  IV,  1—6  H.  mit  benutzt  seio;  8.  Bethe  Quaestiones  Diodoreae, 
Göttingen  1887.  S.  31  f.  (vgl.  C.  27.  A.  66.  78).  —  Dasfl  aber  ferner  aach 
bei  Plntarohos  in  der  Schrift  über  Isis  und  Oeiris  die  Benatznng  dieses 
hekataeisohen  Werkes  weit  über  die  beiden  ansdrücklichen  Anführungen 
353  B.  864  D  («-  Fr.  10.  9)  trotz  der  Polemik  gegen  dessen  Gesichtspunkte 
der  Betrachtung  des  Göttlichen  hinausgehe,  legt  Schwartz  S.  230—232  dar. 

18)  S.  hierfiber  Schwartz  S.  236  ff. 

19)  So  handeln  die  drei  Schlusscapitel  96—98  bei  Diod.  von  den 
weisesten  Männern  der  Griechen,  Orpheus,  Musaeos,  Melampus,  Homeros, 
Daedalos,  Lykurgos,  Selon,  Pjthagoras,  Demokritos,  Oenopides,  Piaton, 
Eudoxos  nebst  den  Bildhauern  Telekles  und  Theodoros,  welche  eine  Zeit 
lang  „nach  Ausweis  der  ägyptischen  Priesterchroniken**  in  Aegypten  ge- 
lebt und  sich  den  besten  Theil  ihrer  Weisheit  yon  dort  geholt  haben. 

20)  Vgl.  Schwartz  S.  240 ff. 

21)  S.  die  Ausfahrung  Ton  Schwartz  S.  264  ff.  Das  sittliche  Ziel  des 
H.  in  diesen  Ausmalungen  bewegt  sich  dabei  wesentlich  in  dem  Gedanken- 
kreise der  pyrronischen  Ataraxie,  die  er  nach  Fr.  20  b.  Giern.  Strom.  II. 
417  A  avtagnsta  nannte  (vgl.  A.  27).  Seine  etwaigen  Berührungen  mit 
altstoiachen,  kynischen  und  demokriteischen  Gedanken  scheinen  mir  min- 
destens nicht  80  nahe,  wie  Schwartz  sie  in  seiner  m.  £.  viel  zu  künst- 
lichen Auseinandersetzung  S.  242—260  (vgl.  S.  261  ffl)  darausteilen  sucht 

22)  Diod.  I,  11  f.  Diese  wunderliche,  übrigens  aber  auch  in  Folge 
einer  Textlücke  (I,  11,  6)  in  ihrem  näheren  Zusammenhange  (s.  Schwartz 
S.  242)  unverständlich  gewordene  Kosmogonie  findet  sich  sonst  nirgends, 
sondern  ist  des  H.  eigenstes  Eigenthum.  Von  der  Skizze  der  „ägyptischen 
Philosophie**,  die  La.  Di.  Pro.  9-11  (=  Fr.  7,  s.  A.  16)  nach  H.  and 
Manetho  (s.  C.  21.  A.  431)  giebt,  berührt  sich  Einiges  hiemit  und  mit  Diod. 
I,  16,  9 — 16,  2,  wie  Schneider  a.  a.  0.  S.  29  bemerkt  hat.     Im  Uebrigen 


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314  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtangen  in  Prosa. 

nach  ihrem  Tode  vergötterten  Königen  und  Königinnen  hervor- 
gehen Hess.  Dies  seltsame  Gemisch  ägyptischer  und  griechischer 
Vorstellungen  durchzog  er  im  Uebrigen  noch  reichlich  mit  allerlei 
rationalistischen  Erklärungen  und  allegorischen  Deutungen.  Natür- 
lich aber  musste  dies  Buch  der  Ptolemaeerpolitik  nicht  wenig 
zusagen**).  Seine  Schrift  über  die  Hyperboreer  (tc^qI  täv 
^TnsQßoQBov)  war  vollends  eine  Art  von  historischem  Tendenz- 
roman in  mehreren  Büchern***),  in  welchem  er  dies  fromme  und 
»elige  Volk;  an  dessen  Existenz  er  ohne  Zweifel  selber  nicht 
glaubte,  aber  dessen  fortwährendes  Dasein  er  der  Einkleidung 
gemäss  versicherte**^),  auf  einer  Insel  Helixoea**)  gegenüber  dem 
Keltenlande,  d.  h.  nach  damaliger  Redeweise  der  Nord  Westküste 
des  europäischen  Festlandes,  ansiedelte.  Seine  Schilderung  der 
Zustände  desselben  sollte  offenbar  ein  Sittenspiegel  für  seine 
Zeitgenossen  sein*^).  Ueber  etwaige  noch  andere  Schriften  des 
Hekataeos  lässt  sich  keine  sichere  Entscheidung  fällen*'). 

8.  über  die  Kosmologie  des  H.  noch  Fr.  8  b.  Stob.  Ekl.  I.  p.  626  H.  209, 
6  f.  W.  «=  Aöt.  p.  861,  16  ff.  Diels.  Damask.  de  princ.  p.  ^61.  886.  Auch 
weiterhin  aber  bleibt,  wie  Schwartz  S.  260  richtig  bemerkt,  zwischen  H. 
und  Euhemeros  der  wesentliche  Unterschied,  dass  nach  Letzterem  die 
Götter  Könige  sind,  welche  zum  Theil  sich  selbst  bei  ihren  Lebzeiten  für 
Gtötter  erkl&rt  haben  (s.  A.  42.  46),  bei  Ersterem  aber  die  nachmaligen 
Götter  solche  Könige,  denen  allen  erst  nach  ihrem  Tode  göttliche  Ehren 
zuerkannt  wurden. 

28)  Dass  dasselbe  zum  Theil  nur  die  ptolemaeisohen  Regierungsgrund- 
Sätze  im  Sinne  der  Ptolemaeer  selbst  auf  die  alten  Pharaonen  zurückdatirte, 
legt  Schwartz  S.  266  ff.  klar.  Freilich  enthielt  die  Tendenz  desselben 
wohl  oder  übel  auch  eine  gegen  die  Fremdherrschaft  der  Ptolemaeer  ge- 
richtete Seite;  wie  wenig  dies  aber  zu  bedeuten  hatte,  zeigt  Schwartz 
S.  260—262. 

24»-  ^)  Fr.  1  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  n,  676.  'E.  d\  |*^Z^*  »av  aixov  xqo- 
v(ov  ilvaC  (priai  to  tw9  ^TniQßoQimv  iOifog,  iöti  dh  avtm  ßißXia  intY(f€ctp6' 
ft,sva  negl  t&v  *T«eQß6Qiaiv. 

26)  Fr.  6  b.  Steph.  ▼.  Byz.  'EX^oi«. 

26)  S.  A.  8.  üebrigens  vgl.  über  das  Verhältniss  dieser  Darstellung 
zu  seiner  skeptischen  Bildung  Roh  de  S.  213  f.  „Es  scheint  aber",  so  be- 
merkt dieser  schliesslich,  „als  ob  H.  die  goldne  Brücke,  welche  gerade 
Yon  der  Verzweiflung  an  der  philosophischen  Wahrheit  so  bequemlich  sich 
in  das  yerheissungsyoll  schimmernde  Land  des  mythologischen  Glaubens 
hinüberwölbt,  besonders  guten  Muthes  überschritten  habe**.  Ich  lasse  in- 
dessen dahingestellt,  ob  und  wie  weit  dieser  Schein  sich  auch  im  Angesichte 
des  ägyptischen  Werks  erhält. 

27)  Stand  seine  Bezeichnung  des  höchsten  Guts  als  orvra^KFux  (s.  A.  21) 
in   einer   eignen   philosophischen   Schrift,  oder  in  den  Aiyvntuc%d  ?     Für 


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Leop  von  Pella.  315 

Leon^)  von  Pella *^)  aus  ungewisser  Zeit,  so  dass  wir  nicht 
wissen  können,  ob  er  den  Hekataeos  oder  Hekataeos  ihn  be- 
nutzt hat,  schrieb  ein  mit  dessen  ägyptischer  Geschichte  in  der 
religiösen  Tendenz  zusammenstimmendes  Werk  in  Form  eines 
Briefes  von  Alexandros  dem  Grossen  an  dessen  Mutter 
Olympias  in  mehreren  Büchern^),  in  welchem  er  gleichfalls 

Letzteres  Bpricht  der  umstand,  dass  Alexis  (oder  Alezinos?)  die  ohne 
Zweifel  von  ihm  ans  dem  letzteren  Werke  des  H.  (s.  darüber  C.  2.  A.  59^) 
entnommene  Anekdote  vom  König  Bokchoris  in  einem  iibqI  trjg  avtagnsiag 
betitelten  Bnche  erzählte.  Im  engsten  Zusammenhange  damit  (s.  A.  21) 
wird  H.  den  Pyrron  als  Urheber  der  dnataXrjfpla  nnd  inoxri  bezeichnet  haben, 
wenn  anders  wirklich  der  A.  10  angeführten  Conjectnr  entsprechend  H. 
Deijenige  war,  welcher  dies  gesagt  hat  (La.  Di.  IX,  61).  Anch  Fr.  19 
b.  La.  Di.  Pro.  9  gehört  wohl  in  die  Aiyvntia%ä.  In  Bezug  auf  das  neue, 
durch  Köpers  Verbesserung  (s.  wiederum  A.  10)  bei  Pseudo - Skymn. 
y.  866  ff.  gewonnene  Fragment  bemerkt  Bö  per  IL  S.  1  saohgem&ss,  man 
könne  mit  einigem  Scheine  sagen,  dass  die  Bücher  negl  'TnsQßoQionv  Ge- 
legenheit boten  auch  vom  Skythenlande  und  dessen  Flüssen  zu  sprechen. 
Wenn  endlich  Agatharch.  M.  R.  §.  64  Müll.  (b.  Phot  Cod.  250.  p.  454  b,  38) 
des  H.  Beschreibungen  des  Ostens  besonders  rühmt  (s.  C.  22.  A.  256),  so 
ist  gewiss  der  Abderit  gemeint,  welcher  also  wohl  jedenfalls  auch  Indien 
bereiste,  aber,  sagt  Schwartz  S.  237.  A.  5,  „es  iat  nicht  auszumachen, 
ob  er  ein  besonderes  Werk  über  Indien**  (man  könnte  auch  an  eine  voll- 
ständige Periegese  denken  und  dieser  dann  auch  jenes  Bruchstück  bei 
Pseudo-Skymn.  zuweisen)  geschrieben  hat  oder  ob  sich  eine  Beschreibung 
Indiens  in  seinem  Werk  über  die  Hyperboreer  fand**,  wie  umgekehrt  Me- 
gasthenes  die  Hyperboreer  ausführlich  in  seinen  *Ivdi%d  behandelte  (Strab. 
XV.  711  —  Meg.  Fr.  31). 

28)  Lobeck  Aglaoph.  IL  S.  999-1001.  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  331  f. 
Schwartz  De  Dionysio  Scytobrachione  S.  60 ff.  mit  der  Selbstberichtigung 
Bhein.  Mus.  XL.  8.  232 1 

29)  Amob.  IV,  29  —  Fr.  6,  s.  A.  32. 

SO)  Oani  anders  denkt  sich  freilich  Lobeck  die  Sache,  aber  s.  Angustin. 
Civ.  D.  Vni,  27  =  Fr.  4.  de  Iside  tucore  Osiris  et  de  parentibiu  eorum,  gui 
omnes  reges  fuisse  scribuntur,  quibus  parenUbus  suis  illa  cum  sacrificaret, 
ifwenit  hordei  segetem,  guae  et  quanta  mala  non  a  poetü,  sed  mysticis  eorum 
Utteris  memoriae  mandata  sint,  sicut  Leone  saeerdote  prodente  ad  Olympiadem 
Bcribü  Alexander,  legant  gui  volunt  und  SchoL  Apoll.  Rh.  IV,  262  ^^  Fr.  L 
Aimv  iw  ngtotdii  tmv  ngog  tr^v  y^ritiga.  Vergleicht  man  dies  mit  der  Be- 
zeichnung des  Leon  als  Pellaeer  (s.  A.  29)  und  nicht  als  Aegyptier,  so  bleibt 
wohl  nur  der  Gedanke  übrig,  dass  der  Verfasser  den  ägyptischen  Priester, 
auf  welchen  er  den  Alexandros  sich  berufen  liess,  nach  sich  selber  Leon 
nannte.  Nicht  den  Titel,  sondern  nur  den  Inhalt  bezeichnen  Clem.  Strom. 
I.  322  D  B»  Fr.  2.  Aiaif  d\  6  negl  tav  %az'  ACyvnxav  ^eav  nQayfUitevcd' 
ftsvog  und  Hygin.  Astron.  II,  20  —  Fr.  6.  Leon,  qm  res  Aegyptias  con^ 
scripsü,  vgl.  Robert  Erat.  Gatast.  S.  231. 


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316  Elftes  Capitel.    Tendexuerijichtungen  in  Prosa. 

darlegte,  dass  die  ägyptischen  Götter   ursprünglich   grosse  und 
wohlthätige  Könige  und  Königinnen  gewesen  seien. 

Euhemeros^^)  von  Messana ^^)  war  nach  seiner  Aussage*^ 
ein  Freund  des  Kasandros  (311—298)  und  unternahm  wahr- 
scheinlich im  kräftigen  Mannesalter  in  dessen  Auftrage**)  grosse 
Reisen  nach  dem  fernen  Süden****),  in  Folge  derer  er  dann  später 

31)  S^vin  Recherches  sar  la  via  et  les  oavrages  d^Euh^m^re,  Mem. 
de  l'Acad.  des  Inscr.  VIII.  1738.  S.  107  ff.  Steinhart  Art.  Eu.  in  d. 
Encykl.  y.  Ersch  nnd  Gräber.  Qanss  Qnaestiones  Enbeznereae,  Kempen 
1860.  4.  Ean  De  Enhemero,  Groningen  1862.  8.  (Diese  beiden  Abhb. 
kenne  ich  nnr  aus  den  AufQhrungen  bei  Sieroka,  Block  and  Nämethj). 
Sieroka  De  Euhemero,  Königsb.  i.  P.  1869.  8.  (gut),  de  Block  Evhämöre, 
Mens  1869.  8.  (etwas  breit  und  nicht  immer  richtig).  Nämethy  Enhemeri 
reliqniae,  Budapest  1889.  8.  (gut).  Roh  de  S.  220—- 224.  Weiteres  bei 
Block  S.  IV  f.  u.  bes.  N^methy  S.  89—92.  Vgl.  auch  Müller  F.  H.  G. 
II.  S.  100.  Anm. 

32)  'O  MsocT^viog  wird  er  bei  den  meisten  und  besten  Zeugen  genannt, 
Polyb.  XXXIV,  6,  9  (b.  Strab.  II.  104),  Diod.  VI,  2,  1  (b.  Euseb.  P.  E. 
II,  2,  52.  p.  59  b),  der  dies  (wie  Sieroka  S.  27.  Anm.  bemerkt)  wohl  direct 
ans  dem  Anfang  seines  Buchs  entnommen  hat,  Strab.  I.  p.  47,  Plut.  de  Is. 
23.  360  A,  dazu  Ael.  V.  H.  II,  31,  Et.  M.  B^otog,  Lactant.  div.  insi  I,  11. 
epit.  ad  Pentad.  trat.  13.  Dass  er  genauer  aus  dem  sikelischen  Messana 
war,  dafür  spricht,  dass  Ennius  bei  der  Uebertragong  griechischer  Werke 
ins  Römische  sehr  natürlich  gerade  die  von  Schriftstellern  aus  der  Nachbar- 
schaft, speciell  aus  Sikelien  in  die  Hände  bekam,  so  Pseudo-Epicharmos, 
80  Archestratoö  von  Gela,  so  Euhemeros.  Als  Akragantiner  wird  E.  bei 
Clem.  Protr.  15  A  (s.  darüber  Nämethy  S.  13)  und  nach  diesem  bei  Amob. 
ady.  gent.  IV,  29.  possumus  quidem  hoc  in  loeo  omnes  istos,  nobis  quos  in- 
ducitis  atque  appellatis  deos,  Jiomines  fuisse  monstrare  vei  Agrigentino 
Euhemero  replicccto  ,  .  .  vel  Nicagora  (Nicanore?)  Oyprio  vel  PcUmo  Leone 
vel  Oyrenensi  Theodoro  vel  Ilippone  ae  Diagora  Melüa  vel  auctoribua  düis 
mille  bezeichnet  (also  auch  so  als  Sikelier),  als  Koer  bei  Ath.  XIV.  658  e, 
als  Tegeat  von  A3tios  (Pseudo-Plut  Plac.  I,  7)  p.  297,  15  Diels  (s.  darüber 
Nömethy  S.  15  f.). 

33)  An  deren  Richtigkeit  nicht  zu  zweifeln  ist,  s.  Sieroka  S.  28. 
Block  S.  19.  A.  1.  S.  188—141.  K^methy  S.  5.  Die  Reste  seiner  Dar- 
stellung verrathen  eine  genaue  Localkenntniss  orientalischer  Gegenden  und 
Völker.  Plin.  XXXYI.  §.  79  (der  ihn  auch  im  Titelregister  zu  diesem  Buche 
nennt)  zählt  ihn  unter  den  Schriftstellern  auf,  die  über  die  Pyramiden  ge- 
handelt haben.  Ausführlich  sprach  er  über  die  Juden,  Fr.  XLIII  Ndmethy 
b.  loseph.  c.  Ap.  I,  23,    vgl  A.  47.     Endlich  s.  Ath«  658  f.  tog  2aÖ(ovUov 

34)  Vermutblich,  wie  Gauss  S.  4  bemerkt,  in  der  Zeit  von  dessen 
drei  letzten  Jahren,  als  derselbe  mit  Demetrios  Poliorketes  in  Frieden  lebte, 
vgl  Sieroka  S.  28  f. 

34**)  Diod.  VI,  2,  4.  Evi^fiSQog  pkhv  oiv,  tpUog  ysyoifi»g  KaccdwÖQOv  to* 


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Enhemeros  von  Messana.  317 

seine  „heilige  Chronik"  (Csgä  avayQaq)i^y^)  schrieb*').  In 
derselben  erzählte  er  zonächst  wahrscheinlich  kurz  den  Gang 
seiner  Reisen ^^)  und  berichtete  sodann,  er  sei  im  glücklichen 
Arabien  zu  Schi£fe  gegangen^  auf  dieser  Fahrt  in  den  südlichen 
Ocean  verschlagen  und  zu  den  drei  Inseln  der  Panchaier  gelangt, 
der  heiligen^  von  einem  König  beherrschten^  der  Gräberinsel 
und  der  dem  indischen  Festlande ^)  zunächst  gelegenen,  zum 
Theil  auch  von  eingebomen  Panchaieni;  zum  Theil  von  einge- 
wanderten Indem,  Skythen  und  Kretern  bewohnten,  deren  Haupt- 
stadt er  Panara  nannte.  Die  Merkwürdigkeiten  dieser  dritten, 
üppig  fruchtbaren  Insel  beschrieb  er  hierauf  zusammt  den  an- 
geblichen Sitten  ihrer  Bewohner  ausführlich®^),  wobei  er  natür- 


ßaödiong  xal  diu  xovxov  rivayuccofiivog  tsXsiv  ßaciXi'Kdg  tivag  XQsiag  xal 
liBydlag  dnodtitiiag  x.  t.  X.  Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  IIP,  1.  S.  22.  A.  1: 
„  Es  wäre  nach  den  politischen  Verhältniisen  des  Kassandros  wohl  möglich, 
daes  damit  eine  Sendung  an  den  Hof  des  Sandrokottos  bezeichnet  wäre**. 
36)  Diod.  VI,  2,  3.  Ath.  a.  a.  0.  iv  rc5  tgitto  tijg  tsgäg  dvaygatpfig^ 
was  Lactantius  durch  Sacra  historia  ungenau,  aber  nicht  unrichtig  wieder- 
giebt.  Die  üebersetzung  „heilige  Chronik"  scheint  mir  verhältnissmilssig 
noch  die  am  Meisten  zutreffende  (s.  A.  17),  wenn  man  nicht  etwa  lieber 
„heiliges  Verzeichniss"  sagen  will,  vgl.  femer  z.  B.  Plut.  de  mus.  2.  1182  A. 
trig  dvayQaqrfjg  trjg  iv  ^(xvcöi^t  dnoTisifißivrigy  di'  rig  xdg  ts  tfgeiag  tag  ip 
"AgysL  xal  tovg  noir^dg  %al  tovg  iMvaiTtovg  ovoiJMiei,  8.  1184  B.  iv  ty  iv 
Zmvmvi  dvayQatp^  vj  nBgl  tdiv  noirjxÄv.  Jedenfalls  nicht  „heilige  In- 
schrift**, wie  Block  S.  9 ff.  will,  eher  „heilige  Urkunde**  (so  Rohde). 

86)  Sieroka  S.  29  meint,  um  290,  ich  glaube  mit  N^methy  S.  6 
später.  Aus  Eallim.  Pr.  86  (bei  Pseudo-Plut.  a.  a.  0.)  yiQcav  dlaiav  &di%a 
ßißUa  ifnjxeL  (vgl.  C.  13.  A.  47)  erhellt  wenigstens,  dass  er  damals  schon 
betagt  war,  und  dass  Eallimachos  diese  gewiss  nicht  lange  vorher  und 
also  erst  im  Alter  des  E.  erschienene  Schrift  als  die  eines  noch  Lebenden 
angreift,  was  er  schwerlich  schon  um  290  gethan  haben  kann  und  wahr- 
scheinlich erst  als  ein  selbst  schon  hoch  anerkannter  Mann  getban  hat 
So  setzt  denn  N^methy  die  Lebenszeit  des  E.  annähernd  richtig  etwa 
zwischen  840  und  260.     Vgl.  auch  A.  8. 

87)  Block  S.  19:  „apr^  avoi/r  parcowru  plueieurs  pays,  tels  que  la 
Ph^nide  et  VEgypte,  il  Üait  enfin  arrivS  cUms  VArabie  Orientale  et  limi- 
trophe  de  la  Cr^drosie ".  Die  ausföhrlicheren  Nachrichten  ^ber  Aegypten 
und  Jadäa  (s.  A.  33)  hat  er  aber  schwerlich  schon  in  dieser  Einleitung 
gegeben,  s.  Sieroka  S.  27.    N^methy  8.  26.  86. 

38)  Welches  man  von  ihrem  östlichen  Vorgebirge  aus  sehen  könne. 

89)  Aus  dieser  Schilderung  haben  wir  einen  Auszug  bei  Diod.  V,  41  —  46 
und  VI,  2,  4—10.  Zu  diesen  beiden  Hauptstellen  kommen  dann  einige 
wenige  Fragmente  bei  Sex.  Erap.  Math.  IX,  17,  Ath.,  Hygin.  Astron.  II, 
12.  18.  42,   im  Et.  M.  und  bei  anderen  Schriftfttellem  (Block  S.  40—42 


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318  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtangen  in  Prosa. 

lieh  alles  Märchenhafte  und  Bizarre  vermied^  weil  dies  durchaus 
nicht  zu  seiner  Tendenz  gestimmt  hätte*®).  In  der  Darstellung 
der  halb  priesterlichen,  halb  republikanischen  und  dabei  leise 
communistisch  angehauchten  Verfassung  dieser  Leute  gab  er 
überdies  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  ein  Bild  seiner  eignen 
Ideale,  die  sich  durch  ihre  massvolle  und  auf  das  Ausführbare 
gerichtete  Haltung  vortheilhaft  von  denen  in  anderen  Staats- 
romanen auszeichneten,  und  so  diente  ihm  denn  dies  Werk  nicht 
bloss  zur  Entwicklung  seiner  Gedanken  auf  dem  religiösen,  son- 
dern nebenbei  auch  auf  dem  politischen  Gebiet*^),  Auf  einem 
hohen  Berge  der  Insel,  so  erzählte  er  nun  weiter,  habe  er  einen 
Tempel  des  Zeus  Triphylios  und  in  demselben  eine  goldne  Säule 
mit  einer  Inschrift  in  panchaiischen  Buchstaben  gefunden,  welche 
das  Wichtigste  von  den  Thaten  des  Uranos,  Eronos  und  Zeus 
enthalte,  und  aus  welcher  hervorgehe,  dass  dieselben  alle  drei 
ursprünglich  Menschen  und  Könige  gewesen  seien.  Nach  dieser 
angeblichen  Quelle  schilderte  er  nun  die  Geschichte  dieser  ver- 
götterten  Familie   eingehend*^)  und    verfolgte   sie   vermöge  der 


und  besonders  N^methy  S.  37— 70)  nnd  die  Brachstücke  ans  dem  j^uetneru« 
des  Ennins  bei  Lactantins  (Vahlen  Ennianae  poesis  reliqniae  S.  169—174), 
die  freilich  wohl  nur  aus  einer  Umsetzung  dieses  Qedichts  in  eine  prosaische 
Paraphrase  geflossen  sind  (s.  Vahlen  S.  XGIV  u.  bes.  Nämethy  S.  22 — 
24),  von  welcher  mittelbar  oder  immittelbar  anch  Minucins  Felix  (Oetav.  21 
«==  Fr.  IX),  Augnstinos  und  Firmicns  Maternus  abhängen  (s.  N^methy 
S.  26—29).  Mit  dieser  Beschränkung  ist  die  von  Erahn  er  Grundlinien 
zur  Gesch.  des  Verfalls  der  rOm.  StaatsreL,  Halle  1889.  4.  S.  39  f.  and 
SchOmann  zu  Cic.  N.  D.  I,  42,  119  angezweifelte  Aechtheit  dieser  Brnch- 
stficke  von  Vahlen  S.  XCllI  f.,  Gauss  S.  9ff.,  Sieroka  8.  5ff.,  Block 
S.  188  ff.,  N^methy  S.  18  ff.  genügend  vertheidigt  worden.  Wenn  jedoch 
Ilberg  bei  Vahlen  a.  a.  0.  and  nach  ihm  Vahlen  selbst  a.  ten  Brink 
M.  Terent.  Varron.  locus  de  urbe  Roma  etc.,  Utrecht  1865.  8.  noch  Sparen 
von  trochaischen  Tetrametem  in  denselben  entdeckt  zn  haben  glauben, 
so  sucht  dagegen  N^methy  8.  19—21  in  mindestens  sehr  beachtenswerther 
Weise  darzuthun,  dass  das  Gedicht  vielmehr  in  Hexametern  abgefiasst  ge- 
wesen sei.  Dass  es  keine  blosse  üebersetzung  war,  sondern  Ennius  sich 
erhebliche  Aenderungen  und  Zusätze  erlaubte,  zeigt  N^methy  8.  25  f. 

40)  Bohde  8.  228  f. 

41)  Dies  Alles  hat  zuerst  de  Block  8.  57  ff.  180  ff.  richtig  hervor- 
gehoben. 

42)  Dem  Uranos  gab  er  die  Hestia  zur  Frau  und  Titan,  Kronos,  Bhea, 
Demeter  zu  Kindern,  Athene  machte  er  zur  Tochter  des  Zeus  und  der 
Themis,  Diod.  VI,  2,  8  f.  Enn.  Fr.  I  — IV  (=-  Eu.  Fr.  VL  XXI.  VII  iL 
Nämethy).  VI  ff.   Den  Zeus  stellte  er  als  einen  grossen  Eroberer  dar,  welcher 


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Euhemeros  von  Messana.  319 

weiteren  Erdichtung*^,  dass  Hermes  hernach  auf  ebenjener 
Säule  die  Thaten  des  ApoUon  und  der  Artemis  hinzugeschrieben 
habe,  auch  durch  die  Nachkommenschaft  des  Zeus**).  Wie  weit 
er  dabei  in  der  Plattheit  ging,  erhellt  daraus,  dass  er  im  dritten 
Buche**  **)  es  als  Sage  der  Sidonier  auftischte,  Kadmos  sei  ein  mit 
der  Flötenspielerin  Harmonia  davongelaufener  Koch  gewesen*^). 
Durch  diese  gesammte  Erdichtung  suchte  er  seine  Theorie,  den 
ebendaher  so  genannten  Euhemerismus,  auszubreiten,  dass  die 
hellenischen  Gotter  in  Wahrheit  blosse,  um  ihrer  grossen  Thaten 
und  Verdienste  willen  vergötterte  Menschen  seien  *^,   wobei  er 

die  ganze  Welt  sich  unterworfen  habe  nnd  daher  überall  noch  nach 
seinem  Tode  göttlich  verehrt  werde,  der  aber  auch  anf  dem  Berge  Olympos, 
auf  welchem  er  die  grösste  Zeit  seines  Lebens  zubrachte,  aller  Welt  Recht 
sprach  und  sich  alle  nützlichen  Erfindungen  zeigen  Hess  (Enn.  Fr.  IX).  In 
Babylon  sei  er  vom  König  Belos  gastlich  aufgenommen  worden,  dann  nach 
Panchaia  gekommen,  wo  er  dem  Uranus  einen  Altar  und  sich  selbst  jenen 
Tempel  errichtet  habe ,  dann  nach  Syrien  zu  dem  Fürsten  (ßvvucxrt»)  Kasios, 
darauf  habe  er  Eilikien  überwunden  und  noch  yiele  andere  L&nder  durch- 
zogen und  sei  überall  verehrt  und  ein  Qott  genannt  worden,  Diod.  a.  a.  0. 
§.  10.    S.  A.  47. 

48)  Diod.  a.  a.  0.  §.  9. 

44)  Sieroka  8.  25  f.  Nach  seiner  Darstellung  tödtete  Athene  die 
Oorgo,  Fr.  XXX  b.  Hygin.  Astr.  II,  12.  In  der  Angabe  über  Aphrodite 
Fr.  XXXIX  ebend.  II,  42  steckt  jedenfalls  ein  Fehler,  s.  Sieroka  S.  25, 
vgl  Nömethy  S.  11  ff. 

44^)  Was  sich  über  die  Composition  des  ganzen  Werkes  ausmachen 
]^Bt,  ist  von  N^methy  S.  30— -86  geschehen,  welcher  sich  S.  84  für  die 
Yermuthung  von  Böttiger  ausspricht,  dass  das  1.  B.  von  Uranos  bis 
Zeus  einschliesslich,  das  2.  von  Apollon  und  Artemis  (vgl.  Diod.  V,  46,  7), 
das  8.  nächst  Kadmos  von  Bakchos  gehandelt  habe.  Ob  dies  8.  das  letzte 
war,  l&sst  sich  nicht  entscheiden. 

45)  Ath.  a.  a.  0.  »  Fr.  XL.  Noch  schlimmer  ist  freilich  die  Erzählung 
von  der  Aphrodite,  Fr.  XXXTT  »  Enn.  Fr.  XIII  (Lact.  I,  17):  prima  artem 
mereirieiam  instituit  auctorque  muHeribtu  in  Cypro  fuit,  uti  vulgato  corpore 
quaesium  faceretU:  quod  idci/reo  imperamt,  ne  sola  prader  alias  mviierea  im' 
pudica  et  virorum  appetens  videretur.    Vgl.  Fr.  XXXUI  f. 

46).  Seine  Darstellung  hatte  aber  in  dieser  Hinsicht  offenbar  etwas 
Schwebelndes.  Denn  in  dem  Bruchstück  bei  Sex.  Emp.  a.  a.  0.  wird  einzig 
das  ns^iylyvac^ai  lc%vi  xs  %al  oifpiesL  als  Grund  der  Vergötterung  be- 
zeichnet, aber  indem  es  dabei  heisst  ot'  ijv  araxtag  avd'Qmiccav  ߣog^  wer- 
den ebendamit  indirect  diese  vergötterten  Menschen,  wie  es  scheint,  als 
solche  angesehen,  welche  das  Menschengeschlecht  aus  der  Barbarei  zur 
Cnltnr  geführt  haben.  Femer  Zeus  setzt  nach  ihm  wenigstens  theilweise 
(s.  A.  47  und  Enn.  Fr.  XI)  sich  selbst  und  den  Uranos  als  Qötter  ein.  Ganz 
anders  verfährt  Uranos,   aber   auch  dieser  erscheint  als  Beherrscher  und 


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320  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtongen  in  Prosa. 

denn  vielfach  auch  auswärtige  Gottheiten  heranzog,  um  auch 
auf  sie  denselben  Gesichtspunkt  auszudehnen*').  Freilich  war 
diese  Theorie  nicht  von  Grund  aus  seine  eigne  Erfindung,  son- 
dern dieselben  Ideen  begegnen  uns  auf  einzelne  Mythen  ange- 
wandt schon  bei  den  ältesten  Sagengeschichtschreibern*®),  aber 
gerade  in  ihrer  Ausdehnung  auf  das  Ganze  des  Götterglaubens, 
wie  sie  auch  bei  Hekataeos  von  Abdera,  dessen  Fassung  des 
Gedankens  doch  überdies  noch  keineswegs  ganz  dieselbe  ist,  nicht 
erscheint*^),  sondern  wie  er  zuerst  sie  vornahm,  bekam  die  Sache 
erst  ihre  eigentliche  Bedeutung,  ihren  Alles  zersetzenden  und 
zerstörenden  Einfluss.    Vermuthlich  war  das  Buch  für  das  grosse 

mithin  doch  wohl  auch  als  Bezwinger  der  ganzen  bewohnten  Erde,  Diod. 
y,  44,  6,  auf  der  andern  Seite  aber  auch  gleichfalls  als  inisinrjg  uvtiq  xal 
sv{(fy6ti%6g,  welcher  zuerst  den  Dienst  der  himmlischen  Qötter  einfährt, 
Diod.  VI,  2,  8  (s.  A.  59).  Das  soll  jedenfalls  den  Anfang  der  Cultur  be- 
zeichnen, und  so  berührt  sich  hier  die  Theorie  des  E.  mit  jener  älteren, 
zuerst  im  Sisyphos  des  Eritias  ausgesprochnen ,  nach  welcher  der  Götter- 
glaube eine  kluge  ethisch -politische  Erfindung  sein  sollte  (vgl.  Sieroka 
S.  81  f.).  Aber  noch  Kronos  und  Rhea  essen  Menschenfleisch,  und  erst 
Zeus  verbietet  es  und  führt  gerade  durch  den  neuen  Menschenvergötterungs- 
cultus  mildere  Sitten  ein  (Enn.  Fr.  X.  XI):  hierin  nun  liegt  in  der  That 
keineswegs,  wie  Sieroka  S.  14  glaubt,  ein  Widersprach.  Andrerseits 
haben  andere  dieser  neuen  Götter  Verdienste  nur  um  die  Schäden  der 
Cultur  gehabt,  so  Aphrodite,  s.  A.  45.  In  solchen  Widersprüchen  und 
Frivolitäten  zeigt  sich,  wie  wenig  ernst  Euhemeros  zu  Werke  ging.  Er 
erinnert,  wie  Block  S.  129  richtig  bemerkt,  an  Lukianos  und  Voltaire. 
Sehr  verfehlt  sind  aber  trotzdem  die  Behauptungen  von  Block  S.  60  ff. 

47)  Ammon  (Diod.  V,  44,  6  f.),  Belos,  Kasios,  s.  A.  42  und  Fr.  XXVII 
=  Enn.  Fr.  XI  (Lact.  I,  22),  wo  es  heisst,  Zeus  habe  überall,  wo  er  gast- 
lich aufgenommen  sei,  als  Denkmal  der  Freundschaft  sich  mit  dem  Bei- 
namen seines  Gastgebers,  z.  B.  Zeus  Easios,  Zeus  Atabyrios,  Zeus  La- 
brandios,  Heiligthümer  errichten  lassen.  Block  S.  15  vermuthet,  dass  E. 
auch  mit  dem  Judengotte  so  verfahren  habe,  s.  A.  38. 

48)  Hekataeos,  Herodoros,  später  Ephoros,  s.  Lobeck  Aglaopb.  S.  987 ff. 
E.  benutzte  natürlich  sehr  eingehend  auch  alle  schon  in  der  Volksreligion 
für  ihn  gegebnen  Anknüpfungspunkte,  besonders  die  Mythen  von  den  Ge- 
burtsstätten und  Grabmälem  von  Göttern  in  verschiedenen  Gegenden,  Cic. 
a.  a.  0.  Lact.  div.  inst,  t,  1 1.  de  ir.  11,  und  namentlich  das  Grab  des  Zeus 
in  Kreta  gab  ihm  einen  wichtigen  Anhalt  (Sex.  a.  a.  0.),  wie  denn  Kreta 
ja  auch  als  die  Geburtsstätte  von  Zeus  und  anderen  Göttern  galt  (Hock 
Kreta  III.  S.  880 ff.  Block  S.  48).  Daher  behauptete  er  denn  auch,  dass 
die  Priester  des  panchaiischen  Heiligthums  aus  Kreta  stammten,  und  be- 
rief sich  hiefür  auf  andere  in  deren  Besitz  befindliche,  von  Zeus  verfasste 
Inschriften,  Diod.  V,  46,  8  f. 

49)  S.  A.  22. 


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Enbemeros  voa  Meesana.  321 

Publicnm  unterhaltend  geschrieben ,  und  die  romanhafte  Form 
der  Ausführung  entsprach  dem  damaligen  Zeitgeschmacke,  wie 
die  ähnlich  angelegten  Werke  des  Hekataeos,  Amometos,  lam- 
bulos  und  Anderer  beweisen.  Und  so  übte  denn  diese  Schrift 
eine  sehr  erhebliche  und  nachhaltige  Wirkung  auf  die  hellenistische 
Welt^),  wie  wir  später  sehen  werden ^^),  und  durch  die  Be- 
arbeitung des  Enniuß  auch  auf  die  römische  aus^^),  wenn  auch 
klügere  Köpfe,  wie  Kallimachos^),  Nichts  von  demselben  wissen 
wollten.  Seltsam  genügt)  ist  es  übrigens  dabei,  dass  ein  Theil 
dieser  abstimmigen  Kritiker  nicht  sowohl  die  Tendenz  desselben 
angriff  als  die  vermeintliche  Lügenhaftigkeit  des  Verfassers,  der 
doch  mit  der  historischen  Einkleidung  nur  eine  poetische  Täuschung 
beabsichtigte^^),  und  dass  sich  dieses  Missverstandes  sogar  ein 
Mann  wie  Eratosthenes  schuldig  machte ^^).  Auch  sagte  Euhe- 
meros  es  sich  selber  recht  wohl,  dass  eine  Erhebung  von  Menschen 
zu  Göttern  einen  schon  bestehenden  anderweitigen  Götterdienst 
voraussetzt*'),  und  eben  desshalb^®)  erzählte  er  von  Uranos,  dass 

60)  Block  S.  70—127. 

61)  8.  bes.  C.  22.  A.  208  ff.    C.  27.   A.  69.  110  ff.    C.  88.   A.  62. 

62)  Gic.  a.  a.  0.  quem  noster  et  interpretatua  et  secutus  est  praeter  ceteroa 
Ennius. 

68)  8.  A.  86.  Aber  gerade  Kallimachos  übersetzte,  wenn  anch  in 
anderer  Weise,  in  seinen  Schmeicheleien  gegen  die  Ptolemaeer,  wie  diese 
es  verlangten,  die  menschenvergdtternden  Theorien  des  E.  ins  Praktische. 
Man  sieht  darans  am  Besten,  wie  sehr  gerade  E.  eine  folgerechte  Ver- 
körpenmg  einer  mächtigen  Richtung  des  damaligen  Zeitgeistes  war. 

64)  Wie  Nitssch  Die  Heldensage  der  Griechen,  Kieler  philol.  8tad., 
Kiel  1841.  8.  448  treffend  bemerkt. 

66)  Wie  Piaton  mit  der  Atlantis,  den  man  hiemach  eben  so  gnt  einen 
Lügner  hätte  schelten  können.    8.  Bohde  8.  222. 

66)  8.  Eratosth.  b.  8trab.  I.  p.  47.  IL  104  (vgl.  A.  72  f.),  Polyb.  a.  a.  0., 
ApoUod.  Fr.  169  b.  8trab.  VIL  299  (s.  A.  8),  8trabon  selbst  a.  a.  0.  n.  102 
(s.  A  74),  vgl.  auch  Plnt  a.  a.  0.  Es  ist  nur  die  Kehrseite  hiesu,  wenn 
Diod.  ihm  gläubig  sich  anschliesst.  Die  E[irchenväter  folgen  theils  dem  Ver* 
dammongsuftheil  des  Plntarehos,  theils  stehen  sie  (wie  Amobins,  s.  A.  32) 
anf  demselben  Standpunkt  wie  Diod.  und  acceptiren  so  seine  Angriffe 
gegen  das  Heidenthnm  bestens,  s.  8ieroka  S.  29.    Block  8.  127  f. 

67)  8o  dass  dieser  ans  ungenauer  Lectüre  oder  vielmehr  bloss  mittel- 
barer Benutzung  hervorgegangene  Einwurf  bei  8ex.  a.  a.  0.  84  f.  ihn  nicht 
trifft,  8.  N^methy  8.  17.  Denn  aus  eigner  Lesung  kennen  den  E.  ab- 
gesehen von  Kallimachos  imd  Eratosthenes  von  den  Schriftstellern,  die  ihn 
nennen  oder  eitiren,  nur  Polybios,  Varro,  Diodoros,  Hyginus  und  vielleicht 
Plinins  (bei  dem  doch  wohl  auch  X.  §.  4 ,  wenn  schon  vielleicht  nur  mittel- 
bar, aus  dieser  Quelle  stammt),  Athenaeos  trotz  der  hinzugefügten  Buchzabl 

SüasxiBL,  gxlech.-alex.  Litt.-Gesoh.  I.  21 


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322  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtungen  in  Prosa. 

derselbe  ein  Sternkundiger  gewesen  und  daher  die  Verehrung 
des  Himmels  und  der  Sterne  eingeführt  habe^^),  dass  aber  dann 
au  die  Stelle  dieser  älteren  Götter  je  einer  jener  neuen  getreten 
sei,  so  Uranos  an  die  des  Himmels^).  Die  älteren  auf  diese 
Weise  als  verehrungswürdiger  darzustellen  war  dabei  durchaus 
nicht  die  Absicht^'):  was  Euhemeros  selbst  über  das  Dasein  von 
Gott  oder  von  Göttern  dachte,  darüber  hat  er  sich  offenbar  nicht 
ausgesprochen^*);  thatsächlich  war  er  ohne  Zweifel^')  ein  unbe- 
dingter Atheist  und  ward  denn  auch  vielfach  als  ein  solcher 
angesehen"). 

kaum,  da  er  ihn  sonst  schwerlicli  verkehrt  als  Eoer  bezeichnet  hätte 
(s.  A.  32).  Columella  IX,  2  («»  Fr.  XII)  hat  natürlich  aus  Ennius  geschöpft 
S.  Nämethy  S.  6—18.  21  f.  und  A.  89. 

68)  Wie  Sieroktt  S.  9  f.  16  ff.  richtig  bemerkt 

69)  Diod.  VI,  2,  8.  OvQapov  .  .  .  tr^g  z&v  aatQiDv  Tmffqösag  intaxri^ovuy 
ov  xal  nQtotov  &v<sCaig  ti^r^aai  xovg  ovQaviovg  9'sovg,    Vgl.  A.  46. 

60)  Der  Zusatz  bei  Diod.  a.  a.  0.  dib  %ai  Ovqccvov  nQOöayoQev&^vat 
ist  ungenau,  aus  Enn.  Fr.  VII  (Lact.  I,  11)  erhellt  yielmehr,  dass  Zeus 
seinen  Grossvater  als  Gott  einführte,  indem  er  dem  Himmel  dessen  Namen 
Uranos  gab.  Aus  diesem  Zeugniss  hat  Sieroka  analogisch  das  Obige 
erschlossen. 

61)  Das  gerade  Gegentheil  erhellt  aus  dem  A.  46  Dargelegten:  der 
neue  Götterdieust  ist  ein  Fortschritt,  und  die  Panchaier  svöBßsia  dia- 
(psQovtsg,  Diod.  11,  6,  4,  vgl.  V,  44,  7,  und  die  Priester  stehen  bei  ihnen 
in  hohen  Ehren  und  grosser  Macht    S.  A.  62. 

62)  Sieroka  S.  18  f.:  „lAbrum  suum  Euhemerus  iia  composuisae  vide- 
tur,  ut  lectores  ex  arffumenHs  prolatis,  quanH  dii  aestimandi  essent,  passent 
vel  cogerentur  ipsi  eancHudere,  In  medio  reliquit  essentne  omnino  dei  an 
non  essent,  in  medio  reliquit  colendine  essent  divinis  honoribus  an  non.  Etsi 
lupiter  älii  non  veri  dei  erant,  tarnen  herown  instar  poterani  hdberi  et  coli. 
Quid  guod  Enhemerus  ülos  deos  falso  creditos  finxit  Panchaiia  in  insula 
summa  sanctitate  et  vereeundia  coli  ab  iüis  sacerdotibas,  qui  haud  ignora- 
rent  eos  quondam  homines  fuisse  mortales.  OuUus  quidam  vanua  retineripotuit", 

63)  Dass  Steinhart  und  Block  S.  62 ff.  dies  mit  Unrecht  beatritten 
haben,  folgt  aus  dem  Vorstehenden. 

64)  Die  sich  häufig  (Cic.  A3t  Sex.  a.  a.  0.  0.  Aelian.  V.  H.  I,  81  n.  s.  w.) 
wiederholende  Atheistenliste ,  in  welcher  er  figurirt,  stammt  bei  A^t  aus 
einem  Epikureer,  der  jünger  als  Philodemos  war  (s.  Diels  Dozogr.  S.  68  f. 
Tgl.  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  1*,  S.  896)  und  sie  ans  derselben  Quelle  wie  Cic. 
und  Sex.  (s.  C.  2.  A.  647  ff.)  entnahm.  Wenn  sich  nachweisen  liesse,  dass 
E.  yoxL  irgend  einer  philosophischen  Bichtung  beeinflusst  worden  sei,  so 
könnte  dies,  wie  Zeller  II',  1.  8.  343.  A.  1  zeigt,  nur  die  kyrenaische  ge- 
wesen sein,  allein  dieser  Nachweis  lässt  sich  auch  nicht  einmal  mit  blossen 
WahrscheinlichkeitsgrGnden  fahren,  s.  Sieroka  S.  31  f.  Block  S.  138  ff. 
Eohde  S.  224 f.  A.  1. 


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Amometos.    Timokles.   Antipbanes  Ton  Berga.  323 

Amometos^^),  älter  als  Kallimachos^,  also  auch  unter 
Ptolemaeos  I  und  vielleicht  auch  noch  Ptolemaeos  II,  schrieb 
ein  dem  Hyperboreerroman  des  Hekataeos  ähnliches  Buch,  wel- 
ches aber  vielmehr  in  jenem  andern  Local,  dem  indischen,  spielte, 
Dämlich  über  die  Attakoren*')  im  Himalayah  und  ein  zweitf»s, 
geographisches,  aber  gleichfalls  mit  Wundergeschichten  angefülltes 
Werk,  ix  Mdfitpsmg  avdnXovg^). 

Timokles*^),  aus  unbekannter,  aber  doch  bei  der  ganz 
gleichen  Art  seiner  Schriftstellerei  wohl  ziemlich  aus  derselben 
Zeit'^),  schrieb  unter  dem  angenommenen  barbarischen  Namen 
Ghlonthakonthlos  oder  Eonchlakonchlas  der  Schlangentödter 
(6  *Og>i.oxav6g)  eine  ähnliche  abenteuerliche  Schilderung'^)  der 
wunderbaren  und  glücklichen  Zustände  des  von  ihm  erdichteten 
Volkes  der  Schlangentödter. 

Antiphanes  von  Berga  in  Thrakien,  auch  aus  ungewisser 
Zeit,  aber  jedenfalls  vor  Eratosthenes'*),  war  ein  durch  seine 
Lügengeschichten  sprüchwortlich  gewordener  Schriftsteller''),  der 
wohl  auch  Reiseberichte  schrieb'*).^ 

66)  Wohl  ein  erdichteter  Name.  ~  Müller  F.H.G.  II.  S.896.  Bohde 
S.  217—219. 

66)  Oder  wenigstens  nicht  jdnger,  da  dieser  (Fr.  100 ',  28)  ihn  citirte, 
Antig.  Mir.  164  (149  West.)  «  Fr.  2. 

67)  So  Plin.  N.  H.  VI.  §.  66  (der  ihn  anch  im  Qnellenregister  nennt). 
'OrtOQOKOQQai  Ptolem.  I,  12.    Indisch  Uttara  Knms.    S.  Müller  q.  Rohde. 

68)  Die  drei  Fragmente  sind  ans  Antig.  a.  a.  0.,  Aelian.  N.  A.  XVil,  6. 
Schol.  Apoll.  Rh.  m,  1179. 

69)  üsener  Vergessenes,  Rhein.  Mns.  XXVIII.  1878.  S.  409--412. 
Rohde  S.  219  f.    Vgl.  anch  Meineke  F.  G.  G.  I.  S.  481. 

70)  üsener  setzt  ihn  freilich  erst  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten 
Jahrh.  n.  Chr.,  s.  dagegen  aber  Rohde  8.  220.  Anm. 

71)  Welche  nicht  bloss  noch  Galenos  T.  XL  p.  798  K.»  der  den  letzteren, 
sondern  sogar  noch  Photios  Epist.  56.  p.  111  Montacutins,  der  den  ersteren 
Namen  angiebt,  kannte. 

72)  Da  dieser  den  Enhemeros  einen  ^,Bergaeer**  (s.  A.  73)  nannte, 
Strab.  I.  p.  47  nnd  nach  Polyb.  (vgl.  A.  82)  IT.  p.  104,  s.  A.  66. 

78)  Indem  Bergaeer  so  viel  wie  „Lägner"  nnd  ßegyat^Biv  so  viel  wie 
„lügen"  hiess,  Eratosth.  a.  a.  0.  0.  Polyb.  XXXIV,  6, 15  vgl.  m.  6, 10.  Strab. 
II.  p.  100.  102  (s.  A.  74).  104,  vgl.  L  47.     Steph.  v.  Byz.  Bi^cc, 

74)  Wie  Rohde  S.  222.  A.  2  daraus  schliesst,  „dass  Strab.  II.  p.  102 
die  tp8vo(i€cxa  des  Pytheas,  Enhemeros,  Antiphanes  neben  einander  stellt; 
Tgl.  anch  Marcian.  Epit.  Men.  §.  101".  Derselbe  erklärt  es  aber  ans  gntem 
Gmnde  (hier  nnd  S.  276.  A.  1)  ftir  nn wahrscheinlich ,  dass,  wie  Meineke 
a.  a.  0.  S.  480  glaubt,  der  von  Antonius  Diogenes  als  sein  Vorgänger  ge- 
nannte Antiphanes  der  Bergaeer  gewesen  sei. 

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322  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtongen  in  Prosa. 

derselbe  ein  Sternkundiger  gewesen  und  daher  die  Verehrung 
des  Himmels  und  der  Sterne  eingeführt  habe^®),  dass  aber  dann 
au  die  Stelle  dieser  älteren  Gotter  je  einer  jener  neuen  getreten 
seiy  so  Uranos  an  die  des  Himmels^).  Die  älteren  auf  diese 
Weise  als  verehrungswürdiger  darzustellen  war  dabei  durchaus 
nicht  die  Absicht^'):  was  Euhemeros  selbst  über  das  Dasein  von 
Gott  oder  von  Göttern  dachte,  darüber  hat  er  sich  offenbar  nicht 
ausgesprochen**);  thatsächlich  war  er  ohne  Zweifel*')  ein  unbe- 
dingter Atheist  und  ward  denn  auch  vielfach  als  ein  solcher 
angesehen**). 

kaum,  da  er  ihn  sonst  schwerlich  verkehrt  als  Eoer  bezeichnet  hätte 
(s.  A.  32).  Colnmella  IX,  2  (—  Fr.  XII)  hat  natürlich  ans  Ennins  geschöpft 
S.  Nämethy  S.  6—18.  21  f.  und  A.  89. 

68)  Wie  Sieroktt  S.  9  f.  16flf.  richtig  bemerkt 

69)  Diod.  VI,  2,  8.  Ovquvov  .  .  .  r^(  rofy  aaxQmv  niwi^Oiaig  iniaxripLOVtt, 
ov  xal  nqmxov  &voCaig  zifjkflaai,  zovs  ovQccvüivg  &6ovg.    Vgl.  A.  46. 

60)  Der  Znsatz  bei  Diod.  a.  a.  0.  äiö  %al  Ovqopov  nQoectyoQsv^vat 
ist  ungenau,  aus  Enn.  Fr.  VII  (Lact  I,  11)  erhellt  vielmehr,  dass  Zeus 
seinen  Grossvater  als  Gott  einführte,  indem  er  dem  Himmel  dessen  Namen 
Uranos  gab.  Aus  diesem  Zeogniss  hat  Sieroka  analogisoh  das  Obige 
erschlossen. 

61)  Das  gerade  Gegentheil  erhellt  aus  dem  A.  46  Dargelegten:  der 
neue  Götterdienst  ist  ein  Fortschritt,  und  die  Panchaier  ivaeßsia  dta- 
fpi^ovtBg^  Diod.  II,  6,  4,  vgl.  V,  44,  7,  und  die  Priester  stehen  bei  ihnen 
in  hohen  Ehren  und  grosser  Macht    S.  A.  62. 

62)  Sieroka  S.  18  f.:  „Librum  suim  Euhemerus  ita  campasuisse  vide- 
tur,  ut  ledarea  ex  argumenUs  prolatis,  quanH  dii  aesHmandi  essent,  possetU 
vel  cogeretUur  ipsi  condudere.  In  media  rdigmt  essentne  omnino  dei  an 
nan  essent,  in  media  reliquU  colendine  essent  divinis  honoribus  an  non,  Etsi 
lupiter  dlii  nan  veri  dei  erant,  tarnen  herawn  instar  paterani  haben  et  cali. 
Quid  quad  Euhemerw  iüas  deas  falsa  creditos  finxit  Panchaiia  in  insuia 
summa  sanctitate  et  vereeundia  cali  ah  Ulis  sacerdotibus,  qui  haud  ignara- 
rent  eas  quandam  homines  fudsse  mortcdes.  OuUus  guidam  vanus  retineripatmt". 

63)  Dass  Steinhart  und  Block  S.  62 ff.  dies  mit  Unrecht  bestritten 
haben,  folg^  ans  dem  Vorstehenden. 

64)  Die  sich  häufig  (Cic.  Aöt  Sex.  a.  a.  0.  0.  Aelian.  V.  H.  I,  81  n.  s.  w.) 
wiederholende  Atheistenliste,  in  welcher  er  figurirt,  stammt  bei  A6t  aus 
einem  Epikureer,  der  jünger  als  Philodemos  war  (s.  Di  eis  Doxogr.  S.  68  f. 
vgl.  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  I^.  S.  896)  und  sie  aus  derselben  Quelle  wie  Cic. 
und  Sex.  (s.  C.  2.  A.  647  ff.)  entnahm.  Wenn  sich  nachweisen  liesse,  dass 
E.  YO)i  irgend  einer  philosophischen  Bichtnng  beeinflnsst  wcmlen  sei,  so 
könnte  dies,  wie  Zeller  IP,  1.  S.  348.  A.  1  zeigt,  nur  die  kyrenaische  ge- 
wesen sein,  allein  dieser  Nachweis  lässt  sich  auch  nicht  einmal  mit  blossen 
Wahrscheinlichkeitsgrdnden  führen,  s.  Sieroka  S.  81  f.  Block  S.  138  ff. 
Eohde  S.  224  f.  A.  1. 


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Amometos.    Timokles.    Antiphanes  von  Berga.  323 

Amometos^),  älter  als  Kallimachos^,  also  auch  unter 
Ptolemaeos  I  und  yielleicht  auch  noch  Ptolemaeos  II;  schrieb 
ein  dem  Hyperboreerroman  des  Hekataeos  ähnliches  Buch,  wel- 
ches aber  vielmehr  in  jenem  andern  Local^  dem  indischen,  spielte, 
nämlich  über  die  Attakoren*')  im  Himalayah  und  ein  zweites, 
geographisches,  aber  gleichfalls  mit  Wundergeschichten  angefälltes 
Werk,  ix  MdfAtpsmg  dvanXovg^). 

Timokles*^),  aus  unbekannter,  aber  doch  bei  der  ganz 
gleichen  Art  seiner  Schriftstellerei  wohl  ziemlich  aus  derselben 
Zeit'^),  schrieb  unter  dem  angenommenen  barbarischen  Namen 
Ghlonthakonthlos  oder  Konchlakonchlas  der  Schlangentödter 
(6  *0^i,oxav6g)  eine  ähnliche  abenteuerliche  Schilderung'^)  der 
wunderbaren  und  glücklichen  Zustände  des  von  ihm  erdichteten 
Volkes  der  Schlangentödter. 

Antiphanes  von  Berga  in  Thrakien,  auch  aus  ungewisser 
Zeit,  aber  jedenfalls  vor  Eratosthenes'*),  war  ein  durch  seine 
Lügengeschichten  sprüchwörtlich  gewordener  Schriftsteller'*),  der 
wohl  auch  Reiseberichte  schrieb'*).^ 

66)  Wohl  ein  erdichteter  Name.  —  Müller  F.H.G.  11.  S.896.  Bohde 
S.  217—219. 

66)  Oder  wenigstens  nicht  jdnger,  da  dieser  (Fr.  tOO ',  28)  ihn  citirte, 
Antig.  Mir.  164  (149  West.)  «=  Fr.  2. 

67)  So  Plin.  N.  H.  VI.  §.  55  (der  ihn  anch  im  Qnellenregister  nennt). 
'OttOQonoQQai  Ptolem.  1,  12.    Indisch  Uttara  Knms.    S.  Müller  n.  Roh  de. 

6S)  Die  drei  Fragmente  sind  ans  Antig.  a.  a.  0.,  Aelian.  N.  A.  XVil,  6. 
Sdiol.  Apoll.  Rh.  III,  1179. 

69)  üsener  Vergessenes,  Rhein.  Mus.  XXVIII.  1878.  S.  409  —  412. 
Rohde  S.  219 f.    Vgl  anch  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  481. 

70)  üsener  setzt  ihn  freilich  erst  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten 
Jahrh.  n.  Chr.,  s.  dagegen  aber  Rohde  8.  220.  Anm. 

71)  Welche  nicht  bloss  noch  Galenos  T.  XI.  p.  798  K.,  der  den  letzteren, 
sondern  sogar  noch  Photios  Epist.  55.  p.  111  Montacntins,  der  den  ersteren 
Namen  angiebt,  kannte. 

72)  Da  dieser  den  Enhemeros  einen  ,,Bergaeer**  (s.  A.  73)  nannte, 
Strab.  I.  p.  47  nnd  nach  Polyb.  (vgl.  A.  82)  II.  p.  104,  s.  A.  56. 

78)  Indem  Bergaeer  so  viel  wie  „Lügner**  nnd  ßt^yattsiv  so  viel  wie 
„lügen"  hiess,  Eratosth.  a.  a.  0.  0.  Polyb.  XXXIV,  6, 15  vgl.  m.  5, 10.  Strab. 
II.  p.  100.  102  (s.  A.  74).  104,  vgl.  L  47.     Steph.  v.  ßyz.  B%a. 

74)  Wie  Rohde  S.  222.  A.  2  daraus  schliesst,  „dass  Strab.  II.  p.  102 
die  ipBva\iona  des  Pytheas,  Enhemeros,  Antiphanes  neben  einander  stellt; 
vgl.  anch  Marcian.  Epit.  Men.  §.  101".  Derselbe  erklärt  es  aber  ans  gntem 
Gmnde  (hier  nnd  S.  275.  A.  1)  fttr  nnwahrscheinlich ,  dass,  wie  Meineke 
a.  a.  0.  S.  480  glaubt,  der  von  Antonius  Diogenes  als  sein  Vorgänger  ge- 
nannte Antiphanes  der  Bergaeer  gewesen  sei. 

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324  Elftes  CapiteL    Tendenzerdichtangen  in  Prosa. 

lambulos'^)  auch  aus  ungewisser  Zeit,  aber  mindestens 
vor  Diodoros'®)  und  somit  aus  den  vorchristlichen  Jahrhunderten 
schrieb  ein  märchenhaftes  Buch,  in  welchem  er  von  seinem  Auf- 
enthalt bei  einem  glückseligen,  in  Weiber-  und  Kindergemein- 
schafk  lebenden  Inselvolke  und  sodann  in  Indien  bei  dem  hellenen- 
freundlichen König  in  Palibothra  erzählte.  Und  zwar  scheint 
er  bei  dem  ersteren  Gegenstande,  bei  der  Schilderung  von  jenem 
Utopien  des  fernen  Südens,  am  Ausführlichsten  gewesen  zu  sein, 
und  so  wesentlich  sich  seine  Darstellung  auch  von  der  des 
Euhemeros  dadurch  unterschied,  dass  die  des  Letzteren  ganz  im 
Dienste  der  Tendenz  stand,  während  die  seine  nach  Allem,  was 
wir  von  ihr  wissen,  ein  Wohlgefallen  an  der  phantastischen 
Fabelei  als  solcher  an  den  Tag  legte '^,  so  war  trotzdem  auch 

75)  Osann  lambulos  and  seine  Reiseabenteuer,  Beitrr.  zur  gr.  u.  r. 
L.-G.  I.  S.  287—294.  Roh  de  S.  226—242.  Der  Name  war  vielleicht  aach 
nar  ein  angenommener. 

76)  Welcher  auch  aus  ihm  II,  66—60  einen  (übrigens  sehr  verwirrten) 
Aaszag  giebt. 

77)  Genaaer  laatete  dieselbe  nämlich  so.  Von  Jagend  aaf  der  Bildung 
beflissen,  habe  er  nach  dem  Tode  seines  Vaters,  eines  Kaufipanns,  eine 
Handelsreise  nach  Arabien  unternommen,  sei  jedoch  auf  derselben  in 
Sklaverei  gerathen  und  nach  dem  am  Meer  liegenden  Theile  Aethiopiens 
gebracht,  von  dort  aber  auf  Befehl  eines  inländischen  Orakels  auf  einem 
Schiffe  als  Sühnopfer,  wie  es  die  dortigen  Aethiopen  alle  600  Jahre  dem 
Meere  darzubringen  pflegten,  mit  einigen  Anderen  aasgesandt  worden. 
Nach  Tier  Monaten  seien  sie  zu  einer  glücklichen,  eigentlich  aus  sieben 
dicht  an  einander  liegenden  Inseln  bestehenden  Insel  gelang^,  deren  Be- 
wohner lauter  treffliche  und  vollkommene  Leute  seien,  in  Abtheiluogen 
von  je  höchstens  400  Mitgliedern  getheilt,  deren  jede  von  einem  Aeltsten 
wie  von  einem  König  regiert  werde,  auch  schon  äusserlich  ausgezeichnet 
durch  Grösse  und  Schönheit,  auch  durch  doppelt  gespaltene  Zungen,  mittels 
derer  sie  alle  Menschen-  und  Vogelsprachen  nachzubilden,  auch  mit  zwei 
Leuten  zugleich  sich  zu  unterreden  vermöchten.  .Dort  habe  er  nun  mit 
seinen  Gefährten  sieben  Jahre  gelebt,  dann  seien  sie,  weil  ihre  Sitten  den 
Einwohnern  fibel  erschienen,  aueg^stossen  worden,  ihr  Schiff  sei  wieder 
nach  viermonatlicher  Fahrt  an  die  indische  Küste  geworfen,  seine  Ge- 
fährten dabei  umgekommen,  er  selbst  aber  nach  Palibothra  zu  dem 
dortigen  hellenenfreundlichen  Könige  gebracht  und  von  diesem  wohl  auf- 
genommen und  mit  sicherem  Geleit  nach  Persien  geschickt  worden.  Von 
da  aus  sei  er  in  seine  Heimat  zurückgekehrt,  um  nun  in  diesem  Buche 
seine  Erlebnisse  auf  jener  glückseligen  Inselgruppe  und  das  Neue,  was  er 
in  Indien  gesehen,  zu  berichten.  Man  vgl.  ausser  Diod.  a.  a.  0.  übrigens 
noch  Tzetz.  Chil.  VII,  144.  —  Lukian.  Ver.  hisi  I,  3  bezeichnet  den  1. 
zwar  als  einen  offenbaren  Lügner,  aber  zugleich  anmuthigen  Erzähler. 


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lambnlos.    AristippoB.  325 

er,  wie  es  scheint,  ein  Tendenzschriftsteller  ^*),  welcher  vermuth- 
lich  aaf  diese  Weise  die  Verwirklichung  des  altstoischeu  Ideal- 
oder Naturstaats  ausmalen  wollte.  Ist  dies  aber  wirklich  der 
Fall;  so  muss  er^^)  spätestens  zwischen  Ghrysippos  und  Panaetios 
gelebt  haben,  als  noch  der  ältere  Stoicismus  strengerer  Obseryanz 
bestand  und  nicht  der  spätere,  eklektisch  gemilderte  und  er- 
weichte ^^^).  Und  so  mag  er  denn  auch  wirklich  in  Indien  ge- 
wesen sein  und  wirklich  Zeitgenosse  eines  dortigen  griechen- 
freundlichen und  noch  einen  grossen  Staat  beherrschenden  Königs, 
d.  L  aus  der  von  315  bis  226  regierenden  Reihe  ^),  und  mithin 
jenen  anderen,  ähnlichen  Schriftstellern  auch  zeitlich  sehr  nahe 
gestanden  haben. 

Jedenfalls  ist  es  bezeichnend,  dass  wenigstens  £uhemeros, 
Hekataeos  und  Amometos  erweislich  bereits  vor  Kallimachos 
schrieben.  Denn  der  dürre  und  leblose  Niederschlag  dieser  ge- 
sammten  Beisefabulistik  sowohl  bei  Historikern  und  Geographen 
als  auch  in  diesen  tendenziösen  Halbromanen,  nur  aber  mit  Ab- 
streifung jeder  derartigen  Tendenz  ist  die  nunmehr  durch  Kalli- 
machos in  Mode  kommende  Sammelschriftstellerei  der  Sav^uzö^a 
oder  77apa<Jo6a®*). 

In  anderer  Weise  schlössen  sich  namentlich  an  Euhemeros 
die  mythologischen  Romane  und  Geschichtchen  des  Hegesianax, 
Dionysios  Skytobrachion  und  Palaephatos  an,  von  denen  weiter 
unten  (C.  27)  die  Rede  sein  wird. 

Eine  schamlose  Tendenzerdichtung  von  ganz  anderer  Art 
war  die  Schmutzschrift  eines  ungenannten  Verfassers  unter  dem 
Titel  ^j^QLiStiitnog  nsgl  naXaiäg  tQvtpijg^  welche  allerlei  durchweg 
lügenhafte  Geschichten  von  Ausschweifungen  historischer  Per- 
sonen, namentlich  im  Punkte  verbotener  Liebe  enthielt,  uns 
übrigens  nur  aus  Laertios  Diogenes  bekannt  ist^^).  Dass  dieselbe 
nicht  etwa  eine  Fälschung  unter  dem  Namen  des  Aristippos 


7S)  Wie  Bohde  8.  282  f.  240  ff.  vermutbet  und  genauer  ausführt 

79)  Wie  zu  Bob  des  Untersuchungen  ergänzend  hinzuzufflgen  ist. 
79»>)  Vgl.  C.  28.  A.  62  ff. 

80)  S.  Bohde  S.  226.  A.  1. 

81)  S.  C.  17. 

82)  Die  Einreihung  derselben  in  den  Zusammenhang  der  alezandrini- 
sehen  Litteratur  und  die  richtige  Würdigung  dieses  Machwerks  verdanken 
wir  V.  Wilamowitz  Autig.  v.  Kar.  S.  47—63,  an  den  sich  die  folgende 
Darstellung  vollständig  anschliesst. 


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326  Elftes  Capitel.    Tendenzerdichtungen  in  Prosa. 

war,  leidet  keinen  Zweifel^.  Aristippos  war  vielmehr  der 
vom  Verfasser  allerdings  mit  Rücksicht  auf  den  Stifter  der 
ky renaischen  Lustlehre  gewählte,  den  Inhalt  bezeichnende  Buch- 
titel. Die  Schrift  entstand  auch  bereits  im  dritten  Jahrhundert, 
freilich  erst  in  der  zweiten  Hälfte  desselben,  und  der  imsaubre 
Zusatz  aus  ihr  ist  lange  vor  Laertios  Diogenes  in  die  Philosophen- 
biographien gekommen^).  Das  Ganze  umfasste  mindestens  vier 
Bücher,  im  ersten  war  von  Periandros  die  Rede*^),  sonst  wird 
bei  Diogenes  nur  das  vierte  angeführt  ausschliesslich  für  Philo- 
sophen^^. Die  Tendenz  dieses  Libells  ging  dahin,  alle  möglichen 
Grossen  als  andere  Äristippe  darzustellen,  und  so  passte  es  ganz 
in  eine  Zeit,  welcher  die  eigne  sittliche  Hoheit  abhanden  ge- 
kommen und  daher  auch  bei  den  Aelteren  unbequem  geworden 
war,  und  bei  all  seiner  Niederträchtigkeit  dient  es  doch  wesent- 
lich dazu  das  Gulturbild  namentlich  des  damaligen  Athen  zu 
vervollständigen.  Ueberdies  steht  der  Verfasser  gar  nicht  so 
ganz  vereinzelt  da,  Aristoxenos  war  vielmehr  im  Verläumden 
bereits  kräftig  vorangegangen,  in  Bezug' auf  die  Philosophen  ist 
Hermippos  ein  kaum  viel  weniger  schlimmes  Seitenstück,  die 
Dichter  und  Staatsmänner  waren  von  Hieronymos^')  und  Ido- 
meneus*®)  nicht  viel  besser  verarbeitet,  und  Bücher  wie  Herakleides 

83)  Denn,  wie  Nietzsche  Rhein.  Mas.  XXIV.  1869.  S.  202 f.  bereits 
hervorhob,  sie  handelte  auch  von  Aristoteles  und  Theophrastos  (La.  Di. 
y,  8.  39),  und  Wilamowitz  S.  48 ff.  hat  nachgewiesen,  dass  auch  die 
Schniutzgeschichten  über  Arkesilaos  bei  La.  Di.  lY,  40  f.  aus  dieser  Lügen- 
schrift stammen.  Obendrein  heisst  es  hier,  Arkesilaos  habe  die  Ohreien 
des  Aristippos  stets  im  Munde  gefuhrt.  Ausserdem  s.  auch  noch  C.  2. 
A.  96  und  femer  A.  86.  89.  Aber  auch  die  Yermuthung  von  Bergk 
P.  L.  G.  II*.  8.  296  ist  verfehlt,  der  Verfasser  habe  wirklich  Aristippos 
geheissen  und  sei  der  von  La.  Di.  II,  83  erwähnte  jüngere  Akademiker 
gewesen. 

84)  La.  Di.  VIII,  60.  mg  (piiaiv  *AqUzinnog  %al  Zctxv^og^  d.  h.  entweder 
Satjros  bei  A.  oder  A.  bei  Satyros,  und  da  schwerlich  A.  die  Biographien 
des  Satyros  citirt  haben  wird,  ist  nur  das  Letztere  möglich:  schon  Satyros 
hat  also  im  Leben  des  Empedokles  diese  Schrift  benutzt,  wie  Wilamo- 
witz S.  52  bemerkt.     Vgl.  G.  19.  A.  89. 

85)  La.  Di.  I,  96. 

86)  Empedokles,  s.  A.  84,  Sokrates,  Xenophon,  Piaton,  Polemon,  Theo- 
phrastos (La.  Di.  II,  28.  48.  III,  29.  IV,  19.  V,  39).-  Wenn  daher  V,  3 
für  Aristoteles  und  üermias  von  Atameus  das  1.  citirt  wird,  so  wird  dafür 
das  4.  {d  statt  A)  mit  Wilamowitz  S.  48  henustellen  sein. 

87)  S.  C.  2.  A.  778.  776.  777. 

88)  S.  0.  20.  A.  364.  367. 


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Zwölftes  Capitel.   Zenodotos  n.  die  anderen  ältsien  Grammatiker.     327 

und  Chamaeleou  oder  Theophrastos  negl  fjdovrjg  und  die  Schriften 
des  Elearchos  mochten  dem  Verfasser  schon  manches  verwerth- 
bare  Material  liefern^  so  dass  er  nicht  einmal  seine  eigne  Er- 
findungsgabe allzu  sehr  anzustrengen  brauchte.  Derselbe  war 
wohl  ohne  Zweifel  selber  Anhänger  irgend  einer  von  ihm  halb 
miss verstandenen,  halb  verzerrten  Lustlehre,  mochte  er  nun  von 
den  Epikureern  oder  Dionysios  dem  üeberläufer  oder  Hieronymos 
oder  wem  immer  den  Änstoss  erhalten  haben.  Am  Meisten  gilt 
sein  Grimm  offenbar  den  Akademikern®^),  weil  diese  sich  am 
Meisten,  zwar  nicht  in  wissenschaftlicher,  aber  in  wahrhaft  sitt- 
licher Hinsicht  auf  der  Hohe  erhielten. 


Zwölftes  Capitel. 

Zenodotos  nnd  die  anderen  ältsten  Cframmatiker. 
Die  aleiandrinisehen  Bibliotlieken. 

Unter  der  Grammatik  höheren  Stils  verstand  man  bekannt- 
lich im  Alterthum  nicht  sowohl,  wie  wir  heutzutage,  die  Sprach- 
wissenschaft ^) ,  sondern  die  gelehrte  Beschäftigung  mit  der 
Litteratur  ^) ,    so   dass    bei    diesem    Ausdruck    zunächst    an    die 

89)  Ausser  A.  88.  86  s.  auch  noch  die  von  Wilamowitz  S.  48f.  nach- 
gewiesenen Einschiebsel  aus  ihm  in  Bezug  auf  Polemon  und  Krates,  Erantor 
und  ArkesilaoB  bei  La.  DL  IV,  19.  21.  24  und  dazu  G.  2.  A.  665<>.  In  Be- 
zug auf  Bion  s.  0.  2.  A.  96. 

1)  Abgesehen  von  der  Verbindung  Tix^V  y^tt/t^f^rrixi}  findet  sich  der 
Ausdruck  so  meines  Wissens  nur  bei  Dionys.  t.  Hai.  De  yi  die.  Dem.  62. 
p.  1116.    T^y  %aXovfiivfiv  yifanfiari%7}v. 

2)  Eigentlich  bedeuten  nämlich  ygafifieeta  die  Buchstaben  und  daher 
auch  wohl  Lesen  und  Schreiben  (und  selbst  Rechnen)  als  Gegenstand  des 
Elementarunterrichts  und  y^aiifuctinrj  nur  die  Kunde  des  Unterschiedes  der 
Buchstaben  und  des  Lesens  und  Schreibens,  Aristot.  Top.  VI,  6.  142^  31  f. 
inictijfjkri  tov  yQcitpai  %al  dvayvmvai^  Pol.  V  (VIII),  8.  1837  •*  26  f. ,  ygafiiHt- 
u%6g  Deijenigen,  welcher  diese  Kunde  besitzt,  Plat.  Phileb.  17  B.  Xen. 
Mem.  IV,  2,  20,  und  yQafkißMTiatrjs  oder  ygafiiuctodid  'analog  hat  stets  die 
Bedeutung  des  Elementarlehrers  behalten.  In  der  That  ist  nun  aber  auch 
der  Lese-  und  Schreibunterricht  mit  seiner  nothdürftigen  Erklärung  des 
Gelesenen  der  Keim  der  höheren  ygafiiiaTinri  gewesen.  S.  auch  A.  8.  Ueber- 
dies  aber  verstand  man  weiterhin  unter  den  ygcififiara  ausser  den  Buchstaben 
auch  das  in  ihnen  Geschriebne,  also,  freilich  wohl  nicht  bei  den  Attikem 
(s.  Kaibel  Herm.  XXV.  1890.  S.  102  f.),  auch  die  Litteratur  (vgl.  das  latein. 
liUercie),  und  so  entstand  denn  jene  höhere  Bedeutung  des  ygafifiatinog  und 


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328  Zwölftes  Capitel. 

Erklärung  der  Schriftsteller  und  vorwiegend  der  Dichter  gedacht 
ward,  freilich  in  erster  Linie  nach  der  sprachlichen')  und  erst 
in  zweiter  auch  nach  der  sachlichen  Seite.  Die  kritische  Her- 
stellung der  Texte  war  allerdings  mit  in  denselben  eingeschlossen, 
keineswegs  aber  auch  so  ohne  Weiteres  die  sogenannte  höhere 
und  die  ästhetische  Kritik.  Wer  die  letztere  recht  eigentlich 
von  Fach  betrieb,  ward  vielmehr  Kritiker  genannt,  und  die  perga- 
menischen  Philologen  gaben  sich  diese  Bezeichnung^)  in  einem 
anderen  und  umfassenderen  Sinne,  nämlich  vermöge  des  ihnen 
eigenthOmlichen  Anschlusses  an  die  stoische  Philosophie  in  dem 
der  höheren,  d.  h.  philosophischen  Beurtheilung  überhaupt.  In- 
dem sie  Dasselbe  unter  einem  Grammatiker  begriffen  wie  die 
alexandrinische  Philologenschule,  Exegese,  Kritik,  empirische 
Sprachgelehrsamkeit  und  historische  Kenntniss,  stellten  sie  den 
Grammatiker  unter  den  Kritiker,  dem  sie  drei  Aufgaben  zu- 
wiesen^), nämlich  die  historische  Kritik,  die  Unterscheidung  der 
Stile  (nebst  der  höheren  und  ästhetischen  Kritik)  und  die  syste- 
matische, philosophische  Sprachlehre  oder  logische  Behandlung 
der  Sprache,  wie  den  Handlanger  unter  den  Meister^). 


der  yQafif^xiH'q  b>  „Schriffcgelehrter'*  und  „Schrifkgelehrsamkeit**,  and  diese 
höhere  Grammatik  ward  nun  als  fisyälrj,  ivteXrig,  tiXsiog  vod  jener  elemen- 
taren ftiTtga^  naiSiHrjf  dtsXsatsQa  unterschieden,  Sex.  Math.  1,  44  ff.  Weiteres 
b.  Wolf  Prolegg.  in  H.  S.  171.  A.  36.  C lassen  De  grammaUcae  Graecae 
primordiis,  Bonn  1829.  8.   S.  3  ff.    S.  auch  A.  9  u.  die  Nachträge. 

3)  S.  A.  8. 
^  4)  Suid.  Kqaxrii  Ti(io%Qcitovg.   Asklep.  v.Jiyrl.  b.  Ath.  XL  490  e.   Sex. 
a.  a.  ü.  I,  248.   Aelian.  V.  H.  X,  42.     Vgl.  auch  A.  6. 

6)  Sex.  248  f.  TavQÜJHog  yovv  6  KQdtrjxog  dnovati^g ,  mansQ  ot  allot 
x^iTixo/,  vnoxdaamv  xjß  «^ttix^  xriv  yQaiiiiccxtxriv ,  tpriol  xfjg  %iftxi%fig  elvai. 
x6  (iBv  xi  Xoyinov  x6  dl  XQtßmqv  x6  d*  tcxoQixov^  Xiy/i%6v  fi,sv  x6  6XQsq>6- 
fiBvov  neffl  xqv  Xi^iv  %al  xaifg  yQUfifMtxMovg  XQ6xovg^  xQißixov  dl  x6  tkqI 
xdg  dutXinxavg  %€cl  xdg  duttpoQag  xav  nXaöfMixatw  %ai  xaganxiiQmv  ^  [axQQi%69 
3h  x6  nsifl  xriv  nf^oxBtqoxrßa  xrig  dfu9'6$ov  vXrjg,  Vgl.  Wachsmnth  De 
Gratete  MaUota  (Leipz.  1860).  S.  9  f. 

6)  Sex.  a.  a.  0.  79.  xop  iilv  ngixixbv  ndcrig  .  .  .  dei  Xoym^g  iniaxi^iirjg 
sfiusiQov  slvat^  xov  Sh  yQDC^fiaxtxov  dxXmg  yXaaamv  /^i^yTjrtxoy  xal  ngoat^- 
SCag  dnodoxi%6v  xal  xmv  xovxoig  naganXriaüov  tidrifiova'  nagb  xal  ioixivai 
i%sivov  fitsv  dgxixEKxovi  xov  dh  ygaii^fiaxinov  vnrigixTß,  —  Auf  alle  Fälle 
steht  der  Begriff  des  y^af^fiarixo^  im  höhereu  Sinne,  wenn  er  auch  (s.  A.  2, 9) 
weit  weniger  umfEkssend  ist,  als  was  wir  heute  einen  Philologen  nennen, 
doch  dem  eines  solchen  weit  näher  als  das  griechische  fpiXoXoyog^  welches 
sich  von  tpiXocotpog  in  dessen  ursprünglicher  Bedeutung,  qp^ofio^ifff,  tptXo- 
fiovcog  nicht  weit  entfernt,  indem  es  den  Freund  geistiger  Bildung  und 


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Zenodotos  ond  die  anderen  ältsten  Grammatiker.  329 

In  der  That  beschrankten  sich  die  ältsten  alexandrinischen 
Grammatiker  zuvörderst  namentlich  auf  die  Herstellung  kritischer 
Dichtertexte  und  die  Fortführung  lexikalischer  Arbeiten.  In  letzterer 
Richtung  waren,  wie  wir  sahen  ^^  schon  Philetas  und  Simias  thätig, 
und  ihnen  folgten  in  derselben  Zenodotos ,  Aristophanes  der  By- 
zantier  und  Andere,  um  so  eine  allmähliche  Erkenntniss  der  histori- 
schen Entwicklung  des  Sprachgebrauchs  zu  begründen^).  Dann 
machte  man  sich  auch  an  die  Erklärung,  aber  sprachliche  Unter- 
suchungen allgemeinerer  Art  wurden,  abgesehen  von  der  Decli- 
nation  und  jCoi\jugation  und  der  Feststellung  der  sogenannten 
Redetheile  nur  bei  Gelegenheit  der  Kritik  und  Auslegung  mit 
angestellt  Erst  nachdem  auf  diese  Weise  fester  Boden  nach 
allen  Seiten  hin  gewonnen  war,  schrieb  ein  Schüler  des  Aristar- 
chos,  Dionysios  der  Thraker,  das  erste  Handbuch  griechischer 
Sprachlehre  {Ti%vri  ypaft/iar^xif)  ^). 


wissenschaftlicher  Stadien,  den  wissenschaftlich  gebildeten  Mann  bezeichnet, 
and  in  diesem  Sinne  soll  Eratosthenes  sich  selber  zuerst  so  genannt  haben 
(Säet,  de  gramm.  10.  philologi  appellationem  assumpsisse  videtur  Ateius,  quia 
sicut  ErcUosthenes,  gut  primtu  hoc  cognomen  sihi  vindieavit,  müUipiici  varia- 
que  dodrina  censebixtw),  am  die  Vielseitigkeit  seines  wissenschaftlichen 
Strebens  auszudrücken.  Nach  einem  anderen  Bericht  fährte  lange  vor  ihm 
schon  der  Gatte  der  Moero  diesen  Beinamen,  s.  C.  14.  A.  25.  Von  überaas 
zweifelhaftem  Werth  (s.  Bernhardy  Eratosthenica  S.  X.  XIV,  vgl.  C.  16. 
A.  68)  ist  die  Angabe,  Eratosthenes  sei  zuerst  Grammatiker  oder  Kritiker 
genannt  worden,  Clem.  Strom.  I.  309  A.  'AxoXlodtoifog  d'k  6  Kviuctog  nffm^ 
tos  Yo€  UQttinov  slariyi^aato  xovvoiim,  xal  ygafiftatixog  MQOCTjyoQSvd'ri,  ivioi 
9\  'EQOtocd'ivri  tov  KvQfipatdv  q>aai^  iitSL^ii  i^idtoiuv  ovtog  ßißXia  dvo, 
r^afifkati^Ha  irny^dipag.  Später  freilich  kann  (piXdXoyog  anter  Umständen 
auch  im  Gegensatz  gegen  den  tpiXo^oipog  von  Fach  stehen,  Porphyr.  Vit. 
Plot.  14.  Ueber  das  Genauere  s.  Lehrs  De  discrimine  yocabuloram  tpiXd- 
loyog,  %qiti%6st  y^fifMXTtxoff,  KOnigsb.  1838.  4.  and  hinter  Herodiani  scripta 
tria  minora  &,  379—401. 

7)  C.  3.  A.  24—26.  30. 

8)  Knrze  Glossare,  d.  h.  Verzeichnisse  der  seltnen,  veralteten  oder 
provinziellen  Ausdrücke  (yXmaaai)  mit  beigefügter  Erklärung,  besonders  für 
Homeros  waren  ohne  Zweifel,  wenn  es  aach  ni&t  ausdrücklich  bezeagt 
ist,  schon  im  6.  Jahrh.  ein  unentbehrliches  Hülfsmittel  für  den  Unterricht 
der  lieben  Jugend.  Vgl.  Aristoph.  Fr.  222  Eock.  Sengebusch  Diss.  Hom. 
prior  S. 62  u.  bes.  V.  Wilamo witz  Isyllos  (BerL  1886).  S.  lllff.  (s.  C.  13.  A.  1 10). 
Und  so  wuchs  denn  wohl  ans  diesen  Schulbüchern  die  vorwiegend  glosso- 
graphische  Richtung  der  ältsten  Arbeiten  der  höheren  Grammatik  hervor. 

9)  S.  C.  30.  Aber  auch  er  kommt  (A.  g.  §.  1)  noch  nicht  über  die 
Definition  der  ygaf^fiattXTJ  als  iftnaiQ^a  tmv  naqa  noiritaiq  %otl  ^yygatpsvaiv 
(og  inl  to  noXv  XByo(kiv<ov  hinaus,  die,  je  nachdem  man  sie  fasst,  entweder 


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330    Zwölftes  Capitel.    Zenodotos  u.  die  anderen  ältsten  Ghrammatiker. 

Zenodotos  von  Epheeos*®)  mag  etwa  325  geboren  sein**), 
war  schon  unter  Ptolemaeos  I  thatig  und  Schüler  des  Philetas 
gewesen,  und  zwar,  wie  man  hiernach  annehmen  darf,  einer  von 
dessen  älteren  Schülern,  die  derselbe  schon  vor  seiner  Theilnahme 
an  der  Erziehung  des  Philadelphos  ausgebildet  hatte**).    Wahr- 

ebger  oder  weiter  als  unser  heutiger  Begriff  der  Philologie  und  entweder 
ZQ  eng  oder  zu  weit  ist.  Jedenfalls  ent  später  entstand  die  Eintheilung 
dieser  höheren  Grammatik  in  drei  Theile,  ro  tatoginov^  d.  h.  die  zum  Ver- 
ständniss  der  Schriftsteller  nöthigeo  antiquarisch-historischen  Kenntnisse, 
ro  xB%viY.6v^  d.  h.  namentlich  die  eigentliche  Sprachlehre/  und  th  Idiai- 
rsifov,  d.  h.  die  specielle  Anwendung  beider  auf  die  Kritik  und  Exegese 
der  Schriftsteller  (die  also  auch  hier  noch  der  einzige  Zweck  des  Ganzen 
ist),  wobei  denn  dieser  dritte  Theil  noch  wieder  in  das  iiriyrjti'K6v ,  das 
xptrixov,  d.  i.  Textkritik,  und  das  dioif^ati%6v  zerlegt  ward.  Sex.  a.  a.  0. 
I,  91  ff.  Ein  voller  Philolog  in  unserer  heutigen  Auffassung  ist  aber  selbst 
ein  solcher  ygafifiatinog  noch  bei  Weitem  nicht. 

10)  Suid.  Zrjv6dorog  'E^piaiog  inonoiog  %al  ygaikfiariytog ,  fia&ritrig  tov 
^iXtitäf  inl  ntoXs(uc^ov  ysyovdag  tov  nQtOTOVj  og  nccl  ngmtog  tmw  ^Ofki^Qov 
dtoQ^ontrjg  iyivsto  xal  zmv  iv  'AlB^avdQBi^  ßLßXio^rjiimv  ttqovcxri  %al  xovg 
nctidag  IltoXsfiaiov  inaldsvasv, 

11)  Dieser  Ansatz,  der  im  Wesentlichen  der  von  Ritschi  AI.  Bibl. 
S.  81   (Opusc.  L  S.  66)  ff.  gegebene  (Ol.  114-115)  ist,  kann  freilich  nur 

y  als  ein  sehr  ungefährer  gelten.  Nach  ihm  war  Z.  etwa  40  Jahre,  als  er 
•*  Bibliothekar  ward,  und  wenn  seine  Homerausgabe  schon  vor  f76  (oder 
^  \  doch  |74)  erschienen  war  (s.  A.  16.  C.  2.  A.  616),  so  ist  es  eher  wahr- 
scheinlich, dass  er  vor  826  geboren  wurde  als  etwa  10  Jahre  später,  wie 
dies  neuerdings  Busch  Bibliothecar.  AI.  (s.  A.  88)  S.  1—10  glaublich  zu 
machen  versucht  hat.  Vgl.  A.  80.  Mit  der  chronologischen  Angabe  bei 
Suid.  lässt  sich  schlechterdings  Nichts  anfEUigen.  Denn  erstens  liegt  der 
Verdacht  von  Rohde  riyovt  bei  Suid.,  Rhein.  Mus.  XXXIII.  1878.  8.  178 
sehr  nahe,  dass  der  Chronograph,  von  welchem  diese  Ansetzung  stammt, 
die  ungefähre  Blüte  des  Z.  lediglich  im  Zusammenhang  damit  unter 
Ptolemaeos  I  versetzte,  weil  er  die  seines  Lehrers  Philetas  (s.  C..4.  A.  6) 
unter  Philippos  und  Alexandros  versetzt  hatte;  und  zweitens  gesetzt  auch, 
es  liege  nicht  eine  solche  vage  Berechnung,  sondern  eine  wirkliche  Ueber- 
lieferung  zu  Grunde,  so  haben  wir  doch  nicht  die  mindeste  Ursache  mit 
Busch  anzunehmen,  dass  ysyovdg  hier  die  Geburt  und  nicht  vielmehr  wie 
meistens  bei  Suid.  die  ungefähre  Blüte  bezeichne.  Vielmehr  fielen*  in  der 
That,  falls  Z.  326  oder  noch  etwas  früher  zur  Welt  kam,  seine  letzten 
Dreissigerjahre  oder  selbst  noch  sein  40.  Jahr  noch  unter  die  Regierung 
von  Ptolemaeos  I.  —  Ebenso  wenig  lässt  sich  übrigens  mit  Sicherheit  sagen, 
wie  die  Nachricht  zu  beurtheilen  ist,  Z.  habe  die  Söhne  des  Ptolemaaos 
unterrichtet  Entweder  ist  dabei  Z.  mit  Philetas,  dem  Lehrer  des  Phila- 
delphos, verwechselt  oder  der  zweite  Ptolemaeer  mit  dem  ersten,  wonach 
denn  Euergetes  Zögling  des  Z.  gewesen  wäre;  und  Beides  ist  gleich  möglich. 

12)  Vgl  C.  4.  A.  6-8. 


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Zenodotos  yon  Ephesos.  331 

scheinlicb  in  Folge  einer  Berufung  durch  den  Letzteren  bald  nach 
dessen  Regierungsantritt  (385)/^  übernahm  Zenodotos  die  Leitung 
der  grossen  alexandrinischen  Bibliothek^  welche  eben  durch  seine 
Ernennung  zu  ihrem  Vorsteher  officiell  eröffnet  ward"^),  und 
widmete  ihr  dann  im  Besonderen  seine  Thätigkeit  durch  die 
Ordnung  der  gesammelten  Bücherschätze  auf  dem  Gebiete  der 
epischen  und  lyrischen  Poesie,  während,  wie  schon  bemerkt 
wurde,  Alexandros  der  Aetoler  die  der  Tragiker  und  Lykophron 
die  der  Komiker  besorgte").  Vielleicht  waren  seine  homeri- 
schen Glossen  {FXSööac  oder  rXAööac  'O^rjQixacy^)  schon 
Torher  ans  Licht  getreten,  so  dass  er  durch  sie  zu  diesem  Amte 
und  gerade  besonders  nach  dieser  Richtung  hin  empfohlen  war. 
Jedenfalls  wird  man  annehmen  müssen,  dass  seine  kritische 
Ausgabe  {StoQd'CDöig  oder  ixdoöig)  des  Homeros,  die  erste^ 
welche  diesen  Namen  in  strengerem  Sinne  verdiente,  schon  vor 
276  oder  doch  vor  274  erschien^*).  Sie  erstreckte  sich  aber 
nur  auf  die  Uias  und  die  Odyssee,  so  dass  er  nur  diese  beiden 
Gredichte  für  acht  gehalten  zu  haben  scheint.  Von  ihm  rührt 
wohl  auch  die  Büchereintheilung  beider  und  die  Bezeichnung 
der  Bücher  in  der  Ilias  nach  den  Buchstaben  des  grossen,  in 
der  Odyssee  nach  denen  des  kleinen  Alphabets  her^^.  Einen 
Commentar  zu  diesen  Dichtungen  schrieb  er  nicht  ^^).    Ein  auf 

13)  Da  der  mit  Z.  bei  der  Ordnung  der  Dichtwerke  betheiligte  Alexandros 
schon  am  276  an  den  makedonischen  Hof  ging,  s.  C.  4.  A.  76. 

n^)  Vgl.  Susemihl  Anal.  Alex.  IL  S.  XV  gegen  Bnsch  S.  2  f. 

U)  S.  A.  38.    C.  4.  A.  76.    Vgl.  C.  9.  A  29. 

15)  Schol.  Od.  y,  444.    Schol.  Apoll.  Rh.  II,  1006.        16)  S.  0.  2.  A  616 

17)  Die  Begrflndnng  hat  am  Uebersichtlichsten  y.  Wilamowitz  Homer. 
Untere.  S.  369.  A.  47  folgendermassen  zusammengefasst:  „Von  Aristophanes 
kann  diese  Bnchtheilnng  nicht  sein,  denn  der  schloss  die  Odyssee  t^  296, 
würde  also,  wenn  er  den  Rest  überhaupt  aufgenommen  hätte  (?),  das  a>  dort 
haben  beginnen  lassen.  Also  ist  die  Eintheilnng  älter  als  200.  Aber 
Aristoteles  und  die  älteren  Peripatetiker  kennen  sie  noch  nicht.  Also  ist 
sie  jünger  als  300.  Die  Absicht  ist,  so  viel  Bücher  wie  es  Buchstaben 
giebt,  das  Buch  unter  1000  Versen  zu  machen;  natürlich  musste  man  dazu 
24  Buchstaben  zählen.  Das  war  freilich  in  lonien  yielleicht  schon  zu 
Herodots  Zeiten  der  Fall.  Bücher,  aber  noch  über  1000  Verse,  hat 
ApoUooios,  dessen  Gedicht  etwa  263  erschienen  ist"  (s.  C.  13.  A.  68  ff. 
C.  14.  A.  61).  „Livius  Andronicus  übersetzte  um  260  die  Odyssee:  seine 
Uebersetzung  kannte  die  Buoheintheilung  nicht,  die  also  um  270  in  Tarent 
unbekannt  war".  In  Bezug  auf  die  Gegenbemerkungen  von  Lud  wich 
Aristarch  II.  S.  220  f.  A.  196  s.  die  Nachträge. 

18)  Daher  denn  schon  Aristarchos  die  Gründe,  welche  den  Z.  zu  seinen 


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332    Zwölftes  Capitel.     Zenodotos  a.  die  anderen  Sltsten  Grammatiker. 

UDS  gekommenes  grösseres  Stück  aus  einer  Berechnung  der  Tage 
in  der  Ilias  in  der  Inschrift  von  dem  Fragment  eines  Marmor- 
tafelchens  mit  homerischen  Bildwerken  ^^),  mag  diese  Berechnung 
nun  Yon  ihm  selber  geschrieben  sein  oder  nicht^  giebt  wenigstens 
seine  von  Aristarchos  bekämpften  Ansichten  über  diesen  Gegen- 
stand wieder^®).  Zenodotos  verfuhr  als  Textkritiker  begreiflicher- 
weise noch  mit  der  vollen  jugendlichen  Verwegenheit  und  unent- 
wickelten Methode  einer  erst  frisch  entstehenden  Wissenschaft*'). 
Allerdings  war  er  auf  der  einen  Seite  ohne  Zweifel  Derjenige, 
welcher  durch  Benutzung  zahlreicher  Handschriften  den  ersten 
Grund  zu  den  neuen  Texten  desAristophaues  und  des  Aristarchos 
gelegt  hat,  und  es  sind  uns  fast  nur  diejenigen  Fälle  überliefert, 
in  welchen  diese  seine  Nachfolger  seinen  Neuerungen  wider- 
sprachen und  nicht  die  gewiss  nicht  seltnen,  in  denen  sie  sich 
denselben  anschlössen.  Aber  allzu  sehr  war  auf  der  anderen 
Seite  der  blosse  subjective  ästhetische  Geschmack  sein  Leitstern, 
allzu  sehr  war,  was  ja  noch  schlimmer  ist,  sein  ganzes  Verfahren 
dabei  noch  obendrein  ein  rein  verstandesmässiges,  allzu  rasch 
war  er,  zumal  bei  seiner  natürlich  noch  verhältnissmässig  geringen 
Sprachkenntniss,  oft  zur  Beseitigung  wirklicher  oder  vermeint- 
licher Anstösse  mit  Textänderungen  nach  eigner  Muthmassung, 
bei  welcher  auf  Buchstabenähnlichkeit  zu  sehen  er  noch  durchaus 


Aenderongen  bestimmt  hatten,  nur  ans  seinen  homerischen  Glossen  ent- 
nehmen und,  wenn  sie  sich  auch  dort  nicht  flEinden,  nur  muthmassen 
konnte. 

19)  Veröffentlicht  und  bearbeitet  zuerst  von  Longpdrier  Rev.  de 
philol.  I.  S.  441  ff.,  dann  von  Bergk  De  tabula  Iliaca  Parisiensi,  Marburg 
1846.  4.  Opusc.  II.  S.  409—414,  Lachmann  Betrachtungen  üb.  Homers  IL, 
Berl.  1847.  8.  S.  90  ff.,  Düntzer  De  Z.  st.  H.  S.  194  ff.,  0.  Jahn  und 
Michaelis  Griech.  Bilderchroniken  S.  62—64.  Col.  E. 

20)  Wie  Lachmann  gezeigt  hat  Ob  wir  aber  eigne  Worte  des  Z., 
etwa,  wie  Düntzer  meint,  aus  der  Einleitung  zu  seiner  Homerausgabe 
vor'  uns  haben,  ja  ob  diese  Ausgabe  überhaupt  eine  Einleitung  hatte,  steht 
sehr  dahin. 

21)  Heffter  De  Zenodoto  eiusque  studiis  Homericis,  Brandenb.  1839.  4. 
(veraltet).  Pluygers  De  Zenodoti  carminum  Homericorum  editione,  Leid. 
1842.  4.  Düntzer  De  Zenodoti  studiis  Homericis,  Gott.  1848.  8.  (gut). 
W.  Ribbeck  Zenodotearum  quaestionum  speoimen  I.,  Berl.  1852.  8.  Zeno- 
dotea,  Philologus  VUI.  1863.  S.  662  —  712.  IX.  1864.  S.  4S-73  (gegen 
Düntzer).  Düntzer  Zenodot  und  Aristarch,  ebend.  IX.  S.  811—823 
(Erwiderung  gegen  W.  Ribbeck).  Römer  üeber  die  Homer recension  des 
Zenodot,  Münch.  1886.  4.  (Abhh.  d.  Münchner  Akad.  I.  Cl.  XVH.  S.  639—722). 


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Zenodotos  von  Ephesos.  333 

nicht  für  nothig  hielt,  oder  nach  anderen  Lesarten  oder  auch 
zur  Verdächtigung  zahbreicher  Verse  bei  der  Hand,  welche  er 
am  Rande  seiner  Ausgabe  mit  dem  Obelos  versah,  dem  einzigen 
kritischen  Zeichen,  dessen  er  sich  bedient  zu  haben  scheint. 
Wenn"  er  andere  Verse  gar  nicht  einmal  au&ahm,  so  bleibt  die 
Möglichkeit,  dass  er  sie  in  seinen  Exemplaren  nicht  fand.  Selber 
zugleich  Ependichter,  wenn  wir  auch  über  diese  seine  Thätigkeit 
weiter  Nichts  wissen,  vielleicht  auch  Epigram matist^^^),  schob 
er  aber,  was  noch  viel  ärger  war,  umgekehrt  auch  vielfach  Verse 
aus  eigner  Fabrik  ein  oder  zog  mehrere  Verse  in  einen  zu- 
sammen. Kurz  er  verfuhr  mit  einer  Willkör  und  Gewaltsamkeit, 
wie  sie  sich  nur  je  ein  Rhapsode  erlaubt  hatte.  Immerhin  je- 
doch hat  er  trotz  Alledem  sofort  den  richtigen  Weg  gezeigt: 
„er  hat  durch  Vergleichung  von  Handschriften  den  Boden  für 
die  kritische  Textesrecension  gelegt,  er  hat  sich  für  die  Ent- 
deckung von  Interpolationen  und  Schäden  der  Ueberlieferung 
das  Auge  o£fen  gehalten,  und  er  hat  durch  Anlegung  eines 
Glossars  sich  den  Einblick  in  den  speciellen  Sprachschatz  des 
Homer  verschafft ''*^).  Auch  mangelt  es  nicht  an  Fällen,  in 
denen  er  gegenüber  dem  abweichenden  Urtheil  seiner  Nachfolger 
Aristophanes  und  Aristarchos  im  Recht  und  zum  Theil  in  über- 
raschender Weise  im  Recht  war^^**).  Aber  auch  von  Hesiodos 
oder  wenigstens  von  der  Theogonie  veranstaltete  er  eine  kritische 
Ausgabe^)  und   schrieb  entweder   einen  Gommentar  zu  diesem 


21^)  Said.:  inonotog^  8.  A.  10.  Zwei  Epigramme  tragen  den  Namen 
des  Z.,  Antb.  P.  VlI,  315.  XY[,  14,  ersteres  mit  dem  Znsais  dt  dh  'Pucvov, 
welcher  zn  beweisen  scheint,  dass  dieser  Z.  gemeint  ist. 

22)  Christ  Grieoh.  Litteraturgesch.  8.  446  ('S.  507). 

22^)  Die  übersichtlichste  Belehrung  über  dies  Alles  findet  man  in 
Römers  vortrefflicher  Abhandlung,  mit  welcher  man  jedoch  das  besonnene 
ürtheil  von  Däntzer  De  Zen.  st.  S.  42ff.  vergleichen  muss.  Ueber  den 
Obelos  s.  bes.  die  Notiz  am  Schiasse  der  Einl.  im  Cod.  Yen.  A  der  Ilias 
(Schol.  in  11.  S.  III  Bekk.):  tov  dl  oßslov  ilaßsv  {'Agiata^xog)  ix  zri£  Zr^o- 
d6tov  dioq^aesag. 

23)  Schol.  Hes.  Th.  5.  iv  dl  tolg  Zrivodozsioiq  yqaif>s%ai  TsQi^riaoiö^ 
vgl  Mutz  eil  De  emendatione  Theogoniae  Hesiodeae  S.  281  ff.  Düntzer 
S.  28.  S.  34.  A.  27«  Ueber  die  Entstehongsweise  dieser  alexandrinischen 
Ausgaben  mit  Ansnahme  der  homerischen  und  im  Gegensatz  zn  diesen 
(s.  C.  16.  A.  7),  gilt  im  Allgemeinen,  da  sie  alle  zugleich  die  ersten  Samm- 
lungen der  bisher  vereinzelten  Werke  eines  jeden  Classikers  sind,  ungefähr 
Dasselbe,  was  y.  Wilamowitz  Earipides  Herakles  I.  S.  139  von  der 
Pindarausgabe  des  Aristoph.  v.  Byz.  im  Besonderen  sagt:  „Es  war  in  erster 


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334    Zwölftes  Capitel.    Zenodotos  n.  die  anderen  ältsten  Grammatiker. 

Gedicht  oder  erklärte  es  mindestens  seinen  Schülern  mündlich^*^), 
und  die  von  ihm  angeführten  Lesarten  und  Conjecturen  zu 
Anakreon  und  Pindaros**)  beweisen,  dass  er  wahrscheinlich 
sogar  auch  diese  Dichter  herausgab,  oder,  wenn  diese  am  Nächsten 
liegende  Annahme  dennoch  unhaltbar  sein  sollte ^^),  wenigstens, 
dass  er  auch  sie,  sei  es  nun  schriftlich,  sei  es  bloss  mündlich, 
commentirte^^).  Endlich  ist  auch  wohl  kaum  ein  Grund  den 
Auszug  aus  den  historischen  Denkwürdigkeiten  ('iVrofii/ij- 
[Mcta  CötoQtxa)  des  Kallimachos^^   erst  einem  späteren  Zeno- 


Linie  ein  bnohhändlerisches  Unternehmen.  Es  mosste  ans  den  Handschriften 
der  Bibliothek  eine  Sammlung  der  Werke  Pindars  veranstaltet  werden, 
die  in  feste  Ordnang  gebracht,  deren  Text  für  die  Vervielfältigung  fest- 
gestellt werden  musste,  damit  dann  Abschriften  genommen  und  vertrieben 
würden.  Man  mag  sich  das  immerhin  nur  als  eine  Leistung  vorstellen  wie 
Lachmanns  Lessing,  so  ist  doch  einleuchtend,  dass  die  Alexandriner  sich 
durch  diese  Ausgaben,  welche  allmählich  Ton  allen  Classikem  erschienen, 
unendlich  viel  höhere  Verdienste  erworben  haben  als  durch  alle  ihre  Con- 
jecturen und  Commentare**. 

23^)  Schol.  Hes.  Th.  116.  x^^^  Xiysi  tr^v  %B%vykBvriv  aiqw  xal  ya^ 
Zriv6Sot6i  cpTiai.  Da  sich  zu  Homeros  keine  Commentare  von^  Z.  nachweisen 
lassen,  ist  wohl  die  letztere  Annahme  vorzuziehen,  so  dass  seine  Be- 
merkungen sich  nur  durch  die  Mittheilungen  seiner  Schüler  fortpflanzten. 

24)  Schol.  Find.  OL  III,  52.  tercintat  dh  xal  Tca^ä  'Ava%QBovti.  (Fr.  61) 
„dyavmg  otd  ts  vtßQOv  .  .  .  oat*  iv  vXaig  nBQoiaatig  x.  r.  Z.*'  Zr^vodoTog  dh 
lietsnolricev  ^figoeaarig*^  did  to  toTOQStad'tti  ta^  ^rjlB^ag  ytegaza  ftri  i%Bi,v, 
Aelian.  N.  A.  VII,  89.  ngog  d\  xovg  fioixmvrag  to  lex^-hv  xal  fiivtoi  aal 
tpdayiovxag  dsLV  ^yi^oiaerig**^  yqdtpBiv  dvtiXiyei  %atd  HQdtog  'Aqiatocpdvrig  ^ 
Bvidvtiog.  Schol.  Find.  Ol.  II,  7.  dinQoQ'ovia.  ZrivSdotog  (tsta  rov  i  ygd^psij 
dnQod'ivia  und  Ol.  VI,  91.  Zr^vodotog  yQatpsi  *i(^dTtl  tov  ßsßQsyfiivog.  Vgl. 
Boeckh  Fraef.  schol.  Find.  S.  IX f.  und  unten  G.  16.  A.  29. 

24*>)  V.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  136.  188  flf.  verwirft  sie  ohne  Weiteres 
und  lässt  nur  „Einzeluntersnchungen"  gelten.  Aber  die  Sache  liegt  doch 
nicht  80  einfach,  wie  er  sie  darstellt.  Mit  ihm  und  Anderen  bin  auch  ich 
überzeugt,  dass  das  %toXiiBtv  erst  von  Aristophanes  dem  Byzantier  stammt 
(s.  C.  16.  A.  29),  und  freilich  mnss  man  hiemach  annehmen,  dass  die  be- 
treffenden Ausgaben  noch  in  der  hergebrachten  Weise  (s.  Wilamowitz 
S.  128)  wie  Frosa  geschrieben  und  so  unvollkommen  waren,  vde  es  ohne 
jedes  genauere  Eingehen  auf  die  Metrik  nicht  anders  sein  konnte;  allein 
was  hindert  uns  denn  dies  zu  glauben?  Und  warum  könnte  denn  nicht 
die  wahrscheinlich  (s.  A.  67)  den  WvaiiBg  des  Eallimachos  eignende  An- 
ordnung der  pindarischen  Gedichte  von  Eallimachos  aus  einer  Ausgabe  des 
Z.  herübergenommen  sein? 

26)  Natürlich  musste  ja  Z.  so  gut  wie  ein  heutiger  Fhilolog  bei  der 
Erklärung  auch  auf  die  Textkritik  zu  sprechen  kommen. 

26)  Bei  Atb.  X.  412  a  wird  eine  Sage  aus  dem  2.  B.  der  'Emrofui^  des 


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Die  alexandrinUchen  Bibliotheken.  335 

dotos*')  zuzuschreiben*®).  War  aber  bereits  er  dessen  Verfasser, 
so  setzt  dies  ein  näheres' Yerhältniss  zu  diesem  seinem  jüngeren 
Zeitgenossen  Eallimachos  voraus*^).  Bei  der  ungefähren  Be- 
rechnung seiner  Todeszeit  kommt  es  darauf  an,  ob  Eallimachos 
oder  Eratosthenes  sein  unmittelbarer  Nachfolger  als  Bibliothekar 
gevresen  ist.  Im  letzteren  Falle  müsste  er  sehr  alt  geworden 
und  könnte  kaum  vor  etwa  235  gestorben  sein^),  im  ersteren 
und  doch  wohl  wahrscheinlicheren^^)  kann  man  sein  Ende  immer 
noch  nicht  früher  als  etwa  245  ansetzen^*). 

Es  ist  hier  die  passendste  Gelegenheit  von  den  beiden  alexan- 
drinischen  Bibliotheken^)  und  ihrem  litterarischen  Einfluss  etwas 

Z.  angefahrt.  Andere  derartige  Citate  finden  sich  8ohoL  T  U.  27,  175. 
A,  487,  desgleichen  Schol.  (Enrip.)  Ehes.  28,  and  zwar  hier  mit  dem  Be- 
merken, dass  Z.  dies  ans  Eallimachos  habe.  Endlich  citirt  Ath.  III.  95  f. 
Kall£iui%og  tj  Zijyodorog  iv  t<itoQi%oig  vnoiivfjiuiai.  Vgl.  Schneider  Calli- 
machea  IL  S.  358—357. 

27)  Sei  es  nun  dem  Alexandriner  (s.  G.  26.  A.  88),  wie  Schneider 
will,  oder  dem  Krateteer  (s.  C.  26.  A.  76flf.). 

28)  Dann  würde  wohl  schwerlich  Zenodotos  schlechtweg  citirt  werden. 
Knaack  Woch.  f.  kl.  Ph.  ü.  1885.  Sp.  998  f.  äussert  sich  in  demselben 
Sinne  and  stellt  eine  nähere  Besprechung  dieses  Gegenstandes  in  Aussicht. 

29)  Wie  £naack  a.  a.  0.  richtig  bemerkt. 

80)  S.  C.  15.  A.  14.  Dies  ist  denn  auch  der  Grund,  wesshalb  Busch 
(s.  A.  11),  welcher  sich  fOr  diesen  Fall  entscheidet,  vergeblich  seine  Ge- 
bort bis  etwa  815  hinabzudrüoken  bemüht  ist. 

81)  S.  A.  68.  69. 

82)  Denn  sonst  könnte  Aristophanes  y.  Bys.  nicht  mehr  sein  Schüler 
gewesen  sein,  s.  A.  69.  G.  16.  A.  10.  Diese  Nachricht  aber  mit  Gouat 
S.  50  ff.  (ygl  S.  34.  A.  2)  zu  yerwerfen  haben  wir  nicht  den  geringsten 
Grund.    Vgl.  Susemihl  Anal.  AI.  I.  S.  XIV  f. 

88)  Unsere  HauptqueUe  hiefür  wie  für  die  sei  es  wirklichen  sei  es  an- 
geblichen Bedacioren  der  homerischen  Gedichte  unter  Peisistratos  ist  be- 
kanntlich erst  lo.  Tzetzes,  zuerst  in  dem  Ton  Osann  entdeckten,  von 
einem  italiänischen  Gelehrten,  der  sich  auf  Caecius  als  seine  Quelle  beruft, 
verfassten  plautinischen  Scholion,  dann  bei  dem  yon  Gramer  Anecd. 
Paris.  L  S.  8ff.  veröffentlichten  (später  von  Stademund  Philologus  XL  VI. 
1886.  S.  1  ff.  nach  zahlreichen  Handschriften  wesentlich  verbessert  wieder 
herausgegebenen)  Anon.  de  com.  (No.  IX*  vor  Schol.  in  Aristoph.  ed. 
Duebner,  No.  VIII  vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph.)  §.  19  ff.  (das  Vorauf- 
gehende ist  in  Wahrheit  ein  anderer  Aufsatz  für  sich),  welcher  freilich 
den  Tzetzes  nicht  nennt,  endlich  in  zwiefacher  Fassung  unter  dem  Namen 
des  Tzetzes  selbst,  und  zwar  mit  der  Bezeichnung  „Einleitung  in  seine 
Scholien  zu  Aristophanes**,  geionden  bt  einer  Mailänder  Handschrift  (Ambros. 
G  222  ord.  inf.)  und  aus  ihr  herausgegeben  von  H.  Keil  loannis  Tzetzae 
scholiorum  in  Ariatophanem  prolegomena,  Rh.  Mus.  VI.  1847.  S.  108—184. 


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336    Zwölftes  Capitel.    Zenodotos  n.  die  anderen  ältsten  Grammatiker.  • 

genauer  zu  reden.  Die  grossere,  vermuthlich,  wie  gesagt^),  aus 
den  schon  von  Ptolemaeos  I  gesammelten  Schätzen ,  wenn  auch 
Ptolemaeos  II  diese  Sammlungen  lebhaft  fortsetzte,  doch  schon 
gleich  beim  Beginn  von  dessen  Regierung  ins  Leben  gerufen*^), 
war  ein  Theil  des  Brucheions,  der  Königsburg,  in  der  Nähe  des 
Museions  und  wird  daher  einmal'^  auch  die  Museionsbibliothek 
genannt.  Die  andere,  in  der  Vorstadt  Rhakotis  im  Tempel  des 
Serapis  (Serapieion)  war  später  angelegt*'),  vermuthlich  fQr  die 


248—256  (später  auch  von  Naack  Lexic.  Vindob.,  Petersburg  u.  Leipz. 
1867.  S.  282—249;  Nachvergleichang  von  Stademund  Änecd.  I.  S.  250ff.). 
Alle  diese  Formen  sind  (was  Keil  verkannte)  unabhängig  von  einander, 
nnd  anoh  die  zweite  geht  (so  verächtlich  anch  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  112. 
A.  66  dies  als  eine  längst  abgethane  Ansicht  abweist)  wenigstens  mittelbar 
auf  Tzetzes  zurück,  s.  0.  Schneider  Callimachea  IL  S.  297  ff.  und  jetzt 
besonders  Consbrnch  Zu  den  Tractaten  nt^l  xmfupdütSf  Oommentt  in 
hon.  Studemnndi,  Strassborg  1889.  S.  214  ff.,  welcher  femer  S.  220  ff.  über 
dessen  eigne  Vorlage  handelt  (vgl.  auch  G.  26.  A.  54).  Nur  den  ersten 
dieser  Funde  konnte  Bitschi  Die  alexandrinischen  Bibliotheken  unter  den 
ersten  Ptolemaeem  u.  s.  w.,  Breslau  1888.  8.  benutzen ;  in  Folge  von  Grame rs 
Veröffentlichung  gab  er  einen  Nachtrag:  Gorollarium  diftputationis  de  biblio- 
thecis  Alexandrinis,  Bonn  1840.  4.  Dazu:  Disputationis  de  stiobometria 
deque  Heliodoro  supplementum ,  Bonn  1840.  4.  Stichometrischee  bei  Diog. 
Laert.,  Rhein.  Mus.  XIII.  1858.  S.  809  ff.  Dann  ist  Alles  mit  Keils  Arbeit 
zusammen  abgedruckt  Opnsc.  I.  S.  1—237  mit  Nachträgen  S.  828  ff.  — 
M.  H.  £.  Meier  De  Andocidis  quae  vulgo  fertur  oratione  contra  Alcib. 
comm.  I,  Halle  1836.  4.  S.  5ff.  »  Opusc.  I.  S.  78  ff.  Seemann  De  primis 
sex  bibliothecae  Alexandrinae  custodibus.  Essen  1858.  4.  Demetriades 
^[6xoQi%6v  SoH^fiiov  %mv  'AXkiavÜQBimv  ßißXio^%mv^  Leipzig  1871  (mir  un- 
bekannt). W.  Busch  De  bibliothecariis  Alexandrinis  qui  feruntur  primis, 
Schwerin  1884.  8.  (Bostocker  Doctordiss),  vgl.  die  Bec.  v.  K naack  Woch. 
f.  kl.  Ph.  II.  1885.  Sp.  997-1002.  Häberlin  Beiträge  zur  Kenntnks  des 
antiken  Bibliotheke-  und  Buchwesens,  Centralbl.  f.  Bibliothekswesen  VI. 
1889.  S  481-503.  VII.  1890.  S.  1—18  (ward  mir  erst  während  des  Druckes 
bekannt). 

34)  C.  1.  A.  18.         85)  S.  A.  18.    G.  1.  A.  18. 

36)  V.  Apoll.  Eh.  IL  p.  61,  11  f.  West,  thov  ßißXio^tjnmv  tov  Movae^. 

37)  Epiphan.  de  mens,  et  pond.  11.  168  C,  iv  t^  nQoivg  ßißltodil]%ff  t^ 
iv  tm  Bifovxfiq)  oUodofLod'eia^.  ixi  d\  vaxsQOV  %al  itiga  iyivav  ßißXiO'^i^ij 
iv  tm  ZfQuntUp  (liHQOvsifa  xfig  ngmttig^  ^zig  %al  &vyuxTjq  cDvofia<j^  avt^g. 
Vgl.  9.  166  B.  ^dddeXfpog  .  .  .  oirr^  ßißX^o^r]%riv  %atua%sv§ioag  inl  rfig 
uvt fjg  'AXsiavSgov  nSXemg  iv  tm  Bgavxsüp  %aXovfuivto  {xX^fut  di  ieti  tovxo 
tiig  avtrig  noXeag  igrifiov  xavvv  vnaQ%ov)  ivs%8iQUSB  Jrjufixgim  Tivl  ta  ^- 
Xagfjvm  x^v  ctvxriv  ßißXto^%fiv  %,  x*  X,  (s.  A.  86).  Doch  ward  auch  sie 
bereits  von  Philadelphos  angelegt,  Tzetz.  b.  Bitschi  S.  124^  206.  dval 
ßtßXiod^^xaig  xwoxag  {xäg  ßißXovg)  ani^exo  (näml.  ^iXadsXq>og)     iv  x.  t.  X, 


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Die  alexandrinischen  Bibliotheken.  337 

gelehrten  Bedürfnisse  dieser  entlegneren  Stadttheile^®),  möglicher- 
weise ursprünglich  auch  unter  der  Oberleitung  des  Zenodotos*^), 
während  sie  später  ohne  Zweifel  wohl  wie  sonst  ihr  eignes 
Personal;  so  auch  ihren  eignen  Dirigenten  erhalten  haben  wird. 
Die  bibliothekarische  Ordnung  der  Dichterwerke  durch  Zenodotos, 
Alexandros  und  Lykophron*^)  setzt  selbstverständlich  die  An- 
fertigung von  Katalogen  derselben  yoraus^^).  Diese  Arbeit  ver- 
vollständigte dann  Eallimachos,  sei  es  als  Mitbeamter  der  Biblio- 
thek unter  Zenodotos,  sei  es  wahrscheinlicher^^)  als  Bibliothekar 
nach  dessen  Tode,  indem  er  sie,  und  zwar  ohne  Zweifel  mit 
Unterstützung  vieler  Hülfsarbeiter,  auch  auf  die  Prosaiker  über- 
trug;  durch  seine  UCvaxag  räv  iv  icdffy  %avSBia  diakafiJl;avt<ov 
xal  (ov  6wiyQaifav  in  120  Büchern**).  Diese  Riesenarbeit  war 
weit  mehr  als  ein  gewohnlicher  Bibliothekskatalog.  Zwar  waren 
natürlich  keine  anderen  Werke  in  ihr  aufgeführt  als  die  in  der 
grösseren  alexandrinischen  Bibliothek  enthaltenen.  Aber  jedem 
Schriftsteller  ward,  so  weit  es  möglich  war,  eine  kurze  Biographie 
voraufgeschickt,  in  welcher  namentlich  über  seine  Lehrer  und  seinen 
Bildungsgang  gehandelt  wurde**),  so   dass  denn  an  dies  Werk, 


S.  124,  24  ff.  (Schol.  Plaat.).    duas  htblioihecas  fecü,  aUeram  extra  regiam, 
älteram  atUem  in  regia,   in  exteriore  etc.,  s.  A.  76. 

88)  Bernhardy  Ghr.  L.-G.  P.  S.  622. 

89)  Wie  man  vielleicht  fkus  dem  Plural  xmv  .  .  .  ßißXiod'ri%mv  ngovcrrj 
bei  Suid.,  8.  A.  10,  schliesgen  dar£  VgL  jedoch  A.  86  und  Suid.  Jiovv- 
atag  'AXs^ocv^Qsvg  .  .  .  tav  ßißUo9^%mv  nQOvctrjf  and  genau  in  demselben 
Sinne,  in  welchem  Giern.  Strom.  I.  841  D  den  Singular  anwendet  (s.  A.  86), 
gebraucht  Euseb.  Ghron.  II.  p.  120  Seh.  den  Plural  (s.  G.  1.  A.  18.  G.  8& 
A.  5),  und  mngekehrt,  während  Tertull.  Apol.  18  mit  correctem  Ausdruck 
Yon  Philadelphos  sagt:  cum  studio  bibliothecarum  Pisistratum^  vi  opinor, 
aemülaretur,  spredien  lastin.  Mart.  Apol.  2,  Pseodo-Iustin.  Goh.,  Augustin. 
G.  D.  XYIU,  42  und  Hieron.  (s.  G.  1.  A.  18)  ungenau  von  der  von  ihm  ge- 
gründeten bibliotheca.    Vgl.  Meier  8.  80.  A.  27. 

40)  Für  die  Tzetss.  den  verkehrten  Ausdruck  dioQ^ovv  gebraucht,  s. 
Keil  S.  244  (—  S.  224  bei  Bitschi). 

41)  Wie  0.  Schneider  a.  a.  0.  S.  801  f.  zweifellos  richtig  bemerkt. 

42)  S.  A.  68.  69. 

43)  Suid.  KaM(/,.  G.  Wachsmath  Die  pinakographiache  Thätigkeit 
des  Kallimachos,  Philologus  XVI.  1860.  S.  653—666  (mehr&ch  za  berich- 
tigen nach  0.  Schneider  a.  a.  0.  S.  297  ff.). 

44)  Laert.  Diog.  VIÜ,  86.  Ath.  VI.  262  c  (s.  G.  2.  A,  25).  Prokl.  z.  Plat. 
Parm.  p.  5  Gous.  (—  Fr.  100*,  13.  12.  17).  Vgl.  Daub  De  Said,  biogr. 
S.  420  f.  Wahrscheinlich  in  der  betreffenden  Homerbiographie  standen 
daher  auch  die  Erörterungen  des  Kallimachos  (Fr.  890)  über  Geschlecht 

SusaMim.,  grieoh..alex.  Litt-Geioh.    I.  22 


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338    Zwölftes  CapiteL    Zenodotos  n.  die  anderen  ältsten  Grammatiker. 

wie  wir  sehen  werden*^),  eine  lange  Reihe  von  biographisch- 
bibliographischer und  litterargeschichtlicher  Schriftstellerei  sich 
anschloss.  Bei  den  attischen  Dramen  ward^  und  zwar  nach  den 
jdtdaöxaktat  des  Aristoteles,  ihre  AuffQhrungszeit*^  vermuth- 
lich^^  nebst  anderen  sogenannten  didaskalischen  Notizen  und 
die  Stelle  angegeben,  welche  die  Tragoedien  der  drei  grossen 
Tragiker  in  den  gangbaren,  annähernd  alphabetisch  geordneten 
Volksausgaben  einnahmen*®).  Wie  viele  Hauptfächer  Eallimachos 
machte,  lässt  sich  nicht  genau  entscheiden.  Wahrscheinlich  waren 
es  zwei  für  die  Dichter,  nämlich  eins  für  die  Epiker  und  alle 
anderen  nichtdramatischen  Poeten,  und  eins  für  die  Dramatiker*®). 
Das  dritte  Fach  bildeten  die  Gesetzgeber^),  vier  andere,  Philo- 
sophen ***),   Historiker^*),   Redner   und   Rhetoren^)    und   endlich 


uüd  Zeitalter  des  Homeros  (Tatian.  Or.  ad  Gr.  XLVm  p.  106  Worth.,  b. 
Euseb.  P.  E.  X,  11,  8.  p.  492  a). 

46)  C.  19.        46)  Schol.  Aristoph.  Nub.  662  =-  Callim.  Fr.  100*  6. 

47)  Denn  aasdrücklich  bezeugt  ist  es  nicht,  und  in  Bezug  auf  Et.  M.  Wvai. 
p.  672,  27  ff.  —  Fr.  100**,  9  wird  man  sich  schwerlich  bei  den  Erörterungen 
von  0.  Schneider  S.  306  ff.  beruhigen  können,  sondern  die  von  ihm  yer- 
worfeneu  Verbesserungs vorschlage  zu  billigen  haben:  6  ovv  KocXXifiaxog  o 
YQUiiftarinbg  inoCei  nlvanag,  iv  otg  ^aav  at  dvayqafpal  dqafidxav  (so  Heck  er 
für  TcaQcc  T<5y,  s.  A.  49)  apya/oov,  otg  ivtvxmv  (^'jQiötotpävrigy  (so  Bern- 
hardy)  6  ygafifuctinog  inoiriaato  rag  vnod'sasig  rmv  dgaiidtcai^.  Trotzdem 
glaube  ich  mit  D.  Volk  mann  De  Suidae  biographicis  L,  Bonn  1861.  8. 
S.  28 ff.,  dass  auch  die  Angabe  der  Zahlen  der  von  Dramatikern  erfochtenen 
Siege  auf  diese  Ilivaxeg  als  letzte  Quelle  zurückgeht;  aber  wirklich  be- 
wiesen ist  es  nicht 

48)  Eallimachos  bezeichnete  die  Antigone  als  das  32.  Stück  des  So- 
phokles und  die  Alkestis  als  das  17.  des  Euripides  (Argum.  Antig.  und 
Ale).  Ueber  diese  vielumstrittne  Nachricht  hat  bekanntlich  erst  ein  neuerer 
Inschriftenfund  und  auf  Grund  desselben  t.  Wilamowitz  Analecta  Enri- 
pidea,  Berlin  1876.  S.  186  ff.  das  nöthige  Licht  verbreitet:  die  alphabetische 
Ordnung  ging  in  diesen  Zusammenstellungen  nur  so  weit,  dass  die  Stücke 
mit  demselben  Anfangsbuchstaben  unmittelbar  anf  einander  folgten,  aber 
keineswegs  die  Ainfangsbuchstaben  selbst  nach  ihrer  Reihenfolge  im  Alphabet, 
und  auch  innerhalb  der  Gruppen  mit  einem  gleichen  war  im  üebrigen  die 
Reihenfolge  eine  willkürliche. 

49)  So  dass  also  die  bei  Suid.  KaXX^fi.  noch  neben  den  IHvctj/ag  auf- 
geführte Ilivcti  %oX  dvayqafpi]  xmv  %axa.  XQOVovg  %al  an  dqxrig  ysvopkivmv 
didaoTidXtov  in  Wahrheit  nur  das  Dramatikerverzeichniss  in  den  Wvaneg 
war.    Ausserdem  s.  A.  47  und  C.  16.  A.  88^. 

60)  Ath.  XIII.  686  b  —  Fr.  100  ^  26.    iv  xm  x^Cxm  nham  x&v  v6(t(ov, 

61)  Fr.  100«,  13. 12  b.  La.  Di.  VIII,  86.  Ath.  VJ.  262  c  (vgl.  C.  2.  A.  26)  u.  ö. 

62)  Ath.  II.  70  b  «  Fr.  100«,  10.        63)  Ath.  XV.  669  d  «.  Fr.  100«,  24. 


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Die  alexandriniscben  BibliothekeD.  339 

vermischte  Schriften"),  sind  ausdrücklich  bezeugt.  Ob  damit 
alle  Hauptfacher  erschöpft  sind,  steht  dahin.  In  dem  Dramatiker- 
verzeichniss  waren  die  Dichter  yermuthlich  chronologisch  **^)  und 
nicht  alphabetisch  geordnet,  sachlich  die  Werke  des  Demosthenes^), 
femer,  wie  es  scheint,  desPindaros**^)  und  auch  wohl  anderer  Lyriker, 
alphabetisch  dagegen  die  des  Theophrastos^),  ebensp  die  unter 
die  Rubrik  der  yermischten  Schriften  (Jlavtodcaca)  fallenden  Schrift- 
steller^), bei  denen  es  selbstverständlich  ja  auch  kaum  anders 
möglich  war.  Wenn  der  Urheber  einer  Schrift  streitig  war, 
so  stellte  Eallimachos  hierüber  in  der  Regel,  wozu  die  Zeit 
ja  auch  nicht  ausgereicht  hätte,  keine  tiefer  gehenden  kriti- 
schen Untersuchungen  an,  sondern  begnügte  sich  meistens  die 
verschiedeneu  Angaben  neben  einander  zu  vermerken  ^ ,  und 
ebenso  verfuhr  er  mit  den  Titeln,  wenn  mehrere  von  demselben 
Werk  überliefert  waren*').  Zum  Theil  aber  gab  er  auch  aus- 
drücklich sein  Urtheil  über  die  ünächtheit  einer  Schrift*^)  oder 
über  den  wahren  Verfasser  gegenüber  dem  angeblichen*^)  ab. 
Ebenso  wie  auf  dem  £ikXvßos  jeder  Rolle,  d.  h.  dem  auswendig 
an  ihr  angebrachten,  zur  Aufnahme  von  Verfasser  und  Titel  be- 
stimmten Papyrosstreifen,  wurden  auch  in  den  Ilivaxsg  die  An- 
fangsworte des  Buchs  und  die  Zahl  der  Zeilen  angegeben*^),  und 
schliesslich***)  ward   auch   der  Gesammtumfang  der  Werke  jedes 


54)  Tay  %a9todan&v  (näml.  cvyyf^ayMxoaiß)  Ath.  VI.  244  a  »  Fr.  100  <*,  8. 
56)  S.  A.  49. 

56)  H.  Sauppe  Epist.  erit.  ad  6.  Hertnannnm,  Leipz.  1841.  S.  49. 

57)  Schol.  Find.  Py.  IX  Einl.  KccXU(iaxog  dh  NBfteaxdv,  doch  s.  A.  24^. 

58)  Uaener  Analecta  Theophrastea ,  Leipzig  1858.  8. 

59)  Z.  B.  die  Verfasser  von  IlXayiowxonouyid,  Ath.  XIV.  643  e  —  Fr.  100*  7. 
•Es  ist  ja  gewiss  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  überhaupt  die  alphabetische 
Ordnung  die  ursprüngliche  war,  aber  darans  darf  man  doch  nicht,  wie 
gregen  Diels  Arch.  f.  Philo«.  I.  1888.  S.  484  bemerkt  sei,  schliessen,  dass 
nicht  neben  ihr  schon  sehr  früh  Anfänge  sn  einer  sachlichen,  einem  „Real- 
katalog" gemacht  wären. 

60)  Man  darf  das  yerallgemeinemd  ans  dem  Tadel  des  Dionys.  v. 
Halik.  de  Din.  o.  1  in  Bezug  auf  Deinarchos  folgern.  Vgl.  aber  gegen 
diesen  wenig  berechtigten  Tadel  die  sehr  richtigen  Bemerkungen  von  Diels 
Herodot  und  Hekataios,  Herrn.  XXII.  1887.  S.  413—416. 

61)  Ath,  XI.  496  e  —  Fr.  lOO«»,  4.         62)  La.  Di.  IX,  28  =  Fr.  100^  14. 

63)  Hai-pokrat.  'imv  —  Fr.  100«»,  15,  s.  A.  96. 

64)  Fr.  100*,  8.  25.  16  bei  Ath.  VI.  244  a.    XIII.  585  b.  Harpokr.  a.  a.  0. 
66)  Wie  ans  den  Verzeichnissen  bei   Laert.   Diog.,  Said.  n.  Anderen 

zn  ersehen  ist. 

22* 


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340    Zwölftes  Gapitel.    Zenodotos  u.  die  anderen  ältsten  Grammatiker. 

Schriftstellers  nach  Zeilen  zusammengerechnet  Diese  Ranmzeilen 
waren  natürlich  bei  Dichtem  die  Verse  (ixrf),  bei  Prosaikern 
hiessen  sie  6xC%oij  doch  ward  dieser  Name  yon  hier  aus  auch 
für  Verse  üblich ,  und  umgekehrt  wurden  Prosazeilen  auch  Verse 
(öriy)  genannt  Diese  „Stichometrie*^^)  diente  auch  zum  Citiren^^. 
Da  nämlic];!  die  Papyrosstreifen  ungefähr  gleich  breit  waren, 
konnten  auch  bei  weiteren  Abschriften  von  Prosaikern  die  her- 
gebrachten Baumzeilen  im  Allgemeinen  inne  gehalten  werden; 
überdies  aber  ward  etwa  von  100  zu  100  oder  von  50  zu  50 
Zeilen  die  Zahl  am  Rande  beigeschrieben ,  wovon  in  unseren 
ältsten  Handschriften  zum  Theil  noch  Spuren  geblieben  sind. 

Dass  Kallimachos   selber  Bibliothekar  gewesen  sei,  beruht 
allerdings   nur  auf  einem  schwachen   Zeugniss^),   aber   unsere 


66)  8.  über  dieaelbe  ausser  ßitschl  noch  Blase  Zur  Frage  über  die 
Stichometrie  der  Alten,  Rhein.  Mos.  XXIV.  1869.  S.  624—532.  Sticho- 
metrie  und  Eolometrie,  ebendas.  XXXIV.  1879.  S.  214—236.  Granx 
Nouvelles  recherches  aar  la  stichomätrie,  Rev.  de  philol.  11.  1878.  S.  79  ff. 
G.  Wachsmuth  StichometriBcbes  und  Bibliothekarisches,  Rhein.  Mas. 
XXXIV.  1879.  S.  38—61.  Stichometrie  und  kein  Ende,  ebend.  S.  480—484. 
Schanz  Zur  Stichometrie,  Herm.  XVI.  1881.  S.  309-316.  K.  Fuhr  Sticho- 
metrisches,  Rhein.  Mus.  XXXVII.  1882.  S.  468  —  472.  Birt  Das  antike 
Bachwesen,  Berl.  1882.  8.  Di  eis  Stichometrisches ,  Herm.  XVIII.  1883. 
S.  377—884. 

67)  Ursprünglich  hatte  diese  Einrichtung,  wie  Birt  S.  207  ff.  zeigt, 
sich  gebildet,  um  den  Lohn  der  Abschreiber  zu  bestinunen.  Als  Normal- 
mass  för  die  Länge  der  Zeilen  diente,  wie  Granx  dargethan  hat,  der 
Hexameter,  jedoch  mass  man,  wie  Diels  nachweist,  dieselbe  nicht  nach 
der  Zahl  der  Buchstaben,  sondern  der  Silben,  indem  die  Abschreiber  nach 
dem  Dictat  schrieben. 

68)  Nämlich  des  latein.  Tzetzes  (Schol.  Plant)  S.  126,  2  f.  Ritschi 
(s.  A.  76):  auUcus  reg%u8  bibliaihecariua.  Daher  haben  denn  Keil  S.  252 
(b.  Eitschl  232)  ff.,  Hecker  Oomm.  Callim.  S.  15,  Basch  S.  11—24  and 
Knaack  a.  a.  0.  II.  1886.  Sp.  998  f.  UL  1886.  Sp.  458  f.  es  aof  das  Leb- 
hafteste bestritten.  Indessen  steht  an  sich  diese  lateinische  Fassang,  wie 
gesagt  (A.  33),  ebenbürtig  neben  den  drei  griechischen,  and  die  Sohw&che 
des  Zeugnisses  liegt  daher  nar  darin,  dass  der  üebersetzer  mit  seinem 
griechischen  Original,  wie  Keil  8.  216  (128)  f.  zeigt,  in  der  That  mehrfach 
recht  frei  geschaltet  hat.  Dass  wir  aber  glauben  sollten,  er  habe  das 
seltsame  vBav£a%og  äv  tfig  avXrjg  (p.  206,  14)  aaf  solche  noch  viel  selt- 
samere, ja  geradezu  undenkbare  Weise  wiedei^egeben ,  ist  doch  wohl  von 
Keil  S.  217  (128)  etwas  zu  Tiel  yerlangt,  und  der  Versuch  von  0.  Schnei- 
der a.  a.  0.  S.  299  Letzteres  durch  die  Ergänzung  vsap(e}iog  mv  ^hi  xots 
xal  ovnco  inl  fißliod^jitrig  m^y  x^g  avX^g  wegzuschaffen  ist  zwar  sehr  un- 
sicher, aber  so  von  oben  herab  behandelt  za  werden,  wie  es  von  Basch 


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Die  alezandrinischen  Bibliotheken.  341 

Nachrichten  in  Bezug  auf  alle  diese  Dinge  sind  überhaupt  sehr 
mangelhaft,  und  die  innere  Wahrscheinlichkeit  fQr  jene  Annahme 
ist  so  gross ;  dass  man  sich  wohl  auch  ohne  jede  äussere  Stütze 
aus  blosser  wissenschaftlicher  Muthmassung  zu  ihr  hingedrängt 
sehen  müsste^^.  Jedenfalls  der  nächste  Bibliothekar  sei  es  nun 
nach  Kallimachos  oder  schon  nach  Zenodotos  war  Eratosthenes'^), 
welchem  nicht  ApoUonios'^),  sondern  zwischen  196  und  194 
Aristophanes  von  Byzantion^  etwa  bis  180'')  folgte  und  dann 
wahrscheinlich  Aristarchos  yon  Samothrake'^).  Eine  Schrifk  des 
Aristophanes,    von    welcher  wir   nur   sehr  wenig  wissen,   TtQog 

S.  151,  Knaack  and  Häberlin  a.  a.  0.  VI.  S.  498  f.  A.  3  geschieht,  ver- 
dient er  durchaus  nicht.  Vgl.  auch  Tzetz.  p.  200,  9.  vsavCai  riauv  KaUi- 
fiaxog  nal  'Egcctoad'iprjg,  Dass  der  so  entstehende  Sinn  chronologisch  falsch 
bleibt,  beweist  Nichts  gegen  diese  Conjectnr.  Macht  doch  Tzetzes  den 
Eratosthenes,  der  damals  noch  gar  nicht  geboren  war,  zum  Gehülfen  des 
Zenodotos,  Lykophron  n.  Alexandros  (p.  199  f.)  and  zum  Altersgenossen  des 
Kallimachos  (jp.  124 ^  28.  206,  16).    Vgl.  freilich  C.  16.  A.  4  u.  die  Nachträge. 

69)  Es  ist  gerade  nicht  nothwendig,  dass  Kallimachos  Bibliothekar 
sein  mosste,  nm  die  IlivwMq  an  schreiben;  das  konnte  er  etwa  anch  als 
ünterbibliothekar;  aber  der  zunächst  liegende  (bedanke  bei  einer  solchen 
Arbeit  ist  doch  sicher  der  an  einen  Vorsteher  der  Bibliothek.  Da  femer 
nach  der  einfachnatfirlichen  Auffassung  der  Worte  Suid.  'AQiatotpctptig  Bv- 
iupTiog  .  .  .  [utduitiig  KaXUfuixov  %al  ZTjwodotov  (dlXä  rov  filv  viog  tov 
dh  naig  ij%ov6b)  Kallimachos  den  Zenodotos  überlebte,  sieht  Busch 
S.  6—10  sich  genöthigt  zu  der  künstlichen,  cMastischen  von  Küster  zu 
gpreifen,  um  die  Sache  umdrehen  zu  können.  Dass  aber  dann  Zenodotos 
erst  etwa  836  gestorben  sein  könnte,  ward  schon  bemerkt  (A.  80).  So 
aber  müsste  er  (s.  A.  11)  nicht  weniger  als  90  Jahre  geworden  und  nicht 
weniger  als-  etwa  60  Bibliothekar  gewesen  sein,  was  um  so  auffälliger 
wäre,  da  der  nächste  Bibliothekar  Eratosthenes  wiederum  dies  Amt  etwa 
40  ganze  Jahre  (ungeAhr  236—196)  Tersah.  S.  C.  16.  A.  14.  Knaack 
selbst  (a.  a.  0.  lH.  Sp.  469)  kann  nicht  umhin  diese  Schwierigkeit  zuzugeben, 
üeberdies  s.  aber  C.  18.  A.  11.    C.  16.  A.  8  u.  die  Nachträge. 

70)  Smd.  'jinoXXwviog.  Tzetz.  p.  124^  28flF.  p.  126»,  88flf.  p.  200,  1  f . 
p.  206,  16  ff.    S.  C.  14.  A.  66.    C.  16.  A.  14-  17. 

71)  Wie  Suid.  'AnoXlmviog  und  'Aqtetotp,  Bv^.  (s.  A.  70.  72)  angiebt. 
S.  C.  14.  A.  66. 

72)  Suid.  'Aqiinofp.  Bvf.,  s.  C.  14.  A.  66.    C.  16.  A.  9. 

73)  S.  C.  16.  A.  10. 

74)  Auf  den  Terwirrten  Bericht  bei  Tzete.  p.  200,  14  f.  MQ&iiQog  d'k  ijv 
Zrfp6dotog,  s  dh  rj  d  iiet'  avxov  'AqCatui^xog  kann  man  sich  hiefür  nicht 
sicher  stützen,  vgl.  p.  207,  8  ff.  at  *0(/>riQt7Utl  ovyyQUfpal  .  .  .  xQOvoig  .  .  . 
TOV  ^MccdiX^ov  jittQa  tov  Zaivod6tov  mff^to^iriaav'  fi,stä  Sh  Zriv69otov  'Aqi- 
ataQx<p  naXiv  mq^m9^aav  tSTttQxtp  rj  i  dno  Zrivodotov  tbXovvti,  S.  in- 
dessen Busch  S.  61. 


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342    Zwölftes  Capitel.    Zenodotos  u.  die  anderen  ältsten  Grammatiker. 

Tovg  Kakltiuixov  nivaxas  betitelt,  enthielt  wohl  jedenfalls  Er- 
läuterungen, Ergänzungen  und  Berichtigungen  zu  jenem  Werke 
des  Kallimachos''*^). 

In  eben  diesen  seinen  nivaxsg  hatte  Eallimachos  berichtet, 
dass  sich  zu  seiner  Zeit  die  Zahl  der  Bollen  in  der  Serapieions- 
bibliothek  auf  42800  belief,  während  die  Zahl  der  Mischrollen 
in  der  grossen  Bibliothek  400000  und  die  der  einfachen  Rollen 
90000  betrug  ^^).  Aus  dieser  auch  auf  die  kleinere  Bibliothek 
sich  ausdehnenden  Bemerkung  darf  man^^)  schliessen,  dass  in 
diesen  Ilivaxss  auch  eine  allgemeine,  über  Umfang  und  An- 
ordnung beider  Bibliotheken  handelnde  Einleitung  stand;  denn 
nur  in  einer  solchen  konnte  für  diese  Bemerkung  Platz  sein'®). 
Unter  einfachen  Rollen  wird  man  solche  zu  verstehen  haben,  welche 
nur  eine  einzige  Schrift  eines  einzigen  Verfassers  oder  bei  längeren 
Werken  nur  ein  einziges  Buch  einer  solchen  enthielten'^),  und  so 
sieht  man  denn  aus  dieser  Angabe,  dass  damals  das  Mischrollen- 

75)  Ath.  IX.  408  f.,  wo  allein  dieser  Bachtitel  ausdracklich  angefahrt 
wird :  'Agiaxotpocvrig  S'  6  ygaftiiatmog  iv  roCg  srpoff  tovg  KaHifudxov  nCvamag 
xX^vaiti  tovg  ovx  eidotag  xriv  diatpOQav  tov  vb  xaxa  x^''Q^S  ^oil  zov  anovi- 
ipaad'at,  naqä  yuQ  toCg  naXaioig  zo  fulv  nQO  aqCaxov  %al  dslnvov  Xiysad'at 
%ata  x^'^Q^fy  ^^  ^^  C'^''^  tovt*  anovlipaed'ai.  410  b.  c,  vgl.  VIII.  336  e. 
ovts  yaQ  KaXXifikaxog  ovxs  'AQLato(pdvrjg  avxo  dviyQarpav ,  dXX'  ovd'  ot  vag 
iv  IlBQydfi^m  dvayQafpag  notTjadfisvoi. 

76)  Tzetz.  unmittelbar  nach  den  A.  87  angef.  Worten:  p.  124%  26  ff. 
in  exUriore  auUm  (näml.  bibliotheca)  fuenmt  miUa  völumintmi  quadraginta 
duo  et  octingenta :  in  regia  autem  biblioiheea  vohtminum  quidem  cammixtortim 
quadringenta  nUlia,  simplicium  auUm  et  digestorum  müia  nonaginta,  sicuti 
refert  Cälh'machus  aulicus  regius  bibliothecarius ,  qui  etiatn  HngtUis  volumi- 
nibus  titulos  inscripsit.  124^,  19  ff.  mv  vrjg  intog  (nftml.  ßißXiodri%7jg)  (ihv 
a^t^ftoff  rsTQa'KiafivQiat  diaxtXuci  o%ta%66Mxi>,  xrjg  dl  tmv  dvaxtOQmv  ivtog 
avuiitycov  iilv  ߣßXmv  dgi^fkog  XBaaaqd%ovza  (ivffiddBgj  dfiiymv  dh  nual  dnXmw 
(ivQUcdsg  hvia*  iv  xovg  nivcmag  vaxsgov  (!)  KaXXlfiaxog  inByQdfpaxo, 
206,  10  ff.  wv  x^g  i%xog  ^hv  riv  dgtd'fMg  xsxqaxiafivQiai  dic%CXuii  onxcMoaiai, 
tilg  ^'  ^^^  ^^^  dvwKxoQmv  nal  ßaakXetov  ß^ßXtov  (tlv  <fVfik(U%xav  dgid'iiog 
xBaaagdxovxa  fiA)Qiddsg^  dnXoiv  Sh  xal  df^taymv  ßlßXav  fivQiddEg  ivvia^  mg 
6  KaXXifiaxog  vBavlanog  mv  xrjg  ccvXrjg  vaxsQoag  (it^xd  xrjv  dvoffd'oaOLV  xovg 
n(va%ag  avxmv  dicByQd'tjtttxo.     S.  A.  68  mit  den  Nachträgen  zu  derselben. 

77)  Mit  ßitschl  S.  13  (Opusc.  I.  S.  13). 

78)  An  sich  wäre  es  freilich,  wie  Wachsmath  S.  665  bemerkt, 
ebenso  gut  denkbar,  dass  vielmehr  am  Schlass  die  Qesammtzahl  aller 
verzeichneten  Bücher  gestanden  habe;  allein  diese  Mögliohkeit  fällt,  wenn 
anders  diese  n£vu%Bg  des  Eallimachos  doch  wohl  bloss  die  Bficherschätse 
der  grösseren  Bibliothek  verzeichneten. 

79)  So  zuerst  Keil  S.  246  (bei  Bitschi  S.  226)  ff. 


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Die  alezandrinischen  Bibliotheken.  343 

System  noch  stark  überwog.  Offenbar  aber  arbeitete  die  Bilcher- 
eintheilung  der  llias  und  Odyssee  von  Seiten  des  Zenodotos  (?) 
darauf  hin,  nicht  bloss  ebenso  viel  Bücher  als  Buchstaben  des 
Alphabets  zu  gewinnen,  sondern  auch  jedes  unter  1000  Versen,  so 
dass  jede  Bolle  bequem  gerade  ein  Buch  aufnahm^),  und  so  ward 
für  die  Zukunft  den  Mischrollen  entgegengesteuert^^).  Auf  diese 
Weise  begreift  es  sich,  dass  in  der  jüngeren  pergamenischen  Biblio- 
thek, welche  Antonius  der  Eleopatra  schenkte,  die  einfachen  Rollen 
dergestalt  überwogen,  dass  überhaupt  nur  ihre  Zahl  angegeben 
wird^,  und  in  Herculanum  hat  sich  fast  keine  Mischrolle  ge- 
funden. Di^egen  zeigt  die-  uns  überlieferte  Anordnung  der  Werke 
des  Antisthenes^^),  die  doch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch 
aus  der  alexandrinischen  Pinakographie  stammt^),  eine  Zusammen- 
stellung in  zehn  Bände  (tofioi  =  tsvxri),  deren  jeder  mit  Aus- 
nahme des  fünften  mehrere  Werke  umfasste,  und  nicht  anders 
sind  die  xvXcvdQOi,  in  welche  die  Werke  des  Epikuros  zerfielen, 
und  die  öwtd^Bigy  in  welche  von  einzelnen  spätattischen  und 
alexandrinischen  Schriftstellern  selbst  umfassende  Werke  als 
Hauptabtheilungen  zerlegt  wurden,  anzusehen ^^). 

Die  nivaxsg  der  pergamenischen  Bibliothek  sind  zwar  im 
Allgemeinen  bezeugt^^),  aber  es  wird  nicht  angegeben,  wer  sie 
verfasst  hat;  am  Nächsten  liegt  es  an  Erates  von  Mallos  zu 
denken^*). 


80)  Wie  Wilamowitz  in  der  A.  17  aasgeschriebnen  Stelle  bemerkt. 

81)  Wenn  anch  in  anderer  Weise,  als  Birt  sich  gedacht  hat. 

82)  Plut.  Anton.  58.  %aQCaacd'cu  ff>\v  avt^  rag  in  nsgyaiiov  ßißXio- 
dipcag,  iv  alg  tCnoai  fivQMidBg  ßtßUav  axXmv  ^aav. 

88)  La.  Diog.  VI,  16 ff. 

84)  Denn  auf  diese  weisen  fiberall  die  Urquellen  des  La.  Diog.  zurück, 
und  mit  der  pergamenischen  würde  sich  wohl  die  Nachricht  A.  82  anch 
schwer  vereinen  lassen. 

84^)  S.  über  dies  Alles  v.  Wilamowitz  Herakl.  Eurip.  L  S.  148  ff. 
und  vgl.  C.  2.  A.  433  u.  886.  C.  21.  A.  106  ff.  246.  249.  251.  571.  In  der 
Anordnung  eines  Theils  der  platonischen  Schriften  nach  Trilogien  durch 
Aristophanes  von  Byzantion  (s.  C.  16.  A.  61)  bildete  natürlich  jede*  Trilogie 
einen  „Band**.  In  10  T<(fk>i  stellte  ApoUodoros  die  Werke  des  Epicharmos 
zusammen,  s.  C.  27.  A.  53.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  doch  sehr 
zweifelhaft,  ob  die  10  x6fM)i  bei  Antisthenes  wirklich  auf  Pergamentcodices 
hinweisen,  wie  Ritschi  S.  111  (136)  f.,  freilich  mit  grosser  Ziurückhaltung, 
anzunehmen  scheint. 

85)  Ath.  VIIL  836  e  (s.  A.  76).    Dionys.  v.  Hai.  Din.  1.  11. 
86^)  S.  C.  26.  A.  57. 


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344    Zwölftes  Capitel.    Zenodotos  a.  die  anderen  ältsten  Grammatiker. 

Masslose  Uebertreibung  ist  es^  dass  Philadelphos  Schrift- 
werke aller  möglichen  Völker  zusammengebracht  habe®^).  Dass 
freilich  auch  die  griechischen  Uebersetzungen  des  alten  Testaments 
Aufnahme  fanden ,  ist  gewiss  sehr  wahrscheinlich. 

Die  grosse  Bibliothek  brannte  schon  47  im  Kriege  Caesars 
ab^^).  Unsägliche  Schätze  gingen  damit  unwiederbringlich  ver- 
loren®'**). Zum  Ersatz  schenkte,  wie  gesagt®*),  Antonius  die 
pergamenische.  Ob  dies  die  etwas  später®^)  erwähnte  des  Se- 
basteions  ist,  so  dass  sie  inzwischen  von  Augustus  dorthin  ver- 
setzt wäre,  muss  dahingestellt  bleiben,  ebenso  für  welche  Biblio- 
thek Domitianus  sorgte  ^^).  Aurelianus  Hess  273  Brucheion  fast 
gänzlich  schleifen  ^^),  Theodosius  I  389  den  Serapistempel  zer- 
stören^^). Omar  fand  642  schwerlich  noch  Bücher  in  Alexandreia 
zu  verbrennen. 

Wenig  wissen  wir  von  den  sonstigen  ältsten  Grammatikern 
ausser  Zenodotos  und  denen,  welche  schon  als  Dichter  behandelt 
oder  noch  zu  behandeln  sind. 

Epigenes,  jedenfalls  älter  als  Eallimachos^'),  commentirte 
die  Tragoedien  oder  wenigstens  eine  der  Tragoedien  des  lon^*) 

86)  Synkell.  271  D  (s.  C.  38.  A.  6).  Tzetz.  p.  126*  40  ff.  haec  autem 
fuertmt  omnium  gentium  ac  linguarum  guae  habere  potuit  docta  volumina, 
qwie  summa  diligentia  rex  üle  in  auam  linguam  fecit  ab  opUmis  interpretibus 
canverti,  124**,  31.  tä  81  cvvri^qoMyiha  ßißXla  ovx  ^EXXi^vmv  (tovov,  aXXd 
%al  xmv  aXXmv  änavtav  i^vciv  rjaav.  rjaav  dl  Kai  tmv  *EßQaÜ9v  avtmv, 
tag  dri  oiv  zeov  icXXtov  i^vmv  aotpoig  dvSgaai  xriif  te  oixiUtv  <pmvriv  xiiiw  ta 
zmv  ^EXXrnvav  %aXai  sldoci  taq  i§  {nämov  indatoig  iyxtiQÜrag  oSttog  igi^Tj- 
vsv^vai  avrdg  mnoirinsv  slg  triv  ^EXXdda  tpfovqv,  206,  20  ff.  tota  dh  cwri- 
^(fOiö(iiv(ov  ctnaamv  rmv  ßlßXarp  xmv  ^ElXfiviSmv  %al  i^vovg  navtog  xcrl  üvv 
avtaig  täv  *Eßifai<ov  .  .  .  tag  i^vixag  filv  ofioyXmaaoig  iia^vav  dvdqaoi, 
öO€poig  ual  düQißmg  eXXipfliovatv  eCg  ta  y^tpiiv  bfiav  kaI  yX&aßocv  *ElXdda 
fLStrifiBttl>ep ,  mg  %al  t&g  *EßQatdag  öl'  ißdofki^noifta  ovo  iQfiiTjvavtmv  *EßQaÜ9v 
aotpSv  nBtpv%6t(ov  %a^'  {natif^av  StdXsntov,  YgL  Giern.  Strom.  L  841  D 
nach  den  G.  1.  A.  18  angef.  Worten:  ipiXotifiovfievog  tr^y  iv  'AXe^avS^sl^ 
TtQog  avtov  yevofiivriv  ßißXio^%r}v  ndaaig  %ata%oafi^aai>  y(faq>aig  'q^üncs  %al 
tovg  *I»QoaoXv(Utag  tra;  «ttp'  avtoig  n^otj^tsiag  elg  t^v  ^EXXdda  ätdXentov 
ifffitipsvaai  x.  t.  X,  Epiphan.  a.  a.  0.  9  unmittelbar  nach  den  A.  37  angef. 
Worten:  itQoctd^ag  GvvayaySv  tag  navta%ov  yfig  ßißXovg, 

87)  Plut.  Caes.  49,  vgl.  Gell.  VI,  17.    Sen.  Tranqa.  9,  4  f. 
87  *>)  Vgl,  C.  16.  A.  109.         88)  A.  82. 

89)  Von  Philon  Leg.  ad  Gai  p.  568.        90)  Säet.  Dom.  20. 
91)  Amm.  Marc.  XXII,  16.        92)  Oroe.  VI,  16. 

93)  S.  A.  96.    Uebrigens  vgl.  G.  28.  A.  62. 

94)  Ath.  XL  468  c.     Freilich  folgt  ans   dieser  Stelle,    wie  Lobeck 


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Epigenes.    Agathokles.    Lysanias  von  Kjrene.  34Ö 

und  beschäftigte  sich  in  einer  eignen  Schrift  ^^)  mit  den  Dichtungen 
aus  der  Peisistratidenzeit  unter  dem  Namen  des  Orpheus,  welche 
er  auf  ihre  wahren  Verfasser,  Onomakritos  und  Andere,  zurück- 
zufahren suchte^. 

Agath  okles,  Schüler  des  Zenodotos,  Lehrer  des  Hellauikos^^, 
war  vielleicht®®)  derselbe  mit  dem  später ®®)  zu  besprechenden 
Agathokles  aus  Eyzikos  oder  Babylon,  welcher  über  Eyzikos 
schrieb  und  noch  Anderes  verfasste  ^^). 

Lysanias  von  Kyrene,  Lehrer  des  Eratosthenes^^*),  schrieb 
über  die  lambeudichter^^)  und  befasste  sich  auch  mit  homerischen 
Studien  *<>«). 

Aglaoph.  8.  840  f.  bemerkt,  znnächst  nur,  dasa  er  eine  Stelle  ans  dem 
Agamemnon  dieses  Dichters  erklärt  hat,  allein  diese  Erklärung  ist  eine 
durchaus  philologische,  und  wenn  er  auch  in  der  A.  95  bezeichneten 
Schrift  auf  Ion  zu  sprechen  kam ,  so  ist  doch  schwer  zu  denken ,  wie  er  bei 
dieser  Gelegenheit  darauf  hätte  verfallen  können  diese  Auslegung  zu  geben. 
Wenigstens  ein  Commentar  zum  Agamemnon  scheint  danach  festzustehen. 
96)  ÜBifl  tris  slg  'Ogtpia  dvafpsffoiiimig  noi'qaetos» 

96)  Das  Genauere  hierüber  erfahren  wir  durch  Giern.  Strom.  I.  338  A  ff. 
V.  571 B  fl  In  das  zweite  Verzeichniss  dieser  Schriften,  nämlich  das  bei 
Suid.  '0^9.  ist  auch  eine  des  Ion  von  Chios  gerathen,  die  Tgtayi^oi:  iyi^aifis 
TQiayfiovs'  Xiyo9xai  9*  stvai  "imvos  tov  VQaytxov,  Wenig  glaublich  ist  es, 
dass  Kallimachos  (Fr.  100<^.  No.  15  b.  Harpokr.  "imißj  vgl.  A.  63)  sie  viel- 
mehr dem  Epigenes  zugeschrieben  habe:  onsQ  KaHlfucxog  avxiXiyBO^aC 
tpricw  coff  'EntysvwQf  und  so  vermuthet  Bergk  Gr.  L.*G.  I.  S.  396.  A.  285 
sehr  wahrscheinlich,  dass  v«o  för  00^  zu  schreiben  sei,  d.  h.  Kallimachos 
bemerkte,  dass  Epigenes  sie  dem  Ion,  dessen  Tragoedien  er,  wie  gesagt, 
wenigstens  theilweise,  commentirte,  abgesprochen  habe. 

97)  Suid.  TIxoXefHt^og  6  'EniJ^itrigy  s.  G.  30.  A.  17.  Agathokles  wird 
erwähnt  von  Enstath.  Gd.  «,  68.  p.  1524,  27,  vgl.  994,  41  und  Schol  B  11. 
i4,  691.    SchoL  A  n.  Z,  289. 

98)  Wie  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  288 b.  Anm.  vermuthet 

99)  G.  88.  A.  185—189. 

100)  Einen  Agathokles  nennt  Plinius  unter  den  Quellen  seines  5.  und 
6.  Buches. 

101)  Suid.  'EQot,,  s.  G.  16.  A.  5. 

102)  msqI  laiißonouh  Ath.  VII.  304  b.  XIV.  620  c,  vgl  XL  504  b.  G.20. 
A.  66.  —  Schol.  Eurip.  Androm.  10  findet  sich  ein  euripideisches  irftrifAa, 
und  dies  ist,  wie  v.  Wilamowitz  Eurip.  HerakL  I.  S.  136.  A.  28  bemerkt, 
„das  einzige  von  einem  Grammatiker  ans  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrb., 
aber  hier  steht  der  Name  keineswegs  sicher'*. 

103)  Schol.  Gd.  i,  378.  n,  558.  Eustath.  p.  1071.  1075.  Et  M.  vnsQi.' 
%xaCvovxo.  —  Schwerlich  ist  er  derselbe  mit  dem  La.  Diog.  VI,  23  ge- 
nannten Sohn  des  Aeschrion,  aus  welchem  dort  eine  Nachricht  über  den 
Eyniker  Diogenes  mitgetbeiit  wird.  —  Noch  vgL  G.  17.  A.  115. 


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346     Zwölftes  Cap.   Dionys    lambos.   Theophil.    Kalliaa  v.  Mjt.   Xenokrit. 

Dionysios  mit  dem  Beinamen  lambos^  Lehrer  des  Aristo- 
phanes  von  Byzantion^^),  verfasste  ein  Werk  Ober  Dialekte  *^^) 
und  war  zugleich  Dichter'^*). 

Theophilos^^  der  Zenodoteer *^)  ist  aus  ganz  unbestimm- 
barer Zeit,  da  ja  diese  Bezeichnung  nicht  -  beweist,  dass  er  ein 
unmittelbarer  Schüler  des  Zenodotos  gewesen  sein  müsste^®^). 

Kallias  von  Mytilene  gleichfalls  aus  unsicherer  Zeit  schrieb 
Gommentare  und  Abhandlungen  zu  Alkaeös  und  Sappho^^^). 

Xenokrit  OS  von  Kos  war  der  Erste,  welcher  ein  hippo- 
krateisches  Glossarium  schrieb^"). 


104)  Suid.  'AQi6tQ(p,  Bvt. 

106)  Ath.  VIT.  284  b.  S.  C.  18.  A.  107  ff.  C.  16.  A.  3^  Eine  Notiz 
von  ihm  über  Torrebos  als  Urheber  der  lydi sehen  Tonart  steht  bei  Plut. 
de  mus.  15.  1186  C. 

106)  Clem.  Strom.  Y.  569  C  führt  einen  Hexameter  von  ihm  an. 

107)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  515-517. 

108)  Fr.  5  bei  Schol.  Nio.  Ther.  11.  Das  Brachstück  enthält  eine 
mythologische  Nachricht.  Ein  Fragment  ans  einem  Theophilös  über  den 
Schlemmer  Philoxenos,  Sohn  des  Eryxis,  steht  bei  Ath.  I.  6  b  (Fr.  6). 
Fulgentins  Mythol.  11,  17  (Fr.  7)  citirt  Theophüua  pküosophw.  Das  18.  B. 
einer  Periegese  Sikeliens  von  Th.  führt  Steph.  v.  Byz.  IIccXiHif  an  (Fr.  8). 
Endlich  entnimmt  Alex.  Polyh.  Fr.  17  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  84,  19.  451  d  eine 
Angabe  über  Salomo  aus  einem  Theophilös,  den  aoch  loseph.  c.  Ap.  I,  28 
(und  nach  ihm  Euseb.  IX,  42,  2.  458  b)  unter  den  Schriftstellern  über  die 
Juden  nennt  neben  Euhemeros,  Binaseas  und  anderen  (Fr.  4). 

109)  Wie  z.  B.  der  erst  im  1.  Jahrh.  v.  Chr.  lebende  Artemidoros  und 
der  noch  etwas  jüngere  Diodoros  von  Tarsos  dennoch  Aristophaneer  heissen, 
8.  C.  80.  A.  205—207. 

110)  Strab.  XIII.  618,  wo  unter  den  berühmten  Mytilenaeem  zuletzt 
KaXX^ag  b  xriv  2anq>a  xal  tov  'AXnaibv  i^riYrjadfitvog  genannt  wird.  Dain 
kommt  die  verwirrte  Stelle  bei  Ath.  m.  85  f.  KalUag  dl  b  Müti^XrjvaCos 
iv  tm  Ttegl  tris  nag*  *AX%al(p  Xsnadog  naga  tm  UXnaüp  tprjelv  slvai  tpdrjv 
Vi  V  «W^  (^^-  ^1)  »i^^^^«S  ^'  ^'  '^•"  VS  M  tiXfi  ycy^crqp^ai  „i«  dl  naCdmv 
Xavvoig  (pgivag  &  Q'aXaacCa  Xi7Uig^\  'AQi<no€pdvTjg  ygdipsi  dvzl  rov  Xendg 
xiXvg  %al  (priöiv  ov%  si  (^KaXXCavy  (dies  muss  doch  wohl  eingefügt  werden?) 
JixaiaQxov  inSB^ä(tsvov  Xtysiv  zag  Xenddag  x.  r.  X,  Mir  scheint  v.  Wila- 
mowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  185.  A.  22  Recht  zu  haben,  wenn  er  geneigt 
ist  hier  eine  Polemik  des  Aristophanes  gegen  £.,  der  dann  also  spätestens 
sein  Zeitgenosse  war,  zu  finden,  während  Bernhardy  Gr.  L.-G.  11^  1. 
S.  668  und  Nauck  Aristoph.  Byz.  S.  61.  275  umgekehrt  glauben,  dies 
Citat  des  Aristophanes  stamme  aus  £.  Aber  dagegen  spricht  doch  wohl 
der  Zusammenhang,  und  i%dfid(i8vov  (Cod.  ixXf^dftsvov)  ist  mir  ohne  Text- 
änderung unverständlich. 

111)  Erotian.  Lex.  Hippocr.  p.  81,  5  ff.  Klein.  noUol  xAv  iXXoyipMv 
ov%  Uttqav  (Aotfov  dlXd  xal  yQa(ifiati%Ä9  hnovdacap  ifi^y^tfatf^ai  xbv  avö^a 


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Dreizehntes  Capitel.    Kallimachos  n.  Pbilemon  d.  Glossograph.    347 

Dreizehntes  Capitel. 

Kallimachos  und  Philemon  der  Glossograph. 

Kallimachos^)  von  KyrenO;  Sohn  des  Battos  und  der 
Mesatma*),  Enkel  des  Kallimachos,  welcher  dort  einst  die  Würde 
eines  Feldherm  bekleidete'),  scheint  etwa  310  geboren  zu  sein*). 


(näml.  *Inno%ifdtff)  %€tl  rag  Xi^eis  inl  ro  xoivore^oy  ti}g  ^fuUccg  dyaysiv, 
SevoHifnog  yecQ  6  Kmog  yQaufiattHog  cSv,  £g  (prjaiv  b  Tagucvtivog  *HQanXtidrigj 
n^mtog  i^sXdßsto  tag  totavtcig  (pmvdg  (näml.  dq%aCtig) ,  d>g  d\  xal  6  Kitisvg 
'AnoXlmviog  taxoQti  %aX  KaXXifiaxog  6  dno  trig  *H(foq>iXov  ol-alag.  fitsd^'  ov 
(pocai  xov  TavayQaiov  Ba%x8iop  inißuXftv  xfi  nQayp4ixBC(f  %.  r.  X.  (s.  C.  24. 
A.  255).  Da  er  also  noch  Yor  dem  Herophileer  Bakoheios  schrieb,  so  ge- 
hört er  (s.  C.  24.  A.  240.  251)  den  ältsten  Alexandrinerzeiten  an  und  war 
ein  Zeitgenosse  (wenn  auch  vielleicht  ein  etwas  jüngerer  Zeitgenosse)  seines 
Landsmanns  Philetas  und  des  Herophilos,  vgl.  Klein  Ausg.  des  Erotian. 
S.  XXXIII.    üebrigens  s.  auch  G.  20.  A.  62. 

1)  A.  Heck  er  Commentationum  Callimacheamm  capita  dno,  Groningen 
1842.  8.  (meist  veraltet).  Lincke  De  Callimachi  vita  et  scriptis«  Halle 
1862.  8.  Doctordiss.  (werthlos).  0.  Schneider  Callimachea,  Leipzig  1870. 
1873.  IL  8.  (s.  A.  107).  Couat  8.  41—45.  111—169.  191—298.  856—891. 
491—514. 

2)  Oder  vielmehr  wohl  nach  der  GoDJectur  von  Hemsterhnys  Mega- 
tima,  wie  seine  Schwester  hiess,  s.  G.  10.  A.  84.  Suid.  KaXXC^xog^  vtog 
Bdtxov  xal  MeacttiJkag ,  KvQrivaiog ,  yQafi.yMXi%6g.  Prokl.  Ghrest.  p.  244,  22  f. 
Westph.  KaXX(yM%ov  xhv  Bdxxov.     Kvifrivaiög  dl  ovxog  ^v, 

3)  KalUro.  Epigr.  XXI.  Vgl  A.  11.  22.  Nach  Strab.  XVIL  837  hatte 
E,  (Fr.  550)  sich  aosdrficklich  als  einen  Sprössling  der  alten  Ednigsfeunilie 
seiner  Vaterstadt  bezeichnet:  Xiysxai  6h  rj  Kvifiqvrj  xx^ofia  Bdxxov,  MQoyovow 
dh  xovxov  iavxov  tpdanst,  KccXUf^cixog. 

4)  Der  G.  2.  A.  567  erwähnte  Versuch  von  Bare  seh  Gonsolationnm  . . . 
bist.  S.  41  ff.  seine  Gebort  yielmehr  bis  etwa  330  zorückznschieben  bedarf 
keiner  besonderen  Widerlegung.  Warum  dieselbe  im  Gegentheil  frflhestens 
ganz  kurz  vor  810  angesetzt  werden  darf,  ist  G.  10.  A.  6  (vgl.  G.  10.  A.  4. 
8.  10)  ansgefOhri  Dass  sie  aber  andrerseits  auch  nicht  nach  310  gefallen 
sein  kann,  wäre  dann  sicher,  wenn  der  Hymnos  anf  Zeus  wirklich  (s.  A.  59) 
schon  285  entstanden  wäre.  Denn  schon  an  sich  würde  wohl  Jeder  eher 
glauben,  dass  E.,  als  er  ihn  schrieb,  älter,  als  dass  er  jünger  denn  25  Jahre 
gewesen  sei.  Da  aber  femer  Aratos  nicht  wohl  Tor  290  nach  Athen  ge- 
kommen sein  kann,  wo  er  dann  mit  E.  studirte  (s.  G.  10.  A.  10),  so  kann 
Letzterer  seinerseits  wieder  diese  Stadt  kaum  vor  288  verlassen  haben,  nm 
nun  Schulmeister  in  dem  alezandrinischen  Eleusis  zu  werden,  schwerlich 
doch  vor  seinem  22.  Jahre.  Und  man  wird  obendrein  genöthigt  sich  diese 
Schulmeisterthätigkeit,  wenn  man  dieselbe  sonach  schon  288  wirklich  be- 
ginnen lässt,   doch  immerhin   als   sehr   kurze  Zeit  dauernd  vorzustellen« 


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348     Dreizehntes  Capitel.    Kall  imachos  n.  Philemon  d.  Glossograph. 

Er  ward  zuerst  von  dem  uns  nicht  weiter  bekannten  Grammatiker 
Hermokrates  von  lasos  ausgebildet*)  und  studirte  dann  in  Athen, 
wie  wir  bereits  sahen  ^),  und  zwar  wenigstens  zum  Theil  mit 
dem  etwas  älteren  Äratos  zusammen  bei  dem  Peripatetiker  Praxi- 
phanes.  Hierauf  lebte  er  zunächst  als  Schulmeister  in  Eleusis, 
einer  Vorstadt  von  Alexandreia^,  ward  dann  aber,  sei  es  schon 
durch  Ptolemaeos  Soter  in  dessen  letzter,  sei  es  durch  Ptolemaeos 
Philadelphos  in  dessen  erster  Regierungszeit*),  jedenfalls  bald 
und  noch  als  junger  Mann^)  an  den  alexandrinischen  Hof  ge- 
zogen, wo  er,  wenn  auch  wohl  ohne  Zweifel  mit  Unterbrechungen 


Denn  zwar  meint  Bannow  Stad.  Theoer.  S.  42,  dass  er  jenen  Hymnos 
wohl  noch  während  derselben  gedichtet  haben  könnte,  indessen  der  ganze 
Eindruck,  welchen  dies  Gedicht  macht,  ist  doch  in  der  That  vielmehr  der 
des  bereits  voll  anerkannten  und  in  den  höfischen  Kreisen  schon  völlig 
heimisch  gewordenen  and  in  den  höfischen  Ton  völlig  eingelebten  Hof- 
poeten, und  nicht  der  des  vorstädtischen  Schulmeisters.  Vollends  aber 
kämen  wir  mit  der  Zeit  ins  Gedränge,  falls  die  Hymnen  auf  Pallas  und 
Demeter,  was  sich  indessen  wohl  vermuthen,  jedoch,  wie  es  scheint,  nicht 
beweisen  lässt,  noch  vor  dem  auf  Zeus  entstanden  sein  sollten  (s.  A.  62). 
Wenn  aber  der  letztere,  wie  Rannow  S.  41  f.  wohl  mit  Recht  annimmt, 
ei-st  um  280  oder  gar,  wie  Couat  S.  200  ff.  und  Hempel  Quaest.  Theoer. 
S.  88 f  wollen,  erst  zwischen  279  und  275  gedichtet  ist  (s.  A.  59),  so  ge- 
staltet sich  dadurch  die  ganze  Rechnung  nur  erheblich  bequemer:  man 
kann  dann  annehmen,  dass  E.  erst  etwa  285  Athen  verlassen  habe,  und 
braucht  die  Zeit  seiner  Schulmeisterlaufbahn  nicht  so  ängstlich  zu  ver- 
kürzen; es  ist  dann  möglich,  aber  immer  noch  nicht  sehr  wahrscheinlich, 
dass  er  erst  ein  paar  Jahre  nach  310  geboren  sei,  also,  ^ie  Couat  S.  41—45 
rechnet,  zwischen  310  und  305,  aber  doch  schwerlich  erst  um  305,  wie 
Rannow  meint,  und  jedenfialls  nicht  erst  296,  wie  H.  Keil  bei  Ritschi 
Opusc.  I.  S.  233  ff.  und  Rohde  a.  a.  0.  S.  100.  Anm.  glaubten,  aber  auch 
nicht  schon  bald  nach  324--316,  wie  Ritschi  S.  89  (72)  annahm.  Heck  er 
8.  17  ff.  setzt  mit  sehr  unzureichender  Begründung  316—300. 

5)  Snid.  a.  a.  0.  Yermuthlich  doch  wohl  in  seiner  Heimat  Kyrene, 
wo  sich  denn  also  wahrscheinlich  dieser  Mann  niedergelassen  hatte. 

6)  C.  2.  A.  740.   C.  10.  A.  4.  6.  8.  10.  42.     S.  auch  A.  77. 

7)  Said.  a.  a.  0.    inl  Sl  %mv  x(f6vmv  17^  IIxoXsfMCw  %ov  ^iXadiXtpov, 

8)  Letztere  Annahme  liegt  bei  Sui4.  (A.  7)  vor. 

9)  Das  Genauere  hängt  davon  ab,  wie  die  A.  4  besprochnen  Fragen 
zu  entscheiden  sind.  Die  Angabe  des  Tzetz.,  dass  er  schon  als  Jüngling 
seine  Tl^vaiisg  geschrieben  habe,  ist,  wie  C.  12.  A.  68  (vgl.  ebend.  A.  76) 
gezeigt  wurde,  völlig  werthlos.  Aber  sie  konnte  kaum  anders  entstehen, 
als  indem  ihr  die  auf  alle  Fälle  richtige  Nachricht  zu  Ghninde  lag,  dass  K. 
noch  jung  war,  als  er  an  den  alexandrinischen  Hof  kam. 


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Kallimachos  von  Kyrene.  349 

durch  allerlei  Forscherreiseu^^);  sein  übriges  Leben  zubrachte. 
Wie  lange  dasselbe  dauerte,  ist  im  höchsten  Grade  streitig,  doch 
wird  man  wohl  nicht  allzu  sehr  fehlgreifen,  wenn  man  seinen 
Tod  etwa  um  235  setzt ^^).  Aus  seiner  Schule  gingen  die  be- 
deutendsten Gelehrten  und  Dichter,  wie  Eratosthenes,  Aristo- 
phanes  von  Bjzanz,  Apollonios  der  Rhoder,  hervor,  ausserdem 
Hermippos,  Istros,  Philostephauos  von  Kyrene^*),   und  so   ward 


10)  Dilthey  De  Callim.  Gyd.  S.  119 f.  Vielleicht  war  er  sp&ter  von 
Neuem  in  Athen,  Fr.  109  (s.  Roh  de  S.  99.  A.  3),  anch  vielleicht  in  Kreta 
(8.  Meineke  z.  Hymn.  I,  42.  S.  128).  Daraas,  dass  seine  Frau  nach  Said, 
die  Tochter  eines  Syrakasers  Eaphraeos  {Evcpgaiov  Eaibel  Herrn.  XXII. 
1887.  S.  601  statt  Evtpgdtov)  war,  wird  man  freilich  keine  weitem  Schlüsse 
ziehen  wollen. 

11)  Denn,  wie  schon  C.  12.  A.  69  ausgeföhrt  ist,  nach  der  natürlichen 
Erklärang  der  dort  angegebenen  Worte  bei  Said.  'jQiaxotp.  Bvi.  überlebte 
er  den  Zenodotos  und  nicht  dieser  ihn,  und  wenn  man  diese  festhält,  so 
kann  man  nicht  umhin  anzunehmen,  dass  (s.  C.  12.  A.  82)  Zenodotos  um 

245  starb  und  E.  demselben  in  der  Leitung  der  Bibliothek  folgte ,  die  dann 
wiederum  Eratosthenes  seinerseits  nicht  wohl  vor  oder  doch  längere  Zeit 
vor  286  übernommen  haben  kann,  s.  C.  16.  A.  14.  Nun  folgt  aber  oben- 
drein ans  der  eignen  Aussage  des  K.  Epig.  XXI,  6 f.,  dass  er  ein  hohes 
Alter  erreichte,  und  der  Versuch  von  Busch  S.  22f.  dies  Zeugniss  weg- 
zndeuten  bedarf  keiner  Widerlegung.  Dass  K.  in  dieser  fingirten  Grab- 
schritt  seines  Vaters  sich  hätte  als  alt  bezeichnen  können,  wenn  er  schon 

246  starb,  also  (s.  A.  4)  überhaupt  nur  etwa  66  Jahre  erreichte,  ist  recht 
unwahrscheinlich ,  zumal  es  doch  sehr  fraglich  ist ,  ob  er  diese  Grabschrift 
gerade  erst  in  seinem  eignen  Todee(jahre  gedichtet  hat.  Der  Ausdruck  bei 
Stat.  Sily.  1,2,  268  CdlUmachusque  senex  bedeutet  allerdings,  wie  Busch 
S.  28  darthut,  nur  einen  Mann  aus  längst  vergangenen  Zeiten.  Dass  sich 
mit  Sicherheit  (s.  A.  68.  69)  kein  Datum  jünger  als  246  aus  seinen  Werken 
nachweisen  lässt,  erklärt  sich  wohl  daraus,  dass  er  in  seinen  letzten  zehn 
Lebensjahren  mit  den  Wv€t%8g  genug  zu  thun  hatte  und  daher  vermnthlich 
neben  ihnen  wenig  -(s.  A.  68)  oder  gar  nichts  Anderes  mehr  schrieb.  Die 
widersinnige  Angabe  bei  Suid.  %al  naf^ixnvB  iU%Qi  Evsifyixov  TiXrid'ivtos 
ntoXefiaiov,  olvfiiuädog  äh  if%t\  ris  Kata  to  dev%8Q0v  itog  b  Evs^y irrig 
IltoUßaiog  iigificto  ttig  ßuöiXsititg  ist  durch  Merkels  (Prolegg.  in  Apoll. 
Rh.  S.  X)  blosse  Aenderung  von  (f%i'  in  gly'  weitaus  noch  nicht  ins  Eeine 
gebracht;  wahrscheinlich  richtig  stellt  Eaibel  bei  Busch  S.  18  f.  sie  so 
her:  (Jl%(HtC8  dh  inl  tijg  6Xv(iniddog  Q%t'y  %o.l  na^ixEivB  .  .  .  olvfi^mdSog 
dl  qXy\  rig  k.  t.  X,  Man  wusste  also  ganz  richtig,  dass  E.  unter  Euergetes 
starb,  fand  wahrscheinlich  auch  bereits  keine  Daten  in  seinen  Schriften, 
die  später  als  Ol.  188  waren,  und  schloss  daraus  vorschnell,  dass  er  diese 
Olympiade  nicht  überlebt  habe. 

12)  S.  C.  16.  A.  6.  C.  16.  A.  8.  C.  14.  A.  62.  C.  19.  A.  7.  C.  20.  A.  608. 
C.  17.  A.  77. 


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350    Dreizehntee  Capitel.    E^allimachos  u.  Philemon  d.  Glossograpb. 

denn  sein  Einfluss  in  Alexandreia  derart  massgebend^  dass  Jeder, 
welcher  sich  demselben  zu  entziehen  suchte  oder  ihm  gar  aus- 
drücklich widerstrebte,  wie  sein  jugendlicher  Schüler  Apollonios, 
dabei  den  Kürzeren  zog^^^).  Kallimachos  ging  als  Dichter  von 
der,  wie  schon  gesagt ^^),  durchaus  richtigen  Einsicht  aus,  dass 
er  und  überhaupt  seine  ganze  Zeit  zur  Darstellung  grossartiger 
heroischer  StoflFe  nicht  mehr  geeignet  waren,  und  sprach  sich 
daher  entschieden  gegen  derartige  erneute  Versuche  umfitnglicher 
Heldenepen  aus,  bei  denen  nichts  Anderes  herauskommen  konnte 
als  eine  mühselige  und  leblose  Nachahmung  des  Homeros^^). 
Und  da  nun  Apollonios  mit  seinem  Argonauteugedicht  in  be- 
wussteu  Gegensatz  hiezu  trat,  entspann  sich  hieraus  eine  erbitterte 
litterarische  Fehde  ^^),  die  immerhin  einige  Jahre  gedauert  haben 
mag,  bevor  Apollonios  das  Feld  räumte  und  nach  Rhodos  ging^^. 
Von  Seiten  des  Letzteren  ist  uns  als  sicheres  Denkmal  derselben  nur 
das  „unfeine"*')  Epigramm  geblieben,  welches  er  als  ein  spöttisches 

12^)  S.  über  diesen  Streit  jetzt  auch  Geroke  Alexandrinische  Studien. 
Fortsetzong.  Der  Streit  mit  Apollonios.  Rhein.  Mas.  XLIV.  1889.  S.  127—160. 

18)  C.  3.  S.  168  ond  s.  dort  A.  8. 

14)  Oder  mit  anderen  Worten  ein  in  deren  ausgetretenen  Geleisen  sich 
bewegendes  sogenanntes  „kyklisches**,  d.  h.,  wie  y.  Wilamowitz  Homer. 
Unters.  S.  864  ff.  gezeigt  hat,  „pseudo- homerisches*',  aus  verfehlter  Mache 
der  Homemachahmnng  hervorgegangenes  und  zurechtgeflicktes  Gedicht, 
gegen  welches  K.  £p.  XXVIIl  (s.  A.  64)  seinen  Hass  ausspricht:  ix^afym 
t6  noirifia  tö  %vHXi%6v  (vgl.  Prop.  IV,  1,  14.  non  datur  ad  Mueas  currere 
lata  via,  Hör.  A.  P.  131  f.  publica  materies  .  .  .  viUm  pattUumque  orhem, 
186.  seriptor  cyclicua).  Den  Homeros  selbst  scheint  er  gleich  Aristoteles 
nur  für  den  Urheber  der  Uias,  der  Odyssee  und  (s.  Fr.  74  %  vgl.  A.  62)  des 
Margites  angesehen  zu  haben,  daher  denn  im  6.  Epigr.  (s.  A.  62)  die  Oixa- 
Xiag  aXmaig  als  reichlich  gut  für  (einen  Kykliker  wie)  Kreophylos,  aber 
nicht  gut  genug  fOr  Homeros  erkl&rt  wird.  Vgl.  Dilthey  Callim.  Cyd. 
S.  6 — 11,  dem  man  aber  um  so  weniger  darin  beistimmen  kann,  dass  schon 
K.  selbst  (in  Bezug  auf  seine  Nachbeter  s.  A.  92)  den  Homeros  habe  herab- 
setzen und  sich  mit  seiner  eignen  Dichtart  demselben  gleichstellen  wollen : 
durch  alles  von  Dilthey  S.  11  ff.  Beigebrachte  wird  dies  noch  keineswegs 
bewiesen.  Vgl.  hiegegeu  auch  Gercke  a.  a.  0.  S.  128—180.  Wohl  aber 
konnte  es  scheinen,  dass  die  Strenge  geg^en  Apollonios  sich  wenig  mit  dem 
G.  14.  A.  17  zu  besprechenden  Compliment  des  E.  und  des  Theokritos  gegen 
Antagoras  vertrage,  aber  es  ist  auch  nicht  ein  episches  Gedicht  desselben, 
auf  welches  sich  diese  Gomplimente  beziehen.    S.  auch  A.  26. 

16)  S.  C.  14.  A.  61—58.         16)  S.  C.  6.  A.  86. 

17)  Bernhardy  G.  L.-G.  IIP.  S.  808,  welcher  schwerlich  mit  Recht 
daran  zweifelt,  dass  wirklich  der  Rhoder  Apollonios  der  VerfJEisser  dieses 
Epigramms  sei. 


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EallimachoB  von  Ejrene.  351 

Motto  zu  den  j^huc  des  Eallimachos  dichtete  ^^).  Eallimachos 
richtete  gegen  ihn  ein  eignes  Schmähgedicht  Ibis^  unter  welchem 
Namen  eben  Apollonios  verstanden  war*®).  Gegen  diesen  wenden 
sich  femer  die  neun  letzten  Verse  des  Hymnos  auf  Apollon 
(105  ff.),  wonach  man  denn  die  Zeit  dieses  Streites,  in  welchem, 
wie  wir  sahen,  Theokritos  in  den  Thalysieu  und  mittelbar  wohl 
auch  mit  seinem  Hylas  für  Eallimachos  Partei  ergriff*®),  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit^**)  etwa  in  die  zweite  Hälfte  der  Sechzigerjahre 

18)  Anth.  PaL  XI,  276.  'AnoXXoavlov  zov  ygafifucTiHOV. 

KaXUfucxos  t6  mi^agiia,  t6  nafyviovj  b  ^vltpog  vovg 
attu)s  b  yoafftag  Attia  KctlXiiidxov. 
(AHtiec  KaXUyMiov  ist  mit  Recht  von  Boiseonade  als  Buchtitel  gefasst, 
Bentleys  Conjectur  KaXXliika%og  falsch).  Indessen  hat  Linde  De  diversis 
recensionibns  Apollonii  Bhodii  Argonanticon,  Gott.  1885.  8.  S.  34ff.  über- 
dies sehr  wahrscheinlich  gemacht,  dass  der  an  sich  unhaltbaren  Annahme 
von  Merkel  a.  a.  0.  S.  XVIII f.,  die  Verse  Argon.  111,  982 f.  seien  eine 
Antwort  auf  den  Angriff  £L  Apoll.  105  ff.  nnd  eine  Parodie  desselben,  doch 
etwas  Wahres  zu  Grande  liege,  indem  nämlich  der  ganze  Abschnitt 
III,  927 — 947  erst  in  der  zweiten  Ausgabe  vom  Dichter  hinzugesetzt  zu 
sein  scheine,  um  einen  Tadel  des  Eallimachos  zu  beseitigen,  aber  zugleich 
mit  einem  Hieb  auf  diesen,  dergestalt,  dass  er  mit  der  Krähe  auf  diesen 
zielt,  mit  dem  Mopses  aber  auf  sich  selber. 

19)  Suid.  V|3t€  (ßoxi  9\  noirnia  inizBttjdsvfiivov  sig  aaatpsucv  xal  Xoidm- 
qUtv  stg  tiva  ^Ißii^y  ysvofuvov  IxQ'^bv  KaXXifucxov'  i\v  d*  oimog  'JnoXXmviog 
6  yqaipag  tä  'AQyovtLvxi%d.     Ovid.  Ib.  58  ff. 

poshHodo,  8%  pergea,  in  te  mihi  liber  iambw 

tincta  Lycambeo  sangitine  UAa  dahit, 
nunc,  quo  BatHades  inimicum  devoret  Ihin 

hoc  ego  devoveo  teque  tuosque  modo, 
uigue  üle,  historiis  involvam  carmina  caecia: 

non  söleam  quamvis  hoc  genu»  ipse  sequi, 
iUius  ambages  imitatus  in  Ihide  dicar 
oblituB  moris  iudiciique  mei. 
Vgl.  447.   exiguo  .  .  .  UbeUo.    Was  aus  diesen  Worten  des  Ovidius  folgt, 
hat  Riese  Zur  Beurtheilung  von  Ovidius  und  Kallimachos  Ibis,  Jahrb.  f. 
Phil.  CIX.  1874.   S.  377—881  richtig  gegen  Schneider  II.   S.  278 ff.  ent- 
wickelt   Die  Aehnlichkeit  im  Gedichte  des  Ovid.  mit  dem  des  E.  besteht  im 
Gegensatz  zum  liber  iambus,  also  der  offenen ,  persönlichen  Schmähung  mit 
Namensnennung,  in  der  Einhüllung  der  Satire  in  allerlei  absichtlich  dunkel  ge- 
haltne  Geschichten  und  Beziehungen  {historiae  cctecae,  ambciges,  aüdtpsia)^  ver- 
muthlich  daneben  auch  wohl  in  Gleichheit  des  Metrums;  dagegen  hat  Ovid. 
vom  Inhiüt  schwerlich  Etwas  aus  E.  übernommen,  üebrigens  s.  d.  Nachträge. 

20)  C.  6.  A.  84—86. 

20^)  Anders  stände  es  freilich,  wenn  man  mit  Geroke  Rh.  Mus.  XLII. 
S.  598  f.  Eallim.  H.  111,186  als  Nachahmung  von  Theokr.  XXII,  116  f. 
ansehen  müsste,  denn  die  beiden  letzteren  Verse  scheinen  allerdings,   wie 


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352    Dreizehntes  Capitel.    Eallimaohos  u.  Pbilemon  d.  GlosBograph. 

setzen  darf  ^^).  Wie  sehr  derselbe  ihn  erbittert  hatte^  sieht  man 
daraus^  dass  er  auch  noch  im  Alter  einen  Seitenblick  auf  die 
Anfechtungen  geworfen  hat,  welche  seine  Poesie  erfahren  habe, 
über  welche  sie  aber  erhaben  sei^^).  Und  so  trat  er  denn,  wie 
dies  gleichfalls  schon  bemerkt  wurde ^^),  auch  dem  ungesunden 
Einflüsse  mit  Erfolg  entgegen,  welchen  Antimachos  und  beson- 
ders dessen  Ljde  auf  die  bisherige  hellenistische  Poesie  aus- 
geübt hatte.  Auch  er  sah  gleich  Tbeokritos,  wenn  schon  in 
etwas  anderer  Weise,  in  der  Darstellung  gemütblichen  Stilllebens 
und  kleiner  idyllischer  Genrebilder  die  seiner  eignen  Begabung 
und  dem  Geist  seiner  Zeit  gestellte  dichterische  Aufgabe.  Er 
erkannte,  dass  auch  kleine  Heldengedichte,  wenn  man  sie  über- 
haupt Doch  verfassen  wollte,  doch  in  so  geschickter  Auswahl 
und  Beschränkung  ausgeführt  werden  mussten,  dass  sie  selber 
Etwas  von  diesem  Charakter  annahmen,  wofür  er  selbst  in  der 
Hekale  und  Theokritos  im  Hylas  und  im  kleinen  Herakles  die 
Beispiele  gaben  ^),  und  so  beschränkte  er  sich  denn  überhaupt 

Usener  bei  Geroke  Rhein.  Mas.  XLIV.  S.  135  nach  Lachmann  zn  Pro- 
pert.  8.  90  f.  und  den  Auslegem  zu  Gatull.  LXVIII,  46  f.  erinnert,  eine 
Zurechtweisung  des  ApoUonios  zu  enthalten,  welcher  zu  Anfang  seiner 
Dichtung  bloss  den  Apollon  anruft  und  dann  I,  22  die  Musen  nur  als  vno- 
(pTJ%0Q€g  doiSijg  bezeichnet.  Allein  ich  wenigstens  Termag  jene  Nöthigung 
nicht  einzusehen. 

21)  Wie  sich  unten  (s.  A  6d — 66)  zeigen  wird.  Nun  erklären  freilich 
Merkel  S.  XIX,  Dilthey  Analecta  Callimachea,  Bonn  1866.  8.  S.  32  und 
Couat  S.  229.  A.  7  diesen  Schluss  für  unpassend  zu  dem  Gedicht  und  daher 
für  einen  späteren  Zu^^tz,  den  K.  erst  gemacht  habe,  als  er  vermuthlioh 
seine  Hymnen  sammelte.  AJlein  (abgesehen  davon,  dass  wir  gar  nicht 
wissen,  ob  er  dies  je  selber  gethan  hat)  angenommen  auch,  Ersteres  sei 
richtig,  so  folgt  doch  daraus  noch  Letzteres  nicht.  Denn  wenn  einmal  E. 
diesem  Gedicht  einen  unpassenden  Schluss  gab,  so  ist  nicht  abzusehen, 
warum  er  dies  nicht  ebenso  gut  gleich  gethan  haben  kann  wie  erst  später. 
„Und  da  der  letzte  Vers  sich  nicht  von  den  vorangehenden  trennen  lässt, 
würde  K.  auf  diese  Weise  hier  wider  alle  Gewohnheit  die  das  Granze  ab- 
rundende Apostrophirung  der  Gottheit  am  Ende  (t<xii?8  äpai)  anfänglich 
weggelassen  haben**.   (Enaack). 

22)  In  jenem  21.  Epigr.  Y.  4.   o  d*  fjsisev  xqhoova  ßanuapii^g, 

23)  S.  C.  3.  A.  16.  Dass  er  auch  über  die  Thebais  des  Antimachos 
nicht  günstiger  dachte,  erhellt  aus  der  Nachricht  bei  Prokl.  in  Plat.  Tim. 
I.  p.  28,  dass  er  (Fr.  74^)  und  Duns  (Fr.  67)  dem  Piaton  vorwarfen,  er 
habe  keine  Dichter  zu  beurtheilen  verstanden,  da  er  den  Antimachos  be- 
sonders schätzte  und  dem  Choerilos  vorzog. 

24)  8.  die  G.  3.  A.  10  angeführte  Bemerkung  von  M.  Haupt  und  unten 
A.  41 ,  dazu  C.  6.  A.  36.  36. 


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Kallimachos  yod  Eyrene.  353 

auf  Gedichte  geringeren  ümfangs^^).  Dabei  ist  es  aber  auf  der 
anderen  Seite  selbstverständlich^  dass  er  mit  'seiner  Forderung 
einer  Entfernung  von  dem  gewöhnlichen^  breit  getretenen  Wege 
fortwährender  Nachahmung  des  homerischen  Epos  im  Geiste 
seiner  Zeit  auch  in  der  Poesie  zugleich  Gelehrsamkeit  verlangte, 
eine  Behandlung  entlegner  und  nichtgangbarer  Legenden  und 
neuer  Stoffe*^,  und  damit  hängt  auch  im  Ausdruck  bei  ihm 
eine  grosse  Vorliebe  für  seltne,  ungewöhnliche  und  veraltete 
Worte  zusammen,  wie  sie  ihm  zum  Theil  das  Studium  der 
Alexandra  des  Lykophron  an  die  Hand  gab'^).  Mit  ihnen  aber 
mischte  dann  wieder  auch  er  theils  Ausdrücke  aus  dem  gemeinen 
Leben,  theils  eigne  Neubildungen**).  Und  trotz  seines  Tadels 
der  Breite  von  der  Lyde  des  Antimachos  und  trotz  des  verhält- 
nissmässig  geringen  Umfanges  von  jeder  seiner  eignen  Dichtungen 
gefiel  er  sich  doch  selber  sehr  in  breiten  Ausmalungen^^).  Die 
Hauptmasse  seiner  elegischen  Poesien^**)  bestand  in  den  4  Büchern 
Atxi,a^^)j  einer  Sammlung  griechischer  Ursprungs- und  Gründungs- 
legenden ^).  Am  Meisten  wissen  wir  von  der  im  dritten  Buch^*) 
enthaltenen,  anmuthig  erzählten  Liebesgeschichte  des  Akontios 
und  der  Kydippe^),  demnächst  von  der  des  Demophon  und  der 

25)  Vgl.  seinen  Anssprach  Fr.  359  bei  Atb.  II.  72  a.  fi^ya  ßtßXiov  [liya 
Kccii6vy  den  freilich  Birt  S.  482  ff.  ganz  anders  gedeutet  hat,  aber  siebe 
Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  369.  A.  47  (vgl.  C.  12.  A.  17).  Dazu  vgl. 
Fr.  166.  490  und  die  anderen  C.  8.  A.  8  angef.  Stellen  und  Diltbej  Anal. 
Call.  8.  äff. 

86)  S.  A.  14  nnd  C.  8.  A.  11.         27)  S.  0.  9.  A.  88.  40. 

28)  Aul  in  De  elocutione  Callimacbi,  üpsala  1856.  8.  Loebe  De  elo- 
cutione  Callimacbi  Cyrenensis  poetae,  Putbus  1867.  1874.  IL  4.  —  Scbeer 
Callimacbus*Ofii29tx6(,  Rendsburg  1866.  4.  ist  mir  leider  nicbt  zugänglich.  — 
Degner  De  Dorismi  usu  Callimaobeo,  Breslau  1877.  8.  Doctordiss. 

29)  Lnkian.  Conscr.  bist.  57,  vgl  C.  4.  A.  112.  C.  14.  A.  102. 

30)  Callimacbi  elegiaram  fragmenta  .  .  .  collecta  atque  ülustrata  a 
L.  Casp.  Yalckenario.    £d«  .  .  .  lo.  Luzac,  Leid.  1798. 

31)  Bauch  Kallimacbos  Fragmente  der  Aitia,  Rastatt  1860.  8.  — 
W.  Lange  De  Callimacbi  Aetüs,  Leipz.  1882.  8.  (sehr  unerheblich,  so  weit 
wirklich  speciell  auf  die  Atttcc  bezfiglich,  im  üebrigen  s.  A.  71). 

32)  Auf  die  Art,  wie  0.  Schneider  sich  die  Disposition  derselben 
dachte,  braucht  jetzt  nicht  mehr  eingegangen  zu  werden,  da  doch  wohl 
Niemand  jetzt  noch  an  dieselbe  glaubt.  8.  gegen  dieselbe  unter  Anderen 
Rohde  S.  85 ff.  A.  1. 

88)  Schol.  Soph.  Antig.  80. 

34)  Was  eigentlich  durch  dieselbe  auf  seinen  Ursprung  zurückgeführt 
werden  sollte,   bleibt  freilich  völlig  dunkel,    wohl   aber  kennen  wir    den 
SvsBiUHXi,  grieoh.-alex.  Litl-Geteh.  L  23 


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354    Dreizehntes  Capitel.    Kallimachos  u.  Philemon  d.  Glossograph. 

Phyllis  und  von  der  Erzählung  über  Linos  und  Koroebos^*^),  so 
wie  auch  von  der  über  Molorchos  und  Herakles  *^'').  Im  zweiten 
Buche  stand  allem  Anscheine  nach  eine  Reihe  zusammenhängen- 
der Elegien  über  die  Argonauten-  und  eine  andere  über  die 
Heraklessage**).  In  der  Einleitung  des  Ganzen  ging  er  von  der 
Erdichtung  aus,  dass  er  im  Traum  aus  Libyen,  d.  h.  ohne  Zweifel 
aus  seiner  Vaterstadt  Eyrene^  auf  den  Helikon  erhoben  und  dort 
von  den  Musen  über  die  Begebenheiten  der  Gotter  und  Heroen 
unterrichtet  worden  sei*^),  woraus  man  wohl  nicht  mit  Unrecht 


Gang  der  Handlang  durch  die  im  engen  Anschluss  an  dies  Original  ge- 
arbeiteten Briefe  des  Aristaenetos  Epist.  1,  10  nnd  Pseudo-Ovidius  Epist. 
(Her.)  20.  21.  Battmann  Ueber  die  Fabel  der  Eydippe,  Mythologus  II. 
S.  116—144.    Dilthey  De  Callimachi  Cydippa,  Leipzig  1868.  8. 

35)  Darch  erstere  ward  die  Herkunft  des  Namens  Neunwege  (ivvia 
oSoi)  far  eine  Strasse  an  der  thrakischen  Küste,  durch  letztere  der  Ursprung 
des  auf  Linos  bezüglichen  Lämmer-  oder  Hundetödtnngsfestes  {'AqvCs)  in 
Argos  erklärt.  S.  hierüber  Enaack  Analecta  Alexandrino-Eomana,  Greifs w. 
1880.  8.  S.  13  ff.,  dem  in  Bezug  auf  erstere  schon  Bohde  S.  473.  A.  2  (vgl. 
S.  129.  S.  87.  A.  3)  den  richtigen  Anstoss  gegeben  hatte. 

36*)  Ursprung  der  Nemeen,  Fr.  6.  S.  jetzt  Maass  Alezandrin  Frag- 
mente, Hermes  XXIV.  1889.  8.  620—528  (der  mich  freilich  nicht  durchweg 
völlig  überzeugt  hat). 

36)  Hierüber  s.  Enaack  Callimachea,  Stettin  1887.  4.  8.  1  ff .  Nach- 
dem er  gezeigt  hat,  dass  die  Quelle  für  Eonon  (bei  Phot.  Cod.  186)  c.  49 
und  Apollod.  Bibl.  I,  9,  26,  1  nicht  Apollon.  Arg.  IV,  1694  ff ,  sondern  E. 
ist,  vermittelt  und  berichtigt  er  die  einander  entgegenstehenden  Ansichten 
von  Hecker  und  Schneider  dahin,  dass  er  im  Gegensatz  zu  Letzterem 
(Callim.  II.  8.  79.  141)  mit  Ersterem  (S.  36)  bei  Snid.  'A^ovg  (statt  "Agyovg) 
%ocToi%i6(M>i  liest,  aber  mit  Schneider  diese  Argonautendichtung  nicht  für 
ein  selbständiges  Werk,  sondern  für  einen  Theil  des  2.  Buchs  der  Ahia 
erklärt  (vgl.  A.  71^),  jedoch  nicht  für  ein  einzelnes  Gedicht,  sondern  für 
einen  Cjclus.  Dann  thut  er  ein  Gleiches  auch  von.  den  Erzählungen  Über 
Herakles  dar,  dergestalt,  dass  in  diesen  auch  Dasjenige  enthalten  war, 
was  E.  über  Phalaris  und  Perillos  und  über  Busiris  sagte.  Diese  letztere 
Untersuchung  ist  später  von  Enaack  Zu  den  Aitien  des  Eallimachos, 
Hermes  XXIH.  1888.  8.  181—141  theils  berichtigt,  theils  bereichert.  Er 
findet  u.  A.  hier  bei  Apoll.  Rhod.  I,  1220  eine  Verweisung  auf  die  ausführ- 
lichere Daritellnng  des  E  und  thut  dar,  dass  Letzterer  die  Hylassage  nur 
berührt  und  nicht  ausführlich  erzählt  hatte.  Vgl.  auch  C.  6.  A.  86.  —  Auf 
E.  geht  auch  die  bei  Pseudo-Ovidins  Epist.  XVII  ff.  und  Musaeos  über- 
lieferte Sage  von  Hero  und  Leandros  zurück;  der  Anfang  des  kleinen  Epos 
von  Musaeos  ist  deutlich  der  Einkleidung  in  den  AhiM  entlehnt.  8.  J.  Elemm 
De  fabulae,  quae  est  de  Herus  et  Leandri  amoribus,  fönte  et  auctore, 
Leipzig  1889.  8.  (Dooiordiss.). 

87)  AnthoL  PaL  VE,  42  (v.  6.  ix  Aißvrig).     Schneider  IL  S.  118  ff. 


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Kallimachos  yon  Eyrene.  355 

geschlossen  hat^  dass  er  an  diesem  Werke  bereits  in  sehr  jugend- 
lichen Jahren,  als  er  noch  in  seiner  Heimat  lebte,  zu  dichten 
begonnen  habe^).  Der  Zeit  des  Streites  mit  Apollonios  gehört, 
wie  schon  angedeutet  ward,  seine  Hekale  an  nach  der  durchaus 
unverdächtigen  Nachricht*^),  er  habe  durch  dies  kleine  Epos 
die  Anschuldigung  widerlegen  wollen,  als  rühre  seine  Anfeindung 
jenes  Mannes  nur  daher,  weil  er  selber  kein  fortlaufendes  episches 
Gedicht  zu  schaffen  im  Stande  sei^^).  Dasselbe  behandelte  das 
Abenteuer  des  Theseus  mit  dem  marathonischen  Stiere  und  seine 
Bewirthung  bei  dem  Auszug  auf  dasselbe  durch  eine  arme,  aber 
gastfreie  alte  Frau  Hekale,  welche  dann  noch  vor  seiner  Rück- 
kehr stirbt.  Der  heroische  Stoff  war  von  Kallimachos  geschickt 
für  seine  Dichtereigenthümlichkeit  und  die  idyllische  Richtung 
seiner  Zeit  ausgewählt,  theils  schon  in  dieser  grossen  Beschränkimg, 
theils  weil  die  Einkehr  bei  der  Hekale  Gelegenheit  zur  Ausmalung 


Daher  Dennt  Prop.  III,  82  (34),  82  die  Ätna  sonmia  CcUltmachi^  s.  A.  71. 
Diese  Erfindung  ward  dann  von  Ennins  in  den  Anmales  (I.  Fr.  V  ff.)  nach- 
geahmt, 8.  Vahlen  Enn.  poes.  rel.  8.  4. 

38)  So  Merkel  a.  a.  0.  S.  XXI,  s.  jedoch  Dilthey  S.  15.  A.  2.  Jeden- 
falls viel  zn  weit  ging  der  Schlass  von  Schneider  Prolegomena  in  Calli- 
maohi  AlxCmv  fragmenta,  Gotha  1861.  4;  S.  1 ,  dass  er  es  damals  und  dort 
auch  bereits  vollendet  habe,  s.  dagegen  die  eignen  Bemerkungen  von 
Schneider  Callim.  IL  S.  114.  Spiro  Prol.  u.  EpiL  in  Lyk.  AI.,  Herrn.  XXIII. 
1887.  S.  200  f.  hat  vielleicht  (doch  s.  d.  Nachträge)  Recht  darin,  wenn  er  von 
den  beiden  denselben  poetischen  Grundsatz  (vgl.  C.  3.  A.  17)  aussprechenden 
Versen  Lav.  Pall.  56.  yA^o£  d'  ov%  ifiog^  äW  ixiqmv  und  Ah,  Fr.  490. 
ßQOvrav  ovx  if^op^  aXXä  Jiog  den  letzteren  fQr  den  späteren  zu  erklären 
geneigt  isi  Aber  weder  seine  Gründe  dafür,  dass  der  Pallashymnos  noch 
aus  der  Schulmeisterzeit  in  Eleusis  (was  mir  freilich  an  sich  nicht  unglaub- 
lich ist,  s.  A.  62)  stamme,  noch  auch  dafür,  dass  die  Ahue  auch  noch 
während  derselben  vollendet  seien,  scheinen  mir  zwingend.  Das  gleiche 
elegische  Versmass  beider  Dichtungen  beweist  Nichts;  höfische  Anspielungen 
fanden  sich  unsers  Wissens  z.  B.  auch  in  der  Hekale  nicht,  und  ob  der 
Dichter  nicht  auch  noch  am  alezandrinischen  Hofe  hie  und  da  auf  aus- 
wärtige Bestellung  arbeitete,  können  wir  mindestens  nicht  wissen.  Vgl. 
Susemihl  Anal  AI.  II.  S.  Vf.  —  Uebrigens  s.  noch  Bergk  Zu  Calli- 
machus,  Rhein.  Mus.  IX.  1854.  S.  188^141  -*  Opusc.  II.  S.  198-201. 

39)  Schol.  H.  Apoll.  106.  iynaXst  Sia  tovroav  tovg* c%(onvovxag  avrov 
fifj  Svvttü^at  noirjüat  (liya  noirifia,  o^sv  '^vciynda^rj  noiijoai  r^v  *E%aXr}v. 
Vgl.  A.  21. 

40)  Die  Vermuthung  von  Naeke  Opusc.  IL  S.  35  ff.  jedoch,  dass  er 
mit  den  Schlussversen  des  Hjmnos  auf  Apollon  (s.  A.  21)  ausdrücklich  auf 
die  Hekale  als  eben  erschienenes  Gedicht  hinweisen  wolle ,  ist  sehr  unsicher. 

23* 


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356    Dreizehntes  Capitel.    E^allimaohos  u.  Pbilemon  d.  Glossograph. 

einer  häuslieb- gemüthlichen  ländlichen  Scene  darbot  ^^).  Die 
sonstigen  Thaten  des  Theseus  waren  episodisch  eingewebt,  zum 
Theil  als  Selbsterzählung  an  Hekale^).  In  Hexametern  war  auch 
die  Galateia  abgefasst^^).  In  der  Einleitung  zu  seiner  "la^ußoi 
betitelten^)  Sammlung  iambischer  und  choliambischer  Gedichte 
scheint  er  sich  als  einen  Hipponax  redivivus,  aber  Ybn  milderem 
Auftreten  bezeichnet  zu  haben^^),  und  so  waren  sie  denn,  wenn 
auch  herbe  Polemik**),  z.  B.  gegen  Euhemeros*'),  in  ihnen  nicht 
fehlte,  doch  sehr  gemischten  Inhalts^).  Zu  den  choliambischen 
gehorten  auch  Fabeln*^.  Seine  Dichter  und  Dichtwerke  ab- 
schildernden und  beurtheilenden  Epigramme  fasste  er,  wie  es 
scheint,  unter  dem  Titel  FQu^pstov  zusammen^),  was  sich  dem 
Sinne  nach  annähernd  durch  „Dichterporträte"  wiedergeben 
lässt.  Unter  den  uns  erhaltenen  63  (oder  vielmehr  62)  Epi- 
grammen^^)  befinden    sich    noch   einzelne    derselben  ^^.     Von 


41)  Einen  gewissen  VergleichongspnDkt  bieten  die  idyllischen  Züge  in 
dem  kleinen  Herakles  des  Theokritos  (s.  Brinker  De  Theoer.  vit.  S.  61  f.) 
dar,  besonders  in  der  Einleitung  (1—10),  wenn  anch  die  Ansmalnng  der- 
selben hier  eine  weit  weniger  umfängliche  ist,  nnd  jedenfalls  hfitte  Brinker 
S.  66  fP.  mindestens  ebenso  gnt  dies  Gedicht  als  das  mit  Unrecht  von  ihm 
für  acht  gehaltene  Herakles  der  Löwentödter  mit  der  Hekale  yergleichen 
können.  —  Als  ein  ro^evroy  inog  {Srj  yccQ  in'  avxm  mpruf  tovg  Movaiiov 
nävtas  icsuis  ndXovs)  preist  die  letztere  Krinagoras  Anth.  Pal.  IX,  646. 

42)  Naeke  Gallimachi  Hecale,  Bonn  1846.  8.  (Opnso.  U)  hat  die  Frag- 
mente Yortrefflich  gesammelt  und  erl&otert,  doch  hat  seine  Darlegung  der 
Composition  des  Gedichts  dnrch  Conat  S.  366^890,  wie  es  scheint,  noch 
manche  nicht  unwesentliche  Berichtigpingen  erhalten.  S.  auch  Heck  er 
Cap.  II.  S.  79  ff.    Schneider  IL  S.  171  ff. 

48)  Fr.  87  b.  Ath.  VH.  284  c. 

44)  Schneider  IL  S.  229  f.  VgL  auch  ten  Brink  De  Callimachi 
choliambis  quibusdam,  Philologus  VI.  1861.  S.  862—864.  Bergk  Opusc. 
IL  S.  201. 

46)  Fr.  92.  86.  90.    Schneider  IL  S.  280  f.  249.  266 ff. 

46)  Schneider  H.  S.  280. 

47)  Fr.  86.    S.  C.  11.  A.  86.  68. 

48)  Z.  B.  Geschichten  der  sieben  Weisen  und  des  Pythagoras  Fr.  88 ^ 
89.  94—96  (Tgl.  C.  6.  A.  87),  litterarische  Notizen,  so  über  Ion  Fr.  88 ^ 

49)  Fr.  98*  ^  YgL  Fr.  87  und  Bergk  üeber  das  Zeitalter  des  Babrius, 
Opusc.  II.  S.  662 1  660  f. 

60)  Fr.  87*  (über  Archilochos).  S.  Schneider  IL  S.  166—168,  vgL 
C.  4.  A.  22.  Damit  ßÜlt  die  Vermuthung  von  Welcker  Ep.  CycL.L  S.  8. 
Anm.,  dass  solche  Epigramme  in  den  nUaxsg  gestanden  hätten. 

61)  Bei  Schneider  ist  die  Zahl  auf  64  durch  Einschiebung  von  III 
gestiegen,  bei  Wilamowitz  durch  Weglassung  yon  HI.  IV  Sehn.  (8  Meineke) 


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Kallimachos  von  Kyrene.  357 

diesen  uns  übrig  gebliebenen^)^  die  höchst  interessant  und  vor- 
trefflich sind***),  hat  er  das  37.  bis  39.  in  Hemiamben  und  künst- 
licheren Yersmassen  gedichtet.  Im  üebrigen  hat  seine  poetischen 
Schöpfungen  das  eigenthümliche  Schicksal  betroffen^  dass  gerade 
die  wahrscheinlich  allerschwächsten  sich  erhalten  haben^  nämlich 
ausser  der  in  der  lateinischen  Uebertragung  des  Catullus  (Coma  Be- 
renices)^^)  auf  uns  gekommenen  Elegie  „die  Locke  der  Berenike'' 


auf  62  gefallen.    Ich  citire  nach  Meineke,  dessen  Zahlen  auch  Wilamo- 
witz  beibehalten  hat. 

62)  NämUch  das  6.,  auf  die  Ol%tikCaq  Slaifig  (vgl.  A.  14)  und  (s.  G.  10. 
A.  4.  41)  das  27.,  auf  die  ^aivoftsva  des  Aratos  bezügliche.  Gewiss  mit 
Recht  nimmt  Schneider  II.  S.  221  an,  daes  im  Fgatpsiov  auch  Fr.  74* 
(über  den  Margites,  s.  A.  14),  Fr.  74^  (über  die  Lyde  des  Antimachos, 
s.  A.  28  und  C.  3.  A.  16)  und  auch  wohl  Fr.  74  (über  den  Tod  des  Me- 
nandros,  s.  G.  8.  A.  41)  standen,  obgleich  sie  allgemeiner  aus  den  Epi- 
grammen citirt  werden. 

53)  Von  denen  die  Grab-  und  Weihepigramme  grossentheils  für  wirk- 
liche Zwecke  auf  Bestellung  gedichtet  zu  sein  scheinen  namentlich  wohl,  als 
K.  noch  als  armer  Schulmeister  in  Eleusis  lebte,  s.  Spiro  a.  a.  0.  S.  200. 

54)  Die  Herausgabe  derselben  ist  noch  bei  Schneider  sehr  mangel- 
haft, s.  Kaibel  Herm.  X.  1876.  S.  1  f .  Von  dem  42.  (bei  Schneider  43.) 
hat  sich  ein  kritisch  nicht  wertbloses  Bruchstück  (oder  vielmehr  zwei 
Bruchstücke)  auf  den  Resten  einer  Wand  von  einem  altrömischen  Hanse, 
dessen  Trümmer  neuerdings  ausgegraben  sind,  gefunden,  s.  Eaibel  De 
Gallimachi  epigrammate  XLIII  ed.  Schneid.,  a.  a.  0.  S.  1 — 6  (nebst  Mit- 
theilongen  von  Buche  1er).  Auster  diesem  der  Movca  naiSi%ri  geweihten 
Epigramm  sind  auch  noch  einige  andere  erotischer  Art,  so  das  28.  (vgl. 
A.  14),  femer  43  ff.  52  (s.  G.  5.  A.  33).  Das  35.,  eine  Grabschrift  auf  ihn 
selber,  ist  interessant  durch  die  Selbstcharakteristik:  sv  (dv  doidriv  eido- 
TOff,  SV  d'  otvtp  TiedQiM  avyysXdaai.  Ueber  das  51.  s.  u.  A.  69 ,  über  das 
32.  V.  Wilamowitz  Hermes  XIV.  1879.  S.  165  f.  --  Ausserdem  s.  G.  Her- 
mann De  loco  Gallimachei  hynmi  in  Delum  et  quibusdam  epigrammatis, 
Leipzig  1847.  4.  Opusc.  VIE.  S.  360—370.  Göttling  Opuso.  acad.  S.  261— 
269.  M.  Haupt  Philologus  I.  1846.  S.  366  f.  »-  Opusc.  I.  S.  189.  Herm. 
II.  1867.  S.  222—224  —  Opusc.  IH,  2.  S.  382-385.  F.  V.  Fritzsche  De 
Gallimachi  epigrammatis,  Rostock  1868.  4.     S.  auch  die  Nachtr&ge. 

55)  Brueggemann  De  G.  Valerii  Gatulli  elegia  Gallimachea  (LXVI) 
dissertatio  critica  (Programm  v.  Arnstadt),  Soest  1830.  8.  (ist  mir  nicht 
bekannt).  Riese  Kallimachos  und  die  Ghalyber,  Rhein.  Mus.  XXXVI. 
1881.  S.  206—209.  Vahlen  Ueber  ein  alexandrinisches  Gedicht  des  Ga- 
tullus,  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  LH.  1888.  S.  1361—1385.  Ob  auch  das 
64.  Gedicht  des  Gatullus  NupUae  Pelei  et  Thetidos  einem  Original  des  E. 
nachgebildet  ist,  wie  (im  Gegensatz  zu  M.  Haupt  De  GatoUi  carmine  LXIV, 
Berlin  1855.  4.  Opusc.  II.  S.  67-89)  Riese  Gatull's  64.  Gedicht  aus  Kalli- 
machos übersetzt,   Rhein.  Mus.  XXI.   1866.  S.  498—509,   W.  Hertzberg 


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358     Dreizehntes  CapiteL    Kallimachos  u.  Philemon  d.  Glossograpli. 

(nXoxaiios  BeQevixrjg)  sechs  Hymnen,  auf  Zeus,  ApoUon, 
Artemis,  Delos,  das  Bad  der  Pallas  {slg  XovtQa  tijg  IlaXXddog) 
und  Demeter,  Ton  denen  der  5.  in  elegischer  Form  gedichtet  ist. 
Sie  waren  ohne  Zweifel  bestimmt  bei  festlichen  Gelegenheiten 
declamirt  zu  werden.  Aus  den  vier  ersten  und  dem  Berenike- 
gedicht  lernen  wir  die  Beziehungen  des  Kallimachos  zum  Hofe 
kennen,  von  denen  wir  sonst  Nichts  wissen,  üeber  die  Ent- 
stehungszeit der  beiden  letzten  lässt  sich,  wie  es  scheint,  auch 
nicht  das  Allerentfemteste  wissenschaftlich  bestimmen.  Beide 
sind  in  dorischem  Dialekt  abgefasst,  und  sonach  war,  gleich  wie 
der  5.  ohne  Zweifel  ftlr  ein  Fest  der  Pallas  in  Argos  auf  Be- 
stellung der  Argiver  gearbeitet  war,  jedenfalls  auch  der  6.  für 
die  Bewohner  irgend  einer  anderen  dorischen  Stadt  bestimmt^*). 
Jene  vier  anderen  aber  waren  zwar  auch  etwa  mit  Ausnahme 
des  4.  nicht  gerade  auf  Bestellung  des  Königs*^**),  aber  doch  in 
dessen  Interesse  verfasst  uud  dienten  dessen  Politik.  Daher  sind  sie 
denn  auch  voll  von  politischen  Anspielungen  und  von  schmeicheln- 
den unmittelbaren  und  mittelbaren  Verherrlichungen  des  Phila- 
delphos  und  der  Seinen,  und  die  Verhältnisse  der  angerufenen 
Gottheit,  die  in  diesen  Hymnen  hervorgehoben  werden,  verbild- 
lichen oft  die  des  Herrschers  und  dienen  diesen  geradeswegs  bloss 
zur  Folie****),  was  denn  freilich  nicht  hindert,  dass  Kallimachos 

üebers.  d.  Catull.  S.  168  f.  und  Weidenbaoh  De  Catullo  Callimachi  imi- 
tatore,  Leipzig  1873.  8.  (Doctordiss.).  S.  9  ff.  wahrscheinlich  za  machen  ge- 
sucht haben,  lasse  ich  dahingestellt.  Jedenfalls  ist  der  Ausgangspunkt  der 
Beweisfahrong,  der  Plural  in  LXV,  16  f.  Ortale,  mitto 'JKiec  expressa  tibi 
carmina  BcUtiadae,  abgesehen  von  der  Gegenbemerkung  Schneiders 
IL  S.  162  (vgl.  S.  791),  hinfällig  geworden,  seitdem  sich  herausgestellt  hat^ 
dass  wahrscheinlich  auch  das  68.  Gedicht  aus  K.  fibersetzt  ist,  s.  A.  73. 
Gegen  Weidenbaoh  s.  überdies  B.  Richter  Jahresber.  II.  S.  1448 f. 

66)  S.  Couat  S.  223—228,  dessen  weiteren  Combinationen  ich  freilich 
nicht  zu  folgen  vermag.  Hiemach  kann  ich  den  auf  den  ersten  Anblick 
anmuthenden  Gedanken  (s.  Wilamowitz  b.  Susemihl  Anal.  AI.  I.  S.  XI f., 
vgl.  Schol.  VI,  1  und  dazu  Beinecke  De  scholiis  Callimacheis ,  s.  A.  102, 
S.  16  f.),  es  sei  dieser  Hjmnos  fSr  eine  Feier  der  Göttin  in  der  alezandrini- 
schen  Vorstadt  Elensis,  als  K.  dort  noch  als  Schulmeister  wirkte,  gedichtet 
worden,  jetzt  nicht  mehr  billigen,  s.  hierüber  auch  Maass  Kallimachos 
und  Kyrene,  Hermes  XXV.  1890.  S.  404.  A.  1.  Die  hierin  angenommene 
Entstehungszeit  kann  freilich  zutreffen,  s.  A.  62.  Ausserdem  s.  Couat 
S.  111  f.  260— 264. 

66*»)  Der  1.  wohl  gewiss  nicht,  s.  A.  69. 

66«)  Ein  würdiges  Seitenstück  dazu  ist  es,  wenn  Theokritos  XVII, 
131  ff.  die  Ehe  zwischen  Eronos  und  Bhea,  Zeus  und  Hera  als  Vorbild  für 


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KallimachoB  von  Eyrene.  359 

aach  in  diesen  Dichtungen  gelegentlich  die  Ergebnisse  seiner 
gelehrten  Mythen-  und  Sagenforschungen  ausspricht^').  Gerade 
die  Anspielungen  auf  Zeitverhältnisse  ermöglichen  nun  aber  hier 
auch  Untersuchungen  über  die  Entstehungszeiten  ^)^  die  indessen 
bisher  auch  mit  Sicherheit  selbst  zu  bloss  annähernden  Resultaten 
nur  theil  weise  geführt  haben.  Wenn  nicht  etwa  jene  beiden  Hymnen 
auf  Demeter  und  auf  Pallas  noch  vorangingen  ^^^),  so  ist  jeden- 
falls der  1.  auf  Zeus  das  älteste  dieser  Machwerke^  und  man 
darf  seinen  Ursprung  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  um  280 
oder   wenig  später  setzen  ^^).     Der  4.  auf  Delos,  wohl  für  eine 

die  des  PhiladelphoB  mit  dessen  Schwester  Arsinoe  darstellt.  Ja  so  weit 
ist  EaUimachos  nicht  einmal  gegangen. 

67)  Wie  in  anderen  seiner  Gedichte,  z.  B.  Fr.  82*.  So  „ist  in,  162. 
Ktfl  yuQ  Ilitdvfj  <fi^8v  sicher  Betonang  seiner  eignen  wissenschaftlichen  An- 
sicht gegen  einen  andern  Gelehrten,  der  dies  bestritten  hatte"  (Eaibel 
Deutsche  L.  Z.  1882.  Sp.  1760). 

68)  0.  Richter  Eallimachne  Hymnen  auf  Zens  nnd  Apollo.  Zwei 
Momente  im  Leben  des  Ptolemaeus  Philadelphus.  Gaben  1871.  4.  Couat 
S.  197—287.    Eannow  S.  88—46.     Maass  a.  a.  0.  S.  400—411. 

68*)  S.  A.  62. 

69)  So  Rannow  S.  88—42  (s.  A.  4).  Gegen  die  Vermuthung  von 
Richter  S.  Iff.,  dieser  Hymnos  sei  geradezu  ffir  die  Feier  der  Thron- 
besteigung des  Philadelphos  286  bestimmt  gewesen,  bemerkt  Rannow 
S.  49  treffend:  „toUus  earminis  candicione  refuUUur,  in  quo  ne  verbum  qui- 
dem  legimus  de  regno  modo  tnito:  nam  8%  usquam,  certe  hie  e  stkntio  poetae 
conicere  aliquid  possumus:  nullo  enim  voto,  nMo  gaudii  indicio  regem  ad 
regnum  accedentem  prosequitur,  nihü  a  dis  vel  ab  love  precatur  pro  eiue 
felicitate  et  aalute^  neqt^e  omnino  cum  ipso  imperii  initio  conveniunt  v,  84  sqq.''. 
Jedenfalls  9,war  er  vielmehr  für  ein  Symposion  von  Privatleuten  (s.  V.  1  ff.) 
gedichtet",  s.  Maass  a.  a.  0.  S.  402.  Im  üebrigen  aber  handelt  sich  Alles 
um  die  Deutung  der  Verse  68  f. 

T99  TOt  xal  yvanol  nqoxBf^Evhq  nsQ  iovxBs 
ovffavov  ovTi  ipkiyriQciv  i%Biv  inidaiaiov  oIhov. 
DasB  dieselben  auf  die  Zeit  um  286,  als  die  älteren  Brfider  des  Philadelphos 
noch  Nichts  gegen  diesen  unternommen  hatten,  am  Besten  passen  würden, 
ist  Richter  und  Brinker  S.  70  zuzugeben,  aber  in  welche  fast  unüber- 
windliche chronologische  Schwierigkeiten  man  mit  dieser  Annahme  geräth, 
ist  A.  4  dargelegt.  Und  da  sich  nun  diesen  Versen  nach  dem  Tode  jener 
Brüder  eine  zum  Theil  freilich  weniger  gut,  zum  Theil  aber  auch  viel 
besser  passende  Deutung  (s.  darüber  bes.  Rannow  S.  40)  abgewinnen  lässt, 
dieselben  aber  andrerseits  (wie  wiederum  Rannow  S.  40  f.  zeigt)  ein 
schlechtes  Compliment  für  Philadelphos  sieben  bis  zehn  Jahre  nach  dessen 
Regierangsantritt  gewesen  wären,  so  wird  man  die  Entstehung  dieses  Hymnos 
nicht  mit  Couat  (s.  A.  4)  möglicherweise  bis  278  oder  gar  275  hinabzu- 
drücken haben. 


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360    Dreizehntes  Capiiel.    Eallimachos  a.  Philemon  d.  Glossograph. 

dorthin  geschickte  Festgesandtschaft ^^^)  bestimmt,  setzt  entweder 
den  Ptolemaeos  des  Theokritos  voraus  oder  umgekehrt  letzteres 
Gedicht  das  erstere^),  ersteres  fallt  aber  auch  bei  jener  Annahme 
noch  in  die  Zeiten  der  ägyptischen  Obmacht  vor  der  Schlacht 
bei  Eos,  also  etwa  zwischen  270  und  266,  bei  dieser  könnte  es 
noch  vor  270  entstanden  sein**).  Von  dem  3.  auf  Artemis  hat 
sich  bisher  nur  so  viel  als  gewiss  ergeben,  dass  er  nach  277, 
aber  nicht,  wie  lange  nachher  er  verfasst  ist^.     Endlich  der 


59^)  Oder  för  den  dortigen  Bhapsodenagon,  wie  v.  Wilamowitz  Ant. 
V.  Kar.  S.  220.  A.  41  will? 

60)  S.  C.  6.  A.  29.  40. 

61)  y.  171  ff.  prophezeit  Apollon  den  Untergang  vieler  Gallier  in 
Aegypteu.  Dies  bezieht  Kopp  Rhein.  Mos.  XXXIX.  1884.  S.  212  (vgl. 
G.  6.  A.  29)  nach  dem  Vorgang  von  Droysen  Hellenism.  III',  1.  S.  270. 
A.  2  (welcher  S.  806  mit  A.  801  seinerseits  freilich,  wenn  auch  zweifelnd, 
den  Ursprung  dieses  Gedichts  bis  266  hinabrücken  wollte)  mit  Becht  auf 
einen  keltischen  Söldnerhanfen ,  welcher  sich  in  dem  Kriege  gegen  Ilagas 
verrätherisch  erwiesen  (Paus.  I,  7,  2),  und  welchen  nach  den  Scholien 
Antigonos  (Gonatas)  dem  Philadelphos  zu  Hülfe  geschickt  hatte,  jedenfalls 
also  wohl  (obgleich  Droysen  schwankt)  entweder  zwischen  276  und  274 
(s.  Häberlin  Philol.  Anz.  XVII.  1887.  8.  180)  oder  wahrscheinlicher,  wie 
Hempel  Qu.  Theoer.  S.  91  annimmt,  erst  nach  272. 

62)  Kaibel  Observationes  criticae  in  AnthoL  Gr.,  Comm.  in  hon. 
Th.  Mommseni  S.  326  ff.  hat  beobachtet,  dass  sich  im  6.  Hymnos  unter 
189  Versen  12  mit  Penthemimeres  ohne  bukolische  Diärese  finden,  im  3. 
ähnlich  21  unter  268,  dagegen  im  6.  nur  4  unter  71,  im  1.  nur  3  unter  96, 
im  2.  nur  8  unter  113  und  im  4.  vollends  nur  8  unter  326  Hexametern,  in 
den  Epigrammen  endlich  gar  keine  (s.  A.  74).  Er  schliesst  daraus,  dass 
der  6.  und  3.  die  ältesten  von  allen  seien.  Allein  der  8.  ist  in  Wahrheit 
später  als  der  1.,  denn  er  setzt  V.  251 — 258  bereits  den  Uebergang  der 
Kelten  nach  Asien  278/7  und  ihren  Streifzug,  den  sie  gegen  die  ionischen 
Städte  imtemahmen  (Paus.  X,  82,  3,  4),  wie  es  scheint,  unmittelbar  nach- 
dem sie  unter  Nikomedes  I  gedient  hatten  (Liv.  XXXVUI,  16,  11—13), 
voraus  (vgl.  Droysen  a.  a.  0.  II",  2.  S.  852  f.  356  f.  m*,  1.  S.  189—198). 
Schon  das  Jahr  dieses  Zugs  ist  nun  aber  unbestimmbar  und  auf  die  Anekdote 
bei  Kleitophon  von  Rhodos  Fr.  8  (s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  867)  Nichts 
zu  geben  (s.  Wiedemann  Philologus  XLVH.  N.  F.  I.  1889.  S.  82),  die  An- 
nahme femer  von  Couat  S.  217—228,  das  Gedicht  sei  fOr  die  ephesische 
Artemis  bestimmt  gewesen,  schwerlich  haltbar  und  seine  Vermuthung, 
welcher  Luebbert  Meletemata  in  Pindari  locos  de  Hieronis  regis  sacer- 
dotio  Gereali  (Bonn  1887).  S.  XIV  und  Wiedemann  beitreten,  dasselbe 
sei  erst  während  des  angeblichen  zweiten  syrischen  Krieges  258—248  ab- 
gefasst,  schwach  begründet.  Ob  ei  überhaupt  einen  solchen  Krieg  gegeben 
hat,  ist  ja  zum  Mindesten  sehr  zweifelhaft.    Weit  eher  sprechen,  worüber 


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KallimachoB  von  Kyrene.  361 

2.  auf  ApoUon,  in  welchem  sich  31  Verse  unter  113  mit  der 
Sagengeschichte  von  Kyrene  beschäftigen,  und  welcher  daher 
ohne  Zweifel  für  das  Hauptfest  des  dortigen  Apollon  verfasst 
war,  steht  aus  ebendiesem  Grunde  mit  der  Wiedererwerbung 
dieser  Provinz  in  Verbindung  und  kann  daher  nur  entweder  etwa 
um  263  entstanden  sein,  als  Philadelphos  und  Magas  ihre  Kämpfe 
durch  die  Verlobung  ihrer  Kinder  Euergetes  und  Berenike  ab- 
schlössen und  sich  so  die  Aussicht  auf  den  Heimfall  von  Kyrene 

auf  Maass  a.  a.  0.  S.  403 — 409  za  verweisen  ist,  gewisse  Anzeichen  (s.  bes. 
y.  18  f.)  dafär,  dass  die  Artemis  dieses  Gedichts  vielmehr  die  der  Heimat 
des  Dichters,  die  Artemis  der  dritten  Phyle  von  Kyrene  der  Ntjoimrai 
(s.  Herod.  IV,  161  vgl.  m.  Ptolem.  Physk.  Fr.  6  b.  Ath.  XII.  649 f)  sei,  nnd  dann 
kann  es  freilich  gleich  dem  Apollonhymnos  (s.  u.)  nicht  vor  263  entstanden 
sein.  Jeden&Us  hätte  ich  (Anal.  Alex.  II.  S.  XXYIII)  auf  der  andern  Seite 
nicht  Gercke  Rh.  Mus.  XLII.  S.  278 ff.  folgen  sollen,  welcher  in  V.  129— 
187  (wie  er  es  öfter  macht)  eine  Anspielung  hineinkünstelt,  vermöge  derer 
dieser  Hymnos  gedichtet  sein  müsste,  als  Philadelphos  seine  erste  Gemahlin 
noch  nicht  Verstössen  hatte,  also  bald  nach  277,  während  nach  dem  ge- 
sunden und  richtigen  ürtheil  von  Wiedemann  hier  überhaupt  gar  keine 
Anspielung  vorhanden  ist.  Im  Uebrigen  liegt  bei  der  Aehnlichkeit  der 
Composition  des  6.  und  6.  Hymnos  (s.  A.  67),  der  völligen  Freiheit  beider 
von  höfischen  und  politischen  Anspielungen  und  der  Anwendung  des  dori- 
schen Dialekts  in  beiden  der  schon  oben  (s.  A.  58^)  angedeutete  Gedanke, 
den  in  der  That,  nachdem  ich  bereits  auf  ihn  verfallen  war,  Spiro  a.  a.  0. 
S.  200  f.  sehr  zuversichtlich  ausgesprochen ,  aber  schwerlich  (s.  A.  38)  ge- 
nügend begründet  hat,  recht  nahe,  dass  diese  beiden  besten  Hymnen  auch 
die  frühesten  seien.  Dieser  Gedanke  würde  eine  Stütze  auch  darin  finden, 
wenn  die  Behauptung  von  Bergk  Rhein.  Mus.  XX.  1866.  S.  288.  No.  31  =» 
Kl.  Schrr.  U.  S.  724.  No.  81  u.  bes.  Gr.  L.-G.  II.  S.  212  f.  218  f.  richtig  wäre, 
dass  beide  und  nur  sie  allein  die  siebengliedrige  Eintheilung  des  Nomos, 
der  6.  des  kitharodischen ,  der  6.  des  aulodischen,  d achbilden. '  Indessen 
stehe  ich  dieser  Hypothese  um  so  zweifelnder  gegenüber,  da  inzwischen 
Kaesebier  De  Gallimacho  voyMv  poeta,  Brandenburg  1873.  4.  eine  eben 
solche  Gliederung  in  dem  2.  und  eine  verkürzte  fünftheilige  in  dem  1.  zu 
entdecken  geglaubt  hat,  und  da  von  den  Vertheidigem  dieser  Bergk- 
Eäsebierschen  Hypothese  Crusius  Woch.  f.  kl.  Ph.  II.  1885.  Sp.  1294  ff. 
IV.  1887.  Sp.  1386  ff.  und  Luebbert  De  Pindari  stndiis  Terpandreis,  Bonn 
1886.  4.  der  erstere  a.  a.  0.  IV.  Sp.  1386  es  aufTsUlig  findet,  dass  Bergk 
nicht  erkannt  zu  haben  scheine,  wie  gerade  der  2.  „das  reinste  Beispiel 
des  kitharodischen  Nomos  darbiete".  Auch  Christ  Gr.  L.-G.  S.  403  (*S.  438) 
meint,  hier  sei  diese  Gliederung  noch  am  Ehesten  durchführbar.  Den  6. 
behandelt  besonders  in  solchem  Sinne  Crusius  Art.  Erysichthon  inRoschers 
Lex.  der  griech.  u.  röm.  Myth.  Ich  kann  diese  Hypothese  hier  nicht  prüfen, 
will  aber,  ohne  abzuurtb eilen,  doch  nicht  verhehlen,  dass  ich  von  ihrer 
Richtigkeit  durchaus  nicht  überzeugt  worden  bin. 


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362    Dreizehntes  Capitel.    Eallimachos  u.  Philemon  d.  Glossograph. 

an  Aegypten  eröffnete  ^^,  oder  aber  248/7,  als  Philadelphos  die 
Annexion  wirklich  vollzogt),  die  noch  vor  dessen  Tode*^)  durch 
die  Vermählung  von  Euergetes  mit  Berenike  besiegelt  ward^. 
Aber  für  die  Zeit  des  litterarischen  Gefechtes  zwischen  Kalli- 
machos  und  ApoUonios,  in  welches,  wie  gesagt,  die  Schlussverse 
gehören,  ist  der  letztere  Ansatz  offenbar  zu  spät,  und  so  bleibt 
nur  der  erstere.  Diese  künstlichen  Producte  verrathen  nun  aber 
sehr  deutlich,  dass  Eallimachos  sie  nicht  mit  rechter  Lust  und 
Liebe,  sondern  unter  dem  Zwange  des  Hofdichters  gearbeitet  hat. 
Sie  sind  trocken  und  gelehrt,  rhetorisch  aufgeputzt,  aber  arm 
an  religiösem  und  poetischem  Gehalt,  wenn  es  ihnen  auch  an 
einzelnen  feinen  und  gelungenen  Zügen  nicht  fehlt.  Verhältniss- 
mässig  am  Ansprechendsten  sind  jene  beiden  Hymnen  auf  Pallas 
und  Demeter.  In  beiden  ist  eine  Erzählung  von  zwei  lyrischen 
Partien  eingerahmt^^),  während  die  Hymnen  auf  Artemis  und 
Delos  am  Meisten  episch,  der  auf  ApoUon  am  Meisten  lyrisch 
gehalten  sind.  Und  so  ist  denn  überhaupt  der  Ton  und  die 
CompositioDSweise  in  verschiedenen  dieser  Gedichte  sehr  ver- 
schieden. Noch  frostiger  berührt  uns  die  höfische  Schmeichelei 
in  der  Locke  der  Berenike  aus  den  ersten  Begierungsjahren  des 
Euergetes*^).     Eher  früher  als  später,   vielleicht  gleich  bei  der 

63)  So  Busch  a.  a.  0.  S.  40.  A.  2.  Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  HP,  1. 
S.  276.  A  1. 

64)  So  Richter  S.  6  f.  und  Conat  S.  229  ff. 

65)  S.  Droysen  a.  a.  0.  S.  847.  A  8.  *^ 

66)  S.  bes.  Instin.  XXVI,  3,  6.  Gercke  Alex.  Stud.  1.  Die  Regierungs- 
zeit des  Magas  von  Eyrene,  Rhein.  Mus.  XLII.  S.  262-267,  auf  den  hier 
neben  Droysen  anch  wegen  der  übrigen  Belegstellen  verwiesen  sei,  zeigt, 
dasB  Magas  entweder  800—251  oder  296—247  regiert  hat. 

67)  Conat  S.  250—254.  Vgl.  A.  62.  Eine  Aehnlichkeit  mit  der  Com- 
position  von  Lykophrons  Alexandra,  wie  sie  Spiro  a.  a.  0.  S.  199  ziemlich 
künstlich  aufsucht,  vermag  ich  hierin  nicht  zu  finden. 

6S)  Bekanntlich  weihte  Berenike,  als  Euergetes  gleich  nach  der  Ver- 
mählung in  den  Rachekrieg  gegen  Syrien  ziehen  musste,  für  die  glück- 
liche Rückkehr  ihres  Gatten  ihr  Haar  in  den  Tempel  der  Aphrodite  Ze- 
phyriti».  Als  aber  diese  Rückkehr  wirklich  erfolgte ,  war  es  verschwunden, 
indessen  der  galante  Astronom  Eonon  entdeckte  es  am  Himmel  wieder, 
indem  er  mit  diesem  l^amen  ein  Sternbild  in  der  nördlichen  Halbkugel 
zwischen  der  Jungfrau,  dem  Lüwen^  dem  grossen  Bären  und  dem  Bootes 
taufte,  Catull.  LXVI,  7  ff.  Pseudo-Eratosth.  Catast  12.  Mythogr.  ed.  Wester- 
mann p.  363,  vgl.  Hygin.  Astron.  H,  24  (Interpolation  aus  Catull.,  wie 
Haupt  Opusc.  I.  S.  60 f.  nachgewiesen  hat).  C.  28.  A.  82.  Gewöhnlich 
wird  243  als  Zeit  der  Rückkehr  des  Euergetes  angenommen.   Busch  a.  a.  0. 


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EallimachoB  von  Kyrene.  363 

Vermählung  der  Berenike  ist  das  51.  Epigramm  abgefasst*^),  in 
welchem  sie  als  die  vierte  der  Chariten  gepriesen  wird.  Der 
Hymnos  auf  das  Bad  der  Pallas^  das  Haar  der  Berenike^  der 
Ibis  und  ein  Siegesgedicht  für  Sosibios^^)  sind  übrigens  die 
einzigen  Elegien^  welche  wir  von  Ealliraachos  theils  mit  Sicher- 
heit, theils  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  noch  ausser  den  Jttia 
kennen ^^).     Wohl  aber  verfasste  er  auch  künstlichere  lyrische 


S.  17—21,  geleitet  von  der  Tendenz  (s.  G.  12.  A.  68  f.)  den  Eallimachos 
auch  nicht  einmal  bis  dahin  leben  zu  lassen,  bemüht  sich  eifrig  zu  zeigen, 
dass  sie  schon  246  erfolgt  sei  oder  wenigstens  (was  man  ihm  freilich  wohl 
wird  einr&amen  müssen)  erfolg^  sein  könne. 

69)  S.  Busch  a.  a.  0.  S.  22.  A.  18.  Dasselbe  im  Gegentheil  mit  Couat 
S.  43  erst  mehrere  Jahre  nach  der  Hochzeit  anzusetzen  ist  wohl  in  der 
That  kein  genügender  Grund  yorhanden.    Uebrigens  s.  C.  6.  A.  27. 

70)  Fr.  69  b.  Ath.  IV.  144  e.  Ssotpgaötog  iv  xm  n^og  Kaeavdqov  n^ql 
ßaaiXeütg  {tl  yvijaiov  %6  avyygafi^'  noXXol  yoiQ  avx6  tpaaiv  slvai  Zmaißiov, 
tig  ov  KaXXlfiaxog  o  notriTrig  In^vUiov  iXeysiecnov  inolrjae)  x.  t.  X.  Vgl. 
Schneider  IL  S.  219  f.   C.  21.  A.  406^ 

71)  Hinsichtlich  des  Ibis  s.  A.  19.  Der  Versuch,  welchen  im  Anschluss 
an  Jos.  Scaliger,  Valckenaer  und  W.  Hertzberg  neuerdings  A.  Otto 
De  fabulis  Propertianis,  Bresl.  1880.  8.  S.  2  ff.  und  besonders  W.  Lange 
a.  a  0.  (s.  A.  81).  S.  8 ff.  nicht  ohne  Scharfsinn  gemacht  haben,  nachzu- 
weisen, K.  habe  auch  eigentliche  Liebeselegien  wie  Philetas  gedichtet, 
scheitert  sofort  an  Prep.  HI,  82  (84),  81  f. 

tu  sa^tM  memarem  ItAsm  imitere  Phiktan 
et  non  inflati  somnia  Callimachi. 
Verbindet  man  hier  non  mit  inflatiy  so  ist  dies  ohne  Weiteres  klar.  Aber 
auch  wenn  man  mit  Sc  all  gor  und  Lange  zu  non  vielmehr  in  einer  auch 
grammatisch  nicht  unbedenklichen  Weise  imitere  ergänzt,  steht  die  Sache 
nicht  anders.  Denn  warum  wird  dann  im  Gegensatz  zu  der  Nachahmung 
der  Atucc  des  E.  bloss  die  der  Liebeselegien  des  Philetas  und  nicht  auch 
des  E.,  wenn  es  solche  von  diesem  überhaupt  gab,  empfohlen,  sofern  doch 
E.  bloss  in  Bezug  auf  die  ACxia  als  inßatus  getadelt  werden,  Propertius 
aber  mit  dessen  Liebeselegien  ganz  einverstanden  sein  soll?  Dass  aber 
überdies  Lange  für  die  zweite  Gonstruction  Beachtenswerthes  beibringt, 
kann  man  zugeben,  dennoch  ist  es  geradezu  eine  Unmöglichkeit,  dass 
Propertius,  welcher  H,  1,  40  an  E.  vielmehr  das  angustum  pectus  rühmt 
und  nach  Langes  eignem  Zugeständniss  wiederholt  die  Attta  nachahmt, 
den  allgemein  (s.  A.  94)  bei  den  BOmem  und  sonst  von  ihm  selbst  (vgl! 
G.  4.  A.  22)  hochgefeierten  Elegiendichter  hier  mit  einem  Male,  wenn  auch 
nur  in  Bezug  auf  die  Akta ,  als  inflatus  herabsetzen  sollte.  Die  Berufung 
auf  Lukianos  (s.  A^  29)  ist  hier  ganz  ausser  dem  Platze.  Und  so  bleibt 
denn  nichts  Anderes  ftbrig  als  bei  den  Gedichten,  in  denen  E.  seine  eignen 
Liebesverhältnisse  besang  (s.  bes.  Ovid.  Trist.  U,  867  f.,  welche  Stelle  sich 
in  der  That  unmöglich  mit  Bohde  S.  89.  A.  1  auf  die  ACtw  deuten  lässt. 


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364    Dreizehntes  Gapitel.    Ealliinachos  u.  Philetnon  d.  Glossograph. 

Dichtungen  (MiXt^y^^),  zu  denen  gewissermassen,  wie  bemerkt, 
auch  ein  Theil  seiner  Epigramme  gehörte.  In  choriambisch- 
logaödischen  Versen  war  Branchos  gedichtet,  die  Geschichte 
des  gleichnamigen,  von  Apollon  geliebten  und  mit  Sehergabe 
beschenkten  Hirten"),  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  war 
Eallimachos  auch  der  Erfinder  der  Eybeledichtungen  in  der 
ihnen  meisterhaft  entsprechenden  Form  der  eben  davon  so  ge- 
nannten Galliamben  (d.  i.  katalektischer  ionischer  Tetrameter 
a  minore  mit  allen  möglichen  Freiheiten,  besonders  auch*häufiger 
Anaklase),  so  dass  wir  in  dem  Attis  des  CatuUus  wiederum  eine 


auch  Rem.  769  f.  Ars  am.  329),  neben  einem  in  dieser  Hinsicht  gar  sehr 
in  Betracht  kommenden  Theil  der  Epigramme  (s.  A.  64  nnd  Ranch  3.  9) 
mit  Schneider  II.  S.  18 f.  an  die  MiXri  (s.  Jl  11^)  oder  einen  Theil  der- 
selben zn  denken,  znmal  da,  wie  Schneider  bemerkt,  anzweifelhafte 
Reste  von  ihnen  (Fr.  116.  118.  191)  einen  derartigen  erotischen  Charakter 
an  sich  tragen.  Die  'Eleyeia  des  K.  werden  nnr  einmal  (Et.  M.  Jvaiv, 
290,  50)  angefahrt,  nnd  das  betreffende  Bmchstäck  (67)  stammt  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  aus  den  Ai^tia  und  speciell  der  Eydippe,  s.  Schnei- 
der II.  S.  214  ff.    Vgl.  auch  C.  14.  A.  107. 

71^)  In  dem  Verzeichniss  von  Schriften  des  K.  bei  Suid.,  welches  anf 
VoUständigkeit  keinen  ADspmch  erhebt  (toiv  9*  clvxqv  ßißXCoiv  ierl  %al 
Tovra,  vgl.  D.  Volkmann  De  Suid.  Biogr.  II,  Symb.  Bonn.  S.  726  f.),  in 
welchem  aber  neben  anderen  die  bekanntesten,  jlhta,  Hekale,  Hymnen, 
lamben,  Epigramme,  Fgatpsiov  fehlen,  stehen  MiXrj  zwischen  dgaiiara  und 
^Ißis.  Daraus  hat  Schneider  II.  S.  18 f.  einen  falschen  Schluss  gezogen. 
Ungleich  richtiger  nämlich  als  er  II.  S.  2—83  urtheilt  über  diesen  Katalog 
Daub  De  Suid.  Biogr.,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XI.  S.  460—466,  welcher 
(mit  Wachsmnth)  die  ürgestalt  desselben  auf  Asklepiades  von  Myrleia 
nB(fl  ygaiifiattTiöiv  (s.  G.  26.  A.  96)  zurückfahrt  und  nachweist,  dass  sie 
nicht,  wie  Schneider  meinte,  roh  alphabetisch,  sondern  nach  Fächern  . 
und  erst  innerhalb  jedes  Specialfachs  genau  alphabetisch  angeordnet  war. 
Freilich  in  dem  jetzigen  Auszug  erscheinen,  wie  Schneider  nicht  ent- 
gangen ist,  mehrfach  Titel  von  Theilen  neben  dem  des  umfassenden  Werks 
oder  erstere  allein,  während  der  letztere  jetzt  fehlte  so  'jQyovg  %atot%iafjMC 
(s.  A.  36)  und  auch  wohl  (s.  Schneider  II.  S.  17  f.)  StfAilri  ohne  die  Jhia, 
so  dass  also  dieser  letztere  Titel  im  ursprünglichen  Verzeichniss  wohl  vor 
beiden  stand:  ^jlhiay  ZeikiXrj  'Agyovg  xaxoiniöiioi  oder,  wie  Daub  S.  466 
nach  Wachsmnth  meint,  schon  vor  'lovg  atpi^ig,  so  dass  auch  schon  dies 
und  auch  die  drei  folgenden  Titel  noch  'jlgnadün,  rXav%og,  'EXnCdig  mit  zu 
den  AhuL  gehörten.     Weiter  s.  A.  88.  84.  87. 

72)  Uns  noch  aus  Kon.  38  und  Lactant.  Placid.  z.  Stat  Theb.  VIII,  198 
näher  bekannt.  S.  Knaack  Anal.  Al..Rom.  S.  48—62.  Der  Vers  ist  dieser: 
j.  \j  \j  ^  ^\j  \j  ^  _^w_  j.\j  \j  -  \j  -\j  (vgl.  Heph.  p.  67  u.  Et.  M.  274,  44 
s»  Fr.  36.  Tereni  Maur.  1886  ff.).    Bei  Suid.  steht  der  Titel  nicht. 


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Kallimachos  von  Kyrene.  365 

Nachahmung  eines  Ton  ihm  herstammenden  Originals  besitzen^'). 
Seine  Tragoedien^  Satyrdramen  und  Eomoedien  waren 
schwerlich  für  die  Aufführung  bestimmt'*^).  Sehr  kunstvoll  ist 
übrigens  auch  der  Versbau  des  Eallimachos  sowohl  im  Hexa- 
meter wie  im  Pentameter'*).    Von  seinen  Prosaschriften  sind  die 

73)  S.  V.  Wilamowitz  Die  Galliamben  des  Kallimachos  und  Catullns, 
Herrn.  XIV.  1879.  S.  194—201.  Heph.  p.  12  führt  zwei  solche,  offenbar  von 
Catall.  a.  a.  0.  nachgeahmte  Verse  an,  die  also  wohl  von  K.  sind. 

73'»)  Welcker  Gr.  Trag.  III.  S.  1269  macht  in  dieser  Hinsicht  die  in 
der  Praxis  beispiellose  Verbindung  des  Tragoedien-  und  Komoediendichters 
mit  Aecht  geltend.    Vgl.  Lobeck  Aglaoph.  S.  976 f. 

74)  S.  hierüber  besonders  Lobe  a.  a.  0.,  Eaibel  an  der  A.  62  angef.  St. 
(vgl.  Philodemi  epigrammata,  Greifswald  1886.  8.  IV  f.),  Prahl  Quaestiones 
metricae  de  Callimacho,  Halle  1879.  8.  (Doctordiss.),  Beneke  De  arte  me- 
trica  Callimachi,  Strassburg  1880.  8.  (Doctordiss.).  Beitr&ge  zur  Metrik  der 
Alexandriner  (wo  über  die  Wörter,  Wortformen  u.  Versstellen  gehandelt  wird, 
aufweiche  K.  die  Elision  beschränkt),  Berlin  1883.  4.  (Programm  von  Bochum), 
Heep  Quaestiones  Gallimacheae  metricae,  Bonn  1884.  8.  (Doctordiss.)  und 
die  Nachträge.  Vgl.  Ludwich  De  hexametris  poetarum  Graecornm  spon- 
diacis,  Halle  1866.  8.  Thionville  De  arte  Callimachi  poetae,  Paris  1866 
und  Couat  Notes  sur  la  versification  des  hymnes  de  Gallimaque,  Annales 
de  la  facultä  des  lettres  de  Bourdeaux  1882.  No.  2.  S.  77—87  standen  mir 
nicht  zu  Gebote.  Ich  muss  mich  hier  auf  einige  allgemeine  Grundzfige  be- 
schränken; namentlich  auf  die  positio  debilis,  die  correptio  Attica  und  die 
Behandlung  der  Versschlüsse  kann  ich  hier  so  wenig  wie  bei  Theokritos 
eingehen:  hier  ist  neben  den  genannten  Abhh.  auch  auf  Hilberg  Das 
Princip  der  Silbenwäguug,  Wien  1879.  8.  unter  Berücksichtigung  der  von 
Beneke  und  Heep  gegen  ihn  geübten  Kritik  zu  verweisen.  In  Bezug  auf 
die  correptio  Attica  s.  auch  noch  die  gute  Untersuchung  von  G.  Wentzel 
De  duobus  locis  Callimacheis  («  H.  V,  71.  £p.  LXII,  2),  Genethliacon 
Gottingense,  Halle  1888.  S.  22—26  (gegen  Eaibel  und  Wilamowitz). 
Im  Uebrigen  ist  in  Bezug  auf  den  Hexameter  das  Meiste  schon  C.  6.  A.  62 
angedeutet.  Das  Vorwiegen  der  Daktylen  vor  den  Spondeien  ist  ganz  be- 
trächtiioh  stärker  als  bei  Homeros,  und  zwar  in  den  Epigrammen  der- 
gestalt, dass  sich  unter  139  Hexametern  46  ohne  Spondeien  finden.  Von 
den  Formen  mit  Spondeios  an  fünfter  Stelle  behält  E.  nur  di^enigen  4  bei, 
in  denen  mehr  als  ein  Dakiylos  unmittelbar  vorangeht,  und  im  1.  Hymnos 
ddsds,  ebenso  vereinzelt  und  nur  unter  besonderen  Umständen  auch  noch 
sd9d8,  dssds;  ein  Gleiches  gilt  von  ddssd,  ssadd,  dssd;  der  Spondeios  an 
dritter  Stelle  ist  also  überhaupt  bei  ihm  nur  eine  seltne  Ausnahme.  Die 
bukolische  Diärese  ist  auch  bei  E.  sehr  häufig^und  tritt,  wie  schon  A.  62 
dargelegt  ist,  in  den  Epigrammen  ausnahmslos  da  ein,  wo  vorher  die 
Penthemimeres  zur  Anwendung  gelangt  ist,  während  in  den  Hymnen  dies 
G^ete  minder  streng  durchgeführt  ist  (s.  Heep  S.  7  gegen  Eaibel),  aber 
auch  hier  wird  in  den  Ausnahmsfällen  die  Penthemimeres  wenigstens  nur 
im  Daktylos,   dagegen  im   Spondeios   nur  ganz  vereinzelt  aus  besonderen 


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366    Dreizehntes  CapiteL    Eallimachos  n.  Philemon  d.  Glossograph. 

nivaxBq  schon  besprochen ^^).  Eine  andere  handelte  über  die 
Werke  und  Proyinzialismen  des  Demokritos'^).  In  der 
an  Praxiphanes^^  rühmte  er  den  Aratos,  gedachte  also  wahr- 
scheinlich der  gemeinsamen  Studien^  welche  dieser  und  er  selbst 
bei  jenem  ihrem  alten  Lehrer  gemacht  hatten ,  wenn  das  natürlich 
auch  nicht  der  einzige  und  eigentliche  Inhalt  dieses  sicherlich 
litterarische  Fragen  besprechenden  Buches  war'®).  Dazu  kamen 
allerlei    antiquarische    Miscellen,   nämlich  ^Txoiivrjfiata   toto- 


Grflnden  zagelassen.  Das  Gesetz  der  Vermeidung  des  8pondeios  Tor  der 
bukolischen  Di&rese  wird  strenger  als  bei  Theokritos,  yiellelcht  ansnahmslos 
innegehalten.  In  den  Pentametern  ist  der  Daktylos  an  erster,  der  Spon- 
deios  an  zweiter  Stelle  mehr  denn  dreimal  so  häufig  als  alle  drei  anderen 
(nahezu  gleich  oft  vorkommenden)  Formen  zusammen  (s.  Beneke  Diss. 
S.  8f.  gegen  Kai  bei).  In  den  Pentametern  der  Epigramme  findet  sich 
kein  Hiatus,  selbst  nicht  in  der  Pause  inmitten  des  Verses,  in  denen  des 
Hjmnos  auf  Pallas  ein  einziger  mit  Verkürzung  der  ersten  Silbe.  In  den 
Hexametern  der  elegischen  Distichen  hat  sich  E.  diesen  Hiatus  auch  nur 
am  Ende  des  Daktylos  und  höchst  selten  gestattet,  in  den  Epigrammen 
zweimal  an  erster  Stelle  und  zweimal  yor  der  bukolischen  Diärese,  in  der 
zweiten  Silbe  des  Daktylos  überhaupt  nie.  Viel  grössere  Licenzen  im  Vers- 
bau erlaubte  sich  Apollonios  (s.  C.  14.  A.  67),  so  dass  auch  dies  sicherlich 
den  Unwillen  des  E.  gegen  ihn  erregte;  nur  aber  war  dies  nicht,  wie 
Hilberg  S.  263  f.  und  Beneke  Progr.  S.  6  meinen,  der  eigentliche  oder 
gar  einzige  Grund  des  Streits.  Von  den  Epigrammendichtern  schlössen 
sich  gleichfalls  die  nächstfolgenden  seiner  Verstechnik  nicht  an;  zuerst 
that  es  annähernd,  wie  es  scheint,  Antipatros  von  Sidon,  dann  Meleagroa, 
Philodemos  und  Andere,  s.  Eaibel  Philod.  ep.  a.  a.  0.  C.  32.  A.  226.  C.  36. 
76)  S.  C.  12.  S.  337  ff.  (A.  43  ff.). 

76)  Wenn  anders  der  Titel  72/ya|  tcov  /iriyMnQCzov  ylmaamv  ucd  avw- 
xuYfuitav  richtig  bei  Suid.  überliefert  ist  oder  auch  yielmehr  ursprünglich, 
wie  Daub  S.  466  meint,  77.  t.  d.  awx.  xal  ylatoemv  lautete,  darf  man  dies 
nicht  mit  Schneider  IL  S.  12  f.  als  einen  Theil  der  Wvaxsg  ansehen,  da 
in  letzteren  die  ylSacM  Nichts  zu  suchen  hatten,  sondern  es  war  dies  eine 
freilich  wohl  durch  die  UCvmMq  angeregte,  aber  doch  auch  mit  den  sonstigen 
Studien  des  E.  (vgl.  die  i^iiuxl  ovQ^uciaC}  eng  zusammenhängende  Neben- 
arbeit, vgl.  Daub  S.  466  f. 

77)  Auch  sie  fehlt  bei  Suid.  Nach  den  jetzt  gewonnenen  Ergebnissen 
(s.  C.  2.  A.  760.  C.  16.  A.  4.  6.  8.  10.  42)  kann  kein  Zweifei  mehr  darüber 
sein,  dass  in  diesem  Falle  vqog  IlQa^updvrjv  ,9an**  und  nicht  „gegen** 
Praxiphanes  bedeutet,  was  Schneider  II.  S.  360  f.  noch  dahingestellt  Hess. 

78)  Vgl.  auch  Dilthey  Cyd.  S.  18.  Anm.  u.  C.  14.  A.  179^  C.  16.  A.  88^ 

79)  Schneider  II.  S.  363  ff.  Auch  dieser  Titel  fehlt  übrigens  bei 
Suid.,  ebenso  die  beiden  folgenden. 

80)  Schneider  H.  S.  287  f.        81)  Schneider  II.  S.  288—290. 


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Kallimacbos  von  Kyrene.  367 

vri6(BV  xal  TtoXsmv  xal  ^stovoiia6iai^^),  das  geographische 
Sammelwerk  Äfpl  täv  iv  tjj  oixovfisvr]  not cciimv^^  und  natur- 
historische Denkwürdigkeiten,  Saviidtcov  (?)  täv  a^g  (?)  axa- 
6av  triv  yijv  xatcc  toxovg  ovtcov  övvaycnyri^  das  erste  Werk 
dieser  Art^),  und,  wenn  anders  dies  eine  selbständige  Schrift 
war®^),  über  die  Vögel  {tcsqX  oQvicov),  in  welcher  letzteren 
Arbeit  er  sich  an  die  Thiergeschichte  des  Aristoteles  anschloss^). 
Femer  kennen  wir  ein  Werk  über  verschiedene  Benennungen 
derselben  Gegenstände  in  yerschiedenen  Gegenden,  'E^vtcoI  ovo- 
IMcöüct^"^).  Von  besonderem  Interesse  ist  noch  die  Schrift  nsQl 
aycivmvj  weil  sie  nächst  der  des  Duris^'**)  die  ohne  Zweifel 
lange  Reihe  dieser  Art  von  Schriften  eröffnete,  in  welchen 
namentlich  auch  über  die  Lebensgeschichte  und  Legende  der 
Athleten    ein    sehr   reichhaltiges    Material    aufgehäuft    wurde  ^^). 


82)  Wir  kennen  den  Titel  nur  ans  Snid.  und  haben  kein  Fragment 
dieses  Werks,  s.  jedoch  Schneider  II.  S.  828—885. 

88)  Statfc  dessen  steht  bei  Said,  der  Titel  eines  Theils  neql  tmv  iv 
Evgmny  noxayi^v.  Der  eines  anderen  nBQl  xmv  nat'  'Aciuv  noxccftciv  findet 
sich  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1166.     Schneider  IL  S.  12.  827—329. 

84)  Viel  benatet  besonders  yon  Antig.  Ton  Eaiyst. ,  s.  C.  17.  A.  56.  56  ^. 
Schneider  II.  S.  829—860.  Wiederam  giebt  Said,  aasserdem  den  TheiU 
titel  ntgl  t&v  iv  TleXonowricm  %al  'itaXCa  ^avfiaaüov  %al  naffado^onv.  In  dem 
ursprÜDglichen  Katalog  waren  die  drei  letztgenannten  Schriften  wohl  anter 
der  Babnk  rsmyQcctpixa  zasammengefasst,  s.  Daab  S.  466.  —  E.  bezeichnete 
in  jedem  dieser  Aaszüge  seinen  Quellenschriftsteller :  Etesias,  Eadozos,  Theo- 
pompos, 'Aristoteles  (Pflanzengeschichte  and  Politie  der  Eymaeer),  Lykos, 
Timaeos,  Amometos  a.  s.  w.   In  Bezng  auf  den  richtigen  Titel  s.  d.  Nachträge. 

86)  S.  A.  87. 

86)  Wie  die  Fragmente  lehren,  s.  Schneider  II.  S.  290—297.  Einmal 
citirt  Ath.  IX.  388  d  fiilsch  ns^l  oi^l^oav,     ' 

87)  Ath.  VD.  829  a  (—  Fr.  38).  Nor  Theile  von  diesem  Werk  sind  bei 
Said,  durch  die  Titel  it^ql  ii,etovo(Mic£ag  (Hatovofiaaüxg  richtig  Daaba.  a.  0.) 
l%^mv  and  ntql  (nettovofkao^agy  avifMov,  Tielleicht  auch,  wie  Daab 
will,  niQl  (^natovoiucaiagy  OQviatv  (vgl.  A.  86.  86)  and  wohl  auch  durch 
Mr\vAv  nQoeriyoffiai  nucxä  iOvog  nal  noXstg  bezeichnet.  S.  Schneider 
IL  S.  16-17.  169—171.  822 f. 

87^)  S.  C.  21.  A.  826.  826 ^  826.  Der  nächste  Nachfolger  sodann  des 
E.  in  dieser  Art  von  Schriftstellerei  war  sein  Schüler  Istros,  s.  C.  21.  A.  624. 

88)  8.  Dilthey  AnaJ.  CalL  S.  21  ff.,  Lange  a.  a.  0.  S.  24  and  bes. 
Laebbert  De  Pindari  poetae  et  Hieronis  regis  amicitiae  primordiis  et  pro- 
gressa,  Bonn  1886.  4.  S.  XII  — XX IL  Ausdrücklich  erwähnt  wird  diese 
Schrift  nar  einmal  bei  Harpokr. "i^xTi«  (=-  Fr.  1),  and  Schneider  IL  S.  116 f. 
will  hier  vielmehr  ein  Brachstück  der  Jhuc  erkennen,  aber  Dilthey  hat 
mit  Recht  (trotz  Schneider  IL  S.  679  und  Anderen)  vermnthet,  dass  die 


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368    Dreizehntes  Capitel.    Eallimaohos  u.  Phüemon  d.  Glossograph. 

Irgend  ein  Sammelwerk  war  wohl  jedenfalls  auch  das  Mov* 
östov^^).  Dass  yermuthlich  schon  sein  älterer  Zeitgenosse  Zeno- 
dotos  es  war,  welcher  aus  seinen  historischen  Denkwürdigkeiten 
(7}jto(iviifiata  t^xoQiTca)  einen  Auszug  machte,  ist  bereits  bemerkt 
worden  ®®**).  Der  Gesammtumfang  seiner  Schriften  wird  auf  über 
800  Bücher  angegeben*^). 

Legende  über  die  Apotheose  des  Faostkämpfers  Pjthermos  bei  Plin.  N.  H. 
YII.  §.  162.  consecrMus  est  vivos  sentiensque  etusdem  oraculi  itissu  et  lovis . . . 
adatipülatu  Euthymus  pycta,  semper  Olympiae  victor  et  semel  victus.  paUria 
ei  Locri  in  Italia.  ibi  imaginem  eius  et  Olympiae  alteram  eodem  die  taetam 
fulmine  Callimachum  tU  nihil  aUttd  miratum  video  det4mque  ei  (so  Dilthey  f. 
ad  eutnque)  ittssisse  sacrificari,  quod  et  vivo  factitatum  et  mortuo,  nihHque 
adeo  mirum  wnquam  (so  Dilthey  f.  oM%td  quam)  placuisae  dis  in  ihr  stand, 
woran  sodann  Lübbert  die  weitere,  sehr  ansprechende,  wenn  auch  nicht 
sichere  Muthmassung  gereiht  hat,  dass  die  ähnlichen  Legenden,  welche 
OenomaoB  bei  Enseb.  P.  E.  Y,  34  über  drei  andere  Athleten  erzählt,  von 
ihm  ans  ebendieser  Schrift  entnommen  seien.  Die  Athletengeschichten 
wurden  nämlich,  wie  Lübbert  femer  darlegt,  in  den  Werken  xs(fl  aytovatv 
unter  verschiedene  Rubriken  gebracht,  deren  eine  das  Verhalten  solcher 
Kämpfer  zum  weiblichen  Geschlecht  (Istr.  Fr.  48  b.  Clem.  Str.  lil.  447  C. 
Schol.  Plat.  Leg.  VIU.  889.  E.  Aelian.  V.  H.  II,  24.  III,  80.  X,  2)  war, 
während  in  einer  anderen  sonach  Beispiele  von  solchen  Mäimem  dieser 
Art,  welchen  die  (Götter  besondere  Ehren  erwiesen,  gesammelt  wurden, 
und  so  lassen  sich  noch  andere  Gruppen  nachweisen,  s.  z.  B.  Philostr. 
Gymn.  20.  Solche  Schriften  waren  natürlich  eine  besondere  Fundgrube  für 
Sammler  wie  Aelianos,  s.  Hirt  De  fontibus  Pausaniae  in  Eliacis,  GhreifiB- 
wald  1878.  S.  26  f.,  aber  auch  Pansanias  hat  im  6.  B.  zwei  wohl  kürzere 
Angaben  in  seinem  Olympionikenverzeichniss  gefanden,  aber  namentlich 
für  seine  längeren,  theils  legenden-,  theils  anekdotenhaften  Erzählungen, 
wie  z.  B.  über  jenen  Euthymos  6,  4 — 11  und  Milon  14,  2 — 8,  wie  Lübbert 
richtig  urtheilt,  auch  eine  oder  mehrere  solche  Quellen  benutzt,  vgl.  auch 
Hirt  S.  20 ff. 

89)  Nur  bei  Suid.  enn^hnt.  Es  sind  viel  nutzlose  Vermuthungen  über 
dies  Buch  gemacht  worden.  Den  einzigen  Anhalt  giebt  m.  E.  das  gleich- 
betitelte  ältere  Werk  des  AUddamas.  und  daher  glaube  ich  auch  nicht,  dass 
das  des  E.  ein  Gedicht  gewesen  sei.  Anders  freilich  Schneider  H.  S.  286— 
287.  —  Ueber  die  Gedichttitel  'lovq  a^ili?,  'Af^adCa^  lUavxo^,  'Elnlü^q 
bei  Suid.  s.  ausser  Schneider  H.  S.  18.  88—86.  148 f.  166 f.  168  auch 
oben  A.  71^.  Der  Schluss,  welchen  man  aus  Fr.  196.  Uq^v^nq^  m  isivB, 
yd(iov  xnnaßttXXofi'  deideiv  gezogen  hat,  dass  er  auch  ein  eignes  Gedicht 
!il^tyo7}ff  ya/Lioff  verfasst  habe,  ist  nicht  ganz  sicher,  s.  Schneider  IL  S.  446f. 
Ein  Prosawerk  endlich  war  nsgl  Aoyddmv^  citirt  Schol.  k  Theocr.  II,  120: 
EL  führt  in  diesem  Bruchstück  seinerseits  die  Kogtvd'iccnd  des  Dichters 
Diodoros  an.    S.  Schneider  IL  S.  288—286.     Vgl.  C.  14.  A.  41  f. 

89'»)  C.  12.  A.  26—29. 

90)  Bei  Suid. 


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Eallimaohos  von  Eyrene.  369 

Zu  den  späteren  Nachahmern  des  Kallimachos  gehören  auch 
Nonnos  und  Gregorios  von  Nazianz^),  zu  seinen  Gegnern  Anti- 
partros  von  Thessalonich,  welcher  im  Gegensatz  zu  ihm  -den 
Antimachos  preist^).  Bei  den  Römern  galt  er,  wie  schon  ge- 
sagt^^),  im  Allgemeinen  als  der  erste  Elegiker  wie  Homeros 
als  der  erste  Epiker^).  Wie  weit  er/ abgesehen  von  den 
jihiaj  den  lamben  und  den  Dichterporträten  Sammlungen  von 
Gruppen  seiner  Dichtwerke  herausgab,  steht  dahin.  -  Sicher 
war  eine  nach  Gattungen,  wie  '^r/xvc*,  MiXrj^  'ETCtyQafifiata, 
"la^ißot,  geordnete  Ausgabe  derselben  schon  yor  Christi  Geburt 
Torhanden.  So  hatte  der  jüngere  Plinius  eine  vollständige  Samm- 
lung der  Epigramme  vor  Augeü^^),  und  gleichzeitig  verfasste  zu 
diesen  der  Grammatiker  Archibios,  Sohn  des  Apollonios,  einen 
Commentar^).  Ob  der  Dichter- Hedylos,  des  Kallimachos  Zeit- 
genosse, über  oder  wider  die  Epigramme  schrieb,  ist  nicht  klar^^. 
Commentatoren  der  Jiütia  wareü,  wie  es  scheint,  Artemidoros^^^) 
und  jedenfalls  dessen  Sohn,  der  schon  mehrfach ^^)  genannte 
Theon  aus  des  Augustus  Zeit,  und  Epaphroditos  in  der  von  Nero 
bis  Nerva^).    Ein  Commentar  zu  den  iambischen  Gedichten  wird 

91)  Naeke  Opusc.  I.  S.  221  fF.  240flF.  Dilthey  De  Callimachi  CycL 
S.  36.  68.  79. 

92)  Anth.  P.  XI,  20.  VII,  94.  Die  Nachbeter  oder,  wie  er  sie  nennt, 
die  Eläffer  (tcqoxwss)  des  E.,  welche  so  weit  gingen  Erinna  dem  Homeros 
gleichzustellen  (ebend.  IX,  190),  tadelt  Antiphanes  ebend.  XI,  322. 

93)  C.  4.  A.  22. 

94)  Quintü.  X,  1,  68,  s.  C.  4.  A.  22.  Ovid.  Rem.  881—393  (mit  be- 
Bonderer  Bücksicht  auf  die  Kydippe),  der  jedoch  Am.  I,  15,  13  £  das  be- 
denkliche ZugeständnisB  macht,  dass  die  Stärke  des  E.  nicht  im  ingenium, 
sondern  in  der  ars  liege.  Prep.  IV,  1,  1.  8  (9),  43  f.  V,  1,  64.  Vgl.  Ovid. 
Am.  II,  4,  19  f.  Stat  Silv.  I,  2,  263  und  A.  71.  Nur  Uoratius  Ep.  ü,  2, 
100  f.  zieht  den  Mimnermos  vor. 

96)  Epist  IV,  3. 

96)  Said.  U^ziß.    Vgl.  Schneider  II.  S.  221  f. 

97)  Et.  M.  72,  17. 

97  b)  Et  M.  'AQi0nvd^s,  vgl.  Fr.  108.     S.  G.  80.  A.  212. 

98)  S.  C.  6.  A.  76.  C.  9.  A.  43.  44.  C.  10.  A.  126.  Vgl.  C.  14.  A.  72. 
C.  30.  A.  207  u.  bes.  G.  30.  A.  387  ff. 

99)  Et.  M.  160,  30.  207,  47.  "JatvQov,  Bovxtf^atg,  Gi<ov  iv  xotg  tov  a 
Alxiov  {Al%iüH9*i)  KaXXifidxov  u.  iv  vnoii,vi^fiaxi  tov  ß'  tav  AlzCoav  (Fr.  19. 17), 
TgL  auch  137,  9.  ''Af^Sig  (Fr.  130).  SchoL  Aesch.  Eum.  2  (Fr.  24^).  'Ena- 
(pQodnog  iv  v^roftvYjfuxT»  KaHifidxov  AlxCtov  ß',  Steph.  Jaddvri  (Fr.  24*). 
'Eita<pQ6dixog'vnofiVfiikaxiia)v  x6  ß'  AlxCmv^  vgl.  Atdriipog  (Fr.  61*).  Wila- 
mowitz  Eurip.  Her.  I.  S.  186.  A.  128.    Vgl.  C.  30.  A.  214. 

SusBMiHL,  grIoch.-alex.  Litt.-Oesch.   L  24 


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370    Dreizehntes  CapiteL    Eallimachos  u.  Philemon  d.  Glossograph. 

ohne  Nennung  des  Verfassers  angeführt  ^^).  Nikanor  schrieb 
auch  über  die  Interpunction  bei  Eallimachos  ^^^).  Die  Scholien, 
obwohl  überaus  kümmerlich  zusammengeschmolzen  und  von  byzan- 
tinischem Wust  stark  durchzogen ,  enthalten  doch  immer  noch 
einen  vortrefflichen^  aus  einem  gelehrten  Gommentar  entnommenen 
Kern^^*).  Eallimachos  ward  also^^*)  auch  in  den  Schulen  gelesen 
bis  in  die  Zeiten  des  lustinianos  hinein.  Die  letzten  ausdrück- 
lichen Spuren  von  Bekanntschaft  mit  den  verlornen  Gedichten 
sind  indessen  ein  Brief  des  Aristaenetos^^^)  und  die  Metaphrase^ 
welche  auch  hier  wieder  Marianos^  mit  welchem  Aristaenetos 
wohl  ungeföhr  gleichzeitig  war,  unter  Anastasios  (491—518)  von 
der  Hekale,  den  Ahuc,  den  Hymnen  und  Epigrammen  in  6810 
iambischen  Versen  machte  ^^^);  offenbar  um  sie  der  doch  schon 
damals  allmählich  einreissenden  Vergessenheit  zu  entziehen.  Dass 
sich  gerade  die  Hymnen  oder  wenigstens  unsere  sechs  erhielten, 
erklärt  sich  daraus,  dass  sie  etwa  im  sechsten  Jahrhundert  in 
eine  Hymnensammlung  mit  den  homerischen,  orphischen  und 
denen  des  Proklos  aufgenommen  wurden.  Aber  auch  von  dieser 
Sammlung  rettete  sich  nur  ein  einziger  Codex  *^),  aus  welchem 


100)  Et.  Gnd.  p.  96,  22.  'Aipaganog  (Fr.  96<>).  iv  vno^vriCBi  'idußcnv 
KaXXifiMxov, 

101)  Said.  Ntnavmg.  Unbestimmt  als  Verfasser  eines  inöft^rifia  zn  E. 
wird  Astyages  bezeichnet,  Said  UctvdyTjg, 

102)  S.  hierüber  Beioecke  De  scholiis  Callimacheis,  Halle  1887.  8. 
(Doctordiss.).  Es  spricht,  wie  Beinecke  S.  19—21  zeigt,  Einiges  dafür, 
dass  der  Verfasser  dieses  Gommentars  Theon  gewesen  sei;  doch  ist  dies 
sehr  unsicher.  Ausserdem  hat  der  Urheber  der  Sammlung  lexikographische 
Quellen  benutzt,  so,  wenn  Bei  necke  hierin  richtig  gesehen  hat,  Hesychios 
und  ein  sehr  junges,  namentlich  nach  dem  erhaltnen  Auszug  aus  Steph.  y. 
Byz.  zurechtgemachtes  geographisches  Lexikon.  Indessen  irrt  Beinecke 
jedenfalls  mit  der  Annahme,  dass  za  diesen  Quellen  auch  die  des  Et.  M. 
(d.  h.  Methodios)  gehört  habe;  im  Gegentheil,  das  Et.  M.  hat  aus  diesen 
einst  YoUständigeren  Scholien  geschöpft,  s.  y.  Wilamowitz  a.  a.  0.  I.  S.  193. 
A.  146  *>.  Einmal  (III,  286)  wird  Herodianos  citirt  (natürlich  nur  aus  ab- 
geleiteter Quelle),  einmal  (III,  190)  Diogenianos.  0.  Schneider  hat 
(s.  A.  107)  bei  der  Herausgabe  der  Scholien  die  yon  Pohl  Ad  Callimachi 
hymnos  et  ad  Oraeca  illorum  scholia  Parisiensinm  duorum  variae  lectiones, 
Posen  1860.  4.  veröffentlichte  genaue  Collation  yon  £  (s.  A.  106)  benutzt 
Die  Sammlung  läset  sich  aber  ans  anderen  Handschriften  tioch  yerroll- 
st&ndigen. 

108)  S.  überdies  C.  9.  A.  88.        104)  S.  A.  84. 

106)  Suid.  MaQUxvog.    Vgl.  C.  6.  A.  82.    C.  10.  A.  182.    C  14.  A.  78^ 

106)  Diesen  Codex  brachte  loh.  Anrispa  1428  aus  Griechenland  nach 


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KallimachoB  von  Kyrene.  371 

mittelbar  alle  unsere  Handschriften  stammen  ^  welche  erst  dem 
15.  Jahrhundert  angehören.  Doch  hat  jener  ürcodex  den  Text 
vortrefflich  überliefert:  nur  kleinere  Schäden  werden  durch  Citate 
alter  Schriftsteller  verbessert;  meist  sind  in  diesen  Citaten  die 
Lesarten  umgekehrt  viel  schlechter  und  verderbter.  Unter  den 
Ausgaben^^')  enthält  erst  die  von  0.  Schneider,  eine  wahrhaft 

Italien  ebenso  wie  die  HaopthandBchrift  der  Ilias  (Yen.  A)  nnd  die  des 
AeschyloB,  Sophokles  nnd  ApoUenios  (s.  G.  14.  A.  74),  das  einzige  Manoscript 
des  Atbenaeos  und  Anderes.  Er  war  in  Minuskeln  mit  prosodischen  Zeichen 
geschrieben,  also  im  11.  oder  viehnehr  12.  Jahrb.,  nnd  zwar  ausserordent- 
lich sorgfältig.  Aber  auch  er  ist  dann  zu  Grunde  gegangen,  ebenso  zwei 
in  Italien  im  16.  Jahrb.  gemachte  Abschriften,  aus  denen  wieder  alle  er- 
haltnen  herstammen,  wie  Schneider  gezeigt  hat.  Die  eine,  welche  sich 
nur  über  die  erste  H&lfte  jenes  Archotypos,  d.  h.  die  orphischen  Hymnen 
nnd  die  des  E.,  erstreckte,  schreibt  Schneider  dem  Aurispa  selbst,  die 
andere  dem  Filelfo  zu.  Sein  ürtheil  über  die  Qüte  beider  ist  indessen 
nicht,  ganz  zutreffend,  weil  er  für  die  Herstellung  der  letzteren  mit  un- 
genügendem Material  gearbeitet  hat.  Das  richtige  Yerhältniss  hat  v.  Wila- 
mowitz  dargelegt.  Die  letztere  Abschrift  war  die  ältere.  Aus  einer  Copie 
von  ihr,  Laur.  XXXII,  46,  ist  auch  die  editio  princeps,  nach  deren  Druck, 
wie  S  chn  ei  der  richtig  vermuthete,  der  betreffende  Theil  dieses  Manuscripts 
vernichtet  wurde,  hervorgegaugen  und  somit  indirect  alle  folgenden  Aus- 
gaben vor  denen  von  Meineke  und  Schneider  (s.  A.  107).  Zur  Her- 
stellung dieser  Abschrift  des  Filelfo  hat  nun  Schneider  ausser  mehreren 
werthlosen  Exemplaren  nur  eine  einzige  unmittelbare  Copie ,  den  auch  schon 
von  Meineke  gebrauchten  Cod.  Paris.  2768  (E),  benutzen  können  nach  der 
sehr  sorgfältigen  Yergleichung  von  Pohl  (s.  A.  102).  Der  Schreiber  dieses 
Exemplars  war  nun  aber  ein  recht  gelehrter  Mann  und  hat  daher  viel  eigne 
Conjectnren  gemacht,  zum  Theil  sehr  gute,  und  dies  hat  denn  Schneider 
irrthümlich  dem  Filelfo  selbst  in  die  Schuhe  geschoben  und  gemeint, 
dieser  babe  manche  Versuche  angestellt  das  im  Arohetypos  Halbzerstörte 
wiederherzustellen,  während  Aurispa  mit  gewissenhafter  Treue  Lücken 
gelassen  habe.  Daher  hat  er  den '  Text  in  erster  Linie  auf  dessen  Abschrift 
begründet.  Aber  die  Sache  steht  vielmehr  so,  dass  sich  im  Archetypos 
bei  der  älteren  Abschrift  Manches  noch  mit  Mühe  lesen  liess,  was  bei  der 
späteren  völlig  erloschen  war.  Dazu  hat  der  Urheber  der  letzteren  manche 
Jl^hümer  begangen,  so  dass  dieselbe  vielmehr  erst  an  zweiter  Stelle  in 
Betracht  konmien  darf.  Schneider  hat  sie  nach  zwei  römischen  und 
einem  venetianischen  Mannscript  hergestellt.  Glücklicherweise  ist  nun  von 
der  älteren  Abschrift  noch  eine  unmittelbare  Copie  vorhanden,  die  treuer 
als  E  ist,  der  von  Georg  Yalla  geschriebne  Cod.  Estensis  in  Modena, 
dessen  hohen  Werth  schon  Schneider  richtig  vermuthete,  und  den  dann 
Wilamowitz  verwerthet  hat. 

107)  Die  ältste  (mit  den  Scholien)  ist  besorgt  von  loh.  Laskaris, 
Flor.  1494.  4.  Ganz  von  ihr  abhängig  ist  die  Aldina,  Yen.  161di  8.  (mit 
Pindar),  aus  einem  nach  einer  Handschrift  corrigirten  Exemplar  von  dieser 

24* 


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372    Dreizehntes  Gapitel.    Eallimachos  u.  Philemon  d.  Glossograph. 

grossartige  Leistung^  eine  wirkliche  Textrecension^  und  auch 
diese  ist  noch  von  Wilamowitz  wesentlich  ergänzt  und  be- 
richtigt worden. 

Die  itvLxal  ovoiiaöiat  des  Eallimachos  und  das  Werk  des 
Dionysios  lambos  über  Dialekte'^)  übten  einen  grossen  Einfluss 
auf  die  Sprachforschung  der  nächsten  Folgezeit  aus,  und  yielleicht 

ist  die  Frobeniana,  Basel  1632.  4.  abgedruckt,  ein  ähnlich  corrigirtes. 
Exemplar  der  Aldina  und  die  ed.  princ  sind  von  Eobortelli(?),  Ven.  1666 
zn  Ghrunde  gelegt.  H.  Stephanns  in  den  Poet.  pr.  her.  c.,  Paris  1666  hat 
eine  schlechte  Handschrift  hinzugezogen  und  die  Epigramme  beigegeben,  dazu 
kam  die  2.  Ausg.  mit  d.  Anmm.  Ton  Frischlin  1676.  4.  Ihm  folgen  ganz 
Vulcanius,  Antw.  1684,  Anna  Dacier  (Faber),  Par.  1676,  und  Grae- 
yius  in  seiner  Sammelausg.,  ütr.  1697,  welche  aber  zugleich  eine  Frag- 
mentsammlung T.  Bentley  und  im  2.  Bde.  den  Commentar  y.  Spanheim 
enthält.  Auch  eine  zweite  Sammelausg.  mit  Fragms.  und  auch  mit  Span- 
heims  Comm.  von  J.  A.  Ernesti,  Leid.  1769.  U.  8.  kommt  trotz  stellen- 
weiser Benutzung  anderer  Handschriften  nicht  wesentlich  über  Stephanus 
hinaus.  Blomfield,  Lond.  1816.  8.  Yolger,  Leipz.  1817.  8.  Meineke, 
Berl.  1861.  8.  mit  Benutzung  Ton  E  und  einem  massigen  Wiener  Codex  bat 
viel  geleistet,  so  weit  es  diese  ungenügenden  Mittel  zuliessen,  0.  Schnei- 
der Callimachea,  Leipz.  1870.  1873.  II.  8.:  der  1.  Bd.  enthält  die  Hymnen, 
Epigramme,  Scholien  mit  werthvollen  Ezcursen,  der  2.  die  ganz  yorzüg- 
liehe  Fragmentsammlung.  (Ob  dieselbe  freilich  nach  einem  richtigen  Princip 
angelegt  sei,  ist  eine  andere  Frage),  y.  Wilamowitz-Moellendorff, 
Berl.  1882.  8.  —  Hymn.  in  Ap.  c.  emendd.  Valokenarii  et  interpr.  San- 
teni,  Leid.  1787.  8.  —  Uebersetzungen  yon  Ch.  W.  Ahlwardt,  Berl. 
1794.  8.  und  Schwenck,  Bonn  1821.  8.  Stuttg.  1833.  16.  —  Beiträge  zur 
Kritik  Und  Erklärung  gaben  Bundschuh  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1846. 
No.  38.  A.  Heck  er  Phüologus  IV.  1849.  S.  478  fF.  V.  1860.  S.  414  flF. 
Meineke  Phüologus  XIV.  1869.  S.  4f.  8—10.  Kritische  Bemerkungen  zu 
Kallimachos,  Jahrb.  f.  Phü.  LXXXL  1860.  S.  41—60.  M.  Haupt  Emenda- 
tiones  Callimacheae,  Berlin  1869.  4.  »  Opusc.  U.  S.  141—147  u.  s.  G.  4.  • 
A.  68.  Cobet  Callimachea,  Mnemos.  X.  1861.  S.  889  — 438.  Dilthey 
Analecta  Callimachea,  s.  A.  21.  Bergk  Animadyersiones  de  locis  quibus- 
dam  Callimacheis,  Halle  1806.  8.  :=  Opusc.  IL  S.  186—198.  0.  Schneider 
Callimachea  1.  Philologus  I.  1846.  S.  260  ff.  Zehn  Co^jecturen  zu  Kalli- 
machos, Jahrb.  f.  Ph.  XCIX.  1869.  S.  101—106  (vgl.  auch  dessen  Jahres^ 
berichte,  Philologus  XX.  1863.  S.  128  —  169.  XXI.  1864.  S.  73  — 77> 
Eugen  Petersen  Emendationes,  Dorpat  1876.  4.  Ty.  Mommsen  Parerga 
Pindarica,  Frankfurt  a.  M.  1877.  4.  E.  Dittrich  Zu  K.  Fr.  172,  Jahrb. 
f.  Ph.  CXXXVU.  1888.  S.  861  —  863.  —  Ein  paar  neue  Fragmente  hat 
Geffcken  Die  Kallimachoscitate  der  Ibisscholien,  Hermes  XXV.  1890. 
S.  91—96  aus  einer  im  Glänzen  sehr  unlautem  Quelle  herauszufischen  ge- 
sucht; einige  andere  waren  in  der  Ausg.  des  Lykophron  mit  den  Scholia 
Marc,  yon  Kinkel  (s.  C.  9.  A.  48)  zu  Tage  getreten. 
108)  S.  C.  12.  A.  106. 


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Philemon  von  Athen.  373 

war  Letzterer  zu  diesem  seinem  Werke  bereits  durch  Ersteren 
angeregt  worden.  Wir  erkennen  diesen  Einfluss  nicht  allein  bei 
dem  Schüler  Beider  Aristophanes  von  Byzantion^^^)  und  bei  dem 
des  Ersteren  Istros^®^**),  sondern  ohne  Zweifel  auch  bei  dem  C.  14 
zu  besprechenden  Neoptolemos  von  Parion  und  bei 

Philemon"^)  von  Athen^^^)  aus  dem  Demos  Aexone^^^).  Er 
schrieb;  sei  es  unter  diesem  oder  unter  einem  ähnlichen  Titel, 
7t€Ql  *j4tttx(Qv  ovoiiaxmv  fi  ylaoöäv^^^)  gleich  Aristophanes 

109)  S.  C.  16.  A.  3^  89.         109^)  S.  C.  21.  A.  632.  682  ^ 

110)  Weit  älteren  Datums,  von  der  C.  12.  A.  8  bezeichneten  Art  sind 
die ,  weil  man  sonach  ihre  Kamen  nicht  mehr  kannte ,  stets  nnr  anter  dieser 
allgemeinen  Form  auftretenden  yloxrffoy^a^oc  in  den  Homerscholien  (e.  Lehrs 
Aristarch.^  S.  42  ff.  «S,  36  ff.  «S.  86  ff.).  Dies  zeigt  sich  nach  der  Dar- 
legung von  Wilamowitz  Isyll.  y.  Epidauros  S.  111  ff.  gerade  an  dem- 
jenigen Gitat,  ans  dem  scheinbar  das  Gegentheil  hervorgeht,  SchoL  B  IL 
Hj  281.  ot  yX<oaaoY(fd(poi  to  toioi  dvtl  xov  dyad'oi*  o^sv  %al  KaXUpLuxog 
tm  zoüov  alil  %i%^ritat,  (s.  Schneider  11.  S.  271  f.):  aus  jener  Darlegung 
erhellt,  dass  die  Worte  o^bv'^ Tii%{^Tj;tai  erst  ein  späterer  Zusatz  sind. 

111)  Bob.  Weber  De  Fhilemone  Atheniensi  glossographo,  Gonunentt. 
philol.  in  hon.  0.  ßibbecki,  Leipzig  1888.  S.  441—460. 

112)  Ath.  XI.  469  a.  ^iXi^^coy  o  'A^ripatog  iv  tm  nBQl  'Atzi%mv  Ivofid- 
toiv  ri  yXvtoa&v,  Ammon.  novtjQov  (p.  117  Valcken.).  (prialv.  6  T^i&qxov 
(Fr.  9)  naQaxiJd-ifikevog  ^iXrnkova  xov  Aliavicc  Vgl.  Meier  Quaest.  Andoc, 
Opusc.  II.  S.  89.  . 

mi  Ath.  XL  469  e  (s.  A  112).  468  e.  ^iliiii^mv  d'  iv  roCs  'AtxmoCg 
Svo^ucmv  rj  yXaeaaig.  478  b.  h  xm  HQOSiQtjikivtp  avyyffufifiaxt,  XIV.  646  c. 
668  e.  iv  xm  nBql  'Azttumv  ovofidxonv.  XL  483  a.  iv  xcct$  'Axxtxats  ^tovixtg. 
HI.  76  f.  iv  'AxxL%aig  Xi^sai.  Alle  diese  Anffihrungen  hat  Ath.  aus  einem 
Lexikographen,  yermnthlich  Famphilos;  dazu  kommen  Eustath.  z.  II.  27^862. 
p.  1146, 66  ff.  ^,  dh  x6  X^diov  iQfLr^vBvcag  %,  r.  X.  /iCdv\u>g  d\  xal  aixhg  %.  x.  X, 
(woraus  hervorgeht,  dass  Didymos  dies  Werk  benutzte)  und  Et  M.  Xijdmv 
(p.  668,  82  ff.),  wohl  auch  aus  Famphilos,  s.  Weber  S.  444  ff.  nebst  Ammon. 
a.  a.  0.  (s.  A.  112),  nach  welcher  Stelle  es  mindestens  Tor  Tryphon  ge- 
schrieben war.  Dagegen  stammt  aus  dem  Schriftchen  über  das  Leben  der 
Heroen  nach  Homeros  von  einem  unbekannten  Verfasser  (s.  Brunk  De  ex- 
cerptis  ne^l  xov  xmv  rigcicov  xa^'  ''OfiTjgov  ßiov  ab  AÜienaeo  serratis,  Greifs- 
wald 1887.  8.)  das  Gitat  bei  Ath.  I.  11  d,  wo  zwar  nut.^iXrKMov  schlecht» 
weg  genannt,  aber  ohne  Zweifel  dasselbe  Werk  gemeint  ist,  und  zu  dieser 
Anführung  stimmt  nun  die  Diple  des  Aristarchos  bei  Aristonik.  z.  i2,  124 
(vgL  auch  Phrynich.  b.  Bekker  Anecd.  L  p.  28,. 16  ff.),  s.  Web.er  S.  446 ff. 
Brunk  S.  14  f.  meint  nun  freilich  a^is  unyerächtlichen  Gründen,  dass 
Athenaeos  jenes  Gitat  aus  anderer  Quelle  hinzugesetzt  habe,  aber  Weber 
S.  449  zeigt,  dass  die  eng  hiemit  zusammenhängende  Stelle  aus  jenem 
Schrifbchen  193  a  (s.  f  runk  S.  19),  in  welcher  gegen  Diejenigen,  welche 
mit  Berufung  >uf  v»  699  den  homerischen  Helden  vier  tägliche  Mahlzeiten 
statt  drei  beilegten,  gestritten  wird,  die  Lehre  des  Aristarchos  enthält, 


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374    Dreizehntes  Capitel.    EallimacliOB  u.  Philemon  d.  Glossograph. 

und  Istros  und  mag  dabei  wohl  auch  von  dem  patriotischen 
Interesse  geleitet  worden  sein  als  ein  Vorläufer  der  spateren 
Atticisten  das  reine  Attisch  gegen  den  auch  in  Athen  immer 
mehr  eindringenden  Hellenismus  zu  vertheidigen  ^").  Ob  ein 
anderer  Titel  Ilavtodana  xpi?<^ti}pta in  mindestens  2  Büchern"'*) 
nur  einen  Theil  ebendieses  Werkes  oder  eine  zweite  Schrift  be- 
zeichnete, lasst  sich  nicht  entscheiden"^);  jedenfalls  war  der  In- 
halt auch  hier  glossographisch"^).  Unsicher  ist  es  auch,  ob 
dieser  Philemon  derselbe  war,  von  welchem  eine  Ausgabe  des 
Homeros  stammte"^).  Jedenfalls  ein  späterer  Mann  dieses  Namens 
aber  war  es,  welcher  lAjyuLvxta  nagl  ^HqoSoxbCov  dioQd'(6(iatog 
ngog  'Ak^avÖQOv  verfasst  hatte  "^). 

wie  aas  dessen  Polemik  gegen  Eallimachos  (Fr.  190)  bei  Aristonik.  z. 
Q,  599  hervorgeht.  Und  so  zieht  denn  Weber  hieraus  mindestens  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  den  Sohluss:  „vides  contra  Fhilemonis  sententiam 
Callimachi  auctoritate  nixam  pugnare  Aristarchum'^,  zumal  da  Aristarchos 
überdies  (s.  Aristonik.  z.  $,111)  eine  Etymologie  sich  aneignete,  welche 
offenbar  (s.  Phrynich.  a.  a.  0.)  Ph.  an  derselben  Stelle  vorgetragen  hatte. 

114)  Weber  S.  460. 

115)  Ath.  in.  114  d.   ^i^Xrjfimif  S'  iv  a'  navtodanav  XQV^''^9^o'*w  x.  t.  X. 

116)  Weber  S.  149  f. 

117)  Meier  a.  a.  0.:  „in  gtUbus  variorum  utensilium  supeUectilisque 
domesticae  vocäbula  exposuit**.    Vgl.  Weber  S.  449  f. 

118)  Didym.  z.  IT,  467.  x^  <^iXrj(iovog  (was  freilieh  an  sich  auch  eine 
aus  dem  Besitz  des  Ph.  stammende  Ausgabe  bezeichnen  könnte)  z.  B,  258. 
tij  ^ata  ^iXtjfiova  t6v  xpTjTtxof ,  .wozu  Lud  wich  mit  Recht  bemerkt:,  „tov 
x^iTixoy  c».  Villoison  p.  XXIII,  xal  JT^i^wxj  Beccard  p.  48:  die  erstere  Con- 
jectur  dürfte  den  Vorzug  verdienen,  ist  aber  auch  nicht  ganz  unbedenk- 
lich". In  der  That  könnte  6  x^tTtx<$ff  als  unterscheidender  Beiname  wohl 
auch  hier  nur  „den  pergamenischen  Philologen**  bedeuten,  s.  C.  26.  A.  2. 
Ebenso  sehr  tappen  wir  übrigens  im  Dunklen  hinsichtlich  desjenigen 
Sosigenes,  dessen  äomerausgabe  (17  Zmatyhovg)  bei  Didym.  z.  ^4,  91. 
124.  435.  5Q5.  F,  51  erscheint.  Vielleicht  ist  dieser  Name  auch  SchoL  A 
I,  453  (s.  C.  80.  A.  198)  statt  Sosiphanes  herzustellen. 

119)  Porphyr.  Quaest.  Hom.  p.  286,  19  ff.  Schrader.  iv  xotg  <^i.Xi^(i4}Pog 
Evnfuintoig  nsQl  'H(fodüze£ov  SiOQ^'m^ucttog  6  ygaftficetiHog  Sialsyoiiivog  nai- 
^ffTat  xal  'OttrjQiüd  uva  aa(prjvlistw  x.  t.  X.  288,  23  f.  tavta  S^  tav  ^Xif- 
(lovog  Xiyovtogf  a  ftlv  nQog  'Ali^avÖQOV  negl  zov  'HqoSovs^ov  SiOQd'aftatog 
ti:Qri%sv  X.  T.  X.  Villoison  Praef.  ad  IL  S.  XXXIV.  Anecd.  II.  S.  186  ver- 
stand, wie  es  scheint,  Alexandros  den  Grossen.  Osann  Philemonis  gram- 
matici  quae  supersunt,  Berlin  1821.  8.  gab  zwar  dies  auf,  hielt  aber  doch 
diesen  Ph.  für  denselben  mit  dem  Glossographen.  Welcher  Alexandros 
vielmehr  hier  gemeint  ist,  dürfte  aus  Porph.  288,  9  f.  inapaycofkeif  Öh  inl 
Toy  ^HQodotov  xal  zov  dioQ^'mzrjv  zov  Kozvaia  'AXi^ccvöi^v  erhellen. 


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YierzelmteB  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epos.     375 

Vierzehntes  Capitel, 
Die  theogonische  Dichtauf  und  das  eigentliche  Epos. 

Während  noch  Aristoteles  und  sein  Schüler  Eudemos  von 
Rhodos  nur  ein  einziges  theogonisches  Gedicht  unter  dem  Namen 
des  Orpheus  kannten  ^  welches  in  Athen  in  der  Peisistratidenzeit 
wahrscheinlich  von  dem  Orphiker  und  Pythagoreer  Kerkops^) 
verfasst  und  vermuthlich  „heilige  Erzählung"  {UQog  Xoyos)  be- 
titelty  und  in  welchem  die  Nacht  das  Urprincip  war^,  lässt 
ApoUonios  der  Bhoder^)  den  Orpheus  eine  ganz  andere  Theogonie 
vortragen,  nach  welcher  Alles  aus  einer  in  wildem  Streite  gähren- 
den  uranfänglichen  Mischung  von  Himmel,  Erde  und  Meer  ent- 
sprungen ist  und  sodann  zuerst  Ophion  und  die  Okeanostochter 
Eurynome  geherrscht  haben,  hernach  aber  durch  Kronos  und 
Bhea  verdrängt  wurden.  Indessen  diese  Theogonie  ist,  und  zwar, 
wie  es  scheint,  von  ApoUonios  selbst,  aus  empedokleischen  und 
hesiodeischen  Bestandtheilen  und  aus  einem  unbekannten  theogoni- 
schen  Gedicht  zusammengesetzt*),  dessen  Spuren  sich  wohl  auch 
schon  bei  Lykophron  finden^),  so  dass  es  spätestens  kurz  nach 
dem  Tode  des  grossen  Alexandros,  möglicherweise  aber  auch 
schon  früher,  ja  viel  früher  entstanden  war.  Dagegen  sind  uns 
genauer  zwei  wirkliche  üeberarbeitungen  jener  alten  Theogonie 
des  Pseudo-Orpheus  bekannt,  von  denen  die  ältere,  in  24  Rhapsodien 
getheilte^**),  zugleich  die  pseudo-hesiodeische  und  den  Pherekydes 
von  Syros  benutzt  hatte,   während  die  jüngere  theils   mit  Ver- 

1)  Cic.  N.  D.  I,  88,  107. 

2)  S.  hierüber  Sasemihl  De  antiquissima  Theogoniae  Orphicao  forma, 
Greifswald  1890.  4.  gegen  0.  Kern  De  Orphei  Epimenidis  Pherecydis 
TheogODÜs  qaaestiones  criticae,  Berlin  1888.  8.  (Doctordiss.)  und  dessen 
Becensenten.  Vgl.  auch  Sasemihl  Die  orphisohe  Theogonie,  Jahrb.  f. 
PhiL  CIX.  1874.  S.  666—676.    Femer  s.  A.  8«  und  die  Nachträge. 

3)  Argon.  I,  494—511. 

4)  Wie  Kern  a.  a.  0.  S.  67—61  nachweist  S.  freilich  0.  Gruppe 
Die  rhapsod.  Theog.,  Leipz.  1890  (Jahrb.  f.  Ph.  SuppL  N.  F.  XVII).  S.  727  f. 

5)  Alex.  1192  nennt  er  Zeus  avama  %mv  'Ofptovos  ^Qovatv.  Vgl  Tzetz. 
z.  d.  St.  Andere  von  Prell  er  Die  Theogonie  des  Pherekydes  y.  Syros, 
Rhein.  Mus.  N.  F.  IV.  1846.  S.  S85  (=»  Ausgew.  Aufss.  S.  868).  A.  16  zu- 
sammengestellte Spuren  (Sohol.  Aristoph.  Nub.  247.  SchoL  Aesch.  Prom. 
956.  Lukian.  Tragodop.  99  f.  Claudian.  Rapt.  Pros.  III,  848)  müssen  jetzt 
wohl  gleichfalls  auf  dies  Gedicht  zurückbezogen  werden. 

b^)  S.  A.  8«. 


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376  Vierzehntea  CapiteL 

arbeitnng  dieser  zweiten  Bedaction,  theils  auch  des  Original- 
gedichts vermuthlich  von  einem  gewissen  Hieronymos,  etwa 
demjenigen,  welcher  uns  als  Alögypter  und  Urheber  einer  phöniki- 
schen  Archäologie  bezeichnet  wird^,  verfasst  war.  Beide  ent- 
standen schwerlich  vor  der  späteren,  ja  spatesten  Alexandrinerzeit '). 

6)  Joseph.  A  I.  I,  3,  6.  9.  Wie  Müller  F.  H.  G.  ü.  S.  460.  A.  **  an- 
sprechend vermuthet,  vgl.  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  I*.  S.  84.  Anm.  Dieser  Hiero- 
nymos scheint  nach  der  Aeussenmg  unseres  Hauptberichterstatters  über 
die  drei  orphischen  Theogonien  Pamaskios  de  prino.  p.  381  Kopp  rj  Sl 
natu  Tov  *IsQ(ovvfiop  tpEQOiiivTi  %al  ^ElXavinov ^  etncQ  furj  xal  6  avxog  iaxip 
in  einer  yoraufgeschickten  (prosaischen)  Einleitung  die  Lüge  vorgetragen 
zu  haben ,  dass  schon  der  alte  Historiker  Hellanikos  einst  dies  Gedicht  aus 
dem  Nachlass  des  Orpheus  veröffentlicht  habe.  Eine  andere  Hypothese  hat 
freilich  Schtister  De  veteris  Orphicae  Theogoniae  indole  atque  origine, 
Leipzig  1869.  8.  S.  86  ff',  aufgestellt  auf  Grund  von  Suid.  Zdvdatv  'Ella- 
vUoVy  (piXoaotpog.  iyQcctlfSv  'Tao^sasig  Big  *Oqtpia^  ßißX^ov  a\  Diesen  Sandon 
hält  er  nämlich  für  den  Vater  des  Stoikers  Athenodoros  aas  Eana  (s.  C.  32. 
A.  68)  und  Hellanikos,  den  Vater  dieses  Sandon,  für  den  wahren  Urheber 
der  orphischen  Theogonie ,  bei  deren  Abfassung  er  auch  jene  phönikische 
ArchSlologie  des  Hieronymos  benutzt  habe.  S.  aber  dagegen  Susemihl 
Jahrb.  a.  a.  0.  S.  674 f.  Zeller  S.  83 f  A.  6.  0.  Gruppe  Die  griech.  Culte 
und  Mythen  L  Leipzig  1887.  8.  S.  656  f.  Vielleicht  waren  jene  angeblich 
von  Sandon  verfassten  *TnoQ'iaBiq  vielmehr  sogar  nur  eine  zweite  Fälschung 
des  Hieronymos,  denn. gerade  dem  Historiker  Hellanikos  wird  bei  Suid. 
^EXXavnnog  ein  Sohn  zwar  nicht  Namens  Sandon,  aber  doch  Skamon  oder 
Skammon  beigelegt,  und  der  Gedanke  einer  Verwechselung  jenes  Namens 
mit  diesem  liegt  bei  der  Buchstabenähnlichkeit  nahe,  ß,  Müller  F.  H.  G. 

LS.  xxnif. 

7)  S.  Zell  er  S.  81—88  (dessen  Bemerkungen  freilich  zum  Theil  nach 
Kern  zu  berichtigen  sind).  Alle  sicheren  Zeugnisse  für  beide  stammen 
erst  aus  den  christlichen  Zeiten.  Denn  der  ältste  ausdrückliche  Zeuge, 
der  sich,*  sei  es  für  die  "eine  oder  die  andere,  anführen  lässt,  Pseudo- 
Aristoteles ^e^l  x($0fMK;  C.  7  (=»  Fr.  46  Abel),  bei  welchem  freilich  nicht 
mit  Lob  eck  Aglaoph.  S.  522  an  eine  Literpolation  zu  denken  ist,  lebte 
zwischen  50  vor  und  100  nach  Chr.,  wie  sich  C.  32.  A.  437  ff*,  zeigen  wird, 
und  von  den  Versen  des  Valerius  Soranus,  eines  älteren  Zeitgenossen  von 
Cicero,  welche  Varr.  b.  Augustin  C.  D,  VIT,  9  anführt,  ist  es  höchstens 
einigermassen  wahrscheinlich,  dass  sie  sich,  auf  die  orphische  Theogonie 
und  zwar  vielleicht  auf  dieselbe  Stelle  derselben  beziehen.  Also  nicht  einmal 
der  vorchristliche  Ursprung  der  beiden  neuen  Bedactionen  ist  mit  Sicherheit 
nachweislich;  doch  steht  er  dann  wohl  fest,  wenn  wirklich  Hieronymos 
jener  von  losephos  angeführte  Mann  dieses  Namens  war.  Denn  dass  seine 
Bedaction  die  jüngere  von  beiden  gewesen  und  die  Quellenfrage  in  Bezug 
auf  beide  in  der  obigen  Weise  zu  beantworten  ist»  darüber  s.  Susemihl 
De  Theog.  Orph.  8.  VI— X.  XII  f.  Die  Bruchstücke  beider  findet  man  jetzt 
am  Bequemsten  zusammengestellt,  wenn  auch  nicht  durchweg  richtig  ver- 


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Die  theogonisclie  Dichtung  und  das  eigentliche  Epos.  377 

In  jener  erscliienen  Chronos^  Chaos  und  Aether  als  die  Grrund- 
principien,  und  die  Nacht  ward  erst  an  die  vierte  Stelle  gerückt®), 
spielte  indessen  auch  hier  noch  eine  sehr  bedeutende  Bolle  ®^); 
in  dieser,  die  Alles  aus  dem  Wasser  herleitete®**),  verschwand 
sie,  wie  es  scheint,  gänzlich  oder  ward  vielmehr  mit  Erebos  ver-* 
tauscht®^).  Jene  war  später  die  geläufigere,  namentlich  den  Neu- 
platonikem  einzig  vorliegende  Form®*). 


theilt  bei  Abel  Orphica,  Leipzig  und  Prag  1885.  8.  S.  168 ff.  Ausserdem 
B.  bes.  Lobeck  a.  a.  0.  S.  468  ff.    Vgl.  auch  die  Nachträge. 

8)  S.  zunächst  Damask.  p.  380  und  p.  881  (»  Fr.  48),  dann  Fr.  49  ff. 
Lobeck  S.  470 ff.  Schoemann  De  poesi  theogonica  Graecorum,  Greifs- 
wald 1849.  4.  =.  Opusc.  n.  S.  9 f.  Zeller  S.  86  f.  Kern  S.  2—19.  Suse- 
mihl  De  Theog.  Orph.  S.  III.  £ine  andere  Abweichung  betrifft  die  späteren 
Theile.  Die  ursprüngliche  orphische  Theogonie  hatte,  wie  wir  aus  Plat. 
Tim.  40Dff.,  der  sich  hier  (was  Schuster  S.  4—14  bewiesen,  Kern 
8.  40  —  44,  wie  Susemihl  a.  a.  0.  S.  XVII  ff.  und  Gruppe  Bhaps.  Th. 
8.  702  f.  zeigen,  vergeblich  bestritten  hat,  vgl.  auch  Zell  er  8.  80.  A.  1) 
auf  sie  bezieht  («>  Fr.  31  Ab.),  ersehen,  Okeanos  und  Tethys  aus  der  Zahl 
der  Titanen  herausgenommen  und  sie.  vielmehr  zu  deren  Eltern  gemacht, 
dann  aber,  um  die  hesiodische  Sechszahl  der  Titanen  und  Titaninnen  zu 
bewahren,  jönen  den  Phorkys,  diesen  die  Dione  hinzugefügt;  der  Urheber 
der  Rhapsodien  behielt  Letzteres  bei,  machte  aber  Okeanos  und  Tethys 
wieder  zu  Geschwistern  der  Titanen,  so  dass  er  je  sieben  Titanen  und 
Titaninnen  erhielt  (s.  Fr.  94.  96  ygl.  m.  Pseudo-Hesiod.  Th.  132  ff.). 

8^)  8.  Kern  8.  16-19. 

S^)  Nach  der  «ngleich  zuverlässigeren  Darstellung  bei  Athenag.  Leg. 
p.  Christ  p.  84.  96  Otto  (»  Fr.  39.  41),  wogegen  die  des  Damask.  p.  381  f. 
(s»  Fr.  36,  vgl.  A.  6)  verwirrt  und  durch  Einmischung  neuplatonischer  An« 
schauungen  (s.  Schuster  8.  81  ff.  Kern  8.  4  ff.  27.  28.  Gruppe  Gr.  C.  L 
8.  633  ff.)  verdorben  ist.  Vgl.  indessen  die  Nachtrr.  Im  Uebrigen  s.  Schoe- 
mann 8.  10  (11) f.    Zeller  8.  81  ff.    Susemihl  a.  a.  0.  S.  IVf. 

%^)  8.  die  Berichtigung  der  Irrthümer  von  Lobeck  8.  493,  Zeller 
8.  86,  Schuster  8.  83  f.  bei  Kern  8.  28—32. 

8®)  Damask.  p.  381,  li,  bezeichnet  sie  als  „die  gewöhnliche"  (^  cvvi^- 
&ris  '099»x^  ^6oloyüc)j  nachdem  er  sie  p.  380  iv  tatg  q>e(fOfuivaig  tavzatg 
(aipqtdüxig  'OQfpuuxiis  d'soXoyia  genannt  hat,  wie  er  sie  hernach  p.  381  wie- 
derum tifV  iv  ra^  ^aipmdlaig  ^soXoyiccv  nennt,  dazu  vgl  das  Verzeichniss 
der  Werke  des  Orpheus  bei  Suid.  'ÖQvpsvg:  Csqovs  loyovg  iv  ^atpqiBCaig  %9\ 
Das  8.  B.  des  ^le^og  Xoyog  citirt  Et.  M.  Fiyag  («>  Fr.  44,  welches  Bruchstück 
Abel  fälschlich  der  Theogonie  des  Hieronymos  zuweist,  s.  Gruppe  Gr.  C.  I. 
8.  637 1  A.  36).  Ohne  Zweifel  war  das  ursprüngliche  Gedicht  weit  kürzer  und 
die  beiden  neuen  Bearbeitungen  doch  zwar  auch  Umgestaltungen,  noch  mehr 
aber  Erweiterungen  desselben,  in  welchen  die  alten  Verse  möglichst  •bei- 
behalten wurden.  Auch  war  es  im  Wesentlichen  vesmuthlich  in  Wirklichkeit 
nur  ein  Handbuch -der  orphischen  Theogonie,  während  die  Rhapsodien,  wie  es 


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378  Vierzehntes  Capitel. 

Ob  die  Theogonie  unter  dem  Namen  des  Musaeos  schon 
aus  der  attischen  oder  erst  aus  der  alexandnnischen  Zeit  stammte, 
ist  völlig  unsicher;  die  Eosmogonie  unter  dem  des  Linos  war, 
wie  es  scheint,  mindestens  früher  als  Yarro,  höchst  wahrschein- 
lich aber  auch  schon  früher  als  der  Jude  Aristobulos,  also  im 
ersten  Viertel  des  zweiten  Jahrhunderts  bereits  vorhanden;  von 
der  Theologie  unter  dem  Namen  des  Thamyris  vollends  lässt 
sich  gar  Nichts  weiter  sagen  ^. 


scheint,  mehr  oder  weniger  die  orphische  Qesammtlehre  darstellen  sollten 
und  so  wohl  auch  aus  anderen  alten  Gedichten  unter  dem  Namen  des 
Orpheus  Vieles  aufnahmen  und  ebendadnrch  diesen  grossen  Umfang  er- 
reichten, ygl.  Susemihl  a.  a.  0.  8.  X.  XV.  Schwerlich  mit  Recht  hat 
Abel  S.  209  noch  einen  besonderen  ^IfQog  loyog  von  allen  jenen  drei  Ge- 
dichten unterschieden  und  diesem  Fr.  141 — 161  zugewiesen.  —  Vielleicht 
erhielt  auch  das  alte  theogonische  Epos  dos  Epimenides  in  alexandrinischer 
Zeit  eine  ähnliche,  gleichfalls  poetische  Ueberarbeitung ,  s.  C.  88.  A.  240. 
9)  Was  wir  von  diesen  Dichtungen  wissen,  findet  sich  zusammengestellt 
bei  Schoemann  a.  a.  0.  S.  4ff.  und  Gruppe  Gr.  C.  I.  8.  628 ff.,  auf  die 
ich  mich  fQr  das  Genauere  zu  verweisen  begnügen  muss.  Ob  die  schon  von 
Aristoteles  Eist.  an.  VI,  6.  668»,  18  ff.  Pol.  V  (VIU),  6.  1389^  21  f. 
(ygL  Mull  ach  Fr.  philos.  Gr.  I.  8.  160)  citirten  Verse  gerade  aus  der 
Theogonie  des  Musaeos  oder  aus  einem  oder  mehreren  anderen  Ge- 
dichten unter  dessen  Namen  waren;  ist  völlig  ungewiss.  Schoemann 
unterscheidet  von  dem  theogonischen  noch  eine  Titanomachie  auf  Grund 
der  verderbten  Stelle  Schol.  Apoll.  Rh.  m,  1179.  iv  dl  rij  y  Movcaiog 
Titawoy^atpici^  indem  er  Passows  Herstellung  Tiravofiaxüjcg  billigt,  allein 
das  hier  Erzählte  passt  kaum  in  eine  Titanomachie  hinein,  und  diese  An- 
führung ist  allem  Anschein  nach  aus  demselben  Gedicht  wie  die  anderen 
in  diesen  Schollen:  III,  1  (ii^  toig  sig  Movaaiov  dvatpegofkivoig).  467.  1086. 
1877.  IV,  166  (iv  tqCzo}  xmv  slg  Moveatov  dvaqfeQOftivmv)  vielleicht  mit 
Ausnahme  von  III,  1240  {iv  tad  nsql  ^Ic^fUmv)^  dessen  8.  Buch'  also,  wie 
Gruppe  annimmt,  den  Specialtitel  TizavoyQatpCa  geführt  haben  mag.  Von 
den  anderen  Bruchstücken  dieses  theogonischen  Gedichts,  dessen  Gesammt- 
titel  wir  nicht  kennen  (denn  aus  La.  Di.  Pro.  8.  noirjaai,  Sl  ^eoyoviav  %al 
stpaiqav  m^&tov  ist  kein  sicherer  Schluss  zu  ziehen),  mag  hier  noch  Paus. 
I,  14,  2  (8)  erwähnt  werden:  nach  dieser  Stelle  bezeiclinete  M.  den  Tripto- 
lemos  als  Sohn  des  Okeanos  und  der  Ge.  —  Von  Linos  sagt  La.  Di  Pro.  4. 
noiTJöai  dl  noCfioyovUxv^  rjXiov  xal  aelrivrjg  'noqhCav^  %clI  i<p<ov  %<xl  nuQnmv 
yBviceig  und  führt  dann  den  ersten  Vers  an,  andere  geben  Euseb.  und 
Stob.  (s.  Mullach  a.a.O.  S.  166 f.),  Letzterer  genauer  einmal Ekl.  I.  p.  278  H 
119,  8  ff.  W.  ^x  tmv  nsgl  q>va8mg  xJtf/uov,  und  wohl  dasselbe  Werk  haben 
Paus.  VIII,  18,  1  {i[iol  d'  iniXsyofiivo}  navxdnaatv  itpaivsto  xavxd  ys  $Ivat 
fUßSijXa)  und  Gels.  b.  Orig.  .in  Gels.  I,  17  im  Auge.  Nach  demselben  ent- 
stand Alles  aus  einer  ursprünglichen  Mischung  durch  den  Streit  {"Egig) 
nach  dem  Vorbild  des  Empedokles.    Trotzdem  kannte  es  schon  Varro,  die 


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Die  theogonische  Dichtmig  und  das  eigenÜiclie  Epos.  379 

Eine  andere  Fälschung,  aber  wohl  bereits  aus  der  ältsten 
AlexEindrinerzeit,  da  schon  Philochoros  dies  Gedicht  gekannt  zu 
haben  scheint  ^^),  war  die  mit  ausgesuchter  Gelehrsamkeit  erfQllte 
Ornithogonie  unter  dem  Namen  der  Delpherin  Boeo"),  unter 
welchem  auch  ein  Hymnos  auf  Apollon  vorhanden  war*^).  Später 
ward  aus  dieser  angeblichen  Verfasserin  jener  Ornithogonie  ein 
Mann  Boeos  gemacht*^).  Es  war  ein  Metamorphosengedicht^ 
welches  die  Entstehung  der  verschiedenen  Vogel  aus  Menschen 
behandelte.    Wir  kennen  noch  Mehreres  aus  demselben^*). 

Quelle  von  Censorin.  D.  N.  18,  11,  wie  Qrnppe  S.  629.  A.  22  (vgl  Herrn. 
X.  S.  51 — 60)  zeigt.  Aristobnlos  aber  knüpfte  seine  ^  Fälschungen  sonst 
überall  an  wirklich  vorhandene  Gedichte  an,  wird  es  also  wohl  auch  bei 
Lines  (s.  C.  88.  A.  66)  getban  haben,  zumal  da  nicht  abzusehen  ist,  wie 
er  darauf  verfallen  sein  sollte  gerade  auch  diesem  Hexameter  unter- 
zuschieben, wenn  nicht  wirklich  schon  ein  Gedicht  in  diesem  Yersmass 
auch  unter  dessen  Namen  existirte;  vielleicht  sind  also  die  betreffenden 
Verse  zum  Preise  der  Siebenzahl  gar  nicht  untergeschoben,  sondern  standen 
in  der  Tbat  in  jenem  Gedicht.  —  In  Bezug  auf  Thamyris  endlich  ist  auf 
die  Faseleien  von  Herakleides  dem  Pontiker  b.  Flui  de  mus.  3.  1182  B 
(nenoirjuivai  dl  xovxov  iczoqBitai  Titdvmv  ngog  to^g  d'eovg  n6lB(iov)  nicht 
das  Mindeste  zu  geben.  Von  Hymnen  des  Th.  spricht  Piaton  Leg.  YlII. 
829  £  so,  dass  man  vermuthen  darf,  er  habe  sie.  nur  als  sagenhaft  ge- 
kannt, s.  Susemihl  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  676.  Auch  Pseudo-Plai  Ion  688  B.C 
führt  nicht  weiter.  Es  bleiben  also  nur  noch  die  Kosmogonie  bei  Tzetz. 
Chil.  1,96  01  und  Suid.  OäpLvgig.  tpiQStai,  Sl  ccvtov  SBoloyla  slg  l^nr]  ^y. 
Viel  Vertrauen  lässt  sich  eben  auch  hierauf  nicht  setzen. 

10)  Philoch.  Fr.  207  b.  Ath.  IX.  893  e,  wenn  anders  er  nicht  vielmehr 
bloss  eine  Sage  von  ihr  vorfand,  die  erst  später  zu  dieser  Unterschiebung 
den  Anlass  gab.  Müller  F.  H.  G.  L  S.  XC  sucht  diese  Angabe  des  Philoch. 
in  dessen  Zvvayay/rj  riqmlSmVy  richtiger  Enaack  (S.  3)  in  ub^I  /Ltaytix^g; 
man  kann  aber  auch  an  die  dBltpi%d  denken,  s.  C.  21.  A.  874.  Ueber  die 
Quelle  des  Ath.  a.  a.  0.  (=-  Aelian.  N.  A.  XV,  29)  s.  C.  26.  A.  107. 

11)  S.  Enaack  Anal.  Al.-Bom.  I)  De  Boei  Om.  S.  1  —  12  mit  den 
Berichtigungen  von  Oder  De  Anton.  Lib.  S.  48f.  Irgendwie  mit  diesem 
Gedichte  wird  auch  wohl  ihr  angeblicher  Sohn  Palaephatos  der  Athener 
nebsl  den  ihm  beigelegten  Epen  zusammenhängen  (s.  C.  10.  A.  80.  C.  27. 
A.  110). 

12)  Paus.  X,  6,  4  (7)  ff.  nach  Alex;  Polyh.  (s.  C.  21.  A.  582«.  C.  83.  A.  70). 

13)  Ath.  a.  a.  0.   Plin.  N.  H.  X.  §.  7  und  s.  A.  14. 

14)  Durch  Ath.  a.  a.  0.  Aelian.  N.  A.  XV,  29.  Antonin.  Lib.  16.  20 
und  dessen  Interpolator.  „Li  der  Beischrift  des  Letzteren  zu  20  heisst  es: 
tetoQBi  BoCog  ß'  ital  ZifUag  6  *P6dtog  'An6ll(Din,  Hatte  ^Simias  die  doch 
wohl  ältere  Ornithogonie  bereits  benutzt?  Scharfsinnig  hat  0.  Schneider 
Nicand.  S.  47.  A.  2  als  Versschlnss  (?)  bei  Boeo  gefunden  Komv  MBqonriCda 
vriaov.    Ist  derselbe  Versschlnss  bei  Eallim.  H.  in  DeL  160  wirklich  nur 


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380     VierzelmteB  Capitel.    Die  theogonische  Diebtang  a.  d.  eigenü.  Epos. 

Antagoras  von  Rhodos  war  mit  den  Akademikern  Polemon^ 
Erantor  und  Erates  befreundet^)  und  lebte  also  schon  zu  ihrer 
Zeit  in  Athen,  wo  er  noch  vor  280  die  schönen  sieben  uns  er- 
haltenen, dem  Krantor  in  den  Mund  "gelegten  y  an  den  Eros  ge- 
richteten Hexameter ^^  dichtete^').  Vermuthlich  lernte  Antigonos 
Gonatas  iha  hier  kennen;  jedenfalls  wurde  er  276  von  diesem  an 
dessen  Hof  gezogen  ^^).  Er  war  ein  grosser  Feinschmecker,  und 
es  werden  Witzworte  erzählt,  die  hierüber  zwischen  dem  Eonig 
und  ihm  gewechselt  sein  sollen  ^^).  Hierauf  kehrte  er  (wohl  274) 
wieder  nach  Athen  zurück  und  stand  noch  beim  Ableben  des 
Erates  in  naher  Beziehung  zur  Akademie,  da  wir  auch  noch  ein 
hübsches  Epigramm  von  ihm  auf  das  gemeinsame  Grabmal  des 
Polemon  und  Erates  besitzen^).  Dann  aber  muss  er  sich  mit 
Arkesilaos  überworfen  haben,  wenn  die  Geschichte  wahr  ist, 
welche  uns  von  seinen  Schmähungen  auf  offenem  Markte  gegen 
diesen  überliefert  wird**).  Er  dichtete  eine  Thebais**),  und  mehrere 
seiner  Epigramme  nahm  Meleagros,  wie  dieser  selber  sagt^),  in 
seine  Sammlung  auf. 


Zufall?^*  (Knaack).  AuBserdem  bezeichnet  der  Verfasser  jener  Beischriften 
(s.  C.  4.  A.  117)  den  Bqeos  als  Quelle  der  3.,  5.,  7.,  11.,  16.,  16.,  18.,  19.,  21. 
Ersählong,  und  Oder  S.  42  ff.  zeigt,  dass  er  Recht  hat,  und  macht  überdies 
S.  60  ff.  wahrscheinlich,  dass  auch  von  der  6.  und  14.  ein  Gleiches  gilt. 

16)  S.  A.  17.  20.        16)  La.  DL  IV,  26  f.  nach  Antig.  y.  Kar.      . 

17)  Denn  den  ersten  derselben  hat  Eallini.  H.  in  Iot.  6  „in  geistvoller 
Weise  übertrumpft".  Auf  ebendiesen  Vers  nimmt  Theokritos  im  Eingang 
des  Hylas  V.  1  f.  Bezng,  s.  Schol.  z.  d.  St.  und  fast  ebenso  zu  Apoll.  Bh. 
m,  26  (d.  h.  also  Theon,  s.  C.  80.  A.  392).  Genaueres  b.  Wilamowitz 
Ant.  y.  Kar.  S.  69  £    Vgl  C.  13.  A.  14.  69  u.  die  Nachtrr. 

18)  Paus.  I,  2,  3.  V.  Arat.  IE.  p.  68,  16  f.  W.  (Ar.  gen.  Z.  26  f.  Breys.). 
Suid.  "AQcctog.    Vgl.  A.  19. 

19)  Hegesand.  Fr.  16  b.  Ath.  VIII.  340  f— 341a.  Vgl  Plut.  Qo,  symp. 
IV,  4,  2.  668  C.    Apophth.  reg.  Antig.  17.  183  A. 

20)  La.  Di.  IV,  21  (nach  Antig.  y.  Kar.)  unyollständig  u.  namenlos  Anth. 
Pal.  VII,  108. 

21)  Aelian.  V.  H.  XIV,  26.  Sie  kann  aber  auch  ebenso  gut  erfanden 
sein.    Vgl.  noch  Wilamowitz  a.  a.  *0.  S.  216.  A.  38. 

22)  V.  Arat.  IQ  a.  a.  0.  —  Mich.  Apost.  V,  82  u.  Arsen,  p.  146  erzählen, 
dass  er  durch  Vorlesung  derselben  in  Boeotien  seine  Zuhörer  gelahgweilt 
habe;  dies  ist  aber  wohl  eine  Verwechselung  mit  der  Thebais  des  Anti- 
machos,  yon  der  eine  ähnliche  Geschichte  bei  Cic.  Brut.  61,  191  steht. 
S.  d.  Nachtrr,      ' 

28)  Anth.  P.  IV,  1,  62.  Uvtayo^ov  z'  BlaxQotpov  ofifta  ßo6g,  —  Mit 
Namen  erhalten  ist  IX,  147  (namenlos  bei  Planud.). 


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Antagoras.    Myro.    Nikaeoetos.  381 

Myro  oder  Moero  von  Byzantion,  Oattin  des  Andromaclios 
mit  dem  Beinamen  (piXokoyogf  war^  wie  schon  gesagt^),  die 
Matter  des  Tragikers  Homeros  und  also  yielleicbt  noch  etwas 
alter  als  Antagoras  und  dichtete  Epen^  Elegien  und  lyrische 
Poesien  {Mikrf)  ***).  Ihr  Verwünschungsgedicht  (^Agal)  lernen 
wir  aus  Parthenios*^)  kennen.  Für  das  vorzüglichste  ihrer  Werke 
galt  ein  Hymnos  auf  Poseidon  ^^).  Aus  einem  ihrer  Epen  Mi/)j- 
iwövvrj  besitzen  wir.  noch  zehn  gar  nicht  üble  Hexameter  ^^)y 
ausserdem  zwei  ihrer  Epigramme  ^^).  Hochgepriesen  wird  sie  yon 
Antipatros  von  TheBsalonich'"). 

Nikaenetos,  als  Samier  oder  Abderit  bezeichnet ^*);  war 
wahrscheinlich  aus  Abdera  gebürtig^^,  aber  früh  nach  Samos 
ausgewandert,  da  er  als  samischer  Epiker  angeführt  wird,  wel- 
cher samische  Geschichten  behandeltet^).  Ob  mit  diesen  seine 
poetischen  Liebeserzählungen,  welche  mit  dem  hesiodischen  Weiber- 
katalog verglichen  werden^),  zusammenhingen  oder  nicht,  steht 
dahin.  Wir  kennen  aus  ihnen  das  Gedicht  Lyrkos^^),  und  ausser 
sechs  Hexametern  aus  eben  dieser  Dichtung^^  sind  uns  von  ihm 


24)  C.  9.  S.  271. 

26)  Suid.  My(f6  Bviotvtüx,  noti^x^ta  inmv  %al  iltysCmv  xttl  [islmv,  *0fii7- 
Qov  TOv  tQayinov  f&T^rij^,  ywii  d'  'AvÖQOfiaxov  tov  nXrid'ivtog  (piXoXoyov, 
Paus.  IX,  6,  4,  8.  MvQto  Sh  Bviavxia  noirjaccaa  inri  %al  ilsystä  x.  t.  A. 
Vgl.  C.  12.  A..6  u.  C.  9.  A.  14. 

26)  Erot.  27  nsQl  'Alxivoris  nach  d.  Beischrifti:  tato^Bi  MolqcI»  iv  xais  'Ai^aig, 

27)  Eostath.  z.  U.  £,  711.  p.  266,  11. 

28)  Durch  Asklep.  y.  Myrl.  b.  Ath.  XI.  490c.  491  a.b.  Sie  handeln 
yon  Zeus  und  seinem  Adler.  Aus  letzterem  hat  in  acht  hellenistischer  Ver- 
menschlichung des  Mythos  ein  unbekiinnter  Katasterismendichter  (s.  Schol. 
Verg.  Aen.  I,  894)  ein  schönes  Enäblein  Namens  AStos  gemacht,  so  aber, 
dass  ihm  dabei  diese  Verse  vor  Augen  gewesen  zu  sein  scheinen ,  und  dann 
war  er  wohl  nicht  viel  jünger  als  Moero  selbst,  da  deren  Werke  später 
fast  verschollen  waren.  8.  Knaaok  jisxog,  Herrn.  XXIII.  1888.  S.  811  f. 
Eine  mythologische  Notiz  aas  ihr  giebt  Paus.  a.  a.  0. 

29)  Anth.  P.  VI,  119.  189. 

30)  Anth.  P.  IX,  26.  Er  rechnet  sie  mit  Praxilla,  Anyte,  Sappho,  Erinna, 
Telesilla,  Eorinna,  Nossis  und  Myrtis  zu  den  neun  irdischen  Musen. 

31)  Ath.  XUL  690  b,  s.  A.  89. 

82)  Steph.  V.  Byz.  "AßdriQa  nennt  ihn  unter  den  berühmten  Abderiten. 

33)  Menodotos  von  Samos  oder  Perinthos  J^r.  1  b.  Ath.  XV.  637  b. 

34)  Bei  Ath.  in  der  A.  31  angef.  Stelle. 

36)  Beischr.  z.  Parthen.  1.  7}  taxo^la  nagä  Nittatpixtp  iv  x^  AvQKip  ita\ 
'AnoHmvCm  ^PodCm  Kav^tp, 

36)  Ueber  Eaunos,  bei  Parthen.  11.   Nmaivsxog  fihv  ydg  tpriei  x.  r.  1., 


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382    Vierzehntes  Capitel.    Die  tbeogonische  Dichtung  n.  d.  eigentl.  Epos. 

noch  fünf  geistreiche  Epigramme  ^^  erhalten.  Es  lässt  sich  mit 
ziemlicher  Sicherheit  behaupten,  dass  er  vor  Phylarchos  lebte*^, 
und  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit,  dass  er  älter  als  ApoUonios 
oder  spätestens  dessen  Zeitgenosse  war^^). 

Sosikrates  von  Phanagoria  aus  ungewisser  Zeit  dichtete 
gleichfalls  Liebeserzählungen,  welche  mit  den  hesiodischen  Eoeen 
in  Vergleich  gestellt  werden,  nur  dass  die  Helden  derselben  viel- 
mehr männliche  Geliebte  waren  ^);  ob  die  Form  hexametrisch 
oder  elegisch  war,  erfahren  wir  nicht*^). 

Diodoros,  dessen  KoQivd'uucd  schon  von  Eallimachos  er- 
wähnt werden*^),  war  vielleicht  derselbe  mit  Diodoros  von  Elaea, 
aus  dessen  Elegien  die  15.  Erzählung  des  Parthenios  über  Daphne 
laut  der  Beischrift**)  theilweise  geschöpft  sein  soll. 

Ueber  Diotimos  von  Adramyttion,  einen  Zeitgenossen  des 
Aratos,  welcher  ^Ad-Xa  ^HgaxXiovg  dichtete,  s.  C.  10.  A.  34  z.  E. 
und  C.  36,  fiber  Phaedimos  von  Bisanthe,  Dichter  einer  Heraklee, 
s.  C.  36. 

Eleon  von  Kurion  wird  als  Quelle  des  ApoUonios  von  Rhodos 


vgl.  die  Beischrift  zu  dieser  Geschichte  tcxogsi  'Agiatdnffnog  ntql  Mdritov 
%ccl  'AxoXXmiftog  b  'P69iog  Kavpov  xtlcBi  mit  der  znr  1.  (A.  85):  Lyrkos, 
Sohn  des  Phoroneas,  wird  Eidam  des  Aegialos  (Parthen.  1),  des  Sohnes 
von  Eamios  und  der  NaYade  PronoS  (Eon.  2).   S.  A.  79. 

87)  Anth.  P.  VI,  226.  VII,  602.   XIII,  29.  XVI,  191.    Ath.  XV.  678  b.  c. 

88)  Wenn  anders,  auf  Ath.  XV.  637  f.  fiowov  yaQ  -rovr*  tdiav  ft^Tj7L$v 
C^dgawog),  oti  ^Xa^fxog  .  •  .  olSe  .  .  .  xal  oti  ovte.  xa  Nn/Luwixov  oldsp 
ovxB  X.  t.  X.  Verlass  ist 

88»>)  S.  Ä.  66.  79. 

89)  Ath.  XIII.  690 a.b.  ov  %axa  xovg  Smcinqmxovg  xov  ^avccyoQixov 
'HoCovg  ^  xhv  xmv  yvvm%mv  uaxäXoyov  Ni%aivBXOv  xov  ZufUov  ij  'AßSrjQCxov. 
Wohl  mit  Recht  vermuthet  hiemach  Enaack  Analecta,  Herm.  XXV.  1890. 
S.  88  f.  auch  bei  Steph.  Mvxdlri.  UysxaL  xal  d^Xv%mg  MvnalrjaCg,  dig  Zto- 
axgaxog  6  ^avayoqsCxrig  vielmehr  S<ooi%(iaxrig ^  während  Schweighäuser 
umgekehrt  bei  Ath.  Zmaxifdxovg  herstellen  wollte.  Enaack  hSit  femer 
wohl  richtig  den  Dichter  etwa  fflr  einen  Zeitgenossen  des  Phanokles. 

40)  Die  Elegie  Teiresias  and  ihr  angeblicher  Qichter  Sostratos 
(Eustath.  z.  Od.  x,  492.  p.  1666,  48  ff.  vgl.  X,  638.  p.  1696,  49  ff.)  waren  da- 
gegen blosse  Erfindung  des  Ptolemaeos  Chennos,  s.  Horcher  üeber  die 
Glaubwürdigkeit  der  Neuen  Geschichte  des  Ptolemaeus  Chennus,  Jahrb.  f. 
Ph.  SuppL  N.  F.  I.  Leipzig  1866/6.  S.  27?.  286.  292,  was  Rohde  Gr.  Rom. 
S.  83.  A.  2  nicht  beachtet  hat. 

41)  S.  C.  13.  A.  89. 

42)  71  toxoi^lu  naqä  dioSm^a  reo  'Elatxfj  iv  ilsytCatg  lud  ^XaQX^ 
iv  ib\ 


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Sosikrates.    Diodoros.    Diotimos.    KleoD.-  Theolytos.    ApoUonioB.    383 

genannt*^;  ob  aber  seine  ^jQyovavtixä^)  eine  Prosaschrift  oder 
ein  Epos  waren ,  erfahren  wir  nicht  Doch  wird  das  Letztere 
anzunehmen  sein,  wenn  er  derselbe  mit  dem  zweimal  ^^)  erwähn- 
ten Elegiendichter  Kleon  war. 

Theolytos  wird  ftlr  denselben  Gegenstand  als  Quelle  des 
ApoUonios  bezeichnet;  ob  Theolytos  von  Methymna,  ein  Dichter 
von  BaxxLxa  ixrij  derselbe  war  xmd  desgleichen  Theolytos,  der 
Verfasser  einer  Chronik  ('ßpot),  steht  dahin ^^^). 

ApoUonios*^)  aus  Alexandreia*')  oder  Naukratis*®),  wegen 
seiner  nachmaligen  Uebersiedlung  nach  Rhodos  gewöhnlich  der 
Rhoder   genannt*^),    Sohn   des   Silleus*^**),    ward    ungefilhr   283 

48)  Asklep.  y.  Myrl.  (?  ob  hier  der  Zusatz  6  MvQlsavLg  richtig  ist, 
scheint  mir  nicht  unzweifelhaft,  s.  C.  26.  A.  98)  b.  Schol.  Apoll.  Eh.  1,628: 
eUritpB  zriv  Carogfccv  naqa  Gsolvtov  ,  .  ,  ort.  dl  hd'dde  (näml.  ig  Olvoijjv) 
Bvaq  iam^  xcel  KXimv  6  KovQtsvg  tatoQti  nal  UoTdriniadrig  6  Mv(fl$av6g, 
dnxvvg  Ott  na^fu  Klimvog  ndvta  fiiziqvsy%sv  'AnoXXmviog, 

44)  Schol.  ApolL  Kh.  I,  687.  Klicov  iv  ngntcp  xmv  *AQyovavti%6v^  ygl. 
z.  77.  xhv  Kdv^ov  %ai  6  KXimv  ucctaXiysi, 

46)  Et.  M.  p.  889,  24  £P.  mit  einem  Distichon  (s.  Meineke  An.  AI. 
S.  124).    Poll.  V,  9.    Vgl.  Müller  P.  H.  G.  IV.  S.  866. 

46^)  8.  A.  48.  Ath.  VII.  296  a.  BsoXvtog  [ihv  6  Mrj&vftvaCog  iv  toCg 
Ba%%tnotg  insaiv,  XI.  470b«  SsoXvtog  ä*  iv  SBVtiqtplSlQcav.  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  616  meint:  „^A^o»  Theolyti  nescio  an  fuerint  Asaß^mv^'^  und  yermuthet 
femer,  dass  Eleon  den  Th.,  ApoUonios  den  Kleon  benutzt  habo.  Das  ist 
m5glich,  aber  nicht  die  einzige  Möglichkeit. 

46)  Wir  haben  yon  ihm  ausser  dem  Artikel  b.  Suid.  zwei  Biographien 
in  der  filtsten  und  besten  Handschr.,  yon  denen  nicht,  wie  Busch  Biblioth. 
AI.  S.  82  ff.  meint,  die  zweite  aus  der  ersten  geflossen  ist  (s.  dagegen  Enaack 
W.  f.  kl.  Ph.  IL  1886.  Sp.  1001),  sondern  die  beide,  wie  Linde  De  diyersis 
r^censionibus  ApoUouii  Bhodii  Argonauticon,  Hanuoyer  1886.  8.  (Gott 
Doctord.).  S.  6  f.  10  ff.  zeigt,  ans  einer  und  derselben  älteren  Biographie 
ausgezogen  sind.  —  Man  so  A.  der  Bhodier,  Nachtrr.  z.  Sulzers  Theor. 
d,  schönen  K.  VI  (Leipz.  1800).  S.  179  —  289  (noch  heute  lesenswerth). 
Weich  er  t  üeb.  d.  Leben  u.  Gedicht  d.  ApoUonius  y.  Bl^dns,  Meissen  1821.  8. 
(yiel  zu  parteiisch  für  ihn  u .  zieml.  yeraltet,  ygl.  d.  Nachtrr.).  H^mardinquer 
De  A.  Bhodii  Argonauticis,  Par.  1872.  8.  (mir  unbekannt).  Couat  S.  294— 
826.  491  ff.  Vgl.  auch  StenderDe  Argonautarum  ad  Colchos  usque  expedi- 
tione  fabulae  historia  critica,  Kiel  1874.  8.  u.  die  Becc.  der  Diss.  Lindes 
y.Bzach  W.  f.  kl.  Ph.  IV.  1887.  Sp.  326—828,  B.  Volkmann  Phil.  Anz. 
XVIL  1887.  S.  119—122  u.  bes.  Knaack  BerL  ph.  W.  VI.  1886.  Sp.  874— 876. 

47)  Strab.  XTV.  666  (s.  C.  80.  A.  189)!  Vit.  I.  p.  60, 1  f.  V.  II.  p.  61, 1  West.  Suid. 

48)  'Podiog  ri  NocvnQatitrjg  Ath.  VIL  288  d.    Aelian.  N.  A.  XV,  28. 

49)  S.  A.  67  n.  Strab.  a.  a.  0. 

60)  V.  L  p.  60, 2.  Suid.  In  V.  IL  p.  61, 2  heisst  es:  ZiXXimg  ritoi.  '[XXiag^ 
(uriTQog  Sl  'P69rig.    Vgl  Linde  S,  11.  Anm. 


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884    Yierzelintes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtang  u.  d.  eigentL  Epos. 

geboren ^^).  Schüler  des  Eallimachos^  aber  kühn  dessen  poetischen 
Grundsätzen  Trotz  bietend^  yerfasste  er  schon  als  kaum  erwachsener 
Jüngling  sein  Epos  von  der  Argonautenfahrt  (^^Qyovaxrcixd) 
und  suchte  durch  Vorlesung  desselben  in  den  gelehrten  Kreisen 
von  Alexandreia  Beifall  zu  gewinnen^^);  und  es  kann  in  der 
That  auch  keinem  Zweifel  unterliegen  ^  dass  er  denselben  von 
manchen  Seiten  wirklich  fand,  da  er  offenbar  erst  nach  erbittertem 
^ampfe  mit  Eallimachos  die  Stadt  verliess  und  sich  nach  Rhodos 
begab  ^^).  Hier  ward  er  mit  offenen  Armen  aufgenommen,  lehrte 
Grammatik^),  erhielt  das  Bürgerrecht^*)   und  blieb  hier  ohne 

61)  Wenn  Gercke  Alezandrin.  Studien.  Der  Streit  mit  ApoUonios. 
Rhein.  Mus,  XLIV.  1889.  S.  1?7— 150.  240—268  vielmehr  schon  296—292 
ansetzt  (S.  252.  257)  i^d  so  denn  auch  bestreitet,  dass  A.  des  Eallimachos 
Schüler  gewesen  sei,  so  s.  dagegen  C.  5.  A.  22.  84—86.  C.  13.  A.  20 ^  21. 
63 — 66.  Die  Y.  I.  p.  50,  8  ff.  giebt  folgenden  widersprechenden  Bericht: 
iyivsTo  dl  inl  tmv  IlzoXeiiaCmv^  KccHifLdxov  (iM&rjTi^gy  to  (iIp  nQcatov  övvtov 
KccXXifiaxa)  tm  UCm  SidacKatm*  otph  61  inl  z6  noteCw  noiriftccza  izQixsto, 
zovxov  Xiyezai  ^zt  ^tpiißov  ovza  iniSs^^cca&cci  za  'AQyovavti'Kci  xocl  xazsypcäif^ai.  ' 
Dass  das  ht.  i(prjßov  ovta  richtig,  das  otpi  falsch  ist,  liegt  auf  der  Hand, 
aber  erst  Linde  S.  12  ff.  hat  wahrscheinlich  gemacht,  woher  der  Wider- 
spruch stammt,  nämlich  aus  der  Flüchtigkeit  des  Ezcerpirens,  indem  in 
der  ursprünglichen  Biographie  vielmehr  etwa  Folgendes  gestanden  haben 
dürfte:  iyivszo  dl  inl  z&v  UzoXsiiccitov  z6  filv  TCQmzov  avvmv  KcclXiitax9 
zm  ldCa>  dtSao'KdXa),  inBiSri  dh  vazsi^ov  iitl  z6  noiBiv  non^fuiza  iz^inezo, 
an'  crtJtov  dtpiazdfisvog,  nccl  tcoXXtiv  eCg  ixQ'qav  fiX^ov  aXXriXoig,  Xiyszat  dh 
zovzov  hl  itprjßov  x.  z.  X,  Da  nun  des  Eallimachos  Hymnos  auf  ApoUon, 
bei  dessen  Abfassung  der  Streit  zwischen  diesem  und  A.  schon  in  vollem 
Gange  war,  etwa  um  263  entstanden  ist  (s.  C.  18.  A.  68  ff.),  so  gelatkgt 
man  bei  der  Annahme,  dass  die  Fehde  damals  schon  etwa  zwei  Jahre  ge- 
dauert haben  mochte,  wenn  A.  beim  Beginn  derselben  In  igtrjßog,  d.  h. 
18  Jahre  alt  war,  eben  damit  auf  288  als  dessen  ungefähres  Geburtsjahr. 

52)  V.  I.  a.  a.  0.  V.  U.  p.  51,  2  ff:  ovzog  ifia^ilzevae  ÄaUt^xo»  h 
'AXf^avd(f8£a  ovzt  y^a/u/Mtrixoo ,  xal  avvzd^ag  zavzcc  zd  non^nazcc  imSsiiazo. 
Vgl.  Suid.  (iccd^zrig  KccXXifidxov. 

53)  S.  G.  5.  A.  86.  G.  18.  A.  16  ff.  Nach  der  ungenauen  Darstellung 
der  Biographien  freilich  müsste  man  eher  glauben,  dass  das  von  Ealli* 
machos  und  dessen  Anhängern  geäusserte  MissfEkllen  ihn  gleich,  nach  der 
Vorlesung  seines  Gedichts  aus  Alexandreia  getrieben  hätte:  Vit.  I.  p.  50, 6 ff. 
unmittelbar  nach  den  A.  51  angef.  Worten:  /xi^  tpiqovza  dl  zriv  alaxvvriv 
zmv  noUz&v  xal  to  ovmBog  xal  zriv  diaßoXrjv  zmv  aXXmv  noirizwv  %azaXi' 
V81V  zriv  fcazQCda  xal  %az6XriXvd'iv<xi  slg  ^Podov.  V.  II.  p.  51,  4  f.  ctpodf^a 
S'  dnozvxoiv  xal  iQv^qidaag  nagsyivszo  iv  *P6dco. 

54)  Und  nicht  Ehetorik,  wie  es  V.  U.  p.  51,  6  heisst:  aoquczBvsi  ^ijro- 
ifmovg  Xdyovg,  vgl.  Difthey  bei  Linde  S.  51.     Busch  a.  a.  0.  S.  42  f. 

65)  y.  I.  p.  50,  11  f.  unmittelbar  nach  den  A.  57  angeführten  Worten: 


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Apo]lonio8  der  Rhoder.  385 

Zweifel  bis  au  seinen  Tod^^).  ÄpoUonios  machte  von  seinem 
Argonautengedicht  zwei  Ausgaben   (nQoixdo6ig  und  i^ixdotfis), 

InaldBvas  8\  Xaftx^alg  h  avr^  (n&ml.  in  Rhodos)  %al  tilg  ^PoSCmv  noUtsiag  xal 
tt^urig  iJ|«o^.  Y.  n.  p.  51,  6  f.  %d%6V  inoX^tsvoato  xal  aoq>iatev£i>  (rjtOQLKOvg 
loyovg,    9.  mg  xal  zfig  *Fo9iaiv  agto^&^yat  noUtsiag, 

66)  V.U.  p.  51,  9  ff.  schliesst  mit  den  Worten:  ttvlg  di  <paeiv  ort 
inccvrjX^sv  iv  'AXs^avdQsiif  xal  av&ig  insiüB  ini^si^d^usvog  slg  a%qov  evdouC- 
(iTjasv  mg  xal  tmv  ßißXiod"riiiav  %ov  Movösiov  d^imdiivai  avtbv  xal  tacpijvai 
8i  avv  avx6  xm  KaXXi[idx<py  und  da  V.  I  mit  xal  td  ^uhv  (!)  tov  yivovg 
xavTcc  endet,  so  nimmt  Linde  S.  11  f.  mit  Recht  an,  dass  als  zweites  Glied 
hiezn  der  nämliche  Zusatz  gehört,  also  schon  aus  der  Urbiographie  stammt. 
Dieselbe  Nachricht  lieg^  bei  Suid.  'AnoXX,  diddo%og  'EQctxoc&ivovg  yBvofusvog 
iv  T^  nqoöxas^a  xiig  ip  'JXe^ccvdQsiif  ßißXio^nrjg  und  'Agiaxotp,  £v{arT. 
nQoicxri  xfjg  xov  ßccciXimg  ßißXiodirj%rig  fisx'  'AnoXXdviov  zu  Grunde.  Zuerst 
hat  ihre  Glaubwürdigkeit  Bernhardy  Gr.  L.-G.  IP,  1.  S.  363  bestritten, 
dann,  von  Wilamowitz  indirect  angeregt,  Busch  a.  a.  0.  S.  40 ff.  und, 
direct  aus  der  gleichen  Anregung,  Susemihl  An.  AI.  L  S.  Xnif.  Zunächst 
steigt  schon  das  xtvlg  di  (pccciv,  dass  dies  eine  aller  sonstigen  Ueberlieferung 
widersprechende  Behauptung  war.  Das  Schicksal  yOlliger  Ignorirung  des 
Argonautengedichts  innerhalb  der  alexandrinischen  Kreise  auch  noch  in 
den  nächstfolgenden  Zeiten  beweist,  dass  dasselbe  und  sein  Urheber  keines- 
wegs sofort  mit  dem  Tode  des  KaUimachos  dort  können  auf  einmal  zu 
Gunsten  aufgenommen  sein,  geschweige  denn  dass  man  dem  Letzteren  hätte 
einige  Jahre  nach  seinem  Tode  die  Schmach  anthun  können  den  A.  avv 
avxa  zu  begraben.  Da  endlich  Eratosthenes  etwa  7  Jahre  jünger  oder 
aber  nach  einer  anderen,  aber  schwerlich  (s.  C.  15.  A.  4)  richtigen  Be- 
rechnung etwa  8  älter  als  A.  war  und  das  stattliche  Alter  von  80  bis 
82  Jahren  erreichte  (s.  C.  15.  A.  25),  so  wäre  A.  auf  diese  Weise  als  ein 
Greis  von  87  bis  89  oder  andernfalls  wenigstens  von  77  bis  79  Jahren  zu 
dessen  Nachfolger  nach  Alexandreia  zurflckbemfen  worden,  man  müsste 
denn  mit  Ritschi  AL  Bibl.  S.  82f  (Opnsc.  I.  S.  67)  zu  der  künstlichen 
Ausflucht  schreiten,  Eratosthenes  habe  wegen  des  Augenübels,  welches  ihn 
in  seinen  letzten  Jahren  befiel,  sein  Amt  schon  mehrere  Jahre  yor  seinem 
Ableben  niedergelegt.  Aber  selbst  wenn  man  die  Zahl  derselben  bis  auf 
10  hinaufschrauben  wollte,  würde  diese  chronologische  Unwahrscheinlich- 
keit,  ja  Unmöglichkeit  immer  noch  gross  genug  bleiben.  Und  wollte  man 
endlich  (s.  G.  18.  A.  68 — 65)  den  Hjninos  des  KaUimachos  auf  Apollon  erst 
248/7,  die  Geburt  des  A.  folglich  (zwar  nicht  mit  Couat  S.  49  f.  57  erst 
260,  aber  doch)  erat  268  setzen,  so  wäre  Letzterer  auch  so  noch  beim  Tode 
des  Eratosthenes  schon  72  bis  74  und  nur  im  günstigsten  Falle  doch 
wenigstens  immerhin  schon  62  bis  64  Jahre  alt  gewesen.  Und  doch  sollte 
man,  um  ihn  zurückzurufen,  einen  solchen  Gelehrten  wie  Aristophanes,  den 
man  in  Alexandreia  selber  hatte,  und  der  doch  auch  unter  dieser  Voraus- 
setzung immerhin  noch  über  10  Jahre  jünger  war  (s.  C.  16.  A.  2.  10),  über- 
gangen haben,  so  dass  er  erst  nach  dem  Tode  des  A.  in  jenes  Amt  ein- 
gerückt wäre!  Obendrein  aber  war  Aristophanes,  als  er  es  antrat,  62  Jahre 
alt  (s,  C.  16.  A.  9^»):  entweder  müsste  also,  wenn  man  nicht  wieder  jenen 

SuBBMiHi«,  grleolL-ftlez.  Litt-Gesoh.  I.  25 


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386    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigenü.  Epos. 

wahrscheinlich  die  erste  noch  in  Alexandreia^^);  jedenfalls  die 
zweite  erst  in  Rhodos.  Aber  auch  die  erste  erhielt  sich  noch 
später.  Der  Unterschied  zwischen  beiden  scheint ^  wenn  sich  auch 
mit  Sicherheit  hierüber  nicht  urtheilen  lässt,  immerhin  nicht 
sehr  gross  gewesen  sein^^^).  Die  Nachrichten  über  denselben 
sind  zwar  schwerlich  erschöpfend^)^  aber  jedenfalls  ist  es  be- 
zeichnend, dass  sie  sich  sämmtlich  auf  Aenderungen  beziehen, 
bei  welchen  der  Geschmack,  und  nicht  auf  solche,  bei  denen  die 
grammatische  Correctheit  in  Frage  kam,  wenn  schon  natürlich 


günstigsten  Fall  setzt,  A.  es  ausserordentlich  knrse  Zeit  bekleidet  haben 
.oder  Aristophanes  so  spät  geboren  sein,  dass  er  nicht  hätte  noch  Schüler 
des  Zenodotos  (s.  bes.  C.  16.  A.  10),  beziehentlich  Kallimachos  (s.  C.  12. 
A.  69)  sein  können.    S.  auch  die  Nachträge. 

57)  So  stellen . wenigstens  beide  Biographen  indirect  die  Sache  dar: 
y.  I.  p.  50,  8  ff,  (unmittelbar  nach  den  A.  58  angeC  Worten):  «a«fi  (»  in 
Rhodos)  ccvtä  im^iaai  xal  OQ^möai  xttl  ovtag  iitiSs^ao^m  %al  wuqbv' 
Sonififjactr  dto  %cu  *P6diov  Bavxov  iv  totg  noitjputüiv  dv€cyQd(pei,  Y.  II. 
p.  51,  6  ff.  (unmittelbar  nach  den  A.  54  u.  55  angel  Worten):  o^sv  avtov 
xorl  ^Podtov  dnonalsip  ßovlovtat.  ivtav^a  xolifvv  didymv  %al  im^iaag 
avTov  %ä  xoiripMzay  etra  ini^si^dfbevog  a(p6SQa  svSan^ftriaiif,  Die  Fehler- 
haftigkeit des  A.  66  besprochenen  Zusatzes  zur  zweiten  Bic^aphie  zeigt 
sich  auch  noch  darin,  dass  diese  Nachricht  ja  noch  auf  eine  dritte  Ausgabe 
föhren  würde  nach  der  Rückkehr  nach  Alexandreia.  Diese  Annahme  hat 
denn  auch  Merkel  Ein  Capitel  Prolegomena  zu  A.  Rh.,  Schleusingen  1850. 4. 
in  der  That  vertheidigt,  s.  aber  die  gründliche  Widerlegung  durch  Linde 
8.  14—16. 

57^)  Das  Qegentheil  wird  vielfiEu;h  behauptet,  so  auch  noch  yon  Rzach 
und  Volkmann  a.  a.  0.  0.,  aber  mit  den  Beweisen  sieht  es  schwach  aus, 
s.  A.  58.  59.  Volk  mann  S.  120  hat  nichts  Anderes  vorzubringen  als  die 
(s.  A.  56)  irrige  Behauptung,  die  Epekdosis  habe  in  Alexandreia  eben  so 
sehr  ge&llen  wie  die  Proekdosis  missfallen. 

58)  Wie  selbst  Linde  nicht  bestreiten  kann,  s.  C.  18.  A.  18.  Es  bleibt 
jedenfalls  auffällig,  dass  sie  sich  alle  nur  auf  das  erste  Buch  erstrecken. 
Es  sind  folgende  sechs:  SchoL  I,  285.  515.  548.  725.  788.  801,  und  nur  drei 
von  ihnen  betreffen  stärkere  Aenderungen.  Es  fehlten  nämlich  in  der 
Proekdosis  516—518  (s.  Enaack  a.  a.  0.  Sp.  825  gegen  Linde  S.  23—25 
und  gegen  Dilthey  bei  Linde  S.  24),  desgleichen  726 £,  und  folglich 
muss  in  ihr  auch  725  etwas  anders  gelautet  haben  (s.  Linde  S.  21  f.),  und 
endlich  statt  801—803  standen  in  ihr  yier  andere  Verse  mit  geringer  sach- 
licher Verschiedenheit.  Von  allen  diesen  sechs  Abweichungen  ist  nun  aber 
in  unseren  Handschriften  keine  Spur,  und  die  Annahme  Ton  Gerhard 
Lectiones  Apollonianae,  Leipz.  1816.  8.  und  Anderen,  nach  welcher  die 
erheblicheren  Varianten  derselben  noch  auf  den  (Gegensatz  jener  beiden 
Ausgaben  des  Dichters  selbst  zurückgehen  sollen,  schwebt  daher  vollsUUidig 
in  der  Luft. 


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ApoUonioB  der  Rhoder.  387 

bei  dieser  Gelegenheit  auch  der  letzteren  au%eholfen  wird^^). 
Der  Stoff  des  Gedichts,  welches  in  4  Büchern  5835  Verse  ent- 
hält, ist  in  gewisser  Weise  für  jene  Zeit,  in  welcher  die  Reise- 
fabulistik  so  beliebt  geworden  war,  nicht  übel  gewählt,  und  ihr 
Geist  spricht  sich  ferner  darin  aus,  dass  ApoUonios  zuerst  die 
Liebe  zum  Hebel  des  Epos,  und  dass  er  demgemäss  hier  die 
Medeia  zur  Hauptperson  macht.  So  könnte  man  vielleicht  sagen, 
er  habe  der  epischen  Dichtung  die  Welt  des  Phantastischen  und 
Romantischen  eröffnet^);  allein  seine  Auffassung  ist  im  Grossen 
und  Ganzen  nüchtern,  äusserlich,  stofihiässig.  Die  Sage  wird  in 
acht  alexandrinischer  Weise  ihres  religiösen  Gehalts  beraubt,  aus 
dem  gottgesandten  Helden  lason  wird  ein  Abenteurer,  ein  kühner 
Pirat,  und  dieser  Charakter  wird  dann  doch  nicht  wirklich  kühn 
und  folgerecht  durchgeführt,  sondern  zwitterhaft  und  mit  senti- 
mentalen Zuthaten.  Es  war  ein  verfehlter  Versuch  Homer os 
und  Eallimachos  zu  verscbmelzen,  ein  Epos,  eine  Liebesgeschichte, 
eine  Reisefabel  und  eine  gelehrte  mythische  Geographie  zugleich 
zu  schreiben*^).  Und  nicht  bloss  lason  ist  völlig  schwankend, 
sondern  auch  die  übrigen  Charaktere  ausser  dem  der  Medeia  farblos 
und  verwaschen.  Fast  da  allein,  wo  ApoUonios  in  der  Weise 
der  alexandrinischen  Dichtung  den  Ton  der  Liebesleidenschaft 
anschlägt,  um  die  Seelenkämpfe  der  Medeia  zu  schildern^),  fehlt 
ihm  auch  das  Gelingen  nicht,  ja  er  hat  hier  vielleicht  das 
Mächtigste  geschaffen,  was  die  alexandrinische  Poesie  überhaupt 
aufzuweisen  hatte.  Eine  gewisse  conventionell*  alexandrinische 
Färbung  durchzieht  freilich  auch  diese  beste  Partie  des  Gedichts, 
und  sie  bleibt  doch  immerhin  nur  eine  Episode,  die  trotz  aller 

69)  Daher  iat  denn  sogar  die  Meinung  Ton  Merkel  Prolegg.  S.  XCIXff. 
Tgl.  LXXI  ff. ,  die  Epekdosis  sei  eine  gründliche  Umarbeitimg  der  Proekdosis 
nach  dem  inzwischen  durch  Aristophaaes  von  Byzanz  gemachten  Fortschritt 
in  der  Erkenntniss  des  homerischen  Sprachgebrauchs  gewesen,  ohne  jedem 
Anhalt. 

60)  Vgl.  Bernhardy  a.  a.  0.  S.  363.  Namentlich  würde  dies  dann 
gelten,  wenn  es  in  Wahrheit  kein  älteres  Argonautenepos  gegeben  haben 
sollte,  s.  aber  A.  43 — 46.    Andrerseits  vgl.  die  Nachträge. 

61)  Wie  Couat  S.  386  sehr  richtig  bemerkt.  —  Ueber  die  Aufz&hiung 
der  Theilnehmer  an  der  Fahrt  im  ersten  Buch  und  besonders  die  Verse 
über  Angeias  172  ff.  s.  Eaibel  Sentent.  lib.  FV.,  Herrn.  XXII.  18S7.  S.  611  f. 

62)  111,439—471.  616—843,  vgl,  1008  ff.  1068  ff.  1110  f.  Vgl  Manso 
S.  232  ff.  Weichert  S.  366.  Rohde  Gr.  Bom.  S.  21.  Auf  den  späteren 
«weiten  Theil  dieser  Liebestragoedie  deutet  übrigens  A.  mehrfach  hin,  III, 
836  f.   IV,  1161—1168.    üebrigens  s.  d.  Nachtrr. 

26* 


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388    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonisclie  Dichtung  n.  d.  eigenü.  Epbs. 

ihrer  Meisterschaft  den  Mangel  desselben  an  innerer,  zusammen- 
haltender Einheit  nicht  zu  ersetzen  vermag^').  Einzelne  gelungene 
Züge  zeigen  sich  freilich  auch  sonst.  Die  Gottheiten  benehmen 
sich  in  diesem  Epos  ganz  wie  die  Leute  am  alexandrinischen 
Fürstenhof,  und  trotz  aller  Einfachheit  in  der  Darstellung  ist 
das  Ganze  doch  nur  eine  gelehrte  versificirte  Ansammlung  des 
Sagenstoffs  mit  äusserlicher  Ausgleichung  der  inneren  Wider- 
sprüche ohne  Spur  wirklicher  poetischer  Originalität").  Trotz 
der  vortrefflichen  Scholien  sind  wir  freilich  über  seine  Quellen 
sehr  im  Dunklen  ^^).  In  der  Form  finden  sich  manche  Nach- 
ahmungen des  Kallimachos,  Aratos,  Nikaenetos,  Phanokles^. 
Seine  Sprache   zeigt  noch  ein  sehr  „regelloses  Schwanken"®'). 

63)  St.  Benve  Keyne  des  deux  mondes  1845.  Ilf.  S.  809  ff.  Hätte  A. 
diesen  Gegenstand,  die  Liebe  des  Taaon  und  der  Medeia,  aus  dem  Ge- 
sammtstoff  heraaBgegrifPen  und  ein  eignes  kurses  Epos  ans  demselben  ge- 
macht, so  würde  er  ohne  Zweifel  ein  kleines  Meisterstflck  haben  schaffen 
können,  und  so  begreift  sich  gerade  von  hier  ans  der  eigentliche  Sinn  des 
Streites  mit  Eallimachos  und  Theokritos  and  zeigt  sich,  wie  sehr  die 
Letzteren  in  der  Sache  Recht  hatten.  So  aber  yerräth  sich  gerade  hierin 
der  durch  nnd  dnrch  nnepische  Charakter  des  Gedichts. 

64)  Wie  Eallimachos  Fr.  442  sagt,  dass  er  nichts  Unbezengtes  singe 
(s.  C.  3.  A.  17),  so  A.  IV,  1381  f.,  er  singe  lediglich  was  er  von  denPieriden 
gehört  habe.  Weiteres  mit  richtiger  Beortheilnng  bei  Bohde  a.  a.  0. 
S.  97  f.  A.  3. 

66)  S.  Couat  S.  294  ff.,  vgl.  Weichert  S.  183—268  u.  d.  Nachtrr.  Dass 
za  diesen  Quellen  Timagetos  negl  Xiiiivmv  (s.  C.  22.  A.  91  f.)  gehörte,  erhellt 
aus  Schol.  IV,  284,  vgl.  269.  Ueber  DeYlochos  (s.  Sophokl.  z.  I,  1039,  vgl. 
z.  1037),  Neanthes  (p.  Schol  I,  1068.  1066)  und  Herodoros  (s.  Schol.  I,  948) 
als  Quellen  des  A.  I,  936  —  1077  handelt  Enaack  De  fabulis  nonnuUis 
Cyzicenis,  in:  Commentationes  philologae  in  honorem  sodalitii  philologorum 
Gryphiswaldensis,  Berlin  1887.  8.  S.  33—41,  der  weitere  Untersuchnngen  in 
Aussicht  stellt.    Vffl.  A.  76.    Ausserdem  s.  A.  43.  46^. 

66)  Hinsichtlich  des  Phanokles  s.  C.  4.  A.  93,  in  Bezug  auf  Aratos  vgl. 
I,  30  mit  Ar.  372,  III,  1196  mit  617,  lY,  1374  mit  446.  Die  Argonauten- 
geschichten im  2.  B.  der  Ahia  des  Eallimachos  (s.  C.  13.  A.  86)  benatite 
er  wohl  stofflich  und  formal,  aber  während  er  IV,  311  Eallim.  Fr.  13  aus 
dem  1.  B.  (vgl.  C.  9.  A.  40)  vor  Augen  hat,  ist  doch  im  Wesentlichen  diese 
Stelle  1309  ff.  1322  ff.  vielmehr,  wie  Enaack  Callimaohea,  Stettin  1887. 
8.  13  ff.  sehr  wahrscheinlich  macht,  dem  Epigramm  des  Kikaenetos  Anth. 
P.  VI,  226  nachgebildet  VgL  A.  79.  SchoL  I,  1809.  KalXifidzov  (Fr.  212)  h 
ctlxof.  Ob  auch  Anklänge  an  Theokr.  vorhanden  oder  diese  Anklänge  viel- 
mehr, wie  es  in  den  meisten  Fällen  ohne  Zweifel  anzunehmen  ist,  ausnahmslos 
umgekehrt  eine  von  Theokr.  an  A.  geübte  Eritik  sind  (vgl.  Gercke  Rh.  Mus. 
XLIV.  S.  137 — 139),  darüber  ist  die  Untersuchung  noch  nicht  abgeschlossen« 

67)  Bernhardy  a.  a.  0.  S.  368  f.     Haacke  De  elocutione  Apollonii 


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ApoUonios  der  Bhoder.  389 

Naeh  der  YerurtheiluDg;  welche  das  Gedicht  durch  Eallimachos 
erfahren  hatte,  ignoriren  die  Philologen  der  nächsten  Folgezeit, 
so  weit  sie  nicht  aus  seinem  eignen  Schülerkreise  hervorgingen^), 
dasselbe  gänzlich.  Seine  Hauptbewunderer  fand  es  erst  unter 
den  Römern:  Yarro  Atacinus  übersetzte  es,  Yergilius  und  Yalerius 
Flaccus  gehorten  zu  seinen  Nachahmern  ^^).  Allmählich  jedoch 
yerschaffte  der  aufgespeicherte  Sagenstoff  ihm  erhebliche  Coqi*- 
mentatoren,  so  zunächst  schon  seinen  Schüler  Chares^^)  und 
vielleicht  noch  einen  zweiten  Schüler  von  ihm  Asklepiades  oder 
auch,  wenn  die  Ueberlieferung  richtig  ist,  vielmehr  den  beträcht- 
lich jüngeren  Asklepiades  von  Myrleia^^),  später  Lukillos  von 
Tarra,  Sophokles  und  Theon,  ohne  Zweifel  den  Sohn  des  Artemi- 
doros'*).  Aus  den  drei  Letzteren  bezeichnen  sich  die  Scholien, 
eine  der  besten  Sammlungen  dieser  Art,  als  Auszüge  ^^).  Marianos 
machte  eine  Metaphrase  in  5608  lamben^^^).  Die  Originalhand- 
schrift oder  doch  die  so  gut  wie  allein  in  Betracht  kommende 

Rhodil,  Halle  1S42.  IL  8.  Ludw.  Schmidt  De  Apollonii  Rhodii  eloca- 
tione,  Münater  1853.  8.  Merkel  Prolegg.  S.  XXXVII  ff.  Sacbier  Ani- 
madversioneB  de  dicendi  genere,  qao  Apollonins  Rhodios  poeta  in  Argonauticis 
QsoB  est,  Binteln  1861.  4.  CavazzaLa  declinazione  in  Apollonio  Bhodio, 
Avellino  1878.  Bzach  GrammatiBche  Stadien  za  Apollonins  BhodiuB, 
Wien  1878.  8.  (Wiener  Sitaungaber.  LXXXIX.  S.  429-699).  Cholevius 
Ueber  den  gnechischen  Epiker  Apollonias  Rhodias,  KOnigsb.  i.  P.  1882.  4. 
Linsenbarth  De  Apollonii  Bhodii  casuom  syntazi  compar%}io  cnm  usn 
Homerico,  Leipz.  1888.  8.  (Doctordisß.).  VgL  F.  A.  Wolf  Prolegg.  S.  247— 
249.  Gerhard  8.  98  f.  —  In  Bezng  auf  den  Versbau  gestattet  er  sich  viel 
grössere  Freiheit  als  Eallimachos,  so  dass  dieser  gewiss  (b.  C.  18.  A.  74) 
auch  über  manche  Hexameter  dieses  seines  nngetreuen  Schülers  nach  dieser 
Bichtung  hin  entrüstet  war  (doch  s.  d.  Nachtrr.  z.  C.  13.  S.  866.  A.  74),  in 
Bezng  anf  den  Hiatas  anch,  wie  schon  C.  6.  A.  62  hervorgehoben  ward,  viel 
grössere  als  Theokritos.  Gleichwie  Letzterer  in  Bezng  auf  die  Vertanschung 
des  Daktylos  mit  dem  Spondeios  28  Formen  des  Hexameters  znlässt,  so  A. 
immerhin  noch  26.  S.  G.  Hermann  Orph.  S.  708 ff.  731  ff.  769.  Gerhard 
S.  122 ff.  188 ff.  Merkel  Metrisch -krit.  Abh.  üb.  Ap.  Bhodins,  Magdeb. 
1844.  4.  Bzach  Ueb.  d.  Hiatns  b.  Ap.  Bhodins,  Wiener  Stud.  m.  1881. 
S.  43—76.  •—  Schellert  De  Ap.  Bhodii  comparationibas,  Halle  1886.  8. 

68)  S.  A.  70. 

69)  S.  Weichert  S.  270—824.  404—408.   Tenff el  Böm.  L.-G.  §.  212,  2. 
228,  6.  317,  2  n.  vgl.  d.  Nachtrr. 

70)  iv  Too  nsQl  taxoQiav  xov  'AnoXXiovlov,  Schol.  II,  1062.  VgL  C.30.  A.22. 23. 

71)  SchoL  I,  623,  s.  A.  43.    C.  26.  A.  98.    C.  30.  A.  20. 

72)  S.  C.  6.  A.  75.    C.  9.  A.  43.  44.    C.  10.  A.  126.    C.  13.  A.  98.    C.  80. 
A.  207  n.  bes.  C.  30.  A.  392.         73)  S.  A.  76. 

73^)  Suid.  Maqiavog,  vgL  C.  6.  A.  82.    C.  10.  A.  132.    C.  13.  A.  106. 


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390    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epos. 

Haüdschrift  ftlr  die  Scholien  ist  derselbe  Codex,  welcher  anch 
für  den  Text  nicht  allein  der  ältste,  sondern  auch  der  bei  Weitem 
beste  ist,  Mediceus  oder  Laurentianus  XXXII,  9  aus  dem  10.  Jahrh. 
oder  dem  Anf.  des  11.'*).  An  der  Spitze  einer  zweiten,  schlechteren 
Recension,  die  jedoch,  da  sich  ihre  Spuren  schon  im  Etym.  Magn. 
finden,  spätestens  bereits  aus  dem  5.  Jahrh.  stammt,  stehen  der 
Guelpherbytanus  und  ein  anderer  Florentiner  Codex,  Laurent. 
XXXn,  16,   aus  dem   13.  Jahrh. '^).     Von  den  Herausgebern'*) 


74)  Dem  Hauptcodex  auch  fßr  Aeechylos  und  Sophokles.  Aue  ihm 
sind  sie  von  H.  Keil  in  der  Ansg.  v.  Merkel  (s.  A.  76)  veröffentlicht, 
nachdem  zuvor  nur  die  Auszüge  von  Laskaris  in  der  ed.  princ.  (Flor. 
1496)  und  dann  durch  Ruhnken  andere  Excerpte  aus  einer  jungen  Pariaer 
Handschrift  bekannt  gemacht  waren,  so  dass  man  früher  von  zweierlei 
Schollen,  Florentinern  und  Parisem,  sprach,    üebrigens  vgl.  C.  13.  A.  106. 

75)  Die  Lesarten  dieser  Recension  sind  im  Mediceus  vielfach  beigefügt, 
vielleicht  erst  von  zweiter  Hand,  jedenfalls  mit  anderer,  blasserer  Dinte, 
ebenso  die  Schollen,  während  die  Unterschrift  unmittelbar  hinter  dem 
Text  TtaQixxtitai  tcc  oxoXicc  iti  tmv  Aovulllov  TclqqoUov  xal  SofpouXiovq  %al 
Siavog  ganz  ebenso  wie  der  Text  selbst  geschrieben  ist.  In  Folge  dessen 
hat  Merkel  Proleg.  S.  LVIff".  den  Verdacht  ausgesprochen  und  zu  be- 
gründen gesucht,  dass  unsere  Scholiensammlung  vielmehr  die  zu  der 
schlechteren  Recension  gehörige  und  nicht  aus  den  Commentaren  dieser 
drei  Grammatiker  ausgezogen  sei.  Allein  schon  Keil  (Praef.  S.  801)  zeigt, 
da^s  zu  diesem  Verdacht  kein  genügender  Grund  ist,  vielmehr  die  Scholien 
doch  allem  Anscheine  nach  von  derselben  Hand  geschrieben  sind  wie  der  Text. 
Theon  wird  freilich  in  ihnen  nirgends  genannt,  Sophokles  auch  nur  einmal 
I,  1089  (s.  A.  66),  etwas  öfter  Lukillos,  I,  187.  1040.  1088.  1166,  der  auch 
Et.  M.  'AqBifov  für  eine  sprachliche  Bemerkung  angeführt  wird;  aber  gerade 
jene  einzige  Anführung  des  Sophokles  ^vrjfwvevei  dri^loxog  tmv  dvaiQsd'sv' 
Tcov,  mg  tptiüi  SoffOTtXrig  ist  sehr  interessant,  weil  sie,  wie  Enaack  a.  a.  0. 
S.  89f.  erkannte,  eine  Polemik  desselben  gegen  die  falsche  Behauptung 
des  Lukillos  (I,  1040)  ninXatis  ra  6v6ficcra  tavta  'AnoXXtoviog ,  ov%  äno 
tötOQ^ccg  iXaßev,  ovrat  TagQatog  zeigt;  und  femer  erwähnt  den  Commentar 
des  Sophokles  Steph.  v.  Byz.  mehrfach,  z.  B.  "jlßapvog  {S.  vno(ivri(iat£i<ov) 
und  Kdvactffog  {£.  VTtoßvrjfiat^ieaif  rec  'j1(fy.) ,  und  es  lässt  sich  Entsprechen- 
des auch  in  den  Scholien  (II,  378.  I,  598)  nachweisen,  und  ebenso  nennt 
er  auch  den  des  Lukillos:  Td^ga  (wo  die  Handschriften  freilich  Aovntog 
haben),  GsaaaXovUrjj  Kdßocgva  und  Theon  und  Sophokles  nach  einander 
"Mog  (vgl.  Schol.  II,  614).  Die  jüngsten  in  den  Scholien  angefahrten 
Grammatiker  sind  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  so  der  mehrfach  benutzte 
Herodianos,  Eirenaeos  (Q.  Minucius  Pacatus),  dessen  Commentar  sich  zuerst 
genauer  mit  der  sprachlichen  Seite  des  Gedichts  befasst  zu  haben  scheint, 
Palamedes  von  Elea  (s.  Keils  Ind.),  zu  denen  sich  dann  wahrscheinlich 
(s.  Müller  F.  H.  G.  IIL  S  636)  auch  noch  Charax  von  Pergamon  gesellt, 
dessen  Tgovind  IV,  1470    (wo  Müller  a.  a.  0.  S.  346  durch  eine   fitlsche 


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A^llonios  der  Bhoder.  391 

hat  erst  der  letzte,  Merkel;  die  methodische  Textrecension 
geliefert. 

Lesart  getäuscht  worden  ist)  citirt  werden.  Dazu  kommen  jedoch  ferner  noch 
die  BaaaccQinec  des  Dionysioß  (TII,  680),  aber  auch  noch  der  Bpigrammendichter 
ErykioB  (U,  127)  und  (III,  1241)  ein  anderes  Epigramm  (Anth.  P.  IX,  688) 
frühesteng  aus  dem  3.  Jahrh.  Die  Sammlung,  hernach  stark  eingeschrumpft, 
so  dass  sie  sich  theilweise  noch  aus  dem  Et.  M.  und  für  Sophokles  aus 
Steph.,  dessen  Quelle  Oros  war,  ergänzen  lässt  (vgl.  Lentz  Herodian. 
I.  Sw  CCXXXIII),  stammt  also  aus  dem  4.  Jahrh.  S.  t.  Wilamowitz  Eurip. 
Herakl.  I.  S.  187.  A.  181.  Die  grosse  Masse  der  hier  citirten  Schriftsteller 
indessen  reicht,  was  Buhnken  bei  Heyne  Yergil.  U.  S.  898  bemerkte, 
allem  Anschein  nach  nur  bis  in  die  Zeiten  des  Tiberius.  Lukillos  lebte, 
wie  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  186.  A.  129  hervorhebt,  „nach  dem  Kyrenaeer 
Nikanor  (Steph..  jVfi^«^:«)  und  ApoUonidee  von  Nikaea  (Priscian.  de  fig.  num. 
p.  406  H.),  also  frühestens  nm  die  Mitte  des  1.  Jahrh.  n.  Chr/',  aber  eben 
hiernach  auch  wohl  kaum  später  oder  doch  erheblich  später.  Unrichtig 
aber  ist,  wie  Bethe  Quaestionee  Diodoreae  mythographae,  Göttingen  1887. 
S.  87  ff.  zeigt,  die  Annahme  Ton  Robert  De  Apollodori  bibliotheca,  Berl. 
1878.  8.  und  Ed.  Schwartz  De  Dionysio  Scytobrachione,  Bonn  1880.  S.  16, 
dass  das  Argonautengedicht  mit  dem  Gommentar  des  Sophokles  eine.  Haupt* 
quelle  auch  fSr  die  Bibliothek  des  Pseudo-Apollodoros  gewesen  sei;  über 
den  wahren  Sachverhalt  s.  vielmehr  C.  27  (A.  84  £L).  Dagegen  hat  Warn- 
kross  De  paroemiographis,  Greüsw.  1881.  8.  S.  64  (These  1.  2),  wie  es 
scheint,  richtig  entdeckt,  dass  die  aus  Dionyäoe  Skytobraohion  stammenden 
und,  wie  man  jetzt  hinzusetzen  muss,  auch  alle  anderen  mythologischen 
Sachen  in  den  Schollen  aus  dem  Gommentar  des  Theon,  des  älteten  jener 
drei  Erklärer,  sind  (s.  darüber  C.  27.  A.  80.  89.  92.  98),  Sophokles  aber 
diesen  bereits  benutzt  und  verkürzt  hat  und  der  jüngste  jener  drei  Com- 
mentatoren  ist,  von  welchem  die  Polemik  gegen  Eirenaeos  herrührt,  so  jedoch, 
dass  er  nach  dem  vorhin  Bemwkten  mindestens  Tor  Oros  lebte.  Die  nähere 
Bestimmung  seiner  Zeit  bei  Bethe  S.  91  scheint  mir  freilich  nicht  über 
jeden  Zweifel  erhaben,  immerhin  aber  zeigt  die  Polemik  gegen  Eirenaeos, 
wie  Wilamowitz  S.  186  bemerkt,  „den  zeiüich  Nahestehenden^*,  und 
dessen  Vermuthung,  dass  die  Sammlung  unmittelbar  aus  Sophokles  und 
nur  mittelbar  aus  Theon  und  Lukillos  als  dessen  Hauptquellen  geflossen 
sei,  ist  sehr  wahrscheinlich,  doch  bemerkt  er  selbst  (S.  187.  A.  181):  „da 
Lucills  Gommentar  noch  Et.  M.  'Aq^üj^v  (zu  H,  77)  angeführt  wird  und  nach 
.  .  .  Mittheilung  von  Eeitzenstein  die  bessere  Ueberlieferung  des  Et.  M. 
noch  mehr  Gitate  giebt,  so  wird  man  freilich  annehmen  müssen,  dass 
Lucill  nicht  bloss  durch  Sophokles  erhalten  ist*^ 

76)  Ed.  princ.  von  lo.  Laskaris,  Florenz  1496.  4.  (aus  dem  Modic). 
Aldina,  Venedig  1521.  8.  (desgl.  und  aus  dem  guten  Vatic.  B).  Paris  1541.  8. 
(nach  den  schlechten  fünf  Pariser  Handschriften).  H.  Stephanus,  Paris 
1557.  4.  Genf  1574.  4.  Hölzlin,  Loid.  1641.  U.  8.  (schlecht).  Shaw  c.  not. 
▼ar.  Oxf.  1777.  II.  4  1779.  8.  (desgl.).  Brunck,  Strassb.  1780.  8.  und  4. 
(sehr  verdienstlich,  doch  zu  viel  Gonjeotaren),  wiederholt  von  G.  Schäfer, 
Iieipz.  1810.  (2.  Bd.  Scholien  1813).  8.    Gh.  D.  Beck,  Leipz.  1797.  8.  (1.  Band). 


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392    Vierzelmtes  Capitel.    Die  theogonische  DichtuDg  u.  d.  eigentl.  Epos. 

Ausser  der  Argonautenfahrt  verfasste  Apollonios^^  aber  noch 
eine  Reihe  anderer  Epen  über  Gründungssagen,  nämlich 
Ktiatg  'Me^avdgeCag'^^),  Kavvov'^^),  Kvidov^),  NavxQcitewg^^), 
*P6dov^^)y  ferner  Kavcojtog^^)  und  Epigramme^).  Als  gelehrter 
Grammatiker  betheiligte  er  sich  durchaus  nicht  ohne  Erfolg  an 
dem  Fortschritt  der  sprachlichen  homerischen  Studien  durch  seine 
Schrift  gegen  Zenodotos  {xQog  Zrivodorov)^).     Was  für  ein 

Wellauer,  Leipz.  1828.  8.  Merkel,  Leipz.  1864.  II.  8.  (der  2.  Bd.  ent- 
hält die  Prolegomena  von  Merkel  und  die  Scholien  von  H.  Keil),  Text- 
ansg.  1862.  —  üebersetzungen  von  Bodmer,  Zürich  1779,  Willmann, 
Köln  1832,  Osiander,  Stuttg.  1837.  16.  —  Beiträge  zur  Kritik  nnd  Er- 
klärung: Bnhnken  Epist.  crit.  IL,  Leid.  1761.  8.  Gerhard,  s.  o.  Eoechly 
Coniectorae  in  Apolloniom  et  Oppianum,  Leipz.  1838.  8.  Emendationes 
Apollonianae,  Zürich  1860.  4.  (— Oposc.  I.  S.  800  ff.  288  ff.).  Merkel  Rhein. 
Mas.  N.  F.  I.  1842.  S.  601—619.  Eichner  Observationes  crit.  in  Ap.  Rhodii 
ArgODaatica,  Glogau  1862. 4.  A.  H.  Hart  Obserrationes  crit.  in  Ap.  Bliodiam, 
BerL  1863.  8.  Madvig  Advers.  crit.  L  S.  283  ff.  B.  Volk  mann  Einige 
Bemerkungen  über  die  Argon autica  des  ApoUonias  von  Rhodos,  Jauer 
1876.  4.    yan  Herwerden  Mnemos.  N.  F.  XI.  1888.  S.  97—121. 

77)  L  Michaelis  De  ApoUonii  Rhodii  fragmentis,  Halle  1876.8.  Doctord. 

78)  Schol.  Nicand.  Ther.  11  —  Fr.  II  Mich. 

79)  Die  Belege  sind  A.  36.  36  angeführt.  Enaack  Callimaohea  a.  a.  0. 
(s.  A.  66)  hat  aber  gezeigt,  dass  ans  seiner  Darstellung  die  bei  Eon.  2  ge- 
flossen ist,  so  dass  auch  hier  wieder  die  Liebe,  nicht  bloss  die  verbrecherische 
des  Kannos  zu  seiner  Schwester  Byblis,  sondern  auch  die  der  Nymphe 
PronoS  zu  Kaunos,  ein  Hauptgegenstand  seiner  Darstellung  war.  Ist  dies 
richtig,  so  ergiebt  sich  auch,  was  bei  Parthen.  11  wirklich  aus  diesem  Ge- 
dichte herrührt,  nnd  wie  er  selbst  in  demselben  den  Nikaenetos  (nnd  vielleicht 
auch  den  Agorakritos)  benutzt  hat.  Aus  demselben  stammen  allem  Anschein 
nach  die  fünf  Hexameter  (Fr.  Y)  bei  Gramer  Anecd.  Paris.  IV.  8.  16,  deren 
vierten  Tzetz.  z.  Lykoph.  1286  dem  A.  zntheilt,  s.  Meineke  An.  AI.  S.  402  f. 

80)  Steph.  V.  Byz.  Wv%TfiQiog  —  Fr.  VL 

81)  Athen.  VII.  283  d  —  284  a  mit  Anführung  mehrerer  Hexameter 
(Fr.  VII-IX). 

82)  Steph.  V.  Byz.  Jduov  mit  anderthalb  Hexametern  (Fr.  X).  Bchol. 
Pind.  Ol.  VII,  86  (Fr.  XI).  Enaack  Zu  den  Aitien  des  Kallimachos, 
Hermes  XX HL  1888.  S.  141  vermuthet,  dass  die  rhodische  Sage  bei  Apollod. 
II,  6,  11,  8  aus  diesem  Gedicht  hergenommen  seL 

83)  Steph.  V.  Byz.  KoQivd^os.  XtoQa.  Aus  diesen  beiden  Bruchstücken 
(Fr.  in.  IV)  erhellt,  dass  dies  6h>dicht  in  Choliamben  abgefasst  war. 

84)  Beischr.  z.  Anton.  Lib.  23.  tcxoQSi  Nixavdgos  %fd  'AnolX.  o  *P,  h 
totg  iniyQd(ifucaiv,    Ueber  das  einzige  erhaltne  s.  C.  13.  A.  18. 

86)  Didym.  z.  IL  JV,  667  (Fr.  XII).  Offeubar  auf  dies  Buch  bezieht  sich 
die  gegen  A.  gerichtete  Diple  des  Axistarchos  A,  97  (Fr.  XVI).  Aus  den 
wenigen  Bruchstücken  (Fr.  XII— XVIII)  lässt  sich  nicht  viel  entnehmen, 
wohl  aber  aus  dem  Argonautengedicht  noch  in  manchen  Fällen  erkennen. 


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Enphorion  yon  Chalkia.  393 

Werk  es  war^  in  welchem  er  seine  kritischen  Urtheile  von 
massigem  Werth  über  Aechtheit  oder  Unächtheit  Ton  hesiodi- 
schen  Gedichten  oder  Ton  einzelnen  Theilen  derselben  nieder- 
legte*^, ist  fraglich,  doch  bleibt  wohl  nur  die  Wahl  entweder 
an  Commentare  zu  Hesiodos  zu  denken  oder  an  eine  Arbeit 
über  die  ältsten  griechischen  Dichter^^.  Im  letzteren  Falle 
bezeichnet  der  Titel  über  Archilochos^)  nur  einen  Theil  der- 
selben, im  ersteren  eine  besondere  Schrift.  Endlich  wird  einmal 
ein  Buch  von  ihm  erwähnt,  welches  TQiriQixog  benannt  war*^). 
Enphorion^),  Sohn  des  Polymnestos,  von  Ghalkis  auf 
Euboea  wurde  276  geboren ^^),  hörte  in  Athen,  wo  er  das  Bürger- 
recht erhielt ^^),  Philosophie  bei  dem  Akademiker  Lakjdes  und 
dem   Peripatetiker   Prytanis^')   und    ward   in   der   Poesie   durch 


welche  y<m  Zenodotos  aofgenommenen  Formen  auch  A.  noch  billigte,  und 
welche  er  verwarf,  vgl.  die  Uebersicht  von  Michaelis  S.  23—40.  Merkel 
Prolegg.  8.  LXXIff. 

86)  1^  verwarf  die  zur  Omithomantie  überleitenden  Schlussverse  der 
Werke  und  Tage  (Procl.  in  Op.  826  «>  Fr.  XX).  Weniger  glücklich  be- 
rief er  sich  fdr  die  Aechtheit  des  Schildes  auf  das  aus  den  Eoeen  ent- 
nommene Prooemion  (Argum.  Scut  III  -»  Fr.  XXI).  Endlich  nahm  er  nach 
Theog.  26  eine  Lücke  an  (Schol.  z.  d.  St  »  Fr.  XIX).  Schol.  Op.  68  aber 
ifit  ApoUonios  Dyskolos  gemeint,  s.  Michaelis  S.  43f. 

87)  Muetzell  De  emend.  Theog.  Hes.  S.  288.  Sehr  verfehlt  sucht 
H.  Schrader  Der  Aristarcheer  Apollonius,  Jahrb.  f.  Phil.  XCIIL  1886. 
8.  229  f.  (wenn  auch  nur  zweifelnd)  dieselben  in  der  Schrift  gegen  Zeno- 
dotos, 8.  dagegen  Michaelis  8.  44 if. 

88)  nsQl  'jQztUxov,  Ath.  X.  461  d  —  Fr.  XXIT.    Vgl.  C.  16.  A.  46. 

89)  Ath.  III.  97  d  —  Fr.  XXIV.  Freilich  wird  hier  nur  ApoUonios 
schlechtweg  citirt.  Schweighäuser  IX.  S.  48  vermutbet,  es  sei  eine 
grammatische  Schrift  über  die  Namen  der  Theile  einer  Triere  und  aller 
auf  eine  solche  bezfiglichen  Dinge  gewesen.  Endlich  wird  noch  A.  ohne  Bei- 
satz über  ägyptische  Symposien  bei  Athen.  V.  191  f.  angef&hrt  (»  Fr.  XXIII), 
und  Schweighäuser  III.  S.  60  bezieht  dies  Citat  auf  eins  jener  Ghründnngs- 
gedichte  Sgyptischer  Städte.  Wo  A.  in  den  Scholien  zu  Aristophanes  vor- 
kommt, ist  nirgends  der  Bhoder  gemeint,  s.  C.  80.  A.  172^  vgl  Schrader 
a.  a.  0.    Michaelis  8.  49 fi. 

90)  Meineke  De  Euphorionis  Chaloidensis  vita  et  scriptis  (Danzig 
1828.  8.),  Anal.  Alex.  S.  1-— 168.  6.  Schnitze  Euphorionea,  Strassburg 
1888.  8.  (Doctordiss.). 

91)  8.  A.  97. 

92)  Hellad.  b.  Phot.  Cod.  279.  p.  682^  18  f.  Ev<poQܻvt  xm  tpvan  (ihv 
XuXiudtC,  ^icu  d\  'A^Tjvaiip.    Vgl.  A.  97. 

93)  Eine  hässliche  Geschichte  von  seiner  Aufföhrung  auf  einem  Trink- 
gelage bei  diesem  erzählt  Hegesand.  Fr.  21b.  Ath.  XI.  447  e. 


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394    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogoniBohe  Dichtung  a.  d.  eigenü.  Epos. 

Arehebulos  yon  Thera  ausgebildet^  dessen  Geliebter  er  auch  ge^ 
wesen  sein  soll^).  Spater  erwarb  er  sich  auf  wenig  ehrenvolle 
Weise  grosse  Beichthümer,  indem  er  einem  alten  Weibe,  der 
Nikaea,  Wittwe  Ton  Erateros  Bohne  Alexandros,  ehemaligem 
Beherrscher  Ton  Euboea  und  Korinthos,  Liebesdienste  erwies  ^^). 
Dann  aber  ward  er  von  Antiochos  dem  Grossen  (224 — 187)  an 
dessen  Hof  berufen  und,  wie  schon  früher  bemerkt  wurde ^), 
zum  Bibliothekar  ernannt  ^^.  In  dieser  Stellung  blieb  er  bis  an 
seinen  Tod^).  Er  hinterliess  eine  nicht  geringe  Zahl  epischer 
Gedichte  voll  entlegner,  aber  dabei  zugleich  sehr  frei  von  ihm 
behandelter ^^^)  Sagen  und  Mythen^)   und  in  einer  dunklen*^) 

94)  Vgl.  auch  das  Spottgedicht  des  Erates  auf  ihn,  Anth.  P.  VI,  218 
(vgl.  C.  26.  A.  60)  uud  Meineke  S.  7  f.  S.  A.  132.  üeber  Arehebulos  aber 
8.  C.  36.  A.  21—26. 

95)  Vgl.  auch  Plut.  Tranqu.  an.  13.  472  D.  nlovaUtt  y^cit  övyuad'Bvdet/p, 
mg  EvfpoQÜov.  üeber  die  Lebensgeschichte  dieser  Frau  und  ihres  Qatteii 
8.  Meineke  S.  8  f.,  welcher  aus  diesem  ihrem  Verhältniss  zu  E.  mit  Recht 
sohliesst,  dass  sie  zuletzt  entweder  in  Obalkis  oder  in  Athen  lebte.  V^l. 
auch    Droysen  Hellenism.  IIP,  1.  S.  200  f.  289  f.  248  f.  827.  841.  411 IF. 

96)  C.  1.  S.  4. 

97)  Suid.  KvtpOQ^av  noXvfi>viiaxov  Xahudavg  an'  EvßoCccg^  (icc^rftfig  iv 
To£g  91100697019  Awiivdov  xal  IJgvzavidog  %al  iv  toig  «oiijuKOig  'AQxsßovlov 
tov  SrjQcc£ov  noirjTov^  ov  lud  iQmfiiifog  Xiyetui  yBvic^ai,  iyBPvi^drj  9*  ip 
tij  pxg'  6lvfAXidSi,  0x8  %al  IlvQQog  ^tti}^  vno  ^Pmucttonf  (dies  geschah 
aber  im  ersten  Jahr  dieser  125.  Ol.  —  276/5),  %al  iyivno  xrtv  idiccv  fieU* 
XQOvg,  noXv6aQ%ogj  Haxoaxffl^ß.  tijg  d*  jUB^dvdQOv  tov  ßmaiXBV€tnnog 
Evßotag,  vtov  dl  Kgatigov  (vgl.  C.  21.  A.  888),  ywamog  Ni%€tücg  ctSQ^mürig 
avtov  evno(fog  a(p6SQa  yayovmg  ^Id'i  ngog  UvxCoxov  xhv  pkiyav  iv  SvQfy 
ßacilavovta  xal  XQoiovij  vn    avxov  xr^g  i%tiCB  drjfioaüeg  ßißXiof^iiHTig, 

98)  Deun  Suid.  fährt  fort:  %al  xslevxiiüag  i%Bt  xid'cnntu  iv  'Aaeafuiq^^ 
mg  9b  XIV Bg  iv  'Jvxio%üc,  Die  scheinbar  abweichende  Angabe  in  dem  Epi- 
gramm des  Theodoridas  Anth.  Pal.  VII,  496  hat  man  mit  Becht  durch  die 
Annahme  ausgeglichen,  dass  ihm  im  Peiraeeus  ein  Kenotaphion  errichtet 
worden  seL 

98^)  So  yermisehte  er  allem  Anschein  nach  öfter  mehrere  yerschiedne 
Sagen  und  Mythen  mit  einander,  s.  y.  Wilamowitz  Herm.  XV in.  S.  269. 
Schnitze  S.  60—58. 

99)  ikvtvrig  xmv  ^EXXrjvnimv  ftvd-oXoyrjfuixmp  xal  xBXBaiovQyfifuixtov  wird 
er  in  der  Beischrift  zu  Theodor,  a.  a.  0.  genannt,  y.gl.  Meineke  S.  82 f. 
Im  Uebrigen  s.  Bohde  Chr.  Born.  S.  98.  A.  2,  der  mit  Becht  seinen  h&ufigen 
Anschluss  an  Stesichoros  (Fr.  LXl.  CXXV.  CXXVI)  und  vielleicht  an  Sagen- 
geschichtschreiber  (Sokrates  Fr.  CXLIV,  Hegesippos  Fr.  LV,  wenn  nicht  das 
Verhältniss  hier  das  umgekehrte  ist,  was  ich  wenigstens  in  Bezug  auf 
Sokrates  für  das  Wahrsoheinlichere  halte,  s.  C.  21.  A.  642.  644.  G.  27. 
A.  134)  hervorhebt. 


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Eüphorion  von  Chalkis.  895 

und  schwerfälligen  Sprache,  die  mit  seltnen  und  alterthümlichen 
Ausdrücken  ^^^)  und  der  Anwendung  ungewöhnlicher  Wortbe- 
deutungen^*) in  einem  Masse  überladen  war  wie  allem  Anscheine 
nach  abgesehen  von  Lykophrons  nach  dieser  Richtung  hin  so  wie 
noch  mehr  in  der  G^estaltung  der  Sagen  und  Mythen  stark  Ton 
ihm  ausgebeuteter^^**)  Alexandra  und  später  Nikandros,  welcher 
seinerseits  auch  ihn  benutzte*^),  bei  keinem  anderen  dieser  ge* 
lehrten  Dichter.  Und  so  darf  er  denn  wohP^**)  als  der  Haupt- 
yertreter  derjenigen  Richtung  erzählender  Poesie  in  der  Alexan- 
drinerzeit bezeichnet  werden,  in  welcher  das  antiquarische  Interesse 
das   poetische  überwog.     Dennoch   fand  er   in   Rom   zahlreiche 

100)  Cic.  Divin.  11,  64,  132.  mW«  .  .  .  obscurus.  Clem.  Str.  V,  671  C, 
8.  C.  9.  A.  38. 

101)  S.  die  stattliche  Sammlung  ans  den  verbältnissmUssig  wenig  zahl- 
reichen nnd  wenig  umfänglichen  Fragmenten  bei  Meineke  S.  S3f.  Vgl. 
Krat.  a.  a.  0.  V.  3  f.  lucl  natäytenaö'  knoBi  xa  noin^funu  xal  tä  ^fXi}ra  (so 
D obre 6  f.  <p£lritQoc)  ax^smito^  ^6€i'  %al  yaQ  ^Ofirjifmog  fiv.  „Er  benntete  also 
gleich  dem  Komiker  Straten  («.  C.  4.  A.  26.  C.  8.  A.  141)  das  (vorwiegend 
homerische,  d.  i.  epische)  Glossar  des  Philetas.  Zu  den  Worten,  über  die  in 
den  Versen  des  Straten  der  Herr  des  meist  in  homerischen  Glossen  redenden 
Kochs  sich  hier  Eaths  erholt,  gehört  nun  auch  igvcix'^ov'  (V.  19,  näml.  ßovv 
20,  B.  oridixsgov  22:  ursprünglich  Beiwort  des  Kindes,  dann  verselbstllndigt 
wie  V.  6  (ligontq  =»  äv^^gamoi).  Dasselbe  wird  von  Ljkophr.  1896  treffe;id 
als  y«vofi€Öy  (nämL  ^rrap»,  d.  i.  dQoxQtp)  gedeutet  (lat.  ruere  »-  den  Boden 
aufwühlen)  vgl.  Apoll.  Rhod.  I,  687.  ysioxofiov  agoxQov.  Danach  wird  denn 
auch  £.  Fr.  CXL*  nicht,  was  selbst  ihm  kaam  zuzutrauen  ist,  ivoa^xd'ovt 
dgoxQm,  sondern  Igveix^ovi,  geschrieben  und  auch  in  dem  Lexikon  des 
Philetas  iffvaix^^ov  (mit  der  Erklärung:  erdan^issend,  erdaufwühlend)  ge- 
standen haben.  Das  bei  Straten  (36.  38  f.)  uns  femer  begegnende,  doch 
wohl  gleichfalls  von  dort  entnommene  nrjyog  (»  Salz)  hat  in  der  gansen 
erfaaltnen  Litteratur  sein  Seitenstück  sogar  nur  bei  Lykophron  140  {miyog  «■ 
Salz)".  (Wilh.  Schulze).  Also  hatte  wohl  auch  Letzterer  schon  bei  Ab- 
fassung der  Alexandra  das  nämliche  Glossar  verwendet 

102)  S.  Meineke  S.  34  f.  Seine  übermässige  WortfQlle  tadelt  gleich 
der  des  Kallimachos  und  Parthenios  (s.  C.  4.  A.  112.  G.  13.  A.  29)  Lukian. 
Conscr.  bist.  67.  Obgleich  er  als  Verehrer  des  Homeros  sich  selbst  Fr.  LXX 
bezeichnet  und  als  solcher  (s.  A.  101)  nnd  zugleich  als  Bewunderer  des 
Choerilos  von  Krates  a.  a.  0.  bezeichnet  wird,  war  er  doch  thateächlich 
weit  mehr  Nachahmer  des  Antimaohos,  wie  Meineke  S.  30—32  mit  Recht 
bemerkt.    Vgl.  Übrigens  die  Nachtrage, 

102 >>)  S.  Kaibel  Sententiarum  Über  quartus,  Hermes  XXIL  1887. 
S.  506—609.  Schnitze  S.  6—18.  Knaack  Euphorionea,  Jahrb.  f.  Philol. 
CXXXVn.  1888.  S.  145—153. 

103)  S.  Schnitze  S.  46-49.     Vgl.  A.  121. 
103^)  Mit  Rohde  S.  26.  A.  3. 


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396    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogoniscbe  Dichtang  u.  d.  eigenil.  Epos. 

Bewunderer  und  Nachahmer '^^);  zu  denen  vielleicht  auch  Yergi- 
lius  ^®^),  jedenfalls  TibuUus,  Propertius  und  Ovidius  ^^^^)  und  nament- 
lich Cornelius  Gallus  gehörten  ^*^).  Ob  er  selbst  aber,  wie  man 
eben  nur  hieraus  geschlossen  hat,  auch  derartige  Elegien  dichtete, 
in  denen  er  seinen  eignen  Liebeshändeln  als  solchen  poetischen 
Ausdruck  gab,  ist  sehr  zweifelhaft ^^^.  Jedenfalls  spielten  aber 
Liebeserzählungen  auch  in  seinen  epischen  Gedichten  eine  Haupt- 
rolle. So  behandelte  der  Hesiodos**^^)  doch  wahrscheinlich  die 
Sage  vom  Tode  dieses  Dichters  ^°^).  Vermischte  Geschichten  aus 
dem  attischen  Sagenkreis  waren  in  Mo^^onla  oder  "Axaxta 
enthalten  ^^^).  Von  den  ebendesshalb  so  genannten  Chiliaden 
umfasste  jedes  der  5  Bücher  genau  1000  Verse,  und  das  Ganze 
war,  wie  es  heisst,  gegen  Diejenigen  gerichtet,  welche  ihn  um 
sein  ihnen  an  vertrautes  Gut  betrogen  hatten  ^^^).    Aehnlicher  Art 

104)  Die  von  Cicero  Tusc.  in,  19,  45  verspotteten  cantores  Euphorianis, 

105)  Qointil.  X,  1,  56.  Euphorionem  .  .  .  quem  nüi  pröbcLsaet  Vergi- 
liu8  .  ,  .,  nunquam  certe  conditorum  Chälcidieo  versu  earminum  fecisset  in 
BucoUcis  (X,  50)  menHonem.   Serv.  z.  Verg.  EcL  VI,  72.   Doch  s.  d.  Nachtrr. 

105^)  S.  Rohde  a.  a.  0.    S.  12S.  Anm.    Schnitze  S.  19—45. 

106)  Diomed.  HI.  p.  484,  17  ff.  K.  Donat.  V.  Verg.  10.  p.  382.  ü  (uämL 
Corn.  GaUus)  transMü  Euphorionem  in  Latinum  et  libris  quattuor  amores 
8U08  de  Oytheride  scripsiL  Prob,  ad  Verg.  EcL  X,  50.  Euphorien  .  .  .  cuius 
in  scribendo  colorem  secuius  videtur  Cornelius  Gaüus,  Serv.  a.  a.  0.  Schnitze 
S.  58—55.  In  Bezng  anf  Tiberins  s.  C.  4.  A.  111.  Später  kommt  Nonnos  in 
Betracht,  8.  A.  118  und  Eohde  a.  a.  0.  S.  506 ff.  A.  2.    Schnitze  S.  55—62. 

107)  Wamm  ich  im  Gegensatz  zu  Meineke  S.  24  f.  mit  Heyne  Ezc. 
ad  Verg.  Bncol.  S.  201  so  urtheile,  erhellt  ans  C.  18.  A.  71.  Dazu  kommt 
aber,  dass  sich  überhaupt  unter  allen  Fragmenten  des  E.  kein  einziger 
Pentameter  nnd  kein  sicher  zn  einem  solchen  gehörendes  Yersstuck  findet 

108)  Nor  von  Suid.  erw&hnt,  welcher  bloss  dies  (Gedicht  nnd  die  beiden 
folgenden  aufzählt.         ^ 

109)  Es  ist  wenigstens  nicht  nnmöglich,  dass,  wie  Nietzsche  Bhein. 
Mus.  XXyni.  1878.  S.  286  vermnthet,  die  von  allen  anderen  Darstellnngen 
abweichende  Fassnng  bei  Snid.  'HaMos^  nach  welcher  Antiphos  n.  Etimenos, 
die  BrClder  des  geschändeten  Mädchens ,  den  Hesiodos  nur  ans  Versehen  in 
der  Dunkelheit  statt  des  wirklichen  Thäters  erschlugen ,  aus  diesem  Gedicht 
stammt 

110)  Snid.  ixei  ya^  avfifuystc  tmogiagt  Mo^onta  d'  oti  rj  'Axxi%ri  %o 
n^lv  Mofponia  i%alsito  d%6  t^g  'Sl%s€nfov  dvycctQbg  MoTponCag^  %a\  o  Xoyog 
xov  noiTJiuitog  dnorsivetat  tlg  xi^v  'Amxriv.  S.  jedoch  Meineke  S.  12  f. 
Fr.  XXVn  nnd  XKYil\ 

111)  Suid.  XiUddsg'  i%n  d'  vxo^satv  stg  tovg  aMoaxBQiiaavtag  avxow 
X(fri(iax«y  &  TtccQid'txo^  oog  di%fjv  dotew  %dp  eig  (ui%(fdv'  ilta  avvdyn  dtä 
%iU<ov  ixmv  xQfiOfiovg  cinoxsXsa9'ivxttg'  eicl  dh  ßißXia  rj'.  Statt  ixmv  schreibt 


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Eaphorion  von  Chalkis.  397 

waren  die^j4^aC oder  IlotriQioxXixtrig^  Verwünschungen  gegen 
Einen,  der  ihm  einen  Becher  gestohlen  hatte,  Vorbild  für  die 
romischen  Dichter  von  Dirae^^^).  Der  Dionysos  scheint  den 
ganzen  Mythenkreis  dieses  Gottes^^'),  Inachos  die  argolischen 
Sagen  behandelt  zn  haben ^^^).  Auch  der  Thraker  (Sga^) 
steckte  voll  mythischer  Grelehrsamkeit^^^)  und  enthielt  auch  Liebes- 
sagen^^^),  wie  sie  den  Inhalt  des  Hyakinthos  vornehmlich 
bildeten"').  Ausserdem  werden  Ainos^"),  eine  poetische  Gegen- 
schrift wider  Theoridas  oder  vielmehr  Theodoridas  (Wvrt- 
ygafpal    XQog    Ssoömgidav)^^^),    Hippomedon*^*^),    fifivtog^"), 

Meineke  mit  Heyne  inmv^  aber  mit  Unrecht,  s.  Enaack  a.  a.  0.  S.  151  ff. 
Thrämer  Eaphorion  bei  Plutarch,  Hermes  XXV.  1890.  S.  65—61.  Denn 
die  folgenden  Worte  IniyQatpBtai  d'  ri  niiintrj  xiXirOcg  hbqI  xdV^f'^^  ^^  ^^ 
ItXlmv  hap  dnorsXovvxai  sind  zwar  gebührendermassen  von  Bernhardy 
als  Interpolation  gestrichen  (s.  Westermann  e.  d.  St.  Bioyg.  p.  78,  77), 
aber  desshalb  sind  sie  noch  nicht  werthlos.  Im  Uebrigen  s.  Meineke 
S.  18—16  u.  Fr.  XLI— XLVI.  Aber  (wie  Toup  richtig  sah)  ancb  die  drei 
Hexameter  eines  ungenannten  Dichters  bei  Flut,  de  ser.  nnm.  vind.  12. 
557  D  (Meineke  S.  165.  Fr.  dnb.  I)  nnd  somit  das  Beispiel  der  Lokrer, 
dazn  wahrscheinlich  auch  die  beiden  näohstvorangehenden  der  Pheneaten 
und  Sybariten  sind  aus  diesem  Gedicht,  s.  Knaack  u.  Thrämera.  a.0.  0. 

112)  Fr.  VI  b.  Steph.  'AXvßri  u.  Schol.  Theocr.  II,  2.  Fr.  VH  b.  Steph. 
'Aaömgov,    Vgl.  Meineke  S.  19  f. 

118)  Meineke  S.  21  u.  Fr.  X— XVI.  üeber  die  Benutzung  bei  Nonnos 
s.  Lobeck  Aglaoph.  S.  558.  A.  c. 

114)  Fr.  XXIV  b.  Schol.  Clem.  AI.  IV.  p.  96  Klotz:  iv  xjß  'lotfy(?)  xal 
'lvd%ai^  s.  Meineke  S.  22. 

115)  Meineke  S.  22  u.  Fr.  XIX— XXIP. 

116)  Von  Harpalyke  und  ihrem  Vater  Klymenos  und  von  Apriate  und 
Entrambelos,  Fr.  XXf.  «»  Beischr.  z.  Parthen.  18.  26. 

117)  Meineke  S.  28  u.  Fr.  XXXVI— XXXVIU. 

118)  Fr.  II  b.  Steph.  Joadcivri  mit  einem  Hexameter:  Ainos  war  Sohn 
und  Priester  des  Apollon,  s.  Meineke  S.  16  f. 

119)  Fr.  in.  b.  Clem.  Str.  V.  569C  mit  einem  Hexameter,  s.  Meineke 
S.  18.    Vgl.  A.  98  und  C.  86,  auch  C.  7.  A.  28.  24. 

120)  Fr.  XVII  (ein  Hexameter).  XVIII,  s.  Meineke  S.  22. 

121)  Fr.  XXVIII  in  SchoL  Apoll.  Rh.  II,  854  (ohne  wörtliche  An- 
fOhrung),  s.  Meineke  S.  28.  Aber  Knaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890. 
S.  87  f.  zeigt,  dasB  auch  Fr.  LXXUI.  GXLVH  und  vielleicht  CIV  zu  diesem 
Qedicht  gehörten  nicht'  minder  als  das  neue  Bruchstück  bei  Miller  M^- 
langes  S.  46,  von  welchem  es  schon  G.  Schnitze  S.  48  erkannte,  und  dass 
dies  Epos  sonach  von  Herakles,  der  den  Mariandynen  gegen  die  Bebryker 
beisteht  und  den  Kerberos  aus  der  Unterwelt  heraufholt,  ^handelte,  vgL 
die  Nachahmung  des  Nikandros  Alex.  12  ffl  und  Schol.  Nie.  a.  a.  0.  vgl. 
m.  Seh.  Apoll.  Rh.  H,  758. 


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398    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epoe. 

Philoktetes*^*)  angeführt.  Apollodoros,  in  welchem  wie  im 
Gga^  eine  verbrecherische  Liebe  zwischen  Vater  und  Tochter 
vorkam^*'),  Artemidoros^*^),  Demosthenes^^^)  scheinen  nach 
Zeltgenossen  benannt  zu  sein^  indem  bei  Demosthenes  wohl  an 
den  Bithyner  %\x  denken  ist^^^),  vielleicht  auch  Polychares*^') 
und  Alexandros^*^).  Der  Kranich  (ri^avos)  war  »wischen 
Euphorien  und  Archytas  streitig ^^^).  Ob  das  Trauergedicht 
{'EmniqdsLov)  auf  den  Astronomen  Protagoras  hexametrisch 
oder  elegisch  war^  steht  dahin  ^^);  da  sich  indessen  ausser  den 
Epigrammen  keine  einzige  Dichtung  des  Euphorion  in  letzterer 
Form  mit  Sicherheit  nachweisen  lässt,  so  ist  Ersteres  viel  wahr- 
scheinlicher. Auch  die  Epigramme  aber,  von  denen  noch  zwei 
erhalten  sind^^*),  waren  grossentheils  erotischer  Art^**).  In  Prosa 
schrieb  er  jcsqI  t(Sv  ^Aksvaöäv^^^),  tcsqI  ^löd^ii^icDv^,  tcsqI 
(iskonocäv^^^)  xmd'Txo(Jtvij(iata  CatoQ^xd^^).  Ob  das  hippo- 


122)  Fr.  XXXIX  (6  Hexam.)  b.  Stob.  Flor.  LIX,  16,  b.  Meineke  S.  23. 

123)  PiasOB  und  Kleite,  Fr.  IV  (2  Hexam.)  b.  Tsetz.  z.  Lyk.  616,  dazn 
Fr.  V,  8.  Meineke  S.  18  f.  vgl.  S.  16.    ßohde  S.  90. 

124)  Fr.  YII  b.  Steph.  'Aacvqov  (ein  Hezameterstfick) ,  e.  Meineke 
S.  16.  l«f. 

126)  Fr.  IX  (ein  Hexameter-  oder  Pentameterstfick),  Choerobosk.  b.  Bekk. 
Anecd.  p.  1383,  b.  Meineke  S.  16.  21. 

126)  Meineke  S.  21.    Vgl.  A  168. 

127)  Fr.  XXXIV  (ein  Hexameteratück)  f. ,  s.  Meineke  S.  16.  28. 

128)  Fr.  I  (ohne  wörtliche  Anffihrung)  b.  Steph.  ZoXoi.  Meineke 
S.  16  f.  denkt  an  den  Aetoler.  Allerdings  könnte  £.  als  Jüngling  diesen 
noch  ala  Greis  gekannt  haben,  wenn  anders  dieser  später  in  Athen  oder 
Chalkifl  lebte,  was  aber  wohl  nicht  eben  sehr  wahrscheinlich  ist. 

129)  Fr.  Vm  b.  Ath.  III.  82  a,  s.  Meineke  S.  20  f. 
ISO)  La,  Diog.  IX,  661,  s.  Meineke  S.  21  f. 

181)  Anth.  P.  VI,  279.    VII,  661.    Meineke  S.  162—164. 

182)  Denn  Meleagros  im  Einleitongsgedicht  V.  23  nennt  sie  Lychnis- 
blüten,  8.  Meineke  S.  26.  In  dem  Epigramm  des  Erates  (s.  A.  94.  101.  102) 
wird  vermöge  der  obscönen  Zweideutigkeit  von  XoiQdog^  xaTaylmaaa  und 
*On7jQiii6gf  vielleicht  anch  ^tXrjtag,  sowohl  auf  den  erotischen  Charakter 
seiner  Poesie  als  anf  seine  unsauberen  Liebesaffären  gestichelt.  Das  des 
Theodoridas  (A.  98)  behandelt  seine  Liebschaften  sonder  Tadel:  nccl  yctQ 
icabg  ia>v  i(p£lBi, 

183)  Fr.  XXIX— XXXI,  bei  Soid.  "Etpoqog  fälschlich  dem  jüngeren 
Ephoros  beigelegt,  s.  Meineke  S.  27  f. 

134)  Fr.  XXXII  u.  XXXII*»  b.  Ath.  IV.  182 e.  XIV.  633 f,  s.  Meineke 
S.  28. 

136)  Fr.  XXXHI  b.  Ath.  IV.  184  a,  s.  Meineke  S.  28  f. 

136)   Fr.  XXUI.  XXlV^  XXV  b.  Ath.  IV.  164  c.   XV.  700  d.    AeUan. 


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Bhianos  ans  Bene.  399 

krateische  Lexikon  in  6  Büchern**')  von  ihm  oder  von  einem 
anderen^  gleichnamigen  Manne  war,  ist  streitig*^). 

Rhianos"^)  ans  Bene  oder  Eeraea  (Kerea)  anf  Kreta **^), 
Zeitgenosse  des  EratostheneS;  war  Sklave  nnd  Palästrenaufseher 
gewesen*^);  wandte  sich  dann  aber  mit  entschiedenem  Erfolge 

N.  A.  XXVir,  28,  B.  Meineke  S.  26  f.  Vielleicht  stand  hier  die  Notiz  über 
Piaton  Fr.  CXXXIV  bei  La.  Di.  111,  87.  EvtpoqCoiv  81  %al  Havaniog  s(q^- 
%aci  sroXXaxtff  lötqafiftsvrjv  svfffjad'ai,  xi^v  dgxrjv  xi]g  HoXitsCoig  (vgl.  C.  28« 
A.  68). 

137)  Erotian.  Lex.  Hippoor.  p.  82,  Sf.,  s.  G.  20.  A.  62.  Meineke  S.  29. 
Vgl.  Fr.  XXVI  b.  Erotian.  p.  68,  7  u.  Erot.  24,  1  ff. 

188)  Da  sich  bei  E.  sonst  keine  Spur  von  linguistischer  Schriftstellerei 
findet,  so  nimmt  Bernhardy  a.  a.  0.  TP,  2.  S.  644  das  Letztere  an,  s. 
jedoch  Klein  Ausg.  des  Erotian.  S.  XXXV  f. 

189)  Der  Art.  bei  Suid.  giebt  den  Bericht  des  Hermippos  von  Berytos 
in  dessen  Werk  über  Htterarisoh  berühmt  gewordene  ehemalige  Sklaven 
wieder,  nach  Da  üb  De  Suid.  Biogr.  S.  448  fireilich  vielmehr  den  des  Philon 
von  Byblos,  s.  aber  C.  4.  A.  97.  —  Siebeiis  De  Bhiano,  Bantzen  1829.  4. 
Saal  fUiiani  Benaei  qnae  sapersont,  Bonn  1881.  8.  Fr.  Jacobs  Der 
Dichter  RManns,  Schulzeit.  1888.  No.  14.  Verm.  Schrr.  VIII.  S.  72—109. 
Meineke  Ueber  den  Dichter  Rhianos  von  Kreta,  Abhh.  der  Berl.  Akad. 
1882,  überarbeitet  in  Anal.  Alex.  8.170—212.  Couat  S.  827— 866.  Kohl- 
mann Qnaestiones  Messeniacae,  Bonn  1866.  8.  (Doctordiss.).  S.  11—80. 
Mayhoff  De  Bhiaoi  Cretensis  studiis  Homerieis,  Leipzig  1870.  8.  v.  Wila- 
mowitz  Eurip.  Herakles  I.  S.  810  f. 

140)  Suid.  ^PiavoQ^  i  %cd  Kgi^g,  av  Brivaios  {Biqvri  dh  noUq  KQi^tTiß)' 
tivlg  dl  KsQattriv^  aXloi  dh  'id'wiMrjg  trig  Miöoi^rig  (dies  war  wohl  nur  ein 
falsdier  Schlnss  aus  seinem  berühmtesten  Gedicht,  doch  mag  er  sich  in 
der  That,  um  Stadien  zu  demselben  zn  machen  und  die  Volkssagen  zu 
erkunden,  längere  Zeit  in  Messenien  angehalten  haben,  s.  Saal  8.  12. 
Meineke  An.  AL  S.  178.  Kohlmann  8.  24—80)  vvxov  tat6Qriaap,  Steph. 
Br^pfl  .  *  .  'Piaifog  yaf  b  noiTjvfig  Brivccihg  ^v  fj  Ksi^dtTjg  rj  Kgi^g, 

141)  Suid.  ovtog  d'  ^  xf^g  naXcUüXQag  x(f6x8^ov  ipvXai  ntd  dovlog^ 
vaxBQQv  dh  na^dev&elg  iyivsxo  yQafAfiaxiH6g ,  avyxQOPog  ^Eqato^ivovg, 
Wilamowitz  a.  a.  0.  A.  80  (y^fl.  Antig.  v.  Kar.  S.  48.  Anm.)  versetzt  ihn 
Tielmehr  schon  in  die  Zeit  des  Zenodotos  und  Aratos,  dergestalt,  dass 
auch  seine  Homerausgabe  sogar  noch  vor  276  (s.  C.  2.  A.  616)  erschienen 
•ein  solL  Aber  die  dafür  Yorgebrachten  Gründe- scheinen  mir  nicht  zwingend. 
Denn  dass  die  Homerkritik  unmittelbar  vor  Aristophanes  von  Byzanz  bereits 
weiter  fortgeschritten  gewesen  wäre,  als  es  sich  bei  Rh.  zeigt,  müsste 
doch  erst  bewiesen  werden.  Und  wenn  Kallimachos  H.  U,  49  f.  sich  eine 
Sagenmodification,  nach  welcher  ApoUon  aus  erotischem  Grunde  bei  Ad^ 
metos  diente,  aneignet,  dieselbe,  die  Rh.  ausführte  (vgl  A.  161),  so  sehe 
ich  nicht  ein,  warum  er  dabei  nicht  aus  irgend  einer  mündlichen  Ueber- 
lieferung,  sondern  nur  aus  Letzterem  gesch^ft  haben  könnte.  Im  Gegen- 
theil  dünkt  es  mich  nicht  besonders  glaublich,  dass  Kallimachos,  der  sich 


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400    Vierzehntefl  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  n.  d.  eigentl.  Epoa. 

den  philologischen  und  poetischen  Studien  zu,  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  in  Alexandreia,  wo  er  Tielleicht  bereits  als  Unfreier 
gelebt  hatte.  Er  veranstaltete  eine  neue  Ausgabe  der  Ilias 
und  der  Odyssee,  die  nächste,  welche  dort  nach  der  des  Zeno- 
dotos  hervortrat,  und  wir  wissen  noch  genug  von  derselben  ^^^), 
um  ein  verhältnissmässig  günstiges  Urtheil  über  sie  fallen  zu 
dürfen.  Immerhin  freilich  mag  er  mehr,  als  recht  war,  von  den 
gewaltsamen  Neuerungen  seines  Vorgängers  beibehalten  haben  ^^'); 
jedenfalls  beruhten  ferner  auch  seine  Aenderungen  weit  häufiger 
auf  eignem  Gutdünken  als  auf  älterer  Deberlieferung^^);  von 
verfehlter  Spitzfindigkeit  blieb  endlich  auch  er  nicht  immer  frei**^. 
Aber  im  Ganzen  ging  er  doch  ungleich  vorsichtiger  und  tactvoller 
zu  Werke.     Die   meisten   seiner   Conjecturen   sind   einfach    und 


rtihmt  nichts  ünbezeng^s  zu  singen  (s.  G.  8.  A.  17),  nnd  der  einen  Homeriker 
wie  ApollonioB  so  lebhaft  verfolgte,  hier  die  Erfindung  eines  anderen 
Homerikers  wie  Rh.  so  beifällig  begrüsst  haben  sollte.  Ob  Rhian.  Fr. 
ine.  2  b.  Poll.  II,  180  (Meineke  S.  202)  anf  Apoll.  Argon.  lY,  180  anspielt 
oder  umgekehrt  (ygl.  Enaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890.  8.  85  f.),  ist 
freilich  an  sich  nicht  zu  entscheiden. 

142)  S.  Mayhoff  a.  a.  0.,  welcher  freilich  nicht  (S.  28  f.)  glanben 
durfte,  Zenodotos,  Rhianos,  Aristarchos  h&tten  die  Ausgabe  des  Peisistratos 
(gesetzt  auch ,  dass  es  überhaupt  je  eine  solche  gab)  noch  selbst  in  Händen 
gehabt,  s.  Düntzer  Homer.  Abhh.  S.  28 ff. 

148)  Genauer  läset  sich  hierüber  nicht  urtheilen,  namentlich  auch 
darüber  nicht,  wie  sich  Rh.  zu  den  vielen  Verstilgnngen  des  Zenodotos 
Yerhielt;  schwerlich  hat  er  alle  gebilligt:  yon  ihm  selbst  werden  nur  3 
erwähnt  (wonach  die  verkehrte  Behauptung  von  Sengebusch  Diss.  Hom. 
I.  S.  47,  er  scheine  solche  sehr  geliebt  zu  haben,  zu  beseitigen  ist):  2;,  10  f. 
(s.  A.  146.  146).  a,  278  (wie  es  scheint),  d,  168— ICO.  Die  erste  schliesst 
sich  an  einen  zum  Theil  schon  von  Zenodotos  genommenen  Anstoss.  Alle 
diese  Verse  scheint  Rh.  einÜEich  ausgeworfen,  den  Obelos  also  nicht  an- 
gewendet zu  haben.  S.  Mayhoff  S.  80—86.  Eine  sehr  gewaltsame,  wenn 
auch  sonst  nicht  Üble  Coigectur  des  Zenodotos  eignete  er  sich  T,  831  mit 
einer  kleinen  Modification  an,  und  £,  296  ist  seine  Schreibung  eine  richtige 
Verbesserang  von  der  des  Letzteren,  s.  Mayhoff  S.  86  f.  64  f.  Dagegen 
folgte  er  wider  denselben  A,  97  mit  Recht  (wie  nach  ihm  Aristarchos)  der 
massilischen  Ausgabe. 

144)  Von  46  Fällen  (meistens  ans  der  Odyssee),  die  uns  durch  die 
Scholien  (von  Didymos  her)  überliefert  sind,  gilt  Letzteres  mit  Sicherheit 
nur  in  4,  s.  Mayhoff  S.  88—44  (vgl.  S.  86—88). 

146)  Ausser  in  den  schon  A.  148  angef.  Fällen  2^  10  f.  und  T,  881 
zeigt  sich  dies  A,  86.  a,  96.  y,  24.  dy  702.  c,  816.  (,  67.  |,  848,  s.  May- 
hoff S.  66  f.  67  ff.  62  f.  66  f.  67  ff.  76.  86  f.  An  mehreren  anderen  Stellen 
sehen  wir  nicht  klar. 


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Khianos  aus  Beoe.  401 

leicht  und  zeugen  ebenso  sehr  Ton  gesundem  Verstände  und  guter 
Beobachtung  des  homerischen  Sprachgebrauchs  als  namentlich 
von  feinem  poetischen  Geschmacke.  Viele  sind  ansprechend  oder 
geradezu  glücklich  und  richtig.  Einzelne  wurden  von  Aristo- 
phanes^*^)  oder  Aristarchos"^)  aufgenommen,  andere  haben  neuer- 
dings den  Weg  in  den  Text  gefunden,  noch  andere  verdienen  ein 
Gleiches.  Und  so  zeichnete  er  sich  denn  auch  in  seinen  Epen 
vor  allen  anderen  alexandrinischen  Dichtem  durch  eine  einfache, 
alles  Künstliche  und  Gesuchte  vermeidende,  aber  gewählte  und 
acht  homerische  Sprache  aus^**),  wie  die  Bruchstücke  lehren  ^*^). 
Indessen  zeigen  dieselben  auch  seine  Belesenheit  in  Hesiodos, 
Theognis,  Pindaros,  Aeschylos,  Sophokles,  Euripides,  indem  er 
einzelne  Ausdrücke  vielmehr  aus  diesen  entlehnte  ^^).  Diese 
seine  Epen  behandelten  theils  die  Heroensage,  so  nämlich  seine 
Herakleia^^^),  theils  historisch-ethnographische  SagenstoflFe,  so  die 
'Axalxi^^^),  'HXtaxä^^^)^  @£<f6aUxd^^)  und  Msöötiviaxd^^). 

146)  So  A^  558,  femer  mit  Becht  IF,  81  (s.  Wilamowitz  Homer.  Unters. 
S.  328,  vgl  übrigens  d.  Naohtrr.).  d,  12,  aber  mit  Unrecht  Z,  10  f.  (s.  A.  148. 
146).    T,41.  «,  296.  898.     S.  May  hoff  8.  30  ff.  44—53. 

147)  So,  wie  es  scheint,  i2,  584,  s.  Mayhoff  8.  56£ 

148)  S.  Meineke  8.  200  nnd  über  die  Epigramme  8.  206.  Senge- 
busch  a.  a.  0.  8.  47.    May  hoff  8.  15  ff. 

149)  8.  das  Yerzeichniss  von  Mayhoff  8.  19—28. 

150)  Mayhoff  8.  20. 

151)  Diese  allein  wird  bei  Snid.  genannt  mit  4  Büchern  (ly^of^sy  iidfiatQU 
«oiiffuxTa,  ^HQayiXtidda  iv  ßtßUotg  ^'),  und  wenn  im  Et.  M.  158,  4  das  14. 
citirt  wird,  so  ist  dafdr  das  4.  nnd  nicht,  wie  Meineke  S.  175 — 181  wollte, 
bei  Suid.  14  herzustellen,  s.  Wilamowitz  Eurip.  Her.  a.  a.  0.  A.  80.  — 
Mayhoff  8.  16  meint,  dass  Rh.  aach  hier  möglichst  an  Homeroi,  nämlich 
an  das  dort  über  Herakles  Sichfindende  angeknüpft  habe,  doch  s.  Meineke 
a.  a.  0.  In  Wirklichkeit  drehte  sich  das  Qedicht  hauptsächlich,  wie  Wila- 
mowitz zeigt,  um  die  zwölf  Arbeiten,  nnd  femer  rechnet  Meineke  zu. 
ihm  die  für  den  (reschmack  des  Rh.  (s.  A.  162)  bezeichnende  päderastische 
Wendung  (vgl.  A.  141):  SchoL  Eurip.  Ale.  2.  'Ptavog  di  tpriaiVy  oxt  %%(av 
{^Aaolkayif)  avxm  {'Adiiiitai)  idovXevae  di*  iganuy  so  dass  Wilamowitz  von 
dem  Dichter  sagt,  er  habe  „in  anziehender  Weise  die  Vorliebe  für  das 
rauhste  Alterthum  mit  der  Pflege  des  raffinirtesten  Modelebens  zu  yer- 
binden  gewusst". 

152)  Fragmente  bei  Steph.,  welcher  (ZnoXig)  bis  zum  4.  Buch  citirt, 
8.  Meineke  8.  181—188. 

158)  Fragmente  b.  Steph.  bis  z.  8.  B.  iAtS^<fi,og)y  s.  Meineke  8. 184—186. 
154)  8.  Meineke  S.  186—190:  Steph.  Alymvua  führt  das  16.  B.  an. 
•     155)  8.  Meineke  8.  190—206:  bei  Steph.  'Axd^nov  erscheint  das  6.  B. 
Vgl.  auch  Mayhoff  8.  1&— 19.    Wer  über  den  umfang  dieses  Gedichts  so 
BrsBiaHii,  grieob.-alez.  Lltt.-Qesoh.  L  26 


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402    Yierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epos. 

Die  M£<f6riviaxd  waren  wohl  das  geschickteste  längere  Epos 
der  Alexandrinerzeit.  Dasselbe  beschränkte  sich  wenigstens  zu- 
nächst auf  den  zweiten  noiessenischen  Krieg,  und  zwar  auch  noch 
dergestalt;  dass  es  mit  der  Schlacht  am  grossen  Graben  begann  ^^^)y 
und  hatte  den  Aristomenes  zum  Haupthelden  *^'),  und  man  darf 
wohl  um  so  mehr  daran  zweifeln ,  dass  es,  wie  neuerdings  be- 
hauptet worden  ist^^^^),  nicht  schon  mit  dessen  Tode  geendet^ 

denkt  wie  Kohl  mann  (».  A.  157^),  widerspricht  sich  selbst,  wenn  er  es 
trotzdem,"  wie  Eohlmann  S.  13  thut,  mit  Jacobs  S.  84  vielmehr  znr 
ersteren  Classe  zählt;  wer  anders  artheilt,  kann  eher  zweifelhaft  sein;  doch 
kommt  wenig  darauf  an. 

156)  Paus.  IV,  6,  i,  2.  ^Piavog  Sl  tovSs  (ilv  tov  TCQcixov  zmv  noXi(iwv 
ovSh  ^^ato  dqxn^i  bnoaa  Sl  XQOvo}  övvißrj  totg  MEoarjvüiig  anoüzäüw  ano 
Aa-UBSatfiov^v,  o  dh  aal  tavTa  {ilv  ov  nuvxa  tyqcfipB^  xijg  (Jtdix^i  ^^  "^^ 
vatSQoc^  ^v  ifiaxicttvxo  inl  xy  Tdqfqm  rrj  aalovfifvij  fisydXij:  wenn  man 
diese  Worte  genau  nimmt,  sogar  erst  unmittelbar  nach  derselben  mit. dem 
Eückzag  nach  £ira. 

157)  Wie  Achilleus  in  der  Ilias,  Paus.  §.8,  s.  C.  S3.  A.  267.  Vgl. 
May  hoff  a.  a.  0.  Der  Ausdruck  „den  zweiten  messenischen  Krieg''  trifft 
übrigens  yermuthlich  den  Sinn  des  Rh.  selber  nicht.  Denn  Immerwahr 
Die  Lakonika  des  Pausanias  auf  ihre  Quellen  untersucht,  Berlin  1889.  8. 
S.  144 ff.,  weist  ans  Paus.  IV,  15,1,  2.  23,  2  f.,  6—9  nach,  dass  Eh.  den 
YOQ  ihm  beschriebenen  Krieg  erst  in  den  Anfang  des  5.  Jahrh.  setzte, 
gleichwie  schon  bei  Plai  Leg.  III.  698  E  von  einem  Aufstand  der  Messenier 
zur  Zeit  der  Schlacht  bei  Marathon  die  Bede  ist. 

157^)  Von  Kohlmann  S.  21—23.  Schon  die  Thatsaohe  (s.  A.  155), 
dass  die  Citate  nicht  über  das  6.  ß.  hinausreichen,  steht  dieser  Behauptung 
einigermassen  im  Wege,  doch  ist  dies  nicht  zwingend  (s.  Kohl  mann 
S.  28).  Ohne  Zweifel  sind  C.  26  f.  ihrer  ganzen  Färbung  nach  im  Unter- 
schiede von  24,  2,  4  (oder  -5) — 25  z.  E.  wieder  aus  einer  poetischen  Quelle 
(8.  Kohlmann  S.  22),  und  was  wir  26,  5,  6  ff.  lesen,  nimmt  das  20,  2,  4 
Erzählte  wieder  auf.  Aber  andrerseits  zeigt  27,  1  Bezugnahme  auf  die 
Schlacht  beim  Eberdenkmal  (C.  15)  oder  (s.  16,  4,  6)  bei  Stenykleros,  welche 
doch  Rh.  (s.  A.  156)  noch  nicht  behandelt  hatte.  Dass  Myron  und  Rh.  die 
einzigen  Quellen  seien,  sagt  ja  Paus.  6,  If.,  1 — 5  mit  Richten  und  kann 
es  au<Sh  gar  nicht  sagen,  da  die  Beschreibung  der  genannten  Schlacht  und 
das  Nächstyorangehende  und  Nächstfolgende  (C.  14—16)  eben  aus  keiner 
von  beiden  stammt  oder  doch  von  C.  14  und  16  auch  aus  Rh.  nur  Einzelnes 
ist  oder  sein  kann,  aus  G.  15  Nichts.  Das  Epos  des  Rh.  war  ja  nicht  das 
einzige  über  diese  Dinge,  yielmehr  gab  es,  wie  Kohl  mann  S.  25f.  selbst 
heryorhebt,  noch  ein  zweites  von  Aeschylos  aus  Alezandreia  (Ath.  XIII. 
599  e.  6  xal  td  Msaüriinwiid  inti  avvd'sW)  aus  ungewisser  Zeit,  der  ohne 
Zweifel  jenes  ältere  des  Rh.  benutzte.  Warum  könnte  nicht  dies  eine  der 
sonstigen  (vgL  C.  21.  A.  405)  Quellen  sein?  Fast  unweigerlich  weisen  die 
obigen  Spuren  darauf  hin,  dass  auch  schon  C.  20—24, 1,  3  nicht  mehr  rein  ans 
Rh.  entnommen  sind,  sondern  eine  starke  Contamination  hier  vorliegt,  wie 


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Bhianos.    Archytas  Ton  Amphissa.  403 

sondern  in  unförmlicher  Weise  auch  noch  die  weitere  Geschichte 
der  ausgewanderten  Messenier  bis  zu  ihrer  Zurückfährang  durch 
Epameinondas  angeschlossen  habe.  Jedenfalls  ist  es  Quelle  der 
entsprechenden  Darstellung  bei  Pausanias  ^^^).  Natürlich  steckten 
aber  doch  auch  bei  Rhianos  seine  Dichtungen  voll  von  mytho- 
logischer Gelehrsamkeit  und  enthielten  die  Ergebnisse  seiner 
Forschung  auf  diesen  Gebieten,  und  man  darf  wohl^^^)  annehmen, 
dass  auch  die  Msööi^vtaxd^  mochten  sie  nun  bereits  mit  dem 
Ende  des  Aristomenes  schliessen  oder  nicht,  jedenfalls  nicht  be- 
deutend genug  waren,  um  den  Satz  des  Kallimachos  und  Theo- 
kritos  zu  widerlegen,  dass  der  Versuch  neue  grosse  Helden- 
gedichte zu  schaffen  nicht  mehr  zeitgemäss  war.  So  bliebeii 
denn  die  seinen  auch  ohne  Nachwirkung^^)  und  gingen  wahr- 
scheinlich schon  verhältnissmässig  früh  zu  Grunde.  Episch  war 
übrigens  wohl  auch  das  nur  einmal^^^)  erwähnte  Gedicht  Orj^i^. 
Erhalten  sind  uns  noch  eilf  leichtfertige,  aber  gewandte  erotische 
Epigramme^**). 

Archytas  von  Amphissa  verfasste  wohl   ähnliche   mytho- 
logisch-ethnologische  Epen  ^^^)   und    war    vermuthlich    derselbe 


denn  namentlicli  von  C.  23  ab  im  Ganzen  auch  der  poetische  Ton  schwindet, 
wenngleich  Jacobs  S.  98.  A.  27  mit  Recht  24,  1,  S  so  wie  21,  7,  10  z.  E. 
noch  Spuren  von  Hexametern  gefunden  hat  (vgl.  auch  Spengel  Demosth. 
Vertheid.  des  Ktesiph.,  Abhh.  der  Münchner  Akad.  1.  Ol.  X.  1864.  S.  31. 
A.  1);  ausserdem  s.  in  Bezug  auf  28,  6—9  A.  167.  Hat  übrigens  wirklich 
Pausanias  selber  den  Tyrtaeos  (6,  2,  6.  13,  4,  6.  14,  3,  5.  15,  1,  2)  gelesen? 
Wie  weit  derselbe  in  der  That  den  Rh.  benutzte,  darüber  s.  jetzt  auch 
Immerwahr  a.  a.  0.  S.  140 fiP. 

158)  C.  17  (wenigstens  von  §.  6,  10  ab,  s.  A.  156)  — 19  und  theilweise 
C.  20—24,  8.  A.  167 ^  Vgl.  die  Aeusserungen  des  Paus,  über  Myron  und 
Rh.  C.  6  Anf.  (s.  unten  C.  88.  A.  267.  269),  bes.  §.  8:  *Piav6g  Si  iioi  noiijaai 
(läXlov  ^(paCvBxo  Etnota  ig  triv  *AQiato(isvovg  7}Uii£ccv,  In  Bezug  auf  C.  14 
und  den  letzten  Theil  von  C.  16  aber  s.  wiederxmi  A.  157**  und  dazu  Paus. 
16,  1,  2.  TvQtcciog  (tlv  .  .  .  *Piav6g  S^  ,  .  ,  'Piccvm  ftlv  ovv  iymys  ovdä^mg 
%atd  ya  tovzo  aw&riaoiiai,  Tvqzaiov  Öl  %.  t.  X. 

169)  Mit  Couat  S.  364 f. 

160)  „Wenn  Manilius  IH,  1  ff.  den  Rh.  neben  Homeros,  Antimachos 
und  Apollonios  nennt,  so  spricht  er  damit  nur  das  Interesse  aus,  welches 
Tiberius  (s.  C.  4.  A.  111)  an  Rh.  nahm".   (Knaack). 

161)  Bei  Steph.  'A^anvvi^og.     S.  Meineke  S.  176. 

162)  In  der  Anthol.  Pal.,  Meineke  S.  207—212;  „duftige  Majoran- 
bläten"  nach  Meleag.  IV,  1,  11:  adutpvxov  dtp'  aSvnvooio  ^Ptapov.  Vgl. 
A.  141.  161. 

168)  Plut.  Qu.  Gr.  15.  294  f  erwähnt   von  ihm  einen  Hexameter  über 

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404    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtnng  u.  d.  eigentl.  Epos. 

Archytas,  welcher  von  Einigen  für  den  Verfasser  des  von  Anderen 
dem  Euphorion  beigelegten  Figavog  gehalten  wurde '^),  also 
frühestens  ein  Zeitgenosse  des  Euphorion  und  Eratostbenes  und 
in  der  That  auch  wobl  nicbt  später,  wenn  auch  wohl  jünger 
an  Jahren  als  Beide  *^),  vielleicht  auch  einerlei  mit  dem  Epi- 
grammendichter***), aber  schwerlich  mit  dem  als  landwirthschaft- 
lichen  Schriftsteller  und  unter  den  Verfassern  von  ^Otlfagtvtixcc 
genannten  Manne  dieses  Namens***^). 

Simonides  von  Magnesia  am  Sipylos  besang  am  Hofe  von 
Antiochos  dem  Grossen  dessen  Thaten,  besonders  den  Kampf 
gegen  die  Galater**'). 

Demosthenes  aus  Bithynien,  muth masslich,  wie  gesagt**®), 
auch  ein  Zeitgenosse  des  Euphorion,  verfasste  ein  vaterländisches 
Epos  Bid'vviaxa  in  mindestens   10  Büchern**^),  nach   dessen 


das  weinreiche,  daftige  Makyna  lur  Erklärung  vom  ürsprang  des  Namens 
der  ozölischen  Lokrer.  —  Meineke  De  Archyta  Amphissensi,  Anal.  AI. 
S.  858—866. 

164)  S.  A.  129.  Ich  folge  Meineke  S.  20 f.  und  a.  a.  0.  nnd  glanbe 
nicht  mit  Wilamowitz  Antig.  y.  Kar.  S.  170.  A.  8,  dass  dieser  „zn  viel 
zusammenwirft *^  Gerade  was  Wilamowitz  für  sicher  l^t,  dass  der 
Epigrammendichter  mit  dem  Amphissaeer  dieselbe  Person  sei,  scheint  mir 
weit  eher  zweifelhaft,  s.  A.  166.  187. 

165)  Dass  freilich  der  Figavog  nur  h&tte  nnter  Zeitgenossen  streitig 
sein  können^  wird  man  Meineke  nicht  ohne  Weiteres  zugeben  dürfen; 
dass  aber  die  Zeiten  beider  Bewerber  wenigstens  nicht  weit  ans  einander 
lagen,  ist  wahrscheinlich.  Nnn  kommt  aber  noch  hinzu,  dass  doch  ver- 
mathlich  mit  Meineke  auch  derjenige  A.,  von  dessen  Lobe  zweier  Verse 
im  Hermes  des  Eratostbenes,  wie  es  scheint  (s.  Hiller  Erat  carm.  rel. 
S.  20 f.),  bei  Plut.  in  Stob.  Flor.  XCY,  16  (vgl.  LX,  10)  die  Rede  ist,  für 
den  Amphissaeer  gehalten  werden  muss,  vgl.  A.  168.  Freilich  folgt  nicht 
mit  Nothwendigkeit  ans  dieser  Angabe ,  dass  der  Hermes  frisch  erschienen 
war,  als  er  ihn  las. 

166)  La.  Diog.  VÜI,  82  (im  Homonymenverzeichniss).  So  Ten  f fei  in 
Paulys  Realenc.  L  S.  1488.  A.  *  *  nnd  Wilamowitz  (vgl.  A,  164).  Doch 
s.  A.  187. 

166'>)  S.  C.  26.  A.  9.  62.  207.  . 

167)  Said.  ZifuavCdrig  Mayvrjg  Srnvlov,  inonoiog,  yiyovBv  in*  'Avttoxov 
tav  ftsydlov  %Xrid'ivxog  %al  yiyQaq>8  tag  'Avxi6%ov  xov  nsyalov  XQa^ftg  %al 
XTjvngog  FaXcitag  itapfjv ,  ots  i^xa  xmv  iUtpdrcmv  xriv  tnnov  avrcofr  itpe^Bi^iv, 

168)  S.  A.  126.  —  Sammlung  der  Bmchskücke  bei  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  884—886.  Ans  Fr.  15  b.  Steph.  XalTista  würde  hervorgehen,  dass  er 
wenigstens  älter  als  Polybios  war,  wenn  hier  der  Name  D.« sicher  stände. 

169)  Steph.  (der  allein  überhaupt  ihn  anführt,  aber  auch  nm  so  öfter) 
Koaaog  und  MavaamXol  (Fr.  7.  8). 


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Simonides.    Demosthenes.    Neoptolemos.  405 

längstem  Fragment"®)  zu  urtheilen  er  „kein  übler  Stilist'^  ge- 
wesen za  sein  scheint"^);  und  Ktiöeig,  von  denen  sich  nicht 
entscheiden  lässt,  ob  sie  in  Prosa  oder  in  Versen  geschrieben 
waren  ^'*). 

Neoptolemos  von  Parion"'),  auch  wohl  ans  derselben 
Zeit,  da  seine  FXaiööai  in  mindestens  3  Büchern"^),  die  sich, 
und  zwar  nach  dem  schon  früher  Bemerkten"***)  vermuthlich 
nicht  ohne  Anregung  durch  die  *E^vixal  ovotiaöiaL  des  Ealli- 
macho9  auch  über  das  Phrjgische  ausdehnten  ^^*^),  schon  von 
Aristophanes  von  Bjzantion  in  dessen  entsprechendem  Werke 
angeführt  wurden*'*),  verfasste  ausserdem  noqh  ein  zweites  Prosa- 
werk nsgl  iÄiypafifiarcDv"*)  und,  wie  es  scheint,  noch  ein 
drittes  jtsgl  aötstö^civ^'^'')  und  zwei  epische  Gedichte,  eine 
Jiovvötdg^'^^)  und  ein  anderes  von  unsicherem  Titel"^)  und 
wohl  auch  noch  ein  didaktisches,  welches  in  das  Gebiet  der 
Poetik  einschlug  und  von  Horatius  in  seiner  Ars  poetica  benutzt 
sein  soll"*^). 

170)  Fr.  6  b.  Steph.  '"H(faut, 

171)  Bernhardy  a.  a.  0.  II»,  1.  S.  878. 

172)  Sie  werden  überhaupt  nur  zweimal  erw&bnt,  Fr.  18  f.  b.  Steph. 
'Oli^fav.    Aa(tipa%og, 

178)  Meineke  De  Neoptolemo  Pariano,  An.  AI.  S.  867—860. 

174)  Ath.  XI.  476  f.  Vgl  Strab.  XÜI.  689.  6  yXaaaoyffdtpog,  Weiteres 
bei  Meineke  S.  869  f.    Vgl.  auch  Wilamowitz  Ant  v.  Kar.  S.  164. 

174»>)  C.  18.  S.  878. 

174<')  Achill.  Isag..  p.  129  e  Pet  NsofnolBfiog  iv  teiig  ^(fvyiaig  <pmp€iis, 

176)  Wie  aus  den  Angaben  des  Enstath.  erhellt,  s.  Meineke  S.  869. 
Anders  freilich  Nauck  Aristoph.  Bys.  S.  119.  A.  70. 

176)  Ath.  X.  464  f: 

177)  Denn  wohl  mit  Recht  h&lt  Meineke  S.  867  £  dasselbe  fOr  ein 
Prosawerk  und  die  beiden  bei  Stob.  Flor.  CXX,  6  aus  demselben  ange£ 
Hexameter  für  ein  Beispiel,  an  welchem  dort  die  Figur  des  Asteismos  er- 
läutert ward.  Um  so  weniger  aber  vermag  ich  mit  ihm  S.  860  zu  glauben, 
dass  dies  Werk  das  ?on  Horatius  (s.  A.  179^)  beoutzte  gewesen  sei,  und 
wenn  auch  seine  Bemerkung:  „quem  librum  guum  in  tmius  asteisnU  expli- 
catiane  conaumptum  esse  incredibile  sit,  probabüe  est  Neoptohmum  etiam 
de  ceteris  figuris  exposuisse**'  richtig  sein  mag,  so  doch  schwerlich  der  Zu- 
satz: „et  dum  id  faceret  etiam  ea  passim  cUtulisse,  quae  piaeceptis  de  arte 
poetica  similia  essent". 

178)  Ath.  III.  82  d.       . 

179)  S.  darüber  Meineke  S.  166  f.  367,  der  zweifelnd  Erichthonis  oder 
Erichthonias  ?ermuthet  {xQix^ov^a  ist  überliefert  v.  Achill,  b.  Fulv.  ürsinus 
Compar.  Virg.  S.  826). 

179^)  Porphyrion  z.V.  1:  congessit  praecepta  Neoptolemi  xoü  Tlagiavoi) 


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406    Vierzehntes  Capitel.    Die  theogonische  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epos. 

Musaeos  von  Ephesos  am  Hofe  der  pergamenischen  Könige 
verfasste  eine  Perseis  in  10  Büchern  und  ein  oder  zwei  Lob- 
gedichte auf  Eumenes  und  Attalos^^). 

Menelaos  von  Aegae  aus  ungewisser  Zeit  schrieb  eine 
Thebais  in  11  Büchern  und  andere  Poesien  ^®^),  unter  ihnen 
auch  Kinaedendichtungen*^). 

de  arte  poetica  non  quidem  omnia,  sed  eminentüsima,  Dass  ich  die  an 
M e in e k e  sich  anlehnende  Vermuthung  von  Eiessling  Horatius  III. 
S.  222  f. ,  aus  diesem  Gedicht  seien  vielleicht  die  beiden  Verse  nsgi  detsTC- 
afimv  b.  Stob.  a.  a.  0.,  nicht  billige,  erhellt  aus  A.  177.  Dass  es  aber  wirk- 
lich ein  Gedicht  war,  dafür  spricht  die  von  Eiessling  mit  Eecht  hervor- 
gehobene Behandlung  solcher  Gegenstände  in  metrischer  Form  schon  bei 
älteren  Römern,  Accius  und  Luciliue  (im  9.  B.)  gewiss  nicht  ohne  ein 
griechisches  Vorbild;  wir  wenigstens  kennen  aber  doch  kein  anderes.  Aber 
woher  weiss  Eiessling,  dass  N.  ein  Peripatetiker  gewesen  sei?  Offenbar 
schliesst  er  es  aus  den  theils  wirklichen,  theils  verxpeintlichen  Anklängen 
an  Aristoteles  und  Theophrastos ,  denen  aber  doch  auch  manche  Ab- 
weichungen gegenüberstehen  (s.  über  Beides  Eiesslings  Commeni),  bei 
Horatius.  Mich  dünkt,  die  entschiedene  Berücksichtigung  der  ästhetisch- 
kritischen Ansichten  des  Eallimachos  V.  128 ff^  (s.  Eiessling  zu  diesen 
VV.  und  Dilthey  De  Callim.  Cjd.  S.  6—11,  vgl.  oben  C.  13.  A.  14),  der 
ja  Schüler  des  Peripatetikers  Praxiphanes  gewesen  war  (C.  2.  A.  740.  C.  10. 
A.  4.  6.  8.  10.  42.  G.  13.  A.  6),  führt  zu  einer  ganz  anderen  Vermuthung, 
nämlich  dass  N.  sein^seits  eine  Schrift  des  Eallimachos,  mit  dem  er  sich, 
wie  gesagt,  wohl  auch  in  seinen  glossographischen  Studien  berührte,  wahr- 
scheinlich die  an  eben  jenen  Praxiphanes  (s.  G.  13.  A.  77.  78,  vgl.  G.  16. 
A.  88)  benutzt  hatte,  und  dass  so  auch  die  peripateiischen  Beminiscenzen 
bei  Horatius  mittelbar  aus  dieser  letzteren  Schrift  stammen.  Fein  ist  die 
Bemerkung  von  Eiessling  S.  239f.,  dass  dessen  Ausdruck  76.  versibus 
imparüer  iunctis  und  der  des  Didymos  b.  Orion  p.  68.  nsvtdpLBtQov  tm 
figmium  avvjjntov  ov%  oiiodgafiovvta  auf  die  gleiche  „Dichterreminiseeuz** 
hinweisen;  nur  aber  ist  daraus  nach  Eiesslings  eignen  Voraussetzungen, 
falls  der  betreffende  Dichter,  wie  wahrscheinlich,  N.  war,  nicht  zu  schliessen, 
dass  dem  Horatius  die  ,, durch  diese  Dichterreminiscenz  hervorgerufene 
Ausdrucks  weise  des  Didymos  zu  der  seinen  den  Anlass  geboten  habe", 
sondern  dass  beide  unabhängig  von  einander  den  N.  benutzten. 

180)  Suid.  Movaaiog  'Eq>iciog,  inonoiog  tmv  stg  rovg  UfQyafirivovg  %ccl 
uvtog  HvnXovg  {slg  rmv  tov  IIsQyafirivov  %ttl  avxog  nvnXov  richtig  Toup, 
denn  schwerlich  genügt  es  mit  V^achsmuth  xal  avrog  vor  x£v  hinauf- 
zurücken), ly^a^e  UeQariidog  ßißXia  t'  ytal  {^vfivovgy?  Wachsmut h)  iig 
EvfiivTj  %al  "AttccXov.  Jedenfalls  sind  wohl  Eumenes  II  und  Attalos  II  zu 
verstehen. 

181)  Suid.  MsviXoeog  Alyatog^  inonoiogy  iy^afps  SrjßatSa  iv  ßißX^otg  ia' 
xofl  dXXa,  Gitate  bei  Steph.  'A^tpiyivBia,  Evxqriaig  (wo  bloss  MBviXaog  an- 
geführt wird).  TaVfttg  {M.  iv  a  Grißatdog).  ^Tq^kCvri  {Iv  8'  BrißaXnoiv). 
lo.  Sicel.  Rhet.  Gr.   VI.  p.  93  Walz:    (k&XXov  9'  i(p'  svbg  MeveXdov    tov 


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MusaeoB.    Menelaoa.    Theodoros.  407 

Theodoros^  gleichfalls  aus  Ungewisser  Zeit,  da  er  doch 
wohl  schwerlich  mit  demjenigen  Manne  dieses  Namens  derselbe 
ist,  welchem  neben  mehreren  anderen  hexametrischen  Gedichten 
auch  eins  auf  Kleopatra  zugeschrieben  wird^®^),  neben  Nikandros 
einmal  ^^)  als  Quelle  des  Ovidius  und  an  zwei  anderen  Stellen 
als  Dichter  von  MBta[ioQg>(666tg  bezeichnet^®*),  war  wohl  auch 
der  nämliche,  von  welchem  ein  anderes  Mal  ein  21.  Buch  ohne 
Angabe  des  Titels  citirt  wird*^^,  vielleicht  auch  mit  dem  schon 
genannten  Kinaeden-  und  mit  dem  Epigrammendichter,  wenn  es 
überhaupt  einen  solchen  schon  vor  Meleagros  gab^®^). 


noirixov  xovto  uaxldoi  xig  av  dvanoX^av  q>va8mg  (piXonov^^  (iBTCtßaXoPtog  sig 
To  d^Qißig  re  xol  aitmiiov ,  ^g  (pjjai  %al  Aoyytvog.  Sein  Andenken  erneuerte 
Bahnken  De  vita  et  scriptis  Longini,  Leid.  1776.  §.  X. 

182)  lo.  Sicel.  a.  a.  0.  p.  899.  noirßiyiri  yccg  ij  'lag  nal  iidsCa,  mg  x&v 
aXXmp  ov^sfiia,  dio  xal  xa  'lmvi%a  noiriyMxa  i^aigovai  xaig  r^doifaCg,  manfg 
xä  ZuKovidov  {££(iov  oder,  und  zwar  wohl  richtiger,  JSmxddov  Meineke 
An.  AL  S.  246)  %al  MsvsXdov. 

185)  Said.  GsodcoQog  noiTjxi^g^  og  iy^aips  duttpoga  di*  inmv,  ««l  tlg 
KXsondxQai^  dt'  inmv.  Mein  Schüler  Hill  sc  her  vermnthet,  dasB  dies  der 
schändliche  Fädagog  (Plut.  Ant.  81)  gewesen  sei,  welcher  den  Antyllus, 
Sohn  des  Antonius  und  der  Folvia,  an  Octayianus  ?errieth,  dann  dessen 
Leiche  bestahl  und  dafOr  hingerichtet  ward. 

184)  S.  C.  10.  A.  123. 

186)  Die  eine  derselben  ist  freilich  Psendo-Plut.  Parall.  min.  22,  die 
andere  Stob.  Flor.  LXIV,  34.  Vgl.  Meineke  An«  AL  S.  269  f.  Ausserdem  vgl. 
PoU.  IV,  66.  rjv  dh  %al  dXiixtg  ^OfM  xaig  aidgatg  nQoaaSoiHvoi^y  GeoÖmQOv 
noirjßa  xov  KoXotpaviov,  

186)  Schol.  ApolL  Bh.  IV,  264.  9i6d.  dh  iv  %ß  oXvym  nQ&xsQov  q>riai 
xov  n^og  xovg  Ffyavxag  TCoXiftov  'Hifa%liovg  xri9  asXi^vrjv  (pcew^wM.  So 
Wilamowitz  bei  Enaack  AnaL  AL  Born.  S.  64.  A.  76. 

187)  Und  wenn  die  Aufführung  desselben  im  Homonymenverz.  b.  La.  Di. 
II,  104.  nartsnatdinaxog  {St6d«B^g)  intyga(k^äxmv  uoirixijg  schon  aus  Demetr. 
▼.  Magn.  stammt.  Gegen  die  Identität  spricht  aber  auch  in  diesem  Falle 
(wie  oben  hinsichtlich  des  Archjtas,  s.  A.  164.  166),  dass  derselbe  hier 
eben  nur  als  Epigrammendichter  bezeichnet  wird.  „Von  den  drei  Epi- 
grammen unter  dem  Namen  BBoSaQog  in  der  Anthologie  fallen  zwei  Vn,  666 
(O.  xov  AlyvnxCov)  und  XI,  98  als  byzantinisch  weg;  es  bleibt  VI,  282  (wo 
Brunck  und  stillschweigend  Meineke  DeL  S.  228  Geoämgida  schreiben), 
aber  dies  fällt  stUistisch  so  ab,  dass  man  geneigt  wird  Jacobs  zuzustimmen, 
der  in  ihm  die  gezierte  Spr^iche  des  Diodoros  Zenas  zu  vernehmen 
glaubte.  Es  steht  zwar  innerhalb  der  Dichter  aus  dem  Kranze  des  Meleagros, 
doch  sind  auch  in  den  Trümmern  desselben  Interpolationen  keineswegs 
unerhört*'.  (Enaack).  Dass  aber  der  Einaedendichter  wahrscheinlich  nicht 
Theodoros  hiess,  sondern  Theodoridas  war,  darüber  s.  C.  7.  A.  24. 


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408     Vierzehntes  Capitel.    Die  th^ogoiuBche  Dichtung  u.  d.  eigentl.  Epos. 
Phaestos^    sieht    minder    aus   unbekannter   Zeit,   dichtete 

Äntigonos  von  Karystos'^),  der  Jüngere ^®^),  Verfasser 
von  ^jikXoiciöevg^^),  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  der 
Urheber  des  kleinen  hexametrischen  Gedichtes  Antipatros,  von 
welchem  wir  noch  zwei  Verse  besitzen  ^^^),  und  eines  uns  gleich- 
falls erhaltenen  Epigramms*^*).  Dann  aber^^*)  lebte  er  etwa 
60—40  V.  Chr.,  und  es  ist  von  Interesse,  dass  wir  so  in  der 
Zeit  des  Ueberganges  aus  der  hellenistischen  Welt  in  die  romische 
neben  Parthenios  wenigstens  noch  einen  erheblicheren  Dichter 
nachweisen  können.  Denn  auch  die  ^AXXomöBig  waren  sonach 
wahrscheinlich  nicht  eine  Prosaschrift,  sondern  ein  Gedicht. 

Archias  aus  Antiocheia,  uns  nur  durch  seinen  Zeitgenossen 
Cicero  bekannt,  verfasste  nur  Epen  über  zeitgenossische  StoflFe> 
nämlich  den  mithridatischen  und  kimbrischen  Kxieg^^). 

187^)  Erhalten  sind  zwei  Hexameter  SchoL  Find.  Py.  IV,  28.  IX,  89 
(wo  Boeckh  Aa%Bdaiii,ovi,a%u  statt  MayLBd<ivi%u  schreibt),  s.  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  472  f. 

188)  Gommentum  Bern,  za  Lucan.  I,  629,  vgl.  Knaack  An.  AI.  B.  S.  69. 

189)  S.  V.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  169—174. 

190)  Die  PamphiloB  laut  der  Beischr.  z.  Antonin.  Lib.  28  citirte,  jeden- 
falls, wie  Oder  De  Anton.  Lib.  S.  44 ff.  gegen  Wilamowitz  S.  171  ge- 
zeigt hat,  nicht  in  seinem  alphabetischen  Kräuterbach,  eher,  wie  Oder 
meint,  in  seinem  Ae^fuov^  s.  C.  4.  A.  118. 

191)  Bei  Ath.  III.  82  b. 

192)  Anth.  P.  IV,  406  (wo  Jacobs  Kagvctiog  fflr  Kagdtiog  herge- 
stellt hat). 

193)  Denn  dies  Epigramm  stammt  nicht  bereits  von  Meleagros,  sondern 
erst  von  Philippos,  welcher  im  Einleitangsgedicht  A.  P.  IV,  2,  13  die  Epi- 
gramme des  A.  unter  den  Beisem  seines  Kranzes  anführt. 

194)  Gic.  p.  Arch.  9, 19  ff.  10,  26.  11, 28.  ad  Att.  I,  16,  16.  Vgl  Welcker 
Kl.  Schrr.  ü.  S.  XCI  u.  d.  Nachtrr.  —  Ueb.  Boöthos  v.  Tarsos,  der  d.  Schlacht 
b.  Philippi  besang,  s.  Strab.  XIV.  674  umnittelb.  nach  den  C.  82.  A.  50.  68 
angef.  Worten:  iniJQS  6'  avtbv  %al  'Avxmviog  %az*  aQxag  d%o96id(kivog  to 
y(fa<phv  Big  xijv  iv  ^iXlnnoig  vt%ipf  inog^  %al  hi  fuiXXov  ff  sixigeia  17  im- 
noXä^ovaa  nagd  toCg  TaQöivöiv  max'  dnavctmg  a%BdidJ^Biv  naqd  XQVf^  ngog 
triv  dsdotiirriv  vn69'eaiv'  xal  dij  xol  yvftvaaucQxCav  vnoaxofievog  Ta^asvet 
tovtop  dvti  fviivacucQXOV  naviatriaB,  xal  td  dvaltoftata  inüstivasv  avx^. 
ifpagdd^  d^  voa(picd(isvog  td  ts  dUcc  %al  tovlamv  iXeyx^^^vog  S'  vnb 
t»v  %(xxrjy6qfov  InX  xov  'Avtmviov  nagjitsi^ico  t^v  of^-qv,  avv  aXloig  xal 
tavta  Hyrnv  oti^  „codTtf^  "OfirjQog  i^vfivrioev  'AxiXXia  xal  'Ayaitiiivova  xol 
'OSvaaia'f  ovtmg  iym  ai  *  ov  d(%ttiog  ovw  slftt  Big  roiavtag  dysa^ai  dutßoXdg 
inl  00V**.  nagaXaßmv  ovv  6  nat^yogog  xov  X6yov  „a>U'  ''O^riQog  fisi^**  itpji 
„iXatov  'Ayafiifivovog  ov%  iuXBiftsv,  dXX'  ovÖl  'Ax^XXiagt  av  Öi*  maxs  ÖmCBig 


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Phaestos.    Antigonos.    Archias.     FünfaehnteB  Capitel.    Eratosthenes.    409 

Zweifellos  endlich  war  es  ein  kleines  alexandriniscbes  Epos 
Phaethon,  dem  die  seitdem  gangbare  Gestalt  des  betreffenden 
Mytbos  entstammt;  wie  wir  sie  bei  Ovidius,  Nonnos,  Lukianos^ 
Philostratos  und  Anderen  finden;  aber  über  die  genauere  Entr 
stehungsfrist  und  den  Verfasser  desselben  lässt  sich  nur  sagen, 
dass  es  später  als  Phanokles  und  Aratos^  und  dass  weder  Hermippos 
noch  wahrscheinlich  Hegesianaz  der  Urheber  desselben  war^^^). 


Fünfzehntes  Capitel. 
Eratosthenes. 

Eratosthenes*)   von  Kyrene ,  Sohn  des  Aglaos *)  oder 
Ambrosios   oder  Agakles^),  ward  Ol.  126,  d.  h.  wohl   genauer 

ÖUtjv^^.  duc-iiQov6diis9og  d*  ovv  d'BQcinsüctg  xuil  t^v  oqyriv  ovSlv  fitiov  Sis- 
tiXsasv  aymv  xal  fpsQaav  xr^v  noXiv  (lixQ''  fh9  xofTaffr^oqp^g  rov  AvxtovCov  x.  t.  X, 
8.  C.  82.  A.  63.     Vgl.  auch  C.  1.  A.  6. 

195)  S.  über  dies  Alles  Enaack  Quaestiones  Phaethonteae,  Berl.  1886. 8. 
(Kiessling  u.  v.  Wilamowitz  Philol.  Unters.  YIII)  mit  den  nicht  un- 
berechtigten Gegenbemerkungen  von  0.  Gruppe  Woch.  f.  kl.  Ph.  III,  1886. 
Sp.  647  —  661.  —  Ueber  ein  anderes  Gedicht  von  der  Liebe  des  Süanion 
zur  Atalanta  s.  G.  4.  A.  21,  über  ein  drittes  von  der  Ariadne  (dem  Original 
von  CatulL  64,  168  ff.  und  Nenn.  XVI,  94  ff.  XLVU,  890ff.)  s.  Maass 
Alezandrin.  Fragmente,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  627—629.  Ein  fernerer 
Anonymes  ist  6  xjiv  Äiaßov  %xCaiv  non^aaq^  Parthen.  21  mit  21  guten  Versen. 
Von  Theopompos  aus  Eolophon,  inonoibg  h  x^  imyQaq>ofiiv€a  ^AqikaxCip 
führt  Ath.  IV.  183  a.  b  2  Hexameter  an.  Nur  aus  Suidas  bekannt  ist 
Leschides  am  Hofe  von  Eumenes  I  oder  U:  Aeax^9rig,  inoov  ^roii^riiff,  ^9 
evvsaxQocxsvasv  Bjvftsvsi  xm  ßaöiXsi'  og  ^v  inttpavicxaxog  xmv  notrjxmv^ 
cwTJv  dh  xovtta  %al  üvd'ücg  b  avyyQatpivg  xal  MivavdQog  lax^6g.  Von 
Hegemon  aus  Alexandreia  in  Troas,  von  welchem  zwei  Epen,  Jagdavind 
und  über  den  leuktrischen  Krieg,  angeführt  werden,  ist  es  ungewiss,  ob 
er  Yor  oder  nach  Chr.  gelebt  hat.  S.  Steph.  'AXe^avSgaia  .  .  .  davxiga  iaxl 
voXig  TQOücg,  iv  ^  iyivexo  'Hyrifiav  inonotog^  og  iygcnpe  xov  A8v%xQi%bv 
n6Xs(iov  xav  Orißältov  xal  Aa%Bdai(AOf£cDV.  Aelian.  N.  A.  VIII,  11.  ^Hyi^ftwv 
h  xoig  Jagdavi^uotg  itixQoig  x.  t.  X,  Vgl.  Butt  mann  Mythol.  IL  S.  263. 
Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  412. 

1)  Beruh ardy  Eratosthenica,  Berl.  1822.  8.  Art.  E.  in  d.  EncykL  v. 
Ersch  u.  Gruber.  Stichle. Zu  den  Fragmenten  des  E.,  Philologus  Suppl. 
II.  1868.    S.  468-492. 

2)  Dionys.  v.  Kyzik.  Anth.  P.  VU,  78.  Pseudo-Lukian.  Makrob.  27. 
yQafikftaxixmv  dk  'E.  pilv  6  'AyXaov  Kvgipfatog  ov  ov  {lovov  yQaiifMixi%bv  dXXä 
xal  noiTixijv  dv  xig  ovoitdasu  xal  (piX6ao(pQV  %al  yem(kixQrii^,  Smd/EQaxoa&i- 
yi7ff  'AyXaov^  di  d'  *Afiß(foaiov ,  KvQrivtti^og, 

3)  Steph.  T.  Byz.  Kv(}7]vri.  ivxev^iv  r^v  'E.  'Aya%Xiovg  naig  o  taxoQinög, 


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410  Fünfzehntes  Capitel. 

Ol.  126, 1  =  276  geboren*).  Er  wurde,  und  zwar  ohne  Zweifel 
in  seiner  Vaterstadt,  durch  den  dortigen  Grammatiker  Lysanias 
ausgebildet,  dann  von  Eallimachos^),  dessen  Unterricht  er,  wie 
wiederum  nicht  zu  bezweifeln  ist,  in  Alexandreia  genoss^.  Hierauf 
brachte  er  eine  Reihe  von  Jahren  in  Athen  zu,  und  man  darf 
wohl  vermuthen,  dass  er  bereits  hier  einen  Theil  seiner  Werke 
schrieb.  Hier  hörte  er  den  halbkjnischen  Stoiker  Ariston^  und 
jedenfalls  auch  den  Ark'esilaos,  welche  er,  wie  schon  gesagt^^), . 
als  die  beiden  Koryphaeen  unter  den  damaligen  Philosophen  be- 
zeichnete*), ein  ürtheil,  welches  in  Bezug  auf  den  Ersteren 
deutlich  genug  verräth,  wie  sehr  er  sich  bei  demselben  durch 
die  Aeusserlichkeit  eines  beredten  Vortrags  bestimmen  liess, 
zumal  da  er  im  Uebrigen  die  Schwächen  dieses  Mannes  sehr 
wohl  erkannte^),  und  wie  sehr  er  in  der  Philosophie  blosser 
Dilettant  blieb  ^®),  weit  entfernt  davon  ein  eigentlicher  Anhanger 

Vgl.  Strab.  XVII.  838.   Kvgrjvaiog  d'  iarl  Hai  KaXXifuxxog  xal  'EQatOQ^ivrig^ 
dfitpotsQOi  Tstifirjiisvot  njK^ot  torg  Alyvntimv  ßaadevaiv. 

4)  Said,  unmittelbar  nach  den  A.  27  angef.  Worten:  hix9^  91  ^x«' 
olvfintaSi.  Freilich  könnte,  worauf  mich  Wilamowitz  aufmerksam 
machte,  an  sich  diese  Angabe  ebenso  gut  falsch  sein  als  (am.  von  der 
Chronologie  bei  Tzetzes,  s.  C.  12.  A.  68,  zu  schweigen)  die  Angabe  von 
Strabon  (s.  A.  lö),  dass  £.  noch  Schüler  des  Zenon  von  Eition  gewesen 
sei ,  und  wer  vielmehr  Letzteres  glauben  will ,  muss  seine  Geburt  mindestens 
10  Jahre  früher  ansetzen,  aber  s.  C.  14.  A.  56.  C.  16.  A.  10.  86  u.  Susemihl 
Anal.  Alex.  U.  S.  XXIV-XXVL 

5)  Suid.  unmittelbar  nach  den  A.  2  angef.  Worten:  fia^T^s  'AgCctonfOi 
xov  Xtov  (s.  A.  7fiF.),  y^afi^KTiHot;  d\  AvaavCov  tov  KfOQf}vaiov  (s.  C.  12. 
A,  101  ff.)  %al  KalXifiaxov  tov  noiritov, 

6)  Denn  dass  er  schon  vor  etwa  250  l&ngere  Zeit  dort  lebte ,  geht  aus 
seiner  eignen  Mittheilung  Über  seine  Begegnung  mit  ArsinoS  (Ath.  VIL 
276  b,  s.  A.  70)  hervor,  die  noch  ein  paar  Jahre  vor  dem  Tode  des  Phila- 
delphos  starb  (Plin.  XXXIV.  §.  148.  XXXVI.  §.  68.  XXXVH.  §.  108). 

7)  S.  A.  5  und  bes.  8.  Ath.  VII.  281  c.  fta^trig  ysvoftsvos  'Aglatnvog 
Toü  XCov,         7^)  C.  2.  A.  244. 

8)  Strab.  L  p.  15:  „iyivovro  y«9'S  9ij<r^y,  „<og  o^dinotB,  %ata  tovrov 
tov  na^Qov  vtp'  Fva  nfgißolov  xctl  (liav  noXw  ot  %ott*  'AgCcttava  xal  'Agmcl- 
Xaov  difd^aavttg  <piX6ifoq>ot,*\  o^%  tnavbv  9'  otfiai  tovto ,  dXXa  to  %gCvBiv 
naX&g  olg  [läXXov  ngoaniov,  o  d\  'Agnsa^aov  xal  'Agiattova  tav  %a^*  avtov 
dvdiflüdvtav  xogvtpaiovg  xÜhiciv'  'AnsXXijg  ts  avrco  noXvg  icti  (s.  C.  2.  A.  610) 
%al  BüoVf  ov  tpvjöi,  ng&xov  iv^ivd  nBgißaXsZv  (piXoaotplav  ^  dXX'  ofumg  %,t.  X, 
(s.  C.  2.  A  109). 

9)  S.  A.  11  und  C.  2.  A.  248. 

10)  Dies  bemerkt  Strabon   a.  a.  0.,   welcher   aber  hernach  XVII.  888 
sich  über  Eallimachos  und  E.  unmittelbar  nach  den  A  3  angef.  Worten 


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EratostheneB  von  Kyrene.  411 

des  Stoicismus  zu  sem^^^)^  geschweige  denn  jenes  engherzigen, 
wie  ihn  Ariston  vertrat.  Vielmehr  stellte  er  sich  in  seiner  nach 
diesem  Manne  betitelten  Schrift  dem  Ariston  ausdrücklich  ent* 
gegen,  indem  er  durch  den  Hinweis  auf  dessen  eignes  prakti- 
sches Verhalten  die  Lust  innerhalb  gewisser  Grenzen  in  Schutz 
nahm^').  Und  wenn  er  vielmehr  im  Geiste  der  ächten  Stoa  in 
seiner  Geographie  den  Bath  tadelte,  welchen  Aristoteles  seinem 
Zögling  Alexandros  ertheilt  hatte  die  Hellenen  als  freie  Geleits- 
männer, die  Barbaren  aber  als  Knechte  zu  behandeln  ^^),  und 
den  Alexandros  pries,  dass  er  denselben  nicht  befolgt  habe,  weil 
in  Wahrheit  unter  den  Menschen  nur  der  Unterschied  der  Güte 
und  der  Schlechtigkeit  existire^^,  so  entsprang  doch  auch  dies 


80  äussert:  o  tilv  noirjtrig  Sfia  %al  nsgl  yQafifiaxmijv  ianovöanoSg^  o  91  xal 
tccvza  xal  ns(fi  (piXoiSotpCav  %al  xä  iui9"i}fict%a  st  xtg  aXXog  duc^igatw^  sehr 
richtig,  legt  aber  dabei  seinen  eignen  Mangel  an  Sachkenntniss  durch  die 
Behauptung  an  den  Tag,  dass  E.  auch  noch  den  Zenon  selbst  (s.  dagegen 
A.  4.  C.  2.  A.  183  f.)  gehört  habe,  indem  er  fortföhrt:  iv  avxaig  yag  xaig 
ano€pdo8öi  tavxaig  iiiu.vrjf9  aad'ivdccv  ifitpcuvei,  xfjg  savxov  ys^oafujg*  ^  xov 
Ziqvavog  xov  Kixiiag  yvmQi(iog  ysvoftsvog  'Adn^vrjai  xmv  (ihv  i%eivov  diaSs^a- 
nivmv  ovdsvog  (dass  hier  nicht,  wie  Wolfg.  Passow  De  Eratosthenis 
aetate,  im  Genethliacon  Gottingense,  Halle  1888.  S.  99—101  will,'^  xov 
lilv  ZArivtovog  xov  Kixtiag,  YvwQifiog  ytvöfievoi  'A&rjvrjai  xmv  i%etvop  dutd8^a- 
fLsvow,  ovdhv,  zu  schreiben  ist,  zeigt  Susemihl  D.  Geburtsjahr  des  Zenon, 
Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX.  1889.  S.  747  f.)  /»^^vijtat,  xovg  d'  insCvm  disvsx^iv- 
tag  aal  iv  diaSoxrj  ovdefUa  atp^Bxcu  (vgl.  G.  2.  A.  241),  xovtovg  dvd'rjaai 
tprjai,  %axa  tov  xatQov  ixBivov  (aus  Strab.  spricht  hier  die  Erbitterung  des 
Stoikers),  äriloi  d'k  %al  ^  nsQl  xav  dyad'Oiv  inSo^Btaa  vn  avxov  iqfayfta- 
XBla  TLoi  pLBÜxai  %al  stxt  aXXo  xoiovxo  xr^v  dytoyi^ avxov,  dioxi  fiiaog  i\v  xov 
XB  ßovXoftivov  (ptXoaoqtsiv  xal  xov  (uri  ^aQ(}ovpxog  iyxs^i^itsiv  iccvxov  ilg  xijv 
vnoaiBCiv  xccvxriVy  dXXd  fiovov  (tizQ''  ^ou  do%8tv  nQoXovxogy  rj  %cd  na^dßaciif 
xiva  xavx7\v  dno  xmv  aXXfov  x&v  iynvitXÜDv  ns^oQiaftivov  nqog  dtaymytiv  rj 
%cci  nutSidp.    YgL  A.  67.  69. 

10^)  Bei  Stob.  Ecl.  I.  p.  904  H.  878,  1—7  W.  wird  er  beziehungsweise 
Trielmehr  zu  den  Platonikem  gezählt,  mit  gleichem  Recht  oder  vielmehr 
Unrecht,  vgL  auch  A.  27.  67. 

11)  Ath.  YII.  281  c.  d,  vgl.  XIIL  688  a.  C.  2.  A,  248.  Bernhardy 
Eratosthenica  S.  186  —  193.  —  Etwas  anderer  Ansicht  scheint  freilich 
E.  Schwartz  zu  sein,  s.  A.  18. 

12)  fiysiiovixag  und  9Banoxi%mg, 

18)  Strab.  I.  p.  66.  Dasselbe  ürtheil  wiederholt  Plut.  de  fort  AI. 
6.  829  B  unter  Beziehung  auf  die  stoischen  Grundsätze  in  dieser  Hinsicht, 
und  den  Idealstaat  des  Zenon,  also  auc^  wohl  mit  stillschweigender  Bück- 
sichtnahme  auf  diese  bestimmte  Aeusserung  des  E.,  vgl.  Zell  er  Ph.  d.  Gr. 
IIP,  2.  S.  188.  A.  1 ,  ja  vermuthlich  sogar  mit  weit  stärkerem  wörtlichen 


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412  Fünfzehntes  Capitel. 

Urtheil  nur  aus  dem  gleichen  freien  weltmännischen  und  weltr 
bürgerlichen  Sinne^  welchem  freilich  nach  dieser  Richtung  hin 
die  stoischen  Grundsatze  ganz  besonders  zusagen  mussten.  Von 
Athen  aus  ward  er  dann  durch  Ptolemaeos  III  Euergetes  etwa 
um  235^^)  nach  Älexandreia  berufen  ^^)^  zweifelsohne  zu  dem 
Zwecke,  um  sei  es  nach  des-Zenodotos  sei  es  wahrscheinlicher^^) 
nach  des  Kallimachos  Ableben  die  Leitung  der  grossen  alexan- 
drinischen  Bibliothek  zu  abemehmen^'^y  und  hier  blieb  er  denn 
bis  an  seinen  Tod^).  Wie  sehr  er  sich  der  königlichen  Gunst 
erfreute;  lehren  die  auf  königlichen  Befehl  fär  ihn  angestellten 
Messungen  ^^).  Zwei  eherne  Kreise  zur  Beobachtung  des  Eintritts 
der  Aequinoctien  und  des  Zenithabstandes  der  Sonne  an  den 
SolstitieU;  die  hier  in  der  Quadrathalle  standen ,  Hess  vielleicht 
er  dort  aufrichten^).  Von  den  Schülern,  welche  er  hier  sich 
bildete,  war  Aristophanes  von  Bjzanz-bei  Weitem  der  bedeutendste; 
viel   weniger  Ehre  machte  ihm  Mnaseas^^);    von  einem   dritten 


Anklänge  an  dieselbe,  als  er  bei  Strabon  zo  finden  ist,  s.  £/  Schwarte 
Hekataeos  von  Teos,  Rhein.  Mos.  XL.  1886.  S.  262—254  (welcher  freilich 
diese  letztere  Stelle  „ein  zweites  Brachstück"  nennt).  Schwartz  meint 
sogar,  an  allen  Ecken  nnd  Enden  höre  man  hier  den  Kjniker  ans  den 
rauschenden  Perioden  heraus,  und  die  in  Bezug  auf  Alexandres  gebrauchte 
Phrase  ovg  tdt  Xoym  firj  cwi^ye  toi^e  onXoig  ßuc^6(UBvog  wiederhole  nur  in 
anderer  Form  die  bei  Onesikritos  (Fr.  10  b.  Strab.  XV.  716)  angewandte 
jiavov  yctQ  tdoi  (näml.  Mdvdavig)  avrbv  iv  onloig  <ptXooo(povvxa '  mtpeXiftn- 
xaxov  9'  itri  tmv  axavttov,  sl  o[  toiovxot  tp^ovotev^  olg  icti  ävvafiig  tovg 
(ihv  inovaiovg  nei^etv  aoxpQoveCv  tovg  d*  dnoveütvg  avayndtsiv.  Ich  fürchte, 
dass  dies  etwas  spitzfindig  ist.  üebrigens  hängt  hiemit  noch  eine  andere, 
geradezu  erstaunliche  Erhebuog  des  £.  über  nationale  Vorurtheile  zusammen, 
deren  C.  21.  A.  146  zu  gedenken  ist. 

14)  Diese  ungefähre  Bestimmung  empfiehlt  sich  nach  jeder  Richtung 
hin:  E.  war  dann  damals  etwas  über  40  Jahre,  nnd  man  gewinnt  so  den 
Baum  für  eine  gehörige  Ausdehnung  seines  Aufenthalts  in  Athen  und  seines 
ersten  in  Älexandreia. 

16)  Suid.  unmittelbar  nach  den  A.  6  angel  Worten:  ikstsnifupdyi  ii 
'A^vnv  vno  xov  x^lxov  IIxoXByMlvo, 

16)  S.  G.  12.  A.  68.  69. 

17)  Die  Zeugnisse,  dass  er  dies  Amt  bekleidete,  s.  0.  12.  A.  70.  Vgl. 
C.  14.  A.  66. 

18)  Suid.  fährt  fort:  xol  SiixQi'ipe  p^hQ''  ^^^  iti^knxov.    VgL  A.  26. 

19)  S.  A.  87. 

20)  So  vermuthet  Bernhard^  Art.  £.  S.  Ptolem.  Almag.  I.  p.  46  f. 
Hipparch.  ebend.  III.  p.  168  Halma,  s.  C.  28.  A.  272. 

21)  S.  C.  22.  A.  208  ff. 


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Eratosthenes  von  Kyrene.  413 

Menandros  lässt  sich  überhaupt  nnr  dann  etwas  Näheres  sagen, 
wenn  die  Muthmassnng^,  es  sei  dies  der  Epheser,  richtig  ist^^). 
In  seinen  letzten  Jahren  befiel  ihn,  yermuthlich  in  Folge  seiner 
übermässigen  Studien,  eine  Augensch wache,  die  ihn  endlich  be- 
weg durch  freiwillige  Aushungerung  sich  selbst  den  Tod  zu 
geben  ^).  Die  Nachrichten  über  das  von  ihm  erreichte  Lebens- 
alter schwanken  zwischen  80,  81  und  82  Jahren*^),  und  sein 
Ende  dürfte  daher  etwa  zwischen  196  und  194  anzusetzen  sein^^. 
Wenn  uns  berichtet  wird,  er  sei  Beta  nach  dem  zweiten  Buch- 
staben des  Alphabets  genannt  worden,  weil  er  auf  allen  Gebieten 
die  zweite  Stelle  erreicht  und  dem  Höchsten  nahe  gekommen  sei, 
so  kann  diese  Benennung  in  diesem  Sinne  ihm  nur  von  Wider- 
sachern, die  doch  immerhin  noch  seine  Bedeutung  anerkennen 
mussten,  beigelegt  sein.  Denn  an  solchen  fehlte  es  ihm  freilich 
in  der  Folgezeit  nicht,  weder  an  berufenen  noch  an  unberufenen: 
Polybios,  Polemon,  Hipparchos,  Markianos  von  Herakleia  und 
beziehungsweise  Strabon  haben  ihn  alle  mehr  oder  weniger  scharf 
angegriffen.  Mit  besserem  Recht  nannte  man  ihn  auch  den  Fünf- 
kämpfer (nivtad'kog).  Denn  er  war  in  der  That  einer  der  viel- 
seitigsten und  dabei  bedeutendsten  Gelehrten  aller  Zeiten  ^^).    Die 


22)  Von  Bernhardy  Art.  E. 

28)  Said,  unmittelbar  nach  den  A.  24  angef.  Worten:  (M&rjvfiv  in^ar}- 
liov  nataXmmv  'Aqutxotpavriv  tov  BvidvtioVj  ov  naXiv  'AfficxaQ%og  (ut^rjn^g, 
fuitdifjtal  d'  dvxov  (achwerlich  mit  Becht  bezieht  Mehler  Mnaseae  fragm. 
S.  9f.  dies  cc^tov  nach  dem  Vorgang  yon  J.  G.  Vossius  vielmehr  auf 
*AqC<naQ%oq^  8.  dagegen  Prell  er  Mnaseas  vonPatara,  Ansgew.  Aofe.  S.  818f.; 
dass  überdies  als  Schüler  des  Aristarchos  gerade  diese  drei  allein  hier  auf- 
geführt werden  sollten,  die  sonst  nirgends  als  solche  erscheinen,  hat  nicht 
die  geringste  Wahrscheinlichkeit;  übrigens  vgL  C.  22.  A.  211)  Mvucciag  xal 
MiifavdQos  xal  "Agnnig.  S.  C.  21.  A.  698  flf.  Von  Aristis  wissen  wir  weiter 
Nichts.    Doch  s.  C.  21.  A.  677. 

24)  Said,  unmittelbar  nach  den  A.  26  angef.  Worten:  anoaxoftsvog  tgo- 
(png  dia  xb  ifißlvciTtBiv,  Bei  seinen  hohen  Jahren  (s.  A.  26)  steht  es  damit 
nicht  in  Widersprach,  wenn  Dionys.  y.  Kjz,  a.  a.  0.  sagt,  dass  er  nicht 
an  Krankheit,  sondern  an  Altersschwäche  gestorben  sei. 

26)  Die  erste  Angabe  findet  sich .  bei  Said,  anmittelbar  nach  den  A.  4 
angef.  Worten:  %al  htltvtriasv  n'  hmv  ysyovmQf  die  zweite  bei  Censorin. 
D.  N.  16,  die  dritte  bei  Pseado-Lakian.   Makrob.  27. 

26)  S.  A.  4. 

27)  Said,  anmittelbar  nach  den  A.  18  angef.  Worten:  diä  dh  x6  dsvxs- 
Qsveiv  iv  navxl  stSn  naidsüig^  xoig  a%QOig  iyy^aavray  Bijra  insnlrj^'  o*i 
dh  lucl  S$vxiQOP  7j  viov  nxdxnva  (auch  der  Sinn  dieser  Benennung  ist  nicht 
klar,  Ygl.  A.  10^),  aXXoi  ühxa^lov  ixälioav,   Markian.  Heracl.  peripl.  §.  2 


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414  Fünfeehntes  Capitel. 

Geographie  zunächst  ward,  allerdings  nach  den  erheblichen  Vor- 
arbeiten des  Dikaearohos;  erst  durch  ihn  in  seinem  3  Bücher 
umfassenden  Werke  recoyQatpixä^'^^)  zu  einem  Systeme  zu- 
sammengefasst  und  zu  einer  wirklichen  Wissenschaft  erhoben, 
und  er  hat  sich  dadurch  trot?  aller  unvermeidlichen  Mängel  eines 
ersten  derartigen  Versuchs  ein  unsterbliches  Verdienst  um  die- 
selbe erworben^®),  und  so  ward  er  denn  auch  in  der  Folge  von 
Freund  und  Feind  einstimmig  Jahrhunderte  lang  zu  den  vorzüg- 
lichsten Vertretern  der  wissenschaftlichen  Erdkunde  gezählt*^), 
wenn  auch  sein  System  als  Ganzes  von  keinem  der  folgenden 
geographischen  Schriftsteller,  so  viel  sie  auch  im  Besonderen  von 
ihm  entnommen  haben ,  festgehalten  ist.  Einzig  und  allein  gerade 
sein  schärfster  Gegner  Hipparchos  hat  wirklich  gleich  ihm  und 
freilich  in  Strenge  der  wissenschaftlichen  Anforderungen  weit 
über  ihn  hinausgehend  die  von  ihm  eingeschlagnen  Bahnen  der 
astronomischen  Geographie  betreten  und  ist  weiter  in  ihnen  fort- 
geschritten. Verhältnissmässig  in  gedrängter  Kürze  geschrieben, 
enthielt  das  genannte  Werk  im  ersten  Buche  zunächst  die  kritische 
Geschichte  der  geographischen  Kenntniss  bei  den  Griechen  von 
Homeros  und  Hesiodos  ab,  wobei  er  gegenüber  der  bisherigen 


Müll.  p.  63  Hndfl.  '£.,  ov  Bijta  i%dlB6av  ot  tov  Movasiov  nQoatdvrtg, 
Chrestom.  ex  Strab.  p.  5  Hnds.  Zvi  'E,  o^rs  rmv  dnaidsvtoiv  ^  ovre  z&9 
yvrjaimg  q>tXoao<povvra)V  dio  %al  Brita  inoXcrro,  t&g  td  dsvtSQsta  tpianif 
So%mw  inl  ndcj^  itcciösüx.  Vgl.  Bernhardy  Eratosthenica  S.  VUIf.  Ansser- 
dem  B.  C.  12.  A.  6. 

27^)  Ungenau  auch  wohl  remyQatpovfisva  und  FsayQafp^a  citirt. 

28)  Die  folgende  Darstellung  schliesst  sich  an  die  Hauptarbeit:  Berger 
Die  geographischen  Fragmente  des  Eratosthenes,  Leipz.  1880.  8.,  durch 
welche  die  ältere,  sehr  unvollständige  Fragmentsammlung  von  Seidel, 
Gott.  1789.  8.  entbehrlich  geworden  ist.  Ausserdem  s.  Bernhardy  Ehra- 
tosthenica  S.  1—109.  Wilberg  Die  Gonstruction  der  allgemeinen  Karten 
des  E.  und  Ptolemaeus,  Essen  1834.  4.-  Das  Netz  der  allgem.  Karten  des 
E.  u.  Ptol.,  Essen  1885i  4.  Witt  ich  üeber  den  ersten  Gradmessungs- 
versuch im  Alterthum  und  die  argumentatio  des  E.,   Philologus  XXVIII. 

1869.  S.  496—500.     Keppel   Metrol.  Beitrage,   Bl.   f.   bayr.   Gymnw.  VI. 

1870.  S.  210—214  (gegen  Wittich).  Müllenhoff  Deutsche  Alterthums- 
knnde  I.  S.  313  ff.  Neuerdings  hat  Walter  Buge  Quaestiones  Artemido- 
reae,  Comm.  in  hon.  0.  Bibbecki,  Leipzig  1888.  S.  477  ff.  gezeigt,  dass  E. 
auch  für  Agathem.  §  8—14  Müller  die  Quelle  ist. 

29)  Polyb.  XXXIV,  6.  18  (b.  Strab.  II.  104.  XIV.  663).  Artemid.  bei 
Strab.  XIV.  663.  XVI.  778.  Strab.  I.  1  f .  11,71.  Arrian.  Ind.  3,  1.  Anab. 
V,  6,  1.   Pseudo-Skymn.  109  ff.    Eustath.  ad  Dionys.  Perieg.  1. 


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Eratofithenefl  von  Kyrene.  415 

abergläubischen  Verehrung  für  Homeros  als  Inbegriff  aller  Er- 
kenntniss  zuerst  den  richtigen  historischen  Grundsatz  bei  der 
Homererklärung;  die  Beschränktheit  des  Wissens  in  der  homeri- 
schen Zeit,  geltend  machte^,  welcher  hernach  zwar  von  Bjrates 
aus  Mallos  und  auch  noch  von  Strabon  bekämpft  ward,  aber 
auf  Aristarchos  überging®^).  Und  den  Vorwurf  dadurch  den 
Homeros  herabzusetzen  wies  er  mit  der  nicht  minder  treffenden 
Bemerkung  ab,  dass  der  Dichter  nicht  zu  belehren,  sondern 
ästhetischen  Genuss  zu  bereiten  habe'^).  Dann  wandte  er  sich 
zu  den  Geographen  von  den  ältesten  an,  nämlich  dem  Philo- 
sophen Anazimandros  und  dem  Hekataeos.  Der  übrige  Theil 
des  ersten  Buches  ward  endlich,  wie  es  scheint,  durch  eine 
Specialkritik  der  bisherigen  Ansichten  auf  dem  Gebiete  der  physi- 
kalischen Geographie  ausgefüllt,  welche  freilich  schon  mit  einer 
ziemlich  ausführlichen  Erörterung  seiner  eignen  durchzogen  war  ^^). 
Das  zweite  Buch  umfasste  sodann  die  mathematische  und  physi- 
kalische Geographie,  das  Bedeutendste  an  dieser  seiner  ganzen 
Leistung.  Die  Grundlage  war  seine  mit  Becht  vielbewunderte 
Erdmessung,  die  er  aber^)  vorher  schon  in  einer  anderen  Schrift^) 
entwickelt  zu  haben  scheint,  so  dass  er  hier  vermuthlich  nur  kurz 
das  Ergebniss  derselben  wiederholte^^).   Freilich  waren  aber  seine 


30)  S.  bes.  Strab.  II.  298,  auch  I.  28.  24.  26  u.  ö.    Berger  S.  28 ff. 

81)  Strab.  I.  81.  Auch  anf  Demetrios  von  Skepsis  (s.  Berger  S.  82) 
nnd  Apollodoros  (Strab.  IL  298),  s.  C.  27.  A.  40. 

32)  Strab.  I.  16.  Um  so  mehr  rnnss  man  sich  über  seinen  C.  11.  A.  66 
hervorgehobnen  Missgriff  gegenüber  dem  Enhemeros  wandern. 

88)  S.  Berger  S.  17 f.  Nach  Strab.  I.  48  wÄre  freilich  in  diesem 
zweiten  Theile  des  ersten  Bachs  schon  der  Anfang  der  physikalischen 
Geographie  enthalten  gewesen,  die  Lehre  von  der  Gestalt,  der  Oberfläche, 
den  vorangegangnen  Revolationen  der  Erde.  Allein  nach  Strab.  I.  62  selbst 
begann  £.  erst  mit  dem  2.  B.  die  eigentlich  positive  Darlegang  seiner 
eignen  Ansichten  and  kam  hier  ausdrücklich  auf  die  zuvor  schon  erörterten 
Fragen  der  Mathematik  und  Physik  zurück,  und  kritische  Bemerkungen 
bildeten  den  Schlass  des  1.  Buchs  (Strab.  I.  61  f.).  Namentlich  wird  er 
hier  die  Umgestaltungen  der  Erkenntniss  dargelegt  haben,  die  von  der 
irrthümlichen  Annahme  einer  Scheiben-  zu  der  richtigen  einer  annähernden 
Kugelgestalt  der  Erde  führten.  Strabon  überging  dies,  weil  nach  Seinen 
Begriffen  diese  Dinge  gar  nicht  zur  eigentlichen  Geographie  gehören. 

84)  Da  Strab.  IL  111  von  seinem  Verfahren  bei  derselben  völlige  Un- 
kenntniss  verräth. 

86)  Libri  ditnensionum,  Macrob.  Somn.  Scip.  I,  20,  9. 

86)  Berger  S.  119  f. 


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416  F^n£sehntes  Capiiel. 

Berechnungen  nur  annähernde ^  indem  er  zunächst  mittels  des 
Gnomon  die  Entfernung  zwischen  Alezandreia  und  Syene,  die 
nach  seiner  Meinung  unter  demselben  Meridian  lagen  ^  auf  un- 
geßLhr  5000  Stadien ^^)  und  danach  den  Umfang  der  Erde  auf 
250000^«)  oder  2520003»)  bestimmte *<»).  Die  Lage  verschiedener 
Orte  imter  demselben  Meridism  setzte  er  meistens  noch  nach 
blossem  Gutdünken  an  ohne  Yergleichung  der  Sonnen-  und  Mond- 
finsternisse und  Beobachtung  des  Klimas ;  was  Hipparchos  an 
sich  mit  Becht  tadelte  ^^),  aber  es  war  ihm  eben  unmöglich  sich 
die  nöthigen  Data  zu  verschaffen;  um  es  anders  machen  zu  können, 
und  er  hätte  sonst  sein  ganzes  Unternehmen  aufgeben  müssen. 
Dagegen  war  er  eifrig  bemüht  die  Entfernungen  nach  Tage- 
märschen  und  Seefahrten  zu  berechnen.  Die  Länge  der  bewohnten 
Erde  schätzte  er  etwas  sehr  sunimarisch  auf  ungefähr  78000, 
die  Breite  auf  etwas  über  38000  Stadien^),  jene  also  auf  etwas 
über  das  Doppelte  von  dieser**).  An  die  Stelle  der  drei  Erd- 
theile  Europa,  Asien  und  Libyen  setzte  er,  wahrscheinlich  nach 
dem  Vorgänge  des  Dikaearchos^*),  eine  Gliederung  nach  natür- 
lichen Grenzen,  und  zwar  zunächst  als  solche  die  einer  nörd- 
lichen und  einer  südlichen  Halbkugel  entsprechende  Abgrenzung, 
welche  ihn  zum  dritten  Buche,  der  politischen  Geographie,  der 
in  summarischer  Kürze  gegebnen  Beschreibung  der  Länder  nach 


87)  Eleomed.  1, 10.  p.  63.  66  Balf.  66  f.  68  f.  Bake.  Da  er  also  diese 
Entfernung  durch  Rechnung  fand  (vgl.  auch  Hipparch.  b.  Strab.  II.  77),  so 
ist  die  Angabe,  daes  sie  anf  königlichen  Befehl  für  ihn  gemessen  sei 
(Martian.  Cap.  VI.  §.  696.  p.  194  CT.),  falsch,  aber  sie  wird  doch  schwerlich 
ganz  aus  der  Luft  gegriffen  sein  und  diese  Messungen  vielmehr  nur  andere 
Sirecken  betroffen  haben,  s.  Berger  S.  127  f. 

38)  Eleomed.  I,  8.  10.  U,  1.  p.  43.  66.  80  Balf.  64.  68  f.  99  Bake. 
Arrian.  bei  lo.  Philop.  z.  Aristot.  Meteor.  I,  3  f.  79'.  p.  138  Ideler  u.  A. 

89)  Strab.  II.  113.  Plin.  N.  H.  I.  §.  247.  Censorin.  D.  N.  13,  2.  Theon 
p.  124  ff.  HilL    Vitruv.  I,  6,  6  u.  A. 

40)  Sei  es  nun,  dass  erstere  Zahl  den  des  Meridians,  letztere  den  des 
Aeqnators  bezeichnen  sollte,  sei  es  ungleich  wahrscheinlicher,  dass  er  jene 
bei  der  Darlegung  seines  Verfahrens,  diese  in  der  Geographie  für  die  be- 
quemere Anwendbarkeit  gab. 

41)  S.  C.  23.  A.  299  ff. 

42)  Strab.  selbst  giebt  I.  64  „über  70800*'  für  die  Länge  an,  aber 
78000  ist  die  Somme  seiner  Einzelangaben  61—64.  Ein  anonymer  Geograph 
(Geogr.  min.  I.  S.  424.  §.  1  Müll.)  hat  38800  für  die  Breite. 

48)  Agathem.  I,  2. 

44)  Agathem.  I,  6.    Berger  S.  166. 


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Eratoßthenea  von  Kyrene.  417 

seiner  Eintlieilung,  hinüberführte.  Hier  theilte  er  nämlich  zu- 
nächst gleich  Dikaearchos  die  bewohnte  Erde  durch  einen  Parallel 
mit  dem  Aequator  von  Gibraltar  nach  China  in  eine  nördliche 
und  eine  südliche  Hälfte  ^^).  Die  Unterabtheilungen  beider  sodann 
nannte  er  öipgaytdeg^^).  Sie  nahmen  die  ganze  Breite  der  be- 
treffenden Hälfte  ein^  und  er  scheint  sie  gebildet  zu  haben,  in- 
dem er  sie  zwischen  die  Meridiane  legte.  Er  gestaltete  aus  ihnen 
zunächst  geometrische  Figuren ,  die  er^  so  weit  sein  Material  es 
ihm  gestattete^  nach  Länge,  Breite  und  Flächeninhalt  berechnete, 
und  fügte  hieran  zuletzt  die  chorographische  und  ethnographische 
Beschreibung  der  zugehörigen  Länder.  Dnd  zwar  begann  er  bei 
dieser  Sphragidentheilung  im  Südosten,  so  dass  Lidien  die  erste 
Sphragis  bildete.  Für  die  Längeneintheilung  kamen  zu  jenem 
Hauptparallel  noch  sechs  andere  Parallele  hinzu,  von  denen  der 
nordlichste  nach  Thule  benannt  war.  Und  so  bildete  denn  dies 
dritte  Buch  gleichsam  den  Commentar  zu  der  neuen  Erdkarte, 
welche  er  entworfen  hatte,  enthielt  aber  nicht  sowohl  eine  eigent- 
liche politische  Geographie  als  vielmehr  nur  die  Grundzöge,  die 
Anleitung,  den  Rahmen  zu  einer  solchen  mittels  eines  Com- 
promisses  zwischen  der  Wissenschaft  und  dem  praktischen  Be- 
dOrfniss  der  Schule  und  des  Lebens  *^^).  Griechenland  hatte  er 
wenigstens  zum  Theil  selbst  bereist^^),  und  sorgfältig  verwerthete 
er  die  ganze  betreffende  Litteratur,  wobei  ihm  neben  seiner  eigoen, 
vermuthlich  bedeutenden  Bibliothek  die  Schätze  der  alexandrini- 
schen  vermöge  seines  Amtes  ja  so  unmittelbar  wie  keinem  Anderen 
zur  Verfügung  standen***).  Dennoch  musste  er  sich  vielfach  mit 
unzureichenden  oder  unzuverlässigen  Nachrichten  begnügen,  was 


46)  Strab.  II.  67  f.  vgl.  86.    Varr.  R.  R.  I,  2. 

46)  Hierüber  so  wie  über  das  Folgende  mnsB  ich  mich  begnügen  auf 
die  Aasfühnmgen  Bergers  eu  verweisen. 

46»»)  Vgl.  Niese  in  der  A  74  anzuführenden  Abb.  Herrn.  XXIH.  S.  96  if., 
welpher  mit  Recht  bemerkt,  dass  es  dem  E.  scbwerlich  entging,  wie  wenig 
seine  Sphragidentheilung  Anspi-uch  auf  Genauigkeit  hatte,  dass  er  aber 
die  leichte  Fasslichkeit  und  Anschaulichkeit  dieser  Figuren  im  Auge  hatte, 
und  wie  „mit  ihrer  Hülfe  ein  Erdbild  leicht  in  annähernder  Richtigkeit 
hergestellt  werden  könnte".  Auch  darin  hat  Niese  Recht,  dass  das  QtLuze 
vorwiegend  kritisch  war,  beschränkt  aber  mit  Unrecht  die  eigne  Darstellung 
des  £.  auf  den  zweiten  Theil  des  8.  B.,  als  ob  derselbe  in  der  mathemati- 
schen und  physischen  Geographie  nicht  auch  eigne  Ansichten  dargestellt  hätte. 

47)  Strab.  VIH,  348. 

48)  Hipparch.  b.  Strab.  II.  69. 

SuBBMiHL ,  griech.  -  alex.  Litt  -  Gösch.   L  27 


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418  Ffinfzehntes  Capitel. 

er  selbst  sehr  wohl  erkannte*^),  und  was  ihm  von  seinen  Tadlem 
in  einer  nicht  selten  unverstandigen  oder  doch  unbilligen  Weise 
vorgeworfen  ward.  Für  den  Süden  folgte  er  vorwiegend  dem 
Philon,  durch  dessen  Bericht  über  den  Zenithstand  der  Sonne  in 
Meroe  und  über  die  Gnomonenzahlen^  welche  derselbe  dort  für 
die  Zeit  der  Sonnenwende  und  der  Nachtgleichen  gefunden  hatte^ 
er  auch  die  erforderliche  astronomische  Stütze  erhielt^).  Für 
den  Südwesten  benutzte  er,  wie  es  scheint,  namentlich  den 
Ophelias '^^),  für  den  Südosten  den  Nearchos*^).  Für  den  Nord- 
osten^ also  Nord-  und  Ostasien  suchte  er  sich  vorzugsweise,  im 
Wesentlichen  wahrscheinlich  mit  richtigem  Blick ^^);  dem  Patrokles 
anzuschliessen,  konnte  aber,  da  dessen  Darstellung  über  Indien 
nicht  ausreichte^  nicht  umhin  über  dies  Land  das  Meiste  aus 
Megasthenes  zu  entnehmen^).  Für  den  Nordwesten  endlich  war 
er  schon  von  vorn  herein  genöthigt  sich  an  Pytheas  zu  halten^*), 
er  hatte  aber  auch  obendrein  Recht  sich  im  Ganzen  und  Grossen 
auf  diesen  zu  verlassen  und  zeigte  darin  einen  viel  helleren  Blick  als 
seine  nächsten  Nachfolger,  welche  mit  Ausnahme  des  Hipparchos 
in  sehr  verfehlter.  Weise  denselben  als  einen  Schwindler  und 
Lügner  behandelten.  Nur  im  äussersten  Norden  scheint  er,  weil 
er  zu  Denen  gehörte,  welche  die  bewohnte  Erde  für  eine  Insel 
hielten ^^) ,  von  Pjtheas  abgewichen  zu  sein,  dessen  Angaben  hier 
dazu  nicht  passten*').  Dagegen  dehnte  er  nach  ebeudiesen  An- 
gaben die  Bewohntheit  der  Erde  bis  hoch  in  den  Norden,  wie 
andrerseits  nach  den  auf  Betrieb  der  Ptolemaeer  angestellten  Unter- 


49)  Eratosth.  b.  Strab.  II.  104.    XV.  728, 

50)  Hipparch.  b.  Strab.  II.  77.  Aehnliche  Bestimmongen  der  Breiten- 
grade bis  etwa  61^  mag  er  für  den  Norden  bei  Pjtheas  gefunden  haben 
(8.  Strab.  II.  72),  mdessen  vgl.  Müllen  hoff  S.  406.  486.  Im  Uebrigen 
8.  üb.  Philon  C.  22.  A.  47—61.    C.  28.  A.  806. 

61)   Strab.  XVII.  826.    S.   darüber  Frick  Boraiana  Jahresber.  XXIII. 

5.  553f.    Berg  er  S.  93f.  meint  vielmehr,  den  Hanno. 

52)  Vgl.  Berger  S.  181  f.  240  f.  249  ff. 

58)  VgL  C.  22.  A.  70.  Freilich  Hess  er  sich  durch  Patrokles  auch  su 
dem  Irrthnm  verleiten,  dass  der  kaspische  See  ein  Meerbusen  sei,  vgl. 
C.  22.  A.  69,  auch  C.  21.  A.  94.    Ueberdies  s.  C.  28.  A.  299. 

54)  S.  Strak  11.  68.  69  f.    C.  21.  A.  149—161. 

55)  und  es  kann  nichts  Verkehrteres  geben,  als  dass  Polybios  XXXIV, 

6,  6  ff.  (bei  Strab.  II.  104)  ihn  desswegen  tadelte. 

66)  Berger  S.  88—99.  Vgl.  C.  28.  A.  267.  808.  Daher  gefiel  ihm  denn 
auch  die  A.  68  erwähnte  Ansicht  über  das  kaspische  Meer. 

67)  Berger  S.  219. 


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Eratostbenes  yon  Kyrene.  419 

Buchungen  und  zumal  wohl  eben  nach  Philon  auf  einen  grossen 
Theil  der  heissen  Zone  aus^^).  Im  üebrigen  wählte  er  sich  noch 
ganz  besonders  den  Timosthenes  in  dessen  Schrift  tzsqI  Xt^ivmv 
zum  Führer,  jedoch  nicht  ohne  auch  gegen  diesen  vielfach  Kritik 
zu  üben^^). 

Von  seinen  eigentlich  mathematischen  und  astronomischen 
Schriften  ist  uns  nur  wenig  bekannt  Sein  UXarcDVLXog  war 
eine  Art  von  Commentar  zu  der  Lehre  von  der  Bildung  des  Welt- 
körpers und  der  Weltseele  in  Piatons  Timaeos,  in  welchem  er 
zugleich  wohl  auch  sein  eignes  System  der  musikalischen  Har- 
monik im  Anschluss  an  die  Astronomie  auseinandersetzte^).  Eine 
andere  Schrift®^)  in  2  Bilchern  war  „über  Mittelgrössen" 
(negl  (leöor^rcov)  betitelt.  Sonst  wird  noch  von  seiner  Methode 
Primzahlen  zu  finden  und  der  danach  von  ihm  entworfenen  Tabelle, 
dem  sogenannten  Sieb  {Koöxtvov),  berichtet®^),  desgleichen  von 
seiner  wohl  in  jenem  Werk  über  Mittelgrössen  dargelegten  mechani- 
schen Lösung  des  sogenannten  delischen  Problems"^)  oder  der  Auf- 
gabe der  Verdopplung  des  Kubus  durch  ein  Instrument,  welches 
Mesolabos  genannt  wird^^).    Es  wird  uns  auch  ein  angeblich  von 


68)  Berger  S.  142  flF. 

69)  Strab.  II.  92.  Eine  sonst  nicht  erwähnte  Schrift  dieses  Timosthenes 
nsgl  vrjöcDV  nennt  Markianos  Men.  Perip.  §.  3  Müll.  p.  64  Hnds.  mit  der 
Behauptung,  dass  £.  sie  mit  wenigen  eignen  Zusätzen  ausgeschrieben  und 
sogar  das'  Frooemion  wörtlich  hinübergenommen  habe.  Dass  dies  eine 
alberne  Lüge  ist,  versteht  sich  yon  selbst;  immerhin  aber  mag  E.  auch 
diese  Schrift  benutzt  und  sich  vielfach  eng  an  dieselbe  angeschlossen  haben. 
Im  üebrigen  s.  C.  22.  A.  81—87.  üeber  seine  Verwendung  von  Aristoteles 
nsQl  trjg  tov  Ne^ov  dvccßaüstog  (Prokl.  z.  Plat.  Tim.  37  D)  s.  Di  eis 
Doxogr.  S.  226  f. 

60)  Wie  Hill  er  Der  Ulatcovixog  des  E.,  Philologus  XXX.  1870. 
S.  60—72  gegen  Bernhardy  S.  168—173  gezeigt  hat.  Vgl.  den  Kavmv 
des  Aratos  C.  10.  A.  84.    S.  bes.  Theon  v.  Smyma  p.  2,  3.  81,  17.  Hill. 

61)  Wie  wiederum  Hiller  a.  a.  0.  gegen  Bernhardy  dargethan  hat. 

62)  Papp.  VII.  p.  636,  24  Hultsch,  vgl.  672,  6  f.  at  'EQccToad-ivovs  fis- 
aottitsg^  auch  662,  16  ff.  Zeuthen  Die  Lehre  von  den  Kegelschnitten  im 
Alterthum,  Kopenhagen  1886.  8.  S.  320—341  stellt  die,  wie  er  freilich 
selbst  zugiebt,  „etwas  gewagte"  Vermuthung  auf,  E.  habe  hier  die  Auf- 
gabe behandelt  „durch  einen  Punkt  eine  gerade  Linie  zu  ziehen,  auf  der 
ein  gegebener  Kegelschnitt  eine  Sehne  von  gegebener  Länge  abschneidet**. 

62»)  Nikom.  Arithm.  I,  13,  2  f.,  s.  Bernhardy  S.  173  f. 

63)  Vitruv.  IX,  3,  13 f.  Papp.  IH.  p.  64,  81.  66,  10.  18—68,  21.  Prokl. 
in  Plat.  Tim.  149  D.  Eutok.  in  Archim.  de  sph.  et  cyL  p.  102,  20  - 114,  8 
Heib.  (s.  A.  64  f.).     Bernhardy  S.  176—186.    Vgl.  C.  23.  A.  240. 

27* 


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420  Fünfzehntes  Capitel. 

ihm  an  Euergetes  gerichteter  Brief  über  die  früheren  Losungs- 
versuche und  sein  eignes  Verfahren  mitgetheilt,  dazu  ein  an 
denselben  Konig  gerichtetes  Epigramm^).  Aber  Letzteres  ist 
entschieden  erst  spater  auf  Grund  des  Briefes  gefälscht,  und  auch 
schon  gegen  die  Aechtheit  dieses  Briefes  selbst  darf  man  wenigstens 
wohl  Zweifel  hegen  ^^). 


64)  Beides  bei  Eutokios  a.  a.  0.,  anch  abgedrackt  in  Hillers  Samm- 
lung der  poet  Bruchstücke  des  E.  (s.  A.  90).  Deutsche  üebers.  v.  Dressler, 
Wiesbaden  1828.  4.  Die  sonstige  Litteratar  s.  in  Heibergs  Ansg.  des 
Eutok.  (Archim.  III).  S.  103.  Anm. 

66)  Wie  schon  C.  1.  A.  23  hervorgehoben  werden  musste.  Za  der  von 
Papp.  p.  66,  23  ff.  (s.  A.  63)  gegebenen  Darlegung  des  Lösungsversuchs  von 
E.  bemerkt  Hultsch  S.  67.  A.  1:  multum  differunt  ea,  quae  Eutocius  .  .  . 
ab  Eratosthene  ad  Ptolemaeum  regem  scripta  esse  tradit.  —  Die  Schrift  nsgl 
6%ta6t7jQidog  (Gremin.  p.  84  C  Pet.  s»  Fr.  26  Müll.)  wurde  schon  im  Alter- 
thum  angezweifelt  (Fr.  26  M.  b.  Achill.  Isag.  p.  139) ,  s.  C.  23.  A.  149.  — 
Bei  Suid.  (s.  A.  68)  wird  dem  E.  ferner  ein  angeblich  'AaxqovoykCa  ij  %axa- 
ff rapiff^ot' betiteltes  Werk  zugeschrieben,  wo  aber  'AaxQovofiia  in  'AaxQod'saia 
zu  verbessern  und  ij  xataazegLaiiol  nicht  als  Nebentitel,  sondern  als  er- 
läuternder Zusatz  des  Lexikographen  zu  betrachten  ist  (s.  Maass  An.  Er. 
S.  3  f.).  In  der  That  ist  uns  nämlich  unter  dem  Namen  des  E.  bald  ohne 
Titel,  bald  mit  der  Bezeichnung  'Jargod'Ba^ai,  fw^/cov,  die  erst  Fell,  und 
gewiss  sehr  mit  Unrecht,  in  KaxaazsQiiffLoi  änderte,  eine  kurze  und  dürre 
Aufzählung  von  44  Sternbildern  mit  476  Sternen  nebst  deren  mythischer 
Geschichte  erhalten,  yon  welcher  hier  nur  die  ausgezeichnete  Bearbeitung 
von  Robert  Eratosthenis  Catasterismorum  reliquiae,  Berl.  1878.  4.  genannt 
zu  werden  braucht.  Dass  nun  dies  astronomisch -mjthographische  Hand- 
buch freilich  nicht,  wie  Bernhardy  S.  110  ff.  und  Westermann  Mythogr. 
Praef.  S.  IX  meinten,  aus  Hygin.  Astron.  übersetzt  ist,  hat  Bursian  Zu 
Hyginus,  Jahrb.  f.  Phiiol.  XCIII.  1866.  S.  766  f.  schlagend  erwiesen,  aber 
der  Versuch  von  Robert  darzuthun,  dass  dasselbe  ein  Auszug  aus  einem 
Auszüge  eines  ächten  Werks  von  E.  sei,  welchem  dieser  Gelehrte  auf 
Grand  von  Schol.  B  II.  JT,  29  den  Titel  KaxdXoyot  (nämlich  daxigmif)  bei- 
legen wollte,  ist  nicht  minder  schlagend  von  Maass  Analecta  Eratosthenica 
(Kiessling  und  v.  Wilamowitz  Phiiol.  Unters.  VI),  Berl.  1888.  8.  I.  De 
Eratosthenis  qui  feruntur  catasterismis.  S.  1 — 66  widerlegt  worden.  Der- 
selbe hat  Folgendes  dargethan.  Nach  dem  ausdrücklichen  Zeugniss  des 
Ptolemaeos  M.  Synt.  VH,  1.  p.  2  f.  Halma  (abgedruckt  bei  Maass  S.  14  f. 
und  theilweise  den  am  Meisten  entscheidenden  Worten  nach  auch  unten 
G.  23.  A.  76^)  und  dem  indirecten  des  Hipparchos  war  nicht  E.,  sondern 
Hipparchos  der  Erste,  welcher  ein  planmässiges  Stemverzeichniss  entwarf, 
indem  es  vor  ihm  nur  die  unzureichenden  Kataloge  des  Aristyllos  und  des 
Timocharis  gab  (vgl.  C.  23.  A.  76'».  76.  274.  286).  Es  findet  sich  in  diesem 
Schriftchen  eine  Reihe  von  Dingen,  welche  von  E.  gar  nicht  herrühren 
können,   sich   aber  auch   durch   die   Annahme   von   Interpolationen,   wie 


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Eratosthenes  von  Eyrene.  421 

Noch  weniger  wissen  wir  von  seinen  philosophischen  Schriften, 
von  denen  der  Ariston  bereits  genannt  ist  und  die  bedeutendste 
die  über  Güter  und  üebel  (xsqI  ccyad^äv  xal  xaxäv),  die  aber 
mit  dem  Ariston  vielleicht  dieselbe  war^^),  gewesen  zu  sein  scheint^'). 


Bobert  und  neuerdings  Böhme  Ueber  Eratosthenes'  ELatasterismen,  Rhein. 
Mus.  XLII.  1887.  S.  286 — 309  wollen,  schleohterdings  nicht  entfernen  lassen. 
Es  ist  vielmehr  am  Ende  des  2.  oder  im  3.  Jahrb.  n.  Chr.  aus  einem  Gom- 
mentar  zu  Aratos  (s.  Maass  S.  33  ff.),  vielleicht  dem  des  Sporos  (s.  G.  10. 
A.  4.  64  ff.),  zusammengeschrieben  und  dem  berühmten  Namen  des  E.  in 
Anlehnung  an  dessen  Gedichte  Erigona  und  Hermes  beigelegt  Ebendess- 
halb  hat  sich  der  Fälscher  aber  auch  gehütet  spätere  Zeugen  als  E.  mit 
Namen  zu  nennen  mit  Ausnahme  des  Hipparchos,  in  Bezug  auf  welchen 
er  den  Irrthum  seines  Qnellenschriftstellers  (Schol.  Arati  88)  tbeilt,  dass 
derselbe  vor  Aratos  gelebt  habe;  ohne  genannt  zu  werden,  steckt  indessen 
auch  Nikandros  (Ther.  123)  einmal  in  dieser  Gompilation,  wie  die  Ver- 
gleichung  mit  Schol.  Ar.  254  beweist  (s.  Maass  S.  58):  also  auch  Nikan- 
dros galt  dem  Verfasser  für  älter  als  Aratos,  und  richtig  finden  wir  in  der 
zweiten  Biographie  des  Aratos  p.  56,  12 ff.  W.  die  Behauptung  „Einiger*', 
nach  welcher  Nikandros  bereits  ein  Zeitgenosse  des  Aratos  gewesen  sei, 
ohne  Widerlegung  angeführt,  während  sie  in  der  dritten  (wie  schon  G.  10. 
A.  4  bemerkt  ward)  fehlt  und  (vgl.  G.  10.  A.  90)  in  der  ersten  (p.  54,  63  ff.) 
und  vierten  (p.  60,  18  ff.)  genau  widerlegt  wird.  Hierher  gehören  endlich 
auch  die  vielen  Bezüge  auf  Aratos,  bald  in  Form  von  Gitaten,  bald  von 
Paraphrasen  (s.  Maass  S.  28 ff.),  welche  auf  eine  gans  bestimmte  Textes- 
recension  zurückgehen  (Nachweise  dafür  bei  Maass  De  Phaen.  Ar.  recens., 
Herm.  XIX.  S.  118  f^.  Denn  da  sich  Spuren  dieser  nämlichen  Becension 
auch  in  unserer  Scholiencompilation  finden,  so  ist  auch  dadurch  der  enge 
Zusammenhang  mit  den  Schollen  gesichert  Alles  dies  hat  Böhme  a.  a.  0. 
sich  begnügt  einfach  zu  leugnen  oder  durch  unmethodische  Mittel  zu  ent- 
fernen, und  sein  Widerlegungsversuch  bleibt  daher  im  Ganzen  werthlos, 
selbst  wenn  es  ihm  gelungen  sein  sollte  ein  oder  zwei  Argumente  von 
Maass  zu  entkräften. 

66)  Wie  Bernhardy  S.  194 f.  vermuthet. 

67)  Nach  ihrer  besondem  Hervorhebung  bei  Strabon  (s.  A.  10)  zu 
schliessen.  Der  vollsl^ndige  Titel  erscheint  bei  Harpokr.  *AQitoata^  und 
Giern.  Strom.  IV.  496  G  (Theodoret.  Graec.  affect.  serm.  YIIl.  604  B), 
s.  Bernhardy  S.  195,  welcher«  wohl  mit  Recht  negl  nXo'ötov  tiuI  naviag 
(La.  Di.  IX,  66.  Plut.  Them.  27,  s.  Bernhardy  S.  196)  nur  für  einen  Theil 
dieses  Werkes  hält.  Ebenso  urtheilt  er  (S.  196)  über  nsgl  aXvnCaq  (s.  A.  68) 
Hier  stand  wohl  auch  die  Geschichte  von  dem  Eyniker  Erates  und  dessen 
Sohn,  La.  Di.  VL  88  (Bernhardy  S.  195 f.).  Weiter  s.  A.  84.  —  Auf  eine 
oder  mehrere  Schriften  über  theoretische  Philosophie  scheinen  die  An- 
deutungen über  den  für  ihn  sehr  bezeichnenden  Standpunkt,  welchen  er 
in  der  Seelenlehre  einnahm  {vriv  "tffvxriv  dsl  ilvav  iv  acofMtv  .  .  .  dno  am- 
ndtmv  avtriv  XsTnotiQtov  slg  tu  oct^stodri  ndXiv  siaom^ist  [näml.  rj  'Equ- 
toa&ivovg  xal  ntoXeftcthv  tov  IlXatmvtytov  u?^Q60ig]  ctoft^titcc'  9iatQißeiv  fjblv 


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422  Fünfzehntes  Capitel. 

Unter  ihnen  befanden  sich  viele  Dialoge*®).  Wenn  er  wirklich 
auch  ein  Werk  über  die  philosophischen  Sekten  abgefasst 
hat,  so  ist  uns  doch  von  demselben  Nichts  ausser  dem  Titel*®) 
bekannt.  Was  für  eine  Art  von  Schrift  seine  Arsinoe  war, 
darüber  lässt  sich,  wie  es  scheint,  Nichts  ausmachen'^).  Eine 
andere,  aus  der  eine  Aeusserung  über  die  Dialoge  des  Eudoxos 
angeführt  wird"),  war  Tcgbg  Bdtcava  betitelt,  und  sollte  dies 
Baton  von  Sinope  sein,  so  war  sie  historisch -geographischen 
Inhalts'*).  Auch  die  Briefe  des  Eratosthenes  werden  zweimal 
erwähnt'^). 

Nicht  minder  bedeutend  aber  als  die  Geographie  waren  seine 
beiden  anderen  Hauptwerke,  das  chronologische  und  das  über 
die   alte  Komoedie.     Ersteres,  tcsqI  xQOvoyQatptäv  betitelt'*). 


amfitt  aXXozs  an*  aXlmv  tov  navtog  toncov.  Stob.  Ekl.  I.  p.  878,6flf.  W. 
[b.  A.  10  ^'J,  liovodv  Ti  xfifl  affcofiairov  xai  amfiaxinöv  y  Prokl.  z.  Plat.  Tim. 
186  E,  8.  Bernhardj  S.  194),  hinzuweisen;  ob  auch  seine  Definition  der 
Zeit  {q  tov  TiXCov  nogsia  bei  A@t.  Flac.  p.  318  Diels),  ist  sehr  ungewiss, 
und  vollends  seine  YergleichuDg  der  Lebensalter  mit  den  Jahreszeiten 
(Stob.  Flor.  CXV,  43)  kann  recht  gut  auch  in  einer  nichtphilosophischen 
Schrift  gestanden  haben. 

68)  Suid.  ^yQaips  $h  tpiX6ao(pa  aal  noitjfiaza  xal  [azoQ^ag^  datQovo^iüxv 
Tj  yiocTacteQiafiovg  (s.  A.  65),  tcsqI  tmv  nazd  (piXoaotp^ccv  atQ^asonVj  nsgl  dlv- 
niag,  9iaX6yovg  noXXovg  xal  (vgl.  die  C.  12.  A.  6  angef.  Stelle  Giern.  Strom. 
I.  309  A  i^iSco'KS  .  .  .  ßißXia  Svo^  r^afifuxnxa  iniyQcitpag  und  dagegen 
Bernhardy  S.  X)  ygafifi^azi^oi  ov%v6l.  Waren,  wie  Bernhardy  S.  196  f. 
annimmt,  die  yon  Strabon  (s.  A.  10)  genannten  y,%Xkxai  einerlei  mit  den 
Dialogen?    Vgl.  A.  84. 

69)  S.  A.  68. 

70)  Sie  ist  uns  nur  bekannt  durch  das  A.  6  angeführte  Gitat  aus  ihr, 
8.  Bernhardy  S.  197 ff. 

71)  La.  Diog.  VIII,  89,  s.  Bernhardy  S.  202. 

72)  V.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  28.  A.  2.  S.  G.  21.  A.  587  ff. 
Jedenfalls  ist  nf^og  Bdzmva  und  nicht  itQog  ^Eyidztova  der  richtige  Titel, 
denn  nach  gefälliger  Mittheilung  yon  DieHist  die  Ueberlieferung  folgende: 
ßdtmva  BFP,  ndtava  HQ. 

73)  Bei  Ath.,  einmal  X.  418  a  im  Allgemeinen  imd  einmal  XL  482  a 
der  an  den  Lakonen  Agetor  im  Besonderen,  s.  Bernhardy  S.  199 ff. 

74)  Harpokr.  Evr^vog  (Fr.  U  Müll.).  Bei  Dionys.  v.  Hai.  A.  R.  I,  74 
(Fr.  6  Müll.),  o  öh  XQ^^^9  ovzog  dvaftszQrjd' eig  zai:g  'EQoczoa^ivovg  xqopo- 
yqcc(piaig  (d.  i.  „berechnet  nach  dem  Kanon  und  insbesondere  nach  der 
troischen  Aera  des  E.",  s.  Nie  buh  r  Rom.  Gesch.  I.  S.  298.  A.  700)  wird 
genau  genommen  nicht  der  Titel  des  Werkes  citirt,  sondern  der  Inhalt. 
Bernhardy   S.  240  f.  243.    Niese  Die  Chronographie  des  Eratosthenes, 


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Eratosthenes  von  Eyrene.  423 

war  allem  Anscheine  nach  nur  kurz^  ein  einziges  Buch  umfassend  ^^) 
und;  wie  auch  dieser  Titel  lehrt,  wohl  ebenso  wenig  eine  eigent- 
liche Chronographie'*)  wie  das  geographische  Werk  eine  eigent- 
liche Geographie,  vielmehr  gleich  diesem  wahrscheinlich'"^  vor- 
wiegend kritisch,  eine  Beurtheilung  und  Berichtigung  der  bisherigen 
Chronographien  und  Anweisung,  wie  eine  solche  zu  schreiben  sei, 
nach  welcher  denn  späterhin  ApoUodoros  wirklich  eine  zu  schreiben 
unternahm'^).    Eratosthenes  beschränkte  sich  dabei  nicht  auf  die 


Hermes  XXIII  1888.  S.  92—102.  —  Die  Brachstücke  stehen  bei  Bern- 
hardy  S.  238—247  u.  C.  Müller  Ctesiae  et  chronographorum  etc.  fragmm. 
S.  194  £ 

76)  Nach  dem  Citat  bei  Harpokr.  a.  a.  0.  iv  tm  negl  %.  zu  schliessen, 
welches  jedoch  volle  Sicherheit  nicht  gewährt,  s.  Niese  S.  93. 

76)  Dagegen  ist  z.  B.  die  parische  Marmorchronik  eiae  solche. 

77)  Wie  Niese  urtheilt.    S.  jedoch  A.  46*>. 

78)  „D.  h.  einen  .nach  der  Zeit  geordneten,  mit  Zeitbestimmungen  ver- 
sehenen Abriss  der  Geschichte  und  Litteraturgeschichte.  Er  hat  den  von 
E.  gezog^ien  Rahmen  aasgefüllt  and  dadurch  viel  dazu  beigetragen  der 
Bechnong  desselben  allgemeinen  Eingang  zu  verschaffen.  Keineswegs  ist 
also  Apollodors  Chronik  ein  Aaszag  aas  E.**  (wie  man  vielfach  glaubte), 
„und  keineswegs  hat  man  das  Recht  jede  Einzelheit  ans  Apollodor  auf  E. 
zurückzuführen **  (Niese  S.  161).  An  diesem  Fehler  und  noch  an  einem 
anderen  (s.  C.  27.  A.  36)  leidet  auch  die  Abhandlung  von  Mendelssohn 
Quaestionum  Eratosthenicarum  caput  L,  Act  soc.  phil.  Lips.  II,  1  (Leipz.  1872). 
S.  161 — 196.  Vorausgesetzt,  aber  nicht  ohne  Weiteres  zugegeben,  dass  er 
mit  Recht  durchweg  die  chronologischen  Angaben  über  Sophokles  und 
Euripides  in  der  parischen  Marmorchronik  billigt  (vgl.  darüber  jetzt  auch 
V.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  3),  so  steht  doch  hinsichtlich  des  E. 
nur  so  viel  fest,  dass  dieser  (Fr.  12  M.  in  V.  Eurip.  p.  158,  33  f.  West.)  den 
Tod  des  Euripides  fölschlich  erst  Ende  406  setzte,  während  das  Marm. 
Par.  Ep.  63  richtig  Ende  407  oder  Anf.  406  annimmt,  wogegen  die  Ansicht 
von  Mendelssohn  über  die  Berechnungen  von  Timaeos  und  Philochoros 
schwerlich  richtig  (s.  C.  21.  A.  288^.  374)  und  mindestens  die  Geburt  des 
Dichters,  wie  auch  Mendelssohn  zugiebt,  einzig  im  Marm.  Par.  in  484, 
von  Philochoros  aber  so  gut  wie  von  E.  und  allen  Anderen  in  480  verlegt 
ist.  (Was  Wilamowitz  a.  a.  0.  hiegegen  bemerkt,  beruht  auf  einem 
argen  Versehen:  wenn  Euripides  480  geboren  ward,  so  war  er  456  nicht 
15  Jahre  alt,  wie  Wilamowitz  herausrechnet,  sondern  25,  also  durchaus 
nicht  zu  jung  für  sein  erstes  Auftreten).  Jedenfalls  ist  im  üebrigen  E.  da, 
wo  er  in  den  historischen  Zeiten  von  jenem  Marm.  abweicht,  im  Recht, 
s.  Niese  S.  97 — 99.  Dass  er  mehrere  seiner  chronologischen  Angaben  dem 
Philochoros  verdanke,  bemerkt  Böckh  Ueb.  d.  Plan  der  Atthis  des  Philoch., 
Kl.  Schrr.  V.  S.  899  mit  Berufung  auf  C.  I.  G.  II.  S.  304»  828  und  ver- 
muthet  daher,  „Derjenige,  aus  welchem  Suid.  ^tX6%OQ09  (s.  C.  21.  A.  373. 
374)  berichtet,  Philochoros  £alle   dergestalt  in  das  Zeitalter  des  E.,   dass 


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424  Fünfzehntes  Capitel. 

politische  Geschichte,  sondern  nahm  gerade  mit  besonderer  Vor- 
liebe auch  die  Culturgeschichte,  die  Chronologie  von  Philosophen, 
Dichtem  u.  s.  w.  ins  Auge'^^).  Die  Ergebnisse  seiner  Unter- 
suchung fasste  er  dabei  zugleich  in  einen  kurzen  Kanon  oder 
eine  chronologische  Tabelle  als  Gerüst  des  künftigen  neuen  Ge- 
bäudes zusammen'^).  Eine  erschöpfende  chronologische  Fest- 
stellung aller  einzelnen  Ereignisse  dagegen  war  durchaus  nicht 
sein  Zweck.  Er  begann  mit  dem  troischen  Kriege  und  suchte 
für  die  älteren  Zeiten  sodann  besonders  durch  Anschluss  an  die 
olympischen  Siegerlisten  feste  Punkte  zu  gewinnen,  allem  An- 
scheine nach  angeregt  durch  das  Verfahren  des  Timaeos,  von 
welchem  später^®)  die  Rede  sein  wird®^).  So  hat  denn  Eratosthenes 
überdies  auch  noch  ein  Werk  ^OXv[ii7Ciovtxav^^)  in  mindestens 

des  Letzteren  Jagend  mit  dem  Alter  des. Erstem  zusammentreffe,  möchte 
yielleicht  mit  dieser  Zusammenstellong  mehr  gemeint  hahen,  als  der  erste 
AnbHck  erkennen  lässt'*. 

78^)  So  auch  die  der  bis  dahin  bekannten  Sibyllen,  der  samischen  und 
der  erythraischen,  oder  wenigstens  sicher  der  ersteren,  s.  Varro  b.  Lactant, 
Inßtitt.  I,  6  ff.  (und  in  den  anderen  C.  21.  A.  632°  angef.  Stellen):  sextam 
Samiam,  de  qua  scripsit  Eratosthenes  in  antiquis  annalibiu  Samiorum  rcr- 
perisse  se  scriptum;  wahrscheinlich  aber  auch  nach  Apollodoros  youErythrao 
(s.  wiederum  C.  21.  A.  532®)  der  letzteren.  Die  Berechnung  bei  Suid.  £{- 
ßvXXa  'EQV&Qct^cc.  yiyovs  dl  xoCg  XQ6voig  ftsra  vny*  ittj  trjg  Tgam^g  alta- 
asoos  legt  wenigstens  offenbar  den  Ansatz  des  E.  für  Troias  Fall  1183  (und 
nicht  den  des  Apollodoros  1184)  zu  Grunde,  so  dass  700  gemeint  ist.  Aus- 
drücklich auf  ihr  aber  scheinen  die  beiden  Angaben  bei  Euseb.  IL  p.  82.  84 
Seh.  zur  9.  und  17.  Ol.  zurückzugehen:  xovz<p  reo  hsi  S^ßvXXu  rj  'Eqv 
Q'qaia  iv  Alyvnxm  iyvtoQ^sto  und  £^ßvXXa  rj  Zufi^a  xQTiancodcg  iyvcogf^STO. 
S.  über  dies  Alles  Maass  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifswald  1879.  8. 
(Doctordiss.).   S.  27—29.  66—61. 

79)  Vom  troischen  Kriege  bis  zum  Tode  von  Alexandres  d.  Gr.,  Fr.  3  M. 
b.  Clem.  Strom.  I.  336  B.  Vgl.  Niese  S.  101:  „im  üebrigen  enthielt  das 
Werk  die  zur  Feststellung  dessen  nöthigen  Erörterungen,  in  denen  selbst- 
verständlich viele  Einzelheiten  berührt  wurden",  üeber  den  Anschluss  des 
Polybios  an  diesen  Kanon  s.  Niese  S.  94.  Vgl.  auch  Dionys.  a.  a.  0.  sCclv 
ot  %av6vfg  vy^tig,  otg  'E.  nixQTjzav 

80)  C.  21.  A.  264—266. 

81)  Für  die  historische  Zeit  legte  er  ohne  Zweifel  die  attische  Jahres- 
reihe zu  Grunde  und  benutzte  für  sie  bewährte  Historiker  wie  Herodotos 
und  Thukydides,  nach  welchem  (I,  12)  er  auch  80  Jahre  zwischen  Troias 
Fall  und  die  Herakleidenwandemng  setzte,  dazu  die  Atthidenschreiber 
(vgl.  A.  78)  und  vielleicht  Demetrios  von  Phaleron,  für  die  litteratur- 
geschichtlichen  Daten  sicher  den  Aristoteles,  s.  Niese  S.  99.  100. 

82)  Fr.  20—24  Müll.     Bernhardy  S.  247—256. 


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Eratosthenes  von  Kyrene.  425 

2  Büchern^)  vermuthlich  nach  dem  Vorbilde  des  aristotelischen 
geschrieben^  welches  aber,  wie  ebenhiernach  wahrscheinlich  auch 
schon  Letzteres,  nicht  lediglich  chronologischen  Inhalts  war^). 

In  der  Schrift  JtsQl  trjg  aQxaiag  xm^nfpöCaq^)  aber  in 
mindestens  12  Büchern*^®)  berichtigte  er  vielfach  den  Lykophron 
und  den  Eallimachos  mit  treffendem  Urtheil  und  überlegener 
Kenntniss*^**).  Er  folgte  in  derselben*')  nicht  dem  chronologischen 


83)  Fr.  22  M.  b.  Ath.  IV.  154  a.   h  n^mxm  'OXv(imovt%mv. 

84)  Fr.  20—22  (bei  Schol.  Eur.  Hec.  669.  Od.  »,  190.  Ath.  a.  a.  0.) 
geben  geschichtliche  Notizen  Qber  Einrichtungen  bei  den  olympischen  und 
anderen  Eampfspielen,  sogar  denen  der  Tyrrener.  Dies  ist  um  so  be- 
merkenswerther,  wenn  man  bedenkt,  mit  welcher  Breite  andrerseits  die 
Schriften  nsQl  ay<ovmv  umgekehrt  auf  die  Persönlichkeiten  der  berühmten 
Athleten  eingingen,  s.  C  13.  A.  88,  ausserdem  vgl.  C.  21.  A.  826.  —  Eigent- 
lich historische  Schriften  hat  E.  trotz  seiner  Bezeichnung  als  taxoqi%6i  bei 
Steph.  V.  Byz.  Kvqi^vtj  (s.  A.  3)  und  trotz  Suid.  (s.  A.  68)  schwerlich  ver- 
fasst,  8.  Beruh ardy  S.  IXf.  246.  Die  nur  bei  Steph.,  aber  wiederholt, 
und  zwar  (u.  d.  W.  "Tögrila)  bis  zum  81.  B.  (wo  aber  wohl  die  Zahl  ver- 
schrieben ist)  citirten  raXatiiid  legt  Bernhardy  S.  108  f.  gewiss  mit  Recht 
einem  anderen  Manne  dieses  Namens  bei.  Die  historischen  Bemerkungen 
von  nichtchronologischer  Art  über  Demosthenes  (Fr.  14  f.'M.  b.  Plut.  Demosth. 
9.  30.  Psendo-Plut.  X  or.  847  B)  und  Alexandros  (Fr.  16—19  M.  b.  Plut. 
AI.  8.  81.  Arrian.  Anab.  V,  3.  Plut.  de  fort.  AI.  8.  829  E)  standen  freilich 
sicher  nicht  in  dem  chronographischen  Werke ,  werden  aber  so  gut  wie  die 
über  Themistokles  (s.  A.  67)  wohl  aus  den  philosophischen,  speciell  den 
dialogischen  (vgl.  A.  68)  sein,  s.  Bernhardy  S.  243—247.  Niese  S.  92. 
Nun  wird  aber  weiter  noch  erzählt,  dass  E.  den  Auftrag  erhalten  habe  aus 
den  Urkunden  der  Priester  in  Diospolis  die  thebanischen  Ednigslisten  ins 
Griechische  zu  übertragen  (Synkell.  91  C.  147  D),  und  aus  dieser  Ueber- 
setzung  soll  dann  wieder  Apollodoros  geschöpft  haben,  durch  dessen  Ver- 
mittlung uns  angeblich  das  Summarium  bei  Synkellos  noch  vorliegt  (s, 
Bernhardy  S.  256—262.  Müller  S.  183  ff.).  Allein  schon  Müller  F.  H.  G. 
II.  S.  666.  IV.  S.  649.  V.  S.  XXX.  Anm.  erkannte,  dass  hier  eine  Fälschung 
vorliegt,  was  dann,  nachdem  Frick  Kritische  Untersuchungen  über  das 
alte  Chroniken,  die  ägyptische  Eönigsliste  des  Eratosthenes  u.  Apollodoros, 
das  Sothisbuch  und  die  ägyptische  Eönigsliste  des  Synkellos,  Rhein.  Mus. 
XXIX.  1874.  S.  262—281  diesen  Verdacht  eingehend  bekämpft  hatte,  Diels 
Chronologische  Untersuchungen  über  Apollodors  Chronika,  Rhein.  Mus. 
XXXT.  1876.  S.  6  ff.  genauer  erwiesen  hat.    Vgl.  auch  C.  27.  A.  23. 

86)  Strecker  De  Lycophrone  Euphronio  Eratosthene  etc.,  Greifswalä 
1884.  8.  Doctordiss.  (s.  C.  9.  A.  81.  60,  vgl.  v.  Wilamowitz  Herrn.  XXI.  1886. 
S.  697  f.).    Bernhardy  S.  203—237. 

86)  Phot.  EvTiXeia  =  Fr.  47  Strecker. 

86^)  Ob  er  auch  den  Euphronios  kannte,  steht  dahin. 

87)  Wie  schon  Bernhardy  erkannte.    Dieser  hat  vermuthet  (S.  204  ff.), 


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426  Fünfzehntes  Capitel. 

Faden,  sondern  erging  sich  offenbar  in  der  freieren  Form  ein- 
zelner Abhandlungen,  aber  er  zog  alles  Mögliche  in  Betracht, 
was  zur  philologischen  Untersuchung  gehört,  die  Aechtheit  der 
Stücke  und  ihre  Aufführungszeit  mit  Benutzung  der  Didaskalien 
des  Aristoteles,  die  Wortkritik  auf  Grundlage  verschiedener  Hand- 
schriften, die  Sach-  und  Spracherklärung,  und  lieferte  so  ein 
Musterstück  von  allseitiger  philologischer  Arbeit,  wie  es  bis  dahin 
noch   nicht  vorhanden  war^).     Einzig  in  den  attischen  Alter- 


dass  *Aifxi,xB%xovi,%6g  (Scb.  ApolL  Rh.  I,  566.  III,  2S2)  und  Z%svoyQaipi%6g 
(Poll.  X,  1)  nnr  Specialtitel  des  1.  B.  seien,  so  dass  dieses  über  Theater- 
gebände  and  Bühnenwesen  gehandelt  habe.  Dies  ist  aber  jedenfalls  nicht 
richtig.  Beide  Titel  beziehen  sich  freilich  auf  dieselbe  Schrift,  welche 
aber  vielmehr  ein  Onomastiken  war,  sei  es  nun  als  besonderes  Werk,  sei 
es  als  Tbeil  jenes  grossen,  sei  es  ferner  dass  beide  Titel  Theile  dieses 
Onomastikons  bezeichneten,  sei  es  dass  2^x.  der  Gesammttitel  und  also  'A. 
nur  Titel  eines  Theils  vom  Z%.  war.    S.  Strecker  S.  12flf. 

88)  Wenn  die  Annahme  von  Kaibel  Archippos  und  die  Pergamenische 
Kritik,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  42  —  66  und  Leo  Yarro  nnd  die  Satire, 
ebendas.  S.  74  f.,  dass  die  Dreitheilung  der  attischen  Eomoedie  in  die  alte, 
mittU-re  und  neue  alexandrinisch ,  die  Zweitheilung  in  die  alte  und  neue 
pergamenisch  sei  (s.  C.  26.  A.  112  ff.),  sich  bewähren  sollte,  so  scheint  mir 
der  fernere  Gedanke  am  Natürlichsten,  dass  E.  sie  bereits  voraussetzt,  und 
dass  also,  da  Lykophron  noch  zu  sehr  unmittelbarer  Zeitgenosse  der  neuen 
Komoedie  war,  um  die  mittlere  von  ihr  zu  scheiden,  diese  Scheidung  von 
EaUimachos  in  den  Wva%sg  und  etwa  der  Schrift  an  Praxiphanes  vor- 
genommen, beziehentlich  in  letzterer  begründet  sei  (vgl.  C.  18.  A  77.  78 
und  bes.  C.  14.  A.  179^).  Denn  in  den  Eahmen  des  in  Eede  stehenden 
Werkes  von  E.  passt  diese  Untersuchung  nicht  hinein,  und  wo  er  sie  sonst 
geführt  haben  könnte,  ist  nicht  abzusehen.  Ist  aber  diese  Dreitheilung 
doch  etwa  jünger  als  er,  dann  muss  man  m.  E.  in  Aristophanes  von  Byzanz 
ihren  Urheber  vermuthen  und  nicht  mit  Leo  in  einem  .Biographen,  einem 
Peripatetiker,  der,  „wie  es  scheint,  zu  dem  Abschnitt  nsgl  noitjtcov  eines 
Werkes  icsqI  ivdo^mv  dvdq^v  zuerst  einen  Abriss  der  drei  Eomoedien- 
gattungen  entworfen*^  habe.  Denn  wer  sollte  wohl  dieser  so  einflussreiche 
grosse  Unbekannte  gewesen  sein?  An  Hermippos  oder  Saiyros  (s.  C.  19. 
A.  16.  37)  denkt  ja  biUigermassen  Leo  selbst  nicht.  Wie  dem  nun  aber 
auch  sei,  FielitzDe  Atticorum  comoedia  bipertita,  Bonn  1866.  8.  (Doctord.) 
hatte  zu  beweisen  gesucht,  dass  jene  Dreitheilung  vielmehr  erst  ai/s  der  Zeit 
des  Hadrianus  stamme,  und  dieser  Ansicht  ist  auch  Th.  £ock  C.  A.  F. 
IL  S.  11  f.  (u.  ö.)  beigetreten  (s.  gegen  ihn  Crusius  Philologus  XL  VI. 
1888.  S.  606  f.  Gott.  gel.  Anz.  1889.  S.  188  f.),  dies  aber  ist  jeden£älls  gründ- 
lieh  von  Kaibel  a.  a.  0.  S.  ö7flF.  widerlegt  worden.  Alle  uns  von  jener 
Dreitheilung  gebliebenen  Spuren,  zu  denen  mit  sehr  zweifelhaftem  Eecht 
V.  Wilamowitz  Buripides  Herakles  L  S.  134.  A.  21  (vgl.  C.  2.  A.  574) 
auch  schon  Horat,  Sat.  II,  3,  11.  PlcUona  btipare  Menandro  rechnet,  zeigen 


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Eratosthenes  von  Kyrene.  427 

thümem  war  seine  Gelehrsamkeit  eine  etwas  oberflächliche  und 
dies  die  schwächste  Seite  des  sonst  wahrhaft  bewundernswerthen 
Buches*^).  Dagegen  zeigte  er  eine  ausgezeichnete  Kenntniss  des 
attischen  Dialekts  und  der  Geschichte  desselben.  Und  so  war  denn 
auch,  nach  den  wenigen  wörtlichen  Bruchstücken  zu  urtheilen, 
sein  eigner  Stil  zwar  höchst  einfach,  wenn  auch  nicht  ohne  einzelne 
poetische  Ausdrücke,  aber  graziös,  gewandt,  klar  und  im  Wesent- 
lichen attisch-correct,  wozu  wohl  sein  langer  Aufenthalt  in  Athen 
nicht  wenig  beigetragen  hat. 

Aber  auch  als  Dichter  zeigte  Eratosthenes  ein  unverächt- 
liches Talent^).  In  dem  kleinen  Epos  'Avtegtvvg  behandelte 
er  die  Sage  von  dem  Tode  des  Hesiodos  und  der  Bestrafung  von 
dessen  Mördern,  in  der  Elegie  'HQvyovr^^^)  die  vom  Athener 
Erigonos,  der  zuerst  von  Dionysos  den  Weinbau  gelernt  hat, 
aber  in  Folge  davon  später  seinen  Tod  findet,  von  dessen  Tochter 
Erigone,  ihrem  treuen  Hund  Maera  und  der  Versetzung  von 
allen  dreien  unter  die  Sterne^).   Von  dem  kleinen  Epos  Hermes 


dentlich  eine  viel  altere  Gelehrsamkeit.  Vgl.  besonders  die  Notizen  bei 
Ath.  VII.  293  a  und  über  den  Grammatiker  -Antiochos  von  Alezandreia 
ebendas.  XI.  482  c  (s.  C.  30.  A.  268.  269),  namentlich  aber  Platonios  de 
diff.  com.  vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph.  No.  I.  Anon.  de  com.  ebendas. 
No.  in.  Aus  diesen  Angaben  siebt  man,  dass  die  Unterscheidung  nach 
stofflichen  und  nicht  nach  sprachlichen  Gesichtspunkten  gemacht  war, 
während  von  der  auf  die  Pergamener  zurückzuführenden  Zweitheilung  das 
Letztere  gilt,  s.  darüber  C.  26.  A.  112—120.  Dass  bei  ihr  das  Vorbild  von 
Ariitotelea  Nik.  Eth.  IV,  14.  1128»  22  ff.  mitwirkte  (s.  Kaibel  S.  68  f. 
Leo  S.  74),  ist  möglich,  wenn  auch  keineswegs  nothwendig,  aber  die  mittel- 
baren Einflüsse,  welche  Leo  S.  75  ff.  von  Bemerkungen  in  der  aristotelischen 
Poetik  bei  Liv.  YII,  2  gelegentlich  bis  zur  „fast  wörtlichen  Wiedergabe" 
im  Zusammenhange  hiemit  entdeckt  zu  haben  glaubt,  vermag  ich  beim 
besten  Willen  nicht  zu  sehen,  üebrigens  bemerkt  Wilamowitz,  dass 
die  (lierj  ursprünglich  nicht  zeitlich ,  sondern  begrifflich  gemeint  sei ,  denn 
ihr  Hauptvertreter  sei  Piaton  (s.  Anon.  de  com.  No.  IX  Bergk.  IX ^  Dübn. 
§.  9),  und  der  ihr  noch  angehörige  Alexis  sei  jGnger  als  Menandros.  Wenn 
Letzteres  richtig  wäre  (s.  aber  C.  8.  A.  81),  so  würde  der  Beweis  damit 
allerdings  vollständiger  gefiShrt  sein,  aber  auch  ohnedies  bleibt  die  Sache 
wenigstens  sehr  wahrscheinlich. 

89)  Darauf  bezog  sich  der  Tadel  des  Polemon,  C.  22.  A.  161—164. 

90)  Hill  er  Eratosthenis  carminum  reliquiae,  Leipzig  1872.  8. 

91)  Pseudo- Longin.  de  sublim.  38,  6.    dta  nävtatv  .  .  .  dfimfirjtov  x6 
ytoirindtiov, 

92)  Bach  Eratosthenes,    Zeitschr.    f.   d.   Alterth.   1837.    S.  346—349. 
Osann    De  Eratosthenis  Erigona,   Göttingen    1846.  8.     Bergk  Analecta 


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428  Sechzehnte»  Capitel. 

endlich  wisseu  wir  nur^  dass  es  die  Jugendgescliiehte  dieses 
Gottes^  seine  Geburt^  den  Ursprung  der  Milchstrasse  durch  ihn^ 
seine  kindlichen  Spässe^  den  Rinderdiebstahl;  die  Erfindung  der 
Lyra,  sein  Aufsteigen  zu  den  Planeten  und  seine  Entdeckung 
der  Sphärenharmonie  erzählte  ^^). 


Sechzehntes  Capitel. 

Aristophanes  von  Byzanz.   Leogoras.   Kallistratos  und  Agallis. 
Aristarchos  von  Samotlirake. 

Aristophanes  von  Byzantion^)  ward  etwa  257  geboren*^) 
und  war  der  Sohn  eines  Söldnerhauptmanns  Apelles,  mit  welchem 
er,  offenbar  noch  in  früher  Jugend,  nach  Alexandreia  kam,  so 
dass  er  dort  als  Knabe  noch  von  dem  greisen  Zenodotos,  als 
Jüngling  aber  von  Kalh'machos  unterrichtet  wurde').    Dann  hatte 


Alexandrina,  Marburg  1846.  II.  4.  OptiBC.  IL  8.202-236.  Maass  a.  a.  0.  II. 
De  Eratosthenis  Erigona.  S.  57—138.  Die  Erzählung  hatte,  wie  Maaes 
zeigt,  einen  durch  und  durch  aetiologischen ,  auf  Erklärung  von  dionyei- 
sehen  Festen,  Spielen  und  allerlei  Gebräuchen  und  Artikeln  des  Volks- 
glaubens hinauslaufenden  Charakter,  und  grösstentheils  war  sie  freie  Er< 
findung  des  Dichters  oder  Anlehnung  an  spätere  Legendenformen,  während 
in  der  attischen  Volkssage  kaum  mehr  als  die  ersten  Keime  su  ihr  lagen. 
98)  M.  Schmidt  Zum  "Egn^g  des  E.,  Rhein.  Mus.  VI.  1848.  S.  404  f. 
Bergk  Opusc.  IL  S.  286—238.  Bernhardy  S.  110—176.  Ath.  XI.  601  e 
citirt  das  4.  B.  eines  Commentars  von  Timarchos.  Es  liegt  nahe  diesen 
Namen  in  Timarchidas  zu  ändern ,  und  vielleicht  ist  dies  auch  wirklich  das 
Richtige,  s.  C.  30.  A.  237,  indessen  s.  Suid.  'AnoXlciviog,  avyxQOvog  'Equ- 
toad-ivovg  %€cl  Ev(poqC(ovog  xal  TipuÜQxov.  Strecker  S.  19  f.  meint,  es  sei 
wohl  vielmehr  ein  Commentar  zu  den  Gedichten  des  E.  überhaupt  und  nur 
besonders  zu  dessen  Hermes  gewesen.    Vgl.  auch  C.  28.  A.  246^. 

1)  Der  Art.  b.  Suid.  ist  glflcklicherweise  vollständiger,  als  es  nach  der 
Ueberlieferung  scheint,  indem  das  meiste  unter  ihn  Gehörige  unter  *j4QLöt<6' 
rvfioff  gerathen  ist,  wie  Meineke  F.  C.  G.  L  S.  197  f.  erkannte  (vgL  Ritschi 
AI.  Bibl.  S.  76  (Opusc.  I.  S,  76)  ff.  —  A.  Nauck  Aristophanis  Byzantii 
grammatici  Alexandrini  fragmenta.  Acc.  R.  Schmidtii  comm.  de  Calli- 
Strato  Aristophaneo,  Halle  1848.  8. 

2)  S.  A.  10.; 

3)  Suid.  'AQiato(p4Xprjg  Bv^tivtiog^  ygafifiatmog  ^  vtog  'AjibIXov  riyovfiivov 
öTQauoDxmVy  fuad^i'eTig  KaXXiiJuixov  xckI  Zrjvodorov  (dXla  tov  fuev  viog^  tov 
d'k  naig  ^xotitf(ir).  Es  ist  allerdings,  wie  schon  C.  12.  A.  69  eingeräumt 
ward,  auch  möglich  die  letzten  Worte  mit  Küster  und  Busch  so  zu  ver- 


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AriBtophanes  von  Byzantion.  429 

er  femer  noch  den  Dionysios  lambos®^),  den  Euphronios  und 
den  Eratosthenes  zu  Lehrern^);  und  nicht  wenig  wirkte  endlich 
auf  die  Schalung  seines  Geschmackes,  zunächst  im  Gebiete  der 
komischen  Poesie,  sein  Verkehr  mit  dem  Komoediendichter  Machon 
ein^).  Auch  Aristophanes  erlangte  auf  diese  Weise  eine  sehr 
vielseitige  Bildung  und  namentlich  auch  eine  ästhetische  Richtung 
und  ein  ästhetisches  Urtheil,  durch  welche  er  einzig  dasteht  unter 
den  alezandrinischen  Grammatikern  von  seiner  Zeit  ab  bis  auf 
Didymos  hin®).  Durch  diese  Vielseitigkeit,  aber  nicht  durch  sie ' 
allein  war  er  auch  dem  Aristarchos  weit  überlegen,  der  freilich 
auf  der  anderen  Seite  in  strenger  Methodik  der  grammatischen 
Kritik  und  Hermeneutik  entschieden  über  ihn  hinausging.  Aller- 
dings bewegte  er  sich  im  Unterschiede  von  Kallimachos  und 
Eratosthenes  hauptsächlich  in  den  engeren  Grenzen  der  eigent- 
lichen Philologie,  innerhalb  dieser  jedoch  nach  allen  Richtungen 
hin,  welche  ein  heutiger  Vertreter  dieser  Wissenschaft  ins  Auge 
fassen  muss,  und  in  einer  Weise,  die  ihn  als  den  grössten  des 
Alterthums  kennzeichnet,  wenn  er  auch  im  Einzelnen  gleich 
anderen  bedeutenden  Männern^**)  von  Wunderlichkeiten  und  Ver- 
kehrtheiten nicht  frei  geblieben  ist.  Schon  seine  grossartig  um- 
fassende Thätigkeit  als  Herausgeber,  durch  welche  er  nicht  bloss 
für  die  Gelehrten,  sondern  auch  für  die  Gebildeten  Ausgaben 
der  früher  nur  vereinzelt  vorhandenen,  nunmehr  aber  durch  ihn 
gesammelten  Werke   lyrischer   und   dramatischer   Dichter,    zum 


stehen,  dass  vielmehr  chiastisch  tov  ftlv  auf  Zenodotos,  tov  di  auf  Kalli- 
machos bezogen  wird ,  aber  zu  dieser  künstlicheren  Construction  darf  man, 
wenn  nicht  aller  Willkür  Thor  ond  Thür  geOfiPnet  werden  soll,  doch  nur 
dann  greifen,  wenn  sie  entweder  durch  den  Zusammenhang  oder  durch 
andere  zwingende  Gründe  klar  und  sicher  gestellt  ist. 

8^)  „Dessen  Dialektstudien  (s.  C.  12.  A.  105)  offenbar  auch  auf  die  des 
A.  einwirkten '^  (Maass)  neben  den  'E9vt%al  ivonaaüxi  des  Kallimachos 
(s.  C.  13.  A.  108.  109)  und  wohl  mehr  noch  als  diese. 

4)  Suid.  fahrt  fort  (s.  C.  9.  A.  60) :  nQog  dl  tovtovg  %al  Jiovvaiov  tov 
'Ja(ißov  xal  EvfpQov^ov  xov  (^Xeggovriaitov  xal  Max<ovog  tovy  Ko^tv&ü)v  rj 
2i%v(09Cov,    Suid.  'Eqazoc^.,  s.  G.  16.  A.  23. 

5)  Ath.  VI.  241  f.  XIV.  664  a,  s.  C.  S.A.  117.  Ausserdem  s.  C.  9.  A.  60. 
In  der  Vorliebe  für  die  alte  attische  Komoedie  folgte  er  jedoch  diesem 
seinem  Lehrer  (s.  C.  8.  A.  118^)  nicht,  s.  A.  49,  sondern  wie  auch  sonst 
(s.  A.  65)  dem  Aristoteles. 

6)  S.  A.  49.  65—67. 

6^)  loh  erinnere  nur  an  Schleiermacher  und  dessen  mancherlei  un- 
leugbare Schrullen. 


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430  Sechzehntes  Capitel. 

Theil  auch  des  Piaton  schuf,  wie  sie  durch  die  Anlegung  der 
grossen  Staatsbibliotheken  erst  möglich  geworden  waren,  würde 
allein  genügen,  um  ihm  eine  geradezu  Epoche  machende  Stellung 
zu  geben'),  und  doch  war  sie  nur  ein  Bruch  theil  seiner  philo- 
logischen Wirksamkeit.  Ueberdies  aber  beschäftigte  auch  er  sich 
noch  mit  Thierkunde,  und  erst  mit  ihm  nimmt  die  bisherige 
Verbindung  der  poetischen  Thätigkeit  mit  der  gelehrten  ein 
Ende'^).  Auch  war  er  der  Erste,  welcher  sich  überhaupt  mit 
den  Tragikern  beschäftigte®).  Von  seinem  Leben  wissen  wir 
sehr    wenig®  ^).     Als    er  etwa  195  zum  Vorsteher  der   grossen 

7)  S.  die  lebensvolle  und  dabei,  wie  der  Gesammteindruck  lehrt,  im 
Grossen  nnd  Ganzen  wahrheitsgetreue  Schilderung  von  Wilamowitz  £urip. 
Herakles  I.  S.  137—163.  Freilich  vermag  alle  Beredsamkeit  und  üeber- 
redungskunst  dieses  hervorragenden  Gelehrten,  wie  dieser  selbst  eingesteht, 
nicht  über  die  Thatsache  hinwegzutäuschen,  dass  bei  der  kläglichen  Dürftig- 
keit der  Nachrichten  nicht  weniger  als  überall  die  Einzelbeweiae  fehlen, 
und  dass  auch  er  keinen  Ersatz  für  diesen  Mangel  zu  schaffen  im  Stande 
gewesen  ist.  So  steht  es  ja  allerdings  fest,  dass  die  gelehrten  Ausgaben 
der  Alexandriner  von  Uias  und  Odyssee  eben  nur  fiar  Gelehrte  bestimmt 
waren  und  durchaus  nicht  die  längst  in  den  Händen  des  Lesepublicums 
befindlichen  Vulgärtexte  verdrängten  und  auch  nur  verdrängen  sollten^  ja 
man  darf  mit  Wilamowitz  S.  138  bezweifeln  (vgl.  A.  109),  ob  sie  über- 
haupt in  den  Buchhandel  kamen,  und  unbedingt  richtig  ist  es,  dass  da- 
gegen jene  ersten  Gesammtausgaben  von  Lyrikern  und  Dramatikern  eben 
als  solche  auch  die  Lesebücher  der  Gebildeten  werden  mussten  und  also 
zunächst  ein  bnchhändlerisches  Unternehmen  waren,  wie  schon  C.  12.  A.  28 
mit  seinen  eignen  Worten  gesagt  ward ;  aber  wenn  er  sich  nun  dabei  auch 
auf  die  kritischen  Zeichen  beruft,  so  wurden  diese  ja  auch  in  diesen  an- 
deren Ausgaben  als  in  denen  des  Homeros  angewandt,  s.  Wilamowitz 
selbst  S.  142  und  unten  A.  27*».  Und  warum  (s.  Wilamowitz  S.  146)  aus 
dem  ganzen  Inhalt  der  ^Tnod^iasig  zu  den  Dramatikern  und  selbst  aus  dem 
Umstände,  dass  sie  nicht  mit  einem  Commentar  zusammenhingen,  ge- 
schlossen werden  müsste,  dass  die  Ausgaben,  denen  sie  beigefügt  waren, 
ihre  Bestimmung  nur  für  das  Publicum  hatten,  nicht  für  Philologen,  ver- 
mag wenigstens  ich  um  so  weniger  abzusehen,  je  treffender  Wilamowitz 
S.  143  f.  diese  Herausgebertbätigkeit  des  A.  an  den  Lyrikern  u.  Dramatikern 
mit  der  gesammten  Herausgebertbätigkeit  Bekkers  vergleicht,  „den  er 
aber  doch  wohl  noch  überragt,  denn  was  ihm  gelungen  ist,  ...  die  fOr 
alle  Zeiten  massgebende  Codification  der  nationalen  Poesie,  zu  der  mit 
Recht  auch  Piaton  (s.  A.  61  f.)  gerechnet  war,  ist  etwas  ganz  Grossartiges: 
es  erfordert  mehr  als  Philologie  u.  s.  w.".    S.  femer  A.  21^. 

7»»)  S.  A.  68.        8)  S.  Wilamowitz  a.  a.  0.   S.  134—138. 

8^}  in  seiner  Jugend  soll  er  ein  Blumenmädchen  geliebt  und  einen 
Elephanten  zum  Nebenbuhler  gehabt  haben,  Plin.  N.  H.  VIII.  §.18.  Plut. 
de  soll.  anim.  18.  972  D.   Aelian.  N.  A.  I,  38. 


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Arisfcoplianes  von  Byzantion.  431 

Bibliothek  ernannt  ward,  zahlte  er  62  Jahre.  Später  gerieth  er 
in  Verdacht  oder  wurde  auch  geradezu  darüber  ertappt,  dass 
er  zu  Eumenes  II  (197 — 159)  entweichen  wollte^),  wurde  dafür 
eine  Zeit  lang  gefiemgen  gesetzt,  dann  aber  wieder  freigelassen 
und  starb  am  Harnzwange,  77  Jahre  alt^^),  etwa  180^^).     Die 

9)  „Dabei  mögen  die  traurigen  politischen  Verhältnisse  in  Alexandreia 
im  Spiel  gewesen  sein.  Obendrein  stand  A.  dort  in  seinen  späteren  Jahren 
mit  seiner  vielseitigen  wissenschaftlichen  Aaffassnng  ebenso  sehr  allein,  als 
sich  dieselbe  andrerseits  mit  der  Eichtung  der  besseren  Pergamener  (z.  B. 
des  Polemon)  nahe  berührte,  und  auch  darin  kann  also  wohl  ein  Grund 
•eines  Entweichungsyersuehea  nach  Pergamon  gelegen  haben**.    (Maass.) 

9^)  Suid.  nQoi&trj  trjg  tov  ßctadiwg  ßißXio^%7ig  .  .  .  itog  ayatv  ^ß' 
(vgl.  C.  14.  A.  66).  duca%evacd'slg  (?)  d'  mg  ßovXofiBvog  nQog  Eviiivrj  fpvyiip 
i(pvXdx^  iv  itQ%t^  %q6vov  xiva^  r^tpsi^  9^  Kai  vno  ütgccyyavQiag  tslsvta 
itri  fießinnmg  of'. 

10)  Hält  man  daran  fest,  dass  A.  nicht  des  Apollonios  (s.  C.  14.  A.  56), 
sondern  des  196,  195  oder  194  (s.  C.  15.  A.  4.  25.  26)  gestorbenen  Era- 
tosthenes  unmittelbarer  Nachfolger  war,  und  nimmt  nun  die  mittlere  Yon 
diesen  Angaben  an,  so  berechnet  sich  hiernach  in  der  obigen  Weise  sein 
Geburts-  und  sein  Sterbejahr  mit  Busch  Bibl.  AI.  S.  4öff.  Nun  käme 
man  freilich  mit  dieser  Berechnung  ins  Gedränge,  wenn  die  verderbten 
Worte  bei  Suid.  yiyovB  dh  xaxä  xt^v  ^ftd'  oXvftnuida  (s,  über  diese  Be- 
rechnung Rohde  Bhein.  Mus.  XXXILI.  1878.  S.  167  f.  A.  8)  ßaciXsvovxog 
UxoXsiMclov  xov  ^tXadsXtpov  xal  xov  fisx'  avxbv  xov  ^iXondxoQog  so  £U  ver- 
bessern wären,  wie  Bernhardy  gethan  hat:  yiyovB  .  .  .  oXvfividSa,  Si- 
ixtivs  8h  (i^ixQt  üxoXsfialov  xov  ^dondxoQog  ical  xov  (ibx*  avxbv  ßaatXBvovxog, 
Denn  wenn  A.  erst  etwa  180  starb,  so  ereignete  sich  sein  Tod  vielmehr 
im  Anfang  der  Regierung  von  Ptolemaeos  VI  Philometor  (181—146).  Aber 
schon  Seemann  De  primis  sex  bibl.  AI.  cusi  S.  16  hat  die  Unhaltbarkeit 
dieses  Verbesserungsversuchs  genügend  erwiesen:  da  der  Tod  des  Philo- 
pator (204)  selbst  schon  in  den  Anfang  von  Ol.  144  fiel,  konnte  unmöglich 
gesagt  werden,  A.  habe  in  dieser  Olympiade  gelebt  (yiyovs)  und  dann 
weiter  durch  die  Zeiten  von  Philopator  und  dessen  Nachfolger.  Allerdings 
ist  der  eigne  Vorschlag  von  Busch  (8.  49)  yiyove  .  .  .  oXvfimdScc  ßceüt- 
Xsvovxog  UxoXBiia^ov  xov  'Enitpavovg^  xal  Bcog  xov  liBx'  avxov  xov  ^ilo^ij- 
xoQog  von  allen  anderen  Bedenken  abgesehen  gleichfalls  viel  zu  gewaltsam, 
um  überzeugen  zu  können,  und  auch  der  Versuch  von  Seemann  yiyovs 
.  .  .  UtoXBfia^ov  xov  ^iXondxoQog  xal  xov  (ibx'  avxov  xov  'BJJSKpavovgy  bleibt, 
wie  dieser  selbst  einräumt,  höchst  problematisch.  Allein  wenn  auch  die 
Worte  jeder  annähernd  sicheren  Verbesserung  spotten,  so  fällt  doch  jeder 
Grund  weg  um  ihretwillen  daran  zu  zweifeln,  dass  A.  wirklich  bis  in  die 
Regierung  des  Philometor  hinein  gelebt  habe.  Hiemach  ist  auch  Susemihl 
An.  AI.  I.  S.  XIV  f.  zu  berichtigen,  wie  ebendas.  II.  S.  XIX  f.  bereits 
geschehen  ist.  Starb  also  Zenodotos  etwa  245  (s.  C.  12.  A.  82),  so  war  A. 
bei  dessen  Ableben  etwa  12  Jahre  alt  Früher  als  etwa  257  kann  aber 
liOtzterer  nicht  füglich  geboren  sein ;  sonst  hätte  er  nicht  wohl  mehr  Lehrer 


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432  Sechzehntes  Gapitel. 

Angabe  ^^),  dass  er  die  Zeichen  für  Interpunction  und  für  Prosodie 
erfunden  habe,  ist  freilich  in  dieser  Gestalt  unrichtig,  denn 
wenigstens  theilweise  waren  dieselben  ohne  Zweifel  schon  vorher 
im  Gebrauche");  wohl  aber  wird  man  annehmen  dürfen,  dass 
erst  durch  ihn  das  Ganze  in  ein  festes  und  seitdem  allgemein 
gültiges  System  gebracht  ward^*).  Dagegen  die  kritischen  Zei- 
chen'*), so  weit  er  sie  bereits  anwandte'^),  sind  mit  Ausnahme 
des  Obelos'^  fast  durchweg")  erst  seine  eigne  Erfindung.    Seine 


des  Aristarchos  sein  können,  er  mflsste  es  denn  erst  innerhalb  seiner 
10  letzten  Jahre  geworden  sein.  S.  A.  85.  Wenn  andrerseits  Conat  das 
Leben  des  A.  vielmehr  zwischen  250  und  173  setzt,  so  geschieht  dies  nnr, 
um  für  das  angebliche  Bibliothekariat  des  ApoUonios  Raam  za  gewinnen 
(vgl.  C.  14.  A.  56),  nnd  Couat  wird  dadurch  genöthigt  es  ohne  alle  Ursache 
für  unmöglich  zu  erklären,  dass  A.  noch  Schüler  des  Zenodotos  gewesen 
sei,  s.  C.  12.  A.  32. 

11)  Hinter  Arkad.  p.  186  ff.,  s.  Nauck  8.  12  ff. 

12)  Nauck  8.  11  f.    Ausserdem  s.  die  Nachträge. 

13)  So  Nauck  a.  a.  0. 

14)  8.  Nauck  S.  15—18. 

15)  Denn  die  punktirte  Doppellinie  {dvnXrj  nBqi^axiyyLivr^  gehört  doch 
wohl  erst  dem  Aristarchos  an,  wenigstens  in  dessen  eigenthümlicher  (Ge- 
brauchsweise (s.  A.  105),  und  viele  dieser  Zeichen  sind  ohne  Zweifel  erst 
nacharistarchischen  Ursprungs. 

16)  8.  C.  12.  8.  382  f. 

17)  Hinsichtlich  der  Doppellinie  {dmXri)  s.  A.  65.  Es  ist  bekanntlich 
streitig,  ob  er  sich  ihrer  bereits  bediente,  vgl.  C.  9.  A.  60»  Immerhin  in- 
dessen geht  aus  Schol.  |3,  813  (vgl.  Gramer  Anecd.  Paris.  III.  S.  407).  iy<& 
9*  hi  vTiniog  7]cc]  tovto  ar}iinovt€ii  'Aqiötotpuvrjg ,  ozi  Uavä  hri  iysyovst, 
cc(p'  ov  ot  {AvriazrJQsg  awrix^'rioav  und  £,  185.  %ccl  x6  narstßonsvop  Ikvyog 
^dtog]  yQd(pBt€ci  xal  vSatoSy  ngog  o  iarjfisiovto  'AQtctoipdvrjg  (vgl.  auch 
^,  163.  70t; ro  Si  tivig  crifisMvvtai  n^og  t6  ayvosiv  yifdfifiata  tovg  iJQaag, 
'AQiarQ(pdvrig  Sh  dvtl  tov  inCaxovog  ixiaxQOfpog  crifuiovxai)  wenigstens  so 
viel  hervor,  dass  er  auch  bei  Homeros  noch  ein  oder  zwei  andere  Zeichen 
verwandte  als  Obelos  — ,  Sigma  C  u.  Antisigma  D  zur  Bezeichnung  doppelter 
Becensionen  (Schol.  c,  247  f.,  anders  in  seiner  Aristophanesausgabe:  Schol. 
Aristoph.  Ran.  158.  tiplg  Sh  ov  yqdfpov9i  xhp  „t^^  xovg  dsovg^^  9xCiov^  dlX' 
d(paiQOvaiv  a^xov  xal  xov  iirjg  ovxm  y^dtpovöiv  „7j  nvQQix'H^  ^'^  ificcd'e  xrjv 
Kivrjaü>v^^.  Sih  nccl  'AgmxoipuvTjg  naqaxC&rici  xo  dvxiayficc  %ttl  x6  oiyfia\ 
Eeraunion  ^  zu  der  mehrerer  unächter  Verse  hinter  einander  (Schol.  «r,  282 
b.  Gramer  *a.  a.  0.  8.  505  vgl.  m.  Sueton.  Fr.  108*  Beifiersoh.  «-  Anecd. 
Paris,  p.  140,  141  Reiffersch.  Isid.  Orig.  I,  20,  2)  und  Asteriskos  •);(•.  Selbst 
Lehrs  Arist'  8.  332  ('S.  887)  A.  240  aber  giebt  zu:  fuisse  tarn  ante  Art- 
starckum  dliguem  diples  usnm  id  patest  verum  esse,  und  H.  8  ehr  ad  er  De 
notatione  critica  a  veteribus  grammaticis  in  poetis  scaenicis  adhibita,  Bonn 
1868.  8.  (Doctordiss.)   S.  44  bemerkt  zu  diesen  drei  Stellen  sehr  richtig  i 


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Aristophanes  von  Bjzantion.  433 

Ausgabe  der  Ilias  tind  Odyssee  fusste  wolil  namentlich  auf 
der  seines  Lehrers  Zenodotos^  natürlich  unter  Mitbenutzung  von 
der  des  Bhianos  ^^).  Mit  Zenodotos  stimmte  er  in  der  Yerurtheilung 
einer  Reihe  von  Versen  überein,  wenn  er  auch  manche ,  die  bei 
jenem  gar  nicht  standen,  mit  dem  Obelos  aufnahm,  wohl  in  Folge 
der  Benutzung  neuer  Handschriften  und  also  in  einem  nach  dieser 
Richtung  hin  streng  conservativen  Sinne  und  Geiste^).  Andere 
Athetesen  sind  ihm  eigenthümlich*®),  und  er  verfuhr  dabei  wie 
in  der  Conjecturalkritik^'),  auf  die  er  sich  in  seinen  sonstigen 

„Coheti  rationem  in  Schah  ßj  BIS  pro  Ugtatotpäifrig  scribendum  esse  censenUi 
'JglataQxog  8%  imitaremwr,  omnia  optime  se  haberent,  cum  Äristarchus  pHmo 
loco  dipla  pura,  ältero  et  tertio  dipla  nsQisauyfiivy  uti  poiuerit.  Sed 
vereor  ne  audacius  egisse  incusemitr,  Quare  in  Sengebuschii  (Diss.  Hom. 
I.  p.  51)  potius  sententiam  inclino  siiapicaniis  etiam  Aristoplianem  dipla  pura 
atU  älio  eiusdem  potestaUs  signo  %t8um  esse:  qui  haud  scio  an  (?)  de  dipla 
nBQiBtfttyfiivjj  idem  sttspicari  potuerit^'.  Hiosiclitlich  des  AateriskoB  halt 
Nanck  S.  17  die  Angabe  von  Schol.  y,  71  (Aristonikos?),  nach  welcher 
schon  A.  in  seiner  Homeredition  dies  Zeichen  in  Verbindung  mit  dem 
Obelos  bereits  ganz  ebenso  setzte  wie  Aristarchos  (s.  A.  105),  vielleicht  mit 
Recht,  für  ungenau,  indem  er  vielmehr  dem  Anecd.  Paris,  p.  189,  Iff.  yer- 
trant:  cisteriscum  Aristophanes  apponehat  Ulis  locis,  ^ibus  sensus  deesset, 
AristarchiM  atUem  ad  eos  ^versttsy,  qui  hoc  puia  loco  (rectey  positi  erant, 
cum  aliis  sciUcet  non  rede  ponerentur  ,  .  .  asteriscus  cum  obelo  propria  nota 
est  Aristarchi,  utebatwr  autem  ea  in  his  versibus,  qui  non  suo  loco  positi  erant. 
Indessen  die  Angaben  aller  dieser  (jetzt  beqnem  in  Snet.  rell.  ed.  Reiffer- 
scheid  8.  187—144  zusammengestellten)  Anecdota,  auch  des  Anecd.  Paris., 
über  A.  und  Aristarchos  sind  sehr  unzuverlässig  (s.  Lud  wich  Aristarchs 
homer.  Textkrit.  I.  S.  20  ff.),  und  Schrader  a.  a.  0.  S.  12  ff.  hat  auf  Grund 
von  Schol.  Pind.  Py.  IIl,  18  sehr  wahrscheinlich  gemaeht,  dass  erst  die  Ari- 
starcheer,  freilich  nicht  bei  Homeros,  sondern  bei  Pindaros  u.  anderen  Dichtem, 
den  AsteriskoB  so  anwandten,  wie  das  Anecd.  Paris.  (Sueton.)  es  von  A.  bei  Ho* 
meros  angiebt,  zur  Andeutung  des  Mangels  von  Zusammenhang,  Zti  dcvvdQ- 
trjToc  eiat  (z6  „Iv  ^aldpLco^*  «Xaovafat).  Bei  Isid.  erscheint  derselbe  als  Lücken- 
zeichen. Dies  Alles  berechtigt  aber  noch  nicht  dazu  mit  Lud  wich  L  8.  20 
ohne  jede  Begründung  dem  A.  den  Gebrauch  des  Keraunions  abzusprechen. 

18)  8.  C.  14.  A.  146. 

19)  8.  Nauck  8.  26—28.  Nur  drei  Verse,  JT,  497.  Ä,  114.  O,  83,  wer- 
den  in  den  8cholien  als  solche  bezeichnet,  welche  weder  in  der  Ausgabe 
des  Zenodotos  noch  in  der  des  A.,  zwei,  Z,  10  f.,  als  solche,  welche  nicht 
in  denen  des  flhianos  und  des  A.  (vgl.  C.  14.  A.  143.  146),  zwei,  2?,  597 f., 
endlich  als  solche,  welche  nicht  in  der  des  A.  standen.  Ganz  ähnlich  ver- 
fuhr er  bei  den  Dramatikern,  s.  Wilamowitz  8.  147  f. 

20)  8.  Nauck  8.  28—32. 

21)  8.  Nauck  8.  66 — 68.  üeber  die  Lesungen,  welche  er  von  Zeno- 
dotos übernahm,  s.  Nauck  8.  83 — 37,  über  die  von  Bhianos  stammenden 

SvSBMmii,  griecli.-a]ex.  Litt-Gesch.  I.  28 


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434  Sechzehntes  Capitel. 

Ausgaben  ohne  Zweifel  viel  weniger  einliess **'*),  noch  immer 
mit  grosser,  zum  Theil  übergrosser  Kühnheit,  erkannte  jedoch 
auch  manche  Fehler  richtig**).  Ein  besonderes  Zeichen  seines 
scharfen  Blickes  ist  es,  dass  er  den  Schluss  der  Odyssee  von 
ify  296  an  verwarf*^).  Seine  Ausgabe  war,  abgesehen  von  einer 
ohne  Zweifel  vorangeschickten  Einleitung*^),  nur  mit  kritischen 
Zeichen  versehen:  einen  Commentar  schrieb  er  nicht *^).  Aber 
gerade  in  jenen  „unscheinbaren  Zeichen''  verräth  sich  nicht  zum 
Mindesten  der  grosse  Fortschritt  in  der  philologischen  Erkennt- 
niss*^,  welchen  diese  neue  Ausgabe  trotz  alledem  offenbarte: 
Aristophanes  war  in  Sprach*  und  Sachkunde  über  seine  Vor* 
ganger  weit  hinausgekommen.  Bei  Hesiodos  lässt  sich  zunächst 
wenigstens  eine  neue  Ausgabe  der  Theogonie  gleichfalls  mit 
kritischen  Zeichen  von  ihm  mit  Sicherheit  nachweisen*^).   Zunächst 


G.  14.  A.  146^  über  diejenigen,  von  denen  es  zweifelhaft  ist,  ob  sie  dem 

A.  angehören,  Nauck  S.  87 — 40,  über  diejenigen,  welche  mit  miseren 
Texten  übereinstimmen,  Nauck  S.  40 — 42,  über  die  von  zweifelhafter 
Richtigkeit  Nanck  S.  42—46,  über  diejenigen,  welche  Nauck  mehr  oder 
weniger  billigt,  ebendenselben  S.  46—51.  Nauck  zählt  dabei  auch  solche 
auf,  welche  nachweislich  aus  voralezandrinischen  Ausgaben  oder  Bhianos 
(dessen  Ausgabe  er  aber  für  jünger  als  die  des  A.  hält)  herrühren.  Sodann 
bespricht  er  S.  51— 66  diejenigen,  qu^e  in  sola  scribendi varietate positae sunt. 

21^)  Dies  schliesst  Wilamowitz  S.  144  mit  Becht  aus  der  allgemeinen 
Erwägung,  dass  ihn  ähnlich  wie  Bekker  schon  die  ungeheure  Ausdehnung 
seiner  Herausgeberthätigkeit  hier  stark  von  derselben  zurückhalten  musste; 
die  Einzelbegründungen  S.  147  f.  (vgl.  A.  19)  können  freilich  leider  nach 
dieser  Richtung  hin  nicht  beweiskräftig  wirken. 

22)  S.  Nauck  S.  26  ff.  34 ff.  36  f.  40  ff.  46  ff.  61  ff.  65  ff. 

23)  Worin  ihm  Aristarchos  folgte.  S.  die  Scholien  und  Eustath. 
(p.  1948,  47  ff.)  z.  d.  St.  Nauck  S.  82.  Freilich  auf  unserem  heutigen 
Standpunkt  der  Betrachtung   liegt   die   Sache   weitaus   so  ein^h  nicht, 

B.  darüber  jetzt  besonders  v.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  67 ff. 

24)  Die  einzige  von  derselben  übrig  gebliebene  Spur  ist,  dass  Tatian. 
ad  Graec.  p.  120  Otto.  31,  22  ff.  Schwartz  (Euseb.  P.  E.  X,  11,  3.  492  a) 
auch  Zenodotos,  Aristophanes,  Aristarchos,  Erates  mit  zu  Denen  zählt, 
welche  negl  xrjg  notrjaeoog  *Ofiij^ot;  zov  ze  yivovg  avxov  %ed  x^övov  %a^'  ov 
^xfiaaf  gehandelt  haben.    Vgl.  A.  119. 

25)  Dies  ist  um  so  mehr  anzunehmen,  da  sich  auch  zu  anderen  Auetoren 
keine  vnofiviiiiata  von  ihm  nachweisen  lassen.  Die  von  ihm  angeführten 
exegetischen  und  kritischen  Bemerkungen  zu  Homeros  stammen  theils  aus 
den  As^siSt  theils  aus  Mittheilungen  seiner  Schüler.    S.  Nauck  S.  21 — 28. 

26)  Usener  Rhein.  Mus.  XX.  1866.  S.  182  (vgl.  A.  64—68). 

27)  Schol.  Theog.  68.  iarifu^vaxo  zavta  (näml.  at  zox*  taav  nQog  "Olvfi- 
Tcov)  6  'jQi,cxo(pdvrig.    Nauck  S.  69  f.    Ferner  aber  s.  A.  68—60. 


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AristoplianeB  yon  BjzantioB.  435 

in  der  des  Alkaeos  sodann  begegnen  wir  den  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  von  ihm  zuerst  angewandten  kolometrischen 
Zeichen^  die  zum  TheiP'^^)  äusserlich  dieselben  mit  den  kritischen 


27^)  Nämlich  Paragraphos  .mit  dem  Obeloa,  ferner  Diple  und  Asteriskos, 
8.  A.  28.  Damit  hängt  es  denn  wohl  zum  Theil  anoh  zusammen,  dass 
Schrader  a.  a.  0.  S.  4^14  (vgl.  Lehrs  Die  Pindarscholien  S.  104—111) 
in  den  Scholien  zu  den  Dramatikern  und  Pindaros  nur  zwei  sichere  Er- 
wähnungen des  Obelos  (OL  11,48,  s.  A.  86.  Oed.  0.  287),  eine  des  Asteriskos 
(Py.  III,  18:  Ott  davvaQxrixd  e/(Fi),  eine  von  Antisigma  und  Sigma  (Raa.  158, 
s.  A.  17)  und  kein  einziges  yon  der  Diple  als  kritisch-exegetischen  Zeichen 
(wegen  Eqn.  721  s.  Schrader  S.  8f.)  nachzuweisen  yermoeht  hat,  während 
die  des  %  sich  haufenweise  finden.  S.  über  dies  letztere  Zeichen  die  gprfind- 
liche  Untersuchung  yon  Schrader  S.  16  ff.,  femer  Lehrs  a.  a.  0.  und 
y.  Wilamowitz  De  Bhesi  scholüs,  Greifs wald  1877.  4.,  welcher  mit  Recht 
demaelhen  ein  weit  höheres  Alter  beilegt,  als  es  gewöhnlich  geschieht,  und 
in  Bezug  auf  seine  Anwendung  im  Aratos  Maass  De  Phaen.  Ar.  rec., 
Herm.  XIZ.  1884.  S.  109.  Dass  es  jünger  als  Aristarchos  sei,  wird  ge* 
meiniglich  (so  auch  yon  Maass  und  yon  Hörn  De  Arisfcarchi  stud.  Pind. 
S.  73)  als  eine  feststehende  Thateache  behandelt,  wie  ich  glaube,  mit  Un- 
recht. Vielmehr  scheint  es  mir  beinahe  unzweifelhaft,  dass  es  in  den 
Sanglyrikem  und  Dramatikern  als  kritisch -exegetisches  Zeichen  an  die 
Stelle  der  bei  HomerOs  ganz  ähnlich  yerwendeten,  hier  aber  bereif  als 
kolometrisches  y erbrauchten  Diple  trat,  da  doch  unmöglich  in  derselben 
Ausgabe  dasselbe  Zeichen  zugleich  zweien  so  grnndyerschiedenen  Zwecken 
dienen  konnte  (s.  Schrader  selbst  S.  8).  Sehr  bezeichnend  sind  in  dieser 
Hinsicht  diejenigen  Fälle,  in  welchen  die  nämliche  Abweichung  des  Euri- 
pides  yon  Homeros  bei  Beiden  notirt  wird,  und  zwar  bei  Homeros  (17,  718. 
£,  862)  durch  die  Diple,  bei  Euripides  (Hek.  8.  4)  durch  das  %  (s.  Schra- 
der S.  18  nach  Cobet).  Ist  dies  nun  aber  richtig,  dann  muss  dies  Zeichen 
sogar  schon  auf  Aristophanes  zurückgehen,  ja  nach  dem  G.  9.  A.  60  Aus- 
geführten yielleicht  sogar  schon  auf  dessen  Lehrer  Euphronios.  Yermuth- 
lich  trat  es  in  jenen  Dichtern  auch  an  den  Platz  des  Asteriskos  und  bei 
den  Sanglyrikem  und  in  den  lyrischen  Partien  der  Dramatiker  wohl  auch 
an  den  des  Obelos,  zumal  da  hier  yon  Athetirungen  nur  selten  die  Bede  sein 
konnte,  und  so  y erschlang  es  allmählich  alle  anderen  kritisch- exegetischen 
Zeichen,  yon  wann  ab,  lässt  sich  freilich  nicht  genau  bestimmen,  aber 
jedenfaUs  erscheint  es  als  einziges  derartiges  Zeichen  schon  in  dem  Papyros 
des  Alkman  (s.  Schrader  S.  86  ff.)  und  ward  so,  wie  Wilamowitz  zeigt, 
yielleicht  bereits  in  einer  Ausgabe  des  Bhesos  gebraucht,  die  schon  im 
Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  y.  Chr.  entstand,  doch  s.  jetzt  Wilamo- 
witz Eurip.  Herakl.  I.  S.  165  f.  und  unten  G.  80.  A.  401.  Aristophanes 
setzte  bei  Pind.  Ol.  H,  48  (s.  o.)  allerdings,  wie  es  scheint,  noch  den 
Obelos,  aber  ich  denke  mir  unter  Beifügung  des  %>  Mit  dem  Asteriskos 
bei  Pind.  Py.  HI,  18  aber  steht  es  nach  der  eignen  Darlegung  yon  Lehrs 
S.  106 f.  so,  dass  derselbe  allem  Anscheine  nach  aus  einer  Handschrift 
(ohne  kolometrischc  Zeichen)  stammt,  in  welcher  yielmehr  dieser  so  wie 

28* 


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436  Sechzehntes  Gapitel. 

-waren  ^®).  So  gut  wie  zweifellos  ist  es  ferner,  dass  er  auch  eine 
Ausgabe  des  Anakreon  veranstaltete^).     Ungleich    grössere 

sonst  das  x  ifi^  weiterer  Ausdehnung  als  Zeichen  für  alles  Bemerkenswerthe 
angewendet  war".  Freilich  bei  Sueton.  Fr.  108*  fehlt  das  %,  aber  wenn 
nun  Schrader  S.  59  meint:  „Suetonii  tempore  nondum  in  libris  adhibitum 
fuisse  ii*re  poneremus,  si  anecdoton  Parisinum  signa  a  Suetonio  Uradita 
plene  et  accurate  servavit^',  so  trifft  eben  diese  Bedingung  nicht  zu,  s.  A.  17^ 
und  jedenfalls  hat  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  Boeckh  Praef.  schol. 
Find.  S.  XXXIV  ,, gewiss  geirrt**,  wenn  er  Schol.  Find.  lath.  V,  47  die 
Worte  xttl  iialv  o^  %Bxt€cc^ai  (poca^p,  oti  M<og  imßißXrjntv  h.  t.  X,  (s.  A.  127) 
natürlich  und  ungezwungen  so  verstand:  „mit  dem  Zeichen  %  yersehen**, 
sondern  Lehrs  S.  106.  Anm.,  wenn  er  versichert,  das  xiuisiv  sei  hier 
„gewiss**  in  einem  rhetorischen  Sinne  gesagt.  S.  gegen  ihn  und  Schrader 
auch  die  beachtenswerihe  Auseinandersetzung  von  Feine  De  Aristarcho 
Pindari  interprete,  Diss.  len.  IL  S.  321—824,  welcher  (S.  324)  mit  Recht 
sagt:  „ad  Boeckhii  Osanni  M.  Schmidtii  (Did.  p.  266)  sentenHam  receden- 
dum  erit,  qui  in  Pindaro  ab  Älexandrinia  %  Signum  adhibitum  esse  een* 
suerunt**. 

28)  Mit  denen  sie  daher  auch  Nauck  S.  17  f.  verkehrterweise  vermengt 
hat.  S.  über  sie  Hephaest.  p.  136  ff.  Es  sind  namentlich:  Faragraphos  — , 
KoTonis  3  oder  3,  die  nach  innen  und  die  nach  aussen  geOffiaete  Doppel- 
linie (tj  l'ffo)  und  ij  f|(o  vBvsvitvtcc  dmXfj)  >  und  <<,  Asteriskos  ^.  Vom 
Asteriskos  heisst  es  p.  138:  xal  [tdXieza  Btto^Bv  .  .  .  tC^Bcd'ai,  iccv  SxbqS- 
HBtgop  ^  x6  ieiM  xh  l|^ff*  o  xal  it&XXov  inl  xmv  noirjiidxmv  x&v  yLOvotst^otpi" 
umv  yCvBtai  £anq)Ovg  xb  xal  'Ava%0iovxog  nal  'AXna^ov  inl  dl  xmv  'AX%alov 
laCoag^  xarcc  pihv  xrjv  'jQiaxotpdvBiov  iiidociv  h  dcxBQ^anog  inl  BXBQOiiBtg^ag 
ix{^Bxo  fivvrjg,  Hcixa  dl  x^v  vvv  xriv  'Aqicxuqxbiov  xal  inl  noifiyMxmv  nBxa- 
ßoXrig  (d.  h.  bei  Gleichheit  der  Verse  oder  Eola^  aber  anderer  Abfolge  der- 
selben im  nächsten  Gedicht?).  Eine  Conjectur  des  A.  zu  Alkaeos  und  deren 
Begründung,  so  dass  er  also  diesen  Dichter  auch  erklärte,  findet  sich  bei 
Ath.  m.  86  f ,  8.  C.  12.  A.  110. 

29)  Bergk  Anacr.  reliqu.  S.  26  hat  es  aus  Hephaestions  Bemerkung 
p.  128  über  das  erste  Gedicht  des  Anakreon  geschlossen:  %uxd  (ilv  yaQ  rriv 
vvv  indoaiv  inxd%mX6s  iiSttv  ri  exQO<pri  xal  t^  ioftd  icti  (t4)voexQO^t%6v 
dvvaxai  dl  %al  ixi(f<tg  diatQBtö^ctt  stg  xb  xQidda  %al  nBvxäda  rj  exQOtpri  x.  r.  X. 
Freilich  ist  dieser  Schluss  wenigstens  zunächst  unsicher.  Wenn  es  eine 
Edition  des  Anakreon  von  Aristarchos  gab  (s.  A.  125),  so  wird  auch  hier  diese 
die  durch  tj  vvv  bezeichnete  sein,  und  dann  kann  die  andere  (ältere)  Ein- 
theilung  aus  einer  Ausgabe  von  A. ,  sie  könnte  aber  auch  schon  aus  der  des 
Zenodotos,  wenn  anders  eine  solche  anzunehmen  ist  und  diese  noch  dazu 
schon  eine  kolometrische  gewesen  wäre  (s.  C.  12.  A.24^),  stammen.  Hat  aber 
Aristarchos  diesen  Dichter  nicht  herausgegeben,  dann  ist  es  wahrscheinlich, 
dass  A.  es  that  und  dessen  Ausgabe  unter  ij  vvv  zu  verstehen  ist,  man 
müsste  denn,  wie  Bergk  später  (F.  L.  IIP.  S.  253)  that,  unter  diesem 
Ausdruck  vielmehr  die  „editiones  vulgares*'  begreifen,  und  dann  könnte  die 
andere  metrische  Abtheilung  nur  von  Zenodotos  herrühren.   Indessen  spricht 


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Arietophanes  von  Bysantion.  437 

Schwierigkeit  als  bei  dieser  Art  von  Dichtern  machte  nun  aber  bei 
den  chorischen  Lyrikern  nnd  in  den  lyrischen  Partien  der  Drama- 
tiker die  Herstellung  von  Textbüchern  für  die  Leetüre  aus  den  mit 
Instrumental-  und  Singnoten  verbundenen  Partituren  und  so  weit 
solche  schon,  aber  wie  Prosa  geschrieben,  vereinzelt  vorhanden 
waren,  die  von  Gesammtausgaben,  in  welchen  die  Gliederung 
der  Strophen  in  ihre  Perioden,  Verse  und  Reihen  (Kola)  oder 
wenigstens  in  die  beiden  letzteren,  falls  aber  auch  in  die  Perioden, 
so  jedenfalls  mit  Beihülfe  eines  derartigen  Zeichens,  kennt- 
lich gemacht  werden  sollte*^).     Dieser   für  einen   Grammatiker 


die  ganze  Art  der  Thätigkeit  des  A.  dafCtr,  dass  erst  er  und  nicht  schon 
Zenodotos  der  Urheber  des  %a)X^Hv  war,  and  so  wird  in  der  That 
doch  wohl  die  zweite  Abtheilong  die  seine  gewesen  sein  nnd  die  erste 
entweder  die  des  Arittarchos  oder  der  „editumea  vulgares*'.  Die  Polemik 
des  A.  jedoch  gegen  eine  Coigectur  des  Zenodotos  (Aelian.  N.  A.  VII,  89, 
8.  C.  12.  A.  24)  beweist  Nichts,  denn  in  einer  Ansgabe  könnte  sie  ja  nur 
durch  ein  kritisches  Zeichen  angedeutet  sein,  dazu  aber  passt  nioht  der 
Ausdruck  bei  Aelian.  dvxiXiyei  %atä  n^atos  .  .  .  %al  i^i  y'  atifti  tij 
dretXoyia.  Diese  Polemik  ist  also  entweder  von  einem  Schüler  des  A. 
überliefert  oder  sie  stand  in  einem  anderen  Werk,  etwa  den  As^tiS-  Vgl. 
Nauok  S.  61.  Aber  wie  in  des  A.  Ausgabe  des  Pindaros  dessen  Gedichte 
in  zwei  Hauptclassen,  auf  Götter  und  auf  Menschen,  getheilt  waren,  so 
gingen  auch  in  der  des  Alkaeos  die  Gedichte  auf  Götter  yoran  (Heph. 
p.  124.  xriv  n^axrjy  md^v  h  xm  ngtottp  u.  dazu  Schol.  p.  219  Westph.  ^cxi 
xrjg  (i\v  nQ<Dxrig  dgxi^  »»oo^ffi  "JnoXXov  %,  x,  i.**  ■-  Fr.  1),  und  ein  Gleiches 
gilt  bei  Anakreon  (Heph.  p.  128  yor  den  oben  angel  Worten:  xo  nQcitov 
'Avangiovxog  icfia  =»  Fr.  1.  j^yovifovfiaC  c\  iXatprifioXe).  Schwieriger  ge- 
staltet sich  die  Sache  hinsichtlich  der  Sappho,  deren  Gedichte  yielmehr 
nach  den  Versmassen  geordnet  waren,  aber  doch  nicht  durchweg,  sondern 
zum  Theil  auch  nach  den  Gattungen,  da  die  Epithalamien  ein  Buch  für 
sich  bildeten  (Sery.  z.  Verg.  Geo,  I,  81  —  Fr.  106),  und  zwar  widersprechen 
die  Büchercitate  yielfaoh  einander  (s.  Bergk  P.  L.  Gr.  1II\  S.  82  £P.),  daher 
denn  Bergk  wohl  mit  Recht  yermnthet,  dass  auch  hier  zwei  Ausgaben 
existirten,  eine  des  A.  und  eine  des  Aristarchos;  ob  aber  gerade  in  jener 
die  Ordnung  nach  den  Gattungen,  in  dieser  die  melarische  yorwog,  wie  er 
meint,  ist  mindestens  sehr  zweifelhaft:  bei  Sappho  liess  sich  wohl  yon 
yom  herein  nicht  wohl  ohne  Bevorzugung  der  letzteren  yerfafaren. 

80)  Denn  im  Uebiigen  genügte  das  Ein-  und  Ausrücken  {ttcd'eaig  und 
in^ecig)  der  Zeilen,  um  die  Anfänge  neuer  Verse  zu  bezeichnen.  Hier 
bildete  nämlich  ohne  Zweifel  nicht  erst  jeder  Vers,  sondern  bereits  jedes 
Kolon  eine  Zeüe  für  sich,  oder  wo  etwa  zwei  kurze  Kola  in  dieselbe  Reihe 
kamen,  wurden  sie  durch  Zwischenraum  auseinandergehalten;  sollte  aber, 
was  ich  für  die  antistrophischen  Gedichte  dahingestellt  lasse,  auch  der  Be- 
ginn einer  neuen  Periode  angemerkt  werden,  so  konnte  dies  wenigstens  in 
den  antistrophischen  nicht  anders  als  darch  ein  solches  Zeichen  geschehen. 


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438  Sechzehntes  Capitel. 

erwachsenden  Aufgabe  des  xoXi^SLv^^)  unterzog  sich  nun  wiederum 
wohl  ohne  Zweifel  zuerst  im  Alterthume  Aristophanes^^^),  und  zwar 
natürlich  wiederum  in  seinen  betreffenden  Editionen,  wie  solche 
noch  heute  zunächst  von  Euripides'*),  Aristophanes**)  und 
Pindaros  nachweislich  sind'*).  Ob  er  freilich  die  hiezu  erforder- 
liche musikalische  Bildung  besass,  können  wir  nicht  wissen'*^).  In 
seiner  Ausgabe  des  Pindaros  machte  er  eine  neue  Anordnung 
von  dessen  Gedichten^),  aufweiche  wahrscheinlich  unsere  jetzige 

Hier  l&sst  uns  nun  freilich  die  Beschreibung  des  Hephaestion  im  Stach, 
aber  derselbe  sagt  immerhin  auch  deutlich  genug,  dass  es  ausser  den  von 
ihm  beschriebnen  kolometrischen  Zeichen  auch  noch  mindestens  ein  anderes 
gab:  p.  187.  xal  st  u  &XXo  toiovzov.  Unter  dem  Ausdruck  „Verse**  be- 
greife ich  übrigens  hier  jene  Langyerse  mit,  die  G.  Hermann  Systeme 
nannte,  und  die  man  jetzt  nach  Westphal  nicht  minder  unantik  Hyper- 
metra  nennt. 

81)  Wie  es  in  der  üeberschrifb  von  Aristoph.  Wolken  und  Frieden  im 
Cod.  Yen.  genannt  wird:  %s%(6Xiatat  in  tav  oder  nQog  ta  *HXiodm^ov, 

81»»)  S.  C.  86.  A.  16.    Vgl.  oben  A.  29. 

82)  Denn  in  den  Scholien  werden  Lesarten  yon  ihm  angefahrt  (Or.  714. 
1287.   Hipp.  172),  s.  Nauck  S.  62 f. 

38)  Denn  hier  erwähnen  die  Scholien  neben  Lesarten  und  Conjecturen 
von  ihm  (Av.  1342.  Thesm.  162)  auch  kritische  Zeichen:  Ran.  162  f.  (s.  A.  17), 
Tgl.  Nub.  958.  tavta  .  .  .  'AiftatotpdvTjg  Anidi%Bxo  d>s  ev  nenoiTjfiiva, 
Thesm.  917.  Nauck  S.  18.  68—66.  Von  den  wenigen  exegetischen  Be- 
merkungen zu  Enripides  (Schol.  Or.  488)  n.  Aristophanes  (Schol.  Ran.  1204) 
gilt  Dasselbe  wie  yon  denen  zu  Homeros,  s.  A.  26.  Ueber  A.  als  Erklärer 
überhaupt  s.  in  Bezug  auf  die  Tragiker  Wilamowitz  E.  H.  L  S.  150  £P. 

84)  Ob  man  nach  den  Worten  des  Dionys.  t,  Hai.  C.  V.  26.  i%  dl  tfjg 
f^BXinfig  ta  SificavlSsuc  tavtw  y^qanxai.  6\  %uxcc  diaaxoXdg,  o^x  ^^  'Aqioxo- 
ipdvfjg  fj  aXXog  xig  %axecxsvace  ndXmv^  dXX*  mv  h  neSog  Xoyog  dnuixBi  auch 
eine  Ausgabe  des  Simonides  anzunehmen  hat,  ist  nicht  sieber,  aber  doch 
auch  nicht  unwahrscheinlich.  Vgl.  22.  %&Xa  Si  ^8  di^ai  i^vl  Xiyeiv  o4>% 
ofg  'Affiaxoipdinfjg  fj  xdiv  aXXmp  xig  ykSXQiTidiv  di8%6c(ifi6B  xdg  mddg,  dXX'  olg 
17  ipvctg  a£iot  diaiQBiv  top  Xoyov.    Nauck  S.  17  f. 

84^)  VgL  C.  81.  A.  9.  10    84.  84^.  48. 

85)  S.  über  dieselbe  Hill  er  Die  antiken  Verzeichnisse  der  pindarisohen 
Dichtungen,  Hermes  XXI.  1886.  S.  857—871.  v.  Wilamowitz  S.  189  f. 
Freilich  hat  Hill  er  gezeigt,  dass  wir  nicht  mehr,  wie  früher  geglaubt 
ward,  beide  Anordnungen  noch  besitzen,  die  eine  in  der  Breslauer  Bio- 
graphie des  Pindaros,  die  andere  bei  Said.  WvSaqog^  sondern  dass  das 
letztere  Verzeichniss  kein  anderes  als  das  erstere  ist,  nur  in  einer  ver- 
stümmelten nnd  sehr  fehlerhaft  ergänzten  Gestalt.  Da  nun  aber  doch  auch 
schon  Eallimachos  in  den  nCvtaisg  eine  sachliche  Ordnung  gehabt  zu  haben 
scheint  (s.  C.  12.  A.  57),  so  bliebe  an  sich  die  Möglichkeit,  dass  A.  ein- 
fach diese  sich  angeeignet  und  es  also  überhaupt  gar  nicht  zwei  verschiedne 


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Anstophanes  yon  ByzantioD.  439 

Eintheilung  und  Folge  der  Epinikien,  die  nicht  ohne  manche 
Mängel  ist^  zurückgeht ^^).  Mag  nun  aber  diese  seine  Ausgabe 
die  erste  gewesen  oder  schon  eine  von  Zenodotos  vorangegangen 
sein,  jedenfalls  war  die  Art,  wie  er  die  Sache  angriflf,  eine  voll- 
standig  neue,  und  der  von  ihm  mit  ausserordentlichen  Schwierig- 
keiten hergestellte  Text  derjenige,  von  dem  sich  auch  noch  der 
unsere  herleitet '^^).  Bei  seinen  grammatisQhen  Untersuchungen" 
ging  auch  er  noch  vorwiegend  vom  Lexikalischen  aus.  Er  schrieb 
ein  grosses  Werk  Ai^Eig^  über  welches  wir  von  allen  seinen 
philologischen    Büchern    am    Meisten    wissen  ^^.     Es   zerfiel   in 

Anordnungen  gegeben  habe.  Doch  ist  von  vom  herein  bei  der  grossen 
Selbständigkeit  des  A.  dies  weit  weniger  wahrscheinlich,  und  das  aus- 
drückliche Gegenzeugniss,  welches  wir  besitzen  (s.  A.  86),  lässt  diese  An- 
nahme nicht  aufkommen.    Vgl.  auch  A.  29. 

86)  Thom.  Mag.  V.  Find.  p.  101,  56  f.  Westerm.  6  d'  imvUiog,  ov  17 
«w5  ,,&QiCtov  (ilv  v^flo^"  nifotitantai^  vn*  'AQiototpävovg  zov  avvxa^avTog 
T«  IIivdccQtHä.  Ausserdem  s.  Schol.  Ol.  II,  48.  ro  %aXov  xovzo  (näml.  q>i- 
Xiovti  dl  Mavcai)  dd^etsi  *AQiöTO(pdvrjs,  ntQtttsvsiv  yocQ  avto  q>7iai  n(fog 
^tägy  dvzufx(f6tpovg.    Nauck  S.  61  f. 

36^)  S.  V.  Wilamowitz  S.  138  ff.  u.  bes.  S.  142—144. 

37)  Völlig  verfehlt  ist  die  Abh.  yon  M.  Dittrich  A.  y.  B.  Bücher  über 
die  Verwandtschaftsnamen  und  die  Benennung  der  Lebensalter,  Philologus 
I.  1846.  8.  229 — 269.  Hier  kommt  zunächst  in  Betracht,  dass  DidymoB 
dies  Werk  benutzte,  aus  dem  dann  wieder  die  Bruchstücke  in  den  homeri- 
schen Scholien  und  bei  Helladios  im  Auszuge  bei  Photios  stammen,  und 
dass  nicht  minder,  wie  schon  F.  Ranke  De  lexici  Hesychiani  origine 
(Quedlinburg  1881).  S.  99  ff.  zeigte,  auch  Pamphüos  diese  Schätze  aus- 
beutete, von  dem  sie  dann  wieder  in  den  Diogenianos  und  von  da  in  den 
Hesychios  übergingen.  Geradezu  citirt  freilich  werden  diese  Glossen  fast 
nur  bei  Ath.  und  Erotian.  Ueberdies  aber  machte  zuerst  Boissonade 
(Par.  1819)  aus  einem  Cod.  Paris.  1680  ein  freilich  dürftiges  und  mit  byzan- 
tinischen Zusätzen  verwässertes  Ezcerpt  i%  xmv  'AQiatotpdvovg  tov  xsqI 
Xi^Bav  diaXaßovtog  bekannt.  Dieses  ward  dann  yon  Nauck  Aristophanis 
grammatici  fragmentum  Parisinum,  Halle  1846.  8.  (s.  jetzt  a.  a.  0.  S.  79 — 
86)  bearbeitet,  worauf  die  grundlegende  Abh.  desselben  Nauck  üeb.  d. 
glossograph.  Studien  des  A.  y.  B.,  Rhein.  Mus.  N.  F.  VI.  1848.  S.  322— 
361.  480  folgte.  Vgl.  auch  Merkel  Proleg.  in  Ap.  Rh.  S.  CLf.  und  s. 
Nauck  a.  a.  0.  S.  69—190.  Dann  aber  fand  Miller  auf  einer  Reise  nach 
den  Athosklüstem  in  einer  Müncbswohnung  bei  Karyes  einen  Miscellan- 
codex  aus  dem  13.  Jahrb.,  welcher  in  Folge  dessen  nach  Paris  überging, 
und  welcher  unter  Anderem  Auszüge  aus  Suetonius  nsifl  ßXaatprj(iuiv  und 
ein  Bruchstück  von  dessen  Schrift  ^bqI  z6v  tcciq'  '*EXXriai  naiditäv  enthält, 
dazwischen  aber  Excerpte  aus  A.  sr^^l  zmv  vnonzBvoykivmv  lurj  bIq^ö^ui, 
zoig  liecXaiotg,  dann  ovoftaza  riXi%iav  allerdings  ohne  Namen  des  Verfassers, 
ebenso   Verwandtennamen   und    Bezeichnungen   bürgerlicher  Verhältnisse. 


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440  Sechzehntes  Capitel. 

verschiedeDe  Abschnitte^  theils  nach  der  Bedeutong,  ^egl  räv 
iytoxtavo^v(ov  (irj  elg^öd'aL  totg  naXaiotg  (über  Worter,  die  im 
Verdacht  steheu  bei  den  Alten  nicht  gebraucht  zu  sein),  tcsqI 
ovo^aötag  fiXvxLciv,  Jtegl  övyyevtxäv  ovofidtov  (über  Verwandten- 
nameD),  vielleicht  X€qI  icoXiximäv  6vo[idr(ov  (über  Bezeichnungen 
bürgerlicher  Verhältnisse)  und  wahrscheinlich  nsgl  XQOötpmirqösav 
(über  vertrauliche  Anreden  und  Schmeichelworte),  theils  nach 
der  Oertlichkeit,  ^AzxituxI  Ai|et^,  Aaxcavixal  ykci(S6ai.^).  Das 
Werk  war  abgesehen  von  dem  grossen  Portschritt,  den  es  sonach 
in  der  Erkenntniss  der  Dialekte  bezeichnete,  epochemachend 
namentlich  dadurch,  dass  Aristophanes  überall  auf  die  Grund- 
bedeutung zurückging,  so  dass  unter  seinen  Händen  die  Glosso- 
graphie  zur  Lexikographie  ward'^).     Von  einem  ähnlichen  Ge- 


Diesen  Fond  veröffentlichte  Miller  in  M^langes  de  litt^ratare  grecque, 
Par.  1868.  Die  Wichtigkeit  desselben  besprach  znnächst  Nauck  Mälanges 
grdeo-romaines  III.  S.  166 ff.  Dann  aber  führte  Fresenius  De  XS^satv 
Aristophanearum  et  Saetoniarum  excerptis  Bjzantinis,  Wiesbaden  1876.  8. 
eingehend  die  erforderliche  Untersnchong  mit  Hülfe  seiner  ferneren  eignen 
Entdeckung  der  sehr  wesentlichen  üebereinstimmungen  eines  Florentiner 
Miscellancodex  (Laur.  LXXX,  13).  Es  steht  nun  endlich  hiernach  auch 
noch  dies  völlig  fest,  dass  auch  Eustathios  in  seinen  Homercommentaren 
solche  Auszüge  benutzt  und  Bruchstficke  aus  ihnen  aufgenommen  hat,  und 
dessen  Zengniss  ergänzt  somit  den  theilweisen  Mangel  des  Verfasser- 
namens  in  jenem  Codex  Millers.  Auch  ergab  sich  nun,  dass  das  fragm. 
Paris,  nicht,  wie  Nauck  nach  dem  Titel  desselben  glauben  musste,  bloss 
Excerpte  aus  diesem  Werke  des  A.  enthält,  sondern  der  Abschnitt  nsgl 
ßXaötprifiimv  auch  dort  aus  Suet.  stammt,  Suet.  also  dabei  auch  nicht  etwa 
(wie  Reif f erscheid  meinte)  den  A.  benutzt  hat.  In  Wahrheit  hat  denn 
eine  genauere  Nachforschung  gezeigt,  dass  in  jenem  jetzigen  Pariser  Codex 
der  Name  des  Suet  nur  an  seiner  Stelle  grOsstentheils  ausgefallen  ist. 
Alle  diese  vier  Excerptensammlungen  stammen  aus  derselben  älteren  Quelle, 
einer  frflheren  und  umfänglicheren  byzantinischen  Zusammenstellung  dieser 
Art,  welche  eben  auch  schon  Suet.  und  A.  umfasste.  Nach  Fresenius 
hat  die  Untersuchung  dann  noch  mehr  bis  ins  Einzelne  Leop.  Cohn  De 
Aristophane  Byzantio  et  Suetonio  Tranquillo  Eustathi  auotoribus,  Leipz. 
1881.  8.  (Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  N.  F.  XII.  S.  288—374)  fortgesetzt,  ohne 
freihch  gerade  yiel  Neues  zu  bieten. 

88)  Aus  den  drei  letztgenannten  Capiteln  ist  in  alle  vier  Formen  der 
byzantinischen  Auszüge  Nichts  übergegangen,  wenigstens  allem  Anscheine 
nach  auch  in  Eustathios  nicht.  Die  Yermuthung  von  Rohde  De  PoUucis 
fontibus  (Leipz.  1870).  S.  16.  A.  1,  Urtmal  Xi^sig  sei  yielmehr  Titel  dieses 
Gesammtwerks  gewesen,  ist  von  Fresenius  und  Cohn  widerlegt. 

89)  üsener  a.  a.  0.  S.  183.  „Noch  mehr,  das  heute  noch  ganz  in  den 
Anfängen  seiner  Lösung  steckende  schwierige  Problem  einer  Analyse  der 


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Aristophanes  von  Byzantion.  441 

Sichtspunkt  war  auch  seine  Schrift  nsgl  ävaXoyiag*^)  geleitet, 
indem  er  in  derselben  die  Regeln  der  griechischen  Declination 
zu  entwickeln  suchte*®^),  und  wenn  dies  auch  auf  dem  von  ihm 
eingeschlagenen  Wege  unmöglich  war^^),  so  ist  doch  hierin  auch 
Anstarchos  nicht  wesentlich  Ober  ihn  hinausgekommen,  und  dieser 
erste  Versuch  hatte  immerhin  das  grosse  Verdienst,  dass  er  den 
AnstosB  zu  dem  richtigen  Verfahren  gab  zunächst  das  Gewöhn- 
liche und  Regelmässige  in  der  Sprache  überhaupt  zu  beobachten 
und  dann  erst  das  Auffallende  und  Anomale,  und  so  leitete  dies 
Werk  zuerst  die  Ausbildung  einer  wirklich  wissenschaftlichen 
Grammatik  ein^).  Aristophanes  und  sein  älterer  Zeitgenosse 
Apollonios  haben  dem  Aristarchos  aber  auch  in  der  Beobachtung 
des  homerischen  Sprach-  und  besonders  Wortgebrauch's  immer- 
hin weit  bedeutender  vorgearbeitet,  als  man  früher  geglaubt 
hat").  Femer  verfasste  Aristophanes  eine  Sprüchwörter- 
sammlung  in  6  Büchern ^^),  eine  Abhandlung  über  eine  Stelle 
bei  Archilochos**)  JtSQl  tijg  äxwfiivrjg  öxvrdXrig^^,  eine 
Schrift  Jtegl  ngoödTCov,  d.  h.  wahrscheinlich  über  gewisse 
mehr  oder  weniger  stehend  gewordene  Rollen  in  der  Komoedie*^, 

damaligen  tioivti  hat  nach  Seiten  des  Wortschatzes  durch  dies  Werk  des  A 
die  bedeutendste  Vorarbeit  erhalten.  Dies  zengt  von  einer  Tiefe  des  wissen- 
schaftlichen Blicks,  von  welcher  bei  Aristarchos  keine  Spnr  ist'*.  (Maass). 

40)  Varro  L.  L.  X,  68.  iertium  (cmalogiae)  genus  est  iUud  duplex  quoä 
dixi,  in  quo  et  res  et  voces  simüiter  proportione  dicuntur,  ut  bonus  maluSy 
boni  malt:  de  quorum  anälogia  et  Aristophanes  et  alii  scripserwnt.  Vgl.  IX. 
§.  12.  Aristophanes  ...  gut  potius  in  quibusdam  veritatem  (^»  analogiam) 
quam  consuetuäinem  seeutus.  S.  Naack  S.  264 — 271.  Ribbach  De  Ari- 
starchi  Samothracis  arte  grammatioa,  Naomborg  1883.  4.  S.  1 — 8. 

40»>)  Das  Genauere  s.  C.  26.  A.  37—44. 

41)  S.  C.  26.  A.  46—49.        42)  Usener  a.  a.  0.  S.  132  f. 

43)  S.  Merkel  Prolegg.  in  Apoll.  Rhod.  L.  11,  besonders  8.  CXLlIff. 

44)  Oder  vielmehr  zwei  solche  Sammlangen,  Merpixal  and  äfietgoi 
nuQoifiüeii  Schol.  Aristoph.  Av.  1292.  'AQiaro^dvris  iv  taCg  dfiiTQOtg  naQoi- 
ftücigy  jene  in  2,  diese  in  4  Bflchern:  Marcell.  Ancyr.  b.  Enseb.  adv.  Marc, 
p.  16  G  mm  Paroemiogr.  Gr.  I.  S.  XXIII.  rig  tmv  .  .  .  aotpav  ovvayaymv  tag 
V7c6  notXAv  lutl  Siaq)6(fa)g  Xsx^s^cag  nccgotf^iag,  tlg  avrdg  yiyQ«<ps9  ig  |3tßl/tf, 
dvo  (ilv  x&v  fiBXQi'Kdiv ,  x&v  9\  dfiizQmv  tiaaaga,  S.  Nauck  S.  23^—242. 
V.  Leatsch  Aristophanes  von  Bjzantion,  Philologas  ID..  1848.  S.  666—572. 

46)  Fr.  89,  2. 

46)  Ath.  III.  86  e.  Denselben  Gegenstand  berührte  schon  Apollonios 
von  Rhodos  b.  Ath.  X.  451  d,  s.  G.  14.  A.  88.    Naack  S.  278-276. 

47)  Ath.  XIV.  659  a  (vgl.  Pest.  Moeson).  Vielleicht  eine  mittelbare 
Quelle  von  Poll.  IV,  133—154.    Nauck  S.  275—277. 


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442  Sechzehntes  Capitel. 

eine  andere ;  zu  welcher  ihn  offenbar  gleichfalls  seine  Eomiker- 
studien  anregten ^  und  welche  wiederum  bewies,  wie  sehr  er 
auch  die  Sacberklärung  der  mittleren  und  neueren  Eomoedie  am 
richtigen  Ende  anfasste*'^),  Jtegl  xAv  'A^'qvr^eiv  itaigidcav, 
Untersuchungen  über  die  Lebensgeschichte  athenischer  Freuden- 
mädchen^^), und  eine  dritte  über  die  Entlehnungen  bei  Menan- 
dros,  naQaXXr^koi  MevävÖQOV  ts  xal  d{p'  mv  ixXsifsv 
ixXoyai^^),  In  seiner  Thiergeschichte  (negl  S99W),  von 
welcher  uns  sehr  erhebliche  Auszüge  erhalten  sind,  benutzte  er 
namentlich  die  des  Aristoteles  und  dessen  Schrift  von  der  Zeugung 
und  auch  wohl  die  von  den  Theilen  der  Thiere,  behandelte  jedoch 
nicht  ohne  einen  starken  Anhauch  ^vom  Sinne  und  Geiste  der 
Wunderbücher  *^**)  diese  seine  Vorlage  ziemlich  frei  und  machte 
Zusätze  aus  anderen,. jetzt  verlornen  wirklichen  und  angeblichen 
Schriften  des  Aristoteles  und  Theophrastos  und  aus  sonstigen 
Quellen ^^).     Sein  pinakographisches  Werk  scgog  roifg  Ka^ki,- 

47^)  „Denn  die  Hetaere  ist  ja  zumal  in  der  letzteren  eine  fast  stehende 
Fignr.  £s  ist  dies  also  die  richtige  Grundlage  zu  den  Untersuchungen  über 
die  Kanq)SovnBvoi"  (Maass). 

48)  Ath.  Xm.  567  a,  vgl.  683  d.  Nauck  S.  277-279.  Vgl.  A.  79. 
C.  27.  A.  64.    C.  86.  A.  180. 

49)  Porphyr,  b.  Euseb.  P.  E.  X,  3,  12.  466  d.  Nauck  8.  280.  Trotz 
des  Themas  dieser  Schrift  war  A.  ein  grosser  Verehrer  des  Menandros, 
den  er  vielleicht  in  ihr  selbst  mit  den  Worten  co  MivavÖQS  xal  (J/ie,  %6Tf- 
Qog  aQ*  vfimv  noxcQOv  ifttfirjoato;  (Syrian.  in  Hermog.  Rhet.  Gr.  IV.  p.  101 
Walz)  apostrophirte  und  in  den  nächsten  Rang  nach  Homeros  stellte  (Anon. 
b.  Brunck  Anal.  III.  S.  269.  Anthol.  Pal.  Append.  286  Joe.).  —  Eine  yer- 
meintliche  vierte  Schrift  ne^l  alyCdog  (Eustath.  z.  II.  E,  788.  p.  608,  28flF.), 
schon  von  Nauck  S.  271—278  angezweifelt,  ist  zu  tilgen,  s.  Cohn  a.a.O. 
S.  287.  A.  1. 

49^)  „Aber  auch  wohl  nicht  ohne  Berücksichtung  des  zoologischen 
Musenms  in  Alexandreia,  so  dass  er  eine  Erweiterung  der  Angaben  des 
Aristoteles  nach  den  Sammlungen  und  sonstigen  Arbeiten  der  Folgezeit  im 
Auge  hatte '^   (Maass). 

60)  Photios  Cod.  161.  p.  104^  88  ff.  berichtet  Yom  11.  B.  der  'EnXoyal 
didtpoQOL  des  Sopatros:  iox^  ^4*^  cvvaymyiiv  .  .  .  xal  Sri  ^^^  ^*  '^^^  '^purro- 
q>dvovg  tov  yf^afAftatinov  nsffi  icooov  ßißUov  nQdoxov  %al  dsvriQov,  Artemid. 
II,  14.  'AQKftotiXfig  iv  xoig  ncffl  i<imv  xal  'AQUsxotpdvrig  h  toig  Big  'Aqiaxo- 
xiXriv  vnoiivi^iiact,  lo.  Lyd.  de  magistr.  III,  68.  'jQicxoxiXrig  (H.  A.  I[,  13. 
16.  606^  16.  606^  16)  .  .  .  xal  'jQiCxotpdvrjg  6  Bvidvxiog  iv  x^  iiuxo(iy  xav 
h  1%9'vai.  (pvemmv,  Hippiat.  Praef.  p.  4.  *AQiöxo(pocvrjg  oiv  6  Bvtdvxiog  xä 
nsQl  (pvoimg  i<xKov  inixeiiv6(i,evog  i%  x&v  'AqiüxoxiXovg,  Nauck  S.  280 — 282. 
Rose  Aristot.  pseudepig.  S.  816.  Uns  ist  noch  das  1.  und  2.  B.  von  den  4 
für  Eonstantinos  Porphyrogennetos  namentlich   aus  diesem  Werke,  aber 


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Aristophanes  Ton  Byzantion.  443 

(idxov  icivaxccg  ward  schon  früher  erwähnt");  wir  wissen  aber 
nichts  Genaueres  über  dasselbe^*).  Zu  nicht  geringem  Theile 
erhalten^  wenn  auch  meistens  nur  im  Auszüge^  sind  uns  noch 
seine  Einleitungen  (^Tjcod'iiSeLg)  zu  Aristophanes  und 
den  drei  grossen  Tragikerli^'),  was  uns  beweist,  dass  er 
auch  den  Aeschylos  und  Sophokles  herausgegeben  hatte.  Sie 
haben  eine  stehende,  stetig  wiederkehrende  Porm^),  zu  welcher 


anch  aus  späteren  Schriftstellern  gezogenen  thiergeschichtlichen  Excerpten 
erhalten,  das  1.  in  einem  Pariser  Codex  (Suppl.  496),  zuerst  yeröffentlicht 
von  Rose  Anecdota  Graeca  et  Graeco-Latina  ü.  (Berl.  1870.  8.)  S.  8 — 40, 
das  2.  in  einer  von  Lambros  in  einem  Athoskloster  gefundenen  Miscellan- 
handschrift  aus  dem  Ende  des  13.  Jahrh.  oder  Anf.  des  14.,  mit  dem  1. 
herausgegeben  von  demselben  Lambros  jSupplementnm  Aristotelicum  I. 
Constantini  de  natura  animalium  libri  II.  Aristophanis  historiae  animalium 
epitome,  Berl.  1886.  Lex.  8.  (vgl.  Susemihl  Jabresber.  XLII  [1886]  S.  246 f. 
u.  Berl.  philol.  Wochenschr.  V.  1886.  Sp.  1862  f.).  Das  1.  B.  als  allgemeiner 
und  einleitender  Theil  gründet  sich  fast  ganz  auf  A. ,  im  2.  (lebendig  ge- 
bärende Thiere)  war  er  immer  noch  die  Hauptquelle.  Das  3.  umfasste  die 
Eier  legenden  Thiere  im  Allgemeinen  und  die  Eier  legenden  Fische  im 
Besonderen,  das  4.  die  VOgel.  Die  Behauptung  yon  Rose  a.  a.  0.  S.  6—12. 
Aristot.  fragm.,  Leipz.  1886.  S.  216  fP.,  dass  dies  Werk  des  A.  einerlei  sei 
mit  den  pseudo- aristotelischen  Zan%ci  (s.  G.  2.  A.  866),  ist  m.  E.  nicht  bloss 
unerweislich,  sondern  sogar  höchst  unwahrscheinlich,  yielmehr  dürften 
auch  diese  letzteren  mit  zu  den  bereits  von  A.  benpbzten  Bfichem  gehGren, 
8.  Susemihl  Wochenschr.  f.  klass.  Ph.  IV.  1887.  Sp.  1366  f.,  vgl.  C.  17. 
A.  64.    Jedenfalls  bedarf  diese  Sache  sehr  einer  eingehenden  Untersuchung. 

61)  G.  12.  A.  76.  Räthselhaft  ist  die  Bedeutung  yon  ngds  mit  dem 
Accusatiy  in  diesem  Titel.  Dass  es  nicht  „gegen"  heisst,  zeigt  Nauck 
S.  246. 

62)  Denn  die  yerünglückte  Annahme  yon  Welcker  Griech.  Trag. 
L  S.  79  und  Nauck  S.  247  fr.,  dass  seine  Einleitungen  zu  den  Dramatikern 
nicht  etwa,  wie  es  doch  das  einzig  Natfirliche  ist,  yor  seinen  Ausgaben 
ihrer  Stücke,  sondern  in  dieser  Schrift  gestanden  hätten,  bedarf  wohl  jetzt 
keiner  Berücksichtigung  mehr.     Aber  auch  seine  Bemerkungen  über  die 

*Unächtheit  angeblich  hesiodischer  Werke  und  die  Anordnung  der  pindari- 
Bchen  und  eines  Theils  der  platonischen  (s.  A.  61  f.)  sind  nicht,  wie  einst 
Nauck  that,  hier  unterzubringen.  Die  Aeusserung  über  den  plebejischen 
Stil  des  Epikuros  (s.  G.  2.  A.  394^)  kann  allerdings  hier,  kann  aber  auch 
in  einer  anderen  Schrift  sich  befunden  haben,  s.  A.  66. 

63)  S.  Schneidewin  De  hypothesibus  tragoediarum  Graecamm  Aristo- 
phani  Byzantio  yindicandis,  Gtöttingen  1863.  4.  (Abhh.  der  Gott.  Ges.  d. 
W.  VI)  und  bes.  Trendelenburg  Grammaticorum  Graecorum  de  arte 
tragica  iudiciorum  reliquiae,  Bonn  1867.  8.  Vgl.  Wilamowitz  a.  a.  0. 
S.  146  ff. 

64)  An  welcher  man  bei  den  Tragoedien  im  Ganzen  genommen,  auch 


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444  Sechzehntes  Capitel. 

auch  kurze^  aber  verständige  Eunsturtlieile  gehörten^  bei  denen 
er  die  Poetik  des  Aristoteles  zu  Rathe  zog^).  Und  hier  stehen 
wir  nun,  trotzdem  dass  uns  nicht  überliefert  ist^  ob  er  für  die 
Tragiker  uud  die  Feststellung  ihres  Textes  dieselbe  Bedeutung 
wie  für  Pindaros  und  ohne  Zweifel  auch  Aristophanes  gehabt 
hat,  auf  so  sicherem  Boden,  'dass  wir  diese  Frage  getrost  be- 
jahend beantworten  dürfen  ^^**).  Wo  er  sich  über  den  verschie- 
denen Werth  von  älteren  Dichtern  überhaupt  innerhalb  einer 
jeden  Dichtart,  vielleicht  auch  von  Prosaikern  aussprach  und  so 
einen  Classiker-  oder  wenigstens  Dichterkanon  aufstellte,  erfahren 
wir  nicht ^^).     Hierin  allein  folgte  ihm   in  ästhetischer  Hinsicht 

wo  sein  Name  nicht  überliefert  ist,  doch  sofort  die  ihm  angehörigen  *TnO' 
^iasig  von  allen  anderen  unterscheiden  kann,  wenngleich  spätere  Zusätse 
der  folgenden  Heransgeber  einzelner  Stücke,  da  auch  hierin  sein  Vorbild 
massgebend  ward,  sich  nicht  überall  mit  Sicherheit  ausscheiden  lassen, 
s.  Wilamowitz  S.  146  f.  Ausser  dem  Eunsturtheil  sind  eine  kurze  Inhalts- 
angabe, die  Bezeichnung  des  Orts  der  Handlung,  der  Person,  welche  den 
Prolog  spricht,  der  Zusammensetzung  des  Chores,  die  didaskaUschen  Notizen, 
die  Bemerkung,  ob  und  wo  auch  ein  anderer  der  drei  grossen  Tragiker 
denselben  Stoff  behandelt  habe,  die  regelmässigen  Bestandtheile. 

55)  S.  die  im  Anschluss  an  Trendelenburg  zusammengestellten  Be- 
lege bei  Susemihl  Aristot.  üb.  d.  Dichtkunst',  Leipzig  1874.  S.  20 f.  A.  8. 

65^)  S.  Wilamowitz  S.  144 f. 

56)  Quintil.  X,  1,  54.  Apollonim  in  ordinem  a  grammaUcis  doitum  non 
venu,  quia  Aristarchus  atque  Aristophanes  neminem  sui  temporis  in  ordinem 
redegertmt.  59.  itaque  ex  tribtM  receptis  Aristarchi  iudicio  scriptoribas  iam- 
borum  ad  ^iv  mcucime  pertinebü  unus  ArchHochus,  Vgl.  I,  4,  3.  quo  quidem 
(itulicio)  ita  severe  sunt  usi  veteres  grammatiei,  ut  non  versus  modo  censoria 
quadam  virgula  notare  et  libros,  qui  faJso  viderentur  inscripti,  tamqtMm 
s%U>ditos  sttbmovere  familia  permiserint  sibi,  sed  auctores  alios  in  ordinem 
redegerinty  alios  omnino  exemerint  numero.  Ans  diesen  leider  sehr  dürftigen 
Angaben  hat  Ruhnken  Hist.  crit.  orat.  6r.  8.  94  ff.  mit  Herbeiziehung 
einer  byzantinischen,  aber  auf  eine  gute  alte  Quelle  zurückgehenden,  yon 
Montfaucont  Bibl.  Coisl  S.  597  aus  Cod.  Coisl.  387  (der  aus  dem  10.  Jahrb. 
stammt)  und  später  von  Cramer  Anecd.  Par.  IV.  8.  196  aus  einem  CodT 
Bodl.  (Meermannianus)  yeroffentlichten,  jetzt  von  Usener  Dionysii  Halic. 
librorum  de  imitatione  reliquiae,  Bonn  1889.  S.  129  ff.  wieder  abgedruckten 
und  neu  behandelten  Liste  ?on  Musterschriftstellem  jeder  Art  den  von  ihm 
so  genannten  alexandrinisohen  Kanon  construirt  im  Sinne  einer  Auswahl 
der  am  Meisten  classisohen  alten  Schriftsteller  in  jeder  Gattung  der  Poesie 
und  Prosa,  um  diese  am  Meisten  den  Gebildeten  zur  Leetüre  und  den  Ge- 
lehrten zum  Studium  zu  empfehlen.  Dieser  Construction  trat  Bernhardy 
Wissensch.  Synt  der  griech.  Spr.  (Berlin  1829).  S.  31.  A.  65  und  bes.  Gr. 
L.-G.  l\  S.  184 ff.  entgegen  und  wollte  nur  eine  Auswahl  ans  den  alten 
Dichtem  für  den  Schulunterricht  gelten  lassen.     Dass  indessen  A.  hieran 


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Aristophanes  Ton  Byzantion.  445 

anch  Aristarchos'^').     Noch  wird  berichtet^  dass  er,  man  sieht 
nicht  ganz  deutlich,   ob   den   ganzen  Schild   des  Herakles  oder 


vorwiegend  gedacht  hätte,  ist  nicht  wahrschemlich ,  trotzdem  neuerdings 
Steffen  De  canone,  qui  dicitar,  Aristophanis  et  Aristarchi,  Leipz.  1876.  8. 
(Doctordiss.).  S.  16—26  diese  Ansicht  eingehend  yertheidigt  hat.  Ebenso 
wenig  aber  dürfte  gerade  ein  Leitfaden  fär  die  Leetüre  der  Erwachsenen 
der  ihn  leitende  Gesichtspunkt  gewesen  sein,  obgleich  Bergk  Grr.  L.-Q. 
I.  S.  288  fiP.  und  Hampe  Ueber  den  sogenannten  Kanon  der  Alexandriner, 
Jauer  1877.  4.  an  dieser  Meinung  festhalten,  freüich  unter  Beschränkung 
auf  die  Dichter,  die  aber  doch  bei  Aristophanes,  der  eben  auch  Piaton 
zum  Theil  herausgegeben  hatte,  nicht  passen  würde.  Warum  sollte  denn 
nicht  A.  auch  diese  Art  Ton  ästhetischer  Benrtheilung  genau  so  gut  um 
ihrer  selbst  willen  betrieben  haben,  wie  er  in  seinen  ^Txod'ioeig  zu  den 
Tragikern  sich  darüber  aussprach,  ob  die  jedesmalige  Tragoedie  ein  Werk 
ersten  oder  nur  zweiten  Banges  sei,  und  wie  er  den  Menandros  mit  Homeros 
verglich  (s.  A.  49)?  Dass  freilich  ebendamit  zugleich  das  Beste  für  Unter- 
richt, Leetüre,  gelehrtes  Studium  gleich  sehr  empfohlen  ward,  versteht 
dob  ja  von  selbst.  Ueber  alles  Genauere  aber  wissen  wir  Nichts.  Nach 
der  Art,  wie  Quintil.  sich  äussert,  sollte  man  allerdings  denken,  dass  die 
vier  Musterepiker  Homeros,  Hesiodos,  Antimachos,  Panyassis  X,  1,  46 — 54 
auf  A.  und  Aristarehos  stammen,  aber  nicht  einmal  dies  steht  sicher,  da 
Quintil.  ja  nur  aus  abgeleiteter  Quelle  schupft  (s.  Steffen  S.  27  ff.  Usener 
S.  111  ff.);  im  Gegentheil,  es  sieht  nicht  eben  wahrscheinlich  aus,  dass 
diese  beiden  Alexandriner  so  viel  günstiger  als  Eallimachos  (s.  0.  3.  A.  16. 
C.  13.  A.  23)  über  den  Antimachos  gedacht  haben  sollten;  y.  Wilamowita 
Herm.  XII.  S.  867.  A.  42.  Dass  die  beiden  Mustereleg^ker  Eallimachos 
und  Philetas  §.  68  nicht  auf  sie  zurückgehen,  erhellt  aus  den  eignen 
vorhin  «ngef.  Worten  des  Quintil.  neminem  aui  temporis  etc.  Unter  diesen 
UmsiAnden  ist  es,  wie  schon  F.  Bänke  De  Aristoph.  vita  S.  CXV  ganz 
richtig  bemerkte,  völlig  müssig  zu  fragen,  wer  die  beiden  anderen  besten 
lambiker  ausser  Archilochos  nach  dem  Urtheil  des  Aristarehos  waren.  Von 
A.  spricht  Quintil.  dabei  gar  nicht  mehr,  und  wenn  Usener  8.  118. 
A.  1  daraus  schliesst,  dass  Aristarehos  hier  von  A.  abgewichen  sei,  so  ver- 
gisst  er,  auf  wie  unsicherem  Boden  wir  hier  bei  den  verschiedenen  Mittel- 
gliedern bis  zu  Quintil.  hin  stehen.  Ueber  die  Sangljriker  §.  61—64 
8.  Steffen  S.  36 ff.  Aeschylos,  Sophokles,  Euripides  galten  als  die  drei 
grössten  Tragiker  lange  vor  A.;  interessant  wäre  es  nur  zu  wissen,  welche 
er  ihnen  zunächst  stellte,  gerade  darüber  aber  erfahren  wir  Nichts.  Denn 
wie  weit  die  späteren  Angaben  noch  unverändert  sein  Urtheil  wiedergeben, 
lässt  sich  ja  schlechterdings  nicht  entscheiden.  Wenn  sich  Aristarehos, 
dessen  Einfluss  in  den  alezandrinischen  Kreisen  ein  den  des  A.  vollständig 
erdrückender  ward,  in  diesen  Dich terbeurth eilungen  im  Wesentlichen  bei- 
stimmend ihm  anschloss  (was  trotz  Usener  S.  138  sehr  möglich  ist,  da 
es  ja  auch  in  anderen  Stücken  geschah,  s.  A.  134 ff.),  so  werden  sie  wohl 
in  diesen  Kreisen  ein  gewisses  kanonisches  Ansehen  erlangt  haben,  aber 
wie  sehr  in  der  Folge  hier  derartige  Fragen  in  die  zwerfce  Linie  traten. 


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446  Sechzehntes  Capitel. 

nur  die  in  demselben  enthaltene  Schildbeschreibung  fOr  unächt 
und  letztere  für  Nachahmung  der  homerischen  vom  Schilde  des 


erhellt  genugsam  daraus,  dass  siohyon  der  ganzen  Sache  nur  jene  schwachen 
Spuren  bei  Quintil.  erhalten  haben,  so  wie  daraus,  dass  die  sonstigen 
ästhetischen  Bemerkungen  des  A.  bis  auf  Didymos  hin  unseres  Wissens 
nicht  weiter  verfolgt  wurden,  s.  A.  67.  Hieran  wird  auch  dadurch  Nichte 
geändert,  wenn  wirklich  Usener  S.  182  ff.  darin  vollkommen  Recht  haben 
sollte  (wie  er  es  in  beschränktem  Masse  dhne  Zweifel  hat),  dass  die  y^af*- 
ftarixi;  erst  aus  der  x^tnxi}  geboren  sei,  und  auch  nicht  dadurch,  dass  in 
der  Theorie  auch  bei  den  Alexandrinern  fort  und  fort  festgehalten  ward, 
die  7i(fCöig  noiripLaTotv  oder  xQitiiitj  sei  %dXUatov  ndvzav  xAv  iv  r^  "cix^ 
(Dionys.  Thr.  §.  1.  p.  6,  2  f.  Uhl.).  Dass  allerdings  solche  kanonische  Be« 
Stimmungen  ihnen  auch  in  der  Zeit  zwischen  Aristarchos  und  Strabon  nicht 
ganz  fremd  wurden,  beweist,  wie  Brsoska  De  canone  decem  oratorum, 
Breslau  1883.  8.  S.  35.  A.  1  richtig  bemerkt,  die  tragische  Pleias  (s.  C.  9. 
A.  6),  und  schon  dieser  Zeit  wird  wohl  auch  mit  ihm  die  Hinzufügung  des 
Philetas  und  Eallimachos  zu  den  Musterelegikem  und  des  ApoUonios, 
Aratos,  Theokritos  u.  Anderer  zu  den  Epikern  (Quintil.  54—68)  suzuschreiben 
sein.  Ausserhalb  der  alexandrinischen  Welt  aber  vollends  fühlte  sich  un* 
mittelbar  durch  das  Urtheil  des  A.  und  Aristarchos  I^iemand  gebunden. 
Vgl.  Steffen  S.  32—45.  Der  Widerlegungsversuch  von  Hampe  8.  8  ff. 
ist  schwach,  und  die  geist-  und  kenntnissreiche  Untersuchung  von  Usener 
S.  110—142  leidet  an  dem  Fehler,  dass  die  beiden  Fragen,  welche  von  den 
späteren  kanonischen  Bestimmungen  wir  bereits  mit  einiger  Sicherheit  dem 
A.  selbst  beilegen  dürfen,  worüber  sich,  wie  gesagt,  sehr  wenig  oder  gar 
Nichts  ausmachen  lässt,  und  ob  nicht  auf  seinen  Vorgang  mittelbar  alle 
diese,  zum  Theil  von  einander  abweichenden  Bestinunungen  zurückgehen, 
was  unbedingt  zu  bejahen  ist,  nicht  auseinandergehalten  werden.  Was 
Usener  höchstens  wirklich  bewiesen  hat,  ist  dies,  dass  Quintüianus  nicht  aus 
Dionysios  von  Halikamassos  geschöpft,  sondern  dass  Beide  und  vor  ihnen  schon 
Cicero  im  Hortensius  Bücher  benutzt  haben,  in  welchen  solche  Bestimmungen 
theils  in  übereinkommender  Weise,  theils  aber  auch  mit  Abweichungen 
von  einander  entwickelt  und  begründet  waren.  Ob  aber  diese  Bücher  aus 
der  Feder  von  alexandrinischen  oder  pergamenischen  oder  sonstigen  Gram- 
matikern oder  von  Philosophen  oder,  was  ich  am  Ersten  glauben  möchte,  von 
pergamenischen  oder  rhodischen  Bhetoren,  die  also  dabei  bereits  die  Leetüre 
für  die  rednerische  Bildung  im  Auge  hatten,  stammten,  bleibt  nach  wie 
vor  ebenso  dunkel,  wie  dies,  ob  bereite  der  Kanon  des  A.  und  der  des  Ari- 
starchos sich  auch  auf  Prosaschriftsteller  und  alle  Classen  von  diesen  aus- 
dehnte oder  nicht.  Erst  wenn  anderweitig  festetände,  dass  dies  der  Fall 
war,  oder  wenigstens,  dass  A.  auch  einen  Philosophenkanon  aufstellte^ 
h&tte  man  das  B.echt  auch  jene  Aeussernng  desselben  über  den  Stil  des  Epi- 
kuros  (A.  52.  C.  2.  A.  394^)  in  diesen  Bereich  zu  ziehen  und  mit  Usener 
S.  135  zu  sagen:  „Aristophanem  cerU  eonstat  etiam  de  seriptoribus  in  ordi- 
nem  non  receptis  iudicia  tulisse,  quando  gtUdem  de  Epicuri  dietione  iudi- 
cavit^'.    Und  wenn  wir  jetzt  wissen,  dass  in  der  pergamenischen  Bibliothek 


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Aristophanes  Ton  Byzantion.  447 

Aehilleus  erklärte^),  und  dass  er  nicht  minder  die  Lehren  des 
Cheiron  dem  Hesiodos  absprach  ^^),  was  denn  wiederum  darauf 
hinzuweisen  scheint,  dass  er  alle  Gedichte  unter  dem  Namen 
des  Hesiodos  und  nicht  bloss  die  Theogonie  herausgegeben 
hat^^).     Und   wenn   er  eine  Anzahl  von  Schriften  Piatons   in 


anch  eine  Statue  oder  Baste  desHerodotos  aafjg^esteilt  war  (Conze  Sitzungsber. 
der  Berl.  Akad.  1884.  S.  1261  f.) ,  so  wird  man  nnweigerlich  ein  Gleiches 
und  Aebnliches  mit  Usener  S.  136  anch  für  die  alexandrinische  anzunetitaien 
haben,  aber  das  war  anch  ohne  einen  abgeschlossenen  Historikerkanon  des 
A.  und  des  Arisiarohos  ebenso  gut  mOglich.  Ich  gestehe  wenigstens  meiner- 
seits ofiPen,  dass  ich  hier  nicht  zu  entscheiden  yermag.  Gegen  einen  Redner- 
kanon dieser  beiden  Grammatiker,  zumal  einen  solchen,  der  auch  Isokrates 
umfiasste,  hege  ich  aber  das  entschiedenste  Bedenken.  Denn  irVaQn  schon 
sie  solche  Atticisten  gewesen,  wie  hätte  es  da  geschehen  können,  dass 
Isokrates  bis  auf  ein  einziges,  schon  stark  durchlöchertes  Exemplar  Yor 
den  Zeiten  des  Dionysios  yon  Halikamassos  und  wahrscheinlich  genauer 
gerade  zu  ihrer  Zeit  zu  Grunde  ging?  S.  darüber  G.  86.  A.  188.  Dass  A. 
diese  IJrtheüe  in  jener  Schrift  ngog  tovg  KalXiftaxov  v^vanag  ausgesprochen 
habe,  wie  D.  Yolkmann  De  Suidae  biographis  I  (Bonn  1861).  S.  21  ver- 
mutiiet,  l&sst  sich  gleichfalls  weder  beweisen  noch  widerlegen:  er  kann  es 
auch  in  einer  eignen  Schrift,  er  kann  es  auch  bloss  in  seinen  mündlichen 
Vorträgen  gethan  haben,  und  für  das  Letztere  spricht  yielleicht,  dass  nur 
jene  einzige  Nachricht  bei  Quintil.  sich  über  sie  erhalten  hat.  That  er  es 
in  einer  Schrift,  so  fand  sich  allerdings  jene  Bemerkung  über  die  Sprache 
des  Epikuros  in  dieser,  und  das  würde  denn  in  der  That  wenigstens  auf 
eine  Art  von  Philosophenkanon  bei  ihm  führen.  Aber  wie  unsicher  ist 
dies  I  Ob  endlich  A.  bei  diesen  Urtheilen  und  Bestimmungen  wirklich  schon 
aus  einer  solchen  Fülle  ästhetischen,  von  älteren  Gelehrten  aufgehäuften 
Materials,  das  er.  beinahe  nur  zu  redigiren  brauchte,  schöpfen  konnte, 
wie  üsener  S.  186  die  Sache  darstellt,  ist  mir  auch  noch  recht  zweifel- 
haft, doch  war  allerdings  nicht  bloss  Eallimachos  sein  Vorläufer,  sondern 
anch  Neoptolemos  yon  Parion,  wenn  anders  die  Nachricht,  welche  diesen 
zur  Hauptquelle  der  Ars  poetica  des  Horatius  macht,  richtig  ist,  denn  ohne 
Zweifel  kannte  er  dann  dessen  betreffendes  Lehrgedicht  ebenso  gut  wie 
dessen  rimcöcci  (s.  0.  14.  A.  176.  179^).  üebrigens  Tgl.  noch  G.  26.  A.  60. 
G.  81.  A.  dU.    G.  36.  A.  86.  108. 

67)  S.  A.  66.  Im  Uebrigen,  wie  gesagt,  erst  wieder  Didymos,  s.  Tren- 
delenburg a.  a.  G.  S.  64'ff. 

68)  Argum.  Hes.  Scut.  III.  vxoketBvna  S*  'AQictofpdvrig  mg  ov%  ovactv 
avtriv  (näml.  r^y  'Acn^Sa)  *Höi6Sov ,  aXX'  itiffov  tivog  tr^if  *Onrj(fiK7jv  dcjtCSa 
luiniaccod-at  jtqoaiQovykivov,  Die  erstere  Auffassung  ist  aber  doch  wohl  die 
richtige. 

69)  Quintil.  I,  1,  16.  is  (näml.  grammaticus  Ari^tophane9)  primus  *lVro- 
^r^nag  .  .  .  negamt  esse  huiua  poetae  (näml.  He$iod%). 

60)  Es  ist  zwar  nicht  gerade  undenkbar,  dass  er  sich  in  der  Einleitung 
zu  einer  Specialausgabe  der  Theogonfe  darüber  aussprechen  konnte,  welche 


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448  Sechzehntes  Capitel. 

einer  zum  Theil  etwas  wunderlichen  Weise  in  Trilogien  zu- 
sammenordnete ^^);  so  ist  auch  hier  der  Gedanke  unab weislich^ 
dass  es  in  einer  Ausgabe  dieser  Schriften  geschah^);  ein  neuer 
Beleg  seiner  Vielseitigkeit,  da  sonst  diese  älteren  Philologen  ihre 
kritische  Herausgeberthätigkeit  auf  das  Gebiet  der  poetischen 
Litteratur  beschränkten.  Endlich  dichtete  er  auch  9aiv6(ieva^^). 
Leogoras  von  Syrakus*^)  ist  uns  als  Urheber  einer  kriti- 
schen Homerausgabe  und  überhaupt  nur  dadurch  bekannt,  weil 
er  bereits  vor  Aristarchos  die  richtige  Beobachtung,  dass  die 
Ilias  und  Odyssee  das  Himmelsgewölbe  durch  ov(fav6g  bezeichnet 
und  den  Olympos  nur  als  Berg  kennt,  und  weil  er  zuerst  das 

von  den  Gedichten  anter  dem  Namen  des  Hesiodos  er  für  nnächt,  und 
welche  für  &oht  hielt,  aber  doch  viel  wahrscheinUcher,  dass  er  dies  ent- 
weder in  der  Hanpteinleitnng  einer  Gesammtansgabe  dieser  Dichtongen 
that  oder  auch  innerhalb  einer  solchen  Gesammtansgabe  jedem  einzelnen 
Gedicht  eine  Specialeinleitnng  voranfschickte,  in  welcher  er  neben  Anderem 
auch  die  Aechtbeit  oder  Unachiheit  desselben  behandelte. 

61)  La.  Di.  III,  61.  ivioi  Si^  äv  iau  nal  'jQtnotpävfif  o  yQuiifucftnog, 
8k  XQiXoyüxg  ilnovci  ro^g  diccXoyovg,  %ttl  XQmti^y  (ihp  tiQ'iaciv  f\g  fiytitai 
noXneicc  Tifkatog  Kqixlag,  SsvtSQav  £otpiaxrig  Uolixtnbg  K(ftttvlogf  xgitriP 
Nofioi  Mlvmg  'EniPOfUgi  tstctgTriv  Osalfr}tog  Evd'vtp^v  UmoXoyüxy  nifixtrjp 
KjQitmif  ^uldav  'EnustoXal  *  xä  d*  alla  %a&'  ^v  xal  dx«%xa>g.  AuffWig  ist 
besonders,  dass  die  schon  von  Piaton  selbst  gebildete  Trilogie  Theaetetos, 
Sophist,  Politikos  anseinandergerissen  wird.  Was  den  A.  hiezn  bewog  und 
welche  einander  darchkreniende  Gesichtspunkte  ihn  bei  seiner  Anordnung 
geleitet  zu  haben  scheinen,  darüber  s.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  11  \  1.  S.  496. 
Anm.    üebrigens  Tgl.  auch  C.  12.  A.  84^. 

62)  Dies  hat  erst  Wilamowitz  S.  144.  149  erkannt.  So  allein  erklärt 
es  sich  wohl  auch  nur,  wesshalb  er  eben  bloss  diese  Schriften  trilogisch 
ordnete,  indem  er  eben  nur  diese  herausgab.  Leicht  könnte  man  glauben, 
dass  sonach  auch  die  Anwendung  kritischer  Zeichen  in  den  späteren  Aus- 
gaben Piatons  (La.  Di.  VI,  65 f.,  vgl.  Aneod.  de  not.  antiqu.  ed.  ReifPer- 
scheid  Rhein.  Mus.  XXIII.  1868.  S.  131)  auf  seinen  Vorgang  zurückzuführen 
sei,  allein  es  sind  grossentheils  andere  als  die  uns  von  ihm  bekannten 
(so  unter  anderen  die  erst  von  Aristarchos  eingeführte  punktirte  Doppel- 
linie),  und  so  weit  es  dieselben  sind,  erscheinen  sie  in  anderer  Gebrauchs- 
weise, als  wir  sie  von  ihm  kennen:  freilich  konnte  er  sie  ja  selber 
bei  Piaton  anders  anwenden  als  bei  Dichtern,  und  die  neuen  Zeichen 
könnten  später  hinzugefügt  sein.  Beste  dieser  Zeichen  sind  noch  in  unseren 
Handschriften,  im  Bodl.  erscheint  einige  Male  die  Doppellinie,  im  Ven.  T 
der  Asteriskos,  s.  Schanz  Studien  zur  Gesch.  des  plat.  Textes  S.  21  f. 
Ueb.  d.  Platocod.  der  Markusbiblioth.  Append.  IV,  1.  S.  36  f. 

63)  V.  Arat.  I.  p  56,  92.  Ohne  genügenden  Grnnd  hat  Nauok  S.  282  f. 
dies  bestritten. 

64)  Usener  Leogoras  von  Syraku's,  Rhein.  Mus.  XX.  1866.  S.  131  —  133. 


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Leogoras.     Kallistratos.  449 

kritische  Zeichen  der  Doppelliuie  (St^Ttlrl)  angewandt  haben  soll, 
Dämlich  an  allen  denjenigen  Stellen,  aus  welchen  dies  hervor- 
geht^^). Ob  er  ein  älterer  oder  jüngerer  Zeitgenosse  des  Aristo- 
phanes  war,  hängt  davon  ab,  ob  die  Erweiterung  vom  Gebrauche 
dieses  Zeichens  zum  Hinweis  auf  allerlei  philologische  und  be- 
sonders sprachliche  Beobachtungen,  wie  sie  bei  Aristarchos  üblich 
war^^),  schon  von  Aristophanes*^)  herrührt  oder  ob  Letzterer 
vielmehr  dasselbe  noch  gar  nicht  anwandte  ^^. 

Kallistratos^^),  nächst  Aristarchos  der  bedeutendste  Schüler 
des  Aristophanes,  besorgte  vielleicht  eine  neue  Homerausgabe'^) 
und   schrieb  jedenfalls   kritische    Abhandlungen    zum    Homeros, 


65)  Sueton.  Fr.  108*  ReifFersch.  diplen  ctperisHcton  primus  Leogoras 
Syracusamis  apposuü  Homericis  versibus  ad  separationem  Olympi  a  caelo, 
proprie  Olympum  ab  eo  pro  morde  positum  adnotans,  nusquam  pro  caelo, 
quod  saepe  ovqupov  svqvv  dicit  et  fucngov  "Olvfinov,  neque  e  contrario  epi- 
iheta  permutet,  ponebat  autem  tarn  ad  tnontis  signißcationes  c^Mm  ad  caeli: 
utrimque  manifestatur  voluntas  eius.  Lehrs  Ariatarch.^  S.  332  (*S.  837). 
A.  240  erklärt  die  ganze  Nachricht  für  eioe  Erdichtung.  So  weit  wage  ich 
nicht  zu  geben,  so  auffällig  es  auch  ist,  dass  sich  sonst  jede  Spur  von 
dieser  Ausgabe  verloren  hat. 

66)  Bei  Snet.  a.  a.  0.  heisst  es  weiter:  usus  cM  ea  in  multis  Aristarchus 
nunc  ea,  quae  praeter  consuetudinem  tarn  vitae  nostrae  quam  ipsius  poetae 
apud  cum  invenirentur,  adnotans,  nunc  proprias  ipsius  figuras,  interdum  ea, 
in  quibus  copiosuß  cht,  rwrsus  quae  semel  apud  cum  ponerentur. 

67)  Oder  sogar  schon  von  dessen  Lehrer  Euphronios?    S.  C.  9.  A.  60. 

68)  Da  nun  aber  das  Letztere  ungleich  unwahrscheinlicher  als  das 
Erstere  ist  (s.  A.  17),  so  wird  man  auch  der  ersteren  Zeitbestimmung  den 
Vorzug  zu  geben  haben,  üsener  S.  138  setzt  freilich  den  Leogoras  erst 
in  die.  letzten  Zeiten  des  Aristophanes,  weil  Apollonios  auch  in  der  zweiten, 
ans  erhaltnen  Ausgabe  des  Argonautengedichts  "Olvfinos  für  den  Berg  und 
oXvfinog  für  den  Himmel  gebraucht.  Diese  Begründung  jedoch  steht  und 
fällt  mit  der  Voraussetzung,  dass  Apollonios  in  dieser  zweiten  Ausgabe 
die  erste  nach  den  inzwischen,  namentlich  durch  Aristophanes,  gemachten 
Fortschritten  in  der  Erkenntniss  des  homerischen  Sprachgebrauchs  nach 
allen  Richtungen  hin  umgearbeitet  habe;  es  hat  sich  aber  C.  14.  A.  68.  59 
gezeigt,  dass  diese  Voraussetzung,  mag  sie  nun  richtig  sein  oder  nicht, 
mindestens  schlechthin  unerweislich  ist. 

69)  Rud.  Schmidt  De  Callistrato  Aristophaneo,  Halle  1838,  8.  und 
hinter  Nauck  Aristoph.  Byz.  fragmm.  S.  307—388. 

70)  Sie  wird  nur  erwähnt  von  Didym.  z.  F,  18.  ovtag  ical  17  'Agioto- 
tpuvovg  xal  rj  KaXlLOtQdzov.  Daher  schreibt  Schmidt  S.  314:  „qua  qui- 
dem  de  editione  aJiquem  mihi  scrupulum  residere  libere  confiteor*',  und 
Lud  wich  a.  a.  0.  L  S.  45  f.  A.  59  meint,  es  kdnne  wohl  sein,  dass  Did. 
vielmehr  xal  6  KocXl^atgaTog  geschrieben  und  die  ^lagd-cotiHoi  geraeint  habe. 

SusKBffHii,  griech.-alex.  Litt.-Oesch.  I.  29 


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450  Sechzehntes  Ci^itel. 

^toQd^cottxd  und  gegen  die  Athetesen  des  Aristarchos  (xQog 
tag  ad^st'qösigy^)^  so  wie  einen  kritischen  und  auch  wohl  er- 
klärenden Commentar  zur  IHas^^)  und  wahrscheinlich  auch 
einen  zur  Odyssee'*),  ferner  Commentare  zu  Pindaros^*), 
Sophokles'^),  Euripides^^,Kratinos'')  und  Aristophanes'®), 
sodann  gleich  seinem  Lehrer  über  die  athenischen  Courtisanen 
(tcsqI  itaigAvY^)  und  ein  Miscellanwerk  2]v(i^ixta  in  min- 
destens 7  Büchern,  in  welchem  er  unter  Anderem  allerlei  Züge 
aus  dem  Leben  alter  Dichter  erzählte^^).  Ueberall  zeigt  er  sich 
in  den  Ueberbleibseln  als  einen  tüchtigen,  vielseitigen,  sorgsamen 
und  verständigen  Philologen,  wenn  auch  gelegentlich  in  denselben 
starke  Irrthümer  mit  unterlaufen®^)  und  seine  Eifersucht  gegen 
Aristarchos  mitunter  einen  etwas  kleinlichen  Charakter  annahm ®^''). 
Agallis  von  Eerkyra,  eine  Schülerin  des  Aristophanes,  hat 
uns  noch  ein  paar  Spuren  ihrer  Schriftstellerthätigkeit  in  der 
Homererklärung  hinterlassen,  welche  freilich  beweisen,  dass  es 
mit  ihren  Kenntnissen  besser  bestellt  war  als  mit  ihrem  ürtheil®*). 

'  71)  Didym.  z.  Ä,  266  und  z.  ^,  428  (vgl.  z.  T.  827). 

72)  nsQl  'iXiddos,  Didym.  z.  ß,  111.  181.  486  (vgl.  z.  £,  89).  Von 
4  Schreibarten  (s.  Didym.  z.  Z,  484.  M,  26.  Aristoo.  z.  ^,  126,  wo  Ari- 
starchos gegen  ihn  die  Diple  setzte,  Herodian.  z.  A,  218)  ist  es  angewiss, 
ob  sie  aas  dieser  Schrift  oder  den  dioQ^.  oder  der  Ausg.  waren.  Diese 
Schrifb  ging  mindestens  der  2.  Ausg.  des  Aristarchos  voran,  während  die 
gegen  dessen  Athetesen  mindestens  dessen  1.  Ansg.  nachfolgte. 

73)  Also  m(tl  'Odvacsiag,  s.  Schol.  y,  486.  f,  29.  810.  i,  486.  4,  204. 
Ausserdem  werden  in  den  Scholien  zur  Odyssee  6  Athetesen  (x,  189.  X,  62. 
^,  104.  260.  I,  22)  und  12  Schreibarten,  unter  ihnen  4  ausdrücklich  als 
abweichend  von  Aristarchos  bezeichnete  (£,  201.  x,  242.  (i^  262.  q,  446, 
ausserdem  ß,  410.  (,  29.  207.  818.  t,  626.  x,  180.  £,  488.  489)  angeführt, 
sei  es  aus  dieser  Schrift  oder  den  Jioq9'.  oder  der  Ausg. 

74)  Schmidt  S.  823  f. 

76)  Schol.  Baroc.  Ai.  288.    Schmidt  S.  824 f. 

76)  Schol.  Or.  804.  424.  1081.     Schmidt  S.  824  f. 

77)  Ath.  IX.  496  a.    iw  vnofivqfucti  Sq^txmv  Kqdtlvov. 

78)  Schmidt  S.  326-828.        79)  Ath.  XIIL  691  d. 

80)  Ath.  III.  126  b.  Hier  stand  vielleicht  auch  die  Bemerkung  über 
die  Mariandynen,  Ath.  VI.  263  e.  liyBi  9\  xal  KaXXicxffaxoi  6  'AQurtotpd- 
vsiog  X.  T.  l, 

81)  S.  Schmidt  S.  817.  A.  28,  29,  vgl.  S.  316  f.  A.  28.  24. 

81^)  Ath.  I.  21  c.  Kallüftgatdg  re  6  'jQiöTotpdvsiog  *A(fütxaQXow  iv  avy- 
ygdfiiiaxi  xaxcoff  sCgrinev  inl  %C>  \/kr\  evffv&fMog  dyLni%Ba^ai^  (piQOPxog  xi  xcrl 
xov  zoiovxov  TtQog  naidsücg  i^ixaciv. 

82)  Ath.  I.  14  d.    OQxricsig  d*  elal  nag'  *Ofir]QOi  al  (itv  xivsg  xmv  xvßi- 


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Kall  i Stratos.    Agallis.    Aristarclios.  451 

Aristarchos®^),  Sohn  des  Aristarchos,  von  Samothrake, 
aber  in  Alexandreia  eingebürgert^'^),  ward  etwa  215,  frühestens 
217  geboren  nnd  war  also  mindestens  40  Jahre  jünger  als  sein 
Lehrer  Aristophanes^  so  dasa  er  dessen  Schüler  ^^)  erst  in  dessen 
letzten  Funfzigerjahren,  seit  etwa  200  bis  197  geworden  sein 
kann^^).  Er  lebte  in  Alexandreia  unter  Ptolemaeos  YI  Philometor 
(181—146),  dessen  Sohn  Eupator  er  auch  unterrichtete*^,  und  zwar 
offenbar  in  den  letzten  Jahren  dieser  Regierung  nach  150.   Aber 


azTjti^QaVf  aV  $h  dioc  t^g  ütpaigas'  {?  ti^f^  •svQeaiv  UyaXllg  ^  KiQTtvgaiu 
yQuf^iiatixTi  NavGv%d(f  dvcivCd'riaiv  ag  noX^tiSi  X^Q^'i^l^^^^'  Danach  Suid. 
'AvayaXUg  mit  Corruption  des  Namens.  Schol.  T  11.  -£,  483.  'AyulXlg  {^ddklg 
Cod.)  jj  KsQUVQttia  (prjal  nid'avcäg,  dög  '^(pctiazog^  'Eqix^ov^ov  TturriQ  wv,  t^v 
aQxaioyov^av  xrjg  *Attt%^g  iy-natiyQccilfS  xfi  aam'Si  %.  z.  X.  Scbol.  A  D  II. 
Z,  490  (n.  danach  Eostath.  p.  1166,  39  ff.  Araen.  Viol.  p.  92),  wo  aus  ihr 
ein  Mann  geworden  ist:  xhEg  di  slöiv  at  Ovo  it6Xiig\  'AyulXiag  o  Xcpxv- 
gaCog  o  'Agiazotpavst  yvooQiiiog  eins  tag  ovo  noXstg  slvai  'A^rivag  xal  'EXsv- 
civa  X.  X.  X.    Vgl.  Nauck  a.  a.  0.  S.  7  f.  A.  12. 

83)  R.  Volkmann  Art.  Aristarchas  in  Pauljs  Realen cy kl. 

88^)  Said.  'AaCaxaqiog  'AXB^avdqBvg  ^iaeiy  xy  öl  tpvcsi  Zufio^Qu^^  na- 
xqog  'AgiaxaQxov. 

84)  Said.  a.  a.  0.  (lad'ritrjg  dl  ysyovsv  'Agi^xocpi^vovQ  xov  ygaiifmctiTiov 
u.  u.  d.  W.  'EgatoaJ^ivTjg,  s.  C.  16.  A  23. 

86)  Vgl.  Susemihl  An.  AI.  I.  S.  XV.  IL  S.  XXf.  Di^  willkürliche 
Berechnung  von  Ritschi  AI.  Bibl.  S.  79  ff.  (Opusc.  I.  S.  64 ff.),  nach  wel- 
cher A.  schon  zwischen  228  und  220  geboren  and  zwischen  166  und  148 
gestorben  wäre,  hat  M.  Schmidt  Dionys  der  Thraker,  Philologus  VH. 
1862.  S.  866  f.  widerlegt.  Nach  216  kann  seine  Geburt  schwerlich  gefallen 
sein,  da  es  unwahrscheinlich  ist,  dass  er  des  Aristophanes  Schüler  erst 
nach  dessen  60.  Jahre  geworden  sein  sollte,  und  da  er  bereits  Lehrer  des 
Physkon  war  (s.  A.  88),  welcher  186  geboren  ward,  da  dessen  älterer 
Bruder  Philometor  etwa  als  sechsjähriger  Knabe  181  (oder  180)  zum  Thron 
gelangte.  Zu  spät  setzen  also  seine  Blüte  Eusebios  II.  p.  126  Schöne 
Ol.  166,  1  «  166/6  and  Suid.  (s.  A.  86)  Ol.  166  -=  166—162.  Aber  auch  vor 
217  oder  218  kann  er  kaum  geboren  sein,  da  sein  Zögling  (s.  A.  86) 
Eupator  146  noch  als  Knabe  (s.  A.  90)  umgebracht  ward,  so  dasa  A.  ent- 
weder kurz  vor  diesem  Ereigniss  oder  wahrscheinlicher  (s.  A.  89)  erst  nach 
demselben  gestorben  sein  muss,  72  Jahre  alt  (s.  A.  91).  Falls  er  also  gleich 
nach  dem  Tode  des  Aristophanes  Bibliothekar  ward  (s.  C.  12.  A.  74),  ge- 
langte er  schon  in  den  Dreissigeijahren  zu  diesem  wichtigen  Amte,  und 
zu  der  Vermathung  von  Busch  a.  a.  0.  S.  60ff.,  dasselbe  sei  seit  dem 
Fluchtversuch  des  Aristophanes  (s.  A.  9)  bis  etwa  172  unbesetzt  geblieben, 
ist  kein  genügender  Grund. 

86)  Suid.  unmittelbar  nach  den  A  88  angef.  Worten:  yiyovs  dl  xara 
xr^v  Qv?'  oXvfiniddoc  inl  TIxoXBfia^ov  xov  ^iXofii^xoQog ,  oi  xal  xov  vtov  inai' 
devüsv, 

29* 


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452  Sechzehntes  Capitel. 

auch  der  Bruder  dieses  Königs^  welcher  bald  nach  dessen  Tode 
diesen  seinen  Neffen  ermorden  Hess  und  die  Mutfcer  desselben 
Kleopatra  II,  seine  eigne  und  ihres  ersten  Gatten  Schwester, 
heirathete®^),  Ptolemaeos  VII  Physkon  oder  Euergetes  II  (145  — 
117  oder  116),  soll  bereits  sein  Schüler  gewesen  sein®®).  Wahr- 
scheinlich®^) floh  Aristarchos  gleich  nach  dessen  Begierungs- 
antritt, indem  Physkon  auch  alle  Freunde  des  Knaben  umzu- 
bringen befahl^)  und  so  entweder  auch  er  in  Lebensgefahr  gerieth 
oder  doch  unter  diesen  Verhältnissen  nicht  länger  in  Alexandreia 
leben  mochte,  nach  Kypros,  denn  hier  starb  er,  von  der  Wasser- 
sucht gequält,  durch  freiwillige  Aushungerung,  72  Jahre  alt*^), 
frühestens  auf  alle  Fälle  noch  in  demselben  Jahre  145,  vielleicht 
aber  doch  erst  etwas  später,  etwa  143.  Gegen  vierzig  Gram- 
matiker gingen  aus  seiner  Schule  hervor,  und  allein  an  Com- 
mentaren  (vÄOfit/iJftara)^*)  soll  er  über  800  Bücher  geschrieben 
haben,  was  wohl  einigermassen  begreiflich  wird,  wenn  man  be- 
denkt, dass  zu  jedem  Gesänge  der  Ilias  und  der  Odyssee^®) 

87)  146,  8.  Lepsins  Ueb.  einige  Ergebnisse  der  ägypt.  Denkmäler 
(Berl.  1858).   S.  49. 

88)  Ath.  IL  71b.  Wenn  daher  Said,  auch  nicht  sagt,  was  Ritschi 
AI.  Bibl.  S.  80  (Opusc.  I.  S.  65)  ihn  sagen  lässt,  A.  sei  Lehrer  des  Philo- 
metor  selbst  gewesen,  so  liegt  doch  die  Verrnnthang  von  Busch  a.  a.  0. 
S.  53  f.  nahe ,  dass  auch  dies  wirklich  der  Fall  war. 

89)  Streng  bewiesen  ist  freilich  (s.  A.  85)  nur,  dass  A.  damals  entweder 
noch  lebte  oder  kurz  vorher  gestorben  war.  Es  ist  dies  also  nur  eine  Yer- 
mnthung  von  M.  Schmidt,  aber  eine  überaus  wahrscheinliche.  Denn  es  ist 
unbegreiflich,  was  den  Greis  sonst  hätte  aus  Alexandreia  forttreiben  kOnnen. 

90)  lustin.  XXX Vm,  8,  8.  infestus  Omnibus,  statim  übt  Älexandriam 
ingressus  est,  fautores  pueri  tnieidari  iussü.  Vgl.  Andren  oder  Menekl. 
(s.  C.  38.  A.  253)  b.  Ath.  IV.  184  c.  iyivsto  ovv  dvotviwaig  ndUv  naiSeiag 
andoriQ  %atd  tov  sßdoftov  ßaaiXfvaavta  Alyvnxov  ßaciXiu  UtoXsfiaiov  .  .  . 
ovtos  yciQ  noUovg  z6v  *Me^av6Qitov  dnoatpu^aSf  ovx  oX^yovg  d^  xorl  qpvya- 
öevcag  töiv  ncetd  tov  ddsXq>69  avxov  iißfiadvratv ,  inoiriOB  nXi^gsLg  tdg  X6 
vr^aovg  %al  nSXsig  dvÖQmv  yguiiiucxiiMiv  (piXoa6(pcov  ysoniisxQmv  (lovaixmv 
Say/Qttfpmv  naidoxQißmv  X8  xorl  laxqmv  %eii  aXX(ov  noXXmv  tsxvixmv,  dl 
Std  xb  nivsad'ai  öiddo%avx6g  a  fjn£atavxo  noXXovg  TtaxsaHBvciaav  awSgag 
^XXoyifiovg. 

91)  Suid.  unmittelb.  nach  den  A.  92  angef.  W.  tsXsvtd  S'  iv  KvnQca 
Buvxov  vne^ayciymv  ivdsia  x(fo<prjg,  vdam  xfj  vdQmni  Itj^O*«^.  ^^xij  6'  avxov 
T^ff  fw^S  oß\ 

92)  Suid.  unmittelbar  nach  den  A.  86  angef.  Worten:  Xiyaxai  dl  yqd- 
ifjai  vn^Q  m*  ßißXCa  vnonvri(idx<ov  fiovmv  .  .  .  fut^xal  d'  ccvxov  ygapLnaxtuol 
Ttsgl  xovg  fi*  iysvovxo. 

93)  S.  zum  Folgenden  Wolf  Proleg.  S.  226 ff.    Lehrs  De  Aristarchi 


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Aristarchos  von  Samothrake.  453 

vielfach  je  ein  Gommentar  gezählt  wurde  ^),  unddass  es  wenigsteiiH 
zum  Theil  wohl  nicht  von  ihm  seihst  genau  ausgeführte  Schriften^ 
sondern  Entwürfe  für  seine  mündlichen  Vorträge  oder  nachge- 
schriebene CoUegienhefte  seiner  Zuhörer  waren  ^^).  So  unterschied 
man  denn  auch  zwischen  sorgföltigeren  und  minder  sorgfaltigen 
Commentaren  des  A.  zum  Homeros^^  und  schätzte  im  *A11- 
gemeinen  die  övyyQdfifLaza  höher*^,  d,  h.  die  Specialabhand- 
lungen, in  denen  er  genauer  auf  besondere,  die  Kritik  oder  Er- 
klärung anlangende  Punkte  einging.  Ihrer  lassen  sich  folgende 
nachweisen:  über  Ilias  und  Odyssee*®),  gegen  Philetas*^), 
gegen  Komanos^^),gegendie  sogenannten Chorizonten^®^), 
über  das  Schiffs lager*®*).  Aristarchos  veranstaltete  nach  seiner 
ersten    Ausgabe    der   beiden    Gedichte   noch    eine  zweite^^), 


stadiifl  Homerids,  Königsberg  1883. '8.  2.  n.  3.  A.  Leipz.  1865.  1882.  8. 
Lad  wich  Aristarcha  homerische  Textkritik  nach  den  Fragmenten  des 
Didjmos,  Leipzig  1884.  1886.  II.  8.,  aach  Sengebusch  Diss.  Homer,  prior 
S.  24ff.  Römer  Zq  Aristarch  and  den  Aristonicasscholien ,  Münch.  1886.  8. 
(Bl.  f.  bayr.  Gymnw.  XXI)  sucht  im  Gegensatz  zn  Ludwich  za  zeigen, 
dass  DidymoB  den  A.  nar  sehr  anvollkommen  zu  würdigen  verstanden  and 
dass  er  sich  häufig  getäascht  habe  and  Aristonikos  viel  zuverlässiger  sei. 

94)  S.  die  Belege  bei  Lud  wich  L  S.  23  f. 

96)  Lehrs  S.  21  (»24)  ff.  Ladwich  L  S.  26  f.  Vgl.  Ath.  IIL  83 b.  czol^- 
%av  vnoiivfifi,at<ov  and  dazu  Lehrs  S.  18  ('21):  f^commentarios  scholae  äicü, 
h.  e.  scholae  vel  scholasticorum  usui  deattwUos,  non  in  publiewn  editos", 

96)  Didym.  z.  B,  111.  ip  tipi  tmv  ^xQißmfiivatp  ^nouvrjiidtmv ^  z.  H,  130. 
h  totg  i^ritacfiho^g  (wie  statt  tu  ig  i^rjtaafiivoig  za  lesen  ist,  s.  Lud  wich 
I.  S.  19)  'jiQiexdQxov, 

97)  Didym.  z.  £,  111.  ti  yaq  rä  ovyyQoiiifictxa  xcav  vnofivrjiiarmv  nffo- 
tdtxofisv  %.  X.  X, 

98)  Ilsqi  'Jluidog  %al  '09vactCagy  Didym.  z.  i,  349. 

99)  n^og  <^tXrixav,  Didym.  z.  A,  624.  B,  111. 

100)  ÜQog  Kmnapow,  Didym.  z.  A,  97.  B,  798.  Ä,  110. 

101)  ÜQog  x6  Sivmpog  nceifdSo^ov,  Didym.  z.  M,  436.    Vgl.  C.  30.  A.  3— 8. 

102)  Jltffl  xov  vavaxd&fiov,  Ariston.  z.  K^  63.  M,  268.  6,  449,  mit 
einem  Sitaationsplan  verbanden,  x6  ntql  xov  vavcxaJ^fiov  didygafniaf 
Ariston.  z.  A^  166,  x6  xov  ax^axonidov  didyQafifuCj  z.  A,  807.  S.  Lehrs 
8.  21  f.  221  (»229.  »224)ff.—  Der  Versuch  von  Schimberg  Analecta  Aristar- 
chea,  Greifsw.  1878.  8.  (Dootordiss.)  S.  23—36  noch  eine  neue  ttc^I  Uvlat- 
fiivovg  nachzuweisen  ist  misslangen,  s.  Friedläuder  Eönigsberger  Sommer- 
kat.  1879,  Kammer  Jahresber.  XIII  (1878).  S.  71—76,  Ludwich  Jen.  L.-Z. 
1879.  S.  226,  doch  behält  seine  Arbeit  als  Untersuchung  aber  die  Homo- 
nymenstudien des  A.  nichtsdestoweniger  ihren  Werth.  S.  über  dieselben 
C.  27.  A.  42.  43. 

108)  Dies  hatte  schon  Wolf  Jen.  L.-Z.   1791.   S.  246  richtig  erkannt, 


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454  SechzehnUs  Capitel. 

offenbar  weil  er  inzwischen  weiter  in  seinen  Studien  fortgeschritten 
war  und  daher  jene  frühere  Arbeit  ihm  nicht  mehr  genügte. 
Beide  Ausgaben*^)  waren  mit  kritischen  oder  vielmehr  kritisch- 
exegetischen Zeichen  am  Rande  versehen*^).  Die  Commentare 
gingen  zum  Theil  der  ersten  noch  voran,  so  dass  er  sich  in  ihnen 
nocb  an   die   Ausgabe    des    Aristophanes   anlehnte  ^^^,   und   der 

dann  aber  liess  er  Bich  wieder  davon  abbringen,  s.  A.  108,  Lehrs  S.  23 
(^26) f.  wies  es  unwiderleglich  nach.  S.  die  zahlreichen  Belege  b.  Ladwicb 
I.  S.  17  ff.  Die  zweite  Ausg.  wird  auch  als  ;i;a9«iyrf9a  oder  17  ;i;a9ieiyrce« 
bezeichnet,  Didym.  z.  B,  579.  9,  727. 

104)  Der  strenge  Beweis  hiefür  beruht  freilich  nur  auf  Didym.  z.  T,  866. 
6  $h  2i,d(6vtos  (s.  C.  30.  A.  164)  rid'STTiHivai.  iilv  to  nQmzop  (prjatv  avxovg 
xbv  'Ag^atccQxov j  vatsgov  Sl  nBgiBlsLv  tovg  oßslovg  verbunden  mit  Didym. 
z.  JT,  613.  iv  ty  stiga  xmv  'Agtatdgxov  ovii  itpigsto  xa<&a7ror£,  |y  $£  tjj  9bv- 
TfQoi  cßflog  (80  Lehrs  ßtatt  aXoyog)  avxA  naginsixo.  Vgl.  Nemesion 
(s.  Lehrs»  S.  81  f.  A.  16.  S.  340f.  Ludwich  L  S.  74.  A  98.  S.  80  mit 
A.  106)  zu  Kf  397.  'Afi(t{6vtog  de  6  'AgiaxuQxsiog  ngöixov  (ilv  (Sxtyfiaig  (priai 
xbv  'AgiaxaQXov  nagaarifisKoaaaG'ai.  avxovg,  slxa  9h  xal  xelitog  i^eXei^v. 

105)  Hier  stehen  wir  Dank  dem  Hanptcodez  der  Ilias  Ven.  A  mit 
seinen  Scholien  und  Zeichenresten  (vgl.  J.  LaBoche  Text,  Zeichen  und 
Scholien  des  berühmten  Codex  Venetus  zur  Ilias,  Wiesbaden  1862.  8. 
C.  Wachsmuth  Ueber  die  Zeichen  und  einige  andere  Eigenthümlichkeiten 
des  Cod.  Venetus  der  Ilias,  Rhein.  Mus.  XVIIL  1868.  S.  178—188)  auf  völlig 
festem  Boden.  Diese  Zeichen  waren  zunächst  dieselben  wie  bei  Aristo- 
phanes (s.  A.  17),  nur  dass  A.  das  Keraunion  fallen  liess  und  statt  des 
Sigma  einen  blossen  Punkt  {axiyfirj)  setzte.  Es  blieben  also  Obelos,  femer 
Antisigma  und  Punkt  tbeils  zum  Hinweis  auf  doppelte  Becensionen  (Ariston. 
z.  &^  536—541),  theils  aber  auch,  wie  Pluygers  De  carm.  Hom.  veterum- 
que  in  ea  schoUorum  retractanda  editione  (Leiden  1847).  S.  8  bemerkt, 
zum  Hinweis  darauf,  dass  die  beiden  so  bezeichneten  Partien  ihren  Platz 
tauschen  müssen  (Aristonik.  z.  £,  192.  203,  vgl.  Schrader  De  notat.  crit. 
S.  5  f.)  und  Asteriskos  zur  Bezeichnung  wiederholter  Verse ,  die  an  allen 
Stellen,  wo  sie  vorkamen,  mit  diesem  Zeichen  und  an  derjenigen  oder  den- 
jenigen, wo  sie  unächt  erschienen,  zugleich  mit  dem  Obelos  versehen  wur- 
den (vgl.  A.  17),  dazu  die  Doppeliinie  (s.  A.  66),  und  vermuthlich  fögte 
erst  A.  die  punktirte  Doppellinie  {dinXij  nfQisaxiyii^ivTJ)  ^  oder  )»f—  hinzu, 
jedenfalls  verwandte  er  zuerst  sie  zu  dem  Zweck,  um  eine  Abweichung 
seiner  Lesart  von  der  des  Zenodotos  zu  bezeichnen. 

106)  Didym.  z.  ß,  188.  iv  xoig  rtax*  'Aqioxotpdvriv  vjtoftvTjficeaiv  'Aqi- 
axccQx<>Vf  z.  ^,  130.  'AQtctaQX^S  ^loc  tcov  vno(iv7ifiax(ov  'AgtaxotpavT]  (prjcl 
axCxovg  f  J  7ixB^%ivai  x.  x,  A.,  z.  v,  158.  *Agioxoq>cLV7ig  ygagtei  „fi^  di  «ryiv**. 
avxiXiyei  Öl  Sv  vnofiVTifKxxoav  'AgtöxaQxog t  z.  ß,  221.  nav  xiai  dl  xmv  «a- 
Xaimv  vnoiivTjpLccxatv j  z.  J ,  3.  xax*  ivia  xciv  vnofivrjfidxoav  j^ivcovoxofi^*' 
(pigexai*  oi  ds  tpuci  ZrivoSoxsiov  shfai  xr^v  ygatpi^v.  iv  fiivzoi  xatg  ix^d- 
CEOL  (näml.  'AgiaxaQXov)  x^Q^S  ^ov  v  svgafisv.  Vgl.  Lehrs  S.  26  (*80)f. 
Ludwich  l,  S.  26  f. 


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Aristarchos  von  Samothrake.  455 

zweiten  sind,  wie  es  scheint^  keine  mehr  gefolgt,  und  so  be- 
zeichnet sie  im  Wesentlichen  den  Höhenpunkt  der  Erkenntniss, 
zu  welchem  es  Aristarchos  und  ebendamit  das  ganze  Alterthum 
auf  diesem  Gebiete  überhaupt  gebracht  hat*®').   Leider  verdunkelte 


107)  Lud  wich  I.  S.  26:  „aus  .  .  .  Ariston.  z.  Z,  4.  oxi  iv  xois  a^^a^t^ 
iyiyQCinto  jynsaariyvg  notafioto  SiMHkavdqov  xal  atofialtiivrjg^^  Sib  xal  iv 
Toig  vnouvT^fiaai.  g>iQetccL.  vcxbqov  d^  nBQinipoi)v  iyQCctps  ,^asaariyvg  Zifiösv- 
xo$  ISl  Sav&oio  ^octcöy**  folgerte  schon  Bekker  Schol.  11.  II.  p.  819°  mit 
ToUem  Recht:  xä  vitofivrifiaTa  altera  editione  antiquiora.  Vergleicht  man 
nämlich  .  .  .  Didym.  z.  /,  667.  iv  x^  ixiqijc  xtäv  'AQiatagxov  ^^Xs^^tpavTsg^^ 
%€tl  iv  noXXaig  xAv  d(fxa£mv,  so  gewinnt  die  Vermuthimg,  dafls  dort  bei 
der  ErwähnoDg  der  dgxf'^i^i'  {dwxfyQutpa)  vornehmlich  an  die  erste  der  beiden 
aristarchischen  Ansgabeo  gedacht  sei,  einen  hohen  Grad  von  Wahrschein- 
lichkeit". Von  den  avyyQoc(i(iaTa  bleibt  es  allerdings  möglich,  dass  sie 
alle  oder  theilweise  erst  nach  der  zweiten  Ansg.  entstanden  seien,  aber 
mehr  Iftast  sich  auch  nicht  behaupten,  nnd  es  ist  willkfirlich,  wenn  Senge- 
busch  a.  a.  0.  S.  29  schreibt:  „altera  editio,  quae  commentarüs  carebat, 
tertia  illa  Homerieorum  Äristarchi  operum  illfistrata  fuü  classe  xmv  avy- 
yQanfidxmv^^.  Die  von  A.  für  die  Textkritik  benatzten  Älteren  Exemplare 
waren  theils  solche,  von  denen  nnr  der  Ort  ihrer  Herkunft  bekannt  war 
(of  dno  oder  dia  xmv  noXsmv  oder  bloss  ndlttov  oder  naxd  noXeig  oder 
noXixiTucif  nicht,  wie  man  oft  geglaubt  hat,  Staatsexemplare),  vermuthlich, 
aber  nicht  nachweislich  voralexandrinischen  Ursprungs,  so  die  massalische, 
argolische,  sinopeische  und  kyprische  Ausgabe,  theils  solche,  welche  ent- 
weder im  Besitze  Einzelner  gewesen  waren  oder  kritische  Ausgaben  be- 
stimmter Gelehrten  darstellen  (oC  xatd  dvSQu),  so  die  Ausgaben  des  Anti- 
machos,  Zenodotos,  Rhianos  und  Aristophanes  nnd  die  des  Sosigenes  und 
des  Philemon,  von  denen  beiden  wir  wieder  nicht  wissen,  ob  sie  aus 
alexandrinischer  oder  schon  voralexandrinischer  Zeit  waren.  S.  die  Belege 
bei  Ladwich  I.  S.  8 if.  So  stark  sie  von  einander  abwichen,  bezeichneten 
sie  doch  nur  Modificationen  einer  und  derselben  Vulgata,  s.  Ludwich 
I.  S.  8  ff.  Wer  an  die  Bedaction  der  homerischen  Gedichte  anf  Anordnung 
des  Peisistratos  glaubt,  wird  nicht  umhin  können  mit  Bit  sohl  AL  Bibl. 
8.60  (Oposc.  I.  S.  42)ff.  anzunehmen,  dass  sie  sich  unter  dem  Einflüsse 
dieser  Bedaction  gebildet  hatte;  wer  die  letztere  für  eine  Fabel  hält  (eine 
Frage,  über  die  ich  meinerseits  noch  lange  nicht  im  Beinen  bin),  wird 
wenigstens  zugeben  müssen,  dass  diese  Vulgata  unter  der  Einwirkung  der 
langen  und  mächtigen  politischen,  socialen  und  litteparischen  Vorherrschaft 
Athens  entstanden  war,  so  dass  dem  A.  ein  stark  attisch  gefärbter  Homer 
vorlag,  8.  V.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  264—269.  Vgl.  A.  120.  Was 
nun  aber  die  eigne  Homerkritik  desselben  betrifft,  so  war  dieselbe  nach 
dem  Obigen,  „auch  als  sie  in  die  Oeffentlichkeit  trat,  eine  allmählich 
werdende^,  so  dass  er  zu  verschiedenen  Zeiten  verschiedene  Ansichten  hatte, 
verschiedene  Lesarten  billigte  u.  s.  w.,  vielfach  schwankte,  s.  Lud  wich 
I.  8.  27 — 38.  üeber  einzelne  Punkte  dieser  Kritik  nnd  Exegese  handeln 
Mor.  Schmidt  Aristarchisch-Homerische  Excurse.   1.  Augment.  Philologus 


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456  Sechzehntes  Capitel. 

sich  aber  in  weiteren  Kreisen  der  klare  Einblick  in  seine 
Leistungen  so  bald,  dass  schon  sein  Schüler  Ammonios*  sich 
gedrungen  sah  in  einer  eignen  Schrift  zu  beweisen,  dass  nicht 
mehr  Ausgaben  als  diese  beiden  von  ihm  gemacht  seien  ^^®),  und 
schlimmer  noch  ward  es,  da  seine  eigne  Originalbandschriffc  von 
ihnen  frühzeitig  verloren  ging^^^).  Daher  unternahmen  es  denn, 
worauf  wir  später  (C.  30)  noch  wieder  zurückkommen  werden, 
zwei  Aristarcheer  der  augusteischen  Zeit,  Didymos  und  Aristo- 
nikos,  jener  seine  gesammte  ßecension  und  deren  Quellen,  dieser 
die  Gründe,  welche  ihn  zur  jedesmaligen  Setzung  dieses  oder 
jenes'  Kandzeichens  bewogen  hatten,  festzustellen,  und  den  Aus- 


IX.  1854.  S.  426—484.  761—766.  2.  Infinitivformen  im  vierten  Fasse  vor 
der  bukolischen  Caesur,  Jahrb.  f.  Ph.  LXXI.  1866.  S.  220—228,  Schwidop 
De  versibus,  quos  Aristarchns  in  Homeri  Iliade  obelo  notavit,  Eönigsb. 
1862.  8.  (Doctordiss.),  Scbimberg  a.  a.  0.  S.  3ff.  Kammer  Zur  homeri- 
schen WorterkläruDg  des  Aristarchos,  Jahrb.  f.  PhiloL  CXXIX.  1884.  S.  1—12. 
523—528,  Hecht  Zu  Aristarchs  Erklärung  homerischer  Wortbedeutungen, 
Philologus  XLVI.  1887.  S.  434—444.  —  Philipp!  Quaestionum  Aristar- 
chearum  specimen  prius,  Göttingen  1866.  8.  (Doctordiss.)  bespricht  einige 
Abweichungen  Bekkers  vom  Text  des  A.  meist  zu  Gunsten  des  Letzteren. 

108)  IIsqI  tov  (i-q  ysyovivai  nXeiovag  iTtSoasig  zrjg  'A^ustuQxeiov  diOQ- 
d-(6asmg^  Didym.  z.  K,  397.  Die  natürliche  Deutung  dieses  Titels  ist  frei- 
lich, dass  es  nur  eine  Ausgabe  des  A.  gebe,  und  dies  bewog  Wolf  Proleg. 
S.  CCXXXVII  von  seiner  früheren,  richtigen  Ansicht  wieder  abzugehen« 
8.  A.  103.  Allein  trotzdem  bleibt  aus  den  ebendort  und  C.  30.  A.  36.  36 
entwickelten  Gründen  nichts  Anderes  übrig  als  mit  Lehrs  S.  23.  (^27)  f. 
täv  dvo  zu  nXe^ovag  hinzuzudenken,  s.  Ludwich  L  S.  16  f. 

109)  S.  den  Beweis  bei  Ludwich  L  S.  38 ff.  Das  ganze  Unternehmen 
des  Didymos  hätte  sonst  keinen  Sinn  gehabt.  Der  natürlichste  Gedanke  ist, 
dass  diese  Originale  in  der  alexandrinischen  Bibliothek  aufbewahrt  wurden 
und  mit  dem  Brande  derselben  (s.  C.  12.  A.  87. 87^)  im  alexandrinischen  Kriege 
zu  Grunde  gingen,  s.  Wilamowitz  S.  297.  Ludwich  L  S.  39.  Um  so 
mehr  aber  ist  der  A.  7  angeführte  Zweifel  von  Wilamowitz  berechtigt, 
ob  überhaupt  alle  diese  gelehrten  Homerausgaben  dem  Buchhandel  und  so 
dem  Publicum  übergeben  wurden.  Freilich  ist  es  auffallend,  dass  schon 
A  die  Ausgabe  des  Zßuodotos  nur  in  mehreren  Abschriften  und  folglich 
nicht  im  Original  kannte,  s.  Ludwicb  L  S.  6  f.,  und  mit  Becht,  wie  mir 
scheint,  bemerkt  Lud  wich  L  S.  39.  A.  54:  „Offen  gestanden,  vermag  ich 
mir  nicht  einzureden,  dass  A.  zweimal  in  seinem  Leben  eigenhändig  den 
ganzen  Homer  abgeschrieben  haben  sollte.  Er  wird  sich  diese  lästige  und 
mechanische  Arbeit  wohl  erspart  und  es  ähnlich  gemacht  haben,  wie  die 
heutigen  Herausgeber  fremder  Schriften  es  zu  machen  pflegen:  d.  h.  er 
verschaffte  sich  einen  Text  und  trug  in  diesen  seine  Aenderungen  ein**. 
Indessen  konnte  er  ja  auch  dictiren  und  dann  das  Dictat  revidiren. 


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Arifitarchos  von  Samothrake.  457  - 

Zügen  aus  diesen  ihren  beiden  Schriften*^®)  in  unseren  Scholien^*^) 
verdanken  wir  AUes^  was  wir  über  diesen  Gegenstand  wissen. 
Aristarchos  folgte  im  Homeros  mit  genialem  Scharfblick  überall 
den  Grundsätzen  einer  gesunden  grammatisch-historischen  Aus- 
legung und  Ejritik  im  lebhaftesten  Streit  mit  seinem  Zeitgenossen 
Krates,  dem  Haupte  der  Pergamener^"^),  indem  er,  Feind  aller 
allegorischen  Deutelei,  in  Bezug  auf  die  Beurtheilung  der  homeri- 
schen Erdkunde  sich,  wie  gesagt ^^')^  an  Eratosthenes  anschloss 
und  femer  die  Mythen-  und  Sagengestaltungen  bei  Homeros  von 
denen  wirklich  oder  vermeintlich  jüngerer  Zeugen  unterschied  *^*). 
Freilich  lag  dies  in  Bausch  und  Bogen  geübte  Verfahren  von 
einer  wahrhaft  geschichtlichen  Auffassung  noch  weit  genug  ab^ 
ja  es  würde  vielmehr,  wenn  man  bei  ihm  stehen  geblieben  wäre, 
alle  genauere  historische  Forschung  auf  diesem  Gebiete  abge- 
schnitten haben  ^'^^).  Die  Eenntniss  des  homerischen  Wortge- 
brauchs brachte  er  auf  ihre  Hohe,  überhaupt  aber  die  ganze 
Elementargrammatik  zu  einem  gewissen  Abschluss '^*),  indem 
auch  er  sich  dabei  wie  überhaupt  so  namentlich  in  der  Decli- 
nation  die  Analogie  zum  Leitstern  nahm^^^^),  dabei  aber  treffende 
Bemerkungen  machte,  um  den  blossen  Schein  analoger  Bildung 
von  der  Wirklichkeit  zu  sondern  ^^*).    Von  ihm  stammt  auch  das 


110)  IIsqI  tfjg  'J(fiüxd(f%ov  dtoff^ciaemg  und  nsi^i  oripLBiav  'JXidSog  %alr 
'OSvaasiag,  b.  Lehre».  S.  1-38.  *S.  1—29.  Ludwich  L  S.  41  ff.  und  unten 
C.  30.  A.  286.  882. 

111)  Besonders  bekanntlich  im  Yen.  A,  s.  0.  30.  A.  286. 
111*)  S.  C.  26.  A.  17  ff. 

112)  C.  16.  A.  31.    S.  Lehre  >S.  229-266.  *S.  224—249.  '8.821—246. 

113)  S.  Lehre  S.  174  (»177) ff. 

113*>)  Man  vgl.  die  treffende,  nach  allen  Seiten  hietorisch  gerechte 
Würdigung  der  aristarchiechen  Homerauffasenng  nach  ihren  Verdiensten 
und  ihren  Schranken  bei  v.  Wilamowitz  Homer.  Untere.  S.  383—387,  auch 
Enrip.  Herakles  I.  S.  164,  s.  auch  unten  A.  120. 

114)  Volkmann  S.  1577.  Vgl.  die  A.  40  angef.  Abh.  von  Ribbach 
(welcher  S.  6—34  de  orlhographia ,  S.  84—44  de  dedinationum  doctrina, 
S.  44—48  de  coniugationum  formis  spricht)  nebst  der  Reo.  v.  Q.  Sohö- 
mann  PhiloL  Rundsch.  IV.  1884.  Sp.  1182—1137. 

114'»)  Jedoch  nur  quoad  paiiatur  consuetudo  (^  avviqd'sia),  Varr.  L.  L. 
IX,  1. 

116)  So  erkannte  er,  dass  der  Schein  analoger  Bildung  im  Nominativ 
oft  im  Vocativ  zerrinnt,  Varr.  L.  L.  IX,  43.  simile  »it  necne  nomen  namini . . . 
Aristarchwn  praecipere  oportere  apectare  non  solum  ex  recto,  sed  etiam  ex 
eorum  vocandi  casu.    Im  üebrigen  s.  C.  26.  A.  38 — 49. 


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458  Sechzehntes  Capital. 

System  der  acht  Redetheile^^*).  In  welcher  Schrift  oder  in  wel- 
chen Schriften  er  diese  Theorien  entwickelte,  wissen  wir  nicht 
In  seinen  syntaktischen  Auffassungen  waren  jedoch  noch^  manche 
Mängel"').  Auch  fehlte  ihm  feinere  Kenntniss  des  homerischen 
Versbaus"®).  Darin  jedoch,  dass  er  den  Homeros  für  einen 
Athener  aus  der  Zeit  der  ionischen  Wanderung  hielt ^^^),  hat 
man  nicht  sowohl  eine  Schranke  seiner  Sprachbeobachtung  als 
vielmehr  eines  der  Kennzeichen  seines  doch  sehr  mangelhaften 
historischen  Sinnes  zu  erblicken ^^).  Er  verfasste  ferner  eine  Aus- 
gabe des  Hesiodos^*^)  und  Commentare  zu  demselben^"), 


116)  Quintil.  I,  4,  20,  vgl.  Schömann  Redetheile  S.  12. 

117)  Besonders  in  seinen  Annahmen  über  Vertauschung  der  Genera 
verbi,  Modi,  Tempora,  Casus  und  über  Ellipse  Ton  Präpositionen,  s.  Fried- 
la ender  Aristonici  nsgl  ariftBimv  'JXiuÖog  reliqq.  S.  1 — 85  (vgl.  Philologus 
VI,  1861.  S.  669  flF.)  und  Hörn  in  der  A.  134  aufgeführten  Dias.  S.  76—81. 

118)  S.  M.  Schmidt  Jahrb.  f.  Philol.  a.  a.  0. 

119)  Vit.'Hom.  3.  6.  p.  26,  53  ff.  29,  6  West.  Epiphan.  ad?,  haer.  I. 
p.  326  A  Colon.  Clera.  Strom.  I.  326  D  (vgl.  A.  123).  Tatian.  ad  Graec.  81. 
p.  122  Otto.   82,  4  ff.  Schwartz  (Euseb.  P.  E.  X,  11,  4.  492  b). 

120)  Wie  er  dazu  kam,  erhellt  aus  A.  107,  s.  Wilamowitz  Homer. 
Unters.  S.  285f.:  „A.  erkennt,  da  Aristophanes  die  Dialekte  und  archai- 
schen Texte  aufgearbeitet  hat,  die  attische  Form  des  Epos  sehr  gut;  aber 
er  zieht  nicht  den  Schlnss  auf  attische  Entstellung,  sondern  ersinnt  eine 
Hypothese,  welche  die  Erscheinungen  des  Textes  durch  eine  willkürlich 
erfundene  historische  Erklärung  motiviren  will:  Homer  war  Ton  Geburt  ein 
Athener  und  dichtete  in  seiner  neuen  Heimat  lonien;  es  ist  eine  Hypothese, 
geistreich  und  consequent,  würdig  eines  einseitig  grammatisch  gebildeten 
grossen  Analogisten,  aber  allerdings  geeignet  zu  zeigen,  dass  dieser  in  seiner 
Weise  grösste  antike  Philolog  jedes"  (?  s.  A.  112 ff.)  „historischen  Sinnes 
bar  und  bloss  war".     Vgl.  A.  132.  143—146. 

121)  Aristonikos  schrieb  eben  auch  ntgl  tmv  arifisüov  tmv  iv  t^  Geo- 
yovioc  'Hciodov  (Suid.  'A^i6x6vi,%oi) y  vgl.  Orion  p.  96,  27  ff.  AuTuldfgi  'Agiato- 
9i%0£  (so  Lehrs  für  'AQ^ataQxog)  iv  toCg  crifiBÜjiß^  'HaioSov,  s.  Flach  Die 
alexandrinischen  Fragmente  in  den  Schollen  zur  hesiodischen  Theogonie, 
Jahrb.  f.  Philol.  CIX.  1874.  S.  816-829.  Auch  in  den  Werken  und  Tagen 
erfahren  wir  von  mehreren  Versen,  dass  A.  sie  mit  dem  Obelos  bezeichnete, 
so  abgesehen  vom  Prooemion  (o/Jel/Jiov)  210  f.  (Prokl.  oßfUisi),  740  (Prokl. 
dd^stsi),  Uebrigens  vgl.  Flach  De  fontibus  grammaticis  scholiorum  ad 
Hesiodi  Opera  et  Dies,  Jahrb.  f.  Philol.  CXV.  1877.  S.  438  —  440.  Vgl. 
C.  30.  A.  378.  888. 

122)  'Tn6(ivrjatg*Hai6dov,  Etym.  Gud.  p.  78,  26  vgl.  m.  71,  41.  dazu 
Schol.  Op.  97.  Theog.  79.  Waeschke  De  Aristarchi  btndiis  Hesiodiis,  in 
den  Commentationes  semin.  philol.  Lips.,  Leipz.  1874.  S.  161— 178.  Flach 
a.  a.  0.  0.     Vgl.  auch  Schoemann   De  scholiis  Thoogoniae  Hesiodeae, 


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Aristarohos  von  Samotlirake.  4Ö9 

Commentare  zu  Archilochos**'),  eine  neue  Ausgabe  des 
Alkaeos^  welcher  eine  spätere  im  Alterthum  überhaupt  nicht 
mehr  gefolgt  ist***),  höchst  wahrscheinlich  auch  des  Anakreon**^), 
jedenfalls  einen  Commentar  zu  demselben^"),  eine  Ausgabe 
des  Pindaros^*')  und  einen  ausführlichen  Commentar  zu 
diesem  Dichter,  bei  Aeschylos  mindestens  zum  Lykargos^*®), 
bei  Ion  mindestens  zur  Omphale**^)  und  Commentare  zu 
Sophokles^^^)  und  Aristophanes,  ob  auch  Ausgaben  dieser 
Dichter,  steht  nicht  fest^^*).  Bei  Aristophanes  waren  indessen 
die  Leistungen  seiner  Vorgänger  so  bedeutend,  dass  er  hier  nicht 
eben  besonders  schöpferisch  mehr  wirken  konnte;  überdies  aber 
trat  hier  seine  schwache  Seite  in  den  Missgriffen  seiner  histori- 
schen Bemerkungen*^)  empfindlich  zu  Tage;  immerhin  aber  hat 


Greifsw.  1848.  4.   Opasc.  n.  S.  510  ff.  De  Teteram  criticorum  notis  od  He- 
siodi  Opera  et  Dies,  Greifsw.  1865.  4.    Opaso.  III.  S.  47—66. 

128)  Clem.  Strom.  I.  826  D. 

124)  S.  A.  28.         126)  S.  A  29.         126)  Ath.  XV.  671  f.  iiryfoviiivog, 

127)  Schol.  Find.  Isthm.  V,  47.  tavxa  ditriQtiaxtci,  to  %atctkXi^lov  ov% 
ixovxa^  S  Srj  o  'AQlazaQ%og  arifitioutat.  Es  folgen  die  A.  27^  z.  E.  angef. 
Worte.  S.  Scbrader  De  notat.  crit  S.  SS&.  Feine  in  der  A.  184  auf- 
gefdhrten  Abb.  S.  821  ff. 

128)  Scbol.  Tbeocr.  X,  18.  ip  vno(ivri(iazt  AvHOVf^ov, 

129)  Atb.  XIY.  634  c.   i^riroviievog. 

130)  S.  die  Belege  bei  M.  Scbmidt  Didymi  fragmenta  S.  262.  Vgl. 
V.  Wilamowitz  Enrip.  Herakl.  I.  S.  154 f. 

131)  Selbst  hinsicbtlicb  des  Aristopbanes  bietet  die  einzige  Stelle  von 
Gewicht  Schol.  Ran.  1437.  d&ttei:  6h  tovg  nivts  i(p8^rig  axixovg  .  .  .  'Aqi- 
otuQxog  keinen  sicheren  Anhalt:  mit  a^fz^rkann  freilich,  wie  H.  Scbrader 
a.  a.  0.  S.  16.  56  annimmt,  der  Obelos  bezeichnet  sein,  aber  es  kann  diese 
Athetese  auch  aus  einem  Commentar  stammen.  Dass  Schol.  At.  76.  dto  to  % 
nicht  auf  ein  von  Aristarchos  gesetztes  %  hinweist,  obgleich  'A^loxotQxog 
91  %.  T.  l,  unmittelbar  voraufgebt,  darüber  s.  Scbrader  a.  a.  0.  S.  25.  56. 

132)  Von  dän  drei  in  den  Scbolien  nachweislichen  Ban.  820.  1422. 
Thesm.  31  ist  die  dritte  verkehrt,  die  zweite  ein  mehr  als  schülerhafter 
Schnitzer  (gleichwie  er  auch  Ban.  1206  bei  dem  scharfsinnigen  Auskimfts- 
mittel:  ov  yaQ  tpigstai  vvv  Eiqinldov  Xoyog  ovöüg  ovtog,  ov  yaQ  ian, 
ifTjalv  'AqiataQxog^  xov  'Aqx^Xclov^  sl  y,ri  avxog  iinid'¥j%6P  vaxsgov,  o  dl 
'Agiaxoqxxvrjg  x6  ig  ^qxvs  xct/i€vov  tliti  offenbar  nicht  an  die  Schwierigkeit 
denkt,  dass  der  Archelaos  erst  zu  den  spätesten  Stücken  des  Euripides 
gehörte);  von  der  dritten  würde  ein  Gleiches  gelten,  wenn  F.  V.  Fritzsche 
z.  d.  St.  Recht  hätte,  vermuthlich  ist  aber  vielmehr  die  Beurtheilung  dieses 
Scholions  bei  Ose.  Gerhard  De  Aristarcho  Aristophanis  interprete,  Bonn 
1850.  8.  (Doctordiss.).  S.  36  ff.  die  richtige,  und  dann  haben  wir  hier  keine 
historische  Bemerkung  des  A.    Uebrigens  vgl.  A.  146,  auch  A.  148—145. 


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460  Sechzehntes  Capitcl. 

er  doch  auch  hier  in  der  grammatischen  Kritik  und  Exegese 
noch  Erhebliches  geleistet '^^).  Noch  weniger  vortheilhaft  steht 
vielleicht  die  Sache  bei  Pin  dar  os^^).  Ohne  Zweifel  hatte  seine 
Ausgabe  neben  den  kritisch -exegetischen  Zeichen  auch  kolome- 
trischC;  wie  namentlich  zur  Unterscheidung  von  Strophe ^  Gegen- 
strophe und  Epode.  In  dieser  Hinsicht  so  wie  in  Bezug  auf  die 
Anordnung  und  Aechtheit  der  Gedichte  schloss  er  sich  aber  ein- 
fach an  Aristophanes  an  ohne  jede  neue  Untersuchung,  und  seine 
geringe  metrische  Eenntniss  tritt  vollends  hier  in  einem  starken 
noch  jetzt  nachweislichen  Verstösse  ^^)  sehr  deutlich  ans  Licht. 
Sein  Grundfehler  ist  hier,  dass  er,  von  seinem  reichen  homeri- 
schen  Wissen   geleitet,  viel  zu  ausschliesslich  und  unvermittelt 

183)  S.  Gerhard  a.  a.  0.  S.  20—27.  Vgl.  S.  39—42.  Auch  auf  dem 
Gebiete  der  athetirenden  Kritik  und  der  Personen vertheilung,  s.  Gerhard 
S.  27  ff.  Ueber  strophische  Gliederung  ipt  nur  eine  Bemerkung  überliefert, 
8.  Gerhard  S.  43.  Der  Sinn  der  Notiz  Schol.  Ran.  1124,  dass  er  die 
Orestie  des  Aeschylos  nicht  als  Tctrulogie  bezeichnen  wollte:  'AQÜfxttQxog 
%al  'AnoXXdviog  (vgl.  C.  80.  A.  100)  zqiXoyCav  liyovai  j^oplg  t6v  6cttv(ft%av 
scheint  der  zu  sein,  dass  er  jene  Benennung  nur  gelten  Hess,  wenn  auch 
das  Satyrdrama  noch  gewissermassen  eine  Fortsetzung  der  drei  eine  Fabel- 
trilogie  bildenden  Tragoedien  war,  s.  H.  Planck  De  Euiip.  Troica  dida- 
scalia  (Göttingen  1840).  S.  3.  Eolster  Jahrb.  f.  Philol.  LXXXIII.  1861. 
S.  106.  112  f. 

184)  Das  ürtheil  von  Boeckh  Praef.  scholl.  Pind.  8.  13:  „etsi  is  paasitn 
haud  mediocria  attülit,  tarnen  neque  interpretatione  neque  crxiica  arte  in 
Pindaricis  magnopere  videtur  excelluisse'*  ist  freilich  zu  hart.  Von  den 
beiden  guten  Sammlungen  Feine  De  Aristarcho  Pindari  interprete,  Disser- 
tationes  lenenses  II.  (Leipz.  1883.  8.)  S.  268—327  und  Hörn  De  Aristarchi 
studiis  Pindaricis,  Greifswald  1888.  8.  (Doctordiss.)  ist  die  letztere  die  voll- 
ständigere. Vgl.  die  beachtenswerthen ,  aber  allzu  apologetischen  Recen- 
sionen  von  G.  Schömann  Philol.  Anz.  XV.  1886.  S.  668—677.  XVI.  1886. 
S.  86—91.  Wir  sind  hier  in  der  allerdings  für  A.  ungünstigen  Lage,  dass 
unsere  beinahe  einzige  Quelle  die  Pindarscholien  sind,  d.  h.  Didymos,  der 
ohne  Zweifel  oft,  ja  meist  die  ihm  richtig  scheinenden  Bemerkungen  des 
A.  einfach  wiedergab,  ohne  ihn  zu  nennen,  gerade  da  aber,  wo  er  die  Be- 
merkungen desselben  missbilligt,  ihn  nennt  und  seine  eigne,  meist  treffende 
Widerlegung  hinzufugt. 

186)  Py.  III,  76  (48  Momms.)  «  Fr.  75  H.  82  F.  Die  Entschuldigung 
von  G.  Schömann,  dass  dieser  Fehler  ihm  als  Homeriker  nicht  allzu  hoch 
anzurechnen  sei,  wäre  besser  nngedruckt  geblieben,  und  ob  die  von  Hörn, 
die  anderen  Alexandriner  hätten  es  nicht  besser  gemacht,  in  dieser  Aus- 
dehnung, namentlich  auch  in  Bezug  auf  Aristophanes  von  Byzanz  wahr  ist, 
dafür  fehlt  uns  der  Beweis.  Hinsichtlich  der  beiden  Stellen  Ol.  11, 140  (78) 
und  V,  1  ff.  jedoch  ist  gegen  Feine  Fr.  8.  16  auf  Hörn  Fr.  9.  18  und 
G.  Schömann  XV.  S.  670 ff.  zu  verweisen. 


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AristarchoB  von  Samothrake.  461 

dieselben  Gesichtspunkte  auf  Pindaros  anwendet  und  dessen  Nach- 
ahmung des  Homeres  viel  zu  weit  treibf  ^.  Wo  die  einfache 
grammatische  Auslegung  hinreicht,  hat  er  sich  freilich  auch  hier 
grosse  Verdienste  erworben  und  die  Künsteleien  verschmäht,  in 
welchen  sich  manche  der  ihm  bereits  vorliegenden  exegetischen 
Schriften^'')  ergingen ^^),  Wo  sich  ungezwungene  und  naitirliche 
Erklärungen  ihm  nicht  finden  wollten,  da  griflf  er,  da  Verstilgungen 
hier  nicht  angingen,  lieber  zu  Conjecturen,  theilweise  unnöthigen 
oder  geradezu  verkehrten  ^^^),  theilweise  aber  auch  richtigen  oder 
beachtenswerthen^**^).  Manchmal  jedoch  beruhigte  er  sich,  von 
anderen  Missgriffen  abgesehen  ^^^),  auch  bei  viel  zu  einfachen 
Deutungen,  deren  Unhaltbarkeit  er  bei  gehörigen  sachlichen 
Studien  erkannt  haben  würde***).  Aber  nach  dieser  Richtung 
hin  liegt  schon  bei  Homeros  nicht  seine  Stärke**^).  Dort  ist 
nun  freilich  der  Schaden  nicht  so  gross,  aber  bei  Pindaros  zeigt 
sich  gelegentlich  eine  solche  Unwissenheit  oder  Sorglosigkeit  in 
den  historischen,  geographischen,  mythologischen  und  chrono- 
logischen Fragen,  dass  er  selbst  über  die  nächstliegenden  und 
leicht  zu  entscheidenden  Dinge  keine  Untersuchung  anstellt,  über 


186)  Feine  S.  256  fL  326.  Anm.  Hörn  S.  11.  86.  44.  Ausser  Pj. 
III,  76  (B.  A.  185)  vgl.  bes.  Ol  VU,  85  (Fr.  26  H.).  Py.  IV,  14  (8)  « 
Fr.  44  H.  33  F. 

187)  Unter  ihnen  doch  wohl  auch  Zrixi^fucta  oder  'Anoffruutxa  UivSa- 
^ixcS,  8.  Hörn  S.  11,  vgl.  Lehrs  Pindarschol.  S.  lief. 

188)  Hörn  S.  11  f.  Onte  Erklärungen  von  ihm  finden  sich  besonders 
01.11,16(9).  68(82).  118(68).  162(85).  V,  1  ff.  VI,  168  (92).  Nem.  I,  84  (24). 
n,  9  (6).  16  (10)  —  Fr.  3.  6.  8.  10.  17.  24.  66.  69.  .60  H.  1.  8.  7.  9.  16.  21. 
40.  48.  44,  gute  grammatische  Beobachtungen  Ol.  III,  41  (28).  Py.  VI,  4. 
Nem.  I,  34  (24).  II,  9  (6)  =  Fr.  14.  58.  66.  69  H.  12.  37.  40.  48  F.,  TgL  Hörn 
S.  12.  Wohl  mit  Recht  nimmt  überdies  Hörn  S.  11  an,  ah  Ariatarcho 
primo  Pindari  carmina  coepta  esse  accurcdius  explxcari,  aber  auch  (S.  12): 
Pindari  dialectum  non  videtur  accuraHn8  traetasse, 

189)  S.  ausser  Py.  III,  76  (A.  186)  OL  ü,  140  (77).  Nem.  IV,  161  (98). 
Isthm.  I,  11  (9).  68  (86)  —  Fr.  9.  68.  77.  78  H.  8.  61.  60.  61  F. 

140)  Ol.  II,  177  (97).    Nem.  X,  114  (61)  —  Fr.  11.  76  H.  10.  69  F. 

141)  Vgl.  bes.  Ol.  II,  82  (46).  V,  64  (28).  VII,  19  (U).  XIV,  26  (20). 
Fj.  V,  4.  Nem.  1,3.  88  (25).  49  (88).  Nem.  III,  1  ff.  VII,  66  (48).  Isthm. 
VI,  23  (19)  —  Fr.  6.  19.  26.  36.  47.  66.  67.  68.  62.  72.  84  H.  4.  17.  22.  29. 
84.  39.  41.  42.  46.  64—66.  66  F. 

142)  Ol.  VI,  28  (16)  =  Fr.  20  H.  18  F.  und  Hörn  z.  d.  St. 

148)  Hörn  S.  10.  A.  12:  „ut  exemplwm  afferam,  in  Hamero  ea,  quae  de 
utroque  flwmine  Seilet  Ä.  statuerat,  ßcticia  esse  Demetrius  Scepsius  ostendit, 
cf.  Lehrs  Arist.*  p.  233.    Strab.  VT  IL  p.  339", 


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462  Sechzehntes  Capitel. 

die  er  sich  leicht  aus  Timaeos,  Philochoros  oder  einem  anderen 
Historiker  oder  aus  Pindaros  selbst  eines  Besseren  hätte  belehren 
können^^^),  während  er  vielmehr  einfach  mit  seinem  Gutdünken 
zufrieden  ist  und  so  zum  Theil  Dinge  erdichtet,  die  nie  gewesen 
sind^^^).  Er  denkt  nicht  einmal  daran  nach  der  Chronologie  der 
pindarischen  Gedichte  auch  nur  zu  &agen^^^.  Endlich  erfahren 
wir  über  ihn  noch^  dass  er  den  Arzt  und  medicinischen  Lexiko- 
graphen Bakcheios  mit  einer  Sammlung  von  Dichterbeispielen 
unterstützt  haben  soll^^^),  allein  diese  Nachricht  ist  mit  der 
Chronologie  unverträglich^^);  und  sie  ist  also  entweder  eine 
blosse  Fabelei  oder  Aristophanes  von  Bjzanz  ist  in  ihr  an  die 
Stelle  des  Aristarchos  zu  setzen  ^^^). 

Es  wird  hier  an  der  Zeit  sein  hervorzuheben  ^  wie  sehr  gleich- 
wie einst  in  der  Akademie  und  dann  auch  bei  den  Peripatetikern 
80  nicht  minder  bei  den  alexandrinischen  Gelehrten  der  mündliche 
Unterricht  und  die  Schriftstellerthätigkeit  in  lebendiger  Wechsel- 
wirkung standen  y  und  wie  sehr  der  erstere  die  letztere  ergänzte. 
Es  ist  bezeichnend,  dass  Aristophanes  von  Byzantion  noch  keine 
Commentare  schrieb.  Die  Erklärung  der  kritischen  Zeichen  in 
seinen  Ausgaben  blieb  daher  bei  ihm  noch  ganz  der  mündlichen 
Belehrung  überlassen,  und  aus  ihr  heraus  bildete  sich  auch  in 


144)  Py.  V,  76  (56).  VII,  17  ff.  Nem.  II,  19  (13).  III,  1  ff.  VII,  66  (48). 
Isthm.  II,  1  =  Fr.  60.  64.  61.  62.  72.  80  H.  36.  38.  46.  46.  54—56.  62  F. 
Vgl.  Hörn  S.  9  f.  und  Feine  z.  d.  St.  St.,  aach  Py.  VI,  4  (=-  Fr.  33  H. 
37  F.).  Nem.  II[,  16  (10)  ^  Fr.  63  H.  47  F.  n.  dasu  Feine.  Den  Vorwurf 
mangelhafter  Eenntniss  der  Beziehung  des  Mythos  zu  dem  gefeierten  Sieger 
(Feine  S.  326)  muss  in  Betreff  von  Nem.  II,  19.  VFI,  56  sogar  G.  Schö- 
maun  XV.  S.  670  zageben. 

146)  Ol.  II,  29  (16).  III,  46  (26).  V,  20  (10)  =  Fr.  4.  16.  18  H.  2.  13, 
16  F.  Unsicher  ist  die  Sache  OL  UI,  11  ==.  Fr.  12  H.  11  F.,  s.  einerseits 
Hörn  z.  d.  St.,  andererseits  G.  Schömann  XVI.  S.  88. 

146)  S.  Nem.  III,  Iff.  =  Fr.  62  H.  46  F.  und  dazu  Hörn  und  Feine. 
Aehnlich  verfuhr  er  ja  auch  bei  den  Dramatikern,  s.  A.  132. 

147)  S.  C.  24.  A.  255. 

148)  Denn  Bakcheios  lebte  bereits  um  die  Hälfte  des  dritten  Jahrb., 
8.  0.  24.  A.  240.  251.  Dies  scheint  auch  noch  Klein,  Ausg.  des  Erotian. 
S.  XXXVII f.,  obgleich  er  es  S.  XXVI  selbst  bemerkt,  nicht  erwogen  zu 
haben. 

149)  Das  Erstere  dürfte  das  Richtige  sein,  denn  auch  in  der  zerrütteten 
Stelle  bei  Erotian.  Voc.  EQppocr.  coli.  p.  32,  10  f.  Klein  erscheint  Ugiatagzog 
unter  den  Glossatoren  des  Hippokrates,  offenbar  auf  Grund  der  nämlichen 
Sage.     Vgl.  C.  20.  A.  73. 


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Siebzehntes  Capitel.    Antigonos  von  Eary8ix>8  a.  die  Wunderbtlcher.     463 

der  Schule  des  Aristarchos  die^üeberlieferung  über  desaen  Wort- 
erklärungen; Lesarten  und  die  Gründe  seiner  Zeichen  ^^).  Die 
gleiche  Erscheinung  wird  uns  auch  bei  den  alexandrinischen 
Mathematikern  entgegentreten,  bei  denen  sie  allerdings  noch 
durch  besondere  Ursachen  verstärkt  wird^*^). 


Siebzehntes  Capitel. 
Antigonos  von  Karystos  and  die  Wanderbfieher^). 

Eine  neue  Art  von  Schriftstellerei,  welche  in  der  Alexan- 
drinerzeit entstand  und  nicht  eben  zu  den  Glanzseiten  derselben 
gehört,  und  zwar,  wie  schon  bemerkt*),  bereits  anderweitig  vor- 
bereitet war,  wie  durch  Dichtungen  des  Philetas  und  durch 
jene  pseudo-aristotelische  Schrift,  welche  wir  jetzt  als  neuntes 
Buch  der  Thiergeschichte  lesen  ^^),  vorbereitet  in  anderer  Weise 
auch  durch  die  Reisefabulistik  der  tendenziösen  Halbromane,  aber 
doch  allem  Anscheine  nach  erst  durch  Eallimachos  recht  eigent- 
lich ins  Leben  gerufen  wurde,  war  die  Sammlung  von  allerlei 
Merkwürdigkeiten  und  auffallenden  Erscheinungen  {@av(idöLa, 
nccgado^a)  zuvörderst  im  Bereiche  der  gesammten  Natur,  der 
unorganischen  wie  der  belebten,  namentlich  aus  den  Werken 
älterer  Auetoren.  Innerhalb  dieser  Grenze  hielten  sich  ausser 
Eallimachos  auch  Pseudo-Orpheus  und  wenigstens  zumeist 
auch  Archelaos,  ferner  Philostephanod,  Agatharchides, 
Polemon,  Nymphodoros  und  Andere  und  Spätere,  theils  in 
Prosa,  theils  in  Versen,  zum  Theil  auch  mit  Beschränkung  auf 

150)  Vgl.  V.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  150 f.    üsener  a.  a.  0. 
S.  139  f. 

151)  Vgl.  C.  23.  A.  238  nebst  dem  zagebörigen  Text 

1)  Sammlangen  von  Xylander,  Basel  1568.  8.  (mit  Antoninas  Libe- 
ralis und  Marcus  Aurelius),  lo.  Menrsius  Historiamm  mirabiliam  anctores 
Graeci,  Leiden  1622.  8.  (nachträgliche  Verbindung  der  zuvor  erschienenen 
Sonderausgaben  von  Antigonos,  ApoUonios,  Phlegon),  West  er  mann  Ha- 
^ado(o79ff<pot.  Scriptores  rerum  mirabilium  Graeci,  Braunschweig  1839.  8.  — 
Keller  Rerum  naturalium  scriptores  Oraeci  minores.  Vol.  L  Paradozo- 
graphi:  Antigonns,  ApoUonius,  Phlegon,  Anonymus  Vaticanus.  Leipz.  1877.  8. 
ist  nur  durch  Holders  neue  Collation  des  Heidelberger  Cod.  Palat  398, 
durch  welchen  allein  uns  Antigonos,  Apollonios  und  Phlegon  überliefert 
sind  (vgl  C.  4.  A.  116),  von  Werth. 

2)  C.  2.  A.  826.    C.  4.  A.  23.    C.  11.  A.  81. 

2^)  Vgl.  C.  2.  A.  825.     Ausserdem  s.  C.  21.  A.  380  ff. 


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464    ^Siebzehntes  Capitel.    Antigonos  von  Earystos  u.  die  Wunderbficher. 

ein  bestimmtes  Naturgebiet,  wie^  besonders  die  Flüsse,  woraus 
denn  die*  spatere  massenhafte  Schreiberei  über  diese  hervorging. 
Vielfach  artete  begreiflicherweise  diese  Unterhaltungslitteratur 
dahin  aus,  dass  man  das  Monströse,  Abenteuerliche  und  Fabel- 
hafte mit  ganz  besonderer  Vorliebe  heranzog,  so  dass  denn  „dies 
plötzliche  Emporwuchern  des  Aberglaubens  aus  den  niederen 
Schichten  der  Gesellschaft  in  die  höheren  und  von  da  aus  in 
die  Litteratur  neben  dem  freudigen  Aufschwung  der  sogenannten 
exacten  Wissenschaften  zur  Zeit  der  Ptolemaeer*^  eigen thümlich 
genug  einherläuft ^).  Bald  aber  griflF  man  auch  in  die  Menschen- 
welt hinein  und  sammelte  auch  ähnliche  Merkwürdigkeiten  und 
fabelhafte  Histörchen  und  Anekdoten  aus  dem  Bereich  der  Gre- 
schichte  und  Sage,  so  zuerst,  so  viel  wir  wissen,  Myrsilos,  um 
von  den  Wundem  der  Kunst  gar  nicht  zu  reden.  Und  gleichwie 
ein  Theil  der  ersteren  Schriftsteller,  z.  B.  theil weise  Nympho- 
doros,  sich  auf  locale  Merkwürdigkeiten  beschränkte,  so  ein  Theil 
der  letzteren ,  wie  Lysimachos,  auf  wunderbare  Ortslegenden,  so 
dass  denn  diese  Art  von  Schriftstellerei  der  periegetischen*)  sich 
näherte.  Ebenso  wenig  lässt  sich  eine  scharfe  Grenze  der  historisch- 
mythischen Paradoxographie  gegen  die  Mythographie  ziehen.  Bald 
wählte  man  auch  vielmehr  Titel  wie  Mvd^txäv  öwaycoyi^,  T« 
xatcc  noXtv  (iv^txci^  Kaivri  tötogia^  jäiriytiösig^  "AyciiSta  u.  dergl. 
Endlich  wurden  nach  und  nach  alle  möglichen  Gebiete  von  dieser 
krankhaften  Sucht  der  Paradoxensammlung  ergriffen''),  so  der 
Landbau  bei  Aristandros  und  Anderen,  angeblich  auch  Dio- 
phanes  und  in  den  christlichen  Jahrhunderten  sogar  Grammatik 
und  Mechanik^). 

Wahrscheinlich  bereits  unter  dem  Einfluss  des  Kallimachos') 


3)  ErBst  Meyer  Gesch.  der  Botanik  I.  (Eönigsb.  1854).  S.  269. 

4)  S.  C.  22.  A.  6. 

5)  Dass  indesBen  Hekaton  „paradoxa  philosophorum*'  gescbrieben  habe, 
behauptet  Westermann  8.  XV  mit  Unrecht,* 8.  C.  82.  A.  21. 

6)  Die  vorstehende  Skizze  schliesst  sich  an  Westermann  S.  X— XVI. 

7)  Wenigstens  ist  es  ungleich  wahrscheinlicher,  dass  diese  Fälschung  an 
eine  schon  von  einem  Ton  angebenden  Schriftsteller  ausgebildete  Litteratar- 
gattung  anknüpfte,  als  dass  umgekehrt  ein  Mann  wie  Kallimachos  sich 
durch  eine  solche  plumpe  ünterscliiebung  zu  ihrer  Ausbildung  hätte  anregen 
lassen.  Dazu  kommt,  dass  bei  Aristoteles  und  Theophrastos  Ton  einer  Be- 
kanntschaft mit  diesem  Orpheus  mindestens  noch  keine  Spur  zu  finden  ist, 
wenn  ich  auch  dies  argumentum  e  silentio  nicht  so  hoch  anzuschlagen  ver- 
mag wie  Meyer  a.  a.  0.  S.  270  f. 


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pBeado-Orpheos.     Archelaos  der  Aegypter.  465 

in  den  betreffenden  Sammlungen,  aber  doch  wohl  noch  unter 
Ptolemaeos  Philadelphos^)  erschien  zunächst  eine  Fälschung  in 
Prosa  unter  dem  Namen  des  Orpheus^),  'IdLog>vij  betitelt,  was 
man  neuerdings  durch  ,, Sondernaturen''  wiedergegeben  hat  im 
Sinne  von  „Dingen  von  besonderer,  sonderbarer  Natur  "*^).  Min- 
destens theilweise  nur  eine  Umsetzung  dieser  Prosa  in  Verse ^^) 
waren  sodann  die  Epigramme  gleichen  Titels,  welche 

Archelaos  der  Aegypter  oder  genauer  Cherronesit  dem 
Ptolemaeos,  d.  h.  wahrscheinlich  noch  dem  Philadelpbos,  mög- 
licherweise aber  auch  erst  dem  Euergetes,  widmete,  wie  es 
denn  überhaupt  mehrere  solcher  Hofdichter  gab,  welche  diesem 
nämlichen  Ptolemaeos  in  Epigrammen  die  Wundererscheinungen 
auseinandersetzten**).     Offenbar  derselbe   Ptolemaeos   war   es 


8)  Dies  folgt  aus  dem  Anscbluss  des  Archelaos  an  dies  Buch,  selbst 
wenn  dieser  erst  in  den  frühesten  Zeiten  des  Eaergetes  gedichtet  haben 
sollte,  s.  A.  12. 

9)  Ueber  diesen  Pseado-Orpheus  und  über  Archelaos  handelt  am  Besten, 
wenn  auch  nicht  fehlerfrei,  Meyer  a.  a.  0.  S.  269—274  im  Anschlass  an 
Lobeck  Aglaoph.  I.  S.  748—752,  wo  die  Brachstücke  und  Erwähnungen 
des  Ersteren  gesammelt  sind. 

10)  So  Meyer  S.  270.  Bei  Plinins  wird  Orpheus  als  eine  Quelle  für 
das  20.  bis  30.  B.  aufgeführt,  nnd  im  Titelregister  des  28.  heisst  es  genauer: 
Orpheo  qui  'Idtoqwrj  scripsit,  Archeiao  qui  item.  Vgl.  XXVIII.  §.  34.  43. 
Orpheus  et  ÄrchelatM  scribunt  nnd  tradunt  Orpheus  et  Archelaus.  XXV.  §.  12. 
primus  .  .  .  OrpiheuA  de  herhis  ct^riosius  cdiqua  prodidit.  Auf  Pflanzen  be- 
züglich sind  indessen  nur  wenige  Anführungen,  wie  Plin.  XX.  §.  32.  Den 
Inhalt  sämmtlicher  Citate  bezeichnet  Lobeck  S.  761  treffend:  ,/le  animäli' 
bus  et  herbis  singidari  quadam  potestate  vel  ad  medendum  vd  ad  nocmdum 
praeditis''.  Doch  reicht  dies  Alles  nicht  aus,  um  zu  erklären,  wie  Ghilenos 
XIV.  144  unter  den  Verfassern  von  Gedichten  über  die  Zubereitung  zu- 
sammengesetzter Gifte  auch  den  0.  neonen  konnte,  und  mit  Recht  nimmt 
daher  Meyer  S.  274  im  Gegensatz  zu  Lobeck  ein  anderes  Gedicht  für 
die  Behandlung  dieses  Stoffes  an,  s.  C.  10.  A.  81.  83. 

11)  Wie  Meyer  S.  271  f.  mit  Recht  aus  den  drei  A.  10  zuerst  ange- 
führten Stellen  bei  Plinius  geschlossen  hat. 

12)  Antig.  y.  Earyst.  19  (28).  xig  'AQx^^og  Alyvntiog  x&v  iv  ifciygcifi' 
(iMCiv  i^Yjyovfiivav  tm  IltoXentt^tp  xu  nccgädo^a,  worauf  zwei  dieser  Epi- 
gpramme  mitgetheilt  werden.  Ueber  die  von  Meyer  richtig  erkannte,  aber 
nicht  richtig  erklärte,  etwas  geringschätzige  Ausdrucksweise  s.  A.  62.  63. 
Laert.  Diog.  U,  17  (im  Homonymenverzeichniss  unmittelbar  nach  den  C.  22. 
A.  851  angefl  Worten),  h  xa  'idiofpvTJ  noti^accg,  Schol.  Nie.  Ther.  823.  'A.  h 
tots  'Iduxpviai  X.  T.  X.  Plin.  Ind.  XXVIII  (s.  A.  10).  Artemid.  IV,  22.  noX- 
loi  d^  %al  in  x6»v  'AqicxoxiTiovg  nBq\  i<pav  xal  'AqxsXuov  xal  xdiv  ^bvou^U" 

SvsBxiHL,  grieoh.-alex.  Litt.» Gesch.  I.  30 


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466     Siebzehntes  Capitel.     Antigonos  Ton  Karystos  tu  die  Wunderbücher. 

aber  auch,  von  welchem  einmal  ein  Epigramm  aus  seinen  eignen 
'TdLoq>'uij    angeführt   wird,   aber   auffallenderweise  ganz   anderen 


tovg  rov  'AipQodiaiiag  naQanrj'KOOTfg,  vtp*  ov  ^xactov  tmov  d'SQCtnsvBtat  xal 
ti  i^%aoTOv  tpoßgittti  xal  m  fidlictdc  %ulqn^  Big  cvvxayag  %aX  d'SQansiag  dva- 
nsnXdxaci,  Aelian.  N.  A.  II,  7,  „bei  welchem  er  auch  sonst  noch  mittelbar 
benutzt  ist,  vkI.  I,  28.  61.  63.  II,  12.  67"  (M.  Wellmann).  Ath.  IX.  409  c. 
'AQxsXcicp  z&  XsQQOvT^a^zy  iv  toCg  'Idiotpviaiv.  A.  war  also  entweder  erst 
später  nach  Aegypten  übergesiedelt  oder  wahrscheinlicher  aus  der  dortigen 
Stadt  Cherronesos.  Antig.  v.  Kar.  89  (96).  xa^  Tivi  xal  irny^afiiuxtim  nsQi- 
nsnrmtictiuBP  'AQXtXäov,  ov  xetl  nqotSQOV  ifivi^ad"rifiev^  og  negl  xAv  ^avyLa- 
a£<ov  xal  xovxo  Hatccyqdtpsi  x.  t.  X.  Es  folgt  ein  drittes,  längeres  Epigramm 
und  dann  die  Abfertigung:  tovto  ii'kv  ovv  in'  axo^  ti  ioxi  xal  tpsqofiivjj 
xivl  nsQieqyoxdxov  iniyQanfucxonoiov  (ucQxvgia  %s^itsvov  (nach  der  Her- 
stellung von  Wilamowitz  Ant.  v.  E.  S.  166).  Die  Ausdrncksweise  ist 
auch  hier  wieder  eigenthümlich  und  noch  stärker  als  vorhin,  berechtigt 
aber  hier  wie  dort  noch  nicht  zu  der  Behauptung  von  Mey  er  S.  272.  273, 
dass  „dem  Antigonos  nur  ein  paar  von  den  Epigrammen  des  A.  in  die 
Hände  gefallen  waren**,  dass  jener  sich  über  diesen  „wie  über  einen  längst 
verschollenen  Mann,  von  dem  nur  noch  ein  paar  Epigramme  übrig  ge- 
blieben, ausspreche  *S  ^^^^  dass  er  in  Bezug  auf  den  Titel  eine  Abweichung 
darbiete:  Antigonos  will  mit  nsql  ^avyLacCmv  jene  Sammlung  gar  nicht 
dem  Titel,  sondern  nur  dem  Inhalt  nach  bezeichnen.  Die  von  ihm  mit- 
getheilten  drei  Epigramme  hat  Jacobs  auch  in  die  Anth.  Gr.  II.  S.  67  f. 
aufgenommen,  ein  viertes,  ihnen  hier  voraufgeschicktes  aus  der  Anth.  Plan. 
(s-  Anth.  Pal.  XVI,  120)  ist  nach  der  üeberschrift  streitig  zwischen  Arche- 
laos (womit  freiUch  derselbe  A.  gemeint  sein  wird)  und  Asklepiades  und 
muss  schon  desshalb  auf  sich  beruhen.  Wäre  es  sicher  von  Ersterem,  so 
müsste  man  allerdings  fragen,  ob  auch  dies  Epigramm  von  ganz  anderem 
Inhalt  (auf  des  Lysippos  Statue  des  Alexandres)  trotzdem  aus  den  *l9io<pvrj 
sein  konnte,  die  dann  auch  von  Eunstwundem  gehandelt  haben  müssten, 
wozu  freilich,  wie  es  scheint,  sehr  wohl  passen  würde  was  wir  von  denen 
des  Ptolemaeos  selber  erfahren,  s.  A.  18.  Auf  ebendiese  'iSiotpvij  des  A. 
bezieht  übrigens  Bergk  P.  L.  G.^  II.  S.  82.  A.  ^  wohl  mit  Recht  auch  das 
Citat  des  Hieraz  b.  Stob.  Flor.  X,  77.  NiiiavSqog  o  Kolotpoiviog  xal  'Aqxb- 
Xocog  b  q>vaiii6gf  obwohl  ja  sonst  o  (pvin%6g  stehende  Bezeichnung  eines  viel 
älteren  Archelaos  ist.  Dass  nun  jedoch  jedenfalls  dieselben  nicht  des  A. 
einziges  Dichtwerk  waren,  erhellt  aus  Ath.  XII.  646  e.  'A,  iv  xotg  idfipotg^ 
wenn  anders  hier  nicht  ein  anderer  Poet  desselben  Namens  zu  verstehen 
ist.  Zu  früh  setzt  ihn  Jacobs  a.  a.  0.  XIU.  S.  866 f.  unter  Alexandres  und 
Ptolemaeos  I,  viel  zu  spät  Lob  eck  S.  749  unter  Ptolemaeos  YU  Physkon, 
jedenfalls  noch  immer  zu  spät  endlich  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  28.  Anm.  durch 
eine  allerdings  scharfsinnige  Combination  von  Varr.  B.  R.  III,  16,  4  mit 
Plnt.  Oleom.  29  unter  Ptolemaeos  IV.  Das  frühste  Datum  ist  vielmehr 
unter  Euergetes,  wenn  anders  unter  diesem  Antigonos  sein  Wanderbuch 
schrieb  (s.  A.  66)  und  Andreas,  welcher  nach  Schol.  Nie.  a.  a.  0.  (vgL  Ath. 
YII.  312  d.  e)  gegen  A.  Polemik  übte  (91701  dl  ^evdhg  thai  xal  UvS^iccg  x.  x,  A.) 


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Mjrsilos  von  Methymna.  467 

Inhalts ;  nämlich  das  schon  erwähnte  zum  Preise  der  0aiv6fieva 
des  Aratos^^). 

Myrsilos  von  Methymna  auf  Lesbos^*)  schrieb  in  den  letzten 
Zeiten  des  Philadelphos  oder  spätestens  in  den  ersten  des  Euergetes 


doch  wohl  der  unter  Philopator  in  der  Schlacht  bei  Baphia  214  ermordete 
ißt  (8.  C.  24.  A.  236).  Die  Vermuthung  Westermann s  S.  XXXVII,  dass 
unter  jenen  Hofdichtern,  welche  dem  Ptolemaeos  Distichen  über  Wunder- 
dinge verfassten ,  von  Antigonos  in  den  angefahrten  Worten  auch  an  Philo- 
stepbanos  gedacht  sei  (vgl.  A.  81),  dessen  Schriftstellerthätigkeit  unter 
Euergetes  und  Fhilopator  und  in  ihren  Anfängen  möglicherweise  schon 
unter  Philadelphos  fällt  (b.  A.  77.  83,  auch  79),  ist  sehr  ansprechend.  Das 
tm  IlxoXBpLaCat  in  diesen  Worten  braucht  nun  aber  durchaus  nicht,  wie 
Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  23  will,  zu  bedeuten:  „dem  noch  jetzt 
regierenden  Ptolemaeos",  sondern  heisst  zunächst  nur  „dem  damals  herr- 
schenden", und  man  muss  sogar  m.  E.  so  viel  Meyer  zugeben,  dass  die 
Ausdrücke  des  Antigonos  so  klingen,  als  ob  die  Epigramme  des  A.  be- 
trächtlich vor  dem  Wunderbuch  des  Antigonos  entstanden  sind.  Und  dies 
spricht  für  Ptolemaeos  Philadelphos,  für  den  Westermann  S.  XXIl— XXV 
auch  noch  anfOhrt,  dass  derselbe  naoh  Diod.  III,  36,  3  ff.  eine  grosse  Lieb- 
haberei für  Thiere  besass,  namentlich  für  seltne  und  bisher  unbekannte. 
Doch  s«  andrerseits  die  folgende  A.  13. 

18)  V.  Arat.  I.  p.  56,  93ff.,  s.  C.  10.  A.  40.  Dass  die  ^aivoikivu  des 
Hermippos  und  des  Hegesianax,  welche  hier  herangezogen  werden,  allen- 
falls schon  in  den  späteren  Zeiten  des  Philadelphos  entstanden  sein  können, 
wird  sich  C.  19.  A.  17.  C.  27.  A.  18  zeigen.  Doch  lässt  sich  nicht  leugnen, 
dass  es  ungezwungener  ist  sie  erst  in  die  des  Euergetes  zu  verlegen,  zu 
dessen  mathematischen  Neigungen  (s.  G.  1.  A.  23)  auch  ein  Interesse  für  astro- 
nomische Dichtungen 'sehr  stimmen  würde,  wie  denn  die  des  Eratosthenes 
ja  thatsächlich  imter  dessen  Regierung  entstanden.  Im  üebrigen  aber  stehen 
wir  hier  vor  einem  Bäthsel,  welches  wenigstens  ich  nicht  zu  lösen  vermag. 
Der  Titel  *ldio^ivri  muss,  so  scheint  es,  in  dieser  Epigrammensammlung 
auch  auf  litterarische  Merkwürdigkeiten  ausgedehnt  sein.  Denn  die  Be- 
hauptung von  Meyer  S.  278,  es  scheine  dies  Lob  des  Aratos  nur  den  Ein- 
gang der  Epigramme  gebildet  zu  haben,  ist  ebenso  willkürlich  wie  die 
voraufgehende,  es  scheine  der  König,  vielleicht  wetteifernd  mit  Archelaos, 
selbst  „ Sondematuren *\  vermuthlich  auch  orphische,  in  Disticha  umge- 
schrieben zu  haben.  Wie  soll  man  sich  jenes  Gedicht,  gesetzt  auch,  es 
hätte  wirklich  an  der  Spitze  gestanden,  als  passende  Einleitung  zu  Distichen 
über  Naturwunder  denken?  —  Oder  war  hier  *I9io(pvri  in  einem  umgedeuteten 
Sinne  gebraucht  für  „Seiner  Majestät  höchsteigne  merkwürdige  Aussprüche'*, 
welche  ihm  dann  unter  seinem  Namen  von  einem  oder  mehreren  seiner 
Hofdichter  in  eine  Sammlung  von  Epigrammen  gebracht  waren  ? 

14)  Steph.  V.  Byz.  Mifi&viivcc,  Lesbier  wird  er  öfter  genannt,  z.  B.  bei 
Antig.  Mirab.  16  (17).  —  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  455 ff.  Dazu  Robert 
Erat.  cat.  S.  5  f.  21.  25.  81  u.  S.  32.  A.  65. 

30* 


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468     Siebzehntes  Capitel.    Antigonos  von  Earjatos  u.  die  Wnnderbücher. 

seine  jdsößiaxä^^)  in  mehreren  Büchern ^^  und  verfasste  ausser- 
dem noch  'lötoQiTca  ycaQaSol^a^'^). 

Antigonos  von  Karystos  auf  Euboea^®)  mag  etwa  zwischen 
295  und  290  geboren  sein  und  erhielt  vermuthlich  zunächst  durch 
Menedemos  in  Eretria  seine  Ausbildung  *^).  Jedenfalls  lebte  er 
sodann^  und  zwar  spätestens  schon  in  den  ersten  Siebzigerjahren 
des  dritten  Jahrhunderts*^),  in  Athen *^),  wo  er  sich  der  Bildhauer- 
kunst widmete  und  ohne  Zweifel  zu  den  Akademikern,  vermuthlich 
als  Zuhörer  des  Arkesilaos,  in  nähere  Beziehung  trat^^).     Yiel- 


15)  Fr.  1—15  M.  Zuerst  erwähnt  werden  sie  bei  Antig.  v.  Kar.  5.  15. 
117.  118.  Müllenhoff  Deutsche  Alterthomsk.  L  S.  456  echliesst  mit  Recht, 
dass  M.  jünger  als  Timaeos  und  Eallimachos  war,  daraus,  dass  Ealli- 
machos  in  seinen  GavyMCia  wohl  bereits  den  Timaeos ,  aber  noch  nicht  ihn 
benutzte,  so  reiche  Ausbeute  doch  gerade  aus  ihm  auf  diesem  Gebiete  zu 
holen  war.  Und  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  24.  A.  16  bemerkt:  „Die  Zeit 
des  Myrsilos  findet  man  auch  durch  die  Erwägung,  dass  er  die  Sterne, 
welche  Aratos  (367  ff.)  als  namenlos  so  herausfordernd  bezeichnet  hatte, 
benannte  und  unabhängig  von  Eonons  Apotheose  der  Berenikelooke  be- 
nannte (Robert  Eratosth.  cat.  8.  5.  81)",  nämlich  crines  earum  virginwm, 
quae  Lesbo  perierunt  (Schol.  German.  p.  72,  19  Breys.,  wo  freilich  M.  nicht 
ausdrücklich  genannt  ist,  aber  mit  Wahrscheinlichkeit  hinter  dicuiUur  et 
von  Robert  vermuthet  wird;  allerdings  baut  also  Wilamowitz  nur 
Hjrpothese  auf  Hypothese). 

16)  Das  erste  wird  citirt  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  616  (Fr.  7). 

17)  Ausdrücklich  angefahrt  werden  sie  nur  einmal  b.  Ath.  XIIF.  610  a 
(Fr.  16).    Ausserdem  rechnet  Müller  zu  ihnen  noch  Fr.  17  b.  Plui  Arat.  3. 

18)  R.  Eoepke  De  Antigene  Carystio,  Berl.  1862.  8.  (gute,  wenn 
auch  von  manchen  Irrthümem  nicht  freie  Doctordiss.).  y.  Wilamowitz- 
Möllendorff  Ueber  Antigonos  von  Earystos,  Berlin  1881.  8.  (PhiloL 
Unters.  IV),  an  dessen  Darstellung  sich  die  meine  vollsl&idig  anschliesst, 
vielfach  auch  im  Ausdruck. 

19)  Denn  seine  Lebensbeschreibung  dieses  seines  euboeischen  Lands- 
mannes beruhte  offenbar  auf  persönlichem  Verkehr  mit  demselben.  S.  Wila- 
mowitz S.  86  ff.  140  ff. 

20)  Da  er  Polemon,  Erantor  und  Erates  noch  als  zusammenwirkend 
kannte  (La.  DL  IV,  22).    8.  Wilamowitz  S.  54  ff.  127.  145. 

21)  „Hier  muss  er  sich",  sagt  Wilamowitz  S.  143,  „wenn  er  auch  viel- 
fach herumkam  und  z.  B.  Delphoi,  Elis,  Eos  besuchte,  im  Wesentlichen 
aufgehalten  haben,  bis  ihn  Eönig  Attalos  nach  Pergamon  berief'*.  Ueber 
seinen  Besuch  in  Elis  s.  A.  29. 

22)  Ob  Wilamowitz  S.  152.  162  ihn  mit  Recht  geradezu  einen  Aka- 
demiker nennt,  ist  sehr  zweifelhaft,  aber  die  besondere  Vorliebe  und  Be- 
wunderung, mit  welcher  A.  in  seinen  Biographien  die  Akademiker  be- 
handelte, hat  derselbe  mit  Recht  (z.  B.  auch  8.  69.  82)  hervorgehoben. 


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AntigonoB  von  Karystos.  469 

leicht *•)  mit  in  Folge  hievon  ward  er  von  den  damals,  wie  schon 
bemerkt^^)^  noch  platonisch  gesinnten  pei^amenischen  Herrschern 
an  deren  Hof  bemfen^  wo  er  sich  mit  Isigonos  und  Anderen  unter 
den  Künstlern  befand,  welche  die  Thaten  von  Attalos  I  gegen 
die  von  diesem  ungefähr  239  im  Kaikosthale  geschlagenen  Gallier 
verherrlichten  ^^).  Demgemäss  schrieb  er  denn  auch  ein  weiter 
unten  (C.  20)  genauer  zu  besprechendes  kunstgeschichtliches 
Werk  über  Bildhauerei  und  Malerei**),  welches  zugleich 
einen  sehr  vollständigen  statistischen  Nachweis  der  vorhandenen 
Werke  dieser  Künste  enthielt*'),  dasselbe,  gegen  welches  später 
neben  dem  des  Adaeos  ücbqI  dyaXfiatojtoiäv  Polemon  seine  be- 
richtigende und  ergänzende  Schrift  „wider  Adaeos  und  Antigonos'^ 
abfasste*^).  So  erheblich  aber  der  Einfluss,  welchen  dasselbe 
übte,  auch  gewesen  sein  mag,  so,  liegt  doch  der  eigentliche  Glanz- 
punkt der  schriftstellerischen  Thätigkeit  des  Antigonos  wohl  in 
seinen  Biographien  zeitgenössischer  Philosophen*^),  der  Skeptiker 


23)  Wie  Wilamowitz  S.  162  annimmt. 

24)  C.  1.  S.  5. 

26)  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  84.  Flures  artifiees  fecere  AUaii  et  Eumenis 
(idversus  Galios  proelia,  Isigonus,  Pyramachus,  Stratonicm ,  Antigonua ,  qui 
Volumina  eondidit  de  8ua  arte.  Vgl.  Wilamowitz  S.  7:  „Reste  der 
anprfliiglichen  Basis  sind  in  Pergamon  aofgefonden  (Ansgr.  von  Perg. 
S.  81.  88)  und  sogar  Reste  der  Inschriften  —  yovov  iifya  und  -ovov  i  — , 
die  freilich  so  gnt  wie  von  Antigonos  auch  von  laigonos  herrühren  können, 
und  zwar  gehören  beide  Steine  za  Werken,  welche  Attalos  I  feiern,  so 
dasB  dieser  nnd  nicht  Eomenes  in  Betracht  kommt". 

26)  Plin.  a.  a.  0.  Ind.  1.  XXXITI.  XXXIV.  Äntigono  qui  de  toreutice 
8er%psit  XXXV.  §.  68.  Ä.  et  Xenocrates  qui  de  pictt^ra  scripsere,  vgl.  C.  20. 
A.  11.  28. 

27)  La.  Di  VII,  188,  wo  es  von  der  Fabel  {CatoQia)^  welche  nach 
Chrysippos  einem  Gemälde  za  Gmnde  liegen  sollte,  nnd  damit  wohl  in- 
direct  von  diesem  Gemälde  selbst  heisst:  ht  ts  ovd^  na^a  toCg  nsgl  nivd- 
x<ov  ygaiftaai  itsxfOQtafiivriv'  niqte  yäg  naga  IloXifimvi.  fii/jtt  nccga  iSlevoxQuzei 
(so  Eoepke  für  *T^iic^'t«),  dXXä  firiS^  naq  'Avxiyovtp  dvai.  Vgl.  C.  20. 
A.  12.    18. 

28)  S.  C.  22.  A.  168.  Vgl.  C.  20.  A.  17.  Ausdrücklich  als  Karystier 
wird  der  Kunstschrifteteller  bei  Zenob.  V,  82  bezeichnet,  s.  Wilamowitz 
S.  lOflP.  vgl.  C.  20.  A.  29. 

29)  Die  Einerleiheit  des  Biographen  mit  dem  Eonstschrifteteller  hat 
Wilamowitz  S.  130  f.  (vgl.  S.  127.  A.  1)  nicht  bloss  daraas  geschlossen, 
dass  Ort,  Zeit  nnd  Heimat  übereinstimmen,  sondern  auch  daraas,  dass 
Eraterer  im  Leben  des  Pjrron  ein  in  Elis  befindliches  Gem&lde  desselben 
aas  eigner  Anschauang  beortheilt  (La.  DL  IX ,  62.  'A,  Si  tprjaiv  b  Kocgvöriog 


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470     Siebzehntes  Capitel.    AntigonoB  von  Karystos  u.  die  Wunderbücher. 

Pyrron  und  Timon,  der  Akademiker  Polemon,  Krantor,  Krates 
und  Arkesilaos,  des  Lykon,  des  Menedemos  und  der  Stoiker 
Zenon  und  Dionysios^®).  Sie  sind  sämmtlich  erst  nach  dem  Er- 
scheinen von  Timons  Sillen^*),  die  des  Lykon  doch  wohl  erst 
nach  dessen  am  225  erfolgtem  Tode^^),  also  jedenfalls  alle  erst 
als  Jugenderinnerungen  des  Greises  in  Mysien  in  genauer  Be- 
kanntschaft mit  den  Verhältnissen  in  Pitane  und  den  Beziehungen 
des  Arkesilaos  zu  den  pergamenischen  Königen^')  geschrieben^^). 
Obwohl  er  nicht  der  Erste  war,  welcher  Philosophenbiographien 
verfasste^),  so  hatte  er  doch  für  die  eigenthümliche  Art,  wie  er 
seine  Aufgabe  ergriff,  nämlich  dahin,  litterarische  Porträts  von 
Zeitgenossen ,  gleichsam  Charakterköpfe  in  wahrheitsgetreuer 
Zeichnung  zu  liefern,  keine  Vorgänger  und  hat  auch  kaum  rechte 
Nachfolger  gefunden*^.  Er  bietet  daher  nahezu  die  einzige  Ver- 
körperung einer  schriftstellerischen  Richtung  dar,  auf  welche 
doch  der  ganze  Geist  des  Zeitalters  mit  seinem  immer  steigen- 
den Interesse  für  das  individuelle  und  persönliche  Leben  auf  das 
Entschiedenste  hindrängte.  Er  wollte  nicht  fortlaufende  Lebens- 
geschichten der  betreffenden  Philosophen  geben,  sondern,  wie 
gesagt,  eben  nur  Charakterbilder  von  ihnen  ^'),  und  ihre  Lehren 

iw  xm  n^l  rivQffmvog  .  .  .  ö<6ts6d'ai  x'  avxov  iv  "HXidi  ip  xm  yvfipaoim 
Xafinadtötäß  (istglmg  ixovtccg),  und  dass  das  Citat  von  MeXdvd'iog  6  (oypa- 
(pog  iv  xoig  ntgl  t^ygatpixfjg  bei  La.  Di.  IV,  18  ans  dessen  Leben  des 
Polemon  stammt  (s.  Wilamowitz  S.  64  ff.).  AristokL  b.  Euseb.  P.  E.  XIV, 
18,  26.  763  a  beeeichnet  ihn  auedrucklich  als  Zeitgenossen  des  Pyrron  und 
Timon:  'A.  yovv  6  Kciq,  xaxa  xovg  avxovg  yevoiievog  XQOVovg  xal  dway^anpag 
avxmv  (nämlich  jener  Skeptiker)  xov  ßlov. 

30)  Atb.  X.  419  e.  *A.  d*  o  Kuq.  ip  xm  MBvt&i/inov  ßlm.  Im  Uebngen 
8.  C.  2.  A.  152.  272.  282.  491.  605.  544.  745.  Wäre  die  G.  2.  A.  456  ange- 
führte Coigeotar  von  Usener  richtig,  was  ich  aber  entschieden  nicht  glaube, 
so  wflrde  noch  eine  Biographie  des  Epiknros  hinzukommen. 

31)  S.  C.  2.  A.  605. 

82)  S.  C.  2.  A.  749.    Eoepke  S.  If. 

38)  La.  Di.  IV,  88.  48  f.  vgl.  30.    8.  Wilamowitf  8.  67  f. 

84)  Wilamowitz  8.  127. 

35)  Denn  nicht  bloss  Aristoxenos  und  Dikaearchos  (?)  gingen  ihm  darin 
schon  Toran,  sondern  auch  Neanthes,  wie  es  scheint,  s.  G.  21.  A.  476  fiP. 

36)  Wilamowitz  8.  128:  „Nur  der  Biograph  des  Assiers  Kleantbe?, 
welchem  Apollonios,  vielleicht  auch  schon  Hekaton  das  Beste  verdanken, 
scheint  ziemlich  im  8inne  und  der  Art  des  A.  geschrieben  zu  haben**. 

37)  Wilamowitz  8.  83  f.  Ob  diese  Biographien  überhaupt  ein  Ge* 
sammtwerk  bildeten,  und  wenn  ja,  ob  dessen  Titel  Bioi  (La.  Di.  IV,  17. 
Ath.  IV.  162  e)  genau   ist,   erscheint  unter  diesen  Umständen  mindestens 


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Antigonos  von  Karystos.  471 

• 

zieht  er  vorwiegend  nur  in  Betracht  nach  deren  Verwirklichung 
und  Bewährung  in  ihrem  Leben.  Milde  und  menschenfreundliche 
Züge  suchte  er  dabei  mit  Vorliebe  auf.  Die  litterarischen  Neigungen 
dieser  Männer ,  ihre  Lieblingsdichter  werden  besonders  berück- 
sichtigt^ allerdings  auch  ihre  Schriften^  aber  ohne  jede  pinako* 
graphische  Färbung,  wohl  aber  mit  Rücksicht  auf  den  Stil.  Der 
eigne  Stil  des  Antigonos  ist  pikant,  fliessend,  periodisch,  fast 
hiatusfrei,  dabei  aber  doch  mit  einer  gewissen  Ungezwungenheit 
des  Memoirentons  ausgestattet  Im  Ganzen  erscheinen  seine 
Zeichnungen  gelungen  und  zuverlässig,  und  das  Bild,  welches 
wir  uns  von  den  Männern,  die  er  gezeichnet  hat,  heute  über- 
haupt noch  machen  können,  verdanken  wir  theils  ausschliesslich, 
theils  ganz  vorwiegend  ihm.  Dabei  ist  er  ein  gewandter  Er- 
zähler. Hauptsächlich  schilderte  er  nach  eigner  Anschauung, 
und  wo  er,  wie  bei  Zenon  und  Pyrron*®),  auf  die  Hülfe  münd- 
licher und  schriftlicher  Berichte  verwiesen  war,  hat  er  mit  rich- 
tigem Tact  die  glaubwürdigsten  und  bestunterrichteten  auszu- 
wählen gewusst^^).  Ob  schon  Hermippos  diese  Biographien  be- 
nutzte, ist  zweifelhaft,  wohl  aber  that  es  vermuthlich  bereits  Sotion 
mindestens  bei  Timon^^),  dann  Herakleides  Lembos  im  Leben  des 
Menedemos*^**),  Apollodoros*^),  Stratokies  von  Rhodos**),  Apollo- 
nios  von  Tyros  im  Leben  von  Dionysios  dem  üeberläufer*^),  ferner 
jener  Geschichtschreiber  der  Akademie,  welcher  die  Vorlage  des 


zweifelhaft.  Wilamowitz  8.  127  sagt:  „daher  ist  der  Titel  nsgl  xov  Zy\- 
vcovog  ßCov  u.  s.  f.**. 

38)  Denn,  wie  Wilamowitz  S.  127  bemerkt,  die  wichtigste  Zeit  des 
Zenon  f&llt  vor  den  athenischen  Aufenthalt  des  A.,  und  den  Pyrron  kann 
er  höchstens  in  dessen  letzten  Jahren  bei  dem  Besnch  in  Elis  (s.  A.  29) 
noch  gesehen  haben. 

89)  Bei  Pyrron  benutzt  er  in  ausgedehntem  Masse  die  Schriften  des 
Timon  (La.  Di.  IX,  64  fiP.),  dazu  den  mündlichen  Bericht  eines  anderen 
Schülers  von  Pyrron,  des  Atheners  Philon  (La.  Di.  IX,  67,  vgl.  C.  2.  A.  603), 
s.  Wilamowitz  S.  28  ff.  In  Bezug  auf  Zenon  s.  C.  2.  A.  152:  wenn  die 
dort  ansgesprochne  Vermuthnng,  dass  die  beiden  Gitate  ans  Fersaeos  b.  La. 
Di.  YII,  1.  28  ans  ihm  stammen,  richtig  ist,  so  verdanken  w  somit  seiner 
Vermittlnng  die  Möglichkeit  Zenons  Lebenszeit  richtig  zu  bestimmen,  s.  C.  2. 
A.  169.  183. 

40)  Sicher  ist  anch  dies  nicht,  s.  Wilamowitz  S.  33. 
40»>)  S.  C.  19.  A.  60.     Wilamowitz  S.  86  ff. 

41)  S.  Wilamowitz  S.  29  f.    Vgl.  anch  C.  2.  A.  184  vgl.  m.  A.  152. 

42)  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  X,  s.  C.  2.  A.  273.    Wilamowitz  S.  123  f. 

43)  Wilamowitz  S.  124 f.    Vgl.  C.  2.  A.  282. 


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472    Siebzehntes  Gapitel.    Antigonos  von  Earystos  u.  die  Wunderbücher. 

• 

Pbilodeinos  und  für  Laertios  Diogenes  im  Leben  des  Polemon, 
Krates,  Krantor  und  Arkesilaos  die  letzte  Quelle  war**),  ApoUo- 
nides  von  Nikaea  im  Commentar  zu  Timons  Sillen*^)  und  Andere**), 
von  erhaltenen  Schriftstellern  unmittelbar  nur  Athenaeos,  mit 
dessen  Hülfe  das  Viele,  welches  mittelbar  bei  Philodemos  und 
Diogenes  aus  ihm  stammt,  festgestellt  worden  ist*^).  Schwer  zu 
begreifen  ist  es,  dass  von  demselben  geistvollen  Schriftsteller 
auch  das  uns  in  einer  einzigen  Handschrift^)  unter  dem  schwer- 
lich ursprünglichen  Titel  'lötOQiäv  xaQado^ov  övvaymyi^ 
erhaltene  Wunderbuch  (historiae  miräbües)^  eine  höchst  kunstlose, 
ja  armselige  Zusammenstellung*^),  herrührt^),  zumal  da  auch  der 
dürre  Stil  ein  ganz  anderer  ist,  was  sich  aus  der  Verschieden- 
heit des  Gegenstandes  doch  wohl  nur  zum  Theil  erklart.  Alle 
anderen  Umstände  stimmen  jedoch  so  vollständig  überein,  dass 
kaum   eine  andere  Annahme  bleibt^*).     Das  Buch  zerfällt^*)  in 

44)  S.  C.  2.  A.  96.  98.  644.  666«. 
46)  S.  C.  2.  A.  606. 

46)  So  f,der  oder  die  jungem  Skeptiker,  anf  welche  Aristokles  und 
Diogenes  in  ihren  dahin  bezüglichen  Partien  zurückgehen**  (Wilamowitz 
S.  128),  8.  Wilamowitz  S.  28 ff. 

47)  Nach  theilweisem  Vorgänge  Eoepkes  und  besonders  Zellers  von 
Wilamowitz. 

48)  S.  A.  1. 

49)  Dittmeyer  Die  ünechtheit  des  9.  B.  der  aristot.  Thiergeech.,  Bl. 
f.  bayer.  Gymnw.  XXI IL  1887.  S.  162.  A.  1  spricht  nicht  ohne  Grund  bei 
dem  Excerpt  66  aus  Aristot  H.  A.  VI,  86.  680^  14  ff.  von  einer  „unver^ 
schämten  Verdrehung**  und  meint,  „dies  Excerpt  könne  uns  ein  Beispiel 
sein,  wie  A  die  aristot.  Werke  malträtirte**.  Auch  69.  60  sind  „nicht 
ohne  starken  Irrthum**  (Wilamowitz  S.  18).    Ausserdem  s.  A.  66.  67. 

60)  Ausgaben  von  Xylander  (s.  A.  1),  Meursius,  Leid.  1619.  4., 
Beckmann,  Leipz.  1791.  4.  (mit  eingehender  Sacherklärung),  Wester- 
mann S.  61—102.  Der  Schluss  ist  durch  Verlust  eines  Blattes  abhanden 
gekommen,  der  Anfang,  wie  Leopardi  Rhein.  Mus.  1836.  S.  6 f.  der 
Sache  nach  richtig  Tgl.  freilich  Koepke  S.  6)  bemerkte,  auch  nicht  mehr 
vorhanden,  und  auch  das  Erhaltene  bat  Kürzungen  (s.  Westermann 
S.  XIX.  V.  Leu t seh,  Philologus  IL  1874.  S.  26  f.)  und  Entstellungen  (vgl.  • 
Wilamowitz.  S.  17.  A.  1)  erlitten:  Einiges  lässt  sich  aus  Isigonos  von 
Nikaea  er^nzen,  vgL  A.  129. 

61)  Ausdrücklich  als  Kary stier,  wie  schon  Xylander  bemerkte,  be- 
zeichnet wird  der  Verf.  freilich  nur  bei  Steph.  v.  Byz.  Fvagog,  der 
§  18  citirt. 

62)  Nach  der  richtigen  Bemerkung  von  Koepke  S.  7  ff.  Auf  Grund 
dieser  uud  anderer  guter  Beobachtungen  gelangt  derselbe  S.  9  ffl  zu  dem 
Ergebniss,  dass  nur  der  erste  Theil  von  A.  sei,  und  zwar  in  Gestalt  blosser 


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Antigonos  von  Earystos.  473 

fduf  Theile^  von  denen  jeder  seine  besondere  Einleitung  hat^^) 
und  nur  der  erste  (1 — 25)  und  vierte  (116 — 128)  Auszüge  aus 
verschiedenen  Schriftstellern")  enthalten,  während  der  zweite 
(26 — 60)  aus  jenem  uoächten  neunten  Buche  der  Thiergeschichte 
des  Aristoteles^^),  der  dritte  (60 — 115)  aus  dem  nämlichen  Ge- 
sammtwerk  in  folgender  Reihe  der  Bücher:  1 — 5.  8.  6.  9.  7^^) 
und  also  mit  Einschluss  eben  jenes  neunten  ^^  und  der  fünfte 


Auszage  auB  einem  znsainineiihängendeii  zoologischen  Werke  desselben, 
welches  bei  Hesych.  'lXu>£  unter  dem  Titel  nsgl  immv  angeführt  werde,  nnd 
dass  nnr  in  Folge  davon  die  ganze,  allmählich  entstandene  Sammlang  auf 
seinen  Namen  getauft  sei,  ganz  wie  es  mit  der  unter  dem  Namen  des 
Aristoteles  zugegangen  ist  (s.  A.  93^).  Aber  dies  hat  Wilamowitz  S.  17ff. 
widerlegt.  Bei  Hesych.  a.  a.  0.  ist  mit  mql  ^(pav  nichts  Anderes  gemeint 
als  ebendiese  Sammlung. 

63)  Die  Behauptung  von  Dittmeyer  S.  162,  dass  nur  der  zweite  Theil 
mit  einer  Einleitung  begonnen  und  einem  Schlusswort  beendigt  werde,  ist 
mir  unyerst&ndlich. 

64)  Welcher  oder  welchen  pseudo- aristotelischen  Schriften  die  im 
ersten  Theil  aus  „Aristoteles"  genommenen  Stücke  19  Ende,  20,  22  und  26 
Ende  (»  Fr.  867.  870.  292.  871,  früher  826.  881.  882  Rose,  816.  822.  828 
im  Aristot.  ps.)  entvtammen,  scheint  nicht  sicher  entscheidbar,  warum  sie 
aber  nicht  sehr  füglich  aus  den  dann  schon  damals  existirenden  Zcoixa  sein 
könnten,  yermag  ich  nicht  einzusehen,  s.  Susemihl  Wochenscbr.  f.  kl. 
Philol.  IV.  1887.  Sp.  1866  ff.    Vgl.  auch  A.  67.   C.  16.  A.  60.   C.  2.  A.  866. 

66)  Welches  A.  §.26  tov  AQiatotiXovg  avvayoayi^  nennt  und  offenbar 
als  eine  besondere  Schrift  vor  Augen  hatte.  S.  C.  2.  A.  826.  Auffällig  ist 
hier  Viererlei  (s.  Koepke  S.  8.  14):  im  Anfang  werden  hier  zwei  Stöcke 
(27.  28)  aus  C.  86  vorweggenommen;  umgekehrt  greifen  die  vier  letzten 
auf  die  ersten  Capitel  zurück;  schon  früher  (46)  ist  ein  Zusatz  aus  Ealli- 
machos  gemacht;  unmittelbar  vorher  aber  ist  das  schon  A.  49  erwähnte  66. 
Excerpt  eingemischt,  welches  wir  wenigstens  jetzt  nur  im  6.  B.  lesen  (Wila- 
mowitz S.  18).  Der  dritte  Umstand  ist  indessen  nicht  von  Belang;  den 
zweiten  und  vierten  erkl&rt  Dittmeyer  (S.  162)  richtig  so:  „A  war  mit 
§.  66  an  das  Ende  des  9.  Buches  (681^  8  ff.)  gekommen:  er  sieht  sich  nun 
anderswo  nach  Beute  um  imd  greift  zum  6.  B.;  nun  erinnert  er  sich,  dass 
er  aus  dem  Anfang  des  9.  (609^  ff.)  noch  Einiges  verwerthen  künne,  und 
holt  dies  nach".  Und  erst  jetzt  beschliesst  er  die  ganze  Thiergesch.  der 
Reihe  nach  auszuschreiben. 

66)  Koepke  S.  8 f.  11. 

67)  Er  hatte  also,  wie  Wilamowitz  S.  19  bemerkt,  wie  vorher  das 
9.  B.  als  Sonderschrift  so  hier  ein  Exemplar  der  Thiergesch.  in  Händen, 
in  welchem  jenes  Buch  (aber  noch  nicht  das  gleichfalls  un&chte  10.)  mit 
zu  derselben  gezogen  war,  genau  wie  in  dem  auf  Hermippos  zurückgehenden 
Katalog  der  aristot.  Schriften  (La.  Di.  V,  26),  und  in  welchem  die  Bücher 
schon  so  auf  einander  folgten  wie  in  unsem  Handschriften,  das  7.  hinter 


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474     Siebzehntes  Capitel.    Antigonos  von  Karystos  u.  die  Wunderbücher. 

(129—173)  aus  den€kcvfi(iöva  des  Kall imachos  entnommen  sind^'**). 
Oefter  macht  der  Verfasser  Zusätze  aus  eigner  Anschauung  oder 
Erkundigung^),  und  dabei  berichtet  er  über  Dinge  aus  Earystos 
und  dessen  nächster  Umgebung  ^^),  hat  auch  Pitane,  Delphi,  Eos 
besucht^^),  kennt  dagegen  Sikelien  und  überhaupt  den  Westen 
nicht  aus  eignem  Anblick  ^^),  ebenso  wenig  Alexandreia,  und  in 
seinen  abfalligen  Urtheilen  über  Kallimachos  und  Archelaos  ^) 
lässt  sich  schwerlich  etwas  Anderes  erkennen  als  der  schon  da- 
mals herrschende  Gegensatz  der  litterarischen  Kreise  von  Per- 
gamon  gegen  die  von  Aegypten^*).  Auch  die  grosse  Belesenheit 
in  den  alten  Dichtern  erinnert  ganz  an  den  Biographen.  Nicht 
minder  stimmt  die  Zeit  auf  das  Beste:  das  einzige  Datum  in  der 
Sammlung,  welches  sich  genauer  festsetzen  lässt,  fällt  um  240.^). 
Auch  sie  ist  sonach  in  Mysien  in  den  späteren  Jahren  des  Anti- 


dem  9.  Denn  die  Unordnung  das  8.  vor  dem  6.  aasznziehen  kommt  gewiss 
auf  die  eigne  Rechnung  des  A.  .  Um  so  weniger  vermag  ich  aber  nach 
diesem  Allen  denselben  so  beim  Wort  zu  nehmen,  wie  Wilamowitz  thnt, 
indem  er  in  der  That  glaubt,  jene  9  Bücher  hätten  dem  A.  in  nicht  weniger 
als  ungefähr  70  Hollen  vorgelegen,  weil  derselbe  freilich  §.  60  sagt,  es  gebe 
ungefähr  so  viel  Bflcher  des  Aristot.  über  diesen  (Gegenstand  (xa  yovv  ndvta 
axsdbv  ißdofii^novta  nsgl  avzmv  natccßißXjitai  |3(^l/a),  und  er  seinerseits 
habe  sich  vorgenommen  to  ^ivov  xal  nccifudo^ov  i%  zb  xovtav  %al  xmv 
aXlmv  imdgafuCv.  Denn  mir  scheinen  so  kleine  Rollen  weder  an  sich 
glaublich  noch  wegen  jener  sonstigen,  von  Wilamowitz  selbst  hervor- 
gehobenen Uebereinstimmung  von  dem  Exemplare  des  A.  mit  dem  des 
HermippoB,  und  ich  bleibe  daher  lieber  bei  der  gewöhnlichen  Ansicht  (vgl. 
Zell  er  Ph.  d.  Gr.  IL\  2.  S.  93),  dass  A.  die  sämmtlichen  thiergeschicht- 
liehen  Bücher  meint,  welche  er  unter  dem  Namen  des  Aristoteles  kannte, 
ächte  und  unächte,  unter  letzteren  auch  die  schon  im  ersten  Theil  (s.  A.  64) 
von  ihm  ausgezogenen  und  vielleicht  die  sämmtliohen  betreffenden  Arbeiten 
der  Peripatetiker,  trotzdem  er  hernach  mit  dem  Excerpiren  da  schon  auf- 
hört, wo  er  das  Hauptwerk  hinter  sich  hat.  Vgl.  C.  2.  A.  865. 
57^)  Vgl.  C.  13.  A.  84. 

68)  Wie  78.  84.  167.  169.  171.  Wilamowitz  S.  31  f.  Vgl  Koepke 
S.  9  nnd  A.  64. 

69)  18.  78.  84.         60)  181.  127.  161.         61)  126.  167. 

62)  46.  19.  89,  vgl.  A.  12,  auch  A.  66. 

63)  Vgl.  Wilamowitz  S.  166 ff.  Hierin  liegt  also  die  A.  12  ver- 
sprochene Erklärung. 

64)  S.  Wilamowitz  S.  23  f.  Nämlich  §.  169  beruft  sich  A.  auf  münd- 
liche Mittheilung  von  Timon,  einem  Schüler  des  Eitharoden  Aristokles, 
nach  A.  selbst  (L.  D.  VII,  13)  eines  einstigen  Geliebten  des  Antigonos 
Gonatas,  was  er  etwa  290  gewesen  sein  muss.  Dazu  kommen  die  Stellen 
aus  Myrsilos:  6,  16  (17),  117  s.  A.  16. 


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NymphodorOB  von  Syrakas.  475 

gouos  nach  23d  entstanden  ^  aber  doch  wohl  eher  vor  als  nach 
den  Biographien^^)  und  dann  jedenfalls  wohl  noch  vor  dem  Tode 
des  dritten  Ptolemaeers.  Auch  von  einer  vierten  Schrift  xsqI 
Xi^efos^^  war  vermuthlich  dieser  ältere  Antigonos  von  Karystos 
der  Verfasser^'). 

Nymphodoros^)  von  Syrakus^®)  aus  ungewisser,  aber  doch 
vielleicht  schon  der  älteren  alexandrinischen  Zeit^^)  schrieb  ücbqI 
xmv  iv  EvxekCa  ^avfia^ofiiviov''^)  und  einen  IlBQCnXovq 
in  mehreren  Büchern'^),  welcher  ähnliche  Wundergeschichten 
enthielt.  Ob  er  derselbe  ist  mit  dem^')  als  Amphipoliten 
bezeichneten  Verfasser  der  jedenfalls  in  verwandtem  Geist  ge- 


65)  Gemäss  der  sehr  späten  Abfusang  dieser  letzteren. 

66)  Ath.  lll.  S8  a.  VII.  297  e.  303  b. 

67)  S.  Wilamowitz  S.  174  ff.  Die  Citate  sind  lexikalisch,  daraus 
folgt  aber  noch  nicht  ohne  Weiteres  (wie  Wilamowitz  richtig  erkennt), 
dass  anch  das  ganze  Buch,  wie  Gräfenhan  G^sch.  der  class.  Philol.  I. 
S.  533  nnd  Eoepke  S.  18  f.  meinen,  lexikalisch  war.  Stammt  es  indessen 
von  dem  Verfasser  des  Wnnderbnchs,  so  liegt  es  am  Nächsten  an  eine  ähn- 
liche Sammlung  von  Excerpten  für  ^hai  ovo^utaCat  zu  denken  (Wilamo- 
witz S.  175). 

68)  Ebert  Dissertationes  Sicnlae  I.  Königsb.  i.  P.  1825.  S.  155—222. 
(Steht  mir  ebensowenig  zu  Gebot  wie  dessen  Commentationum  de  Siciliae 
geographia,  historia  etc.  sylloge,  Königsb.  1830).  Müller  F.  H.  G.  II. 
S.  375—881. 

69)  Ath.  VI.  215  c.  VII.  321  f.  VIII.  331  e.  XIIL  589  a  «  Fr.  12.  11. 
4.  1  M. 

70)  Jedenfalls  vor  Isigonos  von  Nikaea,  s.  A.  126.  Dass  Ebert  S.  160 
ihn  schon  onter  Philippos  oder  doch  Alexandres  setzte,  beruht  nur  auf 
einem  von  W estermann  S.  XXXIV  berichtigten  Versehen,  aber  auch 
Westermanns  Annahme,  er  habe  unter  Philadelphos  und  dessen  Nach- 
folgern gelebt,  ist  unerweislioh,  wenn  auch  nicht  unwahrscheinlich  und 
vielleicht  richtig.  Im  üfQinXovg  sagte  er  (Fr.  12),  der  Sklavenaufstand  in 
Chios  falle  kurz  vor  seine  Zeit  {fim^ov  d^  tcqo  rifimv  x.  t.  A.),  aber  wir 
wissen  nicht,  wann  derselbe  war.  Ob  er  femer  bei  der  Bemerkung  in  der 
anderen  Schrift  Fr.  2  b.  Schol.  Theoer.  I,  69  ebendiesen  Vers  vom  1.  Id. 
des  Theokr.  Tor  Augen  hatte,  ist  auch  ungewiss.  Ausserdem  s.  A.  75. 
Jedenfalls  wohl  ein  anderer  N.  ist  der  bei  Vitruv.  VIL  Praef.  4  (s.  C.  23. 
A.  156)  erwähnte  Mechaniker. 

71)  Der  Titel  steht  durcti  Fr.  1.  2  fest,  ein  drittes  giebt  Aelian.  N.  A. 
XI,  21. 

72)  Denn  Ath.  oitiit  theils  iv  IIsQlnXots  (Fr.  4),  theils  dreimal  (XIII. 
609  e  =  Fr.  10  und  Fr.  11.  12)  speciell  einen  IleQCnXovq  oder  Tla^anXovq 
xfi^  'Aala^y  s.  A.  69. 

73)  Bei  Clem.  Strom.  I.  322  D  f.  (Fr.  20). 


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476    Siebzehntes  Gapitel.    Antigonos  von  Earystos  a.  die  Wanderbücher. 

arbeiteten   Nofiifia   ßaQßaQixd'^^),   muss    wohl   daliingestellt 
bleiben'^). 

Philostephanos'^)  von  Kyrene,  Schüler  des  Kallimachos'^, 
verfasste  eine  Beihe  von  Schriften  vorzüglich  geographischen  In- 
halts, alle  voll  von  Fabeln  und  Mirakeln'®):  nsQl  täv  iv^AiSia 
noXsoVy  ^HnsiQiottxdj  tcsqI  KvXXi^vrig'^^),  femer  xbqI 
vi^6(ov^)  und  vermuthlich  in  poetischer  Form®^)  ycsQl  naga- 
86i,(Qv  ytotafiäv  und  jcsqI  xQYjväv^),  sodann  zur  Zeit  des 
Ptolemaeos  Philopator  (222—206)®^)  ^sqI  eigtifiarmv^),  endlich 

74)  Fr.  14  ff. 

75)  Möglich  wäre  es  ja,  daes  N.  eine  Zeit  lang  in  Amphipolis  lebte. 
Aber  anch  so  ist  aus  der  Vermuthnng  Schol.  Apoll.  Rh.  111,  202  (Fr.  17), 
dass  er  von  Apollonius  dem  Rhoder  benatzt  sei,  nicht  einmal  so  viel  (mit 
Müller)  sicher  zu  schliessen,  dass  er  vor  diesem  geschrieben  habe. 

76)  Stiehle  Philostephanos  von  Eyrene,  Philologus  IV.  1849. 
S.  385-412.  Viel  besser  gleichzeitig  Müller  F.  H.  G.  IlL  S.  28—34.  Vgl. 
Westermann  S.  XXXVIf.  179 f. 

77)  Ath.  VIIJ.  831  d  (Fr.  20  M.).  o  KvQrjvaCog  (ulv  yivog,  KaUtfidxov 
Sl  yvmqifiog, 

78)  Gell.  IX,  4,  2  f.  zählt  ihn  unter  den  Verfassern  der  Wbri  Graeci 
tniracülomm  fabvUarwnque  pleni  auf. 

79)  Fr.  1—9»  M.  Mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  vermuthet  Müller, 
dass  dies  Alles  nur  Theile  eines  umfassenderen  Werkes  waren,  in  welchen 
den  Städten  in  Asien,  von  denen  Ath.  Vif.  297  f.  (Fr.  1)  das  1.  B.  citirt, 
die  in  Europa  oder  wenigstens  in  Griechenland  (vgl.  Fr.  7.  8)  als  zweiter 
Abschnitt  gegenüberstanden,  von  welchem  die  beiden  anderen  Titel  nur 
Unterabtheilungen  bezeichnen.  Er  verlegt  es  nach  einer,  wie  er  selbst  zu- 
giebt,  sehr  unsicLeren  Vermuthnng  (zu  Fr.  8)  in  den  Anfang  der  Regierung 
des  Philopator. 

80)  Serv.  z.  Verg.  Aen.  I,  196  (Fr.  16).  Const.  Porphyr.  Them.  I.  p.  40 
Bonn.  (Fr.  11).  S.  Fr.  10—18.  16.  16.  18.  19.  Nur  ein  Theil  dieser  Schrift 
war  nsQl  Kvngav  (Fr.  10  b.  Tzetz.  ad  Ljc.  447.  Et.  M.  £gni%$ia  vgl.  m. 
Fr.  11.  Fr.  13  b.  Clem.  Protr.  38  C  «=  p.  17,  29  ff.).  Vgl.  auch  C.  21.  A,  582^ 
C.  33.  A.  812. 

81)  Wie  nach  der  richtigen  Bemerkung  Westermanns  S.  XXXVII 
aus  Tzetz.  Ghil.  VII,  144.  V.  651  hervorzugehen  scheint,  wo  Ph.  zu  den 
Verfassern  von  Wunderbüchem  in  Versen  (yQaq)atg  fuerQocvvd'itoig)  ge- 
rechnet wird.  Denn  Tzetz.  theilt  weiterhin  670  ff.  zwei  elegische  Distichen 
desselben  über  einen  See  Sikeliens  mit,  die  entweder,  wie  Müller  mit 
Recht  urtheilt,  aus  nsgl  'KQrivmv  sind  oder  aus  einem  etwa  noch  anzu- 
nehmenden dritten  Werk  über  wunderbare  Seen,  nicht  aus  nsgl  rqaoiv,  wie 
Stiehle  S.  386  f.  glaubt.  Denn  dass  dies  vielmehr  eine  Prosaschrift  war, 
schliesst  Müller  mit  Grund  aus  Fr.  16.  19.    Vgl.  auch  A.  12. 

82)  Fr.  20  (s.  A.  77)  nebst  21—26  und  Fr.  27  b.  Harpokr.  AovQOtif6q>og. 

83)  Dies  erhellt  aus  Fr.  29  b.  Plin.  N.  H.  VII.  §.  207 1  ad  XL  (näml. 
ordines  remorum  naves  primum  instUuüse  Phüostephanus  auctor  est)  Ptole- 


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Pbilostephanos.    Philon.  477 

^Vxofivi^liaxcc^%  ein  antiquarisch-historisches  oder  vielmehr  mytho- 
graphisches  Werk®^),  ans  welchem  die  Behandlungen  Ton  Mythen 
und  Sagen  stammen^  die  aus  ihm  besonders  in  den  Scholien  zu. 
HomeroS;  Pindaros  und  Apollonios  dem  Khoder  angeführt 
werden ^^.  Er  hatte  in  demselben  unter  Anderem  auch  die  Attta 
des  Eallimachos  benutzt^),  in  der  Schrift  über  Inseln  vielleicht 
die  gleichnamige  des  Herakleides ^). 

Philon  von  Herakleia  schrieb  ein  dem  Nymphis  gewidmetes 
Wunderbuch^^)  und  lebte  folglich  unter  Ptolemaeos  III  Euer- 
getes^^).  Ob  dieser  Philon  oder  Philon  von  Byzantion  oder  ein 
dritter,  etwa  erst  in  nachalexandrinischer  Zeit  lebender  der  Ur- 
heber der  auf  uns  gekommenen  kleinen  Schrift  über  die  sieben 
Wunder  der  Welt  (jcsqI  xäv  imd  ^avfLdtov)  ist^),  sei 
dahingestellt. 

maeum  PhiJopatorem,    Denn  dasB  er  etwa  diesen  König  sogar  noch  über- 
lebt hätte,  ist  nicht  sehr  wahrBcheinlich. 

84)  Clem.  Strom.  L  308  A.  Euseb.  P.  E.  X,  6,  14.  476  d.  Fr.  28—31. 

85)  Sohol.  Apoll.  Rh.  II,  124  (Fr.  32). 

86)  Und  nicht  ein  grp.!nmati8ch-exegeti8cheB,  wie  E.  Eoepke  De  hypo- 
mnematis  Graecis  I.  (BerL  1842).  8.  4  meint.        87)  Fr.  32—88. 

88)  Dies  ergiebt  sich  aus  Fr.  86  (Schol.  AD  IL  £,  146).  tctogsi  ^.  nal 
KaMfiuxog  h  Altiois.  Die  Vermnthong  von  Stichle  S.  389.  407  nnd 
Müller  S.  28.  31,  dass  Ph.  selbst  Ätna  geschrieben  habe,  scheitert  gerade 
an  dieser  Stelle,  wo  es  dann  hätte  tetoQovai  heissen  mfissen.  Trotzdem 
kann  unter  dem  liber  quo  (FhilostepJtanus)  quaestiones  poeticas  reddidit  (Fr.  14 
b.  Prob.  z.  Yergil.  Ecl.  X,  18)  möglicherweise  eine  uns  sonst  nnhekannte 
Schrift  desselben  verstanden  sein;  wo  aber  nicht,  lässt  sich  fflglich  auch 
hier  nur  an  die  *TjtOfivrinccta  denken. 

89)  Fr.  19  b.  Harpokr.  ZtQvp,rj.  ^HifatiXtiSrig  ^  4>.  h  xm  n^qX  vr^aayp 
tpriaC  X.  r.  X.    Doch  s.  C.  26.  A.  8. 

90)  Porphyr,  b.  Stob.  Ecl.  phys.  p.  1016  H.  421,  11  f.  W.  Offenbar 
wohl  dasselbe  Werk  wird  von  Suid.  IlaXaitpaxog  nnter  dem  Titel  negl 
nagaSo^ov  taxoqCag  mit  der  Nachricht  angefahrt,  dass  Philon,  wie  er  hier 
schlechtweg  heisst,  den  Palaephatos  aus  Abydos  als  Geliebten  des  Aristoteles 
bezeichnet  habe:  iv  x&  si  axDixB^co  xov  n,  n,  t.  ßißX^ov  (so  Küster  f. 
ßißXiov)  a\  Hiemach  war  jedes  Buch  desselben  alphabetisch  geordnet 
(Eoepke  a.  a.  0.  S.  10).  Bernhardy  z.  d.  St.  fireilich  will  «.  n.  f.  um- 
stellen, so  dass  dieser  Titel  vielmehr  dem  Palaephatos  von  Paros  oder  Prione 
gehören  nnd  jene  Kachricht  aus  Philon  von  Byblos  sein  soll,  nnd  Horcher 
üxix(p  f.  axoi%Bl<p  schreiben.  S.  C.  27.  A.  110.  —  Gewiss  mit  Recht  demselben 
Ph.  schreibt  Westermann  S.  179  auch  das  Geschichtchen  bei  Aelian.  N.  A. 
XII,  37  zu. 

91)  Wenn  anders  dieser  Nymphis  doch  wohl  sein  Landsmann,  der 
Geschichtschreiber,  war. 

92)  Aasgaben    von   Leo    AUatius,   Rom    1640.   8.,   L    Gronov   im 


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478       Siebzehntes  CapiteL    Pseudo-Aristot.    Pseudo-Theopompos. 

Die  SammluDg  unter  dem  Namen  des  Aristoteles  Sav- 
^dffia  axov6fiata^^)  gerieth  unter  dessen  Werke  nur  in  Folge 
davon  ^  dass  der  Anfang  aus  dessen  Thiergeschichte  entnommen 
ist^^^).  Der  Grundstock  derselben  stammt  wohl  bereits  aus  dem 
dritten  Jahrhundert,  da  kein  jüngerer  Schriftsteller  als  Timaeos 
für  denselben  gebraucht  zu  sein  scheint^).  Nächst  Aristoteles 
und  Timaeos  haben  fast  ausschliesslich  Theopompos  und  Theo- 
phrastos  als  Quellen  gedient^*^). 

Aus  ungewisser  Zeit  sind  die  @av(idöia  des  Theopompos, 
d.h.  die  Sammlung  der  in  seinen  Geschichtswerken,  namentlich 

Theeaur.  antiq.  Gr.,  Boesius  hinter  dem  Ibis  des  Ovidias,  Lyon  1661.  8. 
J.  C.  Orelli,  Leipz.  1816.  8.  —  Ueber  Ph.  v.  Byzanz  s.  C.  23.  A.  189  ff. 

93)  Sonderausg.  v.  Beckmann,  Gott.  1787.  4.,  dazu  Westermann 
S.  1—60,  vgl.  S.  XXV ff.  und  0.  Apelt,  s.  C.  2.  A.  824.  Ueber  die  Hand- 
schriften 8.  Westermann  S.  Iff.  Die  beste  ist  Laurent.  LX,  19  (L^  bei 
Bekker  und  Apelt,  G  b.  Westermann). 

93^)  Nächst  Westermann  S.  XXVIII  s.  A.  94.  94^ 

94)  S.  Müllenhoff  a.  a.  0.  S.  426 ff.  und  dessen  Recensenten  v.  Gut- 
Bchmid  Litt  Centralbl.  1871.  Sp.  626  f.  —  Rose  De  Aristot.  libr.  S.  54  f. 
verlegt  denselben  denn  auch  schon  vor  260,  H.  Schrader  Ueber  die 
Quellen  der  pseudo-aristot  Schrift  nsQl  ^av^,  ax.,  Jahrb.  f.  Philol.  XCIH. 
1868.  S.  217—232  wenigstens  nicht  nach  160.  Der  Anhang  162—178  ist 
allerdings  eine  viel  spätere  Zuthat,  frühestens  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
Das  Uebrige  ist  freilich,  wie  Böse  a.  a.  0.  Aristot.  pseudep.  8.  256.  258. 
280.  327  ff.  zeigt,  nicht  in  der  richtigen  Ordnung,  die  vielmehr  annähernd 
diese  ist:  1—114.  180—137.  116—129.  138—161  (s.  A.  94^),  überliefert,  aber 
es  hat  nur  wenig  spätere  Einschaltungen  erlitten  (51 — 60.  83.  99).  Auch 
scheint  130,  wie  schon  Sylburg  vermuthete,  zwischen  112  und  118  zu  ge- 
hören, s.  P.  Guenther  De  ea,  quae  inter  Timaeum  et  Euphorionem  inter- 
cedit  ratione,  Leipzig  1889.  8.  (Doctordiss.).  S.  26  f.  Die  allsten  Gitate 
unter  dem  Namen  des  Aristoteles  finden  sich  freilich  erst  bei  Isigonos  von 
Nikaea. 

94^)  Schwerlich  ausser  119  (s.  Guenther  a.  a.  0.)  auch  Lykos  von 
Rhegion,  wie  Müllenhoff  meinte.  Dieser  ist  vielmehr  sonst  bloss  aus 
Anführungen  bei  Timaeos  ausgeschrieben,  denn  v.  Gutschmid  a.a.O.  hat 
die  enge  Zusammengehörigkeit  von  78—114.  130—136  dargelegt,  welche 
mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  dafür  spricht,  dass  dies  Alles  aus  derselben 
Quelle,  d.  h.  aus  Timaeos,  entnommen  ist,  und  diese  Wahrscheinlichkeit  ist 
durch  die  neueste  Untersuchung  von  Guenther  a.  a.  0.  S.  24 — 28.  38—78 
(vgl.  C.  21.  A.  298)  für  79—114.  130—136  geradeswegs  zur  Gevrissheit  er- 
hoben. S.  ausserdem  die  eingehende  Auseinandersetzung  imd  Widerlegung 
Müll enh off s  von  Enmann  Untersuchungen  über  die  Quellen  des  Pom- 
peius  Trogus  (Dorpat  1880).  S.  193—203.  Aus  Aristoteles  und  Theophra- 
stos  sind  1—77,  aus  Theopompos  fast  durchweg  137.  116—129.  138,  wieder 
aus  Theophrastos  139—151. 


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Pseudo-Ephorofl.    Apollonios.    Lysimachos.  479 

im  achten  Buch  der  OLltxn^xd  enthaltenen  zahkeichen  Wunder- 
geschichten ^)y  ebenso  wenig  lässt  sich  genauer  "bestimmen,  wann 
aus  Ephoros  die  unter  dessen  Namen  umlaufenden  IlaQdöoia 
und  EvQi^fiata  ausgezogen  wurden^^). 

Apollonios  gleichfalls  aus  Ungewisser^  aber  immerhin  auch 
wohl  noch  alexandrinischer  Zeit^^  verfasste  die  in  derselben 
Handschrift  wie  das  Buch  des  Äntigonos^^)  erhaltnen  'lötogCai 
d'aviidöLat^)  über  Merkwürdigkeiten  aus  Natur  und  Menschen- 
leben, eine  Sammlung,  die  denn  auch  mit  der  des  Antigonos  un- 
gefähr Yon  gleichem  Schlage  ist,  aus  verschiedenen  ächten  und 
unächten  Schriften  unter  dem  Namen  des  Aristoteles,  wie  z.  B. 
den  Zmixa,  und  des  Theophrastos,  aus  Theoporapos  oder  wenig- 
stens den  aus  diesem  ausgezognen  ©aviidöia^^) ^  aus  Etesias, 
Eu4oxos  von  Bjiidos  und  von  Rhodos  *®^),  Aristoxenos,  Phylarchos, 
Herakleides  dem  Kritiker  ^®*),  Skymnos^®*),  Sotakos^^)  und  einem 
nicht  näher  bekannten  Andron*^^). 

Lysimachos^*^)  aus  Alexandreia*^')  lebte  nach  Mnaseas*^*) 
und    vor  Apion^®^),    also   im    zweiten   oder    ersten   Jahrhundert 

95)  Apollon.  Hiflt.  mir.  10.  La.  Diog.  I,  116.  Serv.  z.  Verg.  Ecl.  VI,  13. 
Westermann  S.  Lf.  192  f.  Den  richtigen  Sachverhalt  erkannte  zuerst 
Ebert  Diss.  Sic.  S.  173. 

^  96)  Said.  "Etpogcg,  IIccQaäöimv  tmv  i%aataxov  ßißXia  te'  (ist  diese  auf- 
fallend grosse  Zahl  richtig  überliefert  ?),  EvQrjiidtoiv  av  ^nact og  bvqb  ßißXCa 
ß\  Strab.  XIII.  622.  "EtpoQog  .  .  .  o  tijv  taxoQlav  avyyQciipag  xal  tä  nsgl 
sv^fidtav.  Marx  Eph.  fr.  S.  32.  Westermann  S.  XXX.  Müller  F.  H.  G. 
I.  S.  LXI.  V.  Wilamowitz  S.  25.  Die  üa^äo^a  werden  sonst  nicht  er- 
wähnt, von  den  £i^.  giebt  es  mehrere  Bruchstücke,  Fr.  158—162  M. 

97)  Wenigstens  ist  keine  seiner  Quellen,  wie  es  scheint,  später  als  das 
zweite  Jahrh.  v.  Chr. 

98)  S.  A.  1. 

99)  Aasgaben  von  Xylander  (s.  A.  1),  Menrsias,  Leid.  1620.  4. 
Ten  eher,  Leipz.  1792.  8.,  Ideler  in  den  Phys.  et  med.  min.  I.  Berl.  1841. 
Westermann  S.  103—116. 

100)  S.  A.  95. 

101)  S.  C.  22.  A.  315. 

102)  S.  C.  26.  A.  4. 

103)  S.  C.  22.  A.  197. 

104)  S.  G.  25.  A.  128.  130. 

105)  S»  iv  tjj  d'  tmv  Kifog  ^CXinnty»  dvaimv. 

106)  Müller  F.  H.a.  IH.  S.  334— 342.  Vgl.  Wester  mann  S.XXX.  164f. 

107)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  558  (Fr.  11).  Seh.  Soph.  0.  C.  91  (Fr.  6). 

108)  Ath.  IV.  158  d  (Fr.  16). 

109)  Joseph,  c.  Ap.  II,  2  (Fr.  2). 


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480    Siebzehntes  Gapitel.    Antigonos  yon  Earystoe  u.  die  Wonderbücher. 

V.  Chr."^)  und  achrieh  @ riß aVxa  jrapadoga*^*),  femer  in  höchst 
judenfeindlichem  Sinne  ^^yvjrrtaxc^"),  endlich  Noötot^^^^) 
in  mindestens  3  Büchern"*),  und  vielleicht  war  auch  eben  dieser 
Lysimachos  der  Verfasser  der  2  Bücher  nagl  rijg  ^Eq>6Qov 
xloTCfis^^). 

Isigonos^*^)  von  Nikaea*^'),  aus  welchem  wir  noch  zweier- 
lei Auszüge  besitzen,  die  einen  in  einer  Florentiner  Handschrift  ^^^, 
die  anderen  in  einer  römischen ^*^),  schrieb '^«^^yr«**®),  die  schon 

110)  Da  er  bei  Joseph,  c.  Ap.  II,  14  (Fr.  8)  hinter  Apollonios  Molon 
genannt  wird,  die  in  Wahrheit  swei  Personen  waren,  so  fragt  sich,  ob  hier 
an  Apollonios  oder  an  Molon,  den  Lehrer  des  Cicero,  zu  denken -ist,  und 
Letzteres  wird  der  Fall  sein  (vgl.  C.  35.  A.  124fiEl),  doch  hat  es  immerhin 
sonach  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit,  dass  L.  erst  ein,  wenn  aach  viel- 
leicht älterer  Zeitgenosse  des  Cicero  war. 

111)  Fr.  4—8.  So  lautet  der  Titel  Schol.  Eurip.  Hipp.  646  (Fr.  8), 
9rißecX%a  Fr.  6  (s.  A.  107),  I>09aymyri  tmv  GrjßaXxöiv  Seh.  Apoll.  Bh.  id, 
1179  (Fr.  4).  In  Fr.  6  wird  das  13.  B.  citirt,  doch  yermuthet  Müller, 
dies  sei  in  das  3.  zu  ändern. 

112)  Wenigstens  war  dies  muth masslich  der  Titel  dieses  Ton  loseph. 
c.  Ap.  mehrfach  (Fr.  1—3)  benutzten  und  bestrittenen  Werks.  Vgl.  Cos- 
mas  Topogr.  Christ.  XII.  p.  241. 

113)  Fr.  9 — 20.   Der  Titel  wird  wiederholt  angegeben. 

114)  Ath.  a.  a.  0.  iv  tghtp  N6atwv. 

116)  Porphyr,  b.  Euseb.  P.  E.  X,  3,  23.  467  d.  —  Tzetz.  Prol.  in  Heeiod. 
p.  30  Gaisf.  (vgl.  Chil.  VI,  88.  V.  917  ff.)  führt  ein  1.  B.  nsQl  noirjtav  von 
Lysimachos  aus  Eyrene  an  (Fr.  26),  den  Westermann  schwerlich  mit 
Recht  für  denselben  hält.  Viel  ansprechender  vermuthet  Müller  eine  Ver- 
wechselung mit  Lysanias  von  Eyrene,  s.  C.  12.  A.  101  ff.  Dagegen  ist  um- 
gekehrt dessen  Vermuthnng,  dass  Lysimachos  von  Alexandreia  der  N&mliche 
sei  mit  Lysimachides  (Fr.  21—26),  mehr  als  unwahrscheinlich,  vielmehr 
war  derjenige  Caecilius,  welchem  Letzterer  seine  Schrift  nsQl  x6v  naqa  toi^ 
'AttLnotg  ^r^zoqmv  widmete  (Fr.  26  b.  Ammon.  ^€10909),  schwerlich  ein 
anderer  als  der  Ealaktiner. 

116)  MüllerF.H.G.  IV.  S. 436-437.  Vgl.  Westermann  S. XXX.  162 f 

117)  Steph.  V.  B.  m%aia.  Gell.  IX,  4,  3.  Plin.  N.  H.  VII.  §.  12  (Fr.  1). 

118)  Laur.  LVI,  1  aus  dem  13.  oder  14.  Jh.  S.  Rose  Anecd.  Gr.  L 
(Berl.  1864).  S.  1  ff.  Die  Ueberschrifb  lautet:  xgrivai  %al  Xiftvai.  %al  «ly- 
yal.  xal  notafu)!  oaoi  d'avfidcui  ti9cc  iv  avtotg  ixovaiv.  Lediglich  in  Folge 
einer  verfehlten  Muthmassung  nannte  der  erste  Herausgeber  H.  Stephanus 
(Aristo!  et  Theophr.  scripta  quaedam,  Par.  1667.  12.)  den  Epitomator 
Sotion:  in  tmv  Ucotitovog  anoQadrjv  nsQl  norccumv  xal  xpijveöy  xal  Xiuvmv 
naQado^oloyovfiivmv ,  imd  ihm  sind  die  späteren  gefolgt,  so  auch  noch 
Westermann  S.  183—191,  vgl.  S.  XLlXf.  Diese  Auszüge  sind  aus  dem 
2.  B.,  s.  §.  1.  8.  43.  Gtg  [cxoQsi:  *L  iv  dBvtiQ<p  'Anictmv.  Im  Folgenden 
werden  sie  mit  E.  F.,  die  römischen  mit  E.  V.  bezeichnet. 

119)  Vatic.  12   aus   dem   16.  Jh.    Gefunden  und  herausgegeben  von 


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Isigonos.    Diopbanes.  481 

von  Varro^^)  und  sodann  von  Nikolaos  oder  Pseudo-Nikolaos*^'^) 
aus  Damaskos^^^)  viel  benutzt  sind^  spätestens  also  in  der  ersten 
Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  Er  selbst  beutete  iu 
dieser  Sammlung  unter  Anderem^****)  die  Schrift  des  Theo- 
phrastos  TceQl  vSdxov  ^^^),  die  von  ihm  bereits  für  acht  gehaltenen 
©av^dffia  dxovöfiara  unter  dem  Namen  des  Aristoteles^^'*),  femer 
den  Antigonos^^^)  und  den  Nymphodoros^^^)  aus. 

Diophanes  voinNikaea^^^**)  soll  77a()ado|a  geschrieben  haben, 


Roh  de  Isigoni  Nicaeensis  de  rebus  roirabilibus  breviariam,  in  Bitschls 
Acta  SOG.  philol.  Lips.  I.,  Leipz.  1871.  S.  26—42. 

120)  S.  A.  118. 

121)  S.  Rose  Aristot.  pseudep.  S.  280  f.  und  bes.  a.  a.  0.  S.  10  f. 
Robde  S.  30  ff.  Rnsch  De  Posidonio  Lucreti  Cari  anctore  etc.,  Geifsw. 
1882.  8.  S.  36  ff.  (welcher  aber  S.  38.  A.  33  gegen  Rose  und  Roh  de  zeigt, 
dasB  Varro  in  den  betreffenden  Partien  Einiges  ^aucb  aus  Poseidonios  ge- 
schöpft hat).  Vgl.  bes.  die  beiden  aus  Varro  (s.  Plin.  §.  9.  16.  Solin.  II, 
27.  12,  p.  66,  11.  63,  8  Momms.)  geflossenen  Darstellungen  bei  Vitruv.  VIII, 
3  und  Plin.  N.  H.  XXXI.  §.  9  ff.  (nach  der  üebersicht  bei  Rusch)  mit  Isig. 
E.  F.  9.  16.  24—26.  29.  E.  V.  11.  34,  36.  39.  Andrerseits  citirt  Plin.  VII. 
§.  12;  16.  27  (Fr.  1—3  M.)  den  I.  selbst  und  nennt  ihn  Ind.  VII.  XII.  XIII 
unter  seinen  Quellen.  Vgl.  auch  E.  V.  10.  31  mit  Plin.  IX.  §.  36.  II.  §.  191. 
Roh  de  S.  31  f.  hebt  noch  heryor,  dass  zwei  fast  verschollene  Schriftsteller 
Polykleitos  und  Dahon  (s.  C.  21.  22)  uns  jener  E.  V.  10  und  bei  Plin.  XXXI. 
§.  17,  dieser  E.  V.  2  und  bei  Plin.  VI.  §.  183.  194  begegnen,  und  dass  der 
zugleich  mit  jenem  E.  V.  10  genannte  Agatharchides  nur  zweimal  bei 
Plin.  VII.  §.  14.  29  auftritt.  Unmittelbar  benutzt  hat  den  I.  auch  Ath.  II. 
41f  — 44,  wie  Rusch  S.  83  ff.  zeigt.    Vgl.  A.  123. 

121*>)  S.  C.  32.  A.  399. 

122)  S.  Rohde  S.  28  ff. 
122^)  Vgl.  C.  18.  A.  22. 

123)  Wie  namentlich  Rusch  S.  26—40  dargethan  hat.  Vgl.  bes.  die 
Stellen  bei  Plin.  XXXI,  an  denen-  Theophrastos  ausdrücklich  genannt  wird . 
§.  13  f.  17.  19.  26.  83.  106  und  das  Citat  desselben  bei  Ath.  II.  42  c  (Fr.  169 
Wimmer,  s.  A.  121)  nebst  den  mit  diesem  Bruchstück  übereinstimmenden 
Stellen  b.  Plin.  XXXI.  §.  -20.  31.  32.  36.  52.  64.  66.  61  (s.  die  Tabelle  bei 
Rusch  S.  33 f.).  Dass  dagegen  die  Benutzung  von  Theophrastos  bei  Sen. 
Qu.  n.  III  nicht,  wie  Rose  meinte,  durch  I.  und  Varro  vermittelt  ist,  dar- 
über 8.  Diels  Doxogr.  S.  19  und  Rusch  S.  24—33.  39  f.  üebrigens  vgl. 
auch  C.  29.  A.  190. 

124)  S.  A.  94. 

126)  S.  Rohde  S.  29  ff. 

126)  Dies  erhellt,  wie  Rohde  S.  34  bemerkt,  aus  Plin.  N.  H.  VII.  §.  16. 
Isigonus  et  Nymphodorus  tradtmt  .  .  .  culicit  Isigonus.  Ueber  das  Bruch- 
stück aus  Ariston  von  Eeos  s.  C.  33.  A.  177. 

126^)  Varr.  R.  R.  I,  1,  8,  wo  er  unter  den  Schriftstellern  über  Landbau 
Sdsbiiihl,  gricch.-alcx.  Litt.-Gesoh.   I.  31 


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482     Siebzehntes  Capitel.    Antigonos  von  Karystos  u.  die  Wunderbücher. 

welche  später  Yindanionus  Anatolius  aus  Berytos  bei  seiner 
2Jway(oyf\  yscoQyixäv  imtridsvfidtov  benutzte^**®);  indessen  scheint 
dies  ein  Irrthum  zu  scin^^^*),  so  wenig  es  im  Uebrigen,  wie  sich 
später  (C.  25)  noch  näher  zeigen  wird,  an  Wunderbtichem  auf 
dem  Gebiete  der  Landwirthschaft  fehlte  ^^^®).  Jedenfalls  brachte 
er  die  von  Cassius  Dionysius  aus  IJtika  gemachte  griechische 
üebersetzung  des  Landbauwerks  von  Mago^*^*)  in  einen  dem 
König  Deiotarus  gewidmeten  Auszug  von  6  Btichem^*^*).  Er  war 
also  ein  Zeitgenosse  Ciceros. 

Bolos  von  Mendes  in  Aegypten^*^,  unter  dessen  Namen 
es  ein  Gedicht  über  Giftmischerei,  eine  Schrift  tcsqI  d'av- 
liaöifov  und  eine  Reihe  anderer  Zauberbücher  gab*^),  von  denen 
wenigstens  einzelne  schon  in  der  Alexandrinerzeit,  wenn  auch  viel- 
leicht   erst    der   mittleren,    vorhanden   waren ^*^)   und   auch   für 


aufgezählt  wird  (vgl.  I,  9,  7.  Diopkanes  Bithynos  und  I,  1,  10,  s.  A.  130). 
Plin.  Ind.  X  (vgl.  Ind.  VIII.  XIV.  XV.  XVII.  XVIII).  Sehr  häufig  erscheint 
D.  in  den  Geopon.,  vgl.  Argum,  1.  I.  p.  7  Nicl. 

126*»)  Phot.  Cod.  163,  s.  Weatermann  S.  XUVf,  vgl.  Geopon.  a.a.O. 

126**)  S.  Oder  Beitr9.ge  zur  Gesch.  der  Landwirthsch.  bei  den  Griechen, 
ßhein.  Mus.  XLV.  1890.    S.  81. 

126*)  S.  über  Archibios  und  Aristandros  C.  26.  A.  22.  23,  über 
Anderes  ebend.  A.  24. 

1260  S.  C.  26.  A.  6. 

126«)  Varr.  R.  R.  I,  1,  10.  utiliter  ad  VI  Ubros  redegit  DiopJianes  in 
Bithynia  et  misit  Deiotaro  regt.    Colum.  I,  1,  10.    Vgl.  C.  26.  A.  8. 

127)  Colum.  (der  ihn  zuerst  nennt)  VII,  6,  17  (s.  A.  132).  XI,  3,  63. 
Äegyptiae  gentis  Bölum  Mendesium,  Galen,  de  antid.  II,  7.  T.  XIV.  p.  144 
K.,  s.  C.  10.  A.  83.  Suid.  BmX.  MsvS,  (s.  A.  128}. 

128)  Bei  Suid.  sind,  wie  allgemein  anerkannt  wird,  aus  dem  einen 
Bolos  zwei  geworden,  ein  Demokriteer  und  ein  Pythagoreer:  BöaXog  dtifio- 
xp/r£coff,  (piXoaocpog,  texogiav  xal  tsxvtiv 'laTQixriv'  ^%ii  S\  laang  €pvaiyiäg 
dno  xiv(ov  ßorjd'rjiidtav  tTjg  (pvosoag,  —  B.  MsvÖTiaiog  UvQ'CLyoQBiog,  nBql 
x&v  in  trig  arayvioaBoag  tcSv  [atOQiäv  etg  iniaxaüiv  rjuceg  dyovtoiv,  tcsqI 
^avfutüicav ^  (pvciMcc  dvvafiSQcc,  ht  (so  Küster  f.  ?xsi)  Sl  nsQl  avynia&Bmv 
%al  dvxmu^Bi&v^  <xc*^l^  (so  Küster)  XC^mv  %uxd  atoixetov,  nsql  ürifisimv 
x&v  i|  riXlov  xal  e^Xrivrig  %al  aQyixov  xal  X-üx^ov  xal  Cgidog, 

129)  Dies  erhellt  nicht  bloss  daraus,  daed  schon  Vitruv.  IX,  3,  14  die 
XeiQOKfirjxa  kannte,  die  er  ohne  Weiteres  dem  Demokritos  zuschreibt 
(s.  A,  134),  sondern  dass  auch  Plin.  N.  H.  XXIV.  §.  167,  nachdem  er 
§.  160  ff.  versichert  hat,  diese  Schrift  sei  von  Demokritos,  und  dann  eine 
Reihe  von  Zauberpfianzen  aus  derselben  aufgeführt  hat,  fortfährt:  adiecit 
his  ApoUodorus  assectatar  etu«  herbam  aeschynomenen  . . .  Cratevas  oenotherin, 
8.  C.  24.  A,  91.  C.  34.  A.  69.  Jedenfalls  dieselbe  meint  Plin.  XXV.  §.  13 
mit  dem  volumen  de  effectu  herbar  um  des  Demokritos. 


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Bolos  Ton  Mendel.    Pseado-Demokritos.  483 

Werke  des  Demokritos  galten ^  wird  von  einem  Theil  der 
neueren  Gelehrten ^^'*)  für  den  Fälscher  gehalten,  welcher  dem 
Demokritos  diese  Machwerke  unterschob.  Viel  wahrscheinlicher 
indessen  ist  die  Vermuthung  Anderer  ^*^),  dieser  sogenannte 
Aegypter  sei  vielmehr  ein  rein  erdichteter  Vorläufer  des  Letzteren, 
der  angeblich  wahre  Urheber  jener  magischen  Schriftstücke,  welche 
dieser  sich  angeeignet  oder  ausgeschrieben  hätte  ^^^.  Sicher  nach- 
weisen lässt  sich  freilich  nur  eine  bestimmte  Schrift,  die  zwischen 
Beiden  Streitig  war,  die  überSympathien  und  Antipathien*'*), 

130)  So  Müller  F.  H.  G.  11.  S.  26  f.   E.  Meyer  a.  a.  0.  S.  277—284. 

131)  Rose  De  Aristot.  IIb.  S.  8.  Lortzing  üeb.  die  eth.  Fragmente 
Demokrits,  Berl.  1873.  4.  S.  6. 

132)  Dafür  spricht  entschieden  die  Thatsache,  dass  wirklich  dem  Demo- 
kritos ähnliche  Vorläufer  gegeben  worden,  der  Phoenikier  Mochos,  unter 
dessen  Namen,,  wir  wissen  nicht,  ob  schon  in  der  alexandrinischen  Zeit, 
aus  ächten  Schriften  des  Demokritos  ein  Buch  gefälscht  war,  aus  welchem 
dieser  die  Atomenlehre  entlehnt  haben  sollte  (s.  Zeller  a.  a.  0.  1*. 
S.  766  Anm.),  der  Babylonier  Akikaros,  der  Kopte  Allobechea  und  der  Phoe- 
nikier (Phryger?)  Dardanos:  Plin.  XXX.  §.  9.  Democritus  AlhbecJietn  Copti- 
tem  et  Dardanum  e  Phoenice  inlustravit  voluminibus  Dardani  in  sepülchrttm 
eiu8  petitis,  suis  vero  ex  disciplina  eorum  edüis,  quae  recepta  ab  ullis  homi- 
num  atque  transisse  per  memoriatn  aeque  ac  nihil  in  vita  mirandum  est. 
in  tantum  fides  istis  fasque  omne  deest,  adeo  ut  qui  cetera  in  viro  probant, 
haec  opera  eius  esse  inficientur.  sed  frustra.  Clem.  Strom.  I.  308  D.  Jrjii.6- 
HQitog  t€fvg  BapvXaiv£ovg  Xoyovg  rjd'i%ovg  neno^rjxai'  Xiysxai  yctQ  ttjv  *A%i' 
%aqov  üxriXriv  §Q(irivBv^8Laav  totg  l9£oig  avvxaieti  avy/gdiifiaat.  Die  erstere 
Ansicht  dagegen  stützt  sich  auf  Colam.  YIl,  6,  17.  Aegypti  gentis  auctor 
memorabilis  Bolus  Mendesius,  cuius  commenta,  quae  appellantur  Graece 
vno(tvriptatcc  y  sub  nomine  Democriti  (also  produntur,  aber  diese  Stelle  lässt 
sich  ebenso  gut  im  Sinne  der  letzteren  auffassen.  Gegen  letztere  spricht 
nur,  dass  Bolos  bei  Suid.  (s.  A.  128),  Steph.  v.  Byz.  *'Aipvv^og  und  Schol. 
Nie.  Ther.  764  (s.  A.  138)  vielmehr  Demokriteer  genannt  wird.  Aber  warum 
konnten  nicht  Andere  das  Verhältniss  umkehren  und  den  Demokritos  zum 
Lehrer,  den  Bolos  zum  Schüler  machen?  Müsste  man  freilich  aus  Steph. 
a.  a.  0.  IffTc  xal  ilSog  tpvxoVf  nBql  ov  B.  6  Jriyi,o%qCxBiog.  oxi  SeofpQccaxog 
iv  Tfl5  nsffl  (pvxmv  ivdxaty  xä  nQoßaxu  xd  iv  x&  Uovxco  x6  dilfvvd'tov  v8(jl6' 
fiBva  ovx  i%Bi  toXr^v  abnehmen,  dass  Bolos  die  Pflanzengesch.  de?  Theophr. 
citirt  habe,  so  würde  dazu  keine  jener  beiden  Annahmen  stimmen,  aber 
s.  Meineke  z.  d.  St.:  „Inter  oxi  et  Jri(io%Qixfiog  distinxi.  Bolus  teste  Theo- 
phrwto  uti  non  potuitf'. 

133)  Suid.  a.  a,  0.  (s.  A.  128).  Schol.  Nie.  Ther.  a.  a.  0.  B.  6  drmo- 
%Qlx8tog  iv  tS  n.  a.  %.  d,  xovg  TÜQaag  tpriaiv  i%ovxag  nag'  iavxoig  ^avdaifiov 
(pvxov  tpvxsvacei  iv  Aiyvnxq)  <og  noXXmv  fisXXovxmv  dvaiQsd"iiasad'at  ^  xriv  9% 
dyad'riv  ovaav  elg  xovvavxCov  fisxaßccXsiv  notijaal  xb  x6  (pvxov  xaQnbv  yXv- 
%vxaxov,     („Die   Vergleichung    dieser   Stelle    mit   Dioskor.    I,    187    zeigt 

31* 


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484     Siebzehntes  Capitel.    AntigODOs  von  Karystos  u.  die  Wnnderbücher. 

aber  auch  zwei  andere  pseudo-demokritische,  die  Handfesten^^) 
und  die  über  das  Chamaeleon^'^)  waren  wenigstens  ganz  von 
demselben  Schlage.  Alle  drei  fehlen  in  dem  von  Thrasyllos 
(unter  Tiberius)  entworfenen  Verzeichniss  der  demokritischen 
Werke  ^^®),  aber  auch  dies  Verzeichniss  enthält  Fälschungen,  die 
sonach  in  der  alexandrinischen  Zeit,  aber  wohl  schon  in  der 
älteren  entstanden  waren,  und  unter  ihnen  solche,  welche 
wenigstens  dessen  würdig  gewesen  wären  von  anderer  Seite 
vielmehr  dem  Bolos  zugetheilt  zu  werden  und  es  vielleicht  zum 
Theil  auch  wirklich  wurden.  Hieher  gehören  namentlich  die  8 
oder   9  Bücher  ^Tjcoiiviq^ata   rjd'txä^^'^),   und    auch    mit   dem 


übrigen  8,  dass  an  beiden  Orten  derselbe  Schriftsteller  ausgeschrieben  ist, 
welcher  seinerseits  wieder  den  Bolos  and  den  an  ersterer  Stelle  nnmittel- 
bar  vorher  genannten  Sostratos  am  Ende  des  1.  Jh.  v.  Chr.,  vgl.  C.  10.  A. 
125.  G.  34.  A.  175,  ausgeschrieben  hat'^  M.  Wellmann.)  Dagegen  Colura. 
XI,  3,  64  (vgl.  C.  25.  A.  21)  trotz  des  vorher  VII,  5  (s.  A.  132)  von  ihm 
Gesagten:  Democritua  in  eo  libro,  qui  inscrihitur  nsgl  avxma^mv  (dvrt- 
na&eimv?).  Der  in  2  Handschriften  (Ambros.  R  3  Sup.  und  Vatic.  299) 
erhaltene  Tractat  (Fabricins  Bibl.  Gr.  IV.  S.  333  ff.,  wahrscheinlich  ans 
dem  Vatic.)  stammt  erst  ans  byzantinischer  Zeit,  s.  Gemoll  Nepnalii  frag- 
mentum  ...  et  Democriti  nsQl  avft^nad'^uiv  tucI  dvttna^siwv^  Striegaa 
1884.  4. 

134)  D.  h.  eigenhändig  zur  Bekräftigung  untersiegelte  Schriftstücke. 
So  übersetzt  Meyer  S.  277  f.  XsiQ6%iirizaf  s.  Vitrav.  a.  a.  0.  Democriti  . . . 
commentarium ,  quod  inscrtbitur  X8iifo%fii^tmv  ^  in  quo  etiam  lUebatur 
anülo,  ut  Signaret  caera  tnolli  quae  esset  expertus,  S.  über  dieselben 
C.  25.  A.  21.  154. 

135)  Plin.  XXVIII.  §.  112  f.,  dessen  Leichtgläubigkeit  Gellius  X,  12,  1  ff. 
tadelt.    Dieser  giebt  den  genaueren  Titel:  de  vi  et  natura  chamaeleontis. 

136)  La.  Di.  IX,  45  ff.  Denn  so  ansprechend  die  Vermuthung  von 
Casaubonus  z.  d.  St  (welche  Müller  sich  aneignet)  auch  ist,  die  Xti- 
QoxfiTita  seien  einerlei  mit  den  XeQvind  §.  49  (statt  derer  Hübner  und 
Cobet  nach  der  Vermuthung  von  Salmasius  XeiQmifirjxa  sogar  geradezu 
in  den  Text  gesetzt  haben),  so  gehörte  doch  letztere  zu  den  'Tno(ivi^(iaTce 
Ti^md  (s.  A.  137),  was  auf  erstere  schwerlich  passt,  s.  A.  129. 

137)  Wie  Müller  dargelegt  hat.  Von  diesen  (§.  46  ^l^ofivrmoctav  i^^i- 
%mv  <^>,  wie  Fabricins- wollte,  oder  aber  <^>,  wie  eventuell  Lortzing 
vorschlägt)  heisst  es  nämlich  hinterher  §.  48  f.  zaxtovci  äi  tiveg  %at'  Idücv 
in  tmv  vnofivrKidtatv  xal  xavtci'  x6  nsQl  xmv  iv  Baßvlmvi  tsffmv  ygafiiid' 
rcoy,  nsgl  xmv  iv  Msqojj  tsQoiv  YQapkfiäxtoVy  'Slxtavov  JtBQinXovg  (wenn  anders 
dieser  Titel  auf  guter  Ueberlieferung  beruht  und  nicht  vielmehr  wegzulassen 
ist),  tcsqI  taxoQ^Tjg,  XalSatxog  loyog,  ^Qvytog  Xoyog,  jcsqI  nvQBXoi  xal  xmv 
dno  voaov  ßrjaaovxav,  vofuxd  ahiUy  %fffvi%ä  iq  XQoßlruuixay  und  da  wird 
die  Unächtheit    des   ersten   Stücks    sofort   klar   aus   dem    Citat   b.   Clem. 


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Pseudo-Demokritos.    Pseudo-Pythagoras.    Monimos.  485 

Landbauwerk^*®)  stand  es,  wie  die  erhaltenen  Auszüge**^  be- 
weisen, nicht  besser^^).  Vielleicht  wurden  aber  auch  die  magischen 
Schriften  unter  dem  Namen  des  Pythagoras***)  von  einzelnen 
Seiten  vielmehr  dem  Bolos  beigelegt"^). 

üeber  die  Wunderbücher  des  Polemon,  Ägatharchides, 
Aristokles  und  Alexandros  ist  später  zu  reden**').  Ob  das 
des  Monimos*^)  schon  aus  der  alexandrinischen  Zeit  stammte, 
ist   nicht   zu   entscheiden.    Von   den  Schriftstellern   über  Pyra- 


(8.  A.  132).  Bei  dem  zweiten  wird  man  analog  hiemit  an  Allobeches 
(b.  A.  132)  erinnert,  bei  dem  ^Qvyiog  X.  zwar  weniger  sicher  an  Dardanos, 
aber  über  die  Natur  des  XaXd.  u.  des  ^Qvy*  kann  wenigstens  kein  Zweifel 
mehr  sein.  Mit  ntQl  [aroQ^rjg  vgl.  b.  Suid.  (A.  128)  nsgl  tSv  in  trig  dva- 
yvdasois  %.  t.  X  (freilich  aber  sind  die  Nofiina  ottxia  schwerlich,  wie  Müller 
meint,  einerlei  mit  ttc^I  erni^lmr  x.  t.  X.).  Colamella  mag  bei  den  *Tno\Lvri- 
(lata,  von  denen  er  spricht  (s.  A.  132),  auch  an  diese  ethischen  mit  ge- 
dacht haben. 

138)  La.  Di.  48.  mQl  ysmgyirig  rj  yea)^Lii6v,  Colum.  XI,  3,  2.  Demo- 
critus  in  eo  lihro,  quem  Georgicon  appellavit:  es  folgt  der  Itath  den  Garten 
mit  einer  Hecke  zn  umgeben. 

139)  In  den  Geoponica,  s.  Mullach  Fr.  phil.  Gr.  I.  S.  372  flF. 

140)  Wie  Meyer  a.  a.  0.  S.  17  flF.  darthut.  Dass  aber  bei  Varr.  R.  R. 
I,  1,  9  Euhulus  nicht  in  Bolus  zu  verwandeln  ist,  zeigt  Meyer  S.  280.  A.  5. 
Auch  mit  den  angeblich  demokritischen  Schriften  Uv^ayoifrig  ^  n^ql  t^$ 
tov  60(pov  Sia^iciog,  TQitoyivBuc,  Kigag  'JiuxX^e^rjg  steht  es  mindestens 
bedenklich,  wie  Lortzing  a.  a.  0.  S.  4 f.  bewiesen  hat. 

141)  Plin.  N.  H.  XXV.  §.  13  (de  effectu  herharum).  XIX.  §.  94  (unum 
de  scillis  volumen  condidit  .  .  .  cöüigens  medicas  vires).  XXIV.  §.169,  wo 
die  Ansicht  bestritten  wird,  dass  ein  gewisses  fabelhaftes  Kräuterbuch  nicht 
von  Pythagoras,  sondern  dem  Arzte  Kleemporos  (vgl.  XXII.  §.  90)  sei. 
Vgl.  Meyer  S.  275 — 277.  Eine  Reihe  anderer  Fälschungen  spätestens  ans 
de/  älteren  Alexandrinerzeit  lernen  wir  durch  Herakleides  Lembos  Fr.  9  b. 
La.  Di.  VIII,  7  kennen:  (prial  S'  ^HQccnXstSrig  6  tov  SaQccnüovog  iv  t^  ZtotC- 
oivog  initon^  ysyQatpivai  avtov  (näml.  TIv^ecySQccv)  xal  negl  tov  oXov  iv 
inB6r  dsvtSQOv  tov  tsgbv  X6yov,  ov  ^  a^%i}*  „cS  vioiy  aXXa  üißsad'e  fted"' 
Tiovx^rjg  tdds  «avr«".  xqCtov  mql  ^v%rig^  tita(ftov  ifBQl  svaeßfiagy  niyiicttflß 
*HXoQ'(tXri  tov  'EnixaQfiov  tov  Kcpov  natSQa  ^  %%tov  KQOtoava  xal  aXXovg^ 
s.  C.  19.  A.  60.    C.  32    A.  463. 

142)  Nach  dem  A.  128  erwähnten  umstand  zu  schliessen.  Die  letzten 
Erwähnungen  des  Bolos  finden  sich  bei  Aöt.  Tetrab.  IV,  8,  23  (nach  Galen., 
s.  A.  127)  und  Theophyl.  Simok.  Dial.  p.  27  Boissonade. 

143)  S.  C.  20.  A.  77.  C.  22.  A.  163.  164.  248.  C.  26.  A.  113.  C.  33.  A.  96. 
96b.  98.   üeber  Palaephatos  s.  C.  27. 

144)  Clem.  Protr.  27  B.  iv  t^  tmv  ^avfkaßltov  avvccyatyij.  S.  Wester- 
mann 8.  XXXf.  165.    Vgl.  C.  2.  A.  88. 


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486  Achtzehntes  Capitel.    Anekdotensammler. 

miden^^)  aber  sind  manche  für  uns  blosse  Namen,  etwas  mehr 
als  ein  solcher  vielleicht  Antisthenes^*^);  anderen  wiederum 
werden  wir  später  begegnen  ^*^. 


Achtzehntes  Capitel. 

Anekdoten  Sammler^). 

Als  ein  Seitenstück  zu  den  Sammlungen  von  Merkwürdig- 
keiten und  Wunderdingen  erscheinen  die  schon  früher  in  Schwung 
gekommenen  und  nicht  minder  beliebten  von  Anekdoten  be- 
rühmter oder  berüchtigter  und  unberühmter  Männer  und  Weiber. 
Freilich  besassen  sie  vor  jenen  den  Vorzug,  dass  sie  nicht  lang- 
weilig, sondern  trotz  mancher  beigemischter  Abgeschmacktheiten  im 
Ganzen  ergötzlich  waren,  auch  wenigstens  nicht  dem  Aberglauben 
dienten.  Aber  mit  historischer  Wahrheit  hatte  auch  diese  Art 
von  Schriftstellerei,  wenn  man  höchstens  von  dem  Antheil  ab- 
sieht, welchen  auch  Antigonos  von  Karjstos  in  seinen  Biogra- 


145)  Plin.  N.  H.  XXXVl.  §.  79.  qui  de  iis  scripserint  stmt  Herodotus, 
EühemeruSy  Dufis  Samius,  Aristagoras,  Dionysius,  Ärtemidorus,  Alexander 
Polyhistor,  Butoridas,  Antisthenes,  Demetrius,  Demoteles,  Apion,  Diese  Liste 
scheint  chronologisch  sein  zu  sollen.  Vgl.  Vossius  De  bist.  Gr.  S.  400 
Westerm.  und  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  99 ff.,  der  freilich  in  Bezug  auf 
Aristagoras  mit  Recht  die  Angabe  von  Steph.  v.  Byz.  rvvaixonoXig:  ov 
nolXm  vsooxsQog  IlXaxcovoq  vorzieht.  Danach  lebte  Dionysios,  wohl  der- 
selbe, den  Plin.  Ind.  XXXIII— XXXVI  als  Quelle  nennt,  zwischen  Duris  und 
Artemidoros  von  Ephesos,  Butoridas  (Plin.  Ind.  XXXVI),  Antisthenes, 
Demetrios  (Plin.  ebendas.),  Demoteles  zwischen  Alexandros  dem  Poly- 
histor und  Apion,  und  dann  kann  Demetrios,  ohne  Zweifel  der  von  Ath. 
XV.  680  a  citirte  h  xm  iibqI  xmv  nax'  Atyvnxow^  mit  keinem  der  sonst  be- 
kannten Schriftsteller  dieses  Namens  derselbe  sein  (vgl.  auch  C.  2.  A.  703), 
auch  nicht  mit  dem  Juden,  an  welchen  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  383  denkt 
(s.  C.  38.  A.  78  ff.).  Sicherlich  kein  Anderer  ist  aber  auch  bei  Tertull. 
Apol.  19  gemeint,  wo  er  fälschlich  Demetrius  Phalereus  genannt  wird. 

146)  S.  C.  19.  A.  84. 

147)  Bei  Duris  denkt  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  473  (Fr.  15)  an  die  ohne 
Zweifel  etwa  im  7.  B.  von  dessen  *IaxoQtai  enthaltene  Behandlung  der  Ex- 
pedition von  Alexandros  dem  Grossen  nach  Aegypten  (vgl.  C.  21.  A.  329). 
Ueber  Demoteles  s.  C.  33.  A.  228.    In  Bezug  auf  Euhemeros  s.  C.  11.  A.  33. 

1)  Bei  der  Ausarbeitung  dieses  Capitels  bin  ich  sehr  wesentlich  durch 
schriftliche  Mittheilungen  meines  Schülers  A.  Brunk  unterstützt  worden. 


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Lynkeus  von  {Sanios.  487 

phien  an  ihr  hatte*),  wenig  oder  gar  Nichts  zu  schaffen,  viel- 
mehr hat  sie  derselben  im  höchsten  Grade  geschadet,  und  viel- 
fach bewegte  sie  sich  in  sehr  niedrigen  Regionen.  Massenweise 
drang  dies  Element  namentlich  in  die  Lebensbeschreibungen  der 
Philosophen  ein^).  Eigne  Schriften  solcher  Art  waren  die  Chreien 
verschiedener  Verfasser*).  Im  üebrigen  sind  uns  namentlich  zwei 
Schriftsteller  bekannt,  welche  dies  Gebiet  anbauten,  Lynkeus 
und  Hegesandros. 

Lynkeus  von  Samos^)  lebte  später  in  Athen,  wo  er  sich 
gleich  seinem  Bruder  Duris  dem  Theophrastos  anschloss®),  und 
veröffentlichte  in  Prosa  eine  Anweisung  zum  vortheilhaften  Ein- 
kauf von  Fischen  und  anderer  Zukost  {Tb%v7i  6if(ovritixi^), 
wenigstens  nach  dier  von  ihm  gewählten  Einkleidung  zur  Be- 
lehrung eines  sparsamen  Freundes*^,  femer  verschiedene  Briefe, 
welche  sich  gleichfalls  auf  die  Freuden  der  Tafel  bezogen®),  und 

2)  Die  gote  Meinung,  welche  auch  in  dieser  Hinsiclit  Wilamowitz 
a.  a.  0.  S.  34.  81  ff.  von  ihm  hat,  mag  allerdings  wohl  etwas  zu  vortheil- 
hafb  sein. 

8)  S.  C.  19. 

4)  S.  C.  2.  A.  93.  96.  161.  190.  220.  248.  266.  708.  C.  8.  A.  119.  C.  82.  A.  26. 

6)  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  466.  A.  1. 

6)  Ath.  (dem  wir  fast  unsre  ganze  Kenntniss  verdanken)  YIII.  337  d. 
Avy%svg  d'  6  Zafiiog,  6  Bsofp^dcxov  fihv  /ück^tjti^^,  JavQidog  dl  dSsXipog 
xov  zag  lazoqCag  yqdtpavtog  xal  TVQavvrjaotvtog  rrjg  natqidog.  IV.  128  a. 
Avy%ioc  nal  Jovqiv  zovg  Ua^hvg^  &eo(pQdazov  Sh  zov  'EqboIov  fiad'rjzdg. 
III.  100  e.  A.  o  Z,  o  &eo(pQdazov  yvmQLfi^og.  Suid.  A.  Zafitog  y^afifiazinög, 
SeocpQaatov  yv<6Qt(iog,  ddiXtpog  JovQtSog  zov  tazoQioygdfpov  zov  xal  zvgav- 
VT^cavzog  Zdfiov.  avyxQOvog  dh  yiyovsv  6  A.  Msvdvdgov  zov  %cofii%ov  xal 
dvxsTtsdst^azo  yuonooS^ag  xal  iv£%7ias.  Hippolocb.  in  dem  Briefe  an  L.  bei 
Ath.  III.  130  d:  av  Öh  fiovov  iv  'Ad'rjvaLg  fLSvav  evdaLfiov^isig  zeig  Sso- 
(pQuazov  ^sasig  dnovcav.     Vgl.  A.  8.    C.  26.  A.  219. 

7)  Ath.  VI.  288  c,  A.  d'  o  £.  xal  ztiv-qv  otpouvrizinriv  ovviyQurps  nqog 
ztva  SvacivTjVf  diBdaiuov  ccvzov  ziva  Sst  Xsyovza  ngog  zovg  dvdgotpovovg 
Ixd'voTtoiXctg  XvatzeXöag^  k'zi  dh  dXvTtoag  (ovsiad'ai  v.  ßovXszai^  „wo  das  •Humori- 
stische dvd(f,  1%Q'.  offenbar  ans  der  Schrift  selbst  entnommen  ist''  (Brunk). 
VII.  313  f.  A,  d'  6  E.  iv  zfi  6.  T.,  7}v  nQoaecpoavrjai  zivi  zöav  itai(f(ov  ^vacovr^, 
(prielv  %,  T.  X,  In  dem  nun  folgenden  Fragment  führt  L.  Verse  des  Arche- 
stratos an,  dessen  Gedicht  er  unter  dem  Titel  ^Hdvnd&Bta  citirte,  I.  4  e. 

8)  „Bei  Ath.  erscheinen  deren  6.  Einer  handelte  Ton  dem  Ghjatmahl 
der  Lamia  (302,  s.  Plut.  Demetr.  27.  Sazs  vno  A.  zov  2,  crvyysy^aqp^at, 
vgl.  Harpokr.  *L^v^)ttXXog\  zwei  andere  gleichfalls  an  Hippolochos  (s.  C.  25. 
A.  218  ff.)  über  das  des  Antigonos  (der  ja  301  bei  Ipsos  fiel)  und  das  des  Ptole- 
maeos,  s.  Ath.  IV.  128  a.  b.  dsinvTizinai  ztvsg  iniCzoXai'  Avyiisoog  ^Iv  z6 
Aa^letg  xrig  *Azzi%rig  avXjjZQ^dog,  iittpav^^ovzog  dsCnvov  'A&r^vtiai  ysvoiisvov 


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488  AchtzehnteB  Capitel.    Anekdotenaammler. 

auf  die  wir  später  (C.  25  z.  E.)  noch  wieder  zurückkommen 
werden,  namentlich  aber  eine  „Denkwürdigkeiten"  (l^ÄOftviy- 
^ovBVfiata)  betitelte  Sammlung^),  welche  Anekdoten  und  Witz- 
worte besonders  von  Courtisanen,  Schmarotzern,  Flötenspielern 
und  ähnlichen  Leuten*®),  aber  auch  wohl  von  anderen  Lebe- 
männern") und  jedenfalls  auch  von  sonstigen  Personen,  so  weit 
es  sich  dabei  um  Trinkgelage  handelte**),  enthielt*^).  In  einem 
vierten  Werke  in  mindestens  2  Büchern  „über  Menandros" 
besprach  er  unter  Anderem   offenbar  auch  die  bei   diesem  vor- 


JrjfitiZQlov  . . .  Hol  aXXaig  Sh  neQistvxo{i8v  rov  Avy%iag  intatoXaig  nQog  tov 
avrbv  yByqaniiBvaig  *Inn6Xo%ov  driXovaaig  x6  zB  'Avxiyovov  zov  ßaciXimg  dei- 
nvov  'AfpQodlaia  inizsXovvzog  'A^'qvrjüi  xol  z6  IltoXsfieciov  zov  ßaciXimg  (vgl. 
III.  100  e.  avayqd(f>(ov  yovv  z6  TIzoXByMCov  ovfinoisiov.  lU.  101  e,  wo  von 
der  Bescbreibnog  des  L.  von  allen  drei  Gelagen  die  Rede  ist;  vgl.  auch 
G.  2.  A.  669).  do^aopLBv  Ss  aoi  rifisig  avzäg  zag  intazoXdg.-  Nach  dieser 
seiner  Aussage  hatte  also  Ath.  diese  Briefe  noch  selbst  in  Händen.  £s 
liegt  in  ihrer  Natur,  dass  sie  bald  nach  den  betreffenden  Gelagen  abgefasst 
sind,  und  der  dreimalige  Zusatz  des  Eönigstitels  scheint  eben  wegen  dieser 
Wiederholung  schon  aus  L.  herübergenommen  zu  sein.  Ein  vierter  an 
Diagoras  enthielt  eine  Vergleichung  athenischer  und  rhodischer  Esswaaren 
(Ath.  III.  109  d.  A,  d'  6  Z.  iv  zfi  ngog  JtayÖQccv  iniazoXfj  isvy%qlv(ov  zä 
'Ad^rjvTjOL  yivoiieva  zcäv  idmdtfimv  nQ6g  zä  iv  ^Podcp,  vgl.  VII.  285  a.  b.  296  a. 
XI.  499  c.  XIV.  647  a.  662  d.  654  a,  dazu  111.  76  e.  VII.  380  a.  XI.  496  f.  iv 
ratg  imazoXatgy  auch  VIII.  860  d  und  vielleicht  IL  62  c),  aber  auch  von 
athenischen  und  rhodischen  Trinkgeschirren  (XL  469  b,  wo  freilich  nur  A. 
6  2.  citirt  wird).  Ein  fönfter  war  an  Apollodoros  gerichtet  (IX.  401  f), 
der  sechste  an  den  Komiker  Poseidippos  (XIV.  lB62  c),  jedenfeUs  wohl  (wie 
Meineke  F.  C.  6.  I.  S.  458  und  Müller  bemerken)  erst  mehrere  Jahre 
nach  dem  Tode  des  Menandros  (s.  C.  8.  A.  106)".    (Brunk). 

9)  Ath.  VL  248  d.  X.  484  d.  XÜL  683  e.  E.  Köpke  üeber  die  Gattung 
der  'AnouvTjfioviviiccza  in  d.  griech.  Litt.,  Brandenb.  1867.  4.  S.  9—11  zeigt, 
dass  Ath.  überall,  wo  er  vielmehr  die  Unocpd'iyfiocza  des  L.  anführt,  VI.  245 
a.  d.  248  d.  VIII.  387  d,  doch  diese  nämliche  Sammlung  vor  Augen  hat. 
Bei  den  Anekdoten  pflegt  es  sich  ja  eben  um  Witzworte  zu  handeln.  Die 
Einerleiheit  erhellt  namentlich  aus  dem  Vergleich  von  VI.  241  d  mit  245  a, 

10)  Gnathaena,  Niko  XIIL  588  f— 584  f.  Korydos  VL  241  d.  246  d. 
Silanos  (Silenos?)  über  Gryllion,  Chaerephon  246  a.  Elei8opho8  248d.  Dorion 
VIU.  337  d. 

11)  Denn  auch  das  Bruchstück  b.  Ath.  VIII.  844  c.  xal  'AXi^tg  d'  6 
noirjzfig  tjv  oiffocpdyog,  dig  o  Z.  (pfjat  A.  wird  von  Eöpke  S.  9.  11  wohl  mit 
Recht  dieser  Sammlung  zugetbeilt. 

12)  Kallisthenes,  Ath.  X.  484  d. 

13)  Aus  Ath.  XIIL  583 f.  wird  man  schliessen  dürfen,  dass  sie  nach 
dem  Tode  des  Komikers  Diphilos  erschien. 


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Hegesandros  von  Delphi.  489 

kommenden  Spassmaeher  und  Parasiten**).  Sehr  zweifelhaft  ist 
ein  fünfter  TiteP*).  Ausserdem  war  er  Komoediendichter,  doch 
ist  uns  nur  eins  seiner  Stücke,  der  Kentaur,  bekannt**). 

Hegesandros  von  Delphi*')  schrieb  wohl  bald  nach  170*^) 
eine  sehr  ergötzliche  Anekdotensammlung  unter  dem  Titel  'Tjco- 
[ivrfkara  in  mindestens  6  Büchern*^)  mit  Benutzung  der  Schrift 
des  Dikaearchos  über  Alkaeos*^),  der  Diadochen  des  Sotion**), 


14)  Das  einzige  Bmcbstück  b.  Ath.  VI.  242  b.  c.  iv  dsytigm  nsgl  Mb- 
vdvdQov  giebt  eine  Charakteristik  von  zwei  Spassmachem,  Ev%Xsldrjg  h 
Z^jkvnqhov  und  ^iloi^vog  rj  TJteQvoyion^g.  Jedenfalls  war  diese  Schrift  erst 
nach  dem  Ableben  des  Menandros  yerfasst 

15)  Ath.  ly.  150  b.  A.  ir  totg  Alyvntutxoig  nQO%Qiv(ov  tä  Alyvnxucnce 
dtinta  tmv  IliQCixoiv  x.  r.  1.,  „vgl.  143  f.  'Hgodorog  dh  üvynqlvtov  tu  tav 
'E^Xi^voav  avfinoata  nQog  ta  naga  TligouLg^^.  (Brunk).  Wenn  auch  der  In- 
halt dieses  Geschichtchens  wohl  fOr  L.  passen  würde,  so  ist  doch  die  Ver- 
muthang (so  zweifelnd  Müller,  entschieden  Brunk  De  ezcerptis  nsQl  xov 
twf  TiQmoiv  xa^'  "Ourjgov  §Cov^  Greifsw.  1887.  S.  41  These  3)  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  hier  ein  Schreibfehler  vorliegt  und  das  Citat  vielmehr  aus 
Lykeas  von  Nankratis  ist,  s.  C.  33.  A.  248 ^ 

16)  Ath.  IV.  131  f.  Meineke  F.  C.  G.  IV.  S.  438 f.  Kock  C.  A.  F.  III. 
S.  274  f.  „Wie  es  scheint,  hat  Ath.  dies  Citat  so  wie  die  beiden  VIII,  387  d 
(vgl.  A.  6).  XIII.  584  f  u.  ein  viertes  II.  62  c  (s.  A.  8)  aus  Hegesandros  (s.  132  c. 
337  f.  585  a.  62  d)  als  seiner  unmittelbaren  Quelle  entnommen".   (Brunk). 

17)  E.  Koepke  De  hypomnematis  Graecis  I.,  Berl.  1842.  4.  S.  20—38. 
Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  412—422.  Weniger  Quaestionum  Delphicarum 
specimen:  de  Anaxandrida  Polemone  Hegesandro  remm  Delphicarum  scri- 
ptoribus,  Berl.  1865.  8.  S.  49—59  (Bonner  Doctordiss.).  Vgl.  auch  Droysen 
Hellenism.  IIP,  1.  S.  246  f.  A.  3.  S.  261.  A.  2.  Die  Hauptquelle  ist  wieder 
Athenaeos.  „Dass  dieser  ihn  selbst  oder  wenigstens  Auszüge  aus  ihm  be- 
nutzt hat,  geht  besonders  aus  III.  82  a.  b  hervor**.  (Brunk).     . 

18)  Droysen  a.  a.  0.  IH«,  1.  S.  246  f.  A.  3.  Vgl.  Koepke  S.  20ff. 
Jedenfalls  geschah  es  zuvörderst  nach  Antigonos  Gonatas  (Fr.  42  b.  Ath. 
IX.  400  d).  Femer  erwähnte  er  den  Mnesiptolemos  aus  der  Zeit  (s.  C.  21. 
A.  585)  von  Antiochos  dem  Grossen,  223  —  187  (Fr.  23  b.  Ath.  X.  432b) 
und  auch  noch  den  Bhodophon  aus  der  des  Perseus  (Fr.  20  b.  Ath.  X.  444  d, 
vgl.  dazu  Droysen  a.  a.  0.  und  Müller). 

19)  Fr.  2  b.  Ath.  IV.  162  a.     Vgl.  A.  27. 

20)  Fr.  32  b.  Ath.  XI.  479  d  (s.  A.  25)  über  den  Kottabos  vgl.  m. 
Dikaearch.  Fr.  34  b.  Ath.  XV.  666  ff.  (zunächst  668  e) ,  „wo  Ath.  auch 
schwerlich  unmittelbar  aus  Dik.,  sondern  aus  H.  geschöpft  haben  wird*S 
(Brunk.)    Vgl.  Fuhr  De  Die.  S.  46.  64 ff. 

21)  Fr.  17  b.  Ath.  VIII.  343  d  (ßg  (prjai,  Zmt^mv  xal  'HyrjaavÖQog)  über 
Aristippos  u.  Piaton.  „Schon  Koepke  S.  23  hat  auf  die  auffallende  üeber- 
einstimmung  des  von  Laert.  Diog.  II,  65.  67.  73.  74  (wo  Sotion  citirt  wird). 
75.  78  und  des  von  Ath.  VIII.  344  c.  XI.  507  c  (Heg.  Fr.  1).  XH.  544  a-e 


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490  Achtzehntes  Capitel.    Anekdotensammler. 

des  Pjthermos^*)  und  jedenfalls  auch  wohl  des  Lynkeus**)  und 
anderer  Quellen  ^^).  Einen  Anhalt  für  die  Anlage  des  Ganzen 
geben  die  erhaltenen  Anfangsworte^)  und  der  Umstand,  dass 
einmal*^  speciell  ein  vTtofjLVfKia  avdQiavxfov  xal  dyalndtmv, 
ohne  Zweifel  doch  wohl  ein  besonderes  Buch,  angeführt  wird. 

(wo  644  c  H.  citirt  wird  =  Fr.  18).  XIII.  688  e  über  Aristippos  Erzahlten 
bei  manchen  Abweichungen  aufmerksam  gemacht.  Beides  erklärt  sich  sehr 
einfach,  wenn  alle  diese  Notizen  bei  Ath.  aus  H.,  bei  H.  aus  Sotion  her- 
zuleiten sind,  während  sie  aus  Letzterem  durch  andere  Mittelglieder  in 
Diog.  übergingen".  (Brunk).     üebrigens  s.  A.  30  und  C.  19.  A.  27. 

22)  Fr.  41  b.  Ath.  II.  62  a.  TIv^SQUog  dl  tatoQSt,  ag  tpriciv  "H.  <=«Pyth. 
Fr.  3).  „Da  Pythermos  sonst  nur  noch  von  Isigonos  v.  Nik.  E.  F.  84  (—  Fr.  4) 
angeführt  wird,  so  sind  wahrscheinlich  auch  die  übrigen  Auszüge  aus  ihm 
bei  Ath.  II.  44c.  VII.  289  f  (—  Pyth.  Fr.  1.  2)  aus  H.  geflossen".  (Brunk). 
Vgl.  C.  21.  A.  626.  627. 

23)  S.  A.  16. 

24)  „Ob  das  Gitat  aus  den  'Anoiivrjfiovsv(i.aza  des  Dioskorides  Ath.  XI. 
607  d  (Fr.  1)  aus  H.  herübergenom^len  ist,  erscheint  nicht  sicher".  (Brunk). 
Dagegen  stammt  das  des  Komikers  Epinikos  (Fr.  23,  s.  A.  18.  C.  8.  A.  7. 
120)  wohl  entschieden  aus  dessen  eigner  Leetüre.  „Femer  hat  gewiss  mit 
Eecht  Wilamowitz  Antig.  v.K.  S.  216.  A.  38  aus  der  Uebereinstimmung  von 
Plut.  Qu.  symp.  IV,  4,  2.  688 CD  mit  Ath.  VIII.  340 e  ff.,  wo  H.  (Fr.  16) 
und  341a  Polemon  (Fr.  66)  herbeigezogen  werden  (vgl.  auch  Plut.  667  F  — 
668  A  mit  Ath.  VII.  276  e~  277  a)  geschlossen,  dass  Ath.  den  Letzteren  aus 
dem  Ersteren  anfuhrt  und  Ersterer  hier  auch  die  (vielleicht  nur  mittelbare) 
Quelle  des  Plut.  war,  bei  welchem  auch  das  von  Ath.  auf  Polemon  Zurück- 
'geführte  berücksichtigt  ist.  Aus  dieser  Vergleichung  erhellt  dann  übrigens, 
dass  auch  das  von  Ath.  843  e  über  Demosthenes  und  Philokrates  Erzählte 
aus  H.  entlehnt  ist,  und  dass  dieser  in  demselben  Zusammenhange  auch 
von  Philoxenos,  dem  Sohn  des  Eryxis  (vgl.  Ath.  I.  6  b),  handelte".  (Brunk). 

26)  Fr.  32  b.  Ath.  XI.  479  d.  'if.  dh  6  JsXq>6g  iv  vnofiinjfutaLv,  iv  aQxri 
„  h  tfi  ccQ^CTfi  noXixsCa "  fpriolv  x.  t.  X.  (vgl.  A.  20).  Schwerlich  mit  Recht 
hält  Eöpke  S.  20  f.  bei  dieser  allerdings  auffallenden  Redeweise  eine  andere 
Auslegung,  die  Weniger  S.  63  sich  aneignet,  für  möglich,  nach  welcher 
nur  der  Anfang  eines  Buches  hiemit  bezeichnet  wäre. 

26)  Fr.  46  b.  Ath.  V.  210  b.  „Vgl.  Fr.  40  b.  Ath.  VIU.  834  e.  Dass 
dies  B.  gerade  das  1.  gewesen  sei,  ist  eine  ganz  willkürliche  Annahme  von 
Weniger,  s.  A.  25.  27".  (Brunk).  Die  verderbte  Stelle  aber  Fr.  46 
(b.  Bekk.  Anecd.  p.  377,  26  ff.  =■  Suid.  *AX%vov£9ig  ijfisQat).  'AyijaavdQog 
(Hy.  Suid.,  vgl.  Weniger  S.  49.  A.  8)  h  toig  nsQl  vnoiivrniaai  (vicoiivri- 
ItMtoiv  Suid.)  muss  auf  sich  beruhen,  da  keine  auch  nur  einigermassen 
sichre  Verbesserung  möglich  ist,  daher  denn  auch  keiner  der  gemachten 
Vorschläge  (Köpke  S.  37:  iv  ta  dväQidvtmv  vnofivrifiaTi  oder  iv  toCg  lato- 
Qixoig  vnoft'Vi^fi.aai  y  Bernhardy:  iv  tm  :¥*  vnoi^v7jfidT<ov  ^  so  dass  hinter 
vfQl  die  Buchzahl  stecken  soll,  Müller:  iv  rm  nsQl  4^4^  vnoiivijfucTi)  wirk- 
lich überzeugende  Kraft  hat. 


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Neunzehntet)  Capitel.    Fexipere  pinakograph.-biographisclie  Schriften.      491 

Jedes  der  Bücher  scheint  sich  also  auf  einen  anderen  Gegen- 
stand bezogen  zu  haben,  obgleich  im  Uebrigen  gewiss  die  Ab- 
folge der  Anekdoten  eine  sehr  zwanglose  war.  Genauere  Be- 
stimmungen^') sind  heute  schwerlich  mehr  möglich  ^^).  Natürlich 
ist  Hegesandros  nur  dann  glaubwürdig,  wenn  er  aus  zuverlässigen 
Quellen  geschöpft  hat;  im  Uebrigen  hat  er  den  nichtsnutzigen 
Klatsch  über  Sophokles  ^^),  Piaton  ^^)  und  Andere  ^^)  mit  grossem 
Erfolge  verbreiten  geholfen. 

Ueber   die   Kajiuxal   tctogiai  und   ^JxQodös^g  iganixaC»  des 
Protagorides  s.  C.  33. 


Neunzehntes  Capitel. 

Fernere  pinakographiseh- biographische  Schriften. 
Litterar-  und  Philosophengeschichte. 

Unter  den  späteren  pinakographischen  Arbeiten,  welche  die 
älteren  erweiterten,  berichtigten,  ergänzten  und  dabei  den  in- 
zwischen eingetretenen  Zuwachs  der  Bibliotheken  hinzuzogen,  ist 
der  betreffenden  Schrift  des  Aristophanes  von  Byzantion  schon 

27)  Wie  sie  Weniger  S.  5dff.  versucht  bat^  I.  vndfivrjua  dvdqiavxmv 
xal  ayaXy,cixaiv.  IL  de  conviviis,  III.  de  meretricibus  IV.  de  hominibus 
delicatulis ,  de  parasitis  etc.  V.  de  adnlatoribus.  VI.  de  philosophis. 
S.  A.  26.  „Die  Parasiten  und  die  Schmeichler  lassen  sich  doch  nicht 
trennen,  s.  Ath.  VI.  248  d".  (Brunk).  Das  6.  B.  als  vnofikVTjfMC  negl  (piXo- 
c6(p€Dv  zu  bezeichnen  sind  wir  durch  das  in  demselben  mitgetheilte  Epi- 
gramm gegen  die  Philosophen  (Fr.  2,  s.  A.  19)  noch  nicht  im  Mindesten 
berechtigt. 

28)  „Doch  wird  man  nach  Ath.  VIII.  340  ff.  (s.  A.  24,  vgl.  337  f.  = 
Fr.  14),  vermuthen  dürfen,  dass  dies  Anekdotenbuch  einen  Katalog  von 
Feinschmeckern  (6if>o(pdyoL)j  vielleicht  auch  von  Wein-  und  Wassertrinkem 
(Ath.  X.  444  d.  e,  vgl.  A.  18.  11.  44  c  =  Fr.  24)  und  einen  von  Parasiten  und 
Schmeichlern  (Ath.  VI.  248  e  —  251  a  =  Fr.  6.  7.  9 ,  vgl.  289  c  =  Fr.  6. 
IV.  132  c  =.  Fr.  10)  nebst  Citherspielern  (Fr.  11  b.  Ath.  VIII.  360  a), 
Tänzern,  Logomimen  (Fr.  13  b.  Ath.  I.  19  c)  und  ähnlichen  Leuten  (Sota- 
des,  Fr.  12  b.  Ath.  XIV.  620 f,  s.  -C.  7.  A.  16)  enthielt".  (Brunk). 

29)  Fr.  27  b.  Ath.  XIIL  692  b,  vgl  Koepke  S.  22. 

30)  Ath.  XI.  607  a — e  (Fr.  1).  nsgl  zfjg  nQog  ndvxag  tov  niaTcavog 
%a%ori^BCaq  Xiymv  ygätpfi  n.  x.  X.  (vgl.  Fr.  34  b.  Ath.  X.  419  d).  „Vermuth- 
lich  folgte  er  hier  doch  auch  wobl  (s.  A.  21)  dem  Sotion,  auf  dem  dann 
auch  die  abermals  übereinstimmenden  Stellen  im  Leben  Piatons  bei  La.  Di. 
111,  18.  21.  23.  36.  36  zurückgehen".  (Brunk). 

81)  S.  A.  21. 


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492     NeuDzebntes  Capitel.    Fernere  pinakograph.-biographische  Schriften. 

mehrfach^)  gedacbt  worden.  In  den  meisten  dieser  Bücher  trat 
aber  das  biographische  Element  in  den  Vordergrund;  namentlich 
bei  den  Philosophen  ging  man  dabei  ferner  auf  eine  Schal- 
geschichte aus,  Blütenlesen  ihrer  Witzworte,  kernigen  Aussprüche 
und  schlagfertigen  Bemerkungen  (ajcofpd'iyfjiata)  wurden  auch  hier 
gleichwie  bei  Antigonos  von  Karystos  hinzugefügt,  auch  allerlei 
sonstige  theils  wahre,  theils  in  noch  grösserer  Masse  gut  oder 
schlecht  erfundene  Anekdoten  von  ihnen  eingemischt,  auch  wohl 
kurze  und  dürftige  Uebersichten  ihrer  Lehrmeinungen  beigegeben*). 
So  entstanden  Handbücher  der  Philosophengeschichte  von  yer- 
schiedener  Gestalt,  aber  doch  alle  aus  gleichem  Stamme  er- 
wachsen, in  immer  neuen  Bearbeitungen  durch  die  Jahrhunderte 
hindurch ,  deren  eines  in  der  von  Laertios  Diogenes  ihm  gegebenen 
Form  uns  vorliegt  und  unsere  Hauptquelle  für  die  Erkenntniss 
dieser  Art  von  Schriftstellerei  ist^).  Von  den  trotz  der  eben  er- 
wähnten Aehnlichkeit  ganz  anders  gearteten  Biographien  des 
Antigonos  von  Karystos  war  bereits  eingehend  die  Rede,  von 
denen  des  Neanthes  wird  sie  es  später^)  sein.  An  die  IlivcacBg 
des  Eallimachos  aber  schloss  sich  zunächst  ausser  Ajistophanes 
und  in  anderer  Weise,  nämlich  eben  mit  Bevorzugung  des 
Biographischen 

Hermippos^)  von  Smyrna^),  ein  anderer  Schüler  des  Kalli- 
machos')  und  zugleich  ein  sogenannter  Peripatetiker®),  an.  In 
seinem  umfänglichen   biographischen  Werke^),  welches  sich 


1)  C.  12.  A.  75.    C.  16.  A.  61.  2)  S.  Diels  Doxogr.  S.  146  ff.  168  ff. 

3)  S.  Bahn  sc  h  De  Diog.  L.  fontibus,  Gumbinnen  1868.  8.  und  bes. 
V.  Wilamowitz  Epist.  ad  Maass.,  Philol.  Unters.  III.  S.  151  ff. 

4)  C.  21.  A.  476—478. 

5)  Loz^uaski  Hermippi  Smymaei  Peripatetici  fragmenta,  Bonn  1882.  8. 
vgl.  d.  Rec.  V.  Preller  Jahrb.  f.  Philol.  XVII.  1886.  S.  159—184.  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  35—54. 

6)  Ath.  VII.  827  b.  c  (Fr.  74).  '^EQfiinnog  6  Zfivgvaios  iv  toCg  nsgl  'In- 
nmvanxog, 

7)  Ath.  II.  58  f.  V.  218  f.  XV.  696  f.  (Fr.  18.  22  a.  42).  6  KaXXifLix^iog. 

8)  Hieron.  Proleg.  ad  Dext.  in  IIb."  de  vir.  ülostr.  T.  II  i>.  S.  821  Vall. 
(=»  Sueton.  Fr.  1  Reifferach.):  Hermippus  Peripatettcfis.    Ausserdem  s.  A.  17. 

9)  La.  Di.  I,  33.  II,  18.  V,  2  (Fr.  12.  31.  41):  ß/oi.  Ob  dies  der  voll- 
standige  Titel  war,  steht  dahin.  Jedenfalls  lautete  derselbe  nicht,  wie 
Lozynski  S,  24 ff.  und  Nietzsche  De  Laertii  Diogenis  fontibus  II.,  Rhein. 
Mus.  XXrV.  1869.  S.  191  meinen,  ßioi  (oder  nsgl)  tmv  iv  naidsia  Xafiipdv- 
Tov,  noch  auch  war  dies,  wie  Preller  S.  166 f.  glaubt,  Titel  eines  Haupt- 
abschnitts, sondern  die  beiden  Fragmente  72  im  Et.  M.  UndfiBitc  mit  dem 


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Hermippos  von  Smyrna.  493 

eben  lediglich  auf  litterarische  und  ähnliche  Persönlichkeiten  be- 
schrankte *^),  gab  er  freilich  auch  Verzeichnisse  der  Schriften,  so 
weit  sie  in  der  alexandrinischen  Bibliothek  vorhanden  vyaren"), 


Citat  h  TCO  nsQl  xmv  iv  icatB^ltf  Utfi^avtatv  dqvXmv  (so  richtig  Hemster- 
huys  statt  Xoym)  und  73  gehören  dem  jüngeren  Hermippos  aus  Berjtos  an, 
8.  C.  4.  A.  97.  C.  14.  A.  139.  C."  21.  A.  607.  Müller  S.  36  f.  u.  besonders 
C.  Wachsmuth  Symb.  philol.  Bonn.  S.  143.  A.  16.  Gewöhnlich  wird  nach 
den  Titeln  der  grösseren  oder  kleineren  Abschnitte  citirt:  usqI  xmv  voy^o^B- 
tmv  Fr.  1—7  (bis  zum  6.  B.,  Fr.  7  b.  Ath.  XIV.  619  b),  nsgi  tav  entä  co- 
(p&v  (Fr.  16.  18.  b.  Ath.  X.  443  a  ».  ProkL  in  Hes.  Op.  41,  vl^l.  Fr.  8  \r. 
La.  Di.  I,  42,  bis  zum  4.  B.,  Fr.  20  b.  La.  Di.  VIII,  88),  «.  üvd-aySQOv 
(Fr.  21  b.  loseph.  c.  Ap.  I,  22;  da6  2.  B.  handelte  über  die  Pythagoreer, 
Fr.  24  b.  La.*Di.  VIII,  IQ.  iv  dsvtigqt  n,  Uvd^ayoQOv,  vgl  Fr.  26  f.),  n. 
'AQiazotilovg  (Fr.  41  b.  La.  Di.  V,  1,  genauer  wird  das  1.  B.  angeführt 
Fr.  42  b.  Ath.  XIII.  689  c.  XV.  696  f,  s.  A.  12;  das  folgende  Buch  oder 
die  folgenden  Bücher  dürften,  wie  Müller  annimmt,  die  Peripatetiker  ab- 
gehandelt haben  »  Fr.  43—60),  n.  FoQyiov  (Fr.  63  b.  Ath.  XI.  606  d),  n. 
'laonQtitovg  (Fr.  56  b.  Ath.  XIIL  692  d)  und  iv  ß'  und  iv  tgittp  n.  xmv 
'laangdtovg  /üa^TjTcov  (Fr.  67  b.  Harpokr.  'laaiog.  Fr.  64  b.  Ath.  VIIL  342  c. 
Müller  vermuthet,  dass  vielmehr  das  2.  und  3.  B.  ntgl  'lao%Qdtovg  sich 
mit  den  Schülern  des  Isokrates  beschäftigten),  iv  tä  c'  nsQi  ivdo^tov  dv- 
dQmv  iccxQmv  (Fr.  73  a  in  Schol.  Oribas.  b.  Mai  Cl.  A.  IV.  p.  11),  n.  ^Innoa- 
vanTog  (s.  A.  6},  iv  tm  TtQmtca  nsgi  (idymv  (Fr.  78  b.  La.  Di.  Pro.  8, 
8.  A.  10),  ^ßioi  TÄvy  dno  cpiloaotpia^g  slg  xvgavviSyag  xal  dvvact^^^iug 
lis^saytrinormv  (Philod.  Ind.  Acad.  Col.  XI). 

10)  Abgesehen  von  den  Gesetzgebern  und  den  sielt^i^  Weisen  behandelte 
er  auch  solche  Philosophen,  die  Nichts  geschrieben  hatten.  Mit  Unrecht 
theilen  Preller  S.  176  und  zweifelnd  Müller  S.  63  die  Bücher  über  die 
Magier  (Fr.  78—81)  einem  späteren  H.  als  ein  besonderes  Werk  zu.  Das 
Bruchstück  (79)  b.  Plin.  N.  H.  XXX.  §.  4  (vgl.  Ind.  XXX),  nach  welchem  H. 
Verzeichnisse  der  Schriften  des  Zoroaster  gab  und  den  letzteren  nicht  weniger 
als  2  Millionen  Zeilen  zuschrieb  (Hermippm,  qui  de  ea  arte,  näml.  magica, 
diligentissime  seripsit  et  viciens  centum  müia  versuum  a  Zoroastre  condita 
indicibua  quoque  voluminum  eiw  positis  explanavit),  zeigt  den  pinako- 
graphischen  Schriftsteller  und  spricht  daher  in  Wahrheit  entschieden 
hiegegen.  Im  üebrigen  s.  A.  24.  26.  Röper  Philologas  XXX.  1870.  S.  669. 
A.  2.    Diels  a.  a.  0.  S.  147.  161,  andererseits  jedoch  A.  11. 

11)  Nur  bei  Zoroaster  kann  man  in  dieser  Hinsicht  sehr  zweifelhaft 
sein:  waren  wirklich,  wie  Droysen  Hellenism.  IIP,  1.  S.  60f.  A.  2  an- 
nimmt, schon  so  früh  Uebersetzungen  auch  von  den  persischen  Religions- 
büchem  in  der  grossen  alexandrinischen  Bibliothek;  so  konnten  sie  doch 
schwerlich  einen  solchen  Umfang  haben,  und  sollte  sich  wirklich  (wie 
Röper  und  Diels  zu  glauben  scheinen)  eine  so  furchtbare  Unmasse  griechi- 
scher Fälschungen,  die  sich  für  Uebersetzungen  des  Zoroaster  ausgaben,  in 
dieser  Bibliothek  befunden  haben?  Oder  ist  es  wohl  nicht  viel  wahrschein- 
licher,  dass   H.   zu   den   wirklich   dort   vorhandenen    noch   andere   hinzu- 


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494    Neunzehntes  Capitel.    Fernere  pinakograpb. -biographische  Schriften. 

und  auch  die  Testamente  von  Philosophen^  so  w^it  sie  ihm  zu 
Gebote  standen,  webte  er,  wie  es  scheint,  seiner  Darstellung 
ein^*);  doch  bildete  dies  Alles  mehr  nur  einen  Anhang  derselben, 
und  das  eigentlich  Biographische  behandelte  er  mit  einer  unver- 
hältnissmässigen  Ausführlichkeit^^),  wie  sie  nur  auf  Kosten  der 
historischen  Wahrheit  möglich  war.  Penn  um  diese  war  er  trotz 
all  seiner  Gelehrsamkeit  meistens  sehr  wenig  bekümmert^*).   Er 

erschwindelte?  Völlig  klar  dagegen  ist  nach  der  Untersuchung  von  Qsener 
Analecta  Theophrastea,  Leipz.  1858.  8.\  dass  der  lediglich  bibliothekarische, 
einen  ursprünglichen,  alphabetisch  geordneten  Bestand  nebst  drei  neuen 
Erwerbungen  bezeichnende  Katalog  der  "Werke  des  Theophraaix)s  b.  La.  Di. 
V,  42—60  von  ihm  herrührt,  vgl.  Schol.  Theophr,  Metaph.  z.  E.  tovto  filv 
t6  ßißUov  'AvSQÖviyiog  iihv  xcrl  ^Epf*.  dyvoovet.  Schol.  ürb.  Theophr.  H.  P. 
VII  z.  E.  ©sotpQUCtov  nsql  cpvxcav  icxo^Cag  to  17.  "Eq^i,  d\  nsQl  (pi^yccvt%div 
xal  Ttoioadciv^  'AvÖQoviTiog  dl  nsQl  (pvtmv  UstoqCag.  Das  Nämliche  ist  dann 
aber  auch  von  den  beiden  einigermassen  sachlich  geordneten  Verzeichnissen 
der  aristotelischen  Schriften  bei  La.  Di.  V,  22—27  und  dem  sogenannten 
Anonymus  Menagii  (Hesychios  von  Miletos)  nicht  bloss  von  Susemihl 
Aristot.  üb.  d.  Dichtkunst*,  Leipz.  1865.  S.  17  f.  vermuthet,  sondern  auch 
unabhängig  von  ihm  durch  Heitz  Die  verlorenen  Schriften  des  Aristoteles, 
Leipz.  1865.  S.  44—52.  Aristot.  fragm.  S  11— 13  zur  grösaten  Wahrschein- 
lichkeit erhoben.  Vgl.  C.  -32.  A.  328.  Und  so  wird  es  denn  wohl  auch 
mindestens  mit  den  anderen  Listen  im  5.  B.  des  La.  Di.  (Straton,  Demetrios, 
Herakleides)  und  wohl  auch  noch  mit  einem  Theil  der  übrigen  bei  diesem 
Compilator  nicht  anders  stehen,  worüber  mit  Vorsicht  auch  Nietzsche 
a.  a.  0.  S.  181—194  zu  vergleichen  ist.  S.  auch  die  Erzählxmg  Fr.  25  b. 
La.  Di.  VIII,  85  über  die  Schrift  des  Philolaos. 

12)  Ueberliefert  ist  dies  freilich  nur  von  dem  des  Aristoteles ,  und  selbst 
von  diesem  nicht  in  einer  jeden  Zweifel  ausschliessenden  Weise,  Ath.  XIIT. 
Ö89  c  (Fr.  42).  "Egfimnog  .  .  .  inipLiXs^ag  q}d<tKiov  rfig  dsovarig  (näml.  'Eq- 
nvXXlSog)  xBTvxrj'nivai,  iv  ratg  tov  (fiXocotpov  dia^rj'naig.  Doch  liegt  der 
Gedanke  am  Nächsten,  dass  durch  seine  Vermittlung  nicht  bloss  dieses, 
sondern  auch  die  derPeripatetiker  in  denLa.Di.  gekommen  sind,  s.  Nietzsche 
a.  a.  0.     üeber  die  Primärquelle  s.  C.  2.  A.  794. 

13)  S.  A.  9.  In  den  Büchern  über  die  Magier  ging  er  auch  genau  auf 
die  Magie  ein,  s.  Plin.  a.  a.  0.,  und  setzte  dabei  den  Zoroaster  5000  Jahre 
vor  den  troischen  Krieg:  ipsum  vero  quinque  müihus  armorum  ante  Troia- 
num  bellum  fuisse. 

14)  Ueber  sein  Verfahren  in  Bezug  auf  Thukydides  (Fr.  54  b.  Marcell. 
V.  Thuc.  §.  29),  bei  welchem  er  allerdings  in  gutem  Glauben  handelte, 
s.  V.  Wilamowitz  Die  Thukydideslegende,  Herm.  XII.  1877.  S.  839.  In 
Bezug  auf  seine  Belesenheit  aber  sei  hier  nur  darauf  hingewiesen,  dass 
Plutarchos,  der  ihn  im  Leben  des  Lykurgos,  Selon,  Demosthenes  ausgiebig 
benutzt,  die  Citate  der  megarischen  Geschichtschreiber  Hereas  Sol.  10  und 
Dieuchidas  Lyk.  1   doch  wohl  zweifellos  (vgl.  C.  21.  A.  394)  aus  ihm  hat, 


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Hermippos  von  Smyrna.  495 

besass  vielmehr  eine  entschiedene  Vorliebe  für  das  Märchenhafte 
und  Abenteuerliche  und  für  den  boshaften  Klatsch,  und  so  nahm 
er  nicht  bloss  Dasjenige,  was  seine  Quellen  ihm  nach  dieser 
Richtung  hin  lieferten,  möglichst  massenhaft  auf,  sondern  erfand- 
auch  noch  reichlich  hinzu,  besonders  in  Bezug  auf  die  Todesarten 
der  von  ihm  behandelten  Männer  ^^).  Er  führte  sein  Werk  bis 
in  die  Gegenwart  hinab,  so  dass  es  noch  den  Tod  des  Chry- 
sippos  (207)  enthielt^*).  Wahrscheinlich  nicht  lange  nach  dem- 
selben erschien  es.  Ausserdem  gab  es  von  Hermippos  ein  astro- 
nomisches Gedicht  Oaivoiiava^'^. 


dann  aber  wahrscheinlich  das  des  Letzteren  bei  La.  Di.  I,  67  auch  von  ihm 
herstammt,  s.  v.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  239  fF.  Im  üebrigen 
aber  ist  die  Thatsache  bezeichnend,  dass  diejenigen  Nachrichten  beiPseudo- 
Plat.  im  Leben  der  10  Redner,  welche  aus  Caecilins  stammen,  regelmässig 
schlechter  sind  als  die  aus  Dionysios  herrührenden,  weil  Ersterer  dem  H. 
und  dem  Idomeneus  folgte  (s.  C.  21.  A.  366),  Letzterer  aber  besseren  Quellen, 
s.  B.  Eeil  Analecta  Isocratea,  Prag  u.  Leipz.  1886.  S.  89 — 94.  Auch  der 
zweite  Artikel  über  Demosthenes  bei  Suid.  geht  ganz  auf  H.  zurück,  wie 
A.  Schafer  Zu  den  Fragmenten  des  H.,  Philol.  VI.  1851.  S.  427-430  dar- 
gethan  hat. 

16)  S.  C.  2.  A.  33.  46 1>.  66.  137.  184.  264.  646 «,  ausserdem  bes.  La.  Di. 
III,  2.  VII,  184.  Vm,  40.  IX,  4.  27.  48  (=  Fr.  83.  61.  23.  28.  30.  29).  V,89f. 
(wo  er  wieder  die  Quelle  ist).  Schon  dieser  letztere  Umstand  schliesst 
m.  E.  die  mildere  Auffassung  von  Di  eis  a.  a.  0.  S.  160  f.  aus,  welcher  ihn 
mehr  för  einen  Betrogenen  als  einen  Betrüger  hält.  Warum  sollte  es  un- 
möglich sein,  dass  sich  Leichtgläubigkeit,  Aberglaube  (s.  A.  18)  und  todte 
Gelehrsamkeit  in  demselben  Manne  mit  der  Freude  an  eignen  theils  kindi- 
schen, theils  boshaften  Erfindungen  yerband?  Roh  de  Die  Quellen  des 
lamblichus  in  seiner  Biographie  des  Pythagoras  I.,  Rhein.  Mus.  XXVI.'l871. 
S.  662  führt  vielleicht  richtig  Alles,  was  in  der  weiteren  Ausschmückung 
der  Pjthagoraslegeude  aus  der  Alexandrinerzeit  stammt,  auf  ihn  zurück 
und  bezeichnet  ohne  Zweifel  mit  Recht  alles  Dasjenige,  wovon  dies  sicher 
gilt,  als  „eine  giftige  Satire**  auf  Pythagoras.  Und  Diels  selbst  fügt 
hinzu:  „eiusdem  generis  esse,  guae  de  virorum  litter a^orum  mortihus  tradit, 
mihi  constcU". 

16)  Fr.  61  b.  La.  Di.  VII,  184.  Jedenfalls  behandelte  er  also  auch 
Schriftsteller,  die  in  den  Ulvayisg  des  Kallimachos  noch  gar  nicht  zu  finden 
waren. 

17)  In  dem  Astronomenverzeichniss  im  Cod.  Vatic.  191  (b.-  Maass 
Herm.  XVL  1881.  S.  386,  vgl.  C.  10.  A.  47)  erscheint  auch  "'EQ^tinnog  mit 
dem  Zusatz  nsgmatrjTtTiog.  Dies  spricht  für  die  Gleichheit  der  Person. 
Auch  die  Zeit  stimmt,  wenn  das  vielerwähnte  (s.  C.  6.  A.  29.  C.  10.  A.  40. 
C.  17.  A.  12 f.)  Epigramm  „des  Königs  Ptolemaeos*'  Vit.  Ar.  L  p.  66,  94 ff. 
von  Euergetes  I  ist.    Wenn  aber  schon  von  Philadelphos ,  so  bliebe  immer 


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496     Nennzehntes  Capitel.    Fernere  pinakograph. -biographische  Schriften. 

Sotion^^)  von  Alexandreia ^^)  beschränkte  sich  in  der  gleichen 
Art  von  schriftstellerischer  Thätigkeit  auf  das  Feld  der  Philo- 
sophengeschichte ^  anf  welchem  seine  Darstellungsweise  Ton 
.angebend  für  eine  Reihe  von  Nachfolgern  ward.  Er  war  näm- 
lich, so  viel  wir  wissen,  der  Erste,  welcher  etwa  zwischen  200 
und  170*^)  eine  solche  Philosoph  engeschichte,  dia8o%ri  tcöv 
fpi,ko66q>o)v^^)j  schrieb  und  in  ihr  die  sämmtlichen  griechischen 
Philosophen  möglichst  in  eine  fortlaufende  Reihe  von  Lehrern 
und  Schülern  einzuzwängen  suchte.  Es  war  dies  allerdings  nur 
eine  Uebertreibung  und  Verzerrung  eines  richtigen  und  schon  in 
dem  grossen  doxographischen  Werke  des  Theophrastos  ^vOLtcal 
86^ai  angedeuteten  Gedankens ^^),  und  so  hat  denn  Sotion  bei  der 
Abfassung  seiner  Schrift  auch  einen  in  der  älteren  Alexandrinerzeit 


noch  die  Möglichkeit,  dass  die  ^aivofisva  ein  Jagendgedicht  des  Eallima- 
cheera  gewesen  seien,  welcher,  falls  etwa  286  geboren,  beim  Tode  des 
Philadelphos  'immerhin  schon  ungeföhr  38  Jahre  zählte.  Freilich  ist  es 
fragwürdig,  ob  man  sich  Letzteren  in  dessen  letzten  Jahren  noch  als  Dichter 
solcher  'iStotpvri  denken  darf.  Ueberdies  s.  C.  27.  A.  18.  Aus  den  ^.  sind 
zwei  Erzählungen  bei  Hygin.  Astron.  II,  4.  20.  p.  38,  4—16.  60,  25—61,  20, 
und  auch  'Nigidins  Figalus  hat  die  letztere  und  manches  Andere  ans  ihnen 
entnommen,  s.  Robert  Erat.  Cat.  S.  222—224.  Die  betreffenden  Mythen 
und  Sagen  beziehen  sich  namentlich  anf  solche  Götter  und  Heroen,  denen 
das  Menschengeschlecht  Fortschritte  in  der  Cultur  und  Civilisation  dankt. 
Droysen  a.  a.  0.  will,  wie  es  scheint,  dies  Gedicht  zu  den  Erörterungen 
de  magica  arte  (s.  A.  10.  13)  in  Beziehung  setzen,  schwerlich  mit  Recht. 

18)  Panzerbieter  Sotion,  Archiv  f.  PhiloL  V.  1837.  S.  211—220. 
Röper  Philologas  III.  1848.  S.  22—26,  vgl.  XXX.  S.  667-660.  Diels 
a.  a.  0.   S.  146—148. 

19)  Ath.  Vm.  336  d.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II«,  2.  S.  931  bezeichnet  es 
als  wahrscheinlich,  dass  Sotion  Peripatetiker  war,  richtiger  begnügt  sich 
Diels  S.  147  mit  einem  fortasse.  Denn  wir  haben  dafür,  wie  Zell  er  selbst 
bemerkt,  kein  Zengniss,  und  wenn  auch  Erwägungen  allgemeiner  Art  da- 
für sprechen,  so  sind  doch  die  speciellen  Gründe  von  A.  Heck  er  Philo- 
logus  Y.  1860.  S.  432  f.  nur  schwach. 

20)  Auch  er  besprach  noch  den  Chrysippos  (La.  Di.  VII,  183,  vgl. 
A.  26),  schrieb  also  dies  Werk  erst  nach  dessen  Tode,  während  andrerseits 
sein  Epitomator  Herakleides  Lembos  (s.  A.  68)  unter  Ptolemaeos  VI  (181 — 
U6)  lebte,  s.  A.  63. 

21)  Jja.  Di.  II,  12.  Weit  häufiger  ist  die  abgekürzte  Anführung  dia- 
doxn  (La.  Di.  Pro.  1)  oder  diadoxai,  Ath.  IV.  162  e.  La.  Di.  II,  74.  V,  86. 
vm,  86. 

22)  Diels  a.  a.  0.  S.  104.  Ueber  die  ältsten  Philosophenschulen  der 
Griechen,  in  Philos.  Aufsätze  Zeller  gewidmet,  Leipz.  1887.  8.  S.  238—260. 
üebrigens  vgl.  auch  C.  2.  A.  644.    C.  32.  A.  80. 


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Sotion  Yon  Alezandreia^  497 

gemakchien^  zwei  Bücher  mn&ssenden  Auszug  aus  jenem  Werke 
bentitzt^).  Aus  seiner  Schrift,  die  13  Bücher  umfasste^),  ging 
nun  aber  dies  Diadochensystem  mit  verschiednen  Modificationen 
in  die  späteren  Darstellungen  über  und  so  schliesslich  auch  in 
die  Gompilation   des   Laertioa  Diogenes^^).    Auch  die   Auswahl 


23)  Denn  ans  ihm  stammt  wahrscheinlich  die  Erwähnung  dieses  auch 
noch  V,  46  unter  den  Werken  des  Theophrastos  angeführten  Aaszugs  hei 
La.  Di  IX,  21,  s.  Diels  a.  a.  0.  S.  166. 

24)  S.  k,  26.  Wenn  freilich  die  in  unseren  Texten  stehende  Lesart  bei 
La.  Di.  Pro.  1.  7  die  richtige  wäre,  so  hätte  er  im  28.  B.  yon  den  ausser- 
griechischen  Weisen,  den  Magiern,  Chaldaeern,  Gymnosophisten  u.  s.  w., 

'  gesprochen.  Aber  mit  Recht  haben  Panaerbieter  und  nach  ihm  Röper, 
wie  es  schon  in  der  üebers.  von  Ambrosios  steht,  das  13.  hergestellt. 
S.  auch  Röper  Philol.  XXX.  S.  Ö68ff. 

26)  Auch  die  Eintheilung bei  diesem  in  ionische,  italische  (d.  i.  pytha- 
goreisch-eleatische)  und  qK>radi8Che  Philosophen  stammt  schon  von  S. 
lrrth(ünlich  glaubt  Panzerbieter  S.  217,  dass  Letzterer  die  Eleaten  nicht 
von  den  Pjrthagoreern  abgeleitet  habe.  Seine  Ableitung  war  nur  eine 
andere  als  die  bei  La.  Di.  Pro.  15,  welche  durch  Xenophanes  als  Schüler 
des  Telanges  gebi  Bei  ihm  war  yielmehr  Parmenides  Schüler  von  Pytha- 
gweetn  (La.  DL  IX,  21),  Xenophanes  dagegen,  wie  es  scheint,  gleich 
Herakleitos  ein  sporadischer  Philosoph.  Dem  folgt  aber  thatsächlich  auch 
La.  -Di.  im  9.  B.  (vgl.  VIII,  50.  91.  ot  cno^ddriv).  Auch  im  Uebrigen  aber 
sind  die  Abweioliungen  bei  diesem  in  der  geaammten  'Abfolge  von  der 
des  S.  verhältnissmässig  nicht  allzu  gross,  und  abgesehen  von  den  Stoikern, 
welche  Diog.,  wie  C.  2.  A.  151  bemerkt  ward,  bis  2ü  Gomutus  fortgeführt 
hatte,  £alleif  nur  wenige  der  von  demselben  behandelten  Philosophen 
(Xameades,  Eleitomaclv«)  nach  'S.^s  Zeit.  Ganz  besonders  deutlich  lässt 
sidi  bei  Eudoxos  YlII,  86—91  das  ans  ihm  entnommene  Haiq[>t8tack  der 
Biographie  erkepnen,  zu  dem  ohne  Zweifel  anch  das  Citat  der  HCvuh^b^  des 
Eallimachos  (96)  und  vielleicht  auch  die  des '  Hermippos  und  des  Erato- 
sthenes  (88.  89)  noch  mit  gehCren,  s.  Böckh  Sonnenkreise  S.  140—159. 
Wilamowitz  Ant.  v.  X.  S.  324  ff.  Das  1.  B.  handelte  von  den  sieben 
Weisen  (vgl  La.  Di.  I,  98  üb.  Periandros)  und  den  ionischen  Physiologen 
(vgl.  La.  Di.  II,  12  üb.  Anaxagoras),  das  2.  von  Sokrates  und  den  Kyre- 
naikern  (Aristippos:  La.  Di.  II,  74.  kv  tm  dsvvsQto  tcow  duL99%£v.  85.  h 
dsvTSQO),  s.  A.  28,  vgl.  Ath.  VIIL  848  c.  Sex.  Math.  VII,  15),- das  8.  von 
anderen  Sokratikern,  das  4.  von  Piaton  (vgl.  La.  Di.  VI,  26.  Ath.  XI,  505  b), 
das  5.  von  der  Akademie  (vgl.  .La.  Di.  VIII,  86  u.  vielleicht  V,  86),  das  6. 
von  Aristoteles  und  den  Peripatetikern  (vgl.  vielleicht  La.  Di.  V,  86),  das 
7.  von  den  Kynikem  (Diogenes:  La.  Di.  VI,  80.  iv  zm  iß^oiup,  s.  A.  28), 
das  8.  von  den  Stoikern  (Chrysippos:  La.  Di.  VII,  183.  iv  tqi  byBoto,  vgl. 
Ath.  rV.  162  e),  das  9.  von  den  Pythagoreem  (vgl.  viell.  La.  Di.  vill,  86), 
das  10.  von  Herakleitos  (vgl.  La.  Di.  IX,  5.  2,  di  (prj^iif  d^nnhai  ziväs 
!S!690<pav9V9  avtov  aHTjnoivai),  den  Eleaten  (vgl.  La.  DL  IX,  18  üb.  Xeno- 
phanes: not'  'Ava^^iiavÖQOv  i}v.  20,  s.  A.  26;  Parmeoides,  vgl.  La.  Di. 
SusxMiBL,  grieoh.-alez.  Litt-Gtesoh.  L  *  32       ' 


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498     Neunzehntes  Capitel.    Fernere  pinakograph.-biographische  Schriften. 

des  Stoffs  war  bei  Sotion  schon  wesentlich  dieselbe:  er  gab  bei 
den  einzelnen  Philosophen  ihre  Biographie  ^  das  Yerzeichniss  ihrer 
Schriften,  auch  wohl  schon  einen  kurzen  Abriss  ihrer  Lehren**) 
und  jedenfalls  eine  Sammlung  ihrer  ,^Apophthegmen'';  die  allem 
Anscheine  nach  auch  bereits  viel  heillosen  Anekdotenkram  ent- 
hielt*'). Doch  stellte  er  die  Schriften  nicht  einfach  zusammen, 
wie  sie  im  Katalog  der  alexandrinischen  Bibliothek  aufgefQhrt 
waren,  sondern  suchte,  wie  es  wenigstens  in  zwei  Fällen  über- 
liefert ist*^),  die  unächten  von  den  ächten  kritisch  zu  scheiden, 
wahrscheinlich  auf  Grund  der  Schul tradition*^).  Eine  zweite 
schriftstellerische  Arbeit  von  ihm  war  ein  Commentar  zu 
Timons  Sillen,  tcbqI  täv  TL(i(ovog  öiXXcov^). 

Satyros*^),  ein  Peripatetiker'*),  schrieb  nagl  xagaKttj- 
Qwv^^)  und  besonders  in  mindestens  4  Büchern •*)  eine  Samm- 
lung von  Biographien**^),  die  sich  jedoch  nicht  auf  Dichter 
und  Schriftsteller  beschränkte,   sondern  auch  politische  Grössen 


IX,  21)  nnd  Atomikern,  das  11.  von  den  Pjrroneem  (Timon:  La.  DL  IX, 
110.  112.  iv  x&  ivdf%attp^  vgl.  116.  'lnn6ßoiog  .  .  .  %al  £.),  das  18.  von 
den  Epikureern,  das  18.,  wie  gesagt  (A.  24),  von  den  ansiergpriechisohen 
Weisen. 

'  26)  La.  Di.  IX ,  20.  (prjcl  dl  £,  n^mtov  avtov  (n&mL  Sivofpuvriv)  iliui9 
d%axdX7ifct*  flptti  na  navxa.    Ausserdem  vgL  A.  28.    Diels  Dox.  S.  168  ff. 

27)  S.  C.  18.  A.  21.  Im  Uebrigen  vgl.  den  abgeschmackten  Klatsch 
über  Persaeos,  s.  A.  69  u.  C.  2.  A.  268  und  dazn  Wilamowitz  Ant.  v.  K. 
S.  108.  A.  10:  „Dass  der  Alexandriner  dem  Platzcommfuidanten  vonEorinth. . . 
nicht  gewogen  war,  liegt  in  der  politischen  Stellung  mit  Nothwendigkeit''. 

28)  Aristippos  u.  Diogenes  von  Sinope,  La.  Di.  II,  86.   VI,  80,  s.  A.  26. 

29)  Sa 8 e mihi  Jahrb.  f.  Philol.  LXXI.  1866.  S.  704 f.  Piatons  Werke 
(Samml.  v.  Oslander  n.  Schwab)  V.  S.  268  ff. 

30)  Wie  schon  C.  2.  A.  640  gesagt  ward,  s.  Ath.  VIII.  836  d.  Wie  Ath. 
zu  diesem  Citat  kommt ,  ist  r&thselhafb,  denn  das  Hauptwerk  fahrt  er  nur 
einmal  aus  Hegesandros  (s.  C.  18.  A.  21)  und  sweimal  aus  Nikias  -  von 
Nikaea  an,  s.  A.  68.  Diels  a.  a.  0.  S.  148.  A.  1.  Wilamowitz  a.  a.  0. 
S.  32.  A.  9.  • 

81)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  169  —  164.  IV.  S.  660.  Vgl.  Lübeck 
Hieronymus  S.  94  f. 

32)  Ath.  VL  248  d.  XII.  641  c.   XIII.  666  a  —  Fr.  4. «.  16. 

SS)  Fr.  20  b.  Ath.  IV.  168  e. 

34)  Fr.  17  b.  La.  Di.  VI,  80. 

86)  B£oi  Ath.  VI.  260  f.  XU  641  c.  XIÜ.  684  a.  La.  Di.  II,  12.  VI,  80. 
VIII,  40.  68.  68  (—  Fr.  18.  2.  19.  4.  10—12.  17);  Bernays  Theopbr.  üb. 
FrOmmigk.  8.  161  vermuthet  nach  Hieron.  ady.  lovin.  II,  14.  StUi^nu,  qui 
ülüstrium  virorum  scrihit  historias  genauer:  ß^^  Ivdo^av  dvd^mv. 


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SatyroB.    MnesistratoB.  499 

behandelte^*),  und  zwar  ungeß,hr  um  dieselbe  Zeit  wie  Sotion 
seine  Diadocben*^).  Die  scharfe  Kritik,  welche  er  an  den  Werken 
unter  dem  Namen  des  Ejnikers  Diogenes  übte^),  lässt  vermuthen, 
dass  auch  er  seinen  Lebensbeschreibungen  von  Schriftstellern 
Verzeichnisse  von  deren  Schriften  beifügte  und  auch  in  anderen 
Fällen  sein  Urtheil  über  die  Aechtheit  oder  Unächtheit  derselben 
abgab.  Die  Glaubwürdigkeit  seiner  Erzählungen  liess  Manches 
zu  wünschen'^). 

Mnesistratos*®)  von  Thasos*®**)  war  jedenfalls  älter,  denn 
er  lebte  angeblich  am  Hofe  des  Philopator,  in  Wahrheit  aber^^) 
vielmehr  bereits  des  Euergetes  oder  sogar  des  Philadelphos,  wo 
er  mit  dem  Stoiker  Sphaeros  sich  feindselig  berührte^').  Er 
neigte  entschieden  zu  den  Eyrenaikern  oder  Epikureern  und 
stiftete  eine  eigne   Secte  der  Mnesistrateer*^).     Nach   einer  an- 


86)  ^Mnnov  ߣog,  Ath.  VI.  248  d.  f.  XII.  567  b  (=-  Fr.  3—6),  Alki- 
biades,  Fr.  1  b.  Ath.  XII.  534  b,  DionyBios  11,  ¥t.  2  b.  Ath.  XII.  541  c. 
Bei  La.  Di.  (and  Hieronymas)  wird  er  ausser  für  die  sieben  Weisen  noch 
flr  Pythagoras,  Empedokles,  Zenon  von  £lea,  Anaxagoras,  Sokrates,  Pia- 
ton, Diogenes  (s.  A.  34),  bei  Ath.  für  Anaxarchos  und  Stilpon  angeführt 
(Fr.  8-— 19),  ausserdem  nur  noch  für  Sophokles  und  Demosthenes  in  der 
V.  Soph.  p.  128,29. 129,58. 130,65  West.  u.  b.  Pseudo-Plut.  X  or.  847  a  (Fr.  6. 7). 

37)  Da  Herakleides  Lembos  auch  ihn  excerpirte,  s.  A.  59. 

38)  La.  Di.  VI,  80,  s.  C.  2.  A.  69. 

39)  So  eignete  auch  er*  sich  die  Geschichte  von  der  Bigamie  des  So- 
krates (vgl.  C.  2.  A.  717.  773.  852.  C.  28.  A.  58)  an,  s.  Fr.  15  b.  La.  Di.  11,  26. 
Femer  vgl.  d.  Fabel  üb.  d.  Tod  des  Sophokles,  V.  Soph.  p.  130,  65 ff.  W. 
(Fr.  6)  und  den  vielen  Anekdotenkram  in  den  Fragmenten  (s.  Fr.  8.  6.  10. 
18.  19).  Das  Schlimmste  aber  ist  seine  schon  C.  11.  A.  84  erwähnte  Be- 
nutzung von  Aristippos  über  den  Luxus  der  Alten  als  Geschichtsquelle,  La. 
Di.  VIII,  60  (Fr.  12).  —  üeber  zwei  andere  Schriften,  die  möglicherweise 
schon  von  diesem  älteren  S.  sein  können,  s.  C.  30.  A.  86—88. 

40)  Röper  Philologus  IlL  1848.  S.  58—61. 

40*»)  La.  Di.  III,  46  (nach  der  Verbesserung  von  Röper  S.  59),  wo  es 
heisst,  dass  er  den  Demosthenes  als  Schüler  Piatons  bezeichnet  habe.  Vgl. 
Schäfer  Demosth.  I*.  S.  312  (I^  S.  281) f. 

41)  S.  C.  2.  A.  296. 

42)  La.  Di.  VII,  177.  ngog  Sh  MvriaCaxqaxov  marrjYOQOvvtcc  a^tov  (näml. 
EtpaCifov)  ort  IJjolBfiaCov  ov  tpriai  ßacilia  slvat  ^otix  elvai  I^'t;?),  toiovtov 
d'5rra  tbv  UtoXiftatov  aal  ßactlia  ilvai^  s.  Röper  S.  60. 

48}  Ath.  VlI.  279  d.  danaSovTui  dh  ov  (lovov  oi  *Bjni%ovQSi.oi  zr^v  Tjdo- 
j/ijv,  dllcc  xal  ot  KvQr}vaCTioi  xal  <of  >  Mvr^cuszqdxsioi  Ss  %alovfi.6voi,.  Auch 
hierin  also  zeigt  sich  der  Gegensatz  gegen  den  Stoieismus,  vielleicht,  wie 
Röper  S.  61  meint,  „eine  Abzweigung  der  peripatetischen  Schule,  wo  sich 
in  dem  Rhoder  Hieronymos  eine  ähnliche  Erscheinung  darbietet'*,  s.  C.2.  A.769. 

32* 


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500     Neunzehntes  Capitel.     Fernere  pinakograpfa.- biographische  Schriften. 

sprechenden  Yermathnng^^)  scheint  aber  auch  er  in  die  gleiche 
Classe  von  Schriftstellern  zu  gehören. 

Apollonios^  Sohn  des  Sotades,  schrieb  über  die  Dichtungen 
seines  Vaters**^). 

Antisthenes  von  Rhodos^)  verfasste  in  der  ersten  Hälfte 
des  zweiten  Jahrhunderts  eine  Zeitgeschichte  oder  wenigstens 
eine  Geschichte ,  vielleicht  nur  von  Rhodos^  bis  m  die  gegen^ 
wärtigen  Zeiten  hinein,  die  von  Polybios  im  Grossen  und  Ganzen 
als  erheblich  bezeichnet  wird^),  und  die  wahrscheinlich  schon 
von  Herakleides  Lembos  im  Leben  des  Menedemos  benutzten ^^) 
Jtadoxccl  tpikoö6fpiov*^)y  aus  denen  die  Erwähnungen  bis  zu 
Kleanthes  reichen*^). 

44)  Von  Röper,  bei  La.  Di.  IT,  60  sei  statt  des  sonst  ganz  imbekannten 
Peristratos  oder  Peisistratos  von  Ephesos  {UfiaCetgatog  h  'Etpeetog)^  welcher 
die  sogenannten  eingangalosen  Dialoge  {a%i(paXoi)  mit  Recht  dem  Sokra- 
tiker  Aeschines  absprach,  MvjfiaCatqatog  o  BdcLog  zu  lesen. 

44*»)  S.  C.  7.  A,  S.  9. 

45)  Müller  F.  H.  G.  IE.  8.  lS2f.  Zeller  Ueber  Antisthenes  von  Rho- 
dos, Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1S68.  S.  1067-1078. 

46)  Polyb.  XVI,  14,  2  ff.  16,8.  Vgl.  C.  21.  A.  630.  Im  Besondem  freilich 
hat  er  Manches  an  ihr  ansznseteen.  Vgl.  La.  DL  VI,  19  (im  Homonymen- 
verzeiehniss).   *P6di6g  tt(  tatoginog. 

47)  S.  A.  60. 

48)  Die  von  Müller  vergeblich  bestrittene  Einerleiheit  des  Verfassers 
derselben  mit  dem  rhodischen  Historiker  erkannte  schon  Yosiins  De  bist. 
Gr.  S.  393;  jetzt  ist  sie  mit  gröester  Wahrscheinlichkeit  von  Zeller  er* 
wiesen;  vgl.  auch  Wilamowits  Ant.  v.  El  S.  91.  A.  7.  Von  einem  Andeonen 
aber  rührte  die  Schrift  her,  in  welcher  über  die  Pyramiden  gehandelt  war 
(Plin.  N.  H.  XXXVI.  §.  89  n.  Ind.  XXXVI).  Dieser  scheint  vielmehr,  wie 
C.  17.  A.  146  dargelegt  ward,  erst  um  die  Zeit  des  Polyhistors  Alexandres 
oder  noch  etwas  spätw  gelebt  zn  haben,  nnd  er  wird  wohl  aach  mit 
Zell  er  als  der  Urheber  der  von  Psendo-Plnt.  de  flnv.  XXII,  8  citirten  Ms- 
Xsccyiftg  anzusehen  sein,  falls  hier  nicht  ein  blosser  Schwindel  aomnehmen 
ist.  Nahe  lieg^  der  (bedanke,  dass  er  auch  deijenige  A.  sei,  welchen 
Phlegon  Mirab.  3  als  einen  peripatetischen  Philosophen  bezeichnet,  nnd 
aus  welchem  er  Wundergeschichten  erz&hlt,  die  nach  dem  Siege  der  Römer 
bei  Thermopylae  über  Antiochos  vorgekommen  sein  soUen.  Allein  die 
Sache  verhält  »ich  doch  wohl  anders.  Dass  es  jeclen&lls  nicht  (wie 
Vossius  meinte)  der  Rhoder  war,  hat  Zell  er  einleuchtend  gezeigt,  aber 
die  Bezeichnung  „peripatc* tischer  Philosoph**  weist  (wie  schon  Müller  be- 
merkte) auf  den  Verfasser  der  ^UK^o;|ra^  hin ,  und  Zeller  macht  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  Phlegon  in  der  That  keinen  Anderen  meint,  so  dass  ihm 
also  eine  diesem  untergeschobene  Fälschung  vorlag,  die  allem  Anschein 
nach,  und  zwar  vielleicht  in  Aetolien,  zu  Gunsten  des  Mithridates  fabricirt 
^)Wr^.ni%4iQ^.Qiiei)ittiaiifiü^ii<ii<«eu>t^  da  es  sich 


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ApollouioB.    AntiaÜienes.    Herakleides.  501 

Herakleideß^®),  Sohn  des  Se«ipion^^),  mit  dem  Beinamen. 
Lambos,  war  allem  Anscheine  nach  in  Kallatis  im  Pontos  ge- 
boren, lebte  dann  in  Alexandreia  am  Hofe  von  PtolemaeosVI 
Philometor  (181  — 146)  in  angesehener  Stellung,  so  dass  er 
im  Auftrage  dieses  £onigs  den  Frieden,  oder  vielmehr  Waffen- 
stillstand mit  Aniiochos  IV  absehloss^^),  und  vermuthlich  als 
hoher  Verwaltungsbeamter  auch  längere  Zeit  in  der  ägyptischen 
Stadt  Oxyrynchos  **).     Vermuthlich  zählte   auch   er  sich   zu   den 

biebei  nm  die  Prophezeiung  handelt,  dase  ein  aeiatiaofaer  KOnig  Rom  er- 
obern werde.  Gerade  wenn  aber  in  dieeer  Fälsehnog  der  angebliche  Ver- 
fasser; der  rhodiBche  Qeachichitchreiber  A.,  zugleich  als  peripatetisoher 
Philosoph  bezeichnet  war,  spricht  dies  (nach  Zellers  richtiger  Bemerkung) 
für  die  Sineritthest  des  Letzteren  mit  dem,  Urheber  der  dMB9o%tU»  Und  in 
der  That  mag  ja  dieser  Mann  ein  Peripatetiker  gewesen  sein ,  wenn  auch 
nur  wie  die  meisten  gelehrten  Peripatetiker  dieser  Zeit  dem  Namen  nach. 
49)  La.  Di.  VII,  16S.  In  diesen  4Sutdo%al  war  auch  von  der  Phemonoe 
die  Rede  (La.  Di.  I,  40),  s.  CL  igi  A.  80.  Das  Zeugniss  des  A.  wird  öfler 
bei  La.  Di.  (VI ,  87  f.  IX ,  17.  89)  dem  des  Demetrios  von  Magnesia  ent- 
gegengesetftt,  einmal  IX,  86  mit  demselben  so  verbunden,  dass  Letzterer 
ihn   citirt  zu   haben  scheint:    dr^ikrix^io^  iv  'Ofu^vvßoig  xal  'AvTm%ip7i£  iv 

hO)  Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  167—171.  Diels  a.  a.  0.  S.  148—162. 
V.  Wilamowitz  Ant  r.  Kar.  S.  86 ff.  G.  F.  Unger  Herakleides  Poutikos 
der  EriUker,  Rhein.  Mlus.  XXXVIII.  1888.  S.  481-508.  H.  Sohrader 
Heraclidea.  Ein  Beitrag  zur  Beurtheilung  der  schriftstellerischen  Thätig- 
keit  des  (älteren)  Pont^ers  flerakleides  und  des  Herakleides  Lembos, 
Philologus  XLIV.  1886.  S.  286-^861.  Bei  Müller  fehlen  in  Fr.  16:  La.  Di. 
II,  136  und  144. 

51)  La.  Di.  Vin,  7.  44.  86  (=  Fr.  9.  6).     Suid.,  s.  A.  68. 

52)  D.  h.,  wie  Unger  S.  488f.  bemerkt,  doch  wohl  den  ersten  im 
Herbst  170,  da  der  zweite  168  ja  vielmehr  durch  die  bekannte  Intervention 
des  Popilius  Laenas  zu  Stande  kam. 

68)  La.  Di.  V,  94  im  Homonymenverzeiohniss :  intog  (H^aydsidiig)  KteX- 
XKUttvos  71  'JXs^vdiftvg  ysyifatpmg  tr^v  JittäoxTjv  iv  ££  ßißXüng  ntd  Xsfißev- 
xinov  XdyG9^  o^bv  %od  Aiikßog  i%ccU^o.  Anders  Suid.  ^HgaiüLs^drig  *Oiv(ivy- 
%ixrigt  tpdoaofpogy  6  tov  2sQ«n{<ovBgf  og  ixXi]^  Aifißog^  ysyovmg  Inl 
ntoXffiaiov  tov  «xreo,  3^  tag  ngog  *Av%lo%ov  itstQ  cw^r\%ag.  Ich  folge 
der  Annahme  von  Müller  und  Unger,  durch  welche  allein  Alles  in  einen 
klaren  Zusammenhang  kommt.  Diels  S.  148.  A.  2  hält  dagegen  Ozjryn- 
ohos  för  den  Geburtsort  des  H. ,  weil  es  ihm  wegen  des  Namens  von  dessen 
Vater  Serapion  oder  Sarapion  unmöglich  scheint,  dass  derselbe  aus  Kallatis 
gewesen  sei,  aber  s.  dagegen  Unger  S.  488.  A.  1.  Wenn  H.  aber  auch 
aus  dem  Pontos  war,  so  kann  ich  mich  doch  den  weiteren  Annajimen  von 
Unger  nicht  anschliessend  derselbe  sei  gelegentlich  auch  „der  Pontiker** 
genannt  worden,  sei  einerlei  mit  H.  dem  Kritiker,  dem  Verfasser  von  itB^l 


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502    Neunzehntes  Capitel.     Fernere  pinakograph.-biographiBcbe  S5hrifteD. 

Peripatetikern  ^*).    Wir  kennen  drei  Sotrifken  Yon  ihm,  die  eine, 
den  jda(iß6vt^x6g  Xoyog  jedoch  nur  dem  Titel  nach^*).     Die 


Tcov  iv  trj  *Ell<i9i  n6Uav  und  fCBifl  vqaoiv  (b.  C.  26.  A.  8—8)  und  der  Ur- 
heber der  unter  dem  Namen  des  H.  öberlieferten  Auszüge  vornehmlich  ans 
den  Politien  des  Aristoteles  (ix  tmv  ^HgaxXsldov  nsgl  nolixemv).  Wenn 
die  Blate  des  Lembos  zwischen  181  und  146  fiel,  so  ergiebt  sich  nach 
mittlerem  Durchschnitt  für  seine  Geburt  ungefähr  das  Jahr  204,  die  Schrift 
nsffl  rwv  iv  tfj  'EXXddi  volemv  aber  ist  Ungers  eignem  Nachweis  zufolge 
(s.  G.  26.  A.  7)  bereits  192/1  entstanden,  und  um  den  Beinamen  „der  Kri- 
tiker" für  den  Lembos  passend  zu  machen,  muss  Unger  zu  dem  (s.  A.  69) 
misslungenen  Versuche  greifen  einen  Theil  der  Schriften  des  Herakleides  von 
Herakleia  vielmehr  dem  Lemboq  zuzuweisen.  Für  den  Verfasser  von  nsgl 
vi^cmv^  welcher  bei  Steph.  v.  Byz.  ^liuQog  lediglich  durch  ein  Versehen  oder 
einen  Schreibfehler  h  novTinoi  heisst  (s.  C.  26.  A.  8),  hält  den  Lembos  auch 
Seh  rader,  indem  er  nachzuweisen  sucht,  dass  in  der  That  Beziehungen 
zu  dieser  Schrift  in  jenen  Auezügeni  enthalten  sind,  und  dass  Lembos  wirk- 
lich die  Politien  des  Aristoteles  gekannt  und  benutzt  hat.  Allein  voraus- 
gesetzt auch,  dies  Alles  sei  richtig,  so  dürfte  doch  auch  diese  Hypothese  daran 
scheitern,  dass  die  Politien  des  sogenannten  Herakleides,  welche  Bethe 
Herm.  XXIV.  S.  440.  446  (vgl.  C.  27.  A.  48»»)  ohne  Weiteres  als  Werk  des 
Lembos  zu  citiren  sich  erlaubt,  so  ganz  vorwiegend  aus  denen  des  Aristo- 
teles (wenn  auch  vielleicht  nicht  aus  ihnen  allein)  geflossen  sind,  dass  sich 
schwerlich  mit  Schrader  denken  lässt,  sie  seien  vielmehr  entweder  aus 
einem  von  Lembos  mit  Benutzung  seiner  Schrift  TCBgi  v^ccav  ver&ssten 
Sammelwerk  oder  aus  vsqI  vrjemv  und  anderen  Schriften  des  Lembos  ent- 
nommen. 

64)  Da  er  einerseits  bei  Suid.  (s.  A.  68)  als  <piX6aoq>og  bezeichnet  wird, 
andrerseits  wenigstens,  was  Hecker  Philol.  V.  S.  482  geltend  macht,  sein 
Secretär,  Vorleser  und  litterarischer  Gehülfe  Agatharchides  ausdrücklich 
als  Peripatetiker,  s.  C.  22.  A.  244. 

56)  S.  A.  58.  Suid.  fährt  fort:  ^ygoctps  fptXSaotpa  %etl  aXXa.  Da  wir 
aber  von  dem  Inhalt  des  Aeußfvwnog  Xoyog  Nichts  wiesen,  so  bleibt  es  auch 
völlig  ungewiss,  ob  man  diese  Schrift  mit  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II»,  2.  S.  928 f. 
A.  1  zu  den  „philosophischen"  oder  mit  Diels  a.  a.  0.  zu  den  „anderen" 
zu  rechnen  hat,  ebenso,  in  wie  fem  die  Angabe  bei  Diog.  (s.  A.  63)  ge- 
rechtfertigt ist,  er  habe  von  ihr  seinen  Beinamen  Lembos  erhalten,  und 
was  der  Sinn  dieses  Beinamens  war.  Der  Ausdruck  bei  Phot.  Cod.  218. 
p.  171  B.  6  tov  Aiußov  *Hq,  (s.  C.  22.  A.  244)  beruht  wohl  nur  auf  einem 
Versehen,  obgleich  Diels  a.  a.  0.  anderer  Meinung  ist.  Aeußog  bedeutet, 
wie  Unger  S..506f.  nach  theil  weisem  Vorgang  von  Müller  S.  167  be- 
merkt, einen  Nachen  oder  ein  offenes  Boot,  wie  es  die  Fahrzeuge  der  da- 
maligen illyrischen  Seeräuber  waren  (Polyb.  11,  3,  8),  also  auch  wohl 
„Kaper"  oder  „Freibeuter".  So  steht  es  als  Spitzname  für  einen  Schmarotzer 
bei  Anaxandrides  (Fr.  2,  7  b.  Ath.  VI.  242  f).  Unger  vermuthet  daher 
nicht  übel,  dass  derselbe  bei  H.  einen  Spott  über  dessen  compilirende 
Schriftstellerei   ausdrücken   sollte.     Ungori  fernere  Hypothese  aber,   der 


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Herakleides  Lembos.  J^3 

zweite  war  die  ^iado^i?;  oder  wie  sonst  immer  der  Titel  ge- 
lautet haben  mag^^  in  6  Büchern  ^^),  ein  Auszug  aus  dem  ent- 
sprechenden Werke  des  Sotion*®),  welches  er  also  etwa  um  die 
fiälfte  verkürzte.  Dabei  benutzte  er  aber  zugleich  namentlich 
auch  die  Biographien  des  Satyros^^)  und  hie  und  da  auch  noch 
andere  Schriften ^  wie  'die  des  Antigonos  von  Earystos  und  des 
Hermippos^;  so  dass  denn  diese  ganze  Excerptensammlung  sich^ 


Aefißivxixog  X6yog  habe  mit  Bezug  hierauf  eine  Apologie  des  richtigen 
Compilirens  enthalten,  darf  tnan  wohl  auf  sich  beruhen  lassen.  In  der 
Notiz  «des  Suid.  wird  man  übrigens  bei  den  „philosophischen*'  Schriften 
des  H.  mit  Diels  vorwiegend  an  seine  Juxdoxijy  bei  den  „anderen"  mit 
Usener  Vergessenes,  Rhein.  Mns.  XXVIII.  1873.  S.  482  vorwiegend  an  sein 
Geschichtswerk  zn  denken  haben. 

56)  S.  A.  69. 

67)  La.  Di  a.  a.  0.  (s.  A.  6a). 

58)  *H  ZfoxCmvog  imtofiri  heisst  sie  daher  bei  La.  Di.  VIÜ,  7.  X,  1 
(Kr.  8.  9),  17  ixnoitri  töh  2kazlmvog  äic(9oxmv  V,  79  (Fr.  10). 

69)  *H  inixoiiTi  xmv  ZatvQOv  ß^atv  wird  bei  La.  Di.  YIII,  40  citirt 
(Fr.  6),  ^  ZccxvQOv  inixoiATi  IX,  26  (Fr.  7),  ry  Ixiroiiij  (nachdem  Satvgog  ö* 
iv  xoig  Bioig  x.  t.  X.  voran fgegangen  ist)  VIH,  68  (Fr.  6).  Dass  dieser  Aus- 
zug aus  Sat^ros  nicht,  wie  man  bisher,  abgesehen  Ton  Heck  er  a.  a.  0. 
S.  488,  der  die  Sache  unentschieden  lässt,  glaubte,  eine  andere  Schrift  sei, 
hat  Diels  S.  149  gezeigt,  welcher  'Enixoinj  fSr  den  ursprünglichen  und 
Yollständigen  Titel  des  betreffenden  Werkes  zn  halten  scheint,  wie  es 
Wilamowitz  a.  a.  0.  8.  88  ausdrücklich  dafür  hält,  was  aber  (nach  dem 
eben  Bemerkten)  aus  La.  Di.  YIIl,  86,  wie  Ungar  S.  494.  A.  1  ganz  richtig 
hervorgehoben,  hat,  nicht  im  Mindesten  folgt.  'Enixoiiri  als  einen  yoU- 
stöndigen  Buchtitel  yeimag  ich  mir  obendrein  ebenso  wenig  vorzustellen 
wie  Unger  a.  a.  0.  Daraus  ergiebt  sich  aber  nur,  dass  wir  den  äq^iten 
und  vollständigen  Titel  nicht  mehr  kennen,  Jiadoxri  (s.  A.  68)  war  er  auch 
schwerlich.  Im  Uebrigen  ist  der  Versuch  von  ünger  S.  494  Diels  zu 
widerlegen  wenig  geglückt.  Sein  einziger  Einwurf  von  Erheblichkeit 
ist  der,  dass  es  auch  ein  Leben  des  Archimedes  von  Herakleides  gab 
(s.  C.  28.  A.  97),  welches  doch  nicht  in  ein  solches  Werk  philosophischer 
Diadochien  hineinpasst,  aber  wer  sagt  uns  denn,  dass  dieser  H.  gerade 
H.  Lembos  war?  Im  Gegentheil  eine  andere  Muthmassung  liegt  viel  näher, 
s.  C.  28  a.  a.  0.  Unger s  (S.  489  ff.)  eigne,  bei  diesem  Versuch  stark  in 
Betracht  kommende  Vermuthung  aber,  in  das  Verzeichniss  der  Werke  des 
älteren  Pontikers  Herakleides  bei  La.  Di.  V,  86—86  seien  Schriften  des 
Lembos  gerathen,  ist  vonSchrader  widerlegt  worden. 

60)  Wie  sehr  gerade  dies  für  die  Annnahme  von  Diels  spricht,  hat 
Wilamowitz  Ant  v.  K.  S.  88 ff.  mit  Recht  hervorgehoben,  indem  er 
zwar  itf  der  Behauptung  irrt,  als  wüssten  wir,  dass  Sotion  die  eretrische 
Schule  nicht  hatte ,  es  aber  bei  dem  Verhalten  des  H.  doch  wohl  mit  Recht 
annimmt,  da  dieser  hier  für  Menedemos,  fSr  welchen  er  in  dem  Abschnitt 


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504     NeuDzehnteB  CapiteL    Fernere  pinakograph.- biographische  Scbrüteo. 

wie  es  scheint,. nicht  allzH  weit  von  der  Art  der  Anekdoten-  und 
Wanderbüoher  und  des  sogenannten  zweiten  Bachs  der  psendo- 
aristotelischen  Oekonomik  unterschied^).  Die  dritte  Arb^t  war 
ein  umfängliches^  der  politischen  Geschichte  gewidmetes ;  wie  es 


b.  La.  Di.  II,  125— 144  die  weseotliohe  Quelle  zu  sein  scbeint,  keine  Spur 
von  Sotion  zeigt,  yielmehr  neben  Hermippos,  den  er  übrigens  mit  Kritik 
behandelte  (§.  142  f.),  wahrocbeinKch  femer  an  Euphantbs,  §.  141  (ygi. 
A.  66)  und  Antistbenes  (§.  134),  vor  Allem  aber  an  Antigonos  von  Earystos 
sich  anschloes ;  denn  dasi  er  etwa  auoh  die  Schrift  des  Spbaeros  über  diese 
Schule  (8.  C.2.  A.  801)  benutzt  hätte,  davon  zeigt  sich  keine  Spur.  Dmb  er 
auch  in  Demjenigen,  was  er  aus  Satyros  nahm,  eigne  Zugätze  auB  anderweitiger 
Lectüre  machte,  erhellt  aus  La.  Di  VIU,  58  (Fr.  6),  b.  Wilamowitz 
Epiet.  ad  MaasB.  S.  149.  A.  1.  —  Usener  a.  a.  0.  S.  480-488  hat  in  Er- 
innerung gebracht,  dass  wir  in  einem  theologischen  Gompendlum  unter 
dem  Namen  des  loEcppus  in  einer  Cambridger  Handschrift  aus  dem  9. 
oder  10.  Jahrh.  noch  eine  Liste  der  von  f„H.  dem  Pythagoriker",  wie 
er  hier  heisst,  angegebnen  Schulen  oder  Seoten  beflitoeu,  ijfimlich  (zum 
Theil  nach  den  Verbesserungen  von.  Usener  und  Anderen)  der  Physiker, 
der  Theologen,  der  sfeben  Weisen,  der  sokratiBch^n,  ky renaischen,  kyni- 
schen,  elischen,  eretri»chen,  megarischen,  pythagoreischen ,  empedoklei- 
sehen,  herakleitischen,  eleatiachen,  demokriteiadien,  protagoreisohen,  pyr- 
ronischen,  akademiachen,  penpate tischen,  stoischen  u.  epikureischen  Schule, 
wo  sich  denn  also  manche  Abweichungen  von  Sotion  (s.  A.  25)  seigca- 
Das  Fr.  9  b.  La.  Di.  VIII,  7  könnte  nun  in  der  That,  wie  Uaener  be- 
merkt ,  den  Eindruck  des  Eunstgrififs  machen  durch  Verwerfung  der  älteren 
Fälschungen  auf  den  Namen  des  Pythagoras  für  die  hier  aufgezählten 
(s.  C.  17.  A.  141)  neueren  den  Schein  um  so  grösserer  Glaubwürdigkeit 
hervorzubringen,  denn  es  geht  hier  vorauf:  yey^fnrra»  Sh  %q»  JIv^dKyo^^ 
cvyyQoifiiuctcc  vp/a,  naidtvunoy ,'  sro^iuxöi' ,  tpvctauov.  xo  8\  qxifo^tifov  mg 
Tlv^ayoifov  AvaiSog  ievt  rov .  TagavTivov  JTv^ayo^ixot;  x.  t.  X.  (vgl.  C.  SS. 
A.  458)  und  danach  hat  Usener  vermuthet,  H.  selbst  sei  einer  der  Fälscher 
gewesen,  und  daraus  sei  seine  Bezeichnung  als  Pythagoriker  bei  loseppus 
zu  erklären.  Aber  mit  Recht  hat  sich  Di  eis  S;  150  ff.  hiegegen  auBge- 
sprochen:  U.  hat  dies  vielmehr  seiner  Quelle  nachgeBchrieben,  und  jene 
seine  Bezeichnung  beruht  daher  entweder  auf  Verwechselung  mit  dem  älteren 
Pontiker  Herakleides,  der  Ja  stark  pythagorisirte,  oder  (s.  A.  54)  von  Peri- 
patetikor  mit  Pythagoriker  in  Folge  der  Buohstabenähnliehkeit  oder  auf 
irgend  einem  anderen  Versehen.  Ueberdies  aber  sind  ja  jene  voraoiigehen- 
den  Worte  gar  nicht  von  Hera^leides,  und  ob  auch  nur  die  Art  der  An- 
fügung seiner  eignen  den  von  Usener  angenommenen  Sinn  haben  sollte, 
ist  äusserst  zweifelhaft. 

61)  Wilamowitz  Ant.  v.  E.  S.  89.  90.  Bemerkenswerth  ist  auch  der 
Schnitzer  (La.  Di.  II,  185  vgl.  m.  135),  durch  welchen  Menedemof  von 
Eretria  zum  Platoniker  und  Schüler  Piatons  wird  durch  Verwebbselnng 
mit  Menedemos  von  Pyrrai  s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  86.  A.  1.  Vergebens 
bestreitet  dies  Unger  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXV.  S.  761  ff.  (vgl  C.  2U  A.  168). 


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Nikias  von  Nikaea.  505 

scbeint^  wenig  gelesenes^')  Werk  'löto  giai  in  mindestens 
37  Büchern^  allem  Anscheine  nach  eine  ähnliche  Gompilation^^; 
yeitnathlich  nicht  eine  zosamraenhangende  Geschichte^  sondern 
ganz  dem  Titel  entsprechend  eine  Sammlung  von  Geschichten ^^ 
jedenfalls  nicht  immer  s&overl&ssig^^).  Immerhin  zeigte  jedoch 
auch  dieses  Werk  den  viel  belesenen  Mann,  wie  es  sich  auch  von 
einem  Schriftsteller;  welcher  neben  Aristarchos  in  Alexandreia 
wirkte;  nidit  anders  erwarten  lässt^. 

Nikias  yon  Nikaea  schrieb  seine  ^iado%al  xAv  tpiXo66' 
q>a>v^'^  nach  denen  des  Sotion,  welche  er  mehrfach  beifällig  an- 
fahrte^). Genauer  lässt  sich  seine  Zeit  nicht  bestimmen;  sie 
kann  sogar  möglicherweise  erst  in  die  der  früheren  Kaiser  ge- 
fallen   sein^).     Ob   es  derselbe  Nikias  ist,    dessen  arkadische 

68)  Müller  giebt  vier  Brachatücke  ana  Ath.  111.  9Sd  (Fr.  6.  ans  dem 
37.  B.).  Vni.  BIS  a.  XIII.  666  a.  678  a  (Fr.  8.  4.  2)  and  eins  aus  Fest.  (Fr.  1). 

68)  Wie  dies  Unger  Üb.  M.  a.  a.  0.  S.  508  f.  nach  den  Fra^enten 
genraer  darlegt. 

64)  Aehnlioh  wie  sp&ter  die  IloiniXai  toxoQia^  des  AeUanos,  meint 
ünger  S.  608. 

66)  S.  Fr.  4' und  daza  Wilamowit*  a.  a.  0.  S.  208.  A.  27.  —  Unger 
8.  498.  A.  2  leitet  auch  die  fabelhafte  £rzahlui%  des  H.  über  die  Gründung 
von  Alexandreia  bei  Plut.  AI.  26  aus  diesem  Werke  her,  doch  ist  dies  un- 
sicher. Ob  anter  dem  von  Dionys.  y.  Hal.C.  V.4.  p.80R.(s.€.21.  A.  826)  wegen 
Bcfaleoht^  Stils  getadelten  H.  mit  Wilamowita  S.  177  er  oder  mit  Unger 
8.  608.  A.  2  H.  ▼.  Kyme  zn  yentehen  ist,  yermag  ieh  nieht  sn  entsckeidefl. 

66)  Wilamowitz  a.  a.  0.  8.  87.  A.  8  hebt  mit  Beoht  herror,  dass  der 
Bön0t  yerschollene  und  ausser  im  Leben  des  Menedemos  bei  La.  Di  II,  141 
(s.  A.  60)  nur  noch  bei  Ath.  XIV.  261  d  eitirte  Eopfaantos  doch  noch  bei 
La.  Di.,  n,  1 10  imter  den.  megarischmi  Philosophen  eine  Biographie  hat. 
In  der  Tbat  liegt  der  Gedanke  nahe,  dass  er  diese  dem  Lemboe  yerdankt, 
und  dass  yon  Letzterem  auch  in  dessen  politbchem  (Jeiobiefatswerk  dieser 
Gescbichtschreiber  (s.  €.21.  A.  601  ff.)  ausgenutzt  worden  ist 

67)  Ath.  XIII.  692  a.  h  rsf^  t6v  tptl&c6xpmv  &utdöx(ug  (a.  G.  2.  A.  97), 
kürzer  VI.  278  d.  iv  rtfti;  ducdoxaig.  IV.  162  e.  iv  t^  n%ql  rmv  qitlQ06^citv 
tavoqüf  (s.  A.  68).     Vgl.  Möller  F.  H.  G.  IV,  S.  464. 

68)  Ath.  IV.  162  e.  (d(  Ni%ä»i  o  Nixtetvg  tetoget  iv  t^  x.  t.  X.  (s.  A.  67) 
Httl  Eanimv  h  'AXtisadas^i  h  xa£g  S^adoxaig  (s.  A.  69).  XI.  606  b.  mg  N. 
o  N,  iatoQti  uttl  Zmzimv.  Ath.  hat  den  N.  also  unmittelbar  aosge- 
sdurieben.    8.  A.  30. 

69)  Die  bei  Ath.  IV.  162  e  (s.  A.  68)  auf  Sotion  und  N.  zurückgeführte 
Krz&hlang,  Fersaeos  m  8klaye  des  Zenon  yon  Eition  geweeen  (s.  C.  2. 
A.  268)  wird  bei  Philod.  Ind.  Stoio.  Gol.  12  unbestimmt  als  Angabe  yon 
fmot,  bei  La.  Di.  VU,  87  yon  oV  dl  bezeichnet.  Gewiss  haben  also  Gom- 
per»  Jen.  L.-Z.  1875.  8.  606  und  Wilamowitz  a.  a.  0.  8.  108.  A.  10 
Beoht,  dass  bei  diesen  ivtoi  und  ol  61  zunächst  an  Sotien  zn  denken  ist; 


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506     Neunzehntes  Capitel.    Fernere  pinakograph.-biographieche  Schriften. 

Geschichten  (/^QHadixd)  einmal'^  aDgefährt  werden,  steht 
dahin. 

Sosikrates'^)  von  Rhodos'*),  dessen  ^tado^if  oder  j^iia- 
doxai,  genauer  /liaSo%7i  oder  ^iado%al  xAv  g>ilo66q>(ov''^) 
bis  zum  3.  Buche  citirt  werden'*),  schrieb  dieselben  nach  den 
Biographien  des  Hermippos'^)  und  auch  wohl  des  Satyros'^, 
sehr  streitig  aber  ist  es,  ob  vor  oder  nach  den  Xgovioui  des 
Apollodoros,  und  ob  er  derselbe  war  mit  dem  Verfasser  der 
kretischen  Geschichten  (JiTpi^txa)"),  und  folglich  auch,  ob 

ob  aber  auch,  wie  Ertterer  meint,  an  N.,  h&ngt  davon  ab,  ob  N.  vor  Stra- 
tokies (s.  C.  2.  A.  151)  oder  doch  vor  Philodemos  geschrieben  hat.  Die- 
selbe Nachricht  aber  den  Akademiker  Leon  als  Verfasser  des  pseado-plato- 
nischen  Dialogs  'Al%v(6v,  welche  Ath.  aus  N.  nimmt,  hat  La.  Di.,  wie  wir 
C.  2.  A.  65  sahen,  aus  Phaborinos.    Hatte  dieser  sie  ans  N.? 

.  70)  Ath.  XIII.  609  e.  Andere  historische  und  geographische  Notizen 
(bei  PBn.  N.  H.  XXXVH.  §.  86,  vgl.  Ind.  XXXVII,  und  Anderen)  ist  Müller 
a.  a.  0.  S.  468  geneigt  dem  N.  Yon  Malea  znznschreiben ,.  dessen  Existenz 
aber  überaus  zweifelhaft  ist,  da  sie  nur  auf  Citaten  yon  Paeudo-Plut.  de 
fluv.  u.  Parall.  min.  beruht. 

71)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  601-608. 

72)  Fr.  18  b.  La.  Di.  II,  84,  wo  es  yon  Aristippos  heisst:  di  d'  ovd' 
oXmg  yQatpat,  &v  icTi  xal  Zcuaix^ätris  o  *P69iog.  Es  wird  sich  C.  28.  A.  68 
zeigen,  dass  die  Nothwendigkeit  im  Folgenden  (§.  86)  eine  Aenderung  yor- 
zunehmen  und  yon  dort  das  in  xal  Tlctvalziog  umgewandelte  xal  Ilccvaittov 
hieher  unmittelbar  yor  6  *P6diog  hinaufzurücken  (Nietzsche  Rhein.  Mus. 
XXrV.  S.  187  f.)  nicht  bewiesen  ist. 

73)  Fr.  17  b.  La.  Di.  VIII,  8.  iv  SiadoxaCg.  Fr.  19  b.  La.  Di.  VI,  18 
iv  xqlxm  diado%&v.  Fr.  20  b.  Ath.  IV,  168  f.  h  t^itto  (piXoü6(pmv  ducdoxfjg. 
Fr.  21.  h  xm  ngmxfp  (t^^too?  Müller)  xtjg  Siaöqxrig.  Fr.  22  b.  Ath.  X.  422  c. 
iv  xaig  du)i9o%aig,  * 

74)  Fr.  19.  20  u.  yiell.  21  (s.  A.  78). 

76)  Fr.  16  b.  La.  Di.  I,  106.  S.  l^fimnov  nuQtiti^ißsvog, 

76)  Fr.  21  (s.  A.  78)  ZoneiXQäxrjg  iv  x.  x.  X.  xal  JSdxvgog  iv  xm  xsta^xm 
xmv  ßimv, 

77)  Müller  a.  a.  0.  S.  600  f.  (Fr.  1—9).  Die  Oitate  reichen  bis  zum 
2.  B.  (Fr.  5.  6.  b.  SchoL  Aristoph.  Ay.  621.  Ath.  VI.  263  f.).  Apollodoros 
kannte  und  benutzte  in  seinem  Commentar  zum  SchifiPiskatalog  die  Xpi^rixa, 
s.  Fr.  2  b.  Strab.  X.  476.  Z,  (liv,  ov  tprjaiv  'AnoXXoSmgog  x.  r.  X.  und  C.  28. 
A.  48^.  49.  Allein  es  ist  eine  höchst  yerwickelte  Frage,  ob  Apollodoros  in  den 
XQovtnd  die  Jia9o%aC  des  S.  ausgebeutet  hat,  wie  G.  F.  ünger  Die  Chronik 
des  Apollodoros,  Philologus  XLI.  1882.  S.  618—626  zu  beweisen  suchte  wo 
denn  freilich  an  der  Einerleiheit  des  Verfassers  beider  Schriften  kein  Zweifel 
sein  könnte,  oder  ob  das  umgekehrte  Verhältniss  Statt  fand,  wie  Di  eis 
Chronol.  Untersuchungen  über  ApoUodors  Chronika,  Bhein.  Mus.  XXXI. 
1876.  S.  16  ff.  und  Roh  de  Fiyovs  in  den  Biographica  des  Snidas,  ebend. 


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Soeikratee.    Demetrios.  ,  507 

sein  Zusammentreffen  im  Urtheil  über  die  dem  Ariston  von  Chios 
beigelegten  Schriften  mit  dem  des  Panaetios^^)  daraus  entsprang^ 
dass  er  sich  mit  demselben  an  dieses^  oder  daraus,  dass  Panaetios 
sich  hier  an  ihn  anschloss'^).  Und  gerade  so  wie  dies  ürtheil, 
welches  dem  Chier  beinahe  Nichts  von  jenen  Schriften  beliess, 
allem  Anscheine  nach  etwas  zu  weit  ging*®),  war  es  auch  mit 
demjenigen  bestellt,  vermöge  dessen  er  alle  unter  dem  Namen 
des  Aristippos  für  unächt  erklärte®^). 

Demetrios  von  Magnesia*^,  Zeitgenosse  des  Cicero  und 
Freund  des  Atticus,  schrieb  ein  dem  Letzteren  gewidmetes  Buch 
über  Einmüthigkeit  (xsqI  ofiovoLagY^) ,  femer  über  die 
gleichnamigen  Städte  (utegl  öwavv^iov  noXscav)^)  und 
über  die  gleichnamigen  Dichter  und  Prosaschriftsteller 
(ücegl  täv  6wa)vv^mv  noirixAv  ts  xal  6vyyQa^B(ovY^).  Aus  dem 
dritten  Werk  ist  uns  der  Abschnitt  über  Deinarchos  grössten- 
theils  wörtlich   überliefert*"^),   und   dieser  allein  würde  uns  eben 

XXXni.  1878.  S.  212  (mit  A.  1)  zu  erhärten  sich  bemfiht  haben.  S.  La.  Di. 
I,  87  f.  Aach  im  letzteren  Falle  ist  jene  Einerleiheit  noch  nicht  gerade 
unmöglich,  wenn  S.  ein  Zeitgenosse  des  ApoUodoros  war,  aber  wahrschein- 
licher ist  dann  doch,  der  Verfasser  der  Jtttdo%ui  sei  ein  anderer,  jüngerer 
S.  gewesen  als  der  der  KgTirtxa,  also  auch  jedenfalls  jänger  als  Panaetios. 

78)  Fr.  23  b.  La.  Di.  VII,  168,  s.  C.  28.  A.  68. 

79)  S.  A.  77.         80)  8.  C.  2.  A.  248. 

81)  8.  A.  72.  Allem  Anschein  nach  hatten  vielmehr  Diejenigen  Recht, 
von  denen  es  bei  La.  Di.  II,  84  heisst:  hiot  Sh'  %al  diaxgipmv  avxov  (paaiv 
c|  ytyifutpivai,  d.  h.  welche  pur  die  sechs  Diatriben  ffir  acht  gelten  liessen, 
denn  solche  Diatriben  des  Aristippos  kannte  schon  Theopompos  Fr.  279 
b.  Ath.  XL  608  c. 

82)  Scheurleer  De  Demetrio  Magnete,  Leiden  1868.  8.  (Dootordiss.). 
Maass  De  biographis  Graecis  quaeetiones  selectae,  philol.  Unters.  IH., 
Berl.  1880.  8.  8.  28—47.   Vgl.  A.  87. 

88)  Cic.  ad  Att.  VIII,  11,  7.  librum  a  Demetrio  Magnete  ad  te  miasum 
nsql  ofiovoUcg,  12,  6.  Demetri  Magnetis  librum,  quem  ad  te  missU  de  can- 
cordia.  IX,  9,  2.  Demetri  librum  de  concordia.  IV,  11,  2.  librum  .  .  .  De- 
metri Magnetis. 

84)  Benutzt  bei  Harpokr.  Ms^mvrj  (iv  talg  6(M»vvfioig  ^dXftfi)-  "^«i?- 
A(v%ri  'Anvq.  und  Steph.  v.  Byz.  (Ayßdrccva,  'Ad'rjvat.  'A%xri,  *Ag%d9tg.  'AffTunTj. 
'ATtdXsia)j  B.  'AXaßciv,  JiipLi^tQiog  iv  avvavvfioig,  'AlrjoLOV,  iv  taig  övyygci- 
tpaig  dTKiTjTQÜJV. 

86)  La.  Di.  I,  112. 

86)  Von  Dionys.  v.  Halik.  de  Din.  c.  6  (p.  617  Westerm.),  welcher 
mit  Recht  seinen  Tadel  über  denselben  ausspricht.  Demetrios  schrieb  dem 
Deinarchcs  160  Reden  zu,  während  Dionysios  nur  87  überhaupt  kannte  und 
von  diesen  nur  60  für  acht  hielte    Nietzsche  De  Laertii  Diogenis  fonti- 


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508    Neunzehntes  Capitel.    Foraere  pinakogn^h.-biographische  Schriften. 

keinen  Yortheilhaften  Begriff  von  demselben  einflössen^  doch 
wissen  wir  auch  sonst  genug  von  ihm,  um  urtheilen  zu  dürfen, 
dass  keineswegs  das  Ganze  an  denselben  M&ngeln  litt,  sondern 
dass  er  seine  überaus  nützliche  Absicht  das  litterarische  Eigen- 
thum  verschiedener  gleichnamiger  Schriftsteller  von  einander  zu 
sondern  im  Wesentlichen  glücklich  ausgeführt  hat®').  Dabei 
handelte  er  eingehend  über  diese  Schriftsteller,  und  so  verdanken 
wir  denn  den  bei  Laertios  Diogenes  erhaltenen  AufisOgen  auch 
eine  reiche  Fülle  biographischen  Materials  für  die  Geschichte 
der  griechischen  Litteratur^). 


bns  II.,  Rhein.  Mna.  XXIY.  1869.  S.  183  vermuthet,  D.  habe  vielleicht  gleich 
Dionys.  87  bei  Eallimachos ,  aber  noch  73  andere  in  den  pergamenischen 
ntvunsg  verzeichnet  gefunden. 

87)  Dass  die  VerzeichniBBe  gleichnamiger  Prosaiker,  Dichter,  Musiker 
und  anderer  Künetleit,  mit  denen  die  einzelnen  Biographien  bei.Laert.  Diog. 
za  8ch Hessen  pflegen,  anmittelbar  aus  D.  entnommen  seien,  behauptete  zu- 
erst Jdnsen,  dann  «nohte  es  Scheu  rleer  mit  vielen  OirkelsohlSssen  na/ch- 
zuweisen,  aber  Maass  (den  Bohde  Litt.  CentridM.  1880.  Sp.  1742--1744 
wohl  bestritten,  aber  nicht  widerlegt  hat)  zeigt,  dass  dies  nickt  der  Fall 
ist.  Wie  der  Titel  des  Werkes  lehrt,  behandelte  D.  in  demselben  ndr 
Bdiiriftsteller,  in  diesen  VerzeiclmiBBen  finden  sich  aber  eben  auch  Künstler 
und  sonstige  bemerkenswerthe  Leute,  wie  z.  B.  IX,  112  der  Menschenfeind 
Timon,  dabei  obendrein  auch  einige  Männer,  die  erst  nach  D.  gelebt  haben 
(der  jüngere  Pontiker  Uerakleides  V,  93,  Theodoros  von  Gadaxa  und  Theo- 
doros  der  Arzt  II,  103.  104,  Seleukos  der  Homeriker  III,  109,  Z«boq  von 
Myndos  YII,  86),  wozu  noch  die  Oitate  I,  3^  und  VIII,  47  des  Dionysios 
(von  Halik.)  kommen.  Dass  endlich  in  der  Liste  der  Demetrier  gerade  D. 
von  Magpesia  fehlt,  ist  höchstens  ein  neuer  Beweis  dafür,  dass  der  Uriiebdr 
dieser  Verzeichnisse  in  der  That  diesen  letzteren  sftark ,  ja  vorwiegend  be- 
nutzt hat.  Denn  daran  freilieh  ist  kein  Zweifel,  dass,  wo  nicht  allt;,  so 
doch  weitaus  die  meisten  in  der  That  mir  überarbeitete  AoszOge  aus  D. 
mit  eigenen  Zuthaten  des  üeberarbeiters  sind.  Diog.  selbst  aber  hat  den 
D.  nicht  gelesen. 

88)  Ans  der  von  Maass  nachgewiesenen  üeberarbeitung  des  D.  ist 
ausser  den  Homonymenverzeichnissen  such  noch  viel  Anderes  in  die  Vor- 
lage des  La.  Di.  gekommen.  8.  darüber  Wilamowitz  au  a.  0.  S.  820  ff., 
welcher  S.  330  ff.  nachweist,  dass  in  der  Biographie  •  des  Xeoophon  U, 
48—^59  das  Beste  ans  D.  stammt.  Desgleichen  begegnen  wir  ihm  4>ei  Demo- 
kritos,  wo  Demetrios  von  Phaleron  und  Antisthenes  seine  Gewährsmänner 
sind  (IX,  35  ff.),  und  bei  dem  Eleaten  Zenon  IX,  27.  Hiernach  vermuthet 
Wilamowitz  S.  322  ff.,  dass  anck  bei  Xenopkanes  und  Diogenea  von  Apol- 
kmia  die  Citate  des  Phalereers  IX,  20.  67  und  bei  Herakleitos  IX,  6.  15. 
die  ebendesselben  und  des  Antisthenes  aus  ihm  herrühren,  zumal  unmittel- 
bar vorher  in  §.  15  er  selbst  oitirt  wird.    Und  wie  sonach  im  9.  B.  Vieles 


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Dioklea  t<mi  ICagneiia.  509 

Diokles  Ton  Magneeia^^),  wie  schon  früher^)  bemerkt 
wurde^  einer  der  Lieblinge  des  Meleagros  von  Gadara^  mh  dem 
er  wahrseheinlioh  in  Eos  verkehrte;  als  er  selbst  Jüngling^  Melea^ 
gros  aber  Greis  war,  lebte  sonach  etwa-  von  100  bis  30  y.  Chr. 
und  schrieb  seine  jdiaSQQ^ii  r&v  (piXotfotptov^^),  welche 
mixtdestens  3  Bücber  nmfasste^^);  in  seinen  rei^uren  Jahren  ^^). 
Aus  jener  seiner  Verbindtmg  mit  dem  Eyniker  Meleagros  wird 
die  Liebe  begreiflich,  mit  welcher  er  den  Antisthenes,  den  Stifter 
dieser  Seete,   behandelte^).     Ebenso    rühmte,  er   aber  auch  die 


auf  ihn  z«ri3€kgeht,  so  a^oh  in  den  letzten  Biographien  yon  Pythagoreem 
im  8.  Hier  wird  er  hei  Hippasos  und  Philolaos  (84.  86)  wiederum  aus- 
drücklich angeführt.  Gerade  für  diese  kleineren  Philosophen  war  natürlich^ 
wie  Wilamowitz  S.  323  hemerkt,  bei  dem  Verfasser  eines  solchen  Homo- 
nymenlexikons mehr  zu  holen  als  bei  den  Diadocheuschriftstellem,  bei  den 
grösseren  igt  seit  Anazagoias  und  Sokraies  ohne  Zweifel  viel  weniger  aus 
ihm  ge8oh6pft  Ob  aber  Boesiger  De  Duride  Stouo»  Gott  1864.  8.  S.  86fif. 
ihn  wirklich  mit  Recht  für  eine  ELauptqoelle  des  Plutarchos  im  Leben  des 
Demo&thenes  hält,  ist  eine  andere  Frage. 

89)  Das  Andenken  dieses  Mannes  hat*  Nietzsche  De  Laertii  Diogenis 
fontibas  I.,  Bhein.  Mus.  XXIII.  1868.  S.  68Sff.  emeoert,  aueh  das  Zeitalter 
desselben  bereits  (s.  A.  98.  97)  ganz  richtig  bestimmt,  woron  er  sp&ter  Beitrr. 
zur  Quellenkunde  des  Diog.  L.  (Basel  1880).  S.  9  ff,  freilich  selbst  wieder  ab- 
gegangen ist,  und  gleiohfolls  richtig  in  ihm  einen  der'verhaitnissmäseig 
wenigen  Schriftsteller  erkannt,  welche  Laertäo«  Diogenes  unmittelbar  be^ 
nutzt,  hat.  dein  Versuch  jedoch  nachzuweisen,  dass  er  sogar  dessen  eigent- 
liche Vorlage  gebildet  habe,  ist  von  Freudenthal  Hellenist.  Studien  III., 
Bresl.  1879.  8.  S.  306  ff.,  Diels  a.  a.  0.  8.  161  ff.  und  Maass  De  Diocle 
Magnete,  a.  a,  0,  S.  8—28,  der  zu^edch  den  Beweis  für  die  Richtigkeit  der 
ursprünglich  von  Nietzsche  getroffenen  Zeitbestimmung  noch  yervoll- 
Rtändigt  und  die  Genauigkeit  dieser  Bestimmung  noch  wesentlich  verschärft 
hat  (s.  C.  2.  A.  188),  in  allen  Stücken  widerlegt  worden, 

90)  C.  2.  A.  160. 

91)  La.  Di  VIT,  48  (s.  A.  93).  Dies  wird  wohl  der  eigentliche  Titel 
gewesen  sein,  vgl.  X,  11.  h  xjj  xqCtji  xi^g  imdQOpkii^y  und  nicht  B/ot  iptloao^ 
(pav  (II,  64)  oder  nsQl  ßimv  (pdoaotpmv  (U,  84). 

92)  La.  Di.X,  11,  s.  A.  91. 

93)  Diog.  entnahm  aus  ihr  neben  vielen  anderen  Einlagen  (s.  A.  94.  96), 
wie  er  selbst  sagt  (s.  A.  91),  die  Specialdarstellmug  der  stoischen  Logik 
VIII,  48  ffl,  in  welcher  zwwt  kein  jfingeter  Stoiker  als  Poseidonios  genannt, 
aber  ^ch  dessen  dialektische  Schriften  ber^^  betantist  werden. 

94)  In  den  von  ihm  bei  La  Di.  VI,  12  vgl.  18  mitgetheilten  Aus- 
sprüchen desselben,  sumal  wenn  die  Schilderung  dieses  Mannes  §.  14  von 
seiner  milden  und  liebenswürdigen  Seite,  wie  .Wilamowitz  Epist.  ad 
Maass. '  S.  164—168  auKunehmen  geneigt  ist,  auch  noch  aus  D.  stammt. 
Sicher   mit  Recht   führt   aber  Wilamowitz   auf  diesen  auch  die  ganze 


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510     Neanzehntes  Capitel.    Fernere  pinakograph.-biographifiche  Schriften. 

Massigkeit  der  Epikureer  ^^).  Und  so  scheint  er  denn^)  ein  Mann 
des  praktischen  Eklekticismus  gewesen  zu  seih^  wie  er  ganz  in 
den  Geist  seiner  Zeit  passte,  indem  er  das  kynisch- stoische  Lebens- 
ideal  mit  dem  epikureischen  gewissermassen  auszugleichen  suchte, 
und  ebendamit  ein  nicht  uninteressanter  Vertreter  dieses  Geistes 
der  Ciceronischen  Periode.  Im  folgenden  Jahrhundert  schrieb  gegen 
ihn  der  jüngere  Sotion,  der  Lehrer  Senecas^').  Sonst  hat  unseres 
Wissens  kein  anderer  Schriftsteller  als  Laertios  Diogenes  sich 
mit  ihm  beschäftigt:  den  Lesefrüchten  des  Letzteren  verdanken 
wir  unsere  ganze  Kunde. 

Lobon  von  Argos^®)  aus  ungewisser,  möglicherweise  erst 
nachalexandrinischer  Zeit  verfasste  eine  Schrift  über  Dichter  (jcsqI 
jtoiTjtdivy^),  aus  welcher  die  von  ihm  selbst  fabricirten  angeb- 
lichen Gedichte  der  sieben  Weisen  und  Epigramme  zu  Ehren 
derselben  und  nicht  minder  die  Angaben  über  deren  angebliche 
poetische  und  prosaische  Werke  nebst  Hinzufügung  der  Vers- 
zahlen bei  Laertios  Diogenes*^)  stammen.     Lobon  war  ein  ein- 


Schlasscharakteristik  der  Kyniker  VI,  103 — 106  mit  dem  Lobe  ihrer  Lebens- 
weise zurück,  danach  auch  die  Notiz  VII,  4  über  die  Politeia  des  Stoikers 
Zenon  von  Eition  (s.  C.  2.  A.  192).  Ganz  dazu  stimmt  auch,  wie  Wila- 
mowitz  femer  bemerkt,  das  Wohlgefallen  des  D.  an  der  spartanischen 
Erziehung  der  Söhne  Xenophons  II,  54. 

95)  La.  Di.  X,  11.  Sonst  giebt  Diog.  ausdrücklich  mit  Nennung  des 
D.  aus  ihm  noch  Notizen  über  die  Kyniker  Diogenes  VI,  20.  36.  103, 
Krates  VII,  87.  91  und  Menippos  VI,  99  (s.  C.  2.  A.  138),  über  Pyrron  IX, 
61  (vgl.  65),  die  Lehrer  des  Ueberläufers  Dionysios  VII,  166,  den  Stoiker 
Ariston  VU,  162  und  den  Chrysippos  VII,  179.  182. 

96)  Wie  Wilamowitz  a.  a.  0.  bemerkt. 

97)  12  Bacher  /ftonXnoi  iXsyxoi,  La..  Di.  X,  4.  S.  üb.  ihn  Zeller  Ph. 
d.  Gr.  m\  1.  S.  676.  A.  3. 

98)  Hiller  Die  literarische  Thätigkeit  der  sieben  Weisen,  Rhein.  Mus. 
XXXm.  1878.   S.  518—629. 

99)  La.  Di.  I,  112. 

100)  S.  zunächst  I,  34  f.  Hier  wird  zuerst  gesagt,  dass  L.  die  Gesammt- 
zahl  der  Verse  {^Tcrj)  des  Thaies  auf  200  angegeben  habe,  dann  wird  aus 
dem  nämlichen  L.  eine  Inschrift  auf  einer  Bildsäule  desselben  und  ein  von  dem- 
selben Terfasstes  Sinngedicht  in  künstlicheren  lyrischen  Massen  mitgetheilt. 
Ganz  die  gleichen  drei  Stücke  ]|ehren  aber  bei  Diog.  auch  in  den  Biographien 
der  übrigen  sieben  Weisen  wieder,  nur  dass  das  Epigramm  bald  Statuen-  und 
bald  Grabinschrift  ist:  §.  61  f.  (Solon).  68.  71.  73  (Cheilon)  78  f.  (Pittakos). 
85  (Blas).  89.  91.  .93  (Eleobulos).  96  f.  (Periandros,  wo  allerdings  das  Lied 
fehlt).  Dass  nun  alle  Epigramme  aus  derselben  Fabrik  sind,  wiesSchneide- 
win  Beiträge  zur  Kritik  der  Poetae  lyrici,  Göttingen  1844.  8.  S.  118  nach, 


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.  Lobon.    Artemon.  511 

facher  Schwindler^  welcher  alle  diese  Angabeu  rein  aus  der  Laft 
gegriffen  hat,  indem  diese  Werke  in  Wahrheit  nie  existirt  haben, 
auch  nicht  einmal  als  Fälschungen^®^).  Auch  die  Mittheilungen 
über  die  angeblichen  Schriften  des  Epimenides'^)  bei  demselben 
Diogenes  ^*^  rühren  ohne  Zweifel  beinahe  ausschliesslich  von 
ihm  her,  und  auch  hier,  sind  wieder,  so  weit  dies  der  Fall  ist, 
die  sämmtlichen  Titel,  Vers-  und  Zeilenangaben  lediglich  er- 
schwindelt^^). Unseres  Wissens  ist  dies  das  erste  derartige 
Beispiel  in  der  griechischen  Litteratur,  dem  später*  ähnliche 
folgten  ^«^). 

Artemon  von  Kasandreia*^)  lebte  zwischen  Dionysios  Sky- 
tobracbion  und  Athenaeos,  war  aber  vermuthlich  nicht  jünger, 
sondern  eher  älter  als  Didymos^^^).  Er  wird  von  Athenaeos*®^) 
als  Verfasser  der  Schriften  negl  avccycoyijg  ßißllfov^  in  welcher 
er,  sei  es  die  ächten  Jvöiaxa,  sei  es  vielmehr  wohl  andere 
lydische  oder  sonstige  Geschichten  unter  dem  Namen  des  Xanthos 


und  Bergk  Poet,  lyr.'  S.  607  (II*.  S.  69)  erklärte  hiemach  mit  grösster 
WahrBcheinlichkeit  den  L.  für  ihren  Urheber.  Die  grosse  Aehnlichkeit  der 
Lieder  fiel  femer  schon  Casaubonus  auf,  nnd  dass  auch  sie  und  die  sticho- 
meirischen  Angaben  von  demselben  L.  herrühren,  zeigte  Hill  er.  Ein 
Gleiches  gilt  auch  wohl  von  den  Briefen. 

101)  Vorangegangen  war  schon  Anäzimenes  b.  La.  Di.  1,  40  mit  der 
Behauptung,  die  sieben  Weisen  hätten  sich  sämmtlich  der  Poesie  zugewandt, 
aber  erst  L.  führte  diesen  Gedanken  im  Einzelnen  aus.  Gewiss  mit  Recht 
erklärt  Hill  er  die  angeblichen  Dichtungen  des  Thaies,  Bias,  Cheilon, 
Pittakos  und  die  Prosaschrift  des  Pittakos  ntQl  vofimp  nebst  den  Deme- 
gorien  des  Solon  rein  für  dessen  Erfindungen,  während  er  in  Bezug  auf 
die  Elegien  des  Periandros  gewisse  reale  Anknüpfungspunkte  gehabt  haben 
könne  (Ath.  XIV.  682  d)  und  es  von  Kleobulos  oder  unter  dessen  Namen 
wohl  wirklich  kleine  Gedichte,  unter  andern  Bäthsel  gab,  woraus  er  denn 
eine  ganze  Räthselsammlung  machte  .*^  La.  Di.  I,  89.  ovtog  (näml.  KXsoßov- 
Xog)  inoirjasv  ^ofiata  xal  yQÜpovg  sl^  ^nrj  xqiaiCkui. 

102)  Der  ja  von  Einigen  auch  zu  den  sieben  Weisen  gezählt  wurde, 
La.  Di.  I,  41  f.    Clem.  Strom.  I.  299  B. 

108)  Bei  La.  Di  I,  111  f. 

104)  S.  Hiller  S.  625 ff.,  der  indessen  nach  C.  Z^,  A.  289^  zu  be- 
richtigen ist.  .^ 

106)  Hier  mag  nur  an  Ptolemaeos  Ghennos  und  die  pseudo-plutarchischen 
Schriften  über  die  Flüsse  und  kleine  Parallelen  erinnert  sein. 

106)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  842 f.. vgl.  S.  340 f. 
106^)  S.  A.  107.  109. 

107)  XII.  515  e.  XV.  694  a  (=  Fr.  9.  10),  an  letzterer  Stelle  vielleicht 
nach  Didymofi*  s.  C.  80.  A.  33X. 


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512    Neunzehntes  Capitel.     Fernere  pinakogxaph.- biographische  Schriften. 

als  eine  Fälschung  oder  Verfälschung  des  Skytobrachion  bezeich- 
nete^^®),  und  xsgl  ßi^ßlimv  XQ'^^^^S  in  mindestens  2  Büchern 
erwähnt^  und  wohl  kein  anderer  Artemon  ist  es  auch^  den 
wiederum  Athenaeos^^^)  mit  Angaben  über  uiusikalische  Instra- 
mente aus  dessen  Schrift  n£(fl  xov  ^lovvöiaxov  'öv^ti^fiatos 
in  mindestens  2  Büchern  anführt.  Yennuthlich  ist  ebenderselbe 
Artemon  auch  derjenige^  welcher  eine  Sammlung  der  dem 
Aristoteles  zugeschriebenen  Briefe  herausgab '^^)  und,  viel- 
leicht in  der  Einleitung,  eine  uns  erhaltene  Bemerkung  über  den 
Dialog-  und  Briefstil  machte^"). 

Dämon  von  Eyrene  aus  ganz  Ungewisser,  möglicherweise 
erst  nachalexandrinischer  Zeit  schrieb  negl  täp  (p^Xoöoqxov^^^) 
und  ist  vielleicht ^^*)  auch  derjenige  Dämon,  welcher  Fabeleien 
über  Aethiopien  erzahlte"*),  aber  schwerlich  derjenige,  welcher 
über  Byzanz  (negl  Bvt<uvxiov)  in  mindestens  6  Büchern  schrieb  ^'^). 

Istros  von  Kallatis  wird  als  Verfasser  eines  schönen  Werkes 
tcbqI  tgaypdiag  bezeichnet"^,  und  vielleicht  war  er  und  nicht 
der  Kallimacheer  auch  der  Urheber  der  Schrift  jcbqI  ^eko- 
;rofcü5i/"').  Ob  er  aber  früher  oder  später  als  der  Letztere,  ob 
vor  oder  nach  Christus  lebte,  wissen  wir  nicht. 


108)  S.  C.  27.  A.  66.  72.     dvotyt^yn^   ist  Coigeetur   von   Jon  sau   (ür 

109)  XIV.  686  6.  667  b  (—  Fr.  11.  12),  vermathUob  naoh  Didymos,  a. 
C.  30.  A.  368. 

110)  PtolemaeoB  im  arab.  Vereeichn.  der  aristot.  Werke  No.  89  (67  in 
der  Leips.  Aaag.  der  Fragm.  des  Aristot.  von  Roae).  David  Sc^oL  ia 
Ariatot.  24«'  26.  Demefar.  de  eloe.  §.  223  (—  Fr.  14). 

111)  Demetr.  a.  a.  0.  tpr}ölv  oti  Sei:  iv  tco  m4t^  ti^itijt  äial^Yov  %i 
yQfitp^iv  .%al  tag  ^latoXa^'  ilwtici  yaQ  triv  inusToli^v  9I0V  to  ^vi^öv  ^909 
xov  ditcloyinf.  Die  Vennothongen,  welche  BrsoakaDe  cauone  dacen  ora- 
torum  (Breal.  1883).  S.  62  f.  hieran  anknüpft,  ind^n  er  ihn,  wofür  nicht 
der  geringate  haltbare  Anlaaa  vorhanden  ist,  nach  Pergamon  venBotat,  wären 
besaer  ungedruckt  geblieben.  Ob  er  etwa  mit  dem  von  dem  älteren  Seneca 
öfter  erwähnten  A.  deraelbe  aei  oder  nicht,  ist  nicht  minder  eine  müsaige 
Frage,  da  aie  aich  achlechterdinga  nicht  beantworten  läaat. 

112)  La,  Di.  l,  14.  ys^Q€«paig  nfgLtöav  tptXocofpav  nä^iv  iyacclei,  fUiUata 
dl  To£s  intä. 

113)  Wie  Uaener  £in  Fragment  des  Androtiot),  Jahrb.  f.  Philol.  Olli. 
1871.  S.312f.  annimmt.  So  selbatveratändlieh,  wie  er  eadaratellt,  iateanioht. 

114)  Piin.  N.  H.  VII.  §.  17  (vgl.  Ind.  VII).    S.  C.  22.  A.  80. 

116)  Ath.  X.  442  c  (Aelian.  V.  H.  ITI,  14),  a.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  377. 

116)  Steph.  V.  Byz.  KdlXatig. 

117)  Aus  welcher  wir  noch  einige  Nachrichten  über  Phrynia  von  Myti- 


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Dämon  v.  Kyrene.    Istros  v.  Kallatis.  513 

Zwanzigstes  Capitel. 
Kunstschriftsteller^). 

Die  bildendeo  Künstler  der  voralexaDdrinischen  Zeit,  welche 
zugleich  als  Schriftsteller  über  ihre  Kunst  auftraten,  thaten  allem 
Anscheine  nach  ausnahmslos  dies  lediglich  in  dem  Sinne,  um 
theoretisch  gewisse  Regeln  und  Gesetze  derselben  festzustellen 
und  die  in  ihrer  eignen  praktischen  Kunstthätigkeit  eingeschlagene 
Richtung  zu  rechtfertigen*).  Dies  schliesst  natürlich  nicht  aus, 
dass  sie  dabei  auch  über  Kunstgenossen  und  deren  Werke  ge- 
legentlich sich  schildernd  und  urtheilend  äussern  mochten,  gerade 
so  gut  wie  vir  auch  in  anderen  Schriften  der  späteren  attischen 
Zeit  hie  und   da  solche  Aeusserungen  finden').     Im  Gegentheil, 


lene  und  dessen  Lehrer  Aristokleides  (Schol.  Aristoph.  Nab.  971.  Suid. 
^Qvvis  ■»  Müller  F.  H.  G.  I.  Fr.  49.  50)  haben,  aber  allem  Anschein  nach 
erdichtete  (Schol.  Aristoph.  aifSucaaL  ^otnev).  Aber  der  in  der  Vit.  Soph. 
mehrfach  (s.  Fr.  51  M.)  angefahrte  Istros  ist  der  Kallimacheer  und  nicht, 
wie  Mfiller  a.  a.  0.  S.  XL  und  Bergk  Ausg.  des  Soph.  S.  IX  glauben, 
der  Eallatiner,  s.  M.  Well  mann  De  Istro  Callimacheo  (Grei£awald  1886). 
S.  8  f.  A.  7.     Vgl.  C.  21.  A.  630^  631 

1)  [0.  Jahn  Ueber  die  Kunsturtheile  bei  Plinius,  Ber.  der  sächs.  Ges. 
d.  W.  n.  1850.  S.  105—142].  Brieger  De  fontibus  Hbrorum  XXIII.  XXIV. 
XXV.  XXVI.  naturalis  historiae  Plinianae,  quatenus  ad  artem  plasticam 
spectant,  Greifs wald  1857.  8.  (Doctordiss.).  Overbeck  Die  antiken  Schrift- 
quellen zur  Geschichte  der  bildenden  Künste  bei  den  Griechen,  Leipzig 
1868.  8.  Furtwängler  Plinius  uud  seine  Quellen  über  die  bildenden 
Künste  (Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  N.  F.  IX.  S.  1—78),  Leipz.  1877.  8.  Robert 
Archäologische  Märchen  aus  alter  und  neuer  Zeit  (Kiessling  und  v.  Wila- 
mowitz  philol.  Unters.  X),  Berl.  1886.  8.,  vgl.  die  in  vielen,  ja  den  meisten 
Stucken  leider  nur  allzu  richtige  Kritik  von  Oehmichen  Berl.  ph. 
Wochenschr.  VIL  1887.  Sp.  1498—1499.  1525—1581.  L.  ürlichs  üeber 
griechische  Kunstschriftsteller,  Würzburg  1887.  8.  (Doctordiss.). 

2)  Von  einem  dieser  Männer,  dem  Maler  Melanthios,  und  dem  uns 
durch  (Antig.  v.  Kar.  b.)  La.  Di.  IV,  18  erhaltenen  Bruchstück  seines 
Werkes  ne^l  i(oyQa(pini}g  war  C.  17.  A.  29  die  Rede.  Zu  ihnen  ist,  wie 
ich  glaube  (s.  C.  21.  A.  11),  auch  Menaechmus,  qui  de  ioreutice  (Plin.  N.  H. 
Ind.  XXXIII.  XXXIV)  ^  de  9ua  arU  (Plin.  XXXIV.  §.  80)  scripsü,  zu 
zählen,  wenn  ich  auch  nicht  mit  Walz  in  Paulys  Realencykl.  u.  d.  Wi 
ihn  für  denselben  mit  M.  von  Naupaktos  (Paus.  VII,  18,  6,  10)  um  500 
halten  kann. 

3)  Die  wichtigsten  derselben  sind  die  überaus  werthvoUen  des  Aristo- 
teles über  die  Maler  Polygnotos,  Zeuxis,  Pansen,  Dionysios  Poet  2.  6.  25. 

SvBxiiiHL,  griech.-alez.  Litt.-Gesoh.  I.  33 


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514  Zwanzigstes  Capitel.    EonstechrifUteUer. 

es  lässt  sich  schwerlieh  ausdenken^  wie  dies  nicht  hätte  geschehen 
sollen.  Aber  eine  eigentliche  Geschichte  der  bildenden  Künste 
und  ihrer  Künstler^  eine  Zusammenstellung  der  letzteren  in 
Schulen  nach  dem  Muster  des  gleichen  Verfahrens  bei  den  Philo- 
sophen^ femer  eine  scharf  abgegrenzte  Sonderung  der  ersten 
Meister  des  Fachs  von  den  Geistern  zweiten  und  dritten  Ranges, 
endlich  eine  pinakographische  oder  periegetische  Statistik  und 
Beschreibung  der  vorhandenen  Kunstwerke^),  dies  Alles  ist,  wenn 
nicht  der  Schein  gänzlich  trügt,  erst  aus  dem  theils  unmittel- 
baren, theils  mittelbaren  Einflüsse  der  aristotelischen  Philosophie 
gleich  so  vielen  anderen  wichtigen  Zweigen  schriftstellerischer 
Thätigkeit  allmählich  erwachsen.  Freilich  mag  bei  der  schon 
in  der  ersten  und  zweiten  Generation  der  Peripatetiker  ein- 
reissenden Anekdotenlust  und  Kleinigkeitskrämerei  der  unmittel- 
bare peripatetische  Antheil  über  eine  ziemlich  äusserliche  Künstler- 
geschichte nicht  weit  hinausgekommen  sein^);  immerhin  jedoch 
ist  es  schwerlich  ein  Zufall,  dass  von  den  beiden  Schriftstellern, 
auf  welche  unseres  Wissens  die  Anßinge  der  neuen  Richtung 
zurückzuführen  sind,  Duris  und  Xenokrates^),  der  erstere  ein 
Peripatetiker  war^).  Von  ihm  kann  indessen  erst  im  folgenden 
Capitel  gehandelt  werden. 


1448*  6  f.  1460»  26  ff.  1461»>  9—13.  Pol.  IV  (VII),  6.  1840*  86-38.  In  Eth. 
Nie.  VI,  7.  1141»  10.  olov  ^BidCav  Xi^ovQybv  aotpov  %al  IIoXvnliiTOv  av- 
dQiavxonoiov  liegt  die  Abschätzung  des  Pheidias  als  des  anerkannt  grössten 
Bildhauers  und  des  Polykleitos  als  des  anerkannt  grössten  ßildgiessers,  und 
so  ist  wohl  auch  Plat.  Protag.  811  C.  noXvTnXnxov  xov  *Af^yiiov  ^  ^%Uiiav  voy 
'Ad^vatov  EU  Terstehen,  obgleich  hier  Polykleitos  yorangestellt  ist,  welcher 
bei  Xenoph.  Mem.  I,  4,  3,  wie  es  scheint  (da  hier  Pheidias  ganz  weggelassen 
ist),  als  der  grösste  Meister  der  Plastik  überhaupt  bezeichnet  wird  wie 
Zeuxis  als  der  der  Malerei:  fieiUcta  tsd-aviiaxa  .  .  .  inl  ...  avdQiavzoxoUoc 
IloXvnXeitovy  inl  81  tmyQatpCqt  Zev^iv,  VgL  Robert  S.  48.  100.  S.  anoh 
Xen.  Mem.  III,  10,  1—8  über  Parrasios  nnd  den  Bildhauer  Eleiton  und 
Plat  Protag.  818  C  über  Zeuxis. 

4)  Vgl.  Preller  Polemonis  periegetae  fragmenta  (Leipz.  1888).  S.  193f. 
mit  der  Modification  von  BriegerS.  llf. 

6)  S.  ürlichs  8.  26  ff. 

6)  Robert  Der  BUdhauer  Polykles  und  seine  Sippe,  Herm.  XIX. 
1884.  S.  812  f.  und  a.  a.  0.  S.  37.   Urlichs  a.  a.  0. 

7)  Wie  Robert  Herm.  a.  a.  0.  S.  813  mit  Recht  hervorhebt.  Aus  Dem, 
was  Klearchos  Fr.  4  b.  Ath.  XII.  643  c.  d.  XV.  687  b.  c  (vgl  A.  29.  C.  21. 
A.  326)  in  seiner  Schrift  Bioi  oder  vielmehr  msqI  ߣav  über  Parrasios  er- 
zählte, kann  man  selbstverständlich,  wie  sofort  der  Zusammenhang  lehrt^ 


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Xenokrates.  515 

XenokrateSy  wahrscheinlich  der  Sohn  des  Ergophilos  aus 
Athen ^,  ein  Bildhauer^  Schüler  entweder  von  Euthykrates,  dem 
Sohne,  oder  von  Tisikrates  von  Sikyon,  einem  Schüler  des 
Sikyoniers  Lysippos^),  vielleicht  von  Beiden,  schrieb  etwa  zwischen 
280  nnd  250^®)  ein  oder  zwei  kunstgeschichtliche  Werke 
über  Sculptur  und  Malerei"),  und  zwar,  wenn  die  uns  hier- 
über erhaltene  Mittheilung**)  zuverlässig  ist"),  mit  genauer  An- 
gabe der  ihm  bekannten  vorhandenen  Schöpfungen  beider  Künste. 
Aber  die  Frage,  wie  weit  seine  historische  Erkenntniss  reichte, 
ist  wenigstens  jetzt  noch  nicht  spruchreif*^),  wenn  ja  sie  sich 


nicht  auf  eine  Lebenebeschreibong  des  Letzteren  aus  seiner  Feder  schliessen: 
diese  Schrift  war  etwas  ganz  Anderes  als  eine  Sammlung  von  Biographien, 
s.  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  B02.  Von  konsthistorischen  Werken  „der  Peri- 
patetiker*'  auf  dem  Qebiete  der  bildenden  Künste  durfte  Robert  A.  M. 
S.  81  nicht  reden. 

8)  LOwy  Bildbanerinschr.  No.  135  a.  b  nnd  186  c,  s.  ürlichs  S.  29  f. 

9)  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  88.  XenccraUs  Tisicratis  discipulus,  ut  alii 
Euthyeraiis,  vicit  utrosque  copia  signorum  et  de  sua  arte  compo9uit  volumitia. 
Die  erstere  Angabe  über  seinen  Lehrer  stammt  nach  A.  14  wohl  ans  Anti- 
genes, die  letztere  aus  Polemon. 

10)  Denn  einerseits  benutzte  ihn  schon  Antigenes,  s.  A.  28,  andrerseits 
wird  die  Blüte  des  Euthylsrates  nnd  Tisikrates  um  Ol.  121  (296—292)  ge- 
setzt (Plin.  XXXIV.  §.  61.  67),  vgl.  Brnnn  Gesch.  der  gr.  Künstler  L 
S.  409  f.  Brieger  S.  17.  Wenn  indessen  der  Athener  X.,  welcher  an  den 
Siegesdenkmälem  der  pergamenischen  Könige  mitarbeitete  (LOwy  No.  164 
k.  1),  wiederum  derselbe  ist,  so  war  er  wenigstens  als  Künstler  noch  bald 
nach  289  thatig,  s.  jedoch  A.  16. 

11)  Ich  lasse  dahingestellt,  ob  er  jede  von  beiden  je  in  einer  besonderen 
Schrift  behandelte.  S.  Plin.  XXXIV.  §.  83  (A.  9).  Ind.  XXXIV.  Xenccrates 
qui  item  (näml.  de  toreutice  scripsit).  XXXV.  §.  68  (s.  A.  28  u.  C.  17.  A.  26). 

12)  La.  Di.  VII,  187,  s.  C.  17.  A.  27. 

18)  Diese  Mittheilung  beginnt  mit  den  Worten  slal  Sh  o2  naratQixovat 
tov  Xifvöiftnov  m^  jtolXä  atöxgmg  %al  dgQtitmg  dvayeyQatpotog.  iv  iilv  yocQ 
%A  mal  xmv  dQxaiav  q>vai,oX6ya)v  avyyodftfiati  alcxQcög  tä  nsgl  trjv  "Hgav 
%ccl  tov  diu  dvunXdxxn,  . .  alaxQOxdtr^v  yaQ,  tpacC^  tavtriV  dvanXdttBi  tato- 
(fluVy  tl  xal  inaiveC  mg  tpv9i-%r^v  ^  x^V^^^'^^''^^^^  fiaXXov  xginovaav  rj  d'toig, 
nnd  da  meint  nun  ürlichs  S.  80,  es  entstehe  der  Verdacht,  dass  diese 
elalv  oZ  den  X.  nur  ans  Antigonos  kannten.  Allein  selbst  wenn  dies  der  Fall 
gewesen  sein  sollte,  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  sie  sich  ans  Letzterem 
ein  falsches  Büd  von  der  Schrift  des  Ersteren  gemacht  hätten.  Ueberdem 
Iftsst  sich  jener  Verdacht  zwar  nicht  widerlegen,  aber  auch  nicht  verificiren« 

14)  Dass  die  bei  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  64.  66.  68.  69.  C6  auseinauder- 
gerissenen  Knnsturtheile  über  Pheidias,  Polykleitos,  Myron,  Pythagoras  und 
Lysippos,  welche  dem  Urheber  für  die  fünf  obersten  Meister  der  Sculptur 
galten,  ein  zusammenhängendes  (Ganzes  bilden  nnd  aus  Varro  entnommen 

88* 


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516  Zwanzigstes  Capitel.    Knnstsobriftsteller. 

überhaupt  jemals  genügend  wird  beantworten  lassen^  und  selbst 
über  das  Ende  seiner  Darstellung  lässt  sich  mit  Sicherheit  nur 


sind  (§.  66.  aü  Varro),  zeigte  Jahn  S.  127—186.    Dass  Varro  seinerseite 
sie  entweder  ans  Xenokrates  oder  ans  Antigenes  geschöpft  habe,  erkannten 
Brieger  S.  46  f.  (Tgl.  S.  18  f.  22  E)   nnd  nach  ihm  in  genanerer  Ausein- 
andersetzung  Schreiber   Quaestionom    de    artificnm    aetatibas  in  Plinii 
H.  N.  libris  specimen,  Leipz.  1872.  8.  (Doctordiss.).   S.  27  £P.    Dann  suchte 
Robert  A.  M.  S.  28 — 38  zu  zeigen,  dass  diese  seine  Quelle  X.  und  nicht 
Antigonos  gewesen  sei. .  Allein  schon  Furtwängler  S.  70  hatte  richtig 
gesehen,  dass  das  Kunsturtheil  über  Pythagoras  und  die  Unterscheidung 
zweier   Künstler   dieses   Namens   bei   La.    Di.  Vm,  47   (im   Homonymen- 
verzeichniss)  genau  dieselben  sind  wie  bei  Plin.  §.  59  und  also  von  dem- 
selben Schriftsteller  herrühren,  nnd  wenn  dieser  nun  bei  Plin.  nicht  Polemon 
ist,  so  kann  er  es  auch  nicht  (wie  Maass  De  biogr.  Gr.  S.  88  f.  glaubte) 
bei  La.  Di.  sein.    Bereits  Furtwängler  dachte  an  Antigonos,  und  da  nun 
Polemon  richtig  nur  einen  Pythagoras,   den  Bheginer,   angenommen  zu 
haben  scheint,  sofern  wenigstens  Pausanias  (vgl.  freilich  C.  22.  A.  187)  nur 
diesen  kennt  (s.  t.  Urlichs  ArchäoL  Analekten,  Würzb.  1885.  S.  3),  und  da 
Polemon  nicht  gegen  X.,  sondern  gegen  Antig.  schrieb  (s.  A.  17),  so  liegt  der 
Schluss  von  Urlichs  S.  39f.  nahe,  dass  Letzterer  wirklich  der  Gesuchte  ist 
Nun  hat  aber  femer  Urlichs  S.  34—45,  anknüpfend  zunächst  an  die  Ent- 
deckung Yon  Wilamowitz  Ant.  y.  Kar.  S.  10  ff.  (s.  A.  29)  und  mit  Be- 
richtigung des  von  diesem  a.  a.  0.  S.  18.  A.  15  Behaupteten,  wohl  mit  Erfolg 
bewiesen,  dass  überhaupt  in  einer  Reihe  kunstgeschichtlicher  Controveraen 
bei  Plinius  und  Anderen  ebendieser  Gegensatz,   in  welchen  Polemon  zu 
Antigonos   trat,   zu  erkennen  ist,    s.  Zenob.  Y,  82  vgl.  m.  Strab.  IX.  396 
(wo  mit  T.  Urlichs  Rhein.  Mus.  X.  1856.  S.  445  ^eidiov  avtov  f.  Jiodo- 
tov  zu  schreiben  sein  wird)  u.  Plin.  XXXVI.  §.17,  auch  Paus.  I,  8,  4,  5. 
33,  8  (s.  A,  29.  C.  22.  A.  178),  ferner  Plin.  XXXV.  §.  54  vgL  m.  Paus.  VI, 
26,  2,  8.  Plin.  XXXIV.  §.  88  (s.  A.  9),  Plin.  XXXVI.  §.  32  vgL  m.  Paus.  I, 
22,  8.    IX,  37,  3,  7  u.  La.  Di.  II,  19  (vgl.  C.  21.  A-  325),   Plin.  XXXIV. 
§.  64.   92.  XXXV.    §.   61    (s.  A.  36  c).  101.  125,    Vitruv.  II,  8.    p.  50.  VII. 
praef.  p.  159,  und  so  ist  dann  auch  XXXIV.  §.  68  unter  den  eüü  Polemon 
zu  verstehen  und  das  entgegengesetzte  Urtheil  über  den  Telephanes  dem 
Antigonos  zuzuweisen  (vgl.  auch  schon  Schreiber  a.a.  0.  S.  30),  dieses 
aber   hängt   eng  mit  jenen  fünf  zusammen.    Vgl.  Oehmichen  Sp.  1526. 
Urlichs  widerspricht  fireilich  seltsam  sich  selbst,  indem  er  S.  29.  31  viel- 
mehr gleich  Robert  angenommen  hatte,   dass  „die  varronischen  Kunst- 
urtheile  bei  Plin.  von  X.  geÜUlt"  seien.    Auf  Grund  der  ferneren  Beobach- 
tung   von  Schreiber  S.  16 f.,    dass    dieselbe ,    zum    Theil    fehleihafte 
Chronologie  der  Erzgiesser  in  der  chronologischen  Tabelle  bei  Plin.  §.  49  ff. 
wie  in  jenen  Eunsturtheilen  sich  findet,  hat  nun  weiterhin  Robert  S.  38—47 
geschlossen,    dass  die  Quelle  auch  in  ihr  die  nämliche  sei,  so  dass  dem 
Urheber    jener   Urtheile    mit   der   Werthabschätzung  jener  fünf  grössten 
Meister   gegen   einander  auch  ihre  geschichtliche  Reihenfolge  zusammen- 
gefallen wäre.    Allein  dieser  Schluss  ist  nicht  bündig,  so  lange  man  mit 


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Xenokrates.  517 

so    viel   behaupten ;   dass   entweder   sie   oder  die  des  Duris  bis 
Ol.  121  (296-292)  hinabgingi«)^ 


Fnrtwängler  gegen  Robert  S.  83—90  daran  feeth&lt,  dass  dem  Plin. 
eine  eigentliche,   chronologisch  geordnete  Eonst-  nnd  Künstlergeschichte 
noch  gar  nicht  vorlag,   sondern  die  dnrchgefohrte  Chronologie  erst  sein 
eignes  Werk  ist,  s.  Oehmichen  Sp.  1496.  1626.   In  der  That  nun  ist  hier, 
wie   sich  A.  16  zeigen  wird,   nicht  Antigonos  die  letzte  Quelle,   sondern 
entweder  wirklich  wohl  X.  oder  auch  (vgl.  C.  21.  A.  326)  Doris,  und  darin 
hat  Bob  er  t   allerdings  Recht,   dass   die  Kenntniss   dieses  Quellen  Schrift- 
stellers von  den  archaischen  Bildnern  vor  Pheidias  noch  eine  ziemlich  ge- 
ringe war.   Denn,  wie  Robert  S.  89  hervorhebt,  in  dieser  chronologischen 
Tabelle  fehlen  von  archaischen  Eflnstlem  Endoios,  Eanachos  und  Aristo- 
kies  von  Sikyon,  Ealamis  nnd  Eallimachos,  „und  nach  dieser  negativen 
Seite   wird   die  Tabelle   wohl  ein  treues  Bild  von  dem  kunsthistorischen 
Wissen  des  Verfassers  imd  seiner  Zeit  geben.    Die  hier  genannten  Meister 
waren  eben  damals  vergessen,  und  ihre  Wiederentdecknng  folgte  erst  in 
einer  spateren  Epoche  der  knnstgeschichtlichen  Forschung**.    Die  nennens- 
werthe  Plastik  begann  für  diesen  Schriftsteller  erst  mit  Pheidias,  und  so  ist 
es  wohl  jedenfalls   auch  derselbe  (vgl.  Brieger  S.  18—26),    welcher  die 
Malerei  vollends  erst  mit  Ol.  90  (420—416)  anfangen  Hess  (Plin.  XXXV. 
§.  64,   vgl.  Robert  S.  23  ff.).     Sicher   aber   erblickte    er   ebendesshalb  in 
Pheidias    auch    nicht   den    Höhenpunkt,    sondern    erst    den   Anfang  der 
Entwicklung.     Der    HOhenpunkt  war   nicht  bloss   natürlich   für  X.,    son- 
dern nach   dem    Obigen    auch  fSr  Antigonos  noch  Lysippos,   hinter  dem 
Praxiteles  dergestalt  zurücktritt,   dass  Ersterem  §.  66  Alles  zugeschrieben 
wird,   worin  Letzterer  schon  vorangegangen   war  (vgl.  Robert  S.  86f.). 
Hagela!das,  Eallon,  Qorgias  sind  (was  doch  schwerlich  Alles  erst  dem  Pli- 
nins  zur  Last  fällt)  in  der  chronologischen  Tabelle  fast  um  ein  Jahrhundert 
zu  spät  angesetzt,  Eritios  und  Nesiotes  auch  noch  viel  zu  spät  als  Zeit- 
genossen des  Pheidias  (ein  Fehler,  den  der  mit  athenischen  Verhältnissen 
vertraute  Antigonos  schwerlich  begangen  hätte),  ebenso  Hegias,  und  der 
Irrthum  in  Bezug  auf  Hagelal'das  zieht  den  weiteren  nach  sich,  dass  nicht 
bloss  Myron,    was  möglich  ist,    sondern  entschieden  verkehrt  (s.  Robert 
S.  92—110)   auch    Polykleitos  (vgl.  Schreiber  S.  17)   hernach   §.  56.  67 
(vgl.  §.  10)  als  Schüler  desselben  bezeichnet  werden,  s.  Robert  S.  39 — 41. 
92  ff.    Auch  Myron  war  in  Wahrheit  wahrscheinlich  älter  als  Pheidias  und 
Polykleitos,  s.  Robert  S.  49  (.    Auf  Antigonos  aber  werden  wir  wiederum 
auch  die  fünf  Hauptmeister  der  Malerei  zurückzufiihren  haben,  unter  denen 
ApoUodoroB  zu  Pheidias,  Zeuxis  zu  Polykleitos,  Panrasios  zu  Myron,  Enphra- 
nor  zu  Pythagoras  und  Apelles  zu  Lysippos  das  Seitenstück  bildet,  s.  die 
Parallelübersicht  von  Plin.  XXXV.  §.  60 ff.  mit  XXXIV.  §.  64 ff.  bei  Robert 
S.  67—69.   Nicht  ungerügt  aber  darf  es  bleiben,  dass  Oehmichen  Sp.  1496 
auf  Grund  einer  einzigen  undeutlichen  Aeusserung  Roberts  S.  64  diesem 
die  Meinung   unterschiebt,   als   hätte  Plinius   den  X.  und  den  Antigonos 
noch  unmittelbar  benutzt,  während  doch  Robert  im  Uebrigen  wieder- 
holt seine   (nach  dem  Vorstehenden  freilich  auch  nicht  richtige)  Ansicht 


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518  ZwanugsteB  Capitel.    KnnstschrifUteller. 

Adaeos  von  Mytilene^^*)  scheint  sein  Werk  über  Bild- 
hauer, tcsqI  äyakiiatonomv^^^)  gleichfalls  noch  vor  dem  des 
Antigonos  abgefasst  zu  haben  ^^)y  wir  wissen  aber  sehr  wenig 
von  demselben^®)  und  nicht  mehr  von  einer  anderen,  doch  wohl 
von  demselben  Adaeos  verfassten,  vermuthlich  auf  Malerei  be- 
züglichen Schrift  xsqI  ÖLa^döscog^^).  Von  den  Epigrammen 
unter  dem  Namen  des  Addaeos  gehört  ihm  vielleicht  kein 
einziges  an*^). 

auf  das  Unzweideutigete  dabin  äussert  (S.  63—81.  83—91.  205,  vgL  23—26), 
dasB  derselbe  ancb  in  der  Malergescbicbte  XKXY.  §.  60—111.  122—134.  137 
aas  X.  dnrcb  Yarro,  ans  Antigonos  aber  (s.  S.  81  f.)  entweder  darch  ein 
anderes,  vor  der  Hand  nicht  näher  sn  bestimmendes  Mittelglied  oder  doch 
nur  im  Auszage  geschöpft  habe. 

16)  Dies  erhellt  aas  Plin.  XXXIV.  §.  62  am  Schluss  der  chronologischen 
Plastikertabelle  (s.  A.  14):  ceasaoit  deinde  (näml.  nach  Ol.  121)  ars  ac  ruftus 
Olympiade  CLVI  revixit,  s.  ürlichs  S.  32:  „Die  Lücke  ...  ist  dorch  den 
Abbrach  einer  schriftlichen  Quelle  za  erklären  (Brunn  Eünstlergesch.  L 
S.  604  £.  Löwy  Untersuchungen  S.  117.  Robert  Herm.  XIX.  S.  312),  und 
als  solche  ist  keine  geeigneter  als  die  Schriften  des  X.  und  Duris.  Die 
121.  Ol.  war  das  letzte  bestimmte  Datum,  welches  Plin.  in  seiner  .  .  .  (un- 
mittelbaren) Quelle  vorfand,  und  daraus  zog  er  in  seinem  nüchternen  Ver- 
stand den  Schluss,  dass  es  bis  Ol.  156  überhaupt  keine  Kunst  gab.  Viel- 
mehr hat  des  Plinius  Gewährsmann  Quellen  benutzt,  die  nur  bis  Ol.  121 
reichten".  Dass  Antigonos  weiter  hinabging  und  mindestens  noch  den  X. 
als  Künstler  mitbehandelte,  folgt,  wenn  adSers  die  A.  14  gebilligte  Be- 
obachtung des  jüngeren  Urlichs  stichhaltig  ist,  aus  Plin.  XXXIV.  §.  83 
(s.  A.  9).  Aber  wie  erklärt  es  sich,  dass  Plin.  hierin  einem  Gewährsmann 
folgte,  der  Antigonos  und  Polemon  nicht  herangezogen  hatte? 

16»-^)  Ath.  Xni.  606  a. 

17)  Danach  zu  urtheüen,  dass  in  dem  Titel  der  Gegenschrift  des  Pole- 
mon (s.  C.  17.  A.  28.  G.  22.  A.  158)  „wider  Adaeos  und  Antigonos'*  sein 
Name  vorangestellt  war.  Hiemach  konnte  er  sogar  schon  vor  Xenokrates 
geschrieben  haben.  Sicher  freilich  ist  eben  nur  die  Entstehung  dieser 
seiner  Schrift  vor  jener  Gegenschrift. 

18)  Nämlich  nur,  dass  hier  Stesikles  als  Urheber  einer  schönen  mar- 
mornen Jungfrauenstatue  im  Tempel  der  Hera  in  Samos  bezeichnet  war, 
s.  Ath.  a.  a.  0. 

19)  Nämlich  nur,  dass  in  ihr  auch  von  Trinkgeschirren  die  Bede  war, 
Ath.  XI.  471  f.  'Jdaios  d'  h  xotq  n^qi  Sut^ianog  to  avto  Xaiüßdvn  fHi^C- 
%Kiiov  slvai  %ol\  %aQ%riaiov.  Den  Titel  erklärt  Müller  F.  H.  6.  IIL 
S.  182  wahrscheinlich  richtig  so :  „i.  e,  dispositione  rerum  et  personarum  in 
picturi^*. 

20)  S.  darüber  Bergk  Poet,  lyr.«  S:  966  f.  II.*  S.  196  ff.,  dessen  Be- 
merkung „Addaeus  poeta  Mitylenaeus  nvilus  omnino  $>idetur  fuissef'  man  frei- 
lich die  Frage  entgegenhalten  darf,  ob  denn  der  Kunstforscher  Adaeos  von 


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AdaeoB.    Kallixenos.    Antigonos.  519 

Kallixenos  von  Rhodos^*)  verfasste  sein  Verzeichniss 
der  Male;  und  Bildhauer  (i^a)yQa(pc9V  te  xccl  aväQtavtonoimv 
avayQUipr^y  aus  welchem  sich  aber  Nichts  erhalten  hat**),  mög- 
licherweise auch  noch  vor  dem  kunsthistorischen  Werke  des  Anti- 
gonos. Denn  er  war  schon  unter  Ptolemaeos  Philadephos  er- 
wachsen**). Aber  freilich  eine  andere,  uns  bekanntere  Schrift, 
eine  Periegese  von  Alexandreia  (neQl  'Jks^avdQBlag)  in 
mindestens  4  Büchern*^),  welche,  wie  es  scheint,  höchst  lebendig 
und  anschaulich  schilderte*^),  hat  er  erst  unter  der  Regierung 
des  Philopator  (222—204)  veröflFentlifeht*«). 

Antigonos  von  Earystos  schloss  sich  in  seinem  schon 
früher*')  erwähnten  kunstgeschichtlichen  Werke  theilweise  dem 
Xenokrates  an*®),  machte  aber  ohne  Zweifel  mancherlei  Fort- 
schritte, zu  denen  ihn  namentlich  auch  sein  Aufenthalt  in  Athen 
befähigte*^).    Auch  ging  seine  Darstellung  weiter  in  die  jüngeren 

Mytilene  nicht  auch  Epigramme  gedichtet  haben  kann,  und  ob  man  sonach  be- 
rechtigt ist  das  einzige  Mal,  wo  bei  'Addaiov  der  Zusatz  Mitvlr^fuCov  steht, 
Anth.  P.  YII,  305,  mitBergk  'Addaiov  in  'Jlna^ov  zq  verwandeln,  aber  vgl. 
was  Wilamowitz  Ant.  y.  E.  S.  9.  A.  5  (mit  der  Selbstberichtigung  S.  387) 
hierüber  bemerkt.  Von  den  anderen  Epigrammen  gehören  VI,  228.  268.  IX, 
544.  X,  20  einem  jüngeren  'Adaiog  MansStov  um  Christi  Geb.,  auch  wohl 
YU,  694.  IX,  300.  803;  gut  sind  YII,  51.  288,  die  Bergk  wiederum  dem 
Alkaeos  von  Mji  beilegen  möchte;  Über  YII,  240  s.  Wilamowitz  a.  a.  0. 

21)  Ath.  Y.  196  a.  IX.  387  c.  XI.  474  e.  XY.  677  d  («  Fr.  2.  3).  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  56—66. 

22)  Wir  kennen  es  nur  aus  der  Angabe  von  Phot.  Cod.  161,  dass 
Sopatros  ans  demselben  einen  Auszug  machte. 

23)  Da  er  den  grossen  Festaufzng  unter  dessen  Regierung  offenbar  aus 
eigner  Anschauung  schildert,  Fr.  2  b.  Ath.  Y.   196  a  ff. 

24)  Ath.  Y.  196  a. 

25)  S.  die  beiden  grossen  Bruchstücke  1.  2  b.  Ath.  Y.  203  c  ff.  196affl 

26)  Fr.  1  b.  Ath.  Y.  203  e.    tov  teaaaQa%ovtri(frj  vavv  natec%evaaiv  6 

27)  C.  17.  A.  26-28. 

28)  Plin.  N.  H.  XXXY.  §.  68.  hane  ei  (näml  Parraaio)  gloriam  con- 
cessere  Antigonus  et  XenocrcUes  (d.  i.  wie  Brzoska  in  der  A.  36  anzu- 
führenden Diss.  S.  74  f.  richtig  bemerkt,  Xenokrates  bei  A.)  gut  de  pictura 
scripsere, 

29)  So  hat  Wilamowitz  a.  a.  0.  gezeigt,  dass  er  zuerst  nachwies, 
Ton  der  genau  von  ihm  beschriebenen  rhamnusischen  Nemesis  sei  Agora- 
kritos  und  nicht  Pheidias  der  Urheber,  und  dass  Deijenige,  welcher  ihm 
hierin  in  sehr  yerfehlter  Weise  widersprach,  Polemon  war,  s.  A.  14  und 
C.  17.  A.  28,  vgl.  ürlichs  S.  84 ff.  und  C.  22.  A.  178.  Wesshalb  ich  im 
Uebrigen  bei  dieser  allgemeinen  Bemerkung  stehen  bleiben  muss,  erhellt 


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520  Zwanzigstes  Capüel.    Ennstscliriftsteller. 

Zeiten  hinein'^),  und  sowohl  von  diesem  seinem  Werke  als  auch, 
von  der  Gegenschrift  des  Polemon  wider  dasselbe  lässt  sieh  allem 
Anscheine  nach  so  viel  mit  Bestimmtheit  behaupten'^);  dass  ,>Zu- 
theilung  von  Werken  an  diesen  oder  jenen  Künstler^  Trennung 
eines  Künstlers  in  zwei  verschiedene  oder  das  Gegentheil^  end- 
lich Schul  Verhältnisse  zum  Inhalt  jener  Schriften  gehörten"'*). 

Völlig  im  Dunkel  sind  wir  wenigstens  bis  jetzt  darüber,  an 
welchen  Eanstschriftsteller  sich  der  Kanon  der  zehn  olassischen 
Plastiker  Kallon  und  Hegesias  unier  den  archaischen  Meistern, 


ans  A.  14.  JedeDÜeJls  tritt  der  Standpunkt  seiner  eignen  Knnstbetrachtung 
in  ein  anderes  Licht  als  bei  Robert,  wenn  nach  dem  dort  Dargelegten  die 
von  Robert  dem  X.  zugeschriebenen  Eunsturtheile  bei  Plin.  vielmehr  von 
ihm  herrühren;  ob  aber  dies  neue  Licht  zu  einer  farbenreicheren  Schilderung 
genügt,  muss  die  Zeit  lehren.  Auch  die  Erzählung  über  Parrasios  bei  Ath. 
XII.  543  c.  d  ist  nicht,  wie  Robert  S.  79  meint,  aus  A.  geflossen,  sondern 
aus  Klearchos  (s.  A.  7  u.  C.  21.  A.  326).  Ath.  citirt  den  A.  allerdings 
mehrfach,  wie  schon  C.  17.  S.  47  bemerkt  ist,  aber  (da  die  Stellen  aus  der 
Epitome  hiebei  doch  nicht  in  Betracht  kommen  können)  nie  ohne  Namens- 
nennung und  stets  nur  seine  Philosophenbiographien,  nie  sein  kunst- 
geschichtliches Werk. 
80)  S.  A.  16. 

31)  Auf  Grund  der  Beobachtungen  von  Wilamowitz  und  Urlichs, 
s.  A.  14. 

32)  ürlichs  S.  41,  welcher  hinzufügt:  „das  sind  denn  auch  die 
Schmerzenskinder,  die  noch  heutzutage  die  kunstgeschichtliche  Forschung 
beschäftigen* ^  Auf  Lehrer-  und  Scbülerverhältnisse  achtete  nachweislich 
auch  schon  Duris,  s.  C.  21.  A.  326.  Aber  die  Vermuthung  von  Robert 
S.  83—90,  dass  die  Anordnung  der  Malergeschichte  ausdrücklich  nach 
Schulen  in  der  einen  Quelle  des  Plin,  XXXV.  §.  76—111,  nach  welcher  die 
erste  Periode  in  die  helladische  und  asiatische,  die  zweite  aber  in  die  at- 
tische, sikyonische  und  ionische  Schule  getheilt  wird,  bereits  die  des  A. 
gewesen  sei,  ist  unwahrscheinlich,  so  lange  man,  wie  Robert  selbst  S.  17 
ausdrücklich  thut,  daran  festhält,  dass  die  Eünstlerschulen  nach  dem  Vor- 
bilde der  Philosophonschulen  zusammengestellt  wurden.  Denn  wenn  die 
Rücksichtnahme  auf  die  letzteren  in  der  Geschichte  der  Philosophie  auch 
schon  weit  älter  war,  so  wurde  sie  doch  unsers  Wissens,  wie  schon  C.  19. 
S.  496  bemerkt  ist,  zur  eigentlichen  Grundlage  der  Darstellung  erst  durch 
Sotion,  der  nach  A.  schrieb.  Man  wird  also  einen  späteren  Ursprung  dieser 
Anordnung  annehmen  müssen;  mehr  lässt  sich  zunächst  nicht  sag^i,  zumal 
da  die  Frage,  ob  und  in  wie  weit  Plinius  ausser  Varro,  Mucianus  (s.Brieger 
S.  69  f.  Fnrtwängler  S.  62 — 66)  und  Pasiteles  noch  andere  unmittel- 
bare Quellen  benutzt  habe,  hier  nicht  berührt  werden  kann.  Dass  XXXV. 
§.  16  f.  66.  68  (zum  Theil).  161  f.  nicht  aus  einer  kunstgeschichtlichen 
Quelle,  sondern  ans  einem  der  vielen  Schriftsteller  nsQl  evfftifuitmv  stammen, 
erkannte  schon  Jahn  S.  136 fif.,  vgl.  Robert  S.  122—131. 


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AntigonoB  Ton  Earystos.  521 

Ealamis  und  Myron  als  der  beiden  Stufen  des  ferneren  Ueber- 
gangs^  Polykleitos,  Pheidias^  ÄlkameneS;  Demetrios,  Lysippos  und 
Praxiteles  und  der  zehn  classischen  Tafelmaler  ^)  Parrasios,  Zeuxis, 
Euphranor;  Protogenes,  Pamphilos,  Melanthios^  AntiphiloS;  Theon 
von  Samos  und  Apelles  anlehnte**),  welcher  yermuthlich  in  Per- 
gamon  nach  dem  Muster  des  gleichfalls  wahrscheinlich  dort,  und 
zwar  wohl  zu  Anfang  des  letzten  Viertels  vom  zweiten  Jahr- 
hundert^) entstandenen  Kanons  der  zehn  attischen  Redner^),  wir 
wissen  leider  nicht,  von  wem,  aufgestellt  ward,  aber  ohne  Zweifel 


38)  Dass  nur  diese  im  unterschied  zu  den  Wandmalem  gemeint  seien, 
macht  Robert  S.  71  ff.  (rgl  S.  27)  wahrscheinlich.    Vgl.  A.  36. 

34)  Antigenes,  an  den  Robert  S.  47  ff.  denkt,  and  dessen  ganse  Schil- 
demng  er  hierauf  gründet,  war  es  nach  A.  14  nicht.  Der  Nächste,  auf 
welchen  man  rai^en  könnte,  w&rePolemon;  aber  was  auf  das  Entschiedenste 
gegen  ihn  spricht,  liegt  auf  der  Hand:  Polemon  war  Antiquar,  nicht  Aesthe- 
tiker,  s.  G.  22.  A.  180.    üeberdies  aber  s.  A.  36. 

35)  Brzoska  De  canone  decem  oratorum.Atticoram,  Breslau  1888.  8. 
(Doctordiss.).    S.  8—68.  75—80.    Vgl.  C.  35.  A.  108. 

36)  Dass  dies  der  Ursprung  der  beiden,  also  auch  wohl  in  den  rhe- 
torischen und  nicht  in  den  künstlerischen  Kreisen  von  Pergamon  zusammen- 
gestellten, aber  ebendesshalb  in  einem  um  so  weiteren  umfange  für  die 
Folgezeiten  wirksamen  Gruppen  bei  Qnintil.  XII,  10,  7—9  und  3 — 6  nebst 
den  beigefOgten  Schilderungen  und  ürtheilen  ist,  und  dass  überhaupt  von 
den  pergamenischen  Rhetorenschulen  her  die  Sitte  aufkam  die  Meister  der 
Prosa  mit  denen  der  bildenden  Künste  zu  yergleichen  (s.  die  reichhaltige 
Stellensammlung  b.  Brzoska  S.  81—95),  hat  zuerst  Brzoska  S.  68—75 
(vgl.  S.  81 — 101)  ausgesprochen  und  mit  erheblichen  Wahrscheinlichkeits- 
grründen  erh&rtet.  Vgl.  auch  Robert  8.  51 — 56,  welcher  auf  diesen  Kanon 
der  Plastiker  auch  die  Aeusserung  über  die  Werke  des  Polykleitos  bei 
Strab.  Vni.  872.  rj  iihv  tixvji  %dXXicta  x&v  ccndvtmv,  nolvreXs^a  dl  %al 
lityid'ti  xmv  ^tidCov  ^Xsixoft^sva  und  Paus.  V,  10,  8.  'AX%afiivovg  dvÖQog 
f^Xmiav  xs  %atcc  ^BiSiav  %al  dewsgeCa  kvBy%a^ivov  aotpCaq  ig  noirjciv  dyaX- 
fidiTav  bezieht.  Nun  hat  aber  der  Malerkanon  bei  Quintil.  eilf  Namen:  um 
ihn  auf  die  Zehnzahl  zurückzuführen,  wollte  Brzoska  S.  70  Euphranor 
streichen,  aber  Robert  S.  71  ff.  nimmt  wohl  mit  Recht  an,  dass  vielmehr 
Polygnotos  zwar  als  grOsster  Maler  überhaupt  gelten  sollte,  jedoch  als 
Wandmaler  von  diesem  Kanon  ausgeschlossen  blieb  (vgl.  A.  38).  Dass  aber 
in  demselben  zwar  Praxiteles  zu  der  ihm  gebührenden  Ehre  gelangt  (ygl. 
A.  14),  dagegen  Skopas  auch  in  ihn  nicht  aufgenommen  ist,  darin  erblickt 
Robert  S.  47 f.  mit  Grund  ein  Zeichen  davon,  dass  dieser  erst  sp&ter,  erst 
in  der  augusteischen  Zeit  populär  ward.  —  Dass  es  übrigens  neben  diesen 
Zusammenstellungen  nach  der  Zehnzahl  auch  solche  nach  der  Siebenzahl 
gab,  deren  Ursprung  freilich  noch  mehr  im  Dunklen  liegt,  kann  keinen 
Zweifel  leiden,  da  Varro  den  Grundgedanken  seiner  Hebdomades  oder 
Imagines   (s.   bes.  Ritschi  Opusc.  III.  S.  508—592)    sicher   einem   oder 


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522  Zwanzigstes  Capitel.    Ennstsohriftsteller. 

bald  hernach y  und  zwar  indem  man,  wie  es  scheint^  aus  einer 
grösseren  Anzahl  der  von  jenem  Schriftsteller  besonders  ans- 
gezeichneten  Künstler  diese  kleineren  Gruppen  herauswahlte^**). 
Und  so  müssen  wir  uns  denn  hier  begnügen  den  ungemeinen 
Fortschritt  in  der  historischen  Erkenntniss'^®)  wie  in  der  ästhe- 
tischen Würdigung;  welcher  uns  in  dieser  Anordnung  entgegen- 
tritt, hervorzuheben:  es  ist  „das  unvergängliche  Verdienst*',  welches 
sich   die  pergamenische  Eunstforschung  in  ihrem  weiteren  Yer- 


mehreren  griechischen  Vorbildern  entlehnt  hat,  wenn  auch  die  Art  der 
DarcfafÜhning  ebenso  sicher  sein  Eigenthnm  ist.  Ebendieser  letztere  Um- 
stand macht  nun  aber  auch  die  Entscheidung  anmöglich,  ob  Varro  z.  B. 
seine  Liste  der  sieben  classischen  Erzgiesser,  falls  sich  dieselbe  auch  wirk- 
lich ans  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  54—71  herstellen  lässt  (sei  es  nun  Pheidias, 
PolykleitoB,  Myron,  Pythagoras  von  Bhegion,  Telephanes,  Praxiteles, 
Lysippos,  wie  Brunn  bei  Bitschi  S.  617  f.,  sei  es  Pythagoras  von  Samos 
statt  des  Praxiteles,  wie  Mercklin  ebendas.  S.  687 f.,  will,  s.  gegen  Letzteren 
Kitschi  S.  661  f.)  selbst  znsammengeordnet  oder  schon  in  seiner  QaeUe, 
d.  h.,  wie  wir  A.  14  sahen,  yermathlich  Antigenes,  vorfand;  ja  es  ist  sogar 
das  Erstere  wahrscheinlicher,  weil,  wie  ebendort  bemerkt  wurde,  der  natür- 
liche Eindruck  dieser  Stelle  der  ist,  dass  jener  Qnellenschriftsteller  viel- 
mehr nur  die  ffinf  ersten  §.  64—65  aufgezählten  und  beurtheilten  Männer 
als  die  obersten  Meister  bezeichnen  wollte. 

86^)  Dies  schliesst  Robert  S.  53ff.  68 f.  76 ff.  neben  anderen  um- 
ständen aus  dem  Auftreten  von  anderen  Künstlern  als  jenen  zwanzig  in 
Charakteristiken,  die  doch  alle  von  denselben  Gesichtspunkten  wie  den  bei 
jenen  verfolgten  ausgehen,  so  des  Kanachos  und  der  Maler  Timanthes, 
Aktion,  Nikomachos  bei  Cic.  Brut.  18,  70  neben  mehreren  aus  der  Zahl 
jener  Classiker,  des  Kallimachos  bei  Dionys.  v.  Halik.  de  Isoer.  8  neben 
Polykleitos,  Pheidias,  Kaiamis  und  bei  Plin.  XXXIV.  §.  92,  des  Timanthes 
und  Nikophanes  bei  Plin.  XXXV.  §.  73.  111.  Man  darf  freilich  fragen,  ob 
diese  Gesichtspunkte  denn  nicht  überhaupt  jeder  Kunstkritik  natOrlich 
sind.  —  üebrigens  vgl.  noch  die  Notiz  bei  Plin.  XXXV.  §.  60  über  den 
Aias  des  ApoUodoros:  quae  Pergami  spectatttr  hodie. 

36^)  Vergleicht  man  die  chronologische  Tabelle  bei  Plinius  (s.  A.  14), 
so  erscheint  der  dort  noch  ganz  fehlende  Kaiamis  hier  unter  den  Classikem 
der  Plastik;  Hegias  und  Kallon  sind  richtig  in  die  Zeit  vor  Pheidias  zurück- 
datirt,  auch  Myron  wohl  chronologisch  richtiger  angesetzt  (s.  A.  14.  Eobert 
S.  73).  Dass  aber  Zeuzis  und  Parrasios,  die  bei  Plin.  XXXV.  §.  61.  64 
in  OL  96, 4  (397)  verlegt  sind,  im  pergamenischen  Kanon  in  die  Zeit  des  pelo- 
ponnesischen  Elrieges  hinaufgerOckt  werden,  Letzterer  durch  Hinweis  auf 
Xen.  Mein.  III,  10,  1  (Quintü.  XII,  10,  4),  ist  nach  A.  14  etwas  anders  zu 
beurtheilen,  als  bei  Robert  S.  73  geschieht.  Ueber  Zeuxis  nämlich  findet 
sich  bei  Plin.  der  Zusatz:  a  quibiisdatn  fdUo  in  LXXXIX  Olympiade  posi- 
t%i8.  Diesen  richtigen  Ansatz  hatte  also  schon  Antigenes  gemacht,  Polemon 
verworfen,  der  Gewährsmann  des  pergamenischen  Kanons  wiederhergestellt. 


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AntigODOs  TOD  Earystos.  52 S 

laufe  erworben  hat,  die  einseitige  Yerehrnng  des  Lysippos^^  nach 
und  nach  überwunden  und  „die  unerreichte  Grösse  des  Pheidias 
wiedererkannt  und  zur  allgemeinen  Anerkennung  gebracht  zu 
haben«"^). 

Auch  von  dem  Urheber  des  mit  Daedalos  anhebenden,  will- 
kürlichen und  mit  vielen  historischen  Unrichtigkeiten^)  versetzten 
Diadochensystems  der  Plastiker  bei  Pausanias^^)  lässt  sich^^)  nur 
so  viel  feststellen;  dass  er  frühestens  ein  Zeitgenosse  des  Sotion 
war^)  nnd  nach  diesem  schrieb,  also  frühestens  im  Anfange  des 
zweiten  Jahrhunderts^^),  und  dass  auch  er  bei  der  einseitig-par- 
teiischen Tendenz  seines  Systems  im  Interesse  der  attischen 
Eunst^)  wohl  ohne  Zweifel  den  pergamenischen  Kreisen  ange- 
horte.    Im   Uebrigen   kennen   wir   ihn    so   wenig   als   den   Ur- 


87)  S.  A.  14.        37b)  Robert  S.  110. 

88)  S.  Robert  S.  4—11. 

89)  I,  21,  4.  26,  4.  27,  1.  II,  4,  5.  16,  1.  22,  6.  82,  6.  III,  17,  ^.  V, 
17,  1.  2  (vgl.  Robert  S.  111—114).  20,  2.  VI,  19,  14.  VII,  4,  6 ff.  6,  6.  9. 
VIII,  16,  8.  86,  2.  46,  2.  6.  68,  8.  IX,  8,  2.  11,  4.  86,  3.  89,  8.  IK,  17,  4. 
Ausserdem  vgl  V,  17,  4.   VI»  8,  6  und  dazu  Robert  S.  14. 

40)  Wiederum  aus  dem  A.  82  geltend  gemachten,  hier  in  verstärktem 
Masse  zutreffenden  Grunde. 

41)  Robert  S.  17f.  40.  66  f.  90,  welcher  vielmehr  wiederum  fälschlich 
den  Antigonos,  wenn  auch  mit  einer  gewissen  Zurückhaltung,  in  ihm  ver- 
muthet,  verwickelt  sich  dadurch  noch  obendrein  in  einen  Widerspruch  mit 
sich  selbst,  den  er  selber  S.  66  „nicht  mit  Sicherheit  lösen  zu  können**  ge- 
steht: „im  Daedalidenverzeichniss  ist  Eallons  Platz  drei  Generationen  hinter 
Daedalos,  d.  h.  im  9.  Jahrhundert,  im  Kanon  ist  er  Zeitgenosse  des  Hegias". 
In  Wahrheit  ist  die  Sache  sehr  einfach:  man  hat  hieraus  eben  zu  folgern, 
dass  beide  auf  verschiedene  Schriftsteller  zurückgehen,  von  denen  beiden 
keiner  Antigonos  war.  Ebenso  muss  Robert  S.  18  ff.  22 f.  selbst  einräumen, 
dass  von  Allem,  was  die  Daedalidengenealogie  bei  Paus,  enthält,  bei  Plin. 
keine  Spur  ist,  woraus  er  doch  vielmehr  hätte  schliessen  sollen,  dass  der 
Urheber  derselben  weder  zu  den  unmittelbaren  noch  zu  den  mittelbaren 
Quellen  des  Letzteren  gehört.  Ganz  anders,  aber  nicht  richtiger  urtheilte 
Robert  früher  Herm.  a.  a.  0.  S.  818. 

42)  Hiemach  könnte  er  zur  Noth  noch  vor  dem  Erscheinen  der  at- 
tischen Periegesen  des  Polemon  oder  kurz  nachher  ohne  Eenntniss  der- 
selben geschrieben  haben,  eine  Annahme,  welche  sich  darch  die  Bemer- 
kungen von  Robert  A.  M.  S.  14 ff.  empfiehlt.  Indessen  hat  es  zu  allen 
Zeiten  Schriftsteller  gegeben,  welche  theil weise  den  Fortschritten  ihrer 
Zeit  folgen  und  theilweise  weit  hinter  denselben  zurückbleiben,  zumal  da, 
wo  ihre  Tendenz  nach  einer  systematischen  „Mache"  (s.  Robert  Herm. 
a.  a.  0.)  ihnen  im  Wege  stand. 

48)  S.  darüber  Robert  A.  M.  S.  4 f. 


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524    Zwanzigstes  CapiteL    Eunstscliriflsteller.    Pamphilos.    Melanthios. 

heber  der  ganz  eigenartigen  Beschreibung  der  delphischen  Lesche 
des  Polygnotos**). 

Von  Polemon  ist  später*^)  zu  reden*^.  üeber  Pamphilos, 
Melanthios,  Apelles  s.  die  Nachträge*  Aus  ungewisser  Zeit 
sind*'): 

Artemon,  welcher  jcsqI  icnyQa^pmv  schrieb**),  schwerlicli 
der  schon  oben*^)  behandelte  Grelehrte  aus  Easandreia,  yielmehr 
wohl  ein  früherer,  der  ältsten  Diadocheuzeit  angeh5riger  Maler '^); 

Menodotos,  der  gleichfalls  über  Maler  handelte ^^)*, 

Theophanes,  welcher  ntsgl  yQatpixtjg  schrieb*^*),  wahr- 
scheinlich ein  Anderer  als  Theophanes  von  Mytilene,  der  später^ 
zu  besprechende  Freund  des  Pompeius^). 

Pasiteles,  entschieden  der  bedeutendste  Meister  der  plasti- 
schen Kunst  in  seiner  Zeit^^),  d.  h.  in  der  des  Pompeius^^,  aus 

44)  Paus.  X,  25—31  nebst  anderen  von  Paus,  ebendorther  entlehnten 
Stücken,  s.  y.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  389  ff.  Die  Möglichkeit, 
dass' dieser  Schriftsteller  Polemon  war,  kann  fi-eilich,  wie  es  scheint,  nicht 
in  Abrede  gestellt  werden,  aber  mehr  als  diese  blosse  Möglichkeit  ist 
wenigstens  bis  jetzt  meines  Erachtens  nicht  bewiesen  und  l&sst  sich  wohl 
auch  schwerlich  beweisen,  vgl.  C.  22.  A.  187.        46)  C.  22. 

46)  So  weit  es  nicht  A.  9.  14.  17.  29.  31.  82.  86  <*  schon  geschehen  ist. 

47)  Furtwängler  S.  86  nennt  noch  Apollodoros  auf  Grand  von  La.  Di. 
VI,  101  (im  Homonymenverzeichniss) :  ni(Mtog  xal  ?xTog  (Mivmnog)  fo- 
YQatpot'  fiifi^ritat  9'  dfifpovigav  'AnolXodmqog.  Sollten  aber  hier  nicht  die 
XQovmci  des  Atheners  Apollodoros  gemeint  sein?  Ferner  der  sonst  nirgends 
genannte  Menandros,  gut  de  lihoreutiSy  näml.  scripsit  (Plin.  N.  H.  Ind.  XXXIII), 
ist  yielleicfat  nur  durch  Dittographie  aus  Menaechmos  (s.  A.  2)  entstanden, 
8.  Detlefsen  Philologus  XXVIII.  1869.  S.  111.   FurtwÄngler  S.  39.  A.  1. 

48)  Artem.  Fr.  18  (Müller  F.  H.  G.  IV.  S.848)  b.  Harpokr.  noXv^vatog. 

49)  C.  19.  S.  611  f. 

60)  Plin.  N.  H.  XXXV.  §.  189.  Brunn  Gesch.  der  griech.  Künstler  IL 
S.  284.    So  Müller  u.  Furtwängler  a.  a.  0.  0. 

61)  La.  Di.  II,  104  (im  HomonymeuTerzeichniss) :  rgtünaiSsfiatog  (Ugi- 
otiitnog)  S<oyQdq>og  'Ad^vaiog,  vnhQ  ov  yQdq>si  Mrpf69oTog.  Vielleicht  ist 
dies  der  Samier,  und  dann  gehört  er  vielleicht  nicht  hieher,  s.  C.  21,  A.  622. 

62)  La.  Di.  a.  a.  0.  tsüaaQsaytaiSs'naTog  'EtpfCiog  itoyQcttpogy  ov  (isfivrjtai 
Geo(pdv7ig  iv  zm  negl  ygatpixTjg.        68)  C.  88. 

64)  So  urtheilen  Müller  a.  a.  0.  IIL  S.  316  (Fr.  17)  u.  Furtwängler 
a.  a.  0. 

56)  Varr.  b.  Plin.  N.  H.  XXXV.  §.  166.  Brunn  Gesch.  der  griech. 
Künstler  I.  S.  696  f.  699  ff.  Eingehend  handelt  auch  über  ihn  die  Mono- 
graphie über  seinen  Schüler  Menelaos  Ton  Kekul^  Die  Gruppe  des  Künstlers 
Menelaos  in  der  Villa  Ludovisi,  Leipzig  1870.  8. 

66)  Plin.  XXXin.  §.  130.  Pompei  Magni  aetate,  §.  166.  circa  Pömpei 
Magni  aetatem. 


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Apelles.  Artemon.  Menodotos.  Theophanes.   Pasiteles.  525 

Grossgrieehenlasd  gebürtig,  gelangte  wahrscheinlich  noch  als 
Enabe  zum  romischen  Bürgerrecht  durch  die  allgemeine  Erthei- 
lung  desselben  87  v.  Chr.  an  die  dortigen  Städte '^^  und  yerfasste 
eine  Schrift  über  die  vorhandenen  Kunstwerke  der  Plastik  und 
Malerei  in  5  Büchern,  welche  jedenfalls  von  Plinius  unmittelbar 
und  zwar  in  sehr  ausgedehntem  Masse  benutzt  ist^)  und  den 
Titel  entweder  tcsqI  ivdö^ov  oder  nsQl  d'aviutöiav  x<xta  Jtäöav 
Tfiv  olxoviidvriv  igymv  geführt  zu  haben  scheint ^^),  also  jeden- 
falls wohl  eine  periegetisch- topographische  Anordnung  befolgte, 
aber  sich  dabei  doch  wohl,  wie  schon  der  grosse  Umfang  wahr- 
scheinlich macht,  in  manchen  Excursen  ergingt). 

Die    rein    periegetischen    auf   bildende    Kunst    bezüglichen 
Schriften    können    von    dem    Abschnitt  über   die   periegetische 


67)  Plin.  XXXVL  §.  40.  nai\M  hie  in  Graeeia  Itäliae  ora  et  eivitaU 
Bomana  dotuUus  cum  his  appidis,  welcher  ferner  noch  von  einer  grossen 
Lebensgefahr  erzählt,  in  die  P.  einmal  gerielh:  acddit  ei,  cum  in  navali' 
bus,  übi  ferae  Africanae  erant,  per  caveam  intuens  leonem  caelaret,  ut  ex 
aiia  cavea  panthera  erumperet  non  levi  periculo  düigentissimi  artificis.  Ans 
§.  36  erhellt,  dass  er  noch  33  in  Eom  thätig  war,  s.  Brunn  a.  a.  0.  8.  595  f. 
wonach  denn  Brieger  S.  35  seine  Geburt  etwa  um  100  setzt. 

58)  Er  erscheint  im  Quellenverzeichniss  zum  33.  bis  36.  B.,  und  zwar 
in  dem  zum  34.  am  Schlüsse,  in  dem  zum  35.  an  der  Spitze  der  griechi- 
schen Anctoren  über  die  bildenden  Künste.  Müsste  man  daraus  mit  Brunn 
Cornelias  Nepos  und  die  Ennsturtheile  bei  Plinias,  Sitznngsber.  d.  philos.- 
hist.  Gl.  der  Münchner  Akad.  1875.  I.  S.  312  und  Fnrtwängler  S.  38  f. 
schliessen,  dass  dort  die  yoraufgehenden,  hier  die  nachfolgenden  Anctoren, 
die  ja  freilich  von  Plinins  nicht  nnmittelbar  benatzt  sind,  in  ihm  enthalten 
waren,  also  dort  anch  Xenokrates  nnd  Antigenes,  so  müsste  sein  Bach 
anch  geradeza  eine  Art  Eünstlergeachichte  enthalten  haben,  was  doch  bei 
der  topographischen  Anlage  desselben  kaam  denkbar  ist.  S.  indessen 
A.  60.  Non  geht  ja  aber  der  Antheil  des  Antigenes  am  34.  B.  erwiesener- 
massen  (s.  A.  14)  wenigstens  theilweise  yielmehr  anf  Yarro  zaruck.  Dass 
die  Kennzeichen,  mittels  derer  Jahn  S.  124  and  Brieger  S.  36  f.  69  das 
Eigenthnm  des  P.  aasscheiden  wollten,  trüglich  sind,  hat  Furtwängler 
S.  89  f.  gezeigt,  aber  auch  die  eignen  Versuche  Fartwänglers  S.  40—62, 
über  die  man  ebendesshalb  bei  ihm  selbst  nachlesen  möge,  erwecken  mir 
kein  genügendes  Yertranen,  so  fein  nnd  beachtenswerth  sie  aach  sind. 

.  59)  Plin.  XXXV.  §.  39.  Fasiteles  qm  quinque  vchtmina  scripsit  nohilium 
opcfum  in  toto  orbe.  Ind.  XXXIII.  qui  mirahilia  opera  scripaü.  Ind.  XXXIV. 
qui  de  mirahilibus  operilms  scripsit.    Jahn  S.  124  f. 

60)  So  gelangt  Fartw&ngler  S.  43  zu  dem  yielleicht  richtigen  £r- 
gebniss,  dass  „die  locale  Gmndanordnong  ihn  nicht  hinderte  gelegentlich 
anch  einen  Ueberblick  über  die  gesammte  Thätigkeit  eines  Künstlers  za 
geben'*. 


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526  Zwanadgates  Capitel.    EoiiBiBchrifteteller. 

Schriftstellerei  überhaupt  nicht  gesondert  werden  ^  und  es  ist 
daher  für  sie  auf  diesen  zu  verweisen,  ebenso  in  Bezug  auf  die 
in  das  Gebiet  der  Musiktheorie  im  eigentlichsten  Sinne  und  in 
das  der  Baukunst  einschlagenden,  so  weit  sie  genauer  der  Me- 
chanik angehören,  in  den  Abschnitt  über  die  Mathematik.  Im 
üebrigen  wissen  wir  von  den  Schriftstellern  über  Baukunst 
nicht  mehr  als  höchstens  einzelne  Namen  ^^).  Glücklicher  sind 
wir  dagegen  jedenfalls  daran,  so  weit  es  sich  um  Vocal-  und 
Instrumentalmusik  und  Tanzkunst  und  die  Geschichte  dieser 
musischen  Künste  handelt.  Denn  wir  sind  über  zwei  der  be- 
treffenden Schriftsteller,  Aristokles  und  luba  in  dessen  Ssa- 
TQiXTj  [6T0Q(a,  genauer  unterrichtet,  lieber  den  Letzteren  jedoch 
kann  erst  später  (C.  33)  gehandelt  werden. 

Aristokles ^^)  lebte,  wie  es  scheint,  in  Alexandreia,  jeden- 

61)  Denn  die  bei  Vitrav.  VII.  Praef.  12  f.  aufgeführten  schrifUtellern- 
den  Architekten  scheinen  sämmtlich  der  voralexandrinischen  Zeit  anza- 
gehOren;  wenigstens  lässt  es  sich  von  denen  unter  ihnen,  von  welchen  wir 
überhaupt  noch  etwas  mehr  wissen,  sehr  leicht  nachweisen.  Ob  aber  ein 
Gleiches  auch  von  allen  den  mintia  nohües  gilt,  welche  praecepta  symme- 
triarum  eonscripsertmt,  uii  Nexaris  Theocydes  DemophUos  PöUis  Leonidas 
Silanion  Melampus  8arnacu8  Euphranor  (§.  14),  ist  eine  andere  Frage,  aber 
von  ihnen  allen  ist,  so  weit  mein  Wissen  reicht,  uns  sonst  Nichts  be- 
kannt Auch  Hermogenes  aber  wird  lY,  8,  1  ausdrücklich  noch  mit  zu 
den  antiqui  architecti  gezählt,  gehört  also  nicht  hieher.  Bei  PUd.  N.  H* 
Ind.  XXXV  erscheint  Metrodorus  qui  de  architectonice  scripsit, 

62)  Müller  F.  H.  G.  IV.  8.  329—832.  Bapp  De  Aristocle  in:  De  fon- 
tibus,  quibus  Athenaeus  in  rebus  mnsicis  lyricisque  enarrandis  usus  sit, 
Leipz.  Stud.  VIII.  1886.  S.  87—107  und  Aristocles  et  Trjpho  ebendaselbst 
S.  134—139.  Wenn  die  Vermuthung  von  Meineke  Exerc.  crii  in  Athen. 
II.  S.  86,  welcher  M.  Schmidt  Didjm.  S.  25  und  Bapp  S.  91  beitreten, 
richtig  ist,  dass  in  der  zerrütteten  Stelle  bei  Erotian.  Lex.  Hippocr. 
p.  82 ,  7  ff.  Klein  (bei  welcher  Bapp  die  späteren  Bemerkangen  von 
M.  Schmidt  Aus  Wiener  Handschriften,  Wiener  Sitzungsber.  XXI.  1866. 
S.  269  ff.  Der  Brief  des  Aristeas  in  Merx  Archiv  III  [vgl  G.  88.  A.  11]. 
S.  7  und  die  von  Klein  unbeachtet  gelassen  hat;  vgl.  auch  C.  14.  A.  187  f.) 
tmv  d^  yQafi>fucTi%mv  ovx  icxiv  oettg  iJXoyiiiog  tpavelg  jucQr^Xd'e  thv  &ifdQa 
(näml.  * Inno%qdxri)  «  t¥  xal  yaq  h  dvaSi^aiiuvog  uvtov  Eitpoi^lmv  nacav 
ianovSaüe  Xi^iv  i^rjyi^aaad'ai  did  ßißUav  ?£,  negl  iv  yeyQd(paciv  'j(fiüto%Xrjg 
nal  'jQiazotiag  (über  die  Varianten  s.  Klein  z.  d.  St.;  ob  'jQiatiag  zu 
schreiben  sei,  was  Bapp  ohne  Weiteres  festhält,  ist  äusserst  fraglich,  wie 
denn  Schmidt  selbst  diese  seine  Meinung  zurückgenommen  oder  doch  an- 
gezweifelt hat,  eher  yielleicht,  wie  er  hernach  vermuthete,  'JifiatotiXrjgy 
8.  Klein  z.  d.  St.)  ot*P6dioi,  ixi  9\  'jQ^taQxog  *  *  xcel  ^stä  navtag  'Av* 
xlyovog  %al  JidvyLog  ot  'AU^avö^f^Cg  dieser  A.  gemeint  sei,  so  war  er  aa> 
Rhodos  und  seines  Zeichens  ein  Grammatiker,  s.  A.  70.  78.  76.   Die  Worte 


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Aristoklei.  527 

falls  nach  und  sogar  wohl  beträchtlich  nach  der  Regierung  des 
Ptolemaeos  Physkon  (145— 116) ^•),  also  frühestens  um  das  zweite 
Drittel  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.,  aber  auch  wohl  nicht 
später^)  und  schrieb  ein   mindestens   8  Bücher ^^)   umfassendes 


hl  Sh  AffiataQXogj  dievor^re^l  c5v — *Podiot  überliefert  sind,  hat  M.  Schmidt 
Did.  S.  24  wohl  mit  Becht  hinter  die  letzteren  hinabgerückt.  In  der  Lacke 
vor  »al  yag  aber  scheint  nach  p.  31,  7  fif.  von  Xenokritos  aus  Eos  die  Rede 
gewesen  zu  sein,  so  dass  dieser  unter  avtov  zu  verstehen  ist  Vgl.  C.  12.  A.  111. 
68)  Bei  Ath.  IV.  174  c  ff.  heisst  es  von  der  Wasserorgel:  'AXB^avdQitog 
ifftlv  TiHsSanov  8V(fT,(ia,  Tiov^iag  xr^v  tsivt^v  Ktrjü/ßiog  S*  avtm  ovofia. 
itfto(fBC  dl  tovTO  'AQi0to%lT,g  (Fr.  12)  iv  xm  ntql  xoq£v  ovtmoC  nmg  liymv  . . . 
„%ai  tpccüi  xovxo  evQTia^ai  vno  Exr^ciß^ov  yiovQimg  ivxav^a  olxoüvxog  iv 
x^  'AauBvdia  inl  xo^  devxigov  EveQyexoVj  duxitQiipai  xi  tpa9$  fisy aXwg, 
xovxopI  oiif  %al  xriv  avxov  SiSd^ai  yvvaCna  Satda,  Dazu  bemerkt  r.  Wila- 
mowitz  bei  Kaibel  z.  d.  St.  sehr  richtig:  „Ctesibius  tonsor  diversus  a 
mechanico  Hedyli  aequali*',  s.  die  folgenden  Worte  Tqvtptov  ij^r.  111  V.)  9' 
iw  xqixoi  mql  ovonactav  .  .  .  (s.  C.  30.  A.  365)  avyygatpai,  tpriol  ntgl  x^g 
ifSgavlBog  Kxrja^ßiov  xov  (trixoivt'MV  und  XI.  497  b— e.  So%st  Sh  imevonoiTi' 
^sivai  (näml.  x6  (vxov)  vno  nQ<6tov  xov  ^iXadilfpov  ÜxoXeiiaiov  ßacilimg, 
(pOQTjiutxa  yiveo^ai  xmv  'A^aivörig  sl%6vcov  .  .  .  '^Hdvlog  ö*  iv  iniyQäfinaat 
nsgl  xov  ytaxaanevccöd'ivzog  vno  Kxtjaißiov  xov  iiTjxaviTLOv  (vxov  fivrifiovBvcav 
tpnaC'  yyimqonoxtti  .  .  .  ro  (vxov  al9oirjg  Ösijx*  ÜStx* 'Agaivorig  .  .  .  all'  il 
Kx^aißCov  cotpov  svQtfia  xi'sxs  xovxo  Sbvxb,  vioi^  vrjm  xmdB  naQ*  'Agaivor^g, 
und  Roh  de  De  lulii  Pollucis  in  apparatu  scaenico  enarrando  fontibus 
(Leipzig  1870).  S.  42.  A.  2  nnd  Bapp  (der  an  sich  S.  110  die  Worte 
IV.  176  c  ff.  ganz  richtig  verstanden  hat)  S.  88  ff.  irren,  indem  sie  in  Folge 
der  unerwiesenen  Annahme,  der  bei  Ath.  XIV.  686  f  angeführte  Apollo- 
doros  iv  x^  ngog  xr^v  'AQiaxonXiovg  iniaxoXT,v  civxiyQa<py  sei  der  Athener 
(s.  A.  72)  mit  Volk  mann  (zu  Flui  de  mns.  S.  150)  in  der  erstgenannten 
Stelle  %q6xov  statt  dsvxigov  schreiben  wollen.  SoUte  jene  Annahme  sich 
wirklich  beweisen  lassen,  so  würde  dies  vielmehr  verhÄngnissvolle  Folgen 
für  die  Chronologie  des  Atheners  Apollodoros  im  Sinne  von  G.  F.  Unger 
(s.  C.  27.  A.  21)  haben.  Wenn  Bapp  S.  90  ferner  über  jene  Stelle  be- 
merkt: „istud  iv  x^  'AanBvdCa  poteht  ex  eiua  mente  dictum  esse,  qui  latidat 
AristoeUm*' ,  so  ist  dies  gerade  nicht  nnmOglich,  aber  doch  wenig  wahr- 
scheinlich. Jedenfalls  war  nach  derselben  Aspendia  ein  Vorort  von  Alezandreia. 

64)  Wenn  Erotian.  a.  a.  0.  diesen  A.  meint,  so  lebte  er,  wie  es  scheint 
(durch  die  Umstellnng  Schmidts,  s.  A.  62,  wird  dies  etwas  unsicher),  vor 
Didymos.  Und  wenn  nach  der  ansprechenden  Vermuthong  von  Bapp 
8.  126—134,  der  ganze  Abschnitt  bei  Ath.  XIV.  633  f— 637  f  stanune  im 
Wesentlichen  aus  Didymos  (s.  C.  80.  A.  338),  richtig  ist,  so  folgt  aus  ihr 
ein  Gleiches  nach  A.  68.  Ob  dagegen  die  eben  (A.  63)  angef.  Worte  des 
Tryphon  als  Polemik  gegen  A.  zu  fassen  sind  und  also  Ath.  diesem,  das  Citat 
aus  Letzterem  über  den  Barbier  Ktesibios  verdankt,  ist  keineswegs  so  sicher, 
wie  Bapp  S.  184 ff.  annimmt,  s.  Cohn  PbiloL  Anz.  XVIL  1887.  S.  466  f. 

65)  Das  8.  citirt  Ath.  XIV.  630  b  (—  Fr.  9). 


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528  Zwanzigstes  Capitel.    Konstscliriftsteller. 

Werk  TtsQl  xogäv,  dem  wir  neben  vielen  anderen  interessanten 
Nachrichten^^)  fast  Alles  verdanken;  was  wir  über  die  Hüarodie 


66)  Bei  Müller  stehen  nnr  diejenigen  Fragmente  ans  Ath.,  in  denen 
A.  ausdrücklich  genannt  ist,  nämlich  ausser  Fr.  9  noch  XIY.  620  d  {iv 
ngoaTO)  «.  x-  =  ^^'  ^  ^®hst  621  b  —  Fr.  8).  620  b  {iv  tA  n.  %-  —  Fr.  10). 
I.  22  a  C^QictoKXfig  —  Fr.  11).  IV.  174  b  flF.  (—  Fr.  12,  b.  A.  68).  VgL  C.  6. 
A.  11  ff.  In  Fr.  7  heisst  es  nach  den  dort  A.  16  angef.  Worten:  natceXiyBt 
Sh  0  'AQunoxlrjg  xal  tovoSs  iv  xm  neql  novai%rjg  ygatpav  iis'  ^yiiaymSog' 
ovTog  icxiv  6  avxbg  xm  XvatmS<p  (620  e),  aber  s.  Bapp  8.  98:  „in  duobusne 
igitur  diversis  libris  A.  egit  de  hüarodis,  ambobuB  auUm  Athenatus  m9U8 
est?  crtdi  vix  polest:  quare  E.  Bohde  in  docHssima  de  Poüueis  fonHbus 
commentatiane  (p.  43.  n.  1)  a  librariis  perperam  Aristodis  nomini  adseriptum 
putcU  tüulwm,  g[uem  deberent  Ariatoxeno  .  .  .  fartasse  recte,  nisi  libri  nsql 
XOQav  pars  fuere  maioris  nsQl  ii^oveixrjg  operis*';  damit  verträgt  sich  jedoch 
nicht  die  seltsame  Behaaptnng,  welche  in  Bezug  auf  die  sunächst  sich  an- 
schliessenden Worte  'Agitnoi^vog  Si  q)rjCi  xov  fihv  dvdifsCä  xal  yv94u%Bia 
^Qoamita  vnoxQivofttvov  nccymSbv  %alt icd'ai,  xov  dh  ywatnsia  dvdQBÜng  lo- 
aitoSov  xd  Sl  avTtt  (lilrj  adovoi  %al  xatla  ndvxcc  9*  iüxlv  ofLota  derselbe 
Bapp  8.  100  aufstellt:  „Aristoxeni  de  magodis  lysiodisque  senientia  perUnet 
usque  ad  verba  dvögsiotg  lvei<pS6v,  iam  continuatur  Aristodis  oratio  iüi  ad- 
versantis:  in  sequentibus  de  sola  magodia,  non  de  lysiodis  sermo  fit  secun- 
dum  Aristodis  sententiam,  qui  contra  Aristoocenum  non  diversas  esse  has 
artes  itidicat".  Im  Oegentheil,  aus  dem  Folgenden  621  b — d  erhellt,  dass 
A.  ebenso  wenig  beide  Künste  für  einerlei  hielt  wie  Aristoxenos,  und 
somit  ist  zwar  jenes  obige  'Agicxo^ivog  verkehrt,  aber  auch  nicht  in  'Aqi- 
axoTil^g  zu  ändern.  Dass  A.  den  Aristoxenos  benutzte,  folgt  nun  schon 
aas  diesen  Bruchstücken  (s.  ausser  dem  eben  Angefahrten  das  direct  be- 
weisende 12.  «-  174  c),  Bapp  8.  98  ff.  182  hat  aber  nach  theilweisem  Vor- 
gang von  Bohde  a.  a.  0.  8.  48.  A.  1  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich 
gemacht,  dass  er  die  mittelbare  Quelle  für  Ath.  auch  im  grüssten  Theil 
von  I.  c.  89f.  (21d— 22d,  wo  Bapp  22  a  mit  Schweighäuser  tpri9t  f. 
tpccal  schreibt,  jedoch  22  a.b.  pLB^vmv  —  eidoig  yB  mit  Recht  ausschliesst),  ja 
auch  schon  von  c.  87  f.,  XIV.  c.  12>-16  (620  a— 622  d,  jedoch  jedenfalls 
mit  Ausschluss  von  620  f.  ri%(uiiaB  —  621b  und  wohl  auch  des  nächstvoran- 
gehenden 620  e.  6  Sl  *Javi%ol6yog  —  %ivaiSoXoyog^  Tgl.  0.  7.  A.  1.  9,  und 
von  621  f.  Sxi  dh  HutvovQyovüi  —  622  a.  vBondxxvxov  ^),  vielleicht  auch  17 
(622  d  — 628  e,  s.  A,  76),  jedenfEtlls  endlich  28—80  (680  b  — 681  e  mit  Aus- 
nahme von  681  a.  b.  ri  dl  %w^*  iQiidg  —  6(f^iovg  (v^fiovg  und  b.  msts  %al  — 
dvatpigicd-m)  und  wohl  auch  c.  42  f.  687  f  —  689  a  überhaupt  war.  Daraus 
ergiebt  sich  denn  sein  eignes  reiches,  wenigstens  grösstentheils  unmittel- 
bares Qnellenmaterial,  wie  Phillis  und  Chamaeleon  xbqI  Alo%vXov  (I.21e.f), 
Earystios  (s.  C.  26.  A.  64),  Chamaeleon  nBifl  £xrj9ix6^0Vj  Lytanias  x^l 
idfißonomv  (s.  C.  12.  A  102),  Dikaearchos  'Olviuemogy  lason  h  xQ^xtp  näm- 
lich des  B^og  "EXXddog,  s.  C.  82.  A.  48  (620  b  ffL),  8osibio8  und  Semos 
(621d  — 622d,  s.  C.  21.  A.  400  ff.  C.  22.  A.  825),  Philochoros  (680  f.  687  f, 
s.  Bapp  8.  101),  Menaechmos  (637 f.  688a),  Timomachos  (688  a),  Phainias 


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Aristoklös.  629 

und  die  Magodie  wissen^'),  und  einen  vielleicht •^)  an  einen  ge- 
wissen Apollodoros  gerichteten  Brief  gleichfalls  über  musische 
Gegenstände.  Von  diesem  Briefe  ist  uns  Nichts  erhalten  ^^),  wohl 
aber  bei  Athenaeos^  aus  welchem  auch  beinahe  allein  unsere 
ganze  Kunde  über  das  Werk  xsqI  xoqov  stammt  ^^)y  ein  über 
musikalische  Instrumente  handelndes  Bruchstück  aus  der  ,,6egen- 
schrift"  ebendieses  Apollodoros'^),  welcher  vielleicht  ein 
Musiker  von  Fach  war'*).  Von  einer  dritten  Schrift  jcsqI  tcoi- 
rixixfig  steht  es  nicht  so  fest^   ob   ihr  Verfasser  der  nämliche 


(688  b),  Telekleides  (689  a),  Klearchos  (689  a),  Aristoxenos  (s.  auch  22  b. 
630  e),  und  zwar  meistens,  wie  es  scheint  (s.  Bapp  S.  102),  dessen  Jjvy- 
ngiüsis  (631  d.e),  doch  anch  nsgl  avXmv  nal  oqydvmv  (174  c),  nnd  femer 
führt  Bapp  (S.  96  f.)  630  b  fiP.  vielmehr  auf  die  Schrift  nt^l  xqayi%ri9  o^x^'- 
<reo9ff  Eurück.  Indessen  kann  möglicherweise  Einiges  hieven  erst  von  dem- 
jenigen späteren  Schriftsteller,  ans  welchem  Ath.  diese  Auszüge  entnahm 
(Dionysios  von  Halik.  dem  Jüngeren?  s.  G.  80.  A.  388),  hinzugethan  sein. 

67)  S.  C.  6.  A.  11  ff. 

68)  So  gewiss,  wie  Meineke  Analecta  ad  Ath.  S.  809  glaubt,  ist  dies 
nicht:  eine  'Avxiyqufpri  gegen  einen  Brief  konnte  auch  wohl  von  Einem  ge- 
schrieben werden,  an  welchen  dies  litterarische  Sendschreiben  nicht  ge- 
richtet war,  und  zwar  ebenso  gut  nach  dem  Tode  wie  bei  Lebzeiten  des 
Empfängers,  wie  G.  F.  Unger  Die  Chronik  des  Apollodoros,  Philolbgus 
XLI.  1882.  S.  617  bemerkt. 

69)  Doch  s,  A.  71. 

70)  Mit  Recht  vermnthet  Müller  IL  S.  182.  IV.  8.  832,  doss  in  dem 
Bruchstück  über  die  ^Aautg  genannte  Kithara  bei  Bekk.  Anecd.  I.  p.  451, 
81  ff.,  wo  es  heisst:  Jov^tv  Sh  'äQitnotÜTjg  q>fial  Xiysiv  nicht  mit  Hnlle- 
man  an  einen  jüngeren  Aristoteles  zu  denken  oder  JovQig  dh  'jQiaxoteXTiv^ 
sondern  '^Quito%lfig  herzustellen  ist,  s.  Bapp  S.  92ff.  Ebenso  unzweifel- 
haft ist  bei  Prokl.  in  Plat.  Tim.  27  A  die  Verbesserung  von  Bergk  und 
nach  ihm  Eose  Aristo t.  pseudep.  S.  619  'AQiatoHXijg  (wiederum  für  'Aq^cto- 
tiXrjg)  b  ^Podiog,  aber  nicht  ebenso  sicher  ist  es,  ob  hier  derselbe  A.  ver- 
standen ist,  und  über  und  gegen  die  sonstigen  von  Rose  a.  a.  0.  S.  616 
gesammelten  Stellen  ist  auf  Bapp  S.  9öf.  zu  verweisen,  welcher  S.  96  f. 
auch  die  Vermuthung  Müllers  IV.  S.  387  widerlegt,  dass  vielleicht  bei 
Ath.  I.  20  d  'AgiCTOfdrig  statt  'AQiaT6vi%og  zu  schreiben  sei.  Doch  s.  auch  A.  77. 

71)  Ath.  XIV.  686  f.  UnoXXoSaqog  iv  rj  «(fbg  triv  'AgtmoxXiovg  iniaxo* 
Xriv  dvTiygatpy,  Von  dort  her  mag  auch  das  unmittelbar  voraufgehende 
Citat  des  Duris  und  so  (vgl  A.  69)  mittelbar  aus  A.  stammen,  s.  Bapp  8. 98. 

72)  Meineke  a.  a.  0.,  der  ihn  für  den  becübmten  Grammatiker  aus 
Athen  hält,  und  dem  Roh  de  und  Bapp  (s.  A.  63)  nicht  hätten  ohne 
Weiteres  folgen  sollen,  hat  nicht  bedacht,  dass  dies,  wie  Müller  IV.  S.  332 
bemerkt,  chronologisch  unmöglich  ist,  so  lange  man  daran  festhält,  dass 
dieser  in  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  und  der  von  A.  an- 
geführte Etesibios  unter  Physkon  lebte. 

SüBKioBL,  grioch.-alex.  Litt.-Oe8ch.  I.  34 


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530  ZwaDzigstes  CapiteL    Kunst^chriftsteller. 

Aristokles  war'*),  und  ein  Gleiches  gilt  yon  einer  vierten,  auf 
das  hippokrateische  Lexikon  des  Euphorion'^)  bezüg- 
lichen'^)  und   ToUends  yon   einer  fünften  tcsqI  dLaXsxtcDv''^^, 

78)  Ammon.  'Em%7i9eios.  jiQKTTOiilrjg  b  *P6Siog  iv  %<6  nB(fl  noirjxix^g, 

74)  Vgl.  C.  14.  A.  187  f. 

75)  £8  kommt  nämlich  darauf  an,  ob  der  musiache  Schriftsteller  A. 
dieselbe  Person  mit  dem  Grammatiker  aus  Rhodos  war,  was  Müller  lY. 
S.  829.  Anm.  leugnet,  dagegen  Meineke,  Schmidt,  Bapp  S.  90  f. 
(s.  A.  62)  und  Rose  a.  a.  0.  S.  615  behaupten.  Jedenfalls  bestreitet  Bapp 
lediglich  in  Folge  seiner  falschen  chronologischen  Annahmen  (s.  A.  68)  mit 
unrecht,  dass  dieser  rhodische  Grammatiker  derselbe  sei  mit  dem  als 
solchen  yon  Strab.  XIV.  655  erwähnten:  ZiyUaq  6  yQa(ifiaTi%6g  »al  'Agi- 
aT0%X7Jg  o  Ha^'  rjfAäg  (wo  das  hcc^'  ijfucg  lediglich  den  Gegensata  zu  Si- 
(Uag  bildet).  Diese  Zeitangabe  nun  schliesst,  wie  Rose  bemerkt,  nicht 
ans,  dass  derselbe  doch  noch  um  ein  gutes  Stück  älter  an  Jahren  als 
Strabou  war,  und  sie  steht  mithin  auch  der  Einerleiheit  dieses  Rhoders 
mit  dem  musischen  Schriftsteller  nicht  schlechthin  im  Wege.  Andrerseits 
aber  verliert  fast  Alles,  was  Bapp  S.  91.  99  ff.  zur  Stütze  dafür,  dass  der 
Letztere  mit  dem  bei  Erotian.  a.  a.  0.  erwähnten  Grammatiker  derselbe 
sei,  jede  feste  Grundlage  durch  die  völlige  Unsicherheit,  ja  beinahe  ün- 
wahrscheinlichkeit  der  Herstellung  von  'Agietiag  für  'jQiCTOtiag  an  letzterem 
Orte,  B.  A.  62.  Es  wird  auf  diese  Weise  bedeutungslos,  dass  bei  Ath. 
XIV.  628  d  *AQiatiag  iv  x&  nsQl  %i/^aQ(pSmv  erscheint,  und  wenn  die  beiden 
Grammatiker  A.  und  Aristeas  bei  Varr.  L.  L.  X,  74  (der  auch  X,  10  den 
Ersteren  anführt)  zusammen  genannt  werden,  so  steht  doch  hier  zwischen 
Aristeae  und  Äristoclis  noch  Aristodemi.  Die  Schrift  nsgl  noiriaxtig  freilich 
passt  sehr  gut  auf  den  musischen  Schriftsteller;  sie  mit  Müller  vielmehr 
dem  von  Dionys.  v.  Hai.  de  Diu.  8  erwähnten  Rhetor  zuzuschreiben,  dar 
gegen  spricht  entschieden  das  beigefügte  b  'PoSiog.  Auf  alle  Fälle  ist  kein 
Grund  von  dem  rhodischen  Grammatiker,  mag  er  nun,  was  man  wenigstens 
bis  auf  Weiteres  dahingestellt  lassen  muss,  mit  dem  musischen  Schrift- 
steller einerlei  sein  oder  nicht,  von  denjenigen  zu  unterscheiden,  welchen 
l^ikan.  z.  T,  220  (218)  anführt;  ob  man  aber  aus  dieser  Stelle  auf  einen 
Homercommentar  schliessen  darf  oder  ob  er  diese  Satzconstruction  ge- 
legentlich in  einer  anderen  Schrift  vortrug,  ist  fraglich,  vgl.  A.  76.  Auch 
den  Rhetor  aber,  wie  Schmidt  a.  a.  0.  S.  25  ohne  Weiteres  thut,  mit 
dem  Ghrammatiker  zusammenzuwerfen  ist  doch  sehr  bedenklich. 

76)  Der  VerfMser  kann  der  Rhoder,  kann  aber  auch  ein  später  leben- 
der gleichnamiger  Grammatiker  gewesen  sein,  da  die  Schrift  zuerst  von 
Herodian.  n.  dix^.  p.  870  Lehrs  p.  18,  16  Lentz  (*»  de  cath.  pros.  p.  526,  1 
Lentz)  erwähnt  wird.  S.  femer  Et.  M.  u.  Gud.  Kvii^a  (Sohol.  Oppian.  HaL 
1,  228).  Gramer  Anecd.  Gx.  I,  281,  28.  III,  299,  1.  Vgl.  Pseudo-Drak. 
de  metr.  p.  41,  16  Herrn.  (Eon  z.  Greg.  Cor.  p.  17  Sohäf.).  Stände  es  frei- 
lich so  fest,  wie  Müller  a.  a.  0.  S.  829.  Anm.  ohne  Bedenken  annimmt,- 
dass  die  von  Nikanor  citirte  Interpunction  (s.  A.  75)  in  dieser  Schrift  vor- 
getragen sei,  so  würde  man  sich  freilich  für  Ersteres  zu  entscheiden  haben; 
aber  dies  ist  doch  vielmehr  mindestens  äusserst  zweifelhaft 


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Aristokles.    Aristeas.  531 

und  gar  bei  dem  Wunder  buch ''^,  der  Schrift  über  die 
Giganten^")  und  der  über  das  Heiligthum  in  Hermione''^) 
lässt  sich  hierüber  nicht  einmal  eine  Yermuthung  wagen  ^). 

Aristeas^  welcher  jcsqI  xäv  XL^agpdäv  schrieb,  ist  aus 
völlig  ungewisser  Zeit^^). 

Ueber  Menaechmos  s.  C.  21,  über  Istros  C.  19  z.  E.  21. 

77)  Fr.  8  b.  Stob.  Flor.  LXIV,  37.  'A^iaroiiliovg  iv  a  üaQadd^av. 
Dazu  gehört  Tielleicht  Fr.  4  (»  Fr.  3  Böse  a.  a.  0.)  b.  Scbol.  Find.  OL 
VII,  66.  Vgl.  Westermann  Paradozogr.  8.  XXIV  f.  161.  Bei  Aelian. 
N.  A.  XI,  4  stehen  yier  Distichen  des  A.,  in  denen  die  Demeter  von  Her- 
mione  angerufen  wird  (■=-  Fr.  6  M.  Fr.  8*  B^),  allerdings  paradoxogra- 
pbischen  Inhalts,  aber  Schol.  Theoer.  XV,  64  (»  Fr.  8  E.)  wird  Ugiato- 
xiXrig  iv  t&  mql  ^Egfitovrig  tsQov  angeführt,  und  die  wahrscheinlichste  Ver- 
besserung ist  anch  hier  wieder  die  von  Müller  IV.  S.  880  f.  *AQuno%l^g. 
Derselbe  Fehler  wiederholt  sich  aber  Tielleicht  anch  Schol.  Apoll.  Eh. 
rV,  978.  'Aqicxoxilrig  iv  TsXitaCg  (»  Fr.  10  B.),  und  möglicherweise  hat 
aUo  Böse  S.  619  (zu  Fr.  8*)  darin  Recht,  dass  die  Schrift  nsgl  ^EQUMvtig 
tiQov  nur  ein  Theil  der  TbI^xuI  gewesen  sei  und  auch  Fr.  9  B.  (bei  Prokl. 
a.  a.  0.,  s.  A.  70)  aus  letzteren  stamme,  und  da  nun  in  diesem  Bruch- 
stück b  ^PoSiog  beigefügt  ist,  so  müsste  dann  wer  den  Bhoder  A.  für  den 
musischen  Schriftsteller  hält,  dem  letztgenannten,  wie  Rose  thut,  auch 
die  Tslstai  suweisen.  Aber  das  heisst  doch  immer  von  Neuem  Hypothese 
auf  Hypothese  bauen. 

78)  Fr.  6  (7*  R.)  bei  Phot.  Miv»a.   'A.  dl  iv  x^  nB^l  yiyavxmv, 

79)  S.  A.  77. 

80)  Anderer  Ansicht  freilich  ist  Rose  S.  615£,  der  alle  mythologi- 
schen und  auf  Sacralalterthümer  bezüglichen  Schriften  des  A.  für  Werke 
des  Musikschriftstellers  erklärt,  aber  nicht  die  77a^^o£a,  und  welcher 
dessen  Namen  noch  an  verschiedenen  anderen  Stellen  für  den  des  Aristo- 
teles setzt  (vgl.  A.  70).  Mir  scheinen  eher  (vgl.  A.  77)  gleich  Müller 
IV.  S.  329  der  Mythograph  und  der  Paradoxograph  die  nämliche  Person 
und  deijenige  A.  zu  sein,  welcher  bei  Clem.  Strom.  VI.  629  A  unter  den 
Ausbeutern  des  Amelesagoras  genannt  wird.  *lxaXi%a  des  A.  erscheinen 
nur  bei  Pseudo-Plut.  ParalL  min.  25.  41  {iv  xQixa)  *-  Fr.  1.  2,  haben 
also  in  Wirklichkeit  wohl  nie  existirt,  und  ein  Gleiches  gilt  von  'Aqicxo' 
WXijff,  wofür  wieder  mit  Böse  'A^iexoTiXfig  zu  setzen  sein  wird,  iv  d'  xbqX 
noxecpnov  bei  Pseudo-Plut.  de  fluv.  25,  5.  p.  91  Hercher  (»  Fr.  1  Rose). 

81)  S.  A.  62.  75. 


34» 

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532  CinimdzWantigsies  Capitel.    Geachtchtschreibimg. 

Einundzwanzigstes  Capitel. 

Die  Oeschichtschreibnng  mit  AnsscUnss  des  Polybios  bis  in 
die  zweite  Hälfte  des  zweiten  Jahrlmnderts. 

Die  Geschichtgehreibung  der  alexandrinischen  Periode  litt 
schwer  unter  den  Einflüssen  der  Rhetorik  und  noch  mehr  unter 
der  Fabel-,  Klatsch-  und  Anekdotensucht  dieser  Zeiten,  unter  der 
Freude,  die  man  an  historischer  Grellmalerei  hatte,  und  unter 
der  romanhaften  Art,  in  welcher  fast  alle  Geschichtschreiber  von 
Alexandros  dem  Grossen  ihre  Aufgabe  zu  erfüllen  für  gut  fanden 
und  damit  ein  sehr  übles  Beispiel  gaben.  Dennoch  ward  auch 
von  Polybios  ganz  abgesehen  manches  höchst  Achtbare  auf  diesem 
Gebiete  geleistet.  Sehr  üblich  wurden  unter  diesen  Umständen 
auch  Sagengeschichten  einzelner  Städte  oder  Landschaften,  nament- 
lich der  engeren  Heimat  des  Verfassers,  sei  es  dass  die  Dar- 
stellung, wovon  sich  aber  kein  einziges  wirklich  sicheres  Beispiel 
nachweisen  lässt,  hiebei  stehen  blieb  ^),  sei  es  dass  sie  sodann 
auch  die  wirkliche  Localgeschichte  bis  in  die  Gegenwart  hinab 
verfolgte.  Seit  Hellanikos  war,  wie  es  scheint,  diese  Art  von 
Schriftstellerei  ausser  Brauch  gekommen,  aber  schon  zu  den  Zeiten 
des  Alexandros  war  sie  zu  neuem  Leben  erwacht*). 

Menaechmos  von  Sikyon^)  war  vermuthlich  schon  unter 
Alexandros  als  Schriftsteller  aufgetreten,  da  sein  Ilvd'ixog^) 
schon  von  Aristoteles  in  dessen  Yerzeichniss  der  pythischen 
Sieger  benutzt  und  berichtigt  zu  sein  scheint*).  Andrerseits  wird 
er  ausdrücklich   in  die   Diadochenzeit  versetzt*)   und   wird   also 

1)  80  dass  sie  also  nicht  sowohl  in  das  Gebiet  der  QeBcLiohtschreiboDg 
als  vielmehr  der  Mythographie  gehörte. 

2)  Dass  schon  aus  diesen  die  Msy ttQi%ä  des  Dieochidas  stammen, 
zeigt  Wilamowitz  Homer.  Unters.  8.  240  f.,  und  ein  Gleiches  gilt  wohl 
anch  von  den  MUTiaia%a  des  Maeandrios. 

8)  F.  G.  Eiessling  De  Menaeohmo  Sicyonio  et  Hieronymo  Cardiano, 
Zeitz  1880.  8.  (Steht  mir  nicht  za  Gebote).  C.  Müller  ^Scriptores  remm 
Alexandri  Magni  (hinter  Arrian.  ed.  Daebner),  Par.  1846.  8.  145  f. 

4)  Fr.  11  b.  SchoL  Find.  Py.  IV,  818,  wo  freilich  nur  MhaixiM}s 
citirt  wird. 

6)  Anon.  (Hesych.)  Ind.  oper.  Aristot.  No.  123.  üv^iovUug  ßißXiov  ä, 
iv  a  MivccixiJiov  h(%ri(tBv.     Vgl.  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  182. 

6)  Snid.  Mivaixi^og  Uixvmviog^  vCog  'JX%ißiov  ij  'Aliußuidovy  tavo^ixog. 
yiyove  Sh  inl  tmv  diadoxoiv,  iyqaipBV  tatOQ^av  xriv  xoctä  xov  MttneSova 
'Ali^avdQov,    Vgl.  ßrieger  De  fönt.  libr.  .  .  .  N.  H.  Plin.  8.  27.  A.  6. 


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Menaeohmos.    Marsyas.  533 

wohl  in  der  That  auch  noch  in  den  Anfängen  derselben  schrift- 
stellerisch thätig  gewesen  sein.  Wir  kennen  von  ihm  ausser  deni 
IIv^Lxög  noch  eine  Geschichte  des  Alexandros'),  eine  Local- 
geschichte  seiner  Heimat  von  der  eben  bezeichneten  Art  Uc- 
xvmvixd^  und  ein  Werk  tcbqX  rE%vixAv,  aus  welchem  uns 
allerlei  Nachrichten  über  Geschichte  der  Poesie  und  der  Musik 
und  musikalischen  Instrumente  erhalten  sind^).  Ob  er  aber  der- 
selbe mit  dem  3)lastischen  Künstler  dieses  Namens  war,  welcher 
auch  über  seine  Kunst  schrieb  ^^),  erscheint  zum  Mindesten  im 
höchsten  Grade  zweifelhaft"), 

Marsyas  aus  Pella^*),  Sohn  des  Periandros,  etwa  zu  der- 
selben Zeit  mit  Alexandros,  also  ungefähr  355  geboren,  jüngerer 
Bruder  oder  genauer  wohP^)  Halbbruder  des  etwa  20  Jahre 
älteren  Antigonos,  zusammen  mit  Alezandros  erzogen  ^^);  be- 
fehligte späterhin  306  in  der  Seeschlacht  bei  Kypros  gegen 
Ptolemaeos  unter  Demetrios  Poliorketes  das  MitteltreflFen^*)  und 
schrieb  eine  makedonische  Geschichte  von  deren  Anfingen 
ab  in  10  Büchern,  so  wie  ein  Werk  über  die  Erziehung  des 
Alexandros^*). 


7)  Fr.  1  b.  Steph.  v.  Byz.  TriXitpioq.        8)  Fr.  2—4. 
9)  Fr.  5—9,  fast  alle  bei  Ath. 

10)  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  80.  Menaechmi  vitulus  genu  premitur  repli- 
cata  cerviee:  ipseque  MenaechmiM  scripsit  de  sua  arte  (—  Fr.  10).  Vgl. 
Ind.  XXXIII.  XXXIV  und  C.  20.  A.  2. 

11)  Ebenso  artheilt  Müller  Scr.  AI.  S.  146,  anders  Brieger  S.  26  f., 
aber  dass  ein  Bildhaner  in  jener  Zeit  zngleieh  ein  solcher  Polyhistor  ge- 
wesen wäre,  ist  nicht  besonders  wahrscheinlich. 

12)  Ritschi  De  Marsyis  remm  scriptoribns  (Bresl.  1886.  4),  Opnso.  I. 
S.  449—470.  Geier  Alexandri  M.  historiarum  scriptores  aetate  snppares, 
Leipzig  1844.  8.  S.  818—840.  Campe  Marsyas,  Pfailologns  IV.  1849. 
S.  180-134.    Müller  a.  a.  0.  S.  40-44. 

18)  Wie  Schweighauser  Ind.  anct.  Ath.  u.  d.  W.  Mars,  vermuthete, 
da  der  Vater  des  Antigenes  vielmehr  Philippos  genannt  wird  (Arrian.  Anab. 
I,  29,  6.    Pseudo-Lukian.  Macrob.  11). 

14)  Snid.  MaQOvag  TJsQiavdQWf  TJslXaiog,  [atoQi%6g  (die  folgenden  Worte 
ovrog  8h  tjv  nQoxegov  y^afificctodiSaanaXog  beruhen  auf  irgend  einer  Con- 
fusion)  xtfl  dStXtpog  'Avriyovov  xov  fiera  Tavta  ßaaiXevaavtog  ^  ü'övrgotpog 
Sl  *AXs^avS(fOv  tov  ßaüiXiwg, 

15)  Diod.  XX,  6,  4.  %€ttä  fiiarjv  Sh  xriv  xa^iv  xa  iXtkiiaxa  xmv  a%afpmv 
^0xrj6tv  (näml.  Jrifu^XQiog) ,  &v  rjyovvxo  Bsfi^ümv  xf  o  Zdfuog  xal  Magovag 
6  xdg  ManeSovixdg  ngdisig  avvxcc^dftsvog.  Vgl.  Droysen  Hellenism.  II*,  2. 
S.  128  ff. 

16)  Said,  föhrt  fort:   iyga^i  Max^dovixd  iv  jJe^Xi^^s  Si%a'  fJQ^axo  Sh 


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534  Einnndzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

Onesikritos*')  von  Astypalaea  oder  Aegina^^),  Schüler  des 
KjDikers  Diogenes  ^^)  zusammen  mit  seinen  beiden  Söhnen  Philiskos 
und  Androsthenes^),  muss  sonach  schon  in  vorgerückterem  Alter 
gewesen  sein,  als  er  den  Alexandros  auf  dessen  Zuge  begleitete, 

dno  Tov  n^toTov  ßaaiXivcavrog  MansSoifcav  xal  ^itQOfjXd'sy?  Müller)  (t^xQt. 
tfjg  'AlB^dvSgov  tov  ^iXCnnov  knl  trjv  ZvQiav  itpodov  neta  tr^v  'AXsiavdgeiag 
%xlciv'  [Urrtxa  h  ßi^XCoig  t^']'  xal  avrov  'AXiidvSqov  ayoayijv,  8.  Bern- 
hardy  z.  d.  St.  Im  7.  B.  der  Ma%BSovi%d  (Fr.  6  b.  Harpokr.  MvQxavov) 
stand  er  nocli  bei  Philippos,  und  doch  wird  er  bei  Harpokr.  *AqtinC(ßv  and 
Magyltrig  (Fr.  8)  iv  nifintm  xmv  nsgl  'AXi^avÖgov  und  UXB^dvSqov  citirt. 
Von  den  dieserhalb  von  Ritschi,  Droysen,  Geier,  Müller  aufgestellten 
Hypothesen  ist  die  eine  immer  gewagter  als  die  andere  (s.  die  übersicht- 
liche Zusammenstellung  bei  Campe).  Am  Einfachsien  wäre  es  freilich 
diese  beiden  Gitate  mit  Bit  sohl  S.  466  ff.  auf  den  jüngeren  Marsyas  yon 
Philippi  zu  beziehen,  aber  dies  ist  sehr  unwahrscheinlich,  und  so  erscheint 
noch  am  Wenigsten  künstlich  die  Annahme  Ton  Campe,  die  10  Bücher 
makedonischer  Geschichte  hätten  in  Wahrheit  bereits  mit  dem  Tode  des 
Philippos  geschlossen,  eine  Fortsetzung  aber,  die  Geschichte  des  Alexan- 
dros, mit  der  sehr  umfänglichen  ayooyif  beginnend,  so  ausführlich  angelegt, 
dass  sie  im  5.  B.  noch  nicht  über  dessen  erstes  Hegierungsjahr  hinaus- 
gekommen, sei  yielmehr  dasjenige  Werk  gewesen,  welches  denn  auch  schon 
mit  der  Gründung  von  Alexandreia  (831)  abgebrochen  habe. 

17)  M.  H.  E.  Meier  Art.  Onesicritus  in  d.  EncykL  y.  Ersehn.  Gruber. 
Geier  S.  74—108.  Müller  S.  47—67.  Campe  Onesikritus,  a.  a.  O. 
8.  126—- 128.  Lilie  De  Onesicrito  scriptore  Alexandri  Magni,  Bonn  1864.  8. 
(Doctordiss.).    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  I*.  S.  877  ff. 

18)  La.  Di.  VI,  84.  rovtov  o^  fihv  ACyivi^vriv,  JrjfiL'qtQMg  Sh  6  Mdyptjg 
'AcTvnaXia  q>r}civ.  VgL  VI,  76  (A.  20).  Aelian.  N.  A.  XVI,  89  (=-  Fr.  7). 
'O.  6  'AatvnaXai8'6g.  Arrian.  Ind.  18,  9.  UatfmtcXatevg  (s.  A.  21).  Ob  er, 
wie  Meier  glaubt,  später  nach  Aegina  übergesiedelt  war  oder  ob  seine 
Heimatsstadt  auf  Aegina  Astypalaea  hiest,  wie  Lilie  8.  6  nach  Herod. 
VI,  89  yermuthet,  ist  ziemlich  gleichgültig. 

19)  Nach  seiner  eignen  Aussage  Fr.  10. b.  8trab.  XV.  716.  koI  Jioyi- 
vrig^  ov  xai  avr^  dngodüaito  (ygl.  A.  20).  La.  Di.  VI,  84.  tiSv  iXXoy£(Mav 
Jioyivovg  (ladifirmv,  Plut.  Alex.  66  (ob  Fr.  10).  ijv  (piXoüotpog  x&v  Jioyivst 
xm  %vvi%^  avvsaxoX€i%6t(ov,  De  fort.  Alex.  I.  10.  881 E.  tov  Jioyhovg  tov 
%vv6g  (uxdTjTriv. 

20)  La.  Di.  VI,  76.  Xiystai  yovv  *Ovfi6i%(^x6v  xwa  Alyivritrfp  niyiipai 
8 lg  'A^vag  SvoPif  ovtotv  vtotv  xov  ^teQOv  'AvdQOit^ivrjif ,  ov  dnovcavta  Jto- 
yivovg  avx6^i  nQOOfABivai.  tov  d'  in'  aithv  xal  tov  Utegov  dnoaxBiXcu  tov 
ngeaßvtSQOv  <^iUa%ov  tov  n^onifqfiivov  (§.  78,  s.  C.  2.  A.  62),  6fioü»g  dl 
%al  TOV  ^dicxov  %ataaxB^^vai,  to  tgixov  avxov  d(pt%6ft8vov  iinjdhv  fj;xxov 
cwstvai  xotg  nattl  (pi,Xoeo<povvtcc.  Suid.  (^iXia%og  Alyivi^g^  dg  %axd  d'iav 
iXd'mv  tmv  *AdifjV€tl<ov ,  dxovaag  Jwyivovg  itpiXoü6(priaev,  b  dh  tovxov  neettjg 
dnioxBiXev  in  a^ov  tov  dSsXtpSvy  xal  tavxov  ina^B  %a\  ovTog,  xffl  h  ira- 
xriq  ndXiv  in'  diitpottQOvg  iXd'mv  itpiXo^otprjcB  nal  avtig. 


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Onesikritos  tod  Astypalaea.  535 

Er  war  Obersteuermann  bei  der  Expedition  des  Nearchos  ^^),  zeigte 
sich  in  dieser  Stellung  als  ein  sehr  beherzter  Mann^')  und  wurde 
nach  der  Rückkehr  gleich  Nearchos  vom  Eonige  bekränzt ^^).  Seine 
panegyrische  und  romanhafte**),  nach  dem  Vorbilde  von  Xeno- 
phons  Kyrupaedie**)  yer&sste  Geschichte  des  Alexandros*®) 


21)  Plat.  Alex.  66.  ^yffM>W  filv  NiaQ%ov  änodei^ag^  a^xmvßsQvrjtriv 
S'  *OvJieC%(fitov.  Vgl.  de  fort.  AI.  a.  a.  0.  'Ovri9l%qtto9  ...  Ztt  agxovxa 
xmv  xvßsQVTJtmv  HutiarrjaBV  ^tto  nlsiovav  [atogritat,  Arrian.  Anab.  VI,  2, 8. 
VII,  20,  9.  (8.  A.  29).  Cnrt.  IX,  88.  X,  2.  Schon  yorher  hatte  er  in  gleicher 
Eigenschaft  auf  dem  Schiffe  des  Königs  gedient,  Arrian.  Ind.  18,  9.  xrjg  dl 
avxov  'AlB^dvSfiOV  VBog  nvßeQvrJTtig  ^y.  VgL  Anab.  VII,  6,  6  (A.  23).  Lnkian. 
de  m.  Peregr.  26.  l  UU^dvdQOv  xvßsQvritrig,    Strab.  XV.  698  (s.  A.  24). 

22)  Er  trieb  den  Nearchos  yergeblich  an  auch  Arabien  ta  umschiffen, 
wofttr  ihn  dieser  thdrioht  nannte,  Arrian.  Ind.  82,  9  ff.    Anab.  VII,  20,  9. 

28)  Arrian.  Anab.  VII,  6,  6.  inl  xovroig  Sh  Nsuqxov  int  t^  mginlm 
.  .  .  iatetpdvmce '  %al  yicQ  %al  oitog  dfpiyf^ivog  iiSrj  ig  Eovca  ^v  *  inl  xov- 
xoig  dh  'Chrjc{%Qixov  x6v  xvßB^vi^xriv  xrjg  vec^g  xijg  ßaütUnrlg, 

24)  QelL.  IX,  4,  8.  Strab.  XV.  698.  'O.  ov  av%  'AXB^ccpdQOV  fMllov  rj 
xAv  nccifad6i<ov  dgxt^^vßBffinixri^  ngocBlnoi  xig  av.  ndvxBg  ^khv  yccQ  ot  nBgi 
UXi^avdQOV  x6  d'ccvfiaaxov  dvxl  xdXrfiovg  dnedix<n^o  (imUov,  vnsQßdXlBa^ai 
91  do%Bt  xovg  xoiovxovg  i%Bivog  x^  xBQaxoXoyC^.  Vgl.  jedoch  das  yiel  mil- 
dere Urtheil  H.  p.  70.  'O.  Sl  %al  Niagxog  xal  dXXoi  xoiovxoi  nagonfjBXXiiovxBg 
ifjSTi  (8.  A.  149.  C.  22.  A.  30).  Plut.  Alex.  46  H  Fr.  6).  Lukian.  de  hist. 
sor.  40.  Arrian.  Anab.  VI,  2,  8.  VII,  18,  6  (8),  s.  A.  27.  28.  29.  Da  wir 
immerhin  nnr  yerhältnissm&ssig  wenige  Fragmente  besitzen,  so  ist  jeder 
Versnob  dies  Urtheil  zn  widerlegen,  wie  ihn  Lilie  S.  28ff.  angestellt  hat, 
Yon  yornherein  hinfäUig.  Was  er  allein  beweisen  konnte  und  wirklich  be- 
wiesen hat,  ist  nnr,  was  Niemand  bestreitet  (vgl.  Strab.  698,  welcher  fort- 
föhrt:  XiyBi  d'  oiv  x«l  nid'ovd  %al  fiVTqftfjg  d^ia,  Saxa  %al  dniatovvxa  fii} 
nuQsX^Brv  avTcc),  dass  0.  auch  manches  Wahre  berichtete,  und  dass  sich 
solches  auch  imter  dem  scheinbar  Uebertriebnen  oder  Fabelhaften  befand, 
nnd  dass  endlich  anch  yon  dem  wirklich  Fabelhaften  ohne  Zweifel  Manches 
nicht  yon  ihm  erfanden,  sondern  nnr  nacherzählt  war.  Die  offenbare  Lüge 
über  den  Besuch  der  Amazone  bei  Alexandres  Fr.  6  (vgl.  A.  28.  89.  96. 
817)  vermag  selbst  Lilie  nicht  hinwegzndenteln,  nnd  diese  allein  genügt 
vollauf,  um  jenes  Urtheil  zu  bestätigen. 

26)  So  viel  wird  man  wohl  aus  dem  seltsamen  Bericht  b.  La.  Di.  VII, 
84  abnehmen  dürfen:  ioixB  Si  xi  ofioiov  nBnov^ivai  ngbg  ^Bvoipmvxa.  i%Bi' 
vog  n^v  yaQ  Kvqco  avvBaxgdxBvaBv ,  ovxog  91  'AXB^dv9(f(p'  xdxBtvog  fisv  neu- 
9B{av  KvQOv^  o  9h  nmg  UXi^av9gog  IjX'^  yiygccfpB^  %al  o  p^hv  iy%miiiov 
Kvifov^  S  91  'AXBid99Qov  nBnoiri%B,  %al  r^  BQfirjvB^^  91  TcagotnXi^ai^og ,  nXrjv 
oxi  mg  dn6yQa<pog  i|  dgxBxvnov  9bvxbqbvbi, 

26)  Der  Titel  ist  unbekannt,  Arrian.  Anab.  VI,  2,  3  sagt:  iv  xfj  üvy- 
ygatp^,  ijvxiva  vnlg  'AXB^dv9QOV  üvviygafpB,  Pseudo- Lukian.  Macrob.  14. 
xd  nBQl  'AXBidv9QOV, 


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536  Einnndzwanzigstes  Capitel.    GeBchiohtachreibmig. 

begann  er  noch  bei  dessen  Lebzeiten  ^^)^  vollendete  sie  aber  erst 
später  am  Hofe  des  Lysimachos^),  wie  wenigstens  Beides  so 
den  Anschein  hat'®^).  Er  erlog  sich  in  derselben  zum  Anführer 
der  Flotte  ^^)  und  erzählte  namentlich  über  Indien  neben  man- 
chem Wahren^)  auch  kolossale  Fabeleien^  so  dass  er  darin ^  was 


27)  Pseado-Lukian.  a.  a.  0.  ei  Ss  to  naQavxC%a  xig  ^iQnnevoif  trjg  töSv 
%oXansv6vta)v  {tSQ^dos  eluotmg  av  voiiicd'e£fi ^  ovg  nccXcci>  ri  tatoqia  i^  apZ^ff 
iv9vg  ccnicxQaTito ,  ov  (usiov  rj  %0(i(i4ott%riW  rj  yvpkvaaxi^ni^,  *AXeiavdQov  yov9 
%al  xovxo  dnoiivrifiovtvov0iv ,  og  j,riSimg  ay**  ^yjj,  „ngbg  oXlyoif  dveß^ovw^ 
m  *Ovria£%Qixs ,  dnod^ctvdv^  mg  lui^oifii^  onag  xavxa  ot  av^^atnoi  x6x§ 
dvayiyvdaxovciv  bI  d\  vvv  avxä  inaivovüi  nal  dandiovxcttf  (i,ri  d'avfiacjjg* 
oCovxai  yocQ  ov  (u%Qm  xiin  xA  SiXioxt  xovxm  dvacnuceiv  ixaüxog  x^v  nccg' 
Tlimv  svvoiav.  *Ofir}Qm  yovv,  naixoi  V(f6g  x6  fivd^&dsg  xä  nltiaxcc  cvyyeyQce- 
(p6xi  vnlg  xov  'jixtXXsmg,  ^drj  %al  nuixivsiv  ti9^g  vndyovxai^  fi6vap  xovxo 
tlg  dnoSsi^iv  xf}g  dXri^elag  f^iya  xenfi'^Qiov  xi^inevoi.,  ou  fi^  «e^l  ^mvxog 
iyQUtpsv  o^  yaQ  svQiCHOvaiv  ovx^vog  ^vsna  i^svdex'  av". 

28)  Plut.  Alex.  46.  Xiyixai  Sh  noXXotg  xQOPOig  v9xb^v  fi^fj  ßaaiXevovxi 
Avüiitdxm  xmv  ßifiXiav  x6  xixagxov  dvttywmaxeiPf  iv  i  ysy^aiexai  nsQi  xr)g 
'jfuciovog'  Toy  ovv  Avaiftaxov  dxQBfia  {kBididcavxa  y^%al  nov^*"  fpdvai  ^,x6xb 

28^)  Eb  kommt  darauf  an,  ob  man  den  beiden  Anekdoten  (A.  27.  28) 
auch  nur  so  viel  vertrauen  will,  8.  Droysen  a.  a.  0.  S.  878.  Uebrigens 
vgl.  A.  89. 

29)  Arrian.  Anab.  VI,  2,  3  («-  Fr.  28)  og  iv  n.  x,  X,  (b.  A  26)  nal  xovxo 
iyfBveaxo  vuvaQx^^  iavxhv  slvai  ygaffttcg,  %vß(Qvrjxriv  ovxa,  Irrthümlich  ist 
dies  auf  Nearchos  übertragen  bei  Snid.  Niagx^g.  ovxog  evpBOXQdxBvasp 
'AXB^dvSgm  %ttl  ^vyyQatpvv  awByqdipaxv  vn^Q  'AXB^dvdQOV'  i^evaecxo  9h 
vavaQxov  iavxbv  dvaygdipag  elvai,  xvßiQvrjxrjg  mv  (vgl.  C.  22.  A.  16  — 17). 
Der  Verfluch  von  Lilie  S.  10  f.  dies  zu  widerlegen  und  ihn  vielmehr  als 
ünteradmiral  darsuitellen  bedarf  keiner  Antwort.  Plin.  N.  H.  VI.  f.  81. 
IL  §.  185  (»  Fr.  22.  24  a)  nennt  ihn  dassis  praefectus  und  dux  des  Alexan- 
dres, indem  er  ihm  gl&ubig  diese  Lüge  nachschreibt.  —  Auch  die  Er- 
zählung Fr.  10  (b.  Strab.  XV.  716  f.  Plui  AL  66)  von  seiner  Sendung  sn 
den  Gymnosophisten  und  seine  Unterredung  mit  denselben  unter  Anderem 
auch  über  Pythagoras,  Sokrates,  Diogenes  trägt  deutlich  genug  den  Stempel 
der  Erdichtung:  „die  Rede  des  Gymnosophisten  bei  ihm  könnte  auch  von 
einem  Kyuiker  gehalten  sein**,  s.  E.  Schwartz  Hekataeos  von  Teos,  Rhein. 
Mus.  XL.  1886.  S.  289.  A.  2. 

SO)  S.  Lilie  S.  24 ff.  80 ff.,  welcher  auch  S.  16 ff.  nach  dem  Vorgange 
YOn  Vincent  (s.  C.  22.  A.  9)  durch  Vorgleichung  von  Arriim.  Ind.  mit 
Plin.  N.  H.  VI.  §.  96 ff.  (—  Fr.  26)  darlegt,  dass  die  Berichte  des  Nearchos 
und  des  0.  über  jene  ihre  Expedition  nicht  allzu  weit  von  einander  ab- 
weichen. Plinius  hat  übrigens  den  0.  yiel  benutzt  (s.  ausser  den  Citaten 
Ind.  II.  VI.  VII.  X.  XII— XV),  theils  wohl  unmittelbar,  theils,  wie  eben  im 
6.  B.  (s.  G.  82.  A.  841—848)  nach  luba.    Die  von  Müller  S.  66  gebilligte 


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Kleitarclios.  537 

viel  sagen  will^  fast  alle  anderen  Geschichtschreiber  des  Alexan- 
dros  überbot*^). 

Eleitarchos^'),  Sohn  des  Eolophoniers  Deinon'^),  Schüler  des 
Eyrenaikers  Aristoteles^)  und  sodann  des  Megarikers  Stilpon**), 
dessen  Unterricht  er  verrnnthlich  erst  zur  Zeit  der  Alexandroszüge 
genoss^;  yerfasste,  obgleich  sonach  jünger  als  Ptolemaeos  I^ 
doch  wahrscheinlich  y  und  zwar  vielleicht  an  dem  Hofe  des- 
selben^^, schon  Tor  dessen  entsprechendem  Werke ^^)  und  jeden- 
falls vor  dem  Buche  des  Patrokles'^^),  aber  wohl  nach  dem  des 


VermuthiiDg  Ton  Geier  S.  81,  laba  selbst  habe  nur  einen  Auszog  aus  0. 
und  NearchoB  mit  späteren  Zusätzen  unter  dem  Titel  'Ov7jai%Q^tov  na^d- 
nXovq  Tor  sich  gehabt,  wird  mit  Becht  von  Lilie  S.  12  ff.  yerworfen.  Aus 
der  Art,  wie  Plin.  in  dem  aus  Inba  stammenden  Abschnitt  (s.  C.  32  a.  a.  0.) 
VI.  §.  96—126  den  Nearchos  citirt  (§.  109.  Onesicritus  et  Nearchus,  §.  124. 
Nearchus  et  Onesicritus,  worauf  gleich  luha  folgt;  §.  107  steht  freilich 
Nearchus  allein)  scheint  aber  allerdings  hervorzugehen,  dass  Inba  den 
Nearchos,  der  dann  also  yor  0.  schrieb,  nur  aus  0.  kannte.  S.  H.  Peter 
Ueb.  d.  Werth  der  hist.  Schriftstellerei  y.  Eon.  luba  II  (Meissen  1879).  S.  7. 
Vgl.  indessen  C.  22.  A.  25. 

81)  S.  A.  24. 

32)  Geier  S.  151—190.  Müller  a.  a.  0.  S.  74-85.  Campe  Elitär- 
chus,  a.  a.  0.  S.  119—124.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  S.  388  fi.  u.  ö. 

83)  Plin.  N.  H.  X.  §.  186.   Dmo  Clitarchi  cüebrati  auctoris  pater, 

34)  S.  über  diesen  C.  2.  S.  14  mit  A.  21  ff. 

35)  Philipp,  d.  Megariker  b.  La.  Di.  II,  118  (s.  C.  2.  A.  22).  Wenn 
anders  hier  derselbe  E.  gemeint  ist,  wie  Campe  S.  120  mit  Recht  erinnert. 

86)  Denn  wenigstens  die  eigentliche  Glansperiode  yon  dessen  Lehr- 
thätigkeit  begann  schwerlich  frflher,  s.  C.  2.  A.  47  und  M  filier  S.  75. 
Dass  E.  jünger  als  Theompompos  war,  würden  wir  auch  ohne  Plin.  N.  H. 
III.  §.  57  (n  Fr.  23).  Theopompus  .  .  .  Olitarchus  ab  eo  proximus  nicht 
bezweifeln. 

37)  Dafür  sprechen  seine  schmeichlerischen  Lügonerzählangen  zu  dessen 
Gunsten  Curt.  IX,  5,  21  (=  Pr.  11).  8,  20ff.  Diod.  XVII,  103,  7.  lustin. 
XII,  11,  2  f.  Strab.  XV.  723  (wo  er  freilich  nirgends  ausdrficklich  als 
Quelle  genannt  wird,  aber  s.  Curt.  IX,  8, 13  «—  Fr.  12).  Vgl.  auch  Droysen 

a.  a.  0.  S.  388. 390—392.  Die  weitergehenden  Schlussfolgerungen  yon  Müller 
S.  74 f.  sind  allerdings  hinfällig,  doch  ist  dessen  Vermuthung,  dass  der  am 
Hofe  des  Philopator  lebende  und  nachher  hingerichtete  Deinen  ein  Enkel 
des  E.  gewesen  sei,  nicht  übel. 

38)  Denn  schwerlich  würde  er  die  eben  erwähnte  Schmeichelei  zur 
Verherrlichung  des  Ptolemaeos  nach  dessen  ausdrücklicher  Erklärung  seiner 
Nichtanwesenheit  bei  der  betreffenden  Verwundung  des  Alexandres  (Fr.  20 

b.  Arrian.  Anab.  VF,  11,  7)  yeröffentlicht  haben,  s.  Müller  S.  75.  Droysen 
S.  391  ff.  Diese  Erklärung  war  also  yielmehr  ein  Protest  gegen  die  Dar- 
stellung des  E,     Vgl.  A.  50.        38'')  S.  C.  22.  A.  67*». 


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538  EinundzwanzigsteB  Capitel.    Qescbiclitschreibaiig. 

Onesikritos'^)  eine  Geschichte  des  Alexandros*®)  in  min- 
destens 12  Büchern^^),  welche,  rein  auf  Spannung  und  Unter- 
haltung berechnet  und  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  nicht  ohne 
Talent  geschriebea,^),  der  des  Onesikritos  an  Boman-  und  Märchen- 
haftigkeit Nichts  nachgab*^),  welcher  wahrscheinlich  schon  Ti- 
maeos   folgte *^^),    und    aus    welcher   im   Wesentlichen   die   bei 

39)  Denn  das  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  (s.  Droysen  S.  878)  znerst 
von  OnesikritoB  (b.  A.  24)  aufgebrachte  Thema  von  der  Amazone  hat  er  in 
Beiner  Weise  variirt,  Fr.  9  b..  Strab.  XI.  606,  vgl.  Plut.  AI.  46.  Diod. 
XVII,  77.  Instin.  XII,  8.  Cort.  VI,  6,  24  ff.  Ana  dem  von  Droyaen  S.  389 
Beigebrachten  geht  nnr  hervor,  dass  E.  nicht  füglich  vor  306,  keineswegs 
aber,  dass  er  nicht  betiiU^htlich  später  geschrieben  haben  kann. 

40)  ntQl  'AXi^av8Q0v  tatOQ^at,  Ath.  IV.  148  d.  XIII.  686  c.  Schol.  Apoll. 
Rh.  II,  904  »  Fr.  l^  21.  10,  abgekürzt  rä  nsgl  UXiiavdgov  Ath.  XIL  680  a. 
»-  Fr.  2. 

41)  Fr.  22»  b.  La.  Di.  Pro.  6. 

42)  Qaiotil.  X,  1,  74.    CUtarchi  probatur  ingenium,  fides  infamatwr, 

43)  Ja  sie  vielleicht  noch  überbot.  Vgl.  Cic.  Brat.  11,  42.  qwmiam 
quidem  concessum  est  rhetortbus  mentiri  in  historiis,  ut  dliquid  dicere 
possint  argutius:  id  enim  tu  nunc  de  Coriölano,  sie  Clitarehus,  sie  5^a- 
tocles  de  Themistode  finxit  etc.  (=-  Fr.  24,  vgl.  Müller  S.  76).  Eine  ge- 
nauere Charakteristik  giebt  Droysen  S.  889  ff.:  „er  hat  es  für  seine  Auf- 
gabe gehalten  die  Geschichte  Alexanders  nicht  sowohl  nach  ihren  grossen 
militärischen  und  politischen  Zusammenhängen  darzulegen,  als  vielmehr 
die  moralische  Seite  hervorzukehren  und  in  der  allmählichen  Depravation 
des  Vielgefeierten  dem  gebildeten  Leser  den  Schlüssel  zum  VerstAndniss 
zu  geben  und  das  ürtheil  bequem  zu  machen.  Indem  er  mit  grosser  rhetori- 
scher Anschaulichkeit  darlegt,  wie  der  so  hoch  begabte,  in  edelst«:  helleni- 
scher Bildung  erzogene  Jüngling  im  BAUsch  seiner  Siege  sich  mehr  und 
mehr  vom  hellenischen  Wesen  abwendet,  sich  der  asiatischen  Sitte  und 
Gesinnungsart  zuwendet,  sich  enthellenisirt,  wird  er  der  beredte  Ausdruck 
der  hellenischen  Beaction  u.  s.  w.  Gewiss  hat  E.  vortrefflich  zu  schildern, 
lebhaft  zu  veranschaulichen,  treffend  zu  charakterisiren  verstanden,  aber 
der  Sinn  für  die  Wahrheit  fehlt  ihm.  .  .  Wie  viele  von  den  ünglaublich- 
keiten,  den  halben  und  ganzen  Lügen  ...  er  aus  den  Darstellungen  Anderer 
entnommen,  dem  Gerüchte  nacherzählt,  aus  eigener  Erfindung  hinzugefügt, 
wie  weit  er  selbst  geglaubt  hat,  was  er  schreibt,  muss  dahingestellt 
bleiben**.  Dabei  „fällt  es  auf,  dass  in  den  Darstellungen,  die  aus  ihm 
stammen,  in  der  ersten  Hälfte  —  etwa  bis  zum  Tode  des  Dareios  —  die 
Vorgänge  auf  Alexandres  und  Dareios  Seite  ungefähr  in  gleichem  Masse 
anschaulich  und  detaillirt  dargestellt  werden ,  während  im  Späteren  diese 
Gegenstellung  nicht  mehr  oder  doch  in  sehr  anderer  und  untergeordneter 
Art  vorkommt.  Möglich,  dass  Kallisthenes  sich  in  dieser  Art  scheinbarer 
Objectivität  gefiel,  und  dass  E.  von  dessen  fest  ausgeprägter  Fassung  der 
ersten  Eriegsjahre  bestimmt  wurde '^ 

48^)  S.  A.  268. 


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Ptolemaeos  I.  539 

DiodoroSy  lustinus  und  Curtius  geflossen  ist^^).  Unter  den  älteren 
römischen  Historikern  nahm  ihn  Sisenna^  wie  es  scheint,  doch 
jedenfalls  nur  annäherungsweise,  zum  Vorbild*^.  Seine  Schreib- 
art war  Yielfach  geschraubt  und  schwülstige^). 

Ptolemaeos  I,  der  Sohn  des  Lagos^^,  nahm  bekanntlich 
306  den  Eönigstitel  an,  übergab  285  seinem  Sohne  Philadelphos 
die  Herrschaft  und  starb  283.  Seine  Geschichte  des  Alexan- 
dros^)  scheint  er  erst  in  der  beruhigten  Zeit  seiner  Regierung 
nach  der  Schlacht  bei  Ipsos  (301)  geschrieben  zu  haben*^),  und 
gewiss  nicht  mit  Unrecht  werden  er  und  Aristobulos  als  die  zu- 
verlässigsten Ton  allen  Geschichtschreibem  desselben  bezeichnet^). 
Er  Yerweilte  hauptsächlich  bei  dem  Strategischen  und  Taktischen 
und  that  dagegen  das  Geographische  mit  grosser  Kürze  ab^^). 


44)  Jedoch  die  des  Curtias  nur  mittelbar,  s.  hierüber  n.  A.  Droysen 
S.  406 ff.,  und  bei  Trogas  Pompeius  scheint  wie  bei  jenem  Timagenes  das 
Mittelglied  gewesen  zn  sein,  s.  C.  33.  A.  169 ff.  —  Bann  De  Clitarcho 
Diodori,  Curtii,  lastini  aactore,  Bonn  1868.  8.   (Doctordiss.). 

45)  Cic.  Leg.  I,  2,  7,  vgl.  Teoffel  Böm.  L.-G.  §.  166,  2. 

46)  Psendo- Longin.  de  sublim.  3,  2.  xal  hi  fiäXXov  za  KXsitagxov 
(näml.  yeXätai)'  <pXoi(6d7jg  yuq  o  &vriQ  %al  fpvamv  %ata  zov  ZotponXia  ov 
lunQoig  filv  avXCa%oiai,y  (pogßsiag  S'  atSQ.  Demetr.  de  eloc.  §.  304  (<=»  Fr.  8). 
T^  ovoyMcia  noXXdntg  %aQifatiQODV  nqayy,az<ov  ovtav  dziQniazsQa  (paCvtzat, 
xa^dneQ  KXt£zaQxog  %.  z,  X,  KXsizaQxmmg  a»  vneQßoXmoas,  Tzetz.  Episi  13 
(s.  Müller  zu  Fr.  8).  Aelian.  N.  A.  XVII,  2  (—  Fr.  15)  vfivet,  vgl.  22 
(=  Fr.  18). 

47)  Geier  De  Ptolemaei  Lagidae  vita  et  commentariorum  reliquiis, 
Halle  1838.  4.  und  a.  a.  0.  S.  1  — 26.  HuUeman  Ptolemaei  Eordaei, 
Aristobuli  Cassandrensis  et  Charetis  Mjtilenaei  reliquiae,  Utr.  1844.  8. 
Müller  a.  a.  0.  S.  86—93.    Campe  Ptolemaeus,  a.  a.  0.  S.  121  f. 

48)  Der  Titel  ist  unbekannt 

49)  S.  Geier  a.  a.  0.  S.  10  f.  Müller  S.  89.  Dass  er  damals  schon 
König  war,  behauptet  Arrian.  Anab.  Prooem.  §.2  ausdrücklich:  ozi  xal 
avzm  ßaciXfC  Svzi  aloxQozegov  r  ztp  &XX(p  ipsvaaad'cti.  ^9,  Ausserdem  vgl. 
A.  38.  50. 

50)  Von  Arrian.  Anab.  Prooem.  §.  1.  Vermuthlich  verfolgte  er  sogar  aus- 
drücklich die  Absicht  den  Lügen  des  Onesikritos  und  Kleitarchos  die  Wahr- 
heit gegenüberzustellen,  s.  A.  38.  Campe  S.  122.  Droysen  a.  a.  0.  S.391ff. 
Hermes  XI.  1875.  8.  465.  Dia  einzige  bei  ihm  nachweisliche  Wunder- 
gesohichte  Fr.  7  b.  Arrian.  Anab.  HI,  3,  5  ist  von  Geier  a.  a.  0.  richtig 
als  eine  pia  frauB  erkannt,  die  er  sich  im  Interesse  seiner  eignen  Herr* 
Schaft  nach  der  Schlacht  bei  Ipsos  erlaubte;  vgl.  auch  A.  59. 

51)  Arrian.  Anab.  V,  20,  8  (—  Fr.  18).  zovzov  zov  Uneo^av  nozaftoü 
zo  niyed'og  fi^ov  zSv  *Ivdmv  nozaykmv  11.  b  Adyov  dviyQcttpsv, 


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540  Einnndzwanzigstes  Capitel.    GeschichtachreibQDg. 

Aristobulos**),  Sohn  des  Aristobulos^),  von  Kasandreia**), 
wo  er  jedoch  nicht  geboren  war,  sondern  erst  als  Oreis  nach 
der  Gründung  dieser  Stadt  (315)  lebte  und  nach  seiner  eignen 
Aussage^)  seit  seinem  84.  Jahre  sein  erst  nach  285  und  folglich 
nach  dem  des  Eleitarchos^^  erschienenen  Geschichtswerk  über 
Alexandros^**)  zu  sehreiben  begann,  hatte  den  Letzteren  auf 
dessen  Zügen  begleitef^^,  jedoch ,  wie  es  scheint,  nicht  in  mili- 
tärischer Eigenschaft,  und  so  war  denn  auch  in  seiner  Schrift 
im  Gegensatz  zu  der  des  Ptolemaeos  der  geographisch -ethno- 
graphische Gesichtspunkt  vorherrschend.  Dadurch  ergänzten  denn 
beide  Schriften  einander  aufs  Beste,  und  beide,  wie  gesagt,  zeich- 
neten sich  vor  der  ganzen  übrigen  Litteratur  dieser  Art  durch 
ihre  Zuverlässigkeit  aus^^.  Ganz  frei  von  Irrthümern  und  Wunder- 

62)  Hnlleman  s.  A.  47.  Geier  a.a.O.  S.  27—78.  Möller  S.  94—113. 
Campe  AristobnlnB ,  a.  a.  0.  S.  123  f. 

68)  Arrian.  Anab.  VI,  28,  2  («  Fr.  86). 

64)  Plut  Demosth.  28.  Ath.  II.  43  d.  VI.  251  a.  Pseudo-Lukian. 
Macrob.  12.  22  =  Fr.  1\  8.  28  ^  1. 

56)  Im  Eingang,  Fr.  1  b.  Ps.-Lukian.  Macr.  12 :  iv  dQxjj  tfg  ngayfiattCag^ 
vgl.  22,  wo  es  dann  heisst,  er  solle  {Isyszai)  über  90  Jahre  alt  geworden  sein. 

56)  Weil  nach  der  Schrift  des  Patrokles,  s.  C.  22.  A.  70«.  Die 
Voraussetzung,  von  der  die  Berechnung  Droysens  a.  a.  0.  8.  894: 
„hatte  er  vor  Kleitarch  (vor  312  —  300)  geschrieben,  so  wUre  er  beim 
Auszüge  Alezanders  schon  60  Jahre  gewesen"  (vgl.  A.  66.  67)  ausgeht, 
dass  das  Werk  des  Eleitarchos  vor  800  erschienen  sei,  ist  allerdings, 
wie  (A.  39)  gesagt,  unsicher.  Aber  Droysen  fögt  hinzu:  „Dafflr,  dass  er 
Eleitarchs  Schrift  zur  Hand  gehabt  habe,  scheint  der  Hinterhalt,  dem 
die  Makedonen  bei  Marakanda  erliegen  (Fr.  21  b.  Arrian.  IV,  6,  1  vgl.  m. 
Curt.  VII,  7,  31),  und  die  Erzählung  von  der  warnenden  Syrerin  (Fr.  24  b. 
Arrian.  IV,  13,  6  vgl.  m.  Curt.  VIII,  6,  16)  zu  sprechen".    Vgl.  auch  A.  62. 

ö6*>)  Der  Titel  wird  wiederum  nicht  genannt. 

67)  Arrian.  Anab.  Prooem.  §.  2.    ovvsatQtxvsvaB  ta  ßaüiXet  UU^dvdpm, 

58)  Müller  S.  94  schliesst  aus  Rhet.  Gr.  HI.  p.  610  Wal«,  nffiwtrj 
(n&ml.  ^f^ropix?})  rj  xolaxfvrtxr,  fjg  fjyi}<raro  JTjfidSrig  %ccl  'Jgiotoßovlog^ 
dass  A.  bei  Lebzeiten  des  Alexandres  zu  dessen  Schmeichlern  gehOrt  habe. 
Allein  bei  Doxop.  Rhet.  Gr.  VI.  p.  26  W.  stehen  dieselben  Worte,  nur 
riyijaavzo  statt  ijyriaccTo  (so  aber  auch  hier  Med.)  und  'jQiarodrjfiog  statt 
'AgiatSßovXog  Vgl.  C.  80.  A.  198.  Dies  fflhrt  darauf,  dass  keiner  von  bei- 
den Namen  der  richtige  ist,  sondern  in  der  Urschrift,  wie  es  der  Sinn  ver- 
langt, 'jQiüzoye^tmv  stand.  Und  das  Histörchen  von  der  in  sein  G^scbiohts- 
werk  eingemischten  Schmeichelei  gegen  den  Alexandres  bei  Lukian.  Quem, 
bist.  scr.  s.  12  ist  schon  desshalb  bodenlos,  weil  dabei  die  falsche  Voraus- 
setzung zu  Grunde  liegt,  als  ob  er  dasselbe  schon  bei  liebzeiten  des  Letiteren 
begonnen  h&tte:  ioantQ  'A,  iiovofuex^v  y^tjfag  UXe^dvdgov  Mxl  IIoqov  %al 
dv ayvovzog  avztp  %,%,X» 


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ArUiobalos.    Cliarea.  541 

geschichten  hielt  freilich  auch  Aristobulos  sich  nicht^^),  Manches 
aber  erzählte  er  nüchterner  als  alle  Anderen  ^^).  Ob  sich  aber 
damit  auch  eine  gewisse  Nüchternheit  des  Stils  verband  ^^)y  ist 
sehr  zweifelhaft.  Im  Gegentheil  entwickelte  er  ein  nicht  geringes 
Geschick  in  der  lebendigen  Schilderung  von  Gegenden  und,  wenn 
wir. recht  berichtet  sind,  von  den  Leiden  und  Thaten  grossartiger 
Frauen**^).  Beiläufig  erwähnte  er  noch  die  Schlacht  bei  Ipsos**). 
Chares^)  von  Mytilene^)  ward  von  Alexandros,  als  dieser 
die  persischen  Hofsitten  nachzuahmen  begann^  zu  seinem  Kammer- 
herrn  (elöwyfBksvg)  ernannt^)  und  behandelte  dieser  Stellung 
gemäss  in  seiner  Geschichte  des  Alexandros^^)  in  wenigstens 
10  Büchern^)  vorzugsweise  Dasjenige,  was  die  Person  und  das 


59)  Die  A.  60  erwähnte  Geschichte  von  den  zwei  Drachen  bei  Ptolemaeos, 
nur  dass  er  ans  ihnen  Raben  gemacht  hat,  hat  er  (Fr.  9  b.  Arrian.  Anab. 
Uly  8,  6)  wohl  diesem  nachgeschrieben,  jedenfalls  nicht  umgekehrt.  Denn 
nach  A.  56  trat  sein  Werk  ohne  Zweifel  erst  nach  dem  des  Ptolemaeos 
ans  Licht.    (Schon  Campe  a.  a.  0.  S.  129  hatte  übrigens  ganz  richtig  yer- 

.mnthet,  dass  dies  erst  nach  dem  Tode  des  Easandros  297,  geschehen  sei). 
In  Bezog  auf  die  Anschuldigungen  gegen  Kallisthenes  sind  wiederum  gerade 
diese  beiden  besten  Berichtgeber  fälschlicherweise  einverstanden  (Ptol.  Fr.  13 
b.  Arrian.  Anab.  IV,  14,  1),  über  seinen  Tod  gehen  sie  auseinander  (Ptol. 
Fr.  14  ebend.  §.  3). 

60)  Fr.  8.  4  b.  Arrian.  Anab.  II,  3,  7.   IV,  7.    Plut  AI,  18.  19. 

61)  Wie  Geier  S.  29.  83  meint. 

62)  Welche  Menand.  de  encom.  II,  1  (Rhet  Gr.  IX.  p.  160  W.)  — 
Fr.  7*^.  sl  9^aov  inccivoirig,  (dsC  tovg  inaivovg  sroteiV^cri)  .  .  .  oiansQ  'Aqi- 
atsiSrjg^  el  dh  v^atp  ioinvücv^  mantQ  negl  Tvqov  *A.  [cxoqtiub  und  Plut.  Non 
po886  snav.  V.  sec.  Epiour.  10.  1093  C  (a.  Fr.  1  *,  Geschichte  der  Thebanerin 
Timokleia)  an  ihm  bewundem.  Indessen  bemerkt  Droysen  a.a.  0.  S.  894, 
dass  die  letztere  (reschichte  so,  wie  sie  anderweitig  erzählt  wird,  „ßo 
kleitarchisch  und  sensationell  wie  möglich**  und  mit  einem  groben  histori- 
schen Schnitzer,  nicht  aus  A.  stammen  kann.  Entweder  irre  also  Plnt  in 
jener  kurzen  Anführung  in  dem  Namen  des  Ver&ssers,  oder  A.  habe  diese 
Geschichte  ganz  anders  erzählt,  vielleicht  um  den  Eleitarchos  zu  be- 
richtigen. 

63)  Fr.  89  b.  Arrian,  Anab.  VII,  18,  5. 

64)  Geier  S.  290—308.  Müller  S.  114—120.  Campe  Chares,  a.a.O. 
S.  134  f. 

65)  Plot  AI.  54  —  Fr.  8.  Ath.  I,  27  d.  III.  93  c.  124  c.  VII.  277  a. 
X.  847  a.  XII.  514  e.  XIII.  576  a  «»  Fr.  13.  12.  11.  4.  15.  10.  17. 

66)  Plut.  Alex.  46. 

67)  negl  Ule^avdQOP  iatoqiou  Ath.  III.  93  c.  124  c.  X.  347  a.  XII.  514  e. 
588  b  (—  Fr.  16),  abgekürzt  "latci(f£ai  IV.  171b.  X.  434  d  =»  Fr.  6f. 

68)  Fr.  16  b.  Ath.  XII.  538  b. 


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542  Einundzwanzigstes  GapiteL    Geschichtschreibimg, 

Privatleben  des  Königs  anging.  Besonders  Platarchos  und  AÜie- 
naeos  theilen  Manches  aas  ihr  mit^).  Natürlich  kam  er  dabei 
aber  auch  auf  Mancherlei  zu  sprechen ,  was  die  Länder  und  Völker 
betraf;  welche  Alexandros  auf  seinen  Zügen  berührte.  Er  scheint 
ein  anmuthiger^^)  und,  wenn  auch  etwas  anekdotenhafter*^');  so 
doch  im  Ganzen  ^^)  glaubwürdiger  Erzähler  gewesen  zu  sein. 

Ephippos'*)  von  Olynthos'*)  wird  „über  den  Tod"  und 
,;über  das  Begräbniss  des  Alexandros  und  des  Hephae- 
stion'^  mehrmals  bei  Athenaeos  angeführt ^^);  scheint  aber  auch 
nicht  frei  von  Fabeleien  ^^)  und  Uebertreibungen  gewesen  zu  sein. 
Uebrigens  hatte  auch  er  zu  den  Begleitern  des  Alexandros  ge- 
hört und  war  von  diesem  nebst  Aeschylos  von  Rhodos  in 
Aegypten  als  Aufseher  der  übrigen  dortigen  Beamten  eingesetzt 
und  zurückgelassen  worden  ^^^  und  so  wird  er  denn  wahrschein- 
lich auch  nach  dem  Tode  des  Königs  in  diesem  Amte  geblieben 
sein  und  folglich  den  von  ihm  beschriebenen  Leichenfeierlich- 
keiten selber  beigewohnt  haben'®).     Uns  ist  jedoch  von  dieser 


69)  Plin.  nennt  ihn  als  Qnelle  Ind.  XII.  XUI. 

70)  8.  bes.  Fr.  17  b.  Ath.  XIU.  676  a,  vgl.  C.  S.  A.  18. 

71)  Campe  a.  a.  0.  8. 186:  „seine  Darstellong  mnas  mehr  den  Charakter 
der  ipodemen  Memoiren  gehabt  haben**.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  8.  886  t 

72)  8.  jedoch  Pr.  1.  2  b.  Plut.  AI.  20.  24. 

78)  Geier  8.  809—817.  Maller  8.  126  f.  Campe  Ephippos,  a.  a.  0. 
8.  136  f. 

74)  Ath.  III.  120  e.  IV.  146  c.  XII.  687  d  —  Fr.  1-8.  Arrian.  Anab. 
III,  5,  4.  "Etpmxov  xov  XaXntSia  (nach  der  Verbesserung  von  Geier). 

76)  IlfQl  Tfg  UXeiävdifov  %€tl  ^Htpaiatiavog  tatpfjg  Ath.  IIL  120  e. 
X.  484  a  (—  Fr.  4),  iiBtaXlayrig  IV.  146  c,  teXivxiig  XII.  637  d.  VgL  Campe 
8.  186:  „Es  wäre  möglich,  dass  das  Werk  aus  zwei  Theilen  bestand,  deren 
erster  von  der  tsXevn^  oder  f^craUayi},  deren  zweiter  von  der  ^1x9^  Beider 
handelte,  wie  Geier  8.  810  vermuthet.  Wir  bemerken  jedoch,  dass  das 
Citat  Fr.  4  aus  ntQl  xaiprjg  eher  anf  den  Tod  Alexanders  gehen  müsste, 
und  dass  es  ans  darum  gerathener  erscheint**  anzmiehmen,  dass  „erst  von 
Hephaestions  Tod  und  Bestattung,  dann  ebenso  von  Alexander  gehandelt 
wurde**. 

76)  8.  Fr.  4  b.  Ath.  X.  484  a. 

77)  Arrian.  a.  a.  0. 

78)  Geier  8.  809 £  Bei  8uid.  erhalten  wir  folgende  Nachricht  fiber 
einen  uns  sonst  ganz  unbekannten  8trattiB  von  Oljnthos:  Zv^aT«ft(  'Olvp^ 
9'iog^  tatoQiKog,  nsQl  tmv  'AXt^civSQOv  itpi^fUQiSmv,  nBffl  noxu{M9  %al  n^rjpmv 
%al  Xiftpmv.  neQl  zr\g  ^AXil&vdifov  ttXBvtrig  ßißXüi  nipti.  Geier  8.  866  denkt, 
an  eine  Verwechselung,  Müller  8.  126.  A.  4(ic  bemerkt  dagegen,  daM 
Ephippos,   wenn  er  doch  in  Aegypten  geblieben  war,   wenigstens  keine 


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Ephippos.    Medios.    Kyrsilos.  543 

Beschreibung  Nichts  erhalten  ^  vielmehr  schildern  die  uns  ge- 
bliebnen  Bruchstücke  ,,die  Schattenseite  vom  Hofleben  des 
AlexandroSy  die  Saufereien  der  Makedonier,  den  Luxus  des 
Königs,  die  Hoffart  desselben  und  die  Schmeicheleien  seiner 
Umgebung"'^). 

Medios,  Sohn  des  Oxythemis®^),  von  Larisa®*),  einer  der 
treusten  und  liebsten  Freunde  des  Alexandros^^),  nach  anderer, 
jedoch  allem  Anscheine  nach  nicht  besonders  glaubwürdiger 
Darstellung  fireilich  vielmehr  einer  der  schlimmsten  und  verderb- 
lichsten Schmeichler  desselben^^),  später,  vermutblich  von  dem- 
selben unlauteren  Berichterstatter^),  verdächtigt  den  Alexandros 
vergiftet  zu  haben,  jedenfalls  aber  treuer  Anhänger  und  geschickter 
Admiral  des  Antigonos^),  kluger  Bathgeber  des  Demetrios  Po- 
liorketes  in  der  Seeschlacht  bei  Eypros^^)  und  ohne  Zweifel 
Theilnehmer  auch  an  der  auf  sie  folgenden  misslungenen  Unter- 
nehmung gegen  Aegypten^^),  wird  ein  einziges  Mal  zusammen  mit 

Kyrsilos  von  Pharsalos,  einem  anderen  Begleiter  des  Alexan- 
dros, citirt^. 


'E(prififQidsg  ßacdinai  schreiben  konnte,  indessen  ist  der  Titel  ja  vielmehr 
nB(fl  .  .  .  iiprifieffidmv.  Trotzdem  li^t  jedoch  zu  solcher  Yermathong  immer- 
hin noch  kein  aasreichender  Grand  vor. 

79)  Campe  S.  136. 

80)  Arrian.  Ind.  18,  7. 

81)  Arrian.  a.  a.  0.  Strab.  XL  630.  —  Geier  S.  842—344.  861  f. 
Müller  S.  127  f.    Campe  Medios  and  Eyreilas,  a.  a.  0.  S.  136. 

82)  Arrian.  Anab.  Yll,  24,  4.    Droysen  P,  2.  S.  170.  337  f. 

83)  Fiat,  de  aduL  et  am.  24.  66  C.  D. 

84)  S.  Arrian.  Anab.  VII,  27,  2. 

86)  Diod.  XIX,  69,  8.  76,  4.  7.  77,  2.  6.     Droysen  11«,  2.  27-34. 

86)  Diod.  XX,  60,  3.    Droysen  II*,  2.  S.  124.  130. 

87)  Diod.  XX,  73 ff.    Droysen  H»,  2.  S.  148.  A.  1. 

88)  Strab.  a.  a.  0.  Beide  gehörten  nach  dieser  Stelle  zu  Denen,  welche 
zuerst  Armenien  genauer  beschrieben,  wobei  sie  mit  thessalischem  Local- 
patriotismas  eine  sagengeschichtliche  Ableitung  der  Armenier  aus  Thessalien 
erdichteten.  Die  Yermuthung  von  Campe,  Medios  sei  erst  unter  Antigonos 
dorthin  gekommen  und  sei  kein  Geschichtschreiber  des  Alexandros,  sondern 
habe  eben  nur  über  Armenien  gehandelt,  würde  sich  eher  hören  lassen, 
wenn  nicht  Beide,  Mesdios  und  Kyrsilos,  bei  ßtrab.  zugleich  mit  der  Notiz 
avvaoxQatevnötsg  'JXeidvdgat,  so  zu  sagen,  solidarisch  unter  einander  ver- 
bunden würden.  Allerdings  gab  es  aber  noch  einen  jüngeren  Medios, 
von  dem  wir  jedoch  nur  die  richtige  Angabe  über  das  von  Antigonos  Gk>natas 
erreichte  Alter  und  die  Länge  von  dessen  Eönigszeit  .bei  FseudQ-Lukian. 
Macrob.  11  haben,  s.  Droysen  IIP,  1.  S.  442.  A.  3.  :  . 


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544  EimmdzwanzigsteB  CapiteL    Geschichtsclireibtmg. 

Polykleitos  von  Larisa®^),  vielleicht^)  derselbe  mit  dem 
Vater  der  Olympias,  der  Mutter  des  263  geborenen  Antigonos 
Doson^^),  schrieb  eine  Geschichte  des  Alexandros^')  in  min- 
destens 8  Büchern*^).  Von  den  erhaltnen  acht  Bruchstücken^) 
ist  eines  ^^)  lügenhaft. 

Baeton  und  Diognetos^  die  Wegemesser  des  Alexandros^, 
schreiben  beide  J^tatfiol  tijs  ^uäXe^dvdQov  xoQsiag  ^über  die 
Stationen  vom  Marsche  des  Alexandros"^'). 

Amyntas,  welcher 27ra^fiol  'Aöiag  in  mindestens 3 Büchern 
verfasste^^)^  mag  auch  wohl  schon  zu  den  Begleitern  des  Alexandros 
gehört  haben.  Er  erging  sich  in  diesem  Werke  auch  sehr  aus- 
führlich über  die  Denkwürdigkeiten  der  Gegenden  und  Völker, 
denn  von  dieser  Art  sind  alle  uns  erhaltnen  Bruchstücke^). 

Ueber  Hegesias  von  Magnesia  s.  C.  35,  über  Philon  von 
Theben  0.  22.  A.  51. 

Diyllos^^)  von  Athen ^^^),  ein  unverächtlicher  Geschieht- 

89)  Ath.  XII.  639  a  =  Fr.  8.  —  Müller  a.  a.  0.  S.  129.  180—182,  wo 
Moschion  b.  Ath.  V.  206  e  (vgl.  C.  25.  A.  226)  fehlt. 

90)  Wie  Müller  S.  129  vermuthet,  dem  Droysen  a.  a.  0.  I».  S.  878. 
III*,  1.  S.  72.  A.  2  beistimmt.  91)  Easeb.  Arm.  Chron.  I.  p.  248, 12  ff.  Seh. 

92)  und  98)  S.  Ath.  a.  a.  0.,  der  nnr  den  verkdrzten  Titel  ^UszoqUu 
angiebt.    Bei  allen  anderen  Schriftstellern  findet  sich  nicht  einmal  dieier. 

94)  Von  denen  wir  nicht  weniger  als  fünf  dem  Strabon  verdanken.  — 
Besonders  verdient  scheint  er  sich  um  die  Erforschung  der  Gegenden  um 
das  kaspische  Meer  gemacht  zu  haben.  Anders  als  Patrokles,  der,  wie  ge- 
sagt (A.  38^)  ¥or  ihnen  schrieb  (si  C.  22.  A.  67^.  69)  und  später  Eratosthenes 
(s.  C.  15.  A.  58)  hielten  er  (Fr.  5)  und  Kleitarchos  (Fr.  7)  und  Andere,  die 
ihnen  folgten,  dasselbe  für  einen  Binnensee,  brachten  auch  Ghrfinde  dafür  bei, 
glaubten  aber  fälschlich ,  dass  das  asowsche  mit  demselben  susammenh&nge. 

95)  Fr.  6  b.  Flut.  Alex.  46 :  auch  er  eignete  sich  nämlich  das  Märchen 
Yon  der  Amazone  (s.  A.  24.  28.  89)  an. 

96)  Ath.  X.  442  b  —  Fr.  1.  Baixiov  ...  6  'AXeidvdQov  ßrnuttianig,  Plin. 
fl.  N.  VI.  §.  61  «=  Fr.  2.  Diognetus  et  BaeUm  itinerum  eins  memores, 
VII.  §.  11  t=»  Fr.  8.  Baeton  itinerum  ei%is  tnenaor.  D.  wird  nur  von  Plinius 
genannt  (s.  auch  Ind.  VI.  Xil.  XIII  und  in  Bezug  auf  B.  Ind.  V— VII).  — 
Müller  a.  a.  0.  8. 184  f.  Campe  Die  Bematisten,  a.  a.  0.  8. 187  f.  Droysen 
I«,  2.  8.  888.        97)  Ath.  a.  a.  0. 

98)  Ath.  XI.  500  d.  iv  tm  TtQmttp  'Aöüig  ata^pmv.  XII.  529  b.  h  tQit^ 
Zta^fmv  —  Fr.  1.  2  bei  Müller  a.  a.  0.  8. 184—187.  Die  abgekürste  Be- 
zeichnung Sta^fiol  erscheint  auch  b.  Ath.  X.  442  b.  XII.  514  f.  Aelian. 
N.  A.  XVI[,  17  —  Fr.  5.  4,  6,  Ztu^i^ol  UB^moi  Ath.  II.  67  a  —  Fr.  3. 

99)  Müller  8.  184. 

100)   Müller  F.  H.  G.  II.  8.  860  f.    Rühl   Vermischte  Bemerkungen, 
Jahrb.  f.  PhiloL  CXXXVIL  1888.  8.  128—127. 


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t^oljkleiios.  Baeton  u.  Diognetos.   Amyntas.   Diyllos.  545 

Schreiber*®*),  dessen  Blüte  wohl  ungefähr  zwischen  330  und  290 
zu  setzen  ist****),  verfasste  eine  Geschichte  von  Griechenland 
und  Sikelien  vom  heiligen  Kriege  ab  in  27  Büchern ^*^),  und 
zwar  allem  Anscheine  nach  so,  dass  auch  die  der  in  dieselbe  ein- 
'  greifenden  Perser  und  Karthager  eingehend  mit  behandelt  wurde  *^). 
Das  Werk  zerfiel  in  mehrere  Abtheilungen  (öwrdl^sig)  *^).  Leider 
ist  aber  die  Zahl  derselben  nicht  überliefert*®'),  und  wir  sind 
daher  hierüber  so  wie  in  Bezug  darauf,  wie  weit  es  reichte,  auf 
blosse  Vermuthungen  angewiesen^®®).  Das  jüngste  Datum  ist 
erst  aus  dem  9.  Buche  und  fallt  ins  Jahr  315*®^),  es  wird  aber 
doch  wohl  das  9.  der  zweiten  Abtheilung  gemeint  sein**®),  und 
so  liegt  es  denn  auch  wohl  am  Nächsten  zu  vermuthen**®**),  dass 
das  Ganze  mit  dem  Tode  des  Kasandros  297  schliessen  sollte 
und  schloss***). 


101)  Diod.  XVI,  14,  4.  76,  6.  XXI,  6  (s.  A.  104 f.).  Plat  de  Herod. 
mal  26.  862  B  (—  Fr.  1).    Ath.  IV.  166  a  (=-  Fr.  2). 

102)  Plut.  a.  a.  0.  ov  xmv  naQrjf^elripLivav  iv  ioxo(fltf, 

103)  Mit  Müller:  Plut.  de  gier.  Ath.  1.  345  E  nennt  ihn  zwischen 
Eleitodemofl  und  Philochoros:  KX^ixoSrniot,  JivXXoi,  ^iXoxoqoi. 

104)  Diod.  XVI,  14,  4.  fiQHtui  tiig  tatoQ^ag  dno  trjg  ttQonvXi^ötas  %al 
yiyqafpB  ßißXlavg  stxoai.  %al  inxä  ovfinßQiXaßmv  ndaag  tag  iv  toig  xQOVotg 
tovtoig  ysvofiivag  ngd^sig  xegl  xb  xrjv  *EXldda  %al  xt}v  ZmeXiav,  XXI,  6. 
xäg  nowdg  ngd^sig  avvxä^ag  iyQaips  ßißXüe  stuoatv  inxd  (so  Ruh  1  f.  F£, 
während  Müller  schwankt,  ob  nicht  vielmehr  an  der  anderen  Stelle  1^£ 
zu  schreiben  sei,  s.  A.  108). 

106)  bis  107)  Diod.  XVI,  76,  6.  x^g  devxigag  avvxä^smg  igzi^v  nBnoirixai 
xrig  *Eqf6qov  taxoQ^ocg  xijv  xsXevxi^v,  nal  xäg  i^ijg  ngd^stg  cvvbIqu  xdg  xe 
xmv  ^EXXrivmv  %al  xmv  ßagßdgmv  (i^ixQt  xrjg  ^iXCmcov  TfZetir^g,  d.  h.  des 
Vaters  von  Alexandros  d.  6r.  und  nicht  nach  der  gezwungenen  Auslegung 
von  A.  Sch&fer  (s.  A.  108)  des  schon  295  getödteten  Sohnes  von  Kasan- 
dros, folglich  (s  A.  109)  auch  nur  innerhalb  der  2.  avvtalig  und  nicht, 
wie  Schäfer  wollte,  bis  zum  Schlüsse  des  Ganzen. 

108)  Die  von  Schäfer  in  v.  Sybels  Zeitschr.  XVllI.  S.  173.  Quellen- 
kunde der  griech.  Qesch.^  S.  76,  nach  welcher  die  beiden  Zahlen  27  und 
26  bei  Diod.  (s.  A.  104)  richtig  sein  soUen,  indem  das  Werk  nur  2  avv- 
xd^Big  und  die  erste  derselben  nur  das  1.  B.  umfassthabe  (s.  im  üebrigen 
die  vorige  A.),  ist  von  Rühl  -^derlegt.  Die  Annahme  von  3  avvxdiBig 
bei  Müller  scheint  also  richtig,  dann  aber  ist  auch  die  Vermuthung  von 
Rühl  die  ansprechendste,  dass  jede  derselben  9  Bücher  enthielt. 

109)  Fr.  3  b.  Ath.  IV.  165  a. 

110)  Für  einen  Jeden,  welcher  nicht  die  A.  106—107  verworfene  Aus- 
legung Schäfers  von  Diod.  XVI,  76,  5  billigt,  ist  dies  eine  Gewissheit. 

110^)  Mit  Rühl  S.  126. 

111)  Müller  dachte,  dass  es  mindestens  bis  auf  die  Eroberung  Athens 

SüSKMiHL,  gTiech.-aIez.  Lltt-Gesch.  I.  36 


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546  EinundzwanzigsteB  Capitel    Oescbiditschreibtmg. 

Lykos"^)  von  Rhegion  mit  dem  Beinamen  Butheras^  Adop- 
tivrater  des  Lykophron,  scheint  zuletzt  am  Hofe  von  Ptole- 
maeos  I  und  vielleicht  noch  von  Ptolemaeos  U  zu  Anfang  von 
dessen  Regierung  ^^')  in  Alexandreia  gelebt  zu  haben ;  da  Deme- 
trios  der  Phalereer  gegen  ihn  intrigirt  haben  soll,  und  schrieb 
über  Sikelien  und  eine  Geschichte  von  Libyen"*)  und 
über  Theben  (jts(fl  @i]ßävy^^^).  Die  erhaltenen  Bruchstücke 
sind  theils  sagenhistorischer ^^^),  theils  periegetischer  Art  über 
Merkwürdigkeiten  von  Italien,  Sikelien,  Libyen"^),  und  seine  Be- 
schreibungen dieser  Gegenden  werden  gerühmt^^^.  AuBserdem 
muss  er  aber  auch  noch  eine  Geschichte  des  Alexandros 
von  Epeiros,  des  Bruders  der  Olympias,  verfasst  haben^^®). 

Theodektes  der  Jüngere  von  Phaseiis,  Sohn  des  älteren 
Theodektes,  lebte  folglich  unter  Ptolemaeos  I,  war  gleich  seinem 
Vater  Rhetor  und  schrieb  eine  Lobrede  auf  denselben  Alexan- 
dros von  Epeiros,  femer  *l6xoQixa  vTCoyLvrinLata^  Niiiifia 
ßa(fßa(f(,Kaj  eine  Rhetorik  in  7  Büchern  und  vieles  Andere ^^). 
Es  hat  sich  aber  kein  Bruchstück  erhalten. 

durch  DemetrioB  Poliorketes  nach  der  Flucht  des  Tyrannen  Lachares  (294, 
8.  T.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  287f.)  hinabgegangen  sei.  Als  Titel 
giebt  Ath.  a.  a.  0.  ^latoQÜict  an. 

112)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  370—874.  IV.  S.  667.  Vgl,  den  ZosatE 
▼on  P.  Gaenther  De  ea,  qnae  inter  Timaeam  et  Lycophronem  intercedit, 
ratione  (Leipz.  1889).  S.  16.  113)  S.  C.  9.  A.  28^  29. 

114)  Suid.  Av%0Si  o  %al  Bovd^Qagj  'Piiyivog,  tczoQixos,  naxfiQ  (s.  viel- 
mehr Suid.  Avii6(pQmv  u.  Tzetz.  V.  Lycoph.  p.  142,  1  f.  West.  C.  9.  A.  19) 
Avuofpgmvog  Toi  r^aytxov,  inl  tmw  diaSoxmv  ysyovmg  «al  inifiovltv^slg 
vno  JrjurixQCov  to^  <^aXriQi(og,  oitog  iyQatffev  iatoQCav  Aißvrig  %al  nsifl 
£t%slücg. 

114^)  Fr.  14a— 14 d  bei  Müller  IV.  S.  667.  Vgl.  E.  ünger  Parad, 
Theb.  S.  383  f.   M.  Schmidt  Didym.  S.  24  f. 

116)  Fr.  3  b.  Tzetz.  ad  Lyc.  616  (iv  tQCt<p).  Fr.  6  in  SchoL  Theoer. 
Vn,  78,  8.  C.  4.  A.  74. 

116)  Fr.  3.  4.  6.  7-14.    VgL  Guenther  a.  a.  0.  S.  16  ff. 

117)  Von  Agatharch.  de  mar.  mb.  §.  64  MülL  b.  Phot.  Cod.  260. 
p.  464^  30  S.  Bekk.,  s.  C.  22.  A.  266. 

118)  Steph.  y.  Byz.  Z%£d(fogi  iv  t^  negl  'AXs^dpdQov.  SchoL  Aristoph. 
Pac.  926.  inl  taig  mfhg  'AXi^avdQov  —  Fr.  1.  2.,  s.  Müller  8.370.  — 
Qanz  unsicher  steht  es  dagegen  mit  einem  Buche  nsQl  tov  Ni0to(fogy 
ans  welchem  Nachrichten  über  Ptolemaeos  Philadelphos  mitgetheilt  werden 
(Schol.  Genev.  Theoer.  XVII,  123  =  Fr.  16),  sowohl  hinsichtlich  des  Titels 
wie  des  Verfassers:  hiess  Letzterer  wirklich  Lykos,  so  muss  es  wenigstens 
ein  späterer  Mann  dieses  Namens  gewesen  sein,  s.  Müller  S.  374. 

119)  Suid.  Btodintrig  (^actiXitfig,  (fjtanff  vt6g  tov  irQoti(fOv.    iy^urpsp 


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LykoB.    Theodektea.    Antandros.    KaUias.    Megasthdnes.         547 

Äntandros  von  Syrakusae,  der  Bruder  des  Tyrannen  Aga- 
thoÜes  (317 — 289),  schrieb  eine  Geschichte  des  Letzteren, 
von  welcher  wir  aber  weiter  Nichts  wissen  *^^). 

Eallias  vonSyraknsae  verfasste  gleichfalls  eine  Geschichte 
dieses  Tyrannen  in  nicht  weniger  als  22  Büchern^^),  in  welcher 
er,  von  demselben  begünstigt  and  bestochen ,  die  Wahrheit  in 
jeder  Hinsicht  zu  dessen  Vortheil  verfälschte^**). 

Megasthenes^^);  von  dem  wir  sonst  nur  noch  wissen^  dass 
er  längere  Zeit  bei  Sibyrtios,  dem  Satrapen  von  Arachosien, 
lebte  ^*^),  welcher  sich  anfangs  dem  Eumenes,  dann  aber  dem 
Antigonos  anschloss^*^)  und  endlich^  wie  es  scheint"^,  dem 
Seleukos  Nikator,  ward  von  dem  letzteren  Herrscher ,  und  zwar 


iyyimftiov  'JXe^dvdQOv  tov  'HneiQmtov,  taxogmä  vnoftvriftceva  ^  vofu^  ßaQßa- 
(find,  xi%vifiv  (fitOQixfiv  ip  ßißl^ig  (',  %al  aXXa  noXld  vnofivrjiiata. 

120)  Diod.  XXI,  16,  5,  'Ayad'oxliig  .  .  .  dwaatsvaag  filv  itti  ^^o  tmv 
TQuinovta  iBCnovta,  ßm^otg  d\  dvo  n^hg  toig  ißdofn^ttovra  Iti],  nud-mg 
Tl{ULiog  h  Zvgayioöiog  cvyYQd(pHf  %al  KalXiag  %€cl  avtog  2kfQa%6aiog  etnoei 
dvo  ßißXovg  ovyyQOCiffag ,  «al  "Avxotwdqog  6  ddiXtpog  'Ayaf^o%kiw)g  mtl  avxog 
avyygatpsvg  (s—  Kall.  Fr.  6). 

121)  S.  A.  120.  Müller  F.  H.  G.  U.  S.  882f.  IV.  8.667.  VgL  Roesiger 
De  Dtiride  (Gott.  1874).   S.  6  ff. 

122)  Diod.  XXI,  17,  4.  KccXXCctg  o  ZvQtx%6otog  di%aCmg  Sv  %al  nQoeri' 
%6vx(og  %otxriyoqlag  d^uo^sAj.  dvccXri(pd'Blg  yuQ  im'  'Aya^oiiXiovg  xal  di&qmv 
fisydXior  dnodofispog  xr^iß  ngotpfjxiv  xrjg  dXrjd'aücg  tcxo(fCav^  ov  dtaliXomsv 
d9i%mg  iyyiaifLid^mv  xbv  inad'odoxrjv'  ov%  oXlymv  ydg  avxm  «snQucyfiivmv 
ycQog  daeßeiag  ^smv  aal  nuQavofiiag  dvd'QoiTCmv,  (pfjclw  6  evyyQatpsvg  avxov 
Bvaeßeia  xcel  (piXavd'Qan^^  noXv  xovg  SlXovg  vnagßsßXTjyiivcu,  nad'oXov  d/, 
ytad'dnsQ  'Ayad'oxXrjg  dtpaiQO'önsvog  xd  x£v  noXixmv  iSwffsixo  x&  avyyQa<peC 
fiTidlv  nQoai^%ovxa  nagd  x6  dUawv,  ovxmg  o  Q'emyMexog  töxoQioygdtpog  ixa- 
Qi^sxo  did  xrjg  ygafprig  Snavxa  xdya^d  xm  dwdaxjj.  fdStov  d'  rjv,  ol(iatj 
nobg  dfiBiiptv  xdgixog  xm  ygatpsi  xAv  iyxafküav  (irj  Xnq}^V€ci  xijg  i%  xov 
ßactXmov  yivovg  d<oqodo%lug.  Wie  er  die  22  Bücher  füllte,  sieht  man  deat- 
lich  aus  den  spärlichen  Braohstficken:  er  verweilte  mit  grosser  Breite  bei 
allen  möglichen  Merkwürdigkeiten  Sikeliens  nnd  den  anf  sie  bezüglichen 
Fabeleien,  trägt  auch  Fr.  5  ein  ganz  apartes  Ghründnngsgesohichtchen  von 
Born  vor. 

128)  Schwanbeck  De  Megasthene  rernrn  Indicamm  scriptore,  Bonn 
1845.  8.  (Doctordiss.).  Megasthenis  fragmenta,  Bonn  1846.  8.  Müller 
F.  H.  G.  IL  S.  897—489. 

124)  Arrian.  Anab.  V,  6,  2  (=  Fr.  2). 

125)  Diod.  XIX,  14,  6.  28,  4.  48,  4.  Droysen  a.  a.  0.  11^  1.  S.  261  f. 
273  f.  300. 

126)  Da  sein  Schützling  Megasthenes  hernach  eben  in  dessen  Diensten 
stand. 

85* 


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548  EinondzwaDzigstes  Capitel.    Geschichtschreibong. 

jedenfalls  nachdem  dieser  mit  dem  König  des  westliclien  Vorder- 
indiens Sandrokoitos  (Tschandragupta);  dem  Beherrscher  der 
Prasier  (Präkjarum),  Krieg  geführt  und  dann  Bündniss  und 
Freundschaft  geschlossen  hatte^  spätestens  302  ^^^  zu  diesem  in 
dessen  Residenz  Palibothra  (Pataliputra)  gesandt^^^);  also  zwischen 
etwa  302  und  dem  Ende  der  Regierung  dieses  Königs  291.  Weitere 
Reisen  in  Indien  hinein  scheint  er  nicht  gemacht^  wohl  aber  in 
Palibothra  selbst  sehr  genaue  Erkundigungen  eingezogen  zu 
haben.  Die  Ergebnisse  seiner  Forschungen  legte  er  in  seinem 
Werke  ^Ivdvxd^^^)  nieder,  welches  bis  zum  vierten  Buche  citirt 
wird^*^)  und  in  der  That  genau  vier  Bücher  enthalten  zu  haben 
scheint,  dergestalt  dass  er  im  vierten  zuletzt  die  Geschichte  der 
Inder  erzählte*'^),  der  einzige  griechische  Schriftsteller,  welcher, 


127)  lostiiL  XV,  4,  12—22,  wo  es  zuletzt  heisst:  cum  quo  (n&mL  San- 
drocoUo)  facta  pacHone  Sdeucus  .composüiaque  in  Oriente  rebus  in  bellum  Änti- 
goni  descendit,  d.  L  eben  im  J.  802.  Ausserdem  spricht  von  diesem  Kriege 
ansdrücklich,  aber  noch  kürzer  nur  noch  Appian.  Sjr.  65.  Sonst  vgl.  Strab. 
XV.  724  (nebst  689).  Phylarch.  Fr.  88  b.  Ath.  JL  18  d.  Flut.  Alex.  62. 
Droysen  a.  a.  0.  H«,  2.  S.  198  ff.  IIP,  1.  S.  77  ff. 

128)  Strab.  U.  70.  ZV.  702  (»  Fr.  29.  25).  Arrian.  a.  a.  0.  und  Ind.  5, 8 
(ea  Fr.  18).  avyysvicd'ai  yaQ  ZavdQ0%6xxai.liyBi,  x^  fuyüfxtp  ßactXii  %al 
IIoiQov  ixi  xovtcp  (so  Schwanbeck  für  TltoQfp  Ir»  xovxov)  (li^ovif  vgl. 
Solin.  Polyh.  52,  8.  p.  208  Momms.  dem.  Strom.  I.  805  D.  Nach  dem 
Vorgange  Anderer  behauptet  auch  Müller  S.  898,  dass  dies  mehrmals 
gesdiehen  sei,  aber  Schwanbeck  Meg.  fr.  S.  28  hat  gezeigt,  dass  dies 
eine  willkürliche  Annahme  ist. 

129)  Antig.  Hist.  mirab.  142  West.  loseph.  A.  I.  X,  11,  1  (c.  Ap.  1, 20. 
Synkell.  221  D).   Ath.  IV,  158  d.   Clem.  Strom,  a.  a.  0.  =-  Fr.  17.  22.  28. 41. 

180)  loseph.  u.  Synkell.  a.  a.  0.  0.  (vgl.  A.  181). 

181)  Allem  Anscheine  nach  hat  sich  an  dasselbe  Diod.  U,  35—42 
(—  Fr.  1)  angeschlossen  und  auch  den  Gang  der  Darstellung  meistens  bei- 
behalteiL  Danach  hat  Schwanbeck  S.  28  ff  mit  Hülfe  der  ausdrücklichen 
Büchercitate  im  Ganzen  wohl  mit  Recht  angenommen,  dass  M.  im  1.  B. 
über  die  Geographie  und  Topographie  von  Indien,  im  2.  (Fr.  28  b.  Ath. 
a.  a.  0.)  über  die  Sitten  und  Bräuche  der  Inder,  im  8.  (Fr.  41  b.  Clem. 
a.  a.  0.  vgl.  m.  Strab.  XV.  718.  708 ff.  707 ff.  718  —Fr.  86 ff.  40.  42.  Arrian. 
Ind.  11  ff.  —  Fr.  85.  88)  über  die  Kasten,  im  4.  (Fr.  22  b.  loseph.  a.  a.  0.  0. 
Synkell.  a«  a.  0.  vgl.  m.  Strab.  XV.  687  z.  A.)  über  die  B«ligion  und  Ge- 
schichte der  Inder  handelte  (vgl.  Arrian.  Ind.  7  ff.  —Fr.  28.  26).  Gkmz  zu 
der  Abfolge  bei  Diod.  stimmt  dies  freilich  nicht,  und  auch  Arrian.  Ind. 
1 — 6  scheint  vorwiegend  dem  M.  in  Darstellung  und  Anordnung  gefolgt  zu 
sein.  Daher  hält  Müller  S.  899,  vgL  S.  417  es  für  wahrscheinlicher,  dass 
Fr.  22  (s.  A.  129  f.)  nicht  aus  dem  4.,  sondern  aus  dem  2.  B.  sei,  dass  das 
Ganze  somit  überhaupt   nur  8  Bücher   gehabt  habe  und  im  2.  auch  von 


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Megasthenes.  549 

so  viel  wir  wissen,  auch  dies  gethan  hat^^*).  Er  hat  auch  zu- 
erst die  Grösse,  Gestalt  und  Lage  Indiens  zum  Theil  mit  Be- 
nutzung astronomischer  Kennzeichen^^)  richtiger  bestimmt ^^), 
den  Indus  und  den  Ganges  mit  ihren  Nebenflüssen  genauer, 
wenn  auch  nicht  ohne  Irrthümer^^^),  beschrieben^*^),  manches 
Neue  über  die  Völkerschaften^*')  und  die  Erzeugnisse  des  Landes**^ 
mitgetheilt,  zuerst  und  in  einer  von  keinem  späteren  griechischen 
Schriftsteller  überbotenen  oder  auch  nur  erreichten  Weise  das 
Kastenwesen  beobachtete*^)  und  sogar,  wie  es  scheint,  den  Unter- 
schied der  Buddhisten  von  den  Brachmanen  bereits  erkannt e*^), 
hat  die  Staatseinrichtungen  der  Prasier  eingehend  geschildert  e^^) 
und    auch   die   anderer   indischer  Völkerschaften   nicht  vemach- 


Geschichte  und  Religion,  im  3.  auch  von  den  Obrigkeiten  der  Inder  die  Rede 
gewesen  sei.  Allein  zweimal  bei  loseph.  nnd  einmal  bei  Sjnkell.  ttxaQtij  in 
dsvtiQ^  zn  ändern,  wie  er  wül,  geht  über  die  Grenzen  des  Erlaubten  hinans. 

132)  Sohwanbeck  a.  a.  0.  8.  60.  S.  bes.  Diod.  II,  381  Arrian.  Ind. 
8,  1—3.  9,  9  —  Fr.  1.  23,  vgl.  Plin.  VI.  §.  59.  Strab.  XV.  686  f.  («  Fr.  20). 
Arrian.  Ind.  6,  4  ff.  (=-  Fr.  21).  9,  10—12.   loseph.  a.  a.  0.  0. 

133)  Fr.  7  b.  Strab.  11.  p.  76.  iv  toig  votioig  fLsgeoi  T^g  'ivdinrig  tag 
ts  agntovg  dTto^Qvnttad'cti  %al  rag  c%iäg  avxmlnxtiv.  Vgl.  C.  22.  A.  62. 
Fr.  1  b.  Diod.  II,  36,  2.  Fr.  8  b.  Plin.  VI.  §.  69.  So  vor  ihm  schon  Ne- 
archos  Fr.  2  (b.  Strab.  p.  77)  and  beziehungsweise  Baeton  Fr.  4  b.  Plin. 
a.  a.  0. 

184)  Schwanbeck  S.  26—29.  S.  Diod.  II,  36,  1  f ,  Arrian.  Anab.  V, 
6,  2ff.  (=.  Fr.  2).  Strab.  H.  p.  69.  79.  689  (—  Fr.  4.  6.  3).  Arrian.  Ind. 
3,  7  f.  (—  Fr.  6).  Plin.  VI.  §.  63,  vgl.  Schwanbeck  S.  16 ff.  Müller 
S.  397  f. 

135)  S.  Müller  S.  401.  415.  Die  übertriebenen  Vorstellungen  der 
Griechen  nnd  Makedonier  von  der  Grösse  des  Indus  und  Ganges  berichtigte 
auch  er  nicht,  vermuthlich  weil  er  jenen  zur  Regenzeit  sah,  s.  Schwan- 
beck  S,  30. 

136)  Schwanbeck  S.  29—37.  Müller  S.  414 f.  S.  Fr.  18 f.  bes.  b. 
Arrian.  Ind.  4,  2  ff .   6,  2.    Strab.  XV.  702.  703.   Plin.  VI.  §.  64  f. 

137)  Schwanbeck  S.  37 f.  S.  Arrian.  Ind.  7,  1  —Fr.  28,  bes.  aber 
Fr.  18.  und  dazu  SchwanbeQk  S.  33  f.  Anm.  Müller  S.  416. 

138)  Schwanbeck  S..39— 41.    S.  Fr.  9—17. 

139)  Freilich  nicht  ohne  manche  Verkehrtheiten,  vgl.  Schwanbeck 
S.  41f.  S.  Fr.  36  ff.  b.  Arrian.  Ind.  11  f.  Strab.  703  f.  707,  dazu  Diod.  U, 
40  f.,  vgl.  PHd.  vi.  §.  66. 

140)  Strab.  712  (—  Fr.  40)  tmv  q>doa6(p{09  Svo  yirq  qxxaiimv^  mv  zovg 
filv  Bifaxfiävag  malst  tovg  äl  ZaqyMvag,  Clem.  a.  a.  0.  (»"  Fr.  41).  dt  ^\v 
ZaQfucvai  avxav  oV  dh  Bgaxiucvai  nalovfisvoi.  Allerdings  streiten  sich  die 
Fachgelehrten  darüber,  ob  unter  den  Sarmanen  die  Buddhisten  zu  verstehen 
sind  oder  nicht.    S.  Schwanbeck  S.  46—50.    Müller  S.  437  ff. 

141)  Strab.  707—709  =  Fr.  36  a. 


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550  Einondzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

lässigt*^).  Und  so  war  er  nicht  bloss  wie  der  erste  so  unseres 
Wissens  auch  der  letzte  griechische  Schriftsteller,  welcher  in  dieser 
völlig  allseitigen  Weise  über  Indien  und  die  Inder  handelte**^), 
sondern  seine  Angaben  bezeichnen  auch  im  Ganzen  den  Höhen- 
punkt der  Eenntniss^  zu  welchem  die  Griechen  und  Romer  es 
überhaupt  über  dies  Volk  und  Land  gebracht  haben  ^**),  wenn 
auch  im  Besonderen  Daimachos,  Patrokles  und  Dionysios  ohne 
Zweifel  noch  manche  werth volle  Nachträge  lieferten**^.  Freilich 
über  den  Standpunkt  seiner  Nation  in  den  Gottheiten  fremder 
Völker  stets  ihre  eignen  wiederzufinden  und  demgemäss  die 
Mythen  der  ersteren  mit  der  vermeintlich  entsprechenden  grie- 
chischen Färbung  zu  versetzen  kam  auch  er  nicht  hinaus  ^^•),  und 
die  „Physiologie",  welche  er  den  Brachmanen  zuschreibt,  ist  un- 
verkennbar die  der  ältsten  Stoa^*^^);  was  endlich  dieselben 
über  allerlei  fabelhafte  Völkerschaften  von  theils  halbthierischer, 
theils  in  anderer  Weise  monströser  Gestalt  ihm  vorerzählten, 
das  erzählte  er  getreulich  ihnen  nach**').  Ebenhierauf  be- 
schränkt sich  nun  aber*^*)  in  Wahrheit  der  Vorwurf  der  ünglaub- 
würdigkeit,  welchen  Eratosthenes  und  Strabon  ihm  machten  *^^), 


142)  Plin.  VI.  §.  58.   MegasÜhenes  et  Dionysiua  a  PMadelpko  missus . . . 
vires  guoque  gentium  prodidere.    Schwanbeck  S.  48. 
148)  Schwanbeck  S.  41. 

144)  Schwanbeck  8.  26.  28.  A.  24.   S.  41.  51  £f.  76  f. 

145)  S.  A.  152  u.  bes.  C.  22.  A.  eV>l  69«^70^  76.  Vgl.  Schwanbeck 
S.  77  f. 

146)  In  9iva  erblickte  er  den  Dionysos,  in  Erishna  den  Herakles,  Strab. 
6871  711.  Arrian.  Ind.  7—9.  Diod.  II,  88  f.  =«  Fr.  20.  28.  1,  vgl.  Fr.  22. 
Schwanbeok  8.48—45.  61  (Müller  8.420).  Anders  mit  wundervoll  klarem 
Auge  Eratosthenes,  Arrian.  Anab.  V,  8,  1  ff.  Vgl.  C.  15.  A.  13.  Bern- 
hard y  Eratosth.  8.  246  f. 

146^)  Wie  Schwartz  Hekataeos  von  Teos,  Rhein.  Mus.  XL.  1885. 
8.  289  bemerkt. 

147)  Fr.  29—84  b.  Strab.  II.  p.  70.  XV.  711  f.  Plin.  VII.  §.  22  f.  Solin. 
52,  86.  Plin.  VE.  §.  25.  Plut.  de  fac.  lun.  24.  988  B.  Wir  wissen  jetzt, 
wie  ausschweifend  die  Phantasie  der  Inder  hierin  war.  8.  die  ausgezeich- 
nete Auseinandersetzung  von  Sohwanbeck  S.  61 — 78.  Müller  400 f.  (vgl. 
425  ff.). 

148)  Wie  Schwanbeck  8.  61  treffend  bemerkt. 

149)  Strab.  II.  p.  70  («-  Fr.  29)  offenbar  nach  dem  Vorgang  des  Era- 
tosthenes): afcavtsg  [ihv  toCwv  ot  icB^i  xri^  'ivSmrig  y^ipavxeg  mg  inl  to 
noXif  tpBvSoXoyoi  ysyovae^,  %a^'  vvsQßoXriv  dh  driCpM%og^  tu  dh  de4xBifcc 
Xiyet  Msyaad'ivrjg,  'OvrjaixQitog  dl  %ccl  NiaQxog  xal  aXXoi  roioihoi  naQcc- 
fffBXXiiovzsg  T^dri  ,  .  .  diatpsqovcag  d'  atticxBiv  &iiov  Jrnfidx<p  ts  %ul  Meya- 


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Megaethenes.  551 

die  doch  gerade ,  wie  zum  Theil  schon  bemerkt  worden  ist**^, 
Niemandem  so  viel  als  ihm  für  die  betreffenden  Theile  ihrer 
Darstellung  verdankten  ^^^).  Weit  mehr  ward  ihm  Hipparchos  ge- 
recht^*), von  welchem  wohl  ohne  Zweifel  ein  Gleiches  galt^**). 


c^ivBt.  ovjoi  fuif  ttaiw  of  xovq  ivatonohag  xal  tovs  uat6(U)vg  ical  aQQivag 
tctOQOvvTtß  .  .  .  ntQl  iv  tTSQog  tbv  btsqov  iXiyxtt,  onsff  %al  ^Effoctoe^ivTig 
(priolv  .  .  .  TlatffOTuXrig  d\  T]%i<na  xoiovxog*  xal  ot  aXloi  d\  (uifftvQeg  ov%  uni- 
9avoi^  otg  KsxQrizat  'Egatoad'ivfjgf  wozu  Schwanbeck  S.  60  bemerkt: 
mirum  est  quod  addit  IlatQoxXiig  %.  x.  X.,  cum  inUr  eos,  qui  de  India  scri- 
pserunt,  imprimia  Megag^henem  Eratosthenes  sectUiu  Sit  (vgl  A.  151). 
Auseerdem  s.  A.  146.  Vgl  Plin.  YI.  §.  58  unmittelbar  nach  den  A.  142 
angef.  Worten:  nee  tarnen  est  düigentiae  locus:  adeo  diversa  et  incredibüia 
traduntur.    S.  aber  aach  die  Nachträge. 

150)  In  Bezug  anf  Eratosthenes  C.  15.  A.  54,  in  Bezug  auf  Strabon 
liegt  die  Sache  zu  Tage. 

151)  Schwanbeck  S.  18:  ,^  eo  enim  adhuc  potest  ostendi  Eratosthenem 
hausisse  ea  quae  prodidit  de  tnagnitudine  Indicie,  de  finibus,  de  sepientrioni- 
tus  eadentibus,  de  w^essi  displici,  de  eo  spaHo,  per  quod  India  in  orientem 
paieat:  de  aJüs  rebus  aut  dissensü,  e.  c.  dUter  descripsit  (näml.  nach  Patro- 
kles,  8.  Strab.  IL  p.  68.  69)  quantam  longitudinem  a  septentrionibus  ad  meri- 
dietn  India  haberet,  aut  secutus  MegasQ^enem  faHsas  opiniones  addidit,  e.  c. 
austräUm  Indiae  finem  eodem  in  gradu  posuit  atque  Meroen,  quo  modo  totam 
Indiae  formam  suo  loco  movit  et  perturbaviV*.  Vgl.  Bernhardy  Eratosth. 
S.  92—99.  Berger  Die  geogr.  Fragm.  des  Erat.  S.  229  f.  meint  jedoch,  da 
Eratosthenes  seine  Bevorzugung  des  Patrokles  auf  dessen  geographische 
Bildung  gründe  (Strab.  II.  68,  s.  C.  22.  A.  70)  und  von  dem  Gegensatze 
dieser  Bemerkung  auch  M.  getroffen  werde,*  müsse  man  sich  wohl  hüten 
dessen  geographischen  Einflnss  auf  Eratosthenes  am  hoch  anzuschlagen. 

152)  Hipparchos  nahm  sich  in  Bezug  auf  den  gprCsseren  Umfang  Indiens 
dem  Eratosthenes  gegenüber  (s.  Strab.  II.  68  ff.  und  A.  151.  C.  28.  A.  299) 
des  M.  und  Da'imachos  wider  Patrokles  an,  jedoch,  wie  Berger  Die  geogr. 
Fragmente  des  Hipparch  (Leipz.  1869).  S.  94  ff.  richtig  darlegt,  nur  hypo- 
thetisch (p.  69:  ^ag  &v  xi  ni6x6xBQOv  n^ql  avxmv  yveifiBv).  Aber  gerade 
der  wirklich  genaueren  Angabe  des  Patrokles  für  die  Ausdehnung  yon 
Westen  nach  Osten  (15000  Stadien  statt  16000  bei  M.)  ist  Niemand  ge- 
folgt, s.  Schwanbeck  S.  26.  A.  20.  Nur  scheint  jedoch  Schwanbeck 
S.  29.  A.  24.  anzunehmen,  dass  in  Bezug  auf  die  Länge  von  N.  nach  S. 
Hipparchos  im  schärfsten  Gegensatz  zu  Eratosthenes  gerade  die  grösste 
Angabe,  die  des  Datmachos,  bcTorzugt  habe,  denn  er  schreibt:  „longitudinis 
mensuram,  quam  indieavit  Megasthenes,  omnes  reiecerunt,  ne  opmionem  om- 
nium  veterum  offenderenty  qui  zonam  torridam  putäbant  habitari  non  posse, 
aut  Indiam  ponerent  (sicut  Hipparchus)  cum  manifesto  errore  multo  Jongius 
septentriones  versus**;  allein  wie  schwach  es  mit  diesem  sicut  Hipparchus 
bestellt  ist,  zeigt  Berger  a.  a.  0.  S.  96 ff. 

158)  Wie  ich  mit  Schwanbeck  S.  78  glaube.    S.  Strab.  I.  71  ff. 


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552  EmundzwaDzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

Neben  Strabon,  Diodoros,  Arrianos^),  welcher  ein  verstandiges 
und  zutreffendes  Urtheil  über  ihn  ßUt^^),  und  anderen  Griechen 
verwertheten  ihn  dann  auch  die  Romer  Seneca^**)  und  Plinius^^'), 
während  ihn  Ton  den  späteren  allerdings  nur  noch  Solinus  er- 
wähnt ^^).  Trotzdem  erscheinen  seine  Erzählungen  zum  Theil 
noch  bei  Vincenz  von  Beauvais  und  Albertus  Magnus  wieder*^®). 
Demochares  aus  dem  Demos  Leukonoe,  Sohn  des 
Laches^*®),  eines  Mutterschwestersohns  von  Demosthenes^*^^), 
und  der  Schwester  des  Letzteren  ^^^),  ward  etwa  zwischen  355 
und  350  geboren  ^^*).  Weit  mehr  ein  patriotischer  Schwärmer 
als  ein  wirklicher  Staatsmann ,  blieb  er,  wie  solche  Charaktere 
oder  vielmehr  Nichtcharaktere  pflegen,  im  Handeln  seinen  Grund- 
sätzen  keineswegs   immer  getreu  ^^).     Als  nach  dem  lamischen 

164)  8.  A.  131.   Schwanbeck  S.  56—58. 

155)  Anab.  V,  5,  1.  vn^Q  *Ivd£v  Idia  fioi  ysyifd^Btai  oea  juatotata  . . . 
ot  te  avv  *AXsiavd(i(p  atgatsvcavteg  %al  .  .  .  Niagxof,  inl  dl  Z6a  Meyacd'i' 
VTig  te  ical  'E^axoc^ivr^g  do%£fi(o  avSffe  evvsyQatpdtriP. 

156)  In  seinem  Werk  über  Indien,  Plin.  VL  §.  60,  b.  Schwan- 
beck  S.  80. 

157)  Dessen  Haaptqnelle  er  ist,  so  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch 
im  Katalog  der  Flüsse  und  Völkerschaften  VL  §.  64ff.  71.  76,  s.  Schwan* 
beck  8.  51—56.    Vgl.  auch  Ind.  V— VE. 

158)  S.  A.  128  und  Fr.  32  (52,  27.  p.  207  M.). 

159)  Schwanbeck  S.  80f.  —  üeber  den  Stil  des  M.  l&sst  sich  bei 
dem  Mangel  aller  wörtlichen  Bruchstücke  nicht  artheilen,  doch  wird  wohl 
Schwanbeck  S.  26  Recht  haben,  wenn  er  meint:  „ex  pluribus  locis,  qui 
ad  simüitudinem  catdlogi  propius  quam  plenae  descriptionis  accedunt,  coni- 
cere  passumus  eum  guoque  res  magis  quam  camposüianem  et  didionem  re- 
spexisse:  quae  res  praeter  epitomas  nescio  an  causa  fuerü  prineipalis,  cur 
Megasthenis  libri  periermt". 

160)  Ehrendecr.  f.  Demosth.  b.  Pseado-Plnt.  X  or.  850  E.  JrifkOxuQrig 
Adxn^og  Afv%ovosvg.   Vgl.  A.  161.  177.  —  Müller  F.  H.  G.  H.  S.  444—449. 

160^)  Ohne  Zweifel  von  dem  gleichnamigen  Grossvater  dieses  D.  sagt 
Demosth.  XXVIL  §.  14.  XXVIIL  §.  3.  /ir^toidifrig  ts  b  AevMvosvg  o  zijv 
d'fjtlSa  tr^v  ifiviP  i%mv  n.  d,  ^X^^  dSsXtpTjv  tijg  iiifjg  firjtgog, 

161)  Pseado-Plnt.  X  or.  847  C.  slx^  (näml.  Jrmoa^ivrjg)  dl  %al  dSel- 
9?]f,  i£  7ig  «al  Adxrixog  Asv%ovoiag  dSsXipiSovg  avx^  ä,  iyivaxo.  Vgl. 
Polyb.  XII,  13,  4  (s.  A.  173).  JTjfioxdgriv  dSsXtpiSovv  ovta  Jrmoad'ivovg, 
Gic.  Brat.  83,  286.  de  or.  II,  23,  95,  s.  A.  170.  Anon.  V.  Aeschin.  s.  A.  189. 
Statt  dSsXtpiSovg  steht  yersehentlich  dve^ipiög  Ath.  VI.  252  f.  (»  Fr.  3).  XIII. 
610  f.  (s.  A.  169).     Said.  'Agxi^^^og  (s.  A.  173). 

162)  S.  A.  165.  Seine  Matter  war  zwei  Jahre  jünger  als  ihr  Brader 
(Demosth.  XXVII.  §.  4.  ifil  d'  int'  itmv  ovta  %aX  tr^v  ddihpriv  Tcivts)^  also 
382  zar  Welt  gekommen. 

163)  Das    düstere   Bild,    welches    v.    Wilamowitz    Antig.   v.   Kar. 


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Demochares.  553 

Kriege  322  Antipatros  die  athenische;  aus  Demades^  Phokion 
und  Demetrios  von  Phaleron  bestehende  Friedensgesandtschaft 
dahin  beschieden  hatte ,  sich  auf  Gnade  und  Ungnade  zu  er- 
geben^**), soll  Demochares  nach  einer  wenig  wahrscheinlichen 
Sage**^)  mit  dem  Schwert  an  der  Seite  von  der  Rednerbühne 
die  Bürger  natürlicherweise  yergeblich  zum  Kampfe  aufgefordert 
haben.  Unter  der  Verwaltung  des  Phalereers  317 — 307  hören 
wir  dann  Nichts  von  ihm^^^).  Gleich  nach  der  Eroberung  Athens 
aber  durch  Demetrios  Poliorketes,  noch  bevor  dieser  den  Königs- 
titel führte,  benutzte  ein  Gesinnungsgenosse  von  ihm,  Sophokles, 
Sohn  des  Antikleides ,  von  Sunion  diese  scheinbar  günstige  Ge- 
legenheit zu  einem  namentlich  gegen  den  Theophrastos  und  die 
Peripatetiker,  die  Freunde  des  vertriebenen  Regenten,  gerichteten 
Schlage,  indem  er  einen  völlig  rechtswidrigen*^')  Volksbeschluss 
durchsetzte,  nach  welchem  Philosophenschulen  nur  mit  Ge- 
nehmigung von  Rath  und  Bürgerschaft  bestehen  sollten*^).    In 

S.  189—197  von  ihm  giebt,  ist  in  manchen  Stficken  richtiger  als  die  frühere, 
viel  zn  günstige  Auffassung,  aber  es  ist  stark  übertrieben  and  geradezu 
gehässig:  was  auch  D.  thun  mag,  es  wird  ihm  Alles  zum  Nachtheil  ge- 
wandt, auch  wo  Wilamowitz  selbst  gestehen  mnss,  dass  die  Sache  nicht 
klar  liegt     S.  A.  170.  173.  176.  177.  179.  189. 

164)  S.  Droysen  a.  a.  0.  H*,  1.  S.  76flE:  Schäfer  Demosth.  IIP. 
S.  887  f.  (in>.  S.  868  f.). 

165)  Dies  liyatM  wird  als  der  Grund  dafär  bezeichnet,  dass  es  später 
eine  Statue  von  ihm  im  £ingang  zum  Prytaneion  in  dieser  Attitado  gab, 
Pseudo-Plut.  847  C.  D.  Schäfer  a.  a.  0.  S.  888  (854  f.)  stellt  es  ohne  Be- 
denken als  Thatsache  hin,  aber  s.  Droysen  S.  79.  A.  2. 

166)  Sei  es  nun,  dass  etwa  er  und  die  Söhne  des  Lyknrgos  und  des 
Hypereides  damals  Athen  meiden  mussten,  oder  wahrscheinlicher,  dass  er 
sich  ruhig  verhielt.  Dass  er  aber  bei  dem  Philosophengesetz  sogar  dem 
Demetrios  von  Phaleron  als  Schildknappe  gedient  hätte,  wie  ünger  die 
Sache  darstellt  (s.  A.  168.  169),  scheint  mir  undenkbar. 

167)  Denn,  wie  v.  Wilamowitz  S.  268  ff.  zeigt,  jede  gesetzliche  Be- 
schränkung der  Cultgenossenschaften  (^iaaoi)  widersprach  dem  geltenden 
attischen  Recht,  und  nicht  bloss  die  Akademiker,  sondern  seit  der  Ver- 
waltung des  Theophrastos  auch  die  Peripatetiker  waren  ein  d^ücaos, 

168)  F.  A.  Hoff  mann  De  lege  contra  philosophos,  inprimis  Theo- 
phrastum  auctore  Sophocle  Athenis  lata,  Carlsruhe  1842.  8.  ist  mir  nur 
dem  Titel  nach  bekannt.  Der  Versuch  von  G.  F.  Unger  Das  Sophisten- 
gesetz des  Demetrios  Phalereus,  Jahrb.  f.  PhiL  CXXXV.  1888.  S.  756—763 
aufs  Neue  nachzuweisen,  dass  dies  Psephisma  vielmehr  schon  815  unter  den 
Auspicien  des  Phalereers  erlassen  sei,  scheint  mir  (trotz  der  Beistimmung 
von  Zeller  Arch.  f.  Philos.  11.  1889.  S.  298  f.)  vollständig  verfehlt,  ünger s 
Gründe    waren   bereits   im   Voraus   durch   Wilamowitz   widerlegt,    auf 


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554  Einondzwanzigstes  CapiteL    Greschichtschreibung. 

der  That  gelang  es  offenbar  die  peripatetische  Schule  fdr  den 
Augenblick  zu  sprengen ;  so  dass  sogar  Theophrastos  sich  ge- 
nöthigt  sah  auf  kurze  Zeit  Athen  zu  verlassen.  Jedoch  ebenso 
unzweifelhaft  ist  es^  dass  diese  Massregel  den  Beifall  des  Demo- 
trios  Poliorketes  nicht  fand.  Noch  in  demselben  Jahre  306 
(erste  Hälfte)  erhob  Philon^  ein  Schüler  des  Aristoteles ,  dieser- 
halb  gegen  Sophokles  die  Anklage  auf  Gesetzwidrigkeit^  und  yer^ 
gebens  trat  Demochares  als  Fürsprecher  des  Letzteren  auf:  der- 
selbe ward  verurtheilt  und  der  Volksbeschluss  aufgehoben^*^). 
Neben  anderen  Reden  des  Demochares ^^^)  hatte  sich  auch  die 
bei  dieser  Gelegenheit  von  ihm  vorgetragene  erhalten ;  und  wir 
sehen  aus  den  Mittheilungen  über  dieselbe,  dass  sie  mit  schmäh- 
lichen Verleumdungen  auch  gegen  Aristoteles  und  Sokrates  und 
trotz  einer  gewissen  Zurückhaltung  mit  Rücksicht  auf  den  demo- 
kratisch gesinnten  Xenokrates"^)  doch  auch  von  Schmähungen 

dessen  Auseinandersetzung  (s.  A.  169)  ünger  Rücksicht  zn  nehmen  nicht 
für  nöthig  erachtet  bat. 

169)  La.  Di.  V,  88.  ant9iifi7j6s  (n&ml.  Gsotp^afftog)  sr^o;  6Xfyov  . . .  xal 
ndvTtg  ot  (ptX60oq)Oif  Zo(po%Xiovg  xov  'Ait€pi%XeC9ov  vopkov  el6S9sy%6pxogf 
(iTl9iva  xmv  tpiXooofpoßv  exolrjg  dtpriysCed'aiy  Sv  (irj  x^  ßovX^  %al  x&  Siqfua 
96ijj'  bI  9\  fii^,  d'dvaxov  etvai  xiiv  (rifiiccv.  dXXa  aid^ig  inaptjX^ov  elg 
vitoxctj  ^(Xatvog  xhv  ZotpoitXia  yga^ayi^ivov  naQccvofuoif.  oxs  xctl  x6v  voiiov 
filv  ayiVQOv  ino^rjoav  'AdTjvaCoi^  xov  91  ZotpoTiXicc  nivxe  xaXdvxoig  i^rifiüaaav' 
%dd'o96v  xe  xoCg  tpiXoa6<potg  iipritpCeuvxo,  Atb.  XIII.  610  f.  Zo^o%Xi]g  9i  xtg 
"tfjTltpiüfUCxv  i^i^Xacs  ndvxag  (piXoaotpovg  xijg  'Axxmrjgf  %a^'  ov  Xoyov  iyQctfpf 
^IXmv  b 'AgnsxoxiXovg  yvmQtfiog,  dnoXoyiccv  vnli^  xov  ZotpoiiXiovg  druioxd^ovg 
nsnoiriiioxog  xov  Jrjfioa^'ivovg  dvB^iov,  Vgl.  ancb  Alexis  Fr.  94  b.  Atb. 
XIII.  610  e  nach  der  einzig  richtigen,  von  ünger  (s.  A.  168)  freilich  vOllig 
unbeachtet  gelassenen  Erklärung  von  Wilamowitz  S.  195  f.  Richtig  be- 
merkt nach  diesem  Bruchstück  auch  schon  Müller  S.  447:  „übt  cum  De^ 
metrius  ntUlus  dlius  sit  quam  Poliorcetes,  lex  iUa  procül  dubio  lata  est  pott 
liberatas  a  Demetrio  Äthenas  (307)".    Femer  vgl.  A.  172. 

170)  Cic.  Brut.  a.  a.  0.  JD.  autem,  qui  fuit  Demostheni  eororis  filius  et 
orationes  scripsit  aliquot  et  earutn  rerum  historiam,  quae  erant  Äthenis  ipsius 
aetate  gestae,  non  tarn  historico  quam  oratorio  genere  perscripsit,  s.  A.  186. 
Vgl.  de  er.  a.  a.  0.  alia  quaedam  dicendi  molliora  ac  remissiora  genera 
viguerunt.  inde  Demochares,  quem  aiunt  sororis  filium  fuisse  Demosiheni: 
tum  Phälereus  ille  Demetrius  etc.,  vgl.  C.  2.  A.  713.  Wilamowitz  S.  193 
meint,  „dass  er  ein  schlechter  Redner  gewesen  sei,  bezweifle  wohl  Nie- 
mand". Woher  wollen  wir  im  Gegentbeil  wissen,  ob  er  ein  schlechter  oder 
ein  guter  war  ?  Die  Zusammenstellung  mit  dem  Phalereer  beweist  wenigstens, 
dass  er  für  einen  schlechten  nicht  galt. 

171)  Ath.  XL  609  a.  XaCi^mv  6  UsXXrivBvg^  og  ov  fi^ovop  IlXdxtovi  l^io- 
XainBv  dXXd  %ai  lSlevo%i^dx6i. 


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Demochares.  555 

gegen  Piaton  und  die  Akademiker  erfällt  war"^.  Bei  eben- 
dieser  Gelegenheit  wird  aber  auch  die  Rede  des  Demokleides, 
eines  Schülers  von  Theophrastos,  wider  ihn,  wenn  anders,  wie 
es  doch  scheint,  eine  solche  Rede  je  wirklich  gehalten  ward,  für 
die   Gegenpartei    gesprochen    sein*'').     Eigentlicher   Leiter   des 


172)  Wie  aus  den  Bruchstücken  (Ath.  XI.  508  f— 509  b.  J.  o  ijqxtoQ  iv 
t^  vnlg  SotpouXiovg  ngog  <bCkmvcL  %,  r.  X.  Aristokl.  b.  Euseb.  P.  E.  XV, 
2,  6.  971  d.  Ath.  V.  187  d)  b.  Sauppe  0.  A.  IL  S.  841  f.  erhellt  S.  die 
Darlegung  von  Wilamowitz  S.  194 — 197.  Aus  dieser  Rede  können  auch 
die  Fragmente  bei  Bntil.  Lnp.  I,  2.  5.  20  sein;  dann  haben  wir  keine  ans 
einer  andern.    S.  A.  189. 

173)  Ich  nehme  mit  Ruhnken  Hist.  crii  or.  Att.  S.  92  an,  dasfl  De- 
mokles,  der  Schüler  des  Theophrastos  und  Yertheidiger  der  Söhne  des 
Lyknrgos  (Pseudo-Plnt.  842  D),  einerlei  sei  mit  Demokleides  (Dionys. 
Dinarch.  11),  von  welchem  es  bei  Said,  i  x6  Uqov  nvq  ov%  i^eati  tpvafj- 
cai  heisst:  T^iiaiog  (Fr.  140)  iv  Xri'  *l0to(^Mv'  mg  ot  itegl  drjfioxXs^dfjv 
%avä  dfinoxdqovg  slnov^  Zxi  fikovm  avt^  navxmv  'Ad^aiav  o^%  ^isazt  to 
tegov  nvg  (pvcr^ffcct,  mg  iirj  na'&agsvovtt  xotg  avm  ii^igsai.  Dagegen  sagt 
Polyb.  XII,  13,  1  flF.  T£fiai6g  (Fr.  141)  tprjsi  Jrjuoxägriv  ritatgrinivair  ii\v 
toig  ava  itigsöi  xov  <TfiOfuxTOff,  ovn  elvai  9*  ä^iov  to  tsgov  isvg  (pvöäv,  vnsg- 
Psßrjyiivcci  d^  toi^g  imtrjdtvfLCiat  tä  BSrQvog  VTtouvrjfMcta  nul  ta  ^tXatvldog 
nal  Tcoi/  aXXotv  alaxvvxoygdtpmv  ^  dann  in  der  Widerleg^g  §  8.  %oinu%6v 
Tfti^a  fidgrvga  ngo687tiana6d(i8vog  dvciwfiov^  was  dann  §  7  ff.  seine  Auf- 
klärung erhält:  ov  yccg  av  'Ag%i9v%og  o  %m(iq}9voyQccq)og  (Fr.  4  Eock)  HeyB 
ravtcc  ndvog  ntgl  Jfifuoxägovg ^  mg  TCptaiog  tpri^iv^  dXXd  noXXol  n^v  av 
T&v  *Avttndtgov  ^CXmv^  xo^'  ov  nsnaggtiaUtetai  noXXd  nal  dvvdftsvu  XvTtsiv 
ov  ii6voif  avTOv  'AvtCnatgov  dXXct  %ai  xovg  i^sivov  diaSdxovg  %al  (plXovg 
yeyov6tagt  itoXXol  91  tmv  dvttntnoUt£Vfi,iv(ov,  mv  rjv  %al  Jrifi'qtgiog  b  ^aXri- 
gsvg.  o5  tietvog  ov  r^v  tvxovaav  TttnoCfjtcct  xazriyogCocv  %.  x,  X,  Dass  hier 
der  jüngere  Antipatros,  Sohn  des  Easandros,  gemeint  sei,  und  Archedikos 
sich  auf  solche  Weise  bei  diesem  habe  einschmeicheln  wollen  (mit  welchem 
ja  vielmehr  D.  gut  stand,  s.  A.  179),  war  ein  höchst  unglücklicher  Gredanke 
von  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  468 f.  (den  Kock  C.  A.  F.  III.  S.  278  nicht 
hätte  wiederholen  sollen):  Polyb.  redet  ja  von  dem  Geschichtswerk 
des  D.  (Vgl.  übrigens  auch  Suid.  'Agxi9iyi.og^  %mntp9ioygd(pogy  og  %atd 
Jrjfioxdgovg  iygaiffs  toH  dvsipiov  Jrjfioo^ivovg).  Ich  kann  mir  den  ganzen 
Hergang  nicht  füglich  anders  als  so  vorstellen,  dass  zuerst  Demokleides 
wirklich  in  einer  Rede  die  Lästerworte  des  D.  als  eine  Schändung  von 
dessen  Mund  bezeichnete,  dann  Archedikos  diese  Metapher  in  Wirklichkeit 
verkehrte,  endlich  Timaeos  in  einer  dem  Demokleides  untergeleg^n,  wenn 
auch  vermuthlich  (e.  A.  284  u.  bes.  249)  nur  indirect  wiedergegebenen 
Rede  (vgl.  Wilamowitz  S.  198.  A.  U)  den  Letzteren  selbst  sich  diese 
Wendung  mit  Berufung  auf  „den  Komiker"  aneignen  Hess.  Dann  war  aber 
„die  Entrüstung  des  Polybios"  auch  gar  nicht  so  „deplaciert**  wie  Wila- 
mowitz meint.  Wilamowitz  selbst  giebt  zu,  dass  auf  alle  Fälle  das 
Verfahren  des  Timaeos  ein  „unredliches**  war;   wie  aber  trotzdem  dieser 


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556  Einundzwanzigstes  CapiteL    Geschichtschreibung. 

Staats  wurde  damals  der  gewissenlose  Stratokies.  Nachdem  je- 
doch Demetrios  Athen  wieder  verlassen  und  nun  der  vierjährige 
Krieg  mit  Easandros  306 — 303  begonnen  hatte,  gelangte  Demo- 
chares  jedenfalls  zu  Einfluss,  obwohl  das  Genauere  unklar  ist^^^), 
wirkte  mit  dazu  Athen  in  Yertheidigungszustand  zu  setzen  ^^^) 
und  schloss,  wohl  als  Gesandter,  das  Bündniss  mit  Böotien  ab  ^^^ 
Als  dann  endlich  aber  doch  nur  der  Entsatz  des  Demetrios  die 
Stadt  gerettet  hatte,  erregte  er  durch  eine  bittere  Bemerkung 
über  die  erneuten  hündischen  Schmeicheleien'  gegen  Letzteren, 
zu  welchen  Stratokies  die  Athener  veranlasste,  den  Hass  dieses 
Menschen  dergestalt,  dass  derselbe  den  Demetrios  302  veran- 
lasste ihn  aus  dem  Lande  zu  weisen  ^^^.    Trotz  aller  politischen 


Angri£f  noch  irgendwie  etwas  Grayirendes  fSr  D.  haben  soll,  liegt  für  mein 
Ventändnifls  zu  tief.  Die  Schmatzgeschichte  bei  La.  Di.  lY,  41  hat  übrigens 
mit  diesem  Allen  Nichts  zu  thun,  sondern  ist  eine  Erfindong  von  Aristippoa 
n£Ql  nccXmag  tQVtpfig,  wie  Wilamowitz  S.  50 ff.  zeigt,  s.  C.  11.  A.  8S. 

174)  Dass  die  ganze  Darstellung  in  dem  Ehrendecret  für  D.  (s.  A.  183) 
vielfach  so  nicht  richtig  sein  kann,  zeigt  v.  Wilamowitz  S.  190 — 192. 

175)  S.  ebendies  Decr.  Pseudo-Plat.  851  D.  oUodoiirjv  tsizSif  %al 
7taqaa%8viiv  onXtov  %al  ßsXmv  xal  (njxavrjfidtcov,  nccl  oxvf^mauiiivm  r^v  n6Uv 
ixl  Tov  tet(fa8tovg  tcoXifiov,  xal  slgi^vriv  %al  dvoxäg  xal  av(it(ut%ücp 
7toi7j6a(i,iv<p  ngog  Botatovg.  Dass  dieser  vierjährig^  Krieg  wirklich  der  von 
806  bis  803  nnd  nicht,  wie  einmal  Droysen  Der  vierjährige  Krieg,  Zeitschr. 
f.  d.  Alterth.  1886.  Sp.  161—170  wollte,  von  297—294  ist,  steht  jetzt  durch 
C.  L  A.  n,  250  (vgl.  252)  fest.  Die  Behauptung  von  Wilamowitz  S.  190, 
dass  nns  D.  hier  nur  „als  Antragsteller,  nicht  als  Beamter  begegne*^  stützt 
sich  darauf,  dass  in  den  vorstehenden  Worten  des  Psephismas  (vor  denen 
ja  aber  eine  Lücke  ist!)  von  amtlicher  Eigenschaft  nicht  gesprochen  wird. 
Aber  wie  sollen  dann  die  Angaben  bei  Polyb.  a.  a.  0.  §.  5.  atQcntiyiag  avtov 
riimü^ai,  nag'  'A»riva£mv  (vgl.  §.  6  z.  £.),  Pseudo-Plat.  847.  C  (s.  A.  161). 
dvrjg  %ccl  %atd  noXsfiov  dyad'og  wal  k.  t.  X.  entstanden  sein? 

176)  Von  wie  geringem  Belang  aber  diese  Sache  war,  zeigt  v.  Wila- 
mowitz S.  190. 

177)  Plnt.  Demetr.  24.  ngoöß^tpCaavto  (A^valbi)  BMi^ai  ta  ^^fia> 
t0v  'AdTivalaVy  ndv  o  ti  av  6  paatXsvg  drip>TqtQiog  McXsvtn;,  tovto  xal  jiQog 
^Bovg  o6iov  md  xgbg  dvd-Qmnovg  slvat  9C%aiov.  hlnovxog  9i  ttpog  tmv 
HuXav  ndya^mv  dvd^mVf  fiaCvsa^cci  ZtQ€cto%Xia  toutvta  yi^fpovxa^  JrjiiO' 
xdgrjg  6  Asv%ovo6vg  ,yiiaCvoito  fiivt*  av",  ilnsVf  „£^  firi  {laCvotto^^  noXka 
ydq  ZxQaxo%Xrig  mtpeXttto  diä  xriv  noXanBCav,  h  9\  d7i(Uix^9Vi  '*^  tovto» 
dueßXrj^elg  i(pvya98v^ri.  Es  ist  nichts  Unwahrscheinliches  in  dieser  Dar- 
stellang;  nicht  jede  Anekdote  ist  nnhistorisch ;  nnd  so  sehe  ich  keinen 
Grund  zn  zweifeln,  dass  der  Hergang  wirklich  genau  dieser  war.  Vgl.  auch 
die  unmittelbare,  freilich  sehr  willkürlich  gefärbte  Forts,  des  Deor.  ot^' 
0v  i^snsasv  vno  tmv  navaXvodvtmv  rof  dfiitov  und  die  nochmalige  Wieder- 


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Demochares.  557 

Wandlungen  der  nächsten  12  Jahre  fanden  indessen  die  Athener 
während  derselben  kein  Bedürfniss  ihn  zurückzurufen;  es  geschah 
dies  yielmehr  erst  unter  der  Aegide  des  Demetrios  selbst  bei 
dessen  letztem  Aufenthalt  in  Athen  290^^®),  und  in  die  nunmehr 
folgende  letzte  Zeit  seines  Lebens  fällt  erst  die  bedeutendste 
Thätigkeit  desselben.  Er  war  Finanzbeamter  und  yerschafFte  dem 
Volk  theils  durch  die  von  ihm  beantragte  Gesandtschaft  an  Ptole- 
maeoS;  theils  durch  seine  eignen  diplomatischen  Reisen  zu  Anti- 
patros^  dem  Sohne  des  Easandros^  und  zu  Lysimachos  200  Talente 
Subsidien*^^),  scheint  auch  bei  der  Wiedererwerbung  von  Eleusis 
thätig  gewesen  zu  sein^®®).  Andrerseits  bat  er  aber  auch  wieder 
den  Zenon  um  dessen  F&rsprache  bei  Antigonos  Gonatas,  sei  es 


bolnng  (keineswegs ,  wie  Müller  S.  446.  A.  4  glaubte,  Bezeichnmig  einer 
neuen  Verbannung)  851  E.  %al  tpvyovxi  yi,\v  vn\i^  driykongwciag  %,  t.  X,  Nach 
y.  Wilamowitz  S.  189—191  freilich  w&ren  es  yielmehr  die  „Flegelhaftig- 
keiten" des  D.  gewesen,  welche  den  König  zu  dessen  Ausweisung  trieben. 
Allein  nirgends  wird  uns  (vgl.  auch  Aelian.  V.  H.  111,  7.  VIII,  12)  yon  D. 
überhaupt  eine  „Flegelhaftigkeit*'  erzählt  als  in  der,  wie  Wilamowitz 
S.  198.  A.  8  selbst  heryorhebt,  schnitzerhaft  erfundenen  und  ungesalzenen 
Anekdote  bei  Sen.  de  ir.  1,  23  yon  einer  angeblichen  Gesandtschaft  des 
D.  an  Philippos,  den  Vater  des  grossen  Alexandres.  Trotzdem  nimmt  sich 
Wilamowitz  dieser  Geschichte  als  Beleg  dafür  an,  was  man  dem  D.  in 
dieser  Hinsicht  (nämlich  im  ersten  Jahrh.  n.  Chr.!)  zutraute. 

178)  Das  Decr.  fährt  fort:  xal  mg  natrjXd^ev  inl  JionXiovg  ä^iovtog 
vnb  Tov  ^T^fiov, 

179)  Weiter  fährt  das  Decr.  fort:  cvfftsßiavtt  xriv  dioUriöiv  icQokm  xal 
<p8t0ttniv(p  tmv  vna(fx6vt€itv ,  %al  ngscßsvcavtt  ngog  AveCyMXOV  mal  Xaß6vxi 
TCO  dr^iico  X'  xdXavxot  d(^vqiov  not  naXiv  ttiqot  q\  %al  ygä^avti  Ttifsaßeiccv 
n(^6g  UtoXefiatov  slg  AHyvnxov,  xad'  r^v  i%nXevüavz8g  v  Mfuüav  tdXavta , 
dqyvf^lov  t&  Hr^^oi  %al  XQog  'Avx^naxQov  xQSoßsvaavvi  xal  Xaßovxa  %'  xdXavxu 
aQyvQÜw.  Wilamowitz  S.  193  giebt  zu,  dass  eine  solche  Bettelthätigkeit 
damals  unyermeidlich  war,  bemerkt  aber  richtig,  dass  zu  ihr  schlecht  das 
ürtheil  des  D.  (Fr.  2  b.  Polyb.  a.  a.  0.  §.9,  ygl.  C.  2.  A.  683)  über  die 
Verwaltung  des  Demetrios  yon  Phaleron  stimmt,  und  fragt,  wie  ein  Neffe 
des  Demosthenes  zu  solchem  Zweck  yor  den  Enkel  des  Mürders  yon  Letz- 
terem habe  treten  können,  wobei  aber  doch  zu  bedenken  ist,  dass  dieser 
jüngere  Antipatros  beim  Tode  des  Demosthenes  wahrscheinlich  noch  nicht 
lebte.  Aus  der  albernen,  A.  177  erwähnten  Geschichte  bei  Seneca  wollte 
man  früher  (so  Droysen  a.  a.  0.  IP,  2.  8.  249,  Müller  S.  446.  A.  1.  8 
u.  A.)  yerkehrterweise  eine  Gesandtschaft  auch  zu  Philippos,  dem  älteren 
Bruder  dieses  Antipatros,  machen. 

180)  Es  folgen  im  Decret  die  dunklen  Worte  (851  £):  %al  'EXsvelvcc 
(so  Niebuhr  f.  'EXsvc^via)  noiitoansvoi  xm  dtffiq)  %al  xavxcc{?)  mlcuvxt  iXi- 
adtti  xov  9fiiiov  wol  nf^diavti. 


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558  EinnndzwanzigBtes  Gapitel.    Geschichtschreibiing. 

nach  des  Letzteren  Thronbesteigung  276  oder  schon  früher,  worauf 
aber  Zenon,  wie  schon  gesagt,  jeden  Umgang  mit  ihm  aufhob  ^^^). 
Im  Jahre  280  beantragte  er  mit  Erfolg  das  erhaltene  Ehrendecret 
zu  Gunsten  des  Demosthenes.^.  Acht  oder  neun  Jahre  spater 
272/1  oder  271/0  aber  war  er  nicht  mehr  am  Leben;  damals 
wurde  vielmehr  von  seinem  Sohn  Laches  ein  ähnliches,  gleich- 
falls erhaltenes  Ehrendecret  f&r  ihn  selbst  beantragt  und  durch- 
gesetzt^^'). Er  yerfasste  ausser  seinen  Reden  auch  noch  eine 
attische  Geschichte  seiner  Zeit,  *l6toQiaL^^\  in  mindestens 
21  Büchern^*),  nicht  so  sehr^®^  „in  der  Weise  der  Historiker**, 
d.  h.  namentlich  der  isokrateischen  und  ihres  gleichmässigen 
glatten  Redeflusses,  „als  vielmehr  in  rednerischer  Weise'',  d.  h. 
pathetisch,  bewegt,  wechselvolP®'),  und  zwar  wenigstens  ihren 
späteren  Theilen  nach  erst  in  seinem  höheren  Alter  nach  dem 
Tode  des  Tyrannen  Agathokles  ^^^),  289.  Sie  ward  offenbar  sehr 
wenig  benutzt,  und  das  ist  wohl  nicht  eben  zu  bedauern,  denn 
besonders  zuverlässig  und  werthvoU  war  sie  schwerlich  ^^^). 


181)  S.  C.  2.  S.  62  mit  A.  178. 

182)  Paeudo-Plot.  847  D.  inl  ro^yiov  Sqzovtos.   860  E— 861  C. 

185)  Pseado-Plnt.  847  D.  inl  nv&aqdtw  &^ovtos.  861  C— F.  ä^xatv 
Ilv^aifatrjg  x.  t.  X.    Vgl.  auch  A.  887. 

184)  Polyb.  a.  a.  0.  §.  9.  Ath.  VL  268  b  =  Fr.  2.  4. 

186)  Ath.  a.  a.  0. 

186)  Wie  Cicero  sagt,  s.  A.  170. 

187)  Vgl.  den  ähnlichen  Gonirast,  in  welchen  Doris  Fr.  1  sich  selbst 
zu  denlsokrateem  setzt,  s.  A.  846. 

188)  Fr.  6  b.  Psendo-LnkiaD.  Maorob.  10. 

189)  Um  ein  so  unbedingt  absprechendes  Urtheil  wie  v.  Wilamowitz 
S.  190.  193  fällen  zn  dürfen,  fehlt  indessen  doch  das  n6thige  Beweis- 
material, und  gegen  die  von  Ath.  ans  erhaltene  Bchildernng  der  widrigen 
Schmeichelei,  deren  sich  die  Athener  gegen  Demetrios  Poliorketes  be- 
fleissigten.  Fr.  8.  4,  wird  kaum  Etwas  einzuwenden  sein.  Polyb.  erwähnt 
diese  Historien  nur  einmal  (s.  A.  179)  in  Bezug  auf  das  Urtheil  über  den 
Phalereer  sowie  (s.  A.  178)  über  Antipatros  und  Andere,  Plnt  zweimal 
(Demosth.  80.  Demetr.  27  «Fr.  1.  6),  and  zwar  einmal  hinsichtlich  einer 
Ansicht  und  einmal  hinsichtlich  eines  Nebenponkts.  Aufschlüsse  über  That> 
sächliches  waren  hier  also  wohl  nicht  yiel  zn  holen.  Die  Erzählung  von 
dem  Missgeschick  des  Aeschines  auf  der  Bühne  (Anon.  Y.  Aeschin.  p.  269, 
26 ff.  West)  stand  jedenfalls  nicht  (wie  noch  Müller  S.  447.  A.  6  glaubt) 
in  einer  Rede,  sondern  auch  in  dem  Geschichtswerk.  Wenn  Harpokr. 
Io%av9QOg  für  dieselbe  d.  iv  toCg  dtaXoyoig  citirt  (woran  schon  Buhnken 
zu  Rutil.  Lup.  S.  8  gerechten  Anstoss  nahm),  so  liegt  dabei  entweder,  wie 
V.  Wilamowitz  S.  194.  A.  16   annimmt,   „ein   allgemeiner  Ausdruck   xu 


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Pyrros.    Kineas.    Proxeno».  659 

Pyrros,  König  von  Epeiros^^^),  schrieb  eine  Taktik^^^) 
und  seine  eignen  Memoiren^^*). 

Kineas  ans  Thessalien ^^^),  der  bekannte  Unterhändler  des 
Pyrros,  welcher  zuvor  sich  frühzeitig  nach  Athen  begeben,  dort 
vielfach  den  Demosthenes  gehört  und  diesen  sich  zum  Muster 
bei  seiner  eignen  Beredsamkeit  genommen  hatte  ^^),  machte  einen 
Auszug  aus  den  militärwissenschaftlichen  Schriften  des 
Aeneias^*)  und  war  vermuthlich^^)  der  Verfasser  der  thessa- 
lischen  Geschichte ^^^. 

Proxenos^^),  wahrscheinlich  ein  Zeitgenosse  des  Pyrros  ^^^), 
schrieb  eine  Geschichte  von  Epeiros^  *Hwt(Mörtxa*^),  in 
welcher   er   auch   von  Letzterem  eingehend  handelte  ^^);   femer 


Grande,  den  Harpokr.  missverständlich  specialisirt  hat",  oder  es  ist 
geradezu  Xoyoig  zu  schreiben,  wie  denn  A.  Schäfer  Jahrb.  f.  Philol.  CI. 
1870.  S.  524  f.  bei  Harpokr.  ix<ont8v%6tiDv  mit  Wahrscheinlichkeit  i%  ts 
tov  JrjiioxaQovg  (statt  Jrjfioa^ivovg)  Xoyov  und  damit  hier  ein  neues  Frag- 
ment der  Historien  vermuthet  hat,  and  wie  bei  Fseado-Plut.  840  E  das 
Citat  för  jene  Erzählung  über  Aeschines  Ix  tov  JrjpLoziQOvg  X6yov  lautet. 
Schäfer  meint,  D.  werde  die  einzelnen  Abschnitte  seiner  Denkwürdigkeiten 
wohl  16yoi,  genannt  haben. 

190)  Müller  P.  H.  G.  IL  S.  461. 

191)  Aelian.  Tact.  1.  i^etifydüttvto  dl  vriv  d^srnffCav,  AlviCug  xb  dta 
nXsiSvoav  xal  ütQaz7iyi%ä  ßißlCa  t%avmg  avvtaid(isvogy  iv  iTttxoitiiv  o  Gst- 
taXog  Kiviccg  inolriCB^  üvf^Qog  te  h  *Hn8i^mtrig  Ta%xt%ä  avviyQocilfe.  Cic. 
Epist.  IX,  26,  1.  plane  nesciebam  te  tarn  peritum  esse  rei  müitaris:  Fyrri 
te  libros  et  Cineae  video  kctitcisse. 

192)  Fr.  8  b.  Dionys.  v.  Hai.  A.  B.  XIX,  11.  iv  toig  iS^otg  vnoiivi^fiaai, 
vgl.  A.  199.  Doch  vermuthet  Müller  nach  Paus.  I,  12,  2  («  Fr.  1).  iatt 
91  iväf^dai  ßißXüc  ovn  initpaviciv  ig  ovyyQUtpriv  i%ovxa  iniyQaiiiia  '^gycav 
vnQ\j^riiuaxa  slvai,  xavxa  indsyoitrivm  fiov  ficiXi4fX€C  imjXG^e  ^avyLacai  Tlvg- 
Qov  xoXyictv  «.  X»  X.,  dass  sie  nicht  von  ihm  selbst,  sondern  von  Anderen  in 
seinem  Auftrage  geschrieben  seien. 

\^    198)  Müller  F.  H.  G.  H.  S.  468  f. 

194)   Plut.   Pyrr.   14  ff.   Cic.  Tose.  I,  24,  69.    Appian.  Samnit.   10.   11. 
Diod.  XXn,  6,  8  n.  s.  w. 
196)  S.  A.  191. 

196)  Wie  ans  dem  Zusatz  o  ^^09  bei  Steph.  v.  Byz.  "Etpvf^u  (=>  Fr.  1) 
hervorzugehen  scheint. 

197)  Der  Titel  war  ohne  Zweifel  SBcaaXind,  Die  vier  Fragmente  ge- 
hören alle  der  Sagengeschichte  an. 

198)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  461-468.  IV.  S.  668. 

199)  Vgl.  Dionys.  v.  Hai.  a.  a.  0.  mg  TI^i^Bvog  o  cvyy^atpBvg  Ioxo^bZ 
%a\  avxog  6  JIv^^o;  (»  Fr.  6).  S.  A.  192. 

200)  Fr.  1—6.        201)  S.  A.  199. 


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560  Emandzwanzigstes  Capitel.    Qeschichtsclireiban^. 

zwei  andere  Werke,  zu  denen  wiederum  eben  wohl  die  Züge  des- 
selben nach  Italien  und  Sikelien  und  nach  dem  Peloponnes  den 
Ansto88  gegeben  haben  mögen^^^),  über  die  sikelischen 
Häfen  und  die  lakonische  Verfassung,  jedes  mindestens  in 
2  Büchern^»). 

Hieronymos  von  Kardia*^),  Landsmann  und  Freund  des 
Eumenes,  mag  etwa  zwischen  370  und  360  geboren  sein***^). 
Wahrscheinlich  durch  die  Empfehlung  des  Eumenes  kam  er  in 
makedonische  Dienste,  vielleicht  schon  unter  Philippos.  Gewiss 
ist,  dass  er  bei  dem  Leichenzuge  des  Alexandros  zugegen  war^^. 
Dann  hielt  er  treu  zu  Eumenes  und  ward  mit  demselben  in  Nora 
von  Antigonos  belagert,  und  als  dieser  dem  Eumenes  einen  Ver- 
trag anbot.  Letzterer  denselben  aber  nur  unter  der  Bedingung 
annehmen  wollte,  wenn  alle  ihm  von  Perdikkas  verliehene  Ge- 
walt ihm  bestätigt  würde,  und  Antigonos  ihn  dieserhalb  an  Anti- 
patros  verwies,  wurde  Hieronymos  von  Eumenes  zu  dem  Letzt- 
genannten gesandt,  um  zugleich  den  Antigonos  bei  diesem  zu 
verdächtigen**^^.  Allein  der  bald  darauf  (319)  erfolgte  Tod  des 
Antipatros  hinderte  jeden  Erfolg  dieser  Bemühungen.  Zwar  liess 
Antigonos  nunmehr  den  Hieronymos  zu  sich  kommen  und  ge- 
wann ihn  durch  reiche  Geschenke,  um  durch  ihn  auch  den 
Eumenes  auf  seine  Seite  zu  bringen^;  allein  Letzterer  scheint 
auf  diese  Anerbietungen  nicht  eingegangen  zu  sein,  und  so  ward 


202)  Droysen  a.  a.  0.  m\  1.  S.  129.  A  2. 

208)  Steph.  v.  Byz.  FiXa  (nögd'fKov  ist  freilich  nur  Conjeetor  von 
Müller  für  noQoav  oder  nv^ifcav)  und  Ath.  VI.  267  d  (=»  Fr.  7  u.  S):  h 
nqdxiß  uBf^l  xoQ^fKov  SfKsXiKAv  und  iv  dBvtiQ<p  Accamvi'Krjg  noXitsüxg. 

204)  G.  A.  Eiessling  s.  A.  3.  Brückner  De  vita  et  Bcriptis  Hie- 
ronymi  Cardiani,  Zeitscbr.  f.  d.  Alterthnmsw.  1S42.  Sp.  262—272.  Müller 
F.  H.  G.  II.  S.  460—461.  IV.  S.  668  f.  Nitsche  König  Philipps  Briefe  an 
die  Athener  und  Hieronymus  von  Kardia,  Berl.  1876.  4.  Reoss  Hierony- 
muB  Ton  Kardia,  Berl.  1876.  8.  J.  G.  Droysen  Zu  Duris  und  Hieronymos, 
Hermes  XL  1876.  S.  468—466. 

206)  Denn  zur  Zeit  des  Entscheidungskampfes  zwischen  Antigonos  und 
Eumenes  war  er  ja  schon  ein  Mann  von  hervorragender  Bedeutung,  und 
die  Zeit  seines  Todes  im  Alter  von  104  Jahren  ist  mindestens  nach  272 
und  höchst  wahxscheinlich  vor  239  zu  setzen,  s.  A.  216. 

206)  Moschion  b.  Athen.  V.  206  e.    Vgl.  C.  26.  A.  226. 

207)  Diod.  XVIII,  41,  6—42,  1.  Vgl.  Droysen  Hellenism.  IP,  1. 
S.  161—166. 

208)  Diod.  XVin,  60,  4.  fiBydlaig  ämqsaig  ni^oxctlsodfisvog.  Vgl. 
Droysen  a.  a.  0.  S.  190  £ 


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HieronymoB  von  Kardia.  561 

denO;  als  später  er  und  Hieronjmos  dem  Antigonos  in  die  Hände 
fielen  (316),  er  selbst  hingerichtet,  Hieronymos  aber  mit  grosser 
Gunst  behandelt  ^"^),  die  dann  von  Antigonos  auch  auf  dessen 
Sohn  Demetrios  Poliorketes  und  Enkel  Antigonos  Gonatas  über- 
ging. Von  Antigonos  dem  Aelteren  erhielt  er  die  Statthalter- 
schaft über  das  todte  Meer*^*^)  und,  wenn  diese  Angabe  ^^^)  rich- 
tig ist,  auch  die  über  Syrien,  welches  Antigonos  eine  Zeit  lang 
im  Besitz  hatte,  nahm  auch  an  der  Schlacht  bei  Ipsos  (301) 
TheiP^*).  Als  Demetrios  Poliorketes  Makedonien  an  sich  ge- 
bracht hatte  (293J/2),  setzte  derselbe  ihn  über  das  eben  unter- 
worfene Boeotien  *^*).  Mit  Antigonos  Gonatas  scheint  er  im 
Peloponnes  gewesen  zu  sein,  als  Pyrros  272  in  Argos  seinen 
Tod  fand***),  und  lebte  dann  jedenfalls  noch  längere  Zeit  am 
Hofe  seines  königlichen  Gönners**^),  da  er  ein  Alter  von 
104  Jahren  erreichte,  wobei  er  bis  zur  letzten  Zeit  seines  Lebens 
im  Vollbesitz  seiner  geistigen  und  körperlichen  Kräfte  blieb  **^). 
Er  mag  etwa  zwischen  266  und  256  gestorben  sein**'),  und 
wahrscheinlich  bald  nach  seinem  Tode  setzte  ihm  Antigonos 
Gonatas  ein  Ehrendenkmal  in  einer  eigenen,  schon**^)  er- 
wähnten Schrift  ^€qI  'l€Qciw(ioVf  in  welcher  derselbe  zugleich 
den  litterarischen  Kreis  feierte,  welchen  er  276 — 274  um  sich 
versammelt  hatte **^).  Hieronymos  selbst  verfasste  eine  Ge- 
schichte der  Nachfolger  des  Alexandros,  'lötOQcaL  täv  Öua- 


209)  Diod.  XIX,  44,  2  f.     Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  S.  297  ff. 

210)  Diod.  XIX,  100,  1  f. 

211)  loseph.  c.  Ap.  I,  28  =  Fr.  13. 

212)  Psendo-Lukian.  Macrob.  11. 

218)  Plut.  Demetr.  89.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  U*,  2.  S.  271  f. 

214)  Paas.  I,  13,  8,  9.  äv9ql  yag  ßacrilct  ovvovta  dväyxri  näaa  ig  xctQiv 
Gvyy^dtpuv,  Sicher  ist  obige  Deutung  dieser  Worte  nicht.  Vgl.  übrigens 
auch  Droysen  a.  a.  0.  HP,  1.  S.  128.  A.  1. 

216)  Den  Tod  des  Gonatas  (289)  hat  er  aber  schwerlich  mehr  erlebt, 
da  Psendo-Lokian  a.  a.  0.,  der  sonst  aus  ihm  schöpft,  diesen  aus  anderer 
Quelle  erzählt.  Ueberdies  aber  ist  es  nicht  glaublich,  dass  H  um  817  erst 
26  bis  26  Jahre  alt  gewesen  sein  sollte,  s.  A.  206. 

216)  Agatharch.  Fr.  17  »  Asiat.  IX  bei  Pseudo-Lukian.  a.  a.  0.  22. 
Phlegon  Mirab.  p.  200,  12  Westerm.    Vgl.  C.  22.  A.  262. 

217)  S.  A.  206.  216. 

218)  C.  1.  S.  8  mit  A.  9.    Vgl.  C.  10.  A.  48. 

219)  Wie  aus  den  C.  1.  A.  9  angef.  Worten  Vit.  Arat.  111.  p.  68,  15  ff. 
hervorgeht. 

Süs&Miaii,  grieoh.-»lex.  Litt.>Gesoh.  I.  36 


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562  Einundzwanzigstes  Capitel.    G^schichtschreibong. 

d6x(ov^y  und  sodann  als  besonderes  Werk^^^)  noch  eine  Fort- 
setzung, eine  Geschichte  der  Epigonen,  in  welcher  noch  des 
Pyrros  Krieg  in  Italien  und  dessen  Tod  erzählt  war*^.  Bald 
hernach  schrieb  Duris  ihn  aus,  und  so  ist  er  denn  durch  dessen 
Vermittlung  die  Hauptquelle  für  die  Geschichte  der  Diadochen 
geworden,  wie  sie  besonders  bei  Diodoros  und  Plutarchos  uns 
vorliegt  ^^).  Unmittelbar  benutzt  ist  er  ausser  von  Duris  nur 
von  Wenigen  ^^*).  Der  Grund  davon  lag  in  seiner  allem  Anschein 
nach  schlichten,  nüchternen  und  schmucklosen,  von  aller  Rhetorik 
weit  entfernten  und  rein  sachlichen,  daher  auch  im  Periodenbau 
oft  ungefügen  ^^^)  und  überhaupt  somit  nicht  sehr  anziehenden 


220)  Wenn  anders  diea  der  Titel  war,  s.  Diod.  XVIIl,  42,  1.  b  tag 
TCQf  8ia86xtov  taxoQiag  y6yQa(p(6g. 

221)  Dies  dürfte  aus  Dionys.  Hai.  A.  B.  I,  6  i.  A.  ngoitov  f^v,  oau 
%cifih  tldevai  xijv  ^Pm(ia'C%'^v  agxaioXoyCav  ifctd^afiovrag  ^IsQmvvftov  tov  KctQ- 
9u)ivov  ovyyQuqtiayg  iv  t^  ne(^l  tcöv  iniyovmv  ngayfiatsi^,  insita  Ti^aiov 
X.  T.  X.  (s.  A.  246)  hervorgehen,  oder  doch  wenigstens,  dass  diese  Geschichte 
der  Epigonen  eine  besondere  zweite  Abtheilnng  bildete.  Die  Grunde,  aus 
denen  Ad.  Schmidt  in  der  A.  248  angef.  Dissert.  S.  26  (24)  ff.  darzntbun 
sucht,  Dionys.  habe  vielmehr  die  Geschichte  der  Diadochen  gemeint,  sind 
schwerlich  stichhaltig,  was  ich  hier  freilich  nicht  nachweisen  kann. 

222)  Fr.  7—10  b.  Flut.  Pyrr.  17.  21.  27.    Paus.  I,  13,  8,  9. 

223)  Dass  eich  die  Sache  so  verhillt  und  nicht  etwa,  wie  Brückner, 
Müller,  Nitsche,  Reuss,  Droysen  u.  A.  meinen,  die  Diadochen- 
geschichte bei  Diod.  unmittelbar  aus  H.  geflossen  ist,  darüber  s.  A.  341. 

224)  Moschion  wspl  ^Tigtovog  vecog  b.  Ath.  V.  206  d— 209  e  (vgl  A.  206), 
Agatharchides  (s.  A.  216),  Dionysios  von  Halikamassos  (s.  A.  221),  losephos 
(s.  A.  211),  Appianos  (Mithrid.  8  «  Fr.  1»),  Pauaaniae  (s.  A.  227);  kein 
einziger  Römer.  Dass  Strabon,  Pseudo-Lukianos  und  Athenaeos  ihn  nicht 
unmittelbar  vor  Augen  gehabt  haben,  zeigt  Reuss  S.  160  E  Im  üebrigen 
s.  RoesslerDe  Dnride  (Göttingen  1876).  S.  7,  der  sich  nur  nicht  auf  Paus. 
I,  6,  1  hätte  berufen  sollen,  aber  sehr  richtig  bemerkt:  „de  Plutarcho  valde 
licet  dubitare,  imm  ipsum  inspexerü  Hieronymum,  qttem  auctorem  non  laudat 
nisi  in  una  Pyrri  vita  atque  ea  semper  rationcy  ut  coniunctum  cum  Hieronymi 
nomine  legatur  alius  scriptoris,  bis  Dionysii  Udlicarnassensis  (c.  17^  21 
=  fr.  7.  8),  semel  l'hylarchi  (c.  27  =  fr.  9)". 

226)  Dionys.  v.  Hai.  C.  V.  4  p.  29  f.  R.  p.  64  ff.  Schaefer.  %ccl  tovttp 
fidliüta  dialldttsi  notrixrig  te  noiritov  %a\  (iqtoDQ  ^ijTOpOff,  t£  avvxi^ivai 
ös^iag  rd  ovofiata.  toCg  filv  ovv  dgxaioig  oUyov  ösCv  Tcdai  9tolXri  in£do€ig 
^v  avtov  .  .  .  xoig  dl  (iSTaysvsazigoig  ovniti.  nXriv  6Xiy(ov'  X9^^  ^*  v6tSQOv 
navtdnaaiv  ruieX-qd^^  xal  ovdsig  asto  9si:v  dvceynaiov  avto  slvm  ov9h  avpr- 
ßdXXsad'ai  ti  tm  yidXXst  tmv  Xoymv,  toiydgtoi  toiavtag  avvxd^stg  }i€C%iXi9cav, 
otag  ovöelg  vnofisvsi  fi^X9^  %ogcoviSog  SieXd'stv  ^vXccgxov  Xiym  nal  dovgiv 
ffti  UoXvßtov  xal  Wdcava  xal  tov  KaXavtiavov  dru^ritgLOV  *Iegoovvii6v  ts 
xal  'AvtCXoxov  (?)  xal  *Hga%XBidriv  xal  ^Hyri^Cav  Mdyvrita  %al  dlXovg  nvgiovg^ 


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Timaeos  von  Taoromenion.  563 

Darstellang^^^).  Dafür  aber  war  dieselbe  Terstandig  and  im 
Grossen  und  Ganzen  sehr  wahrheitsgetreu,  wenn  auch  wohl  nicht 
völlig  unparteiisch,  da  der  ihm  gemachte  Vorwurf**^,  dass  er 
den  Antigonos  allzu  sehr  begünstigt  und  auf  dessen  Unkosten 
die  anderen  Diadochenkönige  allzu  sehr  herabgesetzt  habe,  wohl 
nicht  ohne  allen  Grund  sein  wird^^®). 

Timaeos^*^)  von  Tauromenion*^)  war  der  Sohn  des  Andro- 
machos,  welcher  358/7  die  von  dem  alteren  Dionysios  ver- 
triebenen Naxier  gesammelt  und  nach  Tauromenion  geführt 
hatte  ^^^).     Er  mag  etwa  um  345  geboren  sein*^*)  und  machte 


mv  anavxmv  xu  opopkaru  bI  ßavXoifirjp  Xsysiv^  imlhC^n  fis  6  xrjg  tj^qag 
%Q6vog.  Alisa  viel  ist  nirn  freilich  hierauf  nicht  zu  geben.  Denn  mit  Becht 
schreibt  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  8.  177:  „Ein  solcher  Antilochos  exi- 
stirt  nicht.  Schwerlich  znerst"  (in  der  That  so  schon  Vossins),  „aber  doch 
wohl  mit  Recht  setse  ich  Antigonos  ein.  Freilich  war  er  so  nnlesbar,  d&ss 
ihn  Dionysios  nicht  gelesen  hat  und  seine  Kritik  in  dem  begründeten 
Glauben  giebt,  seine  Leser  wären  in  demselben  Fall.  Das  gilt  z.  B.  von 
Psaon  und  Herakleides  nicht  minder*^  Nur  aber  ist  statt  'AvxiXoxov  wohl 
vielmehr  'Afupüoxov  zu  schreiben,  s.  A.  380^.  C.  88.  A.  814.  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  800f. 

226)  Brückner  Sp.  261  f.  (u.  b.  Müller  S.  462). 

227)  Paus.  I,  9,  10  (8)  —  Fr.  6,  vgl.  I,  18,  8,  9  (—  Fr.  10). 

228)  Brückner  Sp.  262  (n.  b.  Müller  S.  462). 

229)  Goeller  Timaei  Tauromenitae  fragmenta  hinter  De  situ  et  origine 
Syracusarum,  Leipz.  1818.  8.  S.  177—806.  Müller  F.  H.  G.  I.  8.  XLIX— LVII. 
198—288.  IV.  S.  626  f.  640  f.  Vgl.  die  Nachtrage  zu  den  Fragmenten  von 
A.  Hecker  Epist.  crii,  Phüologus  V.  1860.  8.  418  u.  Stichle  ebend.  VIII. 
1868.  S.  618 ff.  Kothe  De  Timaei  Tauromenitae  vita  et  scriptis,. Breslau 
1874.  8.  (Doetordiss.).  Timaeus  Tauromenitanus  quid  historiis  suis  pro- 
fecerit,  Breslau  1887.  4.  Gymnasialprogr.  (8.  auch  dessen  fernere,  A  286. 
248.  249.  268.  287  angef.  Aufsätze).  Glasen  Untersuchungen  über  Timaios 
von  Tauromenion,  Kiel  1888.  8.  (Jenaer  Doetordiss.),  vgl.  die  Eecc.  von 
J.  G.  Schneider  Woch.  f.  kl.  Ph.  I.  1884.  Sp.  226—280,  Meltzer  Philol. 
Anz.XlV.  1884.  S.  181—196,  Holzapfel  Philol.  Rdsch.  IV.  1884.  Sp.  889— 894. 
Beckmann  Timaeus  von  Taoromenium,  Wandsbeck  1884.  4.  (popul&r). 
Columba  De  Timaei  historici  vita,  Biv.  di  Filol.  XV.  1887.  S.  368—863 
(s.  A.  282).  P.  Guenther  De  ea,  quae  inter  Timaeum  et  Lycopbronem 
intercedit,  ratione,  Leipzig  1889.  8.  (Doctordis&)  giebt  auch  eine  Vermehrung 
der  Fragmente. 

280)  Suid.  Tifiaiog  'Jvdffoiidxov  TavifouBvixrjg,  Vgl.  Marcellin.  V.  Thuc. 
§.  27  =»  p.  191,  86  West  (s.  A.  282).    Vgl.  die  Nachtrage. 

281)  Diod.  XVI,  7,  1.  'AvSgofiaxog  6  Tav(fO(hiVLxr,g  Tifiaiov  fihv  xov 
X€cg  tcxoqiotg  üvyyqaipavxog  natijQ  alv,  nXovxip  dl  Hai  'iffvxfjs  Xccfingotriti  dia- 
tpiquiv  r^^QOiai  xovg  i%  Nd^av  xrjg  %axa6%6Cfps£crig  vito  Jiowaiov  itfQiXei- 
ip^Bvxag  %.  X.  X.,  vgl.  XIV,  69. 

86* 


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564  Einundzwanzigstes  CapiteL    GeBobichtfichreibung. 

seine  Studien  in  Athen  ^  denn  er  ward  von  dem  dort  lehrenden 
Isokrateer  Philiskos  von  Miletos  gebildet*^).  Jedenfalls  schon 
in  seiner  Jugend  unternahm  er  Reisen  durch  Sikelien  und 
Italien*^),  und  aus  seiner  eigenen  Aussage  scheint  hervorzu- 
gehen^ dass  er  sich  auch  nach  dem  Westen  begab;  um  die 
Sitten  der  Ligurer,  Kelten  und  Iberer  zu  erkunden,  und  dem- 
gemäss  rühmte  er  sich  denn  über  diese  ganz  neue  und  unglaub- 
lich klingende  Aufschlüsse  geben  zu  können**^);  zum  Mindesten 


Da  er  96  Jahre  erreichte  (s.  A.  241)  und  mit  seiner  Darstellang 
bis  264  hinabging,  s.  A.  254.  Viel  früher  kann  man  also  seine  Geburt 
kaum  ansetzen,  aber  auch  nicht  viel  später,  da  er  schon  um  812  verbannt 
ward,  s.  A.  286.  Die  Abh.  yon  Columba  (s.  A.  229)  steht  mir  leider 
nicht  zu  Gebote,  und  ich  weiss  daher  nicht,  worauf  seine  Bechnung  be- 
ruht, dass  T.  nicht  vor  340  geboren  und  nicht  nach  817  verbannt  sei,  aber 
mir  kommt  es  nicht  glaublich  vor,  dass  derselbe  seine  Reisen  durch  Sikelien, 
Italien  und  nach  dem  Westen  sämmtlich  schon  vor  seinem  28.  Jahr  ge- 
macht haben  sollte,  zumal  da  er  geraume  Zeit  auch  schon  das  erste  Mal, 
vor  seiner  Verbannung  in  Athen  seiner  Jugendausbildung  halber  zugebracht 
haben  wird,  s.  A.  288.    Ausserdem  s.  A.  240. 

233)  Suid.  a.  a.  0.  ^^iXiatiov  lut^ritrig  tov  MiXriaCov. 

284)  Vgl.  Kothe  Diss.  S.  30-82.  Progr.  S.  Ulf.  Dass  er  in  Akragas 
war,  sagt  er  Fr.  112  b.  Diod.  XIII,  82,  6,  doch  ist  es  bezeichuend,  dass 
diese  Stelle  die  einzige  in  den  Bruchstücken  ist,  in  welcher  er,  wie  Beck- 
mann S.  XVI  hervorhebt,  bestimmt  und  unzweideutig  von  eigentlicher 
Autopsie  spricht.  Weit  weniger  klar  liegt  die  Sache  in  Bezug  auf  die 
epizephyrischen  Lokrer,  Fr.  68  b.  Polyb.  XII,  5 ff.,  aber  sie  ist  doch  wohl 
so  zu  verstehen,  dass  Echekrates  (Polyb.  10  [11],  7  ff.)  ein  solcher  war  und 
T.  mit  ihm  an  Ort  und  Stelle  verkehrte.  Ausdrücklich  behauptet  T.  (Fr.  20 
b.  Dionys.  v.  Hai.  A.  B.  I,  67),  dass  er  selbst  in  Lavinium  gewesen  sei  oder 
wenigstens  von  Laviniem  gehOrt  habe,  was  er  erzählt;  aber  freilich  ist 
Letzteres  in  der  Hauptsache  seine  eigne  Erfindung,  s.  Mommsen  Böm. 
Gesch.  P.  S.  466 f.,  jedoch  mit  der  Berichtigung  von  Eothe  Diss.  S.  81, 
vgl.  S.  28  ff.  üeber  den  Avemer  See  scheint  er  Fr.  17  b.  Antig.  v.  Kar.  167 
aus  eigner  Anschauung  zu  reden,  ebenso  von  der  HOhle  der  oumanischen 
Sibylle  in  dem  aus  ihm  geflossenen  Auszug  bei  Pseudo-Aristot.  Mirab.  ausc. 
96.  808*  6  ff.  (vgl.  A.  808).  Was  er  von  Ischia  Fr.  16  b.  Strab.  V.  248  be- 
richtet, mag  er  dort,  könnte  es  aber  allenfalls  auch  zu  Hause  gehOrt  haben. 
Aus  Fr.  161  b.  Polyb.  XII,  4»>  sucht  Kothe  Prog.  S.  IV  wahrscheinlich  zu 
machen,  dass  er  sogar  in  Rom  war. 

286)  Fr.  56  b.  Polyb.  XII,  28,  8  ff.  %uxä  yäg  to  ngoo^fuov  xijg  Httig 
ßißXov  (prjai  X.  r.  l.  28%  8.  avxog  yovv  triXmavTTjv  vnofi,svevri%ivai  Sandvrfv 
%ul  iianond^auxv  tov  GvvayayBiv  rce  nag  'AüavQÜov  (so  Hultsch  statt  «a^' 
dctvQiaVf  Enmann  vielleicht  noch  richtiger  nagä  ZvqC<ov^  Kothe  Zu  Ti- 
maios,  Jahrb.  f.  Ph.  CXLL  1890.  S.  266  nagci  Tvffiwv,  s.  A.  248,  vgl. 
Psendo-Aristot.  Mir.  ausc.   134,  d.  i.  nach  G.  17.  A.  94^  Timaeos:    «off  yi- 


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TimaeoB  yon  Tauromenion.  565 

also  war  er  wohl  in  Massalia.  Seine  Besuche  in  verschiedenen 
Städten  Griechenlands  dürften  dagegen,  wo  nicht  alle,  so  doch 
theilweise  erst  in  die  Zeit  seines  langen  zweiten  Aufenthaltes  in 
Athen  gefallen  sein^**^).  Von  dem  Tyrannen  Agathokles  ver- 
trieben^^), flüchtete  er  nämlich  dorthin  und  lebte  dort,  wie  er 
wiederum  selbst  angab,  50  Jahre  lang  in  stiller  wissenschaft- 
licher Zurückgezogenheit *'^.     Ohne  Zweifel  während  dieser  Zeit 


ygantai  iv  taig  ^oivi%$%alg  toxoqiaii  —  Serv.  z.  Verg.  Aen.  I,  348.  ut  Pwnica 
testatur  histaria)  vnouvTJfiara  %al  noXvnQocyiiovstv  (dieser  Ansdrack  scheint 
im  Gegensatz  gegen  das  Vorhergehende  nicht  auch  Belehrung  aus  em- 
pfangenen Docnment-  und  Chronikabschriffcen  oder  Büchern,  sondern  durch 
eigne  Erkundigung  am  Orte  selbst  zu  bezeichnen;  anders  freilich  Polybios 
28*,  4,  aber  s.  auch  A.  287)  va  Aiyvoav  ^^  %a\  KtXtmv,  afia  dl  to^toig 
xal  'ißfjQODV^  oaats  iirjt'  av  avrbg  kXnlaai  ^ift*  av  stSQog  i^rjyovpievog  niatsv- 
dijvai  negl  tovtov.  Vgl.  A.  260. 
285»>)  S.  A.  287. 

286)  Diod.  XXI,  17,  1  (s.  A.  280):  schwerlich  schon  817,  aber  auch 
wohl  nicht  erst  810  (wie  Müller  meint),  als  der  Tyrann  nach  Afrika  zu 
ziehen  sich  rüstete  (Diod.  XX,  4),  sondern  wohl  812,  als  derselbe  600  Mes- 
saner  und  Tauromenier  umbringen  Hess  (s.  Diod.  XIX,  102,  6),  andere, 
wenigstens  aus  Messana  (Diod.  XIX,  108,  2)  verjagte,  s.  Beckmann 
S.  m.  VI.    Vgl.  A.  282.  240. 

287)  Fr.  189  b.  Polyb.  XII,  26*>,  1.  T^fiatdg  (prjaiv  h  t^  tQia%06Ti  «al 
TStaQfjß  P^ßXq}  Ott,  fffcsvtrjxopxa  awBxo^i  ^^V  Suttgl^ag  'A9"iqvriat  ^svitevoav^^ 
(warum  sagt  Polyb.  26*,  1  selber  vielmehr:  dnoxad'Caag  yaq  'A^i^vrioi 
axsdov  itrj  nsvt'^Tiovta?)^  xal  nccarjg  bfioXoyovfiivoag  axei^og  iyivsto  noXs- 
(iiTiTig  ZQf^g,  ^ti  91  «ofl  Tfjg  xAv  ronmv  ^iag.  Die  Worte  xal  ndarig  —  ^iag 
sind  aber  (s.  Glasen  S.  10.  A.  2),  wie  das  bfioXoyovfiivmg  zeigt,  nur  eine 
von  Polyb.  dem  T.  gezogene,  das  avvex^S  übermässig  urgirende  Consequenz. 
Wenn  Polyb.  10  (11),  4  selbst  von  ihm  schreibt:  %aitoi  9i6zi  xovz'  tdiov 
ioti  TifiaCov  xal  rat^r^  naQTiniXXritai  tovg  &lXovg  evyygatpiag  ttai  nad-olov 
T^ds  njj  ^zitevxsy  (so  Cobet)  xrjg  dnodox^g^  Xiym  dl  %axd  xr^v  iv  xoig 
XQOvotg  xal  xatg  dvayQccipaig  initpecciv  xrjg  dxQißalag  %ai  xrjv  nsgl  xovxo  x6 
fiigog  inifiiXsiaVy  doxoo^  ndvtsg  yiptooxofiev ,  so  konnte  er  ja  doch  die  Ur- 
kunden (avaygaqxict)  vielfach  nirgends  anders  nachsehen  als  an  Ort  und 
Stelle,  s.  Glasen  S.  10 f.  18.  Freilich  widerspricht  sich  Polyb.  hiemit 
nicht,  denn  er  will  auch  hier  nicht  den  T.,  wie  man  bisher  glaubte,  rühmen, 
sondern,  wie  Kothe  Prog.  S.  I  richtig  bemerkt,  er  äussert  sich  gar  nicht 
darüber,  ob  diese  Inltpacig  des  Letzteren  wahr  ist  oder  nicht  Im  üebrigen 
vgl.  Kothe  Diss.  S.  81:  y^Argos  Spartam  Olympiam  profectus  est,  ubi  ex 
tabellis  publieis  nomina  et  tempora  enudearet*' .  Prog.  S.  VIH:  ,/Mm  Graeciam 
peragraret,  etiam  annäles  publieaa  Spa/rtae,  Olympiae,  Ärgis,  ut  tempora 
enuckaret,  videtwr  inspexisse'* .  Dass  er  zu  den  Lokrem  im  Mutterlaude 
gereist  sei,  sagte  er  ausdrücklich,  aber  freilich  nicht,  ob  zu  den  opuntischen 
oder  den  ozolischen,  Polyb.  10,  8  (—  Fr.  68,  vgl.  A.  284). 


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566  Einandzwanzigstes  Capitel.    GeBchiohtechreibnng. 

yerfasste  er  den  grössten  Theil  seiner  geschichtlichen  Arbeiten, 
deren  erste  Bücher  er  um  300,  wenigstens  kaam  Tiel  sp&ter, 
aber  auch  wohl  nicht  viel  früher,  wie  wir  sahen**®),  bereits 
herausgab.  Jedenfalls  aber  kehrte  er  später  mit  Genehmigung 
▼on  Hieron  II  nach  Sikelien  zurück  und  Yollendete  also  höchst 
wahrscheinlich  erst  dort  diese  Arbeiten  ^^  und  zwar  muthmass- 
lieh  in  Syrakus*^**).  Denn  er  ward  96  Jahre  alt**^)  und  starb 
also  wohl  erst  um  249*").    Sein  Hauptwerk  waren  die'IötOQiaL^, 


288)  C.  9.  A.  28.  Vgl.  auch  die  Nachträge  za  derselben  und  nnten 
A.  246.  249.  296.  Eothe  DisB.  S.  38  f.  verlegt  das  Erscheinen  der  ersten 
8  Bücher  auf  Grund  der  wahrecheinlich  richtigen  Beobachtung,  dass 
wenigstens  das  1.  bis  8.  noch  ohne  Eenntniss  der  Politien  des  Aristoteles, 
gegen  die  T.  im  9.  (Fr.  68  ff.)  sich  in  heftiger  Polemik  erging,  geschrieben 
sei,  vor  die  Uebersiedlnng  nach  Athen,  während  doch  im  günstigsten  Falle 
hieraus  nur  die  Abfassung  der  8  ersten  vor  derselben  folgt.  Kothe 
glaubt  femer,  da&s  umgekehrt  Aristoteles  in  diesem  Werk  jene  8  benutzt 
habe,  und  setzt  deren  Erscheinen  sonach  chronologisch  unmöglich  (s.  A.  282) 
sogar  einige  Jahre  vor  die  Todeszeit  des  Aristoteles  322.  In  Wahrheit  aber 
erhellt  aus  Fr.  62  b.  Ath.  XU.  623  c  (cSg  (prjci  TC^taiog  %al  'JgtatoziXrjs), 
da  doch  wenigstens  im  Ganzen  T.  der  beträchtlich  jüngere  Schriftsteller 
war,  Benutzung  und  Citat  des  Aristoteles,  so  lange  nicht  ausdrücklich  das 
Gegentheil  nachgewiesen  wird,  durch  T.  (und  nicht  umgekehrt)  schon  im 
7.  B.  Nicht  anders  steht  es  in  Wahrheit  mit  Fr.  67.  Aus  Fr.  54.  56  aber 
lässt  sich  überhaupt  nichts  Sicheres  schliessen.  —  Etwa  20  Lebensjahre 
Yom  25.  ab  werden  für  die  Sammlung  von  Material  und  Abfassung  von 
8  Büchern  gewiss  nicht  zu  viel  gerechnet  sein. 

289)  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  jedoch,  wie  Beckmann  S.  VI  be- 
merkt, kam  er  mit  dem  Hauptwerk  in  Athen  ganz  zu  Ende  und  schrieb 
nur  die  Geschichte  des  Pyrros  in  Sikelien,  wohin  er,  wenn  (s.  A.  286)  812 
vertrieben,  somit  etwa  262,  bereits  ungefähr  88  Jahre  alt  (s.  A.  282),  zu- 
rückkehrte. 

240)  Wenigstens  nennt  ihn  Diod.  XXI,  16,  5  »->  Fr.  148  o  Svf^anociog. 
Wahrscheinlich  berief  Hieron  ihn  ausdrücklich  zurück  (s.  Eothe  Disa. 
S.  84.  A.  7  und  unten  A.  808),  aber  es  kann  das  fSglich  erst  geraume  Zeit 
nach  dessen  Thronbesteigung  270/69  (s.  C.  5.  A.  22)  geschehen  sein,  und 
es  muss  sogar  Letzteres  auch  schon  desshalb  angenommen  werden,  weil 
doch  sonst  wohl  der  so  wie  so  fast  unglaubliche  Irrthum  unmöglich  ge- 
wesen wäre  dies  Ereigniss  bis  275  hinaufzurücken,  der  sich  bei  Paus.  VI, 
12,2  und  lustin.  XXni,4,  If.  findet,  und  den  Eothe  S.  51  selber  mit 
Recht  auf  T.  zurückführt     Vgl.  A.  809. 

241)  Pseudo-Liikian.  Macrob.  22. 

242)  S.  A.  282. 

248)  Diod.  XUI,  90,  4.  Gell.  XI,  1,1.  La.  DL  VIII,  51.  Soid.  e»  t6 
Uqop  %,  t.  X,  (s.  A.  178).     Ath.  IV.  158  d  u.  ö. 


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TimaeoB  von  Tanromenion.  567 

auch  wohl  nach  ihrem  Hauptinhalt  UlksXixcc^^)  oder  SikbIi- 
xal  [ötOQtai^^)  genannt,  von  welchem  aber  die  Geschichte 
Italiens  schwerlich  getrennt  war***).     Natürlich   hatte  er  jedoch 


244)  Beischr.  z.  Parthen.  29  »  Fr.  4.  xä  negl  xrig  ZmeXCag.  Sobol.  Find. 
OL  n,  29  —  Fr.  90. 

246)  Antig.  y.  Kar.  Eist,  mirab.  1  —  Fr.  64. 

246)  Polyb.  XII,  28,  7.  vnlg  'ixaXlaq  fiovov  xal  £t%elüics  nQayfjkccrEv6- 
(itvog.  Dionys.  r.  HaL  A.  B.  I,  6  föhrt  nach  den  A.  221  angef.  Worten 
fort:  inMixa  Tifta^ov  xov  UmsUntov  ra  fihv  apj^ara  xmv  taxoffimv  iv  xaCg 
%oivaig  tüxoqiaig  dtprjyriauptivov ,  xovg  9h  ngog  TJvqqov  xov  'KnBiqtoxrj^  noXi^ 
fMvg  tig  l9Cttv  %(ixu%aiQCcainog  ngayiiaTsiav,  Vgl.  A.  628.  Im  Gegensatz 
zu  dem  knrzen  Ueberblick  bei  Hieronymoe  {int9Qa(i6vtos)  behandelte  er 
also  auch  die  römische  Geschichte  ausführlich.  Vgl.  QeW..  a.  a.  0.  TimaeiM 
in  kistoriii,  quas  aratione  Chraeca  de  rebus  populi  Bomani  camposuit,  et 
M,  Varro  in  anHquit(xHbu8  rerum  htmianarum  »  Fr.  12.  Dennoch  wtlrde 
Glasen  S.  6  auf  die  Annahme,  die  sikelische  und  die  italische  Geschichte 
hätten  die  beiden  gesonderten  Hauptabtheilungen  dieses  Werks  ausgemacht, 
schwerlich  yerfallen  sein  ohne  die  verzweifelte  Stelle  bei  Suid.  T^i*.  .  .  . 
iyffcctffS  'IxttXi%cc  xal  27txeZixa;  iv  fiißXloig  rj'.  ^EXXTjvi%a  «al  27txsXtxa.  SvX- 
Xoyriv  ffjxoQiiimv  u<poQfi6av  ßißX^a  Jiy'.  'OXvfintov^Tiag  rjxot  xgcviTict  nga^tSia.  — 
iyffaffjs  itegl  Soff  lag  %a\  xmv  iv  avxij  noXsmv  %al  ßaaiXimv  ßißXüi  y\  die 
indessen  gerade  zu  dieser  Hypothese  den  wenigsten  Anhalt  bietet  Die 
anderen  Versuche  mit  ihr  ins  Heine  zu  kommen  sind  freilich  nicht  glfick- 
licher.  Müller  8.  Lff.  schliesst  unter  Anderem  ans  diesen  Worten,  das 
GkLnze  sei,  wenn  auch  nicht  Yon  T.  selbst,  so  doch  von  Späteren  in  mehrere 
Abtheilungen  und  ünterabtheilungen  zerlegt,  und  die  beiden  Titel  7t.  %al 
Zi%,  und  *EXXriv.  %al  Sik,  bezeichneten  nur  je  die  erste  Unterabtheilung 
der  beiden  Haupttbeile,  dergestalt,  dass  die  erste  des  ersten  8  Bücher  um- 
fasst  habe.  Dies  hat  J.  Arnoldt  De  Historiis  Timaei  opinionnm  ab  editore 
Parisino  conceptamm  refutatio,  Gumbinnen  1861.  4.  in  solcher  Gestalt 
widerlegt  und  mit  Recht  eine  Verwirrung  oder  Textverderbniss  oder  Beides 
bei  Suid.  angenommen.  Aber  zur  Klarheit  hat  auch  er  die  Sache  nicht 
gebracht,  und  sie  lässt  sich  auch  schwerlich  zur  Klarheit  bringen.  Nur 
das  Eine  scheint  sicher,  woran  noch  Arnoldt  zweifelt,  dass  im  geraden 
G^egensatz  zu  Müller  die  IhjXXoyrj  dfpogfiav  frixoginrnv  von  dem  Geschichts- 
werk zu  sondern,  und  dass  die  Zahl  ^'  jedenfalls  für  diese  SvXXoyii  zu 
gross  ist,  und  nahe  liegt  zweifelsohne  der  Gedanke,  dass  sie  sich  yer- 
schoben  habe,  unmittelbar  hinter  *EXX,  %al  üix.  gehöre  und  (wie  auch 
Müller  glaubte)  die  Gesammtzahl  der  Bücher  des  Ganzen  bezeichnen 
solle,  sei  es  dass  man  zu  schreiben  hätte:  '[xaXmd  xod  ZtTisXtnu  [iv  ßcßXlotg] 
rj  *EXXrjvi%ä  %al  2i%eJk%d  ßißXCa  ^ri'  oder  vielmehr  (s.  A.  249)  Xri'  (so 
Arnoldt)  oder  aber  auch,  dass  Nichts  weiter  (ausser  etwa  noch  wiederum 
iri'  in  Xr^')  zu  ändern,  sondern  17'  die  Bücherzahl  der  ersten  Abtheilnng 
sei  In  letzterem  Sinne  ist  Kothe  vorgegangen  und  hat  durch  Beobachtung 
verschiedener  Umstände  (s.  A.  249)  die  Hypothesen  Müllers  u.  Arnoidts 
dahin   reformirt,    daas  in   der    That  das   Gkinze  in  zwei  nach   einander 


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568  EinundzwanzigBtes  Capitel.    Oescbichtflchreibniig. 

dabei  vorwiegend  die.  der  Helleoen  in  Sikelien  und  Italien  im 
Auge,  wenn  auch  nicht  ausschliesslich**'),  und  der  grosse  Um- 
fang dieses  Geschichtswerks  entstand  zum  Theil  auch  dadurch^ 
dass  er  Begebenheiten  des  griechischen  Mutterlandes,  welche  in 
die  sikelisch-italiscben  eingriffen,  allem  Anscheine  nach  recht 
ausfahrlich    episodisch    miterzählte**®).      Die    Zahl    der    Bücher 

erschienene  Hauptabschnitte  (6.  1 — 8  und  9 — 68)  nnd  jeder  derselben  wieder 
in  zwei  Abtheilungen  (1-6;  6—8  nnd  9—33;  34—68)  zerfallen  sei  Wie 
weit  ich  dies  fQr  richtig  halte ,  und  wie  weit  nicht ,  wird  sich  A.  248.  249 
ergeben.  Auf  alle  Fälle  jedoch  ist  die  Vermuthnng  von  Kothe  Diss.  S.  9  f., 
dass  in  dem  Nachtrag  bei  Snid.  ZvQctuovomv  an  die  Stelle  von  ZvQÜxg  zu 
setzen  nnd  B.  6—8  zu  verstehen  seien,  verfehlt,  s.  Holm  Bursians  Jahres- 
ber.  IV  (1874/5).  S.  91  f.  und  jetzt  Eothe  selbst,  s.  A.  234.  Vielmehr  ist 
hier  entweder,  wie  Müller  III.  S.  667  vermnthet,  der  wahre  Verfasser  Athe- 
naeos  mit  Timaeos  verwechselt  oder  es  ist  ein  Excnrs  über  syrische  (d.  i. 
pbönikisch- karthagische)  Geschichte  in  dem  grossen  Gesohichtswerk,  der 
dann  also  nicht  weniger  als  3  Bficher  umiasste,  mit  Enmann  Unter- 
suchungen über  die  Quellen  des  Pompeius  Trogus  fQr  die  griechische  und 
sicilische  Geschichte,  Dorpat  1880.  8.  S.  152  f.  zu  verstehen,  vgL  A.  235. 248. 
Die  'E^Xoyi^  war  ohne  Zweifel  von  einem  anderen,  jüngeren  T.,  einem  Bhe- 
tor;  ob  aber  gerade  von  T.  „dem  Sophisten'*,  dem  Verfasser  des  plato- 
nischen Lexikons y  wie  Ruhnken  (Praef.  ad  Tim.  Lex.  S.  XIV)  vermathet 
hat,  ist  eine  müssige  Frage.  Auch  die  Aechtheit  der  'OlvftMiovinat  ist 
mit  Grund  von  Bernhardy  und  Amol  dt  bestritten,  schon  um  des  sp&t- 
griechischen  Worts  nga^Cdia  willen ;  vermuthlich  wai*  es  eine  später  nach  T. 
angefertigte  Tabelle. 

247)  S.  A.  246. 

248)  So  hat  Boessler  De  Duride  S.  49f.  nachgewiesen,  dass  auch 
die  Geschichte  des  heiligen  Krieges  bei  Diod.  XVI,  23  fr.  nicht,  wie 
Pack  Die  Quellen  des  Berichtes  üb.  d.  heil.  Er.  im  16.  B.  Diodors 
Herm.  XI.  1876.  S.  179—201  darzuthun  suchte,  auf  Demophilos,  sondern, 
wie  schon  Volquardsen  Untersuchungen  über  die  Quellen  der  griech.  u. 
sicil.  Geschichten  bei  Diodor,  Kiel  1868.  8.  S.  111  ff.  vermuthet  hatte,  auf 
T.  zurückgeht,  und  dies  Ergebniss  ist  gegen  G.  F.  Unger  Quellen  Diodors 
in  Buch  XI,  Philologus  XL.  1881.  S.  75  siegreich  von  Reuss  Timaios  bei 
Plutarch,  Diodor  und  Dionys  von  Halikamass,  Philologus  XLV.  1886. 
S.  265  ff.  vertheidigt.  So  hat  T.  femer  abschweifend  Mancherlei  über  den 
Tempelbrand  in  Ephesos  (Fr.  136.  137  b.  Strab.  XIV.  640.  Cic.  N.  D.  H, 
27,  69,  8.  A.  287),  Alexandres  den  Grossen  (Fr.  120.  138.  142  b.  Diod.  XIEL, 
103,  8f.  Pseudo- Longin.  de  sublim.  4,  2.  Polyb.  XII,  12^  [12«»],  Iff.  vgl. 
Fr.  153  b.  dem.  Strom.  I.  837  A  u.  Fr.  137),  über  Assyrien  oder  vielmehr  wohl 
Syrien,  d.  L  Phönikien  und  Karthago  (Fr.  55  b.  Polyb.  XII,  28 ^  3  [28,  8] 
mit  der  Conjectur  von  Hultsch  oder  der  von  Enmann  oder  von  Kothe. 
8.  A.  234.  246),  über  drei  Inseln  bei  Britannien  und  in  der  Ostsee  (Fr.  32—34 
b.  Plin.  N.  H.  IV.  §.  94.  104.  XXXVII.  §.  36),  nämlich  Wight,  Falster  und 
Bornholm  (s.  Kothe  Die  Bemsteininseln  bei  Timaios,  Jahrb.  f.  Ph.  CXLL 


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TimaeoB  Yon  TanromenioD.  569 

beixug  vermuthlicb  46^^  die  5  letzten  behandelten  die  Regierung 
desAgathokles*^)  (317—289);  und  diese  Bücherabtheilmig  stammte 

1890.  S.  184—186),  erzahlt.  Za  solchen  Abschweifangen  gaben  jedoch 
namentlich  auch  die  Prooemien  Baum  (s.  A.  291),  und  zu  der  auf  eben- 
diese  Instanzen  gegründeten  Behanptang  von  Eothe  Diss.  S.  46.  Jahrb.  f. 
Ph.  GXXVir.  1883.  8.  810,  er  habe  geradezu  auch  die  Geschichte  des 
Ostens,  wenn  schon  minder  ausführlich,  und  er  habe  namentlich  auch  die 
des  Alexandres  in  nicht  weniger  als  8  Büchern  (yom  56.  bis  68.)  behandelt, 
ist  auch  ohnedies  nicht  der  geringste  Anlass.  Auch  über  die  Einfälle  der 
Gallier  in  Makedonien  und  Ghiechenland  verbreitete  er  sich  sehr  ausführ- 
lich, aber  in  dem  Geschichtswerk  über  Pyrros,  wenn  wirklich  er  die  ge- 
meinsame Urquelle  für  Diod.  XXII,  4 f.  9.  11  f.,  lustin.  XXIV,  3  ff.  (vgl. 
Trog.  Prol.  XXIV)  und  Pausan.  1,  3,  4,  6  — 4,  6,  6.  X,  19,  4  —  28,  6,  10  ist, 
wie  W.  Ad.  Schmidt  De  fontibus  veterum  anctorum  in  enarrandis  expedi- 
tionibns  a  GaUis  in  Macedoniam  atque  Graeciam  faotis,  Berlin  1834.  8.  =- 
Abhh.  zur  alten  Gesch.,  Leipzig  1888.  S.  1—66  nachzuweisen  suchte  und 
wohl  auch  in  der  That  nachgewiesen  hat  (s.  freilich  MüUenhoff  Deutsche 
Alterthumsk.  I.  S.  475  f. ,  und  so  gestaltet  sich  jetzt  im  Besonderen  noch 
Manches  anders,  als  Schmidt  es  sich  dachte,  s.  z.  B.  A.  44.  C.  83. 
A.  169  ff.). 

249)  Dass  der  Versuch  von  Bei  och  Die  Oekonomie  der  Geschichte 
des  Timaios,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXIII.  1881.  S.  697—706  den  Gesammtgang 
dieses  nach  seiner  Meinung  88  Bücher  um&ssenden  Geschichtswerks  wieder- 
herzustellen nicht  gelungen  ist,  hat  m.  E.  Eothe  Zur  Oekonomie  der 
Historien  des  Timaios,  ebeodas.  a.  a.  0.  S.  809—818  einleuchtend  dar- 
gethan  (obgleich  Günther  a.  a.  0.  S.  18  f.  A.  2  dessen  Auseinandersetzung 
kurzweg  mit  eui  frustra  mihi  obloctUtts  esse  videtur  abfertigt).  L&sst  sich 
auch  nicht  ohne  alle  Aenderung  der  überlieferten  Bücherzahlcitate  aus- 
kommen, 80  ist  doch  Bei  och  mit  einer  solchen  viel  zu  freigebig  und  will- 
kürlich vorgegangen,  und  namentlich  ist  es  beachtenswerth,  dass  zweimal 
eine  gcheinbar  zu  niedrige  Zahl  sich  ausgleicht,  so  bald  man  8  zu  ihr  hin- 
zurechnet, was  denn  doch  entschieden  für  die  an  Suidas  (s.  A.  246)  sich 
anlehnende  Vermuthung  spricht,  dass  der  zuerst  herausgegebne  Theil  gerade 
die  ersten  8  Bücher  umfasste,  und  dass  man  nun  den  zweiten  bald  nach 
der  Zahl  seiner  Bücher,  bald  nach  der  dea  Gesammtwerks  citirte.  Vgl. 
A.  105  ff.  Im  9.  Buche  wai*  nämlich  von  Pythagoras  die  Bede  (Fr.  77.  80. 
81  b.  Phot.  Lex.  c.  129.  Ath.  IV.  163  e.  La.  DL  VIII,  54),  daher  denn 
Eothe  auch  Schol.  Plat.  Phaedr.  279  C  mit  Recht  das  9.  statt  das  5.  her- 
gestellt hat,  im  14.  von  dem  Kampf  des  Glelon  mit  den  Karthagern  (Fr.  85 
— >  Schol.  Pind.  Nem.  IX,  95)  und  doch  schon  im  7.  von  dem  Zage  des 
Xerxes  gegen  Griechenland  (Fr.  57  b.  Ath.  XIII.  578  d,  möglicherweise  frei- 
lich nur  episodisch),  und  sodann  wir4  die.  Schilderung  der  Grösse  von 
Akragas  vor  seiner  Zerstörung  durch  die  Karthager  (406)  ins  15.  B.  ver- 
legt (Fr.  111  b.  Diod.  XIII,  88,  2),  „w&hrend  doch  im  14.  Gelon  nach  dem 
Siege  am  Himera  mit  den  Karthagern  Frieden  schlieist,  im  18.  Empedokles 
auf  dem  Höhepunkte  seiner  Macht  steht  (Fr.  94  b.  La.  Di.  VIII,  60)  und 


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570  Einundzwaniigetes  Capitel.    Geschichtachreibung. 

schon  von  ihm  selber  her**^).  Diesen  „fortlaufenden  Historien"*^*) 
fügte  er  dann  als  ein  besonderes  Werk"^),  wenn  auch  immerhin 
als  Fortsetzung**^^),  noch  die  Geschichte  der  Kriege  des 
Pyrros  hinzu,  und  so  reichte  seine  Darstellung,  die  mit  den 
ältsten  Zeiten  begann,  bis  264  hinab  *^).  Es  ist  schwer  sich 
ein  völlig  klares  und  richtiges  Bild  von  diesem  Schriftsteller  zu 
machen,  noch  schwerer,  ja  vielleicht  geradezu  unmöglich  es  ganz 
zu  begreifen,  wie  die  unläugbar  einander  vielfach  widersprechen- 

im  21.  die  Bede  des  Hermokrates  enthalten  war  (Fr.  97  b.  Polyb.  XU, 
25^,  2)*S  Freilich  werden  damit  nicht  alle  Schwierigkeiten  g^ehoben.  Wenn 
indessen  der  Excerptor  des  Polyb.  XII,  26,  7  (—  Fr.  ISA)  auch  von  der 
Bede  des  Timoleon  (389)  sagt,  sie  habe  am  Ende  des  21.  B.  gestanden,  so 
ist  dies  einfach  ein  Irrthnm  desselben,  in  Folge  dessen  er  denn  auch  be- 
hauptet XII,  26*,  1,  sie  sei  mit  der  des  Hermokrates  in  demselben  Bache 
enthalten  (iv  xfi  a^x^  ß^ß^fp)-  Andrerseits  aber  mit  Müller  und  Eothe 
68  fQr  die  Gesammtzahl  der  Bücher  zu  halten,  daran  hindert  gerade  diese 
Ausgleichung  durch  die  Hinzuzählung  von  nur  8  und  der  umstand,  dass 
kein  späteres  Buch  als  das  38.,  dieses  nämlich  bei  Suid.  ä  to  Uqov  %,  t.  1. 
=  Fr.  140  (s.  A.  178.  248)  angeführt  wird.  Und  da  nun  die  6  letzten 
Bücher  von  Agathokles  handelten  (s.  A.  250),  die  in  Fr.  140  enthaltene 
Polemik  gegen  Demochares  aber  recht  wohl  bei  dieser  Gelegenheit  (s.  A.  188) 
von  T.  in  Scene  gesetzt  werden  konnte,  da  T.  endlich  im  34.  B.  von  seinem 
Exil  sprach  (s.  A.  287),  wozu  sich  doch  gerade  bei  der  Behandlung  des 
Mannes,  der  ihn  vertrieben  hatte,  der  schicklichste  Zeitpunkt  bot,  so  hat 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  Arnoldt  Recht,  welcher  durch  EQn- 
zurechnung  von  6  zu  88  die  Gesammtzahl  von  48  Büchern  gewinnt,  sondern 
Beloch,  welcher  jenes  88.  auch  für  das  letzte  hält.  Nur  aber  ist  nach 
dem  Obigen  festzuhalten,  dass  dies  nur  die  Bücherzahl  der  zweiten  Ab- 
theilung, die  des  Gesammtwerks  also  46  war.  Im  22.  B.  (d.  h.  sonach 
wohl  im  80.)  war  vom  jüngeren  Dionysios  die  Bede  (Fr.  127  b.  Ath. 
VI.  260  a). 

260)  Fr.  144  b.  Diod.  XXI,  17,  8 

261)  Wie  aus  jener  Nachricht  bei  Polyb.  (s.  A.  286)  erhellt,  nach 
welcher  er  den  einzelnen  Büchern  Prooemien  gab. 

262)  xotval  [aro^iat  Dion.  v.  Hai.  a.  a.  0.  (s.  A.  246) ,  perpetuae  Mstoriae 
Cic.  Epist.  V,  12,  2. 

268)  Wie  Dionys.  a.  a.  0.  und  Cic.  a.  a.  0.  ut  multi  Graeci  fecerunt, 
Callisthenes  Phodcum  bellum,  Timaeus  Pyrri,  Polybius  NumanUnum,  qui 
omnes  a  perpetuis  historiis  ea,  quae  cUxi,  bella  separaverurU  ausdrücklich 
sagen. 

268»»)  S.  A.  264.    Vgl.  W.  Ad.  Schmidt  a.  a.  0.  S.  80  (29)  f. 

264)  Polyb.  I,  6,  1.  avtrj  (^  ß^log)  d'  iatl  övvBzVf  P^^^  ''oSg  9itp'  a9 
TiiMciog  dniUnSf  ninzu  dl  xarce  r^y  ivdtrjw  %al  eUoar^  ngos  vaig  in€ct6w 
SlviinuiSa.  Vgl.  lil,  82,  2.  dito  tmv  %atd  IIvqqov  xcciQmv  fls  t^y  Kuq%7i- 
S6vof  äXaa^v, 


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Timaeos  yon  Tanromenion.  571 

den  Züge  dieses  Bildes  sich  dennoch  mit  einander  verbinden 
konnten.  Jedenfalls  sind  die  Vorwürfe,  welche  er  erfahren  hat*^^), 
einzuschränken^^),  und  er  hat  erhebliche  Vorzüge  eines  guten 
und  grossartig  zusammenordnenden  Geschichtschreibers  ent- 
wickelt *^^^);  wiederum  aber  bleiben  nicht  geringere  Mangel  und 
Flecken  an  seinem  wissenschaftlichen  und  auch  an  seinem  sitt- 
lichen Charakter  haften.  Bewundernswerth  ist  yor  allen  Dingen 
der  kolossale  Sammelfleiss^  mit  welchem  er  aus  allen  möglichen 
Urkunden,  Inschriften,  Chroniken  und  älteren  Geschichtswerken 
das  seine  unter  Ausübung  heftiger  und  zum  Theil  auch  treffender 
Polemik**')  zusammentrug*^),  aber  er  war  dabei  keineswegs  ein 


255)  Besonders  von  Polybios,  welcher  ein  ganzei  Bach,  das  12.,  nament- 
lich gegen  Ephoros  nnd  ihn  schrieb.    Ausserdem  ygl.  III,  82,  1  ff. 

256)  Geffroy  De  Polybiano  circa  Timaeum  Tanromenitam  indicio, 
Paris  1848,  kenne  ich  nur  ans  dem  abfälligen  ürtheil  von  Glasen  8.  9, 
dessen  eigne  Antikritik  wider  Polybios  anm  Theil,  aber  anch  nur  zum 
Theil  gelungen  ist.  Noch  viel  weiter  als  Glasen  geht  Meltzer  a.  a.0. 
S.  187—190,  indem  er  den  T.  aoBdrücklich  dem  Polybios  als  ebenbürtig 
an  die  Seite  stellt,  was  sich  meiner  Ueberzengung  nach  Ton  der  Wahrheit 
sehr  weit  entfernt    Vgl.  auch  A.  289.  290. 

256i>)  Vgl.  Meltzer  Gesch.  der  Karthager  I.  (Berl.  1879).  8.  101  ff. 

257)  Besonders  von  den  ersten  Bfichem  gesteht  dies  Polyb.  26^,  1  f. 
selbst  recht  widerwillig  bis  za  einem  gewissen  Grade  zn:  tovg  fuhv  noXlovg 
natccninXriiitai  dldyms  •  •  •  ^i^  ^^  in£(paaiv  trjs  dXri^ivoXoyütgy  xtvaQ  dl 
%al  itQoa%i%lrjtai  xol  fiet'  dno^iiisoig  donai  mlaeiv.  %al  (MxUata  tavvrjv 
y*  ivBl^ctaxat  Tijv  d6iav  i%  xmv  nBQi  xdg  unoi%Uig  %a\  xticeig  xal  avyys- 
vsiag  dnotpdasoav'  iv  ydq  xovtoig  trjXmavtTiv  inltpaciv  noiti  6id  tqg  d%Qi- 
ßoXoyüxg  %al  trjg  ntnqüxg  tijg  i%l  tmv  iXiyx<ov,  olg  XQrjtai  %cctd  tmv  nsXag, 
möte  doneiv  xovg  dXXovg  avyyqatpittg  anavxag  avyxsxotfiLfjad'ai  toig  nQdyfMxat 
%al  %azfff%edia'Kiv€ti  trjg  oUovfiivtig^  avtov  dh  fi6vov  i^axivai  tty  d%ffi- 
ßsuiv  xol  disvnQivfi%iv€ti  tag  iv  BTidatoig  totoqCag^  iv  olg  noXXd  fjkhv  vyUig 
XiyBtw^  noXXd  6h  xal  iffBvdmg.    Im  Uebrigen  s.  Glasen  8.  20—80. 

258)  In  Bezug  anf  die  'Av ay Qatpa^  s.  wiederum  Polyb.  XII,  10  (11),  4 
(A.  257).  Von  Schriftstellern  las  er  Thnkydides  (ygl.  Fr.  128  b.  Marcell. 
V.  Thuc.  §.  26.  88.  Glasen  S.  59  f.  u.  A.  287),  Philistos  (s.  Plut.  Nik.  1 
«  Fr.  104.  Glasen  S.  46—53.  65  f.),  Ephoros  (ygl  Fr.  55  b.  Polyb.  XU, 
28,  8  ff.  Fr.  125  b.  Polyb.  XII,  4%  8  ff.  Fr.  143  b.  Polyb.  XII,  28,  1—8), 
Theopompos  (Fr.  183  b.  Polyb.  XII,  4»,  2),  die  Politien  des  Aristoteles 
(Fr.  70.  ygl..  71.  74  —  76  b.  Polyb.  XII,  7  (8)  f.  24,  1  f .  Aristokl.  in  Euseb. 
P.  E.  XV,  2,  2.  791  b.  Themist.  Or.  XXIII.  p.  286  Hard.  La.  Di.  V,  1,  ygl. 
A,  288),  KaUisthenes  (Fr.  142.  143  b.  Polyb.  XII,  12 »>  [12°],  2.  28,  2  ff.), 
Demochares  (Fr.  148.  145  b.  Polyb.  23,  8.  15,  4  u.  s.  A.  173.  249.  284.  285), 
Theophrastos  (Polyb.  11  [12],  5.  23,  8),  Pytheas  (Fr.  34  b.  Plin.  N.  H. 
XXXVII.  §.  86,  vgl.  Fr.  82 f.  b.  Plin.  IV.  §.  94.  104.   Müllenhoff  8.  469 ff. 


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572  EinnndzwanzigfiteB  Capitel.    Geschichtflchreibang. 

blosser  dürrer  Buch-  und  Stubengelehrter*^^).  Er  hatte  die  Gegen- 
den, welche  er  beschrieb  und  behandelte^  zum  Theil,  wie  gesagt, 
selber  bereist,  und  zwar  mit  offenem  Auge  und  Ohr,  und  daher 
mit  entschiedenem  Nutzen,  so  dass  er  in  Folge  dessen  da,  wo 
dies  nicht  der  Fall  war,  sich  in  fremden  Beschreibungen  gut 
zurechtfand*^),  wenn  er  auch  von  allen  geographischen  Irr- 
thümern  nicht  frei  blieb  *®^).  Ein  besonderes  Verdienst  erwarb 
er   sich   femer   um   die   Chronologie*^),   wie  denn  seine  eigne 

476  ff.)«  KleitarchoB  (Fr.  158  b.  Giern.  Strom.  I.  887  A.  Tifiaiog  %al  KlU- 
xctQiog),  der  yermathlicb  (s.  Eothe  Dise.  S.  47)  ffir  die  Geschichte  des 
Alexandroa  sein  FGbrer  war,  auch  wohl  Lykos  (s.  G.  17.  A.  94^)  und  ge- 
wiss noch  manche  Andere,  wie  yermnthlich  Antiochos  (s.  Glasen  S.  17). 
Einen  seltsamen  Schnitzer  fördert  Glasen  8.  19  zu  Tage,  indem  er  „einen 
gewissen  Hesiodos"  als  eine  Quelle  des  T.  (s.  Fr.  76)  bezeichnet  Wie  weit 
nun  freilich  diese  Benutzung  eine  durchweg  genaue  und  gründliche  oder 
ob  sie  bei  Thukydides  und  Ephoros  wirklich  eine  so  leichtfertige  war,  wie 
Eothe  Prog.  8.  IX  f.  Timaios  u.  Giceros  Tusculanen,  Jahrb.  f.  Pb.  GXXXIX. 
1889.  S.  687—640  (vgl.  A.  277.  288 *».  807)  meint;  scheint  es  mir  gerathen, 
wenigstens  vor  der  Hand  auf  sich  beruhen  zu  lassen.  Ueber  seine  Schmähungen 
gegen  die  meisten  dieser  seiner  Vorgänger  s.  A.  277.  278.  288-286. 

259)  Zu  welchem  Polyb.  26^  —  25*  ihn  stempeln  wiU  (vgl.  A.  287). 
Dieser  Angriff  geht  ohnehin  durchweg  von  dessen  überspanntem,  wenn 
auch  ffir  die  damalige  Zeit  nicht  gerade  unrichtigem  (s.  G.  29.  A.  62)  Stand- 
punkte aus,  nach  welchem  Niemand  soll  Geschichte  schreiben  können,  der 
nicht  praktischer  Staatsmann  und  höherer  Militär  gewesen  ist.  Dass  in- 
dessen T.  in  der  That  den  richtigen  staatsmännischen  und  militäriscben 
Blick  mehrfach  vermissen  liess,  mass  auch  Glasen  8.  69.  62.  92 f.  ein- 
räumen, s.  A.  267. 

260)  8.  Geffroy  8.  28—26.  Volquardsen  S.  78 f.  und  bes.  Glasen 
8.  10—18.  Aber  auch  Eothe,  der  sonst  den  T.  beinahe  noch  ungünstiger 
als  Polybios  beurtheilt,  steht  doch  in  dieser  Hinsicht  ganz  auf  demselben 
Standpunkte  (s.  bes.  Prog.  8.  IV— VI).  Dass  T.  namentlich  in  der  Geo- 
graphie des  Westens  eine  Auctorität  war,  erhellt,  wie  Glasen  8.  12.  A.  8 
bemerkt,  ans  Agatharch.  M.  R.  §.  64  Müller  b.  Phoi  God.  260.  p.  464^  80  ff. 
Bekk.  (s.  G.  22.  A.  266)  so  wie  aus  seiner  vielfachen  Benutzung  bei  Strab., 
Diod.  V,  Pseudo-Skymn.  208  ff.  404  ff.  («-  T.  Fr.  40.  42),  vgl.  Vitrnv.  VUI, 
8,  27.  Dass  er  der  Erste  war,  welcher  Gallien  genauer  beschrieb,  hebt 
nach  A.  Baumstark  in  Paulys  Bealenc.  III.  S.  692  Eothe  Diss.  S.  26 
hervor.    8.  auch  A.  284. 

261)  Die  ihm  von  Polyb.  4*  (Strab.  VI.  270).  8,  2  u.  b.  Strab.  IV.  188 
vorgeworfenen  sind  indessen,  wie  Glasen  und  theil  weise  auch  Müllen- 
hoff  S.  474 f.  gezeigt  haben,  selbst  im  schlimmsten  Falle  nicht  weit  her. 
Vgl.  übrigens  Meltzer  Ph.  Anz.  a.  a.  0.  8.  186. 

262)  Worauf  er  sich  denn  auch  ganz  besonders  viel  zu  Gute  thal, 
8.  A.  287.     Doch  s.  A.  287.  288 *>. 


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Timaeos  von  Tauromenion.  573 

Darstellong  auch  streDg  dem  chronologischen  Faden  folgte  ^^^), 
und  wenn  er  auch  die  Olympiadenrechnung  vielleicht  nicht  gerade 
schlechthin  zuerst  eingeführt  hat^^),  so  war  sie  es  doch  wahr- 
scheinlich ,  welcher  er  zunächst,  freilich  unter  Mitbenutzung  einer 
Reihe  anderer  Zeitberechnungen  ^^^),  folgte  ^^'^j  und  durch  sein  Vor- 
bild ist  sie  dann  die  allgemein  gangbare  geworden.  In  religiöser 
Hinsicht  streng  altgläubig,  stellt  er  sich  das  Walten  der  gött- 
lichen Vorsehung  in  den  Geschicken  der  Menschen  entschieden 
in  recht  beschränkter  Weise  vor^^')  und  huldigt  dem  Aberglauben^ 


268)  Diod.  V,l,3f.  Tl^atoq  yi^v  ovv^fireyünrjv  nqovoCaw  nsnoirifiivos 
trjg  xmv  %ifwaiv  d%Qißsiag  %.  t,  X,  (b.  A.  275).  ''Eipoifoe  dh  tag  noivag  n^a- 
iug  dvayffatpfov  ov  (i6vov  TUttd  zriv  Xi^iv  dXXä  %ccl  nctta  trjv  oUovofiiav 
inititevxs'  tmv  yciQ  ßlßXmv  ixdatriv  nenoifi%e  ntQiixsiv  xaTa  yivog  tag 
ngd^stg.  Dasu  bemerkt  Glasen  S.  28  f.:  „Diod.  lobt  seine  Genauigkeit 
in  Bezog  anf  die  Chronologie  und  stellt  ihn  dem  Ephoros  gegenüber,  der 
xara  yivog  schrieb,  d.  h.  die  Ereignisse  nach  ihrem  sachlichen  Zusammen- 
hang erzählte.  T.  also  ordnete  im  Gegensatz  hierzu  die  Ereignisse  nach 
Jahren,  indem  er  .  .  .  wie  (nach  ihm)  Polyb.  in  jedem  Buche  eine  oder 
mehrere  Olympiaden  abgehandelt  hat". 

264)  Wenigstens  bei  Polyb.  11  (12),  1  steht  dies  nicht,  s.  A.  266. 

266)  Polyb.  a.  a.  0.  6  yd^  avyxq^csig  noiovfisvog  dvinad'ev  zmv  itpoqatv 
TCQog  tovg  ßaaiXBtg  tovg  iv  AaneSalfiovi.  xttl  tovg  aQXOvtag  xovg  'Ad-iqvriai 
xal  tag  tiQslag  tag  iv  "AQysi  nagaßdlXatv  n^og  toirg  'OXvfimovtxag  xcrl  Ta$ 
dyMqtiag  tmv  noXeav  ntqi  tag  dvayQaq>dg  tag  tovtmv  (d.  i.  nicht  sowohl 
OXv yyjt\ovi%mv  als  vielmehr  ßaaiXiatv,  difx6vt(ov,  teQsimv^  s.  Seipt  De  Po- 
lybii  olympiadum  ratione,  Leipzig  1887.  S.  26  f.)  i^8Xiyxa>v  na(fä  tQ£(i,rivov 
(das  ist  hiemach  ganz  richtig)  ixovaag  to  diatpiqov.  Vgl.  Glasen  S.  29: 
„T.  führte  am  Anfang  seines  Jahres  die  jedesmaligen  Archonten  und 
Ephoren  an,  alle  4  Jahre  gab  er  Namen  und  Zahl  der  Olympiensieger  und 
meldete  den  Tod  und  Antritt  der  spartanischen  Könige  und  argivischen 
llerapriesterinnen  in  dem  Jahre,  wo  sie  passirten.  Dies  Alles  stellte  er  am 
Anfang  des  Jahres  zusammen,  und  Diod.  hat  ihn  sich  hierin  zum  Vorbilde 
genommen'*,  annäherungsweise  auch  schon  Polybios  (s.  Seipt  a.  a.  0.). 

266)  Seibit  dies  ist  bestritten  worden,  doch  s.  Glasen  S.  80. 

267)  S.  Glasen  S.  44:  „So  sah  er  (vgl.  A.  288)  in  dem  Untergang  der 
Athener  auf  Sikelien  die  gerechte  Strafe  wegen  der  gottlosen  Hermen- 
Verstümmelung  (Fr.  108  b.  Pseudo-Longin.  de  subl.  4,3)**.  S.  69:  „Alles 
nach  der  Plünderung  der  Tempel  von  Demeter  und  Köre  in  der  Neapolis 
von  Syrakus  über  die  Karthager  und  den  HimUko  hereinbrechende  Unglück 
wird  als  Strafe  der  Gottheiten  angesehen  .  .  .  Dionys  besiegt  sie  voll- 
ständig, ein  Sieg,  den  T.  mit  Unrecht  mehr  den  beleidigten  Göttern  als 
dem  Feldhermtalent  des  Dionys  zuschreibt  ...  bis  sie  der  Demeter  und 
Köre  in  ihrer  Stadt  Tempel  bauen  und  sie  unter  ihre  Gottheiten  aufiiehmen 
(Diod.  XIV,  70,4—77  z.  E.).  T.  also  betrachtet  das  Glück  oder  Unglück 
der  Menschen  als  Belohnung  oder  Strafe  der  Götter;  nicht  versteht  er  in 


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574  EinundzwansigsteB  Capitel.    G^ohiohtschreibnDg. 

„dass  die  Götter  den  Menschen  ihren  Willen  kund  thun  durch 
Träume  und  allerhand  Omina*' *^),  dies  hindert  ihn  aber  nicht 
angeblich  übernatürliche  Vorgänge  hin  und  wieder  natürlich  zu  er- 
klären ^^^),  und  so  schwankt  er  überhaupt  zwischen  Leichtgläubig- 
keit und  gelegentlicher,  freilich  selten  unbefangener  Kritik*'^). 


den  geschichtlichen  Vorgängen  die  wahren  Causalbeziehnngen  zu  finden". 
S.  62:  ,)  Ebenso  schreibt  er  alle  früheren  Niederlagen  des  Dionys  seiner 
dasßfia  bei,  da  die  Götter  nicht  einem  Tempelräuber  den  Sieg  Terleihen" 
(Diod.  XIV,  67,  4.  69,  2  f.).  „Als  ansufos  noXB(it%fjg  XQilag  (Polyb.  26^  1) 
war  er  dessen  Feldhermtalent  zn  begreifen  und  zu  würdigen  nicht  im 
Stande''.    Vgl.  A.  269.    S.  auch  Eothe  Progr.  S.  XlUf. 

268)  Glasen  8.  44 f.,  s.  Fr.  104  b.  Plut.  Nik.  1  (ygl.  A.  288).  Fr.  120 
b.  Diod.  Xm,  108,  S  ff.  Wenn  sich  daher  anch  „übematOrliche  Wunder 
nnd  Mirakel"  in  den  Fragmenten  nur  „sehr  wenige  finden"  (Glasen  8. 45), 
so  mag  Polyb.  24,  6.  iv  dl  xatq  Utlaig  dnotpdcBoiv  hvnvimv  %al  X9Qttxmv 
x«l  {t'6^aiv  iini^ttv&v  »al  üvlXrifiüriv  deiötdaifiopCecg  dysvvovg  nul  xtqaxUug 
ywmyiwdovq  iaxl  nltif^g  (vgl.  26 <^,  1  unmittelbar  vor  den  A.  257  angef. 
Worten:  naqadoioXoyog  yaQ  mv  xal  tpil69Bt>%og  neql  x6  itQoxB^hw)  immerhin 
etwas  übertrieben  haben,  aber  die  Omndlage  dieses  Urtheils  bleibt  richtig. 
Vgl.  Suid.  Tifi.  xal  rQaoavXXixxQta  („Sammelyettel")  Sl  (na^tDp6(iacxo)  dia 
x6  xä  xvxovxa  dvayqatpnv.  Wie  scharf  sich  bei  Diod.  im  11.  bis  15.  B. 
die  aus  T.  geflossenen  altgläubigen  nnd  die  ans  Ephoros  stammenden 
rationalistischen  Partien  gegenüberstehen,  legt  Baohof  Timaios  als  Quelle 
für  Diodor.  XIV,  54—78,  Jahrb.  f.  Philol.  GXIX.  1879.  S.  161—178  dar,  nnd 
die  ziemlich  oberflächlichen  Gegenbemerkungen  Ton  G.  F.  ünger  a.  a.  0. 
8.  74  ff.  sind  von  Bachof  Timaios  als  Quelle  Diodors  für  die  Reden  des 
dreizehnten  nnd  vierzehnten  Buches,  Jahrb.  f.  Phil.  GXXIX.  1884.  8.  448  ff. 
und  Reuss  a.  a.  G.  8.  256  ff.  genügend  zurückgewiesen.  Dass  allerdings 
die  ,,Dei8idaemonie^*  allein  noch  kein  Kennzeichen  für  den  Ursprung  aus 
Timaeos  ist,  muss  zugegeben  werden;  wenn  aber  Glasen  8.  45.  A.  1  meint, 
dass  sie  sich  ebenso  häufig  in  Theilen  Diodors  finde,  die  sicher  nicht 
aus  Timaeos  seien,  so  in  der  Darstellung  des  heiligen  Ejrieges,  in  der  Er- 
zählung vom  Tode  Philipps,  in  der  Geschichte  des  Agathokles,  so  ist  in 
der  dritten  von  diesen  Partien  T.  immerhin  eine  mittelbare  Quelle 
(s.  A.  850.  358),  und  wie  unglücklich  vollends  das  erste  Beispiel  gewählt 
ist,  erhellt  aus  A.  248. 

269)  So  Fr.  17  b.  Antig.  Hitt.  mir.  167  (Strab.  V.  244),  s.  Glasen 
8.  45.  8o  in  der  rationalistischen  Umdeutung  der  Sage  von  Daedalos  nnd 
Ikaros,  die  bei  Diod.  IV,  76  ff.  wohl  auf  ihn  zurückgeht,  wo  denn  die  xivlg 
77,  7  ff.  ihm  gegenübergestellt  werden,  s.  Glasen  8.  48.  Vgl.  A.  808.  809. 
So  Fr.  10  b.  Diod.  IV,  21,  6  und  bes.  Fr.  6  ebendas.  56,  6.  Vgl.  Bethe 
Quaestiones  Diodoreae,  Güttingen  1887.  8.  88.  A.  51.  Mit  Fr.  94  b.  La.  Di 
Vin,  60  hat  es  freilich  wohl  eine  andere  Bewandtniss,  s.  Kothe  P^og. 
8.  XIV  f. 

270)  Gb  er  Recht  hatte,  wenn  er  Fr.  69  b.  Gic.  Leg.  U,  6,  15.  ad  Att 
VI,  1,  18  den  Zaleukos  ans  der  Zahl  der  historischen  Personen  strich,  steht 


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Timaeos  von  TauromenioD.  576 

Mit  besonderer  Vorliebe  erzählte  er  daher  auch  allerlei  ungewöhn- 
liche alte  Sagen  und  Mythen  und  erwarb  sich  so,  freilich  nicht 
ohne  eigne  Erfindungen  einzumengen,  ein  Verdienst  um  deren 
Erhaltung ^^^).  In  Bezug  auf  die  Ursprünge  von  Städten  und 
Colonien  hatte  er  manches  Richtige  aufgestöbert ^^^),  im  Ganzen 
jedoch  bezeichnet  seine  ,,angeblich  wissenschaftliche  Behandlung 
der  mythischen  Tradition,  auf  die  er  sich  so  viel  zu  Gute  that, 
einen  verhängnissvollen  Bückschritt  in  der  Forschung  gegen  die 
besonnene  Kritik  des  Ephoros"^'*^).  Er  weiss  es  recht  wohl, 
dass  Wahrheit  die  oberste  Pflicht  des  Historikers  ist^'*),  aber 
er  selbst  schrieb  nirgends  ohne  Hass  und  Grünst,  und  ob  es  ihm 
auch  nur  irgendwo  gelungen  ist  Lob  und  Tadel  richtig  zu  ver- 
theilen,  steht  sehr  dahin*'*).  Jedenfalls  war  der  ihm  von  ver- 
schiedenen Seiten*'**)  gemachte  Vorwurf  der  Schmähsucht  in 
mancher  Hinsicht  berechtigt.  Ueberaus  eitel,  selbstgefällig  und 
ruhmredig*'*),  wie  er  war,  fuhr  er,  um  sein  eignes  Licht  desto 


dahin,  da  wir  seine  Begründung  nicht  kennen.  Aber  nahe  lieg^  der  Ge- 
danke von  Kothe  Progr.  8.  XII,  dass  auch  hier  wieder  persönliche  Motive, 
Sucht  den  Aristoteles  zu  tadeln  und  sich  seiner  Gast&eunde  (s.  A.  884), 
der  epiKephyrischen  Lokrer,  gegen  diesen  ansunehmen,  ihn  leiteten.  Mit 
unrecht  jedoch  tadehi  Polyb.  26,  1  ff.  und  Diod.  III,  90,  4  ff.  («  T.  Fr.  116  f.) 
ihn,  dass  er  die  Erzählung  yom  Stier  des  Phalaris  bestritt,  s.  Glasen 
S.  26. 

271)  S.  Glasen  S.  38—46. 

272)  S.  A.  267  und  Glasen  S.  86—88. 

272»>)  Enmann  S.  166.    Vgl.  Kothe  Prog.  S.  VI  ff. 

273)  Fr.  72  b.  Polyb.  11,  8  (11»)  — 12,  2  (vgl.  auch  Fr.  66  b.  Polyb. 
28,  8  ff.). 

274)  Denn  überall  da,  wo  Glasens  Quellenanalyse  wirklich  unleugbar 
KU  der  Annahme  führt,  es  sei  dies  der  Fall ,  ist  diese  Analyse  nicht  stich- 
haltig oder  doch  unsicher,  s.  A.  288.  309.  810.  Wie  allerorten  neben  dem 
blinden  sikelischen  Localpatriotismus  blinder  Tyrannen-  und  Spartanerhass, 
blinde  Eorintherverehrung  und  im  Verhftltniss  zu  Sparta  gegen  Athen 
freundliche,  im  Verhältniss  zu  Eorinth  aber  herabsetzende  Gesinnung  und 
ein  blinder  Egoismus  ihn  leiten,  darüber  s.  bes.  Bachof  Jahrb.  GXXIX. 
S.  468—478.    Beuss  S.  262  ff.  273  ff. 

276)  Ath.  VI.  272  b.  avzog  sinmv  6  'EnizifMiog'  ovtag  S'  avtbv  %aXet 
J&tQog  6  KaXUfidxsiog  iv  xatg  KQog  avtbv  avziyqatpaüg.  Vgl  Diod.  V,  1,  8. 
dia  tag  dxa^QOvg  %ai  iMcxgäg  imtiniqaeig  Bvloyiog  dtaßdllezai,  nal  Sim  tiiv 
vnsQßoXriv  trjg  imttfj^riaBaig  'Enix^fiaiog  vno  xviftov  tovopbdad^.  Suid.  T^fjk, 
ov  'A&^ivatoi  'ExixCiMtiov  mvöiiaaccv  .  .  .  na(fav6fucöto  dh  zovto  dut  t6  noXid 
imTifJMv.    Polyb.  4».  6-12».  18—16.  23—26.    Diod.  XIII,  90,  6  (=-  Fr.  117). 

276)  Vgl.  A.  286. 


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576  Einandz wanzigstes  Capitel.    (^esohicbtschreibang. 

heller  leuchten  zu  lassen,  zunächst  über  seine  Vorgänger  mit 
einer  übertriebenen  Bitterkeit  in  der  Polemik  her*")  theils  wegen 
bloss  vermeintlicher  Fehler,  theils  wegen  wirklicher,  aber  solcher, 
von  denen  er  selber  keineswegs  frei  war*^*).  Dass  er  die  Be- 
weggründe des  älteren  Dionysios  allzu  ungünstig  schilderte  und 
dessen  Gaben  nicht  gerecht  ward*'^),  mag  auf  blosser  Kurz- 
sichtigkeit beruhen,  und  dass  er  den  Agathokles,  welcher  ihn 
vertrieben  hatte,  entschieden  zu  schwarz  malte,  war  nicht  schön, 
wäre  aber  doch  verzeihlich  gewesen,  wenn  er  sich  nur  nicht 
durch  seinen  Hass  geradeswegs  zu  Lügen  hätte  hinreissen  lassen ^®^); 
nicht  viel  weniger  schlimm  ist  die  entgegengesetzte  Uebertreibung, 
mit  welcher  er  den  Timoleon  bis  in  den  Himmel  erhob  ^^^),  zumal 

277)  Die  Belegstellen  sind  schon  A.  258  gegeben.  Dass  Ephoros  den 
groben  Rechenfehler  nicht  begangen  hat,  welchen  T.  (Fr.  126.  b.  Polyb. 
XII,  4*  3  ff.)  demselben  vorwarf,  leidet  wohl  keinen  Zweifel,  mag  sich 
nun  im  Uebrigen  die  Sache  so,  wie  Polybios,  oder  so,  wie  Eothe  Jahrb. 
f.  Ph.  CXXXIX.  S.  689  f.  (vgl.  A.  268.  288^  307)  annimmt,  oder  wie  sonst 
immer  verhalten  haben. 

278)  Nach  der  Art,  wie  Polyb.  28 ,  3  ff.  sich  über  diesen  Gegenstand 
äussert,  scheint  T.  allerdings  mit  Recht  dem  Kallisthenes  vorgeworfen  sn 
haben ,  dass  derselbe  in  seinem  Geschichtswerk  über  Alexandres  diesem  ge- 
schmeichelt habe;  aber  jedenfalls  giebt  Polyb.  mit  nicht  geringerem  Recht 
ihm  diesen  Vorwarf  in  Besag  aaf  Timoleon  zarück.  8.  A.  280.  281.  Vgl 
auch  Psendo-Longin.  de  sublim.  4,  1.  dXXotgüov  filv  iXsyntmwtatog  aiia(f' 
trifidtoMf^  avBnalo^r^zoq  dl  Idlmv, 

279)  S.  A.  267  and  Glasen  S.  67—66. 

280)  Diod.  XXI,  17,  1  ff.  (—  Fr.  144).  oixog  o  taxo^i%og  tag  ufMQtUig 
tmv  ngo  iavtov  üvyyQatpiav  nt^otata  iHy^ag  %atd  filv  toc  äVLa  pLSifri  xrjg 
y^atpfis  nXBiczriv  nqovoiav  bI%b  tijs  dXi^d'sCccg^  iv  Öl  taig  'Aya^OTiXiovg  n(fd' 
^tat,  zd  noXXd  Harifpsvctai  tov  dvvaatov  dtd  triv  nQog  ccvtov  ix^ifaw,  (pvya- 
dsv^slg  ydq  vn'  'Ayad'onXsovg  in  ttjg  SfKeXüxg  tmvca  filv  dftvvaad'oi  x%v 
Swdötriv  ov%  taxvöe,  xsXsvtriCttvta  dh  did  ziig  tazof^g  i^Xaoip^riCBv  sig 
zov  aimvtt  X.  z.  X.  (—  T.  Fr.  144).  Polyb.  15,  1  ff.  (—  T.  Fr.  146).  %ai  yd(f 
ovdh  zaig  %az*  'Aya&ouXiovs  ^ymyB  Xoidmgiaigj  si  xal  ndvzmv  yiyopsv  dcs- 
ßiazatogf  fväonm,  Xiym  d'  iv  tovto»^,  iv  otg  inl  %aza<nQO<pfj  zrjg  oXi^g 
tözoQlag  9i}<rl  ysyovivai  zov  'Aya'd'onXia  nazd  zriv  itifmzTiv  rjXiiiünr  noivhv 
noQvoVy  BzoifjLov  zoig  dHifazsazdzotg^  %oXoUv,  zqtOQxrjv,  ndvzmv  zmv  ßov- 
Xofiivmv  zoCg  onia^ev  ifi.itQoad'Bv  ysyovoza  x.  r.  X. 

281)  Polyb.  28,  3ff.  »  Fr.  143.  Glasen  S.  72—93.  Wenn  dieser  hier 
wie  bei  dem  älteren  Dionysioi  (s.  A.  279)  geltend  macht,  dass  T.  die  That- 
Sachen  nicht  falsch  angegeben,  sondern  nur  vielfach  falsch  motivirt  habe, 
so  ist  zu  erwidern,  dass  dnrch  falsche  Motivirang  die  Thatsachen  selbst 
Dothwendig  verschoben  and  in  ein  falsches  Licht  gestellt  werden.  Oder 
ist  es  nicht  etwa  eine  Geschichtsf&lschang,  wenn,  wie  Glasen  S.  93  selbst 


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Timaeos  von  Tanromenion.  577 

wenn  es  wahr  ist,  dass  auch  dabei  ein  persönlicher  Beweggrund 
mitwirkte  ^^^);  geradezu  unbegreiflich  aber  ist  es,  woher  seine  Ge- 
hässigkeit gegen  den  Aristoteles,  mit  welcher  er  die  gröbsten 
Verleumdungen  wider  diesen  aufgrifif*®^),  und  die  gegen  den  De- 
mochares  stammt*^),  die  ihn  zu  einem  Verfahren  wider  diesen 
verleitete,  welches  vermuthlich  als  bewusste  ünrechtlichkeit,  im 
günstigsten  Falle  wenigstens  als  eine  nicht  viel  bessere  Stumpf- 
heit des  sittlichen  Urtheils  zu  bezeichnen  ist^^).  Dazu  kam  sein 
über  alle  anderen  Rücksichten  hinausgehender  sikelischer  Local- 
patriotismus^^),  der  ihm  vielfach  die  Wahrheit  verdunkelte,  und 


hervorhebt)  unter  dem  Einfluss  des  T.  bis  auf  den  heutigen  Tag  eine  Auf- 
fassung von  der  Wirksamkeit  und  Bedeutsamkeit  des  Timoleon  herrscht, 
die  in  mancher  Hinsicht  eine  verkehrte  und  stark  zu  beschränkende  ist? 

282)  Marcell.  V.  Thuc.  §.  27.  TlyMioq  d'  h  TavQOfisvitrjg  TifioXiovta 
vjtsQfn'^vsas  xov  iiitqlov^  xa^ort  'Avdqo^taxov  %ov  a^tov  nocziQa  ov  natiXvca 
TfjS  fiovuQx^ag.    Vgl.  Plut.  Timol.  10  fF. 

288)  S.  die  A.  258  angef.  Stellen  und  dazu  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IP,  2. 
S.  9  f.  A.  1.  Der  etwaige  Wahn  des  T.,  Aristoteles  sei  ein  Parteigänger 
der  Makedonier  gewesen,  während  seine  eignen  Sympathien  dem  Demosthenes 
galten  (Fr.  142  b.  Polyb.  12^  [12«J,  3),  wird  vergeblich  von  Glasen  S.  19 
zur  Erklärung  herangezogen,  denn  wären  diese  Sympathien  so  mächtig  ge- 
wesen, so  hätte  er  doch  wohl  auch  dem  Demochares  Etwas  von  denselben 
zu  Gute  kommen  lassen. 

284)  Hatte  vielleicht  Demochares  den  Agathokles  in  einem  günstigeren 
Lichte  dargestellt,  als  es  dem  T.  recht  war?         ^ 

285)  S.  A.  173.  Die  litterarische  Polemik  mit  sittlicher  Beschmutzung 
zu  versetzen  hielt  er  offenbar  für  erlaubt.  Sollte  er  femer  wohl  selbst  ge- 
glaubt haben,  was  er  von  Agathokles  erzählte  (s.  A.  280)?  Seine  Dar- 
stellung des  sikelischen  Feldzngs  der  Athener  endlich  war  keineswegs,  wie 
Glasen  S.  53—56  in  Folge  einer  irrthümlichen  Quellenanalyse  (s.  A.  309 f.) 
die  Sache  darstellt,  eine  im  Ganzen  wahrheitsgetreue,  sondern  vielmehr 
vom  Auftreten  des  Gylippos  ab  fast  Nichts  als  eine  grosse  Tendenzläge, 
um  die  Syrakuser  weiss  zu  brennen  und  seinen  Spartanerhass  an  Gylippos 
auszulassen,  wie  Bachof  Jahrb.  GXXIX.  S.  466 ff.  gezeigt  hat  Dass  er 
auch  sonst  noch  wissentlich  falsche  Thatsachen  berichtete,  lässt  sich  viel- 
leicht nicht  beweisen  (s.  indessen  Bachof  a.  a.  0.  S.  475 ff.).  Aber  auch 
das  Angeführte  genügt  schon  vollständig,  um  die  uneingeschränkte  Be- 
hauptung bei  Glasen  S.  19.  96  von  seiner  „sittlichen  Strenge**  und  „edlen 
moralischen  Gesinnung**  als  eine  furchtbare  Uebertreibung  zu  kennzeichnen, 
viel  ärger  als  die  entgegengesetzte  des  Polyb.  23,  2  (=>  T.  Fr.  143):  xa-fro- 
Xov  Stitp^agrai  ry  rpvxVi  toiavtag  &noq>datis  i%ti^iit8vog  iv  toig  vno(iVT/i' 
(laat  %al  toiavzag  iviUtoav  do^ug  Tor^  ivzvyxdvovai', 

286)  Polyb.  26  ^  3  f.  (=  Fr.  87).  Einige  unschuldigere  Beispiele  des- 
selben hat  Glasen  S.  54  gesammelt.    Vgl.  Enmann  S.  145. 

Stjskmihii,  grlech.-ftlex.  Idtt.-G6ich.  I.  37 


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578  Einundzwanzigstes  Capitel.    Gescbichtschreibnng. 

eine  auch  für  einen  Griechen  in  diesem  Masse  ungewöhnliche 
spielende  Neigung  zu  allerlei  ^  zum  Theil  überdies  recht  ab- 
geschmackten Parallelen  und  Symmetrien,  durch  welche  er  nament- 
lich die  Chronologie,  als  Kehrseite  zu  seinen  Verdiensten  um 
diese,  mit  fehlerhafter  Harmonistik  verdarb*^'),  und  auch  seine 
ungewöhnlich  starken  etymologischen  Liebhabereien  wurden  für 
seine  Auffassung  und  Darstellung  oft  genug  verhängnissvoU'^. 

287)  So  verlegte  er  des  Thnkydides  Wohnsitz  seit  dessen  Verbannung, 
ferner  dessen  Tod  und  Begräbniss  zwar  nicht  nach  Sikelien,  aber  doch  nach 
Italien,  die  richtige  Einsicht,  dass  derselbe  ohne  Zweifel  wirklich  auch  in 
Grossgriechenland  und  Sikelien  gewesen  ist,  übertreibend  (Fr.  128  b.  Marcell. 
Y.  Thnc.  §.  26.  33).  So  versetzte  er  allein  die  Geburt  des  Lysias  nach 
Syrakus  statt  nach  Athen  (Fr.  96  b.  Cio.  Brut.  16,  63).  So  legte  er  die 
Chründung  von  Born  in  dieselbe,  übrigens  für  Karthago  von  ihm  richtig 
erkannte  Zeit  mit  der  dieser  letzteren  Stadt  (Fr.  21  b.  Dionys.  Hai.  A.  B. 
I,  74),  38  Jahre  vor  die  1.  Ol.,  also  814  (womit  er  freilich  keineswegs, 
wie  Glasen  S.  30f.  meint,  sich  selbst  widersprach,  s.  Eothe  Yergilius 
und  Timaios,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX.  1889.  S.  368—860,  vgl.  A.  307).  So 
sollte  von  der  Eroberung  von  Troia,  die  er  darnach  auf  1334  bestimmte, 
bis  zum  Zuge  des  Alexandres,  dem  neuen  Bachekriege  gegen  Asien,  genau 
die  heilige  Bundzahl  von  1000  Jahren  verstrichen  sein  (Fr.  68.  66.  163  b. 
Seh.  Apoll.  Bh.  IV,  1216.  Tzetz.  ad  Lyc.  1141.  Clem.  Strom.  I.  337  A, 
vgl.  Glasen  S.  81).  So  wussten  T.  (Fr.  187  b.  Gic.  N.  D.  II,  27,  69)  und 
Hegesias  (Fr.  1  b.  Plnt.  AI.  8),  wer  nun  von  Beiden  diese  Abgeschmackt- 
heit dem  Anderen  nachgeschrieben '  haben  mag  (s.  darüber  G.  36.  A.  40), 
genau,  dass  in  der  nämlichen  Nacht,  in  welcher  Alexandres  geboren  ward, 
auch  der  Brand  des  Tempels  der  Artemis  in  Ephesos  Statt  fand,  weil  die 
Göttin,  da  sie  der  kreisenden  Olympias  Hülfe  leisten  musste,  nicht  Zeit 
hatte  nach  ihrem  Hause  zu  sehen.  So  erzählte  er  (Fr.  119  b.  Plut.  Qu. 
symp.  YIII,  1,  1.  717  G),  dass  Euripides  genau  am  Tage  der  Schlachten 
bei  Salamis  und  Himera  geboren  und  genau  am  Geburtstage  der  Tyrannis 
des  älteren  Dionysios  gestorben  sei,  so  dass  also  das  Schicksal  gleichzeitig 
den  Nachahmer  tragischer  Leiden  von  der  Bühne  abberufen  und  den  wirk- 
lichen Acteur  (dyatviati^g)  derselben  auf  die  Bühne  gebracht  habe.  Da- 
gegen thut  Kothe  Prog.  S.  IX  dem  T.  (Fr.  92  b.  Clem.  Strom.  I.  301  C) 
wenigstens  in  so  fem  Unrecht,  als  Xenophanes  in  der  That  zur  Zeit  des 
Epicharmos  und  Hieron  noch  lebte  und  thätig  war.  Mit  Becht  aber  tadelt 
er^  dass  T.  den  Empedokles  zum  Schüler  des  vor  oder  doch  bald  nach 
dessen  Geburt  gestorbnen  Pythagoras  machte  (Fr.  81  b.  La.  DL  VIII,  64), 
und  nicht  ganz  mit  Unrecht  sagt  er:  „recurrit  igitu/r  Timaeus  rursus  ad 
viUgares  illas  opiniones,  quibus,  quo  magis  atU  deorum  providenUa  ülttcesceret 
out  rerum  hominumve  simüitudo  vel  dissimüitudo  apparerei,  Homerus  He- 
aiodum,  Solan  Croesum,  Thucydides  Herodotum  putahantur  convenisse  eaäem- 
que  ratione  ad  Plataeas  eodem  die  certatum  esse  quo  ad  Mycälen,  ad  Hi- 
meram  eodem  quo  ad  SaJamina  fama  erat*', 

288)  So  erklärte  er  es  Fr.  104  (s.  A.  268)  för  ein  böses  Omen,  dass 


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Timaeoa  von  Tauromenion.  579 

Noch  auffalliger  jedoch  ist  es,  dass  er  auch  gegen  die  richtige 
Chronologie  der  jüngsten  Zeiten  und  gerade  da^  wo  man  es  am 
Wenigsten  hätte  erwarten  sollen,  zum  Theil  gröblich  verstiess*^^). 
In  Bezug  auf  den  zusammenfassenden  Charakter  seiner  Geschicht- 
schreibung war  er  freilich  in  gewisser  Weise  ein  Vorläufer  des 
Polybios^^^),  aber  er  blieb  bei  einem  unharmonischen  Mittelding 
zwischen  Universal-  und  Specialgeschichte  stehen  ^^).  Wie  weit 
er  vollends  in  den  Einleitungen  abschweifte,  welche  er  den 
einzelnen  Büchern  vorauf  schickte,  können  wir  nur  noch  an  einem 
einzigen  Beispiel  *^^),  aber  auch  an  diesem  zur  Genüge  erkennen. 
Die  laugen  Reden,  welche  er  historischen  Persönlichkeiten  in 
den  Mund  legte,  waren  voll  von  leerem  rhetorischen  Geschwätz *^^). 
Rhetorisch  war  überhaupt  der  ganze  Charakter  seiner  Dar- 
stellung ^^^^).   Nach  seiner  isokrateischen  Bildung  sollte  man  auch 


Nikias,  deBsen  Name  von  r/xi}  stammt,  gegen  den  sikelischen  Feldzng  war. 
So  bestraft  nach  ihm  Hermes  die  Athener  wegen  der  Hermenfrevel  durch 
Hermokrates  (Fr.  103.  104).  Vgl.  A.  267.  294.  Weiteres  bei  Glasen 
S.  21  f. 

288  *»)  S.  A.  240.  Ob  er  wirklich  den  Anfang  der  Tyrannis  des  Älteren 
Dionysios  und  den  Tod  des  Euripides  (s.  A.  287)  statt  406  schon  409  setzte, 
nnd  ob  in  ersterer  Hinsicht  das  Marm.  Par.  (408)  annähernd,  in  letzterer 
Philochoros  ganz  ihm  gefolgt  ist,  und  ob  er  endlich  diesen  Ansatz  an- 
geprüft auch  dem  Ephoros  und  damit  einen  vermeintlichen  Bechenschnitzer 
unterschob,  wie  Kothe  Diss.  S.  12—15.  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX.  S.  689  f. 
(vgl.  A.  258.  277.  307)  zu  beweisen  sncht,  lasse  ich  unentschieden,  doch 
s.  A.  874.     Vgl.  auch  C.  16.  A.  78. 

289)  Nur  so  viel  darf  man  Meltzer  Gesch.  der  Earth.  a.  a.  0.  Phil. 
Anz.  a.  a.  0.  S.  189  f.  einräumen. 

290)  S.  A.  248.  Mit  Recht  erblickt  daher  Polybios  weit  mehr  in  Ephoros 
als  in  T.  seinen  Vorläufer,  s.  C.  29.  A.  117.  Vgl.  Pol.  Xll,  23,  7  (A.  246, 
doch  8.  Glasen  S.  20). 

291)  Nämlich  dem  schon  A.  235.  251  erwähnten  Prooemion  des  6.  B., 
in  welchem  er  sich  über  den  Unterschied  der  Geschichtschreibang  nnd  der 
epideiktischen  Reden  nach  dem  Vorgange  des  Ephoros  aassprach,  Poljb. 
XII,  28,  8  f.     Vgl.  C.  29.  A.  118. 

292)  Wie  dies  Polyb.  XII,  26*  (=»  T.  Fr.  97)  besonders  an  den  Reden 
des  Hermokrates,  Timoleon  und  Pyrros  tadelt  nnd  an  der  des  Hermokrates 
genauer  nachweist.  Vgl.  Eothe  Prog.  S.  X.  Sachlicher  ist  die  gleichfalls 
(s.  A.  309)  aus  T.  stammende  des  Theodoros  bei  Diod.  XIV,  65—69,  wie 
Clasen  S.  60 — 62  zeigt,  aber  wie  wenig  doch  aach  sie  in  die  Situation 
passt,  liegt  wohl  auf  der  Hand.  Vgl.  Bachof  Jahrb.  CXXIX.  S.  445.  454  ff. 
Auch  jene  dem  Demokleides  in  den  Mnnd  gelegte  Anschuldigung  gegen 
Demochares  (s.  A.  173.  284.  285)  ist  ebenso  abgeschmackt,  wie  sie  perfid  ist. 

292^)  üeber  seine  Liebhaberei  für  Rdhrscenen  s.  bes.  Reass  S.  275. 

37* 


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580  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibong. 

eine  isokrateische  Schreibweise  von  ihm  erwarten,  aber  wenn- 
gleich sich  in  den  wenigen  wortlich  erhaltenen  Bruchstücken  in 
der  That  einige  Spuren  derselben  nachweisen  lassen ^^^),  so  scheint 
doch  die  Angabe  nicht  ganz  unrichtig  zu  sein,  welche  ihn  viel- 
mehr als  einen  Vertreter  oder  Vorläufer  des  asianischen  Stiles 
darstellt *^^^).  Jedenfalls  war  der  seine  gesucht  und  gespreizt 
und  verfiel  dadurch  oft  in  das  Kindische  und  Oeschmackwidrige, 
so  dass  er  als  ein  Muster  Dessen  bezeichnet  werden  durfte,  was 
die  Alten  „frostig"  nannten*^).  Dass  jedoch  Timaeos  trotz  all 
dieser  Fehler  ein  bedeutender  Geschichtschreiber  war,  ergiebt 
sich  aus  dem  gewaltigen  Erfolge,  den  er  gehabt  hat,  und  um 
dessen  willen  Polybios  nach  dem  Vorgange  des  Istros*^*'*)  ihn 
so  lebhaft  bekämpft^^^),  ohne  doch  seinen  Einfluss  brechen  zu 
können.  Auch  Polemon  hatte,  wie  wir  (C.  22)  sehen  werden, 
eine  Gegenschrift  wider  ihn  verfasst.  Gleich  nach  dem  Erscheinen 
der  ersten  Bücher  benutzte  Lykophron  dieselben  für  seine  Alexan- 
.dra*^^,  gleich  nach  dem  der  letzten  des  Hauptwerks  Duris  diese 

293)  S.  Kothe  Prog.  S.  III. 

293^)  Cio.  Brut.  96,  825.  genera  autem  Asiaticae  dictionis  diw  sunt: 
unum  senUntiosum  et  argutum,  sententiis  non  tarn  gravibus  et  severis  quam 
concinnis  et  venustis,  qualis  in  historia  Tinuteus  .  .  .  fuit,  Cicero  preist 
ihn  übrigene  hoch  de  or.  II,  14,  58:  longe  eruditissimua  et  rerum  copia  et 
gententiarutn  varietaie  dbundatimmus  et  ipsa  compositione  verbwum  non 
inpoUtus  magnam  eloquentiam  ad  scribendum  attulit,  ud  nuUum  usum 
forensem. 

294)  So  urtheilt  nach  dem  Vorgang  des  Caecilius  Psendo- Longin.  de 
subl.  4, 1  ff.,  ein  sachkundiger,  geschmackyoUer  und  um  so  unverdächtigerer 
Kritiker,  als  er  im  Uebrigen  seines  Lobes  voll  ist:  tov  ipvxQov  nli^Qr^g  6 
T^fiaiosy  ccvriif  zä  (ilv  aUcc  tiiavog  %al  ngbg  X6ymv  hlote  (liyB^og  ovx 
ätpOQog^  nolvtat(oQy  inivotixinog'  nlr^v  dXXotQimv  x.  t.  X,  (s.  A.  278),  vfcb  Se 
igatog  xov  ^ivag  voriang  del  %ivstv  noXXanig  innintmv  8 lg  z6  naidaqia- 
äiatatov,  nagadiriaofiai  61  tdvdgog  ^v  rj  9vo,  instSri  rä  nXeCm  nQoiXaßfv 
6  KfxCliog,  Es  folgen  dann  Fr.  138  und  Fr.  104  (s.  A.  288)  mit  richtiger 
kritischer  Beleuchtung,  dann  5, 1  noch  Fr.  149.  Einige  Beiträge  zur  Stilistik 
des  T.  giebt  Beuss  S.  264  f. 

294^)  S.  A  276. 

296)  S.  Polyb.  10  (11),  4.  26^  1  f.     Vgl.  A.  237.  257,  auch  266. 

296)  S.  G.  9.  A.  28.  Dies  Gedicht  ffir  eine  theilweise  Herstellung  der 
ersten  Bücher  mit  zu  verwerthen,  dazu  hatte  vor  Günther  meines  Wissens 
einzig  Enmann  a.  a.  0.  S.  132  f.  156.  169.  160  ff.  einen  Anfang  gemacht. 
Derselbe  will  freilich  S.  182.  162.  A.  2  die  Möglichkeit,  T.  und  Lykophron 
könnten  vielmehr  die  nämliche  gemeinsame  Quelle,  etwa  Lykos,  den 
Adoptivvater  des  Letzteren,  ausgebeutet  haben,  den  T.  ja  in  der  That 
wohl   benutzt  hat  (s.  A.  268.   0.  17.  A.  94^),   nicht  ganz   von    der  Hand 


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TimaeoB  von  TanroxnenioD.  581 

für  die  Geschichte  des  Agathokles*^').  Was  uns  von  der  Ge- 
schichte Sikeliens  und  UnteritaUens  überkommen  ist;  stammt 
zum  grösseren  Theile  aus  ihm;  freilich  tappen  wir  auch  gerade 
hier  ebendesshalb  oft  genug  im  Unklaren  oder  Unsicheren.  Eine 
reiche  Fundgrube  ward  er  natürlich  für  Sammelschriftsteller  aller 
Art,  so  die  Verfasser  von  Wunderbüchern,  wie  Kallimachos, 
Antigonos  und  Pseudo- Aristoteles*^,  soParthenios*^),  Plinius*^), 
die  Commentatoren  des  Homeros,  des  Pindaros,  des  Lykophron, 
des  ApoUonios^^^)  und  in  erheblichem  Masse  Athenaeos'^*).  Aber 
auch  Yarro^')  hat  ihn  gelegentlich  benutzt,  stärker  wohl  Aga- 
tharchides^*^*),  Pseudo-Skymnos*^**),  Poseidonios*^)  und  jeden- 

weisen.  Mir  sebeint  dieselbe  schon  von  Müllenboff  S.  485  f.  and  vollends 
jetzt  von  Günther  genügend  widerlegt  zn  sein,  welcher  (S.  88 — 40)  von 
den  für  T.  in  Betracht  kommenden  Partien  lediglich  in  V.  692—682  eine 
Mitbenatzung  des  Lykos  zuzogestehen  nicht  abgeneigt  ist.  Im  Uebrigen 
weist  Günther  nach,  dass  Lykophron  durchweg  688—647,  zum  Theil  auch 
648—819  (688—787.  761  f.)  und  820—876  (862-876),  femer  vermuthlich 
durchweg,  jedenfalls  grösstentheils  911—1086,  endlich  durchgehends  1126 — 
1146,  1161—1173,  1226—1280  von  T.  so  sklavisch  abhängt,  dass  sich  sogar 
noch  wörtliche  Ankl&nge  aufzeigen  lassen. 

297)  S.  A.  860.  —  Theil  weise  der  Chronologie  des  T.  folgt  wahrschein- 
lieh  das  Marm.  Par.,  da  es  gleich  ihm  mit  264  schliesst. 

298)  S.  C.  18.  A.  84.  C.  17.  A.  16.  Antig.  1.  149.  167  West.  =  T. 
Fr.  64.  63.  17.  Ein  hübsches  Nebenergebniss  der  Untersuchung  Günthers, 
welches  schon  C.  17.  A.  94^  mitgetheilt  ward,,  ist  es,  dass  nunmehr  die 
Herkunft  von  Pseudo-Aristoi  79—114.  180—186  aus  T.  feststeht.  Vgl. 
auch  C.  17.  A.  94. 

299)  Erot.  29  =  T.  Fr.  4. 

300)  Fr.  22.  27.  82—86  (s.  A.  248).  38(?).  Vgl.  Ind.  II.  Timaeus. 
Ind.  IV.  VI.  XXVn.  Timaeus  Sicülus.  Ind.  XXIII.  XXIV.  Timaeus  histo- 
ricus  (denn  das  letztere  Wort  ist  wohl  auch  XXIV  mit  Brunn  einzusetzen) 
qui  de  medicina  metaUica  scripsit,  vgl.  Niebuhr  Böm.  Gesch.  I.  S.  270. 

301)  Fr.  1.  6.  7  —  9.  26.  60.  68  f.  84.  86  f.  89-91».  118.  164  f.  168. 
Tzetz.  z.  Lyk.  =-  Fr.  18—16.  28.  81.  66. 

802)  Fr.  18.  44.  48.  67  —  62.  67.  80.  82.  106.  107.  114.  126-128.  136. 
160.  169. 

808)  S.  A.  246.  Denn  aus  der  dort  angef.  Stelle  des  Gellius  geht 
deutlich  hervor,  dass  dieser  ihn  nur  nach  Varro  citirt,  s.  Enmann  S.  196. 
A.  1.  Femer  aber  s.  in  Bezug  auf  die  cumanische  Sibylle  (vgl.  A.  284) 
MüUenhoff  a.  a.  0.  I.  S.  468.  Maass  De  Sibyllarum  indicibus  (Greifaw. 
1879)  S.  86  f. 

304»-^)  S.  A.  260. 

306)  Welcher  ohne  Zweifel  gleichfalls  für  die  Geographie  und  Ethno- 
graphie des  Westens  auch  ihn  verwerthete,  auch  wohl  für  die  Sikeliens 
(s.  Glasen  S.  16). 


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582  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschieh tschreibnng. 

falls  Strabon^^),  hie  und  da  noch  viele  Andere  ^^^.  Vor  Allem 
aber  lernen  wir  ihn  genauer  kennen  aus  den  umfänglicheren 
Ueberarbeitungen  bei  Timagenes  nach  dessen  Paraphrasten^^^) 
Trogus  Pompeius,  so  weit  uns  diese  in  den  Auszügen  des  lustinus 
noch  erhalten  sind^^®^,  femer  bei  Diodoros,  unserer  ausgiebigsten 


306)  Abgesehen  von  den  Stellen,  an  welchen  er  den  T.  ausdrücklich 
nennt  (Fr.  16.  30.  38.  49.  52.  65.  136)  auch  noch  sonst  besonders  im  5. 
und  6.  B.  (212.  215.  220.  252.  257.  262  ff.  264.  278  ff.  284  vgl.  m.  Pseado- 
Aristot.  79.  Lykoph.  592  ff.),  s.  Müllenhoff  S.  434  ff.  Hunrath  Die 
Quellen  Strabos  im  sechsten  Buch,  Cassel  1879.  Enmann  S.  156.  158. 
Glasen  S.  16— 18.  44.  45. 

307)  Wie  Dionys.  v.  Hai.  (s.  Fr.  20  f.  95,  auch  wohl  VII,  3  ff.,  vgl. 
Reuss  S.  271  ff.),  Polyaenos  V,  2.  4.  6.  7.  10.  12.  46  (s.  Enmann  S.  186— 
189.  Benss  S.  250),  Dionysios,  der  Sohn  des  Ealliphon  V.  455  —  468 
(s.  Müllenhoff  S.  447  ff.).  Auch  Cicero  hat  ihn  noch  öfter  gebraucht,  als 
er  ihn  nennt,  so  Verr.  II,  4,  48  f.,  106  ff.  (s.  Müllenhoff  8.  444  ff.  Glasen 
S.  15).  Dass  indessen  Tusc.  V.  §.  57—63  nicht  aus  T.  ist,  zeigt  Eothe 
Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX.  S.  637  ff.  (vgl.  A.  258.  277.  288^).  Die  Benutzung 
bei  lamblich.  Y.  P.  §.  26—50  (s.  Bohde  Rhein.  Mus.  XXVII.  S.  28.  Eothe 
Diss.  S.  6 ff.  Prog.  S.  XI.  Enmann  S.  164 f.,  vgl.  Glasen  S.  34)  war  wohl 
nur  eine  mittelbare.  Dass  Vergilius  gar  nicht  oder  wenigstens  so  gut  wie 
gar  nicht  von  T.  beeinflusst  ist,  thut  Eothe  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX  S.  358— 
360  dar  (vgl.  A.  286). 

307^)  S.  A.  44.    C.  33.  A.  169  ff. 

808)  Die  sorgfältige  Untersuchung  hierüber  von  Enmann  gelangt  zu 
folgenden  Ergebnissen.  T.  war  für  die  ganze  sikelische  Geschichte  und 
für  die  phünikisch- karthagischen  Angelegenheiten  die  Hauptquelle  des 
Trogus  (oder  vielmehr  des  Timagenes).  lustin.  IV,  1.  2  lassen  sich  mit 
Sicherheit,  IV,  4,  5  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  bestimmt  auf 
ihn  zurückführen  (S.  129—149),  ebenso  XVIII,  4— 6.(S.  150),  und  wenn 
Enmann  die  neuesten  Quellenuntersuchungen  über  die  Geschichte  des 
älteren  Dionysios  bei  Diod.  (s.  A.  309)  schon  gekannt  hätte,  die  bei  Ab- 
fassung seiner  Schrift  noch  nicht  da  waren,  so  würde  er  sich  nicht  haben 
durch  Holm  (der  übrigens  selbst  später  Jahresber.  XIX.  1879.  S.  339  f 
sich  diesen  gegenüber  nicht  geradezu  ablehnend  verhält)  vom  richtigen 
Wege  abbringen  lassen,  sondern  (S.  153  f.)  dabei  geblieben  sein,  dass  durch 
die  Aehnlichkeit  von  Diod.  XIV,  76,  wenn  anders  doch  wahrscheinlich 
(8.  A.  269)  T.  hier  die  Quelle  ist  (vgl.  auch  A.  309),  mit  lustin.  XIX, 
2,  7 — 3,  12  auch  die  Herkunft  der  letzteren  Partie  aus  ihm  verbürgt  wird. 
Das  20.  B.  des  lustin.  erscheint  als  eine  Blütenlese  aus  den  Gründungs- 
geschichten (A.  257.  272.  272^)  des  T.  (S.  154  —  166).  Viel  zweifelhafter 
steht  die  Sache  hinsichtlich  des  jüngeren  Dionysios  im  21.  bei  der  grossen 
Unsicherheit,  welche  überhaupt  darüber  herrscht,  aus  welchen  Quellen 
unsere  Berichterstatter  über  diesen  und  Dion  geschöpft  haben  (s.  A.  309 — 
311),  doch  bringt  Enmann  S.  166—181  beachtenswerthe  Gründe  bei,  welche 
auch  hier  für  T.  sprechen.    Auf  desto  festerem  Boden  stehen  wir  dagegen 


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Timaeos  von  Tauromenion.  583 

Quelle**^),  bei  Plutarchos^**^)  und  auch  bei  Cornelius  Nepos^"). 
Auch  Pausanias  ist  ihm  vielfach  gefolgt  ^^^^). 

bei  Agathokles,  XXII »  1  —XXIII,  2  z.  E. ,  nnd,  wie  es  scheint,  ist  es  hier 
Enmann  8.  181—193  gelnsgen  darzothon,  dass  die  Grfinde,  welche  Haake 
nnd  Boesiger  (ygl.  A.  350.  351)  bewogen  neben  T.  (an  den  schon  Heeren 
dachte)  hier  noch  eine  andere  Quelle  anzunehmen,  wenigstens  nicht  zwingend 
sind.  In  Bezug  anf  XXXIII,  4  endlich  bemerkt  Enmann  S.  193:  „Die  An- 
sicht, dass  dieses  Gap.  aus  T.  stamme,  die  darin  enthaltne,  sehr  breit  auf- 
getragne Lobpreisung  des  Hieron  II  sich  aus  den  persönlichen  Verhält- 
nissen des  T.  erkläre,  der  Hieron  die  Erlaubniss  zur  Bückkehr  in  die 
Heimat  verdankte,  ist  mehrfach  ausgesprochen  worden,  zuletzt  von  Kot  he. 
Zugleich  hat  derselbe  die  Einwendungen  Haakhs  in  Paulys  Bealenc.  III. 
S.  1299 1 ,  der  das  Gap.  wegen  eines  starken  chronologischen  Irrthums  dem 
T.  absprechen  will,  widerlegt".    S.  A.  240,  vgl.  A.  288^. 

809)  Schon  in  dessen  früheren  Büchern  stammt  Manches,  wenn  schon 
mit  verschiedenen  anderweitigen  Zusätzen,  aus  T.:  IV,  21— 25,  1  (vgl. 
Fr.  10.  11).  29.  66  (vgl.  Fr.  6).  76—79  (?  s.  A.  269.  308)  81  f.  (?).  83—86 
(a.  über  dies  Alles   Sieroka  Die  mythograph.  Quellen  f.  Diodors  3.  und 

4.  B.,  Lyck  1878.  4.  S.  9.  19.  23  f.  Glasen  S.  40.  41  f.  43.  Holzer  Matris, 
Tübingen  1881.  S.  16—19.  21.  Bethe  a.a.O.  S.  38—41).  V,  2—14.  16—23 
(s.  MfiUenhoff  S.  442  ff.).  24—82?   (vgl.  Müller  zu  Fr.  37.  38.     Glasen 

5.  15.  A.  1.  S.  16,  doch  s.  MüUenhoff  S.  473  f.  Meltzer  Ph.  Anz.  a.  a.  0. 
S.  186.  A.  10).  VIII,  18—20  (vgl.  68—60).  23?  (s  Glasen  S.  17.  A.  1). 
Ungemein  ausgedehnt  aber  ist  dann  die  Benutzung  desselben  vom  11.  bis 
16.  B.,  so  zunächst  XI,  20—26  (vgl.  Fr.  86.  87.  89,  s.  darüber  jetzt  bea. 
ünger  S.  79.  Bachof  Jahrb.  GXXIX.  S.  469  f.).  48  (vgl.  Fr.  90).  XII, 
82—84.  Die  sikelische  Expedition  führte  man  früher  ausschliesslich  anf 
Ephoros  zurück  (grossentheils  noch  neben  Philistos  zuletzt  auch  Glasen 
8.  65,  vgl.  S.  47  ff.  53),  aber  Holzapfel  Untersuchungen  über  die  Dar- 
stellung der  griech.  Gesch.  von  480—413  v.  Ghr. ,  Leipz.  1879.  8.  S.  33  ff. 
zeigte,  dass  XUI,  11 — 17  vielmehr  aus  einem  sikelischen  Historiker  (T. 
oder  Philistos),  und  Bachof  a.  a.  0.  S.  458  ff.,  dass  nicht  bloss  diese 
Gapitel,  sondern  auch  XIII,  19,  6—32  z.  E.  (mit  Aenderung  von  33,  1  z.  A.) 
aus  T.  sind.  Zweifelhaft;  steht  es  mit  XIII,  34,  4— 86  z.  E.  48 f.  64-63 
(vgl.  Fr.  108  f.).  Es  folgt  die  Geschichte  des  älteren  Dionysios,  und  hier 
hat  Bachof  Jahrb.  GXIX.  1879  a,  a.  0.  (s.  A.268)  zwingend  erwiesen,  dass 
der  Abschnitt  XIV,  84—78  ganz  aus  T.  herrührt,  und  Beloch  Zu  Timaios, 
ebendas.  8.  699  f.  hat  diesen  Beweis  noch  vervollständigt,  sodann  aber  den 
Einwänden  Ungers  a.  a.  0.  8.  74  ff.  gegenüber  haben  Bachof  Jahrb. 
GXXIX.  1884.  8.  448  ff.  und  Beuss  a.  a.  0.  8.  266—266  dies  Ergebniss  mit 
bestem  Erfolge  aufrecht  erhalten  (vgl.  A.  268).  Von  dieser  sicheren  Spur 
aus  darf  man  nun  annehmen,  dass  auch  für  das  Uebrige  XIII,  80—96. 
108—114.  XIV,  7—10.  14—16.  18.  37.  40—63.  87  f.  90f.  96  f.  100-112  T., 
wenn  auch  nicht  mit  Volquardsen  S.  72 — 93  als  die  einzige  Quelle,  so 
doch  als  die  Hauptquelle  anzusehen  ist,  s.  Glasen  8.  63—66  (vgl.  8. 57 — 63), 
jedoch  mit  Ausnahme  der  letzten  Begierungsjahre  im  16.  B.  (s.  Glasen 


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584  Emnndzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibnng. 

Antikleides  von   Athen^*^)   wird  einmal  zwischen  Ptole- 
maeos^  dem   Sohne   des  Lagos^   und   Duris^^  und  einmal  yor 


S.  66  f.)-  üeber  den  heiligen  Krieg  XVI,  23  ff.  8.  A.  248.  Nach  den  Unter- 
sachuDgen  yon  Enmann  S.  173f.  scheint  aber  auch  der  Anfang  der  Gre- 
Bchiohte  Dions  XVI ,  6  f.  9,  1-— 4  aus  T.  zu  sein.  Bei  Timoleon  ist  derselbe 
nach  Clasen  S.  72—93  zwar  immer  noch  die  Hauptqaelle,  welcher  Diod. 
XVI,  66—68  (s.  Clasen  S.  76—78),  zum  Theil  auch  69.  70  (vgl.  Fr.  133.  Beuss 
S.  250 f.)  u.  77—83  (s.  Clasen  S.  85 ff.)  folgt  (vgl.  auch  Enmann  S.  180),  die 
er  aber  im  Uebrigen  meist  zu  Gunsten  einer  anderen  Quelle  (Clasen  meint,  des 
Theopompos,  s.  jedoch  Enmann  S.  180)  verlässt;  nach  Beuss  S.  246  ff.  da> 
gegen  (der  aber  die  Schrift  Clasens  nicht  kennt)  ist  er  hier  die  einzige  Quelle. 
Interessant  ist  die  Beobachtung  von  Meltzer  Zu  Timaios  von  Tauromenion, 
Jahrb.  f.  Phüol.  CVII.  1873.  S.  234—278,  dass  abgesehen  von  Pseudo-Plat. 
Epist.  Yll.  349  E  der  Ausdruck  im%Qdxsia  als  stehende  Bezeichnung  für 
die  karthagische  Provinz  in  Sikelien  (nach  der  dortigen  Niederlage  der 
Athener)  nur  in  solchen  Stellen  bei  Diod.  und  Plut.  (nebst  Pseudo-Aristot 
113.  Ath.  II.  42  f,  vgl.  A.  298.  802.  C.  17.  A.  94^)  gebraucht  wird,  welche 
auf  T.  zurückzugehen  scheinen,  wohin  also  wohl  auch  die  den  Pjrros  be- 
treffenden Stücke  Diod.  XXII,  10,  2.  4.  Plut.  Pjrr.  22  gehören,  s.  Coli- 
mann  De  Diodori  Siculi  fontibus,  Marburg  1869.  8.,  andrerseits  jedoch 
Clasen  S.  95  f.  Poljb.  sagt  dafür  inaQ%£a.  Enmann  S.  182  meint,  dass 
Diod.  für  Agathokles  (XIX— XXI)  neben  Duris  (s.  A.  833)  stellenweise  auch 
den  T.  unmittelbar  benutzt  habe;  das  ist  möglich,  aber  wohl  nicht  er- 
weislich. 

310)  Ausdrücklich  citirt  wird  T.  von  Plut.  nur  Lyk.  1.  31.  Nik.  1. 19.  28. 
Dion.  6.  31.  Timol.  4.  36.  Qu.  symp.  VIII,  1,  7.  717  C  «  Fr.  47.  46.  104. 
102.  124.  129.  131  f.  119.  Dass  er  indessen  im  Leben  des  Timoleon  die 
HauptqueUe  ist,  hat  besonders  Clasen  S.  72—98  erhärtet  Auch  darin 
hat  er  S.  46  ff.  wohl  Becht,  dass  eine  Yertheilung  der  Biographie  des 
Nikias  je  nach  ihren  verschiedenen  Capiteln  unter  verschiedene  Haupt- 
quellen, wie  sie  u.  A.  Philippi  Commentatio  de  Philisto  Timaeo  Philo- 
choro  Plutarchi  in  Niciae  vita  auctoribus,  GKessen  1874.  4.  versuchte,  im 
Ganzen  nicht  thunlich  ist,  aber  mit  dem  Fehlschlag  seiner  Quellenunter- 
suchung über  den  sikelischen  Feldzug  der  Athener  bei  Diod.  (s.  A.  309) 
Mit  auch  sein  Ergebniss  zu  Gunsten  des  T.  als  Hauptquelle  vom  Nikias 
des  Plut.  über  den  Haufen,  und  es  scheint,  dass  dies  vielmehr  Philistos 
war,  s.  Bachof  Jahrb.  CXXIX.  S.  453  f.  Die  Untersuchungen  über  das 
Leben  Dions  endlich  haben  nur  für  den  mittleren  Theil  zu  einem  ab- 
schliessenden Ergebniss  geführt,  nicht  so  für  den  ersten  und  dritten  (1—21. 
52—58),  fClr  welchen  nur  die  Benutzung  der  pseudo- platonischen  Briefe 
feststeht  Das  Besultat  von  Hugo  Müller  De  fontibus  Plutarchi  vitam 
Pionis  narrantis,  Greifsw.  1876.  8.  (Doctord.),  T.  sei  hier  der  Haupt- 
gewährsmann, ist,  wie  man  auch  über  die  Vermuthungen  von  Bachof 
De  Dionis  Plutarchei  fontibus,  Gotha  1874.  8.  und  Stoessel  Epistolae 
Piatonis  et  Dionis  vita  Plutarchea  quo  modo  cohaereant,  Cdslin  1876.  8. 
(Grei&w.  Doctord.)  denken  mag,  jedenfalls  besonders  für  den  ersten  Theil 


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Antikleides.    Duris.  585 

Istros  genannt ^^^);  gehörte  also  wohl  jedenfalls  der  frühsten 
Alexandrinerzeit  an.  Er  schrieb  delische  Geschichten  (^i^- 
Xiaxa)  in  mindestens  2^*^),  Noötoi  in  mindestens  16^^^),  nsgl 
'jiks^avSQov  in  mindestens  2  Büchem^^')  und  ^E%riyri%ix6v 
oder  'E^riyrittxd^^^),  d.  h.  ober  die  alten  Religionsgebräuche, 
beschäftigte  sich  also  hauptsächlich  mit  Sagen-  und  Alterthums- 
forschungen  über  Städtegründungen  und  den  Ursprung  yon  Heilig- 
thümem  und  religiösen  Bräuchen  und  anderen  Einrichtungen, 
wie  dies  selbst  aus  den  dürftigen  Bruchstücken  seiner  Geschichte 
des  Alexandros  hervorgeht.  Daher  benutzte  ihn  denn  auch 
Istros  ^*^). 

Duris  von    Samos^*^)    ward   wahrscheinlich   um  340  oder 


nicht  80  sicher,  wie  Glasen  S.  76  glaubt,  sondern  mindestens  höchst 
zweifelhaft,  s.  Enmann  S.  168—174,  womit  denn  auch  die  Darstellong 
bei  Glasen  S.  68— 71  ihren  Boden  verliert. 

311)  Doch  ist  dessen  Biographie  des  Timoleon  nur  eii^  dürftiger  Aus- 
zag,  und  Yon  seiner  Quelle  in  der  des  Dion  lässt  sich  nur  sagen,  dass  sie 
dieselbe  war  wie  in  den  eben  genannten  Abschnitten  bei  Plut.  Ausdrfick- 
lieh  citirt  er  den  T.  nur  Alcib.  11  »  Fr.  101. 

311**)  S.  A.  240.  248.  Ob  er  den  Hieronymos  und  Philistos  nur  aus 
T.  citirt,  wie  Ad.  Schmidt  a.  a.  0.  S.  56  (63)  nnd  Eothe  Diss.  8.  56 f. 
wollen,  oder  ob  Pfundtner  Die  hisi  Quellen  des  Paus.,  Jahrb.  f.  Ph. 
XGIX.  1869.  S.  452  fif.  dies  mit  Recht  bestreitet,  kann  hier  nicht  untersucht 
werden. 

812)  Bekt.  Anecd.  p.  783,  12.  Ath.  XL  466  c  —  Fr.  2.  7.  —  Müller 
Scr.  r.  AI.  M.  S.  147^152. 

313)  Plut.  Alex.  46.     VgL  A.  317. 

314)  Plut.  de  mus.  14.  1136  A  »  Fr.  5,  wo  Reine sius  'AvumXsidrig 
ffir  'AvTixXijg  hergestellt  hat. 

315)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1298  —  Fr.  4.    8.  Fr.  4.  5. 

316)  Ath.  a.  a.  0.  In  Fr.  8  b.  Ath.  IX.  384  d  ist  die  überlieferte  Zahl 
nicht  07j\  sondern  rj'  (s.  Eaibels  Ausg.).    S.  Fr.  6—12. 

317)  Fr.  1  b.  La.  DL  VIÜ,  11.  VgL  Fr.  1—3.  Er  bestritt  hier  (Fr.  3 
b.  Plnt.  AI.  a.  a.  0.)  das  Märchen  des  Oneeikritos  von  der  Amazone  (s.  A.  24. 
28.  39.  95). 

318)  Fr.  13—20. 

319)  S.  A.  314  und  M.  Wellmann  De  Litro  (Greifsw.  1886).  S.  16  f. 

320)  Hulleman  Doridis  Samii  qaae  snpersunt,  Utrecht  1841.  8. 
yan  Qent  Epistola  crit.  de  Duridis  Samii  reliqaüs  ad  Hullemannom, 
Gent  1842.  8.  Eckertz  De  Dnride  Samio,  imprimis  de  eins  in  rebus  tra- 
dendis  fide,  Bonn  1842.  8.  (Doctordiss.).  Müller  F.  H.  G.  U.  S.  466—488. 
Horstig  Qnaestionum  Durideamm  part.  L,  Stolp.  1867.  4.  Haake  De 
Duride  Samio  Diodori  anctore,  Bonn  1874.  8.  (Doctord.).  Roesiger  De 
Duride  Diodori  Siculi  et  Plutarchi  auctore,  Qöttingen  1874.  8.  (Doctord.). 


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586  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

doch  nicht  viel  &Qher^^^)  geboren  ^  und  zwar  nicht  dort^  sondern 
in  der  Verbannung,  da  die  Insel,  wie  wir  bereits  sahen  "^**), 
damals  von  365  bis  322  mit  attischen  Eleruchen  besetzt  war'^^), 
und  scheint  während  dieser  Zeit,  und  zwar  wohl  nicht  lange  yor 
dem  Ende  derselben,  als  Knabe  einen  Sieg  im  Faustkampf  in 
den  olympischen  Spielen  davongetragen  zu  haben  ^^^).  Gleich 
seinem  Bruder  Lynkeus  wurde  er  sodann  in  Athen  des  Theo- 
phrastos  Schüler,  und  später,  jedenfalls  erst  nach  der  Schlacht 
bei  Ipsos  301^*^^),  beherrschte  er  Samos  als  Tyrann'**).  Ohne 
Zweifel  war  er  281  und  auch  mehrere  Jahre  später  um  262 
noch  am  Leben '**^).  Er  schrieb  vier  auf  Geschichte  der  Litteratur, 
der  Kunst  und  der  Künstler  und  der  Athleten  bezügliche  Werke 
über  Tragoedie,  Agone,  Maler  und  Sculptur  oder  vielmehr 
wohl  Bildhauer,  von  denen  wir  aber  ungemein  wenig  wissen^ 

J.  G.  Droyaen  B.  A.  160.  BoeBsler  De  Duride  Diodori,  HieroDymo  Daridie 
in  rebaB  a  BuetesBoribuB  Alexandri  Magni  geftis  auctore,  Göttingen  1876.  8. 
(Doctord.).  Luebbert  De  Pindari  poetae  et  Hieronis  regia  amidtiae  pri- 
mordÜB  et  progressa,  Bonn  1886.  4.  S.  XXII  £f.  ygl.  S.  XUffl 

821)  S.  A.  324  ^  328  n.  bes.  350. 

321^)  C.  2.  A.  890.  400. 

322)  Schafer  Demoath.  I«.  S.  98  (P.  S.  87).  A.  4,  dazu  Polyaen.  III, 
10,  9  und  unten  A.  386»>.    Diod.  XVm,  18,  9,  vgl.  XVIII,  8  f. 

328)  Denn  die  furchtbar  serrüttete  Stelle  Paus.  VI,  18,  8,  5  scheint  in 
diesem  Sinne  mit  Hulleman  S.  7,  Eckertz  S.  28  ff.,  Müller  S.  467, 
Brunn  Eünatlergeaoh.  I.  S.  424,  Luebbert  a.  a.  0.  au^efasat  und  an- 
nähernd wiederhergestellt  werden  zu  müasen:  Xiovido^  dl  ov  noQQto  rijs  iv 
'Olvfinüx  ati^XTig  naig  (?  so  Eckertz  f.  xal  dg)  saxriKsv  [h]  Jovgig  (Jov- 
Qiog  andere  HdBchm.)  2d(iiog,  Tiifarrjcag  miyfirj  naidag'  ti%vri  81  tj  eixtop 
iati  iihv  *[nn£ov^  to  dl  iniy(fafi(ia  driXot  to  In  avxm  vix^aat  Jov^iiß 
{XCovw  Codd.),  rivUa  6  IktpkCotv  diifiog  i(pevy8v  i%  xijg  vriaov'  tbw  Sh  xat- 
Qov^  (%ad''  opy  inl  xa  oUsw  %6v  drjfuov  (^natsl&eiv  awißijy  b  Jovgig 
avtog  naraXiyeL  iv  tceig  taxoifictig  elvat  x6  xqCxov  ixog  xrjg  xexaQxrig  oXvfjL- 
niddog  n(f6g  xaCg  aTuaxov  %al  di%a,  xad'  rjv  ivlnot  axadiov  Mi.%Cvag  'PoSiog 
(Diod.  XVII,  118,  1).  ntxä  Sh  xavxa  xov  avxov  evvißri  xvQUVvivaat  xrig  na' 
t^idogy  (so  ansprechend,  wenn  auch  nicht  aicher  Lübbert  S.  XXIV,  (^ax- 
eXd'stv  cvvißri  **y  achon  Kuhn),  na^u  dl  xov  xvqavvov  JialXog  6  IIoX- 
Xidog  dvaTiBitai  «.  t.  X,  Ganz  andere  freilich,  aber  gewiss  mit  unrecht 
Rutgers,  Walz,  Schubart  u.  A. 

828^)  Denn  inzwischen  war  Samoa,  obwohl  es  Polysperchon  319  den 
Athenern  wieder  zugesprochen  hatte  (Diod.  XVIII,  56),  frei,  C.  I.  G.  IL 
No.  2264.  Droyaen  Hellenism.  II«,  1.  S.  81  f.  A.  4.  Luebbert  S.  XXV. 
Ausserdem  s.  Eckertz  S.  81.    Brunn  a.  a.  0. 

824)  S.  C.  18.  A.  6. 

324  b)  S.  A.  328.  850. 


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Duris  von  SamoB.  587 

immerhin  jedoch  genug,  um  behaupten  zu  dürfen^^^),  dass 
wenigstens  in  den  zwei  letzteren  Büchern  das  biographisch- 
anekdotenhafte  Element  vorwog***).  Auch  die  Schrift  ^r^^i  aydvojv 

324«)  S.  Urlich«  (Sohn)  Griech.  Kunatschriftsteller  S.  21—29,  vgl. 
A.  825. 

325)  IIsqI  zgaymdiag  Ath.  XIV.  636  f  (=-  Fr.  69),  wovon  «€^1  Ev^mC- 
dov  %al  2o(po%Xsovg  (Ath.  IV.  184  d  =  Fr.  70,  eine  Notiz  über  den  Lehrer 
des  Alkibiades  im  Flötenspiel)  wohl  nur  ein  Theil  war,  nsgl  ccydvcov  Tzetz. 
ad  Lyc.  613.  Phot.  Lex.  SMvov  axitpavog  (Fr.  78  f.,  dazu  Fr.  76  f.),  n^gl 
itnyqatpfov  La.  Di.  I,  38  im  HomonymenverzeichnisB:  xixuQtog  {Balrig)  ov 
(lifivritat  J,  h  tco  n,  i.  (=b  Fr.  77),  nsgl  tOQSvztnrig  oder  vielmehr  wohl, 
wie  Urlichs  S.  22  vermuthet,  negl  xoQSvtav^  Plin.  N.  H.  Ind.  XXXIV 
(vgl.  Ind.  XXXVI).  Duris  qui  item  (näml.  de  toreutice  acripsit)  mit  der  Er- 
zählung über  Lysippos,  der  also  in  diesem  Buche  noch  mit  behandelt  war, 
Fr.  79  b.  Plin.  XXXIV.  §.  61.  Lysippum  Sieyonium  Duris  negat  ullitis 
fui8S€  discipülum,  sed  etc.:  es  folgt  eine  unhistorische  (s.  Urlichs  S.  25 --27) 
Künstleranekdote  Vgl.  C.  20.  A.  32.  Danach  haben  Oehmichen  Plinian. 
Studien,  Erlangen  1880.  8.  S.  99  und  Urlichs  S.  28  vermuthet,  dass  auch 
die  gleiche  Angabe  im  chronologischen  Erzgiesserverzeicbniss  bei  Plin. 
XXXIV.  §.  51  über  Silanion  (Ol.  113):  in  hoc  memordbile  qmd  nuUo  doctore 
nobüis  fuit,  ipse  disciptUum  habuit  Zeuxiadem  auf  D.  zurückgehe,  vgl. 
C.  20.  A.  14.  Die  Muthmassong  von  Brieger  De  fontibus  .  .  .  n.  h.  Plinii 
S.  61 ,  dass  auch  von  XXXIV.  §.  87  ein  Gleiches  gelte ,  steht  doch  auf  etwas 
schwachen  Füssen.  Dagegen  urtheilt  Urlichs  S.  24f.  über  XXXV.  §.  71 
ungleich  richtiger  als  Robert  Archaeol.  Märchen  S.  79  ff.,  indem  er  mit 
Recht  gleich  Müller  von  den  beiden  Parallelstellen  bei  Ath.  nicht  bloss 
XV.  687  b.  c,  wo  Klearchos  ausdrücklich  genannt  wird,  sondern  auf  Grund 
dessen  auch  die  andere  XIL  543  c  auf  diesen  (Fr.  4)  zurückführt,  vgl. 
C.  20.  A.  7.  29,  so  dass  also  wahrscheinlich  der  Peripatetiker  D.  diese 
Anekdoten  über  Parrasios  aus  dem  älteren  Peripatetiker  Elearchos  aus- 
geschrieben und  andere  Züge  hinzugefügt  hat,  daher  denn  auch,  da  nicht 
Letzterer,  sondern  Ersterer  mittelbare  Quelle  des  Plin.  war,  die  Ueberein- 
stimmung  des  Plin.  mit  Ath.  nur  eine  theilweise  ist.  Und  so  werden  denn 
wahrscheinlich  überhaupt  die  meisten  Eünstleranekdoten  besonders  im 
35.  B.,  die  Robert  dem  Antigenes  von  Karystos  zuschreibt,  wenigstens  in 
letzter  Instanz  vielmehr  aus  D.  stammen,  wie  Urlichs  S.  27f.  annimmt. 
Jedenfalls  nicht  aus  dem  Malerbuch  (wie  Müller  will),  wahrscheinlich 
aus  dem  Bildhauerbuch  ist  Fr.  78  b.  La.  Di.  11,  19.  dovqig  S\  %al  dov- 
XBveai,  {xoQBvCtti.  verm.  Gent)  uvxov  (näml  SonKgcixri)  xal  igydaaad'ai.  Xi- 
»ovg  (näml.  tprjah).  Auch  diese  Stelle  ist  von  Urlichs  S.  42  fF.  im  Zu- 
sammenhang mit  den  Parallelen  bei  anderen  Schriffcfitellem  (s.  C.  20.  A.  14) 
gut  behandelt,  indem  er  mit  Recht  daran  festhält,  dass  die  folgenden  Worte 
slva£  X8  avxov  %alxäg  iv  diiQon6X€i  XaQixceg  ivioC  tpotaiv  ivdsdv^iivag  ovcag 
ausdrücklich  selbit  besagen,  dass  sie  nicht  mehr  aus  D.  sind.  Letzterer  hielt 
also  wie  nach  ihm  Polemon,  wenn  Urlichs  richtig  gesehen  hat,  den  Bild- 
hauer Sokrates  für  einerlei  mit  dem  Philosophen,  und  die  Unterscheidung  des 


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588  Einnndzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

aber,  zu  welcher  ihm  vielleicht  die  von  Aristoteles  entworfenen 
Verzeichnisse  olympischer  und  pythischer  Sieger,  jedenfalls  aber 
auch  seine  eigne  jugendliche  Athletenlaufbahn  eine  sehr  natQi^ 
liehe  Anregung  gaben,  unsers  Wissens  das  erste  Werk  dieses 
Titels  und  dieser  Gattung,  dem  dann,  wie  schon  früher  bemerkt, 
zunächst  das  des  Eallimachos,  hierauf  aber  ähnliche  Arbeiten 
von  dessen  Schüler  Istros  folgten  ^*^**)',  trug  wenigstens  zu  grossem 
Theil  jedenfalls  ein  ähnliches  Gepräge  an  sich,  denn  nach  Allem, 
was  wir  über  diese  Classe  von  Schriften  wissen,  kann  es  nur 
ein  Zufall  sein,  dass  uns  in  den  dürftigen  Bruchstücken  der 
seinen  keine  Spuren  von  Gharakterzügen,  Anekdoten  und  Legenden 
der  Wettkämpfer  geblieben  sind^**).  Wo  möglich,  noch  weniger 
kennen  wir  von  einer  fünften  Schrift  über  Gesetze'*^^).  Desto 
besser  sind  wir  über  seine  grösseren  historischen  Arbeiten  unter- 
richtet, die  ^löTOQLai,  welche  auch  unter  den  Titeln  Maxe- 
Sovixa  uod  'EXXr^vtxd  citirt  werden*"),  mit  370  begannen 
und   mindestens   bis   281    fortgeführt   waren'*®),  in   wenigstens 

Ersteren  von  dem  Maler  war  zwischen  Antigonos  und  Polemon  streitig  (Plin. 
XXXYI.  §.  32).  Mit  welchem  Becht  Wilamowitz  Ani  y.  E.  S.  145  dem  D. 
„eine  Concorrenzschrift''  mit  der  des  Xenokrates  abfassen  lässt,  verstehe 
ich  nicht:  wir  wissen  weder  (vgL  Urlichs  S.  32),  welcher  von  Beiden 
früher  schrieb,  noch  ob  der  Andere  aaf  dessen  Schrift  oder  Schriften  Bück- 
sicht nahm.  Nicht  minder  fragt  es  sich,  ob  Antigonos  wie  den  Xenokrates 
(s.  C.  20.  A.  28)  so  etwa  anch  den  D.  benutzt  hat  und  dergestalt  yielleicht 
das  erste  Mittelglied  wurde,  durch  welches  das  von  Letzterem  Herstammende 
in  den  Plin.  gelangt  ist. 

326*>)  S.  unten  A.  624  und  oben  C.  13.  A.  87 ^  88. 

326)  S.  über  dies  Alles  Luebbert  S.  XII— XXII  nnd  das  aus  ihm  C.  13. 
A.  88  Mitgetheilte.  Dass  auch  solche  Siegerverzeiohnisse,  wie  Arisioteles 
und  hernach  Eratosthenes  (s.  C.  16.  A.  82—84)  sie  schrieben,  allerdings 
neben  Anderem  (s.  C.  16.  A.  84)  auch  kurze  Notizen  über  die  Sieger  ent- 
hielten, darüber  s.  Luebbert  S.  XXI  f. 

326^)  JTe^l  v6(iav  Et  M.  9m(fa^  (-»  Fr.  71,  dazu  Fr.  72  aus  Schol. 
Pseudo-Plat.  Hipp.  mai.  293  A). 

327)  Fr.  1—33.  "lotoqCui,  Fr.  1  b.  Phot.  Cod.  176.  Fr.  21  b.  Suid. 
&  xh  tsQov  nvQ  ovH  i^Bött  <pvarjcui,  femer  Ath.  IV.  166  c.  263  d.  X.  484  d. 
XIL  636  e.  642  c.  646  c.  XIÜ.  660  b  »  Fr.  29.  30.  13.  31.  27.  32.  2.  Mttxs- 
9ovi%d  Ath.  IV.  167  c.  VL  249  c.  Bekk.  Anecd.  p.  782.  Schol.  Apoll.  Bh. 
IV,  264.  Seh.  Eurip.  Ale.  264  ==  Fr.  12.  8.  16.  26.  28.  "EXlrjvinu  Diod. 
XV,  60,  6. 

328)  S.  Diod.  a.  a.  0.  JovQig  9'  6  Sd^iiog  h  tötogioyifdtpof  t^(  xAv 
^EXlrivinrnv  taxogiag  ivxevd'sv  inoirjaccxo  xriv  dQxi^v  u.  Fr.  33  b.  Plin.  VUI. 
§.  143:   Tod  des  Ljsimachos.    Vielleicht  hörte  er  hier  wirklich  auf,   vgl 


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Duris  von  SamoB.  589 

23  Büchern '^^),  die  vermuthlich  ^^^)  später  als  jenes  Werk 
unternommene  Geschichte  des  sikelischen  Tyrannen  Aga- 
thokles*^^)  in  mindestens  4^*^),  in  welcher  er  sich  in  zahl- 
reichen Abschweifungen  über  die  Natur,  die  Sagen,  die  Merk- 
würdigkeiten von  Sikelien,  Italien  und  Libyen  erging*"),  allem 
Anscheine  nach  die  Quelle  für  die  entsprechende  Darstellung  bei 
Diodoros*^),  und  die  nicht  minder  von  allen  möglichen  Ab- 
schweifungen durchzogene  Chronik  von  Samos***)  in  mindestens 
2  Büchern*^^).  In  den  Historien  scheint  er  für  die  Geschichte 
der  Nachfolger  des  Alexandros  sich  namentlich  an  Hieronymos 
von  Kardia,  aber  freilich  nicht  an  diesen  allein*^)  angeschlossen 
zu  haben,  und  andrerseits  scheint  dies  Werk  wiederum  die  Quelle 
des  Diodoros  für  diese  Partie**'')  gewesen  zu  sein,  desgleichen 
für  Cornelius  Nepos  im  Leben  des  Eumenes  und  theilweise  für 
Polyaenos***),  eine  Hauptquelle  auch  für  Plutarchos**^)  im  Leben 

luaiiii.  XVII,  1,  9  (ans  anderer  Quelle):  ultimum  hoc  ceriamen  eommüüonum 
Alexandri  fuit. 

829)  Fr.  82.  Im  1.  B.  kam  er  wohl  bis  anf  die  Regienmg  des  Phi- 
lippos (s.  Fr.  2),  von  dem,  wie  es  scheint,  B.  2—5  handelten  (s.  Fr.  8), 
wie  B.  6—10  wohl  von  Alexandros  (s.  Fr.  12—21),  B.  11—16  von  den 
folgenden  Begebenheiten  bis  znm  Tode  der  Olympias  816  (Fr.  26),  B.  16—22 
bis  znr  Schlacht  bei  Ipsos  801  (Fr.  30),  s.  Müller  S.  468. 

330)  S.  A.  860. 

880  »>)  Fr.  84—46. 

881)  Fr.  88  b.  Said.  EvQvßazo^,  Bei  Ath.  XII.  642  a  (Fr.  41)  hat 
Hulleman  dsxccttj  in  d'  yerbessert.  Der  Titel  war  ns^l  WyadoxXia, 
Said.  a.  a.  0.   Ath.  a.  a.  0.  u.  XIII.  606  d.   XIV.  628  b  («  Fr.  87.  84). 

832)  Müller  S.  468.  Daher  Fr.  86  b.  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1030  das 
Citat  Ai^%a, 

888)  Im  19.  bis  21.  B.  (vgl.  das  Citat  XXI,  6  =  Fr.  40).  Haake 
S.  2—36.    Roesiger  S.  6-86. 

834)  Fr.  47—68.  'ß^ot  ZafjkCmv,  Ath.  XV.  696  e  =-  Fr.  66.  ip  toig  Sa- 
fiitov  iniyQtttpofievoig  mQOig^  abgekürzt  ^SIqoi  Seh.  Eurip.  Hec.  916.  La.  Di. 
I,  119.    Porphyr.  V.  Pyth.  §.  8  =  Fr.  60.  61.  66. 

836)  Fr.  60  nach  der  ohne  Zweifel  richtigen  YerbesseniDg  von  Hulle- 
man (5'  für  iß\ 

886)  S.  Boessler  S.  60 f.  vgl.  m.  S.  81—83. 

387)  B.  18-22. 

838)  m,  12,  If.  IV,  6,4.  8.  lOff.  7,  6.  11  f.  8,2flf.  9,2,  S.  aber 
C.  88.  A.  174. 

839)  Vgl.  die  ausdrücklichen  Citate  des  D.  Demosth.  19.  28.  Phok. 
4.  17.  Alex.  16  (de  fort.  AI.  I.  8.  327  E).  Eum.  1  «  Fr.  6.  9.  22.  28.  10.  7. 
Nicht  minder  hat  Plat.  die  samische  Chronik  hie  and  da  benutzt  im  Leben 
des   Perikles  (28  »»  Fr.  60,  s.  aber  A.  844),  Alkibiades  (82  —  Fr.  64), 


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590  EinundzwaDzigsies  Capitel.    OescbicbtschreibüDg. 

des  Demosthenes®*®*),  PhokioD,  Alexandros,  Eumeues  und  De- 
metrios^®^),  stellenweise  auch  des  Pyrros^*^).  Auch  Athenaeos 
hat  ihn  selbst  gelesen^*)  und  wenigstens  die  Historien  noch 
Photios**^).  Aber  seine  Glaubwürdigkeit,  die  schon  von  Pln- 
tarchos***),  so  stark  ihn   dieser  auch  ausnutzt,  nicht  ganz  mit 


Ageailaos  (8  »=  Fr.  63),  Lyeandroa  (18  =  Fr.  66),  8.  H.  Sanppe  Die 
Quellen  Plutarche  f.  d.  Leben  des  Perik.,  Gott.  1867.  S.  8  ff.  Fricke 
Untersucbnngen  üb.  die  Quellen  des  Flut,  im  Nik.  u.  Alkib.,  Leipz.  1869. 
S.  62.  78.  Muellemeister  De  Fjrrbi  Plutarchei  fontibus,  G5tt.  1874.  8. 
840a.b)  Vgl.  Roesiger  S.  36—61.  62-64. 

341)  Die  früher  gangbare  Annahme,  dass  die  Diadochengesehichte  bei 
Diodoros  vielmehr  unmittelbar  aus  Hieron jmos  geflossen  sei,  wurde  bereits 
durch  Muellemeister,  Haake  S.  1  f.  und  besonders  Roesiger  S.  63  ff. 
zum  Mindesten  stark  erschüttert,  welche  indessen  dabei  stehen  blieben, 
dem  D.  einen  erheblichen  Antheil  zuzuweisen.  Sie  ward  dann  von  Renas, 
Nitsche  und  Droysen  (s.  A.  204.  223),  welcher  Letztere  früher  Hellenism. 
II*,  1.  S.  246.  A.  2.  II ',  2.  S.  90.  A.  2  neben  Hieronymos  doch  auch  D.  als 
Quelle  anerkannt  hatte,  wieder  aufgefrischt,  allein  m.  E.  hat  Roessler  sie 
schlagend  widerlegt  und  den  obigen  Sachverhalt  als  den  allein  richtigen 
erhärtet.  Um  hier  nur  dies  Eine  anzuführen:  was  bei  Diod.  XVIII,  60,  4 
(vgl.  A.  208)  von  Hieronymos  erzählt  wird,  kann  dieser  schwerlich  selbst 
berichtet  haben.  Vgl.  auch  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  S.  192.  A.  13.  Da- 
gegen ist  der  Versuch  von  Haake  S.  36 — 63  auch  Theile  vom  16.  und 
16.  B.  des  Diod.  auf  D.  zurückzuführen  misslungen,  wie  Roesiger  S.  62  f. 
zeigt.  Der  Nachweis  von  Droysen  S.  461  f.,  dass,  falls  auch  für  die 
letzten  Capitel  im  12.  B.  des  Instin.  Eleitarchos  die  (mittelbare)  Quelle 
war,  Trogus  Pompeius  (oder  vielmehr  sein  griechisches  Original)  vom  13. 
ab  einem  anderen  Auetor,  der  nicht  minder  lebhaft  malte,  gefolgt  sein 
müsse,  scheint  mir  richtig,  nur  aber  war  dieser  andere  sonach  nicht  D. 
Und  wenn  Droysen  S.  466  meint,  Hieronymos  habe  erst  nach  den  Histo- 
rien des  D.  geschrieben,  weil  er  bis  auf  den  Tod  des  Pyrros  hinabging,  so 
gilt  dies  Letztere  in  der  That  erst  von  dessen  jüngerem  Werke,  der  GJe- 
schichte  der  Epigonen,  s.  A.  221,  und  überdies  wissen  wir  ja  nicht,  wie 
lange  nach  281  D.  seine  Historien  veröffentlichte.  (Andrerseits  widerlegt 
Roessler  S.  66.  A.  37  Etwas,  was  Droysen  gar  nicht  behauptet  hat). 

342)  Da  er  ihn  nach  den  einzelnen  Büchern  citirt. 

343)  Fr.  1,  s.  A.  327  u.  346. 

344)  Per.  28  (»*  Fr.  60).  JovQig  9*  6  £a(iiog  tovtotg  inizQaytoBBi'  noX- 
Xriv  {opLotrjza  tcoy  'Adiriva^av  nal  tov  nsQitiXiovg  xarTjyopcSsr,  rjv  ovxb  SovMvdC- 
drjg  tatSgri^BV  ovx*  "EfpOQog  ovt'  'AgiazotiXiig.  ctXX*  oi%  aX-q^BVBiv  ^oi%bv  . . . 
Jovqig  fthp  ovv  ov9'  onov  firidlv  avx(3  TCQoaeativ  i^Siop  nd^og  slatd^mg  mga- 
xsiv  xriv  iir^yriaiv  knl  trig  dXri^Biag,  ii,aXXov  iomsv  tavta  Seivmaai  %äg  tilg 
icaxQCdog  6Vfiq>0Qag  inl  9iaßoXij  xciv  'Ad^ivalmv.  S.  jedoch  gegen  diesen 
angeblichen  Athenerhass  des  D.  die  meistens  richtigen  Bemerkungen  von 
Roesiger  S.  46 ff.,  andrerseits  freilich  vgl.  Roessler  S.  60  f. 


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Doris  von  Samos.  591 

Unrecht  angefochten  wird,  stand  mit  diesem  grossen  Einflüsse, 
den  er  ausgeübt  hat,  jedenfalls  in  einigem  Missverhaltniss.  Im 
Ein  gange  der  Historien  tadelte  er  die  wohlabgewogne  Stilistik 
der  Isokrateer  Theopompos  und  Ephoros  und  warf  denselben 
Langweiligkeit  und  Mangel  an  drastischer  Nachahmung  vor**^). 
Seine  eignen  Geschichts werke  waren  also,  wie  er  hiemit  selber 
sagt,  stark  auf  die  Ergötzung  und  Spannung  seiner  Leser  be- 
rechnet, und  darunter  litt  nicht  bloss  sein  nicht  auf  Gewähltheit, 
Rhythmos  und  Wohllaut,  sondern  auf  lebendige  und  effectvoUe 
Schilderung  hinarbeitender  Stil,  welcher  in  Folge  dayon  grosse 
Nachlässigkeiten  zeigte  ^^),  sondern,  was  weit  schlimmer  war,  er 
übte  auch  hier  eine  gewisse  Jagd  nach  pikanten  und  boshaften 
Fabeln  und  Anekdoten,  überhaupt  nach  prickelnden  und  unter- 
haltenden Zügen  aller  Art  aus,  die  er  zu  seinen  besseren  Quellen 
hinzusetzte,  ja  er  scheute  sich  allem  Anscheine  nach  nicht  ge- 
legentlich einmal  sogar  absichtlich  die  Wahrheit  zu  verfälschen^'). 
Indessen  beging  er  diese  Fehler  doch  nicht  haufenweise.  Im 
Gegentheil,  die  Geschichte  der  Diadochen  bei  Diodoros  erscheint 
als  eine  im  Ganzen  sehr  sachkundige  und  versiandige  Dar- 
stellung^, und  wenn  sie  dies  ohne  Zweifel  vorwiegend  dem 
engen  Anschlüsse  des  Duris  an  Hieronymos  verdankt***),  so 
schlug   er    doch    auch  in  der  Geschichte  des  Agathokles  einen 

845)  Fr.  1.  '^tpOQog  di  %al  Gionof^nog  tmv  yevopLhcav  {nQoysvofiivmp 
Ca  Saab.)  xXetaxov  dneXs^<p9'Jioav'  ovts  yag  futfiT/j^iiog  iietiXaßov  ovdsiuäg 
ovTS  iidovijg  iv  x^  fpQaaccij  avtov  dl  tov  ygafpsiv  fuovov  intftsXt^d'Tiöav. 

846)  Dionys.  v.  Hai.  C.  V.  4,  8.  A.  225. 

347)  Wie  wenn  er  Fr.  78,  wenn  anders  hier  die  überlieferte  Lesart 
richtig  ist  (s.  A.  825),  behauptete,  Sokratea  sei  Sklave  gewesen.  Ob  er  im 
Maler-  und  Bildhauerbuch  EflnstlergeBchichten  geradezu  erfand,  wie  Qr- 
lichs  S.  27  ihm  vorwirft,  ist  nicht  imwahrscheinlich,  aber  doch  nicht  wirk- 
lich bewiesen.  Auch  seine  übertrieben  ungünstige  Schilderung  des  Phale- 
reers  Demetrios  (Fr.  81)  war  wohl  nicht  frei  von  persönlicher  Gehässigkeit 
gegen  diesen  seinen  ehemaligen  Mitschüler.  Im  üebrigen  s.  die  Unter- 
suchung Yon  Eckertz  S.  1—28  nebst  den  zum  Theil  gelungenen  Berich- 
tigungsversuchen  von  Horstig  und  die  kurze  Zusammenstellung  bei 
Müller  S.  469.  Wohl  mit  Hecht  ist  Bo essler  S.  68.  A.  40  geneigt  auch 
in  Diod.  XIX,  11,  5  ff.  und  38  f.  solche  eigne  Zusätze  des  D.  zum  Ergötzen 
der  Leser  zu  erblicken. 

848)  Droysen  S.  464.  Kitsche  Hieron.  S.  30.  Beuss  Hieron.  S.  VT. 
Alle  drei  wollen  freilich  nicht  zum  Wenigsten  hieraus  schliessen,  dass  nicht 
D.,  sondern  nur  Hieronymos  die  unmittelbare  Quelle  sein  könne. 

849)  Boessler  S.  62 f. 


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592  Einmidswanzigstes  Capitel.    Gcscliichtacbreibimg. 

richtigen  Mittelweg  zwischen  den  Lobhudeleien  des  Eallias  uud 
den  Gehässigkeiten  des  Timaeos^  welche  er  wohl  Beide  kannte ^^), 
ein***).  Gleich  seinem  Mitschüler  Demetrios  von  Phaleron®***) 
war  auch  ihm  das  starke  Hervorheben  des  Waltens  einer  dunklen 
Schicksalsmacht,  welche  sie  die  Tyche  nannten,  in  den  Ereig- 
nissen der  Völker  und  Staaten  mit  Durchkreuzung  aller  Pläne 
menschlicher  Klugheit  und  Berechnung  eigen*^),  so  dass  dieser 
Gedanke  wohl  schon  auf  ihren  gemeinsamen  Lehrer  Theophrastos 
zurückgeht. 

Diokleides  von  Abdera  wird  nur  einmal  erwähnt®^**). 

Alkimos,  ein  Schüler  des  Stilpon,  wird  als  der  ausge- 
zeichnetste Rhetor  seiner  Zeit  bezeichnet*^).  Ob  er  derselbe 
war  mit  dem  Verfasser  eines  Geschichtswerks  über  Sikelien 


860)  Wenigstens  Letzteren  sicher,  Ersteren  höchst  wahrscheinlich,  wie 
Roesiger  S.  6—10.  15—29  gegen  Haake  S.  6.  9.  86  f.,  der  übrigens  das 
Letztere  als  möglich  zngiebt,  gezeigt  hat.  Folglich  hat  D.  seine  Geschichte 
des  Agathokles  erst  mehrere  Jahre  nach  dessen  Tod  (289)  yollendet,  ja  er 
kann  sie  kau«  viel  vor  262  (s.  A.  239)  begonnen  haben,  nnd  da  er  doch 
schwerlich  damals  noch  älter  als  in  den  letzten  Siebzigerjahren  gewesen 
sein  wird,  so  erhellt  hieraus,  dass  seine  Gebart,  die  nach  A.  323  nicht  yiel 
nach  340  gefallen  sein  kann,  auch  schwerlich  yor  841  oder  840  fiel. 

861)  S.  Haake  S.  10—29  und  besonders  Roesiger  S.  6—26.  Wenn 
daher  Cic.  ad  Att.  VI,  1,  18  ihn  einen  homo  in  histaria  diligena  nennt,  so 
ist  dies  wenigstens  nicht  schlechthin  unrichtig. 

862)  S.  G.  2.  A.  698. 

868)  S.  darüber  besonders  Roessler  S.  46  ff.  67—69.  Schon  yor  ihm 
hatte  dies  Roesiger  S.^7f.  48  f.  62.  68  heryorgehoben  (s.  überdies  dessen 
G.  2.  A.  698  angef.  Schrift)  und  mit  dazu  benutzt,  um  grössere  Theile  yon 
Flut.  Demosth.  u.  Demetr.,  in  denen  die  gleiche  Erscheinung  auftritt,  auf 
D.  zurückzuführen.  Nitsche  S.  82f.  behauptete,  dass  in  der  Diadochen- 
geschichte bei  Diod.  diese  Macht  zwar  ^  tvxrj,  in  der  des  Agathokles  aber 
To  daifiovioVf  To  d'6L0v  und  ähnlich  genannt  werde.  Dies  aber  hat  Roessler 
S.  46  ff.  widerlegt:  in  beiden  wechseln  die  Ausdrücke  ^  tvxrj  und  of  ^io{ 
(nur  dass  für  den  letzteren  in  der  Diadochengeschichte  ^eo^  oder  d-iog 
steht),  während  allerdings  in  der  Geschichte  des  Agathokles  allein  to  dut- 
f^viov  oder  ^sCov  und  namentlich  Ersteres  sehr  häufig  sich  findet,  was 
Roessler  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  daraus  ableitet,  dass  D.  in  dieser 
den  Timaeos  benutzt  hatte. 

363^)  Moschion  b.  Ath.  Y.  206  d.  Jio%XB£dfjg  (i^v  o  'AßdrjQiTtjg  (^aviid- 
^itai  inl  xji  sr^os  ^h^  'Podimv  noXiv  vn6  JrjfiritQiov  ngoatax^i^ay  toig 
xbC%$cw  iXsnoUi,  Er  fehlt  denn  auch  bei  Müller.  Ueber  seine  Zeit 
s.  C.  26.   A.  224. 

864)  La.  Di.  IT,  104.  ändvtiov  nQmxsvovta  xmv  h  *EXIm9i  (rjtöqatv. 


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Diokleides.    AUdmos.    Idomenens.  593 

und  eines  anderen  über  Italien^^),  läset  sich  nicht  entscheiden. 
Wohl  aber  spricht  die  Verwandtschaft  des  Stoffes  entschieden 
dafür,  dass  der  letztere  Alkimos  der  nämliche  war,  welcher  über 
den  sikelischen  Eomoediendichter  Epicharmos  ein  ^Qog^Afivv' 
tav  betiteltes  Werk  in  4  Büchern  schrieb,  in  welchem  er  nach- 
zuweisen sachte,  dass  Piaton  aus  diesem  Dichter  Vieles,  ja  schon 
die  wesentlichsten  Stücke  seiner  Ideenlehre  entlehnt  habe^^). 

Idomeneus  von  Lampsakos^^)  ist  uns  bereits^^)  als  einer 
der  ältesten  Anhänger  des  Epikuros  begegnet,  welcher  den  271 
gestorbenen  Meister  überlebte  ^^).  Er  gehorte  gleich  Leonteus 
zu  den  vornehmsten  Männern  seiner  Vaterstadt^  und  widmete 
sich  denn  auch  abweichend  von  den  übrigen  Epikureern  dem 
Staatsdienste,  trachtete  nach  politischer  Macht  und  politischem 
Glänze  und  Ruhme  und  scheint  eine  Zeit  lang  die  höchste  Ge- 
walt in  seiner  Heimat  inne  gehabt  zu  haben,  wovon  ihn  aber 
Epikuros  abmahnte ^^)  und  schliesslich,  wie  es  scheint,  mit  Er- 

866)  Fr.  1—3  u.  4~6:  ZtuBltnd  Ath.  VII.  822a  (—  Fr.l)  u.  "A,  d'  o 
SinsXiiOTrjg  iv  x^  iniyifacpofiivjj  tav  ßißXmv  'itaXiti^  Ath.  X  441  a  (=  Fr.  4).  — 
Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  296-298. 

866)  La.  DL  III,  9  ff.  ■■  Fr.  7,  wo  eich  ein  ziemlich  umf&nglicher  Ana- 
zag  mit  mehreren  Fragmenten  des  Epicharmos  findet. 

357)  Sintenis  De  Idomenei  Lampsaceni  yita,  et  fragmentis,  hinter 
seiner  Ansg.  y.  Plnt.  Per.  (Leipz.  1835).  5.  Ezc.  (yeraltet).  H.  Sanppe 
Idomenens,  Rhein.  Mns.  N.  F.  IL  1843.  S.  450—462.  Müller  F.  H.  G.  II. 
S.  489—494. 

368)  C.  2.  A.  401.  411.  486.  448. 

859)  S.  C.  2.  A.  435. 

860)  Strab.  XIII.  689.  tois  a(f£atois  z&v  iv  xy  ic6X8i  xavxijy  xoig  nsgl 
'IdopLBvia  %al  Asovxia, 

861)  Fr.  182  ff.  -«  Sen.  Ep.  21,  3.  7.  Epicu/rus  .  .  .  cum  Idameneo 
8criberet  et  tllum  a  vita  specioaa  cid  fidelem  stahilemque  gloriam  revocaret 
rigidae  tunc  potentiae  ministrwm  et  magna  tracta/ntem:  ,,9»  gloria*',  inquit, 
„tangeris  etc,"  ,  .  ,  ad  hunc  Epicurus  nohilem  illam  senUnHam  soripait,  qua 
hortatttr,  "ut  FyÜhoclea  locupJetem  fwn  puiblica  nee  ancipiti  via  faciai.  ,ßi 
vitf',  irnquit,  „iBythoclea  dwitem  facere  etc.'*  22,  6.  Epicwri  epistulam  .  .  . 
Idomeneo  quae  ^inyscribitur,  quem  rogat,  u<  quantum  potest,  fugiat  et  pro- 
peret,  antequam  cdiqua  vis  maior  interveniat  et  auferat  libertatem  recedendi. 
Plnt.  ady.  Col.  84.  1127  D.  y(f<i<patv  ngog  *I9ofk6viu  dianeXsvBxcci  (lii  vofioig 
%al  d6iais  dovXivovxa  i^v.  Phot.  a<  Said.  Ilv^ta  xol  dr^Xia.  ^cl  UoXv- 
nffdx'qv  .  .  .  Ilvd'ia  %al  Ji/jXia  noii^aavxa  afuc  iv  Ji^Xat  nifiipat  eig  ^eov 
Xf^rjao^Bvov^  si  xä  xfjg  Q^atug  aysi  %axä  xov  »Qtafiivov  xq6vov'  xijv  dl 
Ilvd'iccv  dviXsiVy  xavxa  aol  Ilvd'ia  %al  JriXia,  ßovXopLSvriv  drjXovv  Zxi  i6%axa' 
(lex'  oXlyov  yäg  xqovov  avxhv  anoXiadat  öwißfj,  'EitUovQog  öh  iv  xivi 
xmv  TiQog  'iSofisvia  iniaxoXav  xavxa, 

SusBMiHZ«,  griech.-alex.  Litt-Geioh.   I.  38 


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594  Einundzwanzigstes  Capitel.    Gesohiobteohreibang. 

fQ]g862^  Dazu  stimmt  auch  seine  Schriftstellerei.  Ausser  einem 
Werk  über  die  Sokratiker^^)  ver&sste  er  nämlich  noch 
ein  zweites  über  die  Volksführer,  jtsQl  di^fueyoycDv^,  welches 
Caecilius  für  das  Leben  der  zehn  attischen  Redner  neben  den 
Biographien  des  Hermippos  benutzte  ^^^),  daher  denn  die  aus 
Caecilius  stammenden  Nachrichten  in  den  pseudo-plutarchischen 
Lebensbeschreibungen  dieser  Männer  schlechter  zu  sein  pflegen 
als  die  aus  Dionysios  von  Halikamassos  entnommenen^.  Denn 
die  Glaubwürdigkeit  des  Idomeneus  ist  vielleicht  noch  mehr 
als  die  des  Hermippos  eine  sehr  geringe.  Er  ist  ein  Freund  von 
Skandalgeschichten  und  schrieb  sie  nach,  wo  er  sie  fand,  und 
wo  er  sie  nicht  fand,  mag  er  wohl  auch  selbst  neue  erdichtet 
haben **^.  Ein  drittes  Werk  von  ihm  war  endlich  eine  Ge- 
schichte von  Samothrake*®*). 

Philochoros'^®),  Sohn  des  Eyknos,  von  Athen  war  Wahr- 


862)  S.  den  letzten  Brief  des  Epikaros  an  ibn  Fr.  138  (G.  2.  A.  436). 

863)  La.  Di.  II,  19  (^^  Fr.  1):  h  xotq  »bqI  xmv  2to%Q4ini%mp, 
S.  Fr.  1—3. 

364)  Fr.  4—17.  Den  Titel  bat  eret  Saappe  ans  Bekk.  Anecd.  L 
p.  260,  1  f.  (—  Fr.  17)  richtig  bergeitellt:  mg  dh  'iSoiuvevg  <pfj6i,  (ntgiy 
din/kayrnfAv  statt  &q  91  'Idopjptjs  qnjcl  dfifuty»y6v.  Das  2.  B.  wird  citirt 
Schol.  Arifltopb.  Vesp.  947  («-  Fr.  6). 

866)  Scbol.  Aescbin.  II  Anf.  («=  Fr.  16).  oti.  fui^ritfis  iyivBvo  (näml. 
Alc%iVfig),  ag  /[i^y  Jriniit(fiog  6  ^aXrnfSvs^  £m%Qixtovg  xov  qfiXoifoipov  ^  $1^* 
vaztQOw  nXatoavos  (s.  C.  2.  A.  708),  mg  dl  KamtJLiog  x«l  'l9o(Uivevg  %al  '^^- 
fkinnog^  ov%  ^xovcre  %&v  dv^Qmv  (ladilcsmg  xa(fiv.    Vgl.  Saappe  S.  462. 

366)  Wie  scbon  C.  19.  A.  14  bemerkt  warde. 

367)  S.  bes.  Fr.  7  b.  Plat.  Per.  10.  nmg  av  ovp  tig  'idoitsvei  nitxBvaste 
%c(t7iyoQOvvri  xov  IJeqi'KXiovg  d>g  xov  'EtpuiXxriv  .  .  .  Soloqtovqaavvog  x.  x,  A., 
femer  Fr.  2—4.  10.  13.  14.  17,  auch  12  (obgleich  das  hier  En&blte  wahr 
sein  mag). 

368)  Snid.  nennt  überhaupt  nur  dies:  'iSo^isvivg,  r^to^ixo^,  iy^a^ep 
[cxoQÜtp  xmv  %axci  SayM^ifiJL%riv,  Oder  war  dies  ein  anderer  Idomeneus? 
Nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  aber  vermathet  Sintenis  S.  316  (vgl. 
Müller  S.  494),  dass  SchoL  ApolL  Rh.  I,  916  (—  Fr.  18).  l^xo^ki'EJiXapixog 
iv  TiQioxm  TQtoiTimv  xftl  'idontpsvg  [iv  n(f<6xm  Tq(oi%wv]  das  zweite  T^ottxcov 
ein  Schreibfehler  sei  für  2afM>d'(faiii%ap, 

369)  Lenz  und  Siebeiis  Philochori  Atheniensis  libronun  fragmenta, 
Leipz.  1811.  8.  Müller  F.  H.  G.  I.  S.  LXXXVIII-XC.  384—417.  IV. 
S.  646—648.  Sechs  oder  sieben  neue  Bruchstücke  fügte  Stiehle  Philo- 
logus  YIII.  1863.  S.  638  f.  hinzu,  drei  fernere  Strenge  Quaestiones  Philo- 
choreae,  Göttingen  1878.  8.  (Doctordiss.)  S.  66  (wo  S.  64  f.  auch  die  von 
Stiehle  gegebenen  wiederholt  sind).  Diese  Abb.  beschäftigt  sich  theils 
mit   der   Untersuchung,    was  Ph.    wirklich   über   die   athenischep   Nomo- 


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Philochoros  von  Athen.  595 

sager  und  Opferschauer*'**)  und  hegte  einen  in  dieser  Zeit  seltenen 
Glauben  an  seine  Kunst  *'^)^  so  dass  er  allem  Anscheine  nach 
mit  voller  Seele  sich  diesem  seinem  Berufe  widmete  und  ver- 
muthlich  dadurch  zu  seinem  eingehenden  Studium  der  vater- 
ländischen Sitten  und  Bräuche,  Opfer,  Feste,  überhaupt  der  at- 
tischen Alterthümer  und  auch  der  attischen  und  zum  Theil  auch 
der  ausserattischen  Poesie  geführt  ward.  Er  bekleidete  jene 
Function  schon  306  "*)  und  setzte  sein  Hauptwerk  bis  zur  Thron- 
besteigung des  Antiochos  II  Theos  261  fort,  wurde  aber,  nach- 
dem in  ebendemselben  Jahre  Antigonos  Gonatas  im  chremoni- 
deischen  Kriege  sich  Athens  bemächtigt  hatte,  wohl  nicht  viel 
später  auf  dessen  Betrieb  wegen  der  ihm  Schuld  gegebenen  An- 
hänglichkeit an  Ptolemaeos  Philadelphos  getödtet*'*).  Er  war 
ein  überaus  zuverlässiger  und  gewissenhafter  Forscher.  Leider 
haben   wir   aber   von  seinen  zahlreichen  sonstigen  Schriften*'^) 

phylaken  berichtet  hat  (S.  6—42),  theils  mit  einer  namentlich  kritischen 
Besprechnng  der  Brachstficke  (8.  4B~65). 

370)  Snid.  ^Udxogog  Kvnißov  'A^r^vatog^  ftavtig  xal  ttgoanonog*  Vgl.  C.  I. 
A.  11,  869.  Kvnvos  ^doxoQov  (wohl  ohne  Zweifel  sein  Vater,  ß.  v.  Wila- 
mowitx  Herrn.  XX.  1886.  S.  681). 

871)  Fr.  146  b.  Dionys.  v.  Hai.  de  Din.  3.  tov  8'  hiavrov  tovrov 
(Ol.  118,  3)  SiBltoptos,  Mqov  S'  siciovrog^  iv  d%Q07f6Ui  armeSov  iyivtto 
xotovto.  %vatv  Big  %ov  xf^g  üoliddog  vsav  sictl&ovöa  %al  8vca  sig  to  Ilaw- 
d^oautv^  int  xov  ßioftov  dvaßdea  xov  ^Equb^ov  Jiog  xov  vno  x^  iXa^  nucxi- 
xsiTo  .  .  .  n8(fl  xov  avxov  Sh  xqöpov  %al  iv  x^  tsQm  fie^*  r^niffav,  riTiXav  x* 
iiixovxog  xal  ovarjg  «l&QCagy  dcxr^q  inC  xiva  XQOvov  iyivsxo  intpavrig,  fifistg 
d'  iqmxffi'ivxBg  vni(f  xi  xov  ötifislov  xorl  xov  qtavxdcituxog ^  slg  o  tpigsif 
tpvytiStov  xd^odov  itpa^BV  nqoöriyMCvBiv  djLiqpJ'Tf^,  %al  Tavci/y  ov%  i%  ^xa- 
fioXrig  ftgtxyiikdxav  iaofiivriVy  all'  iv  x^  %u9s6X€i9ji  noUxBCu'  %al  xi\v  %qCciv 
inixslsa^ijvat.  cvvißir\, 

372)  S.  A.  371. 

373)  Said.  a.  a.  0.  %axci  dh  xovg  XQ^ovg  yiyoviv  h  4>il6xoQog  'Equxo- 
a^ivovgy  mg  inißeclsiv  ntfscßvxff  viov  ovroc  'EQaxoa^ivri,  ixslevxrjas  S*  ivB- 
ÖQBvd'Blg  vn  'Avxty^ovj  oxi  diBßXii^  nQ06%B%Xi%iv€u  xjj  IlxolBfuiiov  ßaai- 
XBl(f.  ^yQa'ipBV  'Ax&Cdog  ßißXla  if '  nsifiixBi  Sh  xdg  'Ad^rivtcÜBV  n^^Big  %al 
^xovgy  ßaailBig  xocl  agxovxag  ^mg  'Avxioxov  xov  xbXbvxu^ov  (!)  xov  ngocayo- 
QBvd'ivxog  Gbov. 

374)  Snid.  fährt  fort:  nsgl  fuxvxiHTJg  d'  (Fr.  190^-203,  vgl.  anch  0.  26. 
A.  173),  ftBQl  fh)9wv  a  (Fr.  170—176),  nBql  xi\g  xBx^n6XBmg  (d.  h.  Oenoe, 
Marathon,  Probalinthos,  Trikorythos,  Fr.  166—168),  SaXa^tivog  xxCaiv,  int- 
y^dufucxa  'Axxt%df  «e^l  xmv  ^A^vrjoiv  dysavatv  ßißXCa  ^i'  (Fr.  169  f.),  vb^X 
xav  'Ad^rjOtv  dgidvxatv  dico  Smngoxldov  [%ai]  fiixQt  'AitoXXoBtoQov  ^  'OXvft- 
nMag  iv  ßtßXCoig  ß\  ngog  xriv  dr^kiovog  'Ax^ida,  inixonrjv  xrig  18 lag  'AxQ^i- 
dogy  inixoiiriv  xijg  Jiowolov  ngctyfiaxBÜig  nsgl  tsgmv  (wenn  anders  nicht 

38* 


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596  Einundzwanzigstes  Capitel.    Qeschichischreibung. 

wenig  übrig,  zum  Theil  nur  die  Titel,  von  jenem  seinem  Haupt- 
werke, der  attischen  Chronik  ('Atd'ig),  aber  genug,  um  uns 
mindestens  ein  ziemlich  klares  Bild  von  ihr  oder,  richtiger  ge- 


viehnehr  hinter  ngayuecte^ag  ein  Komma  za  setzen  ist,  s.  n.),  neQl  tAw 
Sotpoxliovs  fiv&(ov  ßißXia  s\  ns(fl  EvQtfitCdov  (Fr.  165—168),  nBqii'AX%fMVogy 
n^ql  (ivarfiglmv  tmv  'Ad^vrjaif  awaynyiiv  iiQonidonw  Tjtoi  üvd'ayoQSÜov  yvvai- 
nmVf  drilianä  ßißXia  ß'  (Fr.  184 f.),  nsQl  svQTifiätaVy  nsifl  «a'9'a^f^y,  nB(fi 
avfiß6X<ov,  Dies  Register  ist  aber  noch  nicht  yoUständig;  es  fehlen:  ntgl 
soQtmv  (Fr.  161—164,  angefahrt  von  Harpokr.  'AX&a.  Xur^oi  =»  Fr.  161. 168), 
«f^l  fifisQüiv  (Fr.  176—183,  angeführt  von  ProH.  z.  Heriod.  Op.  770— Fr.  181), 
nQ6g  "AXvnov  imaxoXi^  (auch  über  Gegenstände  des  Cnltns,  Phot  Lex.  p.  445 
■»  Fr.  204),  femer  n^og  *Ac%Xriniadriv  (d.  h.  Asklepiades  von  Tragilos)  im- 
CToXri  and  nsQl  tQaymStöiv  (Schol.  Marc.  Earip.  Hec.  1),  welche  beide  jedoch 
Müller  ly.  S.  648  unter  sich  und  mit  nsgl  Evgim'dov  für  einerlei  zu  halten 
geneigt  ist.  Die  Nachricht  Vit.  Enrip.  irsXsvtrias  di^  £g  <prioi  ^iX6%ogog^ 
vn\Q  xa  Ißdoni^iiovta  ^tri  yiyovmg^  mg  dl  'Effcctoa^ivrjg^  iß9ofii^7ioVTci  nivxs 
kann  übrigens  ungezwungen  kaum  so  gedeutet  werden,  wie  Mendelssohn 
in  der  C.  15.  A.  78  angef.  Abh.  S.  172 ff.  will,  dass  Ph.  den  Euripides 
64  Jahre  alt  werden  liess,  sondern  nur  entweder  so,  dass  er  dessen  Todes- 
zeit und  folglich  auch  das  von  demselben  erreichte  Alter  nicht  genau  za 
bestimmen  wagte,  oder,  wie  Eothe  De  Timaei  vita  et  scr.  S.  14  f.  (s.  A.  288^) 
meint,  dass  er  das  Ableben  des  Dichters  zwischen  dessen  60.  und  61.  Jahr, 
d.  h.  409,  setzte,  ein  Schnitzer,  den  man  einem  Manne  wie  Ph.  nicht  leicht 
zutraat.  Mag  nun  aber  somit  unter  den  xivig  bei  Diod.  XIII,  103,  5  bloss 
Philochoros  oder  aber  mit  Eothe  Timaeos  und  Ph.  zu  verstehen  sein,  jeden- 
fiiUs  ist  die  Berechnung  dieser  xivig  nicht,  wie  Ritschi  De  Agathonis 
aetate,  Opusc.  L  S.  425  und  Mendelssohn  glaubten,  dieselbe  mit  der  ge- 
nauen  und  richtigen  in  der  parischen  Marmorohronik.  Sonst  vgl.  noch 
C.  14.  A.  10.  I.  G.  Vossius  De  bist.  Gr.  I.  S.  134.  West  vermuthet  unter 
Beistimmung  von  Boeckh  Kl.  Schrr.  V.  S.  400  f.  entschieden  mit  Recht, 
dass  der  angebliche  eigne  Auszug  des  Ph.  aus  seiner  Atthis  vielmehr  der 
von  Asinins  Polio  Trallianus  gemachte  (Suid.  TloXCtov  h  'Aahiog)  sei,  vgL 
C.  83.  A.  165.  Da  es  bei  Suid.  unmittelbar  hinter  den  A.  873  angef.  Worten 
von  der  Atthis  heisst:  iaxt  di  nqog  Ji^fimva,  so  wird  dadurch  femer  die 
besondere  Schrift  gegen  Demon  etwas  verdächtig,  und  da  die  Atthis  ur- 
sprünglich niur  die  ersten  6  Bücher  umfasst  zu  haben  scheint  (s.  A.  377. 378), 
so  hat  Schäfer  Quellenkunde^  S.  79 f.  vermuthet,  dass  eben  in  diesem 
ursprünglichen  Werke  die  Schrift  gegen  Demon  zu  suchen  sei,  nachdem 
schon  Müller  8.  LXXXIX  gemeint  hatte,  es  sei  vielleicht  nur  ein  anderer 
Titel  der  Atthis.  Dagegen  spricht  indessen,  wie  bereits  Boeckh  a.a.O. 
S.  401  bemerkt,  dass  Harpokration  sehr  oft  dies  oder  jenes  Buch  der  At- 
this, dagegen  u.  d.  W.  'Hexuovüi  die  Gegenschrift  wider  Demon  {ip  x'g  ngbg 
Jij^itovtt  ivxLyQatpy)  anführt.  Ausschliesslich  mit  der  Schrift  über  die  at- 
tischen Archonten  von  Sokratides  (Ol.  101 ,  3  ■«  374/3)  bis  Apollodoros 
(d.  h.  wohl  nicht  Ol.  107,  3  «=»  350/49,  sondern,  wie  Boeckh  a.  a.  0. 
S.  401  f.  417  f.  dargelegt  hat,  Ol  115,  2  »  319y^)  beschäftigt  sich  Strenge 


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Philoohoros  yon  Athen.  597 

sagt;  yon  ihren  neun  ersten  Bückem  zn  machen ^^^).  Sie  hatte 
deren  17^^^  und  war  wenigstens  zum  grossten  Theil  gleich  den 
früheren  Atthiden  in  einfacher  und  schmuckloser  Chroniken- 
form geschrieben,  indem  in  diesen  Jahrbüchern  in  jedem  Jahre 
der  Archon  vorangestellt  und  dann  die  Hauptereignisse  des  Jahres 
kurz  aufgeführt  wurden^'').  Schon  das  neunte  Buch  war  übrigens 

De  Philochori  operum  catalogo,  qui  extat  apnd  Saidam,  in:  Yinun  illa- 
strissimmn  Ern.  Cartiam  .  .  .  yalere  inbet  societas  philologica  Gottingensis, 
Göttingen  1868.  8.  S.  5—10,  indem  er,  nm  das  allerdings  anstössige  xal 
yor  (iixQi'  nnd  den  gleichermassen  auffälligen  Buchtitel  'Olviimddsg  zn  ent- 
fernen, die  beiden  Titel  bei  Said,  durch  folgenden  VerbesBerungsyersuch 
in  einen  zusammenfasst :  xsqI  xmv  'Ad^jvfjaiv  aQiuvzmv  dno  Zm%^tCdov 
liiXQt  'AnolXodmQOv  «al  oder  yielmehr  xat'  oXvfiKtdSas  iv  ßtßlütig  ß'  und 
danach  diese  Schrift  für  einen  durch  des  Timaeos  libeUi  ad  tempora  rede 
notanda  spectanies  angeregten,  erst  nach  der  ursprünglichen  Atthis  ge- 
schriebenen Versuch  zur  genaueren  Feststellung  der  Chronologie  erklärt, 
woher  denn  auch  die  seitliche  Anknflpfung  des  folgenden  grossen  Chrono- 
logen Eratosthenes  an  ihn  in  den  A.  873  angef.  Worten  des  Said,  komme, 
in  welcher  ja  auch  Boeckh  a.  a.  0.  S.  399  (s.  C.  16.  A.  78)  wohl  mit  Recht 
einen  tieferen  Sinn  zu  suchen  geneigt  ist.  Diese  Muthmassungen  sind 
äusserst  gewagt.  Es  scheint  nicht,  dass  Timaeos  längere  Zeit  yor  dem 
Tode  des  Ph.  n^ehr  als  die  ersten  8  Bücher  seines  grossen  Werkes  heraus- 
gegeben hat  (ygL  A.  846.  249.  296).  Oder  sollen  jene  libeUi  die  demselben 
zugeschriebenen  (s.  A.  246)  'OXvfiyeto9i%M  sein?  Dass  das  Archontenbuch 
yomehmüch  in  der  That  sich  mit  der  Lösung  chronologischer  Schwierig- 
keiten beschäftigte,  hat  mit  Recht  schon  Muller  a.  a.  0.  angenommen;  ob 
es  aber  eine  Vorbereitung,  wie  Boeckh  S.  402  und  Müller  wollen,  oder 
yielmehr  eine  Ergänzung  der  ursprünglichen  Atthis  war,  thut  man  gewiss 
besser  auf  sich  beruhen  zu  lassen.  Noch  weniger  freilich  yermag  ich  den 
m.  E.  alles  Mass  besonnener  Forschung  überschreitenden  Combinationen 
yon  Philipp!  De  Philisto  Timaeo  Philochoro  Plutarchi  in  Niciae  vita 
auctoribus,  Giessen  1874.  4.  S.  7-— 17  zu  folgen,  nach  denen  in  dem  Titel 
initofirv  tijg  Jiovvciov  itQayfuiTsias  nsQl  Uqwv  das  letzte  Wort  in  ^liqayvoq 
geändert,  der  aus  Plut.  Nik.  5  bekannte  Hieron  yerstanden  werden,  der 
betreffende  Dionysios  ein  lediglich  yon  Philippi  erfundener  Sohn  desselben 
gewesen  sein  und  aus  dieser  Epitome  Plutarchos  Dasjenige  geschöpft  haben 
soll,  was  er  im  Leben  des  Nikias  aus  Ph.  geschöpft  hat,  s.  A.  380.  In 
Wahrheit  wissen  wir  schlechterdings  nicht,  wer  jener  Dionysios,  auch  nicht, 
ob  es  ein  oder,  indem  man  yielmehr  Komma  yor  nBQl  Ugav  setzt,  zwei 
Werke  waren.  Letzteres  würde  schlechterdings  dann  der  Fall  sein,  wenn 
man,  wie  Boeckh  S.  398.  A.  2  zweifelnd  thut,  an  den  alten  Milesier  zu 
denken  hätte. 

376)  S.  Boeckh  Ueber  den  Plan  der  Atthis  des  Philochoros,  Abh.  der 
Berl.  Akad.  1832.  S.  1—30.    Kleine  Schriften  V.  S.  397—429. 

376)  S.  A.  374. 

377)  Der  Stoff  war  aber  in  ihr  sehr  ungleichmässig  yertheili    Denn 


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598  EinnndzwaDzigBtes  Capitel.    Geschichtsohreibmig. 

frühestens  erst  292  herausgegeben^'^.  Die  zahlreichsten  Bruch- 
stücke^'^) finden  sich  begreiflicherweise  bei  Lexikographen,  nament- 
lich Harpokration,  und  Scholiasten  und  bei  Athenaeos,  einige  auch 
bei  8trabon  und  Stephanos  von  Byzantion  und  bei  Plutarchos 
im  Leben  des  Theseus  und  des  Nikias,  wenn  anders  das  in  der 


die  ersten  6  Bücher  gingen  von  den  ältesten  Zeiten  bis  mindestens  Ol.  110, 
2  c»  888/7  (Fr.  136  b.  Dionys.  v.  Hai.  Ep.  I  ad  Amm.  11.  p.  741  R.)  und 
wohl  noch  darüber  hinans  (Fr.  137  b.  Schol.  Aristoph.  Ran.  218),  Tielleicht, 
wie  Boeckh  S.  401  f.  417  f.  yermuthet,  bis  dahin,  wo  wahrscheinlich  das 
Werk  über  die  Archonten  (s.  A.  374)  schloss,  818,  d.  h.  bis  zor  Herrschaft 
des  EasandroB  und  damit  zu  der  eignen  Zeit  des  Verfassers.  Der  Gedanke 
liegt  nahe,  dass  Ph.  diese  6  Bücher  zuerst  als  eine  eigne  Schrift  heraus- 
gegeben hatte,  der  er  dann  später  als  Fortsetzung  die  viel  ausführlichere 
Geschichte  seiner  Zeit  hinzufügte.  Genauer  umfassten  die  beiden  ersten 
Bücher  die  Sagenzeit,  so  jedoch,  dass  das  zweite,  wie  es  scheint,  schon 
stark  in  die  mehr  historische  Periode  hinabging,  vielleicht  bis  zur  Ein- 
führung der  jährlichen  Archonten  684.  Das  dritte  behandelte  allem  An- 
scheine nach  die  solonische  Zeit  (Fr.  66.  69  b.  Harpokr.  Ai^o^,  Tqt%i^aXoi 
6  ^Eifftrig)  und  reichte  bis  in  die  Verwaltung  des  Perikles  (Fr.  86  b.  Harpokr. 
0£o»9&K«,  ygl.  Flut.  Per.  9).  Das  späteste  sichere  Datum  aus  dem  vierten 
ist  die  Erwähnung  der  Propjlaeen  (Fr.  98  b.  Harpokr.  il^o«.),  möglicher- 
weise aber  g^ing  es  bis  zum  Archen  Eukleides.  Das  fünfte  mag  etwa  bis 
zum  Regierungsantritt  des  Philippos  sich  ausgedehnt  haben;  jedenfalls  fiel 
das  Jahr  Ol.  106,  8  «  868/7  schon  ins  sechste  (Fr.  129  b.  Harpokr.  Xilioi 
dia%6öu)i).  Das  siebente  enthielt  zweifellos  noch  die  Verwaltung  des 
Demetrios  von  Phaleron  (817—808)  wenigstens  zum  Theil  (Fr.  141*^148 
b.  Harpokr.  NoiiotpvXamg,  'AnoatoXeCg,  rvvainovofiot.  Ath.  VI.  246  c).  Das 
achte  schloss  mit  Ol.  118,  2  =  807/6  (Fr.  145  b.  Ath.  XV.  697  a.  Fr.  146, 
s.  A.  871). 

878)  Hier  ward  nämlich  vorausgreifend  die  erst  in  diesem  Jahre  «* 
Ol.  122,  1  erfolgte  Rückkehr  der  Verbannten  erwähnt,  welche  Ph.  geweis- 
sagt  hatte,  Fr.  146  (s.  A.  871).  Da  femer  dies  Bruchstück  nicht  die  ge- 
wöhnliche Form  der  Voranstellung  des  Eponymos  zeigt,  welcher  damals 
(306)  nicht  der  Archen,  sondern  der  teQBvg  tmv  a$ni^i^v  war,  und  da 
w-enigstens  der  letzte  dieser  tsQsig  Diphilos  (Ol.  123,  1—2)  später  förmlich 
getilgt  wurde  (Plut.  Demetr.  46),  so  vermuthet  Boeckh  S.  429.  A.  1  weiter, 
dass  das  Buch  erst  nach  dieser  Aufhebung  der  genannten  Einrichtung,  also 
etwa  Ol.  128,  4  «=>  285  erschien,  vielleicht  zusammen  mit  dem  7.  und  8. 
Wenigstens  wurden  im  7.  (Fr.  148,  s.  A.  877)  die  Qjnaekonomen  ab  eine 
nicht  mehr  bestehende  Behörde  bezeichnet,  ihre  Aufliebung  aber  erfolgte 
gewiss  erst  nach  der  Vertreibung  des  Demetrios  von  Phaleron  (608),  und 
das  7.  Buch  ward  ohnehin  schwerlich  bereits  sofort  nach  letzterer  ver&ssi 
„Die  sechs  ersten  Bücher",  so  bemerkt  Boeckh  weiter,  „können  weit 
früher  als  die  folgenden  geschrieben  und  bekannt  gemacht  sein'*. 

879)  S.  übrigens  noch  G.  Gilbert  Die  Philochoreischen  ofieydXantBg, 
Jahrb.  f.  Philol.  CVH.  1873.  S.  44—48. 


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Psendo-Amelesagorai.    Erateros.  599 

letzteren  Biographie  aus  Philochoros  Grefiossene  nicht  vielmehr 
aus  einer  anderen  Schrift  desselben  entnommen  ist^^). 

Eine  eigenthümliche  Bewandniss  hat  es  mit  der  Atthis  unter 
dem  Namen  des  Amelesagoras,  zweifellos  einer  Fälschung, 
welche  aber  schon  von  Antigonos  yon  Earystos  in  dessen 
Wunderbach  benutzt  ist  und  also  schon  in  der  attischen  oder 
doch  spätestens  in  der  ältsten  alexandrinischen  Zeit  entstanden 
sein  muss*^^). 

Erateros^®^),  Sohn  des  Feldherm  Erateros  und  der  Phila, 
Tochter  des  Antipatros,  321  geboren,  Halbbruder  des  Antigonos 


380)  Falls  Plnt.  hier  nur  das  Wenige,  woffir  er  (C.  28)  ausdrücklich 
den  Fh.  (Fr.  112)  anführt,  aus  ihm  genommen  hat,  so  kaim  dies  ebenso 
gut  aus  der  Atthis  als,  wie  Sintenis  Philologus  Y.  1860.  S.  64  meint, 
nebst  dem  folgenden  Fragment  aas  nsQl  ncevtixije  sein.  Nun  ist  es  freilich 
sehr  möglich,  dass  auch  noch  Anderes  in  dieser  Biographie  auf  ihn  zurück- 
geht; dass  dies  aber  yon  der  Hauptmasse  des  23.  Cap.  und  yon  erheblichen 
Theilen  des  2.  bis  6.  gelte,  scheint  wenigstens  mir  durch  Erwägungen  wie 
die  yon  Fr  icke  Untersuchungen  üb.  d.  Quellen  des  Flut,  im  Nik.  u.  AUdb., 
Leipz.  1869.  8.  und  Philippi  a.  a.  0.  (s.  A.  874)  angestellten  noch  nicht 
im  Mindesten  bewiesen.  Dass  aber  Flut,  im  Theseus  den  Fh.  theils  un- 
mittelbar, theils  mittelbar  aus  Istros  (s.  A.  617)  benutzte,  hat  M.  Well  mann 
De  Istro  S.  33  ff.  dargethan. 

380^)  Antig.  12  (—  Fr.  1).  '^^fMlijtfayc^ag  dh  6  U^ißttiög  6  trjv  'Ax^lda 
övyysyQatpag.  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  21  f.  Denselben  Namen  liest  man 
Schol.  Eurip.  Ale.  1  (-»  Fr.  2),  sonst  wird  er  überall  MBXtiöecyoQag  genannt; 
nur  Dionys.  y.  Hai.  de  Tbuc.  6  nennt  unter  den  alten  Historikern  vor  dem 
peloponnesischen  Kriege  auch  den  Amelesagoras,  bezeichnet  ihn  aber  dabei 
seltsamerweise  als  Chalkedonier ,  yermuthlich  in  Folge  eines  Gedachtniss- 
fehlers, da  man  ihm  wohl  zutrauen  kann  (s.  A.  226),  dass  er  dies  gefachte 
Werk  nur  von  Hörensagen  kannte.  Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  yer- 
muthet  Wilamowitz  Antig.  y.  Ear.  S.  24.  A.  17,  dass  es  „auf  den  Namen 
des  eleusinischen  Fropheten  geschmiedet  war**,  yon  dem  Maxim.  Tyr. 
DisB.  23  (38,  8)  berichtet:  iyivtto  xal  dvriQ  'Ad'rivTjifiv  'EXt9<fiviog  oifOfue 
M8Xsö7iy6ifag'  oitog  ov  ti%vriv  fta^oV,  all'  i%  9V(iipap  n^oxog  ^^la  fkoiifif 
öotpog  ^y  nttl  ik€cvti%6g,  mg  h  'A%^ultav  X6yog.  Daher  galt  es  denn  auch 
für  uralt:  Clem.  Strom.  VI.  629  A.  MBXricay6qav  yaq  i%Xeipe  F^qyUtg  h  Aeov- 
tivog  %al  Eüdfifiog  {Evfivog?  Müller  a.  a.  0.  S.  20)  6  Na^iog  ot  tötoQi%ol 
xol  inl  tovxoig  o  Il^oxovvtlöiog  Biav  .  . .  UfutplXoxog  (s.  C.  33.  A«  314)  xal 
*A(fi6to%Xrig  xol  'Avaiifuhtig  xal  *EXXdvt,%og  %al  *E%ataiög  %al  'AvdQOtCav  nal 
^iXoxoQog. 

381)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  617—622.  Meineke  Stephani  Byzantii 
quae  supersunt,  Berl.  1849.  Epim.  I.  De  Crateri  övvaymy^  'tprigfiaiuitav, 
S.  714—721.  Cobet  Ad  Crateri  ^qnöfkätmv  öwfaynyi^v,  Mnemos.  N.  F.  I. 
1873.  S.  97—128.  Krech  De  Crateri  ^(ptöiiatiov  av^aytoy^  et  de  locis  ali- 
quot Plutarchi  ex  ea  petitis,  Grei&wald  1888.  8.   (Berliner  Doctordiss.). 


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600  EinimdKwanzigetes  Capitel.    Greschichtschreibung. 

Gonatas^^^),  leistete  dem  Letzteren  mancherlei  treflfliche  Dienste^*) 
und  kam  schliesslich  in  dessen  Interesse  um  270  dem  Tyrannen 
Aristotimos  yon  Elis  zur  Hülfe  ^***).  Bald  darauf ,  wahrschein- 
lich noch  vor  265,  starb  er^^).  Allem  Vermuthen  nach^^)  war 
dieser  Krateros  der  Urheber  der  Sammlung  athenischer 
Volksbeschlüsse,  W'fjtpiö^tov  ^vvayfoyq.  Und  zwar  war 
dies  Werk  so  eingerichtet,  dass  zugleich  jedem  dieser  Beschlüsse 
ein  erklärender  Commentar  mit  Benutzung  anderer  Documenta 
beigegeben  war*®*)  und  das  Ganze  daher  eine  Art  attischer  Ge- 
schichte, wenn  auch  nicht  von  den  ältaten  Zeiten  ab,  bildete. 
Denn  die  Anordnung  war  chronologisch*^**);  die  Bruchstücke 
aus  dem  dritten  Buch  fallen  zwischen  465  und  439,  genauer 
wahrscheinlich  um  464**^),  im  neunten  war  er  in  die  späteren 


881^)  Phleg.  Mirab.  32  (=  Fr.  22  Kroch.  18  M.).  K^atBqo^  di  fpnaiv 
6  'Avxiyovov  xov  ßaailicag  adeX^og,  vgl.  A  389.  Plut  de  firat.  am.  16. 
486  A,  8.  A.  882.  Sein  Vater  heirathete  seine  Mutter  822  und  fiel  schon 
im  Sompaer  321  g^en  Eumenes,  Diod.  XTX,  59.  Nep.  Eom.  4.  Droysen 
HeUenism.  II«,  1.  S.  86.  119  ff.  124.  A.  2. 

382)  Pli^t.  a.  a.  0.  KqdteQOs  Uvtifopov  ßaatlevovros  ctdaXtpog  av  %al  . . . 
inl  T€   öXQatfjyeiv  %al  oUovQSiif  hattov  avtovg.  Polyaen.  II,  29,  2.  Frontin. 
III,  6,  7,  doch  8.  Droysen  a.  a.  0.  IIP,  1.    S.  200 f. 
-    382»>)  Droysen  a.  a.  0.  S.  224,  vgl.  S.  239.  A.  2. 

888)  Denn  um  diese  Zeit  scheint  sein  Sohn  Alexandros,  welcher  sich 
dann  zum  selbständigen  Fürsten  machte  (vgl.  C.  14.  A.  97  u.  Trog.  Pomp. 
Prol.  XXVI),  sein  Nachfolger  im  Commando  über  die  Besatzungen  von 
Eorinth  und  Chalkis  geworden  zu  sein,  s.  Droysen  a.  a.  0.  S.  239.  243, 
vgl  S.  827.  412  f. 

383^)  Niebahr  Kl.  Schrr.  I.  S.  225.  A.  n.  Gegen  die  Bedenken  Cobets 
S.  99  s.  Kroch  S.  3.  Vgl  Plut.  Arist.  26  (—  Fr.  11  K.  6  M.).  KQutBQOs  o 
Maxedoav  mit  Cim.  13  («=  Fr.  13  K.  7  M.).  iv  Sh  toig  itritpCcfiMCiiß^  a  evvrt- 
yays  Kquzbqos.  S.  indessen  Thalheim  Berl.  ph.  Woehenschr.  VIII.  1888. 
Sp.  1592  f.  Ob  Kroch  S.  105  nnd  üsener  Epicurea  S.  410  ihn  mit  Recht 
auch  für  den  Adressaten  des  Briefes  von  Epikuros  (Fr.  139)  an  K.  halten, 
muss  ich  dahingestellt  lassen.  Der  Titel  Writpiöfuitoiiv  avvaymyri  findet  sich 
bei  Harpokr.  p.  136,  6  ff.  Bekk.  (Fr.  9  K.  8  M.),  der  sonst  abgekürzt  ^n^^- 
aiuKta  (meist  mit  Angabe  der  Bachzahl)  zu  citiren  pflegt  (Fr.  4.  5.  8.  21  K. 
4.  10.  12.  17  M.),  wie  Steph.  v.  Byz.  neql  ^ipiaiuitmp  (s.  Fr,  1—3.  Fr.  6. 
7.  19  K.  13.  14.  16  M.). 

384)  S.  Kroch  S.  6 f.  20 ff. 

384*>)  Wie  Krech  S.  6 ff.  gegen  Meineke  z^igt,  welcher  Letztere  za- 
erbt  gesehen  hat,  dass  mehrere  Brac^tücke  besonders  bei  Steph.  aas  den 
attischen  Tributlisten  gezogen  sind,  so  Fr.  1.  2.  Fr.  6—8  K,  12—14  M. 
Vgl.  auch  Boeckh  Staatsh.  11^  S.  322  f. 

386)  Fr.  1.  2  b.  Steph.  JaQog.  Ka^rivri,    S.  Krech  S.  9  ff.    - 


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Erateros.  601 

Jahre  des  peloponnesischen  Kriegs  gelangt  ^^**);  vor  der  Ver- 
treibung der  Peiaistratiden  510  wird  er  schwerlich  begonnen 
haben,  und  auch  yon  den  Decreten  der  folgenden  Zeit  bis  zur 
Schlacht  bei  Salamis  waren  sicher  wenige  erhalten,  so  dass  ohne 
Zweifel  das  erste  Buch  einen  längeren  Zeitraum  umspannte  ^^; 
das  jüngste  Datum  in  den  ausdrücklich  mit  seinem  Namen  be- 
zeichneten Bruchstücken  ist  das  Jahr  365/4'®**');  in  der  That 
aber  führte  er  sein  Werk  bis  in  die  Gegenwart  hinab,  wie  es 
scheint,  bis  kurz  vor  seinen  Tod^"^;  es  muss  also  sehr  umßLng- 
lich  gewesen  sein.  Sicher  haben  die  Commentatoren  der  Redner 
und  Harpokratiou  es  öfter  benutzt,  als  er  bei  ihnen  angeführt 
wird,  und  wo  sich  bei  Plutarchos  in  den  Biographien  nachweisen 
lässt,  dass  er  selbst  einen  Yolksbeschluss  vor  Augen  hatte,  da 
hat  er  ihn  bei  Erateros  gelesen  ^''^).     Erateros  selbst  entnahm 


385^)  Psephisma  gegen  AnUphon  F.  5  K  10  M.  b.  Harpokr.  "Av^q^p. 
Aas  demselben  Buch  sind  Fr.  6 — 8  E.  (s.  A.  384^)  b.  Steph.  Atjfffifiavdos, 
'Aiftala.  Harpokr.  Nvyitpcu^v^  aus  dem  3.  oder  4.  Fr.  8  b.  Steph.  Tv^6diici^ 
aus  dem  4.  Fr.  4.  4*  b.  Harpokr.  NavxodiiMi,  Poll  VIÜ,  126.  Jedes  Buch 
Tom  3.  bis  9.  umfasste  also  durchschnittlich  8  bis  11  Jahre.  8.  Erech 
S.  12  £F. 

386)  S.  Erech  S.  16 £P.  (wo  aber  S.  18  statt  Caec%lium  und  Caeeüio 
doch  wohl  DidyvMum  nnd  Didymo  zu  schreiben  war).  Dass  E.  nicht  später 
anfing,  dafür  spricht  nach  Erechs  richtiger  Bemerkung  entschieden  der 
Umstand,  dass  er  im  3.  B.  erst  beim  Jahr  464  war.  Ueberdies  hat  t.  Wila- 
mowitz  Ans  Eydathen  S.  70  f.  sehr  ansprechend  vennuthet,  dass  die  An- 
ffihning  des  Beschlusses  gegen  die  Anhänger  des  Isagoras  Schol.  Aristoph. 
Lys.  273  mittelbar  auf  ihn  zurückgeht.  Das  ältste  Psephisma  in  den  er- 
haltnen  Bmchstücken  ist  wohl  Fr.  9  E.  8  M.  (s.  A.  388^),  jedenfalls  bald 
nach  der  Schlacht  bei  Salamis  oder  Plataeae. 

386^)  Fr.  17  E.  15  M.  b.  Zenob.  II,  28:  Besetzung  yon  Samos  mit  Ele- 
nichen,  s.  A.  322. 

387)  Dass  er  selbstyerständlich  Tor  der  Schlacht  bei  Chaeroneia  nicht 
aufhörte,  dass  aber  auch  die  obige  Annahme  yon  yornherein  nichts  Un- 
wahrscheinliches hat,  legt  Erech  S.  19  dar.  Das  yon  Erech  S.  32  neu 
gewonnene  Fr.  43  (s.  A.  387^)  führt  uns  bereits  in  die  Zeiten  der  Apotheose 
des  Demetrios  Poliorketes.  Das  Psephisma  gegen  Antiphon  b.  Pseudo- 
Plut  X  or.  833  D  ff.  stammt  femer  ohne  Zweifel  durch  Caeoilius  aus  E. 
(s.  A.  385^),  und  so  ist  denn  die  aUgemeine  Annahme,  dass  auch  yon  den 
Ehrendecreten  für  Lykurgos  (307/6),  Demosthenes  (280/79)  und  Demochares 
(271/0)  860 E— 852  E  (ygL  A.  182.  183)  ein  Gleiches  gelte,  in  der  That  sehr 
wahrscheinlich. 

887^)  Nachdem  schon  Meineke  die  Fragmentsammlung  Müllers,  ab- 
gesehen yon  ein  paar  yon  Letzterem  übersehenen  Stellen,  durch  den  Nach- 
weis, dass  bei  Steph.  an  mehreren  Orten,  wo  E.  nicht  genannt  ist,  Citate 


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602  Einundzwansigetes  Capitel,    Geschichtschreibang. 

diese  Urkunden  aus  dem  athenischen  Staatsarchiv^.  Aber  auch 
in  seinen  Erläuterungen  zu  denselben  war  er  im  höchsten  Grade 
zuverlässig,  und  nur  ein  einziges  Mal  lässt  sich  nachweisen,  dass 
er  einer  schlechten  Quelle  gefolgt  ist*®^**).  Um  •  so  mehr  muss 
es  auffallen,  dass  eine  Wundergeschichte  aus  ihm  erzählt  wird^; 
jedenfalls  stand  dieselbe  in  einer  anderen  Schrift,  einer  Art 
von  Wunderbuch e^***),  und  es  ist  eine  wahrscheinliche  Ver- 
muthung^,  dass  der  Verfasser  desselben  in  Wahrheit  nicht  er, 
sondern  sein  Vater  war,  welcher  auch  einen  Brief  von  ähn- 
lichem Kaliber  an  Aristopatra  ver5fientlicht  hatte^^^). 

Hereas***)  von  Megara^*),  jedenfalls  älter  als  Hermippos 
und  Istros  oder  doch  spätestens  deren  Zeitgenosse'^),  möglicher- 


aas ihm  stecken,  um  9  Nummern  (Fr.  23—30  K.)  vermehrt  hatte,  hat 
Kroch  S.  25-— 92  nach  theil weisem  Vorgang  von  Gebet  auf  Qrund  dieses 
von  ihm  erh&rteten  Gesichtspunkts  die  'Biographien  des  Them.,  Arist., 
Perik.,  Alkib.  genau  durchmustert  und  so  ans  ihnen  12  wichtige  neue  Bruch- 
stücke und  ein  dreisehntes  ans  Demetr.  18  gewonnen  •■  Fr.  81—48,  dadorch 
zugleich  auch  die  Quellenforschung  ffir  Flut,  nicht  unwesentlich  berichtigt. 

388)  Erech  S.  98.  Dass  sich  in  demselben  auch  wenigstens  ein  ge- 
fälschtes Document  befunden  haben  kOnnte,  ist  allerdings  schwer  zu 
glauben;  ob  es  aber  trotzdem  Erech  8.  68—76  gelungen  ist  nachzuweisen, 
dass  Theopompos  (Fr.  168  b.  Harpokr.  'Jtxmotg  ygafi^futöi)  im  unrecht  war, 
wenn  er  den  im  vervollständigten  ionischen  Alphabet  geschriebenen  Ver- 
trag zwischen  den  Athenern  und  dem  Perserkönig  aus  ebezjenem  Grunde 
für  eine  Fälschung  erklärte,  und  Erateros  (Fr.  13,  s.  A  888^)  Recht,  wenn 
er  ihn  ffir  acht  hielt,  ist  mir  trotsdem  sehr  zweifelhaft. 

888»>)  Fr.  11  E.  6  M.  (s.  A.  883»»).    Vgl.  Erech  8.  24.  64 ff. 

389)  und  doch  dazu  eine  angeblich  selbsterlebte,  Fr.  28  E.  18  M., 
s.  A.  881»>. 

389^)  Denn  die  Entstehung  der  eigentlichen  Wunderbficher  war  ja 
ft-eilich,  wie  wir  C.  17  sahen,  erst  jüngeren  Ursprungs. 

890)  Von  Erech  S.  4.     Vgl.  S.  8.  28. 

391)  Strab.  XV.  702.  inSidotm  di  tig  nal  KiftntQOv  nqog  triv  nfitiQcc 
'jQiöTondtffccv  inustolfj  noXXd  ts  aUa  nagdSo^a  fpQcitovea  wal  ovx  ofLoXo- 
Yovaa  o^dsvi. 

892)  Mfiller  F.  H.  G.  IV.  8.  426  f.  Eigentlich  hiess  er  Heragoras, 
8.  Y.  Wilamowitz  Commentariolnm  gramm.  II  (Greifsw.  1880).  8.  8  und 
wird  so,  wie  schon  Müller  richtig  vermuthete,  auch  8ch.  Apoll.  Rh.  I,  112 
(•■  Fr.  4)  genannt. 

898)  Plut.  Thes.  20.    8ol.  10  —  Fr.  1.  2. 

394)  Denn  in  des  Plutarchos  Theseus  ist  er  aus  Istros,  in  den  Selon 
(10.  32  >-  Fr.  2.  8)  aus  Hermippos  gekommen,  s.  A.  517  f.  n.  C.  19.  A.  14. 
V.  Wilamowitz  Homer,  ünterss.  8.  259.  A.  22.  M.  Wellmann  De  Istro 
8,  18—26. 


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Hereas.    Echephylidas.    Sosibios.  603 

weise  sogar  schon  der  Zeit  des  Alezandros  angehörend,  schrieb 
eine  Geschichte  seiner  Heimat,  MeyaQtxd^^). 

Echephylidas'^^,  ein  sehr  selten  erwähnter  Schriftsteller, 
scheiut^^^)  gleichfalls  älter  als  Istros  gewesen  zu  sein,  der  ihn 
yermathlich^^)  in  seinen  elischen  Geschichten  benutzte. 

Sosibios'^*)  der  Lakone^  kam,  wie  es  scheint,  schon 
unter  Ptolemaeos  I,  nachdem  er  als  Wanderlehrer  viele  andere 
Orte  besucht  hatte,  nach  Alexandreia*^*)  und  lebte  dort  unter 
Ptolemaeos  II  als  Mitglied  des  Museions ^  und  schrieb  ausser 
einem  chronologischen  Werke,  X(f6vmv  &vay(faq>ti^j  zwei  auf 
die  AlterthQmer  und  die  Poesie  seiner  Heimat  bezügliche,  itBffl 
täv  iv  AaxsdaC^LOvi  d'v0täv  in  mindestens  2*^^)  und  über 


395)  Hieran  kann  kein  Zweifel  sein,  wenn  dieser  Titel  aach  nicht  aus- 
drücklich beiengt  ist.  Der  Hass  des  Megarers  gegen  die  Athener  spricht 
sich  in  der  Behaaptong  (Fr.  1)  ans,  Peisistratos  habe  im  athenischen 
Interesse  Odyss.  X,  681  einschieben  nnd  andrerseits  einen  Vers  in  einem 
hesiodischen  GMichte  tilgen  lassen.  S.  v.  Wilamowiti  a.  a.  0.  S. 239— 260, 
Tgl.  Seeck  Quellen  der  Odyssee  S.  386  ff. 

396)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  403. 
897)  S.  A.  622. 

398)  S.  Wellmann  a.  a.  0.  S.  112  f. 

399)  Müller  F.  H.  ö.  IL  S.  626-630. 

400)  Said.  Zmoipioi  Aäutov^  YQafUfiati%bg  tmv  imXvtiTidp  (s.  Fr.  22  b. 
Ath.  XI.  498  off.,  ygl  A.  402.  407)  nalovftiviDV  (—  Fr.  9).  Ath.  IIL  78  c. 
La.  Di.  I,  116.   Clem.  Strom.  L  327  C  —  Fr.  18.  17.  2. 

401)  Plnt.  de  Is.  et  Os.  28.  861  F  (»  Maneth.  Fr.  78).  ntolifutrog  b 
ZiBtfi^  HwaQ  ilds  t09  h  Zußunfi  votf  TlXi^xmvoi  noXoöOov,  ov%  intatäiiBVog 
ovdh  i(OQa%ag  «pors^or  .  .  .  %al  SifiyovfUvt^  toSs  g>tloig  tr^v  b^i9  sif^i^ 
noXvnlaviig  ap^i^nog,  bpofuc  Zmni^iog^  iv  Zivanfj  tpaf^tvog  Sa^anivai  «oi- 
ovtop  xoXocöbp  olov  o  ßaaüevs  iSstv  ido^^.  So  viel  nämlioh  darf  man  ja 
wohl  aus  dieser  etwas  m&rchenhaften  Geschichte  schliessen.  Sie  findet  sich 
ohne  Nennung  des  S.  auch  bei  Tao.  Hist  lY,  88.  Vgl.  A.  480  nnd  C.  27. 
A.  3—6. 

402)  Ath.  XI  a.  a.  0.  (wo  er  ihn  Z.  6  Xvti%6g  nennt)  ers&hlt  (ygl.  C.  1. 
A.  20)  einen  Sehern,  welchen  Philadelphos  sich  mit  ihm  lur  Persiflirung 
seiner  Xi&pstg  bei  der  Auszahlung  des  Gehalts  machte.    Vgl  A.  407. 

403)  Fr.  1—8.  In  demselben  hatte  er  den  Fall  yon  Troia  auf  1171 
(Fr.  1  b.  Censorin.  D.  N.  21),  den  Herakleidensug  auf  1091,  das  Königthum 
des  Charilaos  auf  872—810,  die  ungefähre  Blüte  des  Homeros  auf  866,  das 
erste  RegierungaEJahr  des  Theopompos  auf  770  (Fr.  2),  die  Stiftung  der 
Kameen  auf  676  (Fr.  3  b.  Ath.  XIV.  636f.)  berechnet. 

408»>)  Fr.  4—18.  —  Ath.  citirt  im  Plural  h  toi^  n.  t,  i,  A.  ».  (XV, 
674  a),  abgekürzt  h  xoig  ne^l  ^öimv  (XV.  678  b)  —  Fr.  4.  6. 


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604  EinundzwaDzigstes  Capite].    Geschichtscbreibnng. 

Alkman  in  mindestens  3  Büchern ^^°).  Die  beiden  erstgenannten 
Schriften  waren  eine  Hauptquelle  fOr  Plutarchos  im  Lykurgos*^) 
und  für  Pausanias^  der  yielleicht  auch  die  dritte  benutzt  hat^^^}. 


403  <»)  Ath.  III.  116  a.  XIV.  646  a  —  Fr.  19.  h  tQ^ttp  nsi^l 'AXniuitog. 
Dazu  Fr.  20.  21. 

404)  8.  Kalkmann  Pausanias  der  Perieget,  Berlin  1886.  8.  S.  124 f. 
u.  bes.  L.  Weber  Quaestioniun  Laconicaram  capita  duo,  Göttingen  1887.  8. 
(DoctordisB.)  S.  14,  welcher  S.  28  f.  för  die  Vermuthung  von  Müller  S.  628 
(zn  Fr.  18),  dass  mehrere  Gloseen  bei  Hesych.  ans  der  zweiten  Schrift 
stammen,  den  Beweis,  und  zwar  in  Ansdehnnng  anch  anf  die  anderen  Lexi- 
kographen geführt  hat.  Vgl.  auch  Stehfen  De  Spartan.  re  milit,  Greifs- 
wald 1881.  S.  5. 

405)  S.  hierüber  Immerwahr  Die  Lakonika  des  Pausanias,  Berlin 
1889.  8.  (vgl.  C.  14.  A.  157).  Derselbe  (dessen  Darstellung  freilich  auch  in 
Bezog  auf  S.  nur  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen  ist,  wie  sein  Becensent 
Maas 8  Deutsche  L.-Z.  1890.  Sp.  88  f.  zwar  nur  kurz  andeutend,  aber 
richtig  ins  Klare  setzt)  zeigt,  dass  in  den  Aa%mißi%a  die  historische 
Einleitung  m,  1  — 10,  6  ein  „Conglomerat  verschiedener  historischer 
Quellen"  ist,  durch  welches  sich  „als  rother  Faden  die  Königsliste  des  S.** 
in  dessen  chronologischer  Schrift  „hindurchzieht^*,  und  dass  in  der 
Periegese  des  Binnenlandes  10,  6—21,  9  die  zweite  Schrift  desselben  die 
am  Meisten  benutzte  ist  (vgl.  übrigens  C.  22,  A.  187).  Das  Genauere  muss 
man  bei  ihm  selber  nachlesen,  was  er  für  den  zweiten  dieser  Abschnitte 
durch  ein  beigegebenes  Quellenregister  (S.  147—150)  sehr  erleichtert  hat. 
In  einem  Ezcurse  (S.  138—137)  behandelt  er  im  Besonderen  die  kunst- 
geschichtlichen Angaben,  die  theils  ausdrücklich  auf  S.  zurückgeführt 
werden  (Fr.  11.  12  b.  Zenob.  I,  64.  Flut.  Lyk.  26),  theils  nachweislich  bei 
Paus,  (so  17,  2  f.  6.  18,  4f.  »  18,  6—8.  20,  6)  aus  ihm  stammen,  und  in 
denen  sich  die  Tendenz  verr&th  die  Künstler  in  eine  möglichst  alte  Zeit 
hinaufzurücken,  so  dass  sich  wenigstens  gegen  die  ältere  Manier  der  ale- 
xandrinischen  Kunstforschung  der  Gegensatz  der  nachmaligen  perga- 
menischen  (s.  C.  20.  A.  86—37^)  hierin  an  den  Tag  legt  Ob  aber  die 
dreimalige  Erwähnung  des  Alkman  16,  2.  18,  4  (6).  26,  2  in  der  Schrift 
über  diesen  oder  in  einer  der  beiden  anderen  gestanden  hat,  Iftsst  sich 
schwerlich  entscheiden.  Während  endlich  schon  Kohlmann  Quaestiones 
Messeniacae  (Bonn  1866,  s.  C.  14.  A.  139)  erkannt  hatte,  dass  die  Chrono- 
logie des  ersten  messenischen  Krieges  bei  Pans.  IV,  4  ff.  auf  S.  beruht, 
thut  Immerwahr  in  einem  zweiten  Excurs  (S.  138 — 146)  ein  Gleiches  auch 
für  den  zweiten  und  für  beide  Kriege  auch  in  Bezog  auf  die  politischen 
Ergebnisse  dar  und  zeigt,  dass  die  Polemik  des  Paus.  6,  2,  4  f.  16,  1,  2  f. 
gegen  seine  beiden  Hauptquellen,  Myron  und  Rhianos  (s.  C.  33.  A.  267  ff. 
C.  14.  A.  166  ff.)  sich  eben  auf  S.  stützt.  Aber  auch  in  der  Erzählung  selbst 
innerhalb  solcher  Partien,  die  weder  aus  Myron  noch  aus  Bhianos  sein 
können,  findet  Immer  wahr  S.  142  f.  Spuren  (16,  2,  4.  16,  4,  9),  welche 
auf  eine  Mitbenutzung  desselben  S.  hinzuweisen  scheinen.  —  üeber  die 
muthmassliche  Verwerthung  bei  Aristokles  s.  C.  20.  A.  66. 


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Sosibios.    Berosos.  605 

Ein  viertes  Werk  war  'OfLototrireg  betitelt***^.  Ohne  Zweifel 
in  einem  fünften  waren  seine  famosen  Lösnngsversuche  von 
Schwierigkeiten  bei  Homeros  enthalten^^. 

Berosos*^),  ein  Babylonier,  Priester  des  Bei*®*),  aber  grie- 
chisch gebildet*'®),  welcher  auch  schon  znr  Zeit  des  Alexandros 
lebte*"),  schrieb  nach  einheimischen  Tempelchroniken***)  in  grie- 
chischer Sprache  eine  dem  Antiochos  I  Soter  gewidmete  und 
also   wohl  auf  dessen  Anregung  yon  ihm  unternommene  baby- 


406)  Fr.  n  b.  Ath.  XV.  690  e. 

407)  Yon  denen  uns  Ath.  49S  c  ff.  (vgl.  A.  403)  eine  Probe  giebt.  End- 
lich führt  ebenderselbe  IV.  144  e  «  Fr.  24  noch  ein  Buch  ni^og  Kdaccw- 
dQov  ns(fl  ßaöilsiug  Kiy  welches  die  Einen  dem  Theophrastos  (Fr.  125  W.), 
die  Anderen  demjenigen  Sosibios,  aaf  welchen  KalHmachos  den  lv(vi%og 
UeYBtixHog  gedichtet  hatte  (s.  G.  13.  A.  70),  beilegten.  War  dies  der  Lakone? 

408)  I.  D.  W.  Richter  Berosi  Ghaldaei  historiae  qoae  supersnnt,  Leipz. 
1826.  8.  Müller  F.  H.  6.  11.  S.  496-510.  y.  Gatschmid  Zn  den  Frag- 
menten des  Berosos  und  Etesias,  Rhein.  Mas.  VIII.  1858.  S.  262—267. 
E.  Hayet  Memoire  sur  la  dato  des  Berits  qni  portent  le  nom  de  B^rose 
et  de  Man^thon,  Pari«  1874.  8.  (S.  A.  416.  416.  424).  Floigl  Die  Chrono- 
logie der  Bibel,  des  Manetho  nnd  Beros,  Leipz.  1880.  8.  ist  mir  nnr  durch 
die  Anzeige  yon  Nowack  Deutsche  L.-Z.  1881.  Sp.  288—286  bekannt,  aus 
welcher  jedoch  erhellt,  dass  das  Buch  ausserhalb  des  Bereichs  der  classi- 
schen  Philologie  steht.  —  Von  dem  wirklichen  Namen  des  B.  ist  nur  die 
erste  H&lfte  Bar  (•■  Sohn)  sicher,  s.  Müller  S.  496 ^  Anm. 

409)  Tatian.  Or.  ad  Gr.  86.  p.  41  f.  Otto  p.  38, 8  ff.  Sohwartz.  BTi^aog  dv^Q 
BaßvXeiviogt  te^evg  %ov  naq  a^olg  BrjXov  x.  t.  L  Vgl.  Sen.  Qu.  n.  III, 
29,  1  (=  Fr.  21).    Berosus,  qrd  Bdum  interpretcUus  est. 

410)  loseph.  A.  I.  I,  8,  6.  Brji^toaaog  dvrjQ  XaXdaiog^  yv^Q^fiog  dh  totg 
nsffl  natdeütv  dvaari^Bfpofiivoig. 

411)  Synkell.  28  B  (»>  Fr.  1).  Brji^maaog  d*  iv  tij  ngdtj^  xAp  Baßv- 
Xav^axmw  (priat  yBißin^ai  (i\v  ccvxov  xöt«  'AXi^av9i^09  thv  ^iXlnnov  tr^if  ^li- 
%ücv.  Vgl.  Tatian.  a.  a.  0.  %at  UXi^ncvdi^op  yeyovcig,  —  Die  Fabeleien  bei 
Vitruy.  IX,  4  (s-  Fr.  24).  primusque  Berosus  in  ivumla  et  eivitate  Co  ean* 
seditf  ibique  aperuit  disctplinam  (n&ml.  in  der  Astrologie)  und  Plin.  N.  H.  VH. 
§.  123  («>-  Fr.  26).  aströlogia  Berosus  (enüuit),  eui  oh  divinas  praedictUmes 
Athenitnses  publice  in  gyrnntmo  statuam  inawraUn  lingua  sUxtuere  und  yon 
seiner  Vaterschaft  zu  der  babylonisch-jüdischen  Sibylle  (Pseudo-Iustin.  Mart. 
Coh.  ad  Gr.  84  E.  BTiQmpaoü  tov  t^v  XaXdaXiiriv  taxoi^lav  yffcitpavtog  ^vya- 
tiga)  oder  Sabbe  (Paus.  X,  12,  6  nach  Alex.  Polyh.  [s.  A.  532 «.  C.  33. 
A.  70]  Briffciaov  Sl  »hat  xeetifog  xal  'E(fV(idv^g  (AtitQog  (paci  Zäßßrjißt 
vgl.  auch  Moses  y.  Chorene  Hist.  Arm.  I,  6.  Sibylla  Berosiana)  müssen  auf 
sich  beruhen.    Doch  s.  A.  424. 

412)  Uway^atpai  Fr.  1.  14  b.  Synkell.  a.  a.  0.  (nach  Alex.  Polyh.)  und 
loseph.  c.  Ap.  I,  19. 


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606  Einnndzwanzigstes  Capifcel.    Gesobicbtschreibong. 

Ionische  Geschichte  in  3  Büchern ^^^  vermuthlich  nicht  lange 
nach  dessen  Regierungsantritt;  280^^^).  Wir  haben  erhebliche 
Bruchstücke  bei  losephos,  Athenaeos,  Clemens  von  Alexandreia^ 
EnsebioBy  Synkellos  und  Anderen,  von  denen  allen  aber  wohl 
nur  losephos  das  Werk  selbst  in  Händen  hatte***).  Vor  ihm 
hatte  dasselbe  schon  Alexandros  der  Polyhistor  in  seinen  XccX- 
dal'xd  benutzt*'^);  nicht  minder  schrieb  nach  seiner  eignen  An- 


418)  Tatian.  a.  a.  0.  'j4vti6x<p  %&  {ist*  avtbv  (n&ml.  JliiavSQov)  xQ^ttp 
trjv  XaldeUmv  tctoqCav  iv  c^itfl  ßißUoig  xcttatdiag.  Sie  wird  bald  Baßv- 
Xavixd  bald  Xaldatnd  genannt.  * 

414)  Denn  nach  dem  A.  411  Angegebenen  muss  er,  wie  Müller  S.  495 
bemerkt,  damals  scbon  bejahrt  gewesen  sein. 

415)  Dass  dies  der  Fall  war  und  losephos  nicht  etwa  (wie  auch  Havet 
meint)  ans  Alexandros  dem  Polyhistor  seine  Eenntniss  desselben  geschöpft 
hat,  zeigt  Frendentbal  Hellenist.  Stud.  I.  II.  (Bresl.  1875).  S.  26.  205 f. 
gegen  Müller  S.  496  nnd  M.  y.  Niebnhr  Assnr  L  S.  12  f.:  zwar  ist,  wie 
er  bemerkt,  die  Möglichkeit  nicht  aasgeschlossen,  dass  es  dem  losephos 
bereits  in  einer  ebensolchen  Ueberarbeitnng  vorlag  wie  das  Werk  des 
Manetho  (s.  A  489  ff.),  aber  diese  üeberarbeitong  war  keinesfolls  die  des 
Polyhistors,  dessen  Ta^oiriMi  er  freilich  daneben  aach  gelesen  und  benntidi 
hat.  Eosebios  hat  den  Alexandros  und  den  losepbos  ausgesogen  (ob  auch 
den  lulius  Africanus,  auf  den  Müller  S.  508,  Tgl.  496  spedell  P.  £.X,10 
[s.  §.  8.  488  b]  zurückführt,  yermag  ich  nicht  zu  entscheiden),  Clemens 
wohl  den  luba  (s.  A.  417),  Synkellos  den  Eusebios  (doch  s.  A.  416  z.  £.). 

416)  Leider  kenne  ich  die  A.  408  angeführte  Schrift  Yon  Hayet  nur 
aus  der  lobcDden  Anzeige  von  Thurot  Reyue  critique  VIII.  1874. 1.  8. 182 f., 
so  dass  ich  nicht  weiss,  ob  Hayet  ausser  dem  einen  hier  angedeuteten 
Grunde  noch  andere  für  die  yon  ihm  behauptete  Unftchtheit  dieses  Buches 
beigebracht  hat.  S.  C.  BS.  A.  77.  War  dasselbe  wirklich  eine  F&lschnng, 
so  muss  diese  in  der  unverhältnissmässig  kurzen  Zeit  zwischen  dem  Tode 
des  Polyhistors  und  der  Schriftstellerth&tigkeit  des  losephos  zu  Wege  ge- 
bracht sein,  was  um  so  unwahrscheinlicher  ist,  da  Letzterer  dies  Buch  doch 
wohl  bereits  auch  als  &cht  ansah,  indem  er  es  sonst  schwerlich  als  Quelle 
gebraucht  hätte.  Dennoch  würde  nichts  Anderes  übrig  bleiben,  wenn  im 
armenischen  Eusebios  p.  6  (—  Fr.  5)  wirklich  Apollodoros  den  B.,  Alexan- 
dros der  Polyhistor  den  Apollodoros  redend  einführt,  da  die  sämmtliehen 
Data  nicht  bloss  aus  Berosos  (so  auch  Fr.  6  b.  Sypkell.  39  B),  sondern 
überhaupt  aus  der  orientalischen  Geschichte,  für  welche  Apollodoros  als 
Zeuge  genannt  wird,  in  der  That^  wie  wir  C.  27.  A.  28  sehen  werden,  einer 
unter  dessen  Namen  gef&bchten  Schrift  ihren  Ursprung  yerdanken.  Allein 
Mai  bemerkt  selbst  zu  jener  Stelle:  sane  locus  in  codiee  Armen,  ambiffui' 
täte  Ic^orare  videtur.  Jener  Pseudo-Apollodoros  mag  übrigens  den  B.  un- 
mittelbar benutzt  haben;  wie  er  selbst  in  den  Synkellos  (s.  Fr.  6)  gekommen 
ist,  bleibt  bis  auf  Weiteres  dunkel  Wodurch  aber  Hayet  wahrscheinlich 
gemacht   zu  haben  glaubt,   dass  die  babylonische  Geschichte  unter  dem 


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j  BeroBOs.  607 

gäbe  luba  in  seinen  assyrischen  Geschichten  es  aus^^.  Das 
erste  Buch  enthielt  die  Eosmogonie^^^);  das  zweite  die  Sagen- 
zeit der  zehn  ältsten  Könige,  welche  nicht  weniger  als  432000 
Jahre  regiert  haben  sollten*^^)  und  der  folgenden  bis  auf  Nabo- 
polassar,  welcher  die  Archive  der  älteren  Könige  hatte  vernichten 
lassen,  so  dass  erst  mit  ihm  im  dritten  Buche  die  wirkliche 
Geschichte  beginnen  konnte^.  Nun  besitzen  wir  aber  noch 
eine  Reihe  astronomischer  und  astrologischer  Bruchstücke^^)  bei 
Vitruvius,  Seneca,  Plinius***),  Aetios*^^),  Censorinus,  mögen  die- 
selben nun  aus  einer  eignen  Schrift  dieser  Art  oder  sei  es  aus 
dem  ersten,  sei  es  aus  den  beiden  ersten  Büchern  der  baby- 
lonischen Geschichte  stammen***). 

Namen  des  B.  viel  später  als  anter  Antiochos  I  entstanden  sei,  weiss 
ich  nicht 

417)  S.  C.  88.  A.  340. 

418)  S.  bes.  Fr.  1.  Eggert  Dissertatio,  qua  Berosi  de  mundi  primordiis 
narrado  ezplicator,  Halle  1823.  8.  (Steht  mir  nicht  zu  Qebote).  Lenor- 
mant  Essai  de  commentaire  des  fragments  cosmogoniqaes  de  Bärose  d'i^ur^ 
les  textes  cnn^iformes  et  les  monnments  de  Tart  asiatiqae,  Paris  1872.  8. 
kenne  ich  nur  aas  der  Anzeige  von  H.  E(wald)  Gott.  gel.  Anz.  1872. 
S.  1746  ff: 

419)  Fr.  4  b.  Synkell.  17  A.  30  A.  Fr.  6  ffl 

420)  Fr.  11»  b.  Synkell.  207  B,  wo  freilich  Nabonasar  steht  S*  Hup- 
fe Id  Exercitationam  Herodoteanun  specimen  I.  Marbarg  1837.  S.  8—20, 
vgl  M.  V.  Niebahr  a.  a.  O!  S.  169.  471  ff". 

421)  Fr.  17-26. 

422)  Vgl.  aach  A.  409.  411.  Flinios  hat  ans  Yarro  geschöpft,  ebenso 
wohl  auch  Vitruvias;  bei  Ersterem  VII.  §.  160  »  Fr.  22  wird  B.  mit  dem 
Astrologen  Epigenes  (s.  C.  23.  A.  62)  verbunden,  desgleichen  bei  Censorin. 
D.  N.  17,  4  —  Fr.  28.    S.  Diels  Doxogr.  S.  196.  200. 

423)  P.  366b,  23  f.  368»>,  7  f  369»,  16  f.  »>,  16  f.  Diels  (—  Stob.  Ecl.  I. 
p.  662.  666.  668  H.  218,  17  f.  220,  6  f.,  221,  1  f .  W.  Pseado-Plut  Plac.  II, 
29.  891  E).    Euseb.  P.  E.  XV,  51,  2.  848  d  =-  Fr.  18.  19. 

424)  Mir  scheint  Letzteres  keineswegs  YOn  yom  herein  ausgeschlossen, 
obgleich  Müller  S.  49&  vielmehr  Ersteres  als  selbstverständlich  anzusehen 
scheint.  Havet  meint  sogar,  es  spreche  Nichts  dafür,  dass  derjenige  B., 
auf  welchen  sich  diese  Anführungen  beziehen,  derselbe  sei  mit  dem  wirk- 
lichen oder  angeblichen  Verfasser  des  Geschichtswerks.  Aber  es  spricht 
zum  Mindesten  auch  Nichts  dagegen,  s.  vielmehr  A.  409,  und  bei  Plinius 
im  Quellenverzeichniss  zum  7.  B.  erscheint  er  in  der  Gesellschaft  ganz  vor- 
zugsweise von  Historikern.  Dass  es  aber  auch  mit  dem  A.  411  angeführten 
Zeugniss  des  Peeudo- lustin.  Mart  seine  volle  Richtigkeit,  dass  also  Alex. 
Polyh.  ebendiesen  B.  als  Vater  der  Sabbe,  der  jüdischen  Sibylle,  bezeich- 
net hat,  zeigt  gegen  Müller  S.  496  f.  und  Alexandre  Exours.  ad  Sibyllina 


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608  Einundzwanzigdtes  Capiiel.     Geschichtschreibimg. 

Manetho***)  aus  Sebennytos**^  oder  Diospolis**^  in  Aegypten, 

(Par.  1856).  S.  83  überzeugend  Maass  De  Sibjllarum  indicibus  (Greifs w. 
1879).  S.  14 f.  Es  bleibt  also,  wie  es  scheint,  nur  eine  doppelte  Möglich- 
keit. Entweder  Alex,  fand  diese  Sage  schon  vor,  indem,  wie  Müller 
S.  496  f.  und  Freudenthal  bei  Maass  S.  15  f.  glauben,  B.  in  seiner  Chal- 
daeergeschichte  häufig  an  die  Sprüche  der  Sibylle  appellirt  hatte,  so  dass 
sie  in  der  E«lge  die  Sibylle  des  B.,  ij  tov  BtiQmccov^  genannt  worden  sei, 
woraus  denn  durch  missverständliche  Deutung  dieses  Ausdrucks  seine 
Tochter  ward.  Allein  der  Ursprung  sibyllinischer  Orakel  und  namentlich 
der  hier  in  Betracht  kommenden  reicht  doch  wohl  schwerlich  bis  vor  die 
Zeit  des  B.,  also  ins  4.  Jahrh.  v.  Chr.  zurück,  und  wenn  anders  die  Chal- 
daeergeschichten  des  Polyhistors  acht  waren  (s.  A.  416),  er  also  die  des  B. 
noch  selbst  vor  Augen  hatte,  ist  es  unter  den  gemachten  Yomussetsnngen 
schwer  zu  glauben,  dass  trotzdem  auch  er  dieser  Täuschung  sich  hingeben 
konnte.  Oder  aber,  wie  Maass  S.  15  ff.  annimmt,  gerade  Alex,  war  es, 
welcher  absichtlich  diese  Genealogie  erfand,  um  auf  diese  Weise  die 
jüdische,  also  halbchaldaeische  Prophetin  mit  dem  berühmten  chaldaeischen 
Astrologen  in  Verbindung  zu  setzen.  Falls  nun  auch  dies  richtig  ist,  so 
fällt  damit  jeder  Zweifel  an  der  Einerleiheit  dieses  Astrologen  mit  dem 
Historiker  B.  Um  so  weniger  hätte  freilich  Maass  die  Sagen  über  Jenen 
und  die  Angabe  des  Polyhistors,  dessen  Frau  habe  Erymanthe  geheissen 
(s.  A.  411),  für  geschichtlich  halten  sollen. 

425)  Aegyptisch  Ma-n-thoth,  d.L  der  von  Thoth  Gegebene  (Hermodoros). 
Ueber  die  verschiedenen  griechischen  Schreibungen  des  Namens  «.  Müller 
F.  H.  G.  II.  S.  511^  A.  k.  —  Boeckh  Manetho  und  die  Hundsstemperiode, 
ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Pharaonen,  Berl.  1845.  S,  (Auch  in 
Ad.  Schmidts  Zeitschr.  f.  Geschiehtswissensch.  II.  S.  885  ff.).  Fruin  De 
Manethone  Sebennyta  librorumque  ab  eo  scriptorum  reliquiis,  Leiden  1847. 8. 
Müller  F.  H.  G.  IL  S.  511—616.  Lepsius  Ueber  die  Manethonische  Be- 
stimmung des  Umfangs  der  aegyptischen  G^eschichte,  Abhh.  der  Berl.  Akad. 
1857.  S.  183--208.  v.  Gutschmid  Die  Sothis,  die  alte  Chronik  und  die 
Panodorischen  8555  Jahre  von  Hephaestos  bis  Nektanebos  U,  Bhein.  Mus. 
XIII.  1858.  S.  481—496  (Kleine  Schriften  I.  S.  227—248).  Ist  Manethos  Zeit- 
rechnung cyklifich  oder  streng  historisch?  ebendas.  XIV.  1859.  S.  285 — 260 
»  El.  Schrr.  I.  S.  25S— 277  (vgl.  auch  die  Rec.  v.  Bunsens  Aegypten, 
ebend.  XII.  1856.  S.  1  ff.).  H.  Martin  Opinion  de  Man^thon  sur  la  duräe 
totale  de  ses  trente  dynasties  ^gyptiennes,  Rev.  areh^l.  N.  F.  U.  1860. 
S.  78—90.  181—149.  Lauth  Manetho  und  der  Turiner  Eönigspapyrus, 
München  1865.  8.  G.  F.  ünger  Chronologie  des  Manetho,  Berl.  1867.  8. 
E.  Havet,  s.  A.  408.  Frick  s.  C.  15.  A.  84.  v.  Pessl  Das  chrono- 
logische System  Manethos,  Leipz.  1878.  8.  (Gegen  ihn  s.  d.  Bec.  v.  Gut- 
schmid Litt.  Centralbl.  1880.  Sp.  773—775  «  Kl.  Schrr.  I.  8.  404—409). 
Krall  Die  Composition  und  die  Schicksale  des  Manethonischen  Geschieh ts- 
werkes,  Wiener  Sitzungsber.  XCV.  1879  (1880).  S.  128—226. 

426)  Plut.  de  Is.  et  Os.  9.  28.  854  D.  861  F  =-  Fr.  75.  79.  Vgl.  A.  427. 
428.  430.  432. 

427)  Suid.  Mäved'mg  JioanoXsmg  trjg  Alyvnxov  ^  Ztfifwvtfjg. 


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Maneiho  aus  Sebennytos.  609 

Priester  in  Heliopolis*^),  aber  gleichfalls  griechisch  gebildet**^), 
lebte  schon  unter  Ptolemaeos  I**^)  und  schrieb  ausser  einer  Reihe 
anderer  Werke*^^)  namentlich,  und  zwar,  wie  es  scheint,  unter 


428)  Pseudo-Manetho  Epist.  ad  Ptolem.  Philad.  b.  Synkell  40  A  (Müller 
S.  512).  ccQx^^QSvg  xal  fQafifuctsvs  täv  %cct'  Aiyvntov  tsQ&p  advtoDV,  yivBi 
£sßtvifVTrig  vxaQxoov  *HXiovitoXtx7is^  wohl  ans  einer  ächten  älteren  Schrift, 
8.  BoeckhS.  11  (895).   Vgl.  A.  482. 

429)  loseph.  c.  Ap.  I,  14.    tiig  'ElXtivinrjg  futsaxri%mg  naiSs^ag, 

480)  Plut.  a.  a.  0.  28.  nach  den  A.  401  angef.  Worten:  inBp,tpBv  oiv 
(nämL  IltoXifMciog  6  2kat7i(f)  ^fotilri  %ecl  JiovvaoVj  o?  .  .  .  riycc/ov  iuxli- 
^avtsg.  iml  dh  %0(ita4^Blg  mq>d^,  üvptßaXopxtg  ot  nBgl  Tifio^sov  tov  igi;- 
Yfltfiv  %al  Mavid'atva  tav  ZtßBwvTtiv  IlXovtmvog  bIvui  äyaX(ia  tm  Ks^ßigm 
tBXfuit4f6fiBvoi  %al  t^  Soduovrty  nBi&ovüt  tov  IltoXBfUciov ,  <og  iti(fov  rmv 
^Bmv  ovdBvbg  aXXa  Zaqanidog  iauv  «.  r.  X.     Vgl.  C.  27.  A.  8 — 5. 

481)  Aecht  waren  allem  Anscheine  nach  die  [bqu  ßißXog  (Fr.  74— Sl, 
8.  Enseb.  P.  E.  U.  pro.  44  d  «Fr.  74.  näaav  p^v  oiv  xr^  Myvietianriv 
tatoffüip  Big  nXdtog  rfjg  ^EXXrivav  (jkBtBä,fjq>B  (pmvrjg  19 (mg  xb  td  nßql  Ttjg 
xat'  avtovg  ^BoXoyiag  MavB^ag  6  Alyvnxtog  iv  xb  ^  iygwipBv  tsga 
ßißXtp  %ul  h  IxiQOig  avxov  cvyyifd(ifM<fi>^  ausserdem  ygl.  C.  27.  A.  5),  femer 
itBi^l  io^x&v  (lo.  Lyd.  de  mens.  IV,  65  «»  Fr.  82),  nBqX  dq^aXopkOv  xoc l 
BvcBßBiag  (Porphyr,  de  abst.  U,  55  —  Fr.  88)  und  nB^l  %tixaa%Bvfig 
%vq>i(ov  „über  die  Bepeitong  des  Eyphi  (xvcpiY*,  eines  Heilmittels  aus  Wein, 
Hom'g  und  noch  nenn  anderen  Bestandtheilen  (Plut.a.  a.  0. 80. 8880»  Fr.  84), 
welche  Schrift  wir  nur  aus  Suid.  kennen,  der  sie  noch  obendrein,  aber  ge- 
wiss mit  Unrecht  einem  anderen  Manetho  aus  Mende  zuschreibt,  gleichfalls 
einem  ägyptischen  Priester  oder  Oberpriester.  Möglich  wäre  es  nun  aller- 
dings, dass  die  drei  letzteren  Titel  nur  Theile  der  tsQcc  ß{ßXog  bezeichneten, 
doch  spricht  die  obige  Bemerkung  des  Euseb.  eher  dagegen  als  dafür. 
Suid.  erwähnt  femer  die  ägyptische  Geschichte  gar  nicht,  sondern  ftlhrt 
als  Werke  des  Sebennyten  nur  ^aioXoyi,%d  und  'JnoxBXBöfiaxind  di  inrnv 
%al  aXXa  xivä  daxQovofiind  auf.  Die  uns  erhaltenen  'JnoxBXsanatLxd,  welche 
Tom  Einfluss  der  Gestirne  auf  die  Schicksale  der  Menschen  handeln, 
stammen  nun  aber  in  Wahrheit  als  ein  Werk  yerschiedener  Hände  erst  aus 
der  römischen  Eaiserzeit  seit  dem  8.  Jahrb.  n.  Chr.,  und  so  werden  durch 
die  Verbindung  mit  ihnen  auch  die  ^v6ioXoyi%d  höchst  verdächtig.  Wie 
sich  zu  diesen  die  'Emxofitj  tpvöt%£v  (La.  Di.  Pro.  10,  Tgl.  0.  11.  A.  22)  yer- 
hielt,  lässt  sich  nicht  entscheiden,  und  die  Sicherheit,  mit  welcher  Er  all 
S.  148  f.  sie  als  acht  bezeichnet,  lässt  sich  nicht  wohl  begreifen.  Unklar 
ist  endlich  auch,  was  msm  sich  unter  dem  Citat  ngbg  *H(f6doxov  bei  Eustath. 
zu  II.  Aj  480.  p.  857,  48.  Et.  M.  ABOvxo7i6(Aog  denken  soll:  vielleicht  einen 
Abschnitt  der  ägyptischen  Geschichte,  welcher  vorwiegend  polemisch  gegen 
Herodotos  gerichtet  war:  vgL  loseph.  a.  a.  0.  noXXd  xov  *H(f6Soxov  iXiyxBi 
xmv  Alyvnxianmv  vn  dyvoiag  iiffBV6nivov.  Eine  entschiedne  Fälschung  war 
das  Sothisbuch  (ßißXog  x^g  Z^Bcog)  mit  dem  voraufgeschickten,  uns 
(s.  A.  428)  noch  aufbewahrten  Widmungsbrief  an  Rolemaeos  Philadelphos, 
welcher  nicht  vor  dem  8.  Jahrh.  n.  Chr.  entstanden  sein  kann.    Nachdem 

ScUMiHi«,  grieoh.-alex.  Litt-Qesoh.  I.  89 


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610  Emondzwan^igsies  Capitel.    Gescliicbtschreibang. 

Piolemaeos  II  und  vielleicht  in  dessen  Auftrag  eine^  wie  es  heissi^ 
diesem  gewidmete***)  ägyptische  Geschichte  aus  den  Tempel- 


Letronne  Becneil  des  Inscr.  gr.  et  lai  de  TEgypte  L  S.  206.  283—286 
und  Boeckh  S.  12  (396)  ffl  dies  nachgewiesen  und  Letzterer  nacli  theil- 
weisem  Vorgänge  Anderer  S.  40 — 67  (424—441)  dargethan  hatte,  dass  das 
sogenannte  alte  Chroniken  (Synkell.  61  B£P.)  ein  spätes,  nach  der  Zeit  des 
Eusebios  zur  Rechtfertigung  der  biblischen  Zeitrechnung  gegen  die  ägy- 
ptische zusammengestöppeltes  Machwerk  sei,  haben  dann  Lauth  S.  14  ff. 
und  Unger  S.  20 — 28  noch  genauer  klar  gelegt,  dass  es  wirklich  auf 
Grund  des  Eusebios  und  Tor  Fanodoros  etwa  in  der  Mitte  des  4.  Jahrb. 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  entstanden,  und  Lepsius  Chronol.  der 
Aegypter  S.  413  ff.  und  ünger  S.  29—43  haben  festgestellt^  dass  das  Sothis* 
buch,  welches,  wie  Lepsius  erkannte,  auch  Kvvi%6g  %v%log  genannt  ward, 
sogar  noch  jüngeren  Ursprungs  als  dieses  ist,  Gutschmid  aber  hat  gegen 
Lepsius  die  Werthlosigkeit  der  in  diesem  Buche  als  manethonisch  ange- 
gebnen Zahl  3666  trotz  Martins  Einspruch  zur  Gewissheit  erhoben.  Die 
angeblich  manethonischen  Eönigslisten  des  Eusebios  (s.  A.  466)  lagen  so- 
dann auch  dem  Fanodoros,  einem  ägyptischen  Mönch  am  Ende  des  4.  und 
An&Dg  des  6.  Jahrhunderts,  TOr  (Synkell.  40  Dff  —  Fr.  2),  an  welchen  sich 
hierauf  wieder  Synkellos  im  8.,  unser  Hauptberichterstatter,  in  seiner  792 
verfassten  Chronographie  anschloss.  S.  hierüber  und  über  die  von  Fano- 
doros vorgenommene  Beduction  Boeckh  S.  ^7  (441)  ff.  Müller 
S.  616—618.  üeber  die  Fälschung  unter  dem  Namen  des  Eratosthenes 
endlich  s.  C.  16.  A.  84. 

432)  SynkeU.  16  C.  D.  ta  «e^l  %mv  AlyvnxtüMmv  dvvecatBtmv  vn6 
Mavsd'Ä  xov  Zsßspvvtov  ni^og  ütoX^fiatlov  thv  ^iXäSsltpov  avy^By^apLiUva. 
18  C  B-  Fr.  3.  Mave^Ä  6  Zsßswvtrjs  ^i^xui^svs  tßv  iv  Alytnmp  fiiaQmv 
tsQwv  (vgl.  A.  428)  (Uta  ^rjqamaov  yevofiBifog  inl  ütoXsfiaiov  tov  ^tladil- 
q>ov,  14  B.  %ata  (liit^rjaiv  Btjifmücov  lunlacuiifa  xava  tovg  ccvtovg  öxiSow 
Xifovovg  rj  (h,%q^  vcteqov,  S.  aber  Boeckh  S.  11  (396):  „Wann  er  gelebt 
habe,  ersehen  wir  nur"  (s.  jedoch  A.  430)  „aus  untergeschobenen  Schriften: 
aus  der  eben**  (s.  A.  428.  431)  „angeführten  Zueignung,  auf  welcher  allein 
es  wohl  auch  beruht,  wenn  Synkell  ihn  unter  Ftolemaeos  Fhiladelphos  und 
nach  Berossos"  (dies  Letztere  ist  doch  damit  noch  nicht  erklärt!)  „setzt, 
und  aus  den  Apotelesmaticis,  in  welchen  Ftolemaeos  und  Arsinoe  erwähnt 
werden,  nach  jener  Zueignung  zu  urtheilen,  ebenderselbe  Fhiladelphos  und 
seine  Gemahlin.  Es  scheint  also  eine  üeberliefemng  vorhanden  gewesen 
zu  sein,  dass  der  wahre  M.  zu  jener  Zeit  gelebt  habe;  sicher  ist  sie  nicht, 
aber  sie  kann  nicht  widerlegt  werden**.  Viel  zuversichtlicher  geht  ünger 
S.  Iff.  zu  Werke,  allein  weder  „sagt  das  Sothisbuch,  Fhiladelphos  habe 
den  M.  zur  Abfassung  der  ägyptischen  Geschichte  berufen**,  noch  hat  Unger 
die  Bemerkung  von  Müller  S.  610  widerlegt,  die  Angabe  des  Synkellos, 
M.  habe  bald  nach  Berosos  und  in  Nachahmung  von  diesem  geschrieben, 
beruhe  wohl  nur  darauf,  dass  Synkellos,  getäuscht  durch  Fanodoros,  nach 
dessen  Redaction  M.  in  dem  gleichen  Jahre  der  Welt  (1068)  wie  Berosoe 
begann,  geglaubt  habe,  M.  habe  dies  wirklich  gethan.    Wenn  freilich,  wie 


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Manetho  ans  Sebennytos.  611 

archiven  in  griechischer  Sprache^^^).  Jedenfalls  sagte  nun  aber 
die  roman-  und  tendenzhafte  Behandlung,  welche  Hekataeos  von 
Abdera  nicht  lange  vorher  demselben  Stoffe  hatte  angedeihen 
lassen,  weit  mehr  dem  Zeitgeschmacke  zu,  und  sei  es  aus  diesem 
sei  es  aus  einem  anderen  Grunde,  genug  dies  Werk  fand  in  der 
eigentlichen  litterarischen  Welt  der  Griechen  und  Römer  auch 
nicht  die  geringste  Beachtung,  und  einzig  Juden  und  Christen 
seit  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  christlichen  Jahrhunderts  sind 
Diejenigen,  welche  den  Ruf  desselben  begründeten***),  und  doch 
zeigt  auf  der  anderen  Seite  das  yerhältnissmassig  frühe  Vor- 
handensein von  einer  oder  mehreren  Ueberarbeitungen ,  dass  es 

Unger  8.  2  und  Er  all  S.  148.  A.  8  annehmen,  die  Stelle  über  den  König 
Lachares  (Fr.  85  b.  Synkell.  60  D)  og  tov  iv  'Jqöivotty  XaßvQivd'ov  iavtm 
xdtpov  xatsansvaae  genau  in  dieser  Form  in  der  That  bereits  von  M.  selbst 
geschrieben  ist  (was  sich  aber  doch  wohl  kaum  ausmachen  läset),  so  muss 
dies  freilich  nach  der  Vermählung  des  Philadelphos  mit  seiner  Schwester 
geschehen  sein,  da  derselbe  dieser  seiner  zweiten  Gattin  zu  Ehren  die  Stadt 
Erokodilopolis  in  Arsinoe  umoannte,  Paus.  Y,  21,  6,  16.  Strab.  XVII.  811. 
Steph.  y.  Byz.  'Jqaivöri, 

488)  loseph.  a.  a.  0.  u.  c.  26  (=  Fr.  64).  6  yag  Mavs^mp  ovrog  6  xr^v 
Myvntiaxriv  taxoqluv  i%  xmv  teqav  ygannaxav  ns^SQfirjvBvmv.  Vgl.  Euseb. 
a.  a.  0.  Im  Üebrigen  s.  Boeckh  S.  11  (896)  f.:  „losephus  nennt  sie 
schlechthin  Alyvnxia%d\  ich  yermuthe,  sie  seien  Alyvnxiamd  vno(ivi^iiax€c 
benannt  gewesen,  was  die  lateinische  Uebersetzung  des  armenischen  Euse- 
bius  I.  p.  100  Aucher.  p.  18,  14  Schöne"  (vgl.  A.  461:  p.  98  Mai  «  Fr.  1) 
„durch  Aegyptiaca  monumenta  anzudeuten  scheint,  wenn  es  heisst:  ex 
Manethi  Äegyptiacis  monumentia,  qui  iribus  tomis  contexuit  commentaria  de 
diis  et  semideis  et  manibus  atque  mortalibus  regihus,  qui  Äegyptiis  impera- 
verunt  usque  ad  Darium  regem  Persarum,  Anderwärts  I.  S.  869  steht  ig 
derselben  Uebersetzung  ungenauer:  ex  Manethonis  tribus  Itbris  de  Aegypti- 
orwn  monumentig",  Unger  S.  2.  Anm.  meint,  nach  dieser  letzteren  Stelle 
sei  vielleicht  besser  Alyvnxlfav  vnoiivT^fiaxa  als  der  Titel  ansfueehen. 

484)  Unger  S.  8  f.  Es  ist  jedenfalls  bezeichnend,  dass  sich  Diodoros 
im  ersten  Buche  den  Hekataeos  zum  Führer  gewählt  hat  und  nicht  den 
Manetho.  Denn  der  erneute  (s.  C.  11.  A.  16)  Versuch  yon  Krall  Manetho 
und  Diodor,  Wiener  Sitzungsber.  XCVI.  1880.  S.  287—284  vielmehr  die 
AtyvnvtaKd  und  die  tsgd  ßifilog  des  Letzteren  als  dessen  Hauptquelle  zu 
erweisen  bedarf,  wie  aus  C.  11.  A.  17  erhellt,  bereits  keiner  Widerlegung 
mehr,  um  so  weniger  da  Diod.  den  M.  niemals  nennt,  dagegen,  vde  Erall 
a.  a.  0.  S.  268  f.  A.  2  selbst  zugeben  muss,  den  Abschnitt  47—60  ausdrack- 
lieh  auf  Hekataeos  zurückführt  (s.  C.  11.  A.  17),  und  da  wohl  Niemand 
ausser  Krall  in  den  Worten  des  Euseb.  P.  E.  III,  2,  6.  88  a.  y(fdq)si  nsgl 
xavxoav  nlaxvxsi^ov  fjblv  o  Maps^dSg^  imxBxpLrifiivmg  dl  6  JiodoiQog  ein 
Zeugniss  desselben  dafür  finden  wird,  dass  Diod.  11  ff.  die  tegd  ßißlog  des 
M.  ausgeschrieben  habe. 

39* 


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612  Einundzwaii^igstes  Capiiel.    GescliichtsolireibaDg. 

viel  eher  gewisse  Kreise  gab^  welche  diesem  Buche  ein  lebhaftes 
Interesse  zuwandten  ^'^).  Der  ältste  Schriftsteller  nämlich  ^  bei 
welchem  wir  mit  Sicherheit  eine  Benutzung  desselben  finden, 
und  zugleich  der  einzige,  welcher  aus  diesem  Werke  mit  aus- 
drücklicher Nennung  Manethos  wortlich  Etwas,  und  zwar  etwas 
Längeres  mittheilt,  ist  losephos^^^,  natürlich  nur  so  weit  es 
ihn  für  den  Auszug  der  Juden  interessirt,  wobei  aber  obendrein 
zugleich  sofort  der  Uebelstand  eintritt,  dass  man  sich  bei  seinen 
ferneren,  nur  auszugsweise  und  nicht  mit  den  eignen  Worten 
seiner  Vorlage  gegebnen  Mittheilungen  keineswegs  unbedingt 
auf  ihn  verlassen  kann^^).  Immerhin  sieht  man  jedoch  aus 
jenen  Proben,  dass  die  Erzählungsweise  und  Sprache  des  Manetho 
eine  klare  und  einfache  war,  aber  man  erkennt  auch  deutlich, 
dass  schon  dem  losephos  mindestens  zwei  verschiedene  Redactionen 
vorlagen*^®)  oder  vielmehr  nebta  dem  ursprönglichen  Werk*'^) 

435)  Schon  ans  diesem  Grunde  ist  die  obige  Thatsacbe  nicht  mit 
£.  Havet  und  beziehnngsweise  auch  Thurot  a.  a.  0.  S.  132  als  ein  triftiger 
Grund  zu  dem  Verdachte  anzusehen,  dass  dies  Werk  wahrscheinlich  erst 
viel  sp&ter  als  unter  Philadelphos  geschrieben  sei. 

436)  a.  a,  0.  14.  16,  vgl.  26  —  Fr.  40.  42.  62. 

437)  S.  Krall  Maneth.  Geschicht&w.  S.  162 ff.  162 f.,  welcher  gauz  be> 
sonders  (S.  163)  auf  die  Widerspruche  zwischen  I,  26,  11.  29,  6.  33,  6  ver- 
weist. Derselbe  behauptet  sogar  (S.  162),  dass  losephos  nicht  einmal  bei 
der  wörtlichen  Wiedergabe  ganz  genau  und  ganz  frei  von  Versehen  sei, 
aber  in  seiner  Ausführung  findet  sich  Nichts,  wodurch  dies  bewiesen  würde. 
Ob  femer  die  Gleichsetzung  der  Hyksos  mit  den  Juden  (1,  14)  erst  von 
losephos  herrührt  und  nicht  schon  von  Manetho,  wie  Lepsius  ChronoL 
der  Aeg.  S.  317  ff.  und  Krall  8.  164—162.  164.  173.  174.  180.  2t6  zu  be- 
weisen suchen 9  lasse  ich  dahingestellt,  s.  dagegen  Kellner  De  fragmentis 
Manethonianis,  quae  apud  losephum  contra  Apionem  I,  14  et  J,  26  sunt, 
Marburg  1869.  8.  (Doctordiss.).     Vgl.  A.  439. 

438)  S.  Boeckh  S.  120  (604)  f.  losephos  führt  I,  14  nach  einer  mit 
den  ägyptischen  Denkmälern  übereinstimmenden  Erklärung  des  Namens 
Hyksos  eine  zweite  an,  von  welcher  er  sagt,  dass  sie  iv  aXlco  dvtiyQagxpy 
und  weiter  unten,  wo  er  auf  dieselbe  zurückkommt,  dass  sie  iv  älljj  Tif^l 
ß^ßlm  tmv  Alyvitzianmv  stehe,  was  sonach  hier  mit  jenem  anderen  Aus- 
druck gleichbedeutend  ist.  Dieselbe  verräth,  wie  Krall  a.  a.  0.  S.  163 
versichert^  eine  geringe  Kenntniss  der  ägyptischen  Sprache  und  erinnert 
an  die  schönen  Erklärungen  in  der  pseudo  -  eratosthenischen  Königsli^te; 
„  sie  findet  jedoch  die  Billigung  des  losephos ,  da  sie  den  Vorzug  hat  mit 
der  jüdischen  Tradition  besser  im  Einklang  zu  stehen ,  wodurch  sie  sich 
freilich  in  unseren  Augen  als  ein  späterer  Zusatz  irgend  eines  jüdischen 
Gelehrten  documentirt". 

439)  Ob  freilich  auch  nur  dieses  ohne  Interpolationen,  ist  eine  andere 


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Manetbo  ans  Sebennytos.  613 

eine  nach  demselben  gearbeitete  chronologische  Tabelle^  eine 
Königsliste  mit  einigen  eingewöhnen  überarbeiteten  Auszügen 
aus  Manethos  Geschichtserzählung  und  anderen  Notizen^,  und 
zwar  entsprach  diese  Tafel  keineswegs  wirklich  durchweg  jenem 
Werke  y  vielmehr  hatte  ihr  Urheber  da^  wo  Manethos  eigne  An- 
gaben zu  diesem  Zwecke  schlechterdings  nicht  ausreichen  wollten^ 
bereits  stark  mit  eignen  Combinationen  und  Erfindungen  zum 
Aufbau  eines  genauen  chronologischen  Systems  nachgeholfen^. 
Er  hätte  eine  Zeit  lang  in  Aegypten  gelebt  und  war  vermuth- 
lich  auch  der  Sprache  und  Schrift  der  Aegypter  mächtig***),  und 

Frage.  Nämlieh  das  Fragment  (54)  Aber  die  Aussätzigen  ist  doch  von  losephos 
offenbar  (I,  26)  nicht  ans  den  Tabellen  entnommen,  sondern  aus  dem  Haupt- 
werk, wie  es  ihm  vorlag.  Dean  dies  Bruchstück  wird  beim  zweiten  (50) 
von  ihm  I,  15  angekündigt  (s.  u.),  und  wiederum  weist  er  bei  der  Ein- 
führung desselben  mit  nffosinmv  %,  t,  X,  aof  das  erste  (42)  über  die  Hyksos 
(I,  14)  zurück.  Nach  jenem  ersten  aber  ist  dieses  zurechtgemacht,  wie 
Kellner  S.  58 f.  zeigt,  und  schon  Boeckh  S.  299  (685)  f.  bemerkt,  dass 
losephos  selbst  mit  den  Worten  1 ,  15  vnkq  av  S*  h  Mavs^mv  ov%  i%  tmv 
vaQ*  Aiyvntioig  yi^afifidtmv ^  all'  mg  aixbg  oli(ioX6Yricev ,  i%  t6w  dSsanÖTtog 
fLv&oloyovfiivoiv  n(foctid'8i%dv^  vtitsQoif  i^aHy^at  h.  t.  X.  und  I,  26  (iixQ^ 
fihv  tovtmv  TJxolovdifiös  taug  dwayQUtpatg ,  ^ns tta  91  Sovg  iiovaiav  otvt^ 
diä  1:6  (pdvai  yqdi^Btv  %a  fw^evdfi^sva  xal  Xty6n8va  7C8(fl  tmv  'lovÖaiayp  X6' 
yovg  dnt&dvovg  fcaQsvißaXsv  %,  t.  X.  diese  nun  folgende  Geschichte  als 
eine  gew&hrlose  Ueberlieferung  bezeichnet,  die  allerdings,  aber,  wie  das 
Wort  na^evifiaXsv  besagt,  nur  als  eine  solche  eingeschaltet  in  des  M. 
ägyptischen  Geschichten  stand.  Und  wohl  mit  Recht  fährt  Boeckh  (S.  686) 
fort:  „Nach  losephus  Ansicht  hat  sie  M.  selbst  eingeschaltet;  ich  yermuthe 
jedoch  vielmehr,  diese  gewährlose  Ueberlieferung  sei  von  einem  Anderen 
den  Juden  zum  Possen  eingeschoben  worden  *^  Ganz  anders  freilich  Er  all 
a.  a.  0.  S.  161  ff.  166 ff.,  welcher  mit  Lepsius  annimmt,  dass  M.  selbst 
durchaus  verschieden  von  losephos  nicht  die  Hyksos,  sondern  gerade  diese 
erst  viel  später  nach  Jerusalem  gewanderten  Aussätzigen  für  die  Juden 
gehalten  habe,  und  darauf  weit  tragende  Schlüsse  (auch  gegen  Müller 
S.  574)  baut. 

440)  Ob  losephos  diesen  Kanon  dem  Hauptwerke  angehängt  fand,  wie 
Er  all  a.  a.  0.  S.  165  meint  (vgl.  auch  schon  Unger  S.  7),  lasse  ich 
wiederum  unentschieden.  Wenn  indessen ,  wie  doch  höchst  wahrscheinlich 
ist,  jene  zweite  (s.  A.  438)  Deutung  des  Hyksosnamens  aus  ersterem  stammt, 
so  spricht  zwar  der  Ausdruck  iv  aXXy  xivl  ßißXm  tmv  Aiyvntiuxmv  scheinbar 
für  diese  Annahme,  aber  der  andere  gleichbedeutende  iv  aXX<p  dvtiyQatpm 
in  Wahrheit  entschieden  gegen  dieselbe. 

441)  8.  Krall  a.  a.  0.  S.  154—169.  175 ff.  208-213.  218. 

442)  Denn  die  Notiz  bei  Afiricanus  (Sjnkell.  56  D  «  Fr.  14)  über  den 
Künig  8onphis  (Cheops,  Chufo)  tijv  tegdv  üvviyQu^e  ߣ§Xov^  tjv  mg  ftiya 
XQTJfUX   iv   Alyvntm   ysv6fi>svog  intricdfirjv  rührt   nicht    schon  von  M.  her, 


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614  Einondzwanzigstes  Capitel.    QeschichtschreibaDg. 

seine  Tafeln  liegen  uns,  wenngleich  überarbeitet**^),  auch  noch 
in  den  uns***)  überkommenen  Auszügen  aus  der  nsvtdßißXos 
des  lulius  Africanus  vor**^).  Das  ächte  Werk  des  Manetho  ent- 
hielt nämlich  abgesehen  Yon  den  Regierungsdauern  der  Könige**^) 
allem  Anscheine  nach  nur  yerhältnissmässig  wenige  genauere 
chronologische  Bestimmungen**^)  und,  worin  ihnen  auch  diese 
ältsten  Königstafeln**^)  und  sogar  auch  die  eines  zweiten  Be- 
arbeiters**^) folgten,  noch  gar  keine  Eintheilung  in  Dynastien, 
ja  die  Bezeichnung  8wa6tsCa  selbst  scheint  ihnen  noch  fremd 
gewesen  zu   sein*^).     und  von  hier  aus  begreift  es   sich  denn 

aber,  wie  Krall  a.  a.  0.  S.  210  f.  (gegen  Unger  S.  4  und  Andere)  zeigt, 
schwerlich  auch  erst  yon  Africanus ,  da  wohl  nur  für  einen  der  ägyptiachen 
Sprache  und  Schrift  Kundigen  der  Besitz  dieses  Buches  Werth  haben  konnte. 
Aber  wer  dies  schrieb,  war  nicht,  wie  Krall  meint,  selbst  ein  Aegypter, 
denn  ein  solcher  konnte  unmöglich  sagen  h  Alyvnxtp  Ysvofiivos,  was 
doch  nur  heissen  kann:  „als  ich  in  Aegjpten  war"  oder  „mich  aufhielt*^ 
Wenn  anders  das  andere  ^'Avxfyqatpov^^  des  M.  bei  losephos  (s.  A.  488. 
440)  einerlei  war  mit  der  Tabelle,  so  weist  die  eigne  A.  438  angeführte 
Beobachtung  von  Krall  entschieden  daraufhin,  dass  der  betreffende  Mann, 
der  Urheber  dieser  ältsten  tabellarischen  Ueberarbeitung,  selbst  wenn  es 
mit  seiner  von  Krall  S.  212  behaupteten  Unabhängigkeit  von  der  griechi- 
schen und  zumal  der  jüdischen  Chronographie  so  ganz  in  Richtigkeit  sein 
sollte,  dennoch  vielmehr  muthmasslich  ein  Jude  war. 

443)  S.  A.  455. 

444)  Bei  Synkellos. 

445)  S.  Krall  a.  a.  0.  S.  168—166.  170—179.  184  ff.  201  ff.  218  f. 

446)  loseph.  I,  26,  8.  'Aßhaxpiv  yoiQ  ßaaiXiu  n^oo^iC^^  ^Bvdl^  Bvoiuiy 
xal  dia  tovto  xQÖifov  avtov  xris  ßaaiXBias  OQlcai,  [iri  xoXfiiiaag^  naCxoi.  ye 
inl  tmv  aXXmif  ßaciXimv  d%Qi>ßms  xä  itrj  nQOCxid'Big  %,  x.  X,  VgL 
Krall  a.  a.  0.  S.  154. 

447)  Krall  a.  a.  0.  S.  169  (vgl.  S.  171  f.):  „Selbst  wo  wir  Zahlen- 
angaben wünschen  möchten,  giebt  sie  uns  M.  in  den  echten  Fragmenten 
bei  losephus  nicht.  Wir  vermissen  bei  ihm  eine  genaue  Angabe  darüber, 
wann  die  Hjksos  sich  entschlossen  haben  einen  König  zu  erheben,  M.  sagt 
nur  niqas  (I,  14,  5);  ebenso  wenig  wird  uns  mitgetheilt,  wie  lange  der 
noXefiog  fiiyas  %al  TcoXvxQOPiog  (I,  14,  5)  gedauert  habe  u.  s.  w.". 

448)  Krall  S.  157.  165.  175  ff.  209. 

449)  Krall  S.  217,  vgl.  S.  179  ff. 

450)  Unger  S.  8:  „In  den  Fragmenten  ist  von  der  Dynastienzählung 
keine  Spur,  die  Aufzählung  der  Regierungen  wird  dort  ohne  solche  Ein« 
theilung  ununterbrochen  fortgeführt^  und  wenn  auch  einzelne  grössere  Zeit- 
räume unterschieden  werden,  so  geschieht  dies  doch  nicht  immer  da  ,  wo 
die  Epitome  es  thut,  und  auch  die  Epochen  sind  nicht  überall  dieselben ; 
losephus  weiss  offenbar  nichts  von  der  Dynastienzählung".  Krall  S.  168: 
„In   den  echten  Fragmenten  %ax«  Xi^iv  bei  losephos   ist«  der  Ausdruck 


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Manetho  aas  Sebennjtos.  615 

nun,  dass  in  der  Folge  die  widersprechendsten  Dinge  angeb- 
lich alle  aus  Manetho  angegeben  werden  ^^^).  Wir  können  aus 
unseren  Quellen  noch  vier  spatere  Bearbeiter  solcher  Tabellen 
nachweisen,  von  denen  nur  zwei  das  Werk  des  Manetho  noch 
selbst  in  Händen  gehabt  haben:  die  Spuren  des  einen,  eben  be- 
reits erwähnten,  sind  uns  aus  dem  Ghronikon  des  Eusebios^^^ 
geblieben,  und  er  war  vielleicht  von  jenem  ersten  Bearbeiter 
völlig  unabhängig ^^^);  auf  den  zweiten  führen  die  sogenannten 
Excerpta  Barbari  zurück*^);  von  den  beiden  anderen  hat  der 
eine,  dem  Eusebios  folgte**^),  unter  gleichzeitiger  Benutzung  der 
ältsten,  schon  dem  losephos  vorliegenden  Tafeln  jenen^*),  der 


dvvaotsia  nicht  nacbznweiseD ;  in  den  aaszngsweise  wiedergegebnen,  in  denen 
man  aber  anf  den  Wortlant  nicht  viel  bauen  kann,  kommt  er  wohl  einmal 
vor  I,  14,  16.  (poßov(iipovs  dh  tifV  'Aocvqüdv  i^aateiav^  allein  dies  ist  nur 
die  Paraphrase  von  I,  14,  6.  itQOOQcifisvog  'Acav^üav  tot«  fisCiov  la%v6if%aiv 
iaopkivriv  inid'Vfify  tris  acvtrig  ßacils^as  itpodov,  wo  sich  nichts  von  dvva- 
atsia  findet* S  Und  so  ist  das  Wort  aach  in  den  von  ihm  benatzten 
Tabellen  noch  nicht  nachweislich. 

461)  S.  darüber  bereits  Boeckh  S.  118  (497)ff.,  bes.  118  (602),  vgl. 
S.  114  (498).  116  (499),  dazu  das  schon  A.  489  Angeführte. 

462)  In  der  armenischen.Uebersetznng,  bei  Hieronymos  nnd  Synkellos, 
s.  A.  Schoene  Ensebii  Chron.  1.  I.  8.  188 ff. 

468)  Krall  S.  218  f. 

464)  Nämlich  auf  einen  Chronographen,  welcher,  wie  es  scheint, 
zwischen  jenen  beiden  ältsten  Listen  vermittelnd,  eine  neue  aufstellte, 
s.  Krall  S.  217f.,  vgl.  S.  179  S,  Diese  Excerpte  sind  aus  einem  Pariser 
Codex  von  los.  Scaliger  hervorgezogen,  neu  herausgegeben  von  A.  Schoene 
a.  a.  0.  Bd.  1.    Append.  8.  177  ff.     S.  A.  467. 

466)  Im  ersten  (s.  A  462)  und  auch  im  zweiten  Bache  des  Chroniken. 
S.  Krall  S.  168  ff.  170  ff.  184  ff.  201  f.  Dass  Eusebios  nicht  etwa  bloss, 
wie  man  nach  den  ihm  von  Synkellos  gemachten  Vorwürfen  glauben  müsste, 
den  Africanus  vor  sich  gehabt  hat,  ist  schon  von  Boeckh  S.  116  (600)  f. 
erhärtet,  vgl.  Müller  S.  614 f.  Auch  die  Gestalt,  in  welcher  die  Listen 
des  Africanus  uns  vorliegen,  haben  sie  erst  unter  dem  Einfluss  dieser  Be- 
arbeitung gewonnen,  s.  Krall  S.  164  f.  178  ff.  218  ff.  Das  Weitere  s.  so- 
dann A.  481. 

466)  Er  benutete,  wie  es  scheint,  in  aasgedehntem  Masse  den  losephos 
nebst  den  von  diesem  mitgetheilten  Bruchstücken  Manethos  und  den  Hero- 
dotos  und  Diodoros  oder  Ktesias,  wandte  die  inzwischen  (s.  Lepsius 
Chronol.  I.  S.  167  ff.)  zu  allgemeiner  Geltung  gelangte,  zuerst  von  Geminos, 
d.  h.  nach  Blas s  De  Gemino  et  Posidonio,  Kiel  1888.  4.  beträchtlich 
später  als  70  v.  Chr.,  aber  noch  vor  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  erwähnte 
Hundsstemperiode  an  und  entnahm  die  Notizen  zu  den  einzelnen  Königen 
aus  den  ältsten  Tafeln,  s.  Krall  S.  168  f.  186  f.  197  f.  199.  213-217.  218 f. 


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616  Einundzwanzigetes  Capitel.    Geschieh tschreibung. 

andere  diesen  überarbeitet^^^  und  erst  aus  diesen  Ueberarbeitungen 
stammt  die  Dynastieneintheilung^^).  Und  so  schreitet  denn  in 
diesen  späteren  Tafeln  die  Verfälschung  immer  weiter  fort,  und 
nicht  aus  Manetho  also,  sondern  aus  solchen  trüben  Quellen  ist 
das  System  der  ägyptischen  Zeitrechnung  geflossen  ^^^)y  welchem 
die  Neueren  trotz  mancher  Bedenken  und  Abweichungen  doch 
im  Granzen  nur  allzu  gläubig  gefolgt  sind^^^).  Das  Werk  Manethos 
umfasste  3  Bücher  und  reichte  bis  auf  Alexandros  den  Grossen ^^); 
in  derselben  Dreizahl  erschednen  die  Tabellen  bei  Eusebios,  der- 
gestalt, dass  der  erste  Abschnitt  nach  der  Herrschaft  der  Gotter 
und  Halbgötter  die  ersten  eilf  Dynastien  ^^^),  der  zweite  die 
zwölfte  bis  neunzehnte  umfasste**^,  der  dritte  entweder  bis  auf 
Nektanebos  H,  den  letzten  König  der  dreissigsten,  reichte*^) 
oder  auch  noch  die  einunddreissigste,  d.  h,  die  letzten  drei  Perser- 
könige, einschloss*®^).  Ob  die  Grenzen  der  Bücher  des  ursprüng- 
lichen Werks  ganz  oder  wenigstens  annähernd  dieselben  waren 
oder  nicht,  ist  streitig ^^•). 


457)  Dabei  war  Letzterer  yon  Ersterem  yöUig  unabhängig:  seine  16 
„Potestaks'^  sind  lediglich  ebenso  ans  dem  „allgemeinen  Zage  der  Zeit** 
eotspruogen  wie  die  80  oder  31  Dynastien  des  Ersteren,  s.  Krall  S.  217  f. 
Das  unmittelbare  griechische  Original  dieser  mittelalterlichen  latein.  üebers. 
ist  entweder  nnter  Anastasios  (491 — 518),  dem  letzten  in  der  mitgetheiiten 
Eaiserliste,  oder  anter  lastinos  I  (518—527)  geschrieben,  s.  Unger  S.  6. 

458)  S.  Krall  S.  216  f.  217.  219. 

459)  Ich  konnte  hier  nur  die  allgemeinsten  Qrandzoge  geben  und  musi 
für  die  Ausführungen  durchweg  auf  Krall  verweisen,  dem  ich  in  der 
Hauptsache  überall  gefolgt  bin,  doch  s.  A.  437.  439.  440.  442. 

460)  Krall  S.  219. 

461)  Euseb.  Arm,  p.  93  Mai  (=  Fr  1).  üJx  Aeffyptiacis  Manetbonis 
tnonumeniia,  gui  in  trea  Itbros  historiam  suam  tribuit  de  düs  ei  de  heraiJms, 
de  manibm  et  de  mortdlibiM  regibua,  qui  Aegypto  praefuerwU  usque  ad 
regem  Persarum  Darii^m  «•  p.  134,  33  ff.  Soh.  Ex  Maneihi  EgipUaeis 
manumentts,  qui  iribus  totnis  cofitexuü  cammentaria  de  diis  et  semideis  et 
tnanibus  atgue  mortalibus  regibus,  gui  Egiptiia  imperarunt  usque  ad  Darehum 
regem  Persarum.    Vgl.  A.  433.  466. 

462)  Fr.  32  b.  Synkell.  60  B.    Euaeb.  Arm.  p.  97  M.  142,  17  f.  Seh. 

463)  Fr.  55.  56  b.  Synk.  72  B.  73  B.  Euseb.  Arm.  p.  102  M.  145, 
30  f.  Seh. 

464)  Vgl.  Synkell.  40  D.  51. 

465)  Fr.  73  b.  Synk.  77  C.  D.  Euseb.  Arm.  p.  107  M.  149 ,  22  Seh. 
Unger  S.  8.  9.  nimmt  unter  Beistinmiung  von  Krall  M.  u.  Diod.  S.  255 
zur  Ausgleichung  dieser  Differenz  an,  dass  in  Wahrheit  nur  das  ursprüng- 
liche Werk  so  weit  reichte,  die  Tabellen  aber  mit  Nektanebos  II  abbrachen. 


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Xenopliilos.    Theodotas.    Neanthes.  617 

XenophiloSy  der  schon  von  Eallimachos  in  Bezug  auf  das 
todte  Meer  angeführt  wird^^^^),  mag  derselbe  mit  dem  Verfasser 
der  AvÖLxal  törogiai  gewesen  sein*^^®). 

Theodotas  Yon  Bhodos^  welcher  dem  Antiochos  I  Soter 
durch  eine  Kriegslist  zum  Siege  wider  die  Gallier  verhalf  *^^), 
scheint  'TnofLv^fiata  verfasst  zu  haben*^*®). 

Neanthes  von  Eyzikos^^^^  Bhetor  und  Geschichtschreiber, 
war  gleich  Timaeos  ein  Schüler  des  Philiskos  von  Miletos*^) 
und  kann    folglich*^),    auch   wenn   er    dessen    Unterricht    viel 


466)  Krall  Maneth.  Gesch.  S.  189  macht  dagegen  geltend,  dass  wir 
zwar  auch  bei  loseph.  I,  14  lesen,  M.  habe  den  Einfall  der  Hjksos,  welcher 
in  die  zweite  Tabelle  gehört,  im  zweiten  Buche:  iv  tij  dsvxiqqi  (näml. 
ßC^Xfp  8.  A.  438)  behandelt,  dass  aber  „die  verlässliche  armenische  Version 
des  Eusebios  p.  161,  10  Seh.  dies  durch  in  primo  (libro)  wiedergiebt",  so 
dass  der  Verdacht  entsteht,  „den  Listen  des  Africanus  und  Eusebios  sei 
das  ursprüngliche  iv  t^  n^tox^  m  kv  %^  dsvziQa  verwandelt  worden'*, 
losephos  scheint  (s.  A.  438.  440)  auch  fOr  die  tabellarische  Ueberarbeitung 
den  Ausdruck  iv  allrj  zivl  ßißlop  zu  gebrauchen.  Sonst  werden  die  Tabellen 
stets  Tofiot  genannt  (vgl.  die  A.  462 ff.  angef.  Stellen),  mag  nun  dies  Wort 
hier  synonym  mit  ßißXoi  die  drei  Abschnitte  derselben  (vgl.  Boeckh  S.  12 
«  896)  oder,  wie  ünger  S.  9  f.  und  Krall  a.  a.  0.  8.  149  f.  u.  ö.  wollen, 
hier  selbst  so  viel  als  „tabellarische  AuszQge"  bedeuten.  Gelegentlich  ist 
auch  von  der  indoctg  des  Africanus  und  der  des  Eusebios  (Fr.  6  b.  SynkelL 
53  C)  und  Fr.  8  b.  Synkell.  64  D  sogar  von  einer  dBvtiga  i^idoaig  des 
A&icanus  die  Eede. 

466*»)  Fr.  100',  26,  wo  freilich  Zrivotpilov  überliefert  ist,  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  680  aber  wohl  mit  E«cht  Ssvotpilov  vorschlägt. 

466^)  Anon.  de  mulier.  clar.  9  «»  Weaterm.  Paradox.  S.  216. 

466^)  Lukian.  Zeux.  9  ff.,  wo  er  als  dvriQ  ygvvaiog  %al  xa%u%mv  Bfi,- 
neiifog  bezeichnet  wird.    S.  auch  Lukian.  de  calumn.  2. 

466®)  S.  G.  88.  A.  807.  —  Ein  völlig  verschollener  Historiker,  weldier 
in  ionischem  Dialekt  eine  Zeitgeschichte  schrieb,  Philippos  von  Pergamon, 
ist  durch  die  Unterschrifb  einer  ihm  von  den  Epidauriem  errichteten  Bild- 
säule wieder  zu  Tage  getreten.  Diese  Unterschrift  enthält  in  zwei  Distichen 
die  Widmung  in  dorischem  Dialekt  mit  poetischen  Formen  und  dann  den 
ruhmredigen  Anfang  seines  Geschichtswerks.  S.  Foucart  Bev.  de  philol. 
N.  F.  XI.  1878.  S.  217 f.  (vgl.  C.  22.  A.  109),  welcher  geneigt  ist  ihn  ans 
Ende  des  8.  oder  den  Anfang  des  2.  Jahrh.  v.  Ghr.  zu  setzen. 

467)  Müller  F.  H.  G.  UI.  S.  2-11. 

468)  Suid.  Nedvdirjg^  Kv^mrivog,  ^ifTdOQ,  [ta^rixrig  4fiKic%ov  xov  MtXtiaiov, 

469)  Falls  dies  richtig  ist.  Suid.  führt  von  diesem  N.  keine  Gesohichts- 
werke  auf,  sondern  fährt  fort:  iyQaipi  ntgl  xano^riXücg  ^o^x^  %ctl  X6yovg 
noXlovg  xavrjyvQinavg,  Dadurch  wird  aber  die  sehr  zuversichtlich  aus- 
gesprochne  und  in  der  That  an  sich  wahrscheivliche  Vermuthung  von 
Brzoska  De  canone  decem  oratorum  (BresL  1878).  S.  62.  A.  2.  S.  67,  dass 


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618  Einnndzwanzigstes  Capitel.    Gescbichtschreibung. 

spater  als  jener  genossen  haben  sollte,  doch  nicht *^^)  derselbe 
gewesen  sein  mit  dem  vielmehr  jüngeren  Historiker  gleichen 
Namens,  welcher  eine  Geschichte  von  Attalos  I  (241 — 197) 
verfasste  *^^).  Er  seinerseits  schrieb  eine  griechische  Ge- 
schichte (EXltivixd  oder  ^EHijvixal  Cötogicci)  von  den  Sagen- 
zeiten an*'^),  und  zwar,  wie  es  scheint,  in  gedrängter  Kürze*'*), 
in  mindestens  6*'*),  eine  Chronik  von  Kyzikos  (^SIqol  oder 
vielmehr  wohl  'iöpot  Kviixrivmv)  in  mindestens  2  Büchern*'*), 
ferner  ein  biographisches  Werk  jccqI  ivSo^mv  avdgäv^'^^),  in 
welchem*'')  unter  Anderen  Epicharmos,  Sophokles,  Periandros, 
Herakleitos,  Antisthenes,  Piaton  behandelt  wurden  und  wohl 
auch  seine  Darstellung  von  Pythagoras  und  dessen  Anhängern 
nebst  Empedokles   enthalten   war*'®),   xegl   teXetäv   in   min- 


die  Schrift  n,  «axoj;.  ^r.  von  dem  jüngeren  N.  herrühre  nnd  gegen  die 
Asianer  gerichtet  gewesen  sei,  in  hohem  Grade  bedenklich. 

470)  Wie  BlasB  Att.  Bereds.  II.  S.  423.  A.  3  und  G.  F.  ünger  Herakl. 
Pont.,  Bhein.  Mus.  XXXYIII.  1883.  S.  492.  A.  1  erkannten.  Denn  Philiskos 
ward  bereits  um  405  geboren.  Ueberdies  benutzte,  wie  C.  14.  A.  66  sich 
ergab,  schon  Apollonios  der  Rhoder  des  N.  Chronik  von  Kyzikos.  Unger 
ist  geneigt  den  Verfiasser  der  Geschichte  des  Attalos  mit  dem  des  Werks 
n€Ql  hdo^aip  dvdqav  für  denselben  zu  halten,  aber  Letzterer  wird  wieder- 
holt als  Kyzikener  bezeichnet,  La.  Di.  I,  99.  III,  25.  VIII,  22.  fK,  4  — 
Fr.  10.  13.  22.  11,  s.  indessen  A.  471. 

471)  Und  welcher  denn  auch  nur  schlechtweg  N.  genannt  wird,  Ath. 
V.  699  d.  Eustath.  z.  Od.  rj,  101  p.  1571,  7  (272,  47).  FreiUch  war  Apollonias, 
die  Gemahlin  von  Attalos  I,  aus  Kyzikos  gebürtig,  Polyb.  XXII,  20  (XXIII, 
18),  und  so  ist  es  ja  möglich,  dass  auch  dieser  jüngere  N.  ein  Kyzikener 
und  vielleicht  Sohn  des  alteren  war,  womit  es  denn  freilich  völlig  zweifel- 
haft werden  würde,  welche  Werke  ausser  diesem  ¥on  dem  jüngeren  ver- 
fassten  und  der  von  dem  älteren  geschriebnen  Chronik  von  Kyzikos  dem 
einen,  und  welche  dem  anderen  angehören. 

472)  Denn  das  2.  B.  handelte  unter  Anderem  von  Kodros,  Fr.  1  b. 
Ath.  III.  111  d.   Nidv^g  b  Kvimriifog  h  dßvtiQtp  xmv  *EXX7ivi%&v  k.  t.  X, 

473)  Denn  im  3.  nnd  4.  B.  stand  er  schon  bei  Themistokles,  Fr.  2  b. 
Ath.  XUI.  576  d.  N,  o  K.  iv  t^  ^^^^  ^f*^  ntti^ff  t&9  ^EXXtiviiiav  Uto- 
(fuiv  X.  T.  X. 

474)  Fr.  4  b.  Ath.  VII.  311  c. 

475)  Fr.  5  b.  Ath.  IV.  175  d.  N.  o  K.  h  n^dtat  ISlgaw.  Vgl.  Fr.  6 
und  A.  470. 

476)  Steph.  V.  Byz.  K^ccmog  =»  Fr.  8. 

477)  Fr.  8—22». 

478)  8.  Fr.  17—19.  22*.  Das  dritte  Fragment  über  Empedokles  (22) 
wird  bei  La.  Di.  VIII,  ^2  so  eingeführt:  N,  6  K.  b  %al  «c^  täi'  7It>^«- 
yoqe^av  Blnmv.    Das  ist  wohl  dahin  zu  verstehen,  dass  N.  (vgl.  Fr.  20  b. 


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Neanthes.    Rtesibioa.  619 

destens  2*^*),  ta  xatä  noXiv  (iv^ixd  in  mindestens  5  Büchern*^), 
X€qI  xccxo^ijXittg  ^riroQixijg,  wenn  anders  nicht,  was  aber 
mindestens  höchst  zweifelhaft  ist,  Yon  dieser  Schrift  vielmehr 
der  jüngere  Neanthes  der  Verfasser  war******),  und  viele  pane- 
gyrische Reden *^^).  Getadelt  wird  seine  Leichtfertigkeit  in 
manchen  Stücken^^^,  und  die  Fragmente  zeigen,  dass  er  über- 
haupt sehr  leichtgläubig  war^^^.  Polemon  verfasste  auch  gegen 
ihn  eine  Streitschrift*^). 

üeber  Dosiadas  s.  C.  4. 

Etesibios*^^)  von  Ghalkis,  ein  Schüler  des  Menedemos  von 
Eretria^^,  lebte  neben  Arkesilaos,  der  ihn,  als  er  krank  lag 
und  von  Armuth  gedrückt  ward,  auf  zarte  Weise  unterstützte, 
in  Athen  *^^  und  hielt  sich  femer  gleich  seinem  Lehrer  in  dessen 

La.  Di.  VIII,  54)  diesen  unter  den  Pythagoreern  behandelte.  Aber  weder 
dieser  Ausdruck  noch  Fr.  19  in  Theolog.  arithm.  p.  40,  10  Ast.  'AvdQonvdqs 
dl  6  Üvd'ayoQtnog  b  nsql  tav  avfipoXmv  ygatf/ag  xal  EvßovX^drig  %al  Nidv- 
d'fis  Ol  tu  xara  tov  avdqu  (näml.  Pythagoras)  oivayquipavxig  geben  Anlass 
zu  der  Annahme ,  dass  N.  neben  den  Biographien  noch  ein  besonderes  Werk 
mql  tmv  IIv^ayoQiyimv  geschrieben  habe. 

479)  Ath.  XIII.  602  b.  N.  6  K,  iw  9svtiQ<p  n.  r.  «=  Fr.  24  (vgl.  C.  22. 
A.  143).  S.  Fr.  23—27.  Vgl.  Müller  S.  2:  in  hia  libris  loyovg  fivatinovg 
enarravit  nominaque  tnystica  vel  mythice  vel  aUegorice  exposuit. 

480)  Porphyr.  V.  P.  §.  1.  N,  iv  niftntm  x&v  (ivftt%mv  —  Fr.  80.  Vgl. 
Fr.  32  b.  Plut.  Qu.  symp.  I,  10^  2.  628  B.  NBccvd'ri  t6if  K.  iv  xoig  xara 
noXiv  fiv^iTioCg,  Ammon.  p.  33  Valcken.  «  Fr.  29.  N,  o  K,  iv  xqCx<p  xmv 
%axä  n6Xiv.  S.  Fr.  28^36.  Vgl.  Müller  S.  2:  „periegttcun  egit  locorumque 
fabulas  cum  urbium  originibua,  cum  decrum  cuUu  aliiague  civitatum  institutis 
coniunctas  in  hoc  opere  cangesait:  deprehendimua  fabülaa  Lydias  (fr,  26), 
Syriaa  (fr.  30),  ÄtUcaa  (fr.  32),  Arcadicaa  (fr,  33)". 

480 »>)  S.  A.  469.  C.  36.  A.  98.  üeber  die  Bedeutung  ron  xaxoJijX/a 
8.  Brzoska  a.  a.  0.  S.  81.  A.  1. 

481)  S.  A.  469. 

482)  Plut.  a.  a.  0.  xr^v  Nedv&ovg  iv  ivioig  tvxiQStav. 

483)  S.  z.  B.  Fr.  9  (Vit.  Soph.  p.  130,  61  ff.  W.)  über  den  Tod  des  So- 
phokles, Fr.  11  bei  La.  Di.  IX,  4,  Fr.  17  (Pythagoras  ein  Syrer  oder  Tyrier). 
Fr.  19.  20.  36.    Müller  S.  2  f. 

484)  S.  C.  22.  A.  166. 

486)  Müller  F.  H.  ö.  II.  S.  261. 

486)  Antig.  v.  Kar.  b.  Ath.  IV.  162  e,  der  ihn  wohl  ohne  Zweifel  im 
Zusammenhang  mit  Menedemos  behandelt  hatte,  s.  y.  Wilamowitz  Ant. 
V.  K.  S.  94  f.  —  Falschlich  bezeichnet  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II*,  1.  S.  286. 
A.  2  ihn  als  Schüler  des  Kynikers  Menedemos,  der  vielmehr  jünger  als 
er  war,  s.  C.  2.  A.  128. 

487)  (Antig.  v.  K.  b.)  La.  Di.  IV,  37. 


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620  Eimmdzwanzigstes  CapiteL    Geschichtschreibong. 

letzten  Lebensjahren  am  Hofe  des  Antigonos  Gonatas  auf^^ 
und  war  wohl  jedenfalls  derjenige  Etesibios^  welcher  das  mit 
einer  unglaubwürdigen  Nachricht  über  Demosthenes^^)  angeführte 
Buch  xsqI  q)iXo6og)(ag  abfasste,  Yermuthlich  aber  auch  der 
Geschichtschreiber ^  Yon  dem  uns  berichtet  ^wird^  er  sei  104  Jahre 
alt  geworden*^). 

Demetrios  von  Byzantion*^^)  schrieb  in  13  Büchern  über 
den  Einfall  der  Gallier  in  Asien  und  in  8  über  Antiochos 
und  Ptolemaeos  und  den  Zustand  von  Libyen  unter 
ihnen^^^,  d.  h.  offenbar  über  den  Aufstand  des  Magas  von 
Eyrene  gegen  seinen  Halbbruder  Ptolemaeos  Philadelphos  und 
den  von  ihm  und  dann  den  von  seiner  Wittwe  Apam»  mit  Hülfe 
ihres  Bruders  Antiochos  II  von  Syrien  gegen  diesen  geführten 
Krieg*^^),  und  man  darf  wohl*^*)  annehmen,  dass  zwei  so  um- 
fängliche Specialwerke  nicht  leicht  von  einem  Anderen  als  einem 
Zeitgenossen,  dass  sie  also  unter  Philadelphos  und  Euergetes 
geschrieben  sein  dürften.     Fragmente  sind  nicht  vorhanden. 

Nymphis,  Sohn  des  Xenagoras,  von  Herakleia*^*)  war  einer 
der  Verbannten,  welche  nach  der  Besiegung  des  Lysimachos  durch 
Seleukos  in  Folge  der  nunmehr  hergestellten  Freiheit  seiner  Vater- 


488)  (Antig.  v.  K  b.)  Ath.  I.  16  c. 

489)  Flut.  Demosth.  6.  '*EQfunnos  (Fr.  60)  .  . '.  Kti^^ißiov  ftipkvfjzcu  U- 
yovtog  nccQa  KcclXlov  tov  Sv(fa%ovciov  %uC  ti90i9  alX(ov  %ug  'icoxQoxovg 
•tixVfitQ  )^^  fcis  'AlTuddfittvzog  %qvtpa  Xaß6vta  rov  ^riyMC^ivri  natafuid'Biv. 
Pseado-Plat  X  or.  844  C.  mg  Kmjc^ßUg  tpriaiv  iv  t^  ttsgl  tpiXoaoipütg,  diit 
KalXlov  tov  ZvqwMclov  ito^icd^Bvog  xovg  ZmCkwo  xov  UfMpiatoUTOV  Xoyovg^ 
9ia  d\  XccQtxXiovg  tov  KaqvcxCov  xovg  *AXiM9a{kavzog  iXtcßev  avto4g,  YgL 
Schaf  er  Demosth.  I«.  S.  309  (LK  S.  278). 

490)  Apollod.  Fr.  108  b.  Phleg.  2  undb.  Pseudo-Lukiaii.  Macrob.  22. 
K.  war  ein  auBgezeichneter  Ballspieler,  (Äntig.  y.  E.  b.)  Ath.  I.  16  c. 

491)  Müller.  F.  H.  G.  11.  S.  624. 

492)  La.  Di  V,  83  im  Homonymenverzeichnisa:  Hßiofiog  (näml.  Jrifufi' 
TQiog)  Bvidvtiog  iv  %Qi4ntal9B%a  ßißUoig  yByqatpmg  xriv  raXccxAv  diaßaciv 
ig  EvQtonrig  dg  *AcUlv  xal  Iv  aZlot«  6%xm  xä  mgl  'Atxloxov  xcel  UxqXb' 
ftaiov  xal  x^v  Aißvrig  vn  ccvtöiv  8ioC%Tiaiv,  Ver  schieden  von  ihm  ist  der 
Peripatetiker  Demetrios  von  Byzantion,  denn  dieser  wird  hier  als  x^lxog 
genannt.    S.  C.  2.  A.  814  ff. 

493)  S.  Droysen  Hellenism.  HP,  1.  S.  269 ff.    Vgl.  oben  C.  13.  A.  63. 

494)  Mit  Ad.  Schmidt  De  fontibns  vet.  anoi  in  enarr.  exp.  Gall. 
S.  14  »  Abhh.  üb.  alte  Gesch.  S.  13  f. 

496)  I.  Gonr.  Orelli  hinter  Memnonis  .  .  .  excerpta,  Leipz.  1816.  8. 
Müller  F.  H.  G.  ÜI.  S.  12-16. 


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Demetrios.    Nymphis.    Enphantos.  621 

Stadt  vom  Joche  ihrer  Tyrannen  281  in  dieselbe  zurückkehrten,  und 
zwar  derjenige,  welcher  auch  die  anderen  zur  Rückkehr  bewog, 
und  vierzig  Jahre  später  einer  von  den  Abgesandten  dieser  Stadt 
an  die  Galater,  welche  zur  Rache  für  die  dem  von  denselben 
angegriffenen  Mithridates  IV  von  Pontos  von  den  Herakleioten  ge- 
währte Getreidezufuhr  nunmehr  auch  die  Letzteren  anfielen,  sich 
jedoch  von  dieser  Gesandtschaft  für  Geld  zum  Abzüge  bewegen 
Hessen,  240*^^.  Hiemach  dürfte  er  etwa  um  310  geboren  seiil. 
Er  schrieb*^^)  eine  Geschichte  seiner  Heimat,  xsqI  ^H^axlaiag, 
in  13  Büchern,  aus  welchen  wir  noch  mehrere  Bruchstücke*^®), 
und  eine  Geschichte  des  Alexandros,  der  Diadochen  und 
Epigonen  in  24  bis  auf  Euergetes,  aus  welcher  wir  nur  noch 
eines  haben *^^),   dazu    ein  geographisches  Werk,   TIsQixkovQ 

Euphantos  von  Olynthos^^),  Schüler  des  Megarikers 
Eubulides,  Lehrer  des  Antigonos  Gonatas,  welchem  er  auch  eine 
Schrift  tcsqI  ßaötlsiag  widmete,  dichtete  ausserdem  Tragoe- 
dien  und  schrieb  eine  Geschichte  seiner  Zeit  und  starb  in 

496)  Memn.  b.  Phot.  Cod.  224.  c.  11,  8.  ot  nsq^Xsinoiitvoi  xmv  ipvycc- 
Scov,  NvfJuptSog  xal  avxov  ivog  vnaQxovtog  zovtav  %(i&o8ov  ßovXsvaccvtog 
avtoig  xal  f^diaif  slvai  tavzriv  imismvvvtog,  eI  (tridlv  iv  ot  nQoyovoi 
einsät iQr)vxo  avrol  <pavstBV  dLOxlovvteg  dvctXri'ipsc^ai,  ineici  ts  avv  (dittcoj 
xal  xijg  iiad'6dov  ov  ißovUvas  xQonov  ysysvrjfiivrig  ot  ts  nataxd'ivtsg  xal  ^ 
de^ccfisvrj  volig  iv  6(ioüug  ridovaig  xal  svtpQOCvvaig  avsat(fi<povto.  c.  24.  tlg 
tfiv  *H^axZecDuy  insfifpav  (näml.  die  Galater)  ct^dtsvfta^  xol  tctvtriv  nati- 
tQ6%ov,  (tixQig  €cv  ot  *HQct%X8icitai  dunqiaßBvaccvto  XQog  avtovg.  Nvfupig 
Sh  riv  0  tetoqiKog  b  iioifv<patog  tatv  nQSCßsvtmv  *  og  t6v  (ulv  at(fat6v  h  to» 
Hourm  x^vfforg  nsvtanntx'^^^S ,  ''ovg  d^  r^ysitovag  Idüf  dia%oisCoig  hnoQ'Bffa- 
nBvaccg  trjg  x^^Q^i  inecpa<ttrivai>  naQSCUBvaav, 

497)  Said.  Nvftipig  Ssvccyoffov  'H(f€c%XBmtfig  i%  Uovtov^  t6to(fi%6g,  mgl 
'AXB^dvdQOV  xal  tav  ducdoxotv  xal  iieiyovmv  ßtßX^a  %d\  nsgl  *HQaitXBÜtg 
ßißXCa  ly''  ^x^L  Sh  ^ixQ''  v^(  xa^ai^ecreiog  tmv  tvf^avvmv  ^xal^  tcc  [iBtd 
^ravra  xara^  (so  Müller)  tovg  iniyovovg  [xal]  (so  Müller)  pkixQt  tov 
tffCtov  IltoXBiicctov. 

498)  Fr.  1—16. 

499)  Nämlich  bei  Aelian.  N.  A.  XVII,  3  (=  Fr.  20)  wird  das  9.  B. 
nsQl  nxoXB(iai(ov  citirt.  Danach  yermnthet  Müller  S.  12,  dass  das  Ganze 
in  zwei  Abtheilnngen  zerlegt  war,  die  Geschichte  des  Alexandres  nnd  die 
der  Diadochen  nnd  Epigonen,  nnd  dass  im  9.  B.  der  letzteren  von  Ptole- 
maeos  Philadelphos  gehandelt  ward. 

500)  Ath.  XIII.  596 e  —  Fr.  17,  wenn  anders  nicht  mit  Müller  eine 
Yerderbniss  zn  argwöhnen  ist,  doch  s.  Fr.  18.  19. 

601)  Müller  F.  H.  G.  la  S.  19 f. 


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G22  Einundzwaniigstes  Capiiol.    GeschichtscbreiboDg. 

hohem  Alter  ^.  In  dem  sehr  wenig ^')  beachteten  Greschichts- 
werk  stand  eine  Nachricht  über  einen  Schmeichler  Yon  Ptole- 
maeos  Energetes^^)^  und  er  kann  dasselbe  folglich  erst  in  seinen 
letzten  Lebensjahren  abgefasst  oder  doch  vollendet  haben^^). 

Melanthios  yerfasste  eine  Atthis  in  mindestens  2  Büchern 
und  eine  Schrift  über  die  eleusinischen  Mysterien  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  vor  Istros^*^^). 

Istros^®^  angeblich  und  vielleicht  auch  wirklich  von  Pa- 
phos^'),  ein  Schüler  des  Kallimachos*^),  schrieb  viel  in  Prosa 
und   Versen    mit   eisernem   Sammelfleiss,   aber   ohne   Kritik  *^^. 

502)  La.  Di.  II,  HO.  EvßovXiSov  d'k  xol  Eljtpccvxog  yiyovB  (n&ml.  yvm- 
Qi(iog)  b  'Olvvd'iog  taxoQiag  ysy^atpag  tag  xarcr  rovg  XQ^ovg  xovg  lorvrov- 
knolrici  d\  xal  tgaymSiag  nlsiovgy  h  alg  BvSoyiC^Bi  «ara  xovg  dyöävag. 
ysyovs  d^  %al  Uvxiyovov  xov  ßctailimg  diddoKccXog,  ngog  ov  «al  Xoyov  yi- 
yifcctps  neql  ßaciXa^ag  a(p6S(fcc  €v9o%L(iovvxa,   xov  ßlov  9\  y^Q^  nuxiox^B^iv, 

603)  S.  C.  19.  A.  66. 

604)  Eallikrates  von  Samos,  Fr.  2  b.  Atb.  VI.  261  d,  8.  y.  Wilamo- 
witz  Antig.  v.  Kar.  S.  87  f.  A.  8. 

605)  Nach  dem  Obigen  war  er,  wie  Wilamowitz  a.  a.0.  bemerkt, 
„nm  240  ein  Mann  und  mag  allerdings  noch  fünfzig  Jahre  gelebt  haben  ^. 
Nimmt  man  dies  an,  so  ist  Alles  in  Ordnung,  und  hiemach  ist  Müller 
S.  20  za  berichtigen. 

606^)  Aus  dem  A.  616 *>  dargelegten  Grunde.  Im  üebrigen  s.  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  444.  Harpokr.  FifvndviQv  (=-  Fr.  1).  h  (?'  *Ax^C9og.  Ath. 
VII.  825  c  (—  Fr.  2).  iv  xm  iisqI  xmv  iv  *EUvistvi  {LvatriqCmv ^  Schol.  Aristoph. 
Plnt.  846.    Av.  1078  («  Fr.  8—6)  abgekürzt  h  x&  iCBgi  p^vcxrigCniß, 

606)  Lenz  und  Siebeiis  Phanodemi,  Demonis,  Glitodemi  atque  Istri 
*Ax^lSmv  reliquorum  librorum  fragmenta,  Leipz.  1812.  8.  Müller  F.  H.  G. 
I.  S.  LXXXV.  XC.  418-427.  Nachtrtlge  bei  Stiehle  Philologus  VIII.  1868. 
S.  648—664.  M.  Well  mann  De  Istro  Callimachio,  Greifsw.  1886.  8.  (Doctord.). 

507)  Suid.  'lexQog  Msvdvdqov  ^^^  (so  Siebeiis)  'Icxqov^  KvQTjpatog  ^ 
Ma%Bd(ov^  avyyoatpB^gy  KalXtiiäxov  dovXog  rj  yvoigifiog.  I^Qfi^inxog  dl  ccvxov 
tpTjfti  nd(pi4>v  h  xm  p'  xmv  dtaicQBiffdvxav  h  nmdBfy  dovXav.  iyqcc^B  Sh 
noXXä  wal  naxaXoyddriv  xal  notrixinoSg,  8.  Well  mann  S.  2f.:  der  ganze 
Artikel  stammt  wie  alle  ähnlichen  bei  Suid.  (s.  C.  4.  A.  97.  C.  14.  A.  189) 
aus  Hermippos  Ton  Berytos,  dessen  Angabe  der  Heimat  richtig  sein  kann, 
während  der  Streit  darüber,  ob  I.  ein  Kyrenaeer  oder  ein  Makedone  ge- 
wesen sei,  nur  beweist,  dass  man  seine  Herkunft  nicht  sicher  kannte: 
Makedone  heisst  nur  so  viel  als  Alexandriner,  da  er  ja  in  der  That  in 
Alexandreia  lebte,  Kyrenaeer  ist  vielleicht  nur  von  seinem  Lehrer  auf  ihn 
übertragen;  dass  er  auch  dessen  Sklave  gewesen  sei,  dafür  ist  Hermippos 
ein  sehr  unzuverlässiger  Gewährsmann. 

508)  6  KaXXifidxBiog  nennt  ihn  auch  Ath.  X.  478  b  («  Fr.  88),  vgl.  A.  628. 
609)  S.  bes.   Fr.  11.  12.  61  b.  Schol.  Aristoph.  Av.  1694.     Plut.  Thes. 

34,  welcher  sagt:    dXXd  tovxo  filv  i%Bi  noXXijv  dXoylav^   V.  Soph.  p.  126, 


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.  Melanthios.    Istros.  623  ' 

Jedenfalls  waren  aber  seine  Zvii^txta  oder'jitaxta  genannten 
Miscellen^^^)  nicht  einerlei  mit  seiner  attischen  Chronikensamm- 
lung^^^),  sondern  vielmehr  wahrscheinlich  mit  dem  anderweitig 
unter  dem  Namen  ^Tno^vri^ata  angefahrten  Mischwerk  ^**), 
dessen  YoUstandiger  Titel  also  wohl  £v(iiiiixta  vnoit^VT^fiata 
war^^^.  Sein  berühmtestes  Werk  aber,  die  eben  bezeichnete 
Atthidensammlung^^^),  scheint  von  ihm  selbst  die  lieber- 
Schrift  Uvvayayri  tmv  ^At&Cimv  erhalten  zu  haben"^).  Jeden- 
falls verfolgte  er  in  demselben  den  Plan«  alle  Nachrichten  der 
früheren  Atthidenschreiber  in  wohlgeordneter  Weise  zusammen- 
zustellen^^^), daher  denn  auch  seitdem  keine  neue  Atthis  mehr 
entstand  ^^^^)  und  die  seine  für  alles  mythologische  und  anti- 
quarische Material  die  Hauptfundgrube  ward,  um  so  mehr  da 
er  die  Angaben  seiner  Vorgänger  überall  mit  Namensnennung 
der  letzteren  zusammengetragen  hatte  ^^^).     In  der  That  war  es 

2 f.  8fiP.  p.  129,  60  ff.  (ygl.  A  531).  Polemon  meinte,  man  hätte  ibn  in  dem 
gleichnamigen  Flosse  ersäufen  sollen  (Fr.  54  b.  Ath.  IX.  387  f,  s.  C.  22. 
A.  158).    Vgl.  auch  Diod.  I,  29,  6  und  dazu  WeUmann  S.  12.  A.  13. 

510)  Fr.  6.  8.  21.  22.  31  b.  Scbol.  Soph.  0.  C.  1059  {kv  ty  nQmtji  tmv 
*Axa%x<ov),  Said.  Tayf^onolov  {h  tglzto  'Axd%xmv),  Scbol.  Sopb.  0.  C. 
1046  »  1108  {iv  x6  nifinxm^  wie  Elmsley  aas  nsql  hergestellt  hat,  xmv 
'Axdnxav),  Tzetz.  ad  Lycoph.  467  (iv  Svftfii%xotg).  Harpokr.  Ilautvisig  {h 
Uxdnxtp). 

511)  Wie  Müller  angenommen  bat 

512)  Fr.  62  b.  Flui  Qu.  Gr.  43. 

513)  Wellmann  S.  5 ff. 

514)  Fr.  1—31  mit  Ausnahme  der  A.  510  angef.  Bruchstücke. 

515)  Wellmann  S.  8.  Die  AnfQbrangen  wechseln  zwischen  jixxiyid, 
'Ax^idsg^  Zwaymyi],  SvvayayaC,  'Atxi%al  awayonyal  (Fr.  16),  Zwaycoy^i 
xTiS  'Ax&Cdog  (Harpokr.  Kotqanfidai  =■  Fr.  29),  Zwaymyii  x&v  'Axd'idonv 
(Harpokr.  'EnevsyiifCv  doQv  =  Fr.  18). 

516)  S.  Wellmann  S.  8—12  gegen  Müller  S.  XC. 

516^)  Denn  auch  die  des  Melanthios  wird  man  ebenbiernach  früher 
anzusetzen  haben. 

517)  Dagegen  ist  nur  ein  einziges  Brachstück  (Fr.  24  b.  La.  Di.  11,  59) 
auf  Historisches  bezüglich.  Wenn  also  die  Citate  aach  nur  bis  zam  16.  B. 
reichen  (Fr.  16  b.  Harpokr.  TQecnsiotpoQog) ,  so  muss  doch  das  Ganze  yiel 
umfiUiglicber  gewesen  sein.  S.  Wellmann  S.  11  f.  Ausdrücklich  führen 
das  Werk  ausser  Lexikographen  and  Scholiasten  allerdings  nar  Athenaeos 
lU.  74  e  (ygl.  Fr.  35).  XIIL  557  a  (-»  Fr.  14),  der  es  vielleicht  nicht  selbst 
in  der  Hand  gehabt  hat,  Plntarchos  Thes.  34  (»  Fr.  12),  Hyginus  Astron. 
II,  35  («=:  Fr.  18)  und  Laert.  Diog.  a.  a.  0.  an,  aber  Wellmann  S.  13—106 
sucht  eine  Benutzung  desselben  auch  durch  Polemon  trotz  dessen  un- 
günstigen Urthells  über  Istros  (s.  A.  509)  and,  worin  er  irrt  (s.  C.  27.  A.  66.  68, 


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624  Einnndzwanzigstes  Capitel.    GeschichtsclireibaDg. 

ein  Werk  Yon  kolossaler,  Achtung  gebietender  Gelehrsamkeit, 
zu  dessen  Herstellung  Istros  ausser  den  sämmtlichen  Atthiden- 
Verfassern  von  Hellanikos  ab  noch  eine  lange  Reihe  anderer 
Schriften  in  Poesie  und  Prosa  verwerthet  hatte  ^^*).  Fernere 
Arbeiten  Yon  ihm  waren:  'jdxoHavog  imtpavBiai^  d.  h.  Ge- 
schichten von  Machter  Weisungen  des  Apollon,  in  mindestens 
2  Büchern*^^),  die  ^AQyoXi%a^^),  die  ^HXiaxa  in  mindestens 
4  Büchem^^^),  welche  gleichfalls  erhebliche  Spuren  in  der  folgen- 
den Litteratur  hinterlassen  haben ^'')y  tcbqX  xäv  'HXCov  aym- 
i/ov^**),  tcbqI  xriq  idiottitog  a^Xav,  beide  ohne  Zweifel  in 
engem  Anschluss  an  die  Schrift  seines  Lehrers  Eallimachos  xbqI 


vgl.  78. 85.  86),  durch  Dionysios  Skytobrachion  wahrscheinlich  zu  machen,  er 
zeigt  femer,  in  wie  ausgedehntem  Masse  es  Plntarchos  im  Theseus  ver- 
werthet hat,  und  vermöge  einer  richtigen  Modification  von  Seiten  Enaacka 
Deutsche  L.-Z.  1886.  S.  106  und  Bethes  Quaesiiones  Diodoreae  mytho- 
graphae,  Göttingen  1887.  8.  8.  81  ff.  ergiebt  sich  endlich  aus  seinen  Unter- 
suchungen ,  dass  das  von  Pseudo-Apollodoros  in  der  Bibliothek,  von  Hyginus 
in  den  Fahulae  und  Pausanias  im  1.  B.  (und  II,  3)  benutzte,  C.  S7.  A.  84  ff.  zu 
besprechende  Gompendium  der  Mythologie  aus  demselben  geschöpft  hatte, 
und  Wellmann  sucht  auch  noch  darzuthun,  dass  Pausanias  ebendort 
daneben  auch  das  Oiiginalwerk  selbst  ausgebeutet  habe.  YgL  freilich 
Ealkmann  Pausanias  S.  63  f. 

618)  Nach  Wellmann  S.  43f.  63-67,  vgl.  S.  16f.  die  drei  grossen 
Tragiker,  die  Theseis,  die  Gedichte  des  Hesiodos  und  Eerkops,  Pindaros, 
Simonides,  den  Herodoros  und  Hereas  (s.  A.  394),  das  ^i^yi^rtxov  des 
Kleidemos,  Theophrastos ,  Antikleides  (s.  A.  319),  seinen  Lehrer  Eallima- 
chos und  seinen  Mitschüler  Philostephanos. 

519)  Fr.  33—37.  Aus  ihnen  hat  allem  Anscheine  nach  Hygin.  Astron. 
II,  34.  40  =  Fr.  36 f.  geschöpft.  Harpokr.  ^^tc^ptanog  —  Fr.  33:  h  x^m 
xwp  'AnoUmvog  ixKpavsmv  ^  abgekürzt  iv  ta£g  'EatitpavBiaig  Plnt.  de  mus. 
14.  1136  A  —  Fr.  36. 

620)  Fr.  43  f.  b.  Ath.  XIV.  660  b.  Steph.  v.  Byz.  "Ania.  Vielleicht  be- 
nutzt, wie  Robert  Erat.  Oat.  S.  230  meint,  von  Hygin.  Astron.  II,  5. 
p.  39,  8  ff. 

621)  Fr.  45  f.  bei  Steph.  v.  Byz.  ^tiiov.  Schol.  Plat.  Phaed.  98  C. 
p.  380  Bekk.  233  Herm. 

622)  Wellmann  S.  106 ff.,  dessen  Yermuthung  (S.  112  f.),  dass  die 
Bruchstücke  des  Echephylidas ,  Pherekydes,  Eomarohos  in  Fr.  46  mittelbar 
auf  I.  beruhen,  sehr  wahrscheinlich  ist,  untersucht  diese  muthmasslichen 
Spuren,  so  bei  Pausanias  im  6.  B.,  s.  indessen  dagegen  Ealkmann  a.a.O. 
S.  84.  A.  3.  Eomarchos,  der  also  auch  wohl  *HXia%d  geschrieben  hatte, 
ist  nicht  weiter  bekannt. 

623)  Fr.  60^  bei  Schol.  Pind.  Ol.  VII,  146.  Dagegen  gehört  Fr.  60* 
b.  Schol.  ApolL  Eh.  II,  207  wohl  in  die  Atthis,  s.  Wellmann  S.  15. 


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letros  von  Paphos.  625 

aycivarv  verfasst^^),  ein  Werk  über  die  ägyptischen  Colonien, 
unseres  Wissens  das  erste  dieser  Art,  welches  nnter  yerschie- 
denen  Titeln,  bald  AlyvntC(ov^^^)  oder  tr^g  Alyvicxov  anoi- 
x(aL^^^),  bald  tcsqI  AlyvnxCmv  dxotxiag^^'^  angeführt  wird, 
jcsqI  ntolBfiatSog  tilg  iv  AlyvTCtqi  noksmg  in  mindestens 
2  Büchern^*®),  2Jvvaymyrj  ttSv  KQtitixäv  d^vöiäv^^),  die 
bereits^^)  berührte  Gegenschrift  wider  Timaeos,  femer, 
wenn  anders  nicht,  wie  schon  bemerkt  ward**^*^),  von  ihr  viel- 
mehr Istros  aus  Kallatis  der  Verfasser  war,  eine  MeXonoiol 
betitelte  und  demgemäss  über  Yocal-  und  vielleicht  auch  Instru- 
mentalcomponisten  handelnde  Schrift^^^),  und  ein  grammatisches 
Werk  ^Attixal  li^sig^^^^),  ein  Seitenstück  zu  den  entsprechenden, 
gleichfalls  mehr  oder  weniger  aus  der  Anregung  des  Eallimachos 
hervorgegangenen  des  Aristophanes  und  des  Philemon^'^). 

624)  Das  einzige  Bruchstück  ans  der  Schrift  n,  19.  a.  Fr.  48  b.  Giern. 
Strom.  III.  447  C  enthält  eine  Athletenanekdote;  s.  im  üebrigen  A.  826^. 
326  und  bes.  C.  13.  A.  87^  88. 

625)  Fr.  39  b.  Constantin.  Porphyrog.  de  themat.  I.  p.  13.  Fr.  41  b. 
Steph.  V.  Byz.  "SlXtvog, 

626)  Fr.  42  b.  Steph.  v.  Byz.  AlyiaXog. 
527)  Fr.  40  b.  Clem.  Strom.  I.  322  C. 

628)  Fr.  38  b.  Ath.  X  478  b.  Iv  nqmttp  Iltolsfiatdog  trig  iv  Alyvntm 
TCoXsatg.  Aus  den  hier  angeRlhrten  Worten  hat  Siebeiis  unter  Bei- 
stimmung von  Müller  S.  XC  geschlossen,  dass  dies  ein  Gedicht  gewesen 
sei,  wogegen  Weste rmann  in  Paulys  Realenc.  IV.  S.  309.  A.  sagt,  dass 
das  aus  dieser  „offenbar  verderbten  Anführung**  nicht  folge. 

629)  Fr.  47  b.  Euseb.  P.  E.  IV,  16,  7.  166  a. 
680)  A.  276.  294  ^ 

680^)  C.  20.  A.  117. 

631)  Vielleicht  mit  Recht  führt  Müller  auf  dies  Werk  auch  die  Nach* 
richten  über  Sophokles  V.  Soph.  p.  126  ff.  W.  (=-  Fr.  61)  zurück.  Dann 
aber  ist  sicher  der  Kaliimacheer  wirklich  der  Verfasser,  s.  C.  19.  A.  117. 
Jedenfalls  aus  dieser  Schrift  ist,  wie  Wellmann  S.  3  f.  A.  7  richtig  be- 
merkt, auch  das  bei  Müller  übergangene  Bruchstück  b.  Eustath.  Prooem. 
commentar.  Pind.  §.  27.  p.  93,  79  ff.  XceftcciXitov  dl  [(paai]  %al  "icrqog  %.  x,  l, 

681^)  Eustath.  zu  Od.  «,  239  p.  1627,  14  (362,  37)  =  Fr.  53,  vgl.  Fr.  64  f. 
Ob  man  aus  Aristonik.  z.  IL  B,  110.  T,  34  =  Fr.  62  f.  auf  einen  Commentar 
zu  Homeros  schliessen  darf,  ist  mindestens  höchst  fraglich.  Plut.  de  Pyth. 
orac.  19.  403  E  bezeichnet  ihn  neben  Philochoros  als  einen  eifrigen  Sammler 
von  Orakeln  in  Prosa  und  Versen;  höchst  wahrscheinlich  bezieht  sich  dies 
aber  nicht  auf  eine  besondere  Sammlung  dieser  Art,  sondern  auf  seine 
Atthis,  s.  Wellmann  S.  32.  A.  36. 

632)  S.  C.  13.  A.  108  ff.  —  Ueber  die  Benutzung  des  I.  bei  Statins 
s.  noch  Knaack  Analecta,  Herm.  XXV.  1890.  S.  88. 

SusBifiHL,  grleoh.-aIez.  Likt-Gesoh.  L  40 


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626  Einundzwanzigstes  Capitel.    Oeschichtschreibnng. 

Apollodoros  von  Erythrae^**^)  war,  wie  es  scheint,  spä- 
testens Zeitgenosse   des  Eratosthenes   und  schrieb  muthmaaslich 

Diokles  von  Peparethos^^**)  verfasste  ein  Werk,  in  welchem 
er  zuerst  die  ältste  Sagengeschichte  der  Römer  mit  deren 
Ursprung  aus  den  Troianern  behandelte,  und  an  das  sich  in 
dieser  Hinsicht  Fabius  Pictor  anschloss^^*®).  Wenn  er  der  nämliche 
war,  dessen  Demetrios  von  Skepsis  als  eines  Verstorbenen  ge- 
dachte ^^^'),  wird  man  dasselbe  um  so  mehr  spätestens  ins 
dritte  Jahrhundert  zu  setzen  haben  ^^^^).    Und  da  die  Ausbildung 


632i>)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  309.  Maass  De  Apollodoro  Erythraeo, 
in:  De  Sibyllamm  indicibus  (Greifaw.  1879)  8.  27-31,  vgl.  S.  32 ff.  66 ff. 

532 <')  Das  Einzige,  was  von  diesem  Sohrifbeteller  (ans  Yarro  bei 
Lactant.  Institt.  I,  6,  bei  dem  anonymen  Herausgeber  der  sibjllinisohen 
Orakel  p.  XV  Alexandre,  p.  IV  im  Anh.  Friedlieb  und  Schol.  Fiat.  Pbaedr. 
244  B,  vgl.  C.  38.  A.  61*»)  angeführt  wird,  ist,  dass  er  die  erythraeischo 
Sibylle  als  seine  Landsmännin  in  Anspruch  nahm.  Aber  Maass  S.  4—27 
hat  bewiesen  (vgl.  A.  411.  C.  22.  A.  232.  C.  33.  A.  70),  dass  Pansanias 
X,  12  den  Polyhistor  Alexandros  and  dieser  wiederum  in  Bezug  auf  jene 
Sibylle,  wie  es  scheint,  den  Demetrios  von  Skepsis  ausgeschrieben  hat 
(s.  freilich  in  Bezug  auf  letzteren  Punkt  die  Bedenken  von  Ealkmann 
a.  a.  0.  S.  117.  A.  1,  aber  vgl.  A.  632^-^  und  die  dortigen  Verweisungen), 
und  macht  nun  femer  wahrscheinlich,  dass  deijenige  Schriftsteller,  gegen 
welchen  sich  des  Letzteren  Polemik,  vermöge  derer  er  aus  der  Erythraeerin 
vielmehr  eine  Troerin  zu  machen  suchte,  richtet,  A.  war,  und  (wie  schon 
C.  16.  A.  78^  angegeben  ward)  dass  ebendiesen  auch  Eratosthenes  benutzt 
habe.  In  Bezug  auf  den  Titel  'EgvO^QaCna  schreibt  Maass  S.  28.  A.  67: 
„hoc  (nämlich  ebendiesen  Titel)  concludo  inde,  quod  de  Stbyüa  Cumana 
Hyperochus  Cumanus  (s.  C.  33.  A.  29—33.  70)  kv  KvitaCnoig  egü,  de  Samia 
EraiosÜienes  (s.  C.  15.  A.  78^)  h  £a(ua%oig  scriptum  invenit". 

632*)  Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  74-79. 

532 0)  Yr.  2  bei  Plut.  Romul.  8.  xä  (ulv  nvqLaTccta  XQmtog  eis  tou$ 
'^EiXrjvag  i^iSams  Jio%Xrig  b  TLinaqri&iog ,  a>  nal  ^aßiog  ni%ttOQ  iv  xotg 
nXeiaxois  inri%oXov&7jas.  Diesem  Zeugniss  zu  misstrauen,  wie  es  vielfach 
geschehen  ist,  sehe  ich  gleich  Müller  S.  74,  wenn  man  nur  die  richtig 
von  ihm  angegebene  Einschränkung  festhält,  keinen  Grund. 

632 ')  Fr.  72  Gaede  b.  Ath.  II.  44  e.  Jio%X^  ts  tov  ÜBnaQiq&tov  (prjatp 
JflftrjxQiog  6  £H7Jtl)tog  ^iixQi  xiXovg  ipvxQov  vScag  mncanivai, 

632«)  loseph.  A.  1.  X,  11,  1  (=»  Fr.  3)  wird  D.  iv  rj  dsvteQf  Tcor  JI«q- 
amav  citirt,  wofCLr  aber  'Anoi%i6iv  (Coloniarutn)  bei  Epiphanios  und  Bufinus 
steht.  Danach  vermuthet  Müller  S.  78,  dass  das  Werk  des  Peparethiers 
diesen  letzteren  Titel  gehabt  habe  und  die  IIeqat%d  ebenso  wie  die  römi- 
schen Gründungsgescbichten  nur  Theile  desselben  gewesen  seien.  Vielleicht 
sei  auch  bei  Clem.  Protr.  43  A  ^loulrig  für  ^loyhrig  {iv  nq^xtii  TIsQCtHmv) 


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Apollodoros  y.  Eryth.    Diokles.    Daes.    Aratos  v.  Sikyon.        627 

der  römischen  „Archaeologie"  wesentlich  auf  die  pergamenische 
Philologenschule  und  nicht  zum  Wenigsten  mittelbar  auch  auf 
Demetrios  zurückgeht ^*^**),  so  wird  er  in  der  That  wohl  der 
nämliche  gewesen  sein^*'^). 

Daes  Yon  Eolonae  in  Troas  schrieb  eine  Specialgeschichte 
seiner  Heimat  vor  dem  Erscheinen  von  dem  Werke  des  näm- 
lichen Demetrios  ^^*^). 

Aratos  von  Sikyon^^^)  ward  271  geboren  und  verlor  schon 
in  seinem  siebenten  Jahre  seinen  Vater  Eleinias^  welcher  nach 
der  Ermordung  des  Tyrannen  Elleon  gemeinschaftlich  mit  einem 
anderen  Bürger  Timokleidas  an  die  Spitze  des  Staats  gestellt 
worden  war.  Kleinias  ward  nämlich  von  Abantidas^  welcher 
sich  zum  Tyrannen  aufwarf,  umgebracht*****),  und  Aratos  ent- 
ging nur  mit  Hülfe  von  dessen  Schwester,  der  Gattin  seines 
Vaterbruders,  dem  gleichen  Schicksal.  Er  wurde  nach  Argos  ge- 
rettet und  dort  von  Freunden  seines  Vaters,  jedoch  mehr  in 
körperlichen   Uebungen   als   in    feinerer   Geistesbildung  ^^)   auf- 


za  schreiben,  yielleicbt  aber  vielmehr  Diogenes  von  Eyzikos  (s.  C.  88. 
A.  229}  der  Verfasser  der  hier  citirten  IJsQatnd.  Noch  wird  D.  angefahrt 
SchoL  Theoer,  VIII,  12  (=  Fr.  6)  und  D.  ns(^l  rigatov  bei  Plut.  Qu.  Gr. 
40.  301  A  (=s  Fr.  4),  aber  ob  dies  der  Peparethier  ist,  lässt  sich  nicht 
sagen.  —  Die  römischen  Historiker,  welche  griechisch  schrieben,  von 
Fabius  Pictor  ab  bleiben  billigermassen  der  römischen  Litteratorgeschichte 
überlassen. 

632»>-*)  S.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  177  f.,  welcher  hinsichtlich 
des  Polemon  auf  Preller  Polem.  fr.  S.  69  (Fr.  38  Prell.  —  37  Müll.  b. 
Fest.  Epit.  p.  256  Lindem.  328  Müll.,  s.  C.  22.  A.  148),  ferner  unter  Anderm 
auf  Agathokles  von  Eyzikos,  den  er  auch  zu  diesen  Kreisen  rechnet  (s.  C.  33. 
A.  187),  verweist.  Ausserdem  aber  vgl.  A.  582^  C.  22.  A.  232.  284*».  239^«. 
C.  33.  A.  68.  70.  94. 

632 *')  Denn  die  einzige  Erwähnung  bei  Strab.  XIII.  615  (Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  376)  stammt  aus  dem  Letzteren,  s.  C.  22.  A.  231. 

633)  Merleker  Aratos  als  Feldherr  und  Staatsmann,  Gumbinnen 
1830.  4.  (unerheblich).  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  21—23.  E.  Koepke  De 
hypomnematis  Graecis  IL,  ßrandenb.  1868.  4.  S.  9—29.  Kracauer  De 
Arato  Sicyonio.  Part  I.,  Bresl.  1874.  8.  Doctordiss.  (übertrieben  feindselig, 
auch  gegen  Polybios,  und  nicht  erheblich).  Vgl  Droysen  a.  a.  0.  lU*,  1. 
S.  387ff.  411-;-442.    lU«,  2.   8.28—127.  152.  155. 

633^)  VgL  C.  2.  A.  61. 

634)  Plut.  Arat.  3.  Doch  war  er  ein  nicht  übler  Kunstkenner,  s.  Plut 
ebend.  12.  y^atpacg  hccI  nCvtx^w  .  ,  ,  iv  otg  nglaiv  ix<ov  ovk  aftovcov^  was 
er  freilich,  wie  ebendiese  Stelle  lehrt,  vorwiegend  nur  seiner  Politik 
dienstbar  machte.    Bei  wahrer  Konstliebe  wäre  sein  Vandalismus  gegen  ein 

40* 


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628  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

erzogen.  20  Jahre  alt^  kehrte  er  251  mit  anderen  sikyonischen 
Flüchtlingen  zurück^  befreite  mit  Beihülfe  der  beiden  Megalo- 
politaner  Ekdemos  imd  Megalophanes,  welche  Schüler  des  Ar- 
kesilaos  gewesen  waren  und  sich  hernach  der  Ausbildung  des 
Philopoemen  annahmen ,  seine  damals  unter  einem  neuen  Tyrannen 
Nikokles  stehende  Vaterstadt  ohne  Blutyergiessen  durch  einen 
geschickten  nächtlichen  üeberfall  und  bewirkte  deren  Aufnahme 
in  den  achaeischen  Bund^^).  Dann  Yerhandelte  er  personlich 
in  Alexandreia  mit  Philadelphos  und  erhielt  Yon  diesem ,  welcher 
die  Gelegenheit  ergriff  dergestalt  dem  Einfluss  des  Antigonos 
Gonatas  im  Peloponnes  entgegenzuarbeiten,  eine  beträchtliche 
Geldsumme,  mittels  derer  er  die  Yermögensstreitigkeiten  aus- 
glich, welche  durch  die  Rückkehr  der  Vertriebenen  auszubrechen 
drohten"^.  Schon  245  ward  er  zum  Strategen  des  achaeischen 
Bundes  gewählf^^  und  bekleidete  später  noch  sechzehnmal  diese 
Würde**®).  Er  wurde  die  eigentliche  Seele  des  Bundes  und  brachte 
denselben  auf  die  Höhe  seiner  Macht,  war  aber  kein  wahrhaft 
grosser  Feldherr,  Staatsmann  und  Charakter  und  spielte  ein  viel 
zu  verwickeltes  Spiel  diplomatischer  Intriguen**®^).  Voll  tiefer 
Abneigung  gegen  alle  demokratischen  Regungen,  stützte  er  sich 
auf  das  wohlhabende  Bürgerthum,  und  als  nun  Eonig  Kleo- 
menes  UI  durch  die  von  ihm  durchgeführte  demokratische  Re- 
Yolution  in  Sparta  die  Massen  an  sich  fesselte  und  die  Ober* 
gewalt  über  den  Peloponnes  dem  achaeischen  Bunde  zu  entreissen 
und  wieder  an  Sparta  zu  bringen  drohte,  da  half  Aratos  selbst 
das  Werk  seines  ganzen  Lebens,  welches  er  dergestalt  angegriffen 
sah,  nur  in  anderer  Weise  zerstören,  indem  er  mit  seinen  alten 


herrliches  Bild  des  Melanthios  nnd  Apelles  (Plnt.  13,  s.  G.  20.  Nachtr. 
A.  46^  nnd  dazu  Brunn  Gesch.  der  gr.  Künstler  IL.  S.  148  f.)  unmöglich 
gewesen.    Vgl.  Kracauer  S.  17. 

686)  Plut.  Ar.  4—9.  Philop.  1  (wo  Ekdemos  statt  Ekdelos  überliefert 
ist).  Polyb.  IV,  6.  X,  29.  Paus,  ü,  8.  Vgl.  Paus.  VIII,  49,  1,  2  und  Suid. 
^ilono^ftriv  (wo  die  Namen  Ekdemos  und  Demophanes  lauten),  auch  oben 
C.  2.  A.  618. 

686)  Plut.  Ar.  12—14.  Cic.  OflF.  II,  28.  81  f.  (mittelbar  auch  wohl  ans 
den  Denkwürdigkeiten  des  A.,  s.  Droysen  UI',  1.  S.  844.  A.  2). 

637)  Plut.  Ar.  11. 

688)  Plut  Ar.  24.  68. 

638^)  Vgl  die  Charakteristik  von  Droysen  m",  1.  S.  417  ffl  Polyb. 
IV,  8,  1  ff.,  wo  es  §.  6  heisst:  voad^Qog  (ilv  h  taig  ircivoüxig^  atolfiog  S*  ir 
tatg  inißolatg^  iv  Hipsi  d'  ov  fiivcav  ro  dstvov. 


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Aratos  von  Sikyon.  629 

Gegnern ;  den  Makedonien!  ^  einen  Vertrag  schloss,  und  als  dann 
Eleomenes  Siege  auf  Siege  erfocht^  rief  er  endlich  Antigonos  II 
Doson  herbei,  der  zwar  den  Eleomenes  222  bei  Sellasia  yemichtete, 
aber  bei  dieser  Lage  der  Dinge  auch  den  achaeischen  Bund  unter 
seine  Botmässigkeit  brachte  ^^^.  Schliesslich  starb  denn  auch 
Aratos  selber  an  Gift  213,  welches  ihm  Philippos  III  beibringen 
liess^®).  Er  schrieb  seine  eignen  Memoiren ^^)  in  mehr  als 
30  Büchern  ^^)  und  in  einem  etwas  nachlassig  hingeworfenen 
Stile"');  aber  klar  und  deutlich  in  der  Darstellung"*),  wahr- 
scheinlich von  seiner  Befreiung  Sikyons  an,  jedenfalls  bis  zum 
Ende  des  kleomenischen  Krieges  (222—220)"^),  an  die  Poly- 
bios,  ausser  welchem  fast  nur  noch  Plutarchos  dieselben  be- 
nutzt hat"*),  sich  in  seiner  Darstellung  der  betreffenden  Ver- 
hältnisse anschliesst,  und  an  deren  Ende  er  den  eigentlichen 
Anfang  seines  eignen  Geschichtswerks  anreiht"^.   Natürlich  war 


689)  Polyb.  H,  46ff.  IV,  8,  6  f.  19,  11.  Plut  Ar.  10  f.  26.  28.  80.  88. 
86.  87.  88.    Gleom.  4.  16.  16.    Philop.  8.     Paas.  II,  9. 

640)  Polyb.  Vm,  14.    Plui  Ar.  62.    Pans.  H,  9,  4. 

641)  'TnoyLvrniMzu  Plut.  Ar.  82.  88.  88.  Cleom.  16  (=»  Fr.  2-4),  vgl. 
A.  647  ^.  *Tjeo(Mf7jfunMpioi  nennt  sie  Polyb.  U,  40,  4,  unbestimmter  cvvta^is 
n,  2, 1.  Lacht  De  Arati  Sicyonii  commentariis,  Kiel  1888.  4.  steht  mir 
nicht  zu  Gebote. 

642)  V.  Ar.  I.  p.  66,  98  ff.  %al  &XXoi>  dh  noXXol  ysyovaaiv  "jiQatoi  ävÖQBg 
ilXoyifAOt  t<noQtoyQdq>oi  .  .  .  tgirog  iniarifkotatos  2i%v(6ifi4>g^  ov  Ictur  ii  no- 
XvßißXog  tötOQ^a  vn^Q  tä  X'  ßißlia  i%ovatt, 

648)  Plnt.  Ar.  8.  ä  ncc^if^mg  %ai  vnb  %itqa  diu  tdSv  iiMvx6vto»v  (^yo- 
ftaroy  aiLiXlticufisvog  %axiUn9, 

644)  Polyb.  II ,  40,  4.  Uuv  dXrfitvovg  %al  aatpeCg. 
546)  Polyb.  I,  8,  1.   11,  2,  1. 

646)  In  dem  für  einen  Nachkommen  des  Aratos  geschriebenen  Leben 
des  Letzteren  ebendesshälb,  so  weit  sie  reichten,  als  Hauptqnelle,  wogegen 
er  es  sich  nicht  übel  nahm  im  Agis  und  Kleomenes  dieselben  Gegenstände 
nach  der  entgegengesetzten  Darstellung  des  Phylarohos  zu  behandeln 
(s.  A.  660) ,  freilich  mit  Zusätzen  aus  anderen  Quellen  und  wohl  auch  aas  A. 
Aach  die  Darstellung  bei  Paasanias  jedoch  (s.  A.  686.  689)  scheint  (an- 
mittelbar oder  mittelbar,  jedenfalls  nicht  durch  Plutarchos)  aus  A.  geflossen 
zu  sein,  s.  ü.  Köhler Herm.Vn.  1878.  S.6  (ygl.  A. 647 ^).  Kl att Forschungen 
zur  Geschichte  des  achaeischen  Bundes,  Berlin  1877.  8.  S.  18  f.  29.  81. 
Ausserdem  s.  A.  686. 

647)  n,  40,  4,  wie  mit  der  Einleitung  an  das  des  Timaeos.  Wenn 
Polybios  (s.  A.  644)  seine  Wahrhaftigkeit  und  zwar  ganz  besonders  gegen- 
über der  gegnerischen  Darstellung  des  Phylarchos  (U,  66)  rühmt,  so  ist  er 
hierin  befangen,  und  die  Wahrheit  liegt  in  der  Mitte,  s.  A.  647 ^  666  t 


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630  Einundzwanzigstes  Capitel.    G^eschichtschreibung. 

das  Ganze  eine  reine  Tendenzschrift,  in  welcher  es  dem  Verfasser 
nicht  sowohl  auf  eine  objective  Geschichtserzählung  als  vielmehr 
auf  eine  Rechtfertigung  seiner  Thaten  und  auf  das  Licht,  in 
welches  er  seine  Beweggründe  zu  stellen  wünschte,  ankam**'**). 
Phylarchos^  von  Athen  oder  Naukratis  in  Aegypten  oder 
Sikyon^^),  vermuthlich  in  Naukratis  geboren  und  später  nach 
Athen   übergesiedelt*^),  schrieb  zu  gleicher  Zeit  mit  Aratos**^) 

Polyb.  II,  47  muBS  selbst  wenigstens  so  viel  einräumen,  dass  A.  gelegent- 
lich Dies  und  Jenes  absichtlich  verschwiegen  habe.  Die  Vermuthung  von 
Koepke  S.  16  f.,  dem  Blass  Flut.  Ag.  u.  Eleom.  (Leipz.  1875).  S.  59  folgt, 
dass  der  Letztere  die  einzelnen  Theile  dieser  Memoiren  nach  einander 
gleichsam  als  politische  Denkschriften  oder  Fingblätter  herausgegeben 
habe,  ist  von  Elatt  a.  a.  0.  S.  10  ff.  widerlegt.  Jedenfalls  waren  jedoch 
die  häufigen  Schmähungen  gegen  die  Makedonier  (Plut.  Ar.  38)  vor  dem 
Bündniss  mit  denselben  geschrieben. 

547^)  Plut  Ar.  33  («=  Fr.  8).  avthg  Sl  aQVOviiBvog  iv  toCg  vnofivfj- 
fiaaiv  .  .  .  'Eifyi^vov  ccltiätai  ,  .  ,  ov  iiriv  SoyisC  ni^avmg  dnoXoysCad'ai. 
38  (a-  Fr.  4).  dnoloyiiöiisvog.  Ag.  15  (Fr.  1).  dnoXoyi^of^svog.  Ob  aber 
auf  der  entgegengesetzten  Seite  ein  Qeschichtschreiber  von  der  Sorte  des 
Phylarchos  im  Grossen  und  Ganzen  zuverlässiger  war,  ist  eine  andere  Frage. 
Sie  pflegt  jetzt  namentlich  nach  dem  Vorgang  von  Schoemann  Plut.  Ag. 
et  Oleom. ,  Greifswald  1839  bejahend  beantwortet  und  A.  möglichst  schwarz 
gemalt  zu  werden.  Man  erwägt  dabei  nicht,  wie  undenkbar  es  ist,  dass  er 
Männer  wie  Philopoemen  und  Polybios  in  solchem  Masse  hätte  blenden 
können.  Auch  die  ganz  ausserordentlichen  Ehren,  welche  die  Athener  dem 
bisherigen  Oommandanten  der  makedonischen  Besatzung  Diogenes,  welcher 
nach  dem  Tode  des  Königs  Demetrios  II  229  Athen  von  derselben  befreite, 
erwiesen,  lehrt  uns  zwar,  dass  die  Rolle,  welche  er  dabei  spielte,  eine  weit 
bedeutendere  war,  als  man  nach  den  aus  A.  geflossenen  Berichten  Plut. 
Ar.  34.  Paus.  II,  8,  5,  6  annehmen  müsste,  aber  sie  beweisen  nicht  im 
Mindesten,  dass  A.  dabei  gar  keine  Rolle  gespielt  hat.  Glaubt  man  denn 
wirklich,  Diogenes  habe  lediglich  aus  uneigennütziger  Hochherzigkeit  ge- 
handelt? Weit  richtiger  als  Klatt  S.  31  urtheilen  hierüber  ü.  Köhler 
Ein  Verschollener,  Hermes  VII.  1873.  S.  1—6  nncT  Wachsmuth  Die  Stadt 
Athen  im  Alterth.  I.  Leipzig  1874.  S.  630  ff.  Wir  sehen  hier  nicht  klar  und 
so  bei  der  Trübheit  beider  Urquellen  vielfach  auch  sonst  nicht  in  allen 
diesen  Begebenheiten. 

548)  Thoms  De  Phylarchi  vita  et  scriptis,  Greifsw.  1836.  8.  (Doctord.). 
Lucht  Phylarchi  historiarum  fragmenta,  Leipzig  1836.  8.  Brueckner 
Phylarchi  historiarum  reliquiae,  Breslau  1839.  8.  M  ül  1er  F.  H.  G.  1. 
S.  LXXVU— LXXXI.  834-358.    IV.  S.  645. 

549)  Suid.  <^vXccQxog  'AdTivatog  rj  NavxQatltTjg'  o?  9h  Stxvciviov,  dXXoi 
dl  Älyvnxiov  iyqaipav.     Ath.  II.  58  c.  'AQ^vaiog  ^  NavnQtcxitrjg, 

550)  Dafür  entscheidet  sich  Müller  S.  LXXVIH,  weil  nach  Luchts 
(S.  6)  richtiger  Bemerkung  Ph.  als  Gast  in  Aegypten  sich  schwerlich  so 
scharf  über  die  ägyptischen  Könige  ausgesprochen  hätte,  als  es  Fr.  40*  b. 


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Phylarchoe.  631 

ein  grosses^  wahrscheinlich  I^xo^iai  betiteltes,  mit  vielen  Ab- 
schweifungen durchzognes^^^^)  Geschieh  tswerk^^^)  in  28Büchern^'^^) 
bis  auf  den  Tod  des  Ptolemaeos  Euergetes  und  der  Berenik«  (221) 
und  des  Eleomenes  (220)  nach  dessen  Besiegung  durch  Antigonos 
Doson  (222)*").  Von  einigen  anderen  ihm  beigelegten  Schriften 
kennen  wir  nur  die  Titel***).  Er  ergriff,  was  ja  freilich  ohne 
Zweifel  eine  gewisse  Berechtigung  hatte  ***^),  auf  das  Lebhafteste 
Partei  för  Kleomenes**^),  war  aber  auch  ganz  davon  abgesehen 

Ath.  XU.  6636  über  Philadelphos  geschieht  Freilich  könnte  er  ja  aber 
dies  geschrieben  haben,  als  er  eben  nicht  mehr  Gast  in  Aegypten  war. 
In  Sikyon  mag  er  längere  Zeit  gelebt  haben;  dass  er  aber  dort  geboren 
wäre,  ist  höchst  unwahrscheinlich  ans  dem  von  Thoms  S.  4  geltend  ge- 
machten Grunde:  „FölyhiuB  in  acerrima  Phylarchi  censwa  (II,  66—64) 
profedo  non  omisisset  addere  eum  turpissimum  ae  pessitMum  fuisse  Twminem, 
quod  ipse  Aureus  .  .  .  Cleomeni  fiwena  adversus  Ächaeos  scripserit*' .  Vgl. 
A.  Ö5S. 

661)  Polyb.  U,  66.        661»>)  S.  Müller  S.  LXXVIII. 

652)  Ath.  m.  81  e.  IV.  401  d.  VJ.  261  c.  VUI.  384  a  (—  Fr.  9.  6. 
8.  1)  u.  ö. 

663)  Said,  tiiv  ini  IlBXoiUvvricov  IIvqqov  xov  'HnsiQiOTov  azQavsiav 
(diese  unpassende  Bezeichnung  ist  wahrscheinlich  von  dem  Anfang  her- 
genommen) iv  ßlßXoig  %7i'.  Auch  das  28.  B.  wird  noch  citirt  bei  Ath. 
VI.  261  c  (—  Fr.  46). 

664)  Suid.  fährt  fort:  xoraye»  6\  xai  fiixQi'  IlTolsitalov  xov  Evegystov 
nXrid'ivtog  xal  t^c  BiQtvinrig  teXsvtijg  not  fos  rov  ^avatov  KXeofjkhovg  (so 
Vossius  f,  KXscavvfiov)  tov  AaxsSatiiowiov  iTCtatQcersveavtog  avv^  'Avtiyovov. 
Dazu  stimmen  die  Anführungen  aus  dem  26.  B.  über  Eleomenes  Fr.  44.  46 
b.  Ath.  VI.  271  e.  XII.  621  b  und  aus  dem  28.  (s.  A.  668)  über  ein  Bonmot 
von  einem  Schmeichler  des  Antigonos  Doson  nach  der  Schlacht  bei  Sellasia. 

666)  Weiter  heisst  es  bei  Suid.  rä  nett'  'Avt{o%ov  %al  xov  Us^yafiTjvov 
EvfjLivfi  (d.  h.  Antiochos  11  und  Eumenes  I;  aber  Brueckner  S.  7  t\  hat 
wohl  mit  Recht  vermuthet,  dass  auch  dies  nur  ein  Theil  jenes  grossen 
Geschichtswerkes  war),  'ETtixoft^iiv  (ivd'iniiv  vcsqI  xrjg  xov  Jiog  initpavs^ctg 
(wenn  anders  dies  nicht  zwei  Titel  sind),  ns(fl  evQTifuxxmv ^  Ilcc^efißaaetov 
pipX/flf  d''.  Dazu  "AyQcctpa  Schol.  Aristid.  p.  108  Frommel  (—  Fr.  79):  vgl. 
Lucht  S.  10:  argumenti  mythologid  fuisse  credam,  .ut  ayqatpa  sint,  qucte 
reconditioria  et  dbstrusioris  doetrinae  de  rebiis  scicris  habeantur  etc/'» 

665^)  S.  Niebuhr  Kl.  Schrr.  I.  S.  269.  A.  62. 

666)  Wesshalb  ihn  Polybios  (s.  A.  647.  660)  ebenso  lebhaft  bekämpft. 
Vgl  Plut.  Ar.  88.  oft^oCmg  (näml.  TloXv^lfo)  91  %(d  ^Xoc^xog  tex6^Yi%B  nBql 
xovxmVj  to  (irj  xov  noXvßü)v  fia^vQOvvxog  ov  ndvv  xi  itiaxBvtw  a^iov  rjv, 
ivd'ovcia  yuQ,  Sxav  a^rjxai  xov  KXeofikivovg,  vn*  svvoCag  xal  %u9^dnBQ  iv 
SUji  x^  taxo^Ca  xm  fklv  dvxtSiHmv  diaxsXet  xm  dh  cvvayoqBvmv  ^  s.  jedoch 
A.  660.  Es  ist  danach  schwerlich  richtig,  wenn  Foucart  Rev.  de  philol. 
N.  F.  II.  1878.  S.  216  (vgl.  A.  466«.  C.  22.  A.  109)  meint,  der  von  den  Arkadem 


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632  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibung. 

überhaupt  zwar  kein  absichtlich  die  Wahrheit  entstellender,  aber 
doch  Nichts  weniger  als  ein  unparteiischer  Geschichtschreiber  ^^^. 
Seine  ganze  Darstellung  war  rhetorisch;  gespreizt  und  auf  tragische 
E£fecte  berechnet  ^^);  und  er  liebte  es  mit  möglichst  brennenden 
Farben  und  sinnlicher  Anschaulichkeit  zu  malen,  während  dabei 
sein  Periodenbau  tadelhaft  war^^^).  Eine  Hauptquelle  für  die 
betre£fenden  Zeiten  war  er  dem  Plutarchos^^)  und  dem  Trogus 
Pompeius  oder  vielmehr  Timagenes^^).    Die  von  ihm  erzählten 


zom  ProzenoB  ernannte  und  als  Woblthäter  geehrte  Athener  Ph.,  Sohn  des 
Lysikrates  (Le  Bas  u.  Foacart  Inscr.  da  Peloponn^se  340*),  könne  mög- 
licherweise der  Geschichtschreiber  gewesen  sein. 

667)  Wenn  auch  Poljbios,  in  einseitiger  Vorliebe  für  Aratos  befangen, 
ihm  vielfach  Unrecht  thnt,  s.  Müller  S.  LXXIX  f.,  und  seine  Begeisterung 
für  Eleomenes  ungleich  berechtigter  war  als  diese. 

668)  Plat  Them.  82  (-^  Fr.  64).  o  ta  MUtQXog,  acntQ  iv  x^aymdla 
ty  taxoiiUf  iiovitvov  iirixaifriP  a^a;  %al  m^oayayoiv  NsonXia  uvä  xai  Jfiit6- 
fcoUvy  «rov;  SeiimonXiovg^  dymva  ßovXetai,  %iviP»  %al  na^og^  o  ovd*  av 
h  tv%m9  iyviniCBUif  ori>  ninXactai,  Polyb.  11,  66.  Vgl.  Eoepke  a.a.0 
S.  13  £ 

669)  Dionys.  v.  Hai.  C.  V.  4  (s.  A.  226).  Vgl.  Fr.  72  b.  Phiynich. 
p.  426  Lob. 

660)  Trotz  des  angünstigen  von  diesem  in  den  A.  666.  668  angef. 
Stellen  über  ihn  gefällten  Urtheils,  wob^  übrigens  das  im  Aratos  enthaltne 
stark  mit  dem  eigenthümliohen,  dort  vom  Verfasser  eingenommenen  Stand- 
punkt (s.  A.  646)  zusammenhängt,  ist  er,  wie  (ebendas.)  gesagt,  die  eigent- 
liche Grandlage  der  Darstellung  des  Plut.  im  Ag.  und  Eleom.  An  diesem 
Ergebniss  Luchts  und  Schümanns  ist  auch  durch  die  neuesten  Unter- 
suchungen von  Elatta.a.0.,  G-oltz  Quibus  fontibus  Plutarchus  in  vitis 
Arati  Agidis  Cleomenis  enarrandis  usus  sit,  Insterburg  1883.  8.  (Eünigsb. 
Doctord.)  und  F.  F.  Schulz  Quibus  ex  fontibus  fluxerint  Agidis  Cleomenis 
Arati  vitae  Plutarcheae,  Berl.  1886.  8.  Nichts  geändert  worden.  Ein 
Gleiches  gilt  für  den  Schluss  des  Pyrros  von  G.  26  an.  Einzelnes  ist  auch 
im  Aratos  aus  ihm  entnommen,  s.  Koepke  a.  a.  0.  Dazu  kommen  noch 
einzelne  andere  Stellen,  z.  B.  Demosth.  27  (»  Fr.  66).  Aber  auch  Polybios 
hat  ihn  gelegentlich  in  Ermangelung  besserer  Quellen  benutzt  (s.  die 
Aeusserung  IV,  8,  4  u.  vgl.  z.  B.  11,  70, 6  mit  Plut.  Oleom.  30),  wie  Koepke 
a.  a.  0.,  Klatt  a.  a.  0.  S.  26,  Blass  Einl.  z.  Ag.  u.  El.  S.  V,  Schulz 
S.  19—29  u.  A.  gezeigt  haben. 

661)  lustm.  XXV— XXXVIII,  s.  Heeren  De  Trogi  Pompei  fontibas, 
Comm.  soc.  Gott.  XV.  S.  186—246.  Daher  finden  sich  denn  auch,  wie 
Lucht  S.  36f  hervorhob,  wörtliche  UebereinstimmuDgen  zwischen  lustin. 
und  Plut.  (so  bes.  lustin.  XXVIII,  4.  Plut  Oleom.  29).  Auf  Grund  von 
Fr.  14.  16  (Seh.  Apoll.  Rh.  IV,  1661.  II,  498)  u.  37  (ApoUon.  Eist.  mir.  18. 
Ath.  I.  18  d)  vermuthet  Lucht  S.  37,  dass  auch  lustin.  XIII,  7  und 
XV,  4,  12  £  aus  ihm  stammen.     Uebrigens  s.  0.  33  A.  169.  169  <'. 


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Phylarchos.    Deinias  yod  Argos.  633 

Sagen  und  Legenden^  Liebes-  und  Wundergeschichten  machten 
ihn  aber  auch  zu  einer  Fundgrube  für  Sammler  wie  Parthenios^^) 
und  ApoUonios***)  und  Commentatoren^^*),  und  namentlich  danken 
wir  dem  Athenaeos^  zahlreiche  Fragmente^. 

Deinias  von  Argos^'),  vermuthlich  derselbe,  welcher  in 
Gemeinschaft  mit  dem  Dialektiker  Aristoteles  von  Argos,  einem 
Freunde  des  Aratos,  den  Tyrannen  Abantidas  von  Sikyon  um- 
brachte^, und  also  ein  wohl  um  ein  paar  Jahre  älterer  Zeit- 
genosse des  Aratos,  jedenfalls  aber  einer  früheren  Zeit  als 
Agatharchides  angehörig '^^),  schrieb  eine  Geschichte  von  Argos, 
!/jf(>yoAtxa"^),  ein  umfängliches  Werk,  von  welchem  es  zwei 
verschiedene  Redactionen  gab,  und  welches  in  mehrere,  wahr- 
scheinlich zwei  Abtheilungen  (tftn/r d^scg)  gegliedert  war*'^)  und 
bis  in  die  Gegenwart  hinabreichte*''). 


662)  Erot.  15.  23.  85.  31  =-  Fr.  33.  48.  60.  81.  Vgl.  Roh  de  Gr.  Rom. 
S.  40. 

563)  a.  a.  0.  14.  18  —  Fr.  16.  37.  Natürlich  auch  Aelian.  N.  A.  XVII,  6 
(=  Fr.  26)  mit  Angabe  der  Bachzahl.  VI,  29  (—  Fr.  49)  u.  ö.  (s.  Fr.  31. 
36.  41)  und  Plinius  VII.  §.  17.  Vlü.  §.  158.  X.  §.  208  (—  Fr.  68.  31.  27). 
Ind.  VII.  VHL  X. 

564)  Vgl.  A.  561,  dazu  Fr.  17.  58.  76.  78.  79.  82.  Auch  bei  Lexiko- 
graphen und  ähnlichen  Schriftstellern  finden  sich  Anführungen:  Fr.  21.  39. 
70  f.  (Zenob.,  Fr.  69). 

565)  Fast  stets  mit  HinzufOgung  der  Buchzahl. 

566)  Bei  anderen  Schriftstellern  nur  wenige,  wie  Fr.  17  b.  Sex.  Math. 
I,  262  (mit  der  Buchzahl).  Fr.  61  b.  La.  Di.  IX,  115.  Noch  lo.  Lyd.  de 
mens.  p.  276  Hase.  116,  16  f.  Bekk.  (Fr.  34)  giebt  die  Buchzahl  an.  — 
Bedenkt  man  den  Charakter  deijenigen  Schriftsteller,  welche  sonach  ausser 
PlutarcboB  ihm  ihre  Aufmerksamkeit  erwiesen,  so  wird  man  danach  die 
Apologetik  von  Lucht  S.  18  ff.  auf  ihr  richtiges  Mass  zurückführen. 

567)  Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  24—27.   IV.  S.  658. 

568)  Plut.  Arat.  3,  s.  C.  2.  A.  61. 

569)  Der  ihn  M.  R.  §.  4  Müll.  b.  Phot.  Cod.  250.  p.  443  a,  13  ff.  Bekk. 
citirt  (wo  Reinesius  richtig  dnvlav  für  KXBivlav  hergestellt  hat)  «»  Fr.  4. 
Vgl.  C.  22.  A.  262. 

570)  Schol.  Apoll.  Rb.  II,  789.     Schol.  Soph.  El.  281  =>  Fr.  1.  2. 

571)  Schol.  Eurip.  Or.  861  («—  Fr.  8).  h  d'*  tfig  itQtotrjs  awra^etog^ 
indoastog  Sh  dsvtigag,  Müller  S.  24  yermuthet  ansprechend,  dass  die 
erste  die  sagenhaften,  die  zweite  die  historischen  Zeiten  omfasste.  Der- 
selbe II.  S.  90.  IV.  S.  658  schwankt,  ob  bei  Suid.  Oodh  ^Hganlfig  n^og  dvo, 
wo  Jüoif  iv  dsvtBQm  trig  dBVtiifag  övvtd^Bmg  angeführt  wird,  Je^inov  oder 
JBivUg  für  düov  zu  schreiben  sei.    Uebrigens  vgl.  C.  12.  A.  84^. 

572)  Plut.  Arat.  29  (=>  Fr.  9)  erzählt  aus  ihm  das  Ende  des  von  Aratos 


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634  Einundzwanzigstes  Capitel.    Greschichtschreibuiig. 

Aristos^'*)  von  Salamis  auf  Kypros^'*)  war  viel  jünger  als 
Aristobulos  und  Onesikritos^'*),  lebte  aber  doch,  wie  es  scheint*'®), 
noch  vor  Polemon  oder  spätestens  zu  dessen  Zeit  und  schrieb 
eine  Geschichte  des  Alexandros*"). 

Lysimachos,  Lehrer  und  Schmeichler  von  Attalos  I,  von 
Eallimachos  unter  den  Theodoreem,  von  Hermippos  imter  den 
Schülern  des  Theophrastos  aufgeführt,  schrieb,  wie  ebenhieraus 
hervorgeht,  in  sehr  hohen  Jahren  und  in  den  ersten  Regienmgs- 
zeiten  dieses  Königs  nsgl  rijg  ^AttaXov  xaidsiag  voll  von 
der  gemeinsten  Schmeichelei  gegen  denselben*'^). 

Philinos^'^)  von  Akragas,  ein  in  seiner  Vaterstadt  an- 
gesehener und  hochgestellter  Mann^,  beschrieb,  und  zwar,  wie 
es  scheint,  als  Augenzeuge*®^)  den  ersten  punischen  Krieg,  und 
zwar  parteiisch  für  die  Karthager*®^). 

besiegten  Tyrannen  Ariatippos  von  Argos.  Vgl.  Müller  III.  S.  26:  „Ex 
eodem  Dinia  fluxerint  qucte  de  vita  ÄrisHppi  Plutarchua  c.  26  exponii*^,  — 
SchoL  Tzetz.  Chil.  I,  144  in  Gramer  Aneed.  Ox.  III.  S.  361  liest  man 
Alvsia  .  .  .■  Zafuaxois  h  Xoy oig.  Ob  die  Verbesserong  von  Meineke 
F.  C.  G.  I.  S.  386.  A  80  dtvi^  richtig  ist,  erscheint  äusserst  zweifelhaft 

678)  Müller  Scr.  rer.  AI.  M.  S.  163 f. 

674)  Strab.  XIV.  682;  o  ZalaiiCviog  Strab.  XV.  730.  Clem.  Protr.  36  A. 
Ath.  X.  436  e.    Zenob.  VI,  60  —  Fr.  1.  2.  4.  6. 

576)  Strab.  XV.  730.   noXv  y,iv  iüri  vsiotSQog  tovtoov. 

676)  Wenn  anders  nämlich  Müller  S.  164  richtig  vermuthet,  dass 
Fr.  4.  b.  Ath.  X.  436  e  aas  Polemon ,  welcher  hier  gleichfalls  angeführt 
wird  (=-  Fr.  79),  stanmit. 

677)  Arrian.  Anab.  VII,  16,  6  (=  Fr.  3).  "Aiftctog  xal  'AcTiXfimddrjg  tnv 
ta  'Ale^dvdQov  avctyqa^uvxoiv  x.  r.  X.  Vgl.  Fr.  1.  War  er  etwa  derselbe 
mit  Aristis,  dem  Schüler  des  Eratosthenes  (s.  G.  16.  A.  23)? 

678)  Ath.  VI.  262  c.  'AtrocXov  dl  tov  ßaaiXicag  iyhszo  xoXa£  xal  dtdd- 
aiiaXog  Ava{(iaxog,  ov  KaXX^(ittxog  (Fr.  100^,  No.  12)  filv  Geodt6(fBiov  dva- 
yQCCffBif  "EQ^imnog  (Fr.  46)  ö'  iv  toCg  GsotpQacTov  lua&rjTaLg  yiautXiy fi. 
ovTog  dh  6  dvi^Q  xal  vsqI  tijg  'AttäXov  naid^Cag  avyyiyQtcqis  ßlßXovg  %u9a9 
%oXa%BCav  ififpatvovaag. 

679)  Müller  F.  H.  G.  111.  S.  17—19. 

580)  Dies  schliesst  Müller  S.  17  mit  Recht  aus  Polyb.  I,  14,  1.  tovg 
iline  lifo  tat  a  donovvtag  y(fä(psiv  nsgl  avtov  (nämlich  tovtov  tov  noXifiov) 
4^iXivov  xal  4^dßiov  («=  Fr.  1). 

681)  Diod.  XXIII,  8,  1  —  Fr.  1. 

682)  Polyb.  I,  14,  3  (—  Fr.  1).  ölcc  y«^  trjv  aÜQtaiv  xal  triv  olijv 
B^voLciv  ^lUvüo  y,lv  ndvta  8o%ovciv  ot  KaQXfi^ovioi  nexifäx^ai  (pifovifimg^ 
xaXcD9,  dvd^mdmg,  oC  81  *P(ofi<ici^oi  tdvavtUt,  Das  2.  B.  citirt  Polyb.  1,  16,  1 
(i»  Fr.  1).    Ausser  Polyb.  und  Diod.  nennt  ihn  Niemand. 


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ArlstoB.    Lysimacbos.    Philinos.    Androkles.    Mnesiptolemos.    Baton.    635 

Ueber  Hegesianax  s.  C.  27,  über  Xenagora8C.33(A.312). 

Androkles^  welcher  jisqI  Kvtcqov  schrieb,  war,  wie  es 
scheint,  spätestens  ein  Zeitgenosse  des  Philostephanos  **'**). 

Mnesiptolemos^®^),  welcher,  wie  schon  früher  bemerkt 
ist^***),  von  dem  Komiker  Epinikos  in  einer  eignen,  nach  ihm 
benannten  Komoedie  verspottet  wurde,  in  welcher  dieser  ihn  in 
seinem  eignen  afifectirten  Stile  reden  liess^^**),  lebte  gleichfalls 
am  Hofe  von  Antiochos  dem  Grossen  und  stand  gleichfalls  bei 
diesem  in  hoher  Gunst^^).  Er  verfaaste  in  einem,  wie  es  scheint, 
kleinlich  hofischen  Geiste  eine  Geschichte  der  syrischen 
Könige^«). 

Baton^®')  von  Sinope,  ein  Rhetor^^),  frühestens  Zeitgenosse 
des  Aratos  von  Sikyon^^),  vielleicht  derselbe,  an  den  oder  gegen 
den  Eratosthenes  eine  Schrift  richtete ^^),  schrieb  eine  persische 
Geschichte  (IleQtfixay^^)  über  die  Tyrannen  von  Ephe- 
sos^^),  über  die  Tyrannis  des  Hieronymos  in  Syra- 
kus^^^,  über  Thessalien  und  Haemonien*^), '^rrtxal  Coro- 


682^)  S.  hierüber  Knaack  Analecta,  Hermes  XXV.  1890.  S.  82  f.  Wie 
es  scheint,  citirt  nämlich  Philosteph.  Fr.  10  b.  Schol.  u.  Tzetz.  ad  Lycoph. 
447  and  Et.  M.  Zq>Ti%8ta  ihn.  An  letzterer  Stelle  ist  freilich  MivavSQog 
statt  (ilv  'AvdQonXris  überliefert,  was  mit  Unrecht  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  448  beibehalten  hat,  während  Meineke  in  der  Ausg.  des  Steph.  v.  Byz. 
mit  gleichem  Unrecht  (thv  'AXi^avÖQog  schrieb.  Die  betreffende  Sage  kehrt 
bei  Ovid.  Met.  X,  220  ff.  als  eine  amathasische  wieder,  der  sie  also  anch 
wohl  aas  Philosteph.  haben  mag,  and  einen  Amathosier  A.  nennt  Arrian. 
Anab.  II.  22,  2,  so  dass  also  wohl  anch  dieser  A.  ein  Amathnsier  war. 

683)  Möller  F.  H.  G.  III.  S.  71. 

584a-*>)  S.  C.  8.  A.  7. 

586)  Demetr.  v.  Skeps.  Fr.  13  b.  Ath.  XV.  697  d.  MvrieintoXi(iov  .  .  . 
tov  tatOQioygafpov  tov  naga  'Avti6x<p  t<p  nQOüccyOffBvd'ivzi  nfyuXq)  nXsCctov 
iaxvaavtog.    Es  folgen  die  C.  7.  A.  29  angef.  Worte. 

686)  Hegesand.  Fr.  23  b.  Ath.  X.  432  b,  s.  C.  8    A.  7. 

687)  Müller  F.  H.  G.  IV.  8.  347—360. 

688)  Ath.  XIV.  639  e  (=»  Fr.  4).  Batmv  d'  6  £ivmxsvg  6  f^twQ, 
Strab.  XII.  646.  Ath.  VI.  261  e  (=»  Fr.  8).  X.  436  f  {—  Fr.  7).  Plut.  Ag.  16 
(=  Fr.  6). 

689)  Fr.  6,  s.  A.  588.  690)  S.  C.  16.    A.  71.  72. 

591)  Strab.  a.  a.  0. 

592)  Jlepl  tav  iv  'Etpisto  xv^dwoav.  Fr.  1  b.  Ath.  VII.  289  c.  Fr.  2 
b.  Said.  IIvd'otyoQas  'Ecpiaiog. 

693)  JTf^l  T^ff  tov  *Jepa)Wfiov  tvQavvüfog,  Fr.  3  (s.  A,  688),  wohl  nar 
Theil  einer  Geschichte  der  syrakasischen  Tyrannen,  wie  Müller  annimmt 

694)  IleQl  GsacaXüxg  jcal  Atftovkcg  Fr.  4  (s.  A.  588). 


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636  EinundzwanzigBtes  Capitel.    Geschichtschreibong. 

Qiai  in  mindestens  2  Büchern ^^^),  lauter  blosse  Umsetzongen 
des  von  ernsteren  Forschem ,  namentlich  Periegeten  Geleisteten 
in  eine  rhetorische  Darstellung ^^^);  dazu  eine  Monographie  über 
Ion  von  Chios^^^. 

Menandros  von  Ephesos^^®),  vielleicht ^^^)  der  Schüler  des 
EratostheneSy  schrieb  über  die  Thaten  der  Eonige  bei 
Griechen  und  Nichtgriechen,  indem  er  aus  den  einheimischen 
Schriften  jedes  Volks  die  Geschichte  desselben  zu  erkunden 
suchte  ^^).  Wir  erfahren  aus  diesem  Werke  Mehreres  über  die 
Könige  von  Tyros^^),  und  die  anderweitig  angeführten  oder  be- 
nutzten Ooi^VLXtxd  des  Menandros  von  Pergamos^  waren  sonach 
schwerlich  etwas  Anderes  als  der  betreffende  Theil  dieses  näm- 
lichen Werkes.  Dagegen  war  es  wohl  ein  anderer  Menandros^ 
welcher  tjcegl  Kvtcqov  schrieb  ^®^). 

Hannibal  verfasste  mehrere  Werke  in  griechischer  Sprache^ 
so  an  die  Bhoder  über  die  Thaten  des  Cn.  Manlius  Yulso 
in  Asien^. 

Sosylos  aus  Lakonien  oder  Ilion(?)^),  Lehrer  des  Hanni- 


595)  Schol.  Find.  Isthm.  IE  (lY),  104.  Batog  (Bdtiop  Boeckh)  dl  h 
Savriifm  'Atunmv  ictoifimp  »>  Fr.  5. 

596)  Vgl.  Preller  Polem.  fragm.  S.  198. 

597)  77«^l  "Imvos  zov  noirjtov  Fr.  7  (s.  A.  588).  Was  für  ein  Werk  das- 
jenige war,  aus  welchem  Platarchos  a.  a.  0.  (s.  A.  588)  geschöpft  hat,  muss 
dahingestellt  bleiben.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  III«,  1.   S.  483  f.  A.  1. 

598)  loseph.  c.  Ap.  I,  18  (=-  Fr.  1).  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  445—447. 

599)  S.  C.  15.    A.  22.  28. 

600)  loseph.  a.  a.  0.  ysy^atps  Sh  oitog  tag  itp'  sHciaxov  xmv  ßaailiav 
ngd^Big  nucqä  toig  '^EXXrici  %al  ßaQßaQOig  yBvoy,ivag^  i%  xmv  naq*  insivoig 
inixmQ^oiv  yQamudTcav  ünovdaoag  triv  tötoqlav  fiad'SiP» 

601)  Fr.  1—4  (bei  loseph.  u.  Giern.,  s.  A.  602,  auch  TertaUian.) ,  dazu 
Fr.  5.  6  b.  Bekk.  Anecd.  p.  782,  17  ff.  lo.  Lyd.  de  mens.  p.  276  Hase.  116, 
14  ff.  Bekk. 

602)  Clem.  Strom.  I.  826  A  (Tatian.  ad  Gr.  37  p.  144  Otto.  89,  8  Schw. 
Eüseb.  P.  E.  X,  11,  12.  498  c)  «-  Fr.  3. 

608)  Et.  M.  Ziprittsia  -=  Fr.  7.  VgL  Steph.  t.  Byz.  Jrvt^ot,  wo  viel- 
leicht mit  Meineke  De  Menandro  et  Philemone  S.  XXXIX  'AXi^ccifSQog  in 
Mivttvdqog  zu  ändern  ist. 

604)  Com.  Nep.  Hann.  18.  aliquot  eius  libri  sunt  Graeco  sermone  can- 
fectif  in  Ms  ad  Ehodios  de  Cn.  Manlii  Vulsonis  in  Äsia  rebus  gestis.  Vgl. 
Müller  F.  H.  G.  III.  S.  99. 

605)  Nep.  a.  a.  0.  Sosylus  Lacedaetnonius.  Diod.  XXVI,  4  (unmittelbar 
nach  den  A.  621  angef.  Worten).  ZmavXog  dl  6  'iXuvg  {'^"iXiog  ist  über- 
liefert; Bujack  in  der  A.  608  angef.  Diss.  S.  1.  A.  1  yermuthet '£li€vff  auf 


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Menandros.    Huinibal.    Sosylos.    Cbaereas.    Silenos.  637 

bal  im  Griechischen  und  bestandig  in  dessen  Umgebung,  so 
lange  das  Schicksal  es  zuliess,  beschrieb  dessen  Leben  und 
Thaten  in  7  Bachem«^^. 

Chaereas  wird  nur  einmal  als  Geschichtschreiber 
Hannibals,  und  zwar  von  Polybios  erwähnt,  der  seine  Dar- 
stellung so  wie  die  des  Sosylos  als  Barbiergeschwätz  be- 
zeichnet^''). 

Silenos^  aus  Kaiakte ^®)  war  gleich  Sosylos  ein  Begleiter 
des  Hannibal  und  beschrieb  gleichfalls  dessen  Thaten^^^),  ver- 
fasste  aber  auch  eine  sikelische  Geschichte,  Sixshxd,  in 
mindestens  4  Büchern  ^^^)  und  vielleicht  noch  ein  drittes  Werk 
^ItfroQiat^^^).  Nach  den  nicht  zahlreichen  Anführungen  und 
deren  Inhalt  zu  schliessen,  erhob  er  sich  entweder  überhaupt 
nicht  oder  doch  nicht  erheblich  über  den  Standpunkt  eines  Sosy- 
los und  Chaereas  ^^^  und  es  dürfte,  wenn  auch  Goelius  Antipater 


Grund  von  Polyb.  V,  19,  7.   rriv  'Elsiav^  rjtis  iatlv   dtg  n(fos  fiiaog  ^booqoV' 
fiivrj  nXBCazri  %aX  naXlCatri  x<6qu  Ttig  Aaxmvi%i\g). 

606)  Diod.  a.  a.  0.  tä  nßgl  'Jvvlßup  iy(fa(ptv  iv  ßißX^oig  btxd,  Nep. 
a.  a.  0.  huius  (Hannibälis)  hella  gesta  mülti  tnemoriae  prodiderunt,  sed  ex 
his  duOy  qui  cum  eo  in  castris  fuenmt  simulque  vixerunt,  quamdiu  fortuna 
passa  est,  Silenus  et  Sosilus  Lacedaemonius.  atque  hoc  SosyJo  Hannibal 
Htterarum  Graecarum  usus  est  doctore, 

607)  Polyb.  m,  20,  wo  er  §.  6  seine  Polemik  mit  den  Worten  schliesst: 
nqog  filv  ovv  tä  toiavta  xcöv  avyyQaiifiätmv^  ota  yqdtpn  Xatifiag  Hoi  2kx>a'6' 
log,  ovdlp  av  Öioi,  nXiov  liysiv  ov  yä^  taxoQÜxg,  dlXa  TtovQfanrjg  %al  nav- 
druiQv  XaXidg  ^fioiye  doxovat  td^iv  i%eiv  x«l  Svvaykiv,   Vgl.  Müller  a.a.O. 

608)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  100  f.  Bujack  De  Sileno  scriptore  Hanni- 
bälis, Königsberg  1859.  8.  (Doctordiss.). 

609)  Ath.  XII.  642  a  =  Fr.  8,  wo  Holstein  richtig  KaXa%xivog  fttr  KaX- 
Xaxiavog  hergestellt  hat  (da  er  ja  eine  sikelische  Geschichte  schrieb). 

610)  S.  A.  606  u.  Fr.  1  b.  Cic.  Divin.  I,  24,  48  f.  (s.  A.  618.  614). 

611)  Fr.  9  b.  Phot.  Zaqdoviog  ysXmgi  iv  &'  tmv  negl  Sv^anovaccg, 
Fr.  8  (s.  A.  609).  iv  x^itm  ZintXmmv.  Fr.  7  b.  Steph.  v.  Byz.  naXinrj:  ZtXr}- 
vog  dl  iv  dsvzigqi  (über  die  Eltern  der  Paliken),  wo  freilich  Bujack  S.  4 
vielmehr  an  S.  von  Chios  denkt,  s.  A.  612.  615. 

612)  Fr.  6  b.  La.  Di.  II,  11.  ZiXrivog  iv  vj  ngarrj  zmv  *IaroQimv:  Fall 
eines  Meteorsteins  (bei  Aegospotamoi  467  oder  465)  und  Aeusserung  des 
Anaxagoras  in  Folge  dessen.  In  die  sikel.  Gesch.  will  dies  nicht  recht 
passen,  aber  doch  auch  kaum  in  die  2  Bücher  Mv^mal  tetogiat  des  Silenos 
von  Chios  (Tzetz.  ad  Lyc.  786,  ygl.  Schol.  Od,  «,75,  dazu  Enstath. 
Od.  j,  407.  p.  1871),  an  welche  zweifelnd  Müller  S.  100.  Anm.  und  mit  Ent- 
schiedenheit Bnjack  S.  8f.  denken.  Weit  eher  können  ans  dieser  Fr.  4 
und  7  sein,  s.  A.  611.  615. 

613)  Wie   schon   C.  Peter  Die  Quellen   des   21.  n.  22.  B.  des  Liv. 


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638  Einnnd zwanzigstes  Capitel.    Geschicbtschreibung. 

sich  wenigstens  hie  und  da  ihm  anschloss^^^);  doch  seine  Ein- 
wirkung auf  die  Schriftsteller  der  Folgezeit  nicht  allzu  hoch  an- 
zuschlagen sein,  immerhin  jedoch  viel  höher,  als  man  hiernach 
erwarten  sollte  ^^^). 

(Naumburg  u.  Halle  1863).  S.  75  bemerkt  hat.  Das  ürtbeil  von  Cicero 
a.  a.  0.  §.  49,  der  ihn  nicht  selbst  gelesen  hat:  diligentissume  res  Hanni- 
balis  persecutus  est  hat  natürlich  Nichts  zu  bedeuten. 

614)  Mehr  erhellt  aus  Cic.  a.  a.  0.  (s.  A.  610)  nicht,  wo  freilich  auch 
der  zweite  Traum  des  Hannibal,  wie  Bujack  S.  3  darlegt,  nicht  bloss  viel- 
leicht, wie  Müller  schreibt,  sondern  ganz  gewiss  von  Coelius  aus  S.  ent- 
nommen ist.    Im  Uebrigen  aber  s.  auch  A.  616. 

616)  Die  Zahl  der  Fragmente  bei  Müller  beträgt  nur  9  (s.  A.  611.  612), 
von  denen  6  auf  die  Geschichte  des  Hannibal  kommen,  so  jedoch,  dass  das 
4.  b.  Solin.  Polyh.  1,  16.  p.  9,  1  S.  Momms.,  eine  mythisch-etymologische  Er- 
klärung von  Palatium,  von  Müller  selbst  nur  zweifelnd  diesem  S.  zuge- 
schrieben wird.  Zieht  man  auch  noch  die  beiden  anderen  unsichem  Bruch- 
stücke 6  und  7  (s.  A.  611.  612)  ab,  so  bleiben  im  Ganzen  nur  6  Gitate,  und 
diese  entfernen  sich  andrerseits,  so  weit  sie  nicht  blosse  Nebendinge  betreffen 
(Fr.  3.  8)  oder  ausdrücklich  als  Exempel  von  Lügenhaftigkeit  herangezogen 
werden  (Fr.  2  b.  Liv.  XXVI,  49,  3),  nicht  eben  von  dem  Charakter  jener 
drei  zweifelhaften.  Denn  sie  betreffen  die  beiden  Träume  des  Hannibal, 
wie  schon  bemerkt  (Fr.  1),  eine  fabelhafte  (Fr.  9)  und  eine  wirkliche  Natur- 
merkwürdigkeit, deren  Erklärung  durch  S.  dem  Strab.  111.  172  nicht  er- 
wähnenswerth  und  nur  ein  Zeichen  von  dessen  Unwissenheit  in  diesen 
Dingen  zu  sein  Scheint  (Fr.  6).  Mag  man  nun  über  die  Frage,  ob  und  wie 
weit  Livius  in  der  Darstellung  des  zweiten  punischen  Kriegs  den  Polybios 
benutzt  hat  oder  nicht,  denken  wie  man  will,  jedenfalls  ist  der  Versuch 
von  K.  W.  Nitzsch  in  V.  Sybels  bist.  Zeitschr.  1864.  S.  20.  Quellenanalyse 
von  Liv.  II,  1-IV,  8,  Rhein.  Mus.  XXIII.  1868.  S.  603  ff.  («  Die  röm. 
Annalistik,  Berl.  1873.  S.  11  ff.)  und  C.  Böttcher  Quaestiones  criticae  de 
T.  Livii  libris  XXI  et  XXll  fontibus,  Königsberg  1867.  8.  (Doctordiss.).  Krit. 
Untersuchungen  über  die  Quellen  des  Liv.  im  21.  u.  22.  B ,  Leipz.  1869.  8. 
(Jahrb.  f.  Fh.  Suppl.  N.  F.  V.  S.  361—444)  aus  diesem  und  anderen 
Gründen  misslungen,  sofern  Beide  die  Uebereinstimmungen  undAbweiohungen 
zwischen  Polyb.  u.  Liv.  durch  die  Annahme  erklären  wollen,  die  Haupt- 
quelle des  Polyb.  sei  S.,  die  des  Liv.  in  den  ersten  Büchern  Coelius, 
welcher  seinerseits  durchweg  dem  S.  gefolgt  sei,  gewesen.  8.  die  Gegen- 
bemerkungen von  F.  F(rieder8dorff?)  Philol.  Anz.  L  1869.  S.  66—67.  II. 
1870.  S.  330— 334,  besonders  aber  Wölfflin  Äntiochos  von  Syrakns  und 
Coelius  Antipater,  Winterthnr  u.  Leipz.  1872.  8.  S.  22  ff.  Friedersdorff 
hebt  gegen  Nitzsch  und  Böttcher  mit  Recht  hervor,  dass  Coelius  in  der 
3.  Dekade  des  Liv.  zwar  neunmal  citirt,  dabei  aber  siebenmal  seine  An- 
gabe zurückgewiesen  wird,  allein  er  selbst  hat  sich  später  (Das  26.  B.  des 
Liv.,  Marienburg  1874.  4.)  weiter  ausführend  dem  zweifellos  richtigen  Er- 
gebniss  Wölfflins  angeschlossen,  dass  allerdings  Coelius  die  eine  Haupt- 
quelle  des  Liv.  ist,  aber  Polyb.  die  andere.    Allerdings  hat  auch  Polyb. 


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Xenophon.    Eumachos.  639 

Xenophon  aas  ungewisser  Zeit  schrieb  auch  eine  Ge- 
schichte des  Hannibal*^^),  ebenso  der  erst  recht  einer  unge- 
wissen Zeit  angehörende 

Eumachos  von  Neapolis^"),  vielleicht  derselbe  mit  dem 
Verfasser  einer  nur  einmal  angefahrten  Periegese**^®). 

den  S.,  den  er  zwar  in  den  erhaltenen  Partien  nie  nennt,  gegen  den  aber, 
wie  Wölfflin  S.  44  f.  zeigt,  die  Polemik  III,  47,6  ff.  gerichtet  ist,  benutzt; 
ob  jedoch  in  so  ausgedehntem  Masse,  wie  auch  noch  Wölfflin  anzu- 
nehmen scheint,  darf  bis  auf  Weiteres  bezweifelt  werden.  Hier  kommt 
einerseits  der  Gegensatz  von  solchen  Stücken  bei  Liv.,  die  durch  Coel. 
aus  S.  geflossen  sind,  gegen  Polyb.  und  die  aus  diesem  stammenden  Partien 
bei  Liv.  in  Betracht,  andrerseits  das  Verhältniss  der  Berichte  anderer  Schrift- 
steller, wie  des  Nep.,  Dio  Casu.  und  Appian.,  so  weit  sie  unmittelbar  oder 
mittelbar  ausS.  herrühren,  zu  den  seinen.  Nach  letzterer  Richtung  hat  schon 
Bujack  manches  Brauchbare  geleistet.  Während  z.  B.  beim  Alpenüber- 
gang bei  Liv.  XXI ,  33  ff.  etwa  neun  Zehntel  aus  Polyb.  und  nur  der  Rest 
aus  Coel.  ist  (s.  Wölfflin  S.  47 ff.)  und  gerade  hier  (38,  7)  sich  eine  jener 
Zurückweisungen  des  Letzteren  findet,  ist,  wie  Bujack  S.  8.  A  2  hervor- 
hebt, die  zurückgewiesene  Angabe  mit  anderen  Worten  und  mit  dem  stark 
nach  S.  schmeckenden,  auch  bei  Appian.  Syr.  10  wiederkehrenden  Zusatz, 
dass  nach  Herakles  Hannibal  zuerst  mit  einem  Heere  die  Alpen  über- 
schritten habe,  auch  bei  Nep.  3,  4  zu  lesen.  Ob  Bujack  mit  Recht  die 
gesammte,  fast  durchweg  von  Polyb.  abweichende  Darstellung  des  Nep.  im 
Wesentlichen  aus  S.  herleitet,  ist  sehr  fraglich,  richtig  aber,  dass  sie  sich 
vielfach  mit  der  des  Dio  Cass.  berührt,  und  dass  Letzterer  (wie  in  geringerem 
Masse  auch  Appian)  vielfach  (z.  B.  in  Bezug  auf  den  Traum  des  Hannibal 
in  Spanien,  vgl.  Liv.  XXI,  22,  6 ff.,  femer  Liv.  XXII,  6,  8.  Coel.  b.  Cic 
Divin.  I,  36,  77  f.  Zonar.  VIII,  26)  mit  Coel.  u.  Liv.  auffallend  überein- 
stimmt. Auf  einiges  Weitere  kommt  Wölfflin  gelegentlich  zu  sprechen. 
Bujack  legt  aber  nicht  selten  auf  Aehnlichkeiten  Gewicht,  die  nichts  Cha- 
rakteristisches haben,  und  hält  offenbar  den  S.  in  einem  viel  zu  weiten 
Umfange  für  Quelle  des  Coelius,  der,  wie  Wölfflin  S.  28.  32.  37  f.  41—46 
u.  ö.  zeigt,  auch  aus  Fabius  Pictor  schöpfte  und  für  seine  durch  und  durch 
rhetorische  und  die  Geschichte  zu  Gunsten  der  Römer  fSIschende  Darstellung 
die  stark  für  Hannibal  parteiische  und  wohl  ohne  Zweifel  immerhin  verbal t- 
nissmässig  wahrheitsgetreue  des  S.  doch  nur  sehr  theilweise  gebrauchen 
konnte. 

616)  Vermuthlich  lebte  er  vor  Demetrios  von  Magnesia:  La.  Diog.  II,  69 
im  Homonymenverzeichniss :  xitaQtog  {Ssvotpmv)  o  lato^iav  *Avvißcc'C%rjv  ye- 
ygatpaag.  Ebenso  wenig  wissen  wir  von  dem  zweiten  dort  aufgeführten  X. 
'Ad^vaiog,  ddsXtpog  IIvd'OiStQcctov ,  tov  rr^v  Br^criida  nenoiri%6xogy  ysyQCKpmg 
aXXa  ZB  xal  Blov  'Eica^sivmvöov  aal  UelonCdov^  der  wohl  schon  ein  Zeit- 
genosse des  Epameinondas  war.    Vgl.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  101  f. 

617)  Fr.  1  Müller  a.  a.  0.  S.  102  b.  Ath.  XII.  577  a.  h  devts^a  tmv 
nsQl  UvvCßav  tcto^iwv. 

618)  Fr.  2   b.  Phleg.   Mirab.  18,   welches   auch   von  den  Karthagern 


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640  Einundzwanzigstes  CapiteL    GeBchichtschreibong. 

Menodotos  von  Perinthos^^^);  vermuthlich  Zeitgenosse  des 
Sosylos«*^*),  verfasste  'EXXrjvcxd  in  15  Böchern«^^).  Ob  er  der- 
selbe war  mit  Menodotos  von  Samos,  welcher  nach  der  Weise 
der  Periegeten  in  dem  Bache  täv  xatä  Sdfiov  ivdö^mv  ava- 
yQCLtpri  die  Merkwürdigkeiten  dieser  Insel  beschrieb^"),  steht 
sehr  dahin  ^^). 

Pythermos^")  von  Ephesos,  dessen  ^lötogiat  mindestens 
8  Bücher  umfassten^^^),  ist  uns  bereits  als  Quelle  des  Hegesan- 
dros  begegnet  ^^^);  wahrend  er  andrerseits  wiederum  wohl  nach 
Antiochos  I  oder  11  lebte ^''),  und  ist  also  wohl  unter  Anti- 
ochos  ni  und  lY^  jedenfalls  jedoch  vor  die  späteren  Zeiten  des 
Letzteren  zu  setzen. 

Antigonos,  welcher 'iraAtxa  verfasste,  isi^  wie  es  scheint, 
der  Zeit  zwischen  Timaeos  und  Polybios,  also  dem  Ende  des 
dritten  oder  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  angehörig  ^^. 

bandelt.    Eumacbua  b.  Plin.  Ind.  IV.  VI,  an  den  Vossins  erinnert,  ist 
jetzt  ans  dem  Text  entfernt. 

619)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  103  ff. 

620)  Wenigstens  nennt  ihn  Diod.  (s.  A.  621)  zusammen  mit  Sosjlos, 
8.  A.  606.  606.  Vgl.  Müller  a.  a.  0.,  der  es  für  wahrscheinlicher  hait^ 
dasB  M.  bis  etwa  217  hinabging,  als  dass  er  von  da  begann. 

621)  Diod.  XXVI,  4  zum  Jahr  218  oder  217:  Mrivodotog  o  üsaMiog 
tag  *Ellfivi7iäg  nQayiuatefag  iy^atpsv  iv  ßvßUoig  Ttevtsnaidencc. 

622)  Fr.  1  b.  Ath.  XV.  672  a.  678  d.  Fr.  2  b.  Ath.  XIV.  655  a.  ip  tä 
nsgl  xmv  %ata  t6  [tQOif  trjg  Za(Uag  ^HQCcg.  Dazn  kommt  das  schon  C.  20. 
A.  61  angef.  Fr.  3  b.  La.  Di.  11,  104  im  Homonymenyerzeichniss;  ob  der 
hier  citirte  M.  aber  der  Samier  und  das  Citat  aus  diesem  Werke  ist,  l&sst 
sich  nicht  entscheiden. 

623)  Müller  hält  es  freilich  für  unzweifelhaft,  da  Perinthos  Colonie 
von  Samos  war,  so  dass  allerdings  füglich  derselbe  M.  entweder  in  Samos 
geboren  und  später  nach  Perinthos  gegangen  sein  kann  oder  aach  rm- 
gekehrt 

624)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  487  f. 

626)  Fr.  2  b.  Ath.  VII.  289 1  nv^SQfiog  6  'Efpiüiog  h  TJf  oySo^  tmf 
'laxoQimv, 

626)  C.  18.  A.  22.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  IH«,  1.  S.  226  f.  A.  2. 

627)  Wenigstens  handelt  Fr.  2  von  „Themison  aus  Kypros,  dem  Ge- 
liebten des  Königs  Antiochos",  der  auch  von  Phylarch.  Fr.  7  b.  Ath.  X.  488  d 
erwähnt  wird. 

628)  Es  beruht  dies  freilich  nur  auf  der  nicht  ganz  unzweifelhaften 
Annahme,  dass  die  Liste  bei  Dionys.  v.  Hai.  A.  R.  I,  6  (vgl  A.  221.  2*^) 
streng  chronologisch  sei,  der  nach  den  A.  246  angef.  Worten  fortfährt: 
afMr  d^  TOVTOt;  Uvxiydpov  t«  lutl  Uolvßlov  %al  ZtXrjvov  xal  nvffüov  alUo^ 
xoCg   axtoCg  n(fayiiaaiv   av%   ofUiüag   imßaloTcmv,     Müller   F.  H.  6*  ^^' 


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Menodotos.    Pythermos.    AntigODOs.    Zenon.  611 

Zenon  von  Rhodos ^^^)  schrieb  in  der  ersten  Hälfte  des 
zweiten  Jahrhunderts  eine  Geschichte  seiner  Heimat^®), 
die  mit  den  ältsten  Zeiten  begann ^^^);  und  aus  welcher  Diodoros 
vielleicht  zum  Theil,  aber  nur  mittelbar  diese  Sagengeschichte  ^^^) 
und  unmittelbar  wahrscheinlich  die  Geschichte  des  Krieges  gegen 


S.  305  giebt  zwei  Fragmente  aus  Fest.  p.  266  Müll,  nnd  Plnt.  Romal.  17. 
Selbst  gelesen  hat  ihn,  wie  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  176 f.  hervor- 
hebt, keiner  dieser  Anctoren,  aach  Dionys.  nicht,  vgl.  A.  226.  Maass  De 
Sibyllanim  indicibns,  Greifswald  1879.  8.  S.  87  macht  sehr  wahrscheinlich, 
dass  das  Buch  de&  Polyhistors  Alexandres  über  Born  sein  Andenken  er- 
halten hat.  Ob  derjenige  A.,  welcher  eine  Periegese  von  Makedonien 
{Manedovtitri  ns(firiyricis.  Fr.  3  Müller  S.  306  b.  Steph.  v.  Byz.  'A^avxlg) 
schrieb,  derselbe  war  oder  ein  anderer,  ist  nicht  zu  entscheiden,  wahrschein- 
lich indessen  war  dieser  weder  mit  ihm  noch  mit  A.  von  Earystos  iden- 
tisch, s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  14 f.  177. 

629)  Müller  F.  H.  G.  UI.  S.  174—182. 

630)  La.  Di.  VII,  36  im  Homonymenverzeiohniss:  tghog  (Zrivaiv)*P6Siog 
ziiv  ivToniov  yeygafpag  lazoqCctv  ivtaücv  {ßvvaCav  Casaubonus,  h  la 
Menage,  iv^avatatav  Müller).  Polyb.  XVI,  14,  1  ff .  (=  Fr.  8).  iyesl  di 
tLvss  tmv  Tag  xaTa  iiiqog  yQatpovtmv  nqa^sig  y^ygatpaüi  xal  nB^l  tovtoav 
TÖäv  TtaiQoav  .  .  .  ßovXofLUi.  pQccxia  nsgl  avxmv  ducXs%^vaL  noiriaoy,ai  d\  i^^ 
ov  ngbg  Snavtag^  dlX'  oaovg  Xa^kßdva  fivi}iirig  d^iovg  ilvai.  nal  SucatoXrjg' 
slal  d'  ovTOi  Zrivoav  xal  'Avticd^ivrig  ot  *P6dioi  .  .  .  natu  tovg  Ticcigovg  ysyo- 
vaai  xal  nagt.  nsQi  {itsifittmg  iv  ry  atpixig^  nax(fCdi  Hnltsch)  nBnoXlzBvv- 
zai  xal  %a&6Xov  nsnoCrivtai  xriv  ngayfiatsiav  ovx  (0(psXs/ag  zuq^Pj  dXXä 
So^rjg  xal  tov  na^T^noiftog  uvSqdöi  noXiTi%oLg,  Es  folgt  dann  eine  Beihe 
von  Ausstellungen  bis  20  z.  £.,  durch  welche  Polyb.  zu  zeigen  sucht,  dass 
Z.  und  Antisthenes  aus  Localpatriotismus  die  Geschichte  verfUlscht  haben. 
17,  9  heisst  es:  tig  ovv  slxotcag  av  Zrivtovi  ftfi^^atTO,  9t,6xi  xo  nX^tov  ov 
TtBfjl  X71V  xmv  ngayfiäxcov  irjxriotv  ovdh  nsQl  xov  xsigtcftov  xfg  vno^icsmg^ 
aXXa  nsQl  xriv  xfg  Xi^scag  naxacuevriv  iünovdane  xal  driXdg  iaxi  noXXdittg  inl 
xovxm  asiLvvvoiievog  %.  x.  X.;  Vgl.  16,  8.  20,  6  f.  C.  19.  A.46.  Müller  F.H.  G. 
II.  S.  336  f.  III.  S.  278  vermuthet,  dass  in  der  prienischen  Inschrift  C.  I.  G. 
II.  S.  673.  No.  2906  aus  der  Zeit  zwischen  240  und  140  der  verstümmelte 
Name  ....  cDy^a^  *P6Siov  des  rhodischen  Geschichtschreibers  zu  dem 
seinen  zu  ergänzen  sei. 

631)  Diod.  V,  66,  7  («=  Fr.  1),  nsql  ^Iv  ovv  xmv  aQxaioXoyovfLivtov 
naqä  'PodCoig  ovxoa  xivsg  fivd-oXoyovaiv  iv  olg  iöxi  xal  Zrivoav  o  xot  nsql 
xavxrig  avvta^dfisvog, 

632)  V,  66—69  (=  Fr.  1.  2).  Unmittelbare  Benutzung  nimmt  Lobeck 
Aglaoph.  S.  1184,  wenigstens  vollständige  auch v.  Wilamowitz  HermesXVIII. 
1883.  S.  429  an;  mir  scheint  Bethe  Herm.  XXIV.  1889.  S.  422  f.  Recht  zu 
haben,  wenn  er  die  unmittelbare  Quelle  vielmehr  in  des  Apollodoros,  der 
u.  A.  auch  den  Zenon  benutzt  haben  mag,  Commentar  zum  Schiffskataloge 
sucht,  vgl.  C.  27.  A.  48^. 

StrBBMixUi,  griech.-alex.  LiU.-Qe80h.  L  *  41 


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G42  Einandzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibnng. 

Antigonos  und  Demetrios  Poliorketes®^)  geschöpft  hat  Diese 
Schrift  war  aber  mehr  auf  den  Glanz  der  Darstellung  als  auf 
die  genaue  Richtigkeit  des  Inhalts  berechnet^). 

üeber  Antisthenes  von  Rhodos  s.  C.  19. 

Poseidonios^**^),  ein  Zeitgenosse  des  Perseus  (179—168), 
beschrieb  mit  entschiedener  Parteilichkeit  für  den  Letzteren 
dessen  Geschichte  in  mehreren  Büchern^*).  Vielleicht  war 
er^^^)  derselbe  mit  dem  Sophisten  und  Historiker  Poseidonios 
aus  Olbia  oder  Olbiopolis  in  Sarmatien,  welcher  eine  Schrift 
über  dieDnjestergegend  (nsQltijs  TvQtrxijg  xaXoviidvijg  xcigag), 
femer  *jlrrtxal  t6toqiav  in  4  und  Atßvxd  in  11  Büchern 
verfasste^^^)  und  auch  wohl  der  wirkliche  Urheber  der  von 
Anderen  dem  Poseidonios  von  Alexandreia  beigelegten®^^)  rhe- 
torischen Arbeiten  MeXitai  ^tjtoQLxai  und  ^Tno^etfsig  elg 
/Jri(io6d-ivi]  war,  während  die  auf  uns  gekommene  Behauptung, 
er  sei  es  auch  von  den  beiden  berühmten  Werken  des  Posei- 
donios von  Rhodos  nsgl  mxsavov  und  der  Fortsetzung  des  Poly- 
bios  gewesen  ^^),  geradezu  unbegreiflich  ist. 


688)  XX,  81—100.    8.  Müller  S.  178. 

684)  Polyb.  XVI,  17,  9,  8.  A.  680. 

686)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  172  f.,  vgl.  S.  249  f. 

686)  Plnt.  Aem.  Panl.  19  («■  Fr.  1).  Tloaeidmmog  tig  iv  inftvoig  totg 
Xq6poi£  %al  tatg  nQaieai  yeyovivai  Xiyaif,  tcxo^Cav  S\  ytyQcctpÄg  nsgl  11  fg- 
cimg  iv  nXsioai  ßißUovg  %.  x.  X.,  Bach  welchen  Worten  sein  vertheidigender 
Bericht  über  Perseus  im  Gegensatz  zn  dem  vorher  mitgetheilten  anklagenden 
des  Polybios  angegeben  und  mit  den  Worten  tccvxa  [Lkv  ovv  h  TIoaBtötoinog 
vn\q  xov  TlBQaicag  ifcoXoyeixcci  geschlossen  wird.  Dazu  Fr.  2. 8  ebend.  20.  21. 

687)  Wie  Bake  De  Posidonio  Rhodio  8.  264  vermnthet  hat. 

688)  Suid.  IloasiSmvtog  'OlßtonoXkfjg  coq>iaxfjg  nal  taxoQiuog  .  .  .  nsgl 
xr^g  TvQiiiiig  nctXoviuivrig  xcoQag,  'Axxmäg  [cxoQÜcg  iv  ßißXoig  S\  Aißvuä  iv 
ßißXCoig  ta    xal  aXXa  xivdc.    Vgl.  A.  640. 

689)  In  dem  Artikel  Tloasidciviog  'AXB^avSQBvg  b.  Snid.  heisst  ee  nach 
den  G.  2.  A.  292  angef.  Worten  znn&chst  fälschlich:  iyqucfpsv  UxoQ^tcv  vrjv 
fisxä  UoXvßiov  iv  ßißXloig  vß'  Isoag  xov  noXifiov  xov  Kv(fTjvat%ov  fitd  Ilxots- 
yLuCov  (s.  G.  29.  A.  192),  dann:  MBXixag  ^rjxoQinäg  ^tuniy  'Ttro^icBig  Big 
Jrinoa^ivfi.  nctl  olfurt  xuvxa  yMlXov  Tloan^mvlov  xov  cotpusxov  Blvat  xov 
'OXßionoXCxov.  Jedenfalls  war  P.  von  Alexandreia  nicht  der  Yerfiisser,  denn 
unmittelbare  Schüler  des  Zenon  von  Kition  wie  dieser  schrieben  Dergleichen 
nicht.    Bernhardy  hält  den  Rhoder  für  den  Urheber. 

640)  Ob  sich  in  der  eben  (A.  689)  angef.  Stelle  des  Snid.  xavxa  bloss 
auf  die  beiden  rhetorischen  Schriften  oder  auch  auf  das  GeBchichtswerk 
beziehen  soll,  ist  zweifelhaft,  aber  in  dem  A.  688  mitgetheilten  Artikel 
desselben   steht   unmittelbar   hinter  taxof^iyiog  noch  nBffl  xov  mnsavov  %al 


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Poseidonios.    Hegesippos  y.  Mekjberoa.  643 

Hegesippos  von  Mekybema®*^)  aus  ungewisser  Zeit,  aber 
doch^  wie  es  scheint^  spätestens  aus  der  ersten  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts^**)  schrieb  zwei  Localgesehichten,  eine  von  seiner 
Heimat  und  eine  von  Miletos,  naXXf^vcaxd^^)  und  MiXtiei- 
axa^*).  Von  beiden  sind  uns  nur  Bruchstücke  aus  der  Sagen- 
zeit geblieben,  dies  ist  ja  aber  noch  kein  Beweis  dafür,  dass  er 
sie  nicht  über  dieselbe  hinaus  fortgeführt  hätte^^).  Es  ist  be- 
merkenswerth,  dass  von  Eonons  fünfzig  Erzählungen  mindestens 
ein  Zehntheil  im  Gebiet  der  Chalkidike  spielt,  und  dass  bei 
sieben  bis  acht  derselben  die  spärlichen  Reste  des  Hegesippos 
noch  heute  mit  einer  ziemlichen  Wahrscheinlichkeit  den  Schluss 
gestatten,  er  habe  in  ihnen  dessen  Bach  über  Pallene  zur  Quelle 
gehabt^*).    Ausdrückliche  Spuren  dieses  Schriftstellers  sind  uns 

x&v  %ax*  avtovy  und  ein  alter  Zusatz  zu  Suid.  TLoXv^ioq  lautet:  latiov  81 
oti  diadi%stai.  xiiv  Tlolvß^ov  tatoqCav  TIoaBidohiog  'OlßionoX^trjg  ao(pi.ati^g. 

641)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  422—424.  Hoefer  H.  v.  M.,  in  Konon, 
Greifswald  1890.  8.  S.  68—68. 

642)  Dies  scbliesst  Hoefer,  wenn  auch  zweifelnd,  aus  Pseudo-Skymn. 
640  f.  sU*  iati  %6Xnog  Isyofisvog  ToQmvtHog,  ov  ngotSQOv  Ijv  ttg  MrjuvßsQva 
Hsiiiivri  (20  Stadien  von  Olyntbos).  Stände  es  fest,  dass  Euphorien  Fr.  LV 
aus  H.  geschöpft  hat  (vgl.  C.  14.  A.  99)  und  nicht  umgekehrt  (vgl.  A.  644), 
so  müsste  Letzterer  beträchtlich  früher  gelebt  haben. 

643)  Steph.  v.  Byz.  M7i%vßsQvci,  noXig  UccXXijvrig,  trjg  h  SQfjiyij!  Xsq- 
Qovi/iaov  ...  0  noXitrjg  MriTuvßsQvatog*  ovxmg  yo!p  dvacpigstcci  ^Hyriemnog 
<6>  xä  üaXXriViaTiä  avvxsxaxcag  x.  t.  Z.  Dionys.  v.  Halik.  A.  R.  1, 49  («  Fr.  3). 
KstpdXmv  FsQyCQ'iog  Tial  ^Hyi^amnog  o  nsgl  TlaXXi/ivTjg  y^dtpagy  avdQsg  dgxaiot 
xal  Xoyov  ä^iot  (s.  C.  27.  A.  16).  Beischr.  z.  Parthen.  6  (=  Fr.  1).  Usxoqst 
dioyhng  0.  Ssayivng,  s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  510  und  C.  88.  A.  806^») 
nal  'Hyri<smnog  iv  TIaXXrjvicc%oi:g,  Steph.  JTaXX^vi].  Schol.  Pseudo-Eurip. 
Rhes.  28.  *H.  iv  xotg  TlctXXriPtaiiorg  («-  Fr.  2.  6).  Dazu  Fr.  5  und  auch 
wohl  Fr.  7. 

644)  Beischr.  z.  Parthen.  16.  Iöxoqbi  ^Hyriüinnog  MiXrjaiccnmv  a.  Ebenso 
Euphorien  Fr.  LV,  s.  A.  642  und  Meineke  An.  Alex.  S.  97  f.  Vgl.  Beischr. 
z.  Parthen.  14.  taxoqst  'AQiaxoxiXrjg  xal  ot  xu  MiXrjaiaiici, 

645)  Ob  man  aus  der  Zusammenstellung  mit  Eephalon,  unter  dessen 
Namen  Hegesianax  fabelte  (s.  G.  27.  A.  15.  16)  bei  Dionys.  v.  H.  (s.  A.  648), 
dem  seinerseits  Beide  alt  und  glaubwürdig  scheinen,  schliessen  darf,  dass 
er  gleich  Hegesianax  sich  stark  in  eignen  Erfindungen  ergangen  habe,  yer- 
mag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

646)  4.  7.  10.  18.  20.  82.  46  und  yielleicht  17.  Dies  hat  Hoefer  er- 
mittelt,  dessen  Begründung  sich  aber  nicht  in  knappem  Auszug  wiedergeben 
lässt.  Vgl.  zunächst  Eon.  10  mit  H.  Fr.  1.  2,  Eon.  82  mit  H.  Fr.  6,  Eon.  46 
(mit  Ausnahme  des  Schlusssaizes)  mit  H.  Fr.  8  (Gründungssage  von  Aeneia, 
später  Aenos),  Eon.  18  mit  Steph.  Z%imvri  (wo  freilich  H.  nicht  genannt, 
aber  nach  Fr.  2.  Eon.  10  als  Quelle  zu  yermuihen  ist):  Gründungssage  von 

41* 


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644  Einimdzwaiizigstes  CapiteL    Geschichtschreibong. 

abgesehen  hievon  besonders  bei  Parthenios,  Dionysios  von  Ebli- 
kamassos  und  Stepbanos  von  Byzantion  geblieben  ^^. 

lason  von  Eyrene^  ohne  Zweifel  ein  Jude,  schrieb  eine 
Geschichte  der  Makkabaeerkämpfe  unter  Antiochos  IV  Epiphanes 
und  Antiochos  Y  Eupator,  frühestens  also  um  160,  möglicher- 
weise aber,  ja  wahrscheinlich  geraume  Zeit  später,  in  5  Büchern^ 
von  welcher  das  sogenannte  zweite  Buch  der  Makkabaeer  ein 
Auszug  ist^. 

Araethos^^),  spätestens  ein  Zeitgenosse  des  Aristarcheers 
Parmeniskos^^^),  wahrscheinlich  aber  früher  ^^*),  aus  Tegea^*^*) 
verfasste  ^AQxaSLxd^^^). 

Aristippos,  spätestens,  wie  es  scheint,  derselben  Zeit  an- 
gehörig,  aber  gleichfalls  wahrscheinlich  früher^^),  schrieb  des- 
gleichen 'j^QxaStxä  in  mindesten  2  Büchern^. 

Derkylos  ohne  Zweifel  aus  Argolis*^   schrieb  'jdQyoXtxa 

Skione.  „H.  beschränkte  sich  nicht  streng  auf  Pallene,  sondern  sog  auch 
Sagen  der  nächsten  Umgegend  (wie  Aeneia)  mit  hinein,  suchte  auch  zu 
motiviren,  wie  die  yerschiedenen  Sagengestalten  ins  Land  gekommen  seien, 
wie  sich  dies  in  der  eigenthümlichen  Verbindung  der  Proteus-  mit  der 
Kadmossage  (Kon.  32,  vgl.  [Philargyr.]  z.  Verg.  Geo.  IV,  390.  391)  zeigt. 
Auf  Pallene  erscheint  Proteus  zuerst  bei  Lykoph.  AI.  115  ff.,  mit  dessen 
Worten  die  Behauptung  y.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  27.  A.  15 
(s.  darüber  Hoefer  S.  66  f.)  nicht  übereinstimmt".    (Hoefer). 

647)  S.  A.  643—646. 

648)  Wie  der  VerÜMser  desselben  ausdrücklich  selber  sagt:  2,  19—24: 
vno  'luamvos  tov  Kv^vuiov  9e9riXa>iiiv9t  9ici  niwe  ßißXlmv  nsi^acoiisd-ec 
dl'  Bvog  övvtuYncttog  imtsfiEiv.  Vgl.  Müller  Scr.  AI.  M.  S.  161  und 
C.  38.   A.  30. 

649)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  318  f.  Dass  "A^at^og  und  nicht  'AqüciS^os 
der  richtige  Name  ist,  zeigt  Robert  Erat.  Cai  S.  227.  A.  14. 

650)  Denn  die  Anführung  bei  Hygin.  Astron.  II,  1  (»  Fr.  1)  stammt, 
wie  Robert  zeigt,  aus  diesem,  s.  C.  80.  A.  106. 

651)  Fr.  5  »  Schol.  Pseudo-Eurip.  Rhes.  36  scheint  auf  Apollodoros 
ns^l  d-Brnv  zurückzugehen,  s.  G.  27.  A.  58. 

652)  Fr.  1.  5  (s.  A.  650.  651). 

653)  Dionjs.  Hai.  A.  R.  I,  49  —  Fr.  3. 

654)  Fr.  2  b.  Schol.  Theoer.  I,  3  scheint  wiederum  aus  Apollodoros 
ncQl  d'smv  herzurühren,  s.  C.  27.  A.  58. 

655)  Das  1.  B.  wird  b.  Clem.  Strom.  I.  322  D  («  Fr.  1)  und  Schol. 
Theoer.  a.  a.  0.  angeführt,  vgl.  SchoL  Apoll.  Rh.  III,  1087.  iv  'A^nadixoig 
(—  Fr.  3).  La.  Diog.  HI,  83  im  Homonymenyerz.  dBvteQog  (AQ^üttnnog)  6 
tä  n$Ql  *AQT€a9Cag  f^dipag, 

656)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  386—388.  y.  Wilamowitz  Homer.  Unter- 
suchungen S.  180.  A.  26. 


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lason.    Araethos.    Aristippos.    Derkylos.  645 

in  mindeetens  3  Büchem*^^,  welchen  er  für  die  Sagenzeit 
namentlich  ein  altes  Epos  des  Agias  mit  wiederholter  ausdrück- 
licher Berufung  auf  dasselbe  zu  Grunde  gelegt  zu  haben  scheint*^). 
Er  dürfte  hiemach  eher  der  älteren  als  der  späteren  Alexan- 
drinerzeit angehört  haben  •^).  Ob  er  jedoch  den  Deinias  oder  ob 
nicht  vielmehr  dieser  ihn  angeführt  hatte,  erscheint  zweifelhaft^. 


667)  Fr.  3  b.  Clem.  Strom.  I.  326  D,  s.  A.  658. 

668)  Wahrscheinlich  (s.  auch  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  416 f.),  obgleich 
Welcker  Ep.  Cycl.  I*.  S.  261.  A.  467  imd  Müller  a.  a.  0.  nnd  S.  292  f. 
anderer  Meinnng  sind,  ist  dies  derselbe  Agias  oder  Hagias  von  Troezene, 
welchen  Prokl.  Chrest.  p.  240,  11  f.  Westph.  (wo  Avyluv  verschrieben  ist) 
sei  es  mit  Recht,  sei  es,  wie  wahrscheinlicher,  mit  Unrecht,  als  Urheber 
der  homerischen  Noatoi  bezeichnet,  nnd  ebenso  (nach  der,  wie  Hiller 
Rhein.  Mns.  XXXL  1876.  S.  87  f.  zeigt,  allein  richtigen  Verbesserung 
K.  F.  Hermanns  *AyCa  xov  ftlr  aamoizov)  der  nämliche  Argeier  Agias, 
welcher  bei  Ath.  XIII.  610  c  als  Dichter  einer  'iXCov  nigatg  erscheint,  kein 
Anderer  endlich  doch  wohl  auch  Hegias  (HyCag)  von  Troezene  bei  Paus.  I, 
2,  1,  wo  eine  Dichtung  desselben  angefahrt  wird,  sicherlich  nicht  (wie 
Welcker  a.  a.  0.  S.  263  f.  und  Andere  meinten)  die  N6ctot,  s.  Kirch- 
hoff Die  homer.  Odyssee  S.  838.  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  342.  Der 
Schreibfehler  AvyUag  kehrt  wieder  Schol.  T  H.  ^,  690,  wo  nach  einander 
Avysiag  iv  a  'Af(yoli%&v  und  TBXiaa^%og  h  'Agyaliiioiq  (=  Fr.  2)  citirt 
werden;  die  Vermuthung  von  Müller  S.  346,  dass ' z^f ly^crff  für  Avya^ag 
herzustellen  sei,  ist  mithin  unrichtig,  sehr  ansprechend  dagegen  die  von 
Wilamowitz  S.  334;  A.  1,  dass  auch  die 'AQyoXind  des  Telesarchos 
(s.  Müller  a.  a.  0.  S.  508),  bei  Sex.  Emp.  Math.  I,  260  =«  Fr.  2  in  einem 
wahrscheinlich  (s.  C.  27.  A.  58)  auf  Apollodoros  zurückgehenden  Citat  'A^yo- 
Xix6g  genannt,  ein  Epos  gewesen  seien,  vielleicht  ein  Werk  des  auf  der 
borgiaschen  Tafel  erwähnten  Epikers  Telesis  von  Methymna,  und  dass 
man  auch  in  dem  fälschlich  in  Telesilla  geänderten  Telesias  bei  Pseudo- 
Apollod.  Bibl.  in,  6,  6  ebendenselben  Dichter  zu  erkennen  habe.  Die  ver- 
bundene Anfährung  von  Agias  nnd  Derkylos  findet  sich  dreimal:  Ath.  III. 
86  f.  'Ayiag  dl  xal  JeQ%vXog  h  'A(fyoXi%oig,  Schol.  Eurip.  Tro.  16.  ot  negl 
'Ay{av  xcrl  ^«pxtJXov  (=  Fr.  1).  CJlem.  a.  a.  0.  (=»  Fr.  8).  'AyCag  d\  %al  Jsq- 
yivXog  h  -üjj  tQ^trj  y  und  diese  Anführungen  deuten  hinsichtlich  des  Agias 
in  der  That,  wie  Wilamowitz  sagt,  auf  „ein  argivisches  Epos  hin,  das 
die  Zerstörung  Troias,  die  Heimkehr  und  die  weiteren  Geschicke  der 
Könige  von  Argos  erzählte**.  Räthselhaft  ist  mir  nur,  wie  Agias  in  einem 
solchen  den  Tag  von  Ilions  Zerstörung  so  bezeichnen  konnte,  dass  D.  Fr.  3 
ihn  danach  auf  den  eines  makedonischen  Monats  (privog  navi(Aov  [narrj- 
fiov7]  oydofi  q>&(vovxog)  zu  berechnen  im  Stande  war. 

659)  Auch  die  eben  erwähnte  Anwendung  der  makedonischen  Monats - 
rechnung  bei  ihm  weist  auf  eine  Zeit  vor  dem  Untergange  des  make- 
donischen Reiches. 

660)  Fr.  2  b.  Schol.  Find.  Ol.  VII,  49.   ot  dl  nsql  Jetviap  xal  zfa^v- 


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646  Einundzwanzigstes  Capitel.    GeBchiohtschreibimg. 

Kr a tipp 08^^)  verfasste  ein  Geschichtswerk,  welches  den 
peloponnesischen  Krieg  und  die  nächstfolgenden  Jahre  bis  zu 
einer  gewissen  Herstellung  der  athenischen  Macht,  mindestens 
bis  zur  Vernichtung  der  spartanischen  Flotte  bei  Knidos  (394) 
durch  Konon,  aber  wohl  auch  nicht  weiter  umfasste^*)  und 
namentlich  darauf  angelegt  war  das  theils  wirklich  theils  nach 
der  Meinung  des  Kratippos  bei  Thukydides,  über  dessen  Arbeit 
er  sich  eine  wunderlich  verkehrte  Anschauung  gebildet  hatte  ^'), 
und  man  darf  wohl  hinzusetzen^  bei  Theopompos  noch  Fehlende 
zu  ergänzen  ^^^).    Jünger  auf  der  einen  Seite   als  Zopyros  oder 


Xov,  Denn  daraus,  dass  D.  an  letzter  Stelle  steht,  folgt  keineswegs,  wie 
Müller  glanbt,  das  Ersteie,  und  Wilamowitz  behauptet  das  Letztere 
zwar  sehr  zuversichtb'ch,  giebt  aber  keinen  Grund  an.  —  üeber  die  unter 
dem  Namen  des  D.  von  Fseudo-Plut.  de  fluv.  u.  Parall.  min.  erdichteten 
Schriften  s.  Fr.  6—9.  12.  Dass  die  ne^l  Xi^tav  (de  fluv.  19,  4  —  Fr.  10) 
wirklich  existirte,  darf  wohl  aus  dem  Citat  des  Derkjllos  bei  lo.  Lyd. 
de  mens.  UI,  8.  p.  36,  1  Bekk.  («»  Fr.  11)  geschlossen  werden,  aber  der 
Verfasser  war  wohl  ein  anderer.  Ob  endlich  D.  auch  Bomti%a.  schrieb 
oder  Fr.  4  b.  Schol.  Eurip.  Phoen.  7  doch  auch  aus  den  'AftyoU%d  ist, 
steht  dahin. 

661)  Maller  F.  H.  G.  II.  S.  74—78. 

662)  Plut.  De  glor.  Ath.  1.  346  E.  av  yccQ  dvili^g  tovg  nQcixxovtag, 
ovx  H^iS  'tovg  yqatpovtag.  äveXs  xriv  Ue^iTtliovs  noXmUtv  %ot\  xcc  vavftaxa 
7t(f6g  FCm  ^O(f(i{<opog  x^onata  xal  xäg  nsffl  Kvd^na  i^ui  MiyaQCt  xcrl  K6qiV' 
d-ov  avd^ayot^iag  Nmiov  %al  xrjv  Jrjitocd'ivovg  IIvXov  xal  xovg  KXewvog 
xBXQa%oo(ovg  alxfkaXfaxovg  %al  ToXftiiav  IlsXonovvricov  nsQinXiovxa  xal 
MvQfoviSriv  vi%mvxu  Botmxovg  ip  Olvotpvxoig'  xcrl  Gov%vd£6rig  cot  9iayi- 
yganxcii,  ävsXs  xä  ne^l  * EXXricnovxov  'AXiufiutdov  vsavisvfiaxa  xal  xä  ngog 
Aiüßov  ßqaavXXov  xal  xrjv  vnb  QrjQafiivovg  xfjg  oXiyuQX^cig  %cexaXvaiv  xal 
BQaavßovXov  %al  'jQXivov  xal  xovg  dno  ^Xr^g  Ißdofir^-Kowa  xoro;  xrjg  Z%a^ 
xiaz&v  riyBiLOvCug  dviaxafkivovg  xal  Kovmvu  ndXiv  ifißtßdiovta  xocg  *A9^vag 
big  xr^v  &dXaxxccv'  xal  K^uxinnog  ay^/^rai. 

663)  Dionys.  y.  H.  de  Thuc.  16  »  Fr.  2:  Thukydides  habe  eingesehen, 
dass  die  in  die  ersten  7  Bacher  eingewobenen  Beden  nicht  bloss  der  Dar- 
stellung der  Begebenheiten  hinderlich  gewesen  seien,  sondern  auch  den 
Lesern  lästig  fielen  (ov  ii^dvov  xaig  ngd^ECiv  .  .  .  i^tnoSav  ysyevria^ai  .  .  . 
dXXd  Tiial  xoig  dnovovaiv  oxXriQoig  elvcti),  und  daher  habe  er  das  8.  ohne 
Reden  gelassen,  dann  aber  habe  die  so  entstandene  Bnntscheckigkeit  des 
Werkes,  wie  es  scheine,  ihm  die  VoUenduDg  desselben  verleidet.  Dass  ein 
Zeitgenosse  des  Thukydides  ein  so  -  thörichtes  ürtheil  nicht  fällen  konnte, 
hat  Müller  S.  77  mit  Recht  bemerkt. 

664)  S.  Müller  S.  76. 

666)  Dionys.  unmittelbar  vor  den  A.  663  angef.  Worten:  Kqdxmnog  o 
avvct%itdcag  avx6  xal  xit  na^ixXHtpd'ivxa  in'  ccvxov  avvccyaynv. 


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Eratippos.    Diophantos.  647 

frühestens  mit  diesem  gleichzeitig  ^^^),  muss  er  auf  der  anderen 
beträchtliche  Zeit  vor  Dionysios  von  Halikamassos  gelebt  haben^ 
da  dieser  sonst  doch  wohl  schwerlich  das  grobe  Versehen  be- 
gangen hätte  ihn  für  einen  Zeitgenossen  des  Thukydides  zu 
halten^^^);  und  so  wird  man  ihn  wohl  kaum  später  als  ins 
zweite  Jahrhundert  setzen  dürfen,  ja  es  ist  möglich;  dass  er  be- 
reits im  dritten  gelebt  hai 

üeber  Zopyros  selbst  aber  s.  C.  36. 

Diophantos^^®),  Verfasser  von  Ilovrixal  CörofiaL  in 
mindestens  2  Büchem^^),  hatte  dies  Werk  zum  Wenigsten  vor 
Ägatharchides  geschrieben  ^^^).  Wohl  ein  anderer  Mann  gleichen 
Namens  aus  späterer  Zeit  war  der  Lakedaemonier,  von  welchem 
bei  Fulgentius  14  Bücher  Antiquitäten  und  eine  Schrift  de  sacris 
deorum  angeführt  werden*'^),  wenn  anders  dies  nicht  eine  blosse 
Schwindelei  ist^'^^). 

666)  Marcelliu.  V.  Thac.  §.  32  »  Fr.  3.  Ji9viiog  d'  iv  'A^vaig  cino 
tijg  tpvy'qs  iWovxa  ßiaCco  ^avdt<p  (näml.  Govxvdldriv)  dno^avsiv'  tovro  di 
(pTjai  Z<onvQOv  tcto^siv  x.  t, }., ,  dann  §  33.  ^yco  8\  ZmnvQOv  XrjQttv  wofUim 
Xiyovxa  zovtov  iv  B^dny  (Azti%^  mit  Recht  Poppo)  tetsXsvtrfiiivat,  %av 
dXri^Bvsiv  vofiiijj  ^^c(l^  (so  Sasemihl)  Ki^tutnog  avx6v.  Das  Dazwischen- 
stehende  gehört  dem  Didymos  an,  und  es  ist  kein  Grand  zn  glauben,  dass 
er  irgend  Etwas ,  wie  z.  B.  das  Citat  des  Philochoros  g.  32.  p.  193,  168  ff. 
Weeterm.,  aus  Zopyros  genommen  hat  (s.  vielmehr  Wilamowitz  Thuky- 
dideslegende,  Herm.  XII.  S.  340 ff.);  mit  Unrecht  schliesst  also  Müller 
a.  a.  0.  IV.  S.  533  aas  dieser  Stelle,  Zopyrum  .  .  .  Fhüochoro  iuniorem  .  .  . 
fuisse.  Andrerseits  darf  man  auch  nicht  mit  Meier  Opusc.  IL  S.  155. 
A.  345  ''EQuinnog  für  Kgatinnog  oder  mit  M.  Schmidt  Didym.  S.  324 
KgdreQog  schreiben  oder  sonst  eine  Goigeotur  versachen,  die  lediglich  aas 
dem  Yorurtheil  entspringt,  als  ob  Dionys.  mit  Recht  den  E.  als  Zeit- 
genossen des  Thukydides  bezeichnet  hätte.  Mit  M.  Schmidt  a.  a.  0. 
S.  423  ZoinvQOv  anzuzweifeln  und  Zuxvqov  zu  yermuthen  ist  gleichfalls  nicht 
der  geringste  Qrund. 

667)  S.  A.  665.        668)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  396  f. 

669)  Schol.  Apoll.  Rh.  III,  242  (»  Fr.  1).  Jtotpccvxog  (so  Müller 
f.  Jio(pdv7ig)  dl  iv  tj  ä  xav  IIovxiTtinv  taxoiftmv.  Vgl.  Steph.  A^ßvaxCvot 
(—  Fr.  2).  J,  iv  UovxfKoig  (so  Müller  f.  noUxinoCg). 

670)  Denn  Letzterer  rühmt  in  der  schoo  mehrfach  (A.  117.  260.  C.  11. 
A.  27)  angezogenen  Stelle  M.  R.  §.  64  (bei  Phot.  Cod.  250.  p.  454^  34)  ihn 
wegen  seiner  Beschreibung  der  nördlichen  Gegenden.  Dass  auch  Alexandres 
der  Polyhistor  ihn  benutzte,  erhellt  aus  Fr.  3  (=-  Alex.  Fr.  33)  b.  Steph. 
'^ßiOi  .  .  .  'JXi^ctvdifog  iv  xm  neql  Ev^e^vov  novxov^  mg  diofpavxog^  slnsv 
ovzm  Xiysa^ai  avxovg  diu  x.  x.  X.,  s.  dazu  Müller.    VgL  C.  38.  A.  92. 

671)  Fulgent.  Mythol.  I,  1.  Voc.  antiqu,  interpr.  y.  nefrendes.  Müller 
a.  a.  0.  S.  397. 


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648  Einundzwanzigstes  Capitel.    Geschichtschreibnng. 

Schon  hier  mag  endlich  auch 

Apollonios®'*)  der  Erzpriester  aus  Letopolis  in  Aegypten, 
welcher  später  zu  Aphrodisias  in  Karlen  lebte*'^,  behandelt 
werden,  obgleich  sich  seine  Zeit  nur  dahin  bestimmen  lässt,  dass 
er  frühestens  unter  Ptolemaeos  Philadelphos*'*),  andrerseits  wahr- 
scheinlich vor  Alexandros  dem  Polyhistor*'*),  also  wohl  ungefähr 
zwischen  260  und  100*'*)  seine  karischen  Geschichten  (KaQixa) 
in  mindestens  18  Büchern*")  schrieb.  Stephanos  von  Byzantion 
hat  uns  aus  diesem  Werk  noch  eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl 
von  Bruchstücken  erhalten*'*),  in  denen  sich  allerlei  sonst  un- 
bekannte Nachrichten  aus  dem  Gebiet  der  Sage  und  der  Ge- 
schichte und  allerlei  seltsame  Etymologien  finden*'^).    Von  zwei 


671^)  S.  C.  83.   A.  360. 

672)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  310—313.  Geffcken  De  Stephano 
Byzantio,  Göttingen  1886.  8.  (DoctordisB.).  S.  86—66. 

673)  Steph.  Af}Tovg  noXig  Alyvnzov  .  .  .  *AlilavdQog  iv  tQ^to}  nsgl 
Alyvnxov,  xo  id'vittov  AritonoXkrig.  ovro)  yuQ  TloXvctgatog  (uns  unbekannt) 
xal  'AnoXXmviog  6  ctQxisgsvg  Xeyofisvog  dvayQofpstcci  (nämlich  in  einem  Yer- 
zeichnisB,  wahrscheinlich  bei  Philon  Yon  Byblos  nsgl  noXecov  xal  ovg  indazrj 
avxoov  hdo^ovg  rivsyiiEv,  s.  Niese  De  Steph.  Byz.  anctorib.  S.  30ff!. 
Geffcken  S.  87).  Said.  'AnoXXoaviog  *A(pQodicisvg ^  aQxi-fQSvg  xal  tütOQi%6g, 
yiyQa(ps  KaQi^d^  icsqI  TffuXXecav,  nsgl  'OQtpimg  xal  t£v  tsXsxmv  avrov  (ohne 
Zweifel  auch  nach  Philon,  s.  Wachsmuth  Symb.  Bonn.  S.  144 ff.).  An 
eine  Verschiedenheit  der  Personen  ist  schwerlich  mit  Lob  eck  Aglaoph.  I. 
S.  195  zu  denken.  Erzpriester  in  Earien  gab  es  erst  in  der  Römerzeit.  Die 
Sache  kann  also  nicht  füglich  anders  zusammenhäDgen.  S.  Geffcken 
S.  37  ff. 

674)  Dies  erhellt  ans  Fr.  18  M.  82  G.  b.  Steph.  "Ay^vQa,  wo  eine  sonst 
unbekannte  Theilnahme  yon  Mithridates  IV  (gestorben  266)  am  Kriege  von 
Antiochos  I  gegen  Philadelphos  und  Niederlage  der  Aegypter  durch  die 
von  ihm  ausgesandten  Gallier  berührt  wird.  Vgl.  Geffcken  S.  63  f. 
Droysen  a.  a.  0.  lü*,  1.  S.  272  f. 

676)  Denn  diesem  dankt  Steph.  wahrscheinlich  die  Auszüge  aus  A., 
den  er  schwerlich  noch  unmittelbar  benutzt  hat,  s.  C.  83.  A.66.60.  Geffcken 
S.  89.  44.  64.  66  f.     Vgl.  A.  686. 

676)  Denn  mit  der  möglicherweise  richtigen,  aber  völlig  unsicheren 
Vermuthxmg  von  Wilamowitz  bei  Geffcken  S.  64f.,  dass  er  in  der 
älteren  Ptolemaeerzeit  in  officiellem  Auftrag  nach  Earien  zur  Erkundung 
über  Land  und  Leute  gegangen  sei,  lässt  sich  eben  Nichts  an&ngen. 

677)  Fr.  18  M.  33  G.  b.  Steph.  XmXov  teCxog. 

678)  Sie  sind  von  18  bei  Müller  auf  83  bei  Geffcken  gestiegen,  in- 
dem Letzterer  vielfache  Benutzung  von  A.  nachgewiesen  hat,  wo  sich  in 
dem  uns  erhaltenen  Auszuge  des  Stephanos  sein  Name  nicht  findet. 

679)  S.  Geffcken  S.  40  ff.    Vgl.  auch  A.  676. 


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ApoUonios  v.  Letopoiis.    Menekrates  y.  Xanthos.  649 

anderen    Schriften    über    Tralles    und    über   Orpheus    und 
dessen  Weihen^®®)  sind  uns  dagegen  keine  Reste  geblieben. 

Menekrates^*)  von  Xanthos*®^,  welcher  Avxiaxd  in 
mindestens  2  Büchern®*^  und  vielleicht^  noch  Anderes  schrieb, 
scheint  gleichfalls  zum  Wenigsten  älter  als  Alexandros  der  Poly- 
histor gewesen  zu  sein,  da  sich  mit  einer  an  Gewissheit  grenzenden 
Wahrscheinlichkeit  annehmen  lässt,  dass  jenes  sein  Werk  eine 
Quelle  für  das  gleichnamige  des  Letzteren  war*^). 


Zweiundzwanzigstes  Capitel. 

Geographie  und  Periegese. 

Die  Züge  des  Alexandros  gaben  zu  Entdeckungsreisen  den 
Anstoss,  welche  die  Länder-  und  Völkerkunde  mächtig  erweiterten 
und  deren  Führer,  Unternehmer  oder  Theilhaber  sich  denn  auch 
veranlasst  fanden  über  die  gewonnenen  Ergebnisse  schriftlich 
Rechenschaft  zu  geben.  Abgesehen  von  dem  reichen  Material, 
welches  die  ältsten  Geschichtschreiber  des  Alexandros  auch  in 
dieser  Hinsicht  lieferten^),  sind  hier  Nearchos  und  Andro- 
sthenes  zu  nennen.  Das  gleiche  Interesse  und  der  gleiche 
Unternehmungsgeist  ging  dann  von  Alexandros  auch  auf  seine 
Nachfolger  und  deren  Zeitgenossen  über.    Des  Me gast henes  ist 

680)  S.  A.  673. 

681)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  343  f.    öeffcken  a.  a.  0.  S.  67—69. 

682)  Beischr.  z.  Antonin.  Lib.  86  (=  Fr.  2).  Msvs%(fdxrig  Sidv^ioq 
AvKianoig,    Dionye.  v.  H^.  A.  R.  I,  48.   M.  dh  6  Sdv^iog  (=  Fr.  4). 

683)  Steph.  'A(ftvfiv7iaog  — »  Fr.  1.    M.  iv  nQoiffi  xciv  Av}ua%mv, 

684)  S.  Fr.  8  b.  Steph.  BXocvdog  u.  Fr.  4,  aosserdem  A.  686  and 
C.  30.  A.  80. 

685)  Wie  Geffcken  a.  a.  0.  gezeigt  hat  Denn  Alex.  Fr.  81  b.  Steph. 
ndtaga  ist  ohne  Zweifel  ein  Excerpt  ans  einer  solchen  älteren  Schrift,  und 
da  sich  bei  Steph.  Beste  ans  der  des  M.  erhalten  haben,  und  zwar  yon 
ganz  ähnlicher  glossographischer  Art  (ausser  Fr.  1  auch  drei  andere  KddQrjiicc. 
TviiTiva.  "TXaftoi,  in  denen  M.  nicht  genannt  wird),  so  ist  es  fast  unzweifel- 
haft, dass  jene  ältere  Schrift  diese  war  und  Steph.  sie  wiederum  nur  durch 
Vermittlung  des  Polyhistors  benutzt  hat.  —  üeber  Menekrates  nsQl 
Ni%aCag  s.  C.  30.  A.  80,  über  Menekrates  von  Olynthos  Müller  a.  a.  0. 
S.  344. 

1)  Onesikritos,  Aristobulos,  Chares,  Baeton,  Diognetos,  Amyntas,  u.  A., 
s.  C.  21. 


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650         Zweiundzwanzigates  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

in  dieser  Hinsicht  schon  gedacht  worden^).  Nicht  minder  beliebt 
aber  wird  seit  den  Zeiten  des  Alexandros  die  sogenannte  perie- 
getische  Schriftstellerei.  Mit  dieser  Bezeichnung  von  Periegesen 
verband  man  seitdem  zwei  sehr  verschiedene  Begriffe^).  Man 
nannte  einmal  die  Länderbeschreibungen  nach  wie  vor  so, 
andrerseits  jetzt  aber  auch  die  Beschreibung  aller  möglichen 
antiquarischen  Merkwürdigkeiten,  mithin  die  Länder-  und  Orts- 
beschreibung dabei  nur,  so  weit  es  sich  um  die  letzteren  handelt. 
Ja  man  blieb  dabei  nicht  stehen,  vielmehr  alle  möglichen  anti- 
quarischen Untersuchungen,  unter  anderen  auch  kunstgeschicht- 
liche, wurden  in  den  Bereich  der  periegetischen  Litteratur  in 
diesem  letzteren  Sinne  hineingezogen.  Periegeten  wurden  denn 
auch  jene  überall  ansässigen  Fremdenführer  oder  Ciceronen  ge- 
nannt, welche  sich  damals  wie  heute  ein  Geschäft  daraus  machten 
die  Merkwürdigkeiten  des  Orts  zu  zeigen  und  zu  erklären^)  und 
dabei  auch  die  zugehörigen  Sagen  und  Legenden  zu  erzählen, 
natürlich  zum  Theil  höchst  ungebildete,  hie  und  da  aber  auch 
feine  und  kenntnissreiche  Leute  ^).  Wie  sich  nun  mit  ihrer 
Thätigkeit  nach  dem  früher  bereits*)  Angedeuteten  die  Para- 
doxographie  zum  Theil  berührt,  so  nahm  von  derselben  nament- 
lich jene  edlere  Kunst  wissenschaftlicher  Forschung  und  Schrift- 
stellerei  wohl  jedenfalls  einen  gewissen  Anstoss,  welche  nunmehr 
auch  Periegese  in  jenem  zweiten  Sinne  des  Worts  genannt  ward 
und  so  Bedeutendes  geleistet  hat,  wenn  auch  damit  nicht  im 
Mindesten  gesagt  sein  soll,  dass  irgend  einer  unter  den  gebilde- 
teren von  jenen  Leuten  selbst  durch  sein  Gewerbe  veranlasst 
worden  wäre  als  Schriftsteller  dieser  Art  aufzutreten.  Eine 
völlige  Scheidung  dieser  Glasse  periegetischer  Schriftstellerei  von 
der  eigentlich  geographischen  ist  nun  aber  trotz  aller  Yerschieden- 

2)  C.  21.  A.  128  ff. 

8)  Die  folgende  Darstelliuig  schliesst  eich  an  Preller  De  historia  at- 
que  arte  periegetaram,  Polemonis  fragmenta  S.  153  ff.  an. 

4)  Ils^irjystad'cci  heisst  nämlich  eigentlich  ,,heramführ6n**,  namentlich 
um  Etwas  zu  zeigen,  dann  aber  anch  dies  Zeigen  nnd  das  Darlegen  und 
Erklären  des  Gezeigten  selbst,  s.  Preller  S.  167  ff. 

5)  Periegeten  heissen  sie  bei  Plut.  de  Pjth.  orac.  (wo  er  sie  stark  ver- 
höhnt) nnd  Lukian.  Ver.  hist.  II,  81,  Exegeten  bei  Pausanias;  wo  es  sich 
namentlich  um  Tempel  und  Heiligthümer  handelt,  wurden  sie  auch  Mysta- 
gogen  genannt  (Varr.  b.  Non.  Marcell.  p.  419,  9  ff .  Merc.  Cic.  Verr.  IV, 
59,  132).    S.  Preller  S.  157.  161  ff.  Kalkmann  Pausanias  S.  48. 

6)  C.  17  (A.  4). 


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NearchoB  aas  Kreta.  651 

heit  nicht  wohl  thunlich,  weil  zur  Länder-  und  Städtebeschreibung 
doch  immer  Etwas  von  jener  mit  gehört.  Obendrein  begann  man 
seit  der  Ausbildung  der  wissenschaftlichen  Geographie  auf  mathe- 
matisch-astronomischer Grundlage  durch  Eratosthenes  allmählich 
nur  diese  allgemein-wissenschaftliche  Seite  Geographie,  die  Be- 
schreibung des  Einzelnen  aber  Chorographie  und  Topographie^) 
oder  auch  Periegese  zu  nennen^).  Der  ältste  uns  bekannte  der 
antiquarischen  Periegeten  war  Diodoros. 

Nearchos^);  Sohn  des  Androtimos,  aus  Kreta,  jedoch  in 
Amphipolis  ansässig^®),  nach  anderer  Nachricht^')  jedoch  viel- 
mehr aus  Lete  in  Makedonien,  war  ein  Jugendfreund  des  Alexan- 
dros  und  ward  in  Folge  dessen  mit  anderen  Jugendfreunden  des- 
selben von  Philippos  verbannt,  als  dieser  nach  der  Yerstossung 
der  Olympias  nicht  mit  Unrecht  Zweifel  gegen  die  Treue  seines 
Sohnes  hegte,  natürlich  aber  nach  dem  Regierungsantritt  des 
Alexandros  zurückberufen  und  mit  Ehren  überhäuft  ^^),  334  zum 
Statthalter  von  Lykien  und  Pamphylien  ernannt"),  dann  328 
nach  Baktrien  gesandt,  um  dem  König  Söldner  zuzuführend^), 
hernach  325  auf  der  Rückkehr  mit  dem  Oberbefehl  über  die 
Flotte  betraut^*),  und  nachdem  dieselbe  unter  seiner  Leitung 
glücklich  auf  den  Flüssen  ins  Meer  gelangt  war,  bekam  er  den 


7)  Der  letztere  Ausdruck  erscheint  freilich  so  erst  bei  Ptolem.  Geogr.  1, 1. 

8)  Strab.  V.  218.  rj  Aiyvouttri  .  .  .  ovd^v  ix^vaa  neqitiyiiasmg  ä^iov, 
III.  168  nach  einer  Abschweifnng  zu  allgemeineren  Bemerkungen:  indvBitii 
inl  Z7\v  nBQtriyriciv,     S.  Preller  S.  169  ff. 

9)  Vincent  The  voyage  of  Nearchns,  London  1797.  Oxford  1809  und 
in  Schmieders  Ausg.  y.  Arrian.  Ind.  Geier  Alexandri  M.  hist.  Script. 
S.  109—160.  Müller  Script.  AI.  M.  S.  68-71.  Campe  Nearchns,  Philo- 
logus  IV.  1849.  S.  126f.  Vogel  Zu  Nearchos  Ton  &eta,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXI. 
1880.  S.  81S— 820  vervollständigt  die  Sammlang  der  Fragmente. 

10)  Arrian.  Ind.  18,  10.  NiuQxos  'AvögoU^ov  (so  auch  §.  4),  t6  yhog 
filv  Kqtis  .  .  .  ^xcfi  d^  iv  'AiitpindlBt  t^  inl  StqvyLOVu  Diod.  XIX,  69,  1. 
Niagxov  xov  KQTJta, 

11)  Steph.  Y.  Byz.  -^ijtij,  noXtg  MaxcSov^ag  .  .  .  to  id'vmov  AriteiCog' 
ovxm  yocQ  tcrogsiton  Niagxog  Aritatogt  tmv  'AXt^avdqtp  x^  (laydlip  cvaxQa- 
xsvötttiivcDv  6  diaarnjLÖxaxog.  Wie  dieser  Widerspruch  aufzuklären  ist,  weiss 
ich  nicht.  Den  halsbrechenden  Lösungs versuch  von  Campe  mag  man  bei 
ihm  selber  nachlesen. 

12)  Plut.  Alex.  10.    Arrian.  Anab.  III,  6,  8. 

13)  Arrian.  a.  a.  0. 

U)  Arrian.  An.  IV,  7,  4. 

16)  Arrian.  An.  VI,  2,  6.    Ind.  18,  10. 


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652         Zweiuodzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

Auftrag  zur  Entdeckung  eines  Seeweges  zwischen  Indus  und 
Euphrat  und  führte  nach  dessen  Vollendung  die  Flotte  auch 
längs  der  Eüste  des  persischen  Meerbusens,  erhielt  darauf  in 
Susa  zur  Belohnung  einen  goldnen  Kranz  und  die  Tochter  des 
Rhoders  Mentor  und  der  Barsine  zur  Frau^*).  Eine  neue  Ent- 
deckungsreise nach  den  Küsten  von  Arabien  und  dem  benach- 
barten Afrika  ward,  als  sich  Nearchos  in  Babylon  zu  ihr  eben 
anschickte,  durch  den  Tod  des  Königs  vereitelt*').  Nearchos 
stimmte,  wie  es  heisst,  für  seinen  Schwager  Herakles,  den  Sohn 
des  Alexandros  von  der  Barsine,  als  Nachfolger,  drang  aber  damit 
nicht*  durch*®).  Nach  der  einen  Nachricht  erhielt  er  jetzt  von 
Perdikkas  seine  alten  Provinzen  wieder*^),  nach  der  anderen 
kamen  dieselben  an  Antigonos*^):  vermuthlich**)  überliess  er  sie 
dem  Letzteren  und  blieb  lieber  an  der  Spitze  der  Marine;  jeden- 
falls schloss  er  sich  in  der  Folge  dem  Antigonos  an:  er  erscheint 
unter  den  Heerführern  und  Käthen,  welche  diesen  316  in  den 
Feldzug  gegen  Eumenes  begleiteten,  und  welche  derselbe  314 
seinem  Sohne  Demetrios  mitgab**).  Er  beschrieb  seine  Fahrt  in 
einem  eignen  Werke  *^,  in  welchem  er  aber  auch  andere  Ereig- 
nisse vom  Beginne  derselben  bis  zum  Tode  des  Alexandros  be- 
rührte, wie  namentlich  Vorgänge  im  Landheer  während  dieser 
Fahrt**),    und    welches    vermuthlich    schon   von    Onesikritos**), 


16)  Arrian.  Anab.  VE,  4  f.  Ind.  42. 

17)  Aman.  Anab.  VII,  19,  4  ff.  (=  Aristobul.  Fr.  40).  26,  4  vgl.  Diod. 
XVni,  4,  4  ff.  Plut.  Alex.  76.  Noch  auf  seinem  Sterbelager  hörte  Alexan- 
dros mit  Aufmerksamkeit  den  Erzählungen  des  N.  von  dessen  Fahrt  zn, 
Plut.  a.  a.  0. 

18)  Gurt.  X,  6.  Anders  lustin.  XIII,  2,  6.  S.  überdies  Droysen  Hel- 
lenism.  IP,  1.  S.  8.    Vgl.  übrigens  auch  C.  9.  A.  34.  47. 

19)  lustin.  XIII,  4,  16. 

20)  Diod.  XVm,  3,  1.    Gurt.  X,  10,  2. 

21)  S.  Droysen  a.  a.  0.  S.  26. 

22)  Diod.  XIX,  19,  4.    69,  1. 

.    23)  Arrian.  An.  VI,  28,  6.    Der  Titel  wird  nirgends  angegeben. 

24)  Fr.  17.  38.  34.  37  b.  Arrian.  An.  VI,  13,  4.  Ind.  XIV,  6.  Strab.  XI. 
524.    Arrian.  An.  II,  3,  8. 

25)  S.  C.  21.  A.  30.  Freilich  sehen  andrerseits  mehrere  Angaben  des 
N.  sehr  wie  Berichtigangen  des  Onesikritos  aus  (vgl.  bes.  N.  Fr.  1  mit 
0.  Fr.  11,  N.  Fr.  7  mit  0.  Fr.  10,  N.  Fr.  9  mit  0.  Fr.  22  a,  N.  Fr.  11 
m.  0.  Fr.  15,  N.  Fr.  25  mit  0.  Fr.  26.  30),  und  so  liegt  der  (bedanke  nahe, 
N.  habe  sein  Werk  nicht  zum  Mindesten  zu  dem  Zwecke  geschrieben,  um 
den  Lügen  des  Onesikritos,  unter  anderen  auch  der,  dass  dieser  sein  Ober- 


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Androsthenes  yon  Thasos.  653 

jedenfalls  von  Eratosthenes^^  und  Strabon^^),  desgleichen  auch, 
jedoch  wahrscheinlich  nur  mittelbar  ^^,  von  luba  in  dessen  Werk 
über  Arabien  benutzt  und  zum  Theil  von  Arrianos*^)  im  Aus- 
zuge wiedergegeben  worden  ist.  Gewiss  geschieht  ihm  Unrecht, 
wenn  er  einmaP*^)  mit  Onesikritos  auf  eine  Linie  gebracht  wird. 
Man  sieht  vielmehr  aus  seiner  eignen  Darstellung,  wie  besonnen 
und  verstandig  er  scheinbaren  Wundem  und  ihm  erzählten  Fabe- 
leien zu  Leibe  ging^^),  und  offen  gesteht  er  ein,  dass  er  Dieses 
und  Jenes  nicht  genau  und  aus  eigner  Kunde  wisse  ^^).  Das 
meiste  wunderbar  Klingende  in  seinen  Erzählungen  und  eben- 
damit  seine  Sorgfalt  und  Gewissenhaftigkeit  ist  durch  die  neueren 
Forschungen  bestätigt  worden. 

Androsthenes^^  von  Thasos**)  oder  Amphipolis^),  wo  er 
in  Wahrheit  vermuthlich  erst  später  eingebürgert  war^^),  machte 

stenermaim  sich  an  seine  Stelle  gesetzt  hatte  (s.  C.  21.  A.  29),  die  Wahr- 
heit gegenüberzustellen;  allein  dieser  Schein  kann  leicht  trügen  und 
vielmehr  Onesikritos  die  wahrheitsgetreuen  Berichte  des  N.  dazu  benutzt 
haben,  um  sie  mit  seinen  Erdichtungen  zu  vertauschen. 

26)  S.  Strab.  XV.  689.  720.  XVI.  766.  Vgl.  Berg  er  Die  geogr.  Fr. 
des  Erat.  S.  181  f.  240  f.  249  ff.  275. 

27)  S.  Müllers  Fragms. 

28)  S.  wiederum  C.  21.  A.  30,  wo  auch  bereits  dargelegt  ist,  dass  Fli- 
nius,  der  den  N.  im  Quellenregister  z.  B.  6.  12.  13  aufführt,  seine  drei 
einzigen  Citate  desselben  VI.  §.  107.  109.  124  »  Fr.  27.  86  aus  luba  hat. 
Auch  Philostratos  hat  die  Schrift  des  N.  wohl  sicher  nur  durch  Vermitt- 
lung des  Letzteren  in  den  indischen  Partien  verwerthet,  denn  er  führt  sie 
nur  einmal  (V.  Apoll.  II,  17)  an  und  nennt  unmittelbar  vorher  luba,  s. 
C.  83.  A.  870. 

29)  Ind.  20  ff.  Dass  Arrian.  es  auch  in  der  Anab.  selbst  vor  Augen  ge- 
habt habe,  ist  zwar  von  A.  Schoene  Anal.  phiL-hist.  I.  S.  28  bestritten 
worden,  aber  wohl  mit  unrecht. 

30)  Strab.  U.  p.  70,  s.  C.  21.  A.  24.  149. 

31)  Fr.  26  b.  Strab.  XV.  725  f.  Arrian.  Ind.  30  f. 

32)^Fr.  12  b.  Arrian.  Ind.  15,  1.  4.    Fr.  35  b.  Arrian.  Ind.  40,  9. 

33)  Geier  a.  a.  0.  S.  341  f.  346—351.  Müller  Scr.  A.  M.  S.  72  f. 
Campe  Androsthenes,  a.  a.  0.  S.  134. 

34)  Strab.  XVI.  766. 

35)  Arrian.  Ind.  18,  4  ohne  Zweifel  nach  Nearchos  (s.  A.  29),  wie 
Campe  mit  Becht  bemerkt.  Warum  Campe  aber  glaubt,  dass  Nearchos 
ihn  nach  seinem  Geburts-  und  nicht  nach  seinem  Wohnort  bezeichnet 
haben  müsste,  ist  nicht  abzusehen:  es  kam  für  dessen  Darstellung  doch 
vielmehr  nur  auf  den  letzteren  an.    Vgl.  auch  A.  10. 

35^)  Dies  scheint  mir  wenigstens  natürlicher  als  Campes  Umkehrung 
dieses  Verhältnisses. 


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654        Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegesc. 

den  Seezug  des  Nearchos  und  Onesikritos  mit,  ward  dann  zor 
Vorbereitung  der  arabischen  Expedition  von  Alexandros  mit 
einem  Schiffe  ausgesandt  und  befuhr  einen  nicht  unbeträchtlichen 
Theil  der  arabischen  Küste  ^.  Die  Ergebnisse  seiner  Beobach- 
tungen auf  diesen  Fahrten  legte  er  in  seinem  UaQdnkovg  xfig 
'Jvdtx^g^'^  nieder,  welcher  aber  vermuthlich  früher  als  das 
Werk  des  Nearchos  erschien,  da  schon  Theophrastos  ihn  be- 
nutzte^*). Später  machte,  wie  es  scheint,  luba  auch  von  dieser 
Schrift,  wenn  auch  wiederum  vielleicht  nur  mittelbar,  Gebrauch^*). 

Gorgos  der  Bergbautechniker  schrieb  einen  Bericht  über 
die  reichen  Gold-  und  Silbergruben  und  Salzlager  im  Lande  des 
Inderfürsten  Sopeithes,  wohin  er  wahrscheinlich  eben  zum  Zwecke 
derartiger  Erkundungen  von  Alexandros  geschickt  war,  und  gab, 
wenn  dies  richtig  ist,  diesen  seinen  Bericht  auch  als  besonderes 
Schriftchen  erst  später  heraus^^^). 

Kleon  von  Syrakusae,  vielleicht  der  Begleiter  und  Schmeich- 
ler des  Alexandros**^),  schrieb  jcsqI  Xiiiivov*^). 

Diodoros  der  Perieget  wahrscheinlich  von  Athen *^),  jünger 


36)  Arrian.  An.  VII,  20,  7. 

37)  Ath.  III.  98  b  («=  Fr.  1).   iv  t£  xi}g  'Ivdiiifjg  naganXco. 

88)  Freilich  in  de  cans.  plant.  II,  6,  5  (=«  Fr.  3),  einem  erst  nach  dem 
Archon  Nikodoros  (I,  19,  6),  d.  h.  nach  314  und  möglicherweise  (da  Theo- 
phrastos erst  zwischen  288  und  284  starb)  noch  beträchtlich  später  ge- 
schriebenen Werke. 

89)  Vgl.  Fr.  1  b.  Ath.  III.  93  b.  c  mit  luba  Fr.  64  b.  Plin.  IX.  §.  116. 
Müller  a.  a.  0.  S.  172.  F.  H.  G.  III.  S.  480  u.  s.  C.  83.  A.  343. 

39^)  Ich  folge  der  Vermuthung  von  Droysen  a.  a.  0.  P,  2.  S.  881  f. 
S.  Strab.  XV.  700.  (pacl  d'  iv  tij  SmnBi^ovg  Z(oq^  oqvhxwv  äXäv  h^og  slvai 
dQnsiv  dvvdfiBvov  oXrj  rjj  'Jvdtnijj'  %al  xQvasCä  Sl  xorl  aQyvQsia  oi  noXv 
&n(o&ev  iv  aXXoig  OQsaiv  tatOQSitcti  naXtx,  <&s  idiqXmce  Fo^yog  h  /EiETaXXfvrij;. 
Ein  Anderer  war  Toqyog  o  onXotpvXal^  von  dem  Ath.  XU.  588  b  erzählt. 
Ueber  Sopeithes  s.  ausser  Strab.  699  f.  noch  Diod.  XVII,  91  f.  Arrian. 
An.  VI,  2,  2. 

40)  Curt.  VIII,  5.   Müller  F.  H.  Q.  IV.  S.  866. 

41)  Steph.  V.  Byz.  'Aanig,  Unter  ihren  -Quellen  nennen  ihn  Pseudo- 
Skymn.  118  {%&  ZiniXa  KXimvi),  Markianos  Men.  Perip.  2  Müll,  (xal  'Av9qo- 
c&ivrig  h  Bdciog  xal  KXimv  o  ZiTtsXicorrjgj  Eltdo^og  d^  6  *P69tog  x.  t.  X.)  und 
Avien.  Or.  marii  48.  Ausserdem  vermuthet  Müller  in  SchoL  Apoll. 
Rh.  II,  297.  KXicDv  iv  tm  nsQl  Xi^iivcov  für  xcrl  Aimv  iv  TlBqCmXoi  und  Schol. 
B  II.  £,  6,  wo  KXiavdqog  o  Zv^amovciog  iv  tfp  nsgl  ogtiovtog  angeführt 
wird,  KXeodv  $h  für  KXiccv^gog. 

42)  Da  sich  seine  Schriftstell erei  nur  auf  Attika  bezog.  Müller  F.  H.  G. 
II.  S.  363—369.    Vgl.  Preller  a.  a.  0.  S.  170—172. 


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GorgOB.    Eleon.    Diodoros.    Philon.    Orthagoras.  655 

als  Änaximenes  von  Lampsakos^^);  und  folglich  als  Alexandros, 
aber  doch  schon  aus  der  ersten  Diadochenzeit**),  schrieb  negl 
(ivri^idtcov  (über  Grabdenkmäler)  in  mindestens  3  Büchern*^) 
und  7C6qI  räv  diffKor*^. 

Philon,  vermuthlich  der  Admiral  von  Ptolemaeos  I,  welcher 
zuerst  den  Topas  des  rothen  Meeres  nach  Indien  brachte^"^),  be- 
schrieb seine  Fahrt  nach  Aethiopien*®)  unter  dem  Titel  Al%^vo- 
Ätxa*^),  und  zwar  machte  er  dabei,  vortheilhaft  abweichend  von 
der  gewöhnlichen  Weise  dieser  Reisebeschreiber,  über  Meroe 
SyenC;  die  Zimmtküste  so  genaue  astronomische  Angaben ^  dass 
nicht  bloss,  wie  schon  gesagt^),  Eratosthenes  auf  denselben 
fusste,  sondern  sogar  Hipparchos  sie  sich  aneignete**). 

Orthagoras,  welcher  ^Ivdol  Xoy oi  schrieb**),  wird  neben 
Onesikritos*^)  und  Nearchos**)  genannt  und  gehorte  also  wahr- 
scheinlich mit  ihnen  der  gleichen  Zeit  an**). 

43)  Fr.  6  b.  Ath.  XUI.  591  d.  ovm  äyvom  dl  dri  tov  imyqatpoiisvov 
xot'  avtrjs  (näml.  ^Qvvrjg)  E'ö^^ov  loyov  Jioimqog  6  fcsifiriytitrig  'Jva^i- 
liivovg  (pTialv  slvai. 

44)  Als  es  noch  nur  die  zehn  alten  Damen  gab,  da  Harpokration  und 
die  anderen  Schriftsteller,  welche  aas  ihm  geschöpft  haben,  alle  anf  die 
vier  nenen  Antigonis,  Demetrias,  Attalis,  Ptolemais  keine  Rücksicht  nehmen 
(vgl.  A.  46),  also  vor  308,  wie  zaerst  Ähren s  De  Athen,  stata  polit.  et 
litter.  S.  27  erkannte. 

46)  Fr.  2  b.  Psendo-Plut.  X  or.  849  C.  iv  xm  y'  nsQl  fivrjfidtmv  Die 
übrigen  Brnchstücke  sind  theils  aas  Platarchos  (1.  3.  4)  Them.  Thes.  Kim., 
theils  (6)  ans  Ath.  (s.  A.  43).  Ans  dem  4.  (Plnt.  Eim.  16)  erhellt,  dass  er 
dabei  auch  Untersuchungen  über  die  Abkunft  athenischer  Familien  anstellte. 

46)  Fr.  6—16. 

47)  lub.  Fr.  64  b.  PHn.  N.  H.  XXXVII.  §.  108. 

48)  Hipparch.  b.  Strab.  II.  p.  77. 

49)  Antig.  y.  Kar.  160. 

50)  C.  16.  A.  50. 

61)  S.  C.  28.  A.  306.  VgL  Berger  Die  geogr.  Fragm.  des  Hipparch 
S.  41  f.  46  f.,  des  Eratosth.  S.  123  f.  128.  147  f.  —  War  dieser  Ph.  derselbe 
mit  Philon  yon  Theben,  welcher  bei  Plut.  Alex.  46  unter  Denen  genannt 
wird,  die  das  Märchen  des  Onesikritos  von  der  Amazone  (s.  G.  21.  A.  24.  28 
u.  ö.)  bestritten,  so  dass  er  wohl  eine  Geschichte  des  Alexandros  schrieb? 
An  sich  wäre  das  nicht  unmöglich,  und  auf  dessen  Bezeichnung  bei 
Pseudo-Plui  Begg.  Apophth.  178  C  schon  als  Wohlthäter  yon  des  Alexandros 
Vater  Philippos  möchte  nicht  allzu  yiel  zu  geben  sein;  doch  s.  Müller 
Scr.  AI.  M.  S.  49. 

62)  Aelian.  N.  A.  XVI,  36. 

63)  Aelian.  N.  A.  XVII.  6.        64)  Strab.  XVI.  766. 

66)  S.  noch  Philostr.  V.  ApoU.  III,  68  ff.    Wenn  sich  auch  diese  Nach- 


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656         Zweiandzwanzigstes  Capiiel.    Geographie  und  Peiiegese. 

Anaxikrates,  welcher  im  Auftrag  des  Seleukos  Nikator 
Antiocheia  mit  begründen  half^^),  verfasste  ein  geographisches 
Werk^^)  und  ist  vielleicht  auch  derselbe,  welcker  'j^QyoXLxä 
schrieb^. 

Daimachos  oder  Deimachos^)  von  Plataeae^)  ward  als 
Gesandter,  und  zwar  wahrscheinlich  noch  von  Seleukos  Nikator 
zu  dem  indischen  König  Amitrochates  (Vindusara),  dem  Sohne 
des  Sandrokottos^*^^),  geschickt ^^)  und  schrieb  auf  Grund  dessen 
'Ivdixä  in  mindestens  2  Büchern  ^^''),  in  welchen  er  aber  eine 
völlige  astronomische  Unkenntniss  an  den  Tag  legte  ^^).  In  einer 
zweiten  Schrift  ytsgl  sieeßeiag  scheint  er  Züge  von  Frömmig- 
keit aus  den  Geschichten  verschiedener  Völker  gesammelt  zu 
haben  ^).  Dagegen  waren  die  umfänglichen  'TTtofLvii^ata 
TtokLOQxriTixd^)  wohl  von  einem  anderen ,  gleichnamigen 
Verfasser. 


richten  und  die  bei  Strab.  a.  a.  0.  auf  das  rothe  Meer  bezieheu ,  so  ist  dies 
doch  durchaus  kein  genügender  Grund,  um  mit  Beruh ardy  Eratosth. 
S.  101  und  Geier  a.  a.  0.  S.  142  dort  wie  hier  Fjthagoras  (s.  A.  84—- 86) 
an  die  Stelle  zu  setzen. 

66)  Tzetz.  Eist.  VII,  174 ff.    S.  über  ihn  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  SOI  f. 

67)  Eratosth.  b.  Strab.  XVI.  768  (=»  Fr.  8).  ot  nsgl  'AXi^avigov  ,  .  .  kuI 
'Avet^iHQtütrjg,  Mit  Becht  versteht  Beruh  ardy  Erat.  S.  104,  indem  er 
'Avaii%Qdtrjg  und  nicht  *Ava^t%Qätrj  schreibt,  unter,  ot  ntgl  'AXi^avdQOv 
„Älexandri  Magni  comites*',  denn  deijenige  Alexandros,  welcher  einen 
Periplus  des  rothen  Meeres  (um  die  Länge  des  letzteren  handelt  es  sich 
hier)  schrieb,  war  Alexandros  von  Myndos,  der  lange  nach  Eratosthenes 
lebte,  s.  C.  26  und  bes.  C.  83.  A.  76. 

68)  Sohol.  Eurip.  Andr.  224,  vgl.  Med.  19  (=  Fr.  1.  2). 

69)  So  Strab.  und  Schol.  ApolL  Rh.  I,  668  («  Fr.  8).  —  S.  über  ihn 
Müller  F.  H.  G.  II.  S.  440-442. 

60)  Harpokr.  'Eyyv^%7],    Plut.  Comp.  Sol.  et  Popl.  4  =  Fr.  4.  7. 
60^)  Vgl.  C.  21.  A.  127. 

61)  Strab.  II.  p.  70.  Nach  der  Berechnung  von  Benfey  Art.  Indien 
in  d.  Enc.  v.  Ersch  u.  Gruber  S.  66  regierte  Amitrochates  yon  288  bis  ^63 
oder  260,  jetzt  wird  er  291—268  gesetzt. 

61^)  Fr.  4  (s.  A.  60). 

62)  Eratosth.  und  Hipparch.  b.  Strab.  II.  76.  In  Folge  dessen  wider- 
sprach er  einer  ganz  richtigen  Beobachtung,  welche  Meg^thenes  und  früher 
schon  Nearchos  gemacht  hatten  (s.  C.  21.  A.  133),  vermuthlich  weil  er  im 
Verlauf  seiner  Beise  vergeblich  auf  das  Eintreten  der  betreffenden  Er- 
scheinungen gewartet  hatte,  s.  Berger  Die  geogr.  Fragmm.  des  Erat. 
S.  177  ff.    Ausserdem  s.  C.  21.  A.  149,  andrerseits  jedoch  auch  A.  70. 

68)  Plut.  Lys.  12  —  Fr.  6. 

64)  Steph.  V.  Byz.  ^ax£da//*a>y  =»  Fr.  9. 


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Anaxikrates.    Datmaobos.    Patrokles.  657 

Patrokles*^)  ward  von  Seleukos  I  312  über  Babylon  ge- 
setzt^^^)  und  warnte  sodann  286  denselben  davor  den  kläglichen 
Briefen,  welche  Demetrios  Poliorketes  aus  Asien  sandte ;  zu 
trauen®^).  Hierauf  befahr  er  zwischen  286  und  282^'')  mit 
einer  von  ihm  befehligten  Flotte  im  Auftrag  des  Königs  das 
hyrkanische  und  das  kaspische  Meer^^),  jedenfalls  um  zu  unter- 
suchen, ob  das  letztere  ein  See  oder  vielmehr  dasselbe  mit  dem 
asowschen  Meer  oder  endlich  ein  Busen  des  Oceans  sei^^^),  theils 
um  der  Sache  selbst  willen,  theils  wohl  auch  zur  Entdeckung 
möglicher  Yerkehrsstrassen  für  den  Handel  namentlich  mit  den 
Völkern  des  nördlichen  Indiens  •'*).  Er  kam  ohne  Zweifel  höher 
nach  Norden  hinauf  als  irgend  ein  Anderer  vor  ihm,  befiihr  die 
östliche  und  westliche  Seite  des  kaspischen  Meers  ^'*),  aber  doch 
nur  zum  Theil  und  vermuthlich  nur  zu  einem  geringen  Theile^'®) 


66)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  442—444.    E.  J.  Neumann  Die  Fahrt  des 
Patrokles  anf  dem  kaspischen  Meere,  Hermes  XIX.  1884.  S.  165—186. 
66^)  Diod.  XIX,  100,  6. 

66)  Plnt.  Pyrr.  47.    Vgl.  Droysen  a.  a.  0.  IP,  2.  S.  802  ff. 
66^)  Wie  Neumann  S.  188 f.  zeigt.     Vgl.  A.  69. 

67)  Plin.  VI.  §.  68.  patefacta  est  (India)  .  .  .  circumvectis  etiam  in 
Hyrcanium  mare  et  Caspium  SeUuco  et  Antiocho  praefectoque  classis  eorwn 
Fatrode,  Hier  ist  natürlich  Selettco  et  Äntiocho  und  eornm  falsch.  Vgl. 
auch  Strab.  H.  74  (>»  Fr.  8).    6  xmp  toxmif  riyricdy^Bvog  xovxidv  Ilcit^itXijg, 

67^)  Die  erste  Annahme  findet  sich  schon  bei  Herod.  I,  202  and  ward 
durch  ihn  lange  die  allgemeine.  Dann  aber  kam  in  Folge  der  Erreichung 
des  laxartes  auf  dem  Alezandrosinge  (829),  indem  man  diesen  Finss  für 
den  TanaXs  hielt,  die  zweite  auf,  vertreten,  wie  bereits  C.  21.  A.  94  be- 
richtet ist,  bei  Eleitarchos  Fr.  7  b.  Strab.  XL  491  and  Polykleitos  Fr.  6 
b.  Strab.  XI.  509 f.,  die  also  Beide  vor  P.  schrieben.  Alexandres  dachte 
aber  aach  schon  an  die  Möglichkeit  der  dritten  and  rüstete  daher  823 
eine  Expedition  zur  Untersachong  aas  (Arrian.  An.  VH,  16,  If.),  die  aber 
in  Folge  seines  Todes  unterblieb  and  erst  in  der  des  P.  wieder  aufgenommen 
wurde.    S.  Neamann  S.  180—182. 

670)  Vgl.  Fr.  8.  4.  - 

67^)  Denn  ohne  Zweifel  aas  ihm  stammt  die  Angabe  des  Eratosth.  b. 
Strab.  XI.  607.  xbv  vito  xav  ^EXlrivmv  ywat^iiofUvrjv  xsQCfcXovv  xfjg  ^alax- 
xris  xavxriQ  (näml.  KacxCag)  xov  fihv  icccqoc  xovg  'AXßavovg  «al  xovg  Kadov- 
c£ovg  (Westseite)  elvat  nBvxa%iax^X£(ov  xal  xBXifa%06Uav  ^  xov  d\  nccgä  xi^v 
'AvaQia%mv  %al  MaQ^mv  %al  ^TgtiapÄv  (Ostseite)  ftizQi  xov  axoiiccxog  xov 
"Sl^ov  noxafiov  xsxQaniauXimv  %al  inxaiioaüov '  Sv^sv  9*  inl  xov  'lai^Qtov 
di6%ilüov  xBXQaHoaÜMf, 

67<')  S.  A.  69.  Berger  a.  a.  0.  S.  94  ff.  Gegen  den  von  Neamann 
S.  165—180  gemachten  Versach  einer  genaaeren  Bestimmang  s.  H.  Wagner 
Patrokles  am  Kara  Bogas?   Gott  Nachr.  1885.  S.  209—227. 

SvsBiuHi«,  grieoh.-alez.  Litt.-0«8ob.  I.  42 


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658         Zweiundzwanzigstefl  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

und  gewann  so  zwar  die  richtige  Ueberzengung,  daas  der  laxartes 
ein  anderer  Fluss  als  der  Tanais  und  die  zweite  jener  drei 
Meinungen  falsch  sei,  stellte  aber  die  yerkehrte  Hypothese  auf, 
dass  er  ins  kaspische  Meer  fliesse^),  und  entschied  sich  in  Be- 
zug auf  dieses  für  die  dritte  Ansicht  ^^),  so  dass  dieser  sein  Irr- 
thum  für  lange  Zeit  die  ältere  richtige  Anschauung*^'')  verdrängte. 
Im  Uebrigen  aber  war  er  ein  sehr  zuverlässiger  Berichterstatter, 
welcher  nicht  wie  Megasthenes  und  Da'imachos  auch  die  Fabeln, 
welche  die  Inder  erzählten,  sondern  wenigstens  vorwiegend  nur 
das  von  ihm  selbst  Gesehene  wiedergab®^*),  dabei  ein  wissen- 
schaftlich geographisch  und  mathematisch  gebildeter  Mann^^), 
überdies  durch  einen  Schatzmeister  Xenokles  in  den  Besitz  der 
von  den  Fachmännern  des  Alexandros  über  dessen  Märsche  ge- 
machten Aufzeichnungen  gelangt'®'').  Den  Titel  seines  Werkes 
kennen  wir  nicht.  Alles,  was  wir  über  dasselbe  wissen,  ver- 
danken wir  dem  Strabon.  Es  ward  schon  von  Aristobulos  von 
Easandreia  benutzt '^®^)   und   scheint   spätestens  281   bereits   er- 


68)  Fr.  6  b.  Strab.  XI.  608.  Vgl  Fr.  6  b.  Strab.  XI.  609,  femer  A.  67 <» 
und  Eratosth.  b.  Strab.  XT.  610,  der  sich  hier  flr  die  Widerlegang  der 
Einerleibeit  von  Tanais  und  laxartes  offenbar  wiedemm  auf  ihn  sfcQtst, 
8.  Berger  a.  a.  0.  S.  167  nnd  bes.  Nenmann  S.  183.  A.  1.  G^en  Neu- 
mann S.  178  f.  183  8.  wiederum  H.  Wagner  a.  a.  0. 

69)  Fr.  8  b.  Strab.  II.  74.  nsQ^nlovv  i%6iv  ano  r^g  'lvdi%riq  ^vyaTOv. 
Fr.  4  b.  Strab.  XI.  618  z.  E.  ovx  o(jkoXoyov6t  d'  ort  nsQiinXevaäv  xiveg  ano 
trjs  'ivSmijg  inl  trjv  ^TqnavCav  ort  d\  9vvat6v  /Tar^oxX^ff  e^ijx«.  Offenbar 
in  Folge  dessen  plante  Seleukos  um  281  (Plin.  VI.  §.81.  quo  tempore  ait 
ab  Ptolemaeo  Cerauno  interfecttia)  einen  Canal  zwischen  dem  schwarzen  nnd 
dem  kaspischen  Meer.  P.  sch&tzte  das  letztere  auf  ähnliche  GhrOsse  wie 
das  erstere,  Fr.  7  b.  Strab.  XI.  608. 

69^)  S.  A.  67'>. 

69«)  Strab.  II.  70,  s.  C.  21.  A.  149. 

70)  Strab.  II.  68  (Fr.  1)  nach  Eratosthenes*:  naxQ0%X7Jg  h  ftdliota  tu-- 
atsvsa^cci  9Uaiog  did  t€  t6  aiCrnfta  %al  dia  xb  (trj  Idtmxrjg  stvai  xmv  yem- 
y(ia(pLH6v,  vgl.  69  f.  Weniger  g^stig  artheilte  über  ihn  freilich  Hippar- 
chos,  der  trotz  jenes  Tadels  des  Datmachos  (A.  62)  dennoch  das  Gewicht 
der  Berichte  des  P.,  des  Megasthenes  und  des  Datmachos,  wie  es  scheint, 
nngeföhr  auf  die  gleiche  Linie  stellte,  s.  C.  21.  A.  162.  C.  23.  A.  299. 
Berger  Die  geogr.  Fragmm.  des  Hipp.  S.  94 f. 

70^)  Strab.  II.  69. 

70°)  Aristob.  Fr.  17  b.  Strab.  XI.  609.  na^a  naxQOnliovg  (Fr.  6)  laßtov. 
In  Bezng  auf  den  laxartes  freilich  nicht,  s.  Fr.  19  b.  Arrian.  An.  III,  30,  7. 
Tflo  .  .  .  Tavatdi  .  .  .  ow  dri  xal  'la^d(fxfjv  aXlm  bvdfiaxi  nQog  xäv  Sniifo- 
qCoov  %aXBtcQ'ai  Xiysi  'AQunoßovXog. 


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Demodamas.    Dionyaios.  659 

schienen  zu  sein.  Denn  gleich  nach  dem  Tode  des  Seleukos 
ward  er  von  dessen  Sohn  Antiochos  I  nach  Eleinasien  gesandt, 
um  dort  ausgebrochene  Aufstände  zu  dämpfen,  erlitt  aber  eine 
Niederlage  gegen  die  Bithjner  und  fiel  dabei,  wie  es  scheint, 
selber  nach  tapferem  Kampfe  ^^). 

Demodamas  von  Miletos^^)  wird  gleichfalls  als  Feldherr 
von  Seleukos  I  und  Antiochos  I  und  Schriftsteller  über  die 
Gegenden  am  laxartes  bezeichnet'*).  Ob  er  mit  Timonax,  dem 
Verfasser  von  JSKv&ixd'^^),  dieselbe  Person  ist,  erscheint  zweifel- 
haft'5). 

Dionysios,  welcher  von  Ptolemaeos  Philadelphos  zur  Er- 
kundung Indiens  ausgesandt  ward'^,  ist  nicht  weiter  bekannt'^. 

71)  Memo.  16  (bei  Phot.  Cod.  224).  Neumann  S.  186:  „Das  Subject 
der  letzten  Sätze  kann  grammatisch  nur  Hermogenes  von  Aspendos  sein. 
Aber  das  ist  doch  wohl  nur  auf  Bechnnng  des  Excerptors  zu  setzen.  Von 
dem  Feldherm  selbst,  von  dem  P.  mosste  doch  vor  Allem  die  Rede  sein. 
Und  wäre  derselbe  nicht  dabei  gewesen,  wäre  er  nicht  mit  gefallen,  so 
würde  er  bei  den  gleich  folgenden  weiteren  bithynischen  Kämpfen  uns  be- 
gegnen *S  Ebenso  urtheilte  offenbar  schon  Schäfer  Qnellenk.'  S.  70.  Vgl. 
auch  Droysen  III',  1.  S.  886  f.  Dass  das  Werk  des  Aristobolos  lange 
nach  381  erschienen  sei,  ist  überdies  wenig  wahrscheinlich. 

72)  Sfceph.  V.  Byz.  "Avtiaaec  (=»  Fr.  2).  —   Müller  F.  H.  ö.  II.  S.  444. 

73)  Plin.  N.  H.  VI.  §.  49  (=  Fr.  1).  fiumine  laxarte,  quod  Scythae 
Silim  vocant  .  .  .  transcendit  eum  amnem  Demodamas  (so  Harduin  für  de- 
monas  nnd  andere  Terderbte  üeberliefemngen  nach  Solin.)  Seieuci  ei  An- 
iiochi  regum  dux,  quem  maxime  sequimur  in  his  (Tgl.  Ind.  VI).  Solin.  Poly- 
hist.  49,  9.  p.  119,  19  ff.  Momms.  —  Steph.  v.  Byz.  (s.  A.  72)  beruft  sich 
auf  ihn  für  eine  Stadt  Indiens. 

74)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  821.  iv  ngdtm  nsgl  ZhvJ&cöv,  1217.  iv  nfftotm 
xmv  Zuvd'iyimv.     III,  1286.  iv  dBvxiqm  Z%v^i%civ. 

76)  Müller  a.  a.  0.  yermathet  es,  s.  Plin.  a.  a.  0.  Jedenfalls  wohl 
ein  anderer  Demodamas  ans  Halikamassos  oder  Miletos  war  derjenige, 
welcher  die  Eyprien  einem  halikamassischen  Dichter  zaschrieb:  Ath.  XV. 
682  d.  e  (sB  Yx.  8).  6  ^i^lv  za  Kvngia  inri  nsnotrixaig  *Hyriaütg  rj  Svaaipog 
*  *  drjfioScinctg  yäg  6  ^AXmaQVdcaasvg  ^  MiXi^ciog  iv  %&  uBgl  *AXi%a(fvaaöov 
[ov]  Kvngia  **  ((ikv  iniy(^q)869'ai ^  ^Hyriüiov  ergänzt  Sengebusoh  Diss. 
Homer,  prior.  S.  24)  ^AXi%ci(^aocimg  Ö*  avxa  flvui  tprioi  noirifiaza. 

76)  Wie  Droysen  a.  a.  0.  III',  1.  S.  80f.  meint,  als  ägyptischer  Bot* 
schafter  am  indischen  Hofe.  —  S.  Plin.  unmittelbar  nach  den  A.  67  aus- 
geschriebenen Worten:  verum  et  aliia  auctoribtu  Qraecis,  qui  cum  regibus 
Indiae  morati,  sicut  Megasthenes  et  Dionysius  a  Phüadelpho  misms,  ex  ea 
causa  vires  quoque  gentium  prodidere, 

77)  Vielleicht  ist  er,  wie  Sohwartz  De  Dionysio  Scytobrachione 
(Bonn  1880).  S.  49.  A.  1  yermuthet,  der  Schol.  ApoU.  Rh.  II,  904  mit  Aristo- 
demoi  nnd  Eleitarchos  genannte. 

42* 


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660         Zweiondzwanzigstea  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

Dalion  schrieb  über  Aethiopien^^)  und  wird  als  der  ältste 
Reisende  bezeichnet,  welcher  erheblich  über  Meroe  hinauskam  ^^), 
was  denn  wohl  in  den  frühsten  Zeiten  des  Philadelphos  geschah. 
Ob  er  derselbe  war  mit  dem  Arzte  Dalion ,  steht  sehr  dahin ^). 

Timosthenes®^)  aus  Rhodos®^^),  Admiral  des  Philadel- 
phos®^), ist  uns  schon  als  Verfasser  der  von  Eratosthenes  stark 
benutzten  Werke  nsQl  Xifi^iimv  und  yt€(fl  viqömv  in  je 
10  Büchern,  wenn  anders  nicht  das  zweite  auf  einem  blossen 
Schreibfehler  beruht,  begegnet^).    Er  dankte  zu  nicht  geringem 

78)  Plin.  N.  H.  VI.  §.  194  («  Fr.  1),  ygl.  lad.  VI.  -  Müller  P.  H.  G. 
IV.  S.  876  f. 

79)  Plin.  N.  H.  VI.  §.  188.  simili  modo  et  de  mensura  eius  (stpatü  quod 
est  a  Syene  ad  Meroem)  varia  prodidere,  primus  DaUon  vMra  Heroen  lange 
»ubvectus,  mox  Aristocreon  et  Bion  et  Basüis.  Ansserdem  8.  über  ihn 
C.  17.  A.  121. 

80)  Plin.  XX.  §.  148.  191  (herloHus).  Ind.  XX— XXIII.  Nahe  liegt  es 
mit  Müller  zu  denken,  dass  Damen,  aus  welchem  Plin.  VII.  §.  17  eine 
Fabelei  über  Aethiopien  erz&hlt,  ans  Dalion  Terschrieben  sei,  aber  auch 
Ind.  Vn.  erscheint  derselbe  Name  Damen;  s.  also  yielmehr  C.  19.  A.  118. 114. 

81)  £.  A.  Wagner  Die  Erdbeschreibung  des  Timesthenes,  Leipzig 
1889.  8.  mit  Fragms.  Dectord.  (Leider  ist  diese  zum  Theil  gute  Arbeit  in 
C.  1^  von  mir  noch  nicht  benutzt).  Vgl.  d.  Rec.  v.  W.  Buge  Woch.  f. 
kL  Ph.  VL  1889.  Sp.  1088  f.     . 

81  >»)  Markian.  Men.  Perip.  §.  2  Müll. 

82)  Strab.  IX.  421.  h  9avu^o^  xov  davtiifov  UtoXB^iov  (ygl.  A.  88). 
Plin.  VL  §.  188  (vielleicht  nach  Inba,  s.  Wagner  S.  84,  ygL  Plin.  VL 
§.  167.  PtoUmaeo  Philaddpho,  gut  primus  Troghdyticm  excussü  >»  lub. 
Fr.  41  u.  A.  88^.  C.  88.  A.  841,  doch  ist  dies  unsicher),  elassimn  Fhila- 
delphi  praefedus.  Markian.  a.  a.  0.  aQx^nvßeQvrjtriQ  xov  ^svtiQov  TltoU- 
fialov  yeyovcig.  Die  letzte  Bezeichnung  mag  die  genauere  sein,  aber  dani» 
war  er  eben  nur  Obersteuermann  der  Flotte.  Wagner  S.  88  versteht  unter 
aQxmvßiQviqTfis  freilich  den  Oberadmiral,  indem  er  der  Lüge  des  Onesikritoe 
(s.  A.  26.  C.  21.  A.  21.  29)  glaubt,  dieser  sei  Ober-  und  Nearohos  nur  ünter- 
befehlshaber  gewesen. 

88)  C.  15.  A.  69.  Markian.  a.  a.  0.  §.  8.  Ti^o^hriq  (thv  yaQ  itt  xmv 
nXBÜnmv  tfig  ^aXdcarig  dypooviiivmv  fu^mv  t^  *P<o(uUovg  nrjdinm  noXiftm 
iie%Qatrj%ivai  tovrcov,  negl  vi^emv  (Xifiivmv  Müller)  avyy^a^ag  ßtßUa  ov 
näciv  dxgißcäg  inet^l&a  toCg  id^söi  xolg  xf  %aQ''  ^ii&g  naQOMOvoi  ^alcra^. 
TovTa>ir  dh  xmv  di%u  ßtßXüov  innoiiriv  h  ivl  nsnoirixai  pißXiip,  Die  Worte 
ov  ytuaiv — ^aXäooff  passen  nicht  auf  eine  Inselbeschreibung,  Spuren  einer 
solchen  von  T.  erscheinen  sonst  nirgends,  die  Zahl  von  10  Büchern  stimmt 
zu  negl  Xiiiivmv^  endlich  wäre  es  au^iallend,  wenn  Markian.  das  letitere 
Werk  überhaupt  nicht  genannt  hätte.  Aber  freilich  ist  es  nicht,  wie 
Müller  und  Wagner  8.  6  versichern,  eine  leichte,  sondern  eine  ziemlich 
gewaltsame  Aenderung  vi^ooav  in   Xii^hmv  zu  verwandeln.    Ob  der  Auszog 


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Dalion.    Timosthenes.  661 

Theile  diesen  Erfolg  yermuthlich  dem  Umstände ,  dass  er  weniger 
Selbstgesehenes  berichtete  als  das  von  seinen  Vorgängern,  wie 
namentlich  Ephoros  und  Dikaearchos  und  femer  Dalion,  Ge- 
leistete  geschickt  zu  verwerthen  verstand ^^).  Ein  ferneres,  wahr- 
scheinlich spater^)  geschriebenes  Werk  von  ihm,  £tadca6^oi 


in  1  B.  wirklich  schon  yon  T.  selbst  herrührte,  erscheint  in  Betracht  der 
sonstigen  Fälle,  in  welchen  ein  solcher  späterer  Auszug  auch  bereits  dem 
Verfasser  de«  ursprünglichen  Werkes  beigelegt  wurde,  äusserst  zweifelhaft 
Strab.  IX.  421.  aymp  dh  h  fthp  ap^^^ff  ^^  JsXtpo^s  %i^€CifmdSv  iyepiq^fi . . . 
liSta  d^  top  Kgioaiop  nSlsfioif  ot  'Aft(pt%tvovsg  .  .  .  ngooid'Söav  dh  toig  xt- 
9'ccQiüdoi^g  avXrivdg  ts  %al  xt^aQ^tstäg  X^9^9  9^^9,  dnodmoaptcis  zi  [kiXoqy  o 
%aX8ixai  poiiog  IIv^iHog,  nhtes  d'  ccvtov  ftifffl  ictdf^  svyKQOvistg  äpknetQa 
iiataKtXevc(i4fs  taußoi  nul  ddntvXoi  evQtyyeg,  i(i8Xonoiri68  (ia^^  ov9  **  T»- 
(ioad'ivqg  6  pavagxog  tov  dsvtsQOv  ntoXBfiaiov  6  xal  tovg  Aifiivag  avpra^ag 
h  Sina  ßißXoig  %,  r.  X,  Vgl.  A.  87.  Schol.  Apoll.  Eh.  II,  297  (Fr.  89). 
Ttßond'ivrjg  (so  Holstein  f.  driftoad-hrig)  h  toVg  Aiiiiaiif,  Schol.  Aesch. 
Pers.  308  (Fr.  40).  TifU^evog  {Ti(jioa^ivrig  Dindori)  iv  xm  g*  neffl  Xifievanf, 
Die  an  dies  einzige  und  noch  daza  (denn  auch  die  Herstellung  TifuiyBtog 
ist  möglich)  ungewisse  Bnchcitat  anknüpfenden  Vermuthungen  Ton  Wagner 
S.  4  f.  über  die  Vertheilung  des  Sto£P8  in  den  10  Büchern  sind  sehr  un- 
sichrer Natur,  nicht  minder  die  darüber,  was  Eratosthenes  genauer  aus  T. 
hinübergenommen  habe  (S.  12  ff.).  Es  mag  zu  weit  gegangen  sein,  wenn 
ich  C.  15.  A.  69  die  Angabe  des  Markian.  §.  8,  derselbe  habe  das  Prooemion 
wörtlich  ausgeschrieben,  als  eine  alberne  Lüge  bezeichnet  habe:  wenn  er 
es  ganz  oder  theilweise  that,  so  geschah  es  gewiss  mit  Nennung  des  T., 
um  dann  beizufügen,  wie  weit  er  beistimmte  und  wie  weit  nicht. 

88^)  S.  Wagner  S.  2.  12.  84—44,  dessen  Beweis  freilich  begreiflicher- 
massen  lückenhaft  bleibt.  Derselbe  yermuthet  (S.  84  f.),  dass  er  die  Tro- 
glodytenküste  allerdings  selbst  erforscht  und  an  der  Spitze  der  zu  diesem 
Zweck  von  Philadelphos  (s.  A.  82)  ausgerüsteten  Expedition  gestanden  habe. 
In  Bezug  auf  Basilis,  Aristokreon,  Bion  s.  A.  97  ^    Vgl.  A.  104^. 

84)  Wenn  anders  nämlich  Markian.  §.  8.  sW  h  hSffm  ndXiif  ivl  tmv 
HaXovfisvmv  ctadiaciimv  iniSQOfiri'if  zi9a  ovpiyQUiptP  sich  genau  ausdrückt 
und  genau  unterrichtet  war,  s.  Wagner  8.  7  f.  Steph.  'Ayddiri  (»  Fr.  38). 
iv  xm  SxadutCfkm  (ygl.  *AXsldvdQ8iai,  'Aula,  'Aqxd'H'^  >»  Fr.  84.  38.  81). 
Agathem.  I,  5  (>»  Fr.  6)  sagt  unbestimmt  h  y^dipag  xovg  TesginXavg.  Mit 
Recht  hat  Wagner  nicht  yersucht  die  geographischen  Bruchstücke  unter 
die  yerschiednen  Werke  zu  yertheilen;  jedenfalls  aus  den  ZxaS.  sind,  wie 
Westermann  Art.  T.  in  Paulys  Bealenc.  bemerkt,  die  bei  Plin.  V.  §.  47. 
129.  VI.  §.  16.  168.  189  »  Fr.  30  86.  25.  9.  10  und  allem  Vermuthen  nach 
(vgl.  A.  88)  aus  nsgl  Xtftivayp  auch  die  in  den  Schol.  Apoll.  Rh.  U,  526.  582. 
IV,  1712  »  Fr.  7.  28.  24.  Der  Versuch  einer  genaueren  Zeitbestimmung 
bei  Wagner  S.  27—84  schliesst,  wie  schon  Buge  gezeigt  hat,  so  viel 
yerkehrte  Annahmen  in  sich,  dass  er  yöUig  misslungen  ist.  Ob  die  Schrift 
mgl  Xi^khmv  yor  oder  nach  der  des  Patrokles  geschrieben  ist,  lässt  sich 
in  Wahrheit  gar  nicht  ausmachen,  und  das  Epigramm  des  Theodoridas 


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662         Zweiandzwanzigstes  CapiteL    Geographie  und  Periegese. 

betitelt,  behandelte  die  Messung  der  Entfernungen  nach  Stadien. 
Diese  Arbeiten  wurden  denn  auch  nach  Eratosthenes  noch  yiel 
gebraucht^^).  Ausserdem  verfasste  er  aber  auch  ein  auf  die  Er- 
läuterung des  Sacral Wesens  bezügliches  Buch  *El^riyfitvx6v^^f  und 
vermuthlich  in  diesem  hat  er,  wie  es  scheint ,  auch  über  die  fünf 
Theile  des  pjthischen  Nomos  gehandelt ^^. 


Anth.  Pal  Vll,  722  kann  sich  ebenso  gut  auf  einen  anderen  T.  als  auf 
diesen  beziehen.  Das  Genauere  über  den  Inhalt  dieser  Werke  (s.  Wagner 
S.  4  f.  12  fiP.  86  ff.  und  in  Bezug  auf  seine  Erweiterung  der  Windrose  [vgl. 
anch  A.  103]  Eaibel  Antike  Windrosen,  Hermes  XX.  1882.  S.  697.  607  fil 
Wagner  S.  44—61  und  gegen  ihn  Rüge  Sp.  1084)  gehört  in  die  Geschichte 
der  Geographie  und  nicht  der  litteratur.  Er  unterschied  vier  Erdtheile, 
Fr.  8  in  Comm.  ßem.  Lucani  p.  301  üsener. 

86)  Von  Strabon  durch  die  Vermittlung  theils  des  Eratosthenes,  theils 
des  Hipparchos,  theils  des  Poteidonios,  theils  des  Artemidoros  (s.  A.  307), 
theils,  wenn  Wagner  8.  64 f.  Recht  hat,  des  Apollodoros  (der  ihn  aber 
vielleicht  auch  nur  mittelbar  benutst  habe),  von  Plinius  einerseits  vielleicht 
durch  die  des  Yarro  (s.  Fr.  8,  vgl.  A.  84  z.  E.)  und  luba  (vgl  A.  83.  97^. 
0.  33.  A.  344),  andrerseits  sicher  des  Isidoros,  von  Agathemeros  durch  die 
des  Artemidoros  oder  Poseidonios,  von  Markianos  durch  die  des  Protagons, 
von  Stephanos  von  Byzantion  zunächst  durch  Herodianos,  der  seinerseits 
wieder,  sei  es  unmittelbar,  sei  es  durch  Vermittlung  des  Phüon  von 
Byblos,  aus  Demetrios  von  Magnesia  geschöpft  hatte.  In  die  Soholien  zu 
ApoUonios  (s.  A.  83.  84.  86)  ist  (worfiber  Wagner  keine  Vermuthung  wagt) 
T.  wahrscheinlich  durch  Theon  gekommen,  da  er  einmal  auch  in  den 
Schol.  Theoer.  XIII,  22  >-  Fr.  26  citirt  wird,  vgl  A.  234.  0.  30.  A.  392. 
Auch  PseudoSkymn.  V.  118  nennt  ihn  unter  seinen  Quellen,  vgl.  A.  208. 
Im  Uebrigen  s.  die  Nachweise  b.  Wagner  S.  16—27.  34 f.  61—64. 

86)  SchoL  Apoll.  Rh.  III,  847  >-  Fr.  41.  oti,  6h  xiiv  JcUqov  i7«^tf€> 
(povriv  xalovci  T.  h  xm  'E^i^yi^TiM^  cvynatati^Btat,  Aus  welcher  Schrift 
Fr.  42  ebend.  II,  617  ist,  bleibt  zweifelhaft 

87)  S.  darüber  Guhrauer  Der  pythische  Nomos,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl. 
N.  F.  VUI  (Leipz.  1876/6).  S.  313-317,  den  Wagner  in  seiner  völlig  un- 
brauchbaren Behandlung  dieses  Gegenstandes  S.  3  f.  vergebens  bestritten 
hat.  (Wagner  wiederholt  sogar  das  von  Uiller  Sakadas  der  Aulet, 
Rhein.  Mus.  XXXI.  1876.  S.  82  f.  aufgedeckte  grobe  Missverst&ndniss  von 
Westphal  Proleg.  zu  Aeschyl.  S.  73:  Strab.  sagt  in  Wahrheit  nur,  dass 
diese  alte  Instrumentalcomposition  nicht  bloss  von  Auleten,  sondern  auch 
von  Eitharisten  vorgetragen  wurde).  Guhrauer  hat  einleuchtend  gezeigt, 
dass  bei  Strab.  a.  a.  0.  (s.  A.  83)  hinter  ifislonoirioe  (ihv  ovv  eine  Lficke 
ist,  in  welcher  zunächst  Sakadas  als  Componist  genannt  vrar,  woraus  denn 
das  Weitere  mit  Wahrscheinlichkeit  folgt,  also  dem  Sinne  nach  mindestens 
etwa:  (^ZaHadccg  o  'AffyeCog'  iyoarpe  61  nsQl  avzov  iv  tm  'Eiriy7i%t%^y  T<> 
fioa&ivris  —  ß^ßXoig,  Die  folgenden  Worte  ßovXetat  dl  tbv  aymvcc  tov 
'AnoXXtovog  xov  Xifog  xov  dgcixorca   diä   xov   [i^iXovg   vuvsip   (vp^eiM'ai?)^ 


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Pythagoras.    Timagetos.    Simias.    Basilis.  663 

PjthagoraS;  auch  ein  Befehlshaber  des  Ptolemaeos,  und 
2swar  wahrscheinlich  des  Ptolemaeos  Philadelphos^^)^  wenigstens 
zum  AUerspätesten  ein  Zeitgenosse  des  [£uphorion^^),  schrieb 
nsgl  t^s  'Egv^gäg  ^akdöörig^), 

TimagetoSy  ein  Quellenschriftsteller  des  Rhoders  Apollo- 
nios^^),  schrieb  nsgl  kLfbivav  in  mindestens  2  Büchern ^^). 

Simias,  ein  Vertrauter  von  Ptolemaeos  Euergetes,  ward 
von  diesem  zur  Erkundung  der  Umgebung  des  rothen  Meers  aus- 
gesandt und  gab  eingehende ,  aber  wenigstens  zum  Theil  recht 
fabelhafke  Nachrichten  über  die  dortigen  Völkerschaften^^). 

üeber  Aristokreon  s.  C.  2.  A.  345^). 

Basilis^^)  verfasste  'IvdLxd  in  mindestens  2  Büchern^ 
und   wird   in    Bezug   auf   Meroe   hinter    Aristokreon   und    Bion 


iyxQovoiv  iilv  TO  TtQOoifuov  driXav  %,  t.  X.  sind  also,  wenn  dies  richtig  ist, 
ein  neaes  Bruchstück  aus  dieser  Schrift  des  T. 

88)  Plin.  XXXVII.  §.  24.  lüba  (Fr.  62)  auctar  est  et  in  guadam  insula 
Bubri  maris  .  .  .  ncisci  quae  Necron  vocetwc,  et  in  ea  quae  iuxta  gemmam 
topazum  ferat,  cubitalemque  effossam  a  FyUhctgora  Ftökmaei  praefecto, 

89)  Der  sein  Werk  bereits  anfahrte,  Ath.  XIV.  683  f.  684  a  —  Fr.  XXXIII. 

90)  Andere  Brachstücke  finden  sich  bei  Ath.  IV.  183  f.  Aelian.  N.  A. 
xvn,  8.  9. 

91)  S.  C.  14.  A.  65.  —  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  619  f.  vgL  IIL  S.  316. 
Anmerk. 

92)  Fr.  1  b.  Schol.  Apoll.  Bh.  FV,  269.  h  a  ns^l  Uiiivatv.  Aach  die 
übrigen  Brachstücke  sind  in  diesen  Schollen  enthalten  mit  Ausnahme  von 
Fr.  6  b.  Steph.  'Anxri  (P-  6*»  18X  ^o  freüich  wie  in  Fr.  4  (Schol.  Ap.  I,  224) 
JrjfidyTitog  überliefert  ist. 

93)  Diod.  III,  18,  4.  xal  6  tgCtog  dh  ütoXsfiaiog ,  o  tpUatifi/q^slg  tcsqI 
xriv  Q^riQCLV  xmv  iXe(pdivz<ov  tdiv  ne(fl  vriv  %(&qaif  xavxffp  ovttov,  i^ineftipsv 
sva  zmv  qp/Üoy,  ovofta  Sifilaiß,  %ataa%ifp6nevov  tf^v  xtoQUiß'  ovtog  dh  ftBvä 
tijg  aifiiotxovarig  %0(^yCag  anoüxaXBlg  dui^ißwgj  mg  qn^Ctp  'Aya^ccQx^^VS  ^ 
Kvldiog  taro(fioyQdq>og  j  iijjtaae  xd  %axd  xiiv  naffctXiav  i&vrj.  (prialv  ovv  x6 
xch  dna^äiß  Al&ionmv  id-vog  x6  avpoXov  nox^  fM^  %^ria^ai,  h.  t.  X.  Vgl. 
A.  269.  272. 

94)  Ob  Satyr  OS,  welcher  von  Ptolemaeos  Philadelphos  anf  die  Er- 
kundung der  Elephantezgagd  und  des  Troglodytenlandes  ausgeiandt  war 
und  Philotera  anlegte  (Artemid.  b.  Strab.  XVI.  669),  Eumedes,  welchen 
derselbe  König  auf  die  Elephantenjagd  schickte,  und  welcher  als  Station 
fQr  sie  Ptolemais  gründete  (ebendas.  770),  Ariston,  welcher  von  Ptole- 
maeos (auch  wohl  Philadelphos)  mit  der  Dorchforschong  der  Küsten  Arabiens 
beauftragt  ward  (Agatharch.  §.  86)  ihre  Expeditionen  beschrieben  hatten, 
wird  wenigstens  nicht  ausdrücklich  berichtet 

96)  Müller  F.  H.  G.  FV.  S.  346  f. 

96)  Fr.  1  b.  Ath.  IX.  309  b.    h  dsvxi^^  'l^dinrnv:  es  folgt  eine  Fabelei. 


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664  Zweiandzwanzigstefl  Capitel.    Geographie  and  Periegese. 

angeführt;  alle  drei  als  später  denn  Dalion^^.  Er  mag  hiernach 
mit  Aristokreon  wohl  ungefähr  derselben  Zeit  angehört  und  gegen 
Ende  des  dritten  oder  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  ge- 
schrieben haben,  wenn  nicht  etwa  gar  er  so  wie  Bion  und  Aristo- 
kreon, der  dann  freilich  schwerlich  der  Ne£Fe  des  Chrysippos  ge- 
wesen sein  könnte,  sogar  schon  Quellen  des  Timosthenes  waren ^''^). 
Yermuthlich  war  er  derselbe  mit  dem  wegen  seiner  Beschreibungen 
der  ostlichen  Gegenden  gerQhmten  Basileus  oder  Basilis^,  mög- 
licherweise auch  mit  dem  gleichfalls  Basileus  genannten  ärztlichen 
oder  naturwissenschaftlichen  Schriftsteller,  der  einen  StiQiaxog 
verfasste®^). 

Bion  von  Soli  in  Kilikien,  Verfasser  von  Aid'iontxd^^), 
wahrscheinlich  ebenhiernach  aus  der  nämlichen  Zeit,  schrieb  auch 
ein  landwirthschaftliches^^^)  oder  naturgeschichtliches 
Werk^^).  Ob  er  aber  auch  derselbe  mit  dem  Astronomen"*^ 
war,  und  ob  auch  die  assyrischen  Geschichten  {*J66vQiaxaY^^ 
von  ihm  herrührten,  ist  sehr  ungewiss. 

Simonides  der  Jüngere,  vielleicht  aus  etwas  älterer  Zeit, 
schrieb  über  Aethiopien,  nachdem  er  selbst  sich  fünf  Jahre 
lang  in  Meroe  aufgehalten  hatte  ^®***). 

97)  8.  A.  79.  Vgl.  Plin.  N.  H.  Ind.  VI.  Droyaen  a.  a.  0.  S.  80.  A.  5 
meint,  anch  er  eei  vielleicht  als  ägyptischer  Gesandter  an  den  indischen 
Hof  geschickt. 

97^)  Wie  E.  A.  Wagner  a.  a.  0.  S.  S6f.  gegen  Müller  a.  a.  0.  nach- 
zuweisen sncht.  Es  kommt  darauf  an,  ob  er  (vgl.  S.  56)  mit  Recht  Plin. 
VI.  §.  188  (8.  A.  79)  auf  luba  zurückführt. 

98)  Agatharch.  §.  64  b.  Phot.  Cod.  262.  p.  464  b,  33.  Vor  Bekker 
stand  hier  Bdailig,  und  Müller  hat  es  aus  einer  Handschr.  wiederher- 
gestellt.   Vgl.  A.  266  und  Droysen  a.  a.  0.  8.  808.  A.  1. 

99)  Schol.  Nicand.  Ther.  716. 

100)  La.  Diog.rV,  68  im  Homonymenverzeichniss  (niiuttog  ZoXbvs  %.tA.). 
Ath.  XIII.  666  c  (—  Fr.  4).  —  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  360  f.  —  Plin.  citirt 
offenbar  dies  Werk  viermal,  VI.  §.  179.  180.  191.  198  (=  Fr.  1—8),  vgl. 
Ind.  VI. 

101)  Varr.  R.  E.  I,  1,  8. 

102)  Offenbar  auf  ein  solches  geht  die  Aufführung  des  B.  bei  Plin.  Ind. 

vm.  X.  XIV.  XV.  xvu.  xvm. 

103)  Strab.  L  29.  (prjal  dh  noasiSdvioe  (Fr.  101  MüU.)  itfjdivec  ovr»^ 
nagadsdatnivai  xovg  avifiovs  x6v  yino^Cykün^  mgl  xavxa^  olov  'AffiaxoxiXii 
Tifioüd-ivf}  Blto^a  xov  daiQoXoyov  x.  r.  X.  Dieser  war  vielmehr  wohl  der 
bei  La.  Di.  a.  a.  0.  als  xexuQxog  aufgeführte  Demokriteer  und  Mathematiker 
aus  Abdera.        104)  Synkell.  369  G. 

104^)   Plin.   VI.   §.  183   unmittelbar  nach   den   A.  79   angef.  Worten: 


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BioD.    Simonides.    Anaxandrides.    PolerooD.  666 

lieber  Eallixenos  von  Rhodos  s.  C.  20. 

Anaxandrides  aus  Delphi ^^'^)  war  spätestens  Zeitgenosse 
des  Polemon,  da  dieser,  wie  wir  bald  sehen  werden  ^®^),  gegen 
ihn  schrieb,  und  verfasst^  eine  periegetische  Schrift  in  mindestens 
2  Büchern  ^*^  über  die  aus  Delphi  geraubten  Weihgeschenke, 
hsqI  t£v  övXr^d'ivtcav  iv  J€Xq>otg  avad'i^p^dtmv^^). 

Polemon^^),    Sohn   des   Milesios"^),   von   Uion   aus    dem 

Simonides  minor  etiam  quinquennio  in  Meroe  versatus,  cum  de  Aethiopia 
scriberä.  Vgl.  Ind.  VI.  Müller  F.  H.  G.  H.  S.  42.  üeber  die  Helleni- 
flirang  yon  Meroe  und  den  Sturz  der  dortigen  Priesterherrschaft  dnrch  den 
König  Ergamenes  (Diod.  III,  6,  8  f.  Strab.  XVII.  828)  und  die  zaerst  ge- 
nauere Kunde  über  diese  Gegenden  yerbreitende,  schon  A.  82.  88^  be- 
sprochene Expedition  des  Philadelphos,  wohl  seines  alteren  Zeitgenossen, 
nach  Aethiopien  und  die  zweite  militärische  desselben  Königs  nach  dem 
inneren  Aethiopien  (Diod.  I,  87,  6)  s.  Droysen  a.  a.  0.  III*,  1.  S.  68.  307  f. 

105)  Plnt.  Lysand.  18.  Schol.  Bnrip.  Ale.  1  (—  Fr.  8.  6).  —  Hulle- 
man  De  Anaximandro  Delpho,  Symb.  litt,  doctorum  in  gymnasiis  Batavis 
societatis  IX.  Utrecht  1848.  S.  128—184  (Steht  mir  nicht  zu  Gebote). 
Müller  F.  H.  G.  III.  S.  106 f.  Weniger  De  Anaxandrida  Polemone  He- 
gesandro  remm  Delphicaram  scriptoribus,  Berlin  1865.  8.  (Bonner  Doctord.). 
S.  8—21.  Dass  der  Name  Anaxandrides  und  nicht  Alexandrides  war,  haben 
Hulleman  S.  125  f.  und  Weniger  8.  8 ff.  gezeigt. 

106)  8.  A.  156.        107)  Das  1.  wird  citirt  b.  Zenob.  I,  67  —  Fr.  2. 

108)  Dass  wir  nur  diese  Schrift  tou  ihm  kennen,  hat  gegen  Meineke, 
Müller,  Weniger  und  Andere  Maass  De  Sibyllarum  indicibns,  Greifs- 
wald  1879.  8.  S.  19  ff  dargethan,  s.  C.  88.  A.  68.  Damit  yerlieren  die 
Combinationen  yon  Weniger  S.  14 — 21  über  die  Composition  und  den 
Anlass  derselben  jeglichen  Anhalt.  Die  Fragmente  lehren  nnr,  dass  natür- 
lich auch  der  krissaeische  Ejrieg  in  ihr  berührt  (Fr.  2)  und  aach  allerlei 
Notizen  aas  der  Sage  und  (beschichte  des  Orakels  gegeben  wurden  (Fr.  2. 
4.  6)  und  Tielleioht  (s.  Weniger  S.  17  f.  über  Fr.  8)  gelegentlich  auch  von 
nichtgeraubten  Weihgeschenken  die  Bede  war. 

109)  Preller  Polemonis  periegetae  fragmenta,  Leipzig  1888.  8.,  Tgl. 
die  Rec.  von  0.  Jahn  Berl.  Jahrb.  f.  wißsensch.  Krit.  1840.  II.  Sp.  585—597. 
601—605.  Müller  F.  H.  G.  III.  8.  108-148.  Egger  Polömon  le  voyagenr 
arch^logique ,  in  seinen  M^moires  d'histoire  ancienne  et  de  philologie, 
Paris  1868.  8.  8.  15  ff  (nicht  erheblich).  Weniger  a.  a.  0.  8.  22—48. 
Foucart  Benseignements  nouyeaux  sur  trois  äcrivains  grecs  du  denxi^me 
siöcle  ayant  notre  ^re  Pol^mon  le  Peri^g^te,  Hegäsianax  d'Alexandrie  de 
Troade,  Philippos  de  Pergame,  Revue  de  philologie  N.  F.  II.  1878.  S.  215— 
218  (vgl.  C.  21.  A.  466«    C.  27.  A.  11). 

110)  So  lautet  der  Name  des  Vaters  in  der  Ernennungsurkunde  des  P. 
zum  delphischen  Proxenos,  s.  A.  122.  Foucart  a.  a.  0.  S.  215.  Bei  Suid. 
(s.  A.  118)  ist  daraus  Evriyitrig  geworden,  „weil  P.  ein  guter  Perieget  war**. 
(Wilamowitz  Antig  v.  E.  8.  9.  A.  6).  Eine  andere  Erklärung,  aber  schwer- 
lich die  richtige  versucht  Bergk  Philologus  XLII  (s.  A.  122).  8.  262.  A.  71. 


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666  Zweinndzwanzigstes  Gapitel.    Geographie  und  Periegese. 

Fleckes  Gljkeia^^^),  später  aber  zum  athenischen  Bürger  ge- 
macht^^*),  war  ein  Zeitgenosse  des  Aristophanes  von  Byzantion 
und  des  Ptolemaeos  V  Epiphanes  (202  —  181)"^).  Jedenfalls 
brachte  er  namentlich  in  Athen  längere  Zeit  zu,  hielt  sich  aber 


111)  Prell  er  S.  6:  „Hienais  vocatur  ah  agro  Ilieim". 

112)  Daher  ihn  Plut.  Qu.  symp.  V,  2.  676  B  (=-  Fr.  27)  einen  Athener 
nennt.  Vgl.  Ath.  VI.  234  d  (Fr.  78,  vgl.  A.  173).  IIoXifMov  yovv  6  stze 
Sdiiios  iq  SiKvcavios  Btx'  'Ad'rjvaiog  ovoiiaioiisvog  xu^bl^  cog  o  MoTpsdzrjs 
*Hifa%XBi6riq  XsyBi  %ataQi^(i>ovßBvog  avtov  xal  an*  aXXmv  nolBtov,  Es  lind 
hier  solche  Städte  gemeint,  in  denen  er  sich  länger  aufhielt  und  vielleicht 
auch  das  Bürgerrecht  bekam,  wenn  anders  man  schon  damals  (vgL  C.  I.  6. 
No.  2811^)  Bürger  mehrerer  Städte  sein  konnte,  vgL  Preller  S.  12.  Jahn 
S.  687.    Egger  S.  20.  A.  2.     Weniger  S.  24. 

IIS)  Suid.  IloXificav  EvTiyitov  'iXiBvg  ii(6(i,r)g  rXvnBiag  ovoimc^  'Adijpfiai 
d^  noXixoyqatpri^BCg  [dio  inByQcitpBto  ^EXXadi%6g'\  ^  6  %XrfiBlg  Usifirjyrjxrgy 
£azoQi>%6g,  ysyovB  dl  yiazoc  UtoXBiiaiov  tov  'EnKpavrj.  %axd  S'  *AciiXfiiuddi]v 
xov  MvqXBavhv  9vvB%q6vi6Bv  'AqtoxotpdvBi  tco  yQafifiMxinm  (vgl.  Bohde 
Bhein.  Mus.  XXXIII.  1878.  S.  167  f.  A.  3)  xal  dti^HOvoB  xal  xov  'Po9iov 
IlavanCov,  Dass  Panaetios  (etwa  186—110,  s.  C.  28.  A.  16.  80)  sein  Lehrer 
gewesen  sei,  ist  chronologisch  unmöglich,  und  Asklepiades  von  Myrleia 
kann  dies  nicht  berichtet  haben.  Nahe  liegt  es  die  Sache  umzukehren, 
und  schon  Joensen  (Jonsius)  De  scriptor.  hist.  philos.  II.  G.  13  stellte 
unter  anderen  Vermuthungen  auch  die  auf,  es  sei  dirxovoBv  avxov  h  *P6' 
dtog  IlavaUmg  zu  schreiben.  Vollends  bei  van  Lyndon  De  Panaetio 
Bhodio  (Leiden  1802).  S.  36fiP.,  Wilamowitz  Herm.  XU.  S.  841.  A.  24. 
Ant.  V.  £.  S.  161,  Maass  Herm.  XVUI.  1883.  S.  3301  und  Anderen  gilt 
es  für  ausgemacht,  dass  Panaetios  Schüler  des  P.  war.  Viel  vorsichtiger 
drückt  sich  mit  Becht  Zeller  Ph.  d.  Gr.  111%  1.  S.  667.  A.  4  aus.  Freilich 
sind  die  Gegengründe  von  Preller  S.  7f.  nicht  stichhaltig:  P.  kann  füg- 
lich um  166—160  noch  gelebt  und  sich  entweder  in  Aüien  au^ehalten 
haben,  als  Panaetios  hier  seine  philosophischen,  oder  in  Pergamon,  als 
derselbe  dort  bei  Krates  von  Mallos  seine  philologischen  Studien  machte 
(s.  C.  28.  A.  18.  19).  Nichts  hindert  ja  ihn  sich  als  einen  etwa  26  Jahre 
jüngeren  Zeitgenossen  des  Aristophanes  zu  denken  (s.  indessen  A.  114)  und 
also  (s.  G.  16.  A.  2.  10)  seine  Gbburt  etwa  232  zu  setzen,  dann  war  er  160 
etwa  72  Jahre  alt.  Immerhin  jedoch  stehen  wir  hier  auf  unsicherem  Boden: 
es  kann  auch  etwas  Anderes  hinter  dieser  corrupten  Nachricht  stecken, 
und  gar  nicht  so  übel  vermuthet  Müller  S.  108  vielmehr  difi%B  iU%qi  (vgL 
Weniger  S.  26:  ^jinagis  ad  Utterarum  similittidinem  accedat:  di^nBv  ig 
xaiifov)  xov  *P.  17.  Wenig  er  8  an  sich  ansprechende  Gonjeotur  9ni%ovaBv 
'AQicxofpdvovg  xov  ygaf^iiaxiiiiov  %al  avvBXQOPUiB  xm  Fodltp  TLavaixltß  scheitert 
dagegen  daran,  dass  Panaetios  so  mindestens  gegen  47  bis  60  Jahre  jünger 
als  P.  gewesen  wäre  und  überdies  Letzterer,  aus  dem  pergamemschen 
Beich  gebürtig,  (trotz  Prell  er  S.  9f.)  schwerlich  in  Alezandreia  studirt 
haben  würde.  S.  A.  121.  164.  Betreffs  der  sinnlosen  Worte  Öio  inBygd- 
fpBxo  *EXXadi%6g  s.  A.  139. 


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Polemon  von  Ilion.  667 

vielfach  y  wie  man  aus  seinen  persönlichen  Beziehungen  zu  seinen 
Landesherren,  den  pergamenischen  Eonigen ,  wohl  schliessen 
darf^^^),  auch  an  deren  Hofe  auf  und  verwandte  im  Uebrigen 
ohne  Zweifel  fast  sein  halbes  Leben  auf  seine  üntersuchungs- 
reisen  nach  Sikyon,  Sparta  ^^*),  Phlius"^,  Olympia,  Delphi, 
Boeotien,  Thessalien '^^,  Dodona,  Samothrake,  Italien  und  Si- 
kelien,  besonders  Syrakus^^^)  u.  s.  w.  Jedenfalls  ferner  kannte 
er  sein  Heimatland  Troas  durch  und  durch,  dazu  auch  Earien 
und  Samos**^),  und  auch  in  Chios  und  Erythrae  war  er  viel- 
leicht selbst ^^®),  jedenfalls  wohl  auch  in  Karthago  ^*^).  Im  Jahre 
177/6  ward  er  zum  delphischen  Proxenos  ernannt"').  Gewohn- 
lich heisst  er  „der  Perieget^^*^;  wegen  seines  fleissigen  Ab- 
schreibens,  Sammeins  und  Erläuterns  von  Inschrifben  bekam  er 
den  Spitznamen  des  Steinhauers  (örriXoxöitag)  ^'^).  Von  seinen 
eigentlich  periege tischen    Werken*'^)    bezogen    sich   auf   die 

114)  Wenigstens  gab  es  von  ihm  einen  Brief  an  Attalos  (Fr.  70—72), 
d.  h.  Termuthlich  einen  der  Könige  dieses  Namens,  und  zwar  wahrschein- 
lich, wie  Müller  S.  136  annimmt,  Attalos  I  and  nicht,  wie  Wegener 
De  anla  Attalica  S.  304  und  Preller  S.  108  meinen,  Attalos  U  (159—138), 
da  es  mindestens  zweifelhaft  ist,  ob  P.  dessen  Regierung  erlebt  oder  doch 
noch  lange  während  derselben  gelebt  hat  (vgl.  Ealkmann  Pansan.  S.  58). 
Gesetzt,  dass  Panaetios  nicht  sein  Schüler  war,  kann  er  ebenso  got  schon 
um  250  als  erst  um  232  geboren  sein,  und  dazu  würde  die  Angabe  des 
Asklepiades  (A.  118)  immerhin  besser  passen. 

115)  Fr.  17.        116)  Fr.  58.         117)  Fr.  44. 

118)  Fr.  37—39.  44—46.  73—75. 

119)  S.  A.  112.         120)  Fr.  90. 

121)  Ob  er  dagegen  jemals  in  Alexandreia  war,  muss  dahingestellt 
bleiben.  Die  Behauptung  von  Preller  8.  8  f.  10  „constai  vidiase  nostrutn 
aulam  Ptolemaei  Euergetae  ex  Athen.  XII,  öölüb"  macht  aus  einer  Mög- 
lichkeit eine  Oewissheit.  Vgl.  überdies  A.  113  und  A.  154.  Im  uebrigen 
s.  Preller  S.  11  f.  26  f. 

122)  Ohne  Zweifel  zum  Dank  für  seine  Schrift  über  die  dortigen 
Schätze,  s.  A.  132,  vgl.  auch  A.  146.  S.  Wescher  u.  Foucart  Inscriptions 
de  Delphes  (Paris  1863).  No.  18.  p.  28,  258  fiP.  Dittenberger  Syll.  inscr. 
Gr.  No.  198:  aQxovvoi  MsUcaÜDvog^  vgl.  A.  Mommsen  Delph.  Archonten, 
Philologus  XXIV.  1866.  S.  46.  Foucart  a.  a.  0.  S.  215  f.  Bergk  Die 
Liste  der  delph.  Gastfreunde,  Philologus  XLIl.  1884.  S.  234  ff.  261  f. 

123)  Ath.  V.  210  b.  IX.  372  a.  387  f.  Xlll.  602  t  XV.  696  f.  Plut. 
Arat.  13.  Steph.  v.  Byz.  Jmdmvri  «  Fr.  58.  36.  54.  53.  76.  17.  30.  Strab. 
IX.  396.     Suid.  (s.  A.  113). 

124)  Herodikos  der  Erateteer  b.  Ath.  VI.  234  d  unmittelbar  nach  den 
A.  112  angef.  Worten.    Vgl.  Preller  S.  12  ff.  117  und  C.  26.  A.  134. 

125)  Das  Verzeiohniss  seiner  Schriften  bei  Suid.  ist  sehr  unvollständig: 


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668         Zweinndzwanzigstes  Gapitel.    Geographie  und  Periegeae. 

attischen  Alterthümer  die  Beschreibung  der  athenischen 
Burg  {tcsqI  tijg  'A^rivrfiiv  axQonöXemg)  in  4  Büchern ^*^  und 
die  Schrift  über  die^  heilige  Strasse  von  Athen  nach 
Eleusis  {ne(fl  tag  legäg  odot;)"'),  auf  die  sikyonischen  die 
über  die  bunte  Halle  in  Sikj.on  (juqI  tijg  iv  Ikxvmvi.  noi- 
xikfjg  iSxoccgy^)  und  über  die  Gemälde  in  Sikyon  (xegl  väv  hß 
Stxvävi,  Tctvdxmvy^^),  auf  die  lakonischen  die  über  die  Weih- 


iyffaips  TteQfqyrjöiv  'IXCov  iv  ßi^XCoiq  y\  %tiotig  tmv  iv  ^am£9i  n6ls<ov  %al 
nsifl  t^g  ngog  'A^vaCovg  &üyytveücg  avtmv^  %xicBig  tmv  iv  riovtcp  noUesv^ 
nsQl  tnv  iv  Aa%Bda£y^vi  nokBiov  (nivdxmv  Beinesins,  richtig  dvadTjiid' 
tnv  Jahn  S.  691,  t.  A,  130  und  Weniger  S.  24)  %al  aXXa  xUilcta,  iv  olg 
Hai  %oü(ii,%7iv  negiT^yriaiv  tjzoi  ysmyifatpiav.  Die  letzten  Worte  bleiben  am 
Besten  aaf  sich  beruhen,  s.  Preller  S.  22 f.  und  was  gegen  ihn  Bern- 
hardy  z.  d.  St.,  Müller  S.  112  und  Ealkmann  Pausan.  S.  126 f.  im 
Wesentlichen  richtig  bemerken.  In  *y  findet  sich  hinter  dem  ersten  nsgi- 
riyrioiv  der  Zusatz  tu  ngog  *A9atov  xal.  Wollte  man  ihn  aufnehmen,  so 
mflsste  man  mit  Bernhardy  'Avxlyovov  hinzufügen  (s.  A.  168)  und  dann 
diese  Worte  yielmehr  hinter  ßißXü>ig  y'  einrücken. 

126)  Strab.  IX.  896.  tiaaaga  ßißXia  .  .  .  negl  tmv  dvadyifidtmv  x&v  iv 
x^  u%f((m6Xn,  Ath.  XL  472  c  («»  Fr.  1).  iv  TtQmxrj  %tQl  xrg  'A^rlvr}0t9 
diiQOTioXscag,  Sonst  (Fr.  2—6)  wird  kurz  citirt  hbqI  änQonoXsmg,  Von  ihr 
war  nsifl  tav  iv  xoig  ngoTcvXaiotg  nivanmv  (Fr.  6  b.  Harpokr.  Aa(indg) 
wohl  nur  ein  Theil,  wie  Jahn  Sp.  689  und  nach  ihm  Andere  bemerkt 
haben.  Desgleichen  geben  Fr.  7 — 10  wohl  kaum  die  Berechtigung  lur 
Annahme  einer  besonderen  Schrift  'Avay^aq)-^  xAv  incavvfMv  x&v  drjiuMf 
%ecl  q>vXmv  s.  Jahn  Sp.  690. 

127)  Harpokr.  *IsQa  bdog.  —  Wie  nach  diesem  Thatbestande  Ealkmann 
a.  a.  0.  S.  61  behaupten  kann,  wir  seien  berechtigt  für  P.  eine  yollst&ndige 
Stadtperiegese  yorauszusetzen,  begreife  ich  nicht,  vgl.  Jahn  Sp.  689:  „Es 
scheint  nach  den  yorliegenden  Titeln,  als  ob  P.  sich  auch  hier  auf  die 
Heiligthümer  und  ihre  Weihgeschenke  beschränkt  habe;  denn  namentlich 
angeführt  wird  ausser  einem  Werke  über  die  te^ä  h96g,  yon  dessen  Inhalt 
uns  Pausanias  eine  Vorstellung  giebt,  die  Schrift  nstfl  xijg  dnif<m6XBmg, 
welche,  wie  Strabo  (s.  A.  126)  berichtet,  yon  den  daselbst  befindlichen 
Weihgeschenken  handelte**.  Nur  freilich  darf  man  dies  nicht  zu  eng 
fassen,  denn  mit  Recht  yerweist  Ealkmann  S.  60  auf  Paus.  V,  21,  1.  iv 
OTiQonoXBt  fthv  ytt9  'Ad'^vTictv  ot  xb  uvdQidvxBg  %al  6n69«  aXXa^  xd  ndvxa 
iaxlv  hftoCmg  dvadi^ftaxa. 

128)  Fr.  14  b.  Ath.  XIII.  67T  c,  Fr.  16  ebendas.  VI.  268  b.  Mal  Bfi- 
ßttioi  dl  noXa%BvovxBg  xov  Jrjfii^xQtov  ^  mg  tpriüi  IIoXifMßv  iv  xm  nB^l  xrig 
noinUXrig  (axodg)  iv  SmvmvL^  tSgvaavto  vabv  'AtpQodixrig  Aaydag  (Ath.  setzt 
hinzu:  iffoniiivr}  S*  fiv  avxri  xov  ^rififjxQiov  xad'dnBQ  %al  ^  Aiaiva^  s.  C.  86. 
A.  6.    C.  2.  A.  669). 

129)  Wenn  anders  dies  Buch  nicht  dasselbe  mit  dem  yorhetgehenden 
ist,  s.  Ja^^n  Sp.  690.     Der  Titel  erscheint  Fr.  16  b.  Ath.  XliL  667  b.    Ob 


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Polemon  von  üion.  669 

geschenke  in  Lakedaemon  (tcsqI  %mv  iv  AaTudalyLOVL  ava- 
^iuitayii)^^)y  auf  die  boeotischen  die  über  die  Herakleien 
in  Theben  (xsqI  xAv  &i2ßfj<fi  'Hgaxleiayvy^^),  auf  die  delphi- 
schen die  its(fl  täv  iv  dskq>oZg  ^riöavQmv^^),  auf  die 
epeirotischen  die  jcsqX  jJmdcivris^^yj  dazu  kamen  die  JIs- 
(fiijyri&ig  ^Ikiov  in.  3  Büchern^**),  die  Schriften  ytsgl  ZafiO' 
d'Qaxi^g^  und  nsql  xmv  iv  Kagxr^dovi  ninXmv^^^  und 
sicher  noch  andere  über  Elis"^  und  wohl  auch  Boeotien'^. 
Periegetisch  war  auch  der  unter  dem  Namen  des  Polemon  um- 
laufende, aber  schwerlich  von  ihm  geschriebene  ^EkXadixog^^), 
nach  der  wahrscheinlichsten  Yermuthung^^)  ein  von  fremder  Hand 
aus  seinen  Periegesen  ausgezogenes  Yerzeichniss  der  Locale  in 
Griechenland  y  welche  Eunstschätze  enthielten ,  und  dieser  Eunst- 
schätze  selbst  zum  Gebrauche  der  Reisenden.  Schwerlich  mit 
demselben  einerlei ^^^),  sondern  allem  Anscheine  nach  vielmehr 
ein  mythographisches  Handbuch  ^^')  waren  die  gleichfalls  ihm, 
aber  auch  wohl  kaum  mit  Recht^  zugeschriebenen  ^£?AAi}i/exal 

Fr.  17  bei  Plüi  Arat  13  bieber  gehOrfc,  erklärt  Preller  S.  47f.  selbst 
fOr  fraglicb. 

180)  Fr.  18  b.  Atb.  XIII.  674  c.    Vgl.  Said.  A.  126. 

181)  Fr.  26  b.  Scbol.  PincL  Ol.  VUI,  168. 

182)  Fr.  27  b.  Plut  Qu.  symp.  V,  2.  676  B. 

188)   Oder  wie  sonst  der  Titel  gewesen  sein  mag,   s.  Fr.  80  (Steph. 

184)  Nor  bei  Said.,  s.  A.  126.  Doch  sind  hieber  wohl  mit  Recht 
Fr.  81—88  gesogen. 

186)  Fr.  86  b.  Ath.  IX.  372  a,  dazu  Tielleicht  Fr.  37,  s.  A.  148. 
186)  Fr.  86  b.  Ath.  XH.  641  a. 
137)  Fr.  19.  21.  22  (?)..  28  (?). 

188)  Fr.  26.  Dass  Fr.  24  nicht  fflr  eine  Schrift  Aber  arkadische  Alter- 
thfimer  beweist,  darfiber  s.  Ealkmann  a.  a.  0.  S.  126  f. 

189)  Fr.  20.  28  b.  Ath.  XI.  479  f.  XIII.  606  a.  noXiftmw  .  .  .  ^  iaxig 
iatlv  h  xoniatcg  tov  i%iy^aq>6nepov  *EXX4xdi%6iß.  Vgl.  den  sinnlosen  Znsatz 
bei  Snid.  (A.  118)  9i6  insyiftitpgjo  *EXXadi%6g  und  über  denselben  Prell  er 
S.  14  f. 

140)  Von  Müller  S.  118.  Gegen  die  Annahme  yon  Preller  S.  28  ff., 
dass  der  *EkXadi%6g  vielmehr  eine  Znsammenstellnng  der  sftmmtlichen  auf 
Griechenland  bezüglichen  periegetischen,  ethnogpraphischen,  mythographi- 
schen  Werke  des  P.  gewesen  sei,  s.  Jahn  Sp.  687  f.  und  Müller  a.  a.  0. 

141)  Wie  Preller  n.  Müller  a.  a.  0.  glanben,  s.  dagegen  Weniger 
S.  88—88. 

142)  Die  Fragmente  (11—18)  beziehen  sich  s&mmtlich  anf  die  argivische 
Sagengeschichte. 

148)  Yerd&chtig  wird  die  Sache  schon   dadurch,   dass   nur   so   späte 


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670         Zweiondzwanzigstes  CapiteL    Geogfraphie  nnd  Periegeae. 

CiStoQiai^^^).  Eine  zweite  Classe  seiner  Werke  waren  die 
Gründungsgeschichten^**),  Kxiösis  '^äv  iv  Omxidc  «o- 
kscav  xal  jcsqI  rijg  sCQog  'A^ijvaiovs  övyyBvstag  avtmv^^^, 
KxC^Big  täv  iv  Ilövtp  äoA^cöv'*^),  Ktiösig  ^IxaJuxäv  xal 
SixskiKfov^*^  und  wohl  noch  eine  oder  mehrere  andere^  da 
auch  Nachrichten  über  karische  Völker  und  Städte  aus  ihm 
angeführt  werden"^),  eine  dritte  die  Streitschriften  (^AvtL- 
y(faq>aC)y  nämlich  die  gegen  Timaeos  in  mindestens  12*^)^  die 
gegen  Eratosthenes  üi  mindestens  2  Büchern ^^^),  in  welcher 
er,  mag  sie  nun  einfach,  wie  sie  zweimal  citirt  wird^^^),  so  oder 
wirklich,  was  ungleich  wahrscheinlicher  ist,  spöttisch  ,,über  den 
Aufenthalt  des  Eratosthenes  in  Athen"  (nsgl  t^g  ^A%"qv'tiifHv 
'EQato6^ivovg  inidruiCagy^)  betitelt  gewesen  sein,  jedenfalls 
demselben  so  viel  Irrthümer  über  attische  Dinge  nachgewiesen 
zu  haben  überzeugt  war,  dass  er  daraus  den  ironischen  Schluss 


Berichterstatter  wie  loL  Afric.  and  SchoL  Aristid.  (s.  A.  144)  yon  ihnen 
wissen,  und  die  Angabe  in  Fr.  18,  znr  Zeit  von  Apis,  dem  Sohne  des 
Phoronens,  sei  ein  Theil  der  Aegypter,  ans  Aegypten  Terdr&ngt,  in 
Palaestina  eingewandert,  wenigstens  nicht  dazn  geeignet  ist  diesen  Ver- 
dacht  zu  beschwichtigen. 

144)  So  lul.  Afric.  b.  Easeb.  F.  E.  X,  10,  16.  490  b  (iy  t^  nqmx'fi  tmv 
^EXXjiviyL&v  tatoQuav  >»  Fr.  18),  dagegen  *EXXri9i%ri  tatoqla  Schol.  Aristid. 
Panath.  p.  882  Dind.  (»  Fr.  11 ,  TgL  Fr.  12  ebendas.  p.  821). 

146)  Prell  er  und  Weniger  verbinden  sie  mit  den  periegetischen 
Schriften,  mit  denen  sie  ja  in  der  That  ohne  Zweifel  verwandt  waren, 
Müller  sondert  sie  trotcdem  mit  Eecht  von  diesen,  vgl.  das  dem  P.  bei 
Said.  (s.  A.  118)  gegebne  PriUlicat  taxoi^inog, 

146)  Nor  bei  Said.  (s.  A.  126)  erwähnt.  'A^rivaiovg  ist  sachlich  etwas 
anff&llig,  s.  Preller  S.  64.    Weniger  S.  89 ff.  hält  es  für  verderbt 

147)  Gleichfalls  nnr  aas  Said.  (s.  A.  126)  bekannt. 

148)  Fr.  88  (87  Prell.)  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  V,  824   mit  leichter  Ver 
schreibang  iv  %ticei,  die  Bernhardy  zu  Said.  a.  a.  0.  verleitet  hat  anter 
Beibehaltung  dieser  Ueberlieferang  sodann  Uahumv  tav  £i%8Xi%mv  za  ver- 
schlimmbeBsem,  s.  Müller  S.  112.    Ob  Fr.  87  (88  Prell.)  za  dieser  Schrift 
oder  zu  neql  2a(io^(fä%ri£  gehörte,  ist  zweifelhaft.    Vgl.  C.  21.  A.  682'»-*. 

149)  Fr.  84.  36. 

160)  Fr.  89—46.    Das  12.  B.  citirt  Ath.  XV.  698  a  (—  Fr.  46). 

161)  Fr.  47—62.  Das  2.  B.  wird  citirt  Schol.  Aristoph.  Av.  11 
(—  Fr.  47). 

162)  Harpokr.  'A^ovi.    Schol.  Soph.  0.  C.  489.  (-»  Fr.  48.  49). 

163)  Schol.  Aristoph.  a.  a.  0.,  vgl.  Hesych.  B^fjtpi  (Fr.  61):  iv  'E^to- 
ü&ivove  knidriikC^.  Ich  halte  mit  Prell  er  S.  86fiP.  im  Gegensati  za  Bern- 
hardy Eratofith.  S.  6  die  Citationsweise  n^q'E^axoc^ivriv  fQr  eine  blosse 
Abkfirzang. 


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Polemon  von  Ilion.  671 

zog;  Eratostbenes  kÖDne  nie  selbst  in  Atben  gewesen  sein/^), 
femer  die  gegen  Neanthes^*^),  die  gegen  Anaxandrides, 
wie  es  scheint,  in  mindestens  4  Bücbem^^)  und  die  schon 
früher  ^^  erwähnte,  auf  Bildner-  und  Malerwerke  bezügliche 
gegen  Adaeos  und  Antigonos  in  mindestens  6  Büchern"^). 
Eine  vierte  Gattung  sodann  waren  die  Briefe,  einer  an  Atta- 
los ^^^),  ein  zweiter  an  Diophilos  Ober  die  sprüchwörtliche 
Redensart  (koqötsqos  Moqvxov^^)^  ein  dritter  an  Aranthios^^^), 
ein  vierter  über  Namen,  die  eine  üble  Bedeutung  ange- 
nommen haben  (xsqI  atfo|an/  ovo^arov)**^.  Fünftens  ferner 
schrieb   auch    er   Wunderbücher,   ytsgl   ^av(ia6£mv^^^)   und 

154)  Folglich  war,  wie  schon  Jahn  Sp.  596  gegen  Prell  er  S.  22  be- 
merkt hat,  die  Polemik  des  P.  nicht  bloss  gegen  Istros  (s.  A.  158)  per- 
sönlich und  recht  bitter  persönlich,  und  darin,  daes  sie  es  gerade  gegen 
die  Alexandriner  Eratostbenes  und  Istros  war,  darf  man  vielleicht  die 
ältste  Spur  der  litterarischen  AnimosiUlt  zwischen  P^gamenem  und  Alexan- 
drinern erblicken.  Jedenfalls  hat  über  seine  Stellung  Wegen  er  a.  a.  0. 
S.  204  ff.  trotz  mangelhafter  Begründung  richtiger  geurtheilt  als  Prell  er 
S.  9  ff. ,  der  ihn  den  Alexandrinern  wenigstens  annäherungsweise  zurechnet 
(s.  A.  118.  121).    Uebrigens  vgl.  C.  16.  A.  89. 

166)  D.  h.  nicht  den  Biographen  von  Attalos  I,  sondern  den  älteren 
Mann  dieses  Namens ,  den  Verfasser  von  nsgl  xslBtciv  und  anderen  Werken, 
8.  C.  21.  A.  470.  471.  484.  Fr.  52  bei  Ath.  XIII.  602  c  (hinter  Neanth. 
Fr.  24):  iv  tai^g  ngos  tbv  Nsävd'riv  avtiyifatpatg, 

156)  Fr.  76»  b.  Schol.  Burip.  Or.  1682  (von  Müller  entdeckt,  der 
diese  Schrift  aber  fälschlich  für  einen  Brief  hielt):  iv  xA  d*  t£v  (so  wohl 
ohne  Zweifel  richtig  Madvig  Emendationes  in  Cic  libros  philos.  I,  Eopenh. 
1826.  S.  137  f.  statt  iv  t<p8s  reo,  während  Müller  tmSs  streicht,  vgl. 
Weniger  S.  10 f.)  ngog  'AXeiavdQtörjv  (1.  'Avaiavdqidrfp ,  s.  A.  105.  106). 

157)  C.  17.  A.  28. 

158)  Fr.  66  —  69.  Das  6.  B.  citirt  Ath.  IX.  410  c  —  Fr.  62.  Vgl. 
La.  Di.  Vn,  188  (0.  17.  A.  27).  Einen  etwas  grösseren  Einblick  in  den 
Inhalt  dieser  Schrift  haben  wir,  wie  es  scheint,  neuerdings  durch  die  Be- 
obachtungen von  Wilatnowitz  und  dem  jüngeren  ürlichs  gewonnen, 
8.  C.  20.  A.  9.  14.  17.  29.  81.  82.  86.  C.  21.  A.  826  und  unten  A.  178.  187.  — 
Eine  eigne  Streitschrift  gegen  Istros  anzunehmen,  dazu  giebt,  wie  schon 
Jahn  Sp.  596  bemerkte,  seine  gegen  diesen  gerichtete  Aeusserung  Fr.  54 
(s.  G.  21.  A.  509,  vgl.  auch  Fr.  66)  keinen  genügenden  Anlass. 

159)  S.  A.  114.  Die  Fragmente  handeln  von  auffallenden  Localbe- 
nennungen  einiger  Gottheiten. 

160)  Fr.  78  (b.  Zenob.  V,  18.  iv  tjj  mfog  JiofptXov  imaioX^).  Fr.  74.  75 
b.  Ath.  III.  109  a.   XI.  462  b.    iv  x£  nagl  xov  Moffvxov. 

161)  Fr.  76  b.  Ath.  XV.  696  f 

162)  Fr.  77  b.  Ath.  IX.  409  d  (iv  x^  nsifl  d86imv  ovofuixmv  inutxoX^)  78. 
168)  Fr.  84  b.  Ath.  XU.  652  b. 


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672         Zweinndzwanzigstes  Capitel.    Geogfraphie  und  Periegese. 

ns(fl  TCotafimv^^)  und  sechsten s  endlich  noch  eine  Reihe 
anderer  vermischter  Schriften  und  Abhandlangen ,  über  die 
Inschriften  in  den  Städten  {xsqI  täv  xata  jcoXeig  imyQu^" 
fiarov)*^),  über  den  von  Xenophon*^  erwähnten^  xarva- 
^Qov  genannten  einfachen  spartanischen  Wagen  (tcsqI 
rov  itaQtt  lS!€vog>ävtc  xavvdd'Qovy^''),  xsqI  xov  9Cov  xipdiov^^\ 
über  den  Häuptling  Artos  bei  Thukjrdides  *•*)  {nsgl  "j^q- 
%ov)  ^^^).  Polemon  war  ein  Mann  von  schlechthin  unbestechlichem 
und  vorurtheilslosem  Sinne  ^^^)y  einer  der  zuverlässigsten  ^  tüch- 
tigsten und  kenntnissreichsten  Forscher  des  ganzen  Alterthums. 
Der  Epoche  machende  Gedanke  Inschriften  zu  kunsthistorischen 
und  periegetischen  Zwecken  zu  verwenden  scheint^  wie  er  ihn 
im  grossartigsten  Masse  ausführte^  so  auch  erst  von  ihm  aus- 
gegangen zu  sein^^^.  Aber  gleich  sehr  wie  in  den  Denkmälern 
und  Inschriften  war  er  auch  in  den  Dichtem  und  Schrift- 
stellern aller  Art  zu  Hause  ^^').     Namentlich  fährten  ihn  seine 

164)  Fr.  81  b.  Schol.  Eorip.  Med.  827.  H&ufiger  wird  ein  Theil  diesee 
Werkes  angeführt:  %bqI  tmv  iv  2i%%lüf  funanmv,  Fr.  82  b.  Ath.  YIL  307b, 
oder  ns^l  tdiv  iv  £i%eX£a  ^otvit€cto(iiifmv  notantSv,  Fr.  83  b.  Macrob.  Sat 
V,  19,  26  ff.    Möglioherweiae  war  das  Gänse  selbst  nur  ein  Theil  von  nsQl 

165)  Fr.  79.  80  b.  Ath.  X.  486  d.  442  e. 

166)  Oder  vielmehr  Pseado-Xen.  Ages.  8,  7. 

167)  Fr.  86  b.  Ath.  IV.  138  e. 

168)  Fr.  88  b.  Ath.  XI.  478  c,  doch  ygl.  Fr.  87  b.  Hesyoh.  dibg  %iiStop, 

169)  VII,  38,  4. 

170)  Fr.  89  b.  Ath.  IH.  108  f. 

171)  D.  h.  so  weit  dies  überhaupt  einem  Menschen  möglich  ist,  vgl. 
A.  154. 

172)  Hirt  De  Paasaniae  Eliacis  (Greifsw.  1878).  S.  38  ff.  Treu  Pausan. 
und  sein  Vertheidiger ,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXVII.  1888.  S.  632.  Robert 
D.  Bildhauer  Polykles,  Hermes  XIX.  1884.  S.  316. 

173)  Preller  S.  25 f.:  „De  Utterarum  qucmtis  exceUuerü  studiis  vdim 
adeas  fr.  XLV,  q^od  est  de  scriptoribus  parodiarum,  in  quo  forme  omnis 
nunc  de  hoc  liUerarum  genere  quaesHo  nitiiur  .  .  .  adde  quae  dispuUwü  ad- 
versus  Timaemn,  Eratostihenem ,  Neanihem,  letrwn,  Ädaeum  et  Antigonum, 
et  quae  commentatus  est  de  loco  XenophovUis  et  de  aUo  Thucydidis.  Da- 
gegen ist  Prellers  Versnch  seine  grosse  Belesenheit  aach  aof  Fr.  78  zu 
stützen  und  nachzuweisen,  dass  er  auch  den  Aristoteles  benutzt  habe,  miss- 
Inngen.  Denn  dass  Dasjenige,  was  Athenaeos  hier  (VI.  234 d  —  f)  aas  F. 
hat,  wirklich  schon  mit  vovg  'Axccifvimv  na^aeitovg  schliesst,  haben  Jahn 
Sp.  601  f.  und  Moller  8.  138  gezeigt,  und  dass  es  mit  Fr.  59  ähnlich 
steht  und  Prellers  Verweisong  auf  Fr.  85  ein  Missgriff  ist,  bedarf  keines 
Beweises.    Wohl   aber  hat  P.   auch  das  Werk  des  alten  Skylax  benutzt, 


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Polemon  von  nion.  673 

antiquarischen  Untersuchungen  auf  das  Studium  der  Komiker  ^^^); 
und  seinen  Mittheilungen  ^'^)  verdanken  wir  Alles,  was  wir  über  die 
Parodiendichter  wissen.  Was  er  im  üebrigen  nicht  mit  eignen 
Augen  erforschen  konnte ,  ergänzte  er  durch  Nachfragen  bei  den 
Landeseingebornen^'^.  Freilich  blieb  er  trotzdem  nicht  von 
historischen  Irrthümern  frei^"'^,  und  seine  Liebhaberei  für  Wunder- 
geschichten, ja  für  triviale  Anekdoten^"'®)  zeigt  uns  handgreiflich 
seine  Schranken.  Seine  Darstellung  ^^^)  aber  war  im  höchsten 
Grade  einfach ,  ja  etwas  trocken,  sein  Stil  kunstlos,  seine  Be- 
schreibungen von  Statuen  und  Gemälden  genau,  aber  äusserlich 
und  kurz  bis  zur  Nüchternheit^®®);  seine  Wortkargheit  artet  ge- 
legentlich in  Dunkelheit  aus^®^);  um  so  störender  wirkt  es,  dass 


8.  Ath.  II.  70  c  (—  Fr.  92)  2%vXa^  dh  ^  noXi(i(ov  u.  dazu  Preller  S.  146. 
(Statt  ^  sollte  man  i&eilich  %al  erwarten,  b.  C.  26.  A.  8  z.  E.). 

174)  S.  bes.  Fr.  86. 

175)  Fr.  46  b.  Ath.  XY.  689  a  ff.  Von  einer  Bekanntschaft  mit  Hegemon 
sind  wenigstens  uns  bei  den  Alexandrinern  keine  Spuren  geblieben;  für 
Boeotos  und  Euboeos  freilich  beruft  er  sich  selbst  auf  einen  Alexandriner, 
nämlich  Alexandres  den  Aetoler,  s.  C.  4.  A.  86.  Dass  er  zuerst  die  Grab- 
stätte der  Lakiaden  und  des  Thukydides  wiederentdeckte  und  danach  in 
der  Beschreibung  der  Akropolis  den  Demos  des  Letzteren  und  seine  Familien- 
beziehuDg  zu  den  Ersteren,  was  nur  durch  die  seltne  Eenntniss  der  zu 
Eimons  Ehren  von  Archelaos  (s.  C.  28.  A.  58)  und  Melanthios  gedichteten 
Elegien  möglich  war,  feststellte,  zeigt  Wilamowitz  Die  Thukjdides- 
legende,  Hermes  XIL  1877.  S.  339  ff.  (vgl.  auch  A.  187). 

176)  Fr.  86  b.  Ath.  IV.  138  f  ff. 

177)  So  bezeichnete  er  gleich  Hermippos  den  Demosthenes  als  Schüler 
Piatons  (Fr.  9  b.  La.  Di.  HI,  46).  Dass  dagegen  er  allein  den  Maeson  nach 
dem  sikelischen  statt  nach  dem  nisaeiachen  Megara  verlegte  (Fr.  46  bei 
Ath.  XIV.  659  c),  ist  nur  ein  neuer  Beweis  für  seine  Ueberlegenheit  als 
historischer  Forscher,  s.  Preller  S.  84  f.  y.  Wilamowitz  Die  megar. 
Komoedie,  Herm.  IX.  1876.  S.  340  f. 

178)  Ealkmann  a.  a.  0.  S.  77,  der  auf  Fr.  26.  28  verweist.  Sehr  be- 
zeichnend ist  es,  dass  er  sich,  wie  schon  C.  20.  A.  29  gesagt  ist,  gegen 
Antigenes  von  Karystos,  welcher  den  Agorakritos  als  Urheber  der  rhamnusi- 
schen  Nemesis  aus  der  Unterschrift  erwiesen  hatte,  hier  ganz  aus  seiner 
Rolle  fällend,  auf  die  Küustlerlegende  berief,  wie  Wilamowitz  Ani  y.  E. 
S.  lOff.  gezeigt  hat.  Was  gegen  diesen  GurlittUeber  Pausanias,  Wien  1890. 8. 
S.  178  f.  einwendet,  überzeugt  mich  nicht.  Und  wenn  die  Hypothese  des 
jüngeren  Urlichs  (s.  C.  20.  A.  9.  14.  B6^)  richtig  ist,  so  war  P.  mit  seinem 
Widerspruch  gegen  Antigenes  überhaupt  vielfach  im  Unrecht. 

179)  Im  Folgenden  schliesse  ich  mich  ganz  an  Preller  S.  30  an. 

180)  Fr.  60.  63. 

181)  S.  Fr.  56.  86  und  dazu  Preller. 

SuBBiiiHii,  grieoh.-alex.  Litt.-Geioh.  I.  43 


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674         Zweinndzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

er  auf  der  anderen  Seite  nach  der  Weise  seines  Zeitalters  die 
Zeugnisse  Anderer  häuft,  während  er  sein  eignes  Urtheil  nur 
selten  und  mit  wenig  Worten  einfliessen  lässt:  die  ästhetische  und 
historische  Würdigung  der  Kunstwerke  war  eben  nicht  seine 
Stärke.  Polemon  stand  in  den  nächsten  Jahrhunderten  in  wohl- 
verdientem  Ansehen.  Fleissig  benutzten  ihn  Didymos^®*),  auch 
Aristonikos^**),  ferner  Strabon  und  Plutarchos,  der  seines  Lobes 
voll  ist^^*).  Asklepiades  von  Myrleia,  Herakleides  von  Mopses, 
Herodikos  der  Krateteer^®*)  und  Andere  ^'•)  gedachten  seiner, 
Pausanias,  obgleich  er  ihn  nirgends  nennt,  bietet  uns  vermuth- 
lich  noch  manche  Auszüge  aus  ihm,  obgleich  sich  leider  im  Be- 
sonderen wenig  Sicheres  oder  auch  nur  Wahrscheinliches  hierüber 
ausmachen  lässt,  und  obgleich  die  Frage,  ob  derselbe  ihn  un- 
mittelbar oder  nur  mittelbar  benutzt  hat,  eher,  wie  es  scheint, 
im  letzteren  als  im   ersteren   Sinne  zu  beantworten  ist^*').     Die 


182)  S.  Pr.  2.  4.  23.  36.  86.  92.  99.  101  mit  Prell  er  8  Bemerkungen. 
M.  Schmidt  Didym.  S.  44.  220.  314.  823.  397.  Vgl.  Preller  S.  29:  ,^ 
semel  quidem  Didymus  dissidet  a  Polemone  et  adversus  eum  diaputat  (cf, 
fr.  L XXXVI):  plurimis  tarnen  Jods  in  testimoniis  nostri  ita  acquiescU,  ut 
Optimum  eins  de  Polemonis  fide  ac  doctrina  iudicit4m  fuisse  oporteaV. 

183)  Fr.  26  (Seh.  Pind.  Ol.  VIII,  163). 

184)  In  der  wiederholt  angef.  Stelle  Qu.  symp.  V,  2.  676  ß.  srolvfus- 
^ovg  %aX  ov  vvötd^ovros  iv  roig  ^EXlriviTiotg  ngäyfiaoiv  dvdQog, 

186)  S.  A.  112.  118.  124.     Vgl.  C.  26.  A.  134. 

186)  Ammonios  von  Lamptrae  {itEQl  ßiofjbmv  xal  ^amv)  b.  Atfa.  XI. 
476  f.  (8.  Prell  er  S.  142  z.  Fr.  88)  und  der  Ueberarbeiter  des  Demetrios 
von  Magnesia,  ans  welchem  die  Homonymenverzeichnisse  bei  La.  Diog. 
stammen  (s.  C.  19.  A.  87),  Fr.  67—69  b.  Diog.  II,  104.  V,  68.  89,  vgl.  auch 
Fr.  6  bei  Marcell.  V.  Thnc.  §.  28.  —  Aelianos  nennt  ihn  nnr  einmal  (N.  A. 
XII,  40  »  Fr.  29),  hat  ihn  aber  häufiger,  sei  es  unmittelbar,  sei  es  mittel- 
bar, benutzt,  s.  Preller  S.  132  und  bes.  Ealkmann  a.  a.  0.  S.  77 ff.  112. 

187)  Bei  dieser  Auffassung  des  Sachverhalts  gerathe  ich  sogar  mit 
dem  schon  A.  178  angeführten,  neueren  Uebertreibungen  gegenüber  manches 
Richtige  enthaltenden,  aber  doch  viel  zu  apologetischen  Bache  von  Gar  litt 
lieber  Pansanias,  Graz  1890.  8.,  welches  ich  erst  während  des  Druckes 
benutzen  konnte,  in  keinen  principiellen  Conflict  Ein  näheres  Eintreten 
in  diese  Streitfrage  liegt  glücklicherweise  jenseits  der  Grenzen  meiner 
Darstellung.  Doch  will  ich  nicht  unterlassen  meine  Meinung,  so  weit  ich 
eie  mir  bei  der  Kürze  der  Zeit  bilden  konnte,  in  möglichster  Kürze  der 
Worte  auszusprechen.  Auch  ich  bin  überzeug^,  dass  Paus,  in  der  „eigent- 
lichen Periegese"  Vieles  wirklich  nach  eigner  Anschauung  und  Erkundigung 
bei  den  „Exegeten"  und  sonstigen  Ortsangehörigen  dargestellt  hat.  Aber 
ich  halte  es  nach  der  (von  Gurlitt  m.  E.  sehr  mit  Unredit  abgelehnten) 


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Polemon  von  Ilion.  675 

meisten   Fragmente  danken  wir   dem  Athenaeos,   welcher  seine 
Werke  zum  Theil  noch  selber  angesehen  zu  haben  scheint ^^®). 


Analogie  mit  seiner  sonstigen  Arbeitsweise  (selbst  so,  wie  Gnrlitt  die- 
selbe anffasst)  für  vOllig  nnwahrscheinlich,  dass  er  auch  nur  da,  wo  er 
es  überhaupt  konnte,  hiebei  stehen  geblieben  sein  sollte.  Auf  seine  eignen 
Angaben  darüber,  was  er  selber  gesehen  oder  gehOrt  habe,  vermag  ich 
nach  wie  vor  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen.  Hat  doch,  wie  Gnrlitt* 
S.  137  selbst  anerkennt,  Enmann  Jahrb.  l  Ph.  CXXIX.  1884.  S.  510—613 
überzeugend  dargethan,  dass  der  „ephesische  Mann",  von  welchem  Pau3. 
V,  5,  6,  9  Etwas  gehört  zu  haben  angiebt,  kein  Anderer  als  Artemidoros 
ist,  bei  welchem  er  es  gelesen  hat.  Dies  einzige  drastische  Beispiel  ge- 
nügt schon  vollauf,  ausserdem  s.  Enmann  a.  a.^.  S.  508,  und  wenn  gegen 
diesen  Maass  Herrn.  XXII.  1887.  S.  590  f.  Anm.  es  in  voller  Ueberein- 
stimmnng  mit  Diels  richtig  stellt,  dass  solche  Art  von  „schriftstellerischer 
Einkleidung**  mit  Nichten  schon  bei  Herodotos  zu  finden  ist,  so  begreife 
ich  nicht,  wie  Gurlitt  S.  129  dies  bemängeln  und  sich  noch  dazu  hiefHr 
auf  Diels  berufen  kann.  Und  dass  Paus,  öfter  seine  Quellen  in  dieser 
Weise  noch  weit  mehr  absichtlich  versteckt,  dafür  sei  hier  ferner  nur  noch 
ein  anderes,  nicht  minder  schlagendes  Beispiel  IX,  31,  3,  4  angeführt, 
8.  A.  234^  (vgL  auch  C.  33.  A.  94).  Ich  halte  es  nach  wie  vor  für  das 
Wahrscheinlichste,  dass  das  Werk  des  Paus,  die  neuste,  reichhaltig  aus 
anderen  Schriften  und  eigner  Erkundung  vermehrte  Auflage  oder  Ueber- 
arbeitung  eines  weit  älteren,  etwa  um  150  v.  Chr.  oder  wenig  später  ent- 
standenen Beisehandbuches  ist,  dessen  Urheber  jedenfalls  auch  den  Polemon 
und  vermuthlich  stärker,  als  uns  noch  die  Spuren  geblieben  sind,  benutzt 
hatte.  Es  dünkt  mich  nach  wie  vor,  dass  erst  im  Verein  mit  einer  solchen 
Annahme  die  allerdings  durchaus  berechtigten  Erwägungen,  welche  Gurlitt 
S.  120  f.  zusammenstellt,  ausreichen,  um  die  Spärlichkeit  der  Erwähnung 
von  Kunstwerken  und  Künstlern  ans  den  mittleren  Zeiten  bei  Paus,  zu  er- 
klären, und  genau  dieselben  Erwägungen  lassen  sich  gegen  den  Einwurf 
Gurlitt 8  S.  11  f.  kehren,  dass  Paus,  auf  diese  Weise  ein  sehr  unzweck- 
mässiges Unternehmen  gemacht  hätte.  Ganz  den  gleichen  Einwand  könnte 
man  ja  auch  gegen  Laertios  Diogenes  richten,  und  doch  zweifelt  heutzutage 
hoffentlich  Niemand  mehr,  dass  sein  Compendium  sich  zu  seiner  Haupt- 
vorlage ganz  ähnlich  verhielt.  Der  Versuch  von  Gurlitt  S.  193  ff.  ferner 
die  Behauptung  (s.  Kalk  mann  a.  a.  0.  S.  54  ff.),  dass  die  Beschreibung 
von  Athen  und  dem  Peiraeeus  bei  Paus,  ihrem  Grundstock  nach  nicht 
sowohl  auf  seine  Zeit  als  auf  die  um  150  v.  Chr.  passe,  zu  widerlegen, 
gründet  sich  für  den  Peiraeeus  namentlich  auf  die  Inschrift  'Etprjfi.  d^xaiol. 
1884.  Sp.  166  ff.  (Taf.  11),  die  er  zwischen  138  und  171  n.  Chr.  setzt, 
von  der  aber  B.  Keil  Zur  Pausaniasfrage ,  Hermes  XXV.  1890.  S.  317—320 
erwiesen  hat,  dass  sie  vielmehr  aus  der  Zeit  vor  Strabon  ist,  und  damit 
„bricht  denn"  in  der  That  Gurlitts  „ganzes  Beweisgebäude  im  dritten 
Capitel  seines  Buches  zusammen".  (Gegen  die  in  Wirklichkeit  „unmethodi- 
schen" Einwendungen  von  Gurlitt  BerL  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  842  ff. 
8.  die   schlagende  Beplik  von  B.  Keil  ebendas.  Sp.  1258 f.,   mit  welcher 

43* 


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676         Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Oeographie  and  Periegese. 

Aber  leider  waren  sie  nicht   mehr  im  Geschmacke  der  späteren 
Zeiten,  und  so  gingen  sie  zu  Grunde. 


wenigstens  für  mich  diese  Sache  abgethan  ist  und  nnn  lediglich  Hypothese 
gegen  Hypothese,  um  nicht  zn  sagen  ünwahrscheinlichkeit  gegen  Wahrschein- 
lichkeit, steht).    Ueber  einen  anderen  chronologischen  Irrthom  von  Gnrlitt 
8.  C.  26.  A.  7.    Zu  der  „eigentlichen  Periegese"  nan  aber  gehört  die  Be- 
*  schreibang  der  Lesche  in  Delphi  (X,  25—81),   die   doch  sicher  nicht  von 
Paus,  selbst  verfasst  ist.     Ob  sie  freilich  aas  P.  stammt,   ist,   wie  schon 
C.  20.  A.  44  bemerkt  wurde,  zwar  möglich,  aber  nicht  erwiesen  noch  er- 
weislich,  und  ein  Gleiches  gilt  von  der  des  Eypseloskastens  (V,  17— 19), 
mag   man  nun  diese  dem  Paus,  selber  zutrauen  oder  nicht,    s.   Garlitt 
S.  163  ff.    Dagegen  hat  dilber  Ursprung  för  die  des  amyklaeischen  Thrones 
(III,  18,  6,  9  — 19,  4,  6)  eine  ziemliche  Wahrscheinlichkeit  (vgl.  P.  Pr.  86. 
Hirt  Paus.  El.  S.  49  ff.     Kalkmann  Paus.  S.  121  und  jetzt  auch  Immer- 
wahr Die  Lakonika  des  Paus.,  Berlin  1889.  S.  96 ff.  149,  der  aber  18,  6,  7 
wohl  mit  Recht  vielmehr  aus  Sosibios  herleitet,  vgl.  C.  21.  A.  406).     An 
denselben  dachte  übrigens  schon  Siebeiis  zu  Paus.  111,  18,  6,   der  eben- 
damit  am   Frühesten  (1818),   noch   vor  dem    Ungenannten  im  Kunstblatt 
1880.  S.  83  (s.  Gurlitt  S.  163)  und  vor  Preller  S.  60  (vgl.  S.  181)  über- 
haupt  auf  Gedanken  dieser  Art  verfiel,  indem  er  wenigstens  meinte,  P. 
werde  in  seinem  Werke  negl  tmv  iv  AaxsSaifiopt  nolemv  (?  s.  A.  129)  auch 
diesen  Thron  beschrieben  haben  und  diese  Beschreibung  dem  Paas.  nicht 
unbekannt  gewesen  sein.    Für  nahezu  sicher  halte  ich  nach  wie  vor  die 
zuerst  von  Bergk  Z.  f.  d.  Alterth.   1846.  8.  964.  A.  6  ausdrücklich   aus- 
gesprochene Zurüokführung  von  I,  23,  9,  11  auf  P.  (s.  Fr.  4  b.  Maroelün. 
y.  Thuc.  §.  16)  ne(fl  d%Qon6XBmg,   zumal  da  B.  Scholl   Zur  Thukydides- 
Biogr. ,  Herrn.    XIII.    1878.    S.  434  ff.    seine    gelungene    Widerlegung    von 
Wilamowitz   Herm.  XII.    S   344  ff.    (vgl.  A.  176)    doch  nur  unternimmt, 
um  seinerseits  darzuthun,  wir  hätten  keinen  Grund  von  der  natürlichsten 
Annahme  abzugehen,  „dass  Paus,  seine  Angaben  im  Wesentlichen  so,  wie 
er  sie  bietet,  dem  P.  entnommen  hat*'.    Vgl.  Ealkmann  a.  a.  0.  S.  63. 
Dies  erwähnt  denn  auch  Gurlitt  S.  167,  während   er  es  seltsamerweiae 
S.  116.  166  verschweigt.    Für  I,  29.  36  f.  legt  sich  auch  ihm    S.  260  der 
Gedanke  nahe,  dass  wenigstens  dieser  Theil  der  Periegese  auf  P.  (»e^l  t^^ 
tBQÜs  odov)  zurückgehe,  wenn  er  auch  mit  Recht  hinzufügt:  „directe  Be- 
weise dafür  giebt  es  freilich  nicht"  und  S.  316  Bedenken  äussert  1,32, 2 f. 
erscheint  die  rhamnusische  Nemesis  als  Werk  des  Pheidias  in  Ueberein- 
Stimmung   mit  Polemon  imd  im  Gegensatz  zu   Antigonos   von  Kaiystos, 
s.  A.  178.  C.  20.  A.  29.     Für   Delphi  (X)  hat  auch  Kalkmann  a.  a.  0. 
S.  111  ff.  nur  eine  einzige  flüchtige  Spur  des  P.  (Fr.  29  b.  Aelian.  N.  A. 
XII,  40  u.  Aelian.  ebend.  X,  26)  nachzuweisen  vermocht:  14,  4,  7.   Für  Elis 
zeigt,  so  bemerkt  Gurlitt  S.  166,  „in  der  ganzen  Beschreibung  der  Altis. . . 
nur  eine  Stelle  V,  9,  1  ...  deutliche  und  zweifellose  Uebereinstimmung 
mit  P.  (Fr.  23  b.  Plnt.  Qu.  symp.  V,  2)".    Bei  der  verhältnissmässig  ge- 
ringen Zahl  der  Fragmente  des  Letzteren  und  seiner  doch  wohl  nur  mittel- 
baren Verwerthung  bei  Paus,  ist  indessen  diese  magere  Ernte  immer  noch 


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SkymnoB  von  Chios  und  Pseudo-Skymnos.  677 

Ueber  Attalos  I  s.  C.  1.] 

Skymnos  von  Chios ^®^),  wahrscheinlich^^)  derselbe  mit 
dem  von  dort  gebürtigen  Sohne  des  Apellas^^^)^  welcher  mit 
Polemon,  Hegesianax^^*)  und  vielen  Anderen  in  der  Liste  der 
delphischen  xqo^svol  aus  dem  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts 
steht  und  nach  derselben  185/4  dieser  Ehre  theilhaftig  ward^^*), 
schrieb  eine  IlsQii^yriövg  in  Prosa,  welche  in  zwei  Haupt- 
abschnitte,  EvQcinfi^^)  und  ^jiöüc^^^)  und  vielleicht  noch  einen 
dritten  Ai^ßvri  und  in  mehrere  Bücher  ^^^)  zerfiel  ^^'').  Nun  besitzen 
wir  noch  ein  Bruchstück  einer  solchen  Periegese,  aber  in  komi- 
schen, übrigens  sorgfaltig  gebauten  ^^^)  lamben  in  einer  Pariser 

bedentsam  genug.  Und  die  Gombinationen  des  jüngeren  ürlichs  (s.  A.  158. 
178),  denen  ich  C.  20.  A.  14  (wenn  auch  nicht  ohne  allen  Bückhalt)  bei- 
gestimmt habe,  scheinen  mir  auch  jetzt  noch,  nachdem  ich  Gurlitts 
Buch  gelesen,  nicht  im  Allerentferntesten  die  wegwerfende  Behandlung  zu 
verdienen,  welche  dieser  S.  161  f.  ihnen  angedeihen  lässt.  Auch  vgl.  noch 
Maass  Deutsche  L.-Z.  1890.  Sp.  88.  Aber  für  Paus.  II.  IV.  VI- IX  lehnt 
Ealkmann  (vgl.  A.  138)  selbst  jeden  Einfluss  des  P.  ab.  Sehr  ähnlich 
übrigens  wie  ich  nrtheüt  über  die  ganze  Frage  Christ  Gr.  L.-G.*  S.  576. 

188)  Da  er  dieselben  mehrfach  nach  den  einzelnen  Büchern  anführt. 
Zum  Theil  schöpft  er  freilich  yielmehr  aus  abgeleiteten  Quellen . 

189)  ApoUon.  Hist.  mir.  15.  Herodian.  Cath.  proe.  VIII  p.  140,  4  Lontz. 
Steph.  y.  Bjz.  IldQog.  —  Westermann  Art.  Scymnus  in  Paulys  Realenc. 

190)  S.  Bohde  Scymnus  von  Chios,  Bhein.  Mus.  XXXIV.  1879.  S.  158 f. 
Vgl.  A.  197. 

191)  Dieser  Apellas  kann  genau  ebenso  gut  ein  anderer  Mann  gewesen 
sein  als,  wie  Bohde  vermuthet,  der  Schüler  des  Arkesilaos  (s.  C.  2. 
A.  609—611). 

192)  S.  A.  122.    C.  27.  A.  11. 

198)  Wescher  und  Foucart  Inscr.  de  Delphes  No.  18.  p.  26,  190  ff. 
Dittenberger  Syll.  inscr.  Gr.  No.  198:  äQxovros  E^x^aTCos,  s.  A.  Momm- 
sen  Philologns  XXIV.  S.  40  ff.    Bergk  ebendas.  XLII.  S.  234  ff. 

194)  Herodian.  a.  a.  0.  XII.  p.  813,  1  u.  Steph.  'Ayd^t  iv  tj  Eiffwwg 
u.  8.  A.  196. 

195)  Herodian.  a.  a.  0.  p.  402,  18.  Dict.  soL  p.  925,  6  fl  h  x&  i'  xfig 
'AaUtg  nBQinXqt.    Schol.  Apoll.  Bh.  IV,  277  u.  Steph.  'Aqbos  vrjaog:  iv  'Aafy. 

196)  Seh.  Apoll.  Bh.  IV,  284.  if  t^  t^'  (s'  ?  Meineke)  nagl  EvQomfis. 
Herodian.  u.  Steph.  in  den  A.  189  angef.  Stellen:  iv  ngfotm  üeQtriYricsmg 
u.  8.  A.  195. 

197)  Aus  dem  Citat  bei  ApoUonios  (s.  A.  189)  scheint  nach  Analogie 
der  übrigen  von  diesem  benutzten  Schriftsteller  (s.  C.  17.  A.  100 — 105) 
wenigstens  so  yiel  hervorzugehen,  dass  dieser  Sk.  nicht  später  als  in  der 
ersten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  gelebt  haben  dürfte.  —  Uebrigens  s.  noch 
Steph.  ^EQfifiovaaaa, 

198)  S.  C.  27.  A.  31. 


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678  Zweiandzwansigstes  Gapitei    Geographie  und  Periegese. 

Handschrift'*^)  unmittelbar  hinter  denen  von  Dionysios,  dem 
Sohne  des  Kalliphon^**),  742  Verse  Ober  Europa,  und  dazu 
kommen  noch  mehr  als  200  andere  über  Europa  und  Asien,  zum 
Theil  in  Prosa  aufgelöst,  in  einem  Periplus  des  Pontos  Euxeinos*^'). 
Das  Ganze  war*^)  eine  Compilation  aus  Ephoros,  Timaeos,  Era- 
tosthenes  und  Anderen.  Die  ältsten  Herausgeber  schrieben  es 
falschlich  dem  Markianos  von  Herakleia  zu*®*),  dann  rieth  man 
ebenso  falschlich  auf  Skymnos,  und  der  Bequemlichkeit  halber 
pflegt  man  noch  jetzt  die  Bezeichnung  Pseudo-Skymnos  bei- 
zubehalten^. Den  Anfang  macht  eine  Widmung  an  den  König 
Nikomedes  (1 — 108),  d.  h.  entweder  Nikomedes  H  oder  wahr- 
scheinlicher Nikomedes  IH  von  Bithynien,  so  dass  mithin  dies 
Lehrgedicht  entweder  gegen  Ende  des  zweiten  oder  wahr- 
scheinlicher im  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  y\  Chr.  ent- 
standen ist**^). 

199)  Snppl.  448,  aus  dem  12.  Jabrh.,  s.  über  dieselbe  Müller  Gteo- 
graphi  Qraeci  minores  Bd.  1  (Paris  1855).  S.  IX  ff.  Die  erste  Ausgabe  ist 
aber  nicht  unmittelbar  aus  ihr,  sondern  ans  Absohriften  dieses  Codex  ge- 
flossen.    Vgl.  A.  204. 

200)  S.  C.  26.  A.  6. 

201)  Bei  Müller  a.  a.  0.  I.  S.  402—423.  Man  sieht  dies  daraas,  dass 
der  Verfasser  mehrfach  anch  von  jenen  vorau^ehenden  Versen  Gebrauch 
macht.  Zwei  der  von  ihm  erhaltenen  (758  f.)  stehen  auch  bei  Steph.  Jlo- 
vvaov  noXig,  aber  dieser  giebt  ebenso  wenig  wie  jener  die  Quelle  an. 

202)  Nach  109  ff.,  8.  A.  205. 

208)  Seltsamerweise  dadurch  verleitet,  weil  in  der  Handschrift  statt 
des  Titels  svtvxmg  Ma^xiava  steht. 

204)  Die  erste  Ansg.  war  die  von  Hoeschel  in  den  Geograph!,  Augs- 
burg 1600.  8.  unter  dem  Namen  des  Markianos;  ihm  folgten  F.  Morel, 
Paris  1606.  8.  (mit  metr.  lat.  Uebers.),  Erasm.  Vindingus,  Kopenhagen 
1662.  8.  (mit  pros.  lat.  Uebers.),  Hudson  in  den  Geogr.  min.  T.  II,  Oxford 
1708,  der  zuerst  den  Namen  des  Skymnos  aufbrachte  und  die  von  L.  Hol- 
stein und  J.  G.  Vossius  aus  dem  Peripl.  des  Pont.  Eux.  gezogenen  Verse 
beigab,  der  Herausgeber  der  ZvUoyrj  .  .  .  t&v  yBtoyQut^^ivtmv  u.  s.  w. 
Bd.  1.  Wien  1807,  dann^  nachdem  Miller  hinter  seiner  Ausg.  des  Markia- 
nos (Paris  1889)  die  Lesarten  der  ürhandschrift  mitgetheilt  hatte,  Letronne 
Fragments  des  poSmes  g^ographiques  de  Scymnos  de  Ohio  et  du  faujc 
Dicäarque,  restituäs  principalement  d'apr^s  un  manuscrit  de  la  biblioth^ue 
rojale  etc.,  Paris  1840.  8.,  Fabricius,  Leipzig  1846.  8.,  Meineke,  Berlin 
1846.  12.  mit  Dionysios,  Kalliphons  Sohn  (die  Hauptausg.),  Müller  a.  a.  0. 
L  S.  LXXIV— .LXXIX.  196—287.  —  Fabricius  Lectiones  Scymnianae, 
Dresden  1844.  8.  C.  F.  Hermann  Parerga  critica,  Philologus  X.  1865. 
S.  241—243. 

205)  Jedenfalls  nach  dem  Erlöschen  des  pergamenischen  KönigshanBes, 


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Mnaseas  aus  Patrae  oder  Patara.  679 

Mnaseas^^)  aus  Patrae  in  Achaia*^')  oder  aus  Patara  in 
Lykien*^^),  ein  Schüler  des  Eratosthenes^^^),  bei  welchem  aber 
die  Vielseitigkeit  seines  Lehrers  in  die  hohlste  Yielwisserei  über- 
gegangen war*^^),  ein  ganz  verdrehter  euhemeristischer  Scribent^*^), 


V.  16  ff.  Nikomedes  11  regierte  von  149  bis  96/4,  Nikomedes  III  von  da 
bis  76.  Die  Begründung  Müllers  S.  LXXVII  f.  dafür,  dass  der  Letztere 
gemeint  sei,  hat  mich  völlig  überzeugt:  der  Widerlegungsversuch  von 
G.  F.  Unger  Die  Chronik  des  Apollodoros,  Philologus  XLI.  1882.  S.  611  ff., 
welcher  die  Entstehung  dieses  Lehrgedichts  vielmehr  um  182  ansetzt,  geht 
gerade  an  der  Hauptsache  vorbei,  nämlich  der  unglaublichen  Tactlosigkeit, 
welche  in  den  Versen  60—60  liegen  würde,  wenn  sie  an  Nikomedes  II  ge- 
richtet wären,  und  bekämpft  Etwas,  was  Müller  gar  nicht  behauptet  hat, 
als  sollten  diese  Verse  eine  Anspielung  gerade  auf  den  Regierungsantritt 
des  Letzteren  (66  ff.  tov  cvynaxoQ^oiaavta  t<p  am  natgl  ta  trjg  ßaaiXeiag 
nQ6tfQ0v  .  .  .  X09  'AnöXloava  tbv  Jidvfi^)  und  nicht  etwa  vielmehr  auf  ein 
anderes,  uns  unbekanntes  Ereigniss  aus  dessen  langer  Herrscherzeit  ent- 
halten, bei  welchem  das  Branchidenorakel  in  Didyma  ihm  geholfen  hatte. 
Vor  dem  schon  an  sich  durchaus  unberechtigten  argumentum  e  silentio, 
als  müssten  Poljbios  und  Artemidoros,  weil  sie  von  Pseudo-Skymnos  nicht 
berücksichtigt  werden,  später  als  er  geschrieben  haben,  hätte  ünger  die 
Erwägung  bewahren  sollen,  dass  dieser  Schriftsteller  allem  Anscheine  nach 
für  seinen  Stoff  114—127  überhaupt  nur  Quellen  nennt,  welche  nicht  jünger 
waren  als  das  3.  JahrL,  114—118  Eratosthenes,  Ephoros,  Dionysios  von 
Chalkis,  Demetrios  von  Eallatis  (s.  A.  223),  Eleon  und  Timoethenes 
(s.  A.  41.  86),  124—127  Kallisthenes,  Timaeos,  Herodotos;  wer  in  den  zer- 
störten Versen  119—126  sonst  noch  gestanden  hat,  ist  freilich  nicht  zu 
wissen,  jedenfalls  aber  vermisst  man  (wie  auch  Unger  anerkennt)  Theo- 
pompos  (s.  370)  und  Hekataeos  von  Teos  (s.  869  u.  dazu  oben  C.  11.  A.  10). 
Was  Unger  sonst  noch  beibringt,  würde  allerdings  besser  für  die  Zeit 
um  132  passen,  ist  aber  auch  für  die  um  90  keineswegs  unerträglich. 

206)  Prell  er  Mnaseas  von  Patara,  Zeitschr.  f.  d.  Alterthsw.  1846. 
Sp.  673—686  »  Ausgew.  Aufs.  S.  312—329.  Mehler  Mnaseae  Patarensis 
fragmenta,  Leiden  1847.  8.  Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  149—168.  IV.  S.  669  f. 
(wo  aber  Fr.  34  zu  tilgen  ist). 

207)  Ath.  IV.  168  c.  VII.  301  d.  VUI.  331  e.  346  d  —  Fr.  16.  33.  6.  32. 
Phot.  Ilvd'ov  zeXMvog  «>  Fr.  43.  Paroemiogr.  append.  p.433  Leut6ch  =  Fr.38. 

208)  Schol.  Find.  Py.  IV,  104.  Ol.  XI,  39.  Schol.  Lucian.  p.  61 
lacob.  Schol.  Hes.  Theog.  117  =  Fr.  6.  9.  86.  46. 

209)  Suid.  'Egazoa&tvTig,  s.  C.  16.  A.  23.  Die  Worte  lassen  allerdings 
auch  eine  andere  Constraction  za,  nach  welcher  er  vielmehr  Schüler  des 
Aristarchos  gewesen  wäre,  allein  abgesehen  von  dem  schon  a.  a.  0.  hie- 
gegen  Bemerkten  passt  hiezu,  wie  Prell  er  S.  313  f.  hervorhebt,  nicht  der 
Charakter  seiner  Schriffcstellerei  und  noch  weniger  dies,  dass  er  (Fr.  26*  in 
*OiiriQov  'EntfisQLoiioi  u.  d.  W.  Movaat  b.  Gramer  Anecd.  Oxon.  L  p.  277) 
die  Eyprien  (naXapi,i^Seta)  noch  dem  Homeros  zuschrieb. 

210)  Für  seine  grosse  Belesenheit  zeugt  auch,  dass  wahrscheinlich  das 


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680         Zweinndzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

welcher  sich  aber  von  anderen  dieser  Art  Scribenten  nicht  eben 
zu  seinem  Yortheil  durch  die  ihm  eigenthümliche  masslose  Häufung 
in  der  Anwendung  willkürlicher  und  abgeschmackter  Genealogien 
unterschied*^*),  leichtgläubig  und  geschwätzig,  verfasste  eine 
Länderbeschreibuüg,  ÜSQijtXovg^^^)  oder  ÜSQtrjyi^östg^^*),  in 
welcher  es  sich  aber  nicht  sowohl  um  das  Geographische  als  um 
die  Merk-  und  Sehenswürdigkeiten  der  einzelnen  Gegenden  und 
Orte  handelte,  und  eine  Sammlung  der  delphischen  Orakel- 
sprüche, ^Bkipixäv  xQtfiiiäv  öwaytayri^^^)  mit  einem  Gommen- 
tar  voll  ähnlicher  Plattheiten  und  Thorheiten*^^.  Das  erstere 
Werk  war  in  drei  Hauptabtheilungen,  Europa,  Asien  und  Libyen, 
und  jede  derselben  noch  wieder  in  mehrere  Bücher  getheilt*^^. 
Eine  Zeit  lang  mögen  diese  Schriften  viel  gelesen  sein.  Noch 
Athenaeos  scheint  die  erstere  vollständig  vor  sich  gehabt  zq 
haben  *^®),  und  namhafte  Grammatiker  citiren  den  Mnaseas*'®). 


Citat  des  Hasdrabas  (Plin.  gchreibt  irrthümlich  Asarubas)  bei  Plin.  N.  H. 
XXXVII.  §.  37  (welche  Stelle  Bücheier  zuerst  richtig  interpungirt  hat) 
ans  seiner  Periegese  von  Libyen  (s.  §.  38  =  Fr.  41)  stammt  und  so  wohl 
noch  Anderes  in  diesem  Katalog  §.  30ff.,  s.  Buche l er  Zwei  Gewährsm&nner 
des  Pliniüs,  Rhein.  Mus.  XL.  1885.  S.  304-307. 

211)  Wie  ihn  Welcker  EL  Schrr.  I.  S.  485  sachgemftss  nennt 

212)  S.  Preller  S.  816  f,  welcher  mit  Recht  sagt,  dass  „dies  yivBa- 
XoyeCv  tä  ndrta  (Paus.  X,  6,  3)  bei  ihm  förmlich  zn  einer  Monomanie  ge- 
worden ist*S  üebrigens  fehlte  auch  ,,der  Lieblingshang  seiner  Zeit  zum 
Synkretismus  und  zur  Religionsmengerei**  (Preller  S.  318)  bei  ihm  nicht, 
8.  Fr.  37  b.  Plut.  de  Ib.  et  Os.  37.  365  F. 

213)  Fr.  6.  43  (s.  A.  207). 

214)  Fr.  13  b.  Steph.  v.  Byz.  'EyyaXäpsg. 

215)  Fr.  46  (s.  A.  208),  abgekürzt  iv  ttß  ne^l  x9i7<rf^<oy  Schol.  Pind. 
Ol.  IT,  70  —  Fr.  47,  dazu  Fr.  48—60. 

216)  Fr.  46—50,  s.  Preller  S.  328  f. 

217)  Qerman.  ad  Arat.  Phaen.  p.  201,  9  S.  Breys.  (Fr.  1).  in  primo 
libro  de  Europa,  Harpokr.  *Innüi  'A^va  (=  Fr.  2).  h  a  EvQOKrig,  Schol. 
Theoer.  I,  64.  Phot.  IlQcc^idinr}  (-=  Fr.  7.  17).  iv  %m  nsi^l  Evqt&nriq.  Aelian. 
N.  A.  XVIII,  7  (—  Fr.  11).  h  tJ  EvQconji.  Ammon.  Nfj^ttdsg  (=  Fr.  25*>). 
iv  toig  icbqI  trjg  EvQconrig,  Ath.  XII.  530  c  (b>  Fr.  14).  iv  x^Cxtp  Evf^Mtig, 
Fulgent.  Exp.  serm.  ant.  p.  168  (—  Fr.  16).  tertio  (?)  Ewropae  Ubro, 
Ath.  IV.  158  c.  VII.  296  b  (—  Fr.  15.  12).  iv  x^lxat  xav  EvQmnuinmv. 
Schol  T  a  O,  336  (—  Fr.  19).  iv  rj\  Schol.  ApoU.  Rh,  1, 1129  («Fr.  26). 
iv  itQmxtp  nsQl  'Aelag,  Ath.  VIII.  346  d  (»  Fr.  32).  iv  devxiQco  hbqI  *Aclag. 
Hesych.  fia^xa/otg  oxoig  (»  Fr.  40).  iv  xotq  nsql  Aißvrig.  Herodian.  Cath. 
pros.  L  p.  13,  19.    iv  y    xmv  nsQiriyriastDV. 

218)  S.  die  Citate  A.  217. 

219)  Didym.   b.    Ammon.  a.  a.  0.  (Fr.  25^   s.  M.  Schmidt  Didym. 


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Demetrios  Ton  Kallatis.     Demetrios  aas  Skepsis.  681 

Demetrios  von  Kallatis^^)  schrieb  20  Bücher  xsqI  'Aöiag 
xal  EvQcixrjg^^^)  jedenfalls  nach  216**^,  aber  auch  wohl  nicht 
viel  später**^). 

Demetrios  aus  Skepsis  in  Troas***)  war  ein  Zeitgenosse 
des  Erates  von  Mallos  und  des  Aristarchos^^^),  geboren  frühestens 
etwa  214**^,  ein  reicher  Mann  von  vornehmer  Abkunft,  dabei 
aber  den  Studien  sehr  ergeben**^.    Er  schrieb  ein  fleissiges  und 

S.  800  f.,  vgl.  Schol.  Find.  Ol.  11,  70.    Schmidt  a.  a.  0.  S.  239).  Herodian., 
B.  A.  217  und  den  Index  von  Lentz. 

220)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  880  f. 

221)  La.  Di.  V,  83  im  HomonymenverzeichnisB:  ^ntog  KaXXaviavog, 
og  yiyQ0tq>8  nsgl  'Aalag  %a\  Eiffdnrjg  stnoat  ßißlovg, 

222)  Da  er  noch  vom  Tode  Hierons  II  sprach,  s.  Fr.  6  b.  Psendo-Lukiau. 
Macrob.  10,  wo  freilich  die  Behauptung,  nach  seiner  Angabe  sei  dieser 
50  Jahre  EOnig  gewesen,  nnglaublich  klingt,  s.  C.  5.  A.  22. 

223)  Denn  wenn  das  Citat  bei  Strab.  I.  60  (=  I<V.  2)  auch  wahrschein- 
lich nichts  wie  Niese  in  der  A.  231  anfgefQhrten  Abh.  S.  804  annimmt, 
aus  Demetrios  von  Skepsis,  sondern  vielmehr  aus  Poseidonios  stammt 
(s.  A.  281),  so  steht  er  doch  im  Quellenverzeichniss  bei  Pseudo-Skymn.  117 
nnter  lauter  Schriftstellern  aus  dem  4.  und  8.  Jahrh.  (s.  A.  205)  und  ist 
vermnthlich  auch  der  von  Agatharchides  (s.  A.  256)  gelobte  D.  Wahr- 
scheinlich ist  er  übrigens,  wie  Müller  annimmt,  auch  der  von  Dionjs. 
V.  HaL  C.  V.  4.  p.  30  R.  (s.  C.  21.  A.  225)  wegen  seines  schlechten  Satz- 
baus  getadelte,   wo   er   zunächst   hinter  Poljbios   und  Psaon  steht.    Das 

.  Meiste  über  ihn  erfahren  wir  aus  Pseudo-Skymn.  718  ff.  789  ff.  880  ff.  (Fr.  1) 
und  aus  Strab.  a.  a.  0.  {zovg  tui^'  oXriv  zriv  *EXXd9a  yevofiivovg  itorh  «rei- 
afiovg  SirjYoviisvog).  Ausserdem  wird  er  noch  bei  Steph.  v.  Byz.  'AvttytvQcc 
(c»  Fr.  8)  und  Schol.  Theoer.  I,  64.  V,  83.  VII,  151  (—  Fr.  4)  angeführt. 
Von  den  letzteren  Citaten  meint  Müller:  „nescio  an  haec  ^Hus  re ferenda 
sint  ad  Cotnmentarios  in  Theocritum't 

224)  Stichle  Der  Tgiamog  didnoofiog  des  Demetrios  von  Skepsis,  Philo- 
logns  V.  1856.  S.  528—546.  VI.  1851.  S.  844—347.  Bohle  De  Demetrio 
Scepsio  grammatico,  Kempen  1858.  4.  (werthlos).  Gaede  Demetrii  Scepsii 
quae  supersunt,  Greifswald  1880.  8.  (Doctordiss.).  Vgl.  Maass  De  Deme- 
trio Scepsio,  in  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifsw.  1879.  8.  S.  22—27. 

225)  Strab.  XIII.  609.  in  9^  tijg  Uxi^ijjsmg  %ai  h  Jr}(ii]T(fi6g  ictiv  .  .  . 
6  tdv  TQmmov  duinocfiov  i^rjyriadfiBvog  yifafi(MXTi%6g^  nccta  %6v  avtov  xqo- 
vov  ysyovag  Kqaxrixi  thoX  *Aifiütd^%tp. 

226)  Denn  um  190  war  er  noch  fietQcituov,  Strab.  XIII.  594.  %€cl  to 
"iXiov  d*  o  vvv  iazt  %(Ofi6noXig  not'  ^y,  ote  n(fmtov  ^Pmfucioi  tijg  *AaCag  ini- 
ßriöav  nal  i^ißaXov  *Avt(o%ov  tov  (liyav  i%  t^g  ivtog  tov  TavQOv.  (priül 
yovv  JrjuTjtQiog  6  Zw^tlfiog  fi,Bt(fd%top  <e5i'>  imätjfii^aag  tlg  trjv  n6Xiv  xar' 
i%sivovg  tovg  %aiQovg  %.  t,  X.  (Fr.  21  Gaede). 

227)  La.  Di.  V,  84  im  HomonymeuTerzeichniss:  ivdinatog  Unrjiffiog^ 
nXovotog  xal  a^ysvrjg  av^^amog  xal  qtiXoXoyog  axf^mg.  Daher  bezeichnet 
denn  Strabon  (s.  A.  225)  ihn  auch  geradezu  als  y(fapi,iiccti%6g. 


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674         Zweiandzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

er  anf  der  anderen  Seite  nach  der  Weise  seines  Zeitalters  die 
Zeugnisse  Anderer  häuft,  während  er  sein  eignes  ürtheil  nur 
selten  und  mit  wenig  Worten  einfliessen  lässt:  die  ästhetische  und 
historische  Würdigung  der  Kunstwerke  war  eben  nicht  seine 
Stärke.  Polemon  stand  in  den  nächsten  Jahrhunderten  in  wohl- 
verdientem Ansehen.  Fleissig  benutzten  ihn  Didymos^*),  auch 
Aristonikos^**),  femer  Strabon  und  Plutarchos,  der  seines  Lobes 
voll  ist^®*).  Asklepiades  von  Myrleia,  Herakleides  von  Mopses, 
Herodikos  der  Krateteer^®*)  und  Andere  ^'•)  gedachten  seiner, 
Pausanias,  obgleich  er  ihn  nirgends  nennt,  bietet  uns  vermuth- 
lich  noch  manche  Auszüge  aus  ihm,  obgleich  sich  leider  im  Be- 
sonderen wenig  Sicheres  oder  auch  nur  Wahrscheinliches  hierüber 
ausmachen  lässt,  und  obgleich  die  Frage,  ob  derselbe  ihn  un- 
mittelbar oder  nur  mittelbar  benutzt  hat,  eher,  wie  es  scheint, 
im  letzteren  als   im   ersteren   Sinne  zu  beantworten  ist^®').     Die 


182)  8.  Fr.  2.  4.  23.  36.  86.  92.  99.  101  mit  Prell  er  8  Bemerkangen. 
M.  Schmidt  Didym.  S.  44.  220.  314.  823.  397.  Vgl.  Preller  8.  29:  ,yAc 
semel  quidem  Didymus  dissidet  a  Polemone  et  adversus  eum  disputat  (cf, 
fr.  LXXXVI) :  plurimis  tarnen  locis  in  tesHmoniis  nostri  ita  acquiescU,  %U 
Optimum  eius  de  Polemonis  fide  ac  doctrina  iudicitim  fuisse  oporteaV*. 

183)  Fr.  26  (Seh.  Pind.  Ol.  VIII,  163). 

184)  In  der  wiederholt  angef.  Stelle  Qu.  symp.  V,  2.  676  B.  nolvpM- 
d'ovg  %al  ov  vvatd^ovrog  iv  toig  'EXl'qvt'Koi^g  ngäy^taüiv  dvdQog. 

186)  S.  A.  112.  113.  124.     Vgl.  C.  26.  A.  134. 

186)  Ammonios  von  Lamptrae  {itSQl  ßcaftmv  nal  Qvüimv)  b.  Ath.  XI. 
476  f.  (8.  Preller  8.  142  z.  Fr.  88)  und  der  üeberarbeiter  des  Demetrios 
von  Magnesia,  ans  welchem  die  Homonymenvdrzeiohnisse  bei  La.  Diog. 
stammen  (s.  C.  19.  A.  87),  Fr.  67—69  b.  Diog.  II,  104.  V,  68.  89,  vgl.  auch 
Fr.  6  bei  Marcell.  V.  Thuc.  §.  28.  —  Aelianos  nennt  ihn  nnr  einmal  (N.  A. 
Xn,  40  »  Fr.  29),  hat  ihn  aber  häufiger,  sei  es  unmittelbar,  sei  es  mittel- 
bar, benutzt,  s.  Preller  8.  132  und  bes.  Ealkmann  a.  a.  0.  8.  77 ff.  112. 

187)  Bei  dieser  Auffassung  des  Sachverhalts  gerathe  ich  sogar  mit 
dem  schon  A.  178  angeführten,  neueren  Uebertreibungen  gegenüber  manches 
Richtige  enthaltenden,  aber  doch  viel  zu  apologetischen  Buche  von  Gurlitt 
Ueber  Pausanias,  Graz  1890.  8.,  welches  ich  erst  während  des  Druckes 
benutzen  konnte,  in  keinen  principiellen  Conflict  Ein  näheres  Eintreten 
in  diese  Streitfrage  liegt  glücklicherweise  jenseits  der  Grenzen  meiner 
Darstellung.  Doch  will  ich  nicht  unterlassen  meine  Meinung,  so  weit  ich 
eie  mir  bei  der  Kürze  der  Zeit  bilden  konnte,  in  möglichster  Kürze  der 
Worte  auszusprechen.  Auch  ich  bin  überzeug^,  dass  Paus,  in  der  „eigent- 
lichen Periegese"  Vieles  wirklich  nach  eigner  Anschauung  und  Erkundigung 
bei  den  „Exegeten"  und  sonstigen  OrtsangehOrigen  dargestellt  hat.  Aber 
ich  halte  es  nach  der  (von  Gurlitt  m.  E.  sehr  mit  Unredit  abgelehnten) 


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Polemon  von  Qion.  675 

meisten   Fragmente  danken  wir   dem  Athenaeos,   welcher  seine 
Werke  zum  Theil  noch  selber  angesehen  zu  haben  scheint^®®). 


Analogie  mit  seiner  sonstigen  Arbeitsweise  (selbst  so,  wie  Gnrlitt  die- 
selbe auffasst)  für  völlig  unwahrscheinlich,  dass  er  auch  nur  da,  wo  er 
es  überhaupt  konnte,  hiebei  stehen  geblieben  sein  sollte.  Auf  seine  eignen 
Angaben  darüber,  was  er  selber  gesehen  oder  gehOrt  habe,  vermag  ich 
nach  wie  vor  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen.  Hat  doch,  wie  Gurlitt* 
S.  137  selbst  anerkennt,  Enmann  Jahrb.  f.  Ph.  CXXIX.  1884.  S.  610—618 
überzeugend  dargethan,  dass  der  „epbesisohe  Mann",  von  welchem  Pau3. 
V,  6,  6,  9  Etwas  geh  Ort  zu  haben  angiebt,  kein  Anderer  als  Artemidoros 
ist,  bei  welchem  er  es  gelesen  hat.  Dies  einzige  drastische  Beispiel  ge- 
nügt schon  vollauf,  ausserdem  s.  Enmann  a.  a.^.  S.  608,  und  wenn  gegen 
diesen  Maass  Herm.  XXII.  1887.  S.  690  f.  Anm.  es  in  voller  Ueberein- 
stimmung  mit  Di  eis  richtig  stellt,  dass  solche  Art  von  „schriftstellerischer 
Einkleidung"  mit  Nichten  schon  bei  Herodotos  zu  finden  ist,  so  begreife 
ich  nicht,  wie  Gurlitt  S.  129  dies  bemängeln  und  sich  noch  dazu  hiefür 
auf  Diels  berufen  kann.  Und  dass  Paus.  Öfter  seine  Quellen  in  dieser 
Weise  noch  weit  mehr  absichtlich  versteckt,  dafür  sei  hier  femer  nur  noch 
ein  anderes,  nicht  minder  schlagendes  Beispiel  IX,  31,3,4  angeführt, 
s.  A.  284^  (vgl.  auch  0.  38.  A.  94).  Ich  halte  es  nach  wie  vor  für  das 
Wahrscheinlichste,  dass  das  Werk  des  Paus,  die  neuste,  reichhaltig  aus 
anderen  Schriften  und  eigner  Erkundung  vermehrte  Auflage  oder  Ueber- 
arbeitung  eines  weit  älteren,  etwa  um  160  v.  Chr.  oder  wenig  später  ent- 
standenen Reisehandbuches  ist,  dessen  Urheber  jedenfalls  auch  den  Polemon 
und  vermuthlich  stärker,  als  uns  noch  die  Spuren  geblieben  sind,  benutzt 
hatte.  Es  dünkt  mich  nach  wie  vor,  dass  erst  im  Verein  mit  einer  solchen 
Annahme  die  allerdings  durchaus  berechtigten  Erwägungen,  welche  Gurlitt 

5.  120  f.  zusammenstellt,  ausreichen,  um  die  Spärlichkeit  der  Erwähnung 
von  Kunstwerken  und  Künstlern  aus  den  mittleren  Zeiten  bei  Paus,  zu  er- 
klären, und  genau  dieselben  Erwägungen  lassen  sich  gegen  den  Einwurf 
Gurlitts  S.  11  f.  kehren,  dass  Paus,  auf  diese  Weise  ein  sehr  unzweck- 
mässiges Unternehmen  gemacht  hätte.  Ganz  den  gleichen  Einwand  könnte 
man  ja  auch  gegen  Laertios  Diogenes  richten,  und  doch  zweifelt  heutzutage 
hoffentlich  Niemand  mehr,  dass  sein  Compendium  sich  zu  seiner  Haupt- 
vorlage ganz  ähnlich  verhielt.  Der  Versuch  von  Gurlitt  S.  193  ff.  ferner 
die  Behauptung  (s.  Kalk  mann  a.  a.  0.  S.  64  ff.),  dass  die  Beschreibung 
von  Athen  und  dem  Peiraeeus  bei  Paus,  ihrem  Grundstock  nach  nicht 
sowohl  auf  seine  Zeit  als  auf  die  um  160  v.  Chr.  passe,  zu  widerlegen, 
gründet  sich  für  den  Peiraeeus  namentlich  auf  die  Inschrift  'EtprifjL.  agzaioX. 
1884.  Sp.  166  ff.  (Taf.  11),  die  er  zvirischen  138  und  171  n.  Chr.  setzt, 
von  der  aber  B.  Keil  Zur  Pausaniasfrage ,  Hermes  XXV.  1890.  S.  317—320 
erwiesen  hat,  dass  sie  vielmehr  aus  der  Zeit  vor  Strabon  ist,  und  damit 
„bricht  denn"  in  der  That  Gurlitts  „ganzes  Beweisgebäude  im  dritten 
Capitel  seines  Buches  zusammen**.  (Gegen  die  in  Wirklichkeit  „unmethodi- 
schen**   Einwendungen  von  Gurlitt  BerL  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  842  ff. 

6.  die   schlagende  Beplik  von  B.  Keil  ebendas.  Sp.  1268 f.,   mit  welcher 

43* 


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676  Zweiundz wanzigstes  Capitel.    Oeographie  and  Periegese. 

Aber  leider  waren  sie  nicht  mehr  im  Geschmacke  der  späteren 
Zeiten,  und  so  gingen  sie  za  Gmnde. 


wenigstens  für  mich  diese  Sache  abgethan  ist  nnd  nnn  lediglich  Hypothese 
gegen  Hypothese,  um  nicht  zn  sagen  ün Wahrscheinlichkeit  gegen  Wahrschein- 
lichkeit, steht),  üeber  einen  anderen  chronologischen  Irrthom  von  Gar  litt 
s.  C.  26.  A.  7.  Zu  der  „eigentlichen  Periegese"  nun  aber  gehört  die  Be- 
*  schreibang  der  Lesche  in  Delphi  (X,  25—81),  die  doch  sicher  nicht  von 
Paus,  selbst  verfasst  ist.  Ob  sie  freilich  aas  P.  stammt,  ist,  wie  schon 
G.  20.  A.  44  bemerkt  warde,  zwar  möglich,  aber  nicht  erwiesen  noch  er- 
weislich, and  ein  Gleiches  gilt  von  der  des  Kypseloskastens  (V,  17—19), 
mag  man  nan  diese  dem  Paas.  selber  zatraaen  oder  nicht,  s.  Garlitt 
S.  163  ff.  Dagegen  bat  dilber  ürsprang  für  die  des  amyklaeischen  Thrones 
(III,  18,  6,  9  — 19,  4,  6)  eine  ziemliche  Wahrscheinlichkeit  (vgl.  P.  Fr.  86. 
Hirt  Paas.  El.  S.  49  ff.  Kalkmann  Paas.  S.  121  and  jetzt  aach  Immer- 
wahr Die  Lakonika  des  Paas.,  Berlin  1889.  S.  96 ff.  149,  der  aber  18,  5,  7 
wohl  mit  Recht  vielmehr  aas  Sosibios  herleitet,  vgl.  C.  21.  A.  406).  An 
denselben  dachte  übrigens  schon  Siebeiis  za  Paas.  lU,  18,  6,  der  eben- 
damit  am  Frühesten  (1818),  noch  vor  dem  Ungenannten  im  Ennstblatt 
1880.  S.  88  (s.  Gurlitt  S.  163)  and  vor  Preller  S.  60  (vgl.  S.  181)  über- 
baapt  aaf  Gedanken  dieser  Art  verfiel,  indem  er  wenigstens  meinte,  P. 
werde  in  seinem  Werke  icsqI  t£v  iv  Aa%89ai(iavi  n6Uiov  (?  s.  A.  129)  aach 
diesen  Thron  beschrieben  haben  and  diese  Beschreibnng  dem  Paas.  nicht 
anbekannt  gewesen  sein.  Für  nahezn  sicher  halte  ich  nach  wie  vor  die 
zaerst  von  Bergk  Z.  f.  d.  Alterth.  1846.  8.  964.  A.  6  aasdrücklich  aas- 
gesprochene  Zarückffihrang  von  I,  23,  9,  11  aaf  P.  (s.  Fr.  4  b.  Maroellin. 
y.  Thac.  §.  16)  TtBQl  d%(fim6X6mgy  zamal  da  B.  Scholl  Zar  Thakydides- 
Biogr.,  Herrn.  XIII.  1878.  S.  434  ff.  seine  gelangene  Widerlegang  von 
Wilamowitz  Herrn.  XII.  S  344  ff.  (vgl.  A.  176)  doch  nar  antemimmt, 
um  seinerseits  darzathun,  wir  hätten  keinen  Grand  von  der  natürlichsten 
Annahme  abzugehen,  „dass  Paas.  seine  Angaben  im  Wesentlichen  so,  wie 
er  sie  bietet,  dem  P.  entnommen  hat'*.  Vgl.  Ealkmann  a.  a.  0.  S.  63. 
Dies  erwähnt  denn  aach  Gar  litt  S.  167,  während  er  es  seltsamerweise 
S.  116.  166  verschweigt.  Für  I,  29.  36  f.  legt  sich  aach  ihm  S.  260  der 
Gedanke  nahe,  dass  wenigstens  dieser  Theil  der  Periegese  aaf  P.  {xbqI  tfig 
tsQas  oSov)  zurückgehe,  wenn  er  aach  mit  Recht  hinzufügt:  „directe  Be- 
weise dafür  giebt  es  freilich  nicht *^  and  S.  316  Bedenken  äussert.  1,32, 2 f. 
erscheint  die  rhamnasische  Nemesis  als  Werk  des  Pheidias  in  Ueberein- 
stimmung  mit  Polemon  imd  im  Gegensatz  zu  Antigonos  von  Eaiystos, 
s.  A.  178.  C.  20.  A.  29.  Für  Delphi  (X)  hat  auch  Ealkmann  a.  a.  0. 
S.  111  ff.  nur  eine  einzige  flüchtige  Spur  des  P.  (Fr.  29  b.  Aelian.  N.  A. 
XII,  40  u.  Aelian.  ebend.  X,  26)  nachzuweisen  vermocht:  14,  4,  7.  Für  Elis 
zeigt,  80  bemerkt  Gurlitt  S.  166,  „in  der  ganzen  Beschreibung  der  Altis. . . 
nur  eine  Stelle  V,  9,  1  ...  deutliche  und  zweifellose  üebereinstimmung 
mit  P.  (Fr.  23  b.  Plut.  Qu.  symp.  V,  2)".  Bei  der  verhältnissmässig  ge- 
ringen Zahl  der  Fragmente  des  Letzteren  und  seiner  doch  wohl  nur  mittel- 
baren Verwerthung  bei  Paus,  ist  indessen  diese  magere  Ernte  immer  noch 


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Skymnos  von  Chioa  und  Pseudo-Skymnos.  677 

Ueber  Attalos  I  s.  C.  l.j 

Skymnos  von  Chios^®^),  wahrscheinlich^^  derselbe  mit 
dem  von  dort  gebürtigen  Sohne  de.s  Apellas^**),  welcher  mit 
Polemon^  Hegesianax  ^^)  und  vielen  Anderen  in  der  Liste  der 
delphischen  XQo^evoc  aus  dem  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts 
steht  und  nach  derselben  185/4  dieser  Ehre  theilhaftig  ward^^^, 
schrieb  eine  UsQi'^yriöi.g  in  Prosa,  welche  in  zwei  Haupt- 
abschnitte, EvQcinti^^)  und  ^jiöüx^^^)  und  vielleicht  noch  einen 
dritten  Aißvri  und  in  mehrere  Bücher*^  zerfiel^*"').  Nun  besitzen 
wir  noch  ein  Bruchstück  einer  solchen  Periegese,  aber  in  komi- 
schen, übrigens  sorgfaltig  gebauten  ^^^)  lamben  in  einer  Pariser 

bedentsam  genug.  Und  die  Combinationen  des  jüngeren  IJrlichs  (b.  A.  168. 
178),  denen  ich  C.  20.  A.  14  (wenn  auch  nicht  ohne  allen  Rückhalt)  bei- 
gestimmt habe,  scheinen  mir  auch  jetzt  noch,  nachdem  ich  Gnrlitts 
Buch  gelesen,  nicht  im  Allerentferntesten  die  wegwerfende  Behandlung  zu 
verdienen,  welche  dieser  S.  161  f.  ihnen  angedeihen  lässt.  Auch  vgl.  noch 
Maas 8  Deutsche  L.-Z.  1890.  Sp.  88.  Aber  für  Paus.  II.  IV.  VI- IX  lehnt 
E alkmann  (vgl.  A.  138)  selbst  jeden  Einfluss  des  F.  ab.  Sehr  ähnlich 
übrigens  wie  ich  urtheilt  über  die  ganze  Frage  Christ  Qr.  L.-6.'  8.  576. 

188)  Da  er  dieselben  mehrfach  nach  den  einzelnen  Büchern  anfuhrt. 
Zum  Theil  schöpft  er  freilich  yielmehr  aus  abgeleiteten  Quellen. 

189)  ApoUon.  Hist.  mir.  15.  Herodian.  Cath.  pros.  VIII  p.  140,  4  Lcntz. 
Steph.  Y.  Bjz.  Jla^off.  —  Westermann  Art.  Scymnus  in  Paulys  Realenc. 

190)  8.  Bohde  Scymnus  von  Chics,  Bhein.  Mus.  XXXIV.  1879.  8. 158 f. 
Vgl.  A.  197. 

191)  Dieser  Apellas  kann  genau  ebenso  gut  ein  anderer  Mann  gewesen 
sein  als,  wie  Bohde  vermuthet,  der  8chüler  des  Arkesilaos  (s.  C.  2. 
A.  609—611). 

192)  8.  A.  122.    C.  27.  A.  11. 

198)  Wescher  und  Foucart  Inscr.  de  Delphes  No.  18.  p.  26,  190  ff. 
Dittenberger  8yll.  inscr.  Qr.  No.  198:  ä(^%ovxoi  E^x^TSog,  s.  A.  Momm- 
sen  Philologns  XXIV.  8.  40 ff.    Bergk  ebendas.  XLII.  8.  234  ff. 

194)  Herodian.  a.  a.  0.  XII.  p.  818,  1  u.  Steph.  'Ayd&rjt  iv  xf  E^q^kth 
u.  8.  A.  196. 

195)  Herodian.  a.  a.  0.  p.  402,  18.  Dict.  sol.  p.  925,  6  f.  iv  x&  i'  xi^q 
'AaUii  nBQlnhp.    8chol.  Apoll.  Bh.  IV,  277  u.  8teph.  "AqBoq  vriaog:  iv  'Aaüf. 

196)  8ch.  ApoU.  Bh.  IV,  284.  iv  x^  vs'  (?'  ?  Meineke)  n9Q\  Ev^cmris, 
Herodian.  u.  8teph.  in  den  A.  189  angef.  Stellen:  iv  ngtoxat  neQiTiyiiceaig 
u.  8.  A.  195. 

197)  Aus  dem  Citat  bei  Apollonios  (s.  A.  189)  scheint  nach  Analogie 
der  übrigen  Ton  diesem  benutzten  Schriftsteller  (s.  C.  17.  A.  100 — 105) 
wenigstens  so  viel  hervorzugehen,  dass  dieser  Sk.  nicht  später  als  in  der 
ersten  HOifte  des  2.  Jahrh.  gelebt  haben  dürfte.  —  Uebrigens  s.  noch 
Steph.  ^EQiimvaaaa, 

198)  S.  C.  27.  A.  31. 


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678  Zweinndzwansigstes  Capitei    Geographie  und  Periegese. 

Handschrift'^  unmittelbar  hinter  denen  von  DionyeioB,  dem 
Sohne  des  Kalliphon^,  742  Verse  ober  Europa,  und  dazu 
kommen  noch  mehr  als  200  andere  über  Europa  und  Asien,  zum 
Theil  in  Prosa  aufgelöst,  in  einem  Periplus  des  PontosEuxeinos***^). 
Das  Ganze  war^^)  eine  Compilation  aus  Ephoros,  Timaeos,  Era- 
tosthenes  und  Anderen.  Die  ältsten  Herausgeber  schrieben  es 
falschlich  dem  Markianos  von  Herakleia  zu'^^),  dann  rieth  man 
ebenso  falschlich  auf  Skymnos,  und  der  Bequemlichkeit  halber 
pflegt  man  noch  jetzt  die  Bezeichnung  Pseudo-Skymnos  bei- 
zubehalten^. Den  Anfang  macht  eine  Widmung  an  den  König 
Nikomedes  (1 — 108),  d.  h.  entweder  Nikomedes  U  oder  wahr- 
scheinlicher Nikomedes  IH  von  Bithynien,  so  dass  mithin  dies 
Lehrgedicht  entweder  gegen  Ende  des  zweiten  oder  wahr- 
scheinlicher im  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  w  Chr.  ent- 
standen ist^*^). 

199)  Snppl.  448,  aus  dem  12.  Jahrb.,  b.  über  dieselbe  Müller  Qeo- 
graphi  Graeoi  minores  Bd.  1  (Paris  1855).  S.  IX  ff.  Die  erste  Ausgabe  ist 
aber  nicht  unmittelbar  ans  ihr,  sondern  ans  Abschriften  dieses  Codex  ge- 
flossen.    Vgl.  A.  204. 

200)  S.  C.  26.  A.  6. 

201)  Bei  Müller  a.  a.  0.  I.  S.  402—483.  Man  sieht  dies  daraas,  dass 
der  Verfasser  mehrfach  auch  von  jenen  Yoraufgehenden  Versen  Gebraach 
macht.  Zwei  der  von  ihm  erhaltenen  (758  f.)  stehen  auch  bei  Steph.  Jto- 
vvüov  noXiq^  aber  dieser  giebt  ebenso  wenig  wie  jener  die  Quelle  an. 

202)  Nach  109  ff.,  8.  A.  205. 

208)  Seltsamerweise  dadurch  verleitet,  weil  in  der  Handschrift  statt 
des  Titels  Bvtv%mg  Maqmavm  steht. 

204)  Die  erste  Ansg.  war  die  von  Hoeschel  in  den  Geographi,  Auge- 
bürg  1600.  8.  unter  dem  Namen  des  Markianos;  ihm  folgten  F.  Morel, 
Paris  1606.  8.  (mit  metr.  lat.  Uebers.),  Erasm.  Vindingus,  Kopenhagen 
1662.  8.  (mit  pros.  lat.  Uebers.),  Hudson  in  den  Qeogr.  min.  T.  II,  Oxford 
1708,  der  zuerst  den  Namen  des  Skymnos  aufbrachte  und  die  von  L.  Hol- 
stein und  J.  G.  Vossius  aus  dem  Peripl.  des  Pont.  Euz.  gezogenen  Verse 
beigab,  der  Herausgeber  der  SvlXoyii  .  .  .  tAv  yBfoyquf^^hxmv  u.  s.  w. 
Bd.  1.  Wien  1807,  dann^  nachdem  Miller  hinter  seiner  Ausg.  des  Markia- 
nos (Paris  1889)  die  Lesarten  der  Urhandschrift  mitgetheilt  hatte,  Letronne 
Fragments  des  poSmes  g^ographiques  de  Scymnos  de  Ohio  et  du  faux 
Dicäarque,  restitu^s  principalement  d'apr^s  un  manuscrit  de  la  biblioth^ue 
rojale  etc.,  Paris  1840.  8.,  Fabricius,  Leipzig  1846.  8.,  Meineke,  Berlin 
1846.  12.  mit  Dionysios,  Ealliphons  Sohn  (die  Hauptausg.),  Müller  a.  a.  0. 
L  S.  LXXIV— LXXIX.  196—287.  —  Fabricius  Lectiones  Scymnianae, 
Dresden  1844.  8.  C.  F.  Hermann  Parerga  critica,  Philologus  X.  1866. 
S.  241—248. 

206)  Jedenfalls  nach  dem  Erloschen  des  pergamenischen  KOnigshaoses, 


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Mnaseas  aus  Patrae  oder  Patara.  679 

Mnaseas*^)  aus  Patrae  in  Achaia^**')  oder  aus  Patara  in 
Lykien^*^^),  ein  Schüler  des  Eratostheues^^^),  bei  welchem  aber 
die  Vielseitigkeit  seines  Lehrers  in  die  hohlste  Viel  wisserei  über- 
gegangen war  *^*^),  ein  ganz  verdrehter  euhemeristischerScribent^^^), 


V.  16  ff.  Nikomedes  II  regierte  von  149  bis  96/4,  Nikomedes  111  von  da 
bis  76.  Die  Begründung  Müllers  S.  LXXVII  f.  dafür,  dass  der  Letztere 
gemeint  sei,  hat  mich  völlig  überzeugt:  der  Widerlegungsversuch  von 
G.  F.  Unger  Die  Chronik  des  ApollodoroB,  Philologus  XLI.  1882.  S.  611  ff., 
welcher  die  Entstehung  dieses  Lehrgedichts  vielmehr  um  182  ansetzt,  geht 
gerade  an  der  Hauptsache  vorbei,  nämlich  der  unglaublichen  Tactlosigkeit, 
welche  in  den  Versen  60—60  liegen  würde,  wenn  sie  an  Nikomedes  II  ge- 
richtet wären,  und  bekämpft  Etwas,  was  Müller  gar  nicht  behauptet  hat, 
als  sollten  diese  Verse  eine  Anspielung  gerade  auf  den  Regierungsantritt 
des  Letzteren  (66  ff.  tov  avyncttOQ^maavxa  tm  <rc5  naxgl  toi  trjg  ßaaiXeiag 
7CQ6tSQOv  .  .  .  top  'An6XX<ova  tov  /Jidviiij)  und  nicht  etwa  vielmehr  auf  ein 
anderes,  uns  unbekanntes  Ereigniss  aus  dessen  langer  Herrscherzeit  ent- 
halten, bei  welchem  das  Branchidenorakel  in  Didjma  ihm  geholfen  hatte. 
Vor  dem  schon  an  sich  durchaus  unberechtigten  argumentum  e  silentio, 
als  müssten  Polybios  und  Artemidoros,  weil  sie  von  Pseudo-Skymnos  nicht 
berücksichtigt  werden,  später  als  er  geschrieben  haben,  hätte  Unger  die 
Erwägung  bewahren  sollen,  dass  dieser  Schriftsteller  aUem  Anscheine  nach 
für  seinen  Stoff  114—127  überhaupt  nur  Quellen  nennt,  welche  nicht  jünger 
waren  als  das  3.  Jahrb.,  114 — 118  Eratosthenes,  Ephoros,  Dionysios  von 
Ghalkis,  Demetrios  von  Eallatis  (s.  A.  223),  Rleon  und  Timosthenes 
(s.  A.  41.  86),  124— 127  Kallisthenes,  Timaeos,  Herodotos;  wer  in  den  zer- 
störten Versen  119—126  sonst  noch  gestanden  hat,  ist  freilich  nicht  zu 
wissen,  jedenfalls  aber  vermisst  man  (wie  auch  Unger  anerkennt)  Theo- 
pompos  (s.  370)  und  Hekataeos  von  Teos  (s.  869  u.  dazu  oben  C.  11.  A.  10). 
Was  Unger  sonst  noch  beibringt,  würde  allerdings  besser  für  die  Zeit 
um  132  passen,  ist  aber  auch  für  die  um  90  keineswegs  unerträglich. 

206)  Preller  Mnaseas  von  Patara,  Zeitschr.  f.  d.  Alterthsw.  1846. 
Sp.  673—686  ns  Ausgew.  Aufs.  S.  312—329.  Mehler  Mnaseae  Patarensis 
fragmeuta,  Leiden  1847.  8.  Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  149—168.  IV.  S.  669  f. 
(wo  aber  Fr.  34  zu  tilgen  ist). 

207)  Ath.  IV.  168  c.  VII.  301  d.  VEI.  331  e.  346  d  =»  Fr.  16.  38.  6.  32. 
Phot.  Uv&ov  xsXidovog  ■-  Fr.  43.  Paroemiogr.  append.  p.433  Leut8ch  =  Fr.38. 

208)  Schol.  Pind.  Py.  IV,  104.  Ol.  XI,  39.  Schol.  Lucian.  p.  61 
lacob.  Schol.  Hes.  Theog.  117  =  Fr.  6.  9.  86.  46. 

209)  Suid.  'Egatoa&ivTjg,  s.  C.  16.  A.  23.  Die  Worte  lassen  allerdings 
auch  eine  andere  Construction  zu,  nach  welcher  er  vielmehr  Schüler  des 
Aristarchos  gewesen  wäre,  allein  abgesehen  von  dem  schon  a.  a.  0.  hie- 
gegen  Bemerkten  passt  hiezu,  wie  Prell  er  S.  313  f.  hervorhebt,  nicht  der 
Charakter  seiner  Schriftstellerei  und  noch  weniger  dies,  dass  er  (Fr.  26^  in 
'Ofuj^ov  *Eni,fiSQi.aiioi  u.  d.  W.  Movöm  b.  Gramer  Anecd.  Oxon.  I.  p.  277) 
die  Eyprien  {IlaXafii^Seia)  noch  dem  Homeros  zuschrieb. 

210)  Für  seine  grosse  Belesenheit  zeugt  auch,  dass  wahrscheinlich  das 


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680         Zweinndzwanzigstes  Capitel.     Geographie  und  Periegese. 

welcher  sich  aber  von  anderen  dieser  Art  Scribenten  nicht  eben 
zu  seinem  Yortheil  durch  die  ihm  eigenthümliche  masslose  Häufung 
in  der  Anwendung  willkürlicher  und  abgeschmackter  Genealogien 
unterschied***),  leichtgläubig  und  geschwätzig,  verfasste  eine 
Länderbeschreibung,  ÜSQijtXovg^^^)  oder  UsQtriyijöSig*^^),  in 
welcher  es  sich  aber  nicht  sowohl  um  das  Geographische  als  um 
die  Merk-  und  Sehenswürdigkeiten  der  einzelnen  Gegenden  und 
Orte  handelte,  und  eine  Sammlung  der  delphischen  Orakel- 
sprüche, ^sXtpixäv  xQflöiiäv  öwayfoyi^^^^)  mit  einem  Commen- 
tar  voll  ähnlicher  Plattheiten  und  Thorheiten**^.  Das  erstere 
Werk  war  in  drei  Hauptabtheilungen,  Europa,  Asien  und  Libyen, 
und  jede  derselben  noch  wieder  in  mehrere  Bücher  getheilt**^. 
Eine  Zeit  lang  mögen  diese  Schriften  viel  gelesen  sein.  Noch 
Athenaeos  scheint  die  erstere  vollständig  vor  sich  gehabt  zq 
haben  *^),  und  namhafte  Grammatiker  citiren  den  Mnaseas**^). 


Citat  des  Hasdrnbas  (Plin.  schreibt  irrthümlich  Asarubas)  bei  Plin.  N.  H. 
XXXVII.  §.  87  (welche  Stelle  Bücheier  zuerst  richtig  interpangirt  hat) 
aus  seiner  Periegese  von  Libyen  (s.  §.  38  =«  Fr.  41)  stammt  und  so  wohl 
noch  Anderes  in  diesem  Katalog  §.  30ff.,  s.  Buche l er  Zwei  Gewährsmänner 
des  Plinius,  Rhein.  Mus.  XL.  1885.  S.  804-807. 

211)  Wie  ihn  Welcker  EL  Schrr.  L  S.  486  sachgem&ss  nennt 

212)  S.  Preller  S.  816 f.,  welcher  mit  Recht  sagt,  dass  ,,die8  yBvsa- 
XoysLv  xa  ndma  (Paus.  X,  6,  8)  bei  ihm  förmlich  zu  einer  Monomanie  ge- 
worden ist'^  üebrigens  fehlte  auch  „der  Lieblingshang  seiner  Zeit  zum 
Synkretismus  und  zur  Religionsmengerei**  (Preller  S.  818)  bei  ihm  nicht, 
s.  Fr.  87  b.  Plut  de  Ib.  et  Os.  87.  866  F. 

218)  Fr.  6.  43  (s.  A.  207). 

214)  Fr.  18  b.  Steph.  v.  Byz.  'Eyy»lai/€g. 

215)  Fr.  46  (s.  A.  208),  abgekürzt  h  %£  nsQl  xQ^^f^^  Schol.  Pind. 
Ol.  n,  70  =  Fr.  47,  dazu  Fr.  48—60. 

216)  Fr.  46—60,  s.  Preller  S.  828  f. 

217)  German.  ad  Arat.  Phaen.  p.  201,  9  ff.  Breys.  (Fr.  1).  in  primo 
libro  de  Ewopa,  Harpokr.  *InnCa  'A^va  (=  Fr.  2).  h  a  EvQdnrjg,  Schol. 
Theoer.  I,  64.  Phot.  n^tx^idUrj  («-  Fr.  7.  17).  iv  xm  ubqI  EvQoanrig.  Aelian. 
N.  A.  XVIII,  7  (=-  Fr.  11).  iv  xi  EvQto^.  Ammon.  NtiQsmg  (=  Fr.  25*>). 
iv  xois  nsgl  xi^g  EvQcinrig.  Ath.  XII.  680  c  («=>  Fr.  14).  iv  xi^lxm  Evfuomig. 
Fulgent.  Exp.  serm.  ant.  p.  168  (»  Fr.  16).  tertio  (?)  Europae  libro, 
Ath.  IV.  168  c.  VII.  296  b  (»  Fr.  16.  12).  iv  xgCxtp  xmv  EvQmmanav. 
Schol  T  IL  O,  886  (—  Fr.  19).  iv  r\\  SchoL  ApoU.  Rh.  1, 1129  (=-  Fr.  26). 
iv  fCQ(6xm  nsQl  'AaCag,  Ath.  VIII.  846  d  (»  Fr.  32).  iv  dsvxigm  %bqI  *Äaiag, 
Hesych.  BaffnaCoig  otoig  («=  Fr.  40).  iv  xotg  ^re^l  Atßvrig.  Herodian.  Cath. 
prOB.  I.  p.  18,  19.    iv  y'  xmv  nsQtrjyi^ßstDV, 

218)  S.  die  Citate  A.  217. 

219)  Didym.   b.   Ammon.  a.  a.  0.  (Fr.  26^   s.  M.  Schmidt  Didym. 


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DemetrioB  yon  Kallatis.    Demetrios  aus  Skepsis.  681 

Demetrios  von  Kallatis**^)  schrieb  20  Bücher  ^agl^AöCag 
Kai  EvQcixTjg^^^)  jedenfalls  nach  216^"),  aber  auch  wohl  nicht 
Tiel  später  ^*^. 

Demetrios  aus  Skepsis  in  Troas***)  war  ein  Zeitgenosse 
des  Krates  Ton  Mallos  und  des  Aristarchos'*^),  geboren  frühestens 
etwa  214"^,  ein  reicher  Mann  von  vornehmer  Abkunft,  dabei 
aber  den  Studien  sehr  ergeben**').    Er  schrieb  ein  fleissiges  und 

S.  800 f.,  vgl.  Schol.  Find.  Ol.  ü,  70.    Schmidt  a.  a.  0.  S.  239).  Herodian., 
8.  A.  217  und  den  Index  von  Lentz. 

220)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  880 f. 

221)  La.  Di.  V,  88  im  Homonymenverzeichniss :  ^%tog  KaXXatuivog, 
og  yiyqoiq>B  fff^l  'AoCag  %al  E^Qmnrig  einoat  ß^Xovg. 

222)  Da  er  noch  vom  Tode  Hierons  n  sprach,  s.  Fr.  5  b.  Pseudo-Lukiau. 
Macrob.  10,  wo  freilich  die  Behauptung,  nach  seiner  Angabe  sei  dieser 
50  Jahre  König  gewesen,  unglaublich  klingt,  s.  C.  5.  A.  22. 

228)  Denn  wenn  das  Citat  bei  Strab.  I.  60  (=  Fr.  2)  auch  wahrschein- 
lich nichts  wie  Niese  in  der  A.  281  aufgefQhrten  Abh.  S.  804  annimmt, 
aus  Demetrios  von  Skepsis,  sondern  vielmehr  ans  Poseidonios  stammt 
(b.  A.  281),  so  steht  er  doch  im  Quellenverzeichniss  bei  Pseudo-Skymn.  117 
unter  lauter  Schriftstellern  aus  dem  4.  und  8.  Jahrh.  (s.  A.  205)  und  ist 
vermuthlich  auch  der  von  Agatharchides  (s.  A.  256)  gelobte  D.  Wahr- 
scheinlich ist  er  übrigens,  wie  Müller  annimmt,  auch  der  von  Dionys. 
V.  Hai.  C.  V.  4.  p.  30  R.  (s.  C.  21.  A.  225)  wegen  seines  schlechten  Satz- 
baus getadelte,  wo  er  zunächst  hinter  Poljbios  und  Psaon  steht.  Das 
Meiste  über  ihn  erfahren  wir  aus  Pseudo-Skymn.  718  ff.  789  ff.  880  ff.  (Fr.  1) 
und  aus  Strab.  a.  a.  0.  (rovg  %cid''  oXriv  ttjv  *EXXäda  yevoiiivovg  noth  cet- 
ofAOvg  ÖLrjyovfisifog),  Ausserdem  wird  er  noch  bei  Steph.  v.  Byz.  'AvtinvQce 
(=-  Fr.  8)  und  Schol.  Theoer.  I,  64.  V,  88.  VII,  151  (—  Fr.  4)  angeführt. 
Von  den  letzteren  Citaten  meint  Müller:  „nescio  an  haec  potius  re ferenda 
sint  ad  Cammentarios  in  Theocriiumft 

224)  Stichle  Der  Tgmixbg  dia-Kocfiog  des  Demetrios  von  Skepsis,  Philo- 
logus  V.  1856.  S.  528—546.  VI.  1851.  S.  844—847.  Bohle  De  Demetrio 
Scepsio  grammatico,  Kempen  1858.  4.  (werthlos).  Gaede  Demetrii  Scepsii 
quae  supersunt,  Qreifswald  1880.  8.  (Doctordiss.).  Vgl.  Maass  De  Deme- 
trio Scepsio,  in  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifsw.  1879.  8.  S.  22—27. 

225)  Strab.  XIII.  609.  i%  S^  tijg  ZuT^^Brng  xal  o  Jrjfii^xQiog  itfTiv  .  .  . 
6  tdv  T(fmi7i6v  dui%oa(iov  i^riyrjaäfisvog  y^fifMxrtxö^,  xccta  tov  avtov  xqo- 
vov  ysyovmg  KQcitTjti  xai  'AgiCtäQXtp, 

226)  Denn  um  190  war  er  noch  fieigcixioif,  Strab.  XIII.  594.  %al  %6 
"iXiov  d'  0  vvv  iaxi  xm^ionoXlg  not'  ^v,  ots  ngÄtov  'Pmftatoi  Ttjg  'AaCag  ini- 
ßriaav  %al  i^ißccXov  'Avtloxov  tov  {tiyav  i%  tijg  ivtog  tov  TavQOv.  <prjül 
yovv  JrjfiritQiog  6  Zxi{^toff  fiksi^aHiov  K^mpy  inidrjfii^cccg  elg  ti^v  n6Xiv  lurr* 
inshovg  tovg  xaigovg  %.  t.  X.  (Fr.  21  Gaede). 

227)  La.  Di.  V,  84  im  Homonymenverzeichniss:  ivdi'natog  Ihii^rlfiogy 
xXovöiog  nal  Bvysv^g  avd'geMog  xal  q>tX6Xoyog  &%Qmg,  Daher  bezeichnet 
denn  Strabon  (s.  A.  225)  ihn  auch  geradezu  als  ygaftfuxti%6g. 


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680         Zweiniidzwanzigstes  Capiiel.    Geographie  und  Periegese. 

welcher  sich  aber  von  anderen  dieser  Art  Scribenten  nicht  eben 
zu  seinem  Yortheil  durch  die  ihm  eigenthümliche  masslose  Häufung 
in  der  Anwendung  willkürlicher  und  abgeschmackter  Genealogien 
unterschied ^^')y  leichtgläubig  und  geschwätzige  verfasste  eine 
Länderbeschreibung,  ÜSQiTtXovg^^^)  oder  ilcp^i^yif^^tff*^*),  in 
welcher  es  sich  aber  nicht  sowohl  um  das  Geographische  als  um 
die  Merk-  und  Sehenswürdigkeiten  der  einzelnen  Gegenden  und 
Orte  handelte,  und  eine  Sammlung  der  delphischen  Orakel- 
sprüche, /JsXg>^xäv  %Qri6^v  öwaycyyri^^^)  mit  einem  Commen- 
tar  voll  ähnlicher  Plattheiten  und  Thorheiten*^^.  Das  erstere 
Werk  war  in  drei  Hauptabtheilungen,  Europa,  Asien  und  Libyen, 
und  jede  derselben  noch  wieder  in  mehrere  Bücher  getheilt^^^. 
Eine  Zeit  lang  mögen  diese  Schriften  viel  gelesen  sein.  Noch 
Athenaeos  scheint  die  erstere  vollständig  vor  sich  gehabt  zu 
haben  ^^),  und  namhafte  Grammatiker  citiren  den  Mnaseas**®), 


Citat  des  Hasdrubas  (Plin.  echreibt  irrthümlich  Asarubaa)  bei  Plin.  N.  H. 
XXXVII.  §.  87  (welche  Stelle  Bücheier  zuerst  richtig  interpangirt  hat) 
ans  seiner  Periegese  von  Libyen  (s.  §.  38  »i  Fr.  41)  stammt  ond  so  wohl 
noch  Anderes  in  diesem  Katalog  §.  30ff.,  s.  Buche  1er  Zwei  Gewährsmänner 
des  Plinius,  Rhein.  Mus.  XL.  1885.  S.  S04-307. 

211)  Wie  ihn  Welcker  KL  Schrr.  L  S.  435  sachgemäss  nennt 

212)  S.  Preller  S.  316 f.,  welcher  mit  Recht  sagt,  dass  „dies  yevca- 
XoybCv  tu  ndvta  (Paus.  X,  6,  3)  bei  ihm  förmlich  zn  einer  Monomanie  ge- 
worden ist'^  üebrigens  fehlte  auch  „der  Lieblingshang  seiner  Zeit  zum 
Synkretismus  und  zur  Religionsmengerei*'  (Prell er  S.  318)  bei  ihm  nicht, 
8.  Fr.  87  b.  Plui  de  Ib.  et  Os.  37.  365  F. 

213)  Fr.  6.  43  (s.  A.  207). 

214)  Fr.  13  b.  Steph.  v.  Byz.  'M^yBXavBq. 

215)  Fr.  46  (s,  A.  208),  abgekürzt  h  r<p  ne(fl  zgricfimv  Schol.  Pind. 
Ol.  11,  70  =»  Fr.  47,  dazu  Fr.  48—50. 

216)  Fr.  46—50,  s.  Preller  S.  828  f. 

217)  German.  ad  Arat.  Phaen.  p.  201,  9  fif.  Breys.  (Fr.  1).  in  primo 
libro  de  Europa,  Harpokr.  'innCa  'Ad^vä  (=  Fr.  2).  iv  a  EvQcmrig.  Schol. 
Theoer.  I,  64.  Phot.  üga^idUri  (—  Fr.  7.  17).  iv  tm  ne^l  EvQi09rie.  Aelian. 
N.  A.  XVIII,  7  (=.  Fr.  11).  iv  x^  Evgm^,  Ammon.  NriQBtdBg  (=  Fr.  25«»). 
iv  xoig  nsgi  ti^g  EvQmxfig.  Ath.  XII.  530  c  («■  Fr.  14).  iv  zqlttp  EvQtoitfig, 
Fnlgent.  Exp.  serm.  ant.  p.  168  («=  Fr.  16).  tertio  (?)  Europae  Uhro. 
Ath.  IV.  158  c.  YU.  296  b  (»  Fr.  15.  12).  iv  xqlxai  tmv  EvQConianmv. 
Schol.  T  n.  O,  386  (—  Fr.  19).  iv  rj'.  Schol.  Apoll.  Rh.  1, 1129  (=-Fr.  26). 
iv  7t(f(6t<p  Ttegl  'Aciag.  Ath.  VIII.  846  d  (»  Fr.  32).  iv  dsvtiQcp  vsqI  *Aclag. 
Hesych.  Bccg%oLCoig  o%oig  (-=  Fr.  40).  iv  totg  «e^l  Aißvrjg,  Herodian.  Cath. 
prOB.  L  p.  13,  19.    iv  y'  rmv  nsQiriyiiöeciv, 

218)  S.  die  Citate  A.  217. 

219)  Didym.   b.   Ammon.  a.  a.  0.  (Fr.  25^   s.  M.  Schmidt  Didym. 


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DemetrioB  yon  Kaliatis.    Demetrios  ans  Skepsis.  681 

Demetrios  von  Kallatis**^)  schrieb  20  Bücher  ^sqI  'Affiag 
xal  EvQcixris*^^)  jedenfalls  nach  216"*),  aber  auch  wohl  nicht 
Tiel  später***). 

Demetrios  aus  Skepsis  in  Troas***)  war  ein  Zeitgenosse 
des  Erates  von  Mallos  und  des  Aristarchos**^),  geboren  frühestens 
etwa  214**^,  ein  reicher  Mann  von  vornehmer  Abkunft,  dabei 
aber  den  Studien  sehr  ergeben**').    Er  schrieb  ein  fleissiges  und 

S.  800  f.,  vgl.  Schol.  Find.  OL  11,  70.    Schmidt  a.  a,  0.  S.  239).  Herodian., 
8.  A.  217  nnd  den  Index  von  Lentz. 

220)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  880 f. 

221)  La.  Di.  V,  88  im  Homonymenverzeichniss:  ll%tog  KaXXavucvog, 
oß  yiy(fei<pe  ntgl  'Aaiag  «al  E^^oom^^  etxoöt  ßlßlovg, 

222)  Da  er  noch  vom  Tode  Hierons  n  sprach,  s.  Fr.  5  b.  Pseudo-Lukiau. 
Macrob.  10,  wo  freilich  die  Behauptung,  nach  seiner  Angabe  sei  dieser 
60  Jahre  König  gewesen,  unglaublich  klingt,  s.  0.  5.  A.  22. 

228)  Denn  wenn  das  Citat  bei  Strab.  I.  60  (=-  Fr.  2)  auch  wahrschein- 
lich nichts  wie  Niese  in  der  A.  281  aufgefQhrten  Abh.  S.  804  annimmt, 
aus  Demetrios  von  Skepsis,  sondern  vielmehr  aus  Poseidonios  stammt 
(b.  A.  281),  so  steht  er  doch  im  Quellenverzeichniss  bei  Pseudo-Skymn.  117 
unter  lauter  Schriftstellern  aus  dem  4.  und  8.  Jahrh.  (s.  A.  205)  und  ist 
vermuthlich  auch  der  von  Agatharchides  (s.  A.  266)  gelobte  D.  Wahr- 
scheinlich ist  er  übrigens,  wie  Müller  annimmt,  auch  der  von  Dionys. 
V.  Hai.  C.  V.  4.  p.  SO  E.  (s.  C.  21.  A.  225)  wegen  seines  schlechten  Satz> 
bans  getadelte,  wo  er  zui^hst  hinter  Poljbios  und  Psaon  steht.  Das 
Meiste  über  ihn  erfahren  wir  aus  Pseudo-Skymn.  718  ff.  789  ff.  880  ff.  (Fr.  1) 
und  aus  Strab.  a.  a.  0.  (tovg  xad''  oXtjv  tijv  *EXXdda  yevoiiivovg  norl  est- 
afiovg  difiywfispog).  Ausserdem  wird  er  noch  bei  Steph.  v.  Byz.  Uvtinv^a 
(—  Fr.  8)  und  Schol.  Theoer.  I,  64.  V,  88.  VII,  151  (—  Fr.  4)  angeführt. 
Von  den  letzteren  Citaten  meint  Müller:  „nescio  an  haec  potius  re ferenda 
sint  ad  Cammentarios  in  Tlheocritumft 

224)  Stiehle  Der  TQmxhg  did%oafiog  des  Demetrios  von  Skepsis,  Philo- 
logus  V.  1856.  S.  528—546.  VI.  1851.  S.  844—847.  Bohle  De  Demetrio 
Scepsio  grammatico,  Kempen  1858.  4.  (werthlos).  Gaede  Demetrii  Scepsii 
quae  supersunt,  Greifswald  1880.  8.  (Doctordiss.).  Vgl.  Maass  De  Deme- 
trio Scepsio,  in  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifsw.  1879.  8.  S.  22—27. 

225)  Strab.  XIII.  609.  in  9^  tijg  ZHi^rffBcog  %al  b  jdTjfiiJTQiog  hriif  .  .  . 
6  xdv  T(fmin6v  duxxoafiov  i^rjyi^acifisvog  y^crfifMXTtxö;,  xorra  tov  avtov  %q6- 
vov  ysyaifcog  ÄQcitTjti  xal  'AQiaxteQxm. 

226)  Denn  um  190  war  er  noch  fieiQcixtov,  Strab.  XIII.  594.  xal  %6 
"iXi^ov  d'  o  vvv  iati  iKDfionoXig  not*  ^v,  Zxs  nqmxov  'Paftatoi  tfjg  'AaCag  ini- 
ßricav  xal  i^ißccXov  *Avt(o%ov  xov  fiiyav  in  tijg  ivxbg  xov  TavQOv.  q>ri<jl 
yovv  drifiritQiog  6  JSkij^tog  fikBi^dmov  ^flSy^  ini&rjfirjaag  slg  xrjv  n6Xiv  xar' 
ixsivovg  xovg  naiQOvg  x.  x.  X,  (Fr.  21  Gaede). 

227)  La.  Di.  V,  84  im  Homonymenverzeichniss:  hditiatog  Zwpfftog, 
xXovaiog  xal  svysv^g  alfd'Qamog  xal  q>iX6Xoyog  &%Q<og,  Daher  bezeichnet 
denn  Strabon  (s.  A.  225)  ihn  auch  geradezu  als  yQ€tfi(iaxi%6g, 


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682         Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  PeriegeBe. 

gelehrtes,  aber  offenbar  sehr  formloses  Werk  in  30  Büchern  *^)^ 
TQocxog  didxo(f(iog^  in  welchem  er  sich  in  der  Einkleidungs- 
weise  eines  Commentars  zum  homerischen  Troerkatalog  in  sehr 
ausführlichen  Erörterungen  über  die  Geographie^  Ethnographie 
und  Geschichte,  besonders  Sagengeschichte  jener  Gegenden^  dabei 
auch  noch  über  litterarische  und  andere  Dinge  mit  starkem  Local- 
patriotismus  erging,  zu  dessen  Befriedigung  er  auch  Erdichtungen, 
Verdrehungen  und  Fälschungen  nicht  verschmähte^^.  Er  ward 
bald  hernach  von  Apollodoros  in  dessen  Commentar  zum  Schiffs- 
kataloge sehr  erheblich  benutzt  ^^^),  später  theils  durch  dessen 
Vermittlung,  theils  unmittelbar  von  Strabon^^^),  inzwischen  ver- 
muthlich  auch  von  Alexandres  dem  Polyhistor*^*)  und  jedenfalls 
dem  schon  mehrfach**^  erwähnten  Theon,  Sohn  des  Artemi- 
doros*^).     Ist  aber  Ersteres  wirklich  der  Fall,  dann  war  jeden- 


228)  Strab.  XUI.  608.  dvdgl  inneiQtp  »al  hxonCtp  qt^ovxlaavxl  ts  toöov- 
xov  nBifi  tovtatv,  Saxs  xQidxovxa  ß^ßXovg  cvyyQdfpai  6xC%aiv  Jgif/ijcFty  iu%Qtß 
nXtiovtov  Ififxovra,  xov  %axciX6yov  xoiv  T^ooflov.  Das  29.  B.  citirt  Ath.  XV. 
697  d  (=»  Fr.  13). 

229)  S.  hierüber  besonders  Maass  a.  a.  0.  (vgl.  S.  29f.),  ansserdem 
Hercher  Homer.  Aufsätze  (Berl.  1881).  S.  46  f.  84  ff.  (»  Comm.  Momms. 
S.  777  ff.),  anf  den  er  verweist.  Dagegen  ist  v.  Wilamowita  Herrn.  XXL 
S.  334.  A.  13  im  Irrthum,  s.  Rühl  Herodotisches ,  Philologos  XLI.  1886. 
8.  74  f.         230)  S.  C.  27.  A.  44-46. 

231)  Kiese  Apollodors  Commentar  zum  Schiffskatalog  als  Quelle 
Strabons,  Rhein.  Mus.  XXXII.  1877.  S.  267—307  hat  behauptet,  dass  Strab. 
den  D.  überhaupt  max  durch  Apollodoros  kenne,  aber  Gaede  S.  1 — 16  hat 
gezeigt,  dass  dies  nur  theilweise  richtig  ist,  und  dass  Strab.  vielmehr  im 
13.  B.,  in  der  ersten  Hälfte  des  8.  (bis  p.  363)  und  auch  im  1.  (p.  68)  und 
12.  B.  (p.  660 ff.)  da,  wo  er  denselben  ausdrücklich  nennt,  ihn  auch  selbst 
vor  Augen  gehabt  habe,  und  Niese  selber  in  seiner  Beurtheilung  von 
Gaedes  Diss.,  Deutsche  L.-Z.  1880.  Sp.  262  giebt  nunmehr  eine  directe  Be- 
nutzung des  D.  bei  Strab.  zu,  meint  aber,  dass  über  deren  Grenzen  Gaede 
noch  nicht  die  letzte  Bestimmung  gefunden  habe.  Dass  im  ersten  Buch 
die  Benutzung  nicht  über  p.  68  hinausgeht  und  im  Folgenden  p.  69 — 61 
vielmehr  Poseidonios  die  Quelle  ist,  zeigt  (gegen  Niese,  s.  A.  223,  und 
Gaede  S.  3)  Rusch  De  Posidonio  Lucieti  auotore  (Geifswald  1882)  S.  17 
mit  A.  11.  Dass  Strab.  alle  auf  Homeros  bezüglichen  Citate  des  Kalli- 
sthenes  im  13.  B.  (und  also  wohl  auch  XH.  642)  aus  D.  hat,  erhärtet,  nach- 
dem schon  Niese  S.  299  dieselben  in  letzter  Instanz  auf  diesen  zurück- 
geführt hatte,  Gaede  S.  10  mit  A.  12.    Im  üebrigen  vgl.  C.  27.  A.  48. 

232)  S.  C.  21.  A.  6320.  c.  33.  A.  70  u.  vgl.  A.  234^ 

233)  C.  4.  A.  76.  C.  9.  A.  43.  44.  C.  12.  A.  126.  C.  13.  A.  98.  C.  14. 
A.  72  und  oben  A.  86. 

234)  Als  Urheber  von  Schol.  Pind.  Ol.  V,  42  (-=  Fr.  64)  wird  dieser 


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Demetrios  aas  Skepsis.  683 

falls  er  der  kühne  Kritiker^  von  dem  das  bei  Pausanias  uns 
überlieferte,  weit  über  das  sonst  von  Alexandrinern  wie  von  Perga- 
menern  auf  diesem  Gebiete  eingebaltne  Mass  von  Skepsis  hinaus- 
gehende und  hart  an  die  volle  Wahrheit  streifende  Urtheil 
stammt,  welches  dem  Hesiodos  die  Theogonie  absprach,  ja  ihm 
von  allen  Dichtungen  unter  seinem  Namen  nur  die  Werke  und 
Tage  ohne  das  Prooemion  beliess^^**).    Ob  Epaphroditos  und  ähn- 

bezeichnet  (vgl.  C.  30.  A.  397);  auf  diesen  werden  also  auch  die  Stellen  in 
Schol.  Apoll.  Rh.  u.  Schol.  Theoer.,  in  denen  D.  benutzt  ist,  zurückzufahren 
sein,  8.  Gaede  S.  16  und  die  Zusammenstellang  bei  Gaede  S.  60.  Vgl. 
C.  80.  A.  392. 

234^)  Maass  Deutsche  L.-Z.  1887.  Sp.  66  f.  spricht^dies  nicht  aus- 
drücklich aus,  aber  es  ist  die  nothwendige  Folge  seiner  Voraussetzungen, 
indem  er  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  macht,  dass  die  beiden  Ab- 
schnitte bei  Paus.  IX,  27  und  IX,  85  aus  demselbigen  Schriftsteller ,  nämlich 
Alexandres  dem  Polyhistor  ausgezogen  sind,  dessen  Quelle  ja  nach  Maass 
wieder  theilweise  D.  war.  Denn  dem  kritiklosen  Alexandres  selbst  wird 
man  doch  nicht  hier  mit  einem  Male  eine  so  radicale  Kritik  zutrauen 
wollen.  Hier  heisst  es  nun  aber  27,  2:  'Hclodov  d\  ij  rov  ^Haiodm  Ssoyo- 
vCav  ianoii^üavta  und  86,  1,  6:  *HaCo8os  9\  iv  Gsoyovia^  ngoaiiad^m  dl  ot(p 
tpClov  Trjv  Geoyov^av,  noch  stärker  freilich  VIEI,  18,  1:  ^HaCodog  ^\v  iv 
Seoyovia  nBxoCrjxev^  *Hai6Sov  yciQ  Sri  ^^  ^'7^  Osoyoviav  sialv  o^  vofiiSovai, 
und  ohne  Zweifel  richtig  bringt  damit  Maass  in  Verbindung  auch  IX,  31, 
3,  4  f.  Bouxttav  Sh  ot  nsgl  top  *EUK€ava  oUovvtsg  naQSiXrjiifieva  do^jf 
Xiyovai/p^  cog  aXXo  *Ha£odog  noi/ioai.  ovdhv  nXriv  xä  "Egya*  %al  tovtwv  Sl  to 
ig  tag  Movaag  dtpaiQOvai  TtQOO^fitov,  uqx^v  trjg  Jtoii^üBmg  slvai  to  ig  tag 
"EgiSag  Xiyovtsg'  xa/  fioi  fM'Xvß&ov  iÖBCnwoav,  iv&a  rj  nrjyii,  tä  noXXa  vnb 
tod  xQovov  XsXvfuxafisvov*  iyyiygantai  91  avt^  tä  "Egya^  wo  denn  freilich 
dies  alte  Bleiexemplar  m.  E.  erst  eine  Erfindung  des  Paus,  ist,  der  hier, 
wie  schon  A.  187  angedeutet  wurde,  wieder  einmal  gehört  und  gesehen 
haben  will,  was  er  vielmehr,  so  weit  es  wahr  ist,  gelesen  hat.  In  wie  fern 
aber  Maass  dies  Urtheil  des  D.  „wahrlich  seltsam'*  nennt,  sehe  ich  nicht 
ein.  Auch  die  von  Maass  hervorgehobne  „verhüllte  Polemik  gegen  Ari- 
starchos**  36,  1,  4  passt  ganz  zu  D.,  s.  A.  289^.  Schon  auf  diesen  wird  es 
daher  auch  zurückzuführen  sein,  wenn  in  jenen  beiden  Capiteln  bei  Paus, 
der  Lykier  Ölen  für  den  ältsten  griechischen  Epiker  erklärt  und  nicht  bloss 
Orpheus,  sondern  auch  der  attische  Hymnendichter  Pamphos  für  älter  als 
Homeros  angesehen  werden.  Alexandres  war  ja  im  Wesentlichen  nur  Com- 
pilator,  wie  sich  C.  33  zeigen  wird.  Der  scheinbare  Widerspruch,  dass 
27,  2  Orpheus  auftritt,  36,  1,  6  aber  Onomakritos,  erledigt  sich  durch  30, 
6,  12:  nur  ein  ganz  bestimmter  geringer  Theil  der  dem  Orpheus  beigelegten 
Dichtungen  galt  diesem  Kritiker  für  acht,  andere  von  ihnen  schrieb  er 
dem  Onomakritos  zu.  Ob  und  wie  weit  es  gelingen  wird  die  Grenze  der 
Benutzung  des  Alexandres  und  vollends  mittelbar  des  D.  in  diesem  9.  B. 
des  Paus,  genauer  festzustellen,  muss  die  Zeit  lehren,  vgl.  Wilamowitz 
Hemer.  Unters.  S.  343  und  C.  33.  A.  94.    Jedenfalls  ist  Pausanias  nicht  bloss 


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684  ZweinndzwanzigsteB  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

liehe  Grammatiker,  durch  welche  die  meisten  Gitate  des  Deme- 
trios^  welche  sich  in  den  Homerscholien,  und  alle^  welche  sich 
bei  Stephanos  von  Byzantion  finden  ^^),  an  diese  gelangt  sind, 
ihn  noch  selbst  in  Händen  gehabt  haben,  steht  sehr  dahin ^^. 
Im  Ganzen  scheint  sein  -Werk,  wahrend  es  sonach  bis  ins  erste 
christliche  Jahrhundert  von  Mehreren  gelesen  ward,  später  in 
Vergessenheit  gerathen  und  bald  nach  dem  zweiten  untergegangen 
zu  sein.  Athenaeos  hat  es  wohl  noch  selber  durchgesehen*"), 
nicht  aber  Harpokration**®).  Bei  den  Römern  blieb  es  allem 
Anscheine  nach  unbekannt,  wenn  auch  Manches  aus  demselben 
durch  Vermittlung  griechischer  Schriftsteller  zu  ihnen  drang**^). 
Ein  eigentlicher  Aristarcheer  war  Demetrios  schwerlich,  im 
Gegentheil,  er  bekämpfte  den  Aristarchos  wiederholt  auf  das 
Lebhafteste  *^^^),  und  wie  seine  Heimat  in  der  unmittelbaren  Nähe 
von  Pergamon  und  jener  sein  krankhafter  Localpatriotismus,  so 
weist  auch  seine  „Vorliebe  für  monumentale  und  topographische 
Forschung^'  darauf  hin,  dass  er  vielmehr  mindestens  dem  Erates 
und  den  Pergamenem  ungleich  näher  stand  *'^°).     Aber  auch  er 


an  anderen  Orten  keineswegs  so  skeptisch  in  Bezng  auf  Hesiodos,  dem  er 
ja  wiederholt  den  Weiberkatalog  beilegt  (I,  8,  1.  4S,  1,  vgl.  III,  24,  7,  10), 
anch  II,  25,  6,  7  nicht  (HoCodov  ^  xmif  xtva  iiinBnoirifi6Tmv  ig  ta  ^HotoSov), 
sondern  beruft  sich  auch  im  9.  B.  selbst  wiederum  auf  das  Zeugniss  des 
Prooemions  der  Theogonie  in  einer  Weise,  wie  es  nur  thun  kann  wer  das- 
selbe für  acht  hielt:  80,  2,  8,  daher  denn  diese  Stelle  freilich  nicht  aus 
Alexandres  ist  und  auch  wohl  X,  7,  2,  8  nicht. 

286)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Gaede  S.  60.  Von  Nikanor  stammen 
Schol.  A.  n.  A,  166  (s.  A.  242).  767  —  Fr.  26.  68.  Ueber  Epaphroditos 
als  Quelle  fflr  fast  Alles  bei  Steph.,  was  die  homerische  Geographie  be- 
trifft, s.  Niese  a.  a.  0.  S.  276,  vgl.  Steph.  Brjeöa,  Jmdmvri.  'Etpio^a.  Siaßr), 
ü.  d.  W.  Jv(i/ri  wird  citirt  'AnoXXodooQog  iq  6  va  voiitov  initsfiifofiksvogi  unter 
dem  Letzteren  versteht  Steph.,  wie  Niese  ebend.  A.  2  meint,  vielleicht 
eben  den  Epaphroditos. 

286)  Gaede  S.  16  f. 

287)  Denn  er  führt  auch  hier  die  einseinen  Bücher  an,  s.  s.  B.  A.  217. 

288)  Gaede  S.  16.  S.  18.  A.  22. 

289)  Gaede  S.  16. 

289»»)  S.  Gaede  S.  4 f.  26.  80 f.  87 f.  67.  A.  92. 

289<')  Maass  Tibullische  Sagen,  Hermes  XVUI.  1888.  S.  880.  Dies 
hinderte  ihn  freilich  nicht  daran  ^legentlich  (Fr.  68  b.  Strab.  IX.  488) 
auch  den  Erates  zu  berichtigen  (vgl.  Gaede  S.  66  mit  A.  90)  und,  wenn 
das  oben  (s.  A.  234^)  Vermuthete  richtig  ist,  in  Fragen  der  höheren  Kritik 
und  Litteraturgeschichte  mit  äusserster  B;ücksichtBlosigkeit  ganz  seine 
eignen  Wege  zu  gehen. 


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Agatharchides  von  Enidos.  685 

richtete  nach  dem  Vorbilde  des  Aristarchos^  jedoch  zum  Theil 
mit  Bekämpfung  von  dessen  Ansichten  sein  Augenmerk  auf  die 
Unterscheidung  gleichnamiger  Städte,  Berge,  Flüsse  u.  s.  w.**^ 
so  wie  der  Mythen-  und  Sagengestalt  bei  Homeros  und  bei 
Späteren"^)  und  auf  grammatische  Figuren,  z.  B.  Hyperbata^. 
Agatharchides**')  von  Enidos,  ein  Peripatetiker  und 
Grammatiker  und  der  Vorleser  und  Secretär  des  Herakleides  Lem- 
bos'^),  so  dass  denn  auch  seine  Blütezeit  gleich  der  des  Letz- 
teren**^) unter  Ptolemaeos  VI  Philometor  (181 — 146)  fiel,  schrieb 
zwei  umfassende  Geschichtswerke,  eins  über  Europa  in  49***) 
und  eins  über  Asien  in  10  Büchern**^),  und  ein  geographisches 
über  das  rothe  Meer  {jtegl  xi]$  ^Egv^gäg  ^aXdöffi^g)  in  5  und 
angeblich  noch  mehrere  andere  Schriften**®),     Von  dem  Werk 

240)  Fr.  61  b.  Strab.  X.  472.  Ferner  s.  Strab.  VIII.  888—840  (vgl.  m. 
350.  Schol.  DT  IL  O,  681.  Fr.  65—57)  und  dazu  gegenüber  den  Irrthümem 
von  Schimberg  Analecta  Aristarchea,  Greif swald  (Leipzig)  1878.  8.  S.  8  ff. 
(vgL  C.  16.  A.  102)  die  berichtigende  nnd  erschöpfende  Aoseinandersetznng 
von  Gaede  S.  4—10.    Vgl.  C.  27.  A.  48.  46.  47.  61. 

241)  Fr.  50  b.  Strab.  I.  46. 

242)  Fr.  17.  25  b.  Strab.  X.  489.  Nikan.  z.  II  A,  166  (wo  freilich  D. 
nicht  ausdrücklich  genannt  ist).  Gaede  S.  2  f.  A.  8.  —  Noch  s.  über  D. 
Kalkmann  a.  a,  0.  S.  156  ff.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  881  f.,  welcher  ver- 
muthet,  dass  der  bei  Enstath.  z.  Od.  X,  584.  p.  1696,  40 ff.  angeführte  De- 
metrios  von  llion  vielleicht  der  Skepsier  sei. 

248)  Frieten  De  Agatharchide  Gnidio,  Bonn  1847.  8.  (Doctordiss.). 
Müller  F.  H.  G.  UI.  S.  190—197.  G.  G.  M.  I.  S.  UV— LXXIU.  111-196. 
Hiller  Zn  den  Fragmenten  des  Agatharchides,  Jahrb.  f.  Philol.  XCV.  1867. 
8.  697—606. 

244)  Strab.  XIV.  666.  apdQsg  d^ioXoyoi  KvCdioi,  .  .  .  'Aya^aQx^rjg  6  i% 
x&v  nsQMtitcDPj  dvriQ  avyyQatpBvg,  Phot.  Cod.  213.  p.  171  a,  7  ff.  Bekk. 
TOVTGO  natglg  fihv  ri  KvCdog  ijv,  ri  d\  ti%VTi  y^afiftattnov  iitsdsi%vvto'  vno- 
y^aqi^a  dl  «al  dvayvdctriv  6  tov  Aifißov  (vgl.  C.  19.  A.  56)  'if^axls^dij^, 
dl*  iv  avtm  i^vm^QBXBito,  nuQiöxB  yvoa^lidc^ai, 

245)  S.  C.  19.  A.  68.  Er  war  also  etwa  208  nnd  nicht  erst,  wie 
Frieten  S.  If.  heraosreohnet,  am  160  geboren:  Frieten  verwechselt  den 
Peripatetiker  Saiyros  (C.  19)  mit  dem  Aristarcheer  (C.  80). 

246)  Bei  Phot.  zd  natd  zrjv  EvQcSnrjv,  bei  Ath.,  welcher  bis  zum 
88.  B.  (VI.  272  d  »  Fr.  12)  citirt,  und  welchem  wir  die  sämmtlichen  Frag- 
mente (1—13)  verdanken,  EigamucKay  zuweilen  auch  unbestimmter  ^laroQiat 
genannt. 

247)  Fr.  14—20.  Es  wird  bald  td  navd  tr^v  'Aöüicv  (Phoi),  bald  td 
nsQl  riiv  'Aöücp  (Diod.  m,  11,  1  <»  Fr.  14),  bald  xd  nsQl  vrig  'Aaüig  (Pseudo- 
Lukian.  Macrob.  22.  Ath.  XU.  689b,  wo  das  10.  B.  citirt  wird  ^  Fr.  17. 
18),  bald  'Aaiatind  (Ath.  IV.  166  c  i-  Fr.  16)  genannt. 

248)  Phot.  f&hrt  fort:  yQu^iptu  Öl  zhv  dpd^a  xovxov  xd  %axd  xr^v  'AaUtir 


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Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

über  Asien  war  das  zweite  Buch  nebst  dem  achten  des  Artemi- 
doros  die  Quelle  des  Diodoros  für  dessen  Angaben  über  Aegypten 
und  Aethiopien^^)  im  Anfang  seines  dritten  und  in  einem  Theile 
seines  ersten  *^*^).    In  den  drei  letzten  Büchern  aber  und  vielleicht^ 


iyvoifißv  iv  ßtßUoig  i  '  xal  z$iv  xara  zriv  EvQi6nri¥  dl  sig  ^'  ital  ii'  ncega- 
zBivstai  ccvxm  7j  [atOQ^ct'  dlXa  xal  s'  ßißXüi  zr^v  'E^d'gav  cevzm  nccaav  xal 
xa  nsgl  zavzrjv  i^tazogovai,.  Nach  einem  Zwischensatz  (s.  A.  254)  fügt  er 
dann  diesen  von  ihm  selbst  gelesenen  Schriften  noch  folgende,  von  ihm 
nicht  gelesene  bei:  nlrlv  ys  üclv  ot  tpaaiv  avzov  %al  izigag  avyyiygcttpivai 
n(fay(iazs{ag,  o^v  rifisig  ovdivcc  (ovd^y?)  ovdinm  tofiev.  inizofiriv  dh  ovros^ 
tpaat  xmv  irc^l  xrig  'E(fv^Qag  d-ecläcarig  dvaysyQafifiiviov  svl  üvvza^ect  ßißX£^ 
(gewiss  vielmehr  erst  Arbeit  eines  Späteren),  xal  firiv  xal  nsgl  T^ooyXodvrcof 
ßißX^a  e'  (nach  der  sehr  wahrscheinlichen  Vermuthung  von  F rieten  S.  23 
vielmehr  nur  ein  anderer  Titel  für  den  Periplus  des  rothen  Meeres),  dlXa 
xal  intzofiriv  zijg  'ATCifiM%Qv  Avdfjg^  xal  ndXtv  äXXrjv  intxoiiriv  zwf  avyys- 
ygatpozcav  ittgl  avvaymyrig  d'avficcüimif  dvifi<ov  (wo  das  dviftmv  gerechten, 
von  Frieten  S.  24  schwerlich  beseitigten  Anstoss  erregt  hat:  Joeneen 
wollte  (^7c^(^iy  dvifioavy  so  dass  zwei  Titel  entständen,  Westermann 
axovtfftaroov  oder  avayvflotffuxroov, -Müller  i^mv),  inXayäg  zs  tazogiSv  (jDBch. 
Frieten s  S.  24  wenig  wahrscheinlicher  Muthmassmig  ein  wirklich  von  A. 
herrührender  Auszug  aus  dem  Geschichtswerk  von  Herakleides  Lembos, 
eher  wohl  wiederum  ein  von  einem  Späteren  gemachter  Auszug  aus  den 
beiden  des  A.)  avzov  cvvzd^ai,  xal  nsgl  zfjg  .nQoafpiXovg  ofiiXücg, 

249)  Welches  A.  also  mit  zu  Asien  rechnete,  wie  Frieten  8.  14 
bemerkt. 

250)  Diod.  III,  11,  If.  (■»  Fr.  14)  xsqI  Öh  zmv  wyyQa(p4a>v  r^ttp  SiOQt- 
azsov,  ozi  noXXoi  avyysygdqiaai  7C8q£  zs  zfig  Alyvnzov  xal  zr^g  Aid-toniag^  wv 
0^  fihv  .  ,  .  o*i  dh  .  ,  .  Si%aiaig  dv  dntcxoivxo.  *AyuQ'aq%idrig  fft^v  ya^  6  Kvl- 
8iog  iv  x-fj  dsvxiga  ßCßXm  xmv  n^Ql  xrjv  'AöCav  xal  o  xdg  ystoyqatpiag  avw- 
za^dftsvog  'AQxsfiidatQog  6  'Efpiaiog  %axd  xtjv  oydoriv  ßißXov  %ul  zi,v$g  ^zsgoi 
zmv  iv  Aiyvnzm  .nazomovvzoiv ,  tüzogrjxoxBg  xoc  nXsCaxa  xmv  itffOBiffrifUvcov 
iv  ndoi,  axsdov  ini,xvy%dvov6i.  Bei  zd  nX^icxa  xmv  ngoBtQrjnozmv  denkt 
Diod.  wohl  zunächst  an  Aethiopien,  also  III,  1—10,  denn  für  Aegypten  hat 
er  das  Meiste  ja  aus  einer  anderen  Quelle  (s.  G.  11.  A.  17),  aus  A.  dagegen 
vor  Allem  den  Abschnitt  über  den  Nil  I,  «2— 41,  wie  aus  41,  4  ff.  (=.  Fr.  16) 
erhellt  und  £.  Seh  war  tz  Hekataeos  von  Teos,  Rhein.  Mus.  XL.  1886. 
S.  227,  der  es  näher  zu  beweisen  verspriobt,  erkannt  hat;  ob  ausserdem 
noch  I,  67,  1 — 7,  wie  nach  Heeren  De  militum  Aegypt.  in  Aethiop.  migrat, 
Comm.  Soc.  Qott.  XII.  S.  61  Frieten  S.  16  wahrscheinlich  zu  machen 
sucht,  bleibe  dahingestellt;  im  üebrigen  vgl  G.  11.  A.  17.  Uebrigens 
mögen  aber  auch  die  Gapitel  III,  1 — 10  unmittelbar  vielmehr  aus.  Artemi- 
doros  stammen,  so  dass  dann  also  Diodoros  die  asiatisdien  Geschichten 
des  A.  gar  nicht  selbst  zur  Hand  gehabt,  sondern  Artemidoros  dieselben 
mit  Nennung  dieser  seiner  Quelle  ausgeschrieben  hätte,  wie  er  nachweis- 
lich den  Periplus  des  rothen  Meeres  oft  wörtlich  ausgezogen  hat,  was  man 
namentlich  aus  Strabons  grosaentheils  (vgl.  A.  307)  im  Anschlüsse  an  ihn 


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Agatharchides  yon  Knidos.  687 

auch  schon  im  siebenten  behandelte  Agatharchides  die  Geschichte 
des  Alexandros  und  der  Nachfolger  desselben  ^^).  In  dem  Werk 
über  Europa  dagegen  scheint  er  die  der  letzteren  bis  in  seine 
Zeit  hinein  verfolgt  zu  haben  *^*).  Weit  genauer  unterrichtet 
sind  wir  über  die  geographische  Schrift  durch  die  Auszüge^ 
welche  uns  Photios  aus  dem  ersten  und  fünften  Buche  erhalten 
hat*^).  Agatharchides  verfasste  dieselbe,  wie  er  selbst  am 
Schlüsse   bemerkte***),   in   höherem  Alter,   wahrscheinlich   bald 

gearbeitetem  16.  Buch  ersieht,  vgl.  Frieten  S.  34.  86.  87.  41.  42.  43.  44. 
46.  48.  50.  61.  64  f.  56  ö.  66.  67,  auch  A.  304. 

251)  Fr.  16—18  (vgl.  A.  247).  Mit  Eücksicht  auf  diesen  Theil  nennt 
Joseph.  A.  I.  XII,  1  (»  Fr.  19)  ihn  einen  Geachichtschreiber  der  Diadochen, 
Tag  töäv  SiM86%aiv  nquiBiq  cwzaid^svo£.  Vgl,  Frieten  S.  16 — 18.  Ob  aber, 
wie  Frieten  S.  18  f.  meint,  unter  Agatharchides  von  Samos,  aus  dessen 
4.  B.  der  TlB^ixd  Stob.  Flor.  VII,  63  ein  Stück  giebt,  A.  von  Knidos,  und 
zwar  genauer  der  mittlere  Theil  ebendieses  Werkes,  zu  verstehen  sei,  ist 
um  80  zweifelhafter,  da  dasselbe  Bruchstück,  nur  vielmehr  aus  dem  2.  B., 
auch  von  Pseudo-Plut.  Parall.  min.  2.  angeführt  wird,  s.  überdies  Müller 
F.  H.  G.  m.  S.  197 f.  und  Frieten  selbst  S.  20 f. 

252)  Da  die  Fragmente  aus  dem  31.,  34.,  36.  und  38.  B.  (8—12  b.  Ath. 
VI.  251  f.  XII.  627  f.  IK.  387  c.  XII.  627  f.  VL  262  d)  allem  Anscheine  nach 
üher  die  Regierung  von  Philippos,  dem  Vater  des  Perseus,  handeln. 

263)  Cod.  250.  p.  441  ^  ff.  Bekk.  Abgesehen  von  den  Ausgaben  der 
Bibliothek  des  Photios  sind  sie  erschienen  in  den  Editionen  von  H.  Ste- 
phanus,  Paris  1558.  8.  (mit  Etesias,  Memnon,  Appian.  Iber.  u.  Hannib.), 
Hudson  in  Geogr.  min.  I,  Müller  G.  G.  M.  a.  a.  0.  und  in  latein.  üebers. 
von  Brett,  Oxford  1597.  16.  (mit  Memnon).  Aus  ihnen  erhellt,  dass  was 
wir  bei  Diod.  DI,  12—49  lesen,  fast  lediglich  aus  dem  6.  B.  wörtlich  ab- 
geschrieben ist.  Es  ist  bezeichnend  für  Diodoros,  dasa  er  hier  diese  seine 
Quelle  nicht  nennt,  wohl  aber  für  den  weit  kürzeren  vorangehenden  Ab- 
schnitt das  Geschichtswerk  des  A.  über  Asien,  s.  A.  250.  Unter  dem 
rothen  Meer  verstand  man  übrigens  damals  meistens  und  so  auch  A.  den 
indischen  Ocean,  vgl.  Frieten  S.  25  f.:  „saiis  app(Mret  ex  eo,  qw)d  rtibrum 
mare  diseriis  verbis  dietingiwt  cum  a  sinu  Ärahico  p.  441^  31  Bekk,  (§,  2) 
twn  a  «tntt  Fersico  jp.  142^  14  Bekk.  (§.  6,  p.  113,  32  ff.  M,):  aats  triv 
ixsioB  ^dlattav  oicccv  ansiQOv  fksyiO'Bi  ncevtag  hi  %al  ncc^^  iliiccß  ino- 
voimxShv  *E(fvd'Qdp*^.  VgL  auch  A.  266.  Ueber  den  Gesammtinhalt  des 
1.  B.  stellt  Müller  G.  G.  M.  I.  S.LXI  die  Vermutiiung  auf:  ,^^08itum  fuisse 
in  hieioria  rerum,  guibus  meridionales  üti  tr actus  in  notüiam  Grciecorum 
pervenerint". 

254)  Phot.  in  dem  A.  248  berührten  Zwischensatz:  trjv  oiv  slgrifiivrjv 
anacav  avyyQaq>riv  xal  avtog  inl  ziXn  xov  t'  Xoyov  stg  (ivrifiriv  dptiysi'  iv 
a  xal  nBTtavcQ'tti  toi)  y^dquiv  dvd  tivdg  te  alxCag  uXXug  %aX  Zxl  rd  trjg 
rjXmlag  dno%Xivoi  ngog  xo  i^cogov.  Die  betreffenden  Worte  des  A.  (§.  110  M. 
460^  8  ff.  Bekk.)  lauten:  td  (isv  ovv  vnsQ  %mv  i^äv  xmv  ixHSifiivoiv  mfbg 


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688         Zweinndzwanzigstes  Capitel.    Geog^^phie  und  Feriegese. 

nach  der  Vertreibung  des  Physkon  132  oder  131*^^).  Seine  Be- 
schränkung auf  die  südlichen  Gegenden  und  Völker  aber  recht- 
fertigte er  mit  den  vielen  tüchtigen  Beschreibungen,  welche  den 
übrigen  bereits  zu  Theil  geworden  waren,  und  von  welchen  er 
für  die  östlichen  am  Meisten  die  des  Hekataeos  und  Basilis  lobt, 
für  die  nördlichen  die  des  Diophantos  und  Demetrios,  für  die 
westlichen  die  des  Lykon  und  Timaeos**^).  Ausser  den  offidielleo, 
von  der  ägyptischen  Regierung  veröflFentlichten  Reiseberichten**') 
benutzte  er  Eaufmannserzählungen'^^)  und  die  Berichte  und  An- 


fif<frj(iß(fücv  f  mg  ^v  iqt'  ^fiCv,  iv  nipxe  ߣßXotg  intfi^lmg  Catoifftiiaiisv  vn^Q 
Sl  tmv  iv  tm  nsXdyti  vi^cmv  vat8(fOV  xe(^ea)(fri(iivtov  %al  tnv  i^rjg  i^mv 
%al  tmv  Bvmdmv^  oau  (pigsiv  aviißa^vBi  triv  TqmyXodvtiv  ;|^<D^ay,  rjugig  ithv 
Ttagaivriadusvoi  triv  i^ij^rjaiv  agdriv  dnoXsXo^nafLtv  ^  o^te  %6v  novov  xr^g 
riXmiag  ofioimg  vnotpiQSiv  dwafiivrjg,  noXXmv  rjiuv  vnig  xs  r^g  Evi^Mfig 
Hai  x^g  'AcCag  dvayeyQUfiiiivmv,  ovxb  xmv  vnoftvi^fMixiDV  did  xdg  %€tx'  Ai^yff- 
nxov  dnoatdcsig  dnQißij  nagadMvxmv  CHSiptv, 

255)  Der  Grand,  wesshalb  er  dies  Werk  nicht  weiter  fflhrte,  lag  nach 
der  richtigen  Erklärung,  welche  Hiller  von  seinen  eben  angefahrten 
Worten  gegeben  hat,  nach  seiner  eignen  Angabe  einerseits  in  seinen  vor- 
gerückten Jahren,  andrerseits  darin,  dass  seine  Hanptquelle,  die  im  Auf- 
trag der  Regierung  geschriebnen  Reiseberichte  (vnofivi/ifMxxaf  vgl.  Diod.  III, 
38,  1.  xd  itlv  in  tmv  iv  'AXe^av^QS^  ßaatlmmv  vftofiAftiftdtmv  i^stXri(p6tig) 
ihn  in  Folge  der  eingetretenen  Empörangen  nicht  mehr  mit  hinl&nglich 
genauen  Nachrichten  versahen,  sei  es  nun  dass  sie  minder  sorgfältig  ans- 
geffihrt  wurden  oder  auch  gans  ins  Stocken  geriethen.  Dies  könnte  freilioh 
anch  auf  die  Vertreibung  des  Ptolemaeos  Lathnros  107  gehen,  aber  dasu 
passt  die  Lebensseit  des  A.  kaum  noch  recht,  und  Hill  er  (der  ^ilich  nm 
so  weniger  die  Blüte  desselben  erst  in  die  zweite  H&lfte  des  sweiten  Jahrfa. 
verlegen  durfte)  bemerkt  ferner  richtig,  dass  erst  wenn  man  die  Entstehung 
des  Werks  um  182/1  setst,  zwischen  dieser  und  der  Benutzung  desselben 
durch  Artemidoros  (s.  A.  250.  260.  261)  die  nOthige  Zeit  liegt. 

256)  §.  64  M.  p.  454^  80  fif.  Bekk.  oti,  tpricl,  xfig  ZXrig  olnovfiivrjg  iv  xix- 
ta(fai  %v%Xiiofiivrjg  fiiQsaiVy  dvccxoXrjg  Xiym  dvasrng  dif%tov  Kai  fisCT^fiß^ücg^ 
•id  {ihv  ngog  ianigav  i^Bl^acxai  Avxog  xb  nal  TCfuiiog,  xd  d\  nifog  dva- 
xoXdg  'Eiuctaiog  %(d  BdctXtg^  td  dh  n(f6g  tdg  &Q%xovg  duKpavzog  «al  <^i7|»ij« 
T^ioff,  xd  9\  ngbg  (le&rntßQ^av  (^o^Ttxov,  fp/joi,  x6  dXrjd'ig)  ^(it§£g.  Vgl.  A.  98. 
223.  C.  11.  A.  27.  C.  21.  A.  117.  260.  670.  Diese  Schriftsteller  werden  also 
mit  F rieten  S.  66  f.  als  seine  geographischen  Führer  in  den  beiden  Ge- 
schichtswerken anzusehen  sein. 

257)  S.  A.  254.  255. 

258)  Diod.  HI,  18,  8  unmittelbar  vor  den  A.  98  angef.  Worten:  xaixoi 
ys  noXXol  tmv  dn  Atyvntov  nXs6vtmv  did  x^g  'EQvd'gdg  d'aXdtxrig  Ifucopot 
Itixif»^  tov  vvvj  TCoXXdnig  nQoanBKXsv%6teg  ngog  xr^v  xmv  *Ixdvoq>dya>v  ^oi^tti^i 
i^Tiyovvxai  avfttpmvci  xoig  vq>'  fff^mv  Bigrifiivoig  nsgl  vafy  dnce^mv  dvd'ifmmmv. 
Vgl.  Frieten  S.  85. 


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Agatharchides  von  Knidos.  680 

gaben  früherer  Schriftsteller*^^),  so  ohne  Zweifel  auch  die  Mit- 
theilungen des  Eratosthenes  über  Aethiopien  und  Arabien*^)  und, 
sei  es  nun  durch  dessen  Vermittlung,  sei  es  unmittelbar,  die 
*Ivdvxd  des  Ktesias*^^).  Jedenfalls  war  er  ein  sehr  belesener 
Mann*^*)  und  ein  im  Ganzen  wahrheitsliebender  und  meistens 
'  zuverlässiger  Darsteller^  der  freilich  bald  seinen  Berichterstattern 
die  unglaublichsten  Dinge  glaubt*^),  bald  aber  auch  sich  vor- 
sichtig verwahrt*^)  oder  verstandige  Kritik  übt*^°)  oder  da,  wo 
die  vorhandenen  sicheren  Daten  die  richtige  Erklärung  von 
Naturerscheinungen  zu  finden  gestatteten^  sie  wirklich  fand*^, 
während  er  weiter  greifenden  Grübeleien  weislich  aus  dem  Wege 
ging.  Dabei  besass  er  überdies  Geschmack  und  ein  entschieden 
erfolgreiches  Streben  nach  künstlerischer  Darstellung,  wenn  auch 
die  ihm  nach  dieser  Richtung  hin  *^')  ertheilten  Lobsprüche  ohne 


259)  Von  denen  er  selbst  (s.  A.  98)  den  Simias,  den  Ariston  (§.  86) 
nnd  vermothlich  noch  andere  der  schon  erwähnten,  in  diese  Gegenden  ge- 
kommenen Beiseschrifteteller  nannte,  vgl.  Müller  G.  G.  M.  I.  S.  LlXff. 

260)  Dies  geht  (nach  A.  250)  ans  der  von  Strab.  XVI.  748  hervor- 
gehobnen Uebereinstimmung  des  Artemidoros  nach  dieser  Richtung  mit 
£ratosthenes  hervor,  wie  Frieten  8.  66  bemerkt.  Bei  der  Kürze  des  Letz- 
teren darf  man  um  so  wem'ger  ans  der  A.  256  angeführten  Aeassernng 
mit  Berger  Die  geogr.  Fr.  des  Er.  S.  10  schliessen,  dass  A.  demselben 
„nicht  einmal  den  Ruhm  genauer  Darstellung  der  östlichen  Gegenden  bei- 
gemessen zu  haben  scheine*'.    S.  auch  A.  275. 

261)  Denn  an  diese  (s.  Aelian.  N.  A.  XVI,  31)  schliesst  sich  der  Be- 
richt über  die  Himdemelker  (KvvafioXyoC)  §.  60.  p.  458^  85  ff.  Diod.  lü,  81. 
Artemid.  b.  Strab.  XVI.  771,  s.  Frieten  S.  47—49.  66,  vgl.  A.  308. 

262)  Ausser  dem  schon  Beigebrachten  s.  die  Polemik  gegen  Deinias 
§.  4  (s.  A.  265.  275.  C.  21.  A.  569),  das  Citat  des  Astronomen  Arrianos 
§.111  (s.  C.  28.  A.  309),  die  Kritik  der  Erklärungsversuche  der  Nilüber- 
schwemmang  von  Thaies,  Anaxagoras  (Enripides),  Demokritos,  Oenopides 
b.  Diod.  I,  88  ff  (s.  A.  250).  Ob  er  in  seinen  historischen  Werken  für  die 
Diadochengeschichte  gerade  dem  Hieronymos  folgte,  lässt  sich  daraus,  dass 
er  das  von  diesem  erreichte  Lebensalter  dort  angab  (s.  C.  21.  A.  216), 
nicht  ohne  Weiteres  mit  Frieten  S.  17.  66  schliessen. 

268)  S.  z.  B.  §.  41.  42,  vgl.  A.  93.  259.  272.  Frieten  S.  35  f.  41  f. 
(wo  er  jedoch  zeigt,  dass  der  üebertreibung  eine  gewisse  Wahrheit  zu 
Grunde  liegt). 

264)  §.  46.  50  z.  E.  51  (p.  143,  15  ff.  M.).  65  »  45 1^  31  ff.  452*  81  f. 
455»  6  ff.  Bekk.  Frieten  S.  69.    Vgl.  A.  272. 

265)  Wie  §.  4  und  in  dem  langen  Excarse  §.  7  (doch  s.  A.  275)  und 
gegen  den  astrologischen  Aberglauben  §.  111  (s.  C.  28.  A.  809). 

266)  Wie  bei  der  Nilüberschwemmung. 

267)  Von  Phot.  Cod.  218  unmittelbar  nach  den  A.  248  angef.  Worten: 
SusBMiBi«,  gTleoh.-ftlex.  Litt.-Gefoh.  L  44 


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690         Zweiundzwanzig^tes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

Zweifel  zu  ermässigen  sein  dürften.  Um  die  Länder-  und  Völker- 
kunde der  von  ihm  beschriebenen  Gegenden  hat  er  sich  nicht  ge- 
ringe Verdienste  erworben.  Von  ihm  stammt  die  erste  Schilderung 
des  Bergbaus,  wie  ihn  die  Ptolemaeer  betreiben  Hessen*^®),  Vor- 
trefflich sind  seine  Nachrichten  über  Arabien  *^^).  Von  Ostafrika 
hat  er  zuerst  eine  genauere  Darstellung  gegeben*^^),  die  lange* 
Zeit  die  einzige  blieb;  und  besonders  seine  Beschreibung  der 
VölkersdhafteU;  deren  Lebensweise  noch  heute  dieselbe  ist^^),  hat 
trotz  mancher  beigemischter  Fabeleien  ihren  Werth,  der  freilich 
grösser  sein  würde ^  wenn  er,  was  ihm  freilich  vielleicht  nicht 
möglich   war^^^,  ihre  Wohnsitze  gegen  einander  genauer  abge- 


iati  dh  ,  .  .  itsyaXonQBniqg  te  %ocl  yvanoXoyiTiog  xal  reo  (i>hv  tov  Xoyov  fisyi- 
Q-Si  %al  d^uofMxti  tav  &Xla>v  (läXXov  xalQmif^  Xi^^Ci  fiivtoi.  Xoyaoiv  ov  na9v 
nQOOTB^Btfiivoßf  ovSl  diä  xmv  id'^fitov  dl  Sm  xavtog  dicMOQSvoitevog,  ysw- 
vav  dl  avtog  ov  Xi^sis^  dXX'  bH  %tg  uXXog  drifiiovQyog  xfig  itB^l  xag  Xi^Big 
XiftiCBmg^  naivriv  ttva  [ltj  naivai^g  %6XQrif^ivog  Xi^BCi  tpavtaciup  niiiitovaccv 
dnotsXBi:  trjv  (pffdaiv  ovto)  Öh  nQOcq>vdig  vnoßuXXstat  tj)V  sr^agi«',  co;  xrjv 
VB  %aivozoiklaif  iirj  SohbCv  Blvat  %aivoxoiUav  xal  to  oafp\g  ov%  iXatvov  töiv 
l£  id'ovg  Xi^Btov  na(^i%Biv.  %i%qrixai  dl  %ul  yvdftatg  x6  vaw8%hg  %al  S^a- 
ax^Qiov  inidriXoveaig.  xQondg  dl  vnsXO'Bi^v,  bC  xig  aXXog^  &Qi4fxa  nagBiruBv- 
acydvog  xo  filp  r^dv  %cel  ntiXovp  xal  xr^v  "iftvxiiv  diaxiov  XBXrid'6x(og  di* 
oXov  diccanB^QBi,  xov  y^diifuctogf  sh  xqonriv  dl  oxi  naQBvrjvB'Kxaif  ovdBfiücv, 
XvxrjiP  dfiXovoav  ufpirjai,  noiBi  dl  uvx^  xovxo  fidXiöxa  ovx^  fj  xmv  Xi^Brnv 
avxri  xa^'  iavxiiv  nBxaßoXiif  dXX*  rj  dno  VQuyfittxav  Bxiqonv  Big  ^xB(fa  fuxd 
xtvog  coip^g  xal  r^ifByMtug  fisxaxBi(f£cB<og  yLBxdßaöCg  xb  xal  fUTor^o^s^.  dXXa 
ydif  xal  dvxiXaßBiv  filv  ovoiux  (i^iiaxogj  dfLsiipai.  dl  x6  (^(uc  Big  ovofuiy  xal 
Xvöai  (ilv  Xi^Big  Big  Xdyovg^  avvuyayBtv  dl  X6yov  Big  xvnov  ovofMcxog  ovdB- 
vog  dvBM^xrjdBioxBQog  mv .  i^aftBv.  xal  irjXtoxrig  [liv  iaxi  Govxvdidov  (hierin 
dürfte  Fhotios  irren)  iv  xb  x^  xäp  drjfATiyoQmv  darpiXBioi  xb  xal  duxanBv^^ 
xm  (iByalBÜp  dl  firj  dBvxBQBv<ov  xov  Xoyov  xm  acc(pBi  nuQBXavvBi  xov  avd(fa. 
dXXd  yccQ  b  itlv  dvriQ  xoutvxog  xal  to  dno  xrjg  yQanftaxinfig  ix^^  %Xiog'  Bi 
dl  xal  TO  xrjg  (rixoQinrjg  inmvvfiov  avrcp  tj  ftri  viqtpovoa  il>rjipog  ovx  ini^BxOy 
dXXd  yaQ  Ifioiye  do%Bi  ovdlv  cAaTTOV  xmv  yQanftaxixav  ov  dBvxBQog  ij  Tcof 
(rixoQOOV,  dt'  iv  xal  yQdtpBi  xal  ^idaoxet,  xaxatpoUvBod'ui. 

268)  §.  28—29.  p.  447^  21—449»  10  Bekk.  Diod.  UI,  12—15,  vgl. 
Frieten  S.  82,  der  sie  mit  Becht  wegen  ihrer  Genauigkeit  und  Deutlich- 
keit belobt. 

269)  S.  Frieten  S.  67  fF. 

270)  Vgl.  seine  eigne  Erklärung  A.  256. 

271)  S.  Heeren  Ideen  II,  1.  Eist.  Werke  XIII.  S.  324—838.  Frieten 
S.  45  f.  62. 

272)  Müller  a.  a.  0.  S.  LIX— LXI  beruft  sich  dagegen  auf  die  vielen 
schon  vorhandenen  Reiseberichte  über  jene  Gegenden,  aber  die  Brauchbar- 
keit  derselben   stand,   wie   es   scheint,   mit   dieser  grossen  Zahl   in  ent- 


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Agatharchides  von  Knidos.  691 

grenzt  und  nicht  so  selten  ihre  Namen  angegeben  hätte*'^).  So 
sehr  nämlich  Agatharchides  die  Mode  gewordene  historische 
ünterhaltungslitteratur  bekämpft*''^),  welche  aus  Volkssagen  und 
dichterischen  Darstellungen  Geschichte  machte ^^^);  so  ist  doch 
auch  sein  eigentliches  Streben  auf  ein  anziehendes  Lesebuch  ge- 
richtet, und  er  war  mehr  Rhetor  als  Geograph.  Daher  erzählte 
er  mit  besonderer  Vorliebe  die  Merkwürdigkeiten  und  Wunder- 
dinge der  einzelnen  Gegenden,  aber  von  der  Haupttngend  eines 
Geographen,  den  genauen  Angaben  über  Lage,  Umfang,  Ent- 
fernungen, ist  wenig  bei  ihm  zu  finden,  und  ein  anschauliches 
Länderbild  ergiebt  sich  aus  seiner  Darstellung  nicht  *'^).  Und  so 
scheint  er  in  der  Einflechtung  Ton  Episoden,  Excursen  und  Ab- 
schweifungen, besonders  solchen,  in  welchen  sich  seine  Denkart 
und  Vorliebe  aussprach,  weit  gegangen  zu  sein*'^,  und  bezeich- 
nend für  seine  Liebhaberei  Reden  einzufügen  ist  es,  dass  er  sich 
derselben  nicht  einmal  in  diesem  seinem  geographischen  Werke 
enthalten  kann'^^).    Interessant  genug  sind  auf  der  anderen  Seite 


schiedenem  Miesyerhältniss.  Gerade  eine  der  grOssten  Fabeleien  Hei  A. 
§.  41  f.  460^  41  ff.  Bekk.  stammt  yon  einem  dieser  Schriftsteller,  dem  Simias 
(s.  A.  93.  269),  and  eine  zweite  (§.  50),  die  den  A.  za  der  Aeussemng  dXXa 
tavxa  filv  inriyysWto  tov  na^adoj^av  xdgiv  bestimmt,  schmeckt,  wie 
Frieten  S.  41  mit  Recht  bemerkt,  nach  derselben  Quelle  (vgl.  A.  268.  264). 

273)  Müller  a.  a.  0.  S.  LXI.  Ob  Frieten  ö.  62  f.  die  dunklen  Worte 
bei  Phot.  §.  62.  p.  454*  83  f.  oti  nixifrjTeci  6  üvyy^afpBvg  urtixunrig  %aitoi 
mv  Tjf  xrig  HUfidgag  li^Si  richtig  dahin  dentet,  dass  A.  die  Amharasprache 
der  Troglodyten  in  Fezzan  verstanden  habe,  ist  mehr  als  zweifelhaft,  üeber- 
hanpt  ist  das  ürtheil  Frietens  S.  67  ff.  (vgl.  S.  26  f.  28  ff.  33  ff.  67  ff.) 
über  ihn  in  demselben  Masse  zu  günstig  wie  das  Müllers  zn  nngünstig. 

274)  In  dem  Excnrse  §.  7  f.  (vgl.  A.  265),  s.  Frieten  S.  28-80.  Vgl.  §.  4. 
276)  Dabei  merkt  er  aber  leider  nicht,  dass  er  bei  seiner  eignen  Ent- 

scheidong  der  Frage  (§.  2—4),  welche  ihn  hierauf  bringt,  §.  5.  p.  442»  21  ff. 
Bekk.  nur  in  anderer  Weise  in  denselben  Fehler  verfallen  ist.  üebrigens 
eignet  er  sich  bei  dieser  Gelegenheit  §.  8.  p.  444^  38  f.  Bekk.  117,  16  f. 
Müll,  die  Anschauung  des  Eratosthenes  (s.  C.  16.  A.  82)  an:  nag  noiritrig 
ipvyaycay^ag  (^(läXXovy  rj  dXri^siag  iati  czoxaatrjg, 

276)  In  allen  diesen  Stücken  kann  ich  nur  Müller  a.  a.  0.  Recht  geben. 

277)  Noch  weit  erstaunlicher  als  die  schon  (A.  265.  274.  276)  erwähnte 
Abschweifung  §.  7  f.  ist  die  Polemik  zu  Anfang  des  5.  Buchs  gegen  Hege^ 
Sias  und  die  neue  Hhetorik  überhaupt  §.  21.  p.  445^,  89—447^  5  Bekk. 
Ausserdem  s.  A.  278. 

278)  Im  1.  Buch  hat  er  einem  historischen  Excurs  über  eine  ohne 
Zweifel  erfolgreiche  Bekriegung  der  Aethiopen  durch  Ptolemaeos  Y  nach 
196  eine  zu  derselben  ermunternde  Rede  von  Aristomenes,  dem  ehemaligen 

44* 


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692         Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  nnd  Periegeae. 

seine  AeusseruDgen  über  die  alte  und  die  neue  Redekunst^  seine 
Polemik  gegen  die  Abgeschmacktheiten  der  asianischen  Schule 
und  ihres  Urhebers  Hegesias  mit  Gegenüberstellung  der  Würde, 
Kraft,  Gedrungenheit,  Macht  und  Durchsichtigkeit  von  der  Bered- 
samkeit des  Demosthenes^^^):  hier  erscheint  er  als  ein  Vorläufer 
des  wiedererwachenden  Attikismos*®^). 

Xenophon*®^)  von  Lampsakos*^),  Urheber  eines  mit  manchen 
Fabeleien  angefüllten  Periplus  der  Lutmier*®*)  oderLatmier, 
ist  wahrscheinlich  derselbe  mit  dem  von  Alexandros  dem  Poly- 
histor über  Syrien*®^)  angeführten  Verfasser  you^AvaiistQi^ffeig 
täv  ogäv^^). 

Heliodoros*^^)   der  Perieget*®'^   aus  Athen*^  lebte  nach 

Vormunde  dieses  EOcigs,  an  Letzteren  einverleibt,  §.  11 — 18.  446*  88flF. 
In  Folge  eines  Missverständnisses  dieser  Stelle  ist  seit  Dodwell  (bei 
Hadson  Geogr.  S.  68 £P.)  and  Wesseling  (zu  Diod.  III,  11)  vielfach  die 
Ansicht  verfochten,  dass  A.  selbst  in  eigner  Person  hier  spreche,  mithin 
selbst  Vormond  eines  Königs  (Ptolemaeos  VIII.  Lathuros  oder  Ptolemaeos  IX. 
Alexandros)  gewesen  sei  und  diesem  mit  jener  Anrede  zugleich  sein  Werk 
widme,  was  Müller  a.  a.  0.  S.  LIVff.  (vgl.  F.  H.  G.  III.  S.  1901)  noch 
überdies  durch  eine  verfehlte  Deutung  von  §.  110  (s.  A.  254)  zu  stützen 
versucht  hai  Die  Unrichtigkeit  hievon  erkannte  Niebuhr  üeb.  d.  Alter 
der  zweiten  Hftlfte  der  adulitischen  Inschr.,  Mus.  der  Alterthswiss.  1810. 
II.  S.  698  ff.  «  Kl.  Schrr.  I.  S.  410  ff.,  welchem  Frieten  S.  6  ff.  (vgl. 
S.  30.  A.  3)  folgte,  und  verlegte  die  Bede  bereits  unter  Ptolemaeos  Y 
oder  YI.  Ganz  das  Wahre  sah  aber  erst  Droysen  De  Lagid.  regn.  S.  6, 
dem  schwankend  Franz  C.  I.  G.  III.  S.  281  beitrat;  jetzt  ist  es  durch 
Hill  er  unwiderleglich  dargethan.  Wer  übrigens  Kineas  war,  der  nach 
Phot.  Cod.  213  (unmittelbar  nach  den  A.  244  angef.  Worten)  f^p  dh  %al 
d'QBnxhg  Kiviov  (so  Müller  für  Kiwalov)  den  A.  auferzogen  hatte,  wissen 
wir  nicht. 

279)  In  dem  A.  277  erwähnten  Exours  §.  21. 

280)  Vgl.  auch  Phot.  §.  62  (A.  278)  und  C.  36.  A.  94. 

281)  Müller  F.  H.  G.  HI.  S.  207.  Anm. 

282)  Plin.  N.  H.  lY.  §.  96.  YI.  §.  200.  Ind.  lU.  Y.  YI,  vgl.  Ind.  lY.  Yü. 

283)  Plin.  YII.  §.  165.  Xenophon  in  periplo  LtUmiortm.  Yal.  Max. 
YIII,  18,  ext.  7.  Xenophon,  cuius  Us^inlove  legitur,  insülae  .  .  .  Latmicrum 
regem  octingentis  vitae  annie  donavit  Ygl.  Plin.  Ind.  III.  Y.  YI.  Xeno- 
phonte  Lampaaceno,  Ind.  lY.  VII.  XenopTionte  nnd  IV.  §.  96.  VI.  §.  100. 
X  Lampsacenus.  Tzetz.  ad  Lycoph.  702.  Müller  F.  H.  G.  HI.  S.  209». 
Anm.   Bohde  Gr.  Rom.  S.  214.  A.  3. 

284)  Fr.  99  b.  Steph.  'SlQwnog. 

285)  Wohl  kein  Anderer  ist  daher  auch  der  ungenannte  Ver&sser  einer 
Vermessung  {axoivofiitQTiaig)  von  Syrien  bei  Alex,  in  dessen  Werk  über  die 
Juden  Fr.  22  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  36,  s.  Müller  a.  a.  0.  S.  207. 

286)  Müller  F.  H.  G.  lY.  S.  425 f. 


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Xenophon.    Heliodoros.    Artemidoros.  693 

Antiochos  Epiphanes  (175  —  164)*®^)  und  schrieb  über  die 
athenische  Burg  in  15  Büchern *^^),  über  die  Dreifüsse  in 
Alhen^^^)  und  vielleicht  über  die  Weihgeschenke  in 
Athen»»«). 

Artemidoros  ans  Ephesos*»*)  blühte  um  104 — 100 
V.  Chr.*»*)  und  ward  von  seinen  Landsleuten  als  Gesandter  nach 
Rom  geschickt,  um  Beclamation  gegen  die  römischen  Staats- 
pächter zu  erheben,  welche  widerrechtlich  die  den  Artemis- 
priestern gehörigen  Einkünfte  zweier  Seen  in  Beschlag  genommen 
hatten,  und  führte  diese  Sache  mit  solchem  Erfolg,  dass  ihm 
seine  Mitbürger  dafür  ein  goldenes  Standbild  errichteten«»^). 
Ausser  Italien  bereiste  er  aber  auch  den  grössten  Theil  des 
Mittelmeeres  bis  nach  Gades  und  einige  Theile  des  atlantischen 
Oceans«»*),  also  namentlich  Spanien*»'),  ferner  Aegypten  und  die 


287)  Ath.  IX.  406  c  —  Fr.  8.        288)  Ath.  VL  239  e  «  Fr.  ö,  8.  A.  290. 

289)  Denn  kein  Anderer  dürfte  trotz  Ritschl  AI.  Bibl.  S.  188  (Opasc.  I. 
S.  113)  der  von  Ath.  II.  45  c  angeführte  H.  sein,  s.  Preller  Polem.  S.  172 
und  Müller  a.  a.  0. 

290)  Ath.  VI.  a.  a.  0.  ^HXi6d(OQog  *  'AdTivatog  iv  totJß  ns^l  €c%Qon6ls<og^ 
TtBvtiHaCdena  d'  iatl  Tavrcr  ßißUa,  Ath.  sagt  hier,  er  habe  von  dem 
Komiker  Aristophanes  behauptet,  Nav%Qat£triv  stvcci  yivog.  Vgl.  Harpokr. 
n^onvlata  tavta,  NC%7i  'A^vä,  Sittalog  (=  Fr.  1.  2.  4).  h  a  «cpl  zr{g 
'A^i^vficiv  duifonoXioag,  iv  tm  a  nh^X  ax^.  kv  tg»  «ve^l  «ic^.  Ath.  IX.  406  c. 
liß  nift6tqt  ne^l  ax^.  Ueber  die  Nichtbenntznng  bei  Pansanias  s.  Gurlitt 
Paus.  S.  96ff. 

291)  Fr.  7  b.  Harpokr.  'Ovrjtaif:  neql  t&v  'AdTJvrjai  tQinddav,  Vielleicht 
war  dies  aber,  wie  Gurlitt  a.  a.  0.  S.  70  meint,  nur  ein  Buch  jenes 
grossen  Werks. 

292)  Wenn  anders  dies  eine  besondere  Schrift  war:  Plin.  Ind.  XXXIV. 
XXXV.  HeliodortM  qui  de  AtTieniensium  amUhematis  acripsit  Vgl.  Wachs- 
muth  Stadt  Athen  I.  S.  36.  A.  1  {nsifl  tav  dvad^fidtcuv  tmv  iv  t^  utiqo- 
noXn?),  welcher  A.  2  vermuthet,  dass  Plin.  XXXIV.  §.  64.  57.  72.  74.  76. 
79—81.  92.  XXXV.  §.  101.  XXXVL  §.  18.  82  (mittelbar)  aus  H.  geschöpft 
seien;  ob  das  YOn  allen  diesen  Stellen  gilt,  ist  aber  doch  sehr  fraglich. 

298)  S.  F.  W.  Hoff  mann  Die  Iberer  .  .  .  Die  Fragmente  Artemidorus 
des  Geographen  u.  s.  w.,  Leipzig  1838.  8.  Stichle  Der  Geograph  Artemi- 
doros von  Ephesos,  Philologus  XI.  1866.  S.  193—244. 

294)  Markian.  Epit  Men.  p.  64  Huds.  §.  3  Müll.  'A(ftBftCdmQog  dh  6 
'E(piaiog  ystoy^dtpog  natä  vfiv  iHottoörrjv  iwatrjv  olvfinuida  yeyovmg. 

296)  Fr.  127  Stichle  b.  Strab.  XIV.  642. 

296)  Markian.  a.  a.  0.  f&hrt  fort:  to  dl  (1.  (tlv  mit  Stichle)  nXstatov 
fLiqog  TTJg  ivrog  xofl  xa^*  ^ftftff  xvyxavovarig  ^aXdttrig  innsQinXevactg,  d-sacFa- 
fisvog  Sl  xttl  triv  vr^dov  tä  rddsiqa  xal  iii^ri  nvd  trig  itixbg  ^aXdxTTjg,  rjv 
(onsavov  TiaXovat,, 


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694         Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

aDgrenzenden  Länder  der  Aethiopen  und  der  Troglodyten  am 
rothen  Meere  *^®).  Die  Ergebnisse  seiner  Forschungen  veröffent- 
lichte er  in  den  11  Bücbem*^^)  rscayQatpov^sva^,  und  ausser- 
dem schrieb  er  noch  'Iovlxcc  vTtofivii^ata^^^).  Die  ersten 
sechs  Bücher  des  ersteren  Werkes  behandelten  Europa,  das 
siebente  Libyen,  die  drei  letzten  Asien  mit  Einschluss  von 
Aegypten,  so  aber,  dass  alle  diejenigen  Länder  ausgeschlossen 
blieben,  welche  das  innere  Meer  nicht  berühren*®*).   Artemidoros 


297)  Fr.  12.  13.  b.  Strab.  III.  138.  137. 

298)  Fr.  97.  98  b.  Strab.  XVI.  774.  775. 

299)  Markian.  a.  a.  0.  fährt  fort:  tfjg  fthv  dxgtßovg  ysoDygatp^ag  Xtimrai, 
(d.  b.  er  bat  auf  eine  vollständige  Bescbreibung  des  Continents  —  denn 
das  beisst  y£(oyga(pia,  wo  es  dem  nBginXovg  entgegengesetzt  wird,  s.  Stieble 
S.  195  —  verzichtet),  tov  dh  nsgCnXovv  zf^q  ivtbg  *Hga%leiov  nog^p^ov  ^a- 
Xdaarig  %al  t^v  dvafiirgriaiv  tavxTtg  fistä  tfis  ngoafjnovaris  intfieXa^ag  iv 
svdsna  öii^rjX^s  ßißXiots,  d>s  aa<piararov  xal  d%gi§iatatov  nsginXovv  x^g 
aa^'  Tjiucg  dvaygdipai  ^aXdaorjg.  S.  femer  Perip.  mar.  ext.  I.  §.  1.  'Agtsfii- 
dagog  q  *E<piaiog  yecoygdtpog  iv  roig  ^v66%€c  rrjg  yBtoygatplag  ßi§Xioig  xov 
mglnXow  (näml.  zrig  ivtog  d-aXdöa7ig\  d>g  av  f^v  fidXiata  $vvax6v^  avvsygaipBv, 
Vgl.  ebend.  I.  §.  3.  II.  §.  2  (s.  A.  312).  Andrerseits  vgl.  PeripL  Men.  §.  3 
Anf.  JgtsfUitogog  6  'Eipiaiog  ystaygdtpog  %al  StgdßoDV  yBmygtmpiav  O(io>v 
H€cl  n^glnXovv  avvtsd'ei.iiQteg, 

300)  Wenn  anders  dies  (Stepb.  Bovvvog.  KataßBXXioiv,  Tavgoetg  » 
Fr.  2.  4.  3  a.  ö.)  der  Titel  war.  Jedenfalls  ist  ys<oyga<p£c^  (s.  A.  299)  oder 
ysa)yga(püiii  (Diod.  III,  11,  1  »  Fr.  82,  8.  A.  250)  nicht  als  solcher  zu  be- 
trachten. 

301)  Ath.  IIL  111  d.  %v7iaz6g  agzcg  no^hg  naget  "imoiv^  *A.  6  'E<p,  qnioiv 
iv  'louvmoig  vnofivrjficcat. 

302)  S.  A.  299.  Das  1.  Buch  begann  mit  einer  Einleitung,  aus  welcher 
uns  Massbestimmungen  der  bewohnten  Erde  und  ihrer  Länder  (Fr.  1  b. 
Plin.  n.  §.  242  ff.  Fr.  8  ebendae.  IV.  §.  121)  erhalten  sind.  Stieble  S.  197 
glaubt,  dasB  erst  mit  dem  2.  die  eigentliche  Länderbetchreibung  begonnen 
habe,  obgleich  drei  Bruchstücke  des  1.  über  Gallien,  speciell  Massilia 
handeln  (3.  4.  6),  indem  er  auf  Grund  einer  verfehlten  Ergänzung  des 
lückenhaften  Anfangs  von  Markian.  Peripl.  mar.  ext.  durch  Do d well 
(b>  Fr.  7)  annimmt,  A.  habe  mit  der  Strasse  von  Gibraltar  angefangen. 
In  Wahrheit  that  A.  es  also  schon  im  1.  B.  mit  Gallien,  das  2.  handelte 
von  Hispanien,  das  3.  von  Lusitanien,  das  4.  von  Italien,  das  5.  von 
Griechenland,  aus  dem  6.  wird  ausdrücklich  angeführt  nur  ein  einziges 
Bruchstück  (68  b.  Steph.  nag^iviog)^  welches  sich  auf  den  taurischen 
Chersones  bezieht^  gewiss  mit  Recht  bringt  aber  Stichle  auch  die  Thrakien 
und  vielleicht  mit  Recht  auch  die  Thessalien  betreffenden  Fragmente  hier 
unter;  das  8.  umfasste  Aegypten,  Aethiopien,  die  Troglodytenländer  und 
Arabien  (vgl.  A.  250),  das  9.  Südasien  (Indien,  Parthien,  Phoenikien,  das 
südliche  Eleinasien),  das  10.  u.  11.  das  übrige  Kleinasien  und  das  asiatische 


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Artemidoros  aas  Epliesos.  695 

machte  von  den  Arbeiten  seiner  Vorgänger  einen  ausgiebigen 
Gebrauch*^*),  und  namentlich  sein  Anschluss  an  Agatharchides 
war  ein  sehr  enger,  vielfach  wörtlicher^.  Seine  Darstellung 
war  sehr  episodenreich^*^);  im  Uebrigen  werden  wir  uns  seine 
ganze  Behandlungsweise  der  des  Strabon  sehr  ähnlich  zu  denken 
haben  ^.  Und  so  hat  denn  wiederum  ihn  Strabon  stark  aus- 
gebeutet*^^*), in  geringerem  Masse  Diodoros^^^^),  Plinius^  und 


Skythenland.  Dass  A.  Aegypten  nicht  mit  zu  Libyen  rechnete,  ist  hiemach 
klar,  dass  er  es  mit  za  Asien  zählte,  erhellt  ans  Fr.  81  b.  Plin.  V.  §.  47, 
und  nach  ebendiesem  Bruchstück  scheint  es,  dass  er  Libyen  als  einen 
eignen  Erdtheil  ansah. 

308)  Jedoch  mit  vielfacher  Polemik:  Hekataeos  von  Miletos  (Fr.  136 
b.  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  259,  polemisch),  Aristagoras  Ton  Miletos  (Fr.  85 
b.  Steph.  rvvai%6noXts  u.  polemisch  Fr.  93  b.  Steph.  ^ißto^  wie  es  scheint), 
Ktesias  (Fr.  102  b.  Strab.  XVI.  779,  aber  wohl  nur  durch  Vermittlung  des 
Agatharchides,  s.  A.  261),  Ephoros  (Fr.  18  b.  Strab.  IIL  137  f.,  polemisch), 
Timaeos  (Fr.  33.  126  b.  Strab.  IV.  183.  XIV.  640  f.,  polemisch),  Eratosthenes 
(Fr.  99  u.  dazu  Stichle.  Fr.  101.  125.  136  b.  Strab.  XVI.  778.  XIV.  668. 
SchoL  Apoll.  Eh.  IV,  259,  häufiger  polemisch:  Fr.  10  b.  Strab.  III.  170, 
Fr.  11  b.  Strab.  III.  148,  wo  er  demselben  namentlich  seinen  Anschluss  an 
Pytheas,  den  er  selbst  vielleicht  nur  durch  dessen  Vermittlung  kennt,  zum 
Vorwurf  macht,  Fr.  26.  76.  77.  110  bei  Strab.  III.  159.  XVII.  825.  829. 
Plin.  VI.  §.  36 f.),  Polybios  (Fr.  14.  33.  59.  59»  b.  Strab.  IIL  172.  IV.  183. 
VIII.  336.  389,  überall  berichtigend),  Silenos  (Fr.  14  b.  Strab.  UI.  172, 
auch  polemisch),  Timosthenes,  b.  A.  307. 

304)  S.  A.  250.  255.  260.  261.  Ausdrücklich  citirt  er  denselben  Fr.  102 
b.  Strab.  XVI.  779. 

305)  Markian.  Perlp.  m.  e.  §.  1  (s.  A.  312). 

306)  S.  Stiehle  S.  238  f.,  dessen  Standpunkt  der  Beurtheilung  aber 
nicht  der  richtige  ist. 

307 a.b)  Vgl.  A^  250.  Auch  abgesehen  vom  16.  B.  (vgl.  A.  250.  Walter 
Rüge  Quaestiones  Strabonianae ,  Leipzig  1888.  8.  [Doctordiss.]  S.  46—71. 
105  f.)  findet  sich  eine  Benutzung  des  A.  noch  vielfach  bei  Strabon,  so  im 
3.  B.  (Spanien),  s.  Zimmermann  Qnibus  anctoribus  Strabo  in  libro  tertio 
Geographicorum  conscribendo  usus  sit.  (P.  I.  Halle  1883.  8.  Doctordiss.). 
DisB.  Hai.  V.  S.  329  fif.  und  bes.  Rüge  a.  a.  0.  S.  2—46.  103—105,  im  5. 
und  6.  (Italien),  im  14.  (lonien  u.  s.  w.).  Ueber  die  Stücke  im  8.  bis  10.  B. 
(Griechenland),  welche  auf  ihn  zurückgehen,  s.  Niese  a.  a.  0.  S.  282 f., 
über  die  Hauptquellen  in  dieser  Partie  A.  281  und  bes.  C.  27.  A.  48,  über 
die  betrefifenden  Stücke  im  17.  B.  Vogel  Strabons  Quellen  für  das  sieben- 
zehnte Buch,  Phiiologus  XLII.  1884.  S.  405—416  und  bes.  Rüge  a.  a.  0. 
S.  71 — 102.  106  f.  Hier  stammt  u.  A.  aus  A.  auch  das  Citat  des  Timosthenes 
Fr.  11  p.  827,  s.  Vogel  S.  411  f.,  ebenso  wie  wahrscheinlich  mit  dem 
ganzen  Abschnitt  616—619  und  einem  Theil  des  Voraufgehenden  und  Nach- 
folgenden das  von  Fr.  35  «=  XIII.  618,  s.  Rüge  a.  a.  0.  S.  4—9.  81  f.  105 


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696         Zweiundzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periesege. 

Agathe  meros^^,  und  auch  hei  Pausauias  begegnen  wir  seinen 
Spuren  ^^^).  Dem  Strabon  und  dem  Stephauos  von  Byzantion 
danken  wir  die  meisten  Bruchstücke;  Letzterer  citirt  ausserdem'^®) 
den  Auszug,  welchen  Markianos  von  Herakleia^^^)  mit  Beibe- 
haltung der  Eintheilung  in  11  Bücher  gemacht  hatte '^*),  welcher 
sich  aber  auch  nicht  erhalten  hat 


(dagegen  das  Yon  Fr.  19  i»  III.  140  vielmehr  aus  Poseid onios,  s.  Bnge  a.  a.  0. 
S.  29  ff.).  Aach  im  11.  B.  aber  ist  Strabon  in  der  Beschreibung  Eankasiena 
anfänglich  seiner  Führung  gefolgt,  s.  C.  33.  A.  151.  Und  so  scheint  es, 
dass  sein  Buch  die  einzige  vollständige  Periegese  war,  welche  dieser 
Geograph  yerwerthet  hat.  Den  Agatharchides  hat  er  unmittelbar  nicht 
benutzt. 

308)  Dieser  führt  ihn  im  Qnellenyerzeichniss  des  4.  bis  7.  B.  auf  und 
citirt  ihn  wiederholt  in  diesen  Büchern,  aber  auch  im  2.  (vgl.  A.  302),  und 
kein  Anderer  dürfte  der  im  Ind.  XXXVI  genannte  A.  sein,  welcher  dann 
§.  79  («=  Fr.  91)  unter  den  Schriftstellern  über  die  Pyramiden  erscheint, 
8.  C.  17.  A.  146. 

309)  Dass  nicht,  wie  man  vielfach  glaabte,  die  ganzen  §.  §.  8 — 19, 
bei  diesem  aus  A.  sind,  sondern  nnr  §.  16—19  Müller,  zeigt  W.  Buge 
Quaestiones  Artemidoreae,  Commentt.  in  hon.  0.  Ribbecki,  Leipz.  1888. 
S.  475—486,  vgl.  C.  15.  A.  28. 

309  »>)  S.  A.  187. 

310)  S.  die  Bruchstücke  bei  Stichle  S.  240  ff.,  welcher  irrthümlich 
glaubt,  weil  Steph.  diese  Epitome  stets  unter  dem  Namen  des  A.  (welchen 
ja  aber  Markianos  nach  seiner  eignen  Aussage  [s.  A.  312]  ihr  belassen 
hatte)  und  nicht  des  Markianos  citirt,  dass  Ersterer  selbst  diesen  von 
Steph.  benutzten  Auszug  angefertigt  habe  und  der  von  Markianos  gemachte 
aUo  ein  anderer  sei  Die  Buchzahl  fügt  Steph.  nur  einmal  hinzu:  Kqvcc 
(Fr.  1):  'AQX^iLCSaiQog  iv  inixo^tijg  nq<ot<o, 

311)  Um  400  n.  Chr.,  s.  Müller  G.  G.  M.  I.  S.  CXXIXf. 

312)  Markian.  Epit.  Men.  §.  4.  iyco  toivvv  ndvtmv  xmv  itvrjuovsv^iptmv 
iiQOHQivag  *A(ft8fildoiQOv  tbv  *E(pictov  ixitofiifv  xAv  ^vdsita  ßißXüor  xov  p^v^- 
l^ovevd'ivtoQ  inoiriadiiriv ,  ngoa^slg  leal  i£  itiQtov  nahxmv  xä  iXXeinovxa^ 
xal  XTiv  SiaCqBOiv  xmv  la'  PtßUmv  (pvXd^ag^  mg  fux(fiav  filv  yBcay^a^Cav^ 
xeXtiotaxov  dh  niQinXovv  ccnsQydaaa^at,  Dann  sagt  er  von  Menippos:  xriv 
^üioaiv  xmv  XQimv  ßißUav  inoirjaoc(irjv  ovk  d<pBX6fi,8Vog  xfig  nqooriyoqlag  xov 
naxiqa  xovxmv  ovd%  fig  iiucvxov  fifxaarTiaceg  xovg  dXXoxff^ovg  n&vovgy  SuntQ 
ovdh  xov  naai  nstpgovxiaiiivmg  ins^BX^^ovvog  'jQxefiidmQOv^  dXXd  xdg  (ilv  i«t/- 
vav  ngoarjyoQiag  ituyqd'ipag  xoig  ßtßXioig^  mg  Sv  tirjd^v  slg  xovg  Xoyiovg  äiuiQ- 
xdvHv  donoCriv  ^Bovg^  xug  dl  xovxmv  inixofjLctg  xal  dioffi-müeig  xmv  ifutvxov 
noifjödfifvog  n6vmv  ivagylg  yviogioy^a^  maxe  xovg  ivxvyxdvovxag  (iridlv  (n^B 
xmv  naq'  k%Blvmv  avyy(fcc(pivxmv  (trixs  xmv  nag'  rjfimv  XQoatt^ivxmv  5  dioq- 
d-masrng  imneXovg  d^imd'ivxmv  dyvorjaai,  Perip.  m.  e.  I.  §.  1  unmittelbar 
nach  den  A.  299  angef.  Worten:  -^ftsig  dl  xmv  ßißXtmv  ro^oir  xdg  mffitxdg 


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Eudoxos  Yon  Rhodos.  697 

Eudoxos  von  Rhodos  aus  unbekannter  Zeit^  aber  doch  mit 
einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit^^^)  nicht  später  als  ins  zweite 
Jahrhundert  v.  Chr.  zu  verlegen  und  also  wohl  etwas  älter  als 
ArtemidoroS;  schrieb  ^lötoQiai  in  mindestens  9  Büchern^^*) 
und  allem  Anscheine  nach  auch  noch  ein  geographisches, 
mit  Fabeleien  angefülltes  Buch^^^). 


zov  iivrifiovBv^ivtog  nags^ißdösig,  ngoöSti  dh  ßa^ßagatv  Atd'tontKag  nolsig 
atpivteg,  h  inttopijj  aatpiotatu  [let*  aKQißovg  xmv  itpsvgrjd^iiftmv  ngoa^yiTig 
Tov  nsQinXovv  inoiriaccfis^ay  mg  [iriöhp  ivdetv  ngog  xBlsioxätriv  aa(pT]VBiav 
toig  negl  tovzo  to  (ligog  tijg  yBmyqatpCag  anovdäiovai.  §.  3.  xov  (ulv  oiv 
itBQMovv  tijg  d'aXaTTTig  xavtrig  (näml.  xrjg  ivxog)  diä  xijg  ^xirofi^g  tcov 
la'  ßißX£(ov  'AQX6ni9(6(fOV  xov  ysayi^dfpov  aaipfj  naxsöxijaafisv ,  mg  ngoeiffrixai, 
II.  §.  2.  xijg  yciQ  ivxbg  *Hi^a%XBlmv  axriXmv  ändaf}g  d-aXdaarig,  aantQ  xal 
nQ0Si(f7i%aasv  j  dxQißij  xov  nsQinXovv  (ßg  ys  olopLtd'a)  ntnoirifis^a  iv  xaVg 
inixo(iaig  xmv  ^vdsna  ßißX^mv  'AgxsiudnQOV  xov  'E{psaü)v  yBooyQatpoVy  ov 
voy^l^oy^v  XTJg  %a^*  VC^S  d'aXdsarig  inifLBXicxaxov  iv  xoCg  xijg  yBmyQatp^ag 
xov  TCBqCnXovv  nBno^i^c^a^,  §.  19.  iv  x^  intxo^i^  xijg  'AQXBfuddgov  yBtoyQct* 
(plag  Tjxoi  JtBQ^itXov, 

318)  S.  C.  17.  A.  97. 

314)  Fr.  2  (Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  407  f.)  im  Ei  M.  p.  18,  67.  'AÖQ^ag. 
Vgl.  La.  Dl.  VIII,  90  im  HomonjmenyerzeichnisB:  ^xBQog  {Evdoiog)  *r6diog 
*IaxoQtag  ysyQatpdg, 

315)  Ob  Fr:  1  bei  Apollon.  Mirab.  24  aus  diesem  oder  aas  dem  histori- 
schen ist,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Ausdrücklich  wird  auch  er  unter 
den  geographischen  SchrifUtellem  genannt  bei  Markian.  Epit.  Man.  §.  2, 
und  wenn  auch  der  Versuch  von  Brandes  Ueber  das  Zeitalter  des  Astro- 
nomen Geminos  nnd  des  Geographen  Eudoxos,  Archiv  f.  Philol.  XIII.  1847. 
S.  199—222.  Ueber  das  Zeitalter  des  Geographen  Eudoxos  u.  s.  w.,  Leips. 
1866.  8.  nach  dem  Vorgange  von  Semler  MisceUan.  lectiones  IL  S.  26  if. 
darzuthun ,  dass  die  Pijg  nagioSog  des  Eudoxos  nicht  schon  von  dem  Knidier, 
sondern  erst  von  dem  Bhoder  geschrieben  sei,  yon  Böckh  Sonnenkreise 
S.  16—22  vollständig  widerlegt  ist,  so  hat  doch  Brandes,  wie  auch 
Böckh  zugiebt,  wirklich  bewiesen,  dass  die  Stellen  bei  Aelian.  N.  A. 
X,  14  von  den  Vögeln  grösser  als  Ochsen,  die  der  Verfiässer  jenseits  der 
Säulen  des  Herakles  gesehen  haben  will ,  und  XVII,  19  von  den  Ostgalatern 
(die  es  erst  seit  278  gab)  nicht  schon  von  dem  Enidier  herrühren  können. 
Zwar  meint  Aelian.  ohne  Zweifel  den  Letzteren,  aber  er  täuscht  sich.  „Es 
ist  leicht  möglich *S  sagt  Böckh  S.  21,  „dass  auch  die  im  17.  Buch  der 
Thiergesch.  (14.  17)  aus  E.  angeführten  Berichte  von  dem  Rhodier  her- 
stanunen,  den  er  mit  dem  Enidier  verwechselte,  vielleicht  weil  er  diese 
Sachen  nicht  aus  der  Quelle  schöpfte,  sondern  erst  aus  zweiter  Hand 
hatte  *'.  Dazu  kommt  noch  die  Fabelei  im  Anhang  zu  Pseudo-Aristot. 
Mirab.  Ansc.  173,  die  hier  dem  Eudoxos,  bei  Pseudo-Plut.  de  fluv.  10,  5 
freilich  vielmehr  den  angeblichen  ^(fvyiand  des  Agatharchides  zugeschrieben 
wird,  aber  s.  Frieten  a.  a.  0.  S.  20 f. 


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698         ZweiundzwaDzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

Apollonides^^^),  Verfasser  eines  UsQCnXovg^^'^^  lebte 
frühestens  zur  Zeit  des  Mithridates^^^). 

Androetas  aus  Tenedos  verfasste  eiuen   UsQiTcXovg  trjs 

Serapion  aus  Antiocheia^^^)^  ein  mathematischer  Geograph 
und  heftiger  Gegner  des  Eratosthenes**^),  schrieb  vor  Ciceros 
Zeit  8«^). 

Sem 0  8  von  Delos^*^)  aus  unbekannter  Zeit^,  jedoch,  wie 
es  scheint,  spätestens  aus  der  des  musischen  Schriftstellers 
Aristokles,  wenn  nicht  gar  schon  des  Atheners  Apollodoros^**^), 
schrieb  unter  anderen  Werken  über  Paeane**^)  und  8  Bücher 
über  Delos^*),  aus  welchen  beiden  Schriften  uns  besonders 
Athen aeos  Manches  mittheilt'*'). 

316)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  809  f. 

317)  Derselbe  wird  mehrmals  angefahrt  von  Strab.  nnd  in  den  Schot. 
Apoll.  Rh.,  daza  Plin.  Ind.  VII  und  VII.  §.  17. 

318)  Strab.  VII.  309,  wo  er  für  den  Feldzag  des  Mithridates  gegen 
den  taurischen  Chersones  angeführt  wird. 

319)  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  169.    Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  304. 

320)  Plin.  N.  H.  Ind.  IL  IV.  V. 

321)  Cic.  ad  Att.  II,  6,  1.  valde  Eratosthenes  .  .  .  a  Serapione  et  €ib 
Hipparcho  reprehendüur, 

322)  Atticus  schickte  sein  Buch  59  dem  Cicero  zu,  als  dieser  auf  den 
Einfall  gekommen  war  etwas  Geographisches  zu  schreiben,  worauf  Cicero 
(ad  Att.  II,  4, 1)  denn  aber  zugestehen  musste ,  dass  er  nicht  den  tausendsten 
Theil  desselben  verstehe.  lieber  Serapions  Bestimmung  yon  der  Grösse 
der  Sonne  steht  eine  Notiz  bei  Cramer  Anecd.  Paris.  I.  S.  373,  vgl.  Müller 
F.  H.  G.  IIL  S.  167.  Anm.  Mit  welchem  Recht  Detlefsen  im  Register 
zu  Plin.  N.  H.  den  S.  aequcdis,  ut  vidttur,  Eratosthenia  nennt,  ist  nicht 
abzusehen. 

323)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  492-496. 

324)  Aus  seinem  Buche  über  Pergamon  darf  man  mit  Müller  schliessen, 
dass  er  sich  dort  längere  Zeit  aufhielt,  ob  aber  unter  der  Herrschaft  der 
Attaliden,  ist  durchaus  ungewiss. 

324^)  S.  A.  325.  Das  Citat  (Fr.  6)  b.  Ath.  IV.  173  e  mag  aus  Apollo- 
doros  stammen,  der  hier  eine  Hauptquelle  ist  (s.  172  f  i»  Fr.  200),  vgl. 
Bapp  De  fontibus  quibus  Athenaeus  . .  .  usus  sit,  Leipz.  Stud.  VIII.  1886. 
S.  99. 

826)  Fr.  19.  20  b.  Ath.  XIV.  618  d  (vielleicht  nach  Tryphon,  s.  C.  30. 
A.  865).  622  a  ff.  (hier  wahrscheinlich  nach  Aristokles,  s.  C.  20.  A.  66).  Dass 
auch  Fr.  13  (aus  der  Delias)  b.  Ath.  III.  109  f  nach  109  b  von  Tryphon 
herrühre,  ist  ein  sehr  unsicherer  Schluss  von  Bapp  a.  a.  0.  S.  121. 

326)  Fr.  1— 18^  Athenaeos,  der  wiederholt  die  einzelnen  Bücher  citirt, 
nennt  diese  Schrift  stets  JriXias ,  ebenso  das  Et.  M.  B^ßUvog  olvo^  (>-»  Fr.  12), 


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Apollonid.  Androet.  Serap.  Semos.  Apell.  Philem.  Sokrat.  Agakl.  Alk.  699 

Apellas  oder  Apollas'^**)  der  Pontiker'^^)  schrieb  ^eX- 
q>Lxd^^)  und  tcbqI  xäv  iv  üeXoTCOwi^öco  xoXsmv^^^),  Er 
geborte  vielleicbt  zur  Scbule  des  Eallimachos^^^). 

Philemon  wird  bei  Plinius  zweimal  erwähnt,  mit  einer 
Nachricht  über  den  nördlichen  Ocean  und  über  den  Bernstein^. 

Sokrates  von  Argos^^)  schrieb  eine  Periegese  von 
Argos^*)  und  xeqI  böicav^^^)]  ob  er  aber  auch  derjenige  Mann 
dieses  Namens  war,  welcher  die  Schrift  ngog  EiSod'eov  ver- 
fasste,  ist  zum  Mindesten  überaus  fraglich  ^^^). 

Agaklytos  schrieb  über  Olympia'^). 

Alketas,  möglicherweise  gleich  Agaklytos   erst  aus  nach- 


dagegen  z/ij^liax»,  wie  es  scheint,  Harpokr.  ^E%dtrjg  vrjaog  (—  Fr.  2)  und 
sicher  Siiid.  Zrjfios  'HXstog  (1.  z/ijlio^),  yQafiiiatt'nog,  ^ygaifft  JrjXia%cöv  ßi- 
pUa  ri\  ütffiddovg  ß\  ncgi  Ilagov  a\  negl  IlBgyäfkOV  a\  nsgl  nauivonv. 
Nicht  bloss  Fr.  10  b.  Ath.  XIV.  618  a  scheint  übrigens  aas  Didymos  zu 
stammen  (s.  C.  30.  A.  278),  sondern  vielleicht  ist  sogar  der  ganze  Ab- 
schnitt 617  f—  618  b  durch  die  Vermittlung  des  Letzteren,  der  nachweislich 
auch  Fr.  20  (s.  A.  325)  benutzte,  aus  S.,  s.  Bapp  S.  119—121. 

327)  Besonders  interessant  ist  Fr.  20  (s.  A.  325)  über  die  AvToxdßdaXotf 
'l^v(pciXXot f  ^aXXo<p6goi,  Vgl.  Said.,  welcher  (aus  Ath.)  hinzusetzt:  iv 
zovzca  61  fivTK^ovsvBi.  fkovaiKav  uvmv  Idemv  xovxtoVf  AvtonaßdaXoiv  'idti- 
(pdXXa>v  ^aXXoqiOQCov, 

828)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  307  f.    Vgl.  Preller  a.  a.  0.  S.  175  f. 

329)  UmXXag  b  Ilovtinog,  Suid.  'Poddnidog  dvd^rifka  »  Fr.  2. 

330)  Fr.  1  b.  Clem.  Protr.  31  A.  'AnnlXdg  iv  totg  Jehpixoig.   Fr.  2. 

331)  Fr.  8  b.  Ath.  IX.  369  a.  'AxoXXag  iv  t^  mgl  xmv  x.  t.  X,  Fr.  4 
b.  Schol.  Nicand.  Ther.  517.  'AnoUäg  (so  Müller  f.  loXaog)  iv  xip  kbqI 
tmv  IleXonovvriatanmv  noXinv^  dazu  Fr.  5 — 7. 

332)  Bei  Quintil  XI,  2,  14  ist  Apollos  CäUimachus  überliefert  Die 
wahrscheinlichste  Verbesserang  ist  wohl  die  von  Prell  er  Polem.  S.  176 
Yorgeschlagne  Callimachius. 

333)  IV.  §.  95.  XXXVII.   §.  33.  36.    Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  474. 

334)  Müller  F.  H.  G.  FV.  S.  496—499.  Vgl.  Meineke  Anal.  Alex. 
S.  149  f. 

335)  La.  Di  II,  47  im  HomonymeiiTerzeichiiiss:  yiyove  dh  ZamQdttig 
xal  sxsQog  toxoQtnhg  nsQirJYfjatv  "AQyovg  ysygatpmg,  Schol.  Pind.  Nem.  III,  92 
(«  Fr.  2).  Zmngdxrjg  o  'Agystog.  Dazu  Fr.  1.  3.  3».  4  (b.  Plut.  Virt.  mul. 
4.  245  E). 

336)  Plut.  de  Is.  et  Os.  35.  364  F  (»  Fr.  5).  ZaxQaxJig  iv  Tot;  negl 
oaiav.  Derselbe  benutzt  diese  Schrift  aber  noch  öfter  (Fr.  6—8),  und  man 
sieht  ans  dem  Znsammenhang  oder  ans  dem  Inhalt  der  benatzten  Stellen, 
dass  der  Ver&sser  ein  Argiver  war. 

337)  S.  darüber  C.  27.  A.  134. 

338)  Phot.  Suid.  Kv^sXtdav  dvd^fiix.    Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  288. 


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700         Zweiandzwanzigstes  Capitel.    Geographie  und  Periegese. 

alexandriniscber  Zeit^  handelte  in  mindestens  2  Büchern  über 
die  delphischen  Weihgeschenke^*^). 

Amphion  aus  Thespiae  möglicherweise  auch  erst  aus  der 
ältfiten  christlichen  Zeit  verfasste  mindestens  2  Bücher  über 
das  Musenheiligthum  auf  dem  Helikon^^). 

Mehr  bereits  der  ältsten  Eaiserzeit  als  dem  Ausgange  der 
alexandriniscben  Periode  gehört 

Archelaos,  der  Sohn  des  Archelaos  und  Enkel  vom  gleich- 
namigen Feldherrn  des  Mithridates,  an.  Er  ward  36  oder  34  yon 
Antonius  zum  König  von  Kappadokien,  wo  bereits  sein  Vater  Un- 
ruhen gegen  den  rechtmässigen  Herrscher  Ariobarsanes  U  erregt 
hatte ^^),  eingesetzt'*^),  wechselte  aber,  nachdem  er  indem  Ent- 
scheidungskampfe seines  Gönners  mit  Octavianus  dem  Ersteren  zu 
Hülfe  gekommen  war^^)^  noch  zur  rechten  Zeit  die  Partei,  so  dass 
der  Letztere  ihm  nach  der  Schlacht  bei  Actium  nicht  bloss  seine 
Herrschaft  liess^^),  sondern  später  auch  noch  einen  Theil  von 
Kilikien  zu  derselben  fügte.  Dazu  erwarb  er  überdies  1  oder 
2  n.  Chr.  noch  Eleinarmenien,  und  zwar,  wie  es  scheint^  durch 
seine  Heirath  mit  Pythodoris,  der  Wittwe  des  dortigen  Königs 
Polemon^^).  Aber  er  erwies  sich  gegen  Tiberius,  der  ihn,  als 
er  von  seinen  Unterthanen  verklagt  war,  in  Rom  vertheidigte'^^ 
undankbar**^),  und  so  lockte  dieser,  als  er  zur  Herrschaft  gelangt 

389)  Ath.  Xin.  691  c.  iv  ß'  ire^l  tcov  iv  JsXtpoCs  dvad^fuixav,  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  296. 

340)  Ath.  XIY.  689  a.  iv  dswi^tp  nsgl  tov  h  ^EU%mvi,  Movüeütv. 
Müller  F.  H.  Q.  IV.  S.  801. 

841)  61  y.  Chr.  Da  aber  Cicero  als  Proconinl  von  Kilikien  dem  Ario> 
barcanes  za  Hülfe  kam,  verliess  er  das  Land.  S.  Gic.  Epist.  XV,  4,  4 ff. 
Caesar  entsetzte  ihn  47  anch  seines  von  seinem  Vater  auf  ihn  überge- 
gangenen (Strab.  XII.  668)  Priesterthnms  in  Eomana,  Appian.  Mithr.  121, 
vgl.  Psendo-Caes.  Bell.  Alex.  66. 

842)  Dank  den  Beizen  seiner  Mutter  Glaphyra,  Cass.  Dio  XLIX,  32. 
vgl.  Martial.  XI,  20.  Strab.  Xu.  640.  Ueber  die  Münzen  mit  seinem  Bilde 
und  der  Umschrift  ßaaiXic^g  'jlQx^Xdov  tpiXoxdxQidog  tov  Ktiatov  S.  Visconti 
Icon.  Gr.  U.  Taf.  XV,  6. 

848)  Plut.  Anton.  61. 
344)  Cass.  Dio  LI,  2. 
346)  Cass.  Dio  LIV,  9.     Strab.  XIL  684.  666  f. 

846)  Cass.  Dio  LVU,  17,  vgl.  Suet.  Tib.  8. 

847)  Indem  er  dem  C.  Caesar  bei  dessen  Sendung  in  den  Orient  (s.  C.88. 
A.  842)  grosse  Huldigungen  darbrachte,  um  Tiberius  aber  bei  dessen  Auf- 
enthalt in  Rhodos  (6  y.  Chr.  ~  2  n.  Chr.)  sich  nicht  kümmerte,  Cass.  Dio 
a.  a.  0.    Tac.  Ann.  II,  42. 


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Amphion.   Arohelaoe.    Dreinndzwanzigstes  Capitel.    Autolykos.     701 

war,  ihn  dorthin,  um  ihm  vor  dem  Senate  den  Process  zu  machen^, 
doch  rettete  seine  Altersschwäche  ihm  zunächst  das  Leben ,  gab 
ihm  aber  bald  hernach  den  Tod  16  n.  Chr.,  worauf  Kappadokien 
zur  romischen  Provinz  gemacht  ward^.  Er  besass  aber  auch 
bedeutende  gelehrte  und  litterarische  Liebhabereien,  so  dass  nicht 
bloss  Konon  ihm  seine  uns  noch  im  Auszuge  erhaltnen  Erzählungen 
widmete ^^),  sondern  er  auch  selbst  ein  sehr  umfassendes  choro- 
graphisches  Werk  schrieb**^),  aus  welchem  ohne  Zweifel  die 
Anführungen  bei  Plinius  sind^^*),  und  welches,  selber  vermuth- 
lich  blosse  Compilation^^),  schon  von  dem  rastlosen  Compilator 
Eonig  luba  II,  der  eine  Zeit  lang,  wie  es  seheint,  sein  Schwieger- 
sohn war'"),  ausgebeutet  worden  ist^. 


Dreiundzwanzigtes  Capitel. 

Reine  und  angewandte  Mathematik^). 

Autolykos  von  Pitane  ist  uns  bereits^)  als  Lehrer  seines 
jugendlichen   Landsmanns   Arkesilaos    begegnet,    der   auch    mit 

848)  Phüostr.  V.  Apoll.  1,  12. 

849)  CasB.  Die  imd  Tac.  a.  a.  0.  0.  Vgl.  Sneton.  Tib.  87.  Galig.  1. 
Strab.  XIL  684.  Entrop.  YII,  11.  —  Ueber  die  Schickaale  seiner  Tochter 
Glaphyra  s.  C.  83.  A.  829—882. 

850)  Phot.  Cod.  186.  p.  180^  26  f.  Bekk.  «(^oatpavii  (i,y  x6  novrjiulxiov 
'AQxsXacp  ^iXondxoQi  ßaaiXst.     Vgl.  C.  27.  A.  188—140. 

851)  La.  Di.  II,  17  im  Homonymenverzeiohniss :  ysyovaai  dh  %al  aXXoi 
rQsCg  *AQ%iXuoii  6  xmQoyQävpog  xrig  vnb  'AXs^dvdQOv  n^arrid'a^aTjs  yfjs  %.  t,  X, 
(vgl.  C.  17.  A.  12). 

852)  XXXVn.  §.  46  (über  kappadok.  Bernstein).  §.  95.  104  (Herkunft 
und  Beschafifenheit  der  carchedonit).  §.  107  (Herkunft  des  Topases).  Vgl. 
Ind.  VIIL  IX.  XVn.  XVm.  XXXVII. 

853)  Hoefer  Konon  S.  If.        854)  S.  C.  88.  A.  829-882. 
855)  S.  G.  33,  A.  844.  845. 

1)  Gantor  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik  L  Leipzig 

1880.  8.  S.  221  — 818.  Heiberg  Philologische  Studien  sn  griechischen 
Mathematikern,  Jahrb.  f.  Philol.  Snppl.  N.  F.  XI.  XII.  XIII,  Leipzig  1880. 

1881.  1884.  8.  (Im  Folgenden  citirt  mit  Ph.  Si  XI.  XII.  XIII).  Zenthen 
Die  Lehre  von  den  Kegelschnitten  im  Alterthum,  Kopenhagen  1886.  8. 
(Man  lernt  aus  diesem  hervorragenden  Buche  nicht  bloss,  wie  ungemein 
weit  vorgeschritten  diese  Lehre  bei  Archimedes  und  dann  Apollonios  be- 
reits war,  sondern  auch  noch  manches  Andere,  was  auch  für  den  Philo- 
logen wichtig  und  nützlich  ist).  Vgl.  auch  den  Litteraturbericht  von  Hei- 
berg  Qriech.  u.  rüm.  Mathematik,  Philologus  XLIÜ.  1884.  S.  476  ff. 

2)  C.  2.  A,  579  ^ 


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702    Dreiundzwanzigsies  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

ihm  nach  Sardes  ging^);  und  zwar  etwa  zwischen  300  und  295^)| 
war  also  entweder  gleichen  Alters  mit  Eukleides  oder  vielleicht 
noch  etwas  älter  und  folglich  entweder  überhaupt  oder  neben 
diesem  der  älteste  griechische  Mathematiker^  von  welchem  uns 
Schriften  geblieben  sind.  Es  sind  ihrer  zwei,  beide  nicht  von 
erheblichem  Umfang,  jc'bqI  xivovfAdvrig  ö(paigag  in  1  und 
jcsqI  initokwv  xal  dvösov  (über  die  Auf-  und  Untergänge 
der  Fixsterne)  in  2  Büchern*),  und  zwar  sind  sie  uns  freilich 
wohl  mit  einigen  Zusätzen,  Weglassungen  und  Aenderungen  ^, 
aber  doch   im  Ganzen  in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt^   über- 

S)  La.  Di.  IV,  29.  Ijkovob  dh  (A^Hsaikaog)  %az'  cigzccs  (ilv  Avtolvnov 
tov  (McdyjfucxiTiov  noXCxov  tvyxdpovtos ,  n^lv  anai^Biv  slg  *A^rivag^  fie^'  ov 
%al  elg  ZaQÖeig  ansdijiirjasv. 

4)  Denn  Arkesilaos  war  etwa  315  geboren,  s.  C.  2.  A.  679.  595.  696. 
Hiemacb  sind  HnltBch  Ausg.  des  Antolykos  S.  Vf.  und  sein  Recensent 
H.  Martin  Rey.  erit.  1877.  I.  S.  409 f.  zu  berichtigen. 

5)  üeber  die  Erhaltung  von  ihnen  s.  A.  244.  Sie  erschienen  zuerst 
unvollständig  in  lateinischer  Uebers.  ans  einem  griechischen  Codex  von 
G.  y  a  11  a  im  1.  Band  seines  Werks  De  expetendis  et  fcgiendis  rebus, 
Venedig  1501,  dann  das  Bach  de  sphaera,  aber  ohne  die  Beweise  wiedemm 
in  lai  Uebers.,  aber  aus  dem  Arabischen  bei  Maurolycns  Theodosii 
sphaericonim  elementorum  libri  III  etc.,  Messina  1668,  hierauf  dasselbe 
Buch  griechisch  u.  lateinisch,  aber  auch  ohne  die  Beweise  herausgegeben 
Yon  Dasypodias  (Rauchfass)  ohne  Namen  des  Verfassers:  Sphaericae 
doctrinae  piopositiones  etc.,  Strassburg  1672,  dann  beide  Werke  voll- 
ständig in  vortrefflicher  lat.  Bearbeitung  nach  vatikanischen  Handschriften 
von  Auria,  Rom  1687,  der  auch  den  griechischen  Text  herausgeben  wollte, 
femer  griechisch,  aber  ohne  die  Beweise  nach  zwei  sehr  jungen  Hand- 
schriften von  Ho  che,  Hamburg  1877.  4.,  vgl.  die  Rec.  von  H.  Martin 
a.  a.  0.  S.  409—416.  Jetzt  besitzen  wir  endlich  die  treffliche  Ausgabe  von 
Hultsch,  Leipz.  1886.  8.  mit  den  griechischen  Schollen  und  den  lateini- 
schen, bei  Auria  befindlichen.  Der  ZLltste  von  Hultsch  benutzte  Codex 
(B)  ist  ein  Paris.  2390  aus  dem  Anfang  des  13.  Jahrb.,  dann  folgen  Vatic. 
191  (A)  aus  dem  14.  und  zum  Theil  16.  und  Paris.  2842  aus  dem  14.  Jahrh. 
Vgl.  A.  244.  Zwölf  der  Theoreme  des  A.  finden  sich  auch  bei  Pappos 
VI,  32  ff.  p.  618,  6—524,  24  Hultsch  ohne  Namen  des  Urhebers,  und  ebenso 
wird  ohne  denselben  negl  %iv.  atp.  von  Papp.  VI,  117.  p.  612,  15  und  von 
seinem  Scholiasten  p.  1180,  21  citirt,  unter  dem  Namen  des  Autolykos  aber 
von  Philop.  in  Aristot.  Phys.  fol.  IV  ^  p.  220,  4  ff.  Vitelli.  Schol.  in  Aristot. 
348^  27  ff.  6  dl  AvxöXvitog  ne^l  %.  <f.  yQKtfjag  %al  Zaa  ev^ßa^vBi  rfj  %iv,  afp. 
(is^ixdtSQog  icxi  xov  StodoßCov  aal  pLätXov  xm  (pvai%^  avvsyyi^si'  iti  xw- 
xov  (A8Qi%(6t8Qa  xoc  EvkXs^Sov  9aiv6\tBva  ical  anX&g  xäaa  daxQOwofiUa'  iv- 
xav^a  yag  %al  ^  ova£a  avxrj  avvBinvoet^xai  x.  r.  X, 

6)  S.  Hultsch  S.  XUIf. 

7)  S.  Hultsch  S.  X— Xlll. 


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Autolykos  V.  Pitane.    Aristaeos  der  Aeltere.  703 

liefert     Ausserdem   hören   wir  noch   von   einer   dritten   Schrift 
gegen  Aristotheros  über  die  Planeten®). 

Aristaeos  der  Aeltere^),  ungefähr  aus  derselben  Zeit^^), 
bildete  die  Entdeckuugen  seiner  nächsten  Vorgänger  Menaechmos 
und  Hermotimos,  nämlich  Kegelschnitte  und  Lehre  von  den 
geometrischen  Oertem^^),  weiter  aus,  wobei  aber  zu  beachten 
ist,  dass  man  anfangs  nur  noch  erst  den  geraden  Kegel  kannte 
und  irrthümlich  glaubte,  dass  in  jedem  Kegel  nur  ein  Schnitt 
entstehe,  im  rechtwinkligen  die  hernach  so  genannte  Parabel, 
im  stumpfwinkligen  die  hernach  so  genannte  Hyperbel,  im  spitz- 
winkligen die  Ellipse^).  Aristaeos  schrieb  nämlich  eine  Be- 
arbeitung der  körperlichen  Oerter  in  5  Büchern"),  in  denen 
er  angeblich  auch  die  Benennung  der  Schnitte  nach  den  Kegeln 
in  dieser  Weise  als  Schnitt  des  recht- ,  stumpf-  und  spitzwinkligen 
Kegels  einführte,  in  Wahrheit  aber  wohl  nur,  wie  es  bis  auf 
ApoUonios   allgemein   geschah,   diese   alten,   vermuthlich  schon 

8)  Simpl.  in  Aristoi  de  coel.  Schol.  in  Aristot.  502^  7—16.  ov  f^i^v  aT 
ye  t^v  9t8Ql  Evdo^ov  {a<pcct(f<moUat)  atß^avat,  tä  <patv6(itva  .  .  .  «al  t£  det 
nsQl  x(DV  aXhov  Xiysiv^  iv  ivia  ical  KdXhnnog  6  Kviixrivos,  Eidoiov  nrj 
dvvrid'ivTogf  ineiffddTi  diaaaaai^  sCnBQ  uqa  «al  8UaoiCBv\  älXd  cevto  ye 
TovtOf  oncQ  nod  t^  oipsi  fCQÖdrjloif  icxiVy  ov9ilg  avrmv  fiix9^  ^^^  ^^  Avto- 
Ivnov  xov  üixavaütv  insßäXsto  Sta  tdiv  vno&söBav  intÖBiiai'  %a£xoi  ovd\ 
avxog  Avx6Xv%oi  idvvijd'Ti'  driXoi  d'  ^  ngog  UQtcxo^QOv  diaipoga,  iaxi  6h 
o  Xiyoi  x6  voxh  filv  nX^oCoir  iaxi  dh  oxb  dno%BX(DQrpi6xag  rmmv  avxovg  tpccv- 
xä^sa&aiy  nämlich  die  Planeten,  b.  Hnltsch  S.  VIII  f.  Ueber  Aristotheros 
8.  C.  10.  A.  7. 

9)  So  nennt  ihn  Pappos  VII,  1.  p.  634,  9  f.  'AqioxcUov  xov  nQBoßvxigov 
nnd  wiederum  derselbe  Papp.  VII,  29.  p.  672,  12  Hultsch  oder  vielmehr 
das  hier  in  den  Text  gedrungne  Soholion,  s.  A.  14. 

10)  Denn  anf  der  einen  Seite  fehlt  er  in  dem  yon  Prokl.  in  Euclid. 
p.  19  f.  (66  S.  Friedlein)  aus  des  Endemos  Geschichte  der  Geometrie  aus- 
gezogenen Verzeichniss  der  berühmten  Mathematiker  vor  Eukleides,  auf 
der  anderen  aber  hat  doch  bereits  Eukleides  sich  eng  an  ihn  angeschlossen 
(s.  A.  14.  15.  44),  folglich  war  er  wohl  zweifellos  dessen  und  zwar  älterer 
Zeitgenosse,  s.  überdies  Heiberg  Litterargeschichtl.  Studien  üb.  Euklid. 
S.  85  f. 

11)  D.  h.  Inbegriffen  von  Punkten,  welche  insgesammt  gewisse  ge- 
gebene Beduignngen  erfüllen,  während  ausserhalb  des  betreffenden  Orts 
dies  von  keinem  Punkte  gilt.  S.  das  Genauere  bei  Heiberg  a.  a.  0. 
S.  80 f.  und  in  den  ausführlichen  Erörterungen  in  Zenthens  Buche. 

12)  Gemin.  b.  Eutok.  Einl.  zu  Apollon.  Kegelschn.  Apollon.  Con.  p.  9. 
Halley  (s.  A.  220).    Vgl.  A.  14. 

13)  Papp.  Vn,  8.  636,  23.  UgiaxaCov  xonmv  axBQidiv  nivxB^  Weiteres 
8.  A.  14. 


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704    Dreinndzwanzigstes  Capifcel.     Reine  und  angewandte  Mathematik. 

von  Menaechmos  stammenden  Bezeichnungen  beibehielt,  wenn 
er  auch  wohl  sachlich  bereits  gleich  Eukleides  und  Archimedes 
das  Richtige  wusste^*).  Ein  zweites  Werk  von  ihm  war  eine 
Vergleichung  der  regelmässigen  Korper^^). 

Eukleides'^  war  älter  als  Archimedes  und  lebte  und  lehrte 
unter  Ptolemaeos  I  in  Alexandreia,  welches  durch  ihn  der  Hauptsitz 

14)  Papp.  Ylly  30.  672,  20  ff.  'A^iaraibg  6i^  os  yiy^atpB  %a  (tixQi'  tov 
vvv  dnodidofisva  aveQeav  tononv  ttvzV  ^*  cvvsxij  totg  'Kci)vt%oiSi  ixaXci  [xcrl 
ot  n(f6  'AnoXXcovhv]  t^v  t^icov  xenviticiv  yQctfkfimp  xrjv  fklv  o£vyo>y^ov,  n^v 
dh  dgd'oyaviov  ^  xriv  81  dfißXvyaviov  umwov  xopLi^v,  Vgl.  die  A.  220  mit- 
getheilte  Stelle  674,  18—19.  Aber  8.  Zeuthen  a.  a.  0.  S.  460-469  (vgL 
S.  61  f.  129  ff.  151.  203.  216.  226.  276.  309  L  322)  nnd  Pseudo-Eratosth. 
Epigr.  b.  Entok.  in  Archim.  de  sph.  et  cjL  p.  112,  20  Heib.  MBvaixiu^ovg 
%mvotofiBiv  tQiddas,  Ueber  den  Anschlnss  des  Eukleides  in  seinen  Koavtiui 
an  dies  Werk  s.  A.  44.  Die  Annahme,  dass  A.  auch  6  BOcher  Elemente 
der  Kegelschnitte  geschrieben  habe,  beruht  nur  auf  Papp.  Yll»  29.  672,  11  ffl 
riv  fthv  oiv  dvaScdoiiiva  Htovinmv  ctoixiüow  nQotSQOv  'J(ft,axaiov  tov  nQBiffiv- 
ziqov  s'  tsvxrj,  und  diese  ganze,  an  verkehrtem  Ort  stehende  Bemerkung 
4—14  ist  mit  Recht  Ton  Hultsch  und  Heiberg  a.  a.  0.  S.  86  Mr  ein 
eingedrungenes  Scholion  erkl&rt  worden;  auf  alle  F&lle  ist  %wvi%d  ütoix^ut 
hier  wahrscheinlich  (vgl.  Zeuthen  S.  327),  wie  sicher  %oavi%d  bei  Pi^p. 
VII,  34.  p.  678,  6  (vgl.  p.  676,  26  f.,  s.  A.  44),  nur  ein  ungenauer  Ausdruck 
für  xönoi  et 8 Qe 0^1  und  mit  B.echt  nimmt  nach  diesem  Allen  Zeuthen 
S.  129  f.  (vgl.  wiederum  A.  44)  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Herstellungs- 
versuch von  Viviani  und  mit  Heiberg  a.  a.  0.  S.  84  ff.  an,  dass  A. 
hier  „geometrische  Oerter  behandelt  hatte,  welche  Kegelschnitte  werden'*. 
Vgl.  auch  Papp.  III,  21.  p.  66,  6 f.    Im  üebrigen  s.  A.  220. 

16)  Hypsikl.  Propos.  2  —  Eukl.  Eiern.  XIV,  2.  p.  6,  21  ff.  Heib.  tovto 
dl  ygatpstai,  vno  i^lv '  Ugiataiov  iv  ta  iniyQatpofiivtp  tmv  s'  axrjfidtmv 
avyngürst  (vgl.  A.  233).  Vermuthlich  benutzte  Eukleides  auch  diese  Schrift, 
nämlich  im  13.  B.  der  Elemente  (s.  A.  23). 

16)  Gartz  Art.  Euclides  in  d.  Encykl.  v.  Ersch  u.  Gruber  (veraltet). 
Gutenäcker  Ueber  die  griechischen  Mathematiker  überhaupt  und  über 
Euclid  insbesondere,  Würzburg  1827.  4.  (Mir  unbekannt).  Cantor  Euklid 
und  sein  Jahrhundert,  Zeitschr.  für  Mathem.  und  Phjs.  XII.  1867.  Snppl. 
S.  1— 72.  Heiberg  Litterargeschichtliche  Studien  über  Euklid,  Leipzig 
1882.  8.  —  Gesammtausgaben:  Ed.  princ.  von  Simon  Grjnaeus,  Basel 
1633.  1639  fol.  Gregory  mit  latein.  Uebers.  (auch  der  Pnblication  von 
Dee,  s.  A.  34),  Oxford  1703  fol.  (bisher  die  einzige  vollständige  Ausg.). 
Peyrard,  Paris  1814—1818.  IH.  4.,  bloss  Elemente  und  Data  mit  Be- 
nutzxmg,  aber  ungenügender  Benutzung  des  besten  Codex  und  mit  latein. 
u.  iranzös.  Uebers.  Heiberg  und  Menge,  bisher  6  Bde.,  Leipzig  1883 — 
1888.  8.  (die  Elemente  von  Heiberg:  der  6.  Band  enthält  die  beiden 
letzten,  nicht  mehr  von  E.  herrührenden  Bücher  und  die  Schollen),  vgl.  d. 
Bec.  von  H.  Weissenborn  Philol.  Anz.  XV.  1886.  S.  34—47.  XVIL  1887. 
S.  680—683. 


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Eokleides.    .  705 

der  mathematischen  Studien  ward^^.  In  seinen  Elementen 
der  Geometrie*®)  gelang  es  ihm  alle  früheren  Darstellungen 
dieser  Art  so  zu  übertre£fen  und  eine  so  abschliessende  Arbeit 
zu  geben,  dass  jene  in  Folge  dessen  spurlos  verloren  gingen, 
dass  femer  schon  Archimedes  und  Apollonios  dies  Lehrbuch  der 
Elementargeometrie  als  das  allgemein  gebrauchliche  voraus- 
setzen^^), und  dass  es  auch  für  alle  Folgezeit  allein  im  Gebrauch 
blieb  und  kein  neuer  Versuch  ein  dasselbe  überbietendes  Werk 
zu  schaffen  gemacht  wurde.  Wenn  nun  diese  Arbeit  auch  ohne 
Zweifel  manches  Eigne  enthält^^),  so  verdankte  er  doch  diesen 
Erfolg  weitaus  nicht  so  sehr  seinen  neuen  Entdeckungen  weder 
an  Sätzen  noch  auch  selbst  an  Beweisen  als  vielmehr  seiner 
überaus  geschickten  Auswahl  des  Wesentlichsten  aus  dem  schon 
Vorhandenen^^).  Denn  nur  eine  solche  gab  er  und  wollte  er  in 
richtiger  Erkenntniss  des  Zweckmässigen  geben,  und  nicht  etwa 
trachtete   er  nach   absoluter   Vollständigkeit^).     Und   derselbe 


17)  Alles  Letztere  folgt  zwar  nicht  ans  der  von  Prokl.  in  Eucl.  p-  68, 
10  ff.  erzählten  Anekdote,  wohl  aber  aus  Papp,  oder  (s.  A.  43)  Psendo-Papp. 
YII,  35.  p.  678,  10  ff.  Hnltsch  (s.  A.  216),  und  diese  Stelle  zeigt  umgekehrt, 
dass  die  historischen  Voraussetzungen  jener  Anekdote  richtig  sind.  Prokl. 
sagt:  yiyovs  öl  oinog  o  dv^g  inl  tov  ngcatov  ütoisfia^ov'  xal  yäg  o  'Ag%i' 
[iridrii  inißaXatv  aal  tm  ngazto  fivTKiovsvst  tov  EvnlsiSov  (de  sph.  et  cyl. 
I,  2.  p.  14, 1  Heib.,  vgl.  A.  19),  xal  (livtOL  %ai  vpaatv  ou  ntoXsfiaiög  figsto 
noTS  avTov,  s^  t{g  iativ  negl  ysmuBXQÜxv  bdog  avvtofimteQcc  trjg  atotz^uDaeagy 
o  dh  dnsxQ^vato  firi  slvai  ßaadi^aiiif  atganov  inl  yscofistgiav.  vemtsgog  i^lv 
ovv  iati  tav  nsgl  nidtmvct,  ngsaßvrsQog  6h  'Egatoa^ivovg  xal  'Agxiiii^dovg, 

18)  Marin.  Praef.  Dat.  p.  14  Hardy.  (atoizsia)  ysmustQ^ag  ,  .  .  iv  zoig 
if  ßißUoig.  Vgl.  Philop.  in  Aristot.  Phys.  II.  fol.  f.  IV^.  p.  220,  16  VitelU. 
r«  EvnXeldov  ly'  ßtßUcc. 

19)  Prokl.  p.  71,  18  ff.  6  U^xifiridrig  h  toig  negl  atpa^ag  xal  %vXivdgov 
(vgl.  A.  17)  xal  'JxoXXmviog  xal  oC  aXXot  ndvtsg  tpaCvovzoit,  xoig  iv  avz^  zy 
7tgay(Uizs(oi  dedsiyiiivotg  ^dogy  dgxcii^9  ofioXoyovfiivoig  XQmfievot,  Vgl.  A.  283 '*. 

20)  Prokl.  p.  68,  7  ff.  EvnXeidrjg  6  td  ffrot^f*«  avvayccymv  xal  noXXd 
HSV  zrnv  Evdo^ov  avvzd^ag^  noXXd  dl  zmv  Ssaiziqzov  zfXsacdfLBVog  (s.  A.  23), 
izL  Sh  td  [laXancizegov  dsmvviieva  zotg  ifkicqoaf^sv  slg  dvs- 
XiyKzovg  dicoÖBl^sig  avvayccymv.    Heiberg  Stud.  üb.  Eukl.  S.  34  f. 

21)  Prokl.  p.  69,  4  ff.  due(p6Q6vzmg  ä'  dv  xig  avzov  dyac^B^rj  ncczd  zriv 
yBODfiBzgi'Kriv  azotx^^maiv  zrjg  zd^Boag  BPencc  xal  trjg  inXoyrjg  tgov  ngog  td 
özoix^ta  mnoiTiiiivaiv  d'smgrifuitav  tB  xal  nQoßXrjfidztov  x.  r.  X,  ygl.  Z.  24  ff* 
p.  74,  9  ff. 

22)  Prokl.  p.  72,  13  ff.  üzotxstmdr)  d'  iatlv  oaa  diatsivst  fi^  inl  nXB^o) 
xal  tb  dnXovv  ix^i  xal  to  j^a^^v  .  .  .  ooa  ts  fi^M  Big  nXri^og  ix^i  ^t^xov- 
actv  trjv  yvmaiv  ftifr«  av  yXa(pvlf6v  ti  ngotpaivBi  xal  jra^^fv,  zavza  xal  trig 

SüsxMiBL,  griech.-alex.  Litt-Gesoh.  L  45 


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706    DreiundzwanzigBtes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

eonservative  Geist  wie  im  Inhalt  zeigt  sich  auch  in  der  Form 
des  Werks,  welche  gleichfalls  ohne  Zweifel  im  Wesentlichen  die 
hergebrachte  war,  so  dass  der  Fortschritt  nur  in  einer  besseren 
Systematik  im  Besonderen  bestand ^^^).  Das  Ganze  zerfallt  in 
13   Bücher*^.      Von   den    früheren   Commentatoren   Heron  ****), 

rmv  atoixsuodöv  I£(d  nützet  dvvdiismg  (ygl.  auch  p.  73,  5  ff.),  p.  74,  18  ff. 
oaa  na^ccXiii^dveiv  donsiy  iq  taig  avtaig  iq>6Soi>g  yfyvetat  yvmqtfut  ...  vi  mg 
aykTixavQv  eloäyovta  ical  dniQavrov  noi%iX£av  dlXotqiM  tr^g  tmv  cxoixBCmv 
iatlv  IxZoy^ff.    Vgl.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  81—86. 

22^)  CantoT  Gesch.  der  Math.  I.  S.  286  f.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  35  f., 
vgl.  A.  23. 

23)  Vgl.  A.  18.  Scheinbar  hat  es  yier  Haupttheile.  Zuerst  nämlich 
kommt  die  Planimetrie,  B.  1 — 6.  Und  zwar  umfasst  das  1.  B.  besonders 
die  Lehre  von  den  Parallellinien,  Parallelogramnlen  nnd  der  Congmenz  der 
Dreiecke;  es  endet  mit  dem  pythagoreischen  Lehrsatz,  zu  welchem  dann 
das  2.  gewissermassen  einen  Zusatz  bildet,  denn  es  handelt  von  Zusammen- 
setzung und  Zerlegung  yon  Quadraten  und  Bechtecken  und  Verwandlung 
Ton  Figuren;  das  8.  wendet  sich  zur  Ereislehre,  nämlich  zu  den  Linien 
und  Winkeln  im  Kreise,  das  4.  zu  den  dem  Kreise  eingeschriebenen  und 
umschriebenen  Vielecken,  besonders  den  regelmässigen,  namentlich  dem 
Fünfeck;  das  5.  enthält  die  allgemeine  Proportionenlehre,  das  6.  die  An- 
wendung derselben  auf  die  Geometrie,  namentlich  die  Aehnlichkeit  der 
Figuren.  Dann  folgt  zweitens  im  7.  bis  9.  B.  die  elementare  Zahlenlehre, 
besonders  die  Zahlenproportionen ,  drittens  im  10.  die  Lehre  von  den 
commensurablen  und  incommensurablen,  rationalen  und  irrationalen  Grössen 
und  endlich  viertens  die  Stereometrie.  Und  zwar  beginnt  das  11.  B., 
genau  wie  wir  auch  heute  noch  verfahren,  nut  den  Fundamentalsätzen 
über  Schneidung  und  Berührung  der  Ebenen  und  geht  dann  zum  Parallel- 
epipedon  über,  das  12.  handelt  von  Pyramide,  Prisma,  Kegel,  Cylinder 
und  Kugel,  das  18.  kehrt  zu  den  regelmässigen,  einem  Kreise  einge- 
schriebenen Vielecken  zurück  und  bahnt  sich  von  da  den  Weg  zu  den  fünf 
geradlinigen  regelmässigen  oder  sogenannten  platonischen  Körpern.  Aber 
der  arithmetische' Theil  des  Werks  dient  nur  dem  geometrischen:  das  10.  B. 
war  wegen  der  Betrachtung  der  regelmässigen  Körper  erforderlich  und  das 
7.  bis  9.  wieder  als  Einleitung  zum  10.  Es  sind  und  bleiben  daher  eben 
nur  Elemente  der  Planimetrie  und  Stereometrie,  nicht  auch  der  Arithmetik. 
Vgl.  Prokl.  p.  78,  10  ff.  xd  na^'  Ev%Xeidov  CTOi%Bia  ,  ,  ,  td  fi,}v  tilg  negl 
rd  in^nsda  yecofiCT^^ff,  td  dl  trjg  atsqsoiietqüxg.  Was  nun  aber  die  A.  20 
mitgetheilte  Aensserung  des  Proklos  anlangt,  E.  habe  vieles  von  Theaetetos 
Begonnene  zu  Ende  geführt  und  vieles  von  Eudoxos  Herrührende  zu  einem 
Ganzen  zusammengeordnet  j  so  ist  der  Anschluss  an  Ersteren  im  10.  B.  (wo 
Prop.  9.  10  in  einem  Scholion  No.  62  Heib.  ausdrücklich  auf  Theaetetos 
mit  einer  Modification  zurückgeführt  werden,  vgl.  Plat  Theaei  147  D  ff.) 
und  im  18.  (da  Theaetetos  nach  Suid.  SBaitrixogd&a  erste  Werk  über  jene 
fünf  regelmässigen  Körper  geschrieben  hatte,  vgL  übrigens  auch  A.  15), 
der  an  Letzteren  im  5.  (s.  Prokl.  p.  67,  8  ff.  und  bes.  das  Scholion  No.  8 


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Eukleides.  707 

Porphyrios  (273  bis  etwa  304  n.  Chr.)**)  und  Pappos  (etwa 
300  n.  Chr.)  l^at  uns  Proklos  (412 — 485)  in  seinem  sehr  wich- 
tigen Commentar  zum  ersten  Buch  einige  Bruchstücke  erhalten*^), 
seine  Absicht  denselben  fortzusetzen*^  scheint  er  aber  nicht 
ausgeführt  zu   haben *^.     Eine  neue   Ausgabe  veranstaltete  der 

Heib.  zu  diesem  B.  (vgl.  Enoche  UntersnchDiigen  über  die  nen  aufge- 
fundenen Scholien  des  Proclas  Diadochos  zu  Eaklids  Elementen,  Herford 
1865.  8.  S.  10 — 18),  in  welchem  das  ganze  5.  B.  cv^Tjfia  Evdo^ov  genannt 
wird,  vgl.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  33  f.),  im  10,  und  12.  (Arcbim.  de  sph.  et 
cyl.  p.  4, 11  fif.,  ygl.  qaadr.  parab.  p.  296, 18  ff.  Heib.,  s.  anch  Heiberg  a  a.  0. 
S.  84)  und,  wenn  Bretschneider  Die  Geometrie  nnd  die  Geometer  vor 
Enkleides,  Leipzig  1870.  S.  167  f.  nnd  Cantor  a.a.O.  S.  207  f.  286  die 
Angabe  bei  Prokl.  p.  67,  6  f.  richtig  verstehen ,  in  den  5  ersten  Sätzen  des 
13.  oder  der  (schon  im  2.  nnd  4.  B.  angebahnten)  Lehre  vom  goldenen 
Schnitt  zu  finden.  Die  Form  dieser  Bücher  weicht  aber  von  der  der  übrigen 
nicht  ab ,  imd  aach  Proklos  dentet  nicht  im  Geringsten  auf  eine  Neoerung 
des  E.  in  dieser  Richtnng  hin.  Vgl.  zum  Vorstehenden  die  genaueren  Aas- 
führungen  von  Cantor  a.  a.  0.  S.  224—286,  dazu  Heiberg  a.  a.  0.  S.  80  f. 
und  bes.  über  das  2.  und  6.  B.  Zeuthen  S.  1— 88. 

23^)  S.  A.  172.  174.  177. 

24)  Sei  es  nun,  dass  dieser  eine  besondere  Erläuterung  schrieb  oder 
Proklos  das  aus  ihm  Mitgetheilte  sämmtlioh  in  dessen  2viiiu%ta  (Prokl. 
p.  56,  24)  fand. 

26)  S.  dieselben  bei  Heiberg  a.  a.  0.  S.  167-163.  Vgl.  A.  172.  174. 
Von  dem  Commentar  des  Pappos  finden  sich  auch  noch  sonstige  Spuren 
bei  Eutok.  in  Archim.  de  sph.  et  cyl.  p.  84,  6  ff.  Heib.  und  in  den  Scholien, 
s.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  168  f ,  und  vielleicht  ist  der  in  der  arabischen  üeber- 
setzuDg  von  Abu  Othmän  aus  Damaskos  erhaltne  zum  10.  B.,  für  dessen 
Verfasser  Wöpcke  (s.  A.  236)  einen  gewissen  Valens  und  sicher  irrthüm- 
lieh  einen  byzantinischen  Astrologen  Vettius  Valens  hält,  und  welcher  in 
den  Scholien  benutzt  zu  sein  scheint,  der  seine,  s.  Heiberg  a.  a.  0. 
S.  168—171.  Von  dem  des  Proklos  kommt  jetzt  nur  die  Ausgabe  von 
Fried  lein,  Leipzig  1873.  8.  in  Betracht  (über  die  älteren  griech.  und  lat. 
Bearbeitungen  s.  Heiberg  S.  164),  dazu  die  Mittheilongen  von  C.  Wachs- 
muth  Handschriftliche  Notizen  üb.  d.  Comm.  des  P.  zu  den  Elem.  des  E., 
Rhein.  Mus.  XVlII.  1863.  S.  132—136.  Ueb.  d.  handschriftl  üeberlieferung 
von  P.  Comm.  zu  Euklids  Elem.,  ebendaselbst  XXIX.  1874.  S.  817—820. 
J.  H.  Knoche  Untersuchungen  üb.  des  Proclas  Diadochus  Comm.  zu  Euklids 
Elementen,  Herford  1862.  4  und  a.  a.  0.  Majer  Proklos  über  die  Defini- 
tionen bei  Euklid.  L  Stuttgart  1881.  4.  Weiteres  bei  Heiberg  a.  a.  0. 
S.  164  f.  üeber  die  Scholien  und  ihr  Verhältniss  zu  Proklos  s.  Heiberg 
a.  a.  0.  S.  166—168^  über  die  Handschriften  derselben  Heiberg  Ausg.  V. 
S.  iXff. 

26)  272,  10  ff.  398,  18  f.  432,  9  ff. 

27)  Wie  Heiberg  a.  a.j0.  S.  166—168  gegen  Wachsmuth  zeigt.  — 
Ueber  die   Auszüge   des   uns   sonst  unbekannten  Aeneias  aus  Hierapolis 

45* 


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708    Dreiondz wanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

schon  früher*^^)  erwähnte  Mathematiker  Theon  von  Alexandreia 
im  vierten  Jahrhundert^  nachdem  sich  schon  vqr  ihm  manche 
Fehler  eingeschlichen  hatten  und,  wie  es  in  vielgebrauchten  Lehr- 
büchern zu  geschehen  pflegt,  manche  fremde  Zuthaten  interpolirt 
waren ,  mit  einigen  neuen  Zusätzen  und  auch  umgekehrt  einigen 
Verkürzungen  und  auch  sonstigen  Redactionsänderangen  zum 
Behuf  seiner  Vorlesungen**),  und  auf  diese  Ausgabe  gehen  laut 
den  üeberschriften  ^^)  fast  alle  uns  erhaltnen  Codices  zurück, 
so  dass  zunächst  erst  diese  Bedaction  aus  ihnen  herzustellen  und 
von  da  sodann  auf  das  ursprüngliche  möglichst  zurückzugehen 
war,  indem  wenigstens  eine  alte  Handschrift*^)  noch  die  frühere 


(Prokl.  p.  361,  18  ff.)  und  des  Michael  Psellos  (im  11.  und  12.  Jahrh.)  und 
die  beiden  byzantinischen  Gommentatoren  des  14.  Jahrh.  Barlaam  aus 
Calabrien  nnd  den  Mönch  Isaak  Argyros  handelt  Heib  erg  a.  a.  0.  S.  171—178 
und  überhaupt  über  die  Studien  der  Byzantiner  Ausg.  V.  S.  XCIV — XCVI. 
27^)  C.  10.  A.  57  ff. 

28)  Zvvovaiai,  s.  A.  28^.  Theon  selbst  sagt  in  seinem  Commentar  zu 
Ptolem.  Almag.  I.  p.  50  Bas.  201  Halma:  oti  dh  ot  inl  tconv  xvidtov  ro- 
fisig  ngog  dXXi^Xovg  slalv  mg  at  yatviat,  i(p'  mv  ßfßrj^aaiy  diSsintai  ijfiiv  iv 
T^  i%d6asi  xmv  atoixsüiv  TCQog  xA  tiXsi.  tov  ^%zov  §tßX£ov  und  bezeichnet 
also  selber  damit  seine  Zuthat  zum  33.  Satz  des  6.  B.  S.  die  genauen 
Untersuchungen  über  seine  Bedaction  und  ihr  Verh&ltniss  zu  der  ihm  über- 
kommenen Gestalt  bei  Heiberg  Ausg.  V.  S.  XXIV— LXXVI  und  über  die 
älteren  Fehler  und  Interpolationen  S.  LXXVI— XC.  Zu  den  letzteren  ge» 
hört  z.  B.  der  Schluss  des  10.  B.,  d.  h.  (wie  nach  theilweisem  Vorgang 
Anderer  August  erkannte)  Propos.  115,  wahrscheinlich  aber  auch  schon 
112—114.  Ueber  Verderbnisse  und  Interpolationen  nach  Theon  s.  Hei- 
berg  Ausg.  V.  S.  XCIU.  Eine  abgekürzte,  im  Codex  b  (s.  A.  29)  erhaltne 
Fassung  vom  Ende  des  11.  B.  und  yom  12.  (b.  Heiberg  Ausg.  UI.  S.  385  ff.) 
ging  aus  den  Studien  der  Byzantiner  vor  dem  8.  Jahrh.  (s.  A.  31)  herror. 

28^)  Nämlich  theils  i%  trjg  Sitovog  indoaecog^  theils  dnb  xöiv  avvov- 
ai6v  xov  Brnvog^  s.  Heiberg  St.  üb.  E.  S.  174.  S.  177.  A.  2.  Ausg.  V. 
S.  XXIV  ff 

29)  Nämlich  der,  wie  (A.  16)  gesagt,  schon  von  Peyrard  (s.  Hei- 
berg Ausg.  I.  S.  Vf.  V.  S.  CXUI)  benutzte  Vatic.  190  (P  b.  Heiberg) 
aus  dem  10.  Jahrh.  Ein  Scholion  desselben  zu  XIII,  6  (bei  Heiberg  IV. 
S.  268.  Anm.)  lautet:  xovxo  x6  ^mgruuic  iv  xotg  nXsiaxoig  x^g  viag  iTtdoamg 
ov  (piQSxaty  iv  dl  xoig  xrjg  naXauig  bv{(Ig%b%ui,  Von  den  auf  Theons  Becension 
beruhenden  Handschrr.  hat  Heiberg  ausser  der  besten  F  ^a  Laur.  XXVIII,  3 
aus  dem  10.  Jahrh.  besonders  die  888  geschriebne,  einst  im  Besitze  des 
bekannten  Erzbischofs  Arethas  befindliche  und  von  ihm  mit  Schollen  und 
anderen  Zuthaten  (s.  darüber  das  Genauere  bei  Maass  M^Ianges  Graux 
S.  749  f.)  ausgestattete  B  (Bodl.  Dorvill.  X,  1  .inf.  2,  30)  und  die  aus  ver- 
ßchiedenen  Originalen  (unter  ihnen  auch  b)  abgeschriebne  V  >->  Vindob.  103 


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Eutleides.  709 

Gestalt  zeigt  und  auch  sonst  noch  manche  Spuren  derselben  ge- 
blieben sind*^^).  Bei  den  Römern  fand  eine  erheblichere  Be- 
schäftigung mit  den  Elementen  erst  sehr  allmählich  Statt  ^®): 
abgesehen  von  einer  uns  noch  erhaltnen  sehr  freien  Bearbeitung 
des  eilften  bis  dreizehnten  Buchs  durch  einen  Unbekannten  im 
vierten  Jahrhundert^^)  war,  so  viel  wir  wissen,  die  uns  nicht 
gebliebene  lateinische  Uebersetzung  von  Boethius  die  älteste^^^). 


(wahrscheinlich  ans  dem  12.  Jahrh.)  and  anshülflich  namentlich  b  (Bono- 
niensis  18.  19  ans  dem  11.  Jahrb.)  zu  Ghronde  gelegt  (s.  Ausg.  V.  S.  XXI 7 ff.), 
für  das  14.  (von  Hypsikles,  s.  A.  241.  242)  verfesste  B.  aber,  in  welchem 
ebenso  wie  im  16.  P  zu  den  schlechteren  Handschrifben  gehört,  in  erster 
Linie  M  (Monac.  427  aus  dem  12.  oder  13.  Jahrb.),  demnächst  v  (Vatic. 
1038  aus  dem  13.  Jahrh.)  neben  PBV,  für  das  16.  neben  den  vier  letzt- 
genannten Codices  m  (Marc.  Yen.  303  aus  dem  14.  Jahrb.).  Die  Bedaction 
des  Theon  enthielt  offenbar  das  14.  B.  nicht ,  das  16.  ist  ohnehin  (s.  A.  242) 
erst  nach  ihr  entstanden.  S.  Heiberg  Ausg.  V.  S.  V  ff.  Von  grossem 
antiquarischem  Interesse  ist  das  Stücke  des  10.  und  13.  darbietende,  von 
Ueiberg  Ein  Palimpsest  der  Elemente  Euklids,  Philologus  XLIV.  1886. 
S.  363—366  veröffentlichte  (theils  syrische,'  theils  griechische  Bestandtheile, 
unter  ihnen  bekanntlich  auch  Bruchstücke  der  llias  aus  dem  6.  Jahrh.  in 
sich  fassende)  Palimpsest  des  britischen  Museums  (Cod.  Syr.  687),  als 
griechischer  Codex  in  diesem  Theil  mit  Add.  17211  bezeichnet  und  aus 
dem  7.  Jahrh.  oder  Auf.  des  8.  stammend,  aber  freilich  für  die  Text- 
herstellung,  da  es  der  Recension  des  Theon  folgt,  hauptsächlioh,  wie  Hei- 
berg  S.  366  bemerkt,  nur  insofern  von  Werth,  als  „es  unseren  sonstigen 
griechischen  Manuscripten  gegen  die  Neuerungen  der  Araber  schützend  zur 
Seite  steht".  Ueber  P  s.  noch  Heiberg  St.  üb,  E.  S.  177  ff.,  über  b 
A.  28.  31. 

29^)  In  den  zahlreichen  Anführungen  bei  alten  Schriftstellern:  so  ist 
Proklos  nicht  der  Bedaction  Theons  gefolgt,  s.  Heiberg  St.  üb.  E.  S.  181  ff. 
Ausg.  V.  S.  XC-XCII. 

30)  S.  Heiberg  Ausg.  V.  S.  XCVIII  ff.  Der  Erste,  welcher  den  E. 
nennt  (und  zwar  als  Hauptvertreter  der  Geometrie  neben  Archimedoä)  ist 
Cic.  de  or.  III,  33,  132.  Die  Agrimensoren  benutzten  begreiflicherweise 
weit  mehr  den  Heron  (s.  A.  169).  Erst  Martian.  Cap.  VI,  724  bezeichnet  die 
Elemente  unzweideutig  als  ein  allen  „Philosophen*^  bekanntes  Buch,  es  ist 
aber  mehr  als  zweifelhaft,  ob  er  sie  selbst  gelesen  hat. 

SO^)  In  einem  Veroneser,  von  Studemund  abgeschriebnen,  aber  bisher 
(so  viel  ich  weiss)  noch  nicht  veröffentlichten  Palimpsest  (No.  40)  aus  dieser 
Zeit,  s.  Cantor  a.  a.  0.  S.  478  f.  Der  Urheber  hat  die  Arbeit  allem  An- 
schein nach  für  eich  selbst  gemacht  und  geschrieben. 

30 ö)  Cassiod.  Var.  I,  46.  translationtbus  enim  tuis  .  .  .  Nicomachus 
arithmeHcus,  geometricus  EucUdes  audiurUur  Ausoniis  und  de  geom.  p.  677. 
EucUdem  translatum  in  Bomanam  linguam  idem  vir  magnificus  BoethiiM 
deäit   Die  uns  gebliebne  sogenannte  geometria  Boethii  isl  ein  im  11.  Jahrh. 


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710    Dreiundzwanzigsies  Capiiel.    Reine  und  aDgcwandte  Mathematik. 

Dagegen  ward  dies  Werk  des  Eukleides  von  den  Arabern,  -wie 
es  heisst,  schon  seit  dem  achten  Jahrhundert  fleissig  studirt, 
erklärt,  übersetzt,  und  zwar  nach  Exemplaren,  die  noch  der 
älteren,  vortheonischen  Fassung  folgten,  aber  mit  so  vielen  freien 
Ueberarbeitungen  und  Neuerungen,  dass  sich  höchstens  vielleicht 
für  die  Textkritik  im  Einzelnen,  so  weit  sie  wörtlich  übersetzen. 
Einiges  aus  ihnen  gewinnen  lässt^^).  Von  ihifen  hing  im 
"Wesentlichen  auch  die  mittelalterliche  lateinische  üebersetzung^*) 


aus  verschiedenen  Quellen  zusammengetragenes  Machwerk,  bei  welchem 
allerdings  auch  eine  damals  (s.  Curtze  Philol.  Rdsch.  I.  1881.  Sp.  946  ff. 
Jahresber.  XL.  S.  16)  schon  und  noch  jetzt  in  einem  Cod.  Monac.  660  vor- 
handene lateinische  üebersetzung  benutzt  ist,  s.  H.  Weissen  bor  n  Abhh. 
zur  Gesch.  der  Math.  II.  (1879).  .S.  185—240,  vgl.  Heiberg  Philologua 
XLIII.  S.  607  f. 

31)  Genauer  wird  sich  über  diesen  letzten  Punkt  erst  urtheilen  lassen, 
wenn  die  noch  vorhandenen  arabischen  üebersetzungen  herausgegeben  sind. 
Für  jetzt  s.  Gartz  De  ioterpretibns  et  explanatoribus  Euclidis  Arabicis, 
Halle  1823.  4.  Heiberg  St.  üb.  E.  S.  1—21.  Klamroth  Ueber  den 
arabischen  Enklides,  Zeitschr.  der  deutschen  morgenländ.  Qesellsch.  XXXY. 
1881.  S.  270—326.  (Dieser  Abh.  danken  wir  bisher  unsere  genaueste  Detail- 
kenntniss).  Heiberg  Die  arabische  Tradition  der  Elemente  Euklids, 
Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Hist.-liti  Abth.  XXIX.  1884.  S.  1—22  (welcher 
zeigt,  dass  Elamroth  verhältnissmässig  noch  immer  zu  günstig  denkt). 
Ausg.  V.  S.  XCV— XCVIII.  Steinschneider  Euklid  bei  den  Arabern, 
Zeitechr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Hist.-litt.  Abth.  XXXI.  1886.  S.  81-110.  Nach 
Hadji  Khalfa  UI.  S.  91  kamen  die  Elemente  schon  im  8.  Jahrb.  unter  dem 
Kalifen  Almansur  zu  den  Arabern,  im  9.  übersetzte  sie  Hajjaj  benJusuf 
unter  Harun  al  Raschid  und  dann  unter  AI  Mamun  in  einer  zweiten,  ver- 
besserten Gestalt,  offenbar  auf  Grund  neu  herbeigeschaffter  griechischer 
Handschriften  ins  Arabische,  dann  im  10.  Jahrh.  Ishak  ben  Honein  auf 
Grund  dieser  Uebertragung,  jedoch  mit  engerem  Anschluss  an  das  Griechische, 
darauf,  nachdem  Ishaks  Uebers.  nach  neuen  griech.  Codices  von  Thabit 
ben  Eorra  verbessert  war,  von  Neuem  im  13.  Jahrh.  Nasirreddin  Tusi, 
dessen  Arbeit  bisher  allein  gedruckt  ist  (Rom  1694).  Das  14.  und  15.  B. 
übersetzte  Costa  ben  Luca.  Interessant  ist  es,  dass  die  Araber  in  ihren 
der  älteren  Teztgestalt  vor  Theon  folgenden  griechischen  Exemplaren  doch 
eine  ähnliche,  nach  Theon  eingeführte  Verkürzung  vom  12.  B.  und  dem 
Ende  des  11.  fanden,  wie  wir  im  Codex  b  (s.  A.  28)  sie  vor  uns  haben. 
Ueber  die  Commentare  derselben  s.  Steinschneider  S.  86 ff.,  welcher 
S.  85  auch  zwei  hebräische  Üebersetzungen  nachweist,  eine  nach  dem 
Lateinischen  und  eine  aus  dem  13.  Jahrh.  nach  Ishak.  Ueber  armenische 
und  persische  s.  Wenrich  De  auct.  Gr.  vers.  etc.  S.  184. 

32)  Von  Adelhardvon  Bath  im  12.  Jahrb.,  der  dabei  aber  vielleicht, 
wie  Curtze  a.  a.  0.  0.  nachzuweisen  sucht,  auch  noch  die  schon  vor- 
handene A.  30 ^^  erwähnte  lat.  Uübers.  benutzt  hat.    Im  Uebrigen  spreche 


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Eukleides.  711 

ab|  bis  man  denn  endlich  seit  dem  Anfange  der  Neuzeit  auch 
lateinische  Uebertragongen  aas  dem  Griechischen  zu  machen  und 
dann  auch  griechische  Ausgaben  zu  veranstalten  begann'^).  Eine 
wirkliche  Textrecension  hat  erst  Heiberg  geliefert 

Eine  zweite,  gleichfalls  der  eigentlichen  Elementargeometrie 

ich  in  der  Einfahl,  weil  anch  ich  glaube,  dass  die  von  H.  Weisse nborn 
Die  üebersetznng  des  Euklid  aus  dem  Arabischen  in  das  Lateinische  durch 
Adelhard  von  Bath  nach  zwei  Handschriften  der  EOnigl.  Biblioth.  in  Er- 
furt, Ztschr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Hisi-litt.  Abth.  XXV.  1880.  Snppl.  —  Abhh. 
zur  Gesch.  der  Math.  111.  S.  141—166  (vgl.  Curtze  Bec.  dieser  Abh.  Phil. 
Rdsch.  a.  a.  0.  Sp.  943—950  und  Jahresber.  a.  a.  0.  S.  19  ff.  Heiberg 
rhilologas  XLUI.  S.  478  f.)  aufgestellte  Ansicht,  es  habe  zwei  verschiedne 
Uebersetzungen  aas  dem  Arabischen  von  Adelhard  und  von  Campanns 
gegeben,  falsch  und  vielmehr  die  Angabe  einiger  Handschriften,  jener  sei 
der  Uebersctzer,  dieser  der  Commentator  gewesen,  in  dieser  allerdings 
donklen  Sache  die  wahrscheinlichste  ist,  s.  Heiberg  Ansg.  Y.  S.  Cf.  Sehr 
selten  ist  die  von  Luca  Pacioli  verbesserte  Ausg.  v.  Campanus,  Venedig 
1509,  vgl.  Boncampagni  Bulletino  di  bibliografia  e  di  storia  delle  scienze 
matematiche  e  fisiche  XII.  S.  352  ff. 

33)  S.  Heiberg  Ausg.  V.  S.  CI— CXIII.  Zuerst  erkannte  lohannes 
Regio  montan  US  (s.  A.  97)  bei  seinem  Vorhaben  einer  neuen,  verbesserten 
Ausgabe  der  Arbeiten  von  Adelhard  und  Campano  in  Folge  seines  Aufent- 
halts in  Italien  deren  Abweichung  von  den  griechischen  Handschriften. 
(Ueber  ein  Nürnberger,  grösstentheils  von  ihm  selbst  geschriebenes  Manu- 
script  von  Adelhard  und  Campanus  s.  bes.  Curtze  Jahresber.  XI.  S.  1791). 
Dann  verfasste  Georg  Valla  zuerst  eine  lateinische  üebersetznng  des  14. 
und  15.  B.  nach  dem  Griechischen  (mit  Anderem)  Venedig  1498  (s.  Hei- 
berg  Ph.  St  XII.  S.  377)  und  von  anderen  Stücken  in  dem  A.  5  angef. 
Werk.  Der  Erste  aber,  welcher  die  Werke  des  £.  vollständig  aus  dem 
Griechischen  ins  Lateinische  zu  übertragen  unternahm,  war  Barthol. 
Zamberti,  Venedig  1505  u.  ö.  (Campano  und  Zamberti  verbunden  Paris 
1616.  Basel  1537  u.  1546),  s.  H.  Weissenborn  Die  uebersetzungen  des 
Euklid  durch  Campano  und  Zamberti,  Halle  1882.  8.  (vgl.  Curtze  Jahres- 
bericht XL.  S.  21  f.  Heiberg  Philologus  XLUL  S.  479).  Die  Editio  prin- 
ceps  (s.  A.  16)  beruht  auf  zwei  schlechten  Handschriften  und  Zamberti.  Es 
folgte  Dasypodius,  Strassburg  1564  u.  ö.  (griech.  u.  lat.).  Nie.  Tartalea 
hat  in  seiner  itaL  Uebers.  1565  (2.  A.  Venedig  1585)  nicht  einmal  eine 
griech.  Ausg.  angesehen,  Commandini  in  seiner  lai,  Pesaro  1572.  2.  A. 
1619,  ausser  der  Ed.  princ.  auch  einen  griech.  Codex  benutzt.  Ueber  die 
Ausg.  von  Peyrard  s.  A.  16.  29.  Camerer  und  Hauber  B.  1—6,  Berlin 
1824.  1825.  II.  8.  Neide  B.  1—6.  11.  12,  Halle  1825.  8.  August  B.  1—13, 
Berlin  1826—1829.  II.  8.  (mit  engerem  Anschluss  an  P  und  Benutzung  von 
V  und  Proklos).  Todhunter  B.  1—6  und  zum  Theil  11  und  12,  London 
1877.  Deutsche  Uebers.  v.  Lorenz,  6.  A.  von  Dippe,  Halle  1840.  8. 
u.  s.  w.  —  Tannery  La  g^ometrie  imaginaire  et  la  notion  d'espace,  Revue 
philos.  II.  1873.  S.  433  ff.    De  la  Solution  des  problämes  du  second  degr^ 


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712    DrciundzwanzigsteB  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

angehörige,  aber  nicht  im  Original  erhaltene^)  Schrift  des  Eu- 
kleides  war  die  Aufgabensammlung  über  Figurentheilungen^  n^sgl 
SiavQi6B(ov  ßvßXiov^^)]  eine  dritte,  WsvSaQia  (Trugschlüsse) 
betitelt,  welche  eine  Methodik  zur  Vermeidung  mathematischer 
Trugschlüsse  enthielt  und  gleichfalls  verloren  gegangen  ist,  scheint 
auch  dies  Gebiet  noch  nicht  überschritten  zu  haben ^). 

Dagegen  bildet  eine  vierte,  die  Data  (^Jedoiiiva)  in 
1  Buch,  welche  uns  mit  der  guten  Einleitung  des  Marinos,  eines 
Schülers  von  Proklos,  erhalten  ist®''^,  den  Uebergang  zur  verhält- 
nissmässig  höheren  Geometrie  ^^).  Es  ist  eiue  Sammlung  der  am 
Häufigsten  zur  Anwendung  kommenden  Bedingungen,  unter  welchen 
beim  analytischen  Verfahren  dies  oder  jenes  Stück  der  Figur  ge- 
geben ist,  wie  es  scheint,  zugleich  der  erste  und  letzte  Versuch 
dieser  Art    Pappos  hatte  Erläuterungen  zu  ihr  geschrieben^). 

Ungleich  bedeutender  waren  fünftens  die  3  uns  nicht  er- 

avant  Euclide,  M^oires  de  la  societd  deb  sciencee  phys.  et  nat.  de  Bor- 
deaux 2.  Sär.  T.  IV.  S.  395—416. 

84)  John  Dee  übersetzte  1568  eine  arabische  Schrift  gleichen  Titels 
von  Mohammed  Bagdadinns,  einem  arabischen  Mathematiker  des  10.  Jahr- 
hunderts, ins  Lateinische,  allein  dies  ist  eine  selbständige,  &eüich  von  E. 
beeinflusste  Arbeit.  Dagegen  hat  die  Yon  Woepcke  Joarn.  asiat.  1851. 
S.  238  ff.  nach  einer  Pariser  arabischen  Handschrift  (SnppL  arabe  952,  2) 
YcrOffentlichte  Uebertragang  den  Beweis  geliefert,  dass  in  diesem  Codex 
\rirklich  eine  unmittelbare  arabische  üebersetzung  vorliegt.  Oft  erdinger 
Beiträge  zor  Wiederherstellung  der  Schrift  des  Euclides  über  die  Theilnng 
der  Figuren,  Ulm  1853.  (Mir  nicht  zugänglich).  Heiberg  Stud.  üb.  £. 
S.  12ff.  86—88. 

85)  Prokl.  p.  68,  23  ff.  144,  18  ff.  Friedl. 

86)  Nach  den  Bemerkungen  des  Prokl.  p.  70,  1  ff.  Fr.  zu  schliessen. 
Auf  sie  scheint  sich  Pseudo-Alex.  z.  Aristot.  soph.  el.  f.  25^  und  wohl 
auch  der  Schol.  z.  Piat.  Theaet.  191  B  (p.  366  Bekk.  248  Herrn.)  olov  ixl 
z&p  nagoc  toig  ysmfiitQccig  xaXovfiivonv  ^svduQid'fi^v  zu  beziehen. 

87)  Ed.  princ.  von  Hardy,  Paris  1625.  4.  üebers.  v.  J.  F.  Wurm, 
Berl.  1825.  Hinsichtlich  der  Ueberlieferung  s.  A.  244.  Buchbinder  Euklids 
Porismen  und  Data,  Naumburg  1866.  4.  (Progr.  v.  Pforte)  mit  griech.  Text 
der  ersten  24  Data  nach  einer  Münchner  Handschr. 

38)  Papp.  VU,  3.  p.  686,  18  f.  tmv  81  ngoBi^rjfiivmv  tov  avaXvoftiwov 
fj  td^ig  iaxlv  totavrij'  Evnls^dov  Jsdofiivav  ßißX^op  a  x.  r.  A.  Heiberg 
a.  a.  0.  S.  39—41. 

89)  Marin,  p.  16.  Pappos  giebt  p.  688—640  eine  Inhaltsübersicht, 
welche  in  der  Mitte  nicht  mit  dem  überlieferten  Text  übereinstimmt,  viel- 
mehr beweist,  dass  der  seine  spätere  Zusätze  hatte,  wohl  wiederum  aus 
der  Redaction  des  Theon,  anf  welche  einzelne  Handschriften  hinweisen, 
B.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  221—224. 


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Eukleides.  713 

haltnen  Bücher  noQi6(iata^^),  und  wiederum  wissen  wir  von 
keinem  Früheren .  oder  Späteren^  der  eine  solche  Sammlung  ver- 
anstaltet hätte. 


40)  Papp.  p.  686,  21  (a.  A.  88),  vgl.  VIU,  193  ff.  p.  866  ff.  Prokl. 
p.  302—812.  —  Pappos  giebt  YII,  13  ff.  p.  648  ff.  den  Inhalt  an,  aber  in 
einer  Weise,  dass  über  das  Wesen  eines  Porisma  in  dem  hier  behandelten 
Sinne  und  damit  tiber  den  Zweck  dieses  Werks  der  lebhafteste  Streit  ent- 
standen ist.  Die  Untersuchung  begannen  Wildboe  1776,  Bob.  Simon 
De  Porismatibus  tractatus,  Opera  quaedam  reliqua,  Glasgow  1776. 4.  S.  815  ff., 
Lawson  Treatise  conceming  Porisms,  London  1777,  Playfair  On  the 
origin  and  investigation  of  Porisms,  Edinburgh  1794  (vgl.  Wilkinson 
Proceedings  of  the  Society  of  Manchester  YII.  S.  68  ff.).  Die  Ansichten 
von  Simon  wurden  namentlich  von  Breton  de  Champ  im  Joum.  des 
Math^m.  XX.  1855.  S.  209—305  bekämpft,  aber  besonders  von  M.  Chasles 
Les  trois  livres  de  Porismes  d'Euclide,  Paris  1860  vertheidigt  und  weiter 
ausgeführt.  Lange  galt  dessen  Arbeit  als  abschliessend  (s.  jedoch  u. 
A.  Hon  sei  Journ.  des  Math<5m.  XXI.  1856.  S.  198 — 209.  Les  Porismes 
d'Euclide,  Rev.  arch^ol.  N.  F.  III.  1861.  L  S.  221-229.  Cantor  üeber 
die  Porismen  des  Euclid  und  deren  Divinatoren,  Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys. 
II.  1857.  S.  17—27),  aber  Heiberg  a.  a.  0.  S.  56—79  sucht  zu  zeigen,  dass 
er  im  Irrthum  sei,  und  dass  man  vielmehr  von  der  Erklärung  des  Proklos 
p.  300,  25—302,  13  ausgehen  und  von  ihr  aus  die  des  Pappos  beurtheilen 
müsse.  Hiernach  sei  wenigstens  so  viel  klar,  dass  ein  solches  Porisma  ein 
Mittelding  zwischen  Problem  und  Theorem  sei,  jenem  der  Form,  diesem  dem 
Inhalt  nach  näher  stehend,  und  sich  zum  deöofiivov  verhalte  wie  Problem 
zum  Theorem  und  wie  ahrifia  zum  Axiom,  indem  das  dtdofiivov  mit  ge- 
wissen Relationen  auch  gewisse  andere  als  zu  deren  Wesen  gehörig  und 
folglich  mit  gegeben  bezeichnet,  das  Porisma  aber  fordere,  dass  etwas  so 
der  Möglichkeit  nach  Gegebenes  auch  wirklich  gefunden  werden  soll,  z.  B. 
das  Centrum  zu  einem  Kreise.  Gewiss  mit  Recht  indessen  erklärt  es 
Zeuthen  S.  173  ff.  im  Gegensatz  zu  Proklos  wie  zu  Pappos  für  unglaub- 
lich, dass  E.  hier  das  Wort  nogtciia  in  einem  anderen  Sinne  gebraucht 
haben  könnte,  als  in  dem  von  CoroUarium,  also  „Folgesatz**  oder  „Zusatz**, 
in  welchem  es  sonst  überall  in  seinen  Schriften  wie  in  denen  des  Archi- 
medes  und  des  Pergaeers  Apollonios  vorkonmit.  Zeuthen  eignet  sich  da- 
her die  Au&ssung  von  Chasles,  wenn  auch  mit  Modificationen  wiederum 
an  und  erweitert  dieselbe  dahin,  dass  diese  Porismen  in  der  That  zum 
Theil  Folgesätze,  Nebenresultate  aus  den  Untersuchungen  über  Kegel- 
schnitte und  vielleicht  im  Besonderen  über  körperliche  Oerter  waren,  zum 
Theil  allerdings  vielmehr  Hülfssätze  für  die  Lehre  über  diese  Gegenstände, 
die  aber  doch  erst  gleichzeitig  mit  ihr  entstanden  und  an  und  für  sich  nur 
Glieder  in  den  vollständigen  Beweisen  für  die  in  ihr  enthaltenen  Sätze,  aus 
diesen  Beweisen  herausgezogen  aber  eben  selbst  nur  Folgesätze,  Neben- 
resultate ebendieser  Beweise  werden.  Er  zeigt  dann  ferner,  wie  gerade 
die  so  entstehende  eigenthümliche  Gestalt  dieser  Porismen  für  Spätere  der 
Anlass  werden  konnte  hier  an  einen  anderen  Sinn  des  Worts  als  jenen  ge- 


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714    Dreinndzwanzigstes  Oapitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Ebenfalls  verloren  sind  eine  sechste  und  siebente  Schrift 
über  die  0er ter  auf  der  Oberfläche  (tonoL  TtQog  ijtig>aveia) 
in  2*^)  und  Kegelschnitte  (Kovixd)  in  4  Büchern**).  Das 
letztere  Werk,  von  Apollonios,  der  sich  in  der  Vorrede  über 
dasselbe  äussert*'),  weit  überflügelt,  gerieth  bald  in  Vergessen- 
heit. Eukleides  schloss  sich  hier  zum  Tbeil  an  Menaechmos,  be- 
sonders aber  an  Aristaeos  an**);  im  üebrigen  aber  fehlt  uns 
auch  von  diesem  Werk  jede  nähere  Kenntniss*^). 


wohnlichen  za  denken  und  denselben  so  zu  bestimmen,  wie  wir  es  bei 
ProkloB  oder  Pappos  finden.  S.  Zeuthen  S.  160—184  und  über  das  einzige 
in  seiner  ursprünglichen  Gestalt  uns  (bei  Papp.  p.  666)  erhaltne  Porisma 
S.  161  ff.  Vgl.  unten  A.  218^  und  Zeuthen  S.  371  ff.  —  Leidenfrost 
Die  Porismen  des  Euklid,  Weimar  1863.  4.  ist  mir  unbekannt.  Buch- 
binder s.  A.  37. 

41)  Papp.  VU,  3.  p.  636,  23  f.  Evydsidov  xhntav  x&v  sr^o;  liCif^avzUf 
dvo.  Vgl.  VII,  312  ff.  p.  1004  ff.  und  Theod.  Metoch.,  s.  A.  46.  Das  Wenige, 
was  wir  Ton  dieser  Schrift  wissen  können,  s.  bei  Heiberg  a.  a.  0. 
S.  79-83  und  Zeuthen  S.  422—430. 

42)  Papp.  VII,  30.  p.  672,  18  ff.  tu  EvüIbCSov  ßtßlCa  9'  K<ovi%mv  UxoX- 
Xmvuts  dvanlriQ(6cag   xol  ngood^slg  iltBQa  d'  nagidoonsv  r\    Koavmmv  tBvxfl» 

48)  p.  8  Halley  (abgedr.  b.  Zeuthen  S.  600f.),  wo  er  von  seinem 
eignen  3.  B.  sagt:  to  öl  x^ixov  noXXa  %a\  nagdöo^a  d'imQ-qiux'ca  xQ'i^i'l'^* 
nQog  T£  tag  ew^ieug  tmv  atsQScäv  xonoov  xal  tovg  diOQiOfiovg  (nänü.  negt- 
ix^i)i  &v  tä  nXsiata  %aXa  xal  |eVa.  S  xal  natccvoriüccvzBg  cvviidofiBv  (t^ 
cvvtid'ifisvav  vno  EvhXb^öov  tov  inl  rgsig  %al  tioaaQag  ygccfifiag  tonov 
(s.  Zeuthen  S.  126 ff.)  dXXa  fjLOi^iop  v6  tvxov  avtov  %al  xovxo  oi%  Bvzvx^g' 
ov  yccQ  dvvccthv  ivsv  x&v  ngocsvQrjiiivayif  r^fLiv  xBXBno^iivai  zt^v  ovv^bciv. 
Denn  mit  Unrecht  meint  Entok.  z.  d.  St  p.  12  Halley:  ag  ioiiuv^  iv  itigm 
ßtßXüo  nBQl  Tonmv  yByQafifjLBvm  rm  E^tiXb^jj  inionmnzBi^  ZnBQ  Big  rifiäg  ov 
(piQBtai,  s.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  84 f.  Vgl.  die  Vertheidigung  des  E.  gegen 
jene  Bemerkung  des  Apollonios  bei  Papp.  VII,  33  ff.  p.  676,  19  ff.  oder,  wie 
Hultsch  meint,  in  einem  dort  einge£Qgten  Scholion. 

44)  Papp,  oder  Pseudo-Papp.  sagt  in  seiner  Vertheidigung  a.  a.  0. 
Z.  26ff.:  0  dh  EvTtXB^drig  dnodBx6pkBvog  roi^  'J^tczatov  ä^iov  ovta  i(p'  olg 
lidrj  naQBdBd(6%Bt  xavinoig^  xal  (irj  tp&daag  ^  fii^  ^'BXiqaccg  imnataßdXXBa&ai 
xovxtov  xr^v  avxTiv  ngayitaxBiav  . .  .  oaov  dvvaxov  Tqv  dsiiai  xov  %6%ov  9m 
xmv  I-übCvov  %(ovi%£v  iyga'tf/BW,  ov%  slnrnv  xiXog  ix^iv  xo  dBiytvvfuvov^  nimmt 
also  an,  dass  Aribtaeos  noch  lebte,  als  E.  seine  Kegelschnitte  schrieb,  und 
dass  Letzterer  in  dieser  seiner  Schrift  den  betreffenden  Punkt  unvollständig 
behandelt  habe,  weil  ihm  die  Vorarbeit  des  Ersteren  hier  keine  genügende 
Grundlage  darbot  nnd  er  entweder  demselben  nicht  dessen  mögliche  neue 
Entdeckungen  vorwegnehmen  wollte  oder  auch  nicht  Lust  hatte  selbst  einen 
neuen  Grund  für  dieselbe  Lehre  za  legen.  Diese  apologetische  Motivirung 
ist  nun  freilich  ohne  historischen  Werth,  so  viel  aber  darf  man  dieser 
Nachricht,  auch  wenn  sie  nicht  von  Pappos,  zu  dessen  Zeit  das  Werk  des 


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Eukleides.  715 

Erhalten  sind  uns  dagegen  wieder  achtens  seine  Elemente 
der  Astronomie  ((Patvo/iara)  in  1  Buch*^.  Er  lehnt  sich 
hier  an  des  Autolykos  Schrift  tcsqI  r%  XLVOVfiivrig  6<pa{Qas  in 
der  Weise  an,  dass  er  dieselbe  zum  Theil  sogar  wörtlich  aus- 
schreibt, andrerseits  aber  auch  wiede):um  bei  dieser  Benutzung 
schon  Fortschritte  in  der  Terminologie  und  sehr  erhebliche  in 
der  Sache  selbst  erkennen  lässt*^).  Ausserdem  hat  er  aber  auch 
ein  älteres  allgemeineres  und  ausschliesslich  mathematisch  ge- 
haltnes  Lehrbuch  der  Sphärik  stark  verwandt,  und  zwar  zum 
Theil  wiederum  wörtlich**).  Bei  den  raschen  Fortschritten  der 
Astronomie  fand  man  später  das  Werk  für  das  astronomische 
Bedürfniss  unzureichend**),  und  daher  erlitt  es  mancherlei  Zu- 
thaten  und  Aenderungen^^). 


Aristaeos  noch  vorhanden  war  (s.  A  14),  herrühren  sollte,  unbedenklich 
glauben,  dass  E.  dasselbe  für  seine  Kegelschnitte  als  Vorarbeit  benutzte, 
woraus  denn,  trotzdem  dass  dieses  selbst  ungenauer  hier  no^vind  genannt 
wird,  mit  Noth wendigkeit  folgt,  dass  es  nicht  auch  bereits  die  Kegel- 
schnitte, als  solche  behandelte,  s.  Heiberg  S.  84ff.  Zenthen  S.  129 f.  und 
oben  A.  14. 

46)  S.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  88-89;  vgl.  jedoch  Zeuthen  S.  40 f.  und 
unten  A.  220. 

46)  Vgl.  Mariu.  p.  14.  na<rqs  yocQ  axedov  (iad'fniatiiirjg  intatiqurjg  atoi- 
XSia  xal  olov  tlcayatyag  ngoitcc^ev,  mg  ysa>(t6tQiag  (ilv  oXrig  iv  toig  ly*  ßißlioig 
%al  doxqovo^Cag  h  toig  ^atvofiivoig  xal  fiovainijg  ds  xal  6nxt%fjg  hftoCfog 
atoixeia  nagadidanyLSv,  Theod.  Metoch.  p.  108  Eiessl.  xova  xriv  iv  intni9oig 
^BODQtav  xal  cvBifBoig  xal  rriv  twv  Inxmmv  te  %al  dedo^iivmv  xal  xaro^rT^t- 
ncöv  xal  äXXoiv  avtivmvovv  ittavd^a  xal  fiovcmciv  filv  dntsxott  xol  doTQO- 
vonmmv  iniayiitl>itov.  Lemmata  bei  Papp.  YI.  p.  694—632,  vgl.  632,  16. 
dXXd  xavxa  fi^v   fxava  xov  awxdy(iccxog  Ev%Xeidov  xmv  ^aivofiivmv  fiovov 

^VSXSP. 

47)  S.  Heiberg  a,  a.  0.  S.  41  ff.  Vgl.  Philop.  in  der  A.  6  mit- 
getheilten  Sttlle. 

48)  Wie  aus  der  wiederholten  üebereinstimmung  mit  der  Sphärik  des 
Theodosios  zu  schliessen  ist,  s.  Nokk  Ueber  die  Sphärik  des  Theodosius, 
Karlsruhe  1847.  S.  19 ff.   Heiberg  a.  a.  0.  S.  48 ff. 

49)  Papp.  VI.  632,  17  ff.  unmittelbar  nach  den  A.  46  angef.  Worten: 
Ott  da  xd  negl  xdg  dvaxoXdg  xal  övüsig  xmv  xov  iipdta%ov  d(Ddsfiaxrj(iOQi(ov 
dtfXrj  xa^c'ffrr^xcr,  oi(iai  xal  avxov  as  fiT}  dyvotiv, 

60)  Nicht  bloss  sind  Schollen  in  den  Text  eingedrungen,  sondern,  wie 
Nokk  Euklids  Phaenomene,  Freiburg  i.  B.  1860  aus  Papp.  VI.  694,  28 ff. 
nachwies,  auch  sonstige  Interpolationen.  Eine  bessere  Redaction  als  in  den 
meisten  übrigen  Handschriften  ist  zum  Wenigsten  in  der  A  29  erwähnten 
Wiener  Handschrift  V,  die  leider  ihren  Schluss  verloren  hat,  enthalten, 
wenngleich  sich  freilich  auch  schon  in  ihr  jene  aus  Pappos  als  Einschiebsel 


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716    Dreinndzwanzigstes  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

Eine  neunte  und  vielleicht  eine  zehnte  Schrift  des  Euklides 
waren  seine  Optik  und  Katoptrik^^).  Die  erstere  ist  uns  eben- 
falls noch  geblieben,  freilich  nicht  in  ihrer  ursprüngKchen,  sondern 
theils  in  einer  dieser  näher  stehenden  Form^^),  theils  wiederum 
in  einer  auf  Theon  zurückgehenden  Vulgatrecension^).  Die 
Katoptrik  dagegen,  wenn  es  überhaupt  eine  solche  von  Eukleides 

erwiesene   Stelle   in   Propos.  2   und   mehrere   Citate   ans  Theodosios  mit 
Nennung  von  dessen  Namen  finden.    S.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  46—51. 

51)  Beide  werden  nicht  bloss  von  Theod.  Metoch.  (s.  A.  46,  vgl.  auch 
Marin,  ebendas.),  sondern  anch  von  Prokl.  p.  69,  2  genannt:  tä  hnxi%ä  ical 
xa  %az<mx^i%ti.  S.  jedoch  A.  54.  Die  erste  Ansg.  der  Optik  und  der 
Katoptrik  ist  die  von  P^na,  Paris  1557.  8.  (lat.  Uebers.  Par.  1557.  8).  Die 
Sätze  ohne  die  Beweise  gaben  Dasypodius  £Uclidis  omnes  omnium  libro- 
rum  propositiones  Graece  et  Latine,  Strassbnrg  1571. 8.  und  I.  G.  Schneider 
Ecl.  phys.  L,  Jena  1801.  8.  S.  381,  Letzterer  mit  guten  Erläuterungen  IL 
S.  204 ff.  heraus.  Lat.  üebersetzungen  von  G.  Yalla  und  von  Zamberti, 
s.  A.  83,  über  ältere  s.  A.  52. 

52)  So  in  F  und  V  (s.  A.  29)  und  in  anderen  Handschriften,  ferner  auch 
in  alten  lateinischen  Üebersetzungen,  wie  sie  sich  u.  A.  in  einem  Thomer 
Codex  (B  4^—2)  und  einem  Dresdener  (D^  86  mit  der  Katoptrik  und  dem 
Fragm.  de  gravi  et  levi)  finden,  s.  Cnrtze  Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys., 
Litteraturzeit.  XIIL  1868.  S.  45  ff.  XXVIIL  1883.  Hist-litt.  Abth.  S.  1—15,  . 
auch  in  einer  hebräischen,  s.  Steinschneider  ebendas.  Litteraturz.  X. 
1865.  S.  471.  Aus  V  ist  diese  Partie  mitgetheilt  von  Heiberg  a,  a.  0. 
S.  93 — 129  (vgl.  S.  133—136).  Dazu  kommt  der  Auszug  bei  Damianos  von 
Larisa,  Sohn  oder  Schüler  des  Heliodoros,  in  seinem  2.  B.  ntq\  6nti%m9, 
8.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  136—138  (vgl.  S.  134—136).  um  so  weniger  ist  die 
von  Gregory  und  Anderen  angegriffene  Aechtheit  dieser  Schrift  zu  be- 
zweifeln: Heiberg  a.  a.  0.  S.  129—133  hat  sie  aus  Papp.  VI,  80.  p.  568 
und  Theon  in  Ptolem.  m.  synt.  p.  7.  8.  256  Bas.  festgestellt.  H.  Weissen- 
born  Zur  Optik  des  Eukleides,  Philologus  XLV.  1886.  S.  54— 62  vertiieidigt 
dieselbe  auch  aus  inneren  Gründen,  indem  er  die  bei  Heiberg  noch  vor- 
handenen Bedenken  zu  beseitigen  sucht;  zugleich  will  er  zeigen,  dass  V 
nicht  überall  das  Richtige  gebe. 

53)  In  den  betreffenden  Handschriften  geht  nämlich  eine  kurze,  bei 
Heiberg  a.  a.  0.  S.  139 — 146  mit  deutscher  üebers.  und  einigen  Ver- 
besserungen wiederabgedruckte  Einleitung  vorauf,  die  in  einem  von  Hei- 
berg  a.  a.  0.  S.  139  mitgetbeilten  Scholion  in  einer  derselben  (Paris.  2468) 
als  das  Prooemion  zu  der  Auslegung  des  Theon  bezeichnet  wird  (t6  arpo- 
oiyLiov  in  T^ff  tov  ©iavog  ietiv  i^riyrjösoog)  und  uns  beweist,  dass  die  Vul- 
gata  von  einem  Zuhörer  desselben  nach  dessen  Lehrvortrage  herausgegeben 
ist  und  also  nur  Theons  Bearbeitung,  welche  er  in  demselben  von  dem 
ursprünglichen  Werke  gab,  enthält.  Ihre  Schwächen  erklären  sich  daraus, 
dass  sie  sonach  nicht  einmal  auf  seiner  eignen  Herausgabe  beruht,  und 
obendrein  lässt  sich  selbst  diese  Redaction  nach  besseren  Handschriften  er- 
heblich corrigiren.    S.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  91  f.  129—136.  138.  146—148. 


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Eukleides.  717 

gab^),  ward  bald  durch  die  des  Archimedes  in  den  Schatten 
gestellt  und  ging  frühzeitig  zu  Grunde^  worauf  denn  das  uns 
unter  seinem  Namen  überkommene  Machwerk  dieses  Titels  .an 
ihre  Stelle  gesetzt  ward^^);  jedenfalls  ist  es  unächt^^). 

Auf  dem  Felde  der  Musiktheorie^')  endlich  verfasste  Eukleides 
eine  eilfte,  die  Intervallenlehre  behandelnde  Schrift,  die  Kata- 
ro/ii}  xavovog^  welche  gleichfalls  dem  Untergange  getrotzt 
hat^®).  Dagegen  ist  die  nicht  minder  unter  seinem  Namen  er- 
haltene Einleitung  in  die  Harmonik  {El^aycoyri  aQ^oviTcri) 
sicher  erst  Jahrhunderte  späteren  Ursprungs  ^^). 

64)  Schon  Frokl.  und  Theod.  Metoch.  (s.  A.  61)  könnten  immerhin 
durch  die  uns  überlieferte  Fälschung  getäuscht  sein.  Dass  indessen  Pappos 
Ton  der  Katoptrik  schweigt,  beweist  nicht  yiel,  da  er  auch  die  Optik  nicht 
ausdrücklich  nennt.  Bei  Flut.  Non  posse  suav.  y.  11.  1093  £  ist  zwar  von 
di.onxi%d  oder  Jionxqvmu  des  E.  die  Bede,  aber  wie  auch  sonst  immer  über 
diese  Stelle  zu  urtheilon  sein  mag,  schwerlich  dürfte  hiemit  die  Katoptrik 
gemeint  seiu,  s.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  62. 

66)  So  Heiberg  a.  a.  0.  S.  148-168. 

66)  Da  Oljmpiod.  in  Aristot.  Meteor.  U.  p.  94  Ideler  und  Damian. 
p.  24  jener  den  Archimedes,  dieser  den  Heron  für  Dinge  citireu,  die  doch 
in  unserer  Katoptrik  stehen,  s.  Hei  borg  a.  a.  0.  S.  161.  Die  einzige 
Specialausg.  der  Katoptrik  ist  die  von  Dasypodius,  Strassburg  1667.  4., 
welcher  bessere  Quellen  als  Pena  (s.  A.  61)  hatte,  s.  Heiberg  S.  148—160. 
üeber  die  Erhaltung  der  ^aivoyi^ivu,  Optik  und  Katoptrik  s.  A.  244. 

67)  Ausser  Marin,  u.  Theod.  Metoch.  (A.  46)  s.  Prokl.  p.  69,  3.  ai  natu 
liovamriv  atoixsi'toetig, 

68)  Wie  die  Aechtheit  der  optischen  Schriften,  so  hat  Gregory  auch 
die  der  harmonischen  bestritten.  Aber  gegen  die  der  streng  mathematisch 
gehaltuen  Kazaxofiri  %av6vog  ist  lein  vernünftiger  Grund  yorzubringen,  und 
sie  wird  überdies  schon  Porphyr,  ad  Ptolem.  p.  272  flF.,  wo  er  ihren  Inhalt 
mit  einigen  wenigen  Abweichungen  von  unserem  Text  fast  vollständig 
wiedergiebt,  und  öfter  als  ein  Werk  des  E.  bezeichnet,  und  bereite  Adra- 
stos  (unter  Traianus)  b.  Porphyr,  a.  a.  0.  p.  198  scheint  sie  vor  Augen  ge- 
habt zu  haben.  So  erklären  denn  Westphal  Metr.  P.  S.  73  ff.  und  Hei- 
berg a.  a.  0.  S.  62  f.  sie  mit  Recht  für  acht. 

69)  Gerade  je  mehr  jene  erstere  Schrift  für  acht  erkannt  wird,  desto 
mehr  muss  die  letztere  unächt  sein.  Denn  jene  steht  auf  dem  streng  mathe- 
matischen Standpunkt  musikalischer  Akustik  der  Pytbagoreer,  diese  auf 
dem  im  Gegensatz  zu  ihm  aufgestellten  der  von  Aristoxenos  gegebnen  Be- 
stimmungen der  Tonintervalle.  Ueberdies  wird  sie  in  den  Handschriften 
bald  dem  Eukleides,  bald  dem  Pappos,  bald  einem  sonst  unbekannten 
Kleoneides  zugeschrieben,  und  dies  Letzte  ist  wohl  das  Richtige,  wie  nach 
dem  Vorgang  von  Joh.  Grotius  (bei  H.  Grotius  Notae  in  Martianum 
Capellam,  Leiden  1699.  S.  316)  C.  v.  Jan  Die  Haimonik  des  Aristoxeneers 
Kleoneides,  Landeberg  1870.  4  nachgewiesen  hat. 


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7  L8    Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Endlich  besitzen  wir  noch  ein  ihm  zugeschriebnes  Epi- 
gramm arithmetischen  Inhalts^),  welches  aber  von  sehr  zweifel- 
hafter Aechtheit  ist. 

Epigenes  von  Byzantion^V;  ^^^  Astrolog  aus  ungewisser 
Zeit,  vielleicht  aber  auch  schon  aus  der  des  Ptolemaeos  Soter^), 
verfasste  eine,  wie  ^s  scheint,  tcsqI  t£v  Xakdatxäv  lia^rjficctvxäv 
betitelte  Schrift ^^),  welche  Varro  benutzte^). 

Aristarchos  von  Samos^*),  Mathematiker^^)  und  Astro- 
nom, Schüler  des  Straton^,  machte  vermuthlich  in  Alexandreia 


60)  Brunck  Analecta  I.  S.  168. 

61)  Censorin.  D.  N.  7,  6.   Müller  F.  H.  G.  II.  S.  610. 

62)  Lob  eck  Aglaoph.  S.  341:  „mihi  pröbatar  Ukerti  opinio  in  Geogr. 
d,  Gricdh,  u,  Böm,  I,  2.  p.  350  Epigenem  neque  longe  ante  Älexandrum  M. 
neque  tnulto  post  eum  vixisse,  cf,  Schneider,  ad  Vitruv.  IX,  2,  1,  p,  187*'. 
Er  wird  nämlich  bei  Plin.  VII.  §.  160  (der  ihn  im  Ind.  IL  VIL  XXXI  auf- 
führt) und  Censorin.  17,  4  (der  ihn  einen  Astrologen  nennt)  dem  Berosoe 
80  gegenübergestellt,  dass  er  vorangeht  (s.  Beros.  Fr.  23).  Fernerhin  stellt 
ihn  Plin.  §.  193  wieder  dem  Berosos  (Fr.  22)  and  Eritodemos  voran.  Der- 
selbe citirt  ihn  noch  XXXI.  §.  34.  Sen.  Qu.  n.  VlI,  4,  1  ff.  duo,  gut  apud 
ChaJdaeos  studuisse  se  dicunt,  Epigenes  et  ApoUonitM  etc.  (es  folgt  seine 
Angabe  über  die  Ansicht  der  Chaldaeer  von  den  Kometen  und  dann  seine 
eigne  von  denselben,  die  in  der  Kürze  auch  A§t.  p.  367»  4.*>  3.  Diels 
=.  Pseudo-Plut.  Plac.  III,  2.  Stob.  EcL  I.  p.  680  H.  228,  8f  W.  wieder- 
giebt,  8.  Diels  Doxogr.  S.  225  f).  Diesen  E.  indessen  mit  dem  C.  12.  A.  93 ff. 
besprochenen  Grammatiker  gleichzusetzen,  wie  nach  Lobeck  auch  Zeller 
üeber  die  ältsten  Zeugnisse  zur  Gesch.  des  Pythagoras,  Berl.  Sitzungsber. 
1889.  S.  990  f  thut,  trage  ich,  obgleich  die  Zeit  stimmt,  entschiedenes  Be- 
denken, denn  die  Verbindung  des  Astrologen  mit  dem  Philologen  ist 
schwerlich  so  alten  Datums  (vgl.  bes.  C.  12.  A.  94). 

63)  Schol.  Apoll.  Rh.  III,  1377.  nBgl  ov  (näml.  tov  nvQOsvtog  actiffos) 
'Eniysvrig  (so  Lob  eck  a.  a.  0.  f.  nsgiyivrjq)  iv  tm  nsgl  t^g  XuXdaX%^g  xw9 
{nBfjX  zmv  XaXdaX%cJv  vermuthet  H.  Keil)  iia9'Tj(iati%£v,  ngoemav  nsgl  xmv 
nlcLvrittov  x.  x.  X.  Gewiss  mit  Unrecht  lesen  Lob  eck  und  Müller  h  xotg 
XaXdaC%oig  nBql  fia^rjfidtmv. 

64)  Denn  aus  Varro  stammen  die  Notizen  bei  Censorinus  und  wohl 
auch  bei  Plinins,  s.  Diels  a.  a.  0.  S.  194—196. 

65)  Bergk  Aristarchos  von  Samos,  Fünf  Abhh.  herausg.  y.  G.  Hin- 
richs,  Leipzig  1883.  8.  S.  140—171.  (Enthält  nichts  sonderlich  Neues). 
Tannery  Aristarque  de  Samos,  Mämoires  de  Tacad.  des  sciences  phjs.  et 
nai  de  Bourdeaux  2.  Sör.  T.  V,  2.    (Steht  mir  lei  Jer  nicht  zu  Gebote). 

65  b)  Sex.  Math.  IV,  174.    Aöt.  Plac.  313*  16. 

66)  Aöt.  Plac.  313*  17  «  Stob.  Ekl.  l.  p.  864  H.  149,  6f  W.  d%ov6xng 
ZxQuxtDvog.  Ob  er  in  Athen  oder,  wie  Bergk  S.  141  wegen  der  nach- 
maligen Beobachtungen  des  A.  in  Alexandreia  (?)  wahrscheinlich  findet,  bei 


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Epigenes.    Aristarchos  tod  Samos.  719 

eine  Beobachtang  des  SolstitiumS;  welche  Ptolemaeos^)  mit 
Hipparchos  ins  Jahr  281/0  setzt,  und  stellte,  wie  schon  bemerkt 
ward^),  als  eine  mögliche  Hypothese*^)  das  heliocentrische  Welt- 
system auf,  yermuthlich  erst  zu  einer  Zelt,  als  Eleanthes,  der 
ihn  so  heftig  desshalb  angriff,  bereits  Schulvorsteher  der  Stoa 
war,  also  nach  264/3^^).  Daher  begreift  es  sich  denn,  dass  er 
selbst  in  seiner  kleinen,  uns  mit  einem  Commentar  von  Pappos 
erhaltenen  Schrift  über  die  Grösse  und  die  Abstände  von 
Sonne  und  Mond^^)  von  dem  gewöhnlichen  heliocentrischen 
Systeme  ausgeht.  Wir  kennen  ausserdem  noch  einige  seiner 
Lehren^*).    Auch  soll  er  der  Urheber  des  grossen  Jahres  von 

StratODs  dortigem  Aufenthalt  (s.  C.  2.  A.  724),  läset  sieb  schlechterdingg 
nicht  ansmachen. 

67)  Almag  IIJ,  2.  p.  62  f.  Bas.  p.  162  Halma,  ictt  rä  filv  dno  trjg  inl 
vov  'A^svdovg  (Ol.  86,  4  «s  433/2)  dvaysyQUiifiivrjg  9'8Qiviis  xQonrjs  (tsxQt 
trjg  vno  t&v  nB(^l  *Ai^(cxaf^%ov  tttrjQtifiivTig  t^  v  hei  tfjg  n(f(6tr}g  natd  KdX- 
Xinnov  nsQiodov,  %a9ag  nal  6  "innaQxog  «pijait',  ixrj  Qvß, 

68)  C.  2.  A.  227.  228. 

69)  Archim.  Aren.  p.  244,  9  ff.  Heib.  'A^(ate[Q%og  9\  6  Zd^tog  vnod'sc^v 
xivmv  i^idansv  y(fa(pdg^  h  alg  %.  t,  X.  (ob  die  Stelle  heil  ist,  lasse  ich 
dahingestellt,  die  Gewaltsamkeiten  von  Bergk  S.  159  f.  jedoch  bedürfen 
m,  E.  keiner  Widerlegung).  vnozC^exat  y«^  k.  t.  X.  Plut.  Qu.  Plat.  VIII,  1. 
1006  C.  vno^iyievog  pLOVOv^  n.  A.  263. 

70)  S.  C.  2.  A.  184.  217.  218,  vgl.  ebendas.  A.  381.  —  Im  üebrigen  s. 
ausser  Plut.  fac.  lun.  6.  923  A  noch  Aet.  p.  866,  1  ff.  Diels  =»  Pseudo-Plut. 
Plac.  II,  24.    Stob.  Ecl.  I.  p.  684  H.  212,  1  ff.  W. 

71)  TIsqI  (iByi^cäv  %ccl  dnoavrjfiidtmv  riX£ov  nal  aeXi^vr^g  (de  magnttudini' 
bw  et  distantiis  solis  et  lunae);  auch  von  Plut.  a.  a.  0.  19.  932  B  wird  sie 
angeführt.  Ausserdem  s.  Papp.  VI.  p.  364,  6—668,  20.  660,  12—568,  11. 
Schol.  Papp.  1183,  13—18.  Ueber  ihre  Erhaltung  aber  s.  A.  244.  Zuerst 
erschien  die  lateb.  üebers.  y.  6.  Valla,  Venedig  1488  und  1498  fol.,  dann 
die  von  Commandini,  Pesaro  1674.  4.  mit  der  von  Pappos  Commentar 
und  mit  Erläuterungen ,  dami  die  ed.  princ.  von  Wallis,  Oxford  1688.  8. 
nach  der  Abschrift  eines  wahrscheinlich  vatikanischen  Codex  von  Savi- 
lius,  die  noch  mit  einem  anderen  Cod.  verglichen  war,  mit  der  üebers. 
u.  dem  Commentar  von  Commandini  und  eignen  Erläuterungen,  2.  A. 
Opusc.  IlL  S.  566  ff.,  Oxf.  1699  fol.  Fernere  Ausgaben  (von  Graf  Fortia 
d'ürban)  Paris  1810.  8.  (französ.  üebers.,  Par.  1823.  8.)  und  v.  Nizze, 
Stralsund  1866.  4.  (zum  Jubiläum  der  Greifsw.  Univ.).  Deutsche  üebers. 
von  Nokk,  Freiburg  1864.  8.  Vgl.  A.  244.  Da  A.  noch  keine  Parallaxen 
kennt,  muss  er  sich  noch  mit  verhältnissmässigen  Abschätzungen  begnügen, 
wobei  die  Entfernung  der  Erde  vom  Mond  als  Einheit  zu  Grunde 
gelegt  wird. 

72)  Nämlich  seine  Bestimmungen  über  Licht  und  Farben  (A5t.  p.  313 
Diels,  s.  A.  66.  67),  über  die  Gesichtswahmehmung  (Aet.  p.  404,  1  ff.  »  Stob. 


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720    Dreinndz wanzigstes  Capitel.    Beine  nnd  angewandte  Mathematik. 

2484  Jahren  sein  ^^)  und  ein  verbessertes  Gnomen  erfunden  haben^ 
nämlich  das  sogenaunte  Skaphion^  eine  hohle  Halbkugel  mit 
einem  Gnomen  in  der  Mitte  zur  Messung  von  Sonnenhöhen  durch 
den  Schatten''*). 

Aristyllos  und  Timocharis  werden  zwischen  Aristarchos 
und  Hipparchos  als  Prosaschriftsteller  über  Astronomie  genannt, 
und  zwar  Letzterer  vor  dem  Ersteren'^).  Ihre  von  Hipparchos 
•  benutzten  Fixsternbeobachtungen^  die  einzigen  namhaften  bis  zu 
dessen  Zeiten  hin'^^^);  die  sie  in  Schriften  unbekannten  Titels 
niederlegten,  lernen  wir  aus  Ptolemaeos  kennen,  welcher  die  des 
Timocharis  295,  283  und  282  setzt  ^ß). 


Ecl.  1.  p.  483,  18  f.  W.,  wo  Diele  Add.  S.  868  richtig  'Aqiaxaf^xog  f.  'Agiata- 
yoQag  herstellt),  Aber  Sonnenfinsternisse  (Aöt.  p.  865,  "s.  A.  70).  Als  Proea- 
schriftsteller  über  Astronomie  im  Allgemeinen  föhrt  ihn  noch  Plnt.  Pjth. 
orac.  18.  402  F.  o^  nsql  'AqCexcLQxov  xal  Tiyi,6%a^iv  leal  'Aq^cxvIXov  xal  "Ik- 
naQxov  anf. 

78)  Censorin.  18,  11.        74)  Vitruv.  IX,  9. 

76)  Plnt.  Pyth.  orac.  a.  a.  0.  (a.  A.  172).  Umgekehrt  bei  Ptolem. 
(8.  A.  76^). 

76^)  Ptolem.  Almag.  VII,  1.  p.  2  Halma  sagt  von  Hipparchos:  diu  to 
Ttavv  oXfyaig  nqo  Bavtov  ntifirstvxri'iiivai  vmv  dnlavmv  trjQi^aeaiy  ifXBdov.  tt 
(lovatg  taig  vno  'JgiczvXXov  %al  TtnoxaQidog  dwaysYQa(i(iivccig^  xal  tavxaig 
OVIS  ddiatdutoig  ovte  ins^Bigyaoiiivoig. 

76)  a.  a.  0.  VII,  3.  p.  21  Halma.    Tt(i6xc(Qig  lihv  dvecygdtpsi  xrjQi^cag  i' 
'AXs^avdqsüx  ravra,  dioxi  xm  fij  hsi  xijg  ngmxrig  %axd  K&XXacnop  IgKtfW^^o- 
fAfinovxoiBxriq^dog  xij  i}  xov  'JvQ'iaxrjQ^cDvog  %,  x.  X.  xal  iativ  b  XQ^^^  ^^'^ 
xo  vje  Ixog  dno  NaßovaeaQov  x.  x.  X.  p.  23.  ndXiv  TifioxfXifig  1»^«'  dvaygdtpfii 
xTiQTiaag  ip  'AXs^avdQtla^  dioxi  xm  X^  ixsi  xijg  nQtoxrjg  nccxd  KdXXmnov  nsQi- 
oSov  xov  filv  'EXatprjßoXiöivog  x^  Ts  x.  x.  X,  xal  icxiv  o  XQO^^g  %€txä  xo  V9d 
ixog  dno  NccßovaaaQOV  x.  r.  X.  p.  24.    xal  iv  xm  fi^  dh  hsi  xijg  avxijg  *bqi- 
odov  (pfjalv  bfiOLogj   Zxi  tov   ^thv  Uvavitpimvog  xji  i  (p&Cvovxog  x.  r.  X,  xal 
^cziv  o  XQOVog  xara  to  vjg   hog  dno  Nttßovacdqov  x.  x,  X.    Im  Üebrig«n 
8.  über  Aristyllos  VH,  8.  p.  17.  18  f.,  über  Timocharis  VH,  2.  p.  10.  VII,  3. 
p.  16.  16 f.  18  f.    Vgl    S.  Günther  Gesch.   der  antiken   Naturwissensch. 
S.  74:  „Ob  dieselben  wirklich  schon  eigentliche  Stemörter  gemessen  haben, 
.  .  .  mnss  dahin  gestellt  bleiben;  sicher  ist,  dass  sie  die  Anf-  nnd  Unter- 
gänge der  Sterne  regelmässig  nach  Ort  und  Zeit  beobachteten  nnd  dadarch 
für  die  Ausbildung  der  sphärischen  Astronomie  den  Grund  legen  halfen. 
Es    konnten   so   namentlich  Rectascensions-  und   Längenunterschiede  ef' 
mittelt  werden,  was  für  Hipparchs  demnächst"  (s.  A.  288  ff.)  „zu 'erwähnende 
grosse  Entdeckung  von  entschiedenster  Bedeutung  war.    Bei  der  Anlegoog 
ihres  Fixstemkatalogs**  (vielmehr:  ihrer  Fixstemkataloge !)   „bedienten  w« 
sich  des  einfachen  und  zweck  massigsten  Verfahrens  die  einzelnen  Sterne 
durch  geeignetes  Alignement  unter  einander  an  verbinden".    Ueber  Timo- 


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Aristyllos  und  Timocharis.    Eonon  von  Samos.  721 

Konon  von  Samos''^);  ein  namhafter  Mathematiker  und 
Astronom,  stellte  seine  astronomischen  Beobachtungen  in  Italien 
und  Sikelien  an^^),  wo  er  sich  vermuthlich,  da  er  über  Italien 
auch  schrieb'^),  längere  Zeit  aufhielt,  also  doch  wohl  vor  seiner 
Uebersiedlung  nach  Alexandreia,  und  wo  er  wahrscheinlich^) 
auch  mit  Archimedes  persönlich  bekannt  wurde,  so  dass  schon 
aus  diesem  Verkehr  ihre  beiderseitige  Freundschaft  stammte.  Ob 
Eonon  bereits  in  Alezandreia  lebte,  als  Archimedes  dort  ver- 
weilte, lässt  sich  nicht  entscheiden.  Jedenfalls  hielt  Archimedes 
ihn  sehr  hoch  und  pflegte,  so  lange  Eonon  lebte,  diesem  seine 
wissenschaftlichen  Entdeckungen  vor  deren  Yeroffentlichung  mit- 
zutheilen*^').  Doch  fiel  der  Tod  des  Eonon  beträchtliche  Zeit 
vor  den  des  Archimedes ^^^),  andrerseits  indessen  erst  unter  die 
Regierung  des  Euergetes.  Denn  in  deren  ersten  Zeiten  geschah 
es,  dass  er  als  galanter  Hofastronom  zu  Ehren  der  Eönigin  die 
Locke  der  Berenike  als  neues  Sternbild  am  Himmel  entdeckte 


charis  oder  Timochares  s.  noch  Schol.  Arat.  269  (in  Bezug  auf  die  Lyra), 
x6  dl  T]  t'  6XCyri  (268)  avzl  xov  otCymv  itaxiQ<ov,  naza  fi,lv  "innoi^iov  t', 
xttra  9\  Tifioxagrjv  r\  ,    Vgl.  Maass  Anal.  Eratosth.  S.  30. 

77)  Papp.  IV,  80.  p.  284,  2  (g.  A.  137).  Kovfav  b  Zdiiiog  yeafiitifrig, 
vgl.  auch  A.  81.  Üeber  Eooon  und  Dositheos  s.  Boeckh  üeber  die  vier- 
jährigen Sonnenkreise  der  Alten,  Berlin  1863.  8.  S.  28~-84. 

78)  Nach  Ptolemaeos  im  Anhang  zu  den  ^datig  anXav&v. 

79)  Serv.  z.  Verg.  Aen.  VII,  788. 

80)  Wie  Boeokh  S.  80  annimmt. 

81»-^)  In  der  Widmung  seiner  Schrift  über  die  Quadratur  der  Parabel 
an  Dositheos  schreibt  Archim.  diesem  p.  294,  1  ff .  Heib.:  oxovWg  K6vtovtt 
fihv  xsziXBVTri%ivai,  og  fiv  ixi  ßXinmv  rifuv  iv  tpiX^a^  x\v  91  Kovmvog  yvMQifjLOv 
YBysvria9'ai  %ccl  ysmfisxg^ag  oUbiov  elfiiv,  xov  fihv  T8X6Xsvxri%6xog  sTvsntv 
iXvni^di^fitg  mg  Kttl  tp£Xov  xov  dvÖgog  ytvaitivov  xal  iv  xoig  ftad7i(uixsaai 
^avfiacxov  xtvog^  inQOXStgi^diisd'cc  dl  dxoaxBCXai  xoi  yQarpdvxig,  mg  Kdwmvi 
ygdtpeiv  iyvmnoxsg  ^fiCff,  y6toii9XQi%bif  GsmQrjiui  vi  %.  x.  1.  Vgl.  die 
Dedication  von  de  sph.  et  cyl.  I.  II.  an  ebendenselben  p.  6,  3.  mpBiXe  filv 
ovp  Kovavog  ixi  ^mvtog  i%didoad:ai  xavxa  und  p.  188,  2  ff.  ngoxcQOV  (ilv  ini- 
oxeiXdg  fioi  ygdipat  xmv  ngoßXrifidxmv  xdg  dnodtl^sig,  iv  avxog  zeig  ngoxdasig 
dnsaxsiXa  Kovmvi  und  die  zn  de  lin.  spir.  p.  2,  2  ff.  xmv  noxl  Kovmva  dno- 
axctXivzmv  9'tmQrjfidzmv . . .  Kovmv  (ihv  oiv  ov%  tnavov  Xaßav  ig  zdv  fidozsveiv 
ctvzäv  xQovov  fiezdXXa^sv  zov  ßlov  .  .  .  fiCT«  91  Kovtovog  zsXevzav  noXXmv 
iximv  incysysvrifliviov  x.  r.  X.  So  begreift  sich  denn  auch  die  Entetehuuf; 
der  unrichtigen  Angabe,  K.  sei  Lehrer  des  Archimedea  gewesen,'  Prob.  z. 
Verg.  Btfcol.  III,  40.  Wenn  Prob,  ihn  femer  Samius  mathematicus,  Äegyptius 
natione  nennt,  so  ist  dies  nach  dem  Obigen  offenbar  umzukehren,  s.  Boeck  h 
S.  30,  vgl.  A.  77. 

Sl'SRmiiil,  griech-alcx.  Litt. -Gesell    I.  46 


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722    Dreiimdzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

und  dadurch  den  Hofdichter  Kallimachos  zu  dessen  Elegie  auf 
diese  begeisterte®').  Er  starb  also  nach  245  und  vor  212,  ge- 
nauer wohl  etwa  zwischen  240  und  230®*^).  Dem  Eonig,  d.  h. 
sonach  dem  Euergetes,  hinterliess  er,  wie  uns  berichtet  wird®^), 
7  Bücher  Astronomie.  Ferner  hören  wir  von  seiner  Samm- 
lung der  von  den  Aegyptern  beobachteten  Sonnenfinster- 
nisse^). Apollonios**)  bezeichnet  ihn,  freilich  nicht  ohne  Vor- 
behalt, als  einen  der  ausgezeichnetsten  früheren  Bearbeiter  der 
Kegelschnitte,  giebt  dabei  auch  den  Titel  der  betreffenden  Schrift 
„an  Thrasydaeos^'  an  und  erwähnt  auch  die  Gegenschrift  des 
uns  sonst  ganz  unbekannten  Nikoteles  von  Kyrene.  Endlich 
gilt  er^^)  als  der  Erfinder  der  Schneckenlinie  (ßXi^). 

Dositheos  von  Pelusion®')  ward  ungefähr  zwischen  280 
und  270  geboren®®)  und  war  Schüler  des  Konon,  vermuthlich  in 
Alexandreia®^),  wo  er  denn  auch  wohl  in  der  Folge  die  meiste 
Zeit  verblieb ^^),  und  wo  er  wohl  auch  die  Ehre  erfuhr,  dass 
Archimedes  nach  dem  Tode  des  Eonon  in  das  bisher  mit  Letz- 
terem gepflogene  Verhältniss  jetzt  mit  ihm  eintrat  und  mehrere 
seiner  Werke  nunmehr  ihm  übersandte  oder  widmete  ^^).  Da  er 
indessen  in  seiner  eignen  Schrift  nQog  ^lodmgov  den  Aufent- 

82)  S.  C.  13.  A.  68. 

82^)  S.  die  A.  81  zuletzt  angef.  Stelle  des  ArchimedeSy  vgl.  A.  88. 

83)  Prob.  a.  a.  0. 

84)  Sen.  Qu.  n.  VII,  3,  3.  Conon  postea  düigena  et  ipse  inquisüor  de- 
ftctiones  quidem  sölis  senatas  ab  Aegyptiis  coUegit,  nuUam  autem  mentionem 
fecit  cometarum, 

86)  Con.  IV.   Praef.,  b.  A.  221. 

86)  Nach  Papp.  a.  a.  0.,  s.  A.  137. 

87)  S.  C.  10.  A.  23. 

88)  Boeckh  S.  29:  „Setzen  wir  den  Tod  des  Eonon  und  die  An- 
knüpfoBg  der  Verbindung  des  Archimedes  mit  Dositheos  um  die  Mitte 
zwischen  246  und  212,  so  würde  man  mit  der  Blüte  des  Dositheos  um 
229  kommen*^ 

89)  K6vmvog  yvcoQiftov  nennt  ihn  Archim.,  s.  A.  81.  Aber  er  ward  es 
erst  nach  der  Zeit  vom  dortigen  Aufenthalt  des  Archimedes,  da  dieser  es 
nur  von  Hörensagen  (axovco)  weiss. 

90)  S.  A.  81.  Vgl.  auch  Boeckh  S.  31:  „Auf  einen  Aufenthalt  des  D. 
in  Aegypten  weiset  auch  der  Umstand,  dass  im  Geminischen  ParapegniÄ 
die  Zeit  des  Aufganges  des  Hundssterns  in  Aegypten  gerade  aus  !>• 
notirt  ist". 

91)  Nämlich  die  Quadratur  der  Parabel,  das  erste  und  zweite  Buch 
über  Kugel  und  Cylinder,  die  Schrift  über  die  Schneckenlinien  und  die  über 
Konoiden  und  Sphaeroiden,  vgl.  A.  81  und  Boeckh  S.  31. 


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Eonon.    Nikoteles.    Dositheos.     Archimedes.  723 

halt  des  Aratos  am  syrischen  Hofe  bezeugte**),  über  den  es 
sonst  keine  Nachricht  gegeben  zu  haben  scheint,  so  setzt  dies 
vielleicht  eine  genauere  Kenntniss  der  syrischen  Verhaltnisse 
voraus,  als  er  sie  erwerben  konnte,  wenn  er  nicht  eine  Zeit  lang 
selber  auch  dort  gelebt  hat*^).  Seine  Oktaeteris  scheint  sich 
an  die  des  Eudoxos  angeschlossen  zu  haben  ^),  woher  sich  denn 
auch  wohl  sein  Interesse  an  dem  sich,  wie  schon  gesagt*^),  gleich- 
falls an  Eudoxos  anschliessenden  Aratos  herschreiben  mag^^^). 
Von  seinen  astronomischen  Beobachtungen  sind  uns  noch  einige 
Reste  geblieben**). 

Archimedes  von  Syrakus*'),  Sohn   des  Astronomen  Phei- 

92)  S.  C.  10.  A.  23. 

98)  Boeckh  S.  82.  Dass  D.  wenigsteDs  auch  ausserhalb  Aegyptens 
einen  nicht  kurzen  Aufenthalt  genommen  bat,  erhellt,  wie  Boeckh  S.  81  be- 
merkt, darans,  dass  Ptolemaeos  seinen  Beobachtungen  einen  anderen  Ort 
angewiesen  hat.  Am  Schluss  der  ^daeig  cinXctvmv  heisst  es  nämlich  nach 
der  überlieferten  Lesart,  er  habe  dieselben  h  Kol(avel<f  unter  dem  Klima 
von  14 y,  Stunden  gemacht,  also  nördlich  von  Aegypten.  Darunter  könnte, 
wie  Boeckh  S.  81  ff.  zeigt,  nur  Antiocheia  in  Pisidien  verstanden  werden 
als  die  einzige  von  den  später  KoX(ovbiol  genannten  syrischen  Städten, 
welche  zur  Zeit  des  Ptolemaeos  schon  römische  Oolonie  war.  Indessen 
Boeckh  hält  die  Lesart  von  Bonaventura  in  Co  fOr  die  richtige,  so 
dass  also  D.  auch  in  Eos  längere  Zeit  gelebt  und  dort  seine  Beobachtungen 
angestellt  hätte. 

94)  Censorin.  18,  5.  Dositheus,  cuius  maxime  octaeteris  Eudoxi  inscrihi- 
tur,  8.  Boeckh  S.  29. 

96)  C.  10.    S.  298  mit  A.  48.  44.        96»>)  Boeckh  S.  29  f. 

96)  Er  ist  der  spätste  im  Parapegma  des  Geminos  erwähnte  Astronom, 
und  „aus  seinem  Parapegma  sind  in  das  Geminische  (p.  246  ff.)  •  .  .  nur 
drei  Sternphasen  nnd  eine  Witterungsanzeige  aufgenommen,  in  das  Ptole- 
maeische  aber  zahlreiche  Episemasien;  je  eine  Phase  fuhren  aus  ihm  Plin. 
N.  H.  XVIII.  §.  812"  (vgl.  Ind.  XVIIl)  „und  lo.  Lyd.  de  mens.  IV,  83  an. 
Sein  Parapegma  hing  ohne  Zweifel  mit  seiner  Oktaeteris  zusammen** 
(Boeckh  S.  29).  —  Es  ist  möglich,  dass  er  sich  auch  mit  Musiktheorie 
beschäftigte,  so  dass  er  vielleicht  derselbe  war  mit  demjenigen  D.,  welcher 
den  Thamjras  als  Erfinder  der  dorischen  Tonart  bezeichnete,  Steph.  v.  Byz. 
JtoQiov  p.  262  Meineke  («-  Fr.  8  Müller);  aber  schwerlich  yar  er  es  mit 
dem  von  Plut.  in  den  Parall.  verwandten  Historiker,  wie  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  400  ff.  glaubt. 

97)  Cantor  Euklid  (s.  A.  16)  S.  26-40.  Bunte  Ueber  Archimedes, 
Leer  1877.  4.  (vgl.  Curtze  Jahresber.  XI.  S.  186f.  und  unten  A.  146). 
Heiberg  Qnaestiones  Archimedeae,  Kopenhagen  1879.  8.  mit  kritischer 
Ausgabe  der  Sandzahl  (im  Folgenden  durch  Qu.  bezeichnet),  üeber  die 
Textgeschichte  s.  Heiberg  Prolegg.  zum  8.  Bd.  seiner  Ausgabe  und  Ph. 
St.  XII    (s.  A.  1):    3.    Die   Handschriften   Georg   Vallas   von    griechischen 

46* 


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724    Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

dias^'^),  wurde,  wenn  wir  recht  berichtet  sind®*),  287  geboren, 
also  mehrere  Jahre  vor  Dositheos,  und  war  nahe  befreundet  mit 


Mathematikern,  S.  875—402.    Von  den  Werken  des  A.  kam  suerst,  wie  wir 
ans  der  durch  Nicolaug  Cns an ns  bestätigten  Angabe  in  der  Editio  prin- 
ceps  erfi^^ren,  durch  Papst  Nicolaus  V  ein  Codex  aus  Constantinopel  nach 
Rom,  welchen  Jakob  yon  Cremona  ins  Lateinische  übersetzte.    Diese 
Uebersetznng  schrieb  dann  in  Rom  um  1461  Johann  Müller  aus  Königs- 
berg in  Franken  (lohannes  Regiomontanus)  ab  und  änderte  sie  uach 
Vergleichung  neuer  griechischer  Handschriften,  und  diese  so  umgestaltete 
üebersetzung  scheint   die   der  Editio    princeps,   die  jedenfiEÜls  aus  einem 
anderen  Codex  stammt,  beigegebene  zu   sein.    Der  ältste  Druck  aber  ist 
die  lateinische  Üebersetzung  aus  dem  Griechischen  yon  Nicolaus  Tar- 
talea,  Venedig  1548.  4.    Sie  stammt  wiederum  aus  einem  anderen  Codex 
(s.  A.  118),  und  so  haben  beide  Uebersetzungen  kritischen  Werth  neben 
der  ersten  Ausgabe  und  den  erhaltenen  Handschriften.    Dagegen  sind  bei 
der  guten  lateinischen  Üebersetzung  von  Commandinus,  Venedig  1668  fol. 
zwar  yerschiedne  griechische  Manuscripte  yerwerthet,  die  aber  alle  den  unseren 
weit   ähnlicher  und  um  Nichts  besser  waren.    Eine  yon  ihnen  war  der  er- 
haltne  Venetns  806  (V  bei  Hei  her  g)..  Dass  auch  der  bei  Eutokios  (a  A.  183) 
benutzte  Text  nicht  wesentlich  yon  dem  unseren  abwich,  zeigt  Heiberg 
Ph.  St.  XIII:  6.  Interpolationen  in  den  Schriften  des  Archimedes,  S.  566—577. 
Alle  unsere  Handschriften  stammen  erst  aus  dem  16.,  ja  zum  Theil  erst 
ans  dem  16.  Jahrh.    Die  beste  ist  eine  Florentiner  Laur.  XXVIII,  4  (F), 
unmittelbare  Abschrift  eines  alten,  einst  G.  Valla  gehörigen  Codex  aus 
dem  9.  oder  10.  Jahrb.;  gleichen  Ursprungs  sind  zwei  Pariser  (B  und  C) 
2361.  2362.   Vgl.  Heiberg  Die  Arohimedeshandschrift  Qeorg  Vallas,  Philo- 
logus  XLII.  1883.  S.  421—487.  Die  Ed.  princ.  Von  Gechauff  Venatorius, 
Basel  1544  fol.  mit  den  Commeniaren  des  Eutokios,  auf  welche  sich  auch 
die  beigegebne  lat.  Uebers.  erstreckt,  beruht  offenbar  auf  einem  yon  Wili- 
baldPirkheymer  aus  Rom  nach  Nürnberg  gebrachten  Codex.   Die  Prae- 
fatio   ist   ein  Schreiben   des  Herausgebers   an  den  Nürnberger  Magistrat. 
Dann   folgten   die  Ausgaben  yon  D.  Biyaltus,   Paris  1615  fol.  (mit  Be- 
nutzung yon  B)  und  yon  Jos.  Torelli  aus  Verona,  der  einen  yenetianischen 
Codex  yerwendet  hatte,  nach  seinem  Tode  mit  Collation  yon  ffiLof  Hand- 
schriften nachlässig  besorgt  von  Robertson,  Oxford  1792  foL  (auch  mit 
den  Commentaren  des  Eutokios),  und  endlich  eine  wirkliche  Textrecension 
von  Heiberg,   Leipzig  1880.  1881.  HI.  8.   (der   dritte   Band   enthält   die 
Commentare  yon  Eutok.),  ygl.  d.  Rec.  yon  H.  Weissenborn  PhiloL  Anz. 
XII.  1882.   S.  469--479.    Eine  treffliche  deutsche  Uebers.  gab  Nizze,  Stral- 
sund 1824.  4.  mit  guten  Anmerkungen  und  yielen  glücklichen  Coigecturen.  — 
Eine  Biographie  des  A.  yon  einem  gewissen  Herakleidea,  yon  welchem 
sich  nicht  feststellen  lässt,  ob  er  einer  der  uns  sonst  bekannten  Männer 
dieses  Namens  war  oder  nicht  (ygl.  C.  19.  A.  59),  erwähnt  Eutok.  in  Archim. 
de  circuli  dim.  p.  266,  1.  in  Apollon.  p.  8  Hallej  (wo  fälschlich  'H^ctnUlö^ 
steht).    Am  Nächsten   liegt   es    mit   Heiberg  (Ausg.  IH.  S.  524)   an  den 
Freund  des  Archimedes  zu  denken,  welchen  dieser  de  lin.  spir.  p.  2,  4.  6,  9 


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ArchimedeB  von  Syrakus.  725 

Hieron  II®**)  und  jedenfalls  auch  mit  dessen  Sohne  Gelon^^. 
Längere  Zeit  lebte  er  aber  auch  in  Aegypten^^^)^  wohin  er  sich 
ohne  Zweifel  begeben  hatte ^  um  in  Alexandreia  in  personlichen 
Verkehr  mit  den  Schülern  des  Eukleides  zu  treten  ^^).  Abgesehen 
von  Eonon  und  Dositheos,  dem^  wie  schon  angedeutet^  grossen- 
theils  seine  erhaltnen  Schriften  gewidmet  sind*^^)^  scheint  er 
unter  den  alexandrinischen  Gelehrten  besonders  zu  Eratosthenes 
in  näherer  Beziehung  gestanden  zu  haben  ^^^.  Nach  Syrakus 
zurückgekehrt^  lebte  er  tief  in  seine  Studien  vergraben^  machte 
auch  mancherlei  mechanische  Erfindungen  ^^'^)^  welche  die  Be- 
wunderung und  Verwunderung  des  grossen  Publicums  erregten^ 
legte  jedoch  selbst  geringeres  Gewicht  auf  dieselben,  desto 
grösseres    aber    auf   seine   Entdeckungen   innerhalb   der   reinen 


erwähnt.  Chronologisch  ist  dies  nicht  unmöglich.  Denn  diese  Biographie 
ward  nach  der  letzteren  Stelle  des  Entokios  (yergl.  A.  212)  zwar  erst  nach 
dem  Erscheinen  der  Kegelschnitte  des  Apollonios  geschrieben,  aber  der  be- 
treffende Freund  oder  Schüler  des  Archimedes  kann  auch  viel  jünger  ge- 
wesen sein  als  Letzterer  selbst 

97*^)  Aren.  p.  248,  7  fiP.  tmv  nQotiQov  dctgoloytov  EvdS^ov  ft^9  .  .  . 
^fiStoc  dh  xov  äfiov  natQog  (so  Blase  Zu  Archimedes,  Jahrb.  f.  PhiloL 
CXXVH.  1888  für  d%ovnaTQos).  Schol.  Clark,  in  Greg.  Nazianz.  Or.  di. 
p.  865^  Morel,  ^eidiag  to  fthv  yivog  fiv  SvQuxovciog  dcxQoloyog  6  'Aqxi- 
^i^dovg  naxrjQ  x.  t.  Z.,  s.  Förster  Pheidias  der  Vater  des  Archimedes, 
Jahrb.  f.  Philol.  CXXXIII.  1886.  S.  678  f.  Blass  Der  Vater  des  Archimedes, 
Astron.  Nachr.  No.  2488.  Sp.  255  f.  Pheidias  hatte,  wie  Archimedes  a.  a.  0. 
berichtet,  den  Durchmesser  der  Sonne  als  12  mal  so  lang  wie  den  des 
Mondes  bezeichnet. 

98)  S.  A.  107. 

99)  Plut.  Marceil.  14.    Prokl.  in  Eucl.  p.  68,  18  ff. 

100)  Da  er  diesem  sein  Buch  über  die  Sandeszahl  widmete.  V^enn 
Cicero  Tusc.  V,  23,  64  ihn  einen  humilis  homunciüfM  nennt,  so  ist  dies  ein 
rhetorischer  Ausdruck,  der  sich  überdies  nnr  auf  die  Einfachheit  seiner 
Lebensweise  bezieht. 

101)  Diod.  V,  37,  3.    ots  na^iflalsv  sig  Atyvnxov. 

102)  Denn  dieser  selbst  lebte  damab  wohl  nicht  mehr. 
102»>)  S.  A.  91. 

103)  Selbst  wenn  das  an  diesen  gerichtete  Jl^oßX^fia  §oii%6w  unächt 
sein  sollte  (s.  A.  113),  folgte  doch  der  Ver&sser  ohne  Zweifel  einer  dahin 
gehenden  Ueberlieferung.  Eratosthenes  wiederum  gedachte  seinerseits  des  A. 
als  eines  Zeitgenossen,  Prokl.  a.  a.  0.  p.  68,  18  ff.  unmittelbar  nach  den 
A.  17  angef.  Worten:  ovxoi  (näml.  'Eqoixoc^ivri^  %al  'J^xiii^iidrjg)  ya^  avy- 
XQOvoi.  dXliQXoig,  mg  nov  tprjinv  'EQctxoad'ivrjg, 

103^)  S.  über  dieselben  Heiberg  Qu.  S.  35  ff.  Vgl.  bes.  Moschion  b. 
Ath.  V.  207  a.b.  208c  und  f.,  auch  206  d. 


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726     Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Beine  aod  angewandte  Mathematik. 

Mathematik  ^^^).  Als  dann  aber  Syrakus  im  zweiten  punischen 
Kriege  von  Marcellus  belagert  ward;  hielt  sich  die  Stadt  lang« 
durch  die  von  ihm  erfundenen  Kriegsmaschinen  ^  so  dass  es  dem 
römischen  Feldherm  endlich  nur  durch  eine  üeberrumpelung  von 
der  Landseite  her  gelang  dieselbe  einzunehmen ^^^).  Dabei  'wurde 
Archimedes,  welcher,  wie  erzählt  wird,  in  seine  Studien  vertieft^ 
Alles  um  sich  her  vergessen  hatte,  von  einem  römischen  Soldaten, 
der  ihn  nicht  kannte,  wie  es  heisst,  wider  den  Willen  des  Mar* 
cellus,  welcher  ihn  erhalten  wollte,  getödtet^^),  212,  75  Jahre 
alt,  wie  uns  ein  freilich  an  Zuverlässigkeit  zweifelhafter  Bericht- 
erstatter sagt^^^).  Auf  sein  Grabmal  ward  seinem  Wunsche  ge- 
mäss eine  von  einem  Cylinder  umschriebene  Kugel  gesetzt  ^*^), 
so  dass  er  also  dies  Theorem  *^^)  für  seine  grösste  Leistung  hielt. 
Aber  seine  Landsleute  bekümmerten  sich  wenig  um  dieses  sein 
Grabmal,  so  dass  Cicero,  da  er  als  Quaestor  nach  Sikelien  kam 
(75),  es  nur  mit  Mühe  aus  dem  Gestrüpp  wiederentdecken  konnte 
und  es  erneuern  liess^^®).  Die  Ordnung,  in  welcher  die  Hand- 
schriften seine  übrig  gebliebenen  Werke  enthalten^"),  entspricht 
nicht  der  Zeitfolge  ihrer  Entstehung"^).  Schwer  zu  entscheiden 
ist  über  die  Aechtheit  oder  Unächtheit  des  Epigramms  oder 
kleinen  Lehrgedichts  in  elegischen  Distichen  über  die  Zahl  der 
Rinder  des  Helios"'),  IlQoßXifi^a  /Joatxov"*);  indessen  scheint, 

104)  Plut.  a.  a.  0.  14.  17.  Karpoe  b.  Papp.  Vm,  3.  p.  1026,  9—12, 
doch  8.  A.  122. 

106)  Polyb.  VIII,  6—9.    Liv.  XXIV,  34.    Plut.  a.  a.  0.  16-17. 

106)  Plut.  a.  a.  0.  19.  Cic.  Fin.  V,  19,  60.  Verr.  IV,  68,  181.  Sil.  ItaL 
XIV,  676.  Val.  Max.  VIII,  7,  ext.  7.  Plin.  N.  H.  VIL  §.  126.  Zonar.  IX,  6. 
p.  212. 

107)  Tzetz.  Chil.  II,  36.  V.  106.  Indessen  nennt  auch  Polyb.  VIII,  9,  8 
ihn  wenigstens  nQsaßvtrjg. 

108)  Plut.  a.  a.  0.  17.  Gutenäcker  Das  Grabmal  des  Archimedes, 
Würzburg  1832  (Programm  von  Münnerstadt)  steht  mir  nicht  zu  Gebote. 

109)  De  sph.  et  cyi.  I,  37. 

110)  Tasc.  V,  23,  64  f. 

111)  UsqI  ctpaiffag  %a\  %vXCv9qov  a*  ß\  KvnXov  fiitQtjiSig,  ITc^l  nrnvosi- 
ditov  mal  aq>aiQoeidiaiv ^  IleQl  iU%mv^  'Enmidcav  IcoqQonCai  a  ß\  Wafkpk£vTjg, 
TsTQaymviafiog  nccQußoXrjg, 

112)  Diese  ist  nach  den  Untersuchungen  yon  Torelli  und  Hei- 
berg (vgl.  A.  81)  vielmehr  folgende:  vom  Gleichgewicht  der  Ebenen  B.  1, 
Quadratur  der  Parabel  (gleich  nach  Eonons  Tode  veröffentlicht),  vom 
Gleichgewicht  der  Ebenen  B.  2^  über  Engel  und  Cylinder,  Ereismessung, 
Schneckenlinien  (oder  Spiralen),  Eonoiden  und  Sphaeroiden,  Sandessahl. 

113)  Es  ward  mit  einem  Scholion  in  einem  Wolfenbüttler  Codex  von 


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Arcbimedes  von  Syrakus.  727 

wenn  nicht  diese  metrische  Bearbeitung,  so  doch  wenigstens  das 
Problem  selbst  von  Arcbimedes  herzurühren^*'^).  Von  den  iwei 
Büchern  über  die  schwimmenden  Körper^^^)  ist  nur  ein 
kleines  griechisches  Stück  auf  uns  gekommen  ^^^),  das  Uebrige 
nur  in  einer  lateinischen  Uebersetzung  aus  dem  Griechischen, 
die  freilich  erst  im  sechzehnten  Jahrhundert"®)  bekannt  ge- 
worden, aber  deren  Original  wenigstens  bis  jetzt  noch  nicht 
wieder  entdeckt  ist.  Die  unter  dem  Titel  Liber  assumptorum  in 
lateinischer  uebersetzung  aus  dem  Arabischen  überlieferten  Wahl- 


Leasing  gefunden  and  heraosgegeben.  Die  üeberscbrifl;  lautet:  IlQÖßXrKicc 
onsQ  'AQXiii^rjdrig  iv  ini^gdfificcaiv  svq<dv  xois  iv  'jIXsiavdQsia  nsQl  ravta 
nQayfjLaxsvonivotg  iqxsiv  dnicTetXsv  iv  tij  jcQog  'Effuxoad'ivrjv  tov  Kv(frjvaiop 
imcTolfj.  Auch  in  einer  Pariser  Handechrift  (2448)  findet  es  sich,  s.  Hei- 
berg AiiBg.  II.  S.  Vf.  Die  Unächtheit  snchten  J.  und  E.  L.  Struve  Altes 
griechisches  Epigramm  mathematischen  Inhalts,  Altena  1821.  8.  zn  er- 
weisen, die  Aechtheit  ward  von  G.  Hermann  De  Archimedis  problemate 
bovine,  Leipz.  1828.  4.  Opusc.  IV.  S.  228—288  veitheidigt.  Weiteres  8.  b. 
Heiberg  a.  a.  0.  S.  VI  f.  Erambiegel  und  Amthor  Das  Problema 
bovinom  des  Arcbimedes,  Zeitschr.  f.  Math.  n.  Phys.,  Hist.-litt.  Abth.  XXV. 
1880.  S.  1—86.  168—171.  Tannery  Bull,  des  sciences  math.  V.  S.  26—80 
(vgl.  auch  Mäm.  de  la  soc.  des  so.  phys.  et  nat.  de  Bordeanz  III.  S.  870  ff.). 
Weissenborn  PhiIoL  Anz.  XIL  a.  a.  0. 

114)  Schol.  Plat.  Charm.  166  E.  loyiatinri  .  .  .  vnou^sfiivri  x6  (ilv  ^v 
mg  fiovdda  .  .  .  ^srngsi  ovv  xovxo  {/kkv  xo  'jlqxifii^dovg  ßosmov  TtQoßXrjfjux. 

116)  So  dass  das  Spruch  wort  nQSßXrjiM  'AQxmijdeiov  fOr  eine  schwierige 
Sache  (Cic.  ad  Att.  XII,  4,  2.  XIII,  28,  8)  sich  an  dasselbe  angeknüpft 
hat.  —  Eine  unzweifelhafte  F^schong,  wie  der  Herausgeber  Henning 
Ein  nnächter  Brief  des  Arcbimedes,  Darmstadt  1872.  4.  selber  nachweist, 
ist  der  Brief  an  Gelon,  und  zwar  erst  im  17.  Jahrh.  fabricirt,  s.  Horcher 
Zu  Arcbimedes,  Herm.  VII.  1876.  S.  266,  n&mlich  von  dem  schottischen 
Arzt  Archimbald  Pitcairn  (gest.  1718),  wie  Curtze  Zeitschr.  t  Math.  u. 
Phys.,  Hist-litt.  Abth.  XX.  1876.  S.  89-91  dargethan  hat 

116)  IIsqI  xmv  vdaxt  itpiaxafiivmv  ^  nsgl  xav  6xoviiiv(ov^  in  Hei- 
bergs Ausg.  II.  S.  866—426. 

117)  Mai  Cl.  auct.  I.  S.  426—480. 

118)  Durch  Tartalea  (Tartaglii^):  B.  1  steht  n&mlioh  in  dessen  Qe- 
sammtübersetzung,  Venedig  1648  (s.  A.  97),  dann  ist  sie  ganz  ans  dessen 
Nachlass  herausgegeben  von  Troianus  Curtius,  Venedig  1666,  Com- 
mandinus,  Bologna  1666  scheint  keinen  griech.  Cod.  gehabt  zu  haben. 
Aber  auch  Tartaglia  hat  nur  eine  mittelalterliche  latein.  Uebers.  wieder- 
gegeben. Dass  eine  solche  im  16.  Jahrh.  in  Cöln  vorhanden  war,  zeigt 
Curtze  Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys.  XXVIIL  1888.  S.  12.  Im  üebrigen 
8.  A.  129  und  Heiberg  Philologus  XLIII.  S.  488.  Eine  arab.  Uebers.  der 
meisten  Sätze  des  1.  B.  und  II,  1  hat  Zotenberg  Joam.  asiat.  1879. 
S.  609—616  herausgegeben. 


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728     Dreiunclzwanzigstes  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

Sätze  (Lemmata)  aber  kömien  in  dieser  Gestalt  nicht  von  Archi- 
medes  herrühren"*);  doch  mag  ihnen  hie  und  da  einiges  ächte 
archimedeische  Gut  zu  Grunde  liegen.  Von  einer  von  Archi- 
medes  selbst ^^)  versprochnen,  aber  schon  zur  Zeit  des  Eutokios 
verlornen  Schrift  oder  vielmehr  einem  Supplement  zum  zweiten 
Buche  über  Eugel  und  Cylinder  liegt  uns  noch  ein  Auszug 
des  Letzteren  vor^^^).  Auch  eine  Reihe  anderer  verlorner  Schriften 
lässt  sich  noch  genauer  nachweisen  ^^^).    Am  Meisten  gebraucht 


119)  Wie  Heiberg  Qu.  8.  24 f.  zeigt    Sie  stehen  in  Heibergs  Ausg. 
II.  S.  427—446.    Vgl.  anch  Heiberg  Fbilologns  XLIII.  S.  488 f. 

120)  De  sph.  et  cjl.   II,  4.  p.  214,  25  f.    indzsQa  dl  xuvta  inl    xdlfi 
dvaXv9'rja6TaC  ts  xal  ovvtsd'iiöBtai. 

121)  p.  164—172.  Nach  der  Angabe  des  Eutokios  p.  162—154  war  sie, 
wie  es  scheint  (anders  freilich  Zeuthen  S.  247 f.),  schon  zur  Zeit  des 
Diouysodoros  und  Diokles  (vgl.  A.  254—267)  verschollen,  er  entdeckte  sie 
aber  in  einer  alten  Handschrift  wieder  und  beruft  sich  dafür,  dass  es 
wirklich  die  betreffende  Arbeit  des  A.  war,  namentlich  auch  auf  den  dori- 
schen Dialekt.  Es  handelt  sich  hier  um  die  Losung  der  Aufgabe  durch 
eine  Ebene  eine  Engel  in  zwei  Segmente  zu  theilen,  deren  Inhalte  in  einem 
gegebenen  Verhältnisse  stehen,  und  diese  höchst  wahrscheinlich  in  der 
That  auf  A.  zurückgehende  Lösung  geschieht  durch  Zurückführnng  auf 
eine  kubische  Gleichung  und  AnHösuog  der  letzteren  durch  Kegelschnitte, 
s.  Zeuthen  S.  285—249. 

122)  8.  Heiberg  Qu.  S.  29  ff.  und  die  Fragmente  Ausg.  II.  S.  458— 
468.  Geometrisch  war  die  über  Polyeder  (Papp.  V,  84.  p.  862,  14 ff., 
vgl.  Simpl.  in  Aristot.  de  coel.  II,  4.  287»  27.  p.  185»  15  ff.  Karsten  »= 
Schol.  in  Aristot.  494»  10  ff.),  arithmetisch  die  von  A.  selbst  (Aren.  I,  7. 
p.  246,  11.  I,  8.  p.  242,  18  f.  III,  1.  p.  266,  12)  citirten,  dem  ZeuxippoB  ge- 
widmeten {iv  xoi^g  notl  Zsv^tnnov  ysy^af^nivoig,  tm  fiißXiip  xm  noxl  Ztv^tn- 
nov  yByQafiitivcp)  *Aq%al^  deren  Gesammtinhalt  er  III,  1 — 4.  p.  266f.  an- 
giebt,  mechanisch  nsql  tvymv  (Papp.  VIII,  24.  p.  1068,  19  f.,  vgl.  19. 
p.  1060,  Iff.),  nsQl  xaxonxQinmv  (Theon  in  Ptolem.  Sjni  I.  p.  10  BaaiL 
p.  29  Halma,  Vgl.  Oljmpiod.  in  Aristot.  Meteor.  IL  p.  94  Idel.  ApuL  Apol.  16). 
noch  von  G.  Valla  (De  ezpet.  et  fug.  reb.  XV,  2)  gelesen,  nsgl  aqmciQo- 
noiCag  (Karp. b.  Papp.  Vm,  8.  p.  1026,  9  ff ,  vgl.  A.  104.  Prokl.  in  Eucl.  p.  41, 
16 ff.).  Dazu  kam  noch  eine  auf  den  Kalender  bezügliche  Schrift,  welche 
sei  es  ausschliesslich,  sei  es  theil weise  von  der  L&nge  des  Sonneigahrs 
handelte  (Hipparch.  bei  Theon  a.  a.  0.  I.  p.  158  Halma.  i%  ^v  oiv  xov- 
xmv  xmv  xrjQi^asiov  dfjXov,  oxt  jütxpal  nccvtdnccaiv  ysyovaaiv  at  xmv  iviav- 
xcäv  dtatpOQal*  dXX*  inl  fihv  xmv  xQonmv  ov%  dneXniim  %al  rjfiäg  nal  xbw 
'Aqx^P^V^V  **^  ^^  ^  xrjQYiiSst  %ccl  iv  xm  avXXoyiOfi'p  diafiaQtdvstv  %ecl  sag 
xBxdgxov  fiiQOvg  Tiftigag.  Ammian.  Marceil.  XXVI,  1,  8)  und  das  nur  yon 
Suid.  Ssodoaiog  erwähnte  'E(p69iovy  zu  welchem  Theodosios  einen  Com- 
mentar  schrieb.  Das  Selbstcitat  Quadr.  parab.  p.  806,  26.  Ssdii%xai  ya^ 
%ai  xovxo  geht  offenbar  auf  negl  tvyciv,  s.  Heiberg  Qu.  S.  82. 


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Archimedes  Ton  Syrakus.  729 

wurden  offenbar  von  allen  Werken  des  Archimedes  nur  drei^ 
die  über  Kugel  und.  Cjlinder^  vom  Gleichgewicht  der  Ebenen 
und  über  Ereismessung,  die  uns  daher  auch  nicht  bloss  selbst^ 
sondern  auch  mit  den  Commentaren  des  eben  genannten  Eutokios 
von  Askalon,  aus  dem  sechsten  Jahrhundert^  denen  dessen  Lehrer, 
der  Mechaniker  Isidoros  von  Miletos,  einst  eine  Ausgabe  der 
Schriften  des  Archimedes  beigegeben  hatte  ^^*),  erhalten  sind^^*). 
Schon  Eutokios  aber  kannte  die  Schrift  über  die  Schneckenlinien 
und  die  über  Quadratur  der  Parabel  wenigstens  aus  eigner  An- 
schauung nicht  mehr^^^);  die  zu  seiner  Zeit  gewöhnlichen  Aus- 
gaben, wie  die  des  Isidoros^  enthielten  also  yermuthlich  nur  jene 
drei  gangbarsten  Bücher"^,  und  es  ist  zu  bewundem,  dass  über- 
haupt noch  mehrere  auf  uns  gekommen  sind.  Dafür  sind  aber 
auch  gerade  in  Folge  ihres  häufigen  Gebrauchs  die  Ereismessung 
und  die  beiden  Bücher  über  Eugel  und  Cylinder  nicht  in  ihrer 
ursprünglichen  Gestalt ^  sondern  in  einer  späteren,  erst  nach 
Eutokios  entstandenen  Ueberarbeitung  auf  uns  gekommen,  iu 
welcher  der  ursprüngliche  dorische  Dialekt,  dessen  sich  Archi- 
medes in  allen  seinen  Werken  bediente,  in  den  gemeinen  um- 
gesetzt und  ohue  Zweifel  auch  manche  sachliche  Äenderungen  vor- 
genommen sind  ^*^.  Einige  Verwischung  der  dorischen  Formen  '***) 
hat  natürlich  auch  in  den  anderen  Schriften  Statt  gefunden. 
Mehr  oder  weniger  sind  überhaupt  alle  interpolirt  ^*^)  mit  Aus- 

123)  Eutok.  p.  66,  26  ff.  98,  16  ff.  260,  14  ff.  (vgl.  A.  183).  306,  15  ff. 
Heib.    S.  über  ihn  auch  A.  242. 

124)  Heiberg  Ph.  St  XI:    1.  lieber  Eutokios,  8.  356—384. 
126)  Nizse  Uebers.  8.  VU.    Heiberg  Qa.  8.  29. 

126)  Heiberg  a.  a.  0. 

127)  Heiberg  Qu.  S.  69  ff.  (De  dialecto  Archimedis).  Pb.  St.  XI: 
2.  Ueber  die  Restitution  der  zwei  BQcber  des  Arcbimedes  ^sqI  tstpaiqag  xal 
%vHv9^w),  8.  384—398. 

128)  Wie  weit  sich  in  ihrer  Herstellang  noch  gelangen  lässt,  nnd  wie 
weit  der  ohnehin  schon  gemilderte  syraknsische  Dorismas,  in  welchem  A. 
schrieb,  zn  seiner  Zeit  durob  das  Eindringen  vulgärer  Formen  bereits  noch 
mehr  gemildert  war,  darüber  bandelt  Heiberg  Ph.  St.  XIU:  4.  Ueber  den 
Dialekt  des  Archimedes,  8.  643—666.  (Freilich  lassen  Heibergs  dia- 
lektische üntersnchnngen  za  wünschen  übrig). 

129)  Auch  Yon  «e^l  dxoviUvoav  hat  dies  in  seinem  Bestitntionsyersuch 
des  1.  B.  Heiberg  Archimedis  letgl  oxovpLivap  liber  I  Graece  rest.,  M6' 
langes  Grraoz  (Paris  1883).  8.  689—709  nachgewiesen.  Derselbe  zeigt-hier 
aach,  dass  die  von  Mai  Aact.  class.  I.  8.  426  («■  Archim.  IL  8.  366—368 
Heib.)  heraosgegebnen  griechischen  Bruchstücke  wahrscheinlich  nur  aus 
einer  Retroyersion,  die  in  der  Benaissanoezeit  gemacht  wurde,  stammen. 


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730    Dreiundzwanzigstes  Capitel.     Reine  nnd  angewandte  Mathematik. 

nähme  der  Sandzahl  ^  und  zwar  alle  mit  Benutzung  des  £Iutokios 
also  erst  nach  dessen  Zeit.  Aber  es  ist  sonach  eine  zweifache 
^Interpolation  zu  unterscheiden ,  eine  ältere^  die  sich  Ober  alle 
Schriften  ausdehnte,  und  deren  Urheber  auch  in  seinen  Zusätzen 
den  dorischen  Dialekt  bewahrte,  und  eine  jüngere,  über  die  ge- 
nannten beiden  Werke  nicht  hinausgehende,  welche  ^  denselben 
beseitigtet^). 

Von  den  erhaltnen  Prosaschriften  des  Archimedes  sind  weit- 
aus die  meisten  geometrisch,  nämlich ^^^): 

1.  TetQaymvttf^dg  naQaßokijg  (oder  vielmehr,  da  auch 
er  die  Parabel  noch  Schnitt  des  rechtwinkligen  Kegels  nannte  *'*), 
T€tQayc3vi<S(i6g  tijg  dgd'oycjviov  xdvov,  wie  Sutokios 
richtig  angiebt),  quadratura  parabolae^^^). 

2.  IIsqI  ög>ai(fag  xal  xvXivdQovy  de  sphaera  et  cylindro, 
über  Kugel  und  Cylinder,  2  Bücher  ^^). 

3.  Kvxlov  (letQritSig,   dimeftsio  circtiU,  Kreismessung *^). 

4.  UsqI  ikixmv,  de  lineisspiralibtis^  Über  Schueckeiilmien^^). 

ISO)  Tbeils  lassen  sieb  beide  noch  von  einander  sondern,  meistens 
aber  ist  dies  unmöglich.  S.  Heiberg  Ph.  St  XIII:  5.  Interpolationen  tu  s.  w., 
8.  A.  97. 

131)  Ich  folge  möglichst  der  Abfassungszeit ,  s.  A.  112.  —  Hei  barg 
Einige  von  Archimedes  vorausgesetzte  elementare  ßätse,  Zeitschr.  f.  Mathem. 
u.  Phys.,  Hist.-litt.  Abth.  XXIV.  1879.  S.  177—182. 

132)  S.  A.  220. 

133)  Bei  Heiberg  Ausg.  II.  S.  293—368.  üebers.  v.  J.  J.  Hoffmann, 
AsebaffeDbarg  1817.  4.  mit  Erläuterungen.  Menge  Die  Parabelquadrator 
des  Archimedes,  Andernach  1863.  4.  Zu  dieser  Schrift  nnd  No.  6  s.  Hei- 
berg  Die  Kenntnisse  des  Archimedes  über  die  Kegelschnitte,  Zeitschr.  f. 
Matbem.  u.  Pbys.,  Hist-litt.  Abth.  XXV.  1880.  S.  41—67.  Zeuthen  8.48flF. 
408—422.  432—465  (vgl.  S.  108.  216.  847). 

184)  Bei  Heiberg  Ansg.  I.  S.  1—266.  Uebersetzt  mit  der  KreismessaDg 
Ton  Hauber,  Tubingen  1798.  8.  Cuppini  I  teoremi  d'Arcbimede  sul 
Cilindro  e  suUa  Sfera,  Turin  1860.  8. 

186)  Ansg.  der  Kreis messnng  Ton  Wallis  (nebst  der  SandessahlX 
Oxford  1678.  8.  (Opusc.  III.  S.  639—646),  von  Gutenacker,  Würsburg 
1828.  8.  (mit  Uebers.)  nnd  von  Knoche  nnd  Märker,  Herford  1864.  4., 
bei  Heiberg,  Ausg.  I.  S.  867—271.  Uebers.  y.  Junge,  Halle  1824.  8.  mit 
Commentar.  —  Tannery  Sur  la  mesure  du  cercle  d'ArchimMe,  Mtooire« 
de  la  soc.  des  sciences  phys.  et  nat.  de  Bordeaux,  S^r.  2.  T.  IV.  S.  813- 
887  hält  die  erhaltne  Schrift  nur  für  einen  Auszug  aus  der  ächten  verlornen 
tcsqI  viig  tov  %v%Xov  nsQivpSQi^ag  (Papp.  V,  5.  p.  812,  20 f.),  im  Uebrigen 
vgl.  Curtze  Jahresber.  XL    S.  26  f. 

186)  Bei  Heiberg  Ausg.  IL  S.  1—189.  Junge  Die  Spirale  des  Archi- 
medes, Zeitz  1826.  4.    Lehmann  Die  archimedeische  Spirale  mit  Bücksicht 


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Arcbimedes  von  Syrakas.  731 

Zu  dieser  Schrift  gab  ihm  die  Entdeckung  dieser  Linien  durch 
seinen  Freund  Konon  den  Anstoss*^^),  doch  knüpfte  er  dabei 
ohne  Zweifel  auch  an  die  Quadratrix  (xetQayoviiovöa)  des  Hippias 
und  Deinostratos  an. 

5.  Ilegl  xmvosidifov  xal  6(pat(fO€idsc3Vy  de  conoidibus 
et  sphaeroidibus,  über  Konoiden  und  Sphaeroiden^  d.  h.  über  die 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach^  um  nicht  zu  sagen  ohne  ZweifeP'^), 
erst  von  Archimedes  selbst  gefqndenen  kegel-  und  kugelähnlichen 
Korper,  welche  durch  Umdrehung  der  Kegelschnitte  entstehen^'*). 

Arithmetisch  ist: 

6.  ^fa^fiitrigy  numerus  arenarius,  die  Sandeszahl.  Hier 
wird  gezeigt^  dass,  wenn  auch  das  ganze  Weltall  mit  Sand  er- 
füllt wäre,  doch  noch  eine  grossere  Zahl  gedacht  werden  könne 
als  die  der  Sandkörner,  wobei  die  Berechnung  des  Aristarchos 
zu  Grunde  gelegt  ist^*^). 

Mechanisch  endlich  sind: 

7.  'ETtiTtkdfov  löoQQoniat^  de  planorum  aequüihriiSj  vom 
Gleichgewicht  der  Ebenen,  2  Bücher,  yon  Archimedes  selbst 
MriXavixd  genannt"^). 

8.  UsqI  täv  vdati  itpidtayLSVcav  ^  tcsqX  6xov(1£vg)Vj 
de  iis  quae  in  humido  vehuntur,  über  die  schwimmenden  Körper, 
2  nur  lateinisch,  wie  schon  gesagt,  erhaltene  Bücher.  Das  erste 
behandelt  die  Elemente  der  Hydrostatik,  das  zweite  die  höheren 
Probleme,  welche  sich  an  dieselben  knüpfen***). 


auf  ihre  Geschichte,   Freibnrg  1862.  4.    Scherling    Die  archimedeische 
Spirallinie,  Lübeck  1865.  4.     Vgl.  auch  Zeathen  S.  262  ff. 

137)  Papp.  IV,  30.  p.  234,  1  ff.  to  inl  vTJg  sXmog  t^s  iv  iniTtida)  yQcc- 
q>ofjiivris  ^eco^ij/Lia  nQovTSivs  (tlv  KSvmv  6  Zccfnog  yfmfiitQrjgj  dnidBiisv  öh 
'AQXt pk-^dTig  d^avfiaaxy  tivi  xQriaäfuvog  iTtifioX'S,  Vgl.  A.  86.  —  Ueber  den 
Tadel  des  Papp.  IV,  69  ff.  p.  270,  28-278,  8  8.  Tannery  Sur  nne  critiqne 
ancienne  d^one  ddmonsiration  d^Archim^e,  M^m.  de  la  bog.  des  sc.  phys. 
et  nat.  de  Bordeaux,  Sär.  2.  T.  V.  S.  49-61,  der  dem  Kritiker  Recht 
giebt  (vgl.  Cartze  Jahresber.  XL.  S.  27). 

138)  Heiberg  Stad.  üb.  Eakl.  S.  79. 

139)  Bei  Heiberg  Ausg.  L  S.  273--499.  Vgl  Zeuthen  8.  408-422, 
s.  A.  133. 

140)  Bei  Heiberg  Ausg.  II.  S.  241—291  und  s.  A.  100.  136.  üebers. 
V.  Krüger,  Quedlinburg  1820.  8. 

141)  Oder  wenigstens  nennt  er  das  1.  B.  so,  Qnadr.  parab.  p.  306,  20. 
314,  4.   öidsixtai  yag  xovto  iv  tötg  Mii%ccviiioig, 

142)  Bei  Heiberg  Ausg.  IL  S.  366—426.    Vgl.  A.  118.  129.  —  Thurot 


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732     Dreiundzwanzigstes  CapiteL    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Archimedes   war   ohse  Zweifel  der  genialste  Mathematiker 
des  Alterthums  und  der  älteste  wirkliche  Physiker  im   modernen 
Sinne  des  Worts.    Seine  Kreismessung  und  seine  Untersuchungen 
über  die  Spirale  sind  nicht  minder  Epoche  machend    als  seine 
Quadratur  der  Parabel^  und  auch  die  der  Ellipse  hat  er  gefunden 
und   in  die  Schrift  über  Konoide  und  Sphaeroide  eingelegt  ^*^). 
Mit  Recht  aber  war  er,   wie  gesagt^   am  Meisten   stolz    anf  die 
neuen  Entdeckungen,  welche  er  in  seiner  Schrift  über  Kugel  und 
Cylinder  veröflfentlichte.     Er  gilt  auch  für  den  Urheber  der  so- 
genannten  Kronenrechnung  ^**)  und  beschäftigte  sich   eingehend 
mit   den    Quadratzahlen    und    angenäherten    Quadratwurzeln  ^^^). 
Die  Schrift  über  die  Sandrecbnung  hat  nicht  ihres  Gleichen  im 
ganzen  Alterthum.     Schon   die   verlorne   Arbeit  tcsqI  fSq>aiQO' 
TCoiCag  aber  beweist,  dass  er  auch  in  der  Astronomie  bewandert 
war,   und  ein  Gleiches    geht  aus  der  anderen  verlornen  Schrift 
hervor,  in  welcher  er  sich  mit  der  Verbesserung  des  Kalenders 
und  der  genauen  Bestimmung  der  Länge  des  Jahres  befasste^^^}. 
Noch  heute  zeigt  man   in   seiner  Vaterstadt  die  Stelle,    wo   er 
seine  Himmelsbeobachtungen  gemacht  haben  solP*').    Mechanik 
und    Geometrie    standen    bei  ihm  in   innigster  Wechselwirkung, 
und  das  nach  ihm  sogenannte  hydrostatische  Princip**®)  ist  seine 

Rccherches  mx  le  principe  d'Archimöde,  Rev.  arcböol.  N.  F.  XVIII.  S.  389— 
40G.  XIX.  S.  42—49.  111—123.  285—299.  846—360.  XX.  S.  14—33  (J^r 
1868  u.  1869). 

143)  Als  Satz  5  und  6,  p.  312—317. 

144)  Vitruv.  IX ,  3.    Prokl.  in  Eocl.  p.  63. 

145)  Heilermann  Bemerkungen  zu  den  Archimedischen  Nähemngs- 
werthen  der  irrationalen  Quadratwurzeln,  Zeitachr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Hisi- 
litt.  Abth.  XXVI.  1881.  S.  121  —  126.  SchOnborn  üeber  die  Methode, 
nach  der  die  alten  Griechen,  besonders  Archimedes  und  Heron  Quadrat- 
wurzeln berechnet  haben,  ebendas.  XXVIU.  1883.  S.  169-187.  U.  Weissen* 
born  Die  irrationalen  Quadratwurzeln  bei  Archimedes  und  Heron,  Berlin 
i883.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Heiberg  Rev.  crit.  1884.  I.  S,  841—348)  Hei- 
berg Qu.  S.  60—66.    PhilologuB  XLIII.  S.  485  f. 

146)  S.  A.  122.  Schi  eck  üeber  die  Himmelsgloben  des  Anaximander 
und  Archimedes,  Hanau  1843.  1846.  II.  4.  Bunte,  s.  A.  97.  Hultscb 
üeber  den  Himmelsglobus  des  Archimedes,  Zeitsohr.  f.  Mathem.  n.  Phj^f 
Hist.-litt.  Abth.  XKII.  1877.  S.  106  f.  Bei  Liy.  XXIV,  34,  2  heisit  A.  unicti» 
speetator  caeli  siderumgue.  Vgl.  Solin.  5,  18.  Von  seiner  Berechnung  der 
Planetenabstände  spricht  Macrob.  Somn.  Scip.  11,3,13;  wahrscheinlich 
stand  uie  in  nsgl  atpaiifonouag^  s.  Heiberg  Ausg.  II.  S.  467  f. 

147)  Heiberg  Qu.  S.  34. 

148)  S.  Thurot  in  der  A.  142  angef.  Abb. 


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Eriton  von  Naxos.    Athenaeos.  733 

eigenste  EntdeckuBg,  durch  welche  er  die  Erkenntniss  des  gegen- 
seitigen Drucks  flüssiger  und  fester  Körper  mächtig  gefordert  hat. 

Eriton  von  Naxos,  der  wahre  Verfasser  der  bald  dem 
Eudoxos  bald  dem  Eratosthenes  zugeschriebenen  ^OxxaezrjQtg, 
muss,  wenn  wir  zuverlässig  berichtet  sind,  mindestens  schon 
vor  dem  Letzteren  gelebt  haben  ^^). 

Athenaeos  der  Mechaniker  hat  uns  eine  Abhandlung  über 
den  Bau  und  Gebrauch  von  Kriegsmaschinen  {ycsgl  fn?;t«- 
vriiLttX(ov)  hinterlassen,  welche  an  Marcellus  gerichtet  ist,  ver- 
muthlich  den  Eroberer  von  Syrakus.  Dann  war  er  also  ein  Zeit- 
genosse des  Archimedes  und  schrieb  gegen  Ende  des  dritten 
Jahrhunderts^^). 


149)  V^l.  C.  15.  A.  66.  In  dem  dort  angef.  Citat  des  Eratosth.  bei 
Achill,  heisst  es  nämlich:  it  ye  yvr]ai6v  icti  xo  üvyyQafifia  'B^fccxood'ivovg, 
ovtog  yccQ  dvsy(fail)sv  (?)  deixvvg^  a>s  ov%  eCri  Evdo^ov,  Vgl.  Said.  Kgircav 
Ndi^tog,  tatoQLnog  (diese  versehentliche  Bezeichnung  entstand,  indem  KQ^tmv 
nteQidtrig  .  .  .  £atOQi%6g  %.  t.  X,  yoranfgeht).  iyQ(ttpB9  'OmtaBvriQCda ,  riv 
Evdo^ov  (paciv.  Plin.  ffihrt  den  E.  Ind.  XVIII  auf  und  erwähnt  ihn  dann 
XVIII.  §.  812  neben  Fhilippos  (von  Opas),  Eallippos,  Dositheos,  Parme- 
niskos,  Konon,  Demokritos,  Eudoxos. 

160)  Die  ältere  Ausgabe  in  der  Sammlung  yon  Th^venot  Mathematici 
yeteres,  Paris  1693  fol.  ist  jetzt  entbehrlich  geworden  durch  die  yon 
Wescher  noUo^%T\xi%a  %al  noXtOQ%iai  diafpoQomf  nSXsmv.  Poliorc^tique 
des  GrecB,  Paris  1867.  Lex.  8.  S.  1 — 40.  Ueber  die  Handschriften  dieser 
Art  yon  Schriftstellern  s.  ebendas.  S.  I  ff.  IX  ff.  Graux  Bey.  de  philo!. 
N.  F.  IV.  1880.  S.  88—91.  Die  wichtigste  für  Athenaeos,  Biton,  Apollo- 
doroB  ist  ein  aus  yerschiednen  Handschriften  yom  Anfang  des  10.  bis  zn 
dem  des  16.  Jahrh.  zusammengestückter  Cod.  Paris.  607  (M),  welcher  1843 
durch  Minoides  Minas  nach  Paris  kam,  daran  reihen  sich  als  Vertreter 
einer  zweiten  Classe  demnächst  V  (Vatic.  1164),  P  (Paris.  2442),  mit  .wel- 
chem, wie  erst  später  £.  E.  Müller  entdeckt  hat,  Barber.  II,  97  zusammen- 
gehört, beide  aus  dem  11.,  B  (Bonon.  S.  Salvat.  687),  wenn  auch  erst  aus 
dem  16.,  und  die  Fragmente  C  (Coisl.  101)  aus  dem  11.  und  F  (Vindob. 
120)  aus  dem  16.  Jahrh.  an ,  alle  übrigen  Handschriften  sind  werthlos  oder 
geringwerthig.  Ueber  die  im  10.  Jahrh.  angefertigten,  durch  die  Auszüge 
aus  älteren  Schriftstellern  dieser  Art  wichtigen  Tractate  über  Poliorketik 
CAvmvvpLOv  rixoi  "HQoavog  Bvia'pxü>v  IIoliOQxrixtiiä  b.  Wescher  S.  197 — 279) 
und  über  Geodaesie  und  den  erst  yon  E.  E.  Müller  Handscht iftliches  zu 
den  Poliorketika  und  der  Geodaesie  des  sogenannten  Hero,  Rhein.  Mus. 
XXXV 111.  1883.  S.  464—468  als  Original  aller  übrigen  Handschriften  der- 
selben constatirten  Cod.  Vatic.  1606  aus  dem  11.  Jahrh.  s.  ebendiese  Abh. 
Ein  früher  ungedrucktes  Fragment  des  A.  p.  16 — 20  W.  fiodct  sich  nur  in 
MF,  und  da  hat  sich  denn  gezeigt,  dass  Vitruy.  X,  20-21,  l  (U— 15,  1 
Schneid.)  z.  E.,  wie  derselbe  auch  schon  unmittelbar  vorher  aus  ihm  geschöpft 


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734    Dreinndzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Ktesibios  der  Mechaniker  aus  A8kra(?),  wohl  nicht  un- 
beträchtlich älter  als  Athenaeos^  bei  welchem  er  auch  bereits 
angeführt  wird"^),  lebte  in  Alexandreia  unter  Philadelphos  und 
Euergetes  I^^*),  zeichnete  sich  hier  durch  Erfindung  grober  Ge- 


hat,  eine  wörtliche  Uehersetzung  desselhen  giebt,  wie  schon  Haase  Art. 
Philon  der  Byzantier  in  d.  Enc.  t.  Ersch  u.  Gruber  S.  i29.  A.  11  hervorhob. 
Der  jüngste  von  ihm  erwähnte  Scbrifteteller  ist  wohl  jedenfalls  Ktesibios 
(s.  A.  151);  als  Kriegsgefährten  des  grossen  Alezandros  nennt  er  und  be- 
nutzt p.  10,  8  ff.  Wesch.  Diades  und  Charias,  die  Schüler  dos  ThesBalera 
PoljeidOB  (so  nach  ihm  Vitrav.  X,  19,  8  ff.);  aus  derselben  Zeit  mögen  die 
UoUoQnrixiKä  des  Makedonen  Pyrros  sein  (p.  6, 13  f.  81,  7  ff.),  ans  ungewisser 
ist  Agesistratos  (p.  7,  7  ff.  8,  5  ff.)  und  dessen  Lehrer  Apollonios  (p.  8,  9  ff.)> 
welcher  gleichfalls  wohl  IIoXioQxrjTnici  verfasste,  s.  Anon.  (Her.)  Byz. 
p.  197  ff.,  desgleichen  Kallistvatos  (vnlQ  tmv  ftrjxaviTiav  p.  28,  7  ffl).  Vgl. 
A.  156.  —  Französische  Bearbeitung  von  de  Bochas  M^anges  Graox 
S.  781—801. 

151)  Athen.  Mechan.  p.  29,  9  ff.  W.  Ktrjaißtog  dh  o  'AcKQtjvhg  6  h  'AU- 
^avSQBia  (iTixccvinog  iv  roiff  *Txo(iv7Jftaat  xarexmQiasv  wate  inl  ro  xeCxog 
avsv  %Uit,cc%og  dvccßaivsiv  9ia  (irjx^i^fMtog  xoiovtov  %.  t.  X.  Vgl.  Anon. 
(Hero  Byz.)  Poliorc.  p.  263,  1  ff.  W.  'AoHQfjvög  KxTfaißiog  6  xov  'AU^avS^Brng 
^Hgmvog  na^yrj^trjg  h  xotg  iotvxov  iSi]Xm0B  *Tno(ivi^nccaiy  diä  (i7ixciviifL€cxog 
Toiovrov,  nad"'  &  (priciv  'Ad-rjvaiog  x.  t.  X.  Auffallend  ist  die  Form  'Atntgtjißog 
statt  'AcnQaiog^  daher  es  denn  Bergk  Griech.  L.-G.  IV.  S.  527.  A.  52  viel- 
mehr für  einen  Spitznamen  hält 

152)  Ath.  XL  497  b—e,  s.  C.  20.  A.  63,  vgl.  unten  A.  155.  Und  nicht 
erst  unter  Euergetes  II,  unter  welchem  vielmehr  der  gleichnamige  Barbier, 
der  Erfinder  der  (verbesserten)  Wasserorgel,  dort  lebte,  Ath.  IV.  174  c  ff. 
So  sicher  nun  aber  auch  aus  letzterer  Stelle  (trotz  Schweighäuser  zu 
ders.  und  Boeckh  MetroL  Unters.  S.  8,  s.  dagegen  Buttmann  Abhh.  der 
Berl.  Akad.  1804—1811.  S.  169)  die  Verschiedenheit  dieser  beiden  K.  her- 
vorgeht (s.  wiederum  C.  20.  A.  63),  so  war  es  doch  sehr  natürlich,  das« 
mau  vielfach  im  Alterthum,  da  die  eben  genannte  Erfindung  sich  eher 
für  den  Mechaniker  als  für  einen  Barbier  zu  eignen  schien,  theils,  wie  viel- 
leicht Tryphon  Fr.  111  b.  Ath.  a.  a.  0.  that,  die  Schrift  über  die  Wasserorgel, 
wenn  anders  es  überhaupt  eine  solche  Scbrift  gab  (s.  A.  311),  vielmehr 
dem  Ersteren  beilegte  und  damit  doch  wohl  auch  die  Erfindung  selber 
(s.  dagegen  wiederum  A.  Sil),  theils  geradezu  den  Barbier  mit  dem  Me- 
chaniker zusammenwarf,  wie  es  wohl  auch  bei  Plin.  VII.  §.  125.  Ctesibius 
pnetwiatica  ratione  et  hydraulicis  instrumentis  repertis  der  Fall  ist.  Daran 
scbloss  sich  denn  das  erbauliche  Märchen  bei  Vitrav.  IX,  9,  2  ff.  an,  in 
welchem  der  Mechaniker  K.  zugleich  zu  einem  gebomen  Alexandriner  ge- 
macht wurde,  dieser  sei  Sohn  eines  dortigen  Barbiers  und  anfänglich  als 
Gehülfe  seines  Vaters  selbst  Barbier  gewesen,  habe  aber  dabei  sein  mecha- 
nisches Genie  bereits  entwickelt:  Ciesibio  Äleccandrino  .  .  .  ^t  et  vim  Spi- 
ritus naturcUis  pneumcUicasque  res  invenit  .  .  .  fuercA  Alexandriae  natus 
patre  tonsore,    is  ingenio  et  industria  magna  praeter  reliquos  exceUens  dichu 


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Etesibios  aus  Aekra.  735 

schütze  ^^^),  eines  Apparats  zum  Ersteigen  der  Mauern  ohne 
Sturmleitern ^^*'*)  und  zahlreicher  anderer  Maschinen  und  mechani- 
scher Kunstwerke^,  auch  eines  kunstvollen  Trinkhorns^^}  aus 


est  artificiosia  rebus  se  deledare,  namgue  cum  voluisset  in  iäbema  sui  patn's 
speculum  ita  pendere,  ut  cum  duceretur  suswnque  reduceretur,  Hnea  laüns 
pondus  reduceret,  ita  conlocavit  tnachinationem.  canalem  ligneum  sub  tigno 
fixit  ibigue  trochUas  conlocavit,  per  canaiem  lineam  in  angulum  dedtucit 
ibique  iubulos  strtunt,  in  eos  pHam  plumheam  per  lineam  demütendam  cu- 
ravit.  ita  pondus  cum  decurrendo  in  angustias  tubulorum  premeret  caeli 
crebritatem,  vehementi  deeursu  per  fauces  frequentiam  caeli  compressione  soli- 
datam  extrudens  in  aerem  patentem  offensione  tactus  sow'tus  expresserot  da- 
ritatem,  ergo  Ctesibius  cum  animadvertisset  ex  tactu  caeli  et  expressionibus 
Spiritus  vocesque  nasci,  his  principiis  usus  hydraulicas  machinas  primus 
instituit.  Weit  mehr  za  tadeln  ist  es,  dass  die  Neueren  kritiklos  diese 
Fabelei  geglaubt  haben,  und  dass  in  Folge  dessen  noch  Cantor  S.  313  f. 
unter  Billigong  Ton  Günther  Gesch.  der  a^atiken  Naturwissenscb.  S.  23, 
ohne  die  erstere  Stelle  bei  Ath.  zu  beachten,  die  letztere  dazu  missbraucht, 
nm  den  yermeintlich  mit  dem  Barbier  identischen  Mechaniker  E.  erst  unter 
Euergetes  II  und  damit  auch  dessen  Schüler  Heron  über  ein  volles  Jahr- 
hundert zu  spät  zu  setzen.  Wie  verkehrt  dies  ist,  zeigt  sich,  falls  die  Zeit 
des  Mechanikers  Athenaeos  im  Obigen  richtig  bestimmt  ist,  auch  darin, 
dass  schon  dieser  den  E.  anführt  (s.  A.  151).  Endlich  hat  Haase  Art. 
Philon  der  Bjaantier  a.  a.  0.  S.  428,  wenn  er  auch  gleich  Bergk  noch 
fälschlich  beide  E.  in  eine  Person  zusammenwirft,  doch  so  viel  treffend 
bemerkt,  dass  unter  dem  wüsten  Regiment  des  Physkon  (welches  viel- 
mehr von  den  äusseren  Ursachen  für  den  VerÜEm  aller  mathematischen 
Studien  in  Alexandreia,  worauf  ich  unten,  s.  A.  237^,  zurückkomme,  die 
bedeutendste  war)  für  Männer  wie  die  grossen  Mechaniker  E.  und  Philon 
in  Alexandreia  kein  Raum  war  (s.  C.  16.  A.  90),  und  dass  Letzterer  p.  60 
(s.  A.  193)  vielmehr  ausdrücklich  sagt,  die  Mechaniker  hätten  damals  so 
Grosses  leisten  können,  weil  rühm-  und  kunstliebende  Eönige  ihnen  die 
Mittel  dazu  gewährt  hätten.  Genaueres  über  die  auch  von  Bergk  Gr.  L^-G. 
lY.  S.  528  richtig  bestimmte  Zeit  des  E.  s.  A.  192.  196. 

153)  Das  eine  derselben,  den  dsifotovog^  eine  Wurfmaschine,  welche 
die  Geschosse  mit  Anwendung  zusammengepresster  Luft  schleuderte,  be- 
schreibt Phil.  Belop.  p.  77  f.  Thöv.  rov  uXr^^-ivTcg  dsQOtovov  naraniltov^ 
Xid'oßoXov  d*  ovzog  .  .  .  %al  xovxo  91  xo  o^yavov  svgidirj  fthv  vno  Kxrjoi- 
ß^ov,  das  andere,  den  xaXnivxovog  oder  xal'Koxovog  nennt  er  p.  56.  x6  xs 
XaXnivxovov  {ßqyavov)  xo  vno  KxriavßCov  nagadsLi^iv  und  beschreibt  es 
p.  67 — 73.  xov  8h  xaXnoxovov  naQ6iX'iq(pa(i8v  y^iv,  mg  «al  avcorc^ov  aoi  8b- 
dijXcoxa/iey,  Kxria^ßiov  xov  iv  'AXe^av8Qeia  ysyovoxa  %,  x.  Z.,  jedoch  nicht 
sowohl  nach  des  E.  als  nach  seiner  eignen  Construction.    Ygl.  A.  192. 

153  ^>)  S.  A.  151,  doch  vgl  auch  A.  156. 

154)  Vitruv.  a.  a.  0.  §.  4  ff.  fährt  fort:  item  aquarum  expressiones  auto- 
matopoeetasque  machinas  muUaque  delieiarum  gcnera,  in  his  dium  hoiologia- 
rum  ex  aqua  comparationes  explicuit  etc.    X,  12,  1  ff.    insequitur  nunc  de 


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736    Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

und  bearbeitete  als  Schriftsteller  das  Gebiet  der  Mechanik  auch 
theoretisch  ^^^. 

Biton  widmete  seine  erhaltene  Schrift  über  den  Bau  von 
Kriegsmaschinen  und  Katapulten^  Kataöxsval  xoXefuxäv 
OQyäviDV  xal  xaxaytaXtixäv^^'')  dem  Attalos  I  oder  IP^),  schrieb 


Ctesihica  machina,  quae  in  altitudinem  aquam  educit,  monHrare.  ea  fU  ex 
aere  etc.  4.  fiec  tarnen  haec  sola  ratio  Ctesibii  feriur  exguisita,  sed  etiam 
plures  et  variis  generibus  ab  eo  liquoris  pressionibtis  coacto  spiritu  efferre  ab 
natura  rnuiucUos  effectus  ostenduntttr ,  uti  merularwn  aquw  motu  voees  ai- 
que  angobatae  bibentiaque  et  eadem  moventia  sigüla  ceteraque,  quae  deleeta- 
tionibus  octUorum  et  aurium  usu  aensus  blandiantur,  Prokl.  in  Euclid. 
p.  41,  8  ff.  Friedl.  ri  d'avpLatonouitrj  tä  n^v  dta  nvAv  q>tXotex'''ovca,  &c%i9 
xal  KrriüißLog  nccl  '*Hq<d9  fCQayiiatBvovtai, 

155)  Des  auch  zum  Schmuck  der  Bildsäulen  der  Arsinoe  Yerwandten 
und  als  seine  Erfindung  von  seinem  Zeitgenossen  Hedylos  in  einem  Epi- 
gramm poetisch  yerherrlichten  fvtov^  Ath.  XI  a.  a.  0. 

156)  In  seinen  ^Tnoykvriikaxa^  s.  A.  151.  Anon.  (Her.  Bjz.)  an  der 
dort  angef.  St.  p.  264 ,  9  ff.  ftitga  dl  tov  XQoßXrjputtog  tovxov  MQog  f^ 
7i(xxaa%Bvriv  fi^  üvvtBxa%ivai  xhv  KxrieCßiov^  aXk'  vicoikvrifta  fiovow  mg  fMe^fifM- 
xtHoCg  xoCg  fiBxaxii^iiof^^voig  aqxixinxoai  xccvxa  avaxid'inivov  %,  x,  X,  VitniT. 
X,  12,  5  fährt  fort:  e  quibus  quae  maxime  utilia  et  necessaria  iyduwfi  w- 
legi  et  in  priore  volumine  de  horologiis  (s.  A.  154)^  in  hoe  de  expressionüms 
aqucte  dicendutn  putavi,  reliqua^  quae  non  sunt  ad  neeessitatem ,  sed  adde- 
Uciarum  voluptatem,  qui  cupidiorea  erunt  eitis  subtüitatia  ex  ipHua  Ctesibii 
commentariis  poterunt  invenire,  VII.  Praef.  14  unmittelbar  nach  den  C.  20. 
A.  61  angef.  Worten:  non  minus  de  machinationibus ,  uti  Diades,  Ärchytas, 
Anhimedesy  Ctesibios,  Nymphodorus  (vgl.  C.  17.  A.  70  z.  E.),  Philo  Bytan- 
tiuH,  Diphilos,  Democles,  Charidas,  Polyidos,  Pyrros,  Agesistratos  (vgl- 
A.  160).  I,  1,  7.  in  cursiombus  ,  .  .  et  circumitionibus  et  librata  planitie 
expressionibus  Spiritus  naturales  aliter  atque  aliter  fiunt,  quorum  offensiom- 
bu8  mederi  nemo  poterit,  nisi  qui  ex  philosophia  principia  rerum  naturoe 
noverit.  item  qui  Ctesibii  aut  Archimedis  et  ceterorum,  qui  eiusdem  genm* 
praecepta  conscripserunt ,  leget,  sentire  non  poterit,  nisi  his  rebus  a  pMiO' 
sophis  erit  institutus. 

157)  Bei  Thövenot  S.  105  ff.,  bei  Wescher  S.  43—68. 

168)  F.  43,  If.  W.  00  "AxtaXs  ßacdsv.  Vgl.  Ath.  XIV,  684a.  Blxav  h 
xm  TCQog  ^'AtxaXov  ne^l  oqydvmv,  Anon.  Byz.  Poliorc.  p.  198,  3  f.  W.  t«  ^^ 
x€ovog  ytQog  ^AxxctXov  nBql  %axae%Bvi\g  TtoXifimmv  oydvmv,  Ebendas.  p.  271, 7 1 
wird  o  y^r^xavtnog  B,  iv  xoCg  avxov  noXioQ%7ixi%oCg  angefQhrt.  Auch 
bei  Hesych.  £afAßv%ri  wird  B.  citirt  Nach  Analogie  des  Zeitalters  der 
anderen  berühmten  Mechaniker  wird  man  geneigt  sein  eher  an  Attalos  I 
als  Attalos  II  zu  denken,  indessen  ist  es  wohl  möglich,  dass  gerade 
nachdem  Alexandreia  solchen  Männern  keine  geeignete  Stätte  mehr  bot, 
sie  eine  solche  in  Pergamon  fanden,  nnd  dann  kann  es  erst  recht  At- 
talos 11  sein. 


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Biton.     Heron.  737 

sie  also  zwischen  241  und  143.    Er  citirt  in  ihr*^^)  noch  eine 
zweite,  eine  Optik  (Chttixd). 

Heron  ^®^)  der  Mechaniker  ^^^)  von  Alexandreia^^*)  war  ein 
Schüler  des  Ktesibios^^  und  lebte  folglich  am  Ende  des  dritten 
und  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  ^^^).  Auch  er  machte  sich 
gleich  seinem  Lehrer  durch  mechanische  Kunstwerke  berühmt  **^), 

169)  P.  62,  8f.  W. 

160)  Den  ersten  Ansatz  znr  richtigen  Würdigung  dieses  Mannes  machte 
Venturi  Commentari  sopra  la  storia  e  le  teorie  dell*  ottica.  I.  Bologna 
1814.  Fortia  d'Urban  Ezplication  du  sisteme  m^trique  d'Häron- d^Ale- 
xandrie,  Wolfs  litter.  Anal.  III.  1818.  S.  206—226  ist  werthlos.  Letronne 
Becherches  critiques,  historiqnes  et  g^ographiqnes  snr  les  fragments  d^H^ron 
d*Alezandrie,  Paris  1861.  8.  schrieb  dagegen  fälschlich  die  meisten  uns 
erhaltnen  Stücke  dem  jangeren  H.,  Lehrer  des  Proklos,  zu.  Th.  H.  Martin 
Becherches  snr  la  vie  et  les  ouvrages  d^Hdron  d'Alexandrie  disciple  de 
Ct^sibins  et  snr  tous  les  ouyrages  math^matiques  grecs  conserv^s  on  per- 
dns,  pnbli^s  on  inddits,  qni  ont  attribn^s  d.  an  anteur  nommä  H^ron,  M^- 
moires  präsentes  par  divers  sayants  d.  TAcad.  des  inscr.  et  helles  lettres, 
IV,  1.  Paris  1864.  Gantor  Die  römischen  Agrimensoren ,  Leipzig  1876.  8. 
I.  Heron  von  Alezandrien  S.  6  —  63  nnd  a.  a.  0.  S.  318 — 348.  Vgl.  anch 
Boeckh  Metrol.  Unters.  S.  8—11,  s.  jedoch  A.  162. 

161)  0  urixavixög  Prokl.  a.  a.  0.  p.  806,  24.  346,  13  Friedl.  Vgl. 
A.  176 ^ 

162)  S.  A.  161  nnd  Papp.  VIII.  p.  1060,  4  Hultsch.  Auch  die  üeber* 
Schriften  der  nvsv(iati%ti  nnd  der  Abhh.  ntifl  av%oiuctoxoiij%i%mv  und  mgl 
diontgag  lauten  "HQWvog  'AlsiavdQioas, 

163)  S.  wiederum  A.  161.  Die  BBXonou%<i  sind  überschrieben  '^Hqmvog 
Ktrjatß^ov.  Die  von  Bergk  a.  a.  0.  IV.  S.  628  £  A.  69  hiegegen  geltend 
gemachten  Varianten  finden  sich  nur  in  den  schlechteren  Handschriften. 

164)  S.  A.  162  und  Genaueres  A.  192.  196.  Martin  (welcher  S.  26—28 
sogar  so  weit  geht  die  Lebenszeit  des  H.  bis  nach  60  auszudehnen,  s.  da- 
gegen Hultsch  Metrolog.  scriptor.  reliquiae.  I.  S.  9 f.)  macht  S.  91  für 
seine  von  Hultsch  und  Cantor  gebilligte  viel  spätere  Datiruog  auch 
noch  geltend,  dass  in  der  Dioptrik  Beobachtungen  von  zwei  so  weit  ent- 
legenen Standorten  wie  Alezandreia  und  Born  zu  einem  geodaetischen  Bei- 
spiel vereinigt  seien.  Bevor  der  erste  ägyptische  König,  welcher  durch 
die  Bömer  eingesetzt  wurde  (81),  Ptolemaeos  XUI  Neos  Dionysos,  regierte, 
hätte  in  einem  blossen  Beispiel  ein  anderer  Ort,  wie  Bhodos  (vielleicht 
auch  Athen),  näher  gelegen,  von  da  ab  aber  seien  alle  Augen  nach  Born 
gerichtet  gewesen,  so  dass  jene  Abb.  wahrscheinlich  nach  81  geschrieben 
sei.  Allein  wenn  im  üebrigen  jene  Datirung  auf  haltbarem  Boden  stände, 
würde  man  zu  ihrer  Unterstützung  vielleicht  so  urtbeilen  dürfep;  jetzt 
aber  wird  man  umgekehrt  ans  diesem  Umstände  abzunehmen  haben,  wie 
sehr  schon  ein  Jahrhundert  früher  die  „Augen  von  Alexandreia  iiach  Bom 
gerichtet  waren**. 

166)  S.  A.  164. 

SasxMiHii,  griech.-alez.  Litt-Gesch.    I.  47 


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738     Dreiundzwanzigstes  Capitel.     Reine  und  aDgewandte  Mathematik. 

aber  dies  war  der  geriogste  Theil  seiner  grossartigen  Thätigkeit. 
Wie  eingreifend  und  nachhaltig  dieselbe  war,  geht  gerade  daraus 
hervor,  dass  seine  Schriften,  so  weit  wir  sie  noch  besitzen ,  theils 
mathematischen,  theils  mechanischen,  theils  physikalischen  Inhalts, 
wo  nicht  sämmtlich,  so  doch  meistens  oder  wenigstens  vielfach  nur 
in  sehr  verkürzter  und  zugleich  überarbeiteter  Gestalt  auf  uns  ge- 
kommen sind,  so  dass  in  diesen  Ueberresten  viel  spätere  Schrift- 
steller genannt  werden  ^^).  Sie  fussten  alle  auf  der  strengen  Theorie, 
aber  in  keiner  war  diese  reine  Theorie  Selbstzweck'^^,  sondern 
in   allen   hatte   er   die    Anwendung  derselben  zum  Nutzen    und 
theilweise  auch  zum  Vergnügen  der   Menschen  im  Auge.     Vor 
allen  Dingen  erscheint  er  als  der  grosse  rechnende  Feldmesser 
wie   Hipparchos   als   der   grosse  rechnende    Astronom,    und    wir 
können   noch    ausdrücklich    nachweisen**®),   wie    sein    Verfahren 
auf  kleinerem  Felde  genau   dem   von  Hipparchos  für   die    Erde 
in  ihrer  Gesammtoberfläche  eingeschlagenen  entspricht,    so   dass 
er  als  dessen  nächster  Vorläufer  bezeichnet  werden  darf.    Ob  er 
der  ältste  griechische   Schriftsteller   über  Geodaesie  war,    wissen 
wir   freilich   nicht,    aber  er  ist   wenigstens  der  altste,    den  wir 
kennen,  und    ist  für  lange  der  einzige  geblieben,  indem    er  eine 
ähnliche  Bedeutung  auf  diesem  praktischen  Gebiete  gewann  wie 
Eukleides  mit  seinen  Elementen  auf  dem  theoretischen^^.     An 
mathematischen   Schriften   sind  uns  unter  seinem  Namen  er- 
halten l9(K)t  rmv  ysco^stgiag  (Vcfiarov,   reconsrgüc ,   rsodaiöia, 
EliSaycoyal  (StSQSo^stgov^evov ,  MixQtiöig  xBXQaöxayov ^  Msrgtjöeigj 
ret^TtoviKov  ßißXiov^'^^)  und  andere  Aufsätze  und  Bruchstücke *'0- 

166)  Modestue  und  Patricius,  Geepon.  §.  201.  Geom.  §.  104.  Stereom. 
I,  22,  3  Hultsch,  am  Ende  des  4.  Jahrh.  n.  Chr.,  s.  Martin  S.  200.  220. 

167)  Daran  wird  auch  dadurch  Nichts  geändert,  wenn  H.  wirklich,  wie 
ich  glaube,  eine  Einleitung  oder  einen  Commentar  zu  den  Elementen  des 
Eukleides  geschrieben  hat,  s.  A.  172.  174.  177. 

168)  S.  Cantor  a.  a.  0.  S.  323  f.    Vgl.  auch  Agr.  S.  46. 

169)  Dass  auch  die  Römer  ganz  von  ihm  abhängen,  hat  Cantor  ge- 
zeigt. Dieser  schlägt  aber  seine  Bedeutung  noch  lange  nicht  hoch  genug 
an,  indem  er  ihn  ja  fälschlich  erst  für  einen  Nachfolger  des  Hipparchos  hält. 

170)  Theilweise  herausgegeben  yon  Sirks  Heronis  mathematici  Alexan- 
drini  metrica,  Leiden  1861.  8.  (es  ist  eine  auch  Hultsch  unbekannt  g^ 
bliebne  Arbeit,  s.  Heiberg  Philologus  XLUI.  S.  490),  vollständig  von 
Hultsch  Heronis  Alezandrini  geometricorum  et  stereometricorum  reHquiae, 
Berlin  1864.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Christ  Jahrb.  f.  Ph.  XCI.  1866.  S.  483- 
461,  auch  Wex  ebendus.  S.  41  —  44  und  Hocho  Heroniana,  ebendas. 
S.  461—466).    Früher  ezistirte  fast  nur  (vgl.  Boncamp agni  Intomo  alle 


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Heron  von  Alexandreia.  739 

Es  sind  dies  meistens  wohl  spätere  überarbeitete  AuszOge  aus 
einem  grossen  geodaetischen  Gesammtwerke,  welches  dann  also 
sachgemäss  in  einen  planimetrischen  und  einen  stereometrischen 
Haupttheil  zerfiel  ^''^).     Dagegen  sind  seine  verloren   gegangene 

definizioni  di  Erone  Alessandrino,  Balletino  Boncamp.  IV.  S.  122—126.  512) 
eine  sehr  ungenügende  Ausgabe  der  Definitionen  C^QOi)  von  Dasypodius, 
Strassburg  1571  und  eine,  zweite  von  Hasenbalg,  Stralsund  1826.  4., 
welche  eher  eine  Verschlechterung  als  eine  Verbesseruug  derselben  ibt 
(Uebers.  u.  Commentar  von  Mayring,  Neuburg  a.  D.  1861.  4).  Eine  ältere 
Handschrift  giebt  es,  wie  es  scheint,  nur  von  der  Qeometrie:  Paris.  1670 
(A)  aus  dem  18.  Jahrb.,  alle  anderen  von  Hultsch  benutzten  scheinen  erst 
aus  dem  16.  zu  seiu.  Ueber  einige  vatik.  Codices  handelt  Spezi  Intomo 
ad  alcuni  scritti  di  Erone  Alessandrino,  Bom  1861.  Wie  weit  nun  freilich 
in  den  Definitionen,  die  noch  vor  Chr.  entstanden  sein  mCgen,  in  denen 
aber  62 — 64  und  71  dem  Poseidonios  (s.  Prokl.  in  Eucl.  p.  170.  176)  folgen, 
überhaupt  noch  heronisches  Gut  steckt,  ist  sehr  zweifelhaft,  s.  Fried  lein 
De  Heronis  quae  feruntur  definitionibus,  BuUetino  Boncompagni  IV.  1871. 
S.  93 — 121  (Sonderabdruck  Berlin  1871.  4).  Tannery  L'arithm^tique  des 
Grecs,  Mäm.  de  la  soc.  des  sc.  phys.  et  nat.  de  Bordeaux,  S^r.  2.  T.  IV. 
S.  161—194.  Und  wenn  das  Planimetrische  im  Wesentlichen  durchaus  den 
Stempel  der  Aechtheit  an  sich  trägt  (s.  Cantor  Agrim.  S.  39^49,  vgl. 
a.a.O.  S.  327flf.),  so  gilt,  wie  Martin  S.  178-187  zeigt,  vom  Stereo- 
metrischen keineswegs  auch  nur  annähernd  ein  Gleiches,  s.  Cantor  Agrim. 
S.  49  f.  üeber  Stereom.  I,  35.  II,  50  handelt  Tannery  Bull,  des  sciences 
math^m.  IV.  S.  321. 

171)  S.  Hultsch  Metrologicorum  scriptorum  reliquiae  I.  Leipz.  1864.  8., 
auch  Vincent  Notices  et  extraits  des  Manuscrits  de  la  Biblioth^que  im- 
p(^riale  XIX,  2.  Paris  1858. 

172)  So  weit  dürfte  diese  zuerst  von  Martin  S.  98  ff.  102.  104.  120.  176 
entwickelte  Annahme  gewiss  unanfechtbar  und  auch  die  Art,  wie  Cantor 
Agrim.  S.  30  f.  (vgl.  a.  a.  0.  S.  318  ff.)  in  Anlehnung  an  Letronne  S.  73  f. 
und  Hultsch  Metrol.  I.  S.  18  f.  dieselbe  genauer  ausführt,  dürfte  recht 
wahrscheinlich  sein.  Ich  gebe  seine  Vermuthung  mit  seinen  eignen  Worten: 
„dass  es  ein  ofQcielles ,  durch  die  Beherrgcher  Aegyptens  veranlasstes  Lehr- 
buch der  Messkunst  war,  welches  zwar  aus  verschiedenen  Abtheilungen 
bestand,  deren  jede  ihren  eignen  Namen  führte,  welches  aber  doch  zugleich 
als  ein  grosses  Ganzes  angesehen  werden  musste  und  als  solches  muth- 
masslich  eine  gemeinsame  Gesammtüberschrift  besass.  Der  Zweck  dieses 
Lehrbuches  war  die  hergebrachten  altägyptischen  Regeln  der  Feldmesser, 
welche  nur  sehr  annäherungsweise  richtig,  aber  dafür  sehr  leicht  anzu- 
wenden, durch  diese  letztere  Eigenschaft  zur  Gewohnheit  der  Praktiker  ge- 
worden waren,  durch  andere,  bessere  Regeln  zu  verdrängen,  welche  selbst 
mehr  an  Beispielen  gelehrt  als  erwiesen  wurden.  Die  Wissenschaft  sollte 
popularisiit,  der  handwerksmässige  Geometer  gezvmngen  werden  Richtiges 
auswendig  zu  lernen  und  danach  zu  verfahren.  In  Alexandrien  war  der 
Bruch  mit  dem   Alten  noth wendiger  als  sonst  wo**.    Vgl.  S.  36:    „Aber 

47* 


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740    Dreiundzwanzigfltes  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

Einleitung  in  die  Elemente  der  Arithmetik  (tcc  tcqo  r^g  aQ^fifi- 
tixrjg  6zoixBi(66B(og)  und  die  vielleicht  in  den  "Oqoi  zam  Theil 
noch  erhaltne  in  die  Elemente  der  Geometrie  (ra  uqo  rrjg  ysm- 
^szQixijs  exotx^tciascogy^^)  wohl  vielmehr  als   die  beiden   Theile 


ancb  nur  in  Alexandrien,  das  hat  Hultscb  .  .  .  hervorgehoben,  nur  unter 
den  Ptolemaeern ,  deren  Reich  das  einzige  Beispiel  einer  modernem  Centrali- 
sationsabsolutismus  sich  nähernden  Yerwaltungsform  bei  griechischen  Staaten 
bietet,  war   ein  officielles  Lehrbuch  möglich.     Jene  Yerwaltun^^Bform  war 
nan  einmal  in  Aegypten  .  .  .  von  Alters  her  üblich  und  ist  es  geblieben  .  .  . 
von  den  Pharaonen  bis  zu  den  Khediven  unserer  Tage  u.  s.  w.".     Wie  weit 
nun  aber  die  überlieferten  Titel  theilweise  noch  die  ursprünglichen  Ueber- 
schriften  einzelner  Abschnitte  sein  mögen ,   steht   dahin,     und   wenn  sich 
Martin  die  Sache  genauer  so  dachte,  dass  MstQt%d   der  Gesammttitel  ge- 
wesen sei   und   das  Werk   vier  Haupttheile   ra  ngb  xrjg  aQLd-firjTiiiijg  und 
ysmastQiTi^g  atoixsiciaeag  (vgl.  A.  173)  and  Etaayajyal  yscoiiszQovfAivcav  und 
atSQSOftsTQOvfiivmv  gehabt  habe,  so  hat  dagegen  Hnltsch  Metrol.  I.  S.  13  ü, 
mit  Recht  bemerkt,  dass  nur  Eutok.  in  Archim.  de  dim.  circ.  p.   270,  2  f. 
Heib.  MetQtitd  anführt  und  darunter  wohl  selbst  nur  solche  Auszüge  mgl 
fiitQODv^  wie  wir  sie  haben,  versteht,  und  dass  schwerlich  je  ein  Grieche 
ein  solches  populäres  Handbach  der  gesammten  Geometrie  (uud  Arithmetik) 
so  betitelt  haben   würde.    Hultsch  nimmt  daher  lieber   rsafkBTQovfiSPoc 
oder  rsoDfistQ^a  als  Hauptüberschrift  an,  und  von  einem  so  benamten  Werk 
lassen  sich  allerdings  auch  die  später  als  Mstgi^aaig,  MetQind,  nsgl  (idt^wv 
bezeichneten  Zusammenstellungen  als  Auszüge  denken,  aber  unter  diesen 
Titel   passt  das   Stereometrische  nicht.    Und  während  Martin  S.  96 — 98 
einen  Commentar  des  H.  za  Eukleides  vermnthet,  bestreitet  Hultsch  a.  a.0. 
S.  15.  A.  9  wie  Cantor  Agr.   S.  28 ff.  37  nnd  a.  a.  0.  S.  819.  320  das  je- 
malige  Vorhandensein  eines   solchen   (s.   aber  A.  174.  177),   meiut  jedoch 
nichtsdestoweniger  (a.  a.  0.  S.  15),   kaum  im   Einklang  hiemit,    dass   die 
arithmetische  und  die  geometrische  Einleitung  vielmehr  zur  Einführung  in 
das  Studium  des  Eukleides  bestimmt  gewesen  seien,  und  nimmt  vielleicht 
mit  Recht  an,  dass  vielmehr  der  planimetrische  nnd  der  stereometrische 
Haupttheil   des  grossen  Werkes  jeder   wiederum  in  zwei  Abschnitte  zer- 
fallen  sei,   einen  reinen  oder  theoretischen  und  einen   angewandten  oder 
praktischen  (s.  a.  a.  0.   S.  18:  „tn  altera  in  Universum  de  arte  geometrica 
praecepisse  eiusque  gravissima  tt  axiomata  et  iheoremata  proposuisse,  in  altera 
prohlemata   ad    usum   populärem    accommodata   et   proposuisse   et    solvisse 
videtur*').  —  Noch  s.  Hultsch  Zur  Lösung  der  Frage  über  den  philetaeri- 
schen  Fuss,  Jahrb.  f.  Ph.  LXXXVII.  1868.  S.  162-170,  vgl.  MetroL  scr.  1. 
S.  24ff.    H.  Weiss enborn  Das  Trapez  bei  Euklid,  Heron  und  Brahma- 
gupta,  Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Hist.-litt.  Abth.  XXIV.  1879.  Suppl  H 
—  Abhh.  zur  Gesch.  der  Math.  II.  S.  167—184. 

173)  Defin.  p.  34, 12  f.  etgritM  filv  vatSQOv  iv  xoig  ngo  t,  d,  ct.  p.  38,  if- 
^1^  totg  ngb  x.  d.  ffr.,  und  Auf.  p.  7,  Iff.  xal  xd  (ihv  ngb  t.  y.  at,  xiivo- 
Xoyovfieva  vnoygdfptov  coi  xal  vTCoxvnovyi^Bvog  mg  ^xu  fidltaxa  cvvxopKog, 
diovveiB  XafifCQOxaxe  x.  t.  A.    Hiernach  müssten  denn  die  X>goi  der  Anfang 


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Heron  von  Alexandreia.  741 

der  Einleitung  seines  Gommentars  zu  den  Elementen  des 
Buk  leides  anzusehen^'*).  Ferner  schrieb  er  eine  Optik  (^Chttixä), 
ans  welcher  das  erste  Buch  von  der  des  Damianos  aus  Larisa 
ein  Auszug  ist^^^),  und  eine  von  Letzterem "^^)  citirte  Katoptrik 
{KatoxtQiMT),  von  welcher  sich  noch  die  lateinische  Uebersetzung 
des  Dominikanermönchs  Wilhelm  von  Moerbeke  erhalten  hat^'^). 
Die  eigentliche  praktische  Anweisung  zur  Feldmessekunst  aber 
findet   sich    in    seiner    Abhandlung    über    die    Dioptra,    das 


der  letzteren  sein,  wenn  nnr  (s.  A.  170)  sogar  die  bloss  bedingte  Aechtheit 
dieser  X>Qot  anf  festeren  Füssen  st&nde.    üebrigens  s.  Martin  S.  102—104. 

174)  Die  erhaltnen  Beste  desselben  finden  sich  bei  Prokl.  in  Eacl.  an 
den  A.  161  angef.  und  noch  mehreren  anderen  Stellen,  s.  die  Sammlung 
derselben  bei  Heiberg  Stud.  üb.  Eukl.  S.  157  f.  Dieser  weist  S.  168  f.  im 
Anschluss  an  Martin  aofs  Nene  gegen  Hultsch  and  Cantor  (s.  A.  172) 
überzeugend  nach ,  dass  sie  nur  aus  einer  solchen  Arbeit  und  nicht  aus  dem 
geodaetischen  Gesammthandbuch  sein  können:  „So  mag  man  auch  geneigt 
sein  dem  arabischen  Bericht  zu  glauben,  wonach  die  Araber  unter  dem 
Namen  des  H.  ein  Buch  hatten,  worin  er  über  schwierige  Punkte  der 
Elemente  Auskunft  gab  (Hadji  KhalÜEi  I.  S.  383:  porro  Heron  eorum  dubia 
solvit  in  libro  singulari);  vielleicht  ist  dieses  Werk  gar  im  cod.  Leid.  1061 : 
Heronis  scholia  in  elementorum  Euclidis  pröblemata  quaedam  noch  jetzt  vor- 
handeo,  s.  Wenrioh  S.  14*^  Gegen  Tannery  Sur  les  fragments  de 
Häron  d^Alezandrie  oonserr^s  par  Proclus,  Bulletin  des  sciences  matbdm.  VI. 
hat  Heiberg  Philologus  XLEI.  8.  491  f.  seine  Ansicht  vertheidigt.  Vgl. 
auch  A.  177. 

175)  Letztere  ist  von  Bartholinus,  Paris  1657,  4.  herausgegeben. 
176^)  I,  18.  dniÖBi^B   yag  6  (irixavi%6g '*Hq(dv  iv  xoig  avtov  KaxonxQi- 

%oig,  or»  at  n(f6g  teag  ytovias  xAoofiCvat  sv^s^ai  iXaxiatal  slai  ftiaoav  zav 
dnb  rrjg  otvtrjg  xccl  b^toiofiSQOvg  yQccfiftTig  nQog  xa  avxa  nXcoiiivatv  ngbg 
avicovg  ymvüxg.  xovxo  yccff  dno^Bi^ag  (prja^v,  oxt  el  ft?)  ftiXXoi  rj  tpvcig  fux- 
xriv  nsffidyeiv  xt^v  ij^Bxi^av  oijjiv^  n^og  Cactg  avxriv  dvaTiXdaei  ymvCag. 

176)  Sie  erschien  zuerst  1518  im  Druck  unter  dem  Namen  FtoUmeus 
de  speculis  (nur  noch  in  wenigen  Exemplaren  vorhanden,  so  in  der  venet. 
u.  Pariser  Bibl.,  vgl.  Bonoompagni  Delle  versioni  fatte  da  Piatone  Ti- 
burtino,  Rom  1851.  S.  9—15.  Martin  S.  52—80.  Cantor  Agr.  S.  188.  A.  37), 
schon  Yenturi  aber  sah,  besonders  mit  Berücksichtigung  jenes  Citats 
bei  Damianos,  dass  es  vielmehr  die  Katoptrik  des  H.  ist,  Martin  S.  83  ff. 
vervollständigte  den  Beweis  und  vermuthete  auch  den  Uebersetzer  richtig, 
wie  dies  Böse  Anecd.  Graeca  et  Graeoolatina  IL  Berlin  1870.  8.  S.  290— 
296.  317-380  in  seiner  neuen  Ausgabe  genauer  dargelegt  hat.  Dieselbe 
gründet  sich  ausser  jenem  alten  Druck  auf  einen  Erfurter  Codex  Amplo- 
nianus  aus  dem  Ende  des  14.  Jahrh.  Im  üebrigen  s.  Cantor  Agr.  S.  18f. 
Besonders  interessant  ist  ein  hier  beschriebener  Apparat,  welcher  erst 
neuerdings  wieder  erfanden  ist,  um  die  sogenannten  Geistererscheinungen 
der  Taschenspieler  hervorzubringen. 


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742    Dreiundzwanzigetes  Capitel.     Reine  nnd  angewandte  Mathematik. 

vielleicht  von  ihm  erst  hergestellte  neue  Feldmesser-  und  Astro- 
nomenlineal ^''^.  Auf  der  Grenze  zwischen  Mathematik  und 
Physik  stehen  seine  mechanischen  Schriften,  so  zunähst  seine 
Mechanik  {Mrixavvxa)y  von  der  uns  nur  einige  Auszüge  bei 
Pappos  geblieben  sind*'®),  dann  der  Gewichtzieher  oder  die 
Hebe  winde  {BagvovXxog),  von  welchem  wenigstens  ein  Capitel 
in  doppelter  Gestalt  an  zwei  verschiedenen  Orten*'*)  und  ausser- 
dem eine  arabische  Uebersetzung  des  aus  3  Büchern  bestehenden 
Ganzen  auf  uns  gekommen  ist*''^**),  gleichfalls  der  theoretischen 
Mechanik  angehörig  *®^),  dann  aber  aus  dem  der  praktischen  die 
sehr  bedeutende  kleine  Schrift  über  die  Anfertigung  von  Ge- 
schützen   {Bekonouxdy^^)    und    eine   zweite    über   die   Hand- 

177)  Diese  wichtige  Abb.  nBgX  di6mQag  hatte  sobon  Ventnri  a.  a.  O. 
ins  Italienische  übersetzt  nnd  vortrefflich  commentirt.  Dann  ist  sie  von 
Vincent  a.  a.  0.  8.  174—337  mit  französischer  üebersetzong  und  mit 
Ventnris  Anmerkungen  und  seinen  Zns&tzen  za  denselben  herausgegeben. 
S.  aber  dieselbe  Gantor  Agr.  8.  19—29  nnd  a.  a.  0.  S.  322—326.  üeber 
den  auch  sie  enthaltenden  Codex  M  s.  A  160.  Eine  Interpolation  ans 
einem  anderen  Werke  des  H.  ist  §.  30  z.  E.  die  berühmte  heronische 
Formel  ftlr  den  Dreiecksinhalt  aus  den  drei  Seiten,  s.  Hnltsch  Der  hero- 
nische  Lehrsatz  über  die  Fläche  des  Dreiecks  als  Function  der  drei  Seiten, 
Zeitschr.  f.  Mathem.  n.  Phys.  IX.  1864.  8.  226—249,  Tgl.  Cantor  Agr. 
S.  28  ff.  nnd  a.  a.  0.  8.  826  f.  Vermnthlich  war  dies  andere  Werk  troti 
Cantor  der  A.  174  besprochne  Commentar  zn  Eukleides.  Vgl.  femer  A.  179. 

178)  8.  den  Index  zu  diesem  in  der  Ausg.  v.  Hnltsch  u.  bes.  Hnltsch 
De  Heronis  mechanicomm  reliqnüs  in  Pappi  collectione  servatis,  Comm.  in 
hon.  Th.  Mommseni  (Berlin  1877).  S.  114—123.  Cantor  Agr.  S.  12  und 
a.  a.  0.  S.  316.  Wahrscheinlich  war  es  eine  Mechanik  der  festen  Körper 
insbesondere.  Die  Mri%avi%al  aiaayoDyai,  ans  welchen  Entok.  in  Archim. 
de  sph.  et  c.  p.  70,  3  ff.  Heib.  (neben  den  Bslonouttd)  einen  Auszug  giebt, 
waren  wohl  nur  das  1.  B.  dieser  Schrift  (vgl.  A.  201). 

179)  In  der  Dioptrik  (bei  Vincent  S.  830—336)  nnd  bei  Papp.  VIII. 
p.  1060,  4—1114,  21  Hultsch  (—  Vincent  8.  838—347).  Vgl.  Cantor 
Agr.  8.  12  und  a.  a.  0.  8.  316:  „Auflösung  der  von  Archimedes  gestellten 
Aufgabe:  eine  gegebne  Last  mittels  einer  gegebnen  Kraft  in  Bewegung 
zu  setzen  imter  Anwendung  der  ffinf  wichtigsten  Maschinen,  des  Keils,  des 
Hebels,  der  Schraube,  des  Flaschenzugs  und  des  Rades  an  der  WeUe*^ 

179^)  Sie  ist  meines  Wissens  noch  nicht  gedruckt  ausser  in  der  latein. 
Uebertragung  von  Brugmans  Heronis  libri  III  de  oneribus  trahendis, 
Comm.  soc.  Gotting.  VE.  1786.  8.  77  ff.  und  bei  Venturi  S.  142  ff.  Vgl. 
Wenrich  a.  a.  0.  8.  213  f. 

180)  8.  A.  179. 

181)  Ausgaben  Yon  Baldi,  Augsburg  1616.4.,  Thävenot  8.  121—144, 
Köchly  und  Büstow  Griech.  Kriegsschriftsteller  griechisch  und  deatsch. 


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Ileron  von  Alexaodreia.  743 

Schleuder  {XeiQoßaXiötgag  xaraoxsvri  xal  öv^fisrgiay^^)  nebst 
zwei  Fragmenten  über  zwei  Kriegsmaschinen^®*),  und  dazu 
kommen  endlich  noch  die  beiden  Schriften  über  die  Ver- 
fertigung der  Automaten  (tcsqI  aitofiaroTCotritixäv)  in 
2  Büchem^^)  und  über  die  Druckwerke  (IIvBv^atixdy^^),  die 
entschieden  in  das  physikalische  Gebiet  übergehen.  Wie  gering 
Heron  von  der  reinen  Wissenschaft  als  solcher  dachte,  verräth 
sich  aus  seiner  seltsamen  Aeusserung,  dass  zur  Erreichung  des 
höchsten  Zwecks  der  Philosophie  die  Mechanik  des  Geschützbaus 
ungleich   mehr  als  die  Philosophie  selbst  beitrage*®^.     Dennoch 


I.  Leipzig  1868.  12.  S.  200-^289  (vgl.  S.  187  flF.)  und  in  wirklicher  Text- 
receneion  besonders  nach  MFVP  (s.  A.  150)  von  Wäscher  S.  71— 119. 
Im  Uebrigen  vgl.  Cantor  Agr.  S.  18—16  and  a.  a.  0.  S.  316—818. 

182)  Bei  Baldi  S.  64fif.  ond  Th^venot  S.  115-120,  Teztrecension 
nach  denselben  Handschriften  von  Wescher  S.  128—138.  Franz.  Uebers. 
von  Prou,  Paris  1862.  8.  Notices  et  extraits  des  manuscrr.  XXVI,  2.  — 
Vincent  Gommuniqnd  aar  la  Chirobaliate  d'H^ron,  Comptes  rendus  de 
l'Acad.  des  inscr.  et  b.  1.  N.  F.  II.  1866.  S.  65. 

188)  De  camhestribtis  et  eamario  bei  Baldi.  Vgl.  Eutok.  in  Archim. 
de  8ph.  et  c.  p.  98,  14  ff.  yQcccpBrai  Sl  7}  Tca^aßolrj  .  ,  ,  tm  MiXriaCai  ^rixavin^ 
'laLÖmQcc)  tm  r}fisxiQ<p  didaa%dXq)y  yQaq>svtog  dh  vn  ccvtov  slg  z6  ysvöfisvov 
avtm  vnofivTjfitt  tmv  '^qtovog  Kafiaginrnv  (s.  A.  128.  242).  Ueber  Wiener 
Handschriften  derselben  s.  Lambeck  Commentt.  de  biblVind.  lib.  VH.  S.418. 

184)  Brauchbare  Texte  sind  von  beiden  noch  nicht  vorhanden.  Die 
Jvtonatonoirjtittä  wurden  zuerst  in  ital.  Üebers.  von  Baldi,  Venedig  1589. 
1601.  4.  bekannt  gemacht,  dann  griechisch  von  Baldi  a.  a.  0.  und  Th^- 
venot  S.  248—274.     8.  über  dieselben  Cantor  Agr.  S.  15  f.  und  unten 

A.  190  u.  bes.  207,  über  die  Abfassungszeit  A.  196.  —  Prou  Les  thiSätres 
d'antomates  en  Gröce  au  II®  si^cle  avant  T^re  chr^tienne,  d'apräs  les  AvtO' 
ftaTonou%a  d^H^ron  d^Alexandrie,  Mämoires  present^s  par  divers  savants  k 
l'Acad.  des  inscr.  IX,  2.  Paris  1881,  vgl.  d.  Rec.  v.  H.  Weil  Joum.  des 
sav.   1882.  S.  416—424  uud  C.  9.   A.  69.     In    der   dort   angef.    Abh.    von 

B.  Schöne  Zu  Hyginus  und  Hero,  Jahrb.  des  archäol.  Inst  Y.  1890. 
S.  78 — 77  finden  sich  auch  Notizen  über  die  Handschriften  und  kritische 
Bemerkungen. 

185)  Bei  Baldi  a.  a.  0.  und  Thö venot  S.  145—282.  Lat.  Uebers.  von 
Commandinus,  ürbino  1575.  4.  u.  ö.,  franz.  bei  de  Rochas  La  science 
des  philosophes  et  l'art  des  thaumaturges  dans  Tantiquite,  Paris  1881. 
S.  Cantor  Agr.  S.  16 — 18.  Ueber  die  von  der  leukippisch- demokritisch- 
epikureischen  Atomistik  abweichende  atomistische  Theorie  des  Ktesibios, 
Philon  und  Heron  s.  ausser  Cantor  a.  a.  0.  besonders  Rose  a.  a.  0. 
S.  284 ff.  Verloren  sind  die  4  Bücher  tcsqI  x£v  vSq£cdv  <oQoa%onB£(ov 
(über  die  Wasseruhren),  an  welche  sich  die  IIvBV(iaxi%d  (p.  145)  anschlössen. 

186)  Einleitung  der  Belop  p.  71  f.  W.  trjg  iv  q>iXoaoq>ia  diarQißttS  xo 
liiyiöTOv  xal  dvay%av6tatov  fifQog  vnaqxsi  xo  negl  dzaga^^agy  tcsqI  ^g  nlsi- 


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744    Dreiundzwanzigstes  Gapitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

war  seine  Bedeutung  auch  innerhalb  der  reinen  Mathematik,  so 
sehr  er  dieselbe  lediglich  um  der  praktischen  Anwendung  willen 
betrieb,  eine  sehr  erhebliche,  und  sie  tritt  noch  mehr  hervor, 
seitdem  sich  gezeigt  hat,  dass  er  nicht  nach,  sondern  vor  Hip- 
parchos  lebte  ^®^.  Man  findet  bei  ihm  schon  die  ersten  Anfange 
der  Trigonometrie  und  „eine  entwickelte  Rechenkunst  bis  zur 
Ausziehung  von  Quadratwurzeln  aus  negativen  Zahlen  und  eine 
eigentliche  Algebra,  so  weit  von  einer  solchen  ohne  Anvirendang 
symbolischer  Zeichen  die  Bede  sein  kann,  bis  zur  Auflosung  un- 
reiner quadratischer  Gleichungen  einschliesslich"^^). 

Philon^^)  von  Byzantion^^)  war  ein  Zeitgenosse,  und  zwar, 
wie  es  scheint,  älterer  Zeitgenosse  des  Heron,  so  dass  seine  Wirk- 
samkeit in  die  zweite  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  unter 
Ptolemaeos  III  und  IV  fieP^*).    Erst  in  seiner  späteren  Lebens- 


axaC  Tfi  vnr^qloiv  ^ijTijcTet;  naqa  xoig  (istaxsiQttoykivoig  t^v  cofpCav  nuxl  iiizQ^ 
vvv  vnctQXOVöi'  %cd  voni^m  fi7i$l  tilog  novl  f$6tv  ^la  t(Sv  Xoymv  xi^v  mgl 
avtrjg  irjtri<ftv,  i^rixaviiirj  dl  vnsQßäöa  xriv  Öia  zmv  Xoymv  nsifl  xavvfi^ 
didaanaUciv  iS£da^s  ndvtoig  avd^Qoinovg  dzuQaxöag  iqv  Inlaxaa^ai  dt  svog 
xal  iXax^OTOV  (jLSQOvg  ocvtijg,  liyoa  drj  xov  %axd  xr^v  %aXovft6vriv  ßBXonouaw, 
di'  fig  ovxe  iv  sIqtjvi'h^  Tiaxaazccasi  xaQax^rjcovxai  ix^Qoäv  %al  noXe^itof 
incevodotg  ovxs  ivöxdvxog  TCoXifiov  ov  xaQax^ij<tovxat  noxs  xy  naguSeSofiBry 
V7C*  avrfjs  did  rcov  oQydvcDV  tpiXoaotpla  x.  x,  X,  Sehr  richtig  k^merkt  Can- 
tor  Agr.  S.  13,  dass  diese  Einleitung  „täuschend  den  Eindruck  einer 
Budgetrede  eines  Eriegsministers  macht'*,  wogegen  die  Aeusserung  von 
Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  SIC.  A.  21  über  dieselbe  ein  Missgriff  ist 

187)  Um  so  weniger  wird  man  daran  zweifeln,  dass  z.  B.  der  A.  177 
berührte  Lehrsatz  nnd  so  noch  Anderes  wirklich  sein  Eigenthum  ist. 

188)  S.  Cantor  a.  a.  0.  S.  334—343.  Agr.  S.  61—63,  Tgl.  S.  39—49. 

189)  Haase  Philon  der  Byzantier,  Enoykl.  v.  Ersch  u.  Qruber  Ilf,  23. 
S.  428—436. 

190)  Heron  Automat,  p.  263  (nach  der  Herstellung  von  Haase  S.  432. 
A.  34).  uBql  d\  xmv  axax^v  avxo^idxmv  ßovXofisvot  yqdipBiv^  naivoxeQOv  n 
xal  ßiXxiov  xav  nqo  rjfimv  dfia  xal  nQog  didaatiaXüxv  (muss  hier  nicht  (ucl- 
Xov  eingefügt  werden?)  ccQ(i6iov  ovÖhv  svgofisv  xmv  vno  ^IXoavog  xov  Bv^af- 
xlov  ysyQafiftsvoav,  Vitruv.  VII.  Praef.  14  (s.  A.  156).  Anon.  Byz.  Poliorc. 
p.  260,  6  Wasch,  (der  ihn  p.  212,  11  f.  mit  dem  Älteren  Philon,  dem 
Athener,  Terwechselt).  Eutok.  in  Archim.  de  sph.  et  c.  p.  72,  22  Heib. 
(vgl  A.  201). 

191)  S.  A.  190.  Für  beträchtlich  älter  hält  ihn  freiUch  Haase  S.  428 f. 
Droysen  Hellenism.  IP,  2.  S.  161  f.  A.  2  meint  nämlich,  dass  die  Schrift 
des  Ph.  voll  TOn  Beziehungen  auf  die  berühmte  Belagerung  von  Bhodos 
durch  Demetrios  Poliorketes  306—304,  ja  zum  grossen  Theil  auf  sie  be- 
gründet sei,  und  obwohl  Haase  es  in  dieser  Ausdehnung  bezweifelt,  so 
ist  er  doch  geneigt  anzunehmen,  dass  Ph.  in  Rhodos  noch  mit  Eriegsban- 


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Philon  von  Byzantion.  745 

zeit  nach  dem  Tode  des  Ktesibios'^*)  bereiste  er  zu  seiner  noch 
weiteren  Belehrung  und  Fortbildung  Alexandreia  und  Rhodos  ^^^ 

meistern,  welche  bei  jener  Gelegenheit  th&tig  waren,  verkehrte,  worauf  er 
sehr  gewaltsam  p.  68  z.  £.  iQyco  r^v  nBZqav  siXrnpotss  bezieht,  was  in 
Wahrheit  nichts  Anderes  besagt  als  kurz  vorher  itpaaav  i%  x^s  ntiquq. 
Dann  aber  müsste  er  schon  um  260  spätestens  nach  Rhodos  gekommen 
sein,  was  nach  p.  61  (s.  A.  198)  schwerlich  angenommen  werden  kann. 
Dass  nach  dieser  Stelle  „die  von  ihm  empfohlene  Construction  der  Kata- 
pulte nahe  Übereinkommen  soll  mit  den  gerfihmtesten  Maschinen  in  Rhodos*', 
ist  vollkommen  richtig,  beweist  aber  doch  Nichts  hiegegen,  wenn  auch 
ohne  Zweifel  ein  Theil  derselben  echon  au«  der  Zeit  jener  Belagerung 
stammte. 

192)  Dass  er  diesen  öfter  als  seinen  Lehrer  erwähne^  behauptet  Haase 
S.  428  mit  unrecht.  Im  Gegentheil,  die  eine  der  beiden  von  Ktesibios  er- 
fundenen Wurfmaschinen,  den  %aXy.ivxovog  oder  %ciiX%6xovoq  naxaniXtrjg 
hatte  er,  wie  Haase  selber  bemerkt,  „nicht  selbst  gesehen,  sondern  nur 
nach  einer  ihm  mitgetb eilten  Beschreibung  construirt,  wobei  sich  denn,  als 
er  später  genanere  Nachrichten  von  Augenzeugen  (s.  u.)  empfing,  ergab, 
dass  er  weit  von  der  Construction  des  Ktesibios  abgewichen  sei,  jedoch, 
wie  er  meint,  zum  Vortheil  der  Sache",  p.  67  f.,  daher  er  denn,  wie  schon 
A.  153  gesagt  ist,  die  Schilderang  derselben  auch  nach  seiner  eignen  Con- 
struction giebt.  Die  andere  aber,  den  d^^oxovog  bezeichnet  er  freilich 
p.  77  in  eignem  Namen  als  Erfindung  des  Ktesibios,  er  hat  sie  selbst  ge- 
sehen, wenn  auch  vielleicht  erst  bei  seinem  Aufenthalt  in  Alexandreia,  er 
beginnt  die  Schilderung  der  Grundlagen  ihrer  Erfindung  wiederum  im 
eignen  Namen,  aber  er  sagt  doch  nicht  nur  nicht,  was  Haase  S.  482  und 
Bergk  a.  a.  0.  IV.  S.  628  ihn  sagen  lassen,  dass  er  hierüber  von  Ktesibios 
selbst  Etwas  gehört  habe,  sondern  er  beruft  sich  auch  im  Verlauf  dieser 
Beschreibung  vielmehr  auf  Hörensagen  von  anderer  Seite,  d.  h.  offenbar 
von  der  der  Schüler  des  Ktesibios  bei  Gelegenheit  jenes  seines  Besuchs 
in  Alexandreia,  p.  78.  inedti^wTO  dh  rifiiv  o  ÄxT^a^ßios  nagadsmvvtov  %.  x,  X, 
Und  würde  er  sich  über  die  erstere  Maschine  wohl  so  ausgedrückt  haben, 
wie  er  p.  67  z.  E.  (s.  A.  168)  thut:  „als  Erfinder  des  Erzspanners  ist  uns 
Ktesibios,  der  einst  in  Alexandreia  lebte  (xov  iv  'AXsiavSffe^qt  y€yov6xa\ 
bezeichnet  worden'*,  wenn  dieser  sein  Lehrer  gewesen  wäre?  Kurz, 
es  leidet  wohl  keinen  Zweifel,  dass  er  denselben  gar  nicht  persönlich  ge- 
kannt hat,  wie  schon  Rose  Anecd.  II.  S.  288  richtig  urtheilt,  der  S.  284 
nicht  minder  richtig  überall  in  den  Berichterstattern  des  Ph.  über  Ktesi- 
bios (p.  68.  78.  79^  s.  0.)  die  Schüler  des  Letzteren  erkennt 

198)  P.  60.  xovxo  Sh  av(ißa£v8i  noiijaai  xovg  iv  'AXt^avÖQsi^  xB%vlxag 
nQoixriv  xal  (leydXjjv  icxrinoxag  %o(iriylav  6iä  x6  (piXodoimv  xal  qnXoxixvmv 
ineiX^tpd^av  ßaciXiav,  61.  foTo^iiffofAey  ovv  aoi^  %a9'6xi^%al  avTol  nagtedii- 
g>a(iiv  iv  X8  'AXs^avdQei^  avaxad'ivxeg  inl  nXsCov  xoig  tcsqI  xä  xoicevta  xBxvi- 
xoiig^  xal  iv  ^PdSqt  yvcoöd'ivxsg  ov%  oXlyoig  otq%%xi%xoat  xal  Tutqu  xovxoig 
naxavoriaavxBg  xä  fidXiaxcc  xmv  oqydvmv  ev^oxifiovyra,  avveyyvg  nCnxovxa 
xy  lisXXovaji  iie^odm  Xiysc^ai,  ovxmg.  So  viel  hat  Haase  selbst  richtig  ge- 
sehen, dass  dies  die  Sprache  eines  damals  schon  völlig  in  seinem  Fache 


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746    Dreinndzwanzigstes  Capitel.     Reine  und  angewandte  Maihemalik. 

und  schrieb  dann  erst*^)  sein  grosses ,  Mrjxccvixii  övvra^ii 
betiteltes^**),  mindestens  theilweise  schon  von  Heron  benutztes'^ 
Werk.  Dasselbe  behandeltet^'')  allem  Anschein  nach  die  ge- 
sammte  Mechanik  und  erschien  nach  einander  in  einzelnen 
Büchern,  welche  alle  einem  gewissen  Ariston  gewidmet  waren  ^, 
zum  Wenigsten  neun  an  der  Zahl,  Yon  denen  uns  das  yierte  und 
ein  in  der  ersten  Ausgabe  ^^)  falschlich  als  fünftes  bezeichneter 
Auszug  ^^*^)  wahrscheinlich  aus  dem  siebenten  und  achten  in  der 
nämlichen,  jedenfalls  nicht  lange  vor  dem  10.  Jahrhundert  ange- 
legten Sammlung  erhalten  sind,  welcher  wir  auch  die  übrigen, 
grossentheils  im  Vorstehenden  genannten  Reste  griechischer 
Kriegsschriftsteller  verdanken*^).     Das  erste  Buch  enthielt  die 


erfahrenen  Mannes  ist,  der  jinr  noch  zn  seiner  Fortbildung  durch  eigne 
Umschau  reist.  Das  ini  nXetov  scheint,  wie  Haase  S.  429.  A.  7  bemerkt, 
„anzudeuten,  dass  sein  Aufenthalt  in  Rhodos  kürzer  war  als  in  Alexandrien". 

194)  Dass  er  es  erst  im  Alter  nach  dem  Tode  des  Etesibios  that 
schliesst  Haase  S.  629.  A.  6  selbst  mit  Recht  aus  der  Bezeichnung  des 
Letzteren  p.  67  (s.  A.  192)  als  tov  .  .  .  ysyovota, 

195)  P.  66,  8.  A.  201. 

196)  Antom.  a.  a.  0.  (s.  A.  190).  Wenn  man  nach  diesem  Allen  die 
Geburt  des  Etesibios  um  290,  die  des  Ph.  um  270,  die  des  Heron  um  250, 
so  dass  dieser  erst  Schüler  des  Etesibios  ward,  als  Letzterer  etwa  60  Jahre 
z&blte,  den  Tod  des  Letzteren  etwa  220,  die  Bei»e  des  Ph.  um  215,  die 
Abfassung  seines  Werks  ungef&hr  zwischen  210  und  200,  die  der  Autom. 
des  Heron  um  195  oder  190  setzt,  so  wird  man  sich  wohl  nicht  weit  Ton 
der  Wahrheit  entfernen. 

197)  Ich  schliesse  mich  im  Folgenden  durchaus  an  Haase  S.  429  fr.  an. 

198)  „Aus  der  Art  wie  dieser  zur  Aufmerksamkeit  aufgefordert  oder 
einem  Ton  ihm  zu  erwartenden  Bedenken  begegnet  wird  (p.  69.  60  i.  A.  70 
z.  E.  77.  87  f.  91  g.  E.  94.  96  g.  E.  97  n.  Ö.),  kann  man",  wie  Haase 
S.  429  bemerkt,  „schliessen,  er  müsse  auch  mit  der  Wissenschaft  des  Ph. 
Tertraut  und  ein  Mann  gewesen  sein,  der  in  den  Fall  kommen  konnte  bei 
der  Belagerung  einer  Stadt  das  Commando  zu  führen**. 

199)  Von  Thdvenot  S.  49—120  so  gut  wie  ohne  alle  handschriftliche 
Gewähr  (s.  Haase  S.  481).  Ausserdem  ist  nur  noch  das  4.  griechisch  und 
deutsch  herausgegeben  von  Eöchly  und  Büstow  a.  a.  0.  L  S.  240 ff., 
vgl.  S.  198  f.    Eine  Textrecension  giebt  es  noch  nicht.     Vgl  A.  200. 

199^)  Bearbeitet  von  de  Rochat  und  Graux  mit  Comraentar  und 
französ.  üebers.,  Revue  de  phüol.  N.  F.  HI.  1879.  S.  91—151  und  von 
de  Rochat  Poliorc^tique  des  Grecs.  Traitö  de  fortification,  d'attaque  et  de 
defense  des  places  par  Philon  de  Byzance,  Paris  1872  (in  franz.  üebers.). 
Principes  de  la  fortification  antique,  Paris  1881. 

200)  Die  beiden  ftltsten  und  wichtigsten  Handschriften  sind  PV(8.A.150) 
ans  dem  11.  Jahrb.,  vgl.  Wcscher  a.  a.  0.  S.  XXIV ff.,  auch  Haase  S.481, 


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Philon  von  Byzantion.  747 

EiDleitung^^^);  also  die  reine  Mechanik,  das  zweite,  wie  schon 
aus  dem 'Specialtitel  Moxhxd^^)  erhellt,  die  Lehre  vom  Hebel 
und  den  auf  diesem  beruhenden  Maschinen,  das  dritte  {Ai^svo- 
ftouxa)  die  vom  Hafenbau^,  das  vierte,  erhaltne  BeXonouxd 
handelt  vom  schweren  Geschütz*^),  das  fünfte  waren  wahr- 
scheinlich die  IIvaviLatixä^^),  von  denen  uns  auch  noch  der  An- 
fang und  ein  Bruchstück,  freilich  nur  in  der  lateinischen  Ueber- 


desseD  Absicht  einer  Ausgabe  der  Kriegsscbriftsteller  bekanntlich  nnaas- 
gefCihrt  geblieben  ist,  s.  Haase  üeb.  die  griech.  u.  röm.  Kriegsscbriftsteller, 
Jahrb.  f.  Ph.  XIV.  1836.  S.  88—118.  De  militarinm  scriptorum  Graecoram 
et  Latinornm  oninium  editione  instituenda  narratio,  Berlin  1847.  8.  Noch 
eingehender  handeln  über  die  Handschriften  ond  über  Inhalt  and  Anlage 
de  Boohat  nnd  Granx  a.  a.  0. 

201)  P.  66.  dsdrilmxafiev  iv  reo  ntgl  trig  slöaycayrjg  pißlico^  n^oata  61 
vnuQxoiftt  xftS  ii7}xavi%rjg  Gwtä^sagj  „n&mlich  die  Methode,  wie  eine  Maschine 
nach  einem  Vorbilde  in  grösserem  oder  in  kleinerem  Massstabe  anszoffihren 
sei*',  nnd  62  z.  A.  ttatä  xov  tov  nvßov  dinXa6utC(i6v^  mg  iv  rm  nqmxqt 
ßißX^m  dsdriXmTiaiievj  vgl.  Entok.  a.  a.  0.  p.  72,  22  ff.  Heib.  nnd  dazu  auch 
Zeuthen  S.  268— -260. 

202)  P.  69.  Tiad^aneQ  iv  %oig  MoxXmotg  dnedsiiocfisv,  61.  ß^  t^  puyiatrj 
didsiyfiivji  dtd  Tooy  Mo%Xi%&v,  Warum  dies  Buch  hiemach  das  zweite  ge- 
wesen sein  mus8,  erhellt  ans  A.  208. 

208)  B.  4  Anf.  p.  49.  9lXmv  'AqCaxmvi  xa{qnv,  xo  piihv  dvmxsQOV  dno- 
axccXlv  i€(f6g  as  ßtßXiov  nsQittxsv  rjiiiv  xd  Ufievonoumi. 

204)  Haase  Philon  S.  481.  A.  22:  „die  Handschriften  haben  alle  die 
freilich  ungenaue  Ueberschrift  i%  xmv  ^CXmvog  ßsXonowMiv  X6yog  Ö'  und 
die  meisten  und  besten  die  Unterschrift  inXriQoid'r]  x6  xixccffxov^*.  Ph.  selbst 
föbrt  nach  den  A.  203  angef.  Worten  fort:  vvv  dh  %ad^6i  Xiyeiv  .  .  .  nsgl 
xmv  ßsXonouxmv,  vno  Öi  xtvmv  OQyocvoTtouxnv  naXovfkivoDv,  Ueber  die  klare 
nnd  übersichtliche  Disposition  s.  Haase  8.  481.  Köehly  8.  198  f.  Be- 
zeichnend für  den  Griechen  ist,  dass  von  den  Geschützen  anch  Schönheit 
des  Aussehens  verlangt  wird,  p.  61  f.  66.  78,  vgl.  auch  Her.  Belop.  p.  138 
z.  A.  svnifBnsiag  ^vstta.  Heron  geht  in  der  entsprechenden  Schrift  syste- 
matischer zu  Wege,  Ph.  mehr  rein  praktisch,  dennoch  „machte  die  Zuziehung 
allgemeiner  mathematischer,  mechanischer  und  physikalischer  Gesetze  auch 
sein  Buch  lehrreich  für  die  Geschichte  der  Wissenschaften,  so  erscheinen 
die  Gesetze  des  Falls  p.  69,  die  Elasticität  der  Metalle  und  anderer  Stoffe 
p.  71,  die  Wirkungen  comprimirter  Luft  p.  77  f.".  Vgl.  auch  p.  69.  69. 
Dabei  hat  er  ein  klares  Bewusstsein  flber  die  Grenzen  der  Wissenschaften, 
wie  Haase  S.  480.  A.  18  hervorhebt:  ein  zu  ausgedehntes  Verweilen  bei 
den  ipv<fi%ol  Xvyot  gilt  ihm  p.  72  z.  A.  als  Abschweifung. 

206)  P.  77.  iv  xotg  Xsyofiivoig  nvsvfMXi%oig  ^eto^i^naci^  xoig  xal  vtp' 
riHmv  fifxd  xccvxa  (rjd^aofiivoig.  Er  schloss  sich  hier,  wie  aus  seinen  eignen 
Worten  hervorgeht  (p.  77.  78,  vgl.  A.  192),  an  die  Beobachtungen  des  Kte- 
sibios,  wie  Heron  wieder  an  ihn  an. 


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748     Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

tragung  einer  arabischen  Uebersetzung  geblieben  sind*^,  das 
sechste  wohl  die -^vrofMcroÄOtijrtxa*^''),  das  siebente  die  üa^a- 
CHevaötixd,  d.  h.  die  Lehre  von  den  Anlagen  zur  StädteverÜiei- 
digung^^),  das  achte  umgekehrt  die  von  der  Belagerangskunst 
(iloAeo^ijwxa)^^),  ein  neuntes  handelte  unter  Anderem  von 
der  Art,  wie  man  in  versteckter  Art  Briefe  senden  köime**^). 
Wie  angesehen  Philon  in  seiner  und  der  nächsten  Zeit  war,  er- 
hellt aus  der  respect vollen  Weise,  in  welcher  Heron  ihn  be- 
nutzt*"). Dann  aber  ist  nur  wenig  mehr  von  ihm  die  Rede*"), 
und  es  ist  daher  wohl  möglich,  dass  schon  der  Urheber  der  ge- 
nannten Sammlung  nicht  mehr  von  ihm  besass,  als  er  uns  über- 


206)  Ans  einer  Londoner  Handschr.  des  14.  Jabrh.,  einer  Pariser  des 
15.  und  zwei  Münchener  des  14.  herausgegeben  von  Rose  Anecd.  II.  S.  288 ff. 
299—313  (de  ingenita  spiritualibiisj ,  danach  fransösisch  bearbeitet  von  de 
Rochat  Trait^  des  pnenmatiqaes  de  Philon  de  Byzance,  Rev.  arch^oL 
N.  P.  XLI.  1881.  I.  S.  364—862.  XLIt.  1881.  II.  S.  74—86. 

207)  Bezeugt  von  Heron  in  dessen  entsprechender  Schrift,  s.  A.  190, 
welcher  dort  nach  seiner  eignen  Angabe  im  ersten  Buch  die  avvofweta 
vndyov ta  selbständig,  die  ctaxu  im  zweiten  dagegen  nach  ebendieser 
Aeusserung  im  Anschlnss  an  Ph.,  nur  mit  Abweichung  in  zwei  unwesent- 
lichen Punkten,  behandelt,  s.  Haase  S.  432. 

208)  Im  ersten  Theil  des  erhaltnen  Auszugs  ist  ausser  der  Anlage  der 
Vertbeidigungswerke  auch  von  der  Yerproviantirung  und  der  Sicherung 
der  Speisen  und  des  Wassers  Tor  Verderbniss  die  Rede,  es  werden  Becepte 
((pdqyLa%u)  dazu  gegeben,  und  im  zweiten,  kürzeren  Theil  ist  von  entgegen- 
gesetzten Recepten  die  Rede,  welche  er  in  den  ilapaaxevacrixa  mitgetheilt 
habe,  p.  103.  xov  dl  citov  diuq>^uqov  xotq  d^ccvaaiiiots  <paQficcxoigf  mcavtaq 
öl  aal  xa  vdaxa,  Zxav  iyylamatv  ot  «oZifiiOt*  xiva  Öh  xavxd  icxiv^  iv  xois 
aaQaansvaaxmoig  i^iv  dsdrjXmxai.  Ueber  neuere  Bearbeitungen  der  er- 
haltnen Reste  s.  A.  199  ^ 

209)  Der  erste  Abschnitt  des  Auszugs  sohliesst  mit  den  Worten  p.  96. 
itQog  filv  ovv  noXio(f%£av  ovxm  dsi  na(faa%ivätea^ai.  Im  Uebrigen  s. 
wieder  A.  199*». 

210)  P.  112  z.  E.  noUol  Sl  xal  aXXoi  xQonoi  elcl  xmv  xgvfpuimg  dnocxil- 
Xofiitmv  yQafiiidxmv,  mg  drjXoaaoiisv  iv  x&  eÜdsi'  x^  nsgl  inicxoXmv  xäw  %Qff' 
(pa^mg  dnoaxsXXoiiivcav.  Dass  diese  drei  letzten  Bücher  in  Wirklichkeit  aus 
dem  Rahmen  der  Mechanik  heraustreten,  erklärt  sich,  wie  Haase  S.  433 f. 
richtig  hervorhebt,  aus  der  praktischen  Stellung  dieser  Mechaniker,  die  als 
Eriegsbaumeister  im  Solde  eines  Königs  oder  einer  Stadt  sehr  natürlich 
überhaupt  die  wissenschaftlichen  Rathgeber  für  den  Festungskrieg  sowobl 
seitens  der  Belagerer  wie  der  Belagerten  wurden. 

211)  S.  A.  190.  207. 

212)  S.  A.  190.  201.    Tzetz.  Chil.  II,  162.  —  Onosand.  83,  1.   42,  8,  6. 
p.  100.  121  hat  vielleicht  p.  98.  99  zum  Vorbild,  s.  Haase  S.  434. 


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Apollonio3  von  Perg«.  749 

liefert  hat*^^).  Die  eigentliche  Blöte  der  Mechanik  verwelkte  in 
Alexandreia  wohl  ebenso  schnell  als  die  der  reinen  Mathematik, 
wenn  auch  die  Erfindung  oder  vielmehr*^*)  Verbesserung  der 
Wasserorgel  unter  Physkon,  und  zwar  noch  dazu  nicht  durch 
einen  Techniker,  sondern  durch  einen  Barbier,  uns  beweist,  dass 
sich  noch  längere  Zeit  erhebliche  Früchte  von  ihr  dort  erhielten. 
Apollonios  von  Perge  in  Pamphylien  war  ohne  Zweifel 
betrachtlich  jünger  als  Archimedes,  so  dass  er  frühestens  etwa 
um  265  geboren  sein  mag  und  vielleicht  etwa  um  190  starb. 
Er  studirte  in  Alexandreia  Mathematik  bei  den  Schülern  des 
Eukleides'^^)  und  nahm  dann  allem  Anscheine  nach  dort  seinen 
bleibenden  Aufenthalt,  lebte  indessen  auch  eine  Zeit  lang  in  Per- 
gamon  und  in  Ephesos  in  befreundetem  Verkehr  mit  einem  ge- 
wissen Eudemos,  dem  er  sein  Werk  über  die  Kegelschnitte 
widmete,  der  aber  vor  der  Vollendung  desselben  starb,  so  dass 
Apollonios  nunmehr  dem  vierten  Buche  ein  Dedicationsschreiben 
an  Attalos  I,  dem  er  dann  auch  die  folgenden  Bücher  gewidmet 
hat,  voraufschickte,  in  welchem  er  den  Tod  jenes  seines  Freundes 
beklagt  ^^^^).  Dieses  sein  uns  in  den  vier  ersten  Büchern  grie- 
chisch mit  dem  Commentar  des  Eutokios,  in  den  drei  folgenden 
wenigstens  in  arabischer  üebersetzung  erhaltnes  Hauptwerk 
KfoviTca   6xoi%BVa^^^   in    8  Büchern    ward    mit  Recht  so  be- 


218)  Der  Anon.  oder  sogen.  Heron  v.  Byz.  (vgl.  A  160.  190)  giebt  nur 
Aasztlge  aus  dem  Erhaltnen.    Noch  vgl.  C.  17.  A.  92. 

214)  S.  A.  311. 

216)  Papp,  oder  (s.  A.  43)  Pseudo-Papp.  VII,  86.  p.  678,  10  ff.  avaio- 
XaGoig  tOL^  vno  Ev%XeCdov  (Evtilsidy  Haltsch)  fiad^ritocig  iv  UXs^avdQS^ 
nXsiatov  jj^oyov. 

215»»)  S.  A.  238. 

216)  Die  4  ersten  Bücher  beabsichtigte  bereits  der  A.  83.  97  genannte 
lohannes  Regiomontanus  (1436—1469)  in  lateinischer  üebersetzung 
herauszugeben,  kam  aber  nicht  dazu.  So  erschien  zuerst  die  schlechte 
latein.  üebers.  des  Yeuetianers  loh.  Bapt.  Memus,  herausgegeben  von 
dessen  Sohn  loh.  Maria  Memus  1637.  Ungleich  besser,  aber  immer 
noch  sehr  fehlerhaft  war  die  von  Commandini  1566  mit  Eutok  und  den 
Hülfssätzen  (Lemmata)  des  Pappos.  Ins  Arabische  waren  die  ersten 
7  Bücher  schon  unter  dem  Chalifen  AI  Mamun  übertragen,  aber  diese 
Üebersetzung  hat  sich  nicht  erhalten.  Dagegen  kam  eine  zweite,  994  von 
Abalphat  von  I  späh  an  gemachte  der  ersten  7  Bücher  im  17  Jahrh. 
durch  den  Leydener  Orientalisten  und  Mathematiker  Golius  nach  Europa, 
der  das  mitgebrachte  Exemplar  an  den  Grossherzog  von  Toskana  yerkaufte, 
und    so    ward    sie    durch    den   Orientalisten   Abraham   von   Echelles 


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750    DreinDdzwanzigsteg  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

wundert,  dass  er  wegen  desselben  den  Beinamen  des  grossen 
Geometers  erhielt^'*^.  Natürlich  benutzte  er  dabei  die  Arbeiten 
seiner  Vorgänger,  unter  denen  er  selbst^^®),  wie  schon  bemerkt, 
ausser  Eukleides  den  Eonon  und  den  Nikoteles  von  Eyrene 
nennt,  auf  das  Sorgfältigste****^),  aber  gegen  die  wider  ihn**^ 
erhobene.  Anschuldigung,  als  wäre  das  Ganze  nur  ein  Plagiat  an 
Archimedes,  schützt  ihn  zwar  nicht  die  entschieden  falsche  Nach- 
richt, als  hätte  erst  er  der  Beschränkung  des  Schneidens  der 
Kegel  auf  gerade  Kegel  und  senkrecht  zur  Seite  des  Kegels  ein 
Ende  gemacht  und  nachgewiesen,  dass  durchweg  alle  Schnitte 
an  demselben  Kegel  und  ebenso  gut  am  schiefstehenden  wie  am 
geraden  möglich  sind**^^);  denn  das  wussten  schon  Eukleides 
und  Archimedes  und  wohl  auch  schon  Aristaeos*,  aber  in  der 
That  hat  er  die  bisherigen  Namen  der  Schnitte  je  nach  den 
Winkeln  an  der  Spitze  des  Kegels  in  die  Bezeichnungen  Ellipse, 
Parabel  und  Hyperbel  umgewandelt,  welche  sie  seitdem  behalten 
haben **^),  und   es  war  dies  doch  keine  blosse  Namensänderung, 

(Kchelliensis)  und  den  Mathematiker  Alfons  Borelli,  Florenz  1661, 
ins  LateiniBche  übertragen.  Sie  beaUtigte  den  kurz  vorher  von  eioem 
Schüler  Galilais,  Viviani  Divinatio  in  libr.  V.  Apoll.  Conicorum  (1669) 
verö£Pent1ichten  Herstellungsyersuch  des  5.  B.  in  vielen  Stücken  auf  das 
Glänzendste.  Die  einzigen  griech.  Ausgaben  sind  die  v.Halley,  Oxford  17 10 fol. 
mit  Eutok.  u.  Divination  des  8.  B.  u.  Heiberg  (mit  Eutok.  n.  Frgms.) 
1.  Bd.  Leipzig  1890.  8.  (s.  d.  Nachtrr.).  Freie  deutsche  Bearbeitung  von 
Balsam,  Berlin  1863.  8.  —  Vgl.  Terquem  Notice  bibliographiqne  snr 
Apoll.,  Nouv.  Annales  de  mathöm.  III.  1884.  S.  360  —  852.  474  —  488. 
H.  Schoemann  Apoll,  v.  Perga,  I.  II.  Treptow  a.  E.  1878.  4.  Putbns 
1881.  4.  u.  bes.  Zeuthen  a.  a.  0.  Verloren  sind  die  Commentare  des 
Serenos  von  Antissa  und  der  Hypatia.  Die  Zusätze  (Lemmata)  des  Papp.  IV. 
Prop.  165—284  sind  von  geringem  Werth,  geschichtlich  wichtig  ist  der 
Comm.  des  Eutokios. 

217)  Gemin.  b.  Eutok.  in  Apoll,  p.  9  unmittelbar  nach  den  A.  220  mit- 
getheilten  Worten:  ov  %al  ^avfidaavxsg  ot  %ax'  avtov  yivoiievov  {ysvoiiivoi 
Bretschneider)  öia  xb  d^aviidaiov  x£v  vn'  avxov  ÖBdsiyftivciv  nmvinöv 
d'f<oQ7niax<ov  fiiyav  yeaiiixQriv  inäXovv, 

218)  EinL  zum  1.  B.  (s.  A.  43)  und  zum  4.  (s.  A.  85  n.  dazu  A.  221). 
218^)  üeber  das  Verhältniss  von  einem  Theil  des  3.  B.  zu  den  Poris- 
men des  Eukleides  s.  Zeuthen  S.  150—184,  vgL  oben  A.  40. 

219)  Von  Herakleides  in  dessen  Biographie  des  Archimedes,  Eutok.  in 
Apoll,  p.  8.     Vgl.  A.  97  z.  E. 

219*»)  Freilich  nicht  jede  Hyperbel  an  jedem  Kegel. 

220)  Papp.  VU,  30  f.  p.  672,  24  ff.  unmittelbar  nach  den  A.  14  ange- 
gebnen Worten:    insl   d*    iv    itidaxco    tcöv   xqi6v  xovxcov  xoivmv  Sia(poQttH 


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ApoUonioi  von  Perge.  751 

sondern  jene  Anschuldigung  beruht  auf  einer  vollständigen  Ver- 
kennung des  Zwecks  dieser  Schrift,  welcher  mit  jener  Namens- 

teiivoiiivmv  at  y'  yCvovxai  ygaftiiai,  dianogriaag ,  mg  q>aivstaiy  jinoXkmviog 
zi  dr^noxs  dnonXTiQaaavtsg  ot  n^o  avtov  ^y  filv  i%äXovv  o^vycov^ov  %(6vov 
TOftT^v  dvvttiiivriv  ytal  ogd'oyoiviov  aal  a(ißXvy(av^ov  slvai,  rjv  61  OQ^oyonviov 
ftvai  dvvttiirivT}v  o^vymv^ov  ts  xal  d(tßXvy(ov£ov,  r^v  dl  dfißXvymviov  dvva- 
fiivriv  elvai  o^vyatvtov  xi  xal  oq^oyiovlov^  iietad'tlg  tä  Svofiata  naXei  triv 
(tlv  o^vyoaviov  naXovfiivrjv  iXXsi-tpLVy  t^y  dh  OQ&oytoviov  naQußoXr^,  t^v  Öh 
dfißXvycovi'ov  vnsi^ßoXiiVy  cxafftijv  dno  tivog  Idlov  apiißsßrjyiozog.  xtaglov 
ydg  Tt  nagd  xivu  yi^afi^iiv  nuQaßaXXo^evov  iv  (ilv  xy  oivymvtov  %(6vov 
xofjL'g  iXXButov  ylvixai  xsxQccyiova},  iv  Sl  x^  dfißXvycoviov  vnsQßdXXov  tsxQa- 
yoovat,  iv  dl  xy  OQd^oyooviov  ovxs  iXXstnov  ovO"*  vnsQßdXXov.  [xovzo  d* 
inad'iv  (Däml.  doch  wohl  6  'AnoXXciviog ,  wie  Zenthen  S.  42.  A.  1.  S.  508 
mit  Heiberg  annimmt,  nnd  nicht,  wie  Hui t seh  will,  6  'Agiaxa^og)  firi 
TtQoaEvvoflaag  oxi  %axd  xiva  IdCav  nxtöciv  xov  xifAVOvxog  inmiSov  xov  umvov , ,, 
iv  indaxco  xoav  xtovcav  ciXXri  xal  dXXr^  xmv  yQanftöiv  y^vszai,  ^y  dvonaaev 
dno  xrig  Idiozrixog  zov  xaovov.  idv  ydg  zo  zifivov  inCmdov  dxd'^  nagdXXr}- 
Xov  fjLia  zov  xmvov  nXBVQa,  ytvszcci  fi^oc  fiovrj  xmv  xgiav  ygafificov^  dsl  17 
avxTi,  fiv  (ovo^aatv  6  'AgiaxaCog  ixslvov  zov  zfirid'evzog  %(6vov  ro^^t^].  Die 
eingeklammerten  Worte  674,  13 — 19  halt  Hultsch  für  ein  eingedrungenes 
Schollen,  vielleicht  mit  Recht,  doch  s.  Zenthen  S.  606.  A.  2.  Gemin. 
a.  a.  0.  ot  naXcciol  xavov  ogi^ofisvoi  z^v  zov  hq^oyatvCov  zgiymvov  mgi- 
(pogdv  fisvovOTig  fiiag  zmv  mgl  tr^v  oq^tjv  yoaviav  nXsvgag,  tUozoag  %ccl  zovg 
xtovovg  ndvzag  ogd'ovg  vnsXdfißavov  yivsad'ui  xal  \L£av  zo^tjv  iv  ixdazcpf 
iv  filv  Tc5  6g^oy(ov{(p  zriv  vvv  xaXovfiivrjv  nagccßoXiqVy  iv  9h  zm  dykßXvy<ovi(p 
zTiv  VTCSgßoXi^v,  iv  ds  zm  6^vy<ovi(p  zriv  ^XXsirpiv.  xal  ?azt  nag*  avxoig  evgsiv 
ovz(og  6vo(ia^ofiivag  zag  zofidg,  (oansg  ovv  z£v  dgxaioav  inl  svbg  sxdozov 
itdovg  zgiycovov  ^Bcogriödvzcav  zag  Svo  ogd-dg,  ngozigov  iv  reo  IconXBvgca 
xal  ndXiv  iv  xm  laoaxsXsC  xal  vaxfgov  iv  x&  axaXrivay  ot  (ifxay sviazfgov 
xad-oXixov  &«6g7ifia  dniSsi^av  xoiovxov'  ,,navx6g  xgiycovov  at  ivxog  xgsig 
youvCai  Svalv  6g9'aig  taav  ilaCv^^.  ovxca  xal  inl  xmv  xov  xmvov  xoiiav.  xr^v 
filv  ydg  Xsyonivqv  og^oymvCov  xaovov  xo^r^v  iv  ogd'oyoavüp  fiovov  xmvtp 
i^BcogovVj  xtuvofisvat  inmidm  ogd"^  ngog  iiiav  nlfvgdv  xov  xmvov'  xr^v  8\ 
xov  dfißXvycavtov  xmvov  TOfi^v  iv  diißXvyoovicp  xdvcp  yiyvofiivriv  xoivco  dns- 
öiCxvvGav  xriv  d\  xov  o^vymvCov  iv  o^vymvicOf  oyi^oCmg  inl  ndvxcav  xmv 
xmvmv  dyovxsg  xd  inlntSa  hg^d  ngog  [niav  nXevgdv  xov  xmvov,  driXoC  öl 
xal  avxd  xd  dgxaia  ovoftaxa  xmv  ygafi^mv.  vatsgov  B\  UnoXXmviog  6  Tlsg- 
yaiog  xaO^oXov  xi  i^srngriasv^  Zxi  iv  navxl  xmvm,  xal  o^co  xal  axaXrjvm 
ndaai  at  xo^iai  ilat,  xaxd  dtdq>ogov  xov  inmidov  ngog  xov  xmvov  ngoaßoXr^v, 
Die  Ansicht,  dass  auch  sachlich  erst  A.  in  dieber  Hinsicht  das  Richtige 
gefanden  habe,  vertreten  hiemach  noch  Cantor  Gesch.  der  Math.  I.  S.  289 
und  Heiberg  Stud.  z.  Enkl.  S.  88,  aliein  bereits  Arcbimedes  de  con.  et 
sph.  p.  288  Heib.  stellt  es  als  eine  allgemein  bekannte  Sache  dar  und 
ebenso  Eukleides  Phaenom.  p.  561.  idv  ydg  xmvog  ^  xvXtvÖgog  ininiSm 
x(ir}9^  firj  nagd  xr^v  ßdaiv^  rj  tö^^  yfyvsxai  o^vymviov  xmvov  TOftTj,  i]XLg 
iaxlv  bfioCa  dvgsm,  der  dabei  allerdings,  wie  Heiberg  bemerkt,  die  so 


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752    DreiandzwaDzigstes  Oapitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

änderung  verknüpft  war.  ApoUonios  wollte  in  den  vier  ersten 
Büchern  eben  nur  ein  neues  Compendium  der  Kegelschnitte  ent- 
werfen,  in  welchem  er  nunmehr  jene  allgemeine  Bestimmungs- 
methode  der  Ellipse,  Parabel  und  Hyperbel  je  nach  der  gemein- 
samen Art  ihrer  Erzeugung  an  beliebigen  Kreiskegeln  zum 
Ausgangspunkte  nahm,  und  wenn  dieser  Schritt  auch  in  rein 
wissenschaftlicher  Hinsicht  in  so  fern  nicht  von  originaler  Be- 
deutung war,  als  ApoUonios  die  Kenntniss  aller  dazu  nöthigen 
Sätze  bereits  vorfand,  so  bedeutete  er  doch  in  methodischer  und 
systematischer  Beziehung  einen  entschiedenen  Fortschritt,  und 
seine  Durchführung  war  mit  bedeutenden  Schwierigkeiten  ver- 
bunden *^^^).  Obwohl  er  aber  sonach  hier  auf  neue  Entdeckungen 
in  sachlicher  Hinsicht  zunächst  und  unmittelbar  gar  nicht  aus- 
zugehen brauchte  und  gar  nicht  ausging,  so  fand  er  doch  schon 
hier  Gelegenheit  genug  die  von  seinen  Vorläufern,  wie  nament- 
lich Eukleides,  gelassenen  Lücken  auszufüllen  und  Vieles  zu  ent- 
wickeln,  was   bei  jenen   nicht   zu  finden  war**^).     In  den  vier 


hervorgebrachte  Ellipse  noch  von  der  auf  dem  gewöhnlichen  Wege  ent- 
standnen,  deren  äUster  Name  eben  d^vQsSg  gewesen  zu  sein  scheint,  unter- 
scheidet, was  Archimedes  nicht  mehr  thut.  Um  so  nnwahrschemlicher  ist  es, 
dass  Aristaeos  wenigstens  ein  Qleiches  noch  nicht  gewusst  haben  sollte; 
gesetzt  aber  auch,  die  obigen  eingeklammerten  Worte  bei  Papp.  674,  13  ff. 
hätten  wirklich  diesen  Sinn,  und  wären  in  demselben  zuverlässig,  so  ändert 
das  an  der  auch  von  Heiberg  anerkannten  Thatsache  Nichts,  dass  hin- 
sichtlich der  Ellipse  schon  vor  Eukleides  der  wahre  Sachverhalt  erkannt 
war.  Es  bliebe  also  nur,  da  allerdings  auch  Archim.  a.  a.  0.  bloss  vom 
Kreis  und  von  der  Ellipse  spricht,  noch  die  von  Heiberg  vertretne  Mög- 
lichkeit übrig,  dass  erst  A.  diese  richtige  Erkenntniss  auch  auf  die  Parabel 
und  Hyperbel  übertragen  habe,  aber  s.  Zeuthen  S.  40—63,  welcher  S.  42 
A.  1  auch  mit  Recht  hervorhebt,  dass  wohl  Geminos,  aber  nicht  Pappos 
den  A.  in  Bezug  auf  diese  Erkenntniss  irgendwie  als  Entdecker  bezeichnet, 
und  S.  41 ,  dass  die  Beschränkung  des  Archimedes  a.  a.  0.  auf  die  Ellipse 
sich  sehr  einfach  daraus  erklärt,  weil  er  dort  von  ihr  „besonderen  Ge- 
brauch macht'^ 

220*)  S.  Zeuthen  S.  89  f. 

221)  A.  spricht  sich  über  dies  Alles  sehr  deutlich  selbst  in  der  Vor- 
rede zum  1.  B.  aus,  vgl.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  83  f.,  und  man  sieht  daraus, 
dass  allerdings  die  beiden  ersten  Bücher  nur  das  üeberkommene  ^^^ 
seinem  Standpunkt  modificirten,  das  dritte  aber  bereits  Dinge  enthielt 
(s.  A.  43),  iv  tä  nXsCata  xaXä  xal  ^ivoc  k.  t.  X,  oder,  wie  es  im  Auszuge 
bei  Papp.  p.  676,  5  ff.  heisst,  iv  tä  nXeiova  xal  %aXcc  xal  ^iva  ttazavorjüctvUQ 
svQOtiev  f4J7  avvtt^satva  vno  EvTiXsidov  x.  r.  X.,  und  das  vierte  vollends 
Untersuchungen,    mv    ovditBQOv   vno    xavnQO  riy^mv  yiyQantai*    Hierüber 


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Apollonios  von  Perge.  753 

folgenden  Büchern  aber  erhebt  er  sich,  wie  er  selbst  sagt,  von 
diesen  elementaren  Untersuchungen  zu  weiter  gehenden^*),  d.  h. 
er  schloss  hier  an  diese  allgemeine  Grundlage  neue,  ihm  durch- 
aus eigne  Specialuntersuchungen  von  ähnlicher  Art  wie  die  die 
Kegelschnitte  betreffenden  Schriften  des  Archimedes  an*^**).  Es 
sind  grosstentheils  sehr  feine  und  bewundernswerthe  Arbeiten 
besonders  im  fünften  Buch;  ins  Gebiet  der  höheren  Mathematik 
im  heutigen  Sinne,  obgleich  man  dies  vielfach  hat  behaupten 
wollen^**),  reichen  indessen  in  Wahrheit  doch  auch  sie  nicht 
hinein***). 


heisst  68  denn  in  der  Vorrede  zu  diesem  vierten  genauer:  nsgisxBi  dh  tovto 
(z6  xixaqzov  (ii^Xlov\  %uxä  noaa  arifisia  nXsiata  dvvaxov  iati  Tap  xmv  xoavtoiß 
xofiäg  dlXrjXais  xe  xal  rg  xov  %v%Xov  neQifpSQB^  ovftßaXXnv ,  idvicsg  {iri 
oXat  ini  oXug  itpaQiio^maiv '  ixt  noavov  xoftri  xal  nvxXov  neQiq>igBia  Tati; 
dvxttiSifiivaig  %axd  leoaa  crjiisCa  nXsVaxa  avfißdXXovat  xal  ixi  dvxinsifievai 
dvxi%SLfisvaig^  %al  i%x6g  xovxmv  dXXa  ov%  oXCya  ofioia  xovxoig.  xovtoav  Öl 
x6  fihv  nQOSigrjiisvov  Kövatv  b  Zdfuog  i^id^%B  nghg  BgacvdaioVy  ovx  6(fimg 
iv  xar^  dnodei^saiv  dvaexqatpiCg'  dio  xal  fnxQioag  a^xov  dvQrj^axo  Nmo- 
xiXrig  6  KvQTivaiog,  nsgl  dl  xov  devxSQOv  fiveiav  y^vov  nsnoirjxai  NmoxiXrig 
iv  x^  TCQog  xov  Kovmva  dvxiyQutp^  mg  dvvaftivov  detz^iivcci.'  dsixwfiivtp 
dh  ovxs  vn  avxov  xovxco  ov&'  vn  dXXon  xivog  ivxsxvxcefiiv.  x6  (livxot 
xqlxov  xcrl  xd  äXXa  xd  hnoyevrj  xovxoig  dnXmg  vno  ovSfvog^  vevormiva  svgrixa, 
Eonon  hatte  also  gefanden,  dass  zwei  Kegelschnitte  sich  höchstens  in  vier 
Punkten  schneiden,  Nikoteles  dies  auf  den  Fall  der  Vertaaschang  des  einen 
mit  zwei  zosanmiengehörenden  Hyperbelästen  ausgedehnt,  aber  ohne  den 
Beweis  dafür,  dessen  Möglichkeit  er  behauptete,  wirklich  zu  liefern,  A.  giebt 
diesen  Beweis,  und  zwar  auch  für  eine  solche  Vertauschung  beider,  s. 
Zeuthen  S.  188  ff.  Für  das  Genauere  über  diese  vier  ersten  Bücher  s. 
Zeuthen  S.  63—192.  843-348.  865—874. 

222)  a.  a.  0.  xd  icQmxcc  xicaaqa  ninxmxe  ngog  sicaycoyT^v  cxoixsimdri, 
wogegen  er  den  Inhalt  der  vier  letzten  Bücher  negioveiaaxixoixega  nennt, 
also  als  Gegenstände  bezeichnet,  „die  natürlich  noch  weniger  den  Früheren 
bekannt  waren".   (Heiberg). 

222^)  S.  Zeuthen  S.  298 — 802,  vgl.  dessen  genauere  Erörterungen 
über  das  6.  B.  S.  284—298.  802-309,  über  das  6.  S.  884—398,  über  das 
7.  und  8.  S.  893—407.  Den  Inhalt  des  verlornen  8.  bezeichnet  A.  in  der 
Vorrede  zum  1.  als  {nsgl)  ngoßXrjfidxiov  xoDVLxmv  dimgieiiivoiiv,  und  Zeuthen 
vertheidigt  die  von  Halley  über  diesen  Inhalt  aufgestellte  Vermuthung, 
dass  dies  Buch  „die  Lösungen  einer  Reihe  von  Aufgaben  enthalten  habe, 
die  im  7.  erst  auf  eine  Gleichung  gebraciit  und  dann  einzeln  zum  Gegen- 
stand eines  Diorismos  gemacht  waren". 

223)  Es  genügt  hier  Cantor  a.  a.  0.  S.  288—296  anzuführen. 

224)  Und  besonders  von  einer  Erhebung  über  den  Standpunkt  des 
Archimedes,  wie  sie  Cantor  S.  294.  801.  findet,  kann  keine  Bede  sein,  s 

SusaMiHL,  grieclL-alex.  Lltt-Oaioh.   L  48 


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754    Dreinndzwanzigstes  Capitel.    Beine  and  angewandte  Mathematik. 

Ausserdem  sind  uns  noch  die  2  Bücher  vom  Verhältniss- 
schnitt, xbqI  koyov  änotoiiijg  (de  sedione  rationis)  in  einer 
arabischen  Uebersetzung  geblieben***).  Ferner  aber  kennen  wir 
wie  von  diesem  geometrischen  Werk  so  noch  von  mehreren 
anderen  den  Titel  und  den  Hauptinhalt  durch  Pappos**^),  näm- 
lich von  den  2  Büchern  über  Berührungen,  nsgl  iTcatpciv  (de 
tadionibus)^^'^) ,  den  2  Büchern  ebene  Oerter,  iTtCntdoL  xoxot 
(loci  plani)^^)y  2  über  Einschiebungen,  nsgl  vsvöBmv  (de  in- 
cUnationibus)^,    2    über    den   Kaumschnitt   (oder   Flächen- 


Zenthen  S.  802 ff.  Allerdings  ist  nach  dieiem  Allen  (s.  A.  220)  A«  biB  in 
die  neueite  Zeit  überaoh&tzt  worden,  aber  er  bleibt  auch  so  noch  immer 
bedeutend  genug. 

226)  Welche  Edm.  Bernard  am  Ende  des  17.  Jahrb.  fand  und  ins 
Lateinische  zn  übertragen  anfing,  worauf  Halley  die  Arbeit  vollendete, 
Oxford  1706.  Deutsche  üebers.  v.  A.  Bichter,  Elberfeld  1886.  8.,  freie 
deutsche  Bearbeitung  von  Diester  weg,  Berlin  1824.  8.  Paucker  (Geo- 
metrische Analysis  enthaltend  des  Apollonius  von  Perga  sectio  rationis, 
spatii  et  determinata,  Leipzig  1837.  8.  Eine  kurze,  gemeinTorstäiidliche 
Inhaltsangabe  findet  sich  bei  Schoemann  I.  S.  11  f.,  eine  genauere  Er- 
örterung Aber  dies  Werk  und  das  vom  Flächenschnitt  in  ihrem  Verhältniss 
zu  den  Kegelschnitten  bei  Zeuthen  S.  848 — 860. 

226)  Im  7.  B.,  und  zwar  Xöyov  dnoxoiitis  ß"  Vü,  8.  6.  p.  686,  19  f.  640, 
4—24.    Lemmata  VII,  48  ff.  p.  684  ff.  Propos.  1—28. 

227)  Papp.  VII,  8.  11  ff.  p.  686,  21.  644,  28—648,  17.  Lemmata  VII, 
166  ff.  p.  820  ff.  Propos.  96—118.  Camerer  Apollonii  Pergaei  de  tactioni- 
bus  quae  supersunt,  Gotha  (Halle)  1796.  8.  (mit  dem  Herstellungsy ersuch 
von  Vieta).  Haumann  Versuch  einer  Wiederherstellung  der  Bücher  des 
A.  yon  den  Berührungen,  Breslau  1818.  8.  J.  Th.  Ahrens  Ueb.  d.  Problem 
des  A.  y.  P.  von  den  Berührungen,  Augsburg  1886.  4.  Unger  D.  Bedeu- 
tung der  zwei  Bücher  des  A.  von  den  Berührungen  f  d.  geometr.  Analysis, 
Erfurt  1866.  4.  Stürmer  Das  Berührungsproblem  des  A.  v.  P.,  Grünberg 
1869.  4.  Gabely  Das  Problem  des  A.,  Wien  1860.  8.  Enitterscheid 
Ein  neues  Supplement  zum  Problem  des  A.,  Eupen  1863.  4.  Bröcker- 
hoff  Das  Tactionsproblem  des  A.,  Beuthen  1870.  4.  A.  W.  Richter  Das 
apoUonische  Berührungsproblem,  Bielefeld  1870.  8.  (Jenaer  Doctordiss.). 
St  oll  Neue  Beiträge  zum  Problem  des  A.,  Bensheim  1874.  4.  Schoemann 
L  S.  18.    Zeuthen  S.  880—888. 

228)  Papp.  VII,  8.  21  ff.  p.  686, 22.  660, 17—670,  2.  Lemmata  VII,  186  ff. 
p.  862  ff.  Prop.  119—126.  Wiederherstellungsyersuch  von  Rob.  Simsen, 
aus  dem  Lat.  übers,  v.  Camerer,  Leipzig  1796.  8.    Schoemann  I.  S.  14. 

229)  Papp.  VU,  8.  27  ff.  p.  686,  22.  670,  8—672,  16.  Lemmata  VII, 
120  ff.  p.  770  ff  Prop.  66—96.  Wiederherstellungsrersuch  von  Horsley, 
nach  dem  Lat.  frei  bearbeitet  v.  Diesterweg,  Berlin  1828.  8.  Vgl 
Schoemann  U.  S.  10—12  u.  bes.  Zeuthen  S.  268—288. 


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Apollonios  Ton  Perge.  755 

schnitt)  tcsqI  %fOQiov  osroroft^  (de  secHone  spatii)*^^  2  über 
deD  bestimmten  Schnitt;  xbqI  dia>Qi6(iivrig  TOf*^^  (de  secUone 
determincUa)*^^),  «nd  anderweitig  werden  noch  zwei  genannt:  über 
die  Schneckenlinie^^)  und  über  die  in  dieselbe  Kugel  ein- 
geschriebnen Dodekaeder  und  Ikosaeder  in  zwei  Ausgaben'^'). 
Ausserdem  hatte  er  aber  auch  eine  methodologische  Schrift  über 
die  Grundlagen  der  Mathematik  verfasst  und  yermuthlich  in 
dieser  Manches  an  der  Anordnung  der  Elemente  des  Eukleides 
bemängelt ^^^).  Aus  dem  Gebiete  der  rechnenden  Mathematik 
sind  zwei  oder  drei  Werke  nachweislich:  ^Slxvtoxiov  (Mittel 
zur  Schnellgeburt)  y  auf  eine  raschere  und  genauere  Berechnung 
des  Verhältnisses  der  Peripherie  zum  Halbmesser  bezüglich^; 
sodann,  wenn  nicht  yielmehr  zu  ebendieser  Schrift  gehörig*****), 
eine  zweite,  im  Auszüge*^)  erhaltene  Abhandlung,  die  in  ähn- 


280)  Papp.  Vn,  3.  7  ff.  p.  636,  20.  640,  26—642,  18.  Wiederherstellangs- 
versuche  von  A.  Bichter,  Halberstadt  1828.  8.,  Grabow  Die  Bfleher  des 
A.  de  sect.  sp.,  Frankfort  a.  M.  1834.  4.,  Paucker,  s.  A.  226. 

231)  Papp.  Vn,  8.  9  ff.  p.  636,  20  f.  642,  19—644,  22.  Lemmata  VII, 
68  ff.  p.  704 ff.  Prep.  22—34.  Herstellmigsversiiche  von  Rob.  Simsen,  frei 
bearbeitet  von  Diesterweg,  Mainz  1822.  8.,  Grabow,  Frankfurt  a.  M. 
1828.  8.,  Pauoker,  s.  A.  226.  —  Ley  Ueb.  d.  Anflösnng  der  Aufgaben 
des  A.  V.  d.  bestimmten  Schnitte,  Cöln  1846.  4.  Zenthen  S.  196—202. 
Sohoemannll.  S.  10— 12  (vgL  S.  2).  —  Die  Schriften  vom  Verh&ltniss- 
schnitt,  Ranmschnitt  ond  bestimmten  Schnitt  waren  blosse  üebongsbficher 
für  angehende  Mathematiker,  s.  Schoemann  I.  S.  11 — 13. 

232)  Prokl.  in  Encl.  p.  106,  6  f.    'JnolXioviog   iv   x&   m^l  xov  %o%X{m) 

238)  Hypsikl.  unmittelbar  nach  den  A.  16  angef.  Worten:  vno  dh  'AnoX- 
Xmviav  iv  t^  dtvxiq^  inSoagi  tijg  avy%Qiatmg  xov  dmdsHaiÖQOv  ngog  to 
slnoadsSgov  %,  t.  X. 

233^)  Marin,  in  Encl.  Dat.  p.  2.  *AnoXXmviog  iv  tf  %a^6Xov  n^ayf/mx^üf. 
Mit  Unrecht  glaubt  Tannery  Quelques  fragments  d*Apollonias  de  Perge, 
Bulletin  des  sciences  math.  V.  S.  124—136,  gestützt  anf  die  Bruchstücke 
bei  Prokl.  in  Eucl.  p.  100,  6—19.  123,  16  f.  (vgl.  124,  18.  126,  17).  194, 
21-196,  6  (vgl.  183,  13  ff.  194,  10).  279,  16—280,  4.  282,  8—19.  886, 
16—336,  6,  dass  A.  vielmehr  sogar  eine  neue  Bearbeitung  der  Elemente 
des  Eukleides  veranstaltet  habe.  S.  dagegen  Heiberg  Philologus  XLÜI. 
S.  488  f.    Ausg.  des  EukI  V.  S.  LXXXIX  f. 

234)  Eutok.  in  Archim.  de  dim.  circ.  p.  800,  16  ff.  Heib.  Vgl.Hultsch 
Ausg.  des  Papp.  III.  S.  1212  ff. 

284^)  Was  Heiberg  Philol.  XLm.  8.  488.  A.  9  mit  Recht  für  sehr 
mögUch  hält. 

286)  Bei  Papp.  II,  2—18.    Prop.  16 — 26,  wo  jedoch  der  Anfang  ver- 

48  ♦ 


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756    Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

liebem  Sinne  ein  einfacheres  und  dadurch  abgekürztes  Multipli- 
cationsyerfabren  darlegte,  und  eine  dritte  Arbeit  über  Irra- 
tional gross  en*^^).  Der  Eatoptrik  geborte  seine  Schrift  Ober 
Brennspiegel  (tcsqI  %v(fCov)  an^****).  Endlich  war  er  auch 
Astronom  und  schrieb  über  den  Stillstand  und  die  rück- 
läufige Bewegung  der  Planeten,  welche  er  durch  die  Hypo- 
these der  Epicykeln  erklärte*^'). 

Einen  weiteren  Fortschritt  im  grossen  Stile  hat  die  grie- 
chische Mathematik  nicht  gemacht.  Auf  den  hohen  Aufschwung 
folgte  jetzt  ein  entschiedener  Verfall  gleichwie  nach  dem  schon 
Bemerkten  in  der  Mechanik  so  auch  in  der  reinen  Mathematik. 
Alexändreia  war  in  einem  solchen  Masse  der  Mittelpunkt  dieser 
Studien  geworden,  dass  deren  Schicksal  von  dem  dieser  einzigen 
Stadt  abhing,  und  die  geistige  Kraft  nahm  dort  seit  dem  zweiten 
Jahrhundert  zusehends  ab   und   verödete  vollends,  seit  vor  dem 

loren  gegangen  und  manche  spätere  Zuthat  hinzugekommen  ist.  8.  Tan- 
ne ry  L'arithm^tiqne  des  Grecs  dans  Pappns,  Mäm.  de  la  soc.  des  sc.  pbys. 
et  nat.  de  Bordeaux,  S^r.  2.  T.  III.  S.  361—366  (vgl.  Heiberg  Philologus 
XLIII.  S.  488.  Curtze  Jahresber.  XL.  S.  29),  auch  Schoemann  II.  S.  4—10. 

236)  In  der  A.  26  erwähnten  arabischen  Uebersetsung  eines  griechischen 
Commentars  zum  10.  6.  der  Elemente  des  Eukleides,  s.  Wöpcke  Essai 
d'one  restitution  de  travaux  perdus  d'ApolIonius  sur  les  quantit^  rationel- 
les d'apr^s  les  indications  tirdes  d'un  manuscrit  arabe,  Mtooires  präsente 
k  TAcad.  des  sciences  XIY.  1866.  S.  668—720.  Vgl.  Chasles  Comptes 
rendus  XXXVII.    Oct.  1863.  S.  663-  668. 

236^)  Fragm.  Bobiense  cod.  Ambros.  L  99  p.  super,  p.  113,  80  ff.  nach 
der  Lesung  von  Beiger  Herrn.  XVI.  S.  271  f.  tovto  d\  jffsvdog  'AnoUaviog 
.  .  .  T^y  ngog  tovg  HarontQOvg  ovg  (?)  iSsi^e ,  xal  negl  %Cvu  dl  xonov  ^  ^' 
nvQtoaiSi  a  diaasadq)7i%ev  iv  x^  xsqI  tov  nvgiav.  Vielleicht  steckt  in 
diesen  Worten  auch  ein  Citat  von  noch  einer  anderen  Schrift  „gegen  die 
Katoptriker",  ngog  tovg  narontQinovg.     S.  Zeuthen  S.  374—380. 

237)  Ptolem.  Almag.  XII,  1.  p.  280  Bas.  p.  312  Habna.  axoXov^ov  at 
ei^rj  nal  tag  xa^'  snaatov  tmv  e  nXavanivmv  yivo(iivag  nQoriytiasig  iXaxi^txS 
ts  nal  (isyiozag  inia%iipcca^ai  %al  dsC^ai  nal  vag  tovteov  nrjUjtotritag  ano 
xmv  iimeLfisvcov  vno^iastov  .  .  .  «fe  d\  trjv  toiavtriv  dtdlij^iv  itgoaxodii- 
%vvovat  ftlv  nal  ot  ts  aXXoi  fta^i^atinol  nal  'AnoXXdviog  6  Hif^aiog^  ff>i 
inl  [itäg  Ttjg  nagd  tov  riXiov  dvaikceXiagy  oti  iav  ve  did  trjg  %at  MnvnXof 
vfcod'iasmg  yivTjtaij  tov  (ilv  ininvnXov  x.  r.  X.  Aber  die  Erzählung  des 
Ptolemaeos  Chennos  bei  Phot.  Cod.  190.  p.  161^  18  ff.  von  einem  Astro- 
nomen A.  unter  Ptolemaeos  Pbilopator,  der  sich  durch  seine  üntersuchnngwi 
über  den  Mond  bekannt  gemacht  habe  und  daher  wegen  der  Aehnlichkeit 
von  €  mit  der  Gestalt  des  Mondes  Epsilon  genannt  worden  sei,  i«t  bei 
der  Lügenhaftigkeit  dieses  Schriftstellers  werthlos,  s.  die  C.  14.  A.  40 
angef  Abh.  von  Horcher. 


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Apollonios  von  Perge.  757 

Schreckensregiment  des  Physkon  Gelehrte  und  Künstler  und 
unter  ihnen  nicht  zum  Wenigsten  gerade  die  Vertreter  dieser 
Zweige  intelleckueller  Thätigteit  aus  Aegypten  entwichen**'^). 
Wenn  nun  aber  überhaupt  bei  den  alexandrinischen  Gelehrten 
der  mündliclie  Unterricht  eine  sehr  wesentliche  Ergänzung  ihrer 
Schriftstellerei  bildete,  so  fiel  vollends  bei  den  dortigen  Mathe- 
matikern der  eigentliche  Schwerpunkt  ihrer  Wirksamkeit  in  den 
ersteren  hinein,  und  mit  ihm  verfiel  daher  auch  ein  grosser,  ja 
vielleicht  der  grösste  Tkeil  der  besten  wissenschaftlichen  Ueber- 
lieferung.  Eukleides,  Archimedes^*^"),  Apollonios  setzen  in  ihren 
Schriften  vielfach  theils  elementare  Sätze,  theils  auch  wichtigere. 
Dinge  als  bekannt  voraus,  deren  Entdecker  wir  nicht  nachzuweisen 
vermögen,  und  die  allerdings  zum  Theil  ohne  Zweifel  in  Büchern, 
von  denen  uns  keine  Kunde  geblieben  ist,  entwickelt  worden 
sind,  zum  grösseren  Theile  sicher  aber  nur  mündlich  vorgetragen 
waren  und  sich  fortgepflanzt  hatten.  Denn  der  Mangel  einer 
ausgebildeten  mathematischen  Zeichensprache  stellte  gerade  auf 
diesem  Felde  der  Wissenschaft  der  schriftlichen  Darstellung  ganz 
besondere  Schwierigkeiten  entgegen,  die  bei  der  mündlichen  weit 
leichter  zu  überwinden  waren.  Der  einzige  Archimedes  war, 
weil  er  nur  vorübergehend  in  Alexandreia  lebte,  für  die  Ver- 
breitung seiner  Entdeckungen  dorthin  auf  die  erstere  angewiesen, 
und  ebendesshalb  pflegte  er  dieselben  vor  ihrer  VeröfiFentlichung 
erst  alexandrinischen  Mathematikern,  mit  denen  er  auch  schon 
zu  diesem  Zwecke  stets  in  Verbindung  blieb,  gleichsam  zur  Probe 
vorzulegen.  Aus  den  Vorreden  des  Apollonios  dagegen  ersehen 
wir,  dass  er  ohne  seine  Beziehungen  zu  Pergamon  seine  Kegel- 
schnitte wahrscheinlich  niemals  herausgegeben  hätte,  sondern  es 
that,  um  ausseralexandrinischen  Freunden  und  besonders  den- 
jenigen Kreisen  in  Pergamon,  die  von  ihm  Belehrung  wünschten, 
dieselbe  auf  diesem  von  auswärts  her  allein  möglichen  Wege  zu 
ertheilen*^). 


237  »>)  S.  C.  16.  A.  90.    Vgl.  oben  A.  162. 

237°)  Vgl.  die  A.  131  angef.  Abh.  von  Heiberg. 

288)  Diese  Vorreden  zum  1.,  2.  und  4.  Buch  hat  Zeatben  S.  499—611 
nebst  den  Mittheilnngen  des  Pappos  p.  672—678  über  dies  Hauptwerk  des 
A.  mit  deutscher  Uebersetsung  und  die  zum  6. ,  6.  und  7.  in  einer  solchen 
abdrucken  lassen.  In  der  zum  1.  schreibt  A.  dem  Eudemos:  xad'  ov  Sh 
%€ctQOv  ^fAfiv  fitta  cov  iv  ÜBoydiup,  id^scoQovv  6b  öxbvöbiv  (istaaxBiv  zmv 
ntn^ayiiivciv  "^fiiv  napinrnv.    ninofitpa  ovv  aoi  zo  n^mtov  ßißXiov  6iOQd'o>' 


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758    DreinndzwanKigstes  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

Und  so  folgt  denn  nun  ein  Epigonenthum,  welches  auf  den- 
jenigen Feldern  weiter  arbeitet,  auf  welchen  sich  im  Beson- 
deren noch  Neues  finden  Hess,  nämlich  in  der  Stereometrie  auf 
dem  Gebiet  der  von  den  Kegelschnitten  verschiedenen  Carven 
und  in  der  rechnenden  Geometrie.  Dort  gab  die  Spirale ,  hier 
die  Ereisrechnung  des  Archimedes  den  Anstoss'^t^). 

Nikomedes  indessen,  der  Erfinder  der  sogenannten  Muschel- 
linie (Konchoide  oder  Eochlioide),  über  welche  er  in  seiner  Schrift 
TtsQl  xoyxosidäv  handelte,  und  durch jr eiche  er  auch  die  Drei- 
theilung  des  Winkels  herstelltet^'),  war  yermuthlich  schon  ein 
jüngerer  Zeitgenosse  des  Eratosthenes  und  ein  älterer  des  Apol- 
lonios,  jedenfalls  spätestens  etwa  mit  Letzterem  gleichzeitig^. 

adf^svog'  ta  Öl  Xomccy  otav  svageoti^amfisv ^  i^anoottloviiBv,  ov%  dfi^vr}' 
(vovbCv  yaQ  otoi^ai  aa  nag*  ifiov  axijxoorct,  dioti  rr^  nt^l  tavxa  itpodav 
inoiriödiiriv ,  d^tatd-sig  ^no  NavKQatovg  tov  ysafiivgov  (ofiPenbar  eines  geo- 
metrischen Wanderlehrers,  vielleicht  auch  aus  Pergamoa),  %a^'  09  dh  *atr 
Qov  iaxdXaie  naq'  '^fttv  nagaysvrid'Blg  etg  'AXe^dvdgeiav'  xcel  Sioti  ff^cey^- 
tsvcavtsg  «vt«  iv  oxroo  ßißUotg,  i^  avtrjg  fieraSBÖconaiiev  avtd,  eig  to 
anovdaUxsQOv  y  Öid  to  ngog  i%nX<p  avtov  Blvai^  ov  ducxad'dQccvtsg,  dXld 
ndvta  tä  vnonüttovta  iifUv  ^ivtsg^  dtg  icxtcxov  incXsvöSusvoi,  o^fv  %ai- 
(fov  vvv  laßovxsg^  ael  to  xvyxdvov  diOQd'eiaeeog  indidoiiBv,  %ccl  heil  0V|i^ 
ßißTjiiS  %ul  aXXovg  Tivac  xmv  cvfifiBfiixoxoiv  r^fiCv  fUXBiXrjq)ivat  x6  n^A- 
xov  nal  x6  devTBQOv  ßtßX^ov  nqlv  ^  ditoff^m^vcLi  ^  (iri  d'ccvfLafffjgy  ittf 
fcsQin^nvfjg  avxoig  higcag  ix^vaiv  und  in  der  znm  2.  'Anotkmviov  tov 
vtov  i^ov  ninoiitpa  ngög  ce  nofi^iovxa  to  dsfSxSQOv  ßipXlov  .  .  .  ^iXmvGli)^ 
d\  o  yemiiixQTjg  (wieder  ein  Wanderlehrer  der  Geometrie),  ov  xal  öwiexfi6d 
coi  iv  'Etpicm,  idv  noxB  iftißdXXfj  sig  xovg  Tiaxd  Tli^afutv  xonovg,  pkixddog 
avx^^  endlich  an  Attalos  in  der  znm  4.  ngoxtgov  i^hv  i^id^a,  y^df^g 
nQog  Evdrifikov  xov  IJfgyccivrjvoVy  xmv  xs  awxsxayfiivfov  r^ktv  Kavixmv  h 
oxTco  ßißXCoig  xd  nq&xa  x^Ca,  (isxrilXax6xog  Sl  ins^vov,  xd  XotKa  dttypo- 
%6tBg  ngog  ah  yqdtpai  Sw  x6  q>iXoxifista9a£  ae  fiszaXcciißdvBiv  xd  v<p'  rip^Af 
nQccypkaxsvofisva  y  nBfcofKpufiev  iitl  xov  KUQOvxog  aoi  xb  xixaifxov.  Uebrigens 
schliesst  sich  meine  Darstellung  hier  eng  an  die  tief  eindringenden  Be- 
merkungen Ton  Zeuthen  S.  809 — 819.  469—481,  bei  dem  man  das  Ge- 
nauere nachlesen  muss. 

238^)  Cantor  a.  a.  0.  S.  801  f. 

289)  Papp,  m,  21  f  p.  66,  7.  NiTiof^^Srig  8h  XiXvne  (o&ml.  die  An^be 
zwei  mittlere  Proportionalen  zu  finden)  did  noxXoftöovg  (yioxXiotidovg^)  y9<x^' 
Hrjgy  81  fig  %al  xrjv  ytovlav  ixQixoxöfkfjCiv,  Prokl.  p.  272, *8  fL  Ninoftri^iiS 
.  .  .  in  xov  noyxoeidmv  y^of»fu5y,  iv  %al  x^v  yivBOtv  Tud  triv  xd^iv  %ttl  ^ 
6V(i/3exoificcxa  naQa8idüa%Bv  ^  avxog  svgixrjg  mv  xrjg  Idioxrjxog  avxmv^  nicttf 
evd^ygafkiMv  ymvCav  ixQix*^x6firiaev.  S.  Gantor  a.  a.  0.  S.  804 f.  Zeutbeo 
S.  261  ff. 

240)  Das  Richtige  hat  im  Gegensatz  zu  Cantor  erst  Tannerj  i^D 
Bnlletin  des  soiences  math^m.  S^r.  2.  T.  Vli.  S.  282  K  gesehen.   Einerseiti 


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Nikomedes.    Hypsikles.  759 

Hypsikles  von  Alexandreia  ist  nach  der  unzweifelhaffc 
richtigen  Angabe  der  Handschriften*^)  der  Verfasser  des  später^*) 
den  Elementen  des  Eukleides  hinzugefügten  vierzehn- 
ten BucheS;  welches  Ton  den  regelmässigen  Körpern  handelt. 
Nach  seiner  eignen^  in  der  einleitenden  Widmung  an  Protarchos 
ausgesprochnen  Absicht  sollte  aber  diese  Abhandlung  vielmehr 


nämlich  kannte  schon  Apollonios  die  Konchoide,  s.  Simpl.  in  Aristot.  Phys. 
f.  18 ^  p.  60,  7  ff.  %al  yaQ  6  'läiißUxog  iv  t^  tlq  xä^  %€ttfiyo(f£as  fmoi^yq- 
(Uiti  tov  fily  'AgiczotiXtiv  qfrial  nrjna  tamg  s^ffTjnhai  xriv  xov  %v%JiOV  tstQa- 
ya9taiJL6v  .  .  .  vatSQOv  di,  tpr^cCv^  .  .  .  Ni,%oitriSri%  Sia  tfjg  idüog  Ttxqaymvi' 
iovarig  xctXavfiivrig  %al  'AnolXaviog  dta  zivog  yQafikfiijgy  ^v  avtog  filv  no- 
Xlioeidovg  aSsXtprjv  nQoaayogsvei ,  ^  ccvtri  di  iati  t^  Ni%ofuj9ovg,  anderer- 
seits tadelte  N.  den  von  Eratosthenes  gemachten  LOsungsversuch  des  Problems 
der  Würfel  verdoppelang  (s.  C.  16.  A.  68—66),  dem  er  seinen  eignen  mittels 
der  Konchoide  gegenüberstellte,  s.  £utok.  in  Archim.  de  sph.  et  cyl. 
p.  114,  10  ff.  Heib.  ygciq^si  dh  nccl  NmoftiidTjg  iv  to5  [ini]ysy(fa(ifih<p  ngog 
ttvtov  jibqI  noyxosidmv  evyyQce^fuctt  Sffydvov  %ataaH€Vfjv  triv  ccvxriv  ano- 
nXrjQovvtog  xi^iCav,  i(p'  i  xal  iiaXa  CBfiwvofiBvog  tpaiv^xoti  b  ävi^Q^  noXka 
Sh  toSg  'Egatoü^ivovg  inByysXav  iVQrJiMcaiv  mg  durjxtivoig  %&  afia  %al  yeto- 
fUtQin^g  ^scog  ictSQrniipoig,  Dann  folgt  die  Darlegung  von  diesem  eignen 
Versuch  des  N.  (Instrument  und  Demonstration),  deren  letzter  Theil  von 
p.  122,  8  ab  sich  auch  bei  Papp.  UI,  24.  p.  68,  28—62,  18  (mit  einigen 
Aenderungen)  und  III,  42  f.  p.  246,  6—260,  26  findet,  welcher  freilich 
246,  21  ff.  behauptet:  iv  6  i^lv  Ni%o(i^dfig  triv  %€ctaa%Bvr,v  i^id'gto  fiovov^ 
TiiikBig  Sl  nal  ttiv  dvodniiv  ifpfK^ftoeaitev  vj  xatccanev^  Toy  xQÖnov  tovtov. 
Vgl.  66, 7  f.  (s.  A.  289).  11  f.  242,  18.  244,  16—28.  260,  88  f.  Gantor  a.  a.  0. 
S.  802—804. 

241)  S.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  164 ff. 

242)  Jedenfalls  aber  noch  vor  dem  8.  Jahrh.  (vgl.  A  81),  da  die  Araber 
diese  Anordnung  schon  hatten,  s.  Heiberg  a.  a.  0.  S.  2 ff.  166.  Dagegen 
ist  das  16.,  denselben  Gegenstand  behandelnde  Buch,  welches  freilich  die 
Araber  auch  schon  als  Fortsetzung  kannten,  erst  Jahrhunderte  später,  in 
der  zweiten  Hälfte  des  6.  n.  Chr.  entstanden,  wie  zuerst  Friedlein  De 
Hypsicle  mathematico,  in  Boncompagni  Bulletino  di  bibliografia  e  storia 
delle  scienze  matematiche  e  fisiche  VI.  1878.  S.  498—629  (mit  Ausg.  nach 
M  «>  Cod.  Monac.  427,  s.  A.  29)  und  nach  ihm  H.  Martin  Sur  T^poque 
et  Tauteor  du  pr^tendu  XV  livre  des  ^l^ments  d*£uclide,  ebendas.  VII. 
1874.  S.  263—266  nachwiesen.  Da  der  Verfasser  den  Isidoros  seinen  Lehrer 
nennt  (7.  o  tifiitSQog  ftiyag  diddcxaXog),  so  hält  Martin  Letzteren  für 
Isidoros  von  Alexandreia  und  Ersteren  für  Damaskios  von  Damaskos,  aber 
mit  Becht  versteht  Heiberg  a.  a.  0.  S.  166  vielmehr  den  Mechaniker 
Isidoros  von  Miletos,  den  Lehrer  des  Eutokios  (s.  A.  128.  188)  und  Erbauer 
der  Sophienkirche  (um  682).  Die  Behauptung  von  Manitius  (s.  A.  242). 
S.  III,  Umb  auch  unsere  Handschriften  das  16.  B.  gleichfalls  dem  H.  bei- 
legen, ist  nicht  richtig,  s.  Menge  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXVII.  1888.  S.  761. 


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760    Dreinndzwanzigstes  Capitel.    Beine  nnd  angewandte  Mathematik. 

eine  Erläuterung  zu  der  eben  erwähnten,  uns  sonst  unbekannten 
Schrift  des  Apollonios  über  die  in  dieselbe  Kugel  eingeschriebnen 
Dodekaeder  und  Ikosaeder  sein,  und  er  mag  diese  seine  Brat- 
lingsarbeit  wohl  etwa  20  Jahre  nach  dem  Tode  des  Apollonios 
um  170  oder  noch  etwas  früher  in  Alexandreia  abgefasst  haben  **^. 
Ein  zweites,  gleichfalls  erhaltnes  Werkchen  von  ihm  ^A'M/ccq)o- 
Qtxog  (von   den  Aufgängen  der  Gestirne)*"),  welches  von    der 

248)    Friedlein  a.  a.  0.   S.  496,    Heiberg  a.  a.  0.    8.  165.     Cantor 
a.  a.  0.  S.  309—811.    Manitius  S.  IV  f. 

244)  Ausgaben  von  Mentel,   Paris  1667.  4.   griech.  u.  lat.  (acblecht) 
und  in  neoer  Textrecension  von  Manitius  Des  Hypsikles  Schrift  ^iwuctpo- 
Qinog  nach  Ueberlieferong  nnd  Inhalt  kritisch  behandelt,  Dresden  1888.  4., 
vgl.  die  Rec.  v.  Oehmichen  Berl.  phil.  Woch.  VIII.  1888.  Sp.  688—686 
and  Menge  a.  a.  0.  8.  761 — 763.  —  Schaubaoh  Ueb.  H.  Schrift  'Ava€pO' 
pixoff,  Arch.  f.  Philol.  V.   1830.  S.  9 — 14.   —  Manitius  sucht  ztt  zeigen, 
dass  die  kleine  Schrift  astrologische  und  nicht  astronomische  Zwecke  ver- 
folge, und  spricht  sie  dem  H.  ab.    Er  muss  aber  selbst  zugeben,   dass  eie 
spätestens  zur  Zeit  des  Hipparchos  geschrieben  sein  könne,   da  der  Ver« 
fasser  sich  unzweifelhaft  dem  U.  angehöriger  Lehrsätze  bediene  uud  offenbar 
nur  die  Gradeintheilung  der  Ekliptik  and   noch  nicht  die  des  Aeqoators 
(also  auch  noch  nicht  die  Stundenkreise  des  Hipparchos  p.  52  Vict.)  kenne 
(8.  XXi),  und  gegen  seinen  Versuch  (S.  XVI  ff.)  demselben  einen  g^roben 
Fehler  in  der  BeweisfOhrnng  aufzubürden  s.  Menge  8.  762.    Eine  Inhalts- 
übersicht giebt  Manitius  8.  Xlli  ff.    Die  Ertialtnng  des  'Avaq)0Qi%6g  danken 
wir  gleichwie  die  der  Data,  der  Optik,  Eatoptrik  und  der  ^aivofistfa  des 
Eukleides   (beziehnngsw.  Psendo-Eukleid.)   und   der  kleinen  Schriften   des 
Antolykos  und  Aristarchos  (vgl.  A.  6.  71)  einer  etwa  im  8.  Jahrh.  n.  Chr. 
angelegten  Sammlung^  welche  im  Gegensatz  zu  der  (tsydXrj  avvxaiig  (»»  fti- 
yas  aatQov6iiog)  des  Ptolemaeos  (und  als .  Vorbereitung  zum  Studium  von 
dieser)  die  Bezeichnung  „der  kleine  Astronom*'  (fn%ifos  amgovoiiog  oder  bei 
Papp.  VI.  p.  474  Hultsch  aajgovofiovfisvog,  vgl.  den  Gommentar  des  Theon 
beim  Anon.  p.  1142,  10  f.   Siovi  iif  zm  vxoftVTjuati  tov  (uxqov  d^tQOwöi^oVf 
doch   8.  Hultsch  p.  148.  A.  2)  führte,  und  zu  welcher  auch  diese  Schrift- 
chen gehörten,  und  welche  dann  mit  Modificationen  auch  auf  die  Araber 
überging.     In  ßezug  auf  das  Genauere  hierüber  und  über  die  arabischen 
Uebersetzungen  genügt  es  hier  auf  Manitius  8.  Vlilff.  zu  verweisen,  da 
deren  Werth  für  die  üeberlieferung  sohwerlich  erheblich  ist.   Von  Interesse 
für  sie  ist  dagegen  die  latein.  üebers.  von  Gerhard  aus  Gremona,  Leibarzte 
von  Friedrich   Barbarossa,   welche   Manitius  (aus  Cod.   Paris.  9886,   im 
14.  Jahrh.  geschrieben)  dem  Texte  beigefügt  hat.    Die  ältste  griech.  Hand- 
schrift des  „kleinen  Astronomen"  ist  V«*  »  Vatic.  204  aus  dem  10.  Jahrb. 
(s.  Menge  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXUI.  1886.  8.  188 f.),  den  Manitius   gleich 
den  drei  anderen  Vaticani  (191  [s.  A.  6],  202  »  V*  ans  dem  14.  und  203 
SB  yb  aus  dem  13.  Jahrh.)  nicht  benutzen  konnte  (einige  Nachrichten  über 
sie  giebt   Menge   Jahrb.   CXXXVIl.  S.  761.  768).    Manitius  hat  haupt- 
sächlich A  (Ambros.    101  sup.  aus  dem   14.,   der  auch  für   eukleidische 


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Hypfidkles.    Zenodoros.  761 

Polhöhe  von  Alexandreia  ausgeht,  also  wohl  auch  dort  verfasst 
ward,  und  aus  welchem  sich  auch  ergiebt,  dass  es  vor  Hipparchos 
geschrieben  ist**^),  erscheint  im  üebrigen  sehr  unbedeutend,  ist 
aber  dadurch  von  Interesse,  weil  hier  zuerst  die  dem  Autolykos 
und  auch  dem  Eratosthenes  noch  unbekannte  Eintheilung  des 
Kreises  in  360  Orade  auftritt***).  Ausserdem  wird  er  noch 
unter  den  Schriftstellern  über  die  Harmonie  der  Sphären  ge- 
nannt**^ ^)  und  ihm  die  Aufstellung  des  Satzes  von  der  Bildung 
der  Polygonalzahlen  durch  Summirung  arithmetischer  Progressionen 
zugeschrieben***®).  So  erscheint  er  denn  als  ein  tüchtiger,  wenn 
auch  nicht  originaler,  sondern  nur  das  schon  Gefundene  weiter 
verarbeitender  Mathematiker. 

Zenodoros  schrieb  ein  Buch  über  Figuren  gleichen 
Umfangs  (nsgl  löo^itQfov  öxriiidtcDv) y  aus  welchem  wir  noch 
beträchtliche  Auszüge  besitzen  **^).  Er  nennt  wiederholt  den 
Archimedes***),  und  Dinge,  die  in  seiner  Abhandlung  sich  fin- 
den, kennt  schon  Quintilianus**®).  Er  mag  also  auch  wohl  schon 
dem  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  angehören  *^*^). 

Schriften  und  besonders  deren  Scholien  von  Werth  ist)  zu  Grunde  gelegt, 
daneben  auch  noch  vier  jüngere  Codices  verwerthet,  von  denen  C  (Ambros. 
84  inf.  aus  dem  16.)  ans  V  ^  zn  stammen  scheint  (s.  Menge  a.  a.  0.  S.  763). 

245)  S.  A.  244  nnd  Bretschneider  a.  a.  0.  S.  182. 

246)  Cantor  a.  a.  0.  S.  311  ff.,  s.  A.  244.  Mehr  Respect  vor  ihm  flOsst 
es  uns  ein,  dass  ihm  auch  die  allgemeine  Definition  der  Vieleckszahlen 
(Diophant.  in  seiner  Schrift  über  dieselben  Propos.  8:  ^TtpixXijg  iv  opw,  vgl. 
Cantor  a.  a.  0.  S.  812)  bekannt  war. 

246 *>)  Achill,  p.  186  A  Pet.  negl  dl  trjg  ha^i^ovlov  %ivriCB(og  avtmv 
sintv  .  .  .  'jiQccTog  iv  t^  Kavovi  (s.  C.  10.  A.  84)  xal  'Egaroc^ivrig  iv  xm 
'EQfiij  (s.  C.  16.  A.  93)  xal  'Ttpi^Xrjg  x.  t,  L,  vgl.  Manitins  S.  XXI. 

246  c)  Diophant.  p.  18.  19. 

247)  Bei  Theon  in  Ptolem.  m.  synt.  I.  p.  11—17  Bas.  p.  38  ff.  Halma 
(vgl.  Hultsch  hinter  Papp.  p.  1190—1211)  und  Papp.  V,  1.  p.  308 ff.  (wo 
freilich  der  Verfasser  nicht  genannt  ist),  vgl.  Prokl.  p.  166,  22  ff.  Auch 
die  anonyme  Abh.  ort  tmv  laoftitgeav  a%riykdx(ov  noXvxmQJizotSQog  6  nvtiXog 
hinter  Pappos  p.  1188—1166  scheint  im  Wesentlichen  (vgl.  Simplik.  in 
Arist  de  coel.  II,  4.  p.  186,  16  ff.  Karsten  —  Sohol  in  Aristot  494*  10  ff., 
vgl.  A.  122)  nichts  Anderes  als  ein  überarbeiteter  Auszug  aus  ihm  zu  sein. 
S  Kokk  Zenodorus  über  die  isoperimetrischen  Figuren  nach  den  Auszügen 
b.  Theon  u.  Papp,  deutsch  bearbeitet,  Freiburg  1860.  8.  Cantor  a.  a.  0. 
S.  308  f.  und  Ztschr.  f.  Math.  u.  Phys.  XXII.  1877.,  Litt.  Abth.  S.  173  f. 

248)  Z.  B.  p.  1194.  1210.  1162,  1.  6.  812,  8.  26 ff.  Hultsch.  S.  Nokk 
S.  27  f. 

249)  I,  10,  39—46.    Dies  bemerkte  Cantor  Zeitschr.  f.  M.  a.  a.  0. 
260)  Wenn  nicht  sogar  schon  dem  dritten.    S.  Hultsch  a.  a.  0.  S.  1190: 


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762    Dreinndzwazudgstes  Gapitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Perseus  auch  wohl  aus  dieser  Zeit  war  der  Erfinder  der 
speirischen  Schnitte  oder  Wulstschnitte  (öTteiQixal  irofMt^***). 

Dick  1  es y  vielleicht  auch  im  zweiten  Jahrhundert,  vielleicht 
später ^^^),  fand  die  Eissoide  oder  Epheulinie  und  stellte  diese 
seine  neue  Entdeckung  und  ihre  Anwendung  auf  die  Würfel- 
verdoppelung in  seiner  Schrift  aegl  nvQCmv  oder  tcuqbCc^v 
(über  Brennspiegel)  dar*^').  In  dieser,  übrigens  in  arabischer 
üeberaetzung^^'**)  noch  vorhandenen  Schrift  stand  aber  auch  sein 


„  Z,  vestigia  Euclidis  et  Ärchimedis  tarn  presse  .  .  .  seguitur,  adeoque  abest 
ab  illa  brevioris  et  cancinnioris  demonstrationis  elegantia,  qwie  Heronis 
aetate  .  .  .  usitata  fuit,  tU  tum  ante  Heronem  floruisse  eonstimem*^. 

251)  Gemin.  b.  Prokl.  p.  111,  17  — 112,  16,  wo  aach  ein  Epigramm  von 
ihm  auf  diese  seine  Entdeckung  mitgetheilt  wird,   so  dass  dieaelbe  docii 
wohl  schwerlich,  wie  neuerdings  von  einzelnen  Seiten  angenommen  wird, 
in  Wahrheit  schon  von  Eadozos  herrühren  kann.   Darans,  dass  Heron  oder 
vielmehr  vielleicht  erst  Pseudo-Heron  Def.  98,  27  dieselbe  bereits  zu  kennen 
scheint,  lässt  sich  fdr  die  Zeit  des  P.  nichtfi  Sicheres  schliessen,  s.  A.  170. 
Im  üebrigen  vgl.  Prokl.  p.  119  u.  Gemin.  b.  Prokl.  p.  117  u.  s.  Günther 
Gesch.  der  antiken  Natnrwiss.  S.  31.  A.  1:  „Die  spirischen  Linien  entstehen, 
wenn  man  einen  Wulst,  der  durch   Umdrehung  eines  Kreises  um  irgend 
eine  in  dessen  Ebene  gelegene  Gerade  als  Achse  entstanden  ist,  durch  eine 
willkürliche  Ebene  schneidet.     Sie  zeichnen  sich  durch  auffallende  gestait- 
liche  Verschiedenheiten  aus  je  nach  der  Entfernung  der  ümdrehungsachse 
vom  Kreiscentrum  und  nach  der  Lage  der  Schnittebene". 

262)  Für  Letzteres  spricht  vielleicht  nicht  der  Umstand,  dass  dem  D. 
bei  seiner  Kugeltheilung  (s.  A.  121.  264)  bereite  die  dem  Archimedes  yöUig 
geläufige  (s.  A  121)  Bedeutung  einer  kubischen  Gleichung  nicht  mehr  ver- 
traut ist,  wogegen  Dionysodoros  bei  seinem  Versuche  (s.  A.  267)  sie  aller- 
dings noch  kennt,  s.  Zeuthen  S.  2i9f.,  vgl.  S.  262  ff.  Die  fiJtste  Spur 
einer  Bekanntschaft  mit  der  Kissoide  zeigt  sich  bei  Geminos  (Prokl.  p.  117, 
vgl.  A.  261),  aber  es  ist  durch  die  Untersuchung  von  Blass  De  Camino  et 
Posidonio,  Kiel  1888.  4  mindestens  höchst  fraglich  geworden,  ob  dietter 
wirklich,  wie  man  früher  allgemein  annahm,  schon  um  70  v.  Chr.  und  nicht 
vielmehr  beträchtlich  später  lebte. 

268)  Eutok.  a.  a.  0.  p.  78,  19—82,  29.  Der  Name  Kissoide  freilich  er- 
scheint hier  nicht.    VgL  Cantor  a.  a.  0.  S.  806  f. 

268*»)  Cod.  Escurial.  966,  s.  Wenrich  De  auot.  Gr.  vers.  et  comm. 
Syr.  etc.   S.  197.     Aber   die  Vermuthung  von  Cantor  Hermes  XVI.  1881. 

5.  642,  dass  das  A.  286^  angef.   Mailänder  Fragment  nicht  erst  aus  dem 

6.  Jahrh.  n.  Chr.,  sei  es  nun  von  Anthemios,  wie  Heiberg  Zeitschr.  f. 
Math.  u.  Phys.,  Hist.-litt.  Abth.  XXVÜL  1888.  S.  121  ff.,  sei  es  von  einem 
ungefähren  Zeitgenossen  desselben,  wie  Beiger  a.  a.  0.  S.  288 f.  annimmt, 
stamme,  sondern  bereits  zu  dieser  Schrift  des  D.  gehöre,  ist  wenig  wahr- 
scheinlich.   S.  Zeuthen  S.  8761 


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Perseos.    Diokles.    Archeetratos.    Seleokos.  763 

Losungsversuch  einer  Aufgabe  des  Archimedes^^);  deren  Lösung 
Archimedes  selbst  im  zweiten  Buch  über  Kugel  und  Cylinder 
versprochen  und,  wie  wir  sahen **^),  allem  Anscheine  nach  in 
einem  Supplement  zu  diesem  Werke  auch  wirklich  gegeben  hatte, 
was  aber  bereits  dem  Diokles  unbekannt  war^^).  Einen  anderen 
Versuch  machte  der  vielleicht  auch  ungefähr  der  gleichen  Zeit 
angehörige  Dionysodoros,  welchem  ebenfalls  jenes  Supplement 
nicht  mehr  vorlag^^^. 

Ungleich  bedeutender  waren  die  Leistungen  des  zweiten 
Jahrhunderts  auf  dem  Gebiete  der  angewandten  Mathematik,  so, 
wie  gesagt,  der  Mechanik  und  ihrer  Anwendungen.  Auf  dem 
Felde  der  Musiktheorie  wird  uns  freilich  nur  ein  einziger  Name, 
welcher  sicher  der  Alexandrinerzeit  angehört,  genannt,  der  des 
Archestratos,  als  Urhebers  einer  blühenden  Musikerschule  nach 
Aristoxenos,  und  auch  dieser  nur  einmal*^®).  Dagegen  tritt  uns 
innerhalb  der  Astronomie  und  mathematisch -physischen  Geo- 
graphie zunächst  der  Copemicus  des  Alterthums, 

Seleukos  von  Seleukeia^^),  entgegen  um  die  Mitte  des 
zweiten  Jahrhunderts^^),  welcher  freilich  frühzeitig  in  eine 
unverdiente  Vergessenheit  gerieth,  da  von  allen  erhaltenen 
Schriftstellern   nur    noch   Strabon,   Plutarchos   und    Aetios    ihn 

264)  Entok.  a.  a.  0.  p.  162,  28  ff.  188—208,  6.    S.  über  diesen  Versnch 
Zeathen  S.  266-267,  vgl.  S.  216 f.  226.  247  f.  249 f.  262. 
266)  S.  A.  120.  121. 

266)  S.  A.  121.  262.  Anderer  Meinung  ist  freilich  (s.  A.  121)  Zeathen 
S.  247  f. 

267)  Entok.  a.  a.  0.  p.  162,  20  ff.  164,  2  ff.  178,  20  ff  180,  8  —  186.  Viel- 
leicht lebte  aber  Dionysodoros  doch  vielmehr  frfiher  als  Diokles,  s.  A.  262. 

268)  Porphyr,  in  Ptolem.  p.  211  Wallis. 

269)  Strab.  XVI.  789,  der  ihn  hier  zugleich  nach  seinem  Vaterlande 
und  seiner  Nation  einen  Chaldaeer  {ZiXsvxog  d'  6  dno  zijg  SeXavusücg  XaX- 
daiog)  nennt  wie  I.  6  einen  Babylonier.  Wenn  er  daher  bei  Stob.  Ekl. 
I.  p.  440  H.  182,  20  W.  o  'Egvi^gecSog  genannt  wird,  so  bedeutet  dies  nicht 
(wie  frfiher  auch  Boeckh  Philolaus  S.  122  glaubte):  „von  Erythrae**, 
sondern,  wie  zuerst  Boeckh  Piatons  kosm.  Syst.  (BerL  1862).  S.  142  her- 
vorhob, dann  Uriichs  (offenbar  weil  er  dies  fibersehen  hatte)  noch  einmal 
wiederholte,  „vom  erythraeischen  Meere",  womit  man  (s.  C.  22.  A.  268) 
damals  auch  den  persischen  Meerbusen  bezeichnete.  Vgl.  Poseidon.  Fr.  96 
b.  Strab.  III.  174.  ZsXevKov  thv  anb  trjg  'Eqv^if&g  ^ctXatvrig,  —  Urlichs 
Seleukus,  Rhein.  Mus.  XI.  1867.  S.  294  f.  Soph.  Buge  Der  Chaldaeer 
Seleukos,  Dresden  1866.  8. 

260)  Denn  einerseits  schrieb  er  gegen  Sirates  von  Mallos  (s.  A.  264), 
andrerseits  citirte  ihn  bereits  Hipparchos  (s.  A  267). 


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764    Dreiondzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

erwähnen.    Er  erklärte  mit  Herakleides  dem  Pontiker^^)  die  Welt 
für  unendlich  ^^^)  und  ging  noch  einen  Schritt  über  Aristarchos 
hinaus^    indem   er   dessen   Hypothese,    dass    die   Erde  und    die 
Planeten   sich   um   die   Sonne  bewegen ,   als   das  allein  Richtige 
zu  erweisen  suchte**').     Ob  er  auch  diese  Begründung  in   seiner 
Schrift  gegen   Krates  von  Mallos*'*)  oder  in  einer  anderen 
vortrug ,   erfahren   wir   nicht,   sondern   nur,   dass   er   in    dieser 
Schrift,  von  jener  neuen  Lehre  ausgehend,  Ebbe  und  Flut  richtig 
mit  dem  Monde  in  Verbindung  setzte**^).    Er  hatte  aber   ferner 
auch  die  glänzende  Beobachtung  gemacht,  dass  sich  die  Gleich- 
förmigkeit   oder   Ungleichförmigkeit   von   beiden  je    nach    dem 
Stande  des  Mondes  zu  den  Sternbildern   richtet^''),   und    nicht 
minder  hatte   er  richtig  erkannt,   was  den  Ghrund  dieser  That- 
sache  bildet,  dass  nämlich  im  Allgemeinen  die  Flut  am  Aequator 
am  Stärksten  ist*''). 

261)  Der  ja  überhaupt  in  aBtronomischen  Dingen  sein  Vorläufer  war. 

262)  Stob.  a.  a.  0. 

263)  Plut.  Qaaest.  Plat.  VIII,  1.  1006  C.  t^v  y^v  .  .  .  |[*f)  .  .  .  avvsxo- 
fiivrjv  x«l  (i,ivovaav,  dlXä  axQStpoftsvtiv  nal  avBiXovfiifiriv  .  ,  .  mg  vaxsQOv 
'AgiotaQxog  xol  S4lsv%og  dntdslyiwaav  ^  o  (ilv  vnoxO&ipiSvog  fiovov,  6  d\ 
ZiXsvnog  noil  dno<paiv6fUvog.    Vgl.  A.  69  a.  Agt.  p.  388  DieU. 

264)  Stob.  Ekl.  I.  p.  263,  16  ff.  W.  ZiXsvnog  b  lux^rjucitixog  dvxiysyqa- 
(pmg  Ägdtriti  (vgl.  C.  26.  A.  22)  %tvdiv  xavtog  r^v  yrjv  %.  t.  X, 

266)  A6t.  p.  388  Diela  (—  Pseodo-Plnt.  Plac.  HI,  17.  Stob.  Ekl.  I. 
p.  263,  16  ff.  W.)  unmittelbar  nach  den  A.  264  angef.  Worten  dvrinontsiv 
avtrjg  (nämlich  tijg  yrig,  b.  A.  264)  tfj  SCvri  tpricl  aal  ty  yuviasi  rijw  dvxt- 
ctQO(pTv  trg  atXrvrig'  tov  Sh  (lexa^v  dfitpotiQonv  tmv  ccnfidxaiv  dvxiniQia%a>' 
fiivov  nP8V(iaxog  iial  iiinifgtovtog  ßfe  th  *AxXavxi%ov  niXuyog  %axa  loyov 
«vre3  {ovxa  Stob.)  avyyivxäc^cci,  xrv  ^dXaaoav,  Dieser  genauere  Erklärungs- 
versuch durch  das  Gegenwirken  des  Mondumlaufis  gegen  den  Erdumlauf 
war  freilich,  wie  Rüge  bemerkt,  nicht  mehr  als  eine  geistreiche  Hypothese. 

266)  Poseidon.  Fr.  96  b.  Strab.  III.  174:  dergestalt  dass,  wenn  er  im 
Zeichen  der  Nachtgleiche  steht,  Gleichförmigkeit,  wenn  aber  im  Zeichen 
der  Sonnenwende ,  ungleichförmigkeit  sowohl  in  Stärke  als  in  Schnelligkeit, 
in  jedem  der  übrigen  Zeichen  aber  je  nach  ihrer  grösseren  Annäherung  an 
jenes  oder  dieses  auch  grössere  Annäherung  an  Gleichförmigkeit  oder  Un- 
gleichförmigkeit, xal  dvmyMXCav  xtvä  h  xovxoig  Mal  b(iaX6xfjxa  .  .  .  luxca 
xdg  xmv  S<p6£<ov  duttpogag'  h  filv  yag  TOife  iaf}fMQivoi!g  t^düng  xr)g  aeXiqvrig 
ovoTig  oficiX^tnv  xd  nd^^  iv  dh  xoig  xQomnoig  dvtofictUav  ilvat,  %al  «XiJ^f* 
xal  tdxsii  xmv  d*  aXXoiv  exdaxov  %axd  xovg  awsyyuffiovg  slvai  xriv  dvaXoyiav. 

267)  Wenigstens  berufk  sich  Hipparchos  bei  Strab.  L  6  auf  ihn  dafür, 
dass  der  Okeanos  nicht  überall  gleiche  Ebbe  und  Flut  erleide.  Hiermit 
hängt  nun  eng  die  von  Hipparchos  (s.  A.  308)  in  gewisser  Weise  ▼«r- 
theidigte  Ansicht,  dass  der  Ocean  nicht  ein  zusammenhängendes  Gansei 


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Seleukos  v.  Selenkeia.    Hipparchos  t.  Nikaea.  765 

Ueber  Attalos  von  Rhodos  s.  C.  30. 

Hipparchos  von  Nikaea  in  Bithynien^^^),  dessen  Thätig- 
keit  sich  von  161  oder  doch  146  bis  126  verfolgen  lässt*^^), 
blieb  dagegen  in  seiner  ganzen  zurückhaltenden  Weise  bei  dem 
gewöhnlichen  geocentrischen  Weltsystem  stehen,  war  aber  nichts 
desto  weniger  der  grösste  Astronom  des  Alterthums.  Als  sein 
eigentlich  ständiger  Aufenthalt  wird  seine  Heimat  Bithynien  be- 
zeichnet^'^), doch  ist  seine  letzte  uns  bekannte  Beobachtung*'^) 


bilde,  zasammen,  und  wohl  mit  Recht  führt  Rnge  sie  auf  S.  zurück;  ob 
aach  seine  Polemik  gegen  Erates,  ist  weit  fraglicher,  da  dessen  Ansichten 
über  Ebbe  und  Flut  selbst  (s.  C.  26.  A.  22)  so  sehr  von  denen  des  S.  ab- 
wichen, dass  es  auch  ohnedies  begreiflich  ist,  wenn  S.  wirklich  seine 
Auseinandersetzung  der  letzteren  an  eine  Polemik  wider  die  ersteren  an- 
geknüpft haben  sollte,  was  A^t.  übrigens  gar  nicht  ausdrücklich  sagt 
(s.  A.  264.  266).  Schon  Aristoteles  kannte  beide  Annahmen,  dass  die  be- 
wohnte Erde  eine  Insel  im  Ocean  und  dass  umgekehrt  der  Ocean  ein  un- 
geheurer See  in  der  bewohnten  Erde  sei,  s.  Sorof  De  Aristotelis  geo- 
graphia,  Halle  1886.  S.  5—21,  aber,  wie  es  scheint,  noch  nicht  die  genauere 
Ausführung  der  letzteren,  die  abo  füglich  von  S.  herrühren  kann,  und 
nach  welcher  dieser  See  wieder  in  mehrere,  durch  schmale  Landzungen 
getrennte  Seen  zerfallen  sollte. 

268)  Suid.  ^Inna(fxos  Niitasvg,  (pUoöotpog ,  yByovag  inl  tmv  vnuxmv. 
Aelian.  N.  A.  VII,  8.  Strab.  XII.  566.  avögsg  d*  a^ioloyoi,  ,  ,  ,  iv  zi  B*^ 
9vv£^  .  .  .  ^'imcaqxog.  Gartz  Art.  Hipparchus  in  d.  Enoykl.  v.  Ersch  u. 
Gruber.  Berger  Die  geographischen  Fragmente  des  Hipparchus,  Leipzig 
1869.  8.  Vgl.  auch  R.  Wolf  Gesch.  der  Astronomie  S.  46flf.  164  ff.  174  ff. 
193  ff.,  dessen  Darstellung  freilich  an  philologisch- historischer  Genauigkeit 
viel  zu  wünschen  übrig  lässt,  s.  A.  274^.  276. 

269)  Nach  seinen  Beobachtungen  aus  den  Jahren  161,  158,  157,  146, 
144—141,  136—126,  s.  Ptolem.  Almag.  II,  2.  p.  152.  154.  166.  167. »löO.  163. 
V,  3.  p.  295.  299  ff.  304.  VII,  2.  p.  12  Halma;  doch  schreibt  Ptol.  (p.  160) 
ganz  unzweideutig  ihm  selbst  erst  diejenigen  von  146  ab  zu,  so  dass  die 
Möglichkeit,  jene  früheren  könnten  von  Anderen  angestellt  und  von  ihm 
bloss  benutzt  sein,  nicht  geradezu  ausgeschlossen  ist,  s.  Berger  S.  6. 
Ausserdem  sagt  PtoL  VIl,  2.  p.  12,  „von  H.  bis  auf  die  Regierungszeit  des 
Antoninus  (Pins),  in  welcher  er  selbst  seine  meisten  Fixstembeobachtungen 
gemacht  hat,  sei  ein  Zeitraum  von  265  Jahren  verronnen*'.  Was  mit  dem 
Tyrannen  Neron  oder  (nach  der  sehr  zweifelhaften  Conjectur  von  Valesius) 
Hieron  als  Zeitgenossen  des  H.  in  der  Fabelanekdote  bei  Aelian.  a.  a.  0. 
anzufangen  ist,  steht  dahin.     S.  Berger  S.  6  f. 

270)  Nach  der  jedenfalls  viel  zu  sehr  in  Bausch  und  Bogen  gefassten 
Nachricht  hinter  Ptolem.  de  apparentiis  p.  98  D  Pet.  ''lnicaq%oq  d*  iv  Bi- 
^vvia  (näml.  TfiTij^««^),  deren  Urheber  sich  sonst  genauer  unterrichtet 
zeigt,  s.  Berger  S.  8. 

271)  April  bis  Juni  126,  PtpL  Alm.  V,  3  a.  a.  0.  0.     Berger  S.  8. 


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766    Dreiundzwanzigstea  Capitel.    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

vielmehr  in  Rhodos  gemacht,  und  überhaupt  scheint  er  vielfach 
zum  Zweck  seiner  Beobachtungen  in  die  Ferne,  ja  vielleicht 
weit  in  die  Feme  gereist  zu  sein*").  Er  war  ein  Mann  von 
unermüdlichem  Fleisse  und  von  der  reinsten  Wahrheitsliebe*'^. 
Die  einzige  von  ihm  erhaltne  Schrift,  ein  Commentar  zu  den 
0aiv6ii6va  des  Aratos  und  des  Eudozos  in  3  Büchern*'*)^ 


272)  Berger  S.  9:  „es  bleibt  merkwürdig  und  widerräth  die  Annahme 
der  Nachricht,  Bithynien  sei  als  ständiger  Aufenthalt  des  Astronomen  zu 
betrachten,  dass  die  Breitenbestimmangen  der  Punkte,  die  Bithjnien  am 
nächsten  lagen  (Alexandria  in  Troas,  Byzanz)  in  Anbetracht  der  Genauig- 
keit mit  denen  von  Alezandria  in  Aegypten,  von  Bhodus,  ja  von  Babjloo, 
Syrakus  (Strab.  II.  82.  88.  134.  Berger  S.  60  ff.)  u.  a.  m.  gar  nicht  ver- 
glichen werden  können 'S  Auf  der  anderen  Seite  zeigt  Berg  er  S.  8f., 
dass  nicht  einmal  aus  den  eignen  Worten  des  H.  Ptol.  Alm.  III,  2.  p.  163. 
164.  dnQißas  dV  9vvazai  natavoeCad'ai  rj  dvmiucXia  tmv  ivuxvaüav  xQ^'^ 
in  tmv  tstfiQfinivoav  inl  tov  iv  ^Als^ccvÖQBia  %6t(^ivov  jttZico^  XQ^itov  iv  x^ 
xttQccycavcp  %aXovfiivji  <rroa,  og  donsi  Siaafjfiaheiv  ttjv  UrjuBQir^v  ^fi^^ofr, 
iv  ^  av  in  tov  irigov   inigovs  aQXStat   rrjv  %oCXrj;v  inifpavuav  tpiat^Bö^ai 

.  .  .  Kai  6  üQtTiog  di^  g>r}CtVj  b  iv  'AlB^avS^tCa  faov  i^  ixatigov  pjgovg  na- 
QTivydad'ri  nsgl  s'  xiiv  oügav  mit  Sicherheit  geschlossen  werden  kann,  dass 
er  je  in  Alexandreia  in  Aegjpten  war,  und  „als  Grundlage  ffir  die  Breiten- 
bestimmung Babylons  mögen  ihm  astronomische  Notizen  von  dort,  deren 
er  besasB  (Ptol.  Alm.  IV,  10.  p.  276),  vielleicht  auch  solche  des  Selenkos, 
dessen  Bücher  er  ja  kannte  (s.  A.  267),  gedient  haben".    (Berg er  S,  60). 

273)  Ptol.  Alm.  111,2.  p.  160.  dvdQl  (piXondvm  %al  tpUaXi^ei.  IX,  2. 
p.  118.  o^fv  nal  tov  "innoLqxov  ryovyMi,  tpiXaXrfi'iatatov  ysvofusvov^  s.  A.  279. 
Vgl.  Plin.  N.  H.  II.  §.  247.  tn  .  .  .  omni  diligentia  mirus.  §.  96.  mmquam 
satis  laudatus. 

274)  Tmv  'Aqdtov  %a\  EvSö^ov  ^aivo^ivtov  i^riyifiaBig^  einem  gewissen 
Aeschrion  gewidmet,  herausgegeben  von  Vettori,  Florenz  1667  fol.  (mit 
Achilles  u.  A.)  und  von  Petau  im  üranologion,  Paris  1630  (Antwerpen 
1703)  fol.  (wieder  abgedruckt  bei  Migne  Patrologia  Gr.  XIX.  S.  1001— llM, 
Par.  1867).  Ueber  die  Handschriften  s.  Maass  De  Attali  Bhodü  fragmentis 
Arateis,  Greifswald  1888.  S.  IV  f.  Die  beiden  ältsten  sind  L  —  Laurent 
XXVIll,  39  aus  dem  11.  und  V  =-  Vatic.  191  aus  dem  14.  Jahrh.  Nach 
ersterer  hat  Vettori  unter  Mitbenutzung  der  letzteren  den  Text  gestaltet, 
es  muss  aber  umgekehrt  verfahren  werden.  —  Das  Verzeichniss  der  Schriften 
des  H.  bei  Suid.  ist  sehr  unvollständig:  ^y^atpe  nfgl  tmv  Ugdrov  <ktivO' 
fiivavj  Tcegl  trig  tmv  dnXavmv  avvtd^BiDg  %al  tov  xataetBQtaftav  ^  nsgl  ^^ 
xata  nXdtog  firivia^ag  tf)g  asXrvrig  nivi^aemg  xal  itg  tovg  aQtctovg  {twg 
datBQiciiovg  Hemsterhuys  und  Eeinesius*  tovg  datSQÜtxovg  Toup,  ^ 
'EQatoo^ivovg  ehemals  Bernhardy  Erat  S.  6).  Mit  dem  verdorbenen 
vierten  Titel  lässt  sich  Nichts  an£ajigen;  mir  scheint  die  Coigectur  Bern- 
hardy s  noch  die  annehmbarste.  Das  zweite  Werk  ist  wohl  ohne  Zweite^ 
das  von  Ptolem.  Almag.  VII ,  1  ff.  benutzte,  welches  dieser  p.  2  tag  ^^ 


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Hipparchos  yon  Nikaea.  767 

war  yermuthlich  eine  Jugendarbeit.  Auch  er  scheint  also,  wie 
es  damals  noch  gewöhnlich  war^'***),  zunächst  nur  den  Auf-  und 
Niedergang  der  Gestirne  beobachtet  zu  haben,  und  dieser  Com- 
mentar  hatte  namentlich  den  Zweck  die  vielen  Unrichtigkeiten 
zu  yerbessem,  welche  er  dabei  in  den  Angaben  des  Eudoxos 
und  Aratos  fand.  Der  Gedanke,  dass  diese  vielen  Abweichungen 
in  den  inzwischen  vorgegangenen  Veränderungen  am  Himmel 
ihren  Grund  haben  könnten,  war  dem  Hipparchos ,  wie  es  scheint, 
damals  noch  nicht  aufgegangen*'***).  Von  hier  aus  ward  er  nun 
aber  weiter  geführt  zur  Beobachtung  der  Lage  der  Aequinoctial- 
und  Solstitialpunkte  und  genauerer  Bestimmung  der  Länge  des 
Sonnenjahrs,  dessen  seither  angenommene  Dauer  yon  36074  Tagen 
er  etwa  um  0,03  von  24  Stunden,  also  beinahe  5  Minuten  zu 
gross  fand*'^).    Er  berechnete  ferner  die  Excentricität  der  Sonnen- 


'innccQxov  nsffl  tmv  dnlavav  dvay(^ci(pdg  nennt.  Vgl.  A.  274<'.  Nun  hat 
Vettori  auch  eine  solche  i%d'8ais  datsQiafUiv,  ein  Verzeicbniss  der  Fix- 
sterne mit  Angabe  ihrer  scheinbaren  Grösse,  Länge,  Breite  n.  s.  w.  unter 
dem  Namen  des  H.  herausgegeben,  aber  Petau  Hess  es  weg^  weil  es  fast 
wörtlich  mit  dem  des  Ptolemaeos  a.  a.  0.  übereinstimmt,  und  in  der  That 
ist  es  bei  aller  Verehrong  des  Letzteren  für  H.  undenkbar,  dass  er  den- 
selben hier  so  einÜEich  ausgeschrieben  haben  sollte,  s.  Schaubach  Ueber 
Hipparch  und  Ptolemaeus  und  das  Verhältniss  beider  zu  einander,  Archiv 
f.  Philol.  VII.  1841.  S.  56—70.  Nachtrag  ebendas.  X.  1844.  S.  354—866. 
Im  Uebrigen  vgl.  A.  286.  Ein  kleiner,  von  Maass  Anal.  Erat.  S.  139—149 
herausgegebner  Tractat  über  die  Sternbilder  des  Thierkreises,  welcher  in 
einer  Handschrift  den  Namen  des  H.  trägt,  stammt,  wie  Maass  S.  140 f. 
nachweist,  frühestens  aus  dem  4.  Jahrh.  n.  Chr.  Sicherlich  eine  Fälschung 
war  auch  das  von  Abul&radsch  und  Dschemaluddin  erwähnte  und  nach 
des  Letzteren  Angabe  auch  ins  Arabische  übersetzte  Buch  de  siderum  se- 
creUs  (in  quo  regnorum  et  populortwi  origmes  eaponebantur) ,  s.  Wenrich 
De  auct.  Gr.  vers.  S.  212  f. 

274»>)  S.  A.  76. 

274  <>)  Völlig  aus  der  Luft  gegriffen  und  den  Nachrichten  (s.  A.  286) 
widersprechend  ist  die  Behauptung  von  Wolf  S.  193 ,  dass  er  seinen 
Stemenkatalog  bereits  diesem  Commentar  beigelegt  habe.  Ebensowenig 
steht  bei  Ptolem.  Alm.  VII,  1  z.  E.  p.  2  ein  Wort  davon,  dass  er  denselben 
auch  „zur  Herstellung  eines  von  Ptolemaeos  noch  benutzten  Himmelsglobus 
verwandt**  habe,  vielmehr  spricht  er  lediglich  von  jenen  dvayQatpai 
(s.  A.  274):  ngog  ag  iidXtata  nsnoirifis^a  rag  cvy%qCcBi,g, 

276)  Bei  Ptol.  Alm.  IE,  2.  p.  150.  164,  welcher  p.  163  die  betreffenden 
Schriften  n^ql  iviavatov  f^syi^ovg  und  ns^l  iußoXifimv  firjvmv  ts 
xal  rjfisgmv  nennt,  vgl.  Hipp,  ebend.  p.  164.  nsgl  tov  Iviavolov  xqo- 
vov  SV  ßi^Co}  ivL 


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768    Dreiund zwanzigstes  Gapitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

bahn*'^),  freilich  nicht  richtig  ^'^.  Nicht  minder  suchte  er  die 
Excentricitat  der  Mondbahn  und  ihre  Neigung  gegen  die  Ekliptik 
und  durch  Vergleichung  älterer  Beobachtungen  von  Mondfinster- 
nissen mit  seinen  eignen  die  Dauer  des  Mondumlaufs  genauer 
festzustellen  und  danach  den  Mondcyclus  des  Eallippos  zu  ver- 
bessem^^^).  Hinsichtlich  der  Planeten  scheint  er  sich  damit  be- 
gnügt zu  haben,  dass  er  die  früheren  Beobachtungen  zusammen« 
stellte  und  ordnete  und  durch  neue  vervollständigte;  die  er  nebst 
jenen  in  zwei  Classen  theilte,  von  denen  die  eine  sich  auf  den 
siderischen,  die  andere  auf  den  synodischen  Umlauf  bezog,  und 
dass  er  das  Unzureichende  der  bisherigen  Hypothesen  nach- 
wies*'^), wogegen  er  die  Aufstellung  neuer  Theorien  der  Folge- 
zeit überliess*^^).     Wohl  aber  suchte  er  die  Entfernungen  und 


276)  D.  h.  den  Abstand  der  Erde  vom  Mittelpunkt  dieser  Bahn,  den 
man  bei  der  (trotz  Wolfs  entgegengesetzter  Behauptung)  schon  vor  H. 
erkannten  ungleichen  LSnge  der  JahriBszeiten  annehmen  mnsste,  weil  man 
ja  diese  Bahn  wie  alle  kosmischen  Uml&ufe  sich  kreisfSrmig  dachte. 

277)  Auf  y,^  vom  Halbmesser  dieser  Bahn  (Ptol.  Alm.  III,  4.  p.  184  tL\ 
etwa  um  %  zu  gross,  wie  man  erst  viel  später  erkannte.  —  S.  ober  das 
Vorstehende  das  Genauere  bei  Wolf  S.  46 ff. 

278)  PtoL  Alm.  IV,  2.  p.  216  ff.  Hieher  gehört  die  dritte  von  Suid. 
aufgeführte  Schrift,  s.  A.  274.  Vgl.  Chalcid.  in  Plat.  Tim.  p.  177  f.  Meurs. 
88.  p.  169,  18  f.  Wrobel.  at  vero  luna,  ut  adseveralt  Hipparchus,  decem 
utrtmque  momentis  devia  reperitur.  Nach  Ckklen.  T.  lU.  p.  446.  Stt  9h  b 
ftrjvutios  XQOVog  ov  Tslimg  tQidnovtd  icziv  ^iif^mv^  dXX'  vfitav  nov  %al 
tovtqy  nQoaSsi  fiiag  r](t.iQag,  *InndQX^  f^^^  dnoSiSsitijai  di  Bvog  olov 
ßißXCov  nimmt  Fabricius  Bibl.  Gr.  IV.  S.  28  Harles  noch  eine  andere 
negl  firivia£ov  xQ^^ov  an.  Eine  fernere  Schrift  über  das  Bflckschreiten  der 
Aequinoctial-  und  Solstitialpunkte  (de  mutoHone  punctorum  sol8titi€iIium 
et  aequinoctidliwm)  führt  Ptolem.  Alm.  III,  2.  p.  152.  VII,  2.  p.  10  an:  ns^l 
T)Js  ikBxanzmaioig  xmv  xQoni%mv  %ai  tarifiSQtvmv  ffrjfkcimvj  s.  über 
dieselbe  A.  288. 

279)  Ptol.  Alm.  IX,  2.  p.  118  ff.  o^sv  %al  tbv  "ivnaQxov  rjyavficci  tpila- 
Xrj&iatatov  yBvofievov  Öui  rs  tavxa  navra  xal  ficcXicra  duc  to  (itjwo  TO<rav- 
tag  avtod'Bv  dtpOQfictg  duQtßmv  trjqijaswv  siXfjq)ivatf  oaag  ccvtog  fifuv  Tucgiox^y 
xdg  (ihv  xov  ^l^v  xol  xi^g  asXijvrjg  vno&icstg  %al  irixijccu  %al  dg  ivtjv  ye 
dnodeC^at  ndaj]  (trjxtxvjj  6i'  6(t,aX6ov  %al  iyxvnXüov  niv^asmv^  dxoxsXovft4vag, 
xatg  d^  xdov  s  nXaviofiivoiV  did  ys  xmv  slg  rjfidg  iXrjXvd'Oxav  v%ofi^fidxiB9 
ft/rjdh  xrjv  dQXfjv  intßaXsiv,  aovov  dl  xdg  xrjQi^aBig  avxmv  inl  x6  xifV^^C^ 
xsQOv  avvxd^at  %al  dst^ai  dt'  avxav  dpoi^oXoya  td  ipatv6(»>9Pa  xceVg  xmv 
x6x8  (lad'Tifiaxixcäv  vnod'iceaiv. 

280)  In  welcher  sie  dann  Ptolemaeos  unternahm  von  der  gleichen  Hypo- 
these der  epicyklisch-exoentrischen  Bewegung  aus,  welche  übrigens  nicht  von 
H.  zuerst  aufgestellt,  sondern  schon  vor  ihm  zur  Erklärung  der  scheinbaren 


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Hipparchos  Ton  Nikaea.  769 

die  Grösse  von  Sonne  und  Mond  richtiger  zu  bestimmen*®^)  ver- 
möge einer  indirecten  Methode^  welche  später  das  Diagramm 
des  Hipparchos  genannt  wurde,  wobei  freilich  auch  er  noch  weit 
hinter  der  Wahrheit  zurückblieb  *^*).  Eine  überaus  seltene  Er- 
scheinung, nämlich  die  eines  neuen  FixstemeS;  soll  ihn  ferner 
auf  den  Gedanken  einer  möglichen  Bewegung  auch  dieser  Art 
von  Sternen*®*)  gebracht,  zu  dem  für  seine  Zeit  kolossalen  Unter- 
nehmen einer  Zählung  sämmtlicher  Fixsterne  und  zu  dem  Ver- 
such bewogen  haben  mittels  eigens  dazu  von  ihm  theils  erfundener, 
theils  vervollkommneter  Instrumente*^)  ihre  Oerter  nnd  schein- 
bare Grössen  genau  festzusetzen,  um  dadurch  späteren  Astronomen 
die  Erkenntniss  zu  ermöglichen,  ^icht  nur  ob  Sterne  entschwin- 
den und  neue  entständen,  sondern  auch  Qb  sich  die  Lage  der 
Fixsterne  gegen  einander  nicht  ändere,  und  ob  ihre  scheinbare 
Grösse  nicht  zu-  oder  abnähme*'*®*).    Vermuthlich  dadurch  ward 

Ungleichheiten  in  den  Bewegungen  von  Sonne,  Mond  nnd  Planeten  an  die 
Stelle  von  Endoxos  Theorie  der  bewegenden  Sphären  getreten  war,  jeden- 
falls schon  bei  ApoUonioB  (s.  A.  287). 

281)  In  der  Schrift  nBQl  (iBye^mv  kckI  anoctripkatmv  i-Xiov  %al 
celr]vrig  (de  secessihm  atque  interväUis  solis  ei  hknae,  Ohaloid.  in  Plat. 
Tim.  91.  p.  161,  18  ff.  Wi-obel.  181  Meurs.):  at  tfg  öil^prig  TtQog  xov  riXiov 
dnoCTUCstg  i%  te  iv  b  '^InnaQxog  dvayiyQCttpe  %,'  t,  X.  sagt  Ptolem.  a.  a.  0. 
V,  2.  p.  287  (s.  auch  die  ferneren  A.  269  angef.  Stellen).  Vgl.  die  wenig 
über  H.  belehrende  Abb.  v.  Sohaubach  üeb.  die  Parallaxen  nach  Hipparch 
nnd  Ptolemaens,  Arch.  f.  Philol.  X.  1844.  S.  826  —  864.  Wolf  S.  174 f. 
Auf  diese  Scbrift  bezieht  sich  Papp.  VI,  70  f.  p.  664,  20 — 666,  24,  welchem 
wir  die  Eenntniss  noch  eines  anderen  astronomischen  Werkes  von  H.  über 
das  Aufsteigen  der  zwölf  Zeichen  des  Thierkreises  verdanken:  VI,  109. 
p.  600,  9 ff.  neql  trig  taif  iß'  Imdlcny  dvcctpoqag  (de  dtwdecim  stgnorum 
Mcensitme), 

282)  8.  Gartz  S.  816.  Bei  der  Unvollkommenheit  seiner  Instmmente 
und  der  ganzen  damaligen  Wissenschaft  (über  welche  Schaubach  ein- 
gehend handelt)  war  dies  sehr  begreiflich. 

288)  Piaton  schrieb  ihnen  aus  rein  theorotisoher  GonBimction,  theils 
aber  vielleicht  auch  veranlasst  durch  das  ihnen  eigenthflmliche  dunkeln 
(s.  Langguth  bei  Susemihl  Plat.  Phil.  II.  S.  886.  A.  1888)  Achsen- 
drehung zu. 

284)  Gartz  S.  816.  A.  6:  „Es  sind  dies  die  unter  den  Namen  Astro- 
labien und  Dioptra  (Diopter)  bekannten  astronomischen  Werkzeuge,  welche 
jetzt  freilich  ausser  Gebrauch  sind,  vor  Erfindung  der  Femröhre  aber  sehr 
nützlich  waren '^  Dass  die  Dioptra  aber  nicht  erst  von  H.  erfunden  ist, 
erheUt  aus  A.  177. 

286)  Ich  behalte  die  Ausdrücke  von  Gartz  S.  816  bei,  dem  ich  über- 
haupt im  Obigen  wesentlich  gefolgt  bin.  Plin.  N.  H.  II.  §.  96.  Hipparchw . . . 
SuuHXOii,  grieoh.-alex.  Litt.-Oesoh.  L  49 


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770    Dreiundzwanzigstes  Capitel.    Reine  und  angewandte  Mathematik. 

er  auch  auf  die  Erfindung  der  Planiglobien  gebracht*^).  Durch 
diese  Beschäftigung  mit  den  Fixsternen  kam  er  aber  auch  zu 
einer  noch  ungleich  wichtigeren  Entdeckung.  Schon  lange  vor 
ihm  scheint  freilich  so  im  Allgemeinen  die  Erscheinung  des 
Vorrückens  der  Nachtgleichen  bemerkt  worden  zu  sein*^^);  indem 
er  aber  seine  eignen  Beobachtungen  mit  den  über  100  Jahre 
früher  gemachten  des  Aristyllos  und  Timocharis  verglich ,  fand 
er^  dass  die  Breiten  der  von  jenen  und  der  von  ihm  selbst  ge- 
messenen Oerter  verschiedener  Fixsterne  zwar  unverändert  ge- 
blieben, die  Längen  aber  inzwischen  grosser  geworden,  indem 
diese  Sterne  ungefähr  zwei  Grade  in  der  Ordnung  der  Zeichen 
vorgerückt  seien,  und  überzeugte  sich  bald  von  der  Allgemein- 
heit dieser  Bewegung,  so  dass  erst  durch  ihn  die  Sache  wirklich 
festgestellt  ward*^).  Dennoch  wagte  er  aus  Misstrauen  gegen 
die  hinlängliche  Genauigkeit  der  Beobachtungen  jener  beiden 
Astronomen   nicht  diese  seine  neue  Entdeckung  wenigstens   in 


novam  stellam  in  aevo  8iw  genitam  deprehendü,  einsgue  motu  qua  die 
fuUit  ad  dübitationem  est  adductus,  arme  hoc  aaepius  fieret  moverenturque  et 
eae  quas  putamus  adfixas,  ideoque  ausus  .  .  .  adnumerare  posteris  Stellas  ac 
sidtra  ad  nomen  expungere  organis  excogitcUis,  per  gtute  singuiarum  loca  at- 
que  magnitiidines  signaret,  ut  fa^le  diseemi  passet  ex  eo,  non  modo  an 
obirent  ac  nascerentur,  sed  an  omnino  aliquae  transirent  moverenturque,  item 
a/n  cfesceient  minuerenturque,  caelo  in  hereditate  cwnctis  reiicto,  si  quisquam 
qui  vretionem  eam  caperet  inventus  esset.  Dies  führte  denn  den  H.  znr  Ab- 
fassung des  schon  A.  274  angeführten  Fixstemverzeicbniases,  nach  den  nn- 
voUständigen  Vorarbeiten  des  Aristyllos  und  Timocharis,  wie  bereits  C.  16. 
A.  66  dargelegt  wurde,  des  ersten  wahrhaft  so  zu  nennenden,  s.  Serv.  in 
Verg.  Georg.  I,  137.  Eipparchus  scripsit  de  signis  et  commemoraoü  etiam, 
iMwm  quodque  Signum  quot  ciaras,  quot  secundae  lucis,  quot  obscuras  Stellas 
habeat.  Der  392  n.  Chr.  gestorbne  Bischof  Diodoros  Yon  Tarsos  schrieb 
nach  Suid.  JiodmQog  nsqi  z^g  * lnnd(^%(iv  aipcU^ag, 

^286)  Synes.  de  dono  astrolabii  p.  311  Pet.  a<p€U(fi%^s  inupavsCas  if^' 
nlmeiv,  xavxoxrixa  Xoytov  iv  ixsQoxrjxi  xmv  c%TiiiLd%oiv  xti^ovauv,  igvi^axo  (i>l9 
'^InnuQxog  o  nafiTMlaiogy  «al  inid-exo  ys  nQmxog  x^  axinnaxi,  VgL  Gartz 
a.  a.  O,  u.  bes.  Berger  S.  36. 

287)  Zu  einem  nähern  Eingehen  auf  diese  Frage  ist  hier  nicht  der  Ort 
Die  Abh.  yon  Th.  H.  Martin  La  präcession  des  ^quinoxes  a-t-elle  ^t^ 
connue  des  Egyptiens  ou  de  quelqne  autre  peuple  avant  Hipparque?  M^- 
moires  pr^sentäs  par  divers  savants  k  Tacad.  des  Insor.  et  helles  lettres 
Vm.  1869.  S.  303—622  steht  mir  leider  nicht  zu  Gebote. 

288)  In  der  A.  278  zuletzt  genannten  Schrift,  Ptol.  Ahn.  III,  2.  p.  160  ff. 
VII,  2.  p.  10 ff.  und,  wie  man  nach  VII,  1.  p.  2  (vgl.  A.  274)  annehmen 
musB,  auch  in  dem  Stemkatalog. 


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Hipparchos  von  Nikaea.  771 

Bezug  auf  das  Mass  des  Vorrückens  mit  voller  Sicherheit  aus- 
zusprechen*®*), hinterliess  aber  wiederum,  wie  gesagt,  eine  Masse 
eigner  hieher  gehöriger  Beobachtungen*®***).  Er  war  aber  auch 
nächst  Heron  der  Urheber^ der  Trigonometrie**^),  des  Grenz- 
gebietes zwischen  Geometrie  und  Astronomie,  und  berechnete  in 
seiner  Schrift  nsgl  zijg  ngayfiutsiag  tilg  iv  xvxIg)  sv^siwv 
in  12  Büchern  eine  Sehnentafel **^),  Auch  mit  Mechanik  be- 
schäftigte er  sich  und  schrieb  über  das  Sinken  der  Körper 
in  Folge  ihrer  Schwere***).  Desgleichen  scheint  er  auf  dem 
Gebiete  der  Arithmetik  Manches  geleistet  zu  haben***);  so  schrieb 
er  über  quadratische  Gleichungen***).  Am  Meisten  aber 
wissen  wir  unter  seinen  verlorenen  Schriften  von  der  gegen 
Eratosthenes  ***)  in  3  Büchern***).     Im  ersten  unterzog  er  die 

289)  Ptolem.  a.  a.  0.  VII,  1.  p.  2  unmittelbar  vor  den  A.  Ib^  angef. 
Worten:  moxB  iiivtoi  ns^l  xov  nXsü)vos  XQ^^^^  Gxo%aC(tc&ai  ft^Xlov  ^  ^ta- 
^i^aimca<s9ai.  Denn  sonst  freilich  war  auch  dies  klar,  s.  Günther  a.  a.  0. 
S.  76:  „Da  die  Zunahme  für  jeden  Stern  gleich  viel  betrug,  so  blieb  nur 
übrig  anzunehmen,  dass  der  Widderpunkt,  den  man  als  Anfangspunkt  der 
Zählung  betrachtete,  im  Jahre  um  36  Bogensehnen  fortschreitet *^ 

289^)  Mit  deren  Hülfe  dann  Ptolemaeos  das  Glänze  völlig  ausser 
Zweifel  setzte.    Die  mechanische  Erklärung  fand  freilich  erst  d'Alembert. 

290)  Die  freilich  auch  unter  seinen  Händen  noch  unyollkommen  blieb. 

291)  Theon  z.  Ptolem.  Almag.  I,  9.  Die  Sehnen  vertraten  nämlich  an- 
fangs noch  die  Stelle  der  Sinus.  Auf  trigonometrischem  Wege  kritisirte 
H.  auch  die  Sphragiden  des  Eratosthenes,  s.  Berger  S.  101—121. 

292)  IIbqI  tmv  9ta  ßoQOvg  %ax<a  (peQOfiivmv ,  Simplik.  in  Aristot.  de 
coel.  f.  ei"",  p.  117^  46  ff.  Karsten  »  Schol.  in  Aristoi  486»  16  ff. 

293)  Schwerlich  ein  anderer  H.  ist  der  Arithmetiker,  dessen  Flut.  Qu. 
symp.  VUI,  9,  3.  732  F.  Sto.  rep.  29.  1047  D  gedenkt,  und  von  dem  er 
erzählt,  derselbe  habe  im  Gegensatz  zu  Chrysippod,  welcher  die  Zahl  der 
aus  10  Grundannahmen  möglichen  Combinationen  auf  über  eine  Million 
veranschlagt  habe,  berechnet,  dass  bei  bejahender  Benutzung  103049,  bei 
verneinender  310952  möglich  seien. 

294)  Nach  arabischen  Nachrichten,  s.  Woepcke  L*aig6bre  d'Omar 
Alkhayy&mi,  Paris  1851.  Präf.  S.  XI  und  Joum.  Asiat.  S^r.  6.  T.  V. 
S.  261—253.  Von  zwei  ins  Arabische  übersetzten  Büchern  des  H.  de  nume- 
rarum  divisione  und  de  fractümum  ad  integritatem  reductione  spricht  Mo- 
hammed ben  Ishak,  aber  Dechemaluddin  schreibt  sie  vielmehr  dem  Aristar- 
chos  zu,  s.  Wenrich  S.  213. 

295)  IJQog  'Eftaxoad'ivTiVy  Strab.  I.  7.  nQog  xiiv  'Effccxoad-ivovg  yemyQa- 
fpiav^  Strab.  U.  94.  Gosse  Hin  Geographie  des  Grecs  analysäe,  Paris  1790. 
Becherches  sur  la  gäographie  d^Hipparque  begründete  den  richtigen  Stand- 
punkt der  Betrachtung,  verliess  ihn  dann  aber  selbst  wieder  (s.  A.  302). 
Berger  a.  a.  0. 

49* 


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772    Dreinndzwanzigstes  Gapitel.     Reine  und  angewandte  Mathematik. 

Ansichten  desselben  über  die  ältere  Geographie,  ferner  dessen 
eigne  mathematische  und  physische  Geographie  und  dessen  Auf- 
stellungen über  Südasien,  also  die  Hauptmasse  von  dessen  geo- 
graphischem Werk  bis  in  das  dritte  und  letzte  Buch  desselben 
hinein  der  Kritik,  im  zweiten,  wie  es  scheint,  dessen  Darstellung 
von  Nordasien,  Europa  und  Libyen,  wahrend  das  dritte  ohne 
Zweifel  die  Begründung  seines  eignen  Systems  und  seine  Tabellen 
der  Breiten  und  Finsternisse  enthielt**').  Jene  Kritik  des  Erato- 
sthenes  fiel  sehr  ungünstig  aus**®).  Hipparchos  bezeichnete  dessen 
ganzes  Unternehmen  als  verfrüht,  indem  er  zwar  dessen  Be- 
richtigungen der  älteren  Karten  in  vielen  Punkten  anerkannte, 
aber  es  dennoch  für  geboten  erklärte,  dass  Eratosthenes  sich 
mit  ihnen  begnügt  und  dergestalt  bloss  die  wirklich  gesicherten 
Beiträge  zur  Verbesserung  jener  früheren  Karten  geliefert  hätte, 
statt  gleich  selbst  eine  neue,  in  den  meisten  Stücken  nicht 
minder  unsichere  oder  geradezu  unrichtige  zu  entwerfen,  indem 
er  zwar  von  dem  allein  zu  billigenden  Gesichtspunkt  genauer 
astronomischer  Längen-  und  Breitenbestimmungen  ausging,  aber 
dann  sich  doch  meistens  mit  unsicheren  und  ungenauen  Nach- 
richten begnügte  und  freilich  begnügen  musste,  wenn  er  nicht, 
was  er  freilich  hätte  thnn  sollen,  sein  ganzes  Unternehmen  auf- 
geben wollte  *^^).    Diese  ganze  Kritik  indessen,  so  viel  Treflfendes 

296)  StraboD  nennt  sie  vnofi^vi^fLectoc  and  citirt  das  dBvtegov  vnof^rrjpLa 
II.  69.  77.  92.  94  and  das  tQttov  II,  94,  8.  Berger  S.  11.  44.  92. 

297)  Berger  S.  11.  Denn  mit  Becht  nimmt  Berger  S.  82  ff.  an,  dasa 
sich  Achill.  Isag.  19.  p.  189  C  Pet.  mit  den  Worten  iitQayitcetBiSaavxo  Sh 
noXXol  negl  inlBifpscov  riXlov  .  .  .  aansif  ^Innciq%oi  und  Plin.  U.  §.  68  mit 
der  übertieibenden  Angabe:  utrivsque  sideris  cursum  in  sexeentos  emnoe 
praeeecinit  Hipparchos,  menses  gentium  diesgue  et  horas  ac  aitus  locorum  ei 
Visus  populorum  complexus  etc.  nicbt,  wie  man  frdher  wohl  glaubte,  auf 
eine  besondere  Schrift  des  Eratosthenes,  sondern  auf  diese  gegen  Erato- 
sthenes beziehen.  Vgl.  die  oben  A.  273  angefilhrte  Stelle  des  Plin.  11.  §.  247. 
Hipparchus  et  in  coarguendo  eo  (n&ml.  EratosÜiene)  et  in  reUgua  omni  di- 
ligentia mirus  etc.  Ptolem.  Geogr.  I,  4,  2,  s.  A.  306.  Desshalb  hat  Garts 
S.  314  aber  nicht  Unrecht,  wenn  er  sagt,  H.  habe,  so  viel  wir  wissen,  die 
ersten  Sonnen*  and  Mondtafeln  berechnet. 

298)  S.  auch  Gic.  ad  Att.  n,  6,  1,  vgl.  G.  22.  A.  321. 

299)  S.  Berger  S.  10-19.  91—100.  H.  wies  nach,  wie  willkürlich 
die  Gorrectar  der  alten  Karten  durch  Eratosthenes  seitens  dessen  Annahme 
eines  Fortlaufens  der  Taaruskette  durch  ganz  Asien  war,  wie  inconseqaent 
Eratosthenes  in  Bezag  auf  die  Breite  Indiens  ohne  Weiteres  der  Angabe 
des  Patrokles  gegen  die  des  Megasthenes  and  Daünachos  vertraut  and  da- 
gegen in   Bezug  aaf  die  Länge  aus  dem  Widerspruch  der  Angaben  des 


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HipparchoB  von  Nikaea.  773 

sie  hatte,  ging  viel  zu  eioseitig  von  dem  alleridealsten  wissen- 
schaftlichen Standpunkte  aus^  als  dass  sie  dem  Eratosthenes 
hätte  wirklich  gerecht  werden  können,  aber  sie  bezeichnete  in 
der  That  vollkommen  richtig  den  Weg,  auf  welchem  allein  sich 
in  Zukunft  zu  einer  wirklich  wissenschaftlichen  Erdkarte  ge- 
langen liess.  Nur  tauschte  sich  Hipparchos,  wenn  er  glaubte, 
dass  schon  die  nächsten  Zeiten  zu  einer  consequenten  und  energi- 
schen Verfolgung  desselben  geeignet  seien  ^.  Mit  Recht  ver- 
pönte er  für  die  Zukunft  die  Benutzung  aller  bloss  auf  ungefährer 
Schätzung  beruhenden  Massangaben  der  Schüfer  und  Reisenden 
und  verlangte  ausnahmslos  und  überall  genaue  Längen-  und 
Breitenbestimmungen ^^).  Selber  bereits  eine  neue  Karte  ent- 
werfen^*) konnte  er  unter  diesen  Umständen  nicht  ^,  aber  er 
gab  durch  glänzende  Vorarbeiten  das  praktische  Muster,  durch 
dessen  Nachahmung  selbst  gebildeten  Laien  es  ermöglicht  ward 
an  der  allmählichen  Erreichung  des  von  ihm  gesteckten  Zieles 
mitzuarbeiten.  Für  die  Längenbestimmungen  befand  er  sich 
noch  in  ähnlicher  Verlegenheit  wie  Eratosthenes.  Er  konnte 
hier  nicht  mehr  thun  als  nach   eignen   und   fremden,    von   ihm 

Megasthenes  und  Patrokles  Misstrauen  gegen  beide  geschöpft  habe,  Strab. 
n.  68.  69.  76.  Berger  S.  91—96  (vgl.  C.  16.  A.  68.  64.  C.  21.  A.  162. 
C.  22.  A.  70).  Sogar  des  Homeros  nahm  er  sich  in  gewisser  Weise  gegen 
Eratosthenes  (s.  C.  16.  A.  30.  31)  an,  Strab.  I,  1.  16.  27;  wie  weit  er  dabei 
im  Becht  war,  ist  nicht  genügend  durchsichtig,  s.  Berg  er  8.  76 — 78. 

800)  Ja  auch  nur  die  nächsten  Jahrhunderte.  Vielmehr  bewies  die 
Erfahrong,  dass  das  laxere  gemischte  Verfahren  des  Eratosthenes  fOr  dessen 
Zeit  und  mehr  als  ein  Jahrtausend  länger  in  weit  holderem  Grade  im  Becht 
war,  als  Hipparchos  zogeatehen  wollte.  S.  Berger  S.  20  f.  und  unten 
A.  306, 

301).  Indem  er  als  Qrondlagen  ffir  die  ersteren  unter  Anderem  nament- 
lich das  VerhälbiisB  des  kürzesten  and  längsten  Tages,  die  Grenze  der 
immer  sichtbaren  Gestirne,  Auf-  und  Untergang  der  Gestirne,  Pol-  und 
Sonnenhöhe,  Gnomenzahlen  (vgl.  Ptolem.  Geogr.  I,  2,  der  sich  gewiss  auch 
bierin  an  H.  anschliesst,  b.  Berge v  S.  30.  A.  1),  für  die  letzteren  den  Zeit- 
unterschied im  Eintritt  und  Verlauf  der  Finsternisse  nach  verschiedenen 
Beobachtungspunkten  ins  Auge  fasste.  S.  Ptolem.  ■  Geogr.  I,  4,  2  (vgl. 
A.  306).  Strab.  IL  p.  77.  88.  188  f.  u.  ö.,  femer  A.  297.  Berger  S.  29—89 
und  S.  89  ff. 

802)  Wie  es  Gossellin  von  ihm  annahm. 

803)  Die  Vorwürfe,  welche  er  dem  Eratosthenes  machte,  würden  sonst 
ihn  selbst  getroffen  haben.  Dass  er  es  nicht  that,  erhellt  deutlich  daraus, 
dass  Strabon  I.  p.  1.  14.  II.  p.  90.  92.  98  ihn  gar  nicht  als  einen  wirklichen 
Geographen  anerkennt.    S.  Berg  er  S.  78—76. 


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774    DreinndzwanzigsteB  Capitel.    Reine  nnd  angewandte  Mathematik. 

gesammelten  BeobachtuDgen  Finsternisstabellen  entwerfen  ^^y. 
Ausgezeichnete,  wenn  auch  trotz  all  seiner  Vorsicht  nicht  irr- 
thnmsfreie  Breitentabellen  aber  berechnete  er  für  etwa  zwanzig 
Städte  ^^).  Es  waren  nur  wenige  Beobachtungen  Anderer,  denen 
er  dabei  vollständig  vertraute,  wie  denen  des  Philon*^;  gleich 
diesen  und  seinen  eignen  nahm  er  die  des  Pjtheas  sämmtlich 
in  diese  seine  Tabellen  auf;  ja  es  scheint  „dessen  ganzes  Ver- 
fahren einen  entscheidenden  Einfluss  auf  ihn  gehabt  zu  haben  "*^^. 
Die  Erdmessung  des  Eratosthenes  selbst  Hess  er  übrigens  als 
im  Princip  und  annäherungsweise  richtig  vorläufig  stehen*^). 

804)  S.  A.  297. 

306)  Nach  den  Auszügen  bei  Strabon  zn  urtheilen,  8.  Berger  S.39 — 72. 
Vgl.  Ptolem.  Geogr.  1,4.  §.2.  insl  9s  (lovog  o  "l'tcnaQxoq  in'  hllyrnv  «dif or 
mg  ngog  xocovtov  nXri^og  reov  %atat(X0G0ii.iv(ov  iv  zij  yitoyqatpCa  i^ag/ucra 
tov  ßoQs£ov  noXov  nagidmuBv  rutCv  xal  xcc  vno  tovg  avrovg  nsifieva  nagal- 
Ir^lovc.  Diese  Tabellen  wurden  nun  in  den  nächsten  Zeiten  freilich  mehr 
gelobt  als  benutzt,  auch  von  Strabon  nur  oberflächlich,  geschweige  denn 
dass  man  wirklich  im  Geiste  des  Hipparchos  fortgearbeitet  hätte.  Erst 
Ptolemaeos  und  wahrscheinlich  vor  diesem  schon  Marinos  von  Tyros  nahmen 
sein  Werk  wieder  auf  und  yerwirklichten  seinen  Gedanken,  so  weit  ihnen 
astronomische  Bestimmungen  zu  Gebote  standen;  alle  übrigen  Punkte 
zwängten  auch  sie  in  bestimmte  Längen  und  Breiten  ein,  so  dass  doch 
auch  hier  nur  eine  verbesserte  Auflage  von  dem  gemischten  System  des 
Eratosthenes  zu  Stande  kam.     S.  Berg  er  S.  20  f.  86  f. 

306)  Strab.  IL  77,  vgl.  C.  22.  A.  öl. 

307)  Ueber  das  Verhältniss  des  H.  zu  Pytheas  s.  Berber  S.  30  f. 
58  ff.  65  ff. 

308)  Denn  es  gab  hier  zu  einem  gesicherten  Verfahren  noch  nicht  das 
nöthige  Instrument,  um  mittels  desselben  jederzeit  jedes  grössten  Kreises 
Neigung  zujn  Meridian  mit  in  Rechnung  ziehen  zu  können.  Dieses  erfand 
nach  seiner  eignen  Aussage  (Geogr.  I,  3)  erst  Ptolemaeos.  S.  Strab.  I.  62. 
113.  132.  II.  82.  Ptolem.  Almag.  I,  1.  p.  49  und  dazu  Theon.  Berger 
S.  22—27.  Ueber  die  abweichende  Angabe  von  Plin.  II.  §.  247  s.  Berger 
S.  27  f.  Auch  hat,  wie  Berger  S.  79—91  zeigt,  der  Angriff  des  Hipparchos 
gegen  des  Eratosthenes  Lehre  von  der  Einheit  des  Weltmeers  (Strab.  I. 
p.  6)  schwerlich  den  Sinn,  als  ob  sich  Ersterer  damit  seinerseits  zn  der 
phantastischen  Lehre  von  der  Trennung  der  Meere  durch  Isthmen  (s.  A.  267), 
namentlich  von  der  Abgeschlossenheit  der  Südsee  durch  einen  Zusammen- 
hang SüdaMkas  mit  Indien,  wie  ihn  hernach  Marinos  und  Ptolemaeos 
(Geogr.  VII,  3)  behaupteten  und  auf  lange  Zeit  zum  herrschenden  Dogma 
erhoben,  hätte  bekennen  wollen.  Vermuthlich  suchte  er  auch  hier  wieder 
nur  zu  zeigen,  dass  die  Gründe  des  Eratosthenes  nicht  ausreichend  seien, 
und  dass  sich  ebenso  starke  für  die  entgegengesetzte  Annahme  geltend 
machen  Hessen,  nahm  also  auch  hier  dieselbe  abwartende  Stellung  ein  wie 
im  Uebrigen. 


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Arrianos.    EtesibioB  v.  Aspendia.  775 

Arrianos,  vermuthlich  ein  älterer  Zeitgenosse  des  Hippar- 
chos,  bestritt  in  seinem  vor  dem  Werke  des  Agatharchides^  mit 
welchem  Letzteren  er  ungefähr  gleichzeitig  geboren  sein  mag, 
geschriebnen  Buche  über  die  Kometen  allen  an  die  Erscheinung 
derselben  sich  anknüpfenden  Aberglauben^^).  Aus  einer  anderen 
Schrift  von  ihm  xbqI  (iBXBciQmv  ist  uns  eine  Angabe  über  die 
Erdmessung  des  Eratosthenes  erhalten  *^^. 

Etesibios  der  Jüngere  von  Alexandreia,  ein  Barbier^ 
welcher  unter  Ptolemaeos  Physkon  (145 — 116)  in  einem  zu 
dieser  Stadt  gehörigen  Flecken  oder  Vorort  Aspendia  lebte,  er- 
fand eine  vervollkommnete  Wasserorgel*")  und  verfasete  viel- 
leicht eine  Schrift  über  dieselbe*^*). 


809)  Agatharcb.  M.  B.  §.  111:  oti  'AQQiavog  nsgl  TtofjkTjtmr  tpvoetog  ts 
xal  (fvataotmg  %tel  (paüfkarcav  ßißXtSuQiov  yga^ag  noXXoig  dyavtüfjuitöi  netqaxui 
dsmrvvoci,  oti  (iridlv  fir'tts  xmv  dyad'mv  ^r/TS  toav  (pavlmv  xä  xoiavta  tpu- 
öfuxxa  anotpaCvovciv . 

310)  Ig.  Philop.  ad  Aristot.  Meteor.  I.  p.  188. Ideler.  'AaQiavog  9'  h  x6 
tcsqI  fisxctoQtov  (prialv,  mg  'EQccxoad'ivrig  b  KvQrivatog  icxvgiisxai,  st%oai  %al 
nivxe  fiVQid9ag  oxadimv  ^%hv  xt^v  nSQifisxQOv  xov  fi^By^üxov  xrjg  yfjg  ytvttXov 
(8.  Berger  D.  geogr.  Fr.  des  Er.  S.  101). 

811)  Aristokl.  b.  Atb.  IV.  174  b  ff.  (s.  *C.  20.  A.  68).  Die  Berichte  des 
Aristokles  sind  im  Allgemeinen  zuverlässig,  und  diese  nene  mechanische 
Erfindung  von  Seiten  eines  Barbiers  and  nicht  eines  Fachmannes  und  noch 
daza  eines  Barbiers  mit  demselben  Namen  wie  der  berühmte  Fachmann  E. 
nnd  an  demselben  Orte  ist  freilich  anfC^lig  genug  (vgl.  A.  152),  gerade 
desshalb  aber  erscheint  eine  blosse  Erdichtung  dieser  Persönlichkeit  un- 
denkbar, und  wenn  er  also  eine  wirkliche  Person  war,  so  pflegt  sich  doch 
das  Andenken  auch  der  geschicktesten  Barbiere  als  solcher  nicht  zu  er- 
halten, es  hing  also  in  diesem  Falle  ohne  Zweifel  an  der  Erfindung  der 
neuen  Wasserorgel,  und  wir  haben  es  hier  folglich  einfach  mit  einer  ge- 
schichtlichen Thatsache  zu  thun.  Auf  der  anderen  Seite  aber  kennt  schon 
Philon  von  Bjzantion  p.  78  ein  solches  Instrument  und  kommt  auf  das- 
selbe gerade  bei  einer  eingehenden  Auslassung  über  den  älteren  K.  (s.  A. 
163.  192)  zu  sprechen,  aber  in  einer  Weise,  dass  er  diesen  offenbar  nicht 
als  den  Erfinder  desselben  ansiebt.  Eben  desshalb  aber  hatte  Tiyphon  Fr.  111 
(b.  Atb.  a.  a.  0.  e,  s.  wiederum  A.  162  und  C.  20.  A.  63)  schwerlich  Recht, 
wenn  er  diesen  und  nicht  den  Barbier  als  Urheber  der  Schrift  über  die 
Wasserorgel  bezeichnete,  falls  es  nämlich  wirklich  eine  solche  Schrift  gab 
und  Trypbon  es  so  gemeint  hat  und  nicht  vielmehr  sagen  wollte,  dass 
schon  der  ältere  K.  in  seinen  ^Tjtofivrjfucxa  uTixavi^d  (s.  A.  156)  auch  über 
die  Gonstruction  der  Wasserorgel  gehandelt  habe,  was  er  ja  wohl  fast 
zweifellos  wirklich  getban  haben  wird.  Denn  auch  diesen  Sinn  lassen  die 
Worte  des  Ath.  zu:  Tgvipmv  .  .  .  avyyQaiffCU  gniöl  nsgl  xrjg  vdgavXsmg  Kxri- 
ö/ßiov   xov  (ikrix€tvi%6v.     Jedenfalls  ist  aber  ebenhiemach  die  Nachricht 


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776    Dreiandzwanzigstes  CapiteL    Beine  und  angewandte  Mathematik. 

Diodoros  von  Alexandreia^  ein  Mathematiker'^)^  war  ein 
jüngerer  Zeitgenosse  und  wahrscheinlich  Schüler  des  Poseidonios 
und  ein  älterer  des  eklektischen  Platonikers  Eudoros'^*).  Denn 
er  verfasste  mit  starker  Benutzung*^)  und  Verhunzung *^^)  des 
Poseidonios^  und  zwar  genauer  wohl  von  dessen  MBtsmQoXoyix^ 
^toi^Xsim^cg^^'^)  eine  astronomische  Schrift  zur  Einführung  in  die 
Leetüre  des  Aratos'^®),  und  Eudoros  machte  Auszüge  aus  der- 
selben'^^)^  welche  von  Achilleus  in  der  uns  erhaltnen  Ein- 
leitung'^) neben  anderen  Quellen  stark  benutzt  sind,  mehrfiach 
auch  da,  wo  er  den  Diodoros  nicht  nennt. 

Sosigenes,  ein  Astronom,  welcher  technischer  Berather  des 
Caesar  bei  der  Beform  des  Kalenders  (46)  war,  schrieb  in  dieser 
Angelegenheit  drei  Abbandlungen ''^). 

üeber  die  Taktik  des  Pyrros  s.  C.  21  (A.  191),  über  die 
*T»oiiviiiiceta  TCoXioQxritixd  des  Da'imachos  C.  22.  A.  64,  über 
den  Astronomen  Bion  C.  22.  A.  103. 


des  Aristoklee  allerdings'  ongenau.  Denn  noch  weniger  kann  somit  der 
jüngere  E.  der  Erfinder  des  ursprünglichen  Instruments  gewesen  sein, 
sondern  nur  der  eines  verbesserten,  und  irre  ich  nicht,  so  geht  dies  auch 
aus  einer  Yergleichung  der  Beschreibung,  welche  Philen,  mit  der,  welche 
Aristokles  von  der  Wasserorgel  giebt,  deutlich  hervor. 
812)  S.  A.  811. 

818)  Achill.  Isag.  p.  124  G  und  aus  einem  vollständigeren  Exemplar 
desselben  Schol.  Barocc.  in  Basil.  b.  Gramer  Anecd.  Ox.  DI.  S.  413.  Das 
völlig  verschollene  Andenken  dieses  Mannes  hat  Diels  Doxogr.  S.  19  ff.  er- 
neuert. Er  erscheint  nur  bei  Achill,  a.  a.  0.  und  182  B.  184  G  und,  frei- 
lich bloss  mit  der  Bezeichnung  Jiodmqog  Schol.  Arat.  228.  264  und  wahr- 
scheinlich ans  diesen  Scholien  neben  Poseidonios  bei  Macrob.  Somn.  Scip. 
I,  16,  8. 

814)  S.  G.  82  mit,A.  291-806. 

816)  Achill.  132  B  vgl.  m.  Areios  Did.  Pr.  86  Diels. 

816)  AchilL  129  B  vgl.  m.  La.  Di.  VIT,  188.  Areios  Did.  Fr.  29.  31. 
Achill.  167  G  vgl  m.  Strab.  II.  96. 

817)  Vgl.  La.  Di.  a.  a.  0.        818)  Schol.  Arat.  a.  a.  0. 

819)  Achill.  124  G.    Vgl.  G.  82.  A.  806. 
820) 's.  A.  818.  816.  816.    Diels  a.  a.  0. 

821)  Plin.  XVUI.  §.  211  f.  Caesar  dictator  annos  ad  8oli$  cttrsum  redi- 
gens  singiUos  Soaigene  perito  scientiae  eius  adhibito  .  .  .  et  Sosigenes  ip^e 
trinis  commentationibus  .  .  .  non  cessavit  .  .  .  addubitare  ipse  semet  corri- 
gendo.    Einmal  citirt  ihn  Plin.  II.  §.  89.     Ausserdem  vgl.  Ind.  II.  XVIIL 


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Diodoros.    Sosigenea.  777 

Vienindzwanzigstes  Capitel*). 

Die  Medicin  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts^). 

Die  Medicin  nahm  in  der  ältesten  Alexandrinerzeit  einen 
gewaltigen  Aufschwung,  vor  Allem  die  Anatomie  und  Physiologie, 
namentlich  durch  die  beiden  grossen  Aerzte  Herophilos  und 
Erasistratos,  und  nur  die  dadurch  verbreiteten  anatomischen 
Kenntnisse  haben  jene  kolossale  Naturwahrheit  möglich  gemacht, 
welche  uns  in  den  pergamenischen  Sculpturen  entgegentritt. 
Diese  grossen  Fortschritte  auf  dem  Gebiet  der  Anatomie  zumal 
in  Alexandreia  hatten  ihren  Grund  in  der  Anlage  eines  anato- 
mischen Instituts;  es  steht  ausser  Frage*),  dass  in  demselben 
menschliche  Leichen  secirt  wurden;  aber  auch  zu  Vivisectionen 
von  Verbrechern***)  sollen  die  Ptolemaeer  und  Seleukiden  die 
Erlaubniss  ertheilt  haben  ^).    Sodann  hat  man  nicht  zu  vergessen, 

*)  Mit  Ausnahme  der  Abechnitte  über  Metrodoros,  Herophilos  und 
ErasistratOB  im  Wesentlichen  von  M.  Wellmann  verfasst. 

1)  Euehn  Scholae  medicaeAlexandrinae  bistoria,  Opusc.  ac.  II.  S.  805  ff. 
Tb.  Pascbmann  Geschichte  des  medicinischen  Unterrichts  S.  61—70. 

2)  Fun.  XIX.  §.  86.  tradunt  et  praecordiis  necessariinn  hunc  sucum 
(näml.  raphani),  quando  (pd'sigiaciv  cordi  intus  inhaerentem  non  dlio  potuisse 
depelli  compertutn  sit  in  Aegypto  regibus  corpora  mortiwrufn  ad  scrutandos 
morbos  insectantibus.  6al.  II.  896.  t%av6g  ya^  ^v  (HgotpiXog)  td  ts  äXXa 
z^g  TB%v7i9  %al  tmv  St'  avttxo^,rii  yivaaxoftivmv  inl  rh  a%qtßicx«tov  fi%<ov 
%al  xriv  nlslctriv  infyvmciv  ov%  inl  ciloyonv  ^mav  nttd'dnsQ  ot  noXXol^  aXX*' 
in'  avxmv  xmv  dvd^Qcinoiv  nenovri^iivog.  Vgl.  p.  900,  wo  Herophilos  zn  den 
<og  %dlXiaxa  dvaxinvovxeg  gerechnet  wird. 

2^)  Die  Vi?isection  von  Thieren  erscheint  bereits  bei  Aristoteles  Hist. 
an.  n,  11.   603  »>  23  ff. 

3)  Geis.  Prooem.  1.  I.  p.  4,  36  ff.  Daremberg.  longeque  optime  fedsse 
Ilerophilum  et  Erasistratum ,  flu»  nocetites  homines  a  regibiM  ex  carcere  ac- 
ceptos,  vivos  inciderint  cansiderarintque  etiamnum  »piritu  remcmente  ea,  quac 
natura  ante  clausisset,  eorumque  posüum,  cölorem,  figuram,  magnitudinem^ 
ordinem,  duritiem  mollitiem,  laevorem,  contactutn  etc.  TertuU.  de  an.  10. 
Herophilus  üle  medicua  aut  lanius,  qui  sexcentoa  exseeuit,  ut  naturam  scm- 
taretur,  qui  katninem  odit  (occidü  Diels),  ut  nosset,  nescio  an  omnia  interna 
eius  liquide  expJorarit,  ipsa  morte  mutante  quae  vixerant  (?)  et  motte  non 
simplici,  sed  ipsa  inter  artifida  exseetionis  errante^  vgl.  26.  Eraaistratua 
et  maiorum  {vivorum  Diel»)  quoque  prosector  Herophilus  und  dazn  Diels 
Doxogr.  S.  206  und  unten  A.  111.  ,,We88halb  ich  hiniuigesetzt  habe:  und 
Seleukiden,  erhellt  aus  A.  129.    Vgl  auch  A.  164**.  (Snsemihl). 


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778  Vierundzwaozigstes  CapiteL    Die  Medicin. 

dass  gerade  die  Anatomie  von  den  älteren  Aerzten  in  eingehender 
Weise  behandelt  war,  von  Männern  wie  Diokles  von  Karystos*) 
und  Praxagoras  von  Kos^).     Immerhin  indessen  sind   die  Ver- 
dienste des  Herophilos  und  Erasistratos  auf  diesem  Gebiete  ganz 
hervorragende;  fehlte  doch  wenig,  dass  Herophilos  die  Circnlations- 
theorie  des  Blutes  erkannte.    Auch  die  Physiologie,  Chirurgie  nnd 
Gynaekologie  sind  von  ihnen  behandelt  und  mit  neuen  Entdeckungen 
bereichert  worden.     Die  nachfolgenden  Generationen  zehrten  mit 
Ausnahme  weniger  Aerzte  von  dem  Ruhm  dieser  beiden  Männer. 
Es  bildeten  sich  zunächst  namentlich  zwei  Schulen,  die  der  Hero- 
phileer  und  Erasistrateer,  von  denen  die  Ersteren  in  Alexandreia 
gegenüber  den  Letzteren  ganz   oder  doch   so  gut  wie  ganz  das 
Feld  behaupteten^.    Die  Herophileer  unterschieden  sich  von  den 
Erasistrateern  dadurch,  dass  sie  dem  Begründer  der  Medicin,  dem 
Hippokrates,  eine  sehr  grosse,  ja  beinahe  absolute  Auctorität  zu- 
gestanden.   Zu  den  bekannten  Vertretern  dieser  Schule  gehörten 
Andreas,  Bakcheios,  Demetrios  von  Apameia,  Zenon,  Man- 
tias  undEallimachos,  zu  denen  sich  in  der  Zeit  nach  Herakleides 
Aerzte  wie  Chrysermos,  Herakleides  von  Erythrae,  Apollo- 
nios  Mys,  Kydias  von  Mylasa,  Zeuxis,  Alexandros  und  De- 
mosthenes  Philalethes  gesellen.  Naturgemäss  musste  diese  Hoch- 
Schätzung  des  Hippokrates  zum  Studium  seiner  Schriften  führen; 
ermöglicht  wurde   dies  Bücherstudium   durch  die  beiden  grossen 
Bibliotheken  in  Alexandreia,  die  auch  für  die  medicinische  Disci- 
plin  reichhaltige  Schätze  bargen.  Es  wurden  Ausgaben  des  Hippo-    , 
krates  gemacht'),  zum  Verständniss  der  Schriften  unter  seinem 
Namen  Commentare  und  zur  Erklärung  des  Wortschatzes  Glossen 

4)  Gal.  II.  282.  716. 

6)  Schol.  BD  H.  X,  826.  Tlqcc^ayoqag  äh  h  rj  dvaxofiy  ovtoag  <priai' 
i^fiftd  dl  trjv  TTJg  yX<6corig  d'iaiv  vnsQKettat  %aza  z6  ioxatov  zov  ovqavov 
7/  niovCg'  nstu  dl  tavTU  tpdffvyi  %al  atofuxxog»  iexi  dl  6  filw  qpa^yf  iit 
tov  ifmQOcd'ioVf  h  dl  etofiaxog  i%  xov  onic^'iov^  sr^ocrircg^vxooc  xoig  tov 
xqa%riXov  anovdvXoig,  «al  6  (i^lv  tpdqvyi  ifi^piSexai  slg  xov  nvBVfiova^  h  dl 
axofiaxog  slg  xriv  noiXCav,  ^uBxaiv  dl  <pd(fvyyog  nal  yXtocürig  imyXmeaigy  iiti- 
tcmfikttxCtovca  xov  tpdifvyyog  x6  oxofuic^*, 

6)  Als  Erasistrateer  keimen  wir  aas  der  älteren  Alexandrinerzeit  nur 
Straten,  Apollonios  von  Memphis  und  Apollophanes,  und  Ton  keinem  unter 
ihnen  wird  berichtet,  dass  er  in  Alexandreia  gelebt  habe,  nur  dass  Apollo- 
nios doch  wenigstens  ein  Aegypter  war.  Im  Gegentheil  Apollophanes  war 
aus  Seleukeia  und  war  am  syrischen  Hofe  angestellt  (s.  A.  266  269)  gleich- 
wie einst  Mher  Erasistratos  selbst.    Ueber  Letzteren  aber  s.  A.  129. 

7)  S.  A.  264. 


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Die  Medicin  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts.     V79 

verfasst,  und  dies  Alles  führte  denn  auch  zu  kritischen  Unter- 
suchungen über  Aechtheit  oder  Unächtheit  dieser  oder  jener  von 
den  durch  die  üeberlieferung  ihm  beigelegten  Schriften*).  Und 
diese  rein  philologische  Thätigkeit  blieb  auch  nicht  etwa  auf 
die  Herophileer  beschränkt,  sondern  auch  Erasistrateer^  und 
Empiriker**^)  betheiligten  sich  an  ihr,  was  denn  bei  der  Rivali- 
tät der  Schulen  mehrfach  auch  zu  lebhaften  Federkriegen  nament- 
lich zwischen  Herophileem  und  Empirikern  führte  ^^).  Die  letztere 
Schule  bildete  sich  um  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  wohl 
nicht  ohne  Einflüsse  des  philosophischen  Skepticismus;  ihre  An- 
hänger sagten  sich  los  von  der  althergebrachten  Dogmatik  und 
suchten  auf  empirischem  Wege  die  Ursachen  der  Krankheit  und 
das  einzuschlagende  Heilverfahren  zu  bestimmen.  Dabei  beriefen 
sie  sich  aber  gerade  auf  Hippokrates"),  der  ja  auch  allerdings 
die  Erfahrung  obenan  gestellt  hatte,  aber  sie  doch  dazu  benutzte, 
um  aus  ihr  allgemeine  Resultate  zu  ziehen.  Ausser  den  Stiftern 
Philinos  und  Serapion  gehörten  in  der  Alexandrinerzeit 
Glaukias  und  die  beiden  Apollonios  von  Antiocheia  und  so- 
dann der  berühmte  Herakleides  von  Tarent^*)  dieser  Secte  an. 
Anatomie  und  Physiologie  wurden  von  diesen  Empirikern  vernach- 
lässigt; dagegen  haben  sie  sich  um  die  Arzneimittellehre  grosse 
Verdienste  erworben^*),  wenngleich  in  der  ersten  Zeit  manche 
Wunderlichkeiten  mit  unterliefen^).  Freilich  aber  ward  dieser 
Zweig  der  medicinischen  Litteratur  auch  von  den  Herophileem, 
da  sie  im  Gegentheil  keine  Krankheit  ohne  Arzneien  heilten, 
keineswegs  vernachlässigt^^).  Auch  die  ersten  Versuche  derToxo- 
logie  gehören  dieser  Zeit  an.    Schon  Theophrastos  schrieb  ein 

8)  ä.  A.  290. 

9)  S.  A  218.         10)  S.  A.  240.  286  ff. 

11)  S.  A.  240.  277. 

12)  Gal.  XYIII*.  524  f.  yvoiay  tijv  avaufivvxlav  tmw  iftnsiQiyimv  largoäv 
toluTiadvtmv  *Inno%Qixtriv  nalstv  ifinBiqmov  x.  r.  X. 

18)  CeU.  I.  Prooem.  p.  2,  27  ff.  (a.  A.  286).    Gal.  XIV.  682  ff. 

14)  Vornehmlich  Glaukias  (s  A.  292)  und  Herakleides  von  Tarent 
(b.  C.  84.  A.  29  ff.). 

15)  Mittel  wie  Gehirn  nnd  Galle  eines  Kamels,  Koth  eines  Krokodils, 
das  Coagalum  einer  Robbe  nnd  andere  wnnderkraftige  Sachen,  Cael.  Anr. 
M.  Chron.  T,  4.  p.  322  Amman. 

16)  Denn  natdrlich  schrieben  sie  in  Folge  dessen  auch  viel  über  die 
Wirknngen  der  Arzneimittel,  s.  Geis.  V.  Prooem.  p.  160,  welcher  abgesehen 
von  Herophilos  selbst  den  Zenon,  Andreas  und  Apollonios  Mjs  nennt.  Hin- 
zufügen lässt  sich  noch  Mantias,  s.  A.  295  ff. 


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780  Yienrndiwanzigstes  Gapitel.    Die  Medicin. 

in  dies  Gebiet  einschlagendes  Werk^^,  und  ein  jüngerer  Zeit- 
genosse von  ihm,  der  lologe  Apollodoros,  wurde  auf  demselben 
die  massgebende  Persönlichkeit  für  alle  späteren  Aerzte.  Die 
Chirurgie  wurde  im  ferneren  Verlaufe  dieser  Periode  weiter  aus- 
gebildet von  dem  Empiriker  Glaukias,  dem  Herophileer  Man- 
tias  und  einem  ziemlich  unbekannten  Arzte,  Namens  N Ileus; 
die  wissenschaftliche  Pathologie  fand  nächst  Herophilos  und 
Erasistratos  in  Demetrios  von  Apameia  einen  Hauptvertreter, 
die  Gynaekologie  in  Eleophantos,  Andreas  und  Demetrios 
von  Apameia.  Neben  und  zum  Theil  vor  jenen  beiden  grossen 
Aerzten  wirkten  aber  noch  mehrere  bedeutende  andere^  besonders 
Schüler  des  Praxagoras  von  Kos  und  des  Chrysippos  von 
Enidos.     Der  berühmteste  von  den  ersteren  war 

Phylotimos'^,  welcher  ein  grosses  Werk  über  Nahrungs- 
mittel jcsqI  TQoq)'^g  in  mindestens  13  Büchern^^),  aus  welchem 
uns  noch  mehrere  grössere  und  kleinere  Stücke  erhalten  sind^, 
femer  einen  Ö^aprvr^xrfg")  und  eine  wundärztliche  Schrift 
jcsqI  täv  Hat'  iritQstav^^)  verfasste  und  yermuthlich  auch 
tcsqI  xvfimv  schrieb ^^^).  Seine  anatomischen  Kenntnisse  waren 
indessen  noch  unvollkommen '^)y  so  dass  in  seinen  anatomischen 


17)  IleQl  zäv  daythtov  %al  ßtritinmv^  Ath.  YII.  314  a. 

18)  Gal.  VI.  611.  9vX6tLfiog  Sl  negC  xivmv  (Getareidearten)  ^ax^9  nawy 
nsQi  ziv(ov  iXXtnasj  Ivlmv  9%  ov9'  olag  ifivrjiiovevasVy  mansg  ovd\  nsgl  t^c 
^siäg.  ivdriXov  d'  ozi  ft^ridl  o  JZ^oJayo^a;  6  dtSd6%cdog  ccvxov.  neci^iXuce 
nlv  yciQ  ovSlv  iv  inBivog  ehtev  h  ^vXotLfiog,  i^Boytiiszai  d^  Kai  9cqocx19^6i 
noXXd,  730.  X.  28,  8.  A.  68.  Unter  den  namhaftesten  Aerzten  nennt  ihn 
Gal.  XVIII*.  846,  unter  den  allseitig  in  ihrer  Kunst  durchgebildeten  V. 
879,  8.  A.  66.    Ueber  den  Namen  s.  Kai  bei  Ausg.  des  Athen.  L  S.  XLf. 

19)  Äth.  III.  81  a.  b.  ^XStijiiOg  d*  iv  y'  md  i  tts^)  t^o^^s  x.  %,  X., 
vgl.  79  a.    Iv  tm  TQ^tco.    82  f.  iv  y', 

20)  Oribas.  CoU.  II,  69.  Enehn  Addiiamenta  ad  Elenchom  med.  yei 
ab  I.  A.  Fabricio  ezhibitnm.  XXII  Leipzig  1836.  4.  8.  6  ff.  Bei  Galen, 
finden  sich  häufige  Anführungen,  besonders  in  T.  V  (vgl.  anch  A.  18X 
mehrere  auch  bei  Ath.  a.  a.  0.  0.  u.  ö.  Auch  die  Abh.  üb.  die  Getränke 
b.  Oribas.  V,  82.  p.  82—86  Matthaei.  p.  429  ff.  Daremberg  stammt  ans 
dieser  Schrift. 

21)  Ath.  VIL  308  f.  Vielleicht  gehört  hieher  das  Brnchstfiok  b.  Oribas. 
IV,  10.  p.  60  Matth.  p.  299  f.  Dar. 

22)  Gal.  XVm^  629.  666.    Vgl.  Gels.  VIII,  20. 

22^)  Gal.  V.  104  f.  ot  yag  Tcegi  nietax6vi%6v  ti  %a\  Ilqctiayogmf  %«l 
^lozifuov  inl  nXeikftov  iQyaadfisvoi  tcv  mgl  xvfimr  Xoyov  x.  t.  l.  685.  346. 

23)  Gal.  U.  900  f. 


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Phylotimos.    Pleistonikos.    Xenophon  v.  Kos.  781 

und  physiologischen  Vorstellungen  manche  Paradoxien  mit  unter- 
liefen**). 

Pleistonikos,  gleichfalls  ein  Schüler  des  Praxagoras*^), 
schrieb  nsgl  ^v^t/*^,  und  wir  erfahren  noch  Allerlei  über  seine 
ärztlichen  Ansichten  und  Methoden*^. 

Xenophon  von  Kos*^**)  war  auch  ein  Schüler  des  Praxa- 
goras^). 

24)  So  sah  er  nicht  bloss  mit  Praxagoras  das  Gehirn  für  einen  blossen 
Anhang  des  Bückenmarks  an  (Gal.  III.  671),  sondern  erklärte  es  auch 
geradezu  fOr  unnütz  (Qal.  III.  626).  Die  Lebens w&rme  hielt  auch  er  nicht 
für  angeboren  (Gal.  VII.  614,  s.  A.  147).  Den  Arterien  schrieb  er  wiederum 
mit  Praxagoras  ein  Pulsiren  aus  eigner  Kraft  zu  (Gal.  Y.  661).  Die  Mutter- 
trompeten nannte  er  mit  diesem  nolnot  (Gal.  U.  890,  vgl.  A.  192).  Vgl. 
auch  A.  26.  —  üebrigens  wandte  er  gleich  diesem  seinem  Lehrer  auch 
Aderlass  und  Brechmittel  an,  Gal.  VI.  276.  279.  XL  168.  Oribas.  VII,^  26. 
p.  298  Matth.  144  Dar.  Ruf.  y.  Ephes.  n.  ipaqfiä%(ov  na&a^incäv  p.  298 
Matthaei.  Eine  Anekdote  von  ihm  erzählt  Plnt.  de  rect.  rat.  aud.  10. 
43  a.  b.  de  adul.  et  am.  86.  78  b.  Noch  ygl.  Schol.  A.  II.  A,  424.  Dass 
Schol.  ABT  K,  10.  fcAoTi^og  (aotptatiig  setzt  A  hinzu)  iv  na^dCct  xh  ^ye- 
(lovLTLov  id^Bzo  derselbe  gemeint  sei,  ist  wenigstens  wegen  Gal.  III.  626 
nicht  unmöglich. 

26)  Cels.  I.  Praef.  p.  4:  älii  Plistonico  Praxagorae  diacipiUo  (näml.  diuie) 
piUrescere  (näml.  cibos  in  venire  contendunt). 

26)  Nach  dem  Vorgang  seines  Lehrers,  der  ebenso  wie  Pseudo-Hippo- 
krates  und  Diokles  nsQl  xvitmv  geschrieben  hatte.  Vgl.  Gal.  V.  104  ff. 
(s.  A.  22)  686.  XV.  846.  Unter  den  mehr  oder  weniger  berühmten  Ana- 
tomen zählt  ihn  und  den  Phylotimos  Gal.  XV.  186  auf,  s.  A.  214. 

27)  Er  sah  in  dem  Verdauungsprocess  ein  Verfaulen  der  Speisen 
(s.  A.  26),  erklärte  Wassertrinken  für  nützlicher  zur  Verdauung  als  Wein- 
genuss  (Ath.  II.  46  d),  wandte  den  Aderlass  an  {QbI.  XL  168,  s.  A.  194), 
und  führte  vielerlei  Arzneimittel  auf  (Gal.  XI.  796.  Plin.  XX.  §.  26.  122. 
Oribas.  VII,  26.  p.  296  Matth.  p.  148  Daremb).  Plinins  nennt  ihn  im 
QueUenregister  z.  B.  20—27. 

27^)  La.  Di.  n,  69  im  Homonymenverzeichniss:  tqitog  (J^tvotpAv) 
latQog  Kmog, 

^28)  Erotian.  7,  20  f.  unmittelbar  nach  den  A.  814  angef.  Worten:  b  dl 
StBvotp&v  6  üga^ayogov  yvwQniog  d'sCov  iq>rj  t6  xmv  %Qia^ftwv  ijfiBQÖiif  ysvog 
X.  T.  X.  Tgl.  Gal.  XVIIP.  19.  Sprengel  Gesch.  der  Medicin  I*.  8.  668 
nennt  ihn  mit  unrecht  Anhänger  des  Erasistratos.  Aus  Gkil.  XIV.  699  f. 
ftaZicrra  6\  xovto  (näml.  die  Benennung  der  Eürpertheile)  ot  neql  *EQaci- 
ctQazov  ii^Xmcav^  mg  'AnoXXmvtog  6  Msfitpitrigf  nal  lS!tvo(p£v  h  ngb  avrov 
(Tgl.  A.  222)  folgt  nicht  dies,  sondern  nur,  dass  er  wie  die  Erasistrateer, 
von  denen  Apollonios  aus  Memphis  genannt  wird,  sich  um  die  Benennung 
der  Körpertheile  verdient  gemacht  hat:  avrol  bezieht  sich  auf  'EQaa^oxQa- 
xoVf   nicht   auf  'AnoXXoiviog.    Noch  s.  Soran.  de  morb.  mul.  p.  266  Dietz- 


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782  Vienmdzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

Metrodoros,  ein  Schüler  des  Chrysippos,  war  Lehrer  des 
Erasistratos*^)  und  der  dritte  Mann  von  Pythias,  der  Tochter 
des  grossen  Aristoteles ^  mit  welcher  er  einen  Sohn  zeugte,  der 
nach  diesem  seinem  mütterlichen  Gross vater  genannt  ward*®). 
Ob  er  Schriftliches  hinterliess,  wissen  wir  nicht. 

Medios,  gleichfalls  Schüler  des  Chrysippos'^),  war  mütter- 
licher Oheim  des  Erasistratos**).  Von  seiner  Schriftstellerei 
haben  sich  noch  Spuren  erhalten"). 


Lobeck  (über  seine  Behandlung  der  vüztQinii  nviQ^  Cael.  Aur.  M.  Chr.  II, 
13.  p.  416  (wonach  auch  er  Blutungen  durch  Binden  der  Glieder  zu  heben 
suchte)  und  Orihas.  Coli.  XL  VI,  8  bei  Mai  Nov.  colL  IV.  p.  12. 

29]  Und  also,  wenn  die  Angabe  Ajgum.  Theoer.  Id.  XI  (s.  C.  5.  A.  11), 
Nikias,  der  Freund  des  Theokritos,  sei  avfifpoiTtitris  des  Erasistratos  ge- 
wesen, correct  und  so  zu  deuten  ist,  auch  dessen  Lehrer.  Aber,  wie  schon 
(a.  a.  0.)  bemerkt,  die  chronologische  Wahrscheinlichkeit  spricht  daför, 
dass  dieser  vielmehr  des  Erasistratos  Schüler  war,  s.  A.  30. 

30)  Sex.  Math.  I,  286.    TTv^tas  dl  rj  UffiCtotiXavs  ^vyattiQ  zqusIp  av- 
dgaöiv  iya^rj^ij,  nQmrov  {ilv  Ni%dvoqi  tm  ^taytiQ^vg^   oi%6Üp  ovzi  *A(ftin(h 
tiXovSf  devtegm  öh  UgoaXBi  jTjiiaQcctov  tov  Aaxcdaißovüov  ßaciXimg  dxo- 
yovtpj   dg  nal  ovo   i$  avtrig  ttiivovtat  natdag^  Ugonlia  ts  %al  ^rjfiagatov 
tovg  nagä  BsotpQaato)  cpiXocotprjoavxag^  xgCxm  d\  MrjtQoSooQqi  iaxQ^  X^voin- 
nov    fihv  tov  KviBlov  fia^rii^  'Egaaiatgatov  dh  vqfrjyritf,   eo  yCwfzai  naig 
'AQiatotiXrjg,    Pythias  war  822  beim  Tode  des  Aristoteles  laut  dessen  Testa- 
ment (La.  Di.  V,  12  f.)  noch  nicht  mannbar  (wenn  auch  freilich  ihren  ersten 
Mann  Nikanor,  den  Adoptivsohn  ihres  Vaters,  Easandros  schon  318  tödtes 
Hess,  8.  Droysen  HelleniBm.  II*,  s.  S.  8351),  Demaratos  bei  dem  des  Theo- 
phrastos  (288—284)  wiederum  laut  dessen  Testament  (La.  Di.  V,  63)  and 
jener  Angabe  des  Sex.  schon  ein  Mann  wenigstens  wohl  von  etwa  27  Jahren, 
vermuthlich  eher  noch  etwas  älter,  der  jüngere  Aristoteles  (La.  Di.  a.  a.  0. 
i^stvai  81  ßovXofiivm  (ptXoüoq>sCv  %al  'AQiüToziXei  xm  MrjxQodmqov  %al  Uv^i- 
ddog  vta  [nal]  fLExi%Bi,v  xovxtov  [nämlich  zov  xi^nov  xal  tov  nsQixdxov  w^ 
xmv  olKtmv  xäv  ngog  zm  xijiroo],  xal  avzov  naaav  iniiiiXiiaif  nouia^tu  tov( 
nQsaßvxdzovgy  onciyg  ozi  fidXi,aza  ngoax^'^  %azd  tptXoaotpiav)  dagegen  noch 
nnerwachsen.    Chrysippos  kann  nicht  wohl  nach  410  geboren  sein,  sein 
Schüler  Metrodoros   also  nicht  wohl  nach  370,   und  vor  310  kann  dieser 
die  Pythias  nicht  füglich  geheirathet  haben;  zur  Zeit  der  Blüte  des  buko- 
lischen Dichterbundes  in  Kos  seit  292,  Als  Nikias  dort  oder  vielmehr  wohl 
in  Samos  Medicin  studirte,  lebte  und  lehrte  er  also  schw^lich  mehr,  wenn 
auch  aus  jenen  Worten  des  Testaments  von  Theophrastos  nicht  gerade  init 
Noth  wendigkeit  folgt,  dass  sein  Sohn  Aristoteles  bei  dessen  Abfassung  eine 
vaterlose  Waise  war. 

31)  Galen.  XL  262.    Er  schloss  sich  seinem  Lehrer  in  der  Verwerfoo^ 
der  ipXtßozofi^a  an,  Gal.  XI.  197.        32)  S.  A.  120. 

33)  Plin.  N.  H.  XX.  §.  27.    Ind.  XX— XXVIL   Cels.  V,  18,  11.   Galen. 
XV.  136,  s.  A.  214. 


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MetrodoroB.    Medios.    Aristogenes.    Dipbilos.    Eaenor.  783 

Aristogeues  Ton  Knidos,  nicht  minder  ein  Schüler  des 
Chrysippos^),  war  später  Leibarzt  des  Antigonos  Gonatas^^)  und 
schrieb  eine  Reihe  ärztlicher  Werke ^*). 

Diphilos  von  Siphnos ^'^  zur  Zeit  des  Königs  Lysimachos^*) 
d.  h.  als  dieser  den  Konigstitel  annahnr,  yermuthlich  an  dessen 
Hofe,  schrieb  eine  Diaetetik  nsgl  täv  ycQ06q>6Q0fidv(DV  totg 
voöovöi  xal  totg  vytaivovöi,^^),  aus  deren  Bruchstücken  man 
sieht,  dass  Diokles  von  Karystos,  Aristoteles  und  Praxagoras 
seine  Quellen  waren  *^). 

Euenor  lebte  ungefähr  um  300*^),  vielleicht  etwas  früher 
und  ist  Verfasser  einer  therapeutischen  Schrift  SsQanavxixd 
(Curationes)*^).  Ferner  muss  er  über  medicinische  Kräfte  der 
Arzneimittel  geschrieben  haben*'). 

34)  Qal.  Xi.  262.  197.  Gels.  III,  21.  Ein  Becept  von  ihm  steht  bei 
Geh.  V,  18,  27. 

35)  Said.  'Agifnoyivrig  Kvidmg^  iazQ6g,  SovXog  X^vclnnov  (mit  dem  aus 
byzantinischer  Unwissenheit  hervorgegangenen  Zusatz  %ov  (piXoaotpov), 
UctQevcsv  'Av%iy6v(f>  %A  ininlrid-ivti  Tovara,  Die  unverbürgte  Notiz,  dass 
er  ein  Sklave  des  Ghrysippos  gewesen  sei,  stammt  auch  hier  aus  Herrn ip- 
pos  y.  Berytos  ^re^l  xav  ducngeipavTav  iv  naiÖBCa  dovXmv, 

86)  Denn  kein  anderer  ist  bei  Suid.  'Ai^ioxoyivrig  Gdöiog^  laxgog.  iYQoctpe 
ßi>ßXia  %S\  inq^difi  ds  neql  diaitrig  a\  n^qX  dvvdfiscog  a\  nsgl  dattSTtov  a\ 
nsQl  cnigfucTog  a\  vyietvu,  iniCToUxdj  initofi^iiv  (pvat%6av  ßorid'rjfAdtaiv  nffog 
'AvxfyovoVf  wie  dies  (nach  der  richtigen  Be«ierkung  von  Olearius  und 
Meibom)  aus  der  Widmung  der  zuletzt  angeführten  Schrift  an  Antigonos 
hervorgeht.  Ebenderselbe  ist  daher  auch  der  bei  Plin.  N.  H.  Ind.  IV.  VII. 
XII.  XIII  angezeichnete  und  IV.  §.  67.  VII.  §.  193  citirte. 

37)  M.  Wellmann  Diphilos  und  Hikesios,  Jahrb.  f.  Phü.  GXXXVII. 
1888.  S.  864—368. 

38)  Ath.  II.  51  a.  Jüpilog  6  ££(pviog  ysyovaig  luxxä  AvaiyM%(y»  xov 
ßaaiXia. 

39)  Ath.  UL  82  f.  VIII.  355  aif.  XIV.  660  b.  Aus  demselben  Werk  sind 
auch  die  zahlreichen  sonstigen  Bruchstücke  bei  Ath.,  der  ihn  IX.  369  d  u. 
öfter  Utxqog  nennt. 

40)  Vgl.  Wellmann  a.  a.  0. 

41)  Er  wird  von  Gael.  Aur.  M.  Ghr.  III,  8.  p.  478  zusammen  mit  Erasi- 
stratos  und  Thessalos  zu  den  cmtiqui,  A.  M.  II,  16  mit  Euryphon,  Praxa- 
goras, Pbylotimos,  Herophilos  zu  den  veterea  gerechnet.  Vgl.  M.  Well- 
mann Zur  Geschichte  der  Medicin  im  Alterthume,  Hermes  XXIII.  1888. 
S.  659.  A.  6.    C.  L  A.  II,  186. 

42)  GaeL  Aur.  M.  Ghr.  III,  8.  p.  478.  Diese  Schrift  umfasste  mindestens 
5  Bücher  wad  ist  von  Herakleides  aus  Tarent  nach  dem  Zeugniss  des 
Gal.  XVUl^  731  benutzt  worden.  In  derselben  stand  vielleicht  auch  das 
Geburtshülfliche,  was  Soran.  &  a.  0.  p.  96.  124  Dietz  anführt. 

48)  Plin.  XXI.  §.  180.  XX.  §.  187.  191.   Ath.  11.  46  d. 


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784  Yierandzwanzigstes  Capitel.     Die  Medicin. 

Apollodoros,  der  lologe,  welcher  über  giftige  Thiere 
schrieb  und  damit,  wie  gesagt,  die  Hauptqnelle  für  alle  folgenden 
Schriftsteller  dieser  Art  wurde,  lebte  zu  Anfang  des  dritten 
Jahrhunderts^^).  Er  war  Arzt  und  Naturforscher  zugleich;  sein 
Hauptwerk  führte  den  Titel  nsgl  d-figitov^^),  daneben  muss  er 
eine  zweite  Schrift  mit  dem  Titel  nsQl  d-avaai^ov  oder  Srilri' 
rriQiciv  tpaQ^iäxc^v  Terfasst  haben^).  Sehr  viel  hat  Plinius 
aus  ihm  entnommen*'),  sodann  ist  er  Quelle  für  Numenios*®), 
ferner*^**)  für  Nikandros,  für  Herakleides  Ton  Tarent*^),  für 
Sostratos*"^),  Sextius  Niger**),  endlich  für  Archigenes").    Auch 


44)  Er  lebte  nach  Aristoteles  (vgl.  Schol.  Nie.  Ther.  715)  und  ku« 
▼or  Erasietratos,  der  gegen  ihn  wegen  Einföhrnng  wnnderkr&ftiger  Arznei- 
mittel in  die  Arzneiknnde  polemisirte.  Vgl.  Feendo-Diosk.  p.  77  mit 
Gal.  XIV.  184.  0.  Schneider  Nicandrea  S.  182.  M.  Wellmann  Sextius 
Niger,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  66«  ff.  Wenn  Plin.  XXIV.  §.  167  (s.  C.  17. 
A.  129)  ihn  assectatorem  Democriti  nennt,  so  folgt  darans  höchstens,  dass  er 
sich  in  seiner  Schriftstell erei  an  Demokritos  (oder  Psendo-Demokritos)  an- 
geschlossen hat,  vgl.  Schneider  S.  186  nnd  gegen  ihn  M.  Wellmann 
a.  a.  0.  S.  562.  A.  2.    „S.  aber  die  Nachtrage".   (Suse mihi). 

46)  Ath.  XV.  681  d.  Schol.  Nie.  Ther.  716.  868.  Ael.  N.  A.  VÜI,  7. 
vgl.  12.  Letzterer  hat  ihn  nicht  mehr  selbst  gelesen,  sondern  verdankt 
seine  beiden  Citate  seiner  Qnelle,  dem  lologen  Sostratos,  ygl.  A.  60.  C.  10. 
A.  125.  C.  84.  A.  176 ;  er  beteichnet  dies  Werk  als  loyog  ^Qiaxog.  Plinins 
im  SohriftstellerverKeichniss  zn  B.  11  schreibt  ÄpoUodorus  qui  de  hestüs 
ven(nati8.  Vermathlich  hat  er  in  dieser  Schrift  eingehend  von  den  niederen 
Thieren  gehandelt.  Die  Fragmente  sind  gesammelt  von  0.  Schneider  Nican- 
drea S.  181  ff.  ApoUodoreisches  Gut  ist  Alles,  was  Nikandros,  Plinius, 
Dioskorides  gemeinsam  haben. 

46)  Schol.  Nie.  AI.  694.    Vgl.  Schneider  S.  187. 

47)  Ausdrücklich  als  Verfasser  de  bestiis  venetuOis  erscheint  er  zwar 
nur  im  Ind.  XI  (s.  A.  46),  aber,  wie  0.  Schneider  zeigt,  ist  er  auch  der 
Nichtarzt,  welcher  im  Ind.  XXIV — XXVII  von  den  beiden  Aerzten  aus 
Eition  und  Tarent  unterschieden  wird,  und  der  Arzt  im  Ind.  XXIX.  XXX, 
ein  Widerspruch,  den  Schneider  durch  die  Annahme  ausgleicht,  dass 
PliniuB  schwankte,  ob  er  ihn  als  Arzt  oder  als  Naturforscher  ansehen  sollte. 

48)  S.  A.  201.    Vgl.  Schneider  S.  188. 

48^)  Nach  dem  zwingenden  Beweise  von  0.  Schneider. 

49)  Er  hat  ihn  in  seiner  Schrift  ngog  'ActvSttfucvxa  ^  sicher  auch  in 
seinen  GTigiand  benutzt.     Vgl.  M.  Well  mann  Herm.  XXIII.  S.  569. 

60)  Gal.  XIV.  184.  xmv  91  avv^sxoav  17  fihv  nttg'  *AniflXo9m^m}  te- 
^emivTj  %a\  vno  Zmctqaxov  ^natvovfihri  nal  ndvxmv  9h  xA^  iksxBvsy 
Tiovxwv  naq'  avxov  fj  8ia  xov  tctfiaxog  xov  %BXt6vtjg  iexlv  rjde  %,  x,  l, 
Sostratos  aber,  wie  gesagt  (A.  46),  ist  wieder  die  iologische  Quelle  ffir 
Aelian.  N.  A. 


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Apollodoros.    Ophion.    Diagoras.    Herophilos.  785 

Aemilias  Macer  scheint  unmittelbar  aus  Apollodoros ;  nicht  aus 
Nikandros  geschöpft  zu  haben  ^). 

In  die  Zeit  unmittelbar  vor  Erasistratos  gehören  noch  zwei 
Aerzte,  von  denen  wir  aber  wenig  wissen: 

Ophion^*)  und 

Diagoras  aus  Kypros^^).  Beide  haben  über  die  Wirkungen 
der  Arzneimittel  gehandelt,  höchst  wahrscheinlich  aber  nicht  in 
besonderen  Schriften,  sondern  gelegentlich  in  ihren  therapeutischen 
Werken. 

Herophilos*^^  von  Chalkedon^^)  war  zugleich  mit  Phylo- 
timos  Schüler  des  Praxagoras^);  dessen  Irrthümer  er  späterhin 
vielfach  bekämpfte*^),  und  lebte  und  wirkte  hernach  in  Alexan- 

51)  Vgl.  Herrn.  XXIV.  S.  560  ff.  Ans  ihm  hat  DioBkorides  die  dies- 
bezüglichen Notizen  entnommen. 

52)  £.  Rohde  Aelius  Promotus,  Rhein.  Mus.  XXVIII.  1878.  S.  264  ff. 

53)  S.  Enaack  Anal.  Alex.  Rom.  S.  11.  A.  17. 

54)  Ophion  ist  von  Erasistratos  benutzt;  wenigstens  haben  beide  die 
Notiz,  dass  die  Skandix  zn  den  wildwachsenden  Gemüsearten  gehöre.  Vgl. 
Plin.  XXII.  §.  80  »  Diosk.  Mai  met  II,  167.  0.  benutzt  wieder  den  Diokles. 
Vgl.  Plin.  XX.  §.  34.  siscr  erraticum  .  .  .  unnam  ciet,  ut  Ophion  credit,  et 
vener em:  in  eadcm  sententia  est  et  Diocles^  vgl  Herm.  XXIV.  S.  565  ff. 

55)  Er  wird  von  Plin.  unter  den  Aerzten  im  Ind.  XII.  XIII.  XX-XXVII. 
XXXIII— XXXV  genannt  und  ward  schon  von  Erasistratos  citirt,  vgl. 
Dioskor.  IV,  165.  p.  557  Sprengel  =  Plin.  XX.  §.  200,  vgl.  §.  198,  s.  A.  166. 
Aus  Erotian.  TlsQoinxi,  p.  108,  4  ff.  erhellt,  dass  er  über  Hippokrates  schrieb. 

56)  lieber  ihn  und  seine  Schule  schrieben  vier  Aerzte  der  Folgezeit, 
Bakcheios  *Anofivrniov$vitata  ^Hgotpllov  ts  %al  xanv  ano  ttiq  olxütg  a^tov 
(Galen.  XVIII ^.  149,  s.  A.  256),  femer  hernach  Herakleides  von  Erythrae, 
Apollonios  Mys  und  Aristozenos  nsgl  zrjg  'HgotpCiov  atgicBtog  in  min- 
destens je  29,  7,  13  Büchern  (s.  C.  34.  A.  158.  167.  191).  —  F.  H.  Schwarz 
Herophilus  und  Erasistratus,  Würzborg  1826.  8.  Kuehn  Opusc.  med.  II. 
S.  298 ff.  £.  F.  H.  Marx  Herophilus,  Karlsruhe  u.  Baden  1838.  8.  De  Hero- 
phili  celeberrimi  medici  vita,  scriptis  atque  in  medicina  meritis,  Göttingen 
1842.  4.,  Gomm.  soc.  Gott.  VlIL  S.  79—136  (aber  schon  1836  gelesen,  so 
dass  die  deutsche  Bearbeitung  die  jüngere  ist).  Lieb  mann  Quos  medicina 
progressus  fecerit  per  Herophilum  Erasistratumque,  Würzbnrg  1845.  4. 
(Steht  mir  nicht  zu  Gebote;  ich  folge  vorzugsweise,  wenn  auch  nicht  aus- 
scbliesslicb,  Marx). 

67)  Pseudo-Galen.  Introd.  s.  Medic.  T.  XIV.  p.  683.  Galen.  III.  21  (wo 
natürlich  mit  Marx  XaX%rj96viog  f.  KuQxrjSövios  zu  schreiben  ist). 

58)  Galen.  X.  28.  xov  *Hg6(piXov  ixsivov  xhv  dtoXfxr&xov  xal  tov  <rvf^ 
(pottriTTiv  avtov  ^vX6tifiov  xal  tov  äiddanaXov  avtov  IlQaiccyoifav  Toy  dno 
'Aa%Xr}7tiov, 

59)  Galen.  VII.  584  f.  ovx  tva  iXiy^at^ti  UQaiayoQUv  iv  olg  aqxiXXsxai 
SuBiMiHi«,  grieolL-ftlez.  Litt-Oetch.  I.  50 


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786  Viemndzwanzigstefl  Capitel.    Die  Medicin. 

dreia**),  wohl  jedenfalls  schon  unter  Ptolemaeos  I^^),  vermuth- 
lich  jedoch  bis  in  die  Zeiten  von  Ptolemaeos  II  hinein.  Jeden- 
falls ward  durch  ihn  diese  Stadt  der  Hauptsitz  ärztlicher  Studien. 
Seine  Schule,  die  Herophileer^),  verbreitete  sich  von  da  auch 
nach  Pergamon  und  später  nach  Laodikeia  in  Syrien  ^^.  Sein 
eigentlicher  Leitstern  war  die  sorgfältigste  Beobachtung**),  und 

{tovto  fihv  yocQ  avzdifiicag  ^HQOtpiiog  ^n^a^s  fia^r^p  avtov  yivo^vog)  x.  t.  1., 
aber  in  zurfickhaltender  und  versteckter  Form,  &g  id'og  'H^o(pCl<p,  di'  i^- 
liTjvstag  ocaciq>ovgf  Galen.  X.  724. 

60)  Oal.  II.  7S1.  xal  iidXiaxd  ys  xara  riiv  'AXs^dvdifSucp  ovtco  ylvipovai 
xovg  xccXdfLavg^  olg  yqdtpofiSVj  ivQ'ct.  äuttqißovta  tov  *H(f6(pilov,  7iifC%'  awixB- 
fisv^  slxog  Srinov  x^  x^g  eUövog  6fiOiOT7}Ti  jCQoactx^ivxa  xovvoimc  ^ic^ai^ 
vgl.  A.  76. 

61)  Denn  ao  viel  dürfte  immerhin  ans  dem  nnhistorischen  Geschichtchen 
über  ihn  nnd  Diodoros  Eronos  Sex.  Pyrr.  II.  245.  4fvvsxQ6vtCB9  .  .  .  dio- 
dwQm  ,  ,  ,  dtg  ovv  iußaXoiT  noxB  coftov  6  diodmqog  {xe  Q'B^anBio^co^vog 
mg  xhv  ^HqotptXov,  l%ai^iBvxlifaxo  ^Bivog  n^og  a^bv  Xiymv  „rixoi  ^v  i  fj^ 
xonm  6  eoftop  mv  ixninxmuBP^  rj  iv  ^  ov%  fjv*  o^xb  Sl  iv  (o  r^v  ovxb  iv  a 
o^x  ^v*  ov%  a(fa  itLninxmxBv^^  mg  xhv  cotpicxriv  XmaqBi^  iav  fikv  xovg  xoi- 
ovxovg  Xoyovg,  xriv  d\  Ig  ^T^tx^^  ctqikdiovcav  avxm  n^oadyBiv  ^BQaKB£a9 
abzunehmen  sein.  £ine  andere  Anekdote  von  einer  als  Mann  verkleideten 
Schülerin  erzählt  Hygin.  Fab.  274. 

62)  OVHqofplXBiOi  (Gal.  VIII.  744.  912.  929  u.  9.),  ot  dno  "HqotpCXov  (Gal. 
Vm.  724);  Ol  f*»^'  "Hi^ofpiXov  (Gal.  VIII.  911),  ot  dno  x^g'Hffotpaov  at^i- 
CBmg  (Gal.  XIX.  847),  ot  ano  x^g  *HQO(piXov  oUlug  (vgl.  A.  66  und  Erotian. 
31,  10,  8.  A.  312). 

68)  Wo  znr  Zeit  Strabons  (XII.  680)  eine  grosse  herophileische  Lehr- 
.  anstalt  bestand,  s.  C.  84.  Galenos  ist  vielfeu^h  anf  die  Herophileer,  nament- 
lich die  späteren,  seiner  Zeit  näher  stehenden  übel  zn  sprechen:  er  wirft 
ihnen  vor,  sie  hätten  nicht  einmal  die  Schriften  ihres  Meisters  ordentlich 
gelesen,  und  tadelt  ihren  Mangel  an  praktischer  Prüfung  der  Lehren  des- 
selben (VIII.  869.  929  f),  ja  er  nennt  sie  Sophisten  nnd  Schwätzer  (VIU. 
980),  doch  zeichnet  er  den  Zenon  ans,  s.  A.  276. 

64)  Unrichtig  ist  freilich  die  Annahme  von  Marx  Heroph.  S.  60.  De 
Heroph.  S.  84,  dass  Gal.  X.  188  unter  6  xfi^^rixixog  xb  xal  iiinBiQi%6g  ihn 
verstehe,  nnd  s.  184.  ot  kbqI  xhv  ^Equelcxqatov  xb  xal  ^ÜQOtpiXov  ^£  ri^MBÜxg^ 
mcifBQ  xal  nqda^Bv  iSBl^afUV^  ovxBg  6oyiutxi%o£y  xfxumg  laxQBvovaiv  ^Xxog' 
ftova  yccQ  imxBtqovai  Xoyinmg  ^•SQanBVBiv  oaa  xmv  ogyavixmv  iavi  ftoqCmv 
tdia  voai^iiaxa  x.  t.  X.  Vgl.  A.  184.  166.  Aber  s.  Gal.  I.  109.  'AcxXrjmddtig . . . 
'EQaa^üXQaxov  ninXavr,ad'a£  (pTiCiw  ' HqotpiXov  yccQ  noXXa  €ivax6xp.rjx6xa  /»^ 
imifaxivai^  naQhv  uvxov  inl  xtfV  xmv  tpaivoftivmv  i^haaiv  xaxa  xh  %(focrt%ov 
iXd'ovxa  ccnoq>iqvaod-ai  n€(fl  xov  ngayuaxog  xal  fiii  do^aig  i^Xi^üitg  dnom- 
üxBvacti.  VIII.  929.  'HqotptXog  filv  ovv  mg  av  xd  x^g  aladiicBmg  itd^rj  yqd- 
tpmv  X.  T.  X,  Vgl.  Plin.  XXVI.  §.11.  sübtilioris  sectae  conditor.  und  so 
ging  denn  auch  aus  dem  Kreise  der  Herophileer  die  neue  Schule  der  Em- 
piriker hervor,  s.  A.  289. 


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HerophiloB  von  Chalkedon.  787 

obwohl  er  in  allen  Theilen  der.  Medicin  gründlich  zu  Hause 
war^),  SQ  machte  er  doch  ihre  Begründung  durch  anatomische 
und  semeiotische  Untersuchungen  zu  seiner  eigentlichen  Aufgabe 
und  war  Tor  Allem^  wie  schon  gesagt,  Epoche  machend  auf  dem 
Gebiete  der  Anatomie^.  Seine  Hauptschrift  auf  demselben 
'^i/aroftif  oder  ^Avatofiia  oder  ^Avato^txd  umfasste  min- 
destens 3  Bücher^'').  Vor  allen  Dingen  war  er  der  Entdecker 
der  Nerven*®).  Zwar  behielt  er  für  sie  den  alten  Namen  der 
Sehnen  und  Bänder  vsvQa,  ohne  für  letztere  einen  neuen  aus- 
zuprägen,  auch  seinerseits  noch  bei^®^)  und  betrachtete  auch 
in  der  That  Nerven  und  Sehnen  fälschlich  noch  als  zwei  ver- 
schiedene Arten  derselben  Gattung,  aber  er  bezeichnete  doch  die 
aus  dem  Gehirn  und  Rückenmark  entspringenden  im  Gegensatz 
gegen  die  von  Knochen  zu  Knochen  und  Muskel  zu  Muskel 
gehenden,  welche  die  Glieder  verbinden,  zuerst  als  die  Werk- 
zeuge  der   Empfindung    und   Willenskraft   {%QoalQa0i^Y^),     Im 


65)  6al.  V.  879.  'Tnno%(fdTTiv  xs  xal  JioxXia  %al  /I^a^ayo^ay  nul  ^l6- 
rifiov  *E(fa0iat(fax6v  ts  %ai  *Hif6(piXov  oaoi  z'  aXXoi  xr]v  ZXr^v  n^qi  xo  öm^ia 
xixvTtV  i^ifiad'ov. 

66)  Gal.  II.  895.  V.  650.  S.  A.  87.  136.  Vgl.  Gal.  XV.  184.  iyLUBiqoi 
xr^q  taxoQOVfLivrig  vXrjg  .  .  .  mansQ  Ev^Tj^iog  filv  xal  'H^otpiXog  dvatoiirjg, 

67)  Galen,  fahrt  grosee  Stellen  ans  derselben  an,  8.  A.  82.  88,  nnd  hat 
sie  ohne  Zweifel  durchweg  in  seiner  eignen  Schrift  nsql  dvaxofunmv  iyxsi- 
Qi^astov  (II.  215—781)  benutzt.  Er  citirt  II.  571  das  2.  Buch  {h  avxm  xovxm 
ßißXim  xä  9fvxiQ(p  xöav  'AvttxofLinmv)  ^  TV,  596  das  8.  (iv  x^Cxm  xr^g  *AvaxO' 
ms)'    ^^1*  die  folgenden  Anmm.  u.  Galen.  II.  848  f. 

68)  Deren  Anatomie  er  genau  beschrieb,  s.  Galen.  VIII.  212.  'HqotpCXov 
XB  xal  Evdr\yLov^  xmv  n(f(6xmv  fteO'  'ifcnoyi^dxriv  vivqcdv  dvatofiriv  intiisXwg 
yqoLtpdvxoiv,    VgL  A,  100. 

68^)  Wie  dies  ja  freilich  auch  in  der  Folge  noch  fort  und  fort  geschah. 

69)  Ruf.  V.  Ephes.  de  corp.  hum.  partium  appellationibus  II,  17.  p.  65 
Clinch,  p.  184  f.  Daremberg-Buelle :  %axd  {ikv  ovv  tov^'Ei^aaCaxQocxov  xal 
*Hq6(piXov  alüd'TixiH.oc  vsvi^a  iativ  (oder  vBVQci  iaxiT?)^  naxd  dl  'AanXrjnidifTiv 
ovdl  oXag.  %axd  filv  ovv  xow  'iqctaicxqaxov  diaadov  ovxmv  xmv  vBvqmVy 
ulo^xinmv  xal  %iv7jxi%£v,  xmv  (ilv  atod^xiyimv,  a  xaxo/Xas'Tai,  d^xäg  BV(foig 
av  h  fii^viyiif  xwv  ö'k  mvTjxixav  iv  iyHB<pdXm  xal  n<XQiy%B(paXidt'  %axoc  91 
xhv  'HgofpiXov  a  (liv  icxt  nQoatQBrt%d,  a  xal  ixBt  xrjv  ^%(pvaiv  dno  xov  iy~ 
yiBifdXov  xal  »oorixov  ^vbXov^  xal  a  (ihv  dno  6axov  slg  ooxovv  iftfpvBxai, 
a  Sl  dno  fivog  Big  (ivv,  a  xal  ovvÖBt  xä  a^^a.  Bei  der  bewegenden  Kraft 
seien,  so  lehrt  er,  Nerven,  d.  h.  aber  hier  wohl  nur  oder  doch  vorzugs- 
weise nur  Sehnen,  ferner  Arterien  und  Muskeln  thätig,  Aet.  Plac.  p.  413 
Diels  (Pseudo-Plut.  IV,  22,  8.  Fseudo-Galen.  Eist.  phil.  XIX.  318).  'Hqo- 
(piXog   ÖB   dvva(iiv   dnoXs^nst    nsQl    xu    ooafiaxoc    xtyijrtx^v    iv    vBVQOtg    xal 

60* 


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788  VienmdzwanzigBtes  Capitel.    Die  Medicin. 

Gehirn  beschrieb  er  genau  die  beiden  Hirnhäute  als  Geflechte 
von  Arterien  und  Venen,  die  durch  zarte  Membrane  zusammen- 
gehalten werden  "^^y  er  bezeichnete  das  Zusammenlaufen  ihrer 
das  Blut  führenden  Verdoppelungen''^)  in  einie  leere  Stelle  arn 
Scheitel'*),  er  schilderte  die  jetzt  so  genannten  Aderstränge'*), 
er  untersuchte  besonders  genau  die  Hiruhohlen,  in  denen  er  den 
Sitz  der  vernünftigen  Seele  fand'*),  und  zwar  besonders  wohl  in 

dqtrjQ^atg  xal  fivüi  %.  r.  X.  Nach  Gal.  VIII.  810  lehrte  er,  dasB  vier  Kräfte 
das  Lehen  regieren ,  titxaQag  vtp'  *HQO(pil(yo  Xiysad'cci  tas  Siotxovaag  ta 
i^a  9vvä(iBig,  Gal.  X.  6S6  erkennt  seinerseits  nur  drei  an,  die  ernährende, 
welche  ihre  Quelle  in  der  Leber  und  ihre  Canäle  in  den  Venen  ((plifisg), 
die  animalische  {imtixrj)  oder  erwärmende,  welche  dieselbe  im  Herzen  hat, 
und  deren  Canäle  die  Arterien  sind,  und  die  denkende  ?eele  {Xoyi%rj  ^z^)> 
deren  Sitz  das  Gehirn  ist.  Ob  diese  Eintheilnng,  die  auf  Demokritos  und 
Piaton  zurflckführt,  anch  die  des  H.  und  als  Tierte  Kraft  die  empfindende 
und  bewegende,  welche  in  den  Nerven  begründet  ist,  von  ihm  hinzugefügt 
war,  wie  Marx  vermuthet,  ist  höchst  unsicher,  wenn  auch  allerdings  die 
Natur  der  Sache  einigermassen  dafür  spricht  und  GaL  VIII.  645  wenigstens 
ausdrücklich  sagt:  *Hq6q>i>Xog  (ihv  yccQ  q>7ioi  Qoofirjv  xrig  %a%a  r^g  ocQTfj(fiag 
i<oti%rjg  dvvafismg  ulxCav  slvai  CfpoSgov  Cfpvyfiov,  vgl.  A.  95.  Jedenfalls 
aber  unterschied  H.  zwei  Arten  der  Bewegung,  eine  sinnlich  wahrnehmbare 
und  eine  nur  durch  Verstand  und  Vernunft  erkennbare,  Aet.  Plac.  p.  320 
Diels  (—  Pseudo-Plut.  I,  28,  6.  Stob.  Ekl.  1.  p.  396  H.  162,  16  f.  W.).  "Hq6- 
(ptXog  Tuvijasaig  tijv  filv  Xoytp  dfa^rrjy,  t^v  dl  aiadir^tiiv. 

70)  Gal.  II.  719  f.  ovoiid^ovci  S*  ot  niQl  tbv  ^HqotpiXov  avtd  xoQiotidij 
üvcxQifiiu^ttt,  nccQOvo(idaavtsg  dr}Xov6ti  töiv  xoqltov^  a  xotg  %vovy,ivotg  l'^o^cir 
iv  %v%X(p  nsQißißXrivxcci,  (pXsßmv  ovxa  xal  dQxrjQiav  nXiyitaxa,  Xenxoig  vfiia 
öwsioftivaiv.  Ruf.  a.  a.  0.  p.  35  (158  Dar.),  o  dl  xaXwtxmv  xdg  noiXiag 
MoQ'tv  %ixmv  xoQtosidrig'  ^ÜQogiiXog  61  xal  fLi^viyya  xoQiostÖ'^  nccXei. 

71)  Der  Blutsinus  (ainus  venosi),  wie  sie  jetzt  heissen. 

72)  Welche  er  ebendesshalb  die  Kelter  {Xr^vog)  nannte,  und  welche 
noch  jetzt  nach  ihm  den  Namen  torcular  Herophili  führt.  S.  Gral.  III.  708. 
avfißdXXovai  dl  naxd  xriv  xoQVtp'^p  xrjg  nstpucXijg  at  naqdyovaai  xb  aifui 
dtnXoaaeig  x^g'  ßi^iyyog  slg  ^j^oo^at'  xivd  xoiXijv  olov  Se^ccfisvjljVy  ^v  d^  xal 
dl'  avxo  xovxo  nqoaayof^tvBiv  id'og  icxlv  *HffOt:plX(p  Xrivöv, 

73)  Plexits  chorioidei  Ictterales  und  medius,  D.  h.  das  Geflecht,  welches 
durch  die  zum  Gehirn  führenden  Schlagadern  gebildet  wird,  indem  sie  sich, 
bevor  sie  die  harte  Hirnhaut  durchdringen,  vielgestaltig  unter  derselben 
spalten  und  reihenweise  über  einander  lagern.  H.  nannte  dasselbe  daher 
das  „netzartige".  S.  Gal.  V.  155.  dXXd  xal  avxov  xovdc  xb  dmtvosidlg 
nXiyiia  nqbg  x&v  dyLtpl  xov  ^Hgotpilov  HXrfilv  x.  x,  X. 

74)  A6t.  Plac.  p.  891  Diels  (Pseudo-Plut.  IV,  5,  4.  Pseudo-Galen.  XIX. 
815).  *Hq6(pdog  iv  rj  xov  iymtpdXov  noiXfy  fjxig  icrl  xal  ßdaig,  Tertull. 
de  an.  15.  ctVca  eerebri  fundamentum  (näml.  principaU  istud  cubare),  ut 
Herophüus» 


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Herophilos  von  Chalkedon.  789 

der  vierten  im  kleinen  Gehirn  ^^),  und  er  entdeckte  zuerst  die 
Röhre  oder  Furche  im  absteigenden  Fortsatz  des  letzteren'^. 
Ganz  besonders  verdient  machte  er  sich  ferner  um  die  Anatomie 
des  Auges,  über  welches  er  eine  eigne  Schrift  tcsqI  dqtd-aXfiäv'''^ 
verfasste.  Aus  ihr  stammt  ohne  Zweifel  seine  uns  überlieferte 
vortreffliche  Beschreibung   der  Sehnerven^®),   und  nicht  minder 


75)  Da  Gal.  III.  667  eagt,  er  scheine  diese  für  wichtiger  als  die  anderen 
zu  halten:  xal  olg  yt  tBta(ft7i  ^^  ^vrrj  xoiUa  vsvofiKStat^  %VQUixatrjv  avtriv 
ilvai  (paaiv  avtriv  ccnaamv  tav  xa^*  oXov  tov  iy%ig)aXov,  ^HQOcptlog  filv 
ov  xavxTiv,  dXlä  xriv  iv  tji  naQsyKstpaXidt  xvffimziifav  ioiHSv  vjioXaftßdvstv. 
Die  Behauptung  von  Galen.  III.  666  f.,  dass  er  für  das  grosse  Gehirn  den 
Namen  iynifpaXos  behielt,  das  kleine  aber  naQsy%s(paXlg  nannte  {xy  ita^By- 
7iS(paXldi  fCQog  xov  iyKitpaXov.  ovito  ya(f  inaxigav  xriv  fLOiffav  avtov  xaXerv 
id^og  iaxl  xoig  ntgl  xov  ^HgotpiXov,  xrjv  (ilv  ^(inQoa^sv  ttS  xov  navxbg  Svo- 
fiaxi  iyxicpocXov  .  .  .  t^v  9'  ^ctf^ev,  Sxt  xijg  n(f(6x7ig  (p^aodffrjg  xb  xov  nav- 
xbg bvofia  atpsxBQiaaa^ai  dinai6xe(fov  ov%ix'  fiv  tvQftv  ^xegov  ovofut  xfj 
7eaQsy%ecpaX£dt  xov  vvv  Svxog)  ist  an  sich  gewiss  richtig,  nnr  aber  hat  nicht 
erst  H.  diese  Bezeichnung  naQsyyistpaXig  erfunden,  sondern  schon  Aristo- 
teles Thiergesch.  I,  16.  494^  81  f.  496*  12  gebrauchte  sie,  und  zwar  indem 
er  noch  dazu  '^  naXovnivrj  naQ6yneq>aX£g  sagt. 

76)  Welcher  er  um  der  ähnlichen  Gestalt  willen  den  Namen  Schreib- 
feder {%dXafiog)  gab,  s.  Galen.  II.  781  vor  den  A.  60  angef.  Worten:  elxa 
TtifOüBXi  xbv  vovVf  onmg  ttva%Xa>fiivov  (iIp  ccvxov  (näml.  xov  evyknavxog  ü<6- 
fiaxog  o  fiiHQOv  m^oa^Bv  ^tprjfv  irnftBic^ai,  x^  noqoi  niqccg  ixov  a%(oXri%OBidig) 
nQocoi  yvfivovad'at  ovfißaivBt,  xtjv  onCam  %oiXlav  xriv  xBxdffxriv,  (lutctXiv  Sh 
KivovfiBvov  üccxaKaXvfcxBa^ttt  (i,hv  avxrjg  xb  nXBtaxov  fiiqog,  inBivo  dl  q>ai- 
vBod'ai^  onBQ  *Hq6(piXog  Bt%aitv  dvayXvtp^  xceXa/EiOv,  i  8iayqd<poftBv,  hvxcog 
ydg  iati  xoiovxov  %.  x.  X. 

77)  Aet.  Tetrabibl.  p.  132. 

78)  Chaicid.  in  Plat.  Tim.  p.  840  Meurs.  C.  246.  p.  279  f.  Wrobel.  Diese 
vom  Gehirn  nach  dem  Auge  gehenden  Nerven  nannte  er,  sei  es  ausschliess- 
lich sei  es  vorwiegend,  itogoi  „Gänge**,  s.  Gal.  III.  818.  xäv  yocq  inl  xovg 
6q)^aX(iovg  dn*  iy%B(pdXov  %axi6vx(ov  VBvgmv  xmv  aia9ifixi%Av ,  S  dii  %al 
noQOvg  mvofiatBv  ^HgotpiXog  x.  t.  X.  VII.  88  f.  xb  dn'  iyxBtpdXov  %oeTaq>BQ6- 
fiBvov  inl  xbv  otp^^aXfibv  vbvqoVj  8  9tj  %al  n6Qov  ovofidiovüiv  ot  «epl  xbv 
^HqofpiXoVy  ort  xovxo  pi^vov  (pavBQOv  Icxl  xb  xqf^fia  nvBVfiaxog  vndQX^^''^  bdbg 
alad^txov.  XIX.  80.  xmv  inl  xovg  otp^aXft^ovg  vBVQ(oVy  a  naXovaiv  *H(f6(piX6g 
XB  xal  Evdrifiog  noqovg.  Da  Galen,  sonach  bald  von  einem  bald  von 
mehreren  solcher  von  H.  91090^  genannten  vBvga  spricht,  fragt  es  sich,  wie 
weit  man  sich  auf  die  Genauigkeit  seines  Berichts  verlassen  darf,  und  ob 
nicht  vielmehr  Marx  richtig  vermuthet,  H.  möge  gleich  Ruf.  a.  a.  0.  p.  64 
(169  f.  Dar.),  der  ihm  zu  folgen  pflegt,  in  einem  weiteren  Sinne  die  Em- 
pfindungsnerven überhaupt  mit  diesem  Namen  bezeichnet  haben  im  An- 
gchluss  an  die  ähnliche  Terminologie  des  Aristoteles,  welcher  von  den 
Empfindungsnerven  schon  eine  gewisse  Vorahnung  gehabt  zu  haben  scheint 


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790  Vierundzwanzigates  Capitel.    Die  Medicin. 

beschrieb  er  die  Augenhäute  sehr  genau '^).  In  der  Gefasslehre 
beobachtete  er  die  weit  grössere  Dicke  der  Häute  Ton  den  Arterien 
als  von  den  Venen  ^)  und  die  abweichende  Structur  der  grossen 
vom  rechten  Herzen  zur  Lunge  führenden  Vene  von  allen 
anderen®^).  Am  Genauesten  hatte  er  die  Leber  behandelt®*). 
Mangelhaft  dagegen  war  seine  Beschreibung  der  Herzmündungen^). 


(b.  darüber  Susemihl  Jahresber.  XVll.  S.  269.  XXXIV.  S.  31.  A.  84.  XLII. 
S.  239.  A.  18,  vgl.  XXX.  S.  43.  Rhein.  Mus.  XL.  1885.  S.  683—687). 

79)  Besonders  die  Adernhaat,  Buf.  a.  a.  0.  p.  65  (171  Dar.),  daair  Sk 
ccno  xcäv  ansatifttiifiivcaVy  mg  fpriciv  ^HgocpiXoSf  doQa  fayog  atccq>vXfig  ofioiov, 
%axans7tXsYfisvov  dyysLotg  und  Termuthlich  die  den  Glaskörper  umgebende 
Haut,  die  sogenannte  Traubenbant  (tunica  humoria  vitrei)  und  nicht,  wie 
Manche  meinen,  die  Netzhaut  S.  Gels.  VII,  7,  13.  p.  279,  32  ff.  sub  his 
(duabus  tuntcis)  autem,  qua  parte  pupitla  est^  locus  vacuua  est,  deinde  infra 
rursus  tenuissima  tunica,  quam  Herophilus  uQuivoeidfi  nominavü.  ea  media 
subsiditf  sub  eoque  cavo  continet  quiddam,  quod  a  vitri  similitudine  vaXoei- 
dig  Graeci  vocant.  Ohne  Zweifel  richtiger  ist  die  Angabe,  dass  diese  Be- 
zeichnung „Spinngewebehaut**  vielmehr  der  alte  Name  war  und  H.  diese 
Haut  vielmehr  mit  einem  aufgezognen  Zugnetz  verglich,  Ruf.  a.  a.  0.  p.  36 
(154  Dar.).  %aXsLzaL  öl  aQxaiov  ovoiuc  d(faxvoBi9qg  duc  Xsnt6trixa'  ineiSri 
öh  ^HgotptXog  c/xa^f»  avxov  dfiLq>ißXriatQ<p  dvaan<o(iiv<p  y  ivuii  xal  dfktp^pXi]' 
axQOSid^  TiccXovaiv'  älXoi  dh  aal  vaXosidrj  dno  tov  vygov.  —  H.  Magnus 
Die  Anatomie  des  Auges  bei  den  Griechen  und  Römern,  Leipzig  1878.  8. 

80)  Gal.  III.  445.  dXX'  elg  tocovtov  aga  dtevrjvoxsv,  mg  ^H(f6fpiXog  dgd'mg 
ictoxda^ai  doiisC^  triv  d^riqCav  xfig  (pXsßog  lianXuaüxv  d7toq>rjvd(ievog  slvai 
zip  ndx^i'. 

81)  Er  nannte  sie  daher  arterielle  Vene,  dgtriqKoörig  (pXiijf,,  Ruf.  a.  a.  0. 
p.  42  (142  Dar.).  ^HgofptXog  dl  dgxriQKüdri  (pXißcc  xrjv  Ttajuvranji'  xal  {t^yloxriv 
xriv  dno  xrig  naqdiag  ytaXii  (psgo^iivriv  inl  xbv  nXev^ova'  ^x^i  yccg  vmvaV' 
xCcog  xa  uXiv^tovi  itQog  xä  aXXa.  —  S.  femer  noch  in  Bezug  auf  den  Embryo 
Soran.  a.  a.  0.  p.  69  f.  Dietz.  GvynByiQixcci  dl  xov  dgid'ii^ov  dyysLav  9vo  q>Xf- 
ßmSav  xal  ovo  dgxTjQmVj  St'  mv  slg  ^gitffiv  vXt^  atfiaxinri  %al  nvsvfucxixr^ 
naga%ofi£isxai  xoCg  iußgvoig.  iiupvsad^ai  dl  xavxa  *Efi,it6do%Xvjg  ftlv  eig  x6 
r^nag  ohxaij  ^aidgog  öl  slg  xrjv  %agöiav  ^  ol  Öl  noXXol  xdg  tpXißag  (ilp  eig 
xo  ^nag  ogSvxai^  xdg  öl  dgxrjgiag  ttg  %agöiav,  *Hg6<ptXog  öl  xdg  (pXsßag 
filv  zig  X7JV  %oCXiiv  (pXißUy  dgxrigiccg  öl  slg  xr^v  xgaxBtav  dgxriglav^  xriv  naga- 
xblvQvaav  xoig  anovÖvXo^g,  ngo  öl  xi}g  elg  cc&xijv  ifKpvaemg  nagd  xr^v  xvaxtv 
avxdg  nXayiotpogsiad-ai  nag*  i%axsgag  nXevgdg'  Evörifiog  öl  dnXmg  %axd 
tov  ifißgvov  (prjölv  ofitpaXbv  owdysc^ai  xd  dyyeia^  ndvxsvd'ev  öiaXvscd'ai 
ngog  xd  naivd  xigaxa  xdxca  xov  öiacpgdyfiaxog. 

82)  Galen.  IL  570  f.  giebt  seine  Beschreibung  derselben  mit  seinen 
eignen  Worten  wieder. 

83)  Und  in  den  nervenartigen  Fäden  (vsvgmöetg  öuxtpvüsig),  die  er  im 
Herzen  fand,  sind  keine  wirklichen  Nerven  zu  erkennen,  sondern  nur  die 
Enden  der  zu  diesen  Klappen  führenden  Häute.     S.  Gal.  V.  206.  ifiol  filv 


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Herophilos  von  Gbalkedon.  791 

Seine  zweite  Hauptentdeckung  aber  bestand  darin,  dass  er  zuerst 
die  Venen  des  Gekröses,  welche  in  die  Leberpforte  übergehen, 
von  denjenigen  Gefässen  unterschied,  welche  in  drQsenartigen 
Körpern  des  Gekröses  endigen^).  Er  war  also  der  Entdeckung 
der  Chylos-  oder  Milchgefasse  bereits  vor  Erasistratos  sehr  nahe, 
Ueber  die  Drüsen,  besonders  die  Speicheldrüsen  und  das  Pankreas 
stellte  er  zuerst  genauere  Untersuchungen  an®^).  Der  Zwölffinger- 
darm erhielt  von  ihm  diesen  Namen  ®^.  Die  Samenbildung  und 
den  Bau  der  Genitalien  bei  Mann  und  Weib  untersuchte  er  gleich- 
falls sehr  eingehend,  und  zwar  auch  am  menschlichen  weiblichen 
Körper  ^^,  und  daher  beschreibt  er  denn  auch  im  Ganzen  die 
des  letzteren  richtig  ®®).     Aus  der  Osteologie   wissen  wir  wenig 


SoHSi  tag  vno  ^HgotpClov  vsvgmdsig  9iaq>vasis  <ivofuia(iivag  avtas  ov  vevffto- 
dsiSi  <^ilX'  ayviK^ff  elgrinsvai  vevqa.  ni^ata  d'  iatl  ravta  vwv  inl  tots 
at6fiaet  trjg  na^SCag  vfiivmvy  vnl^  oav  'Effaaiarqazog  iilv  diiQißcig  iy^afpsv, 
^HQotpiXog  9'  dfieXmg.  Ob  die  Venen  ans  der  Leber  entspringen,  bezweifelte 
er,  Gal.  V.  648.  dno(fsiv  IuIq  d^xrig  ig>7iaev  .  .  .  *Hif6g)iXog.  Die  Herzohren 
rechnete  er  mit  zum  Herzen  nnd  nicht  zu  den  Gefässen,  Gal.  ü.  624.  a/yjf- 
astat  Ss  xal  ort  rd  tjjg  xaffäiag  ixa  tmv  nodtmv  avr/jg  intog  iativ.  tl  dk 
tig  avtd  iiifff)  vov  cnldy%viyi)  ^ifievogf  Saneif  ^HqotpiXog,  inl  nXiov  i^iteivs 
zov  d(f id'fiov  t&v  atoftarmv^  nal  tuvffj  do^si  duxfpmvsiv  'EffaciöZQatip  tB  xal 
rjfLiv  6lqri%6at>  d'  tu  ndvza  Blvai  cz6fULza  zmv  Ttazd  zijv  %aqdücv  dyysitov 
zsztdgotiv, 

84)  Gal.  III.  835.  ng&zov  (ihv  ydg  navzl  zm  fisasvtSQÜp  (pXißag  inoitjasv 
(uäml.  rj  (pvcig)  Idiag,  dvans^nivag  avzmv  z^  ^giiffti  zmv  ivziQoavy  (irj  negai- 
ovfiivovg  slg  to  ^imcQ*  mg  ydg  nal  ^HQ6(piXog  iXsyaVy  slg  ddBvmdrj  zivd 
acifiaza  zsXsvzmatv  ccizcci  at  (pXsßsg,  zmv  aXXmv  axacmv  inl  zag  nvXag 
dvaqjSQOiiivmv. 

85)  Gal.  IV.  646.  nsifl  mv  däivmv  ov  afn,%Qd  ^rizriaig  yiyovB  zoig  dva" 
TOfiixotff  dno  *Hgoq>CXov  zs  %al  Evdrifiov  z^v  difxriv  Xaßovaa, 

86)  Gal.  II.  572.  fiBzd  dh  zavzriv  SmdB%oidd%zvXov  oveav  z6  fi^HOff,  mg 
'HgoipiXog  dXrj^mg  iqtri  x.  t.  X.  780.  r^v  SmdBnaSdnzvXov  vno  ^HgotpCXov  tukXov- 
fiivTjv  ^%(pvaiv. 

87)  Gal.  U.  890  (s.  A.  192).  895  (s.  A.  2). 

88)  S.  GaL  IL  896.  897.  150.  Soran.  b.  Oribas,  XXIV,  81  u.  a.  a.  0. 
p.  9  Dietz.  Seine  Schüdemng  der  Eierstöcke  theilt  GaL  IV.  596  f.  wiederum 
wörtlich  mit.  Desgleichen  legte  er  dar,  wie  aus  dem  Blute  der  zu  den 
Hoden  führenden  Gefässe  der  Same  in  letzteren  erzeugt  und  durch  die 
Nebenhoden  und  den  Samenstrang  i^ogog  anBgfiMzmog)  in  die  Samenbläschen 
geführt  wird,  s.  Gal.  IV.  566  xal  h  noQog  b  anegfjLazi%6g ^  .  .  .  ivzBv^sv 
dQVOfisvog  zriv  yoviiv  inl  zr^v  i%(pvciv  dvatpigst  zov  aldoiov,  xal  did  zovzo 
olpLai  xal  ^Hg6(pyXov  olrjdijvai,  (ifidiv  zi  (liya  avviQydisod'ctt  z^  ysviai  zov 
antQuazog.  582.  ^x  zavzTig  (näml.  diSvpUSog)  Big  z6  onBQfuxztuov  dyyBiov,  ov 
nugaczdzriv  TttgcoBtS-^  z6  ngog  reo  %avXm  fiigog  ^HgotpvXog  mv6ficcaBV,  dfucQ' 


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792  Viernndzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

von  ihm®^),  dagegen  kennen  wir  seine  Lehre  von  den  Träumen^ 
und  vom  Athmen^^). .  Wie  es  scheint,  erkannte  er  im  Gegensatz 
zu  Praxagoras  richtig,  dass  anch  die  Venen  Blut  enthalten  und 
es  vom  Herzen  ziehen^),  und  während  Praxagoras  geglaubt 
hatte,  sie  pulsirten  von  selber,  erklärte  er  vielmehr,  dass  sie 
diese  Kraft  des  Ausdehnens  und  Zusammenziehens  ihrer  Häute 
gleichfalls  vom  Herzen  empfangen  ^^).    Und  von  hier  aus  ward 

xdv(ov  fisv  xal  avrög,  oxi  rm  a7fSQfiocTi%m  nXiov  tj  toCg  OQxectv  dva<pi(fsi  z^g 
xov  anigfiaxog  ysviastog  x.  t.  X.  Die  EDtstehnng  des  Samens  und  ebenso 
der  Milch  ans  dem  Blute  erklärte  er  theils  anatomisch,  theils  physiologisch, 
s.  Octay.  Horatian.  Rer.  medic.  lY.  p.  102.  Argentor.  (1682)  abgedr.  bei 
Marx  Heroph,  S.  87  f.    De  Heroph.  S.  117.  A.  1. 

89)  Nämlich  nnr,  dass  er  das  Zungenbein  naQaotccTrjs  genannt  habe 
(Poll.  II,  4.  Ruf.  p.  87  —  146  Dar.)  und  das  Wadenbein  nsquig  (Ruf.  p.  33 
=  149  Dar.). 

90)  Aöt.  Plac.  p.  416  (Pseudo-Plut.  IV,  2,  8).  "HQ6(paog  tmv  ovsCi^mv 
tovg  ftiv  ^Bonifintovg  xar'  dvccyxriv  ylvsad'aiy  rovg  Sl  (pvat%ovg  dvfi3nlih' 
noiovfiivrig  ^vxijg  to  cvfj^tpiQOv  aitij  xal  x6  ndvttog  iaofievoVf  tovg  Sl  tfvy- 
Ttgaiiccttiiiovg  '{n9Bv(iati%ovg?  Diels,  aber  dies  ist  schwerlich  die  richtige 
Heilung,  vgL  A.  91)  [ix  tov  ctvtofidtov]  xav'  BldtoXonv  ngöcfermaiv,  otetv  a 
ßovXotte^a  ßXinmiisv^  mg  inl  xmv  xdg  igmfiivccg  OQtovxmv  iv  vjcvip  yhBxat. 

91)  A3t.  Plac.  p.  418  f.  (Pseudo-Plut.  IV,  22,  8).  Er  erklärte  dasselbe 
durch  einen  natfirlichen  Wechsel  von  Zusammenziehung  {cvatoXri)  und  Aus- 
dehnung ißiaaroXri)  der  Lunge,  indem  sie  vermOge  der  ersteren  zunächst 
die  Luft  einathmet,  dann  vermöge  der  letzteren  dieselbe  in  den  Thorax  er- 
giesst,  vermöge  der  ersteren  wieder  von  da  aufnimmt  und  vermöge  der 
letzteren  wieder  ausatbmet.  Femer  lehrte  er,  die  Bewegung  des  Embryo 
sei  eine  mehr  allgemein  physische,  durch  die  vsvqa  vermittelte  und  nicht 
eine  pneumatische  (durch  das  Athemholen  bedingte?)  Bewegung,  und  der- 
selbe werde  zu  einem  animalischen  Wesen  erst,  nachdem  er,  zur  Welt  ge- 
bracht, etwas  Luft  geholt  habe,  Agt  Plac.  p.  426  (Pseudo-Plut.  IV,  16,  6). 
*Hff6q>iXog  nlvriaiv  dnoXelnsi  (pvai>%riv  xoCg  i(i§Qvoig,  o^  nvBviiatiKi^v'  Ttjg  9} 
mvi^asoag  atxuc  vfVQW  xoxe  di  ima  ylvBC^ai^  Sxav  nqoxv^ivta  ngoaXdßr^  xi 
xov  dsQog, 

92)  Doch  bestritt  er  noch  nicht  gerade,  dass  sie  auch  Lebensluft  oder 
warmen  Lebensgeist  (nvsvna)  aufiiehmen,  s.  Gal.  IV.  171  f.  ma^'  oxav  dno- 
^<J5(rt,  nmg  slg  SXov  x6  amfia  nocQo,  xrig  nagÖUtg  noftta^i^osxai,  x6  nvsv^ 
n87tX7j(f<o(ieva)v  cctiiaxog  xmv  dffxriqimv^  ov  x«^^^^^  iniXvoais^m  xr^v  dnoQitcp 
avxciv  fkrj  niiunsc^ai  tpdvxag^  dXX'  fXx^ff^a»,  fti^x'  in  %aQ6ir}g  fiovrjgj  dXld 
navxaxo^ev^  wg  *HQotpCX<p  xe  %al  nqo  xovxov  Tlqaiayoq^  xal  ^Xoxliuo 
xal  zJiouXbi  %al  nXBiatovC%m  xal  ^InnonqdxBi  xal  y,vq{oig  ixigoig  dgianet. 
üeber  die  Pneumalehre  der  Alten  s.  Siebeck  Gesch.  der  Psychol.  I,  1 
S.  180—160. 

98)  Gal.  VIII.  702  f.  ixt,  Ös  fiB^tfov  aXXrj  duetpoqd  xotg  UcxQoig  ix^ncclttiov 
nsifl  xmv  dQxrjQtöiv  iyivBxOy  xivmv  fthv  tiyovftivav  avxäg  i|  iavxmv  atpviBiv 
ovfLffvxov    ixovcag  6(ioimg  xfi  yiagdi^  xr^v  xotavx-qv  övvafiiv^  cov  i<n^  xal  • 


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Herophilos  von  Chalkedon.  793 

er  denn  der  erste  Begründer  der  Pulslehre  ^),  welcher  voll  und 
ganz  den  kolossalen  ärztlichen  Werth  der  Beobachtung  des 
Pulses  erkannte^  und  er  scheint  auch  die  Lehre  desselben,  welcher 
er  eine  eigne  Schrift  itsgl  6q)vyiiäv  in  mehreren  Büchern®*) 

UgaiayoQug,  hC(ov  d\  otpvistv  filv  avtov  (jocvtocg?)  tov  ;i^irc5yos  a'ötmv  dtaazstko- 
ftivov  X6  xal  üvazfU.o(iivoVf  nccd'dnsQ  ij  nagdüc,  tijv  Svvaiii,v  8h  ov%  ixovamv 
avfifpvtoVf  Tj  tovTO  dgmiSiVj  dXXa  nagd  Ttagd/ag  Xocfißccvovawv  ^  rjg  yvoofirig 
ix^xai  xorl  'HgocpiXog,  Doch  trügen  auch  noch  andere  Umstände  zur  Ent- 
stehung des  Pulses  bei,  744.  insi9r^  %al  älXa  xivd  avvxsXeip  slg  triv  tmv 
atpvyfiwv  yiveaiv  6  *HQ6(fiXos  avxog  (p7j<n  xal  ndmtg  ot  dit  avxov  xXi^^eV- 
xtg  *H(fO(pÜ.6ioi>. 

94)  Denn  so  hinge  man  glaubte,  dass  die  Arterien  nar  Pneoma  und 
keine  Säfte  enthielten,  war  auch  keine  Einsicht  in  den  Zusammenhang 
ihres  Pulsirens  mit  den  übrigen  organiBchen  Vorgängen  möglich. 

95)  Gal.  Vni.  966.  t^C  Xi^emg  .  .  .  iv  x^  ngoatco  [nsgl]  xAv  ^HqotpCXov 
nsQl  öffvyfioiv  yBygafifiivrjg,  724.  iv  dgx^  xoii  nqmxov  nsgl  üq>vyficow. 
Vgl.  716.  iv  dgxv  ^^^  ^^Q^  a(pvyfi6v  ngayfuxxs^ag,  726,  wo  die  Qegenschrift 
des  Herakleides  von  Tarent  erwähnt  wird,  s.  C.  84.  A.  47.  Eine  eigne 
Schrift  über  dies  Werk  des  H.  verspricht  Gal.  IX.  279.  idC^  ygdipofitv 
vnhg  xrig  Hgoq>CXov  mgl  xovg  a<pvyfU)vg  xixvrjg.  Aus  den  erhaltenen  Arbeiten 
desselben  lässt  sich  leider  nor  unvollkommen  erkennen,  was  schon  dem  R 
nnd  was  erst  dem  Gal.  angehört.  Die  Bezeichnung  ntpvyyioC  in  dem  von 
da  ab  gebräuchlichen  Sinne  (über  die  ältere,  von  Erasistratos  beibehaltene 
Anwendung  dieses  Wortes  s.  A.  162)  übernahm  Ersterer  von  Praxagoras,- 
ä.  Gal.  yni.  498.  ^  81  Jlgcc^ayoQov  X8  xal  ^HgotpCXov  ZP^aiß  hi  xal  slg 
xoSt  %qocxeS.  atpvyfiov  ydg  ovxoi>  ndaav  dgxrjgiÄv  mlIvticiv  trjv  alad^xriv 
naXovatVy  aber  im  Gegensatz  zn  diesem  legte  er  dar,  dass  diese  Oscillation 
der  Arterien  etwas  von  dem  Zittern,  Krampf,  Zucken  anderer  Eörpertheile 
und  wohl  auch  vom  Schlage  des  Herzens  specifisch  Verschiedenes  sei,  Gal. 
VlII.  723.  O'ö  fffitx^a  d'  dvxiXoyia  ntgl  xüiv  na^mv  xovxtov  yiyopep  *Hg(h- 
KpCXta  ngog  xov  dtddanaXov  IJga^ayogav  ov%  og^mg  dnoq>rjvdf/kivop  dgtrjgimv 
nd^og  flvai  xal  naXfidv  xal  xgofiov  xal  cnctafiov,  o^  yivei  Siutpigovxa  xrig 
afpvyfiddovg  iv  avxo£g  mvi^asiog,  dXXd  (isyid'si  x.  t,  X,  Im  üebrigen  behielt 
er  die  Definition  des  Prazagoras  bei  (s.  o.),  Puls  sei  jede  fflhlbare  Bewegung 
der  Arterien,  jedoch  mit  dem  Zusatz:  auf  welche  sich  die  Diagnose  der 
gegenwärtigen  und  die  Prognose  der  künftig^en  Zustände  begrfindet,  so  je- 
doch, dass  wir  zu  diesem  Zweck  des  Pulses  am  Herzen,  am  Gehirn,  an 
den  Hirnhäuten  nicht  bedürfen,  s.  Gal.  VIU.  717.  q>cc^st€ci  ydg  6  dvrig  ovxog 
anaaav  dgxrigiiav  nCvriaiv^  fjv  bgmfisv  l|  dgxrjg  rifiiv  ^atg  tiXovg  ^ndgxovQuv, 
ovond^siv  6(pvyfi6v,  i^  ai  xal  xdg  diayvmang  x&v  nagommv  xal  xdg  ngo- 
yvtoe^ig  x&v  icofiivcov  noiovfiBi^cc,  uriShv  xov  %axd  xiiv  xagSüip  rj  xov  iy%i- 
tpaXov  jj  xdg  fij^viyyag  Ssofisvot  0<pvy(iov,  Abgesehen  von  der  Ordnung 
(xd^ig)  und  Störung  (aTa£^),  Gleichförmigkeit  {onaX6xrig)  und  Ungleich- 
förmigkeit  (dvtofutXia)^  in  Bezug  auf  welche  er  von  einem  gemsenartig 
springenden  (ßogxadCtatv)  Pulse  sprach  (Gal.  VUI.  556)  und  vermuthlich 
noch  von  manchen  anderen  Unterschieden,  die  Gal.  IX.  80—85  entwickelt, 


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794  Yieruadzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

widmete^  im  Wesentlichen  bereits  so  weit  zum  Abschlösse  ge- 
bracht zu  haben,  wie  es  überhaupt  im  Alterthum  geschah.  Ganz 
besonders  eigenthümlich  ist  seine  Theorie  vom  Bhjthmos  des 
Pulsschlags  ^^),  welche  mit  Recht  viel  bewundert  ward,  nachmals 
freilich  auch  vielen  zu  subtil  erschien  ^^.  Die  allgemeine  Patho- 
logie und  Therapie  behandelte  er  in  seiner  Schrift  über  die 
Krankheitsursachen,  tcsqI  airicov^^).    Im  Gegensatz  zu   Erasi- 

bezeichnete  er  als  cUe  Hanptanterschiede  der  Palsarten  Ümfimg,  Schnellig- 
keit, Heftigkeit  nnd  Rhythmos,  s.  Gal.  VIII.  692.  o  dh  "HQüipUag  xara 
yivog  tag  aXXag  dicKpo^ag  x&v  otpvyii^v  in^'ifuvog  ovtiog'  ft^iys^g  "^^Z^ 
o(podQ6 TTjg  (v^fiog.  davivyatg  %ax'  tläog  td^ewg  iiivi^üdjj  %al  dta^iag  ofut* 
loxTJtog  XB  %ctX  dvmfuaXiag ,  vgl.  858.  tamg  ydff  xal  o  xov  naMg  vnh^  xov 
avftfisxQOP  iaxiv.  *H^6(piXog  yovv  nozl  filv  svfisyid'rj  xov  Cfpvyfiov  xovxov 
ovofid^eL,  -  966.  (iriSafiOv  ZQfixai  xgbg  (ir}Ö8V  ^H^otpiXog  x^  nX'qqBi  fftpvyfia, 
976  f.  iaxi  %al  xr^v  yuxxd  nXtiQoxrjxa  9i.a(po(fdv  vnaQXOVüctv  .  .  .  yi¥na%£69-at. 
Als  Ursache  ^er  Heftigkeit  bezeichnete  er  die  Stärke  {(nofiri)  der  ani- 
malischen Erafb  in  den  Arterien,  Gal.  Ylll.  645,  s.  A.  69. 

96)  Die  Znsammenziehnng  der  Arterien  betrachtete  er  nämlich  als  ihre 
eigentliche  Eraftänsserung  (ivBQyeui),  ihre  Wiederausdehnung  als  die  Rück- 
kehr in  den  natürlichen  Znstand  (Gal.  YIII.  747.  idv  yd^  d%^6g  srnixtu 
xoig  *HQO€pä,ov  doyyMaw^  ij  cvaxoXri  filv  ivi^ysia  xmv  dQxrjQimv  iöxiv,  ij  dia- 
axoXij  dh  Big  xrjv  oUs^ccv  xal  (pvai^iriv  naxdaxaaiv  xov  ümfuitog  uvxmv  htd- 
vodog)f  dergestalt  dass  zwischen  beiden  jedesmal  ein  Moment  der  Ruhe 
liegt  nnd  der  ganze  Prozess  also  ans  yier  Momenten  besteht  (Gal.  YIII. 
908  f.),  nach  jetzigen  Begriffen,  so  bemerkt  Marx  Heroph.  S.  96.  De  Heropb. 
S.  126.  A.  3,  Einströmen  des  schwarzen  Bluts  in  das  rechte  Herz,  Hinanf- 
getriebenwerden  in  die  Lnnge^  Rückkehr  des  gerötheten  in  das  linke  Herz, 
Aasgetriebenwerden  in  die  Aorta,  und  so  sah  er  denn  nnn  mit  Yollem 
Recht  die  Systole  als  die  Hebung  und  die  Diastole  als  die  Senkung  an 
und  mass  danach  den  verschiedenen  Rhythmos  des  Pulses  je  nach  den  Ter- 
schiedenen  Lebensaltem  und  Eörperzuständen  bei  Gesunden  und  bei  Kranken, 
Gal.  YIU.  911  ff.  IX.  278  f.  464  f.  Censorin,  D.  N.  12,  4.  Marcian.  Cap.  IX. 
§.  926.  p.  848,  3  f.  Eyssenh.  vgl.  Achill.  Isag.  p.  13^.  Yitray.  I,  1. 

97)  Plin.  XI.  §.  219.  arteriarum  puUus  .  .  .  descriptus  ab  Herophih 
medicinae  vate  miranda  arte  nimiam  propter  suptüücUem  desertus,  XXIX 
§.  6.  omnis  eaa  (acholas)  damnavü  Herophüus  in  musicos  pedes  venarum 
pulsu  discripto  per  ctetatum  gradus,  deserta  deinde  et  haec  secta  est,  quo- 
niam  necesse  erat  in  ea  litter<x8  acire. 

98)  Aus  welcher  Apollonios  von  Eition  im  3.  B.  ns^l  a^Qtov  ein 
längeres,  zuerst  aus  ihm  von  Ant.  Cochi  Dell'  anatomia,  Florenz  1746.  4. 
bekannt  gemachtes  Bruchstück  aufbewahrt  hat.  Es  ist  abgedruckt  bei 
Marx  Heroph.  S.  101  f.  De  Heroph.  S.  134  f.  A.  3.  Yermuthlich  standen 
zum  Theil  in  ihr  auch  seine  allgemeinen  Aeusserungen  über  das  Wesen 
und  den  Werth  der  ärztlichen  Kunst,  wenigstens  zum  Theil  jedoch  waren 
sie  YieUnehr  in  seiner  Diaetetik  enthalten,  Sex.  Math.  XI,  60.  ^HqotptXog  dh 
iv  Tcj   JtatXTixtnm  xal  aofpCav  fpr^clv  dvBnidBi^xxov  %al  xixvrjw  adtiXov  nal 


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HerophiloB  yon  Chalkedon.  795 

Stratos,  der  nach  der  entgegengesetzten  Seite  viel  zu  weit  ging^^), 
blieb  er  der  hippokrateischen  sogenannten  Humoralpatbologie 
treu,  indem  er  die  Krankheiten  als  Leiden  der  Säfte  ansah ^^). 
Trotz  diesen  seinen  Untersuchungen  über  die  Entstehungsgründe 
derselben  legte  er  indessen  seiner  ganzen  Richtung  gemäss  viel 
mehr  Gewicht  auf  die  Feststellung  der  Thatsachen  als  auf  die 
Erklärung  der  Ursachen  *^).  Eine  um  so  grossere  Bedeutung  schrieb 
er  der  Unterscheidung  der  wahrnehmbaren  Zeichen  der  Krank- 
heiten^®^), also  der  Semeiotik  und  Prognose  zu.  Hieher  gehört 
ausser  jener  seiner   Schrift   über   den   Puls    auch   sein   vielfach 


laxvv  avaymvictqv  %al  nXovxov  &xqsiov  xal  X6yov  dSvvcctov  vysCaq  dnovarjg. 
In  diesen  Aeossernngen  zeigt  sich  manchmal  seine  etwas  spielende  Vorliebe 
für  die  Dreitheilnng,  welche  bei  diesem  sonst  dem  allgemeinen  Theoreti- 
siren  ziemlich  abholden,  ja  selbst  übermässig  abholden  Manne  ein  recht 
auffallendes  Beispiel  für  die  Widersprüche  in  der  menschlichen  Natur  ist. 
S.  Gral.  XIV.  688  f.  ^Ilgotpilm  Ss  (nämL  SoKst)  ort  fer^tHi}  iaxiv  iicufti^ftTj 
vyisivcov  %a\  vocad^v  %€c\  ovdstsQcov.  rifimv  ycc(f  tovtcap  yvmaiv  fx^i  x.  t.  X. 
VI.  388.  el  äl  xal  t(fitri  xtg  iint>  duk^^oig  <r(0(LNxrog,  r^v  ot  mql  ^HqotpiXop 
ovSstfQav  ovoftdiovci.  XI.  421.  tgixo^s  Sl  tmv  ovdsxiqayif  XByo^ivmv^  AanBq 
xal  ^HqotpiXoi  dtjjQSizo,  z£v  (ilv  xA  fiexixBtv  tmv  an(poxeQ<ov  tmv  ax^oy, 
zmv  dl  xm  firidsteQov,  xav  öl  vvv  likv  xovde  vvv  d\  xovÖe. 

98^) 's.  A.  160.  161. 

99)  Geis.  I.  Prooem.'  p.  3,  21  f.  8%  in  humidis  omne  Vitium  est,  ut  Ilero- 
philo  Visum  est.  Pseudo-Qal.  Intr.  XIV.  398  f.  oV  {ilv  fUvois  xoCg  X'^f^^S  '^^^ 
xs  %axd  (pvaiv  xrjv  cvaxaaiv  xal  rmv  nagd  (pvciv  xijv  alxiav  dvi^eaav^  dtg 
riQa^ayoQtts  xal  *Hq6(piXoq,  Defin.  XIX.  891.  voarjfia  ,  .  .  ot  ^HqofpiXeiot 
ndd'og  Xsyovaiv  sivai  x6  dvaXvxov  xal  dnivtixov  ov  rijy  alxCav  iv  vy^oig 
slvai.  Vgl.  auch  Soran.  a.  a.  0.  p.  212  Dietz.  Ueber  die  Frage,  ob  es  be- 
sondere Frauenkrankheiten  gebe,  s.  Soran.  p.  210:  xtvlg  öl  (irj  ylvte^ai, 
xa^dnBQ  %axd  tovg  nXelaxovg  *B^aaiaxQaxog  xal  'HgotpiXog  x.  t.  X, 

100)  Und  trotz  seiner  Schrift  über  die  Ursachen  der  Krankheiten.  So 
machte  er  die  glänzende  Beobachtung,  dass  bei  gewissen  Lähmungen  nur 
die  Empfindung,  bei  anderen  nur  die  willkürliche  Bewegung,  bei  noch 
anderen  beide  aufgehoben  werden,  yerfolgte  sie  aber  nicht  weiter,  was 
Galen,  mit  Recht  bedauert,  VIII.  212.  ddLOifiaxov  dl  xovxo  xaxaXsitp^lv  vip* 
^HqofpCXov  xs  xal  EvdtjfioVj  xmv  TtQtoxotv  fisd"*  ^InnoiiQdxriv  vsvfftov  dvaxofiriv 
iniftiXcäg  yQatffdvxcav  (vgl.  A.  68)  ov  afiixQav  fiJTijaii^  %a(^io%B  xoüg  laxqoig^ 
oniog  iviai  yilv  xmv  naQaXvasmv  aÜad'riaiv  iiovipfy  iviai  dl  trjv  ngoaiQSxixrjv 
xivrioiv^  iviai  dl  dfHpoxsQug  diatp^iiqovai. 

101)  GaL  XVill^  12  ff.  (und  nach  ihm,  s.  A.  102,  Stepbanos  yon 
Athen)  tadelt  freilich  seine  Unterscheidung  von  nqoyvtootg  und  nQoqgriatg 
wohl  nicht  mit  Unrecht  als  sophistisch  (13.  ot  dl  negl  xov  'Hf^otpiXov  xriv 
{tlv  nqoyvmGiv  xb  ßißaiov  ix^iVj  xriv  n^oggriaiv  d*  ovxixi  x.  x,  X.),  In  der 
Würdigung  und  Deutung  dieser  Zeichen  war  er  vielfach  anderer  Meinung 
als  Erasistratos,  Sex.  Math.  VIII.  188.  219  f. 


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796  Vierundzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

polemischer  Gommentar  zu  den  pseudo-bippokrateiscben 
ITq  oyvmarixd  ^^^.  Lebhaft  angeregt  durch  die  neuen  Erkenntnisse, 
welche  die  Züge  von  Alexandros  dem  Grossen  in  allen  Reichen 
der  Natur  erschlossen  hatten  ^  machte  er  sich  auch  um  die  Er- 
weiterung der  Arzneimittellehre  sehr  verdient  ^^).  Er  legte,  auch 
hierin  im  Gegensatz  zu  Erasistratos,  einen  sehr  hohen  und  viel- 
leicht zu  hohen  Werth  auf  Arzneien  ^^).  Seine  Anweisungen  zu 
ihrem  Gebrauch  gab  er  in  seinen  therapeutischen  Schriften**^). 
Dass  er  indessen  auch  nicht  alles  Heil  von  ihnen  allein  erwartete, 
erhellt  daraus ,  dass  er  auch  über  Diaetetik  eine  eigne  Schrift 
^tacrrjttx6g  verfasste^^  und  einer  der  gründlichsten  Kenner 
der  Gymnastik  war**^').     Dem    Gebiete  der  speciellen   Therapie 

102)  Gal.  XVIIlb.  16  f.  xaAZtw  ovv  fioi  donei  .  .  .  iittacat  .  .  .  av^ig 
inl  axoXrJ9  nX^lovog  iv  Stigi^i  ngayfiaxsfy  (ob  6a1.  wirklich  daea  g^elangt 
ist  eine  solche  zu  schreiben,  wissen  wir  nicht)  xal  dtcta%ift>aa^ai  nsgi 
tmv  *HQOtpCkov  nqh^  xo  nQoyvajoxinhv  ^InnoKgdxovg  avxBiQrjiiivmv,  CaeL 
Aur.  M.  Chr.  IV,  8.  p.  ö36.  libro  quem  ad  HippocrcUia  Prognosiicwn 
scripsit.  Stephanos  von  Athen  (im  7.  Jahrh.)  hat  ihn  sicher  nicht  selbst 
gelesen,  sondern  was  er  (bei  Dietz  Apollonii  Citiensis,  Stephan!  etc. 
scholia  in  Hippocr.  et  Gal.  I.  p.  61)  anführt,  hat  er  offenbar  aus  GaL 
XVIIP.  12  ff.,  8.  A.  101,  vgl.  p.  78  unten:  hsgoi  öl  liyovai,  x.  t.  X.  mit 
Gal.  a.  a.  0.  17  f. 

108)  Plin.  XXVI.  §.11  will  freilich  nicht  viel  davon  wissen. 

104)  Cels.  V.  Praef.  p.  161,  4ff.,  «.  A.  166.  Er  bezeichnete  sie  in  rich- 
tiger Anwendung  als  „Hände  der  Götter",  s.  Gal.  XII.  966.  olov  nsg  ^-läv 
XBiQ€C£  ilvai,  xoc  (pägfianct,  Flut.  Qu.  sjmp.  IV,  1 ,  8.  668  G.  xäg  ßtxffiluuts 
xal  dXsiiq>aQfi.oi%ovg  i%e£vag  öwdiisigy  ag  ^•emv  x^tgag  tovofiaitv  ^6  'Hgo- 
(piXog  ^^y  'Egaaütxgaxog  öiTiXsyx^  ^-  ^-  ^m  b.  A.  166.  Scribon.  Larg.  de 
compos.  medic.  Praef.  z.  A.  inter  maximos  quondam  habittis  medicos  Hero- 
phüua  . . .  fertur  dixisse  medicamenta  divinum  munus  (divtim  manus  ?)  esse.  Er 
überschätzte  die  Macht  derselben  wohl  entschieden  einigermassen,  Plin.  XXV. 
§.  15.  inde  et  plerosque  ita  video  existimare  nihü  non  herhairum  vi  effici  posse, 
sed  plurimarum  vires  esse  incognitas,  quorum  in  numero  fuit  Herophüus  elc. 
Auch  drastische  (s.  Plin.  XXV.  §.  68.  Herophili  .  .  .  qui  heHleborarum  [näml. 
drcichmcis']  fortissimi  dueis  simüitudini  <iequab<U)  und  zusammengesetzte, 
deren  wir  noch  zwei  von  ihm  kennen  (Gkil.  XII.  848.  A5t.  Tetrabibl.  II,  6, 46. 
p.  182  b),  wandte  er  an. 

105)  Gal.  XI.  795.  17  9h  nXeictri  xmv  (pagfiocnav  XQ^^^^  ^^  cevxaig  xaig 
d'sgccTctvzixdcCg  ngayftaxsiaig  vno  xs  x<op  naXaiav  yiyganxat  %a\  ngocixi 
xmv  vsmxigoav  dndvxmv  axsö6v"  aal  yocg  ngog  *Inno%gdxovg  sCgrixai  noXXa 
xorl  ngog  Evgvq>civxog  xal  Jisvxovg  xal  JionXiovg  xal  JJXstexovUov  nal 
Uga^ayogov  xal  ^HgotplXov  x.  t.  X.  Eine  besondere  Vorliebe  hatte  er  fi1r 
vegetabilische,  s.  A.  104. 

106)  S.  A.  98. 

107)  Gal.  V.  879,  s.  A.  166. 


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Herophilos  von  Chalkedon.  797 

gehörte  seine  Scbrift  Heilungen  in  mindestens  2  BQchern 
an^®^).  In  der  schon  genannten  nsgl  alttäv  waren  übrigens  auch 
wundärztliche  Fragen  behandelt  ^^^).  Geburtshülflich  war  das 
Hebammenbuch  {MaLortx6v)^^^)y  und  auch  auf  diesem  Gebiete 
leistete  er,  wie  es  scheint,  Grosaes'^^).  Endlich  schrieb  er  auch 
noch  .einen  Commentar  zu  den  pseudo-hippokrateischen 
Aphorismen^^^),  eine  Auslegung  der  ykäaaat  in  den  so- 
genannten  hippokrateischen    Schriften*^^)   und   ein  Buch 

108)  Cael.  Aar.  M.  Chron.  II,  13.  p.  416.  libro  primo  Curationum,  vgl. 
A.  M.  II,  6.  p.  84.  II r,  8.  p.  212  (an  anderen  Stellen  berichtet  er  leider  nnr, 
was  er  in  diesem  Buche  vergeblich  gesncht  hat).  Den  plötzlich  ohne  er- 
kennbare Ursache  eintretenden  Tod  erklärte  H.  ans  Herzlähmung  (Cael. 
Aur.  M.  Chr.  II,  1.  p.  348),  und  das  Zittern  (naXuog)  bezeichnete  er  als 
ein  Leiden  der  Muskeln,  den  Krampf  (xQOfiog)  als  eines  der  vsvQUy  Oal.  YU. 
594.  606.  üeber  seine  Lehre  yom  Starrkrampf  und  seine  Behauptung, 
Zahnausziehen  könne  den  Tod  bewirken,  s.  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  8.  p.  212. 
II,  4.  p.  375,  über  seine  Behandlung  von  Schwindsucht  und  Blutspeien  (er 
gab  bloss  etwas  Gesalzenes  mit  Brot  und  Wasser)  Gal.  XIV.  444.  Den 
Aderlass  wandte  er  mehrfach  an,  'wiederum  im  Gegensatz  zu  Erasistratos, 
s.  Gal.  XL  163,  vgl.  A.  165.  Bei  Blutflüssen  hielt  jedoch  auch  er  sich  an 
das  Mittel  des  Chrysippos,  das  Binden  der  Glieder,  nur  dass  er  es  an 
Kopf,  Armen  und  Schenkeln  vornahm,  Erasistratos  mehr  an  den  Achseln 
und  Weichen,  Cael.  Aur.  M.  Chr.  II,  13.  p.  416,  vgl.  A.  166. 

109)  Auf  die  Wundarzneikunst  bezieht  eich  jenes  (s.  A.  98)  von  Apol- 
lonios  aus  Eition  aufbewahrte  Fragment  aus  dieser  Schrift.  Von  seiner 
Behandlung  der  Geschwüre  spricht  Gal.  X.  184,  aber  gleichwie  von  der 
des  Erasistratos  ungünstig. 

110)  Soran.  de  morb.  mul.  p.  100.  211  Biet?.  Vgl.  A.  286  »>.  264.  — 
Bemerkungen  und  Lehren  von  ihm  über  Frauenkrankheiten  und  Behandlung 
der  Schwangeren  und  Wöchnerinnen  s.  bei  Soran.  a.  a.  0.  p.  21.  23.  24. 
122  f.  210. 

111)  Er  gehörte  zu  Denen,  welche  unter  Umständen  zur  Tödtung  des 
Fötus  schritten  mittels  eines  eignen  Instruments,  Tertull.  de  an.  26.  at  quin 
et  in  ipso  adhuc  utero  infana  trucidatur  necessaria  crudelitate,  cum  in  exitu 
obliquatfM  denegat  partum:  matricida,  ni  moriturus,  itaque  et  inter  arma 
medicorum  et  organon  est,  quo  prius  patescere  aecreta  coguntur  tortili  tem- 
per amento,  cum  anulo  cultro,  quo  intus  memhra  caeduntur  anxio  arbitrio, 
cum  hehete  unco,  quo  totum  facinus  exirahitur  violento  puerperio,  est  etiam 
aeneum  spiculum,  quo  iugulatio  ipsa  dirigitur  caeco  lairocinio:  ififigvo- 
(pQciiitriv  appellant  de  infanticidii  officio,  utigue  viventis  infcmtis  perempto- 
rium.  hoc  et  Hippocrates  habuit  et  AscUpiades  et  Erasistratus  et  vivorum 
(s.  A.  11)  quogue  prosector  Eerophilus  et  mitior  ipse  Sorcmus,  certi  animcU 
esse  conceptum  atque  ita  miserti  infelicissimae  huiusmodi  infantiae,  ut  piius 
occidatur,  ne  viva  lanietur. 

112)  Gal.  XVm»   186  f.        113)  Gal.  XIX.  64.    Erot.  37,  9. 


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798  Vierundzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

wider  die  gewöhnlichen  Vorurtheile  {jcgbg  rag  xoivag 
do^agy^*).  Und  so  bewährte  er  denn  in  allen  Theilen  seiner 
Wissenschaft  das  vielleicht  von  ihm  herrührende  Wort,  nur  Der- 
jenige sei  ein  tüchtiger  Arzt^  welcher  sich  gleich  vollendet  zeige 
in  der  Theorie  und  in  der  Praxis ^^^),  und  mit  Recht  galt  er 
neben  Hippokrates  wohl  als  der  bedeutendste  Arzt  des  Alter- 
thums^^^).  Seine  anschauliche  Symbolik  in  den  von  ihm  neu 
ausgeprägten  anatomischen  Eunstausdrücken  zeigt  ein  Element 
von  poetischem  Geiste;  indessen  seine  Darstellang  ist  schlicht 
und  einfach;  seine  Sprache  entfernte  sich  freilich  schon  erheblich 
vom  reinen  Attisch^*''). 

Erasistratos^*^)  von  lulis  auf  Keos^*^)  war  ein  Sohn  des 
Kleombrotos  und  der  Kretoxene,  einer  Schwester  des  Medios*^), 
und  Schüler  des  Metrodoros^*^),  nach  Einigen  auch  des  Theo- 
phrastos  ^*^),  und  gleichwie  Medios  und  Metrodoros  ihrerseits 
Schüler  des  Chrysippos  gewesen   waren  ^^^),   so   nahm    auch  er 

114)  Soran.  p.  21  Dietz. 

115)  Psendo-Galen.  Defin.  XIX.  356.  tiXsiog  htiv  Utri^og  6  iv  ^stogia 
%al  ngd^si  anriQtiaftipog. 

116)  Cell.  I.  Prooem,  p.  6,  25  f.  cur  enim  poHus  aiiquis  Hippocraü 
credat  quam  Herophüo?  cur  huic  potius  quam  Äsclepiadi?  Scribon.  Laig. 
a.  a.  0.  (s.  A.  104),  vgl.  Plin.  XXV.  §.  16.  clarus  medicina  (unmittelbar 
nach  den  A.  104  angef.  Worten). 

117)  So  dass  Galenos  XVIIP.  14.  ot  «f^l  xhv  "Hq6(piXov  avxol  .  .  • 
nXsiata  ßuqßa^i^ovTBs  sie,  freilich  übertreibend,  als  barbarisch  bezeichnet  — 
Plinius  nennt  ihn  als  Quelle  Ind.  XI. 

118)  Hieronjmi  Dissertatio  exhibens  Erasistrati  Erasistrateonimque 
historiam,  Jena  1790.  8.  F.  H.  Schwarz  s.  A.  66.  Rosenbaum  Art 
Erasistratus  in  der  Encjkl.  y.  Ersch  u.  Gruber  (an  den  ich  mich  meistens 
anschhesse). 

119)  Strab.  X.  486.  Steph.  v.  Byz.  'lovUg.  Kia>s.  Suid.  (s.  Ä.  120). 
Argum.  Theoer.  XI  (s.  C.  4.  A.  11).  Pseudo- Galen.  Introd.  T.  XIV.  p.  683 
(wo  sonach  K'^iog  statt  Xiog  zu  schreiben  ist).   Ath.  XV.  666  e  f.  (s.  A.  171)- 

120)  Suid.  'EQaaiatqatog  '/ovilnjnjt  an'  'lovXldog  n6Xsoag  Kita  %fig  vijisov. 
igrifiazi^ei  ovv  Ki^iog  vtog  KQTito^ivrjg  r^g  Mtiöiov  zov  iatqov  adeXfpijg  %al 
KX80(ip(^6xov, 

121)  S.  A.  30. 

122)  La.  Di.  V,  67.  d%ovüai.  d'  avtov  (näml.  Ssofpqdüxov)  %a\  Egafi- 
axQcczov  xov  laxgov  bIüiv  oi  Xiyovai^  xal  xovxo  stnog.  Galen.  IV.  729.  ^av- 
(kdim  d'  vfimv^  co  'Egaaiaxgcixsiot^  vmg  äv  vfivovvxsg  IxaffroT«  xop  'Egaci- 
axgaxov  xd  x'  aXXa  %al  mg  Seotpffdctco  evvsyivBxo.  Wie  Bosenbanm 
a.  a.  0.  S.  161.  A.  5  behaupten  kann,"  dies  solle  nur  heissen,  er  sei  ein 
Zeitgenosse  des  Theophrastos  gewesen,  ist  unbegreiflich. 

123)  S.  A.  32.  33.   Eine  arge  Confusion  findet  sich  bei  Plin.  N.  H.  XXIX 


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ErasistratoB  von  Julis  auf  Keos.  '799 

vielfach  die  Grundsätze  des  Letzteren  an^^).  Von  seinem  Leben 
wissen  wir  wenig.  Er  soll  weite  Reisen  gemacht  haben  nnd 
sehr  belesen  im  Homeros  und  in  den  sogenannten  hippokrateischen 
Schriften  gewesen  sein  ^*^\   Ferner  berichtet  eine  bekannte  Sage  ^^^, 

§.  6:  e^D  Ghrysippo  discipülus  eius  ErasisWatus  Arütoielis  fiia  gemtus,  näm- 
lich, wie  schon  Rosenbaiiina.a.  0.  S.  161  bemerkt  hat,  eine  doppelte 
Yerwechselnng,  indem  einmal  Metrodoros,  der  Mann  von  der  Tochter  des 
Aristoteles,  aus  dem  Lehrer  des  E.  zu  dessen  Vater  geworden  und  dafür 
zweitens  Chrysippos,  der  Lehrer  des  Metrodoros,  znm  Lehrer  des  ^.  ge- 
macht ist.  Das  hat  freilich  Barth^lemy  St.  Hilaire  Trait^s  des  parties 
des  animaux  et  de  la  marche  des  animaux  d^Aristote  (Par.  1885).  I.  S.  LYIII 
nicht  gehindert  diesen  Widersinn  nachzuschreiben.  Freilich  bezeichnet 
auch  Galen.  XL  171.  ^o^txcoff  tnavöä^  inaivav  xov  diddcnalov  XgvCLnnov 
den  Chrysippos  als  seinen  Lehrer,  aber  schwerlich  sonach  mit  Recht. 

124)  La.  Di.  VIT,  186  (im  HomonymenVerz.).  nag'  ov  tpriaiv  avxhi  'Eguai- 
OTQttzog  sig  tot  (idXiatu  mq>eXric9ai,  Gal.  XL  197.  'EQUcictqatov  ^nsa^ai 
tä  ndvxü  XffVQlnntp  tm  Kvi6Cm. 

126)  Pseudo-Gal.  de  catharticis  p.  94  Bas.  primftm  considerando  quo- 
modo  Erasistratus  Homeri  versus  cantahat  et  Hippocratis  libros  amore  me- 
dicinae  per  diversas  eivitates ,  provincias  et  singulas  regianes  proficiscens 
experimento  cognoscitur  eöUegisse  et  artificiose  vitam  et  thearemata  consum- 
tnasse  et  quomodo  ordinando  nohis  medicinam  derelktam  voluisse  perquirere, 
ut  posteris  iraderet.    Doch  darauf  ist  herzlich  wenig  zu  geben. 

126)  Flut.  Demetr.  49.  Appian.  BelL  Syr.  59.  Pseudo-Lakian.  de  dea 
Syr.  17.  Gal.  XIV.  631.  685.  Julian.  Misop.  p.  847  Spanh.  Suid.  a.  a.  0.  — 
Val.  Max.  V,  7,  ext.  1  nennt  vielmehr  den  Mathematiker  Leptines  als  Urheber 
der  Entdeckung,  doch  mit  dem  Zusatz  vtl,  ut  quidam  tradunt,  Erasistrati 
medici.  —  Plin.  VII.  §.  123  erzählt:  eandem  scientiam  (näml.  praedietionis)  in 
Cteombroto  Ceo  Ptohmaeus  rex  Megdlensibus  sacris  danavit  centum  tdlentis 
servato  Äntiocho  rege,  dagegen  a.  a.  0.  un mittelbar  nach  den  A.  •123  mit- 
getheilten  Worten:  hie  (also  Erasistratus)  Äntiocho  rege  sanato  eewhimtalentis 
donatus  est  a  Ptolomaeo  rege  fUio  eius,  Droysen  Hellenism.  III',  1.  B.  875  f. 
(mit  A.  1)  will  filioque  schreiben  und  bezieht  diese  Geschichte  daher  auf 
Antiochos  II  und  auf  Ptolemaeos  U  in  den  letzten  Zeiten  von  dessen  Regierung 
und  auf  Ptolemaeos  III,  ist  geneigt  ihre  Richtigkeit  zu  yertheidigen  und 
sich  dabei  nicht  fär  Eleombrotos,  sondern  ffir  £.  zu  entscheiden,  der  doch 
schwerlich  damals  noch  lebte.  Allein  auch  wenn  dies  der  Fall  war,  so 
machen  doch  die  sonstigen  groben  Verkehrtheiten  an  der  letzteren  Stelle 
(s.  A.  123)  dieselbe  geradezu  unbrauchbar  und  lassen  es  als  fraglich  er- 
scheinen, ob  auch  nur  die  Aenderung  filioque  zulässig  ist.  Gerade  weil 
Kleombrotos  sonst  nicht  bekannt  ist,  muss  es  doch  als  ungleich  wahr- 
scheinlicher gelten ,  dass  hier  eine  Verwechselung  desselben  mit  dem  hoch- 
berühmten E.  Statt  gefunden  hat:  gleichfalls  aus  Keos  gebürtig,  war  er 
vielleicht  dessen  Sohn,  und  dann  lag  dieselbe  um  so  näher.  In  der  Deutung 
der  Könige  mag  ja  Droysen  Recht  haben,  am  Besten  jedoch  lässt  man 
die  ganze  Anekdote  auf  sich  beruhen. 


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800  VierundEwanBigBtes  Capitel.    Die  Medicin. 

dass  er  als  Leibarzt  des  Seleukos  den  Grund  zu  der  Krankheit 
yon  dessen  Sohne  Antiochos  in  der  hoffnungslosen  Liebe  des- 
selben zu  seiner  Stiefmutter  Stratonike  erkannte  und  dadurch  den 
Vater  bewog  den  Wünschen  seines  Sohnes  zu  willfahren.  Was 
nun  auch  im  Uebrigen  an  der  Sache  sein  mag^  Leibarzt  des 
Seleuko«  wird  er  doch  wohl  wirklich  um  diese  Zeit  294/3  ge- 
wesen  sein,  und  zählte  er  demgemäss  damals  doch  wohl  min- 
destens 30  Jahre,  so  kann  er  nicht  viel  nach  325,  wohl  aber 
schon  froher  geboren  sein^*^.  In  seinen  späteren  Jahren,  so 
heisst  es  femer  ^^^),  habe  er  sich  ganz  aus  der  Praxis  zurück- 
gezogen, um  sich  in  voller  Müsse  der  Theorie,  namentlich  ge- 
naueren anatomischen  Untersuchungen  zu  widmen.  Es  scheint 
jedoch,  dass  er  schon  um  290  oder  noch  etwas  früher,  mindestens 
seit  sehr  wenig  späterer  Zeit  in  Samos  lehrte  ^^^  und  hier  auch 


127)  Man  wird  also  seine  Gebnriszeit  etwa  zwischen  340  und  324  la 
setsen  haben,  Tgl.  A.  30  über  die  seines  Lehrers  Metrodoros.  Plin.  XIV. 
§.  73  setzt  ihn  450  Jahre  nach  Roms  Erbauung,  also  um  304,  Eoseb. 
Chron.  IL  p.  120.  121  Seh.  erst  Ol.  130  (260—266)  unter  Pfcolemaeos  Phila- 
delphoB,  wcYcn  nur  wahr  ist,  dass  er  damals  noch  gelebt  haben  kann. 

128)  Galen.  V.  602.  nQsaßvttjg  mv  Tjdrj  aal  cxolriv  aymv  lUvoig  toiI? 
t^S  tixrrjg  ^sagi/jfutctv ,  vgl.  A.  136. 

129)  Für  seine  von  Rosenbaum  a.  a.  0.  S.  162  yermuthete  dortige 
Wirksamkeit  spricht  ausser  dem  A.  130  angeführten  umstand  auch  dies, 
dass  lulian.  a.  a.  0.  ihn,  freilich  auch  so  noch  anachronistisch,  einen  Samier 
nennt.  L&sst  man  aber  dies  und  dazu  die  A.  29.  30.  C.  6.  A.  11  begründete 
Annahme  gelten,  dass  Nikias  von  Miletos  nicht  sein  Mitschüler,  sondern 
sein  Schüler  war,  so  folgt  daraus  auch  die  angegebene  Zeit:  Nikiaa  tirat 
dann  Ton  Samos  aus  mit  Theokritos  und  den  anderen  Genossen  des  damals 
seit  292  in  Kos  blühenden  bukolischen  Dichterbundes  in  Beziehung,  unter 
ihnen  auch  wohl  mit  dem,  wie  es  scheint,  289  dort  nicht  mehr  weilenden 
Aratos,  s.  C.  4.  S.  176  ff.  C.  6.  S.  203.  C.  10.  A.  8.  C.  13.  A.  4.  Freilich 
sind  das  Alles  nur  mehr  oder  minder  wahrscheinliche  Combinationen.  Dau 
E.  aber  yielmehr  in  Alezandreia  (neben  Herophilos)  gewirkt  habe,  schreibt 
völlig  willkürlich  immer  ein  Historiker  der  Medicin  dem  anderen  nach. 
Denn  selbst  wenn  die  A.  126  besprochne  Erzählung  bei  Plin.  XXIX.  §.  6 
historisch  und  von  E.  historisch  wahr  wäre,  würde  es  doch  aus  ihr  noch 
nicht  im  Mindesten  hervorgehen.  Der  einzige  Rosen  bäum  a.  a.  0.  hat 
den  Muth  und  die  wissenschaftliche  Gewissenhaftigkeit  gehabt  zu  bemerken, 
dass  auch  nicht  die  Spur  eines  Zeugnisses  daftir  vorhanden  ist,  und  innere 
Gründe,  welche  diesen  Mangel  ersetzen  könnten,  sind  bisher  von  Niemandem 
beigebracht;  man  scheint  einfach  von  dem  unrichtigen  Glauben  ausgegangen 
zu  sein,  als  wäre  nothwendig  jeder  bedeutende  Mann  in  der  damaligen 
Zeit  nach  Alexandreia  gezogen.  Selbst  Rosenbaum  hat  es  noch  nicht 
gewagt  vollständig  gegen  den  Strom  zu  schwimmen,  sondern  meint,  dass 


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Erasifltratos  yon  lalis  auf  Eeos.  801 

bis  an  sein  Ende  blieb,  da  er  beim  Vorgebirge  Mykale  dieser 
Insel  gegenüber  begraben  war^^).  Erasistratos  war  einer  der 
berühmtesten  Aerzte  des  Alterthums^*),  und  eine  eigne,  aber 
allem  Anscheine  nach  erst  später  zu  grösserem  Einfluss  gelangte  ^^) 
ärztliche  Secte  nannte  sich  nach  ihm  Erasistrateer^^^).    Auch  er 

die  Sache  dennoch  an  sich  wahrscheinlich  sei.  Die  Unmöglichkeit  lässt 
sich  nun  in  der  That  nicht  beweisen,  aber  mit  demselben  Recht  müsste 
man  dann  anch  einen  Beweis  daför  verlangen ,  dass  nicht  K  möglicher- 
weise anch  in  Eos  oder  Rhodos  oder  wer  weiss  wo  sonst  noch  gewirkt 
haben  könnte.  Es  giebt  sogar  Gründe,  welche  gegen  die  Wahrscheinlich- 
keit sprechen.  Denn  der  schon  A.  6  herrorgehobne  Umstand,  dass  noch 
lange  2ieiten  hernach  die  Erasistrateer  den  Herophileem  and  Empirikern 
keineswegs  an  Einfluss  und  Bedeutung  gleich  gekommen  zu  sein  scheinen, 
erklärt  sich  doch  am  Einfachsten,  wenn  diese  seine  Schule  nicht  in  Alexan- 
dreia,  dem  Hanptsitze  der  •  medicinischen  Studien,  ihren  Ausgangspunkt 
hatte,  und  ganz  dazu  stimmt  es,  dass  eben  wiederum  Ton  keinem  der  drei, 
welche  wir  überhaupt  nur  aus  diesen  Zeiten  kennen,  Wirksamkeit  oder 
auch  nur  Aufenthalt  in  dieser  Stadt  berichtet  wird,  ja  bei  einem  yon  ihnen, 
dem  Apollonios  von  Seleukeia,  durch  das  über  ihn  Berichtete  so  gut  wie 
ausgeschlossen  ist.  Und  wohl  bezeichnend  ist  es  doch,  dass  dieser  Leibarzt 
Ton  Antiochos  dem  Grossen  gerade  Erasistrateer  war.  Denn  dies  legt 
wenigstens  den  Gedanken  nahe,  dass  £.,  als  er  in  gleicher  Stellung  bei 
Seleukos  lebte,  also  zunächst  in  Antiocheia  bereits  seine  Schule  zu  be- 
gründen angefangen,  und  dass  diese  sich  dort  erhalten  habe.  Ist  also  die 
A.  3  angeführte  Nachricht  des  Celsus  g»anz  correct,  trotzdem  dass  Tertull. 
(nach  Soranos)  geradezu  im  Gegensatz  auch  gegen  E.  nur  den  Herophilos 
als  vivorum  prosector  und  laniiM  bezeichnet,  so  müssen  dort  unter  regibw 
nicht  bloss  die  Ptolemaeer,  sondern  auch  Seleukos  verstanden  werden,  so 
dass  also  E.  die  Erlaubniss  zur  Viyisection  yon  Verbrechern  yon  diesem 
wie  Herophilos  yon  jenen  erhalten  hätte.  Nur  ein  Umstand  macht  aller- 
dings Schwierigkeit,  ob  er  n&mlich,  was  ich  nicht  zu  beurtheilen  yermag, 
zu  seiner  erst  im  Alter  erreichten  richtigeren  Ansicht  über  die  Nerven 
(s.  A.  189.  140)  ohne  erneuerte  Section  yon  menschlichen  Leidien  oder  gar 
Viyisection  gelangen  konnte,  und  wenn  nicht,  ob  eine  solche  in  Samos 
möglich  war  und  er  nicht  vielmehr  zu  diesem  Zwecke  sich  allerdings  sei 
es  nach  Alexandreia  oder  von  Neuem  nach  Antiocheia  begeben  musste. 
Vgl.  auch  A.  164. 

180)  Suid.  ti&antui  dh  n^og  x^  oqn  ty  MvTLaXjj  mckt'  avtt%QV  2^fiov. 

181)  Appian.  a.  a.  0.  nBQimvvftos  iatQog.  Macrob.  Sat.  VII,  16,  8.  me- 
dtcorum  veterum  nobüisaimum, 

182)  S.  A.  6.  129. 

188)  Gal.  VUL  716.  ctvxmaQeidyovtag  dl  ccvtoig  (näml.  toig  ^HQoqfi- 
Xsiotg)  %€tl  tovg  'EQuaiatQatB^ovg,  T^n^aas  yaQ  afMpoa  tavta  tä  didaanaXsta 
(istcc  Tov  *H^O€p£Xov  ^dvoLxov.  Nachmals  verbreiteten  sie  sich  über  Klein- 
asiien  und  auch  nach  Rom,  wo  sie  dem  Galenos  nicht  minder  als  die  da- 
maUgen  Herophileer  viel  Aerger  machten,  so  dass  er  in  mehreren  Schriften 

SusBMiHi«,  grieoh.-a1ex.  Litt.-Geich.  I.  61 


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802  VienindzwanzigsteB  GapiteL    Die  Medicin. 

war  ein  grosser  empirischer  Forscher,  wenn  er  auch,  wie  es 
scheint,  öfter  als  Herophilos  durch  vorgefasste  Theorien  seine 
Unbefangenheit  trüben  liess^").  Seine  Opposition  gegen  hippo- 
krateische  Lehren  entsprang  daraus,  dass  er,  wie  gesagt,  .ein 
Anhänger  des  Chrysippos  war,  und  so  sehr  er  mit  ihr  Recht 
haben  mochte,  so  liegt  doch  hierin  zugleich  der  Schlüssel  zu 
vielen  seiner  eignen  IrrthOmer.  Am  Bedeutendsten  war  er  neben 
Herophilos  in  der  Anatomie  ^'^),  und  er  erblickte  hier,  indem  er 
unermüdlich    seine    eignen    früheren    Irrthümer    verbesserte  ^^% 


ihre   UnwisBenheit   angreift.      Nach   seiner   Darstellung   (II.  70.   XV.  S06) 
hielten  sie  ihren  Meister  für  unfehlbar  und  behandelten  ihn  wie  einen  Goti 
Dies  isfc  aber  noch  kein  Grund  zu  glauben,  dass  er,  dadurch  gereizt,  den 
E.  ungerecht  behandelt  habe ,  da  er  es  doch  in  Bezug  auf  Herophilos  nicht 
gethan  hat.     Auch  sagt  er  XL  221   keineswegs,   wie   seltsamerweise  von 
Rosenbaum  a.  a.  0.    S.  162   behauptet   worden  ist,    dass   von    £.    keine 
Schriften  mehr  vorhanden  seien,    sondern  genau  das  Gegentheil,    s.  0.  2. 
A.  834.    Andrerseits  aber  braucht  man  desshalb  seinen  überscharfen    Ür- 
theilen  über  denselben  auch  keineswegs  unbedingt  und  auch  da  zu  ver- 
trauen,  wo   sogar  die  Wahrscheinlichkeit  oder   geradezu  die   Natur   der 
Sache  fOr  eine  andere  Auffassung  spricht,  wie  wenn  er  in  der  Opposition  des- 
selben gegen  hippokrateische  Lehren  blosse  tpiXovsiTiia  (V.  131  f.  XI.  167.  168. 
Tgl.  165.  ix^Qov^InnonQävBi)  ^dei.   In  einem  besonderen  Falle  wirft  er  dem- 
selben sogar  Böswilligkeit  (xaxo^^fta)  gegen  Hippokrates  vor  XV.  702 f.: 
gerade  hier  freilich  scheint  er  so  ganz  Unrecht  nicht  zu  haben,   zumal  da 
er  doch  andererseits  wiederum  V.  131  sagt:  rtvlg  i^  avtch  (näml.  von  den 
Tadlern  des  Hippokrates)  fj&ovg  intBi%ovg  ov%  dpisXcag  i%ovttgy   iv  olg  %ai 
Tov  'E^aöictQatov  &v  ug  olf\^aCri   und  in   wissenschaftlicher  Hinsicht  dae 
Gesammtnrtheil  XVI.  38  über  ihn  fällt:    og  nBql  xa   &lXa  äqietog  ^^o|f, 
s.  A.  161. 

134)  Es  ist  bezeichnend,  dass  GaL  ihm  gerade  dies  nicht  vorwirft» 
sondern  X.  184  in  dieser  Hinsicht  Herophilos  und  E.  g^nz  auf  eine  Linie, 
beide  als  halbe  Dogmatiker  stellt,  s.  A.  64.  165.  Dass  Pseudo-Gal.  Intr. 
XIV.  683  ihn  zur  rationellen  oder  dogmatischen  Schule  {xrg  Xoy^•%^g  aiqi- 
aecag)  rechnet,  ist  natürlich  ohne  jede  Bedeutung.  Geis.  I.  Praef.  p.  8,  89£f. 
rühmt  an  ihm  wie  an  Hippokrates  ihre  naturphilosophische  Bildung:  renm 
quogue  naturam  ex  dliqua  parte  scrutati  sunt. 

135)  Gal.  V.  650  rechnet  ihn  mit  zu  den  Neubegründem  dieser  Wissen- 
schaft: ^IitKtmqdtrig  rj  'EQaaiatqavog  rj  Evdrjfiog  rj  ^HgotpiXog  fj  Mag^pog^  ot 
fietd  tovg  Ttulaiovg  iv  tc5  fieta^v  XQovtp  zriv  dpatopunriv  Q'saqiccv  rifuXil- 
liivriv  dvocKzriödfisvoi  und  hatte  ein  eignes,  nicht  erhaltnes  Werk  in 
3  Büchern  über  seine  anatomischen  L^ren  geschrieben,  XIX.  13  f.  vgl. 
II.  216,  wie  es  scheint,  freilich  nicht  in  allzu  günstigem  Sinne.  Vgl  auch 
Gal.  XV  136,  s.  A:  214. 

136)  Gal.  V.  602  unmittelbar  nach  den  A.  189  angef.  Worten:  dXX* 
dif  ni^daß'VTrjg  mv   ^d-ij  xal  cxoXt}v  äymv  fiovoig  toig  r^$  t^xyi^  ^soH^fiMOt9 


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ErasistratoB  von  lalis  auf  Eeos.  803 

seine  Aufgabe  naturgemass  dario^  das  yod  Herophilos  und  Anderen 
bereits  Gefnndene  einerseits  zu  berichtigen ,  andrerseits  ins  Feinere 
auszuführen  y  besonders  auf  dem  Gebiete  der  Nervenkunde.  So 
erkannte  er  zuerst  den  unterschied  der  Empfindungs-  und  der 
Bewegungsnerven^*^)  und  leitete  den  Ursprung  von  beiden ^^) 
anfanglich,  weil  er  fehlerhafterweise  nur  die  Hüllen  beachtete, 
aus  der  äusseren  Hirnhaut  (dura  mater),  dann  aber  richtig  aus 
der  Substanz  des  Gehirns  selber  her^*®).  Er  gab  ferner  eine 
genauere  Beschreibung  der  Höhlen  und  Windungen  des  Gehirns 
und  fand  hierin  bereits  einen  Unterschied  zwischen  Menschen 
und  Thieren**^).    Den  Sitz  der  Seele  verlegte  er,  wie  es  scheint^**), 

amQi^ectiqaq  inoisito  rag  dvarofidg,  ^yvoa  Mal  trjv  olov  uvz^Qimvriv  tcov 
vsvQcov  an*  iyyiefpdXov  n6(pv%vt€cv.  646  f.  'EQualatgatog  fihv  ovv,  et  %al  (irj 
nq6<s9'sv^  dXX'  inl  yriqüag  ys  trjv  dlri^  tmv  vsvqodv  uqxV^  tiat svoriasv. 
XVIIl*.  86.  Oft  nQsaßvzrjg  ©i»  rjSrij  naO"'  ov  %q6vov  avxol  (näml.  ot  ^Egccai- 
atQatsioi)  tpaai  td  xAv  StaiQscsmv  avtm  yeygdfp^cti  ßißUa^  tov  iyiiicpccXov 
dnstp'qvato  täv  vsvqohv  slvai  dQxriv  (vgl.  A.  174). 

137)  Ruf.  a.  a.  0.  p.  66  Clinch,  s.  A.  69. 

138)  Wesshalb  ich  nicht  Rufus  a.  a.  0.,  nach  dessen  Darstellnng  er 
vielmehr  von  den  Hirnhäuten  die  ebendesshalb  anch  von  ihm  für  hohl  ge- 
haltnen  Empfindnngs-,  ans  dem  grossen  und  kleinen  Gehirn  selbst  aber 
die  Bewegungsnerven  hätte  ausgehen  lassen,  folge,  sondern  die  des  Galen, 
(s.  A.  139)  fdr  die  einzig  correcte  halte,  bedarf  wohl  keiner  weiteren  Aus- 
einandersetzung. 

139)  Gal.  V.  602.  'Egaeiöz^arog  d'  dxQt^  jeoXXov  rrjv  ^^mdsv  iioiQUV  OQmv 
fiSvTjv  TOV  V8VQ0V  Trjv  dn6  trig  naxs^ag  fii^viyyog  bQficoiiivriv  ^  dn'  itislvrjg 
msxo  nstpvnivai  üvfinav  to  vsvqov^  %al  fieerd  ys  td  nXeicta  tovrov  tmv 
GvyyQafifidtayv  iazlv  dno  t^s  nsqisxovarjg  tov  iy%i(paXov  firiviyyog  nstpvnivcti 
(pdcKOvtog  td  vsvqcc.  dXX'  otB  x.  t.  Z.,  s.  A.  136.  In  jener  seiner  frOheren 
Periode  mag  er  sie  denn  in  der  That  (vgl.  A.  138)  auch  noch  für  hohl  und 
nur  mit  Pneuma  angefüllt  gehalten  haben,  so  dass  er  sie  noch  mit  zu  den 
Gefässen  rechnete  und  also  auch  zu  ihrer  vollen  specifischen  Abgrenzung 
noch  nicht  gelangt  war,  so  berichtet  wenigstens  Fseudo-Gal.  Intr.  XIV.  697: 
'Egaaüftgatog  Öl  mg  dgxdg  nal  fftoixeCa  oXov  amficttog  vnotid'ifisvog  ti^p 
tQinXoniav  tmv  dyyslmv,  pevqcc  %al  (pXißag  aal  dgtriQiagj  naQaXsinsi  td  ts 
vygd  nal  td  nvsvfucta,  ^v<rl  ydg  vXtxig  ravra  SiomsiaQ'ai  to  imov^  t&  filv 
cctfiati  dtg  tgotp^  ^  tm  9\  nvsvfiati  mg  üvvsgym  elg  tdg  q>v0tndg  hsgysiccg, 
mit  Recht  aber  schliesst  Qul.  a.  a.  0.  (s.  A.  136)  aus  seiner  eignen  Be- 
schreibung (s.  A.  140),  dass  er  später  auch  ihre  Füllung  mit  Mark  (dvte- 
QtoSvrj)  erkannte. 

140)  S.  das  Bruchstück  b.  Gal.  V.  602  ff.  und  A.  143. 

141)  A6t.  Plac.  p.  391  (Pseudo-Plut.  IV,  6,  3).  Tlegl  rov  ^lysfioviiiov. 
'Egaalctgaxog  nsgl  tr^v  fAijviyya  tov  iynecpdXov  ^  tjv  imyiQavida  (««  das  kleine 
Gehirn)  Xiys^,  Tertull.  de  an.  15.  nee  (näml.  agitari  putes  principcde  istud) 
in  membrantüis,  ut  [Strato  et]  Erasistratus ,  vgl.  Diels  Doxogr.  S.  203  f. 

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804  Vierundzwanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

entweder  in  die  Hirnhäute  (dura  und  pia  mater)  oder  in  das  kleine 
Gehirn ^^)  und  behauptete,  dass  dieses  anders  als  das  grosse  ge- 
baut sei**^.  Er  beschrieb  die  Herzklappen  und  die  Sehnenfaden 
im  Herzen  zuerst  genauer,  erheblich  besser  als  Herophilos***); 
er  näherte  sich  der  richtigen  Ansicht  vom  Kreislauf  des  Blutes, 
indem  er  das  Herz  fQr  den  Anfang  der  Arterien  und  der  Venen 
erklärte**^);  er  entdeckte,  wie  es  scheint,  noch  genauer  als  Hero- 
philos^*^)  die  Milchgefässe  des  Gekröses,  hielt  sie  aber  falschlich 
fiir  Arterien,  indem  er  meinte,  dass  sie  nur  zn  Zeiten  Milch,  zu 
Zeiten  Lebensluft  (tcvbv^)  fOhren^  und  baute  gerade  hierauf  seine 
hartnäckige  Vertheidigung  der  Theorie  des  Praxagoras,  nach  wel- 
cher die  Arterien  nicht  Blutgefässe,  sondern  Luftcanäle  sein 
sollten^*"').     Trotzdem  gab  er  der  Luftröhre  zur  Unterscheidung 

142)  S.  Diels  a.a.O.  S.  207->209,  vgl.  Rosenbanm  zu  Sprengel 
a.  a.  0.  S.  526.  A.  21. 

143)  GaL  III.  673.  'EffaölatQaxog  8h  oti  fklv  ly%B(paXov  avy%iitai  notnt- 
XootSQog  17  iniftgavig  (ovtm  yaq  avtijv  ovofnitei.),  naXö^g  dnoqtaivitai'  noXv' 
nXo%ov  8\  slvai  (pdanoav  ^n  dv^qcanmv  (uilXov  rj  rmv  alXoDv  ^cptMf  avti^v 
ts  tavtfjv  xffl  ovv  avT(5  tov  iyHiq>aXov,  oti  ov  nsQ^ecriv  avtotg  ofioiag 
dv^Qmnq)  t6  vostv^  ovtii^'  6iio{<og  oq^mg  fLOi  do%et  yivmaxetv, 

144)  Ja  80  vortrefinich,  dass  Gal.  eine  erneute  Schilderung  fQr  über- 
flüssig hält,  8.  Gal.  V.  166.  at  tmv  vfiivmv  imtpvCBig,  vnhg  mv  uvragncog 
'EQCcaiaxQdtov  SisiXsyfiivov  negittov  rjiiccg  vvv  yqdtpuv.   206  (vgl.  A.  88). 

146)  Glal.  Y.  562  f.  'EQaaiaxqdxov  %ct9'  ^v  ßißXiov  x6  nqmxov  it^ql  jsvQf- 
xav  Sfia  fihv  dgxiiv  dnotprjvaiiivov  yial  dQXTjQioiv  %al  fpXfßmv  slvai  vqv  xag- 
SCav ,  offia  8\  xovg  i^m^ev  iaca  vtvovxccg  vfiivag  inl  xotg  ilodyovci  xdg  vXag 
dyysCoig  imnetpvnivat  cpdcnovxog  x.  x.  X. 

146)  S.  A.  84. 

147)  Gal.  n.  648.  ndvxmg  yuq  iastvog^  eC  xig  oXog  rjv  XQonog  draxoiirjg 
taavog  imdst^ai  nsviiv  dqxriQCocv^  insvorias  nqotfqog,  oiansq  ov  iniyqa^tv 
inl  x&v  vsod^Xmv  iqCqxov,  IV.  718.  xdg  iaxdxag  (näml.  dqxrjgücg)  .  .  .  ^Eqaci- 
cxqaxog  stqrjxe  nevovad^ai  (nämi.  nvsvfiaxog)  ngmxag  .  .  .  tpaivstai  xovx' 
ivaqymg  itp'  cov  .  .  .  iyqafpsv  dvaxofkmv.  iv  ydq  xm  diatgstad'dii  to  iniyd- 
exQiov  dfMC  T09  nsQixovaim  naxd  x6  fitCBvxiquiv  dqxrjqiag  Idsiv  im  aaipmg 
inl  filv  xmv  vso9iriXmv  iqlqttov  ydXa%xog  nXrjqeig^  inl  dl  xuip  xBXc^mv  imwv 
dXXolag  «  .  .  -KccXmg  stqrjxsv  6  'EQUüiexqccxog  ic%axidg  xdg  wxxd  x6  fLsasp- 
tiqiov  dqxr\qlagy  naqaßdXXcav  avxdg  driXovoxi  xaig  %ax*  iniydatgiov,  V.  167  f. 
(ag  8'  *Eqccc£axqaxog  vnsXdfißavsv  j  b%Bxmy  d'tffvx<Dv  iqyov^  ov%  vqydvtov  tm- 
xi%mv  at  dqxTiqCai  xoig  itpotg  vnrjQBxovaiv,  168.  ovx  oxi  nXtiqovvxai  (näml. 
at  dqxriqlai)  xov  naqd  xrig  xaqdiag  ininBfknoiiiifOV  nvsvfiaxog,  mg  *EgacC- 
axqaxog  ivoniis,  9td  xovxo  diaexiXXovxat  (tdXXov  ^  oxt.  SutcxiXXovxca^  duc 
xovxo  nXrjqovvxai.  XL  158.  dgiausi  dl  avxm  nvBviiaxog  p>lv  dyy$tov  slvai 
xiiv  dqxriqCav,  atii^axog  81  xifV  cpXißa,  Vgl.  IV.  707.  Tlga^ayogag  {tlv  ovv 
xal  naxvfisgißxsgov  avxo  (näml.  to  nvBviia)  "Kai  tttavmg  dxiJi^deg  ilvaC  iprj€iVf 
'Egaalaxgaxog  81  on'jj  (ilv  ix^i  ndxovg  ov  8imgutsvy  i^  mv  8*  vnhg  avxov 


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Erasisiratos  von  lolis  auf  Eeoa.  805 

von  ihnen  den  Namen  xQaxattc  (arteria  aspera)  und  wusste,  dass  die 
Epiglottis  zur  Yerschliessung  der  ersteren  dient  ^**).  Gleich  in  der 
Physiologie  führte  ihn  nun  aber  zum  Theil  diese  seine  pneuma- 
tische Theorie  zu  mancherlei  Irrthümern:  er  verkannte  vielfach  die 
Functionen  der  Organe^**)  und  die  Bedeutung  der  Secretionen^^)  und 


>liyet  TCJCfiij^atr'  av  xig  ovdufLmg  avzo  nQoaiq%Btv  slvat  XsntSv,  tag  ts  ya^ 
aQzriqiag  vn  avzov  nXriQOviiivag  dtaariXXeG^a^  iprict  xal  -ctt?  tmv  ftvmv 
%oiXiccs  maavTcag.  Natürlich  leitete  er  daher  auch  den  Pulsachlag  vom 
Pneuma  her,  Gal.  IV.  712  f.  VIII.  703.  ßovXetai  .  .  .  ^(inaXiv  t^  %aQdCqi 
tag  aQtrjQÜxg  aq)viBiv ,  inshrig  (ilv  ots  diaateXXerat  nXriQOVfiivrig  t^  n^og 
t6  %SPOV(ik€vov  diioXov^^^,  tmv  dl  aQreriqimv  ots  nXriqovvxai  SiactsXXopLBvatv^ 
nXriQovod'ai  dh  avtctg  xov  naqct  %aqdCag  inmefjmoiiivov  nvsv(iat6g  q>riciv. 
Dabei  anterschied  er  zwischen  Lebens-  und  Seelenpnemna  {to>ti%6v  and 
qfvamöv),  von  denen  er  jenem  in  der  linken  Herzkammer,  diesem  im  Ge- 
hirn seinen  Sitz  anwies,  Gal.  V.  185.  'EqaffiCTQatog  (3,hv  yccg  iazinov  nvav- 
fiarog,  X^vamnog  dl  tov  ^xt%ov  nvevficetog  nXrji^rj  (paclv  slvat.  xriv  noiXluv 
xocvxriv  (n&nü.  xr^v  nvBviiccxi%riv  xqg  %ctgdiag),  in  der  Schrift  nBql  nvQBxmv 
jedoch  anch  im  Herzen,  Qal.  VIIL  760.  avxog  yap  b  'EqaeCctqaxog  iv  xoig 
nsifl  nvQBxmv  dnBfpi^vaxo  üatpmg  ov  it6vop  itaxiniiv  dvvapuv  Blvai  naxä  xriv 
xaqdiaPj  dXXd  %al  'tpvxiyirjv.  Trotzdem  hielt  er  die  Lebenswärme  nicht  für 
angeboren,  Gal.  VII.  614.  'EgaaurxQaxov  xixl  Tlga^ayogov  %al  ^vXoxiiiov  ical 
*Aa%X7iitiddov  xal  pLvqimv  uXXmv,  SoQi  x6  ^bqiiov  ov%  i^itpvxov  dXX'  inC%xr\xov 
Blvai  vo(i£^ov6i,  XV.  14.  'EgaciavQdxov  .  .  .  na^diiBg  .  .  .  aXXov  xivog^  0001 
x6  ^BQfibv  inUxrixov^  ov  evfKpvxov  slvai  voiii^ovaiv» 

148)  Macrob.  Sat.  VII,  15,  8  ff.  mit  Anfühmng  seiner  eignen  Worte. 
GelL  XVII,  1,  vgl  Plut.  Qu.  symp.  VII,  1,  8.  699  A.  bISb  ydif  oxi  ciqQayyag 
o  nXBVfKov  ^%Bi  lud  nÖQOig  Siaxixgtixtn  ^  S^  cav  x6  vygov  dUriciv.  Dass  die 
Ansicht  von  Piaton  (Tim.  73  A.  78  A.  79  A)  und  einigen  Siteren  Aerzten, 
nach  welcher  ein  Theil  der  Getränke  durch  die  Luftröhre  in  die  Lunge 
gelangen  sollte,  falsch  ist,  hat  wohl  nicht  er  zuerst  entdeckt,  sondern 
Pseudo-Hippokr.  Epid.  IV,  der  dies  ausführlich  widerlegt  (Hipp.  IL  p.  874  f. 
Kühn),  schrieb  wohl  vor  ihm. 

149)  Gal.  II.  60  ff.  187.  'Egoi<tlinQaxog  Sl  xal  'A<tviXriniddrig  Big  xocovxov 
ijtiovet  xijg  aotpücg,  max'  ov  fidvov  xr^v  iitjxqav  xcrl  xrjif  %OiXUiv  dnoaxBgovci 
xijg  xoucvxrig  dwdiiBag  (näml.  bXnfjg  xal  dno%gütB<og) ,  dXXci  xal  xr^v  knl  x(p 
rjnatt  nvaxiv  ufiet  xoCg  vBipQOig. 

160)  So  dass  er  Milz,  Netz,  Nierenarterien,  Gralle  als  unnütz  bezeichnete, 
s.  Gal.  II.  78.  xo  xoXmdsg  vy^bv  ä%gr]axov  bIvoi  navxdnußi  xotg  icooig 
ifpacuBv.  91.  igytp  dl  'Egaalcxqtcxog  fivgtänig  avxb  (näml.  t^v  (pvci^  firjdlv 
(idxTiv  fcoiBiv)  öuctp^B^Bi,  fidtrjv  ydg  6  cnXiiv  iyivBxo,  (idxTiv  xb  inlnXoov^ 
fidxTjv  Sl  Big  xovg  vBtpQOvg  dqxTjqiai  %ata€pv6fiBvat  .  .  .  xara  yB  xbv  'Egaci- 
cxgdxsiov  Xoyov.  III.  816.  ^dxriv  (pdcamv  ysyovivai  (näml.  xbv  anXrivd\ 
und  die  Eenntniss  dos  Verdauungsprocesses  als  gleichgültig,  s.  Gal.  II.  118. 
XiyBi  yovv  {o6s  noog  ccvtoig  6v6(mcci'  ,yn6xBQ0v  d'  iv  xy  ^bqI  xrjv  %oiXittv 
ditBQyaaia  xijg  X(f0(pfjg  yBvväxat  xotavtr}  vyqa<sCa  ^  fiBitiyfiivrj  xo£g  i^m^BV 
nQ04tq)8gofisvoig  nuQayivBxatf  ovSlv  x(fV^*'f'^o^  ngbg  xr^v  laxqi%riv  i^rcaxiqp^ai.**, 


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806  Vienindswanaigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

fasste  den  Verdautmgsprocess *^^)  und  die  Ernährung*^*)  sehr  roh 
mechanisch  auf.  In  Folge  davon  musste  sich  femer  auch  seine 
Pathologie  recht  mangelhaft  gestalten.  Die  yon  ihm  vertheidigte 
Pneumalehre  schien  sich  mit  der  Thatsache,  dass  aus  den  Ter- 
wundeten  Schlagadern  Blut  fliesst,  nicht  zu  vertragen  ^  daher 
ersann  er  die  allerdings  scharfsinnige  Theorie  von  Verbindungen 
{6wava6toii(6(fsis)  zwischen  Arterien  und  Venen,  die  im  ge- 
sunden Zustande  geschlossen  sein,  im  kranken  aber  sich  5flnen 
sollten  ^^^),  und  so  erklärte  er  das  Eindringen  des  Bluts  in  die 
Arterien  für  eine  Hauptursache  der  Krankheiten^^),  namentlich 
der  Entzündungen  ^^^),  von  denen  er  alle  Fieber,  die  also  blosses 
Symptom  (Jnvyivvrnia)  von  ihnen  sein  sollten*^),   herleitetet*^. 


was  denn  V.  128  fast  wörtlich  wiederholt  wird.  XYL  88  f«  riyBixtu  yaq 
uxQTiaxov  olaq  %o  intctao^ai^  onmg  ta  aixCa  noctä  T17V  yaeti^tt  nizxtxta 
%al  nmq  9tä  niipemg  ot  x^t^^  ^^^  ^^9  ^^  '^^'^  q>l£^Iv  tj  x^^Vi  ^^^  vofUCii' 
trjs  %evwcemg  iiovov  q)QOvxietiBov ,  dfisXrjTiov  Sh  tijg  ysveaeag.  tovxo  dh  oa- 
(p6g  einsv  avtog  iv  tw  tqixtp  nsgl  nvgsxmv.     Vgl.  A.  161.  171.  172. 

151)  Er  erklärte  denselben  als  eine  blosse  mechanische  ZerreiboBg 
durch  Scheuern  der  Magenhäate  gegen  einander  unter  Mitwirkung  des 
Pneuma,  Pseudo-QaL  Defin.  XIX.  372  f.  'E(fcccicxQaxog  dh  xqi'^si  %al  Xbimw 
xffl  TiBqusxoXjj  xrig  yaaxgbg  %al  ini%xTjxov  nvsvfuccxog  Idioxijxt  (näml.  tag 
Ttiipsig  xTJg  xQoq>7Jg  yiv^o^ai)^  Geis.  I.  Frooem.  p.  4,  17  f.  duce  oHi  Erasi- 
Strato  teri  cibum  in  ventre  cantendunt,  vgl.  Gal.  II.  166.  XV.  247. 

162)  Diese  sah  er  als  blosse  Ansetzong  {ngoc^cöig)  neuer  Theile  an, 
Gal.  II.  104  f.,  der  106  seine  eignen  Worte  iv  ÖBvxigtp  xmv  xtx&oXov  X6fa9 
anführt.  Ueber  seine  Erklärung  des  besseren  Verdannngs-  und  Emähmngf- 
processes  im  Schlafe  s.  GaL  IX.  188.  'EgacCcxgaxog  ^ih  9170t  dta  xijv  iqQt- 
fiüxv  xvv  %€ixä  nQoa^eaiv  niwijaemv,  rjv  nal  xovxo  fiixxsiv  »alaig,  ov% 
avxovg  xovg  vnvovg  alxuixui.    Uebrigens  vgl.  A.  181 — 188. 

168)  Gal.  III.  492.   IV.  708.  718.  724.    XI.  168  f. 

164)  Die  er  aUo,  wie  anch  noch  Spätere  (so  Boerhave)  auf  einen 
error  loci  zurückführte,  s.  Pseudo-Gal.  Intr.  XIV.  728  f.  %axa  dl  'Egaalötgti' 
xov  %al  'Ao%XrinuLdr\v  mg  in^nav  yi.lav  alxiav  inl  naarfg  fOtfov,  xo^'  09  p^f 
7}  nccQe(A7na>aig  slg  xag  uQxriqiag  xov  tuTiMxogy  %a&'  ov  dl  ^  i%xa6tg  xmv 
oynoMf  iv  xoCg  dgamfuccaiv» 

166)  Gal.  X.  461.  9o%Bi  yovv  'Egaat6xgdx(p  x6  nagBftmsaov  slg  xäg  oq- 
xrigiag  atfka  ngog  xov  nvBVfiaxog  d^ovfkcvov  iv  xo£g  nigactv  avxmv  o^tjf' 
^vaif  xal  xovxo  elvai  xr^v  q)Xey(uovTJv.  III.  498.  di6do%u  yovv  .  .  .  'Egaßi- 
axQuxog  inifksXmg  ^/tiag,  (og  ov%  ivdix6''f^^  yevia^at  (pXeyiunf^v  avev  xov 
nagsiMiBoetv  noxe  ix  xmv  cpXeßmv  sig  xäg  dgxfigiag  al^a, 

166)  Psendo-Galen.  a.  a.  0.  XIV.  728.  xov  filv  ovp  Twgtxov  ot  naXatol 
ndd'og  a^xov  xa^'  avxov  ijyovvxaiy  ^Egaaioxgaxog  dl  xal  xmv  vemxigt^f 
xiveg  intyevvriiia, 

167)  Erasistr.  b.  Gal.  XI.  220.   yivovxai,  ydg  mg  xb  noXif  at  xovg  mv^- 


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Erasistratos  yod  IuUb  auf  EeoB.  807 

Wahrscheinlich  als  Grund  dieser  Ueberfüllung  (äAi^cö^)  der 
Gefässe  bezeichnete  er  das  Uebermass  von  Nahrung  und  in  Folge 
dessen  die  ünverdaulichkeit  und  Verderbniss  derselben,  so  dass 
er  hierin  die  letzten  Gründe  der  Krankheiten  fand^^).  Indessen 
hielt  er  nicht  sowohl  die  Erforschung  dieser  Ursachen  der  Krank- 
heiten selbst  für  wichtig  als  yielmehr  die  der  einzelnen  Krank- 
heitssymptome^^^).  In  sehr  natürlicher  Folge  der  anatomischen 
Studien,  die  vielmehr  zur  Solidarpathologie  hindrängten,  liess  er, 
wie  schon  bemerkt  ^^°),  im  Gegensatz  gegen  die  frühere  Humoral- 
pathologie  den  Einäuss  der  Säfte  ganz  unberücksichtigt^^^),  und 


tovs  noiovaai  (pXsyiioval  duc  nltid'mQav,  Qal,  XV.  159.  'EQaa^iftQccxos  inl 
cpXsyfiov^  yivto^ai  ßovlofisvog  Snavrag  tovg  nvQsxovg.  Gels.  I.  Prooem. 
p.  3,  24  ff.  inflammationem,  quam  Graeci  €pXeyfiovriv  nominant  .  .  .  eaque 
inflammatio  talem  motum  efficit,  quaiis  in  febre  est,  ut  Erasistrato  plMuü. 
III,  10.  p.  92, 19  f.  erravit  Erasütratus,  qui  febrem  nüUam  sine  hac  (näml. 
inflammatione)  esse  dixit  Aet  Plac.  p.  441  (Pseudo-Plut.  V,  29,  1).  'E^cC- 
ctQatog  OQi^etat  tov  nvgsTov  ovtmg'  nvQStog  ieti  nivTjfjka  cctfiatog  naQSfir- 
nentoDTidtog  tlg  tä  xov  nvBV(icctog  dyysuc  angoctigstag  yiv6iisvov  x.  r.  X. 

158)  A&t.  Plac.  p.  448  »  Pseudo-Plut.  Y,  80,  8.  'EQaaiatgaxog  xäg  vo- 
aovg  Sia  jcXri^og  xQO(prjg  %al  dn^'^Cag  xal  (p^ogdv  %,  x.  X.  und  Stob.  Flor. 
C,  27.  'EQuaCaxQaxog  iXsys'  „sl^'9'Off  x«l  ^ia<p^o(fd  xdvmxdxm  ctUxia^^, 

159)  Gels.  I.  Prooem.  p.  9,  28.  Erasistratw  non  ex  his  (näml.  aegri 
natura  et  vitae  genei-e)  ßeri  morhos  dixit, ^  quoniam  et  aUi  et  iidem  (üias  post 
ista  non  febricitarent.  Soran.  a.  a.  0.  p.  212  Dietz.  nagd  xriv  noidv  xcov 
nqoixmv  avfiTtXoxiiv  ivSixexai  (tigog  inl  d^Xetmv  yeyovivai  imSidtpOQOv '  *al 
ydg  xd  aXXa  fiiQfi  öiatpiQOVxu  rtaxd  noXv^  Sid  x^g  noidg  cvynQlaeag  xmv 
dyyeicov  (?)  h  'Egaaiaxi^xog  q>riaL  ysyoycVai,  tucv  fiiy  Statpsi^  xwv  dXXtav^ 
ivdexsxair  avxm  ndc%Biv  diatpö^mgy  oxt  aal  xo  avxb  ^ligog  noxs  (isv  axsyvo- 
na^si  noxh  91  ^svfMxxi^sxai,  Vgl.  das  Bruchstück  bei  Galen.  V.  138  f. 
(8.  A.  172).  —  Im  Uebrigen  s.  auch  noch  A.  99. 

160)  S.  A.  99. 

161)  Gal.  V.  104.  nsgl  fLeXcc£vtig  xoXrjg  .  .  .  iiot  Sonst  xo  ;|^p7j<rifiroy  sig 
xd  x^g  xixvrig  ^Qya  .  .  .  'Egaa^oxQaxog  oXov  diaXmeiv.  128  nnmittelbar  vor 
den  A.  150  angef.  Worten:  «sqI  (ikv  oiv  xfjg  fisXaivrjg  x^V^  ovdhv  oXmg  o 
'EQacißxQaxog  iyqarffS,  nsgl  9l  xfjg  ^avd'fjg  oXCya  xs  Sfia  %al  ovdh  xav^' 
dnavx'  dXr}9ii,  124.  nsgl  ysvißsag  xv^v^  vnlg  mv  ovd'  oXcag 'EgacütXQaxog 
iyQa'tpsv.  182.  xo  (i,Tidsv6g  xmv  Std  fiiXaivav  x^^V^  V  ^^9  ^^v  {isXayxoXtitov 
XVfiov  ysvo(isv€ov  na^mv  fivrjfiovsvaai,  YIII.  191.  ovdh  ygafftai,  xi  nsgl  fiB- 
XayxoXtag  ixoXfirjauv  ot  xr^  xmv  x'^f^^v  dvvccfAiv  dyvoriüavxsgy  i^  mv  sici 
xal  ot  xsqI  xov  'Eqaaloxquxov,  XVI.  38  anmittelbar  vor  den  A.  150  angef. 
Worten:  'Eqaeicxqaxog,  og  n^qX  xd  aXXa  agiaxog  ido^s,  ns(fi  xovxov  (näml. 
nmg  yivovxai  ot  ;tvfu>0  ^^  ov9lv  slx^v  slnstv  dXX*  ovdl  iiixQ'^  *oü  ^sxq^ov 
n^ttvov,  40  f.  Soxovci  y^i  .  .  .  noXXol  xmv  laxgmv  %ccl  xovxmv  xmv  ivSo- 
^iovy  mg  'Eifaa^ßXQaxog,  xovxo  dyvosiv  xo  votn^fia  slvai,  oxav  iv  xm  amfuaxt 
ÖLoid^iaig  xig  ßXdnxsi  xr^v  ivegysiav  (lij  naxd  avfißsßTfnög  t(,   dXXd  nqmxmg 


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808  Vierundswanzigstes  Capitel.    Die  Medido. 

auch  die  Pulslehre  spielte  bei  ihm  keine  besondere  Rolle  ^^ 
Immerhin  zeigte  er  aber  auch  in  pathologischer  Hinsicht  ohne 
Zweifel  manche  richtige  Erkenntniss  ^^).  Volle  Aufmerksamkeit 
schenkte  er  auch  der  pathologischen  Anatomie ,  und  seine  er- 
heblichen Beobachtungen  auf  diesem  Gebiete  ^^^)  beweisen  zum 
Theil  die  Anstellung  von  Sectionen  zu  diesem  Zwecke.  Auch  in 
seiner  Therapie  zeigt  sich  natürlich  der  Einfiuss  seiner  pneumati- 
schen Theorie  und  zugleich  seines  Anschlusses  an  Ghrysippos  in 


Kai  xar'  avti^v  .  .  .  tctvta  ovp  Snavxct  ngog  te  tas  (tiuyvmcBiQ  xmv  vocff- 
fuctcov  nal  rag  iaaeig  pLByictrjv  leaffsxofisva  xq^Cav^  rjpnfq  im^StieBV  6  yiv- 
vatös  'EQaciotqatog  teXimg  xal  ^uxaipQOVtLP  fCQOCBnoiiicaxo  xmv  italamv, 

162)  Galen.  V.  508.  dsi  81  xov  ccpvyfiog  6v6iiaxog  dnoveiv  ovvag  rvt, 
coff  nQa^ayoQag  xal  *HQ6<ptXog  (vgl.  A.  95)  anavxig  X8  6%B8bv  of  ftar'  ttvxovg 
iXQiqcavxo  {i'i%Qi  xal  ^ficot^,  mg  ^  y«  «aXaiotkifa  tarioigy  ^  xo»  xotg  'E(fU9i- 
oxqdxov  xs  xal  ^InnonQiixovg  cvqiansxai  y^fScfifiaaiv ,  exiqa  xCg  iczi.  VIII.  497. 
nqaxog  fihv  ovv  dndvxmv  .  .  .  ^Inito%(fdxrjg  x6  xe  6po(ia  %ov  ctpvyfMW  yga- 
<pti  X.  T.  l.  ov  firiv  ovx'  inl  nliov  i^(iQyd<faxo  x<yßxo  xo  {liQog  x^g  xif^fig 
ovi'  inl  ndarig  dqxrjQimv  nivriasrng  xovvofAU  q>iQBi.  naqanX'qciov  di  xt  tpaC- 
vsxai  noiiiv  avxm  xal  6  'EgaotaxQaxog.  716.  oxav  dvayvmfuv  iv  xtvi  xif 
naXaimv  laxqmv  ßißXiw,  efpv^siv  x6  cpXeyfuiivov  ftovov  (ioq^ov^  iq  xrjv  hi 
tpXhyyiOvfi  nivrieiv  xwv  aQxrjfftmv  aq>vyfi6v  ovo^d^ovxag  [lovfjp,  inl  8l  tov 
xava  tpvaiv  ixovxog  xov  ed(ittxog  oviinoxs  xp(Dfi£voty(  x^  n^ocrjyoQi^,  Xoyt- 
iofLE&u  (irj  näaav  dgxriQmv  nivriccv,  dXX'  rjxoi  x'^v  fisydXriv  xal  etpoSgaw 
f]  xr^v  aiö^rjxriv  avxm  xA  xdpLvovxi  nQoaayoQBve<r^aif  etpvyitov.  ovxa  Si 
doxsi  tJ  nqoer^yoifCa  xov  CfpvyyMv  n^xi^ric^ai  xal  6  'EqcicCcxQaxog,  761.  'E^ff- 
cCoxqaxog  ^oi%sp  ov  xrjv  xara  q)v<fiv  iv  dgxrjQ^aig  tUvrjffiv  ovofucieiv  o^pv- 
yti6v,  dXXd  iiovr^v  xrjv  inl  fpXeyiiov^,  SrjXov  dh  i%  xwß  (i^cftov  avxov  x&v  h 
TCO  nQmxco  nsql  nvgsxöiv  x.  x.  X. 

168)  Wenn  freilich  Pseado-Gal.  Intr.  XIV.  746  ihm  die  richtige  Er- 
kenntnisB,  dass  die  WasserBucht  ans  Entaitang  von  Milz  und  Leber  her- 
vorgeht, zuschreibt,  so  ist  dies  falsch,  denn  Gal.  II.  109  und  Gels.  III,  21. 
p.  109,  7  ff.  tadeln  ihn  yielmehr  scharf  desshalb,  weil  er  vielmehr  nur  die 
letztere  Ursache  bemerkt  bat.  Vgl.  A.  184.  Er  nnterschied  eine  doppelt 
Art  von  Apoplexie,  eine,  welche  die  Glieder  erschlafft,  and  eine,  welche 
sie  zusammenzieht,  Cael.  Aur.  M.  Chr.  II,  1.  p.  368  unmittelbar  nach  den 
A.  179  angef.  Worten:  differenUr  cwrandos  ait  eo$,  qyi  conelusione  sunt 
parälysi  vitiati,  ab  eis,  gui  extensione  videntur  affecH  etc. 

164)  Diosk.  neifl  ioßöXmv  15  (Vol.  11.  p.  72  Sprengel).  'EQae^ffatog  ^f 
(priciv  avxovg  (n&ml.  xovg  vno  %iyxQOv  9rix^ Bvxag)  nenov^iwai,  x6  ^naq  ttd 
xr^v  nvoxiv  xal.  ro  %mXov'  dvaxfkri&ivxmv  yoQ  avxmv  diBip^ui^fiipa  nmg  ivqi- 
c%Bxai  xavxa  xd  fiiqrj.  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  8.  p.  473  (über  die  Wasser- 
sucht). Erasistratus  .  .  .  tfcur  inquü  pati:  in  aperitionibus  enim  saxem 
semper  inveniri  canfirmat,  V,  10.  p.  686.  h<iec  est  tomicarwn  omnium  spe- 
cialis sigtUficatio,  sed  earum  eruptiones  .  .  .  dliquae  ad  cor  (näml.  fiunt),  ^ 
JSrasistrcUus  ait. 


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£rasi8trato8  yon  Inlis  auf  Eeos.  809 

mancherlei  Stücken  ^^).  In  lebhafter  Polemik  gegen  Uerophilos 
empfahl  er  einfache  Mittel;  die  Diät  spielte  eine  Hauptrolle  bei 
ihm^**).  Von  seinen  in  das  Fach  der  Geburtshülfe  einschlagen- 
den Meinungen  wissen  wir  wenig^®').     Dagegen  lernen  wir  ihn 

165)  Zwar  verwarf  er  nicht  wie  dieser  den  Aderlass  ganz  nnd  gar 
(Cael.  Anr.  M.  Chr.  II,  13.  p.  417  f.),  beschränkte  ihn  aber  sehr,  indem  er 
zur  Beseitigung  der  Plethora  wiedemm  nach  Chrjsippos  das  Binden  der 
Glieder  empfahl,  um  durch  diesen  Druck  die  geöffneten  Synanastomosen 
wieder  zu  schliessen,  6al.  X.  S76ff.  XI.  148 f.  230 f.  (s.  A.  177,  vgl.  auch 
A.  174).  Geis.  IV,  11.  p.  135,  1  f .  Cael.  Anr.  M.  Chr.  II,  13.  p.  416,  vgl. 
A.  108.  Aehnlich  verwarf  er  mit  Chryeippos  die  Abfdhmngen  im  Allge- 
meinen, Gal.  XI.  245.  324.  Cael.  Anr.  M.  Chr.  Y,  2.  p.  566,  liess  sie  aber 
in  einzelnen  Fällen  zu,  Gal.  XI.  171,  desgleichen  die  Elystiere,  Cael.  Aur. 
A.  M.  UI,  17.  p.  244  f.,  8.  A,  176.  —  Gal.  X.  184  (vgl.  A.  64.  134)  sagt, 
dass  er  gleich  Herophilos  in  der  Behandlung  der  Krankheiten  der  Organe 
rationell,  in  der  der  Knochen,  Bänder,  Muskeln  u.  s.  w.  empirisch  ver- 
fahren sei,  ebenso  XV.  8  mit  Rückweisung  hierauf:  idnlx^  d\  %al  m^ 
ivioi  tmv  iatgmv,  av  icti  %al  'EqucictQatoq ,  i^  rjitiasiag  iiigovg  slal  doy^ut- 
xi%o£,  ta  filv  rmv  oqyavmmv  (logiav  voarjfuixu  Xoytumg  ^SQunBvovtig  tu  dl 
tmv  hpLOtofiBQoiv  ovd'  olmg  tj  iiinfiQiumg. 

166)  Plut.  Qu.  symp.  IV,  1,  3.  663  C  xmmittelb.  nach  den  A.  104  angef. 
Worten:  'Egaa.  diijlsyxs  trjv  axonlav  %al  nsgisgyiav  o^iov  (istalltxcc  xal  ßo- 
tccvixa  %ctl  d^igiana  %al  ta  dn6  yrig  %al  Q'aXaxziig  slg  xo  avxo  avynBQUvvvv^ 
xog'  naXov  yäg  xavxot  iacccvzag  iv  nxiadvfj  xal  amva  %al  h  vdQsXccia  xrjv 
laxQi%riv  inolinsiv.  Diosk.  n.  loßöX,  Praef.  (s.  A.  185)  19.  85  «>  II.  p.  49  f. 
77  f.  90  f.  Sprengel.  GaL  V.  879.  xovg  xrjg  ovxmg  yvptvaettnrjg  imctrifiovag 
riSri  xaXcoficy,  ^InnonQdttjif  xt  %etl  JionXia  xal  üda^ayogav  xal  ^Xoxti^ov 
'Egaciaxffatov  xb  xal  *Hg6tptXov^  vgl.  VI.  77.  Trotzdem  wollte  er  von  der  Heil- 
gymnastik nicht  viel  wissen,  s.  Gal.  VL  37.  'AaxXriinddov  (ilv  apxi%(fvg  %a% 
xov  tpavBQtotdxov  xaxeyifmitoxog  yvitvaoüov^  'EQaoutxgdxov  dh  dtoX(i4xeQov  |»^y 
dno(pr}pafisvov f  xrjv  8'  avxtjv  'AexXrinmd'Q  yvmiirjv  ivdtixvvfiivov,  XI.  180. 
dXXd  yvfivaaCoig  ov9*  avxog  d^ioig  x^rja^ai.  xBifl  91  Xovxgcav  av  pihv  oXmg 
ovSlv  elnag,  ovx*  bI  xgriatiov  ovx*  bI  iiri  xQfJ^tBOV  inl  xmv  ovxmg  ix^xtov, 
Ueb.  d.  Krankendiät  aber  s.  seine  eignen  Worte  b.  Gal.  XI.  235  f.  (Ix  xov 
xQixov  usqI  nvQBxmif),  Anwendung  des  Opiums  als  eines  Giftes  verwarf  er, 
Plin.  XX.  §.  200.  Diagor as  et  Erasistratvs  in  totum  damnavere  ut  mortiferum, 
infundi  vetantes  praeterea,  quoniam  visui  noceret,  vgl.  Diosk.  M.  med.  IV,  65. 
p.  557  Spr.  'EQaaievgaxog  (lipxoi  ^tayogav  q>Tjalv  dnodont^diBiv  avxov  xriv 
XQV^tv  inl  xmv  mxaXymmv  xal  otpd^aXfueSvtmv  dtd  x6  dfißXvamlg  bIvou,  xal 
xaqiaxixov  (es  folgt  an  beiden  Stellen  ein  Zusatz  über  Andreas).  Die  Be- 
hauptung von  Cels.  V.  Praef.  p.  160,  4  ff.  his  (nämL  medicamentia)  muUum 
antiqui  auctores  tributrunt  et  ErasistrcUus  et  ei  qui  se  ifinetgixovg  nomina- 
verunt,  praecipue  tarnen  HerophUus  deducUque  ab  ilh  viro,  adeo  ut  nuüum 
morbi  genus  sine  his  curarent,  kann  daher  in  Bezug  auf  £.  nur  mit  der 
nöthigen  Einschränkung  richtig  sein.  Doch  werden  mehrere  von  ihm  ge- 
riihmte  Pflanzenmittel  erwähnt. 

167)  Nämlich  die  über  den  Grund  der  Unfruchtbarkeit  und  der  Zwillings- 


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810  Vierundzwanrigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

als  einen  kühnen  und  erfinderischen  Chirurgen  kennen^®®).  An 
Schriften  von  ihm^^^)  lassen  sich  noch  14  bis  15  nachweisen*'**): 
tcsqI  täv  xad'olov  Xoycov  oder  ^  %sqI  %Av  xa^oXov  ngay- 
^axsia  in  mindestens  2  Büchern*'*),  nagl  tcvqbxAv  (über  Fieber) 
in  mindestens  3*'*),  ^Jvato^aC  in  mindestens  2*'^),  ^taiQe- 
6€G)v  ßißXia  (über  Einschnitte),  erst  im  Alter  geschrieben^'*), 
tcsqI  twv  vyiBiväv  in    2  Büchern*'*),   nsgl   täv  Tcara  t^v 

und  DrüliDgflgeburten,  Aöt.  Plac.  p.  421.  428  (Pseudo-Plut.  V,  9,  2.  10.  3). 
Im  Uebrigen  a.  A.  111. 

168)  Er  öffnete  bei  Leberleiden  den  Unterleib,  um  die  Arzneien  un- 
mittelbar an  das  leidende  Organ  zu  bringen,  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  4. 
p.  454  f.  Er  wusste,  dass  die  Parakentesis  bei  der  Bauchwassersucht  kein 
wirkliches  Heilmittel  sei  (Geis.  III,  21.  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  8.  p.  479), 
lehrte,  dass  man  nur  die  leicht  entfembaren  Z&hne  ausziehen  solle  (Cael 
Aur.  M.  Chr.  II,  4.  p.376),  u.  soll  den  S-förmig  gebogenen  Katheter  erfunden 
haben  (Ps.-Gal.  Intr.  XIV.  751).  üeb.  seine  Behandl.  der  Geschwüre  8.  A.109. 

169)  Plin.  nennt  ihn  als  (selbstTerständlich,  wie  so  oft,  nur  mittelbare) 
'Quelle  für  das   11.  14.  15.  20-27.  B.  und  citirt  ihn  öfter,   so  XIV.  §.  78 

sein  Lob  des  lesbischen  Weines. 

170)  Suid.  weiss  nur  noch  von  9:  ^ygatpsv  lavifitiä  ßißUa  ^'. 

171)  Ath.  XV.  665  e  — 666  a.  'Eqaeietqatov  tov  'lovlirftriv  iv  rj  *t(fl 
tmv  ua^olov  nifayfiareüx,  Gal.  IL  71.  ro  nQmtov  .  .  .  cvyy^anfia  tmv  %a- 
d'oXov  Xoymv.  105.  iv  tm  dsvvi(f(p  tmv  x.  L  (s.  A.  152).  V.  123.  h  tm 
nq6t(p  t6v  X.  1.  (s.  A.  150.  161).     Vgl.  IL  93. 

172)  Gal.  V.  188  f  iv  dBVTSQO}  mit  Anführung  eines  Bruchstücks  (vgl 
A.  159).  552  f  To  nQmtov  (s.  A.  145).  VIII.  761.  iv  nQnntp  (s.  A.  162).  XL  155. 
iv  zm  tqCxai  und  nqmxm  mit  Bruchstücken.  176.  ix  f^v  xov  xqCxov  .  .  .  vul^ 
xmv  inX  nXri^Bi  yivoyLivonv  qtXsyyi.ovaiv^  i%  d\  xov  nqtoxov  %bqI  xquvimxxos  )(•  v«  L 
285  f.  iv  Xifixfp  (s.  A.  166).  XV.  435.  x6  ngmxov  ßtßXiov,  478.  x6  n^mof, 
XVI.  89.  iv  tm  xQix<p  (s.  A.  150).  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  13.  p.  41.  tertio  Jibro 
de  fehribus.    Ausserdem  s.  A.  147.  174. 

173)  Gal.  IV.  718,  s.  A.  147.  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  4.  p.  192.  K  secundo 
libro  Änatomicorum  de  singulis  passimiibus  scripta  in  qmbuadam  inquit 
synanchicis  vaporatione  utendum  spongiarum  (xtque  cataplasmatihus  et  ex  vino 
medicamen  transvarandum,  qtwd  eompotium  appeilavit  ex  castoreo  confectum, 

174)  Gal.  XL  192  f.  'EqatsCcxQOLXov  ov  fiovov  iv  xy  nsgl  tmv  nvQttöv 
fCQayfiaxsüx  csaiyrinsvai  nsQl  xijg  (pXtßoxoii^ag  iXsyov,  dXXa  Kciv  xciig  äXXttig 
ccxdaccig.  ovxb  yä(f  iv  x^  xmv  neczä  %otXiccv  na&av  ovxs  iv  x^  nagioBttv 
ovxs  iv  xji  nBifi  nodayqagy  aXX'  ovdl  iv  xjj  xmv  vyiBivav  xBXQ^ö^ai  tpXB- 
ßoxof»^  (Tgl.  A.  165)  ...  iv  xoCg  diaiQiaB<ov  ßtßXü}is  'EQaüiaxQaxip  yByQtniir 
fjkivotg,  XVIII»  86,  s.  A.  136.  In  der  Deutung  des  Titels  folge  ich  Rosen- 
baum Eras.  8.  152,  obgleich  die  Bruchstücke  bei  Gell.  XVI,  3  Tom  Er* 
tragen  des  Uungems  handeln. 

175)  Gal.  V.  880.  iv  nQmxm.  VII.  537.  xor«  t^  %^&xov.  XL  179.  h 
xm  nQoxBQcp.  CaeL  Aur.  M.  Chr.  II,  7.  p.  385.  woundo  Ubro  Saluiariw» 
praeceptorum.    Ausserdem  s.  A.  174. 


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Erasistratos.    Endemos.  811 

xocliav  %a%'äv  (über  ünterleibsleiden)  in  mindestens  3"^, 
ubqI  aX^atog  &vaymyrjg  (über  Blutentziehi^ng?)  in  mindestens 
2^"),  nisgl  nagiöscDv  (über  Ohnmächten)"^),  tcsqI  jcagalv- 
öeag  (über  Lähmung)  ^'^),  wenn  anders  dies  nicht  dasselbe  Werk 
war,  7t6Ql  Ttoddygag^^^),  ferner  tcsqI  xat ajto 6 ecog^^^),  xsgl 
dvadoöecjg  (über  Ernährung)  und  tcbqI  Tcitlfscog  (über  Ver- 
dauung), was  aber  schwerlich  drei  verschiedene  Werke  waren  ^^^), 
sondern  nur  ein  einziges ^^^),  n;6Ql  vÖQiDTCog  (über  Wassersucht)^®*), 

Ein  Zeitgenosse  des  Herophilos  und  Erasistratos^^®)  war 
Eudemos,  der  neben  Herophilos  als  grosser  Anatom   ge- 
priesen wird^^).     Nächst  diesem  war  er  der  Erste,  welcher  die 

176)  Gal.  XVIII»  6.  iv  devts^m  nsgl  noiX^ag.  Cael.  Aur.  A.  M.  11,  30. 
p.  146.  libris,  guos  de  venire  scripsit,  III,  17.  p.  244  f.  secundo  libro  de 
venire  (vgl  A.  166).  M.  Chr.  IV,  6.  p.  627  (ebenso).  IV,  3.  p.  622.  ieriio 
libro  de  venire.    Ausserdem  s.  A.  174. 

177)  Gal.  XL  191.  h  tc5  TTpooroo  n.  «f.  a.  (?t(JX/a>.  VIII.  311.  yLatä  to 
nBql  rrig  avaycoyrig  tov  atiiectog  ßißX^ov  (mit  einem  Bruchstück,  ein  anderes 
erscheint  817  f.).  XI.  148.  h  tc5  n.  at  d.  (wieder  mit  einem  Bruchstück, 
drei  weitere  Fragmente  stehen  176  f.  176  f.  230).  Von  seiner  eignen  Schrift 
über  dies  Werk:  rifiCv  .  .  .  ßaüdvitofiivotg  x6  ii]trifia  xara  ys  to  n.  cct,  d, 
'EQccaiGtQatov  ßißUov  und  erzählt  XIX.  14 f.,  wie  dieselbe  als  Nachschrift 
eines  in  seinem  34.  Jahre  gehaltnen  Vortrags  von  einem  Freunde  ohne  sein 
Wissen  veröffentlicht  sei.    üebrigens  vgl.  A.  166. 

178)  Gal.  XI.  192,  s.  A.  174,  wenn  nicht  etwa  dort  Siccigecsaiv  zu 
schreiben  ist. 

179)  Gal.  XVI.  678.  iv  rotg  n.  n.  Cael.  Aur.  M.  Chr.  II,  1.  p.  368. 
E.  de  pardlysi  scribens  etc,  s.  A.  168.    Vgl.  p.  847.  848. 

180)  S.  A.  174  u.  Cael.  Aur.  M.  Chr.  V,  2.  p.  666.  libro  quo  de  podagra 
scripsit 

181)  Gal.  II.  60.    h  totg  n.  x, 

182)  Wie  Rosenbaum  Eras.  S.  168  annimmt. 

183)  Welches  also  wohl  den  Titel  führte  ns^l  natccnöattog  xal  dvaSo- 
aeag  aal  Tcifffsmg,  s.  Gal.  III.  816.  iv  to£g  n,  x.  x.  d.  x.  it.  avtm  ysyQafi' 
ftsvoig.    üebrigens  vgl.  A.  160 — 152. 

184)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  8.  p.  478.  487.  libro  quo  de  hydrope  scripsii. 
Vgl.  A.  163.  164.  168. 

186)  Diosk.  mql  loß6X(ov  Praef.  (VoL  IL  p.  49  f.  Sprengel). 

186)  Schol.  Nie.  Alex.  66.  Od«r  ^re^l  dvvdfkseov  xol  <&.,  Diosk. 
a.  a.  0.  18  (Vol.  ü.  p.  74). 

187)  Ath.  VII.  824  a.    XII.  516  c. 

188)  Gal.  XVIII*.  7.  toiko  yctQ  ovdslg  nffooi&Tjxtv ,  ovts  tmv  nccta  tov 
avtov  avzm  (näml.  'Egaatatoatip)  ysyovotav  xqovov  imtpavsctartav  otov 
^XotifMig,  'HQ6ipiXogj  EvSrjfiog  x.  r.  X,     V.  660,  8.  A.  186. 

189)  Gal.  XV.  134,  s.  A.  66. 


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812  Vierondz wanzigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

Anatomie  der  Nerven  gründlich  behandeltet^),  ferner  war  er 
neben  demselben  Urheber  der  Drüsenlehre  imd  der  Entdecker 
der  grossen  Magendrüse  ^^^)  und  fand  richtig,  dass  die  Hand- 
und  Fusswurzel  fünf,  Daumen  und  grosse  Zehe  zwei  Knochen 
haben  1^^). 

Di  euch  es  gehört  dem  dritten  Jahrhundert,  yermaiblich 
dem  Anfang  desselben  an^^.  Er  war  Dogmatiker^®*).  Schrift- 
titel sind  von  ihm  nicht  überliefert;  wir  erfahren  nur^  dass  er 
über  den  Gebrauch  der  Arzneimittel  in  seinen  therapeutischen 
Werken  gehandelt ^^*),  dass  er  die  Anatomie  berücksichtigt^^), 


190)  Gal.  VIII.  212,  s.  A.  100. 

191)  Gal.  IV.  646,  s.  A.  85. 

192)  Gal.  111.  203.    Evdrjiiog  iltiv   xal   xo   nsdiov    %al  ro   (Lszatia^niov 
mcavtaig  eyidtEqov  i^  octmv  nsvte  avyxeCed'ai  Xiytov^  mcavtmg  dh  nal  xo9 
fiiyav  ddutvlov  iv  nodi  xb  xal  xbiqI  dvo  (pcUayyag  i%Biv,    Hinsichtlicii  der 
dnotpvasis  (laaxoBidBtg,  welche  man  jetzt  Mnttertrompeten  nennt,  berichtet 
Gal.  IL  890.  x6  cxrjfuc   6  ^hv  *H(f6q)dog  (vgl.  A.  87)  rjfuxovov  %v%Xov  alixi 
Bi%d^Bi'   Jio%Xfig  d'k  xigaat  q>vofiivotgf  diä  xavxcc  xal  (ovdfux<rc  %Bf^ücg  na- 
Qmvvfuog  dno  xov  %iQaxog'    EvSi](iog  81  nXBuxdvag  („Flechten^*)  xceXcf^  ovm 
i^onv  (fdvoLi^  noxBQOV  ort  nB%XB%xai  xavtfi  ayyeta  IZtxoctddDff,   dXX'  avxag 
xccg  dnoq)vaELg  nags^aaB  nXs'Kxdpaig  (es  folgen  die  A.  24  berücksichtigten 
Worte).    Femer  s.  das  A.  81  aus  Soian.  a.  a.  0.  p.  70  Dietz  Mitgetheilte. 
Die  gaffeiförmige  Fortsetzung  der  Schläfenbeine  verglich  E.  mit  Hahnen- 
spornen,  Ruf.  de  part.  c.  h.  n.  I,  20.  p.  35  (152  Dar.).   EvSrniog  dh  c/xaf» 
(tlv  avxovg  dXB%TQv6voiiv  nXi^nxgotg,  dvoavvfiovg  8h  1^.    Das  Akromion  hielt 
er  ^schlich  fSr  einen  eignen  Knochen,  Ruf.  a.  a.  0.  I,  9.  p.  29  (142  Dar.). 
Ev8rj(iog  81  otndgiov  Blval  tpqai  fitx^ov  xb  dxQiofuov, 

193)  Bei  Galen.  XV.  136  wird  er  za  den  dgxaCoi  UxqoC  gerechnet  mit 
Hippokrates,  Diokles,  Chrysippos,  Prazagoras,  Euryphon,  Phylotimos, 
Fleistonikos,  Mnesitheos,  Medios,  aber  freilich  auch  noch  mit  Antigenes, 
s.  A.  214.    Vgl.  auch  A.  195. 

194)  GaL  XI.  168.  SoyfucxiJLov  filv  ydg  ol8u  %al  Jio%lia  lutl  IlXiiüxori' 
%ov  xal  JiBvm  xal  Mptjo^bov^  n^cc^ayogav  xs  xal  ^Xoxiitov  xal  *üq6- 
<ptXov  aal  'Ao%Xr\'nid8riv  ipXBßoxofiovvxag, 

195)  Gal.  XI.  795.  ^  81  nXeCcxri  xmv  (pagficnimv  xQtcig  iv  avxaig  xaig 
^BQanBvxirUaig  TCQayfiaxsüxig  vn6  xb  xmv  naXaiÄv  yiygctnxai,  xal  nQ06iti 
xmv  vBmxigmv  dndvxmv  cxb86v'  xal  yd^  nqhg  ^Innoxgdxovg  BÜI^xtu  «olla 
xal  iCQog  Ev(fV(pmvxog  xal  Jibvxov^  xal  Jio%Xiovg  xal  lU^ißtovCxw  wi 
n^a^ayoQov  xal  'HqotpCXov.  Hierhin  gehören  die  botanischen  Arzneimittel, 
Ton  denen  Plin.  XX.  §.  31.  78.  191.  XXIII.  §.  60.  XXIV.  §.  145  und  Oribas. 
VII,  26  g.  E.  p.  297  Matth.  143  f.  Dar.  VUI,  42  berichten.  Plin.  nennt  den 
D.  unter  seinen  Gewährsmännern  für  B.  XX — XXVII,  aber  natfirlich  stammen 
die  Citate  desselben  bei  ihm  aus  Mittelquelien ;  eine  derselben  ist  Seziiitf 
Niger,  s.  M.  Wellmann  Herm.  XXIV.  1889.  S.  566. 


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Dieuches.    NnmenioB.  813 

den  Aderlass  angewandt'*')  und  sich  in  seiner  Ansicht  über 
die  Elemente  der  Körper  an  die  der  berühmtesten  Aerzte  und 
Philosophen  angeschlossen  hat^^).  Ein  Schüler  dieses  Dien- 
ches  'war 

Numenios  von  Herakleia'**).  Er  schrieb  wie  nach  ihm 
Nikandros  Gtigtaxd  in  Versen*^);  in  denen  er  sich  an  Apollo- 
doros  anschloss*®*),  ferner  gleichfalls  in  Versen  einen  ^AXisv- 
rixog,  von  dem  uns  Athenaeos  eine  grossere  Zahl  von  Frag- 
menten erhalten  hat^^)^  endlich,  wie  nach  ihm  Herakleides  von 
Tarent*^),  ein  ^atnvov^^),  Medicinisches  berichtet  Celsns  von 
ihm  »<>*). 


19G)  Gal.  XV.  186,  8.  A.  214. 

197)  S.  A.  194. 

198)  Gral.  X.  462.  iatt  (ilv  ovv  nal  JionXft  nul  Mvtioi^ioi  %a\  ^isvxsi 
xofl  'A9'7ivaim  xal  a%sdov  naat  toCg  svdo'Kifiootcixoiq  taxQOig  ^Qictfj  ovv  ical 
Tcov  (ftXocQtpwv  Toig  dq^azoig  tj  avtfi  do^a  ntgl  (pvostog  öiofiatog^  in  9'fQfkov 
xal  ^XQ^^  ^"^  ^rjqov  xal  vygov  voi^C^ovci  xcx^acr^ai  ra  ts  all«  cvyLnamcc 
Cfo^utza  xal  %a  xmv  ^(omv  ov%  ^xtffra. 

199)  Ath.  I.  5  a.  Noviuriviog  ^6^  *Jfpax>l£a>tij$,  h  disvxovg  zov  laxQOv 
fiad^rjxi^g.  Vgl.  Meineke  Exerc.  phil.  in  Ath.  I.  S.  2f.  «—  Exerc.  crit.  io 
Ath.  S.  6  f.  0.  Schneider  Nicandrea  S.  200.  Birt  De  Halieuticis  Ovidio 
poetae  falso  adscriptis,  Berlin  1878.  S.  126  ff. 

200)  Daher  sein  Beiname  ^^iaxo$,  s.  Roh  de  in  der  angef.  Abh., 
Rhein.  Mus.  XXVIII.  1878.  S.  269.  Schol.  Nie.  Ther.  687.  oxi  dl  ovo  ftdrj 
näml.  xov  ix^ov)  fucffxvqet  xal  Novfirivtog  iv  xm  GriQtanm  %ciC  cpriei  x6  Ire- 

QOV   (OtpBlftV, 

201)  Auf  diese  Weise  erklärt  sich  nämlich  die  sachliche  Ueberein- 
stimmnng  mit  Nikandros.  Vgl.  Nikand.  Th.  519  =  Nnmen.  bei  Schol. 
z.  d.  St.  Nach  Beiden  wirkt  das  Kraut  uQtoxoloxficc  in  einer  Mischung 
mit  gelbem  Weine.  Nikand.  Th.  687  ff.  unterscheidet  zwei  Arten  des  ix^ov, 
ebenso  N.,  s.  A.  200.  Vgl.  M.  Wellmann  Herm.  XXIV.  S.  668.  A.  1.  In 
der  Sprache  mag  sich  Nikandros  an  N.  angeschlossen  haben,  so  dass  es 
insofern  Seh.  Ther.  287  mit  Recht  heissen  durfte:  nsxansnolfjxai  in  xav 
NovyLTj^Cov, 

202)  Fast  alle  im  7.  B.  Die  Bruchstücke  sind  gesammelt  yon  Busse- 
maker  in  den  Bucol.  et  didact.  Graeci  II  (Paris  1851  b.  Didot).  S.  87—89. 
Birt  a.  a.  0.  S.  126 ff.  Die  Citate  des  N.  bei  Ath.  stammen  aus  Dorion, 
8.  M.  Wellmann  Dorion,  Hermes  XXIII.  1888.  S.  191. 

208)  S.  C.  84.  Denselben  Spuren  folgte  auch  der  Grammatiker  Tima- 
chidas,  s.  C.  80.  A.  288.  284. 

204)  Ath.  I.  5  a,  8.  A.  199  und  bes.  C.  80.  A.  284. 

205)  V,  18,  85  empfiehlt  derselbe  von  ihm  einen  Umschlag  gegen 
Podagra  und  sonstige  Gelenkverhärtungen  und  V,  21,4  ein  zusammen- 
gesetztes Mittel  bei  Entsflndung  der  Gebärmutter. 


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814  VierundzwanzigsteB  Capifcel.    Die  Medicin. 

Kleophantos***),  Stifter  einer  eignen  Secte  der  Kleophan- 
tier^^^),  muss  spätestens  zur  Zeit  des  Ptolemaeos  Philadelphos 
und,  wenn  wir  etwa  den  Ausgang  von  dessen  Regierung  setzen, 
um  §50  und  bis  in  den  der  Regierung  des  Euergetes  gelebt 
haben  ^^).  Interessant  wird  dieser  Mann  fCLr  uns  dadurch^  dass 
einer  der  bekanntesten  Aerzte  des  letzten  vorchristlichen  Jahr- 
hunderts, Asklepiades,  sich  an  seine  diaetetischen  Regeln  und 
Curen  anschloss*^^).  Wir  dürfen  daraus  schliessen,  dass  sich 
sein  Heilverfahren  mit  dem  dieses  Letzteren  nahe  berührte.  Er 
scheint  also  gleich  diesem  möglichst  einfache  Mittel,  wie  Wein, 
Wasser,  empfohlen  zu  haben *^®),  und  dazu  stimmt  es,  dass  er 
über  den  Gebrauch  des  Weines  schrieb,  und  dass  diese  seine 
Schrift  von  Äsklepiades  in  dessen  entsprechendem  Buche  benutzt 
worden  ist^^*).  Ausserdem  kennen  wir  von  ihm  ein  gynaeko- 
logisches  Werk  Fwai^xEta  in  mindestens  11  Büchern*^*). 

Aus  der  von  Kleophantos  begründeten  Schule  sind  uns  zwei 
Aerzte  bekannt,  Mnemon  und  Antigenes.     Von 

Mnemon  aus  Side  in  Pamphylien  wird  uns  nur  berichtet, 
dass    er  unter  Ptolemaeos  Euergetes  ein  Exemplar   des  dritten 


206)  Von  einem  späteren  K.  führt  Gal.  XIV.  108,  vgl.  XIII.  262.  310. 
985  dessen  Meinung  über  das  Gegengift  des  Mithridates  an.  Cic.  p.  Cluent 
16,  47  erwähnt  ebenfalls  einen  K. 

207)  Galen.  XVII«*.  603  (s.  A.  213).  Cael.  Aur.  Ac.  Morb.  H,  39. 
p.  176.  culpans  (näml.  Asclepiades)  denique  libris,  quos  de  lue  conscripsUf 
Cleophanti  sectatores  vinum  frigidum  dantes. 

208)  Dies  erhellt  aus  der  Lebenszeit  seines  Schülers  Mnenon  von  Side, 
s.  A.  213.  Dazu  stimmt,  dass  Gels.  III,  14  und  Plin.  XXVI.  §.  14  ihn  m 
den  antiqui  oder  prisci  medici  rechnen.  Tgl.  A.  210.  211. 

209)  S.  C.  34.  A.  70.  Fälschlich  jedoch  macht  ihn  aller  Chronologie 
zum  Trotz  Sprengel  a.  a.  0.  S.  593  zu  dessen  Lehrer. 

210)  Gels.  III,  14.  quidam  exe  antiquis  medicis  deophantus  in  hoc  genere 
morhorum  (d.  h.  bei  dreitägigem  Fieber)  muUo  ante  accessionem  per  caput 
aegrum  muUa  calida  <iqaa  pertundebat,  deinde  mnum  dabat.  quod,  quamvis 
pleraque  eius  viri  praecepia  seeutus  est  Asclepiades,  rede  tarnen  praeteriit  etc. 

211)  Plin.  XXVI.  §.  14.  trahebat  (näml.  Asclepiades)  praeterea  mvUos 
mentis  artificio  animos  tarn  vina  promütendo  aegris  .  .  ,  et  quoniam  , . .  vim 
rationem  inlustraverat  Oleophantus  apud  priscos.  Vgl.  XXIIL  §.  82.  — 
Sprengel  a.  a.  0.  S.  593  ff.  meint,  dass  er  auch  Beschreibungen  der  An- 
neige wachse  yerfasst  habe;  das  folgt  aber  durchaus  nicht  aus  der  einzigen 
dafür  möglicherweise  anzuführenden  Stelle  Plin.  XX.  §.  31,  nach  welcher 
er  die  Wurzel  des  aTaq)vlivog  gegen  harti^kigen  Durchfall  empfaU.  ^ 
Index  erscheint  er  bei  Plin.  zum  20.  bis  27.  B. 

212)  Soran.  p.  100  Dietz.    iv  tm  Bvds%cctm  %6v  Püvai'Ksifov,  • 


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Eleophantos.    Mnemon.    Antigenes.  815 

Buchs  der  Epidemien  des  Hippokrates  mit  den  beigefügten  Cha- 
rakteren aus  seiner  Heimat  nach  Alexandreia,  wo  es  dann  der 
Bibliothek  einverleibt  worden  sei^  mitgebracht  oder  aber  dass  er 
im  Gegentheil  dies  Buch  aus  der  dortigen  grossen  Bibliothek 
zum  Durchlesen  erhalten  und  nunmehr  in  dasselbe  jene  den 
Krankengeschichten  am  Schlüsse  beigesetzten  Abkürzungen  ein- 
geschmuggelt habe^^^). 

Antigenes  war  auf  dem  Gebiete  der  Anatomie  thätjg  und 
behauptete  mit  den  anderen  berühmtesten  Aerzten,  dass  nur  eine 
Ader  vom  Kopf  ausgehe*^*).  Er  verfasste  aber  auch  eine  Schrift 
über  Fieber  und  Geschwülste*^^). 


213)  Gkilen.  XVII*.  603.  tä  x&v  avxBinovtoiv  ,  .  .  /*ijd'  *Inno%qoct<yvg 
elvai  Xsyovtcov  tovg  ;i;a^axT^9a$ ,  iVQS&fjvcU  xb  ßißX^ov  ti  xcav  IIxoXBßaiov 
xov  Evsgysxov  xXrjd'Bvxog  ^%ov  avxovg  di€6'KBva6(iivovg  vno  xivog  taxgov 
TlaiitpvXtov  x6  yivog,  in  notetog  'Jvdixfjg  (Ikdixijg  Heyne  Opusc.  I.  S.  127, 
Si$rig  Wellmann),  KXBOtpavxiov  Sl  xriv  atgseiv,  d%ovajj  dh  %al  xifv  alxCav^ 
8l  r^v  hiyQeftlfS  xm  ßi^Xioi  xovxcp  xovg  xocpaKxrJQag  6  Mv-q^mv  x.  t.  X. 
606.  xriv  oiqiriv  ocito  xov  Mvrifiovog  noir^üdfisvov  .  .  .  ^vioi  filv  ydg  q>aaiv 
avxov  Xaßovxa  xov  xqCxov  xmv  'Enidrifiuiv  ix  xrjg  iv  'AXB^avÖQBia  fAsydXfjg 
ßißXiod^%7jg  mg  dvocyvaaofiBvov  dnoSovifai,  na^Byyffd^jfavxa  iv  avxm  xcrl 
fisXttvi  xal  yQttpLfiaei  naqanXrieCoig  xovg  %aifa%xriifag  xovxovg*  ^vioi  8l  nccl 
avxov  i%  üafKpvXüxg  x(xo|LitxcVttc,  xal  tptXoxtfiov  nsgl  ßißXia  xov  xe  ßaütXia 
xrjg  Alyvnxov  IlxoXsuaiov  ovxm  yBvicd'ut  qpacrtV,  wg  %a)  xmv  naxanXBovxmv 
ditdvxcov  xd  ßtpXia  TuXsvaai  ngog  avxov  HOfUise&at  xal  xavxa  Big  natvovg 
XaQxag  yQdq)Ovxa  di96vai  fthv  xd  y^atpivia  xoCg  ÖBOnoxaig  ...  Big  8s  xdg 
ßißXio%'riiiag  dnox£%BG%'ai,  xd  %0fiia9ivxa  xal  stvai,  xdg  iniyqafpdg  avxovg 
xmv  ix  nXoCfßv.  *tv  di  xi  xo  xoiovxov  (paaiv  svQB^fjvat  xal  x6  xgixov  xmv 
'EniSrifumv  iniyBygaufievov  y,xmv  ix  nXoionv  %axd  dtOQ^caxriv  Mvijfiova  SiSC- 
XTiv^',  k'vioi  d'  ov  „xara  ^»o^ojr^y"  intyByQafpd'ai,  (paaiv^  dlX*  dicXmg  xov- 
vofia  xov  Mvqfiovog  x.  t.  X.  608.  6  S'  ovv  Mvijfuov,  stt'  avxhg  imonias  x6 
ßißXiov  bUxb  Xaßdiv  ix  xrig  ßißXiod^itrjg  nagiyQaipB,  tpaivsxai  ngd^ag  svBxa 
eXTuiaxKtfiov  (xQrj(iaziafikov?  Snaemihl)  xovto,  yk6vov  ydq  iniaxaad^i  Xiymv 
savtbv  a  drjXovaiv  at  ;|ra9axT9j^eg,  fita^ov  xrjg  i^i^r^asiog  avxmv  BlasngdxxBxo 
X.  T.  X.     Vgl.  C.  84.  A.  166. 

214)  Nämlich  die  vena  cava.  Gal.  XV.  136  f.  o^dilg  d*  aXXog  (n&ml. 
anseer  denen,  welche  Gal.  hier  bekämpft)  laxqbg  bIkbv  oxxa  (pXißag  dno 
%BfpaXrig  inl  xd  %dx(o  xov  amfuxxog  tjusiv  ovxb  xmv  fixxav  ovxb  xmv  fidXXov 
dnQißmg  dvaxsfJLVOvxoaVj  ov  JtonXfjg^  ov  JT^alayd^as,  ovx  'EgaaicxQaxog  ^  ov 
nXBiaxdvtnog^  ov  <hfX6xifiog,  ov  MvriaC&Bogy  ov  JtBvxrig,  ov  Xqvmnnog, 
ov%  'Avxiyivrjg  tj  Mi^^Biog  (1.  Mi^Siog)  ^  EvQVfpAv,  ov%  alXog  xtg  iaxQog 
xmv  a^;|;a/Q)y. 

216)  Cael.  Anr.  A.  M.  II,  10.  p.  96.  item  AnUgenes  Cleophantius  libro 
quem  de  febribus  et  tumoribus  scripsit  dvavSüxv  vocavä,  —  Es  gab  noch 
einen  zweiten  A.,  Leibarzt  des  Marcus  Aarelins,  Gal.  XIV.  613. 


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816  Vienmdzwanzigstea  Capitel.    Die  Medicin. 

Straten,  Schüler  und  Freund  des  Erasietratos*^*),  verfasste 
ausser  anderen  Schriften  ^^^  therapeutischen  und  geburtshülflichen 
Inhalts  eine  Erklärung  schwerer  Stellen  bei  Hippo- 
k  rat  es**®).  Das  Werk  über  Epilepsie  gehört  einem  spateren 
Straten  an"»). 

Apollonios"®),  sein  Schüler**'),  ist  höchst  wahrscheinlich 
derselbe  mit  Apollonios  von  Memphis***),  welcher  sonach  in 
der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  lebte  und  ein  Werk 
über  Gelenke  xbqI  agd'Qmv  hinterliess**').    In  demselben  scheint 


216)  £rot.  62,  10.  ZtQdto^v  fktp  6  'Egacuft^titBiog  (ptini  r^v  upkßn» 
{LO%Xov  aqtaiQosidij  Bivai,  Soran.  p.  95  Diets.  EtQdxonv  h  'E^acungaTfiog 
(es  folgt  ein  Recept  znr  Beförderung  der  Nachgebort).  La.  Di.  V,  61  im 
HomonymenTerz.  tg^tog  {Ztgaxtov)  latqog^  (lad-rjtrjg  'EQaciaxifdTov ^  mg  6i 
reve^,  TQotptfiog.  Gal.  XI.  196  f.  St^uttovog  . . .  diä  navtog  nhf  'E^^urTQarm 
ünyytvofiivov  ^  yifd'ilfttvtog  9*  inl  tijg  otxücg  cevtov  xal  dia  tovro  t^Ofi^ivov 
dBdovXevuhai  tavÖg^.  Diese  Bescbreibong  passt  nicht  im  Mindesten  aaf 
den  Peripatetiker  Straten  yon  Lampsakos,  seinen  älteren  Zeitgenossen,  so 
sehr  Rose  De  Aristot.  lib.  S.  174.  Ar.  ps.  S.  389  es  für  zweifelhaft  h&lt, 
ob  dieser  nicht  doch  mit  ibm  dieselbe  Person  sei. 

217)  Gal.  XI.  197.  %al  fiivtoi  %al  avrog  6  StQdtmv  fpulvBxat  duc  rnw 
l9l(ov  avyygafifidttov  dtl  rocg  d'iQttTCBiag  xtßQig  fplspotoiUag  Koiovfuvog.  Er 
schloss  sich  also  in  der  VermeiduDg  des  Aderlasses  an  seinen  Lehrer  an, 
aber  seine  anatomischen  Kenntnisse  waren  nicht  bedeutend,  denn  als  Grnind 
dafür  gab  er  an,  dass  man  leicht  eine  Arterie  statt  einer  Vene  Terletsen 
könne,  Gal.  XI.  161.  In  gebnrtshülflicher  Hinsicht  s.  den  Tadel  des  8oraiL 
a.  a.  0.  p.  124.  Die  iXstpavrüiittg  nannte  er  eine  nanoivfiiUy  s.  Orib.  collect 
XLV,  23  Mai. 

218)  Erot.  "Afißrjif.  52,  10.  Es  ist  möglich,  dass  ans  dieser  Schrift  das 
Gitat  des  St.  bei  Aelius  Promotns  (s.  Roh  de  a.  a.  0.  S.  283)  6  dl  St^xmw 
XiyBi  slwai  ßordinpf  (näml.  ifprjfteQov)  stammt. 

219)  Vgl.  Alex.  y.  Trall.'ll.  668.  666.  671  Pnschmann.  Nach  der  letsien 
Stelle  mnss  der  Yerfosser  dieses  Werkes  jünger  sein  als  Moschion.  Mög- 
licherweise ist  er  identisch  mit  dem  Berytier  Straten,  von  dem  Gal.  XIL 
749  eine  Briifvtuc  genannte  Arzneimischong  empfiehlt  Vgl.  Gal.  XIII.  209. 303. 

220)  C.  F.  Harless  Analecta  historico-critica  de  Archigene  medico  et 
de  ApoUonüs  medicis  eommque  scriptis  et  fragmentis,  Berlin  1816.  Kühn 
Additamenta  ad  elenchnm  med.  yet,  spec.  III.  Sprengel  Art.  Apollonins 
in  d.  Enc  y.  Ersch  n.  Grober.  Rosenbaum  zu  Sprengel  a.  a.  O. 
S.  647.  A.  16.  221)  Gal.  VIIL  769.  'AnoXX(Dvtog  o  dno  Ztgartttvog. 

222)  Gal.  XIV.  700  (vgl.  A.  28)  ndhaxct  dh  tovxo  ot  nigl  'EQUcaiaxQatow 
il^Xaaaif,  mg  'AnoXXmviog  6  Msf^pitrig.  VgL  XIX.  347.  Ganz  das  Gleiche, 
dass  er  gross  war  in  Definitionen,  bezeugt  Galen,  in  der  A.  221  angef.  St 
aber  auch  von  dem  Schüler  Stratons  nnd  sagt  deutlich  genug,  dass  auch 
dieser  gleich  seinem  Lehrer  Erasistrateer  war. 

223)  Erotian.  62,  17.  —  Klein  Ausg;  des  Erot  S.  XXXII  vermnthet» 


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SfcratoD.    ApoUonioB  v.  Memphis.    Andreas.  817 

er  sich  besonders  um  Benennung  der  E5rpertheile  yerdient  ge- 
macht zu  haben  ^.  Er  wetteiferte!  mit  den  Herophileern  in  der 
Pulslehre^^),  erfand  manche  neue  zusammengesetzte  Arzneien**®), 
hielt  im  Gegensatz  zu  Herophilos  das  Abgehen  Yon  Würmern 
für  ein  gefahrliches  Symptoin*'^  und  sah  in  der  Harnruhr  eine 
Art  von  Wassersucht^^®). 

Andreas"*),  ein  Herophileer**^**),  welcher  über  die  Kräfte 
derArzneimittel  schrieb*^)  und  auf  diesem  Gebiet  derMedicin 
für   einen  -der   zuverlässigsten   Schriftsteller   galt**^),   war   ohne 

dass  dies  Werk  ebenso  wie  das  des  ApoUonios  von  Kition  ein  Commentar 
zu  Hippokr.  nsQl  äod-Qoyv  gewesen  sei. 

224)  Gal.  XIV.  699  f. 

226)  Gal.  XIX.  347. 

226)  Gal.  XIV.  188.  A5t.  Tetrab.  II,  4,  84.  3,  20.  Gal.  a.  a.  0.  be- 
richtet über  ein  Medicament  von  ihm  gegen  Schlangenbiss.  Möglich  ist 
also,  dass  er  SriQutnci  geschrieben  hat.  Dahin  würde  dann  auch  die  Notiz 
Schol.  Nio.  Ther.  52.  6  nlv  Tv^vwlmv  ziiif  a%£Xlav  (n&ml.  axnjffT^r  9^<^<X 
'AnoXlcovioq  9\  o  Msucpitrjg  z6  %vimqov  gehören. 

227)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  IV,  8.  p.  637.   Ä.  Mmphites. 

228)  Cael.  Aar.  M.  Chr.  III,  8.  p.  469.  Ä,  Memphües. 

229)  M.  Wellmann  Znr  Gesch.  der  Med.  im  Alterth.,  Hermes  XXIII. 
1888.  S.  661—568.    Vgl.  anch  d.  Nachtr.  z.  C.  10.  A.  86. 

229^)  Cels.  V.  Praef.  p.  160,  8£P.  unmittelbar  nach  den  A.  166  angef. 
Worten:  mültcique  etiam  de  facultaUbus  medicameniortmi  memoriae  prodi- 
derunt,  qudlia  $unt  tjel  Zenonis  vel  Ändreae  vd  ApoUonii  qui  Mys  cogno- 
minatus  est.    Vgl.  A.  281. 

230)  Das  betreffende  Werk  führte  den  Titel  Ndpf^ri^  ,,Arzneikasten*S 
8.  Schol.  *Nic.  Ther.  684.  a%oXoxivdqHog  dl  ßotävri  hxlv^  atg  iv  xm  iniyQoc- 
q>ofti¥(p  Na(f^%i  6  'AvdQBccg  elnsv  x.  t.  X,  Dass  hier  auch  Beschreibungen 
von  Wurzeln  und  Pflanzen  standen,  bezeugt  Diosk.  Mat.  med.  I.  Praef. 
p.  2,  Tgl.  A.  231.  Aus  diesem  Werke  stammen  vermuthlich  die  verschiedenen 
Anführungen  bei  Plin.  XX.  §.  200.  XXII.  §.  102.  XXXII.  §.  87,  der  ihn  als 
einen  Quellenschriftsteller  für  die  BücherXX—XXVm. XXXI.  XXXHI— XXXV 
angiebt,  und  bei  Dioskorides  III,  132.  IV,  33.  65.  117  (vgl.  auch  A.  166). 
Beide  kennen  ihn  aber  nicht  mehr  aus  eigner  LectÜre,  sondern  fanden  ihn 
in  ihrer  gemeinsamen  unmittelbaren  Quelle,  Sextius  Niger,  vor,  s.  Hermes 
a.  a.  0.  Weitere  Fragmente  stehen  bei  Ath.  III.  115  e.  Schol.  Nie.  AI.  611. 
Gal.  VIII.  343.  785.  982.  Cels.  V,  18,  7.  13.  SchoL  Aristoph.  Av.  266. 
Schon  Serapion  (um  200,  s.  A.  244  f.)  benutzte  die  Schrift,  s.  Gal.  XIII.  348, 
vgl.  A.  244.  Möglicherweise  ist  er  identisch  mit  dem  von  Ckkl.  XIX.  105 
erwähnten  'Avdffiag  o  tov  XQvaaQovg  (so  C.  F.  Hermann),  der  zu  den  ypa- 
tffavtsg  tag  ovofiaaiag  xav  q)aQfui'Ka}v  gerechnet  wird. 

231)  Diosk.  p.  2.  K(faxsvag  dh  o  (itordnog  xal  'Ard^iag  h  tatqog  (ovtoi 
yoLQ  donovai.  dxiftßiatSQOif  tmv  Xotn&v  neql  xov%o  xb  (ti^og  dviatffdqtd'ai) 
noXXag   (i^ag   svxifTiatoxdxag   'mcC  xivag   ßoxdvag   dnuQaarjfimitovg   staaav^ 

SuBUciHi«,  griech.-»lex.  Litt.-Geioh.  L  52 


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f 


818  YienrndzwaiiKigstea  Gapitel.    Die  Medicin. 

Zweifel  derselbe^  welchen  Eratosthenes  wegen  Ausplünderung 
seiner  Schriften  BißXiaCyiö^oQ  nannte '^^);  und  mit  dem  Leibarzt 
des  Ptolemaeos  Philopator,  welcher  von  dem  zu  Antiochos  III 
übergelaufenen  Yerräther  Theodotos  vor  der  Schlacht  bei  Raphia 
(217)  versehentlich  statt  des  Königs  ermordet  ward*^).  Ein 
zweites  Werk  von  ihm  nsgl  daxdtC3V  handelte  über  giftige 
Thiere*^),  ein  drittes  war  tcbqI  xmv  iffsvdäg  TCsXLötBviikivGjv 
betitelt  und  wenigstens  zum  Theil  wohl  gegen  die  Wunderbücher 
gerichtet *^^),  ein  viertes  XQog  Zdßiov  war  geburtshülflich ****•). 
Auch  über  Kränze,  d.  h.  über  den  Schaden,  welchen  Kränze  ans 
gewissen  Blumen  dem  Kopfe  zufügen  können,  hat  er  geschrieben^^. 
Er  bestritt,  dass  für  die  Seele  ein  besonderes  Organ  als  Sitz  an- 
zunehmen sei,  indem  er  sie  für  einerlei  mit  den  Sinnen  erklärte  *^^). 
Seine  Augensalben  und  seine  Maschine  zum  Schenkeleinrenken 
werden  wiederholt  erwähnt^*®). 

Phil  in  OS  von  Kos  war  Schüler  des  Herophilos,  lebte  also 
um  250  und  gab  den  ersten  Anstoss  zur  Begründung  der  neuen 
Secte  der  Empiriker *'^).   Er  schrieb  6  Bücher  gegen  seinen  Zeit- 


worauB  denn  freilich  erhellt,  dass  doch  auch  er  and  Erateoas  noch  viele 
sehr  wirksame  Wurzeln  and  einige  Kräater  anbeschrieben  gelassen  hätten. 
Vgl.  KoebertDe  Pseudo- Apalei  herbarum  medicaminibas,  Baireath  1888. 8. 
S.  17.  Galen.  XI.  795  f.  scheint  ihn  angerecht  za  beartheilen,  wenn  er  ihm 
Gaukeleien  and  Schwindeleien  vorwirfb;  doch  s.  G.  34.  A.  82. 

282)  Et.  M.  BLßXuiiyiaf^og. 

283)  Polyb.  V,  81. 

234)  Ath.  VIT.  812  d,  vgl  Sohol.  Nie.  Alex.  687.  Gal.  XIV.  WO.  CaeL 
Aar.  A.  M.  III,  9.  p.  218.  Nikandros  scheint  diese  Schrift  za  kennen, 
s.  Wellmann  Herrn.  XXIII  a.  a.  0. 

236)  Ath.  VII.  812  e,  vgl.  Schol.  Nie.  Ther.  828  a.  daza  C.  17.  A.  12. 

235^)  Soran.  p.  101  mit  dem  Bemerken:  Itfxt  Ö*  vnoöxolmov  {inißaU- 
%6v?  J.  Fl.  Lobeck)  xois  vno  *HqoipCkov  (TgL  A.  110). 

236)  Ath.  XV.  676  c    Vgl.  A.  316. 

237)  Tertall.  de  an.  16,  s.  C.  34.  A.  78. 

238)  Erstere  Ton  Gels.  VI,  6.  Gal.  XII.  766,  letztere,  beschrieben  bei 
Oribas.  de  machinamentis  4  f.,  von  Gels.  VIII,  20.  GaL  XVIII»  338  f.  747.  — 
Za  unterscheiden  ist  von  ihm  A.  der  Karystier,  welcher  nach  Gass. 
Probl.  68.  p.  30  die  Entstehung  des  ßeinfieisches  aas  dem  Marke  lehrte, 
und  den  Westermann  Paradox.  S.  XIII  schwerlich  mit  Becht  für  den 
Verf.  von  «.  z6v  ipevdag  Ttentar.  hält.  In  der  Vit  Hippocr.  p.  460,  16  iL 
Westerm.  wird  ein  gewisser  A.  erwähnt  als  Verfasser  der  Schrift  nsgl  x^g 
iaxQi%ijg  ysvsuXöyiccg,  in  welcher  er  den  Hippokrates  anschuldigte  das 
Archiv  (yQaiifiaxo(pvlticKBiov)  in  Enidos  angezündet  za  haben. 

239)  Gal.  XIV.  683.    x^g   91  l/c^et^tx^c  {cctgietag)  nQoiaxrjKe  ^ilivog 


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PhilinoB.    Serapion.  819 

genossen  Bakcheios  und  Commentare  zu  Hippotrates*^. 
Höchst  wahrscheinlich  ist  er  auch  Verfasser  von  öijptaxa^^). 
Citate  über  Pflanzenmittel  von  ihm  kehren  öfter  wieder,  ebenso 
Recepte^"). 

Serapion  aus  Alexandreia**^)  lebte  wohl  nach  Andreas*^), 
aber  als  Nachfolger  des  Philinos***)  in  der  Leitung  der  von  ihm 
erst  recht  eigentlich  begründeten^^  empirischen  Schule  auch 
sicher  nicht  viel  später,  also  etwa  um  200.  Er  schrieb  eine 
Schutzschrift  für  dieselbe  wider  die  anderen  ärztlichen 
Secten  in  mindestens  2  Büchern ^^^)  und  machte  sich  durch  eine 
zweite  Schrift  SsQaTtsvtixa  in  mindestens  3  Büchern  um  die 
Arzneimittellehre  verdient^*®). 

Kmog,  o  jcqmxog  avTTj^  dnotsftvoiisvog  dno  r^g  Zoytx^g  atgiüeag,  tag  dq>OQ- 
fiag  laßav  naqd  ^HqotpCXoVy  ov  %a\  d%ove%rig  iyivito  bezeichnet  ihn  geradezu 
als  Begründer  derselben.  Vgl  auch  Erot.  31,  18,  s.  A.  240.  Dagegen  sagt 
Gels.  Praef.  p.  2:  post  guos  (näml.  Herophilum  et  Erasistratwn)  Serapion 
primiAS  omnium  nihil  hanc  rationalem  diaciplinam  pertinere  ad  medicinam 
professus  in  tisu  tantum  et  experimentis  eam  posuit  Die  beiden  Nach- 
richten lassen  sich  nur  durch  die  Annahme  vereinigen,  dass  Ph.  die  em- 
pirische Schule  auszubilden  angefangen,  Serapion  aber  sie  zuerst  ausschliess- 
lich Tertreten  habe,  auch  durch  die  That,  indem  er  durch  seine  Schrift 
„ad  sectas*'  die  Angriffe  anderer  Schulen  ab^Tehrte,  s.  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  6. 
p.  84:  sed  Serapion  Empirums  in  primo  libro,  quem  ad  sectaa  scribit, 
obscura  nimium  atque  pauca  ordinavit  (näml.  gegen  Lethargie)  etc.  Vgl. 
auch  A.  245. 

240)  Erot.  31,  13  unmittelbar  nach  den  A.  265  angef.  Worten:  m  (näml. 
Ea%%ü(p)  tov  iiknst^i%6v  evyxQOvriccevta  ^iXivov  diu  s^aßlßlov  «(^ayiiatBÜxg 
dvtBiTtBtv.    Vgl.  p.  37,  16.  52,  11.   Klein  Erot.  S.  XXVI. 

241)  S.  Aelius  Promotus  b.  Rohde  a.  a.  0.  S.  278.  ^dCvog  dh  o  &tiqi' 
a%og  %,  T.  X.  Wahrscheinlich  mit  Recht  schreibt  daher  Enaack  Analecta, 
Hermes  XVIIL  1888.  S.  88  bei  Serv.  ad  Verg.  Georg.  11,  116.  Solvnus  ei 
Nicander,  qui  de  his  rebus  (näml.  Grigtand)  scripserunt  statt  Solinus  viel- 
mehr Fhüinus. 

242)  Ath.  XV.  681  b.  682  a.  GaL  XIII.  842.  Plin.  XX.  §.  247,  der  ihn 
im  Ind.  z.  XX— XXVII  aufführt    Recepte  b.  Gal.  XIII.  118.  842. 

248)  Gal.. XIV.  683. 

244)  Von  dem  er  ein  fidXayfia  übernommen  hat,  Gal.  XHI.  848,  vgl. 
Wellmann  Herm.  XXIII.  S.  667.  A.  2. 

246)  Gal.  XIV.  688.  fietd  ^UiVov  iyivato  ZsactnCmv  'AUiavSuBvg  (bald 
nach  den  A.  239  angef.  Worten). 

246)  S.  A.  289. 

247)  S.  wiederum  A.  239. 

248)  0wrati(me8  b.  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  17.  p.  246.  Diese  Schrift 
scheint  Herakleides  von  Tarent  in  seinen  beiden  therapeutischen  Werken 

62* 


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820  Vierundzwaniigstes  Capitel.    Die  Medicin. 

Bakcheios  von  Tanagra"^),  ein  Herophileer*^,  war,  "wie 
gesagt^^^),  Zeitgenosse  des  Philinos  nnd  lebte  also  um  die  Mitte 
des  dritten  Jahrhunderts.  Er  gehorte  nebst  den  Empirikern 
Herakleides  und  Zeuxis  zu  den  frühesten  Commentatoren  der 
pseudo-hippokrateischen  Aphorismen***)  und  schrieb  auch  zn 
anderen  hippokrateischen  und  pseudo-hippokrateischen  Schriften 
Gommentare,  aber  nicht,  wie  jene  Beiden,  zu  allen,  sondern  nur 
zu  den  dunklen  Büchern***);  vom  dritten  Buch  der  Epidemien 
machte  er  femer  eine  Ausgabe***)  und  verfasste  auch  ein  Lexi- 
kon zu  Hippokrates***).    Ferner  schrieb  er  über  Herophilos 

xe^l   xmv   ivtog  Qnd  i%t6g  ^SQanBvwKmv  yomehmlich  benutzt  su  haben, 
8.  Wellmann  Herrn.  XXIII.  S.  569.    Den  Hippokrates  wagte  S.  mit  gprosaer 
UnTerscbämtheit  zn  behandeln  (Psendo-Gralen.  de  snbfig.  emp.  c.  11.  p.  65, 
11  ff.  Bonnet),   w&hrend   er   sieb    den    anderen  älteren  Aerzten  gegenüber 
passiv  verbielt.    Gael.  Anr.  führt  ans  diesem  Werke  mancherlei  Mittel  an: 
gegen   Lethargie   A.  M.  II,  6.  p.  84,   gegen   Bränne  A.  M.  III,  4.  p.  191, 
gegen  Halsstarre  A.  M.  IV,  8.  p.  212,   gegen   Darmyerscblingimg   A.  IL 
ni,  17.  p.  246,   gegen  Cholera  A.  M.  HI,  21.  p.  263  nnd  gegen  Epilepsie 
M.  Chr.  I,  4.  p.  322.    Vgl.  Soran.  a.  a.  0.  p.  146.  289  Dietz.  17  2:sQ€n[i€a90f 
(i^rjUvri,    8.  empfahl  auch  wnnderthätige  Arzneimittel,  s.  Cael.  Anr.  M.  Chr. 
1,4.  p.  822.    Gelegentlich  schloss  er  sich  dem  Erasistratos  an,    s.  Cael. 
Aur.  A.  M.  III,  17.  p.  246.     Mehrere  Pflaster  von  ihm  föhrt  Galen.  XIIL 
609.  886  an,,  ein  Mittel  gegen  Magenleiden  Gal.  XIV.  460.    Cels.  V,  28,  17. 
S.  über  ihn  auch  noch  C.  2.  A.  602  ^. 
249)  Erot  31,  10. 

260)  Gal.  XVIII*.  187.  ot  TCQcixoi  tmv  i^rjYovftivmv  tovg  'Aq>oQiiffUfvg, 
iv  iativ  *HQOfp£lBiog  6  Bccuxtiog^  *H(fa%Xst97jg  ts  %al  Zsv^ig  01  ifMsiQinoi, 
Gloss.  404,  wo  mit  Klein  Erot.  S.  XXIII.  Anm.  zu  lesen  ist:  münsQ  o*Hq9- 
<piXsiog  iitoCfjae  BaHXfiog. 

261)  S.  A.  240. 

262)  S.  A.  260. 

263)  Gal.  XVIII *>.  631.  xittagsg  di  sleiv  a^rav  (näml.  xmv  i^ryytio«- 
lkivmv)y  Svo  itlv  eig  Snavta  ßtrßXüt  * Innottqdtovg  yqdtpovxBg  vvofivrjiutxtt 
Ze^£/$  te  nal  H^anXe^Öi^g,  ov%  sig  nuvxa  d\  Ba%%Biog  «al  'AmtlrptuidTig  9t>€- 
Xoytata,    So  zum  6.  B.  der  Epidemien,  Gal.  XVII *.  794. 

264)  Gal.  XVII*   619.    xrjv  vn6  Banzf^ov  yBvoikivrjv  ^%do6tif. 

266)  Es  führte  den  Titel  Ai^sig  (Erot.  37,  6.  Apollon.  v.  Kition.  i. 
Hipp.  nsQl  &Q&(fißv  I.  p.  4.  10  Dietz)  und  zerfiel  in  3  Abschnitte  (6vmdi$ig), 
s.  u.  Von  seinen  Commentaren  unterschied  es  sich  dadurch,  dass  es  nur 
Glossenerkl&rungen  enthielt.  Erotian.  31,  11  f.  (unmittelbar  nach  den  C.12. 
A.  111  angef.  Worten)  bemerkt,  dass  es  zahlreiche  Dichterstellen  ab  Be- 
lege gab:  Kai  dioi  XQimv  awra^srnv  Ttlrj^mcat  xrjv  nQod'tafiüiv,  noXXdg  «a^- 
^ilkBvov  Big  xovto  ficcQxvqiag  noirjxmv^  was  denn  auch  in  den  eben  bei  Erot. 
erhaltenen  Resten  namentlich  in  Bezug  auf  Stellen  dramatischer  Dichter 
Bestätigung  findet  (vgl.  M.  Schmidt  Didjm.  S.  262.  Jahrb.  f.  Ph.  LXXL 


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BakcheioB.    Demetrios  ▼.  Apameia.  821 

und  dessen  Schule*^®);  tbeilte  Unterhaltungen  mit  den 
Kranken  mit**^^,  und  endlich  werden  von  ihm  noch  'jixgod' 
öBig  und  eine  'Ettito^^  tSv  6g>vyinäv  angeführt'^).  Ueber 
seine  Pulslehre  wissen  wir  auch  Genaueres  ^^)  und  ebenso  über 
seine  Erklärung  der  verschiedenen  Ursachen  der  Blutflüsse  *^*^). 

Demetrios  von  Apameia  in  Bithynien^^^)^  gleichfalls  ein 
Herophileer^^),  gehört  mit  Serapion  wohl  ungeföhr  in  dieselbe 
Zeit:  jedenfalls  lebte  er  einerseits  nach  Andteas  ^^^^)  oder  frühe- 
stens gleichzeitig  mit  demselben  und  andrerseits  vor  Herakleides 


1855.  S.  222),  und  wohl  nur  daraus  ist  die  Sage  entstanden,  ein  Gramma- 
tiker, nämlich  Aristarchos  (was  chronologisch  umnGglich  ist),  habe  ihm 
dabei  geholfen  und  ihm  diese  Stellen  an  die  Hand  gegeben,  Ghden.  Gloss. 
Hipp.  p.  404  unmittelbar  nach  den  A.  250  angeL  Worten:  'ÄQtctccQxov  tov 
YQcefifiatmov  ro  nXijd'og  avzm  xav  ftaQcc^styfiatmv  dd'QolcavtQg  mg  tpaaiv  (mg 
(p7i0lv  cod.  DorFÜl.),  s.  C.  15.  A.  147  £f..  üeber  die  Anordnung  lässt  sich 
nichts  Bestimmtes  ausmachen.  Eroi  hat  dies  Glossar  häufig  benutzt:  er 
citirt  den  B.  64  mal.  Epikles  und  Apollonios  Ophis  haben  einen  Auszog 
angefertigt;  einen  heftigen  Gegner  fand  es  an  Apollonios  von  Eition, 
Erot.  81,  14  ff.  unmittelbar  nach  den  A.  240  angef.  Worten:  na^sif  'Eitmli- 
ovg  tov  KQritog  iititSfivofiivQV  tag  Baxxt^ov  Aiisig  dta  ^  t  cvvta^emPj  'Anol" 
Xmviov  XB  xov  "OfpBOig  xavxi  noiiiaavxogy  luxl  Jioa%o^idov  tov  ^omu  naci 
xovxoig  avxsmavxog  Si*  inxa  ßißXüüv,  'AnoXkaifCov  xb  xov  KuxUmg  o%xia%aC' 
ÖBna  nQog  xä  xov  Tagtcvtivov  ^*HQa%Xe£dovyf  xqia  m^og  Banxsiöv  diay^a- 
'fpavxog  %ccl  FXaviUov  xov  i($neiQMOV  9i>*  svbg  noXvcxC%ov  xavv  %al  xora 
axoixii^ov  X8noiri(ieivov  xavxo  intxrjdgvcaifxog  k.  t.  X. 

256)  S.  A.  56. 

257)  Welche  Zeuzis  für  äusserst  albern  erklärte,  Gal.  XVE^  145.  Iv^ot 
ftev  yaQ  avxmv  (näml.  xoiovxav  Xoyayp)  iax^'^^S  slclif  aßiXxsQOiy  xoiovxoi 
xivsg  ovxBg^  otov  o  ZBv^ig  tprici  vno  Ba%xBÜ)v  yBygdtpd'cu, 

258)  Gal.  VUI.  782.  6  ^Iv  ovv  Ba%%Btog  iv  xuig  aXXcng  a%QodaBCi  x6v 
atpvyiiov  bIvuI  «pijat  avaxoXriv  %u\  diacxoXiiv  ay^a  iv  andcaig  xaig  a^^^laig 
YiyvofiivTjv ^  ebenso  749.  iv  xatg  duifodcBCiv^  dann  aber:  iv  S%  t^  xmv 
eq>vy(imv  inixofi,^  naxci  Xi^iv  ovxmg  yifdtpBt'  ^^Cf^yfiMg  9\  %a\  xäv  ndcd-og 
aq>vyfi^  fi6vov  iv  «(ftrigiatg  nccl  maqditf  wykßtLlvBi^y  ical  fi.Bx*  oXfya  ndXiv* 
„6  fi.\v  yocQ  atpvyfLog  .  .  .  ^tdcxac^  i<ni  xfig  agtriQÜcg  ^  xov  aQxriQiddovg 
HBQOvg  x^g  nagdiag''.  Vgl.  Pseado-GaL  Defin.  XIX.  408  f.  BanxBSog  fh  6 
'HQOfpCXBiog  bIkb'  (vd'ftog  icxk  nivr^otg  iv  xQ^^^9  xd^iv  Iji^ovaa. 

259)  S.  A.  258. 

260)  CaeL  Aur.  M.  Chr.  U,  10.  p.  390.  —  Ein  luiXayiia  Ba%xf^ov,  at 
KaCcaQ  ix^aaxo  fahrt  Gal.  XIII.  987  auf. 

261)  Bei  Cael.  Aur.  ist  zweimal  der  Beiname  verderbt  in  ÄttdUm  und 
Äpanieus,  A.  M.  II,  SS,  p.  151.  M.  Chr.  II,  2.  p.  867. 

262)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  1.  p.  2.  H,  1.  p.  78  u.  ö. 
262^)  S.  A.  265  ^ 


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822  Vierondswanzigstes  CapiteL    Die  Medicin. 

yon  Tarent  oder  war  spätestens  dessen  Zeitgenosse*^.  Er  schrieb 
nach  dem  Vorgänge  des  Diokles  eine  allgemeine  Patiiologie  X£qI 
nad'äv  in  mindestens  12  Büchern*®*),  xsqI  öfnisimv^^}  nnd  ein 
grosseres  Werk  über  Öeburtshülfe*^^). 

ApoUophanes  von  Seleukeia*^,  ein  Erasistrateer**'^,  war 
Leibarzt  von  Antiochos  dem  Grossen,  welchem  er  auf  dessen 
Feldzügen  folgte  und  bei  der  Beseitigung  des  Hermeias  mit  Rath 
und  That  half*««),-  lebte  also  auch  um  200.  Er  leistete  Manches 
für  die  Arzneimittellehre*®^)  und  schrieb  höchst  wahrscheinlich 


263)  S.  Gal.  XIII.  722,  wo  er  „der  Bithynier"  genannt,  ein  von  ihm 
aus  Chrysokolla  und  warmem  Wachs  zusammengesetstes  Mittel  gegen  (je- 
schwülste  empfohlen  und  die  Aeusserung  des  Herakleides  über  dasselbe 
mitgetheilt  wird. 

264)  Cael.  Aur.  A.  M.  11,  26.  p.  186.  Aus  diesem  Werk  führt  Gael 
Aur.  Definitionen  yerschiedener  Krankheiten  an,  so  der  Phrenesie  (A.  M. 
I,  1.  p.  2),  der  Lethargie  (A.  M.  II,  1.  p.  87),  femer  die  Untersoheidong 
des  Krampfes,  Sehnenhüpfens  und  Zittems  (A.  M.  III,  7.  p.  208)  und  die 
yerschiedener  Arten  des  Blutflusses,  welche  von  Bedeutung  ist  (M.  Chr.  II,  10. 
p.  890,  ygl.  III,  8.  p.  468.  A.  M.  II,  26.  p.  186.  II,  83.  p.  151). 

266)  Soran.  nsifl  ariii^£<Dv  %atayfidt<ov  in  Ideler  Phjs.  et  med.  Gr. 
min.  I.  S.  249. 

266^)  Aus  ihm  stammen  die  Erörterungen  über  die  Schwergebarten  und 
Frauenkrankheiten  bei  Soran.  a.  a.  0.  p.  101  f.  (mit  Polemik  gegen  Hero- 
philos  und  Andreas,  ygl.  A.  110.  236^).  240  f.  ygl.  99.  206.  210  Diets. 

266)  Polyb.  V,  68. 

267)  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  38.  p.  160.  älii  vero  contraria  ddxertmt,  ut 
Äpollophanes  Erasistrati  sectator,  ygl  p.  151.  ApoUophanes  omnes  inguä 
cardiacos  febricitare  seeundum  Erasistratum  etc.  Danach  hatte  er  über  das 
Magenweh  gehandelt  und  im  Anschluss  an  Eiasistratos  behauptet,  dass  es 
mit  Fieber  yerbunden  sei. 

268)  Polyb.  V,  56.  58. 

269)  Bekannt  yon  ihm  ist  ein  Malagma  gegen  Seitenstiche,  dessen 
sich  nach  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  24.  p.  134.  142  Herakleides  yon  Tarent  be- 
diente.  Die  Composition  desselben  steht  bei  Cels.  Y,  18.  Gal.  XIII.  220. 
979.  Alex.  y.  Tralles  p.  887  Puschmann  empfahl  dasselbe  Malagma 
gegen  Leberleiden.  Pastillen  des  A.  gegen  (aya^ag  «al  nov^vXmfucta  er- 
wähnt Gal.  Xni.  831. 

270)  Plin.  XXII.  §.  59.  Nach  dieser  Stelle  stanmit  seine  Ansicht,  dass 
das  Heliotropium  in  Wein  oder  Meth  gegen  Schlangen-  und  Skorpionbiss 
got  sei,  aus  Apollodoros.  Ein  weiteres  Citat  steht  Schol.  Nie.  Ther.  491- 
tvfploinsg^  rovtiativ  ot  %alovii€voi  zvtpXivoi,  ij  mg  *AnolXo<pav7ig  (nicht  'Anol- 
Xodapogy  wie  0.  Schneider  Nicand.  S.  195  nach  J.  G.  Schneider  wollte) 
otpsis  daiv.     Vgl.  M.  Wellmann  Herrn.  XXIII.  S.  561.  A.  1. 


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Apollophanes.    Zenon  d.  Herophileer.  823 

Zenon*'^)  der  Herophileer*^)  lebte  zu  Anfang  des  zweiten 
Jahrhunderts*^^  und  war  ein  eingefleischter  Anhanger  seiner 
Schule,  so  dass  er  keine  andere  gelten  liess*^^).  Es  heisst  yon  ihm, 
dass  er  keinem  anderen  Herophileer  nachstand  *^^);  und  dass  er  ein 
bedeutender  Denker,  aber  ein  schlechter  Stilist  gewesen  sei*'^).  Er 
schrieb  ein  Buch  zur  Erklärung  der  schon  erwähnten  dem 
dritten  Buche  der  Epidemien  des  Hippokrates  beige- 
fügten Charaktere  in  einem  starken  Bande,  und  als  der  Empi- 
riker Apollonios  aus  Autiocheia  eine  Gegenschrift  erscheinen  liess, 
antwortete  er  auf  diese  in  einem  zweiten,  noch  umfänglicheren, 
aber  der  Streit  dauerte  noch  nach  seinem  Tode  fort,  indem  der 
jüngere  Apollonios,  der  Sohn  jenes  älteren,  wiederum  in  einer 
neuen  Streitschrift  dies  zweite  Buch  bekämpfte  und  die  Unächt- 
heit  jener  Zeichen  und  ihren  wahren  Ursprung  von  jenem  Mne- 
mon  aus  Side,  überdies  aber  auch  die  Grewaltsamkeit  in  den  Er- 
klärungsversuchen des  Zenon  sich  nachzuweisen  bestrebte  *^^. 
Besonders  verdient  aber  machte  sich  Letzterer  um  die  Erklärung 
seltener  Worte  bei  Hippokrates*'®),  war  aber  auch  auf  dem  öe- 


271)  M.  Wellmann  a.  a.  0.  S.  658. 

272)  S.  Erotian.  ''Außriv.  p.  62,  12  f.  Zriiftoif  8'  6  'HQoqtCXsio^  vnsQOx^v 
rmv  ^Qmw  (lavSäXo)  hnoüiv  und  die  folgenden  Anmm.  —  Der  von  Gal.  XIY. 
163.  171  erwähnte  Z.  von  Laodikeia  ist  höchst  wahrscheinlich  ein  anderer. 

278)  Wenigstens  nicht  viel  früher,  da  Mnemon,  wie  gesagt,  erst  der 
Zeit  des  Energetes  angehörte,  aber  anch  wohl  nicht  eben  später ,  da  die 
Charaktere  doch  natürlich  hM  die  Aufmerksamkeit  der  gelehrten  Aerste 
auf  sich  ziehen  mnssten  and  Z.  offenbar  der  Erste  «war,  welcher  sich  näher 
mit  denselben  beschäftigte. 

274)  Gal.  XI.  482.  anaaag  tag  aUag  atgicBig  fiox^hjQas  vnoXttftßavnv 
.  .  .  nXriv  trjg  *HQO(pClov. 

276)  Gal.  VlIL  786  (Tgl.  A.  279).  av9^Qg  ovdsvog  devxiQOV  tmv  "Hqotpi- 
XiCfov,  vgl.  XVII ^.  600.     Zr^viov  o  *HQotpÜeiog  avx  6  tvxmv  dvi/JQ, 

276)  La.  Di.  VII,  86  im  Homonymenverz.  ^nrog  {Zr^vcnf)  Uctgog  '//^o- 
qfiXsiog,  vofjaai  (ihv  tnavog,  ygäfffai  Öl  arof 0(. 

277)  Gal.  XVII  ^  600  ff.  618  f.  yQaipavtog  ya^«  m  %al  n^oa^Bv  ^fPV^t 
ov  iimQov  ßißXü)v  xov  Zijvcavog  ne^i  tmv  jft^onTij^ooi',  std"'  Itc^ov  avtov 
fteCiov,  'AnoXXaviov  xov  iiiitBiQMOV  nQog  avxov  dvtiyQUiffavxog,  sld''  v^xepov 
ndXiv  l%Biv(p  xov  Zrjvmvog  dvxBneovxog,  'AnoXXdvtog  o  ßißXag  ini%Xrid'8lg 
^ygafpe  (isxd  xavxa  %al  avxog^  ^dij  xBd^soitog  xov  Zriiftovog^  ßißXiov  vnkq 
xmv  x^9^'^'^'h9^^  y  ov  yLOvov  ducmivaaykBvovg  iXiyxfov^  dXXd  x«l  xov  %oiXov- 
ftsvov  na^f^iXeyxov  in'  avxoig  xov  Ziqvtova  noirjadiksvog  x.  x,  X, 

278)  Erot.  "AfAßrjv.  62,  12  f.  (s.  A.  272).  Ka^fkdqm,  86,  1  ff.  Zrivmv  o 
^ÜQOtpCXBiog  ndfifiafov  rj  %dyMqov  fpacl  (qpijcrl?)  %aXBtv  xo  hkovbiov  xovg  iv 
'ixaXia  Jcogiiag,  olov  xaHOfiogov  xt  6v,    Diese  Auslegungen  von  diißti  und 


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824  Vierandaswanzigstes  Gapitel.    Die  Medicin. 

biete  der  Anatomie  thätig^^^)  und  f&hrte  eine  Reihe  neuer, 
namentlich  zusammengesetzter  Arzneimittel  ein^,  so  dass  er 
mit  Recht  als  ächter  Herophileer  unter  EKejenigen  gerechnet 
werden  durfte,  welche  keine  Krankheit  ohne  Medicamente  heilten 
und  viel  über  dieselben  geschrieben  haben  *®^). 

Apollonios,  der  ältere  Empiriker  aus  Antiocheia,  Verfasser 
der  eben  genannten  Streitschrift  gegen  Zenon'^^,  ist  sicher- 
lich nicht  einer  der  beiden  ApoUonios,  welche  auf  dem  Gebiete 
der  Chirurgie  thätig  waren ^^),  und  auch  Ton  seinem  Sohn  Apol- 
lonios,  dem  Urheber  der  zweiten  Streitschrift,  ist  sonst 
weiter  Nichts  bekannt,  als  nur  noch,  dass  er  den  Beinamen 
BLßXäg  führte»»*). 

Glaukias  der  Empiriker  war  ein  Zeitgenosse  des  älter^i 
Apollonios»^^),  lebte  also  um  180.  Er  schrieb  ein  Glossar  zn 
Hippokrates  in  alphabetischer  Ordnung  mit  Angabe  der 
Stellen  in  den  hippokrateischen  Schriften,  in  welchen  das  be- 
treffende Wort  vorkam»^),  und  Gommentare  zu  fast  alten  diesen 


nafifiaQov  kann  er  unmöglich  in  jener  anderen  Schrift  gegeben  haben ,   da 
sie  sich  nicht  in  den  Epidemien  finden. 

279)  Bei  Gal.  VIII.  736  f  steht  seine  Definition  des  Pulses  in  Ver- 
bindung mit  der  höchst  paradoxen  Ansicht,  dass  das  Hers  ein  blosser  An- 
hang der  Arterien  sei,  ygl.  Pseudo-Galen.  Defin.  XIX.  409  unmittelbar  nach 
den  A.  258  angef.  Worten:  Zriifmv  dh  6  *HQQ(piXetog  slnt'  ^d'fiog  i^fti  to^k 
tav  x^ovav  iw  olg  dUctavtai  ai  aqzri(^Cai  nQog  tovs  ^v  olg  ifvcriXlovTat. 

280)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  IV,  7.  p.  680.  Gal.  XIII.  691.  Plin.  XXII.  "§.  9«. 

281)  Gels.  V.   Praef ,  vgl.  A.  229»>. 

282)  S.  A.  277.  Als  Empiriker  wird  er  ausser  von  Galen,  an  der  dort 
angef.  Stelle  auch  yon  Gels.  I.  Praef.  p.  2,  80  ff.  bezeichnet.  Ausserdem 
s.  Erot.  "A^prjv.  p.  52,  13  f.  'AnoXXiovtog  d*  6  ngsaßvxBQog  vnBffoxijv  «T907- 
yvlrjv  Gtpaiqa  hyMÜtv.  Harless,  Sprengel,  Bosenbaum,  s.  A.  SStO. 
M.  Wellmann  a.  a.  0.  8.  558. 

283)  Geis.  Vn.  Praef.  p.  263,  28  ff.  Gorgias  quogue  et  Sostraius  Her<m 
et  ÄpoUanii  duo  et  Ämmonius  .  .  .  einguli  quaedam  repererunt.  Vgl.  G.  34. 
A.  145 ^ 

284)  Gal.  XVII»  618. 

285)  Geis.  I.  Praef.  p.  2.  q%iem  (näml.  Serapionem)  ApoUoniiu  et  CRau- 
cicts  et  aliquanto  post  Heradides  Tareniinua  et  cdii  guoque  nan  mediocres 
viri  seeuti  ex  ipsa  prcfessume  se  ii^ntiQiuovg  appellavenmt.  Vgl.  QbI,  X.  148. 
XVIP.  94.    Erot.  p.  32. 

286)  Erot  32,  8  f.  (s.  A.  265).  Vgl.  Klein  Erot.  S.  XXIX  l  Citat« 
stehen  bei  Erot  p.  19,  7.  82,  3.  85,  5.  43,  16.  47,  1.  49,  4.  114,  5. 
Hesyeh.    neag  und  öafii^rj. 


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Apollonios  Vater  und  Sohn.    Glankias.    Mantias.  825 

Schriften  *^^.  Ausdrücklich  bezeugt  sind  ein  Commentar  zum 
6.  Buche  der  Epidemien*^)  und  zu  der  Schrift  negl  xvimov^^), 
in  welcher  er  behauptete,  der  Verfasser  habe  zwar  auch  Hippo- 
krates  geheissen,  sei  aber  ein  anderer  als  der  Urheber  der  Apho- 
rismen*^). Er  war  femer  ein  tüchtiger  Chirurg  und  verbesserte 
die  Verbände '^^),  endlich  hat  er  sich  auch  um  die  Arzneimittel- 
lehre verdient  gemacht*^). 

Mantias,  ein  treuer  Herophileer**'),  war  Lehrer  des  Hera- 
kleides von  Tarent*^),  lebte  also  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts. Er  bildete  vornehmlich  die  Arzneimittellehre  aus^^), 
indem  er  zuerst  über  die  Zubereitung  vieler  werihvoller  Arznei- 
mittel schrieb.  So  verfasste  er  Schriften  unter  dem  Titel  jdvvd- 
(i6Lg^^^)j  OaQfiaxoneikrig  6  xat  laTQstov^'^)^  tä  xatä  roTtovg 
und  tcsqI  xad-agti^x^g  q  nQonoriöfiäv  rj  xXvöff,äv^^^).  Aber 
auch  auf  wundärztlichem  Gebiet  bewegte  sich  seine  Schriftsteller- 
thätigkeit:  er  verfasste  nach  dem  Vorgang  des  Diokles  und  Phylo- 
timos  ein  Werk  xat  IrjtQetov  (über  die  Werkstätte  des  Arztes)*^). 

287)  Gal.  XVI.  196.  6  filv  ya^  rXavTtüx^  nal  *Hifa%lB^9rjg  6  Ta^vxCvog 
xal  Z^vgig,  ot  nQ&xoi  navxu  tä  tov  notXaiov  avyyifäfLiuxta  i^riyriifdfisvoi 
X.  t.  ;.,  8.  C.  84.  A.  44. 

288)  Gal.  XVII»   794.  XVII  »>.  94. 

289)  Gal.  XVI.  1.  196.  324. 

290)  Gal.  XVI.  If.  rXavnCag  91  nal  äXXot  'lnno%pdt$iOv  ^Iv  tovTO 
(puGiv  slvai^  dXXä  firiv  av  tov  fisydXov,  cvtcSq  siciv  oi  'Atpopianol  td  te  &XXa 
nsgl  av  ruittg  iv  tm  nsgi  dvaitvoücg  9i'^X^oii8v  x.  t.  X, 

291)  GaL  XVni».  790.  797. 

292)  Plinins  fahrt  ihn  im  Ind.  zn  B.  20—27  aaf.  Dazu  s.  XX.  §.  264. 
XXI.  §.  174.  XXII.  §.  98.  XXIV.  §.  142.  Vgl.  Ath.  U.  69  f.  Gal.  Xlli  886. 
Vermnthlich  ist  der  von  Ath.  III.  81  a  u.  d  citirte  rXocvnidfjg  mit  onserm 
Glaukias  identisch.  Vgl.  Schoenemann  De  lezicographis  antiqois  etc., 
Hannover  1886  (Bonner  Doctordiss.).  S.  97.  —  S.  über  G.  noch  C.  2.  A.  602  >>. 

293)  Gal.  XII.  989.  Ueb.  seine  erhaltene  Abbildung  8.  d.  Naohtr.  z. 
z.  C.  10.  A.  86. 

294)  Gal.  XIII.  462.  602  f.    C.  84.  A  22. 

296)  Gal.  XIII.  462:  (paQiucttmv  aw^iang  nctfinoXXcav  d^üav  knalvov 
ngmtog  mv  oldä^  Mavt^ag  h  ^Hgotpileiog  iy^aipsv.  Vgl.  Gal.  XIII.  18.  602. 
642.    XI.  796.    XII.  684. 

296)  Gal.  XIII.  162. 

297)  Gal.  XIU.  761. 

298)  Gkkl.  XI.  796.  —  Ueber  seine  Mittel  gegen  hysterische  Krämpfe 
berichtet  Soran.  a.  a.  0.  p.  257  Dietz. 

299)  Gal.  XVIII^.  629.  666.  Aus  dieser  Schrift  stammt  vermuthlich, 
was  Gal.  XUI.  972.  XVIII*.  770  erzählt.  Er  wandte  den  Aderlass  an, 
Gal.  XI.  163.    Gebnrtshfilfliches  s.  b*.  Soran.  a.  a.  0.  p.  96  Dietz. 


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824  Vierondawanzigstes  Gapitel.    Die  Medicin. 

biete  der  Anatomie  thätig^^^)  und  f&hrte  eine  Beihe  neaer, 
namentlich  zusammengesetzter  Arzneimittel  ein^,  so  dass  er 
mit  Recht  als  ächter  Herophileer  unter  EKejenigen  gerechnet 
werden  durfte^  welche  keine  Krankheit  ohne  Medicamente  heilten 
und  viel  über  dieselben  geschrieben  haben  *®^). 

Apollonios^  der  ältere  Empiriker  aus  Antiocheia^  YertsLsser 
der  eben  genannten  Streitschrift  gegen  Zenon*^^)^  ist  sicher- 
lich nicht  einer  der  beiden  Apollonios,  welche  auf  dem  Gebiete 
der  Chirurgie  thätig  waren *^),  und  auch  von  seinem  Sohn  Apol- 
loniosy  dem  Urheber  der  zweiten  Streitschrift,  ist  sonst 
weiter  Nichts  bekannt,  als  nur  noch,  dasa  er  den  Beinamen 
Btßkäg  führte»»*). 

Glaukias  der  Empiriker  war  ein  Zeitgenosse  des  älteren 
Apollonios»»'^),  lebte  also  um  180.  Er  schrieb  ein  Glossar  zu 
Hippokrates  in  alphabetischer  Ordnung  mit  Angabe  der 
Stellen  in  den  hippokrateischen  Schriften,  in  welchen  das  be- 
treffende Wort  vorkam*»*),  und  Commentare  zu  fast  alten  diesen 


Hufinagov  kann  er  unmöglich  in  jener  anderen  Schrift  gegeben  haben,  da 
sie  sich  nicht  in  den  Epidemien  finden. 

279)  Bei  Gal.  Till.  736  f  steht  seine  Definition  des  Polses  in  Ver- 
bindung mit  der  höchst  paradoxen  Ansicht,  dass  das  Hers  ein  blosser  An- 
hang der  Arterien  sei,  vgl.  Psendo* Galen.  Defin.  XIX.  409  Tinmittelbar  nach 
den  A.  868  angef.  Worten:  Zrivoiv  d^  b  ^Hgoipilstos  eins'  gvd-fikog  kmi  ra{«^ 
tmv  xpovmv  iv  otg  dUcxavtai  at  aqvriqCai  jcQog  tovg  iv  olg  avotslXovzai. 

280)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  IV,  7.  p.  680.  Gal.  XIII.  691.  Plin.  XXII.  •%.  »e. 

281)  Geis.  V.   Praef ,  vgl.  A.  229^. 

282)  S»  A.  277.  Als  Empiriker  wird  er  ausser  von  Galen,  an  der  dort 
angef.  Stelle  auch  von  Gels.  I.  Praef.  p.  2,  30  ff.  bezeichnet.  Ausserdem 
8.  Erot.  "Aiißfjv.  p.  52,  13  f.  *AnoXlmviog  S'  6  nQsaßvtSQog  vneQOXfjv  ^vgoy- 
yvXriv  atpuCqa  hy^oCav,  Harless,  Sprengel,  Bosenbaum,  s.  A.  220. 
M.  Wellma'nn  a.  a.  0.  8.  668. 

283)  Gels.  VII.  Praef.  p.  268,  28  ff.  Gorgias  quogue  et  Sostraius  Heron 
et  ÄpoUanii  duo  et  Ämtnonius  .  .  .  einguli  quaedam  r^f>ererunt.  Vgl.  G.  34. 
A.  145 ^ 

284)  Gal.  XVII  •.  618. 

285)  Gels.  I.  Praef.  p.  2.  quem  (näml.  Serapionem)  ÄpoUanius  ei  Giau- 
ctM  et  aZtguotito  post  Heradides  Tarentinua  et  cdii  guoque  non  medioeres 
viri  seetUi  ex  ipsa  prcfessiane  se  ifineigiuovg  appeittaverunt.  Vgl.  QbI.  X.  142. 
XVI1»>.  94.    Eroi  p.  32. 

286)  Erot.  32,  8  f.  (s.  A.  266).  Vgl.  Klein  Erot.  S.  XXIX  l  Gitat« 
stehen  bei  Eroi  p.  19,  7.  82,  8.  86,  6.  48,  16.  47,  1.  49,  4.  114,  5. 
Hesych.    nia^  and  aafiid^ri. 


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Apollonios  Vater  und  Sohn.    Qlankias.    Mantias.  825 

Schriften**').  Ausdrücklich  bezeugt  sind  ein  Commentar  zum 
6.  Buche  der  Epidemien*®®)  und  zu  der  Schrift  negl  xv^mv^, 
in  welcher  er  behauptete,  der  Verfasser  habe  zwar  auch  Hippo- 
krates  geheissen,  sei  aber  ein  anderer  als  der  Urheber  der  Apho- 
rismen*^). Er  war  ferner  ein  tüchtiger  Chirurg  und  verbesserte 
die  Verbände  *^^),  endlich  hat  er  sich  auch  um  die  Arzneimittel- 
lehre verdient  gemacht*^). 

Mantias,  ein  treuer  Herophileer**'),  war  Lehrer  des  Hera- 
kleides von  Tarent*^),  lebte  also  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts. Er  bildete  vornehmlich  die  Arzneimittellehre  aus*^^), 
indem  er  zuerst  über  die  Zubereitung  vieler  werthvoUer  Arznei- 
mittel schrieb.  So  verfasste  er  Schriften  unter  dem  Titel  jdvvd- 
ftf^S^^^),  OaQfiaxoneiXrig  o  xax*  lazQBtov^'^)^  ta  xatä  roTtovg 
und  ytegl  xad'aQXLxiig  V  ^QO^cotiöiiäv  rj  xXvö^iäv^^^).  Aber 
auch  auf  wundärztlichem  Gebiet  bewegte  sich  seine  Schriftsteller- 
thätigkeit:  er  verfasste  nach  dem  Vorgang  des  Diokles  und  Phylo- 
timos  ein  Werk  xar'  irixQetov  (über  die  Werkstätte  des  Arztes)*^). 

287)  Gal.  XVI.  196.  o  ii.lv  yoiQ  rXav%^ccg  nal  ^HQcmXBidrig  o  Ta^vtivog 
xal  Zev^iQy  o£  nqÄTOi  ndvta  ta  xov  %aXau>v  avyyoäfikiuata  i^riyriadfitvoi 
X.  T.  i.,  8.  C.  84.  A44. 

288)  Gal.  XVII»   794.  XVII »>.  94. 

289)  Gal.  XVI.  1.  196.  824. 

290)  Gal.  XVI.  1  f.  rXavn^ag  dh  %al  alXot  'lnno%ifdtsiov  ^hv  tovto 
tptcGiv  slvcci^  dXXa  firiv  av  tov  (isydXov,  ovni^  sleiv  ot  'Aipoqtaiiol  xd  xb  aXXa 
nBQl  iv  fifitCg  iv  xm  xsqI  dvenvoCoig  dn^Xd-opLiv  x.  r.  X, 

291)  GaL  XVIII ».  790.  797. 

292)  Plinins  fahrt  ihn  im  Ind.  zn  B.  20—27  auf.  Dazu  s.  XX.  §.  264. 
XXI.  §.  174.  XXII.  §.  98.  XXIV.  §.  142.  Vgl.  Ath.  II.  69  f.  Gal.  XIII.  886. 
Vermnthlich  ist  der  von  Ath.  III.  81  a  u.  d  citirte  rXavxi^rjg  mit  unserm 
Glaukias  identisch.  Vgl.  Schoenemann  De  lezicographis  antiqois  etc., 
Hannover  1886  (Bonner  Doctordlss.).  S.  97.  —  S.  über  G.  noch  C.  2.  A.  602  »>. 

293)  Gal.  XII.  989.  Ueb.  seine  erhaltene  Abbildang  8.  d.  Naohtr.  z. 
z.  C.  10.  A.  86. 

294)  Gal.  XIII.  462.  602  f.    C.  84.  A.  22. 

296)  Gal.  XIII.  462:  ^a^fMxxcDV  aw^-icetg  nafinoXXcav  d^imv  iitaivov 
n^mtog  iv  oldä,  Mccvxiccg  b  ^HqotpCXBiog  iyQU'tffBv.  Vgl.  Gal.  XIII.  18.  602. 
642.    XL  796.   XII.  684. 

296)  Gal.  XIII.  162. 

297)  Gal.  Xm.  761. 

298)  Gal.  XI.  796.  —  Ueber  seine  Mittel  gegen  hysterische  Krämpfe 
berichtet  Soran.  a.  a.  0.  p.  257  Dietz. 

299)  Gal.  XVIIP.  629.  666.  Aus  dieser  Schrift  stammt  vermuthlich, 
was  Gal.  XUI.  972.  XVIII  ^  770  erzählt.  Er  wandte  den  Aderlass  an, 
Gal.  XI.  163.    Gebortshülfliches  s.  b.  Soran.  a.  a.  0.  p.  96  Dietz. 


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826  Viernndzwauzig^tes  Capitel.    Die  Medicin. 

Zeuxis  der  Aeltere,  welcher  vor  Herakleides  von  Taru 
und  nach  Bakcheios  und  Mantias  lebte  und  genauer  wohl  als 
ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Letzteren  zu  bezeichnen  ist^,  einer 
der  älteren  Empiriker '^^),  schrieb  Commentare  zu  allen  soge- 
nannten hippokrateischen  Schriften^*). 

In  die  Zeit  vor  Herakleides  von  Taras^  sei  es  noch  ins 
dritte,  sei  es  schon  ins  zweite  Jahrhundert,  gehören  folgende 
Aerzte: 

Nileus*®'),  der  als  Chirurg  genannt  wird*^)  und  sich  Über- 
dies um  die  Arzneimittellehre  Verdienste  erworben  hat*^); 

lollas  aus  Bithynien^^,  der  gleichfalls  die  Arzneimittel- 
lehre behandelte,  aber  nicht  in  erschöpfender  Weise  ^^,  und  ein 
Werk  neQl  Uslonowriöiaxäv  noXscov  verfasste**^); 


300)  Gal.  XVI.  1.  b  filv  Zev^ig  %al  fisx'  avtov  'H^xle^iyg.  XVD* 
793  (s.  C.  34.  A.  166),  wo  iv  olg  aal  Zev^g  iativ  <xal^  6  TaQavxivos  %al 
6  'EQvd'qaiog  ^HQci%kiC8rig  herzustellen  ist.  Fälschlich  also  hat  man  ans 
dieser  Stelle  geschlossen,  dass  er  aus  Tarent  gewesen  sei.  Ausserdem 
s.  A.  302. 

301)  Gal.  XVI.  636.    Zsv^idi  zm  nalaitdxta  i(t,neiQi%^. 

802)  Gal.  XVI.  1.  196  (s.  A.  287).  636  unmittelbar'  nach  den  A  301 
angef.  Worten:  tm  ilg  anavta  tä  *Innoiiqdzovg  pifUa  y^yqutpini  vxoiirri' 
flava.  In  denselben  citirte  er  den  Bakcheios,  Gal.  XVII  ^.  145.  Ausserdem 
B.  Gal.  XVI1»>.  166.  221.  839.  Erotian.  86,  6.  iv  t^  ß'  tcoV  i^rjyritaiaf. 
86,  2  ff.       ' 

308)  Herakleides  yon  Tarent  benutzte  ihn  in  der  Schrift  negl  tcdit  ix- 
tog  tsQansvTinäv,  vgl.  GaL  XVIIl».  781  =  Cels.  VIII,  20.  p.  369.  M.  Well- 
mann  Zur  Gesch.  der  Med.  im  Alterth.,  Herrn.  XXIIL  S.  560.  Sein  Name 
ist  öfter  verderbt. 

304)  Er  hatte  nach  Gal.  a.  a.  0.  einen  Apparat  zur  Heilung  der  Lnxa- 
tion  des  femur  erfunden. 

306)  Geis.  VI,  6,  10  empfiehlt  sein  CoUjrium  als  das  Beste  gegm 
Augenentzündungen,  vgl  Galen.  XII.  765.  806.  Paul.  Aegin.  II],  22.  VII,  16 
u.  ö.  Ein  Umschlag  zur  Lösung  der  Spannung,  Erweichung  der  Härte  und 
Zertheilung  des  Angesammelten  steht  bei  Gels.  V,  18,  9.  p.  168,  TgL  Gal. 
XIII.  181.    Paul.  Aeg.  VII,  18  u.  ö. 

806)  M.  Wellmann  Sext.  Niger,  Herm.  XXIV.  S.  666.  A.  2.  Er  wird 
auch  lolaos  genannt,  Schol.  Nie.  Ther.  617.  683.  Aus  Bithynien  stammte 
er  nach  Diosk.  Mat.  med.  I.  p.  2.  *l6Xag  ft^hv  yaQ  o  Bt^vog  k«!  'Hga- 
%Xsid7jg  6  Taqavxivog  in*  oXCyov  riipavxo  tiig  avtrig  n^ayfiattiagy  rriif  ßoia' 
vinr^v  navtBlmg  idcavtsg  na^ddoaiv^  ov  ft^v  ov9h  twif  fistaXlittav  iq  affa- 
fidtoDV  ndvxmv  ifivrjod'riaav. 

307)  Nach  der  eben  angef.  Stelle  des  Diosk.  hat  er  das  Botanische 
gänzlich  bei  Seite  gelassen,  Metalle  und  Specereien  nicht  alle  behandelt. 
Im  Diosk.  steckt  er  an  zwei  Stellen:'  IV,  66  «  Plin.  XX.  §.  19  und  HI,  45 


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Zeuxis  d.  A.    Nileus.    loUas.   Nymphodoroa.  B^allimachos.  Protarchos.     827 

Nymphodoros^,  ebenfalls  als  Chirurg  und  Verbesserer 
des  Verbandes  bekannt  ^^^),  von  dem  aber  auch  Formeln  von  zu- 
sammengesetzten Mitteln  uns  erhalten  sind^^^). 

Kallimachos,  ein  Herophileer*^^),  möglicherweise  erst  aus 
der  Zeit  nach  Herakleides  von  Tarent^^*),  beschäftigte  sich  mit 
Auslegung  der  hippokrateischen  Schriften'^*)  und  gehörte  zu 
Denen ;  welche  über  die  Schädlichkeit  gewisser  Kränze  für  den 
Kopf  schrieben**^). 

Protarchos  ist  als  Chirurg  bekannt^^^;  ausserdem  sind 
Arzneimittel  von  ihm  erhalten ^*^. 

■=  Schol.  Nie.  Ther.  517;  beide  stammen  aaa  Sextiaa  Niger,  vgl.  Herrn.  XXIV 
a.  a.  0.  Ein  Medicameot  von  ihm  ateht  bei  Cela.  V,  22,  6.  p.  180,  vgl. 
Plin.  XX.  §.  87.  XXX.  §.  104. 

308)  Schol.  Nie.  Ther.  517.  'lolaog  dl  iv  tm  nsffl  IleXoxovinjciaiimv 
noXsoov  t6  nriyavov  vno  IleXonovvricüov  (vtov  naXsSa^ai  (prjaiv. 

809)  Schon  Herakleidea  von  Tarent  benutzte  ihn,  a.  Gal.  XVIII  ^  785  f. 
Vgl.  Geis.  VIII,  20.  Nymphodotoa  iat  identiaoh  mit  Nymphodoroa, 
vgl.  0.  Schneider  Nicandrea  S.  184.  Anm. 

310)  Er  erfand  -wie  Nilena  eine  Maachine  zum  Einrichten  dea  ver- 
renkten Schenkela  (Cela.  VIII,  20.  p.  859,  83),  femer  eine  Beinlade  ffir  den 
Bruch  der  Gliedmassen  (Oribaa.  de  mach.  IV,  24.  p.  625). 

311)  Ein  Pflaater  zur  Vertreibung  von  Kröpfen  hat  Andromachoa  b. 
Gal.  XIII.  926  erhalten,  ein  anderea  ateht  bei  Paul.  Aeg.  VII,  12.  Nach 
Plin.  XXXIV.  §.  104  handelte  er  TOn  der  Zubereitung  dea  Galmei  zu  medi- 
ciuischem  Gebrauch;  aein  Verfahren  iat  im  Wesentlichen  daaaelbe  wie  daa 
dea  loUas.  Pliniua  nennt  ihn  im  Ind.  XXXIII— XXXV.  Vgl  Müller  P.  H.  G. 
IL  S.  881. 

312)  Erot.  31,  9  f.  6  dno  zriq'HQOtplXov  oUlag,  s.  C.  12.  A.  111.  Vgl.  A.  62. 
813)  Doch  ateht   er  bei  Erot.  7,  18  zwiachen  Bakcheioa  und  Philinoa, 

8.  A.  314. 

314)  Erot.  31,  9  f.  (a.  C.  12.  A.  111).  7,  18  ff.  Baic;fcÄ)ff  dh  %al  KaXU- 
IMXxog  0i,Xiv6g  XB  xal  6  Ta^apttvog  'HgccyiXsidrjg  d'siav  vniXaßov  to  Xoi(iuc%6v 
nad'og  diä  to  ro^g  Xoifiovg  Ix  d'sov  doneiv  slvai'  6  dh  iSlevofpdiv  x.  t.  X,, 
8.  A.  28.    Vgl.  Klein  Erot.  S.  XXXIII.  A.  87. 

315)  Plin.  XXI.  §.  12.  et  apvd  Graecos  quidem  de  coronis  privatim  scri- 
psere  et  Mnesitheus  cUque  Cällimachm  medici  quae  nocerent  capiti,  quoniam 
et  in  hoc  est  dliqua  valetudinis  portio,  in  potu  atque  hiJaritate  pr<necipue 
odorum  vi  suhrepente  fallacüer  etc.  Der  Titel  aolcher  Schriften  vrar  ohne 
Zweifel  «cpl  atsqxivmvy  vgl.  auch  A.  236.  Plin.  nennt  diea  Buch  auch 
unter  seinen  Quellen  Ind.  XXI.  XXII  und  auaserdem  einen  Arzt  E.  Ind. 
XXIII— XXVII,  von  dem  XXV.  §.  168  ein  Citat  ateht,  und  der  doch  wohl 
deraelbe  iat. 

816)  Cela.  VIII,  20.  p.  859.    Vgl.  M.  Wellmann  a.  a.  0.    Er  iat  wohl 
älter  ala  Herakleidea,  da  er  von  dieaem  benützt  iat. 
317)  Cela.  V,  18,  18.    V,  28,  16.  17.  18. 


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828  VienindzwansigsteB  Ct^itel.    Die  Medicin. 

Eleombrotos  von  Eeos  und  Eritobulos  werden  nur  ein- 
mal genannt**®). 

Andron  lebte  jedenfalls  auch  vor  Herakleides  oder  war 
wenigstens  spätestens  dessen  Zeitgenosse*^^)«  Er  muss  auf  dem 
Gebiete  der  Arzneimittellehre  schriftstellerisch  thätig  gewesen 
sein*^®)  und  schrieb  vielleicht  auch  tccqI  6tsg>aviov^^).  — 
Noch  unsichrer  ist  die  Zeit  des 

Antiphanes  von  Delos'"),  für  die  es  keinen  weiteren  An- 
halt giebt;  als  dass  er  der  einmal  von  Philodemos  angeführte 
Mann  dieses  Namens  zu  sein  scheint***).  Auch  sonst  aber  wissen 
wir  sehr  wenig  von  ihm  und  seiner  Schrift  nav6jttrig(?)^. 

318)  Plin.  VII.  §.  128.  eandem  .  .  .  rege  (s.  A.  126).  magna  et  Crüobvk 
fama  eht  extracta  Phüippi  regis  ocülo  sagitta  et  citra  deformtUUem  oris 
curata  orhitate  luminis. 

819)  Galen.  XII.  988  ff.,  nach  welcher  Stelle  Herakleides  in  seiiMr 
Schrift  nffog  trjv  *Avxui%i8a  (s.  C.  34.  A.  82)  die  Pille  des  A.  gegen  die 
Entzündung  des  Zäpfchens  empfahl.     Vgl.  C.  84.  A.  86. 

820)  Wenigstens  sind  nns  yon  ihm  mehrere  zusammengesetete  Mittel 
aberliefert.  Geis.  V,  20,  4  giebt  die  Composition  jener  Pille  gegen  die  Ent- 
zündung des  Zäpfchens,  Unreinigkeit  nnd  Krebs  der  Schämtheile  an:  ne 
bestand  aus  Galläpfeln,  Sohusterschwärze ,  Myrren,  Alannschiefer,  Knospen 
Yom  Granatapfelbaum,  mit  Wein  aus  getrockneten  Trauben  vermischt  und, 
wenn  es  erforderlich  war,  mit  Essig  oder  Wein  verdünnt.  Vgl.  Gal.  XIH. 
884.  Vielleicht  war  A.  Empiriker;  mindestens  schmeckt  dies  Mittel  stark 
nach  einem  solchen.  Nahe  mit  demselben  berührt  sich  die  berühmte  Pille 
des  Polyeides,  eines  Arztes  der  augnsteisohen  Zeit  (Gels.  V,  22,  2).  Hin- 
sichtlich der  einzelnen  Bestandtheile  variiren  die  Berichte,  s.  Gels.  V,  20, 4. 
VI,  14.  Gal.  XIII.  834.  Dieser  pagtiUu8  Ändronis  hatte  astringirende 
Wirkung,  s.  Oribas.  II.  440  Daremb.  (nach  Antyllos  tu  i^m^sv  n^wi- 
nxovza  ßoridirifiaTa).  Vgl.  Gael.  Aur.  A.  M.  IIl,  8.  p.  186,  wo  dieser  pastiUm 
gegen  nachgelassene  vavt^a  empfohlen  wird.  Gal.  VI.  440  giebt  ihn  bei 
Eiterungen  im  Ohr.    Nach  dessen  Angabe  XIL  276  ward  dieser  Pille  auch 

.Bindergalle  beigemischt.  Ein  medicamentvm  Ändronis  wird  femer  von 
Scribon.  Larg.  Comp.  c.  68  gegen  Garbunkeln,  Rose  und  Fleckenansschlag 
empfohlen,  vgl.  c.  225.  282.  286.  248.    Gal.  X.  380.   XI.  87.  187.    XIL  830. 

821)  Wenigstens  sagt  Ath.  XV.  680  d,  er  habe  unter  a%ivioi,  Ki^nse 
aus  a%tvog  verstanden,  einer  dem  Basilienkraut  ähnlichen  Pflanze  mit  wohl- 
riechenden Blumen,  vgl.  Diosk.  III,  48.    Billerbeok  Flor,  olass.  S.  169. 

822)  Clem.  Paedag.  140  A.  B.  'Jvtupavrjg  Sl  6  JrjXiog  Icctgog  xal  i^af 
tmv  voamv  txlxlav  zamr^v  stffrinsv,  tmv  iSeafiatcav  trjv  noXvsidiav, 

328)  S.  C.  82.  A.  201  ^ 

324)  In  derselben  empfahl  er  das  Abführen  des  Spulwurms,  Gael.  Aur.  M. 
Chr.  IV,  8.  p.  587.  ÄnHphanes  Ubro,  qitem  Panoptem  appeUavüetc,  Ausserdem 
fahrt  noch  Gal.  XII.  877  ein  Mittel  von  ihm  gegen  Zahnschmerzen  an. 


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FanfandzwaDzigstes  Capite).    Schriften  üb.  Landwirthschaft  u.  Verw.    829 


Fünfundzwanzigstes  Capitel*). 

Schriften  über  Landwirthschaft  und  Verwandtes,  Thier-  nnd 

Steinknnde.     Tranmbttcher.     Gastronomische  Schriften. 

Beschreibung  eines  SchiiTes. 

Von  griechischen  landwirthschaftlichen  Schriftstellern  aus 
der  Zeit  vor  Augustus  können  wir  gegen  sechzig  namhaft 
machen^).  Leider  sind  die  Schriften  der  meisten ^  ohne  die  ge- 
ringste Spur  zu  hinterlassen,  für  uns  untergegangen.  Von  diesem 
oder  jenem  hat  sich  wohl  eine  vereinzelte  Notiz  erhalten:  das 
ist  Alles.  Natürlich  kann  unter  diesen  Umstanden  davon  keine 
Rede  sein^  die  Stellung  der  Einzelnen  in  der  Geschichte  ihrer 
Wissenschaft  auch  nur  annähernd  zu  bestimmen^).  Die  gesammte 
Folgezeit  beobachtet  trotz  ihres  regen  Interesses  für  Landwirth- 
schaft und  landwirthschaftliche  Schriften  ein  fast  unverbrüch- 
liches Stillschweigen  über  die  frühere  griechische  Fachlitteratur. 
Die  letztere  ist  ausserordentlich  bald  der  Vergessenheit  anheim- 
gefallen: schon  im  ersten  Jahrhundert  vor  Beginn  unserer  Zeit- 
rechnung^).   Einer   der  Hauptgründe   ihres   frühzeitigen  Unter- 


*)  Verfasst  von  Engen  Oder. 

1)  Hauptfnndort  der  Namen  ist  Yarro  R.  B.  I,  1,  8  f.,  der  vierzig  Fach- 
scbrifteteUer,  fünf  Philosophen  (Demokritos,  Xenophon,  AristoteleB,  Theo- 
phrastos,  Archytas),  zwei  Könige  (Hieron  and  Att^os  Philometor)  nnd  zwei 
Dichter  (Hesiodos  nnd  Menekrates  von  Ephesos,  s.  G.  10  i.  A)  als  Ver- 
fasser landwirthschaftlicher  Werke  an&&hlt.    Vgl.  A.  3. 

2)  Wenn  wir  anch  die  grosse  Mehrzahl  der  uns  nur  dem  Namen  nach 
bekannten  Schriftsteller  nicht  mit  Unrecht  in  die  alexandrinische  Zeit 
setzen  werden,  so  ist  bei  diesem  oder  jenem  nicht  die  Möglichkeit  ans- 
geschlossen,  dass  er  bereits  dem  vierten  vorchristlichen  Jahrhundert 
angehört. 

8)  Columella  I,  1,  7  ff .  nnd  Plinins  in  den  Qnellenverzeichnissen  der 
einschlägigen  Bücher  seiner  Naturgeschichte  (8.  10.  14.  15.  17.  18)  haben 
den  Katalog  des  Varro  mehr  oder  weniger  nachlässig  ausgeschrieben,  ohne 
die  Schriftsteller  einzusehen,  die  schon  Varro  nicht  mehr  gekannt  hat,  vgl. 
A.  6.  Die  den  Qeoponica  zn  Grnnde  liegenden  Compilationen  des  aus- 
gehenden Alterthums  (s.  Oder  Beiträge  znr  Gesch.  der  Landwirthsch.  bei 
den  Griechen,  Rhein.  Mus.  XLV.  1890.  S.  68fif.  212  ff.)  nennen  von  jenen 
vierzig  Fachschriftstellem  bei  Varro  auch  nicht  einen,  vgl.  A.  73,  Pam- 
philos  Tryphon  bei  Athenaeos  nnr  Androtion  nnd  Chaereas  (s.  A.  17.  40). 


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830    FünfiindzwanzigsteB  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthschaft  n.  Verw. 

ganges  liegt  wohl  darin,  dass  kein  Grieche  in  einer  Schrift  alle 
oder  auch  nur  die  wichtigsten  Zweige  der  Landwirthschaft  be- 
handelt  hatte^);  und  dass  sich  dann  kein  Compilator  grossen 
Stiles  fand;  der  am  Ende  des  alexandrinischen  Zeitalters  die 
sachlich  zersplitterten  Arbeiten  der  hervorragenderen  Landw^irthe 
in  einem  Sammelwerk  vereinigt  hätte^).  Ein  solches  kam  damals 
allerdings  zu  Stande^  nicht  aber  auf  Grund  .der  griechischen  Litte- 
ratur,  die  vielmehr  dabei  nur  in  zweiter  Linie  stand.  Als  näm- 
lich um  das  Jahr  88  v.  Chr. 

Cassius  Dionysius  in  ütika  das  classische  Werk  des  Kar- 
thagers Mago  ins  Griechische  übertrug^''),  versäumte  er  es 
nicht  in  seine  Bearbeitung  des  punischen  Original s^  das  er  von 
28  Büchern  auf  20  zusammenzog,  zahlreiche  Einlagen  aus  der 
griechischen  Litteratur  aufzunehmen^).    Von  diesem  Augenblicke 


Ueber  die  wenigen  sonstigen  Erwähnungen  s.  nnten  unter  den  Namen  der 
betreffenden  Aucfcoren. 

4)  Varro  R.  R.  I,  1,  7  qui  Graeoe  seripsei-unt  dispersim  alius  de 
alia  re  sunt  plus  quinquaginta. 

5)  Wie  es  Didjmos  aus  Alexandreia  und  Anatolios  aus  Berytos  am 
Ende  des  Alterthums  thaten,  und  auf  ihren  Schultern  stehend  der  byzan- 
tinische Redactor  der  auf  uns  gekommnen  zwanzig  Bücher  enthaltenden 
Ezcerptensammlung  at  nef^l  yecof^yiag  inXoyai  (Geoponica);  vgl.  Rhein. 
Mus.  a.  a.  0. 

6»>)  Vgl.  C.  17.  A.  126'. 

6)  Nachdem  Yarro  a.  a.  0.  den  Katalog  gegeben,  föhrt  er  fort  (vor  den 
C.  17.  A.  1268  angef.  Worten):  hos  nobilitate  Mago  Carthaginienais  praetcriü, 
Poenica  lingua  gut  res  dispersas  conprendit  libris  XXVIII,  quos  Cassius 
Dionysius  Uticensis  vertit  libris  XX  ac  Graeca  lingua  Sexlilio  prae- 
tori  misit:  in  quae  Volumina  de  Graecis  libris  eorum  quos  dixi  ad- 
iecit  non  pauca  et  de  Magonis  dempsit  instar  librorum  VIII.  Wenn  die 
Genannten  nur  die  Quellen  des  Dionysius  sind,  so  erklärt  sich,  wie  Varro 
kurz  zuvor  bemerken  konnte,  dass  mehr  als  fünfzig  Griechen  über  den 
Landbau  gehandelt  hätten  (s.  A.  4),  und  sich  gleichwohl  in  der  Liste  nüt 
neunundvierzig  Namen  begnügte.  Die  Annahme  einer  Lücke  ifit  nämlich 
ausgeschlossen,  da  Plinius  und  Golumella  nicht  mehr  Namen  als  wir  bei 
Varro  lasen.  Vgl.  A.  3.  74.  Varro  selbst  deutet  an,  dass  die  zweite  Reihe 
der  Fachschriftsteller  unvollständig  ist:  de  rdiquis,  quorum  quae  fuerU 
patria  non  accepi,  sunt  etc.  Die  beiden  Dichter  (s.  A.  1)  führt  er  gar  nur 
als  Vertreter  ihrer  Gattung  an:  easdem  res  etiam  quidam  versibus  ut  Hesuy- 
dus  Äscraeus,  Menecrates  Ephesitis.  Das  Fehlen  des  Nikandros  ist  also 
nicht  wunderbar,  vgl.  0.  Schneider  Nicandrea  S.  78.  Inhaltlich  bot  er 
wahrscheinlich  ja  doch  nichts  Neues.  Alle  Nichtgenannten  hatte  der 
grosse  Polyhistor  also  wohl  nicht  für  erwähnenswerth  gehalten.  Es  fehlen 
Charetides    Ton  Faros   (s.  A.  11),    Aeschylides  (s.  A.  26—28),    Antiphon 


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CassiuB  Dionysius.  831 

an  aber  musste  die  letztere  in  der  Hauptsache  veraltet  er- 
scheinen^), und  damit  war  ihr  Untergang  besiegelt;  denn  bei 
der  lediglich  praktischen  Natur  des  von  ihr  behandelten  Gegen- 
standes gab  ihr  nur  unmittelbare  Brauchbarkeit  und  Handlich- 
keit die  Berechtigung  zu  ihrem  Bestehen.  Kein  Landmann  wird 
seine  Weisheit  aus  vielen  schwer  zu  beschaffenden  Büchern  zu- 
sammenholen, wenn  er  ein  umfassendes  Compendium  zur  Hand 
hat,  das  ihm  für  alle  Fächer  Rath  zu  ertheilen  im  Stande  ist^). 


(s.  A.  42),  alle  drei  wahrscheinlich  ältere  Landwirthe,  GhiysippoB  (s.  A.  54), 
und  die  Zeidler  Aristomachos,  Philiskos  und  Neoptolemos  (s.  A.  80—32).  Varro 
verliess  sich  für  die  Auswahl  auf  Dionysius,  dessen  Compendium  alle  Vor- 
gänger sammt  und  sonders  schon  für  ihn  antiquirt  hatte.  Die  Gestaltung 
der  Liste  freilich  ist,  wie  die  pedantisch-subjective  Anordnung  und  die  Folge 
der  Namen  nach  lateinischem  Alphabete  zeigen,  von  seiner  eignen  Hand.  — 
Einen  wahrscheinlichen  Zeitansatz  ffir  Gassius  Dionysius  erhalten  wir  aus 
Plut.  Mar.  40,  wo  88  v.  Chr.  ein  C.  Sextilias  als  Praetor  in  Afrika  erwähnt 
wird.  Als  solcher  residirte  er  in  Utika,  und  da  Dionysius  ein  Kind  dieser 
Stadt  war  und  einem  Praetor  Sextilius  seine  GompOation  widmete,  so  irrt 
man  kaum,  wenn  man  beide  Praetoren  für  identisch  hält,  wie  es  nach 
Pighius  Annal.  Rom.  III.  232  allgemein  geschieht.  Zu  den  yon  Gassius 
benutzten  Schriftstellern  gehörte  Attalos  Philometor  [f  183  v.  Ghr.], 
ygl.  A.  56  f.  Dass  Dionysius  überdies  *P(£orof»txa  schrieb,  hatMeineke 
wahrscheinlich  gemacht,  indem  er  bei  Steph.  v.  Byz.  *Itv%rj  den  Namen 
desselben  statt  des  überlieferten  Jio^l^g  einsetzte.  Ueber  gleichnamige 
Schriftsteller  vgl.  A.  70. 

7)  Eine  andere  Frage  ist  es,  ob  sie  durchaus  yeraltet  war.  Zu  Diony- 
sius' Gründlichkeit  erweckt  die  Thatsache,  dass  er  trotz  der  Heranziehung 
zahlreicher  griechischer  Quellen  seine  Bearbeitung  yon  Magos  Werk  um 
8  Bücher  gegen  das  Original  kürzte,  nicht  eben  Vertrauen.  Für  die  Bienen- 
zucht ging  Hyginus  jedenfalls  auf  die  primären  Quellen  zurück  (Gol.  IX, 
2,  1.  Byginus  veterutn  auctorum  pJacita  secretis  dispersa  monitnenHs  Industrie 
collegit)f  obwohl  Gassius  Dionysios  diesen  Zweig  der  Landwitthschafb  be- 
handelt hatte  (Plin.  XI.  §.  40).  Auffällig  ist  es  allerdings,  dass  die  be- 
deutendsten Zeidler  (vgl  S.  839  mit  A.  30—82)  im  Kataloge  bei  Varro 
fehlen,  s.  A.  6. 

8)  Weil  das  Sammelwerk  des  Dionysius  für  den  Handgebrauch  zu  aus- 
führlich erschien,  stellte  sich  bald  das  Bedürftiiss  nach  einem  Auszug 
heraus,  den,  wie  schon  G.  17.  A.  126«^  erwähnt  warde,  Diophanes  in  Bithy- 
nien  für  den  EOnig  Deiotaros  in  6  Büchern  verfasste,  ygl.  A.  66.  Dieser 
Auszug  blieb  denn  auch  das  ganze  Alterthnm  über  in  Qebrauch,  s.  Bhein. 
Mus.  a.  a  0.  S.  81.  Asinius  Pollio  aus  Tralles  (Suid.  s.  y.  TlmUoiv) 
fertigte  zwar  wieder  einen  Auszug  aus  demselben  in  2  Büchern  an,  aber 
dieser  ist  ganz  yerschollen:  er  war  wohl  allzu  dürftig.  Weil  alle  Späteren 
in  letzter  Linie  yon  Gassius  Dionysius  abhingen,  so  kam  es,  dass  sie  nach 
dem  Zeugniss    des  Photios  God.  163   „ungefähr  Dasselbe   über   dieselben 


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832     Fünfundzwanzigetes  Capitel.    Schriften  fib.  Landwirthschaft  n.  Verw. 

Dies  gilt  für  das  Alterthum  in  noch  höherem  Grade  als  für  die 
Gegenwart.  Für  uns  bleibt  der  Verlust  der  älteren  griechischen 
Schriften  über  Landwirthschaft  desshalb  bedauemswerth,  weil 
sie  uns  sicherlich  nicht  wenige  culturhistorische  Aufschlüsse  ge- 
boten hätten,  mag  auch  ihr  sachlicher  Gehalt  in  keinem  Yer- 
hältniss  zu  ihrer  grossen  Anzahl  gestanden  haben. 

Schon  in  der  classischen  Periode  der  griechischen  Litteratur 
hat  es  nicht  an  Männern  gefehlt,  die  den  Spuren  des  Sängers 
von  Askra  folgten  und  ihre  Erfahrungen  über  den  Landbau  zu 
Papier  brachten.  Im  späteren  Alterthum  glaubte  man  sogar 
landwirthschafkliche  Werke  der  berühmtesten  Philosophen  zn  be- 
sitzen, aber  mit  Unrecht^).  Xenophons  Büchlein  über  Hans- 
und Wirthschaftslehre  ist  für  uns  das  älteste  in  dies  Gebiet  ein- 
schlagende Prosawerk:  die  eigentlich  technischen  Vorschriften 
drängen  sich  freilich  in  vier  Capitel  des  Oekonomikos  zusammen  ^^ 
Aus  Aristoteles^^)  sehen  wir,    dass  es  im  vierten   Jahrhundert 


Punkte  vortragen"  (axeSov  xi  tä  avra  tssqI  tav  avtmv  anofptcivovxai).  Nach 
demyorgangeBaecheler8Bhein.Ma8.  XXXIX.  1884.  S.29lf.  hatlLHeinse 
Animadvv.  in  Varr.  rer.  rnsi  libros,  Comment.  Ribbeok.  S.  434—440  begonnen 
dnrch  Vergleichong  identischer  Partien  der  Geoponioa  und  der  rOmiachen 
Fachschrifteteller  (Varro)  Beste  der  Compilation  des  Gassina  Dionysios  (Dio- 
phanes)  za  ermitteln.  Die  namentlichen  Anführungen  des  Mago  u.  Gassina 
Dionysius  findet  man  beiBeitzensteinDe  scriptorumreirust^qniintercednnt 
ioter  Gatonem  et  Golam.,  libris  deperditis,  Beriinl884.  (Doctordiss.)  S.  57  f. . 

9)  Ueber  die  Unächtheit  des  Peai^iicoi'  unter  dem  Namen  des  Demo- 
kritos  s.  Oder  Bhein.  Mus.  XLY.  S.  76.  Wenn  man  dem  Pythagoreer 
Arohytas  ein  Buch  arc^l  yBm^la^  zuschrieb  (s.  Yarr.  Golum.  Plin.  a.a. 0.  0.\ 
so  beruhte  dies  auf  Verwechselung,  mit  einem  Namensyetter,  s.  La.  Di. 
VIII,  82  im  HomonymenTerzeichniss:  xaltog  (Aqx'^taq)  m^l  yswQyücg  yByga- 
q>c9S.  Die  dem  Theoph rastos  beigelegten  Femgyätg  naQayyiXfutta  waren 
wahrscheinlich  aus  dem  8.  Buch  der  Pflanzenursaofaen  zusammengestellt, 
s.  Usener  Anal.  Theophr.  8.21.  Ueber  Pseudo-Aristoteles  Ftai^yiua 
s.  C.  2.  A.  858,  vgl.  Böse  Aristot  pseudep.  S.  268. 

10)  16  —  19:  16  —  18  vom  Getreide  (nämlich  16  Blache,  17  Aassaat, 
18  nach  der  Ernte),  19  von  der  Gultur  des  Oelbaums,  s.  A.  41. 

11)  Pol.  I,  11.  1268»»  89flf.  insl  d'  iaüif  ivioig  ysyQa(k(i^va  its^l  xov- 
Ta>y,  otov  XaQtjxlSjj  (so  Susemihl  und  Newman  nach  F,  Xa^ijTi  dij 
Godd.)  xtp  üaffico  %al  'AnoXXodmQtp  xm  ArjfJtvüp  nsgl  ynm^Caq  %ul  ^ikr^g  «oi 
nB(pvxBv\khrig  %.  x.  l.  Die  Baumzucht  und  der  Weinbau  gehörten  von 
Alters  her  zur  Landwirthschaft,  s.  Xen.  Oec.  19,  1.  Gharetides  (oder 
Ghares?)  wird  nur  hier  genannt,  Apollodoros  steht  noch  im  Katalog 
Varros  und  in  dessen  Beproductionen  bei  Golum.  und  Plin.  Ausserdem 
kommen  hier  auch  die  uns  aus  Theophrastos  bekannten  Naturforscher  in 


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tgendo-Androtion.  83ä 

bereits  eine  landwirthschaftliche  Fachlitteratur  gab^*).  Der  her- 
vorragendste Landwirth  ans  voralexandrinischer  Zeit  scheint  Än- 
drotion  gewesen  zu  sein,  der  einer  sehr  sorgfaltigen  Baumeultur 
das  Wort  redete^*).  Für  sein  Ansehen  spricht  die  Thatsache, 
dass  noch  Athenaeos  ihn  mehrmals^*)  anführt.  Allerdings 
zweifelten  Männer  wie  Tryphon  an  der  Aechtheit  des  ihnen 
unter  seinem  Namen  vorliegenden  Ffopytxov,  und  zwar,  wie  es 
scheint,  nicht  ohne  Grund.  Als  der  wahre  Verfasser  wurde  ein 
gewisser  Philippos  oder  ein  gewisser  Hegemon  angesehen, 
die  also  Beide  wohl  der  hellenistischen  Zeit   angehorten  ^^).    In 


Betracht,  die  vor  Allem  das  Wesen  des  Organischen  zu  erklären  sachten. 
So  in  erster  Linie  Kleidemos  (C.  PI.  III,  21,  1.  V,  9,*  10),  der  unter 
Anderem  die  geeignete  Zeit  zur  Aussaat  und  die  Krankheiten  der  Frucht- 
bäume  erörterte.  So  Menestor  (vgl.  A.  72)  und  Chartodras  (nach 
Heylbuts  freundlicher  Mittheilung  steht  im  Urbinas  H.  F.  II,  7,  4  ohne 
Gorrectur  Xaqtodqas),  Vgl.  0.  Kirchner  Die  botan.  Schriften  d.  Theophr., 
Jahrb.  f.  Pb.  Suppl.  N.  F.  VII.  (Leipz.  1874).  S.  601.  Zeller  Ph.  d.  Gr. 
l*,  S.  232.  926.  A.  3.    Ausserdem  s.  A.  13. 

12)  „Nicht  so  entschieden  lässt  sich  dies  aus  den  negl  xr^naiv  if^yaaiag 
cvyyQcifiinicta  bei  Pseudo-Plat.  Min.  816  E  fSr  den  Gbirtenbau  folgern. 
Denn  die  Behauptung  yon  Usener  Organisation  der  wissensch.  Arbeit, 
Preuss.  Jahrb.  LIII.  1884.  S.  20,  dass  dieser  Dialog  schon  vor  839  ent- 
standen sei,  steht  bisher  noch  ohne  Begründung  da,  und  auf  die  yerfehlte 
Vermuthung  von  Boeckh  In  Piatonis  .  .  .  Minoem  S.  83  ff.,  der  angebliche 
Schuster  Simon  sei  der  Verfasser,  wird  man  doch  hoffentlich  nicht  zurück- 
kommen wollen.  S.  gegen  dieselbe  auch  Susemihl  üebers.  dieses  Schrift- 
chens S.  602  und  über  den  späteren  Ursprung  desselben  G.  2.  A.  66** 
(Susemihl).    Vgl.  aber  A.  68. 

18)  Theophr.  H.  P.  II,  7,  2  f.  (wo  er  für  Myrte,  Gelbaum  und  Granate 
sorgfältigstes  Ausputzen,  schärfste  Düngung  und  reichlichste  Bewässerung 
als  Schutzmassregeln  gegen  Krankheiten  und  gegen  die  Folgen  des  Alters 
verlangt).  C.  P.  HI,  10,  4  (wo  er  von  der  Neigung  der  Myrte  und  des  Oel- 
baums  zu  einander  spricht  [vgl.  C.  P.  11,  7,  4],  was  in  den  Gkop.  X,  29,  6 
als  Beobachtung  des  Demokritos  mitgetheilt  wirdi). 

14)  ni.  76  d.  'AvdQötCmv  d*  tj  ^Cli^nnog  ^  ^Hyrifiaiv  iv  xm  rBtaqyi%m 
yivri  avnmv  tads  dvayQtxcpsi  ovtmg  %.  z.  X.  78  a  (wo  Kaibel  mit  voller 
Sicherheit  'AvdqoxCtov  f.  Jmgiav  hergestellt  hat,  vgl.  A.  88).  82  c.  XIV.  660  e. 
'JvdQotttov  (so  Kaibel  f.  'Jpttcpmv)  iv  tm  ntgl  yimqyix&v, 

16)  und  entweder  in  der  Epoche  der  Fälschungen  unter  dem  Namen 
des  alten  angesehenen  Fachmannes  ihre  eigne  Waare  zu  Markte  brachten 
oder  vielleicht  auch  eine  zeitgemässe  Umarbeitung  von  Androtions  Schrift 
vornahmen.  Aus  78  b  erhellt,  dass  Ath.  seine  Kenntniss  dem  Tryphon  ver- 
dankt, der  im  2.  B.  seiner  Pflanzengesch.  (s.  G.  30.  A.  366)  aus  Androtion 
die  Metamorphose  des  von  den  Titanen  zerrissenen  Sykeus  in  den  Feigen- 
SusBXiHL,  gri6oh.-ftl6x.  litt-Getoh.  L  53 


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834    Fönfundzwanzigstes  Capitel.     Schriften  üb.  Landwirthschaft  a.  Venr. 

welchem  Umfang  und  mit  welcher  Gründlichkeit  man  land^v^irth- 
schaftliche  Fragen  schon  vor  Theophrastos  erörtert  hatte,   er- 
kennt  man    aus    zahlreichen    Stellen   seiner   beiden    classischen 
Werke   über  die  Pflanzen  ^^).     Er  selbst  suchte  allenthalben   in 
schonend  vermittelnder  Weise  die  Praxis  des  Ackerbaaers    und 
Gärtners  durch   die   Theorie   zu  befruchten.     Allein  man   stellte 
wohl  „Vorschriften  für  die  Landwirthschaft*'  aus  ihm  zusammen  *'), 
nirgends  aber  entdecken  wir  eine  Spur  davon,  dass  seine  mäch- 
tigen  Anregungen   zu    einer   wissenschaftlichen  Vertiefung    und 
Durchdringung  der  Art  und   Kunst  des  Landmauns  und  Garten- 
bauers Frucht  getragen  hätten*®).    In  den  Köpfen  der  landwirth- 
schaftlichen  Praktiker,  welche  nach  ihm  die  Feder  führten,  herrschte 
durchgehend»  vollkommene  Unklarheit  über  die  Ausdehnung  und 
Begrenzung  ihres  Faches:  das  beste  Zeichen  für  ihren  unwissen- 
schaftlichen Sinn,  denn  Theophrastos  hatte  eine  vorzügliche  De- 
finition der   Landwirthschaft  gegeben  ^^).     Nach  wie  vor  bildete 
sie  für  ihre  litterarischen  Vertreter  ein  wirres  Conglomerat  aller 
für   den    Gutsherrn    irgendwie    und    irgendwann   nutzbringenden 
Kenntnisse  und  Handgriffe.    Neben  den  drei  Hauptabtheilungen 
des  Faches   (Ackerbau,  Baum-    und   Viehzucht)  behandelte    man 
in  den  „Georgika"^^^)  nicht  nur  einige  den  Gutsherrn  vorzüglich 
interessirende   Fragen  allgemeiner   Art,   sondern   auch   nach    Be- 
lieben  Dinge    wie    Schinkenpökelo ,    Kuchenbacken,    Ausbeutung 
von    Thongruben,   ßecepte    gegen    Ungeziefer    und    sehr    vieles 


banm  erzählt  hatte.  Diese  auf  alexandrinische  Zeit  weisende  Yerwand- 
lungssage  bestätigt  den  Verdacht  Trjrphons.  Vielleicht  ist  fOr  die  Her- 
kunft des  wahren  Verf.  der  Umstand  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  er  den 
Hergang  nach  Sykea  in  Kilikien  verlegt,  was  ein  Athener  sicher  nicht  ge- 
than  hätte  (s.  Paus.  I,  87,  2).  Das  dritte  Citat  82  c  handelt  von  Apfel- 
bäumen. Bei  Varr.  B.  R.  I,  1,  9  eröffnet  Androtion  die  zveite  Reihe  der 
Fach  schriftsteiler,  „quorum  quae  fuerit  pairia,  tum  accepi*', 

16)  Namentlich  gilt  dies  von  der  Pflege  der  Fruchtbäume,  die  bis  ins 
Einzelne  geregelt  war. 

17)  S.  A.  9. 

18)  Vgl.  A.  9.  Stolo  bei  Varr.  E.  E.  1,  5,  2  bezeichnet  die  Werke  des 
Theophrastos  als  im  Allgemeinen  unbrauchbar  für  den  praktischen  Land- 
wirth:  non  tarn  idonei  iia  qui  agrum  edlere  völunt,  quam  qui  scholas  phikh 
sophorum;  neque  eo  dico,  quo  non  hdbeant  et  utilia  et  communia  qtMedam, 

19)  Als  Kunst  der  Natur  positiv  und  negativ  nachzuhelfen:  G.  P. 
I,  16,  11. 

19^)  rscoQyincc  oder  ns^l  ysa^y^ag  war  der .  regelmässige  Titel  land- 
wirthschaftlicher  Schriften. 


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Pseudo-Demokritos.    Archibios.    AristandroB.  835 

Andere*^).  Wunderbare  Mittel  gegen  die  unberechenbaren  Mächte 
des  Himmels  und  der  Erden  standen  in  den  Schriften  von  Pseudo- 
Demokritos.  Ausser  tcsqI  ysco^yit^s  waren  es  die  mit  noch 
weniger  Recht  unter  dem  Namen  des  Meisters  gehenden  Xslqo- 
xfti^ra  und  der  vielgelesene  Tractat  7t€Ql  övfiTtcc^stdiv  xal 
avrvna^Biäv^  welche  mancherlei  abergläubische  Manipulationen 
vorschrieben*^).     In  derselben  Richtung  war 

Archibios  thätig,  der  am  syrischen  Hofe  lebte  und  sich 
in  seinen  Bestrebungen  königlicher  Huld  erfreute^*).  Einen 
anderen  Zweig  des  Monströsen  bearbeitete 

Aristandros  aus  Athen:  er  berührt  sich  eng  mit  den 
Paradoxographen;  denn  sein  Buch  berichtete  zahlreiche  Fälle 
wunderbarer  organischer  Veränderungen  an  Bäumen.  Wirklich 
beobachtete  Anomalien  zu  erfahren  war  nun  in  der  That  für 
jeden  Baumzüchter  erwünscht.  Mau  hatte  auch  früh  auf  sie  zu 
achten  gelernt,  zumal  man  in  ihnen  vielfach  Vorzeichen  gött- 
lichen  Zornes   erblickte.     Obwohl  Aristandros  jede  Kritik  ver- 


20)  Varr.  I,  2,  13.  video  enim  gut  de  agricidtwra  scripserunt  et  Poenice 
et  Graece  et  Latine  Jatius  vagatos  quam  oportuerit.  Die  oben  angeführten 
Punkte  waren  in  den  landwirthschaftlichen  Werken  der  beiden  Saaema 
und  Catos  erörtert,  was  Varro  (a.  a.  0.  §.  22—28)  als  höchst  ungehörig 
rügt.  Wie  weit  die  griechisch  schreibenden  Landwirthe  den  Bereich  der 
Kenntnisse  des  praktischen  Landwirthes  absteckten,  zeigen  die  Qeoponica. 

21)  Vgl.  C.  17.  A.  129.  133  ff.  In  den  XsiQ6%(irita  waren  magische 
Kräuter  aufgezahlt  (Plin.  XXIV.  §.  160)  und  Mittel  für  kranke  Thiere  mit- 
getheilt  (Col.  VII,  5,  17).  S.  femer  A.  164.  Im  Sympathiebuch  war  unter 
Anderem  (Col.  XI,  3,  64)  dem  Landmann  der  Rath  ertheilt  durch  den  Um- 
gang eines  nackten  Weibes  um  den  Acker  die  Raupen  zu  scheuchen.  (Die 
gleiche  Massregel  war  nach  Metrodoros  von  Skepsis  Fr.  5  b.  Plin.  XXVIII. 
§.  78  kappadokischer  Brauch,  sie  ist  noch  heute  im  innem  Russland  üblich, 
mithin  ein  Product  internationalen  Aberglaubens).  Vgl.  über  die  pseudo- 
demokriteischen  Schriften  noch  Rhein.  Mus.  XLV.  S.  70  ff. 

22)  Plin.  XVIII.  §.  294.  Ärchibius  ad  Äntiochum  Syriae  regem  sa^psit, 
8%  fictili  novo  obruatur  rubeta  rana  in  media  segele,  non  esse  noocias  tem- 
pestates.  Dieselbe  Massregel  wird  zum  Schutz  der  Hirse  zuvor  §.  158  (von 
Apuleius  in  den  Geop.  11,18, 14  ausgeschrieben),  als  von  „Vielen"  empfohlen 
bezeichnet,  unmittelbar  darauf  (159)  erscheint  Demokritos  als  Gewährs- 
mann. Da  Plinius  nicht  bemerkt,  welchem  Antiochos  Archibios  sein  Werk 
widmete,  so  bleibt  die  Zeit  des  Letzteren  unbestimmt  und  seine  Persön- 
lichkeit im  Dunklen.  Denn  ob  Antiochos  der  Grosse  gemeint  ist,  dessen 
Theriak  bei  Plin.  XX.  §.  264  erwähnt  wird,  ist  nicht  zu  entscheiden.  (Ein 
Pythagoreer  Archibios  erscheint  bei  Alkiphr.  III,  55;  ein  Arzt  bei  Helio- 
doros  und  Galenos  XiV.  169,  vgl.  Lucian.  Gall.  10). 

63* 


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836    Fünfundzwanzigstes  Capitel.    Schriften  Üb.  tiandwirthschaft  n.  Verw. 

missen  Hess,  fand  sein  Beispiel  in  der  romischen  Litteratur  Nach- 
ahmung, und  der  römische  Nachahmer  überbot  sein  griechisches 
Vorbild  in  der  Aufnahme  massiver  Lügen *^).  Wie  es  scheint, 
stellte  man  auch  sonst  wunderbare  Vorfälle  aus  der  Land- 
wirth Schaft  (UaQccdo^a  yscogyiag)  zusammen^). 

Einen  wohlthuenden  Gegensatz  zu  dieser  landwirthschaft- 
lichen  Äfterlitteratur  bildete  das  Buch  des 

Amphilochos  aus  Athen  über  die  Luzerne  und  den 
Baumklee  (xegl  xvtCöov  xal  iiriSLxrjg)^  in  welchem  er  mit 
eingehender  Gründlichkeit  und  auf  praktische  Erfahrungen  ge- 
stützt den  Anbau  der  nach  Griechenland  aus  dem  Osten  ein- 
geführten Futterpflanzen  lehrte  und  warm  empfahl.  Es  war  dies 
um  so  verdienstlicher,  als  Griechenland  im  Ganzen  arm  an  Weide- 
plätzen war  und  der  neuerfundene  Futterbau  in  seiner  Wichtig- 
keit für  die  gesammte  Wirthschaft  auch  später  nur  ausnahms- 
weise gebührend  anerkannt  wurde  *^. 

28)  Plin.  XVII.  §.  241—248  zählt  Emiges  auf,  was  faat  wörtlich  bei 
Theophr.  H.  P.  II,  8  zu  lesen  ist  (ausführlicher  behandelt  Theophr.  das- 
selbe Thema  mit  scharfer  Kritik  G.  P.  Y,  1—4):  qualibtis  ostentis  Äristandri 
apud  Oraecos  volumen  scatet,  ne  in  infinitum  aberremus,  apud  nos  vero  C. 
Epidi  (Epicadi  H.  Peter  Rhein.  Mus.  XXII.  S.  153,  aber  Epidio  steht  auch 
im  Ind.)  commentarii ,  in  guibus  arbores  locutae  quoque  reperiunhtr.  Was 
bei  Theophr.  sich  nicht  findet,  ist  die  von  Plin.  berichtete  Verwandlnng 
einer  Platane  in  einen  Oelbaum  zu  Laodikeia  bei  der  Ankunft  des  Xerxes. 
Wenn  A.  davon  gesprochen  hatte,  was  wir  freilich  nicht  entscheiden  können, 
so  ergiebt  sich  für  seine  Lebenszeit  aus  der  Erwähnung  dieser  erst  von 
Antiochos  II  (261—247)  gegründeten  Stadt  ein  Anhaltspui:^  Zweifellos  ist 
nämlich  Laodikeia  ^^rl  tm  Avhco  gemeint.  Anlass  zu  der  Sage  hat  der  Be- 
richt Herodots  VII,  31  gegeben.  A.  steht  im  Varro-Kataloge  (Col).  Ueber 
den  gleichnamigen  Traumdeuter  s.  A.  165. 

24)  Denn  vermuthlich  hatte  lulius  Afrioanns,  der  einen  Theil  seiner 
KbcxoI  so  nannte,  darin  Vorgänger.    Im  üebr igen  jedoch  s.  C.  17.  A«  126^. 

25)  Vom  Varro-Kataloge  und  seinen  Wiederholungen  bei  Columella 
und  Plinius  abgesehen  wird  A.  genannt:  Plin.  XVIII.  §.  146.  unum  de  ea 
(näml.  medica)  et  cytiso  volumen  Amphilochiu  composuit  etc.  XIII.  §.  180. 
frutex  est  et  cytisus  ab  Amphilocho  Atheniense  miris  laudibtta  praediccUus  ete. 
Schol.  Nie.  Ther.  617.  *Aftq)ü,oxo9  (so  Ruhnken  und  nach  ihm  Müller  P.  H.  O. 
IV.  S.  300*»  statt  'Jqx^^X^S  oder  'AvtÜ.oxog)  h  tm  nsgl  xvt^ov  %,  x,  X.  Ab- 
zuweisenist Meinekes  Vermuthung,  der  Ath.  IL  54 d  diesen  Namen  statt  des 
hsl.  *AysXoxog  schreiben  wollte,  wo  von  Kastanien  die  Rede  ist  (vgl.  A.  42), 
deren  Erwähnung  in  die  allein  bezeugte  Monographie  über  die  Futterpflanzen 
nicht  hineinpasst.  Allerdings  erscheint  A.  bei  Plin.  Ind  XII,  also  zum  Buche 
„von  den  orientalischen  Grewächsen**.  Daraus  aber  zu  folgern,  dass  derselbe 
auch  über  diese  geschriftstellert  hätte,  wäre  desshalb  verfehlt,  weil  Plin.  zu 


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Amphilochos.    AeBchjlidea.  837 

Aeschylides,  ein  anderer  Schriftsteller  von  gleicher  Tendenz, 
setzt  in  einem  noch  erhaltnen  Bruchsiück  seiner  rscoQytxd  aus- 
einander, wie  die  Bewohner  von  Keos  durch  eine  rationelle 
Fütterung  ihrer  nicht  zahlreichen  Schafe  die  Nachtheile  des 
dünnen,  felsigen  Inselbodens  überwanden^^.   Da  sich  das  zweite 

XII  dasselbe  Qaellenverzeichniss  wie  zu  XIII  giebt,  in  dem  letzteren  aber 
wegen  des  Textcitates  der  Name  berechtigt  ist  (vgL  Brunn  De  anci  ind.  Plin. 
S.  21).  Ausserdem  bespricht  Plm.  erstXV.  §.  92—94  die  Kastanien.  Vielleicht 
stand  übrigeus  im  Titel  der  Monographie  %vtiaog  an  der  ersten  Stelle, 
wenigstens  lassen  die  Nikandrosscholien  a.  a.  0.  iir^dixii  in  ihm  ganz  fort. 
Andrerseits  wird  der  letzteren  der  grösste  Baum  in  der  Besprechung  zu  Theil 
geworden  sein.  W&hrend  nämlich  der  Baumklee  bei  geringer  Bearbeitung 
die  ifochsten  Erträge  lieferte  (Hin.  XIII.  §.  130),  erheischte  die  Luzerne 
die  peinlichste  Sorgfalt.  Die  genauen  Vorschriften  darüber  (Plin.  XVIIL 
§.  146  und  Col.  II,  10,  25—27)  werden  in  letzter  Linie  auf  A.  zurückzu- 
führen ^sein.  Er  lebte  wohl  nach  Aristoteles  und  Theophrastos.  Obgleich 
nämlich  die  Luzerne  bereits  im  5.  Jahrh.  als  Pferdefutter  üblich  war 
(Aristoph.  Equ.  606),  nachdem  sie  mit  dem  Perserzuge  des  Dareios 
nach  Griechenland  kam  (Plin.  XVIII.  §.  144),  dauerte  es  doch  lange 
Zeit,  ehe  sie  in  ihrem  vollen  Werthe  erkanot  wurde.  Aehnlich  ging  es 
dem  xvtiaog,  Aristot.  H.  A.  111,21.  522  ^  25  ff.  glaubt  noch,  dass  die 
Luzerne  dem  Vieh,'  besonders  den  Wiederkäuern,  die  Milch  entziehe, 
während  er  die  Ndtzlichkeit  des  %vtiaog,  wenn  auch  uicht  unbedingt,  zu- 
giebt.  Theophr.  bemerkt  vom  Baumklee  nur,  dass  er  den  Gewächsen  in 
der  Nähe  die  Nahrung  wegnehme  (H.  P.  IV,  16,  6.  C.  P.  V,  15,  4;  die 
beiden  anderen  Erwähnungen  H.  P.  I,  6,  1.  V,  3,  1  sind  rein  botanisch), 
von  der  Luzerne  nur,  dass  sie  gestutzt  besser  sei  (G.  P.  II,  15,  6),  und 
dass  sie  zu  Grunde  gehe  (!),  wenn  Schafe  auf  ihr  lägen  (H.  P.  Vni,  7,  7). 
In  Italien  war  es  noch  zu  Plinius'  Zeiten  nicht  gut  mit  der  Cultur  des 
%vti6og  bestellt  (XIII.  §.  184.  quo  maxime  miror  rarum  esse  in  Italia)^  vgl. 
im  Allgemeinen  Hehn  Culturpfl.  ^  S.  831  ff.  Um  so  grösser  war  des  A. 
Verdienst,  wenn  er  auch  den  möglichen  Ertrag  des  Baumklees  überschätzt 
zu  haben  scheint.  Nach  Plin.  XIII.  §.  180  hatte  er  nämlich  versprochen, 
dass  ein  Morgen  massig  guten  Bodens  jährlich  2000  Sestertien  bringen 
würde:  eine  Summe  die  mit  den  uns  sonst  aus  Athen  überlieferten  Preisen 
und  Erträgen  aus  Grund  und  Boden  in  schreiendem  Missverhältniss  steht, 
vgl.  Boeckh-Fränkel  Staatshaush.  L  8.  80  (wo  jene  Notiz  nicht  berück- 
sichtigt ist).  Auch  dem  Plinius  muss  die  Summe  trotz  der  ausserordent- 
lich verringerten  Valuta  und  unter  ganz  anderen  wirthschaftlichen  Verhält- 
nissen sehr  hoch  erschienen  sein,  da  er  sie  sonst  nicht  mitgetheilt  hätte. 

26)  So  dass  sie  den  im  Alterthum  als  Leckerbissen  hochgeschätzten 
kythnischen  Käse  nicht  bloss  auch  ihrerseits  fabriciren  konnten,  soodem 
es  sogar  erreichten,  dass  die  Herstellung  desselben  von  der  kleinen  Nach- 
barinsel Xjthnos  allmählich  ganz  auf  Keos  überging:  Aelian.  H.  A.  XVI,  82. 
üeber  den  Preis  des  Käses  (1  Talent  =»  90  Drachmen,  also  etwa  1  Kilo 
=  1  Mk.  60  Pf.)  vgl.  Boeckh-Fränkel  a.  a.  0.  L  S.  180. 


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838    Fünfund zwanzigstes  Capitel.     Schriften  üb.  Landwirthschaft  u.  Verw. 

Aeschylides-Citat  (aus  dem  dritten  Buche  seines  Werkes)  eben- 
falls auf  Keos  bezieht,  dessen  treffliche  Birnen  hier  erwähnt 
werden*'),  so  scheint  es,  als  ob  er  die  Insel  ausschliesslich  oder 
doch  vorzüglich  berücksichtigte,  was  vielleicht  für  die  Herkunft 
dieses  ziemlich  alten  Schriftstellers  von  dort  spricht**). 

Eine  hervorragende  Wichtigkeit  für  die  antike  Landwirth- 
schaft besass  die  Bienenzucht,  die  in  grossem  Umfange  be- 
trieben wurde,  weil  der  Honig  die  Stelle  des  Zuckers  vertrat. 
In  einigen  besonders  kräuterreichen  Gegenden  bildete  sie  eine 
Haupterwerbsquelle.  Da  nun  ausserdem  die  Alten  den  Bienen 
wegen  ihres  geordneten  Thuns  und  Treibens,  in  welchem  sie  ein 
Abbild  des  menschlichen  Staatswesens  erblickten,  ein  lebhaftes 
theoretisches  Interesse  entgegenbrachten,  so  kann  es  uns  nicht 
Wunder  nehmen,  wenn  man  früh  Untersuchungen  über  diese 
Thiere  anstellte*^).  Die  beiden  bedeutendsten  griechischen  Zeidler, 
die  ihre  Erfahrungen  aufzeichneten,  waren 

27)  Ath.  XIY.  650  d.  3u  S'  iötlv  heqov  (näml.  afiafiriUg)  tijg  «mIov 
%al  TJdiov^  AiüxvXtdrjg  nagCattjaiv  iv  t^lttp  FifOifYixcäv.  «epl  Kim  yovv  x^g 
vricov  Xiymv  ygatpn  ovtmg'  ^^dniovg  ^  vijcog  (psQBi  ugatCctag  itaxa  zag 
iv  'Itavict  %aXovitivag  äfiMiir}Udag'  bIoI  ya^  invQtjvoC  tb  xai  rjdstai  jutl 
yJlvxerofi**. 

2S)  Eeos  lieferte  so  mannigiaehe  Erzeugnisse  des  Landbanea  (Honig; 
Wein,  feinere  Banmfrftchte,  namentlich  Feigen),  dass  zn  einer  Monographie 
in  3  Büchern  genügender  Stoff  vorhanden  war,  vgl.  BrOndited  Beisen  in 
Griechen!.  I.  S.  80.  Ae.  gehörte  vielleicht  noch  dem  dritten  (oder  gar  vierten) 
vorchristlichen  Jahrhundert  an,  denn  er  wird  von  Athenaeos  angeführt 
zwischen  dem  Dichter  der  alten  Eomoedie  Aristomenes  und  dem  ASthlios, 
dem  Verfasser  der  ^SIqoi  Zccfilcav ,  dessen  Lebenszeit  hoch  hinau£Eurücken 
ist  (s.  freilich  C.  33.  A.  314).  Der  ebendort  genannte,  sonst  ganz  unbekannte 
Landwirth  Antiphon  (s.  A.  42)  gehört  also  wohl  auch  der  älteren  Zeit 
an,  zumal  da  auch  der  dritte  bei  Ath.  vorkommende  Verforsser  von  rfmifytxdy 
Androtion,  schon  aus  dem  4.  Jahrh.  ist,  s.  A.  14.  15. 

29)  Aristot.  H.  A.  IX,  40  bietet  eine  so  eingehende  Schilderung  der 
Bienen,  dass  ihm  oder  vielmehr  dem  Verfasser  des  neunten  Bucht  (s.  C.  2. 
A.  825)  wohl  schon  schriftliche  Beobachtungen  .vorlagen.  Besondere  Bienen- 
züchter {(itXic'cov(^yo£)  werden  erwähnt  von  Plat.  Leg.  VIII.  842  D.  Plin. 
XIIL  §.  131  sagt:  apes  quoque  numguam  defore  cyiisi  pabulo  conüitgente  pro- 
mittuwt  Demoer itus  aique  Ärütonuichus.  Vgl.  Diosk.  IV,  118.  Gfeop.  XV,  2,  6. 
Dafür,  dass  das  Oitat  aus  einem  pseudo  - demokriteischen  Werke  stammt, 
sprechen  nicht  nur  allgemeine  Erwägungen  (s.  A.  21),  sondern  auch  der 
Umstand,  dass  von  Aristot.  a.  a.  0.  %vxt^og  unter  den  Pflanzen,  welche  den 
Bienen  zuträglich  sind,  nicht  genannt  wird,  vgl.  A.  25.  Für  Aristomachoa 
folgt  daraus,  dass  er  wahrscheinlich  nach  Aristoteles,  beziehungsweise  nach 
dem  Verf.  des  9.  B,  der  aristotel.  Thiergesch.  schrieb. 


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Bienenzucht.    AristomachoB.    Philiskos.    Neoptolemos.  839 

Aristomachos  von  Soli  und  Philiskos  von  Thasos^). 
Von  unüberwindlicher  Liebe  zu  dem  Gegenstande  ergrilffeu^^), 
widmeten  sie  ihr  Dasein  ausschliesslich  der  mühseligen  Pflege 
und  Beobachtung  ihrer  Z5glinge,  Aristomachos  nicht  weniger 
als  58  Jahre  seines  Lebens.  Aus  seinem  Buche  sind  zwei  Bruch- 
stücke übrig;  von  denen  das  eine  einige  Mittel  angiebt,  mit  denen 
man  den  durch  Alter  und  Krankheit  erschöpften  Bienen  auf- 
hilft^^).  Von  Philiskos,  der  sich,  um  seiner  Aufgabe  ungestört 
nachzugehen,  in  die  Einöde  zurückzog  und  desshalb  den  Bei* 
namen  „der  Wilde^^  (Agrios)  erhielt,  hat  sich  unmittelbar  Nichts 
erhalten.     Weniger  angesehen  war 

Neoptolemos,  der  gleichfalls  über  Bienenzucht  schrieb^*). 
Dass  auch  Nikandros  diesen  Stoff  nicht  in  seinen  Fecoi^yixdf  son- 
dern in  einem  besonderen  Gedicht  (MsXtöeovQyixä)  behandelte, 
ist  bereits  oben  erwähnt^). 

Von  allen  Arten  der  Bodenbenutzung  aber  war  der  Wein- 
bau die  vortheilhafteste,  und  seine  Ausbildung  erreichte  bei 
den  Griechen  dem  Grade  wie  der  Ausdehnung  nach  eine  unge- 
wöhnliche Höhe.  Auch  in  der  Litteratur  fand  er  eine  seiner 
Bedeutung  entsprechende  Berücksichtigung^).  Ueber  die  Be- 
handlung des  Weines  selbst  bei  und  nach  dem  Keltern  gab  es 
besondere  Schriften.  Die  Mittel  allein,  welche  den  Wein  vor 
dem  Kahmig-  und  Sauerwerden  schützen  sollten,  füllten  Bände ^^), 
Um  demselben  Haltbarkeit  und  ein  schöneres  Bouquet  zu  geben, 
verschnitt  man  ihn  mit  mannigfachen  Zusatz  mittein,   besonders 

80)  Plin.  XL  §.  19.  ne  qtiis  miretur  amare  earutn  (näml.  apiwn)  captos 
Aristomachum  Solensem  duodesexaginia  annis  nihil  aliud  egisse,  Philiscum 
vero  Thasium  tw  desertis  apee  colentem  Agrium  cognominatum,  qui  ambo 
scripsere  de  his.  Für  das  kilikische  Soli  als  Vaterstadt  des  Aristomachos 
spricht  die  einfache  Bezeichnaog  dee  Mannes  als  „SoJensis*',  für  das  ky- 
prische  der  Umstand,  dass  von  kilikischem  Honig  nirgends  die  Rede  ist, 
während  der  kyprische  hervorragend  gut  war,  s.  Plin.  XI.  §.  83.  XX.  §.  240 
n.  bes.  öeop.  XV,  7,  1.    Synes.  Epist.  114.     Vgl.  A.  37.  39. 

30^)  Wir  haben  ja  dazu  ans  neuerer  Zeit  Parallelen. 

31)  Col.  IX,  13,  8—9  aus  Hygin.     üeber  das  andew  Citat  vgl.  A.  29. 

32)  Plin.  Ind.  XL  Neoptolemui  qui  (leXiafiov^yind  (so  W.  Schulze, 
meiissurgit  Codd.,  fisXtxovgyind  Detlef sen  nach  Harduin). 

33)  C.  10.  A.  111,  und  vgl.  zu  Menekrates  C.  10.  A.  2. 

34)  Von  den  zwanzig  Büchern  der  (Jeoponica  handeln  fünf  (IV— VIII) 
über  Anbau  n.  s.  w.  und  Bereitung  des  Weins. 

36)  Plin.  XIV.  §.  131.  proprium  autem  inter  liquons  vino  'macescere  aut 
in  ace{utn  verti,  eaUantque  medicinae  volumina.    Vgl.  auch  Geop.  VII. 


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840       Fünfdndzwaiizigstes  Capitel.    Weinbau  nnd  WeiDbereiUmg. 

mit  Seewasser,  Harz  und  Pech,  der  zahlreichen  sonstigen  Mani- 
pulationen niederer  und  höherer  ^^Weinpantscherei^  nicht  zu 
gedenken  ^^.  Als  besondere  Vertreter  dieses  Zweiges  der  griechi- 
schen Eellerwirthschaft  werden  genannt 

HikesioSy  der  Arzt,  der  vom  hygienischen  Standpunkt 
darüber  schrieb,  ein  sonst  unbekannter  Eommiades  und  zwei 
Männer  wohl  der  Praxis:  Euphronios  aus  Athen  oder  Amphi- 
polis  und  Aristomachos^^.  Ob  es  derselbe  Euphronios  war, 
der  den  Ursprung  der  Bienen  nach  dem  Hymettos  Terlegte  ^), 
und  derselbe  Aristomachos,  der  Anweisungen  zur  Rettigcultnr 
gab,  können  wir  nicht  entscheiden,  da  Beide  Namens  vettern  be- 
sassen*^).    Vielleicht  gehört  auch 

Chaereas  von  Athen  hierher,  wenigstens  hatte  er  in  seinem 
Buche,  das  Fragen  aus  der  Landwirthschaft  behandelte,  erzahlt, 
dass  man  in  Babylon  einen  Wein  unter  dem  Namen  des  Götter- 
trankes herstellte*^). 


36)  8.' E.  B.  Hof  mann  Die  Getränke  der  Griechen  nnd  Bömer  vom 
hygienischen  Standpunkt,  Deatsches  Archiv  f.  Gesch.  der  Medicin  VI 
S.  26fir.,  wo  n.  A.  darauf  hingewiesen  wird,  dass  das  Einkochen  des  Mostes 
in  Bleikesseln  gesundheitsgefährlich  war.  Obwohl  die  alten  Aerzte  viel  mit 
Weinbereitungsrecepten  operirten,  waren  auch  ihnen  bereits  Zweifel  an  der 
Zuträglichkeit  derselben  aufgestiegen,  ohne  dass  sie  den  wahren  Grund 
erkannten  (s.  a.  a.  0.  S.  279). 

37)  Alle  vier  werden  zusammen  genannt  ohne  Heimatsbezeichnung  bei 
Plin.  XIV.  §.  120.  üeber  Hikesios  s.  C.  84.  A.  14->18.  Kommiades  er- 
scheint nur  hier.  Aristomachos  wird  von  dem  Bienenzüchter  gleiches 
Namens  (s.  A.  29.  SO)  bei  Plin.  Ind.  XIY.  XV  durch  den  Zusatz  „qui  de 
canditura  vmi'*  unterschieden,  vgl.  A.  89.  In  Bezug  auf  Euphronios  vgl 
den  Katalog  Varros.  Plin.  Ind.  Vlll.  X.  XI.  XIV.  XV.  XVa  XVIII  fdgt 
überall  nur  „A^naeus'*  bei;  vgl.  A.  88. 

88)  Col.  IX,  2,  4  aus  Hjgin.  Wenn  Euphronios  über  das  beliebte 
olv6^BXi  (s.  A.  40)  sprach,  hatte  er  Gelegenheit  sich  über  den  Honig  zu 
ergehen.  Yarro  I,  1,  8  nennt  einen  Euphronius  aus  Amphipolis  und  einen 
aus  Athen.  Col.  I,  1,  8  giebt  diese  Unterscheidung  als  eigne  Weisheit  aus 
(die  Stelle  ist  zudem  handschriftlich  verderbt).  Plioius  (s.  A.  87)  hat 
nachlässigerweise  nur  den  Athener  erwähnt. 

39)  Plin.  XIX.  §.  83  wird  Aristomachus  ohne  untersdiieidenden  Zusatz 
(ebenso  im  Quellenverz.  zu  XIX)  für  Bettigcultur  angeführt;  vgL  A.  37. 
Auffallend  ist  es,  dass  Varro  1, 1,  8  (Col.  I,  1,  8  und  Plin.  nach  ihm  natür- 
lich ebenso,  s.  A.  3)  keinen  Landwirth  dieses  Namens  kennt. 

40)  Ath.  I.  82  b.  „Nektar"  hiess  nach  Einigen  eine  Art  Honigwein 
(o/i'6/xeAO»  Geop.  VIII,  25.  Ath.  a.  a.  0.  bespricht  mehrere  derartige  Prae- 
parate.   „Athener*'  heisst  Ch.  b.  Varro  I,  1,  8  [Col.  Plin.  a.  a.  0.  O.}  (Bei 


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Komm.    Euphr.  Aristom.   Obstbaa.   Chaer.   Antiph.  841 

Hinter  dem  Weinbau  trat  naturgemäss  die  Pflege  der  an- 
deren Obstfrüchte  zurück,  ohne  dass  man  dieselbe  Temach* 
lässigte.  Namentlich  waren  es  Feigen  und  Oliven,  deren  Cultnr 
auch  schriftlich  erörtert  wurde**).  Wie  der  oben  erwähnte 
Aeschylides,  so  hotte  auch 

Antiphon  in  seinem  landwirthschaftlichen  Werke  der  Birnen 
gedacht*^. 

Mit  der  Aufschliessung  des  Ostens  lernten  die  Griechen 
fremde  Bäume  und  Sträucher  kennen,  deren  Acclimatisirung  der 
Gärtnerkunst  neue  und  dankbare  Aufgaben  bot.  Gelang  einmal 
der  Versuch,  dann  lag  es  gerade  hier  nahe  Anderen  eine  schrift- 
liche Mittheilung  und  Anweisung  zukommen  zu  lassen,  durch 
welche  der  Name  des  Bahnbrechers  in  weite  Kreise  gelangen 
musste.  Durch  den  Untergang  der  einschlägigen  Schriften  sind 
wir  der  Möglichkeit  beraubt  alle  die  geglückten  und  verunglückten 
Versuche  zu  überschauen,  welche  die  griechische  Welt  vor  der 
Begründung  der  römischen  Weltherrachaffc  mit  der  Einführung 
von  Aprikosen,  Pfirsichen,  Limonen,  Damascenerpflaumen  und 
anderen  Geschenken  des  Orients  ohne  Zweifel  gemacht  hai  Iq 
der  römischen  Kaiserzeit  sehen  wir,  wie  jene  Früchte  bereits  in 
Italien  angepflanzt  sind  und  fortkommen*^.  Sicherlich  hatten 
Griechen  auch  hier  die  Vermittlerrolle  gespielt**),  wie  wir 
wenigstens  in  einem  einzelnen,  zufällig  bezeugten  Falle  erhärten 


PHd.  XX^  §.  263  beruhte   die  vermeintliche  Erwähnung  des  Ch.  nar  auf 
schlechter  Ueberlieferang). 

41)  S.  A.  10.  11.  15.  16. 

42)  Ath.  XIV.  660  e  (aus  Pamphilos).  'Avtitpmv  d'  iv  xm  nngX  yea^yi- 
Hmv  qKDx^ag  qyrialv  Bldog  anlmv  slvai.  Ueber  sein  Zeitalter  b.  A.  28.  — 
Mit  dem  Gitat  aas  Agelochos  Ath.  U.  64  d.  'AyiXoxog  Sl  aiHBta  HccXii 
za  %a€xdvBia'  „Skov  d\  yivBtai  xä  nagva  xä  JSipamina,  xovxmv  xä  (so 
Eaibel  statt  xccvta)  Sivdga  i%ccXovv  ^ftoovce*',  kann  ich  Nichts  anfangen. 
Vgl.  A.  26.  Schoenemann  De  lexicogr.  antiqnis  S.  106.  A.  6  hält  an  dem 
Namen  fest,  den  er  aus  G.  L  G.  1688  belegt. 

43)  Vgl.  die  betreffenden  Abschnitte  in  Hehns  bekanntem  Werk. 

44)  Aas  dem  Schweigen  der  BGmer  (also  besonders  des  Plinias  Xill 
und  XY)  darf  man  nicht  auf  Unthätigkeit  der  Griechen  in  dieser  Hinsicht 
schliessen:  ihre  landwirthschaftliche  Litterator  war  ja  damals  bereits  y er- 
schollen, and  Plinins  heftete  nur  noch  die  leeren  Namen  in  seine  Qaelien- 
Terzeichnisse  ein  (s.  A.  8).  Die  von  Hehn  herangezogenen  (beziehuags- 
weise  übersehenen)  Geoponica-Capitel  (wie  z.  B.  Geop.  X.  7  b.  Hehn**  S.  361) 
dürfen  nicht  als  Eigenthum  des  im  Lemma  genannten  Schriftstellers  ohne 
Weiteres  bezeichnet  werden,  s.  Oder  Rhein.  Mus.  XLY.  S.  62  ff.  214. 


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842     Fünfundzwanzigstes  Capitel.    Schriften  üb.  LandwirÜischaft  u.  Verw. 

können.  Derselbe  betrifft  eine  eigenartige  litterarische  Persön- 
lichkeit, die  einzige,  welche  uns  unter  den  landwirthscbafüichen 
Schriftstellern  dieser  Epoche  entgegentritt,  die  überhaupt  das 
Verdienst  in  Anspruch  nehmen  kann  fOr  uns  als  Vertreter  der 
geschilderten  Richtung  zu  gelten,  nämlich  den 

Fax  am  OS,  dessen  Leben  in  das  erste  vorchristliche  Jahr- 
hundert fallt*^).  Wahrend  die  anderen  Schriftsteller  des  Faches 
fast  ausschliesslich  Männer  der  Praxis  gewesen  'zu  sein  scheinen, 
die  zur  Feder  griffen,  nur  um  ihre  Erfahrungen  Anderen  mit- 
zutheilen,  hat  Paxamos  iils  gewandter  Litterat  {k6yu)g)  imter 
andern  zwei  Bücher  über  Landwirthschaft  {rsmQyixa)  yerfassi 
In  diesen  nun  hatte  er,  wohl  als  der  Erste  des  Abendlandes, 
auch  Anweisungen  zur  Cultur  der  syrischen  Pistazie  gegeben, 
welche  sich  bis  in  die  byzantinische  Zeit  erhalten  haben  und  so 
auf  uns  gelangt  sind**).    In  der  Wahl  der  Stoffe,  welche  Paxamos 

45)  Said,  nd^afiog^  loyiog.  'O^aQTVuKot  nazä  atoix^iov.  Botcorixa  h 
ßtßUoig  ß'.  JadsyidTSxvov  {ßatL  d\  nsgl  alai^mv  axrifidtav).  Ba(pi*d  ßi- 
ßXCa  ß\  rs(o^yi%ä  ß\  Die  Zusammenstellung  der  Citate  bei  Müller 
P.  H.  G.  IV.  S.  472  ist  unvollständig.  Col.  XII,  4,  2.  partarum  renm 
curam  non  defuisse  Poenis  Graecisque  auctoribus  atque  etiam  Bomanis  me- 
moria tradidit.  nam  et  Mago  Carthaginiensis  ei  HamUcwr,  qms  secuti  viden^ 
Mnaseas  atque  Paxamus,  tum  demum  nostri  generis,  postquam  a  bdUs 
otium  fuit,  quasi  quoddam  tributum  victui  humano  conferre  dedignati  non 
sunt,  ut  M.  Ätnbivius  et  Maenas  Licinius,  tum  etiam  C.  Matius;  quihus 
Studium  fuit  pistoris  et  coei  nee  minus  cellarii  diligentiam  suis  praeceptis 
instituere.  Die  römischen  Eochschriftsteller ,  die  nach  Beendigung  der 
Bürgerkriege  schrieben  (C.  Matius,  der  Freund  Caesars  und  des  Augastas), 
fallen  also  nach  Paxamos.  Wenn  dieser  andrerseits  aus  der  grossen  Menge 
seiner  griechischen  Genossen  allein  mit  Mnaseas  herausgehoben  wird,  so 
folgt  daraus  wohl,  dass  er  jünger  aU  die  meisten  ist,  worauf  auch  die 
alphabetische  Anlage  seines  Kochbuches  hinsu weisen  scheint,  ßemerkens- 
werth  ist  es,  dass  P.  im  Katalog  des  Varro  fehlt,  während  Mnaseas  dort 
zu  finden  ist.  Während  also  der  Letztere  in  yorvarronische  Zeit  fällt,  war 
P.  wohl  Zeitgenosse  Varros,  vgl.  die  folgende  Anm. 

46)  Geop.  X,  12,  8—4.  Da  P.  im  Text  angeführt  wird,  ist  kein  Zweifel 
an  der  Authenticität  des  Citates  (Hehn  a.  a.  0.  S.  338  ff.  hat  die  Geoponica 
unberücksichtigt  gelassen),  während  die  Geoponica-Gapitel  mit  der  Band- 
Schrift  Ua^ccfiov  nicht  für  P.  in  Anspruch  genommen  werden  dürfen  (s.  A.  44). 
Dass  P.  in  der  That  (und  nicht  nur  für  uns,  was  bei  unserer  mangelhaften 
Kunde  nichts  bedeuten  will)  der  erste  Grieche  gewesen  ist,  der  die  Cnltnr 
der  Pistazie  lehrte,  scheint  sich  daraus  zu  ergeben,  dass  noch  Poseidonios 
bei  Atb.  XIV.  649  d  die  Frucht  nur  als  syrisches  und  arabisches  Product 
kennt,  ein  Umstand,  der  es  andrerseits  nicht  rathsam  erscheinen  lässt  P  vor 
Poseidonios  anzusetzen   (s.  A.  46).     Obwohl  Plin.  XV.  §.  91  erzählt,  dass 


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Paxamos.  843 

sonst  noch  verarbeitete,  zeigt  er  sich  als  vielseitig,  aber  auch 
als  sittlich  verwahrlost.  Berühmt  wurde  er  durch  sein  alpha- 
betisches Kochbuch  (OtlfaQtVTixa  xatä  ^totxetov)^  welches 
seinem  Verfasser  typische  Geltung  in  der  culinarischen  Kunst 
sicherte.  Wie  es  scheint,  nahmen  in  dem  handlichen  Nach* 
schlagebuch  die  Fische  einen  breiten  Raum  ein^').  Wer  aber 
ferner  ein  Buch  wie  sein  jdmS£xdtB%vov  schreiben  konnte, 
richtet  sich  selbst  Witz  und  Anmuth  gehorten  freilich  dazu, 
um  ein  solches  saftiges  pornographisches  Machwerk  mit  Erfolg 
auf  den  Büchermarkt  zu  bringen*^).  Den  Untergang  seiner 
boeotischen  Geschichten  {BotfDUxa)  in  2  Büchern ^^)  bedauern 

Vitellius  anter  Tiberius  die  Pistazie  nach  Italien  nnd  Spanien  verpflanzte, 
kann  es  nach  dem,  was  Dioskorides  I,  177  nnd  Grälen.  VI.  612  (vgl.  Ath. 
a.  a.  0.)  über  sie  als  syrische  und  ägyptische  Fracht  sagen,  mehr,  als  zweifel- 
haft erscheinen ,  ob  die  griechischen  and  römischen  Obstgärtner  besonderes 
Glück  mit  der  Pflege  des  zärtlichen  Baumes  hatten.  Hat  sich  doch  auch  der 
Name  des  P.  gerade  hier  in  den  Geop.  erhalten,  welche  sich  im  Allge- 
meinen auf  Schriftsteller  viel  späterer  Zeit  berafen.  Mit  Recht  lässt  Hehn 
a.  a.  0.  es  fraglich,  ob  die  heutigen  sicilischen  Pistazien  aus  dem  Alter- 
thum  stammen. 

47)  Geop.  XX,  6  wird  versprochen  im  Folgenden  alle  Fische  mit  ihren 
allgemeinen  nnd  besonderen  Benennungen  anfzuzählen:  ix  täv  ococ  neQl 
zovxmv  SiBcdcpriCotv  3  tB  'A<t%Xriniog  %cci  Maws^at  xal  Ud^afiog  xal  Jrjiio- 
HQitogj  wo  P.  allerdings  der  einzige  reelle  Schriftsteller  zu  sein  scheint. 
Ist  das  Gitat  richtig,  so  geht  es  wohl  auf  das  Kochbuch  und  nicht 
auf  die  rsm^Yiuu.  Durch  die  'O^cr^vrtxa  hat  P.  Ruhm  erlangt:  Ath. 
IX.  876  d.  nXriv  6  iftog  ye  üvyyQcc(psvg  (es  spricht  der  £och)  nd^afLog  tmv 
lci%i(av  (Gericht  aus  gehacktem  Fleisch)  ftifivTjtav.  Als  Schriftsteller  über 
Kochknnsj;  erscheint  er  im  Kataloge  des  PoUux  VI,  70  (s.  A.  194) ,  als  deren 
typischer  Vertreter  bei  Simplic.  ad  Epict.  enchir.  p.  428.  ovdl  yd^  %Qog 
SsaQ^mvceg  (s.  A.  208^)  not  IJa^oifiovg  (überliefert  ist  Jltt^dfLovag)  'qfidg  rj 
(fV6tg  mnsiaöB  xal  triv  fucyHQinriv  Hanotixvstav  dlXd  UQog  tQOfpi^v  und 
Hieron.  adv.  lovian.  1,  40.  T.  II.  p.  804»  Vall.  ad  iura  Apicii  et  Paxami 
.  ..86  conferat.  Boissonade  Anecd.  Gr.  I.  p.  418.  oti  o  nd^ufiog  stg  ijv  tmv 
6otpicx&v  rrjg  i'iponoirivinTig  ngayfiats^ag  xttl  mg  an  ^xf/vov,  olfiat,  ixXiJ- 
^y\eav  xcc  na^aftcctt^x  (eine  Art  Zwieback).  Vgl.  Dufresne  Gloss.  med.  et 
inf.  Graec.  I.  S.  1095  und  Koraes  Atacta  I.  S.  259. 

48)  Said.  (s.  A.  45).  ^oti  dl  ne^l  ala%Qmv  axr}iuitmv  (mit  Küsters 
Anm.).    Vgl.  Suid.  dmdsHani^xocpov  und  A.  178. 

49)  Ohne  Grund  vermnthete  Hemsterhays  Bimzi%d.  War  P.  ans 
Boeotien?  Oder  hat  Müller  a.  a.  0.  Recht,  wenn  er  meint:  „Boeotiaca 
argumenti  amatorii  erant,  ttt  aliorum  Bhodiaca,  Bäbyloniaca  etc/'?  Vgl. 
C.  37.  A.  8.  Als  wirklichen  Verfasser  einer  boeotischen  Localgeschichte 
kennen  wir  noch  Aristophanes  aas  Boeotien  (s.  Müller  F.  U.  G.  IV. 
S.  338).     Denn  in  Bezug  auf  Krates  s.  C.  26.  A.  59,   und  die  anderen    von 


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844    Fünfundzwanzigstea  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthachaffc  m  Verw. 

wir  weniger  als  den  Verlust  seiner  Färberei  {Baq>LKd)  gleich- 
falls in  2  Büchern.  Diese  Schrift  würde  yermathlicli  ein  erst 
in  neuester  Zeit  wieder  erschlossenes  Gebiet  antiker  Technologe 
aufhellen  y  beziehungsweise  einen  erwünschten  Beitrag  zur  Gre- 
schichte  der  Alchemie  liefern  ^°).     Von 

MnaseaS;  der  von  Columella  neben  Paxamos  als  Küchen* 
Schriftsteller  genannt  wird,  wissen  wir  mit  Sicherheit  nur, 
dass  er  über  Landwirthschaft  schrieb ^^).  Jedenfalls  aber 
verfasste 

Archytas  ausser  einem  Werke  über  Landwirthschaft 
(tcsqI  y€(OQy£ag)  auch  ein  Kochbuch  (^OifaQzvTLxdy^). 

Müller  aufgeführten  aDgeblichen  Verfasser  yon  Bouotixd  beruhen  wahr- 
scheinlich auf  Schwindelei  taten  (Etesiphon,  Fseudo-Flut.  parall.  min.  12: 
Müller  IV.  S.  875,  Tgl.  A.  74;  Leon  aus  «yzanz  [?],  Pseudo  Flui  de  fluv. 
2,  2:  Müller  II.  S.  328,  s.  A.  92).  Bemerkenswerth  ist  es,  dass  yoq  den 
unter  Flntarchs  Namen  überlieferten  fünf  Liebesgeschichten  (Mor.  ed. 
Duebner  U.  943)  drei  in  Boeotien  spielen. 

50)  Ba(pi%rj  texvrj^  die  Fertigkeit  des  F&rbers  schlechthin  bedeaiend 
(s.  Blümner  Technologie  I.  8.  217),  heisst  besonders  die  Kunst  werthlose 
Steine  und  Metalle  durch  Färbung  in  Edelsteine  und  Edelmetalle  su  Ter- 
wandeln  (ygl.  A.  124);  so  steht  es  gleichbedeutend  mit  tega  oder  9'Bia 
xiivri  »  „ Alchemie *<  (vgl.  Kopp  Beiträge  z.  Gesch.  d.  Chemie  I.  8.  61. 
8.  99.  A.  4).  Drittens  wird  es  gebraucht  von  der  Härtung  der  Metalle; 
unter  den  vonBerthelotCollectiondes  andens  alchimistes  grecs,  texte  grec, 
Faris  1888  herausgegebnen  technischen  Tractaten  (8.  321 — 893)  handeln  drei 
(III— V)  von  der  Härtung  des  Eisens  und  Erzes.  Vgl.  A.  124.  Welche  Seite 
der  mehr  oder  weniger  mystischen  „Färbeknnst^*  F.  bearbeitete ,  können  wir 
natürlich  bei  dem  gänzlichen  Verlust  der  Schrift  nicht  entscheiden,  aber 
die  blosse  Thatsache,  dass  er  ein  solches  Werk  verfasste,  ist  desshalb  eo 
wichtig,  weil  er  der  einzige  historisch  beglaubigte  und  zudem  ältere  Schrift- 
steller ist,  den  wir  als  Verfasser  von  Ba(pi%n  kennen.  Bernhardj  und 
Andere  hielten  den  Titel,  den  sie  nicht  verstanden ,  mit  Unrecht  für  verderbt 

51)  Da  Columella  den  M.  einmal  im  Text  anfährt,  übrigens  ohne 
Nennung  seiner  Heimat  (s.  A.  45),  so  kannte  er  ihn  wohl  besser  als  die 
anderen  Fachschriftsteller,  aber  über  seine  Vaterstadt  konnte  er  schwer- 
lich mehr  als  Varro  herausbringen,  welcher  M.  unter  Dei^enigen  aufführt, 
deren  Herkunft  ihm  unbekannt  ist.  Wenn  also  Colum.  in  seinem  Katalog 
I,  1,  9  den  M.  als  Milesier  bezeichnet  (nee  his  cessere  MileHi  Bacchius 
et  Mnaseas),  so  ist  dies  wohl  nur  ein  neues  Versehen  zu  den  vielen,  die 
er  beim  Ausschreiben  des  varronischen  Kataloges  (s.  A.  8)  begangen  hat 
(s.  A.  74).  Von  den  anderen  uns  bekannten  gleichnamigen  Männern  (s. 
C.  22.  A.  206  ff.)  ist  dieser  M.  jedenfalls  zu  sondern. 

52)  Mit  dem  Georgiker  Archytas  (A.  9)  kann  der  Eochschriftsteller 
dieses  NamenB  (Ath.  XII.  516  c;  vgl.  A.  207)  ganz  wohl  identisch  sein.  Ist 
der  Esskünstler  (Ath.  I.  5  f)  dieselbe  Ferson  ? 


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Mnas.    Archyt.    Chrysipp.    Gartenbau.    Attal.    Philom.   Hieron  II.    845 

Chrysippos,  ein  Verfasser  von  rsoQyixd,  wird  ausdrück- 
lich von  dem  Philosophen  und  den  Äerzten  dieses  Namens  unter- 
schieden^**»). 

üeber  den  Gartenbau  hatte  man  gleichfalls  eigne  Schriften 
{KrjTCovQiKo),  deren  Verfasser  wir  allerdings  nicht  mit  Namen 
nennen  können^*).  Die  Abhandlungen  über  Gemüse  im  Allge- 
meinen (tcbqI  Xaxavfov)  so  wie  Monographien  über  einzelne 
(wie  Kohl,  Zwiebeln)  berücksichtigten,  wie  uns  die  Namen  der 
Verfasser  zeigen,  in  erster  Linie  die  vielangewandte  Heilkraft 
solcher  Gewächse,  und  gehören  desshalb  zur  ärztlichen  Litteratur^). 

unter  den  Verfassern  landwirthschaftlicher  Schriften  nennt 
Varros  Katalog  auch  den  Konig 

Attalos  Philometor  von  Pergamon  (138—133  v.  Chr.)^). 
Der  grub  und  säete  in  eigner  Person  in  seinen  Gärten  und  baute 
am  Liebsten  schlimme  Giftpflanzen.  Wahrscheinlich  legte  er 
seine  Beobachtungen  im  Gartenbau  schriftlich  nieder,  nachweis- 
lich that  er  dies  ja  mit  seinen  Studien  über  Gifte ^^.  Ein  an- 
deres gekröntes  Haupt  unter  den  landwirthschaftlichen  Schrift- 
stellern war  König 

Hieron  II  von  Syrakus  (270  —  216  v.  Chr.),  von  dessen 
Werk  wir  aber  nichts  Näheres  wissen^'), 

62^)  Bei  La.  Di.  VIT.  186  im  Homonymenverzeichniss :  %aC  xiq  {X^v- 
ainnog)  remgyma  yey^or^oo?.  Bei  Varro  fehlt  er.  üeber  Chrysippos  von 
Tyana  s.  A.  212. 

53)  Es  muss  griechische  Schriften  dieses  Titels  gegeben  haben,  nach 
denen  (s.  Plin.  Ind.  XIX)  die  Römer  Sabinus  Tiro  (der  seine  Schrift  dem 
Maecenas  widmete,  Plin.  XIX.  §.  177),  Caesennius,  Castritius,  Firmns  und 
Potitns  (vgl.  Detlefsen  Ind.  n.  d.  W.  Valerius  Messala  Potitns)  ihre 
Werke  nannten.    Im  üebrigen  vgl.  A.  12. 

64)  In  diesem  Sinne  schrieben  nsgl  Xaxdvmv  die  Aerzte  Epaenetos 
und  Euthydemos,  s.  C.  84.  A.  60.  64,  über  den  Kohl,  aber  erst  in  nach- 
alexandrinischer  Zeit  Moschion,  Plin.  XIX.  §.  87.  —  Unter  dem  Namen 
des  Pythagoras  ging  ein  Buch  über  die  Zwiebeln  um,  Plin.  XIX.  §.  94. 

65)  Plinius  in  den  Wiedergaben  des  varronischen  Kataloges  führt  irr- 
thümlich  „Äitalus  et  Philometor^*  an. 

66)  (Genaueres  über  A.  s.  G.  34.  A.  2,  vgl.  auch  G.  1.  S.  5  f.  mit 
A.  15.  16. 

67)  Denn  nur  der  jüngere  Hieron  kann  (trotz  Golumellas  I,  1,  8 
thOrichter  Angabe,  vgl.  A.  74)  der  von  Varro  und  Plinius  unter  den 
Landwirthschaftem  genannte  König  dieses  Namens  sein.  Hierons  II  Inter- 
esse für  den  Ackerbau,  Sikeliens  Haupterwerbsqnelle,  zeigt  sich  in  der 
noch  zu  Ciceros  Zeit  gültigen  lex  Hieronica  (Cic.  Verr.  II,  13,  32.  84.  IlT, 
6,  14).    Hierons  Name  erscheint  einmal  in  den  Hippiatrica  als  Lemma  zu 


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846     FönftindzwanzigsteB  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthschafl  u.  Vearw. 

In  demselben  Zustand  völliger  Unwissenheit  befinden  wir 
uns  hinsichtlich  aller  noch  nicht  genannten  Landwirthschafter. 
Abgesehen  von  dem  Geographen  Bion  aus  Soli  in  Kilikien^) 
sind  uns  eben  nur  ihre  Namen  durch  den  Katalog  bei  Varro 
erhalten.     Es  sind  die  folgenden  einunddreissig^^): 

Anaxipolis  von  Thasos,  Aristophanes  von  Mallos  ^), 
Antigonos  von  Kjme,  Agathokles  von  Chios^^),  Apollo- 
nios  von  Pergamon^^),  Bakcheios  von  Milet^^),  Chaeresteos 
von  Athen^*)^  Diodoros  von  Priene,  Dion  von  Kolophon^^), 
Diophanes   von  Nikaea^^);   Epigenes  von   Rhodos,   Euagon 


einem  Abschnitt  über  ein  an  Elephantiasis  leidendes  Pferd  (Hippiatr.  T^  3,  2. 
p.  21  Bas.  Eine  zweite  Erwähnung  desselben  zu  dem  Abschnitt  p.  IS 
kommt  nur  in  drei  schlechteren  Pariser  Handschriften  vor;  vgL  Miller 
Not.  et  Extr.  des  msc.  de  la  bibl.  impär.  XXI,  2.  S.  156).  Wahrscheinlieh 
ist  auch  an  der  ersteren  Stelle  I6PC0NOC  nur  verlesen  aus  l€P0KA€OYC, 
dessen  Schrift  neben  der  des  Apsyrtos  die  Hauptqnelle  dieses  Sanimel- 
werkes  bildet.    Ueber  die  Eegiernngszeit  des  Hieron  s.  G.  5.  A.  22. 

58)  S.  über  ihn  C.  22.  A.  100  fF. 

59)  Die  Namen  sind  im  Folgenden  in  der  varronischen  Anordnun^^  auf- 
geführt unter  Auslassung  der  schon  behandelten  Schriftsteller  und  ohne 
bei  jedem  einzelnen  anzumerken,  ob  sein  Name  auch  yon  Plinius  und  Co- 
lomelia  in  ihren  Wiedergaben  von  Varros  Katalog  genannt  ist,  Mls  nicht 
ein  Fall  von  Belang  vorliegt. 

60)  So  Varro.  Wenn  Plinius  (in  seiner  recht  lückenhaften  Wiedergabe 
des  Katalogs)  vielmehr  Milet  bietet,  so  war  ja  die  Verlesung  (MILESIVS 
für  MALLOTES)  nicht  schwer.  Columella  I,  1,  9  vergisst  den  A.  ganz, 
was  vermutblich  nicht  geschehen  wäre,  wenn  er  ihn  als  Milesier  in  seiner 
Vorlage  gefunden  hätte,  da  er  die  dorther  stammenden  Landwirthe  an- 
führt, allerdings  mit  einem  anderen  Lrrthum,  s.  A.  51. 

61)  Ihn  mit  dem  Arzte  (Galen,  XHI.  832;  vgl  Fabricius  Bibl.  Gr. 
XIU^  u,  d.  W.)  gleichzusetzen  fehlt  jeder  Grund.  Da  wir  es  mit  einer 
historischen  Persönlichkeit  zu  thun  haben,  kann  natürlich  der  Magier  der 
Zauberpapyri  (an  welchen  Dieterich  Jahrb.  f.  cl.  Phil.  Suppl.  XVI.  S.  785 
denkt)  nicht  in  Frage  kommen,  üeber  die  anderen  Männer  gleiches  Namens 
B.  Fabricius-Harless  Bibl.  Gr.  IIL  S.  459. 

62)  Schwerlich  ist  er  mit  einem  der  vielen  Aerzte  gleiches  Namens 
identisch. 

63)  Der  Herophileer  B.  war  aus  Tanagra,  s.  C.  24.  A.  249. 

64)  „Chaeristua''  Plin.  Ind.  XIV.  XV.  XVIL  XVIH.  „Chrestm"  Col.  I, 
1,  8.    Beides  Verschlechterungen. 

65)  Richtig  überliefert  Plin.  Ind.  VIH.  X,  verderbt  in  Dinone  Ind. 
XIV.   XV.  XVIL  XVIII  (was  Detlef sen  fälschlich  beibehalten  hat). 

66)  Wenn  dieser  D.  zu  den  Quellen  des  Gassius  Dionysius  gehörte 
(s.  A.  6),  kann  er,  falls  nicht  Varro  ein  grobes  Versehen  begangen  hat. 


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Anaxipolis  u.  A.    Peeudo-Epicharmos.  847 

von  Thasos,  Hegesias  aus  Maroneia^'),  Menandros  aus  Priene, 
Menandros  aus  Herakleia^),  Nikesios  aus  Maroneia,  Pythion 
aus  Rhodos ^^),  Aeschrion,  Aristomenes,  Athenagoras, 
Krates,  Dadis,  Dionjsios'^),  Euphiton,  Euphorion,  Eubu- 
los,  Lysimachos''^),  Menestratos'^),  Plentiphanes,  Persis, 
Theophilos'^. 

Ob  unter  dem  Namen  des  Epicharmos  Anweisungen  für 
die  Landwirthschaft  umherliefen,  bleibt  sehr  zweifelhaft'*). 


trotz  des  gleichen  Namens  und  Vaterlandes  nicht  eine  Person  sein  mit 
jenem  nachher  von  Yarro  genannten  „IHophanea  in  Bithynia",  der  den- 
selben Dionysins  später  epitomirte  (s.  A.  8). 

67)  Der  von  Vitruv.  VIII,  1  unter  den  Schriftstellern  negl  vSatmv  ge- 
nannte Hegesias  ist,  wie  die  dort  neben  ihm  genannten  Historiker  zeigen, 
der  Magnesier  (vgl.  C.  85).  Dies  festzustellen,  ist  nicht  überflüssig,  weil 
die  Kunst  Wasser  zu  finden  {vd^oanoTtinrj ,  vÖQOfpavtiyiTJ ,  vd^o(t,a6tsvziyii/l) 
auch  zur  Landwirthschaft  gerechnet  wurde,  s.  Geop.  II,  4 — 7  mit  den  Be- 
legstellen Yon  Niclas. 

68)  Ist  einer  der  beiden  Menandros  identisch  mit  dem  Arzte,  dem 
Verfesser  der  BioxQtiaza  (Plin.  Ind.  XIX  — XXVII  und  XIX.  §.  113,  vgl. 
Suid.  Asax7jg)9 

69)  üeber  Pflaster  eines  gewissen  P.  s.  Gk^len.  XIII.  536,  vgl.  naga 
TIvQ'iov  im  Lemma  XII.  879. 

70)  Ueber  andere  D.  s.  A.  5»».  173.  174.  194.  202. 

71)  Gewiss  nicht  L.  von  Kos  (s.  C.  34.  A.  151—154);  ebenso  wenig 
natürlich  König  L.,  trotzdem  dieser  sich  für  Botanik  interessirte  (s.  C.  34. 
A.  154). 

72)  Der  von  Theophrastos  benutzte  Menestor  (s.  A.  11),  mit  dem 
Schneider  ihn  schwerlich  mit  Recht  identificiren  will,  gehört  trotz  dem 
Widerspruch  Kirchners  a.  a.  0.  S.  507  eher  zu  den  Physiologen  als  zu 
den  Ackerbauschriftstellem  (s.  bes.  Theophr.  C.  P.  VI ,  3,  5). 

73)  Der  in  der  sogenannten  syrischen  üebersetzong  der  Geoponica  VII,  7 
(de  Lagarde  Gesammelte  Abhandlungen  S.  138)  citirte  Th.  mit  dem 
römischen  Zunamen  Decimus  war  schwerlich  ein  vorvarronischer  Schrift- 
steller in  griechischer  Sprache.   £in  anderer  Th.  erschien  C.  12.  A.  107 — 109. 

74)  Bei  dem  Umfang  und  Alter  der  Litteratur  unter  dem  Namen  des 
Epicharmos  (s.  A.  192  und  Wilamowitz  Eurip.  Her.  L  S.  29.  A.  54. 
Di  eis  Sibyllin.  Blätter  S.  34.  A.  1)  ist  an  sich  kein  Grund  vorhanden  die 
Existenz  landwirthschaftlicher  Lehren  von  Pseud- Epicharmos  für  unwahr- 
scheinlich zu  halten:  nur  genügt  in  keiner  Weise  zur  Beglaubigung  das 
Zeugniss  des  Col.  I,  1,  8.  Siculi  quoque  non  mediocri  cura  negotium  isttid 
prosecuti  sunt  Hieran  et  Epicharmus  discipuluB  Philometor  et  ÄUältts. 
Äthenete  vero  etc.  (so  steht  nach  J.  Häussners  freundlicher  Auskunft 
auch  im  Sangermanensis).  Man  kann  zweifeln,  wie  weit  die  Sinnlosigkeit 
dieses  Berichtes  auf  Rechnung  der  Ueberlieferung  kommt,  da  Columella 
auch  sonst  übel  mit  dem  Varro-Katalog  umgesprungen  ist,  vgl.  A.  3.  51. 


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848         Fünfandzwanzigstes  Capitel.    Reitkunst  nnd  Pferdeznclit. 

An  die  litterarischen  Vertreter  der  Landwirthschaft  reihen 
sieh  die  einiger  verwandter  Fächer,  deren  Kenntniss  der  Guts- 
herr oft  nicht  entbehren  konnte. 

Eleodamas  aus  Achnae  in  Thessalien,  dem  Lande  der 
Rossezucht,  verfasste  ein  Buch  über  die  Reitkunst  und  die 
Zähmung  der  Fohlen  {tcbqI  [Tcmxijg  xal  7t(oXoda(ia6tLXfjg)''^, 
welches  aber  wohl  wie  Simons  und  Xenophons  Schriften  ober 
diesen  Gegenstand  mehr  die  Interessen  des  Sportsmannes  und 
Oavalleristen  berücksichtigte  als  die  des  Züchters  ^^).  Eleodamas 
hatte  Genossen,  deren  Namen  uns  aber  entschwunden  sind'^. 

Eine  wie  hohe  Stufe  die  Pferdearzneikunst  {[xniatQLxrj) 
bei  den  Griechen  erreicht  hat,  erkennen  wir  jetzt  noch  aus  den 
in  Auszügen  vorhandenen  Schriften  der  Rossärzte  des  ausgehenden 
Alterthums'®),   die  ihren  alexandrinischen  Vorgängern  sicherlich 


Wenn  nämlich  von  Hieron  I  überhaupt  die  Rede  sein  könnte  (was  nnmög- 
lieh  ist,  vgl.  A.  67),  so  würde  man  eher  erwarten,  dass  das  Verhältiiiss 
von  Lehrer  und  Schüler  das  umgekehrte  sein  sollte,  so  dass  man  „eUts^ 
nach  „discipulusf*  im  Text  ergänzt.  Da  bei  Varro  und  bei  Plinius  (s.  A.  S) 
im  Kataloge  der  Landwirthe  Epicharmos  fehlt,  liegt  wohl  ein  Zusatz  Cola- 
mellas  vor,  weil  dieser  ein  Recept  unter  Epicharmos'  Namen  einmal  im 
Laufe  seines  Werkes  anführte,  VII,  3,  6.  Epicharmus  autem  Syraeusanus,  qui 
pecudum  medicinas  diligentissime  conscripsit,  affirmat  pugnaeem  arüUm 
mitigari  terebra  seeundum  auriculas  foratis  comihus,  qua  curvantur  in  ftexum. 
Derselbe  Rath  ohne  Quellenangabe  steht  bei  Plin.  VIII.  §.  188  und  Qeop. 
XVIII,  5.  Damach  hatte  man  also  zahlreiche  thierärztliche  Vorschriften 
unter  Epicharmos'  Namen  (s.  A.  57),  wie  man  Recepte  fSr  kranke  Menschen 
Ton  ihm  zu  besitzen  glaubte  (Plin.  XX.  §.  89.  94.  Ind.  XX— XXVTI),  wohl 
Bestandtheile  der  vnofivrjficctcc,  iv  olg  tpvatoXoysi,  yvmfioXoysi,  latQoloyti 
(La.  Di.  VIII,  78).  Die  angeblichen  Georgika  des  Pjthokles  Ton  Samos 
und  die  Bücher  eines  Ktesiphon  über  Pflanzen  und  Bäume  sind  Er- 
findungen des  Verfassers  der  psendo-plutarchischen  parallela  minora  und 
des  Buches  über  die  Flüsse  (vgl.  Hercher  praef.  8.  17  f.):  Ilvd'onXrig  o 
Zäfiios  iv  t^itop  FfGopytxcov,  parall.  min.  41.  KtriüitpAv  iv  y'  negl  (pvtwv, 
fluv.  14,  3.  Kr,  iv  a  nBQl  divd^mv^  18,  11.  Kt.  iv  iy'  m^l  divBf^9^  23,  5. 
Vgl.  A.  84.  149.         75)  Steph.  ''Axvai. 

76)  Da  Xenoph.  (II,  1.  onoig  ya  ^r^v  dst  naXevsiVy  donet  rjfitv  ft^  y^a- 
nxiov  Bivoci)  die  Fohlenzüchtung  übergeht,  die  E.  im  Titel  seiner  Schrift 
ausdrücklich  nannte,  so  scheint  es,  als  ob  K.  eine  Ergänzung  seines  Vor- 
gängers nach  dieser  Richtung  beabsichtigt  hat. 

77)  SchoL  BT  II.  7, 124  werden  ot  nsql  tnnmv  {tnm%mv  Nauck  Rhein. 
Mus.  N.  F.  VI.  S.  340)  yqd'tpavtsg  erwähnt  Vgl.  Hippiatr.  p.  261  Bas. 
Ttsgl  Tnnov  itSovg  noXXoig  yiyqantai  %aXmg,  agiata  81  ndvtav  EC^^mvi  xol 
Sevoqxovtt.  'AdrivaCoig  dvd^dai, 

78)  Welche  in  dem  byzantiniscben  Sammelwerk  der  Hippiatrika  vereinigt 


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Eleodamas.    Pferdearzneiknnst.    Jagdbücher.  849 

nicht  das  Wasser  reichten''^).  Na6h  dem  ürtheile  eines  Fach- 
mannes hat  die  Gegenwart  nur  geringe  Fortschritte  in  der  thier- 
ärztlichen  Praxis  über  die  Alten,  so  weit  sie  uns  vorliegen, 
hinaus  zu  verzeichnen:  sie  sind  uns  in  der  Hygiene  und  Therapie 
beinahe  gleich  gekommen  und  haben  auch  in  der  Chirurgie  Be- 
deutendes geleistet^). 

Züchtung  und  Abrieb tung-  der  Hunde  interessirten  vor  Allen 
den  Weidmann,  desshalb  waren  die  Anweisungen  hiezu  der  Hiiupt- 
gegenstand  für  die  Jagdbücher  {KvviqyBtLxoC)^  die  natürUeh 
auch  die  Jagdgeräthe  beschrieben  und  sonst  Anweisungen  für  den 
Jäger  enthielten®^).  Wie  es  scheint,  hatten  nach  dem  Vorgange 
des  Mithaekos   und  Xenophon®^)  aus   classischer  Zeit  später 


sind.  Der  bedentendste  ist  Apsyrtos  unter  Gonstanün  dem  Grossen  (Said. 
8.  v.),  über  die  anderen  vgl.  Miller  Not.  et  extr.  XXI,  2.  S.  160  ff.  8.  auch 
A.  67.  74. 

79)  Wenn  auch  von  den  in  den  Lemmata  der  Hippiatrika-Capitel  ge- 
nannten Schriftsteller  wohl  keiner  älter  als  das  dritte  christliche  Jahr- 
hundert ist,  80  werden  wir  doch  kaum  fehlgehen,  wenn  wir  die  höchste 
Ausbildung  thierärztlicher  Studien,  von  der  alle  Späteren  sehren,  nach 
Alexandreia  yerlegen,  vgl.  Cap.  24.  Allerdings  haben  sich  auch  die  Kar- 
thager (Mago)  um  die  Yeterin&rmedicin  verdient  gemacht,  vgl.  Miller 
a.  a.  0.  u.  d.  W.  Mago.  Ueber  thierärztliche  Vorschriften  unter  Epicharmos' 
Namen  s.  A.  74.  Wichtig  ist  Yarr.  B.  B.  II,  7,  16.  de  medicina  vel  plurima 
sunt  in  equis  et  signa  morharum  et  genera  curationum,  qtMe  pastarem  scripta 
habere  oportet,  itaque  ah  hoc  in  Graeeia  potissimum  medici  peearum  tnnla- 
x^oi  appellati, 

80)  Baranski  Gesch.  der  Thierzucht  und  Thiermedicin  im  Alterthum, 
Wien  1886.  S.  97f.t  „Die  Anatomie  und  Physiologie  war  von  den  alten 
Thierärzten  ....  stark  yemachlässigt  ....  in  der  Hygiene  erreichten  da- 
gegen die  alten  Thierärzte  beinahe  denselben  Punkt,  den  wir  heutzutage 
einnehmen.  Die  Anwendung  der  therapeutischen  Masaregeln  war  grössten- 
theils  dieselbe  wie  heutzutage.  Auch  in  der  Chirurgie  wurde  nichts  Ge- 
ringes geleistet.  Einen  der  schwächsten  Punkte  bildete  die  pathologische 
Anatomie,  die  kaum  diesen  Namen  verdient".  (Bara&skis  Buch  ist 
eine  für  Studirende  der  Landwirthschaft  und  Thierarzneikunde  bestimmte 
und  fdr  deren  Bedfirfhiss  möglicherweise  genügende  Compilation  von 
übersetzten  Stellen  der  Alten  über  Thierzucht  und  Thierarzneikunde). 
Die  hohe  Ausbildung  der  Thierarzneikunst  bei  den  Griechen  erklärt  sich 
wohl  daraus,  dass  die  Sectionen  von  Thiercadavem  jederzeit  gestattet 
waren.  Zudem  brauchte  ja  der  teQoa%6nog  eine  nicht  unbedeutende  Kennt- 
niss  der  inneren  Thierorgane.    Im  Uebrigen  vgl.  C.  24.  A.  2^. 

81)  Vgl.  Xenophons  Kwriystinog.  Arrianos*  Jagdbuch  handelt  fast  aus- 
schliesslich über  Hunde. 

82)  Der  Sikelier  Mithaekos,  der  erste  Verfasser  eines  Kochbuches,  hat 
SusBiriHi«,  grlech.-alex.  Litt-Geioh.   I.  54 


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850    FünfuDdzwanzigsteB  Capitel.    Landwirthscb.    Jagdbücher.     Androm. 

einige  Schriftsteller  das  Weidwerk  gelehrt^*).    Vielleicht  gehörte 
zu   ihnen  Andromenidea®*). 

Recht  umfangreich  war  die  Litteratur  über  die  Fische 
(tccqI  ixd^fov)^^),  von  der  diejenige  über  den  Fischfang  (Lr^JUetp- 
tLxd)  eine  nicht  zu  sondernde  Abzweigung  bildet  ^^). 

Eine  auf  Grund  der  vorliegenden  Fachlitteratur  aufgebaute 
Compilation  war  das  Werk  des. 

Dorion  xsqI  l%%vmv.  Dorion  gab  in  ihm  eine  Classification 
und  Aufzählung  der  Fische  im  Allgemeinen  wie  eine  Beschreibung 
der  einzelnen,  wobei  er  nicht  verschmähte  Vorschriften  über 
Kochen  und  Braten  zu  ertheilen^^).    Wahrscheinlich  lebte  er  im 


schon  vor  Xenophon  KvvjiyzxiyM  geschrieben,  Xenopbon  steht  also  auch 
hier  erst  in  zweiter  Linie.  S.  Snid.  Mi^,  u.  vgl.  A.  195.  (}egen  Sittl 
Gesch.  der  griech.  Litt.  II.  S.  405,  der  die  Entstehung  des  ganzen  JTwit* 
ycTtxog  der  Diadochenzeit  znweist,  s.  Kaibel  Xen.  Eyn.,  Herrn.  XXV.  1890. 
S.  581-697. 

83)  Poll.  y.  c.  1—12  bemft  sich  ausser  anf  Xenophon  anf  andere  un- 
genannte Vorlagen  (z.  B.  §.  29),  deren  Vorbandensein  wir  wohl  anzunehmen 
haben  auch  wegen  der  erhaltenen  Gedichte  über  diesen  Gegenstand  (von 
Pseudo-Oppianos  und  von  den  Römern  Grattius  und  Nemesianns). 

84)  Hesycb.'Eyo^^cK'  "^^TCftiff.  xal  %vvriyuxi%OL^  cjg*AvdQOfHv{Srig,  Euester 
schrieb  (nach  E.  M.  344, 42)  Kvvr/ytTixi} ,  M.  Schmidt  halt  (nach  Poll.V,27) 
an  der  Ueberlieferung  fest.  A.  scheint  also  der  Verfasser  eines  Jagdbuches 
gewesen  zu  sein.  Grandlos  ändert  Stiehle  Pbüolog.  X.  8.  171.  A.  4 
'AQfievidag,  vgl.  C.  83.  A.  25  ff.  Gefälscht  ist  das  Citat  Pseudo-Plnt.  de  fluv. 
4,  2  KttXXiad'ivTig  iv  y'  Kvvriy  stiKoiv  y  vgl.  Her  eher  praef.  S.  28  und 
A.  74.  149. 

85)  Ueber  Pazamos  und  die  anderen  Geop.  XX,  6  genannten  (Psendo-) 
Schriftsteller  über  Fische  vgl.  A.  47.  Der  Arzt  Sostratos  sprach  im  2.  B. 
seines  Werkes  nsgl  imcav  von  den  Fischen,  s.  G.  34.  A.  174.  Natürlich 
mnssten  Aerzte,  die  über  die  Nahrang  vom  medicinischen  Standpunkt 
schrieben,  der  Fische  gedenken.  Besonders  that  dies  Hikesios  in  nsQi  vX^g, 
s.  C.  34.  A.  16  und  oben  A.  37  und  unten  A.  208.  Die  Kochkunst  feierte 
ihre  grössten  Triumphe  in  der  Zubereitung  von  Fischen.  Daher  die  häufige 
Erwähnung  der  letzteren  in  den  Kochbüchern,  vgl.  A.  196  ff. 

86)  Eine  Liste  der  Verfasser  von  poetischen  und  prosaischen  Schriften 
über  den  Fischfang  giebt  Ath.  I.  13  b.  c.  Die  Dichter  sind  oben  C.  10  z.  E. 
behandelt. 

87)  Dorions  Bedeutung  entdeckt  zu  haben  ist  das  Verdienst  von 
M.  Wellmann  Dorion,  Hermes  XXm.  1888.  S.  179—193.  Ueber  die  durch 
D.  vermittelten  Schriftstellercitate  im  Fiscbkataloge  des  Athenaeos  (Pam- 
philos)  s.  bes.  S.  190  ff.  Sicher  waren  durch  ihn  vermittelt  diejenigen  aus 
Euthydemos  nsgl  zaq^x^v  und  des  Epaenetos  'OrlfccQwtiyLd^  vgl.  C.  34,  wahr- 
scheinlich noch  viele  andere,  s.  A.  196—199. 


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üeb.  Fische  n.  Fischfang.    Dorion.    Zoologie.    Alex.  ▼.  Myndos.    851 

ersten  vorchristiichen  Jahrhundert^).  Als  Verfasser  prosaischer 
Halieutika  sind  uns  bekannt 

Agathokles  von  Atrax  in  Thessalien ®^)^  Seleukos  von 
Tarsos ^°j,  Metrodoros  aus  Byzanz  und  dessen  berühmterer  Sohn 
Leonidas.  Alle  vier  gehören  aber  wohl  wie  Demostratos^^) 
erst  der  romischen  Eaiserzeit  an**). 

Die  zoologischen  Studien  blühten  in  der  älteren  Alexan- 
drinerzeit innerhalb  der  peripatetischen  Schule:  Straton**) 
und  Lykon^)  waren  nach  dieser  Richtung  hin  schriftstellerisch 
thätig.  Ueber  den  Vogelkatalog  des  Eallimachos  und  das 
zoologische  Sammelwerk  des  Aristophanes  von  Byzanz  war 
bereits  oben  die  Rede,  desgleichen  von  den  Wunderbüchern, 
welche  die  Wunder  der  Thierwelt  mit  Vorliebe  behandelten^). 
Ueber  die  Thiergeschichte  des  Arztes  Sostratos  s.  C.  34. 

Nicht  vor  der  Mitte  des  ersten  vorchristlichen  Jahrhunderts, 
wahrscheinlich  aber  erst  unter  Augustus  anzusetzen  ist 

Alexandros  von  Myndos,  der  sich  als  zoologischer 
Schriftsteller  in  der  Folgezeit  eines  unvermindert  hohen  Ansehens 
erfreut  hat®*).     Seine  Geschichte  des  Herdenviehs  {Ktrjväv 

88)  Vgl  Wellmann  a.  a.  0.  S.  192  f.  Einen  Anhaltspunkt  für  Dorions 
Zeit  haben  wir  in  der  Thatsache,  dass  er  Euthydemos  and  Epaenetos  be- 
nutzte, welche  V^ermuthlich  dem  zweiten  vorchristlichen  Jahrhundert  zuzn- 
theilen  sind,  s.  G.  di.  Eine  landwirthschafkliohe  Schrift  hat  D.  nicht  ver- 
fasst  (s.  A.  14). 

89)  Ath.  L  18  c  ist  sein  Name  aus  Suidas  Ktxllios  ergänzt 

90)  Ath.  L  18  c. 

91)  Vgl.  Suid.  Jafioatqatog, 

92)  Daher  ist  hier  ein  genaueres  Eingehen  auf  sie  unterblieben,  für 
Metrodoros  und  Leonidas  auch  die  Anführung  der  Belegstellen. 

93)  Im  Verzeichniss  seiner  Schriften  bei  La.  Di.  Y,  59  f.  finden  sich  die 
Titel  nsQl  ttpoyoviag^  nsql  (t^v^oloyovfiiviov  foocoy. 

94)  Apul.  Apol.  86  .  .  .  Aristotelem  dico  et  Theophrastum  et  Eudemum 
et  Lyconem  ceterosque  FlaUmis  minores,  gui  plurimos  libros  de  genüu  ani- 
malium  deque  victu  deque  particulis  deque  omni  differentia  reliquerunt.  Dies 
ist  versehentlich  oben  C.  2.  A.  762  ff.  nicht  mit  angeführt. 

95)  S.  C.  13.  A.  85—87.  C.  16.  A.  49  ^  50.  C.  17.  Ueber  die  natur- 
wissenschaftlichen Liebhabereien  von  Ptolemaeos  II  und  VII  s.  C.  1.  S.  8.  9. 

96)  Ueber  die  Verschiedenheit  des  Mjndiers  von  dem  Polyhistor 
8.  C.  33.  A.  40.  Jedenfalls  lebte  er  nach  Marius  oder  wenigstens  nach  der 
Schlacht  bei  Aquae  Sextiae  (102).  Bei  Plut.  Mar.  17  berichtet  er  nämlich 
von  zwei  Geiern,  welche  das  Heer  des  Marius  stets  begleiteten,  und  deren 
Erscheinen  vor  der  Schlacht  den  Soldaten  als  glückverheissendes  Vorzeichen 
galt.  BeiAth.V.221b.c.  h  Sbvxbqco  utrjvmv  {ntfivmv?  M.  Wellmann,  s.A.97) 

54* 


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852    Fünfundzwanzigstes  Capitel.    Landwirthsch.  u.  Verw.    Zoologie. 

[0ro^{a)  enthielt  wenigstens  2  Bücher^'),  mindestens  ebenso 
viele  seine  Vogelgesehich te  {miqvmv  l6toQiaY^).  üeber  die 
Amphibien  und  Reptilien  ^  die  Wirkungen  ihres  Bisses  und  die 
Heilmittel  gegen  dieselben  sprach  er  in  einer  Abhandlung 
SriQvaKa^^),  Yermuthlich  bildeten  die  zuerst  genannten  Schriften 


tatoQ^ag  erzählt  er  von  dem  ünthier  Gorgo  in  Libyen,  welches  auf  Befehl 
des  Marias  von  Soldaten  im  iugurthinischen  Feldzag  getödtet  worden  sei 
„Andrerseits  kennt  ihn  schon  (s.  A.  99)  Ptolemaeos  Chennos  (am  50  n.  Chr.)- 
Eine  weitere  Einschränknng  gestattet  Aelian.  N.  A.  V,  27.  Denn  die  ge- 
lehrte Znsammenstellang  in  diesem  Capitel  mit  genaner  Angabe  der  Quellen 
(von  Eigenthfimlichkeiten  einiger  Thiere)  rührt,  wie  sich  erweisen  lässti 
nicht  von  Aelian.  her,  sondern  von  A.  Folglich  war  Letzterer  frühestens 
Zeitgenosse  des  hier  citirten  Soptratos,  schrieb  also  (s.  C.  34.  A.  175)  in 
der  ältesten  Kaiserzeit  oder  doch  knrz  vor  derselben".  (M.  Well  mann). 
Daza  stimmt  es,  dass  A.  für  Ath.  erst  mittelbare  Qnelle  war,  s.  A.  105. 

97)  Im  zweiten  Buche  stand  die  Gorgo-Erzählong,  s.  A.  96  (doch  möchte 
M.Wellmann  auch  hier  ntrivciv  lesen).  Ebenda  war  wohl  auch  die  Nach- 
richt von  den  rückwärts  weidenden  libyschen  Ochsen  zn  finden  (Athen.  V. 
221  e,  B.  A.  104).  Ein  drittes  Brachstück  aus  demselben  Werke,  wie  es 
scheint,  ist  der  Bericht  bei  Aelian.  N.  A.  Y,  27  von  fetten,  mit  Absinth  ge- 
fütterten pontischen  Schafen  und  von  Ziegen  des  Berges  Mimas,  welche 
Luft  „saufen**  (vgl.  die  Belegstellen  dazu  im  Commentar  von  Jacobs). 
Welches  Ansehen  A.  in  der  ganzen  Folgezeit  genoss,  erhellt  daraus,  dass 
er  noch  Ton  Theophyl.  Simoc.  Qu.  phjs.  p.  27  Boisson.  genannt  wird. 

98)  Ath.  IX.  388  d  (über  das  Sultanshuhn,  noQ<pvQ£mv),  *A.  h  ß'  ifSQi 
TTjff  Tcov  ntrjvmv  Catogiag,  398  c  (Vogel  ritga^).  'A.  iv  dewigm  nsql  nzr^rmv 
itpoüv.  Wenn  derselbe  892  c  (o^tv^)  *A,  iv  dBvtiqat  ntql  imtov  ciUrt,  so 
lässt  er  dabei  wohl  ungenauerweise  ntrivmv  fort.  „Weit  fraglicher  erscheint 
es,  ob  man  in  Bezng  auf  Porphyr,  z.  II.  JT,  274  (Igmdibg),  U,  iv  xm  zgitm 
mgl  i6a>v  ebenso  urtheilen  oder  vielmehr  in  nsgl  itomv  hier  den  Titel  des 
muthmasslichen  Gesammtwerks,  von  welchem  nsgl  ntrjvAv  (und  negl  xtTjpof) 
nar  ein  Theil  war  (s.  A.  100)  erkennen  soll;  fQr  Letzteres  spricht  der  Um- 
stand, dass  hier  nicht  wie  bei  Ath.  der  Gebrauch  des  ungenauen  Citäts 
darch  den  Wechsel  mit  dem  genauen  erklärlich  wird".  (Susemihl). 
Schweighaeuser  (Ind.  z.  Ath.  u.  d.  W.  Alezander  Myndins)  hält  es  für 
möglich,  dass  das  3.  B.  nsgl  imav  identisch  gewesen  wäre  mit  dem  1.  von 
fCBgl  ntrivciv.  Waram  nicht  mit  dem  zweiten?  Ist  aber  ntrjvmv  auch  hier 
za  ergänzen,  dann  hat  A.  in  den  Vogelbüchem  die  lexikalische  Anordnung 
aller  Vögel  wenigstens  nicht  durchgehends  angewandt  Alphabetisch  war 
die  Ordnung  der  Vögel  in  dem  von  ihm  benatzten  pseudo- aristotelischen 
Werke  (s.  A.  100).  Bei  A.  standen  ja  auch  o^rvl,  itOQfpvgüav,  tirga^  im 
2.  Vogelbuche.  Das  3.  brachte  vielleicht  dann  die  Raubvögel.  Uebrigeos 
8.  A.  105. 

99)  Ihr  Titel  ergiebt  sich  aas  Schol.  Nie  Ther.  982  (A.  empfiehlt 
Ziegenmist  als  Heilmittel).    Dahin  gehören  femer  die  Glosse  tdvi  Pdv%o$ 


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Alexandros  Ton  Myndos.  853 

die  selbständigen  Theile  eines  grossen  Compendiums  über  die 
Thierwelt  (nsgl  ipmvy^).  Die  unter  seinem  Namen  erhaltnen 
Brachstücke  genügen^  um  von  dem  Charakter  seiner  Schrift- 
stellerei  ein  annähernd  deutliches  Bild  zu  entwerfen  ^^^).  Alexan- 
dros erscheint  danach  als  vielbelesener  und  stilistisch  ge- 
wandter ^^^  Compilator,  der  freilich  von  wissenschaftlicher 
Schulung  keine  Ahnung  besitzt.  In  der  Yerwerthung  der  ihm 
vorliegenden  Quellen  verfahrt  er  ohne  die  Kritik  des  selb- 
ständigen Forschers  und  kommt  dem  Hange  seiner  Zeit  nach 
kindischen  Wundererzählnngen  aus  der  Fremde  mit  naiver  oder 
erheuchelter  Unbefangenheit  entgegen  ^^').  Gelegentlich  giebt  er 
sich  wohl  auch  die  Miene  des  beobachtenden  Naturkundigen^^^); 
und   so   ist  es  ihm  gelungen   zuweilen  das  Vertrauen  Späterer 


inl  trig  UtCBoq,  aq  'A.  6  M,  bei  Herodian.  I.  p.  44,  14.  IL  p.  742,  6  Lentz  nnd 
das  Citat  Ael.  N.  A.  IV,  83  (wie  sich  das  Ghamaeleon  gegen  Schlangen 
schützt).  Wenn  anch  erschwindelt,  so  doch  im  Geiste  seiner  SchriftsteUerei 
des  A.  ist,  was  ihm  Ptolemaeos  Chennos  (Phot  Bibl.  Cod.  190.  p.  147^, 
23  sq.)  in  den  Mand  legt:  *A,  (priöi  ÖQaxovxa  yriyBvf  «vfifucxfi^cci  ^HgaiiXsi 
fCifog  tov  Ne(isaik>v  Xiovttty  ov  xal  &vatQtt(piivui  vno  ^HQanXiovg  %€cl  öwtj- 
yioXov^iieavxa  avtm  ig  G^iqpag  iv  AvUdi  ^firai.  xal  tovtov  slvai  tov  tovg 
viovg  uatatpayovta  t^$  axqovd'ov  not  dnoXid'ai^ivta,  „Es  kann  aber  auch 
wohl  sein,  daes  in  diesem  Falle  kein  Schwindel  vorliegt,  sondern  dass  dies 
wirklich,  freilich  daon  nicht  in  seinen  zoologischen  Arbeiten,  sondern  in 
seinen  Mv^iyid  (s.  A.  111)  stand".    (Susemihl). 

100)  Vgl.  A.  98. 

101)  Welches  an  Farbe  und  innerm  Beichthom  wesentlich  gewinnen 
wird,  wenn  erst  M.  Wellmanns  üntersuchnng^n  über  diesen  Mann  vor- 
liegen; vgl.  die  erste  Andeutung  bei  Well  mann  De  Istro  Gallimachio 
S.  7  f.  A.  12.  Ausser  Ath.  (s.  A.  96.  97.  98.  102.  108^.  106.  107)  gewährt  anch 
Aelian.  reiche  Ausbeute,  vgl.  A.  96.  97.  99.  103—105  und  Böse  a.  a.  0. 
S.  281. 

102)  Wie  die  flüssige  Erzählung  von  der  Gorgo  Ath.  V.  221  b—d  zeigt, 
vgl.  96.  97. 

103)  Vgl.  A.  96.  97.  99.  104.  Nach  Ael.  N.  A.  X,  34  erzählt  er  von 
weissen  Schwalben. 

103^)  Nachdem  Ath.  IX.  393  d  aus  A.  die  pseudo-aristotelische  Be- 
schreibung des  Schwanes  angeführt  hat  (s.  Böse  a.  a.  0.  S.  285),  fährt  er 
fort:  h  dl  Mvvdtog  (prjüiv  UXi^avdgog  noXXoig  teXBvtmüiv  naQanoXovd^aag 
ovx  d%ovcai.  ^Sovxmv.  Cranz  ebenso  stellt  Aelian.  V.  H.  I,  14  (der  ja  auch 
A.  ausschreibt)  angeblich  aus  eigner  Erfahrung  das  Singen  des  Schwans 
in  Abrede.  Nach  dem,  was  wir  sonst  von  der  Kritiklosigkeit  und  Impotenz 
des  Myndiers  in  naturgeschichtlichen  Fragen  wissen  (s.  A.  97.  104.  110), 
werden  wir  kaum  fehlgehen,  wenn  wir  ihn  hier  einem  kritischen  Vorgänger 


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854    Fünfundzwanzigßtes  Capitel.    Landwirthsch.  u.  Verw.    Zoologie. 

bei  Berichten  über  Ungeheuerliches  zu  gewinnen*^).  Am  (Je- 
nauesten  unterrichtet  sind  wir  über  seine  Bücher  Yon  den 
Vögeln  ^^^).  Er  legte  denselben  die  pseudo-aristotelischen  Zaixa 
zu  Gruude;  in  welchen  die  einzelnen  Thiere  katalogisch  aufgezählt 
und  jedes  gesondert  für  sich  beschrieben  war^^).  Auf  Kosten  der 
Systematik  war  nämlich  in  diesem  pseudo-aristotelischen  Werke 
frühzeitig  ein  übersichtliches  Nachschlagebuch  hauptsächlich  aus 
der  Thiergeschichte  des  Aristoteles  für  den  oberflächlichen  Be- 
nutzer geschaffen  worden.  Dieses  erweiterte  sich  nun  unter  den 
Händen  des  Alexandros  zu  einem  gelehrten  Bepertorium  philo- 
logischer Erudition  und  verdrängte  den  Aristoteles  selbst  auf 
diesem  Gebiete  fast  Yollig.  An  die  knappe  aristotelische  Schil- 
derung des  Vogels  nach  seinem  Aeussem  und  Gebahren  reihte 
Alezandros  aus  vielen  anderen  Vorlagen  ^^^  erweiternde  Zusätze, 
besonders  paradoxographische  und   mythologische.     Man   erfuhr^ 

die  VerurtheiluDg  der  alten  Sage  nachsprechen  lassen,  freilich  mit  unrecht, 
8.  Müllenhoff  D.  A.  L  S.  Iff. 

104)  8.  z.  B.  Aelian.  N.  A.  III,  28  und  Ath.  V.  221  e  (vgl.  A.  96). 

105)  Ans  ihnen  haben  wir  neunzehn  Bruchstücke  unter  dem  Namen 
des  A.,  die  sich  auf  die  folgenden  achtzehn  Vögel  beziehen:  alyvniog  Schol. 
ABT  II.  77,  428,  anocv^^g  SchoL  Theoer.  VII,  141,  ccXuvmv  Schol.  Theoer. 
VII,  67  (8.  A.  110),  ättayag  Ath.  IX.  387  f,  i^todiSg  Schol.  IL  K,  «74 
(s.  A.  98.  107.  108),  %^x^  -^th.  IL  66  a,  %v%vog  Ath.  IX.  393  d  (s.  A.  103*»), 
p^tTcc  Ath.  395  c,  oQtvi  Ath.  392  c  (s.  A.  98),  neXaQy6g  Aelian.  N.  A.  111,23 
(s.  A.  104.  110),  ni^Sii  Ath.  389  c,  nogfpv^^mv  Ath.  388  d  (s.  A.  98.  108  b), 
<f%m^  Ath.  391c  (vgl.  A.  107).  SchoL  Theoer.  I,  136,  atqov&og  Ath.  891  f; 
titga^  Ath.  398  c  (s.  A.  98),  qp^tfoa  Schol.  Theoer.  V,  96,  x<^^^<°^  Aelian. 
N.  A.  X,  34  (s.  A.  103),  wtog  Ath.  890  f. 

106)  Ihnen  reiht  mit  Becht  Rose  in  seinen  beiden  späteren  aristo- 
telischen Fragmentsammlongen  die  betreffenden  Bruchstücke  (s.  Rose 
a.  a.  0.  S.  286  ff.)  ein.  Im  Uebrigen  vgl.  C.  2.  A.  866  (das  dort  Bemerkte 
findet  hier  seine  Ergänzung).     C.  16.  A.  50.  C.  17.  A.  64. 

107)  Die  durch  eioe  eindringende  Untersuchung  vorzüglich  bei  Ath. 
p.  388—397  und  Aelian.  zu  finden  sind.  Die  Citate  aus  Eallim.  nsfil  h- 
vimv  bei  Ath.  und  in  den.  Theokritscholien  hat  schon  Hnlleman  De 
Cornel.  Alex.  Polyh.,  Mise.  phil.  L,  Utrecht  1849.  S.  173  der  Vennittloag 
des  A.  zugeschrieben;  in  Betreff  der  Stelle  über  Boeos  (vgL  C.  U. 
A.  10.  13)  bei  Ath.  IX.  398  e  (=»  Ael.  N.  A.  XV,  29)  bemerkt  Das- 
selbe  Knaack  Woch.  f.  kl.  Fh.  VII.  1890.  Sp.  39.  Daas  A.  homerische 
Angaben  in  seiner  Art  philologisch  genau  prüfte,  erhellt  aus  Ath.  891  c 
(wo  er  e ,  66  %(6%Ij  statt  atioiip  schreiben  will  mit  Berufung  auf  Aristoteles) 
und  Schol.  Ä,  274  (vgL  A.  98.  105).  'A.  TiitoQSt  Suc  xC  rj  '^-O^a  i%\  t^ 
ayLOJtijv  7tOQSvo(ifvoig  toig  nfgl  tbv  'Oövaasa  ov  trjv  ylavua  tr^v  tdiov  f^riF 
inefutps   orjfiaivovcav    t^  tptovjj  xal  xavta  ißvnrsQivriv  ovcav  ogviv^  oU'  ^( 


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AlezandroB  von  Myndos.  855 

welchem  Gotte  der  Vogel  heilig  war'^),  und  welche  Vorbedeutung 
sein  Erscheinen  besass^^),  femer  welche  Verwandlungssagen  "^), 
und  welche  geschichtliche  Anekdoten  sich  an  ihn  knüpften ^^^^). 
Litterarische  Belege  von  der  ältesten  bis  in  die  jüngste  Zeit  aus 
Poesie  und  Prosa  machten  die  Compilation  in  den  Augen  der 
Polyhistoren  werthvoU  und  vielgebraucht^^®®).  Ein  anderes  Werk 
dieses  Mannes  dagegen  ist  fast  verschollen:  es  sind  seine  Mv^ixa^ 
welche  wenigstens  9  Bücher  umfassten^^^).  Bezeichnend  für  die 
Geistesrichtung  des  Mjndiers,  auf  welche  wohl  seine  karische  Her- 
kunft Einfluss  gehabt  hat;  ist  es^  dass  er  als  Traumdeuter  prakti- 
cirte  und  ein  unten ^^^^)  näher  zu  besprechendes  Buch  über  diese 
Afterkunst  veröfifentlichte.  Auch  eine  Schilderung  der  Küsten  des 
östlichen  MeereS;  JlBQixkovg  tf,g^EQvtQäg  d^aXdttrig,  in  der 
er  angeblich  als  Augenzeuge  tüchtig  fabulirte^  scheint  aus  seiner 
gewandten  Feder  geflossen  zu  sein^^^).  Fraglich  ist  eS;  ob  er  ausser- 
dem noch  xbqI  (pvtäv  schrieb ^^^,  und  ob  endlich  er  noch  eine 
Sammlung  mannigfacher  Vorgänge  wunderbarer  Art  aus  der  be- 
lebten und  unbelebten  Natur  in  einer  Schrift  Qav^aeicov 
övvayayri    veröfifentlichte,   oder   ob  diese  vielmehr  dem  Poly- 


tsQov  tov  Uocsidmvog  xal  itiQwv  xiv&v  d'emv.  Wie  aus  der  Gorgo-Erzählong 
(s.  A.  96)   hervorgeht,   nannte  er  nicht  immer  seine  Quellen  bei  Namen. 

108)  Vgl.  das  vorstehende  Schol.  K,  274.  Von  dem  Sultanshohn  {no^ 
(pvQioDv)  erz&hlt  er,  dass  es  in  seiner  libyschen  Heimath  den  Göttern  ge- 
weiht sei,  Ath.  888  d  (vgl.  A.  98.  106). 

109)  Vgl.  A.  96.  107. 

110)  Ausser  der  ernsthaft  erzählten  Metamorphose  der  Störche  (A.  104. 
106)  zengt  dafOr  die  bekannte  Sage  vom  Eisvogel,  Schol.  Theoer.  VH,  57 
(vgl.  A.  105). 

110^)  S.  A.  96. 

110«)  S.  A.  103«».  107. 

111)  La.  Di.  I,  29.  na^d  t^rjatv  "EXivaig  (?)  iv  xm  nsql  'Ax^XXitog  xal 
UXi^avSQog  (so  Menage  statt  'Ali^mv)  o  Mvvdtog  h  ivutm  Mv&i%mv  (es 
handelt  sich  um  eine  Sage  über  Thaies  und  Batbykles).     Vgl.  auch  A.  99. 

111^)  S.  A.  175.  Myndos  lag  in  nächster  Nähe  von  dem  karischen 
Telmessos,  der  bekannten  Brutstätte  der  Wahrsager  und  Traumdenter, 
s.  Tatian.  or  ad  Gr.  p.  1,  4  Schwartz.  Tslfirioaimv  fihv  yccQ  ot  So%ifi(oxazot 
xriv  6i*  ovs^cav  i^svgov  fiavti%riv.  Vgl.  G.  Wolff  Porphyr,  de  phil.  ex 
or.  hanr.  S.  60.  A.  2. 

112)  S.  darüber  und   über  die  erhaltnen  Bruchstücke  C.  88.  A.  76.  76. 

113)  Auf  ein  Weik  dieses  Namens  fuhren  wenigstens,  wie  Well  mann 
a.  a.  0.  gesehen  hat,  die  Gitate  Athen.  IL  57  b.  6  Sh  M.  *A,  nixvivovg 
%(ovovg  und  E.  M.  Wfiafuxlvff.  *A,  xrjv  dßovßacxop  {a(inBXov  ßovßdaxsiov'^)  XeyBi. 


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856    Fünfimdzwanzigates  Capitel.    Landwirthsch.  o.  Verw.    Zoologie. 

histor  oder  endlich  einem  späteren  Manne  gleichen  Namens  an- 
gehörte"»^). 

Gänzlich  unbekannt  seiner  Zeit  wie  seiner  litterarischen 
Stellung  nach  ist 

Pammenes,  Verfasser  einer  Schrift  xegl  d^rjQtmv,  in  welcher 
er  angeblich  aus  eigner  Anschauung  von  wunderbar  gebildeten 
Skorpionen  und  Schlangen  in  Aegypten  erzählte  ^^*).     Von 

Demetrios  dem  ^^Phjsiker^'  besitzen  wir  eine  kleine  Er- 
zählung^ wie  ein  wildes  Thier  sich  einem  Menschen  dankbar  er- 
wies ^^^).  Es  war  dies  ein  gern  und  vielfach  variirtes  Thema  in 
den  dem  Geschmack  eines  grossen  Publicums  rechnungtragenden 
Schilderungen  aus  dem  Thierleben^"**). 

Die  Steinkunde  brachte  es  zu  einer  umfangreichen  Litte- 
ratur"^);  zu  welcher  bereits  das  vierte  Jahrhundert  den  Grund 
gelegt  hatte ^^^.     Sie  entwickelte  sich  in  dem  Grade^  dass  man 


in^)  S.  hierüber  C.  88.  A.  96.  95^ 

114)  AeLN.A.Xyi,42:  dies  ist  die  einzige  Erwähncmg.  Vielleicht  haben 
wir  eß  überhaupt  nicht  mit  einem  wirklichen  Schriftsteller  zu  thun.  Pam- 
menes heisst  der  ägyptische  Lehrer  des  Demokritos  (Synkell.  248  [471 J), 
der  als  solcher  in  alchemistischen  Tractaten  sein  Wesen  treibt.  Vgl- 
Berthelot  Collect,  des  alchim.  grecs,  Introd.  S.  24  u.  ö.  Texte  grec. 
S.  49.  148. 

115)  Plin.  YlII.  §.  69—60.  Die  Bezeichnung  des  Demetrios  als  ^jphysi- 
CU8*'  weist  darauf  hin,  dass  er  wie  der  sogenannte  Bolos  (s.  C.  17.  A.  127 ff.) 
zu  den  entarteten  späteren  Anhängern  des  Demokritos  gehörte,  „wenn 
anders  man  überhaupt  die  Verfasser  solcher  Machwerke  noch  als  Anhänger 
desselben  bezeichnen  darf*  (Susemihl).  Damit  stimmt,  dass  Plinius  un- 
mittelbar darauf  VlIL  §.  61  aus  „Bemocritm**  ein  ähnliches  Märchen  von 
der  Dankbarkeit  einer  Schlange  erzählt,  welches  öfter  wiederkehrt  (vgl* 
Hoefer  Konon,  Qreifswald  1890.  S.  91). 

115^)  Vgl.  A.  Marx  Griechische  Märchen  von  dankbaren  Thieren  und 
Verwandtes,  Stuttgart  1889.  8.  117. 

116)  Die  dürftigen  litterarischen  Notizen  bei  Plinius  XXX Vll  (wenige  auch 
in  XXX VI)  sind  unsere  einzige  Nachrichtenquelle  über  die  Mineralogen.  Lenz 
Mineralogie  der  Griechen  und  Römer,  Gk>tha  1861,  bietet  eine  (nicht  yoU- 
si^dige)  Zusammenstellung  der  (übersetzten)  einschlägigen  Stellen  aus  der 
sonstigen  antiken  Litter atur  (vgl.  A.  119). 

117)  Theophrastoa'  für  seine  Zeit  höchst  dankenswerther  Abriss  „über 
Steine  und  Erdarten"  stützt  sich  auf  dürftiges  Beobachtungsmaterial  und 
macht  nirgends  auf  Vollständigkeit  Anspruch.  Wie  nicht  wenige  referirende 
oder  polemisirende  Wendungen  zeigen,  hatte  er  Vorgänger,  die  er  benutzte. 
Einen  von  ihnen  Namens  Diokles  (den  Karysüer?  Plin.  XXX Vll.  §.53  nennt 
ihn  „quidam*')  führt  er  an  Lapid.  18  für  die  Anziehungskraft  des  Luchasteines 
{Xvyyov^iov),    Bereits  Piaton  Phaed.  110  D.  E  zählt  mehrere  der  kostbarsten 


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Pammenes.    Demetrios.    Steinkunde.  857 

später  über  die  einzelnen  Steinarten  bändereiche  Werke  nach 
Belieben  nachlesen  konnte"**).  Das  gilt  vorzüglich  von  den 
Schriften  über  die  Edelsteine,  über  deren  Verfasser  wir  allein 
Etwas  wissen  ^^').  Je  mehr  nämlich  sich  der  Osten  und  nament- 
lich Indien  dem  Verkehr  erschloss,  um  so  mehr  Juwelen  kamen 
auf  den  griechisch-romischen  Markt  ^*^).  Bei  steigendem  Luxus 
wurde  die  Nachfrage  nach  ihnen  ausserordentlich,  ihre  Preise 
ungeheuer.  Das  ungemein  feine  Gefühl  der  Alten  für  die  Schön- 
heit edler  Steine  erhob  sich  bei  Vielen  zu  einer  leidenschaft- 
lichen Schwärmerei,  nach  welcher  „zur  höchsten  und  vollendeten 
Betrachtung  des  Alls  ein  einziges  Juwel  genügen  sollte" ^*^). 
Magisch-mystische  Lehren  von  der  unbegrenzten  Zauberkraft  der 
Edelsteine  fanden  gläubige  Hörer.  So  weit  wir  aus  Plinius  den 
Inhalt  der  verlorenen  griechischen  mineralogischen  Schriften  er- 
kennen können,  waren  sie  wesentlich  der  Niederschlag  der  Be- 
dürfnisse des  Marktes,  der  Liebhaberei  und  des  Aberglaubens, 
ohne  strenge  Wissenschaftlichkeit  zu  erstreben. 

Edelsteine  auf,  und  im  Tim.  60  C  fiP.  giebt  er  sogar  schon  Andeutungen 
über  die  Entstehung  der  geometrischen  Erystallisationsformen  der  Edel- 
steine und  der  Salze,  vgl.  Martin  Etudes  sur  le  Tim^e  de  Piaton  II.  S.  264. 

118)  Plin.  XXXV.  §.  1.  restant  terrae  ipsius  genera  Japidumque  vel 
numerosiore  serie,  plurimis  singtda  a  Graecis  praecipue  voluminibus  tractata, 

119)  Denn  über  den  Inhalt  von  Sokrates  tcsqI  oqodv  (?)  aal  tonmv  xal 
nvQog  aal  X£^(ov  lässt  sich  nichts  Genaueres  ausmac^Len,  s.  C.  27.  A.  134.  — 
Ganz  unbekannt  sind  die  Schriftsteller  u^qX  fiBtaXXoav,  da  Plinius  XXXIII  f. 
(auch  vom  36.  B.  über  Erdarten  gilt  das  Gleiche)  ausser  Theophrastos 
keinen  Fachmineralogen  namhaft  macht.  Theophrastos*  leider  verlorne 
Schrift  über  diesen  Gegenstand,  welche  er  vor  dem  Steinbuch  veröffent- 
licht hatte  (Lapid.  1),  würde  wichtige  Aufschlüsse  geben,  vgl.  die 
Reste  bei  Rose  Aristot.  pseudepigr.  S.  254 — 261.  Interessante  Nachrichten 
bieten  gelegentlich  Strabon  (der  aus  Poaeidonios  und  Polybios  schöpft), 
Vitruvius  und  Dioskorides  V,  84  ff.  im  Abschnitt  jcsqI  navtog  X^ov  fistaXXi- 
Hov.  Sie  sind  gesammelt  bei  Lenz  a.  a.  0.  (s.  A.  116).  Ueber  den  Bergbau- 
techniker Gorgos  8.  C.  24.  S.  664. 

120)  So  z.  B.  kehrt  Eudoxos  von  Kyzikos  (vgl.  C.  1.  A.  28)  um  120  v.  Chr. 
mit  kostbaren  Steinen  undWohlgerüchen  beladen  aus  Indien  zurück  (Strab. 
n.  98).  üeber  die  den  Alten  bekannten  Edelsteine  vgl.  das  umfassende 
Werk  von  Eing  The  natural  history,  ancient  and  modern,  of  precious  stones 
etc.,  London  1866,  und  über  Gemmen  desselben  Verfassers  Antique  gems 
and  rings,  2  vol.  London  1872.  Vgl.  auch  Blümner  Technologie  III. 
S.  227  ff. 

121)  Plin.  XXXVII.  §.1.  ut  pUrisque  ad  summam  absoItUamque  naturae 
rerum  contemplationem  satis  sit  una  aliqua  gemma.  Unmittelbar  vorher 
nennt  er  die  Juwelen  „in  artum  coacta  rerum  naturae  makstaa''. 


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858    Fünfundzwanrigßteß  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthschaft  u.  Verw. 

Die  antiken  Juweliere  und  Gemmenschueider  konnten  sich 
aus  Büchern  aufklären  über  die  Fundorter  und  Gewinnangsart 
aller  edlen  und  halbedlen  Steine,  deren  Bildung  nach  denselben 
Unterscheidungsmerkmalen   wie   heutzutage   besprochen    war^^.' 
Wönschenswerthe  Angaben  über  Fehler  und  Vorzüge,  Häufigkeit 
und  Seltenheit  der  Steine,  ihrer  Preise^ und  möglichen  Verwendung 
so    wie   ihres   ersten   historischen  Auftretens  dienten  dazu   eine 
Handhabe  für  die  Wertiibestimmung  zu  liefern.   Eine  unübertreff- 
liche  Virtuosität   erlangten   die   Alten   in   der   Schilderung    der 
schwer  wiederzugebenden   wundervollen   Farbenspiele   köstlicher 
Juwelen  ^^^),   wesshalb   man   den  Stoff  auch   gern  in  Gedichten 
(Atd-ixa  oder  Ai^iaxa)  bearbeitete.    Diese  genauen  Schilderungen 
hatten  aber  auch  ein  praktisches  Interesse  für  den  Käufer,  der 
nicht  betrogen  werden  wollte.    Denn  früh  hatte  man  angefangen 
Edelsteine  nachzumachen,  eine  Erfindung  angeblich  yon  Demo- 
kritos  und  eines  der  einträglichsten  Gewerbe,  das  man  scham- 
los übte. 

Es  gab  eigne  Schriften  mit  derartigen  Fälscherrecepten^^^). 


122)  D.  h.  also  nach  der  geometrischen  Oestalt,  Spaltbarkeit,  H&rte, 
Farbe,  Durchsichtigkeit  u.  s.  w.  Wenn  Plinins  in  der  Einzelbeschreibnng 
so  lückenhaft  ist,  so  kommt  das  auf  seine  Rechnung:  er  will  zwar  nichts 
Noth wendiges  nnd  zur  Natur  Gehöriges  übergehen,  aber  doch  in  seiner 
Auswahl  aus  der  Fachlitteratur  eine  seinem  Vorhaben  angemessene  Kürze 
walten  lassen  (XXXY.  §.1).  Nies  Die  Mineralogie  des  Plinius,  Mainz  18S4 
giebt  den  naturwissenschaftlichen  Ertrag  als  nicht  unbedeutend  an.  Vom 
Diamant  kannte  er  sechs  verschiedne  Arten  (XXXVII.  §.  56  fif.),  vom 
Smaragd  gar  zwölf  (XXXVII.  §.  66  if.). 

128)  Vgl.  z.  B.  die  Beschreibung  des  paederos  Plin.  XXXVII.  §.  129. 

124)  Nachdem  Plinius  XXXVII.  §.  197  von  der  Schwierigkeit  gesprochen 
hat  die  falschen  Steine  von  den  ächten  zu  unterscheiden,  fährt  er  fori: 
quin  itnmo  exiant  commentarü  auctontm,  quos  non  equidem  demonstrabo, 
quibus  modis  ex  crystallo  smaragdum  tingtMnt  alicisque  irälucefUes,  sardo- 
ny ehern  e  sarda,  item  ceteras  ex  älia,  neque  enim  est  ulla  fraus  vit<te  lucro- 
sior.  Unter  den  von  Berthelot  herausgegebnen  Tractaten  (Collect,  des 
alchim.  grecs,  texte  grec)  stehen  mehrere  derartige  Elaborate:  in  erster 
Linie  (S.  350)  einer  überschrieben  naraßatpri  Xi^oav  %al  aitaf^y^atv  xal 
Xvxvnmv  xal  vaniv^oav.  Der  Grundstock  der  Sammlung,  aus  welcher 
jene  Abhandlungen  flössen  (vgl.  Berthelot  Traduction  S.  235  Anm.)  bt 
vermuthlich  recht  alt;  vgl.  A.  50.  Die  Alten  führten  die  Lehren  auf  den 
von  Magiern  unterrichteten  Demokritos  zurück,  der  nach  Synesios  (Ber- 
thelot Texte  S.  57)  schrieb  ßißXovs  xieaa^ag  ßatptudg*  src^l  x(fvaov  xal 
dgyvQOv  xal  Xi^mv  xal  noqtpvgaq.  Seneca  Ep.  100  bemerkt,  dass  Demo- 
kritos  die  Erfindung  gemacht  habe  Elfenbein  zu  erweichen  und   Steine 


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Sternkunde.  859 

Davon  zu  sondern  sind  die  Anweisungen,  welche,  ohne  betrüg- 
lichen  Absichten  Vorschub  zu  leisten,  technische  Manipulationen 
angaben,  wie  Färben,  Beizen,  Auskochen,  Poliren  u.  dgL  mehr, 
durch  welche  man  die  Schönheit  wenig  kostbarer  Steine  erhöhen 
konhte^**^).  Bemerkenswerth  ist  es,  dass  die  moderne  Technik 
aus  diesen  Anweisungen  wahrscheinlich  wenigstens  mittelbar 
praktischen  Nutzen  gezogen  hat***).  Der  Glaube  an  die  mysteri- 
ösen Kräfte  der  edlen  Steine  und  ihrer  Macht  auf  Geist  und 
Körper  rief  eine  ausgedehnte  apokryphe  Litteratur  hervor, 
welche  alsbald  in  die  ernsthafte  antike  Heilkunde  eindrang*'^) 
und  das  ganze  Mittelalter  hindurch  ihr  schadenbringendes  An- 
sehen behauptet  hat**'). 

80  zu  schmelzen,  dass  sie  sicli  in  Smaragde  verwandeln;  noch  zu  seiner 
Zeit  stelle  man  nach  der  Vorschrift  des  Abderiten  falsche  Edelsteine  her. 
Ucber  Psendo-Demokritos  vgl.  anch  A.  21.  Besonders  beliebt  war  nach 
Plin.  XXXVII.  §.  98  die  Fälschung  der  carhuneiUi, 

124^)  Wenn  wir  über  die  Technik  der  Edelsteinverarbeitnng  der  Alten 
so  jammervoll  schlecht  unterrichtet  sind,  so  ist  dies  die  Schuld  des  Plinias, 
vgl.  A.  122.  Die  unerreichte  Kunstfertigkeit  antiker  Gemmenschneider  allein 
setzt  eine  eigne  Litteratur  darfiber  voraus. 

126)  Künstlich  bearbeitete  und  scheinbar  ganz  neue  Brillanten  (Plin. 
XXXVII.  §.  146.  quae  variae  sunt  et  ad  novitatem  accedere  cdlliditate  in- 
geniorum  conti git,  ut  nomen  usitatwn  non  habeant)  nannte  man  Natursteine 
{cpvcsis)  „velut  ipsius  naturae  admirationem  in  iis  venditantes''.  Das  von 
Plinius  a.  a.  0.  mitgetheilte  Verfahren  durch  Anwendung  von  Honig  gering- 
werthigen  Steinen  das  Ansehen  kostbarer  (onyxartiger)  zu  geben  (man 
hielt  früher  die  Nachricht  für  Schwindel)  wird  seit  60  Jahren  in  den 
Achatschleifereien  zu  Oberstein  wieder  mit  gprossem  Erfolge  angewandt, 
vgl.  Nöggerath  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Alterthumsfr.  im  Rheinl.  X.  S.  82. 
Bereits  Lessing  Antiquar.  Briefe  S.  28.  32  hatte  darüber  zu  Plinius* 
Gunsten  gesprochen.  Sicher  ist  es,  dass  römische  Steinschneider  das  antike 
Verfahren  in  Deutschland  bekannt  gemacht  haben.  Vgl.  Nöggeratha.a.0. 
S.  93:  „Ob  jene  Römer  durch  Plinius  auf  die  Sache  geführt  worden  sind, 
was  kaum  wahrscheinlich  ist,  da  dieser  das  Verfahren  nur  halb  beschreibt 
(er  hat  das  dabei  nothwendige  Bad  der  Steine  in  Schwefelsäure  vergessen), 
oder  ob  sich  nicht  vielmehr  die  Kunst  durch  Tradition  in  Italien  erhalten 
haben  mag,  wage  ich  nicht  zu  bestimmen.  Immer  bidbt  es  auffallend, 
dass  darüber  früher  aus  Italien  Nichts  bekannt  geworden  ist**. 

126)  Plin.  XXXVII.  §.  64.  coarguemus  Magorum  infandam  vanitatem, 
quando  vel  plurima  Uli  prodidere  de  gemmis  ab  medieinae  hlandiasima  specie 
ad  prodigia  iransgressi.  Obwohl  Plinius  bei  jeder  Gelegenheit  gegen  die 
Magier  poltert,  merkt  man  ihm  das  schmunzelnde  Behagen  an,  mit 
welchem  er  „maiore  utilitate  vitae'*  die  Ausgeburten  ihrer  „infanda  vanitas** 
lang  und  breit  mittheilt.  Die  Grundlage  des  alphabetischen  Juwelenkataloges 
XXXVII.  §.  139—186  kann  ihren  magischen  Ursprung  nicht  verleugnen. 


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860    Fänfandzwanzigstes  Capitel.    Landwirthsch.  u.  Yerw.    Steinkunde. 

Die  auf  uns  gelangten  Nachrichten  über  die  Verfasser  von 
Werken  zur  Steinkunde  sind  recht  dürftig.  Wir  wüssten  so 
gut  wie  Nichts  von  ihnen,  wenn  nicht  Plinius'nach  seiner  Ge- 
wohnheit ihre  Namen  gelegentlich  als  omamentalen  Schmuck 
seiner  Compilation  verwandt  hätte.  Drei  Schriftsteller  sind 
es,  welche  am  Häufigsten  von  ihm  citirt  werden:  Sotakos, 
Sudines  und  Zenothemis.  Da  dieselben  fast  immer  unmittel- 
bar nach  einander  und  fttr  denselben  Gegenstand  zu  Bathe  ge- 
zogen werden  und  zwar  für  wichtigere  Dinge,  so  sind  sie  wahr- 
scheinlich in  der  Vorlage  des  Plinius  planmässig  ausgebeutet 
worden.  Dieser  Qmstand  aber  leistet  für  ihre  Bedeutung  in  der 
Mineralogie  hinreichende  Gewähr.  Der  hervorragendste  und  älteste 
von  ihnen  war 

Sotakos^^^),  dessen  Leben  in  das  dritte  oder  vielleicht 
noch  in  das  ausgehende  vierte  Jahrhundert  v.  Chr.  föllt  "^). 
Einen  der  mit  Edelsteinen  prunkenden  Eönigshöfe  des  Ostens 
hatte  er  mit  eignen  Augen  gesehen ^*^^),  vermuthlich  war  er  auch 
in  Griechenland  und  auf  den  griechischen  Inseln  umhergereist. 
Dafür  sprechen  die  genauen  Ortsbestimmungen,  die  er  gab^  um 

127)  Psellos*  Tractat  nsgl  Xi&cav  Swaneonv,  Des  Bischofd  Marbod  von 
Bennes  (gest.  1128)  lateinisches  Gfedicht  „Lapidarius**  bemht  aof  der 
Grundlage  des  sogenannten  Euax,  vgl.  A.  162. 

128)  Plin.  (vgl.  Ind.  XXXVI.  XXXVII)  citirt  ihn  XXXVI.  §.  128  (Magnet- 
stein). 146  ff.  (Blutstein).  XXX VIL  §.  86  (Bernstein).  86  (Sardonyx).  90  (Onyx). 
136  (cerannia).  158  (draconitis) :  viermal  neben  Sadines  and  Zenothemis. 
Dazu  kommt  Apollon.  Hist.  mir.  36  (über  den  karystischen  Stein).  K^Say 
ta%og  (so  Menrsins)  iv  x6  ns^l  XCfttov^  vgl.  A.  130  und  C.  17.  A.  104. 

129)  Plin.  XXXVI.  §.  146.  e  vdustimmis  auctoribus.  King  Nat.  hist 
S.  1  lässt  ihn  vor  Alex.  d.  Gr.  am  persischen  Hofe  leben,  weil  er  nach 
Plin.  XXX VII.  §.  168  (s.  A.  132)  berichtete,  er  habe  den  Drachenstein 
„apud  regem'*  gesehen,  was  nach  griechischem  Sprachgebrauch  nur  vom 
GrosskOnig  gesagt  sein  könne.  Allein  S.  konnte  fflglich  von  einem  KOnige 
der  Diadochenzeit  reden,  dessen  Namen  Plinins  als  unwesentlich  aotliess. 
Schon  der  weite  geographische  Gesichtskreis  des  Schriftstellers  spricht 
gegen  eine  zu  frühe  Datirung  desselben.  Dazu  kommt  die  Angabe  von 
Plin.  XXXVII.  §.  36.  Sotacos  credidit  (sucinum)  in  Britannia  petris  efßuere 
quaa  electridas  vocavit.  Da  Pytheas  zuerst  "AXßiov  erwähnt,  so  schrieb  S. 
sicher  nach  ihm.  Die  Notiz  zeigt  eine  Erweiterung  der  mineralogischen  Eennt- 
nidse  über  Theophrastos  hinaus,  der  (Lapid.  29)  nur  ligurischen  Bernstein 
kennt.  Damit  stimmt,  dass  S.  bereits  fünf  Arten  des  Blatsteins  {atiuiTtxig) 
namhaft  macht  (Plin.  XXXVI.  §.  146),  wahrend  Theophr.  (L.  37)  nur  eine 
bespricht.     Vgl.  A.  161. 

129^)  S.  A.  129.  132. 


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Sotakos.  861 

die  Gesteine  und  Juwelen  nach  ihrer  Herkunft  zu  unterscheiden^*^). 
Die  ganze  den  Alten  bekannte  Welt  von  Indien  bis  Britannien 
und  Aethiopien  lieferte  ihm  reiches  Beobachtungsmaterial.  Wie 
er  die  yerschiednen  Arten  eines  Steines  unterschieden  hatte  nach 
localen  Gesichtspunkten  und  äusseren  Kennzeichen  der  einzelnen 
Sorten,  daran  hielt  man  im  ganzen  folgenden  Alterthum  viel- 
fach fest^*^),  das  beste  Zeichen  für  die  Achtung,  welche  man 
seinen  Aufstellungen  zollte.  Ausführlich  berichtete  er  sodann 
über  die  Verwendung  der  einzelnen  Steinarten  besonders  in  der 
Heilkunst  und  in  der  Magie,  und  da  zeigt  er  sich  als  ein  wenig 
kritischer  Kopf;  vielmehr  ist  er  von  blindem  Glauben  an  die 
daemonischen  Wirkungen  und  übernatürlichen  Mächte  in  der 
Natur  erfüllt  und  macht  sich  zum  Verbreiter  absurder  Mär- 
chen ^^^).     Ebenso  häufig  wie  Sotakos  erscheint  bei  Plinius 

Sudines  ^**).     Vielleicht  ist  er  der  als   Mathematiker  be- 


180)  Plin.  XXXVI.  §.  128.  quinqtie  genera  magnetis  Sotacos  demonslrat: 
Aethiopicum  et  a  Magnesia  Macedoniae  contermina  Boebeium  lacum  petentibus 
dextra  etc.;  hiermit  vergleiche  man  die  Beschreibung  vom  Fundorte  des  kary- 
fitischeu  Steines  bei  ApoUon.  86.  p.  112,  11  ff.  West.  (s.  A.  128):  y£yvBxai,  d\ 
6  Xl%og  ovxoq  %al  iv  Kagvatm  .  .  .  noXv^^gy  dl  iv  KvnQco  [7uctccßtuiv6vtmv'\ 
änb  zov  TBqavdqw)  mg  inl  SoXovg  noQBVOfisvoig  iv  dffiatSQa  ^tmvy  tov  'EX- 
fictiov  vno%dt(o  nexQÄv.  Eypros  also  und  Thessalien  kannte  er  wohl.  Von 
Aethiopien  macht  er  eine  bestimmte  „sandige  Gegend*'  Zmiris  namhaft 
(Plin.  XXXVI.  §.  129). 

131)  Plin.  schildert  in  der  eben  (A.  180)  angef.  Stelle  nach  ihm  die 
fünf  Arten  des  Magnetsteins,  ferner  XXXVI.  §.  146 ff.,  wie  schon  A.  129 
bemerkt  ist,  den  mit  diesem  nah  verwandten  Blotstein  in  ebenso  vielen 
Sorten.  Die  Heilkräfte  der  einzelnen  werden  dabei  besprochen.  XXXVII. 
§.  185  unterscheidet  S.  8  Arten  der  cerawnia,  wo  Andere  nur  eine  auf- 
gestellt hatten. 

182)  Plin.  XXXVII.  §.  168.  draconitis  sive  draeontia  e  cerehro  fit  dra- 
conum,  sed  nisi  viventibm  dbsciso  capite  non  gemmescit  invidia  animalis 
mori  86  sentientis.  igitiwr  dormientibus  amputant,  Sotacos,  qui  visam  eam 
gemmam  sibi  apud  regem  scripsit,  bigis  vehi  quaerentes  tradit  et  viso 
dracone  spargere  somni  medicamenta  atque  ita  sopitia  caput  praeddere,  esse 
candore  tralucido  nee  postea  poliri  aut  artem  admiitere.  Ebenda  §.  185  be- 
richtet S.,  dass  man  im  Besitz  schwarzer  Cerannien  Flotten  und  Städte  er- 
obern könne. 

138)  P.  nennt  ihn  unter  den  Quellen  von  IX.  XXXVI.  XXXVII  und 
citirt  ihn  IX.  §.  115  (Perlen).  XXXVI.  §.  69  (Onyx).  XXXVII.  §.  25 
(Erystall).  84  (Bernstein).  90  (Onyx).  114  (Chrysopras).  188  (Astolos),  und 
zwar  in  XXXVII  stets  unmittelbar  neben  Sotakos,  beziehungsweise  auch 
neben  Zenothemis. 


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862     Fünfundzwanzigstes  Capitel.    Landwirthsch.  u.  Verw.    Steinktmde. 

rühmte  Chaldaeer  dieses  Namens^**),  welcher  Seherdienste  bei 
König  Attalos  I  (241  — 197)  versah  ^^^).  Dass  er  zu  den  be- 
kannteren Schriftstellern  seines  Faches  gehört  hat^^^,  sieht  man 
daraus,  dass  ihn  Metrodoros  you  Skepsis  und  Alexandros  Poly- 
histor zu  Bathe  zogen  ^^^).  Mit  Italien  und  den  westlichen 
Ländern  scheint  er  weniger  vertraut  gewesen  zu  sein  ^^  als 
mit  Griechenland  und  dem  Osten  *^^).    Von 

184)  Btrab.  XVI.  739.   fiiftvrivtoci  dl  xal  töäv  avB^&v  (nänil.  XaXSaCmv) 
ivCtov  ot  (ia^(iau%oi,  na^dneQ  Kidrjvä  ts  %al  Naßovguxvov  xai  SovSlvov, 

186)  Polyaeo.  IV,  20  erzählt  von  einer  List  dieses  Königs,  mittels 
derer  er  in  den  Keltenkriegen  (239 — 236)  Zovöivov  XaX6aü)v  fiawemg 
t^v  ^vciav  ßQaßsvovtog  das  Heer  und  den  Seher  hinters  Licht  fOhrte. 
Die  Chaldaeer  beschäftigten  sich  mit  der  Gemmenkande  (Plin.  XXXYJL 
§.  100.  181:  ist  hier  Sudines  der  Gewährsmann?).  Bei  Plin.  XXXVl.  §.  59 
behauptet  S.  im  Gegensatz  zu  Anderen  das  Vorkommen  des  Onyx  in  Car- 
manien,  was  zu  der  Annahme  seiner  chaldaeischen  Herkunft  gut  passen 
würde.  Wahrscheinlich  stammen  auch  die  Angaben  über  andere  carmanische 
Steine  von  S.,  da  sein  Name  in  der  Nähe  derartiger  Notizen  steht  (XXXVL 
§.  59.  61;  XXXVII.  §.  182  —  184).  Dass  er  in  Griechenland  Bescheid 
wusste,  erhellt  aus  Plin.  XXX VIL  §.  114,  denn  hier  behauptet  er  das 
Vorkommen  des  Chrysopras  „in  Sibero  AUicae  flumint**,  womit  er  nur 
einen  sonst  unbekannten,  höchst  unbedeutenden  attischen  Bach  gemeint 
haben  kann.  Vgl.  den  Gau  ZvßQ^äat.  Der  Name  „Sudines'^  (jedenfalls  nach 
deLagardes  gütiger  Mittheilung  nicht  aramaeisch)  hat  barbarischen  Klang: 
ZovBivoi  {Zovdrivol)  heisst  ein  Volk,  welches  Ptolem.  II,  11,  11  Maller 
(ygL  II,  11,  7)  als  den  Markomannen  benachbart,  UI,  5,  9  als  sarmatischea 
anführt. 

186)  Dass  er  nur  als  Geograph  über  die  Steine  geschrieben  hätte,  ist 
weniger  wahrscheinlich,  immerhin  vgl.  A.  141 — 148. 

187)  Plin.  IX.  §.  115.  Alexander  Polyhistor  (Fr.  149)  et  Sudines  seneseere 
eos  (näml.  uniones)  piUant  cohremque  expirare,  XXXVIL  §.  84.  Sudines 
arhorem  quae  gignat  (näml.  sucinum)  in- Liguria  voccuri  lynca  (n&ml.  dicä). 
in  eadem  sententia  et  Metrodorus  fuit.  Unabhängig  von  einander  sind  S. 
und  Metrodoros  kaum  auf  diese  einer  subjectiven  concilianten  Kritik  ent- 
sprungene Annahme  gekommen.  Allem  Anscheine  nach  war  nun  Metro- 
doros der  Jüngere  (s.  A.  185.  161.  G.  88.  A.  7.  8):  er  beruft  sich  auch  an 
einer  zweiten  Stelle  (Plin.  XXXVII.  §.  178)  für  einen  Edelstein  auf  den 
Bericht  eines  Anderen  (s.  A.  148).  Jedenfalls  ist  der  Skepsier  gemeint 
(Müller  F.  H.  G.  IIL  S.  204  fif.  lässt  beide  Fragmente  aus),  da  Plin. 
XXXVII.  §.  61  diesen  (Fr.  11)  für  die  Herkunft  des  Diamanten  citirt  Eine 
nach  demselben  Recept  verfertigte  Erklärung  wie  vom  ligurischen  Bern- 
stein giebt  Metrodoros  (Fr.  8)  von  der  Benennung  des  lig^urischen  Po,  Plin. 
III.  §.  122.  Metrodorus  tarnen  Scepsius  dicit,  quoniam  circa  fontem  arbor 
tnulta  Sit  picea,  quales  Gailice  vocentur  padi,  hoc  nomen  accepisse, 

188)  S.  A.  137. 

189)  S.  A.  185. 


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Sudines.    Zenothemis.  863 

Zenothemis,  der  schwerlich  nach  dem  zweiten  vorchrist- 
lichen Jahrhundert  lebte"^),  wissen  wir,  dass  er  einen  Periplus 
in  elegischem  Masse  yerfasst  hatte,  welcher  yiel  Wunderbares 
von  fremden  Völkern,  wie  Hyperboreern  und  Amazonen,  und  aus 
der  Natur  berichtete^**).  Es  wäre  möglich,  dass  er  sich  dort 
des  Längeren  über  die  Edelsteine  besonders  Indiens  verbreitet 
hätte"*);  aber  wahrscheinlicher  ist  es,  dass  er  ein  besonderes 
Werk  über  die  Steine  schrieb'**),  welches  dann  wohl  auch  in 
gebundener  Rede  gehalten  war. 


140)  Plin.  XXXVII.  §.  86.  talesque  esse  Indicas  (näml.  sardonyches)  iradunt 
Ismenias,  Demostratos,  Zenothemis,  Soiacos,  hi  quidem  duo  reliquas  omnes, 
quae  non  trälticeant,  caecas  appellantes,  quae  nunc  abstuUre  nomen.  Danach 
gehören  die  zwei  Letztgenannten  einer  älteren  Periode  an,  vgl.  A.  129. 

141)  Tzetz.  Chil.  VH,  660 f.: 

dtp'  &v  d'  avzos  dviypm%a  yQcctpectg  (letQOCvv^itoig 
Zrivo^Sfitgy  ^s^ivinog  üvv  t^  ^^Xoatetpdvcp  ^ 
näml.  gehören  zu  den  Schriftstellern,  welche  von  fabelhaften  Völkern  be- 
richten.   VII,  676 f.: 

aal  b  ^SQivinog  «pijcri  tcbqI  *TnsQßoifimv 
äöTCSQ  H€il  6  Za^vod'siug» 
VII.  683 ff.:        (prial  %al  6  Zrivo^efiig  h  x&  IIsQinXqi  xddB' 

cuyxoQtov  S'  'AgifiacnoCaiv  vaisi  fiiya  tpvXov 

'leeres £v  Z%v&irig  vdftaci  nccQ  notaitov. 
Die  Anwendung  des  elegischen  Masses  für  ein  langes  didaktisches  Gedicht  ist 
zwar  sehr  selten,  aber,  wie  die  '0(pui%d  des  Nikandros  lehren  (s.  C.  10. 
A.  106  f.),  nicht  unerhört.  Auch  Ovidius  ist  doch  wohl  dnrch  alexandrinische 
Vorbilder  veranlasst  worden  seinen  Fasti  diese  für  den  Inhalt  unpassende 
metrische  Form  zu  geben.  —  In  den  Schol.  Apoll.  Bh.  II,  965  erscheint  Z. 
(neben  Ephoros  nnd  Dionysios,  dem  Verfiasser  der  Aißv%d)  als  Berichterstatter 
über  Amazonen,  bei  Aelian.  N.  A.  XVII,  80  über  die  Fische  des  paeonischen 
Sees  (zu  dem  Inhalt  der  Notiz  vgl.  Herod.  V,  16).  Im  Periplns  könnte  auch 
gestanden  haben,  was  er  bei  Plin.  XXX VIL  §.  84  über  die  Herkunft  des 
Bernsteins  von  Thieren  erzählt  (Z.  langas  vocat  casdem  et  eirca  Fadum  is 
vitam  adsignat), 

142)  S.  Plin.  XXXVII.  §.  86  f.  (vom  indischen  Sardonyx).  90  (vom 
indischen  Onyx).  134  (von  der  Ceraunia  in  Carmania).  Auch  im  Periplus 
des  Periegeten  Dionysios  ist  viel  von  Juwelen  die  Bede,  vgl.  Beruh ardy 
Commentatio  de  Dionysio  periegete  S.  602  f. 

143)  Plin.  XXXVII.  §.  184.  Zenothemis  fatetur  älham  (p&ml.  cerauniam) 
esse,  sed  habere  intus  stellam  coruscantem,  fieri  et  hehetes  ceraunias,  quas  in 
nitro  et  aceto  maceratas  per  aliquot  dies  concipere  stellam  eam,  quae  post 
totidem  menses  relanguescat,  P.  führt  also  aus  Z.  ein  Mittel  an  einen  Edel- 
stein durch  chemische  Beagentien  zu  verBchOnem:  dies  passt  in  den  Peri- 
plus nicht  gut  hinein.  Auch  Dionysios  der  Perieget  dichtete  ja  ausser  dem 
Penplus  Ai^iHu. 


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864     FüinfundzwaDzigsteB  Capitel.    LandwirtbscH.  ü.  Yerw.    Steinknnde. 

Als  Verfasser  poetischer  jii^ixd  haben  wahrscheinlich  lu 
gelten  auch  Nikandros,  der  viel  verselnde,  wie  dies  schon  oben 
bemerkt  ist***),  und 

Satyros**^).  Beide  hatten  den  alten  Mythos  von  der  Ent- 
stehung des  Bernsteins  aus  den  Thränen  der  zu  Pappeln  ver- 
wandelten Heliaden  in  ihren  Gedichten  erzählt"^.  Satyro« 
machte  Anspruch  auf  den  Titel  eines  selbständigen  Forschers: 
im  Gegensatz  zu  der  allgemeinen  Ansicht  stellte  er  die  Existenz 
einer  indischen  Onyxart  in  Abrede^*').  Nicht  sagen  können  wir, 
wer  die  Königin 

Timaris  war,  von  welcher  Metrodoros  von  Skepsis  ein 
besonderes,  zierliches,  der  Liebesgöttin  geweihtes  Gedicht  auf 
den  mit  mystischen  Kräften  geschmückten  Edelstein  „AlUiebe" 
(Paneros)  anführte.  Die  hohe  Dame  (vielleicht  die  Fürstin 
eines  kleinasiatischen  Hofes?)  glaubte  dem  Juwel  Mutterfreuden 
zu  verdanken.  Möglicherweise  liegt  eine  blosse  Mystification 
vor**®).     Denn   in    keinem   anderen    Fache   waren   Fälschungen 

144)  S.  C.  10.  A.  98. 

145)  Seine  Persönlichkeit  bleibt  dunkel.  Wenn  er  anch  von  dem  Peripate- 
tiker  (s.  C.  19)  sicher  verschieden  ist  (vgl.  Müller  F.  H.  G.  IlL  S.  169),  so 
könnte  er  doch  mit  dem  Verfasser  eines  Baches  über  das  Mausoleum  (V itrav.  YII. 
praef.  12)  identisch  sein.  „S.  indessen  .0.  20.  A.61*^  (Susemihl).  Viel  älter 
als  Nikandros  war  er  schwerlich,  da  Plinius  (s.  A.  146)  um  nach  diesem  nennt. 

146)  Plin.  XXXVII.  §.  81.  Phaethontia  .  .  .  sorores  luctu  mtOatas  in 
arhores  populos  lacrimis  electrum  .  .  .  fundere  iuxta  Eridanum  . .  .  plurimi 
poetae  dixere  primique  .  .  .  Äeschylus,  Philoxenus,  Euripides,  Nieander 
(Fr.  63),  Satyrus,  quod  esse  falsum  Italiae  testimonio  paiet.    Vgl.  C.  10.  A.  98. 

147)  Plin.  XXXVII.  §.  91  (nachdem  er  die  Ansichten  des  Sotakoa, 
Zenothemis  und  Sudines  über  den  indischen  Onyx  angeführt  hat):  SeUyrus 
carnosas  esse  Indicas,  parte  carhuneuli  parte  ehrysolithi  ei  ameHhysti,  totum- 
que  id  genus  äbdicat;  veram  autem  onychem  plurimas  vcu-iasque  cum  lacUis 
tonis  habere  venas,  omnium  in  iransitu  colore  inenarrabüi  etc.  Kurz  darauf 
folgt  das  ungünstige  Urtheil  des  S.  über  die  indischen  und  aethiopischen 
carbunculi,  §.  94.  8,  Indicos  non  esse  daros  dicit  .  .  .  Äethiopicos  pingues 
lucemque  non  fundentes  convoluto  igne  flagrare.  Sonst  ist  sein  Gedicht  ganz 
verschollen. 

148)  Plin.  XXXVII.  §.  178.  Paneros  qwüis  sit  a  Metrodoro  non  dieitur, 
sed  Carmen  Timaridis  reginae  in  eam  dicatum  [dicatam?  Oder)  Veneri  non 
inelegans  ponit,  ex  quo  intellegitur  adiwtam  fecu/nditcUem,  Der  Verdacht 
einer  Mystification  liegt  bei  der  Natur  des  Gegenstandes  nahe:  der  Paneroa 
hat  ja  wie  die  meisten  anderen  Edelsteine  des  alphabetischen  Pliniua-Eatalogs 
(XXXVII.  §.  189—186)  kaum  je  existirt.  Kein  anderer  der  gewiss  nicht  er- 
findungsarmen magischen  Steinschriftsteller  gedenkt  der  „Allliebe".  Me- 
trodoros aber  ist    ein  höchst   unsicherer  Gewährsmann,    dem  ein  paar 


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Satyros.    Timaris.    Nikias.    Psendo-Zoroaster.    Damigeron.     '   865 

häufiger.    Um  von  den  Schwindelcitaten  in  der  Schrift  des  Pseudo- 
Plutarchos  über  die  Flüsse  abzusehen,  bei  welchem  allein 

Nikias  und  Archelaos  auf  historischer  Grundlage  be- 
ruhen ^*^,  so  sind  die  angeblichen  Verfasser  magischer  Stein- 
bücher entweder  sämmtlich  oder  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
als  solche  mythisch.  Von  der  Hand  des  alten  persischen  Be- 
ligionsstifters 

Zoroaster  glaubte  man  ausser  anderen  Büchern  abergläubi- 
schen Inhalts  eines  über  die  edlen  Steine  (itsgl  XU^atv  xi^Cmv 
ev)  zu  besitzen ^^^,  welches  sehr  viel  gelesen  wurde *^^).  In  den. 
späteren  Zeiten  des  Alterthums  und  im  Mittelalter  fand  ein  mit 
diesem  Buche  zum  Theil  identisches  Machwerk  unter  dem  Namen 
des  Magiers 

Damigeron  (Damogeron,  Damegeron)  vielen  Aiuklang.  Von 
letzterem  haben  sich  ein  vollständiger  lateinischer  Auszug  und 
einige  griechische  Bruchstücke  erhalten  ^'^*).  Auf  gleicher  Stufe 
stand  das  Steinbuch  des 


„elegante**  Distichen  wohl  leicht  von  der  Hand  gingen.    Der  Name  der 
Königin  selbst  ist  gut  griechisch  (vgl.  Ti^^riq^  Tifux^tof^  a.  Aehnl.). 

149)  Als  Verfasser  von  Schriften  m^l  X£&odv  nennt  der  Fälscher: 
Derkyllos  19,  4,  tcsqI  6^<3v  desselben  Verfassers  1,  4  (woher  die  auf  Flut. 
1,  2  zurückgebende  Angabe  über  den  Stein  Xvxvitris  bei  Lyd.  de  mens.  8,  8 
dem  D.  zugeschrieben  wird)  und  8,  4,  Tgl.  C.  21.  A.  660  mit  den  Nachtrr.; 
Agatharchidas  aus  Samos  (9,  6);  Thrasyllos  von  Mende  (11,4);  Hera- 
kleitos  aus  Sikyon  (18,  4);  Aristobulos  (14,  8);  Dorotheos  den  Chal- 
daeer  (28,  8);  endlich  Nikias  aus  Mallos  (20,  4)  und  Arohelaos  (9,  8). 
Dass  Plinius  die  beiden  letztgenannten  Schriftsteller  für  Mineralogisches 
citirt,  ist  wohl  nicht  zuftllig.  Ans  Nikias  (freilich  ohne  Heimatbezeichnung) 
entnimmt  Plin.  XXXVIL  §.  86  (vgl.  ausserdem  Ind.  XXX VII)  Angaben  über 
Entstehung,  Herkunft,  Benennung  und  Verwendung  des  Bernsteins.  In 
Bezug  auf  den  kappadokischen  König  Archelaos  s.  C.  22.  A.  861.  862. 

160)  Snidas  ZtoQoäatffris. 

161)  Plin.  XXXVn  citirt  den  Z.  viermal:  indirect  $.  188  (ceJebrant  et 
astr toten,  mirasque  laudes  eius  in  Magieis  artibus  Zaroasiren  cecinisseprodunt), 
unmittelbar  im  alphabetischen  Kataloge  160. 167. 169  (über  die  ohne  Zweifel 
gleichfalls  .magischen  Steine  bostrychitia ,  daphnea,  exhehenue).  Andere 
Citate  sind  da  zu  suchen,  wo  Plinius  allgemein  von  Mcigi  als  seiner  Quelle 
spricht. 

162)  Vgl.  Böse  Hermes  IX.  1876.  S.471fP.  Der  lateinische  Damigeron 
ist  besser  als  von  Pitra  Spicilegium  Solesmense  III.  S.  824  fiP.  und  be- 
reichert mit  den  erhaltenen  griechischen  Bruchstücken  herausgegeben  von 
Abel  Orphei  Lithica  S.  167  flf.  Derselbe  erwähnt  S.  177  einen  im  Vatic. 
678  stehenden,  noch  nicht  herausgegebenen  Tractat  ZayiQatavg  %ccl  Jtow- 
aiov  ntifl  l^a>v,  der  ans  Damigeron  geschöpft  hat. 

SuBBHiHi« ,  griech.  •  alex.  Litt.  -  Gei oh.  L  66 


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866     FünfündzwaDzigstes  Capiiel.    Landwirthsch.  u.  Verw.    Sternkunde. 

Pseudo-Demokritos"^).  Es  liess  wirkliche  und  viele  er- 
logene Steine  von  Thieren  stammen  und  schilderte  den  wruader- 
baren  Duft  und  die  übernatürlichen  Wirkungen  der  Juwelen 
auf  Körper  und  Geist  der  Menschen.  Nebenher  liefen  manefae 
unyerföngliche  Angaben  und  Benennungen  der  einseinen  Stein- 
arten  ^^). 

Da  man  sich  die  magische  Wirkung  oft  abhangig  dachte 
von  bestimmten  Bildern  und  Zeichen,  welche  man  in  die  Edel- 
steine eingrub;  so  entstanden  auch  dahin  zielende  Schriften.  So 
lief  unter  dem  Namen  des  Orpheus  ein  solches  Gedicht  jcsgl 
kl^iov  ylvipf^q  um^^).  Ein  dickleibiges  Prosa  werk  gleichen 
Inhalts  wurde  dem  alten  Aegypterkönig 

Nechepso  zugeschrieben ^'^j  und  auch 

Oros  „der  Assyrerkönig^  ^^')  galt  als  Verfasser  eines  Tractates 
über  die  medicinischen  Wirkungen  edler  Steine. 

158)  Im  Katalog  des  Tbrasyllos  bei  La.  Di.  IX,  47  erscheint  von  D. 
Dur  eine  Monographie  ^^^l  r^g  Xi^ov  f,über  den  Magnetstein**.  Eine  solche 
gab  es  ja  auch  von  Aristoteles  oder  doch  unter  dessen  Namen. 

164)  Das  Steinbuch  bildete  ein  Gegenstück  zu  dem  in  den  Xeiif6%(ii^Ta 
(s.  Plin.  XXIV.  §.  160  £F.,  s.  oben  A.  21)  enthaltenen  Eränterbach,  war  also 
yielleicht  nur  eine  andere  AbtheiluDg  jener  „Handfesten",  vgl.  auch  Oder 
Bhein.  Mus.  XLV.  S.  72  ff.  Plin.  XXXVII  nennt  es  im  alphabetischen 
Katalog  §.  146  ff.  149.  160.  185  für  nur  erschwindelte  Steine,  unverfäng- 
licher §.  69  für  die  Classification  der  Smaragde.  S.  A.  124.  Vgl.  auch 
C.  17.  A.  184. 

156)  Suid.  'Ogtpsvg  nennt  u.  A.  Tslitdg'  6pi,oi(og  Si  (paai  xal  tavtag  'Chnh- 
tutnQitov'  iv  Tovtoig  d'  iütl  ns^l  Xi&tiov  yXvtpfjg^  rjTig  'Oydo-qtLomdltd-og  ixt- 
yqutpBxai.  Lob  eck  Aglaoph.  S.  877  zweifelt,  ob  der  Zusatz  zn  einem  anderen 
orphischen  Gedicht  (etwa  zu  den  7e^o<rroXixa)  gehört,  oder  ob  zwei  gleich- 
Damige  TtXBxaC  anzunehmen  sind.  Jedenfalls  hat  jenes  Gedicht  mit  den 
auf  uns  gekommenen  orphischen  AUi'viiaL  Nichts  zu  thnn,  da  von  Ein- 
grayirungen  in  dem  letzteren  keine  Bede  ist.  Bernhardys  Vermnthung, 
dass  bei  Suid.  Ätd-md  vor  h  tovvotg  ausgefallen  sei,  ist  aber  sicher  ab- 
zuweisen. 

156)  Galen.  XII.  207.  iSiotT^ta  9i  ttveg  IvCoig  Xif^oig  nagtvQotct.  xotav- 
T17V,  otctv  ovztog  ixsi  xal  6  xXatQog  Hatsnig  mtpiXmv  xov  xe  exoiiaxov  xai  xo 
xrjg  yaaxQog  axofia  nsQianxofisvov,  ivxiJd'iaoC  xs  %al  Sa%xvXüo  avroy  IVim 
xal  yXvcpovüLV  iv  avtm  xov  xccg  d%xivag  %%ovxa  dgdnovtciy  xad'dnsff  x«ct  6 
ßecctXsvg  Nexeiffmg  iygonffsv  iv  x^  xecacti^ct'iiaidsitdxjj  ß^ßXqi.  üeber  Nechepso 
vgl.  Fabricius  Bibl.  Gr.  XIII  \  u.  d.  W.  und  jetzt  Ries s  Nechepsonis  et 
Petosiridis  fragmenta  mag^ca,  Bonn  1890  (Doctordiss.)  und  Philologus  L 
(N.  P.  IV).  1891. 

157)  Plin.  XXX.  §.  29.  „Äasyriorum  rex"  (mit  einem  Eecept  gegen 
Trunkenheit  aus  animalischen  Bestandtheilen,   das  vermuthlich   in  dem- 


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Pfleado-Demokritos.  Orpheas.  Nechepso.  Oros.  Zachalias/  Ismenias.    867 

Ob  freilich  diese  Fabricate  schon  der  alexandrinischen  Zeit 
angehören;  ist  schwer  zu  sagen.  Neben  diesen  für  Narren  und 
halbgebildete  Phantasten  heraufbeschworenen  Schatten  steht  als 
historische  Persönlichkeit,  wie  es  scheint,  ein  Babylonier  Namens 

Zachalias^).  Er  widmete  dem  für  die  Nachtseite  des 
naturwissenschafliHchen  Studiums  begeisterten  und  selbst  nach 
dieser  Richtung  hin  schriftstellernden  König  Mithridates^^) 
ein  Werk,  in  welchem  er  allen  Edelsteinen  grundsätzlich  Ein- 
fiuss  auf  die  menschlichen  Geschicke  zusprach:  in  faustdicken 
Lügen  gab  er  seinen  mythischen  Zunftgenossen  Nichts  nach^^). 

Fast  ganz  verschollen  ist  ein  Mineraloge  Ismenias**^). 


selben  Medicinbuch  stand  wie  die  Mittel  ans  Steinen).  Ind.  XXXVII.  Oro. 
Ind.  XXIX.  Oro  medieo,  XXXVII.  §.  138.  hanc  (n&lnlich  iritidem)  Orus 
crematam  tusamque  ad  ichneumonum  morsus  remedio  esse  scripsit,  nasci 
auUm  in  Perside:  die  Erw&hnnng  des  Ichnenmon  genügt,  nm  den  Ver- 
fasser nach  AegTpten  zn  yersetzen.  Unter  der  Maske  des  ägyptischen 
Gottes  HoroB  brachten  anch  Tranmdenter  ihre  Waare  zn  Markte,  s.  A.  191. 

158)  Die  Möglichkeit  einer  Fälschung  unter  einem  erdichteten  Namen 
ist  freilich  auch  hier  nicht  ausgeschlossen.  lieber  die  Fälscherwidmnngen 
an  berühmte  Könige  s.  Dieterich  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVI.  S.  768. 
Unsere  Quelle  ist  Plin.  XXXVII.  §.  169  (im  alphab.  Kataloge!):  Zachalias 
BabyloniiM  in  his  Itbris,  quos  scripsit  ad  regem  MitTwidatem,  gemmis  hutnana 
fata.  adtribuens  hanc  (näml.  haematiiidenC) ,  nan  contentus  oculorum  et  ioci- 
neris  medicina  decorasse,  a  rege  etiam  aliquid  petituris  dedit,  eandem  litibus 
iudicisque  interposuit,  in  proeliis  etiam  ex  ea  ungui  sältUare  pronuntiavit. 
Der  Name  schwankt  in  den  Handschriften.  Rose  Herrn.  IX.  S.  479.  A.  2 
hält  diesen  Z.  fdr  den  yon  Alex.  v.  Trall.  I,  16.  p.  82  Bas.  1666  erwähnten 
ZaXdx^Yig^  der  als  Mittel  gegen  Epilepsie  Amulete  von  Jaspis  empfiehlt, 
King  Nai  bist.  8.2.  A.  8  für  einen  Juden  Zachariah  mit  hellenisirtcDn 
Namen. 

169)  Ueber  Mithridates  s.  G.  84.  A.  8.  Für  Mineralogisches  ffihrt  ihn 
an  Plin.  XXXVII.  §.  89.  Mithridates  in  Carmaniae  (so  Detlefsen  statt 
Germaniae)  litoribus  insulam  esse,  quam  vocari  Seritam,  cedri  genere  süvosam, 
inde  defluere  in  petras  (näml.  sucinum), 

160)  S.  A.  168.  —  Wenn  trotz  alles  dieses  Wustes  pseudepigraphischer 
Magierweisheit  ein  gutes  Stück  gesunder  Ueberliefernng  über  die  Stein- 
kunde sich  in  das  spätere  Alterthum  der  griechisch  redenden  Welt  hinüber- 
rettete, so  war  dies  das  zuerst  von  Bücheier  Rhein.  Mus.  XL.  S.  804  fiP. 
ins  richtige  Licht  gestellte  Verdienst  des  Xenokrates  von  Ephesos 
durch   seinen   zur  Zeit  des   älteren  Piinius   erschienenen  'Steinkenner 

161)  Plin.  XXX Vn.  §.  86.  sardonyches  olim  .  .  .  inteUegehaniur  candore 
in  sarda  .  .  .  ialesgue  esse  Indicas  tradunt  Ismenias^  Demostratus,  Zeno- 
ikemis,  Sotaeos,  hi  qtndem  duo  reliquas  omnes,  quae  non  traluceant,  caecas  ap- 
peJkmUs,  quae  nunc  abstulere  nomen.    Während  also,  wie  schon  (A.  140) 

66* 


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868     FünfundzwaDzigstes  Gapitel.    Schriften  üb.  Landwirthscbaft  n.  Verw. 

Bezeichnend  für  den  Charakter  des  hellenistischen  Zeitalters 
ist  es,  dass  zwei  geile  Triebe  der  griechischen  Litteratnr  üppiger 
als  vorher  ins  Kraut  schössen:  Traum-  und  Kochbücher.    Der 
Beichthum  an   Schriften  über  Traumauslegung,  die  zum   Theil 
heryorragende  Denker  zu  Verfassern  hatten,  zeigt  uns,  wie  inuner 
drohender  der  Mjsticismus  sein  Haupt  erhebt;  das  Gegenstück 
dazu  giebt  die  lange   Reihe  schriftstellernder  Köche:   in    ihnen 
verkörpert  sich  die  sinnlich-materielle  Richtung  einer  entgeisteten 
Welt.     Zu  beachten  ist  allerdings,  dass  die  Traumdeutung   als 
Zweig   der  tief  im   griechischen  Yolksgeist  wurzelnden   Manidk 
uralt  war  und  bereits  im  homerischen  Zeitalter  als  priesterliches 
Geschäft  hohes  Ansehen  genoss.    In  historischer  Zeit  handhaben 
sie  noch  die  Priester  der  Incubationsorakel,   sonst  ist  die   Aus- 
legung der  Traumbilder  zum  profanen  Gewerbe  herabgesunken, 
welches   girossentheils   von   Menschen  der   untersten  Volksclasse 
geübt   wird^^^).     Von   vornehmerer  socialer   Stellung  waren,   so 
viel   wir   urtheilen   können,    die  litterarischen   Vertreter   dieser 
Afterweisheit.    An  ihrer  Spitze  steht  die  interessante  Persönlich- 
keit des  Sophisten  und  Tragikers  Antiphon  von  Athen  aus  der 
sokratisch-platonischen  Zeit  mit  seiner  Schrift  xsqI  xQÜSsms  iveC- 
Qov.    Wohl  nicht  viel  später  lebte  der  jüngere  Panyassis  aus 
Halikarnassos '^^) ,   der   in    seinen  2  Büchern   jtsQl   ovsiQov   die 
Träume  zum  Zweck  ihrer  Deutung  in  bestimmte  Arten  in  einer 
Weise  unterschied,  die  den  Beifall  aller  Späteren  fand^^).     An 

gesagt,  für  PliniuB  die  beiden  Letzteren  zu  den  älteren  Fachmännern  ge- 
hören (s.  A  129.  186),  rechnet  er  I.  und  Demostratos  zu  den  jOngeren, 
welche  der  modernen  Nomenclatur  des  Edelsteines  folgten.  Da  Demostratos 
Römer  war  (s.  A.  91),  wird  I.  nicht  hoch  hinau^erüokt  werden  dürfen. 
S.  noch  Plin.  XXXYII.  §.  101.  Ismenias  negai  poUri  sandaetros  propter 
teneritatem,  et  oh  id  truigno  venire.  Er  gehörte  also  zu  Deigenigen,  welche 
die  Technik  der  Edelsteinbearbeitung  berücksichtigten,  vgl.  A.  124  fif. 

162)  Vgl.  im  Allgemeinen  Büchsenschütz  Traum  und  Traumdentang 
im  Alterthume,  Berlin  1868.  S.  -40  ff. 

163)  Bei  der  Verbindung  von  Teratoskopie  und  Philosophie  in  seiner 
Person  dürfen  wir  wohl  nicht  über  die  erste  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts 
mit  der  Bestimmung  seiner  Zeit  hinabgehen,  s.  Snid.  üavvaatg^  'AUKa^ 
vctaoBvg,  veateQBSy  ^tsQatoönonog  naV}  (was  Suid  fölschlich  vom  Dichter 
sagt)  (piXocofpog,   ytsffl  ovsCgmv  ßißXCa  ß\ 

164)  Das  Genauere  über  Antiphon,  Panyassis  und  auch  noch  Aristan- 
dros  gehört  in  die  Litteraturgeschichte  der  attischen  Periode.  Hier  muss 
es  genügen  wenigstens  für  die  obige  Behauptung  zu  verweisen  auf  Artemid. 
I,  2  (p.  9,  16  ff.  Herch.).  dffiaiisv  dh  xuvxa  xal  Nmoctifdta  ttß  'E(pB9iq>  %aX 


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Traumbacher.  869 

der  Schwelle  des  alexaudrinischen  Zeitalters  steht  der  bekannte 
Zeichendeuter  des  Alexandros  Aristandros  von  Telmessos^  aber 
während  seine  praktische  Wirksamkeit  hochberühmt  durch  das 
ganze  Alterthum  blieb,  scheint  sein  Traumbulsh  nicht  in  gleichem 
Masse  benutzt  worden  zu  sein^^).  Den  Glauben  an  die  pro- 
phetische Eraf):  der  Traumerscheihungen  gaben  auch  die  Philo- 
sophen und  Aerzte  nicht  auf,  welche  dem  wunderbaren  Problem 
der  Traumentstehung  in  ernsthaften  wissenschaftlichen  Unter- 
suchungen auf  dem  Wege  der  Psychologie  und  Physiologie  bei- 
zukommen suchten  ^^^).  Als  Verfasser  solcher  Schriften  kennen 
wir  unter  den  älteren  Peripatetikern  Straton^^'),  angeblich  auch 
Demetrios  von  Phaleron^^),  unter  den  jüngeren   Kratippos^*®); 


Ilavvdcotdi  ta  *dliHccQva<rasV  yvott^ifuoTcczoig  avdqdai  ^a^  iXXoyCitotg.  Ent- 
weder also  hatte  sich  Nikostratos  auf  PaujasBis  berufen  oder  umgekehrt. 
Nikostratos  von  Ephesos  ist  sonst  ganz  unbekannt  und  kaum  (s.  A.  163) 
älter  als  Panyassis,  also  wird  er  als  der  Vermittler  des  Letzteren  gelten 
müssen.  Dies  Citat  steht  nun  aber  bei  Artemid.  am  Schlüsse  des  grund- 
legenden Abschnitts,  welcher  die  allegorischen  Träume  nach  Aussonderung 
der  nicht  deutungsbedürftigen  theorematisohea  in  fünf  Abtheilnngen  zerlegt: 
eigne,  fremde,  gemeinsame,  Öffentliche,  kosmische. 

165)  Wenigstens  sieht  dies  so  aus  nach  der  Aeusserung  des  Artemid. 
I,  81.  p.  31,  3  ff.  71  nsQi  odowtov  %^£oig  noXXriv  inidßxofiivrj  ducCgeaiv 
naQ  hXCytav  ndvv  xatm^d'ajTat  x&v  xad*'  riykug  6vsi(fOHQLti%div ,  'Aqiox&it- 
9^ov  xov  TsXfiriaaiaig  vnad^xag  tag  nXsicxag  %al  aQ^otag  ino^BiUvav. 
Artemidoros  hat  mithin  sein  Capitel,  welches  auf  die  denkbar  unbe- 
deutendsten Details  jener  Traumerscheinung  eingeht,  aus  Aristandros*  Traum- 
buch entnobimen. 

166)  Die  ältste  uns  bekannte  Schrift  dieser  Art  ist  P8endo-Hipt)okr. 
TTf^i  hvnvlmv^  d.  h.  dfts  4.  B.  ns{^l  dta^trjg  (s.  Littrd  Hippocr.  I.  S.  367. 
Ermerins  Hippocr.  III.  S.  LXlf.)  und  folglich  (s.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  V, 
S.  633.  Weygoldt  Jahrb.  f.  Ph.  CXXV.  1882.  S.  161  ff.)  etwa  um  400  ent- 
standen. Dann  folgen  die  beiden  Abhandlungen  des  Aristoteles  xe(fl  iw- 
'Ttvüov  und  nsgl  z^g  xor^'  vnvov  fiavtixijg.  Ueber  den  Inhalt  von  diesen 
drei  Werkchen  s.  Büchsenschütz  a.a.O.  S.  10  ff.  Zu  dem  Buch  des 
Theophrastos  nsi^l  Znvov  xal  kwnvCcnv  ygl.  Priscianus  ad  Ghoaroen  prooem. 
Genaue  Angaben  über  die  Stellungnahme  der  Philosophensohulen  zur 
Traumdeutung,  als  Abart  der  Mantik,  giebt  uns  aus  seinen  Quellen  Cicero 
de  divin. 

167)  ile^l  vnvov  und  ubqI  iwnv£(ov  (La.  Di.  Y,  59).  Aus  letzterer 
Schrill  stammt  die  Erklärung  der  Traumentstefarung  bei  A6t.  (Pseudo-Plut.) 
Plac.  phü.  V,  2,  2.  p.  416  Diels. 

168)  S.  aber  A.  188. 

169)  Ob  dieser  freilich  gerade  hb^X  hvnvlmv  schrieb,  steht  dahin, 
8.  0.  32.  A.  344. 


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870   Fönftmdzwanzigßtes  Capitel.   Landwirthscliaft  u.  Verw.   Traumbficlier. 

unter  den  älteren  Stoikern"^)  Chrysippos^'*)  und  Antipatros  von 
Tarsos  ^^').  Die  beiden  letzteren  sammelten  zahlreiche  Tranme, 
welche  von  berühmten  Denteni;  namentlich  von  Antiphon  *'**), 
richtig  ausgelegt  worden  waren.  Einen  hervorragenden  Platz 
in  der  Auslegungskunst  wiesen  die  Späteren  dem  Historiker 
Philochoros  an"*");  es  ist  wohl  möglich,  dass  er  die  Traum- 
deutung als  einen  Zweig  des  Orakelwesens  in  seinem  Werke 
negl  i^avtixijg  behandelt  hatte  ^^').  Ein  anderer  Geschichtschreiber 
(oder  vielmehr  Mythograph)  aus  unbekannter  Zeit,  der  über 
Traumdeutung  schrieb,  wie  Philochoros  auch  Priester,  war  Dio- 
nysios  von  Rhodos"*). 

170)  Ueber  ihr  Verhältniss  zur  Traomaaslegung  im  Allgemeinen  s. 
Wachsmuth  ia  dem  C.  2.  A.  161  aufgeführten  Schriftchen. 

171)  Cic.  de  d^v:  I,  3,  6.  ChrysippM8  ,  .  ,  de  divinatUme  duobus  Ubris 
explictMi  sententiam,  wno  praeterea  de  craculis,  wm  de  samnüa.  Eine  Deutung 
aus  seiner  Sammlung  ohne  Nennung  des  Deuters  findet  sich  ü,  66,  134. 
Er  definirt  U,  68,  180  die  Traumdeutung  als'vtm  eementem  et  explan<intem 
quae  a  düs  Jiominibtis  significentur  in  somms. 

172)  S.  C.  2.  A.  877. 

172^)  S.  Cic.  Divin.  I,  20,  89.   II,  70,  144. 

172  <»)  Er  war  gläubiger  Wahrsager  yon  Beruf,  vgl.  C.  21.  B.  594  f.  mit 
A.  870  f. 

178)  Wie  Siebeiis  Philoch.  fr.  S.  108  annimmt.  Vgl.  C.  21.  A.  874. 
Erhalten  hat  sich  nur  die  Notiz  (Fr.  208)  bei  Fulgent.  MythoL  I,  13.  ai 
vero  (laurus)  amica  Äpollinis  ob  hanc  rem  vocitata  est,  quia  HU,  gut  de  inter- 
pretaüone  somniorum  acripserunt,  tä  Antiphon,  PhHochoms  et  Ärtemon  et 
Serapion  Ascaionitea,  promittant  in  Ubris  suis,  laurum  si  domUentibus  ad 
Caput  posueris,  vera  somnia  esse  visuros,  PhilochorOB  und  die  Sp&teren 
übernahmen  also  diese  Anweisung  aus  Antiphon.  Im  Ganzen  wird  man 
geneigt  sein  b^i  ihm  eine  mehr  historische  Behandlung  des  Gegenstandes 
YorauBzusetzen,  wie  sie  in  den  Besten  seines  Orakelwerkes  zu  Tage  tritt, 
also  eine  Aufz&hlung  und  Charakteristik  der  bedeutendsten  mythischen  und 
geschichtlichen  Traumdeuter  und  Berichte  über  die  Gründung  und  Wirk- 
samkeit der  Incubationsheiligthümer.  Genannt  als  Traumdeuter  wird  Philo* 
choros  noch  bei  TertuU.  de  an.  46.  47  (»  Fr.  202.  201),  der  einzigen 
Stelle,  wo  Dionysios  von  Rhodos  und  neben  Fulgent.  a.  a  0.  der  einzigen, 
wo  Serapion  von  Askalon  als  solche  iSrscheinen:  quanti  autem  comtnenta- 
tores  et  affirtnatores  in  hanc  rem,  Artemon,  Antiphon,  StratOy  PhHochorus, 
Epicharmus,  Serapion,  Cratippus  et  Dionysius  Ehodius,  Hermippus,  tota 
saeculi  UtteratiMra!  .  .  .  ceterum  Epicharmus  etiam  summum  apicem  inier 
'  divinoHones  somniis(9)  exiulit  cum  Phüodhoro  Atheniensi,  nam  et  oracuUs 
hoc  genus  stipatus  est  orbis,  ut  Amphiarai  etc.  (es  folgt  eine  Aufzählung 
der  sieben  berühmtesten  Incubationsstätten).  cetera  cum  suis  origimb%is  et 
ritibus  et  relatoribus  cum  omni  deinceps  historia  sommorum  Hermippus 
Berytius  quinquione  voluminum  satiatissime  exhibebit. 


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Alexandros  v.  Mynd.    Dionyaios  y,  Heliopolis.    Phoebos.  871 

Alexandros  yon  Myndos  trat  in  seiner  einschlägigen,  schon 
vorhin  erwähnten  Schrift  als  Fachmann  auf,  der  sich  sowohl  auf 
frühere  Schriftsteller  der  Zunft  berief  als  auch  aus  eigner  Erfahrung 
und  eigenem  Raisonnement  Deutungen  bestimmter  Traumbilder 
ausführlich  zu  begründen  suchte.  Er  scheint  dabei  in  der  Theorie 
Denjenigen  gefolgt  zu  sein,  welche  der  Seele  selbst  prophetische 
Eraft  beilegten^'*).  Zu  den  von  ihm  bereits  zu  Rathe  ge- 
zognen Verfassern  von  Traumbüchern  gehören  wahrscheinlich 

Di.onysios  aus  Heliopolis  und  Phoebos  von  Antiocheia^'^^). 
Der  Letztere  hatte,  wohl  aus  seiner  Praxis,  wirklich  vorge- 
kommene Träume  mit  ihrer  Erfüllung  aufgezeichnet.  Von  Nach- 
folgenden wurden  seine  Berichte  gekannt  und  vielfach  geschätzt: 
vielleicht  desshalb,  weil  er  solche  Fälle  erzählte,  in  welchen  der 
Traum  zu  dem  mit  demselben  in  Verbindung  gebrachten  £r- 
eigniss  eine  nahe  liegende  Beziehung  aufzuweisen  hatte  ^^^).  Auch 
die  Phantasien  im  halbwachen  Zustande  (ipavrd6nata\  denen  die 
späteren  Deuter  jede  prophetische  Kraft  absprachen,  hatte  er  in 
den  Kreis  seiner  Erörterung  gezogen^"). 


174)  Said.  Jiovvcios  MopcmvioVy  8.  C.  27.  A.  131.  Unter  den  dort  ge- 
nannten Schrifken  von  ihm  fehlt  das  Traumbuch,  das  ganz  versohollen  ist 
(8.  A.  173).  Zurückzuweisen  ans  nahe  liegenden  Gründen  ist  die  Yer- 
muthung  von  Gust.  Wolff  Porphyr,  orac.  S.  62,  dass  bei  Artemid.  II,  66 
(s.  A.  175)  für  Jiovvciog  6  'HXiovnoUtrjg  zu  lesen  wÄre  J,  h  *HXü)v  ngotpif- 
Tijg,  und  dass  damit  der  Khodier  gemeint  sei.  S.  im  üebrigen  G.  27. 
A.  125— 131^ 

176)  Unsere  Eenntniss  Tom  Tranmbuche  des  A.  gründet  sich  auf  drei 
Citate  bei  Artemid.  I,  67  (p.  62,  16 ff.).  H,  9  (p.  92,  27  ff.),  xal  UXi^avdQog 
0  MvvÖLOs  xal-  ^oißog  b  'Avttoxsvg.  II,  66  (p.  167,  10  ff.),  xal  U,  o  M.  xal 
Jiovvüiog  h  *HXiovnoXit7iq,  Die  drei  betreffenden  Capitel  stammen  ihrer 
wesentlichen  Grundlage  nach  unmittelbar  aus  A.;  Phoebos  und  Dionysios 
sind  also  erst  durch  ihn  dem  Artemid.  zugeführt,  vgl  Gder  Das  Traum- 
buch des  Alexander  yon  Myndos,  Rhein.  Mus.  XLV.  1890.  S.  687  f.  A.  mag 
auch  im  Traumbuch  in  erster  Linie  Compilator  gewesen  sein,  ygl.  oben 
S.  861  ff. 

176^)  Die  dann  also  (s.  A.  96)  wohl  vor  der  Mitte  des  1.  Jahrh.  v.  Ghr. 
lebten.  D.  wird  nur  genannt  in  der  A.  176  angef.  Stelle,  Ph.  noch  dreimal, 
s.  A.  176.  177. 

176)  Zwei  derartige  Träume  stehen  bei  Artemid.  IV,  48.  66,  wo  aus 
dessen  abfälliger  Kritik  (Irt  %al  ineivo  nagä  ^oißcp  %si(isvov  noXXo^g  nXä- 
vqv  noist)  doch  hervorgeht,  dass  das  Buch  des  Ph.  gelesen  und  anerkannt 
wurde. 

177)  Artemid.  I,  2.  %nBxat>  9\  avxotg  tat  y^kv  ivvnv^co  tä  darjfidvzm  zo 
q)dvzaa(iay  jcsqI  ov  äXXot  ts  noXXol  nal  dri   xal  'AqxifMv  o  MiXriciog  nal 


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872   Fünfundzwanzigstes  Capitel.   Landwirthschaft  u.  Verw.    Traumbücher. 

Aus  unbestimmter  Zeit  ist 

Apollodoros  von  Telmessoa.  Sein  Ruhm  ist  nicht  fein. 
Er  gehört  zu  Denjenigen,  welche  vor  der  detaillirten  Behandlang 
der  verworfensten  Obscoenitäten  nicht  zurückschreckten:  den  Spä- 
teren empfahl  er  sich  gerade  dadurch  ^^®).  Zeitlich  ebenso  un- 
gewiss ist 

Apollonios  aus  Attaleia ^^^).  In  einem  mehrbücherigen 
Werke  hatte  er  ausführlich  die  Deutung  einzelner  Träume  er- 
örtert. Die  im  Traum  erschienenen  Gegenstände  hatten  nach 
ihm  dieselbe  Bedeutung,  die  man  ihrem  Erscheinen  etwa  im 
Wachen  beilegte  ^®^).    Interessant  ist  es,  dass  er,  um  die  letztere 


^^oißog  b  'AvTioxevg  diBilsy^iivoi  ilcC  %.  t,  X.  'Evvnviov  und  (pavtaaiia  gehen 
nnr  auf  die  Gegenwart  (Artemid.  I,  1.  p.  8,  5)  und  sind  desshalb  unbrauch- 
bar fdr  die  Prophezeiung  (Artemid.  IV  prooem.  p.  199,  16.  Macrob.  8.  Sc. 
1,8,  4 f.).  Dies  ist  für  Artemid.  und  Macrob.  eine  ausgemachte  Sache; 
diejenigen  „zahlreichen"  Deuter  also,  welche  im  Gegensatze  zu  ihnen  das 
q>dvtaat^a  oder  das  ivvnviov  eingebender  bespracben  und  jenen  Abarten 
mitbin  wenigstens  eine  bedingte  Geltung  eingeräumt  hatten,  werden  einer 
älteren  Richtung  zuzurecbnen  sein.  Die  Traumeintheiluog  des  PanyassiB 
(s.  A.  164)  ist  dabei  aber  schon  yorausgesetzt 

178)  Artemid.  1 ,  79  (p.  77,  12  ff.).  [iLifivrjtai  dh  %ov  toiovxw  (näml.  «a- 
(favofiov  avvova^g  n^og  firjtSQa)  xal  'AnoXXodmQog  b  Tslfiriaasvg,  ^^Q  iXZö- 
ytliog.  Vgl.  die  naiyen  Worte  am  Anfang  des  Abschnittes  p.  76,  8  ff.  6  dh 
nf(fl  it'fitQog  Xoyog  &v  noi^ilog  xal  nolviisi^rig  xal  noXXriv  inidsxoiiSTog  dicti- 
QSüiv  noXXovg  xmv  ovsiffOTiQitoiv  dii<pvyBv.     Vgl,  auch  A.  48. 

179)  Vermuthlich  der  erst  von  Attalos  II  (169—138)  gegründeten,  be- 
ziehungsweise neagegründeten  (s.  Strab.  XIV.  667)  pamphjlischen  Stadt 
dieses  Namens,  also  nicht  vor  der  Mitte  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  (vgl.  auch 
A.  180).  Denn  die  zweite  in  Lydien  war  höchst  unbedeutend  und  ist 
frühzeitig  verschollen,  und  die  angebliche  dritte  bei  Steph.  u.  d.  W.  be- 
ruht aaf  einem  Irrthum. 

180)  Artemid.  I,  32  (p.  34,  16  ff.).  (ucifzvQriüsu  d*  uv  xal  *AnoXXmviog  6 
*AxvccXBvg  iv  tm  dsvtiQot  trjg  eoivtov  avvtaiBmg  noXXä  »e^l  tov  ovbiqov  tov- 
xov  (sc.  tcsqI  XQixoav  tmv  knl  tf  yXoaaarj)  Xsyoov.  III,  28  (p.  179,  12  ff.)  si  di 
XI  noimXcoxsQOv  nsql  xovg  (i/uag  ßXsTtoi  xig.,  ^^saxi  ^Bxatpigsiv  xag  XQÜfBtg 
anb  xmv  nagcc  MsXdfJinoSog  iv  xa  TtBql  XBqdxmv  xal  ürnkBCtov^  iw  x^  vbqI 
ftvmv  (von  Hercher  wohl  unrichtig  getilgt;  ein  Capitel  des  Tractates  war 
so  überschrieben),  ovdhv  dia(piQBiv  riyoviiivovg  xcc  ^e^'  iqiikBQav  yivoi^tva 
xwv  ovaQ  Soytovvxoav  yBvsa^ai'  xrig  ya^  avxfig  xBxvxri%B  ni^ffor^CBiog^  »g 
noXXdmg  riy^v  ido^B  did  nsigag.  Suc  fiax^ov  Öh  xov  xSnov  xovxov  i^B^ 
yaaxai  iv  xm  ÖBVxBQqi  x^g  iavxov  avvxd^Bag  'AjcoXXoiviog  6  AtxaXsvg.  Da 
Artemid.  beide  Male  mit  einer  bei  ihm  ungewöhnlichen  Genauigkeit  die 
Buchzahl  angiebt,  so  hat  er  die  Schrift  vielleicht  selbst  eingesehen,  mithin 
war  ihr  Verfasser  wohl  nicht  alt. 


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ApoUodoros.    Apollonios.    Aristarchoe.  Nikostratos.  873 

festzustellen ;  auf  einen  sonst  verschollenen  Tractat  zurückgriff, 
der  von  den  Wunderzeichen  und  Yorbedeutuugen  handelte  (ütsgl 
regarmv  xal  er^yLaCiov)  und  dem  Melampus  zugeschrieben 
wurde  '^^). 

Ohne  genügende'  Gründe  hat  man  die  Existenz  eines  Traum- 
deuters 

Aristarchos  in  Frage  gestellt^  der  zu  den  älteren  vorzüg- 
lichen Vertretern  des  Faches  gerechnet  wurde.  In  der  Einleitung 
seines  Buches  hatte  er  die  auf  Buchstaben  Umstellung  sich  grün- 
dende Auslegung  (avayQafi>p^azi6ii6g)  erklärt,  ohne  sich  ihrer  im 
weiteren  Verlauf  seiner  Schrift  zu  bedienen  ^^^).     Von 

Nikostratos  aus  Ephesos  wissen  wir  nur,  dass  er  sehr 
angesehen  war,  und  dass  seine  wahrscheinlich  aus  Panyassis  ge- 
schöpfte Eintheilung  der  Träume  von  Artemidoros  befolgt  wor- 
den ist^®*^).  Eine  besondere  Abtheilung  unter  den  Verfassern 
von  Traumbüchern  bilden 

Geminos  von  Tyros  mit  3,  (Pseudo-)Demetrio8  mit  5 
und  Artemon  aus  Milet  mit  22  Büchern,  welche  ,,vorzüglich 
von  Sarapis  angegebene  Vorschriften  und  Heilungen"  verzeichnet 
hatten ^^^).     Ihre  Schriften  rücken  also  in  eine  Reihe  mit  den 


181)  S.  A.  180.  Denn  die  Annahme,  dass  Artemid.  die  AnfOhrong  des 
Melampas  aus  A.  entiiomnien  hat,  wird  dadurch  nicht  aufgehoben,  dass 
A.  zwischen  beide  Citate  ein  in  erster  Person  gehaltenes  Urtheil  einschiebt. 
Es  war  ein  Machwerk  gleicher  Art  wie  die  uns  noch  erhaltenen  nsifl  naX- 
fimv  (s.  C.  10.  A.  80)  und  nsgl  iXaiciv  (Weissagung  aas  den  Eörpermalen) 
bei  Franz  Script,  physiogn.  p.  461  ff.  Auch  eine  astrologische  Schrift  galt 
als  Eigentbom  des  M.,  s.  Bern  bar  dy  zu  Said.  Msldunovg, 

182)  Artemid.  IV,  23  Anf.  nsql  Sl  avayQattiictti,anov  'AQlataqxog  naiittQ 
ccQiatog  mv  ovaiQomQ^trig  xal  aXXoi  tivhg  nccXaiol  navtsXoag  ysXoi6v  rt  itsnov- 
&aeiv.  iv  iilv  yccQ  toig  m^ootyLloig  diddcKovai  ti  ^ütiv  dvayQainJMtiOf^og^ 
ovdapi^v  dh  tpalvovtcci  avtol  xQriisäfiBvot,.  Wahrscheinlich  kam  also  A.  anf 
den  dvayQaftfiaTiafhog  im  Prooemion  nur  zu  sprechen,  weil  er  hier  die  ver- 
schiedenen Arten  der  Auslegung  erörterte.  —  Wolff  Porphyr,  orac.  61 
wollte  'AgtatavdQog  herstellen.  Aristandros  von  Telmessos  erscheint  aller- 
dings im  folgenden  Capitel  (lY,  24).  Gleichwohl  ist  es  nicht  rathsam  mit 
Hercher  (p.  216,  14)  darauf  hin  diese  Textveränderong  yorzanehmen,  für 
welche  sonst  Nichts  spricht. 

182 '>)  S.  A.  164. 

183)  Artemid.  II,  44  (p.  148,  20  ff.).  ovs^QOvg  S^  dnoßBpri%6tag  xal  tag 
dnoßdastg  avTtov  ov%  ivsSsx^to  yqd(pBiv  iv  tixvji  ovb^qoxqixiii^  xocl  vnod'r}' 
%ai.g  Q'scDQrjfidtmv,  ovds  ^oi  nid-ava  idoiisv  tavva,  %ctCtoi  Feynvov  tov 
TvqCov  %a\  Jrjfirjtifiov  tov  <^aXri(fi<og  xal  'Aqtifimvog  rov  MiXrjöi'ov  tov 
fisv  iv  t(ficl  ßißX^oig  tov  öh  iv  nivte  tov  Sh  iv  sUoifMo  noXXovg  ovhiqovg 


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874     Fünfundzwanzigstes  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthscliaft  u.  Verw. 

inschriftlich   erhaltenen    Heilberichten   (Idfiara)    des    Asklepios- 
heiligthums  zu   Epidauros^   welche  dem    dritten    yorchristlichen 
Jahrhundert   angehören   und   bereits   auf  Grund   ält^erer    üeber- 
lieferung    zu    Stande   gekommen    sind  ^^).     In   einem    Punkte 
allerdings   unterschieden   sich   die   Sammluligen   der   Genannten 
wesentlich   von   diesen   Urkunden.     In    den    letzteren   wird    der 
Kranke  in  der   Incubationsnacht  selbst  vollkommen  geheilt*^; 
bei  Geminos,   Demetrios  und   Artemon   hingegen   las   man    von 
solchen  Incubationen,  wo  der  Kranke  im  Traume  von  der  Gott- 
heit nur  dunkle  Anweisungen  erhielt  über  Heilmittel,  welche  er 
später  im  Wachen  anwenden  müsste,  um  zu  gesunden.     Somit 
kam  Alles  fQr  ihn  darauf  an  die  richtige  Deutung  der  räthsel- 
haften  und  geheimnissvollen  Anweisung  (<fwtccyii)  zu  erlangen. 
Derartige  Auslegungen  bildeten   den  Kern  jener  Bücher.     Nach 
Artemidoros'  unverfänglichem  Zeugniss  lag  ihnen  aber  kein  ur- 
kundliches Material  zu  Grunde,  vielmehr  waren  sowohl  die  ver- 
meintlichen Traumbilder  wie  ihre  vertracten  Auslegungen  ledig- 
lich aus  der  Phantasie  der  genannten  Berichterstatter  geflossen  ^^). 


aifay.Qatl)afiiv(ov  xal  (tdliata  avvtayäg  xal  ^SQaxsCag  tag  vjco  2?«- 
ganidog  dod-s^aag. 

184)  Ephemeris  archaiol.  1883.  S.  197.  1886.  S.  1.  86.  Vgl.  Wilamo- 
witz  Hermes  XIX.  8.  448.  Zacher  Hermes  XXI.  S.  467 ff.  Diels  Nord 
und  Sad  XLIV.  8.  29  ff. 

186)  Diels  a.  a.  0.  8.  37  {vgl.  auch  Zacber  a.  a.  0.  8.471  u.  Beinach 
Bevue  archöol.  V.  8.  267.  A.  1). 

186)  Und  in  der  That  wenn  die  Priester  „in  maiorem  dei  gloriam** 
sich  die  anverschämtesten  Schwindeleien  gestatteten,  wamm  sollte  der 
einzelne  „trene*^  Berichterstatter  nicht  ,) darauf  los  lügen",  um  so  schnell 
berühmt  zu  werden?  Üeber  den  ungehenren  Humbug  der  Ersteren  aber  in 
den  epidaurischen  Curberichten  s.  Diels  a.  a.  0.,  dessen  lichtvolle  Dar- 
stellung des  Sachverhalts  dazu  bestimmt  ist  den  Bemühungen  des  modernen 
Spiritismus  den  antiken  Tempelschlaf  als  „transcendentalen^*  wieder  zu 
Ehren  zu  bringen  ein  fiir  alle  Male  an  der  Hand  der  authentischen  Acten 
ein  Ende  zu  machen.  Zweifellos  bezieht  sich  (s.  A.  188)  auf  die  genannten 
Schrifbfiteller  die  abfällige  Kritik  des  Artemid.  IV,  22  (p.  218, 26  ff.).  Immerhin 
wäre  es  jedoch  m{)glich,  dass  zwischen  der  ältesten  Praxis  (s.  A.  186)  und  der 
späten,  dem  Kranken  einfache  medicinische  Becepte  im  Schlaf  mitiutheilen. 
wie  es  Artemid.  beschreibt  und  allein  billigt  (er  erklärt  alle  Fälle,  in 
denen  nur  dunkle  Andeutungen  durch  den  Gott  erfolgt  sein  sollten,  für 
apokryph)  eine  Zwischenstufe  gelegen  hat,  auf  welcher  die  medicinische 
Ordination  dem  Schlafenden  in  verhüllten  Andeutungen  zu  Theil  wurde. 
Dann  war  ja  allerdings  noch  eine  Deutung  nothwendig.  Es  könnte  abo  sein, 
dass  die  Schuld  an  den  verzwickten  Anweisungen  und  Auslegungen  nicht 


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Geminos.    Psendo-Demetrios.    Artemon.  875 

Der  älteste  von  den  dreien  würde  wohl  Demetrios  sein,  der  dem 
Serapis  in  Alexandreia  die  Wiedergewinnung  des  Augenlichtes  ver- 
danken sollte '^^),  und  im  Interesse  des  ägyptischen  Königs  handelte, 
wenn  er  den  von  diesem  begünstigten  Gott  populär  zu  machen  ge- 
sucht hätte:  aber  allem  Anschein  nach  stehen  wir  hier  wieder 
auf  dem  Boden  der  Fälschung,  die  der  Zeitbestimmung  spottet  ^^®). 
Gänzlich  unbekannt  ist  Geminos.  Von  Artemons  Traumbuch 
wissen  wir,  dass  in  ihm  das  Wesen  der  Träume  theoretisch  be- 
sprochen war  unter  Berücksichtigung  der  verschiedenen  üblichen 
Auslegungsarten.  Wahrscheinlich  war  Artemon  auch  als  magi- 
scher Quacksalber  thätig^^^). 


ausBchliesslich  mit  Artemid.  den  betreffenden  Schwindelschriftstellem  zu- 
zamessen  wäre. 

187)  „La.  Di.  Y,  76,  s.  C.  2.  A.  696,  wo  ich  niclit  hätte  unterlassen 
sollen  diese  ganze  Nachricht  als  eine  Fabelei  zn  bezeichnen  *S   (Sasemihl). 

188)  Dafür  spricht  ausser  dem  Inhalt  des  Buches  auch  das  Fehlen 
desselben  im  Katalog  bei  La.  Di.  Y,  80.  üebrigens  kam  Serapis  nach 
Athen  schon  unter  Ptolemaeos  I,  s.  Paus.  I,  18,  4. 

189)  Artemon  erscheint  neben  Phoebos  bei  Artemid.  I,  2  (s.  A.  177), 
wo  aus  der  Art  des  Gitates  die  Benutzung  des  Einen  durch  den  Anderen 
wahrscheinlich  wird.  Falls  nicht  Artemid.  aus  einer  dritten,  hier  unge- 
nannten Quelle  schöpft,  so  wird  wohl  Artemon  als  Phoebos'  Yermittler  zu 
gelten  haben:  wenigstens  ist  Phoebos  an  einer  andern  Stelle  (vgl.  A.  175) 
Termuthlich  erst  durch  Yermittlung  eines  Dritten  dem  Artemid.  bekannt 
geworden.  Ueber  die  Erwähnung  bei  Fulgent.  Mythol.  I,  13  s.  A.  173. 
Bei  TertulL  de  an.  46  (aus  Hermippos  von  Berytos,  s.  A.  173)  eröfiEnet  A. 
den  Beigen  der  Traumdeuter.  Ferner  vgl.  Porphyr,  zu  J7,  864  nod-ev  6 
nätifO%lo£  oTdsv  OT»  'Ax^^^vg  xzsvst  xov  TExropa  .  .  . ;  Ott  %ut'  Ugtifimva 
xov  MiXrjaiov  iv  tm  nßql  oviCqmv^  otav  dd'QOiödjj  ij  ipvxrj  1$  olov  xov  cm- 
luctos  nffog  To  itiXQtd'ijviciy  {LavxiMaotazT]  yCvBxat,  A.  hatte  wohl  also  (im 
Anfong  seines  Werkes?),  um  die  prophetische  Kraft  der  Träume  zu  er- 
klären, eine  augenblickliche  Loslösung  der  Seele  yom  Körper  angenommen 
und  dabei  auf  die  bei  den  Griechen  (wie  bei  anderen  Yölkem)  viel- 
besprochene  durch  J7,  854  und  JT,  358  erhärtete  Weissagnugsgabe  der 
Sterbenden  hingewiesen,  Tgl.  u.  a.  Plat.  ApoL  p.  39  C.  Poseidon,  bei  Cic. 
Divin.  1,  30,  64  und  neuerdings  Roh  de  Psyche  S.  51.  A.  1.  Bei  Plinius 
XXYni.  §.  7  erscheint  neben  Pseudo-Demokritos ,  ApoUonios  Mys  (s.  C.  34. 
A.  160^),  Meletos  und  Sextilius  Antaeus  (die  beide  sonst  unbekannt  sind) 
ein  gewisser  Artemon,  welcher  als  Mittel  gegen  die  Fallsucht  einen  Trunk 
nächtlichen  Quellwassers  aus  dem  Schädel  eines  unbestatteten  Ermordeten 
empfiehlt.  Dieser  Quacksalber  war  schwerlich  ein  Anderer.  Denn  Artemid. 
lY,  22  (s.  A.  186)  bemerkt  ausdrQcklich^  dass  animalisch- sympathetische 
Curen  bei  dem  Schlage  der  Traumdeuter  wie  Artemon  die  erste  Bolle 
spielten.     Der   grosse  Umfang  Ton   A.*s   Schrift  (22  Bücher)  fände  seine 


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876    PünfundzwanzigsteB  Capitel.    Landwirthsch.  u.  Verw.     Traambücher. 

Bei  der  Natur  des  Gegenstandes  ist  es  nicht  wunderbar, 
dass  pseudepigraphische  Machwerke  schweren  Kalibers  auf  Bei- 
fall rechnen  konnten.  Zu  den  älteren  derartigen  Fälschungen 
gehören  die  Traumdeutungen,  welche  unter  dem  Namen  der 
angeblich  uralten  delphischen  Prophetin  Phemonoe  umliefen, 
wahrscheinlich  in  Hexametern  ^^^),  und  die  des  ägyptischen  Gottes 
Horos^®^).  Vermuthlich  schmückte  auch  der  viel  missbrauchte 
und  viel  gepriesene  Name  des  Epicharmos  ein  Traumbuch^^. 

Eine  historische  Persönlichkeit,  die  aber  bis  auf  den  Namen 
verschollen  ist,  war  der  Traumdeuter  Serapion  von  Askalon^). 

Die  gastronomische  Litteratur  reicht  zeitlich  hoch  hinau£ 
üeber    die  Verfasser   von   Kochbüchern   (OifaQtvtLxd)    geben 

einfachste  Erklärung  dann,  wenn  wir  annehmen,  dass  A.  die  ähnlichen 
Sammlungen  des  Demetrios  und  Geminos  (mit  denen  er  ja  von  Artemid. 
[s.  A.  188]  zusammen  genannt  wird)  und. vielleicht  Anderer  in  einer  einzigen 
umfangreichen  Compilation  vereinigt  hatte. 

190)  S.  C.  10.  A.  80. 

191)  Dio  Chrysost.  Or.  XI.  p.  368  R.  (T.  I.  p.  206,  14  fiE:  Dind.).  h  jaQ 
toCg  "^SIqco  ysyQaiifusvoig  dvei^eeaiv  ot  avd'Qcanoi  toiavtas  ofpBi^  OQmüi,  rvr 

XSüd'ai  yviivol  ovtegj  iv^ots  dh  oloiievoi  dteineiv  xal  roig  d'eoig  dialdytc^at 
nal  avtovg  dnoatpaztuv  %td  (itidevog  Sbivov  ovrog^  nal  ovtmg,  sl  tv%ot 
noti^  nsTsa^ai  %etl  ßad^i^iv  inl  trjg  ^aXdttrjg.  Es  waren  also  ekstatische 
Visionen.  Dass  sie  unter  dem  Namen  des  ägyptischen  Gottes  gingen,  ist 
nicht  wunderhar.  At  ßißXot  at  "ISlgov  %ctl  "lüidog  erwähnt  Lnkian.  GalL  18. 
Ein  in  doppelter  Fassung  erhaltener  alchemystischer  Tractat  b.  Berthelot 
a.  a.  0.  texte  grec  S.  28  ff.  beginnt  ''icig  nQotprjtig  t^  vim  ISlgio  und  ebenda 
S.  102  f.  wird  von  Olympiodoros  ^Sli^og  6  xQvccaffvx^tfig  redend  eingeführt 
Vgl.  auch  A.  167. 

192)  Tertull.  de  an.  46,  s.  A.  173.  Da  Epicharmos  hier  in  enger  Ver- 
bindung mit  Phüochoros  genannt  wird,  hatte  dieser  sich  vielleicht  schon 
auf  das  pseudepicharmische  Traumbuch  berufen.  Denn  ein  solches  wird 
anzunehmen  sein  trotz  dem  halben  Widerspruch  von  Lorenz  Epicharmos 
S.  298.  A.  17:  „die  Aeusserungen ,  auf  welche  Tertallian  sich  bezieht, 
können  in-  seinen  medicinischen  Schriften  oder  in  dem  Lehrgedichte  lugl 
tpvasmg  gestanden  haben  *^  Dass  Philochores  sich  auch  sonst  mit  Epicharm. 
abgab,  wissen  wir  ja  aus  der  bekannten  Stelle  Ath.  XIV.  648  d  (»  Fr.  193): 
^iXoxoQog  i*  iw  toig  ne^l  lUKvxmrig  'A^ionmxov  tov  sCts  Aouqov  yivog  ^  £t' 
Hvavuiv  tbv  Kavova  nal  zag  rp(6(iag  nsxoirixivai  tprich,  Uebrigens  vgl 
A.  74. 

193)  Fulgent.  Tertull.  a.  a.  0.  0.  (s.  A.  178.  192).  Da  der  Letztere 
aus  Hermippos  von  Berytos  schöpft,  mnss  Serapion  vor  diesem  gelebt 
haben.  Artemid.  nennt  ihn  nicht.  Der  Name  ist  absichtlich  gewählt  (s. 
A.  183  ff.). 


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Kochbücher.  .  877 

uns  zwei  einander  ergänzende  Kataloge  aus  dem  Alterthum  Aus- 
künfte^). Der  erste  Verfasser  eines  solchen  war  der  Sikelier 
Mithaekos^  ein  wissenschaftlich  gebildeter  Mann^  der  wohl  noch 
vor  dem  Tode  des  Sokrates  ein  Werk  über  seine  yaterländische 
Küche  ^^'*)  veröfifentlichte.  Sein  Ruhm  dauerte  das  ganze  Alter- 
thum hindurch.  Mithaekos  fand  viele  Leser  und  Nachahmer. 
Sikelien  blieb  seitdem  lange  das  gepriesene  Land  der  Kochtopfe. 
Landsmänner  von  ihm  waren  die  beiden 

Herakleides  aus  Syrakus^^).  Aus  den  'OipaQtvtLxd  des 
einen,  der  vielleicht  noch  dem  vierten  Jahrhundert  v.  Chr.  an- 
gehört, haben  wir  einige  Anführungen  e^^.    Dieser  wie  sein  Zeit- 

194)  Ath.  XII.  616  c.  TCQmtoi  dl  AvÖol  xal  trjv  7iccQv%fiv  i^ev(fOp,  wbqI 
^g  a%8vaif^ag  ot  tu  'OiJjaQtvtMcc  avvd^ivtsg  tlQTjuaöiv,  ULavuog  te  6  AoxQog 
xal  Mid'ai%og  tia\  diovvaiog  ^HganleiSai  ze  Svo  yevog  SvgccKoaioi  xal  ^Aytg  xal 
'EnaCvBtog  [xal  /iiovvoiog']  (so  auch  Kaibel)  iti  tb  ^Hyi^amnog  xal  'EQuaiotQa- 
Tog  xal  Evd'vdrjfiog  xal  KffCttov  ^  nf^og  xovtoig  d\  E%i<pavog,  'AQxvxag,  \^Ayti- 
cziog  del.  Eaibel  Observ.  crit.  in  Athen,  p.  6],  'Axsa^txg,  jLo%Krig^  ^lUaz^anf. 
zoaovzovg  yciQ  olScc  yqdtpavzag  *0\l>uqzvzi%tt.  Poll.  VI,  70  flf.  noXXa  S*  av 
stri  zmv  negl  xr^v  riSvvztnriv  cxtvaoCav  dve^svffslv  in  zdv  6ip07ioirizi.%mv  avy- 
yqafi^dzoDVj  IlaißzoXiovzog  xal  Mi^ocCxov  xal  ZmmvqCvov  xal  26tp<avog  xal 
*HyTi(sCnnov  xal  I7a£afiOv  xal  'Enaiifizov,  övvagi&fioizo  S'  Sv  zovzoig  *HQa- 
xXsiöfig  ZB  6  HvQaxovüwg  xal  Tvvdaifi%og  b  Utxvwviog  xol  Sifitovaxzidrig  6 
Xiog  xal  rXavxog  6  Aoxifog,  orffoxoirizix^g  XQayfuczB^ag  aotpiazaL  Im  Allgem. 
Tgl.  Schoenemann  De  lexicogr.  antiqais  (Hannover  1886)  S.  99  ff.  Beiden 
Katalogen  gem^schaftlich  sind  nur  Mithaekos,  Herakleides,  Epaenetos  nnd 
HegesippoB.  Die  Abfolge  der  Namen  scheint  willkürlich.  Die  Mehrzahl 
der  Genannten  lebte  sicher,  beziehungsweise  wahrscheinlich,  bereits  im 
vierten  und  dritten  Jahrhundert  v.  Chr.  Die  spätesten  der  Ton  Ath.  Auf- 
geführten Epaenetos  und  Euthydemos  gehören  dem  zweiten  bis  ersten 
an,  vgl.  G.  34.  A.  61.  65.  Die  Eenntniss  vom  'ChpaQzvzixov  des  Epaenetos 
hat  Pamphilos  bei  Ath.  IX.  887  d.  e  erhalten  durch  die  Vermittlung  des 
Aristophaneers  Artemidoros:  dieser  wird  also  wohl  auch  die  anderen  dort 
bei  Athenaeos  auftretenden  Köche  namhaft  gemacht  haben.  Dann  lebten 
die  zeitlich  unbestimmbaren  Dionysios,  Stephanos,  Archytas,  Akesias,  Pan- 
taleon  ebenfalls  sicher  vor  60  y.  Chr.  (s.  C.  30.  A.  207,  Tgl.  ebend.  A.  209). 
Ebenso  steht  es  mit  den  im  Kataloge  des  Poll.  Genannten,  nur  dass  hier 
Paxamos  hinzukommt,  der,  wie  gesagt,  vielleicht  erst  der  zweiten  Hälfte 
des  ersten  Yorohristlichen  Jahrhunderts  angehörte  (s.  A.  46  ff.). 

196)  Denn  Piatons  Gorgias,  welcher  p.  618  B  (s.  A.  208^)  Mithaekos* 
Kochbuch  erwähnt,  ist  nach  den  neuesten  Untersuchungen  zwischen  399  und 
396  verfasst. 

196)  Vgl.  A.  194.  Schoenemann  a.  a.  0.  S.  102.  A.  4  glaubt,  dass 
der  Eine  von  ihnen  identisch  sei  mit  dem  bekannten  Arzt  Herakleides  aus 
Tarent  (s.  C.  84.  A.  38).     „Das  ist  aber  sehr  willkürlich*'.  (Susemihl). 

197)  üeber  die  Eier  verschiedner  Thiere  Ath.  U.  68  b  ('Eaaivszog  öl 


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878     FünfandzwaD^'gstes  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthschaft  n.  Verw. 

genösse  Glaukos  der  Lokrer  erhob  den  Anspruch  darauf  als 
Vertreter  einer  wirklichen  Kunst  zu  gelten,  deren  Jünger  nicht 
Sklaven,  sondern  nur  besonders  zu  ihr  veranlagte' Freigebome 
sein  dürften  ^^). 

Um  die  Wende  des  vierten  und  in  den  ersten  Jahrzehnten 
des  dritten  Jahrhunderts  sorgten  für  das  leibliche  Wohl  ihrer 
Zeitgenossen  und  das  der  folgenden  Geschlechter  durch  Aufzeich- 
nung ihrer  vorzüglichen  Recepte  die  Koche 

Sophon  aus  Akamanien,  Simonaktides  aus  Chios,  Tyn- 
darichos  aus  Sikyon  und  Zopyrinos^^).  Am  Bekanntesten 
von  ihnen  ist  Sophon,  der  seine  Studien  in  Sikelien  bei  Lab- 
dakos  gemacht  hatte,  um  dann  nach  lonien  den  Schwerpunkt 
seiner  Thätigkeit  zu  verlegen  und  dort  Schule  für  die  neumodische 
Küche  zu  machen,  welche  mit  den  alten  Gewürzen  aufräumen 
wollte  ^^).  Bis  auf  den  Namen  verschollen  und  wenn  auch  seit- 
lich unsicher,  so  doch  eher  dem  dritten  vorchristlichen  Jahr- 
hundert als  den  beiden  folgenden  zuzuweisen  *^^),  sind  die  Koch- 

%al  ^HganUidr^e:  der  Erstere  also  war  hier  wohl  Vermittler),  über  Brote 
(KTBOI)  III.  114  a,  Fische  {Kolvßdaiva  und  %ecg{g)  IIT.  106  c.  {XAAXI^Ei:^ 
YII.  828  d.  Fraglich  iet  Ath.  XIV.  647  a.  'HgcnaeidfiS  o  £v^*6atog  h  xm 
ntQl  ^fOfuciv  {iS6üfutt(ov7  Kai  bei).    Uebrigens  vgl.  auch  d.  Nachtr. 

198)  Athen.  XIV.  661  e.  xal  ot  ta  'OfpaQXvuna  dh  GvyyQdy>arteg  ^Hpa- 
%lt{$rig  r«  nal  nttv%og  b  Ao%qog  qv%  a^fUttBiv  tpaal  ^„^ovloitfi^  (so 
Kai  bei)  r^v  fiayeiQinriv  all'  ovdh  toi:g  tvxovüt  x&v  iUvd'iQwv^.  Sind  die 
Ton  Di  eis  als  solche  erkannten  Verse  aus  des  Alexis  unmittelbar  vorher  (d) 
genannter  Eomoedie  Aißrjg,  wie  Schoenemann  a.  a.  0.  aimimmt,  so  ist 
das  vierte  Jahrhundert  v.  Chr.  als  Lebensseit  fftr  beide  Schriftsteller  aber 
jeden  Zweifel  sicher.  Ein  Becept  ans  Glaukos'  Kochbuch  ftber  das  wt4- 
atpayfict  (Gericht  aus  geronnenem  Blute)  giebt  Ath.  VII.  824  a,  eine  sprach- 
liche Notiz  IX.  869  b  (G.  gebrauchte  die  Form  ^dxvg  statt  des  sp&ter  üb- 
lichen (dtpvg:  Tgl.  Röscher  in  Onrtins  Studien  s.  gr.  und  lat  Gr.  I,  2. 
S.  74).    War  G.  aus  dem  italischen  Lokri? 

199)  Alle  vier  erscheinen  als  berühmte  Köche  in  Batons  Evs^itai  b. 
Ath.  XIV.  662  c.  Poll.  VI,  70  hat  seine  Kenntniss  (s.  A.  194)  ebendaher, 
denn  Sophons  und  Zopyrinos*  Vaterst&dte  sind  ihm  unbekannt,  wie  die  der 
beiden  Anderen  bekannt,  weil  Baton  eben  nnr  diesen  den  Ort  ihrer  Herkunft 
sasetzt.  Da  Baton  etwa  260—260  v.  Chr.  blühte  (s.  C.  2.  A.  216.  C.  8.  A.  112), 
so  ist  damit  die  Zeit  dieser  KOche  bestimmt. 

200)  Wie  Anthippos  oder  Anaxippos  (so  nach  Valckenaer  Meineke 
F.  C.  G.  I.  S.  469,  Kock  C.  A.  F.  III.  S.  296)  im  'Eynalvindtiivog  (Fr.  1) 
b.  Ath.  IX.  408  e  ausfahrt.  Er  bezeichnet  hier  Sophon  als  Akamanier. 
Ueber  die  Zeit  des  Anaxippos  s.  C.  8.  A.  99. 

200*>)  S.  A.  194. 


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EochkanBt  und  Bäckerei.  879 

Schriftsteller  Agis«<^^),  Diouysios^o*),  Kriton*^^^)  Stephanos, 
Akesias^^),  Pantaleon^^^),  Parmenon  von  Rhodos*^).  Schon 
oben  genannt  sind  Archytas^  Paxamos  und  Mnaseas^^.  Auch 
Aerzte  wurden  zu  den  Eochschriftstellem  gerechnet^  insofern, 
viele  von  ihnen  —  und  unter  diesen  befanden  sich  die  grossen 
Meister  Diokles  und  Erasistratos^^)  —  es  nicht  unter  ihrer 
Würde  hielten,  eingehende  Küchenrecepte  zusammenzustellen,  um 
so  die  Diät  der  Patienten  bis  ins  Einzelne  zu  regeln.  Von  den 
Köchen  im  Allgemeinen  zu  sondern  sind  die  Brot-  und  Kuchen- 
bäcker, deren  Gewerbe  gleichfalls  litterarieche  Vertreter  fand*^**). 


201)  Vielleicht  ist  er,  woran  Seh oene mann  a.  a.  0.  denkt,  identisch 
mit  dem  Koch  Agis  aus  Rhodos,  welchen  der  Komiker  Euphron  in  seinen 
'AdBltpoC  (Fr.  1)  h.  Athen.  IX.  379  e  erwähnt.  Die  rhodische  Kfiche  war 
berühmt.  Agis  würde  dann  in  der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahr- 
hunderts gelebt  haben,  da  Euphron  noch  nach  280  v.  Chr.  dichtete,  Tgl. 
C.  8.  A.  182. 

202)  Ueber  Namensyettem  s.  A.  6^.  70.  178.  174.    Eine  Anführung  {tf^g 
vait rjg  (ivrjiiopevBi)^  wohl  durch  Dorion  vermittelt,  findet  sich  b.  Ath.  VII. ' 
826  f :  D.  steht  hier  zwischen  Nnmenios  und  Archestratos,  was  auf  ein  ziem- 
lich hohes  Alter  des  Schriftstellers  (etwa  das  8.  Jahrh.)  zu  führen  scheint; 
vgl.  A.  194. 

203)  fijiton  ist  Name  mehrerer  Aerzte  (s.  Fabricius  Bibl.  Gr.  XIU.^ 
S.  182). 

204)  'A%8cücg:  80  und  nicht  'Axrjaiag  lautet  der  Name,  s.  C  Keil  Anal, 
epigr.  S.  108.  Ein  wegen  seiner  Ungeschicklichkeit  sprichwörtlich  ge- 
wordner  Arzt  Akesias   erscheint  Zenob.  I,  52   (Tgl.   Nauck   Arist   Byz. 


205)  UuvtttUwvj  daneben  (aber  weniger  üblich)  auch  IlavtoXiaHf 
E.  M.  102,  28. 

206)  Parmenons  iiccyeiQinri  didci0%ttXia  (Ath.  VU.  898 f)  ist  wegen 
ihres  Titels  bemerkenswerth,  da  sonst  die  Kochbücher 'O^a^Tt^Tixa  zuheissen 
pflegen.  Vielleicht  wurde  die  Bezeichnung  absichtlich  gewählt,  um  die 
Schrift  „Kochschule**  als  systematische  Unterweisung  lernender  Köche  Ton 
den  einfiEUihen  Receptbüchem  zu  sondern. 

207)  Vgl.  A.  47.  51.  52. 

208)  Diokles,  Philistion  aus  Lokri,  Erasistratos,  Euthjdemos  und  Epae- 
netos  stehen  unter  den  Koohschriftstellem  bei  Ath.  XII.  516  c  (vgl.  A.  194). 
Ueber  Hikesios  s.  oben  A.  87.  85.  Ausser  diesen  kennen  wir  noch  als 
Küchenkundige  unter  den  Aerzten:  Mnesitheos  von  Athen  aus  Toralexan- 
drinischer  Zeit  («^^l  ^8Ba%mv\  aus  alexandrinischer  Phylotimos.  Vgl.  G.  24. 
A.  21.  187.  C.  84.  A.  48.  58. 

208^)  Plat.  a.  a.  0.  (s.  A.  195).  ottiveg  ayai^ol  ysyovctaip  rj  bCci  a<ofid' 
ttov  ^SQunsvxaC,  iXsyeg  fuoi  ndvv  anovSa^mp^  Sia^lmv  o  a^xononog  xccl 
MW'amog    b    xr^t^    oiponotücv    6vyyeyQoc(p<og  triv  Zinslinriv  xal  2^Qa(ißog  6 


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880    FünfiindzvanzigBies  Capitel.    Schriften  üb.  Landwirthscbaft  u,  Venr. 

Aus  der  Zeit  vor  Eallimachos  kennen  wir  als  solche  Aegimios, 
Metrobios,  Phaestos  und  Hegesippos*^^);  der  letztgenannte 
verfasste  auch  ein  Kochbuch  *^^).  Später  zur  Zeit  des  Pamphilos 
war  die  Schrift  des  latrokles  über  Brot-  und  KuchenbackeB 
besonders  geschätzt*").  Nicht  sicher  zeitlich  bestimmbar  ist 
auch  Harpokration  aus  Mendes  in  Aegypten*"). 

Einen  anderen  Zweig  der  gastronomischen  Litteratur  bildeten 
Anweisungen  für  den  Bezug  und  Einkauf  der  Delicatessen, 
wie  die  früher  erwähnte  Tk%vri  difcovritixi^  des  Lynkeus*^*), 
ferner  Menüs,  allgemeine  Regeln  für  Feinschmecker  und  Ess- 
künstler; besonders  gern  schilderte  man  den  Verlauf  bestimmter 
prunkvoller  Gastmähler  in  freier  wie  gebundner  Rede.  Nach  den 
grossen  Erfolgen,  welche  derartige  poetische  Ergüsse  seit  dem 

nanriXog,  oti  ovtoi  d'uviuiüioi  yByovaai  ümiuatatv  Q'^^anivtal^  o  ^^9  aiftovi 
d^aviiaatovs  naQCcansvainVf  o  dh  ofpov,  o  d^  olvop, 

209)  Ath.  XIV.  643  6.  olöa  dl  xal  KttlXly^u%ov  (Fr.  100^,  7,  vgl.  C.  11 
A.  59)  iv  tm  tmv  navxoöccnmv  avyyQUfifutttov  nivam  dvccyQä^arza  xla- 
mowtonowKci  nvyyQttiinata  Alyifiiov  mal  *Hyfj6ÜCK0v  tuiI  MrjtQoßCov  luri 
^a^atov  (so  Meineke  filr  Oeeirov). 

210)  Vgl.  A.  194.  HerakleideB  sprach  in  seinem  Kochbuch  auch  von 
Broten  (A.  198). 

211)  Ath.  VII.  826  e.  nal  nififia  di  xi  xtv^Cda  (Dintenfisch ,  dessen 
Form  also  der  Eachen  hatte)  ovoyMinv  'laxQo%lia  iv  'Aqxonoii%m  <pfi^ 
Ilaiitpilos.  I.  lebte  also  vor  Pamphilos,  aber  nach  Kallimachoe  (s.  A.  209). 
Atb.  XIY.  646  a.  647b.  iv  xA  nt^l  nlu%ovvxmv.  Vgl.  Eaibel  Ansg. 
des  Atb.  III.  S.  681.  A.  1:  „videntur  nan  duo  libri  esse  sed  <nU  dnae  wmu 
libri  partes  aut  duo  eiusdem  libri  nomina'*.  Ath.  646  f.  IIAJZA  nltnovw- 
xuL  naqa  Ktpoig  cag  tpriaiv  '/.  Wie  die  Herkunft  der  Kuchen,  so  bwück- 
sichtigte  I.  auch  ihre  Verwendung  in  religiösen  Bräuchen :  647  c.  uvttn 
(näml.  xoCqivai)  öl  a^Xa  xi&BPxcci  xaig  nawvxlo^  xS  diayifvi€wiQ0ai^ti. 
646  a.  b  (kurze  Erwähnung  der  Kuchen  tiQiftvitrjg  und  cxaixixrig). 

212)  Ath.  XIV.  648  b.  'AgnoxQaxüov  dl  6  Msvdi^aiog  iv  x&  ntQi  nU- 
xovvxoav  xrjv  naQ*  'Als^avSQSvat  ntxXovfLivriv  IIArKAPTlJAN  ♦*  {(llßw^^ 
Kai  bei)  %aXBi,  txQui  6'  iaxl  xccvxa  cvvxB&Qviif/tiva  fisxa  fiiXixog  i^^iuvtt 
%,  X.  X.  Vgl.  ni.  126  f.  nXocuovg  i%  yccXantog  Ixffimv  •  xe  %cil  iiiXtxog^  ot 
*P<oftaioi  Xtßov  %aXov0t.  Ist  Kaibels  Ergänzung  richtig,  so  gehört  Haipo- 
kration  erst  in  römische  Zeit  Sicher  erst  in  diese  fUlt  nach  den  von 
Ath.  XIV.  647  c— 648  a  nnd  IlL  118a— d  (aus  dem 'Afftoxounov)  gegebnen 
Excerpten  Ghrysippos  TOn  Tyana  {aoipog  ntfi(Uixol6y og  Ath.  G48  a), 
gleich  Harpokration  übrigens  zur  Zeit  des  Atbenaeos  nnr  noch  wenig  ge- 
kannt, 8.  Ath.  648  c.  OvXniavog  i(prj'  „«o^fi^  vpiiv  .  .  .  %al  in  xoiag  ßt^Xw 
^riTitiq  dvfqxivrjaav  ot  atiivoxaxot  ovxoi  avyyQUtpeig  .  .  .  SiaßdXlovxeg  nalmw 
6v6(iaxa  fpiXoaofpmv  x^  hfimvvfUa;^^  Vgl.  A.  52^. 

213)  C.  18  mit  A.  7. 


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Gastronomische  Briefe.    Chaerephon.    Hippolochos.  881 

Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  gefunden  hatten  ^^*),  war  es 
der  Parasit 

Chaerephon  in  Athen ^  eine  der  bekanntesten  Persönlich- 
keiten der  neueren  Komoedie  ^^),  der  zuerst  ein  prosaisches 
^stjcvov  schrieb.  Er  that  dies  in  Form  eines  Briefes  an  seinen 
Zunftgenossen  Kyrebion,  „um  einem  längst  gefühlten  Bedürfniss 
abzuhelfen"  *^^).  Seine  Nachfolger  in  dieser  Art  der  Briefstellerei 
(iTiiötoXal  ÖBinvrixtxaC)  waren  Ljnkeus  aus  Samos**')  und  dessen 
Zeitgenosse  und  Freund 

Hippolochos  aus  Makedonien.  Beide  hatten  mit  einander 
ausgemacht  aus  der  Feme  einander  (und  dem  Publicum)  über 
jede  ,^phaenomenale"  Schmauserei,  zu  berichten^  an  der  sie  Theil 
genommen  hatten  *^^).  Die  Beschreibung,  welche  Hippolochos 
seinem  damals  in  Athen  angeblich  Philosophie  studirenden 
Freunde ^*^)  von  dem  Hochzeitsmahle  des  reichen  Makedoniers 
Earanos  schickte,  liegt  uns  grossen theils  noch  im  Wortlaut 
vor**^).  Sie  liest  sich  flüssig  und  ist  anschaulich  und  nicht  ohne 
Ironie  geschrieben^***).     Als  Sittengemälde **^**)  ist  sie  för  uns 


214)  Wie    das  Jstnvov   des  Philoxenos,   die  Paatifoloy^cc  unter   dem 
Namen  des  Terpsion,  die  *Hdvndd'SLcc  des  Archestratos,  das  Epjllion  des 
Parodcn  Matron,  das  versificirte  Kochbuch  des  Tragoeden  Simos. 
-      216)  Vgl.  bes.  Ath.  VI,  42. 

216)  Ath.  VI.  244  a.  toi;  XaiQBtpmvvog  %al  avyy^offiftÄ  dvayQocipBt  KaXXi- 
fiaxog  iv  Tü5  xmv,  navtoSanoiv  nCvani  ygcicpatv  ovtmg  (Fr.  100*,  8  Sehn.)* 
dsifcvcc  oaoi  ^yQatpctV  „Xoft^cgxiov  KvQrjßimvi^^.  sl^'  i^rjg  tr^v  uqxV^  vni- 
&ri%ev'  yJnsiÖT}  fioi  noXXd%ig  iniaxsiXag  ....  üxCiav  töc".  Chaerephons 
Schrift  war  also  an  erster  Stelle  verzeichnet,  mithin  war  es  das  älteste 
prosaische  j:ihVnvov.  üeber  seinen  geringen  Umfang  vgL  Birt  Buch- 
wesen S.  387. 

217)  Siehe  über  ihn  C.  18  mit  A.  8. 

218)  Ath.  IV.  128  a.  ndvtmg  avrco  djiXovv ,  st  rivi  aviivsQKvsxd^sirj 
ds^nvcp  nolvzslsi  td  ofuota  %a%B(vov  avxmQonCvovtog  avx(S.  Diese  öffentlich 
ergangne  Verheissung  hat  bei  den  halbbarbarischen  Protzen  den  ge- 
wönschten  Erfolg  gehabt. 

219)  Lynkeus  lebte  dort  als  Schüler  des  Theophrastos,  als  Hippolochos 
an  ihn  schrieb ,  s.  die  C.  18.  A  6  mitgetheilten  Worte  des  Letzteren  bei 
Ath.  IV.  180  d.  Ueber  die  Zeit  dieser  gastronomischen  Correspondenz 
zwischen  Beiden  s.^C.  18.  A.  8. 

220)  Ath.  IV.  c.  2—6.  128  c— 131  d.  Die  anderen  drei  Anführungen  III. 
126  e.  IX.  402  a.  XIV.  614  d  stehen  auch  in  diesem  Referat. 

221****)  129  a.  accfißvH^oxQicci  ..  .  ifi4)l  (jlsv  yvfi^al  doxdo,   nliiv  iXsyov 
Tt^fS  avxdg  i%siv  %ix&vag,    129  f.  weint  Einer,   weil  er  dem  Zeobcomment 
nicht  nachkommen  kann  und  desshalb  den  yersprochenen  goldnen  Becher 
SuBVvmL,  gTieoh.-aIex.  Litt.-Qosoh.  I.  56 


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882    Fünfondzwanzigstes  Capitel.    Schriften  Üb.  Landwirihschafb  a.  Verw 

anziehend  ^^*),  im  späteren  Alterthume  wurde  sie  weniger  als  die 
Schmausebriefe  des  Lynkeus  gelesen**^). 

üeber  das  ZvfiTiöeiov  des  Herakleides  von  Taras  s.  C.  34 
Anhangsweise  sei  hier  erwähnt  die  Monographie  eines  zeitlich 
nicht  sicher  bestimmbaren  Moschion  über  das  Riesenprachtschiff 
des  König  Hieron  H***).  Sie  ist  uns  noch  im  Auszuge  bei  Athe- 
naeos  erhalten  ^**^),  und  sie  nimmt  in  ihrer  Art  eine  Sonderstellung 
in  der  Litteratur  ein*^^).  Leider  lernen  wir  aus  ihr  über  die 
eigentliche  Technik  des  antiken  SchiflFsbaues  sehr  wenig**^. 
Gleichwohl  fesselt  uns  die  Schilderung;  denn  vorausgesetzt,  dass 
sie  zuverlässig  ist,  so  giebt  sie  uns  eine  Vorstellung  von  dem 


nicht  zom  (beschenk  erhalten  soll.  180  c  tanzt  eine  Über  80  Jahre  alte 
Frau.  130  d  und  a  sagt  der  Berichterstatter,  dass  sie,  die  Gäste,  ans  Angst 
am  die  glückliche  Fortschaffnng  der  kostbaren  Geschenke  trotz  vielen 
Trinkens  nüchtern  geblieben  seien.  Zweimal  129  f.  130  b  sind  homerische 
Wendungen  (H,  161  und  51,  11)  nach  Parodenart  verwandt  Nicht  ge- 
schickt gebraucht  H.  kurz  auf  einander  (180  d  und  e)  die  Worte  riavxias 
dh  ysvoiiivrjg  zur  Weiterführung  des  Berichtes. 

222)  Vorausgesetzt  dass  sich  H.  nicht  Uebertreibungen  hat  zu  Schulden 
kommen  lassen:  die  Geschenke  sind  so  ungeheuer  und  wiederholen  sich 
auch  derart,  dass  der  Verdacht  nicht  unbegründet  erscheint.  Das  Protzen- 
und  Parasitenthum  steht  in  voller  Blüte.  Gegessen  wird  wenig,  Mancherlei 
von  Gauklern  vorgetragen,  tüchtig  getrunken  und  unendlich  viel  mit 
nach  Hause  genommen  (nlovtov  dvtl  fisQ^Scav  svmxTj^ivxBg). 

223)  Ath.  128  c.  rj  xov^ln'JtoX6%ov  onnvCmg  evQCcnetai,  Lynkeus^  Be- 
schreibungen königlicher  Gastereien  mussten  das  Interesse  Sp&terer  mehr 
erwecken. 

224)  Vermuthlich  gehört  M.  noch  dem  dritten  vorchristlichen  Jahr- 
hundert an,  aus  dem  er  eine  bekannte  historische  Thatsache  mittheilt 
(Ath.  209  e) ,  und  dem  die  von  ihm  angeführten  Historiker  angehören,  vgl- 
A.  226.  In  dieselbe  Zeit  ist  also  wohl  auch  der  sonst  nicht  nachweisbare 
Diokleides  von  Abdera  zu  setzen,  vgl.  C.  21.  A.  368 '>.  üeber  den  Ant 
Moschion  ygl.  A.  54. 

224^)  V,  40—44.  p.  206  d— 209  e. 

225)  Der  Verfasser  selbst  scheint  seine  Beschreibung  in  eine  Linie  za 
stellen  mit  Schilderungen  ähnlicher  Wunderwerke  bei  Historikern  wie 
Timaeos,  Hieronymos  von  Kardia  und  Poly kleitos  von  Larisa,  vgl 
Ath.  206  d.  e  und  Kaibel  z.  d.  St.    S.  auch  G.  21.  A.  89.  206. 

226)  Es  finden  sich  nur  wenige  technische  Notizen  von  einiger  Wichtig- 
keit, etwa  die  über  die  Metallhaut  des  Schiffes  (Ath.  207  a),  über  ä»B 
Trinkwasserreservoir  (208  a),  über  die  Brustwehr  der  Mastkörbe  (208  e);  vgl 
Breusing  Die  Nautik  der  Alten,  Bremen  1886,  S.  36.  40.  49.  Bedeutsamer 
sind  die  Angaben  über  die  Armirung  des  Fahrzeuges  (208b — e). 


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Beschreibung  eines  Schiffes.    Moschion.  883 

fabelhaften  Luxus   und  der  bis  heute  unerreichten  Pracht  dieses 
unter  Archimedes'  Mitwirkung  erbauten  antiken  Great  Eastem^^^. 

227)  M.'s  Zuverlässigkeit  wird  in  Zweifel  gezogen  yon  Bren8inga.a.  0. 
S.  87:  „Dass  das  grosse  Schiff  des  Hiero  von  einem  einzigen  Manne  mit 
Hülfe  einer  archimedischen  Schnecke  entleert  sei  (Ath.  V,  40),  ist  so  un- 
wahrscheinlich, dass  der  ganze  Bericht  dadurch  verdächtigt  wird!** 
Die  Angaben  M/s  über  die  luxuriöse  Ausstattung  des  schwimmenden 
Kolosses  mit  seinen  die  Ilias  illustrirenden  Mosaiken  u.  s.  w.  überateigen 
weit  die  ausschweifendsten  Vorstellungen  des  modernen,  verwöhnten  Welt- 
reisenden. Stutzig  machen  kann  uns  auch  der  dmstand,  dass  Archimelos 
in  seinen  Distichen  auf  das  Schiff  (Ath.  209  c— e;  vgl.  C.  86)  nur  dessen  un- 
geheure Grösse  zu  preisen  weiss. 


66* 


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Berichtigungen  und  Nachträge. 


C.  1.  S.  7.  A.  20.  Z.  4  V.  u.  hinter  381  füge  hinzu:  (*  430). 
.  C.  2.  S.  89.  A.  109.  Z.  7  v.  o.  f.  86  1.  Ö2. 

C.  2.  S.  41.  A.  117^  Auch  das  Gleichnisa  bei  Polyb.  XIII,  2,  2  stammt 
mittelbar  aus  Bion,  s.  y.  Scala  Die  Studien  des  Polybios  I.  (Stuttgart 
1890).  S.  333  f.  In  Bezug  auf  Polyb.  XXXVIII,  8,  9  femer  s.  v.  Scala 
Theodoros  äd'eog  bei  Polybius,  Rhein.  Mus.  XLV.  1890.  S.  474—476. 

G.  2.  S.  48.  A.  151.  Bäumker  Das  Problem  der  Materie  in  der  griech. 
Philosophie,  Müuster  1890.  8.  S.  326—870. 

C.  2.  S.  49.  A.  163  hinter  Paus,  füge  hinzu  I,  29,  16. 

C.  2.  S.  64  f.  A.  186.  Ueber  die  Gräber  des  Zenon  und  Cbrysippos  s. 
Paus.  I,  29,  16,  über  die  Büste  des  Ersteren  im  Vatican  Visconti  Museo 
Pio-Clem.  VI,  32.     Icon.  gr.  I.  S.  276 f.  Taf.  XXIII. 

C.  2.   S.  66  f.  A.  247.  247  ^  246.     Beträchtlich   nach   dem    Druck   er- 
schienen R.  Heinz e  Ariston  von  Chios  bei  Plutarch  und  Horaz,   Rhein. 
Mus.  XLV.  1890.   S.  497—623  und  Hense  Ariston  bei  Plutarch,  ebendas, 
S.  641—664.    Letzterer  zeigt,  dass  der  von  Plut.  de  curios.  3.  616  F  und 
de  exil.  6.  600  F  angeführte  Ariston  der  Stoiker  ist,  und  dass  diesen  Plut 
in  diesen  beiden  Abhandlungen  nsgl  noXvngccyfioavvrjg  und  neql  tpvyrjs  und 
in  TtsQl  Bv^vyilaq  (vgl.  das  Selbstcitat  de  tranquill.  8.  469  B  von  de  curios. 
1.  616  D)  und  nach  der  Zusammenstellung  von  Fowler  Harvard  Studies 
in  class.  philol.  I.  (Boston,  U.  S.  A.  1890).  S.  141  auch  wohl  in  ntgl  dift- 
xfig  xal   Tiaytiag   stark  benutzt  hat.    Hense  h&lt  unter  diesen  umständen 
wohl  mit  Recht  auch  den  praec.  ger.  reip.  10.  804  D  (vgl.  an  seni  7.  787  C 
^vioi)  und   den  Amat.   21.   766  F   citirten  A.  und  den  %o(jLif>6g  'A^latav  de 
sanit.  praec.   18.   133  D  für  den  nämlichen.     Da  er  sich  aber  den  Ergeb- 
nissen von  Wendland  Qnaestiones  Musonianae,  Berlin  1886.  S.  67 ff.  theils 
un'bedingt,  theils  mit  Rückhalt  anschliesst,  nach  denen  Plut.  in  den  vfttw^ 
naqayyil{i,ata,  in  n^ql  trig  slg  tä    inyovcc  <ptXoüto^{ag   (de  amore  prolie) 
und  im  'E^canyiSg  namentlich  aus  Musonios  geschöpft  hat,  so  ist  er  ge- 
neigt die  hier  auf  den  Chier  A.  zurückweisenden  Berührungspunkte  wenigstens 
theil  weise  nicht  durch  unmittelbare  Verwendung  desselben  seitens  des  Plut., 
sondern  seitens  des  Musonios  zu  erklären.  H  e  in  ze über  unterzieht  gerade  die 
von  Hense  mehr  nur  gestreifte  Schrift  tcbqI  (vd^aiag  in  Verbindung  mit 
der  kürzeren  Diatribe  neql  aQstijg  xal  xax^s,  so  weit  jene  mit  dieser  ver- 
wandt ist,   einer  genauen   Durchmusterung  und  findet  für  diese  und,  so 
weit  die  Verwandtschaft  reicht,  auch  für  jene  (C.  1—6.  8-11.  17—19)  die 


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Berichtigungen  and  Nachträge.  885 

Hauptquelle  in  A.  v.  Chios.  Dann  sacht  er  dessen  Sparen  auch  in  den 
beiden  ersten  Episteln  des  Horatias  nachzuweisen,  und  während  er  früher 
(8.  A.  114)  nicht  abgeneigt  war  die  beiden  in  der  ersten  wahrscheinlich 
benutzten  Diatriben  dem  Borystheniten  Bion  zuzuschreiben,  spricht  er  sich 
jetzt  entschiedener  dafür  aus,  dass  der  Urheber  der  einen  Quelle  vielmehr 
A.  gewesen  sei.  Da  indessen  nach  diesen  neuesten  Untersuchungen  yon 
Hense  und  Hei  uze  wohl  kein  Zweifel  mehr  darüber  sein  kann,  dass  nicht 
bloss  der  Peripatetiker  A.,  sondern  erst  recht  auch  der  Stoiker  von  Bion 
abhing,  so  fragt  sich  immer  noch  sehr  (was  übrigens  auch  Heinze  nicht 
ganz  von  der  Hand  weist),  ob  nicht  Hense  (S.  650f.  Anm.)  mit  Recht 
lieber  daran  festhält,  dass  die  Parallelen  bei  Horatius  (vgl.  auch  Sai  I, 
3,  26  f.  mit  Plut.  de  .curios.  615  D.  de  tranqu.  469  B  und  dazu  Hense 
8.  543)  lediglich  ans  gemeinsamer  Benutzung  von  Bion  durch  ihn  und  durch 
A.  zu  erklären  sind.  Und  auch  die  Erörterungen,  durch  welche  Heinze 
S.  610  f.  614—518  zu  zeigen  sucht,  dass  dieser  kynische  Stoiker  einem 
ähnlichen,  kyrenaisch  gefärbten  Eynismos  wie  Bion,  wenn  auch  mit  posi- 
tiverer Haltung,  gehuldigt  und  sein  Leben  daher  mit  seiner  Lehre  keines- 
wegs in  Widerspruch  gestanden  habe,  scheinen  mir  nicht  zwingend,  was 
ich  hier  freilich  nicht  ausführen  kann.  Ob  die  Vermuthung  von  Dümmler 
Academika  S.  211fF.,  dass  auch  Plut.  nsQl  tvxrjg  auf  den  nämlichen  A. 
zurückgehe,  sich  bestätigen  wird,  bleibt  abzuwarten.  Uebrigens  wird  auch 
durch  diese  neuesten  Untersuchungen  das  Urtheil  des  Panaetios  über  dessen 
Schriften  keineswegs  gründlich  umgestossen,  s.  darüber  Heinze  selbst 
S.  611 — 613,  und  ich  sehe  keinen  Grund  in  der  Berichtigung  desselben 
weiter  zu  gehen,  als  ich  gethan  habe.  Vielmehr  reichen  die  Briefe  an 
Eleanthes,  die  ^Ofioicifjtctta ,  die  Ohreien  un4  die  Dialoge  über  die  Lehren 
Zenons  vollauf  hin,  um  alle  diese  Herleitungen  aus  dem  Stoiker  begreif- 
lich zu  machen,  von  dem  allerdinge,  wie  Heinze  S.  618  darthut,  auch 
noch  Marcus  Aurelins  (Epist.  IV,  13.  p.  76  f.  Naber)  gewisse  Ubri  gelesen 
hatte.  Dass  indessen  auch  der  IlQotQtntiiiog  von  dem  Chier  und  nicht  dem 
Keer  herrührte,  sucht  H artlich  De  exhortationum  .  .  .  bist.,  Leipz.  St. 
XI.  1889.  S.  274  ff.  wahrscheinlich  zu  machen. 

C.  2.  S.  78.  A.  832.  üeber  das  Grabmal  des  Chrysippos  s.  d.  Nachtr. 
z.  A.  186,  über  seine  Statue  C.  33.  A.  635^,  über  die  erhaltenen,  muth- 
m  asslich  ihm  beigelegten  Bildwerke  (Münzen  vermuthlich  mit  Aratos  auf 
der  anderen  Seite,  s.  C.  10.  A.  31  mit  den  Nachtrr.,  und  eine  dieser  Ab- 
bildung entsprechende  Herme  in  der  Villa  Albani  in  Rom)  s.  Visconti 
Icon.  gr.  I.  S.  279  f.  Tf.  XXUI». 

C.  2.  S.  79  ff.  A.  836.  v.  Arnim  üeber  einen  stoischen  Pap.  der  her- 
culanens.  Biblioth.,  Herm.  XXV.  1890.  S.  496—626  vermnthet,  dass  die 
Rolle  Vol.  Herc*  X,  112—117  aus  einer  Schrift  des  Chrysippos  sei. 

C.  2.  S.  82.  A.  345.     Vgl.  indessen  C.  22.  A.  94^. 

C.  2.  S.  83.  Z.  4  f.  V.  0.  tilge  Zenodotos  von  Alexandreia*^*),  1.  dann: 
und^^')  und  ändere  A.  861  folgendermassen:  Dass  Zenodotos,  von  welchem 
bei  La.  Di.  29  f.  ein  Epigramm  auf  Zenon  von  Kition  mitgetheilt  wird, 
nicht  der  Alexandriner  ist,  darüber  s.  C.  26.  A.  83. 

C.  2.  S.  87  f.  A.  388.  Courtney  Epicurus,  in  Abbott  Hellenica,  Ox- 
ford u.  Cambridge  1880.  8.  S.  244—266.    Bäumker  a.  a.  0.  S.  301-325. 


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886  Berichtigungen  und  Nachträge. 

C.  2.  S.  89.  A.  897  für  436  1.  466. 

C.  2.  S.  98f.  A.  443.  Erst  geraume  Zeit  nach  dem  Dmcke  erschien 
die  verdienstliche  Arbeit  von  Eoerte  Metrodori  fragmeota,  Leipz.  1890.8. 
(Jahrb.  f.  Ph.  Snppl.  N.  F.  XVII.  S  629-697). 

C.  2.  S.  99.  A.  446.  Gegen  Rusch  s.  indessen  Brieger  Jahresber. 
LXm.  S.  223. 

C.  2.  8.  99  f.  A.  449.  Eoerte  kommt  aaf  24  Nammern»  indem  er  n 
der  24.  'EmatoXa^  wohl  mit  Recht  auch  n(^s  TCyMQxov  und  sr^o^  Mevietga- 
%Qv  zieht,  ausserdem  aber  4  neue  MaffxvQlaiy  ^Tno^f^xaiy  «^6^  xhv  271a- 
xmvo^  ToQyCav  u.  nqbq  xhv  E^Q'vtpQOva  IlXaxfovos  nachweist,  Ton  denen 
jedoch  die  beiden  ersten,  yermuthlich  blosse  Auszüge  ans  Schriften  o. 
Briefen  des  Metrod.  u.  Anderer,  und  das  2.  B.  der  dritten  unächi 
waren  (Philod.  V.  H.*  I,  162.  xmv  slg  MtiXQodaifov  dvaq)BQOi»^i9wv  *Tuo- 
dy^Tiäv  tial  x&v  Maffzvgimv  xal  ijmXXov  ^hi^  xov  ngog  xov  IlXdx(io9o(jt} 
FoQytav  devxigovy  s.  d.  Nachtr.  e.  A.  466)  und  von  der  vierten  der  Titel 
nicht  ganz  sicher  steht,  s.  V.  H.*  X,  201.  Mijir<^o^a)^o>tf  ^'  (f.  ov)  h  (tn 
n^hi  xovy  Ev&vfpQo^vcc  ndp  x^y  ngog  'Aif^iaxmva^y,  Wenn  die  letite, 
recht  wahrscheinliche  Ergänzung  richtig  ist,  so  muss  auch  noch  eine  Streit- 
schrift gegen  Ariston  (s.  A.  388.  466)  angenommen  werden.  Dass  M.  in 
der  gegen  Timokrates  diesen  seinen  Bruder  selbst  anredete,  hftt  doch  wahr- 
lich nichts  Auffälliges,  und  es  ist  daher  ein  Missgriff,  dass  Koerte  ausser 
dieser  Schrift  ngbg  Tiiioxgdxrjv  noch  einen  Brief  ngog  Tifioi^dxfip  ansetit 
Der  zweite  Theil  von  Eoertes  Abh.  enthält  endlich  eine  Bearbeitung  von 
Pap.  831  =-  V.  H.*  X,  71—80,  in  welcher  er  zugleich  die  Ton  Gomperi 
Wiener  Stud.  IL  S.  139  behauptete  Zusammengehörigkeit  dieses  Pap.  mit 
1012  =  V.  H.*  VII,  1—29  bestreitet  und  M.  als  Verf.  zu  erweisen  sucht 

G.  2.  S.  101.  A.  466.  Die  Annahme  der  Erwähnung  unächter  Schriften 
unter  dem  Namen  des  Eolotes  bei  Philod.  V.  H.*  I,  162  beruht  nur  auf 
der  Coiyectur  von  Usener  Epic.  S.  412*»  x«l  eis  KoXmx(j^y  in  den  eben 
(Nachtr.  z.  A.  449)  angeführten  Worten  för  %aifutlXov^  sie  fällt  also,  wenn 
vielmehr  Eoertes  Ergänzung  richtig  ist.  Dagegen  ist  hier  in  den  folgenden 
Worten  auch  von  fälschlich  dem  Hermarchos  beigelegten  Schriften  die  Bede: 
%tt\  si^sy  noXvai<^vyov  xa^ay  nQog  xovg  (rjxoQag.  xal  xov  nsifl  üiXi/irrig  tfu 
xmv  sig  "EQfiaQXOV, 

C.  2.  S.  106.  A.  484.  Zu  beurtheilen,  auf  wessen  Seite  der  grossere 
Theil  der  Schuld  an  diesem  Zerwürfiiiss  lag,  und  wie  sich  dieselbe  ver- 
theilte,  gestattet  die  Dürftigkeit  des  Materials  nicht,  und  es  ist  sehr  fiber- 
eilt, wenn  Eoerte  S.  636  f.  einfach  als  Advocat  des  Epikuros  und  Metro- 
doros  auftritt,  dergestalt  dass  er  sogar  behauptet,  der  Becurs  des  Letzteren 
auf  den  Bauch  habe  nur  bedeuten  sollen,  dass  die  Quelle  unserer  Glück- 
seligkeit in  uns  selbst  (1)  und  nicht,  wie  Timokrates  gewollt  habe,  aach  in 
äusseren  Gütern  liege,  und  dass  dies  der  wahre  Sinn  des  Streites  ge- 
wesen sei. 

C.  2.  S.  108.  A.  508.    üeber  Philon  von  Athen  s.  noch  C.  17.  A.  39. 

G.  2.  S.  126.  A.  610  hinter  Strab.  I.  p.  16  füge  hinzu:  (s.  C.  16.  A  8). 
C.  2.  S.  126.  A.  618  tilge  die  Worte:  endlich  einen  Schüler  —  Streitig- 
keiten hatte. 

C.  2.  S.  127.  A.  615.    Der  richtige  Name  des  Vaters  wird  Philokomos 


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BerichtigUBgen  aud  Nachtrilge.  887 

sein,  denn  die  erhaltene  Basis  einer  Herme,  auf  die  man  statt  des  ver- 
lornen Kopfes  den  des  Antisthenes  gesetzt  hat,  lantet:  KaQved8(rigy  <>iXo- 
%mn(^ovy  Kvifrjvatog.  Erhalten  ist  eine  andere  Büste  mit  der  Namens- 
unterschrift  KAPNEAJH2.    S.  Visconti  Icon.  gr.  I.  S.  2S9f.  Tf.  XIX. 

C.  2.  S.  131.  A.  649  füge  hinzu:  Vgl.  auch  C.  11.  A.  64. 

G.  2.  S.  186.  A.  666.  Legrand-Tychon  Snr  Demetrius  de  Phaläre, 
Mäm.  de  TAc.  des  inscr.  XXIV,  Paris  1852  ist  mir  nicht  zugänglich  und 
überhaupt  erst  nachträglich  durch  das  Citat  bei  y.  Scala  Die  Studien  des 
Polybios  L  S.  164  bekannt  geworden. 

C.  2.  S.  156.  A.  669.  Z.  7  y.  u.  hinter  101  e  fQge  hinzu:  IV.  128b  (vgl. 
C.  18.  A.  8)  und  Z.  6  y.  u.  f.  194  1.  191. 

C.  2.  S.  138.  A.  690.  Die  weitgreifenden  Vermuthungen,  welche  Droy  sen 
Hellenism.  11',  2.  S.  317.  A.  2  an  die  Erzählung  bei  Polyaenos  knüpft,  be- 
ruhen auf  der  yOllig  unbezeugten  Annahme  (S.  116.  A.  1.  S.  181.  A.  1), 
Demetrios  habe  sich  yon  Theben  aps  inzwischen  nach  Makedonien  und  erst 
yon  da  nachmals  nach  Aegypten  begeben. 

C.  2.  S.  139.  140.  A.  697.  698.  703.  In  A.  703  sind  dUuicc  (1  B.)  nach- 
zutragen. S.  jetzt  über  die  Schriften  StgavTjyixä  ^  Jtnauc,  z/cxaer/a,  nsQl 
tvxriQ  und  ihren  Einfluss  auf  Polybios  und  Panaetios  die  geistvollen  Unter- 
suchungen und  allerdings  zum  Theil  mehr  als  gewagten  Vermuthungen 
von  Scala  Stud.  des  Polyb.  I.  S.  163—188.  Derselbe  weist  ausPolyb.  X,  24,  7 
mit  Sicherheit  die  Bekanntschaft  des  Polyb.  mit  der  erst-  und  aus  XXXVI,  2, 3 
mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  die  mit  der  zweitgenannten  Schrift 
nach,  bezieht,  was  sehr  unsicher  ist,  die  Aeusserung  von  Cic.  Leg.  III,  6, 14. 
PhaUreus  .  .  .  Demetritts  .  .  .  doctrinam  ex  umhraculis  eruditorum  otioque 
non  modo  in  solem  atg[ue  ptüverem,  sed  in  ipsum  discrimen  aciemque  produocit, 
indem  er  dem  Phalereer  ein  bedeutendes  Verdienst  um  die  Entwicklung  der 
Theorie  des  Völkerrechts  zuschreibt,  zunächst  auf  das  letztere  Werk  und 
sodann  auf  9r£^l  BlQrjvris,  tisqI  noXifiov  (wie  er  für  das  verderbte  tov  donov 
wenig  wahrscheinlich  schreiben  will),  7tQ£cßsvti%6gf  die  er  für  Fortsetzungen 
desselben  hält,  obgleich  im  Verzeichniss  bei  La.  Di.  V,  81  der  Titel  ngsaßsv- 
xt%6g  vorangeht,  dann  nach  einer  Unterbrechung  die  beiden  anderen  Titel 
in  umgekehrter  Ordnung  folgen  und  nach  einer  stärkeren  Unterbrechung 
dUaw.  Gestützt  auf  die  Beobachtung  von  Ostermann  II.  S.  13  und 
Roesiger  S.  14,  dass  auch  Plut  in  der  Consol.  ad  Apoll,  als  Nebenquelle 
(vgL  A.  667)  die  Schrift  ^£^1  tvxfiS  benutzt  hat,  glaubt  er  ferner  mit  dessen 
Hülfe  sogar  die  Dispositioa  derselben  herstellen  zu  können  in  einer,  wie 
mir  scheint,  wenig  zwingenden  Weise.  Endlich  soll  die  Beschäftigung  des 
Panaetios  mit  den  Werken  des  Demetrios  (s.  C.  28.  A.  38»».  69.  67.  70)  auf 
den  persönlichen  Einfluss  des  Polybios  zurückgehen,  absr  es  fehlt  dafür 
jeder  Schatten  eines  Beweises,  und- überdies  s.  C.  28.  A.  26 ^  C.  29.  A.  26. 
44.  76.  104.  Die,  wie  Scala  selbst  einsieht,  im  höchsten  Grade  zweifel- 
haften Combinationen  über  die  Entstehungszeit  der  Je%cc6x£cc  und  entweder 
der  2  Bücher  nsgl  drjfiayoiyiag  oder  der  'A^rivaloiv  ncczaSqoy.Ti  S.  168  f  A.  2 
wären  besser  ungedruckt  geblieben.  UeberbaUpt  sucht  Scala  vielfach 
mehr  zu  wissen,  als  wir  wirklich  wissen  können. 

C.  2.  S.  140.  A.  703  für  (Ath.  XV.  620  a,  vgl  TertuU.  Apol.  19)  lies 
(s.  C.  17.  A.  146). 


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888  Berichtdgangen  und  Nachträge. 

C.  2.  S.  144.  A.  732.  üeber  ddn  Einflnss  des  Straton  auf  Polybios 
handelt  im  Ganzen  genommen  vortrefflich  y.  Scala  a.  a.  0.  S.  189—201, 
doch  bleibt  auch  hier  Vieles  unsicher. 

C.  2.  S.  148.  A.  762—764.  Das  hier  Bemerkte  ist  nach  G.  25.  A.  94  n 
ergänzen. 

G.  2.  S.  160.  A.  779  hinter  Polyb.  V,  98,  8  füge  hinzu:  iidXiaxd  xs  tot 
f ofUDV  vno  UgvidviSog  ysyi^üßfiivoiiv  ngog  dXli^Xovg  itpiXovsUovv  (nämL  oi 
MsycclonoXCtai)^  ov  idcoxB  (ilv  avtotg  va^o9'izriv  'AvxCyovoq^  fiv  Sh  xmw  i%i- 
(pavmv  dvdgmv  in  xov  IIsQindtov  xal  xavxrjg  xTjg  atgicsag,  Tgl.  y.  Scala 
a.  a.  0.  S.  68.  —  Für  89  1.  93. 

G.  2.  S.  166.  A.  862  hinter  A.  717.  773  füge  hinzu:  G.  19.  A.  39. 

G.  2.  S.  166.  A.  866.  Ueber  die  Anlage  der  pseudo-ariBtotelischeii 
Zooixa  n.  ihre  Benutzang  b.  Alexandros  von  Myndos  s.  noch  C.  25.  S.  854 
mit  A.  106. 

G.  4.  S.  177  f.  A.  20.  „Ans  dem  Zusammenhang  ergiebt  Bich,  dass  die 
betreffende  Baodnotiz  (als  solche  hat  sie  schon  Eoraes  erkannt)  aus  einem 
Lexikon  (vgl.  He^ych.  fisXay%Qav£g)  stammt.  Vergleicht  man  Ath.  XY.  678  a, 
wo  Philetas  ebenfalls  einen  Vers  citirt,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass 
die  hier  angeführten  Verse  nicht  von  ihm  sind,  sondern  in  einem  Wdrter- 
buch  von  ihm  angeführt  wurden.  Dies  leitet  auf  die  Verbesserung  ^Egiirjwii: 
tt  kann  Best  einer  genaueren  Bezeichnung,  kann  aber  auch  Dittographie 
des  folgenden  l  sein,  und  Letzteres  ist  wahrscheinlicher.  Aehnlich  schon 
Mor.  Schmidt  Rheio.  Mus.  N.  F.  VL  1848.  S.  410,  der  aber  das  in  solchem 
Sinne  spätgriechische  ^Egfiriveia  stehen  lässt".  (Knaack).  Allein  schwer- 
lich hat  Philetas  ausser  seinem  Glossar  noch  ein  anderes  Wörterbuch  ge- 
schrieben, und  es  ist  wohl  kaum  recht  glaublich,  dass  dieses  auch  nur  in 
einer  Bandnotiz  als  ^Egiirjvevg  (oder  ^EQftTjve^a)  bezeichnet  worden  w^e. 

G.  4.  S.  191  f.  A.  99.  Gegen  die  Gotbbinationen  von  Kiesslinga.  a.0. 
erhebt  Hillscher  Hominum  litteratorum  ante  Tibeiü  mortem  in  urbe  Roma 
commoratorum  historia  critica,  Leipzig  1891  (diese  Abb.  wird  demnach^ 
in  d.  Jahrb.  £  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVIII  erscheinen)  den  in  der  That  triftige! 
Einwand,  dass  noch  Niemand  die  Bemerkung  von  Meineke,  es  könne, 
wo  Ginna  schlechtweg  genannt  wird,  nur  der  allbekannte  Mann  diesei 
Namens  und  kein  Anderer  verstanden  werden,  zu  widerlegen  auch  nur  ver- 
sucht hat.  Er  seinerseits  vermuthet  daher  K6xxtt  für  Kivrcc,  Ob  damit 
freilich  das  Richtige  getroffen  ist,  erscheint  sehr  zweifelhaft. 

G.  6.  S.  200.  A.  8^.  Auch  das  26.  Idyll  ist  hinzuzufügen,  s.  d.  Nacbir. 
zu  S.  224.  A.  70^ 

G.  6.  S.  214.  A.  62.     S.  wiederum  d.  Nachtr.  z.  A.  70*». 

b.  6.  S.  219.  A.  62.     Vgl.  die  Nachträge  zu  G.  18.  S.  366.  A.'74. 

G.  6.  S.  220.  A.  67.  Auch  Horatius  Garm.  IV,  6,  6  scheint  Theokr. 
XVIII,  26  ff.  (vielleicht  unter  Mitbenutzung  von  XllI,  46)  nachgeahmt  zQ 
haben,  s.  Eiessling  Horatius  P.  S.  340. 

G.  6.  S.  224.  A.  70  ^  Mag  das  26.  Idyll  des  Theokritos  zu  den  'HgtoSiMti 
gezählt  worden  sein  oder  nicht,  gewiss  ist  es,  wie  auch  Hiller  in  d.  Eiol. 
z.  dems.  bemerkt,  ein  epischer  Hymnos,  ein  Rhapsodenprooemion ,  sei  es 
zum  wirklichen  Gebrauche,  sei  es  als  poetische  StilübuDg.  Dass  es  als 
tbeokriteisch  überliefert  war,  ist  mindestens  sehr  wahrscheinlich,  s.  Hill  er 


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BeriohtigTmgen  und  Nachträge.  889 

a.  a.  0.,  nnd  wenn  ich  es  auch  nach  wie  vor  für  ein  sehr  schwaches 
poetisches  Erzeugniss  halte  (was  übrigens  inhaltlich  an  dem  gegebnen  sacralen 
Stoff  liegt),  so  zweifle  ich  doch  jetzt  nicht  im  Mindesten  mehr  an  der 
Aechtheit,  seitdem  ich  von  Maass  darauf  aufmerksam  gemacht  bin,  dass 
es  auf  Eos  ein  Vorgebirge  jQsnavov  (Strab.  XIV.  667,  s.  V.  SS,  iv  dga- 
yLuvm  vitpohvxi)^  in  dessen  Nähe  auf  dem  Situs  der  „Altstadt*'  einen  Dio- 
nysostempel und  auf  der  Insel  im  Ganzen  mehr  als  zwei  Feste  des  Dionysos 
(s.  Dubois  De  Co  insula  S.  12)  und  also  wohl  auch  ebensoviel  Heilig- 
thümer  desselben  gab ,  d.  h.  mindestens  drei  (vgl.  V.  1  ff.).  Dasselbe  ge- 
hört daher  auch  zu  den  dort  entstandenen  Jugendgedichten  des  Theokritos. 
Um  so  interessanter  ist  es,  dass  der  d-iaeog  der  späteren  ßov%6loi>  in  Perga- 
mon  denselben  Gott  zum  Schutzpatron  hatte,  s.  B.  ßchoell  Sat.  H.  Sauppeo 
obl.  8.  176.  Hängt  es  vielleicht  damit  auch  zusammen,  dass  Theokritos 
in  dem  gleichfalls  dort  entstandenen  1.  Id.  sich  selbst  unter  dem  Namen 
Thyrsis  auftreten  lässt?  8.  A.  8.  Die  genaueren  Ausführungen  wird  Maass 
demnächst  im  Hermes  XXVI.  1891  geben. 

C.  6.  8.  227.  A.  82.  Z.  2  f.  A.  188  1.  A.  182  und  hinter  A.  106  füge 
hinzu  C.  14.  A.  78 ^ 

G.  8.  8.  264.  A.  81  z.  E.  f.  A.  88^  1.  A.  88. 

C..8.  8.  266.  A.  61.     S.  Visconti  Ic.  gr.  I.  S.  116—119.  Tf.  VI.  VI». 

C.  8.  8.  264.  A.  111  hinter  A.  61  füge  hinzu:  mit  d.  Nachtr. 

C.  8.  8.  267.  A.  182.    Vgl  auch  C.  26.  A.  201. 

0.  9.  8.  274.  A.  28.  Z.  9  v.  o.  f.  810  1.  812.  —  Die  vortreffliche  Diss. 
von  P.  Guenther  De  ea,  quae  inter  Timaeum  et  Lycophronem  intercedit, 
ratione,  Leipzig  1889.  8.,  aus  dessen  Darlegung  auch  erhellt,  wie  sklavisch 
Lykophron  in  den  betreffenden  Partien  dem  Timaeos  gefolgt  ist,  wurde 
mir  leider  erst  nach  dem  Drucke  des  nennten  Oapitels  bekannt.  Vgl.  jetzt 
d.  Eec.  V.  Susemihl  Berl.  ph.  Woch.  XI.  1891.  8p.  71—78.  Guenther  zeigt 
(8.  18  f.)  aus  V.  968  ff. ,  dass  die  Alexandra  nicht  vor  306  geschrieben  sein 
kann.  Wenn  er  nun  aber  dabei  stehen  bleibt  ihr  Erscheinen  zwischen  806 
(oder  vielmehr  806?)  und  286  zu  verlegen  und  er  (8.  14.  A.  1.  8.  20.  A.  1) 
mir  wegen  meines  gen^neren  Bestimmungsversnchs  eine  „nimiß  eonfidentia*' 
vorwirft,  so  steht  die  Sache  (ich  halte  es  nicht  für  überflüssig  dies  hier 
zu  wiederholen)  in  Wahrheit  so.  Wer  die  Gründe  billigt,  die  mich  be- 
wogen haben  die  Blüte  des  koischen  Diohterbundes  292 — 290  und  den 
Anfenthalt  des  Kallimachos-  in  Athen  vor  286,  ferner  die  Figurengedichte 
des  Theokritos  und  Dosiadas  in  jene  erstere  Zeit  und  das  Beil  des  Simias 
noch  etwas  früher  zu  setzen,  kann  eben  nicht  weiter  als  spätestens  bis 
294,  kaum  noch  293  hinuntergehen.  Wer  femer  die  Verbannung  des  Ti- 
maeos nicht  schon  dem  Jahre  817,  sondern  erst,  wie  ich  es  (nach  Beck- 
mann) thue,  dem  Jahre  812  zuweist  und  dann  die  ungeheure  Sagengelehr- 
samkeit  bedenkt,  welche  dieser  Mann,  wie  es  eben  Guenther  selbst  in 
ein  helles  licht  gestellt  hat,  gerade  in  den  frühesten,  von  L.  benutzten 
Büchern  entwickelte,  kann  nicht  füglich  glauben,  dass  er  sich  dieselbe 
schon  vor  seiner  Verbannung  und  in  den  allerersten  Jahren  nach  derselben 
in  genügendem  Masse  zu  erwerben  vermocht  habe,  um  während  dieser 
Frist  zugleich  auch  bereits  seine  ersten  Bücher  zu  schreiben  und  heraus- 
zugeben,  sondern  wird  ihm   eine  beträchtlich  läugere   Zeit  dazu  gönnen 


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890  Berichtigangen  und  Nachträge. 

mÜBsen.  Wenn  ich  also  das  Erscheinen  derselben  f,etwa'*  um  800  gesetzt 
habe,  ^o  weiss  ich  nicht,  worin  hier  eine  „nimia  conßdentiaf'  stecken  solL 
Natürlich  ist  dies  nur  eine  Rondsahl,  Alles  beruht  nur  auf  sehr  ungefähroi 
Rechnungen,  und  will  man  also  lieber  hiefür  etwa  305  (oder  wenn  Timaeos 
doch  schon  817  vertrieben  sein  sollte,  810)  — 296  und  für  die  Ab&ssong  der 
Alexandra  demgemäss  etwa  302—294  setzen,  so  habe  ich  selbstverständlich 
dagegen  nicht  das  Geringste  einzuwenden.  Niemand  weiss  besser  als  ich, 
dass  wir  uns  hier  beinahe  überall  in  blossen  Wahrscheinlichkeiten  und 
Hypothesen  bewegen  und  gar  nicht  umhin  können  immer  wieder  die  eine 
auf  die  andere  zu  bauen,  wenn  wir  nicht  von  vornherein  das  Gewehr  in 
den  Graben  werfen  wollen.  Wem  aber  meine  Gründe  Nichts  gelten,  der 
kann  freilich  auch  meine  Folgerungen  nicht  billigen,  sondern  musa  es  vor- 
ziehen, der  „ars  ne8ciendi'%  welche  ja  zur  rechten  Zeit  und  am  rechten 
Ort  in  der  That  gar  nicht  genug  empfohlen  werden  kann,  sich  getrOstend, 
die  Chronologie  der  älteren  alexandrinischen  Litteraturgeschichte  im  dich- 
testen Dunkel  zu  belassen. 

C.  9.  S.  278  f.  A.  47.  8.  auch  noch  Nissen  Zur  Kritik  der  Aeneassage, 
Jahrb.  f.  Ph.  XCI.  1866.  a  875—398  und  F.  Gauer  De  fabulis  Graeds  ad 
Romam  conditam  pertinentibus,  Berlin  1884.  S.  28  ff.  Die  rOm.  Aeneassage, 
Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XV  (Leipzig  1886).  S.  127  ff.  „Der  Versuch  von 
Guenther  a.  a.  0.  S.  8—13  zu  zeigen,  dass  sich  die  Nachahmang  der 
Alexandra  durch  Euphorien  (s.  A.  41.  C.  14.  A.  102^)  auch  (Fr.  LXXXIX) 
auf  V.  1278  und  somit  auch  auf  1226—1280  erstrecke,  ist  misslungen. 
Denn  erstens  hat  das  betreffende  Bruchstück  mit  diesem  Verse  gar  Nichts 
zu  schaffen:  Lykophron  redet  von  einem  Berge  Campaniens,  Euphorien 
(s.  Meineke  z.  d.  St.)  von  einer  Gegend  im  westlichen  Attika;  als  Ver^ 
gleicbspunkt  bleibt  also  nur  der  Cult  des  'AnoXXcov  ZoxJT^ptos,  was  nicht 
ausreicht.  Zweitens  sucht  Guenther  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  die 
Angabe  bei  Steph.  "AXnmvogy  noXig  xal  Oifog  ip  MaTtsdov^a^  mg  EvtpoQlmP 
verkehrt  und  "AXnmvog  für  Euphorien  nach  Lyk.  1288  durch  'AXi/uaiUa  zu  er- 
setzen sei.  Dem  widerspricht  aber  der  bald  folgende  Zusatz  xiv\g  d'k  Ott- 
taX^ag  ccvti^v  qpaaiy,  und  überhaupt  ist  es  bedenklich  für  einen  bisher 
-  noch  unbekannten  Ort  ohne  Weiteres  einen  bekannten  einzusetzen*'. 
(Knaack). 

C.  9.  8.  283.  A.  64.  Ich  zweifle  kaum  daran,  dass  diese  Nachricht 
vielmehr  aus  Ptolemaeos  von  Megalopolis  (s.  C.  21.  Nachtr.  A.  582  ^  stammt 

C.  10.  S.  288.  A.  10.    Vgl,  noch  H.  Peter  Jb.  f.  Ph.  CXIX.  1879.  S.  423. 

C.  10.  S.  291.  A.  31  f.  Tf.  VU,  5  1.  S.  122  f.  279.  Tf.  VII,  4.  5.  AuSber- 
dem  vgl.  d.  Nachtrr.  z.  G.  2.  A.  332. 

C.  10.  S.  2i^9  f.  A.  80.  S.  auch  Buseb.  (Hieron.)  Chron.  IL  p.  89  Seh. 
Apud  Pythium  vates  prima  Phemonoe  hexameiris  versibus  fiUura  cecinisse 
narratur, 

C.  10.  S.  301.  A.  83  für  s.  Rein  es  ins  1.  so,  wenn  ich  nicht  irre, 
Reinesius  Var.  lect.  S.  229. 

C.  10.  S.  302.  A.  86.  Unter  den  Miniaturen  des  berühmte  Wiener 
Dioskoridescodex  befinden  sich  ausser  einigen  späteren  Aerzten  auch  Nikan- 
dros,  Apollonios  (von  Memphis?),  Andreas,  Mantias,  Herakleides  (von  Tarent), 
Krateuas,  aber  neben  Cheiron  und  Machaon,  so  dass  also  wohl  auch  ihre 


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BerichÜgaiigen  und  Nachträge.  891 

Bilder  nar   Phantasiestücke   sind.     S.  Visconti  Ic.   gr.   L   S.  403-^431. 
Tf.  XXXIV.  XXXV. 

C.  10.  8.  802.  A.  89.  „Es  ist  kaum  denkbar,  dass  der  zam  delphischen 
Proxenos  ernannte  inimv  noirjtug  Nikandros  ans  Eolophon  nicht  derselbe 
sein  sollte,  nnd  doch  wird  in  der  betreffenden  Inschrift  bei  Haussouillier 
BuU.  Corr.  HeU.  IV.  1882.  S.  217  f.  =■  Caner  Delect»  S.  209  'Aya^ji  rvza, 
Jeltpol  id<o%av  NiiuxvdQip  'Avtt^uyöifov  KoXofpcavüii  inimv  noiritä  .  .  .  ngo- 
^eviav  nQOfiavxsiap  x.  t.  X,  —  "Ai^x^vrog  Nmodufiov^  ßovXsvovtog  'Aqloxmvog 
NtnoSdfiav  IIXBictmvog  Sivmvog  'En^xagida  der  Vater  vielmehr  Anaxagoras 
^genannt*S  (W.  Schalze).  Es  wird  also  nichts  Anderes  übrig  bleiben,  als 
dass  derselbe  wirklich  so  hiess  und  Janccik>g  hieraus  verderbt  ist.  Die 
Variationen  vom  Namen  des  Vaters  von  Eratosthenes :  Aglaos,  Agakles 
und  Ambrosios  (s.  C.  16.  A.  2.  3)  sind  kaum  viel  stärker,  und  wie  Xeno- 
phanes  aus  Damanos  werden  konnte,  ist  unbegreiflich;  eher  dagegen  war 
es  aus  Anaxagoras  durch  Verwechselung  dieses  Philosophennamens  mit 
dem  Namen  eines  anderen  alten  Philosophen  möglich. 
"C.  10.  S.  807.  A.  132  füge  hinzu:  C.  14.  A.  73^ 

C.  10.  S.  807.  A.  184.  E.  GObel  Zu  Nikandros  (AI.  214 fi.),  Jahrb.  f. 
Ph.  CXLI.  1890.  S.  826-828. 

C.  10.  S.  809.  A.  144.    S.  d.  Nachtr.  z,  C.  26.  A.  89. 

C.  11.  S.  810  f.  A.  10.  Für  die  Aenderung  von  'Aüxavtog  m^Enataiog 
bei  La.  Di.  IX,  61  s.  auch  Bohde  Gr.  Born.  S.  210.  A.  1. 

C.  11.  S.  321.  A.  61  fOge  hinzu:  C.  29.  A.  84. 

C.  12.  S.  827.  A.  2.  „Aus  Plat.  Parm.  128  geht  (wie  Eaibel  a.  a.  0. 
richtig  darlegt),  wenigstens  so  viel  mit  besonderer  Deutlichkeit  hervor, 
dass  das  einzelne  Litteraturwerk  bei  den  Attikern  xo  avy^ganiut,  bei  anderen 
Griechen  nicht  bloss  to:  ygafiftaxa,  sondern  erst  recht  auch  x6  ygdfifia  im 
Singular  genannt  ward.  Nur  Xenophon  bindet  sich  auch  hierin  nicht  an 
den  attischen  Sprächgebrauch,  s.  z.  B.  Mem.  II,  1,  21.  UgSötnog  .  .  .  iv  t6 
cvyygdfifucxi  x^  nsgl  [xov]  ^HganXsovgy  aber  IV,  2,  1.  Ev^vdruiov  .  .  .  ygai^- 
fjMxa  noXXoc  avPBtXeyfiivov  noi'qx&v  xs  %ccl  üofptötmv  xmv  evöonifiandtav. 
Mit  Unrecht  vermuthet  daher  Eaibel,  dass  bei  Phrjnich.  praep.  soph. 
Bekk.  Anecd.  p.  81,  80  ff.  in  der  durchaus  zutreffenden  Bemerkung  ygdftficc 
xb  tcaygdtprjiitc.  %al  (af  Eaibel)  imaxoXal  dl  ygapifiaxa  %al  xa  ^ijqpArfiaTa, 
mg  Jrjiioü&ivrjg,  %al  xä  ovyygdfinaxa  (xal  avyygd^futxa  xä  Eaibel)  xäv 
dgxotltov  dvdgmv,  dtg  Sevoqjmv  vielmehr  iSlsvotpavxog  zu  lesen  sei"« 
(W.  Schulze).  Für  Papiere,  Acten,  Documente,  Briefe,  Bechnungsbücher, 
Inschriften,  überhaupt  kurze  nicbtlitterarische  Schriftstücke  ist  ygdfiiMixa, 
seltner  der  Singular  ygdpLpLa  auch  bei  den  attischen  Prosaikern  bekanntlich 
häufig  genug;  ob  aber  xcc  ygdfifiaxa  in  der  allgemeinen  Bedeutung  „die 
Litteratur"  bei  irgend  einem  von  ihnen  nachweislich  ist,  darf  mindestens 
bis  auf  Weiteres  entschieden  bezweifelt  werden. 

C.  12.  S.  830.  A.  10.  Die  gute,  wenn  auch  von  einzelnen  Missgriffen 
nicht  freie  Doctordissertation  von  Pusch  Quaestiones  Zenodoteae,  Halle 
1890.  8.  (Diss.  philol.  Hai.  XI.  S.  119—216)  erschien  leider  erst  nach  dem 
Druck  dieses  Capitels  nnd  der  nächstfolgenden. 

C.  12.  S.  881.  A.  14.  Dass  Tzetzes  lediglich  in  Folge  einer  Confusion 
von  seiner  Seite  hiefür  den  verkehrten  Ausdruck  öiog^ovv  gebraucht,  ist 


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892  Berichtigungen  nnd  Nachträge. 

mit  Recht  jetst  allgemein  anerkannt,  nnd  es  ist  unbegreiflich,  dasa  Pasch 
S.  202—207  dies  bestreitet  und  die  wahrhaft  abenteuerliche  Vorstellung 
zu  Markte  bringt,  als  hatte  die  bibliothekarische  Thatigkeit  jener  drei 
Manner  (denn  um  diese  allein  handelt  es  sich  ja  hier)  wirklich  darin 
bestanden,  dass  sie  aaf  königliche  Anweisung  kritische  Ausgaben  der 
alten  Dichter  gemacht  hatten,  und  es  aei  nur  Zufall,  dass  wir  solche 
Ausgaben  seitens  des  Ljkophron  und  des  Alezandros  nicht  nachzuweisen 
vermöchten. 

C.  12.  S.  881.  A.  15.  S.  die  Sammlung  und  Besprechung  der  sammt- 
liehen  hieher  gehörigen  Bruchstücke  bei  Pusch  S.  188—202,  der  das 
Schlussergebniss  S.  202  dahin  zusammenfasst:  „vidimus  .  .  .  ZenodoUam 
plerumque  ad  eententiarum  nexus  normam  vocdbula  expUctUsse  et  fferam  ori- 
ginitationem  omisisae  atque  negUxisse:  guae  ctm  ita  Hnt,  mirum  non  est,  quod 
in  errores  incurrit,  etsi  negari  non  potest  eum  ad  verum  nonnus^pMtm  prope 
accessisse".  Vgl.  8.  188  f.  „eius  .  .  .  sunt  doctrinae  glosaae,  quae  supersuni, 
ut  primüias  artis  grammaticae  facile  cognoscas'^  Aus  Schol.  Od.  y,  444. 
iv  rarg  ano  tov  S  yXaeaccis'*  erhellt,  dass  diese  „Glossen**  alphabetisch  ge- 
ordnet waren.  Der  Zusatz  'OfiriQinai  findet  sich  nun  femer  allerdings  in 
keinem  der  beiden  Buchtitelcitate,  und  Pusch  S.  200  f.  bestreitet  auch  die 
sachliche  Richtigkeit  desselben,  die  sich  allerdings  nicht  mathematisch  be- 
weisen lässt,  indem  er  auch  Seh.  Hes.  Theog.  116  hieher  zieht,  s.  aber 
A.  28^.  Dagegen  schliesst  er  S.  174—180  eines  dieser  beiden  Citate,  Scli. 
Apoll.  Rh.  II,  1006,  von  diesem  Werke  aus,  indem  er  hier  iv  ruiceaig 
für  einen  ungenauen  oder  irrthümlichen  Ausdruck  erklärt  für  iv  'Ed^nuxtg 
Xi^eei^  und  es  scheint  in  der  That,  dass  er  Recht  hat.  Dagegen  hat  er  es 
gleich  Dnentzer  Zenod.  st.  Hom.  S.  29  schwerlich  (wie  ich  zu  meinem 
Bedauern  erst  jetzt  erkenne)  darin,  dass  er  diese  'Ed-vinctl  lefst^,  in 
denen  über  die  verschiedne  provinziale  Bedeutung  der  nämlichen  Wörter 
gebandelt  ward,  dem  Ephesier  Zenodotos  abspricht  und  erst  einem  späteren 
gleichnamigen  Grammatiker,  sei  es  dem  Alexandriner  oder  dem  Malloten 
(vgl.  C.  27) ,  beilegt.  Denn  auch  hier  gilt  der  Grundsatz,  dass  überall,  wo 
Zrivodozog  schlechtweg  angeführt  wird,  wenn  es  irgend  möglidi  ist,  der 
Ephesier  verstanden  werden  muss,  das  ist  aber  hier  der  Fall  (Galen.  Gloss. 
in  Hipp,  nstai  u.  UeXla,  vgl.  Ath.  VII.  327  b.  Seh.  Ap.  Rh.  a.  a.  0.).  Denn 
der  Einwm-f  von  Dnentzer  a.  a.  0.,  auf  den  allein  Pusch  S.  180  sieh 
«tützt,  „in  Ephesii  tempus  talis  Jiber  minime  cadit''  ist  völlig  hinfällig,  da 
schon  der  nur  etwa  15  Jahre  jüngere  Kailira aohos  nachweislich  ein  solches 
Buch  geschrieben  hat  (s.  C.  18.  A.  87).  Das  dem  Letzteren  unten  S.  37S  f. 
neben  Dionjsios  lambos  zugeschriebne  Verdienst  muss  also  zwischen  ihnen 
und  dem  Zenodotos  getheilt  werden.  Wenn  ich  daher  das  in  Auszügen 
erhaltne  Buch,  über  welches  Pusch  S.  180—185  handelt,  allerdings  dem 
Ephesier  mit  ihm  abspreche  und  erst  nach  Herodianos  setze,  so  geschieht 
es  nicht,  weil  ich  es  für  unmöglich  halte,  dass  jener  bereite  seinen  jüngeren 
Zeitgenossen  Eallimachos  citirt  haben  könnte;  aber  ich  halte  es  allerdings 
mit  Pusch  für  beinahe  zweifei loss,  dass  dies  ein  vierter  Zenodotos  mit 
dem  Beinamen  ^iXitaigos  war.  Dass  endlich  im  Etym.  M.  nur  4  Stellen 
sich  auf  die  Glossen  des  Zenodotos  beziehen,  an  10  anderen  aber  sein  Name 
in  den  des  Zenobios  zu.  verbessern  ist,  hat  Dnentzer  S.  14 ff.  richtig  ge- 


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BerichtignngeD  und  Nachträge.  893 

sehen,  vgl.  G.  Schoemann  De  Etymolagici  Magni  fontibna  I.  U.  Danzig 
1881.  1886.  4.    Pusch  S.  186—187. 

C.  12.  8.  881.  A.  17.  Die  von  Wilamowitz  a.  a.  0.  zusammengestellte 
BeweisfQhrung  ist  zwar  nicht  so  zwingend,  wie  sie  ihm  erscheint,  aber 
völlig  verfehlt  ist  m.  E.  der  Haupteinwurf  von  Lud  wich  a.  a.  0.,  da  Ari- 
stonikos  z.  II.  H,  482  notire:  Ztivodotog  dl  xal  xovtov  nal  zov  ngcotov  tijs 
i^g  ^uiptpdlug  ijpicc  axl%0Vy  so  könne  die  Büchereintheilung  nicht  von  Zeno- 
dotos  sein,  weil  dieser  sonach  das  7.  B.  mit  Y.  481  geschlossen  haben 
würde.  Denn  nach  ihrem  ganzen  Inhalt  und  ihrem  Yerhältniss  zu  einander 
und  zum  folgenden  Verse  bilden,  wie  mich  dünkt,  H,  482  so  sehr  den 
natürlichen  Abschluss  des  vorangehenden  Abschnittes  und  O,  1  den  natür- 
lichen Eingang  eines  neuen,  dass  Zenodotos,  auch  wenn  er  zu  beiden  Versen 
den  Obelos  setzte,  doch  gar  nicht  umhin  konnte  demgemäss  abzutheilen, 
wenn  er  überhaupt  abtheilte.  Uebrigens  vgl.  Pnsch  S.  212.  A.  6  hinsicht- 
lich der  Litteratur  über  diesen  Gegenstand. 

C.  12.  S.  332.  A.  20.  Ich  glaube  jetzt  entschieden,  dass  Duentzcr 
Kecht  hat,  und  dass  bereits  diese  Ansgabe  wirklich  eine  Einleitung  hatte. 
Denn  wenn  Tatian.  Or.  ad  Gr.  31.  p.  120  Otto.  p.  31,  22  ff.  Schwartz 
(s.  A.  44  mit  den  Nachträgen.  C.  16.  A.  119.  C.  26.  A.  52)  an  der  Spitze 
deijenigen  Grammatiker,  welche  nhffl  xrig  ^Oiti^Qov  noLrjasmg  yivovg  ts  ccvtov 
xal  xQovov  nad-'  ov  i^nfiacsv  gehandelt  haben,  den  Zenodotos  nennt,  so 
hat  Pusch  S.  203  keinen  Grund  zu  behaupten,  wir  könnnten  nicht  wissen, 
wo  Letzterer  dies  gethan  habe,  sondern  er  that  es  doch  wohl  ohne  Zweifel 
eben  in  dieser  Einleitung. 

C.  12.  8.834.  A.  28^  Dass  in  der  angefl  Stelle  nicht,  wie  H.  Schrader 
Porph.  Qu.  Hom.  II.  S.  430.  A.  2  glaubt,  Zrjvoiv  für  ZrivoSozog  zu  schreiben 
ist,  zeigt  Pusch  S.  200  f. 

C.  12.  S.334.  A.  24.  24 b.  26.  S.  die  ausführliche  Erörterung  von  Pusch 
S.  210—215,  welcher  sich  für  die  Annahme  von  Ausgaben  des  Pindaros 
und  Anakreon  seitens  des  Zenodotos  namentlich  auf  die  ausdrückliche  Be- 
zeichnung yQdtpst  beruft;  ich  bin  geneigt  ihm  beizustimmen,  aber  wer 
anderer  Ansicht  ist,  wird  ireilich  sagen,  dass  man  es  mit  derselben  nicht 
so  genau  zu  nehmen  brauche,  und  im  Uebrigen  s.  die  Nächträge  zu  A.  14. 

C.  12.  S.  334  f.  A.  26—29.  Zu  ganz  anderen  Ergebnissen  gelangt  frei- 
lich Pusch  S.  161—^174,  dem  ich  aber  nur  darin  gegen  0.  Schneider 
Callim.  II.  S.  365  beizustimmen  vermag,  dass  Eallimachos  sicherlich  nicht 
'Tnoftvrmata  [atoifi%d  und  'Tnofivriftata  (iv^ind  geschrieben  hat,  sondern 
totoQtnd  in  diesem  Titel  erst  recht  das  Mythische  und  Sagengeschichtliche 
in  sich  schliesst  (s.  Pusch  S.  167).  Pusch  glaubt  vielmehr,  die  ^Tnoiiv^- 
fiaxa  tatoQiTid  des  Zenodotos  seien  Auszüge  aus  verschiedenen  Werken  des 
Kallimachos  und  nebenbei  auch  Anderer  von  Zenodotos  aus  Alexandreia 
(s.  über  diesen  auch  C.  30.  A.  256  ff.)  oder  Mallos  gewesen,  woraus  sich 
denn  auch  die  Bezeichnung  derselben  durch  'Enitoiuii  bei  Athenaeos  er- 
kläre. Dafür,  dass  nicht  der  Ephesier  der  Verfasser  gewesen  sein  könne, 
wird  lediglich  wiederum  (S.  173)  das  haltlose  Argument  von  Neuem  vor- 
getragen: „cutn  Zenodotus  aliquanto  atsperiar  fuerit  CalUmacho,  excerpta  ex 
Callimachi  Ubris  componere  et  publici  itms  facere  non  potuW.  Als  ob  es 
etwas  irgendwie  Undenkbares  oder  auch  nur  Unwahrscheinliches  enthielte 


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894  Berichtigangen  nnd  Nachträge. 

einen  etwa  16  Jahre  jüngeren  Zeitgenossen  litterarisch  za  verwenden!  Da 
nun  ferner  ansdrücklich  auch  *Tnoiivrifiata  des  Kallimachos  mehrfach 
(Fr.  100^,  2—6)  angeführt  werden,  zwar  ohne  den  Zusatz  tötoQindt  aber 
gleichfalls  mythologischen  Inhaltes,  so  ist  es  nicht,  wie  Pnsch  meint, 
eine  künstliche,  sondern  umgekehrt  die  natürlichste  und  Alles  aufs  Beste 
erklärende  Annahme,  dass  Zenodotos  ebendiese  seinem  Auszug  zu  Grunde 
legte,  was  nicht  ausschliesst,  dass  er  nebenbei  auch  andere  Schriften  des 
Kallimachos  benutzte.  Und  gerade  falls  es  bereits  der  Ephesier  war,  so 
begreift  es  sich  sehr  einfach  und  leicht,  wenn  er  nicht  darauf  verzichtete 
hie  und  da  in  diesem  Auszug  auch  eigne,  von  denen  des  Kallimachos  ab- 
weichende Meinungen  (vgl.  Pusch  S.  169 — 173)  vorzutragen. 

C.  12.  S.  887  f.  A.  44  fßr  XL VIII  Worth.  1.  81.  p.  120  Otto.  p.  31,  16  ff 
Schwartz.  Warum  Schwartz  hier  (Z.  28)  nach  Wilamowitz  KaXlCatQa' 
tog  statt  KalUfiaxog  in  den  Text  gesetzt  hat,  vermag  ich  ebenso  wenig 
wie  Pusch  S.  202.  A.  2  einzusehen.    Vgl.  die  Nachtrage  zu  A.  20. 

C.  12.  S.  889.  A.  69  hinter  100*,  7  füge  hinzu:  s.  C.  26.  A.  209. 

C.  12.  S.  841.  A.  68.  Wenn  es  mit  dem  veavianog  t^g  avXr[g  dennoch 
seine  Richtigkeit  haben  sollte,  so  sehe  ich  im  üebrigen  keine  Nöthigung 
zur  Annahme  einer  Textverderbniss.  Häb erlin  theilt  eine  Yennutimng 
von  Dziatzko  tatogsi:  og  für  vatiQtog  (vgl.  A.  76)  mit,  welche  er  in 
(^tötoQsi  ogy  vötfQoog  verbessern  zu  müssen  glaubt,  aber  mit  Unrecht.  Denn 
auf  diese  Weise  würden  die  Worte  mg  KaXlifiocxog  viavCc%og  mv  tTJg  avliig 
^tctO(^i^  ogy  vaxiqmg  fista  triv  avog^-mciv  xovg  nivanag  avxmv  dney(fdi>aio 
den  Widersinn  ergeben,  als  hätte  Kallimachos  Etwas,  was  nur  in  seinen 
nivcmsg  stehen  konnte,  schon  als  Hofknabe  und  doch  diese  seine  IHremg 
erst  später  geschrieben.  Doch  auch  der  Vorschlag  von  Dziatzko  ist  un- 
haltbar. Denn  vexEQmg  wird  durch  das  vötsi^ov  in  der  ParaUelstelle  124^ 
26  (vgl.  wiederum  A.  76)  geschützt,  welches  zugleich,  so  schief  dort  dieser 
Ausdruck  ist,  doch  immerhin  beweisen  dürfte,  dass  das  vati^wg  hier  nicht 
so,  wie  H aber  1  in  will,  zu  verstehen  ist,  sondern  durch  das  hinzugefügte 
fiBxä  xriif  dvood-foctv  seine  Erläuterung  findet.  Also  hat  Tzetzes  auf  alle 
Fälle  gemeint,  Kallimachos  habe  die  lUvausg  schon  als  viuvlcxog  abgefasst, 
und  nicht  der  Herstellungsversuch  von  Schneider,  wie  Häberlin  meint, 
sondern  vielmehr  sein  eigner  „corrigirt  das  Gegentheil  von  dem  hinein, 
was  wirklich  überliefert  ist";  der  erstere  deckt  sich  vielmehr  noch  genauer 
als  das  Ueberlieferte  mit  jener  Parallelstelle  124^  19  ff. 

C.  12.  S.  841.  A.  69.  Seltsamerweise  behauptet  Häberlin  a.  a.  0. 
S.  498,  dass  wir  im  Oegentheil  „mit  der  Annahme  eines  Kallimacheischen 
Bibliothekariats  in  grosse  chronologische  Schwierigkeiten  gerathen**,  dentet 
aber  mit  keiner  Silbe  an,  worin  dieselben  bestehen  könnten.  Wer  diese 
Annahme  verwirft,  mnss  (wie  es  Wilamowitz  folgerichtig  auch  thut,  s. 
C.  16.  A.  4)  die  Geburt  des  Eratosthenes  früher  ansetzen,  als  es  überliefert 
ist,  etwa  schon  288,  dann  aber,  wenn  Aristophanes  dessen  unmittelbarer 
Nachfolger  war,  wiederum  auch  dessen  Lebenszeit  etwa  schon  zwischen 
269  und  192,  dann  aber  kann  Aristarchos  kaum  noch  dessen  Schüler  ge- 
wesen sein,  da  er  bei  dem  mit  77  Jahren  erfolgten  Tode  desselben  höchstens 
28  bis  26  Jahre  gezählt  haben  würde,  s.  C.  16.  A.  9^  10.  86.  —  In  Z.  10 
dieser  Anm.  v.  o.  1.  225  statt  886. 


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Berichtigungen  und  Nachträge.  895 

0.  13.  S.  802.  A.  91.  Vgl.  auch  Immisch  £[laro8,  Leipzig  1890,  Jahrb. 
f.  Ph.  Snppl  N.  F.  XVIL  8.  37  f. 

C.  13.  S.  360.  A.  12^.  Jurenka  Quaestiones  criticae,  Wien  1885.  8. 
(I.  De  Callimacho  Apollonii  Rhodii  inimico)  ist  werthlos,  b.  Knaack  Berl. 
ph.  Woch.  HL  1886.  Sp.  876—878. 

C.  13.  S.  361.  A.  18.  Das  Epigramm  des  Apollonios  ist  wohl  als  ein 
spöttisches  Motto  zu  den  Mtiu  des  Eallimachos  gedacht;  ahiog  =>  „poena 
dignus*'  (Gerhard  Lect.  Apoll.  S.  6),  vgl.  Eustath.  in  Od.  a,  349.  p.  63,  81: 
TJyovv  vnBvd-vvog  nccl  %oX<i<JB(og  ä^iog.  —  ,,Einen  neuen  Angriff  gegen  Kalli- 
machos  bei  Apoll.  IV,  982  fF.  hat  Reitzenstein  Inedita  poetarum  Qrae- 
corum  fragmenta,  Rostock  1890.  4.  S.  12  f.  auf  Grund  eines  von  ihm  neu 
und  eines  Tollständiger  (vgl.  Fr.  22)  aufgefundenen  Bruchstücks  aus  den 
'Aifyovg  %axoiMi<tiko£  (s.  A.  36)  entdeckt**.  (Knaack).  Vgl.  die  Nachtr.  z.  A.  31. 

C.  13.  S.  361.  A.  19.  Die  Yermuthungen  darüber ,  warum  Eallimachos 
gerade  den  Namen  Ibis  gewählt  haben  mag,  s.  b.  Weichert  ApolL  v.  Rh; 
S.  66—76. 

C.  13.  S.  858.  A.  81.  Neue  Fragmente  der  Ahi,a  giebt  Reitzenstein 
a.  a.  0.  S.  10—13. 

C.  13.  S.  854.  A.  36  z.  E.  statt  S.  J.  Klemm  —  Doctordiss.  lies:  Den 
Beweis  wird  Knaack  führen. 

C.  13.  S.  354.  A.  37.    Vgl  auch  Dilthey  a.  a.  0.  S.  15 ff. 

C.  13.  S.  355.  A.  38.  „Spiro  würde  allerdings  wohl  Recht  haben  den 
gesuchteren  Ausdruck  bei  Kallim.  Fr.  490  als  den  späteren  anzusehen,  wenn 
der  andere  H.  V,  56  von  dem  Dichter  frei  erfunden  wftre;  allein  derselbe 
ist  offenbar  mit  Anspielung  auf  Eurip.  Fr.  484.  xovx  ^i^og  o  fi.v&og  gewählt, 
vgL  Nauck  F.  T.  G.«  S.  511  f."  (W.  Schulze). 

C.  13.  S.  356.  A.  42.  „Neue,  wichtige  Fragmente  der  Hekale  theilt 
Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  13 ff.  mit."    (Knaack). 

C.  13.  S.  856.  A.'44.  Ein  neues  Fragm.  der  lamben  s.  b.  Reitzen- 
stein S.  9. 

C.  13.  S.  357.  A.  54.  „üeber  das  28.  Epigr.  des  Kallim.  handelt  abge- 
sehen von  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  354.  A.  36  (vgl.  oben  A.  14) 
auch  Blass  Ausspr.  des  Griech.^  S.  63  unter  Erwähnung  früherer  Erkläruugs- 
und  Emendationsversuche'*.  (W.  Schulze).  Vor  Kaibel  füge  hinzu: 
Dressel  Sopra  un  frammento  di  Callimaco  scritto  nel  primo  secolo,  Riv. 
di  FiloL  IIL  1875.  S.  556—566. 

C.  13.  S.  365.  A.  74.  S.  auch  noch  W.  Meyer  Zur  Gesch.  des  griech. 
u.  des  latein.  Hezam. ,  Münchner  Sitzungsber.  1884.  IL  S.  979  ff.  Derselbe 
legt  dar,  dass  Kallimachos  in  Bezug  auf  die  Cäsuren  des  Hexameters  sich 
folgende  drei  Regeln  gebildet  habe:  1)  Trochaeos  und  Daktylos  im  zweiten 
Fusse  dürfen  nicht  durch  den  Schluss  eines  drei-  oder  mehrsilbigen,  im 
ersten  beginnenden  Wortes  gestaltet  werden,  2)  Penthemimeres  nicht  durch 
ein  zweisilbiges  iambisches  Wort,  und  3)  sie  darf  sich  nicht  mit  männlicher 
Cäsur  an  fünfter  Stelle  verbinden.  Von  diesen  Regeln  gestattet  er  sich  nur 
seltne  Ausnahmen  (von  allen  drei  zugleich  H.  VI,  91).  Strenger  als  Theo- 
kritos  (wie  es  scheint)  folgt  ihm  Apollonios,  namentlich  jedoch  nur  in  der 
dritten  Regel,  am  Strengsten  Nikandros,  Bion,  Moschos  und  Pseudo-Moschos. 
Auch  im  Pentameter  vermeidet  er  am  Schlosse  der  ersten  Hälfte  iambische 


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896  Bericbtigimgen  und  Nachträge. 

Wörter,  verwendet  dagegen  zahlreich  und  bedingongslos  an  f&nfter  Stelle 
trochaische  Wortschlüsse  and  erst  recht  am  Ende  des  Ganzen  iambische 
Wörter.  Die  dritte  Regel  beruht  darauf,  dass  Wortschluss  in  der  fanften 
Hebung  gewöhnlich  nur  zugelassen  wird,  wenn  auf  die  Cäsur  nata  r^xot 
xqo%atov  ein  längeres  Wort  folgt,  welches  die  vierte  und  fünfte  Hebung  in 
sich  schliesst:  es  wird  also  vermieden  in  der  vierten  und  fünften  und  noch 
mehr  in  der  dritten,  vierten  und  fflnfben  Hebung  betonte  Wortschlösse  ein- 
ander folgen  zu  lassen  und  nicht  minder  bei  Cäsaren  bloss  an  dritter 
und  fünfter  Stelle  diese  durch  betonten  Wortschluss  zu  bilden.  Eine  fernere 
Begel  endlich,  welche  schon  bei  den  älteren  Elegikern  geherrscht  zu  haben 
scheint,  gegen  die  aber  Aratos  noch  23  Verstösse  darbietet,  dass  sich  mit 
der  Cäsar  an  dritter  Stelle  noch  Hephthemimeres  oder  aber  bukolische 
Diärese  verbinden  muss,  haben  auch  Apollonios  und  namentlich  Nikandros 
ziemlich  streng  beobachtet,  etwas  weniger  Theokritos,  s.  C.  5.  A.  62.  Das 
Genauere  muss  man  bei  Meyer  selbst  nachlesen. 

C.  13.  S.  868.  A.  70  für  406^  1.  407. 

C.  13.  S.  866.  A.  76.     S.  auch  d.  Nachtr.  z.  C..17.  A.  182. 

C.  18.  S.  867.  A.  84  für  56^  1.  57*».  —  Ich  habe  im  Text  den  Titel 
stehen  lassen,  wie  er  ohne  Zweifel  verkehrt  im  Katalog  bei  Sold,  über- 
liefert ist.  Jedenfalls  ist  wohl  Savfiaoimv  für  Bavfhdtmv  zu  setzen,  und 
slg  ist  natürlich  falsch.  Schneider  II.  S.  14f.  829  vermuthet,  dass  Sav- 
y,uc(mv  ^xoel  nuqadoimvy  xmv  dvä  nacav  oder  itp*  anacctv  tijv  yijv  oder 
iv  andaji  tfi  y^  x.  t.  1,  die  richtige  Bezeichnung  sei 

C.  13.  S.  869  f.  „Es  fehlt  der  Commentar  des  Sallustius  zur  Hekale. 
S.  üb.  dens.  Reitzenstein  S.  18 ff.  16ff.'*    (Knaack). 

C.  18.  S.  871  f.  A  107.  Chlebowsky  De  CalUmachi  hjmno  in  lovem, 
Roessel  1879.  4.  E.  Dittrich   Zu  K.,  Jahrb.  f.  Ph.  CXLI.  1890.  S.  829— 832. 

C.  14.  S.  876.  A.  2.  Hinter  Greifswald  1890.  4.  füge  hinzu:  (vgl.  die 
im  Ganzen  beistimmende  Bec.  v.  Häb erlin  Woch.  f.  kl.  Ph.  VE.  1890. 
Sp.  1204 f.).  0.  Gruppe  Die  rhapsodische  Theogonie  und  ihre  Bedeutung 
innerhalb  der  orphischen  Litteratar,  Leipzig  1890.  8.  (Jahrb.  f.  Ph.  Suppl. 
N.  F.  XVII.  S.  687—747)  konnte  erst  bei  der  Correctur  und  daher  nur 
äusserst  unvollständig  benutzt  werden.  Gruppe  weist  theils  mit  denselben 
Gründen  wie  Sasemihl,  theils  mit  anderen  nach,  dass  der  Versuch  von 
0.  Kern  darzuthun,  die  ältste  orphische  Theogonie  sei  bereits  keine  andere 
gewesen  als  die  hernach  in  24  Rhapsodien  getheilte,  misslungen  ist.  Seine 
Beweisführung  bringt  ihn  aber  auf  der  einen  Seite  in  einen  noch  viel 
schärferen  Gegensatz  zu  diesem  Versuche,  dergestalt  dass,  wenn  sie  durch- 
aus richtig  sein  sollte,  auch  der  vermittelnde  Standpunkt  von  Sasemihl 
nicht  mehr  haltbar  sein  würde,  nach  welchem  die  beiden  späteren  orphischen 
Theogonien  doch  wenigstens  neoe,  wenn  auch  stark  umgestaltende  Redac- 
tfonen  der  ursprünglichen  verbleiben  (s.  A.  8®).  Und  in  der  lliat  hat  er 
gezeigt,  dass  die  Abweichungen  dieser  beiden  jüngeren  Formen  von  jener 
ältesten  stärker  sind,  als  auch  noch  Susemihl  annahm,  und  dass  nament- 
lich alles  Pant^eistische  und  daher  auch  die  Verschlingung  des  Phanes 
durch  Zeus  (aber  nicht,  wie  er  glaubt,  auch  Phanes  selbst)  der  letzteren 
noch  fremd  waren,  daher  denn  auch  Pseudo-Aristot.  de  mund.  7  und  etwa 
Valerius  Soranus  (s.  A.  7)  nicht  mehr,  was  Susemihl  S.  V.  A.  18  wenigstens 


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Berichtigungen  und  Nachträge.  897 

als  möglich  ansah,  noch  diese  letxtere  im  Ange  haben  können.  JedenüaUs 
hält  aber  doch  Gruppe  m.  E.  die  Verschiedenheiten  für  grösser,  als  sie 
es  in  Wirklichkeit  waren,  so  dass  jener  vermittelnde  Standpunkt  immer 
noch  nicht  aufgegeben  zu  werden  braucht.  Auf  der  anderai  Seite  erklärt  er 
es  schwerlich  mit  Becht  für  nicht  unmöglich,  dase  die  beiden  späteren 
Formen  doch  schon  aus  yoralezandrinischer  Zeit  stammen,  und  tritt  inso- 
fern wieder  Kern  näher,  als  es  Susemihl  thut.  Zur  Begründung  des  vor- 
stehenden ürtheils  s.  Susemihl  Zu  den  orph.  Theogonien,  Jahrb.  f.  Ph. 
CXLI.  1890.  8.  820—826.  (Darauf  hin  hat  sich  Gruppe  brieflich  in  der 
Hauptsache  mir  sostimmend  geäussert). 

G.  14.  S.  376.  A.  7.  S.  377.  A.  8^   8.  den  eben  gegebnen  Nachtr.  z.  A.  2. 

G.  14.  S.  378.    üeber  Pseudo-Epimenides  s.  G.  83. 

G.  14.  B.  879.  A.  11.  Zu  der  Diss.  von  Gder  vgl.  jetzt  die  ausführliche 
Eec.  V.  Knaack  Woch.  f.  kl.  Ph.  VIL  1890.  Sp.  37—41.  „Oder  hat  jetzt 
seinen  Widerspruch  in  Bezug  auf  die  Namen  bei  Anton.  Lib.  aufgegeben*^ 
(Enaack). 

G.  14.  S.  380.  A.  17.  „Fraglich  ist  gegen  Wilamowitz  nur,  ob  im 
ersten  Verse  dfKptß&ritov  nicht  zu  halten  ist".    (Knaack). 

C.  14.  S.  380.  A.  22.  Welcker  Kl.  Schrr.  I.  S.  896  nimmt  viehnehr 
an,  dass  erstere  Anekdote  der  letzteren,  die  er  mit  Becht  gleichfalls  für 
unhistorisch  hält,  „nachgebildet**  sei:  „Antagoras  las  sein  Gedicht  in 
Boeotien  vor,  und  Niemand  bezeugte  Beifall,  worauf  er  das  Buch  zumachte 
und  sagte:  mit  Hecht  seid  ihr  Boeotier,  denn  ihr  habt  Ochaenohren".  Vgl. 
Ep.  Cycl.  P.  S.  100  (P.  S.  106):  „Auch  von  der  Thebats  des  Antagoras  ... 
wird  erzählt,  dass  die  Zuhörer  sie  frostig  anhörten  und  er  sich  mit  ihrem 
Mangel  an  Bildung  tröstete.  Hier  wird  die  Scene  dem  Wortspiel  mit 
Ochsenohren  zu  Gefallen  nach  Boeotien  verlegt  so  wie  dort  Piatons  wegen" 
(der  allein  bei  der  Vorlesung  ausgehalten  haben  soll)  „nach  Athen**.  Dass 
Meleagrot  (s.  A.  23)  die  von  ihm  aufgenommenen  Epigramme  des  Anta- 
goras als  Zweige  von  der  Pflanze  „Ochsenauge**  bezeichnet,  kann  schwer- 
lich (worauf  W.  Schulze  verfiel)  als  Anzeichen  davon  angesehen  werden, 
dass  vielleicht  schon  er  dies  Histörchen  gekannt,  geglaubt  und  eben  mit 
dieser  Bezeichnung  auf  dasselbe  angespielt  habe.  Wenigstens  müsste  diese 
Anspielung  als  gerade  so  unpassend  wie  boshaft  erscheinen:  wenn  er  diese 
Ochsenaugen  mit  den  Ochsenohren  der  Boeotier  zusammenstellte,  warum 
nahm  er  sie  dann  auf?  Ohnehin  wäre  dies  ürtheil  ein  sehr  unberechtigtes 
gewesen.  Denn  „man  darf  wohl  mit  Meineke  Del.  S.  149  sagen:  cuius 
utinam  plura  epigrammata*'  (vgl.  A.  20.  23)  ,ySwperesseni*' ,    (Knaack). 

G.  14  8.  383.  A.  46.  Das  Beste  in  Weich erts  gutgemeintem  und  als 
ältester  Versuch  einer  gelehrten  monographischen  Behandlung  eines  Stückes 
der  alexandrinischen  Litteratur  anerkennenswerthem ,  aber  langweiligem 
Buche  ist  die  vergleichende  Inhaltsüb^sicht  der  Argonautica  des  Apollo- 
nios  und  des  Valerius  Flaccus  8.  270—824  (vgl.  8.  889.  362  ff),  bei  welcher 
er  freilich  ausgesprochenermassen  (8.  270.  A.  342)  für  ApoUonios  der  schon 
von  Man  so  8.  182—198  gegebnen  Skizze  grösstentheils  gefolgt  ist.  Im 
Uebrigen  s.  die  Nachträge  zu  A.  62  u.  69. 

G.  14.  8.  386  f.  A.  56.  Vgl.  auch  schon  Gerhard  8.  7:  ,]k\mc  (näml. 
Cdüimachum)  certe  nisi  ludibrii  causa  neque  iubentem  neque  invitttm  una 

BussMiHL,  grioch.-alex.  Litt.-Gesch.  I.  67 


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898  .Berichtigungen  und  Nachträge. 

cum  Äpollonio  sepeUre  potuerunt^^.  S.  freilich  W  eich  er  t  S.  86  f^  der  diei 
,,8innig  und  menschlich**  findet  nnd,  was  ja  an  sich  möglich  ist,  an  einen 
gemeinsamen  Begräbnissplatz  der  Mitglieder  des  Mnseions  denkt. 

C.  14.  S.  388.  A.  89  für  ZmctQazovg  1.  Zmctgatov, 

C.  14.  S.  887.  A.  60.  Dass  es  freilich  von  Epimenides  oder  aach  nnr 
unter  dessen  Namen  kein  Argonautengedicht  gab^  darüber  s.  C.  19.  A.  104, 
vgl.  C.  33.  A.  289. 

C.  14.  S.  887.  A.  62.  Als  besonders  gelangen  hebt  Man  so  S.  220  fil 
n&chstdem  noch  II,  587—606  und  III,  79—166  hervor.  Im  üebrigen  sind 
seine  ürtheile  S.  199 ff.,  auf  die  hier  noch  ganz  besonders  verwiesen  sei, 
wie  Bernhardy  a.  a.  0.  IP,  1.  S.  867  mit  Recht  bemerkt ,  „zwar  wenig 
günstig,  aber  nicht  unbillig",  und  der  Versuch  von  Weichert  8.824—387 
dieselben  zu  entkräften  oder  doch  zu  mildem  ist  vOUig  misslungen,  um  so 
mehr  da  Weichert  selbst  nicht  umhin  kann  die  klägliche  Bolle,  welche 
namentlich  lason  spielt,  nicht  bloss  zuzugeben,  sondern  sogar  noch  genauer 
darzulegen.    Uebrigens  s.  auch  Bernhardy  a.  a.  0. 

C.  14.  S.  388.  A.  65.  Den  ersten  Ansatz  zur  Forschung  über  die  Quellen 
und  Vorgänger  des  ApoUonios  machte  Groddeck  Ueber  die  Argonantika 
des  ApoUonius  Bhodius,  Bibl.  der  alten  Litt.  u.  Kunst  St  II.  &  61—113, 
der  dann  zn  dieser  unvollendeten  Arbeit  noch  Nachtiilge  im  Prooemiom 
zum  Lectionskat.  der  Univ.  Wilna  1828  f.  gab.  Ich  kenne  diese  Arbeiten 
nicht  —  Gegen  Enaack  s.  Bethe  Woch.  f.  kl.  Ph.  V.  1888.  Sp.  299  f. 
Vgl  noch  Groeger  De  Argonauticarum  fabularum  historia  quaestiones 
selectae,  Breslau  1889.  8.  (Doctordiss.). 

G.  14.  S.  889.  A.  69.  Auch  das  Lob  bei  Quintil.  X,  1,  54.  ApoHomus 
in  ordinem  a  grammaticis  datum  nan  vemt,  gnia  Aristarchus  etc.  (s.  0.  16. 
A.  56),  non  tarnen  contemnenäutn  reddidü  opus  (woraus  freilich  Weichert 
S.  421  seltsamerweise  ein  „sehr  schätzbares"  Werk  machen  will)  aeguaU 
qtiadam  mediocritate  lautet  übrigens  noch  kühl  genug.  Genad  dasselbe 
Urtheil  fällt,  nur  mit  anderen  Worten,  Psendo-Longin.  de  snbl.  88,  4,  in- 
dem er  den  ApoUonios  als  antcotog  rühmt,  aber  dabei  bemerkt,  dass 
dieser  Ruhm  nur  ein  nichtoriginalen  Geistern  zukommender  ist  (s.  die  gute, 
bei  Weichert  8.  419  wiederabgedruckte  Erläuterung  von  Morus  z.d.8t.). 
Belehrender  über  den  Sinn  dieser  Kritiken  als  die  weitschweifigen  Ans- 
führongen  von  Weichert  S.  408— 420  sind  die  weit  kürzeren,  aber  um 
so  treffenderen  Bemerkungen  von  Manso  S.  179—181.  8. 219  £  mit  A.  k  und 
Bernhardy  a.  a.  0.  Nicht  allzu  erheblich  ist  die  Aeossernng  von  Fronto 
de  orationibus  IV,  1.  p.  126  Niebuhr:  j^poUoniua  auUm,  non  enim  Hörnen 
prooemiorum  par  artificium  est,  ApoUonius,  inquam,  qui  Argonautas  seripsity 
quinque  re(j6  iny  (so  Weichert  S.  416.  A.  450,  re<«  diversasy  Niebuhr) 
quattuor  versibus  narrat,  xaXaiysviav  nXia  (pmxmv,  viros^qui  navigassent, 
ßaotX'^oe  iqniiuocvvj]  IleUao,  euius  imperio  navigassent,  %Qv6BUfv  futa  %£ag, 
cui  rei  navigassent,  ivSvyov  jjXacav  'Agyco^  navem  qua  vecli  essent.  üeber 
die  neueren  Kunsturtheile  s.  auch  die  Nachträge  zu  A.  62. 

C.  14.  S.  389.  Unter  den  Commentatoren  des  Argonautengedichts  fehlt 
ApoUonios ,  s.  C.  30.  A.  101. 

C.  14.  S.  898.  A.  90  füge  hinzu:  VgL  die  Bec.  von  Enaack  Deutsche 
L.-Z.  1888.  Sp.  1365  f. 


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Bericlitigimgen  und  Nachträge.  899 

C.  14.  S.  396.  A.  102.    Krateß  a.  a.  0.  V.  1  f. 

XoiQCXog  'Avtindxov  noXv  iBÜesrocf  dXX'  inl  naaiv 
XoiqClov  EvtpoQlmv  bI%6  did  öt6(iaxog. 
Bemhardj  a.  a.  0.  11^,  2.  S.  734  bestreitet,  dass  man  aus  diesem 
„beissenden"  Epigramm  auf  homerische  Stadien  des  Eaphorion  and  eine 
Vorliebe  desselben  für  Choerilos  schliessen  dürfe.  In  der  That  ist  der 
schmutzige  Nebensinn  (s.  A.  132)  hier  die  Hauptsache,  wie  auch  das  in66i 
beweist,  aber  der  ganze  Witz  beraht  eben  auf  der  Doppelsinnigkeit  and 
gioge  folglich  verloren,  wenn  nicht  auch  eine  gleichfalls  zatre£Pende,  Ter- 
hältnissmässig  unschuldigere  Deutung  mOglich  wäre  und  der  Dichter  nicht 
den  Schein  annähme,  als  hätte  er  an  gar  keine  andere  gedacht,  wenn  also 
Eaphorion  nicht  wirklich  ein  Verehrer  des  Choerilos  war  und  nicht  wirk- 
lich für  seine  vielen  yXmöaai  das  Glossar  des  Philetas  verwandte  (s.  A.  101). 
Höchstens  kann  Bohde  Gr.  Rom.  8.  23.  A.  1  annähernd  Becht  haben, 
wenn  er  bemerkt:  „Auf  Angriffe  gegen  den  Homer  deutet  wohl  auch  das 
abwehreilde  Wort  des  Euphorien  Fr.  LXX:  angox^iuiaxog  ''OiArjifog,  Viel- 
leicht genügte  schon  eine  solche  Abwehr  voreiliger  Verunglimpfung,  um 
den  Euphorien  in  jenem  l^kannten  zweideutigen  Epigramm  .  .  .  der  Ob- 
scönität  zu  Liebe  zum  'Oi»^qi%6s  zu  machen.  Denn  >vas  in  seiner  eignen 
Dichterthätigkeit  gerade  den  Euphorion  zum  Homeriker  gemacht  haben 
könne,  ist  nicht  abzusehen^*. 

C.  14.  S.  395.  A.  102^  Vgl.  auch  die  Nachträge  zu  C.  9.  A.  47.  „Knaacks 
Euphorionea  sind  im  Wesentlichen  eine  Beconstruction  der  Chiliaden.  Ver- 
kehrte Einwände  erhebt  Immisch  Klares,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVII. 
1890.  S.  147  fF."  (Knaack). 

C.  14.  S.  396.  A.  106.  In  Wahrheit  will  der  Vers  Verg.  Ecl.  X,  60  für 
Vergilius  selbst  nicht  viel  besagen,  da  er  ja  dem  Gallus  in  den  Mund  ge- 
legt ist.  In  Bezug  auf  Ecl.  VI,  69—73  femer  steht  es  ähnlich,  s.  Schnitze 
a.  a.  0.  S.  66:  „his  verbis  Vergilim  ad  id  GaUi  poemcUian  spectat,  quo 
originem  Grynaei  nemoris  cdebraverai.  idem  argumentum  tractavit  Euphario 
in  quinto,  ut  suspicatur  Meineke,  CInUadum  libro,  servavitque  ex  eo  non- 
nulla,  quamvis  temere  conflata  Servius  ad  Ed.  VI^  72  (Fr.  XLVI  Mein./'. 
Serv.  sagt  denn  auch  nur  dies:  hoc  autem  Euphorionis  continent  carmina, 
quae  Oattus  tra/nstulit  in  sermonem  Latinum:  unde  est  iliud  infine,  ubi  GaUus 
loquitur  (X,  50):  ibo  et  Chalcidico  quae  sunt  mihi  condita  versu  carmina  etc. 

C.  14.  S.  397.  A.  121.  „Das  neue  Bruchstück  steht,  wie  wir  jetzt  er- 
fahren, im  ächten  Etym.  M.  und  gehört  vielmehr  in  den  SQ^i,  s.  Beitzen- 
stein  a.  a.  0.  S.  9''.   (Knaack). 

C.  14.  S.  401.  A.  146.  „Es  ist  doch  sehr  fraglich,  ob  Bhianos  das  un- 
zweifelhaft richtige  sv7i<pBPS<ov  II.  9^,  81  durch  Coojectur  entdeckte  und  nicht 
vielmehr  als  ältere  Lesart  in  einer  Handschrift  fand;  anf  alle  Fälle  zeugt 
es  für  seinen  kritischen  Tact,  dass  er  dies  aufnahm'*.   (W.  Schulze). 

C.  14.  S.  401.  A.  162.  „üeber  die  'AxctX%tt  äussert  Vermuthungen  unsicherer 
Art,  die  aber  doch  nicht  ganz  abzuweisen  sind,  Kalk  mann  Paasan.  S.  132 — 
136,  indem  er  die  auffallende  Menge  erotischer  Legenden  im  7.  B.  des  PauEC 
unmittelbar  oder  mittelbar  auf  Ehianos  zurückzuführen  sucht**.   (Knaack). 

C.  14.  S.  407.  A.  187.  Z.  6  f.  v.  o.  vor  und  nach  VU,  666 -XI,  89  fehlt 
ein  Komma. 

67* 


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900  Berichtigimgen  und  NachtrSge. 

C.  14.  S.  408.  A.  194.  Ueber  Licinias  Archias  s.  jetzt  Hillscher 
a.  a.  0.  Da  derselbe  nach  Cic.  p.  Arch.  §.21  sich  die  Aufgabe  gestellt 
hatte  die.  Thaten  des  LucuUus  (und  nicht  auch  des  Pompeius)  gegen  Mi- 
thridates  zu  yerherrlichen,  so  ist  es,  wie  W.  Fabricius  Theophaoes  ond 
Dellius  (s.  C.  88.  A.  161)  3.  6  f.  Anm.  richtig  bemerkt,  eine  üebertreibimg, 
wenn  Cicero  hier  dennoch  sagt,  er  habe  Mitkridaticum  .  .  .  bdhsm  ,  .  . 
Mum  besungen.  Aus  Cic.  ad  Att  a.  a.  0.  p.  Arch.  10,  26.  11,  28  erhellt, 
dass  er  auch  den  Q.  Caecilius  Metellud  Pins  und  das  Consulat  des  Cicero 
poetisch  feiern  wollte.  Ob  die  unter  dem  Namen  des  Archias  schlechtweg 
fiberlieferten,  recht  massigen  Epigramme  sämmtlich  ihm  angehören,  l&ast 
M.  Haupt  Herrn.  111.  1869.  S.  206  f.  —  Opusc.  lü.  S.  409  f.  dahingeetellt, 
obwohl  er  urtheilt,  dass  alle  aus  Ciceros  Zeit  sein  können,  aber  mit  Ent- 
schiedenheit schreibt  er  ihm  alle  diejenigen  zu,  in  welchen  Epigramme 
des  Antipatros  you  Sidon  oder,  was  in  Bezug  auf  Anth.  Pal.  Vi,  13.  14 
nicht  weniger  als  fiermal  VI,  16.  179 — 181  der  Fall  ist,  von  diesem  und 
von  Leonidas  variirt  werden  (d.  h.  noch  Anth.  Pal.  VI,  20Y  TgL  m.  206. 
Vn,  68  ygl.  m.  66.  67.  VII,  147  [was  Haupt  übersehen  hatte]  ygL  m.  146. 
VII,  166  vgl  m.  163.  164.  Anth.  Plan,  IV  [Anth.  Pal.  XVIJ,  179  vgl  m.  178), 
da  Cicero  p.  Arch.  8,  18  gerade  diese  Greschickliohkeit  des  Archias  im  Ex- 
temporiren  nnd  in  den  Variationen  auf  dasselbe  Thema  hervorhebt  Eiben- 
dieselbe  rühmt  er  übrigens,  wie  Hillscher  hinzufügt,  auch  an  Antipatros 
von  Sidon  (vgl.  dessen  8elbstvariation  Anth.  Pal.  IX,  790  ff.)  und  Quintil. 
X,  7,  19  mit  Berufung  auf  Cicero  an  Beiden. 

C.  14.  S.  409.  A.  196.  Enaack  macht  mich  darauf  aufmerksam,  dass 
er  sich  gegen  Gruppe  in  der  Woch.  f.  kl.  Ph.  HL  1886.  ßp.  869  f.  ge- 
äussert und  in  der  kleinen  Abh.  Zur  Phadthon-Sage,  Herrn.  XXII.  1887. 
S.  687—640  seine  Ansichten  noch  etwas  *  genauer  bestimmt,  übrigens  mit 
denselben  vollen  BeiÜEill  bei  Schanz  Deutsche  L.-Z.  1886.  8p.  667  gefunden 
hat  —  Für  den  Dichter  der  Ahß^v  %xicig  hält  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  814 
Apollonios  den  Rhoder,  wa«  bei  Roh  de  Gr.  Rom.  S.  42  Beifall  gefunden  hat 
Oder  hat,  wie  er  mir  mittheilt,  das  Fragment  darauf  hin  untersucht  nnd  ist 
zu  dem  Ergebniss  gelangt,  dass  wir  zu  dieser  Annahme  nicht  berechtigt  sind. 

C.  16.  S.  418.  A.  28.  Z.  8  v.  u.  f.  611  1.  609. 

C.  16.  S.  418.  A.  68.    Vgl.  auch  C.  22.  A.  67<^.  68. 

C.  16.  S.  419.  A.  69.  Das  hier  Ausgeführte  ist  nach  C.  22.  A.  88  (vgL 
dfks.  A.  81)  zu  modificiren. 

C.  16.  8.  420.  A.  66.  S.  427  f.  A.  92.  Die  Schrift  von  Maass  ist  von 
Knaack  Berl.  ph.  Woch.  IV.  1884.  S.  1216—1219  angezeigt 

C.  16.  S.  426.  A.  86.     Vgl.  auch  C.  26.  A.  129. 

C.  16.  S.  427  f.  A.  92.  Dass  die  Erigone  des  Eratosthenes  durch  Ver- 
mittlung eines  mythologischen  Handbuchs  die  Quelle  von  TibuU.  II,  1,66  ff. 
war,  zeigt  Maass  Tibullieche  Sagen,  Hermes  XVIH.  1883.  S.  389—342. 

C.  16.  8.  428.  A.  93.  Müllenhoff  Deutsche  Alterthumsk.  I.  a  243 
glaubt,  dass  Eratosthenes  den  Hermes  später  als  das  geographische  Werk 
geschrieben  und  seine  im  letzteren  vorgetragne  Ansicht  über  die  Zahl  der 
Zonen  im  ersteren  geändert  habe.  Dagegen  beweist  aber  Max.  C.  P.  Schmidt 
Des  Eratosthenes  Zonenanzahl,  Philologus  XLIII.  1884.  8.  199—201,  dass  er 
unbeschadet  seiner  Annahme  eines  milderen  Klimas  und  der  Bewohnbarkeit 


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Berichtigungen  und  Nachträge.  901 

der  Aeqnatorialgegend  (die  dann  auoh  auf  Polybios  und  Poseidonios  übergiog, 
Strab.  II.  p.  97)  stets  6  Zonen  anerkannte,  uod  widerlegt  auch  Berger  a. a. 0. 
S.  86  f.,  welcher  bei  Strab.  a.  a.  0.  'E^«KTO<r^es^s  in  JIodftdtDViog  verbessern  wollte. 

C.  16.  S.  432.  A.  12.  ,,Da8  von  unteritalischen  Griechen  (in  Tarent 
und  Herakleia)  erfundene  Zeichen  für  den  spiritua  asper  h,  das  vielleicht 
schon  Piaton  (s.  Kratyl.  412  A.  437  A  und  dazu  H.  Schmidt  PI.  Erat. 
S.  46—47  u.  Blass)  bekannt  war,  diente  bereits  in  der  Zeit  des  Aristoteles 
(Soph.  el.  20.  177^  1  fF.)  ala  nagdaritiov ;  vgl.  Blass  Ausepr.*  S.  90.  93, 
allem  Anschein  nach  sogar  schon  zusammen  mit  dem  Zeichen  für  den 
Spiritus  lenis  H,  da  Aristoteles  d.  Plural  xaqcigrifia  gebraucht".  (W.  Schulze). 
Derselbe  schreibt  nämlich:  ov  yccQ  iati  ditxov  to  noiQa  t^v  dta^QSiftv.  ev 
yuQ  0  avtog  Xoyog  yCvBxai.  diaiQOVfispog ,  stnsi^  fkrj  %al  to  OQog  %al 
Offog,  x^  nqoamdia  Xs%^\v  crificc^vti,  ^tSQOV  {dXX'  iv  fihv  rorg  yf y^a/si- 
(livoig  xavtov  ^o^a,  otav  i%  xmv  etvtoiv  atoi%^{<ov  ysygafiiiivov  ^  xal 
änfavtmg,  %d%ei  d'  rjöri  nugdari^a  noiovvtai^  xd  Sl  (p^syy6fASvu  ov 
tavxd)'  m<jx*  ov  dixtov  i6  isaqd  diaCf^sciv^  und  ich  selbst  habe  in  meinem 
Handexemplar  notirt:  .^Teagdarifice  Nebenzeichen  fOr  asper  und  lenis".  Die 
Stellen  in  Plat.  Erat,  sind  allerdings  zweifelhafter  Natur,  s.  Schanzzu  dens. 
Hinsichtlich  der  Interpunction  aber  s.  Wilamowitz  Eur.  H.  1.  8.  127  f. 

G.  16.  S.  442.  A.  47^.  48.  Seltsam  missversteht  den  Sinn  dieser  Schrift 
v.  Sca'la  a.  a.  0.  S.  264. 

C.  16.  S.  444  ff.  A.  66.  Vielleicht  habe  ich  üsener  noch  viel  au  viel 
zugestanden:  es  fragt  sich  sehr,  ob  die  Hauptquelle  des  Quintil.  nicht  doch 
Dionjsios  war  und  dazu  eine  geringwerthige ,  bloss  tabellarische  Neben- 
quelle kam.     Freilich  kann  ich  darin  irren. 

C.  17.  S.  476.  A.  66  fQge  hinzu:  höchst  wahrscheinlich  nach  Pamphilos, 
vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  26.  A.  197. 

C.  17.  S.  482.  Z.  1  V.  0.  f.  Vindanionus  1.  Vindanionius  oder  rich- 
tiger Vindanius  oder  Vindonius.  Den  erstem  Namen  geben  die  Geopon., 
den  letztem  Phot.  S.  Oder  Beitr.  z.  Gesch.  der  Landwirthsch. ,  Rh.  Mus. 
XLV.  1890.  S.  66  ff. 

C.  17.  S.  482.  A.  128.  Vgl.  Oder  a.  a.  0.  S.  74 f.:  „Dem  Werke  taxoQ^a-^ 
tpvasiag  des  ersten  Artikels  entspricht  aus  dem  zweiten  q)vct%d  —  amnu- 
^simv,  wonach  also  das  Sympathiebuch**  (vgl.  A.  133)  „ein  Theil  der 
(pv^tTui  war,  beziehungsweise  der  (pvoi%eel  ^wdiistg  {9vvaiiks^  scheint  auf 
dwdpLBig  hinzuweisen,  wie  Bernhardy  sah),  oder,  was  auch  mOglich  ist, 
sympathetische  Heilmittel  auch  hier  die  erste  Rolle  spielten.  Eine  Vor- 
stellung von  dem  Inhalt  der  (pvcMal  dvifäfie ig  geben  uns  Plin.  XXVIII— 
XXX ,  wo  ausdrücklich  auf  die  Magier  Bezug  genommen  wird  und  Orpheus" 
(s.  A.  10)  „und  Democrit  (Plin.  glaubt  auch  nicht  an  Fälschungen  auf 
Democrits  Namen  und  nennt  Bolus  nicht,  vgl.  XXIV.  §.  160  [s.  A.  129]) 
unter  den  Quellen  der  medidnae  ex  animalibus  genannt  werden.  Doxo- 
graphisch  war  offenbar  auch  nfgl  xmv  —  dy6vx(ov.  Bei  dem  astrologischen 
Ttsgl  arifif^cov  x.  x.  l,  erinnert  man  sich,  dass  Democrit  bei  Lyd.  de  ost. 
p.  166, 6  Wachsm.  citirt  wird,  und  dass  die  Citate  desselben  Qeop.  1, 6, 3. 12,  6  ff. 
auf  ein  Werk  wie  das  des  Bolus  zurückgehen  müssen.    Vgl.  Oder  S.  88". 

0.  17.  S.  482.  A.  129.  Dieser  Schluss  ist  nicht  richtig.  Denn  dem  Plin. 
musste   nach   dem   eben   (Nachtr.  z.  A.  128)   Bemerkten   Apollodoros   als 


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902  BerichüguDgen  und  Nachträge. 

sectator  Bemocriti  erachemeD,  auch  wenn  yielmehr  umgekehzt  Fseado- 
Demokritos  jenen  benutzt  hatte,  und  das  halte  ich  jetst  fOr  das  Wahr- 
scheinlichere.   Vgl.  d.  Nachtr.  zu  A.  132  u.  z.  C.  24.  A.  44. 

C.  17.  S.  488.  A.  130  füge  hinzu:  Oder  a.  a.  0.  S.  72—76. 

C.  17.  S.  483.  A.  182.  Diese  sehr  richtige  Bemerkung  yon  Meineke 
(denn  Demokritos  sollte  ja  als  Verfasser  gelten)  hat  auch  Oder  8.  73 f.  75 
nicht  beachtet  Aber  gerade  wenn  Bolos  dennoch  wirklich  den  Theophr. 
citirt  hätte,  würde  die  bestechende  Vermuthnng  Oders  sehr  unwahrschein- 
lich werden,  die  Machwerke  des  Bolos  (oder  Pseudo- Bolos)  b>  Psendo- 
Demokritos  hätten  schon  zur  Zeit  des  Eallimachos  existirt,  und  Letzterer 
habe  desshalb,  um  Glossen  des  Demokritos  zu  erklären,  erst  das  Material 
sichten  und  den  Betrug  aufdecken  und  so  ein  eignes  neues  Verzeichniss 
der  ächten  Schriften  desselben  aufstellen  müssen,  und  so  sei  der  Titel 
niva^  xmv  JrifMKifijov  yXooaaöiP  wal  avvtayitdtav  (s.  C  13.  A.  76)  zu  yer- 
stehen,  den  jedoch  Oder  mit  Hecker  Comm.  CaUlm.  S.  3  in  TLivc^  xmv 
Jri(AO%Qitov  Hocl  yXmifüäv  ovvtayfM  yerbessern  möchte.  Denn  Eallim.  selbst 
war  ja  noch  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Theof^r.,  etwa  ein  mittlerer 
Zwanziger  bei  dessen  Tode.  Auch  an  sich  jedoch  ist  ein  so  früher  Ur- 
sprung dieser  Fälschungen,  da  sich  eben  unter  ihnen  auch  doxographiache 
befanden,  aus  dem  A.  7  dargelegten  Grunde  nicht  sonderlich  glaublich. 

C.  17.  S.  484.  A.  133  z.  E.  1.  Nepualii  fragmentum  nsgl  tov  %ttxä  am- 
ndd'sucv  %al  avfindd'stav  et  Democriti  u.  s.  w.  Ob  der  Tractat  unter  dem 
Namen  des  Demokritos  wirklich  erst  byzantinischen  Ursprungs  ist,  hätte 
ich  besser  auf  sich  beruhen  lassen.  Wenigstens  bemerkt  Oder  S.  70fiL 
mit  Recht,  es  sei  Gemoll  nicht  gelungen  nachzuweisen,  dass  dies  yon 
beiden  Tractaten  und  einem  dritten,  sich  grossentheils  mit  ihnen  decken- 
den Geop.  XV,  1  gelte  und  alle  drei  lediglich  auf  Aelian.  N.  A.  I,  36 
zurückgehen  sollen,  und  er  führt  sie  yielmehr  auf  das  Sympathiebucff 
zurück.  £r  billigt  femer  yielmehr  die  Vermuthnng  yon  Haupt  Opusc  ÜI. 
S.  279,  für  NsitovaX^ov  sei  Nenxovvittvov  zu  schreiben,  und  macht  wahr- 
scheinlich, dass  dieser  auch  sonst  bekannte  Neptunianos  etwa  ein  Zeit- 
genosse des  Tatianos  gewesen  sei.  Von  dem  zweiten  Tractat  giebt  er  je- 
doch allerdings  zu,  dass  der  Verfasser  „ein  Fälscher  unter  Demoorits 
Flagge*^  gewesen  zu  sein  scheine;  andererseits  jedoch  könne  jenem  Tractat 
der  Name  des  Demokritos  auch  nur  als  Vermuthnng  eines  Späteren  hinin- 
gesetzt  sein,  gleichwie  der  in  den  Geop.  a.  a.  0.  erhaltene  jetzt  den  des 
Zoroaster  an  der  Spitze  trägt. 

C.  17.  S.  484.  A.  136.    Hiemach  ist  auch  Oder  S.  72  f.  zu  berichtigen. 

C.  17.  S.  484.  A.  137.  Oder  a.  a.  0.  will  bei  La.  Di.  IX,  46  yielmehr 
l  hinter  ij^ixcoy  einfügen,  weil  für  die  'Tjco(ipiqiiata  ^d'inu  nach  Aus- 
scheidung der  9  (?)  §.  48  f.  bezeichneten  besonderen  Bücher  doch  wenigstens 
noch  ein  zehntes  habe  übrig  bleiben  müssen. 

C.  17.  S.  486.  A.  140.  Ueber  die  sämmtlichen  pseudo-demokritisohen 
Ueberreste  in  den  Geopon.  s.  Oder  S.  70 — 77. 

0.  17.  S.  485.  A.  142.  Dass  jedoch  nicht  (was  Oder  S.  76  für  möglich 
zu  halten  scheint)  bei  Stob.  Flor.  IX,  64  Ilmlov  Uv^ayo^eiov  mit  Reine sius 
in  Bmlov  J7.  geändert  werden  darf^  scheint  mir  ans  dem  Zusatz  Aeviucpov 
heryorzugehen. 


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Berichtigangen  und  Nachtrilge.  903 

C.  18.  S.  487.  A.  7  für  Humorifitische  1.  hnmoristische. 
C.  20.  S.  624.  Z.  3  f.  y.  o.    Das  versehentiich  ansge&llene  Stück,  ffir 
welches  hier  auf  die  Nachträge  verwiesen  wird,  soll  lauten: 

Melantfaios  vermuthlich  von  Sikyon  und  A  pell  es  aus 
Kolophon,  aber  in  Ephesos  und  wahrscheinlich  auch  in  Eos  ein- 
gebürgert*^^), jene  beiden  berühmten  Maler  aus  der  sikyonischen 
Schule  und  Schüler  des  nicht  minder  berühmten  Pamphilos*^*'); 
schrieben  beide  über  ihre  Kunst **^).  Ob  aber  derjenige  Pam- 
^hilos,  von  welchem  es  ein  Werk  negl  yQatpixijg  xal  ^oyQdfpmv 
ivSo^mv  gab,  bereits  jener  ihr  Lehrer  Pamphilos  aus  Amphi- 
polis  oder  Nikopolis  war,  welcher  in  Sikyon  wirkte  und  wahr- 
scheinlich auch  das  Bürgerrecht  erhielt,  ist  zum  Allermindesten 

46^)  Said.  'AnsXXriQy  KoXo(pmviog,  ^iitsi  d'  'Etpiaiog,  So>yQU(pog,  (lad^- 
trig  nafitpilov  tov  'AfKpmoXltovy  ngotsQOV  Sh  *E(p6(fOV  tov  'Etptöioff^  vtog 
Ilvd-sov^  dSsX(p6g  Kxriei6%ov  xal  ctvtov  itoyqatpov,  Strab.  XJV.  642.  xal 
*Innmvai  S'  ictlv  o  noiritrig  l£  'Ecpicov  xal  Tlaggdotog  6  to^YQ^V^S  ^^^ 
'AnilXrig,  Lnkian.  Calumn.  non  tem.  cred.  2.  *A,  6  'EApsaiog,  Plin.  XXXV. 
§.  79.  A.  Cou8.  Ovid.  A.  A.  III,  401.  Gous  A.  ex  Pont.  IV,  1,  29.  artifieis 
.  .  .  Coi. 

460)  Ausser  A.  46^  s.  Plin.  XXXV.  §.  76.  Pamphilum  ApeUis praeceptorem. 
§.  123.  PamphUus  .  .  .  Apellis  praeceptor.  §.  76.  ipse  (Pamphüus)  Macedo 
natione,  sed  primus  in  pidura  omnibus  litter is  eruditus,  praecipue  arith- 
metica  et  geometria,  sine  quibus  negdbat  artem  perfid  posse,  docuit  neminem 
taiento  minoris  .  .  .  quam  mercedem  et  Apelles  et  Mdanthius  dedere  ei, 
Plut.  Arat.  18.  i^vd'si  yciQ  in  do^a  xijg  Zmvmpiag  ftoverig  xal  xqrictoyQa- 
tpiag  .  .  .  mezB  xal  'AnelXf^v  insiifov  '^Sri  d'avfuci6(isvov  cupi%ie^ui  xal  avy- 
ysvied'ai  roCg  dvdQikeiv  in\  taXarta,  xfig  do^rig  fiäXXov  rj  xrjg  tsxvfig  Sso- 
(iBifov  fi€taXaßBiv,  Sto  tug  (thv  äXXag  sUovag  tmv  tVQccwmif  dvitUv  ev^g 
o  "Agatog,  ots  trjv  noXiv  i/jXsvd'iifmee ,  negi  Sh  trjg  'AifictQcctov  xava  ^Uixnov 
dxfidcavzog  ißovXtveceto  noXvif  %i^6vov,  kyqdtpri  fihv  yd(f  vno  ndvxatv  tmv 
nsgl  tov  MiXavd'ov  (s.  hierüber  Brunn  Qesch.  der  gr.  Künstler  II.  S.  148)  . . . 
0  'Aqiczqaxog^  'AjtsXXov  evvBtpccipayLivov  xrig  y(f€C(p7Jg,  mg  UoXifKDv  6  nsgifiyri- 
xrig  (Fr.  17)  tax6^fi%tv  x.  t.  X.  Da  sonach  M.  und  A.  schon  unter  Philippos 
thätig  waren,  so  setzt  mit  Unrecht  Schoenemann  De  lexicographis  anti- 
quis,  qui  rerum  ordinem  secuti  sunt,  Hannoyer  1886.  S.  66.  A.  3  ihren 
Lehrer  Pamphilos  erst  unter  Alexandros  und  in  die  ältste  Diadochenzeit. 

46^)  Plin.  Ind.  XXXV.  Aus  der  Schrift  des  M.  nsqi  tmyQatpmrjg 
ist  uns  noch  ein  yon  Antigonos  aus  Earystos  (s.  C.  17.  A.  29)  in  seinem 
Leben  des  Polemon  (so  dass  sie  also  älter  war  als  diese  Biographie,  vgl. 
C.  17.  A.  31  ff.  8.7)  angeführter  Satz  bei  La.  DL  IV,  18  erhalten.  Vgl.  über 
denselben  Brunn  a.  a.  0.  S.  142.  Sehr  mit  Unrecht  aber  billigen  Brunn 
und  Schoenemann  a.  a.  0.  A.  4  die  Conjectur  yon  Marini  bei  Vitruy. 
VII.  Praefl  14  MeHantkiui  für  Mdampus,  Denn  dieser  Melampus  war 
erstens  yielmehr  ein  Architekt,  und  zweitens  gehörte  er  zu  den  minus 
nobiles  (s.  A.  61),  und  Beides  passt  nicht  auf  den  M. 


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904  BeriohtigungeD  und  Nachträge. 

äusserst  zweifelhaft***),  und  vermutiilich  war  der  Verfasser  viel- 
mehr erst  der  bekannte  Grammatiker  aus  Alexandreia  im  ersten 
Jahrhundert  n.  Chr.*«0- 

46«)  Trotz  jener  Charakteristik  hei  Plin.  XXV.  §.  76,  s.  A.  46«  TreflFend 
bemerkt  ürlichs  in  der  A.  46'  citirten  Abh.  S.  260:  „Wie  sollen  wir  uns 
nicht  wundem,  dass  Plin.  die  Schriften  seiner  Schüler  Apelles  n.  Melanthioa 
anführt,  dagegen  yon  der  Bildnng,  Kunst,  Lehrthätigkeit  des  P.  selbst 
ansfflhrlich  handelt,  von  seinen  Schriften  gänslich  schweigt?"  Ans  Quintil. 
XII,  10,  6.  ratione  Pamphilus  et  Melanthius  .  .  .  ingenio  et  graiia  .  . .  Apeües 
est  praestantissitnus  ist  schon  desshalb  Nichts  zu  folgern,  weil  ja  Apellea 
ehenso  gut  Über  seine  Kunst  geschrieben  hatte  wie  Melanthios,  und  arg 
ist  es,  dass  Schoenemann,  indem  er  auch  anf  Quintil.  111,  6,  83  sich  be- 
ruft, offenbar  noch  immer  den  Ifaler  P.  für  denselben  mit  dem  JEtfaetor 
(s.  C.  36.  A.  93C'<*)  halt.  Sollte  dennoch  der  Erstere  bereits  jene  Schrift 
yerfasst  haben,  so  wäre  diese  nach  A.  46^  schon  aus  yoralezandrixiischer 
Zeit  gewesen,  und  es  würde  dann  das  oben  8.  613  £.  Gesagte  freilich  nicht 
mehr  richtig  sein. 

460  ^*  Urlichs  Pamphilos,  der  Maler  und  der  Granunatiker,  Bhein. 
Mus.  XVI.  1861.  S.  247—268,  dessen  Ausfährungen  ich  in  allen  Stücken 
für  richtig  halte,  und  gegen  den  Schoenemann  a.  a.  0.  A.  2  Nichts 
weiter  zu  sagen  weiss,  als  „miror  ürlichsium*' Q).  Die  sonstige  Litteratur 
stellt  Schoenemann  S.  64.  Anm.  zusammen.  Unsere  einzige  Quelle  ist 
Suid.  ndfupilogy  der  nicht  weniger  als  drei  Personen,  den  PhÜosoidien 
(s.  C.  2.  A.  397),  den  Maler  und  den  Grammatiker  durch  einander  gewirrt 
hat:  nafiq>iXog^  *AfypmoX^%7ig  rj  2k%V€ipt^  tj  NMonoUTVjs^  (piloaotpog,  6  im- 
Ttlri^slg  q>iX<inQdy(i4xtog,  Elnovag  %atoc  cxoix&lov.  T^p^tjy  y(faji{iMztnf}v,  TleQl 
ygaipinrig  nal  toayQdipiov  ivSoimv  [rnogyixa]  ßißUa  y\  IlaitiptXog^  'Jks^fiiv- 
Si^vg,  y(^ii(iati%6g  Uifund^xBiog,  iygaipB  x.  r.  X.  Nach  dem  m.  E.  an- 
anfechtbaren Ergebniss  von  Urlichs  gehört  alles  Andere  mit  Ausnahme 
des  Anfangs  bis  tptXoaotpog  in  Wahrheit  dem  Grammatiker.  rVfo^txa  fehlt 
in  der  massgebenden  Hdschr.  A,  in  den  anderen  Codices  ist  also  auch 
noch  der  landwirthschaftliche  Schriftsteller  (s.  über  diesen  Oder  a.  a.  O. 
S.  78  f.)  und  im  Cod.  £ ,  wo  am  Schluss  des  ganzen  Artikels  Tix^tiv  ^17- 
togiHriV  statt  TixvTiv  %gixi%riv  steht,  der  Bhetor  eingemischt.  Wer  anders 
urtheilt,  Tersuche  doch  wenigstens  erst  zu  zeigen,  was  denn  eigentlich  an 
der  Beweisführung  von  Urlichs  nicht  stichhaltig  sein  soll. 

C.  21.  S.  632.  A.  1.  Ob  ich  Recht  gethan  habe  den  Akestodoros 
von  Megalopolis  unter  den  Mjthographen  abzuhandeln ,  ist  mir  zweifelhaft. 

C.  21.  S.  686.  A.  29.  Z.  4  v.  0.  für  öwBygdipapzv  1.  cvv^ygtpipavto, 

C.  21.  S.  640.  A.  £8.  Z.  6  y.  u.  f.  'AQiGzoyekmv  1.  etwa  Ev^fmkog. 

C.  21.  S.  660  f.  A.  149.  „Dass  die  von  Megasthenes  mitgetbeilten 
Fabeleien  zum  grossen  Theil  nicht  ihm,  sondern  der  einheimischen  Ueber- 
lieferung  zur  Last  gelegt  werden  müssen,  zeigen  die  Erzählungen  von  den 
aatapLoi  und  aggiv Bg^  die  aus  dem  yedischen  Beiwort  der  Daspu,  d.  h.  der 
von  den  eindringenden  Ariern  voigefundenen  Urbevölkerung,  a$m8  (a-näs, 
d.  i.  ciggiVf  oder  an-äs,  d.  i.  actofiog^  s.  Zimmer  Altind.  Leben  S.  115.  430) 
herausgesponnen  zu  sein  scheinen^.   (W.  Schulze). 


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Berichtiguiigen  und  NachtrS.ge.  905 

C.  21.  S.  563.  A.  230.  Nachträglich  sehe  ich  aus  der  Angabe  yon 
Bauer  Jahresber.  LX.  S.  99,  dass  Golumba  Syrakus  fflr  den  Geburtsort 
des  Timaeos  hält.  Das  kann  richtig  sein,  aber  aus  Diod.  XXI,  6,  6  folgt 
es  wenigstens  mit  Noth wendigkeit  nicht,  s.  A.  240. 

C.  21.  S.  606.  A.  411.  Z.  2  ▼.  u.  1.  Paus.  X,  12,  6,  9. 

G.  21.  S.  617.  A.  466.  Z.  6  T.  o.  für  den  l  in  den. 

C.  21.  S.  627.  A.  583.  Neumayer  Aratns  aus  Sikyon,  Neustadta.H.  1885. 

C.  21.  S.  628.  A.  535.  Weiteres  über  Ekdemos  und  Demophanes  s.  bei 
Scala  a.  a.  0.  S.  53.  A.  3. 

C.  21.  S.  632.  A.  660.  Darüber,  dass  Phylarchos  von  Polybios  yiel 
reichlicher  benutzt  worden  ist,  als  man  nach  dem  scharfen  Tadel  seitens 
des  Letzteren  glauben  sollte,  s.  jetzt  auch  t.  Scala  a.  a.  0.  S.  259—261, 
ygl.  Niese  Gott.  gel.  Anz.  1890.  S.  893. 

G.  21.  S.  636  hinter  dem  Artikel  über  Androkles  ist  einzuschalten: 

Ptolemaeos  von  Megalopolis*^*®),  Sohn  des  Agesarchos^^^), 
lebte  in  angesehener  Stellung  am  Hofe  von  Ptolemaeos  IV  Philo- 
pator^*®),  dessen  Geschichte  in  mindestens  3  Büchern,  aC  tcsqI 
xov  OckoTcdtoQa  CötoQiaL,  mit  stark  anekdotenhafter  Färbung 
er  hernach  schrieb ^*^^),  und  ward  unter  dessen  Nachfolger  197 
zum  Statthalter  von  Eypros  ernannt,  soll  sich  dann  aber  im 
Alter  einer  zügellosen  Schwelgerei  ergeben  haben  ^**). 

üeber  Akestodoros  und  Thrasybulos  s.  C.  27. 


582«)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  66  f.  ▼.  Scala  Stnd.  des  Polyb.  L  S.68- 
60.  263-267. 

582  d)  Clem.  Protr.  29  C  «-  Fr.  1.  Ath.  X.  4251  XIII.  678  a  —  Fr.  3. 4. 
6  xov  'AyricaQxov,  VI.  246  c  ■—  Fr.  2.  6  tov  'AyrjcaQxov  MsyaXonoXitrig 
yivog.  Vgl.  Arnob.  VI,  4  (=»  Fr.  1).  Agesarchi  Ptohmaeus  und  s,  ferner 
A.  682  e.  682«. 

682«)  Polyb.  XV,  26,  14  erzählt  von  Agathokles  (s.  C.  9.  A.  64):  «^oe- 
%Bi^laaxo  .  .  .  xov  IIxoXBiuttov  xov  *Ay7iaaQ%ov  fCQsaßtvxriv  nqog  'Pmt^aiovg, 
ovx  coff  iniansvaovxa  xr^v  nffSüßelav,  all*  mg,  av  aiprjxai.  x^g  'EHädog  aal 
cvnitliTj  xoig  inei  (piloig  xal  evyysviaiv ^  avxov  %axa(iBV0vvxa,  n^oasasixo 
yaQ  avxm  nuvxag  xovg  InitpavBtg  avdqag  inxoSmv  noirjoat.  . 

6820  Ath.  a.  a.  0.  0.,  der  in  Fr.  2.  3  das  2.  und  8.  B.  citirt,  Clem. 
a.  a.  0.  sagt  abgekürzt  iv  nif(6xtp  xmv  n,  xov  ^.  Ausserdem  s.  d.  Nachtr. 
zu  C.  9.  A.  64  und  über  die  Benutzung  bei  Polyb.  die  Combinationen  von 
Scala  S.  263—267,  welcher  S.  69.  A.  2  bemerkt,  die  Abfassungszeit  scheine 
nach  197  zu  fallen,  da  er  im  1.  B.  (Fr.  1)  die  ältere  Geschichte  von  Eypros 
streifte. 

682  ß)  Polyb.  XVUI,  56,  6  sagt  von  Polykrates  dem  Argiver:  aca^atff- 
d(o%ag  xr^v  dgxv^  *^ff  Kwsqov  IIxolsfJMia)  xm  MsyaloTCoUxji ,  dann  §.  7  f. 
nQoßaivovarjg  x^g  Tilmücg  bloaxsQcig  slg  dailysiav  i^mnnU  xal  ßiov  dovgrj, 
naqanlriüCav  6e  rtra  xovx€0  cpi^firjv  i%lrjQov6firiC6v  inl  yriQU>g  %al  UxoleitaCog 
b  'AyBcdffxov.  Mit  Recht  unterscheidet  Müller  von  ihm  den  gleichnamigen 
Statthalter  von  Kypros  unter  Ptolemaeos  Philometor  (Polyb.  XXVII,  13), 

SüSBMinL,  griech.-alox.  Litt. -Gesch.   I.  57** 


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906  Berichtigungen  nnd  NachtrSge. 

welcher  wohl  mit  dem  nToXsfiaios  6  'KaXovfievog  M(i%Qav  2.  Makkab.  10,  12 
dieselbe  Person  war  {Iltolsfiaikfg  Md%Q(ovog  erscheint  bei  Wescher  nnd 
Foucart  Inscr.  de  Delphes  No.  18.  Z.  134),  vgl.  Scala  S.  69 f.  A.  2. 

C.  21.  S.  636.  A.  693.     Vgl.  auch  C.  29.  A.  122. 

C.  21.  S.  641  f.  A.  630.  634.  Darüber,  dass  die  yon  Polybios,  wie  es 
scheint,  in  grossem  Umfang  (s.  bes.  V,  88—90.  XXX,  6—9.  XXXI,  17)  be- 
nutzte rhodische  Quelle  doch  eben  Zenon  war,  s.  y.  Scala  S.  261  f. 

C.  21.  S.  646  f.  A.  660.  Der  aus  lo.  Lyd.  gezogene  Schluss  ist  falsch, 
s.  C.  25.  A.  149.  Es  muss  also  heissen:  s.  Fr.  6—12,  und  die  Worte  Dass 
die  ns(fl  XlO'oiP  —  ein  anderer  sind  zu  tilgen. 

C.  22.  S.  699.  A.  388.  Plin.  Ind.  IV.  X.  XXXVK.  Vgl.  Müllen  ho  ff 
D.  Alterthsk.  IK  S.  412 f.:  „Ein  gewisser  Philemon,  der  frühstens  wohl 
zu  den  Gelehrten  des  letzten  Jahrhunderts  y.  Chr.  gehörte,  da  er  die 
Kimbern  schon  auf  ihrer  Halbinsel  kennt  u.  s.  w.*^ 

C.  28.  S.  763  in  der  Ueberschrift  füge  hinter  Diokles  hinzu:  Dionysodoros. 

C.  28.  S.  749  f.  A.  216.    Die  handschriftliche  üeberlieferung  der   vier 
griechisch  auf  uns  gekommenen  ersten,  yon  Heiberg  allein  zur  Heraus- 
gabe übernommenen  Bücher  hat  sich  nach  seinen  Untersuchungen  als  eine 
sehr  einfache  herausgestellt:  alle  übrigen  Codices  mit  Ausnahme  des  yon 
61a SS  Hermes  XXIU.  1888.  S.  622  f.  ans  Licht  gezognen  und  beschriebnen 
Constantinop.  (c)  aus  dem  13.  oder  14.  Jahrb.  stammen  yon  dem  ältsten, 
Vatic.  206  (V)  aus  dem  12.  oder  18.  Jahrb.  her,  neben  dem  besonders  Vatic. 
208  (y)  wegen  der  schlechten  Erhaltung  jenes  Archetypos  herbeigezogen 
werden  musste,  c  aber  stammt  aus  derselben  Vorlage  wie  V  und  bietet 
nur  sehr  selten  etwas  Besseres.    Und  ebenso  ist  Vatic.  204  für  den  Com- 
mentar  .des  Eutokios  das  Original  aller  übrigen  Handschriften.     Die  lat 
Uebers.  yon  Memus  ist  in  Venedig,  die  yon  Commandini  in  Bologna 
erschienen  (beide  fol.).  —  Nix  Das  fünfte  Buch  der  Conica  des  Apollonius 
yon  Perga  in  der  arab.  Uebers.  des  Thabit  Ihn  Corrah,  Leipzig  1889.  8. 

C.  24.  6.  784.  A.  44.  M.  Wellmann  schreibt  an  der  angef.  St  Herm. 
XXIV.  S.  662.  A.  2:  „Diese  gemeinsame  Quelle  des  Theophrast  u.  ApoUodor 
kann  Democrit  gewesen  sein,  der  nach  Plin.  XXV.  §.  13  ebenso  wie  Pytha- 
goras  de  effeciu  Tierharum  schrieb.  Daraus  würde  sich  seine.  Bezeichnung 
als  assectator  DemocriH  bei  Plin.  XXIV.  §.  167  erklären,  ans  der  mit  Nichten 
folgt,  wie  Schneider  S.  186  will,  dass  er  ein  unmittelbarer  Schüler  des 
Democrit  gewesen".  So  richtig  die  letzten  Worte  sind,  so  unrichtig  ist 
meiner  Ueberzeuguug  nach  alles  Uebrige  in  dieser  Bemerkung.  Dass  in 
Wahrheit  die  betreffenden  Schriften  unter  dem  Namen  des  Demokritos 
und  Pythagoras  Fälschungen  waren,  kann  meiner  Meinung  nach  keinem 
Zweifel  unterliegen,  und  dass  die  erstere  schon  yor  Theophrastos  und 
Apollodoros  entstanden  sein  sollte,  dünkt  mich  kaum  wahrscheinlich. 
Wie  ich  mir  den  wahren  Sachverhalt  denke,  darüber  s.  die  Nachträge  zu 
C.  17.  A.  129. 

C.  26.  S.  836.  Z.  8 f.  y.  o.  1.  über  den  Baumklee  und  die  Luzerne. 

C.  26.  S.  861.  A.  89.  Die  Angabe  C.  10.  S.  809.  A  144,  dass  Suid. 
KiH^Xiog  aus  Ath.  a.  a.  0.  geschöpft  habe,  ist  nämlich  genauer  dahin  zu 
bestimmen,  dass  ihm  *noch  der  y  oll  ständige  Ath.  yorlag,  s.  Kaibel 
Zu   Ath.   L,    Herm.  XXU.   1887.    S.  326  f.     Der    Art    des   Suid.    lautet: 


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Berichtigungen  und  Nachträge.  907 

Kintliog,  'Agysiogf  inonoiog^  *AUsvti%0L  ysyQa(p(6g'  nal  Novfijijviog  'H^ocnlstO' 
DJS,  nay'Kqdtrig  'jQKag^  TlooeiScoviog  KoqCv%'iog^  X)nnitivbg  KCki^,  KatotXoyddriv 
S\  ^yqaipav  ovtoi'  ZiXsv%og  TaQCsvg,  Astovidrig  Bv^avtiog^  'Ayad^o^Xfig 
'AtQccKiog. 

C.  26.  S.  851  ff.  Alexandros  von  Myndos  gehört,  wie  M.  Wellmann 
zeigen  wird,  in  Wahrheit  erst  der  späteren  augusteischen  Zeit  an  und 
hätte  daher  müssen  von  dieser  DarsteUung  ausgeschlossen  bleiben.  Vgl. 
C.  33.  A.  337  z.  E.  Indessen  ist  seine  Mitbehandlung  für  sie  durchaus  kein 
Schade,  trägt  im  Gegentheil  mehrfach  zu  ihrer  besseren  Verständlich- 
keit bei. 

C.  25.  S.  866.  A.  115.  Den  Ausdruck  „der  sogenannte  Bolos'*  hat  mir 
Oder  zugestanden,  um  seine  Darstellung  nicht  mit  der  meinen  in  C.  17 
in  Conflict  zu  bringen,  obgleich  derselbe  mit  seiner  eignen  Auffassung 
(s.  die  Nachtr.  z.  C.  17.  A.  128.  130.  132),  streng  genommen,  nicht  genau 
übereinstimmt.  Nach  der  meinen  bezeichnet  dieser  Ausdruck  den  oder . 
die  Fälscher  der  zwischen  Demokritos  und  dem  erdichteten  Bolos  im 
späteren  Alterthum  streitigen  Machwerke. 

C.  25.  S.  877  f.  A.  197.  Die  Bemerkung  Oders  über  das  Citat  des 
Herakleides  durch  Epaenetos  bei  Ath.  IL  58  b  ist  natürlich  nicht  so  zu 
verstehen,  als  ob  Ath.  es  unmittelbar  aus  Epaenetos  entnommen  hätte:  er 
hat  es  wohl  ohne  Zweifel  auch  wieder  aus  Pamphilos  (s.  A.  194),  und 
dieser  selbst  hatte  es  auch  wohl  erst  wieder  aus  zweiter  Hand,  s.  C.  30. 
A.  243.    C.  34.  A.  48.  49. 

Nachträglich  bin  ich  von  Herrn  Dr.  Brunk  noch  auf  folgende  Druck- 
fehler aufmerksam  gemacht: 

C.  2.  S.  48.  Z.  2  V.  u.  für  s.  1.  1. 

C.  2.  S.  114.  Z.  17  V.  0.  für  menschliehen  1.  menschlichen. 

C.  4.  S.  186.  A,  69  für  Nikrokeon  1.  Nikokreon. 

C.  8.  S.  262.  A.  91.  Z.  3  v.  u.  für  von  Diphüos  1.  Diphilos. 


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vtRSITT  or  MtCNIGAN 


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