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GESCHICHTE
GRIECHISCHEN LITTERATUE
* IN DER
ALEXANDRINERZEIT.
Von
FRANZ SUSEMIHL.
ERSTER BAND.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TKUBNKR.
1891.
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EDUARD ZELLER
IN GßÖSSTER HOCHACHTUNO UND VEREHßüNO
GEWIDMET.
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Hochgeehrter Herr College!
Ais Ihnen zu Ihrem siebzigsten Geburtstag eine Sammlang
wissenschaftlicher Abhandlungen überreicht wurde, hatte man
mich nicht der Ehre gewürdigt auch mich zu einem Beitrage
einzuladen. Glücklicherweise kann ich mich dafür jetzt schadlos
halten: Sie haben die Widmung dieses meines Buches freundlichst
angenommen ; und ich danke Ihnen auf das Herzlichste dafür.
Bin ich auch nicht Ihr Schüler durch mündlichen Unterricht
gewesen, so haben Sie Sich doch keinen treueren Schüler er-
worben ak mich durch Ihre Philosophie der Griechen. Dies Ihr
grossartiges Werk hat mir in meiner ganzen wissenschaftlichen
Thätigkeit überall die Anregungen gegeben und die Wege ge-
wiesen, und es war mir am Meisten, so weit die Verschiedenheit
des Gegenstandes es zuliess, auch das Vorbild für meine gegen-
wärtige Darstellung, weit mehr noch als Teuffels Geschichte
der römischen Litteratur. Und nicht minder bin ich für einen
der wesentlichsten und umfassendsten Theile des Inhalts Ihnen
dergestalt verpflichtet, dass ohne Ihr Werk das meine gar nicht
hätte geschrieben werden können. Ihnen das letztere widmen zu
dürfen war daher mein um so lebhafterer Wunsch, je erkennt-
licher ich Ihnen überdies für die vielen Freundlichkeiten bin,
die Sie mir in unserem persönlichen und brieflichen Verkehre
erwiesen haben.
Nächst Ihnen verdanke ich für mein Buch die meisten An-
regungen meinem ehemaligen SpecialcoUegen von Wilamowitz-
Möllendorff, dessen Untersuchungen und Beobachtungen über
80 viele bisher mehr oder weniger dunkle oder verkehrt be-
leuchtete Regionen des von mir bebandelten Gebiets das richtige
Licht verbreitet haben. Ich habe aber nicht bloss aus seinen
Schriften gelernt, sondern auch das besondere Glück gehabt
sieben Jahre lang mit diesem ausgezeichneten Manne in unmittel-
barer Verbindung zu sieben und auch später noch von seiner
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VI Vorwort.
steten Hülfebereitschaft manche vortreffliche Winke zu erhalten.
Seine Schüler waren femer auf diese Weise auch die meinen;
und so ist mir der nicht geringe Nebengewinn erwachsen, dass
ich unmittelbarer und umfassender als irgend ein Anderer von
den Anregungen, welche er ihnen gegeben hat, mit berührt
worden bin. Dass ich mich desshalb keineswegs sklavisch von
ihm abhängig gemacht habe, vielmehr gelegentlich diese oder
jene seiner Ansichten sogar entschieden bekämpfe, weiss Niemand
besser an mir zu schätzen als er selbst. Zu jenen gemeinsamen
Schülern gehören abgesehen von E. Maass, dem ich für manchen
guten Rath verpflichtet bin, auch 6. Enaack und M. Wellmann,
die mich nicht bloss mit allerlei Notizen unterstützt, sondern
sich auch an meinem Unternehmen wesentlich betheiligt haben,
indem Ersterer die Behandlung des Epigramms, Letzterer die
der Aerzte mit Ausnahme des Metrodoros, Herophilos und Erasi-
stratos übernahm. Von drei ferneren Schülern von mir liat
A. Brunk mir gleichfalls werthvoUe Notizen zu Gebote gestellt
und sich zur Ausarbeitung des Index bereit erklärt, W. Schulze
sehr sorgfältig eine Correctur gelesen und mich dabei auf manches
von mir Uebersehene oder Misskannte aufmerksam gemacht,
A. Schmekel durch Mittheilung des Manuscripts seiner noch
ungedruckten Monographie über die Mittelstoa mir erheblich ge-
nützt Das fünfundzwanzigste Gapitel endlich ist das, wie mir
scheint, trefflich gelungene Werk von E. Oder. Allen diesen
Herren sage ich für ihre bereitwillige Hülfe meinen aufrichtigen
Dank, desgleichen dem vortrefflichen Leipziger Gorrector.
Trotz dieser günstigen Umstände habe ich oft genug an
das credo ego vos, iudices, mirari u. s. w. gedacht, und vielleicht
hätte ich ohne Ihre aufmunternde Zurede doch noch das ganze
Unternehmen aufgegeben und unvollendet gelassen. Meine sichere
Ueberzeugung, dass ich trotz aller Mühe Manches übersehen und
Anderes verkennen würde, hat sich jetzt bereits in den Be-
richtigungen und Nachträgen zum ersten Bande bestätigt, und
die hier beseitigten Mängel und Lücken sind gewiss weitaus
nicht die einzigen. Aber ich habe mir auch gesagt: es giebt
freilich Fachgenossen genug, mit deren Gelehrsamkeit und Be-
lesenheit die meine nicht im Entferntesten zu vergleichen ist,
und deren Köpfe und Hände also weit berufener gewesen wären
als die meinen, aber wenn sie alle es trotzdem mir überlassen
haben den Anfang zur Ausfüllung eines so schreienden Mangels
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Vprwort Vn
ZU machen, welcher der heutigen classischen Philologie wahr-
lich nicht zur Ehre gereicht, so ist das ihre Schuld und nicht
die meine. Sollte dies Buch genögenden Beifall finden, so denke
ich, wenn Leben und Kräfte reichen, auch die attische und
sodann die vorattische Litteraturperiode in ähnlicher Weise zu
bearbeiten. Zuletzt auch noch in die Römerzeit zu gelangen
darf ich bei meinen vorgerückten Jahren wohl kaum mehr
hoffen.
Im Uebrigen will ich nicht wiederholen, was ich schon in
der Ankündigung geschrieben habe; sollte aber Jemand etwa
an dem gemischten Systeme Änstoss nehmen, welches ich in der
Anordnung befolgt habe, so will ich doch für diesen Fall noch
einmal hervorheben, dass dieses Buch zwar in erster Linie zum
Nachschlagen und nicht zum fortlaufenden Lesen bestimmt ist,
aber doch der Text zugleich zu einem kurzen, übersichtlichen
Lesebuch geeignet sein soll, und zu dieser üebersichtlichkeit ist
bei dem Stande der Sache ynd der Mangelhaftigkeit unserer
Nachrichten jenes System meiner üeberzeugung nach am Besten
dienlich. Dem Hauptzwecke meiner Darstellung entsprechend
sind aber die allgemeinen Charakteristiken möglichst knapp und
summarisch gehalten, um möglichsten Baum für den besonderen
Stoff zu lassen. Ist doch ohnehin das Ganze viel umfänglicher
geworden als wünschenswerth; allein das Wünschenswerthe muss
nun einmal dem Nothwendigen weichen. Endlich will ich noch
in einem Stücke meinen Recensenten ihre Arbeit durch folgende
Vorbemerkung erleichtem: in einem Werke, welches wesentlich
auf Zusammenfassung fremder Forschungen beruht, erschien es
mir nicht nur angemessen häufig die eignen Worte ihrer Urheber
anzuführen, sondern ich habe mich auch durchaus nicht bemüht
in der Anlehnung an die Darstellungen Anderer wörtliche An-
klänge zu vermeiden. Wo das einmal gut Gesagte wiederholt
werden muss, geschieht es meines Erachtens am Besten mit
denselben oder ähnlichen Worten, und es ist zweckwidrig dies
anders und also vermuthlich minder gut ausdrücken zu wollen.
Und so möge denn mein Buch hinausgehen in die Welt, und
mein nächster Wunsch ist, dass es Ihnen, verehrter Herr College,
einigermassen gefallen möge. Der zweite Band wird, so Gott
will, noch in diesem Jahre erscheinen.
Greifswald im Februar 1891.
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Inhalt*).
Seite
Erstes Capitel. Einleitung 1—10
Hellenismns und VulgärgriechiBch S. 1. — Athen, Rhodos,
Tarsos, Eos als Studienorte S. 2. — Antigonos Gonatas
S. 3. — Die Seleukiden S. 4. — Die Altaliden S. 4. — Die
Ptolemaeer. Die Bibliotheken und das Museion in Alexan-
dreia S. 6. 884. — Poesie und Philologie S. 9.
Zweites Capitel. Die Philosophie bis in die. zweite Hälfte des
zweiten Jahrhunderts und die späteren Eyniker 10—166
Einleitung S. 10.
1. Die letzten Eyrenaiker. Theodoros der Atheist S. 12. —
Hegesias von Eyrene S. 18. — Annikeris von Eyrene S. 14. —
Aristoteles von Eyrene S. 14.
2. Die letzten Megariker. Diodoros Eronos S. 16. —
Stilpon Ton Megara S. 16. — Philon der Dialektiker S. 18. —
Alezinos von Elis S. 19. ~ Pasikles, Panthoedes, Artemi-
dorOB und Andere S. 20.
8. Pasiphon aus Eretria S. 20. — Gefälschte sokratische
Dialoge S. 20. — Paeudo-Eebes S. 22.
4. Die Eyniker. Philiskos von Aegina S. 26. — Erates
von Theben S. 29. — Monimos von Syrakus S. 81. — Me-
trokies von Maroneia S. 81. — Bion der Borysthenit S. 82.
884. — Teles S. 41. •— Menippos von Gadara S. 44. — Me-
leagros von Gadara S. 46.
6. Die Stoiker. Zenon von Bition S. 48. 884. 907. — Elean-
thes von Assos S. 69. — Ariston von Chios S. 64. 884. —
Herillos von Earthago S. 67. — Persaeos von Eition 8. 68. —
Dionysios der Ueberläufer von Herakleia S. 71. — Z^ion
von Sidon 8. 73. — Poseidonios von Alezandreia S. 73. —
Sphaeros von Bosporos S. 73. — Hermagoras von Amphi-
polis S. 74. — ApoUophanes von Antiocheia S. 76. — Chry-
sippos von Soli S. 76. 886. — Aristokreon S. 81. 886. —
Zenon von Tarsos S. 82. — Diogenes der Babylonier von
Seleukeia S. 82. 886. — Antipatros von Tarsos S. 84. —
'O In jedem Capitel sind die Seitenzahlen der betreffenden Berichtigungen
und Nachträge sofort mit verzeichnet.
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Inhalt. IX
Seite
Archedemos von Tarsos S. 86. — Apollodoros von Se-
lenkeia S. 86. — Eudromos S. 86. — Herakleides von
Tarsos S. 87. — Sosigenes, Diogenes von Ptolemais, Niko-
Stratos, Erinis und Andere S. 87.
6. Die Epikureer. Epikuros von Samos S. 88. 885. —
Metrodoros von Lampsakos S. 98. 886. — Polyaenos von
Lampsakos S. 101. 886. — Hermarchos von Mytilene S. 102. ~
Eolotes von Lampsakos S. 103. — Leontion S. 103. —
Leontens von Lampsakos S. 103. — Herodotos S. 104. —
Ariston S. 104. — Timokrates von Lampsakos S. 106. 886. —
Neokles nnd Aristobulos S. 106. — Polystratos S. 106. —
Charikles S. 106. — Karneiskos S. 106. — Dionysios und
Basileides S. 106.
7. Die Pyrroniker. Pyrron von Elis S. 107. — Nausi-
phanes der Demokriteer von Teos S.107. — (Philon von
Athen S. 108. 886). — Timon von Phlius der Sillograph
S. 109. 907. — Eaphranor von Seleukeia S. 116.
8. Die Akademiker. Polemon ans Oea S. 116. — Kran-
tor von Soli S. 118. — Erates aus Thria S. 121. — Arkesi-
laos von Pitane S. 122. — Lakydes von Kyrene S. 126. —
Pythodoros S. 126. — Apelles von Chios S. 126. 886. —
Aristippos aus Kyrene S. 126. 886. — Kameades von Kyrene
S. 127. 886. — Kleitomachos von Karthago S. 128. 887. —
Gharmidas oder Gharmadas S. 131. — Agnon oder Hagnon
S. 132. — Metrodoros von Stratonike S. 132. — Aeschines
von Neapplis S. 132. — Bo^thos von Marathon S. 133. —
Unbekannter Geschichtscbreiber der Akademie S. 134.
9. Die Peripatetiker. Demetrios von Phaleron S. 136.
887. — Skaton von Lampsakos S. 143. 887. — Praziphanes
von Mytilene S. 144. — Lykon aus Troas S. 146. 888. —
Hieronymos von Rhodos S. 148. ~ Prytanis S. 150. 888. —
Ariston von Keos S. 150. — Phormion S. 152. — Krito-
laos von Phaseiis S. 153. — Diodoros von Tyros S. 164. —
Ariston von Kos S. 154. — Kalliphon und Deinomachos
S. 154. — Demetrios von Byzantion S. 164. — Pseudo-
aristotelische Schriften S. 165. 888.
Drittes GapiteL üeber die Poesie der Alexandrinerzeit. . . 167—173
Viertes Gapitel. Elegie und vermischte Dichtungen, beson-
ders die Figurengedichte 174—195
Philetas von Kos S. 174. 888. — Simias von Rhodos
S. 179. -— Dosiadas S. 182. — Hermesianax von Kolophon
S. 184. 907. — Alexandres der Aetoler S. 187. — Phanokles
S. 190. — Parthenios von Nikaea S. 191. 888.
Fünftes Gapitel. Die Idyllendichtung und der Mimiambos
und andere choliambische Dichtongen 196—236
Theokritos von Syrakus S. 196. 888. — Phoenix von
Kolophon S. 229. — Herodas oder Herondas S. 229. —
Moschos von Syrakus S. 231. — Bion von Phlossa bei
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X Inhalt
Seite
SmjFna S. 238. — Hermias von Kurion S. 235. — Parmenon
Ton Byzantion S. 235.
Sechstes Capitel. Die Hilarotragoedie und andere Travestien 235—243
Einleitung. Hilarodie und Magodie S. 235. — Rhin-
thon von Tarent S. 289. — Skiraa von Tarent S. 241. —
Blaesos aus Canipanien S.242. — Sopatros aus Paphos S. 243.
Siebentes Capitel. Die Einaedendichtung 243—248
Einleitung S. 248. — Sotades von Maroneia S. 245. —
Pyres oder Pyrros von Milet S. 246. — Alexos (?) , Timo-
charidas, Xenarchos u. Andere S. 246. — Eleomachos der
Faustkämpfer S. 247. — Seleukos, Sohn des Mnesiptole-
mos S. 248.
Achtes Capitel. Die neue Eomoedie 248—269
Einleitung S. 248. — Menandros aus Kephisia S. 253.
889. — Philemon von Soli oder Syrakus S. 269. — Diphilos
von Sinope S. 260. 907. — Archedikos S. 262. — Philippides
aus Paeania S. 262. — Anazippos S. 263. — Apollodoros
von Gela S. 263. — Apollodoros von Earystos S. 263. —
Poseidippos von Kasandreia S. 264. 889. — Baton S. 264. —
Phoenikides von Megara S. 265. — Machon von Eorinthos
oder Sikyon S. 265. — Epinikos S, 266. — Philemon II
S. 266. — Antiphon, Damoxenos, Dioxippos, Eudozos,
Euphron, Philemon III, Sosipatros, Stephanos, Straton,
Theognetos u. A. S. 266. 889.
Neuntes Capitel. Die Tragoedie 269—283
Die tragische Pleias S. 269. — Sosiphanes von Syrakus
S. 270. — Sositheos aus Alexandreia in Troas S. 270. —
Homeros von Byzanz S. 271. — Lykophron von Chalkis
S. 272. 889. — Philiskos oder Philikos von Kerkyra S. 279.—
Dionysiades oder Dionysides aus Mallos oder Tarsos S. 280. —
Aeantiades oder Aeantides S. 280. — Eupbronios der Cher-
ronesit S. 281. — Sophokles der Dritte S. 282. — Aeschy-
los von Alexandreia S. 288. — Ptolemaeos 17 S. 288. 890. —
Apollonides u. A. S. 283.
Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht 284—309
Menekrates von Ephesos S. 284. — Aratos von Soli
S. 284. 890. — Pseudo-PhemonoS S. 299. 890. — Pseudo-
Orpheus, Heliodoros von Athen, Bolos von Mendes über
Giftmischerei S. 800. — Eallimachos der Jüngere S. 801. —
Nikandros von Kolophon S. 302. 890. — Anakreon, Smin-
thes u. A. S. 307. — Alexandres Lychnos von Ephesos
S. 308. — Pankrates aas Arkadien S. 809.
Elftes Capitel. Tendenzerdichtungen in Prosa 309—827
Einleitung S. 309. — Hekataeos von Abdera oder Teos
S. 810. 891. — Leon von Pella S. 815. — Euhemeros von
Messana S. 316. — Amometos S. 323. — Timokles S. 823. —
Antiphanes von Berga S. 328. — lambulos S. 324. — Ari-
stippos nsql naXauig tQV(prig S. 825.
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Inhalt. XI
Seite
Zwölftes Gapitel. Zenodotos und die anderen ältsten Gram-
matiker. Die alezandrinischen Bibliotheken 327—346
Einleitung S. 327. 891. — Zenodotos von Ephesos
S. 330. 891. — Die alexandrinischen Bibliotheken. Die
ältsten Bibliothekare. Die nCva%sg des Eallimachos nnd
die der pergamenischen Bibliothek S. 385. 893. — Epi-
genes S.344. — Agathokles, Schüler des Zenodotos S. 346. —
Lysanias von Kyrene S. 346. — Dionysios lambos S. 346. —
Theophilos der Zenodoteer S. 346. — E^allias von Mytilene
S. 846. — Xenokritos von Kos S. 846.
Dreizehntes Capitel. Eallimachos und Philemon der Glosso-
graph 347—374
Eallimachos von Eyrene S. 347. 894. — Philemon von
Athen S. 373.
Vierzehntes Capitel. Die theogonisohe Dichtung und das
eigentliche Epos 375—409
Die beiden jüngeren orphischen Theogonien S. 375. 896. —
Pseudo-Musaeos^Pseudo-Linos u. Pseudo-Thamyris S. 378. —
Pseudo-Boeo S. 879. 897. — Antagoras von Rhodos S. 880.
897. — Myro oder Moero von Byzanz S. 881. — Nikaene-
tos von Abdera S. 381. — Sosikrates von Phanagoria
S. 882. 898. — Diodoros von Elaea (?) S. 882. — Eleon von
Eurion S. 382. — Theolytos von Methymna (?) S. 383. —
ApoUonios der Rhoder (von Alexandreia) S. 883. 897. —
Euphorien von Chalkis S. 393. 898. — Bhianos von Bene
oder Eeraea S. 399. 899. — Archytas von Amphissa
S. 408. — Simonides von Magnesia am Sipylos S. 404. —
Demosthenes aus Bithynien S. 404. — Neoptolemos von
Parion S. 406. — Musaeos von Ephesos S. 406. — Mene-
laos von A^o^ae S. 406. — Theodoros S. 407. — Phaestos
S. 408. — Antigonos von Earystos der Jüngere S. 408. —
Licinius Archias u. A. S. 408. 900. — Der Dichter des
Epos über Pha^thon S. 409. 900.
Fünfzehntes Capitel. Eratosthenes von Eyrene. . . . 409—428. 900
Sechzehntes Capitel 428-463
Aristophanes von Byzanz S. 428. 901. — Leogoras von
Syrakus S. 448. — Eallistratos der Aristophaneer S. 449. —
Agallis von Eerkyra S. 450. — Aristarchos von Samothrake
S. 461.
Siebzehntes Capitel. Antigonos von Earystos und die Wunder-
bücher 463—486
Einleitung S. 463. — Pseudo-Orpheus 'Idto^pv^ S. 464. —
Archelaos der Aegypter S. 466. — Myrsilos von Methymna
S. 46^7. —Antigonos von Earystos S. 468. 901. — Nymphodoros
von Syrakus S. 475. — Philostephanos von Eyrene S. 476. —
Philon von Herakleia S. 477. — Pseudo -Aristoteles S. 478.—
Pseudo-Theopompos S. 478. — Pseudo-Ephoros S. 479. —
ApoUonios S. 479. — Lysimachos von Alexandreia S. 479. —
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XII Inhalt.
Seite
Isigonos von Nikaea S. 480. — Diophanes von Nikaea
S. 481. 901. — Bolos Ton Mendes S. 482. 901. — Peeudo-
Demokritos und Psendo-Pythagoras S. 483. 901. — Moni-
m08, Antisthenes n. A. S. 485.
Achtzehntes CapiteL Anekdotensammler 486—491
Einleitong S. 486. — Lynkens Ton Samos S. 487. 903. --
HegesandroB von Delphi S. 489.
Neunzehntes Gap itel. Fernere pinakographisch- biographische
Schriften. Litterar- und Philosophengeschichte 491—512
Einleitung S. 491. — Hermippos Ton Smyma S. 492. —
Sotion von Alexaadreia S. 496. — Satjros der Peripatetiker
S. 498. — Mnesistratos von Thasos S. 499. — Apollonios,
Sohn des Sotades S. 500. — Antisthenes Ton Rhodos
S. 500. — Herakleides Lembos S. 501. — Nikias von Ni-
kaea S. 505. — Sosikrates von Bhodos S. 506. — Demetrios
von Magnesia S. 507. — Diokles von Magnesia S. 509. —
Lobon von Argos S. 510. — Artemon von Kasandreia
S. 511. — Daroon von Kyrene S. 512. — Istros von Kal-
latis S. 512.
Zwanzigstes CapiteL Eunstschriftsteller 513—531
Einleitung S. 513. — Xenokrates von Athen (?) S. 515.—
Adaeos von Mytilene S. 518. — Eallizenos von Bhodos
S. 519. — Antigonos von Earystos S. 519. — Der Bildner-
und Malerkanon S. 520. — Das Diadochensystem der
Plastiker bei Pausanias und dessen Quellenschriftsteller
fär die Beschreibung der delphischen Lösche S. 523. —
(Pamphilos der Maler S. 524. 903). — Melanthios der
Maler von Sikyon (?) und Apelles der Maler von Eolophon
S. 524. 908. — Artemon, Menodotos (?), Theophanes S. 524. —
Pasiteles aus Grossgriechenland S. 524. — Aristokles S. 526. — ^
Aristeas S. 531.
Einundzwanzigstes Gapitel. Die Geschichtschreibung mit
Ausschluss des Polybios bis in die zweite H&lfte des zweiten
Jahrhunderts 532—649
Einleitung S. 532. — Menaechmos von Sikyon S. 532. —
Marsyas von Pella S. 533. — Onesikritos von Astypalaea oder
Aegina S. 534. 904. — Eleitarchos S. 537. — Ptolemaeos I
S. 539. — Aristobalos von Easandreia S. 540. 904. — Ghares
von Mytilene S. 541. — Ephippos von Olynthos S. 542. —
Medios von Larisa S. 543. — Eyrsilos von Pharsalos S. 543. —
Polykleitos von Laiisa S. 544. — Baeton und Diognetos
S. 544. — Amyntas S. 544. — Diyllos von Athen S. 544. —
Lykos von Bhegion S.546. — Theodektes d. Jüngere S.546. —
Antandros und Eallias von Syrakus S. 547. — Megastbenes
S. 547. 904. — Demochares aus Leukonoß S. 552. — Pyr-
ros von Epeiros S. 559. — Eineas aus Thessalien S. 559. •—
Proxenos S. 559. — Hieronymos von Eardia S. 560. — Ti-
maeos von Tauromenion 8. 563. 905. — Antikleides von
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Inhalt. Xni
Seite
Athen S. 684. — Doris von Samos S. 586. — Diokleides
von Abdera 8. 592. — Alkimos ans 8ikelien S. 592. —
Idomenens von Lampsakos S. 593. — Pbilochoros von Athen
S. 594. — Pseado-Amelesagoras ß. 599. — Erateios S.599. —
Heragoras (Hereas) von Megara S. 602. — Echephylidas
S. 608. — SosibioB der LakoneS. 608. — Beroaos der Babylo-
nier S. 605. 905. — Manetho der Aegypter S. 608. 905. —
Xenophilos S. 617. — Theodotas von Rhodos S. 617. —
Neanthea von Eyzikos und Neanthes der Jüngere S. 617. —
Etesibios von Gbalkis S. 619. — Demetrios von Bysanz
S. 620. — Nymphis von Herakleia S. 62a — Enphantos
von Olynthos 8. 621. — Melanthios der Atthidenschreiber
S. 622. — Istros der Eallimacheer S. 622. — Apollodoros
von Erythrae S. 626. — Diokles von Peparethos S. 626. —
Daes von Eolonae in Troas S. 627. — Aratos von Sikyon
S. 627. 905. — Phylarchos S. 630. 905. — Deiniae von
ArgoB S. 633. — Aristos von Salamis S. 634. — Lysima-
chos 8. 634. -- Philinos von Akragas 8. 634. — Androkles
S. 635. — Ptolemaeos von Megalopolis S. 905. — Mnesi-
ptolemoa 8. 635. — Baton von Sinope 8. 635. 906. —
Menandros von Epheaos 8. 636. — Hannibal 8. 636. —
8o8yloe ans Lakonien S. 636. — Ghaereas 8. 637. — 8i-
lenos von Ealakte 8. 637. — Xenophon 8. 639. — Eama-
chos von Neapolis 8. 639. — Menodotos von Perinthos
8. 640. — (Menodotos von 8amo8 8. 640). — Pythermos
8. 640. — Antigonos S. 640. — Zenon von Rhodos S. 641.
906. - Poseidonios von Olbia 8. 642. — Hegesippos von
Mekybeina 8. 643. — lason von Eyrene 8. 644. — Arae-
thos 8. 644. — Aristippos an« Arkadien 8. 644. — Derkylos
aas Argolis 8. 644. 906. — Eratippos 8. 646. — Diophan-
tos 8. 647. — ApoUonios von Letopolis 8. 648. — Mene-
krates von Xanthos 8. 649.
Zwcinndzwanzigstes Gapitel. Geographie und Periegese 649—701
Einleitung 8. 649. — Nearchos aus Ereta 8. 651. —
Androsihenes von Thasos 8. 653. ^ Gorgos der Bergbau-
techniker 8. 654. — Eleon von 8yrakns 8. 654. — Diodo-
ros der Perieget von Athen (?) 8. 654. — Philon 8. 655. —
Orthagorae 8. 655. — Anaxikrates 8. 656. — Daimaohos
oder Detmachos von Plataeae 8. 656. — Patrokles 8. 657. -~
Demodamas von Milet 8. 659. — Timonax 8. 659. — Dio-
nysios 8. 659. — Dalion 8. 660. — Timosthenes von Rhodos
8. 660. — Pythagoras 8. 663. — Timagetos 8. 668. — 8i-
mias 8. 663. — Basilis 8. 663. — Bion von 8oli 8. 664. —
Simonides S. 664. — Anazandrides von Delphi 8. 665. —
Polemon von Ilion (Glykeia) 8. 665. — Skymnos von Ghios
8. 677. — Pteudo-Skymnos 8. 677. — Mnaseas von Patrae
oder Patara S. 679. — Demetrios von Eallatis 8. 681. —
Demetrios von Skepsis 8. 681. — Agatharchides von Eni dos
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XIV Inhalt.
Seite
S. 686. — Xenophon von Lampsakos S. 692. ^ Heliodoros
der Perieget aus Athen S. 692. — Artemidoros von Ephesos
S. 693. — Eudoxos von Rhodos S. 697. — ApoUonides
S. 698. —- Androetas von Tenedos S. 698. — Serapion von
Antiocheia S. 698. — Semos von Dolos S. 698. — Apellas
oder Apollas der Pontiker S. 699. — Philemon S. 699. 906. —
Sokrates von Argos S. 699. — Agaklytos S. 699. — - Alketas
S. 699. — Amphion von Thespiae S. 700. — Archelaos
von Kappadokien S. 700.
Dreiundzwanzigstes Gapitel. Beine and angewandte Mathe-
matik 701—776
Aatolykos von Pitane S. 701. — Aristaeos der Aeltere
S. 703. — Enkleides S. 704. — Epigenes der Astrolog
S. 718. — Aristarchos von Samos S. 718. — Aristyllos u.
Timocharis S. 720. — Konon von Samos S. 721. — Niko-
teles von Kyrene S. 722. — Dowtheos von Pelusion S. 722. —
Archimedes von Syrakus S. 723. — Kriton von Naxos
S. 783. — Athenaeos der Mechaniker S. 733. — Ktesibios
der Mechaniker von Askra (?) S. 784. — Biton S. 736. —
Heron von Alexandreia S. 737. — Philon von Byzans
S. 744. — Apollonios von Perge S. 749. 906. — Zwischen-
bemerkungen S. 756. — Nikomedes S. 758. -— Hypsikles
S. 759. — Zenodoros S. 761. — Perseus S. 762. ^ Diokles
S. 762. — Dionysodoros S. 763. — Archestratos der Hasiker
S. 763. — Seleukos von Seleukeia S. 763. — Hipparchos
von Nikaea S. 765. — Arrianos S. 775. — Ktesibios der
Barbier von Aspendia S. 775. — Diodoros von Alexandreia
S. 776. — Sosigenes S. 776.
Viernndzwanzigstes CapiteL Die Medicin bis in die zweite
Hälfte des zweiten Jahrhunderts 777—828
Einleitung S. 777. — Phylotimos S. 780. — Pleistonikos
S. 781. — Xenophon von Kos S. 781. — Metrodoros S. 782. —
Medios S. 782. — Aristogenes von Knidos S. 783. — Di-
philos von Siphnos S. 783. -— Euenor S. 783. — Apollodoros
der lologe S. 784. — Ophion S. 785. — Diagoras aus Kypros
S. 785. — Herophilos von Chalkedon S. 785. — Erasistratos
von lulis auf Keos S. 798. — Eudemos S. 811. — Dieuches
S. 812. — Numenios von Herakleia S. 813. — Kleophan-
tos S. 814. — Mnemon von Side S. 814. — Antigenes
S. 815. — Straten der Erasistrateer S. 816. — Apollonios
von Memphis S. 816. — Andreas S. 817. — Philinos von
Kos S. 818. — Serapion von Alexandreia S. 819. — Bak-
cheios von Tanagra S. 820. — Demetrios von Apameia
S. 821. — Apollophanes von Seleukeia S. 822. — Zenon
der Herophileer S. 828. — Apollonios der Ältere Empiriker
und sein Sohn Apollonios Biblas S. 824. — Glaukias der
Empiriker S. 824. — iMantias der Herophileer S. 825. —
Zcuxis der Aeltere S. 826. — Nileus S. 826. — loUas ans
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Inhalt XV
Seite
Bithynien S. 826. — Nymphodoros S. 827. — Kallimachoe
der Herophileer S. 827. — Protarchoe S. 827. — Kleom-
brotos voll £eo8 S. 828. — Eriiobnlos S. 828. — Andron
S. 828. — Antiphanea von Dolos S. 828.
Fünfundzwanzigstes Capitel. Schriften über Landwirth-
schaft und Verwandtes, Thier- u. Steinkande. Traumbacher.
Gastronomische Schriften. Beschreibung eines Schififes. . . 829—883
Einleitung S. 829. — Cassius Dionjsius aus Utika (und
Diophanes der Äeltere aus Bithynien) B. 8S0. — Pseudo-
Androtion S. 833. — Einwirkung des Theophrastos S. 834.—
Abergläubische Schriften: Pseudo-Demokritos und Archibios
S. 835. — Landwirthschaftliche Paradoxographie : Aristandros
S. 835. — Eigentlich-landwirthgchaftliche Specialschriften:
Amphilochos von Athen S. 836. 906, Aeschylides S. 837. —
Litteratur über Bienenzucht S. 838: Aristomachos von Soli
und Philiskos von Thasos S. 839 , Neoptolemos S. 839. ~
Schriften über Weinbau und Weinbereitung S. 839: (Hi-
kesios S. 840), Kommiades S. 840, Euphronios aus Athen
oder Amphipolis S. 840, Aristomachos S. 840, Chaereas
von Athen S. 840. — Cultur der Fruchtbäome: Antiphon
S. 841, Paxamos S. 842. — Die landwirthschaftlichen
Schriftsteller Mnaseas S. 844, Archytas S. 844 und Chry-
sippos S. 845. — Gartenbau S. 845: Attalos Philometor
S. 846, Hieron II. S. 845. — Anaxipolis von Thasos u. A.
S. 846. — Pseudo-Epicharmos S. 847. — Reitkunst u. Pferde-
zucht: Klcodamas ans Achnae S. 848. — Pferdearzneikunst
S. 848. — Jagdbücher S. 849: Andromenides S. 850. —
Schriften über Fische und Fischfang S. 850. 906: Dorion
S. 850. — Zoologie: Alexandres von Myndos S. 851, Pam-
menes S. 856, Demetrios der Physiker S. 856. 907. —
Steinkunde S. 856. Schriften über Edelsteine S. 857:
Sotakos S. 860, Sudines S. 861, Zenothemis S. 863, Sa-
tyros S. 864, Timaris S. 864, Nikias S. 866, Pseudo-
Zoroaster S. 865, Damigeron S. 865, Pseudo-Demokritos
S. 866, Pseudo- Orpheus S. 866, Pseudo - Nechepso S. 866,
Pseudo-Oros S. 866, Zachalias der Babylonier S. 867, Is-
menias S. 867. — Traumbücher S. 868: (Philochoros S. 870,
Dionysios der Eyklograph von Rhodos S. 870, Alexandres
von Myndos S. 871), Dionysios aus Heliopolis und Phoebos
von Antiocheia S. 871, ApoUodoros von Telmessos S. 872,
Apollonios von Attaleia S. 872, Aristarchos S. 873, Niko-
btratos von Ephesos S. 873, Geminos von Tyros, Pseudo-
Demetrios von Phaleron und Artemon von Miletos S. 873,
Pseudo-Phemonoö S. 876, Pseudo-Horos S. 876, Pseudo-
Epicharmos S. 876, Serapion von Askalon S. 876. — Koch-
bücher S. 876: Herakleides der Aeltere und der Jöngere von
Syrakus S. 877. 907, Glaukos der Lokrer S. 878, Sophon
ans Akamanien, Simonaktides aas Chios, Tyndarichos aus
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XVI Inhalt.
Seite
Sikyon und Zopyrinos S. 878, Agis, Diooysios, Kriton,
Stephanos, Akesias, Pantaleon, Parmenon von Rhodos
S. 879. — Schriften über Brot- und Kuchenbacken S. 879:
Aegimios, Metrobios, Phaestos und Hegesippos S. 880,
latrokles S. 880, Harpokration von Mendes S. 880. —
Gastronomische Briefe S. 880: Chaerephon von Athen
S. 881, Hippolochos aus Makedonien (und Lynkens Ton
Samos) 8.881. — Beschreibung eines Riesenprachtschiifes :
Moschion 8. 882.
Berichtigungen und Nachträge 884—907
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Erstes Capitel.
Einleitung^).
Durch die Eroberungen des grossen Alexandros und die neuen
hellenistischen*) Reiche, welche aus denselben hervorgingen,
verbreiteten sich griechische Sprache und Bildung allmählich
immer v^eiter nach Nordafrika und bis in das Innere von Asien
hinein, sei es nun, dass dabei die Landessprache ganz durch die
griechische verdrängt ward, sei es, dass letztere als officielle
Sprache neben die erstere trat'). Ja sie drang selbst zu solchen
1) Heyne De genio saeculi Ptolemaeoram , Opusc. I. S. 76—134.
Matter Essai sur T^cole d'AIexandrie , Paris 1820. II. 8. 2. A. 1840-1848.
in. 8. (Kann füglich jetzt anbenatzt bleiben). Bernhardy Grundriss der
griech. Litt. P. S. 486—561.
2) Der Ausdruck ßuQßaQog iXXrjvlimv ry qxov^ erscheint zuei-st bei
Aeschines III, 172. Passivisch heisst es von den Bewohnern des amphilochi-
Bchen Arges bei Thuk. II, 68, 5 ijXXriviad'riaav zr^v vvv yXcoaaav . . . dnb
töäv 'AiijCQaHimtmv ^vvomriacivtoiv.
8) Wie sehr in Karthago die Kenntniss des Griechischen bei den Ge-
bildeten schon während der Zeiten des älteren Dionysios verbreitet war,
erhellt aus lustin. XX, 6, 11 ff. (vgl. Diod. XIV, 77), wie sehr vollends
später, zeigt wohl schon der Umstand hinlänglich, dass Hannibal als
griechischer Schriftsteller aufbrat, s. C. 21. A. 604. Die uns erhaltene
griechische Uebersetzung vom Periplus des Hanno mag auch wohl von
einem Punier verfasst sein. Im Allgem. s. Plut. de fort. AI. 328 D. 'Ms^av-
ÖQov t-^v 'Aaiav i^r^iiSQOvvxos "OfiriQog rjv dvdyvcoofiaf xal IJegaoav mal Sov-
aiavAv %a\ FedQoaa^mv naideg tag EvQinidov xccl 2o(poyiXsovg tgaytodtag
^Sov. Allerdings erst den letzten Alexandrinerzeiten gehört an was Plut.
Grass. 38 von dem Parther Hyrodes und dem Armenierkönig Artavasdes
erzählt: satidasig dh xal notoi di' dXtriXmy ^aav avTors, xal noXXd nageia-
Tljysto T(oy dnb xrjg ^EXXddog dyiovofidzaiv, fiv ydq ovxb tpouvrig ovxb yQUfi-
(laxcav *TQ(6d7ig ^EXXrjviiimy ansiQog, h d' 'Agxaovdadrjg ital xgccymdiag inotst
icctl Xoyovg iygaqfs %al laxoqiag^ iv iviai dtccacpiovxac, x^g dh %B(paXrig
xov KgaoGOv Tiofiiad'eiaTjg inl d'vgag djcrKfxrifiSvai^ filv riaccv at x^dneiai^
rgaycodimv dl vno%(^ix^g 'idamv ovoiia TQaXXiavog ridsv EvQinCSov Baii(.%^v
xd nsgl x^v 'Ayocvriv xrX.
SusBinHL, grieoh.-alox. Litt.-Qesch. I. 1
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2 Erstes Capitel.
Völkerschaften, welche einer makedonisch -hellenistischen Herr-
schaft entweder gar nicht oder doch nur sehr vorübergehend
unterworfen waren. Welche Entartungen sie dabei freilich zum
Theil erlitt, zeigen die nubischen Inschriften*), und ganz hievon
abgesehen, die griechische Schriftsprache selbst nahm allmählich
einen wesentlich veränderten Charakter an, indem sie unter dem
Einflüsse zahlreicher Prosaschriftsteller von ungriechischer oder
halbgriechischer Herkunft aus der attischen in die sogenannte
gemeine (xotvij) überging, welche im Anschluss an jene erwachsen,
aber doch keineswegs eine blosse Verderbniss von ihr, sondern
vielfach eine, wenn auch nicht eben durchweg gesunde, Neu-
bildung war und sich von ihr namentlich durch eine gewisse
abstracte und formelhafte Färbung, dabei durch eine Masse neuer
Composita und Decomposita und allerdings auch durch das Ein-
dringen von Sprachfehlern unterschied^). Athen selbst blieb ein
vielbesuchter Studienort, in welchen die Bildungslustigen von
nah und fern zusammenströmten, aber doch vorwiegend nur zum
Betriebe der Philosophie. Ausserhalb des Mutterlandes waren
besonders Rhodos und Tarsos und im Beginne dieser Zeiten Kos
namhafte Pflanzstätten litterarischer Bildung*). Aber vor Allem
4) S. Niebuhr Inscriptiones Nubienses und Ueber das Aegyptisch-
Griecbiscbe, Kl. Scbriften II. S. 172-196 und 197—208.
6) Das Genauere bierüber, was nocb gar sebr der Untersucbung be-
darf, gebort in die griecbische Sprach- und nicbt Litteraturgescbicbte.
S. übrigens Bernbardy a. a. 0. P. S. 490 ff. 600 ff. Dessbalb aber, weil
Poseidippos in einer seiner Komödien (Fr. 28 K. = fr. ine. II M.) einen
von einem Attiker wegen seiner nnattiscben Spracbe angegriffenen Thessaler
sieb sebr „kecklieb** vertbeidigen lässt, bat man nocb kein Reebt ibn
selbst mit Robde Der griecb. Roman S. 328 obne Weiteres zum Ver-
tbeidiger des sXXriv^isiv gegenüber dem arrtx/Jfiv und dessen Anhängern
zu macben.
6) Für Auswärtige freilich war Tarsos kein Studienort: Strab. XIV. 673.
xoaavtri 81 totg ^v&^ds av^Qtonoig aitovdrj ngog ts tpiXotsotplctv %cii tijv
aXXrjv naiÖBiav iy%v%Xiov anaaccv ysyovsv^ caad"' vnsQßißXrjvtai. xal Ad-rivag
%al 'JXs^dvSgBiav xal ff tiva aXXov tonov ^vvarov bIicuv ^ iv «5 a%oXal xal
diazqißaX cpiXoGocpoDv y^yovaat. diacpigei dl toaovtovy oti ivtavd'a filv ot
tpiXo(iad'ovvtsg inixiogtoi ndvttg Blai, ^ivoi d* ov* ini^drjfiovai ^adloog' ov8*
ccvTol ovzot iisvovaiv avtod^i, dXXd xal TiXsiovvtai ixdrjfiTjaccvzsg %al ts-
XBicod'ivTsg ^iviTEvovoLV ridioag, TtatSQXovtai d' oXlyoi. Dann spricht Strab.
p. 674 bei Gelegenheit des Dichters Boethos von der den Tarsiern eignen
Fertigkeit aus dem Stegreif zu reden {aiBdidi^iv naQotxQrifia nqög tt]v Ös-
dofiivriv vno^faiv, vgl. C. 14. A. 194) und gedenlit p. 675 des tarsischen
Stegreifdichters Dioge»nes, welcher besonders Tragödien improvisirte,
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EiDleitnng. 3
bedurften Kunst und Wissenschaft jetzt der Gunst und des
Schutzes der Könige und fanden sie bei ihnen im ausgedehntesten
Masse. Unter denen von Makedonien selbst ragt freilich in
dieser Hinsicht nur Antigonos Gonatas hervor als Liebhaber
und Förderer der Poesie') und der Wissenschaften, besonders
der Philosophie. Ein Zögling des Megarikers Euphantos und
Freund des Philosophen Menedemos von Eretria, welcher hernach
seine letzten Tage bei ihm verlebte®), und des Stoikers Zenon
und selbst von durchaus stoischer Gesinnung, lud er gleich nach
seiner Thronbesteigung 276 den letzteren vergeblich an seinen
Hof. Statt des Zenon erschienen aber dessen Schüler Persaeos
und Philonides und mit ihnen ein dritter, der Dichter Aratos,
welcher auf Anregung des Königs hier seine Oaivo^sva schrieb.
Dazu kamen Bion der Borysthenit, die Poeten Antagoras von
Rhodos und Alexandros der Aetoler, allem Anscheine nach auch
Timon von Phlius, neben ihnen der eingeborne greise Geschicht-
schreiber Hieronymos von Kardia, und in einer Schrift über diesen
hat der Herrscher mit eigner Feder dies genussreiche litterarische
Zusammenleben geschildert^). In seinen späteren Jahren stand
8. C. 82. A. 126, und als Dichter solcher sogenannter tarsischer Tragö-
dien erscheint bei Laert. Diog. IV, 68 (im Homonymen verzeichniss) ein
gewisser Bion: ivaros noiritrig zqaytodCaq x6v TagaiTioav lsyo(iiv(ov^ ähnlich
V, 86. Demetrios von Tarsos (x^/rog TaQüinog) als aazvQoyQucpog, Vgl-
Welcker Kl. Schrr. U. S. XCII.
7) Vgl. anch die Anekdote b. Sex. Emp. Math. I, 276. Ztoatgatog
yocQt atg tpaaCv^ anoctaXBig vno TlzoXhy^aCov nqhg xhv 'Avxlyovov ^aaiXi%rig
xtvog ^vBna %Qiiag^ %d%sivoi> sUutoxsQOv dnoKQivoftivov , inixv%Bv bItkov
„ 09709 ^17 üilsai, yatrioxs %vavoxctita\
xovds (piQ(o Jd (ivd'ov dmjvsa xs ngaxsQOV xs\
Tj XI fisxacxQSipsig; axQBnxal fisv xs (pQivsg Icrd-Xcov" (II. 0, 20liF.).
xavxa yccQ dxovcag 'AvxCyovog fiexsßdXsxo.
8) Laert. Diog. II, 141 — 144. — Ein Verzeichniss der Philosophen^
welche in der Alexandrinerzeit an den Höfen oder in der Umgebung von
römischen Grossen lebten, giebt Di eis Doxogr. S. 82 f. A. 2, eine Liste
bloss von den Hoiphilosophen in Alexandreia Rohde a. a. 0. S. 208. A. 4.
9) V. Arati III. p. 58, 15 flP. Westerm. 'AvxCyovog 0 rovaxug^ nag' &
SiitQtßsv ccvTog (näml. "AQaxog) xal avv avxm IlBQOCctog 6 Zxoaiyiog xal 'Jw-
xayoQag b *P6dLog b xriv BrißatSa noirieag xal 'AlB^avdqog b AitmXog, mg
ccvxog cprjatv b 'AvxCyovog iv xoig nsgl ^ISQmvvfiov, Ich folge 0. Schneider
Nicandrea S. 14. A. 1 in der obigen Auffassung, welcher zngleich nsgl
*IsQ(6wfU)v grammatisch rechtfertigt. Gewöhnlich wird nsgl mit Ruhnken
in nifbg geändert, wo denn der Titel als Dedication an den Peripatetiker
Hieronymos aufzufassen wäre.
1*
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4 Erstes Capitel
er dann mit dem Peripatetiker Hieronymos von Rhodos in Ver-
bindung. Unter den syrischen Königen hatte Antiochos I
Soter (287 — 262) den Dichter Aratos geraume Zeit an seinem
Hofe, und entweder er oder ungleich wahrscheinlicher sein Nach-
folger Antiochos II Theos (262—247) lud den Peripatetiker
Lykon, freilich ohne Erfolg, zu sich ein. Vielleicht begann auch
bereits einer dieser beiden Herrscher die Bibliothek zu begrün-
den, zu deren Vorsteher nachmals Antiochos HI der Grosse
(224 — 181) den Euphorion berief. Am Hofe des letzteren Königs
befanden sich ausserdem der Epiker Simonides von Magnesia,
welcher dessen Thaten poetisch verherrlichte, ferner Hegesianax
und der Geschichtschreiber Mnesiptolemos. Aber ein irgendwie
freies geistiges Leben kam hier wenigstens für die Dauer am
Wenigsten auf ^^). Ungleich grösser war das Verdienst und die
Wirksamkeit der pergamenischen Herrscher*®), und in Per-
gamon entstand im Vollgefühl der Besiegung der Gallier ein
wahrhaft nationalbellenischer neuer Staat und eine ganz neue
Entwicklung der nationalhellenischen Kunst, wie uns die Aus-
grabungen der jüngsten Zeiten gelehrt haben. Von Pergamon
ging daher allem Vermuthen nach schliesslich auch jene Er-
neuerung des Atticismus aus, welcher wir zum grossen Theil
die Erhaltung der Meisterwerke attischer Prosa verdanken*®**).
9^) Einer der späteren Könige vertrieb die Philosophen aus Syrien,
s. den Erlass bei Ath. XII. 647 a. b. BaaiXsvg 'Avtioioq ^ctivCtf. iyQocifjccfisv
vfitv %al TtQotSQOv OTcmg (irjdslg jj (piXoaotpog iv xfi noXst firjd' iv x^ %(OQff.
nvvd'avofied^oe dh ovn oXCyovg elvai ytecl tovg vsovg Xvfia^vsa^ai, diä to firj-
Slv nsitOLrinivai v(iäg av iyifdtlfafifv nsgl tovtcav. mg av ovv Xdßrjg trjv
inioxoXriv, ovvxa^ov %riQvy(ia noCrjaac&ai onag ot filv cpiXocotpoi ndvxsg
dnaXXd^ovxai in xmv xoncov rjdri, xmv dh vsavianav oaoi dv dXCaTioovxai
ngog xovxotg ytvofisvoi dioxi v.QBfiiqaovxai xal ot TcaxsQBg avrcov iv aliCaig
^covxav xatg (leylötaig * xal firj dXXmg ytvrjxai. Für frühere Zeiten bezeichnend
ist die Erzählung bei Lukian. pro imag. 6. xovzov yBXoioxsQov Sxqatoviyiriv
noiriaui xrjv SbXbvhov yvvaiua' xoig yoiQ noir^tatg dyoava nQoad'tCvai ccvxrjv
tcbqI xccXdvxov, oatig dv tt(iBivov inaiviaai avtijg xtjv 7i6(irjv, %aCxoi tpaXot-
xpa ixvyxavBv ovaa nal ovdl oaag oXtyag xdg lavr^S xqCxag ^%ovaa. «al
oykoag ovro dtaKBifiBVTj xijv ytBtpaXi^Vy dndvxcav bISöxcov ort in vocov fia%Qdg
x6 xoLovxov iiiBnov^Bij ijyiovae xdv naxaQdtODV noirjxmv vaniv&ivag xag
XQi%ag avtr^g XBy6vx(ov xal ovXovg xivdg nXoKd(iovg dvctnXsyiovxcav xal aBXi-
voig xovg ftr^öh oXoag ovxag Bimxiovxoov. üebrigens aber vgl. auch noch
C. 28. A. 98.
10) Wegener De aula Attalica litterarura artiumque fautrice, Kopen-
hsigen 1836. 8. ist ziemlich veraltet. 10*») S. C. 85.
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Einleitung. 5
Attalos I (241 — 197) stand zum Theil nach dem Vorgange von
Eumenes I (263 — 241) mit den gleichzeitigen akademischen
und peripatetischen Philosophen Athens ArkesilaoS; LakydeS;
Lykon in Verbindung, hatte den Antigonos von Karystos, den
jüngeren Neanthes und wohl auch den grossen Mathematiker
Apollonios längere Zeit in seiner Umgebung, vermuthlich auch
seinen ünterthanen Polemon*^) und verfasste selbst ein Werk,
aus welchem uns noch die Beschreibung der berühmten schönen
Pinie in Troas erhalten ist*^), und welches also wahrscheinlich
die Geographie seines Reiches oder auch dessen naturhistorische
Merkwürdigkeiten betraf. Später gewannen in den litterarischen
Kreisen von Pergamon die Stoiker den massgebenden Einfluss,
besonders unter den Philologen, und so viele Verkehrtheiten
diese Philologenschule auch beging, so ist doch die antiquarisch-
historische Forschung, wie sie in diesen pergamenischen Kreisen
betrieben ward, eine sehr wesentliche Ergänzung des ziemlich
einseitigen Sprachstudiums, wie es in Alexandreia durch Aristarchos
einriss^*). Die pergamenische Bibliothek wetteiferte mit der alexan-
drinischen. Am Eifrigsten im Büchersammeln war Eumenes II
(197—159)^*), und vermuthlich erst unter ihm oder seit seiner
Regierung lebte am pergamenischen Hofe der Epiker Musaeos
aus E|)he80s. Dem Attalos II Philadelphos (159—138),
einem grossen Gemäldeliebhaber ^^), widmete ApoUodoros seine
XQOvixi. Endlich der letzte dieser Herrscher, der freilich sehr
entartete Attalos III Philometor (138—133), trieb Gartenbau
und Pflanzenkunde und später Erzgiesserei^^) und schriftstellerte
11) S. C. 22. A. 114. Ob es Attalos I oder Attalos II war, dem Biton
seine Schrifb nsQl ogydvcav widmete, darüber s. C. 23. A. 158. In Bezog
auf Apollonios von Perge aber s. C. 28. A. 215^ 238.
12) Demetr. v. Skeps. (Fr. 29 Gaede) b. Strab. XIII. 603.
13) Vgl. die Schilderung der attalischen Cultur und ihrer Stellang zu
Alexandreia bei y. Wilamowitz-Möllendorff Antigonos von Karystos
S. 168—168 und Reifferscheid Breslauer Winterkatal. 1881/2 (vgl. C. 36.
A. 108). Vgl. auch noch C. 14. A. 196.
14) Strab. XIII. 624. ßißlio^Ti^ag . . . nQOöBfpdondXrjas. Die Angabe bei
Plin. N. H. XIII. §. 70. aemulatione circa hibliothecas regum PtoUrnaei et
Ewnenis, subprimerUe Chartas Ptolemaeo idem Varro tnembranas Perxjami
iradü repertas ist jedoch in dieser Gestalt unrichtig, s. ßirt Das antike
Buchwesen (Berlin 1882). S. 52 fF.
16) Plia.N. H. VII. §. 126. XXXV. §. 24. 100. 132.
16) lustin. XXXVI, 4, 1 ff.
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6 Erstes Capitel.
selbst Vor allen Anderen aber glänzten die älteren Ptolemäer.
Ptolemaeos I war nicht bloss ein Geschieh tschreiber von Be-
deutung, sondern er suchte auch die Philosophen Theophrastos^^)
und Stilpon so wie den Komiker Menandros nach Alexandreia
zu ziehen^ was ihm allerdings nicht gelang, hatte den Hekataeos
von Abdera, einen Schüler des Skeptikers Pyrron, in seiner Um-
gebung und nicht minder den Kyrenaiker Theodoros und Hess
seinen Sohn und Thronfolger Philadelphos durch den Philologen
und Dichter Philetas und den Philosophen Straton, den Nach-
folger des Theophrastos, ausbilden. Schon unter ihm wirkten
als Forscher^ Lehrer und Schriftsteller zum Buhme von Alexan-
dreia der grosse Mathematiker Eukleides und der noch grossere
Anatom, Physiolog und Arzt Herophilos. Bei ihm hatte schliess-
lich ein fernerer Peripatetiker Demetrios von Phaleron eine Zu-
flucht gefunden und grossen Einfluss gewonnen, und von diesem
Einfluss gingen ohne Zweifel die Anfänge der Büchersammlungen
aus'^), welche dann von Ptolemaeos II Philadelphos (285— 247)
17) Laert. Diog. V, 87.
18) Aosdracklich berichtet wird dies freilich nicht, und mit der Notiz
b. Psendo-Plut. Apophtb. 189 D. A, 6. ^, Utolsfiaitp t^ ßaadst nagijvst
ta nsQl ßaaiXe^ag Mal rjys(jLOv£ag ßißXüc ntäad'ai xal dvayivcoayisiv' a yotg ot
q>iXot toig ßaaiXsvaiv ov 9'aQQ0vai> naqaivtLV, xavta iv toig ßißXioig yiyQantai
lässt sich herzlich wenig anfangen. Aber nur so konnten die ohne Zweifel
(s. 0. 2. A. 693 ff.) verkehrten Angaben entstehen, nach denen ihm viel-
mehr die Anregung zur Errichtung der BibHotheken bei Philadelphos zu-
geschrieben wird (Tzetz. Prolegg. in Aristoph. b. Bit seh 1 Opusc. I. S. 124,
23 im latein. u. 12 ff. im griech. Text. S. 206, 5 ff.). Auch in dem Märchen
von den siebzig Dolmetschern (Pseudo - Aristaeos Epist. ad Philocr. p. 14 f.
18 f. Schmidt und b. Euseb. P. E. VIE, 2 ff. und loseph. A. I. XII, 2 ff.,
vgl. C. 88. A. 8. 9. 12) erscheint er fälschlich als Bibliotheksvorsteher und
zwar des Philadelphos (vgl. Euseb. VIII, 1, 8. 349 c. d. Aristobnl. b. Euseb.
XIII, 12, 1. 664 a und dazu unten C. 38. A. 8. Zonar. Ann. IV, 16. Epi-
phan. de mens, et pond. 9 , s. C. 12. A. 87. Clem. Strom. I. 841 D. l^/i??-
vivd'rivai d\ zag y(faq>äg tag xb v6(aov xal tag nQoqtritmdg ix trjg tmv
'EßgctConv diocXimov tig r^v ^EXXccda yXatxdv €p€iaiv inl UtoXsfuiiov tov
Adyov ^, äg zLveg^ inl tov ^tXadiXq>ov iniTiXrid'svtogf triv (leyiotrjv qnXo-
Tifkücv sig tovto «Qoaevsynaftsvov JrjpLrjtQ^ov tov ^aXtigioag xal td nsgl x^v
eQfiTjvsiav dnQißöag nQayiULtsvaa(iivov x. t, X.). Vgl. M. H. E. Meier Opusc.
I. S. 79. A. 26. Um so mehr muss man mit Kitschi Opusc. I. S. 17
(= Alex. Bibl. S. 18) annehmen, dass Ptolemaeos II die eigentlich officielle
Stiftung der grossen Bibliothek gleich im Anfang seiner Regierung, wie
denn auch Euseb. Chron. 11. p. 118 ff. Schoene (s. C. 38. A. 5) bereits zu
Ol. 124, 2 (283/2 v. Chr.) von taCg natd trjv 'AXe^dvSqsiav nataoHsvaad'eiaaig
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Einleitong. 7
in grossartigem Massstabe durch die eigentliche Begründung
der beiden Bibliotheken fortgeführt wurden. Eine zweite Stiftung
dieses letzteren Königs ^^) war das grosse Gelehrtenpensionat des
Museions ^^^). Ohne Zweifel war diese Anstalt in vergrössertem
avrqo ßtßXiod'iiHocig (Hieron. in AJexandrina hibliotheca . . . quam sibi ex
omni genere litteraturae camparaverat) spricht, Torgenommen und nicht
damit bis ins 30. Jahr derselben (nach einem gewissen Eutropios, wie ich
aus Meier S. 80 entnehme, der dafür A. 31 das mir unverständliche Citat
Ennead. IV, 8 giebt) oder gar bis Ol. 132 == 262 v. Chr., also nicht sonder-
lich lange vor seinem Tode gewartet hat, wie lulius Africanus und Syn-
kellos 273 B (L p. 518 Bonn.) xriv iv 'AXe^avdgeCa ßißXio^%riv ytad'latrjatv
,(fXß' oXvfimdcdi,, ^g nXriQOVfiivrjg xsXbvx« seltsam genug behaupten. Epi-
phanios a. a. 0. lässt natürlich gleich Eusebios die grössere Bibliothek schon
vor der Septuaginta entstehen, wenn er auch 12. 169 A. B die letztere
etwas später, nämlich ins siebente Begierungsjahr des Philadelphos 279 setzt.
19) Ath. y. 203 c— e. noXXöav S* 6 ^tXddsXqiog ßaaiXiav nXovta dts-
€peQS . . . «Sgl dh ßißX^mv nXiqd'ovg xal ßißXio&TjiKov %ataaiisvijg Hai trig sig
t6 MovasCov avvaytoy^g x£ Ssi xal Xiysiv naai zovxmv ovxmv -naxa nviq(jL7jv;
20*-^) Die frühste uns erhaltene Erwähnung desselben findet sich bei
Timon von Phlius in den Sillen Fr. LX b. Ath. I. 22 d, s. C. 2. A. 526.
Parthej Das alexandrinische Museum, Berlin 1838. 8. und Klippel Ueber
das alexandrinische Museum, Göttingen 1838. 8. übertreiben jedenfalls stark,
indem sie diese Anstalt als den ausschliesslichen Mittel- und Ausgangs-
punkt aller wissenschaftlichen und litterarischen Studien in Alexandreia
ansehen. Parthey vollends hält mit unrecht dieselbe für eine Art von
Universität mit Wohnungen für die Lehrer und allen möglichen Lehr-
apparaten, z. B. einer Sternwarte. Strab. XVII. 793 f. nennt in seiner Be-
schreibung der Räume nur einen schattigen Baumgang, eine offene Halle
und ein grosses gemeinsames Speisehaus und 'bezeichnet das Ganze als
einen Theil der Eönigsburg: xav dh ßccaiXdmv (ligog iazl xal x6 MovasCov,
ixov TtBglnaxov xal ^^iBgav xal ol%ov iiiyav, iv at x6 avaalziov xmv (isze-
%6vx<ov xov Movasiov (piXoXoyoav avdgoiv, iaxi 8\ xfi avvoSco xavxrj xal xQi]'
(lata %oivä (=* eigne Fonds) xal tsQSvg 6 inl xm MovasCtp (der Musen-
priester und als solcher Vorsteher der Anstalt) xsxayfiivog xoxs (ilv vnh
x6v ßaaiXdfoVf vvv d' vno KaCeagog. Es war also keine Lehranstalt, und
Privatschulen waren es allem Anscheine nach, in welchen die Lehrer der
Mathematik, Medicin, Philologie in Alexandreia ihre Vorträge hielten. Ver-
muthlich empfingen die Mitglieder des Museions als solche auch noch be-
stimmte Jahresgehalte {awxa^ng)^ s. Ath. XI. 494 a. xmv ßißXCmv, h olg
at avaygatpai elai xmv xäg övvxd^sig Xa[ißav6vx<ov. Denn dass nur die
hier genannten sechs Gelehrten Empfänger eines solchen unter Philadelphos
und dies also eine Extraauszeichnung von ihnen gewesen wäre, wie Christ
Gesch. der griech. Litt. S. 381 die Sache darstellt, folgt aus dieser Stelle
mit laichten, ist auch an sich nicht glaublich, da es ausser Sosibios
(s. C. 21. A. 402) lauter verschollene oder fast verschollene Leute sind.
Eher könnte allerdings die Angabe von Polem. Fr. 84 b. Ath. XII. 552 c
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8 Erstes Oapitei.
Massstabe eine Nachahmung des von Piaton gestifteten Thiasos
der Akademiker y welcher ja gleichfalls ein Museion , eine Cultus-
genossenschaft im Dienste der Musen war, und des selbst schon
nach dessen Vorbilde entstandenen Peripatos, und das gelehrte
Studium der Peripatetiker, hinübergetragen durch Demetrios und
Straton, setzte sich in dem der Alexandriner fort*^). Eine Reihe
gelehrter Alexandriner, wie Hermippos, Satyros, Agatharchides
und der Jude Aristobulos, vermuthlich auch Herakleides Lembos
und vielleicht Sotion, galten sogar ausdrücklich zugleich als
Peripatetiker. In philosophischer Hinsicht hatte dies wenig oder
nichts zu bedeuten, da die peripatetische Schule, wie wir sehen
werden, nach Straton bis in das letzte vorchristliche Jahrhundert
hinein mit wenigen rühmlichen Ausnahmen allen speculativen
Charakter verlor und in blosser Schönrednerei aufging. In den
Anfängen dieser Zeit erregten die Aristippeer Hegesias und der
schon genannte Theodoros mit ihren Vorträgen in Alexandreia
Aufsehen. Auch Timon von Phlius kam auf seinen Wanderungen
vermuthlich dorthin, und durch ihn*^^) erfahren wir, dass zu
den Pensionären des Museions auch streitbare Philosophen ge-
hörten. Die Stoa femer wandte sich schon unter der Leitung
des Eieanthes von Antigonos Gonatas ab und den Aegyptern zu,
so dass auf eine von Ptolemaeos II oder III ergangene Einladung
Sphaeros an dessen Hof kam. Aber erheblich gediehen ist in
Alexandreia unter den Ptolemäem die Philosophie nicht, noch
viel weniger freilich die Rhetorik und Beredsamkeit. Philadelphos
hatte eine besondere Vorliebe für naturwissenschaftliche Dinge,
zumal eine Liebhaberei für Thiere, namentlich seltne und bis-
her noch unbekannte*^). Ptolemaeos IH Euergetes (247 —
221) besass, wie es scheint, ein Interesse für Mathematik*^).
in diesem Sinne gedeutet werden, nach welcher Panaretos (s. C. 2. A. 613)
von Euergetes I 12 Talente jährlich erhielt: avvsyivBto IlxoXeiiaüp tm
EvsgyixTj xdXavxa dm6s%a thv ivucvtov Xaiißixvcav. GöU Ueber das alexan-
drinische Museum, Schleiz 1868 und Weniger Das alexandrinische Museum,
Berlin 1876 stehen mir nicht zu Gebote.
21) S. über dies Alles Wilamowitz a. a. 0. S. 279—291.
22) Diod. III, 86, 3 f.
23) Man darf dies ans dem an ihn gerichteten Briefe, welcher die Er-
zählung über das Problem von der Verdoppelung des Kubus enthält, unter
dem Namen des Eratosthenes yielleicbt selbst dann noch schliessen, wenn
dieser Brief eine Fälschung ist, wie dies von dem beigegebenen Epi-
gramme ohne Zweifel gilt. Vgl. C. 16. A 64. 66.
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Einleitang. 9
Ptolemaeos IV Philopator war „ein ästhetischer Herr", welcher
selbst eine Tragödie schrieb und dem Homeros einen glänzenden
Tempel mit Bildsäule stiftete^). Aller Wahrscheinlichkeit nach
aber war dieser Ptolemäer auch derjenige, welchem der Epikureer
Kolotes seine Streitschrift wider alle anderen Philosophen zu-
eignete. Endlich Ptolemaeos VII Physkon oder Euergetes II
(alleiniger Herrscher 145 — 116), der durch seine schändlichen
Wüthereien die Männer der Kunst und Wissenschaft forttrieb
und so den Glanz von Alexandreia zerstörte '^^), war doch als
Schüler des Aristarchos den grammatischen Studien so ergeben,
dass er selbst den homerischen Text zu verbessern suchte^) und
bis tief in die Nacht hinein mit seinen Hofgelehrten disputirte**).
Ausserdem aber schrieb er sehr ausführlich seine Denkwürdig-
keiten (Tito^vi^^ara)^ welche manche interessante Notizen auch
von naturgeschichtlicher Art enthielten ^^, und legte überhaupt
auch an geographischen Dingen, an Volker- und Länderkunde,
für deren Erweiterung schon seit den Anföngen des dritten Jahr-
hunderts besonders von Aegypten und Syrien aus ungemein viel
geschehen war, ein grosses Interesse an den Tag**).
Mit der Entwicklung der Poesie aber und der philologischen
Gelehrsamkeit in ihrem gegenseitigen Verhältniss ging es in
Alexandreia und in Pergamon genau den umgekehrten Gang.
Es ist „im dritten Jahrhundert, zumal der ersten Hälfte die
brennende Frage: sind die Kreise der Poesie erfüllt oder giebt
es noch eine Aussicht für moderne Dichter? In Kos und Alexan-
dreia bejahte man sie zuversichtlich; dorthin zog es die Talente
24) Aelian. Y. fi. XIII, 22. IlToXEfiaiog 6 ^iXondtoag %ataa%£vaaccg
*Ofii}^o> vBav, avzov ^Iv nocXov aalmg itidd'vaB, tivhXco dl xäg noXsig nsgt-
iarrjüe xov dyccXiiaxog^ oaai dvxmoiovvzai tot; *0{i,ri((Ov.
24^) S. C. 16. A. 90.
26) Ath. IL 61 c. IItoXiyi,aVog o SsvzsQog EvsQyitrjg naq' ^Ofti^qm (s , 72)
d^tot YQoiqfBiv „afiqpl dh Xstfimvsg fiaXanoi aiov iqdl asXivov^^, aia yuQ fiera
csXivov tpvsad'ai dXXd {iri ta,
26) Plat. de adul. et am. 17. 60 A. ovttog 8% xal IltoXefiaia) (pdoficc-
9'Stv doftovvxi nsgl yXmtrrig xal 6ti%i8iov %al tatog^ag fiax6(ievoi (näml. ot
%6Xa%tg) iiixgi (isemv w%zmv dnizsivov.
27) Dies Interesse Yerräth sich auch in seiner A. 24 angeführten Homer-
conjeetnr.
28) S. die Erzählung des Poseidonios Fr. 68 b. Strab. II. 98 f. über die
Ton ihm ausgerüstete Fahrt des Eudoxos von Eyzikos nach Indien, vgl.
Strab. p. 103.
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10 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
und auch Manchen, der sich nur selbst ein Talent zutraute. Nach
Alexandreia zieht mit der Dichtung auch die Dichterkritik und
Grammatik. Nach zwei Menschenaltem beginnen sich ihre Wege
zu scheiden, die Poesie stirbt daran, die Philologie gewinnt.
Aristophanes von Byzanz soll noch gedichtet haben; schwerlich
brauchen wir um seine Verse zu trauern. Von Aristarch könnte
man es sich gar nicht vorstellen. Im Culturkreise von Pergamon
wächst mühselig erst unter Eumenes eine Poesie heran, die höchstens
im Epigramm, an dem sich hier auch noch die Philologen be-
theiligen. Erträgliches leistet: ihr grosser Name aber ist die uner-
quicklichste Erscheinung der vorchristlichen Poesie: Nikandros."^^)
Zweites Capitel.
Die Pbilosophie bis in die zweite Hälfte des zweiten
Jahrhunderts und die späteren Kyniker.
Während die übrigen Wissenschaften, besonders die medicini-
schen, mathematischen, geographischen und philologischen, kräftig
aufblühten, sank die Philosophie schnell von der Höhe herab, auf
welche Piaton und Aristoteles sie erhoben hatten. Wohl machte
sie Fortschritte nach einzelnen Richtungen hin, aber im Ganzen
trat Oberflächlichkeit an die Stelle der Tiefe. Mit dieser Ein-
busse an innerem Gehalt ging jedoch Hand in Hand eine um
so grössere Einwirkung nach aussen. Wohl niemals wieder ist
die Philosophie eine solche Macht geworden als in den Zeiten
vom Ende des vierten Jahrhunderts bis zum Untergange des
classischen Heidenthums. Die Religion mochte dem Bedürfniss der
Gottesverehrung noch immer vollauf genügen, aber im üebrigen
hatte sie alles Leben verloren, die Philosophie trat an ihre Stell«
als Erleuchterin und Trösterin der Gemüther. Dieser Zug der
Seelen füllt nicht bloss die Hörsäle der Philosophen, sondern auch
philosophische Wanderlehrer und Wanderprediger, wie Theodoros,
Hegesias, Bion, Timon, Teles, ernteten wenigstens im dritten
Jahrhundert mit ihren populären Vorträgen reichen Beifall und
Lohn. Die Fragen des praktischen Lebens waren es unter diesen
Umständen, auf welche die philosophische Betrachtung ihr Haupt-
augenmerk richtete, der Portschritt der theoretischen Erkenntniss
29) Wilamowitz a. a. 0. S. 166f.
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Einleitang. 11
stand in Wahrheit auch da erst in der zweiten Linie des Interesses,
wo ihm dem Namen nach der erste Platz zugewiesen ward, wie
bei den Stoikern« Dadurch allein, dass auch sie sich in letzterer
Hinsicht an das Zunächstliegende hielten, erklärt es sich, dass
auch sie einem ausgeprägten Sensualismus und Materialismus
huldigten« In den Monarchien dieser Zeiten war fQr politische
Freiheit und lebendige Theilnahme Aller am Staatsleben kein
Baum. Die privaten Interessen nahmen den Einzelnen mehr als
die öffentlichen in Anspruch. Verheerende Kriege und bald auch
die Missregierungen in den meisten der neuen Reiche und in den
altgriechischen Ländern der immer zunehmende Verlust nationaler
Selbständigkeit machten die Zustände der Aussenwelt unbefrie-
digend. Die Individuen ziehen sich in ihr eignes Innere zurück,
und so wird eben diese innere Unersehütterlichkeit des Gemüths,
die Apathie oder Ataraxie, bei den Dogmatikern wie bei den
Skeptikern das höchste Ziel des menschlichen Strebens. Nur auf
entgegengesetztem Wege suchen es die Stoiker und die Epikureer,
und Gleichgültigkeit gegen die Form der schriftlichen Darstellung
bei einer masslosen Vielschreiberei geht damit bei ihnen Hand
in Hand. Auf einem kürzeren trachten die Skeptiker der pyrroni-
schen Schule und der mittleren Akademie dasselbe Ziel zu er-
reichen, indem sie dieser praktischen Beziehungslosigkeit des
Menschen zur Aussenwelt auch die theoretische zur Grundlage
geben. Aber auch bei den Stoikern und Epikureern verräth sich
der nämliche Mangel rein wissenschaftlichen Strebens schon darin,
dass beide in den theoretischen Fragen auf Selbständigkeit ver-
zichtend, wenn auch beide mit geschicktem Griffe und im besten
Einklang mit ihrer entgegengesetzten Lebensanschauung, zu älteren
Systemen in dieser Hinsicht zurückgreifen, jene zu dem herakleiti-
schen Pantheismus, diese zur Atomenlehre des Leukippos und
Demokritos. Neben diesen neuen Schulen, von denen jedoch die
pyrronische bald erlosch, bestehen unter den älteren von ähnlicher
Richtung die Kyniker fort, die Kyrenaiker und die Megariker da-
gegen nur noch kurze Zeit. Der äussere Bestand der Peripatetiker
bleibt ununterbrochen, aber sie verfallen allmählich, wie gesagt,
einer vollständigen Lethargie, aus der erst Andronikos von Rhodos
kurz vor der Mitte des ersten Jahrhunderts sie wieder erweckt*).
1) S. zum Yorgtehenden die ausführliche Schilderung von Zell er Philo-
sophie der Griechen DI*, 1. S. Iff., nebst den Erörterungen von Wilamo-
witz a. a. O. S. 307 ff., im Uebrigen aber Zumpt Ueber den Bestand der
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12 Zweites Capital. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
1. Die letzten £yrenaiker.
Theodoros von Kyrene mit dem Beinamen der Atheist
(a&eog), spottweise auch d'sog^) genannt, Schüler von Aristippos
Tochtersohn, dem jüngeren Aristippos^), scheint zu den Vor-
nehmen gehört zu haben, welche in den Parteikämpfen nach
dem Tode des grossen Alexandres aus Kyrene vertrieben wurden.
Denn er lebte gegen Ende des vierten Jahrhunderts als Ver-
bannter*) in Griechenland, lehrte hier, wie es scheint, an ver-
schiedenen Ortea^) und besonders in Athen®), wo er an Demetrios
von Phaleron während dessen Regentschaft (316—306) einen Be-
schützer fand. Obwohl aber dessen Macht ihm das Leben rettete,
musste er doch wegen seines Atheismus die Stadt verlassen^), fand
indessen, wie es scheint, Aufnahme und Gunst bei Ptolemaeos I,
der ihn einmal als Gesandten an Lysimachos schickte^), und
philos. Schalen in Athea und die Succession der Scholarchen, Berlin
1843. 4. (Abh. der Berl. Akad. 1842. S. 1—119).
2) Suid. n. d. W. *AQiatLnnog, Laert. Diog. II, 86, angeblich in Folge
eines Gesprächs mit Stilpon, ebend. 100, vgl. 116.
3) Suid. a. a. 0. Laert. Diog. II, 86. Nach Antisthenes (von Rhodos)
ebend. 98 auch des Annikeris und des Dialektikers (d. i. Megarikers) Dio-
nysios: i}novas d^ mal 'Awitiigidoe o GsodoDQog %alJiovva£ov tov diaAcxnxov,
%a^d (ftiaiv 'Avtiad^ivrig iv tpiXoaotpoav öiadoxaig, s. aber Anm. 19. Anders
Said. u. d. W. Gsod, ritiQodaato Zrivcavog tov Kiziioag (was chroDologisch
unmöglich ist), dii^novOB dh nal BQvaoavog xal IIvQQaivog tov iq>e%xt}iov.
4) Laert. Diog. 11, 108, vgl. Plut. de exil. 16. 606 B. Philon qu. omn.
pr. lib. 884 c Hoesch.
6) Laert. Diog. II, 102. (paal di note iv KoQtv^o) naQeQXia^-ai, avtov
avxvovg inayöiiBvov (icc^rjzdg, MrjxQOiiXicc tov %vvi%6v . . . sinBiv öv 6
oo(piatrig x. t. X. Von einem Zusammentreffen mit Hipparchia, der Schwester
des Metrokies und Frau des Krates, auf einem Symposion (bei Lysimachos,
sagt Diog.) und seiner gegen sie begangenen Roheit (vgl. Q-gauvtatog Laert.
Diog. II, 116 und unten Anm. 39) erzählen ohne Angabe des Orts Laert.
Diog. VI, 97 f. und Suid. a. d. W. riga übereinstimmend. Vgl. mit § 98
Suid. u. d. W. Ssod. ovtog slns ngbg ^ImtagxCav trjv yvvainoc Kgatritog'
ccvtrj iaxlv rj tag ngog tatovg inXmovaa nsgu^dag xal tg^ßoDVcc q>igovaa.
6) Laert. Diog. II, 100 ff. 116. IV, 62.
7) Laert. Diog. II , 101 f. Phil. a. a. 0. Seltsam ist die Behauptung
von Amphikrates b. Diog. 101. Ath. XIII. 611a, daas er durch den Schier-
lingstrank hingerichtet worden sei.
8) Die Anekdoten über seine Freimüthigkeit, Todesverachtung und
Schlagfertigkeit, welche er bei dieser Gelegenheit entwickelt haben soll,
lauten sehr verschieden: Laert. Diog. IF, 102. Cic. Tubc. I, 43, 102. Phil. u.
Plut. a. a. 0. an vitios. 3. 499 D. Valer. Max. VI, 2, ext. 8. Stob. Flor. II, 33.
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1. Kyrenaiker. Theodoros. Hegesias. 13
kehrte endlich in seine Vaterstadt zurück, wo er zu den Ver-
trauten des dortigen Regenten Magas, Stiefsohns von Ptolemaeos I,
gehörte^). An Charakter und Denkart wich er weit von Aristippos
ab^*^), indem er die einzehie Lust für gleichgültig und vielmehr
die auf richtiger Einsicht beruhende bleibende Heiterkeit des
Gemüths für das höchste Gut erklärte. Damit waren aber keines-
wegs sittlichere Grundsätze gewonnen, im Gegentheil zog gerade
Theodoros die unsittlichen Consequenzen der Lustlehre auf das
Schroffste und Rücksichtsloseste, und ebenso verfuhr er auf dem
religiösen Gebiet, indem er in mündlicher Lehre wie in seiner
Schrift jcsqI d'eäv^^) nicht bloss die Volksgötter, sondern über-
haupt alles Göttliche und Unvergängliche leugnete ^^). Da er in
seinem mündlichen Vortrag alle möglichen Töne anschlug"),
wird wohl auch seine schriftliche Darstellung lebendig, aber
eben nicht wählerisch gewesen sein.
Hegesias van Kyrene, Schüler des Paraebates, welcher
letztere auch den jüngeren Aristippos gehört haben soll, wahr-
scheinlich also etwas jünger als Theodoros, berührte sich noch
näher einerseits mit Epikuros, andrerseits mit den Kynikem,
indem er sogar alle äusseren Güter, ja das Leben selbst für
gleichgültig erklärte und sogar zugab, dass das menschliche
Dasein mehr Trauriges als Freudiges darbiete, und eben in
dieser Gleichgültigkeit gegen alle äussern Eindrücke und gegen
das Leben selber die einzig sichere Quelle aller Lust und das
einzig wahre und sichere Gut fand**). Ptolemaeos I soll ihm
endlich das Lehren in Alexandreia untersagt haben, weil er die
Uebel des Lebens in seinen Vorträgen so beredt schilderte, dass
9) Laert. Diog. II, 103. zeXsvxaVov d* slg Kvqtivtjv dxsX^mv xal Mdya
4fviißiovg iv ndcTß Tifi^ SuxiXn tvyxdvtov,
10) S. bes. Laert. Diog. II, 98 f. Zeller a. a. 0. II*, 1. S. 375 ff.
11) Laert. Diog. II, 97. ßißX^a> nsgl d'eoöv ovx evnaxatpQovi^za), Was er
sonst noch etwa geschrieben hat, steht dahin: Snid. u. d. W. 0s6S. iyQarlfS
noXXd üvvziCvovzcL tlg zijv ol%Blav atgsaiv xofl aXXa zivd. Jedenfalls mit
Unrecht steht er bei Laert. Diog. Prooem. 16 unter Denen, welche nichts
Schriftliches hinterliessen.
12) Cic. N. D. I, 1, 2. 23, 63. 42, 117. Plut. de comm. not. 81. 1075 A.
Sex. Emp. Pyrr. IIl, 218. Math. IX, 51. 55. Zeller, a. a. 0. II*, 1.
S. 376 f. A. 3.
13) Laert. Diog. IV, 52. GsoBdiqov zov dd'iov Tiazä n&v slSog Xoyov ao-
fpiazsvovzogf vgl. A. 96. 99. 108^ und La. Di. II, 100. zoiavza äzza diSQtO'
rmv ta%vB zä Xoycp.
14) S. Laert. Diog. II, 93 ff. Zeller a. a. 0. a 379 ff.
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14 Zweites Capitel. Philosophie. 1. Kyrenaiker. Annikeris. Aristot.
er dadurch Viele zum Selbstmord veranlasat habe'^), und dasselbe
Thema führte er auch in seiner Schrift ^JjtoxaQtsQiSv aus, in
welcher/ er einen , wie der Titel besagt, freiwillig Verhungernden
seinen Freunden, die ihn davon zurückhalten wollen, die in eben
jenen Leiden gegebenen Gründe seines Entschlusses darlegen
liess*^). Daher stammt sein Beiname UsiöLd'dvccTog^'^.
Annikeris von Kyrene, gleichfalls Schüler des Paraebates '*)
und mithin aus derselben Zeit^^), entwickelte dagegen ungleich
sittlichere Grundsatze, indem er die sympathetische Lust über die
idiopathische, die Freude über das Wohlergehen der Freunde und
des Vaterlandes über die am eignen setzte, wodurch er jedoch mit
den Grundlagen der aristippeischen Lehre nicht minder in Wider-
spruch gerieth^). Von seinen etwaigen Schriften wissen wir Nichts.
Aristoteles von Kyrene^^), Zeitgenosse des Theodoros und
Vorsteher einer philosophischen Schule wahrscheinlich in Athen ^),
schrieb ytsQl ytoirjxi^Hrjg^^).
Theodoros, Hegesias und Annikeris werden als Stifter eigner
Secten (aCgdösig) bezeichnet^*); wir hören aber von den letzteren
im Uebrigen so gut wie Nichts*^), und sehr lange werden die-
selben also wohl nicht gedauert haben.
16) Cic. Tnsc. I, 34, 83. Valer. Max. VIII, 9, ext 8, die freilich nur
a rege Ptolemaeo sagen, vgl. Plut. de am. prol. 6. 497 D.
16) Cic. a. a. 0. 84. eius . . . liber est 'AnotiaQtfQojv , in quo a vita qui-
dam per inediam discedens revocatw ab amicis, quibits respondens vitae
humanae enumerat mcommoda.
17) Laert. Diog. II, 86. Suid. 'Aqlisxinnog.
18) Laert. Diog. II, 86. Suid. 'AvvUbqis.
19) Suid. *Avv. sagt freilich ^v 8' in' 'AXe^ttvdgov , und dazu würden
auch die Angaben des Antisthenes (oben A. 3) stimmen.
20) Laert. Diog. II, 96. Zeller S. 381 f.
21) Aelian. V. H. X, 3. Laert. Diog. V, 86. Vgl. Zeller S. 296. A. 2.
22) PhiUpp. V. Megara b. Laert. Diog. II, 113. nag' 'AQiazotilovg Sh
tov Kvgrjva'Citov {ZzCknmv dnicnacs) KXB^tagxov xofl 2i(iütv, Vgl. A. 61.
23) Laert. Diog. V, 35.
24) Laert. Diog. 11, 93 ff. IV, 23. Seodagnov dno trj£ atgsOBtog ini^a-
Xov(iBvov. Suid. Geodoogog. atgsaiv IdCav avpev, ritig Ssodmgsiog iyiXi^&rj.
Strab. XIV. 837. 'Awinsgig 6 doxmv incivogd'caaai tr^v Kvgrjva'C%rjv atgsüiv
%al nugccyayBiv dvr' avrqg triv *Avvt%8gs^ttv. Suid. 'AwC%, in tovtov atgsaig
71 TtalovfiivTi 'Avvi%igsiog, Cic. Off. III, 33, 116. Cyrenaici atque Annicerei,
Clem. Strom. II. 417 B. ot d^ 'Awiaigstot yiaXov(isvoi in trjg Kvgrjvaiytijg
dicidoxTig X. t. X.
25) Ath. VL 262 c. 'AttdXov 91 tov ßatftXiag iyivsto %6Xa^ ncel
diddanaXog Avaiftaxog, op KccXXifMXx^S f*^^ Gsodmgsiov ivaygdfpBiy ''Egfunnog
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2. Megariker. Diodoros Kronos« 15
2. Die letzten Megariker.
Diodoros^ Sohn des AmeiniaS; aus lasos in Earien'^^ mit
dem Spitznamen Kronos, Schüler des Apollonios von Kyrene mit
demselben Beinamen, welcher seinerseits den Eubulides zum Lehrer
gehabt hatte*'), war ein überaus scharfsinniger Dialektiker*®),
dessen Erörterungen über die Unmöglichkeit der Bewegung und
des Vergehens so wie über das Mögliche und die hypothetischen
Sätze uns näher bekannt sind*^). Sein berühmter Beweis dafür,
dass nur das Wirkliche auch möglich sei, ward xvguvcav ge-
nannt^). Endlich aber begegnete es ihm doch 307 an der Tafel
von Ptolemaeos I, dass er eine von Stilpon an ihn gestellte ver-
föngliche Frage nicht sofort beantworten konnte^'), worauf Ptole-
maeos spöttisch auch auf ihn jenen Beinamen seines Lehrers über-
trug'*). Von seinen Werken wissen wir nur, dass es eine Schrift
von ihm über dies nämliche Problem gab^). Er scheint noch
d* h toSs Bso€pQccctov fMc^tceig ^ataXiyBi. 8. Cap. 12. A. 51. C. 19.
A. 10 £F. Said. 'Avv. ^v 8^ tm 'AinnTtSQidt %al aSsXtpog NmotiXrjg ovofia^
(ptX6aoq)og^ fia^rjtrig d' avtov initpaviig IloasUftiaviog,
26) Art von Steinhart in Ersch n. Grnbers Encykl.
27) Laert. Diog. II, 111. Strab. XIV. 668. XVII. 838. üeber den Grond
nnd Sinn dieses Beinamens s. die Untersuchnng von Panzerbieter Dio-
doras Kqovog, Archiv f. Philol. V. 1837. S. 228—226.
28) Cic. de &t. 6, 12. Valens dialecticus. Sex. Emp. Math. I, 309 f. ^la-
Xi%xi%(otatog.
29) S. Zeller S. 266 ff.
80) Vgl. Anm. 220. Zell er üeber den xv^ievcov des Megarikers Diod.,
Sitzungsber. der Berl. Akad. 1882. S. 161—169.
81) Laert. Diog. a. a. 0. naqcc IlzoXsfia^ip tm Zot^^i dtatglßtov . . .
X6yovg tivccg SiaXBJttiTiovg igtotrjd'rj ngog StCknonvog x. t. X. 112. l^BXQ'mv
9fj Tov avfknoaiov. Vgl. Anm. 44.
82) Strab. XIV a. a. 0. sagt: JiodmQog b Kffovog ngoaayoQsvd'eigy xat'
ciQX^^ f^^^ fpfvdcig' 'AnoXXmvLog yuQ inccXsito h Kgovog, b iniatan^aag
ijisivov' fiftrjvByxav d* in'' avtov dia triv ddo^iav tov xar' aXi^d'stav
Kqovov. Aber mit Recht vereinigt Panzerbieter diese Angabe auf die
obige Weise mit der Anekdote bei Laert. Diog. und nimmt einen Doppel-
sinn, auf welchem eben die Satire des Ptolemaeos beruht, in dem Namen
Kgovog an, indem Kronos einerseits bei Homeros und Hesiodos das stehende
Beiwort dynvXofn^trig hat, so dass der Name im ehrenvollen Sinne auf den
gewandten Dialektiker passt, während andrerseits Kgovog auch die Be-
deutung des damischen Alten hatte als der von Zeus Entthronte, wie jetzt
eben Diodoros von Stilpon aus dem Sattel gehoben war.
88) Laert Diog. II, 112. Xoyop y^dtpccg vcsqI tov nQoßX-qfiatog, Der
Zusatz aber a^v^tla: tov ßlov natiatQBtffs ^ nach welchem er bald hernach
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16 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
bis in die ersten Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts gelebt zu
haben, da er nicht bloss, sei es nun in Megara, sei es in Athen,
der vorletzte Lehrer des Zenon war, sondern auch Eallimachos,
welcher vielleicht auch gelegentlich seine Schule besucht hatte,
noch ein uns erhaltenes satirisches Epigramm'*) gegen ihn schrieb,
welches eher gegen den noch Lebenden und Wirkenden als gegen
einen Todten gerichtet zu sein scheint. Er hinterliess fünf
dialektisch gebildete Tochter^).
Stilpon von Megara hatte ausser mehreren Megarikern,
wie es heisst, auch den Kyniker Diogenes gehört'®), und jeden-
falls war seine Denkweise zum Theil mehr eine kynische als
eine megarische. So beschäftigte er sich zuerst, wie es scheint,
unter den Megarikern auch mit ethischen Fragen, und zwar in
entschieden kynischem Sinne''), und auch seine Freigeisterei '^)
erinnert an die Kyniker '^^). Dabei war er jedoch ein Mann
von feiner Lebensart'^), der sich auch den Staatsgeschäften
gestorben sein müsste, ist durchaus unglaubwürdig und rflhrt ohne Zweifel
von Hermippos her, welcher in seinen von Laert. Diog. mit Vorliebe auf-
gegriffenen Todesnachrichten völlig seiner Phantasie und Malice die Zügel
schiessen Hess, s. C. 19. A. 15. Wilamowitz a. a. 0. S. 46. 103.
34) Fr. 70. Dass die je zwei Distichen bei Laert. Diog. 11, 111 und
bei Sex. Emp. a. a. 0. zusammengehören, erkannte schon Bentley.
35) S. A. 51.
36) La. Diog. II, 113. äirfttovas [isv tmv an' EvnXsiSov , o7 de (schwer-
lich mit Recht) xal avtov EvnXs^Sov dnovaat tpaaiv avTov^ dXXa xal ^^a-
avfidxov tov KoQiv9-ioVy og f^v 'ix^va yvtoQtpiog, nad'd tpriOiv *HQa%lsidrjg.
Suid. ZxilnoiV. (loc^rijg naainXiovg xov Grjßa^oVy og tiTiQodüato KQdtrjrog
TOV ddsXq>ov %ctl JtonXs^dov tov MsyagioDg (s. auch A. 61), o d' Ev%XsiSov
TOV nXaTmvog yvcoQifiov. La. Di. VI, 71. ti%ovcs 8b avtov (nUml. Jtoyivovg)
%al 0a>xiia>v 6 ircMrjv xQrjcxog (s. dagegen Zell er Ph. d. Gr. II*, 1. S. 284 f.
A. 2) Tial ZtCXitonv h MsyaQSvg %al aXXoi nXsCovg dvdgsg noXiTi%oL Jedenfalls
kann er sehr füglich auch den Diogenes und einen (älteren) Bruder von dessen
Schüler Erates (rovrov, näml. Kqdxovg^ yeyovs ilacrtxX^s ddsXtpog sagt auch
La. Di. VI, 89) zu Lehrern gehabt haben, nur aber kann dieser Pasikles
nicht selbst schon Schüler von Erates gewesen sein. Aus St. 's „Neckereien**
mit Erates (La. Di. U, 117. 118. 119) entstand die falsche Nachricht, dass
letzterer des ersteren Schüler geworden sei (ebend. 114. Sen. Epist. 10, 1),
wenn anders nicht ein jüngerer Erates gemeint ist: Zeller a. a. 0. S. 285.
A. 1 denkt an den Peripatetiker: La. Di lY, 23.
37) Zeller a. a. 0. S. 272 ff.
38) La. Di. II, 116 f. Ath. X. 422 d. ' VgL auch die Geschichte von
seinem Priesterthum des Poseidon, Plut. de prof. in virt. 12. 83 C. D.
38^) Ausserdem s. A. 44. 45. 46.
39) L. D. n, 116. ^v 81 dXrjd'oäg ovtog {9s68(OQog, vgl. A. 5) filv
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2. Megariker. Stilpon. 17
widmete^^), und dessen anregende, theils in Megara, theils ohne
Zweifel auch in dem benachbarten Athen**) gehaltene Vorträge
ihm Schüler von allen Seiten zuführten**), und ein ebenso fester
und unabhängiger wie sanfter und schlichter Charakter**). Als
Ptolemaeos I Megara Ol. 118, 1 = 307 besetzte, wollte er ihn,
wie gesagt, mit nach Aegypten nehmen, und als dann Demetrios
Poliorketes Ol. 118, 2 ==306 die Stadt eroberte, verschonte er
sein Haus und wollte ihm alles Verlorene wiedererstatten, aber
Stilpon schlug alle diese Anerbietungen aus**). Weniger glück-
lich denn als Lehrer war er als Schriftsteller: seine neun Dialoge
werden als frostig i^XQoC) bezeichnet*^). Einen von ihnen hat
^Qacvtazo^, ovxoq 81 xofii^oTttTOff , vgl. 117 f. Menedemos fasste nach IT, 134
seine grosse Bewunderung des St. in die Bezeichnung iXsvd^iQiog (^ein
Gentleman^) zusammen. Wilamowitz a. a. 0. S. 142 meint, dass St^s
gprosse Erfolge gerade auf diesem Contrast beruhten. Das ist sehr möglich,
aber nicht erweislich. Mit welchem Recht Wilamowitz jedoch von
„kynischen Manieren '* desselben spricht, sehe ich nicht ab.
40) La. Di. VI, 76, s. A. 36. Eben dies bedeutet daher auch II, 114.
7JW dl %ccl noUtiKwtatog (und nicht „durchaus ein Mann von Welt", wie
Wilamowitz a. a. 0. übersetzt). Das unmittelbar Folgende, er habe sich
neben seiner Frau noch eine Concubine gehalten, xal ywaina riyccyeto xal
itaiqa avvfjv Nmaffirtj , mg iprja^ nov %<xl 'Ovfjztoff , ist Elatsch : diese Hetäre
war seine Zuhörerin, Ath. XIII. 696 e. Dazu Cic. de fat. 6, 10: htmc
(Stüponem) scribunt ipaiw familiäres et ebriosum et mulierosutn fuisse, aber
vitiosam . . . naturam ab eo sie edomitam et compressam esse doctrina, tU
nemo tmguam vinolentum iUum, nemo in eo libidinis vestigium viderit,
41) La. Dl II, 113 f. 119.
42) Philipp. V. Megara b. La. Di. II, 113 f., vgl. A. 22. 61.
43) La. Di n, 117. dtpslijs xal avsninXaatog ngog ts tov ISkottjv
Bv^ftog, Plut. adv. Col. 22. 1119 C. (pqovjiyM . . . ftCT« nqffotrixog xal ^f-
xi^iona^B{ag. Vgl. die Anekdote über Alexinos und St. de vit. pnd. 18.
536 A. B.
44) La. Di. II, 115: er ging sogar, nachdem er einen massigen Theil
des ihm von Ptolemaeos dargebotenen Geldes angenommen hatte, weiterem
Andrängen desselben aus dem Wege nach Aegina, £00; ixsivog dn^nXfvasv.
Vgl. auch Sen. Dial. II, 5, 6 f. Epist 9, 18 f. (nach Epikuros, s. A. 435).
Plut. de lib. educ. 8. 5 F und wegen der Zeit Diod. XX, 37. 45 f. Bei der
ersten Oelegenheit fand also auch der Vorfall mit Diodoros Kronos
(A. 31) Statt.
45) La. Di. 11, 120, wo die Titel aufgezählt werden. Auffallend ist
nffog triv lat;Tov ^vyar^^a: war dies vielmehr ein Brief an seine Tochter
oder war dieser Dialog gegen seine Tochter gerichtet? S. A. 46. Snid.
a. a. 0. giebt fälschlich 30 an, wenn die Lesart richtig ist Bei Ath. IV. 112 b
ist von Si's anogtvrifiovevpLaxa die Rede, aus denen Persaeos seine aviino-
Ttxol SucXoyoi gezogen habe. Wie ist das zu verstehen? S. A. 46.260.266.
SuaBMfHL, grieoh.-«lex. Litt.-Gesofa. I. 2
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18 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Teles in seinem Vortrage xsqI (pvyiig benutzt *^^). Unter ihnen
befanden sich ein Aristippos und ein Aristoteles; o£Fenbar gegen
beide gerichtet, femer ein Ptolemaeos und ein Metrokies *^). End-
lich starb er hochbetagt*^^), vermuihlich erst im ersten Drittel
des dritten Jahrhunderts^^).
Philon der Dialektiker, Schüler des Diodoros zusammen
mit Zenon Ton Eition, welcher letztere, jünger an Jahren, ihn
sehr schätzte und sich namentlich mit ihm im Disputiren übte^^),
46*») S. V. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 806 f. und unten A. 126 ff.
46) Ans dem Metrokies findet sich ein kleines , aber werthvolles Bruch-
stück in den von Sakkelion entdeckten neuen Scholien zu Demosth.
(Bullet, de corresp. hellen. I, 151): hsfigifist' dvtl tov (ogy^^fto' ZzClnrnv
(so Gomperz f. Ztilntavi) Mr^tgoulBi ,yiveßQ^(ist ZtiXnmvt MijrpoxX^;**,
jedenfalls (wenn anders nicht die Form eines wiedererzählten Gesprächs
gewählt war) aus dem Proömion; es hatte also wenigstens hier St. nach
dem Muster der aristotelischen Dialoge (Cic. ad Att XIII, 19, 4) sich selbst
eine Rolle ertheilt und auch wohl deren Proömienart nachgeahmt (s. Bernajs
Dial. des Aristot. S. 187). Vgl. Gomperz Rhein. Mus. XXXE. 8. 477 f.
Hier ist mithin ohne Zweifel die Quelle des Gesprächs von ihm mit Me-
trokies darüber zu finden, dass das zQgellose Leben seiner Tochter ihn
Nichts angehe, Plut. de tranquill, an. 6. 468 A (vgl. L. D. II, 114), welches
Thema denn wohl auch in nQog t^v iavtov ^yatiga behandelt war. Und
so stammt denn wahrscheinlich aus andern seiner Dialoge, wie dem Ptole-
maeos, ein Theil der Nachrichten über ihn, und so erklärt sich vielleicht
auch jene ihre Bezeichnung (A. 46) als dnoftvrjfiovsvfiata. Vgl. A. 266.
46^) La. Di. n, 120 nach Hermipp. (Fr. 87), dem man ja das yrj^ccutv
wohl wird glauben dürfen, freilich auch nicht mehr, s. A. 33.
47) Seine Lehrthätigkeit war ungefähr gleichzeitig mit der des Theo-
phrastos, La. Di. II, 118 f. 120.
48) La. Di. Vli, 16 (nach Antig. v. Kar.). ininBlms dh xal itQos ^l-
Xmvu zov 9iaXentL%6v Sistiq^vsto {Zi^vmv) xal avveaxoXaiBv a^roö, od'sv xal
d'av^aad'ijvat vnh Zi^vavog (♦♦?) tov vsatiQOV ovx fiztov JioS(6qov tov
diSaandXov avrov. Die obige Auffassung scheint mir die allein dem Zu-
sammenhang entsprechende, ebenso dass mit avtov Ph. und nicht Zenon
bezeichnet wird. Andere freilich, wie z. B. Wilamowitz a. a. 0. S. 113,
verstehen unter Zrivcavog tov vnmtsqov den jüngeren Zenon aus Sidon,
Schüler des Eitieers (s. A. 289—291), so dass Gomparetti hiemach sogar
Philod. Lid. Sto. Col. XI, 2 zu ergänzen versucht hat (s. A. 290), und bei
Suid. Zr^viov Movaaiov heisst es von diesem: fia^ritrig tov Ji^oömgov tov
nXjjd'ivtoe Kq6vov, aber mit dem auf alle Fälle sinnlosen Zusatz: diddcua-
Xog 6^ xal avtog Zj^vatvos tov Kitticog. Hier ist also der jüngere Zenon
zunächst mit seinem Lehrer, dem älteren, verwechselt und so zum Schüler
des Diodoros und dann in Folge davon aus einem Schüler des Eitieers
fälschlich zu dessen Lehrer geworden. Vgl. Suse mihi Jahrb. f. Ph.
CXXXIX. 1889. 8. 760 f. Allerdings aber scheint mir die Stelle bei La. Di.
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2. Megariker. Philon. Alexinos. 19
blieb dagegen, wie es scheint, der ursprünglichen megarischen
Richtung in allen Stücken treu, aber freilich mit Zugeständ-
nissen, welche in Wahrheit das Wesen derselben aufhoben*^).
Gegen seine grammatisch-logischen Abhandlungen nsgl 6ri^6Lc5v
und xsqI tQÖJtcov schrieb nachmals Chrysippos^), und aus seinem
Menexenos stammte die obige Nachricht über die fünf Tochter
seines Lehrers ^^).
Alexinos von Elis, aus der Schule des Eubulides, wegen
seiner Disputirsucht Elenxinos genannt^*), war, wie schon
hieraus erhellt, ein ächter Megariker, aber auch der letzte nam-
hafte Vertreter dieser Secte. Nach seinen Streitigkeiten nicht
bloss mit Stilpon^^) und Menedemos"), sondern auch mit Zenon,
als dessen lebhaftester Gegner er bezeichnet wird^*), scheint er
bis über das erste Drittel des dritten Jahrhunderts hinaus ge-
lebt zu haben; jedenfalls war er jünger als Stilpon'^^. Von seinen
Schriften sind noch eine oder mehrere gegen Zenon, eine gegen
Ephoros*^, eine gegen Aristoteles*^) und ein Päan auf Krateros^^)
nachweislich ^^ ^).
lückenhaft: wovon soll der Infinitiv ^avyi^ad'^vai, abhängen? Oder kann
in diesem späteren Griechisch o9'sv =» Sazs mit dem Infinitiv stehen?
49) S. Zeller S. 270 f.
60) La. Di. VII, 191. 194. Weiteres b. Zeller S. 260. A. 2.
61) Clem. Strom. IV. 622 D — 623 A. cct dioSt&QOv zov Kqovov im-
xlrj^ivtog ^yatSQSg näcai 8uxXB%tiii(d yey6vaciv, ag (prici ^Ckmv 6 8ia-
Xenzmog iv tm Msvt^ipco^ iv xa ovoficcxa nagctt^d'sxcti xads' Mevs^ivr]
^A^^la BBoyvCg 'Affxfftiaia UavxdrtUtoc. Vgl. Hieron. adv. lovin. I, 42.
T. II» p. 309 Vallarsi. Diodorus Socraticua quinque ßias didlecHcas in-
stgfds pudiciüae hdbuisse narratur, de q%tibti8 et Philo Cameadis magisier (!)
pianimmam scribit historiam.
62) La. Di. II, 109. ftsxa^v dl aXloav ovxodv xrjg EvßovX^öov diaSoxrjg
y^Zf^ri^os iyivsxo dvrjff ipiXoveixoxccxog' Sio xal 'Elsy^ivog instd-qd^].
68) S. A. 48. 64) La. Di. II, 186.
66) La. Di. II, 109 fährt fort: dte€pfQSxo dl fidXiaxcc ngog Zrivtava.
66) Die bei La. Di. a. a. 0. weiter folgenden Nachrichten des Her-
rn ippos über ihn sind ohne Zweifel wiederum erfmiden.
67) La. Di. II, 110. yiyQcetpe Sh ov gtopov ngog Zrjvoava (Zenons Gegen-
schriffc erscheint VII, 163; ausserdem vgl. Sex. Emp. Math. IX, 108), dXXoc
•aal &XXoc ßtßXia, ncel nqog "Eqpo^ov xov taxoQioyQdtpov.
68) AristokL b. Euseb. P. E. XV, 2, 4. 791 c. naxayiXceaxa 8' sUoxmg
(palt} tig dv xal xd dnoiivrj(tovfV(iaxa xd 'AXs^ivov xov igiatmov. noist ydg
'JXi^avdgow natda SiaXsyofUvov xm naxgl ^iX{nx<p %al dianxvovxa fihv xavg
xov jiQiaxoxiXovg Xoyovg^ ditodsx^li'Svov dh Ninayo^uv xov 'EQfirjv iniuXrjd'ivxoi.
69) Hermipp. Pr. 42 b. Ath. XV. 696 e, s. C. 36. A. 11.
69^) Eine ethische Schrift vcsqI (tvxaq%dag steht diesem Manne kaum
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20 Zweites Cap. Philosophie. 2. Megariker. Pasikl. Panthoed. Arbemid.
Sehr wenig wissen wir von Pasikles, von Panthoedes,
dem Lehrer des Peripatetikers Lykon, von Artemidoros, wel-
cher gegen Chrysippos schrieb ^^), und einigen Anderen**).
3. Pasiphon ans Eretria und Pseudo-Eebes -und andere
F&lsohtingen sokratisoher Dialoge.
Pasiphon aus Eretria, vermuthlich ein Mitglied der eretri-
schen Philosophenschule und, wenn dies richtig ist, jedenfalls
ein Zuhörer des Menedemos**), war nach dem gewichtigen Zeugniss
des Persaeos^^) der Urheber aller bis dahin unter dem Namen
zu Gesichte, und es ist daher im höchsten Grade zweifelhaft, ob Meiueke
mit Recht bei Ath. X.^418e 'Als^ig in *AXs^ivog verwandelt hat. Aller-
dings ist dieser Alexis sonst unbekannt, und chronologisch wäre es wohl
möglich, dass Alexinos dem Hekataeos von Abdera die Geschichte von
König Bokchoris (gleich Diod. I, 46, 2 und Plut. de Is. et Os. 8. 364 B)
nacherzählt hätte, s. Ed. Schwartz Hekataeos von Teos, Rhein. Mus. XL.
1886. 8. 230. 245. Vgl. C. 11. A. 27.
60) La. Di. IX, 63.
61) S. die Zusammenstellung bei Zell er S. 250. A. 3, ausserdem über
Panthoedes noch S. 270. A. 3, vgl. auch unten A. 747. Den Tyrannen
Abantidas von Sikyon, welcher den Vater des Aratos getödtet hatte
(s. C. 21. A. 623*»), räumte hernach Aristoteles der Dialektiker in Ge-
meinschaft mit D einlas, wie es scheint, einem Manne ähnlichen Schlages,
etwa 255 aus dem Wege: Plut. Arat. 3. xqovco Sh vctsQov 'JßavriSav filv
ot Ttsql Jtivluv %a\ *AQiatoxiXri xov diaXexrixof , slca&oTcc totg Xoyoig avtSv
%at' dyoQav cxoXai6vxmv i%daxote nagsivai xorl övfKpUovFinsCVy ifißaXovTfg
ilg totavTTjv dicttqißriy %al nccraauBvdaavtsg imßovXrjv dvsiXov, Unter den
Dialektikern, welchen Stilpon Schüler entzog, wird von Philipp, aus Megara
(vgl. A. 42) bei La. Di. n, 118 tmmittelbar nach den A. 22 angeführten
Worten Aristeides genannt: dno dl tav äiaXe-Kzincov Tlanovtov [ilv dno
'Agiatsi^ov , JitpiXov dl tov BoanoQucvov Evtpdvtov xal MvQnrina xov 'E|ofi-
vixov^ TtUQaysvoiiivovg dtg iXiy^ovxag, d(i(poxiQOvg ^rjXtoxdg ^cxs. Ueber
Pasikl es s. A. 36. Wenn derselbe bei La. Di. VI, 89 Schüler des Eukleides
genannt wird, so ist entweder, wie Zeller S. 247. A. 6 bemerkt, Diokleides
herzustellen oder es ist wenigstens Diokleides mit Eukleides verwechselt.
62) Die einzige Zeitangabe steht bei La. Di. VI, 73. st ys avxov
(näml. dioyivovg) ul x^aycodiai xal /ii^ 9tXlo%ov xov Alyivrjxov xov iits^vov
yvtoqiitov 71 UacKpAvxog xov Aovmavov ('EqexqiTiov Wilamowitz a. a. 0.
S. 142. A. 13*), ov tprjöi ^aßtOQtvog . . . (iBxa xriv xsXevxrjv avxov cvyyqd'ipcii.
Dazu kommt aber, dass Persaeos ihn bereits kannte.
62^) Bei La. Di. II, 61. xal xmv snxd Sh (dies ist jedenfalls falsch: in
Wahrheit sagte dies Persaeos sicher nicht von den sieben ächten unmittelbar
bemach genannten Dialogen des Aeschines, sondern von den unmittelbar
vorher eingeführten „eingangslosen", ax^qpaXoi, s. Welcker El. Sehr. I.
S. 422. A. 18. C. P. Hermann Plat Phil. S. 586. A. 182. Susemihl
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3. Pasiphon aus Eretria. 21
von unmittelbaren Schülern des Sokrates gefälschten Dialoge.
Aus einem derselben, den er dem Phaedon untergeschoben hatte^
besitzen wir noch ein Bruchstück^^). Mit welchem Recht ihm
aber auch die unter dem Namen des Eynikers Diogenes um-
laufenden Tragödien von gewissen Seiten zugeschrieben wurden ^^^),
ist schwerlich zu entscheiden^), ebenso wenig, welche der uns
erhaltenen, offenbar von verschiedenen Verfassern herrührenden
pseudoplatonischen Dialoge, unter denen neben dem Ion der
geistreiche Eryxias und aus anderen Gründen der Axiochos ein
besonderes Interesse in Anspruch nehmen, ihm angehören mögen^).
Jahrb. f. Ph. LXXI. S. 704. üebers. v. Piatons Werken V. S. 263 f. Anm.,
wo das Üeberweg gemachte Zugeständniss verkehrt ist) tovg nXeiatovs
TlfQüaios (priai Uactcpmvxos elvai xov *EQSTQtnoVf sis tovg Ala%Cißov d'k xara-
xdiai. cillA %al xov 'Avxta^ivovg xov xs fiLyiQov Kvqov %al xov ^Hgccnlia
xov iXäaaoD %al 'AXTußiddTjv, %al xovg xmv ailmv dt icKSVcaQTjxai {<Sh iaxsv-
m(^iiöd'cci Kühn, StsansvoaQrixai oder dieayisvmQrja^ai? Susemihl). Die
axe^aXot liefen aber nicht bloss unter dem Namen des Aeschines, sondern
auch unter dem des Piaton (La. Di. HI, 62) um, unter welchem wir noch
zwei von ihnen, nsgl aQBxrjg oxi ov di,da%x6v und ixsqI diyiahv, besitzen,
welche beide auch zu den „Schusterdialogen** (ffxvrtxoO gerechnet wurden,
d. h. zu denjenigen Dialogen, welche für Werke des angeblichen Schusters
Simon galten (La. Di. n, 122), aber von Andern dem Piaton (La. Di. III, 62)
oder Aeschines oder Phaedon (La. Di. n, 105, s. A. 63) beigelegt wurden,
theilweise nach der auffallenden üebereinstimmung von manchen der Titel
dieser kurzen Dialoge bei Simon (La. DL II, 122 f. xgeCg dh %al xQidyiovxa
iv svl (pegofievoi ßißX^m x. x. X.) und bei Kriton (La. DL II, 121. SiaXoyovg
yiygatpsv iv ivl q)SQO{iivovg ßißX^a) inxanccideyia x. t. X.) auch wohl dem
letztem; in gewissen Sammlungen wurden sie mit zu den dxicpaXoi. ge-
zählt (Suid. Atax£vrjg)j in andern nicht (La. Di. HI, 62). Ausführlicheres
8. b. Susemihl Plat. W. a. a. 0. S. 259 £
63) Schilderung des Nikias: Plnt. Nik. 4. h 9s nvi xmv Uaa^tpmvxog
diaXoytov yiyQccTteai., oxi {NmCccg) xa'O'' rj^iQuv i&vs x. r. X, Vgl. La. DL
II, 105. dutXoyovg 91 (^al9iov) cvviyqa'ipB yvrjöCovg filv ZtonvQOv, ZCfnova^
aal diöxai6fLfvov Ni%iaVy Mi^8iov, ov tipacC xivBg Alcxivov, di 8\ TloXvaCvov^
'Avx^fiaxov ri ÜQBCßvxag (xal ovxog dtaxd^exai), Suvd'iiiovg (1. Sxvxmovg)
Xoyovg' xal xovxovg th'^s Ala%ivov (pac{v,
63^) S. A. 62.
64) Vielleicht verfiel man darauf nur, weil er dem Stifter der Kyniker
Antisthenes in der That (s. A. 62^) mehrere Dialoge untergeschoben hatte. —
Sehr richtig findet es übrigens Wilamowitz a. a. 0. bezeichnend für die
Bedeutungslosigkeit der gewiss zeitig erloschenen eretrischen Schule, wenn
ihre einzige nachweisliche litterarische Thätigkeit Fälschungen unter frem-
dem Namen waren.
65) Neuerdings hat Buresch Consolationum a Graecis Romanisque
Bcriptarum historia critica, Leipzig 1886. 8. (Doctordiss. = Leipz. Stud. IX.
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22 Zweites Capitel. Philosophie his 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Zu den Fälschungen gleicher Art, die ohne Zweifel sämmt-
lieh einem neu entstandenen Industriezweige dienten, indem sie
dazu bestimmt waren vortheilhaft an die grossen Bibliotheken
1887). S. 9 ff. aufis Neue den Tergeblichen Versuch gemacht den letzt-
genannten Dialog als den ächten gleichnamigen des Aeschines zu erweisen.
Dieser Versuch scheuert schon an 366 £, wo ,,eine Beaufsichtigung der
reifen Jugend durch den Areopag und andere Behörden" geschildert wird,
wie sie „einer späteren Zeit" angehört, „wo man in dieser Hinsicht sehr
geschäftig war" (Schäfer Demosth. III^Beil. S.32). Ferner hat P. Corssen
Rhein. Mus. XXXVI. 1881. S. 619 f. (Tgl. C. 29. A. 220) unbestreitbare An-
klänge an stoische und epikureische Anschauungen (865 D. 366 A. 370 C)
nachgewiesen, so dass sich eher yermuthen lässt, der Dialog sei erst nach
Pasiphon entstanden. Der Verf. verfälscht also den Vortrag des Prodikos,
auf welchen er sich beruft, oder vielmehr er hat ihn selbst gar nicht in
Händen gehabt, sondern schreibt 366 D. E gleich Teles in der Parallelstelle
p. 38, 10 ff. Hense bei Stob. Flor. XCVII, 72 — m, 235, 1 ff. Mem. (vgl.
Welcker a. a. 0. S. 50) den Kyniker Krates aus wie anderweitig (s. unten
A. 564) den Erantor. Bei der unverkennbaren Aehnlichkeit des Dialogs
auch im Stil mit der Rede des Teles, bemerkt sonach Wilamowitz
8. 295 £ A, 6, wird auch die Zeit ziemlich die gleiche sein: „wir werden
seine Abfassung bestimmt nach Athen verlegen dürfen in das 3. Jahrh."
(Schäfer), und dass er erst frühestens zur Zeit des Poseidonios entstanden
sei, wie Corssen unter Beistimmung, wie es scheint, von Üsener Epicurea
S. LVIIf. (vgl. C. 29. A. 216. 220) darzuthnn sucht, davon kann schwer-
lich die Rede sein, s. dagegen auch Gercke De consolationibus, im
Tiröcin. philol. Bonn., Berlin 1883. S. 31. A. 1. S. übrigens noch Matthiä
Loca nonnulla e I. libro Tusc. disp. cum locis Aeschinis et Piatonis com-
parantur, Altenburg 1808. 8. (und in Verm. Schrr.), welcher (S. 51) wie
nach ihm Hermann S. 418 (vgl. auch schon Wyttenbach Opusc. IL
S. 569. 599) den Verf. für einen spätem Schulphilosophen erklärt; ich
glaube eher, dass er ein philosophisch gebildeter Rhetor war (vgl. A. 66).
Der Eryxias ist sehr merkwürdig für die Geschichte der nationalökonomi-
schen Gedanken. Aus dem massgebenden Einfluss , welchen die Tetralogien-
eintheilung der platonischen Werke durch Thrasyllos frühzeitig gewami,
so dass unsere Handschriften auf sie zurückgehen, erklärt es sich, dass
alle diejenigen Schriften unter Piatons Namen, welche er für unächt er-
klärte und daher auch nicht in die Tetralogien aufnahm, hernach allgemein
als unplatonisch angesehen und in den Anhang verwiesen wurden: La. Di.
III, 62. vo^svovtccL dl tmv dialoyonv biioXoyovfisvmg Midcav ij ^InnotQotpos,
'Effv^ias 7} *EQaoiaTQatog y *AXhv<6v, 'jInitpaXoi rj' (so C. F. Hermann a.a.O.
S. 579 f. statt 'AniipaXog oder *A7ii<paXoi ij), £^av(pog, 'A^LOxog, ^aia%Bg^ Jq-
HodoHog, XsXiöaVy *EßS6fi7i, 'Eninsvidrig. Wir besitzen von denselben noch
ausser den schon genannten vier (Eryxias, Axiochos, v. d. Gerechtigk. u.
V. d. Tugend) den Eisvogel (AX>iv(6v) der auch unter den Werken des
Lukianos, aber mit noch grösserem Unrecht steht, den Sisjphos und den
Demodokos. lieber den Eisvogel macht La. Di. zu seiner Vorlage noch
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3. Pseudo-Kebee und ähnliche Fälschungen. 23
verkauft zu werden**^), gehört auch das erhaltene „Gemälde^'
(Jllvtt^ unter dem Namen eines unmittelbaren Schülers von
Sokrates^ des aus Piatons Phaedon bekannten Thebaners Eebes.
aus Phaborinos (a. v. Wilamowitz Epist. ad Maass., Phüol. Unters. 111
S. 143 ff.) den Zusatz: &v rj *AX%v(dv Aiovtds xivog elvat donsCy %ad'oi (prjai
^aßagi^vog iv tco niftmo} zAv 'AnofivrniovsvfidtoDV ^ und Ath. XI. 506 c be-
richtet: mg xal ij ^AXiivav Aiovtog tov 'AKadtifiianov , cog (priai Nfniotg o
Niitufvg. Aber wir wissen von diesem Akademiker Leon Nichts. Der
siebente Monatstag (Eßdoiitj) steht bei La. Di. II, 125 auch unter den
Dialogen des Eebes, die ohne Zweifel alle drei Fälschungen waren: tovtov
(piqovtai didXoyoi tQsCg^ i7iVa£ ^Eßdoiiri ^Q^vixog, und es ist ein sehr un-
methodischer Einfall von Sittl Gr. Litt. G. II. S. 276, dass der Urheber
wirklich Kebes geheissen habe und der bei Ath. lY. 159 d erwähnte Kyniker
dieses Namens sei (s. A. 66). Aber auch gegen andere angeblich platonische
Dialoge erhob sich von einzelnen Seiten Zweifel. So hinsichtlich der Neben-
buhler sogar von Seiten des Thraayllos selbst, La. DL IX, 37. stnsQ ot
'>4vT£^a0Tal nxdxoüvog siai, tpr^üi BqaüvXXog. So sagt femer Ath. unmittelbar
vor den angeführten Worten vom zweiten Alkibiades: 6 yäq dsvtsQog vno
xivcav Islsvotp&vxog slvcci Xiyszai. Freilich gehört in Wahrheit dieser Dialog
dem Xenophon ebenso wenig an^ sondern ist sicher eine Fälschung. Vom
Hipparchos schreibt Aelian V. H. VIII, 2: tt dri o ^Innagxog TlXdtmvog ian
rc5 ovTi. Den Minos hielt freilich schon Aristophanes von Byzantion für
acht (La. Di. III, 62), aber er fuhrt den Nebentitel nsgl v6(iov wie der
Hipparchos nsql (piXoHsgdovg, und diese beiden letzteren Titel begegnen
uns auch bei Simon (La. Di. II, 122 f.) und bei Kriton (La. Di. 11, 121.
nsQl tov nXsiov ^xsiv und tcbqI pofiov). Thatsächlich sind beide Dialoge
auch eingangslos, obgleich sie wenigstens von Thrasyllos nicht zu den
'A%iq>aXoi, gezählt wurden und diese, wie die schon et wähnten (s. A. 62'')
erhaltenen Gespräche von der Gerechtigkeit und von der Tugend, daher
wahrscheinlich spätere Nachahmungen von ihnen sind. Die beiden letzt-
genannten Dialoge erscheinen Übrigens wiederum im Yerzeichniss der
Schriften des Simon bei La. Di. a. a. 0., der von der Tugend auch bei
Kriton {otir ov% in tov iicc^eIv ot dycc^ol). Auffällig genug ist es, dass
der Theages im Alterthum nicht angezweifelt zu sein scheint. Aber auch
der erste Alkibiades und der von E. Weber De Dione Chrysostomo, Leipz.
Stud. X. 1887. S. 189—198 ausfuhrlich, aber schwerlich (was ich hier frei-
lich nicht nachweisen kann) mit Erfolg vertheidigte grössere Hippias und
selbst der im Ganzen recht hübsche Ion (vgl. v. Wilamowitz Eurip.
Herakl. I. S. 12. A. 17) sind untergeschobene Werke, s. Zell er Zeitschr.
f. d. Alterthumsw. 1861. S. 256 ff. Kvfcala De Piatonis qui fertur
AIcibiade L, Zeitschr. f. d. Ost. G. XIV. 1863. S. 1 — 18 und die be-
treffenden Einleitungen in den Uebersetzungen von Schleiermacher
(der hier die Bahn brach) und Susemihl. Dass femer diejenigen Schriften,
welche in der Sammlung der Werke des Antisthenes den 10. und letzten
Band ausmachten (La. Di. VI, 15—18), nichts Anderes als ein Anhang
zweifelhafter und unächter Bücher waren, zeigt Susemihl Der Ideal-
staat des Antisthenes und die Dialoge Archelaos, Kyros und Herakles,
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24 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Früher, bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, fand man
viel Gefallen an diesem kleinen Machwerk, wie die fast zahl-
losen Ausgaben und Uebersetzungen beweisen; jetzt, nachdem
Jahrb. f. Phil. CXXXV. 1887. S. 207—214 auf Gnmd der A. 62»> angef.
SteUe La. Di. II, 61, nach welcher der kleine Eyros, der kleinere Herakles
tmd der Alkibiades Fälschungen des Pasiphon waren, unter Beistimmung
von Zell er Ph. d. Gr. II*, 1. S. 282. A. 1. Arch. f. Gesch. der Philos. I.
1888. S. 257 f. Danach war also auch der Archelaos (Ath. V. 220 d)
untergeschoben, welchen Dümmler Antisthenica (Halle 1882). S. 8 — 11
vielleicht mit Recht für die wesentlichste Vorlage der 13. Rede des Dion
Chrysost. erklärt, aber mit unrecht für acht hält. Denn warum Ersteres
desshalb ausgeschlossen sein sollte, weil Dion, wie Hartlich De exhor-
tationum a Graecis Romanisque scriptarum historia et indole, Leipz. Stud.
XI. 1889. S. 314 f. nachweist, auch den pseudo • platonischen Kleitophon
vgl. 424 R. mit 407 A. B) vor Augen gehabt hat, vermag ich nicht ein-
zusehen, und durch die Entgegnung von Dümmler Akademika, Giessen
1889. 8. S. 1 — 33 halte ich mich, was ich hier freilich nicht ausführen
kann, in keiner Hinsicht für widerlegt. Von Aristippos waren wohl nur
die sechs Diatriben (La. Di. II, 84. 86, vgl. Theopomp. Fr. 279 b. Ath. XI.
508 e.f und unten A. 113) acht; in Bezug auf Phaedon s. A. 63. Mit Un-
recht gab daher einst Böckh den Minos, Hipparchos und die Dialoge v.
d. Gerechtigk. u. v. d. Tugend unter dem Namen des Simon heraus:
Simonis Socratici, ut videtur, dialogi IV de lege, de lucri cupidine^ de
iusto ac de virtute. Additi sunt incerti auctoris dialogi Eryzias et Axiochus,
Heidelberg 1810. 8. S. dagegen Stallbaum De dialogis nuper Simoni
Socratico adscriptis, Leipzig 1841. 4. Alles, was wir über diesen Schuster
erfahren (La. Di. II, 122), und so denn doch wohl (was ich früher noch
nicht anzunehmen wagte) seine Person selbst war ohne Zweifel eine blosse
dialogische Erdichtung des Phaedon in dem gleichnamigen Gespräch (vgl.
A. 63), s. Zeller Plat. Stud. S. 138. A. 1 und a. a. 0. 1I\ 1. S. 242 f
A. 2. 3. Auch bei Simias (La. Di. II, 124) kehren grossentheils dieselben
Titel wieder wie bei Kriton und Simon, und auch er und Kriton sind daher
aus der Zahl der Schriftsteller zu streichen, und es ist vielmehr mit
C. F. Hermann a. a. 0. S. 419. S. 586. A. 181 anzunehmen, dass die Ge-
lehrten, welche an den grossen Staatsbibliotheken arbeiteten, nachdem
diese Betrügereien einmal in die letzteren eingedrungen waren (vgl. A. 65^),
zwar aus äusseren und inneren Gründen an der Aechtheit dieser Mach-
werke irre wurden , aber doch die erlittene Täuschung nicht geradezu ein-
gestehen mochten, sondern dieselben auf geringere Schüler des Sokrates
abwälzten, wobei sie denn im Hemmrathen natürlich auf verschiedene
Ergebnisse kamen. Nur zwei der fälschlich unter Piatons Namen um-
laufenden Dialoge sind sicher voralexandrinischen Ursprungs, die Epinomis
und der vielfach jetzt wieder (s. dagegen Zell er a. a. 0. II*, 1. S. 480 ff.
A. 2) für acht angesehene Menexenos, vielleicht auch (worüber ich hier
nicht eingehender reden kann und will) der Kleitophon. Der erste Alki-
biades stand als vermeintlich acht platonischer Dialog bei den Neu-
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3. Pasiphon aus Eretria und Pseudo-Eebes. 25
man seinen wahren Charakter und seine grosse Färb- und Be-
deutungslosigkeit erkannt hat, bietet es nur noch ein geringes
Interesse dar^^), obgleich es noch immer seine Liebhaber hat^^^).
platonikern hoch in Ansehen: wir besitzen zu ihm noch die Conimentare
Ton Proklos und Olympiodoros. Der Ion ist besonders herausgegeben von
G. W. Nitzsch, Leipzig 1822. 8. und von Knebel, Coblenz 1833. 8. mit
Theages und den Nebenbuhlern. Wiegan d Ueber den Zweck, welchen
Piaton bei der Abfassung des Dialogs Ion vor Augen gehabt, Allgem.
SchulzeituDg 1828. S. 1294 ff. Heffter üeb. Platon's Ion, Zeitechr. t d.
Alterthumsw. 1843. No. 90 f. Daum Prolegomena et adnotationes ad
lonem Piatonis dialogum, Innsbruck 1861. 4. Hollenberg Ueber die
Kritik des Theages, Zeitschr. f. Gymnw. VII. 1853. S. 253—268. Uebers.
des grossem Hippias von Qdtz, Augsburg 1829. 8. und der beiden Alkib.
(mit Menon u. Eriton) von Gedike, 2. Aufl. v. Ullrich, Berlin 1821. 8.
Aeschines des Sokratikers Gespräche und Cebes des Thebaners Gemälde
übers, v. Pfaff, Stuttg. 1827. 16. (enthalt den Dial. v. d. Tugend, Eryx.
und Axiochos, die der Uebersetzer aber mit Ilccht auch dem Aeschines
abspricht, während er das Gemälde für ein Werk des Kebes hält). Hagen
Observ. oeconomico-polit. in Aeschinis dialogum, qui Eryzias inscribitur,
Königsberg 1822. IL 8. (mir nicht zugänglich). Böckh In Piatonis qui
vulgo fertur Minoem, Halle 1806. 8. Im Allgem. s. bes. Hermann a.a.O.
S. 412—431. 676—598, dazu unten C. 28. A. 58.
66^) Galen, ad Hippocr. de nat. hom. I, 42 (T. XV. p. 106 Kübn).
niflv yocQ tovg iv 'AXe^avÖQtia %al IlsQycipLm ysviad'ai ßaadeig inl nziqaBi
ßißXüiyif (piXotifirid'ivtccg, ovdinm (dies ist freilich eine starke Uebertreibung)
tf;tvdäg InByiyqanto avyyQafifia' Xafißdvsiv S' uQ^aiiivctv (iia&ov toiv noyLt-
^ovTtov avtoig avyy(fa(i(ia naXatov tivog dvdifog^ ovtmg r}dr} noXXd "ipsvdSg
ini,yQ€eq)0VTsg inofiiiov. Vgl. Suckow Form der plat. Schriften S. 162 ff.
66) Die Unächtheit ergiebt sich speciell aus c. 33, wo Piatons Gesetze
(VII. 808 D. E) angeführt werden, und c. 13, wo vollends schon die Hedoniker,
Peripatetiker und Kritiker erwähnt sind. Wie beliebt freilich das Schrift-
chen schon im späteren Alterthum war, erhellt aus einem in einer Nach-
zeichnung, die sich in einem Sammelbande des Berliner Kupferstichcabinets
findet, noch erhaltenen Relief bruchstück mit Darstellungen aus demselben,
8. Carl Conr. Müller Relief&agment mit Darstellungen aus dem Wva^
des Kebes, Archäol. Zeitung XLII. 1884. Sp. 115—128 uud dazu Robert
S. 127—130, und daraus, dass Lukianos zweimal (de mercede cond. 42.
rhet. praec. 6) von Kebes, dem Verfasser desselben als einem allgemein
bekannten Schriftsteller spricht. Und so sind denn allerdings manche
Glosseme eingedrungen, und selbst H. Sauppe Gott. gel. Anz. 1872.
S. 776 f. (s. u.) ist geneigt an der letztem von beiden obigen Stellen die
Worte ot d} *Hdovi%ol^ ot 8\ UsQ^natritiHoi für ein solches zu halten, aber
wenn die Vertheidiger der Aechtheit, wie Klopfer De Cebetis tabula,
Zwickau 1818. 1820. 1822. lU. 4., die crstere für interpolirt erklären, so
ist dies baare Willkür. Im Uebrigen s. A. 65 und Zell er IP, 1. S. 242.
A. 6: „Auch in dem sonstigen Inhalt der Schrift läset sich trotz der
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24 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2, Jahrh.
Früher, bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, fand man
viel Gefallen an diesem kleinen Machwerk, wie die fast zahl-
losen Ausgaben und Uebersetzungen beweisen; jetzt, nachdem
Jahrb. f. Phil. CXXXV. 1887. S. 207—214 auf Grund der A. 62»» angef.
Stelle La. Di. II, 61, nach welcher der kleine Kyros, der kleinere Herakles
nnd der Alkibiades Fälschungen des Pasiphon waren, unter Beistimmung
von Zell er Ph. d. Gr. II*, 1. S. 282. A. 1. Arch. f. Gesch. der Philos. I.
1888. S. 257 f. Danach war also auch der Archelaos (Ath. V. 220 d)
untergeschoben, welchen Dum ml er Antisthenica (Halle 1882). S. 8 — 11
vielleicht mit Recht für die wesentlichste Vorlage der 13. Rede des Dion
Chrysost. erklärt, aber mit Unrecht für acht hält. Denn warum Ersteres
desshalb ausgeschlossen sein sollte, weil Dion, wie Hartlich De exbor-
tationum a Graecis Romanisque scriptarum historia et indole, Leipz. Stud.
XI. 1889. S. 314 f. nachweist, auch den pseudo- platonischen Eleitophon
vgl. 424 R. mit 407 A. B) vor Augen gehabt hat, vermag ich nicht ein-
zusehen, und durch die Entgegnung von Dümmler Akademika, Giessen
1889. 8. S. 1—33 halte ich mich, was ich hier freilich nicht ausführen
kann, in keiner Hinsicht für widerlegt. Von Aristippos waren wohl nur
die sechs Diatriben (La. Di. II, 84. 86, vgl. Theopomp. Fr. 279 b. Ath. XL
508 e.f und unten A. 113) acht; in Bezug auf Phaedon s. A. 68. Mit Un-
recht gab daher einst Böckh den Minos, Hipparchos und die Dialoge v.
d. Gerech tigk. u. v. d. Tugend unter dem Namen des Simon heraus:
Simonis Socratici, ut videtur, dialogi IV de lege, de lucri cupidine^ de
iusto ac de virtute. Additi sunt incerti auctoris dialogi Eryxias et Axiochus,
Heidelberg 1810. 8. S. dagegen Stallbaum De dialogis nuper Simoni
Socratico adscriptis, Leipzig 1841. 4. Alles, was wir über diesen Schuster
erfahren (La. Di. II, 122), und so denn doch wohl (was ich früher noch
nicht anzunehmen wagte) seine Person selbst war ohne Zweifel eine blosse
dialogische Erdichtung des Phaedon in dem gleichnamigen Gespräch (vgl.
A. 63), s. Zeller Plat. Stud. S. 138. A. 1 und a. a. 0. II*, 1. S. 242 f.
A. 2. 3. Auch bei Simias (La. Di. II, 124) kehren grossentheils dieselben
Titel wieder wie bei Kriton und Simon, und auch er und Eriton sind daher
aus der Zahl der Schriftsteller zu streichen, und es ist vielmehr mit
C. F. Hermann a. a. 0. S. 419. S. 585. A. 181 anzunehmen, dass die Ge-
lehrten, welche an den grossen Staatsbibliotheken arbeiteten, nachdem
diese Betrügereien einmal in die letzteren eingedrungen waren (vgl. A. 65^),
zwar aus äusseren und inneren Gründen an der Aechtheit dieser Mach-
werke irre wurden , aber doch die erlittene Täuschung nicht geradezu ein-
gestehen mochten, sondern dieselben auf geringere Schüler des Sokraies
abwälzten, wobei sie denn im Herumrathen natürlich auf verschiedene
Ergebnisse kamen. Nur zwei der fölschlich unter Piatons Namen um-
laufenden Dialoge sind sicher voralexandrinischen Ursprungs, die Epinomis
und der vielfach jetzt wieder (s. dagegen Zell er a. a. 0. ll\ 1. S. 480 ff.
A. 2) für acht angesehene Menexenos, vielleicht auch (worüber ich hier
nicht eingehender reden kann und will) der Eleitophon. Der erste Alki-
biades stand als vermeintlich acht platonischer Dialog bei den Neu-
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3. Pasiphon aus Eretria und Pseudo-Kebes. 25
man seinen wahren Charakter und seine grosse Färb- und Be-
deutungslosigkeit erkannt hat, bietet es nur noch ein geringes
Interesse dar^), obgleich es noch immer seine Liebhaber hat^^**).
platonikern hoch in Ansehen: wir besitzen zu ihm noch die Gonimentare
von Proklos und Olympiodoros. Der Ion ist besonders herausgegeben von
6. W. Nitzsch, Leipzig 1822. 8. und von Knebel, Coblenz 1833. 8. mit
Theages und den Nebenbuhlern. Wiegand Ueber den Zweck, welchen
Piaton bei der Abfassung des Dialogs Ion vor Augen gehabt, Allgem.
SchulzeituDg 1828. S. 1294 ff. Heffter Ueb. Platon's Ion, Zeitschr. f. d.
Alterthumsw. 1843. No. 90 f. Daum Prolegomena et adnotationes ad
lonem Piatonis dialogum, Innsbruck 1861. 4. Hollenberg Ueber die
Kritik des Theages, Zeitschr. f. Gymnw. VH. 1853. S. 263—263. Uebers.
des grossem Hippias von Götz, Augsburg 1829. 8. und der beiden Alkib.
(mit Menon u. Kriton) von Qedike, 2. Aufl. v. Ullrich, Berlin 1821. 8.
Aeschines des Sokratikers Gespräche imd Cebes des Thebaners Gemälde
übers, v. Pfaff, Stuttg. 1827. 16. (enthält den Dial. v. d. Tugend, Eryx.
und Axiochos, die der Uebersetzer aber mit liccht auch dem Aeschines
abspricht, während er das Gemälde für ein Werk des Kebes hält). Hagen
Observ. oeconomico-polit. in Aeschinis dialogum, qui Eryxias inscribitur,
Königsberg 1822. II. 8. (mir nicht zugänglich). Böckh In Piatonis qui
vulgo fertur Minoem, Halle 1806. 8. Im Allgem. s. bes. Hermann a.a.O.
S. 412—431. 676—698, dazu unten C. 28. A. 68.
66^) Galen, ad Hippocr. de nat. hom. I, 42 (T. XV. p. 106 Kübn).
fCQlv yccQ tovg iv 'JXs^avdQ(£a xal UeffyttfKp yBvia^ai ßaaiXstg inl %triaet
ßi§X£a>v q>iXottfirid'evxccgy ovdinm (dies ist freilich eine starke Uebertreibung)
ijfsvdwg intysyQccnto avyyqafifia' XafißdvEi,v d' aQ^afiivcnv (iia^ov zmv -KOfii-
iovxmv avxoig avyyQaftpM nccXaiov xivog dvdQog, ovxag rjÖr} noXXd "tpsvSmg
iniyQdq)ovxsg inofii^ov. Vgl. Suckow Form der plat. Schrifben S. 162 ff.
66) Die Unächtheit ergiebt sich speciell aus c. 33, wo Piatons Gesetze
(VII. 808 D. £) angeführt werden, und c. 13, wo vollends schon die Hedoniker,
Peripatetiker und Kritiker erwähnt sind. Wie beliebt freilich das Schrift-
chen schon im späteren Alterthum war, erhellt aus einem in einer Nach-
Zeichnung, die sich in einem Sammelbande des Berliner Kupferstichcabineis
findet, noch erhaltenen Relief bruchstück mit Darstellungen aus demselben,
8. Carl Conr. Müller Belief&agment mit Darstellungen aus dem IIlvcc^
des Kebes, Archäol. Zeitung XLII. 1884. Sp. 116—128 und dazu Bobert
S. 127—130, und daraus, dass Lukianos zweimal (de mercede cond. 42.
rhet. praec. 6) von Kebes, dem Verfasser desselben als einem allgemein
bekannten Schriftsteller spricht. Und so sind denn allerdings manche
Glosseme eingedrungen, und selbst H. Sauppe Gott. gel. Anz. 1872.
S. 776 f. (s. u.) ist geneigt an der letztem von beiden obigen Stellen die
Worte ot dl *Hdovi%oi, ot dl nsQinaxrixtHoi für ein solches zu halten, aber
wenn die Vertheidiger der Aechtheit, wie Klopfer De Cebetis tabula,
Zwickau 1818. 1820. 1822. 111. 4., die erstere für intorpolirt erklären, so
ist dies haare Willkür. Im üebrigen s. A. 66 und Zeller IP, 1. S. 242.
A. 6: „Auch in dem sonstigen Inhalt der Schrift lässt sich trotz der
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24 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Früher, bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, fand man
viel Gefallen an diesem kleinen Machwerk, wie die fast zahl-
losen Ausgaben und Uebersetzungen beweisen; jetzt, nachdem
Jahrb. f. Phil. CXXXV. 1887. S. 207—214 auf Grund der A. 62»> angef.
Stelle La. Di. II, 61, nach welcher der kleine Eyros, der kleinere Herakles
und der Alkibiades Fälschungen des Pasiphon waren, unter BeistimmuDg
von Zell er Ph. d. Gr. II*, 1. S. 282. A. 1. Arch. f. Gesch. der Philos. I.
1888. S. 257 f. Danach war also auch der Archelaos (Ath. V. 220 d)
untergeschoben, welchen Dum ml er Antisthenica (Halle 1882). S. 8 — 11
vielleicht mit Recht für die wesentlichste Vorlage der 13. Rede des Dion
Chrysost. erklärt, aber mit Unrecht für acht hält. Denn warum Ersteres
desshalb ausgeschlossen sein sollte, weil Dion, wie H artlich De exhor-
tationum a Graecis Romanisque scriptarum historia et indole, Leipz. Stud.
XI. 1889. S. 314 f. nachweist, auch den pseudo • platonischen Eleitophon
vgl. 424 R. mit 407 A. B) vor Augen gehabt hat, vermag ich nicht ein-
zusehen, und durch die Entgegnung von Dümmler Akademika, Giessen
1889. 8. S. 1—33 halte ich mich, was ich hier freilich nicht ausführen
kann, in keiner Hinsicht für widerlegt. Von Aristippos waren wohl nur
die sechs Diatriben (La. Di. II, 84. 86, vgl. Theopomp. Fr. 279 b. Ath. XL
508 e.f und unten A. 113) acht; in Bezug auf Phaedon s. A. 68. Mit Un-
recht gab daher einst Böckh den Minos, Hipparchos und die Dialoge v.
d. Gerech tigk. u. v. d. Tugend unter dem Namen des Simon heraus:
Simonis Socratici, ut videtur, dialogi IV de lege, de lucri cupidine^ de
iusto ac de virtute. Additi sunt incerti auctoris dialogi Eryxias et Axiochus,
Heidelberg 1810. 8. S. dagegen Stallbaum De dialogis nuper Simoni
Socratico adscriptis, Leipzig 1841. 4. Alles, was wir über diesen Schuster
erfahren (La. Di. U, 122), und so denn doch wohl (was ich früher noch
nicht anzunehmen wagte) seine Person selbst war ohne Zweifel eine blosse
dialogische Erdichtung des Phaedon in dem gleichnamigen Gespräch (vgl.
A. 63), s. Zeller Plat. Stud. S. 138. A. 1 und a. a. 0. 11*, 1. S. 242 f.
A. 2. 3. Auch bei Simias (La. Di. II, 124) kehren grossentheils dieselben
Titel wieder wie bei Kriton und Simon, und auch er und Eriton sind daher
aus der Zahl der Schriftsteller zu streichen, und es ist vielmehr mit
C. F. Hermann a. a. 0. S. 419. S. 585. A. 181 anzunehmen, dass die Ge-
lehrten, welche an den grossen Staatsbibliotheken arbeiteten, nachdem
diese Betrügereien einmal in die letzteren eingedrungen waren (vgl. A. 65^),
zwar aus äusseren und inneren Gründen an der Aechtheit dieser Mach-
werke irre wurden , aber doch die erlittene Täuschung nicht geradezu ein-
gestehen mochten, sondern dieselben auf geringere Schüler des Sokraies
abwälzten, wobei sie denn im Herumrathen natürlich auf verschiedene
Ergebnisse kamen. Nur zwei der fälschlich unter Piatons Namen um-
laufenden Dialoge sind sicher voralexandrinischen Ursprungs, die Epinomis
und der vielfach jetzt wieder (s. dagegen Zeller a. a. 0. H*, 1. S. 480 ff.
A. 2) für acht angesehene Menexenos, vieUeicht auch (worüber ich hier
nicht eingehender reden kann und will) der Eleitophon. Der erste Alki-
biades stand als vermeintlich acht platonischer Dialog bei den Neu-
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3. Pasiphon aus Eretria und Pseado-Eebes. 25
man seinen wahren Charakter und seine grosse Färb- und Be-
deutungslosigkeit erkannt hat, bietet es nur noch ein geringes
Interesse dar*^, obgleich es noch immer seine Liebhaber hat*®^).
platonikem boch in Anseben: wir besitzen zu ibm noch die Gonimentare
Ton Proklos und Olympiodoros. Der Ion ist besonders beransgegeben von
6. W. Nitzsch, Leipzig 1822. 8. und von Knebel, Coblenz 1833. 8. mit
Theages und den Nebenbuhlern. Wiegand Ueber den Zweck, welchen
Piaton bei der Abfassung des Dialogs Ion Tor Augen gehabt, Allgem.
SchulzeituDg 1828. S. 1294 ff. Heffter üeb. Platon's Ion, Zeitschr. f. d.
Alterthumsw. 1843. No. 90 f. Daum Prolegomena et adnotationes ad
lonem Piatonis dialogum, Innsbruck 1861. 4. Hollen berg Ueber die
Kritik des Theages, Zeitschr. f. Gymnw. VH. 1863. S. 263—263. Uebers.
des grossem Hippias von Götz, Augsburg 1829. 8. und der beiden Alkib.
(mit Menon u. Kriton) Ton Gedike, 2. Aufl. y. Ullrich, Berlin 1821. 8.
Aeschines des Sokratikers Gespräche und Cebes des Thebaners Gemälde
übers, v. Pfaff, Stuttg. 1827. 16. (enthält den Dial. v. d. Tugend, Eryx.
und Axiochos, die der Uebersetzer aber mit Recht auch dem Aeschines
abspricht, während er das Gemälde für ein Werk des Kebes hält). Hagen
Observ. oeconomico-polit. in Aeschinis dialogum, qui Eryxias inscribitur,
Königsberg 1822. II. 8. (mir nicht zugänglich). Böckh In Piatonis qui
Tiilgo fertur Minoem, Halle 1806. 8. Im Allgem. s. bes. Hermann a.a.O.
S. 412—431. 676—598, dazu unten C. 28. A. 68.
65^) Galen, ad Hippocr. de nai hom. I, 42 (T. XV. p. 106 Kühn).
nglv ycc(f TO^ff iv 'Jl8^avdQf^ nal i7£^a/ta> ysvsad'ai paaiXetg inl xTTjtfft
ßißXiatv q>iXotttirid'4vtccg^ ovdinm (dies ist freilich eine starke Uebertreibung)
tffsvdag imyBYQunto ovyyqafifia' Xafißdv8i,v d' dQ^u^ivmv (na^ov zmv xoftt-
iovzmv avToig avyyqaftiia naXatov xivoq dvdQos^ ovtag rjSri ytoXXä ^svSäg
iniyQatpovxsg inofii^ov. Vgl. Suckow Form der plat Schriften S. 162 fl*.
66) Die Unächtheit ergiebt sich speciell aus c. 33, wo Piatons Gesetze
(VII. 808 D.E) angeführt werden, und c. 13, wOTollends schon die Hedoniker,
Peripatetiker und Kritiker erwähnt sind. Wie beliebt freilich das Schrift-
chen schon im späteren Alterthum war, erhellt aus einem in einer Nach-
zeichnung, die sich in einem Sammelbande des Berliner Kupferstichcabineis
findet, noch erhaltenen Relief bruchstück mit Darstellungen aus demselben,
8. Carl Conr. Müller Belief&agment mit Darstellungen aus dem Iliva^
des Kebes, Archäol. Zeitung XLII. 1884. Sp. 116—128 und dazu Bobert
S. 127 — 130, und daraus, dass Lukianos zweimal (de mercede cond. 42.
rhet. praec. 6) Ton Kebes, dem Verfasser desselben als einem allgemein
bekannten Schriftsteller spricht. Und so sind denn allerdings manche
Glosseme eingedrungen, und selbst H. Sauppe Gott. gel. Anz. 1872.
S. 776 f. (s. u.) ist geneigt an der letztem von beiden obigen Stellen die
Worte ot d^ *H8ovi%ol^ ot dh UsQinatriziHoi für ein solches zu halten, aber
wenn die Vertheidiger der Aechtheit, wie Klopfer De Cebetis tabula,
Zwickau 1818. 1820. 1822. III. 4., die erstere für interpolirt erklären, so
ist dies baare Willkür. Im üebrigen s. A. 66 und Zell er IP, 1. S. 242.
A. 6: „Auch in dem sonstigen Inhalt der Schrift lässt sich trotz der
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26 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
4. Die Zyniker und Bion der Borysthenit.
Philiskos von Aegina^ Sohn des Onesikritos und gleich
seinem Vater und seinem Bruder Androsthenes Schüler des
Farblosigkeit des Ganzen der Standpunkt und Geschmack einer späteren Zeit
in der stoischen Moral, der Polemik gegen die falsche Bildung und den
weit ausgesponnenen Allegorien kaum verkennen, und wenn sie Drosihn
Die Zeit des Uiva^ Kißrirog (unvoll, herausg. von Dietlein), Neustettin
1873. 4. mit Recht der stoischen oder kjnischen Schule zuweist, so wird
sie wohl auch von ihren Anhängern erst ein jüngerer, etwa aus dem
1. Jahrb. vor oder nach Chr. verfasst haben 'S Ebenso urtheilen über die
Entstehungszeit auch Andere, und auch v. Wilamowitz Ant. v. K. S. 298
scheint dieselbe nicht früher zu setzen, und Eondyles Tivo^ Kißtitos 6
77^ya£; in 'Etprjiieqlg tmv ^tlofue^^mv XXVI, 2, Athen 1878. S. 183—186
und Sakellarios (s. u.) entscheiden sich für die (älteste) römische Kaiserzeit.
Ich kann die kleine Schrift nach dem Bemerkten für so jung nicht halten:
ihr Verfasser braucht ja gar nicht Mitglied einer Philosophenschule ge-
wesen zu sein; ich halte ihn eher gleich den Urhebern der pseudoplatoni-
schen Briefe für einen philosophisch angehauchten Bhetor, und dann
erklärt sich wohl Alles, auch wenn das Schriftchen schon im 3. Jahrb.
entstand, wie ausser Jerram (s. u.) auch Usener bei Carl Cour. Müller
Philol. Bdsch. IV. 1884. Sp. 1422 f. mit Hinweisung darauf annimmt, dass
im Axiochos 366 £ neben Anderen die nqninoi und ye^ifiitgai als Lehrer
der Jugend hervorgehoben werden gerade wie in der obigen Stelle c. 13
(s. indessen A. 65). Jedenfalls ist, wie Hagen und C. C. Müller a. a. 0.
Sp. 1422 bemerkt haben, der Eryxias nachgeahmt nicht bloss in dem fast
gleichlautenden Anfang, sondern auch sonst, schwerlich umgekehrt dies
Schriftchen im Eryxias. Es ist übrigens vollständig nur in der arabischen
üebersetzung von Ibni MuskweYh aus dem 11. Jahrb., die von El ich-
mann, Leiden 1640 und Suavi Ef feudi, Paris 1873 herausgegeben ist
(vgl. Wenrich De auctorum Graecorum versionibus et commentariis Sy-
riacis etc., Leipz. 1842. S. 85 ff. 114 ff.) erhalten, in den griechischen Hand-
schriften fehlt der Schluss (c. 42. 48), in zweien CK sogar schon von
40, 2 ab, die ältste und beste A (P* » Paris. 858 aus dem 14. Jahrb.,
8. C. C. Müller a. a. 0. Sp. 1419) reicht vollends nur bis ins 23. Cap.
hinein. Die alten lateinischen Uebersetzungen von v. Questenberg (Cod.
Monac. 924) und Odaxius, Bologna 1497 sind ohne kritischen Werth,
denn beide sind aus C oder ganz ähnlicher Quelle geflossen. Ein Gleiches
gilt von den beiden ältsten Ausgaben, einer Aldina, Ven. um 1503. 8.
und einer wahrscheinlich von Zacharias Eallierges vermuthlich in
Rom um 1517. 8. besorgten, von denen diese aus einem noch erhaltenen
Codex Corsinianus (K), jene aus einer ähnlichen Handschrift stammt. In
der Folge ward der kleine Dialog wiederholt mit dem Encheiridion des
Epiktetos herausgegeben, so von Oporinus, Basel 1547, Hieron. Wolf,
Basel 1561 u. ö. (s. C. C. Müller Z. f. d. Ost. G. XXX. S. 246 f.), Berkel,
Leiden 1670, welcher den Schluss nach Elichmanns lateinischer Wieder-
gabe der arab. Uebers. hinzufügte, worin ihm andere Ausgaben nachfolgten.
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4. Kyniker. Philiskos. 27
Diogenes von Sinope*^), soll Dialoge geschrieben haben ®^) und
ward von gewisser Seite als der wahre Urheber jener sieben
Erheblich waren die von Jac. Gronov, Amsterdam 1689, welcher bereits
A nnd zwei jüngere Pariser Codices BC (?**•*'), freilich ungenügend, be-
nutzte, auch von Meibom, nach dessen Tode besorgt von Bei and, Leiden
1711 (mit Epikt. Ench.) und besonders die grosse von Schweighäuser,
Strassburg 1798 (zugleich mit einer kleinem), 2. Aufl. 1806. 12., dann sind
die von Koraes Paris (b.Didot) 1826 (mit Epikt. u. Kleanthes) und Dübner
(mit Theophr. Char. u. A.), Paris (b. Didot) 1840 zu nennen. Gelinde ge-
sagt, recht mittelmässig ist die von Drosihn, Leipzig 1871. 8., der dann
noch die auch nicht besonders erheblichen von L^cluse, Par. 1877. 12.
Jerram, Oxf. u. Lond. 1878. 8. Sakellarios, Athen 1880. 8. folgten.
Zu einer methodischen Textrecension hat erst H. Sauppe in seiner treff-
lichen Rec. von Drosihns Ausg. a. a. 0. S. 769 ff., die imgleich werthvoUer
als letztere selbst ist, einige Striche gezeichnet, dann mit Hülfe umfassen-
der Vorarbeiten C. C. Müller De arte critica Gebetis tabulae adhibenda,
Würzburg 1878. 8. (Doctordiss.) , bei welchem man auch über die hier
nicht erwähnten Ausgaben Auskauft findet, allseitig den Grund zu legen
gesucht. Von seinen beiden Recensenten H. Müller Phil. Anz. IX. 1879.
S. 266—270 und Knöll Zeitschr. f. d. ösi G. XXIX. 1878. S. 97—102
billigt der erstere seine Ergebnisse im Wesentlichen vollständig, während
der letztere dieselben, so weit sie neu sind, fast ebenso Tollständig be-
streitet C. 0. Müller Zur Kritik des Kebes, Z. f. d. 5st. G. XXX. 1879.
S. 241 — 252 yertheidigt sie gegen diesen Angriff, vgl. die kurze Replik
Ton Enöll Z. Er. des E. ebendas. S. 635 f. So viel scheint sicher, dass
von dem gemeinsamen Archetypos derjenige Codex, aus welchem die
arabische Uebersetzung geflossen ist, der ältste und beste Abkömmling
war, bis zu welchem unsere Eunde reicht, und dass alle unsere Codices
von einer Nebenlinie desselben abstammen, und zwar die übrigen nicht
von A; ob aber alle aus dem nächstältesten V (Vatic. 112 auch noch aus
dem 14. Jahrb.), wie C. C. Müller dargethan zu haben glaubt, erscheint,
ich will nicht sagen falsch, aber doch zweifelhaft. Für den ersten Theil
reicht man mit der arabischen Uebers. und mit A meistens ans, für den
zweiten neben ersterer V allein zu gebrauchen erscheint dagegen somit
nicht rathsam. Auf der andern Seite aber hat wenigstens mich die Er-
örterung Y. C. C. Müller trotz aller Einwendungen Enölls davon über-
zeugt, dass es wahrscheinlich gar keinen Codex M, aas dem man das
Variantenverzeichniss bei Meibom entnommen glaubte und Enöll noch
glaubt, gegeben habe, sondern dies Verzeichniss Tielmehr vermuthlich aus
A und anderen Handschriften und aus Coi^ecturen zusammengeflossen sei.
Zu diesen anderen Handschriften rechnet C. C. Müller mit Recht auch C
(pc =a Paris. 1774 aus dem 16. Jahrb.), da mit dieser von c. 81 ab von
allen anderen Codices vielfach abweichenden, aber, wie Müller Z. Er.
S. 242 f. zeigt, keineswegs, wie Enöll meinte, besseren Handschrift M
allein stimmt und auch (s. o.) gleich Meiboms Text nicht weiter reicht
als CE. Diejieneste deutsche Uebers. von Erauss (mit dem Schlüsse aus
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28 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
angeblich von Diogenes verfassten Tragödien bezeichnet*^). Sie
waren natürlich nicht zur Aufführung bestimmt und dienten zur
Vertheidigung kynischer Lehren und Paradoxien, so der Thyestes
oder Atreus zu der der Erlaubtheit des Genusses von Menschen-
fleisch'^), der Oedipus wahrscheinlich''^) zu der der mit der
Weibergemeinschaft im kynischen Idealstaat, wie ihn Diogenes
entworfen hatte '^'*), zusammenhängenden Erlaubtheit der Blut-
schande.
dem Arabischen yon Fr. Müller), Wien 1882. 8. kenne ich nur aus der
Rec. V. C. C. Müller Phil. Rdsch. IV. 1884. Sp. 1417—1425 (wo auch die
neuste Litteratur nachgetragen ist). Der schwedische Uebersetzer Frigell,
Upsala 1878. 8. und L^cluse halten noch den Eebes für den wirklichen
Verfasser, während doch jeder Zug der Schrift dem Bilde widerspricht,
welches Piaton von diesem scharfsinnigen, durch seinen früheren Lehrer
Philolaos (Plat. Phaed. 61 D) auch pythagoreisch gebildeten Dialektiker giebt.
Kritische Beiträge gaben noch Hertlein Jahrb. f. Ph. XCV. 1867. S. 482
und Eontos im Bulletin de corresp. hell. 11. 1878. S. 233 — 236 (mir nicht
zugänglich). — Schaber Ueber das Gemälde des Kebes, Constanz 1862. 8.
ist mir nur dem Titel nach bekannt. Ausserdem s. A. 65 z. E.
66^) Wie aus A. 66 zu ersehen ist. S. H. Müller a. a. 0. S. 269:
„den liebenswürdigen kleinen Cebes'*.
67) La. Di. VI, 75. vgl. 84 (s. C. 21. A. 19. 20). Suid. ^atanog mit
der chronologisch unmöglichen Behauptung 6 didd^ag ygäfufiata 'AXi^avÖQov
tov Ma%ed6va und dem Zusatz, dass Uermippos ihn vielmehr als Schüler
des Stilpon bezeichnete, was er ja später wirklich geworden sein mag.
68) Suid. iyQaipe ducXoyovgy &v iött KoÖQog.
69) La. Di. VI, 80. tä te zqaytodaQui tpriaiv 6 ZdtvQog ^iXianov bIvocl
TOV Alyivrixov yvmQCfiov tov Jioyivovg, vgl. 73 (s. Anm. 62). lulian. Or. 6. 7.
p. 181 c. 210 c. 212 a (der sie noch selbst kannte). Die Titel stehen bei
La. Di. 80 und in alphabetischer Ordnung bei Suid. Jcoyivrjg: 'AxtXlsvg,
*EXivrj, *Hga7iXrjgy Sviatrjg, MridBia, Oldinovg, Xqvainnog, S. Welcker
Gr. Tr. IlL S. 1036 ff. u. bes. Meineke Exero. in Athen. L 8. 46—49.
AnaL crit. in Athenaei Deipn. S. 305-309. Nauck F. T. G. S. 627—629.
«S. 807—809. E. Weber a. a. 0. S. 142—166. Philodem, n^ql xmv tpiXo-
öOfpoav Vol. Herc. Coli. pr. VIII. Col. XIV führt unter dem Namen des
Diogenes neben dem Oedipus den Atreus an, wahrscheinlich = Thyestes,
8. Gomperz Eine verschollene Schrift des Eleanthes, der „Staat** und die
sieben Tragödien des Cynikers Diogenes, Z. f. d. österr. G. XXIX. 1878.
S. 262—256 (weicherden Diogenes selbst für den Verfasser hält). Dümmler
Antisthenica (Halle 1882). S. 67 f.
70) La. Di. 73.
71) Wie Dümmler a. a. 0. S. 68 richtig bemerkt.
71*») In der Schrift TJoXLtBÜx, deren Aechtheit schon durch Kleanthes
bei Philod. a. a. 0. Col. XUl bezeugt ist, s. Gomperz a. a. 0. S. 256.
Dümmler a a. 0. S. 66 f. und unten A. 196, andrerseits s..A. 377.
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4. Kyniker. Krates. 29
Krates von Theben"), Sohn des Askondas, gleichfalls ein
Schüler des Diogenes ^^) und neben diesem nächst Antisthenes
jedenfalls der bedeutendste unter den Eynikem, Ton Aussehen^
wie es heisst^ hässlich und missgestaltet ^^)^ verschenkte^ seitdem
er sich zu ihnen bekehrt hatte, sein ansehnliches Vermögen ''^),
und seine Braut, die schone und reiche Hipparchia aus Maroneia
in Thrakien, folgte ihm trotz seiner Abmahnungen als Gattin in
sein freiwilliges Bettlerleben '^). Er lehrte offenbar zwar nicht
ausschliesslich'^, aber doch vorwiegend in Athen'*), vielleicht
in dem alten Sitze der Kyniker, dem Kynosarges'^). Ein fein-
gebildeter Mann, stellte er doch, nach den Anekdoten über diesen
Gegenstand*^) zu schliessen, die kynische Roheit in gesuchter
Weise zur Schau. Wenn seine Blüte Ol. 113 = 328—324 an-
gesetzt ward*^), so kann dies annähern^ richtig sein, falls das
hohe Alter, welches er erreichte *^^), ein ungewöhnlich hohes
war, denn er überlebte noch den Stilpon und Menedemos und
72) S. über ihn La. Di. VI, 86 ff. u. d. Art. b. Suid. Nach lolian. Or.
6. 200b hatte Plutarchos sein Leben beschrieben. Posthumns De Gratete
Cynico, Groningen 1823. 8. steht mir nicht zn Gebote. E. Wellmann
Art. Krates in d. Encykl. v. Ersch u. Gruber.
73) Nach Hippobotos b. La. Di. 86 des jüngeren Bryson, eines Achäers
ans der megarischen Schnle, den er vielleicht früher wirklich gehört haben
mag. Vgl. Said. a. a. 0. ^^njff Jioyivovg %al BQvamvog tov Uxcctov,
u. d. W. *InnaQx{a: Bgvatovog fict^tiig tov 'Axatov rj ojg ttvsg Jcoyivovg.
74) La. Di. 91. Apul. Flor. II, 14.
76) La. Di. 87 f. Plut. vit. aer. al. 8. 831 E f. Apnl. a. a. 0. de mag.
22. Philostr. V. Apoll. I, 13, 2. Simpl. in Epict. Ench. p. 64 W.
76) La. Di. 96 ff. vgl. Eratosth. ebend. 88. Apul. a. a. 0. Snid. Kg.
Said. *Inn, nennt angeblich von ihr folgende Schriften: ^yQa'tffS (pilooocpovg
imo^iasig %aC ttva imxiiQrjfiata xal ngotäasig tcqog Ss6da>Q0v tov ini-
ulri^ivta *'A^bov (vgl. La. Di. 97 u. die andern Anm. 6 angef. Stellen).
77) La. Di. 90 h S^ßccig . . . oV' d' iv KoQCv^(p %. r. X. Dazu der Vor-
gang in Eretria II, 131.
78) La. Di. II, 117—119. VI, 87. 90. 93. 94. VII, 3 ff.
79) Gewiss nicht in der Akademie: bei Teles p. 29, 9 Hense ist slg
a%aSr)pLiav wohl mit Eossignol und Hense zu streichen, jedenfalls schon
nach dem Obigen nicht mit Wilamowitz S. 300. A 10 in slg Kadfieiav
zu verwandeln, s. Überdies Hense Telet. reliqu. S. XXIV f. Vgl. A. 82.
80) La. Di. II, 117-119. VI, 88 ff. 94. 97 (s. aber Zeller S. 327. A. 2).
VII, 3 ff
81) La. Di. VI, 87. Entsprechend die der Hipparchia Ol. 111 (Suid.
*/««.).
81^) La. Di. VI, 92 f. 98.
Digitized by LjOOQIC
28 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
angeblich von Diogenes verfassten Tragödien bezeichnet*^). Sie
waren natürlich nicht zur Aufführung bestimmt und dienten zur
Vertheidigung kynischer Lehren und Paradoxien, so der Thyestes
oder Atreus zu der der Erlaubtheit des Genusses von Menschen-
fleisch'^); der Oedipus wahrscheinlich'^) zu der der mit der
Weibergemeinschaft im kynischen Idealstaat, wie ihn Diogenes
entworfen hatte '^'*), zusammenhängenden Erlaubtheit der Blut-
schande.
dem Arabischen Ton Fr. Müller), Wien 1882. 8. kenne ich nur aus der
Eec. V. C. C. Müller Phil. Rdsch. IV. 1884. Sp. 1417—1426 (wo auch die
neuste Litteratur nachgetragen ist). Der schwedische Uebersetzer Fr ig eil,
Upsala 1878. 8. und L^cluse halten noch den Eebes für den wirklichen
Verfasser, während doch jeder Zug der Schrift dem Bilde widerspricht,
welches Piaton von diesem scharfsinnigen, durch seinen früheren Lehrer
Philolaos (Plat Phaed. 61 D) auch pythagoreisch gebildeten Dialektiker giebt.
Kritische Beiträge gaben noch Hertlein Jahrb. f. Ph. XCV. 1867. S. 482
und Eontos im Bulletin de corresp. hell. II. 1878. S. 233 — 236 (mir nicht
zugänglich). — Schaber Ueber das Gemälde des Kebes, Constanz 1862. 8.
ist mir nur dem Titel nach bekannt. Ausserdem s. A. 65 z. E.
66^) Wie aus A. 66 zu ersehen ist. S. H. Müller a. a. 0. S. 269:
„den liebenswürdigen kleinen Gebes'*.
67) La. Di. VI, 76. Tgl. 84 (s. C. 21. A. 19. 20). Suid. ^aianog mit
der chronologisch unmöglichen Behauptung 6 didd^ag ygcififiata 'AXi^avdQOv
Tov MaxeSova und dem Znsatz, dass Uermippos ihn vielmehr als Schüler
des Stilpon bezeichnete, was er ja später wirklich geworden sein mag.
68) Suid. iygaips SuiXoyovgy mv hti KoBgog.
69) La. Di. VI, 80. xa xt xQccyatSaQui (prjairV 6 Iaxxvqoq ^iXianov elvai
xov Alyivrixov yvmQifiov xov dioyivovg, vgl. 73 (s. Anm. 62). lulian. Or. 6. 7.
p. 181 c. 210 c. 212 a (der sie noch selbst kannte). Die Titel stehen bei
La. Di. 80 und in alphabetischer Ordnung bei Suid. Jioysvrjg: UxMsvg^
*EAivri, ^HQa-nXfjg, Svioxr^g, Mi^dna, OlBinovg, Xgvainnog, S. Welcker
Gr. Tr. IlL S. 1036 fP. u. bes. Meineke Exerc. in Athen. L S. 46—49.
Anal. crit. in Athenaei Deipn. S. 306--309. Nauck F. T. G. S. 627—629.
*S. 807—809. E. Weber a. a. 0. S. 142—166. Philodem, negl xav tpiXo-
a6q>mv Vol. Herc. Coli. pr. VIII. Col. XIV führt unter dem Namen des
Diogenes neben dem Oedipus den Atreus an, wahrscheinlich = Thyestes,
8. Gomperz Eine verschollene Schrift des Eleanthes, der „Staat** und die
sieben Tragödien des Cynikers Diogenes, Z. f. d. österr. G. XXIX. 1878.
S. 262—266 (welcher den Diogenes selbst für den Verfasser hält). Dümmler
Antisthenica (Halle 1882). S. 67 f.
70) La. Di. 73.
.71) Wie Dümmler a. a. 0. S. 68 richtig bemerkt.
71^) In der Schrift UoXix^Ca^ deren Aechtheit schon durch Eleanthes
bei Philod. a. a. 0. Col. XIII bezeugt ist, s. Gomperz a. a. 0. S. 266.
Dümmler a a. 0. S. 66 f. und unten A. 196, andrerseits s..A. 377.
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4. Kyniker. Krates. 29
Krates von Theben"), Sohn des Askondas, gleichfalls ein
Schüler des Diogenes ^^) und neben diesem nächst Antisthenes
jedenfalls der bedeutendste unter den Kjmikem, von Aussehen,
wie es heisst, hässlich und missgestaltet ^^)^ verschenkte^ seitdem
er sich zu ihnen bekehrt hatte, sein ansehnliches Vermögen'^),
und seine Braut, die schone und reiche Hipparchia aus Maroneia
in Thrakien, folgte ihm trotz seiner Abmahnungen als Gattin in
sein freiwilliges Bettlerleben '^). Er lehrte offenbar zwar nicht
ausschliesslich'^, aber doch vorwiegend in Athen'*), vielleicht
in dem alten Sitze der Kyniker, dem Kynosarges'^). Ein fein-
gebildeter Mann, stellte er doch, nach den Anekdoten über diesen
Gegenstand*^) zu schliessen, die kynische Roheit in gesuchter
Weise zur Schau. Wenn seine Blüte Ol. 113 = 328—324 an-
gesetzt ward*^), so kann dies annähern^ richtig sein, falls das
hohe Alter, welches er erreichte *^^), ein ungewöhnlich hohes
war, denn er überlebte noch den Stilpon und Menedemos und
72) S. über ihn La. Di. VI, 85 ff. n. d. Art. b. Suid. Nach Inlian. Or.
6. 200 b hatte Plntarchos sein Leben beschrieben. Posthumus De Gratete
Cynico, Groningen 1823. 8. steht mir nicht zu Gebote. E. Well mann
Art. Krates in d. Encykl. v. Ersch n. Gruber.
73) Nach Hippobotos b. La. Di. 86 des jüngeren Bryson , eines Achäers
aus der megarischen Schule, den er Tielleicht früher wirklich gehört haben
mag. Vgl. Said. a. a. 0. imc^trig dioysvovg xal BQvamvog tov 'A%aioVy
u. d. W. ^InnaQiUii BQvaoDVog fia^trjg tov 'Jxaiov tj oog tivsg Jioysvovg.
74) La. Di. 91. Apul. Flor. II, 14.
75) La. Di. 87 f. Flut. yit. aer. al. 8. 831 E f. Apul. a. a. 0. de mag.
22. Philostr. V. Apoll. I, 13, 2. Simpl. in Epict. Ench. p. 64 W.
76) La. Di. 96 ff. vgl. Eratosth. ebend. 88. Apul. a. a. 0. Suid. Kq.
Suid. *Inn. nennt augeblich von ihr folgende Schriften: ^ygaips cpiXoaocpovg
wtod-sasig %aC tiva inixstrQrjfiaxa %al nQOxaasig nQog Ssodcagov tov ini-
jilri^ivta "A^sov (vgl. La. Di. 97 u. die andern Anm. 6 angef. Stellen).
77) La. Di. 90 iv Sri^aig . , , o1 d' iv KoQCv^(p %, t. X. Dazu der Vor-
gang in Eretria II, 131.
78) La. Di. II, 117—119. VI, 87. 90. 93. 94. VII, 3 ff.
79) Gewiss nicht in der Akademie: bei Teles p. 29, 9 Hense ist slg
dxadTjfi^av wohl mit Eossignol und Hense zu streichen, jedenfalls schon
nach dem Obigen nicht mit Wilamowitz S. 300. A 10 in cfg Kadgisiav
zu verwandeln, s. überdies Hense Telet. reliqu. S. XXIV f. Vgl. A. 82.
80) La. Di. II, 117-119. VI, 88 ff. 94. 97 (s. aber Zeller S. 327. A. 2).
VII, 3 ff.
81) La. Di. VI, 87. Entsprechend die der Hipparchia Ol. 111 (Suid.
*/««.).
81^) La. Di. VI, 92 f. 98.
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30 Zweites Capitcl. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
kann mithin frühestens erst kurz vor 270 gestorben sein^). Er
ward in seiner Heimat Bootien begraben ®^). Ob die Briefe unter
seinem Namen acht waren, ist zweifelhaft^). Jedenfalls dichtete
auch er kynische Tragödien®^), so, wie es scheint, einen Herakles,
welcher hier als Vertreter des kynischen Weltbürgerthams auf-
trat*^), und allerlei kleine satirische und moralische Gedichte
(JloUfyvia) theils in Hexametern, theils in elegischen Distichen,
theüs in Trimetern, in welchen die Parodie, und zwar in den
hexametrischen natürlich die homerische, eine Hauptrolle spielte.
In einer der letzteren beschrieb er, wie die Bruchstücke lehren,
in Nachahmung der homerischen Nekyia seine Hinabfahrt als
Lebender in den Hades und hechelte in dieser Form die in den
letzten Zeiten verstorbenen Philosophen durch, deren Schatten er
dort erblickt habe, wie ^en Menedemos, Asklepiades von Phlius,
Stilpon und den uns ganz unbekannten Mikkylos^^).
82) S. A. 87. Vgl. auch die „Neckereien" mit Stilpon bei La. Di. II,
117 ff. (vgl. Anm. 36. 80) and seine „Reibungen mit Menedemos in desden
späteren Jahren" La. Di. U, 131, vgl. VI, 91. Bei Teles p. 29, 6 ff. (vgl.
A. 79) wird er noch dem Ptolemaeos (Philadelphos) als Zeitgenosse gegen-
übergestellt, 8. Hense a. a. 0. S. XXVII.
83) La. Di. VI, 98.
84) Dagegen spricht, wenn man die Unächtheit der angeblich platoni-
schen bedenkt, die Vergleichong mit diesen, La. DI. 98. (pigstoct dh xov
KgatriTog ßißXCov 'EniaxoXai^ iv atg icQiaza (piXocotpst, xriv Xb^iv ^isxiv oxk
naQanXriaiwg IJXdxtovi. Die uns überkommenen (Epistologr. Gr. S. 208—
217 Herch.) sind ein spätes Machwerk.
85) La. Di. a. a. 0. yey^tps tial xQuytpdiag vtpriXoxatov ^^ot/aa^ (piXo-
aotpCag %aifa%xfiqa.
86) S. Dümmler a. a. 0. S. 68 f. La. Di. a. a. 0. theilt nämlich Verse
aus einer Tragödie des Erates mit, welche allem Anscheine nach gleichen
Ursprunges mit denen sind, welche Plut de ezil. 5. 600 F aus einer Tragödie
Herakles, ohne Nennung des Dichters, anführt.
87) Die er also alle überlebte. Im üebrigen s. Bergk P. L. G. II*. S. 364 ff.
und besonders Wachsmuth Sillogr. Gr.* S. 72 f. 192 ff. Elegisch warder
Hjmnos auf die EvxiXsia (Fr. 2 Bergk), iambisch die '£917^^ (Fr 15),
8. lulian. Or. VI. 199 A. La. Di. 86. Die Gesammtbezeichnung Uaiyvia
geben La. Di. 86. lulian. a. a. 0. 199 C; satirae nennt sie Apul. Flor. 20.
p. 34, 4 Krüger (wo Bohde Rh. Mus. XL. S. 112 f. Xenocrates richtig in
Grates verbessert hat), lieber Fr. 14 b. La. Di. 92 s. Meineke Erates des
Cynikers Schwanengesang ^ Philologns XII. 1857. S. 369. Ausserdem s. noch
Hill er Zu den Fragmenten des Kynikers Krates, Jahrb. f. Ph. CXXXIII.
1886. S. 249 — 252 und über die Benutzung von dem Vortrage des Prodikos
über die Uebel des Lebens in einer seiner Schriften oben A. 64.
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4. Kyniker. Monimos. Metrokies. 31
Monimos von Syrakus, Sklave eines korintluschen Wechslers,
ward von seinem Herrn fortgejagt, als er dessen Geld in seiner
Begeisterung für die Lehre des Diogenes aus dem Fenster zu
werfen anfing, schloss sich, hernach auch dem Krates an und
verfasste gleichfalls üaiyvia^), dazu zwei Prosaschrifteu, einen
Jlgo^QS^tcMog und 2 Bücher ycsgl og^civ^^).
Metrokies aus Maroneia, Bruder der Hipparchia, war
Schüler des Xenokrates und des Theophrastos gewesen^) und
stand im Begriffe sich wegen eines Unterleibsübels auszuhungern,
als sein Schwager Krates ihn auf acht kynische Weise von die-
sem Vorhaben abbrachte und für die kynische Secte gewann ^^).
Er verbrannte hierauf seine Nachschriften der Vorträge des
Theophrastos, angeblich auch seine eignen Schriften^*). Die
parodischen Verse jedoch, welche er dabei gesprochen haben
soll, lassen auf ähnliche poetische Erzeugnisse wie bei Krates,
Monimos und Bion schliessen, welche sich auch später noch er-
halten hatten. Auch war er allem Anschein nach der Erste,
welcher Chreien (XQetai) schrieb®*), d. h. eine Zusammenstellung
von Schlagworten und schlagfertigen Handlungen älterer Meister
der Schule und den zugehörigen Anekdoten, eine Schriftstellerei,
welche sehr natürlich aus dem Kreise der Kyniker entsprangt)
und von ihnen dann auch auf die Stoiker übergingt).
8S) anovS^ XsXri^Ca iisfivyfiiva La. Di. VI, 83. DasB in diesen
naCyvia anch die von Clem. Protr. 27 B (MüUer P. H. G. IV. S. 464)
angefahrte d'avfji>aaCa)v awaycnyri zu Sachen sei (Wilamowitz Com-
mentariolam gramm. IL, GreifäW. 1880. S. 9), will mir nicht einleuchten:
ich halte sie einfach fQr eine Prosaschrift eines andern gleichnamigen
Verfassers.
89) La. Di. VI, 82 f. — Ebend. 84 werden als Schüler des Diogenes
noch genannt Menandros mit dem Beinamen dqvftog, ^otvfiaaTTjg ^Ofii^gov
und Hege Sias von Sinope.
90) Tel. b. Stob. Flor. XCVII, 3l (II, 214, 23 ff. Mein. p. 29, 11 ff.
Hense).
91) La. Di. VI, 94. Ob es wahr oder wiederum von Hermippos er-
funden ist, dass er später sich doch erhängte, um den Beschwerden des
Alters ein Ende zu machen (Diog. 95), lasse ich dahingestellt.
92) Hekaton bei La. Di. VI, 96, vgl. C. 32. A. 25.
93) Wilamowitz Antig. v. K. S. 106. A. 6. Dümmler S. 70. S. La.
Di. VI, 83 (Anekdote von Diogenes).
94) S. darüber Dümmler a. a. 0.
95) S. über Metrokies noch A. 5. 46. Plnt. an vitios. 3. 499 A.
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32 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Bion von Borysthenes^^) war nach seiner eignen Aussage^**)
von der niedrigsten Herkunft, Sohn eines Freigelassenen, welcher
96) Hoogyliet De Bione Borysthenita, Leiden 1821. 4. Bossignol
Fragmenta Bionis Borysthenitae philosophi, Paris 1830. (Beides mir nicht
zugänglich). F. V.Fritzsche ütrum Bion Borysthenites facem ad satnras
inveniendas Menippo praetolerit anne Lucilio, Aasg. des Lakian. II, 2.
Prolegg. S. XL— XLIV. Wachsmath Sillographomm Graecomm reli-
quiae*. S. 73—77, vgl. S. 67 AT. Hense Teletis reliquiae, Freibnrg i. B.
1889. 8. S. XL VI ff. Susemihl Zu den Biographien des Bion und des
Pittakos bei Laertios Diogenes, Jahrb. f. Ph. CXLI. 1890. S. 187—191.
Dass die Biographie bei La. Di. IV, 46 ff. dem B. feindselig und grossen-
theils unglaubwürdig sei, behaupteten Bohde Gr. Born. S. 250 f. Anm.
und Wachsmuth beziehungsweise mit Becht, s. Hense S. XL VI — L; in
Wahrheit gilt dies indessen, wie Hense S. L — LIil ausführt, nur von dem
letzten Theil derselben und auch von diesem nur theil weise, und zwar
nicht schon, wie er annimmt, von §. 51. ovxog yaQ x. t. l. (s. A. 99), son-
dern erst von §. 52. ^v 61 nal ^BaTQinog ab bis §. 54. ^ag 'Avxiyovog —
dniatnXB, Schon Bahnsch De Diog. L. fontibus, Gumbinnen 1868. 8.
8. 29 hat erkannt, dass diese Biographie aus zwei verschiedenen Quellen
zusammengebracht ist, und nach §. 28 vgl. m. 51 (s. A. 98. 99) muss man,
wie es scheint, annehmen, dass die erste derselben das Werk jenes Ge-
schichtschreibers der Akademie war^ welche auch für die Darstellung von
Polemon, Erates dem Akademiker, Erantor, Arkesilaos bei La. Di. und bei
Philod. im Ind. Acad. die letzte gemeinsame Quelle gewesen ist (s. A. 544.
665°). Wenn diese meine Vermuthung das Bichtige trifft, so hatte auch
die von Spengel Philologus Snpplem. II. S. 541 aufgestellte Behauptung,
dass bei letzterem Col. XXI von B. die Bede sei, von vorn herein ungleich
mehr Wahrscheinlichkeit, als ihr Bücheier z. d. St. und Hense S. LV
einräumen, und Hense scheint übersehen zu haben, was sich inzwischen
herausgestellt hat, dass jener Geschichtschreiber der Akademie mindestens
schon vorher den B. unter den Schülern des Akademikers Erates mit auf-
geführt hatte, s. Gomperz Die herkul. Biographie des Polemon (s. A. 544).
S. 149, vgl. unten A. 574. Man wird hiemach um so mehr zu urtheilen
haben, dass diese erste Quelle, und zwar (s. A. 105) mit Einschluss der
Apophthegmensammlungen 47—51 wirklich bis zu den obigen Worten in
52 reicht, jedoch mit Ausnahme der beiden Zusätze in 52, des spöttischen
%a\ xC — anci^Biav^ und xcera itav — aofpioxsvovzog (s. A. 99), die allerdings
(s. Hense S. LH. LXVII) aus der zweiten Quelle stammen. S. über dies
Alles Susemihl a. a. 0. Aber auch der Urheber der letzteren, dem aller-
dings Zell er S. 342. A. 2 zu viel vertraut, bietet manches ganz Bichtige
(s. Hense S. tVII— LIX), und er hat, wie es scheint (doch s. A. 104*»),
nicht eigne Erdichtungen gemacht, sondern nur Gerüchten und fremden
Erfindungen zu willig sein Ohr geliehen und wirkliche Thatsachen in ein
für B. möglichst ungünstiges Licht gestellt Die (übrigens von ersterem
mit Zurückhaltung ausgesprochene) Vermuthung von Hense S. Ulf. und
B. Heinze De Horatio Bionis imitatore, Bonn 1889. 8. (Doctordiss.). S. 5.
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4. Kyniker. Bion. 33
mit Salzfischen handelte, und eines ehemaligen Freudenmädctens^'),
und als dann der Vater unverzollte Waaren einschmuggelte, ward
die ganze Familie wieder zu Sklaven verkauft. Ihn selbst kaufte
ein Rhetor, welcher an dem hübscheu und begabten Knaben und
Jüngling Gefallen fand und sein ganzes Vermögen demselben
hinterliess. Bion ging nun mit dieser Erbschaft nach Athen
und ergab sich dort dem Studium der Philosophie, jedenfalls in
den letzten Jahrzehnten des vierten Jahrhunderts. Zuerst hielt
er sich, wenn wir recht berichtet sind, zur Akademie und hörte
wahrscheinlich den Xenokrates, dann ging er zu den Kynikem,
und zwar wahrscheinlich dem Krates über^^, darauf ward er
A. 1 , dass in den Worten 63 f. ^v Sh noXvteXrjg — donm (loi nsnovd'svai
eine Entlehnung aus Ariatippos nsql naXaiag tgvfprjg (s. C. 11. A. 82 ff.)
enthalten sei, ist sehr wahrscheinlich, nur aber muss sie auf 53. flg to
dnoxq^c^ai — riSoväg xal und 68 f. %aCxoi tivag — nsnov&ivai. beschränkt
und diese Worte als ein späteres, nicht von dem ursprünglichen Verfasser
dieses Stücks herrührendes Einschiebsel angesehen werden, und ein Gleiches
gilt, wie es scheint, auch von der allerdings aus anderer Quelle geflossenen
Zwisohenhemerkung über B.'s Thätigkeit in Rhodos 63. iviots xal (pav-
taaiav — n^qi^XiitTog 7}v, s. Susemihl a. a. 0. S. 188 f. A. 7. Ob übrigens
der Urheber des Uebrigen gerade ein Stoiker war, wie Hense S. LUI
meint, ist doch sehr ungewiss.
96»>) S. A. 108.
97) Vgl. Nikias t. Nikaea b. Ath. XIII. 691 f. Bionv o Bo^a^svitrjg tpao-
ao(pog ha^ifocg fjv vtog 'OXvfi^iag Accitccivag.
98) Nach La. Di. 28. 61 hörte er yielmehr den Akademiker Krates,
was aber, wie Zeller a. a. 0. darlegt und Hense S. LIY anerkennt,
chronologisch unmöglich ist. Sehr Terfehlt ist die Einwendung TOn Hirzel
Unters, z. Cic. philos. Schrr. II. S. 60. A. 2 und Wachsmuth a. a. 0.
S. 73 f., denn die Quelle ist offenbar 61 dieselbe wie 23, und dann ist es
eben die A. 96 bezeichnete^ und auf dieser Verwechselung beruht die Stelle
des B. bei La. Di. nicht bloss unter den Akademikern, sondern auch un-
mittelbar hinter Arkesilaos und der Umstand, dass 61 unter seinen Lehrern
einzig und allein der kynische nicht genannt und 23 sogar von seiner kynischen
Bildung gar nicht gesprochen, sondern gesagt wird (?gl. auch A. 24), er
sei später „der Theodoreer*' genannt worden nach seiner Secte (vgl. dazu
auch A. 108): dniXtns (KQcitrig) . . . (ict&Tjtccg iXXoylfiovgy mv 'AQusaiXaov . . .
xffl Blmva xov Bo(fvad'Bv{triVj vcteQov dl 0Bo8(6ifeLOv dnb ti^g cct(fioe<og im,-
nccXovfievov y nsgl ov . . . Xi^ofisv ixofiivmg 'AQyieoiXocov , s. Hense S. LIV f.
Da er nun aber nach der so weit gewiss glaubwürdigen Anekdote §. 10
(s. A 100) den Xenokrates noch persönlich kannte und hernach angriff',
und da, wenn er zuerst einen Akademiker hörte, sein dritter Lehrer Theo-
doros aber doch schon vor 306 Athen verlassen musste (s. A. 7), jener
Akademiker eben nur der erst 814 gestorbene Xenokrates gewesen sein
kann, so halte ich den auf der Annahme einer Doppelverwechsel ang
SusBMiHL, griech.-alex. Liti-Gesoh. I. ^
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34 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Schüler des Kyrenaikers Theodoros und zuletzt des Theophrastos^^).
Mehr witziger Litterat als eigentlicher Philosoph ^*^), in vieler
Hinsicht ein ähnlicher Mann wie Voltaire*®^), durchzog er dann
als Wanderlehrer die Städte, wirkte unter anderen in. Rhodos ^^*)
und lebte eine Zeit lang auch am Hofe des Antigonos Gonatas
zugleich mit den Stoikern Persaeos und Philonides und mit beiden
in lebhafter Eifersüchtelei. Sie bewogen, wie es heisst, den
Konig zu der Frage nach seiner Herkunft, auf welche er un-
umwunden die obige Antwort ertheilte und dem Fürsten empfahl
ihn um so mehr als selbstgemachten Mann zu ehren. In Wahr-
heit handelte es sich indessen hiebei nicht um ein mündliches
Gesprach, sondern diese Nachricht ist aus einem litterarischen
Sendschreiben geflossen, welches er, durch die Spöttereien und
Zuträgereien der beiden Stoiker über diesen Gegenstand gereizt,
an den König richtete und dann auch weiter veröffentlichte^®').
An Persaeos rächte er sich übrigens hernach durch ein Wort-
spiel^®'**). In der Folge hielt er jedenfalls auch in Athen, wohl
noch nach 250 Vorträge^®*). Endlich starb er nach schwerer
beruhenden obigen Sachverhalt fOr den wahrscheinlichsten; nnd schwerlich
kann jene einfache Verwechselung zwischen den beiden Erates das Richtige
sein, so dass B. in Wahrheit nie einen Akademiker gehört hätte, wofür
Hense sich zu entscheiden geneigt ist, wenigstens ist es nicht leicht sich
vorzustellen, wie dieselbe dann hätte entstehen können.
99) La. DL 61 f. oitog rrjv aqxriv filv n(forjQsCto (so Hirzel f. nagri-
xBiro) Tff 'AHudrifiaind y *a^* ov xqovov 1]%ovs Kgcctriros' slt' inavsÜtro
trjv KvvixiiV dymyriv Xaßmp rgißtova xal nrJQav (%al xi yuq aXXo iistsa'KBva'
asv avtov ngog dnad'Eiav])' in8tta inl ta GsodooQfia fisxriXd's 6uc%ov6ag
Ssodmqov tov d^iov %aTd nav elSog Xoyov aotpictevovtog' fitd"' ov Sfo-
fpQoiatov dirinovcs tov nsqinaTrjtt%ov,
100) Zell er a. a. 0. S. bes. La. Di. 10. üyLmntopLBvog vnh Bünvog ovx
^(prj (S8vo%(fdt7ig) ccvtm dnOHQivsCa&ai' ßr^d^ ydg xriv xgaymdiav vno xr^g
%a>u<pd£ag ctKontofiivrjv dno%gC(SB(Dg d^iovv u. A. 109. So wenig Hense
S. LXXIX es Wort haben will, länft doch anch seine eigne, mit Recht
günstigere Darstellung des B. schliesslich hierauf hinaus.
101) Hirzel a. a. 0. S. 60. 102) La. Di. 4*9. 63 (vgl. A. 96).
103) Wie Hirzel a. a. 0. und Hense S. LXXII f. richtig sahen.
Letzterer zeigt, dass sich, abgesehen von der Hauptstelle La. Di. 46 f.
(u. s. A. 97), noch einige weitere Spuren und Reste von diesem Schrifbchen
erhalten haben.
103^) Ath. IV. 162 d, vgL A. 263.
104) Wenigstens wenn Strab. L 16 (s. C. 16. A. 8) sich genau aus-
drückt, ward B. (wie gegen Zeller bemerkt sei) von Eratosthenes als
einer von den zu dessen Zeit in Athen blühenden Philosophen bezeichnet.
Vgl. A. 109.
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4. Kyniker. Bion. 35
Krankheit, zu deren Erleichterung ihm Antigonos zwei Diener
als Pfleger schickte, in Chalkis ^®* **). Im Wesentlichen war und
blieb er stets ein Kyniker, aber von laxerer Observanz wie in
der Lehre so erst recht im Leben ^^°), und wenn, wie wir sahen,
die damaligen Kyrenaiker Theodoros und Hegesias in verschie-
dener Weise der kyrenaischen Lehre eine Wendung gaben, durch
welche sie sich der kynischen annäherte, so kam ihnen Bion als
Schüler des ersteren wiederum von kynischer Seite überaus stark
entgegen ^^'^), dergestalt, dass er sogar den Aristippos mit unter
seine Vorbilder aufnahm ^^*®). Ohne Zweifel hatte er seine Frei-
geisterei ^®*') schon in der Schule des Krates, aber doch noch
mehr in der des Theodoros ^^^) eingesogen, und wenn er von
einer gewissen Frivolität nicht freizusprechen ist*®***), so hatte
104 *>) So weit ist kein Grund der Er^Jilung bei La. Di. 54 za miss-
trauen; im Uebrigen aber verdient die, wenn nicht geradezu erfundene,
80 doch ausdrücklich aaf ein blosses in Chalkis verbreitetes Gerücht (mg
itpacTiov ot iv Xalnidi) sich berufende Nachricht, als habe ihn in diesen
seinen Leiden Beae wegen seines Atheismus angewandelt, und er habe
nun zn kindischem Aberglauben gegriffen (vgl. Zeller S. 377. A. 1), keinen
Glauben, s. Hense S. XLYIff.
104«) S. Hense S. LXff. vgL S. XXXIV f. ^
104d) S. Hense S. XLI-XLVH.
104«) La. Di. ü, 77 (s. A. 105). Bion b. Ps.-Plut de lib. educ. 10. 7 D
▼gl. m. Aristipp. b. La. Di. II, 79. (Schwerlich hat Horat. Ep. I, 2, 28 un-
mittelbar, wie Eiessling Goniectan. spec. IV, Greifswald 1887. 4. S. ILE ff.,
meint, aus letzterm, sondern vielmehr aus ersterm geschöpft, vgl. A. 114).
Weiteres bei Hense S. LXVIf. VgL Anm. 108«.
1040 Ueber seine Spöttereien gegen die Wahrsager s. La. Di. IV, 50
und Mened. bei La. Di. II, 185. VgL auch Plot. de superstit. 7. 168 D.E
n. dazu Hense S. XLVIIf.
1048) Es ist darchaas nicht unrichtig, wenn es bei La. Di. IV, 54 aus
der zweiten Quelle heisst: noXXa Sh %al d^mxBQov ngoastpigsto tots ofi^i-
lotf(Fc, tovto SsoddQBiov unoXavaagj nur ist das xotg oiiktlovai in sehr be-
BchiAnktem Sinne zu fassen und das nolXd sehr zu ermässigen, B. war
vielmehr mit seinen Meinungsäusserungen in dieser Hinsicht klug zurück-
haltend, s. La. Di. II, 117. Hense S. LXIIf. Wir wissen daher auch nicht,
ob er bloss an die Volksgötter nicht glaubte, was ebenso gut wie theo-
dorisch, auch kynisch, ja platonisch und aristotelisch war, oder mit Theo-
doros bis zum unbedingten Atheismus fortging , was in der That ein starker
Abfall vom ächten Eynismos gewesen wäre.
104^) Man vgl. besonders den Ausspruch über das Heirathen La. Di.
IV, 48 und über die drei Schülerclassen bei Stob. Ekl. IL p. 218, löfF.W.
Hense S. LXI. Am Meisten belastend ist sein Tadel des Sokrates La. Di.
49, aber s. A. 106.
3*
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56 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
er nach dieser Richtung hin in dem letzteren einen schlimmen
Lehrmeister. Bei Theophrastos zogen ihn sicher vorwiegend
dessen Charakterstudien an^®*^), doch ist kein Grund zu der An-
nahme ^^^); dass die milde peripatetische Moral ohne Einfiuss
auf ihn geblieben wäre. In seinen ohne Zweifel glänzenden
mündlichen Vorträgen und in seinen schriftlichen „Diatriben"^^^)
waren anmuthiger^^^**) Ernst und derbe Komik in eigenthüm-
licher Weise mit einander gemischt, und eben diese Mischung
hat den sehr erheblichen Einfiuss der letzteren auf die Litteratur
der Folgezeiten hervorgebracht, welchen wir erst jetzt sehr all-
mählich wiederzuerkennen beginnen. Bion belebte alle diese seine
Geisteserzeugnisse mit dialogischen Elementen, indem er ihnen
104 *) Wie Hanse S. LVf. richtig bemerkt.
104^) Welcher Hense a. a. 0. zu huldigen scheint.
105) Dieser Titel seiner Anfsätze erscheint in der A. 104® angef. Stelle
La. Di. II, 77 (vgl. üsener Epicurea S. LXIX). Solche duxTQtßccl, d. h.
nichtdialogische, nnd zwar wohl mehr oder weniger zwanglose kurze Auf-
sätze über ethische Themen (s. Hermog. Rh. Qr. III p. 406. W. äicetQißii
iati ßgaxios diavorificttog 17^1x17 in&eaig) gab es nach dem in dieser Hin-
sicht nnyerwerflichen Zeugnisse des Theopompos Fr. 279 b. Ath. XI. 508 c
schon Yon Aristippos, de^m älteren Bryson und Antisthenes. Nach dem
Vorgang des Antisthenes waren sie dann nächst den Kynikern auch bei
den Stoikern (s. A. 190. 196. 197. 220) zu Hause. Bei La. Di. IV, 47 wer-
den diese Schriften des B. vielmehr vnoyi/vriibaTa genannt, vielleicht, wie
Hense S. LXXXIf. meint (was aber durchaus nicht sicher ist), um sie
erst recht als „hypomnematisch*', also zwanglos zu bezeichnen, obgleich
diese zwanglose Form, so weit sie reichte, doch jedenfalls nur eine künst-
liche und auf den Effect erst recht berechnete war, s. A. 108«^*. Wenn
es aber hier heisst: nX^iotu tc natatilomBv vnofivi^fiaTa mit der Beifügung
dXXä Mal dnoqfd'iYftaTa xQSuodri nQuyyMzBiav ^xovia^ so s. über den Sinn
von xQSLmdri x. t. X. Hense S. LXXXIII, der ganze abgeschmackte Zusatz
aber hat, wie Hense S. LI bemerkt, lediglich den Zweck die folgende
Apophthegmensammlung (s. A. 96) hier anzureihen, und ich vermag keinen
Grund abzusehen, wesshalb nicht diese Sammlung schon die des A. 96
bezeichneten Geschichtschreibers der Akademiker und also auch diese nicht
löbliche Uebergangs Wendung bereits die seine gewesen sein sollte, wenn
schon Hense hierüber keine Vermuthung wagt und Wilamowitza. a. 0.
S. 829 sogar erst den La. Di. selbst verantwortlich macht Dass diese
Schlagworte in Wahrheit aus den Schriften des B. ausgezogen sind, stellt
Hense S. LXVIIff. klar, ebenderselbe giebt aber S. LXXIX auch zu, dass
die Mangelhaftigkeit dieser Auszüge (s. A. 106) ebenso gut aus Ungeschick-
lichkeit wie aus Böswilligkeit hervorgegangen sein kann.
105^) La. Di. 47. iv xiai 6\ xal n6ti(iog %al dnoXavaai Tvq>ov Svvd-
fisvog. Vgl. auch Hense S. LXXXIf.
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4. Kyniker. ^Bion. 37
Üieils, was dann auch auf Beinen Nachtreter Teles überging, die
Form einer Disputation mit einem erdichteten Gegner gab^^),
theils auch sogar abstracto Dinge gleichsam wie persönliche Wesen
auftreten und reden liess^^^). Er bediente sich der Sprache des
taglichen Lebens, gebrauchte gern starke und drastische und
demgemäss auch schmutzige Ausdrücke *^^), verspottete Gramma-
tiker, Mathematiker, Musiker und alle ernsten Philosophen*^^)
106) Vgl Plut de aud. poei 4. 22 A. Tel p. 6, 7 f. 6, 1 flF. Hieraus
erklärt Hense S. LXVII — LXXXII sehr richtig die scheinbaren Wider-
sprüche des B. mit sich selbst in der Apophthegmensammlong bei La. Di.,
indem der Excerptor vielfach die von B. einem solchen erdichteten Gegner
in den Mnnd gelegten Aussprüche als Schlagworte des ersteren selbst anf-
genommen hat. Nur bei dem mit der voranfgehenden und der nachfolgen-
den Aeusserung über Päderastie unTcrträglichen Tadel des Sokrates in
§. 49 (s. A. 1041") lässt Hense S. LXIII. LXXV f. es zweifelhaft, ob die
Sache, wie er eher glaubt, auch hier ebenso steht oder ob B. über diesen
Gegenstand in verschiedenen Zeiten verschieden gedacht und sich aus-
gesprochen hat.
106^) Man erkennt auch dies deutlich an einem von Teles p. 3, 16 ff.
ausgeschriebenen Stücke: Wachsmath S. 77: yyCoUoguiwn bellissimum et
coneitatum, quod inter Ilfv^ccv et ta Ugayfiata fingitvr habüum, . . . de-
scriptutn ... . ex Bionis quodam dialogo Lucianeo'*. (Dies Letztere bedarf
jedoch einer Klarstellung: eigentliche Dialoge hat unsers Wissens B. nicht
geschrieben, und so ist denn auch der Tadel von Dumm 1er S. 70 gegen
den Ausdruck vTeofiv^fiata, s. A. 106, bei La. Di. „parum accurate Laer-
iitu nominavit perpetuos commentarios*' kaum begründet). Vgl. auch Welcker
Kl. Schrr. IL S. 496.
107) La. Di. 62. fip dl Mal ^satQinog xal nolvg iv to9 yfXo^tp Stagfo-
^6ai q>oifri7ioig ovofiaei natu täp nQayfiarmv xQ^f''^'''ög. Vgl. Wachs-
muth S. 86: „tarn intelleges qtnd contfieia . . . valeant: egregiam »Qoctono-
xoiücv adhihet ille, igitur ^saxQinog audit; vanas (?) quihus. homines (philo-
Bophique) decipi sölent opiniones evertit non severe exagitando sed facete deri-
dendo, igitur est noXvg . . . Sia€poQrlaai . . . non sublimi dictione utitur sed
ipso Sermone famtliari loquiturque ad sensum populärem vülgaremqtie accotn-
medate, igitur (bloss desshalb?) notatur (pogti'KOig x. r. X.*^ Doch s. A. 109
und das kühlere und richtigere ürtheil von Hense S. LVH — LIX, welcher
auch zeigt, dass Wachsmuth den Ausdruck d'fcctQinog viel zu eng fsLast.
YöUig zutreffend schreibt er: „theatricus . . . mihi audit phüosophus, qui
phüosophaiur ngog oxXov xorl Q^iati^ov (Ps. Plat. Axioch. 870 D), qui in spe-
ciem Jaborat risum captans vel plausum et acclamcUionem**.
108) La. Di. 10 (s. A. 100). 47 (unmittelbar vor den A. 106^ angef.
Worten), ^v . . . ra p,lv aXla TColvtQoxog ical aoq>iarrig noinÜog nal nUCctag
dqfOQfMcg dtdcayuog roig ßovXofiivoig mad'imtdisa^txi. <piXoao€piag. 63. xal oXmg
%al (iov6i%riv xal ysmfistQiccv diixaiitv. Stob. Flor. IV, 64. LXXX, 3
(=» Kkl. IL p. 17, 14 ff. W.). Vgl. die Behauptung des Diokles oder riel-
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38 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
und würzte seine Darstellung reichlich mit Gieichnissreden^^**),
mit boshaften Wortspielen und Witzen und trotz einer berech-
neten Zwanglosigkeit^^'') auch mit rhetorischen Figuren ^^'*) und
ferner mit geflügelten Worten, eignen und fremden ^^®), und mit
Citaten von Dichterstellen und theils parodischen theils nicht-
parodischen Anklängen an solche^®®'). Und wenn sich seine
mehr (s. Wilamowitz a. a. 0. S. 813. A. 23) Dikaeokles von Knidos bei
Numen. (Euseb. P. E. XIV, 6, 6. 731 b. c), Arkesilaos habe sich auf den
SkepticismuB geworfen tpoßa tmv OsodmQ^ÜDv ts xcrl Büovog xov aotpiatov
innaiovTotv xotg q>iloao(povai, nal ovdlv 6%vovvtaiv dnb navtoß iXiyxsiv,
avTov i^svXaßri^ipta, tva (irj ngayfiara ixij^ nr^Ssv fitv doyyM vnemsiv
(paivofisvop ^ äensQ dh to (liXav rrjg (rag Cobet) crjnCag nQoßaXiad'ai n(fb
sttVTov xijv ino%i\v.
108^) Vgl. darüber auch Hense S. XCIV. S. LXI. Anm. E. Weber
De Diene Chrysostomo, Leipz. Stud. X, 1887. S. 181 ff.
108 0) S. A. 105.
108 <^) Besonders den sogenannten gorgianischen, s. Hense S. LXXXIV—
Lxxxvn.
108^) Dass die einzige Anführung des Aristippos bei Teles {n. (pvyffg)
p. 21, 15 f. aus B. stammt, vermnthet Hense S. LXVU mit grösster Wahr-
scheinlichkeit, ein Gleiches gilt von den Stellen aus Xenophon und dem
(n, avxuQxsiag) p. 12, 1 ohne Zweifel namentlich angeführten Piaton bei
ebendemselben, s. Hense S. XXXV — XXXVIII. CVII. (vgl. S. XXVII f.),
vielleicht auch von dem wiederum dort nur einmal (ie. uBvCag p. 29, 11 ff.,
s. oben A. 90) erwähnten Metrokles, s. Hense S. XXVI. XXXVlü. XLIV.
CV. Nicht selten werden die von ihm angefahrten Apophthegmen Anderer,
wie des Antisthenes und Diogenes, von späteren Schriftstellern ihm selber
beigelegt, wie schon Dflmmler S. 69 darthat, während B. selbst ohne
Zweifel die Namen der Urheber nannte und wahrscheinlich Teles wiederum
die des Sokrates und Diogenes (obwohl Wilamowitz und Andere zum
Theil anderer Meinung sind) wahrscheinlich aus ihm hat, s. Hense
S. XLII— XLVI. Dass er auch den Erates anführte^ kann natürlich nicht
zweifelhaft sein, um so zweifelhafter aber ist es, ob Teles seinerseits
diesen selbst benutzte und aus diesem und nicht vielmehr aus B. auch
seine Rede mql zov (iri atvcci rilog riSovi^v ausgeschrieben hat, s. Hense
S. ClVf. Ob aber in {n. nsvlag) p. 36, 4 ff. Zr^vonv i(pri Äftatiittt x. t. X.
des wieder nur einmal hier bei Teles erwähnten Zenon Denkwürdigkeiten
des Erates (s. A. 197) von jenem aus eigner Leetüre oder auch nur aus
der des Bion benutzt sind, darüber s. Hense S. CVf. Dagegen scheint
Stilpon von Teles selbst gelesen und es ds^egen höchst fraglich zu sein,
ob dieser zu den Auotoritäten des B. gehörte, s. Hense S. XL — XLII.
CVI-CVIIL Vgl. noch A. 124.
108 0 Wie des Euripides und Theognis und der Komiker Antiphanes und
Menandros, theils beistimmend, theils bekämpfend, indem er auch wohl den
erdichteten Gegner sich auf sie berufen Hess, s. Hense S. LXXIX— LXXXIL
Vgl Welcker Praef. Theogn. S. LXXXVf. Wachsmuth S. 67. 70f.
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4. Kyniker. Bion. 39
Vortrags- und Darstellungsweise dergestalt auch in vieler Hin-
sicht an die des Theodoros^^*) und der Kyniker anschloss, so
mischte er doch noch stärker die Farben ^®^). Von seinen homeri-
schen Parodien nach Art des Xenophanes und des Erates sind
uns insbesondere zwei Hexameter geblieben ^ welche eine Satire
gegen den Archytas enthalten und Bion als einen nicht minder
kühnen Wortbildner denn Timon zeigen ^^®). Schwerlich jedoch
traten diese Erzeugnisse seiner satirischen Poesie für sich auf
gleich den üaCyvui des Monimos und Erates ^^); sondern er
schmückte ohne Zweifel auch mit ihnen lediglich seine Prosa
aus und machte so seine Darstellung noch „ buntfarbiger *'*^*),
108^) Darauf (s. A. 109) weist der Zasatz bei La. Di. 62. %axa nav
Bldog loyov aotpiaxBvovtog zn OsoSmQOv xov dd-iov hin, deesen sachliche
Richtigkeit Hense S. LXVII viel zu sehr anzweifelt. Vgl. A. 18.
109) Daher (La. Di. 52. dta drj ovv to navzl siedet Xoyov %B%qäc^al
tpaai Xiysiv *EQatoa^ivrjv) warf £ratosthene8 und Tielleicht (s. A. 449) yor-
her schon Theophrastos ihm yor, er habe zuerst (doch thaten so Etwas
Tor ihm, wenn aach nicht in so grossem Masse der ,,Buntfarbigkeit**, ja
auch schon die Kyniker und Theodoros!) die Philosophie in ein bunt-
farbiges Gewand, wie nämlich die Hetären es trugen (s. Bohde a. a. 0.
Cobet Mnemos. N. F. IV. 1872. 8. 86) gesteckt (La. Di. a. a. 0. dv^iv«
ividvasv, Strab. L 15. dv^ivu neQißaXsCv, s. C. 15. A. 8), d. h. „sie zu
einer solchen gepatzten Dirne gemacht'*, zu einer „gemeinen für alle*\
mit anderen Worten, sie nicht bloss popularisirt, sondern auch yulgarisirt,
aber Eratosthenes setzte (was freilich bei La. Di. wohl aus Tendenz weg-
gelassen ist), mildernd hinzu, indem er selber (wahrscheinlich mit An-
spielung auf eine Stelle bei B. selbst, s. Hense S. XGV f.) eine homerische
Parodie machte: doch gelte dabei ein ähnliches Wort wie das der Fjreier
Od. tf, 74 yom Bettlergreise Odyssens: dXl' ofiwg nolXdmg elneiv Sir ttvec
in' ttVTov tovto' jfOtriv i% ganicav b Blonv^^. Nach diesem Lob und Tadel
wohlwollend abwägenden Urtheil ist die eben (A. 107) angeführte Apo-
logetik yon Wachsmut h auf ihr richtiges Mass herabzusetzen.
110) Wachsmuth S. 201 f. La. Di. 62 (unmittelbar vor cjer A. 108
ausgeschriebenen Stelle) führt sie mit den Worten ein: Bvtpvrig yctg {y
naQmdfjaai^ ola. Ausserdem ygl. Plut. de Hb. educ. 10. 7 C. D, de prof. in
virt,' 11. 82 E. Stob. Flor. IV, 54. Cic. Tusc. III, 26, 62. . Vgl. Wachs-
muth S. 77. A. 1. Hense S. LXlIf.
111) Wachsmuth S. 77 glaubt freilich sogar zu wissen, dass sie alle
aus einem einzigen „Carmen parodicum*' waren (obgleich er doch selber
die Parodien des Theognis and Euripides vielmehr der Prosa B.'s zuzurechnen
scheint). Die einzige Stütze ist ein ,sehr confuses Scholion zu Hör. Ep. II,
2f 60, das wenigstens klarer gefasst sein müsste, um aus einer Aeusserung
solcher „magüiri inepti*' einen solchen Sohluss wagen zu dürfen.
112) Dann hat Eratosthenes bei seinem Witzwort zwar keineswegs
ausschliesslich, wie Welcker a. a. 0. S. LXXXVIL XCI f. und Fritzsche
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40 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
80 dass er damit in gewisser Weise ein Vorläufer der menippei-
schen Satire wurde "^, Von anderer Seite bezeichnet Horatius"*)
seine eignen Satiren oder vielmehr einen Theil derselben als
Nachahmungen des Bion. Zu Bions ältesten Nachahmern ge-
hörte ferner Ariston von Keos^*^), und niit besonderer Vorliebe
schrieb Teles ihn aus, obgleich derselbe ihn nur in denjenigen
beiden Vorträgen, in welchen dies wohl am Meisten geschehen
ist, 7C6qI avtaQxsiag und negl navücg und einmal noch in tcsqI
fpvyijg^ und zwar hier in einer Weise, die mit Wahrscheinlichkeit
S. XLIV meinten, aber doch nebenbei wohl auch diese Mischung mit im
Sinne gehabt.
118) Vgl. Hense S. LXXXf. Heinze S. 7: „progressum . . . quem
po8t Bionem fecit Menippus: is cnim cum in argumentis saturae totus pen-
deret a Büme, forma diatribarum relicta propius ctcccsscrat ad comoediam;
Bio in sermonibus non cUlegorias narraverat Prodiceas, sed ipsas res per-
8onat€i8 qiAQsi in scaenam inductas loquentes fecerat et cum ipso et inter &e;
Menippus certas qiMsdam saturis suhiecit fabulas, ut non res tantum quasi
vivorum specie indutae prodirent, sed verae variaeque peisonae, quibus atU
suas aut eorum quos lacesseret tribueret sententias. Statuerim haec quam-
quam non pro certis et propter Varronis Ludanique imitationes et propter
titulos Sviin66i.0Vy Jioyivovg nqaaig, Nixvia.^' S. jedoch A. 139 ff.
114) Ep. ir, 2, 60. Bioneis sermonibus et sale nigro, s. Eiessling zu
d. St. und Coni. spie. I, Greifswald 1883. 4. S. 7 f. (welcher mit Recht in
sed niger, d. h. dem groben, also auch wohl zur Häringslake gebrauchten
Salz, eine Anspielung auf B.'s Herkunft findet). Daher nannte Horatius
seine eignen Satiren denn auch sermones. Richtig jedoch hebt Heinze
S. 7 f. hervor, dass die längst beachtete künstlichere Form der Satiren des
2. B. Tielmehr, wenn auch 2. 3. 7 der bioneischen Diatribenform nahe bleiben,
auf Menippos hinweist und da&s für II, 6, wie zuerst A. Th. H. Fritzsche
vermuthete, auch inhaltlich dieser, nämlich dessen Nsuvia^ ein Vorbild
gewesen zu sein scheint, aber auch eben nur für diese Satire (gegen die
viel weiter gehenden Vermuthungen von F. V. Fritzsche u. Th. Fritzsche
8. A. 133). Dass ohne Zweifel theils B. und theil s Menippos auch schon
auf Lucilius einwirkten, bemerkt Leo Varro und die Satire, Hermes XXIV.
1889. S. 84. Genauer gelangt Heinze zu dem Ergebniss,. dass in I, 4. 5.
7 — 10. II, 1. 4. S bei Horatius von inhaltlicher Berührung mit B. keine
Rede sein kann, dass dagegen I, 1 wesentlich von ihm, und zwar am
Wahrscheinlichsten von zwei seiner Diatriben (über die Unbeständigkeit
der menschlichen Wünsche und über die Habsucht) und verrouthlich auch
I, 2 von einer solchen abhängt, dass ein Gleiches auch von II, 2 und femer
theilweise auch von H, 3 (vgl. V. 99 ff. mit B. b. La. Di. II, 77, s. A. 104«.
Hense S. LXVI. Anm.) und von II, 7 dem ersten Theil nach gilt (wo auch
V. 46—71 die Redeweise stark an B. erinnert), vgl. auch Ep. II, 2, 146 ff.
Carm. II, 2, 13 ff. und den Index Bionens bei Hense S. 89 f.
116) S. A. 786^ 787. 790.
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4. Zyniker. Teles. 41
auf eine Diatribe Bions jcbqI taq>ijg schliessen lässt^^^, aus-
drücklich anführt. Der einzige uns geradezu überlieferte Titel
aber ist nsQl OQyijg bei Philodemos^^^. Unter den Späteren hat
Bion sehr wesentlich auf Plutarchos eingewirkt^" ^). Der eben
genannte
Teles***), wahrscheinlich aus Megara**^), wirkte dort und
in Athen und wohl auch anderswo mit populären Vorträgen, die
er bei sehr geringer eigner Darstellungs- und Erfindungsgabe*^^)
meistens aus seinem Lieblingsvorbilde Bion, demnächst aus Stilpon
116) p. 22, 2. S. Hense S. LXXXVII— XC. üebrigens Tgl. auch
Weber S. 168. A. 1.
117) De ir. Col. I, 16 Gomp. Nach allzu schüchternem Vorgauge von
Aller-8 De L. Annaei Senecae librorum de ira fontibus, Göttingen 1881. 8.
S. 16 hat Bacheler Rhein. Mub. XLIIJ. 1888. S. 153 (s. C. 82. A. 220)
genauer darauf hinge wiesen , dass der erste Theil dieser Schrift des Philod.
sich wesentlich an die des B. anschliesst, vgl. C. 82. A. 200. Uense
S. LIX. 91. Ausserdem nennt ihn Philod. noch de mort. V. H.> IX. Fr. IV
(vgl üsener Epicurea S. 269, 19 Anm.) und de rhet. V. H.* VII, 64
(vgl. Gomperz Z. f. d. öst. ö. XXm. 1872. S. 27. üsener a. a. 0.
S. 402), desgleichen erscheint, er bei Pseudo-Metrod. de sens. ausser
Col. XV (s. A. 449) auch, wie Brinkmann De dialogis Piatoni faUo
addictis, Bonn 1888. S. 15 erkannt hat (vgl. Hense S. LXVII. Anm.)
Col. XIX. In Bezug, auf Epikuros s. A. 896^. Gegen ihn schrieb Kolotes,
s. A. 496 b
117^) und den Verf. von de lib. educ. und von an vitios. Eine Ueber-
Bicht der Stellen giebt Hense S. 92. Dieser Gegenstand bedarf noch einer
besondem Untersuchung. Die Auszüge, aus denen Stobaeos geschöpft hat,
stammen wahrscheinlich von Phaborinoa, s. Freuden thal Zu Phavorinus,
Bheiu. Mus. XXXV. 1880. S. 424. Im Ganzen hat die Apophthegmen-
sammlung bei La. Di. treuer das Ursprüngliche bewahrt. Hierüber und
über den verschiedenen Charakter von ihr und den Resten bei Arrianos
8. Hense S. LXXXIIff., vgl. den Index S. 88. 92 f. (auch in Bezug auf
Seneca und Ath.).
118) Niebuh r Ueber den chremonideischen Krieg, El. Schriften I.
S. 461 flF. V. Wilamowitz Der kynische Prediger Teles a. a, 0. S. 292—
319 (welcher S. 318 diesen ausserordentlich unbedeutenden Menschen zu
der welthistoriachen Bedeutung erheben will, dass derselbe der älteste
kenntliche Vorfahre des christlichen Predigers sei, was Weber a. a. 0.
S. 202 fP. mit ungleich grösserem Recht, so paradox es auch scheinen mag
und so sehr es auch nur in beschränkter Weise richtig ist, für den originellen
Diogenes in Anspruch nimmt). Ausg. der erhaltenen Reste von Hense
(8. A. 96), vgl. die (übrigens kaum ganz gerechte) Rec. v. H.V.Arnim
Gott gel Anz. 1890. S. 124-128.
119) S. A. 125.
120) Vgl. Hense S. XXXII-XXXIV.
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42 Zweites Capitel. Philosophie bis. 3. Hälfte des 2. Jahrh.
uDd wohl auch noch anderen kynisch gefärbten oder geradezu
kynischen Schriftstellern zusammensetzte ^^^), im Sinne eines, wie
sich eben hieraus ergiebt, verdünnten Kynismos ***). Wir haben
bei Stobaeos nach dem Auszuge eines gewissen Theodoros noch
Excerpte von sieben solchen Paränesen tisqI zov doxstv xal tov
Hvaty n€(fl avtaQxeiagj nsQl gyvyrjg^ xsqI nsviag xal nkovxov^
nsqü tov iii] tslog elvai ridovi^v^ xbqI nsQi6tcc6s(ov (über die
GlOcksumstände) und jzsqI anad^etag^^^). Von ihnen ist die über
die Armuth in Athen vorgetragen^^*), die über die Verbannung in
121) S. A. 108«. Dass auch unten den aQxaioi. in nsgl nsv. p. 26, 8.
27, 12 (Stob. Flor. III. p. 212, 26. 213, 21 Mein.) die alten Kyniker »u ver-
stehen seien, vermuthet Wilamowitz S. 307. A. 19 n^ohl mit Recht,
8. Hense S. XXXVIII f., dem ich ganz darin beistimme, dass T. diese
„Alten" schwerlich selbst gelesen hat, sondern den Ausdruck seiner Quelle
(Bion) nachschreibt.
122) S. Hense S. XXXIV f. Dass T. Kyniker war, hat Wilamowiti
gezeigt. Wenn Zeller II*, 1. S. 327. A. 1 ihn trotzdem noch för einen
kynisch gefärbten Stoiker hält, so schwindet der letzte Schein hiefur mit
der Beseitigung der mit Unrecht von Zell er und. Wilamowitz S. 300
gebilligten Conjectur von Meineke (s. A. 199) in n. nsv, p. 35, 16 (Stob.
III, 201, 26) 6 "Aaaiog, während vielmehr mit Gramer und Halm 6 cißiog
herzustellen ist^ s. Hense S. XXII ff.
128) EkL II. p. 194 ff. W, Flor. V, 67 (I, 123 f. Mein.\ XL, 8 {II, 65 ff.).
XCVn, 81 und XCV, 21 (lll, 211 ff. 200 ff.). XCVIII, 72 (III, 234 f.). CVIII,
82. 83 (IV, 49 ff.). Ueber den Ausdruck nsQ^araaig vgl. auch C. 36. A. 20.
124) p. 44, 7 (IV, 51, 16 M.). UtTiüTi yvv^ => 46, 4 (30 M.). rav nag'
ilfUv ug Yvvai%av, Mit Unrecht erhebt E. Weber a. a. 0. S. 212 ff. A. 1
hiegegen Bedenken, s. Hense S. XXVIII. Dass aber die GrOnde, mit
denen Wilamowitz S. 300. A. 10. 11 ein Gleiches von nsgl avta(f%Biccgy
icbqI tov firj xiXog x. r. X, und itSQl dnad's^ag darzuthun sucht, in der That
bei einem solchen Compilator nicht ausreichend sind, haben Weber a. a. 0.
und Hense S. XXVII f. CVIIf. gezeigt. Die Ausfahrung in der gegen
Epikuros gerichteten Schrift nsgl tov firi riXog x. r. Z., an dem Lebenslauf
eines attischen Borgers, dass die Glückseligkeit nicht in der Summe der
Genüsse bestehen könne, ist eben, sei es mittelbar, sei es unmittelbar aus
Erates entnommen, und beweist daher für T. nicht das Geringste. Völlig
misslungen aber ist der Versuch von Wilamowitz S. 800 zu erhärten,
dass die Rede über die Armuth schon um 264 noch bei Lebzeiten des
Kleanthes (s. A. 122) gehalten sei, s. Hense S. XXII— XXVIII. Aus p.29,
6 ff. 36, 4 ff. (IlI, 214, 17 ff. 201, 12 ff.) geht nur hervor, dass sie nach dem
Tode des Erates entstand , mögen nun die hier erzählten Dinge unmittelbar
theilsaus Zenon, theils aus Metrokies stammen oder aus Bion abgeschrieben
sein, s. darüber A. 108® und Hense S. XXVI. CV. Dass auch die Schlag-
worte von Lakonerinncn in n, an. p. 44, 8 ff. mit ihren Anflügen von
Dorismus und die Erzählungen von Lakedämoniem ebendort p. 46, 7 ff.
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4. Kyniker. Teles. 43
Megara^^^), und zwar um 240***), namentlich, wie schon ge-
sagt*^, mit Benutzung von einem Dialoge Stilpons.
Aus der Schule des Metrokies ging eine Reihe von Kynikern
hervor^*®), und namentlich diesem Kreise, dem doch wohl auch
Teles nahe gestanden haben wird, dürften die weitere „litterarische
Ausbildung der Diogeneslegende'^ und die zahlreichen Fälschungen
von Dialogen unter der Maske des Antisthenes und besonders
des Diogenes**®), so weit sie nicht schon älteren Datums waren *^^),
und der angeblichen Ghreien des Diogenes und auch wohl Briefe
und nsQl 917^5 p. 20, 10 ff. gleichwie «. tcbv. 37, 4 ff. aus Bion eot-
nommen sind, macht Hense S. CVII f (vgl. S. XLI f.) einigermasscn
wahrscheinlich.
126) Dies schliesst Wilamowitz S. 300 ff. mit Recht (gegen die Ein-
wendungen von Weber a. a. 0. u. S. 168 s. Hense S. XXVllI— XXXIl)
ans p. 21, 11 (69, 6) ff. vgl. m. 16, 4 (66, 11) f. 21, 5 (68, 80) ff., und diese
Stellen, wie Wilamowitz weiter bemerkt, zeigen eben auch, dass T. ein
Athener von Geburt schwerlich war, vielmehr in Megara, wo er damals
seine Heimat hatte, auch wohl geboren ward (vgl. auch Hense S. XXVIII f. 96).
Das Publicum bestand wenigstens grossentheils aus Jünglingen ta (isiffanta
zavxl 16, 10 = 66, 18). Daher nennt T. sich naidayatyoq 16, 14 (66, 23)
nach Bion {n. avx, 3, 9 » I, 123, 11).
126) Wie Wilamowitz S. 302 ff. nach dem Vorgang von Droysen
Hellenism. IIP, 1 S. 407. A. 2 genauer nachgewiesen hat. Chremonides, aus
Athen verbannt, lebt in Gunst bei Ptolemaeos lU, der kürzlich (s. Flut.
Arat. 24) eine grosse Flottendemonstration gemacht, und der den (als
Hanpttheilnehmer der Revolution des Agis) aus Sparta verbannten Hippo-
medon (etwa 241) als Statthalter über Thrakien gesetzt hat (p. 16, 2 ff. »
66, 9 ff.). Die athenischen Verbannten leben in dem freien, also dem achäi-
schen Bunde (242) zugetretenen Megara (21, llff. => 69, 5 ff.).
127) S. A. 46 ^
128) S. die Aufzählung bei La. Di. VI, 95. Vgl. Zeller S. 286. A. 1,
wo noch andere Kyniker (Thrasyllos, Sotades) zusammengestellt sind;
Kolotes aber ist dort zu streichen, s. Zeller selbst in der folgenden A. 2,
ebenso in letzterer Ktesibios, s. C. 21. A. 486. Ueber Menedemos
handelt La. Di. VI, 102, wo er denselben als Schüler des Lampsakeners,
also doch wohl des Epikureers Kolotes bezeichnet, während 95 als Zögling
des fichekles, eines Schülers von Theombrotos und Kleomenes, zwei
Schülern des Metrokies. Dieser Menedemos scheint also, wie Zell er be-
merkt, von den Epikureern zu den Kynikern übergegangen zu sein. Als
Schüler des Kleomenes wird hier auch Timarchos genannt. „War dies
etwa derselbe, welcher im 10. (12. Sehn.) Epigramm des Kallimachos er-
scheint?** (Knaack). Ueber Diodoros von Aspendos s. C. 32. A. 449.
129) Wilamowitz S. 299.
130) Denn von den Bastarden unter dem Namen des Antisthenes waren
drei, wie schon bemerkt ist, bereits von Pasiphon, s. A. 62^. 65.
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44 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. H&lfte des 2. Jahrb.
des Krates angehören ^^*). Als hervorragend (i7Ci(pavi^g) aber
wird unter den Schülern des Metrokies ^^*)
Menippos ^*') der Sinopeer genannt, ursprünglich aus Gadara
in Kölesyrien*"), ein „phönikischer** Sklave des Pontikers Baton**^),
mit dem er also ohne Zweifel in Sinope lebte ^*^. Später aber
erwarb er sich, wie es heisat*^'), durch Wucher so viel Ver-
mögen, dass er sich in Theben das Bürgerrecht erkaufte. Seine
Wirksamkeit fiel also wenigstens theilweise noch in die erste
Hälfte des dritten Jahrhunderts, wozu vielleicht auch die Er-
dichtung seiner Feinde und Neider stimmt, dass seine Schriften
in Wahrheit von den Kolophoniem Dionysios und Zopyros
verfasst seien, wenn anders dieser Kolophonier Zopyros doch
möglicherweise, um nicht zu sagen wahrscheinlich, derselbe mit
dem Rhetor dieses Namens, dem Freunde des Sillographen Timon,
war"^). Diese Schriften nun aber waren lediglich satirischer
181) S. A. 84. 1S2) La. Di. VI, 96.
188)Ley De vita scriptisqae Menippi Cynici, Köln 1848.4. P.V.Fritz sehe
De scriptoribns satiricis specimeu III. IV. V., Rostock 1866. 1866. 4.
Th. Fritzsche Menipp und Horaz, Güstrow 1871. 4. Nachtr. Philologus
XXXIl. 1873. S. 744—748. Wildenow De Menippo Cynico, Halle 1881. 8.
(Doctordiss.) Wachsmuth Sillogr. Gr.* S. 78—84 (dem ich mich in allen
Stücken anschlieese). Dazn Riese Varron. sat. rell. S. 8 ff. und die Fragms.
bei demselben S. 248 f. Gegen die Ansichten der beiden Fritzsche ist
auch auf Wachsmuth Phil. Anz. IV. 1872. S. 196-199 und Rowe Quo
iure Horatius in saturis Menippum imitatns esse dicatur, Halle 1888. 8.
(Doctord.) zu verweisen, vgl. A. 114.
184) Strab. XV. 759. Phil. b. Steph. v. ßyz. FaSa^a.
135) La. Di. VI, 99. t6 dvinad'iv ^v ^oivi^ SovXog^ mg qyriCiv ^AxtiXuog
iv 'H^ivioig, diQ%XTig 8\ xal tov S^anotriv avtov IJoviinov. slvai xal Bd-
zfova, HctXiCad'tti.
186) F. V. Fritzsche a. a. 0. Spec. IV (Winterkatal. 1866/6) S. 5 f.
137) Diokl. b. La. Di. in den zunächst folgenden Worten. — Die Er-
zählung des Hermippos- ebend. 100 über seine Todesart lasse ich wiederum
auf sich beruhen.
138) La. Di. VI, 110, vgl. IX, 114, s. unten A. 626 u. C. 85. A. 69—61.
Dazu kommen (was freilich auch noch nicht zwingend ist) seine Schriflen
(s. A. 139. 141) gegen Arkesilaos und Epikuros. Lukian. Icaromen. 16 (vgl.
Zeller III^ 1. S. 766. A. 1) setzt ihn ausdrücklich in die Zeiten nm 280,
Prob. z. Verg. Ecl, VI, 81 nennt ihn wenigstens älter als Varro, und
Hermippos hatte ihn schon behandelt (s. A. 187). Vgl. F. V. Fritzsche
Ausg. des Lukian. a. a. 0. S. XXXVIII ff. n. bes. Nietzsche Rhein. Mus.
XXIV. S. 192 f. Beitrr. zur Quellenkunde des Diog. L. (Basel 1870). 8. 28 ff.
Zeller H*, 1. S. 286f. A. 3. Nun scheint aber Diokl. b. La. Di. VI, 99
ihn vielmehr als Zeitgenossen des Meleagros anzusehen: rä Sl ßtßX^a nvrov
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4. Kyniker. Menippos. 45
Art, dreizehn an der ZahP^^), menippeische Satiren, wie sie
nach ihm genannt wurden, Prosa mit Versen durchflochten**®),
und zwar ohne Zweifel theils selbstgemachten, theils von älteren
Dichtern bald wortlich und bald mit parodischer Abänderung
entlehnten, theils, wie es scheint, Dialoge, theils Briefe, theils
Erzählungen mit dialogischer Zuthat, theils vielleicht Paränesen,
theils Streitschriften gegen Naturphilosophen, Mathematiker,
Grammatiker^*^). In einer von ihnen, der Nekjia, folgte er in
TiolXov Ttataytlattog yifisi %ci£ rt (xotv* Hecker) r<Fov xotg MtXBayqov xov
%ax' avxov ysvoftiwov, aber dies bezeichnet schon F. V. Fritzsohe Scr.
Bat. IV. S. 5 als ein „mendum*'y und das Richtige sah Maass De biogra-
phis Graecis (Berl. 1880). S. 17 f.: dieser Schein ist durch das schlechte
Contaminiren des La. Di. entstanden, und xorr' avtov ist auf Diokles za
beziehen, so dass dieser vielmehr als Zeitgenosse des Meleagros angegeben
wird. S. A. 136. 1S7.
139) La. Di. 101: xa 9' oiv xov Kwinov ßißUa iaxl 8B%otxqia' Ni%vt€t,
dia^xai^ *Efti6xoXal xexofn^fvjiiivat ano xov xav d'smw n(f06<onoVy nQÖg
xovg (pvai%ovg %ai fLa^ftaxixovg nal yQaftfi(xxi%ovg^T¥Kal Povag 'EniyiovQOVy
%txl xag d'QrjCTisvofiivag vn avxmv sltidäccg (s. A. 414). Die Aufzählung
war doch wohl ursprünglich vollständig; auch sind im jetzigen Text weder
die Accusative noch das avxmv am Schlüsse begreiflich; also ist vor %al
roväg eine längere Lück^ anzunehmen, s. Usener Epicurea S. LXIX (der
dies nur mit Vorbehalt thut). S. A. 141.
140) Dies erhellt schon aus den Nachahmungen Varros, ausserdem aber
8. Prob. a. a. 0. omnigeno carmine satiras sum expoUverat und dazu Roh de
Gr. Rom. S. 248 f. A. 1. Lukian. Bis accus. 33. ovx8 ne^og . . . ovxe inl xmv
(lexQtov . . . all* tnno%evxavQov dUriv avvd'sxov xi. Von den wörtlichen
Bmchstücken ist eins aus dem Arkesilaos (Ath. XIV. 664 e) prosaisch, ein
anderes (Ath. L 32 e) metrisch.
141) Die Lücke in dem Verzeichniss bei La. Di. a. a. 0. lässt sich
noch theiiweise ausfüllen. Es kommen hinzu aus La. Di. selbst §. 29
(s. Wachsmuth S. 82. A. 7) Jioysvovg ngaai^g und aus Ath. XIV. 629 e.
664 e (s. A. 140) I>v{in6aiov und 'AQxsaÜaog: in ersterem stand eine Ver-
höhnung .der stoischen Lehre vom Weltbrand: naXsCxcci ös xig xal alXrj
0QXV^''S ^ocfiov i%nv(f€oaig, ^g iivrifiovsvsi M. 6 Kvvmog iv reo £v(inoaiaj,
in letzterem ward ein stattgehabtes Gastmahl geschildert. Die Ni%vut war
vielleicht das Vorbild, wie schon A. 114 bemerkt ist, für Horat Senn.
II, 5, desgleichen vielleicht für die Nsnvoiuivxsia des Lukianos, und an
die 'EniaxoXai schloss sich dieser wohl in seinen Götterdialogen an; nQog
xovg ipvaiTLOvg x. t. 1. waren wohl drei Streitschriften und nicht eine; über
die Povul *Ent%ovQov s. Usener a. a. 0. S. LXIX f. — Die Form von
Dialogen (sei es directen, sei es wiedererzählten) für einen Theil dieser
Schriften erhellt aus der A. 140 angezogenen Stelle des Lukianos. — Strab.
und Steph. a. a. 0. 0. nennen ihn in Bezug auf diese seine Satiren cnov
doyiXoiog, vgL A. 8S.
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46 Zweites Capiiel. Philosophie.
der Einkleidung offenbar dem Vorbilde des Krates. Von seinen
Nachfolgern, zu denen auch Lukianos gehörte, waren die ältesten
uns bekannten Varro in seinen Saturae Menippeae^*^^) und
Meleagros, Sohn des Eukrates, aus Gadara, später in
Tyros heimisch^**), dessen Blüte mit Recht in den Anfang des
ersten Jahrhunderts gesetzt wird^*'), und welcher im Alter in Kos
lebte *^) und dort starb ^*'^). Abgesehen von seinen menippeischen
Satiren ^^^) scheint er aber auch dieselbe Person mit dem Verfasser
141 *>) Varr. b. Cic. Acad. I, 2, 8. Menipputn imitati non interpretati.
Von ihm stammt der Name „menippeische" Satiren, während Andere sie
„kynische" nannten, Gell. II, 18, 7. Macrob. Sat. I, 11, 42. Knaack
Menipp und Varro, Hermes XVIII. 1883. S.' 148— 150 sucht wahrscheinlich
zu machen, dass Varro im ^TdQOnvcav (Fr. 576 Büchel.) dem Zvfinoeiov des
M. gefolgt sei.
142) Anthol. Pal. VII, 417—419. XII, 256, 12. Ath. IV. 157b. Strab.
Steph. a. a. 0. In Schol. Anth. p. 81 (Anth. Pal. ed. Duebner I. S. 54)
wird er zuerst ein Phöniker aus Palästina, dann ein Syrer aus Gadara ge-
nannt, endlich p. 82 heisst es, er habe sich iv roig ifiTCQoad'Bv selbst als
Gadarener bezeichnet. — Ausdrücklich als Eyniker erscheint er (was Zell er
11*, 1. S. 287 f. A. 1 übersehen hat) bei Ath. XI. 502 c (vgl. Ath. IV. 157 b.
b TtQoyovog vfimv MsXiayQog 6 Fa^ecQSvg).
148) Schol. Anth. p. 82: unter dem letzten Seleukos (9S — 80). Dazu
stimmt es, dass sein 132. Epigramm (A. P. IV, 436) eine Grabschrift auf
Antipatros von Sidon ist, welcher bis Ol. 160 (== 140—186) lebte (s. C. 86),
und dass er andrerseits im Einleitungsgedicht (s. A. 150) A. P. IV, ], 42
dessen Schöpfungen noch als neue bezeichnet. Auch hatte er in seine
Anthologie noch keins von den Epigrammen des Philodemos aufgenommen
(vgl. C. 32. A. 213), offenbar weil dieselben damals noch nicht erschienen
waren. S. Jacobs Anth. Gr. VI. S. XXXVI ff. XIII. S. 915 f.
144) Epig. CXXVl (A. G. I. p. 88 Jac.) = A. P. VIII, 419, 5 (vgl.
418, 3 f.).
145) Schol. Anth. p. 81.
146) Ep. CXXVII =- A. P. VII, 417, 4. «peora Msvinvsioig avvtQoxeicag
XccQUnv. 418, 5 f. MsvinitB^oig (so L. Holstein f. MeXtittüng) . . . Xccgtciv
Diokl. b. La. Di. 100 (s. A. 138). Wir kennen drei Titel: ZvfMcoctov, Ath.
502 c, XaQttsg^ Ath. 167 b (wo er den Homeros für einen Syrer erklärte,
vgl. überdies Wachsmuth a. a. 0. S. 84), endlich ebendas. (ausdrücklich,
wie gegen Jacobs zu bemerken ist, von den Xagnsg unterschieden) yls-
%C&ov xccl ^ax^g avyfiQiaig, d. h. nach Wilamowitz S. 294f. „Streit des
Linsenpürees und der dicken Linsen'*, eine, wie Wilamowitz bemerkt,
gut kynische Fortsetzung einer liiterarischen Darstellung, wie sie in den
Hören des Prodikos und dem Streit der beiden Aoyoi in den Wolken des
Aristophanes ihre Vorbilder hatte und sodann zu persönlicher Satire von
Alkaeos aus Messene (Polyb. XXXII, 6, 5) angewandt worden war (s. G. 36),
bei den Römern vielfach nachgeahmt wurde (so in dem von Tiberius reich
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4. Kyniker. Meleagpros. 47
der Schrift über die LehrmeinuDgen der Philosophen^*^) gewesen
zu sein. Ueberdies war er ein sehr fruchtbarer und geschätzter
Dichter von Epigrammen und epigrammenähnlichen Poesien und
der Urheber der ältesten Sammlung von Epigrammen in rein
poetischem Interesse (Anthologie) unter dem Namen Ikktpavog,
in welcher die Epigramme nach ihren Anfangsbuchstaben ge-
ordnet waren ^**). Von seinen eignen in diese Sammlung auf-
genommenen Gedichten haben wir noch gegen 130**^). In dem
ersten, einleitenden ^ in welchem er dieselbe seinem jugendlichen
Freunde Diokles (von Magnesia) widmet, zählt er die Namen
der Dichter ^^), in dem zweiten ^'^^) die der von ihm in Tyros
geliebten Knaben auf, welche er hier gleichsam zu einem Kranze
zusammenreiht. Auch seine Epigramme auf jeden dieser Lieblinge
sind zum grössten Theil noch erhalten ^^°).
belohnteD Dialogus, in quo boUti et ficedulae et ostrei et turdi certamen in-
duxercU Asellius Säbinus, Suet. Tib. 42, Certanun coci et pistoris u. s. yt.),
eDdlich in den Certamina und Conflictus des Mittelalters wiederkehrt. In
Bezug auf die Bolle der Linse bei den Kynikem vgl. bes. Erates Fr. 10
Bergk. Die wenigen Brachstücke dieser Satiren stehen bei Biese a. a. 0.
S. 246. Sehr richtig bemerkt über diese ganze Litteratargattung Wachs-
muth S. 85: „neque Ätticis placuit neqtie viguit mdioribus temporibua, sed
efßoruit recentiore demum aetate et exculta est per tres Syros, Menippum,
Meleagrum, Lticianutn. Frank Zur Satura Menippea, Nikolsburg 1880. 8.
steht mir nicht zu Gebote.
147) TtBQl doimv, La. Di. II, 92.
148) Schol. Anth. p. 81. ino^riaev ds xov d-avfiaaiov rovrovl t6i^ töiv
iviYQa[i(uizaiw axifpavov avvita^sv ds avtcc xara rä eroixsitt,
149) Anth. Gr. L S. 1 fiP. Jac. Specialausgaben von Manso, Jena 1786.
A. C. Meineke, Leipzig. 1789. Gräfe, Leipz. 1811. Charakteristik Ton
St. Beuve Bev. des deux mondes 1845. S. 1006—1028. ün&cht sind unter
ihnen, wie es scheint, nur zwei, Anth. P. XII, 83. 57, s. Eaibel Senten-
tiamm liber primus, Hermes XV. 1880. S. 457 fiF.
150) Anth. P. IV, 1. Von den Zeiten der Sappho an bis tief in die
alexandrinische Periode hinein, und V. 55 sagt er, dass er nicht wenige
Schöpfungen auch von jüngeren Dichtern hinzugefügt habe: ällcov t* ^QVfci
TcoUa vBoyQutpa, Auf die Widmung an Diokles (s. über diesen C. 19.
A. 89 if.) kommt er auch in seinem Schlussgedicht (CXXIX » A. P. XII,
257) zurück. Dass er die Sammlung erst im Alter machte, erhellt aus
A. P; Vn, 417, 7 fiF.
150»») A. P. Xn, 266.
150®) üeber den Versbau seiner Epigramme s. C. 13. A. 74. C. 32.
A. 224 f. u. bes. C. 36.
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48 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. HAlfbe des 2. Jahrh.
5. Die Stoiker ^^').
Zenon^^^), Sohn des Mnaseas oder Demeas*^'), ward wahr-
scheinlich 336/5*^) in Eition auf Kypros, einer Stadt mit ge-
161) R. Hirzel Die Entwicklung der stoischen Philosophie, in seinen
Untersuchungen zu Ciceros philos. Schrr. 11, 1. Leipzig 1882. 8., vielfach
berichtigt von Ludw. Stein Die Psychologie der Stoiker I. Berlin 1886. 8.
(Berl. Stud. III, 1). 11. Die Erkenntnisstheorie der Stoa, Berl. 1888. (Berl.
Stud. VII, 1). Weygoldt Die Philosophie der Stoa, Leipz. 1883. 8.
(populär). Rud. Schmidt Stoicorum grammatica, Halle 1839. 8. (lieber
denselben Gegenstand s. auch Steinthal Gesch. der Sprach wissenscb. b.
d. Griechen u. Römern, Berlin 1863. S. 266—368). C. Wachsmuth Die
Ansichten der Stoiker über Mantik und Dämonen, Berl. 1860. 8. 0. Heine
Stoicorum de fato doctrina, Naumburg 1869. 4. (Progr. v. Pforta). Heinze
Stoicorum de aflfectibus doctrina, Berl. 1860. 8. (Doctordiss.). Stoicorum
ethica, Naumburg 1862. 4. (Progr. v. Pforta). Zur Erkenntnisslehre der
Stoiker, Leipzig 1880. 4. Striller De stoicorum studiis rhetoricis, Breslau
1886. 8. (Doctord., Bresl. philol. Abhh. I, 2). A. Haake Die Gesellschafts-
lehre der Stoiker, Berl. 1887. 4. Luthe Die ßrkenntnisslehre der Stoiker,
Leipzig 1890. 8. — Von unsem beiden Hauptqnellen bricht die eine, Laert.
Diog. Vn, jetzt mitten in der Darstellung des Chrysippos (s. A. 336) ab,
nach einem in P = Paris. 1769 (s. Bonnet Rhein. Mus. XXXII. 1877.
S. 678 ff.) und in dessen Abschrift (s. Usener Epicarea S. XI), dem Lanr.
69, 86 (H) erhaltenen Inhaltsauszuge ging sie einst bis auf Cornutus, tief
in das 1. Jahrh. n. Chr. (s. Rose Die Lücke im Diog. Laert., Herrn. I.
1866. S. 367—397). Die andere, ein herkulanischer Papyros, bearbeitet
von Comparetti Papiro ercolanese inedito, Turin 1876. 8. Riv. di Fil.
III. 1876. S. 449 ff., ist wahrscheinlich von Philodemos und ist nach der
eignen Angabe des Verfassers Col. XVII ausgeschrieben aus dem Stoiker
Stratokies (s. C. 32. A. 7), schliesst daher mit zweien von dessen Schülern.
Der Hauptkem der betreffenden Biographien des La. Di. wiederum stammt
aus dem freilich nur bei Zenon (s. 1. 2. 6. 24. 28) citirten n£va^ tmv anb
Zi^vtovog fpdoa6<pmv xal rcov ßißXi(ov des (s. C. 32. A. 67) noch etwas jüngeren
Stoikers Apollonios von Tyros (s. Wilamowitz S. 103 ff.) welcher für
Zenon, Eleanthes, Chrysippos (2. '£xaira>y de <pr]ai xal 'An. 6 T. 26) die
Chreien des Hekaton (s. C. 82. A. 26) benutzte.
162) M eulemann De Zenone Citieo. Pars I. Groningen 1868. 8.
(Doctordiss.). Weygoldt Zeno von Citium und seine Lehre, Jena 1872. 8.
(Doctord.). Ed. Wellmann Die Philosophie des Stoikers Zenon, Jahrb.
f. Philol. CVII. 1873. S. 432—490. Nachtr. ebend. CXV. 1877. S. 800—808.
C. Wachsmuth Coromentatio de Zenone Citiensi et Cleanthe Assio,
Göttingen 1874. 1876. IL 4. mit Fragms. — Die Lebensbeschreibung bei
La. Di. ist ihrer Hauptmasse nach theils aus jener Biographie des Apollo-
nios, theils ans der viel zuverlässigeren älteren, zeitgenössischen des Anti-
genes von Karysios (12 — 24), aus welcher auch die Nachrichten aus Per-
saeos (s. 28) zu stammen scheinen (s. Snsemihl Jahrb. f. Ph. CXXV.
S. 743) zusammengesetzt, doch in den ans Apollonios entnommenen Stücken
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5. Stoiker. Zenon von Kitioö. 49»
mischter griechischer und phönikischer Bevölkerung^^'*), geboren
und war vermuthlich selbst von gemischter Abkunft ^^^, so dass
sich denn in seinem Charakter neben den vielen grossen und
acht hellenischen Zügen auch einzelne phonikisch- semitische
zeigen, wie namentlich eine übertriebene Sparsamkeit*^^). Seiu
mit mancherlei Einschiebungen uijd Zusätzen aas anderen Scbriflstellern,
8. Wilamowitz a. a. 0. , und zwar zahlreicheren, als Wilamowitz
glaubte, s. A. 161. 164. 169. 184. Antig. gab im Ganzen den Z. der Ge-
schichte wieder, Apoll, den der Stoikerlegende. Die Brnchstücke sind ab-
gesehen von Philod. a. a. 0. Col. III (s. A. 181) vermehrt durch die Ent-
deckung von Zeller Der Streit Theophrasts gegen Zeno über die Emgkeit
der Welt, Herm. XL 1876. S. 422—469 (vgl. dessen Replik Der pseudo-
philcnische Bericht üb. Theophr. Herm. XV. 1880. S. 134—146 gegen Diels
Doxogr. S. 106 ff.; vollständig unberücksichtigt hat diese Replik bei seinen
erneuten Einwürfen v. Arnim Quellenstudien zu Philo, Berlin 1888. 8.
S. 4J ff. gelassen, s. gegen dieselben C. 32. A. 434), dass der von Theo-
phraetos (Fr. 30) bei Pseudo-Philon de incorr. m. c. 23—27. p. 60 tf.
Mangey. p. 969 C ff. Hösch. bekämpfte Gegner der Weltewigkeit nur Z.
sein kann, so dass wir hier auch aus dessen Schrift nsQl tov oXov (s.
A. 189. 198 B) Fragmente haben.
163) La. Di. VlI, 1. Mnaseas auch 10 f. 31. Suid. Zrivcov. Aet Plac.
(== Pseudo-Plut. Plac. I, 4, 1 und Stob. Ekl. I. p. 306 H. 126, 17 W., wo
die Handschriften Mvaeaiov geben) p. 289, 1 Diels. Paus. II, 8, 4, dies ist
also wohl der richtige Name.
164) Wie Rohde Die Chronologie des Zeno von Kition, Rhein. Mus.
XXXIII. 1878. S. 622-626 und Gomperz Zur Chronologie des Zeno und
Kleauthes L, cbend. XXXIV. 1879. S. 164—166 nachgewiesen haben, s. A. 183.
184. Vgl. auch Top ff er Quaestiones Pisistrateae , Dorpat 1886. 8. S. 142—
146. Gegen G. F. Unger Die Zeiten des Zenon von Eition und Antigonos
Gonatas, Münchner Sitzangsber. 1887. I. S. 101 ff. , welcher die Geburt des
Z. 348/7 und dessen Tod 266/6 setzt, s.Susemihl Analectorum Alezan-
drinonim chronologicorom part. IL, Greifswald 1888. 4. S. XXIII ff., und
gegen Brinker Da? Geburtsjahr des Stoikers Zenon aus Citiam nnd dessen
Briefwechsel mit Antigonos Gonatas, Schwerin 1888. 4., welcher bei La.
Di 28 (s. A. 169) die Zahl 72 mit Clinton und Unger in 92 und die
Zahl 68 in 48 ändern will nnd so auf das Geburtsjahr 366 gelangt, siehe
Susemihl Das Geburtsjahr des Zenon von Eition, Jahrb. f. Phil. CXXXIX.
1889. S. 746—761.
166) La. Di. 1. noXiafMc 'ElXrjvmov ^o^vinus ino^tiovg iaxriKog.
166) Denn er wird wiederholt (La. Di. 3. 16. 26. 30. II, 114. Suid.
Zrivmv, Ath. XIII. 663 e. Cic. Fin. IV, 20, 66) selber geradezu ein Phönikier
genannt, und bei La. Di. 6 heisst es, dass auch die Eitler in Sidon ihn
zu den Ihren zählten; jedenfalls stand also seine Vaterstadt ihrem phöniki-
sehen Bestandtheile nach noch in fortdauernder Verbindung mit Pbönikien.
Vgl. Stein a. a. 0. L S. 2 ff. A. 8.
167) ßccQßttQiUTi afiLiiQoloy^a La. Di. 16 (nach Antig.) .
SuBiMioL, griech.alex. Litt.-Oesch. I 4
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50 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Vater hatte als reisender Kaufmann ihm sokratische Schriften
aus Athen mitgebracht, so dass er ohne Zweifel schon zu Hause ^
namentlich Xenophons Memorabilien las, welche einen grossen
und bleibenden Eindruck auf ihn machten und auch hernach in
seiner Schule ein Lieblingsbuch wurden^ und so ging er mit
der Absicht eines gründlicheren Studiums der Philosophie nach
Athen*»*), 22 Jahre alt*«^), also 314 *«0- Hier schloss er sich
zuerst und auf längere Zeit ausnahmslos dem Eyniker Erates
an*^^), doch stiessen, wie es scheint, schon ziemlich früh die
kjnischen Roheiten ihn ab**^), und auch die dürftige Lehre dieser
Schule genügte auf die Dauer seinem wissenschaftlichen Streben
nicht *^). Und so wandte er sich denn in einem sehr natürlichen
158) Und nicht erst, wie die Sage bei La. Di. S berichtet, später in Athen.
159) Mit Zeller III^ 1. S. 28 f. A. 1 folge ich der einfachen und an-
gesuchten Angabe des Demetr. y. Magn. b. La. Di. 31 gegenüber den ver-
schiedenartig ausgeschmückten Legenden, zn denen auch die Art gehOrt,
wie Z. die Bekanntschaft des Erates gemacht haben soll, bei La. Di. 2 — 5
(d. i. Apollonios). 31 f. und Andern.
160) Nach dem selbstverst&ndlich allein glaubwürdigen Zengniss seines
Schülers Persaeos in dessen 'H^i%al c%oXaC b. Diog. 28 (s. A. 152. 169. 258.
266), gegen welches die Rnndzahl 30 (ebend. 2) nicht aufkonmit.
161) Im Todesjahre des Xenokrates, während er nach Timokrates
(schwerlich dem Epikureer) im Dion diesen noch 10 Jahre lang gehOrt
haben soll oder auch (nach weniger wahrscheinlicher Construction) Stilpon
and hernach diesen zasanmien so lange Zeit, La. Di 2. ^t^xovffc di, not-
9dnsQ ngosiffrirai (VI, 105), KQatTjTOs' sha %al Ztdnoivoq unovcaC tpaoiv
avtoi' xal Ssvongdtovg itr} ^fxa, cag TifiongccTrig Iv xm J^tovt, dXla %al
TIoXifKovos. Die Worte mg — Jimvi oder aach sogar xal ISsvoxgdrovg —
z^^cDi^i stammen übrigens schwerlich, wie Wilamowitz S. 111 glaabt, aas
Apollonios, s. A. 169 and Sasemihl Jahrb. f. Ph. CXXV. S. 743 f. Vgl.
aach Namen, b. Easeb. P. E. XIV, 5, 11. 729 b. UoXifimvog S' iySvovto
yvmQifioi *AQ%BoiXaog %al ZTJvoy (vgl. 6, 11. 731 c) . . . Z^vova ju^y ovv
fiifivrifiai Btnmv SsvongdtBi^ eha 9h TLoXiyLünvi <poiT^(Fai, ai^ig Sh xagd
Kgatriti %vv{cai' vwl S\ avz& XsXoyia^m oti nal EtlXntovog fistiaxB,
162) S. darüber auch La. Di. 12 (nach Antig.). 163) La. Di, 8.
164) La. Di. 4. tsXsvxulov Sh dniatt} (nämlich von Ejrates) nal xav
nQosiQTjfiivtov Tj^ovatv ^mg itöov stuociv. Diese Worte hängen eng zu-
sammen mit denen am Anfang dieses §. 4 fog fiev ovv tivog {xove tov
KQäxritog^ von denen sie Diog. durch den auf letztere folgenden Einschub
Zt8 %. t. X. und die Art, wie er an- diesen das Schriftenverzeichniss anreiht
(s. A. 192. 194), abgerissen hat. Der Zusatz : ^mg it6v sPhociv stammt yiel-
leicht wiederum nicht aus Apollonios, s. A. 168. 169. Andrerseits ist
schwer abzusehen, wie Deijenige, welcher ihn machte, sich mit den obigen
hfi dixa (2, s. A. 161) für Xenokrates oder Stilpon und Xenokrates aUein
hätte befreunden können.
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5. Stoiker. Zenon von Kition. 51
Üebergange zunächst dem Stilpon zu^*^), hierauf dem Diodoros
Kronos, mit dessen Schüler Philon er sich, wie schon gesagt,
eifrig im Disputiren übte"^), und zuletzt dem Akademiker Pole-
mon*^'). Nach dieser angeblich ^^) zwanzigjährigen, in Wahr-
heit vermuthlich kürzeren '^'') Schülerzeit, also spätestens seit
294 trat er endlich selbst als Lehrer auf in der 6toa noiTcUrj,
von welcher die neue Schule, anfangs Zenoneer geheissen^^®),
später den Namen Stoiker erhielt. Und zwar pflegte er, dem
alles Menschengewühl zuwider war, sich am Liebsten in der
165) ApoUon, b. La. Di. 24, vgl. 2 (s. A. 161) u. II, 114. Herakleid.
Lemb. ebend. II, 120.
166) Hippobotos b. La. Di. 26. (Antig. v. K.) ebend. 16, s. oben A. 48.
Susemihl Jahrb. CXXXIX. S. 760 f. Apollonios scheint ihn freilich nicht
zu Zenons Lehrern gerechnet zu haben, s. A. 161. 164. Bei Suid. werden
nur Erates und dann Polemon genannt.
167) Hippob. a, a. 0. Vgl. A. 161. Cic. Fin. IV, 16, 46. Acad. I, 9, 34 f.
Strab. XIIL 614.
168) Wenn andere die A. 164 ausgezogene Stelle nicht sogar bedeutet,
er habe nach Erates auch noch zusammen 20 Jahre Stilpon, Xenokrates
und Polemon gehört.
169) Abgesehen yon dem eben A. 168 Gesagten ist die Bundzahl 20
schon als solche verdächtig. Sodann setzt sie sich wenigstens in der Com-
pilation des Diog. in Beziehung zu der falschen Angabe, dass Z. noch den
Xenokrates gehört habe. Endlich wenn es bei Diog. 28 heisst: oxtco yag
ngog xotg ivsvi^iiopta ßtovg itri natiotQBfpfv avoöog xttl vyirjg iniTsXiaag.
Tlfgaaiog di tpriaiv iv taÜg 'qd'iTicttg cxoXaCg 9vo %al eßSoiiTjTiovra höav ts-
Xivzriccci avx6vy iX&s£v 81 yfÖTJyofJf 9vo Tial einooLV itciv. 6 d' UnoXXcaviog
q>riöiv atprjyi^aaad'ai aixov irrj dvotv 8iovta s^'qnovxa^ so können, was
zuerst Rohde Rhein. Mus. XXXIII. 1878. S. 178. A. 2 bemerkte, Wilamo-
witz aber ausser Acht gelassen hat, nicht alle drei Zahlen, die erreichten
30 Jahre bei der Ankunft in Athen (s. A. 160), die 20 Lehr- und die 98
Lebenszeit aus derselben Quelle (Apollonios) stammen, denn die 68 Jahre
Schulvorstandschaft würden mit jenen beiden ersten Zahlen zusammen viel-
mehr 108 Lebensjahre geben. Dass Apollonios 98 annahm, ist wohl wahr-
scheinlich, aber welche von den beiden anderen Zahlen 30 und 20, ja ob
eine von beiden ihm angehört, ist sehr ungewiss. Wollte man aber auch
ihm in §. 2 die Worte rjdrj tQiccHovtovTrig und vorher entweder xal SevO'
ngdxovg — z^^covi oder doch ^xrj — Jionvi (s. A. 161) absprechen, dagegen
in §. 4 ^tog ixmv sCnoaiv belassen, so macht doch die Unrichtigkeit seiner
anderen Zahlen auch die Richtigkeit von dieser bedenklich. Vgl. Susemihl
Zenon von Kition, Jahrb. f. Philol. CXXV. 1882. S. 737—746 (mit der
Replik von Rohde ebend. S. 881 f. und der Antwort von Susemihl ebend.
CXXVn. 1888. S. 223 f.). Das Geburtsjahr des Zenon, ebend. CXXXIX. 1889.
(s. A. 164) S. 746 f.
170) (ApoUon. b.) La. Di. 6. xa-ö-a tpriat xal 'EnUovQog (Fr. 198).
4*
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52 Zweites Capital. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
Weise des Aristoteles mit zwei oder drei Freunden auf und ab
gehend zu unterhalten^'*); selbstverständlich hielt er aber auch
eigentliche Lehrvorträge. Bald nach 294, im Winter 293/2 ward
Demetrios Poliorketes König von Makedonien, und dieser so wie
sein Sohn Antigonos Gonatas brachten sodann wiederholt längere
Zeit auch in Athen zu*'^), und so wurde der letztere Zenons
Schüler und Freund, was er auch bis zu dessen Tode blieb*'*):
so oft er nach Athen kam, horte er dessen Vorträge*'*), und es
leidet keinen Zweifel, dass er gleich nach seiner Thronbesteigung
276 denselben an seihen Hof ziehen wollte, Zenon aber es ab-
lehnte und statt seiner, wie schon erzählt ward*'**), seinen
Landsmann und bisherigen Hausgenossen Persaeos und noch einen
anderen seiner Schüler, den Thebaner Philonides, sandte*'^). Die
Geschenke des Königs nahm er an, wusste aber dabei seine
Würde zu wahren*'^). Weislich enthielt er sich, stolz darauf
ein Kitier zu sein*"), aller Einmischungen in die politischen
Händel, sei es im Interesse der Athener, sei es vollends gegen
dasselbe, und als Demochares ihn um seine Verwendung beim
König, offenbar zu Gunsten Athens, anging, brach er den Um-
gang mit diesem Manne ab*'®). Sein Wesen war ernst, etwas
schweigsam, ja herb, doch zugleich gesellig; ein überaus schlag-
171) (Antig. V. K. b.) La. Di. 14. 172) Vgl. Wilamowitz 8. 202 ff.
178) Antig. V. K. b. Ath. XIII. 608 c. La. Di. 18. 16. Vgl. Aelian.
V. H. IX, 26. Weiteres bei Zeller S. 81. A. 4.
174) (Apollon b.) La. Di. 6. 174^) C. 1. S. 3.
175) (Apollon. b.) La. Di. 6. 9 {dniatsilB Sl UsQüaCov xal ^iXavldriv
xov SrißaroVf <ov dfiq>otiQtov 'EninovQog ftvrifiovevsi mg avpovxav 'Avnyovm
iv t^ nqoq 'AqiaxoßovXov xbv dSeXipdv intütoXij), ferner La. Di. 36 n. daza
unten A. 263. Vgl. IV, 46 u. ö. V. Arat. 3. p. 6S, 16 f. 4. p. 60, 10 ff.
Westerm. Philod. Ind. St. Col. XIII. C. 10. A. 14. 19. Dass freilich der
Ton Apollon. b. La. Di. 6—9 mitgetheilte Briefv^echsel zwischen dem EOnig
und Z., welchen mit Recht bereits Brncker Hist. pbil. I. S. 897 anzweifelte,
gefälscht ist, ergiebt sich schon darans, dass Z. sich hier 80 jährig nennt
(s. A. 188). Ausserdem s. bes. ünger S. 110 ff., TOn dessen Erörterungen
freilich Alles abgezogen werden muss, was mit seiner unrichtigen Be-
rechnung von Z.*s Lebenszeit (s. A. 164) zusammenhängt
176) Nach dem eigoeo Zeugniss des Königs, (Antig. y. E. b.) La. Di. 18.
177) Antig. V. E. b. La. Di. 12. Antipatros v. Tars. b. Plut. Sto. rep.
4. 1034a, s. A. 186. 332.
178) (Antig. V. K. b.) La. Di. 14, missyerstanden bei Droysen Hellenism.
m\ 1. S. 230. A. 2 und Zeller S. 80. A. 3. AeUan. V. H. VII, 14. noXXd
91 nal Zi^vmv vn'kQ 'Ad-rjvai(oif iitoXitsvaato ngog Uvtfyovov verdient daher
keinen Glauben.
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6. Stoiker. Zenon von Kitdou. 53
fertiger Sarkasmus stand ihm za Gebote; ein grosser Menschen-
kenner^ war er gegen jüngere Leute nachsichtig ^^^). Seine Lebens-
weise war überaus einfach und massig ^^)^ und so erhielt er,
wie es heisst, seinen schwachen Körper fast immer gesund ^^^);
doch wird Ton einer längeren Krankheit erzahlt*®*). Verheirathet
war er nicht. Er starb, 72 Jahre alt*»»), Ol. 129, 1 *»*) = 264/3
179) Antig. V. K. b. Ath. XIII. 607 c. 608 c. La. Di. 13.
180) Für gewöhnlich behalf er sich ohne Aofwärter, noch seltner hielt
er sich statt eines solchen eine Auf Wärterin, (Antig. y. E. b.) La. Di. 13,
missyerstanden bei Ath. XIU. 663 c (oder yerdreht?) and sogar noch bei
Zeller S. 30. A. 1 und Hirzel S. 68. A. 1, s. Wilamowits 8. 116.
Snsemihl Jahrb. CXXY. S. 741. A. 30. Daraus ward das Märchen (Sen.
Consol. ad Hely. 12, 6), er sei zn arm gewesen, nm sich einen Sklayen zu
halten. Umgekehrt übertrieb schon Antig. y. K. seinen Beichthum (La.
Di. 13). Weiteres b. Zeller S. 28 f. A. 1. S. 30. A. 2.
181) S. die A. 169 angef. Stelle La. Di. 28 (ygl. Suid. , wo es gleich-
falls heisst: %atsütQ8rff8 ror ßiov avoaoq %al vyirig diaxBliccts) , über seine
Eörperschwäche aber das Selbstzeugniss bei Philodem. Ind. St. GoL DI,
femer Timoth. Apoll. Pers. b. La. Di. 1 (ygL A. 266).
182) Diokl. b. La. Di. 162, ygL Muson. b. Stob. Flor. XVII, 43.
183) Pers. b. La. Di. 28 (s. A. 169), nach ApoUon. (?) ebend. und
Pseudo-Lukian. Macrob. 19, auch wohl Philod. nsQl xmv tpiloaotptov (s. G. 32.
A. 188) Col. rV, 4 f. ivev .... yByopota x^ara^av^Ci^y^, freilich yielmebr
98, nach Suid. Z^vatv und ccvsig 90 (wenn anders nicht auch hier mit
Küster 98 herzustellen ist), nach Philod. a. a. 0. Z. 6 ff. (^axgyig l'<yyiffT>a
tAv q %al % itmv sogar beinahe 101. S. darüber A. 184.
184) Nach der schon yon Zumpt S. 76 für richtig erklärten Angabe
des Hieronymus zu Euseb. Ghron. U. p. 121 SchOne, yon welcher die des
armenischen Uebersetzers freilich nm 4 oder 6 Jahre (s. Unger a. a. 0.
S. 106) nach rückwärts abweicht, die aber inzwischen anderweitig bestätigt
ist, s. A. 217, auch 200. 218. Vielleicht, aber eben auch nur yielleicht
mit Recht yermuthet Bohde, auch Apollonios habe an kein anderes Sterbe-
jahr gedacht, sondern sich nur durch jene gefölscbte Gorrespondenz (s. A. 176)
täuschen lassen, habe diese schon gleich nach dem Tode des Poliorketes
(283), also 282 angesetzt und folglich^ indem er den Z. damals für 80 jährig
hielt, ihn 264/3 als 98jährig bezeichnen müssen. Dagegen irrt jedenfalls
derselbe Roh de mit der Annahme, es habe überhaupt keine Ueberlieferung
yon einem anderen und späteren Todesjahr gegeben; hiergegen ist Unger
im Recht. Dies erhellt nicht bloss daraus, dass yon gewisser Seite her noch
Chrysippos (geboren um 280) und sogar noch Eratosthenes (geboren zwischen
276 und 272) als Schüler des Z. fälschlich bezeichnet wnrden, La. Di. 179.
Strab. I. p. 16, s. A. 316. G. 16. A. 4. 10, sondern auch aus der ausdrück-
lichen Angabe bei La. Di 6, welche überdies den Persaeos zu jung macht
(s. A. 261): ^xfia£e {nsgaaiog) 'nara trjv Tgia%oozriv xal itiaTOCTriv olvfi-
nuida (■■ 260—266) r^dri ysQovxog ovxog Zrivavog, Dieselbe kann
freilich wenigstens ihren letzten , auf Zenon bezüglichen Worten nach nicht
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54 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
unter dem Archon Diognetos. Antigonos Gouatas^ welcher damals
vor den Thoren Athens stand; erklärte^ seinen besten Zuschauer
auf der WeltbUhne verloren zu haben und sprach dem gerade
anwesenden athenischen Parlamentär Thrason die Bitte an die
Athener aus dem Verstorbenen die Ehre des öffentlichen Be-
gräbnisses im Kerameikos zu gewähren ^®^), was sie denn wohl
ohne Zweifel auch thaten^^^). Auch im Stil aber verleugnete
Zenon den üalbphönikier nicht: seine Sprache war unrein, seine
Schriften strotzten von unrichtiger Anwendung vorhandener und
von ApoUonios herrühren, wenn anders dieser ihm 98 Lebensjahre gab,
dagegen hat der Gewährsmann des Philodemos rnnthmasslich (obgleich
Roh de S. 624 anders urtheilt) Mitte 255 als Todeszeit im Sinne gehabt,
denn wenn er wiederum nach jenem pseudo-zenonischen Briefe den Z. 276
sich 80 jährig dachte, stinunt auf diese Weise die Rechnung, welche den-
selben fast 101 Jahre erreichen lässt. Ob aber dieser Gewährsmann, wie
ünger annimmt, ApoUodoros war, welchen Philod. Col. XI (s. C. 32. A. 183)
ausdrücklich für Z. anführt {'AnolX6dtoQO£ 6 tovg xQovovg dvayQdipag)y vgl.
auch Col. III, oder ob ApoUodoros die richtige Berechnung aufgestellt
hatte, wie ich Jahrb. CXXV. S. 734. A. 36 nach Rohde und Wilamo-
witz S. 110 gedacht habe, will ich nicht entscheiden, glaube indessen
Ersteres nicht; als unmittelbare Quelle wird von Philod. eine inictoXij xara
<Tov> *JvTi(pmv(^osy bezeichnet; von dem Archon des Sterbejahrs nach dieser
Berechnung ist nur die Endsilbe drjv übrig. War es Arreneides ? S. A. 186. —
Die angebliche Todesart des Zenon, Ariston und Kleanthes (La. Di. 28.
164. 176) ist wahrscheinlich von Diog. selbst seiner Vorlage eingefügt und
schmeckt stark nach Uermippos, s. Wilamowitz S. 103. Ich lasse daher
alle diese Nachrichten auf sich beruhen. Doch s. A. 219.
185) (Antig. V. K. b.) La. Di. 15.
186) Beweisen lässt es sich freilich nicht, und das ächte Decret hat
sich in diesem Falle nicht erhalten. Denn, wie H. Droyscn Der attische
Volksbeschluss zu Ehren des Zenon, Herm. XVI. 1881. S. 291—301 und
ünger S. 114—119 gezeigt haben, das bei La. Di. 10—12 (offenbar aus
Apollon.) aufbewahrte, angeblich unter dem uns sonst unbekannten Archon
Arreneides erlassene Psephisma ist mit Unrecht nach dem Vorgange von
La. Di. 28 und wohl auch (s. A. 184) von dem Gewährsmann des Philod.
von Gomperz, Wilamowitz S. 231 f. 251 f. 340ff. (welcher daher den
Arreneides statt des von Böckh richtig angenommenen Diognetos als
Archon für 264/3 setzen wollte, während Andere andere Auswege suchten),
Töpffer u. A. für die betreffende Urkunde gehalten. Dasselbe bezieht
sich vielmehr grösstentheils , aber nicht ausschliesslich auf den lebenden
Zenon. Es ist also im günstigsten Falle ans zwei ächten, verschiedener
Zeit angehörigen Beschlüssen zusanmiengestückt, wie Droysen annimmt,
vielleicht aber und wahrscheinliclier eine Fälschung gerade so gut wie der
unmittelbar voraufgehende Briefwechsel. Wenigstens ist auf die von
Droysen herangezogene Nachricht La. Di. 6.' itifitov . . . 'A^rjvaioi acpo-
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6. Stoiker. Zenon von Eition. 55
sprachwidriger Bildung neuer Wörter^®'). So schuf er die neue
stoische Schulsprache, und die sämmtlichen älteren Stoiker,
meistens gleichfalls Halbharbaren, scheinen es mit Ausnahme
des Eleanthes nicht besser gemacht zii haben. Sie alle schlössen
sich überdies an den kjnischen Grundsatz an alle Dinge, auch
die unanständigsten, unverhüllt mit ihrem eigentlichen Namen
zu nennen ^^), was natürlich, abgesehen von allem Anderen, auch
zur Eleganz der Darstellung nicht beitrug. Das erhaltene Yer-
zeichniss der Schriften Zenons ^^) umfasst nur diejenigen Werke,
dga tov Ta^vtava ovxmq, aats xal tmv zBixcav avxm tag ^sig nagaHatad'ia^ai,
xal Xffvüm ctBtpavtp Tifirjcai xal XccXxjj sinovi kein Verläse, da mindestens
der von den Thorschlüsseln handelnde Bestandtheil derselben, wie Zeller
8. 80 f. A. 4 bemerkt, eine Fabel ist. Ebenso wenig möchte ich auf Grund
der vagen Angabe yon Antipatr. t. Tars. (s.* A. 177. 832) glauben, dass
ihm das athenische Bürgerrecht geradezu angeboten worden sei. Ueber
eine Statue in Eition s. Plin. N. H. XXXIV. §. 92.
187) Cic. Tnsc. V, 11, 48. ignobilis verborum opifex. Galen. T. VIIL
p. 642 K. naivotofieiv %ccl vittQßaiveiv to xmv *ElXifv<ov id'og iv toig 6v6fJtccai.,
Eine Selbst vertheidigung gegen solche Vorwürfe ist seine Aeusserung b.
Diog. 18 (s. A. 189). Später suchte ihn Chrysippos, ein nicht minder
starker Sprachyerfölscher (s. A. 337 f.), in einer eignen Schrift tcsq} tov
%VQÜog nsxQTia^ai Zr^vtovct toig 6v6\iaci (La. Di. 122, s. A. 336) gegen die-
selben zu rechtfertigen. Tbeilweise hiemit zusammen hängt ein anderer,
in Wahrheit höchst oberflächlicher Vorwurf, der des Mangels an Origi-
nalität, er habe nur älteren Lehren ein neues, phönikisches Gewand an-
gezogen (La. Di. 26, häufig wiederholt von Cicero nach Antiochos Ton
Askalon, s. Zeller S. 31. A. 1).
188) Cic. Epist. IX, 22, 4 f.
189) La. Di. 4, ohne Zweifel nach Apollonios. Es ist, wie Wachs-
muth zeigte, sachlich geordnet: auf 6 ethische Schriften n^gl tov %ata
<pv6i9 pCov^ nBgl opfi^g ^ nsgl av^qmnov tpvoemg^ nBgl nad^mv^ nsgl tov
Ttßdi^tiovtog, ntgl vofiov, nsgl trjg ^EXXrivi'Krjg naidsiag folgen 4 physische,
nsgl otpeag, tcbqI tov oXov^ Ttsgl öTifisioiv («> Vorzeichen), Uv9ayogi%d und
drei logische und ästhetische, Kaf^oXma n^Ql Xi^tonv (a» de singülis verbis,
de verborum delectu, denn Xi^ig bedeutet bei den Stoikern „das Wort",
s. Striller S. 5 f. 52, der daher jene Aeusserung bei Diog. 18, s. A. 187,
dieser Schrift zuzuweisen geneigt ist) , IJQoßXriftata 'OfiTiQiitd , nsgl non^tmfjg
d%Qoda$(og nebst einem Anbang Tix^rj Xtti Xvcsig nccl iXeyxo^ Svo^ 'Anofivri-
HOPBvfMxta Kqutritog mit dem Zusatz ^^txa^ unter welchem aber Zeller
S. 32. A. 1, wenn anders man nicht mit Wellmann ^ XqbCui (s. A. 190)
schreiben will, wohl richtiger eine eigne Schrift (näml. nQofiXriyMxu) ver-
steht, doch s. La. Di. III, 34. xd rif^ind dnofAvrjfioifSv^ata =» Xen. Mem.
Unter der Tixvri yersteht Striller S. 4 eine Dialektik mit Berufung auf
Stob. Flor. LXXXII, 6. C^ic. Pin. IV, 4, 9. Im Uebrigen vgL die Combina-
tionen von Stein IL S. 303 ff. A. 689, und nach dem Vorstehenden ist
Natorp Forschungen 8. 141. A. 1 zu berichtigen.
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56 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
welche von der späteren Stoa als kanonisch anerkannt wurden ^^).
Am Meisten wissen wir yon der IIoXitBÜx, die zwar schwerlich
ein eigentliches Jugendwerk^^^), aber doch vielleicht wirklich zu
einer Zeit geschrieben war, als Zenon sich noch im Uebergange
zum stoischen Standpuukte vom kynischen befand ^^*), über wel-
chen letzteren freilich in dieser Hinsicht auch Chrysippos nicht
hinausgekommen ist und also ohne Zweifel auch Zenon niemals.
In ihr nahm er den ganzen kynischen Idealstaat, wie ihn Diogenes
in seiner Schrift gleichen Titels entwickelt hatte, auf^^^). Es
190) Anders freilich noch Hirzel S. 40 f. A. 2, s. aber Susemihl
Jahrb. CXXV. S. 739 f. Die Titel nsgl ovaiag (La. Di. 134) und tcbqI (pv-
asoag (Stob. Ecl. phys. p. 178 H. 78, 13 f. W.) können einerlei sein mit negi
Tov oXov^ die XqBtai (La. Di. VI, 91) waren von den 'Ano^vriykOVBvykata
nicht verschieden. Anders aber steht es mit nsql Xoyov^ wo Z. die Philo-
sophie in Logik, Physik, Ethik theilte (La. Di. 89. 40, s. A. 221, vgl. auch
C. 32. A. 199), der i^oorix^ "^^h^n (La. Di. 34), den JiatQißai (La. Di. 34.
Sex. Pyrr. III, 206. 246. Math. XI, 190), den 'EniatoXai, aus denen ein
Bruchstück im Floril. des Maximus steht. Das Fehlen von nsgl Xoyw im
Verzeichniss ist auffallend und beruht wohl nur auf Versehen, jedenfalls
lässt es sich nicht so erklären, wie Susemihl a. a. 0. 746 glaubte. VgL
auch A. 194*. 198«. Ob bei Philod. L St. CoL VL <x>al tavtcc yäg riv
slg (royv viivov «£ia iiattt(^x<ogyii6iv imx<1^ . . . sivai S(rjii,yoaiccv . . . und
Col. VII. (^iTCiygccfutayta (nach Comparettis mit Recht nur sehr zweifelnd
ausgesprochener Ergänzung) %al nsgl OQxriatwv fttxl Xvatmdmv (s. G. 6.
A. 11 (F., falsch Gomparetti avXmSmv für Svaimdatv) noXv ridCm %al xa-
QLBateqa nsnoirjuiva von Gedichten des Z. die Bede ist, wie Gomparetti
und Diels Rhein. Mus. XXXI. 1876. S. 6 behaupten, scheint mir sehr
fraglich. Vgl. G. 27. A. 27.
191) Wie ein Theil der jüngeren Stoiker zu seiner Entschuldigung be-
hauptete, Philod. de philos. Gol. XV, TgL La. Di. 6 und dazu Susemihl
a. a. 0. S. 745.
192) „Wohl schon über den Hund gekommen war^ aber noch nicht
über den Schwanz'*, La. Di. ebend. (uach Diokles, s. Wilamowitz Epist.
ad Maass. S. 156. A. 5): zivlg sXsyov ncci'iovTsg inl tijg xov nvvbg ovgag
avtr}v ysyQatpivai, Es ist indessen nicht einmal sicher, ob dieser Scherz
eine solche chronologische Bedeutung auch nur haben sollte.
193) Mit Weiber- und Gütergemeinschaft, gleicher Kleidung für beide
Geschlechter, Aufhebimg des Geldes, der Gau- und Geschlechtsverbände,
ja der nationalen Grrenzeu, der Göttertempel, Gerichtshöfe, Gymnasien,
der ganzen enkyklopädischen Bildung und mit Empfehlung der Männer-
liebe (wenn auch nicht der gemein- sinnlichen), indem Eros als das zu-
sammenhaltende Band dieses Staates bezeichnet ward , Gass. b. La. Di. 32 f.
vgl. 31. Phüod. de philos. Col. IX ff. (V). XU. Plut. Sto. rep. 6. 1034 b. de fort
AI. I, 6. 329 A. B. Clem. Strom. V. 584 C. D. lulian. Gr. VL 200a. Vgl. auch
Antip. (von Tars.) xara tmv atgiascov bei Philod. a. a. G. Col. VII, s. A. 377.
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5. Stoiker. Zenon von Kition. 57
war daher den späteren eklektischen und milder denkenden
Stoikern ein unangenehmes Buch, welches sie gern als unächt
beseitigt hätten'**), wäre es nur nicht von Chrysippos als ein
Werk Zenons bezeugt ^^**) und oflfenbar^*^) auch dem Inhalte
nach im Wesentlichen gebilligt worden. Einen ähnlichen Cha-
rakter trugen auch die ebendesshalb im Verzeichniss fehlenden
^ucTQißai und ^Egani^xri tB%vri an sich^^*), aber daraus folgt so-
nach nicht^^^), dass auch sie einer früheren Periode angehört
hätten. Die Denkwürdigkeiten des Krates, für welche die xeno-
phontischen des Sokrates ohne Zweifel das Vorbild waren, sind
vollends selbstverständlich vor dem Tode des Krates schwerlich
194) Philodem, de philoa. Col. VIII— XVT. La. Di. 34 (s. A. 194»» und
C. 82. A. 49). Gomperz in der A. 69 angef. Abh. Du mm 1er Antisthcn.
S. 64 ff. Wenn daher der Ausdruck bei La. Di. 4. ygatpsi dh xQOf x^ Flo-
Uxsia nal taSs an sich beide Möglichkeiten offen l&sst, dass diese Schrift
die erste in dem folgenden Katalog und dass sie gar nicht in demselben
war, so trifft doch in Wirklichkeit das Letztere zu.
194»») La. Di. 84. ort d' avvov iotiv rj UoXiteia, nal Xgvainxog iv rc»
mgl noXiTSicc^ q>fjaL Es folgen dann die A. 190 angezogenen Angaben:
nBQ^ TB iqioxi%&v duiXs'KTai ncctä xqv aq%riv xri^ iniyQatpoftivrii 'E^axinrig
xixvTig, dXXa xal iv xatg JiaxQißaig xci naffanX/iaia yqatpBi, xoiovxoxgond
xiva toxi fcaga xm Kacaim^ dXXä xerl 'icidtogco %. x, X. (s. C. 82. A. 49).
196) Wie schon aus seiner mit Z. übereinstimmenden (s. Sex. a a. 0.)
Vertheidigung der Blutschande zwischen Eltern und Kindern (Sex. Pyrr.
ni, 246) deutlich heryorgebt, s. aber auch La. Di. 131 (Weiteres bei
Dümmler a. a. 0. S. 5). Hiernach ist auch Susemihl a. a. 0. S. 741 zu
berichtigen. Auch Kleanthes aber miesbilligte, wie es scheint, diese Schrift
des Z. keineswegs. Denn Philod. de philos. Col. Xm sagt von der TIoXi-
xiUt des Kynikers Diogenes^ <xal Äi>cav^<5> h <T>fl5 n^qX In^tcxrifkriyg
<»>5 Jioyspoffg (so üsener bei Dümmler a. a. 0. S. 67, nicht h xm
negl öxijXfjg dioyhovgy wie Gomperz in der A. 69 angef. Abh. S. 268 f.
glaubte) «vr^<s ft>vij<fioy>fi;ei xal inui^vBty xal<^fftix^6f> vcxb^^q^ov
(1. in^satv) <«o«^€<tT>aft. Die letzten Ergänzungen sind freilich, wie
Gomperz selbst bemerkt, „keineswegs völlig gesichert'*. Citate aus eben
dieser Schrift bei Chrysippos führt Philod. ebendas. an, s. Gomperz
a. a. 0. S. 254.
196) S. die A. 190. 194»» angeführten Stellen aus den JtaxQißai, nach
denen hier jede Art von Befriedigung des Geschlechtstriebes für ebenso
sittlich gleichgültig erklärt ward wie jede andere. Aehnliches stand in
der UoXixBict, Plut. Qu. symp. HI, 6, 1. 653 E. F. Pbilod. de philos. Col. IX (?).
Auch Kleanthes schrieb ntql iqmxog^ 'Eqmxtn^ ^^X^V ^^^ JucxQißai, s.
A 220.
196»>) Wie ich selbst früher (a. a. 0. S. 740) glaubte. S. dagegen
A 192. 196.
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56 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
welche yon der späteren Stoa als kanonisch anerkannt wurden ^^).
Am Meisten wissen wir von der Uoltteia^ die zwar schwerlich
ein eigentliches Jugendwerk^^^), aber doch vielleicht wirklich zu
einer Zeit geschrieben war, als Zenon sich noch im Uebergange
zum stoischen Standpuukte vom kynischen befand*^*), über wel-
chen letzteren freilich in dieser Hinsicht auch Chrysippos nicht
hinausgekommen ist und also ohne Zweifel auch Zenon niemals.
In ihr nahm er den ganzen kynischen Idealstaat, wie ihn Diogenes
in seiner Schrift gleichen Titels entwickelt hatte, auf^^*). Es
190) Anders freilich noch Hirzel S. 40 f. A. 2, s. aber Susemihl
Jahrb. OXXY. S. 739 f. Die Titel nsQl ovalaq (La. Di. 184) und n^qX ^v-
OBmg (Stob. Ecl. phys. p. 178 H. 78, 13 f. W.) können einerlei sein mit neqX
zov oXov^ die Xq^tai (La. Di. VI, 91) waren yon den 'Anoiivrjiiovsvfiatcc
nicht verschieden. Anders aber steht es mit nsQl Xoyav^ wo Z. die Philo-
sophie in Logik, Physik, Ethik theilte (La. Di. 89. 40, s. A. 221, vgl. auch
C. 32. A. 199), der igoDzinii xi%v7i (La. Di. 84), den JiatQtßai (La. Di. 34.
Sex. Pyrr. III, 206. 245. Math. XI, 190), den 'EntaxoXctC^ aus denen ein
Bruchstück im Floril. des Maxim us steht. Das Fehlen von nsgl Xoyov im
Verzeichniss ist auffallend und beruht wohl nur auf Versehen, jedenfalls
lässt es sich nicht so erklären, wie Susemihl a. a. 0. 746 glaubte. Vgl.
auch A. 194^ 198«. Ob bei Philod. L St. Col. VI. <x>al tavxa yäg riv
tls (toyv viipov ä^a %ata(^x(OQyiieiv xa^l^ . . . sivai S^Tjiiyoalav . . . und
Col. VII. ^^Triypafifia^Ta (nach Comparettis mit Recht nur sehr zweifelnd
ausgesprochener Ergänzung) %al negl OQxriatwv nul XvaupSav (s. G. 6.
A. 11 (F., falsch Gomparetti avXcodmv ffir dvaiwdav) noXv ridUo nal %a-
Qiioxeffcc nsnoirniiva von Gedichten des Z. die Rede ist, wie Gomparetti
und Diels Bhein. Mus. XXXI. 1876. S. 6 behaupten, scheint mir sehr
fraglich. Vgl. G. 27. A. 27.
191) Wie ein Theil der jüngeren Stoiker zu seiner Entschuldigung be-
hauptete, Philod. de philos. Col. XV, vgl. La. Di. 6 und dazu Susemihl
a. a. 0. S. 745.
192) „Wohl schon über den Hund gekommen war, aber noch nicht
über den Sebwanz", La. Di. ebend. (uach Diokles, s. Wilamowitz Epist.
ad Maass. S. 156. A. 6): nv^g iXeyov ntxi^ovTeg inl r^g zov %vvbg ovQag
€cvzT]v yeyQatpivat, Es ist indessen nicht einmal sicher, ob dieser Scherz
eine solche chronologische Bedeutung auch nur haben sollte.
193) Mit Weiber- und Gütergemeinschaft, gleicher Kleidung für beide
Geschlechter, Aufhebimg des Geldes, der Gau- und Geschlechtsverbände,
ja der nationalen Gienzen, der Göttertempel, Gerichtshöfe, Gymnasien,
der ganzen enkyklopädischen Bildung und mit Empfehlung der Männer-
liebe (wenn auch nicht der gemein- sinnlichen), indem Eros als das zu-
sammenhaltende Band dieses Staates bezeichnet ward, Gass. b. La. Di. 32 f.
Tgl. 31. Philod. de philos. Col. IXflP. (?). XIL Plut. Sto. rep. 6. 1034 b. de fort.
AI. I, 6. 329 A. B. Clem. Strom. V. 584 C. D. lulian. Gr. VL 200a. Vgl. auch
Antip. (Yon Tars.) xaza zmv atgiasoiv bei Philod. a. a. 0. Col. VII, s. A. 377.
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5. Stoiker. Zenon von Kition. 57
war daher den späteren eklektischen und milder denkenden
Stoikern ein unangenehmes Buch^ welches sie gern als unächt
beseitigt hätten'**), wäre es nur nicht yon Chrysippos als ein
Werk Zenons bezeugt'^**) und oflFenbar'^*) auch dem Inhalte
nach im Wesentlichen gebilligt worden. Einen ähnlichen Cha-
rakter trugen auch die ebendesshalb im Yerzeichniss fehlenden
^lazQtßai und ^Eganixi^ tB%vri an sich^^, aber daraus folgt so-
nach nicht'^^); dass auch sie einer früheren Periode angehört
hätten. Die Denkwürdigkeiten des Krates, für welche die xeuo-
phontischen des Sokrates ohne Zweifel das Vorbild waren, sind
vollends selbstverständlich vor dem Tode des Krates schwerlich
194) Philodem, de philos. Col. VIII— XVT. La. Di. 34 (s. A. 194» und
€. 82. A. 49). Gomperz in der A. 69 angef. Abh. Dümmler Antisthcn.
S. 64 ff. Wenn daher der Ausdruck bei La. Di. 4. ygdqxi dh ngog ty Flo-
XizbCu %a\ tdds an sich beide Möglichkeiten offen läset, dass diese Schrift
die erste in dem folgenden Katalog und dass sie gar nicht in demselben
war, so trifft doch in Wirklichkeit das Letztere zu.
194») La. Di. 84. ort S' avvov iaziv rj UoUztia, %a\ XQvamxog iv tc»
nsQl noXix^Ca§ tpriGi. Es folgen dann die A. 190 angezogenen Angaben:
mgi TC iganmciv öuiXsntai ncctd rrjv dgitiv trjg intyQce(po(i,ivrjg 'EQfOwarjg
tix^9' dXXd nal iv taig diargifiaig tä naqanXf]ata ygatpei. totovrotQond
xivd iaxt 7tttQ€c tm KaacCtp^ iXXd xerl 'löiSrngcp x. t. X. (s. C. 82. A. 49).
196) Wie schon ans seiner mit Z. übereinstimmenden (s. Sex. a. a. 0.)
Vertheidigung der Blutschande zwischen Eltern und Kindern (Sex. Pjrr.
m, 246) deutlich hervorgeht, s. aber auch La. Di. 131 (Weiteres bei
Dümmler a. a. 0. S. 6). Hiernach ist auch Susemihl a. a. 0. S. 741 zu
berichtigen. Auch Kleanthes aber missbilligte, wie es scheint, diese Schrift
des Z. keineswegs. Denn Philod. de philos. Col. Xm sagt von der TloXt-
tiCa des Kynikers Diogenes^ <Kal KX'ymv^(jgy h <r>fl5 n^qX in(^tctrifkri}g
<«>ff Jioyipovg (so üsener bei Dümmler a. a. 0. S. 67, nicht iv xa
negl axiqXTjg Jioyivovg^ wie Gomperz in der A. 69 angef. Abh. S. 268 f.
glaubte) ttvxrj^^g iiyvri<^ftovysvsi. nal inai,(vBt) xal <f*ix^6«'^ virre^^^ov
iv av(x^ TOv^r<a> xa^a^jr^e^ tt^f^^cö^O"* ivl(ov ^Ot'^***^^^
(L i%^eoiv) <7rot^€<iT>at. Die letzten Ergänzungen sind freilich, wie
Gomperz selbst bemerkt, „keineswegs völlig gesichert'*. Citate aus eben
dieser Schrift bei Chrysippos führt Philod. ebendas. an, s. Gomperz
a. a. 0. S. 264.
196) S. die A. 190. 19^^ angeführten Stellen aus den JiaxQt.ßcti^ nach
denen hier jede Art von Befriedigung des Geschlechtstriebes für ebenso
sitthch gleichgültig erklärt ward wie jede andere. Aehnliches stand in
der UoXixhCa, Plut. Qu. symp. UI, 6, 1. 653 E. F. Philod. de philos. Col. IX (?).
Auch Kleanthes schrieb ntgl iqoixog, 'EQmxtnii xixvri imd JucxQtßcci, s.
A 220.
196^) Wie ich selbst früher (a. a. 0. S. 740) glaubte. S. dagegen
A 192. 196.
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58 Zweites Gapiiel. Philosophie hie 2. Hälfte des 2. Jahrh.
geschrieben ^^^, und es war ja auch natürlich^ dass Zenon diesem
Manne ; dessen Lehre doch immer die eigentliche Grundlage der
seinen blieb^ stets ein dankbares Andenken bewahrte. Jedenfalls
gehen auf Zenon im Wesentlichen bereits die sämmÜichen Grund-
züge des altstoischen Lehrsystems zurück '^^). Schon er lehrte
die periodische Weltverbrennung **®^), schon er Hess, wie es
scheint^ den mit der allweisen Gottheit identischen Aether die
übrige, aus demselben entstandene Welt umgeben ^^^*'), schon er
war entschiedener Sensualist^^®'') und stellte bereits die orthodoxe
stoische Lehre vom Kriterium auf ^^®®), schon von ihm stammen die-
197) Schwerlich mit Recht vermuthet Zeller S. 32. A. 1, ond wie es
scheint, auch Comparetti S. 477, dass die ^laT^t^«^ dieselbe Schrifb gewesen
seieD, 8. dagegen A. 105. 190. 196. Wohl aber ist jedenfalls mit den 'Ano-
(iV7ifiovtv(i.tiTa (und nicht, wie Comparetti meint, mit den JuczQtßcci) das
Werk Tceql tov xris olxsias at(f<^B66(ogy ^ysiiovog identisch, in welchem Z.
viel auch über sich selbst erzählte, Philod. Ind. St. Col. UL
198) S. hierüber besonders Stein a. a. 0. L S. 64 »65. 151 — 162.
II. S. 300—816.
198»») S. A. 152. Stein I. S. 61. A. 86.
198^) Fr. 12 b. Achill. Isag. in Arat. 5 p. 129 e. Zrivav ovzas avxbv
(näml. xbv ov^ovoy) toQ^aato' ovQav6s ictiv ald'SQog z6 ^axatov^ i£ ov xal
ip m icxi ndvta iinpaväg lässt kanm eine andere Deatong zu, aach wenn
man nicht, was mir nöthig scheint, einen Irrthum des Berichterstatters an-
nehmen will, derart, dass Z. vielmehr gesagt hat: al^i^g hti ovquvov to
ia%axov %,x,X, Ausserdem s. Stein I. S. 58. A. 80, der sich nur nicht auf
Fr. 14 hätte berufen sollen. Wie Z. es hiernach, was man nach den Be-
richten (s. Stein I. S. 63. A. 88) glauben müsste, angefangen haben sollte
in einem Dualismus zwischen Gott und Materie stecken zu bleiben, ist mir
auch nach den Erörterungen von Stein unverständlich geblieben; ich ver-
muthe auch hier einen Irrthum: der Pantheismus des Z. mag in so fem
noch ein mehr gemässigter gewesen sein, als er vielleicht in der übrigen
Welt nicht Gott selbst als solchen, sondern nur seinen Wirkungen oder
mit anderen Worten Einströmungen nach gegenwärtig sein liess. Desshalb
kann er inuner noch, wie Sex. Math. IX, 107 berichtet, das Weliganze als
ein ffl»oy bezeichnet haben, s. Stein I. S. 59 f. A. 82.
198^) S. hierüber die richtigen Bemerkungen v. Arnims Deutsche
L. Z. 1888. Sp. 588 gegen Stein U. S. 310 ff.
198*) Dass bereits Z. den Begriff der vpavxacia naxfxXriwxixri als Kriterion
der Wahrheit ausbildete, hat Stein U. S. 170 f. A. 341 einleuchtend nach-
gewiesen, in seiner Auffassung dieses Begriffs 11. S. 167 ff. aber auch wohl
noch nicht das Richtige getroffen. Dies scheint vielmehr erst Luthe S. 5 ff.
mit seiner neuen Erklärung gelungen zu sein, nach welcher tpuvxacla %aza-
Xtinxin'/ „die das Begreifen {tiatdXjixpig) erzeugende oder zum Erzeugen des-
selben geeignete Vorstellung** bezeichnet. Luthe giebt den Gegensatz zwi-
schen naxdXrjtpig und imasi^firi bei den Stoikern nicht gut durch „Erkennt-
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5. Stoiker. Kleanthes. 59
jenigen Bestandtheile der stoischen Ethik ^ welche deren grund-
wesentlichen Unterschied von der kynischen ausmachen ^^®'), schon
er hat in der allegorischen Auslegung der Götterlehre den Seinen
das Vorbild gegeben ^^*»). Allerdings aber war das Gebäude
durch ihn noch nicht allseitig genug gefestigt^ so dass zwei
seiner Schüler in verschiedener Weise von dem ächten Geist
seiner Lehre abwichen und Kleanthes allein sie in demselben
weiter aus* und fortbildete.
Eleanthes^^^)^ Sohn des Phainias, von Assos in Troas ward
unter dem Archon Aristophanes, d. h. Ol. 112, 2 = 331/0 geboren^.
nisB** und „Wissen** wieder; mir scheint ^.Begreifen** noch eher passend,
obwohl auch nicht toU entsprechend, eigentlich ist TtatdlTjflfig nur das
geistige „Ergreifen** oder „Erfassen**. Wenn aber bei La. Di. 64, nachdem
von den Kriterienlehren des Boethos (s. C. 2S. A. 4) and des Chrysippos
(iv t^ ngiotm nsgl Aoyov, s. A. 830) die Rede gewesen ist, nunmehr fort-
gefahren wird: aXXoi di tivBg tmv Kq%aiotiq(ov Zxanxäv xov OQd'OP X6yov
UQiti^Qiov anoXsinovaiv f cog 6 Tloastdmviog Xlyei, so ist damit keineswegs,
wie Hirzel S. 3ff. glaubt (vgl. auch Stein II. S. 260 flf. Susemihl a. a. 0.
8. 764), Z. selbst gemeint, denn es bedeutet das nicht, dass diese tivig den
6^96^ Xoyog als Kriterion neben die q>avtaaCa i^atuXr(nxi%ri, sondern dass
sie ihn an deren Stelle setzten. Wie sie dazu kamen, bat Luthe S. 16—19
einleuchtend dargethan. Dennoch ist es nach Analogie mit Chrysippos
ziemlich wahrscheinlich, dass Z. auch seine Erkenntnisslehre in der Schrift
nBqi Xoyov (s. A. 190) behandelt hatte.
198') Anfänglich machte er gleich den Kynikem unter ajlen zwischen
Tugend und Untugend in «ler Mitte liegenden Dingen keinen Unterschied,
dann aber nahm bereits er (wohl in der Schrift n^ql xov xa^YjKoyYOv) die
Sonderung in wünschenswerthe (^rpoi^yfi^ya), mittlere {{tinci) und verwerf-
liche (aff07r(^oijy|[&£Va) vor, Cic. Fin. IV. §. 64 flF.
198C() Die allegorische Erklärung des Homeros entwickelte er ohne
Zweifel in den homerischen Problemen, welche sich auch auf den Margites er-
streckten (Dion. Chrys. LUI. p. 276 R.), die der hesiodischen Theogonie aber
und alles sonst bei Cic. N. D. I, 14, 36 Angeführte stand wohl in nB^l xov
iXov^ 8. Krisch e Forschungen S. 366 flf.
199) La. Di. 168 flf. Mohnike Kleanthes der Stoiker, Greifswald 1848. 8.
Wachsmuth s. A. 162. Krische Forschungen (Gott. 1840). S. 416—436.
Meineke Einiges zur Geschichte des Stoikers Kleanthes, Philologus I. 1846.
S. 372—374 (s. gegen ihn A. 122). Gomperz, s. A. 69. 196. Hirzel
8. 84-182. Stein I. S. 66—74. 162—172. II. S. 316-332.
200) Philod. Ind. Sto. Col. XXVm f. (^yiyovivai KXsydv^fiv in aQxov-
^xogy 'jgtcxotpäifovg. Da wir wissen, dass Aristophanes 331/0 Archon war,
BO kann an der Richtigkeit dieser Ergänzung Comparettis kaum ein
Zweifel sein. S. Susemihl Anal. Alex. U. S. XXV gegen Unger S. 104 flf.,
welcher einen späteren gleichnamigen Archon postulirt und vielmehr (^Zr^-
vwfog diddoxov ysyowivai KXsydv^riv %. x. X. herstellen will. — Vorher
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60 Zweites CapiteL Philoeophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Er war Ton niederer Herkunft^ zuerst, wie es heisst*^**),
Faustkämpfer und kam, wenn anders er wirklich*^®) 19 Jahre
lang der Schule des Zenon angehorte, erst 282, bereits 48 Jahre
alt, nach Athen, und zwar, wie ferner erzählt wird, mit nur
4 Drachmen, so dass er sich durch mühselige nächtliche Tage-
löhnerarbeit ^') erhalten musste, um nur bei Tage mit Zenon
Philosophie treiben zu können. Mit Antigonos Gonatas natür-
licherweise bekannt^®*), wandte er sich doch als Leiter der Schule
Yon ihm ab und trat vielmehr, wie schon gesagt*^), zu Ptole-
maeos Philadelphos oder Euergetes in Beziehung, welchem er
den Sphaeros zusandte ^^'^), worauf denn später die Stoa allmäh-
lich jene Schwenkung zur Oligarchie machte, durch welche sie
im zweiten Jahrhundert die herrschende politische Lehre und
hernach unter dem Kaiserreich die Seele der republikanischen
Opposition wurde. Im Uebrigen war Klean thes, wie er selbst
eingestand und schmerzlich empfand^, ein langsamer und etwas
schwerfälliger Geist, mit feinem kritischen Scharfsinn weniger
begabt, aber andrerseits eine tief angelegte, sinnige und „ an-
schauende **^^^), dabei jedoch etwas handfeste und auf das sinn-
lich Greifbare gerichtete, zugleich endlich auch poetisch begabte
Natur, und bei all seiner glühenden Verehrung für Zenon*^)
Col. X ist unter den Schülern des Z. aufgezählt KXedv(^^ri£ ^^aivCov "Aaaiog
6 %al Trjv cxoXrjv na^alaßciv,
200^) Antisth. b. La. Di. 168. S. jedoch A. 814.
200«) La. Di. 174, s. A. 218.
201) Als Wasserträger and Mehlstampfer, wovon er mit Anspielnng
aaf seinen ähnlich klingenden Namen ^QedptXtjg^ aber aach der zweite He-
rakles genannt ward (oXfiog bei Timon). S. La. Di. 168 ff. Said. Klsäv^^Tig,
Plut. de Vit. aer. al. 7. 830 C. Sen. Ep. 44, 3. Val. Max. Vm, 7, ext. 11.
Nach Said, freilich hätte er zavor noch den Krates gehört, aber die Ver-
wechselung wird klar durch seine sinnlose Bezeichnung als Lehrer des
Königs Antigonos.
202) Plut. a. a. 0. Reine Fabelei ist es, dass er von diesem 8000 Minen
bekommen habe, La. Di. 169.
203) C. 1. S. 8. 203^) S. unten A. 207.
204) La. Di. 170 f. vgl. 37. Said. diXxog. Plut. de rect. rat aud. 18. 47 E.
Timon nennt ihn ftoaXvxrig.
205) Nur in so weit kann ich mit Stein der Charakteristik Hirzels
folgen, der im Uebrigen gerade den E. am Meisten verzeichnet hat, wie
Stein nachweist
206) Ein Zeugniss für diese ist auch die Erzählung bei Cic. Tusc. 11,
25, 60, er habe beim Abfall des Dionjsios auf Zenon einen Vers der Epi-
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6. Stoiker. Eleanthes. 61
ging er doch in der genaueren Ausgestaltung von dessen Lehre
mit manchen Abweichungen im Einzelnen zu Werke ^ also in
einer durchaus selbständigen, dabei wohl durchdachten, aber
freilich auch etwas phantastischen Weise. Dass ein Mann dieser
Art aus einer längst hellenisirten Gegend mit jener seiner
poetischen Ader, die sich auch in den Gleichnissreden seiner
Prosa nicht verleugnete*^**), als Stilist, wie bemerkt, alle an-
dern älteren Stoiker weit übertraf*®'), ist eben so begreiflich
wie andrerseits, dass ihm allem Anscheine nach die Redefertigkeit
von manchen seiner Mitschüler abging und er weniger Glück
als Lehrer machte*^), vielmehr die Schule unter seiner Leitung
bedeutend abnahm. Ausser Dionysios fielen damals auch He-
rillos*^) und Ariston von derselben ab*^*^) und gründeten eigene
Schulen*"), und Ariston hatte mehr Zulauf als Kleanthes^^*).
Dennoch scheinen beide auf gutem Fusse mit einander geblieben
zu sein*^^), und wenigstens in einem nicht unwesentlichen
Punkte*'^) trat auch Eleanthes der kynischen Anschauungsweise
näher als Zenon. Auch mit Arkesilaos, der ihn sehr hoch achtete,
war er trotz der Verschiedenheit ihrer beiderseitigen Richtung
gonen angewandt, um letzteren als einen Amphiaraos zn beseichnen, weil
er mit prophetischem Blick schon immer dem Dionysios nicht getränt habe.
206^) S. Hirzel S. 181. A 1.
207) La. Di. 174. ßißUcc %alXt<ncc.
208) Daher nannte denn auch Eratosthenes unter den za seiner Zeit in
Athen blühenden Philosophen den E. nicht, was ihm Strab. I. 15 zum Vor-
wurf macht, s. G. 16. A. 10.
209) Gegen den er eine Streitschrift verfasste, s. A. 220.
210) Diese drei ^erkanntermassen Abtrünnigen werden bei La Di
160—167 mit der Einleitung a Si tivBg i$ avtnv Sirjvixd-riaccif , iati tdöB
ond dem Scblnss %al ovtoi iilv ot dtrjvsx^htsg als eine besondere Gruppe
zusammengefastt. Uebrigens bildete die Stoa nie und namentlich damals
nicht eine so geschlossene Körperschaft wie die Akademie, der Peripatos
und die epikureische Gartengemeinde. In der zweiten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts gab es in Athen eigene Tischgenossenschaften der Diogeniasten»
Antipatristen und PanEtiasten, Ath. V. 186 a
211) S. A. 241. 252.
212) La DL 182. Plui philos. c. princ. 1. 776 C. Selbst Chrjsippos
hörte auch bei jenem (La. Di. a. a. 0.).
213) La. Di. 171. Themist. Or. XXI. 255 b. Daffir spricht wohl auch
der Umstand, dass Ariston Briefe an E. veröffentlichte, s. A. 248.
214) Indem er allein von allen ächten Stoikern die Lust für ov %uta
tpvütv erklärte, Sex. Math. XI, 78. Der künstliche Wegdeutungsversuch
Hirzel 8 S. 89ff. überzeugt mich nicht.
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62 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
befreundet*^). Dazu hatte er auf der anderen Seite an Chrysippos
einen bedeutenden Schüler, welcher den Meister pietatsvoll zu
schätzen wusste***), so verschieden er auch von diesem geartet
und so frühzeitig er auch über manche Punkte anderer Meinung
war. Kleanthes starb, nachdem er 32 Jahre lang der Schule
vorgestanden hatte^"), 99 Jahre alt"»), also Ol. 137, 1 = 232/1,
unter dem Archon lason^^^). Seine ziemlich zahlreichen Schrif-
ten*^) waren allerdings vorwiegend ethischen, aber zu nicht ge-
215) La. Di. 171. Philod. Ind. Sto. Col. XXn vgl. m. La. Di. 173. Ar-
kesilaos soll dem Baton, weil dieser in einer Komödie einen Vers (« Fr. 8
Kock) gegen K. richtete, den Besuch seiner Schule verboten haben, Flut,
de aduL et am. 11. 66 C, vgl. Krieche S. 417. C. 8. A. 10. 112.
216) La. Di. 179. 182. Cic. Acad. 11, 41, 126.
217) Philod. Ind. Sto. Col. XXIX unmittelbar nach den A. 200 angef.
Worten: xal triv axoXrjv dioc(%ocxaya%Btv in itrj ^T^^tax^ov^ra xal dvo.
Dass Philod. diese Zahl (nnd nicht 38, wie Comparetti meinte) giebt, hat
Gomperz (s. A. 164) ermittelt. Wenn K. 231/0 geboren nnd 99 Jahre alt
ward, begann seine Scholleitong sonach 264/3, so dass hiedurch die Angabe
des Hieronymns über Zenons Todeszeit (A. 184) bestätigt wird.
218) Pseudo-Lukian. Macrob. 19. VaL Max. VIII, 7, ext. 11. — Auch
La. Di. 176 hätte, was auf dasselbe hinauslaufen würde, 98 Jahre angegeben,
wenn hier nach Anleitung der besseren Handschriftenclasse BP (s. Usener
bei Susemihl Jahrb. f. Pb. CXXV. 1882. S. 738 und Diels bei Susemihl
ebendas. CXXXIX. 1889. S. 749) zu lesen wäre: TeXsvtijacct ravtcc Zrivaivi,
Ha^d q>aai tlvss, irr} ßnooavTu (s. A. 183) nal dttovaavta ixti ^' ttal t\
Aber s. dagegen Brinker GeburtRJahr des Stoikers Zenon S. 4 und Suse-
mihl Jahrb. CXXXIX. S. 749. Man muss vielmehr im Anschluss an F
schreiben: tiXavtriaai (xavtd Zijyoov oder auch Zijvcovc, xacd'd tpaci xivBg\
n' itrj ßmöavta x. t. X. und dabei die Parenthese ravtd — rtveg nicht mit
dem Folgenden, sondern mit dem Vorhergehenden verbinden (vgl. §. 31,
wo es von Zenons Todesart heisst: o2 8s, fiivoav dattog). Wie diese zweite
und falsche Angabe von nur 80 erreichten Lebensjahren entstand, darüber
stellt Roh de Rhein. Mus. XXXIII. S. 622. A. 1 folgende Vermuthung auf:
„vielleicht hat Diogenes, eilfertig seine Quelle excerpirend, die 19 Lehijahre
von den gesammten 99 Jahren in wunderlichem Missverständniss abgezogen.**
Jedenfalls ist die Bemerkung von Susemihl Jahrb. CXXV. S. 739 über
diesen Gegenstand selbst ein wunderliches Missverständniss. .
219) Philod. a. a. 0. Col. XXVIII. Dies war also der sonst nicht fest-
zustellende Archon eben dieses Jahres. — Ueber die angebliche Todesart
des K., freiwillige Aushungerung nach einer Mundentzündung (La. Di. Ps.-
Lukian. a. a. 0. 0., vgl. Stob. Flor. VII, 64), s. A. 184. Indessen berichtet
hier auch Philod. Col. XXVI f. Aehnliches, nur ausführlicher. Später liess
der römische Senat ihm eine Bildsäule in Asses errichten, welche noch
SimplikioB (in Epict. euch. c. 63. 829^) sah.
220) In dem Verzelchniss bei La. Di. 174 f. gehen, wie Wachamuth
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5. Stoiker. KleanUies. 63
ringem Theil auch logischen , rhetorischen , theologischen und
physischen Inhalts. Er behandelte, wie man aus den Titeln sieht,
die Logik und .Dialektik weit eingehender als sein Lehrer *^^),
ebenso die Grammatik und schrieb zuerst, wie es scheint, unter
den Stoikern eine Rhetorik **^^). Ein ausgeprägter Pantheist**^),
▼erlegte er mit einer entschiedenen Vergröberung des Materialis-
mus***) den Ursitz der Gottheit (Zeus), worin ihm kein anderer
dargelegt hat,' 14 physische vorauf, unter ihnen nsQl ttjg xov Zrlvoavog
q>v6toXoyUitg (2 B.), zav *Hqa%Xfixov i^Tjyi^csig (4 B.), itQOg Jrjfio'KQitov, n(f6s
'AqCcxaQiov (s. A. 228), nQog "HQtXXov (s. A. 209), nsgl 9'Bmv (nebst are^l
ll^owrig die Urquelle des Berichts Gic. N. D. I, 14, 37 f.), ntgl yiyävtmv^
negl xav noitjxov. Kein Anderer ist also, wie Mohnike S. 77 sah, der
Ausleger des Herakleitos K. o Uopxinog (La. Di. IX, 15, wo Gebet doch
wohl mit Recht 6 77. streicht; h Ilicadsvg hat seltsamerweise Giern. Protr.
47 A, wofür Meineke 6 TQtoccdsvg vermuthet). Daun folgen 30 ethische
und politische, unter denen tt^qI xov nad^novxog, nsQl ^Qoaxog und 'EQmxmri
xi%vri (•. A. 196), Uolixiiiog^ nii^l xov Xoyov (3 B.), nsfjX ^aciXhCag^ «£^l
cv^noeiov, thqI xqsimvy JiaxQißui (2 B., s. A. 196) hier genannt werden
mögen, dazu n(foxQenxi%6g und negl riiovrjgf aus denen allein wir sichere
Brachstücke haben, endlich negl iniexijfirjg (wie wahrscheinlich richtig auch
bei Philod. de philos. Gol. XIII von Usener bei Dümmler a. a. 0. S. 67
ergänzt wird, womit die Yermuthung von Gomperz, s. A. 195, fällt). Den
Schluss bilden 5 logisch- grammatische nfql IdCmv^ «sqI x&v dnogtovy nsQi
ducXinximrjgf ntQl xQonmv^ iibqI naxfjyoQfifiocxmv. Dazu kommen aber noch
src^l ntxaXrjrfftoDg (Ath. XI. 467 d. 471 e), nsQl xov nvgitvoi^xog (Arrian.
Epict. U, 9, 19, 8. 0. S. 15 mit A. 30), eine Rhetorik (Gic. Fin. IV, 3, 7),
vielleicht 'TKOfivriiiaxa (pvai%a (Flut. Sto. rep. 8. 1034 F) und nsql xaXnov,
wenn die Lesart bei La. Di. 14 richtig ist. Bei den Mvd'inu (Ath. XIIL 572 e.
Porphyr. V. P. §. 1) vermuthet Müller P. H. G. III. S. 6. 9. 11 eine Ver-
wechselung mit Neanthes.
221) S. indessen Stein II. S. 319. Ein Streben nach genauerer Detail-
ausf&hrung zeigt sich auch darin, dass er die von Zenon (s. A. 190) an-
erkannten drei Theile der Philosophie durch Zweitheilung eines jeden auf
sechs Xoyoi vermehrte, den dialektischen, rhetorischen, ethischen, politischen,
physischen und theologischen, La. Di. 41, s. Stein I. S. 66 f. Doch vgl.
A. 850.
221^) Gic. Pin. IV, 8, 7. Qaintil. H, 15, 35. Vgl. Stein IL S. 318.
Stri'ller S. 7 f. Dass die Bücher negl xQoncov und nsQl (isxocXi/ifpUDg nicht
rhetorischer Art waren, zeigt gegen Zeller UI', 1. S. 58. A. 1. Striller
S. 10. Die Behauptung von Plut. Sto. rep. 2. 1033 B. noXXä dh KXsdpd'ei
. . . yiyifUfifiiva xvyxdifBi TCiijl noXixslag nal . . . Simd^sa^at %al (ritOQtvsiv
bezieht sich abgesehen von der Politik wohl nur auf das rhetorische
Lebrbuch.
222) Trotz Hirzels entgegengesetzter Behauptung. Vgl. Stein I. S. 67f.
223) S. Stein L S. 68£r.
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64 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Stoiker folgte, abweicheud von Zenon in die Sonne ^^), nud dem
Feuer ^^^) so wie den Gestirnen ^^) schrieb er, hierin nicht minder
allein stehend, eine kegelförmige Gestalt zu. Im üebrigen aber
machte er sich vielfach um die feinere Ausbildung der stoischen
Lehre verdient**^**). Eine nicht geringe religiöse Beschränktheit
aber legte er an den Tag, indem er den grossen Astronomen
Aristarchos von Samos wegen dessen Hypothese vom Umlauf
der Erde nebst den Planeten um die Sonne ^^') vor allen Hellenen
der Gottlosigkeit anklagte, weil derselbe die Hestia des Weltalls
von ihrer Stelle verrücken woUe^*^). Die poetische Darstellung be-
zeichnete er als die der Erhabenheit des Göttlichen entsprechend-
ste^^^), und so haben wir denn von ihm auch ein paar poetische
Bruchstücke und den Hymnos auf Zeus^^®), vermuthlich Zugabe
zu einer Prosaschrift (etwa jcsqI d^säv), um den Hauptinhalt der
letzteren den Gemüthern noch eindringlicher zu machen.
Ariston von Chios^^*), Sohn des Miltiades*^), erhielt neben
224) Die er daher anch den 9adovxos der Welt nannte, Epiphan. Exp.
fid. 1090 C. Alle übrigen Belege s. Fr. pbys. 5. 6 Wachsm.
225) Aet. p. 312, 22 f. Diels.
226) Aet. p. 344, 3 Diels. . Achill. Isag. 133 b. — Eine noch viel ein-
schneidendere Abweichung von Zenon nnd allen anderen Stoikern würde es
sein, wenn Stein 11. S. 325 f. darin Recht hat, dass K. die Auctorität der
Tioival ivvoicct verworfen habe. — üeber seine Ansicht vom Ocean und die
Entstehung von Ebbe nnd Flut s. A. 294 und C. 26. A. 21.
226'») S. darüber Stein a. a. 0. 0. 227) S. C. 23. A. 69. 70.
228) Plut. de fac. lun. 6. 923 A. Vgl. das Schriften verzeichniss A. 220.
Man hätte denken sollen, diese Hj'pothese hätte gerade dem K. bei dessen
eigner Lehre von der Sonne sehr zusagen müssen.
229) Philod. de mus. Col. XXVIII, vgl. Sen. Ep. 108, 10.
230) In einem Cod. des Stobaeos gefunden und zuerst herausgegeben
von Fulvio Orsini (ürsinus) hinter Carmina novem illustrium feminarum,
Antwerpen 1568, abgedr. b. H. Stephanus IloCficiq (piXoaotpog^ Paris 1573
und Cudworth Intellectual Systeme, Lond. 1678. 8 (lat. v. Moshe im,
Jena 1733), bearbeitet v. Brunck Lectiones u. Emendationes zu seinen
Analecta veterum poetarnm Gr., Strassb. 1776 (1785) u. Gnomici poetae
Graeci, Strassb. 1784. Dann Sturz, Leipz. 1785 (2. A. v. Merzdorf,
Leipz. 1835), Heeren Stob. Ecl. 1792, Mohnike, Schwabe, Jena 1819,
Ch. Petersen, Kiel 1825. Koraes 1826 (s. A. 66). Dazu Ch. Petersen
Cleanthis Stoici hymnus in lovem auctori suo vindicatus ad eiusque doctri-
nam enarratus, Hamb. 1829. 4. (mit deutscher Uebers.).
231) La. Di. 160-164. Vgl. Philod. L St. CoL XXXIIL ff. Krische
Forschungen S. 405 — 415. Hirzel S. 44 f. Saal De Aristonis Chi! vita,
scriptis et doctrina, Köln 1852. 4.
232) La. Di. 37. Philod. I. St. Col. X.
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5. Stoiker. Ariaton you Chios. 65
dem Beinamen des Kahlkopfs (q)äXavtos) wegen seiner popu-
lären Beredsamkeit^^^) anch den der Seirene, ward aber schon
von seinem Lehrer***) Zenon als ein Schwatzer bezeichnet **'^)
und soll bereits während dessen längerer Krankheit vorüber-
gehend ganz von der Stoa abgefallen sein und sich dem Pole^
mon zugewendet haben *^^, an welchen ihn in der That dessen
Geringschätzung der Dialektik möglicherweise eine Zeit lang
fesseln konnte**^), so wenig ihn im Uebrigen seine 'Geistesrichtung
zu platonischen Anschauungen hinzog. Denn er ging so gut wie
ganz auf die kynische Lehre zurück, indem er die mehr theo-
retischen Disciplinen und die specielle Moral dergestalt beseitigte,
dass er letztere und die Logik mindestens für überflüssig erklärte,
die Naturphilosophie aber für die menschlichen Kräfte über-
steigend^*^), und indem er ferner jeden Werthunterschied unter
den zwischen Gut und Uebel, Tugend und Untugend in der Mitte
liegenden Dingen (idiatpoQa) leugnete**^). Daher trat er denn,
wenn auch wohl erst nach Zenons Tode, im Kynosarges als
Lehrer auf**^), sonderte sich damit zugleich ausdrücklich von der
eigentlichen Stoa endgültig ab, um eine eigene Secte der Ari-
stoneer^*^) zu stiften, und gewann in der That zahlreiche
Schüler***). Zu seinen Zuhörern, aber nicht Anhängern gehörten
283) La. Di. 161. nsiati%og %al hxXm nBitoirift^ifog, Vgl. Aelian. V. H.
m, 83.
284) Philod. I. St. Col. X. La. Di. 18, 37. 160. Cic. N. D. I, 14, 37.
Acad. II, 42, 180. San. Ep. 94, 2.
286) La. Di. 18 (nach Antig. y. Kar.).
236) Diokl. b. La. Di. 162.
237) Wie Zeller S. 36. A. 1 bemerkt.
238) La. Di. 160. 161. Stob. Flor. LXXX, 7. LXXXil, 7. 11. 16. 16. Cic.
a. a. 0. (vgl. dazu Krische S. 406. 414). Acad. II, 39, 123. San. Ep. 89,
13. 91, 1 ff. 6—17. Sex. Math. VII, 13.
239) Cic. Leg. I, 21, 56. 13, 38. Fin. IV, 17, 47 a. ö. Vgl. A. 198*
Hirzel S. 46. Anm. vermuthet, dass er die stoische Bezeichnung adtixq>OQa
fSr diese Dinge aufgebracht habe. Dass er statt ccnd^sta den Ausdruck
adiufpoqla gebrauchte, sagt Cic. Acad. II, 42, 130.
240) La. Di. 161.
241) 'AqtcxiiifHoi. La. Di. 161. Bei Strab. I. p. 16 (<oy Sioido%ri ov8sii{a
atpiBzai, vgl. C. 16. A. 10) und Cic. Leg. I, 13, 38. Fin. II, 11, 36. 13, 43.
V, 8, 28. Tusc. V, 30, 86. Off. I, 2, 6 werden sie als langst ausgestorben
bezeichnet.
242) S. A. 212. Zwei von ihnen, Miltiades und Diphilos, werden
bei La.' Di. 161 genannt.
SusBMiHL, griech.-alex. Liti.-Gesch. I. 6
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66 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
auch ApoUopIianes und der berQhmte Eratosthenes^ welche beide
einen Ariaton schrieben^ ihm aber in demselben das wenig ehren-
volle Zeugniss gaben ^ dass er von der übermassigen Strenge
seiner sittlichen Grundsätze (darin dem Kleanthes sehr unähnlich)
im Leben y und zwar wohl nicht gerade ganz selten und wenig,
abgewichen sei^^^), wobei aber andrerseits Eratosthenes ihn und
Arkesilaos als die beiden Koryphäen unter den damaligen Philo-
sophen Athens* bezeichnete^. Jedenfalls dankten seine Vor-
träge zu nicht geringem Theile ihren Erfolg seinen Gleichnissreden^
mit denen er den Zenon**^) und Kleanthes**^) an Reichlichkeit
noch überbot ^^^); denn diese pflegen zu allen Zeiten der Menge
zu gefallen**'^). Dass er dagegen nur wenig schrieb**®), ist bei
einem so gearteten Manne sehr natürlich.
243) Ath. VII. 281 c f., vgl. Strah. a. a. 0. Said. 'EQcctoa&svjj^. — Timon
warf ihm auch Schmeichelei gegen Fersaeos vor, als dieser in hoher Gunst
bei Antigonos Gonatas lebte (Ath. VI. 261 b. c). S. Anm. 587.
244) Strab. a. a. 0. Ariston mass hiernach am 260 noch gelebt haben,
8. C. 15. A. 6. Ueber seine angebliche Todesart (La. Di. 164) s. A. 184.
245) Cic. N. D. II, 8, 22. Stob. Flor. LXXXII, 6.
246) S. A. 206 »».
247) Wenigstens erklärt sich so die aus seinen Vorträgen aasgezogene
Sammlung derselben ^OiLouifiata^ aas welcher Stobaeos im Floril. zahlreiche
Stücke erhalten hat. Denn dass dies nicht etwa eine von Ariston selbst
veröffentlichte Schrift war, erhellt, wie Eitsohl Opasc. I. S. 558 f. be-
merkt, schon daraas, dass es hier nie (pj}a£ heisst, sondern stets iipr]j iXtys
u. dgl. Vgl. bes. IV, 110. *E% xAw 'AqCüzmvoq 6fioia>fiat<ov, jigiarmv h Xiog
. . . ^Isytv, Der Urheber der von Stob, benutzten Sammlung hatte, wie
aas dieser Stelle vgL m. La. Di. II, 79. erhellt, dieselbe ältere Compilation
vor sich, aus der auch die Apophthegmen des Aristippos bei La. Di. stam-
men, 8. Kiessling Coniect. spie. IV (Greifawald 1887). S. Vf. — Vgl. auch
Hirzel S. 81 ff. A. 2 und unten A. 791.
247^) Mit seinen Gleichnissreden verwandt ist auch sein Vers auf
Arkesilas, Sex. Pyrr. I, 234. La. Di. IV, 88. Denn wahrscheinlich war nicht
der Peripatetiker A. (s. A. 785), sondern er der Verfasser dieses Verses, da
ans von ihm noch eine andere Stichelei auf Arkesilas berichtet wird, s.
La. Di. VII, 162 (vgl. auch 168). Aber der schmutzige Klatsch IV, 40
stammt, wie Wilamowitz S. 60 f. gesehen hat, ans Aristippos tcsqI naXaiag
tQvtpTJg und ist daher völlig erlogen.
248) Das Verzeichniss der Schriften bei La. DL 166 schliesst mit dem
Bemerken, dass Panaetios und Sosikrates sie alle dem Peripatetiker bei-
legten mit Ausnahme der 4 Bücher Briefe an Eleanthes. Zu einer Tendenz-
kritik, wie sie Dum ml er S. 66. Anm. 1 wittert, war einem solchen notorisch
„Abtrünnigen" gegenüber kein Anlass, und der Widerlegangsversuch von
Krische ist schwerlich geglückt Treffend bemerkt Bitschi a. a. 0. S.556:
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5. Stoiker. Herillos. 67
He rill 08 von Karthago"^ kam schon als Knabe unter die
Leitung des Zenon^, fiel aber nichtsdestoweniger hernach
gleichfalls von der eigentlichen Stoa ab, sei es nun nach der
megarisch-platonischen, sei es gleichfalls nach der kynischen Seite
durch einen nur anders gearteten und gemilderten Vermittlungs-
versuch zwischen der acht stoischen und der kjnischen Bich-
tung***), und soll gleichfalls eine eigne Secte, die der Herillier,
gestiftet haben^*). Seine Schriften, unter denen sich auch Dia-
loge und ein Mauvzixog befanden, waren nicht zahlreich, über-
dies, wie es heisst, nur kurz, aber voll Kraft ^^^).
,,auf die Bcbriftstellerische Enthaltsamkeit des Chiers gebt es offenbar zorQck,
dass keine Meinung oder Aenssemng von ibm mit Xiysi oder tpriol angeführt
wird, sondern nur mit dem Imperfcctmn oder doch Aoristns (selbst mit dem
Znsatz ooff (paat\ wie auch niebt mit dem Yerbnm y^a^siv^ wovon man sich
aus der Sammlong bei Bernbardy Eratostii. p. 189 ff. sogleicb (iberzengen
kann^*. Etwas zu weit scheint jedoch Panaetios in der That gegangen zu
sein, denn die JiaXoyoi n^qX täv TJjvmvoq doyfiatmv und die 11 Bücher
Xffttcet dürften doch wohl wirklich dem Stoiker gehören. Ob aber die
fölschlich (s. schon Meineke F. C. 6. h S. 876. A. 78) dem Aristoteles
beigelegten Xips^i, aus denen Stobaeos im Florilegium Auszüge giebt, in
Wahrheit die des A. waren, wie Rose Aristot. pseudep. S. 611—615 an-
nimmt, vermag ich nicht zu entscheiden, und ebenso lasse ich dahingestellt,
ob dieser oder ein anderer A. der Verfasser des Buchs «s^l 'HQa%XsCtov
(La. Di IX, 6) war.
249) La. Di. 87. 166 f. Oder aus Ohalkedon? 8o eine Variante an
letzterer Stelle. Hirzel S. 45—68.
260) La. D. 166. Vgl. Cic. Acad. II, 42, 129. Zenmis audüor,
251) Ersteres ist die Ansicht von Zeller S. 36 f. S. 53 mit A. 1. S. 259
mit A. 3, Letzteres die, wie es scheint, richtige von Hirzel, nach welcher
die Bezeichnung der Erkenntniss (imazrifiTf) als des höchsten Guts (Cic.
a. a. 0. Ein. II, 13, 43. IV, 14, 86. V, 26, 73, La. Di. 165) nur denselben
Sinn hatte wie die Behauptung des Ariston (La. Di. 162), dass der "Weise
sich überall nur von dieser, nie von der blossen Meinung und Vorstellung
(doia) leiten lasse, so jedoch dass Herillos dabei die von Ariston ganz ver-
worfenen TtQoriyniva für die Nicht weisen gelten Hess und in diesem Sinne
als „Unterzweck" (ynotsX^g) bezeichnete (La. Di. 165, vgl. Cic. Fin. IV, 15, 40),
allerdings in Annäherung an Piatons Unterscheidung einer philosophiechen,
auf Erkenntniss, und einer gewöhnlichen, auf blosser richtiger Vorstellung
beruhenden Tugend.
262) Cic. de or. III, 17, 62. Jedenfalls fand indessen schon seit Chry-
sippos seine Lehre keinen Anklang mehr, Cic. Fin. 11, 1?, 43, vgl. 11, 35.
V, 8, 23. Tusc. V, 30, 85. Acad. II, 42, 130. Off. I, 2, 6 u. Anm. 327^.
263) La. Di. 165. oliyoatix« fi'^v Svvi^tm ^^ (isotä. Dann folgt 166
ein Verzeichniss von 13 Titeln.
5*
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68 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. H&lite des 2. Jahrh.
Persaeos von Kition*"), auch Dorotheos beigenannt'^*),
Sohn des Demetrios*^*), war, wie es heisst, gleichfalls von Zenon
auferzogen *'*^), jedenfalls, wie gesagt, nicht bloss sein Schüler,
sondern auch sein Lieblingsschüler und Hausgenosse'^^), und er blieb
seinerseits auch ein tteuer Anhänger von dessen Lehre, was ihn je-
doch nicht hinderte bei seiner starken weltklugen und weit- und
lebemännischen Ader^^^) die nach dieser Seite hin gerichteten Ele-
mente derselben in einer Weise zu betonen, welche einigermassen
nach den Kyrenaikem und Epikureern hinüberschielte *^). Gerade
diese Eigenschaften empfahlen ihn nun aber zum Hof mann, und
sie waren es ohne Zweifel neben dem engen persönlichen Ver-
hältniss, welche den Zenon bewogen gerade ihn 276 dem Anti-
254) La. Di. 36. Krische Forschungen S. 436—443. Hirzel S. 68—84,
dessen vielfach treffende Charakteristik nach den Gegenbemerkungen von
Susemihl Jahrb. CXXV S. 741 ff. (s. bes. A. 31) erheblich za modificiren ist.
265) Stuid. UsQüaiog,
256) La. Di. 6. 86.
257) Said, fiaö-ijr^ff x«l »Qsntog Zriwcavos. Philod. I. St. Col. XIL fwr-
Xiata {ihv ovif tmv (uc^ritSv vno tov Zi^vnpog riyanäto 6 TIsQüaiog^ dXlä d^
%al cvvtßüyo (xal yifQtunxuL Ö' vn avzov <^tstQdq>^y€etn(fog iw^av) (Zrjvavog
€ov> oUoysvrig (vgl. A. 268). Die Erzählung des Antig. v. Kar. b. Ath.
XIII. 607 c. La. Di. 13 weist anf einen beti^hilichen Unterschied des
Alters, etwa von 26, ja 30 Jahren zwischen beiden hin: man wird kaum
sehr fehlgreifen, wenn man die Gebart des Persaeos etwa 310—305 setzt
(R. Eöpke De Arati aetate, Gaben 1867. S. 6 nimmt 306 an; übrigens vgl.
Anm. 261), folglich kann er nicht Lehrer des Dichters Aratos (Vit*. Ar. 4.
p. 60, 10 f. W., wenn nicht sogar hier axoXdaag in avaxoXdaag zn verbessern
ist) gewesen sein, wie noch Wachsmnth Sillogr. Gr.* S. 17 glaubt. Ueber-
haapt ist in seiner ganzen Lebensgeschichte für eine Lehrthätigkeit kein
Ranm. Vgl. Anm. 303.
258) Antig. v. Kar. a. a. 0. Philod. a. a. 0, Im üebrigen s. Cic.
N. D. I, 15, 38. Paus. II, 8, 4 u. Anm. 256. Dies setzte ihn denn auch in
den Stand in seinen ^Tnoiivjjiuita avfi.noTiHu und 'HO'txal axolcci (La. Di.
1. 28) die schon erwähnten und benutzten (s. A. 160. 169. 183) genaueren
Angaben über Zenon zu machen.
259) Auf diese schliesse ich nicht so sehr aus den beiden Anekdoten
La. DL 36 und Antig. v. K. a. a. 0. als vielmehr aus seiner Laufbahn und
dem folgenden Bruchstück.
260) S. das Bruchstück bei Ath. XIU. 607 b ff. aus seinen Zv(inozt%a
vTtofivi^liata, mit denen die 2JviinoTi%ol durZoyot ebend. IV. 162 b f. offenbar
(vgl. A. 45. 265) einerlei sind. Ueberhaupt hoben diese ngor^yiiiva zwar
die stoische Ethik über die Engherzigkeit der kynischen hinaus, aber sie
wurden zugleich zu einem zersetzenden Moment für sie, indem sie einer
laxen Moral die Wege bahnten. S. unten A. 364. 366. 866 '».
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5. Stoiker. Persaeos. 69
gonos Gonatas zuzusendend^). In der That gelangte er bei letz-
terem zu so hoher Gunst , dass derselbe ihn nicht bloss zum
£rzieher seines Bastardsohnes Halkyoneus*^*), sondern auch zu
einem seiner politischen Rathgeber machte ^^ und ihm endlich
261) S. A. 176. DasB er damals erst 20 bis 24 Jahre gewesen wäre
(La. Di. 6, 8. A. 184), ist nicht glaublich. S. vielmehr A. 257.
262) La. Di. 86. Die Mutter desselben war die athenische Hetäre Demo,
üebrigens vgl. Ath. VL 251 c (s. A. 243). Flui Arat. 18. Dass der König
selbst noch seinen Unterricht benutzt habe (Ael. V. H. III, 17), ist selbst-
verständlich in dieser Form unwahr, üebrigens vgl noch Vol. Herc. *
VII, 146. Usener Epicurea 8. 415.
. 268) Der von den demokratischen Eretriem wegen seiner Freundschaft
mit Antigenes Gonatas vertriebene und nunmehr am makedonischen Hofe
lebende greise Menedemos schrieb es dem Einflüsse des Persaeos zu, dass
seine eignen Fürbitten den König nicht abhielten die Demokratie in
Eretria aufzuheben und strenge Massregeln gegen diese Gemeinde zu er-
greifen, hasste desshalb den Persaeos bitter und grämte sich zu Tode (La.
Di. U, 148 f.). — Aus diesen Verhältniasen am makedonischen Hofe, näm-
lich aus jenem Wortspiel, durch welches sich Bion (s. S. 84 mit A. 103^)
an Persaeos rächte (Atb. IV. 162 d), entstand das boshafte Märchen, er sei
Zenons Sklave gewesen, Sotion u. Nikias v. Nikaea b. Ath. a. a. 0. La.
Di. 86 (wo entweder, was also nicht ünger, wie er a. a. 0. S. 118 f. glaubt,
zuerst gesehen hat, mit'Köpke a. a. 0. S. 6. A 10 avtm nuQcc *AvxCyovov
oder gar mit Röper naq uvxnv Uvuyovtp zu lesen sein wird). Philod. I. St.
Col. Xn (s. A. 257). Gell II, 18, 8, und dass gerade Sotion diesen Klatsch
auf spann, liegt vielleicht in der Eifersucht der Peripatetiker auf den poli-
tischen Einfluss der Stoiker Indessen lässt sich nicht wirklich beweisen»
dass Sotion Peripatetiker war, s. C. 19. A. 19. Freilich waren auch die
späteren oligarchisch-republikanischcn Stoiker, wie es scheint, auf diesen
Fürstendiener nicht allzu gut zu sprechen. Wenigstens fand einer von
ihnen, Stratokies, dass er mehr das Leben eines Hofmannes als eines Philo-
sophen gefährt habe, netfinlavaa^ai xov avXtyiov ov zov (piX6ao(pav jjQtjfiavov
ßiop (Pilod. a. a. 0. Gol. XIU). Dagegen steht ein anderer Umstand hiemit
nicht, wie frfiher ich selbst (a.a. 0. S. 742 f.) dies WilamowitzS. 108. A. 10
geglaubt habe, zusammen: ungleich richtiger urtheilt über ihn Hirzel S. 71.
Dass nämlich die Hauptschüler Zenons in dem ihn behandelnden Abschnitte
aufgezählt werden, dann die wichtigsten von ihnen eine gesonderte Dar-
stellung eriialten und nur Persaeos in jener Aufzählung „als Annex zu
Zenon" gleich mit abgehandelt wird, ist dem Philod. und dem Diog. ge-
meinsam, d. h. dem Stratokies und dem Apollonios, so dass die im Allge-
meinen mit Recht von Wilamowitz S. 107 f. behauptete Unabhängigkeit
des Apollonios von Stratokies wenigstens in diesem Punkt eine Ausnahme
erleidet. Gerade desshalb aber ist hier nicht an eine „stiefmütterliche Be-
handlung*' des Persaeos zu denken, sondern die Sache umgekehrt aus
dessen bei Stratokies, der auch dessen Ende in besonders ehrender Weise
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70 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälile des 2. Jahrh.
im Kriege gegen den acHäischen Bund auch den Befehl über
die makedonische Besatzung in Korinth gab. Aber Persaeos
Hess sich dabei von Aratos überlisten und fand bei dieser Ge-
legenheit selbst, und zwar an vielen Wunden blutend durch
eigne Hand seinen Tod, 243^^). Seine Stellung zu Zenon war
in vielem Betracht eine ähnliche wie die des Xenophon zu So-
irates*^). Das eigentlich philosophische Interesse war bei ihm
offenbar nur gering. Fast alle seine Schriften ^^^ bewegten sich
auf dem ethisch-politischen Gebiet. Ausserdem aber zeigen sich
bei ihm gewisse philologisch-historische Neigungen ^^^), und sehr
(t). Anm. 264) beschrieb, an die Spitze gestellten Bezeichnung als Lieblings-
schüler des Zenon (s. A. 257) zu erklären.
264) So Philod. a. a. 0. Col. XV, vgl. Paus. II, 8, 4. VII, 8, 1. Ihnen
folge ich mit Wilamowitz S. 217 unbedenklich. Die entgegengesetzte
Angabe (Flut. Arat. 28. Polyaen. VI, 6. Tif «s b. Philod. a. a. 0.) mit der
an sie angeknüpften Anekdote geht auf Hermippos zurück (Ath. IV. 162 c,
vgl. Phüod. Col. XVI): das genügt.
265) S. Hirzel S. 63 ff., welcher in dem Bruchstück aus den Zviako-
Ttxol didXoyoi bei Ath. IV. 162 b (s. A. 260), die den vnoiivi^iiata des Stilpon
und des Zenon sich angeschlossen haben sollen, einen Anklang an Xen.
Mem. 1, 3, 8 ff. (vgl. Symp. 4, 7 ff. 26) nachweist und in diesem so wie in
dem anderen Bruchstück die Anknüpfung an eigne Erlebnisse hervorhebt,
80 dass diese £v(jk7toti%oi vnoftvi^fiaxa zugleich ähnlich wie die 'Anoftvrj^'
psvfLara des Zenon (s. A. 197) eine Art eigner Memoiren waren und eben-
desshalb auch erzählen konnten, wesshalb allein Zenon Symposien mied
(La. Di. 1). Die Vorliebe des letzteren für Xenophons Schrift kam dem
Persaeos entgegen, aber bezeichnend ist doch, dass er in dem zweiten Frag-
ment b. Ath. XIII. a. a. 0. genau wie Xenophon (Mem. I, 1, 16. 2, 18. IV,
8, 11), was Hirzel S. 79 ff. mit Recht betont, den Begriff des Weisen
{aotpog) in den des %aX6g ndyad'og verflüchtigt.
266) Das Verzeichniss bei La. Di. 36 enthält 11 Titel: negl ßaadcücg,
Tloliteta Aa^mviii'^^ ns^l yccfiov^ nsgl dasßeiag, Ov£<m}$, nsgl igdtaVy Ilgo-
xQsnzi%o£^ JiazQtßcc^y Xgeimv d\ 'Anofivrniovsvfiata, ngos xovg nXcctavog
vofiovg 7 B. Die 'AnofivrjuovBVfiata werden wohl mit den 2v(inozind vno-
fiviipLata einerlei sein. Dagegen fehlen die Schrift nsgl f^mif (s. Anm. 269)
und die 'if^txal c%oXaC (La. Di. 28). Dass Apollonios die letzteren ausliess,
wird wohl wiederum tendenziös sein, denn da er sich durch den gefälschten
Briefwechsel zwischen Anligonoß Gonatas und Zenon iäuschen Hess (s.
Anm. 175. 184), musste ihm Persaeos mit seinen abweichenden chrono-
logischen Angaben über letzteren in dieser Schrift geradezu als ein Lügner
erscheinen Schwerlich mit Recht h< Köpke a. a. 0. S. 6 diesen Persaeos
auch für den Urheber der Taktik (Arr. u. Ael. Tact. 1).
267) Diese findet Hirzel S. 77 mit Recht in dem, was Ath. IV. 140. b.e
(Müller F. H. G. IL S. 623) aus seiner Ilohteüt ^axooirtxij mittheilt, und
in seiner Angabe über die Fälschungen des Pasiphon (s. A. C2^), wir wissen
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5. Stoiker. Dionysios der üeberlÄufer. 71
bezeichnend für ihn ist es^ dass er^ ohne im Uebrigen der auf
die allegorische Auslegung der Mythen und der alten Dichter
sich stützenden stoischen Götterlehre untreu zu werden*^), doch
allem Anscheine nach der Erste war, welcher ^^^) nicht allein
an die von Prodikos aufgestellte Erklärung der Entstehung des
Götterglaubens sich anschloss, sondern sogar, ohne Zweifel dem
Euhemeros folgend, das sogenannte euhemeristische Element
dieser stoischen Theologie aufbrachte*^®), indem er ausführte,
dass in der That ein Theil der Volksgötter aus einstigen, nach
ihrem Tode vergötterten Menschen bestehe, was natürlich am
Hofe besonders gefallen musste und so recht in eine Zeit passte,
die „mit dem älteren Heroencult Missbrauch trieb und die Fürsten
göttlicher Verehrung sogar bei Lebzeiten würdigte*^*").
Dionysios von Herakleia in Pontos, Sohn des Diophantos*"),
hörte zuerst seinen Landsmann Herakleides, dann den Menedemos
und den Megariker Alexinos und zuletzt den Zenon*^^), der ihm
aber bereits nicht recht traute *^^). Als er dann später unter
nicht, in welcher Schrift, und bezeichnet ihn (S. 78) in dieser wie auch in
mancher anderen Hinsicht als Vorläufer des Panaetios. Aber mit Hirzel
(S. 79) ans jener seiner Schrift aber den spartanischen Staat zu folgern,
dass schon er eine Vorliebe für die Oligarchie gehabt habe, dagegen spricht
neben seiner Stellung zum makedonischen Hofe seine andere, gegen Piatons
Gesetze gerichtete politische Schrift, und seine Abneigung gegen die De-
mokratie in Eretria (s. A. 263) stammte wohl eher aus monarchischer als
aus oligarchischer Gesinnung.
268) Dion Chrys. Or. LUX. p. 276 R.
269) In der Schrift nsgl d^sciv^ aus welcher nach Philod« de piet. Gol. X
Dasjenige stammt, was wir bei diesem und bei Gic. N. D. I, 16, 38 lesen.
270) Hirzel a. a. 0. I. S. 8. II. S. 73 ff. Diels Doxogr. S. 123. 126.
271) Hirzel H. S. 76. Aber auch dies spricht gegen dessen A. 267
beleuchtete Hypothese.
272) HiefCLr wird bei Philod. I. St. Gol. X die Biographie des Antigenes
▼on Karystos citirt, die also auch Stratokies (s. A. 151) neben anderm Ma-
terial benutzt hatte, Athenaeos (s. A. 282) kennt sie wohl nur aus Nikias
▼on Nikaea; die Biographie b. La. Di. 169 f. stammt mit Ausnahme des von
ihm aus Diokles eingelegten Stücks (s. A. 273) wohl jedenfalls aus Apollo-
nios, dann aber hat dieser sich hier einfach dem Antigonos angeschlossen,
und also auch die Todesart ist hier zuverlässig. Philod. I. St. Gol. XXIX ff.
ist ausführlicher, ist aber stark zerrüttet auf uns gekommen. S. Wila-
mowitz S. 123 ff.
273) Diokl. b. La. Di. 166 f. Als Schüler Zenons bezeichnet ihn auch
Antig. V. Kar. b. Philod. Col. X.
274) La. Di. 23, vgl. A. 206.
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72 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
der Schulvorstandschaft des Kleanthes^^^) durch eine schmerz-
hafte Augen- *^^) oder Nierenkrankheit**'') davon überzeugt ward,
dass der Schmerz keineswegs etwas Gleichgültiges sei, ging er
geradeswegs zu den Kyrenaikeru^'®) oder Epikureern*''^) über,
wovon er den Beinamen des Ueberläufers (6 [istad^dfisvog) er-
hielt*^). Er erklärte nunmehr die Lust für das höchste Gut*^*)
und soll dann diese Lehre trotz seines vorgerückten Alters auch
im Leben auf die schamloseste Weise bethätigt haben*®*). End-
lich starb er, 80 Jahre alt, eines freiwilligen Hungertodes ***).
Im Uebrigen war er jedenfalls ein geistreicher und auch poetisch
sehr begabter Mann, der sich, wie wir hören, in seiner Jugend
in Gedichten mannigfacher Art versuchte und später seinem
jüngeren Mitschüler Aratos nacheiferte****). Von diesem hatte er
Unterweisung in der Mathematik erhalten*®^) und sich nahe mit
ihm befreundet. Von seinen Jugendpoesien erfahren wir genauer
noch Folgendes. Um den Herakleides, welcher angeschuldigt
war Tragödien unter dem Namen des Thespis gedichtet zu
276) S. A 206.
276) Cic. Fin. V, 81, 94 (nach Antiochos). La. Di. 37.
277) Cic. Tu8C. II, 26, 60, vgl. Lukian. bis acc. 21. S. Wilamowitz
8. 126.
278) La. Di. 167. 279) Ath. VII. 281 e.
280) La. Di, 23. 87. 167. Philod. I. St. a. a. 0. Ath. a. a. 0. X. 637 e.
281) La. Di. 166, vgl. 87
282) Antig. v. Kar. b. Ath. X. 437 c (vgl. VII. 281 e. ynQaiog). La. Di. 167.
Die bei Ath. hinzugefügte ßerichtigung eeitens des Nikias von Nikaea, da&s
er vielmehr schon von Jugend auf ebenso der Wollust gefröhnt habe, ist
natürlich werthlos.
283) La. Di. 167. dait£a, vgl. A. 272. Andere freilich Philod. 1. St.
Col. XXXIII, 8. aber Wilamowitz S. 123 mit A. 3. Köpke a. a. 0. S. 7
— 12 gelangt in einer sehr sorgfältigen, aber nicht irrthumsfreien Unter-
suchung zu dem Ergebniss, dass er etwa 320 geboren und etwa 24Q ge-
storben sei. Aber Herakleides der Pontiker lebte schwerlich noch nach
300, und so wird man eher die Zahlen 330 imd 260, spätestens 326 und
246 anzunehmen haben. Die Schilderung seiner Bejahrtheit bei seinem Ab-
fall (A. 282) stimmt so aufs Beste, we^m er, als Kleanthes 864/3 Vorsteher
ward, bereits 62 bis 67 Jahre zählte. Schüler des Zenon ward er sonach
erst als schon gereifter Mann.
284) La. Di. 167. nal %az* ixqx^S f^^v tpdoyQsififiatog äv (vgl. Philod.
I. St. Col. XXXII) nccvtodanoig insx^^QSt noirifi,aciv' ^nsiia Öl xal "Jffaxov
dnedixsto irilav avrov. Dichtete er also auch ^atvoitsva?
285) Vit. Ar. 2 p. 66, 6 ff. Fälschlich wird das Verhaitniss umgekehrt
Vit. Ar. 1. p. 64, 57 f., s. Wilamowitz S. 126. A. 6.
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5. iStoiker. Zenon y. Sidon. Poseidon v. Alex. Spbaeros. 73
haben^^), seinerseits zu täuschen, schob er dem Sophokles einen
Parthenopaeos unter und erreichte damit seinen Zweck so voll-
ständig, dass sich Herakleides hernach gar nicht wieder von
seinem Irrthum abbringen lassen wollte; nach anderen Angaben
war jedoch vielmehr ein dritter Herakleiot Spintharos der wahre
Verfasser*®'). Seine Prosaschriften waren sämmtlich ethischen
Inhalts*^).
Zenon von Sidon, Sohn des Musaeos*®*), Schüler des Ze-
noh*^), schrieb eine Apologie des Sokrates und UidmvcccKii^^^).
Poseidonios von Alexandreia, gleichfalls Schüler des Ze-
non*^), war vermuthlich^^*) derjenige Mann dieses Namens,
welcher neben Kleanthes die hernach von Erates aus Mallos
übernommene Lehre aufbrachte, dass der Ocean, weil aus dessen
Ausdünstungen die Sonne sich nähre, sein Bett in der heissen
Zone habe*^).
Sphaeros von Bosporos, Schüler des Zenon und sodann
des Kleanthes *^^), ward, wie schon bemerkt, von letzterm auf die
Einladung des Ptolemaeos Philadelphos oder Euergetes'^^, dass
286) Von AristoxenOB, s. La. Di. Y, 92.
287) La. Di. V, 92 f. vgl Suid. naQaaux^s*
288) Das VerzeichnisB von 9 Titeln bei La. Di. 169 ist indessen nur
das einer Answahl, 8. Fhilod. I. St. CoL XXXIL iyivsto Ö* ovv xal noXv-
y(fa(poi nQoayaymv axeSov slg tag ontm <^ftvyQia(^dayg,
289) Suid. ZijV.
290) Pbilod. L St. Col. XI (nach welcher Stelle auch Chrysippos ihn
erwähnte, wo aber die Ergänzung von Comparetti <6 viogy Isyofievog
schwerlich richtig ist), Hippob. b. La. Di. 38. Ausserdem s. A. 48.
291) Suid. a. a. 0.
292) Hippob. ebend., der auseerdem noch Philo ni des, Athenodoros
von Soli (vgl Hekataeos, Sohn des Spintharos, bei Fhilod. I. St. CoL XII),
Kallippos TOD. Korinth nennt. Suid. Tlocstdmvtog 'AXi^avÖifBVQ q>iX6ao(po£
atminog fur^ijTig; Zi^vtovog, Vgl. C. 21. A. 689.
293) So Berg er Die geogr. Frgm. des Erat. S. 28. A. 1.
294) Macrob. Somn. Scip. II, 9, 1.
296) La. Di. 37. 177. Ath. VUI. 364 e.
296) Freilich nennt La. Di 177 vielmehr den Fhilopator (221 — 204),
aber Zeller S. 38. A. 3 bemerkt richtig, dass dieser erst nach dem Tode
des Kleanthes zur Regierung kam. Man müsste also, da allerdings nirgends
ausdrücklich angegeben wird, dass des Sphaeros Aufenthalt in Sparta vor
den in Aegypten fällt, mindestens seine Sendong durch Kleanthes fallen
lassen, und annehmen, dass er erst, als Kleomenes 221 aus Sparta nach
Aegypten floh, mit ihm dorthin gekommen sei, bemerkt Zell er. Aber
näher liegt wohl noch eine andere Möglichkeit, dass nämlich jene Angabe
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74 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. üälfiie des 2. Jahrh.
entweder Eleantbes oder einer von dessen Schülern zu ihm
kommen möge, nach Aegypten gesandt, da Chrysippos es ab-
lehnte^'). Spater^®) ward er der Freund und Rathgeber des
unglücklichen Königs und socialen Bevolutionärs Kleomcnes von
Sparta ^^^). Jedenfalls gab dieser Aufenthalt ihm den Anstoss
zu seinen Schriften yiaxcovix^ xoXLXsCa oder nBQl jiaxmviMijs
TtoXiTsiag^ und tcsqI jivxovgyov xal UfoxQcitovg (3 B.). Seine
ferneren Schicksale sind unbekannt Aus den Titeln seiner
Werke^*) sieht man, dass er sich namentlich auch mit älteten
Philosophen, mit Logik, Rhetorik und Naturphilosophie eingehend
beschäftigte. Besonders wurden seine Definitionen bei den Stoikern
sehr geschätzt'^*).
Hermagoras aus Amphipolis, angeblich Schüler des Per-
saeos, in Wahrheit wohl vielmehr des Zenon^^), schrieb Dialoge,
unter ihnen einen wahrscheinlich gegen die Kyniker und einen
gegen die Akademiker gerichteten, Mtöoxvcov und nsQl 6o<pi6tHag
XQog tovg 'jixadri(iaVxovg^^).
über Eleanthes ganz richtig ist, dass Sphaeros von Alexandreia nach Sparta
zu Kleomenes (der erst seit 236, fünf Jahre vor dem Tode des Kleanthes,
regierte) ging (vielleicht, meint Zell er, im Auftrage des ägyptischen
Königs) und dann nach des Kleomenes Sturz mit diesem zum zweiten Male
nach Alexandreia, so dass er jetzt dort wirklich bei Philopator lebte und
dieser zweimalige ägyptische Aufenthalt irrthfimlich in einen zusammen-
geworfen ist.
297) La. Di. 177. 186. Ath. a. a. 0.
298) S. A. 296.
299) Plut. Oleom. 2. 11.
300) Zwei Fragmente Plut. Lyc. 28. Ath. IV. 114c.(let2teres aus dem
8. B.) b. Müller F. H. G. UI. S. 20.
301) La. Di. 178. Vorangehen 7 physische (unter ihnen nc^l tmv ila-
xCcxoiVy nQog tag dzoftovs xcrl rar sCdatXct^ nsQl ^HQaxXshov b' [Smxqi^v])^
dann folgen 12 ethische und politische (unter ihnen ausser den beiden oben
genannten: nsgl xa^HOvrog, JiatQtßai, vsqI ßacileiagy JidXoyot igoaxinoC)^
dann 10 logische, beginnend mit negl rav 'E^fetgtaiimv tpiXoaoqxov (unter
ihnen nsgl o^cdv, tcbqI loyoVy nsffl %titrjyoifrifuer<ov) y unter die f&lschlich
mindestens 2 ethische ntf^l nlovzov und nsul d^avdtov (zweifelhaft ist negl
do^fig) eingemischt sind, endUch viertens einen Anhang bilden die 'EntctoXal,
302) Cic. Tusc. IV, 24, 53.
803) Ersteres wäre nur möglich, wenn ihn Persaeos etwa als einen
Gesellschafter des Halkyooeus mit diesem unterrichtet hat. Vgl. A. 267.
304) Suid. ^EQfUcySqag 'AfitpinoUtrig (piX6aoq>ogy fiad^vrig IIsQcaiov. did-
loyoi. avtov Miao%vav a\ nsgl aTVXfJlMtcov , "Enxvxov {icrt Sh cooincoirta),
nsQl ao^piaxBiag itQog rov; 'AnaSrnia'iHOvg,
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6. Stoiker. Hermagoras. ApoUophanes. Chrysippos. 75
Apollophanes von Antiocheia^ war zwar, wie gesagt,
Zuhörer des Ariston gewesen, folgte ihm aber in keiner Hin-
sicht^ und beschränkte sich auch keineswegs auf die Ethik,
sondern schrieb neben anderen Werken auch eine Ow^mci}^').
Chrysippos^ von Soli^^), geboren jedoch vielleicht in
Tarsos'*®), Sohn des Apollonios oder ApoUonides'"), kam etwa
280 zur Welt'^*). Er soll sein väterliches Vermögen durch Con-
fiscation verloren'*^ und sich zuerst zum Wettläufer ausgebildet
haben'*^). Ausser Kleanthes^'^), nach dessen Tode er die Leitung
der Schule übernahm'*^, soll er auch bei den Akademikern
Arkesilaos und Lakydes gehört haben '*^), und jedenfalls eignete
er sich das dialektische Verfahren -derselben mit der grössten
306) Steph. V. Bjz. Uvvioxsia. o^sv UnoXXotpdvrig o atmxog (piX6aoq>og,
806) Auch nicht, wie Zell er 8. 35 f. A. 1 nach La. Di. 92 meint, in
der Lehre von der Euheit der Tagenden^ b. Hirzel 8. 101. A, 8.
307) In welcher er unter Anderem über den leeren Raum handelte,
La. Di. 140. Ueber seine Ansicht von den Theilen der Seele s. TertaU.
de an. 14.
308) Baguet De Ghrysippi vita, doctrina et reliquiis, 'Ann. Acad.
LovaD. IV, 4. Löwen 1822. 4. Petersen Philosophiae Chrysippeae funda-
menta in nominnm dispositione posita e fragmentis reetituta, Altona 1827. 8.
Hiriel S. 182—220. Stein L S. 74—77. 172—178. IL S. 332-348.
Aronis Xffvamnog y^fifiatmoSt Jena 1885. Doctord.
809) La. Di. 179. Plnt. de exil 14. 605 B. Strab. XlII. 610. XIV. 671.
810) Snid. X^vainnog. SoXtvg rj Taifaevg, Zi^vmv Jtocn, Xffvainnov
xov Taifcimg^ La. Di. a. a. 0. tj Taqasvg^ dig *AXiiav6nog iw duxSoxccCg.
Wenigstens war sein Vater von Tarsos in Soli eingewandert, Strab. 671.
811) Den erstem Namen giebt La. Di., den letztem Said.
812) S. A. 838.
818) Hekat. b. La. Di. 181. Gewiss ist, dass er später höchst ärmlich
lebte, nnr von einer einsigen alten Magd bedient, Demetr. b. La. Di. 185,
ygl. Diokl. ebend. 181, anch 183. Im Floril. Mon. (Stob. Fioril. ed. Meineke
IV, 289) wird freilich seine Lebensweise als stoische Einfachheit (Xixozrig)
bezeichnet, da er viel Geld gehabt habe.
814) La. Di. 179. Zeller S. 40. A. 8 spricht jedoch mit Recht den
Verdacht aas, es möge dies ebenso wenig, wie dass Kl^anthes Faustkämpfer
gewesen lei, wahr sein, sondern ursprünglich nur ein Witz, nm den Gegen-
sats des gewandten Dialektikers Oh. und des massiveren Kleanthes zu be-
zeichnen.
815) Suid. La. Di. 179. unovaag Z^vmvog rj KXadvd-avg^ ig Jto%Xrjg xal
ot nX9Ü)vg. Dass er noch Zenon gehört haben könnte, ist chronologisch
unmöglich, wenn anders die obige Berechnung seiner Geburtszeit die richtige
isi 8. A. 184.
816) La. Di. Prooem. 15. Strab. XIIL 610. Suid.
817) Sotion b. La. Di. 183. 8. A. 606.
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76 Zweites Capiiel. Philosophie bis 2. Hälfte dos 2. Jahrh.
Meisterschaft an, um es gegen die Akademiker selbst auszu-
üben ^^^), dergestalt dass Karneades, als er hernach den Kampf
der Akademie gegen den stoischen Dogmatismus erneuerte, selber
eingestand durch den Scharfsinn, mit welchem Chrjsippos den-
selben yertheidigt hatte, am Meisten zu dieser Erneuerung an-
geregt zu sein und von ihm das Meiste gelernt zu haben ^^^).
Allein indem derselbe so Sätze des Chrysippos gegen diesen
kehrte ^^), konnten sich die späteren Stoiker mit Recht beklagen,
dass letzterer selbst dem ersteren die Waffen geliefert habe, in
so fern er namentlich in seinen 6 Büchern „gegen die Gewohn-
heit*' (xaxä tijg 0vvrfi'siag oder nagä rag öwri^slag) die Zweifel
mit einer unerbittlichen Strenge entwickelte, ohne sie doch immer
wirklich genügend widerlegen zu können ^*^). Dabei war er zu-
gleich einer der fleissigsten und gelehrtesten Männer des Alter-
thums'^), auch von grossem Unabhängigkeitssinn, so dass er
nicht bloss, wie gesagt, es ausschlug an den ägyptischen Hof
zu gehen, sondern auch nie einem Fürsten ein Buch widmete***),
freilich aber auch von nicht geringem Selbstbewusstsein***), ohne
Zweifel auch ein anregender Lehrer***). Und so galt er denn,
318) Sein N^fFe Aristokreqn hezeicbnete ihn daher in der poetischen
Inschrift auf einer ihm errichteten Bildsäule als 'AnadrifitanAv cxqayyaUdiov
nonig, Plut. 8to. rep. 2. 1033 E. Noch als Schüler des Eleanthes soll er
diesen gebeten haben ihmnnr die Lehrsätze zu geben, die Beweise werde
er schon selber finden, La. Di. 179. Und so hiess es später, wenn die
Götter eine Dialektik hätten, wflrde es die des Ob. sein, La. Dl. ISO.
319) La. Di. IV, 162. sl firj yäg ijv Xgvainnog, ovyi 3v tjv iyd
(s. A. 326).
320) Sex. Math. VII, 416 ff., vgl Cic. Acad. U, 29, 92 ff. Euseb. P. E.
XIV, 7, 16. 737 a.
321) Cic. Acad. II, 27, 87. Plut. a. a. 0. 10. 1036 B ff. La. Di. 183 f.
322) La. Di. 180. Cic. Tose. 1, 45, 108. Ath. XIII. 665 a. Damasc. V.
Isid. 36.
323) La. Di. 185. 324) La. Di. 179. 183.
326) Ob man v^n der erdichteten Todesnachricht, welche Hermippos
b. La. Di. 184 giebt (TgL auch Said.), doch so viel glauben darf, dass er
zum Mindesten in seiner letzten Lebenszeit seine Schule nicht in der Stoa,
sondern im Odeion versammelie , stelle ich dahin. Die Angabe des Demetr.
ebend. 186. ngätog idsig^rias cxolriv ^%biv vtcui^qov h Av%si<p bezieht
sich wohl auf populäre Vorträge vor dem Publicum, die er neben den
eigentlichen Lehrvorträgen für seine Schüler gehalten haben mag. Schwer-
lich mit Recht findet dagegen Zeller S. 40. A. 4 in ihr eine Spnr davon,
dass er noch bei Lebzeiten des Kleanthes als Lehrer aufgetreten sei,
imd auch das ^rt xs tmvzos dniaxrj avvov La. Di. 179 beziehe ich nicht
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5. Stoiker. Chryaippoß. 77
obwohl nur ein spitzfindig-kritischer und dabei sammelnder und
ordnender und nicht ein schafiPender Geist^ dennoch mit Recht
als der Erneuerer der unter Kleanlhes, wie bemerkt , offenbar
etwas in Rückgang gekommenen Schule und als der zweite Be-
gründer des Stoicismus und mit gewissem Recht auch als der
bedeutendste seiner Vertreter'*^). Denn ihm erst verdankte die
stoische Lehre ihre wirklich allseitige systematische Begründung
und Detailausführung'"), und die Schärfe seiner Polemik nicht
bloss gegen andere Secten, sondern auch gegen die Abtrünnigen
aus der eignen'*'**) schuf der stoischen Schule erst einen festeren
Zusammenhalt, indem er sie allerdings wohl noch stärker, als
es schon Zenon und Kleanthes gethan hatten, vom Kynismos
abloste, dem er jedoch in Bezug auf das Staatsideal und mancherlei
moralische Paradoxien immerhin gleich Zenon noch nahe genug
blieb '^). Einen neuen Inhalt aber gab er im Ganzen genommen
der stoischen Lehre nicht, sondern begnügte sich mit einer ge-
wissen Vermittlung zwischen Zenon und Kleanthes, und zwar
so, dass er meistens die etwas grobkörnigen Auffassungen des
letzteren zu verfeinern suchte und von dessen Neuerungen zu
Zenon zurückkehrte'^^) Wo er wirklich neue Begriffe einführte,
wich er doch damit von dem Kerne der Lehren desselben nicht
auf ein solches, an sich freilich ganz mOglichoB Auftreten, sondern dem
Zneammenhange nach darauf, dass er schon damals dem Kleanthes gegen-
fiber seine Selbständigkeit zeigte. Vgl. A. 329. Der Ausdruck ist aof
jeden Fall übertrieben und ungeschickt.
32«) Cic. Acad. II, 24, 76. Gell. VI, 2, 1. Ath. VIII. 336b. So ent-
stand der Vers tt fiij yap r^v Xgvatnnog, ov% av ^y &tod (La. Di. 188), in
welchem dann Eameadas iyoi fOr fftoor gesetzt haben soll, s. A. 319.
327) So gelangt Stein 11. 8. 344 in der Erkemitniaslehre zu dem Er-
gebniss; „Eis dürfte sonach die Annahme gerechtfertigt sein, dass die in
der Stoa allgemein gebräuchliche Stufe ofolge von ata&rjaig, fpavxtucla^ xa-
TCfZijV'tS, hnfOkUy %QitriQiov ihre schulmässige Formulirung erst durch Ch.
erhalten hat". Vgl. IT. S. 338: „Die weit ausgesponnene Theorie der
tpavxaaia . . . stammt von Cb.'*. Die genauere Ausbildung der formalen
Logik in der Stoa ist sicher erst von ihm ausgegangen, s. Stein II.
S. 802—806. 316—318. 882 f.
827^) Cic. Pin. II, 13, 48 sagt von Herillos: Ate ipae tarn pridem est
reieetus: post enim Chrysippum non est eane disputatum. Vgl. A. 523.
828) S. A. 196. 840 f.
829) S. Stein l. S. 74 ff. 177 ff. 11. S. 326. 328 ff. 345 f. Antipatros
(von Tarsos) schrieb ein eignes Buch nsQl zTJg KXeccv^ovg %ctl X^vcCnnov
ductpoQccg, Plut. a. a. 0. 4. 1043 A. Vgl. Cic. Acad. IT, 47, 143 und A. 326.
224—226.
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78 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
ab^®)y und nur in einem einzigen Punkte, indem er die rohe
Art; wie sich nicht bloss Kleanthes, sondern aller Wahrschein-
lichkeit nach auch bereits Zenon die Entstehung unserer Vor-
stellung Ton den Dingen dachten, durch eine feinere ersetzte ^^^),
hat er sich eine wirklich tief in das Wesen der Sache eindringende
Abweichung yon beiden gestattet. Das ihm angetragene athenische
Bürgerrecht nahm er an^»^) jjr starb, 73 Jahre alt, Ol. 143,
d. h. zwischen 208 und 204'^^). Am Wenigsten erfreulich
ist das Bild seiner schriftstellerischen Thätigkeit, so dass wir
den Verlust ihrer Erzeugnisse'^) durchaus nicht zu beklagen
330) So gilt dies von der wahrscheinlich erst von ihm in die stoische
Erkenntnisslehre, aber, wie Stein (trotz Lathe S. 31 ff.) zeigt (freilich
nicht ohne anch hier Verkehrtes einzumischen), in einem anderen Sinne als
bei den Epikureern eingeftthrten, auch nicht einmal (wie ich selbst früher
glaubte) von diesen entlehnten nqoXifilfig, Wenn es in dem Berichte des
La. Di. 64 (s. A. 198®) heisst: x^tTi^^i« tpijaiv slvcci, oitc^ri^iv %al ycQoXrjtßiv,
so verbietet schon der Plural nQitrjQia den eventuellen Vorschlag von Stein
alc^xi%riv nQoXri'tpiv zu schreiben, wohl aber hat Stein darin Becht, dass
die aCa9"ricig und die nQoXriipis nur die beiden Unterlagen der tpavtaaCa
nataXrinTiniq, welche letztere Ch. keineswegs (s. La. Di. a. a. 0. u. die Belege
bei Stein II. S. 889. A. 767) Preis geben wollte, sind. In einer anderen
Bedeutung (näml. xa^' o >» Massstab der Beurtheilung, s. Sex Math. VJI. 261)
ist letztere das Eriterion, als in welcher es die beiden ersteren sind (näml.
^t' ov -» Urtbeilsvermögen als Erkenntnissmittel), eigentlich Wahmehmong
und Verstand (X6yog) bei Zenon, und dass Ch. an die Stelle des loyog die
x^6Xirtf)ig setzte, war eben nur eine mehr formale Abweichung. S. Luthe
S. 22—24, der freilich nach C. 28. A. 4 dergestalt zu berichtigen ist, dass
seine Begründung hinföllig wird. In grammatischer Hioflicht mag hier
noch bemerkt werden, dass Ch. die vier bisher angenomqienen Bedetheile
(niQTj Xoyov oder, wie er sie nach Galen. V. 670 E. nannte, atoix^ia Xoyov)
ovoiia, (rjfta, üvvdsofiog, a^d'QOv, auf fünf vermehrte, indem er Svofue und
nqoariyoi^la (Nomen proprium und appellativnm) unterschied, La. Di. 67.
381) S. Zeller S. 72flF. E. Wellmann Jahrb. CVIL S. 479f. Stein
II. S. 885 ff. Doch wusste er mit derselben, wie es scheint, auch weiter
Nichts anzufangen.
832) Antip. b. Plut Sto. rep. 4. 1034 A. ot» 7/riv(ov %al KXBocv^fig oi%
rjd'iXficccv 'A^r^vaioi ysviad'ccij iirj do^mai tag avtmv xarQidag adinBiVy
worauf Plut. hinzusetzt: ort fir^v tl %ctXag ovrot, Xqvaimtog ov% 6(f^mg
inoirjöiv iyyQa<ptlg elg tiiv %oXix%(av , ncofB^adw. Vgl. A. 177. 186.
388) So Apollod. Fr. 101 b. La. Di. 184 (vgl. Suid.). Nach Pseudo-Lukian.
Macrob. 20 wäre er freilich, was aber kaum als Abweichung anzusehen ist,
81 Jahre alt geworden, und Val. Max. VIII, 7, ext. 10 sagt, er habe im
80. Jahr das 89. Buch seiner Logik voUendet, was vielleicht anch noch mit
jener Angabe verträglich ist.
884) Bis in den Anfang des 3. Jahrh. n. Chr. lassen sich ihre Spuren
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6. Stoiker. Chrysippos. 79
branchen^^). Denn er war ein Vielschreiber, von dessen Werken
über alle möglichen Gegenstände 705 Bücher gezählt wurden ^^^
verfolgeD , s. darüber besonders Gercke Chrysippea, Leipz. 1886. 8. (Jahrb.
f. Phil. Suppl. N. F. XIV). S. 691 f. 693 ff. Bei Sueton. de vir. illustr.
p. 74, 10 ff. Beiffersch. Cornuto rogavii (scriptis mcUrem Persius) ut daret
libiro9 circa sepimgmios [Ghrysippi] sive bibliothecam suam cmnem haben
Jahn nnd Beifferscheid mit Biecht Chrysippi getilgt. Aber ans Plat.
comm. not. 26. 1070 E. ro yuif xf^lxov sre^l 8i,aaiocvvri9 ßißXlov iött navta-
%Q^Bv Xaßeiv erhellt, dass diese Schriften wenigstens zu dessen Zeit noch
vielfach gelesen wnrden. Auch die Citate des Galenos dürften ans eigner
Leetüre stammen. Doch sagt derselbe XL 221 , dass ihr Untergang bereits
nahe bevorznstehen scheine: $1 %al iktidhv iae&tsto 'EQaautvQdtov ßißUov,
all' {#17 nävta anolmXsi^ nad'aniQ tu Xqvainnov ntvdwBvn na^siv. Der
Stoiker Aristokles von Lampsakos, welcher zd der Schrift «e^l tov nmg
^luteta Xiyoftsp xal $iavoov(i8&a einen Commentar in 4 B. schrieb (Soid.
'jQtato%Xijg) ^ und der Epikureer (s. Gercke S. 698) Diogenianos, von dessen
Polemik gegen xcpl sifiaiffiivfig wir Bmchstücke in Euseb. P. E. (s. Gercke
S. 701 ff. 748—755) haben, mügen auch erst dem 2. Jahrh. n. Chr. an-
gehören, doch ist dies unsicher. Aber gegen Ende dieses Jahrh. verfasste
im AnschluBs an dieses Werk der Stoiker Philopator sein gleichbetiteltes
(Nemes. de nat. hom. 85. p. 140), und Alexandres von Aphrodisias unter-
zieht ersteres in seiner Schrift tcsqI stfkafffiivrig nal tov iq)* '^pLiv einer ein-
gehenden Widerlegung.
335) Am Meisten besitzen wir von der Schrift nsql aito(patiitmp (näml.
afi(DfMxr(oy) n^hg 'Aqiotayoqav in 8 B. (La. Di. 190) aus einem Pariser
- äg7i>ti8chen Papjros. Nach der Bekanntmachung von L et rönne Fragments
in^ts d*ancienf poStes greos, tir^s d'un Papyrus appartenant au Mus^e
Boyal avec la copie ^iti^re de ce papyrns etc., Paris 1838 hat es Bergk
Commentatio de Chrysippi libris n^ql airogxrriNcSy, Cassel 1841. 4. Opusc.
II. S. 111—146 bearbeitet.
336) La. Di 180, bei welchem sich 189—202 ein Katalog der „nam-
haftesten*^ (Moi6tceta ßtßXia) findet, der aber in der Mitte abbricht,
weil hier die A. 151 bezeichnete grosse Textlücke eintritt. Den Anfang
machen die logischen Schriften: Zoytxov t6nov (zum Verständniss dieses
Ausdmeks ist zu bemerken, dass ein Theil der Stoiker, freilich nicht Ch.
selbst, die drei Hauptabschnitte der Philosophie t6no$ nannte, La. Di. 89.
tavta 9\ ta (LiQti o fi^v 'AnoXXodmQog tonovg xaXsi^, 6 d'k Xqvainnog %ccl
ElfdQOiiog sCSrij SXXoi yivri^ vgl. A. 386; zur Logik rechneten aber die
Stoiker auch die Bhetorik, die Grammatik, ja die Theorie der Poesie und
der Mnsik, s. Zeller S. 63 ff.). S. über dieselben Prantl Gesch. d. Log.
L S. 404 ff., femer Nicolai De logicis Chrysippi libris tam colligendis
quam ad doctrinae rationem accommodate disponendis, Quedlinburg 1859. 4.
und die masslose Polemik gegen diesen von Hirzel De logica Stoicorum
in der Satura phil. H. Sauppio obl., Leipz. 1879. In der That glaube auch
ich nicht, dass die Gesammtliste so verschoben und verderbt ist, wie
Nicolai annimmt, und halte schon desshalb seinen verwegenen Her-
stellungsversuch fär verfehlt. Aber ebenso wenig scheinen mir die könst-
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80 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfke des 2. Jahrh,
und natürlich war eine solche Schreibseligkeit nur auf Unkosten
aller Schönheit und Sorgfalt der Darstellung möglich. So spricht
liehen und grossentheils auf einer zogestandenermassen mindestens höchst
unäicheren Hypothese beruhenden Erklärungen von Hirzel durchweg an-
wendbar, vielmehr dürften in der That einige Titel logischer Werke anter
die ethischen gerathen sein, wenn auch nicht so viele, wie Prantl und
Nicolai meinen; sicher wird sich hier in manchen Fällen nicht entscheiden
lassen, und ein jeder Versuch vollends die ursprQnglichen Plätse zu er-
mitteln scheint mir von vom herein hoffiiungslos. Die Bücherzahl der logi-
schen Schriften wird schliesslich (198) auf 311 angegeben. Dass Prantl
auch unter Hinauzählung der 4 tjftvösxiyQatpa mit 8 Büchern nicht ganz
so viele aus den Titeln herauszurechnen vermocht hat, darauf legt er ein
unverhältnissmässiges Gewicht, denn bei 3 Titeln fehlt in unsern Ausgaben
die Buchzahl. Wenn also nicht in 311 ein Fehler steckt, kann die Zahl
der unter die ethischen Schriften versprengen logischen keine grosse sein,
oder aber es sind mehrere erst nachträglich in das Verzeichniss und zwar
an falscher Stelle hineingebracht. Die logischen Werke sind, wie 198 aus-
drücklich wiederholt wird, wieder in 4 Abschnitte getheilt, von denen der
erste, allgemeine und einleitende in unsern Ausgaben keinen besondern
Titel hat, der zweite nsgl tä n^yfiata, der dritte tcsqI rag Xi^sig xal tov
xott' avtäg Xoyov, der vierte n^og {-miQl?) zovg loyovg %al tovg zQonovg
benannt ist, worauf denn noch als Anhang ein Sammelwerk folgt, und
jeder dieser Abschnitte zerfällt wieder in kleinere Gruppen {avprd^Big). Da
die Liste, wie gesagt, gar nicht alle Werke des Ch. umfassen soll, ist es
nicht auffallend, wenn sich auch noch einzelne andere Titel nachweisen
lassen, auffallend allerdings, dass die A. 187 erwähnte Schutzschrift für
Zenon wenigstens in unsern Ausgaben im Verzeichnisse fehlt. Die dann
folgenden ethischen Werke, in deren Aufzählung die Lücke bereits be-
ginnt, sind entsprechend geordnet: tj&ihov Xoyöv tov ne^l zriP 9i6if^maiv
tmv r'id'ixöiv mit 6, neffl tmv xotvioy Xoyatv ncctä rag i% xovtov cvviaxa^ivag
tixvccg xal aQttdg mit 3 ewto^sigj dann vsqI dyad^mv 'Kai xacxav. Wo
dem Titel einer Schrift n(f6g mit einem Namen angehängt ist, scheint dies
stets eine Dedication und nicht eine Gegenschrift zu bezeichnen, so dass
das wiederholte itQog Zi^ycovor sich nicht auf Zenon von Kition, sondern auf
Zenon von Tarsos bezieht. lieber die Schriften nsgl vofiov (der vollstöndige
Titel war nsQl noXsmg aal voiiov^ Philod. de philos. Col. XIII, s. Gomperz
a. a. 0. S. 254), Xoyoi wto^stinol tlg zovg vofiovg^ nt^l (rizoQt%^g und die
physischen mgl fiapzixrjg, nsgl s^fiagfiivrig , ns^l ifvxrjg handelt Osann
Von einigen Schriften des Chrysippos, Beib^e zur grieoh. u. rdm. Littera-
tnrgesch. I. (Darmstadt 1835). S. 250 ff. Die Schrift tcsqI na&mv ist von
Philodemos im zweiten Theil von nsQl 6(fyfjg ausgeschrieben, s. 0. 32.
A. 200. Die Bruchstücke der 5 Bücher ne(fl ngovoüicg und der 2 nsgl
stfia^fiivrig hat Gercke a. a. 0. S. 691 ff. vortrefflich gesammelt Einen
ausführlichen Bericht über die Theologie des Ch. aus ns^l ^smv, ntgl Xagi-
zmv, 9C£^l 9>vtf€0f>(, n6Ql nQovoiag giebt Philod. de piet Col. XI ff., vgl.
Cic. N. D. I, 15, 39 ff. Krische a. a. 0. S. 443—481. Diels Doxogr.
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5. Sfcoiker. Chrysippoa. Aristokreon. 81
er es denn auch selber aus^ dass er sich um Dunkelheiten,
Härten und Uncorrectheiten aller Art wenig kümmere ^^), und
gefriss ist das ürtheil^^) nicht ungerecht, dass er zwar der
geübteste Dialektiker war, aber unter allen namhaften Schrift-
stellern der schlechteste Stilist. Seine Darstellung war Yon er-
müdender Breite und Weitschweifigkeit, leblos und trocken, von
langweiligem und pedantischem logischen Formalismus durch-
zogen, vielfach unklar, strotzend von Geschmacklosigkeiten aller
Art, voll von Wiederholungen und von masslos gehäuften und
übel angewendeten Citaten, namentlich von Dichterstellen *'^^)
und dabei nicht einmal frei von dem Fehler, dass er häufig Be-
weismittel ohne wissenschafklichen Werth anwandte *^^. Ganz
besonders widerwärtig aber berührt es, wie dieser ,,von allen
Grazien verlassene Mann'* in mehreren seiner ethischen Schriften^)
kynisch-stoische Paradoxien, wie das unerquickliche „Thema von
der Statthaftigkeit des Genusses von Menschenfleisch mit der
nur ihm eignen breitspurigen Vertiefung in das Hässliche und
Ekelhafte weitläufig erörtert hat"^^).
Aristokreon, Schwestersohu und Schüler desChrysippos^*),
welcher mehrere seiner Schriften ihm widmete, verfasste selbst
zu Ehren seines Oheims, dem er auch eine Bildsäule errichten
S. 644 ff. lieber die 2 Bficher nsQl (MX9%i%rig, über «re^l xffticfmv und nB(fl
6vi£Q€ov 8. Wachsmath Ansichten der Stoiker üb. Mantik S. 12—14, über
4 Bücher xtgl zrig %aTa tag Xi^sig dvmiiaXiag TtQÖg J^avu s. C. 26. A. 40,
über nsifl zav ai^xaüov tpvaioXoymv C. 20. A. 18. 14 vgl. mit C. 17. A. 27,
über die rhetorischen Schriften C. 86. A. 17, über die gegen Philon A. 60.
337) Bei Plut. Sto. rep. 28. 1047 B. Vgl. C. 86. A. 17.
338) Von Dionys. v. Halik. G. V. 4. p. 81 Reiske: anoxifri Sl ti%firj-
^Up XQYJeaad'ai tm loym X(fV6^itnov tov Zxannov . . . tovtov yotQ ovx* äfiii-
vop ovdelg tag Sialsmiiucg tix^ag rjx^ißtoösv ovre x^h^^'' ^Qfi^ov^a avp-
tax^ivtag i^iiviyne loyovg tmv opofiatog xal do^tjg dit<od'ßrü<ov.
838^) Vgl. A. 431 und Kamead. b. La. Di. X, 27 onmittelbar nach
den dort angef. Worten: nollaxig tavtd ytyQaqn %al to inBl&ov, nal
dSiOQ^mta iiaxs tm ivsiyee^'ai^ %al td ^a^Tu^eo tocavtd ietiv d>g insivcav
liovatv yif$eiv td ßißXia, na^'dnBQ %ai naqd Zr^vtiovi iativ svqsCv ical naifd
'AQiütotilsi und Apollod. d. Epikureer b. La. Di. VII, 181 (s; 0. 32. A. 182).
339) Cic. de or. I, 11, 60. La. Di. VII, 180 f. Galen. T. V. p. 213.
296—316. VIIL p. 631 K.
340) In der 17o2tTc/a, den Büchern %iQl tov ita^%ovtog (Sex. Pyrr.
III, 247 f.), dem dritten Buch tcbqI tov di%atov (La. Di 188) und in nsql
dinatoavvfig (Philod. de philos. Gol. XIV, s. Gompers a. a. 0. S. 266).
341) Gomperz a. a. 0. S. 266. A. 1.
342) La. Di. 185. Vgl. Philod. I. St. Gol. XL VII, 8 f.
Sdsbmihl, grleoh.-alex. Litt.-Gesch. I. 6
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82 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
liess^, eine Schrift nach dessen Tode***) und ist wohl auch
derselbe, dessen Werk Al^voniKa oder wie sonst der Titel ge-
lautet haben mag, Hermippos, offenbar sein Zeitgenosse, las**^).
Zenon von Tarsos, Sohn des Dioskurides***), Nachfolger**')
und gleichfalls Schüler des Chrysippos***), schrieb wenig, hatte
aber viele Schüler**^) und zweifelte bereits die herakleitisch-
stoische Lehre von einer periodischen Weltverbrenüung an*^),
wodurch er den ersten Eeim zu einem Eklekticismus in die
stoische Schule hineintrug, welcher bald genug kräftig auf-
schiessen sollte *^^).
Diogenes, Sohn des Artemidoros*^*), von Seleukeia am
Zusammenfluss des Euphrat und Tigris***), daher gewohnlich
,,der Babylonier" genannt*^), war gleichfalls Schüler des Chry-
sippos gewesen***) und ward der Nachfolger des Zenon von
348) S. Anm. 318. Vgl. La. Di. 182.
344) Xqvclnnov tatpaly wo er den Hyllos aus Soli als Schüler des
Chry sippos und des Sphaeros bezeiclioete, Philod. I. St. Col. XL VI.
845) Bei Ael. V. H. VII, 40 vgl. mit Plut. comm. not. 16. 1064 B. Im
Uebrigen s. Plin. N. H. V. §. 69. VI. §. 188. 191. Müller F. H. G. IV. S. 833 f.
846) Said. Zr^v. Jioc.^ wo die Angabe d^g di tivsg Zidmviog natürlich
auf Verwechselung mit Z. von Sidoa bemht.
347) Philod. a. a. 0. Col. XLVII. Euseb, P. E. XV, 13, 9. 816 c. Areios
Didym. b. Euseb. ebend. XV, 18, 2. 820 d.
348) Snid. fiad^ivrig Xffvalnnov %a\ diado%oq. In der Epit, Diog. (siehe
Usener Epicurea S. XI) folgt er anf Cbrysippos.
849) La. Di. 36 (im Homonymenverzeichniss). Wie es scheint, ist bei
Philod. a. a. 0. CoL XLVIII von seinen Schriften (gegen den Peripatetiker
Hieronymos) die Rede.
360) Ar. Did. a. a. 0. In der Eintheilnng der Philosophie schloss er
sit^h in so fem an Eleanthes an, als er die von diesem (s. Anm. 221) auf-
gestellten sechs Theile des Vortrags {loyog) der Philosophie zu Theilen der
Philosophie selbst machte, La. Di. 41. Weiteres s. ebend. 84.
351) Weitere Schüler des Chrysippos waren Diophanes (Philod. a. a. 0.
Col. XL VI), auch wohl die (ebend. Col. XLVII genannten) Apelles, Ari-
stobuloB, Herakleides, denen er gleichfalls Schriften widmete, und so
wohl die Meisten, von denen das Gleiche gilt, dazu Aristokreons Bruder
Philokrates (La. Di. 186).
362) Philod. a. a. 0. Col. XLVllI.
363) Philod. a. a. 0. La. Di. VI, 81 (Homonymenverz.) Strab. XVT.
744. Pseudo-Lukian. Macrob. 20.
864) La. Di. VII, 39. 66. Cic. N. D. I, 16, 41. Divin. I, 3, 6. Plut. de
exil. 14, 606 B. — Thiery De Diog. Bab., Löwen 1830. 8 (mit Pragms.).
Vgl. Krische a. a. 0. S. 481 ff. Hirzel S. 230ff.
355) Cic. Divin. a. a. O. Pseudo-Galen. Hist. philos. 2. p. 600, 10 Diels.
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6. Stoiker. Zenon Ton Tarsos. Diogenes d. BabyL 83
Tarsos ^^. In dieser Eigenschaft als stoisches Schulhaupt nahm
er Theil an der sogenannten Philosophengesandtscbaft nach
Rom 156/5'*'). Bald darauf scheint er hochbetagt, wohl noch
Tor 15 VO gestorben zu sein'*®), wie es heisst, 88 Jahre alt'*^).
Auch berühmte Grammatiker, Apollodoros von Athen'***), Zeno-
dotos von Alexandreia '**) und vermuthlich'**) auch Krates von
Mallos gehörten zu seinen Schülern. Aber er soll in späteren
Jahren dem Zweifel an der Weltverbrennung beigetreten sein**'),
und jedenfalls stellte er, wahrscheinlich gedrängt durch die Ein-
würfe des Eameades gegen das den natürlichen Bedürfoissen des
Menschen nicht genügend Rechnung tragende stoische Tugend-
ideal, eine Definition des Lebenszwecks auf, welche von der alt-
stoischen in bedenklicher Weise abwich '") und sodann von Anti-
patros und Archedemos in verschiedener Art modificirt ward'^*).
Entsprechend dieser Auflockerung der strengen altstoischen Ethik
huldigte er denn auch einer sehr laxen Moral, indem er es, wenn
wir recht berichtet sind und dies nicht vielmehr eine blosse
366) Philod. a. a. 0. In der Epit. Diog. wird er unmittelbar nach
diesem anfgefOhrt. Bei Plat. de fort. AI. I, 6. 328 D lesen wir Zrivonvog,
sl Jioyivri rov Baßvltoviov ^itBUSs (piXoaofpBtv, Aber dies ist falsch, mag
man nnn unter Zriviovog den Eitier oder den Tarsier verstehen, denn auch
letzterer könnte nur nach nnd nicht vor Cbrjsippos Lehrer des Diogenes
gewesen sein. Vgl. Wyttenbach z. d. St. Thiery S. 16 f.
367) Cic. Aead. IL 46, 137. Weiteres bei Zeller ü», 2. S. 763. A. 12.
368) Cic. de sen. 7, 23.
359) Psendo-Lnkian. a. a. O. Damach wäre er etwa 240 geboren.
360) Pseudo-Skymn. 19—21, s. C. 27. A. 21.
361) Wenn anders dieser bei La. Di. ^9 f., wo ein Epigramm von ihm
anf Zenon von Edition mitgetheiit wird, zu verstehen ist, s. C. 26. A. 83.
362) Wie Classen De primordiis gramm. Gr. S. 79 und Zeller IIP, 1.
S. 47. A. 1 mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen.
368) Vielleicht in Folge der Gegen argamente des Eritolaos (s. A. 804),
wie V. Arnim Quellenstud. z. Philo S. 60 vermuthet. S. Psendo-Phil. de
incorr. m. 16. 497 Mang. 947 C Hösch. (p. 248 , 14 ff. Bern.). Uysxai Sl
xal Jioyivrig rivUa viog fiv avvsniyQa'tlfafisvog rm d6y(Accti tijg inxvQwasmg
6^h tijg fiifKlag ivdoidaag iniüxBiP. Fälschlich kehren Hirzel S. 263 and
Stein I. S. 79 die Sache nm, und letzterer schiebt dabei noch obendrein
ersterem die richtige Angabe unter und tadelt ihn desshalb! Vgl. C. 32.
A. 484.
364) Indem er ihn geradezu in das richtige Verhalten zu den mittleren
Dingen setzte: ivXoyiaxCa iv tri x&v xara tpvciv inXoyij xal dnsnXoyy,
La. Di. 88. Stob. Ecl. eth. p. 134 H. 76, 9f.W. In Bezug anf die Ein-
theilnng der Ethik führt ihn La. Di. 84 an.
366) S. A. 376. 383.
6*
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84 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Consequenzmacherei seiner akademischen Gegner war^^^), sogar
för erlaubt erklärte wesentliche M&ngel eines zu yerkaufenden
Gegenstandes zu verschweigen, ja falsches Geld zu gebrauchen*^,
womit er freilich andererseits doch nur Anschauungen auf die
Spitze trieb, zu denen der Grund bereits bei Chrysippos gelegt
war^^^). Seine Schriften waren vielseitiger Art**').
Antipatros von Tarsos*^®), Schüler**^) und wohl unzweifel-
haft Nachfolger des Diogenes*'^), machte, nachdem er ein hohes
Alter erreicht hatte*'^), seinem Lehen, wie es heisst, selber durch
Gift ein Ende*'^). Er bekämpfte den Eameades in mehreren
Schriften, wagte aber nicht sich in eine mündliche Disputation
mit demselben einzulassen, was ihm den Spottnamen des „Feder-
schreiers"*'*) zuzog. Aber auch die unsittlichen Grundsätze
seines Lehrers bestritt er und stellte dessen grob eigennütziger
Moral eine „grossherzigere Lebensauffassung" gegenüber*'*), wenn
366^) Wie Klohe De Ciceronis libroram de officüs fontibos, Greifs-
wald 1889. 8. (Doctordiss.) S. 36 f. annimmt, theilweise wohl mit Recht,
aber doch auch wohl nur theilweise. Vgl. A. 374.
366) Cic. 0£P. ni, 12, 61. 13, 65. 23, 91 (nach der Schrift eines Aka-
demikers, wie Elohe a. a. 0. nachweist).
366^) S. Cic. ebend. 10, 42. Hirzel 8. 697. S. 598 ff. Anm. Und in
anderer Weise schon bei Persaeos, s. A. 260.
367) JiaXB%ti%7i tixvf] (La. Di. 71), Tsxvti negl fpeuvrjg (Diokl. b. La.
Di. 55. 57, vgl. 68 und C. 32. A. 192), über Weissagung (Cic. Div. a. a.0.),
neql trjg 'A^rivag (Philod. de piet. Col. XV. Cic. N. D. T, 15, 41. Minuc.
Fei. 19), nsQl rov Trjg ftf^xvs riysit^opinov (Galen, de Hipp, et Plat. II, 6.
T. V. p. 241), nsQl vofitov (Ath. Xu. 526 d, yon Cicero in de leg. benutzt,
wie aus dessen AeusseruDg ebendas. III, 6, 13 erhellt, s. C. 28. A. 52).
368) Wuillot De Antipatro Tarsio philosopho Stoico, Löwen 1824. 8.
(Doctordiss.)
369) Cic. Off. m, 12, 61. Pseudo-Galen. Eist. phil. 3. p. 600, 10 Diels. —
Clem. Str. II. 416 B (497 Pott.) bezeichnet ihn fälschlich als Schüler des
Eleanthes.
370) Denn er lehrte in Athen (Plut. Ti. Gracch. 8) und kehrte nie
wieder von dort in seine Heimat zurück (Plut. tranqn. an. 9. 469 E. Cic.
TuBC. V, 37, 107, vgl. A. 372), und ausserdem s. C. 28. A. 17. 27.
371) Phüod. I. St. Col. LX. Plut. St. rep. 2. 1033 D. E.
372) La. Di. IV, 65. Stob. Flor. CXIX, 19. Ob sich damit aber Plut.
tranqu. an. a. a. 0. 'Avt^natQog dh 6 TuQCsvg n^fbg tm tslsvräp mv itvxBv
dya^av dvaXoyil^oiisvoQ ovdh trjv evnXoucv ncc^iltnB t^v i% KiXiniag aizm
yBvofkivtiv Big 'Adijvag verträgt, lasse ich dahingestellt
373) naXafioßoccg, Plut. de garrul. 23. 614 D. Numen. b. Euseb. P. E.
XIV, 8, 11. 738 c. Cic. Acad. II, 6, 17.
374) Cic. Off. III 12 50 ff. 23, 91. S. Hirzel S. 596 ff. u. vgl. C. 32.
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ö. Stoiker. AntipatroB v. Tarsos. Arohedemos. 85
er sich auch in seiner Definition des höchsten Guts^ wie gesagt^
mit einer gewissen Modification an denselben anschloss^^^), und
nicht minder hielt er an der Lehre vom Weltbrande fest^'^.
Von seinen Schriften ist uns nur wenig bekannt ^'^.
Archedemos von Tarsos''®), auch wohl ein Schüler des
Diogenes''^), ging von Athen nach Babylon und gründete dort
eine eigene Schule'^). Er wich von allen anderen Stoikern darin
ab, dass er den Hauptsitz der Gottheit nicht in den Weltumkreis,
sondern in die Weltmitte, d. h. in das Innere der Erde, welcher
er also richtig einen feurigen Kern zuschrieb, verlegte ^^), womit
A. 16. — Elohe a. a. 0. S. 37 meint freilich: ,^opo9nercU . . . ülas quae-
gtianes nee Diogenes nee Antipater, sed Cameades etc/S das geht aber m. E.
viel sa weit.
376) S. die A. 364 angef. Stellen bei 8tob. {iijv inUyoitivovg filv tä
%tcta''q>^6iv , onBTiXsyofiivovs dh xä xccgä tpvöw dirivtumg oder näv to nad^'
avtov noisiv dir^vBiimg %al dituQaßdtms nqog tb zvy%dvii.v tmv »iforjYOv-
fkivmv narä <pvaiv) und Clem. a. a. 0. {difivsnms nal dnagaßattog iydiyBC^ai
filv xd Tumd fpvciVy dntnXiysöd'cci dk %d nccffd q>v6ip), Hirzel S. 232 ff.
376) La. Di 142.
377) Ausser der A. 329 angeführten: tcsqI OQtov (Diokl. b. La. Di. 60.
'A. iv tqi Tc^mtqt n. o.), ^«(l Xi^Brng xai Tcoy XByoykivmv in mehreren Büchern
ißv xoig n. X. x. t. X. sagt Diokl. b. La. Di. 67 mit der Angabe, dass A.
hier zu dem fünf Redetheilen des Chiysippos, s. A. 330, noch die ^LBSoxrig^
d. h. das Adverbiom, hinzufügte, vgl. auch 64. 66. 68 und Varr. L. L.
VI, 1, wo er neben Chrysippos als Etymolog genannt wird), 2 B. wspl ^av-
Tixijfi (Gic. Divln. I, 8, 6) mit vielen historischen Beispielen (ebendas. 69,
123) namentlich auch von Träumen und Traumdeutungen (ebendas. 20, 39.
II, 70, 144, vgL Wachsmutli a. a. 0. S. 14 f.), %axd xmv ettgicBrnv (Philod.
de philos. Col. VII: hier gedachte er auch der JJoXitBia des Zenon und
der des Diogenes, nach Philod. nicht des Sinopeers, sondern eines anderen,
vgl. A. 193 und 71^). Fälschlich hat man ihn verstanden anter 'AvxCnazqog
0 ovBiQOiiQ^xrig Artemid. Oneirocr. IV, 66, vgl. Wachsmath a. a. 0. S. 16.
8. noch La. Di 84. 92, wo auch wohl der Tarsier gemeint ist, und im
Uebrigen 0. 32. A. 66.
378) Strab. XIV. 674. 379) Philod. I. St. Col. XLVUI.
380) Plut. de exil. 14. 606 B. 6 Sl 'J&rivaiog (dies ist natürlich ein
Irrtham) Uqx. Big xrjv IldQ&tov fuvceaxdg iv BaßvXmvt, Zxm'inriv Siudoxriv
xaxiXinB,
381) Aet. p. 332^ 26 Diels = Stob. Ecl. L p. 462 H. 187, 6f. W. vgl.
Areios Didym. b. Euseb. P. E. XV, 6, 8. 818 b. xval dh x6v dno xrig atgi-
CBmg ido^B x. x. X. Ein Irrtham ist hier kaum möglich. Hiermit und über-
haupt mit stoischer Anschauungsweise unverträglich ist nun aber die An-
gabe des Simplik. z. Aristot. de coel. p. 229^, 30 Karst. (SchoL in Ar.
606*, 46), nach Alex. v. Aphrod., Archedemos habe die Erde nicht als
Weltmitte angesehen, daher denn Zell er lU^ 1. S. 46 f. A. 3 mit Becht
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86 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
er denn möglicherweise noch einen Schritt weiter als Eleanthes
und Chrysippos im Pantheismus ging*^^). Seine Definition des
höchsten Gutes '*^) entfernt sich yielleicht noch mehr als die
des Diogenes ; an welche sie sich anschloss^ Ton der Anschauung
der alten Stoa. Auch mit Rhetorik beschäftigte er sich^^).
Apollodoros von Seleukeia, Schüler des Diogenes '^), wird
nicht selten erwähnt ^^*'), und es sind uns auch mehrere Schriften
von ihm bekannt*®^).
EudromoS; Verfasser einer Ethik ®^), gehört auch wohl
derselben Zeit an.
annimmt, entweder sei hier ein anderer A. gemeint oder 'J^x^drifiog aas
AqCaxaQxog 6 Zdfitos (s. A. 227 n. bes. C. 23. A. 69 f.) verderbt. — Eine
Schrift des A. tcsqI atoix^ifov wird bei La. Di. 134. 186 angefahrt.
382) Hirzel S. 221. 778 ff.
383) nocpta ta xa^xovra initBXovvtag iijv, s. die A. 364 angef. Stellen.
Eine andere Definition bei Clem. Str. H. 416 B. i%l6y6(isvog {iHXiyiff^ai
oder iTiXsyoikSvov? Hirzel) zä nccta qtvcip (liyiata xal xvpiooTaTa, ovx
olov ZB ovxa vnBQ^aCvBiv schliesst sich in der Form enger an die des
Diogenes und Antipatros an. S. Hirzel S. 233 ff. — Ausserdem s. noch
La. Di. 84.
383*) Denn es ist wohl kaum ein Grund vorhanden, um mit Striller
a. a. 0. S. 15 daran zu zweifeln, dass derjenige A., welcher nach Demetr.
de eloc. 34 die Definition des Kolon bei Aristot. Bhet. III, 9. 1409*, 16
benutzte, und von welchem Quintil. IH, 6, 31 berichtet: fueru/nt qui dtws
Status facerent: Ärchedemus coniecturalem et finittvum exclusa gualüate,
guia sie de ea qiiaeri existimabat „quid esset inimicutn, quid iniustum quid
dicto audientem non ess^\ quod vocat de eodcm et cUio (vgl. C. 86. A. 83),
der Stoiker war, wie auch Zeller IP, 2. S. 148. A. 8 vermuthet, s. Diels
üeb. d. 3. B. der aristot. Rhet., Abhh. der Berl. Akad. 1886. S. 24 f. —
Femer schrieb er tcbqI (pmvrig, Diokl. b. La. Di. 66 (vgl. A. 867), s. auch 68.
384) Fhilod. I. Sto. Col. LI. Von La. Di. nach der Epitome zwischen
Diogenes und Boethos behandelt. Derselbe ist U. 6 "EtpiXog La. Di. 39,
wofür jedenfalls, auch wenn es verderbt ist, nicht mit Cobet (vgl. C. 32.
A. 31) U. xcfl ZvXXog geschrieben werden darf, s. Zeller III', 1. S. 47.
A. 1. (Ob vielleicht 'j1. 6 SsXBvyiBvg?).
384^) Z. B. bei La. Di. noch 54. 64. 84. Ausserdem s. C. 32. A. 31.
386) Etg za doytuczcc Blaaywycci (La. Di. 39, vgl. A. 336. 384), 'H^mri
(La. Di. 102. 118. 121. 129), ^at^rj zixvrj (Ar. Did. Fr. 26. 24 b. Stob.
EcL I. p. 266. 408 H. 106. 166 W., vgl. La. Di. 126. 136. 140), eine 4^<no-
XoytnTj staccytoyi^f welche der sp&tere Stoiker Theon (s. C. 32. A. 118)
commentirte (Suid. Obcdv), — Noch wird I. St. CoL LI ein Schüler des
Diogenes aus Alexandreia in Troas genannt, dessen Name aber ausge-
fallen ist.
386) '?f^ixi7 czoixi^cocig La. Di. 39, vgl. 40 (wo schon Stephanus
richtig EvSqofiog für Evdri(iog vermtithete).
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5. Stoiker. ApoUodoroe. Eadromos. eic. 6. Epikureer. Epikoros. 87
Herakleides Yon Tarsos, ein Schüler des Antipatros, be-
kämpfte das altstoische Paradoxon Yon der Gleichheit aller Sünden
und Fehltritte»««^).
Sosigenes war gleichfalls ein Schüler des Antipatros^^).
Aus ganz unbekannter Zeit sind Diogenes Yon Ptolemais^
OenopideS; Nikostratos, Krinis*®'**).
6. Die Epikureer.
Epikuros^ war der Sohn eines Atheners Neokles aus dem
Demos Gargettos ^^) und wird daher selbst vielfach als Athener
886^) La. Di. 121.
887) Alex. v. Aphrod. de mixt. f. 142'. Im Ind. St. Col. Llllf. ist
bloss der verstSrnmelte Name (^2aiyaiyiini<^gy erhalten. La. Di. hatte nach
der Epitome den Herakleides nnd den Sosigenes zwischen Antipatros und
Panaetios abgehandelt, s. C. 82. A. 2. Weit bekannter als beide ist ein
dritter Zögling des Antipatros, C. Blossias aus Cnmae, der Vertraute des
Tiberius Gracchus, s. Zeller UV. S. 584. — Im Ind. St. Col. LH werden
als Schüler, sei es des Diogenes, sei es des Antipatros, aofgeführt Apollo-
nides Ton Smyma, Chrysermos von Alexandreia, Dionysios von Eyrene
{ysfofthqtig aQiütog . . . dvxit(^vxsvy (?) Jr^krixqCtft tw ^^i^^ro^ixw, n . , .)
und Tor ihnen ein Mann, der Areopagit war, dessen Name aber nebst dem
seines mütterlichen Grossvaters (^vyor^off viog) ausgefallen ist, jedenfalls
nicht lasen von Nysa, an den Gomparetti denkt, denn dies ist chrono-
logisch unmöglich, s. C. 82. A. 47.
887^) Den Erinis führt Diokl. b. La. Di. 71 mit dem Buchtitel dta-
XB%%i%ii xi%vri und ohne Zweifel in Bezug auf dieselbe Schrift 62 und
(neben Chrysippos, Archedemos, Athenodoros und Antipatros, vgl. A. 367.
877) 68 an, den Diogenes citirt La. Di. 41, den Oenopides nennt Stob.
£kl. L p. 58 H. 84,20W. in Verbindang mit Diogenes (dem Babylonier)
und Eleanthes (also nicht Oenopides von Cbios, wie im Index von Wachs-
muth steht), Macrob. Sat. I, 17, 81 in Verbindang mit Kleanthes, den
Nikostratos Philodemos tes^I ^bAv duiyrny^g (Vol. Herc. Coli, prior. VI, 1.
Tab. I, 2), vielleicht auch Artemi d. I, 2 z. E. NinoatQcittp t^ *EspBalqt,
888) Unter den erhaltenen Bildwerken tragen zwei seinen Namen, eines
im capitolinischen Mnseom und ein herculanisches, s. Visconti Iconogr.
Gr. L S. 210 flF. T. XXV. Mus. Pio-Clem. VI. T. 84. Gomparetti und
de Petra La villa Ercolanese T. XII, 6—7. Von seinen Schülern schrieb,
und zwar allem Anschein nach in einem ihm feindlichen Sinne, Herodotos
TtBql 'EntMovQOv itprißslccg (La, Di. X, 4), Ariston, auch wohl einer von
ihnen , aber gleichfalls wenigstens kein unbedingter Verehrer des £. (siehe
A. 466), verfasste einen Biog 'EmnovQov (La. Di. 14, s. A. 466), später
Apollodoros (der Gartentyrann, s. G. 82. A. 181) eine Schrift nsQl tov 'Enmov-
Qov ß^ov (La. Di. 2). — Eine ausgezeichnete Gesammtansg. des uns gebliebenen
Nachlasses mit Ausnahme der Beste nsql tpvaseig erhielten wir von Usener
Epicurea, Leipzig 1887. 8. Dazu ist dann noch die von Wotke im God.
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88 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
oder Gargettier bezeichnet^ ward aber in Samos, wohin sein
Vater als Kleruche übergesiedelt war^^), und wo derselbe als
Schulmeister lebte»^»), Ende 342 oder Anfang 341 geboren»»^)
und theils dort theils in Teos auferzogen ^^^). Jedenfalls erhielt
er keine allseitige und feinere wissenschaftliche Ausbildung, daher
er denn eine solche auch in der Folge gründlich missachtete ^^)^
Vatic. 1950 (aus dem 14. Jahrh.) i wo sie den unpassenden Titel 'EmnovQOv
nQ0C(p<6v7iaig fahrt, entdeckte und in den Wiener Studien X. 1888. S. 191 —
198 yeröffentlichte epikurische. Spruchsammlung gekommen, s. die Ein-
leitung von Usener ebendas. S. 175—190 und die Bemerkungen Ton
Gomperz S. 200—210. — Gassendi De vita, moribns et doctrina Epicuri
libri YlII, Leiden 1647. 4. Haag 1656. 4. Animadversiones in Diog. L. de
vita et philosophia Epicuri, Leiden 1469 fol. Sjntagma philosophiae Epi-
curi, Leiden 1655. 1659. 4. Steinhart Art. Epicurus in d. Encykl. v.
Ersch u. Gruber. v. Gizycki Ueb. d. Leben u. d. Moralphilosophie des
E., Halle 1879. 8. Einleitende Bemerkungen ... üb. d. Werth der Natur-
philosophie des E., BerL 1884. 4. Preller Ueb. E. u. seine Philosophie,
Philologus XIV. 1859. S. 69 — 90. Ausgew. Aufs. (1864). S. 880 — 849.
Schümann Schediasma de Epicuri theologia, Greifsw. 1865. 4. Opusc.
IV. S. 336—359. Reisacker Der Todesgedanke bei den Griechen . . .
mit besonderer Rucks, auf Epikur und . . . Lucrez, Trier 1862. 4. Tohte
Epikurs Kriterien der Wahrheit, Clausthal 1874. 4. Bockemüller Studien
zu Lukrez u. Epikur, Stade 1877. Guy au La morale d'Epicure, Paris
1878. 8. Scott The physical Constitution of the Epicureau gods, Journ.
of Phil. Xn. 1883. S. 212—247. Brieger De atomorum Epicurearum
motu principali, Philol. Abhh. M. Hertz dargebr. (Berlin 1888). S. 215-228.
Weissenfeis Lucrez und Epikur, Görlitz 1889. 8.
389) Nach Metrodoros ans dem Geschlecht der Philaiden, La. Di. 1.
Vgl. auch Suid. 'En^Tiovqog.
890) Herakleid. Lemb. Fr. 9 b. La. Di. 1. Cic. N. D. I, 26, 72. Strab.
XIV. 638.
391) Cic. u. Strab. a. a. 0. Daher nannte Timon Fr. LV ihn selbst
spöttisch yQttfificididccc%aX£drjg^'UeTmip^08 und Andere aber machten ihn
selber zum Schulmeister und Geholfen seines Vaters, La. Di. 2 f. 4., vgl.
Ath. XIII. 588 b. Dazu s. den Klatsch über seine Mutter b. La. Di. 4,
welche Chaerestrate hiess (La. Di. 1).
392) OL 109, 3 am 7. Gamelion nach der Berechnung Ton ApoUod.
Fr. 95 b. La. Di. 14, nach seiner eignen Angabe im Testam. b. La. Di. 18
am 10., s. Usener S. 105: „an E. die VII naim quod d. X stisc^w eraJt,
hunc potiua diem celebrabat?** (r^v tld'tüfiivriv aysc^cci ysvid'Xiov rifiegav).
393) Strab. a. a. 0.
394) Fr. 5 b. Plut. non posse suav. 13. 1095 C (s. C. 32. A. 193). Fr.
117 b. Ath. a. a. 0. a. Fr. 163 b. La. Di. 6 u. A. Fr. 164 b. Plut. a. a. 0.
12. 1094 D. Fr. 227 b. Sex. Math. I, 49 (vgl. Cic. Fin. I, 21, 71 f. II, 4, 12).
Weiteres bei Zeller IIF, 1. S. 381 ff.
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6. Epikureer. Epikuros. 89
und selbst seine Eenntniss der Muttersprache blieb eine so mangel-
hafte, dass sich dies später in der stilistischen Unreinheit , Bunt-
scheckigkeit und UnvoUkommenheit seiner Schriften und den
vielen plebejischen Ausdrücken in denselben*^**) verrieth ^^^),
wenn er es auch vermöge seines ächten Athenerthums lange
nicht so schlimm machte wie Zenon und Chrysippos und in
populären Aufsätzen, wo er es nur wollte, auch gewählt zu
schreiben verstand ^^^). Und so lernte er denn auch die Lehren
der früheren Philosophen mit Ausnahme der demokriteischen
stets nur ungründlich kennen ^^^). Trotzdem erwachte nach seiner
eignen Aussage schon im 14. Jahre ^^^) sein philosophisches
Nachdenken, und er ward in Samos durch Pamphilos*^') in der
platonischen und wahrscheinlich in Teos durch den Teier Nausi-
phanes in der demokriteischen Philosophie unterrichtet ^^'^). Die
394^) La. Di. 13. nixi^ritat dt li^si xv^ltf inl tmv nQayiuitap, ^v oti
IdimtatTj (]. lSimti%<DtdTri mit Menage oder IduotiTiq mit Bake) iatlv
'AQUftotpdvrig o ygafiftatixog (vgl. C. 16. A. 52. 56) a^TMCTort, vgl. Menage
z. d. St. Aasserdem 8. bes. Kleomed. II, 1. p. 112 Bake (91 Balf.), vgl.
C. 38. A. 1.
395) Sex. Math. I, 1. iv nolXoig yag dfiad'rig 'Eni%ovQog iliyxstoci ovds
iv xaig %owaCg oftiliaig (« im sprachlichen Ausdruck) «a^a^tvcov. Ath.
a. a. 0. iy%v%XCov naiBsiag aiivrixog mv, Cic. Fin. I, 7, 26. Vgl. Dionys.
T. Hai. C. y. 24 (La. Di. 4) n. A. 394^. Eine TollsiÄndige Zusammen-
stellung der Urtheile des Alterthums giebt Usener S. 88—90. VgL auch
C. 35. A. 61.
395^) Wie der Brief an Menoekeus zeigt, s. Usener S. XLIff. Die
Spuren einer etwaigen Einwirkung Yon Bion und dem Komiker Antiphanes
auf die Darstellung des E., welche Usener (s. S. 400. 402) findet, haben
für mich nichts Ueberzeugendes, um^so weniger da, wie Usener selbst
herrorhebt, Eolotes gegen Bion schrieb, s. A. 469^.
396) Die Behauptung über die Schriften des £. bei La. Di. 26. yi-
ygantai Öl fiaQxvff<ov i^ood'ev iv avxoi^ ovdiv, dXX' avxov slaiv 'Eni%ovQov
(pfovcU ist freilich (trotz Hirzel Untersuchungen I. Leipzig. 1877. S. 172.
A, 1) eine Uebertreibung, s. Usener S. XLI.
396^) Fr. 179 b. La. Di. 2. Ariston u. Suid. a. a. 0. geben sogar das
12. an.
397) Epik. Fr. 233 b. Cic. a. a. 0. Ariston a. a. 0. (s. A. 388. 436).
Vgl. Suid.
3971^) In Bezug auf Nausiphanes s. ausser den A. 397 angef. Stellen
La. Di. IX, 69. X, 8. Cio. a. a. 0. 33, 93. Sex. Math. I, 2 ff. (= Epik.
Fr. 113. 235. 114). Den Demokriteer Nausikydes, der bei La. Di. Prooem.
15 neben Nausiphanes genannt wird, sieht Zeller S. 364. A. 2 mit Recht
als eine blosse Verdoppelung des ersteren an. Nicht ebenso wagt er über
den von ApoUod. Fr. 95 bei La. Di. 13 (=* Epik. Fr. 123) neben Nausiphanes
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90 Zweites CapiteL Philosophie bis 2. Hälfle des 2. Jahrh.
letztere machte auf ihn einen solchen Eindruck; dass er sich auch
später noch längere Zeit hindurch als einen Demokriteer be-
zeichnete'^®). In seinem 18. Jahre kam er nach Athen '^^), von
dort, wir wissen nicht^ wie lange später*^), nach Kolophon, wo
sein Vater damals nach der Vertreibung der Athener aus Samos
lebte, trat dann, 32 Jahre alt, also 311/0 in Mjtilene, und hier-
auf in Lampsakos, wo er sich mit Idomeneus und Leonteus be-
freundete *^^), und zwar an beiden Orten zusammen 5 Jahre lang
als Lehrer auf*®*), und siedelte endlich um 306 mit seinen
genannten Praxiphanes zu nrtheilen, macht aber mit Recht gegen Hiizel 1.
S. 165 geltend, dass wenigstens det Peripatetiker Praxiphanes, welcher
mindestens gleich alt, wahrscheinlich aber erheblich jünger als E. war,
nicht dessen Lehrer gewesen sein könne. S. A. 738. Wenn es übrigens
hier von E. heisst: avxog 9s ov q>riaiVy all' iccvtov iv tfj ngog EvqvXoxov
iniazol^, so wollte E. auch damit nur behaupten, dass er bei Nansiphanes
(und Pamphilos) Nichts gelernt habe, sondern Alles durch sich selbst.
Vgl. A. 416^ 416.
398) Plut. ady. Col. 3. 1108 E. Ueber den Entwicklungsgang des E.
8. die Vermuthungen von Hirzel a. a. 0. S. 108 ff. mit den sehr richtigen
Gegenbemerkungen von Zeller S. 478 f. A. 1. 2. Darin zwar hat Hirzel
Recht, dass die Philosophie des E. in allen Stücken, auch in der Ethik
von der des Demokritos beeinflusst war, aber mit Unrecht bestreitet er
jeden Einfluss des Aristippos auf um. Im tiegentheil geht E. in der Ethik
weit mehr auf letzteren als auf ersteren zurück, und auch seine Behaup-
tung, dass die Sinnesempfindung nicht bloss die alleinige Quelle alles Wis-
sens, bondem auch jede Wahrnehmung als solche wahr sei, stammt von
diesem und nicht von jenem. S. die nähere Ausführung bei Natorp For-
schungen zur Gesch. des Erkenntnissproblems im Alterth., Berl. 1884. 8.
Abschn. IV. Demokrit. Absch. V. Epikur u. d. epik. Schule S. 164—255.
Auch kann ein grösserer Gegensatz kaum gedacht werden als der zwischen
Demokritos, welchem die rein wissenschaftliche Forschung das Höchste ist,
und E., welcher lediglich ihren Werth für das praktische Leben in Betracht
nimmt. Aber bezeichnend ist es, dass trotzdem letzterer seine ganze
Thätigkeit unter den Begriff der Naturforschung {(pvcioXoyia) zusammen-
fasste, s. bes. La. Di. 37.
399) Herakl. Lemb. a. a. 0. Wen er hier hörte, wissen wir nicht. Es
heisst: den Xenokrates (Demetr. v. Magn. bei La. Di. 13), aber wenigstens
er selbst (Fr. 233) stellte dies entschieden in Abrede, und es ist kein Grund
ihm hierin zu misstrauen, s. A. 397. 397^. 415 ^
400) Herakl. Lemb. a. a. 0. sagt: tmv *A^vainv i%itBo6vttov vnb ilc^-
dUnov « Ende 322 (vgl. C. 21. A. 322). Daraus folgt aber (wie gegen
Usener S. 404 bemerkt sei) noch nicht noth wendig, dass es gleich nach
diesem Ereigniss geschah, wenn dies auch vielleicht das Wahrscheinlichste
sein mag. 401) Strab. XIH. 589.
402) Apollod. Fr. 95 b. La. Di. 15. VgL Suid.
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6. Epikureer. Epikuros. 91
meisten Schülern dauernd aach Athen über*^). Hier kaufte er
sich einen Garten mit einem Hause und begründete in dem-
selben*^) nach einiger Zeit eine eigne Schule *^^), zu welcher
auch seine drei Brüder^ gehorten, und führte in diesem viel
besprochenen Garten (xrjnou 'EnixovQov), welchen er der neuen
Genossenschaft vermachte*®^, und von welchem die Epikureer
daher auch die ^^Gartenphilosophen^' (ot anb tmv xrjnmv) genannt
wurden*^), mit seinen Anhängern ein höchst inniges Zusammen-
leben, welches dieselben hier auch später fortsetzten*^). Frei-
lich nahmen an dieser Genossenschaft nicht bloss auch Frauen *^^),
sondern auch galante Damen Theil, von denen die bekannteste
Leontion, die Geliebte des Metrodoros, war*"). Auch artete diese
403) flerakl. Lemb. b. La. Di. 2: anter dem Archon Anaxikrates, d. h.
Ol. 118, 2 » 807/6. Zeller S. 366 f. A. 5 bemerkt, dass sich dies mit den
Zahlen des ApoUod. verträgt, wenn man dieselben nicht voll nimmt.
404) La. Di. 10. 17 f. Suid. Plin. XIX. §. 61. Sen. Ep. 21, 10. Vgl.
C. 32. A. 171.
406) Herakl. Lemb. a. a. 0. %al ftixQi fisp tivog xav' inifiiiiav toig
aXXoig tptXo60(pBLV y insita IdC^ ano^tpuCvsa^cci} rijv an' avtov nXrid'sCaav
atfftoiv avöTTJaavtce.
406) ArlBtobnlos, Chaeredemos, Neokles, s. Philod. b. La. Di. 3
(C. 82. A. 187), vri. Aelian. Fr. 89Hercb. Suid. Plut. n. p. suav. 6. 16. 18. 1089F
(wo flJschlich *Jya»6ßovXov steht). 1097 E. 1100 A (= Fr. 186. 178). lat. viv.
1129 A. Epik. Fr. 661. La. Di. 27 f. (vgl. A. 433). Philod. de sens. (?)
Col. XVI, 18 Scott. 'jQiötoßwXog iv xivi ye«f*f*«" (s- C. 32. A. 173). S.
auch A. 436. 486. Sie starben alle drei vor ihm (s. A. 433), Aristobulos
(s. Plat n. p. saav. 22. 1103 A) nicht lange, jedenfalls erst nach 276, s.
C. 10. A. 19.
407) S. das Testam. bei La. Di. 17.
408) Sex. Math. IX, 64. Vgl. auch üsener S. 409 f. u. d. W. Krinoq.
409) Cic. Fin. 1, 20, 66. II, 26, 80. 81. V, 1, 3.
410) So Themista oder Themisto, die Gattin des Leonteus, La. Di. 5. 26
{nqoq r^v xal yfy^aqp«» o 'EnUovqog^ s. A. 433). 26. 28. Cic. Fin. II, 21, 68.
in Pis. 26, 68. Clem. Str. IV. 622 D. Vgl. A. 413. 433. 473.
411) Plut. non posse snav. 1089 C. 1097 D. 1129 B (der wie La. Di. 7
noch einige andere anführt, so Boidion). La. Di. 4. 6. 6. 7. 23. Kleomed.
p. 113 (= Epik. Fr. 414). Ath. XIII. 686 d. Usener S. 411. Ungenau wird
sie die Frau des Metrodoros genannt von Sen. Fr. 46 b. Hieron. ady. lovin.
p. 317 ValL Sie hatte (s. A. 436) von ihm zwei Kinder, einen Sohn Epikuros und
eine Tochter, welche wahrscheinlich Danae hiess (wenigstens igt eine Tochter
dieses Namens Ton ihr bekannt, Phylarch. Fr. 28 b. Ath. XIII. 693 c. Droysen
Hellen. III*, 1. S. 377). E. liebte dieselben zärtlich (s. A. 436) und trifft noch
in seinem Testament (La. Di. 19. 21) Vorkehrungen für sie, desgleichen
(ebend. 19) för den Sohn des Polyaenos, welcher gleichfalls wohl mit einer
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92 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
innige Anhänglichkeit unter den Epikureern vielfach in eine wider-
wärtige gegenseitige Beräucherung aus^ und die masslose Ueber-
schätzung, welche s*ie ihrem Meister zoUten*^^), ward von ihm
selbst verlangt; aber auch reichlich erwidert**^). Er ordnete in
seinem Testamente ausdrücklich die doppelte Feier seines Ge-
burtstages und jedes zwanzigsten Monatstages, die schon bei
seinen Lebzeiten zu seinen Ehren begangen wurde, zu seinem
imd des Metrodoros Andenken auch nach seinem Tode an^'*).
Und so zeigte er sich auch in jeder anderen Weise als. überaus
eitel und selbstgefällig ^^^). Er behauptete Alles sich selbst zu
verdanken, stritt Denen, welche seine Lehrer gewesen waren^^^^),
jedes Verdienst um seine Ausbildung ab und überhäufte den
Nausiphanes, der ein solches in Anspruch nahm^^^), dafür mit
der zur Schule gehörenden Hetären erzeugt war (s. Flut. a. a. 0. 16. 1098 B,
wo es von E. heisst: %oiv^ itstoc tov IlolvaCvov natdonoiovfisvov in tfjg
Kvimriv^g stcc^gag), vermuthlich der Hedöia (s. Usencr S. 407. 416). An-
dere von den Schülern des E. hatten andere von diesen Hetären zu Kebs-
weibern, 8. Philod. Vol. Herc. Coli, II. T. I. Taf. 149 (vgl. C. 82. A. 209):
NmCdiov fi 'idofifvirng iqa>^ivri, ÄBovtiwg dh MafificcQ^^i^yov , ^EQf^ccQxov öh
Jri(iri(ldt?ya' toiog f^v Uvd'o^xliyovg n^^aidayyoDybg UoXv^aivog.y , , . Dass
aber Leontion mit E. selbst nnd allen seinen Schülern gebuhlt habe (Ath.
XIII. 588 b — Epik. Fr. 121), ist ohne Zweifel erlogen, obwohl auch
Eleomed. a. a. 0. sie als Buhlerin des E. selbst bezeichnet und Plnt. 1089 C
(«= Epik. Fr. 436) sie und Hedeia. Weiteres über sie A. 435. 471, auch
A. 418.
412) Metrod. Fr. XIV b. Plut. Col. 17. 1117 B. Cic. Fin. V, 1, 3. N. D.
1, 16, 43. Lucr. I, 62 ff. III, 1 ff. 1040 f. V, 1 ff. VI, 1 ff. Kleomed.
p. 102. 110 Bake (s. Bake zu der letztern St.). Plin. XXXV. §. 6.
413) S. bes. die Bruchstücke der Briefe an Themista, Leontion, Py-
thokles (124-127. 148—145. 161—166) und Plnt. n. p. suav. 22. 1103 A,
Weiteres b. Zeller S. 463. A. 1. üsener S. 93; in Bezug auf Pythokles
vgl. Philod. de morte Col. 12 f. und dazu v. Arnim lihein. Mus. XLIII. 1888.
S. 369 f. Ausserdem s. A. 414. 483. 445. 455. 461.
414) Nebst Fortsetzung der Opfer für seine Eltern und Brüder und des
Feiertags für die letzteren, La. Di. 18. Cic. Fin. II, 31, 101. Plin. a. a. 0.
Von der Feier jedes Zwanzigsten wurden die Epikureer spottweise Eika-
disten genannt, Ath. VII. 298 d. Vgl. auch A. 139.
415) S. seine Aeusserungen Fr. 178 (bei Plut. n. posse suav. 18. 1100 A,
vgl. frat. am. 16. 487 D) u. 141 b. Plut. Colot. 17. 1117 Bf.
415^) Und von denen er selbst dies nicht bestritt, nämlich Pamphilos
und Nausiphanes, s. Cic. N. D. a. a. 0. 0. (— Fr. 233, vgl. 235). Sex. Math.
I, 2 ff. (=- Fr. 114). Vgl A. 397 »>.
416) La. Di. IX, 64.
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6. Epikureer. Epiknros. 93
Schmähungen*^®**), und auch von den früheren Philosophen be-
handelte er nur den Demokritos, wenn schon er im Ein'^elnen
sogar diesen scharf angegriffen haben mag*^^), doch im Ganzen
mit grosser Achtung**®), und den Aristippos scheint er wenig-
stens geschont zu haben, lieber alle anderen ergoss er Yer-
leumdungen, Schimpfreden und ungesalzene Witze*^^). Kurz, im
Wesentlichen Hess er nur sich selbst nebst seinen Lieblings-
Schülern und seine eigne Weisheit gelten, deren Hauptsätze er seinen
Jüngern ihrem Gedächtnisse wörtlich einzuprägen empfahl *^^),
und noch auf seinem Sterbebette soll er ihnen eingeschärft
416*>) Cic. a. a. 0. 0.. Sex. a a. 0. La. Di. X, 7 f. Plnt. non p. suav.
a. a. 0. Vgl. Sen. Ep. 52, 8.
417) Cic. N. D. I, 83, 98. Tiraokr. b. La. Di. 8. Plut. a. a. 0. Er
schrieb auch ngbg Jfifi6%Qnov (Philod. de Hb. die. Vol. Herc. Coli. l. T. V.
Fr. 20 » Epik. Fr. 16), ebenso Metrodoros, s. A. 449.
418) Plut. Col. 3. 1108 E. Wie schon Gassendi erkannte, hSugt es
damit auch znsammen, dass er, nm den Demokritos zum Urheber der
Atomenlebre zn machen, dem Leukippos die Existenz abstritt (doch s. C. 32.
A. 134), worin er freilich nicht bloss in seinem Schüler Hermarchos, son-
dern nenerdings bekanntlich anch in Rohde gläubige Nachfolger gefunden
hat, während schon der Epikureer Apollodoros (s. wiederum C. 82. A. 184)
unbefiEuigener urtheilte, La. Di. 18 (— Ep. Fr. 282), ebenso der Verf. des
Lehrbriefs an Pythokles (s. Usener S. 410 f ).
419) Timokr. Cic. a. a. 0. 0. Plut. Col. 26. 1121 E. P, vgl. n. p. suav.
2. 1086 E. F (=» Ep. Fr. 286—289). Sex. a. a. 0. (« Fr. 227). Fr. 171—172*
b. Ath. Vin. 864 b. c. La. DL IX, 68. Aristokl. b. Euseb. P. E. XV, 2. 791 c.
Cramer Anecd. Par. I, 171, 31 f. (aus der 'EitiatoXfi hsqI x&v innridsvfLoctaiv).
Vgl. Cic. N. D. II, 17, 46. Epicf4ru8 iocetur, homo non aptissimus ad iocan-
dwm u. A. 470.
420) Diokl. b. La. Di. 12. iyvfii^a^s . . . tovg ypioQCfuovg xal Sia fiPT^fifjg
^XBt9 xa iavtov evyyQdfificeta, Epik. Epist. 1 b. La. Di. 86. 83. Pseudo-
Epik. Epist. II ebend. 86. Demgemäss liebte und verstand er es denn
auch in seinen Schrifben solche Haaptsätze in Eernspr Sehen und Schlag-
wörtern auszuprägen. So erklärt sich die Entstehung einer Sammlung
solcher ausgewählter ethischer Sentenzen ans diesen Werken, der sogenannten
KvQutt do^ai 'EnmovQovy welche zwar in dem Verzeichniss der auserlesenen
Schriften des E. bei La. Di. 27 (s. A. 488) mit aufgeführt werden, aber,
wie schon Gassendi Animadv. S. 1689 erkannte und ü sen er S. XLIII ff.
genauer darlegt, nicht von Epiknros selbst, sondern von einem Epikureer
sicher lange vor Ciceros Zeit (s. die Zeugnisse bei Usener S. 68 ff. 894 ff.,
unter ihnen Philod. de ir. Col. 43. p. 143 Gomp. o2 . . . ratj; KvgCaig d6iaig
avtiygdqfovTBg , Ygi. auch usener S. 72, 1 Anm.) zusammengestellt waren,
und welche von den Epikureern auswendig gelernt wurden, s. Cic. Fin. II,
7, 20. quis : . . vesWwn non edidicU Epicwri KvQiag So^ag? Sie sind
nns bei La. Di. 138—164 (vgl. 29. 31) erhalten (s. Usener S. 71 — 81).
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94 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. H&Jftc des 2. Jahrh.
haben seine Lehren nicht zu vergessen *^^). Und so erreichte er
es denn glücklich, dass mit alleiniger Ausnahme des Timokrates
und auch wohl des Herodotos und des Ariston^*^^) die nächsten
Generationen der Epikureer fortwährend in demselben unwissen-
schaftlichen Geiste sklavisch an denselben festhielten , und dass
auch späterhin^ als eine etwas freiere Richtung eintrat, dennoch
die Lehreinheit nicht wesentlich getrübt und strenger als in irgend
einer anderen Schule festgehalten ward***). Andererseits war
aber auch Epikuros vielen Verleumdungen ausgesetzt***). In
Wahrheit lebte er einfach und massig***)^ eigentlich ausschweifend
wohl in keiner Hinsicht. Dabei war er ein äusserst liebens-
würdiger und menschenfreundlicher, im -persönlichen Verkehre
milder Mann**^), voll Anhänglichkeit gegen Eltern und Ge-
schwister**^) und ein grosser Kinderfreund**'). Er behandelte
auch seine Sklaven mit Wohlwollen und machte sie zum Theil
zu seinen Freunden und Schülern**^). Er ertrug endlich die
Leiden der schweren Krankheit, welche ihn zuletzt heimsuchte,
mit acht philosophischer Fassung**^), und so starb er 270 im
Nicht von E. selbst, sondern von einem unbekannten Epikureer sind auch
die ethischen Bruchstücke Vol. Herc. Coli. II. T. XF, 20—42 (Pap. 1261),
welche Comparetti Frammenti inediti dell* fitica di Epicnro, Riv. di
Filol. VII. 1879. S. 401—424 und in verbesserter Gestalt im Mnseo italiano
di antichitii classica 1884. I. S. 67 ff. bearbeitet hat (vgl. die Nachlese von
Usener S. XL VII ff.), und die Erwähnung der KvQiai 86iai in ihnen
(Taf. 84. Col. 16) beweist weder, dass der Verfasser sich selbst, noch dass
er den E. als Urheber dieser Sammlung bezeichnen wollte, s. Usener S. LI.
421) Dies erzählte freilich nnr Hermippos im Znsammenhang mit der
von ihm selbst erfandenen Todesart.
421^) S. A. 466. 477. Vielleicht gilt etwas Aehnliches aber auch von
Timarchos und Menestratos, s. A. 449. 478. Du ring De Metrod. 8. 87 f.
Usener S. 411 f. Ausserdem s. A. 128. 666 ff.
422) Freilich der Vorwurf bei Cic. N. D. II, 29, 73. vestra solum legüis,
vestra amatis, ceteros causa incognita condemnatis passt auf diese spätem
Epikureer nur noch mit sehr grosser Einschränkung. S. über dies Alles
C. 82. Abschn. 2.
423) S. das Register bei La. Di. 3 ff.
424) Diokl. b. La. Di. 11. Sen. Ep. 21, 10. Stob. Flor. XVIF, 34 (= Fr.
181 f.). Vgl. Sen. a. a. 0. 18, 9 (= Fr. 168).
426) La. Di. 9 f. Cic. Tasc. II, 19, 44. Fin. II, 26, 80.
426) La. Di. 10 mit Berufung auf das Testament, s. A. 414. Die Ver-
ehrung seiner Brüder für ihn rühmt Plut. frat. am. 16. 487 D.
427) S. A. 411. 436.
428) La. Di. 10 (vgl. 8). S. A. 478.
429) La. Di. 16. 22 (= Fr. 138). Cic. Fin. II, 30, 96 (=r Fr. 122). Epist.
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6. Epikureer. Epikuros. 95
Alter von 72 Jahren*^). Er war ein gewaltiger Vielschreiber,
so dass ihn nur noch Chrysippos darin überbot*'^), und wieder-
holte sich daher ahnlich wie dieser vielfach, wenn auch wohl nicht
ganz so arg**^). Man zählte von seinen Werken gegen 300 Bande**^).
VII, 26, 1. Sen. Ep. 66, 47. 92, 25; freilich auch wiederum nicht ohne
Selbstgefälligkeit, Plut. n. p. suav. 16. 1097 B — Fr. 190.
430) Ol. 127, 2 unter dem Archen Pytharatoa, Apollod. b. La. Di. 16.
Cic. de fat. 9, 19. Die Krankheit war ein Blasenstein (vgl auch Fr. 122 f.
138. 190) und dauerte schliesslich 14 Tage, Hermarch. b. La. Di. 16 (vgl.
A. 464). Er war von Jugend auf sehr schw&chlich (Suid. «=» Aelian. Fr. 39).
431) La. Di. Prooem. 16, vgl. X, 26. Earneades warf daher dem Chry-
sippos in dieser Hinsicht eine schlechte Nachahmung des Epikuros vor,
was denn die Epikureer eifrig aufgriffen; darin aber war ihre Kritik (s.
den Epikureer Apollodoros bei La. Di. VII, 181, vgl. C. 32. A. 182) frei-
lich richtig, dass Chrysippos massenweise Andere ausschrieb, E. aber immer
nur sich selbst und die Seinen (La. Di. X, 26. yiyquntcii . . . tptovaC^ s.
A. 396. i^riXov 9% avtov XqvaMnog iv noXvyQaq>l^, ita^d tpriai Ka^Badrjg
naQacizov avzov tmv ßißXic»v dnonctXmP' „c^ yaQ xi y^dtpui h 'EnUavgog^
q>iXovBi%8C TOüovTOV yqaipai 6 XQvöinnog " %ul 8ue tavro %al noXldnig x. r. I.*' :
es folgen die A. 388^ angef. Worte).
432) S. die vorige A. 431.
483) KvXiv9qoi La. Di. 26 (vgl. C. 12. A. 84»»), wo dann 27 f. die ge-
schätztesten (td ßiXtiata) aufgezählt werden. Unter ihnen befinden sich ab-
gesehen von den Kvifuci. do^ai (s. A. 420) und den den Schluss bildenden
'EnwtoXai (s. A. 435. 438) das grosse Werk nsf^l tpvosmg, ferner ne^i atifiöscov
mal ipvyav (s. üsener S. 91), nsQl ßaaiXeüxg (s. üsener S. 94), sr^pl tiXovg
(von Cicero gelesen, s. Tusc. III, 18, 41 f. vgl. Hirzel S. 13. A. 2, Üsener
S. 119—123), ein Zvfinoauyif (s. Üsener S. 116 — 119, vgl. A. 455), ein TIqO'
TQSitTiKog, nsQl %Qitfiif£ov iq Kctvtov (Üsener S. 104—106, s. unten A. 456,
nach Hirzel 8 S. 161f. allerdings unsicherer Vermuthung die früheste Schrift
des E.), nsgl ßimv (s. üsener S. 94 — 96), mql Öci^v xal x^Q^'^og (s. üsener
S. 99), nsQl d-srnv (n. üsener S. 103 f.), ns(fl fiovatytijgj jt^qI ^etorritog (s.
Üsener 8. 106—108), femer drei nach seinen drei Brfldem (s. A. 406) be-
titelte, Yon denen der Neokles der Themista (s. A. 410) gewidmet war:
NtoxXrig MQog Ssfu^atav. Hinter Gsn^etav ist vielleicht Sf^Uota ausgefallen
(8. Cic. Fin. II, 21, 68. tantia völuminibua de Themista loqui. üsener S. 101),
drei andere Schriften im Verzeichniss tragen die Namen seiner Freunde (vgl.
A. 503) oder Jünger Eurjlochos {nQog MrjxQodiOQov)^ Hegesianax, Metrodoros
(in 5 Büchern). Alle diese sieben stellten ohne Zweifel die betreffende
Person nach deren Tode als Musterbild dar und entwickelten an diesem
Muster moralische Lehren, s. üsener S. 93 und unten A. 488 f. Der Anti-
doros und der Timokrates dagegen waren polemisch, s. üsener S. 92. 123 f.
Zn welcher Secte übrigens Antidoros (s. Fr. 4. 438 b. La. Di. 8), den auch
Kolotes bekämpfte (s. A. 469^), gehörte, wissen wir nicht, üeber den
Anaximenes s. die sehr unsichere Vermuthung von üsener S. 92. Dem
Mithres (s. A. 436. 478) waren die nsgl v6t(ov do^ai gewidmet; ob in dem
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96 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Wir besitzen ausser seinem Testament*^) nnd manelien anderen
Kleinigkeiten*^^) und ausser den sonstigen Bruchstücken*^) voll-
Titel nsgl na^mv da^ai ngog Tipkoxgdtrjv das ngSg „an" oder „gegen" be-
deutet, ist angewiss. Vgl. noch A. 482. Ueber ntgl q>vas(os s. A. 489 ff.
445. 455.
434) La. Di. 16—21. üsener S. 166—168.
485) La. Di. 22 theilt sein letztes Schreiben (Fr. 188) mit, welches an
Idomeneus gerichtet ist, nnd in welchem er diesem die Kinder von dessen
Schwager (s. A. 448) Metrodoros (s. A. 411) empfiehlt, wie er ein Gleiches
aach an Hermarchos in einem Briefe an diesen (Fr. 122) gleichfallB in seiner
letzten Krankheit that (Gic. Fin. 11, 30, 96, vgl. A. 461). An eins dieser
beiden Kinder, nämlich das Töchterchen, anf einem seiner Besnche bei den
Freunden in Lampsakos (La. Di. 10. Öls rj rglg tovg nsgl triv 'lapiav t6-
novg iTQog tovg q>^vg ÖiaÖgafiovrcc. Plut. n. p. sna^. 6. 1090 £ <» Fr. 189.
xal ^aXdaofig orjifayyag, vq>' alg 'EninovQog oXCyov iSirjas %atano^rivat nXionv
flg ylcr^cKNOv, mg yQdq>6tj vgl. anch A. 461 u. Epik. Fr. 195 nnd dazn
üsener S. 413 u. d. W. Mvg) noch bei Lebzeiten des Metrodoros ist, wie
es scheint, ein anderes Briefchen (Fr. 176) geschrieben, welches uns grossen-
theils bei Philodemos (?) Pap. Herc. 176 (s. C. 32. A. 187) erhalten ist, s.
Gomperz Ein Brief Epikars an ein Kind, Hermes V. 1871. S. 386—395.
Ein fernerer Brief, den E. wiederum kurz vor seinem Tode an einen seiner
Freunde zu Gunsten der Söhne (ohne Zweifel des Metrodoros und Polyaenos,
s. A. 411) sandte (Fr. 177), steht in den TJQixyiiixTfim des Philodemos (s.
C. 82. A. 208) Vol. Herc. Coli. II. T. I, 128, s. Spengel, Phüologns Suppl.
n. 1863. S. 580 ff. Gomperz a. a. 0. S. 391 f. Die Briefe des Epiknros
und seiner bedeutendsten Zöglinge Metrodoros, Polyaenos, Hermarchos
wurden n&mlich zam Theil auch mit Beifügung der an diese M&nner ge-
richteten Schreiben anderer Freunde (s. Üsener S. LIV) von den Epikureern
sorgfältig gesammelt und, wenn Gomperz Zeitschr. f.d. österr. G. XVI. 1865.
S. 824 ff. XVIL 1866. S. 693 f. und a. a. 0. S. 386 Recht hat, dem aber Usene r
S. 132 widerspricht (s. dessen Uebersicht der Datimngen nach den Archonten
S. 132—134), nach Jahrgängen geordnet, gelegentlich auch in verkfirzter
Gestalt herausgegeben (Pap. Herc. 1044, 4. tag imtoficcg (tmvy inictoXmv
'Enixov^QOvy Mi^QoSmQov TLoXvuCvov ^E^^^^^jov xcrl z&v <yriDp^>fio>v),
und diese Briefe bildeten dann eine Hauptquelle fSr biographische Dar-
stellungen, in welche aach einzelne Briefe und Briefstücke als Belege über-
gingen. Aus einem solchen Auszuge, gleichsam einem „gnomologian Epi-
cureum" hat wahrscheinlich schon Seneca geschöpft, jedenfiEÜls theils
unmittelbar, theils mittelbar die Florilegiensammler und Porphyrios, s.
Üsener S. LV— LXIV. Ausser den Gksammtschreiben (an die Freunde in
Lampsakos, in Aegyptcn, in Asien, an die Philosophen in Mytilene, Fr. 106
—114) nnd den Briefen an die Grossen (Fr. 104) lassen sich von denen des
E. an Einzelne noch solche an Athenaeos (s. A. 444), Anaxarchos, Apelles
(s. A. 478), Apollonides, Aristobulos (s. A. 406. 433), Dositheos (s. A. 478),
Hermarchos, Herodotos, Themista (s. A. 413), Idomeneus, Krateros (s. C. 21.
A. 383^), Eurylochos (s. A. 433. 60.3), Kolotes, Leontion (s. A. 413), Metro-
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a. Epikureer. Epiknros. 97
standig noch zwei längere Lehrbriefe ^^ an Herodotos und an Me-
noekeas, von denen jener ein kurzes Snmmar von seiner natnr-
philosophischen Principienlehre^ dieser von seiner Ethik enthält^^)^
besonders erhebliche Ueberreste aber aus seinen 37 Büchern jtBgl
(pvöecog^^). Aus diesem grossen Werke machte er einen Auszug
doros, Mithres (e. A. 478), Mys (e. A. 478), Polyaenoß, Pythoklea (s. A. 413. 478),
Timokrates, Phyrson (s. A. 478), Charmides (Fr. 116—170, üsener S. 131
'152) nachweisen, dazu kommen dann „epistuHae ad incertos datae**
(Fr. 171—177), nnter denen noch die 'EniotoXri w€qI xAv imtfidsvfidzav (s.
A. 419) nnd ns^l 2tCin<ovog (Fr. 174 f.) besonders zn bemerken sind, end-
lich „incertarum fragmenta" (178—216). üeber untergeschobene Briefe s.
C. 82. A. 28.
436) Nicht ans allen in dem Yerzeichniss aufgezählten Werken sind
solche geblieben, wohl aber auch noch aus anderen, wie besonders n^^l
%Xovtov (42*— 45*) und nsQl (titoqtn^g (46*— 56). Eine Schrift de sanctitcUe,
die Cicero N. D. I, 41, 115. 44, 128 nennt, unterscheidet üsener S. 100
unter dem Titel nsql evasßsüxs von nsQl batoztitog (s. A. 433). Ueber die
gegen Theophrastos s. A. 471.
437) Denn ein dritter, bei La. Di. 84—116 zwischen beiden stehender
an Pythokles über Meteorologie und Astronomie (Üsener S. 35 — 55) ward
bereits im Alterthum angezweifelt (Philod. Vol. Herc. Coli. 11. T. I, 152),
und zwar mit Recht, wie üsener S. XXXVII— XLl nachweist. Ein Epi-
kureer hat ihn aus der Physik des E. ausgezogen, und keiner der ältesten,
denn in diesem zweiten Brief wird §. 85 der erste unter dem Titel Mmga
inttoitri nffbg ^Hqodotov citirt, während doch aus §. 135 (Fr. 27) erhellt, dass
in der Mi%Qä inixofiri (s. A. 442) vielmehr Dinge enthalten waren, die
weder jetzt in dem Brief an Herodotos stehen noch je in ihm gestanden
haben können, s. üsener S. 99 f. Freilich war letzterer nach der Natur
der Sache und der eignen Erklärung des E. (§. 35 f.) gleichfalls ein Aus-
zug aus nsQl q>vaBagy und es bliebe daher die Möglichkeit, dass die Mi^qu
inito(ifi erat nach dem Briefe an Pythokles entstanden wäre, vgl. darüber
A. 442. S. aber A. 418.
488) La. Di. 35—83. 122—135 (üsener S. 2—32. 58—66). Den Brief
an Herodotos und den an Pythokles hatte J. G. Schneider Epicuri physica
et meteorologica dnabus epistolis comprehensa, Leipz. 1813. 8. besonders
herausgegeben. Die üeberlieferung ist kläglich, auch abgesehen yon den
in den Text eingedrungenen Schollen, und sogar üsener hat noch lange
nicht alle sinnstörenden Fehler entdeckt, zuweilen auch umgekehrt ins ge-
sunde Fleisch geschnitten, überdies auffallenderweise die gute Arbeit von
B rieger Epiknrs Brief an Herodotos §. 68 — 83 übersetzt und erläutert,
Halle 1842. 4. völlig unbenutzt und unerwähnt gelassen. Vgl. auch Lortzing
Berl. philol. Wochenschr. VIII. 1888. Sp. 389—393. 421—429.
439) In den Vol. Herc. Coli. I. T. II traten das 2. und 11. B. in grös-
seren Bruchstücken und einige sonstige Trümmer ans Licht, bearbeitet
von J. Conr. Orelli, Leipz. 1818. 8. Dazu kam ein neues Stück in T. X,
dann in Coli. II. T. VI theils Berichtigungen zum 11. B., theils neue Frag-
SuuBMiHii, griech.-alex. Liit.-Gesoh. I. 7
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98 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
für Anfönger"®), welcher yermuthlich die Haaptvorlage des
Lucretius war**^), und sei es er selbst oder einer seiner An-
hänger einen kürzeren, der also wohl für Geübtere dienen sollte ^^*).
Metrodoros**^) von Lampsakos*^), der Lieblingsschüler
mente aus dem 2. 14. 15. 28 B. und noch andere T. VI. VII. IX. X. Aas
den Ueberschriften erhellt, dass das 16. anter dem Archon Hegemachos
(300/^99), das 28. unter Nikias (296/5) verfasst war. S. Gomperz Neue
Bruchstücke Epikurs über die Natur, Zeitechr. f. d. Ost. G. XVUI. 1867.
S. 207-213. Wiener Sitzungsber. LXXXIII. 1876. S. 88 f. Dass ans keinem
jener Bücher, aber aus einem und demselben Buche jene Stücke in Coli. I.
T. X (Pap. 1056) und Pap. 1481. 362 (Coli. II. T. VI, 82—91. 92—96) sind,
welche namentlich über Willensfreiheit und verwandte Gegenstävde handeln,
zeigte Gomperz Neue Bruchstücke Epikurs, besonders über die Willens-
frage, Wiener Sitzungsber. a. a. 0. S. 87—98. Zu ihnen gesellte sich dann
noch der titellose, aber ebenhieher gehörige Pap. 419 (T. IX, 86—90), und
danach hat denn Gomperz Die Bruchstücke eines Buches Yon Epikur «sqI
tpvaemg, Wiener Studien I. 1879. S. 27—31 dies Alles zusammen bearbeitet,
üebrigens s. üsener S. 124—129. Scott Fragmenta Herculanensia, Oxf
1885. S. 63—66.
440) Meydlri imtofk^^ bezeugt durch die eingedrungenen Schollen zu
Epist. I. §. 39. 40. 78 (Fr. 24 — 26) und durch Epikuros selbst ebendort
§. 36 imtofiT^v T^ff olrig n^ayiiazsCag . . . tnavcSg avxog nai^söüBvaaa^ so fem
hier diese Herstellung von Seiten Briegers und nicht die von Üsener
yersuchte av tig nuQaönBvdacci- die richtige zu sein scheint.
441) Wo die Disposition wenigstens in den beiden ersten Büchern trotz
mancher Abweichungen doch im Ganzen eine auffallend ähnliche ist, s.
Üsener S. 874 ff. Susemihl Philologus XLIV. 1884. S. 81. 86. Dass diese
Hanptvorlage nicht in der grossen Physik selber zu suchen ist, wird Jeder-
mann bereitwillig Üsener S. XXXVI zugeben und hat auch meines Wis-
sens hierüber noch Niemand anders gedacht; wenn aber derselbe meint:
quales fortasse (I) ipae audierat scholaa . . . exprimit, so ist dies zwar auch
möglich, aber man würde damit noch nur auf einem Umwege zu derselben
Vermuthung kommen, dass nämlich dann die Vorträge Yom Lehrer des
Lucretius sich an dies Buch des £. in freierer Weise angeschlossen hatten.
Ueberdies aber lässt Alles, was Üsener für seine Annahme geltend macht,
sich bei der meinen ebenso gut erklären, und seiner Berufung auf die Er-
örterungen von Iyo Bruns Lucrezstndien, Freiburg 1884 ist überdies die
völlige Verfehltheit derselben in Bezug auf das 1. Buch, auf das es hier
neben dem 2. zunächst ankommt, entgegenzusetzen, s. Susemihl a. a. 0.
S. 84—87.
442) Die Mi%(fä initofki^, s. A. 437. Man sollte meinen, sogar dem
Epikuros müsste es des Guten zu viel erschienen sein, dass er selbst jenen
beiden Auszügen, der MBydlri innofirj und dem Brief an Herodotos, noch
einen dritten hinzugefügt haben sollte.
448) La. Di. 22—24 (Weiteres bei Zeller S. 368. A. 2). Düning De
Metrodori Epicurei yita et scriptis, Leipzig 1870. 8. mit Fragms. Üsener
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6. Epikureer. Metrodoroa. 99
des EpiknroS; welcher nächst letzterem nnter den Epikureern das
höchste Ansehen genoss^^) und mit Ausnahme einer sechs-
monatlichen Reise in seine Heimat nie von dessen Seite wich***^),
starb 7 Jahre vor demselben im 53. Lebensjahre*^'), mithin 277
und war also 330 oder 329 geboren. Abgesehen von Briefen****)
lassen sich etwa 20 Schriften von ihm nachweisen**^), von denen
S. 412 f. — üeber die erhaltenen Abbildungen s. Visconti Jconogr. Gr. I.
S. 24 f. T. XXV, 4 und Comparetti u. de Petra a. a. 0. S. 263. T. XII, 2.
444) Cic. Tusc. V, 87, 109. Strab. XIII. 689. üeber die verderbte
Stelle La. Di. 22 s. Düning S. 5—9. öomperz Herrn. V. S. 387. Mit
Recht ist Usener nicht weiter gegangen als sie so herzustellen: MtiXQo-
ScaQOV 'Adifjvctiov rj TifioHQcitovs xal Zdifdrig A(ityLi\)CL%riv6v. Vielleicht ist
der Vater des M. derjenige Athenaeos, an welchen der Brief des Epikuros
Fr. 115 gerichtet ist.
445) Epikuros, welcher ihm und dem uns sonst unbekannten Magnes
das 28. Bach tibqI (pvoemg widmete (s. Usener S. 128), nannte ihn einen
Weisen, Cic. Fin. II, 3, 7, doch s. Sen. Ep. 52, 3 (= Epicur. Fr. 192), wo
er ihm doch die Selbständigkeit des Denkens abspricht und ihn erst als
philosophischen Geist zweiten Ranges bezeichnet (vgl. A. 461), paene alter
Epicurus Cic. ebend. 28, 92. Ausserdem s. A. 411. 414. 435. Nach theil-
weisem Vorgang Anderer sucht Hirzel S. 14 ff. vgl. S. 87 ff. zu zeigen, dass
zwei epikureische Lehren, nämlich die Götter als überaus zarte Atomen-
gebilde hätten nur gewissermassen Fleisch und Blat {quasi corpus, quasi
sanguis), Cic. N. D. I, 18, 49, vgl Pseudo-Metrod. de sens. Col. XVII. XVI II.
Philod. de deor. viv. rat. Col. VI, und die löovon^cc, (d. h. das Gleichgewicht
der erhaltenden und der zerstörenden Bewegungen) von M. herrührten (wenn
aach Hirzel schwerlich mit Recht diesen Schüler des Epikuros für den
Verf. von de sens. hält, s. A. 449), die angeblich epikurische laovoiiia aber
beruht vielleicht überhaupt nur auf einem Versehen des Cicero, welcher
a. a. 0. 19, 50. 39, 109 der einzige Zeuge für sie ist. Denn der Versuch
von Hirzel sie auch bei Lucretius nachzuweisen ist misslungen, s. &usch
Lucretius und die Isonomie, Jahrb. f. Ph. CXXXIII. 1886. S. 777—780.
446) La. Di. 22. 447) La. Di. 23.
448) An seine Schwester (wohl Batis, die Frau des Idomeneus, La.
Di. 23), unter ihnen ein Trostschreiben nach dem Verluste ihres hoffnungs-
vollen Sohnes (Sen. Ep. 98, 9. 99, 22 =- Fr. XXVIU. V, s. Düning S. 38),
femer an Pythokles (Philod. de morte p. 319 Mekl.), sodann an Timokrates,
Ath. XIL 546 f {iv tais iniaToXccrs), VII. 280 a. Plui non posse suav. 16.
1098 B. C. D = Fr. XUI. VL XVlI, doch fragt es sich, ob diese von der
Streitschrift oder den Streitschriften gegen denselben verschieden waren,
8. A. 449. 450. Ausserdem s. Fr. XXX b. Sen. Ep. 79, 14.
449) Ausser den 12 bei La. Di. 24 aufgezählten: n(f6g tovg latQovg
Tqla^ u^qI ala^asmv, nQog Tifio^gdtriv y nt^l lusyaXoipvxiag, nsqi zfig 'Em-
xovgav aq^ataxCag^ ngog tovg diaXs%Ti%ovg ^ nqog xbvg aoq>iatccg iwia^ nsgl
xfjg inl eotpCav TtogBÜcg^ nsgl trjg fittapoXTigt nsQl nXovxov^ nqog JrifiouQitov^
7[effl evysvBÜxg weist Düning S. 25 ff. noch 8 andere nach: xsqI 971X0-
7*
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100 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
eine oder mehrere*^) gegen seinen abtrünnigen Bruder Timo-
krates gerichtet waren«
aotpücg, ffB^l ^Bciv, nsf^l oUovoydag (?), nB^l tov iLBi^ova slvat ttiv naq*
flfucg alxiav it^og Bvduii/LOvCav t^c ^m xmv n^ayfiarmv , negl noiriiULxmv^ Tt-
fiOHQaTfigy n^og TC^M^iov (s. A. 421^. 478), nqog MsviatQcttov (s. A. 421^),
doch waren die beiden letzteren vielleicht Briefe, ngog TifioyiQciTTjv und
TifioxQdTfig (La. Di. 136), möglicherweise nicht Yon einander verschieden
(doch 8. A. 460), und ntQl olnovö^Cag erklärt Düning S. 21 selbst neben
nsQl nXovtov fOr zweifelhaft (vgl C. 32. A. 194). Daza kommt aber noch
n(f6g tovg dno tpvaioloyiocg Xiyovtag dya^ovg elvai (f^xoQag (Philod. de rhet.
V. H.» IV, 77 « Epik. Fr. 10, vgl. V. H.* V, 68, s. üsener S. 412). In
der Schrift nsQl Bvysveüxg vertheidigte M. den Epiknros gegen die An-
schuldigung des Herodotos und Timokrates (La. Di. 4), dass derselbe kein
legitimer Bürger sei (La. Di. 1, vgl. 24), in der negl '^inovf^ov aQ^maxlag
vermuthlich gegen Diejenigen, welche dessen Eriüiklichkeit zu Angriffen
ausbeuteten (Gic. Epist. VII, 26. Flut. a. a. 0. 6. 1089 £. Düning S. 38),
in der nqog driykoxqixov rechtfertigte er ohne Zweifel die Abweichungen
der epikureischen Atomenlehre von der demokriteischen (Düning S. 36 f.).
Ueber n^^og xovg aoipusttig schrieb Galenos (s. de libr. suis T. XIX. p. 48 E.
nBfil Tcoir n(fog xovg cotpiaxc^g ivvia Mrixgodmifov). Das in den VoL Herc.
Coli. L T. VI veröffentlichte Bruchstück angeblich über Sinneswahmehmungen,
in Wahrheit (s. Scott a. a. 0. S. 248) über das Wesen der Götter (Pap.
1066), welches allerdings einem Epikureer angehört, hat der Herausgeber
Scotti, dem noch Hirzel (s. A. 446) glaubt, der Schrift des M. neffl
cclad^at'mv beigelegt. Allein hier findet sich Gol. XV bereits jenes geflügelte
Wort des Eratosthenes (s. A. 109) über Bion, welches hier freilich dem
Theophrastos beigelegt wird: BCatvog xov nuxä Stotpgaoxov n(j^t&yx(yi) tpiko-
aotpiav dv&ivoig %o6(iniaavxogf vgl. Scott S. 260; denn schwerlich bedeutet
%ccxd G, vielmehr „zur Zeit des Theophrastos**, wie Düning S. 32 f. will.
Sollte nun freilich Eratosthenes wirklich, wie Wachsmuth Sillogr. Gr.
rel.' S. 76 und HenSe Telet. reliqu. S. LVI. LXVm vermuthen, dasselbe
sich erst von Theophrastos angeeignet, aber zugleich durch einen erheblich
mildernden Zusatz (vgl. A. 109) beschränkt haben, so würden diese Worte,
was Wachsmuth nicht bemerkt zu haben scheint, weit eher für als gegen
die Urheberschaft des M. sprechen, aber viel wahrscheinlicher ist doch
wohl, dass der Verfasser, der dann sicher erst ein späterer Epikureer war,
aus Unwissenheit den Theophrastos an die Stelle des Eratosthenes gesetzt
hat. — Ein neues Fragment des M. ist in Philod. de rhet Pap. 832 (V. H.'
VII, 44 ff.). Col. XXXII zu Tage getreten, s. Gomperz Z. f. d. ö. G. XXIII.
1872. S. 32, desgleichen erscheint sein Name bei (Philod.) de sens. Gol. IV, 13.
de educ. Gol. in, 3 Scott, üeber unächte Schriften unter demselben s.
A. 466.
460) S. A. 448. 449. Von xaig nQog xov ddeXq>6v dvxiyQa(paig in der
Mehrzahl spricht Plut. a. a. 0. 16. 1098 B. Vielleicht war es aber doch
nm* eine, aber aus mehreren nach einander an und gegen Timokrates ge-
richteten Briefen nachtHlglich zusammengestellte.
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6. Epikureer. Polyaenos. 101
Polyaenos, Sohn des Athenodoros, gleichfalls aus Lampsa-
kos**^), war früher ein tüchtiger Mathematiker gewesei, folgte
dann aber auch in der Geringschätzung der mathematischen
Wissenschaften seinem Lehrer Epikuros nacn*^), zeichnete sich
jedoch durch sein liebenswürdiges Wesen aus^ so dass er auch
mit Genossen anderer Secten, sogar mit Stoikern auf freund-
lichem Fusse stand^^^), und behandelte auch den Epikuros mit
verhältnissmässig grossem Freimuth*^). Auch er starb noch vor
demselben**^). Von seinen Schriften tcsqI q>iXotfoq>ücg und an
oder gegen Ariston ist uns noch eine Spur geblieben**^.
451) La. Di. 24. — üeber P. s. üsener S. 4161
462) Cic. Acad. II, 38, 106 (vgl Epikur. Fr. 229*). Fin. I, 6, 20. Es
exisüren noch die Trümmer einer Gregenschrifb /wider ihn, wie es heiset,
geometriBchen Inhalts, Pap. Herc. 1429. Jrjitritq^ov nQog raff Ilolvaivov
dnogias a\ s. Scott a. a. 0. S. 46.
453) Philod. bei La. Di. a. a. 0. inutxtjs %al q>iXi%6g (vgL C. 82.
A. 187. 190) n. Pap. Herc. 176. Col. XIX. b. Gomperz Z. f. d. ö. G. 1866.
S. 694 (» Epik. Fr. 156). f^s^' "EQfucQxov xal itBql töov &(^XXmif x&vy 'Eni-
(^MLOvy^ov (pCXoiv n^oiricoypLai xriv yQcctp'qv. oXag 8h rotovroi^ rj&eoi. xs xal
xa^BCt' nal tatg ^n(^6ye inactovg iniÖB^^o^ig o^fu^Xtaig iy%ixiffjzo Ilolvai,-
vog cSaze xol tovg ano tav aXXwv fpiXoaotpmv svfisvetg %ttte(^oy%sv(^a%yivcti.
TtQog iavTOPy ov fiov^ov tov^g dnb tfjg noi'nCXrjg atoäg %, r. X, — üeber
seine erotischen Beziehungen zu Pythokles nnd Demelata(?) s. A. 411.
454) Philod. n^ql naggrio, V. H.» V»>. Fr. 49. Metrod. b. Philod. eben-
das. V*. Col. VI nennt ihn dnoq>9'BYfiaxicig.
455) S. A. 411. Auch für ihn ordnete Epik, eine jährliche Gedächtniss-
feier an (Testam. b. La. Di. 18, vgl. Philod. Pap. Herc. 176. Col. XXII b.
Gomperz Herrn. V. S. 388 und Aelian. Fr. 89 b. Snid. 'Eni%. » Epik. Fr.
218) nnd hatte in seinem Sviinoaiov (ygl. A. 433) ihn zu seinem Mit-
nnterredner gemacht (Plnt. CoL 6. 1109 E) und ihm, wie es scheint, das
14. B. nsgl q>vas€ig gewidmet.
456) Philod. de piet p. 98, 20. 140, 10 Qomp. (td ngbg zov 'AgCüzonva).
Dieser Ariston war, denke ich, der Biograph des Epikuros, welcher sich
des Nausiphanes gegen diesen annahm nnd sogar behauptete, dass jener
in seinem Kavav (s. A. 438. 502) stark aus diesem geschöpft habe: tbv
Kavova ygdipai avtov i% zov Navattpdvovg TgCnodog^ ov %ul d%ovaaC
€pri<siv avzoVj dXXd %al Ilcc^tpiXov zov TIXazwviHov iv 2dfi(p^ La. Di.
14, wo Cobet aus dgiazov ot (d. i. 'Agiezav 6 '/**, yielleicht 6 'Em-
TtovQBwg) annähernd richtig 'AQ^azmv^ Usener freilich 'Avz^yovog ge-
macht hat, vgl. C. 17. A. 30. ünächte Schriften unter dem Namen des
P. rcQog zovg (rizogag nnd nsgl eBXTjvrjg, so wie andere unter dem des
Metrodoros und Kplotes werden erwähnt von Philod. V. H.' I, 152. IV
(de rhet.), 73,
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102 • Zweites Capitel Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Hermarchos**'), Sohn des Agemortos**^), von Mytilene*^^)
widmete sich in dürftigen Vermögensumständen anfanglich der
Rhetorik^^)^ schloss sich dann aber dem Epikuros offenbar schon,
als dieser in Mytilene lehrte, an, und wird daher nicht bloss in
dessen Testament als einer von dessen ältesten und treuesteii
Schülern bezeichnet *^^), sondern ward von demselben auch zu
seinem Nachfolger ernannt*®*). Von den Schriften dieses Mannes *^^)
ist uns namentlich noch ein längeres Stück aus den 22 Büchern
gegen Empedokles erhalten*^).
467) So (und nicht, wie man froher schrieb, Hermachos) stets Philod.
(vgl. A. 453} und die Unterschrift seiner in Herculaneum gefundenen Ab-
bildung (s. Comparetti u. de Petra La villa Ercolanese S. 263. T. XU, 8.
Wolters BeitrSlge zur griech. Ikonographie. II. Hermarchos, Archäol. Z.
XUI. 1884. Sp. 163—166).
468) La. Di. 16. 24. Testam. des Epik, ebend. 17. S. über ihn Usener
S. 399. 406 und über den Namen Agemortos Schneidewin Zeitschr. f. d.
Alterth. 1844. S. 169.
469) La. Di. 56. 24.
460) La. Di. 24. avruf ncct^og filv nivrjtog^ tag &' dQ%ctg nqoci%(ov
QTjTOQtnoCg.
461) La. Di. 20. avynazaysyriQccKotog ^fitv iv q>iXo6oq>ia, Vgl. auch
die Briefe des Epikuros an ihn Fr. 121 b. Ath. XIII. 688 b n. bes. Fr. 122
b. Cic. Fin. II, 30, 96. tua erga im et philosophiam voluntate a& aduleicen-
tulo suscepta, dazu jedoch Fr. 192 b. Sen. Ep. 62, 4, wo er nach dem Urtheil
des Epikuros doch nur als ein Geist dritten Ranges (vgl. A. 446) erscheint :
eorum qui cogi ad rectum compdlique possurU , quibus nan duce tantum opus
Sit, sed adiutore et, ut ita dicam, coactore. Er hatte nebst Pythokles und
Etesippos den Epik, auch auf der Reise nach Lampsakos (s. A. 436) be-
gleitet, 8. Epik. Fr. 176, auch dessen Leiche bestattet, Philod. de morte
Col. 9.
462) La. Di. 16. Testam. des Epik. 17 ff., wo derselbe 21 ihm auch
seine Bibliothek vermacht. Noch s. über ihn A. 411. 418. 436 und über
seinen Tod La. Di. 26. iteXBvxa 81 nu^alvasi, Sen. Ep. 6, 6 nennt ihn,
Polyaenos und Metrodoros magnos viros,
463) Als die besten {ndXXutxa) nennt La. Di. 26. 'EmatoXiHa, nsQl 'Efi-
fcs^ouXiovg x^' (oder 'EniatoXind niQl x. t. X.? s. Usener z. d. St.), ntgl
tmv fiad^fuxtmPf ngog UXdtaivay ngog 'AQiaxoxiXrjv,
464) Bei Porphyr, de abstin. I, 7—12, s. ßernays Theophr. über
Frömmigk. S. 8. 139 f. Auf dies Werk beziehen sich auch Cic. N. D.
I, 33, 93 (wie Bernays bemerkt) und Philod. de piet. p. 101, 13ff. 112,
26 ff. und vielleicht 99, 9, s. Diels Doxogr. S. 127. A. 1. Aus den 'EmoxoXai
(bs *EniaxoXi%d ?) ist die Nachricht über die letzte Krankheit des Epikuros
b. La. Di. 16 (s. A. 480). Speciell erwähnt wird der Brief an Theopheides,
Philod. de rhet. V. H.« IV, 94. '"£e^a<^;t>os ^^^ MBVB%Xiov<^g (vgl. A. 436)
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6. Epikureer. Hermarchos. Eolotes. Leontion. Leonteus. 103
Kolotes aus Lampsakos*^^), ein glühender Bewunderer seines
Lehrers Epikuros^^), widmete dem Ptolemaeos (wahrscheinlich
Philopator) ein Werk, in welchem er zu beweisen suchte, dass
nach den Lehren der anderen Philosophen nicht einmal zu leben
möglich sei*^^, und gegen welches noch 400 Jahre später von
Plutarchos die beiden Gegenschriften „wider Kolotes*' und wider
die Glückseligkeitslehre des Epikuros verfasst wurden. Ausserdem
kennen wir von ihm noch drei gegen Piaton gerichtete Schriften,
gegen dessen Mythen und insbesondere den im zehnten Buche des
Staats ^^), gegen dessen Euthydemos und gegen dessen Lysis,
und von den beiden letzteren haben sich noch Trümmer er-
haltend*^. Auch gegen Antidoros und Bion schrieb er**^**). Doch
erhielt er sich dabei frei von den plebejischen Schmähungen eines
Epikuros und Metrodoros gegen andere Philosophen^'^).
Leontion trat, wie es heisst, auch als Schriftstellerin und
nicht ohne Geist gegen Theophrastos auf*'^).
Leonteus aus Lampsakos *'^, der Gatte von Epikuros
l'v> TW» ng^ogy B80(peC9rjv <l«t><FToA^, vgl. V. H." III, 44; Gomperz
Z. f. d. ö. G. 1865. S. 824 f. Auf seine Aeaseerungea über die Bhetorik
bezieht sich Philod. ebendae. IV, 74 (=- Epik. Fr. 49).
466) La. Di. 25. S. über ihn Usener S. 410.
466) Plut. Col. 17. 1117 ß. C (= Epik. Fr. 141).
467) "Oti xttTor tä tdiv alXav tpilocotpmv ÖOffucta ovÖh ^^v iati, Plut.
Col. 1. 1107 D.E, vgl. n. p. suav. 1. 1086 CD.
468) Maorob. Somn. Scip. I, 2, Sfil
469) V. H.* VI, 96—105. 112—120. Letztere wird in eraterer citirt
f. 103. üebngens vgl. A. 456.
469 1>) Plut. Col. 32. 1126 A. itQog UvtidmQOV ^ Bimva yQUipnp. Vgl.
A. 395»>. 433,'
470) Plnt. n. 'p. suav. 2. 1086 E (=» Epik. Fr. 237). — S. über ihn
noch A« 128, Philod. ksqI n9C(fQria. Fr. 9, die Briefe des Epik, an ihn
Fr. 140—142 (nebst Usener S. 846, 1 ff.) und das mathmassliche Bruch*
stück b. Plut Col. 27. 1122 D (Usener zu S. 279, 21).
471) Cic, N. D. I, 83, 98. scüo . . . Sermone et ÄtHcoi sie war, wenn
dies richtig ist, also wohl eine bessere Stilistin als Epikuros selbst. Vgl.
Plin. N. H. Praef. §. 29. Theoros (Theodoros?) malte sie cogiUmtem, Plin.
N. H. XXXV. §. 144, der §. 99 noch ein anderes Gemälde von Aristeides
erwähnt, s. Brunn Gesch. d. gr. Künstler II. S. 255. Da indessen Plut.
Col. 7. 1110 C das zweite Buch des Epikuros selber (Fr. 29. 80) n^g Seo-
ip(faat99 anführt, so nimmt Usener S. 408. 411 an, dass diese seine
Streitschrift von Anderen ihr beigelegt wurde. Vgl. auch Epik. Fr. 140
und die Bruchstücke (143—145) seiner Briefe (La. Di. 6) an sie.
472) La. Di. 25. Siarab. XIU. 589.
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104 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfle des 2. Jahrh.
Freundin Themista*'^, wird gleichfalls zu den bedeutenderen
Schülern desselben gezählt*'*). Auch ist uns eine Schrift von
ihm*'*) bekannt.
Herodotos; an welchen Epikuros den schon erwähnten
Lehrbrief schrieb, scheint späterhin wenigstens th eilweise von
diesem seinem Lehrmeister*'^) abgefallen zu sein: zum Mindesten
stellte er in seiner Schrift über dessen Ephebie das legitime
Bürgerrecht desselben in Abrede*'').
lieber Ariston s. A. 388. 456, über Idomeneus C. 21*'^).
473) La. Di. 5, s. über sie A. 410 und über seine Kebse Mammarion
A. 411. L. and Themista hatten einen Sohn Epiknros (La. Di. 26).
474) La. Di. 26. Plut. Col. 3. 1108 E. slg xmv in änQOv 'Emnovgov
(ict^tav. VgL Philod. de morte Col. XXIII.
476) Plnt. a. a. 0. fügt hinza: ngog AvK6q>Q0vcc ygavpavi es folgt ein
Bruchstück über die Ehrfurcht des Epikuros gegen Demokritos.
476) La. Di. 6 («« Epik. Fr. 124). dUä %al 'l8o(tBvia xal 'HqoÖoxov
%al Ttno%i^dt7iv tovg i%nvata avrov t« HQV(pta notTjoavtag iy^KOfiiM^Biv
(^EninovQov Isyovai) xal noXanevstv avro tovto.
477) La. Di. 4. fii7 slvoci ts yvriaCmg datov, mg TiiioxQoctrjg qyrjal xal
'HQodotog iv tm nsgl 'EnmovQOv iq>Yjßsiag, Hiemach ist Usener S. 408
zu berichtigen.
478) Von unmittelbaren Schülern des Epikuros kennen wir noch mehrere
mit Namen: Anaxarchos und Apelles (? s. Epik. Fr. 116 f.), Aegeus
und Diodoros (? s. Epik. Fr. 177), Eudemos (Epik. Fr. 196. Philod.
V. H.« I, 117 u. b. Usener S. 136), Charmides (Epik. Fr. 170), der zu-
gleich ein Freund des Arkesilaos war (Cio. Fin. V, 31, 94), Hegesianax
und Phyrson (Epik. Fr. 120. 167—169), wahrscheinlich aus Eolophon
(s. Usener S. 407), Söhne des Dositheos (an welchen letztem das Trost-
schreiben des Epik, über den frühen Tod des Hegesianax Fr. 120 gerichtet
ist; ausserdem s. A. 433), Hippokieides (s. A. 486), Etesippos (s. A. 461
und Epik. Fr. 184), Magnes (? s. A. 446), Matron (Epik^ Fr. 99 bei
Philod. de piet. V. H«. H, 107. p. 126 Gomp. u. Fr. 176, s. Gomperz
Herm. Y. S. 394), Menoekeus (s, oben), Mithres den Syrer, eiuen Be-
amten des Lysimachos (La. Di 11, 102. X, 4 «> Epik. Fr. 148. Plut. n. p.
suav. 16. 1097 B. Col 33. 1126 E.F » Epik. Fr. 194. Philod. ügayfiatsiai
V. H.* I, 126. 127. 129 = Epik. Fr, 149—161. 102, auch neQl nlovtov
V. H.* HI, Col. V, s. Gomperz Z. f. d. ö. G. 1866. S. 694, ausserdem s.
A. 433; Briefe des Epikuros an ihn Fr. 148—161; vgl. Düning S. 11 f.
Usener S. 413), Myi, seinen im Testament (La. Di. 21) mit zwei anderen
seiner Diener und vermuthlich gleichfalls Anhänger Nikias und Lykon
freigelassenen Sklaven (La. Di. 3. 10. Epik. Fr. 196 b. Philod. JZ^ay/t».
V. H.* I, 119 und Fr. 162—166 aus Briefen an ihn. Gell. II, 18, 8. Macrob.
Sat I, 11, 42. Usener S. 413), Nikanor (Epik. Test. b. La. Di. 20),
Pythokles, einen der jungem, den Epikuros und seine älteren Schüler
besonders feierten (Briefe des Epik. Fr. 161—166, vgL Fr. 136 b. Stob.
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6. Epikureer. HerodotOB. Ariston. Idomenens. Timokrates. 105
Timokrates aus Lampsakos, Bruder des Metrodoros*'^),
entzweite sich später mit seinem Lehrer Epikuros^ gegen den er
eine Schmähschrift EvfpQavxa voll theils wahrer^ theils aber auch
gröblich erlogener Anschuldigungen abfasste^. Ob schon vor
ihr die Streitschriften, welche er mit Metrodoros wechselte*®^),
und die, welche Epikuros selbst gegen ihn erliess*^), zu Tage
getreten waren oder*®^) erst später zu Tage traten, wissen wir
nicht; näher aber liegt doch wohl die erstere Annahme, der-
gestalt, dass dieser reizbare*®'**), durch alle jene voraufgegangenen
Reibungen aufs Aeusserste erbitterte Mann sich endlich zu jenen
masslosen Ungebührlichkeiten und Verleumdungen hinreissen
liess*^). Noch erfahren wir, dass Epikuros eigne Sendboten an
ihn nach Asien schickte, welche ihn ausschelten und von dem
Flor. XVII, 24, des Metrod., 8. A. 448, ausserdem s. A. 411. 437. 453. 461),
auch wobl Menestratos nnd den Athener Timarchos (Metrod. Fr. III.
IV b. Clem. Str. V. 614 A.B u. Plut. Col. ni7B, vgl A. 421»>. Usener
S. 418), nnd vermnthlich gehörten za ihnen auch seine beiden Erben nnd
Testamentsvollstrecker, Timokrates ans dem Demos Potamos nnd Amy*
nomachos (La. Di. 16 ff. üsener S. 400. 418). üeber Eurylochos
s. A. 503, auch 397 ^ 433.
479) La. Di. 23. Cic. N. D. I, 38, 93. Usener S. 418 f.
480) La. Di. 6—8, vgl; 4. 5.
481) Prokl. in Hes. Op. 284 (= Plut. Fr. VII Dübn.). T./üoic^arijy xal
MriZQodaQOV xovg 'Em^pVQS^ovg d9sl€povg ovxag xal nQoaxgovovxag dXXriXoig
Movvai xaT* dXliiXmv ^vy/dufificcta. Ausserdem s. A. 448. 449. 450.
482) S. A. 433. Cic. a. a. 0. totis volumintbuB,
483) Wie dies Dfining S. 24 und Usener S. 419 ohne Weiteres an-
nehmen.
483^) Metrodoros warf ihm auch seinen Zorn gegen ihren ältsten
Bruder Aktorides vor, Philod. de ir. Col. XII. p. 48 Gomp. Ausserdem s.
Philod. ng^l nuQifria. Col. XX.
484) Der eigentliche Streitpunkt war, dass T. nicht lediglich den
Sinnengennss oder, wie Metrodoros (Fr. VII b. Ath. VH. 280 a. XII. 546 f.
Fr. VIII b. Cic. N. D. I, 40, 113. Fr. VI. XI. XIIL XVII b. Plut. n. p.
Euay. 3. 16. 1087 D. 1098 CD. Col. 31. 1125 D) in seiner drastischen Weise
unbesonnen genug (s. Zeller S. 444. A. 3) sich ausdrückte, den Bauch
als Quelle und Mass aller Lust und damit alles Guten anerkennen wollte.
Anders, aber gewiss nicht richtig, fasst Düning S. 22 f. die Sache auf.
Die spöttische Anrede, welche Metrod. Fr. VI. VII dem T. giebt, a q>vaiO'
I6yt, scheint zu beweisen, dass letzterer selbst sich mit besonderer Emphase
«0, mithin als Naturforscher bezeichnet hatte: yiell eicht entsprang also
diese seine Abweichung von Epikuros aus einem noch engeren Anschlüsse
an Demokritos, als er bei Epikuros selber Statt fand, siehe Hirzel
S. 165 ff.
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106 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Hofe des Königs, bei welchem er sich aufhielt, vertreiben sollten*^**).
Es war dies vermuthlich der letzte Versuch den Abtrünnigen
zurückzuführen.
Neokles und Aristobulos, die Brüder des Epikuros, traten
auch als Schriftsteller auf*®^).
Poly Stratos, der Nachfolger des Her marchos *^^*'), war auch
wohl noch ein unmittelbarer Schüler des Epikuros gewesen*®^).
Wir besitzen noch seine Schrift Ttegl aXoyov xarafpgoviqöBCjg und
dürftige Trümmer einer anderen tvsqI (piXoöoipiag^^^y
Charikles aus unbekannter Zeit wird einmal als ein be-
sonders vorzüglicher Schriftsteller erwähnt**').
Earneiskos, ein Epikureer von dorischem Geblüt, gleich-
falls aus ungewisser Zeit, aber mindestens nicht später als Philo-
demos*^'^), schrieb nach ähnlichen Vorbildern des Epikuros*^)
eine Lobrede auf seinen Freund Philistas, von welcher wir noch
Reste aus dem 2. Buch besitzen*^®^).
Dem Polystratos folgte als Schulhaupt der Epikureer Diouy-
sios und diesem wieder Basileides^^^), von denen wir aber
weiter Nichts wissen.
484^) Plut. Col. 32. 1126 C. 'EnixovQog . . . «& 'Aa^av iiiusfins xovg
TiiiOHQccTBi loi9oQ7iaonsvovs xffl T^$ ßaoiXi'Kfjg i^eXstv avXijg xov civd^iftonov.
Usener S. 319 vermuthet, dass dieser König LysimachoB gewesen sei
(vgl. A. 478). Noch s. über T. A. 476. ^
485) Snid. Neonlrjg . . . vnlff tijs iSiag atgiaemg n. s. A. 406.
485 »>) La. Di. 26.
486) Val. Max. I, 8. ext. 17. Polystratus et Hippoclides . . . eiusdem
praeccptoris Epicuri sectam seaUi etc.
486 *>) Jene V. H.» IV, bearbeitet von Gomper» Hermes XI. 1876.
S. 399-421 (vgl. Herrn. XII. S. 610 f.), diese V. H.* V, 196—200.
487) Philod. V. H.* I, 142. Fr. 18. t6<v yccgy XaptxX£<a x>/vofA«ir
tmv ßeXria<^tasy fwxa zriv Eq . , . (?) xeXsvtrjv avvtd^^yeis iy^Syedm^ormv .
487^) Da sich in den herculaneischen Bollen keine jüngeren Schriften
als die des letzteren finden. Ueberdies nennt ihn Philod. V. H.' I, 118.
488) S. A. 433. Usener S. 93.
488»») V. H.* V, 182-196 (Pap. 1027). Der an dem Muster des Philistas
erörterte Gegenstand scheint die Freundschaft zu sein. Der Name ^iXiatag
findet sich, wie Comparetti bemerkte, auch noch in vier anderen Rollen
1096. 1110. 459. 1111 « V. H.* VIII, 76—81. 108—118. IX, 142—186.
X, 185—201, die also wohl zu demselben Werk gehören. S, Scott a. a. 0.
S. 34.
489) La. Di. 26.
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6. Epikureer, Neokleö u. Aristob. etc. 7. Pyrronische Schule. Pyrron. 107
7. Die ältere pyrronische Schule tind der Demokriteer
Nausiphanes ^^).
Pyrron von Elia, der Begründer der pyrronischen Schule*^*),
ward etwa zwischen 365 und 360 geboren und starb etwa zwischen
275 und 270*^*). Anfangs Maler*^''), schloss er sich dann dem
Demokriteer Anaxarchos an und begleitete mit diesem Alexandros
den Grossen auf dessen Zögen bis nach Indien*^') und lehrte
endlich später in seiner Vaterstadt ^^). Die Geschichte der Litte-
ratur hat indessen an ihm keinen Theil, da er nichts Schrift-
liches hinterliess*^^).
Nausiphanes von Teos*^) horte den Pyrron*^, und als
er dann selbst später den Epikuros unterrichtete*^^), lernte dieser
aus seinen Schilderungen jenen Mann dergestalt bewundern, dass
er immer von Neuem nach demselben fragte^^). Nausiphanes
490) Maccoli The greek eceptics, Lond. 1869. Waddington Pyrrhon
et le pyrrhonisme, Sdances et travanx de TAcad. des Sciences mor. et pol.
1876. S. 85 ff. 406 ff. 646 ff. Hirzel Untersachnngen z. Cic. ph. Schrr. 111.
Leipz. 1883. 8. I) Die verschiedenen Formen des Skepticismus S. 1—260.
Excarse S. 493—532. Natorp Forschungen zur Geschichte des Erkenntniss-
problems im Alterthnm, Berl. 1884. 8. Brochard Les sceptiques grecs,
Par. 1887. 8. (vgl. die Recc. v. Pappenheim Berl. ph. Wochenschr. VIII.
1888. Sp. 198—203 und S. Eeinach Rev. crit. 1888. I. S. 102—107, ferner
Natorp Nene Schriften zur Skepsis im Alterthnm, Philos. Monatsh. XXVI.
1890. S. 61—68).
491) lieber den es eine zeitgenössische Biographie von Antigonos ans
Karystos gab (La. Di. IX, 62. Aristokl. b. Easeb. P. E. XIV, 18, 26. 763a),
vgl. V. Wilamowitz Ant. v. K. 8. 27 ff. Soff.
492) Er warde nämlich gegen 90 Jahre alt, (Antig. b.) La. Di. 62.
492 *>) Dafür bemft sich La. Di. 61 auf Apollodoros (Fr. 94).
498) Dies Letztere beruht freilich nur auf Alex. Polyh. Fr. 146 b.
La. Di. 61.
494) La. Dl 64. 109.
495) La. Di. Prooem. 16. IX, 102. Aristokl. a. a. 0. §. 27. 763 b.
496) La. Di. IX, 69. Vgl. Usener S. 413f.
497) Sex. Math. I, 2. La. Di. 69. 102: angeblich schon als junger
Mensch (La. Di. 64), dies ist aber, wie Wilamowitz S. 37. Anm. zeigt,
chronologisch unmöglich, da es nach dem Obigen (A. 493) nicht vor 322
geschehen sein kann, Epikuros aber um 310 sicher nicht mehr Schüler
des N. war (s. A. 401—403). Wenigstens müsste also N. ungemein jung
seinerseits als Lehrer aufgetreten sein.
498) S. A. 397. 397^ 416. 416^
499) La. Di. 64.
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108 Zweites Gapitel. Phüosopliie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
selber schätzte indessen an Pyrron vorzugsweise dessen Gemüths-
Stimmung^ den unerschütterlichen philosophischen Gleichmuth,
und nicht so sehr dessen skeptische Lehre *^^^), war und blieb
vielmehr ein Anhänger der Philosophie des Demokritos^^), zu
deren Verbreitung er nicht wenig beigetragen hat, namentlich
auch durch die uns allein von ihm bekannte logische oder viel-
mehr erkenntnisstheoretische Schrift, welche „der Dreifuss'*
{TQ£jtovs) betitelt war^^). Denn sie soll nicht bloss von Epi-
kuros in seiner eignen entsprechenden, wie bemerkt, erheblich
ausgebeutet worden sein und gab jedenfalls das Vorbild für
diese ^^, sondern auch die empirischen Aerzte schlössen sich an
diese inductive Logik an^*^).
So zahlreich aber die sonstigen Schüler des Pyrron^*) auch
499^) S. indessen La. Di. 102.
600) La. Di. 64. ifpacns , . . ylv^c^ai Sblv r^g jttav diad'iöstog trjg IIvq-
QtavhCoVj tmv dl Xoyoav t£v savtov. Freilich schätzte auch Pyrron selbst
den Demokritos sehr hoch, La. Di. 64.
601) Nach theilweisem Vorgang von Gassendi erklärt Hirzel I.
S. 132 f. A. 1 diesen Titel so: der Dreifuss ist zunächst überhaupt Symbol
der Wahrheit, N. stellte aber wohl genauer drei Principien der Erkenntniss,
die also auf drei Füssen steht, gleich Demokritos auf, die Wahrnehmung
für die Erscheinungen, den Verstand für das Wesen, Lust und Unlust für
das Praktische oder das Nützliche und Schädliche, so wie denn auch der
Kavav des Demokritos drei Bücher hatte (La. Di. IX, 47, vgL ten Brink
Philologus XXIX. 8. 613 ff.)
602) Ariston b. La. Di. X, 14, s. A. 466. Timokr. ebend. %al iv rar;
intä xal TQidnovxa ßvßloig zaig neql (pvoeag zä nlsiata xavtd ^tsy Uysiv
xal dvtiyffdfpEiv iv avtaig aHoig te xal NavaifpdvBi x. t. X. (=3 Epik. Fr. 93),
wovon so viel richtig sein wird, dass Epikuros auch in den kanonischen
Partien von nBql (pvcemg den Tq^novg stark benutzte und zum Dank dafür
den N. heruntermachte. — N. erscheint auch bei Philod. de rhet. V. H.*
MI, 68. V, 128. 142 und vielleicht VII, 46. Col. IV, 4 v. u. (s. Gomperz
Z. f. d. ö. G. 1872. S. 32).
602^) (Pseudo-)Galen. Hypotyp. empir. c. 11. p. 63, 18 Bonnet. ov fia
Ai* iQtoxmv tov did tQimv loyov mansQ SBqanCoiv ovSh xqinovv ätniBq
rXavuiag. VgL C. 24. A. 248. 292. üeber die Lehr Wirksamkeit des N. s«
Sex. a. a. 0. nollovg yccQ tmv vioav avvBix^ nal xav (ladi'jiLdxav cnovdaüog
insitBlBito^ (idliaxa d^ (ritoginijs. Vgl. die Invective eines unbekannten
Schriftstellers gegen die Epikureer V. H.* IV, 206. nqog xov J7i(io%Qit<^Biyov
NavoKpdvriv diaiuixovxai . . . xov &' avxav 'idofiBvia fia^r^v nuQBiadyov-
civ X. r. X, (s. Usener S. 414).
503) Als die bedeutendsten werden bei La. Di. 68 f. ausser Timon,
Hekataeos, Nausiphanes noch die von Timon in den Sillen (Fr. LXIIf.)
verherrlichten Philon yo;» AÜ^en und Eurylochos dargestellt; ob letzterer
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7. Pjrrronische Schule. Nausiphanes, Timon. 109
waren, so hat doch fOr uns ausser Hekataeos aus Abdera^^^)
nur noch Timon Bedeutung.
Timon«^^) von PhUus«^«), Sohn des Timarchos^^, erblickte
etwa zwischen 320 und 315 das Licht der Welt*^®*). Einäugig
geboren*^^, war er zuerst Ghortänzer, offenbar im Dienst einer
Schauspielertruppe ^^^), dann begab er sich, dieser Beschäftigung
überdrüssig, nach Megara und hörte dort den Stilpon, kehrte
hierauf in seine Heimat zurück und verheirathete sich. Nach
seiner eignen Darstellung traf er dann zufallig beim Tempel des
der Yor Meirodoros und Epikoros gestorbene und von diesem dann in
einer eignen Lobschrift (s. A. 483, vgl. A. 435) gepriesene war, erscheint
mir trotz des Interesses Yon Epikuros an Pyrron (s. A. 499) nnd trotz Epik.
Fr. 128 (s. A. 397^) nicht so nnzweifelhaft, als üsener S. 407 es darstellt.
Ich möchte doch lieber an einen gleichnamigen Schüler des Gargettiers
denken. Zweifelhaft ist auch, ob Numenios (La. DL 102, ygl. 68) wirk-
lich unmittelbarer Schüler des Pyrron oder ein späterer Skeptiker war,
s. Zell er I1I^ 1. S. 483. A. 4: allzu künstlich scheint mir die Combination
von Wilamowitz S. 32. A. 8.
604) S. C. 11.
506) Wachs muth Sillographomm Graecomm reliquiae, Leipz. 1885. 8.
(1. Aufl. De Timone sillographo ceterisque sillogpraphis Graecis, Leipz.
1859. 8.). Wilamowitz a. a. 0. S. 31 ff. 41 ff. 321, vgl. Epist. ad Maass.
S. 154. Die Biographie bei La. Di; IX, 109—116 scheint, wie Wilamo-
witz bemerkt, wörtlich (s. 109. 6 naq' rj(imv) aus einem erat nach Sex.
£mp. und Saturninus (s. 116, ygl. Anm. 541) lebenden Skeptiker (Empiriker)
abgeschrieben zu sein. Der Versuch von Wachs muth S. 31 ff. vielmehr
die Sache dadurch zu erklären, dass er den Diog. selbst zu einem Empiriker
macht, scheitert daran, dass letzterer allem Anscheine nach nirgends den
Aniig. y. Kar. (und auch wohl den Sotion nicht) unmittelbar benutzt
hat Dagegen hat m. E. in Bezug auf die Zusammensetzung der Biographie
Wachs muth wirklick Wilamowitz berichtigt. Die Hauptmasse (109 —
113. lydsxaTGo) stammt aus der Einleitung von dem Commentar des skepti-
schen Grammatikers Apollonides von Nikaea i^us der Zeit des Tiberins zu
den Sillen, welcher dabei die Lebensbeschreibung von Antigenes aus Earybtos
und die Juidoxai des Sotion verwerthet hatte; dann folgen zwei Nachtrage,
der eine aus Antigonos (112. o d^ ovv — 114. itai^nv xoiavta)^ der andere
vermuthlich aus Sotion. Die kurzen Notizen bei Aristokl. a. a. 0. §. 28.
763 c (bis fpiXoootpYicavxai oder ygaipag). §. 14 f. 760 d ff. mit Sillenbruch-
stücken gehen auch hier (s. Anm. 491) auf Antig. zurück, s. Wilamowitz
S. 27 f. Wachsmuth S. 9, vgL S. 34 £,
606) La. Di 109. Aristokl a. a. 0. Suid. Tifitov. Steph. v. Byz..*i*ovff.
507) La. Di. 109. 508) S. A. 622. 623. 537.
609) La. Di. 112. 114: gegen den Zweifel von Wilamowitz S. 31
s. Wachsmuth S. 10. Anm. 1.
510) La. Di. 109. Aristokl. §. 15. 761 b. §. 28. 763 c.
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110 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Amphiaraos mit dem greisen Pjrron zusammen, welcher auf der
Reise nach den Pythien begriffen war^^'), und ward so mächtig
von demselben angezogen , dass er sich mit seinem Weibe nach
Elis begab, dort blieb, bis seine beiden Sohne geboren waren,
und der treueste Schüler des Pyrron ward"*). Darauf aber trat
er, durch Mangel an Unterhalt gezwungen, mit Zuröcklassung
seiner Familie als fahrender Litterat und Wanderlehrer in den
Städten am Hellespontos und in der Propontis auf, machte mit
seinen Vorträgen besonders in Chalkedon Glück, kam ohne
Zweifel bei dieser Gelegenheit mit dem Tragiker Homeros in
dessen Vaterstadt Byzantion in nähere Verbindung ^^'), besuchte
vielleicht^^*) auch Alexandreia und jedenfalls wohl den make-
donischen Hof bald nach der Thronbesteigung des Antigonos
Gonatas 276, wo er den Dichter Aratos in Bezug auf dessen
Plan den Homeros herauszugeben vor der jüngst erschienenen
Ausgabe des Zenodotos mit ihren vielfach willkürlichen Text-
611) Timon erzählte dies im Python (Aristokl. §. 14. 760 d.e, vgl. La.
Di. 64. 76. 106), und zwar iv otg ngog Uv^atva öis^siaiVj so tlass entweder
der genauere Titel dieser Schrift ngog Uvd'avcc oder, wie Wilamowitz
S. 38. Ann), und Wachsmuih S. 28 f. wohl richtiger annehmen, dieselbe
ein Dialog zwischen Timon und Python war. Wilamowitz denkt an das
Heiligthnm des Amphiaraos in Oropos, Wachsmuth S. 11. Anm. 6 richtig
vielmehr an das in Phlius (Paus. II, 13, 6, 7).
612) La. Di. 109 f. Von dem älteren Sohne wird hier berichtet: Sav^ov
ii€ttlsas xal laxQinriv iSlda^e xal SidSoxov toü ßtov xatiUnsv, o dl illoyi-
fiog i}v, mg xol EtßxCmv iv tm tvdstiäta} q)7jatv. Die Verbindong der empiri-
schen Aerzte mit dem Skepticismus rührt also schon von diesem Xanthos
her, von Timon selbst auch dann nicht, wenn idiSa^B bedeutet, dass er
selber erstem in der Arzneikunde unterrichtete, denn dann war Timon
Arzt in Phlius, bevor er Skeptiker wurde und nach Elis ging. Aber iSida^e
kann ebenso gut heissen „Hess ihn unterrichten", wie Zell er IIP, 1. S. 483.
A. 2 richtig bemerkt, den Wachsmuth S. 12. A. 2 und Andere bestritten,
aber nicht wiederlegt haben. Die Sache muss also dahingestellt bleiben.
613) La. Di. 113. ^stsSidov dl rmv rgayaSimv 'AXf^dvdQO) xal 'Ofii^Qco
(vgl. Anm. 616. 627. 580 und C. 10. A. 16). Wilamowitz S. 156.
514) Mit Sicherheit folgt dies nämlich weder aus La. Di. 110. iyvooad^rj
dl xal *Avtiy6vm xA fctaiXzt xorl IltoXBfKx^cp ^tlädilcpco, mg avtog iv rotg
Idfißoig {'ivSalfioCg Wilam., s. A. 630) avtm fcaprvpet, noch ist es schlechter-
dings nothwendig, dass der Spott über die „ Philosophenvoliere *^ {tccXagov)
in der, mit Athenaeos zu reden, Menagerie {ndvccyQOp) des alexandrinischen
Museions (Fr. LX b. Ath. L 22 d, s. Anm. 526) auf eigner Anschauung
beruht. Da indessen Timons eigner Aufenthalt bei Antigonos fast zweifellos
erscheint (s. Anm. 616), so liegt es näher nach dieser Analogie die erstere
Stelle auch auf persönlichen Verkehr bei Philadelphos zu deuten.
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7. Pyrronische Schule. Timon. 111
änderungen warnte ^^), und knüpfte entweder hier oder schon
vorher in Alexandreia oder an beiden Orten noch mit einem
dritten Dichter, dem Aetoler Alexandros, ein näheres Verhaltniss
an^^^). Nachdem er sich nun in dieser Thätigkeit ein Vermögen
erworben hatte**'), siedelte er, und zwar somit spater als 276,
nach Athen über, wo er mit kurzer Unterbrechung durch einen
Aufenthalt in Theben**^) sein übriges Leben zubrachte**^). Er
überlebte noch den Arkesilaos^^^), welchen er nur als einen halben
Skeptiker gelten liess und in diesem Sinne vielfach neckte^^'),
erreichte gleich Pyrron fast 90 Jahre***) und starb etwa zwischen
230 und 225***). Die Zahl seiner Schüler war nicht gering, ob-
gleich er „nach Art der Skythen fliehend auf sie Jagd machte"***).
Gleich Pyrron war er ein Freund der Einsamkeit und ländlichen
Ruhe: bei Geräusch im Hause konnte er nicht arbeiten***). An
Gleichgültigkeit des Gemüths nahm er es nicht minder mit Pyrron
516) La. Di. 118. (paal d^ nal^jlQatov nv&iaQ'ai a^xov n&t ri^y *Ojiii{^ov
noirjciv da€paXfi xriftfairo» t6v Sl bImsiv^ bI toig d^xtcioiQ dvtiyQaqtoig iv-
TVfxdvoi %oX fM>7j toig ^dij 9ta(f9'a}(iivoi£. S. Wilamowitz S. 43. Aniu.
(der dabei freilich auch noch an die des Rhianos denkt, s. dagegen C. 14.
A. 141). Vgl. C. 12. A. 16. 22^ Vergeblich müht sich Wachsmnth
S. 17 f. nm die Möglichkeit einer anderen Erklärung ab. Dass die Aus-
gabe des Zenodotos zwischen 276 und 274 schon ezistirte, ist nnn aber
bereite überraschend genug, daher geht es nicht an ihr Erscheinen noch
weiter zurückzulegen, wie man Ihun müsste, um Wachsmuths Annahme
(S. 13), Timon sei schon einige Zeit vor 276 nach Athen übergesiedelt,
und damals und dort habe dies Gespräch mit Araios sich ereignet, haltbar
zu finden. Und wenn Wachsmuth S. 17f. den von Usener Rhein. Mus.
XXIX. S. 43 und Wilamowitz behaupteten Aufenthalt des Timon am
makedonischen Hofe für einen Irrthum erklärt, so hat er nicht bedacht,
dass die Bekanntschaft desselben mit Alexandros dem Aetoler doch nur
entweder von dort oder von Alexandreia stammen kann, s. Suse mihi
Anal. Alex. U. 8. XV ff.
616) S. A. 613. 617) La. Di. 110. Steph. v. Bjz. miovg.
618) La. Di. 110. 116. 619) La. Di. 110.
620) S. A. 629. 637. 621) La. Di. 114. 116.
622) La. Di. 112. 628) S. A. 637.
524) Hieronymos v. Rhod. b. La. Di. 112.
626) La. Di. 113. Seine Lebensweise war äusserst massig: er früh-
stückte nicht, La. Di. 114. Noch Wilamowitz S. 42. Anm. glaubt auf
Grund von La. Di. 110. Ath. X. 438 a. (Ael. V. H. II, 41. p. 36, 2 ff. Horcher),
dass er trotzdem auch einen guten Trunk vertragen konnte. Aber Wachs-
muth S. 14. 19 zeigt, dass aus Ath. gerade das Gegentheil für ihn wie
für Lakydes hervorgeht und ändert bei La. Dl 110 mit Recht ffdonotr^g in
(piXonoiTitr^g^ wie der Zusammenhang fordert.
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112 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
auf, so dass er seine Gedichte ungeordnet und vernachlässigt
umherliegen liess^ bis die Mäuse sie frassen^'^). Und doch war
er ein poetisch hochbegabter Mann^ welcher auch den beiden
tragischen Dichtern Homeros von Byzantion und Älexandros dem
Aetoler bei ihren Tragödien half^ indem er ihnen Pläne und
Stoffe an die Hand gab^'^, ja vielleicht solche, die er bereits
selbst zu bearbeiten angefangen hatte , zur weiteren Ausführung
überliess^^^). Namentlich aber hatte er eine starke satirische
Ader. Weit bekannter daher als seine prosaischen Schriften ^'^)
war wenigstens ein Theil seiner poetischen^^, namentlich die
626) La. Di. 119. Als er eioinal dem Bhetor Zopyros (von Elazomenae,
s. G. 35. A. 62) aus einem derselben vorlas, ,,fand er den abgerissenen An-
fang beim Aufwickeln der Rolle*', ebenda 114, s. wiederum C. 35. A. 58,
ferner Wachsmuth S. 15. Wilamowitz S. 48. Aom. Wie aber Wila-
mowitz S. 167 ans dieser Gleichgültigkeit nnd yoUends ans seinem nicht
ganz unberechtigten Urtheil über die Qewalteamkeiten der Homerkritik des
Zenodotos (s. Anm. 515) schliessen kann, dass er überhaupt von der neuen
Poesie nicht viel gehalten habe, verstehe ich nicht, nnd der A. 514 und
schon C. 1. A. 20 erwähnte Spott über die „Voliere** (tdlaqov) des alezan-
drinischen Museions Fr. LX ist nicht gegen die dortigen „Hofpoeten*',
sondern gegen andere seltene Hühner, welche in demselben gefüttert wurden,
nämlich die dort pensionirten Philosophen gerichtet, wie Wachsmuth
S. 181 ff. ausser Zweifel gesetzt hat, vgl. Snsemihl a. a. 0. S. XVI. A. 79.
527) La. Di. 112. tpiloyQafifJi^xxog ts %al ror^ noii^tatg (uvQ'&vg ygccipai
tnavbg xcrl dgäfiata avvStattd'ivai, fistsdiäov x. t. Z. (s. Anm. 513). Vgl.
Wachsmuth S. 18 f.
628) S. A. 530.
529) Ausser dem Python (s. Anm. 511) werden noch andere erwähnt:
nsQl aladiqasoav La. Di. 105, iiQog tovg q>vaiiiovg Sex. Math. III, j2. Viel-
leicht aus einem dritten Buche stammt was Aristokl. a. a. 0. XIV , 18,
2—4. 758 c. d ausführlicher, La. Di. 102. 107 kürzer berichtet. Während
er den Arkesilaos auch nach dessen Tode (wie bei dessen Lebzeiten, s.
Anm. 521) in den Sillen nicht schonte (vgl. Anm. 537), verherrlichte er ihn
dagegen, gleichfalls nachdem er gestorben war, und zwar wohl bald her-
nach zu Ehren der verwandten Denkart in dem Ilsqidsinvov 'AgHscddov
(La. Di. 115), offenbar in Nachahmung von des Speusippos IJBQiÖBLnvov
nidtcovog^ ob aber in Prosa oder in Versen, steht dahin, s. Wachsmuth
S. 29 f.
530) Das summarische Register bei La. Di. 110 xal yäg noiriiucta avvi-
yQccq>e xal ^nrj %al xQccyipdücg xal cavvQOvg [xal dgäfiota xio/tttxa rgiccnovra
zä d\ TQayiTicc s^rinovtd], aMovg ts xal ntval^ovg. (pigstai 9' avtov xal
Titttaloyddrjv ßißUa [ttg inav xBhovta iAVQiu9ag Ovo] ist aus Antig. v. K.
entnommen mit Zusatz der eingeklammerten Worte ans Sotion (bei welchem
die Zeilenzahl sich vermuthlich auf die gesammten Werke, nicht bloss die
prosaischen bezog, s. Wachsmuth S. 27 f.), so dass in Wahrheit die 60
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7. Pyrronißclie Schule. Timoü. 113
Sillen^ ausser denen er auch noch Elegien, Epen^^^) und*'*) kinä-
dologische Dichtungen verfasste. In elegischer Form waren die
„Vorstellungen^' oder vielleicht richtiger „Phantasiegebilde'' (jTv-
daX(ioi) gedichtet; von denen uns noch ein paar wichtige Bruch-
stücke geblieben sind*^). Seinen eigentlichen Ruhm aber ver-
dankt er jenen Sillen {Uikkoi), nach welchen er der Sillograph
genannt zu werden pflegte***). Es war eine mit Geist und Witz
geschriebene Satire auf die früheren und gleichzeitigen Philo-
sophen, ein parodisches Epos in Hexametern, in welchem nicht
bloss zahlreiche homerische und nur homerische Verse in paro-
discher Umbildung verwandt wurden, sondern dessen Ganzes auch
aller Wahrscheinlichkeit nach*'"*) eine parodische Nachahmung
der homerischen Nekyia darstellte, dergestalt dass in ihr Timon
selbst die Rolle des Odysseus, Xenophanes aber die des Teiresias
hatte. Im ersten Buche erzählte und beschrieb Timon sein
Hinabsteigen in den Hades und den Redewettkampf, welchen die
dort von ihm erblickten Schatten der bisher verstorbenen Philo-
tragiächen Dramen mit den Tragödien und die 80 komischen mit den
aaxvQot einerlei sind, s. Wachsmuth S. 19 ff. Wilamowitz S. 83. 42.
Anm. Sicher waren die Tragödien gleich den kynischen nicht zur Auf-
führung bestimmt, vielleicht zum Theil nur Skizzen, welche er, wie bemerkt,
möglicherweise anderen Dichtem äsur weiteren Ausarbeitung überlassen hatte,
die üdtvqoi. oder Komödien vollends wohl blosse komische Mimen oder
Dialoge, vielleicht einerlei mit den nur einmal La. Di. 110 erwähnten
taftpoiy wenn anders (s. Anm. 514) dort diese überlieferte Lesart richtig ist,
s. Wachsmuth S. 24—26.
531) Wenn anders nicht unter den inrj in jenem Register, in welchem
die Elegien mit zu den inrj gerechnet zu sein scheinen, bloss die 'lvdaliio£
zu verstehen sind. Vgl. Wachsmuth S. 20 f.
582) Gleich seinem Freunde Alexandres, s. C. 4. A. 82.
588) Qesammelt bei Wachsmuth S. 21 ff. Ueber den Plan und Zweck
dieses Werkes s. Hirzel IIL S. 46 ff. mit den Berichtigungen von Natorp
S. 289 f. und Wachsmuth a. a. 0. Es war eine Art Dialog zwischen
Timon und Pyrron oder vielmehr eine Beantwortung der Anfrage des ersteren,
-wie letzterer zu seiner wunderbaren Seelenruhe gelangt sei, durch diesen
letzteren. Ueber die homerischen Anklänge und neuen Wortbildungen in
diesen Bruchstücken s. Wachsmuth S. 24. Ueber den Titel s. auch
Brochard S. 85.
584) Ath. I. 22 d. Aristokl. a. a. 0. §. 28. 763 c. Prokl. z. Plat. Parm. IV.
p. 28. 58 Gous., z. Plat. Tim. p. 1. Suid. aiXXaivai. — ÜClXog bedeutet eigent-
lich „Augenverdreher", daher „Spötter" und auch „Spötterei", s. Wachs-
muth S. 5 f. — Ein paar kritische und erklärende Beiträge zu den Bruch-
stücken giebt Eaibel Sententiarum lib. IV, Herrn. XXIL 1887. S. 512 f.
535) Wachsmuth S. 39 ff.
SosBiiiHL, grioch.-alex. Litt.-Gosoh. I. 8
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114 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
sophen mit Ausnahme des Xenophanes halten, und welcher end-
lich durch den Schatten des Pyrron zur Ruhe gebracht wird.
Im zweiten liess er sodann den des Xenophanes auftreten, mit
welchem &t aidoi Ton ds sb unterredei, nnkiD » &ag)ty Xeno-
phanes ihm aber antwortend Bericht giebt im zweiten Buch
über die früheren, im dritten über die gleichzeitigen Philosophen,
welche jetzt den Hades bewohnen ^^). Im Epilog scheint dann
endlich umgekehrt Timon dem Xenophanes über die noch leben-
den kurze Auskunft gegeben zu haben. Ans dieser ganzen Ein-
kleidung folgt denn, dass das Gedicht erst nach dem Tode des
Ueberläufers Dionysios, des Arkesilaos und des Kleanthes^^^
im hohen Alter des Dichters verfasst und wohl sein letztes Werk
war. Dem Xenophanes gab er jene Rolle in demselben ohne
Zweifel aus einem doppelten Grunde, einmal weil die Satire vor-
wiegend gegen die Dogmatiker sich richtet^'®) und Xenophanes,
ohne Skeptiker zu sein, doch wenigstens die UnvoUkommenheit
der menschliehen Erkenntniss sehr stark betonte, und sodann
weil auch er schon polemisch-satirische Gedichte in Hexametern
zum Theil mit Parodie homerischer Verse gegen Homeros, He-
siodos, Epimenides, Thaies, Pythagoras geschrieben hatte. Andere
und spätere Vorläufer hatte Timon an Erates und Bion, ja von
ersterem entnahm er die Form der Nekyia selber^^^), aber die
eigentliche Ausgestaltung eines solchen kunstvoll angelegten
polemisch-parodischen Epos scheint doch sein eigenstes Werk"^).
686) Apollonid. b. La. Di. 111. tmv dh aClktov xQia hxlv^ iv otg mg av
c%enTi%6g äv navtag XotSagst xol aillaivBi tovg doyfuctiHovg iv nagcadiag
stdst, iv To filv ngatov avtodti^yrjxov ^%6i t^v ^Qfirivsiav, to 91 devzBQOv
xocl xqIxov iv diaXoyov axT](iaxi., tpaCvBxai yovv avanqlvmv ISsvofpavri xov
Kolofpciviov nsQl iyidaxaiv^ o dl avxm dirjyovfisvog icity %al iv ßlv xm Ssv-
xsQco neql xmv dgxeitoxiQCDVj iv dh xm xqlxqi mgi x&v vaxsQtDV, od'Bv dti
€tvx6 xivsg xal inlloyov iniyQutpccv, x6 Sh UQtäxov xavxa nzqiixn ngäynata^
nXfiv Ott (lovonQuaamog iaxiv. Wachsmnth S. 86—48.
637) Fr. LIX. b. Ath. VII. 281 d. Fr. XVI. XVII bei La. Di. IV, 38
(vgl La. Di. IX, 116, s. Anm. 629). Fr. XXIll b. La. Di. VII, 170. Timon
lebte also noch nach 281. Ob Ariston von Chios in den Siilen als Schatten
oder im Epilog als Lebender vorkam, lässt sich aus Ath. VI. 251 b. c
(Fr. LXIV) nicht abnehmen, vgl Anm. 248. 244.
588) Freilich bekam anch der „halbe" Skeptiker Arkesilaos und wohl
auch Protagoras (Fr. X b. La. Di. IX, 52) sein Theil ab.
539) Sicherlich kannte er anch die des Einädendichters Sotades und
vielleicht anch schon die des Menippos, s. Wachsmnth S. 40 f. 78 if.
540) Sotion verfasste auch eine Special schrift über die Siilen (Ath. VIII.
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7. Pyrronische Schale. Timon. 115
So grossen Zulauf nun aber auch Timons Vorträge gehabt
hatten^ und obwohl sein Anhang ohne Zweifel mit seinem Tode
nicht ausstarb; eine eigentliche Schule bildete er nicht ^^), w^ig-
stens nicht in Athen. Wer dort dem Skepticismus zuneigte,
wandte sich lieber zu der Akademie des Arkesilaos, gegen welchen,
336 d, vgl. C. 19. A. 30), vermuthlich aber ohne Biographie, so dass Apollonides
in seinem Commentar yiehnehr, wie gesagt, die in den Jiaöoxocl benutzte,
s. Anm. 506. Laert. Diog. und Aristokl. citiren die Sillen nur aus mittel-
baren Quellen, vielleicht auch Sex. Emp., aber Athenaeos hat sie noch
selbst gelesen. S. Wachsmuth S. 31—35.
541) Selbst Skeptiker gaben dies zu. Einer von ihnen Meuodotos (im
2. Jahrh. n. Chr.) bezeugte, dass Timon keinen Nachfolger hatte, sondern
die Schule eine Unterbrechung erfuhr, bis sie durch Ptolemaeos von
Eyrene erneuert ward, La. Di. 115 (s. C. 32. A. 483). Gegen Haas De
philosophorum scepticorum successionibus, Würzburg 1875. 8. s. üb. diese
St. Zell er S. 483. A. 2. Wenn Sotion und nach ihm Hippobotos (ebend.)
von vier Schdiem des Timon, nämlich Dioskurides von Kypros, Niko-
lochoB von Rhodos, Euphranor von Seleukeia und Praylos aus Troas
denen sie füglich noch seinen eignen Sohn Xanthos hätten beigesellen
können (s. A. 5 12), wussten, so steht dies nicht im Mindesten hiemit in
Widerspruch. S. Zeller III*, 2. S. 2. A. 1. Daran schliesst sich nun aber
116 eine Diadocbenliste, die mit Euphranor beginnt und erst mit Satur-
ninus, einem Schüler des Sex. Emp., endet. Nach dieser Liste soll nun
jener Ptolemaeos schon Schüler von Euphranors Schüler Eubulos von
Alexandreia gewesen sein, was aber, auch wenn man Aenesidemos, den
Schüler von Ptolemaeos Schüler Herakleides, wirklich schon um 80 v. Chr.,
was sich G. 32. A. 498. 499 als unrichtig ergeben wird, zu setzen hätte,
chronologisch nicht möglich ist, s. Natorp S. 65 f. Denn es kommen auf
diese Weise, was Hirzel III. S. 2. A. 2 nicht beachtet hat, vom Tode des
Timon bis auf den des Aenesidemos auf etwa 200 Jahre nur 4 Generationen.
Mithin war Eubulos entweder nicht Lehrer des Ptolemaeos oder aber nicht
Schüler des Eubulos oder endlich Eubulos nicht Schüler des Euphranor.
Die Liste hat also im Anfang mindestens ein Glied zu wenig und bestätigt
somit in Wahrheit nur die Angabe des Menodotos. unter diesen Umständen
bleibt es eine völlig unsichere Berechnung von Haas S. 22, dass Ptole-
maeos ein Zeitgenosse des Karneades gewesen sei. Unter den längst aus-
gestorbenen Secten wird neben denen des Chiers Ariston und des Herillos
(s. Anm. 241. 252) bei Cicero wiederholt (nach Karneades) die des Pyrron
genannt: Fin. II, 11, 35. tarn diu äbtecti, 13, 43. tarn pridem contra eos
desüum est disputari, V, 8, 23. explosae eiectaeque sententiae Pyrronis etc.
Tusc. V, 30, 86. evantterunt. Off. I, 2, 6. tarn pridem explosa sententia.
Und wenn es auch Fin. II, 18, 43 nur von Herillos heisst post . . . Chry-
sippum non sane est disputatum, so wird ja doch die scharfe Polemik des
Chrysippos ebenso gut den Aristoneem verderblich und wird es also wohl
auch den mit beiden in allen diesen Nachrichten verbundenen Pyrroneem
geworden sein, s. Hirzel S. If. Anm.
8*
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116 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
wie gesagt, schon Timon seine Eifersucht nicht yerbehlt hatte.
Es ist möglich^ dass sich der Pyrronismus im Stillen namentlich
in Alexandreia, zum Theil imter den Aerzten fortpflanzte"').
Eine wirklich nennenswerthe Erneuerung ward ihm erst durch
Aenesidemos zu Theil. Wenn man übrigens das Yerhältniss
bedenkt; in welchem Timon zu Aratos gestanden hatte, so wird
man wobl vermuthen dürfen, dass aus einer Schrift von dem
Schüler des ersteren Euphranor aus Seleukeia eine Nachricht
stammt^ welche über einen Bruder des letzteren Athenodoros aus
Euphranor angeführt wird^).
8. Die Akademiker"^).
Polemon, Sohn des Philostratus "'^), aus dem Demos Oea"^^),
einer reichen Familie angehörig "^*'), führte in seiner Jugend ein
überaus zügelloses Leben und ward von seiner Frau wegen Pä-
derastie verklagt, änderte sich aber vollständig, nachdem er
Schüler des Xenokrates geworden war^^**), und hielt von da ab
542) Dies ist das Aensserste, was man Hirzel a. a. 0. S. 2 f. Anm.
zugeben kann, insofern Enbulos aus Alexandreia, Ptolemaeos aus dem be-
nachbarten Eyrene war und auch Aenesidemos in Alexandreia wirkte.
643) S. C. 10. A. 39. 48.
544) Von Polemon und Erantor ist eine Biographie des Antigonos von
Karystos darch La. Di. IV, 17. 22 bezeugt, vgl. jetzt auch Philod. Ind.
Acad. Col. Q bei Gomperz Die herkulanische Biographie des Polemon,
in den Pbilos. Aufss. Zeller gewidmet, Leipzig 1887. 8. S. 147. Aber
Wilamowitz S. 45 ff. hat nachgewiesen, dass nicht bloss hier, sondern
auch bei Erates und Arkesilaos der Haoptstock der Darstellung des La. Di.
nnd des Anonymus Herculanensis im Index der Akademiker (Vol. Herc.
Coli. IL T. L f. 162—197, s. bes. die Bearbeitung von Buche 1er, Greifs w.
1869 mit den sehr wesentlichen Ergänzungen von Gomperz a. a. 0.), d. fa.
wahrscheinlich des Philodemos, mittelbar auf denselben Antigonos zarück-
geht, indem der UDbekannte, am Ende des 2. Jahrh. v. Chr. lebende Bio-
graph der Akademiker, welchen Philodemos auszog, und welcher für jene
vier Akademiker anch die mittelbare Quelle des La. Di. und mindestens in
einzelnen Stücken hier durch andere Mittelglieder wohl auch des Numenios
(s. Euseb. P. E. XIV, 5, 12 ff. 729c ff.) war, vorwiegend, wenn auch nicht
ausschliesslich fCLr die Biographie jener vier Männer ihn benutzt hatte, s.
A. 665 o.
546) La. Di. IV, 16. Philod. Col. XU bei Gomperz 8. 144.
545^) La. Di. ebendas.
545 <^) Sein Vater züchtete Wagenpferde, Antig. v. E. b. La. Di. 17.
Philod. a. a. 0.
545'*) Vermuthlich in seinem 30. Jahre, denn Antig. v. E. b. Ath. II, 44 e
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8. Akademiker. Polemon. 117
nicht bloss mit unerschütterlicher Treue an diesem fest^ sondern
entwickelte auch in seinem späteren Leben die schönste Ruhe
und Würde und einen unerschütterlichen, zum Theil etwas über-
triebenen Gleichmuth, von welchem verschiedene Züge erzahlt
werden"^®). Er folgte diesem seinem Lehrer 314/3 in der Lei-
tung der akademischen Genossenschaft**^') bis zu seinem Ol.
126, 1 = 276/5 oder Ol. 127, 3 = 270 in hohem Alter erfolgten
Tode ^^8). Zurückgezogen von allem Weltgetümmel und politischen
Treiben, lebte er mit den Seinen auf dem von Piaton der Gesell-
schaft vermachten Grundstück, wo diese sich Hütten zum Auf-
enthalt bauten ^*^), eng verbunden namentlich mit Krates, welcher
mit ihm zusammen wohnte '^**), sein Nachfolger ward und sich
endlich auch mit ihm in demselben Bejgräbniss beisetzen liess***^),
und mit Kjrantor und Arkesilaos, die wiederum ihrerseits zu-
sagt, dass er von diesem ab nur Wasser getrunken habe. Die anmuthige
Geschichte freilich, wie er in der Trunkenheit durch einen von ihm an-
gehörten Vortrag des Xenokrates bekehrt sein soll (La. Di. 16. Phiiod.
CoL Xm. Weiteres b. Zell er II*, 1. S. 994. A. 1) stammt nicht allein nicht
aus Antigonos, sondern ist auch nngeschichtlich , s. Wilamowitz S. 66 f.
üeber P/s Bewunderung des Xenokrates aber s. (Antig. b.) La. Di. 19.
Phiiod. CoL XV, 41 ff. bei Gomperz S. 146 f.
645«) (Antig. v. K. b.) La. Di. 16 ff. Phiiod. Col. XII f. bei Gomperz
S. 144 f. Vgl Plut. coh. ira 14. 462 D.
6460 L^ l>i- 1^- 16*
646^ Phiiod. Col. Q. b. Gomperz S. 147: xor« ^^donqdtT^v. S. G. P.
Unger Attische Archonten, Philologus Suppl. V. 1886. S. 699 f. Euseb.
Chron. II. p. 120. 121 Schöne mit einer von OL 126, 4 bis 128, 1 schwan-
kenden Angabe. itsXsvtrjas d^ yriQatog {d?7, (Antig. b.) L. D. 20. Setzt
man seine Geburt nach dem Obigen etwa 364, so ward er ungefähr 78 bis
84 Jabre alt. Üeber die Todesart s. Wilamowitz S. 47: ,,Dem Diogenes
selbst werden wir wohl mit überwiegender Wahrscheinlichkeit die Hinzu-
fügnng der Todesarten zuweisen, welche, geschmückt mit einem Epigramm,
hier wie bei den älteren Philosophen auftreten. Für die gröbste Lüge, des
Arkesilaos delirium tremens, ist Hermippos citirt (46): ihm auch des Pole-
mon Schwindsucht (20), des Krantor Wassersucht (27), des Lykon Podagra
(V, 68) zuzutheilen ist jedenfalls das Sicherste, obwohl dies ja Alles an
sich allerdings auch passirt sein könnte**.
546»^) (Antig. b.) La. DL 19. Phiiod. Col. XIV, 12 ff. 28 ff. 86 ff.
646 i) Antig. b. La. DL 22.
646*0 (Antig. b.) La. DL 21. Nach Phiiod. CoL S scheint es, dass
Polemon vielmehr in der yermuthlich für Erantor und Arkesilaos in Aus-
sicht genommenen (vgl. La. Di. 26) gemeinsamen Bogräbnissstätte gleichfalls
zu ruhen gewünscht hatte, s. Gomperz S. 147 f. Warum es dazu, wie es
sonach scheint, nicht kam, wissen wir nicht
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116 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
wie gesagt, schon Timon seine Eifersucht nicht verhehlt hatte.
Es ist möglich, dass sich der Pyrronismus im Stillen namentlich
in Alexandreia, zum Theil unter den Aerzten fortpflanzte*^*).
Eine wirklich nennenswerthe Erneuerung ward ihm erst durch
Aenesidemos zu Theil. Wenn man übrigens das Yerhältniss
bedenkt, in welchem Timon zu Aratos gestanden hatte, so wird
man wohl vermuthen dürfen, dass aus einer Schrift von dem
Schüler des ersteren Euphranor aus Seleukeia eine Nachricht
stammt^ welche über einen Bruder des letzteren Athenodoros aus
Euphranor angeführt wird"*).
8. Die Akademiker"^).
Polemon, Sohn des Philostratus "'^), aus dem Demos Oea"^^),
einer reichen Familie angehörig"^*'), führte in seiner Jugend ein
überaus zügelloses Leben und ward von seiner Frau wegen Pä-
derastie verklagt, änderte sich aber vollständig, nachdem er
Schüler des Xenokrates geworden war"^*^), und hielt von da ab
542) Dies ist das Aeusserste, was man Hirzel a. a. 0. S. 2 f. Anm.
zugeben kann, insofern Enbulos aas Alexandreia , Ptolemaeos aus dem be-
nachbarten Eyrene war und auch Aenesidemos in Alexandreia wirkte.
643) S. C. 10. A. 89. 48.
544) Von Polemon nnd Erantor ist eine Biographie des Antigonos von
Karystos durch La. Di. IV, 17. 22 bezeugt, vgl. jetzt auch Philod. Ind.
Acad. Col. Q bei Gomperz Die herkulanische Biographie des Polemon,
in den Philos. Anfss. Zell er gewidmet, Leipzig 1887. 8. S. 147. Aber
Wilamowitz S. 45 ff. hat nachgewiesen, dass nicht bloss hier, soodem
auch bei Erates nnd Arkesilaos der Haoptstock der Darstellnng des La. Di.
nnd des Anonymus Herculanensis im Ludex der Akademiker (Vol. Herc.
Coli. IL T. I. f. 162—197, s. bes. die Bearbeitung von Bücheier, öreifsw.
1869 mit den sehr wesentlichen Ergänzungen von Gomperz a. a. 0.), d. h.
wahrscheinlich des Phiiodemos, mittelbar auf denselben Antigonos zurück-
geht, indem der unbekannte, am Ende des 2. Jahrh. v. Chr. lebende Bio-
graph der Akademiker, welchen Phiiodemos auszog, und welcher für jene
vier Akademiker auch die mittelbare Quelle des La. Di. und mindestens in
einzelnen Stücken hier durch andere Mittelglieder wohl auch des Numenios
(s. Euseb. P. E. XIV, 5, 12 ff. 729c ff.) war, vorwiegend, wenn auch nicht
ausschliesslich fOr die Biographie jener vier Männer ihn benutzt hatte, s.
A. 665«.
546) La. Di. IV, 16. Philod. Col. XII bei Gomperz 8. 144.
545^) La. Di. ebendas.
545«) Sein Vater züchtete Wagenpferde, Antig. v. E. b. La. Di. 17.
Philod. a. a. 0.
545 <i) Vermuthlich in seinem 30. Jahre, denn Antig. v. E. b. Ath. II, 44 e
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8. Akademiker. Polemon. 117
nicht bloss mit unerschütterlicher Treue an diesem fest^ sondern
entwickelte auch in seinem späteren Leben die schönste Ruhe
und Würde und einen unerschütterlichen, zum Theil etwas über-
triebenen Gleichmuth, von welchem verschiedene Züge erzahlt
werden"^®). Er folgte diesem seinem Lehrer 314/3 in der Lei-
tung der akademischen Genossenschaft^^') bis zu seinem Ol.
126, 1 = 276/5 oder Ol. 127, 3 = 270 in hohem Alter erfolgten
Tode^^ 8). Zurückgezogen von allem Weltgetümmel und politischen
Treiben, lebte er mit den Seinen auf dem von Piaton der Gesell-
schaft vermachten Grundstück, wo diese sich Hütten zum Auf-
enthalt bauten ^*^), eng verbunden namentlich mit Krates, welcher
mit ihm zusammen wohnte ^*^*), sein Nachfolger ward und sich
endlich auch mit ihm in demselben Begräbniss beisetzen liess**^^),
und mit Exantor und Arkesilaos, die wiederum ihrerseits zu-
sagt, dass er von diesem ab nur Wasser getrunken habe. Die anmuthige
beschichte freilich, wie er in der Trunkenheit durch einen yon ihm an-
gehörten Vortrag des Xeuokrates bekehrt sein soll (La. Di. 16. Philod.
CoL Xm. Weiteres b. Zell er II*, 1. S. 994. A. 1) stammt nicht allein nicht
aus Antigonos, sondern ist auch nngeschichtlich , s. Wilamowitz S. 65 f.
Ueber P.'s Bewunderung des Xenokrates aber s. (Antig. b.) La. Di. 19.
Philod. CoL XV, 41 ff. bei Gomperz S. 146 f.
646«) (Antig. v. K. b.) La. Di. 16 ff. Philod. CoL XII f. bei Gomperz
S. 144 f. VgL Plut. coh. ira 14. 462 D.
646*) La. Di. 14. 16.
646^ Philod. CoL Q. b. Gomperz S. 147: natä ^iXonQdxrjv. S. G. P.
Unger Attische Archonten, Phüologus SuppL V. 1886. S. 699 f. Euseb.
Chron. II. p. 120. 121 SchOne mit einer yon OL 126, 4 bis 128, 1 schwan-
kenden Angabe, itelsvtrias Sl yriqaLog ^dij, (Antig. b.) L. D. 20. Setzt
man seine Geburt nach dem Obigeii etwa 364, so ward er ungefähr 78 bis
84 Jahre alt. Ueber die Todesart s. Wilamowitz S. 47: ,,Dem Diogenes
selbst werden wir wohl mit überwiegender Wahrscheinlichkeit die Hinzu-
fügung der Todesarten zuweisen, welche, geschmückt mit einem Epigramm,
hier wie bei den älteren Philosophen auftreten. Für die gröbste Lüge, des
Arkesilaos delirium tremens, ist Hermippos citirt (46): ihm auch des Pole-
mon Schwindsucht (20), des Krantor Wassersucht (27), des Lykon Podagra
(V, 68) zuzutheilen ist jedenfalls das Sicherste, obwohl dies ja Alles an
sich allerdings auch passirt sein könnte**.
546»^) (Antig. b.) La. Di. 19. Philod. CoL XIV, 12 ff. 28 ff. 86 ff.
646*) Antig. b. La. DL 22.
646*^) (Antig, b.) La. Dl 21. Nach Philod. CoL S scheint es, dass
Polemon vielmehr in der vermuthlich für Erantor und Arkesilaos in Aus-
sicht genommenen (vgl. La. DL 26) gemeinsamen Begräbnissstätte gleichfalls
zu ruhen gewünscht hatte, s. Gomperz S. 147 f. Warum es dazu, wie es
sonach scheint, nicht kam, wissen wir nicht.
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118 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
sammen wohnten ^^^). Dennoch stand er bei den Athenern um
seines edlen Charakters willen in hoher Achtung"*™). Dabei
wandte er sich aber bereits entschieden von den theoretischen
Betrachtungen ab und einer blossen ethischen Popularphilosophie
zu, indem er mit einer gewissen Annäherung an die kynische
Denkweise so weit ging zu sagen, man müsse sich durch Hand-
lungen üben und nicht im Aufstellen dialektischer Fragen"*"),
und so machte denn auch er selbst hauptsächlich durch jene
immer gleichmässige harmonische Ruhe seines persönlichen Auf-
tretens Eindruck "*°). Dem entsprechend schrieb er „über das
naturgemässe Leben""* p). Bei alledem ging er indessen in seiner
Lehre über die äusseren Güter nicht bis zu den Schroffheiten
der Eyniker und Stoiker fQrt, sondern hielt in dieser Beziehung
an den Ansichten des Piaton und Xenokrates fest"*^). Weitere
Schriften von ihm, deren Zahl nicht gering war, kennen wir
nicht. "*0
Krantor"^) von Soli, ein grosser Bewunderer des Homeros
und Euripides"^^), aber auch in vielen anderen Dichtern be-
lesen"^**), verfasste selbst poetische Versuche, die er aber in
546 ^) Antig. bei La. Di. 22.
645™) (Antig. b.) La. Di. 19. Philod. Col. XIV, 25 ff.
545») (Antig. b.) La. Di. 18. Philod. CoL XIV, 8 ff.
545 <') So auf Krantor nach dessen eignem Zengniss, (Antig. b.) La.
Di. 17. vgl. 24. Demgemäss zeigte er denn diese Rnhe nnd Milde (aaoXomos)
auch gerade in der Disputation, (Antig. b.) La. Di. 18 ff. Philod. Col.
XIV, 7 ff., jedoch mit dem Zusatz (La. Di. 19): iXlä fi^if ovds na^iimv
ilfys TCQog tag ^iaetg, fpacl^ nsgmatmv dl insxsfyet. Dem Arkesilaos er-
schienen ot nsQl Tlolifuova wie Gtötter oder Ueberreste des goldenen Zeit-
alters, (Antig. b.) La. Di. 22. Philod. Col. XV.
545 P) Clem. Strom. VII. 717 D. tä nsql tov xara tpvaiv ßiov avv-
tayfiara,
545«) Clem. Strom. 11. 419 A. Cic. Fin. 11, 6, 14 f. Weiteres b. Zeller
U\ 1. S. 1045 f.
545') La. Di. 20. tuceva avyyQCCfiata. Suid. UoX. noXlä (ilv evviyqaipB
ßißUa, ovSlv d' avtov (pigsrai. Seine Lieblingsdichter waren Sophokles
namentlich in dessen herberen Partien, und Homeros, (Antig. b ) La. Di 20
Suid. • •
646) van Bleeck van Bysewjk De Crantore Solensi, Amheim
1837. 8. (Leidener Dissert.). M. H. E. Meier De Crantore Solensi (Halle
1840. 4.), Opusc. II. S. 268 — 288. F. Eajser De Crantore Academico,
Heidelb. 1841. 8.
546^) (Antig. b.) La. Di. 26.
546 <^) Wie die Bruchstflcke beweisen.
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8. Akademiker. Krantor. 119
milder Form vernichtete, indem er sie versiegelt im Athenetempel
seiner Vaterstadt niederlegte^'), vermuthlich ***'**) schon als er
dieselbe, nachdem er bereits, mid zwar wohl wegen eben dieser
poetischen Begabung, Bewunderung in ihr gefunden hatte ^^),
verliess, um sich der Philosophie in Athen zu ergeben, wo er
bis zu seinem Tode blieb ^^). Er hörte hier noch mit Polemon
zusammen den Xenokrates^^), kann also nicht viel jünger als
ersterer gewesen sein, höchstens etwa 10 Jahre ^^^). Trotzdem
blieb er nach dem Tode des Xenokrates Polemons Schüler, an
den ihn nach seiner eignen Aussage^') dessen ruhiges und mildes
Wesen fesselte, und selbst als er in Folge einer Krankheit sich
in das Asklepieion begab und hier eine Menge Lernbegieriger,
unter denen sich auch Arkesilaos befand ^^), in der irrigen
Meinung, er sei hieher gegangen, um eine eigne Schule zu be-
gründen, um ihn zusammenströmte, wies er doch ihr Ansinnen
zurück und führte auch den Arkesilaos der Akademie zu^**).
Mit diesem und in zweiter Linie mit Erates, welche mit und
bei ihm beide ihren gemeinsamen Tisch hatten ^^^), lebte er dann
in der innigsten Verbindung und hinterliess, als er noch vor
Polemon ^^ und noch nicht im Greisenalter *^^ starb, dem Arkesilaos
547) (Antig. b.) La. Di. 25. Dennoch haben sich (wohl erst ans seiner
späteren Zeit) „ein paar moralisohe lamben erhalten, unbedeutend gleich
denen des Eleanthes'S Stob. Flor. XCVI, 18. XCVII, 6, vgl. Meineke
F. C. G. L Praef. S. XL Kayser S. 55f. Wilamowitz S. 68. Anm.
547^) So Meier a. a. 0. S. 266.
548) (Antig. b.) La. Di 24. Philod. Col. XVL
549) Cic. Tu8C. V, 87, 107.
550) Selbst wenn wirklich, wie Gomperz S. 118 etwas vorschnell an-
nimmt, der Aosdruck bei La. DL 24 Ssvongatovg dt,rt%ovce TloXi^vi, avoxo-
Xdiav gegenüber dem bei Philod. Col. XVI. nQ&xov nhv SsvonQarovg ^xovav,
vatsQor dh (kitu IloXiiimvog iax6lat6v nur auf Bechnnng eines „eilfertigen
Excerpirens** gesetzt werden müsste, kann doch der Sachverhalt kein
anderer gewesen sein.
551) Zeller S. 994. A 8. Er ward also spätestens ungefähr (siehe
A. 5458) 844 geboren, aber auch wohl nicht viel früher.
652) S. A 5450.
553) Der widersprechende Zusatz bei La. DL 24 ^iXcav vn avxov
av<iza^vui> IloUfnovi ist ohne Zweifel wirklich aus eilfertigem Excerpiren
entstanden: Antig. wird geschrieben haben, dass Krantor den Arkesilaos
dem Polemon zuführte.
554) (Antig. b.) La. DL 24. 29, vgl. vorige Anm.
555) Antig. b. La. DL 22. 556) (Antig. b.) La. Di. 27.
557) Theaetet. b. La. DL 25. yiqqcos fjXv^sv ovzi nqoca^ Hiernach muss
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120 Zweites Gapitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
sein bedeutendes Vermögen ^^). Unter seinen Prosaschriften von
massigem Umfang ^^^) sind uns zwei bekannt^ sein Gommentar
zu Piatons Timaeos, das erste Werk dieser Art^^^), dessen Ueber-
reste^^^) ihn trotz einzelner von ihm begangener Missgriflfe^^^)
als einen Erklärer von Bedeutung kennzeichnen, und seine be-
rühmte Trostschrift (n:£Ql nivd'ovs) an Hippokles bei dem Tode
von dessen Kindern ^®^), die von dem Verfasser des pseudoplatoni-
schen Axiochos^^), dann in reichem Masse vpn Cicero in seinem
gleichfalls nicht erhaltenen Trostschreiben an sich selbst nach
dem Verlust seiner Tochter Tullia^^) und in verschiedenen Stellen
des ersten und dritten Buchs seiner Tusculanen^^^) und von
Plutarchos oder Pseudo-Plutarchos in dem Trostschreiben an
Apollonios*^'^ benutzt ist. Der Inhalt war indessen nicht be-
sein Tod sogar beträchtlich früher aU derdesPolemon, etwa 289, spätestens
285 erfolgt sein, s. A. 551.
658) (Antig. b.) La. Di. 26.
669) Von ungefähr 30000 Zeilen, La. Di. 24. Philod. Col. XVI, 12.
660) Prokl. in Tim. 24 A o ngcirog tov TlXarmvos i^rjyTitfig Kquvx(oq.
661) Bei Prokl. a. a. 0. und Plnt. de an. proer., gesammelt von
Bleeck S. 99 ff. und von Kayser S. 18 ff.
662) So hielt er Piatons Märchen von der Atlantis für geschichtlich,
8. Prokl. a. a. 0.
668) (Antig. b.) La. Di. 27. ^aw/iAcfJeTOft dl avtov ßißXlov fuiXuna to
nsgl niifd'ovg. Cic. Acad. 11 , 44, 185. legimue omnes OrarUoria, vetcria
Äcademici, de luctu: est enim non magnus, verum aureolua et, tU Tuberoni
PanaetixM praecipit, ad verhum ediscendus lihellus. Plat. Cons. ad Apoll.
6. 104 C. h KgavTcaq naga^ivd'ovfisvos inl tij tciv %b%v(ov tiXivtri xbv 'ixno-
ulia. Ausser Bleeck S. 84ff. Kayser S. 34 ff. u. Meier s. F. Schneider
De Crantoris libro, qni xbqI nev^ovg inscribitur, Zeitschr. f. d. Alter-
thumsw. 1836. S. 839 — 848. Buresch Consolationum . . . bist, crit., Leipz.
Stud. IX. 1887. S. 88—67.
664) Nicht umgekehrt, wie Buresch S. 61. 63 meint, s. A. 66.
566) Plin. N. H. Praef. §. 22. in ConsolcUione fUiae Crantorem, in-
quit, sequor.
666) S. die Znsammenstellung bei Buresch S. 96 ff., welcher nach
theilweisem Vorgange von F. Schneider De cons. Cic. (Heidelb. 1885. 8.)
8. 30 meint, dass Cic. hier nicht sowohl den E. von Neuem als vielmehr
seine eig^e Consolatio wieder ausgeschrieben habe. Auch Acad. a. a. 0.,
8. Buresch S. 47. üebrigens vgl. C. 29. A. 220 Heine De fontibus
Tusculanarum disp., Weimar 1863. 4. S. 10 f. Gercke De consolationibus,
Tirocin. philol. Bonn., Berlin 1883. S. 33. 39 ff. 63 f.
667) Wirklich mit Namensnennung citirt freilich Plut. seine Vorlage
nur selten: 3. 6. 26. 27 — 102 D. 104 B.C. 114 C. 116 B. Dass aber nicht
überall, wo Cic. und Plut übereinstimmen, K. benutzt ist, scheint, wie
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8. Akademiker. Erantor. Eraies. 121
sonders originell, wie denn überhaupt Erantor noch mehr als
Polemon sich von Schroffheiten fern hielt und daher noch enger
und treuer sich an die Moralphilosophie des Piaton und Xeno-
krates anschloss^. Andrerseits rechtfertigen die Bruchstöcke,
besonders ein längeres aus einer dritten Schrift^^^) das uns über
seinen Stil überkommene ürtheil*'®). Wir sehen, dass er mit
rednerischer Anmuth und Fülle schrieb, aber auch nicht ohne
eine gewisse Gespreiztheit, so dass er seiner Bewunderung der
gewählten Schlichtheit der euripideischen Ausdrucksweise ^'^) in
seiner eignen Ausübung wenig treu blieb.
Krates, Sohn des Antigenes, aus dem Demos Thria^'*)
ward, als Demetrios Poliorketes 287 aus Makedonien von Pyrros
vertrieben war und nunmehr Athen, welches unter der Leitung
des Olympiodoros die makedonische Besatzung verjagt hatte, be-
lagerte, an diesen als Gesandter geschickt und benahm sich dabei
Matthiä Opusc. S. 51 (vgl. A. 65) bemerkt, darans hervorzu geben , dass
die ähidiche Stelle bei Cic. Tnac. I, 39, 93 nnd Plut. 24. 113 E.F nacb der
aasdracklicben Angabe des ersteren vielmehr ans Eallimachos (Fr. 363)
stammt. Denn der Versncb von Bnrescb S. 41 ff. zn zeigen, dass Ealli-
macbos ongeföbr gleichaltrig mit K. gewesen sei und daber fQglicb von
diesem angefObrt werden konnte, wird wobl Niemanden überzeugen, und
wenn es ancb nicht geradezu unmöglich ist, dass E. noch lebte, als der
jugendliche Eallimacbos um 290 oder 289 (s. C. 10. A. 10. C. 18. A. 4) nacb
Athen kam, dass er also denselben persönlich kennen lernte nnd daher ein
Gedicht desselben citirte, vorausgesetzt, dass dies Gedicht schon damals
entstanden und nsgl niv^ovg nicht lange vor dem Tode des E. geschrieben
war, so ist doch eine so mühselige Combination äusserst nnwahrscheinlich.
Hieronymus hat in seinem Trostschreiben an Heliodoms (£p. LX) trotz
seiner entgegengesetzten Yersicherong (c. 5. p. 334 Yall., s. C. 29. A. 217)
schwerlich das des E., sondern lediglich das des Cicero ausgebeutet,
8. Lübeck Hieronymus (Leipz. 1872). S. 63 (vgl. auch A. 632), ist aber
eben desshalb wichtig nicht bloss für die Herstellung des letzteren, sondern
mittelbar auch des ersteren, s. darüber besonders Bnrescb S. 47 ff Das
Bruchstück bei Plut. 102 D. Cic. Tusc. 111, 6, 12 ist aucb von Seneca Cons.
. ad Helv. 16, 1. ad Polyb. 17, 2 (vgl. 18, 5 f.) benutzt, s. Eayser S. 39 f.
568) S. Zeller S. 1047 ff.
569) Bei Sex. Math. XI, 51—58. Eayser S. 49 ff.
570) dsivog ovoftatoTcotflaai (Antig. b.) La. Di. 27, worauf einige Belege
gesuchter Metaphern folgen, von denen eine ein Lob des theophrastischen
• Stils enthält
571) (Antig. b.) La. Di. 26. Auch diese Bemerkung Erantors ist aber
nicht ganz originell, sondern stammt beziehungsweise von Aristoteles Rbet
111, 2. 1404 b 24 f.
572) La. Di. 21.
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122 Zweites CapiteL Philosophie bis. 2. Hälfte des 2. Jahrh.
so klug, dass seine Vorstellungen wenigstens mit dazu beitrugen
den Demetrios zum Abzüge zu bewegen, wenn dieser auch immer-
hin noch andere Gründe zu demselben gehabt haben mag^^^). Es
zeigte sich hierin der alte athenische Patriotismus der Akademie,
denn sicher handelte Erates auch hierin in voller Ueberein-
stimmung mit Polemon. Offenbar aber lebte er sonach überhaupt
mehr als letzterer in ^Verbindung mit der Welt, und so gab er
denn auch seine in dieser Angelegenheit vor der Volksversamm-
lung und vor Demetrios gehaltnen Reden als eine Staatsschrift
heraus^'*). Ausser ihr und seinen philosophischen Werken ver-
fasste er auch eine Schrift über die Komödie*^***), Er ward,
wie gesagt, 276/5 oder 270 der Nachfolger seines Lehrers ^'^),
kann aber die Schule nicht lange geleitet haben, da sein eigner
Nachfolger Arkesilaos, dessen eingreifende Wirksamkeit in dieser
Eigenschaft gewiss keine sehr kurze war, schon 241 starb.
Arkesilaos oder Arkesilas^^^, Sohn des Seuthes oder^")
Skythes, aus Pitane in Aeolis*''®) wurde etwa 315 geboren^'**').
57S) Plut. Demetr. 46. vgl. Pyrr. 12. lustin. XVI, 2. Diese ohne allen
Grund bezweifelten Nachrichten hat Wilamowitz S. 207 ff. wieder in ihr
gutes Recht eingesetzt.
574 a.b) La. Di. 23. KQatfjg^ %a^ti (priaiv 'AnoUodmgog (Fr. 98) . . ., natslixs
ßipX^a xä filv (piXoaofpovftsvUy tä dh nsgl ^afupdüxg, xä dh loyovg drifirjyo-
Qi%ovg %al TCQsaßBvtmovg. Aus dieser Staatsschiift schöpfte, wie t. Wilamo-
witz richtig bemerkt, der Gewährsmann des Plutarchos. Unmittelbar
hierauf folgen übrigens die A. 98 angef. Worte, in denen Arkesilaos und
(f&lschlich) Bion als Söhüler des E. bezeichnet werden, ebenso wie bei
Phiiod. Col. XXI, 6 ff. y. u. und besonders bei Qomperz S. 149 (vgl. A. 96),
wo aber noch andere, unbekannte hinzugeffigt sind, deren einer Eumenes
(von Aspendos?) hier als der Verfasser von jcsqI xmiMp&^g erscheint. Die
schon an sich m. E. nicht sonderlich wahrscheinlichen Behauptungen aber
und Vermuthungen von v. Wilamowitz Euripides Herakles I. (Berlin 1889).
S. 134. A. 21, nach denen Krates und Eukleides beim Anon. de com.
No. YUI vor Bergks Ausg. des Aristoph. und Tzetzes (s. C. 26. A. 54)
nicht der Pergamener und ein uns sonst unbekannter Grammatiker, sondern
der Athener und sein 8chüler Eumenes sein und schon aus dieser Schrift
der Begriff der mittleren Komödie herrühren soll, waren durch die gründ-
liche Untersuchung von Consbruch in der C. 12. A. 33 angef. Abh.
(s. wieder C. 26. A. 54), wie mir scheint, bereits hinfällig geworden, bevor
sie noch an die Oeffentlichkeit traten. Uebrigens vgl. C. 15. A. 88^.
575) S. A. 545«. 545 ^ und La. Di. 21.
576) Ge ff er 8 De Arcesila, Göttingen 1841. 4.
577) Nach Apollod. Fr. 99 b. La. Di. 28.
578) La. Di. 28. Strab. XIII, 614.
579) S. A. 595. 596.
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8. Akademiker. Arkoailaos oder Arkesilas. 123
Er hatte zwei Brüder von väterlicher und zwei von mütterlicher
Seite. Der altere von den ersteren Moereas, sein Vormund^ hatte
ihn zum ßhetor bestimmt, während seine Neigung ihn schon
frühzeitig zur Philosophie hinzog, und so half ihm der ältere
von den beiden letzteren Halbbrüdern Pylades, nachdem er den
Astronomen Autolykos theils zu Hause, theils in Sardes gehört
hatte ^'^^), von Hause fort, und zwar zunächst nach Chios, dann
nach Athen. Hier hörte er den Musiktheoretiker Xanthos, dann
den Theophrastos und ward endlich, nachdem er die Bekannt-
schaft des Krantor gemacht hatte, durch diesen, wie gesagt,
der Akademie als Schüler des Polemon und dann des Krates
zugeführt^^). Ausserdem war auch der Mathematiker Hipponikos
sein Lehrer gewesen, den er später, als derselbe von einer
Geisteskrankheit ergriffen war, in sein Haus aufnahm und heilen
liess^^). Nach dem Tode des Krates wählten die Akademiker
einen gewissen Sokratides, weil dieser älter war, zu ihrem Vor-
steher, aber dieser verzichtete zu Gunsten des Arkesilaos^*).
Letzterer brachte nimmehr die Schule zu grosser Blüte *^, führte
aber auch die skeptische Richtung, mit welcher er schon zuvor
hervorgetreten war^, in dieselbe ein, so dass man von ihm
das Erlöschen der alten und den Anfang der mittleren Akademie
datirte*^). In politischer Hinsicht aber blieb er dem Beispiel
679^) S. über dieaen C. 28. A. 1 ff.
680) (Antig. b.) La. Di. 28 f. 43. Philod. Col. XVII.
581) (Antig. b.) La. Di 32.
582) La. Di. 32. Philod. Col. XYIII. Jedenfalls viel zu früh setzt
Apollod. b. La. Di. 45 seine Blüte Ol. 120 =» 800—296.
583) (Antig. b) La. Di. 37. Strab. I. p. 15. Vgl. C. 15. A. 8.
584) Fiat. adv. Col. 26. 1121 E.F: noch bei Lebzeiten des Epikuros,
8. Zeller IIP, 1. S. 491 f. Anm. 3.
585) La. Di. 28. Philod. a. a. 0. In Bezug auf die Frage, wie er zu
diesem seinem Skepticismns kam, hat Hirzel lü. S. 22 ff. sich vergebens
bemüht den Einfluss des älteren Pyrronismus auf ihn in dieser Hinsicht,
wo nicht ganz zu bestreiten, so doch als möglichst gering erscheinen zu
lassen trotz aller entgegenstehenden Zeugnisse des Alterthums, (Antig. b.)
La. Di. 33 und Numen. b. Euseb. P. E. XIV, 5, 12 ff. 729c ff. Sex. Pyrr.
I, 282. 234: Ariston (von Chios) und Timon sind völlig einig darüber, diese
seine Richtung auf Pyrron einer- und Diodoros (Kronos) andrerseits, denen
Timon noch Menedemos beifügt, zurückzuführen, s. Natorp S. 290 f.
Höchstens auf dem praktischen Gebiet mag man vielleicht wirklich sagen
dürfen, dass er mit seinem Princip des svXoyoVy durch welches er jede
einzelne Handlung nicht von blinder Auetoritat, sondern von vernünftiger
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124 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
seiner Freunde getreu. Er war gut bekannt mit Hierokles, dem
makedonischen Commandanten von Munichia, welchen Antigonos
Gonatas, als er nach Zenons Tode Athen erobert hatte, dorthin
mit einer Besatzung schickte, und als nun nach dem Siege des
Antigonos über die Flotte des Ptolemaeos Philadelphos bei Eos
fast UUe anderen Philosophen dem König ihre Aufwartung machten,
entschloss er sich zwar auf Zureden des Hierokles auch dazu,
kehrte aber noch vor der Thür wieder um. Später freilich unter-
nahm er im Interesse seiner Vaterstadt einen vergeblichen Bitt-
gang zu demselben nach Demetrias und feierte, das Gedächtniss-
fest des Halkyoneus bei Hieronymos von Rhodos mit^^^). Im
Wesentlichen lebte auch er still in jenem Sitz der Akademiker^
möglichst unbekümmert um das politische Weltgetriebe ^'). Von
allen Fürsten seiner Zeit stand er allein mit dem Landesherm
seiner Heimat Eumenes I in näherem Verkehr und nahm auch
dessen Geldgeschenke an^^), und wir haben noch den Anfang
eines Epigramms von ihm auf dessen Vetter und späteren Nach-
folger Attalos I^^^), in welchem er in wahrhaft prophetischem
Geist^^^) die künftige Grösse von Pergamon voraussagt. So ward
er denn ein reicher Mann, zumal da er ohnehin ein eignes Ver-
mögen von seinen Eltern besass, welches sein Bruder Pylades
treulich verwaltete ^^^), und auch den Erantor beerbt hatte, und
er trieb auch einen nicht geringen Luxus mit goldenem und
silbernem Tafelgeschirr, war dabei aber auch äusserst wohlthätig
und freigebig ^^*). Ebenso war er nach anderer Richtung hin
nicht engherzig: als er merkte, dass einige seiner Schüler mehr
Neigung zu Hieronymos verspürten, führte er selbst sie diesem ^^^)
zu, so wenig gut er sich auch mit ihm stand ^®*). Er erreichte
Ueberlegung abh3jigig macht, sich zu den älteren Pyrronikern verhält wie
unter den Dogmatikem der Rationalist zum Empiriker. Darin aber mag
Hirzel S. 86 Recht haben, dass er mit seiner Skepsis nur von Flaton auf
Sokrates zurückzugehen vermeinte.
686) Ueber dies Alles s. (Antig. b.) La. Di. 89 ff.
587) (Antig. b.) La. Di. 39. top noUziaykOv iyixoiclitav,
588) (Antig. b.) La. Di. 38. 589) (Antig. b.) La. Di. 80.
590) Denn den Sieg von diesem Attalos , der erst in seinem Todesjahre
241 den Thron bestieg, über die Gallier erlebte er ja nicht mehr.
691) (Antig. b.) La. Di. 38.
592) (Antig. b.) La. Di. 37 f. Plut. de aduL et am. 22. 63 D. Vgl.
A, 581. C. 21. A. 487.
593) (Antig. b.) La. Di. 42. 694) (Antig. b.) La Di. 48 f.
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8. Akadenuker. Lakydes. 125
ein Alter von 75 Jahren^*) und starb Ol. 129, 3 = 241/0»»«).
Da er nicht Frau und Kinder besass, so hatte er den Pylades
zum Dank für dessen Dienste als Erben eingesetzt*»'). Er i?^ar
freimüthig, beredt und von schlagfertigem Witze»»®). Vertraut
mit den alten Dichtern»»»), machte er auch selbst dichterische
Versuche^. Statt des fortlaufenden Lehr Vortrages führte er
aber die sokratische Katechese wieder ein^^), und in Prosa ver-
fasste er nur einige wissenschaftliche Zuschriften an Eumenes I,
die überdies offenbar „nicht in den Buchhandel und somit nicht
auf die Nachwelt kamen ''^*).
Lakydes^*), Sohn des Alezandros, von Kyrene übernahm
nach dem Tode seines Lehrers Arkesilaos die Leitung der Schule
241/0 und übertrug sie 26 Jahre später 215/4 wahrscheinlich
kurz vor seinem Tode seinen Schülern Telekles und Euandros
von Phokaea**^), von denen der letztere hernach, muthmasslich
nach dem Tode des ersteren, sie allein weiter führte ^^»). Wie es
scheint, war Lakydes auch der Erste, welcher die skeptische
Lehre des Arkesilaos für das Publicum auch schriftlich ent-
wickelte, denn wohl nur durch diese Annahme erklärt es sich,
695) Der Zeuge ist freilich nur Hermipp. b. La. Di. 44.
696) Wenigetens folgte in diesem Jabre Lakydes ihm nach, La. Di. 61.
697) (Antig. b.) La. Di. 43. Es folgt 48 f. ein Brief an einen Barger
von Pitane, welchem er mit demselben das eine Exemplar seines Testaments
znr Verwahrung sandte.
698) (Antig. b.) La. Di. 83 ff. 48. 599) Ebend. 86.
600) Ausser dem schon erwähnten Epigramm steht ebendas. 80 f. noch
ein zweites auf den Sklaven eines anderen Akademikers Eugamos.
601) La. Di. 28. Cic. Fin. 1, 1, 2, vgl. N. D. I, 6, 11.
602) (Antig. b.) La. Di. 88. Vgl Wilamowitz Ant. v.K. S.59. Sokonnte
der Streit entstehen, ob er überhaupt Etwas geschrieben habe oder nicht,
und Klatsch und Böswilligkeit mischten sich in denselben: da hiess es bald,
er habe seine Schriften wieder verbrannt, bald die von Erantor hinter-
lassenen, bald, er sei dabei ertappt worden, wie er die letzteren über-
arbeitet habe, um sie als seine eignen herauszugeben, bald, er habe sie
wirklich herausgegeben , bald , diese unter Erantors Namen von ihm heraus-
gegebenen Schriften seien in Wahrheit seine eignen gewesen, La. Di, 82.
Philod. Col. XVIIL
603) Geffers De Arcesilae successoribus, Gott. 1846. 4. S. 4—6.
604) La. Di. 59—61. Vgl. Suid. Aa%. Die Todesart (nccQciXvaig i% xo-
XvnotCa^ 61) setzt Wilamowitz S. 47. A. 6 gewiss mit Recht auf die
Bechnung des Hermippos, vgl. A. 545 v. Die Lügenhaftigkeit dieser An-
gabe folgt aus dem A. 525 Dargelegten.
605) La. Di. 60. Cic. Acad. II, 6, 16.
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126 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
dass er von einigeD Seiten als Gründer der neuen Akademie be-
zeichnet ward^^^). Sein Gönner Attalos I lud ihn zu sich nach
Pergamon ein^ was er aber mit einer feinen Wendung ablehnte^
und schenkte ihm einen , wahrscheinlich an das alte Grundstück
der platonischen Gemeinschaft stossenden Garten^ in welchem er
auch lehrte, und welcher davon der lakydeische genannt ward^^).
PythodoroSy ein anderer Schüler des Arkesilaos^ gab die
Vorträge seines Lehrers heraus ®^'*).
Apelles von Ghios^ pin dritter Schüler des Arkesilaos^^
ist wahrscheinlich der von Eratosthenes oft erwähnte Mann dieses
Namens ^*^), vielleicht, was jedoch sehr ungewiss ist, der Vater
des Geographen Skynmos^^^).
Aristippos aus Eyrene soll der ausgezeichnetste unter den
Schülern des Lakydes gewesen sein^^^) und ist wahrscheinlich
der Verfasser der Schrift jcsqI qyvötoXoyfov^^^).
606) La. Di. 59. Suid. a. a. 0. — Die Instige Geschichte von ihm and
seinem Sklaven Numenios bei Euseb. P. E. XIV, 7 (verstümmelt b. La.
Di. 69) erklärt Hirzel Ein unbeachtetes Eomödienfragment, Herrn. XVIII.
1888. S. 1 — 16 für ein Stück ans einer die akademische Skepsis persiflirenden
Komödie, richtiger wohl üsener Epic. S. LXVIII f. aus einer menippeischen
Satire. Jedenfalls zeigt sie (im Gegensatz zu der Meinung von Geffers
S. 6) das unverkürzte Festhalten des Lakydes an dieser Skepsis. Wenn es
aber wahr ist, dass Chrysippos nicht bloss bei Arkesilaos, sondern auch
bei ihm in die Schule ging (s. A. 317), so kann sich dies schwerlich erst
auf die Zeit seiner Schul vorsteherschaft, sondern nur auf eine die seines
Meisters unterstützende Lehrthätigkeit noch bei dessen Lebzeiten beziehen,
wie Zeller S. 498 f. A. 2 bemerkt
607) La. Di. 60. 608) Philod. Col. XX.
609) Plut. de adul. et am. 22. 63 D (vgl. A. 692). Ath. X. 420 d, vgl.
Wilamowitz S. 77.
610) Strab. L p. 16. Vgl. Beruh ardy Eratosth. S. 188. Wilamo-
witz S. 310. A. 21.
611) S. C. 22. A. 191.
612) Euseb. P. E. XIV, 7, 14. 786 d. Vgl. La. Di. II, 88.
613) La. Di. VIII, 21. — Als Schüler des Arkesilaos kennen wir noch
Panaretos (vgl. C. 1. A. 20), Ekdemos und Megalophanes von Megalo-
polis (s. C. 21. ^636), Arideikes von Rhodos, Dorotheos, als Schüler
des Lakydes noch Paulos und wahrscheinlich Dämon, Leonteus,
Moschion, Euandros von Athen, Paseas, Thrasys, zwei Eubulos,
Agamestor, endlich einen Schüler des Aristippos und des Eubulos von
Ephesos Namens Boethos, der mit £ameades Streitigkeiten hatte. S. die
Znsammenstellung der Belege b. Zeller IIP, 1. S. 497 f. Anm. 2. Bücheier
S. 13. Ob Zenon von Alexandreia (Philod. CoL XXII) des Lakydes Schüler
war oder des Kameades, ist zweifelhaft, doch ist das Letztere weit wahr-
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8. Akademiker. Pythodoros. Apelles. Aristippos. Karneades. 127
Karneades^^^), Sohn des Epikomos oder Philokomos, von
Kyrene^^), Schüler und Nachfolger von des Euandros Nach-
folger Hegesinos*^*) oder Hegesilaos®^'), ward nach den uns
zugekommenen Angaben und Berechnungen^®) entweder 219/8
oder 214/3 geboren. In der Dialektik hörte er auch den Stoiker
Diogenes^ mid atudirte eifrig die Schriften des Chrysippos,
wie schon bemerkt wurde ^^^). Als Theilnehmer an der so-
genannten Philosophengesandtschaft nacli Rom 156/5 erregte er
tfort am Meisten Aufsehen ^^^). Denn er war ei» Dialektiker von
ausserordentlicher Schärfe und beaass bei einer übenras voll-
tonenden Stimme ^^) eine seltne Gewalt und Ammuth der Rede^*),
so dass seine Vortrage auch von Rhetoren gern gehört wurden®^*)
und von seiner Zeit ab auch Mitglieder der Akademie selber sich
einen Namen als Rhetoren machten ^^). Dies hängt mit einer
eigenthümlichen Wendung zusammen, welche er der akademischen
Skepsis gab. So wirkungsvoll nämlich auch seine Polemik gegen
die noch blühenden dogmatischen Schulen war^^), so fand doch
scbeinlicher (6 xal oxoXag uvayqd-ipaq auTov), vgl. Snsemihl Jahrb. f. Ph.
CXLI. 1890. 8. 190. A. 7.
614) Roulez De Cameade Cyrenaeo philosopho Academico, Gent
1826. 4. (Ann. Gandav. 1824/5). Geffers a. a. 0. S. 6 ff.
616) Cic. Tu8C. IV, 3, 6. Strab. XVIf. 838. La. Di. 62.
616) La. Di. 60. Cic. Acad. II, 6, 16.
617) Clem. Strom. L 801 C. 618) S. A. 683.
619) Cic. Acad, II, 30, 98. 620) S. A. 819—321.
621) S. bes. Plut Cat. mal 22, ausserdem die von Zell er IP, 2.
S. 92B. A. 1. 2 angef. Stellen.
622) La. Di. 63. Plut. de garrnl. 21. 613 C.
623) Cic. Fin. III, 12, 41. de or. H, 88, 161. III, 18, 68. Gell. VI,
14, 10. Numen. b. Euseb. P. E. XIV, 8, 2. 9. 787 b.c. 738b. Lact. Inst.
V, 14. Plut Cai mai. 22.
624) La. DL 62.
625) So Metrodoros von Skepsis und Diodoros von Adramyttion, siebe
C. 32. 36. Auch an Charmadas wird seine Beredsamkeit gerühmt, Cic.
Acad. II, 6, 16. Damit geht aber eine acht platonische Polemik gegen
die gewöhnliche, unphilosopbische Rhetorik bei Kleitom achos (Sex. Math.
II, 20), Charmadas Cic. de or. I, 18, 84, s. A. 663^, vgl. Sex. a. a. 0.),
Hagnon (s. u.) Hand in Hand. S. Zell er IIP, 1. S. 624. A. 4.
626) Siehe S. 88 ff. C. 28. A. 42 und C. 32. A. 136 f. 147. Ueber die
Aensserungen der Bewunderung seiner eignen Schule s. Plut. Qu. symp.
Vin, 1, 2. 717 D ff. La. Di. 64. Suid. Kaqv. Zeller S. 498 f. A. 1. S. 499 f.
A. 2. Aber auch Strab. a. a. 0. nennt ihn als allgemein anerkannt {pito-
Xoysirai) den bedeutendsten {aQtatos) der Akademiker.
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128 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. H&lfte des 2. Jahrh.
bei ihm selber schon ein gewisses Einlenken zum Dogmatismus
Statt, indem er an die Stelle des aus überwiegenden rationellen
Gründen Wahrscheinlichen (€vXoyov)y welches Arkesilaos als
Richtschnur des Handelns übrig gelassen hatte ^^^^ das Probable
(iti^avcv) setzte, welches uns zur Zustimmung überredet und
mehr empirisch glaubwürdig erscheint^®), und für dieses die
stoischen Kriterien gelten Hess, so dass er sie also nur von der
Wahrheit auf diese Art von Wahrscheinlichkeit übertrug ^*^), und
indem er von letzterer sodann noch wieder verschiedene Grade
unterschied, deren höchster der wirklichen Wahrheit nahe kommt ^^),
so dass er so gewissermassen®'^) schon den ersten Grund zu jenem
Eklekticismus legte, welcher später namentlich gerade in die
Akademie eindrang. Schriften aber hinterliess auch er nicht
ausser einigen Briefen an König Ariarathes von Kappadokien,
und auch deren Aechtheit scheint angezweifelt worden zu sein^^^).
Er starb, sei es 85, sei es 90 Jahre alt«»^), Ol. 162,4 = 129/8^^).
Kleitomachos, eigentlich Hasdrubal aus Karthago^^),
spätestens 175, wahrscheinlich aber beträchtlich früher geboren*'®),
627) Sex. Math. VII, 158.
628) Wenn anders Eirzel III. S. 149 ff., welcher zwischen svloyov
und nid'avov denselben Unterschied wie zwischen verisimiU und prohäbile
setzt, in seiner scharfsinnigen Untersuchung wenigstens mit dem Obigen
das Richtige getroffen hat.
629) Vgl. Zeller 8. 613 ff.
630) Hauptstellen Sex. Math. VII, 173. 175—182. Pyrr. I, 227. Das
Genauere bei Zeller S. 515 f.
631) Vgl. Zeller S. 528 ff. auch 526 f. 588 ff.
632) La. Di. 65. <piQovtcci. Hieronymus in der A. 567. 0. 29. A. 217
angef. Stelle behauptet freilich auch Ton ihm eine oder mehrere Trost-
schriflen gelesen zu haben, aber Hirzel III. S. 350 f. erklärt dieselbe oder
dieselben mit Recht eben hiernach für eine Schwindelei, während Buresch
a. a. 0. S. 48. 58 in dem Glauben, Hieronymus habe seine angeblichen
Auetoren aus Ciceros Cansolatio ausgeschrieben, meint: „Garneadem . . .
epistulas nonntUlas consolatorias acripsisse fortasse sumcndum est". Mich
dünkt, das sieht dem K. sehr wenig ähnlich.
633) Letztere Zahl geben Cic. Acad. II, 6, 16 und Val. Max. VIII, 7,
ext. 5 an, erstere ausser Pseudo-Lukian. Macrob. 20 auch Apollod. Fr. 102
b. La. Di. 65, so dass sie wohl die richtigere sein wird.
634) ApoUod. a. a. 0. ~ Die Erzählung von einer Erblindung bei
La. Di. 66 ist sehr dtmkel.
635) Philod. Col. XXV. La. Di. 67.
636) Zeller S. 523. A. 1: weil er nämlich mit 28 Jahren (s. A. 638)
Schüler des Kameades wurde und es bei der Zerstörung seiner Vaterstadt
146 bereits war, s. A. 641,
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8. Akademiker. Kleitotnachos. 129
soll sich schon in seiner Heimat der wissenschaftlichen Forschung
gewidmet und^ wie es scheint^ philosophische Schriften in seiner
Muttersprache verfasst haben***'), kam hierauf, erst 24 Jahre alt,
nach Athen und ward dort 4 Jahrö später 11 Jahre lang Schüler
des Earneades, worauf er dann noch bei dessen Lebzeiten im
Palladion eine eigne Schule gründete. So bekam denn auch
nach dessen Tode zunächst nicht er die Leitung der Akademie,
sondern sein Mitschüler Earneades, Sohn des Polemarchos,
und als dieser schon nach 2 Jahren starb, ein anderer Mitschüler
Krates von Tarsos 4 Jahre hindurch, aber schon nach dem
zweiten dieser Jahre drängte sich Eleitomachos mit seinen zahl-
reichen Jüngern vom Palladion in die Akademie ein und brachte
nach ferneren 2 Jahren die alleinige Leitung derselben an sich^^).
Frühestens 110 sah ihn L. Crassus noch in Athen ^*®), viel länger
wird er wohl aber auch nicht gelebt haben. Er vertrat eine
strengere Richtung der Skepsis als namentlich sein Mitschüler
Metrodoros^ und stellte die Lehre seines Meisters in zahlreichen
687) La. Di. a. a. 0. t^ 18 Ca (pmvj %ata r^y naxqi9ci iq>iloc6q>st.
Freilich kann es scheinen, dass wer dies glaubt, auch die Nachricht des-
selben Berichterstatters, dass er erst mit 40 Jahren nach Athen gekommen
sei, annehmen müsse, s. A. 688.
688) Ich folge mit Zell er S. 528. A. 1 diesen genaueren Angaben des
Philod. Col. XXIV. XXV (s. Buche 1 er z. d. St.). XXX (nach ApoUodoros,
s. A. 665 ^-ö. C. 27. A. 22. 24). Steph. v. Byz. Kagxridoiv giebt 28 statt 24,
aber erstere Zahl lässt sich leicht auf die letztere durch Hinzurechnung der
4 Jahre, in denen El. noch nicht Schüler des Earneades war, zu dieser
zurückführen. Durch die Vermuthung femer Ton Zell er S. 624. A. 2,
dass er während dieser 4 Jahre die peripatetische und stoische Schule be-
suchte, wird die Angabe bei La. Di. 64. dvr^Q iv xatq t^ktIv dtaigiasai
diaitifirtfag j iv ts fj *A%ad7jiLaXTii nal ilc^iTrarijTtx^ %al tij 2^Ta»tx^ auf das
Beste erkl&rt. Und wenn er nach La. Di. 67 yielmehr bei seiner Ankunft
in Athen schon 40 Jahre gezählt haben soll , so kann auch dies auf blosser
Verwechselung beruhen, wenn anders er nach vollendeter Schulzeit bei
Earneades wirklich im 40. Jahre stand, s. jedoch A. 687. Bei der Eürze
der Scholarchate des zweiten Earneades und des Erates endlich ist der
summarische Ausdruck bei La. Di. 67. diBÖiiaxo xov KaQveädriv, der ohne
Verschweigung jener ungünstigen Nebenumstände unmöglich war, wenigstens
nicht übermässig auffallend.
689) Cic. de or. I, 11, 46. S. C. 28. A. 80.
640) Cic. Acad. II, 81, 98 ff. S. indessen was Zell er S. 624 auf Grund
Ton La. Di. 64 (s. A. 638) bemerkt. Metrodoros berichtete nämlich, Ear-
neades habe auch auf dem theoretischen Gebiet die inoxi^ nur in be-
schränktem Sinne gefordert und ein gewisses Meinen auch dem Weisen
SussMiBL, griech.-ajex. Litt-Oesoh. I. 9
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130 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Dfilfte des 2. Jahrh.
Schriften**^) dar, verfasste aber auch ein Trostschreiben an seine
Landsleute nach der Zerstörung von Karthago ^"^) und eine
Schrift über die philosophischen Secten^*). Sicher ein Haupt-
werk waren die 4 Bücher tcbqI iTCoxrjg^. Zwei Zuschriften an
vornehme Römer, C. Lucilius und L. Censorinus^, theilten
ohne Zweifel nicht wie seine meisten anderen litterarischen
Arbeiten Gespräche, Disputationen und Vorträge des Karneades
mit, sondern hier sprach er im eignen Namen, und es waren
wohl kurze Handbücher der akademischen Skepsis zunächst zum
Gebrauche der beiden Empfanger ^*^). Gewiss aus einer Schrift
von ihm stammt das dritte Buch von Cicero de natura deorum,
die Kritik der stoischen Götterlehre**^), ob aber auch die ent-
sprechende akademische Widerlegung der epikureischen im ersten
Zugestanden, Cic. ebendas. 27, 78 (vgl. 48, 148). S. anch A. 668. 659. Dieser
Darstellnng schloss sich nicht bloss Philon von Larisa, seinem eignen
Standpunkte entsprechend , an (s. C. 32. A. 238 ff.) , sondern überhaupt die
meisten Späteren, Enseb. P. E. XIV, 7, 16. 736 d (d. h. wohl Numenios).
Sex. Math. VII, 172. Vgl. Hirzel III. S. 162 ff.
641) Nach La. Di. 67 war die Zahl seiner Bücher über 400. Ausser-
dem 8. Cic. Acad. II, 6, 16. 81, 98. 32, 102, vgl. A. 643. 644.
641^) Doch schloss er sich auch hier an eine ihm mit Bücksicht auf
dies EreignisB gegebene Ausführung des £ameades an , Cic. Tusc. III, 22, 64.
Zwei andere Bruchstücke des K. bei Stob. Flor. XCVIII, 67. CV, 29 zieht
Buresch a. a. 0. S. 68f. mit Recht zu dieser Schrift, die Cicero wohl
sicher auch in seiner Consolatio mit benutzt hat, s. Buresch S. 68. 96 ff.
642) nsQl atgiascav, La. DL II, 92.
643) Dies war ohne Zweifel der Titel: Cic. Acad. II, 31, 98. quattuor . . .
libri de siistinendis assensiontbus.
644) Cic. ebend. 32, 102. — Uebrigens hält Erische Ueb. Cic. Akad.
S. 162. A. 1 (auf dessen genauere Auffassung hier nicht eingegangen zu
werden , braucht) ihn für eine Hauptquelle von diesem zweiten Theil des
Lucullus, der Gegenrede Ciceros, ebenso Diels Dozogr. S. 121 und Zell er
S. 501. A. 3. S. 661. A. 3, welcher Philon von Larisa als zweite Quelle
bezeichnet, dagegen (unter Beistimmung von Schwenke Jahresber. XXXV.
1883. S. 79) Hirzel IIL S. 279—319 (mit Tennemann Gesch. d. Phil.
IV. S. 396. A. 8) Philon für die einzige Quelle, aus der auch die Citate
des El. entnommen seien, nur dass Cic. aus der Schrift an Lucilius §. 102 —
104 imd auch wohl 137 ein paar Excerpte hinzugefügt habe. Vgl. C. 32.
A. 244 — 246. Jedenfalls ist von diesem Quellenschriftsteller noch das voll-
ständige Werk des Theophrastos Tantal do^ai (37, 118) benutzt, s. Diels
a. a. 0. S. 119 ff., vgl. C. 19. A. 22. 23.
646) Hirzel IIL S. 164. A. 1.
646) Der Eürze halber sei nur auf Schümanns Ausg. und Hirzel
I, S. 243 f. verwiesen.
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8. Akademiker. Charmidas oder Gharmadas. 131
(§. 57—124)^'), ist mindestens sehr zweifelhaft^»). Wohl aber
ist aus ihm die Bestreitung der dogmatischen Theologie und die
der Astrologie bei Sextus dem Empiriker ^^) hergenommen , viel-
leicht auch der Bericht über die Stoa und die Widerlegung der
stoischen Lehre von der q>avta6ia TiaxaXrpcxix'q bei ebendem-
selben^^). Auch Cicero de fato ist aus ihm entlehnt und nicht
minder die Hauptmasse des zweiten Buchs de ditmatione^^).
Charmidas oder Charmadas^ gleichfalls ein Schüler des
Kameades, verkehrte auch mit Crassus in Athen ^^) und über-
lebte wohl den EleitomachoS; da er noch neben dessen Nach-
folger Philon dort gelehrt zu haben scheint^'). Gerühmt wird
seine Beredsamkeit, sein starkes Gedächtniss und sein genaues
Eingehen in seinen Vorträgen auch auf rhetorische Fragen in
Bekämpfung der gewöhnlichen, unphilosophischen Rhetorik®^).
647) Wie nach Schömanns Vermuthung Hirzel L S. S2ff. scharf-
sinnig zu erweisen sucht.
648) Denn Schwenke Jahrb. f. Phil. CXIX. 1879. S. 69 ff. hat die
(jetzt von Schwabe gestrichne) Ansicht von Teuf fei Rom. L. G. §. 186,
10, dass vielmehr Poseidonios nsql ^smv^ ans welcher Schrift der §. 123
ohne Zweifel entnommen ist, hier überhaupt die Quelle sei, zum Wenigsten
in höchst beachtenswertber Weise Tertheidigt.
649) Math. IX, 1—194. V, 1—106. In Bezug auf letztere s. A. 661,
in Betreff der ersteren Hirzel a. a. 0. Hartfelder Die Kritik des Götter-
glaubens bei Sex. Emp., Rhein. Mus. XXX VL 1881. S. 227—284. Wenn also
Schwenke Recht hat, sind die auffallenden Uebereinstimmnngen zwischen
Cic. und Sex. so zu erklären, dass schon Poseidonios den E. benutzt hatte.
660) Math. VE, 402—423 und 227-260. S. Natorp S. 261. 296. Und
vielleicht zum Theil auch das 8. B., aber schwerlich, wie Zeller S. 371.
A. 4 meint, 348 ff. (s. C. 32.. A. 138. 140).
661) In Bezug auf de fato liegt mir handschriftlich der zwingende Be-
weis von Schmekel in seiner noch nngedruckten Monographie über die
Mittelstoa vor, dass für diese Schrift wie für Sex. V, Iff. und Phaborin. b.
Gell. XIV, 1 (theilweise wohl auch Plut. de Stoic. rep.) E. die gemeinsame
Quelle war. Vgl. auch C. 32. A. 268. Ueber de divin. aber s. Schiebe
De fontibus librorum Ciceronis, qui sunt de divin., Jena 1876. 8. S. 26 ff.
Hartfelder Die Quellen von Ciceros zwei Büchern de divin., Freiburg i. B.
1878. 4. S. 13 — 20. Eine Ausnahme machen, abgesehen von manchen
eignen Zusätzen Ciceros, nur §. 87—97, s. C. 28. A. 64.
652) Cic. de or. I, 11, 46. 47. 20, 93.
653) Wenigstens Hessen Einige (vgl. C. 32. A. 261) die vierte Akademie
von Philon und Ch. anfangen, Sex. Pyrr. I, 220. Euseb. P. E. XIV, 4, 16.
726 d, während Ch. doch ein noch sklavischerer Anhänger des Eameades
nach dessen eigner Aussage als Eleitomachos war, Cic. Or. 16, 61.
664) Das Letztere ward schon A. 626 hervorgehoben. Im Uebrigen
9*
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132 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
Agnou oder Hagnon von Rhodos , auch ein Schüler des
Karneades^^^), verfasste eine Anklage wider die Rhetorik ^^^).
Metrodoros von Stratonike^ anfanglich Epikureer*^ und
Schüler des ;,Gartentyrannen" Apollodoros^'), schloss sich dann
ebenfalls dem Earneades an und brachte , wie gesagt, dessen
Lehre dem Dogmatismus näher^ indem er behauptete^ dass alle
Andern denselben miss verstanden hätten^. Ja, er stellte sogar,
wie es heisst^^^), noch vor Philon den Satz auf^ dass die Skepsis
der Akademiker gar nicht unbedingt gemeint sei, sondern nur
gegenüber den stoischen Wahrheitskriterien gelte ^^^).
Aeschines von Neapolis^®), ein Zuhörer des Kameades in
dessen späteren Jahren^^) und dann von dessen Schüler Melan-
thios aus Rhodos^^^); hielt sich in etwas anderer Weise an die
8. Cic. de or. II, 88, 360. Tasc. I, 24, 69. Qaintil. XI, 2, 26 (vgl. C. 83.
A. 12). . Cic. de or. I, 18, 84. Charmadas vero multo uberius eisdem de rebus
(näml. de officio oratoris quam Mnesarchus) loquehatur, non quo aperiret
sententiam stuun (hie enitn mos patrius erat Äcademiae adversari semper
Omnibus in disputando), sed ctnn maxime tarnen hoc significabat eos, qui
rhetores nominarentur et qui dicendi praecepta traderent, nihü plane tenere
neque posse quemquam faeultattm assequi, nisi qui philosophorum inventa
didicisset Vgl. C. 32. A. 4. C. 86. A. 16. Ob er die Mnemonik auch
theoretisch betrieb, lasse ich dahingestellt.
654^) Cic. Acad. II, 6, 16.
665) Qointü. II, 17, 15. Wohl ans einer andern Schrift ist das Bruch-
stück Ath. XIII. 602 e.
656) La. Di. X, 9. 657) Philod. Col. XXIV.
658) Philod. Col. XXVI. J)aza s. A. 640. In Bezug auf das bedingte
Lob, welches Philod. hier dem abtrünnigen Epikureer ertheilt, bemerkt
Röper Philol. Anz. IL 1870. S. 27, dass in. demselben ja liegt, er habe
auch in seiner neuen Secte nur halbes Glück gemacht; die häufige Er-
wähnung des Mannes (Col. XXIV. XXVI. XXXV) scheine jedoch ein ge-
wisses Interesse an dem talentvollen ehemaligen Parteigenossen zu ver-
rathen. Vollends aber würde alles Befremdliche jenes Lobes schwinden,
wenn Gomperz Jen. N. L. Z. 1875. Sp. 604. A. richtig yermuthet hat,
dass dasselbe nur Paraphrase etwa folgender Verse aus der Chronik des
Apollodoros sei:
^y (tlv niyag ßim rc xal loytp ysyoig^
ov% avaXoyovg dh tag xaQitag donoav ix^tv.
Vgl. A. 665^ C. 27. A. 22. C. 82. A. 136.
659) Augustin. c. Acad. III, 18, 41. Vgl. A. 640. C. 32. A. 238.
659 »>) S. über ihn noch Cic. de or. I, 11, 46. II, 90, 866. III, 20, 76
und C. 38. A. 9.
660) Cic. de or. I, 11, 45. 661) Plut. an eeni 18. 791 A.
662) La. Di. II, 64. Ueber Melanthios s. auch Cic. Acad. II, 6, 16.
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8. Akademiker. Agnon. Meirodoroi^ Aeschines. Boethos. 133
positive Seite der Lehre des Kameades ^ nämlich lediglich an die
Milderung seiner Skepsis auf dem praktischen Gebiet ^^).
Ueber Mentor^*) aus Bithynien, Zenodoros von Tyros,
Kallikles von Larisa, den Lehrer Philons, und andere Schüler
des Karneades und über Metrodoros vielleicht von Pitane,
einen Schüler des Metrodoros von Stratonike^ s. die Zusammen-
stellung bei Zeller S. 525. A. l^), über Metrodoros von
Skepsis ; Schüler des Charmadas^ s. C. 33.
BoethoSy Sohn des HermagoraS; von Marathon^ von dem
wir weiter Nichts wissen, wird uns als Schüler einer Reihe
anderer, nicht minder unbekannter Männer und als Zeitgenosse
des Karneades mit der weiteren Angabe bezeichnet, dass er den
letzteren um zehn Jahre überlebte und 118 starb *®^^).
663) Plut. a. a. 0.
664) Phabor. b. La. Di. IV, 63 f. Namen, b. Easeb. P. E. XIV, 8,
18. 738 d.
666) Hanptstellen: Phüod. Col. XXIlIf. XXXUI. XXXVI.
666 »>) Philod. Col. XXVI. XXVIlIf. hat ohne Zweifel aus ApoUodoroß
wörtlich folgende Trimeter über ihn nach der Herstellong von Gompers
a. a. 0. Sp. 608 f. abgeschrieben:
x6 x' alXo [dh] nKßv x^l tbv ^ß^v (oder den Spatien besser ent- -
sprechend xqofcovl) itaXiayxa (^dr^y
ixmv 9<ti>d<T<o>9ov , T<c5>i Xoyto 3' i(^nayi(6x8Qog.
ovxog d' 'Agiaxm^vyog fjklv f^v a%ri%om£
x(ovy X* *Eq>Bc£ov ß^Q^mx^^ ^**'* Evß^oviyov xqovov
xoCg x' Ävxolv^noyiai^vy x£ x' 'Afivvx'fj nolXdniSy
fidri nQOpsprjumg %^cciy cx^Xijg 7iyov(LBvog,
dtov^v^ö^ip x' ov ^(ndvioyv (JaxoyXa^js^ al^B^Q^B^lgy
(y^i ^y*y ^yz^^^y xdvÖQog (j^y nal xm Xoytp,
dsudxtp dh ^x^yg xov Ktt^vsadov fUxocXXayijg
vatSQOP, ^^«'^ a^xovTOff nag' rifiiv Evfuixov
GaQ^yrjXiymnog ftrivhg i^iXmsv.
Die unverhältnissmässige Ausführlichkeit der Darstellung dieses unberühmten
Mannes erklärt Gomperz Sp. 604. A. daraus, „dass es sich hier am einen
Landsmann, einen Zeit- und (in weiterem Sinne) auch einen Berufsgenossen
handelte. In solchem Falle pflegt sich auch für den umsichtigsten Historiker
die Perspective gewaltig za verschieben; und liegt nicht die Absicht zu
Tage einem persönlichen Freande ein Denkmal zu setzen, dem nach
des Autors Meinung zur Grösse wenig mehr gefehlt hat als die Gabe sich
geltend zu machen? War er doch Xoym ocTMcXmxsQog — und das neben
einem Bedevirtuosen ersten Eanges wie Karneades! Solcher Unbill des
Schicksals will dieser Nachruf nach Kräften steuern". Indessen scheint
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134 Zweites Capitel. PhilÄophie bis 2. Hälfte dea 2. Jahrh.
Jedenfalls ein Zeitgenosse der Schüler des Earneades war
auch der unbekannte Geschichtschreiber der Akademie,
dessen Spuren uns noch Philodemos, Laertios Diogenes und
Numenios erhalten haben ^^**').
ApoUodoros überhaupt gerade die jüngste akademische Schalgeschichte
recht ausführlich behandelt zu haben (vgl. Röper Philol. Ang. II. 1870.
S. 24fif.), und wie dies zu erklären sein mag, darüber s. C. 27. A. 24.
Uebrigens vgl. auch C. 27. A. 22. C. 32. A. 188. Eubulos von Ephesos,
Sohn des Kallikrates, ist kurz vorher Col. XXVIII genannt. Ob dieser
oder der unmittelbar vor ihm Col. XXVII aufgeführte Sohn des Antenor
oder ein dritter, etwa ein Ejniker, der Verfasser der Schrift über den
Eyniker Diogenes Jtoyivovg nqaaig (La. Di. VI, 30, vgl. 20. EvßwXldri^y
wofür eben hiemach mit Zell er Ev^ovXog zu schreiben sein wird, h xat
n^ql Jioyivovg) war, vermag ich nicht zu entscheiden. Vgl. Zeller
Register S. 10. Sehr interessant ist die Notiz, die gleichfalls wenigstens
zum Theil aus ApoUodoros stammt, über einen Zeitgenossen des Eleito-
machos, welcher ein preisgekrönter Tragiker und zugleich Grammatiker,
ziemlich lange Schüler des Aristarchos gewesen war, bevor er ein akademi-
scher Philosoph ward, Col. XXXI (s. Buch el er z. d. St.); leider ist aber
der Name ausgefallen; vgl. C. 27. A. 22.
aeß«") S. A. 96. 98. 644. Wilamowitz a. a. 0. S. 64—62, dessen
Worte S. 54 f. ich ausschreibe: „Der Gewährsmann des Philodemos gehörte
der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts an, denn er reichte nur bis
Metrodoros von Stratonikeia und war gegen Ende (offenbar weil er von
Zeitgenossen berichtete) schon ganz dürfh'g. Von da ab (Col. XXVI) hat
Philodem sich die Ergänzung durch einfaches Abschreiben (oder vielmehr
Abschreibenlassen) der bezüglichen Stücke der apollodorischen Chronik
(s. A. 665. 666^) leicht gemacht. Der Gewährsmann Philodems ist aber
noch nicht identisch mit dem Biographen der Akademie bei Diogenes,
denn weder bei den vorhergehenden noch bei den nachfolgenden Philosophen
ist die Uebereinstimmung, die wir bei Polemon, Erates, Erantor, Arkesi-
laos mit Händen greifen, vorhanden oder vorhanden gewesen. Sie gilt
also erst im zweiten Gliede vor Philodem und frühestens im zweiten vor
Diogenes. Es wird sich ergeben, dass selbst so noch nicht die Archetypa
erreic*ht sind, sondern noch weiter zu sondern ist; doch giebt es dafür nur
innere Gründe und zwar keineswegs gänzlich zwingende". Wenn dem aber
so ist, dann verstehe ich nicht, dass trotzdem der gemeinsamen Quelle
des Diogenes und Philodemos (S. 60 ff.) gewisse Angaben, die nicht aus
Antigenes von Earystos, sondern anderswoher, und zwar mindestens zu
grossem Theil aus ApoUodoros stammen, zugeschrieben werden können,
und wie es heissen kann: „es ist darin lediglich der Biograph der Akademie,
der Zeitgenosse Apollodors, zu erkennen, welcher von den hier in
Betracht kommenden Schriftstellern allein den Antigonoi gelesen hat".
Mich dünkt vielmehr, die Sache liegt einfach so: eben dieser Biograph
der Akademie ist die unmittelbare Quelle des Philodemos, dagegen nur
für jene vier Akademiker und Bion (s. A. 96. 98) die mittelbare des Diogenes;
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9. Peripatetiker. Detnetrios von Phaleron. 135
9. Die Peripatetiker.
Demetrios von Phaleron^*), Sohn des Phanostratos^'),
ward etwa zwischen 354 und 348 geboren^. Er war von
niederer Herkunft^ einem der Familie des Eonon und Timotheos
angehörigen Sklavengeschlecht entstammt und kam sogar^ wie
es heisst, noch selber als Sklave zur Welt^^^); jedenfalls ward
aber schon sein Vater freigelassen ^^^). Ein Schiller des Theo-
ob nicht Einiges aach in den Biographien der anderen bei letzterem aas
ihm stammt, bleibt dabei allerdings eine offene Frage. Dass erst durch
eine Mittelqnelle die Stücke aus Aristippos nsgl ncclatäg t(^<prig (s. C. 11.
A. 83. 89), von denen bei Philod. keine Spur ist, bei La. Di. und Nnmenios
(b. Euseb. 730 d ff.) hinzugekommen sind, ergiebt eich daraus, dass dieselben
bei La. Di., wie Wilamowitz S. 48 ff. zeigt, den Zusammenhang unter-
brechen, und dass sie in der Biographie des Bion gerade in denjenigen
Tlteil eingeschoben sind, welcher nicht aus jenem Geschichtschreiber der
Akademie stammt, sondern dessen Berichte ans anderer Quelle angehängt
ist, s. Susemihl Jahrb. f. Ph. CXLL 1890. S. 188 f. mit A. 4.
666) Eine eigne Schrift über ihn erwähnt Ath. XIIL 567 d : 'AcnlrjnM-
9fjg ... 6 tov 'Jqb^ov iv xtp niQl Jr)(L7iTQ£ov xov ^aXi^Qimg avYyQa(i[iccti,. —
Dohrn De Tita et rebus Demetni Phalerei Peripatetici, Kiel 1825. 4.
Herwig De Demetrio Phalereo, Rinteln 1850. 4. u. bes. Ost ermann De
Demetrii Phalerei yita, rebus gestis et scriptornm reliquüs. P. I. Hersfeld
1847. P. II. Fulda 1867. 4. Ueberdies vgl. C. 21. A. 168.
667) La. Di. V, 75. Paus. I, 25, 5 (6). Suid. Jrift,
668) Da er bei seinem ersten Auftreten als Staatsmann schwerlich
über 80, aber auch schwerlich unter 24 Jahre zählte.
669) Aelian. V. H. XII, 43. ol%6zQipa ysviad^i liyovatv in xfjg oUCag
trjg Ttfio^iov %al K6v<ovog. La. Di. V, 76. fiv yäq i% xrig Kovmvog ol%ücg,
dg ^aßmQtvog iv nQoixm xmv dnofuvtipkovsvfidxwv tprioiv. Dazu stimmt die
Angabe bei Suid., er habe zuerst Phanos geheissen: og xo nqmxov ^avog
ixalsCxo. La. Di föhrt fort: dXlä dax^ nal svysvsi avv<p%8i AufUcf, x^
igwfiivfjy %a^dnhq 6 civxog iv too uif<oxm tpriclv. Bei Diogenian. Bekk. Anecd.
III. p. 1395. Gramer Anecd. Oz. II. p. 239 wird diese Lamia {Ao^iila) viel-
mehr seine Frau iyvvri) genannt. Es ist aber doch wohl dieselbe Hetäre und
Flötenspielerin, welche als Geliebte des Demetrios Poliorketes bei Plut.
Demetr. 16. 19. 24. 25. 27. Ath. XUI. 577 c. VI. 253 b (nach Polem. Fr. 15,
vgl. Demochar. Fr. 3 ebendas. 258 a, s. C. 36. A. 6 und C. 22. A. 128). Lynk.
b. Ath. m. 101 e. Aelian. V. H. XII, 17 bezeichnet wird (vgl Droysen Hell.
IP, 2. S. 134. 145. 185. 194 ff.), so dass dieser also die Erbschaft an ihr antrat,
falls nicht das angebliche Verhältniss des Phalereers zu ihr überhaupt nur
auf Verwechslung mit Dem. Poliork. beruht Einen gleichnamigen Sohn
oder Enkel (dnoyovog) des Demetrios von Phal. machte Antigenes Gonatas
zum Thesmotheten, Hegesand. Fr. 8 b. Ath. IV. 167 e. f.
670) Erhielt auch wohl schon das Bürgerrecht, s. Ostermann I. S. 6 ff.
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136 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
phrastos^'^^), begann er seine staatsmännische Laufbahn um 324^^^).
Während sein älterer Bruder Himeraeos zur Partei des Hjpereides
gehörte^'*), schloss er sich vielmehr dem Phokion an und befand
sich daher, wie es scheint®^^); mit diesem und dem Demades
unter den Gesandten, welche nach dem lamischen Kriege die
Gapitulationsbedingungen mit Antipatros verhandelten, und Hess
sich in seiner Hingebung an Makedonien auch dadurch nicht
stören, dass Himeraeos auf Befehl des Antipatros aufgegrifiTen und
hingerichtet ward (5. Oct. 322)*'^). So gewann er denn bereits
nunmehr unter der Gunst des letzteren eine bedeutende Macht
in Athen*'*). Als dann aber dort nach dessen 319 eingetretenem
Ableben sich eine Verfolgung gegen dessen Anhänger erhob und
das Todesurtheil wider den greisen Phokion und Andere 318
gefallt und vollstreckt ward, entzog sich Demetrios rechtzeitig
einem gleichen Schicksal durch die Flucht*'') und ward ab-
wesend zum Tode verurtheilt*'®). Noch im Jahre 318 jedoch be-
mächtigte sich Kasandros der Stadt und setzte nach Wahl der
Bürgerschaft den Demetrios gleichsam als seinen Statthalter zum
Regenten ein*'^). Derselbe blieb es zehn Jahre lang*^*^), und seine
durch zeitgemässe Massregeln und Reformen *^^) ausgezeichnete
671) Cic. Fin. V, 19, 64. Leg. III, 6, 14. Oflf. I, 4, 3. Brut. 9, 37.
La. Di. 75. Strab. IX, 398.
672) La. Di. 75. aQ^aa^ai, 8' avtov r^g noXirsiag (prial /^rjfiTjtgiog c
Mäyv-qg iv roig'Ofuovvfioig onots <pvyav 'jiXi^avdgov slg *Ad'T^vag ^%€vZlQnaXog,
673) Man darf dies wohl noch entschiedener behaupten, als es Schäfer
Demosth. IIP. S. 298 (III*. S. 827) gethan hat. Dass Himeraeos älter als
Demetrios war, darf man wohl daraus schliessen, dass ersterer gerade
damals zu einem der zehn öffentlichen Ankläger im harpalischen Prooesse
erwählt wurde, Pseudo-Plut. X or. 846 C.
674) Demetr. n. 6Q(i. §. 289. Vgl. Schäfer a. a. 0. S. 854 (888). A. 1.
675) Plut. Demosth. 28. Demetrios begnügte sich damit dem Himeraeos
ein Todtenopfer mit Gebet des Wiedersehens darzubringen: Earjst. Fr. 10
b. Ath. Xn. 542 e.
676) Plut. Demetr. 10.
677) Und zwar, wie es scheint, nach Munichia, zu Aristoteles Adoptivsohn
Nikanor, dem dortigen Commandauten des Kasandros, Eaiyst. a. a. 0.
'l(i8(faiov xov ci8eXq>ov dvaiQBd'ivTog vn' 'Avtmdxqov avxbg (iBtd Nixavogog
diixQißsVy alxüxv ix<ov cog xd iniq)dvstcc xov dd6Xq>ov ^vonv, wenn anders man
auch nur so viel aus dieser confusen Nachricht schliessen darf. S. A. 678.
678) Plut. Phok. 35. Nach Earjst. a. a. 0. müsste man glauben, dase
jene dem Himeraeos dargebrachten Epiphanien den Anklagepunkt bildeten,
s. indessen Ostermann I. S. 28 ff.
679) Diod. XVIII, 74, 3. C. I. A. II, 584. 680) Strab. a. a. 0. La. Di. 76.
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9. Peripatetiker. Demetrios von Phaleron. 137
VerwaltuDg war wenigstens im Anfange musterhafte^) und auch
in ihrem weiteren Verfolge segensreich für den Staat e^, wenn
auch an den Nachrichten über die Verschwendungen und Aus*
Schweifungen ; denen er sich alhnählich ergeben haben soll; immer-
hin etwas Wahres sein mag^. Im Jahre 309/8 (Ol. 117, 4) war
er auch Archon*®^). Schon 312 jedoch, als Ptolemaeos, der Neffe
und Feldherr des Antigonos, sich mit einer Flotte der attischen
Küste näherte, ward er von der Bürgerschaft gezwungen Waffen-
stillstand mit diesem zu machen und mit Antigonos in Verhand-
lung zu treten e^), und er hielt sich nur dadurch, dass zunächst
681) Das Genauere gehört nicht hieher; s. bes. die ansfährlicbe Zu-
eammenstellung von Ostermann I. S. 30 ff. Von litterargeschichtlichem
Interesse ist die Notiz Atb. XIV. 620 b. tovg Sh vvv 'Ofi7}Qi,9tag ovofjLu^O'
fikivovg ngoitog tlg tä J^iatQcc naqriyctyd^ aber ich weiss trotz der unmittelbar
TOrhergehenden Worte ort 8* l%(xXovvxo otfafpmdol %al ^OfirjQtcxal *AQi0TO%Xijg
stif7i%sv X. T. X, nicht, ob man unter den Homeristeu ein&cb homerische
Rhapsoden zu verstehen hat, deren Vorträge dann also im Theater früher
nicht Statt fanden. Denn wie kommt Eustath. II. p. 1479. ngoiTog sig
^iccTQOV nciQT^yaySj tpaal^ (cnpmdovg tovg %al 'Ofi/tiQiavoig naXovfiivovg, ot
ifi^Xtpdovv tä ^OfiriQOv xa^dxeQ aXXoi tä ^Heiodov xal 'Aq%iX6%ov xal ixiqtov
dann zu dem Ausdruck ifLsXmdow?
682) Vgl. Earyst. a. a. 0. xax* aQxcis (i'^v f^v avxov x6 aQictov o^v-
ßatptt nctvxodanag iXäag ^%ovxci %al xvq6v vTjatmxiTidp,
688) Dafür sprechen am Sichersten gerade die Aeusserungen seiner
Gegner Demochares Fr. 2 b. Polyb. XII, 13, 9 flf. und Duris Fr. 27 b. Ath. XII.
542 c ff. Ausserdem ygl. Strab. Diod. La. Di a. a. 0. 0. Aelian. V. H. III, 17.
684) Von den Hauptzeugen Duris a. a. 0., Diyllos Fr. 4 b. Ath. Xm. 693 f.
(Tgl. Didym. b. La. Di. 76. M. Schmidt Did. S.374) und Karyst. a. a. 0. ist
jedoch wenigstens Duris nicht besonders zuverlässig. Alle diese Bericht-
erstatter und der Anekdotensammler Hegesandros Fr. 8 b. Ath. IV, 167 d ff.
nun wissen viel Ton seinen Ehebrüchen, seinen Buhlerinnen Lampito und
Aristagora, seinem Lustknaben Theognis und den vielen anderen Knaben, die
ein Gleiches zu werden wünschten, von seinem Koch Moschion, seinem Ge-
brauch Ton Schminke und Haarfarbe zu erzSMen. VgL Droysen a. a. 0.
S. 106 — 111. Vermuthlich ward aber aus seinem Spitznamen Lampeto oder
Lampito (s. A. 712) erst ein Verh<niss zu dieser Hetäre gemacht. Auch
was Aelian. V. H. IX, 9 irrthumlich von Demetrios Poliorketes berichtet,
war über den Phalereer erzählt
686) Diod. XX, 27, 1. Dionys. Din. 9. p. 660.. Dar.a. a. 0. Ostermann
I. S. 32 ff. sucht zu zeigen, dass er erst als solcher die Volkszählung habe
vornehmen lassen, von welcher Etesikles b. Ath. VI. 272 b (Müller F. H. G.
IV. S. 376) berichtet, so dass dort (x^ IxxccyLctiydeHoixrj zu schreiben wäre,
üeber den Chorgesang des Eastorion aber, durch welchen die Athener ihn
als solchen über die Massen feierten, s. C. 36. A. 2.
686) Diod. XIX, 78, 4. Droysen a. a. 0. S. 32 f. 36 f. Nachdem er
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138 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Antigonos^^^) und später 308 der Lagide Ptolemaeos sich mit
Kasandros verglich^; als nun aber 307 Demetrios Poliorketes
den Peiraeeus erobert hatte, musste er capituliren und ward von
dem Sieger ehrenvoll mit sicherem Geleit nach Theben, wie er
es wünschte, entsandt®®^**),, wo er in Freundschaft mit dem
Kyniker Erates gelebt haben soll^. Von hier begab er sich
endlich, als Kasandros 297 gestorben war, nach Aegypten zu
Ptolemaeos ^^), bei dem er zu grossem Einfluss gelangte *^^), und
welchem er, wie schon bemerkt ^^*), den ersten Anstoss zur Be-
gründung der alexandrinischen Bibliotheken gab. Da er aber
demselben widerrathen hatte den Philadelphos zum Nachfolger
zu machen und schon bei Lebzeiten (285) diesem die Herrschaft
zu übergeben ^^^), so verbannte der letztere, und zwar ohne Zweifel
gleich nach des Vaters Tode 283®^*), ihn nach einem Orte im
eben erst Easandros auf dessen Befehl 20 Schiffe zur Hülfe gesandt hatte,
Diod. XIX, 68, 3.
687) Diod. XIX, 106, 1. 688) Diod. XX, 87, 2.
688 »>) Das Genauere s. b. Diod. XX, 46, 2 ff. Plut. Demetr. 9. Die
Athener hatten ihm 360 Statuen nach der Zahl der Tage des attischen
Jahrs errichtet, Varr. b. Non. p. 628 (vgl. C. 86. A. 110). Plin. N. H.
XXXIV. §. 27. La. Di. 76 (Andere, wie Strab. a. a. 0., sagen ungenauer
über 800 oder 300, so Nep. Milt. 6. Plut praec. ger. reip. 27. 820 E. Dion
Chryst. XXXVII. p. 466 R. 1600). Diese wurden jetzt sämmtlich zertrümmert
oder bei Seite geschafft mit Ausnahme (wie La. Di. 77 hinzufQgt) von
einer auf der ßurg, er selbst abwesend von Neuem zum Tode yerurtheilt
(Philoch. Fr. 144 b. Dionys. Din. 8. p. 686 B.) und sein Archontat für
ungesetzlich erklärt (Phabor. Fr. 82 b. La. Di. a. a. 0.). Vgl- La. Di. 82.
689) Plut. de adul. et am. 28. 69 C.
690) Hermipp. Fr. 60 b. La. Di. 78. Strab. a. a. 0. Vgl. Diod. XX,
46, 4. Die Bonderbare Erzählung bei Polyaen. III, 16 kann man auf sich
beruhen lassen. Die Angabe des Hermipp. aber, es sei dies aus Furcht
Yor Antigonos geschehen, sucht Ostermann L S. 68. A. 1 so zu recht-
fertigen: es sei unter diesem Antigonos der Sohn des Kasandros zu ver-
stehen, welcher sonst Antipatros genannt wird.
691) Plut. de exil. 7. 602 F. Vgl. Aelian. III, 17. Hermipp. a. a. 0.
und C. 21. A. 114.
692) C. 1. S. 6 mit Anm. 18.
698) Hermipp. a. a. 0. Herakleides Lembos Fr. 10 b. La. Di. 79.
694) Dass es gleich darauf geschehen sei, sagt freilich Hermippos
nicht ausdrücklich, aber m. £. versteht sich dies von selbst, und die An-
gaben (s. C. 1. A. 18), dass er Bathgeber des Philadelphos bei der An-
legung der Bibliotheken und dessen Bibliothekar gewesen sei, erscheinen
hiemach einfach als unmöglich, und ich glaube nicht, dass der Ver-
mittlungsversuch von Ostermann II. S. 4 ff., bei welchem sogar das
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9. Peripaietiker. Demetrios von Phaleron. 139
Lande, wo er dann noch einige Zeit lebte , endlich aber durch
Schlangenbiss hingerichtet sein soll®**^). Seine Schriften*^), um-
fänglicher als die irgend eines anderen Peripatetikers seiner
Zeit^*^, waren sehr mannigfachen Inhalts. Es gab von ihm
allerlei moralische Abhandlungen^^®), zu denen auch wohl seine
acht Dialoge gehorten ®^^). Dazu kam eine Sammlung von Volks-
und Gesandtschaftsreden '^), aber auch Declamationen'^^), wie
Märchen von den siebzig Dolmetschern für wesentlich historisch erklärt
wird, einer Widerlegung bedarf.
695) Cic. p. Bab. Post. 9, 28. Demetrium ... qui Fhalereus vocitattis
est, in eodem isto Äegyptio regno aspide ad corpus admota vita esse privatum.
Von einem Selbstmord, wie Ostermann IL S. 16 und Zeller IP, 2
S. 898 meinen, ist hier keine Rede. Die Richtigkeit dieser Nachricht ist
indessen sehr zweifelhaft. Die Angabe von Hermippos a. a. 0., nach wel-
cher diese Todesart vielmehr eine zufällige war, verdient nämlich selbst-
verständlich ebenso wenig Glauben als dessen sonstige Todesnachrichten,
und ich sehe nicht ab, wie sich die Frage beantworten lässt, ob die An-
gabe bei Cicero aus ihr entstanden ist, oder ob Hermippos sie schon kannte
xmd aus ihr die seine zurecht machte, so dass er in diesem Falle wenigstens
vielleicht die halbe Wahrheit gesagt hätte.
696) Von einer oder mehreren poetischen ist die Rede bei La. Di. 76.
XsYBtai de dnoßalovxa avxov tag mpsig iv 'AXe^avdgs^ %o(Uaaa^ocL av^iq
Ttaga tov Euqdni9og' o&sv %al tovg naucvag noiijaai xovg (lix^i vvv ado(iivovg.
697) La. Di. 80, wo dann nach der Vorbemerkung mv iati tcc ^Iv
tetOQind tä 8h noXiTmot tcc dl tcsqI noirixmv xcc 8'k frjxoQi'Kä drjfiriyogtwv
X8 %al nusaßsiav dXXa firiv xal Xoyay AlamneCoav avvaymyri xal aXXa nXti<a
80 f. ein Verzeichniss derselben (nach Hermippos?) folgt, in welchem die
Sammlung äsopischer Fabeln wiederkehrt. Vgl. Suid. yiyQa(p8 (piXoaotpd
XB xal töxoQixa nal (rjxoQi%d xal nsgl noir\xmv. Wenigstens ein grosser
Theil dieser Schriften war nach Cic. Fin. V, 19, 64 erst in Aegypten verfasst.
698) Unter ihnen 'Eqmxmog, TlQoxQBnxvaog ^ ntql yriQ<ag (s. A. 708), nsqi
xvxqg, 317 geschrieben mit der merkwürdigen Prophezeiung, dass auch
das Makedonenreich nicht allzu lange dauern werde ^ Polyb. XXIX, 21 (6 c),
vgl Müller F. H. G. IL S. 868. Rosiger Die Bedeutung der Tyche bei
den späteren griechischen Historikern, besonders bei Demetrios von Pha-
leron, Constanz 1880. 4. Sehen kl Jahresber. XXXVIII. S. 229 f. und unten
C. 29. A. 76 und C. 21. A. 862. 368.
699) Denn Dialoge scheinen UxoXB^Latogy ^aidmvdccg^ MaCdtov^ KXimv
(vgl. La. Di. 76), 'Aifxaiiqirig , 'AqicxBldrig ^ 'AQicx6iktt%ogy Jiovvoiog gewesen
zu sein.
700) S. A. 697. Jedenfalls lag sie noch Cicero (vgl. A. 713) und viel-
leicht auch noch Quintilianus (s. A. 711) vor, aber in dem Verzeichniss
selbst klingt höchstens etwa der Titel nQeaßsvxi%6g an sie an. Bruch-
stflcke sind wenig oder gar keine erhalten, s. Sauppe 0. A. U. S. 346 f.
701) QuintiL II, 4, 41. fictas ad imitationem fori eonsüiorumque ma-
terias apud Graecos dicere circa Demetrium Pfialereum institutum fere eonstat.
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140 Zweites Capiiel. Philosophie bis 2. HSlite des 2. Jahrh.
z. B. eine Lobrede auf Sokrates'*^^), eine Reihe geschichtlicher
und staatswissenschaftlicher Schriften^ unter denen auch eine
über jene seine zehnjährige Verwaltung (tc^qI tijg dsxaBtiag)
war'^'), verschiedene litterarhistorisch-philologische Arbeiten über
Ilias und Odyssee'^) und über Antiphanes, eine Briefsammlung,
eine Rhetorik ^^^), in welcher er sich besonders eingehend mit
der Kunst und den rednerischen Studien des Demosthenes zum
Theil noch nach dessen eignen mündlich gegen ihn gemachten
Aeusserungen''^^ beschäftigte'®^, nicht minder aber auch über
Isokrates und andere Redner allerlei Nachrichten gab'^), die,
702) S. die Bmchstüjcke bei Müller a. a. 0. S. 866 f. Sanppe a. a. 0.
und Ostermann IE. S. 21—23.
703) Auch von Strab. a. a. 0. erw&hnt, ferner 6 Bücher ne^l tijg 'Ad^-
vTjaiv vofio^sa^ag, ans welchen mehrere Brnchstücke auf uns gekommen
sind, UQx6vto}v ävayQatprj^ im Yerzeichniss fehlend, aber in drei Bruch-
stQcken nachweislich (s. Müller a. a. 0. S. 362 ff.), mgl zmv 'Ad'rivriai
noXixmv (2 B.), ntifl drjfMtyayyiag (2 B.), nsgl noXmxiig (2 B.), tcsqI voy^mVy
2kQav7jyi%d (2 B.). Geschichtliche Nachrichten über Philosophen feuiden
sich aber ausser in der 'Aqx. dvayg. auch in Werken anderer Art, z. B. in
nsQl yjQQcog über Xenophanes und Anazagoras (La. Di. II, 13. IX, 20), im
Sokrates über Herakleitos, Demokritos und Archelaos (La. Di. IX, 16. 37. 67).
In La. Di. scheinen sie besonders durch Demetrios TOn Magnesia gekommen
zu sein, s. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 322 f. Auch Chreien schrieb er. —
Dass der Verf. der Schrift nsQl rmv xar' Atyvntov (Ath. XV. 680 a, vgl
Tertull. Apol. 19) nicht der Phalereer ist, bemerkt Ostermann II. S. 34.
A. 1. um so wunderlicher ist es, dass er IL 8. 32 f. und Herwig S. 16 f.
dem loseph. c. Ap. I, 23 (Euseb. P. £. IX, 42, 2. 468c) glauben, der
Urheber des Buchs über die Juden (s. C. 33. A. 81 u. bes. C. 38. A. 78 £f.)
sei kein Anderer.
704) In 2 und 4 B. Dazu *0(ifiQi%6g.
706) nsQl frjxoQixTig 2 B. (citirt von Philod. V. H.« III, 146. J. 6. #.
iv zA IC. (.).
706) Plut. Demosth. 11 (Fr. 17 Müll.).
707) Plut. a. a. 0. 9. 11. Cic. de divin. U, 46, 96, vgl de or. I, 61,
260. Qu. Cic. de petit. cons. 1. Dionys. de vi die. Dem. 63. Philod. Rhet.
4, 16 f. p. 222 f. Speng. Ausdrücklich citirt wird freilich diese Schrift nsgl
^rjTOQiniig nirgends, und einige seiner Aensserungen über Demosthenes, wie
das ungünstige ürtheil Plut. a. a. 0. 14, und andere Redner können daher
auch in einer oder mehreren anderen Schriften gestanden haben.
708) Tod des Isokrates, Zosim. V. Isoer. p. 268, 46 Westerm., Geburt
dos Isaeos in Chalkis, Harpokr. 'loaiog, Archias 6 ^yado^Qug sei Schüler
des Anaximenes gewesen, Plut. a. a. 0. 28 (Fr. 18 M.), Lob der Bered-
samkeit, mit welcher Philon, der Baumeister des neuen Seezeughauses, vor
dem Volke über seinen Bau Rechenschaft abgelegt hatte, Philod. a. a. 0.
IV, 12. p. 218 Sp., vgl. Cic. de or. I, 14, 62. Val. Max. VIII, 12 ext 2.
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9. Peripatetiker. Demetrioa von Phaleron. 141
so viel wir wissen, älteste Sammlung äsopischer Fabeln'^) nnd
desgleichen eine Sammlung angeblicher Ausspräche {yväiiaij
ajcoipd'iyfiata) der sogenaimten sieben Weisen, von welcher uns
noch Manches erhalten ist'^^). Die eigne Beredsamkeit des
Demetrios war nicht gering '^^). Schon sein schönes Aeussere'^*)
Schafer Demosth. IP. S. 307 (IP. S. 288 f.). Ein so massiver Irrthum
jedoch, dass er den Aeschines als Schüler des Sokrates bezeichnet haben
sollte (Schol. Aeschin. 2, 1. ms ^i^p <^. o $. tpr^ai), ist ihm kaam zuzutrauen:
entweder schrieb er (auch noch verkehrt genug): des Isokrates oder aber,
was weniger wahrscheinlich ist, vielmehr von Demetrios ans Magnesia
rührte diese falsche Nachricht her, s. Schäfer a. a. 0. I. S. 265 (230).
A. 1. Blass Att. Bereds. III, 2. S. 182. A. 1.
709) S. A. 697.
710) Im Verzeichnisse freilich fehlt sie, wenn sie nicht etwa in den
XQSiat enthalten war, aber die bei La. Di. den sieben Weisen beigelegten
Aussprüche stammen aus dieser Quelle. Dazu kommen der Auszug bei
Stob. Flor. III, 79, die Fv^fiai xmv inxa aoq>m9 bei Boissonade Anecd.
Gr. I. S. 18Ö— 141, die von F. Schultz Philol. XXLV. S. 216—226 mit-
getheilten Jla^ayyiXfiaTa, die *Tno9^rj%ai des Sosiadas bei Stob. Flor. III, 80
und andere Sammlungen. S. Brunco De vitis VII sapientium a Demetrio
Phalereo coUectis, Act. sem. phil. Erlang. III (1884). S. 299—397, dessen
Untersuchungen über den Ursprung und das Verhältniss xlieser Sammlungen
zu einander man bei ihm selbst nachlesen muss. Das Resultat ist S. 322
in ein Stemma zusammengefasst. Hier kann in der Kürze nur Folgendes
bemerkt werden. Aus welchen Quellen auch Demetrios geschöpft haben
mag, seine Arbeit war keineswegs gewissenhaft und sorgfältig, aber sie
ist ihrerseits die Quelle für alle Späteren geworden. Während vor ihm
das grösste Schwanken über die zu den Sieben zu rechnenden Männer
herrschte, stehen seit ihm Eleobulos, Selon, Cheilon,* Thaies, Pittakos,
Bias, Periandros fest. In den La. Di. kamen ihre Sprüche mittelbar, wie
es nach I, 60 scheint, durch Apollodoros nsQl zmv cpiXoaotpav aCgiasa^v
(s. C. 82. A. 182) , der die Sammlung des Demetrios ohne Zweifel unmittel-
bar benutzte. Ein Gleiches gilt von Didymos, dem Sohn des Herakleides,
unter Nero im 10. B. von dessen £v(inoaiayLdc (vgl. C. 30. A. 331), und aus
diesem mag Stob., der jedenfalls nicht mehr den Demetrios selbst auszog,
geschöpft haben, s. M. Schmidt Didym. S. 878. 379 £P., vgl. jedoch Brunco
S. 307 f.
711) S. Dohrn S. 6 ff. Herwig S. 3—8. Ostermann II. S. 16 ff.
Ob QointiL X, 1, 80 ihn mit zu den zehn Rednern zählt oder ihn vielmehr,
nachdem er fünf von ihnen besprochen, dieser Gruppe anreiht, geht an
sich aus dessen Worten nicht ganz deutlich hervor, indessen spricht nicht
bloss das einleitende quin etiam entschieden für das Letztere, sondern es
liat auch schwerlich jemals, nachdem dieser Kanon angestellt war, ein
Schwanken über irgend welche zu dieser Auswahl zu zählenden Personen
Statt gefunden, s. G. 36. A. 108 ff. Wenn Quintil. ihn aber hier als den
letzten nennenswerthen attischen Redner bezeichnet, so hat er in gewisser
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142 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
kam ihm bei derselben zu Statten. Aus tiefster Seele freilich
entsprang sie nicht, und das Studium war in ihr stärker als die
Natur. Von dem Schwung und Feuer eines Demosthenes war
sie weit entfernt. Wie die Verhältnisse es mit sich brachten,
eignete ihr vielmehr eine elegante Ruhe, und sie war in weit
höherem Grade darauf berechnet die Zuhörer zu ergötzen als
hinzureissen, weich, anmuthig und übermässig blütenreich '^').
Seine schriftliche Darstellung zeigte eine Mischung des philo-
sophischen und des rhetorischen Stils ^^^) und war allem Anscheine
nach nicht arm an zugespitzten Wendungen und metaphorischem
Ausdruck '^''). Dass seine geschichtlichen Angaben nicht durch-
Weise ohne Zweifel Recht. Der Hanptzeoge jedoch ist Cicero, der in ihm
die einzige Verschmelzung des Staatsmanns und Redners mit dem Philo-
sophen nnd selbst in ihm nicht ohne allen Zweifel bewundert, Off. I, 1, 8.
Leg. III, 6, 14.
712) Suid. Vgl. Phabor. b. La. Di. 76. Theila auf seine Schönheit,
theils auf seine Putzsucht und weibische Körperpflege bezogen sich seine
Spitznamen Lampeto oder Lampito von der gleichnamigen Hetäre (v^l.
Anm. 684) und xaQLtoßlitpaQog^ Diyll. u. Didym. a. a. 0. 0.
713) Cic. Brut. 9, 37. delectabat magis Ätheniensia quam inflammabal . . .
primua inflexit orationem et eatn moUem teneramque reddidit, et suavis . . .
videri mdluit quam gravis: sed suavitate ea, qua perfunderet anitnos, non qua
perfiringeret: tantum ut memoriatn concinnitatis suae, non, quemadmodum
de Peride scripsit Eupdlis, cum delectatione aculeos etiam relinqueret in
animis etc, 82, 285. mihi quidem ex illius orationibus redolere ipscie Athenae
videntur: at est floridior . . . quam Hyperides, quam I/ysias, Off. a. a. 0.
orator parum vehemens, dulcis tamen, ut Theophrasti discipuium agnoscere
possis. De or. II, 23, 95 wird er unter den nachdem osthenischen Rednern
als der politissimus bezeichnet, Or. 27, 92 heisst es von ihm diesen gegen-
über: (suavitate) praestitit ceteris, cuius oratio cum sedate placideque labi-
iur, tum iUustrant eam quasi stellae quaedam trälata verba et immutata etc,
(vgl. A. 715), und Cic. rechnet seine Beredsamkeit zum medium dicendi genus,
in welchem nervorum vel minimum, suavitatis autem est vel plurimum: huic
(generi) omnia dicendi omamenta conveniunt Vgl. Quintil. a. a. 0. Daher
ward denn das geflügelte Wort des Eratosthenes über Bions Behandlung
der Philosophie (s. A. 109) auf seine Behandlung der Beredsamkeit über-
tragen, Quintil. X, 1, 83. nee versicolorem ülam, qua 2>. Ph. dicebatur uti,
vestem. Hiezu stimmt auch die Schilderung seines persönlichen Auftretens,
Dur. a. a. 0. rißovXsto yäg xr^v offfiv tXaQog %al rotg anctvtmciv rjÖvg fpaC-
vea^a^j und daher gefiel ihm auch die Lebhaftigkeit der Action des
Demosthenes nicht (s. die A. 707 angef. Stellen b. Plut. Demosth. 9. 11).
714) La. Di. 82. xagaurriQ de (piloaotpog svxovia (rjtOQiiii xal dwccfiei
%s%Qa[iivog, Dann folgt eine Sammlung seiner Apophthegmen.
715) Nachdem Cic. Or. a. a. 0. auseinandergesetzt hat, dass er unter
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9. Peripatetiker. Straten. 143
weg zuverlässig waren, ergiebt sich neben Anderem '^^) schon
daraus, dass auch er das Märchen Von der Bigamie des Sokrates
auftischte''").
Straton"®), Sohn des Arkesilaos, von Lampsakos '*^),
Schüler ^«<^) und seit Ol. 123 (288/4) Nachfolger des Theophrastos
bis an seinen Ol. 127 (270/68) 18 Jahre später erfolgten Tod"*)»
war vorher, wie schon bemerkt'^^), etwa um 294"^) Lehrer des
Ptolemaeos Philadelphos gewesen'^), und aus seinem Testa-
ment"^), in welchem er den Lykon zu seinem Nachfolger und
zum Erben seiner Bibliothek ernennt, geht hervor, dass er ein
wohlhabender Mann war. Ohne Zweifel in philosophischer Hin-
sicht der selbständigste Geist der aristotelischen Schule ^^^), so
dass er nach dieser Richtung hin sogar den Theophrastos über-
traf, verfolgte er indessen dabei den schon von Aristoienos und
Dikaearchos eingeschlagenen Weg und brachte das naturalistische
und materialistische Element in der Denkweise des Aristoteles
immutata verba die Hypallage oder Metonymie verstehe, die gehäufte tra-
IcUio aber zur Allegorie werde (§. 93 f.), fährt er fort: fuiec frequentat Pha-
lereus maxime, suntque dülcissima, et quamqiMm trdlatio est apud eum
multa, tarnen immtUationes nusquam crebriores.
716) S. A. 708. 710, vgl. autjh A. 707.
717) Fr. 15 M. b. Plut Aristeid. 27.
718) Nauwerck De Stratone Lampsaceno philosopbo, Berl. 1886. 8.
719) La. Di. 68.
720) La. Di. a. a. 0. Cic. Acad. I, 9, 34. Fin. V, B, 13. Suid. Stga-
xmv Aai/Apa%riv6g , (ptl6ao(pog^ Qeo(pQäatov yvoagifiog xal SidSoxogj vtog Uq-
xBailaov 71 Ugnso^ovy og ins%Xi^d7} ^vütnog %. x, l. Simpl. Phys. f. 226'.
%al ExQUxoiv 9\ 6 AapLtpaiLfivog 6 &eo(pQdaxov ysyovoag dnovoxrig wxv xoig
dqCoxoig JlBQinaxr^xLV.otg dgid-pboviiBvog, Zu dem letztem Ausdruck vgl. Flut.
Col. 14. 1116 6 (nachdem er von Aristoteles, Theophrastos, Herakleides,
Dikaearchos gesprochen hat): xmv aXXmv IIsQinaxfixixcov %o(fvq>at6taxog
£tQdt(ov,
721) Apollod. Fr. 97 b. La. Di. a. a. 0.
722) C. 1. 8. 6.
723) Als Philadelphos 16 Jahre alt war.
724) na^riyi^aaxo IIxolepAx^ov xov ^daÖiltpov, Suid. La. Di. a. a. 0.,
wo der Zusatz %al ilaße, (paoi, nccQ* avxov xdlavxa 6y8ori%ovxa auf sich
beruhen kann. Dass er wirklich eine Zeit lang am alexandrinischen Hofe,
wohin er vielleicht auf den Antrieb des Demetrios von Phaleron berufen
ward, lebte, so bemerkt Z eil er n^ 2. S. 901. A. 2, beweisen seine Briefe
(oder sein Brief) an Arsinoe, La. Di 60.
726) B. La. Di. 61 ff.
726^) Tn Bezug auf seine Schätzung im AUerthnm s. A. 720.
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144 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
einseitig zur Geltung. Wenn er auch in Bezug auf die Seelen-
lehre nicht so weit ging als jene seine beiden Vorläufer'*^, so
schrieb er doch auch den Thieren Vernunft"') zu und bekämpfte
in höchst scharfsinniger Art die Unsterblichkeitsbeweise in Pia-
tons Phaedon'*®). In metaphysischer Hinsicht aber ging er noch
über jene beiden hinaus, ja sogar über den stoischen Standpunkt,
indem er an die Stelle des ausserweltlichen aristotelischen Gottes
die bewusstlos wirkende Naturkraft setzte '^^). Daher beschäftigte
er sich auch vorwiegend mit naturwissenschaftlichen Unter-
suchungen, so dass er den Beinamen „der Physiker'* erhielt'^)
und die Zahl seiner Schriften über Logik, Metaphysik, Ethik
und Politik zusammengenommen noch nicht so gross war wie
die der naturwissenschaftlichen allein '^^). Historisch waren die
zwei Bücher Evgriiidtmv ikeyxoi, in welchen er die vor ihm auf-
gestellten Behauptungen über die Erfinder der verschiedenen
Künste zu berichtigen suchte''^).
Praxiphanes'^^), Sohn des Dionysophanes, von Mytilene'**)
oder Rhodos'*^), Schüler des Theophrastos'*^, hielt selbst in
726) S. das Genauere b. Zeller S. 915 ff.
727) Epiphan. Exp. fid. 1090 A.
728) Vielleicbt in der Sebrift mql tpvcBcoq dv^Qamivfjg^ s. Olympiod.
zn Plat. Pbaed. p. 150 f. 186. 191 Finckh, welcher Auszüge aas ihm giebt,
vgl. Zeller S. 920. A. 2. 3.
729) S. Zeller S. 904 ff. 730) La. Di. 68.
731) 8 das Verzeichniss b. La. Di. 58—60. Vgl. A. 724. 728. 732.
732) Nach dem Urtheil des Polyb. XU, 25^, 3 mit sehr glückliebem
Erfolg in der Widerlegung , aber mit sehr unglückliebem in seinen eignen
Aufstellungen: ozav iyxs^^riorj tag rcov aXlmv do^ag ducatiXXiö&ai. %al ^evdo-
Moisiv, ^avfiaaiog iatiVy oxav &' 1$ avtov zt n(fO(pi(^xcii %aC xi tc5v IdCmv
inivo7ifiat<ov i^riy^taiy nagä nolv fpuCvBxui ro^? ini.sxri(i06iv Bvri^iaxeQog
avtov xal viod^Qoxs^og. Hauptsäcblicb waren sie gegen Epboros gerichtet,
Plin. N. H. VII. Lid. Stratone qui contra Ephori BVQi^iiata scripsit. Vgl.
Müller F. H. G. II. S. 369. Brusskern De rerum inventarum scripto-
ribus Graecis, Bonn 1864. 8. S. 10. Das einzige Bruchstück giebt Clem.
Strom. I. 309 A. Von den übrigen Schriften wird n^ql xov tcqox^qov xal
vaxiQov von Simpl. Cat. f. 106', nsQl hvnvCmv bei Tertull. de an. 46 an-
gefahrt, ausserdem s. A. 728; mql %wriaBi»g bei Simpl. Phys. a. a. 0.
fehlt im Verzeichniss: „pars fortoBsia fuU aliua libri", meint Nauwerck
S. 7. A. 5.
733) Prell er De Praxiphane Peripatetico inter antiquissimos gramma-
ticos nobili (Dorpat 1842. 4), Ausgew. Aufsätze S. 94—112.
734) Clem. Strom. I. 309 A (365 P.). Vit. Arati Lat. Z. 41 f. Breysig.
735) Strab. XTV. 665 (wo die Zusammenstellung mit Eudemos und
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9. Peripatetikcr. Praxiphanes. 145
Athen '^^ entweder auch schon bei Lebzeiten seines Lehrers'***) '
oder aber lediglich erst nach dessen Tode Vortrage^ jedoch , wie
es scheint, mehr auf dem Gebiete der Rhetorik und Poetik, der
Litteraturgeschichte und, so weit damals von einer solchen schon
die Rede sein konnte, der Philologie als der eigentlichen Philo-
sophie, dergestalt, dass man ihn als den ältesten Grammatiker
bezeichnete'*^). Dazu stimmt es denn auch, dass, wie es scheint,
nicht bloss Äratos, sondern gleichzeitig auch Kallimachos etwa
zwischen 291 und 287 seine Zuhörer waren und letzterer späterhin
ihm eine seiner Schriften widmete'**^). Von seinen eignen Werken
kennen wir drei Titel, über Dichter (itegl 7C0Lrixäv\ über Dicht-
werke {%bqI ÄOtijftaron/)'*®^), vielleicht beide nur verschiedene
Hieronymos beweist, dass der Peripatetiker gemeint ist). Epipban. adv.
baer. 1. lU. T. H. p. 1090 B.
786) Prokl. in Plat. Tim. 6 C. Proleg. in Hesiod. p. 3 f. Gaisf.
787) Denn nur dort konnten Aratos and Kallimachos zusammen seine
Schüler sein.
738) Aber doch sieber niebt scbon bei Lebzeiten des Aristoteles 323
oder bald bemacb, als Epikuros zum ersten Male nacb Athen gekommen
war, so dass dieser schon damals ibn bätte boren können; aber ancb wenn
man annehmen wollte, er habe znerst in Mytilene gelehrt, so ist es nicht
eben wahrscheinlich, dass Epikaros bereits über 30 Jahre alt und schon im
Begriff dort selbst als Lehrer aufzutreten, es noch der Mühe für werth ge-
halten hätte sich daselbst zuvor erst bei ihm zu unterrichten, und vollends
unglaublich erscheint der Gedanke von Preller S. 96 f., es sei dies noch
einige Jahre später 306 in Athen geschehen, unmittelbar bevor Epikaros
dort zur Gründung seiner Genossenschaft schritt (vgl. Anm. 405). Es wird
daher wohl dabei bleiben müssen, dass es ein Irrthum war, wenn ApoUo-
doros den Praxiphanes als Lehrer des Epikuros bezeichnete, s. Anm. 897^.
739) Clem. a. a. 0. dvo{tdad'ri dl ygafiiiatttiog mg vvv 6po(miofisv ngoitog
n, 6 AT. Schol. Dionys. Thr. Bekk. Anecd. U. p. 729. Er scheint sich
also unter den Peripatetikem noch mehr, als es namentlich schon Dikae-
archos gethan hatte, im Anscbluss an die Litteraturgeschichte, Rhetorik
und Poetik auch mit der Kritik, namentlich der ästhetischen (Fr. I b.
Philod. «. noiriiuctmv Col. XL p. 13 Duebn. und IV b. Demetr. de eloc §. 66,
verglichen mit Fr. V b. Prokl. in Tim. a. a. 0., wo er den Anfang des
platonischen Timaeos tadelt) und Auslegung (Fr. VII b. Schol. Soph. 0. C.
900. YIII b. Bekk. Aneod. p. 348, 14) der Schriftsteller be&sst zu haben.
Er entdeckte zuerst die ünächtheit des in den älteren Exemplaren, wie er
beobachtete, fehlenden Prooemions von Hesiodos W. u. T. (Fr. VI b. Prokl.
Proleg. in Hes. Op.). Fast alle seine Bruchstücke fallen in dies Gebiet.
740) Kallimachos war, wenn ich nicht irre, sein Schüler etwas später
als Aratos, ungefähr 290/89 geworden, s. C. 10. A. 10. Im üebrigen s.
C. 10. A. 4. 42. C. 18. A. 6. 77.
740*) Philod. a. a. 0.
St-BKMiHL, griech.-alex. Litt-Oesch. I. 10
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146 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
Bezeichnungen desselben Buchs, eines Dialogs, in welchem er
mit der dieser Litteraturgattung eignenden poetischen Freiheit den
von Piaton auf dessen Landgut bewirtheten Isokrates sich mit
ersterem über Dichter unterhalten Hess'**), und über Geschicht-
schreibung (x€qI [öxoQiag)''^*), Vermuthlich war auch das Werk
dieses letzteren Titels ein Dialog, in welchem er die Scenerie an
den Hof des Archelaos von Makedonien verlegte ^^) und auch
den Thukydides, der allerdings eine Zeit lang in Makedonien
gelebt hat, mit noch grösserer Freiheit der Erfindung dort auch
sterben liess'**).
Lykon'*^), Sohn des Astyanax, von Troas'*^), Schüler des
Straton und des Megarikers Panthoedes'*'), war 300/298 geboren
und also noch jung'*®), als er nach dem Tode des Straton 270/68
die Leitung der Schule übernahm, und um so mehr zeigte es sich,
welche unglückliche Wahl dieser getroffen hatte, als er ihn zum
Nachfolger bestimmte. Denn Lykon stand nunmehr der Schule
44 Jahre vor bis an seinen im 74. Lebensjahre'*^) 236/4 er-
folgten Tod, und unter diesem seinem langen Regiment begann
dieselbe von jener wissenschaftlichen Höhe, auf welcher sie unter
Straton immerhin noch gestanden hatte, zu der vollständigen
Oede herabzusinken, welche zwei Jahrhunderte lang mit ver-
741) La. Di. lU, 8. o d' ovv (ptX6ao(pos (nämlich Piaton) xal 'laonga-
xBi (pÜog ^y, %al uvxmv IlQCt^updifrig cvviy^aips diaxQiß^v xwa «cpl noiti-
xmv ysvofjiivriv iv ctyqm naqa UXccxmvi iniiBPmd'ivxos xov iGO%qaxovg,
Immerhin war die Einkleidung in so fem historisch trea , als Piaton wahr-
scheinlich schon um 396/6 von seinen Reisen zurückgekehrt und bis gegen
392/1 mit Isokrates befreundet war.
742) Marcellin. V. Thuc. §. 29 Poppo.
743) S. Hirzel Die Thukydideslegende, Herm. XIU. 1878. S. 46—49.
744) Anderer Ansicht war v. Wilamowitz Die ThukydiUeslegende,
Herm. XII. 1877. S. 353 ff., aber den Gegenbeweis von Hirzel a. a. 0.
hat dann R. Scholl Die Thukydidesbiographie, ebend. Xllf. 1878. S. 446 ff.
noch vervollständigt. S. jetzt auch Wilamowitz Eurip. Herakl. I. 8. 16.
A. 26.
745) Eine ihm mit Recht sehr ung^stige Biographie hatte Antigonos
von Kaiystos geschrieben, aus welcher nicht bloss bei Ath. XII. 547 d ff.
ein lUngerer Auszug erhalten, sondern auch die Hauptmasse des Artikels
bei La. Di. V, 65—68 geflossen ist, s. Wilamowitz A. v. K. S. 78 ff.
746) (Ant. b.) La. Di. 65. Vgl. Plut. de exil. 14. 605 B.
747) La. Di. 68.
748) S. darüber auch die Aeusserung in Stratons Testament, La. Di. 62.
749) La. Di. ebend. Hiemach berechnet sich seine Geburts- und Todes-
zeit. Ueber die angebliche Todesart s. A. 545 if.
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9. Peripatetiker. Lykon. 147
einzelten rühmlichen Ausnahmen ihr Kennzeichen blieb ^ zu dem
„Todtenschlaf"'*^), aus welchem sie dauernd erst Andronikos
von Rhodos wiedererweckte. Nachdem sich Lykon während
seiner Studienzeit namentlich mit den galanten Damen und den
Zechgelagen Athens eine ungemein genaue Bekanntschaft er-
worben hatte ''^^), führte er als Schulvorstand eine Schwelgerei
und einen Luxus ein, die Alles überboten, was freilich auch in
anderen philosophischen Genossenschaften Athens damals ge-
leistet ward, und es zu einer sehr kostspieligen Sache machten
athenischer Peripatetiker zu werden und daher natürlich auch
Vielen die Lust dazu benahmen''**). Andrerseits beschäftigte er
sich eifrig mit Ballspiel und Turnen '^*), besass überdies einen
sehr beredten Vortrag'^) und machte sich auch als politischer
Rathgeber um die Athener verdient'^^), so dass sich vermuthen
lässt, er habe das Bürgerrecht erhalten, unter solchen Um-
ständen besass er denn nicht minder bei den beiden ersten perga-
menischen Königen Eumenes I und Attalos I, zumal bei der
Herkunft aus deren Reich, ein hohes Ansehen, so dass sie wieder-
holt ihn fürstlich beschenkten'^^, und Antiochos II '^') suchte
ihn an seinen Hof zu ziehen, aber er nahm diese Einladung
nicht an. Li Athen gehörte er zur Volkspartei, da er im chre-
monideischen Kriege eine hohe Beisteuer gab'^), und sowohl
hieraus wie aus seiner Feindschaft mit Hieronymos, die ihm
übrigens wohl eher zur Ehre als zur Unehre gereicht, begreift
es sich, dass er allein von allen damaligen Philosophen es ver-
schmähte an dem bei diesem gefeierten alljährlichen Erinnerungs-
fest für Halkyoneus Theil zu nehmen '^^). Aber man musste ihn
hören und nicht lesen '^^), denn seine Schriften steckten voll von
760) Wilamowitz A. v. K. S. 83.
761) Antig. v. K. b. Ath. a. a. 0. 762) Antig. ebend.
76d) Antig. ebend. u. b. La. Di. 67.
764) (p(fa6ti%og dvriQ (Ant. b.) La. Di. 65.
766) (Ant b.) La. Di. 67.
766) (Ant. b.) La. Di. ebend.
767) Denn dieser (262—247) wird wahrscheinlich gemeint sein b. (Ant.)
La. Di. ebend.
768) C. L A. n, 834. Wilamowitz a. a. 0. S. 79.
769) (Ant. b.) La. Di. 68.
760) S. darüber das Witzwort des Antigonos (Gonatas oder Earystioä?
8. Wilamowitz S. 79). Cic. Fin. V, 6, 13. oratione locuples, rebus ipsia
ieiunior,
10*
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148 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
geschraubten Phrasen und gesuchten Floskeln '^^). Genaueres
freilich wissen wir von diesen Schriften nicht: erhalten ist uns
ausser einem unbedeutenden Bruchstück '^^) nur die lateinische
Uebertragung '^') seiner begreiflicherweise sehr naturgetreuen
Schilderung des Trunknen und „des Katzenjammers"'^).
Hieronymos'^*) von Rhodos''*®), sein Zeitgenosse'*'), war
allerdings ein Mann von sehr vielseitiger, aber auch ohne Zweifel
von sehr oberflächlicher Bildung. und von sehr unedlem Charakter,
an welchem freilich seine anmuthige Darstellungsgabe gerühmt
wird'*®). Jedenfalls zog er sich von der peripatetischen Schule
unter Lykons Leitung zurück und gründete eine eigne '*^), aber
er wich auch von Aristoteles selbst in der Ethik bedeutend ab,
indem er mit den Epikureern die Schmerzlosigkeit für das höchste
Gut, andrerseits freilich die Lust für gar kein Gut erklärte"*^).
Auch hielt er es nicht wie Straton mit den Ptolemäem, son-
dern schloss sich dem Antigonos Gonatas an, und da die atheni-
schen Stoiker, wie gesagt"^), schon seit dem Tode ihres Stifters
nicht mehr in derselben engen Beziehung wie letzterer zu diesem
grossen Könige standen, so ward die jährliche Erinnerungsfeier
zu Ehren von dessen geliebtem, im Kriege gefallenen Bastard-
sohne Halkyoneus, zu welcher der König viel Geld hergab, wie
schon wiederholt bemerkt ward, bei ihm gehalten"^). Die heftige
Feindschaft zwischen ihm und Lykon war denn freilich unter
diesen Umständen sehr begreiflich. Seine Schriften waren, so
viel uns bekannt ist, theils philosophischer, theils historischer
Art, und zwar wissen wir von der letzteren Classe bei Weitem
761) Die Belege bei La. Di. 65 f. (nach Ant. v. K.) zeigen ächten
asianischen Barockstil, 8. Wilamowitz S. 79.
762) Bei Herodian. II, 716.
763) Rutil. Lup. H, 7.
764) Wilamowitz S. SS.
765) Hieronymi Rhodii Peripatetici fragmenta. Collegit et adnotavit
Ed. Hill er. In der Satura philologa H. Sauppio oblata, 1879.
766) Cic. Fin. II, 3, 8. Strab. XIV. 655. La. Di. II, 26. Ath. X. 424 f.
767) Und folglich nicht, wie Ath. a. a. 0. sich ausdrückt, bereits
Schaler des Aristoteles.
768) doctus et suavis, Cic. Fin. V, 5, 14, ygl. II, 6, 19.
769) S. A. 759. 772.
770) Cic. Tusc. V, 30, 87 f. Fin. a. a. 0. 0. Plut. Stoic. rep. 2. 1033 C.
lambl. b. Stob. EcL I. p. 920 H. 388, 8 ff. W. Clem. Strom. U. 415 C.
Zeller S. 924.
771) S. Anm. 208. 203^ 296. 297. 772) La. Di. IV, 41. V, 68.
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9. Peripatetiker. Hieronymos von Rhodos. 149
mehr als von der ersteren^'^). Sein im Ganzen verständiges
Kunsturtheil über Isokrates'^*) weist ihm einen Platz unter Den-
jenigen an^ welche zu einer richtigen Würdigung dieses bis dahin
noch immer überschätzten Rhetors den Weg bahnten"^). In
seinen geschichtlichen Angaben aber zeigt er sich im Ganzen
als ein unzuverlässiger, ja geradezu lügenhafter und unsaubern
Klatsch liebender Berichterstatter und'^^^) boshafter Mensch und
773) Die nachweislichen Titel sind: nsgl inoxfig, wohl jedenfalls ein
Widerlegungsversuch der skeptischen Theorie des Arkesilaos, (La. Di. n,
106), nsQl fii^rig, ohne Zweifel mit Benutzung der gleichnamigen Schrift
des Theophrastos oder Chamaeleon oder, wenn es zwei Schriften waren,
beider verfasst (Ath. X. 424 e. XI. 499 f), negl noirjzmv in mehreren Büchern,
von denen das 6. nsgl Hid'agcodmv (Ath. XIV. 635 f), ein anderes nsgi
tgayatSonomv (Suid. 'Aifayvgoioiog) betitelt war, ^Tnofipriiiata taroQmd, aius
denen Ath. XIH 657 e. 604 d ff. Anekdoten u. schmutzige Klatschgeschichten
von Sophokles und Euripides nebst einem unter dem Namen des erstem
gefälschten Epigramm mittheilt, und Znogadriv vnofivrjfiata ^ wenn anders
dies nicht vielmehr bloss ein anderer Titel derselben Sammlung war. Die
anoQadriv vnofkvrjfkata werden von La. Di. I, 26 f. 11, 14 in Bezug auf
Thaies und Anazagoras angeführt, aus ihnen stammen aber ohne Zweifel
auch die Angaben über Pythagoras (La. Di. VIII, 21) , Herakleitos (La. Di.
IX, 16), Empedokles (La. Di. VIII, 37. 58) und Sokrates, in Bezug auf
den Hieronymos gleich Demetrios (s. A. 717) dem Aristozenos das Märchen
von den zwei Frauen desselben nachschrieb (La. Dl II, 26. Ath. XIII.
556 a. Plut. Arist. 27). Diese Sammlung oder diese beiden Sammlungen
bezogen sich also grossentheils auf Philosophen- und Litterargeschichte,
doch werden aus ihm auch Notizen über die Tugenden des Agesilaos
(Plut. Ages. 13), die Eegierungsdauer des Perdikkas (Ath. V. 207 d), die
Eunstweberei (Ath. H. 48b) angefahrt. Vgl. auch Müller F. H. G. II.
S. 450. A. 1. Auf 'Emctolai hat man aas Ath. X. 434 e. ^IsqmwiLog xe
iv taig 'EniittoXatg SadqtQaotoif <p7iai liysiv oxi> 'Ali^avdi^og x. t. A. ge-
schlossen, aber es ist, xan. nur das Mindeste zu sagen, ebenso gut mög-
lich, dass Hieronymos hier die Briefe des Theophrastos citirt, s. üsener
'Anal. Theophr. S. 9 (der aber mit unrecht an den Eardianer H. denkt) u.
bes. Prinz De Solonis Plutarchei fontibus (Bonn 1861) S. 28 ff. Endlich
rechnet Plut. Qu. symp. Prooem. 3. 612 d auch ihn zu Denen, welche
Xoyovg naqa n6tov yevoiiivovg geschrieben haben. Danach vermuthet
M. Schmidt Didym. S. 368, er habe auch ein Zvftnoaiov verfasst.
774) Bei Dionys. de Isoer. 13 und vollständiger bei Philod. Rhet. IV, 2.
Col. XVI. Doch 8. Cic. Or. 56, 190. Eine gute Beobachtung scheint er
auch über die Fabel des euripideischen Phoenix gemacht zu haben, Fr. 5
b. Suid. 'AvayvQocaiog u. s. w., s. dazu Hiller, vgl. Wilamowitz Eurip.
Herakl. 1. S. 88. A. 74.
775) Blass Att. Bereds. IL S. 111. 136. 185.
776) S. die Anm. 773 angef. Stelle über Phaedon La. Di. U, 105.
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150 Zweites Capitel. Philosophie bis 2 Hälfte des 2. Jahrh.
scbeiDt das Feld der Weiber- und Knabenliebe mit besonderem
Behagen behandelt zu haben''').
Prytanis wird gleich Hieronymos unter den Verfassern
sjmpotischer Gespräche aufgeführt"^) und als einer der hervor-
ragenden Feripatetiker und ein Mann bezeichnet^ welchen Äuti-
gonos Doson (230-— 221) zu Staatsgeschäften benutzte"^). Er
muss aber damals schon ziemlich alt gewesen sein^ wenn anders
sein Schüler'^) Euphorion wirklich bereits um ^276 geboren war.
Ariston'®^) von lulis auf Keos'^^) war Schüler '^^) und wahr-
scheinlich'**) Nachfolger des Lykon, lebte aber doch vielleicht'^)
auch schon gleichzeitig mit Arkesilaos in Athen. Seine Werke
waren leicht und gefällig geschrieben, aber ohne Tiefe und
rechten Ernst, so dass sie mehr das Gepräge blosser Unter-
haltungslitteratur als das streng wissenschaftlicher Arbeiten an
sich trugen'®^) und er, wie schon früher bemerkt wurde '®^**), mit
Recht als ein Nachahmer des Borystheniten Bion bezeichnet
wird'®'). Seine Schrift Lykon, zu Ehren seines Lehrers so be-
titelt, wahrscheinlich ein Dialog, wird mit den äsopischen Fabeln
777) Ausser den Anm. 773 angef. Stellen über Sophokles, Eoripides,
Sokrates, Alezandros den Grossen s. noch Ath. III. 602 a.
778) Plut Qu. symp. a. a. 0.
779) Polyb. V, 89, 8. — Bei Hesych. Vit. Aristo! p. 402, 21 ff. West.
wird gleichwie Praxiphanes, Hieronymos, Fhormion so auch er zu den
Schulnachfolgem des Aristoteles (ßiddoxoi avtov xrjg üxoX^g) gerechnet,
scheint also auch eine eigne Schule gehabt zu haben.
780) Suid. EvtpoQiav, s. C. 14. A. 97.
781) Hub mann Ariston von Keos der Feripatetiker, Arch. f. Philol.
UI. 1834. 8. 102—126. Bitschi Aristo der Feripatetiker bei Cicero de
senectute §. 3, Rhein. Mus. N. F. I. 1842. S. 193—201. 640. Opusc. I.
S. 661—669..
782) La. DL VH, 164; vgl. V, 74. Strab. X. 486. Steph. v. Byz. 'lovX^g,
783) La. Di. V, 70. Cic. Fin. V, 6, 13.
784) Flut, de exil. 14. 606 A. B, wo die nach einander aufgezählten
Feripatetiker die Schulhäupter zu sein scheinen. Vgl. Clem. Str. I. 301 B,
wo Aristons Name offenbar nur zufällig verloren gegangen ist.
786) Es ist wenigstens möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass
der Yers auf Arkesilaos ngoo^e nxdzmv, Inid'sv UvQQatv^ ftiaaog JtodmQog
von ihm und nicht von dem Stoiker A. herrührt, s. A. 247^.
786) Cic. Fin. V, 6, 13. concinnm ... et elegcms ... sed ea, quae
desideratur a magno philosopho gravüas in eo non fuit. scripta sane et
muUa et poUta: sed nescio quo pacto auctoritatem oratio non habet,
786^) S. A 115.
787) Strab. a. a. 0. S. A. 790.
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9. Peripatetiker. Prytanis. Arision von Keos. 151
tmd dem märchenhaften Abaris des Pontikers Herakleides zu-
sammengestellt und ihnen Allen so Etwas wie eine Mischung
des Mythischen mit dem Philosophischen zugeschrieben^^); und
sie muss daher in irgend einer Form märchenartige Erzählungen
enthalten haben. Wahrscheinlich eine andere ^®^), wenn auch
theilweise ähnlich geartete handelte vom Alter, und Tithonos
ward in ihr redend eingeführt, und zwar als der einzige oder
doch der eigentliche Sprecher^^). Eine dritte, ^EQcntxa ofioea
oder ofioidnata'^^^), war eine Sammlung von Witzworten in Bezug
auf Liebesangelegenheiten mit einer auf Gleichnissen beruhenden
Spitze. Desgleichen wissen wir einiges Genauere über eine vierte,
die ^Txonvrjuccta wtl(f xavodo^vas^^). Doch scheint er auch eine
788} Pliit. de and. poet. 1. 14 E. ov yag {Upov tu AUt&nua (ivd-agtcc
%al tag notrjtiitas vnod'iastg %al tow *jißagtv tov ^HgocnXsidov %ai tov Av-
iu0va tov 'Jgiatoawog 9ts(fx6fASvoi (näml. ot aq>69Qa vioi), dXla %al tä ns(fl
täv ipv%6aif Soyficcta iisfttyfiiva pLvd-oXoy^o^ fisd"' iiSov^g iv^ovoimci.
789) Ritflchl hält sie freilich nach dem Vorgang eines älteren Ge-
lehrten fflr dieselbe. Aber der einzige von ihm angeführte Grund, dass
Lykon 74 Jahre alt ward, spricht eher gegen als für diese Vermnthung.
Denn 74 Jahre sind doch gar kein so nngewOhnliches Alter. Und in welche
„phantastische Yerbindong'* A. den Lykon und den Tithonos gebracht haben
könnte, lässt sich so wenig ausdenken, dass Ritschi selbst hierauf ver-
zichtet. Allerdings könnte „Lykon bloss als Ehrentitel figurirt" haben.
790) Cic. Senect. 1, 3. omnem autem sermonem non tribuimtis TÜhono
%U Äritto (ku8 etc. Mag die nun von Cicero in dieser Schrift unmittelbar
oder nur mittelbar benutzt sein, jedenfalls stammt ans ihr Alles, was sich
in letzterer mittelbar anf Bion zoröckfQhren IS^st, s. Hense Teletis reliqo.
8. XCIV— CIV. 89. Mit Recht vermnthet Ritschi Rhein. Mus. VI. 1847.
S. 542 in ihr ein Vorbild für Varros Tithonua nsgl yiigtog.
791) Ath. X. 419 c. XlII. 668 f. XV. 674 b. vgl. II. 88 f. Vielleicht
einerlei mit den 'E^osriKal dmtifißai in dem Verzeichniss der angeblich dem
Chier, in Wahrheit aber grossentheils (s. A. 248) dem Keer angehörigen
Werke bei La. DL VII, 168. Dass sie jedenfalls aber nicht einerlei waren
mit den 'O/^oioof^orra des ersteren, sondern dem letzteren angehörten, hat
Ritschl überzeugend nachgewiesen, s. A. 247. 248.
792) Aus Philod, de vit. X. Col. 10. 16. §. 10.28 der Ausg. von Sauppe,
woraus erhellt, dass auch das bei Cic. Off. II, 16, 66 Bemerkte in letzter
Instanz aus dieser Schrift stammt, deren Titel in dem Verzeichniss bei La.
Di. a. a. 0. steht. Dass sie wirklich von dem Peripatetiker und nicht von
dem Stoiker war, hat Sauppe a. a. 0. S. 6 f. 84 durch den Hinweis auf
die Vorliebe, mit welcher gerade von Peripatetikem (wie Aristoteles und
EudemoB in ihren Ethiken, Theophrastos, Lykon, Satyros, dem Verfasser
der grossen Moral) Charakterbilder gezeichnet wurden, wahrscheinlich ge-
macht, obgleich er zugiebt, dass diese „Ethologie" (Poseidon, b. Sen. Ep.
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152 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hallte des 2. Jahrh.
Schulgeschichte der Peripatetiker verfasst zu haben ''^^), in welcher
auch die Testamente der Schulhäupter, wie sie sich uns noch
erhalten haben, standen''^), und dies muss als sein, wenn nicht
einsdges''^^), so doch am Meisten dauerndes Verdienst, aber auch
als ein sehr grosses angesehen werden« Von seinen übrigen
Werken ^^^) ist uns nichts Näheres bekannt '^^).
Phormion hat sich nur durch eine grossartige Thorheit im
Gedächtniss erhalten, nämlich durch die Vorlesung, welche er als
95, 66) anch den Stoikera, wenigstens den späteren eklektischen, wie Posei-
donios nnd Seneca, nicht fremd war.
798) Wie Stratokies und später Apollonios von Tyros eine der Stoiker,
s. A. 151 und C. 32. A. 57 f. und der A. 96. 98. 544. 665° besprochne Ano-
nymos eine der Akademiker.
794) Ausdrücklich sagt freilich La. Di. Y, 64 nur vom Testamente des
Straten^ dass es ans A. ist, aber man darf es hiernach mit Wahrscheinlich-
keit anch von allen anderen annehmen. Dazu kommt, wie Zell er 11\ 2.
S. 926. A. 8 bemerkt, der eigenthümliche ümsland, dass die Geschichte der
Peripatetiker bei La. Di. nicht über Lykon hinausgeht.
794^) Für die Behauptung von ILHeinzeDe Horatio Bionis imitatore
(Bonn 1889). S. 26, dass Horatius stark von ihm beeinflusst sei, namentlich
in Ep. I, 1 nnd 2, bleibt der Beweis abzuwarten.
795) In dem Yerzeichniss bei La. Di. a. a. 0. erscheinen auch ^Tko-
(tvriiMitoav %s' und ngog rovg (ritogag; es wäre daher an sich möglich, dass
bei Philod. de rhet. V. H.« III, 168. ro ßißUov <ir'> 'Agiormvog, Fr. 12.
'Agictco^vy i(^v vnoyiivi^fAaaw u. ö. dieser ältere Peripatetiker A. gemeint
sei, aber da Strab. XIV, 658 einen Ariston aus Eos als dessen Schüler und
Erben nennt (o änQoaaafiEvog xov IlBQixaTTitiiiov %otl nXrjQOvofiiQaag avtov),
da femer sowohl Qaintil. II, 15, 19 einen A. als Critolai peripatetici disci-
ptdus wie auch Sex. Math. 11, 61 als 6 Kgitohiov yvtoQtfiog bezeichnen, so
haben wir schwerlich ein Recht mit Zell er aus diesem Schüler des Krito-
laos vielmehr dessen Amtsvorgftnger zu machen, vielmehr vnrd hier wahr-
scheinlich eben jener Eoer gemeint seiu, der dann also zuerst seines Namens-
genossen und darauf noch des Eritolaos Schüler war. Dazu kommt, dass A.
bei Philod. ebendas. III, 4. Fr. 4 hinter Eritolaos genannt wird: Ki^itoXdcp
xofl 'jQ^^atmviy (vgl. ebend. 6. Fr. 6, wo Eritolaos allein erscheint, und
CoL 15, aus welcher letztern Stelle in Verbindung mit jenen obigen mit
einiger Wahrscheinlichkeit zu schliessen ist, dass dieser jüngere A. „in
jenen Commentaren \^Tnofiviiii.ata\ die Lehren seines Meisters Eritolaos**,
welche dieser indessen doch auch schriftlich vorgetragen zu haben scheint
[s. A. 804], „aufgezeichnet haben mochte", s. Gomperz Z. f. d. ö. G. 1865.
S. 818 u. bes. 1866. S. 699 f.).
796) Einiges Weitere über A. s. b. Zeller a. a. 0., welcher hervor-
hebt, dass die von ihm erhaltnen Bruchstücke (s. A. 791. Plut. Themist. 3.
Arist 2. Pseudo-Sotion de fluv., (d. i. Isigon. Exe. Flor.) 25. p. 187 Westerm.)
meistens historisch sind.
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9. Peripatetiker. Phormion. Eritolao«. 153
Greis in Ephesos 194 dem Hannibal über Kriegskunst hielt ^^'^.
Wir wissen daher nicht; ob er auch Schriften verfasste.
Eritolaos von Phaselis'^®), wahrscheinlich unmittelbarer
Nachfolger des Ariston'^^), jedenfalls Vorsteher der peripatetischen
Schule ^^) und in dieser Eigenschaft Theilnehmer an der so-
genannten Philosophengesandtschafb nach Rom 156/5 ^^^); und
zwar i» den späteren Zeiten seines Leben ^^), welches er auf
über 82 Jahre gebracht haben solF*^^), war eine jener wenigen
rühmlichen Ausnahmen unter den Peripatetikern der Alexandriner*
zeit seit Lykons Regiment; indem er wieder eine wirklich ernste
philosophische und überhaupt wirklich wissenschaftliche Richtung
einschlug^^). Er blieb damit allem Anscheine nach, wie das
Beispiel seines Nachfolgers Diodoros zeigt; auch nicht ohne allen
797) Cic. de or. 11, 18, 76. Ausserdem s. A. 779.
798) Plut de exil. a. a. 0.
799) S. darüber Zeller S. 927 f. A. 1.
800) Clem. Str. I. 801 B, vgl. A. 784.
801) Cic. Acad. II, 46, 137. üeber die von den drei Mitgliedern der-
selben in Born gehaltenen Vorträge sagt Gell. VI, 14, 10 nach Rutilins und
Polybiofl: violenta et rapida Cameades dicebat, scita et teretia Critolawi, mo-
desta Diogenes et sohria.
802) S. darüber wiederum Zeller a. a. 0. und S. 928. A. 1.
808) Pseudo-Lukian. Macrob. 20.
804) Vgl. auch Cic. Fin. V, ö, 14. Zwar zollte auch er der materia-
listischen Richtung seines Zeitalters seinen Tribut und näherte sich eben
damit den Stoikern, indem er sich Seele und Vernunft als eine ätherische
Substanz dachte (Stob. Ekl. I. p. 58 H. 86, 5 f. W. » Aet p. 803 Diels.
TertuU. de «an. 6), aber seine Vertheidigung der aristotelisch^i Lehre von der
Anfangs- und Endlosigkeit der Welt und des Menschengeschlechts gegen
die Stoiker (bei Pseudo-Phil. aetem. m. c. 11—16 Bern. p. 492 if. Mang.
943 6—947 B HOsch.) vermuthlich in einer eignen, vielleicht (s. Bernays
Ueber die unter Philon*8 Werken stehende Schrift üb. d. Unzerstörbark. des
Weltalls S. 68) mgl t^g dtdi^trjtos xoaftov betitelten Schrift (vgl. C. 82.
A. 428. 434, auch 428) verräth nicht nur sein Interesse an theoretischen
Fragen, sondern zeigt ihn auch als einen tüchtigen und scharfsinnigen
Denker.* In der Ethik schloss er sich dagegen zwar im Uebrigen an die
aristotelische Güterlehre an, berührte sich aber mit dem altstoischen Rigo-
rismus, indem er die Lust geradezu für ein Uebel erklärte (Gell. X, 6, 6).
Ueber die Beredsamkeit äusserte er sich geringschätzig, indem er sie (mit
Plat. Gorg. 463 B) als eine blosse T^tjJij bezeichnete (Quintil. II, 15, 23. vgl.
17, 16 [s. C. 32. A. 422]. Sex. Math. II, 12. 20. Philod. de rhet. V. H.* III,
6. 10, 1. VIII, 88. IX, 60 u. s. A. 796). Wahrscheinlich in derselben Schrift,
in welcher er dies aussprach, erzählte er ein abgeschmacktes Geschichtchen
von Demosthenes (Gell. XI, 9, vgl. V. H.' IX, 60).
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154 Zweites Gapitel. PhiloBophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrb.
wohlthätigen Einfluss auf die yon ihm geleitete Schule. Doch
sind er und dieser sein Nachfolger die einzigen namhaften Männer
derselben bis auf Andronikos hin^^), denen sich mit Sicherheit
ein solches ernstes wissenschaftliches Streben nachrühmen lässi
Diodoros von Tyros^^), dieser sein Schüler und Nach-
folger^^), zeigte nämlich allem Anscheine nach wirklich ähnliche
tiefere Interessen ^^^), obgleieh er in der Ethik die aristotelische,
stoische und epikureische Lehre eklektisch zu verschmelzen
suchte ^^) und also wohl jedenfalls unbedeutender als Kritolaos
war»»^),
Ariston von Eos, Schüler des Ariston und dann des Eri-
tolaosy ist uns durch seine Definition und Bekämpfung der ge-
wöhnlichen Redekunst im Sinne des letzteren bekannt®").
Von Ealliphon und Deinomachos, welche in der Ethik
einen ähnlichen vermittelnden Standpunkt zwischen der peri-
patetischen und epikureischen Lehre wie Diodoros einnahmen®*^),
und von denen der erstere älter als Diodoros und nicht jünger
als Earneades war®^^), wird uns nicht berichtet^ zu welcher Schule
sie gehörten.
Demetrios von Byzantion, ein Peripatetiker®") aus un-
805) S. C. 32. Abscbn. 6.
806) Stob. a. a. 0.
807) Cic? de or. I, 11, 46. Fin. a. a. 0. Clem. a. a. 0.
808) Er billigte die Seelenlebre des Kritolaos (Stob. a. a. 0.).
809) Indem er das glQckselige Leben als das tugendhafte und engleich
schmerzlose bezeichnete (Cic. Fin. II, 6, 19. 11, 34. 35. IV, 18, 60. V, 5, 14.
8, 21. 26, 78. Tnsc. V, 80, 85. 87. Acad. II, 42, 131. Clem. Str. II, 415 C).
810) Wohl kein anderer D. ist es, welchem die Definition der Rede-
kunst bei Nikol. Progymn. Rhet. Qr. III. S. 451 Speng. angehört. — Nach
Cic. de or. a. a. 0. war er 110 noch am Leben, nach dem, was wir über seinen
Nachfolger Erymneos erfahren (Poseidon. Fr. 41 b. Ath.Y. 211 dff.), scheint
er dagegen etwas früher gestorben zu sein, s. Zell er S. 943. A. 3.
811) Wenn anders meine A. 795 vorgetragene Vermnthnng das Rieh*
tige getroffen hat S. die dort angef. Stellen Qnintil. II, 15, 19 f. Sex. Math.
U, 61.
812) Indem sie das höchste Gut in der Vereinigung von Lust und
Tugend suchten, Cic. Fin. II, 6, 19. 11, 34. V, 8, 21. 25, 73. Acad. H, 42,
131. Tusc. V, 30, 86. 87. Off. EI, 34, 119. Clem. Str. II, 415 C f. Zeller
S. 935. A. 1.
813) Cic. Fin. V, 25, 73. Acad. II, 45, 139.
814) La. Di. V, 88 im Homonymenverzeichniss: tQitog (di^pnqxQto^) Bv-
^dpuog ntQinaxriti%6g,
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9. Peripatetiker. Diodoros. Ariston v. Eos u. A. Demetrios v. Byz. 155
gewisser Zeit, möglicherweise erst aus der des Philodemos^^^),
wahrscheinlich aher aus früherer ®*^), verfasste eine Schrift stsQl
noLTifjttitGiv iu mindestens 4 Büchern^"), von welcher sich ein
Stack in Herculaneum gefanden hat®^^).
Auch die unbekannten Verfasser der meisten pseudo-
aristotelischen Schriften gehören schwerlich erst in die Zeiten
des Kritolaos und des Diodoros, sondern werden bereits als
Schüler des Straton, ja zum Theil schon des Theophrastos an-
zusehen sein*^^). So gilt dies entschieden von dem Urheber der
Abhandlungen über die Farben und über die Tone (beide
nämlich dürften Werke desselben Mannes sein)®*^) und von dem
815) Der ihn in seiner eignen Schrift itsgl «oii^fiarooy unter den Autoren
über diesen Gegenstand nennt und in de rhet. allem Anschein nach eben
diesen D. , jedoch ohne Zweifel eine andere Schrift desselben bekämpft,
8. C. 32. A. 197. 199.
816) Wenn anders der bei La. Di. a. a. 0. genannte Peripatetiker wirk-
lich der Verfasser von nsgl noirnidtmv war. Denn wenn die Homonymen-
Verzeichnisse bei La. Di. auch manche spätere Znsätze enthalten, so gehen
sie doch mittelbar aaf Demetrios von Magnesia zurück, und dieser war be-
reits ein älterer Zeitgenosse des Philodemos.
817) Das 4. B. dieser Schrift von Jfi(ti^tQiog 6 Bvtdvtiog wird dreimal
angeführt bei Ath. X. 642 d. XH. 648 d. XIV. 633 b. Vgl. Müller F. H. G.
IL S. 624. Anm. Schwerlich ans deivelben Schrift ist die nicht eben be-
sonders glaubwürdige Nachricht über Sokrates und Eriton b. La. Di. V, 20.
(d, tpriavv 0 Bvf.).
818) Pap. 1014. Vol. Herc. Oxon. I. S. 106 ff. V. H.« V, 1—21. Der
Herstellnngsversuch von Lucignano ist von Barnabei Giornale dei Scavi
di Pompei, Nnova Serie II. 1869. S. 66—96 veröffentlicht. S. Scott a. a. 0.
S. 30—32. Ueber andere Schriften von ihm s. A. 816. 817. Ob von dem-
selben D. die A. 462 erwähnte nfjog tag IloXvaCvov dnogtag herrührt oder
auch nur herrühren kann, weiss ich nicht.
819) Ganz ansznschliessen sind hier natürlich diejenigen dieser Schriften,
welche erweislich oder doch wahrscheinlich schon von unmittelbaren Schülern
des Aristoteles herrühren, ¥rie die sogenannte endemische Ethik von Eudemos
aus Rhodos, das sogenannte erste Buch der Oekonomik vielleicht und das
Büchlein über die untheilbaren Linien wahrscheinlich von Theophrastos.
Auch die Schrift nsgl sQftrjvstas kann zwar schwerlich den Aristoteles
selbst, aber doch sehr wohl bereits einen seiner Zuhörer zum Verfasser
haben, und ein Gleiches gilt von dem nnächten Anhang zu den Kategorien,
welcher die sogenannten Postprädicamente behandelt. Ueber die Rhetorik
an Alöiaudros s. C. 36. A. 6 ff., über die jüngeren Schriften ne^l noöfiov
und mgl aQetwv «al %a%iav G. 32. A. 433 ff., über tcsqI <pvtmv C. 32. A. 401.
820) UbqI xQOifidtmv und vsqI a%ovcfidtmv. Von letzterer ist uns nur
ein grosses Bruchstück im Commentar des Porphyrios zur Harmonik des
Ptolemaeos (bei Wallis Opp. mathem. III. S. 246 ff.) aufbewahrt, und
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156 : Zweites CapiteL Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
der Schrift über den Lebensgeist^"), der jedenfalls ein anderer
war, aber auch verschieden von dem der klarer geschriebenen
jüngeren von der Bewegung der Thiere®**), welcher sich
fölschlich für Aristoteles selber ausgiebt®**), es gilt ferner von
dem der mechanischen Probleme®^*), dem des siebenten, des
neunten®**) und des zehnten Buchs der Thiergeschichte**^),
Bekker hat zu ihr Dar eine einzige Handschrift M* = Coislio. 17S (und nicht
mehrere, wie der neuste Herausgeber Prantl behauptet) verglichen. Desto
reichlicher fliessen die Quellen für de coloribus, aber eine methodische
Textrecension ist auch durch die verdienstliche, zugleich dem Text durch
glänzende Conjecturen aufhelfende erklärende Ausgabe von Prantl Aristo-
teles über die Farben, München 1849. 8. und dessen nur für dies Schriftchen
brauchbare Textausgabe Aristot. quae feruntur de coloribus, de audibilibug,
Phjsiognomica, Leipzig 1881. 8. nicht geschaffen. Uebrigens vgl. auch
Zeller U», 2. S. 936 f.
82t) IltQl nveviiatos (de spiritu), s. Zeller S. 96. Anm. S. 937 f.
Vgl. Siebeck Gesch. der PsychoL I, 2. S. 130 ff.
822) IIsqI icomv xivr^cBonq (de motu animalium). Hier wird nämlich
10. 703*. 10 f. xCq {i,\v oiv tj aoaxrjQia tov aviKpvtov nvsvfiatogy ffyTjvai. iv
älXotg jene erstere Schrift citirt (s. darüber Zeller S. 96. Anm.), so dass
der Verfasser, da er für Aristoteles gelten wollte, jene bereits für acht
hielt; denn ein Selbstcitat ist durch die grosse Verschiedenartigkeit beider
Schriften ausgeschlossen. S. Zell er S. 938 ff. und über die Handschriften
Susemihl Krit. Bemerkungen zu den zool. Schriften des Aristot., Rhein.
Mus. XL. 1885. S. 563 ff. 567.
823) S. die Belege bei Zeller S. 988 f. A. 11.
824) Kritische und erklärende Ausgabe von van Gappelle, Amsterdam
1812. 8. besonders nach einem guten Pariser Codex (2115). Bekker bat
nicht diesen, sondern zwei römische PW* (Vatic. 1339, vgl. Susemihl
a. a. 0. S. 566, und Urbin. 44), 0. Apelt Aristotelis quae feruntur de
plantis, de mirabilibus auscultationibus, Mechanica, de lineis insecabilibus,
ventorum sitns et nomina, de Melisso Xenophane Gorgia, Leipzig 1888. 8.
alle drei nach den Collationen seiner beiden Vor^Uiger benutzt. Von dem
latein. Ueberäetzer Leonicenus rühren einige gute Textverbessernngen
her. Deutsche Uebers. von Poselger, neu herausgegeben mit Einleitung
von Ruh 1 mann, Hannover 1881. 8. Vgl. A. 845. 849.
825) Welches nach der Ueberliefemng das 8. ist. Bedenken gegen die
Aechtheit desselben so wie des 7. erhoben zuerst die Herausgeber der
Thiergeschichte Wimmer und Aubert, Leipzig 1868. 8. L S. 7 tf., gegen
welche v. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 18. A. 2 vergebens Einspruch that,
vgl. Römer Die Homercitate und die homerischen Fragen des Aristot.,
Münchener Sitznngsber. 1884. U. S. 272 f. Susemihl Jahresber. XLII. S. 13.
Jetzt ist der völlig unaristotelische Ursprung dieses stark an die Manier
der ^aviuiüta oder naQado^a (vgl. C. 17 zu Anf) anstreifenden Buches,
welches übrigens auch als eine selbständige Schrift unter dem Titel n$Ql
xmv itpmv ri^mv xal pCav umlief (Ath. VIL 282 c. 307c» 620^ 33. 610 ^ 14,
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9. Peripatetiker. Paeudo- aristotelische Schriften. 157
dem der Physiognomik^^^) und dem der Abhandlungen über
Melissos, Xenophanes und Gorgias®*®), von dem der so-
ansserdem s. C. 17. A. 55, andrerseits aber auch G. 17. A. 57 n. Ath. IX.
387 b. iv oydoji immv toxo^Caq «= 683 ^ 29) durch die gründliche und all-
seitige üntersnchung von Dittmejer Die ünechtheit des 9. B. der arisiot
Tiergesch., Bl. fl bayer. Gymnw. XXIII. 1887. S. 16—29. 65—79. 145—162.
ausser Frage gestellt.
826) Das Richtige sah hier schon Camus in seiner Ausg. der Thier-
gesch. (Paris 1783) 1. S. XXVII. Vergeblich hat Spengel De Aristotelis
libro decimo historiae animalium et incerto auctore libri nn^X ndaiiov,
Heidelberg 1842. 4. darzathun versucht, dass eine ächte, hinter das 7. B.
gehörige Abh. des Aristot. zu Grunde liege, die aus einer latein. Uebers.
wieder ins Griechische zurückübersetzt sei. Schon gewisse grundstürzende
Abweichungen von der Zeugungstheorie des Aristot. verbieten diese An-
nahme, s. Zell er S. 92. Anm. S. 940 f. Weiteres bei Wim m er und Aubert
I. S. 6 f. Die beiden ältsten, wahrscheinlich auf Hermippos (s. C. 19. A. 11.
C. 32. A. 328) zurückgehenden Verzeichnisse aristotelischer Schriften, das
des La. Di. V, 25 und das des sogen. Anon. Menagianus (Hesychios y. Milet)
kennen denn auch dies Buch noch nicht als Bestandtheil der Thiergeschichte
(n$(fl t<p<ov)f die daher auch nur mit 9 Büchern aufgeführt wird (No. 102
u. 91), sondern als besondere Schrift unter dem Titel vnlQ oder nsQl xov
(iTi yewav (No, 107 u. 90).
827) Sie steht vielleicht schon in den beiden eben genannten Kata-
logen: bei La. Di. No. 109. q>vüioyva)iu%6v ä, bei Hesych. 97. q>vai(yyv<ofU)ia
p, doch s. A. 845. Die Ausg. von Prantl (s. A. 820) ist werthlos. Ueber
die Handschriften und ihr gegenseitiges Verhältniss und über den kritischen
Werth der alten latein. Uebers. handelt Förster De Aristotelis quae fe-
runtur Physiognomicis recensendis, Kiel 1882. 4. De translatione Latioa
Physiognomicornm quae feruntur Aristotelis, Kiel 1884. 4 (vgl. Susemihl
Jahresber. XXX. S. 49 f. XLII. S. 27 f.). Gute Coiyecturen giebt Hayduck
Emendationes Aristoteleae, Meldorf 1877. 4. (vgL Susemihl a. a. 0. IX.
S. 352 f.). Vgl. auch Förster Die Physiognomik der Griechen, Kiel 1884. 4.
und Zeller S. 99. A 2. S. 940.
828) Diese drei kleinen hyponmematischen Aufs&tze sind schon in jenen
beiden Katalogen (La. Di. No. 95. 98. 99. Hes. 86. 89) nebst einem vierten
(vgl Zell er L S. 466) über Zenon (La. Di. No. 100) verzeichnet. Vermuth-
lich (s. Philop. in Phys. B, 5. p. 65, 59 t Yitelli. tpaal dl y^ygatp^ai, avta
l9C(f ßtßXiov KQog tijv üaQfisvidov di^av) wird der Verfasser auch wohl
einen über Parmenides geschrieben haben, vgL Zeller l*, S. 468. A. 2.
11^ 2. S. 66. Anm. Die TJnächtheit behauptete meines Wissens zuerst
Brandis Commentationes Eleaticae, Altena 1813. 8. S. 18, dann u. A.
Bergk De Aristotelis libro de Xenophane, Zenone et Gorgia, Marburg
1843. 4. (Opusc. IL S. 91—111), Conr. Vermehren Die Autorschaft der
dem Aristot. zugeschriebenen Schrift tcbqI ISBvoqxxvovg ^ netfl Zr^vmvog, ntffl
roQy^ov, Jena 1881. 8, Zeller und Ueberweg im 1. Bd. seiner Gesch. der
Philos. (mit Zurücknahme seiner früher Philologus VIII. 1853. S. 104—112
geäusserten Ansicht). Nach dem Vorgang von der zweiten Hand des Codex
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158 Zweites Gapitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
genannten gros8enMoraP^^)und denen des sogenannten zweiten
Buches der Oekonomik®^) und noch eines dritten, uns nur
R» und von Brandis Gr.-röm. Philos. I. S. 168. lil, 1. S. 291 und Cousin
Fragm. philos. I. 8. 26. A. 7 wollte dann namentlich F. Kern Quaestionum
Xenophaneanun capita duo, Naumburg 1864. 4. Symbolae crit. ad libellum
Aristotelicum n. S.y n, Z., 9r. F., Oldenburg 1867. 8. Sso(pQdcxov nsgl Ms-
Xiacov, Philologus XXVI. 1867. S. 271—289. 576. Krit. Bemerkungen zum
8. Theil der pseudo-aristotelischen Schrift n, ^., n, Z., n. V. Oldenburg
1869. 8. Ein Beitrag zur Darstellung der Fhilosopheme des Xenopbanes,
Dauzig 1871. 4. üeber Xenophanes v. Kolophon, Stettin 1874. 4. Unter-
suchung üb. die Quellen f. d. Philosophie des Xenophanes, Stettin 1874. 4.
.vergeblich darthnn, dass Theophrastos der Verfasser, und dass demgemäss
nicht bloss (was im Granzen zuzugeben ist) die Darstellung der Philoso-
pheme des Meliesos und des Gorgias, sondern auch des Xenophanes ge-
schichtlich treu sei. S. dagegen und über diese ganze Frage die um-
fassende und eingehende Erörterung von Zeller I\ S. 463— -486, vgl. auch
Susemihl Philol. Anz. VII. 1875. S. 296—300. Diels Doxogr. S. 108—113.
(Kerns verfälschende Darfftellung der Lehre des Xenophanes ist leider
auch in Heinzes neue Ausgaben von üeberweg übergegangen). Dass
nicht, wie die Handschriften angeben, der erste Theil von Zenon, aber auch
nicht, wie man früher annahm, der erste von Xenophanes und der zweite
von Zenon, sondern jener von Melissos und dieser von Xenophanes handelt,
steht nunmehr fest. Das Qanze ist in sehr zerrüttetem Znstande überliefert:
die Handschriften stammen aus einem Archetypos, in welchem Vieles ver-
muthlich durch Löcher unlesbar geworden war. Die beste ist eine Leipziger,
von welcher Beck Varietas lectionis libellorum Aristotelicorum e cod. Lips.
diligenter enotata, Leipzig 1793. 4. eine ganz gute, aber von Bekker un-
benutzt gelassene CoUation bekannt gemacht hat, und in welcher auch der
Umfang der Lücken genau bezeichnet ist; die übrigen, von denen R' (Vatic
1302) die werthvollste ist, sind ans einer anderen Abschrift desselben Ar-
cheiypos geflossen; einen nicht sohlechten Codex dieser Art benutzte auch
der lateinische Uebersetzer Feliciano. Bekkers Text ist noch völlig
unbrauchbar, unmtthodisch ist der von Mullach, Berlin 1845. 8. und in
den Fragm. philos. Gr. I. (Paris 1860). 8. 271—309 gearbeitet, erst 0. Apelt
(s. A. 824) hat eine wirkliche Textrecension geschaffen und die zahlreichen
eignen und fremden Emendationen (wie von Brandis, Kern a. a. 0. 0,
FoBs De Gorgia Lcontino, Halle 1828. 8., Bonitz Aristot. Stud. I., Wien
1862. 8.) gebührend verwerthet. Vgl. 0. Apelt Melissos bei Pseudo-Aristo-
teles, Jahrb. f. Ph. CXXXIII. 1886. S. 728—766. Gorgias bei Pseudo-Aristo-
teles und Sextus Empiricus, Rhein. Mus. XLIII. 1888. 8. 208—219.
829) Man findet Über diese Schrift und die Litteratur zu dei selben alle
nöthige Auskunft in der Ausg. von Susemihl, Leipzig 1883. 8. Wie der
befremdende Titel gerade für diese kürzeste der drei ethischen Schriften
unter dem Namen des Aristoteles entstanden ist, wird sich schwerlich je
aufklären lassen. Der Verfasser hat vorwiegend die endemische, aber oft
auch vielmehr die nikomachische ausgezogen. Seine Zeit setzt Zeller IP, 2.
8. 941—944 mit Becht zvischfti Ende des 3. und Anf. des 2. Jahrb., da er
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9. Peripatetiker. Pseado-aristotelische SchriftexL 159
in lateinischer üebersetzung überkommenen®^*) so wie von denen
der meisten nnächten Bestandtheile der Metaphysik^^). Die uns
noch 80 gut wie ganz vom Eklekticismns unberührt ist. Dazn stimmt auch
die Sprache. S. über diesen and andere Punkte Ramsaoer Zur Cbara-
kterifttik der aristotel. Magna Moralia, Oldenburg 1858. 8. Trendelenburg
Einige Belege für die nacharistotel. Abfiassungszeit der M. Mor., Eist
Boitrr. zur Philos. IL, Berlin 1867. S. 433 ß. Der Schluss fehlt. Die von
Bekker begonnene Textrecension ist von Susemihl beträchtlich weiter
gefördei-t. Die Handschriften zerfallen in zwei Classen, von denen die eine
(vertreten besonders durch K^ ». Laur. LXXXI, 11 aus dem 10. Jabrh.,
P* »a Coislin. 161 aus dem Ende des 14. und die ed. princ.) etwas besser
als die andere (P^ » Yatic. 1342 aus dem Ende des 13. Jahrb., M^ aus
dem Anf. des 15.) ist; aus je einem Codex der erstem Art sind auch die
alte lat. Uebers. und die von Georg Yalla geflossen. Um die Emendation
haben sich am Meisten Bonitz Observationes crit. in Ar. quae feruntur
M. M. et Ethica Eud., Berlin 1844. 8. und Jahrb. f. Ph. LXXIX. 1859.
S. 15 ff. und Arist. Stud. IL III, Wien 1862 und Spengel Arist. Stud. IL
München 1865. 4. (Philol. Abhh. der Mfinohner Ak. X. S. 623 ff.) verdient
gemacht. Weiteres s. bei Susemihl a. a. 0.
830) In der Hauptsache einer Sammlung historischer Beispiele von
Qeldmacherei, die grossentheils auf Schurkenstreiche hinauslaufen. Die
Entstehung f&llt kaum früher oder später als in die zweite Hälfte des
3. Jahrb. Auch sprachgeschichtlich ist diese Gompüation von Interesse
wegen der ziemlich zahlreichen und zum Theil groben üncorrectheiten,
welche sie bereits enthält Die Handschriften zerfallen in zwei Familien,
eine weitaus bessere (P ', s. A. 829, nebst P * » Paris. 2023 aus dem Ende
des 15. Jahrb. und der ed. princ.) und eine weit zahlreichere, deren beste
Vertreterinnen P^ und M** (s. A. 829) sind. Ausgaben von J. G. Schneider,
Leipzig 1815. 8. Göttling, Jena 1830. 8. Susemihl, Leipzig 1887. 8.
(welcher zuerst eine wirkliche Textrecension giebt). Deutsche Uebers. von
J. G. Schlosser hinter der Politik, 3. Bd. Lübeck u. Leipzig 1798.
Niebuhr Ueber das zweite Buch der Oekonomika unter den aristot.
Schriften, £1. Schrr. I. (Bonn 1828). S. 412— 416. Spengel Aristot. Studien
III. München 1868. 4. S'. 73ff: (PhiloL Abhh. der Münchn. Ak. XL S. 125 ff.).
Um die Yerbesäcrung des namentlich auch durch zahlreiche kleine Lücken
entstellten Textes hat sich in älterer Zeit namentlich Camerarius (dessen
lat. Uebers. bei Bekker wieder abgedruckt ist) erhebliche Verdienste er-
worben, von Neueren besonders Kirchhoff Zur aristot. Oek., Hermes XIII.
1878. S. 139 f. und Br. Keil inSusemihls Ausg., auf welche letztere hier
für alles Genauere zm verweisen ist, und nach deren Erscheinen E. Sonne
Ad Aristotelis quae feruntur Oeconomicorum libram II, GenethUacon Gotting.
(Halle 1888). S. 27-31. VgL auch Zeller H», 2. S. 994 f.
831) Es ist dies ein ganz hübsches paränetisches Schriftchen über die
gegenseitigen Pflichten der Eheleute, nach der ansprechenden Vermuthung
von Rose Aribtoi pseudep. S. 180 ff. (vgl de Aristot. libror. ord. S. 61)
das im Anhang bei Hesych. (No. 166) Nöftot dvSQog x«i y(x(itB%TJg betitelte.
Gegen die Annahme von Egg er Les ^conomiques d'Aristote et de Th^o-
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160 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
überlieferten Probleme oder genauer physischen Probleme^^^)
sind weit entfernt davon die ächten aristotelischen^^) oder auch
phraste, Annales de la Facult^ des Lettres de Bonrdeaux 1879. S. 364—881,
dass es vielmehr der Schlnss (des in Wahrheit durchaus vollständigen)
ersten Buchs sei, s. Susemihl a. a. 0. S. XX f. Die eine, von Durand von
St. Pour^ain mit Hülfe von zwei griechischen Prälaten angefertigte Ueber-
setzung ist von Böse a. a. 0. S. 644 und Aristot. fragm., Leipzig 1886. 8.
S. 140 ff. (» Fr. 184) herausgegeben. Zu einzelnen Stellen von ihr sind
längere Varianten erhalten, welche wenigstens an einer (s. Susemihl
a. a. 0. S. XYIIl. A. 45) die Benutzung einer anderen griechischen Hand-
schrift voraussetzen. Schon desshalb wird im Gegensatz zu Hauräau
Sur quelques traductions de TEconomique d^Aristote, Ann, de la Fao. des
Lettres de Bonrdeaux H, 4. S. 897—409 mit Rose anzunehmen sein, dass
alle diese Bandnoten Bruchstücke einer zweiten vollständigen Uebersetzung
sind. Eine andere erhaltne ist von Susemihl a. a. 0. neben jener ersteren
und diesen ihren Bandcorrecturen aus wenigen Handschriften und alten
Drucken veröffentlicht. Der Urheber derselben benutzte mindestens ein
solches glossirtes Exemplar der ersteren, wahrscheinlich aber vielmehr jene
beiden vollständigen Uebersetzungen, indem doch wohl nur dies ihn an-
treiben konnte nach ihnen eine dritto zu machen, denn einen griechischen
Codex hat er, obgleich Haur^au anderer Ansicht ist, wie es scheint, nicht
verwerthet. S. Susemihl a. a. 0. S. XVII ff. und krit. Ausg. der Polit.
(Leipzig 1872). S. LIV— LVUL
882) Das zweite Buch (er), jedenfalls unächt, soll von Pasikles oder
Pasikrates von Rhodos, einem Neffen des Eudemos, herrühren, s. die Be-
lege bei Bonitz Aristot. Met. I. S. 15 ff. Zeller S. 83. Anm. Zu weit
geht Luthe Zur Kritik und Erklärung von Aristoteles Metaphysik und
Alexanders Commentar zu derselben, Hermes XV. 1880. S. 207 ff. mit seinem
Argwohn gegen diese Angabe und seiner Bestreitung der Annahme, dass
es lediglich auf einer Verwechselung beruht, wenn Asklep. in Met. p. 4,. 21 f.
Hayd. (Seh. in Aristot. 620*, 6 f.) dies vielmehr vom 1. B. (A) berichtet,
obgleich Luthe gut nachweist, dass seltsamerweise in der That auch die
Aechtheit des letzteren verdächtigt ward. S. über cc ausser Luthe a. a. 0.
noch Stölzle Einige Stellen aus Aristot. Met. a, Bl. f. d. bayer. Qymnw.
XVII. 1881. S. 193—199 (vgl. Susemihl Jahresber. XXX. S. 26 f.). Von
meiner früheren theilweisen Zustimmung (Plat. Phil. II. S. 507. 536) zu dem
Urtheil von Rose De Aristot. lib. S. 158 ff. über J und M bin ich längst
zurückgekommen, vgl. Zell er S. 81 f. Aber allerdings ist in das 5. (nicht
ursprünglich zur Met. gehörige, sondern selbständige) Buch (J) 1018%
24 — 1014% 25 ein Capitel der Physik (IT, 8) eingeschwärzt, und die zweite
Hälfte des 11. (8. 1065% 26 ff.) ist nichts Anderes als der Auszug eines
Peripatetikers aus derselben; ob die erste ein Entwurf des Aristoteles zu
BFE oder wiederum ein peripatetischer Auszug aus diesen drei Büchern
sei, ist streitig, s. Zeller a. a. 0. Natorp lieber Aristot. Met. K, 1—8.
1065», 26, Arch. f. Gesch. der Philos. I. 1888. S. 178-193 (der sich für die
zweite Annahme einer freien Bearbeitung dieser Bücher durch einen älteren
Peripatetiker entscheidet).
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9. Peripatetiker. Pseudo-aristotelische Schriften. 161
nur das in der Alexandrinerzeit gangbare überarbeitete Schul-
exemplar derselben zu sein, ja sie sind nicht einmal ein Auszug
aus diesem, sondern eine wahrscheinlich erst nach Athenaeos^^^)
aus verschiedenen theils alexandrinischen und theils wohl auch
erst nachalexandrinischen Sammlungen von Excerpten aus Ari-
stoteles, Hippokrates, namentlich auch aus Theophrastos®^*) zu-
sammengebrachte Compilation®^^), und zwar dergestalt, dass eine
dieser Sammlungen**^') ein alexandrinischer Auszug aus jenem
alexandrinischen Exemplar war^®). Aus eben diesem Auszuge
aber stammen auch die meisten Stücke einer zweiten, uns gleich-
falls erhaltenen Problemensammlung®^^), welche älteren Ursprunges
Prantl Ueber die Probleme des Aristoteles, München 1851. 4.
(Abh. der Münchener Akad. 1. Cl. VI. S. S39— 377). Böse De Aristot. libr.
ord. S. 189fF. Aristot. pseudepigr. S. 216 ff. Heitz Die verlorenen Schriften
des Aristot. (Leipzig 1866). S. 103—122. Fragm. Aristot. S. 194 ff. E. Richter
De Aristotelis problematis, Bonn 1886. 8. Doctord. (vgl. d. Anz. v. Susemihl
Woch. f. kl. Ph. II. 1885. Sp. 1481—1483).
834) S. A. 846.
835) S. A. 836.
836) Richter S. 6—26 (vgl. S. 46—47) weist vier nach, die er ABCD
nennt, nnd von denen A fast wörtlich die Originale ausgeschrieben hatte,
B etwas freier, C noch freier za' Werke ging, aber doch den Gesammtsinn
im Ganzen festhielt, während D, wo Tbeophrastos wohl nur noch mittelbar
benutzt war, auch den Gedanken vielfach verstümmelte. Alles, was sich
nicht auf diese vier Sammlungen zurückführen lässt, fasst Richter unter
E zusammen. So strotzt denn die heutige Compilation von Wiederholungen.
Für Tbeophrastos ist dieselbe von besonderer Wichtigkeit, weil ABC bei
Werken desselben, von denen wir nur noch Excerpte haben, auf die Originale
zurückgehen. S. die Uebersicht bei Richter S. 27—30 und dessen weitere
Auseinandersetzung S. 41— 47.
837) Nämlich B, s. Richter 8. 45—47. Dass die Excerpte (vgl. die
Uebersicht bei Richter S. 30) aus Hippokrates de aere und aus den er-
haltenen Schriften des Aristoteles (Meteor., Thiergesch. u. de gen. anim.)
sämmtlich von dorther zu stammen scheinen, zeigt Richter S. 26 f.
838) Die in unserer Sammlung nachweisliche, wenn auch natürlich nicht
ungestörte Ordnung scheint wenigstens theilweise noch dieselbe zu sein
wie in dem Gellius und Plutarchos vorliegenden Exemplar der physischen
Probleme des Aristoteles, d. h. wohl noch eben jenem alexandrinischen (s.
A. 846), mit andern Worten also aus B zu stammen, s. Richter S. 33—39.
Im Uebrigen s. Richter S. 41—44.
839) Nämlich die von Bussemaker im 4. Bd. der Pariser Ausg. des
Aristot S. 291 ff. hbzugefilgte. Dass auch hier keine Spur eines Znrüok-
gehens bis auf die ächten Probleme des Aristoteles zu finden ist, zeigte
schon Prantl München, gel. Anz. 1868. No. 25. Ein Theil dieser Probleme
SuaBMiHL, grieoh.-alex. LUt.-OeBch. I. 11
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162 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
und wohl schon bald nach der Älexandrinerzeit angelegt ist^,
indem hier mit Sicherheit nur die ersten 38 Nummern vielmehr
auf eine andere Quelle^ und zwar auch eine von den in jener
umfänglicheren Zusammenstellung benutzten ^^^)y und vielleicht
die letzten (127—192) auf eine dritte, dort nicht verwendete
zurückzuführen sind®"). Während aber Aristoteles von sich nur
ein einziges, und zwar physisches Problemenwerk citirt®*') und
keines dieser Citate sich in den beiden heutigen Sammlungen
wiederfindet®**), hatte man schon in der älteren Alexandrinerzeit
mindestens 12 solcher Werke unter seinem Namen ®^), von denen
lief früher mit gleichem unrecht anter dem Namen des Alexandros von
Aphrodisias um. S. üsener Alex. Aphrod. Probl. libri IIL IV, Berlin
1859. 4. S. IX ff, Richter S. 89 f.
840) S. darüber Richter S. 47 (vgl. S. 39 f.), welcher sogar bis ins
Ende derselben zurückzugehen nicht abgeneigt ist. Dagegen spricht aber
entschieden die Benutzung der Quelle D, s. A. 841.
841) Nämlich D, also gerade die jüngste.
842) Wenn sie nicht auch aus B stammen. S. Richter S. 40. Die
Liste der Auszüge in dieser Sammlung aus erhaltenen Schriften des Aristo-
teles (Thiergesch. u. de gen. anim.) giebt Richter S. 30 f. — Noch eine
dritte, nur in lateinischer üebertragung erhaltene Sammlung angeblicher
Probleme des Aristot. hat Rose Ar. ps. S. 666 ff. herausgegeben und noch
eine andere lateinische Fr. 245 der Leipz. Ausg.
843) An sieben Stellen, s. Prantl Ueb. d. Probl. des A. S. 364 f. Heitz
Verl. Schrr. S. 112 ff. Bonitz Ind. Ar. 103^ 17 ff: Richter S. 81. A. 1.
844) Höchstens ein einziges passt einig^Tknassen (de vit. et m. 5. 470% 18
vgl. m. Probl. A, 55), aber doch auch eben nur einigermassen.
845) Heitz Verl. Schrr. S. 121 f. sieht als solche die s&mmtlichen bei
La. Di. V, 26 f. von No. 109 bis 126, Rose Ar. ps. S. 16 f. Ar. fr. Berl.
Ausg. S. 1466. Leipz. Ausg. S. 7 f. nar die von 118 bis 126 aufgeführten
Schriften an, Richter S. 81 f. schlägt einen (vgL A. 848) richtigen Mittel-
weg ein, indem er als sicher folgende übrig läset: 110. tatgiTia ß (Hesych. 98.
nsQl UtTQin^g ß), 118. dctQOVOfunmv (H. 101), 114. oxtmcov (H. 108), 117.
fiVTjuovMmv (H. 109), 118. dnoQrj(iatmv ^Oft,riQi%mv s (H. 106), 119. sroti^Ti^
%mv ä (H. 108), 120. €pvci%mv nttta cxoi.%Btov (über den Sinn dieses Zusatzes
s. Usener Rhein. Mus. XVL 1861. S. 471 f., Rose Arist. ps. S. 215, Zeller
S. 101. Anm., welche alle drei verschiedner Meinung sind) Xri (H. 110),
121. initi9^cifi,h(ov xgoßXrnuitmv ß (H. 112), 122. iynvMmv ß_(E. 118),
128. iJL7}xavi%mp ä (H. 114), 124. nQoßX'qfuct« i% %mv JrjfioxQ^tov ß (H. 115.
JtQoßlrifuitoav dTifiongitsCav ß), 125. nsgl tijg Xid-ov ä (H. 117), vielleicht
auch noch 109. (pvcwyvmy^ixov {(pvuioyvmfiinm^?) ä (doch s. A. 827). Bei
Hesych. konmien noch hinzu: 107. dicoQrifidtcav d'simp, 111. neta(pvaiiut
M, im Anhang 148. dicogjjiucta *Hci69ov h ä. 144. dnogi^pMta 'AgxtXoxov
Evifinidov XoHf^ov iv ßißXloig y. 168. cvfifiintcDV irjtruidtav oßj mg (pticiv
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9. Peripatetiker. Pseado-ariatotelische Schriften. 163
aber^ abgesehen von den physischen^ von späteren Schrifstellem
mehrfach benutzten**^ und den homerischen, gleichfalls, wenn
EvnaiQog oanovcxrig avtov. Bei Ptolem. stehen nur die latqi%i (70), die
liTjXttvixd (18), iy%v%Xia in 4 B. (67), dazu quaestiones physieae in 4 (51)
und quaestiones in 68 oder 28 B. (65), ausserdem aber noch nQoßlrifidraiv
nQoyQccipii (oder ngoavayQaqiri'^ 66). Von 70 Büchern nsgl avuiiUttov irjzri'
fidtcov nqog Evxa^iov spricht auch David (oder Elias) Schol. in Ar. 24^, 8 ff.,
von 70 <pvct%d nQoßXrifiava die Vit. Marc. p. 2 Robbe, p. 427, 7 ff. Böse
(neben den CatQixd, ontixa, fLJixaviyidy ebenso die Vit. Lat. p. 449, S ff.).
Ausserdem s. A. 849. üeber andere vielleicht problemenartige Werke in
den Verzeichnissen s. Zell er S. 100 f. A. 5. Dazu kommt die ohne Zweifel
unächte Schrift nsQl nQoßlrifjuttav (La. Di. No. 51. Hes. 48. Fr. 112 R. in
der Leipz. Ausg.), vermuthlich eine Theorie der Probleme, s. Rose Ar. ps.
5. 126 f.
846) Die Stellen hat Frantl S. 867 ff. und genauer und vollständiger
Heitz V. Seh. S. 104 ff. gesammelt und beurtheilt (vgl. Richter S. 32
A. 8): ApoUon. Eist, mirab. 7. 9. 21. 31. 37. 51 (überall iv voig (pvöiytoig
nffopliqiiaai), 22 {h roig nQoßli^fuxai), 28 {iv rotg toaiTtoig). Gell. I, 11, 17
(in libris problepiatum). U, 30, 11 (libros problematorum). III, 6, 1 (in sc-
ptimo prohlematorum). XIX, 2, 5. 4, 1 (prohlemata pkysica). 5, 9. 6, 1 »(in
prohlemaiis). Plut. öfter, aber nur einmal Qu. symp. VIII, 10, 1. 734 D mit
dem ausdrücklichen Zusatz TCQoßXrjfiaaiv . . . (pvaixoCg, Grälen, gleichfalls
öfter, aber stets ohne Buchtitel. Ath. I. 24 e. X. 434 f. XV. 692 b (überall
iv q)vainoig ngoßXi^fiaai), XIV. 656 b (bloss 'jQiatotiXrig). Apulei. de mag.
61 (in prohlemaUs) u. s. w. Aber auch das in diesen Anführungen Ent-
haltene lässt sich nur in der Minderzahl der Fälle in unserer Sammlung
nachweisen, bei Apollonios, Gellius, Athenaeos allerdings in der Hälfte
dieser Citate (s. Heitz S. 110 und die Fragmentsammlungen von Heitz
und Rose), aber bei Plut. nur selten (s. Heitz 8. 106 ff.) und bei Galen.
nur einmal (T. XVIP. 29 K., s. Richter S. 32. A. 3). Ebenso wenig aber
lag die Bussemakersche Sanmilung irgend einem dieser Schriftsteller vor.
Hiemach muss denn jedenfalls fürs Erste, wie oben geschehen ist, als ver-
bindendes Mittelglied eine aus den Kreisen der ältesten Peripatetiker her-
vorgegangene Ueberarbeitung des ursprünglichen aristotelischen Werkes
angenommen werden, dergestalt, dass sich also auf erstere und nicht auf
letzteres der Titel in den Verzeichnissen bezieht. Ob dann femer die ge-
nannten Schriftsteller im wesentlichen Unterschiede von den Urhebern der
beiden heutigen Sammlungen (s. A. 886. Richter S. 41 ff.) noch jene selbst
oder schon einen Auszug aus ihr (etwa B) vor Augen hatten, ist allerdings
nicht ganz sicher, aber wohl mit Recht erklärt Richter S. 41—44. 47 die
erstere Annahme für die wahrscheinlichere und ist daher (S. 47) sogar ge-
neigt die Entstehung jener unserer grösseren Sammlung erst ins 5. oder
6. Jahrh. n. Chr. zu setzen. Die Uebereinstimmung derselben in der Bücher-
zahl mit dem Titel bei La. Di. und Hesych. hält er S. 41 für blossen Zu-
fall, indessen ist es wohl denkbar, dass der Ezcerptor B die Bücherzahl
jenes seines Originals und der Urheber der heutigen Sammlung wieder die
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164 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
auch nur bedingungsweise^^, ächten und häufig erwähnten, nur
noch die enkyklischen in der uns erhaltenen Litteratur der
Folgezeit, und auch diese nur einmal^, und die optischen
citirt werden ^^) und die mechanischen, wie gesagt, oder doch ein
Werk gleichen Titels uns geblieben sind. Wie aber eine andere
erhaltene Sammlung, nämlich die der Wundergeschichten,
unter den Namen des Aristoteles gerathen ist, wird später er-
hellen»^»'').
Aber auch unter den verloren gegangenen pseudo-aristete-
lischen Schriften waren noch mehrere, deren Ursprung bereits
auf die Peripatetiker der ältsten Alexandrinerzeit zurückzuführen
ist. Sehen wir von denjenigen ab, von denen wir nur die Titel
seiner Quelle B beibehalten hat. Jedenfalls wird sich wohl darch weitere
Üntersnchangen namentlich unter Beobachtung der hier, aber nicht in den
ächten aristetelischen Schriften vorkommenden Ausdrücke noch genauer
feststellen lassen, wie weit der Rest des noch aus den ächten Problemen
des Aristeteles Stammenden nicht reicht, aber ihn ToUständig heraus-
zuschälen wird schwerlich je gelingen.
847) Ich denke mir nämlich, dass der ohne Zweifel von den Peripate-
tikern stark erweiterte Kern dieser homerischen Fragen eine hypomne-
matische Schrift des Aristoteles oder mit anderen Worten Aufzeichnungen
desselben zu seinem Privatgebrauch oder auch Zuhörernachschriften von
seinen mündlichen, in seiner früheren Periode gehaltenen Vorträgen waren
oder theils das Eine und theils das Andere. Auch das sich mit diesen
Problemen • stark berührende und ebenso stark den Zusammenhang unter-
brechende und vielfache Anstösse darbietende 25. Cap. der Poetik scheint
mir je länger je mehr ein peripatetischer Schulzusatz zu sein.
848) Gell. XX, 4, 3, und zwar so, dass zu diesem Citat ein Problem
der heutigen Sammlung (XXX, 10) stimmt. Ueberdies bemerkt Aspas. z.
nik. Eth. I, 3. 1096% 3. icti dl avtois {ccvta Böse) nffoßXiiiiata iynvnXia
navtodana,
849) Auf die optischen bezieht sich eine latein. Uebers. von Herons
Eateptrik (s. Eose Ar. ps. S. 378. Berl. Frgms. p. 153. Leipz. 8. 257.
Heitz Fr. S. 216) und Vit. Marc. p. 434, 14 flF. Rose (Fr. 342 -= 380 R.),
aber ohne Titelangabe, und unsere Problemensammlung XVI, 1. 913% 26 f.
9sUvvtai> iv toig SmixoCg. Ausserdem werden im Allgemeinen die (irixa-
vixa %al oTcuxä ßißXia oder cvvtdyfidcta von David in Categ. Seh. 25% 36
und Anon. Proleg. in Met, (b. Rose Ar. ps. 8. 377) erwähnt, vgl. Simpl.
in Cat. f. 1^. ysmfitxQtiiä . . . xcrl firjxavinä ßißXüx, Die iaxQina ngoßli^iucxa
hat Rose verkehrterweise mit der CartfiTirj üvvayayrjy die in Wahrheit von
Aristeteles Schüler Menon herrührte (den sogen. Msvnviia) vermengt
S. Zell er S. 99. A. 3 und oben A. 845.
849»») C. 19. A. 93^
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9. Peripatetiker. Pseado-aristotelische Schriften. 165
kennen^, und auch von einigen anderen^ minder erheblichen®^*),
so geboren wahrscheinlich bereits dieser Zeit der Dialog tccqI
evysveias^^^) und, wenn sie nicht doch bereits von Aristoteles
selbst herrührte, die Schrift über die Pythagoreer®^') so wie
die ethische oder ökonomische negl tijg ev^Aßiciöeag avdgog
Kai yvvaixög^^) und neben anderen ins zoologische Gebiet ein-
850) Wenn die Verzeichnisse von La. Di. nnd Hesych. auf Hermippos
zorQckgehen, so lehren sie uns, dass in der grossen alexandrinischeu
Bibliothek unter dem Namen des Aristoteles reichlich so viel Schüler-
arbeiten als ganz oder beziehimgsweise ächte Schriften angesammelt waren.
Zu ihnen gehörten allerlei praktisches Material für Schnlzwecke, besonders
hiesig zu Disputationen, namentlich aber auch allerlei rhetorische und
logische Lehrbücher und Abhandlungen. Diese Einsicht wird aber noch
reichlich vermehrt durch die Angaben der Commentatoren, aus denen wir
ersehen, dass erst im Verlaufe der Zeit aus der grossen Zahl der (40 Bücher)
lAvaXvtmd und Kategorien die jetzigen als die acht aristotelischen ausge-
schieden wurden. Von solchen nicht mit der jetzigen stimmenden Kaxri'
yoqCtti haben wir noch Anführungen. Es wird hier zur Vermeidung un-
nützer Wiederholungen genügen auf die erschöpfenden Zusammenstellungen
von Zell er S. 67 ff. und die Fragmentsammlungen zu verweisen.
851) Wie die Ipgischen *Tnofivi^fiatcc . und ^Migiasig. Auch hier be-
gnüge ich mich mit denselben Verweisungen.
852) Die Aechtheit bezweifelte bereits PluL Arist. 27. Dieser Dialog
enthielt das Märchen von der Doppelehe des Sokrates. Vgl. A. 717. 773.
C. 28. A. 58. Ich verweise hier lediglich auf Zeller S. 62. A. 2. Auf die
Untersuchung über ntgl (li^rjg (vgl. Zeller S. 104. Anm.) oder (V) Svfi-
noaiov gehe ich hier absichtlich nicht ein.
853) La. Di. No. 101 (vgl. 97. ngog xovg IIvd'ayoQBlovg ä), Hes. 88.
aegl xmv Ilvd-ayogs^oav ä, wogegen Alex, in Met p. 56, 10 f. iv tm dsv-
xiqco mal xr^g Uv&oiyoQiTimv Soirjg und Simplik. de coel. Seh. in Aristot.
492^, 40 f. iv x& dBvxsQtp xijg avvaytoyrjg x6v Tlv^ayoginrnv citirt. Weiteres
b. Zeller S. 65. A. 5 und in den Fragmentsammlungen. Ob sich die
Aechtheit doch vielleicht noch retten lässt, ist mindestens sehr zweifel-
haft, s. Zeller S. 66. A. 2, andrerseits ausser Böse De Ar. lib. S. 79—83.
Ar. ps. S. 193 fiP. auch Rohde Bhein. Mus. XXVIl. 1872. S. 29 f. 33 f.
854) Hesych. Append. 165. Dies Seitenstück zu dem lateinisch er-
haltnen A. 831 besprochenen Schrifiichen ist wahrscheinlich, wie Heitz
Ar. fragm. S. 153 vermuthete und jetzt auch Rose in der Leipz. Fragms.
S. 138 zugiebt, einerlei mit dem von Hieron. ad?. lovin. I, 49 (T. H».
p. 318 Vall.) erwähnten de matrimonio. Noch immer aber hat Rose bei
der Sammlung der Fragmente den Versuch von Lübeck Hieronymus,
Leipzig 1872. 8. S. 87 ff. nicht beachtet bei Hieronymus Dasjenige aus-
zusondern, was derselbe aus eben dieser Schrift entnommen hat, vgl.
Suse mihi Aristot. Pol , Leipz. 1872. S. LV. A. 161. — Sehr wenig wissen
wir von dem Ndfuog avaovxinog (La. Di. No. 139. tofiot avaxaxmol ä.
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166 Zweites Capitel. Philosophie bis 2. Hälfte des 2. Jahrh.
schlagenden Büchern ^^) namentlich die in der Folgezeit viel ge-
brauchten und mit vielen Abenteuerlichkeiten versetzten un-
ächten Thiergeschichten Zcoixd oder nsgl ^coLxäv an^ das
Musterbild aller späteren und vielfach nicht eben besonders er-
quicklichen Schriftstellerei dieser Art^^^). Aehnlich gab es neben
der verlornen ächten Schrift nsgl (pvtäv auch ^vt^xüy deren
Hesych. 130. vofiwv avatatinmv : 1. üvaaitmol u. avaaitiiimv, Ath. I. 3 f.
V. 186 b. avfinoxtTiol voy^oi, Prokl. in Fiat. remp. p. 860 «= Fr. 177 =■
181 B. Jv TCO Evcüiziii^y YgL Hes. App. 161. nBQl avacixCmv ^ avfucoüimv),
doch wohl einer Art von Trinkcomment (Rose Ar. ps. S. 179, anders frei-
lich Heitz Ar. fr. S. 807) und der Schrift negl na^mv oder «^ nsqiy Rose)
itd^ovq opyijff (La. Di. 37. Hes. 30. Rose Ar. ps. S. 107 flf. Fr. 94—97 R.,
der diese Brachstücke aber jetzt vielmehr unter den noUxi%6g und die
Briefe vertheilt. Fr. 161 f. H.), so dass wir nicht einmal über die Aecht-
heit oder Unächtheit entscheiden können.
865) Rose Ar. ps. S. 276 ff. Heitz Verl. Schrr. S. 221—229. Ar. fr.
S. 171 ff. 185 ff. Indessen erscheinen in den Verzeichnissen ausser den
ächten 'Avaxofiai und einem späteren, von ApoUon. Mirab. 39 citirten Aus-
zug aus demselben ('EyiloyTi dvocxofi&v La. DL 104. Hes. 94, vgl. auch
Zell er S. 93. A. 1), nur zwei, vn^Q tmv cw^ixonv icoav und vhIq
tmv iiv^oXoyoviiivoiv tcpcov (La. Di. 105 f. Hes. 92. 95), beide in je 1 B.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit führt Heitz V. Schrr. S. 226 das Bruch-
stück (320 c=» 329 =o 843 R.) bei Pseudo-Erat. Cat. 41. iv xotis nsql 'd^-
Q^mv auf letztere Schrift zurück, doch kann es auch aus den Zm%d
sein, wie Rose zuletzt angenommen hat. Aber Plin. N. H. VIII. §. 44
spricht von quinquaginta ferme völumina de animcHibus, und wenn Antig.
Mirab. 60, allerdings im Begriff bis §. 115 hin die Thiergeschichte (ohne
das 10. B.) und nur diese auszuziehen, von ungefähr 70 ßißXia spricht
(s. freilich C. 17. A. 57), so lassen sich aus der Thiergeschichte, den Zcnixa
und den beiden eben genannten Büchern diese Zahlen weitaus nicht zu-
sammenrechnen; gegen die Annahme von Rose aber, es seien bei so
grossen Zahlen die zoologischen Schriften des Theophrastos fälschlich als
aristotelisch mitgerechnet, erklärt sich mit Recht Heitz a. a. 0. S. 228.
Wie weit nun aber die hieher gehörigen Anführungen aus Aristoteles,
welche sich nicht unzweifelhaft auf die Zootxa beziehen , dennoch aus dieser
Schrift oder aus einer anderen unächten sind, ist auch ganz abgesehen von
jenem einen Beispiel eine völlig unsichere Sache, s. C. 17. A. 54.
856) Die beiden Titel giebt ApoUon. Hist mirab. 27 {'AQiatoxiXrfg h
xoig icamoig' dvo yag bIoiv avxm ngayficexstai, rj fihv nsql ^(ooav, tj dh nsql
tmv tmiTi^Vf vgl. 28. iv xoiq f^aii%oi:g) an, und- Athenaeos, welcher bei
Weitem die reichlichste Ausbeute gewährt (zumal im 7. B.), wechselt
zwischen beiden; an 5 Stellen (III. 88 a. VIL 281b. 286 b. 300 e. 305 d)
muss mit Heitz a. a. 0. S. 224 und Rose n^ql ^unxöiv statt nBql iiptov
geschrieben werden. Einige Male wird der Specialtitel des Abschnitts über
die Fische hinzugefügt: h xa nsql ^coihcdv (Cod. tcotovy iq nsql l%^aiv
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9. Peripatetiker. Paeudo- aristotelische Schriften. 167
EntstehuDgszeit aber völlig ungewiss ist®^'). Ein Gleiches gilt
von den zweifellos unächten FecoQyLxd^^).
Ueber die Rhetorik an Alexandros s. 0. 35, über die Schrift
xs(fl xoöiiov C. 32.
Drittes Capitel.
Ueber die Poesie der Alexandrinerzeit ^).
Einen verwandten Charakter wie die Philosophie, so weit es
die Verschiedenheit beider Gattungen zulässt, trägt natürlich
auch die Poesie der Alexandrinerzeit an sich. Gingen doch aus
dem Kreise der ersteren allerlei Spielarten der letzteren hervor,
die kynischen Tragödien, die satirisch -parodischen Dichtungen
des Erates, Monimos, Metrokies, die buntfarbigen Darstellungen
des Bion, die Sillen und sonstigen poetischen Versuche des Timon,
die menippeische Satire, der Hymnos des Kleanthes*). Auch die
Poesie dieses Zeitraums ist durch und durch individualistisch,
und selbst diejenige Dichtart, welche einzig und allein noch
lediglich die schon in der attischen Periode eingeschlagne Richtung
VIT. 306 f. oder rj Ixd-vtov 318 b (Cod. xal). 319 d. nsgl tx^vcov <^> Jcotxmv
320 e, eiomal bloss dieser angegeben: iv tat mql l%%'v(ov 303 d. Das 5. B.
der Thiergesch. dagegen führt Ath. seltsamerweise als das 6. der Theile der
Thiere an, aber ein paar Mal ist vielleicht aas Versehen dieser Titel h
x^ niiAnt(p zmv ^tomv ykOi^ltav statt der Zooixa gesetzt: 294 d. 312 a. 316a.
321 e, h nifintm icpmv taxo(^Cag 329 a, doch s. Heitz a. a. 0. S. 226.
Ueber das Verhältniss des Aristophanes von Byzantion in dessen Thier-
geschichte zu dieser Schrift s. C. 16. A. 60.
867) PoU. X, 170 (Fr. 262 « 268 R.). 'AqiazotiXovi n SsofpQdatov,
Von anderen Anfühmngen aus nsgl (pvt&v ist es völlig angewiss, ob sie
noch aus der ächten oder einer ontergeschobnen Schrift sind, s. Zell er
S. 98. A. 1.
868) S. Zeller S. 100. A. 1. Sie mit den ^uxa ftlr einerlei zu er-
klären, wie Böse thnt, ist kein genügender Anlass.
1) Roh de Der griech. Roman und seine Vorläufer, Leipz. 1876. 8.
S. 1 — 166, von dessen Darstellung die meine im Wesentlichen nichts
Anderes als ein Aaszng ist nnd sein will. Conat La poesie alexandrine
sous les trois premiers Ptolem^es (324-^222 a. Gh.), Paris 1882. 8. Ueber
die ganz ähnlichen Zftge in der gleichzeitigen Malerei , welche sie zu nicht
geringem Theile dem Einflass dieser Dichtung auf sie verdankt, s. Heibig
Untersuchungen tiber die campanische Wandmalerei, Leipz. 1873. 8.
2) S. C. 2. A. 69 ff. 86 ff. 88. 92. HO ff. 139 ff. 146. 230.
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168 Drittes Capitel.
fortsetzte und dem Kreise der gelehrten Poeten fern lag^), eben-
desshalb eine der lebensvollsten von allen, die neuere Komödie,
zieht sich, worin ihr schon die mittlere mehr und mehr voran-
gegangen war, ausschliesslich in die engsten Verhältnisse des
Privatlebens mit Verblassung der specifisch nationalen Färbung
zurQck. Die wahrhafte nationale Selbständigkeit und mit ihr die
eigentliche Vollkraft poetischen Schaffens war dahin, für die Er-
zeugnisse auf dem Gebiete der Dichtung blieb nur noch ein be-
scheidener Spielraum. Es war, wie schon früher bemerkt*), eine
sehr ernste Frage, ob die Poesie überhaupt noch eine Zukunft
habe, und so gerieth man bei dem Suchen nach neuen Bahnen
zuerst vielfach auf seltsame Künsteleien, wie die Figurengedichte,
die Alexandra des Lykophron, die ^jQai der Moero, den Apollon
des Alexandros und des Uermesiauax Leontion, die zum Theil
zweifellos, zum Theil mit Wahrscheinlichkeit den ältesten Zeiten
dieser Periode angehören^); verhältnissmässig bald aber fand man
richtigere Wege. Abgesehen von der Philosophie flüchtete sich fast
alles geistige Leben unter den Schutz der Hofgunst namentlich in
die neuen Monarchien, in welchen das zusammenhaltende Band
althellenischen Glaubens und althellenischer Sitte vor einem 'Alles
nivellirenden Kosmopolitismus schwand, und in welchen der Ein-
zelne für seine Privatinteressen und seine Bildung weit mehr seine
eignen Wege gehen konnte als in den alten Stadtrepubliken.
Selbst die immer mehr sich entwickelnde Scheidung der Gelehrten
vom Volke begünstigte den Individualismus. Das eigentlich sittlich-
religiöse Bedürfniss, wie schon gesagt*^), befriedigte sich in der
Philosophie, und der alte acht nationale Mythos verblasste nicht
minder als die alte acht nationale Heroensage. „Wie sich die
Mythen im Rahmen einer leblosen öfficiellen Hofpoesie ausnehmen,
lehren uns die" frostigen „Hymnen des Kallimachos"'). Aber nicht
besser geriethen die Versuche im Heifoenepos höheren Stils, ein
3) Denn Machon, der Lehrer des Aristophanes von Byzanz, bildet nar
eine scheinbare Ausnahme, s. C. 8. A. 118^.
4) C. 1. S. 9 f.
6) Wilamowitz De Lycophronis Alexandra, Greifswald 1883. 4. S. 13
schreibt von dem Altar des Dosiadas and der Syrinx des Theokritos: cui
omnino aetaii rectius Jiaec tribuas quam ei qtMe Simmiae technopaegnia,
Lycophronis Alexandram, Moerus Diras, Alexandri ApoUinem tulit?
6) C. 2. S. 10.
7) Rohde S. 19.
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üeber die Poesie der Alexandrinerzeit. 169
Gleiches dürfen wir wohl von der Tragödie vermuthen, und die
epische Behandlung historischer Stammsagen fand eine einiger-
massen gelungene Vertretung nur durch ßhianos. Am Nächsten
lag diesen gelehrten Dichtern das Lehrgedicht, aber gerade hier
mangelte der feurige poetische Schwung eines Empedokles, der
am Meisten gerade einer derartige Dichtung nöthig ist, wenn sie
lebendig und ergreifend wirken soll. Die meisten alexandrini-
schen Dichter beschränkten sich mit richtigem Gefühl^) auf
Dichtungen von geringem Umfang, und' hier gelang es ihnen
wirklich noch manches Neue und acht Poetische zu schaffen,
namentlich in der Schilderung individuellen Seelenlebens, in der
anmuthigen Darstellung zarter^ sentimentaler und leidenschaft-
licher Empfindungen. Abgesehen von der in einem neuen Stile
reichhaltig betriebenen Epigrammendichtung, abgesehen von poeti-
schen Episteln, Hochzeits-, Trauer- und Lobgedichten, femer der
neuen poetischen Spielart, welche in der Kinädendichtung auf-
trat, und den erneuten Versuchen in Choliamben und Mimiamben
entwickelte sich jetzt die bukolische Idyllenpoesie, die reizende
Schöpfung des Theokritos, der freilich ausser dem Dichter des
achten uns unter seinem Namen überkommenen Idylls und viel-
leicht auch dem des neunten^) einen eigentlichen Nachfolger
überhaupt nicht hatte. Immerhin sind übrigens diese herrlichen
kleinen Genrebilder doch das Erzeugniss einer künstlichen, senti-
mentalen Dichtung, welcher freilich die nie in ihr wieder erreichte
hohe Kunst des Theokritos den Schein der Natur zu geben ge-
wusst hat, und auch dieser erste Ursprung der Hirtenpoesie
liegt bereits in einem empfindsamen Heraussehnen aus der Ge-
lehrsamkeit und Ueberfeinerung zu einfacheren Lebensformen, zu
der Behaglichkeit ländlichen Stilllebens ^^). Ganz besonders aber
8) Theokr. Id. VII, 46 ff. Kallim. Fr. 369. 287. 481. Vgl. C. 6. A. 34.
C. 13. A. 26.
9) S. C. 6. A. 64. 66.
10) Von aller späteren bukolischen Dichtung wusste man dies längst;
dass es aber auch von der des Theoktitos gilt, hat uns zuerst M. Haupt
Berichte der sächs. Qes. d. W. 1846. S. 39. Opusc. I. S. 262 f. (s. C. 4.
A. 63) ^gelehrt: „Die bukolische Poesie der Griechen entstand als eine
Kunstgattung in einem Zeitalter, welches sonst nur (?) überkommene Vor-
bilder nachzuahmen wusste. Mitten in der gelehrten und künstlichen
alexandrinischen Bildung ging sie hervor aus Sitten und Liedern (?) sicili-
scher Hirten, und wo sie das Hirtenleben rerliess, schöpfte sie doch aus
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170 ^ Drittes Capitel.
musste dem Geiste dieser Zeit eine Dichtungsart zusagen, welche
auch zuvor schon nie einen besonders hohen und grossartigen
Schwung genommen; andererseits aber der Darstellung des mannig-
faltigsten Inhalts, der Empfindung und Betrachtung jeder Art
und hie und da selbst der Erzählung Raum geboten hatte, näm-
lich die Elegie. So nimmt sie in der älteren Alexandrinerzeit
eine hervorragende Stellung ein. Dann freilich entschwinden uns
ihre Spuren, und erst am Ausgange dieser Periode begegnen wir
noch einem einzigen fruchtbaren Elegiendichter wieder, dem Par-
thenios. Je weniger man sich umfassenderen poetischen Auf-
gaben gewachsen fühlte, desto mehr legte man in dieser Form
und in Werken massigen Umfangs den Ausdruck aller möglichen
Empfindungen und Interessen nieder, welche das Gemüth und
den Verstand dieser Zeit bewegten. Und so wandelte denn die
Elegie bei diesen gelehrten Dichtern zum Theil noch in alten
Bahnen fort, zum Theil schlug sie neue ein. Ein Hauptthema
in ihr war die Liebe, zum Theil in rein lyrischer Weise nach
dem Vorbilde des Mimnermos, ohne Zweifel ohne die Glut eines
Alkaeos und einer Sappho, aber lieblich, zart und anmuthig,
wie die römischen Nachahmungen eines Propertius, Ovidius und
TibuUus beweisen. Aber auch die poetische Erzählung nament-
lich auch von Liebesgeschichten fand in dieser Dichtungsform
einen breiten Spielraum und nahm eine Gestalt an, dass man
in einem Theil dieser Elegien die richtigen Vorläuferinnen des
nachherigen Liebesromans und der nachherigen Liebesnovelle er-
blicken darf. Noch gab es eine Art von Volkssagen, welche
für die erzählende Dichtung einen jungfräulichen Boden darbot,
indem zwar schon vor Jahrhunderten Stesichoros in dreien seiner
grossen lyro-epischen Chorgesänge, Kalyke, Rhadina, Daphnis,
aus ihrem Borne geschöpft hatte, aber bisher unseres Wissens
kein zweiter erzählender Dichter demselben nahe getreten war.
dem Volksleben. Bedingt war sie darch das Wohlgefallen an einfacher
und zamal ländlichen Lebensformen, das gerade in Zeiten der üeber-
feinerung sich regt, durch den Gegensatz künstlicher Zustände und objectiv
betrachteter Natürlichkeit; ihre Naivetät ist nicht unbewusst, nicht
die volksmässige selbst, sie ist absichtlich und berechnet, wie
sehr uns auch Theokrits vollendete Kunst darüber tänschen
mag. Seine Poesie steht aber nicht einsam . . . der Hang des Zeitalters
zeigt sich darin, dass auch das Epos idyllische Schilderungen in sich auf-
nahm. CallimachuB Hekale war zu gutem Theil idyllischer Art u. s. w.".
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Ueber die Poesie der Alexandrinerzeit. 171
Es waren dies die vereinzelten, mit dem Ganzen der Heldensage
ausser Verbindung gebliebenen Ortslegenden , wie man sie neuer-
dings zur Unterscheidung von den sonstigen Sagen- und Märchen-
schopfungen der Yolksphantasie genannt hat, in denen anmuthige,
rührende und sinnreiche Liebesgeschichten eine Hauptrolle spielten.
Sie aus ihrer bisherigen Entlegenheit und Verborgenheit ans
Licht zu ziehen war ein natürlicher Gegenstand gelehrten Interesses,
sie poetisch zu behandeln, dazu musste für Dichter, welche Ton
der breit getretenen Heerstrasse der Mythen und Heroensagen
zugleich mit gelehrtem Stolz und richtigem dichterischen Tact-
gefühl für das ihrer Zeit und Befähigung Zusagende sich ab-
wandten ^^), ein ganz besonderer Antrieb vorhanden sein, und es
war dies der einzige neue acht populäre Sto£P, welcher ihnen
übrig blieb, ein Stoff überdies, zu dessen dichterischer Ausge-
staltung und Neubelebung es keiner besonderen Voraussetzungen,
sondern nur im Allgemeinen eines rein menschlichen Eunstver-
mogens bedurfte. So wirkten hier das Trachten seine Gelehr-
samkeit am Hervorziehen des möglichst Unbekannten zu zeigen
mit dem acht künstlerischen Interesse und mit dem Streben das
Publicum durch den Reiz der Neuheit zu unterhalten in ganz
merkwürdiger Weise zusammen. Dass sich imter den Schöpfungen
dieser neuen Dichtung neben ächten Perlen auch mancherlei
nüchterne und geschmacklose Versmacherei befand, können wir
noch deutlich erkennen; aber die ersteren herauszusondern, dazu
reicht nur selten, sie genauer in ihrer Eigenthümlicbkeit und in
ihrem Verhältniss zu den Idyllen des Theokritos zu bestimmen,
dazu reicht überhaupt unsere Eenntniss nicht aus, und nur so
viel ist gewiss, dass wir die Höhe, um welche dieser seine Mit-
bewerber überragt, nicht zu gering, aber auch nicht allzu gross
anschlagen dürfen. Die Einflechtung von Liebeserzählungen findet
sich nun ferner in der Prosa schon bei Historikern älterer Zeit")
und solchen, die in die alexandrinische Periode hinüberragen oder
11) Eallim. Fr. 293. Uiqfav d' txvia ftri %a^ofM. Epigr. XXVnj,
B. C. 18. A. 14. 26, vgl. Artemid. IV, 63 (s. C. 4. A. 14). Antip. v. Thesaal.
Anth. Pal. VII, 409, 6.
12) Das nachweislich frühste Beispiel ist die Liebesgeschichte des Me-
ders Stryangaeos und der Sakerkönigin Zannaea bei Etesias Fr. 26—28,
B. Bohde S. 39. £ine massilische Liebeslegende stand bei Aristoteles in
der Politie der Massilier Fr. 649 (früher 603, dann 608) Rose b. Ath. XIII.
676 a.b, s. Rohde S. 44f.
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172 Drittes Capitel.
ihren Anfängen angehören ^^). Aber trotz dieser Vorstufen und
Seitenstücke ^^) bleibt doch der erzählenden Poesie der Alexandriner
eine fast unvergleichlich nachhaltige Einwirkung auf alle Folge-
zeit. In ihr zuerst nämlich nimmt der erotische Stoff einen so
bedeutenden Raum ein, dass von ihr ab jene Geschmacksrichtung
beginnt, welche bei allen Völkern die herrschende geblieben ist,
für jede poetische Darstellung die Liebe mindestens als ein
wesentlich mitwirkendes Motiv zu fordern; und namentlich die
Weiberliebe erschien abgesehen von jenem vereinzelten Vorgange
des Stesichoros hier zuerst innerhalb der griechischen Dichtung
in jener zarten und romantischen Gestalt, welche sich sodann
auf die Poesie der neueren abendländischen Völker vererbt hat.
Erzählungen, freilich nicht von erotischer Art, in die Elegie ein-
zuweben, darin war wiederum schon Mimnermos vorangegangen^^).
Den unmittelbarsten Anstoss aber gab den Alexandrinern nach
dieser Richtung jene lange Elegie Lyde des Antimachos, in wel-
cher dieser sich über den Tod seiner gleichnamigen Geliebten
durch eine Reihe schlecht verbundener Beispiele unglücklicher
Liebe ans der Heroenwelt tröstete. Er ward auf diese Weise
der Begründer einer derartigen lyrischen Erzählung in elegischer
Form, und sein Vorbild ward massgebend theilweise schon für
Philetas, noch mehr für Hermesianax und Andere, während
Kallimachos sich von diesem Ungeschmack emancipirte^^. Darin'
aber blieben die alexandrinischen Dichter noch der altgriechi-
schen, von wenig Ausnahmen durchbrochnen Regel getreu, dass
sie ihre erzählenden Stoffe nicht selbst erfanden'^, wenn sie
auch bald freier und bald weniger frei mit der üeberlieferung
umgingen^*). Sie schöpften dieselben zumTheil gewiss unmittelbar
13) Wie Chares von Mjtilene (Fr. 17 b. Ath. 576 äff.), Timaeos, Elei-
tarchos, Phylarchos, 8. Rohde S. 39 ff.
14) In Bezug auf die Untersuchungen des Aristoteles und seiner Schüler
und anderer Philosophen, insbesondere das Buch des Klearchos über die
Liebe s. Bohde S. 55 ff.
15) Fr. 9—11. 19-22.
16) Fr. 74^. Avdi] ncel naxv ygccfifuc xal ov zoqov. Ueber den Anlass
zn dieser Aeusserung s. C. 36. A. 34.
17) Eallim. Fr. 442. a^qtvi^w ovd^v dslda). Vgl. Lav. Fall. 56. Fr. 490
(C. 14. A. 38). Hinsichtlich des ApoUonios s. G. 14. A. 64.
18) Sehr frei z. B. Eratosthenes in der Erigone, s. C. 15. A. 92. In
Bezug auf Hermesianax und besonders Euphorien s. Rohde S. 98. A. 1. 2,
auch unten C. 4 und C. 14. A. 98^.
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Ueber die Poesie der Alexandriner zeit. 173
aus dem Voiksmunde, indem sie auf ihren wissenschaftlichen
Untersuchungsreisen vermuthlich auch derartige Sagenforschungeu
anstellten^ zum Theil aber auch aus der spätem Tragödie und
nach dem schon Bemerkten auch aus den Schriften historischer
und antiquarischer Forscher von den ältesten Zeiten her bis in
die Gegenwart'^). Nach Analogie der Liebesgeschichten aus der
Ortslegende zog man auch die Heroen und Götter reichlich mit
in diesen Kreis hinein, zumal wo sich in der ursprünglichen
Sage von denselben schon die Andeutung eines Liebesverhältnisses
fand, aber doch nur als Motiv zu gewaltigen Thaten und Kata-
strophen. Die hellenistische erzählende Dichtung verweilte da-
gegen mit Vorliebe bei der Leidenschaft als solcher, theils wie
in der euripideischen und späteren Tragödie nach der düstem und
tragischen Seite hin, theils in zarter Romantik und idyllischer
Empfindsamkeit. Sie bildete in dieser Weise die schon in der
Sage angelegten Keime weiter aus und dichtete immer neue
Liebesabenteuer hinzu und gab so den alten Göttern und Heroen,
wie Odysseus und Achilleus, ein ihnen ursprünglich ganz fremdes
Colorit „galanter Ritter", jedoch, wie es scheint, mit Fernhaltung
aller Lüsternheit. Sehr beliebt war namentlich auch die Be-
handlung von Nymphensagen, wie der von Paris und Oenone
und der von Daphnis, und das hierin so wie in anderen Zügen
sich äussernde Naturgefühl, der lebendige Sinn für Waldesduft
und Waldesfrische war somit nicht etwa bloss auf den Theokritos
beschränkt Das volksthümliche Element in dieser gelehrten
Poesie erklärt ihren grossen Einfluss auf die Malerei der gleichen
und der nachfolgenden Zeiten und auf die Elegie und Metamor-
phosendichtung der Römer und dann später auf die letzte Nach-
blüte des griechischen Epos seit Quintus von Smyma und
schliesslich ohne Zweifel auch auf den spätgriechischen Liebes-
roman ^).
19} Ich mnss mich hier begnügten auf die Unters nchUDgen von Bohde
S. 27-58. 100 fr. 118 ff. zu verweisen.
20) S. über dies Alles Rohde S. lt)0— 112. 116—139 nnd in Bezog auf
den letzten Punkt S. 189 ff. Ausserdem vgl. A. 1.
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174 Viertes Capitel. Elegie u. verm. Dichtungen, bes. die Pigurengedichte.
Viertes Capitel.
Elegie*) und yermsclite Dichtongen, besonders
die Figurengedichte.
Philetas*), Sohn des Telephos^), von Kos*), war, so viel
wir wissen, das älteste Haupt einer Schule von Grammatikern
und Dichtern, Lehrer des Zenodotos*) und Hermesianax^) und
der eigentliche Begründer jener eigen thümlichen lyro- epischen
Poesie der Alexandrinerzeit. Er lebte unter Philippos, Alexandros
und Ptolemaeos I, dessen Sohn Philadelphos er, wie schon ge-
sagt ^^), unterrichtete^), wahrscheinlich etwa seit 295 '). Jeden-
falls kehrte er einige Jahre später, etwa 292, von Alexandreia
nach Kos zurück®), und in diese Zeit^) nun fällt das von
*) Bauch Die Elegie der Alexandriner, Heidelb. 18i5. 8. W. A. B. Hertz -
berg Die Elegie der Alexandriner, in Prutz Histor. Taschenb. lY. 1846.
1) Philetae Coi fragmenta. Coli, et notis illustr. C. Phil. Kayser,
Qöttingen 179^3. 8. Philetae Coi, Hermesianactis Colophonii atqne Phanoclis
reliquiae. Dispos. emend. illustr. Nie. Bachius, Halle 1829. 8. — Preller
Art. Philetae in d. Encykl. v. Ersch u. Gruber, Rohde S. 78 f. Couat
S. 68—80. -— „Zu den von Bach gesammelten Bruchstücken hat 0. Schnei-
der Nicand. S. 47. A. 2 zwei neue hinzugefügt, ein drittes bei Bergk
Anthol. lyr.« S. 133 (No. 14) steht bei Bach S. 82 an verkehrter Stelle. Ob
Dilthey De Callim. Cyd. S. 38 Recht hat, muss dahingestellt bleiben".
(Enaack).
2) Suid. ^arjtcig, Schol. Theoer. VlI, 40. Prokl. Chrest. p. 242 Westph.
n. s. A. 19.
3) Hermeaian. V. 75 f. Strab. XIV. 657. Ath. IX. 401 e. XIL 662 b. AeL
V. H. IX, 14. Prokl. a. a. 0. Suid., nach Einigen freilich aus Rhodos, Schol.
Theoer. a. a. 0.
4) S. C. 12. A. 10. 6) S. A. 53. 6»») C. 1. S. 6.
6) Suid. coy inl ts ^iXCmcov xal *AXiiavdi^v . . . iyivBto dh nal Si-
daanocXog tov dsvrsQOV JltolBficciov,
7) Als Philadelphos, geboren 809 (s. Theokr. XVII, 68 f. Kallim. H. IV,
166 f. Droysen Hellenism. IP, 2. S. 82. S. 94. A. 1), 16 Jahre alt war.
8) Die Versuche von Hempel Quaestiones Theocriteae (Kiel 1881).
S. 14 und Busch De bibliothecarüs Alexandrinis (Schwerin 1884). S.'4f.
die entgegengesetzte Annahme zu begründen, Philadelphos sei vielmehr
nach Eos zu Ph. in die Schule geschickt worden, bedürfen kaum einer
Widerlegung. Dass auch Straten, der philosophische Lehrer des ersteren,
vielmehr nach Alexandreia berufen wurde, darüber s. C. 2. A. 724. Vgl.
Susemihl Anal. Alex, chronol. II. (Greifswald 1888). S. VIII. A. 37.
9) Denn Aratos kann zu keiner anderen Zeit in Eos gewesen sein, siehe
C. 10. A. 6. 8.
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Pbüetiae von Kos. 175
Theokritos in seinem siebenten Idyll geschilderte dortige Zu-
sammenleben eines Kreises poetisch begabter junger Männer^ die
sich zu einer poetischen Hirtenverbrüderung, in welcher jedes
Mitglied seinen erdichteten Namen führte , zusammengeschlossen
hatten ^°), und zu welcher auch Theokritos und Aratos^^)
10) Dies ist freilich jüngst wieder bestritten oder wenigstens yersichert
worden, jenes Gedicht sei auch ohne diese Annahme yöllig verständlich.
Und zwar hat sich Gercke Alexandrin. Stud., Rhein. Mus. XLII. 1887.
8. 602 f. (vgl. S. 622. A. 8) mit dieser Versicherung begnügt, Hiller Jahres-
ber. LIV. S. 186 aber dieselbe folgendermassen begründet. Nachdem Theokrita
bukolische Gedichte allgemein bekannt und beliebt waren, habe ffir ihn,
wie es Hill er scheint, die scherzhafte Fiction sich und seine Jugendfreunde
zu singenden Hirten zu machen wahrlich nicht allzu fern gelegen, auch
wenn sie in Wirklichkeit an ein solches bukolisches Treiben niemals ge>
dacht hatten. Alkin mir meinerseits scheint dies nicht bloss recht fem
zu liegen, sondern geradezu unmöglich zu sein. Denn möglich wäre es
doch wohl nur dann, wenn diese Jugendfreunde sich gleichfalls und in
ähnlicher Weise wie Theokritos selbst in Hirtengedichten ergangen und
diese zum Mittelpunkt ihres ganzen poetischen Schaffens gemacht hätten;
das aber war nach Allem, was wir von ihnen wissen, und was Theokritos
selbst in jenem Idyll sie dichten lässt (allerdings zum Theil, wenn auch
nicht theokriteische Hirtenidylle, so doch kurze epische Darstellungen von
Gegenständen aus der Hirtensage, s. A. 74. 90, indessen eben nur sehr zum
Theil), nicht der Fall. Und selbst so wäre es meines Erachtens immer
noch undenkbar, wogegen auch die schon früher im 8. Idyll (s. A. 74. G. 6.
A. 6. 8) gemachte Verwendung des Tityros spricht, dass Theokritos jetzt
diesen seinen Jngendgefährten erst nachtTäglich aus eigner Er-
findung erdichtete Namen beigelegt haben sollte, wie es insonderheit
Lykidas und Tityros doch ohne Zweifel sind, obgleich Hill er a. a. 0.
S. 189 nicht einmal so viel ganz sicher zu sein scheint. Dass das 7. Idyll
in seinen besonderen Zügen vielfach unhistorisch und freie Erdichtung ist,
dass Theokritos nicht mit dem hier unter dem Namen des Lykidas auf-
tretenden Manne bei dieser Gelegenheit einen poetischen Wettkampf auf-
geführt und nicht diese Unterhaltung gepflogen hat, liegt auf der Hand;
vielleicht ist er demselben gar nicht einmal wirklich auf dem Gange zu
diesem Erntefest begegnet. Aber das Gedicht verliert allen Sinn und Zu-
sammenhang als Darstellung einer wirklichen Jugenderinnerung, eines glück-
lich verlebten Jagendtages , wie es doch eine solche ohne Zweifel und auch
nach Hillers Auffassung sein soll, wenn nicht wie dies Erntefest und
der Besuch desselben, so auch der allgemeine Hintergrund dieser Dichtung
der geschichtlichen Wirklichkeit angehörte (vgl. auch Bannow Woch. f.
kl. Ph. y. 1888. Sp. 112). Was aber bleibt denn nach dieser Richtung
noch übrig, wenn auch die „bukolische Maskerade" noch abgezogen wer-
den soll? Lebten vielleicht sogar (und das ist die Hauptfrage, dagegen
nur ein allerdings nicht unwesentlicher Nebenpunkt, ob eine Tändelei wie
die Hirtenverbrüderung Statt gefunden hat oder nicht) alle diese Jünglinge
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176 Viertes Capitel. Elegie u. verm. Dichtungen, bes. die Figurengedichte.
gehörten. Kaum kann diese jungen Männer ein anderer Zweck
hieher zusammengeführt haben als der, hier ihre grammatischen
und poetischen Studien zu machen ; und schwerlich bei einem
Anderen als Philetas, so dass dieser allem wahrscheinlichen Yer-
muthen nach auch von ihnen allen Lehrer und wohl auch der
eigentliche Mittelpunkt dieses Dichterbundes war *^). Seinen
schwächlichen Körper^*) rieb er durch übermässige Studien auf *^),
und so wird er ein besonders hohes Alter schwerlich erreicht
haben, und man wird wohl mindestens nicht sehr fehlgreifen,
wenn man sein Leben etwa zwischen 340 und 283 oder 285
setzt ^^). Seinen dichterischen Ruf begründete er besonders durch
damals gar nicht in Eos zusammen? Das hält indessen ja zweifelsohne
auch Hill er nicht für möglich, während freilich Gercke hinsichtlich des
Aratos sogar einen solchen weiteren Schritt thut. Wenn aber auch nur
dies der Fall war, reicht es denn nicht schon dazu aus, um wenigstens so
viel mit grösster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, wie es denn auch Gercke
immer noch zu thun scheint, dass sie zum Studium bei Ph. dorthin ge-
kommen waren? Und doch bleibt Hill er a. a. 0. S. 185 auch jetzt noch
dabei, das Schülerverhältniss des Theokritos zu ihm, für das freilich die
Alten keine andere Quelle als wir hatten (s. C. 6. A. 2. 5) , für eine höchst
zweifelhafte Sache zu erklären. Wer aber, wie Gercke, schon dies als
ein Uebermass yon Skepsis ansieht, trotzdem wir hier ein ausdrückliches
Zeugniss des Theokritos nicht haben, der sollte sich doch so weit an dessen
ausdrückliche Darstellung hallen, als nicht unabweisliche Gründe gegen
deren Geschichtlichkeit sprechen. Vgl. Susemihl a. a. 0. S. IVf.
10^) S. darüber C. 10. A. 8.
11) y. 39—41 werden Ph. und Asklepiades als Dichter bezeichnet, mit
denen Theokritos seinerseits selbstverständlich zur Zeit der Handlung dieses
Gedichts sich noch nicht yergleichen konnte. S. C. 5. A. 10 u. vgL C. 36.
A. 30. 81.
12) Plut. an seni 16. 791 E. TlQÖdLKOv tov aofpiatriv rj ^ilritäv top noirj-
t^v . . . laxvovg . . . xal vocdSsts xal tä noXla %Xivonst8Cg Si* aQQfoctiav
ovrag,
13) Was denn Komikern (vgl. Aelian. V. H. X, 6) oder Epigrammatisten
zu allerlei Witzen und Spöttereien Veranlassung gab, die später für That-
Sachen gehalten wurden, wie dass er über dem yergeblichen Suchen nach
der Lösung eines bekannten Trugschlusses (des fpsvdofisvog Xoyog) abge-
magert und endlich gestorben sei (Ath. IX. 401 e. Suid.), oder dass er, um
nicht wegen seiner Dünnheit Tom Winde umgeworfen zu werden, bleierne
Sohlen getragen habe (Ath. XII. 652 b. Ael. V. H. IX, 14).
14) Jedenfalls wohl (s. A. 66) vor 281 erwähnt Hermesianax, der ihn
dabei allem Anschein nach als einen schon Gestorbenen behandelt, eine
ihm von seinen Mitbürgern errichtete eherne Bildsäule, die ihm doch wohl
auch , wenn sie nicht wie so vieles Andere blosse Erdichtung des Hermesianax
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Philetas von Kos. 177
seine Elegien an seine Geliebte Bittis^^), bei denen ihm die des
Mimnermos an seine Nauno yorschweben mochten; doch weist
die Zusammenstellung der Bittis mit der Lyde des Antimachos
bei Ovidius*^) wohl auf eine noch grossere Aehnlichkeit mit
letzterer hin. Von Titeln seiner sonstigen elegischen Dichtungen
kennen wir abgesehen von den Epigrammen noch Demeter
und Uaiyvia, aus denen auch einige Bruchstücke erhalten sind").
Dass in seinen Elegien auch Erzählungen vorkamen^ davon sind
uns sichere Spuren geblieben ^^), und dass er insonderheit erotische
Erzählungen liebte^ steht nicht minder fest So wurden in einem
seiner Gedichte die Hochzeit des lason und der Medeia behandelt ^^),
in einem kleinen Epos Hermes, wie es scheint, die Abenteuer
des Odysseus, und zwar wohl bereits ganz in dem neuen, romanti-
schen Geschmacke, indem hier mindestens diesem Helden ein
Liebesverhältniss mit Polymele, der Tochter des Aeolos, ange-
dichtet war*®). In welchem seiner poetischen Werke er die Ge-
ist, erst nach seinem Tode gesetzt ward. Ritschl AI. Bibl. S. 81 f. (Opusc.
I. S. 66) stellt seine Geburt zwischen 348 und 840, Conat S. 82 ff. 67
zwischen 840 nnd 836 nnd seinen Tod um 285.
16) Ovid. Trist. I, 6, 2. Ep. ex P. III, 1, 68. „Bttt^g, nicht Battig ist
auch bei Hermes. 77 za schreiben, s. Kaibel Epigr. Qr. S. 232". (Knaack).
16) Ovid. Trist, a. a. 0. 1 f.
17) Bei Stob. Flor. CXXIV, 26. 26». CIV, 11 und LXXXI, 4. CXXIV, 10 =-
Fr. 1—3. 9 f. Bach. Ancb die beiden Epigramme (Fr. 11 f.) stehen ebendas.
CXXIV, 11. LIX, 6. „Die Demeter behandelte wohl, wie schon W. E.Weber
Die eleg. Dichter der Hellenen, Frankf. a. M. 1826. S. 661 annahm, die
Irrfahrten dieser Göttin. Vielleicht gehört die Schol. Theoer. VII, 6 f. mit-
getheilte Sage Ton den Nachkommen des Königs Enrjpylos hieher, da sich
unmittelbar ein Fragment (19) des Ph. anschliesst. Dasselbe würde dann
in der Demeter gestanden haben. Uebrigens ist das Thema in jener Zeit
beliebt gewesen: ausser Kallimachos hat auch Aratos iv toCg tiata XiitTOv
dasselbe behandelt, wie das Fragment bei Strab. X. p. 486 (s. C. 10. A. 34)
beweist. Vgl. Anthol. Pal. IX, 408. 421". (Knaack).
18) Fr. 17. 18. Ob Fr. 22. 23 dem Ph. angehören, ist mindestens sehr
zweifelhaft, s. Meineke Analecta Alexandrina, Berlin 1843. 8. S. 120.
19) Schol. Apoll. Rh. IV, 1141 (= Fr. 13). Ob dasselbe wirklich Tele-
phos (nach seinem Vater?) betitelt war oder mit Bach S. 60 o Trjlifpov
für iv TrjXi(p<p zu schreiben ist, steht dahin: ich glaube Letzteres, s. indessen
Bohde S. 74. A. 3.
20) Parthen. 2 >* Fr. 4. Auch die beiden Bruchstücke Fr. 7 f. bei
Stob. Flor. CIV, 12. Ekl. I. p. 166 H. 71, 16 ff. W. Schemen Worte des
Odysseus zu sein. Vgl. Meineke a. a. 0. S. 348—861. Ein nicht auf-
klärbarer Titel ist das verderbte ^Egfisveia bei Strab. III. 168, wo dann ein
SxrsufZBL, gri«c]L-alex. Litt.-Gesoh. I. 12
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178 Viertes Capitel. Elegie u. verm. Dichtungen, bes. die Figurengedichte.
schichte von Atalanta und Hippomenes mit Abweichung von der
gewöhnlichen Sagenform^^) erzählt hatte, wissen wir nicht, und
von dem dichterischen Charakter dieser Werke können wir nur
so viel sagen, dass sich in den Bruchstücken im Ganzen eine
lebendige, fast sentimentale Empfindung ausspricht und der in
ihnen herrschende Ton ziemlich einfach und anspruchslos ist;
eine besondere Dichterkraft freilich vetrathen sie nichi Die
Alexandriner gaben bald dem Eallimachos den Vorzug, während
die Römer ihn ebenbürtig neben den letzteren oder wenigstens
nächst demselben stellen und seines Ruhmes voll sind^). Auch
zu der nachmaligen Schriftstellerei über d'ccviidöia oder nagido^a
gab er bereits in seinen Dichtungen einen Anstoss^*). Als ge-
lehrter Grammatiker bethätigte er sich durch sein Prosawerk,
ein Glossarium, welches öfter unter dem Titel 'jitaxta oder
"yitaKzov ykfoööaL^), auch wohl schlechtweg rXäööai.^^) angeführt
wird^«).
Distichon (Fr. 6) von ihm mitgetheilt wird, so dass der Hermes nicht ge-
meint sein kann, s. Meineke a. a. 0.
21) Fr. 15 b. Schol. Theoer. II, 120. Vgl. Ovid. Met. X, 574 ff. —
Immerwahr De Atalanta, Berlin 1885. S. 7 f. ist einem alexandrinischen
Gedicht von der Liehe des Meilanion zur Atalanta, der Quelle von Ovid.
Ars am. II, 187 ff. und (?) Aelian. V. H. XÜI, 1 (vgl. TibuU. IV, 3, 7 ff.
Musaeos 146 ff. Nonn. XVI, 21 ff. 82 ff. 91 ff. 113 f. 133 f.), auf die Spur ge-
kommen, hielt aber mit Unrecht den Ph. für den Verfasser, der vielmehr
unbekannt und aus unbekannter Zeit ist. S. hierüber und überhaupt über
dies Gedicht Robert Archäol. Nachlese. I. Atalante. Hermes XXII. 1887.
S. 444—454 u. bes. Maass Alexandrin. Fragmente, ebendas. XXIV. 1889.
S. 528—527.
22) Prop. IV, 1, 1 ff. III, 32, 27 ff. IV, 2, 51 f. 8, 43 f. V, 6, 3 f. Ovid.
Rem. am. 759 f. Ars am. III, 329 ff. Stat. Silv. I, 2, 252 ff. Vgl. Quintil.
X, 1, 58. elegiam . . . cuius princeps habetur Callimachus, secundas con-
fessione plurimorum Philetas occupavü u. C. 13. A. 71. „Vermuthlich geht
dieser Ruhm auf das Lob seiner Freunde zurück. Von besonderem Einfluss
auf die Spateren scheint die Sammlung der Dichterporträts {Fgafpstov) des
Eallimachos (s. C. 13. A. 50) gewesen zu sein, und es scheint, dass Schnei-
der Callim. Fr. 254. t« tyisXov ro ygdfifia t6 Kdiov richtig auf dies Buch
zurückgeführt und ebenso richtig auf Philetas gedeutet hat". (Enaack).
23) Antig. V. Kar. 23, der ihn in Bezug auf diese Dinge Uavag mv
TtiQ^fgyos nennt, führt einen sie betreffenden Vers (Fr. 17) von ihm an.
24) So Schol. Apoll. Rh. IV, 989.
25) So Etym. M. 'EXivog (— Fr. 43).
26) Fr. 83—60. Am Häufigsten citirt dies Werk Athenaeos, und zwar
stbts, wo er überhaupt einen Titel beifügt, unter der Bezeichnung "Aranra,
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Sixnias von Rhodos. 179
Simias^') von Rhodos, gleichfalls ein Grammatiker*^''),
lebte vor dem Tragiker Philikos von Kerkyra*^) und mithin ^^)
schon unter Ptolemaeos I. Er verfasste 3 Bücher Glossen und
4 Bücher vermischte Gedichte ^^), von denen wir aber nur wenig
bestimmte Titel kennen. Im Apollon scheint der ganze Mythen-
kreis dieses Gottes dargestellt gewesen zu sein^*). Die Gorgo^^^)
war wohl'^) einer Dame dieses Namens gewidmet ^^) und behandelte,
In den Versen (42 ff.) des Komikers Straten (s. C. 8. A. 141) bei ihm IX.
383 b heisst es: äats iis %mv zov ^drjtä Xaftßdvovta ßvßUmv cnonstv
Bxaatov xl dvvuxai tdav QTifidtmv. üeber die Benutzung bei Euphorien
(und Lykophron) s. C. 14. A. 101. Hieran reihen sich aber noch die Bi-uch-
fitücke 61 — 64 in den Homerscholien und bei Eustath., nämlich die Les-
arten des Ph! an verschiednen Stellen der Ilias (B, 269. $, 126. 179. 252).
Standen dieselben auch in dem Glossar oder in einem besonderen Werke?
Wenn Letzteres der Fall war, so hat man doch kein Recht dasselbe mit
Bach S. 80 nsgl x^g 'OfiriQiiiijg ixvfioXoyiag oder ähnlich zu betiteln, bloss
weil Tzetz. Ezeg. IL S. 126 Herm. auch Ph. unter Denen nennt, welche
über homerische Etymologie gehandelt haben. Aristarchos schrieb ngog
^iXrixaVy 8. C. 16. A. 99.
27) S. Sternbach Meletemata Graeca L Wien 1886. 8. S. 110—117.
27*») Strab. XIV. 666. Ath. XV. 677 c. Suid. Ziiiiag. Nicht £tfifi.{ag,
sondern Ztyilag scheint die richtige Schreibung zu sein, s. die Zusammen-
stellung von Häberlin De carm. fig. (s. A. 37) S. 46 f.
28) Hephaest. p. 68. S. C. 9. A. 62. 29) S. C. 9. A. 60.
30) Suid. ^yi^aipB yXcacaag ßtßXla y\ noii^(iocxa diccfpogot ßißXla d',
Bruchstücke aus den Glossen giebt Ath. VII. 327 e. XI. 472 e. 479 c. XV.
677 c. Darüber , dass dieser seiner grammatischen Thätigkeit seine eigne
Schreibweise entsprach, s. A. 36.
31) Meineke Anal. AI. S. 219. Grusius Art. Hyperboreer in Roschers
mythol. Lex. I, 2. Sp. 2824 f. Enaack Simieum, Hermes XXV. 1890.
S. 467—460 (in dem hier vorzugsweise besprochnen längeren Bruchstück
bei Tzetz. Chü. VII, 696 ff. Steph. ^HyiUvvBg ist Pind. Py. X, 60 ff. berück-
sichtigt). Ausserdem vgl. C. 14. A. 14.
81 b) Asklepiad. v. Myrl. b. Ath. XL 491 c. Schol. Marc. Eurip. Andr.
14 (s. A. 32. 84).
32) Wie mir Enaack bemerkt hat. Durch diese Annahme schwindet
der Anstoss, welchen Sternbach S. 14 daran nimmt, dass dieselbe Sagen-
gestalt, welcher Euripides Andrem. 14 f. folgt, und nach welcher Andromache
(und Aeneias) dem Neoptolemos als Eampfpreis zugesprochen wurden, auch
Ton S., wie das angeführte Scholion z. d. St. bezeugt, in der Gorgo dar-
gestellt ward, 8. A. 34.
33) „Der vielleicht auch Anth. Pal. VII, 647 gilt, wenn anders näm-
lich auf den Anctorennamen (ZiftmvCdov , ot Sl Zififtiov) Verlass ist"
(Enaack) «s Simon. Fr. 116, s. zu demselben Bergks Anm. Schon Jacobs
Anth. Gr. VII. S. 4 hielt die Gorgo, von welcher hier die Rede ist, für
eine Geliebte des Dichters. Doch s. A. 34.
12*
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180 Viertes Capitel. Elegie u. yerm. Dichtungen, bes. die Fignrengedichte.
wie es scheint^ den troischen Sagenkreis^). Ferner werden einmal
seine MilvsQ erwähnt^). Dazu kommen ein paar Epigramme
in der Anthologie*^) und ebendort drei sogenannte Figurengedichte
84) Ganz anders freilich Bohde a. a. 0. S. 81 mit A. 1. 2, dem Stern -
bach S. 113 f. folgt. Bohde vermuthet nämlich aus Plut. Erot. 20. 766 D,
dass der Inhalt eine kretische Liebeslegende und Gorgo der Name eines
für seine Sprödigkeit bestraften Mädchens, jene eben (A. 33) berührten
zwei Distichen aber in der Anth. Pal. a. a. 0., in denen Gorgo dorisch zu
ihrer Mutter sprechend eingeführt wird, ihre letzten Worte in diesem Ge-
dicht, sonach einer Elegie, gewesen seien. Allein bei dieser Combination
ist das A. 31^. 32 angeführte Scholion übersehen: Zifitag h x^ Foqyovi
'AvdQOftaxriv (prjül %al Alveiav yigag dod'fjvai N€ontoXift<p Xiymv ovt(og. Es
folgen dann 6 Hexameter, die freilich bei Tzetz. ad Lycoph. 1263 hinter 5
anderen vielmehr der kleinen Ilias zugeschrieben werden. Gesetzt jedoch
auch (was ich nicht entscheiden will), dass man im Gegensatz zu Cobet,
Welcker £p. CycL II. S. 638 und Anderen dies mit Sternbach für richtig
zu halten und folglich unmittelbar hinter den angegebenen Worten des
Scholions eine Lücke anzunehmen habe, so würden doch diese Worte immer
noch beweisen, dass die hier ausgefalleoen Verse aus der Gorgo des S.,
der also jedenfalls auch in diesem Gedicht wie im Beil (s. A. 38^) der
kleinen Ilias folgte, denselben Sinn gehabt haben müssten, und wie Verse
dieses Sinnes in ein Gedicht des von Bohde vermutheten Inhalts hinein-
gepasst haben könnten, vermag wenigstens ich mir nicht vorzustellen, und
auch Sternbach vermag es nicht, denn seine A. 32 berücksichtigte
Aeusserung lautet vom Standpunkte seiner vorgefassten Meinung aus ganz
richtig so: „nuUo pacta inteUegi polest, guamodo iata fabula ad Sitniae
Gorgonem pertineat". Allerdings kann auch ich mir ebenso wenig vor-
stellen, wie jene zwei Distichen, trotzdem Bergk a. a. 0. dies versichert,
ein vollständiges Epigramm sein könnten, aber daraus folgt sonach nur,
dass die Sache einen Zusammenhang hat, welchen wir nicht mehr auf-
zuklären im Stande sind.
36) Steph. V. Byz. UiAvnXai: in Bezug auf Hyakinthos, vgl. Meineke
Del. S. 101. £naack Anal. AI. Bom. S. 60.
36) S. hierüber jetzt besonders Sternbach S. 113. 116 fip., vgl. S. 110 f.
und gegen ihn Hill er Jahresber. LIV. S. 160f. Sternbach macht als Kenn-
zeichen der Aechtheit den dorischen Dialekt und das Haschen nach ylmdaai
und ungewöhnlichen Formen, welches dem S. eigen war (z. B. ngdg für
ndga in dem A. 31 angef. Bruchstück, Joadm^ 'AftvtiXavtog b. Steph. Jmdoivri,
'AfivHXai, ntmuäg nvnsiffog, s. Hesych. u. d. W.), geltend. Abgesehen von
den besprochnen zwei Distichen schreibt er hiernach dem S. mit Becht zu:
Anth. Pal. VI, 113 (Zififiün) ygafiftat^yiov). 114 (tov avzov), Bergk P. L. G.
II*. S. 313 f. fögt (abgesehen von VII, 647) nicht minder richtig VII, 193
{ZtUfilov), 203 (Si.ii[i£ov) hinzu (etwa auch VI, 116 £tt[iov?)y hätte aber
wohl besser gethan von seiner früheren, mit der von Meineke und Härtung
übereinstimmenden Ansicht (Ausg. des Sophokl. S. XXIII) nicht wieder ab-
zugehen, dass ein Gleiches wahrscheinlich auch von VII, 21. 22 gilt. Seine
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Simias von Rhodos. 181
(carmina figurata), d. h. Gedichte aus Versen von verschiedener
Art und Länge in der Weise^ dass diese Yerse unter einander
geschrieben verschiedene Figuren ergeben. Es sind dies das Ei
CSliov), das Beil (IlÜ&cvg) und die Pittige (nriQvysgy^). Ob
er aber der Erfinder dieser poetischen Spielerei oder ob vielmehr
die dem Preise des kosmogonischen Eros geweihten Fittige im
Inhalt und zum Theil auch in der Sprache und das Ei nach eben
dieser seiner Gestalt aus orphischem Einfluss hervorgegangen
waren, steht sehr dahin^). Um so zweifelloser ist es, dass dem
sp&tere Vermuthung über die Urheber von VII, 20 (— Simon. Fr. 180,
8. dazu P. L. Q. UW S. 510). 21. 22 wird mit Recht von Sternbach
verworfen, aber was dieser an die Stelle setzt, ist, wie schon Hiller
dargelegt hat, wo möglich, noch unhaltbarer, nämlich dass VI, 145 (-» Simon.
Fr. 181, s. dazu Bergk ebendas.). VII, 20. 21. 22. 60 alle von Simias aus
Theben, dem Schaler des Sokrates (vgl. C. 2. A. 65), seien und VII, 60
Piatons ächte Grabschrift, wobei Sternbach im Gegensatz zu Bergk s
richtigem ürtheil der Fabelei bei Olympiod. o. Anon. Vit. Plai p. 387,
136 ff. 389, 34 ff. Westerm. , nach welcher dieser Sokratiker Piaton überlebt
haben müsste, ein unbegreifliches Vertrauen schenkt. Allerdings hat der
Urheber der üeberschrift Zififiiov VII, 60 wohl an diesen Thebaner gedacht,
aber vermuthlich eben nur auf Grund dieser Fabelei, zumal da dasselbe
Epigramm in der Anth. Plan, und bei La. Di. ni, 43 namenlos steht
VII, 21 ist Qrißa£ov erst vom Corrector hinzugethan, VU, 22 ist tov avtov
überschrieben; jedenfalls ist der Verfasser beider zum Mindesten für Mach-
werke wie vi, 145. VII, 20. 60 zu gut.
37) Anth. Pal. XV, 27 (mit der verderbten üeberschr. Brioavtivov ^Po-
dCav mhv xslidovog und der ünterschr. Bijaavtivov *PodCov diov ^ ij Jo-
atdda jj Uiniiiov. dfitpottgoi *P69ioi). 22 {Ziftfiiov 6 IliXsiivs), 23 {Ztfifitav a£
UrBQvysg ''EQmtog), Des Beils xmd der Fittige gedenkt auch Hephaest. a. a. 0.
{SifL{ilag h *P69tog , , . iv te z6 JJfilcxet . . . %dv xaCg Utigv^i) und des £is
p. 117: TO ISliov to Uifinüiv %ccl aHa naCyvia, üeber die Bakolikerhandschriften,
welche gleichfalls das eine oder andere der sechs uns überkommenen
Figurengedichte enthalten, s. H ab er 1 in De figuratis carminibus Ghraecis,
Hannover 1886 (2. A. 1887). 8. S. 6ff., der S. 3 ff. auch seine Vorgänger
in der Bearbeitung dieser Spielereien durchmustert, unter denen Salmasius
Duarum inscrr. Herod. Att. . . . explicatio, Paris 1619. 4. und Bergk
Anthol. lyr.' (Leipzig 1868). S. LXVIII— XCI besonders hervorzuheben sind.
Zu Häb erlins verdienstlicher Abh. -vgl. übrigens bes. d. Bec. v. Knaack
Woch. f. kL Ph. IV. 1887. Sp. 613—617.
38) S. hierüber Häberlin S. 36 f. Schol. A Hephaest. p. 182 Westph.
werden nämlich noch zwei andere Figurengedichte erwähnt, Efpai^a und
&^6vog^ und von der 2^a^a, der ja freilich die Figur des Eis wohl nach-
geahmt sein könnte, erfahren wir aus den Homerscholien xmd Eustath. zu
27, 570, dass sie ein dem Orpheus zugeschriebenes {avufpiifBxai sig '0(f(picc)
Gedicht auf Lines war, ob aber früher oder später entstanden als diese
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182 Viertes Capitel. Elegie n. verm. Dichtungen, bes. die Figurengedichte.
Verfasser bei dem Beil zum Preise des Epeios dem Inhalte nach
die homerische Poesie, nämlich die kleine Ilias^®**), vorschwebte.
Im Uebrigen aber stecken diese drei künstlichen Machwerke
zwar voll von seltneren Wörtern, sind aber noch frei von allen
Griphen, während in ihre Nachahmungen, den Altar (Bc3fi6g)
des Dosiadas und die Syrinx des Theokritos^^), solche Räthsel-
spiele so haufenweise hineingeheimnisst sind, dass sie die eigent-
liche Pointe des Ganzen bilden *°). Die Verbindung der daktyli-
schen Tripodie und Dipodie zu einem Pentameter mit spondeischem
oder trochäischen Auslaut und eine akatalektische Nebenform
des grossen asklepi adeischen oder sechzehnsilbigen sapphischen
Verses*^) erhielten nach Simias den Namen des simieischen und
des simiakischen Verses (jiixQov Zi^lblov und Ä/xtaxot/)^^); er
scheint also ganze Gedichte in jener und in dieser Versart ver-
fasst zu haben ^^, wie dies hinsichtlich des katalektischen anapästi-
schen Trimeters ausdrücklich bezeugt ist^***).
Dosiadas, der Urheber des eben erwähnten, dorisch ge-
schriebenen, die Figur eines Altars darstellenden Figurengedichts '*^),
Tecbnopägnien des S., ist doch in der That ganz unsicher. Warum es
wahrscheinlich sein soll, dass Epigenes (s. C. 12. A. 95. 96) sie schon mit
unter den Gedichten, die den Namen des Orphons trugen, aufgeführt habe,
ist nicht abzusehen: in den beiden Verzeichnissen derselben (s. C. 12. A. 96),
die doch vermuthlich vorwiegend auf die Kritik dieses Grammatikers zurück-
gehen, fehlt sie, und dies spricht offenbar eher dagegen als dafür. Und ob das
Vorbild des S. der orphische und nicht vielmehr der hesiodisohe Eros war,
ist schwerlich auszumachen, denn das von S. öfter gebrauchte Epitheton
ayvos ist doch nicht speciell orphisch.
38*^) Die er auch in der Gorgo benutzte, s. A. 84.
39) Anth. Pal. XV, 26. 21. Der Altar wird hier ausdrücklich dem
Dosiadas beigelegt übereinstimmend mit dem einen Index, ebenso in einigen
Bukolikerhandschriften, s. H ab er 1 in S. 62. .Dass freilich der interpolirte
Schlussvers hiefür nicht beweisend, und wie er zu begreifen ist, zeigt
Häberlin S. 60 ff
40) S. über dies Alled Häberlin S. 37 ff.
41) -t_- uui uui — zuu _u--. Sie findet sich schon bei Anakr.
Fr. 19. 20.
42) Schol. B Heph. p. 164 f. W. Heph. p. 66 G.
43) Christ Metr. der Gr. u. R.* S. 166. 470.
43^) Hephaest. p. 50. reo %cctaXrj%ti%m ds t(fi,fiBtQ(p Z. 6 'Podiog oXov
Ttoirifidriov iyQwiffeVf mg ro x. t. X. Vgl. Bossbach Theorie der mus.
Künste der Hellenen 111, 2. S. 137.
44) Lukian. Lexiph. 26. Bekk. Anecd. p. 734 f. Vgl. A. 39. Ueber die
Nachahmungen von Lykophrons Alexandra in diesem Gedicht s. C. 9. A. 39.
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Dosiadas. 183
war angeblich gleichfalls aus Khodos^), indessen spricht eine
weit grössere Wahrscheinlichkeit daför, dass er*^) vielmehr ein
Kreter und dieselbe Person mit dem Verfasser der kretischen
Geschichten (KQtjuxd)^'^, dann aber auch vielleicht kein Anderer
als der aus dem siebenten Idyll des Theokritos uns bekannte
^ykydonische^' Jugendgenosse desselben^ welcher innerhalb des
bukolischen Dichterbundes in Kos den Namen des Geishirten
Lykidas führte, gewesen sei*^*). Somit dürften also auch solcherlei
poetische Kunststücke zu den üebungen gehört haben, in welchen
die jugendlichen Mitglieder dieser Verbrüderung unter einander
wetteiferten****), zumal da allerdings wohl Einiges für die An-
Der andere Altar im ionischen Dialekt Anth. F. XV, 25 ist ans viel jüngerer
Zeit, s. Häberlin S. 31. 59—66.
46) Nach der ünterschr. in der Anth. F. zum Ei, s. A. 37. Der Werth
dieser Unterschriften ist aber bekanntlich vielfach sehr gering, ja gleich Nnll.
46) So zuerst A. Heck er Comm. crit. de anth. Gr. p. I. (Leiden 1852).
8. 127.
47) S. die Bruchstficke b. Müller F. H. G. lY. S. 399 f. Das Zeitalter
scheint zn stimmen, da bei Diod. V, 80, 4 (s. C. 38. A. 192) D. Yor Sosi-
krates (s. C. 19. A. 77) und Laosthenidas (Aglaosthenes ? s. G. 38. A. 193)
unter den Verfassern kretischer Geschichten genannt wird, also wohl alter
als beide war. Für die Identität macht v. Wilamowitz De Lycophr.
Alex. S. 12 f. neben der Seltenheit des Namens geltend , dass dieser Altar
des Jason wegen des Todes des Talos errichtet sein soll, das Ganze also
von einer kretischen Sage ausgeht.
48a.b) Wilamowitz a. a. 0. nach Theokr. VII, 11 fi. (KvdavLnov . . .
avdQa). Schlechthin sicher sind freilich alle diese Vermuthungen nicht
(vgl. Hiller a. a. 0. S. 188), aber Brinker De Theocriti vita etc. (s. C. 5.
A. 2) S. 73 f. übersieht, dass man die Aechtheit eines Gedichts, wie in
diesem Falle der Syrinx, auch mit annehmbaren Hypothesen vertheidigen
darf, welche dann der Angreifer erst wieder als unhaltbar oder doch un-
wahrscheinlich zu erweisen hat, was Brinker nicht einmal versucht.
S. überdies C. 5. A. 9. Warum dies Gedicht die Panspfeife als 10- und
nicht als 9- oder 7 röhrig darstellt, hat m. E. Häberlin S. 46->48 richtig
erklärt. Dass hinter dem Lykidas vielmehr Aratos verborgen sei, ist ein
sehr wunderlicher Einfall von Bergk De Lycida etc , Halle 1861. 4. Opusc.
II. S. 288—242; wenn 0. Ribbeck Preuss. Jahrb. XXXII. 1873. S. 79 Anm.
hinter demselben den alnoXog Astakides von Kreta (Kallim. Ep. XXII, 1)
sucht, so begreife ich nicht, wie hinter einem Ziegenhirten noch wieder
ein anderer stecken soll, überdies aber s. Gercke Alex. Stud. UI, Rhein.
Mus.XLlV. S. 144. A. 8. Gercke seinerseits (S. 144 f.) versteht den Kalli-
machos, und in der That gaf) es neben dem kretischen Eydonia auch noch
andere Ortschaften dieses Namens (s. Gercke S. 144. A. 4) und unter
ihnen auch eine in Libyen (Steph. v. Byz. Kvd(ovCa . . . devtiga TtoXig Si-
xcUa;. xqtxri AißvTjg). Aber Eallimachos kann nicht gemeint sein, da er
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184 Viertes Gapitel. Elegie o. verm. Dichtungen, bes. die Fignrengedichte.
Dahme^^) spricht^ dass der Altar des Dosiadas vor der Syrinx
des Theokritos verfasst und diese eine Art poetischer Antwort
auf jenen sei*^).
Hermesianax^^) aus Kolophon'^^), SchQler und Freund des
Philetas^^, scheint dagegen zu den älteren Zöglingen desselben
zu gehören; die ihre Bildung von ihm in Eos bereits empfingen^
bevor er, um an der des Philadelphos mitzuwirken , für eine Zeit
lang nach Alexandreia übersiedelte^ und also etwa zwischen 330
und 320 geboren zu sein"). Er dichtete 3 Bücher Elegien,
den Aratos yielmehr erst in Athen kennen lernte (s. G. 10. A. 10), also
erst nachdem dieser von Kos dorthin bereits Übergesiedelt war. Eallimachos
hat folglich gar nicht in Kos stadirt nnd nicht za den dortigen Jagend-
gefährten des Theokritos gehört.
49) Von Häberlin S. 48ff., dessen Ausf abrangen freilich von halt-
losen Phantastereien stark dnrchzogen sind, s. Knaack W. f. kl. Ph. a. a. 0.
Sp. 616. Immerhin scheint er mir darin Recht zu haben, dass der Griphos,
vermöge dessen im Altar (10) Paris Theokritos genannt wird, dem, ver-
möge dessen Theokritps in der Syrinx (12) sich selbst Paris Simichidas
nennt, eher vorangegangen als nachgefolgt sein dürfte.
60) Bergk Anthol. lyr.« S. XXXIV and Wilamowitz a. a. 0. glauben
umgekehrt, dass der Altar mit Rücksicht auf die Syrinx verfasst sei.
61) Fragms. v. Bach, s. A. 1. Rud. Schulze, Quaestiones Hermesia-
nacteae, Leipz. 1868. 8. Rohde S. 74—82. Couat S. 80—99. — „Zu den
bisher gesammelten Fragmenten kommt noch hinza Et. M. p. 169, 63.
Bevdog* w6Xig xal yvvcct%bg [{idtiov «oXvrelig, naga ^EQiirjatävaxxi de %al
ayocX(ia*^. (Knaack).
62) Ath. XIII. 697 a. Vgl. Paus. I, 9, 8. VIII, 12, 1 u. A. 63.
68) Schol. Nirand. Ther. 3 (vor der Bemerkung, Nikandros habe in
seiner Schrift über die Dichter aus Kolophon auch des H. als eines Aelteren
denn er selbst gedacht): ö *EQfir}aiava^ [ovrop] <pÖ.og tm ^tXijta xckI yvtoQi'
ftog 7}v, Vgl. A. 69.
64) Schulze S. 12 meint, um 326, Couat S. 36 ff. 67 gar, von der
(s. A. 8) bodenlosen (freilich nicht von ihm zuerst aufgestellten) Voraus-
setzung aus, Philetas sei nie wieder von Alexandreia nach Kos zurück-
gekehrt, 380—326. Schulze beruft sich darauf, dass H. nicht bloss als
Schüler, sondern auch als Freund des Philetas bezeichnet werde (s. A. 63);
viel Gewicht aber möchte darauf nicht zu legen sein. Eher darf man
darauf fussen, dass die Vollendung seines Hauptwerks schon vor 281 zu
fallen scheint (s. A. 66). Seine Verehrung der Lyde des Antimachos zeigt,
dass damab das richtigere ürtheil des Kallimachos (Fr. 74^, s. C. 3. A. 16),
wenn ja überhaupt schon ausgesprochen, wenigstens in lonien noch nicht
durchgedrungen war. Unsicher bleibt die ganze Berechnuug sehr, und für
jünger müsste man den H. halten, wenn er wirklich mit Ageanax (Theokr.
Id. VII, 52 ff.), dem Geliebten des Lykidas (Dosiadas?), dieselbe Person wäre,
wie Häberliu S. 62 f. meint. Allein alle diese geistreichen Deuteleien
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Hermesianaz aus Kolophon. 185
welche Leoution nach seiner gleichnamigen Geliebten betitelt
waren ^*), und in welchen er dieser allerlei Liebesgeschichten
erzahlte ^^. Hierbei ist das Vorbild der Lyde des Antimachos
unverkennbar^ und es hatte diese Einkleidung jenem Mädchen
statt von seiner eignen Liebe vielmehr von der aller möglichen
ajideren Personen zu reden entschieden etwas Gemachtes ^^. Im
ersten Buch berichtete er von der Liebe des Polyphemos zur
Galateia^), im zweiten von der des Arkeophon in Kypros zur
Arsinoe, der Tochter des Königs Nikokreon^®), und wie diese, so
handeln auch die anderen uns bekannten Geschichten, von denen
nicht angegeben ist, aus welchem Buche dieser Dichtung sie
stammen^ die von Menalkas und Euippe auf Euboea^), von Leu-
Hab erlin b sind gleich den früheren Bergks Opasc. II. S. 241. A. 6
(welcher sprachlich näher liegend, aber chronologisch unmöglich jenen
Ageanaz vielmehr auf Hegesianaz deutete) mit wenigen Ausnahmen (s.
A. 73) theils falsch, theils blosse lusus ingeni, auf welche Nichts zu
geben ist, s. Knaack a. a. 0. Sp. 615 f. Hiller a. a. 0. S. 186. 187. 188.
189 (wo sehr richtig bemerkt wird, daes zur Annahme fingirter Namen nur
im mittleren Theil, wo die bukolische Maskerade herrscht, 13—180 eine Be-
rechtigung vorliegt, nicht in den Anfangs- und Schlussversen). 190 f. Vgl.
auch Crusius L. Centrlbl. 1881. Sp. 1380.
65) Hauptstelle Ath. a. a. 0.
56) Bohde S. 77. A. 1: „Dass H. seine Erzählungen direct an Leon-
tium richtet, zeigen in dem grossen Fragmente des dritten Buchs V. 49.
yiyvmaxsigf 75. ola^a, 73. yiyvt6a%8i>s dtovaa^^.
57) Wie Couat S. 81 richtig urtheilt, welcher denn aach vielleicht
mit Recht vermuthet, dass Lyde und Leontion nur erdichtete Personen
seien. Auf alle Fälle bedarf es jetzt keines Redens mehr darüber, dass
Leontion, die Geliebte des H., und Leontion, die Freundin des Epikuros
(s. G. 2. A. 411.435.471), Nichts weiter mit einander gemein haben als den
Namen. Ueber den engen Anschluss des H. und des Phanokles an Mim-
nermos s. Kaibel Sententiarum lib. IV., Herrn. XXH. 1887. S. 510; dass
jedoch dessen Nanno schon ähnlich componirt war wie Leontion, glaube ich
ihm nicht.
58) Fr. 1 b. Herodian. de solit. dict. I, 16. p. 922, 19 ff. Lentz, s.
Bach S. 95 f. Holland De Polyphemo et Galatea, Leipz. Stud. VU. 1884.
S. 189—312.
59) Fr. 4 b. Antonin. Lib. Met^m. 89 (laut der Beischrift,- s. A. 118).
Diese Geschichte spielt in der jüngsten Vergangenheit. Denn Nikrokeon
ist der 312 von Ptolemaeos zum Strategen eingesetzte Fflrst von Salamis,
Diod. XIX, 79. (Rohde S. 79).
60) Fr. 3 =» Argum. Theoer. Id. XIX, wo man früher sinnlos KvQrjvaiag
schrieb, während im Ambros. k xgripaiag steht, wobei man aber nicht mit
Bohde S. 78. A. 1, auf welchen im üebrigen zu verweisen ist, an eine
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186 Viertes Capitel. Elegie u. verm. Dichtungen, bes. die Figurengedichte.
kippos und seiner Schwester ^^), von Nanis und Kyros^^), sämmt-
lich von irgendwie unglücklicher, sei es nun verschmähter oder
verbrecherischer Liebe. Aus dem dritten Buch ist ein grosseres
Stück von 98 Versen erhalten ^^), in denen eine lange Reihe von
Poeten und Philosophen abgehandelt wird, welche von der Gewalt
der Liebe bezwungen wurden. Hier war also die Composition eiue
wesentlich andere, die nicht mit Unrecht geradezu als pueril be-
zeichnet worden ist ^). Dabei geht der Dichter mit grosser phan-
tastischer Willkür zu Werke und bindet sich wenig an die ge-
schichtliche Wahrheit, und trotz alles Duftes der Sprache ist die
Ausführung trocken, breit und ^müdend. Er beginnt mit Orpheus
und schliesst mit Philetas. Man darf wohl mit einiger Wahrschein-
lichkeit annehmen, dass der Ort, in welchem er dies dichtete,
und welchen er selbst hier (V. 72) „diese Stadt^ nennt, seine
Heimat Kolophon war, und dann ist dies dritte Buch der Leon-
tion noch vor der Zerstörung derselben durch Lysimachos, d. h.
mindestens noch vor 281 entstandene^). Ob die Elegie e®) auf
Qnellnymphe zu denken haben, sondern was mit v. Wilamowitz Herrn.
XIY. S. 162 in Krivaiag zu verbessern sein wird.
61) Fr. 5 = Parthen. 6.
62) Fr. U =. Parthen. 22. Vgl. Rohde S. 82. A. 2: „Sicher aus der
Leontion und nicht, wie Bach S. 104** (nach dem Vorgang von Ruhnken)
„meint, aus den übrigens** (s. A. 69) „mehr als problematischen fltQetnoi
des H.»* S. A. 69.
68) Fr. 6 b. Ath. XIII. 697 b ff. — Ausgaben von Ruhnken Epist. crit.
II. 1782. Opusc. II. Leid. 1823. 8., Ilgen Leontii fragmentum 1797. Opusc. I.
(Animadversiones criticae in fragmentum Hermesianactis, Leipz. 1790. 4),
Rigler und Axt mit lat Uebers., Cöln 1828. 12., G. Hermann Hermesia-
nactis Elegi, Leipz. 1828. 4. Opusc. IV. S. 239—262, Bergk Commentatio
de Hermesianactis elegia, Marburg 1844. 4. Opusc. U. S. 158—182 nebst
S. 182—184, Lysander, Lund 1849. 8. ■— Einzehie Stellen besprechen
M. Haupt Ueber eine Stelle des Callimachus und eine des Hermesianax,
Berichte der sächs. Ges. d. W. 1849. 8. 39—49. Opusc. L S. 262-262 und
Schubart De Hermesianactis elegis, Plauen 1858. 4.
64) Couat S. 91.
65) Jedenfalls wohl nach dem Tode des Philetas, s. A. 14. Zum Aller-
mindesten konnte, wie Bach S. 91 bemerkt, von einer demselben durch
seine Mitbürger errichteten Bildsäule doch nicht eher die Bede sein, als
bevor derselbe ein hochberühmter Mann war. Damit ist aber die ein aller-
dings viel zu weit gehendes argumentum e silentio enthaltende Schluss-
folgerung, H. habe bei der Zerstörung von Kolophon durch Lysimachos
nicht mehr gelebt, bei Paus. I, 9, 7 (8). ovx ht, ifiol ^oxsCv, nsQi^v
ndvtcag yceg nov %al avzog av inl äXovarj KoXoq)(5vM (odvQato (vgl. auch
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Alexandros der Aetoler. 187
den Kentauren Eurytion, welcher nach der aller Wahrscheinlich-
keit nach hier zu Grunde liegenden Sage den Dexamenos zwingen
wollte dessen Tochter mit ihm zu Termählen^ aber von dessen
zu Hülfe gerufenem Gastfreund Herakles erschlagen wurde ®^, ein
Theil dieses Gedichtes war, steht dahin ^). Nicht erotisch ist
was uns über Attes aus den Elegien des Hermesianax berichtet
wird^).
Alexandros^^), Sohn des Satyros und der Stratokleia, aus
Pleuron in Aetolien^^), daher gewöhnlich der Aetoler genannt'*),
scheint zugleich mit Theokritos in Eos dem dortigen Bukoliker-
yereine angehört zu haben und in demselben vermuthlich mit
Beziehung auf den Namen seines Vaters'') Tityros genannt
worden zu sein'*), so dass er also wohl mit Thepkritos in un-
C. 5. A. 86), keineswegs widerlegt. Denn Rohde S. 76 ff. Anm. hat ge-
zeigt, dass das Ereigniss keineswegs schon, wie man früher glaubte, 802
Statt £and, sondern jedenfalls nicht vor 800 oder 299, wahrscheinlich aber
erst zwischen 287 nnd 281 in den letzten Zeiten des Lysimachos.
66) Oder vielmehr, wenn der Ansdruck bei Paus. VII, 18, 1 (==» Fr. 10),
was ich selgr bezweifle, genau ist, das elegische Distichon {iXsysCov).
„Pansanias schöpft hier und yielleicht auch Yll, 17, 5, 9 ff. (s. A. 69) aus
einem Handbuch, s. Kalkmann Paus, der Perieget S. 203. 260". (Enaack).
67) Apollod. II, 6, 6.
68) S. Bach 8. 101 ff.
69) Paus. VII, 17, 5, 9 ff. (=• Fr. 7). — Höchst auffällig ist die Nach-
richt Schol. Nioand. a. a. 0. nach den A. 63 angef. Worten: rovto} ds rä
IIeQai%a yiy^aitxm xal xä elg Asovtiov xr\v igofiivriv. Denn was soll man
sich unter den TIsgaiTia denken? Es liegt hier wohl irgend ein Irrthum
vor. Vgl. A. 62.
70) Gapellmann Alexandri Aetoli fragmenta, Bonn 1880. 8. (Steht
mir nicht zu Gebote). Osann Alexander Aetolos, Beitrr. zur gr. u. r.
L.-G. 1. S. 298—801. Bach Alexander Aetolus, Ztschr. f. d. Alterth. 1887.
S. 337 — 346. Meineke Analecta Alexandrina S. 213 — 261. Gouat
S. 106-110.
71) Said. 'AXil Air,
72) Z. B. Vit Arat. L p. 54, 54 f. IL p. 66, 6. III. p. 68, 17. IV. p. 60, 6.
Suid. "AQucxog.
78) So Häberlin S. 61.
74) So Meineke zu Theokr. Id. VII, 72, wo Lykidas sagt (V. 71-89),
er werde am Tage der glücklichen Ankunft seines geliebten Ageanax in
Mytilene sich ein Stück Torflöten lassen von zwei Hirten, einem Achamer
nnd einem Ljkopiten, Tityros aber (der uns auch Id. III, 2 ff begegnet)
solle ihm (dazu) singen zuerst von der unglücklichen Liebe des Daphnis
zur Xenea, dann von jenem bienengenährten Hirten, welcher hernach 83 ff.
als Komatas aposlarophirt wird. Dass dies eine Anspielung auf zwei bei
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188 Viertes Capitel. Elegie u. verm. Dichtungen, bes. die Figorengedichte.
gefahr gleichem Alter war und mithin etwa um 315 geboren
ward. Jedenfalls wohl sehr bald nach dem Begierungsantritte
des Philadelphos (285 oder doch 283) begegnen wir ihm dann
wieder als einem der drei obersten Beamten bei der neugegrün-
deten grossen alexandrinischen Bibliothek ^ an welcher ihm die
Anordnung der tragischen Dichtwerke übertragen war'*), und
später 276 als einem der Dichter^ welche Antigonos Gouatas
an seinen Hof zog'*). Sein weiteres Leben ist unbekannt'*^).
Er war ein ungewöhnlich vielseitiger Dichter. Als Tragiker
ward er zu der sogenannten Pleias gerechnet ''), wir kennen aber
nur ein einziges von seinen Stücken, sei es eine Tragödie, sei es
ein Satyrdrama'®), die Würfelspieler (JötQayahötaC). Ob er
wirklich auch Oavvoiisva dichtete, steht nicht ganz ausser
Zweifel'^. Sicher aber ist, dass er auch im eigentlichen er-
der Entstehungszeit dieses Idylls wirklicb yorhandene Dichtungen des hinter
Tityros steckenden Poeten ist, liegt vor Angen, Alexandres aber hatte einen
Daphnis gedichtet, s. A 90. Gegen die schwerlich richtigen Schlüsse jedoch,
welche Wilamowitz De Lycoph. Alex. S. 13. Anm. aus der Art zieht, wie
hier von dem zweiten dieser Qediehte (dem über Eomatas) 78—89 gehandelt
wird, und die ganz bodenlosen Hypothesen, welche Häb erlin S. 57 ff. (mit
der falschen Behauptung, dass Tityros selbst als Lykopit bezeichnet werde)
an dieselben angeknüpft hat, s. die'guten Bemerkungen Yon Hiller a. a. 0.
S. 190 f. Vgl. auch Knaack Woch. f. kl. Ph. IV, Sp. 406 f. und Joh.
Schmidt Zu Theokrit, Rhein. Mus. XLV. 1890. S. 148 f., welcher nach-
weist, dass Theokritos hier eine andere Form der Eomatasfabel im Auge
hat als die bei Lykos von Rhegion Fr. 6 b. Sohol. z. 78.
76) Tzetz. Proleg. in Aristoph. b. Ritschi Opuso. I. S. 124. 199 f. 206.
Vgl. C. 12. A. 88. 40.
76) V. Ar. in a. a. 0. «= Ar. gen. Z. 23 ff. Breys., vgl. die anderen
A. 72 angef. Stellen und G. 1. A. 18. 0. 2. A. 616. Aus dem dort Ent-
wickelten ergiebt sich die Unhaltbarkeit der umgekehrten Annahme yon
Gouat S. 106, nach welcher A. vielmehr erst von Makedonien nach Ale-
xandreia gekommen wäre und seine Thätigkeit an der dortigen Bibliothek
in Gremeinschaft mit Zenodotos und Lykophron also erst nach 276 be-
gonnen hätte.
76»») Vgl. G. 6. A. 8.
77) S. G. 9. A. 6. Vgl. Polem. Fr. 46 b. Ath. XV. 699 b. % b xQayqi-
78) Für die letztere Annahme entscheidet sich Sehen kl Die Astra-
galistai des Alexandres Aitolos, Wiener Stud. X. 1888. S. 327 f. wegen des
naQ* 'Od-ifvapet t^ ygafifumot^ in dem einzigen (die Jugendgeschichte des
Patroklos anlangenden) Gitat Schol. ABT 11. 7, 86.
79) Sex. Math. VIII, 204 führt ihn als Dichter dieser Art neben Aratos
auf. Aber hier liegt die Möglichkeit eines Versehens nahe, da es minde-
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Alexandros der Aetoler. 189
zählenden Epos thätig war, wenn auch von den zwei uns ge-
nannten Epen unter seinem Namen das eine, wenn es überhaupt
ein solches war^ Erika, vielleicht nicht wirklich von ihm her-
rührte®*^); das andere, der Fischer ('j4Xuvg) behandelte den
Mythos des Meergottes Glaukos®^), Nicht minder verfasste er
kinädologische Dichtungen®^). Eine merkwürdige Neuerung
in einem selbständigen und dabei nicht für den Gesang be-
stimmten Gedicht war seine Zusammensetzung eines solchen aus
anapästischen Tetrametern, aus welchem uns einige den Euripides
betreffende Verse erhalten sind®^). Von den Epigrammen des
Alexandros, deren mehrere Meleagros®^) seiner Sammlung ein-
verleibte, sind uns noch zwei geblieben, von denen das eine sich
auf Alkman bezieht®^). Die längsten Bruchstücke haben wir
aus seinen elegischen Dichtungen, nämlich den Musen und
Apollon. Die Musen bezogen sich wiederum auf seine Dichter-
studien, indem sie das Lob verschiedener Poeten enthielten: die
uns erhaltenen Bruchstücke®*) handeln von Timotheos von Mi-
stens noch einen solchen Dichter dieses Namens gab, vielleicht zwei, A.
von Ephesos (s. C. 10. A 188 ff.) nnd von Lykaea, V. Ar. II. p. 67, 29 f.,
welcher letztere jedoch möglicherweise vielmehr in Prosa geschrieben haben
kann. S. indessen C. 10. A. 185. Jedenfalls ist eine solche Yerwechselnng
wirklich begangen von Tbeon aus Smyma p. 138 ff. Hill., welcher 26 Verse
angeblich aus den ^aivoiiava des Aetolers anführt, die vielmehr, wie
Näke Opnsc. I. S. 11 ff. nachwies, zweifellos (s. Herakl. Alleg. Hom. 12) aus
denen des Ephesers sind. S. C. 10. A. 142 nnd vgl Meineke a. a. 0.
S. 241 ff. 871 ff.
80) Ath. VII. 283 a. iv KqC%^ {KCq%^ Schweighäuser), d yviqaiov
to noLT)iiätiov: es folgen 2 Hexameter.
81) Ath. VII. 296 e, vgl. XIV. 679 a.
82) Strab. XIV. 648. Ath. XIV. 620 e, s. C. 7. A. 1.
83) Gell. XV, 20, 8. Ein Stück des ersten dieser drei Verse wird etwas
abgeändert fälschlich dem Aristophanes beigelegt in der Vit. Earip. p. 137,
86 f. vgl. 140, 28 West. — „Dazu kommt eine Notiz über die Matter des
Euripides b. Schol. Aristoph. Ean. 840, s. Bitschi Opnsc. I. S. 17. Wila-
mowitz AnaL Eurip. S. 163. A. 3". (Knaack).
84) Wie er selbst sagt Carm. I (Anth. PaL IV, 1), 39.
85) Anth. Pal. VII, 709, wo es freilich nur mit dem Namen des Alexan-
dros ohne Beisatz bezeichnet ist; auch b. Flui de exil. 2. 599 e, aber ohne
Nennung des Verfassers. Das zweite findet sich in der Anth. Plan. -» Anth.
Pal. App. (XVI), 172. Ein drittes, Anth. Pal. VI, 182, einem ganz unbekannten
A. von Magnesia zugeschriebenes haben wir desshalb noch kein Recht dem
Aetoler beizulegeo. üeber Anth. PaL VII, 507 s. Bergk zu Simon. Fr. 124.
86) Bei Macrob. Sat. V, 22, 4 f. u. Polem. Fr. 45 b. Ath. XIV. 699 c.
Vgl. C. 22. A. 175.
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190 Viertefl Capitel. Elegie u. venn. DichtungeD, bes. die Figurengedichte.
letos und den Parodiendichtern Boeotos und Euboeos. Vom Apol-
lon haben wir« ein längeres zusammenhängendes Bruchstück ^^
von 34 „höchst nüchternen"*^) und in das Innere des Seelen-
lebens und der Leidenschaft nicht im Mindesten eingehenden*^)
Versen^ nach denen zu schliessen der Gott in diesem Gedicht die
unglücklichen Schicksale übermässig Liebender weissagte. In
welcher metrischen und poetischen Form Alexandros die Daphnis-
sage behandelt hatte ^), erfahren wir nicht, und seine etwaigen
grammatischen Leistungen ^^) sind uns yöllig unbekannt ^^^).
Phanokles^), allem Anschein nach gleichfalls der älteren^
ja der ältesten Alexandrinerzeit angehörig ^^), dichtete erotische
87) Bei Parthen. 14. Vgl. M. Haupt Opusc. II. S. 96—99.
88) Bernhardy Gr. L.-G. H», 1. S. 563.
89) Couat S. 107.
90) Nach seiner Darstellung war Daphnis Lehrer des Marsyas im Flöten-
spiel, Argum. Theoer. Id. VIII. Schol. Ambros. ebend. VIII, 1. Betracht-
lich mehr erhellt aus Theokritos selbst VII, 72—77, wenn anders dort
Tityros wirklich Alexandres ist Das zweite Gedicht, auf welches dort
78—79 angespielt wird, über Komatas kann wohl kaum etwas Anderes ge-
wesen sein als ein kleines idyllisches Epos, und man darf dies wohl analog
auch auf jenes erste über Daphnis und Xenea übertragen, TOn welchem es
aus den Worten des Theokritos an sich nicht deutlich hervorgeht, welcher
poetischen Gattung oder Spielart es angehört. 8. A. 74.
91) ygecfifiarixog heisst er bei Suid.
91^) S. über A. noch C. 6. A. 14.
92) Fragms. Ton Bach, s. A. 1. Preller Phanokles und die Mytho-
logie der Enabenliebe, Rhein. Mus. N. F. IV. 1845. 8. 399—405. Ausgew.
Aufs. 8. 871—876. Art. Phanokles in der Enc. v. Ersch u. Gruber. Couat
S. 99—105.
93) Dass er wenigstens aus der Blütezeit alexandrinischer Poesie ist,
dafür zeugt die grosse Reinheit des 8tils. Aber y. Leutsch Wann lebte
Phanokles? Phiiologus XIL 1857. 8. 66 vermuthet bestimmter schon aus
der grossen Aehnliohkeit in der Wahl und Behandlung des Stoffes mit
Hermesianax und Alexandres, dass er ein Zeitgenosse beider und älter als
Eallimachos gewesen sei. Vor Allem aber macht derselbe mit Recht
geltend, dass die zuvor nur b. Hippon. Fr. 42 nachweisliche, im Hexa-
meter aber beispiellose Verlängerung der drittletzten 8ilbe in SQrjiniog
bei Phan. Fr. 1, 1 und Apoll. Rhod. IV, 905 sicher auf Nachahmung
des Einen durch den Anderen, und zwar genauer des Ersteren durch den
Letzteren hinweist, theils weil sich ein Elegiker schon eher diese Freiheit
nehmen konnte, theils wegen der yielen Nachahmungen älterer alexan-
drinischer Dichter gerade bei Apollonios, s. C. 14. A. 66. „Dazu kommt
aber noch (nach einer Bemerkung von Wilamowitz) der am Meisten ent-
scheidende Umstand, dass der Versschluss bei Ph. bedeutsam, bei Apollo-
nios müBsig ist". (Knaack).
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Phanokles. Parthenios von Nikaea. . 191
Elegien imter dem Titel^EgcorBg ^ xaXoij welche, so zu sagen,
die Geschichte der Knabenliebe Ton den ältesten Zeiten her ent-
hielten, jedoch, wie die Bruchstücke sn beweisen scheinen, um
Ton ihr abzumahnen, indem sich stets ein unglücktieber Ausgang
herausstellt. Ein längeres Fragment Ton 28 Versen handelt in
dieser Hinsicht von Orpheus^). Im Anklang an die sogenannten
hesiodischen Eöen beginnen diese mythischen Register bei Pha-
nokles immer mit r} 6g^^),
Erst am Ausgange des hellenistischen Zeitraums begegnet
uns, wie schon gesagt ^^^), noch wieder ein namhafter und frucht-
barer Elegiendichter:
Parthenios*^, Sohn des Herakleides und der Eudora®''),
von Nikaea^®). Er kam in Folge der Eroberung seiner Vaterstadt
73 nach Rom als Kriegsgefangener^*). Hierauf frei gelassen*^).
94) Fr. 1 b. Stob. Flor. LXIV, 14. ßohde S. 88 f. hebt hervor, dass
diese Erzählangen des Ph. eotschieden einen „ätiologischen*' Charakter
hatten wie bei Kallimachos (s. C. 13. Anm. 82 ff.), wie z. B. diese über
Orpheus die Sitte des Tätowirens bei den thrakischen Weibern motivirte,
dass aber ein solcher Charakter anch gerade den Ortslegenden von Natnr
vielfach innewohnt, so namentlich auch den Yerwandlnngssagen.
95) Fr. 1. 3. Ueberhaupt sind aber von den 6 Brnchstücken nur 3
wörtlich. „Uebrigens geht ein Theil der Fragmente auf Didymos zurück,
ein anderer ist durch mythographische Handbücher erhalten. Die auffallende
Benutzung durch Ovidius Met. II, 367 — 380 erklärt sich aus letzteren (s.
Enaack Quaestiones Phaethonteae S. 63; 67). Dasselbe lässt sich für die
Orpheussage bei Ovid. Met. X, 83 ff. «= Hygin. Astron. II, 7 z. E. nach-
weisen". (Knaack.)
96^) C. 8. S. 170.
96) Meineke Anal. Alex. S. 253—838.
97) Suid. Jlaeö"., welcher hinzufügt, dass Hermippos (der Jüngere) die
Mutter Tetha genannt habe. Dass aber auf die Schrift dieses Hermippos
von Berytos (unter Hadrianus) nsgl t£v iv naiSs^a dt.ecnQBfpdvT(ov dovXoDv
im Wesentlichen überhaupt dieser ganze Artikel des Suid. und alle ähn-
lichen zurückgehen, hat C. Wachsmuth De fontibus, ex quibus Suid. . . .
hauserit, Symb. phil. Bonn. S. 140—143 gezeigt.
98) Steph. V. Byz. NinaCa, Suid. a. a. 0., welcher beifügt: „oder Myr-
leia", wozu auch die Inschrift des Hadrianus auf das erneuerte Grabmal
einer der von P. durch ein 'EninridBiov geehrten Personen (Arete? s. A. 103)
C. I. G. IV, 6867 stimmt: V. 2 xhv 'Ac%avlri y^^vaxo Uoc^hiov^ V. 12
(Jicxhvy 'Anaiisirjg, d. h. also: er war in Nikaea geboren, aber Bürger von
Myrleia, denn Myrleia hiess später Apameia (Suid. UoytXrjmcidrig). S. darüber
Kaibel Parthenianum, Herrn. XI. 1876. S. 370-373.
99) In diesem Jahre nämlich ward Nikaea von Barba, dem Legaten des
LucuUus, erobert, und in dasselbe Jahr fällt auch die Eroberung von Myr-
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192 Viertes Capitel. Elegie n, verm. Dichtungen, bes. die Fignrengedichte.
verkehrte er namentlich mit Cornelius GalluS; für welchen er nach
Auszügen, welche er zunächst für sich selbst gemacht hatte,
seine noch erhaltenen Liebesgeschichten verfasste*^'). Er dichtete
in verschiedenen Versmassen, namentlich aber Elegien ^*^), unter
ihnen zum Theil Trauergedichte (imxijdELa) auf den Tod ge-
liebter Personen '^^). Elegisch war auch die nach seinem Zeit-
leia (Apameia) durch Valerius Triarius, gleichfaUs einen Legaten des Lu-
cullus, 8. Appian. Bell. Mithr. 77. Hiernach verwirft Meineke S. 256 f.
die Nachricht bei Suid. ovtog iXrjtp^ vno Klvva Xatpv^ovy otb Mt^Qiddrriv
*Pmiiaioi ^azenoXiiiTjaccvy so ^ weit sie den Cinna betrifft, da Cornelius Cinna
schon 84 getödtet war (Vellei. II, 24). Allein es ist sehr wohl möglich,
wie A. Eiessling De C. Helvio Cinna poeta, Comm. in hon. Th. Mommseni
(1877). S. 861 f. vermuthet, dass hier nicht der Feldherr, welcher den P.
gefangen nahm, zu verstehen ist, sondern derjenige Römer, welcher ihn
kaufte und dann freiliess, und dass dies Helvius Cinna, der Vater des
Dichters C. Helvius Cinna, war, mithin das griechische Original zu der
Zmyma dieses römischen Poeten bei P. (vgl. Fr. XXVI. XXVII. XXXVII),
sei es in dessen Aphrodite oder in dessen Metamorphosen, und ebenso das
zu dem Propempticon PoUionis von jenem in dem nQonsfiminov von diesem
(s. A. 110) zu suchen ist. Chronologisch unmöglich ist die weitere Angabe
bei Suid. ißüa fiizgi TißsQiov tov KaüiaQog, Wie sie entstand, erhellt
aus A. 111, und vielleicht mag Tiberius in seiner Jugend noch wirklich mit
P. verkehrt haben. S. Meineke S. 267.
100) Suid. dtpel^fi did zriv naidsvüiv,
101) Wie aus der voraufgeschickten Dedication hervorgeht. Bei Macrob.
Sai V, 17, 18 las man ehemals: quo grammatico in Graeeis Vergilius usus
est, und noch Meineke S. 267 f. schloss daraus, dass er sich um 64 (Donat.
V. Verg. 2) in Neapolis aufgehalten zu haben scheine. Aber diese Worte
sind (was auch noch Eiessling nicht beachtet) ohne handschriftliche Be-
glaubigung und passen nicht in den Zusammenhang. Dass Vergilius mit
ihm persönlich bekannt war, ist jedoch auch ohne Zeugniss sehr wahr-
scheinlich; dass derselbe einen Vers von ihm (Fr. XXXIII) in Georg. I, 487
übertrug, wird ausdrücklich berichtet, Macrob. a. a. 0. Qell. XIII, 27, 1.
„Aber die Notiz von J. 6. Vossius De poet. Gr. S. 70 über ein von ihm
in einem Cod. Ambros. gefundenes Scholion, nach welchem das Moretum
Nachbildung eines entsprechenden Gedichtes von P. sein soll, ist sehr
verdächtig; im günstigsten Falle hat ein Gelehrter der Renaissancezeit sich
dies avtoaxsdlaofuc gestattet, s. 0. Ribbeck Praef. append. Verg. S. 14.
Bährens Poet. Lat. min. II. S. 178'*. (Enaack).
102) Suid. iUysionotog xal fiitQCOv StatpoQmv notrjn/ig.
103) So auf den Tod seiner Frau Arete, aus welchem Gedicht bei Suid.,
wie es scheint, fälschlich zwei geworden sind: iyQcnpa 9' iXiys^ag^ 'AtpqodC-
Tijy, 'AQTitrig iniKi^dstov [trjg yafistrig 'Agr^trig iy%(6fiiov'] h y' pißlioig, %ttl
aXXa noXXä, und dessen richtiger Titel wohl bloss 'Agr^xri (Schol. Find.
Isthm. II, 63) war, femer auf Auxithemis, auf die Aroheiais, auf
Bias, Fr. I-IIL V f.
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Parihenios Ton Nikaea. 193
genossen, dem Poeten Krinagoras, benannte Dichtung^^), ferner
Delos*^), Aphrodite^^, die Leukadierinnen^^^ und wahr-
scheinlich auch die Metamorphosen*^), episch, wie es scheint,
sein Herakles*^); über andere Titel "^) lässt sich in dieser Hin-
sicht nicht entscheiden*"). Hinsichtlich der Weitschweifigkeit
seiner Schilderungen wird er mit Kallimachos und Euphorion
zusammengestellt**^). In den Bruchstücken und dem erhaltenen
Prosaschriftchen zeigt sich bei einer im Ganzen einfachen Aus-
drucks- und Darstellungsweise doch auch ein gewisses Haschen
nach ungewöhnlichen und gesuchten Worten und Wendungen**^).
104) Fr. X. 106) Fr. VU-DL 106) Fr. IV. S. A. 103.
107) Fr. XL
108) S. A. 116. Bichtdg sagt Snid. NictaQ Aagavdsvg . . . MetaiiOQ-
qxocsig, äcneg %al Ilaq^iviog 6 Nvna^vg^ dagegen steht wieder TLaq^iviog
Xiog . . . oitog iy^afps xal %sqI iiezafioQqxoasmv y wo jedoch Bernhardy
diese schon Yon Fabricius verdächtigten Worte in eckige Paren-
thesen setzt.
109) Fr. XIX— XXm. Wenn indessen Fr. XXV gleichfalls zu diesem
Gedicht gehörte (s. Meineke S. 278), so war es vielmehr auch elegisch.
110) Anthippe (Fr. XII f.), ElSoaXotpavrig (Fr. XIV), Iphiklos
(Fr. XV), IlQonsfixtiHOv (Fr. XVIII). Das älteste Propemptikon, so viel
wir wissen, ist das in Theokr. Id. VII, 62—89. Sehr zweifelhaft ist nach
A. 101 MvttonTog. „Ein nenes Fragment ist hinzugekommen ans dem Cod.
Flor, des Etjm. M. (p. 462, 7 Gaisf.) bei Miller Mälanges S. 147: ^Xahm
To fLmqaCvm %al rjXa^vovaa naQa Uccqd'Bvitp (so Gebet für ns^l nag-
^ivovy, (Knaack).
111) Einen grossen Verehrer fanden Euphorion, Bhianos und Parthe-
nios an dem Kaiser Tiberins : Suet. Tib. 70. fecü et Graeca poemata imüatus
Euphorionem et Bhianum et Parthenium: quibu8 poetis admodum delectatus
scripta eorum et imagines puhlicis hihUcihecis inier veter es et praecipuos
auctores dedicavit: et oh hoc plerique eruditorum certaiim ad ewm nmUa de
his ediderunt. Dass später Hadrianns seiner ganzen Richtung gemäss gleich-
falls von diesem Dichter entzückt war, erhellt aus A. 98, vgl. Kaibel
a. a. 0. S. 871. Die meisten Anführungen aus P. giebt übrigens Stephanos
von Byzanz.
112) Lukian. de scrib. bist. 67. sl dl IlecQ^iviog rj EvtpoQ^mv ^ KaX-
X^ficcxog iXtys^ noootg av ohi insai ro vd(OQ oi%Qi ngog to xstXog ro'f Tav-
tdXov liyccytv;
113) Ueber den Einfiuss des Kallimachos auf ihn s. ausser Meineke
zu Fr. XXIV. XXXIL XXXVU. XUII Dilthey De CaUim. Cyd. S. 23.
Gewiss hat Dilthey S. 23 f. auch darin Recht, dass in der üeberschrift
von Anth. Pal. VII, 377 (vgl. Meineke S. 264) P. von Phokaea in P. von
Kikaea zu ändern und kein Anderer also als letzterer der Elegiendichter P.
sei, welchem von Erykios in diesem Epigramm seine Schimpfreden gegen
Homeros vorgeworfen werden, so dass er sich sogar erdreistet habe Ilias
SüsBMfHL, grieoh.-alex. Litt.-OMoh. I. 13
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194 Viertes Capitel. Elegie u. venu. DichtnngeD, bes. die Fignrengediehte.
Viele seltene und entlegene Legenden und Sagen wob er auch
in seine Elegien ein^^^). Dass sich unter den in seinen Gedichten
behandelten Erzählungen auch Liebesgeschichten befanden^ erhellt
abgesehen von dem Titel Metamorphosen auch aus einigen Frag-
menten"*). Und so ist denn jene uns"*) erhaltene kleine Prosa-
and Odyssee Koth za neuDen. Denn, wie Enaaok Analecta, Herrn. XXV.
1890. S. 88 f. bemerkt, dies Epigramm stammt ans dem Kränz des Philippos
(am 100 D. Gh.), P. von Phokaea aber war Zeitgenosse des Hadrianus (Steph.
MovQOa). „Daraus folgt aber nicht, dass die Anschuldigung wahr ist; viel-
mehr wird sie anzusehen sein als böswillige SchmähuDg eines Zeitgenossen,
der vielleicht auch dem vergilischen Kreise nahe stand : wenigstens scheint
Anth. P. VI, 96, 2 einen deutlichen Anklang an Ecl. VII, 4 zu enthalten*'.
(Knaack).
114) Artemid. IV, 63. elcl yctq xal nagä Av}i6<pQ0vi- iv xfi 'AXi^aydi^a
xal naqa *HQa%XelSij zm Ilovun^ iv xaig Ah%aiq xal naqci üaQ^svüo iv
TUig 'Eltysüxig xal nag' aXXotg noXXoSs taxoQÜti iivat %al atgiattoi. Vgl.
M. Schmidt Didym. S. 866 f.
115) S. hierüber Roh de S. 93 ff. Die einzige sichere Anföhmng (Fr.
XVI f.) aus den Metamorphosen, „aus denen übrigens auch Fr. XXXI zu
stammen scheint** (Knaack), bezieht sich sogar ausdrücklich auf eine solche
Geschichte, nämlich von der Liebe der Skylla zu Minos und ihrem durch
dieselbe bewirkten Verrath. Fr. XXIV und XXXII handeln von der Liebe
einer kilikischen Königstochter zum Flussgott Kydnos und von der der
Byblis zu ihrem Bruder Kaunos. Das letztere ist rein hexametrisch, braucht
aber, wie Rohde zeigt, nicht aus den Metamorphosen zu sein, das erstere
dagegen ist elegisch und enthält die Verwandlung jenes Mädchens in eine
Quelle, und so spricht denn eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass
vielmehr dieses aus den Metamorphosen ist, die dann also elegische Form
hatten. Eben dies Fragment hatte übrigens Nonnos XXVI, 357 vor Augen,
8. Lud wich Beiträge zur Krit. des Nonn., Königsb. i. P. 1873. 8. S. 94
(vgl. Rohde S. 94. A. 1) und auch vielleicht Gregorios von Nazianz %atoc
yvvcct%mv %aXX(onitofiivaiv 157 ff. (ed. Colon. 1609. II. S. 149), s. Knaack
Zu Greg. v. Naz., Jahrb. f. Ph. CXXXV. 1887. S. 619 f. Von jener Er-
zählung der Skylla aber ist, wenn Heyne richtig vermuthet hat, die
pseudo-vergilische C%ri8 eine lateinische Bearbeitung, vgl. Meineke S. 272.
116) In einer einzigen alten und überaus schönen Heidelberger Mis-
cellanh and Schrift (Cod. Pal. 398), in welcher auf Parthenios unmittelbar
Antoninus Liberalis folgt, s. Hercher Zur Textkrit. der Verwandlungen
des Ant. Lib., Herm. XIL 1877. S. 806 ff. — Ed. princ. lano Comario inter-
prete, Basel 1531. 8. Gale in den Hist. poet. scriptores, Par. 1676. Legrand
und Heyne, Gott. 1798. 8. Fr. Passow, Leipz. 1824. 8. Westermann
in den Mythogr. Meineke An. AI. S. 295—388. G. A. Hirschig in den
Erotici scriptores, Par. 1856. 8. (Didot). Hercher in den Erot. script.
Bd. 1., Leipz. 1858. 8. — Uebers. v. Fr. Jacobs, Stuttg. 1837. 16. — Bast
Epistola crit. super Antonino Liberali, Parthenio et Aristaeneto, Leipi.
1809. 8. G. A. Hirschig Emendationes in Parthenio, Miscellan. philol.,
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Parthenios von Nikaea. 195
Schrift von der Liebe Leid^") ein Denkmal der gelehrten Vor-
arbeiten, welche er für seine eignen Dichtungen nach dieser
Richtung hin machte ^^®), gleichwie er es als eine Hülfe dieser
Art anch für die des Gallus bestimmte.
Nov. Ser. Fase. II., Amsterd. 1851. Her eher Za P. und Ani. Lib., Jahrb.
f. Phü. LXXXI. 1856. S. 462.
117) Dieser Titel nsgl iQoariHmv nad-rifidtoDv^ den Bernhardy Gr. L.-6.
IP, 1. 8. 674 mit Unrecht durch 'Egoarixci ersetzen will, röhrt allerdings
erst von einem Abschreiber her: „ursprünglich hatte das Büchlein, da es
nicht für das Publicum, sondern für den Privatgebrauch des Gallus be-
stimmt war, gar keinen Titel", s. Horcher Herm. a. a. 0. S. 316. A. 1.
118) Die eingelegten poetischen Stellen erklärte Her eher Philologus
VII. 1862. S. 461 f. früher für nnächt. Ihm widersprach auf das Ent-
schiedenste Bernhardy a. a. 0., und Bohde S. 114. A. 2 hat diese Be-
hauptung zur eignen Zufriedenheit Horchers entkräftet. Dagegen hat
Horcher ebendas., Jahrb. f. Ph. a. a. 0., Erot. ser. I. S. Vf., Herm. a. a. 0.
(Tgl. Meineke Philol. XIV. 1869. S. 7 f.) darin Recht, dass die am Rande
beigeschriebenen Quellenangaben zu P. und Anton. Lib. nicht Ton diesen
Schriftstellern selbst herrühren, s. auch Roh de S. 116 ff. A. 2. Aber sie
stammen, wie Roh de S. 114 f. zeigte, aus grosser Sachkunde, so dass sie
auch da, wo sie das Richtige verfehlen, doch von erheblicher Wichtigkeit
sind, indem sie uns lehren, bei welchen Schriftstellern und Dichtem auch
noch ausser den von P. benutzten ähnliche Erzählungen sich fanden. Noch
günstiger stellt sich übrigens die Glaubwürdigkeit dieser Angaben bei
Antoninus nach den Untersuchungen von Oder De Antonino Liberali, Bonn
1886. 8. S. 42—66, wo in der Beischrift zur 23. Erzählung IlatKpilog iv a
citirt wird. Oder glaubt hiernach, dass der betreffende Leser überhaupt
alle seine Quellenvermerke aus Pamphilos und zwar wahrscheinlich (vgl.
C. 14. A. 190) aus dessen Asi(mv entnommen habe, und dass da, wo mehrere
Quellen genannt sind, die erste die von Pamphilos angegebene zu sein
pflege, die andere oder die anderen so zu erklären seien, dass bei ihm zu-
gleich angemerkt gewesen sei, bei welchen anderen Schriftstellern ähnliche
Erzählungen ständen. Zuweilen findet sich statt einer Quellennotiz das
Zeichen o mit übergeschriebenem T (^ ov, s. Horcher Herm. a. a. 0.
S. 306 f., vgl. Oder S. 47. A. 3), und Oder nimmt daher an, dass der Ur-
heber der Beischriften in solchen Fällen bei Pamphilos Nichts gefunden
habe. VgL übrigens C. 10. A. 112. P., dessen Büchlein offenbar für Anto-
ninus das Muster ward, entnahm diese seine Auszüge theils aus Historikern,
theils aus den alexandrinischen Dichtern, und so sind uns denn dieselben,
wie Rohde S. 114 hervorhebt, ein unschätzbarer Ersatz für den Verlust
dieser älteren Litteratur, eine reiche Fundgrube „für unsere Erkenntniss
der alten erotischen Volkssagen und ihrer Darstellung bei prosaischen und
poetischen Erzählern".
13'
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196 Fünftes Capitel. Idyllendichtang; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
Fünftes Capitel.
Die Idyllendichtmig^) und der Mimiambos und andere
eholiambisehe Dichtungen.
Theokritos*), Sohn des Praxagoras und der Philinna, ward
aller Wahrscheinlichkeit nach in Syrakus oder wenigstens in
1) A. Th. H. Fritz 8 che De poetis Graecorum bncolicis, Giessen 1844. 4.
Leo p. Schmidt Art. Bacolici in Panlys BealencykL G. Hermann De arte
poesis Graecorum bucolicae, Leipzig 1849. 4. Opnsc. YIII. S. 329—842.
EldvXUov ist Deminutiv von slSog im Sinne Yon ,,Gedicht", wann und wo
inmier dieee Bedentmig Sbtstanden sein mag (s. Christ üeber das Idyll,
Verhh. der 26. Philologenvers., Leipz. 1869. S. 49—58, dem ich aber nicht
folgen kann), bezeichnet also ursprünglich nur überhaupt ein kleines Gedicht;
IxXoyij, eigentlich „ein ausgewähltes Stück*', wird seit der Eaiserzeit (Plin.
Epist. IV, 14, 9) genau in dem nämlichen Sinne Yon poemation gebraucht,
vorwiegend aber doch beide Ausdrücke von Hirtengedichten. Bei Pseudo-
Theokr. Id. IX, 28 heissen die letzteren unbestimmt tpda£. umgekehrt
waren die Gedichte des Moschos und Bion, an denen wenig Bukolisches
zu spüren ist, doch in den von Stobaeos benutzten Sammlungen BovnoXma
betitelt und werden, wie dies auch schon aus dem 'Enitd(piog Büovog her-
vorgeht, auch sonst so genannt, s. A. 102. 104.
2) Die kurze Biographie (Osox^/rov y8vog\ der Art. bei Suid. und das
unächte 22. Epigr. (s. A. 69) zeigen, dass man im Alterthum über das Leben
des Theokritos abgesehen von dem Namen der Eltern (vgl. A. 6) und einem
zweiten, A. 6 zu besprechenden Punkte keine andern Quellen hatte als wir
(vgl. auch A. 102). — Ädert Thäocrite, Genf 1843. 8. (ziemlich veraltet).
Greverus Zur Würdigung, Erklärung und Kritik der Idyllen Theokrits,
Oldenburg 1860. 8. Hauler De Theocriti vita et carminibus, Freiburg i. ß.
1865. 8.- 0. Ribbeck Die Idyllen des Theokrit, Preussische Jahrb. XXXII.
1878. S. 58—98 (populär). Holm Gesch. Siciliens im Alterth. IL (Leipzig
1876). S. 298—821. 498 ff. kehrt (ähnlich wie L. Schmidt und auch Hauler
und Euiper, s. A. 22) den wahren Lebens- und Entwicklungsgang des Th.
beinahe geradezu um, indem er die epischen Gedichte für die frühesten,
die bukolischen für die späteren erklärt, und lässt den Dichter zweimal
nach Alexandreia kommen, zuerst in früher Jugend, dann zuletzt von Neuem.
0. Hempel Quaestiones Theocriteae, Kiel 1881. 8. Doctordiss. (bis auf sehr
wenige gute Bemerkungen schülerhaft). Brinker De Theocriti vita car-
minibusque subditiciis, Rostock 1884. 8. Doctordiss. (nur dem zweiten,
weitaus längeren Theile nach brauchbar, hier aber auch sehr brauchbar,
vgl. die Rec. v. Hiller Wochenschr. f. kl. Ph. H. 1885. Sp. 1800 ff.).
Susemi hl Analecta Alexandrina chronologica. L Greifs wald 1886. 4. (vgl.
die Rec. v. Knaack Woch. f. kl. Ph. HI. 1886. Sp. 465-460). IL 1888. 4.
Häberlin s. C. 4. A. 37. Rannow Studia Theocritea, Berlin 1886. 8.
Doctordiss. (vgL die Rec. v. Knaack W. f. kl. Ph. IV. 1887. Sp. 617—621).
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Theokritos. 197
Sikelien'), und zwar wohl etwa um 315 geboren*). Heran-
gewachsen^ lebte er längere Zeit in Kos^ wo er^ wie man un-
Mertens Quaestiones Theocriteae. I. Lötzen 1887. 4. (in Folge mangelhafter
Kenntniss der neuesten Litteratur meist misslnngen, s. die erschöpfende Rec.
V. Rannow W. f. kL Ph. V. 1888. Sp. 101—104). Gercke Alexandrinische
Studien, Rhein. Mus. XLII. 1887. S. 262—276. 690—628. XLIV. 1889. S. 127
—150. 240—268. (Gleich Hiller Jahresber. LIV. S. 186 ff. kann ich mich
mit der litterarbistorischen Methode des Verfassers und der Art seiner Be-
weisführung in den meisten Fällen nicht einverstanden erklären, vgL Anal.
AI. n. S. III ff. S. XIX: A. 99). Völlig werthlos ist Kraut Quaestiones
Theocriteae, Erotoschin J888. 1889. II. 4.
8) V. Theoer. p. 186 West. Sv^aKOvciog ^y tb yivog. Epig. XXII (s.
A. 69) etg ano x&v noXX&v . . . Svqri%oGC<ov , Suid. Oeox. Svqayiovaiog' 6i
di tpaci (näml. nach Id. VII) K6ov. Ath. VII. 284 a (s. A. 31^) Seoxgixog
d' 6 2>vQa%6aiog, Dass ich mich im obigen Sinne beinahe ebenso bestimmt
wie Holm und Vahlen entscheide, geschieht aus folgenden (meist schon
Anal. AI. II. S. X f. dargelegten) Gründen. Wer, wie ich, das Ergebniss
Vahlens (s. A. 21) in Bezug auf den Hieron des Th. für unzweifelhaft
richtig hält, für den ist damit wenigstens die Annahme, als könnte der
Dichter unmittelbar von Eos nach Alezandreia gekommen sein, aus-
geschlossen; wollte man dennoch an der Geburt in Eos festhalten, so bliebe
nur eine doppelte Möglichkeit, entweder dass sein erster und einziger
Aufenthalt in Sikelien unmittelbar auf den in Eos gefolgt sei, oder dass
er sich ausserdem später von Aegypten aus noch einmal wieder nach
Sikelien begeben habe. Nun ist aber doch so viel gewiss, dass er an diesen
drei Orten längere Zeit gelebt hat, und da er sich in seinen Gedichten
trotzdem niemals als einen Alexandriner oder Eoer, wohl aber noch ganz
abgesehen vom 16. Idjll zweimal Id. XI, 7. XXVIU, 16 ff. als einen Syra-
kuser oder doch Sikelier bezeichnet, so spricht schon dies mit überwiegender
Wahrscheinlichkeit dafür, dass er ein solcher auch von Geburt war, zumal
da entscheidende Gegengründe fehlen. Denn dass der Name seines Vaters
Praxagoras nicht auf Eos beschränkt war, erhellt aus Plut. Pomp. 67, wo
ein Neapolitaner dieses Namens erwähnt wird. Ferner ist aber die patrio-
tische Tactlosigkeit, mit welcher Th. im 16. IdjU sehr zur Unzeit dem
Hieron die einstige Vertreibung der Punier aus Sikelien durch diesen pro-
phezeit (s. A. 22), fäglich bei einem Eingebomen begreiflich, nicht leicht
aber bei einem erst in den Mannesjahren Eingewanderten. Endlich beruht
das Eigenthümliche in seiner Poesie, durch welches sie sich von allen anderen
Dichtungen dieser Zeit unterscheidet, gerade auf sikelischen Eindrücken,
nämlich aus der sikelischen Hirtensage und dem syrakusischen Mimos (s.
u. bes. A. 44), und schon hierdurch wird es wahrscheinlich, dass dies frühe
Jugendeindrücke waren (s. überdies A. 8^), aber auch durch die Erwägung,
dass es doch wohl am Leichtesten und Natürlichsten aus dem Einfluss des
Th. als des bedeutendsten unter den Mitgliedern der koischen Dichter-
verbrüderung und aus seiner mithin schon vorher eingeschlagenen buko-
lischen Richtung sich erklärt, wenn diese Brüderschaft gerade die Maske
von Hirten annahm. Entscheidend ist endlich, wenn anders sie, wie ich
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198 Fünftes Capitel. Idyllendichtung; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
bedenklich annehmen darf, unter der Leitung des Philetas sich
den Studien ergab ^) und unter dem Namen Simichidas*) jener
g^Iaube, richtig ist, folgende Beobachtung von Maass, welche derselbe mir
uiitgetheilt hat. Im 1. Idyll ist der S&nger des Daphnisliedes allerdings
(65) Thyrsis, der Schäfer von Aetna (hier — Theokritos), aber der Schaa-
platz des Gedichts ist nicht Sikelien, sondern allem Anscheine nach Eos.
Denn ein kaly donischer Fährmann (nicht Schifferl noo^fiBt" 58) hatte
freilich auf keiner von beiden Inseln Etwas zu suchen, aber eben desshalb
ist auch vielmehr die Lesart KaXvdvüp die richtige, und wie ein kalyd-
nisoher Fährmann nach Kos kommt, ist ebenso klar wie seine Reise nach
Sikelien undenkbar ist.
4) Damit soll durchaus nicht die Möglichkeit ausgeschlossen werden,
dass seine Geburt erst zwischen 814 und 312 gefallen sei, was Diejenigen
lieber glauben werden, welche etwa daran Anstoss nehmen, dass er erst
mit 23 Jahren Schüler des Philetas geworden sein sollte. Aber tiefer hinab
als 312 und höher hinauf als 815 darf man schwerlich gehen. Man darf
nämlich wohl annehmen, dass er etwa gleichen Alters mit Aratos war und
das von ihm im 7. Idyll geschilderte Erntefest etwa zwischen 292 und 290
Statt gefunden hatte. S. darüber C. 4. A. 7—10. C. 10. A. 6. 8, vgl. auch
C. 4. A. 48-50. C. 9. A. 28.
5) V. Theoc. p. 185, 42 ff. dxovctrig dl yiyove 4>ilrixa xal 'Aanlrinuidov,
iv fivrjfAovsvBi. Dies ist, wie die letzten Worte deutlich genug besagen,
aus Id. VII, 39 ff. geschlossen (vgl. Schol. 40. 'Aa%X7i%iddriv tov Ikx^ikioVy oi
do%si dnovatiis ytyovBvcci. 6 Gsokqixos und A. 2), aber so falsch dieser
Schluss in Bezug auf Aeklepiades ist, so richtig scheint er nach den oben
C. 4. S. 175 f. mit A. 10 angestellten Erwägungen in Bezug auf Philetas.
Vgl. auch noch Choerobosk. p. 360 Gaisf. ^dritäg b Sid(iü%alog BsoxQitov
(— Herodian. II. p. 763, 20 f. Lentz).
6) Syr. 12 (vgl. C. 4. A. 49). Id. VII, 21. 50. 96. Dass man hie und da
ans diesem Namen fälschlich schloss, sein Vater habe Simichidas (oder Si-
michos?) geheissen, erhellt aus V. Th. p. 185, 38 ff. natgog Zifuxida {Ziy^i-
liSov Vulg., Ziyi,ixov Ähren s und nach diesem Ziegler), mg avxog (prjci
(es folgt Id. VII, 21)' l'vtoi Sh t6 ZifuxiSa {Zifii^x^dr^g Ahrens und Ziegler
nach einigen Handschrr.) ino^vy^w elvai Xiyovat {do%sC yoiQ aiiiog slvai, xrjv
ngocinpiv) y naxiqa d' icxTl^ivai riifcc^ayogav xal urixiga ^iklvvav, Suid.
TJqa^ayogov %al ^ilCwrig, di dl Zifiix^dov. Schol. VII, 21. di filv . . . xa^o
Ziyi^ixidov {Zifilxov Genev.^, Ahrens, Ziegler) f^v vtog^ ^ xa^o ainog {v*
di dl X. X. X, (s. u.). Aus diesem Scholion aber erhellt wenigstens so viel,
dass es in Eos einen Bürger Simichidas oder Simichos gab, Sohn des
Perikles, aus der Zahl der Orchomenier, welche (nach der Zerstörung ihrer
Stadt durch die Thebaner 364, s. Schäfer Demosth. I.* S. 123 -= I.» S. 109)
in Eos Bürgerrecht erhielten, 2^t^i;i(/dov (wenn Ahrens und Ziegler Recht
haben, was ich ebenso wenig wie Meineke und Hill er glaube, hätten
sie wenigstens auch hier Ziyi^Cx^v schreiben müssen) xov nsgixXiovg xmv
'Ogxof'tv^mVy ohiveg noXixiCag nagd Kmoig TfiTv;|(^xaaiv, und dass Th. für
diese zugewanderten Orchomenier, beziehentlich diesen Bürger ein beson-
deres Interesse hatte, ergiebt sich aus Id. XVI, 104 f. Welcher Art dasselbe
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Theokritoß. 199
poetischen Hirtengenossenschaft angehörte, zu deren Stiftung
yermuthlich von ihm selbst der stärkste Anstoss ausgegangen
war'). Um so weniger lässt sich bezweifeln, dass schon in diesen
Zeiten der letzten Neunziger- und ersten Achtzigerjahre des dritten
war, können wir freilich (wie Hill er Einl. zu Id. VII. S. 115 richtig be-
merkt) nicht wissen, immerhin aber dürfen wir hiemach mit grösster
Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass der Dichtername des Th. von dem
wirklichen Namen dieses Bürgers hergeleitet war, und jedenfalls nicht,
diese überlieferte Spar verlassend, mit Häberlin S. 45. 51 rein ans der
Phantasie eine andere Ableitung jenes Dichtemamens versuchen, vgl. Knaack
W. f. kl. Ph. IV. Sp. 615. Will man der Phantasie folgen, so könnte man
ja weit eher so combiniren: da doch Praxagoras ein vorwiegend koischer
Name ist, so war der Vater des Th. vielleicht wirklich aas Kos gebürtig
and stand mit jenem kölschen Bürger in Familienbeziehongen. Wenn
freilich Häberlin S. 54 meint: e scholiis TJialysiorum compertum habemus
Theocriti avutn (er meint wohl den Stiefgrossvater im Anschluss an die
Schreibung naxQaov) fuisse Periclem Erchomenium, so übersieht er, was
schon Hiller in seiner vortrefflichen Erläuterong dieses Scholions (Jahres-
ber. XXIV. 1885. S. 274 f.) sehr* richtig hervorgehoben hatte, dass Die-
jenigen, welche diese Erklärung gaben, bei derselben behaupteten (was
neuerdings Mertens S. 13 ff. aufgegriffen hat, s. aber gegen ihn Rannow
W. f. kl. Ph. V. Sp. 113 f.), unter Simichidas sei nicht Th. zu verstehen,
sondern ein Anderer, o2 dh ^zsqov tiva täv avv avi;^, und von diesem
Anderen sagten, rov toiovvow dno natgimtov (so richtig Hill er statt
naxQiov: die von Hauler vertheidigte Schreibung jccnqmov und Meinekes
Con^eotoi nett Qog ^sxov beruhen auf dem gleichen Irrtham; ich selbst dachte
früher an ^naitnovy naxqlov) %Xri^vai^ dno 2k(u%idov x. t. X. (s. o.). Üeber-
dies aber liegt es doch wenigstens weit näher tmv 'OQxo(tsv£<ov x. t. l. auf
Zimx^dov als auf IIsQiTiXiovs zu beziehen. Will man daher der Phantasie
Raum geben, so könnte man weit eher in Simichidas (oder Simichos?) den
Vater des nach Sikelien ausgewanderten Praxagoras und Grossvater des
Th. suchen; doch das ist eben nur eine Möglichkeit Sehr gut vermuthet
übrigens Hiller, dass derjenige Ausleger des Th., welcher zuerst aus einem
Historiker oder Localforscher die Nachricht über jenen Sohn des Perikles
heranzog, wahrscheinlich der Eoer Nikanor (s. A. 75^) war. Wenn aber
sonach ZifiixCdas gewiss auch von aiitög nicht abzuleiten ist, so darf man
doch den freilich schwerlich (s. A. 8) richtigen Gedanken des Munatios
(Argum. Id. III u. das. Schol. 1 f.), dass der Hirt des 8. Idylls Th. selbst
sei, indem er V. 8 mit der Frage, ob er etwa cifidg sei, auf jenen Dichter-
namen anspiele, immerhin nicht als so sinnlos bezeichnen, wie Hill er in
der Einl. zu diesem Ged. S. 77 thut, da ja doch der von diesem Hirten
angeredete Tityros (2 ff.) ohne Zweifel kein Anderer ist als der gleich-
benannte Freund des Th. im 7. (Alexandres?). Allerdings hat Manatios
mehrfach (p. A. 79) wimderliche Verkehrtheiten vorgebracht.
7) S. A. 8.
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200 Fünftes Capitel. Idyllendich taug; Mimiamboa u. a. choliamb. Dicht.
Jahrhunderts ein Theil seiner Hirtengedichte entstand^) ^ und ein
Gleiches mag wohl auch von dem mimischen 2. Idyll gelten®^).
Als eine poetische Spielerei verfasste er ohne Zweifel damals die
Hirtenpfeife (IwQtyl^y), Vielleicht traten auch Dichter der Nach-
barinsel Samos zu dieser poetischen Verbindung in ein näheres
Verhältniss, wie Asklepiades ^®) und auch wohl der nachmalige
Arzt und Epigrammendichter Nikias von Miletos, welcher eben
damals bei dem berühmten Erasistratos schwerlich in Kos, wahr-
scheinlich vielmehr in Samos Medicin studirte'^). Jedenfalls be-
8) Von den erhaltnen zum Wenigsten nach A. 8 das 1. (vgl. auch A. 18)
und sodann vielleicht das 8. Die Bolle, welche hier Tityros spielt, könnte
demselben freilich auch später, als der Dichter nicht mehr mit diesem
Tityros- Alexandres zusammenlebte, von ihm zugetheilt sein, wie gegen
Häberlin S. 67 zu bemerken ist. Aber dies Idyll ist wenigstens geraume
Zeit vor dem 4. entstanden, in welchem Amaryllis schon todt ist, und in
dessen 88. Vers auf den 6. des 8. zurückgeblickt wird, wie Hill er be-
merkt hat. Trotzdem entscheidet sich Häberlin dafür, schon die Ent-
stehung des 8. erst nach Alezandreia zu verlegen, indem er annimmt, dass
Th. dort wieder mit Alexandros zusammengetroffen sei; aber wir wissen
gar nicht, ob letzterer um 274 oder später von Makedonien wieder nach
Alezandreia zurückgekehrt ist oder nicht (s. C. 4. A. 76^). Ebenso unsicher,
wenn nicht geradezu verwerf lieh (s. Crusius L. CentralbL 1887. Sp. 1880)
ist J. A. Härtung 8 und Häberlins Vermuthung, dass der Ziegenhirt
ßattos im 4. Idyll Eallimachos sei, und wenn es auch ohne Zweifel als
eine fernere Bezugnahme des 4. auf das 3. mit Hill er anzusehen ist, dass
dieser Battos als ein Liebhaber der Amaryllis und der ungenannte Lieb-
haber derselben im 3. Idyll gleichfalls als Ziegenhirt erscheint, so ist doch
nicht einmal so viel ganz sicher, ob Th. bei dem letzteren schon den näm-
lichen Battos vor Augen hatte. S. überdies A. 68.
8^) S. Hill er Jahresber. LIV. S. 187: „Abfassung in Alexandria nimmt
Spiro Deutsche L. Z. 1886. Sp. 1456 an. Mir scheint der Aufenthalt des
Myndiers Delphis in der Stadt, wo das Gedicht spielt, eher auf . . .
Eos hinzuweisen'*.
9) S. G. 4. S. 188 ff. Von Unächtheit dieses kleinen Gedichts kann
jetzt, nachdem sich gezeigt hat, dass wirklich kein Grund ist dem Zeugniss
des Cod. Palat. zu misstrauen, nicht mehr die BiOde sein, s. Bergk Anthol.
lyr. S. LXVni, Wilamowitz a. a. 0., welcher zu den C. 3. A. 6 citirten
Worten noch hinzufügt: „melicos versus, quales hie Uabemus, post (kUH-
machiim omnino conditos esse tiwi demvm credemus, cum exempla prdlata
erunt'* (s. jedoch C. 7. A. 29. C. 9. A. 60), Häberlin S. 40 ff., Hiller
Jahresber. LIV. S. 200 f. und C. 4. A. 48.
10) Id. VII, 40 erscheint dieser unter dem Namen Sikelidas, mit wel-
chem ihn auch Hedylos b. Ath. XI. 478 b und Meleagros Anth. Pal. IV,
1, 46 bezeichnen, s. Hiller z. d. St. u. vgl. C. 4. A. 11. C. 86. A. 30.
11) Argum. Id. XI nach der Herstellung von Bücheier Rhein. Mus.
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Theokritos. 201
freundete sich Theokritos eng mit diesem seinem Jugendgenossen^
welchem er hernach sein 11. Idyll, den Kyklopen, und sein 13.,
den Hylas, gewidmet hat**), nicht minder mit Aratos**) und
demnächst mit Dosiadas und, wie es scheint, dem Aetoler Alexan-
dros**). Ob er noch nach dem Tode des Philetas in Kos blieb
XXXIX. 1884. S. 276 (nud also nicht erst, wie Hiller a. a 0. S. 185 be-
richtet, von Gereke): iy^aips dh intyQuiinata 6 avtoS' yiyovs dl avfitpot'
trjxTig 'EQCcaiatQoixov xov 'lovXirjtov (oder 'lovXnqrov KriCov statt noirjTOv ij),
mg tprici Jtovvaiog x. r. X. Dass cvfKpoixritT^g hier entweder nicht „Mit-
schüler*', sondern „Schüler" bedeutet, oder dass, wenn dies nicht möglich
sein sollte, diese. Angabe irrig und in ihr Schüler und Mitschüler yer-
wechselt sein dürfte, zeigt Susemihl An. AI. L S. VUf., im Uebrigen s.
0. 24. A. 29. 80. 129.
12) Vgl. auch Epig. VIII auf ein Bildniss des Asklepios. Eines kurzen
Erwiderungsgedichtes von Nikias auf den Kyklopen in Hexametern ge-
denkt Argum. Id. XI mit Anführung der beiden ersten Verse. Ausserdem
8. G. 36. A. 89.
13) Id. VU, 98. Vgl. A. 19.
14) S. C. 4. A. 47-49. 74. 90. Auch Aristis (Id. VU, 99 ff.), welcher
genau yon der Liebe des Aratos zu Philinos Bescheid weiss (s. Hiller z.
d. Si), war natürlich ein Genosse des bukolischen Verbandes. Ob dies
aber sein wirklicher Name oder nur sein Hirtenname in diesem Vereine
war, und ob yielleicht in letzterm Falle ein uns auch sonst bekannter
Dichter hinter demselben steckt, ist völlig dunkel. Gegen die Vermuthung
von Häberlin S. 63, dass der Id. Vll, 2. 132 erwähnte Genosse des
Th. Amyntas oder Amyntichos der aus Ath. XIV. 620 c bekannte Kinädo-
logendichter Alexos (vgl. C. 7. A. 1. 21) sei, s. C. 4. A. 54. Aus der Art,
wie Id. V, 106 Praxiteles erwähnt wird (s. Hiller z. d. St.), kann natürlich
Nichts darüber geschlossen werden, ob etwa Th. auch mit diesem persön-
lich verkehrte. Ein Gleiches gilt von den Dichtem und Componisten
lyrischer Gesänge, der Glauke von Chios und dem Pyrros, Id. IV, 31,
vgl. die Scholien z. d. St., nach denen er aus Erythrae oder ans Lesbos
war; aber wohl mit Becht vermuthet Meineke An. AI. 8. 246 f. in ihm
den gleichfalls als Einädologendichter bei Ath. a. a. 0. und Suid. Zmtddrjg
angeführten Pyres oder Pyrros von Miletos, s. C. 7. A. 1. 22. 23. Dann
aber gestaltet sich die Sache doch etwas anders. Wenn nämlich, wie
Knaack Analecta, Hermes XXV. 1890. S. 84 f. bemerkt, die Scholien zu
Id. IV, 34 besagen, dass Th. die Gt^schichte des Milesiers Astyanax auf
den Aegon dieses Gedichts übertragen habe, so lieg^ der Gedanke nahe,
dass jene Geschichte in einer Dichtung dieses milesischeu Poeten bearbeitet
war und Th. diese vor Augen hatte, zumal da auch Tityros-Alexandros,
der als Genosse bei dem der Amaryllis dargebrachten Ständchen Id. III,
6 ff. zugegen ist (s. A. 6. 8), einen ähnlichen (s. IV, 83 ff.) Fresser Titormos
besang, s. Theodor, v. Hierapolis negl aytovtov b. Ath. X. 412 e ff., wo
auch Milon (wie bei Th.) und Astyanax wiedererscheinen und Meineke
An. AI. S. 249. „Stammt die bei Ael. V. H. XH, 22 (vgL Pritzsche-
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202 Fünftes Capitel. Idjllendichtimg; Mimiambos a. a. choliamb. Dicht.*
oder die Insel schon vor demselben verliessy wissen wir nicht;
sicher ist es, dass er in seine Heimat, und wahrscheinlich, dass
er vor 280 in dieselbe zurückkehrte^*). Hier und theils viel-
leicht auch in Unteritalien ^^) brachte er nunmehr eine Reihe
von Jahren zu und verfasste in dieser Zeit einen weiteren Theil
seiner Hirtengedichte, so ohne Zweifel das 11. Idyll") und viel-
leicht das wahrscheinlich^®) nach diesem entstandene, dem Aratos
gewidmete 6.^^). Von hier aus besuchte er auch den Nikias und
Hiller zu Id. IV, 36) von Titormos erz&hlte Geschichte etwa aus Alezan-
dros?" (Knaack).
» 16) Dies ist gewiss nicht zu viel behauptet, wenn man bedenkt, das«
er schon entweder kurz vor oder weniger wahrscheinlich kurz nach 270
nach Alexandreia übersiedelte, s. A. 29. Die Blüte des koischen Dichter-
bundes ist daher nicht mit Wilamowitz a. a. 0. S. 13 erst zwischen 286
und 270, sondern schon zwischen 292 und 286 oder doch 280 zu verlegen,
zunächst zwischen 292 und 290, s. überdies Susemihl Anal. AI. II. S. VIIL
16) Wenn anders man dies, was ich dahinstelle, daraus schliessen
darf, dass dort die Scene des 3., 4. und 6. Gredichts ist. War das 3. schon
in Kos entstanden (s. A. 8), so darf man es wohl nicht. Immerhin scheint
Th. aber doch Unteritalien zum Theil aus eigner Anschauung zu kennen.
17) Wie aus V. 7 erhellt
18) S. darüber Hill er in der Einl. zu diesem 6. Idyll. Gut ist übrigens
auch die Beobachtung von Gercke Rh. Mus. XLII. S. 621: derselbe Vor-
wurf wiederholt sich I, 84 und VI, 7 und ist an der ersteren Stelle passen-
der und also doch wohl auch ursprünglicher, das 1. Idyll also mindestens
(s. A. 3. 8) auch älter als das 6. Auch Hiller Jahresber. LIV. S. 187 ist
hierin Gercke beizustimmen geneigt. Dass übrigens nicht bloss das 1.
und 3., sondern auch das 6. und sogar (vgl. A. 8) auch das 4. zu den älteren
Gedichten des Th. gehören, dafür spricht auch noch ein metrischer Grund:
dies sind die einzigen Hirtengedichte, in welchen der Spondeios unmittelbar
vor der bukolischen Diärese entweder ganz vermieden oder doch nur so
zugelassen wird, dass die zweite Silbe desselben ein zum Folgenden ge-
höriges einsilbiges Wort ist (vgl. Brinker S. 19), s. indessen A. 63.
19) Auf sikelischem Boden spielen ausserdem unter den Hirtengedichten
das unächte 8. und das nicht unverdächtige 9. Idyll. Immerhin kann in-
dessen das 6. möglicherweise auch erst in Alexandreia abgefasst sein. Denn
wie sehr Th. auch dort in seinen späteren Jahren noch den Aratos, ohne
ihn je wiedergesehen zu haben, zu lieben fortfuhr, erhellt aus dem 7.
(98 ff.). Vgl. A. 13, auch C. 10. A. 16. Häberlin S. 64 ff. meint freilich,
es sei ein Anachronismus, wenn Th. denselben schon in Kos zur Zeit des
beschriebenen £mtefestes als seinen vertrautesten Freund darstelle, und
vermuthet vielmehr, dass ersterer sich zwischen 276 und 274 an den Hof
des Antigonos Gonatas begeben und dort den Aratos vorgefunden habe;
allein diese Hypothese ist rein aus der Luft gegriffen, s. Knaack a. a. 0.
IV. Sp. 616, vgl. auch Hiller a. a. 0. S. 196, doch s. A. 20.
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Theokritos. 203
dessen Frau Theogenis in Miletos, nachdem er zu Ehren der
letzteren das 28. Idyll auf die Spindel ^ welche er ihr als Gast-
geschenk mitbringen will, gedichtet hatte^ als er sich auf diese
Reise zu begeben im Begriif stand. Vielfach bewarb er sich um
die Gunst reicher und mächtiger Leute, aber vergebens*®), end-
lich mit dem 16. Idyll (Xagiteg rj ^liga^v) um die von Hierons
neu aufgehendem Gestirn, noch bevor dieser Mann am Longanos
gesiegt hatte und zum Konige ausgerufen war*^), also zwischen
20) Id. XVI, 5 ff. Vgl. Hiller a. a. 0. S. 196: „Von Machthabem in
Biciliflcben StiUlten aus der Zeit kurz vor Hierons Herrschafb werden uns
einige genannt (Holm a. a. 0. II. S. 278), and wenn für die Zeit Hierons
unsere erbärmliche Ueberlieferang hierüber versagt, so ist damit Nichts
bewiesen*'. Häb erlin 8. 56. A. 10 behauptet freilich gegen Vahlen, aus
V. 7 and 84 gehe hervor, dass diese Leute ansserhalb Sikeliene za suchen
seien, und versteht, wie gesagt, den Antigonos Gonatas. Aber V. 5 — 7
steht weiter Nichts als: „welcher Erdenbewohner wird meine Chariten auf-
nehmen und nicht ohne Gkistgeschenk wieder entlassen?** und V. 84 — 57
Nichts weiter als dass die thessaliscben Grossen ihren Nachruhm dem
Simonides, die homerischen Personen dem Homeros und Kyknos dem Dichter
der Eyprien yerdanken. Und darin findet H. eine Andeutung des Th., dass
er von den jetzigen Herren von Thessalien weniger gütig behandelt sei als
Simonides von den damaligen! Spiro Deutsche L. Z. 1886. Sp. 1456 ver-
steigt sich sogar zu der Behauptung: „Th. selbst sagt im Hieron, der
Fürst, den er verlassen, sei ein orientalischer**!! Die Möglichkeit, dass der
Dichter neben den einheimischen Machthabem auch auswärtige (meinet-
wegen auch Antigonos Gonatas) gemeint haben könne, ist natürlich, wie
ich Hiller a. a. 0. gern zugebe, nicht ausgeschlossen; von Wichtigkeit
würde indessen dieser Punkt doch erst werden, wenn man ernsthaft mit
der weiteren Möglichkeit, dass Th. selbst zu diesen fremden Fürsten ge-
reist sei, zu rechnen hätte, dazu müssten aber doch erst irgend welche
Spuren hiervon, wenn auch noch so leise, Yorhanden sein.
21) Durch diese Entdeckung Vahlens Ueber Theokrit's Hieron, Monats-
ber. der Berl Akad. 1884. S. 823—849 ist ein ganz neues Licht auf die
Lebensgeschichte des Dichters geworfen. Denn wenn auch zuvor schon
Bibbeck a. a. 0. S. 81ff. den Sachverhalt im Wesentlichen richtig dar-
gestellt hatte, so verlegt er doch das 16. Idyll fälschlich erst ins Jahr 265.
Der Versuch von Bei och Zu Theokritos Hieron, Jahrb. f. Philol. CXXXl.
1885. S. 866—368 Vahlens Beweisführung zu entkräften und die frühere
Annahme, dass das Gedicht beträchtlich später, genauer, wie er meint,
erst Ende 263 oder Anfang 262 entstanden sei, neu zu begründen, ist von
Susemihl An. AI. I. S. XVII f. und besonders von Rannow S. 2—6 der-
gestalt widerlegt worden, dass selbst Enaaok, welcher noch a. a. 0. lU.
1886. Sp. 457 f. Vahlens Ergebnisse lebhaft und scharfsinnig bestritt, sich
dann a. a. 0. IV. 1887. Sp. 617 zu denselben bekehrt hat. S. aber überdies
A. 22.
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204 Fünftes Capitel. Idyllendichtang; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
274 und 270"). Aber auch hier erreichte er den gewünschten
Erfolg nicht, und so wandte er sich nunmehr an Philadelphos,
22) Qercke Alex. Stud. 2. Der Begiernngsantritt Hierons II. Bh. Mas.
XLII. S. 267—270 versetzt dies Gedicht zwar auch mit Vahlen vor die
Schlacht am Longanos, verlegt aber (nach Haackh in Paulys Bealenc.
111. S. 1304) diese erst ins Jahr 265 and lässt daher den Aufenthalt des
Dichters in Alexandreia der Bewerbung um Hierons Gunst vorangehen, in-
dem er (mit Haackh) die 64 jährige Begierungszeit des letzteren bei Polyb.
VII, 8, 4 trotz des hier gebrauchten Ausdrucks ßaaiXsvaa^ und des un-
mittelbar voraufgehenden ßaadevs %atiatri so deutet, als sei hier die Feld-
herrnzeit mit gerechnet, und nicht minder die aufis Beste übereinstimmende
Angabe bei Paus. VI, 12, 2 mit seiner Berechnung auszugleichen sucht.
Allein Susemihl An. AI. II. S. IV und besonders Hiller a. a. 0. S. 198 f.
und Euiper De Theocriti carmine XVI, Mnemos. N. F. XVII. 1889.
S. 378 — 388 haben die Unmöglichkeit dieser Deutungen dargethan. Um so
unbegreiflicher ist es mir, wie Hiller S. 196, obgleich er Y ah lens Datirung
des 16. Idylls völlig beistimmt, es dennoch für nicht unzweifelhaft erklären
kann, ob nicht das 17. trotzdem früher sei Den schon von Vahlen und
Susemihl An. AI. I. S. XVÜ herausgehobnen Hauptpunkt, welcher dies
unmöglich macht, haben Beloch, Enaack und Gercke Bh. M. XLII.
S. 603—611 nicht einmal berührt: die Klagen des Th. XVI, 6-67 (s. A. 21)
müssten sich dann, sei es ausschliesslich, sei es namentlich, auf Philadelphos
beziehen, und er müsste dann, nachdem er bei diesem Jahre lang in
Alexandreia gelebt und wiederholt (XIV, 60 ff., XVH, 106—120, vgl XV,
106—111) dessen Freigebigkeit gepriesen hatte, denselben mit einem Male
jetzt der Knickerei anschuldigen (s. die guten Bemerkungen von Bannow
S. 10 ff.). Die Einwürfe von Hill er erledigen sich zum Theil durch das
von Susemihl a. a. 0. U. S. IV Geltendgemachte, andemtheils ist auf
Hillers Satz: „übrigens wissen wir nicht, ob Exemplare des zunächst für
die Hofkreise bestimmten Enkomions so rasch (?) nach Sicilien gelangten*',
zu antworten: um dem Th. eine solche Frechheit zuzutrauen, dass er sich
darauf verliess, seine sämmtlichen Gedichte XIV. XV. XVII würden dem
Hieron unbekannt geblieben sein, und er könne daher demselben getrost,
ohne Furcht von ihm verlacht zu werden, jene Verse vorerzählen, müssten
erst bchr zwingende Gründe vorhanden sein, während doch Hill er selbst
wenigstens die von Gercke (vgl. A. 21) für belanglos erklärt. Wohl aber
hat der Dichter die phantastische Unvorsichtigkeit begangen seine Hofibung
auf die dereinstige Vertreibung der Karthager aus Sikelien durch Hieron
zu einer Zeit auszusprechen, in welcher diesem vielmehr gerade an einer
Freundschaft oder doch einem neutralen Verhalten derselben Alles gelegen
sein musste. Diese Tactlosigkeit hat Beloch für unmöglich erklärt, aber
Bannow S. 3 ff. zeigt, dass die Annahme, das Gedicht sei erst 263/2 ab-
gefasst, noch viel grössere Anstössigkeiten , ja zum Theil wirkliche Un-
möglichkeiten mit sich bringt, und eben dieser Missgriff mag der Grund
gewesen sein, wesshalb Th. (wie man sich die Sache unzweifelhaft denken
muss, wenn das 17. Idyll später entstand) bei Hieron kein Glück machte.
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Theokritop. 205
vielleicht zunächst mit dem 14.^, wenigstens fOr diese Situation
nicht übel passenden ^^) Idyll, in welchem der Liebhaber seine
treulose Geliebte verlässt und in die Kriegsdienste des Ptolemaeos
geht, mit dessen Preise das Gedicht endet. Jedenfalls lohnte
hier der Erfolg seine Bemühungen. Er siedelte zwischen 273
oder 272 und 270, spätestens 269 nach Alexandreia über^'^) und
blieb dort vermuthlich**) bis an seinen vielleicht erst unter der
Regierung des Euergetes^^ erfolgten Tod. Ausser dem 7. Idyll
ist möglicherweise auch ein anderer Theil seiner Hirtengedichte
Auch bemerkt noch Hiller S. 195, das« der Fehler „ einigermassen ge-
mildert werde, wenn man, was Gercke S. 270 yielleicht mit Becht that,
auf . . . Instin. XXIV, 4, 2 einiges Gewicht legt**. Uebrigens Tgl. auch
A. 29. Hoch interessant wäre es, wenn Eniper 8. 388—387 darin Recht
haben sollte, dass das Gedicht mehrfache Anklänge an Pindaros zeige,
nnd dass anch das 24. Bekanntschaft mit Nem. I an den Tag lege; jeden-
falls aber ist die Folgerung, die er daraus zieht, verkehrt, dass die Hirten-
gedichte später seien. — Vor des Dichters üebersiedlong nach Alexandreia
dürfte hiemach anch das 12. Idyll entstanden sein, denn von den Be-
merkungen Gerckes 8. 610 scheint mir gleich Hill er 8. 192 so viel richtig,
dass dies Gedicht wegen Y. 5 nicht füglich dort nach der Geschwisterehe
sn Tage getreten sein kann.
23) Nach der ansprechenden Yermathung von Enaack a. a. 0. IV.
Sp. 619. Ganz anders freilich Gercke 8. 609. 618,- s. aber die Wider-
legung von Hiller 8. 192. 193 o. bes. von Snsemihl a. a. 0. II. S. XIIL
Ist Knaacks Vermnthang dennoch unrichtig, so bleibt nur Entstehung in
Alexandreia übrig. Der Schauplatz indessen ist Sikelien.
24) Wenn anders man das tertium comparationis nur nicht allzu weit
ausdehnt.
25) 8. A. 29. Wenn das Argum. Id. YU ihn nicht von Sikelien, son-
dern von Kos aus nach Alexandreia kommen lässt, so beruht dies ver-
muthlich, wie Knaack a. a. 0. HL Sp. 458 bemerkt, auf einem Schluss
aus Yll, 91 f., wo in der That hinter Zeus (93) nach Reiskes Annahme
Philadelphos zu stecken scheint. Aber trotzdem ist dieser Schluss keines-
wegs zwingend, denn Th. war hier, wenn die Sache richtig ist, wirklich
zu einem Anachronismus genöthigt
26) S. Bannow S. 19.
27) Wenn v. Wilamowitz Herm. XIY. 1879. 8. 200. A. 1 Recht darin
hat, dass bei Kallim. Ep. LI, 3 {aQ^taXos BeQBviua) ein dem Th. (Id. XVII,
57 aQ^ttXos BsQtvUtt) dargebrachtes Compliment zu finden sei, so dürfte
daraus hervorgehen, dass letzterer mindestens um 248/7 (s. C. 13. A. 69)
noch lebte. Rannow 3. 50 bestreitet nun freilich jene Annahme, aber
Enaack a. a 0. lY. Sp. 621 macht für dieselbe geltend, dass die Be-
deutsamkeit des Epithetons aQ^^aXog aus dem von Heck er mit Wahr-
scheinlichkeit dem Kallimachos beigelegten Fr. an. 257. Aaäyov tpCloq v£6g
dgitriXog ntolB^utiös erhelle.
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206 Fünftes Capitel. Idyllendichtung; Mimiambos a. a. choliamb. Dicht.
erst hier entstanden*^), jedenfalls aber, wenn nicht schon zwischen
272 und 270, so doch mindestens kaum nach 266 oder vielmehr
267 das 17. Idyll, das Lobgedicht auf Ptolemaeos*^), femer in
28) Doch kann es sich nach Abzug des 8. und 9. Idylls eigentlich nur
noch um das 6. und allenfalls auch noch um das 4. und 6. handeln,
s. A. 3. 8. 18. 19., zu denen dann noch das 10. kommt, und obgleich man
den Umstand, dass alle erhaltenen Hirtengedichte ausser dem 1. (s. A. 8)
und 7. Id. in Sikelien oder Grossgriechenland spielen, wohl nicht hiegegen
geltend machen darf, so ist es auch ebenso gut möglich, dass Obiges
nicht der Fall und jenes 7. Id. vielmehr nur eine vorübergehende und
ausnahmsweise Rückkehr des Th. zu der Poesie seiner jungem Jahre war.
S. aber überdies A. 68.
29) Viel später freilich setzte Droysen Hellenism. I^^ 1. S. 818 ff.
dies Gedicht (dessen Deutung S. 824. A. 1 von V. 68 ff. auch schwerlich
richtig ist); allein zunächst wies Bücheier De bucolicorum Graecorum
aliquot carminibus, Bhein. Mus. XXX. 1875. S. 65 ff. nach, dass dasselbe
dort um 270, wenigstens zwischen 276 und 263 entstanden sei. In seiner
Erörterung sind nur zwei Fehler. Erstens aus der Gleichheit des Anfangs
mit dem der ^aivofiBva des Aratos ist in so fem kein chronologischer
Schluss zulässig, als Th. so beginnen konnte, auch wenn letzteres Gedicht
noch nicht vorhanden war, .wie Vahlen Berl. Sommerkat. 1886 mit Recht
bemerkt. Andrerseits freilich da dasselbe zwischen 276 und 274 entstand
und folglich in der That schon da war, kann unmöglich mit Vahlen und
Rannow S. 22 f. behauptet werden, der gleiche Anfang beider Gedichte
mit demselben Halbvcrs sei nur ein zufälliger, oder wenigstens es sei nicht
sicher, dass Th. sich dieser üebereinstimmung bewusst (tnemorem) gewesen
sei, sondern richtig urtheilt Hiller Woch. f. kl. Ph. IL 1886. Sp. 1801:
„sind Arats Phänomena Mher gedichtet, so wird man sagen dürfen" (ich
dächte vielmehr: müssen), „dass der Anfang dieser Dichtung dem Th.
im Gedächtnisse geblieben, und dass er sich folglich, wenn er ein eignes
Gedicht mit den gleichen Worten anfing, der üebereinstimmung bewusst
war'S Es ist und bleibt so eine kleine dem Aratos dargebrachte Huldigung,
die übrigens um so mehr am Platze gewesen sein würde, wenn schon
Philadelphos , was aber freilich mindestens sehr zweifelhaft ist (s. C. 17.
A. 12. 18. C. 19. A. 17. C. 27. A. 18), derjenige Ptolemaeos^war, welchem
die <^aiv6(ieva besonders gefielen (s. C. 10. A. 40), und nicht erst Energetee.
Ueberdies s. Enaack a.a.O. IV. Sp. 619 f. Zweitens die Verse 48 f.
sind, wenn anders man überhaupt eine solche Anspielung in ihnen anzu-
nehmen hat (s. Rannow S. 18. Vahlen Sitzangsber. der Berl. Akad.
1888. S. 1377 f. Hiller Jahresber. LIV. S. 198), jedenfalls nicht, wie
Bücheier mit Hauler S. 24 f. glaubte, auf die erste Ehe des Philadelphos
gemünzt (vgl. dagegen auch Hill er zu 44), sondern, wie der Zusammen-
hang lehrt, mit Hempel S. 95 f. auf die frühere Ehe (oder die früheren
Ehen?) seines Vaters und deren Nachkommenschaft zu beziehen. Diese
Deutung wird, wie Knaack a. a. 0. IV. Sp. 618 bemerkt, noch durch
V. 68 unterstützt, wo der Gegensatz gegen 44 ohne Zweifel (vgl. Kallim.
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TheokritoB. 207
einer nicht naher zu bestimmenden Zeit das prachtvolle 15., die
Adoniazusen^), welches nebenbei auch eine dem Philadelphos
H. in Del. 170) beabsichtigt ist. Vgl. auch Kopp Rh. Mus. XXXIX. S. 209 ff.
und Wiedemann Philolog. XLVII. 8. 86 f. (gegen Gercke a. a. 0. S. 272 f.).
Dann aber lässt sich aus diesen Versen Nichts ffir die Entstehungszeit ent-
nehmen. Philadelphos hat seine Schwester Arsinoe schon geheirathet.
Wiedemann Zur Chronologie der Arsinoe Philadelphos, Rhein. Mus.
XXXVfll. 1883. S. 384—392 zeigt, dass die Hochzeit schon vor 270 Statt
fand; Kopp Ueber die syrischen Kriege der ersten Ptolemäer, Rhein.
Mus. XXXIX. 1884. S. 209—230 macht im Anschlusa an Bücheler wahr-
scheinlich, dass sie schön geraume Zeit Tor 271 Statt gefunden hatte;
Gercke a. a. 0. (3. Die Geschwisterehe) S. 270—275 (welcher S. 272 einen
von Wiedemann selbst geltend gemachten umstand in eine Widerlegung
Wiedemanns verkehrt, s. Wiedemann Philol. a.a. 0. S. 81. A. 2) kommt
auf einem anderen, aber (wie Wiedemann ebendas. S. 82 zeigt) un-
richtigen Wege (s. C. 13. A. 62) zu dem Ergebniss, dass diese Ehe zwischen
279 und 271/0 geschlossen sei; endlich hat Wiedemann Die Ehe des
Ptolemaeus Philadelphus mit Arsinoe II, Philologus XLVII (N. F. I). 1889.
S. 81 — 89 in erneuter Untersuchung dargethan, dass es spätestens 278 ge-
schah, und dass der in ägyptischen Urkunden erscheinende^ dann aber
wieder verschwindende Mitregent kein Anderer als der von Arsinoe II
adoptirte Euergetes sein kann, der aber in dem Gedichte nicht erwähnt
wird und also zur Zeit der Entstehung desselben schwerlich schon in dieser
Weise anerkannt und ausgezeichnet war. Allein die Zeit, in welcher dies
geschah, vermag Wiedemann nur so zu bestimmen: „vermuthlich 271,
spätestens 266*^ Und auch Kopps Versuch darzuthun, das in Rede stehende
Gedicht könne nicht lange nach jener Hochzeit geschrieben sein, ist miss-
lungen, wie Rannow S. 5 ff. gezeigt hat, denn was gegen diesen Häberlin
Philol. Anz. XVII. 1887. S. 127 ff. bemerkt, ist schwerlich überzeugend.
Aber auch Rannow s Gründe für das G^egentheil sind durchaus nicht
zwingend. Er hat bewiesen, dass diese Dichtung nicht wohl nach 266, es
sei denn, dass die Schlacht bei Eos später war als dies Jahr (eine Be-
schränkung, die jetzt nach Wiedemanns Ergebnissen auch noch wegfällt),
aber er hat nicht bewiesen, dass sie nicht schon zwischen 272 und 270
entstanden sein kann, vgl. Knaack a. a. 0. IV. Sp. 617—619. S. noch
Hill er Jahresber. LIV. S. 195 ff. Zu einer genaueren Zeitbestimmung ge-
langen wir auch nicht dadurch, dass Th. hier, was freilich Hiller a. a. 0.
S. 196 f. mit Rannow S. 24 ff. leugnet (s. aber A. 40), den Hymnos des
Kaliimachos auf Zeus und wiederum (wie v. Wilamowitz Ant. v. E.
S. 220. A. 41 bemerkt) Ealli machos im Hymnos auf Dolos den Ptolemaeos
des Th. benutzt haben dürfte, wenn anders nicht (s. Hill er a. a. 0. 8. 197)
das Verhältniss auch hier das umgekehrte ist (s. wieder A. 40). Dies
17. Idyll wenigstens später als das 14. zu setzen ist übrigens auch Rannow
S. 20 geneigt, weil diesem gegenüber in jenem das Lob des Ptolemaeos
gesteigert werde.
80) Rannow S. 20 meint, wahrscheinlich nach dem 17., weil zwar
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208 Fünftes Oapiiel. Idyllendichtung; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
und der Arsinoe^^) gewidmete Huldigung in sich schliesst^ end-
lich in einer nur sehr annäherungsweise bestimmbaren das schöne,
viel besprochene 7., das Erntefest (@aXv6ia)y und das 13., das
kleine Epos Hjlas, so wie, wenn anders sie acht war, die Be-
renike, aus der uns Athenaeos*^^) ein Bruchstück erhalten hat.
Dass sich nämlich Theokritos in Alexandreia mit dem wahr-
scheinlich*^) etwas jüngeren Kallimachos befreundete, ist auch-
anderweitig wohl kaum zu bezweifeln**); jedenfalls mischte er
sich aber, wenn nicht alle Anzeichen trügen, in den Versen
45—48 des Erntefestes zu dessen Gunsten in den von diesem
mit Apollonios geführten Streit**), und der Hylas ist yielleicht
im 16. das Lob des Königs auch nicht gespart (22. 46 ff.), aber doch weit
mehr (s. A. 81) die Königin verherrlicht werde, so dass es wohl als ein
namentlich dieser geweihtes ergänzendes Seitenstflck zu jenem Lobgedicht
aaf den König anzusehen sei.
31) V. 28. 109 ff. 81*) VIL 284 a.
82) S. A. 4 und C. 10. A. 4. 6. 10.
88) S. A. 29. Dass freilich der im 52. Epigr. (Wilam. » 68 Schneid.)
des Kallimachos erscheinende Th. der Idyllendichter sei, wie Einige ge-
meint haben, ist ganz unmöglich (vgl. auch A. 64). Höchstens könnte es
sich fragen, wie Hiller zu Id. VIII, 59 f. bemerkt, ob Kallimachos viel-
leicht hier den Namen Ssongitog mit Rücksicht auf den letzteren gew&hlt
habe, und dieser Möglichkeit steht auch die wahrscheinlich richtige Deutung
(Bezugnahme auf BakchyL Fr. 25), welche Hiller Jahresber. LIV. S. 192
jetzt gefunden hat, nicht im Wege.
84) Dies erkannte zuerst Qerhard Lectiones Apollonianae (Leipzig
1816). S. 5. Dann ist es vielfach bestritten worden, aber mit Unrecht,
und Rannow Woch. f. kl Ph. V. 1888. Sp. 101 f. und Hiller a.a.O.
S. 189 verfahren viel zu zaghaft, wenn sie es nur als möglich gelten lassen
wollen. Denn zwar vermag ich in diesen Versen nicht eine Anspielung
auf eine bestimmte Stelle des Argonautengedichts (I, 786 ff., vgl. Merkel
Prolegg. in Apoll. Rh. S. XXVII, welcher mit Unrecht umgekehrt eine Be-
ziehung dieser Verse auf die des Th. annahm, s. dagegen Hempel S. 61.
Mertens S. 8) als besonders wahrscheinlich anzuerkennen, zwar scheinen
auch mir die sonstigen Anspielungen, welche Mertens S. 6ff. in den
Thalysien auf dies Gedicht entdeckt zu haben meint, durch Rannow be-
seitigt zu sein, und diejenigen, welche Gercke Rh. Mus. XLIV. S. 137 f. A. 1.
S. 140 f. findet, sind für mich theils gar nicht, theils nicht in genügendem
Masse überzeugend; aber die Polemik der in Rede stehenden Verse richtet sich
ohne Zweifel gegen einen sehr bekannten Dichter, sie passt vollkommen
auf Apollonios, es wird femer in ihnen derselbe Grundsatz wiederholt, von
welchem aus Kallimachos denselben bek&mpfte (vgl C. 3. A. 8. Susemihl
An. AI. I. S. IV f.), und die Chronologie macht nicht die geringsten
Schwierigkeiten (s. A. 86^ Susemihl a. a. 0. S. XIII f.): alle diese Um-
stände vereint erheben die Sache m. E. zur allergrössten Wahrscheinlichkeit
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Theokritos. 209
sogar gänzlich aus dem Boden dieser Fehde erwachsen^); allein
wir wissen weder, wann sie begann, noch, wie lange sie dauerte '•),
und müssen uns daher begnügen jene beiden Gedichte etwa
zwischen 265 und 255 oder doch 260 zu setzen ***"). Von be-
sonderem Interesse ist der Vergleich der beiden Loblieder mit
einander, des auf Hieron und des auf Ptolemaeos: jenes ist „fein
und gemüthlich'^, dieses „höfisch und prunkvoll'**'); in jenem
spricht das Herz'^^), in diesem die mühselige Kunst*®), und aus
Vgl. anch Knaack a. a. 0. m. Sp. 465 ff. Gercke a. a. 0. S. 133 ff. Auch
beweist der Ausdruck Mousav oQvixsg oaoi x. t. L (47 f.) keineswegs (wie
Bann GW meint), dass mindestens noch andere Dichter neben ApoUonios
gemeint sein müssten, yielmehr ist in solchen Angriffen gegen einen
Einzelnen, den man nicht nennen will oder darf, der (im Griechischen über-
dies auch sonst in Anwendung auf einen Einzigen, wie z. B. tivig oder
ivioi in Citaten, femer die bekannte Phrase ot neqC rtva, recht übliche)
Plural eine sehr geläufige Manier (s. z. B. Isokr. XIII und G. 10. A. 56).
85) S. Knaack Zu den Aitien des Eallimachos, Hermes XXIII. 1888.
S. 187: „Dass Th. in diesem Epyll Correcturen der masslos r^ngeschickten
Erzählung des Apollon. I, 1207—1273 bietet, ist von Wilamowitz, wenn
nicht öffentlich, so doch in seinen Vorlesungen über Th. ausgesprochen
worden; wer genauer nachprüft, wird diese Yermuthung bestätigt fin-
den u. s. w.". Vgl. u. A. Th. 69 mit Ap. 1249. S. auch C. 18. A. 86.
Darüber aber, dass wohl auch der Dioskurenhymnos eine Zurechtweisung
des Apollonios enthält, s. C. 13. A. 20 ^
86) Wenn Kallimachos ein eignes Gedicht (Ibis) in dieser Angelegenheit
yerfasste, wenn die Angabe wahr ist, dass eben diese Fehde ihn auch
noch zur Dichtung der Hekale getrieben habe (s. C. 13. A. 89), und wenn
femer der Hylas des Th. unter einen ähnlichen Gesichtspunkt fällt, so
mu8s der Kampf längere Zeit gedauert haben, bis Apollonios endlich seine
Sache in Alexandreia aufgab und nach Rhodos ging, und wenn die C. 18.
A. 18 mitgetheilte Vermuthung von Linde richtig ist, so hat wenigstens
Apollonios ihn noch you Rhodos aus fortgesetzt.
86*) S. C. 18. A. 68 ff. C. 14. A. 51.
87) Bernhardy Gr. L. G. II», 2. S. 559.
87*) Nach der ganzen Haltung des Gedichts vermag ich die A. 22 be-
sprochene Tactlosigkeit desselben durchaus nicht mit Hill er Jahresber.
XLVI. S. 81 (welcher übrigens selbst LIV. S. 195 auch die andere Auf-
fassung für möglich gelten lässt) als einen Ausfluss „massloser Schmeichelei"
anzusehen, yielmehr nur als einen Erguss patriotischer Phantastik. Wie
weit freilich Th. es bald darauf in dem andern Lobgedicht in der Schmeichelei
brachte, erhellt besonders aus den Versen 131 ff. desselben, vgl. C. 18.
A. 66^.
88) Vortrefflich legt Buch el er a. a. 0. S. 57 ff. dar, wie correct das-
selbe ganz nach der Schablone der prosaischen Lobreden disponirt ist.
Der Hieron ist dagegen, wie Vahlen a. a. 0. S. 824 ff. ausführt, gar kein
SüsxMiHi«, grieolL-alex. litt-Oesoh. L 14
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210 Fünftes Capitel. Idyllendiclitmig; Mimiambos u. a. choliomb. Dicht.
eben dieser Müliseligkeit erklärt es sich wohl auch, dass sich
Theokritos in diesem ein paar Male aus jenem wiederholt und
so sich selbst ausschreibt^^). Ob er sich nun aber in diesem
höfischen Treiben auf die Dauer wohl fühlte, ist eine andere
Frage; ja es wird wohl kaum Denjenigen seine Empfindung
tauschen ; welcher aus der Art, wie der alternde Dichter im
Erntefest die Erinnerungen seiner in Kos glücklich verlebten
Jugend feiert, ein entschiedenes Sichhinaussehnen desselben aus
den Schranken des Hoflebens in jene firüheren freien und fröh-
lichen Zeiten herausliest. Dabei setzt er denn abermals (98—122)
namentlich dem Aratos ein Denkmal*^**). Die Frage, wie weit
Kallimachos den Theokritos und wiederum Theokritos den Kalli-
machos nachahmte oder vielmehr complimentirend berücksichtigte,
ist noch nicht spruchreif*®). Abgesehen von den Bürtengedichten*^)
Enkomion im strengen Sinne, und selbst so weit es Enkomion ist, bezieht
dies sich doch mehr auf die Zukunft als auf die Gegenwart und Vergangen-
heit: nicht 80 sehr die schon vollbrachten Thaten Hierons werden ge-
rühmt, als vielmehr Wünsche und Hoffnungen auf seine noch zu voll-
bringenden ausgesprochen.
39) Was er sich freilich auch sonst nicht übel nimmt, s. Gercke
Rhein. Mus. XLIL S. 616. A. 8. Hier vgl. XVII, 106 ff. mit XVI, 22 ff. und
XVII, 66 mit XVI, 108. Knaack W. f. kl. Ph. III. Sp. 467 f. hat die obige
Thateache richtig hervorgehoben, nur glaubte er damals (vgl. A. 21) noch,
dass umgekehrt der Hieron in dieser Weise auf den Ptolemaeos zurück-
weise. Auch der Anfang des späteren Gedichtes giebt Hinblicke auf den
des früheren; schroffe Gegensätze jedoch, wie Enaack meint, enthalten
diese beiden Anfänge unter einander nicht.
39»>) Vgl. auch C. 10. A. 16.
40) Die Zusammenstellungen von Gercke a. a. 0. S. 698 ff. sind nur
mit grösster Vorsicht und scharfer Skepsis zu benutzen. Andrerseits geht
Rannow S. 21ff. in ^inem Bemühen jeden beabsichtigten Anklang des
Theokritos an Kallimachos zurückzuweisen, so sehr er auch in manchen
Stücken Hecht hat, doch viel zu weit. Gegen ihn bemerkt Enaack a. a. 0.
IV. Sp. 620, Benutzung des Hymnos auf Zeus im Ptolemaeos lasse sich
gar nicht leugnen: V. 187 werde die richtige Lesart (in k) aixsv durch
den Schloss jenes Hymnos bestätigt, und der ganze letzte Theil von 95 an
ist nur eine breitere Ausführung dieses Schlusses (98 — 96); auch ist es ge-
wiss nicht zufällig, worauf Eaibel Sententiarum liber secundus, Herrn.
XVIi. 1882. S. 419f. aufmerksam machte, dass wie Kallimachos 79 f. so
in anderer Weise wiederum auch Th. 73 ff. an Hesiod. Theog. 94 ff. (vgl.
81. Op. 326) anknüpft, vielmehr scheint Kaibel, wie auch Knaack meint,
darin Recht zu haben, dass Th. sich durch dies Lobgedicht nicht bloss
der Gunst des gelobten Königs, sondern auch der des mächtigen Hof-
dichters Kallimachos empfiehlt, und dass dann umgekehrt Kallimachos im
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Theokritos. 211
und den drei Mimen, nämlich dem 2. Idyll 9ccQ^ui^€vrQiaij dem
14. und dem 15., hat sich Theokritos^ ein hofischer Dichter gleich
den anderen Poeten seiner Zeit, wenn auch sie alle weit über-
ragend, fast in allen damals üblichen Arten von Poesie y er-
sucht**), und man darf nicht übersehen, wie stark die idyllischen
Züge auch bei anderen gleichzeitigen Dichtem waren ^*^). Ziehen
wir die erhaltenen Epigramme, welche nicht minder aLs die Idyllen
seine grosse Dichterkraft verrathen, nicht in Rechnung, so sind
von den uns unter seinem Namen überkommenen Gedichten nur
das 1., das 3. bis 9. und das 11. rein bukolisch, das 10. ist ein
Bauern-, das 21. ein Fischeridyll, und das 20. und 27. zeigen
noch gewisse Annäherungen an die Bukolik. Am Meisten als
Seiten- und Gegenstück zu den Hirtengedichten dürfen jene beiden
Bilder aus dem städtischen Leben, das 2. Idyll, welches sich in
der Form nahe mit jenen berührt, und die meisterhafte mimische
Zeichnung des alexandrinischen Festwesens im 15. angesehen
Hymnos auf Delos wieder (vgl. 265 f. mit Th. 166 ft und 166 ff., besonderB
168 mit Tb. 76 und den Schluss mit Th. 104 f., Weiteres s. bei Gercke
S. 698 und Hiller Jahresber. LIV. S. 197) beeinfluBst war, dürfte Wila-
mowitz (s. A. 29) richtig gesehen haben, wenn nur nicht leider das um-
gekehrte VerhäitnisB, wie Hiller bemerkt, dass also vielmehr Th. auch
diesen Hymnos berücksichtigt habe, gleichfalls möglich wäre. Gegen
Hempel S. 90 f. indessen, welcher hier ausdrücklich dies umgekehrte Ver-
hältniss annimmt, s. Rannow S. 24 ff. Auch Kallim. Ep. XXV, 6 ist, wie
Knaack a. a. 0. IV. Sp. 621 bemerkt, eine Reminiscenz an Th. Id. XIV, 49,
indem das Sprüchwort an beiden Stellen von den Megarern auf die un-
glücklich Liebenden übertragen wird. Ausserdem s. A. 27.
41) Wenigstens beiläufig berührt muss hier die Frage werden, wie weit
die Personen der Hirtengedichte wirklich bloss erdichtete oder sagenhafte,
und wie weit vielmehr wirkliche, nur in jene Hirten verkleidete sind, wie
im 7. Idyll. Dass das Letztere zum Theil auch von anderen dieser Gedichte
gilt, zeigt sich an Tityros im 8., und ein Gleiches wird daher auch von
dem ungenannten Ziegenhirten dieses Idylls und der Amaryllis hier und
im 4. und vielleicht auch von Battos in letzterem anzunehmen sein, vgl.
A. 6. 8. Aber dass es überhaupt von allen Personen aller dieser Gedichte
(also auch von Komatas im 6., vgl. G. 4. A. 90, von Daphnis und Menalkas
und vollends gar auch von Polyphemos und Galateia!) gelte, wird man
wohl efo leicht Knaack a. a. 0. IV. Sp. 617 nicht glauben. Vgl. Crusius
L. Centralbl. a. a. 0.
42) Suid. ttvlg d* dvcctpigovciv sls avtov xal tavxaj TlQoniSa^, 'Elni-
daSf vitvovg^ ^Hgmivag^ imii/iSsi«, (liXri, ilsysüicgj Icifißovgj ifciygafniava.
42^) Vgl. C. 8. A. 10. S. zum Obigen auch die brauchbaren Aus-
führungen von B. Biese De poesi Theocritea observationes , Stralsund
1874. 8. (Bostocker Doctordissertation).
14*
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212 Fünftes Capitel. Idyllendich tung; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht
werden; im ]|^tzteren wird das Gedränge und die Redseligkeit
der schaulustigen Weiber treffend abgeschildert, und endlich
läuft die ganze Scene in das Prunklied auf Adonis hinaus^).
Diese beiden Gedichte und ohne Zweifel auch das ihnen ver-
wandte 14. waren verfeinernde Nachahmungen der Mimen des
Sophron**), jener einst in Sikelien, dem Vaterlande des Dichters,
erwachsenen poetischen Spielart kunstvoll gestalteter Scenen aus
dem dortigen Volksleben in prosaischer Form, und der Gedanke
liegt nahe, dass Theokritos aus ihr, wenn auch gewiss Nichts
für den Inhalt seiner Hirtendichtungen, so doch Manches fär die
mimische Kunst auch von diesen gelernt hat^^). Das 12. Idyll
^Aixag ist ein Liebesgedicht an einen Knaben, kleine Epen sind
ausser dem 13. (Hylas) noch das 24., der kleine Herakles (Hqu-
xXiöxog)^ welcher die Schlangen tödtet, das 25., Herakles bei
Augeias, ein erst von Kallierges mit dem unpassenden Titel
^HQaxXfjg Xeovtoipovog versehenes Fragment**^), welches mit be-
sonderer Vorliebe bei dem ländlichen Besitze des Augeias ver-
weilt und das Löwenabenteuer nur episodisch einflicht Den alten
lyrischen Epithalamien ist das 18., ein spartanischen Jungfrauen
in den Mund gelegtes Hochzeitslied der Helena, nachgebildet.
Das 22. ist ein Lobgesang auf die Dioskuren. Sehr schwach ist
das 26., die Bakchantinnen {jiijvaL rj Bdxxcci). Zu den beiden
Lobliedern auf Hieron und Ptolemaeos kommt als drittes wohl
noch die Berenike, von der uns ein Bruchstück*®) erhalten ist.
Drei Gedichte zeigen äolischen Dialekt und Versarten, wie die
alten äolischen Lyriker, Alkaeos und Sappho, sie liebten: das
schon erwähnte 28. (Hkaxdtrf), das 29., eine Liebesklage an einen
43) Ueber die Sängerin desselben, die Tochter der Argeia (97), s.
C. 86. A. 18.
44) Wie von den beiden erateren die Argpimenta angeben, and zwar
die Adoniazusen von den Säfisvai, ta 'lad'fitcc. Doch beschränkte sich, wie
0. Jahn Herrn. IL 1867. S. 240 darlegt, der Antheil des Sophron am
2. Idyll auf die Zauberscene, während die Liebesklage freie Zuthat des Th.
ist, gerade wie im 15. das Adonislied nnd die Zuspitzung des Ganzen anf
die Verherrlichung des städtischen Glanzes von Alezandreia und der Fest-
pracht der Ptolemäer.
46) Vgl. A. 8.
46^) S. die Bemerkung des Kallierges b. Ahrens Buc. Gr. I. S. 144.
Dass das Gedicht ebenso wie die eng mit ihm zusammenhängende so-
genannte Megara (Mosch. IV) ursprünglich ohne Titel überliefert war, zeigt
Hiller Beiträge zur Textgesch. der gr. Bukoliker (s. A. 66). S. 68—62.
46) Bei Ath. VU. 284 a.
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Theokritos. 213
schonen Knaben {Ilai^dixa) nnd das ähnliche, erst neuerdings ^^
wieder aufgefundene 31.*®), von denen das erste und dritte in
choriambisch -logaödischen Versen, das zweite in sogenannten
äolisch- daktylischen Pentametern gedichtet ist In denselben
Kreis der Knabenliebe gehört das 23. (Egaötrig ^ jdv6£Q(og), die
Erhängung des verschmähten Liebhabers durch sich selber vor
der Thür des spröden Knaben, und die Rache des £ros an letzterem
behandelnd. Aber es ist ohne Zweifel ein nicht geringer Theil
dieser erhaltenen Gedichte nicht von Theokritos verfasst, und von
einem anderen Theile ist es wenigstens zweifelhaft*^). Allgemein
47) Von Ziegler (8. Jahrb. f. Ph. CXia. 1886. S. 169) und durch ihn
Ton Studemund in dem unten A. 69. 70 etwas n&her zu besprechenden
Codex c (Ambros. B 75), aus dem es übrigens, wie Sternbach a. a. 0.
S. 130. A. hervorhebt, schon d'Orville ad Chariton. IV, 2 kannte. Heraus-
gegeben ward es danach zuerst von Bergk Theocriti tertium quod vocatur
Carmen Aeolicum, Halle 1866. 4. Opusc. IL S. 242—249. — Th. Fritzsche
De Theocriti carmine Aeolico recens invento. Bestock und Leipzig 1865. 4.
A. Th. H. Fritzsche Epistula critica ad Theod. Fritzschium de Theocriti car-
mine Aeolico nuper a Th. Bergkio edito, Rhein. Mus. XXI. 1886. S. 247—262.
Schwabe Theocriti Carmen Aeolicum tertium, Dorpat 1866. 4. H.L. Ahrens
De Theocriti carmine Aeolico tertio nuper invento, Hannover 1868. 4.
Seh neide wind De carmine Theocriti quod dicitur Aeolico tertio, Eisenach
1873. 4. Kraushaar Das dritte &oL Ged. des Th. (Gjmnasialprogr. v.
Saarburg). Strassburg L E. 1877. 4.
48) Die jetzige Reihenfolge der Gedichte findet sich so in keinem
Codex, wie ja auch keiner sie alle enthält. Sie entstand vielmehr, indem
man regelmässig, so bald man neue entdeckte, die Nummer weiter fort-
laufen Hess. — Diese drei äolischen Gedichte gehOren natürlich unter den
von Suid. (s. A. 42) aufgezählten Claesen zu den MiXrj, das 22. zu den
Hymnen, das 26. vielleicht zu den ^HQmtvat. Episch waren ohne Zweifel
auch die nur bei Suid. genannten IlQoix^Ssg,
49) Die Untersuchung hierüber begann D. Heinsius Lectiones Theo-
criteae hinter seiner Ausg. 1604. Ihm folgten zunächst Valckenaer, Eich-
städt De carminum Theocriteorum ad sua genera revocatorum indole ac
virtutibus, Leipzig 1794. 4., E. Beinhold De genuinis Theocriti carminibus
et soppositiciis, Jena 1819. 8., welcher auf Grund der beiden allerdings sehr
beachtenswerthen, aber doch nicht allein entscheidenden Tbatsachen, dass
wir nur zu den ersten 17 Stücken alte Scholien haben und die Nach-
ahmungen bei Vei^lius sich auf keins der folgenden erstrecken , alle
folgenden mit Ausnahme des 18. und überdies aus inneren Gründen das
12. und seltsam genug das 17. dem Th. absprach. Ihm trat A Wissowa
Theocritus Theocriteus, Breslau 1828. 8. mit dem verfehlten Versuch ent-
gegen im Wesentlichen durchweg den theokriteischen Ursprung zu ver-
theidigen. Dann haben sich bei dieser Untersuchung besonders G. Hermann
Scholae Theocriteae (Schulzeit. 1832. Nr. 132—134. Zeitschr. f. d. Alterth.
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214 Fünftes Capitel. Idyllendichtung; Mimiambos n. a. cboliamb. Dicbt.
verworfen werden heutzutage das 19. Idyll (KriQioxUmrig) auf
den dem Eros zu Theil gewordenen Bienenstich, vermuthlich von
Mosehos verfasst^), und das 30. auf den todten Adonis {slg
vexQov *j^dc3viv), zwei jedenfalls beträchtlich später entstandene
Tändeleien, femer fast allgemein das 20. 21. 23. 25. imd das
frisch lebendige, aber schlüpfrige 27. ('OaQLötvgy^), und das 26.
ist nicht über allen Verdacht erhaben^*). Für das 19. 23. 25.
27. 30. spricht auch kein wirklich altes Zeugniss^*), für das 20.
und 21. das doch ziemlich schwache einer einzigen byzantinischen
Handschrift^^^). Aber selbst unter den bukolischen Gedichten
1840. S. 969 ff.) Opusc. V. S. 78— 117. Vm. S. 316— 828, Weise, Bücheier
Vier Idyllen des Theokritos (IX. VIH. I. XVm), Jahrb. f. Pb. LXXXI. 1860.
S. 884 — 872, Meineke, A. Th. H. Fritzsche, Abrens (s. A. 65. 70^),
Hill er und Brinker, dessen TOrtrefflicbe ZosammenstellaDgen und eigne
Beobachtungen neben Hillers Schrift besonders gut zur Orientirung dienen,
betbeiligt.
60) S. darüber Hiller a. a. 0. S. 67. Vgl. A. Th. H. Fritzsche in d.
grossen Ausg. H. S. 102. Valckenaer rieth auf Bion. Eine Nachahmung
findet sich in den Anacreontea 88 Bergk.
61) S. über dies Ged. v. Wilamowitz Zur *OaQt4Jtvg, Herrn. XHL 1879.
S. 276—279. Vgl. 0. Ribbeck Zur 'OoiQiatvg, Rhein. Mus. XLV. 1890.
S. 146 f. Zu den "AXieig, ebendas. S. 147 f.
52) Allerdings ist die Aechtheit des 26. und 26. Ton Brinker S. 64—78
sehr geschickt vertheidigt worden, aber in Bezug auf das erstere sicher
vergebens, s. A. 68. 70; in Bezog auf das 26. s. Hill er W. f. kl. Ph. a. a. 0.
Sp. 1308. Mit dem 26. föUt aber auch die Hypothese von Brinker S. 60 f.,
die dreimalige Behandlung der Heraklessage durch Th. im 13. 24. 26. sei
darauf zurückzuführen, dass Ftolemaeos I als natürlicher Bruder des Ale-
xandros, wie der Dichter ihn im 17. darstellt, für einen Herakleiden gelten
masste, wenigstens in dieser Gestalt, und in der noch übrig bleibenden
Beschränkung auf das 18. und 24. scheint sie mir doch recht fraglich.
Der iheokriteische Ursprung des 22. aber wird gegen Eichstädt, Rein-
hold, G. Hermann gut aufrecht erhalten von Brinker S. 67—60. Das
10. ist von Wilamowitz Coniectanea, Göttingen 1884. 4. (Sommerkat.).
S. 16 angezweifelt, leider ohne Andeutung seiner GrQnde; s. Brinker
S. 86—87. Das 26. enthält (80) eine unverkennbare Nachahmung von
Eallim. H. IV, 98, wo 97 der Eithaeron, also das Local dieses wirklichen
oder angeblichen theokriteischen Gedichts, ausdrücklich genannt wird, s.
Wilamowitz b. Enaack Anal. Alex.-Rom. S. 68. Daraus folgt aber (s.
A. 40) noch nicht im Mindesten die ünächtheit dieses Gedichts. Wohl aber
spricht ein anderer Umstand für dieselbe, s. A. 70^.
63) S. Ahrens Phüologus XXXIII. S. 687 flF. 594 flP. Hiller Beiträge
S. 67—70.
63^) Nämlich dem von Hill er mit * bezeichneten, verlorenen Original
der Handschriften 28 und M (s. A. 70 und Hiller Beitr. S. 70), welches
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TheokritoB. 215
ist das 8. unächt*^) und das 9. wenigstens nicht unbedenklich***).
Dagegen stehen beim 29. dem äuseeren Zeugniss^^ innere Gründe,
wie es scheint, nicht entgegen, und so macht die Aehnlichkeit
des 31. mit ihm auch dessen Herkunft von Theokritos trotz des
Mangels an äusserer Beglaubigung*^^) einigermassen wahrschein-
lich. Der Verfasser des 25. und der der sogenannten, willkür-
lich unter die Gedichte des Moschos an 4. Stelle eingereihten,
gleichfalls fragmentarischen Megara ist wahrscheinlich einer und
derselbe unbekannte Dichter der Alexandrinerzeit, welcher sonach
wohl selber diese beiden Darstellungen aus der Heraklessage, ,^
denen die Berichte und Schilderungen ganz oder grossentheils
wohl kaum älter als das 12. oder 18. Jahrb. war. So kann denn in Wahr-
heit dies Zengniss schwerlich viel mehr gelten als die willkürliche Bei-
legung aller in M enthaltenen Gedichte (auch Mosch, in. IV und sogar
Bion I. II!) in diesem Codex, d. h. (s. A. 70) seitens des Triklinios an Th.
64) Zuerst sprach es G. Hermann, welcher sehr richtig (Op. V. S. 87)
den sachlichen Widerspruch des zweiten Theils (61 ff.) gegen den ersten
erkannte (vgl. auch Brinker S. 80) theilweise, dann Weise, Meineke,
Brinker und zuletst auch Hiller W. f. kl. Ph. II. Sp. 1802 ganz dem Th.
ab, und in der That lässt die von Brinker S. 28 ff. gegebene üebersicht
aller Abweichungen von dessen Sprache, Versbau und Sagengestaltung
keinen Zweifel übrig. Die bei Brinker S. 30. A. 1 zusammengestellte
frühere Litteratar über die Daphnidsage bei Th. ist durch Brinkers eigne
kurze und klare Erörterung (S. 80—82) ziendich entbehrlich geworden, und
die theokriteische Form dieser Sage stimmt nicht mit der älteren Gestalt
derselben, welche V. 93 vorausgesetzt wird. Trotz aller dieser M&ngel war
der Verf. ein nicht unglücklicher Nachahmer des Th. Mit Recht aber
urtheilt Hiller gegen G. Hermann und Brinker, dass kein genügender
Grund yorliegt das Gedicht unter verschiedene Urheber zu theilen. Ueber
die ungeschickte Anspielung 59 f. auf Eallim. Ep. LH, 8 f. bemerkt Val-
ckenaer Epist. ad Boever. S. 9 richtig: „ex his (MUmacheia nostrum locum
(57—60) efformavit homo guidam**, aber dieser ,ßwmo quidam" kann füglich
der Verf. des Ganzen gewesen sein, welcher bereits (s. A. 83) den Th. jenes
kallimacheischen Epigramms fölschlich für den Idyllendichter hielt. Das
Prooemion (1—6) ist dem des 6. Idylls (1—6) nachgebildet.
66) Mit Weise verwerfen es auch Eaibel Sententiarum liber primus,
Herm. XV. 1880. S. 467 (wie es scheint) imd Brinker S. 82 ff., s. jedoch
Hill er a. a. 0. Sp. 1802 f. Natürlich handelt es sich dabei im Wesent-
lichen nur um die kurzen Lieder des Daphnis und Menalkas. Denn Anfang
und Schluss sind sp&tere Zuthaten, s. A. 66.
66) SchoL Plat. Symp. 217 E. Ueberdies s. A. 67 ^ 68.
66^) Die Art der Ueberlieferung spricht sogar eher gegen die Aecht-
heit, s. Ahrens a. a. 0. S. 689 f. Wenn es trotzdem von Th. ist, so gehört
es, wie Häberlin S. 64 bemerkt, nach V. 18 dessen Alter an.
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216 Fünftes Capitel. Idyllendichtung; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht.
den vorgeführten Personen in den Mund gelegt werden", unvoll-
endet hinterlassen hat^').
Die Darstellung des Theokritos ist zum Theil die rein dra-
matische, zum Theil spricht er umgekehrt durchweg im eignen
Namen, zum Theil endlich bedient er sich derselben Mischung
wie das lebendige Epos: er fügt seiner Erzählung directe Reden
seiner Personen und Nachahmungen lyrischer Gesänge von ihrer
Seite, namentlich Wettgesänge von Hirten ein, und ein Gleiches
pflegt auch in den ganz dramatisch gehaltenen Hirtengedichten
und Mimen zu geschehen ^^^). In solchen eingelegten Gesängen
oder wo, was im 5. Idyll der Fall ist, das Ganze einen Wechsel-
gesang darstellt y pflegt denn auch eine künstliche strophisch-
symmetrische Gliederung zu herrschen^), mit welcher die An-
wendung des Refrains im 1. und 2. Idyll, vielleicht den beiden
57) S. die erschöpfende Auseinandersetzang von Hiller Beitr. S. 60—67.
Dass beide Gedichte nicht von Moschos sind, zeigt derselbe S. 66. Vgl.
auch A. 113.
57^) Hieher gehört das Zanberlied im 2. und das Adonislied im 15. Idyll.
Das einzige rein dramatisch -dialogische Hirtengedicht ohne Lieder ond
Wettgesänge ist das 4. Idyll.
58) Die freilich in der Ueberlieferung mehrfach gestört ist. Zaerst
fasste diesen Gk>genstand Eichstädt Qoaestionam philologicarum specimen,
Leipzig 1796 genauer ins Aage, dann besonders M. Haapt Zu den grie-
chischen Bukoükem, Rhein. Mus. N. F. IV. 1846. S. 260—278. Opusc. L
S. 167 — 184 (und zwar namentlich am 1. Qed,)^ G. Hermann De arte
poesis Graecorum bucolicae, Leipzig 1848. 4. Opusc. VIII. S. 329 — 343,
Eoeohly Carminum Theoeriteorum in strophas suas restitutorum specimen,
Zürich 1868. 4. vgl. Akad. Vortrr. u. Reden I. S. 406 — 412, Bücheier
Jahrb. f. Ph. LXXXI. 1860. S. 643 — 677 (s. A. 49). Coniectanea critica,
Rhein. Mus. XV. 1860. S. 461—465. Zu Theokrit, ebendas. XVIH. 1868.
S. 314—316, Gebauer De poetarum bucolicorum Graecorum inprimis Theo-
criti carminibus in eclogis a Vergilio ezpressis, Leipzig (1856). 1861. 8.,
0. Ribbeck Theokriteische Studien, Rhein. Mus. XVII. 1862. S. 543—677.
Nachtr. ebendas. XVIIL 1863. S. 316—318, Goebbel De Theocriti idylL L
11, de Bionis epit. Adonidis, de Moschi epit. Bionis, de Vergilii ecl. VIII
ratione strophica, Warendorf 1862. 4., P ei per Der Refrain bei griech. u.
lat. Dichtem. IL Theokritos erstes und zweites Idyll, Jahrb. t Ph.
LXXXIX. 1864. S. 449-466. V. Die Strophen der griech. u. lat. Bukoliker.
1. Theokritos, ebendas. XCL 1866. S. 833-843. Viel zweifelhafter ist es,
ob und wie weit in anderen ganzen Gedichten verschiedener Art, wie im
12. 13. 18. 22. und vollends gar in den beiden Enkomien, eine ähnliche,
aber weit künstlichere Symmetrie wirklich von Th. beabsichtigt ist; jeden-
falls ist man in solchen Annahmen oft viel zu weit gegangen. S. Steig
De Theocriti idylliorum compositione, Berlin 1882. 8. (Doctordiss.).
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TheokritoB. 217
ältesten von allen ^^)y zusammenhängt. In den Hirtengedichten
schlägt Theokritos bald^ wie am Meisten im Erntefest, einen
verfeinerten, bald einen derberen Ton an, so ganz besonders im
4. und 5. Gedicht und ebenso im 10., dem BauernidjU. Auch
der Dialekt ist ein künstlicher^^), verschieden in den verschiedenen
Gedichten im Ganzen je nach ihrer Gattung, dorisch in den
Hirten- und Bauerngedichten uüd Mimen, aber auch im Epitha-
lamion der Helena (XVIH) und selbst, jedoch mit starken Bei-
mischungen aus der epischen Sprache in dem kleinen Epos Hjlas
(XIII), meist jedoch ohne stärkere landschaftliche Färbung, die
nur- in' jenen drei realistischen ländlichen Gedichten stärker her-
vortritt, äolisch, wie gesagt, in den drei äolischen Dichtungen,
ionisch, aber zum Theil mit dorischer Beimischung*^), im 12. Idyll,
in den beiden Enkomien (XVL XVH), in den Dioskuren und
Bakchantinnen (XXII. XXVI) und im kleinen Herakles (XXIV).
Das dritte Epos (XXV) unterscheidet sich auch dadurch von allen
ächten Schöpfungen des Theokritos, dass es in Sprache, Dialekt
und der ganzen Färbung rein homerisch ist. Kunstvoll ist auch
der Bau des Hexameters, jedoch verschieden je nach den verschie-
denen Dichtarten, im Ganzen genommen am Freiesten in den
ländlichen Gedichten, am Gebundensten in unzweifelhaftem An-
schluss an Eallimachos in den epischen und im 12., 16., 17., 22.
69) S. A. 8. 8*».
60) F. Schultz Die MischuDg der Dialekte bei Theokrit, Colin 1872. 4.
Morsbach De dialecto Theocritea, Bonn 1874. 8. (Doctordiss.). Ueber den
Dialekt Theokrit's, in G. Cortius Stadien X. 1877. S. 1—88. Oppel Qoae-
stiones de dialecto Theocriti, Leipzig 1874. 8. (Doctordiss.). Futh De
Theocriti studiis Homericis, Halle 1876. 8. (Doctordiss.). Stanger Homer
im Theokrit, Bl. f. d. bayr. Gymnw. IIL 1867. S. 201 ff. — Wintzell Studia
Theocritea, Land 1889. 8. Doctordiss. (über die Wörter nnd Wortformen
im 15. bis 22. Ged. in Bezug auf Laut- und Fleiionslebre). — Kumpel
Lezicon Theocriteum, Leipzig 1879. 8.
61) Dieselbe reicht indessen schwerlich so weit, als y. Wilamowitz
Isyllos von Epidauros (Berlin 1886). S. 26 f. (vgl. C. 36. A. 16) annimmt
Hinsichtlich der verhältnissmassig doch nur wenigen (?) Dorismen in den
beiden Enkomien sehe man was Brinker S. 55 ff. gegen Morsbach be-
merkt. Und was die Dioskuren anlangt, so ist die bessere Ueberlieferung
in D (s. A. 70) frei von dieser Beimischung, die sich überdies in der
schlechteren <^m sogar beim 25. Idyll zeigt; auch die Citate sprechen gegen
dieselbe, und das noivy 'Ia9i in der üeberschrifl stammt ohne Zweifel (vgl.
Ähren s Pbilologus XXXIH. S. 405) bereits aus dem Archetypos. S. Hill er
Beitrr. S. 77 f.
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218 Fünftes CapiteL Idyllendichtmig ; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht
und 26. y 80 dass denn der Dichter innerhalb der ersteren auch
noch in Alexandreia seine eigne Weise beibehielt ^ während er
in den mimischen und im 18. einen dieser näher kommenden
Mittelweg einschlug ^^). Beliebt ist namentlich in jenen ersteren
62) Assmns Qnaestionam bucolicanim specimen, Berlin 1866. 8.
(Hallescbe Doctordiss.) ist ziemlich dürftig. Erügermann Quaestiones
Theocriteae, Breslan 1875. 8. (Doctordis») behandelt im ersten Theil Hiatas
nnd PoBitionaverlängenuig, im zweiten grammatische Fragen. Gute Be-
obachtungen giebt Brinker 8. 18—22, eine gründliche Gesammtnnter-
Buchung Kunst De Theocriti Tersu heroico, Dies, philol. Yindob. L, Leipz.
u. Prag 1887. 8. S. 1—124. Nur aber wftre noch eine besondere Betrach-
tung des 16. Idylls darauf hin erwünscht, ob dieses wirklich im Versbau so
ganz mit den übrigen oben genannten Gedichten stimmt, welche Kunst kurz
unter dem Namen der epischen zusammenfasst, dass man danach annehmen
musBte, Th. habe sich schon hier, also bevor er nach Alexandreia ging, dem
Eallimachos angeschlossen. Von den in Bezug auf Zulassimg des Spondeios
überhaupt möglichen 32 Formen des Heiametors gebraucht er nur diejenigen
4 nicht, in welchen dem Spondeios an fünfter Stelle noch wieder mehr
als ein Spondeios unmittelbar voraufgeht, und zwar verwendet er 23 in den
ländlichen, 23 in den mimischen Gedichten (immer nebst dem 18. gerechnet),
27 in den epischen (nach jener Bezeichnungsweise Eunsts), w9hrend Kalli-
machos (s. C. 13. A. 74) überhaupt nur 21 hat Dafür aber ist in diesen gleichwie
bei Eallimachos das Vorwiegen der Daktylen vor den Spondeien sehr be-
trächtlich und ganz unverhältnissmässig am Stärksten, desgleichen aber
auch andererseits der Spondeios an fünfter Stelle bei Weitem am Häufigsten,
so dass hier sogar mehr als zwei solche Verse unmittelbar auf einander
folgen, in den ländlichen nie. Namentlich in den epischen Gedichten wird
im ersten Theil des Hexameters bei der Aufeinanderfolge zweier Spondeien
die Zulassung von mehr als einem Einschnitt vermieden, wenn auch nicht
so ängstlich wie bei Eallimachos. Am Meisten in ihnen, am Wenigsten in
den bukolischen wird in den mit zwei Spondeien beginnenden Versen die
weibliche Cäsur an dritter Stelle («ora tgitov tgoxaCov) bevorzugt, deren
Anwendung sich überhaupt in diesen wie in allen anderen Fällen zu der
der Penthemimeres in den epischen nahezu wie 3 : 1 verhält, während
letztere in den ländlichen beinahe ebenso häufig und in den mimischen
nicht beträchtlich seltener ist. Mit der Bevorzugung jener weiblichen Cäsur
hängt es auch zusammen, dass der Spondeios an dritter Stelle noch seltener
als bei Homeros ist, am Häufigsten aber in den bukolischen Dichtungen,
daher auch weitaus meistens mit bukolischer Diärese verknüpft, da diese
öfter mit der Penthemimeres als mit der Cäsur xcrra tQitov tQOxociov sich
zu verbinden pflegt. Alles genau wie bei Eallimachos. Nur im 4. und
7. Gedicht unter allen ländlichen überwiegt die letztere Cäsur stärker, da-
gegen im 1. und im unächten 8. ganz besonders die erstere. Zu dem stär-
keren Ueberwiegen der Daktylen in den epischen Dichtungen stimmt die
in den bukolischen im Allgemeinen häufigere Verlängerung vor Muta cum
liquid a. Dagegen ist die in engen Grenzen zugelassene Beibehaltung der
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Theokritoa. 219
die eben davon so genannte bukolische Diärese, vor welcher der
Spondeios nur in sehr beschränktem Masse zugelassen wird*^).
Die 25 Epigramme sind nicht alle in elegischen Distichen, sondern
zum Theil in künstlicheren lyrischen Yersmassen abgefasst. Aecht
sind das 1. 7. 10. 12. 13. 17. 20. 21., sicher dagegen nicht
von Theokritos das 2. bis 6., das 8. 9. 11. 18. 19. 22. 23. 25.,
zweifelhaft das 14. 15. 24., ganz zweifellos wohl auch das 13.
nicht«*).
Theokritos hat seine Gedichte nur einzeln herausgegeben*^).
L&Dge des ersten Yocals beim Hiatus gerade in den bukolischen am
Seltensten, so dass in dieser Hinsicht die epischen die grössere Licenz
zeigen, freilich keine so grosse wie das Argonantengedicht des ApoUonios,
8. C. 14. A. 67. Namentlich in den ländlichen sowohl wie in den epischen
Idyllen verbindet sieb mit der Penthemimeres fast stehend entweder buko-
lische Diärese oder Hephthemimeres. Für die Abfassungszeit aber ergiebt
sich aus diesen Thatsachen nar das Eine: es wird durch sie bestätigt, dass
im Ganzen und Grossen die epischen Dichtungen gegenüber den Hirten-
gedichten die späteren sind.
63) Fast ganz wird er Termieden, wenn hinter ihm eine Interpunction
eintritt, und im 1., 8., 4. und 6. Idyll erscheint er, wie schon A. 18 hervor-
gehoben ward, entweder gar nicht oder doch nnr unter einer bestimmten
Bedingung, s. Brinker S. 19 (vgl. Kunst S. 56 und gegen diesen Susemihl
U. S. Xn. A. 5S), was einigermassen dafür sprechen würde, dass diese vier
Hirtengedichte die ältesten von allen uns erhaltenen Schöpfungen des Th.
mit Ausnahme der Syrinx seien, wenn uns nicht der A. 62 bezeichnete
metrische Gegensatz zwischen dem 1. auf der einen und dem 4. auf der
anderen zeigte, wie unsicher solche Schlüsse sind. Die nichtländlichen
Gedichte zeigen nämlich hierin in der That eine grössere Freiheit, das 16.
hat sogar 12 Spondeien vor der bukol. Diär., von den ländlichen hat nur
das 11. eine etwas grossere Zahl, nämlich 6. Die Abh. von Schümann
üeber d. Spondeus vor d. bukoL Cäsnr b. Theokrit, in: Germaniae philo-
logos Misniae conventum celebrantes salntat H. Fritzsche, Leipz. 1863. 4.
ist mir nicht zugänglich. Bukolische Diärese haben übrigens in den epischen
Idyllen nur die knappe Hälfte, in den mimischen etwas über die Hälfte, in
den ländlichen fast y^ der Verse, und zwar in den erzählenden Partien und
den Gesängen ohne Unterschied, daher ist hier die Zahl der Hexameter mit
Spondeios an vierter Stelle überhaupt eine besonders geringe.
64) Vgl. die üebersicht von Brinker S. 74 — 77 und über das 2. Epigr.
Kaibel Herm. XV. S. 466 f.
66) Auf die entgegengesetzte Ansicht von Birt näher einzugehen kann
ich hier nicht für meine Aufgabe halten. Bezeichnend ist es, dass der ge-
lehrte und sorgfältige Grundurheber der Lebensbeschreibung des Aratos
die Gedichte des Th. offenbar nicht gekannt hat, s. C. 10. A. 4. Znm
Folgenden vgl. bes. Ahrens Ueber einige alte Sammlangen der theokri-
teischen Gedichte, Philologus XXXTTI. 1874. S. 386—417. 677—609, dessen
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220 Fünftes Capitel. Idyllendichtang; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht.
Die früheste Sammlung^ welche eine Spur hinterlassen hat, um-
fasste nur die Hirtengedichte, und zwar so, dass hier das 9. Idyll
die letzte Stelle einnahm. In diesem sind nämlich nicht bloss
Anfang (V. 1—6) und Ende (V.28- 36) von späterer Hand hin-
zugesetzt, sondern das Ende kann auch gar nicht anders begriffen
werden denn als Epilog einer so gearteten, mit eben diesem Ge-
dicht abschliessenden Sammlung, welchen der Urheber derselben
hinzuthat, indem er ihn dem Theokritos selbst in den Mund
legte ^^). Eine erweiterte Sammlung, vermuthlich aber doch eine
solche, welche auch nur theokriteische Gedichte enthalten sollte,
lag dem Vergilius vor^^, und es ist nicht unmöglich, wenn auch
recht unsicher, dass uns eben diese Sammlung in der besten, aus
dem 13. Jahrhundert stammenden, in Mailand befindlichen, ge-
wöhnlich mit k bezeichneten Handschrift (Ambros. 222) im
Wesentlichen noch vorliegt, nur freilich wohl nicht vollständig
und gerade hier wohl nicht ganz mit Bewahrung der ursprüng-
lichen Reihe ^^^). Diese letztere war allem Anschein nach fol-
Ergebnisse aber weniger (s. indessen A. 69. 78) nach Vahlen (De Artemi-
dori (?) collectione carminnm bacoliconun), Berlin 1876. 4., Birt Das antike
Buchwesen, Berlin 1882. 8. S. 894 fiP. A. 1. 8, v. Wilamowitz Hermes XUL
S. 276, s. A. 51 (Tgl. auch Kaibel Hermes XV. S. 451. 544. 456), als nach der
musterhaften Untersuchung von Hiller Beiträge zur Teztgeschichte der
griechischen Bukoliker, Leipzig 1888. 8. (vgl. auch dessen Vorarbeit: Zur hand-
schriftL Ueberlieferung der griech. Bukoliker, Jahrb. f. Ph. CXXXIU. 1886.
S. 818—821) wesentlich zu herichtigen sind, s. A. 70. Vgl. auch A 79.
66) S. darüher jetzt besonders Brinker S. 82 — 85. Den Prolog sprach
zuerst F. Jacobs bei Wüstemann dem Sammler zu, welchen er (wie sich
aus dem Folgenden ergiebt, mit unrecht) gleich Anderen nach ihm fOr den
Artemidoros hielt. ^
67) Wenigstens hat derselbe nicht bloss das 8., sondern auch das
18. Idyll nachgeahmt (Ecl. V, 82 f. VII, 65 f. « Id. XVIII, 29 f ), und wenn
er natürlich auch nicht desshalb gerade 10 Eklogen dichtete, weil die Zahl
der „rein ländlichen" Gedichte des Th., d. h. der 11 ersten mit Ausnahme
des 2., ebenso gross war, so spielt doch Serr. Argum. Verg. Ecl. l »ed est
sciendum Septem eclogas esse meras rusticas, quas Theocritus deeem habet:
hie in tribus a bucoUco carmine, sed cum excusaiione discessit (vgl. Buche 1er
Jahrb. f. Ph. LXXXI. S. 387) aller Wahrscheinlichkeit nach richtig auf die-
jenige Sanmilung an, welche Vergilius wirklich vor Augen hatte, und in
welcher jene „decem*' den Anfang machten. Wie man die Worte des Serv.
auf eine solche hat beziehen können, welche nur diese enthalten habe, ist
schwer zu begreifen, s. hierüber die richtige Bemerkung von Vahlen
a. a. 0. S. 4. ,
67^) k enthält in dieser, sonst nur noch in der luntina (s. A. 85) er-
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Theokritoa. 221
gende: es gehen die 10 rein ländlicben Gedichte in dieser Ord-
nung: 1. 5. 6. 4. 7. 3. 8.— 11. voran, und es folgen das 12. 13.
2. 14. 15. 17. 16. 29. und die Epigramme, doch scheinen auch
das 24. 22. 18. 26. 28. noch mit zu dieser Sammlung gehört
zu haben ^). Es gab aber auch eine solche Auswahl, welche nur
die ersten 17 Gedichte enthielt, denn nur zu diesen haben wir
noch alte Scholien und Argumente ^'*), es gab femer spätere
Sammlungen, welche theils Alles aufiiahmen, was an wirklich
oder doch verhältnissmässig alter alexandrinischer Idyllenpoesie
ohne Beschränkung auf Theokritos noch aufgetrieben werden
konnte^), theils Auslesen in diesem Sinne gaben. Eine dieser
Bcheinenden Abfolge: 1. 7. 3—6. S— 13. 2. 14. 16. 17. 16. 29, dazu die Epi-
gramme.
68) S. Ahrens S. 400—417. 677—688. Das Princip der AnordDung
scheint, wie Ahrens S. 398 f. 682 bemerkt, folgendes zu sein. Innerhalb
der 10 rein ländlichen Gedichte, zu denen das 12. und 13. Idyll als Anhang
(wenn nicht vielmehr mit Birt S. 390 als zweite Gruppe, nämlich erotische
oder genaner päderastische Idyllien) aDzdsehen sind, gehen das 1. 6. 6. 4.
7. 3., in denen ein Ziegenhirt (im 8. freilich nur nach irrthümlicher Mei-
nung des Sammlers), dem 8. 9. 10., in denen wohl ein Kuhhirt (im 10.
freilich wieder nur nach irrthümlicher Deutung), aber kein Ziegenhirt auf-
tritt, voran, während der Kyklop im 11. als Hirt schlechtweg aufgefasst
ist Dann folgen zuerst die städtischen Idyllen mimischer Art (2. 14. 16.),
dann die Enkomien für Könige (17. 16.)) für Heroen (24. 22.), für Heroinen
(18. 26.), endlich lyrisch- äolische Gedichte (28. 29.). ^
68*^) Bloss Argumente allerdings auch noch zum 28. und 29., bloss
dürftige Reste alter Scholien etwa auch noch zum 18.
69) Es handelt sich hiebei um die beiden Epigramme, welche im
Ambros. k (von anderer Hand geschrieben) und in anderen Quellen (s.
Ahrens Bucol. II. S. 2) nach der üeberschrift Gsongitov ßov%oU%d, 'Agts-
litdoaQOv xov yffanfucTiTiov inl tj dd'QO^asi z&v ßovxolixcov noirifidtav ohne
Spatium auf einander folgen:
Bov%oli%al Moiaai cnoQadsg ndxa, vvv d* Sfia näaai
ivrl [lucg yMvdqag^ ivtl fitSg dyiXag
und
"JXXog 6 XCog' iym dh &s6%Qitog, dg xdd* iyQaipa
flg dno xmv noXXmv c^l £vQri%oa£<ov ^
vt6g ÜQa^uyoQao nsffixXsitrig ts ^tJXvvfiu^
{kOvOüLV d* 6d^8irjv ovttv itpsXnvadfiriv ,
während das zweite begreiflicherweise anderswo dem Th. selbst (o* Ep. 22)
beigelegt wird. Ahrens und Vahlen halten hiemach, worauf man sich
ja in der That zunächst hingewiesen sieht, den Artemidoros für den Ver-
fasser des ersten und das zweite fdr das Motto einer späteren Sammlung.
Dabei fiasst aber Ahrens in dem ersten die ßovKoXtnal Moiaai im strengen
Sinne als Hirtengedichte und bezieht so dies Epigramm auf die oben an-
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222 Fünftes Capitel. IdyllendiclituDg; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
Auslesen, bei welcher theils jene grössere theokriteische Samm-
lung, wenn auch vielleicht nur mittelbar, theils eine erweiterte
benutzt zu sein scheint^^), liegt uns noch deutlich vor'^).
gegebene älteste Sammlung theokriteischer Poesie, welche eben nnr die
bukolischen enthielt. Allein in demselben ist ja gar nicht von einer Be-
schränkung auf Th. die Rede. Yahlen dagegen nimmt zwar trotz des
Gleichnisses von der Hürde und Herde mit Recht an, dass die Bnkolik
hier in jenem weiteren Sinne der Idyllenpoesie (s. A. 1) zu verstehen sei,
kommt nun aber folgerichtig damit zu dem in mehr als einer Hinsicht
(s. C. Härtung Philol. Anz. YlII. 1877. S. 882 f.) sehr unwahrscheinlichen
Resultate, dass sonach eine Sammlung sämmtlicher Idyllendichter entweder
von Artemidoros veranstaltet oder doch (s. A. 71) von ihm mit diesem
Epigramm eingeführt, dagegen die der Gedichte des Tb., welche das zweite
zur Aufschrift gehabt, ihr (also doch wohl in der kurzen Zeit zwischen
Artemidoros und Yergilius!) erst nachgefolgt sein müsste. Der Schlussvers
des zweiten Epigramms aber wird keineswegs bloss, wie Yahlen meint,
durch die Annahme verständlich, dass es gegen das erste und die durch
dasselbe bezeichnete Sammlung gerichtet sei; er braucht vielmehr Nichts
weiter zu sagen, als dass der Sammler Kritik geübt und Nichts auf-
genommen habe, was ihm nicht auf Grund derselben als acht theo-
kriteisch erschienen sei. Allem Anschein nach richtig vermnthet dagegen
V. Wilamowitz a. a. 0, dass vielmehr dies zweite Epigramm der Samm-
lung des .«^LTtemidoros voraufgeschickt gewesen sei, das erste aber als
Motto zu einer späteren, erweiterten gehöre, die durch ebendies Motto
beweist, dass sie gar nicht den Anspruch erhob allein Theokriteisches zu
geben, ol^fireilich, wie er annimmt (vgl. jetzt auch Eurip. Herakl. I.
S. 187 f.), gerade zu der von Nonnos benutzten, und ob zu der A. 70 zu
besprechenden oder einer uns unbekannten, ist eine andere Frage. Dar-
über aber, dass nicht, wie Wilamowitz meinte, der sehr junge Codex c
(Ambros. B 76) der beste Repräsentant dieser Sammlung, dass er vielmehr
überhaupt kein Repräsentant einer älteren Sammlung und dass er vielmehr
zum Theil mittelbar aus M (s. A. 70) geflossen, in einzelnen Theilen sogar
(s. Ähren s a. a. 0. S. 592) aus der ersten Aldina abgeschrieben ist, s.
Hiller S. 15 £F. S. 19. A. 1.
69^) Wie ich im Anschluss nicht sowohl an Hiller (s. A. 70) als an
Ahrens glauben möchte.
70) Wie dies die Ergebnisse der von Hiller a. a. 0. angestellten, die
üeberlieferung der in k nicht enthaltenen Gedichte 22. 25. Mosch. lY. III.
18. 20. 21. Mosch. I. 19. Bion I. 80. 28. Bion II betreffenden Untersuchung
gelehrt haben. Der verlorene Archetypos der hier in Betracht kommenden
Handschriften enthielt jedenfalls zunächst die 16 ersten Gedichte in der
oben bezeichneten Abfolge 1. 6. 6. 4. 7. 3. 8—13. 2. 14—16, dann wahr-
scheinlich unmittelbar darauf (s. Hill er S. 73 f.) das 17. und 22. und
hernach mehrere andere, unter ihnen unmittelbar nach 22 und jedenfalls
(s. Hiller S. 60) schon unmittelbar mit einander verbunden entweder 25
und Mosch. lY oder umgekehrt Mosch. lY. 25. Aus ihm stammen einer-
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TheokritoB. 223
Welche von diesen spateren Sammlungen, so weit wir sie noch
ganz oder annähernd miterscheiden köimen, oder ob eine andere^
nns sonst unbekannte die von Nonnos benutzte gewesen sein
mag, hat wenigstens bisher noch nicht festgestellt werden können.
Die in k, jedoch, wie gesagt, wohl auch nur theilweise erhaltene
Zusammenstellung aber umfasste in ihrer muthmassHch ursprüng-
lichen und yollständigen Form in der That fast Alles, ja, wenn
man von der Syrinx absieht, vielleicht ausnahmslos'®^) Alles,
Seite der vierte Theil in D (Paris. 2726 ans d. 14. Jahrh.) und ein inzwischen
verloren gegangener Padnaner Codex, nach welchem Masurus sein, wie
Ahrens S. 407 ff. nachweist, in den Ansgaben von 1515 nnd 1516 (s. A. 85)
benutztes Exemplar fdr 24 — 28 und unvollständig auch 29 (theilweise auch
22 und Mosch. IV) herstellte, andererseits das Original von m (9 Ahrens
oi Vatic. 915 ans dem Anf. des 14. Jh.) auf der einen und der wiederum
verlorenen, von Hill er mit <^ bezeichneten Vorlage von 28 (d. h. dem
Schlüsse von Vatic. 1824 und dem Anf. v. Vatic. 1825 aus d. 14. Jh.) und
von dem (wie Ahrens sah) die Becension des Triklinios enthaltenden M
(Paris. 2882, aach aus d. 14. Jh.) auf der anderen Seite. Und zwar enthielt
M in seiner ursprünglichen (Gestalt und Ordnung 1 — 17 (in der angegebenen
Folge). 22. 25, Cod. 28 aber 1—16 (in der angegebenen Folge). 25. Mosch.
rV. 17. Mosch, m. 22. 18. 20. 21. Mosch. I. 19. Bion L 80. 28. Bion II
(was jetzt fehlt, ist aus den Abschriften w und 11 zu ergänzen), M hat das-
selbe nebst Syrinx und des Dosiadas Altar in derselben Folge ausser Mosch.
I. 19. 80 (die also möglicherweise, obgleich, wie Ahrens S. 596 und Hiller
S. 57 f. zeigen, dies nicht wahrscheinlich ist, aus einer anderen Quelle
stammen könnten; ein Gleiches ist möglich von 18 und Mosch. III, s. Hiller
8. 74). Der betreffende Theil von D endlich umfasst 22 (von V. 69 an).
26. 28. Mosch. IV. 25. Mosch. III. Hiemach hat denn Hiller S. 88 ff.
eine kritische Ausgabe von 22. 25. Mosch. IV. 20. 21. 19. Bion I. 30. 28.
Bion n veranstaltet, in welcher er den Text des Archetypos möglichst her-
zustellen sucht. Dass die bloss durch 4> erhaltenen Gedichte 20. 21. 19.
Bion I. 80. 23. Bion II jemals mit der oben bezeichneten Sammlung, aus
welcher k hervorgegangen ist, zu einem Ganzen verbunden worden seien,
davon fehlt jede Spur, wohl aber wurden, wie Hiller S. 65 zeigt und zum
Theil auch bereits aus dem Gesagten erhellt, schon ziemlich früh 25
und Mosch. IV einer Sammlung theokriteischer Gedichte als Anhang an-
gereiht. Das 27. Idyll ist (abgesehen von den beiden eben genannten Ans-
gaben) nur noch in cD, das 28. ausserdem noch in Vatic. 913 (aus dem
18. Jh.), das 81., wie schon (A. 47) gesagt, nur in c erhalten.
70^) Eine Ausnahme macht vielleicht nur das 31. Gedicht, falls dasselbe
nicht etwa doch auch ursprünglich zu dieser Sammlung mit gehörte (vgl.
A. 56^). Im üebrigen hat unter diesen umständen gewiss mit Recht Ahrens
in seiner Ausg. der griech. Bukoliker Alles, was in ihr nicht Platz gefunden
hatte, trotzdem dass auch ihr Urheber (s. A. 81) vielleicht, was aber doch
sehr zweifelhaft ist, nur eine Auswahl aus Th. geben wollte, mit Ausnahme
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224 Fünftes Capitel. Idyllendichtnng; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht.
was von den uns überlieferten Gedichten Ansprach daranf er-
heben kann wirklich von Theokritos zu sein, und nur Weniges,
was die neuere Kritik ihm abgesprochen hat. Sollte sie oder
doch eine ähnliche wirklich schon die von Yergilius benutzte
gewesen sein, so darf man als ihren Urheber mit grösster Wahr-
scheinlichkeit^^) den Aristophaneer Artemidoros im ersten Jahr-
hundert V. Chr.^) ansehen^*), und erst durch dessen Ausgabe
des yermuthmigsweiso (s. A. 109) dem Bion (I) zageschriebenen *EKitd<piog
'A9<ovidoq und der dem Moschos belassenen Evf^mnri (II) und "E^mq 9(fotnitrjg
(I) in den Anbang als Incertorum idyUia Terwiesen, nur hätte 19 zu Gnnsten
des Moschos wohl (s. A. 60) eine Ausnahme yerdient. Anderer Meinung
freilich ist Birt S. 899. A. 2, welcher auf Grund schwerlich richtiger An-
nahmen (s. A. 81) auch das freilich (vgl. A. 52) nicht unverdächtige 26. Idyll
und die sogenannte Msytiga (Mosch. IV) dem Moschos (s. dagegen A. 57
und Hill er S. 64. A. 3) beilegt. Gegen die Aechtheit des 26. fällt freilich
im üebrigen, wie Knaack Analecta, Hermes XXV. 1890. S. 86 bemerkt,
der Umstand erheblich ins Gewicht, dass dies Gedicht gleich im An-
fang auf Hesiod. Theog. 975 ff. Bezog nimmt und der Dichter sich somit
von vom herein als einen Nachahmer der hesiodeischen Genealogien-
poesie bezeichnet, was denn sehr für die Annahme von Ahrens und
Birt S. 302 spricht, dass es aus der Sammlung der 'H^tyai (s. A. 42) auf-
genommen ist.
71) Dass ein solcher Schluss auch nur in dieser hypothetischen Form
nicht gerade mit Toller Sicherheit aus der A. 69 besprochenen üeberliefe-
rung zu ziehen ist, kann man Ahrens und Vahlen S. 4 zugeben, aber
am Nächsten liegt es doch wohl, dass Artemidoros jenes Motto fOr eine
eigne Sammlung und nicht fflr eine fremde (etwa von seinem Sohn Theon,
wie Ahrens S. 893 sehr willkürlich vermuthet, da Theon in der üeber-
liefernng, s. A. 75, nur als Commentator, nicht als Sammler erscheint, zu-
sammengestellte) Terfasste.
72) S. C. 30. A. 203 ff.
73) Natürlich war seine Sammlung eine Erweiterung jener frühesten,
schon mit dem 9. Idyll abschliessenden; um so auffallender ist es, dass er
das £nde dieses 9. stehen Hess, das für seine Zusammenstellung schlechter-
dings nicht passte, indem es in ihr nicht einmal mehr das Ende der buko-
lischen Abtheilung blieb. Wie aus dem Vorstehenden erhellt, hat Birt
richtig gesehen, dass sowohl diejenigen Handschriften, welche nur die 18
ersten Gedichte in der wiederholt bezeichneten Folge enthalten, und von
denen die älteste eine Florentiner p (Laur. XXXII, 37) aus dem 13. oder
14. Jahrh. ist, als auch die wenigen jungen, in welchen nur die ersten
9 Gedichte in ihrer jetzigen Ordnung stehen, nicht ältere Sammlungen, wie
Ahrens glaubte, der demnach diese Sammlung erst als „die dritte*' be-
zeichnete (vgl. auch A. 79 z. E.), sondern byzantinische Auszüge aus der
letzteren darstellen. Denn dass wir in der betreffenden nenngliedrigen
Gruppe nicht etwa jene älteste Zusanmienstellung, welche ja freilich auch
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Theokritos. 225
wurden, wie es scheint, die Grammatiker zu einem genaueren
Studium des Theokritos angeregt, so zunächst sein Zeitgenosse
Asklepiades von Myrleia^*) und sein Sohn Theon, dessen Cpmmentar
die Hauptfundgrube für die Späteren ward^^), dann aus ungewisser
Zeit Nikanor von Kos^^**) und Theaetetos, aus dem zweiten Jahr-
hundert n. Chr. Munatios und Amarantos '**), endlich Eratosthenes ").
mit dem 9. Idyll abschloss, vor uns haben, ergiebt sich abgeseheff von
der Unglaublichkeit einer solchen Annahme bei dieser Art von Ueber-
liefoning aach daraus, dass wer, wie dies offenbar die Absicht des Urhebers
jener ältesten Sammlang war, alle Hirtengedichte des Th. und nur diese
zusammenordnen wollte, das 2. Idyll nicht aufnehmen und das 11. nicht
weglassen durfte, so dass folglich die jetzige Ordnung nicht die seine ge-
wesen sein kann. Freilich ist auch sie bei den 9 ersten Gedichten, wie
schon F. Jacobs sah, auf ein bestimmtes Princip gegründet, indem die
drei ersten Monodien sind oder enthalten, die fünf letzten Wechselgesänge,
das dazwischen stehende 4. aber reiner Dialog ist (s. A. 57^), allein dies
liegt doch, wie Birt richtig bemerkt, auch für einen Byzantiner nicht zu
tief. Eine dritte, die ersten sei es 18, sei es 14 Gedichte umfassende,
jedenfalls erst jungbyzantinieche Gruppirung mit dem barbarischen, auf die
Worte ov nXeiovonv d* inBtvxov^ ins^ ys ^toXig xal Tcof^s endenden Epi-
granoau b. Ahrens Buc. II. S. 3 f. No. 6 wird Ton Ahrens Philol. a. a. 0.
S. 605 ff. selbst auf die in k yertretene Sammlung zurückgeführt, doch
kannte wohl der Urheber wenigstens jenes Motto (s. A. 69) einer erweiterten
Sammlung und lehnt sich mit dem seinen an dasselbe an, so jedoch, dass
er in dem seinen die Absicht ausspricht nur die ihm noch zugänglichen
Reste theokriteischer Bukolik zu sammeln.
74) S. C. 26. A. 93.
.75) S. V. Wilamowitz Euripides Herakles I. S. 187 f.: „dieser Com-
meniar hat sich lange gehalten, s. Orion (Et. M.) y(finog: durch dies Citat
gewinnt man bei Orion noch Mehreres. Allein unsere Schollen sind viel
später geschrieben und haben nur Theon als Urquelle für ihr bestes Gut;
man findet ihn mit Hülfe der Römer". S. über ihn C. 9. A. 43. 44. C. 10.
A. 126. C. 13. A. 98. C. 14. A. 72. C. 30. A. 207 und bes. C. 30. A. 387 ff.
Genannt wird er in den Schollen nicht, er und Artemidoros erscheinen aus-
drücklich nur in den Etymologica. S. C. 30. A. 390.
75^) Vgl. A. 6.
76) Erst V. Wilamowitz a. a. 0. S. 188 hat nachgewiesen, wer diese
beiden Männer sind: Munatios aus Tralles, zur Umgebung des Herodes
* Atticus gehörig, der sich nicht y^aufiartxoff, sondern TiQiti'üdg nannte, „wie
damals in Asien zuweilen wieder als feiner galt" (Philostr. V. S. I, 35, 7.
p. 538. II, 1, 14. p. 564) und Amarantos, dem Galenos persönlich bekannt,
aber Tor ihm verstorben, s. Galen. XTV. 208 K. 'Afungdwov yQuiifiatiiiov
7C(fbg nodaXyixovg, & xal avtog ^XQrjzo (es folg^ das Recept). S. A. 79.
77) S. das Genauere, jedoch mit den Berichtigungen von Wilamowitz,
bei Ahrens Poet. buc. II. S. XXVII ff. Eratosthenes ist offenbar der
Eratosthenes Scholastikos (d. i. Sachwalt), von welchem einige Epigramme
SusRMiHii, grlech.-alex. Litt.-Qesch. I. . 15
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226 FQnftes Gapitel. Idyllendichtang; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht.
Aus den Studien dieser Commentatoren ist schon vor dem 12. Jahr-
hundert'®) die unverächtliche Scholiensammlung'^) hervorgegangen.
Die Handschriften des Theokritos sind zwar sehr zahlreich^ aber
für die in k enthaltnen Stücke haben^ wie es scheint, auch die
verhältnissmässig besten von allen anderen nur einen ergänzenden
Werth®®). Im Uebrigen aber hatte sich noch gegen Ende des
in der Anthologie stehen, wie A. Th. H. Fritz sehe erkannte. Dieser ver-
legt ihn erst in die Zeit des lustinianos, aber er kann, wie Ahrens a. a. 0.
S. 588 f. zeigt, füglich älter sein. Er ahmt, wie Eaibel a. a. 0. S. 466 f.
bemerkt, Anth. Pal. VI, 78 das von ihm also für acht gehaltene 2. Epigr.
unter dem Namen des Th. (A. P. VI, 177) nach.
78) Denn Eustathios und Gregorios von Eorinth kennen die alten
Schollen im Wesentlichen schon in ihrer jetzigen Gestalt. Vgl. auch Bram-
bach Zu Theokrit-Scholien und Gregor von Eorinth, Rhein. Mus. XXII.
1867. S. U9-461.
79) Die Haupthandschrift ist auch für sie k. Die älteste Ausgabe ist
die von Eallierges (s. A. 86); neuere wissenschaftliche Bearbeitungen
haben Gaisford im 4. Bde. der Poetae minores, Oxford 1820. 8. (Leipz.
Ausg. Bd. 6), vollständiger Dübner Paris 1849. 8. und am Besten Ahrens
im 2. Bde. der Buc. Qr. geliefert, von denen in k nach erneuter Ver-
gleichung Ziegler Godicis Ambrosiani 222 scholia in Theocritum, Tübingen
1867. 8. Ueber die zu Grunde liegenden Lesarten handelt Eohlmann De
scholiis Theocriteis, Neustettin 1881. 4.: sehr gross ist die Ausbeute nicht,
s. jedoch auch Eaibel a. a. 0. S. 463 f. Byzantinische Zusätze von Mosch o-
pulos und Triklinios (Cod. M, s. A. 70) gab zuerst Casaubonus (in seinen
Lectiones Theocriteae) heraus, dann vollständiger aus einem Genfer Codex
in Verbindung mit den von Gail (s. A. 86) aus Pariser Handschriften mit-
getheilten Schollen Ädert Scholiorum Theocriteorum pars inedita, ZOrich
1848. 8. Argumenta (Tnod'iasig) haben wir, wie schon A. 49 und 68^
hervorgehoben werden musste, nur zu den ersten 17 Idyllen und zum 28.
und 29. , alte Schollen nur zu den ersteren. Die Hypothesis zum 12. wird
dem Eratosthenes beigelegt; ob man desshalb auch die anderen Argumenta
und mit ihnen die Scholiensammlung auf ihn mit Ahrens zurückführen
darf, steht sehr dahin. In Argum. HI. VJI. XVII wird heftig und meist
mit Recht (vgl. A. 6) gegen Munatios polemisirt, und da nun Amarantos
dessen jüngerer Zeitgenosse war und nachweislich Auszüge aus seinem
Commentar in unsereli Schollen stecken, so hält Wilamowitz a. a. 0.
vielmehr „den Schluss für gestattet, dass er der Feind des Munatios und
der gesuchte Redactor ist. Vgl. Et. M. 'AandXcc9-og = Schol. IV, 67. Jis-
%Qav<6üat6 = Schol. VII, 164. Die frühbyzantinische Zeit mit ihren verseln-
den Scholastikern wie Eratosthenes repräsentirt selbstverständlich nur eine
Etappe der Ueberlieferung . . . auch ist sie wenig zu spüren**. Nicht bloss
Ahrens, sondern auch Birt vermuthen übrigens in Eratosthenes auch den
Urheber jener Sammlung theokriteischer Gedichte, welche ich, wie gesagt,
eher bereits auf Artemidoros zurückzuführen geneigt bin. Vgl. A. 73.
80) Auch das Original von k war bereits in Minuskeln (20 Zeilen auf
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Theokritos. 227
fünften oder Anfang des sechsten Jahrhunderts n. Chr. das An-
denken an eine weit umfänglichere ältere Zusammenstellung der
theokriteischen und pseudo-theokriteischen Werke erhalten®^),
obgleich ohne Zweifel das uns nicht Gebliebene auch damals
schon ^ sei es ganz, sei es wenigstens beinahe ausnahmslos, *
verloren gegangen war. Denn die Metaphrase , welche um
500 Marianos (unter Anastasios) von dem ihm noch zu Gebote
Stehenden machte, umfasste nur 3150 iambische Verse**). Die
Einwirkung des Theokritos auf die Folgezeit®^) spürt man
übrigens auch bei den Dichtern der Anthologie^). Die Aus-
der Seite) gescbrieben. In Bezug auf die Handschnften der in k nicht
enthaltnen Stücke s. A. 70 (wo freilich nicht Alles angegeben ist). Der
Coi^jecturalkritik bleibt ein ziemlich grosser Spielraum.
81) Nämlich zur Zeit des Hesychios von Miletos, wie der A. 42 mit-
getheilte Katalog bei Said, zeigt. Die weiteren Hypothesen von Birt
S. 389 ff. jedoch, wie dass jeder Titel bei letzterem genau einem Bande in
dieser Gesammtausgabe entsprochen habe, entbehren jedes festen Bodens,
vgl. Hill er a. a. 0. S. 64. A. 3. Aus welcher Zeit dieselbe stammte, lässt
sich, wie es scheint, nicht ausmachen. Wenn aber Artemidoros, oder wer
immer der Urheber jener oben besprochenen Sammlung theokriteischer Ge-
dichte war, die Absicht gehabt haben sollte die ihm acht scheinenden
Werke des Th. vollständig zu sammeln und nicht vielmehr, was ja freilich,
wie schon gesagt (A. 70^), auch nicht gerade unmöglich ist, eine blosse
Auslese geben wollte, so muss sich in jener umfassenderen Ausgabe wohl
vieles Unächte befunden haben.
82) Suid. MaQiavog. Da Marianos in seinen sonstigen Umdiohtongen
(vgl. C. 10. A. 133. C. 18. A. 106) sich nahe an die Verszahlen seiner
Originale hielt, so ist zwar daraus noch nicht mit Birt S. 400. S. 401. A. 1
zu folgern, dass schon sein Theokritcorpus genau dem unseren entsprochen
habe, aber wenn er nach dem A. 63^ Dargelegten auch schwerlich Bion I. U.
Mosch. IV. Theokr. XIX. XXIII. XXV. XXVH. XXX für theokriteisch hielt,
vielleicht auch das 20. und 21. Idyll nicht, so steht doch der Annahme
Nichts im Wege, dass er seinem Machwerk ausser den in der Sammlung
des Artemidoros (um sie kurz so zu nennen) enthaltenen Dichtungen etwa
noch die Syrinx, das 31. und 26. Idyll nebst der Megara (vgl. A. 57. 70)
zu Grunde legte, d. h. zusammen 2794 Verse, möglicherweise aber auch
noch einige andere, jetzt verlorene Gedichte. S. darüber Hill er S. 68—70.
83) Wie wenig er freilich im 2. Jahrh. v. Chr. in sehr massgebenden
Kreisen gelesen zu sein scheint, darüber s. A. 65 und C. 10. A. 4.
84) Kehr De poetarum qui sunt in anthologia Palatina studiis Theo-
criteis, Leipzig 1880. 8. (Doctordiss.). So schon bei Bhianos Anth. Pal.
XII, 93, 1, wo das früher nicht nachweisliche dvs^odog, wie Brinker S. 67
bemerkt, aus dem an derselben Stelle stehenden dvi^oSov Theokr. Id. XII, 19
genonunen zu sein scheint, ja schon bei Asklepiades (s. C. 36. A. 37). Vgl.
auch A. 77 und Kaibel a. a. 0. S. 456 f.
15*
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228 Fünftes Gapitel. Idyllendichtung; Mimiambos u. a. choliamb. Dicht.
gaben ®^) gelangten erst allmählich dazu vollständig zu werden und
Moschos und Bion von Theokritos abzusondern. Die kritische Haupt-
ausgabe ist die von Ähren s; besonders durch eigne Vergleichungen
86) Die Editio princeps, Mailand etwa 1481 fol. bei Bonns Accnrsins
(mit Hesiod. Op.) enthält nur die 18 ersten Idyllen, die folgende, in
zweierlei Exemplaren, vollständigeren (Aid. II) und unvollständigeren
(Aid. I) gedruckte Ausgabe Aldina, Yen. 1496 fol. (mit Theognis, Psendo-
Phokylides und Hesiod.) 29 (nämlich noch Mosch. III. I. IL 19. Bion. I.
20. 21. Mosch. IV. 22. 23. 30, zwischen 23 und 30 auch die Syrinx, meist
nach Ck)d. 11, s. A. 70. Ahrens Phüol. XXXIII. S. 691. Hiller Beitrr.
S. 8 f.), die von Euphrosynus Boninus besorgte luntina, Florenz
1616. 8. schon 36, nämlich 1. 7. 3—6. 8—18. 2. 14—18. 22. 24. Mosch. I.
29 Auf. (1—26). 26. 27. 28. Mosch. IV. 26. 21. 23. 20. Bion I. 30. Mosch.
HI. JI. 19 nebst Epigrammen, Syrmx, Fittigen, Beil, zum Theil (s. A. 67^
Ahrens a. a. 0. S. 401) aus einem mit k verwandten und vielleicht noch
besseren Codex, zum Theil nach dem Exemplar des Musurus (s. A. 70).
Die erste (abgesehen vom 31. Idyll) vollständige Ausgabe der Idyllen-
dichter ist die von Zacb. Eallierges, Rom 1616. 8. mit den Schollen
(8. A. 79). Es folgten Gamerarius mit der lat. üebers. v. Eoban Hess,
Hagenau 1630. 8, H. Stephanus in den Poet, princ. her. carm., Paris
1666 foL und Theocriti aliorumque poetarum idyllia, Paris 1679. 16., wel-
cher zuerst Moschos und Bion von Th. abschied, und dessen Text, wie
gewöhnlich, die Vulgata ward, Commelinus, Heidelberg 1696. 1608 mit
den Conjecturen von Scaliger und Casaubonus und Anmerkungen von
D. Heinsius, dann D. Heinsius, Heidelberg 1603. 8. 1604.4. Reiske Wien
und Leipzig 1766. 1766. IL 4. Warton (bei welchem die ersten Anfänge
diplomatischer Kritik hervortreten), Oxford 1770. 4. mit Bemerkungen und
Conjecturen von Toup. Wirklich methodisch den" Text herzustellen begann
Valckenaer, der zuerst 10 Idyllen herausgab mit dem berühmten Commen-
tar zu den Adoniazusen, Leiden 1773. 2. Aufl. 1810. 8., dann die sämmt-
liehen Idyllendichter, Leiden 1779. 2. Aufl. 1810. 8. (Heindorf), Berlin
1810. 8.^ Sammelausg. derselben, 2. Aufl. v. G. Schäfer, Leipzig 1817.
Da hl, Leipzig 1804. 8. Fr. Jacobs 3. Aufl. Gotha 1808. 8. Weise,
Leipzig 1809 (neuer Abdruck 1867). 16. G. Schäfer, Leipzig 1811 fol.
G. Eiessling, Leipzig 1819. 8. Geel, Amsterdam 1820. 8. Briggs
Poet. buc. Gr., Cambridge 1821. Gaisford in den Poet. min. 1823 (ebenso).
J. A. Jacobs 1. Bd., Halle 1824. 8. mit Bion und Mosch. Meineke,
Leipzig 1826. 8. Berlin 1836. 12. und bes. Berlin 1866. -4., desgl. Gail,
Paris 1828. III. 8. mit CoUationen von Pariser Handschriften. Wüste-
mann, Gotha 1830. 8. Ziegler, Tübingen 1844. 8. 2. Aufl. 1867. 3. Aufl.
1877 nach neuer Vergleichung italiänischer Handschriften. Wordsworth,
Cambridge 1844. 1877. 8. Ameis Poet. bucol., Paris 1846 (Didot). H.L.Ahrens
Bucolicorum Graecorum reliquiae, Leipzig 1866. 1869. H. 8. A. Th. H.
Fritzsche mit deutschen Anmm., Leipzig 1867. 2. Aufl. 1869. 3. Aufl.
V. Hill er 1881. 8., mit lateinischen, Leipzig 1866. 1869. II. 8. 2. Aufl.
1870. 8. J. A. Härtung Die gr. Bukoliker, mit deutscher üebers., Leipzig
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Phoenix. Herodas oder Herondas. 229
hat sich Ziegler verdient gemacht; Erhebliches theils für die
Kritik, theils für die Erklärung, theils für beide haben nach
dem Vorgänge zumal von Scaliger, Reiske, Toup namentlich
Valckenaer, Meineke,A.Th.H.Fritzsche und Hiller geleistet.
Phoenix von Eolophon, wohl noch älter als Theokritos^
jedenfalls aber nicht aus voralexandrinischer Zeit^^, dichtete in
Choliamben ,,kleine Genrebilder aus dem Leben und der Ge-
schichte"»^).
Herodas oder Herondas^) aus ungewisser Zeit, wahr-
1858. 12. (nicht lobenswerth). Pjley, Cambridge 1863. 2. Aufl. 1869. 8.
Hiller Beitrr. 8. A. 70. — Deatsche Uebersetzungen von J. H. Voss,
Tübingen 1808. 8. Naumann, Prenzlau 1828. 12. Mörike und Notier,
Stuttgart 1865. 16. Zimmermann, Stuttgart 1856. 16., alle auch von
Moschos und Bion. Eberz, Frankfurt a. M. 1858. 8. Dazu die mehrerer
Idyllen Ton Friedr. Bückert in dessen Nachlass, herausg. t. H. Rückert,
Leipzig 1867. — Kritische und erklärende Beiträge yon 6. Hermann
(s. A. 49), M. Haupt Opusc. I. S. 207. IL S. 808 ff. 395 ff: IIL S. S93ff.
467ff. 484ff. 529. 549 und s. A. 49, Ahrens Emendationes Theocriteae,
Göttingen 1841. 4. Zeitschr. f. d. Alterth. 1839. No. 25. Philologus XXXVL
1877. S. 210— 220, Bergk Rhein. Mus. 1836. S. 217— 229, Bücheler Rhein.
Mus. XXX (s. A. 29). S. 41 ff. C. Härtung Philologus XXXIV. 1876.
S. 207-225. 599—664, Kaibel Hermes XV. S. 451—457. XVIL S. 417—
421, Vahlen a. a. 0. und BerL Sommerkat. 1884 und 1885 (s. A. 29),
Joh. Schmidt Zu Theokrit. VII, Rhein. Mus XLV. 1890. S. 148-151
und Anderen.
86) Paus. I, 9, 7 (8). diißri (näml. Avaifiaxoß) 6h %ai vavclv inl ziiv
'AaCav xal xriv d^xr^v ziiv 'Avziyovov avynad'SiXe, avv^%i4is Sh xal 'Ecpsöiav
äxQt d'ctlcccafjg xr^v vvv noXiv^ inayay6fisvog ig avtriv Aeßadhvg te oUi^-
toqaß Tuxl KoXotpmviovg ^ tag dl ixsivmv dvBXmv noXeig^ mg ^oivi%a id^ßmv
notritiiv KoXotpmviov d'QTivijacn xi^v SXmatv, Vgl. auch C. 4. A. 65.
87) Bernhardy Gr. L. G. IP, 1. S. 547 f. , welcher den naiven und
treuherzigen Ton, zugleich aber auch die gelehrte Feile der Bruchstücke
hervorhebt. Sie sind zusammengestellt und bearbeitet von Meineke in
Lachmanns Ausg. des Babrios S. 140—145 und Bergk Anthol. lyr.*
S. 217—219 und finden sich bei Ath. VIII. 359 e ff. (Lied der %oqoivicxal^
behandelt von II gen Opusc. L S. 169 ff. und Bergk Commentatio de
Phoenicis Coloj^^cipii iambo, Halle 1858. 4. Opusc. IL S. 149—157). XII.
530 e ff. (Geschichte von Ninos, viel gesuchter und phrasenhafter; s. Naeke
Choeril. S. 227 ff.). XL 495 d (von Thaies, vgl. das Choliambenfragm. 94
des Eallimachos und dazu Bergk Ueb. d. Zeitalter des Babrius. Opusc. IL
S. 560 f.). — M. Haupt Ueber einzelne Stellen aus den Choliamben des
Ph. V. Kolophon, Ber. der sächs. Ges. d. W. I. 1848. S. 411—416. Opusc. I.
S. 230—236, dazu Philologus L 1846. S. 366. Opusc. L S. 188 f. v.Leutsch
PhiloL XL 1856. S. 244. Meineke ebendas. XIV. 1859. S. 28 f.
88) 'Hqmvdag heisst er nur bei Ath. Ilf. 86 b («= Fr. 2 Bergk), sonst
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230 Fünftes CapiteL Idyllendichtung; Mimiamboa u. a. choliamb. Dicht.
scheinlich jedoch ungefähr aus der gleichen mit Theokritos und
Kallimachos®^) verfasste sogenannte Mimiamben, d. h. Mimen in
iambischer Form, meistens in Choliamben^®), aber, zum Theil
^HQoidctg oder *HQ(a9r}9, was ein anderer Name ak ^Hgavöotg ist, s. Meine ke
in Lachmanns Babr. S. 161 f. — Schneidewin Der Mimiambograph
Herodaa, Rhein. Mus. N. F. V. 1847. S. 292—294. ten Brink Herodis
mimiambi, Philologus VI. 1861. S. 364—366. F. Hanasen Qaaeationcala
Pseudoanacreontica, in Commentt. philol. in hoD. 0. Ribbecki, Leipzig
1888. 8. S. 187—194. Bernhardy a. a. 0. S. 649 f. — Fragmentsammlungen
von Fiorillo hinter Herodis Attici quae aupersnnt, Leipzig 1801. S. 171 —
180, Schneidewin im Deleci poes.«6r. eleg. etc., Meineke a. a. O.
S. 148-162, Bergk P. L. G. II*. S. 609—612 (vgl. Anth. lyr. S. 213 f.).
89) So Meineke Anal. AI. S. 389f., 0. Ribbeck Gesch. der röm.
Dichtung I. S. 302, Haussen S. 189 f., welcher mit Recht die Vermuthung
von Bergk S. 609 verwirft, dasa der in Fr. 1 angeredete Gryllos der Sohn
Xenophons sei, und Andere. Wenn man an die Choliamben des Phoenix,
des Asklepiades (s. Meineke Babr. S. 168 und C. 36. A. 38), des EalH-
machoB (s. C. 13. A. 44 fF.), des Apollonios (s. C. 14. A. 83), die Mimen des
Theokritos und die kinaedologischen Dichtungen dieser Zeit denkt, so wird
es das Natürlichste sein auch die Mimiamben des H. als eine der ihr zu-
gehörigen poetischen Spielarten anzusehen. Die Aeusserung des jüngeren
Plinius Ep. IV, 3, 4 über die lamben des Antoninus: CcUlmachum me vel
Heroden vel si quid his melius tenere credeham entscheidet freilich Nichts.
Bergk hält ihn für älter, nämlich für den Syrakuser Herodas bei Xen.
Hell. III, 14, 1, auf den Meineke Babr. S. 161 hinwies. In Wahrheit legt
diese Stelle lediglich den Gedanken nahe, dass auch der Mimiambendichter
so und nicht Herondas hiess und gleichfalls aus Syrakus war gleich Theo-
kritos, zumal da beide sich in ihren betreffenden Dichtungen an die Mimen
des Syrakusers Sophron anschlössen, Herodas wahrscheinlich enger, wie
Schneidewin S. 293 bemerkt: „von den Titeln weisen die ZvvsQyaiS-
[tsvai (Fr. 2) auf einen ^ifiog ywaiTislog^ der MoXnivog (Fr. 1) auf einen
dvdQstog^\ Dazu stimmen die Dorismen, auf die Bernhardy und be-
sonders Schneidewin aufmerksam gemacht haben. Letzterer jedoch
meint im Anschluss an die Bemerkung des Ersteren, der Dichter habe
„möglicherweise der italiotischen Gesellschaft" angehört, seinerseits, dass
„das Xcaßfjzai (Fr. 3, 3), eine Form des strengen Dorismns, uns zwinge
denselben** trotz jener seiner engen Anknüpfung an Sophron „fSr einen
italiotischen Dichter, etwa aus Tarent zu erklären"; aber ten Brink
nimmt diesen Zwang wohl mit Recht in Abrede, und gesetzt auch, H. sei
wirklich aus Unteritalien, beziehentlich Tarent gewesen, so würde dies
schwerlich (man denke an Rhinthon!) nöthigen ihn, wie Schneidewin
will, erst einer jüngeren Zeit zuzuweisen.
00) Die meisten Bruchstücke sind aus Stob. Flor, (mit Ausnahme TOn
Fr. 1 , s. A. 89) unter der üeberschrifl *HQ(6dov MtiLia(ißa>v , und von allen
10 sind 9 choliambisch. Ueberdies bemerkt Meineke Anal. AL S. 390:
„mimiambi non dicebantur mimi ex icrmbis compositi, sed choliambi potius
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Moschos von Syrakus. 231
auch in jenen später Hemiamben^^) genannten spielenden kata-
lektischen iambischen Dimetern^), welche er, wenn nicht zuerst^^,
so doch als einer der Ersten anwandte , und welchie uns dann
bei Promathidas , dem Schüler des Thrakers Dionysios^*), in
dem pseudo-theokriteischen 30. Idyll auf den todten Adonis^^)
und häufig in den Änakreonteen^^ wieder begegnen.
Moschos von Syrakus, ein Schüler des Aristarchos^^ und
Verfasser eines Prosawerks über rhodische Provinzialismen^),
war einer der wenigen Männer aus der späteren alexandrinischen
Philologenschule y welche die Verbindung des Gelehrten mit dem
Dichter fortsetzten. Aber mit wirklicher Bukolik hat seine heitere
und tändelnde Poesie Nichts zu schaffen. Von den vier kleineren
Stücken*^) zeigt nur das erste, eine Vergleichung des Land- und
Seelebens, wahres und warmes NaturgefOhl, die drei andern aber
sind erotische Spielereien gleich denen des Bion. Von den grösseren
vel carmina ex choliamhis composita, v. Gell. XX, 9. Plin. Ep. VI, 2V*,
was aber doch zu viel behauptet ist.
91) Hanssen S. 190. A. 2 meint, „hemiamhorum nomen ante infimam
aetaUm Byzantinam ignotum fuisse*^. Aber diese Bezeichnung erscheint
bereits bei Ath. VIL 296 b. ÜQOiiccd'idccg d* o ^HgariXiazTis iv '/fftiafiPotj.
92) Fr. 10 in Schol. Nie. Ther. 377, wo zugleich der (s. A. 89) dritte
Titel "Tnvog erscheint : ^H^mdris iv *H(iiäfipoig iv tm iinygatpotiivm "Tnvm,
Nach dem eben (A. 91) Bemerkten ist hier vielleicht Nichts zu ändern ;
wenn aber ja, so scheint mir der Vorschlag Schneidewins iv 'Hfndfißoig
zu streichen mindestens gerathener als sein anderer von Bernhardy
(s. Hanssen S. 190. A. 6) stammender, iv Miitiditpoig zu schreiben, ob-
gleich ich nicht zweifle, dass auch die Hemiamben des H. zu seinen
Mimiamben gehörten; will man dagegen auf Grund der Lesart 6 ^Hfi^a^ßog
bessern, so ziehe ich Bergks eventuelle Vermuthung b Mifilaußog der
H. Keils 6 7jnia(ipi%6g vor. Bernhardy behält schliesslich 6 'Hfi^afißog
bei, obwohl er es für verderbt ansieht, und vermuthet zweifelnd nach
Zenob. VI, 20 (« Fr. 9) 6 laiißonoiog.
98) Vielleicht vor ihm schon Aeschrion, s. Hanssen S. 191. A. 1.
Auch bei Eallimachos finden wir Hemiamben Ep. XXXVU Wil. und mit
anderen Versen vermischt Ep. XXXVIII. XXXIX.
94) S. A. 91 und C. 38. A. 36.
95) Vgl. Hanssen S. 194: „hoc carmine transitus mihi fieri videtur ab
hemiambico gener e ad bucoUcum''.
96) Nach Hanssen S. 190 ff zunächst unter seinem Einfluss.
97) Suid. Moaxog ZvQanovautg, y^aftfiatixog, 'jQiatuQxov yvoagifiog.
98) Denn gewiss mit Becht nimmt Blau De Aristarchi discipulis
(Jena 1883). S. 24 f. an, dass diese von Ath. XL 486 e angeführte 'EJiJy^cyis
*Podia%dSiv li^sav von diesem M. war.
99) Aus Stob. Flor, und der Anthologie.
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232 Fünftes Capitel. Idjllendichtung; Mimiambos n. a. choliamb. Dicht.
aber sind nur zwei wirklich für ihn bezeugt, die EvQdTCrj (II),
ein kleines Liebesepos ganz in der gewöhnlichen alexandrinischen
Weise, welches man trotz gewisser metrischer Bedenken ^^) wohl
in der That fortfahren muss ihm beizulegen, und der entlaufene
Eros ('EQCog dganetrig = I), wieder eine blosse Tändelei gleich
dem, wie schon gesagt ^^^), wahrscheinlich auch von ihm her-
röhrenden 19. Idyll in unseren Ausgaben der theokriteischen
Gedichte. Die beiden anderen aber sind ihm ebenso willkürlich
wie unrechtmässig zugeschrieben worden ^^*). Von dem einön,
100) S. A. 118.
101) S. A. 60.
102) Ueber diejenigen Codices des Theokritos, in welchen zngleich die
thoil j wii'klicb, theils vermeintlich von Moschos und Bion verfassten längeren
Gedichte (mit Ausnahme von Mosch. II), aber nicht unter deren Namen
stehen, s. A. 70 (vgl. A. 53^). Es giebt aber fflr Mosches auch besondere
Handschriften, von denen die älteste s == Laur. XXXII, 16 aus dem 13.
oder 14. Jahrh. die EvQoSnri und den "Egcag dganitrig unter dem Namen
des Moschos und die Msyttga ohne denselben giebt. Offenbar hiemach hat
van Mekerche (s. u.) auch die letztere ihm beigelegt, während doch eher
das Gegentheil hieraus zu folgern war. Ein zweiter Codex Vd (Vindob. 311)
enthält freilich nur die Evgmnri unter diesem Namen , den "'Egcag dganiiifjg
ohne Bezeichnung, dazu ebenso die ersten Verse der Msyctga^ ausserdem
zn Anfang das Klagelied auf Bion, und dieses freilich mit der, offenbar
aber aus sehr später Annahme entsprungenen Ueberschrift Moaxov (rj ist
Ton jüngerer Hand beigefügt) Gso^qitov, was, wie Bücheier Rh. Mus.
XXX. S. 40 bemerkt, an die jedenfalls erst jungbyzantinische, durch das
Eindringen von Gedichten des Moschos in die Sammlungen des Theokritos
entstandene Angabe über letzteren V. Theoer. p. 186, 16 West. %ata yovv
tivag Moaxog HccXovfisvog Ssongnog civoiuxa^rj erinnert. Dazu kommen
mehrere Miscellancodices, welche die Evgmnri allein enthalten und den
besten Text geben und gleichfalls für Moschos zeugen , und '^goag SQansxrjg
findet sich unter seinem Namen auch in der Anthol. Pal. IX, 440 und in
anderen anthologischen Codices. Stobaeos benutzte, wie schon (A. 1) ge-
sagt, für Moschos und Bion besondere Sammlungen, s. z. B. Flor. LIX, 19.
fK töäv Moaxov BovHoXi%cäv. LXIU, 29. LXTV, 19. ^x tmv Moaxov tov Si-
nsliiOTOv Bovaalfumv. XXIX, 62. ix tciv Bltovog SfivQvaCov BovKoXmmv,
Ekl. I. p 170 H. 76, 17 W. in xäv B^oavog BovKoXi%av' stg ^Tamv^ov. Vgl.
Orion Anth. 6, 4. ix . . . zmv BCcnvog £ovKo>ttx(»v. — Specialausgaben des
Bion und Moschos sind: Ed. princ. v. Adr. van Mekerche, Brügge 1666. 4.
Schwebelius, Venedig 1746 (Sammelausg.). Heskin, Oxford 1784. 4.
Manso, Gotha 1784. Leipzig 1807. 8. mit Uebersetzung und Erläuterungen.
Wakefield, London 1795. 8. Fr. Jacobs, Gotha 1796. 8. G. Hermann,
Leipzig u. Berlin 1849. 8. (die krit. Hauptausg.). Ziegler, Tübingen
1868. 8. (mit vervollständigtem Apparat nach neuen CoUationen). — Treff-
liche ital. üebers. v. Leopardi, Florenz 1845. — Th. Schmitz Adnota-
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Bion von Smyma. 233
der sogenannten*^**) Megara (IV), einem weichen und schwer-
müthigen Elagdialog zwischen Megara und Alkmene, ist der
wahre Urheber bereits oben^®') näher bezeichnet. Das andere
aber, die Klage um Bion (^Enirafpio^ Bicovog «= III), kann ihm
schon desshalb nicht angehören, weil Bion bereits jünger als er*^)
war, und weil der wirkliche, frühestens zur Zeit des Sulla*®*^)
lebende Dichter, ein Nachahmer und Schüler Bions, sich selbst
vielmehr (100 f.) als einen Ausoner, also Italer kennzeichnet.
Das Gedicht hat übrigens strophische Gliederung und Refrain,
ist aber sehr phrasenhaft^^).
Bion, auf dem Gute Phlossa bei Smjrna geboren ^^^, scheint
namentlich in Sikelien frühestens am Ende des zweiten Jahr-
hunderts gelebt zu haben *^). Das zwar nur nach gelehrter
Muthmassung, aber einer allem Anschein nach triftigen *^^) ihm
beigelegte Klagelied auf Adonis (^Ennd^piog 'JöciviSog = I),
welches gleichfalls eine freilich in der Ueberlieferung etwas ver-
dunkelte strophische Gliederung mit Refrain zeigt, ist zwar nicht
tiones ad Bionis et Moschi cannina, Münster 1866. 8. G. Härtung
Quaesiiones Moscheae, Bonn 1865. 8. (Doctordissertationen).
102 »>) S. A. 46 ^
103) S. A. 57, vgl. A. 113. Ueber die Absicht des Dichters aber s.
V. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 328 f. A. 110.
104) Said. Moaxog, ovtog iativ o dsvrsQog noirjtrig ^letä GeoyiQitov tov
tmv ßov%oXt%mv Sgafiatmv noititi^v und GsötiQttog. lexiov d* Ztt y' yByovaai.
ßovnoXmmv inmv noirjxai, Ss6%QLtog ovtoai, Moaxog 2i%€Ximzrig %al BCmv
0 Zfiv^cctog, Schol. Anth. Pal. IX, 440 (s. A. 102). XQmtog GsoKmtog,
devtCQog avTog h Moaxog, tqixog BCcnv 6 £(M)(fvaCog. S. Bflcheler Rhein.
Mns. XXX. S. 40.
105) Wenn Bion auch nur wenig jünger denn Moschos, der als Schüler
des AristarchoB dem Ende des 2. Jahrh. angehört, gewesen sein sollte, so
kann sein Tod , zumal da nach diesem Klagelied ihm eher ein längeres als
ein kürzeres Leben zuzuschreiben ist, doch nicht Mher angesetzt werden.
So Bücheier a. a. 0. S. 41 f. (vgl. C. 6. A. 83).
106) Goebbels. A. 58. Peiper Der Refrain b. gpr. u. lat. Dichtern.
IL Moschos Epitaphion auf Bion, Jahrb. f. Phil. LXXXVIL 1868. S. 762—766.
H. Stier De Bionis et Moschi epitaphiis, Berlin 1864. 8. Th. Fritzsche
De carmine Moschee cui inscriptum est Epitaphium Bionis quaestiones cri-
ticae, Qüstrow u. Leipzig 1867. 4. Bücheier a. a. 0. S. 38—41.
107) Suid. &s6%Q. fährt nach den A. 104 angef. Worten fort: i% tivog
XO)Qidü)v %aXovtiipov ^Xtoaarig.
108) Epitaph. Bion. Refrain u. 59 ff. 126 ff. Dass er an Gift gestorben
sei (ebend. 116 ff.), erklärt Bücheier a. a. 0. S. 37 mit Recht für eine
blosse poetische Fiction vom Verfasser dieses Gedichts.
109) Von Gamerarius auf Grand von Epit. Bion. 69 f. 85. 126 ff.
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234 Fünftes Capitel. Idjllendicbtnng; Mlmiambos u. a. choliamb. Dicht.
gerade ohne dichterische Kraft, aber mauierirt, schwülstig und
voll schillernder Rhetorik. Es verräth dabei Nachahmung des
Theokritos, dessen Prunklied in den Adoniazusen den Dichter
auch wohl auf diesen Stoflf gebracht hat*^®). In den 18 kleinen
Gedichten und Gedichtbruchstücken^*^) zeigt sich eiue gewisse
Weichheit, die zum Theil in Tändelei ausartet, und zarte
Sentimentalität. Von bukolischem Charakter aber tragen auch
sie kaum mehr an sich, als dass die Sprecher in einem von
ihneu (XVII), Kleodamos und Myrson, offenbar Hirten sein sollen.
Ein Gleiches gilt von denen in dem zweiten grösseren Gedicht,
dem Epithalamios des Achilleus und der Deidameia, welches
recht artigi aber spielend das Abenteuer auf Skyros behandelt,
Myrson und Lykidas, aber gerade von diesem Fragment (II)
lässt sich auch nicht einmal vermuthungsweise erhärten, dass es
jemals, dem Bion zugeschrieben worden sei; vielmehr war dies
eine völlig willkürliche Annahme. Das kleine Epos Hyakinthos
(Fr. XVI) war Quelle der entsprechenden Darstellung des Ovidius
in den Metamorphosen"^). Für den Versbau des Bion so wie
jenes seines Schülers, welcher die Klage um ihn gedichtet hat,
ist eine entschiedene Vorliebe für die Daktylen und ein sehr
bestimmtes Mass in der Zulassung der Spondeien bezeichnend ^^^).
110) Goebbel b. A. 68. Bücheier Bions Grablied auf Adonis, Jahrb.
f. Philol. LXXXVII. 1863. S. 106—113. Peiper Der Eefrain b. gr. u. lat.
Dichtem. L Bions Epitaphios auf Adonis, ebendas. S. 617—623. C. Lang
Bions Grablied auf Adonis, Eos II. 1866. S. 204—228. Ueber die strophische
Gliederung s. auch G. Hermann in seiner Ausg. (s. A. 102). — Krit. Ausg.
V. H. L. Ähren s, Leipzig 1864. 8.
111) Sämmtlich bis auf das letzte aus Stobaeos.
112) X, 162—219. Dies zeigt (auf Grund der Textberichtiguog von
Wilamowitz Herrn. XIV. S. 168) Knaack Anal. Alex. Born. S. 60 ff.
Derselbe ist, wie er mir mittheilt, jetzt der Ansicht, dass Bion seinerseits
wieder von Nikandros (s. C. 10. A. 98) beeinflusst war.
113) S. darüber das Genauere bei Bücheier Bhein. Mus. XXX. S. 34
und Kunst a. a. 0. S. 12 — 14. Der Spondeios an fünfter Stelle wird in
der Klage um Bion ganz vermieden, desgleichen alle Formen mit drei
^Spondeien ausser der einen, in welcher dieselben den Versanfang bilden,
und auch die Form ddssdd^ so dass im Ganzen nur 11 Formen übrig
bleiben und somit diese Verskunst schon dicht vor der des l^onnos mit
seinen 9 steht. Dagegen hat die Europe alle möglichen mit Daktylos an
fünfter Stelle mit alleiniger Ausnahme von ssssd^ also im Ganzen 16 und
dazu 6 mit Spondeios. Im entlaufnen Herakles und den kleineren Stücken
des MoschoB sind dagegen überhaupt nur Gestaltangen der ersteren Classe
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Hermeias Ton Kurion. Parmenon yon Byzantion. 235
Als Choliambendichter kennen wir noch:
Hermeias von Eurion, von dem uns fünf Verse gegen die
Stoiker aufbewahrt sind^^*), und
Parmenon von Byzantion, dessen "lafißoi mehr als 1 Buch
umfassten *^^).
Sechstes Capitel.
Die Hilarotragoedie und andere Trayestien^).
lieber die Hilarotragoedie und die kinaedologische Dichtung
haben wir nur sehr unvollständige Nachrichten; doch bringen
Yasenbilder; welche allem Anscheine nach Scenen aus Hilaro-
. tragoedien darstellen, die erstere unsrer Anschauung näher*). Sicher
ist es, dass sie auf grossgriechischem Boden erwuchs, namentlich
zu finden, und zwar nur 9, wobei aber die geringe Verazahl zu bedenken
ist, so dass man den nahe liegenden Schlues, die Europe könne nicht von
demselben Dichter sein, nicht ohne Weiteres ziehen darf. Bion selbst hat
13 Formen, 11 mit Daktylos, 2 mit Spondeios als fünfter Monopodie. Ueber
die grosse Aehnlichkeit der Megara, welche 8 von der ersteren und 7 von
der letzteren Art darbietet, mit Herakles dem Löwentödter auch in metri-
scher Hinsicht s. aber Hiller Beitrr. S. 68 f.
114) Bei Ath. XIII. 568 d: in tmv idfißmv. S. Meineke in Lach-
manns Babr. S. 147. Bergk Anth. lyr. S. 220. (Richtiger wohl Hermias).
116) Steph. T. Byz. BovdCvoi: iv iäfißtov TCQtoto)^ ^qCiLiovi iv xm nqmxm
Iditßmv. Vgl. Xitavri. Schol. Nie. Ther. 806. U. iv toig Idfipoig. Drei
wörtliche Bruchstücke giebt Ath. V. 221 a. III. 76 f. V. 208 c (= Schol.
Find. Py. IV, 97), s. Meineke a. a. 0. S. 146-147. Bergk a. a. 0. S. 220.—
Auf die alberne Geschichte von Oharinos angeblich aus der Zeit des
Mithridates und dessen vier Choliamben, welche Ptolem. Heph. b. Phot.
Cod. 191. p. 131, 6 ff. (vgl. Tzetz. Chil. Vül, 408. XctQivog latißoyQd(pos)
auflascht (vgl. Meineke a. a. 0. S. 170. Bergk a. a. 0. S. 219) wird hoffent-
lich heutzutage Niemand mehr das Geringste geben.
1) E. Sommerbrodt De phlyacographis Graecis, Bresl. 1876. 8. (Steht
mir nicht zu Gebote). Voolker Bhinthonis fragmenta, Halle 1887. 8. (vgl.
d. Rec. V. Crusius Woch. f. kl. Ph. VI. 1889. Sp. 287—289). Nachtrag
von Crusius Ein vergessenes Fragment des Rbinthon (Rhein. Mus. XLV.
1890. S. 265—272.
2) Wieseler Theatergebäude und Denkmäler des Bühnenwesens bei
den Gr. u. R., Göttingen 1861. 4. S. 66. 69. Taf. IX, bes. 7. 11. Heyde-
mann Die Phlyakendarstellungen auf bemalten Vasen, Jahrb. des archäol.
Inst. I. 1886. S. 260—818. Vgl. 0. Jahn Beschreibung der Vasensammlung
König Ludwigs m d. Pinak. in München, München 1864. 8. S. CCXXVÜ f.
S. die Ausführungen von Völker S. 16 ff. 19 ff. (welcher Heydemanns
Sammlung leider noch nicht benutzen konnte) und unten A. 24.
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236 Sechstes Capitel. Die Hilarotragoedie and andere Travestien.
in Tarent, aus ähnlicheu Keimen wie vorzeiten in dem benach-
barten Sikelien die dortige Eomoedie und dann der dortige Mimos
und jetzt mittelbar auch der des Theokritos uud wohl auch^^)
der des Herodas, so verschieden sie alle von einander sind. Und
Rhinthon, ihr Urheber, war sogar, wie es den Anschein hat,
selbst in Syrakus geboren^). In Unteritalien wie in Sikelien
wimmelte es stets von Possenreissern, mimischen und pantomimi-
schen Künstlern jeder Art, die denn zum Theil auch in die
Fremde zogen*). Solche Leute, welche auf eigne Hand fremde
Charaktere (^Otj) darstellten, dabei wohl auch bekannte Persön-
lichkeiten nachäflften, und vielleicht auch ihre Darstellungen
nannte man auch wohl Ethologen (iJO-oAoyot)^). Oft führten
gewiss auch mehrere Darsteller dieser Art zusammen einen ge-
sprochenen oder gesungenen Dialog auf^), und Meleagros mag
2»>) S. C. 6. A. 89.
3) S. A. 20.
4) Wie jener Syrakuser in Xenophons Symposion, welcher mit seiner
Gesellschaft nicht bloss Jongleurkünäte , sondern auch ein mimisches Ballet
producirt. Ausserdem s. Ath. I. 19 f. STQcctmvd' o Taqavxivoq i^avfuxfcTo
TOV( Si^Qdfißovg innovfißvogy zag dh %i^aqaidlag ot n^ql xbv i^ 'ixtcUag
Ohmv&v, og nal KvyiXmna sld^yays tSQSti^ovza %ai vavayov 'OSvaaia co-
Xoi%Ciovta^ mg o avx6g (näml. 'AQicx6iBvog) qn^al. 20 a ivdo^oi d* ^aav %al
nag* *JXs^dvdQ<p d-avpLaxonoiol Ziiviivog b Taqavxivog, ^linaxCSrig o Zvqa-
Hoaiog %, T. X, 4d. KXsdv&rjg d* 6 Taffavxivog ^ mg (prjai KXiuQxog (Fr. 16),
ndvxa na(^ xovg n6xovg ififiexQoc iXsye ticcI IJdfMpiXog d' 6 ZmsXog «. r. X.
Klearch. Fr. 67 b. Ath. X. 462 f. KXimv 6 nifucvXog nccXovtievog, oansg %al
xmv ''IxaXmmv fii(imv agicxog yiyovsv avxoiCQoamnog vnoHQixrjg' «al yccQ
NvfiipodmQOV ns(^t^^v iv tm fuvrniovsvo^iivm fiiii<p. tovxov Sh nal 'laxoiucxög
b yifJQV^ iyivsxo (i^Xcoti);, dg iv xoig xvxXoig inoistxo tag fu^iiqcHg' mg Ö*
rivdo%i[tsiy (isxaßdg iv xoCg d-aviiaaiv vnsüQhsto lUpLovg,
5) Diod. XX, 68, 2. (*jiya9'o%X^g) vndq%mv . . . (pvan yiXmxonoibg vial
fUfLog ovd* iv xaig innXriaüng dnsixsxo xov aumnxsiv xovg mad^rjiuivovg %oti
xivag ctvxmv sixd^eiVy äcxs xb xX^d'og noXXdxig tig yiXmxa ixvQsnead'ai,
nad'dnsQ xiva xmv ri&oXoymv ^ ^ccv^axonoimv &€mQOvvxag, Cic. de or.
II, 59, 242. in r e .. . . ridiculum . . . mimorum est , , , ethologorum^ si nimia
est imitatio, sicut ohscenitas, vgl. 60, 244. mimorum ethoJogorum, Pseudo-
Longin. de sublim. 9 z. E. nennt die Odyssee xmiimdüt T^g rj^Xoyoviiivrj.
Von diesen Ethologen oder ethologiscben Mimen sind die erst in der römi-
schen Eaiserzeit (Suet. Aug. 74 u. Casaubonus z. d. St. luven. 16, 16)
nachweislichen Aretologen (wofür auch diese dorische Namensform spricht)
schwerlich verschieden: man wird eben anzunehmen haben, dass diese
Komiker niederen Stiles ihre vielfach unsauberen Darstellungen mit Tugend-
predigten und moralischen Sprüchen zu verbiAmen liebten.
6) Hör. Sat. I, 1, 16 ff. {iocularia). 6, 51 ff.
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Hilarodie and Magodie. 237
in seiner 2}vyxQi6vg Xexid'ov ocal g>ccx^g'^) auch schon an derartige
Certamina angeknüpft haben. Der eigentliche Name aber für
alle solche Clowns und Possenspieler und auch für ihre Possen^)
in Unteritalien war g>Xvax£g^), und auch dem Rhinthon wird
noch diese Bezeichnung beigelegt ^^). Schon in yoralexandrinischer
Zeit hatten sich sogar zwei Spielarten eines förmlichen Volks-
dramas entwickelt^ die Hilarodie oder Simodie und die Ma-
godie oder Lysiodie"), beide mit Gesang und Tanz verbundenj
7) S. C. 2. A. 146.
8) Dies darf man aas Said. Zmtadrjg and ^Xva%sg (s. G. 7. A. 6) ab-
nehmen, aber nicht mit Sicherheit aas der Aeassernng, welche die Dichterin
Nosais Epig. XII » Anth. Pal. YII, 414 (vgl. A. 20) dem Rhinthon in den
Mand leg^: (plvanmv Ix tQayiKav tdiov nttcaov idQSiffdusd'u ^ denn dies kann
(wie schon in Passows Lexikon bemerkt ist) „aach von Possenspielem,
d. h. ihren von Rhinthon yerfassten Rollen, verstanden werden'*.
9) y ö Ik e r S. 8 ff. glanbt vielmehr in theilweisem Anschlass an Sommer-
brodt, dass dies eine besondere Art von extemporirenden Possenmachem
gewesen sei oder genauer eine doppelte Arfc, eine mehr lyrische und zweitens
eine mehr dramatische, aus deren Kreise Rhinthon hervorgegangen sei,
und von welcher er (S. 9) meint, „tU in Bticchi honorem Bacchico apparcUu
instructi in scaena hymnos canendo (sdltando) mimos agendo ex tempore elu-
dendo speciatorum rimm moverenf. Aber dies geht io Wahrheit weder aus
Hesych. tplyai' fiidvirog, iis9vaaxiii. ysloucaziqg noch aus Poll. IX, 149
noch aus der von Sosibios Fr. 10 an seine Schilderung der lakonischen
Deikelikten (die doch schwerlich irgendwie an den Bakchosdienst erinnert)
angehäogten Bemerkung (Ath. XIV. 621 f ) too dl eldovg tmp dsmriUatSp
noHal %ata tonovg slal nQoarjyoQÜci, 2i%v(6vun filv yäg (paXXocpOQOvg avxovg
%aXovaiv, äXlot d* avto%aßdaXovg , o? di tpXvanag, mg 'ixaXol^ üotpiüxag 8*
ot noXXoi, Srjßaiot dl tä noXXa Idimg 6vo(iaisiv sloid'ozBg i^sXovtäg (vgl.
Semos Fr. 20 b. Ath. 622 a ff.) hervor, um so weniger da bei Suid. (s. A. 8)
auch die Einaedendichtungen tpXvaxsg g^annt werden. Der Vergleichungs-
punkt für alle die bei Sosibios aufgezählten Leute braucht in nichts Anderem
zu bestehen und soll auch wohl in nichts Anderem bestehen als in ihren
Stegreif possen und Stegreifspftssen. um so auffälliger ist es, dass Völker
von der Hilarodie und Magodie völlig schweigt.
10) In den beiden Berichten gleichen Ursprungs (s. Völker S. 8) bei
Steph. V. Byz. TaQag und Eustath. zu Dionys. Perieg. 876: *P. Tagavtivog
fpXvu^ und ^PCv^tav ... 6 ini,%aXov\i^vog (pXvai. ijyovp <pXvaQog, Vgl.
Nossis a. a. 0. und Suid. *PCv9'mv Tagavri^vogj Koo/^ixog, dQXVY^9 t^g MaXov-
liipfig tlaqotqaymdCag, o ioti (pXvanoyQatp^a. Ob aber bei Io. Laar.
Lyd. de magistr. I, 41 cpXva%oyQ(i(pmv aus üvd'ayoQav (s. A. 80) und bei
Hesych. "Aaentog (pXvanoyQaqxp aus (ptXoaoqup zu machen sei, ist mehr als
zweifelhaft, s. Meineke Exerc. crit. in Athen. I. S. 44. Völker S. 2f
11) Ath. XIV. 620 d ff. nach Aristokles (Fr. 7. 8). xtgl xoifmv und dem
von diesem benutzten Aristoxenos (s. C. 20. A. 66). Hier heisst es 620 e:
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238 Secbstes Capitel. Die Hilarotragoedie und andere Trayestien.
und zwar so beschaflfen, dass in ersterer weibliche Personen in
Männerkleidern auftraten^ dass sie aber dabei von Saiteninstru-
menten begleitet ward und ohne groteske Tänze und mehr ge-
halten und würdig war, während in letzterer Pauken und Cymbeln
die Begleitung bildeten und unzüchtige Tänze üblich waren und
der Magode Männer und Weiber darstellte, aber stets in weib-
licher Kleidung, und zwar von Männern Ehebrecher, Kuppler,
Trunkne und dergleichen Leute mehr^*). Man konnte also, frei-
lich ohne Zweifel ungenau genug, sagen, die Hilarodie sei mehr
mit der Tragoedie, die Magodie mit der Komoedie zu vergleichen^^).
Oft modelten denn auch die Magoden komische Stoffe in freier
Bearbeitung um^*). Wenn aber sonach die Magodie wenigstens
vielfach eine Travestie der Komoedie war, so war doch gewiss
auch die Hilarodie nicht eigentlich ernst '^), sondern wahrschein-
lich eine Travestie der Tragoedie. Die letztere wurde, wie gesagt,
auch Simodie genannt nach ihrem hervorragendsten Dichter
Simos von Magnesia ^^), die erstere Lysiodie gleichfalls nach
ihrem Hauptdichter Ljsis, welcher jünger als Simos war^^.
TicctaXiysi dl 6 'AQiatO'KXijg Kai tovcSs iv zä nsgl {tovcmr^g ygacpcav ads'
yjliaycpdog' ovtog Si iativ b avtbg tm Xvaicodm*^, Weiter s, A. 16. 17.
12) Ath. 620 e. 'Agiato^svog de (prioi xov y^kv dvdQsia xal yvvamsia
TSQOCmna vnoKQivo^ievov ^kaymSov naXkioQ'uty xov öl yvvcctxeia dvdQflotg
Xv6tq)d6v. 621 b. c. asiivotSQog dl , . . 6 tXocQadog TiaXov^isvog» ovds yaQ
cxiv^^Btai' ;i;^^Tai d* icd'^ti Xsvh'^ dvdqBCtf. xocl oxBtpavovtai xi^oovv cxi-
(pavov' %al x6 (ilv naXatov vnodiqfkaaiv ixQijxo^ ag tpriaiv o 'jQiaxoiiXrig ^ vvv
Sh %QrinVai. ipdXXsi d* avxm &qqtiv rj di/jXBtay mg xal rcS avXoid^. didoxai
91 6 axi(pavog x& tXaqiod^ %al xm aiXcodm, ov x£ ipdXxfj ovdh xm avXrjx'^,
6 dh {laytpdog iiaXov(isvog xvyMava ix^i xal xviißccXa^ %al nävxcc xä nsQl
avxov ivdviiaxa ywainsid' xaxi'Vitexal xs %al ndvxa noiet xu i^oo KOöfkov,
vntyKQtvoi^vog notl i^hv yvvatna xal [koixovg xal iiotaxQonovgf noxl d* ccvS^a
lisd'vovxa xal inl xoifiov nccQayivdfisvov nQog xriv iQüafiivriv. Die Worte
xal ftotxovg xal [iMCxQonovg stehen nicht an ihrer richtigen Stelle, son-
dern gehören hinter igoufievriv. Eaibel freilich tilgt vielmehr das erste
xal and schreibt yvvaCxag,
18) Ath. 621 c. d. <prial Öl o Ugioxo^fvog xriv ^isv [XagcaSiav asiivriv
ovaav naQot xriv xgaytpdUiv slvaif xriv 31 (Miymd^av naqd xriv xcofioo^toev.
14) Ath. a. a. 0. föhrt fort: ^roHax^ dl xal ot (ucyatdol xal xoofiixa^
vnod^iasig Xaßovxsg vrtBrtQi^ricav xara xr^v Idütv dymyrjv xal duid-saiv,
16) Aristoxenos in der A. 12 angef. Stelle fährt fort: ra avxd dl niXrj
ädavai xal xSXXa ndvxa d' iaxlv ofiota (Ath. 620 e).
16) Ath. 620 d unmittelbar vor den A. 11 angef. Worten: xal öt %aXov-
116V oi dl iXaQfpdolj ovg vvv xivsg ai^tjpSovg naXovciVy mg 'jQiaxotiXrlg <pr]6iv
iv nQüitm nsgl X^Q^'^i ^^ ''ov Mdyvrjxa SifLOv diarcgiipai (idXXov xav did
xov CXaQipSeCv noi'qxmv %. x, X.
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Rhinthon. 239
Obgleich wir nun aber die Heimat des Lysis nicht kennen und
Simos sonach nicht in Unteritalien oder Sikelien zu Hause war,
liegt doch der Gedanke nahe, dass die vielen Feste in dem üppigen
Tarent^^, welches namentlich seine Dionysien mit äusserster Aus-
gelassenheit beging^^), derartige Aufführungen ganz besonders
begünstigten. Denn die Hilarotragoedie des Tarentiners Rhinthon
kann doch kaum etwas Anderes als eine kunstgerechtere Aus-
gestaltung der Hilarodie gewesen sein. Jedenfalls hören wir von
dieser durch den genannten
Rhinthon aus Tarent, der jedoch, wie gesagt, wahrschein-
lich in Syrakus geboren und erst nach Tarent übergesiedelt war^),
eines Töpfers Sohn zur Zeit von Ptolemaeos P^), ins Leben ge-
rufenen^) Hilarotragoedie, dass dieselbe eine Travestie des Tragi-
schen ins Komische war^^), und namentlich die schon erwähnten
Vasenbilder geben uns auch über die Art dieses Travestirens in
Bezug auf Kostüm und Mischung tragischer und komischer Per-
sonen einigen näheren Aufschluss^). Für Sprache und Versbau
17) Strab. XIV. 648. avÖQsg \ . . yvaQifioi MdyvritBg . . . SCfiog 6
fiBlonoiog 7taQaduc(p9'eiQag . . . xrjv xmv ngozigav ftslonoiav dyaty^v xal
tf^v atfKpd^ccv Bloayaymv {nad'ccnsQ hi fucXlov Xvat<pdol xorl iiayqtdoC) . . .
(b. C. 7. A. 1) Avaig xal itt. ngotsgog rovtov b ZCfiog.
18) Strab. VI. 280. 19) Plat. Legg. I. 637 B.
20) Dies bat schon Lorentz De rebus sacris et artibns vetemm Ta-
rentinorum, Elberfeld 1836. S. 26 darans geseblossen, dass seine Zeit-
genossin Nossis a. a. 0. (A. 8) ihn einen Syrakaser sich nennen lässt. Sonst
wird er allgemein als Tarentiner bezeichnet, s. ausser den A. 10 angef.
Stellen Hesych. FaXsoL aävvoQog, Herodian. de solit. dict. 19, 26. p. 295,
24 ff. Lentz = de cath. pr. p. 141, 19 ff. L. Et. M. 'OXiog (= Herodian. 11.
p. 296, 7 ff. L.). Apollon. Dysc. de pron. 364 C.
21) Said, vthg d' riv %SQafismg xal yiyovsv inl tov ngcatov IltoXsiiaiov.
22) S. die A. 10 angef. Worte bei Said.
28) Steph*. a. a. 0. zd zgaymä fiszccgqvd'fiiicDV slg zo ysXotov. Eustath.
a. a. 0. mg zd zQayi%d sig ysXoi^cc iiszaQifvd'ii^icDv, Vgl. Nossis A. 8 und
Snid. A. 10. 28. Ob Rh. gerade stets, wie aach noch Völcker S. 14 f.
meint, an bestimmte tragische Vorbilder anknüpfte oder ob vielmehr, wie
Crusius Wochenschr. a. a. 0. Sp. 288 annimmt, „die scurrile Darstellung
heroischer Scenen, wenn auch mit häufiger Anlehnung an berühmte Muster,
die Hauptsache war", lasse ich unentschieden.
24) Vgl. die Schilderung von Jahn a. a. 0.: „Eine Klasse von Vasen-
bildern, welche ohne alle Frage eine eigenthümliche Art von komischem
Buhnenspiel repräsentiren, bei dem auch die Bühne selbst oft kenntlich
angedeutet ist. Auf derselben treten Schauspieler auf, welche als solche
durch groteske Masken und eine eigenthümliche, im Wesentlichen überall
gleiche, bunte Tracht charakterisirt sind. Diese besteht bei den Männern
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240 Sechstes Capitel. Die Hilarotragoedie nnd andere Travestien.
aber lässt sich ein Gleiches noch immer ans den BmchstQcken
erkennen^ so dürftig sie auch sind^^). Der Dialekt war natürlich
der tarentinische*^, der gewöhnliche Vers der iambische Trimeter,
aber mit allen möglichen und unmöglichen metrischen Freiheiten,
so dass gelegentlich zum Scherz auch wohl ein choliambischer
eingemischt ward*'). Von Rhinthons 38 Stücken*®) kennen wir
noch 9 sämmtlich mythologische TiteP^).
aus enganliegenden Hosen nnd Aermeln, einer Art von Wams, das ge-
wöhnlich za einem dicken Bauch ausgestopft ist, wozu mitunter ein Ueber-
wurf kommt, und einem unförmlichen Phallus; die Tracht der Frauen ist,
abgesehen von der Maske, von der gewöhnlichen Weibertracht nicht sehr
abweichend. . . . Dass in der attischen Komödie ein solches Kostüm üblich
gewesen, davon findet sich meines Wissens keine Spur. Nun liest man
aber auf einer nolanischen Vase der Art (Taf. IX Wiesel.) neben einem
Sklaven die oskische Inschrift Santia, ein sicherer Beweis, dass sie an Ort
und Stelle verfertigt ist. Dazu kommt, dass Vasen dieser Art in der über-
wiegenden Mehrzahl in Apulien und Lukanien, einzeln in Leontinoi, wo
auch sonst den apulischen verwandte Vasen zum Vorschein gekommen
sind, und in Campanien, sonst nirgends gefunden werden". Völker S. 16
fügt hinzu, dass auf der Amphore T. IX, 16 AZSTEAZ als Maler ange-
geben ist, ebenso auf zwei anderen Gefässen (Jahn S. CGXXI), von denen
eins in Paestum und eins in Bari gefunden ist. Eine dieser Scenen T. IX, 11,
in welcher Zeus zur Alkmene einsteigen will, passt ganz in den Amphitryon
des Bhinthon hinein (s. Wieseler S. 69. Völker S. 19 ff.), eine andere
T. IX, 7 ist aus einer travestirten Antigene, sei es nun des Bhinthon selbst,
von dem eine solche sonst nicht nachweislich ist, sei es eines seiner Kunst-
genossen, und ist besonders lehrreich für die Behandlung dieses Si:get8,
s. Wieseler S. 66. Völker S. 21 ff. Das von Jahn beschriebene Kleidungs-
stück ist die avaivQk (fl. Völker S. 24f.). Ob dasselbe, wie Völker
S. 26 ff. glaubt, mit dem sogenannten xaqavxivCdiov ^ wie es nach Poll.
IV, 104 die StelzenÜLnzer {yvnmvi^) und nach Semos Fr. 20 b. Ath. XIV. 622 b
die l^vtpaXXoi (vgl. A. 9) trugen, ist doch sehr fraglich. Die Füsse waren
nach dem Zeugniss der Bildwerke ohne jede Bekleidung. Trotzdem wur-
den Einzelheiten des tragischen Kostüms beibehalten, s. Völker S. 27:
„hüarotragoedia a%Uem tnulta eHam ex tragico vestitu servavü, sceptrum et
tiaram et (paivolriv (quem ex Rhinthonis Iphigenia Taurica Pöllux VII, 61
affert), oyxov denique" (vgl. Völker S. 38 f.). Einen besonders zotenhaften
Charakter der Hilarotragoedie nimmt Völker S. 30 mit Recht in Abrede.
26) S. Völker S. 86 f.: „nemo eorum scriptorum, quorum libri ad nostram
aetatem pervenerunt, MhintJumis ipsos fabtUas ante oculos habuü, aed omnia
fragmenta glossographorum studiis debemus eic." Im Uebrigen s. Völker
S. 28 ff.
26) Apollon. Herodian. Etym. M. a. a. 0. 0.
27) Von den beiden auf einander folgenden Versen aus dem Orestes,
welche Hephaest. p. 9 f. anführt, ist der erste (der Person A in den Mund
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Skiras von Tarent. 241
Die fdbula Ehinthonica wird auch unter den Arten des römi-
schen Lustspiels lind der romischen Posse neben der palliata,
togatüy tabemariay planipedaria oder crepidata^ der Atellana und
dem mimvts genannt , so dass die Hilarotragoedie jedenfalls auch
auf die lateinische Volkskomoedie Einfluss ausgeübt hat^).
Skiras von Tarent wird als Dichter der sogenannten itali-
schen Komoedie mit zwei den Euripides parodirenden Trimetern
aus seinem Meleagros angeführt Es hat immerhin eine nicht
gelegte) choliambisch , nnd im zweiten macht sich Rh. hierüber lästig mit
einem neuen metrischen Schnitzer, indem er in *Inn(ovct%xoq einen Spondeios
an gerader Stelle statt des lambos gebraacht: B. *Inn<ova%Tog xo ftitgov.
A. ovSiv fiot iiilsi. Vgl. Völker S. 17 f. 28 f. 49. ^ Kaibel Herm. XXII.
1887. S. 509 nnd Crusins a. a. 0. Sp. 288 halten die Nachricht bei lo. Lyd.
de magistr. I, 41, dass er zuerst i^afihgoig iyQcnfts XQaymdlav (s. A. 32),
für richtig; in dieser Gestalt ist sie es gewiss nicht; häufiger parodischer
Gebrauch von Hexametern bei ihm ist aber möglich.
28) Suid. dgäfiaxa 9' avxov «co/it^xa xQuyiiiä Irj'. Steph. tpigovxai S*
avtov dgatucxa W.
29) Uittpixffvmv (Ath. KL 111c, vgl. A. 24), "HQaxlrjg (Ath. XI. 500 f)
^ovlog MaXiayQog {dovXoiieliayi^og? Bernhardj Gr. L. G. IP, 2. S. 542)
und 'loßdxrjg (Herodian. Etym. M. a. a. 0. 0), 'Itpiyivsicc rj iv AvXidi und h
TavQoig (Poll. VII, 90 u. 61), Mi^dsia (Hesych. Äofiaxra)^), 'Oifiaxug (s. A. 27),
Ti^Xstpog (Poll. X, S5). Dazu kommt vielleicht nach A. 24 eine Antigone.
Unvollständig hat die Bruchstilcke Lorentz (s. A. 20), vollständiger Völker
S. 85—49 gesammelt, einen kleinen Nachtrag und einige Berichtigungen
giebt Crusius Woch. a. a. 0. Sp. 288 f. und in dem A. 1 angef. Aufsatz
Ueber den Herakles vgl. noch Zieliöski Quaest. com. V. S. 116.
80) Laurent. Lyd. de magistr. I, 40. Donat. ad Ter. Ad. Prol. 7.
Euanth. de com. p. 7, 7 Reiif. Donat. de com. p. 9, 23 Beiff. Anon. Gramm.
Lat. VI. p. 274. 812 Keil. Vgl. Völker S. 12 f., welcher S. 9 f. mit Un-
recht (gleich viel ob Rh. in seinen Stücken selbst als Schauspieler auftrat
oder nicht) in den Worten des Euanth. Bhinthonieas ab (xctoris nomine die
durch den Sinn (denn nicht weil Rh. Schauspieler in Hilarotragoedien, son-
dern weil er Urheber dieser Spielart war, virard sie Ehinthonica genannt)
gebotene Conjectur von J. G. Vossius auctoris verwirft. Vahlen Plautus
und die fabnla Ehinthonica, Rhein. Mus. XVI. 1861. S. 472 ff. erklärt eich
für die „nicht neue Ansicht", dass diese lateinischen Bhinthonicae solche
Atellanen gewesen seien , welche mythisch-tragische Stoffe behandelten, und
will mit Welcker Rhein. Mus. 1884. S. 822. Anm. in den Worten des
lo. Lyd. xol *Pii/^a>ytx^ ^ iicaxmrj vielmehr i^odtwi für ^ i^ioxtnri schreiben.
Ganz anders Völker S. 18: ,fixoticwn dicitur peregrinum aecundum Nonium
p. 540, 17 (ad Plaut. Epid. 232): cf. etiam Plauti Menaechm. 236 Graecia
exotica et Hesych. i^axinäg dinLag* xäg i^vindg: apiissima (?) igitur üla
appeUcUio est, praese^-titn st ad Graeciam exoticam, qua Magnam Graeciam
Flautus significat, animum advertimus".
SüsSMiHii, grleGh.-»lex. Litt.-G«soh. I. 16
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242 Sechstes Capitel. Die Hilarotragoedie und andere Travestien.
geringe Wahrscheinlichkeit; dass unter dieser italischen Eomoedie''^)
die Hilarotragoedie zu verstehen ist^^). Dagegen erscheint es von
Blaesos aus Capreae in Campanien, welcher wohl erst der
Zeit des Sulla angehört^^), mehr als zweifelhaft^), ob seine
parodischen Dichtungen (iSnovdoydloucy^)^ von denen wir zwei
Titel, MsöotQißag {MeiotgCßagT) und SatovQvogy kennen'^), über-
haupt dramatischer Art^^ und nicht vielmehr mit denen der
Eyniker Krates und Monimos, ja sogar den Satiren des Menippos
verwandt waren ^). Endlich von
31) Ath. IX. 402 b. Z^U^ag (klg 9* iaxlv ovtog zrjg *IraU%rig %cclovfiivrig
HtofModtag noiTitrig yivog TagavTivog) iv MeledyQO} (prialv %. x. X. Vgl.
Eorip. Hippol. 74 f.
32) Aus lo. Lyd. a. a. 0. I, 41. 'FCv^mva %al ZyUqav (f. *A9%riqav) xal
EkatCQv (f. Bliow) %al tovg alXovg zöav Uv^ayogtov (wofQr man bald tplva-
%oyQcitp<aVj bald üv^ayoQsimv geschrieben hat, s. Völker S. 2 f. 32 nnd
oben A. 10) tofiev ov (iiHQmv dtdayyMxtov inl xrjg fiByaXrig ^EXladog ysviisd'ai
%a9ifjyrix<igy xal duxtpsQOvxmg xov *P£v9'(ovot^ og s^afiixgoig (s. A. 27) jc(foixog
iyqatpB %(oyi,(pdiciv (mit der ferneren absurden Behauptung: ^g ov ngwxog Xaßmv
xag a<poif(iäg AovniXtog o *PoDfiaCog rigminoSg insaiv iatofktpdrjüs) läset sich
dies allerdings, wie schon S o mm er br od t bemerkte, nicht folgern, ebenso
wenig aber mit Völker S. 30 (vgl S. 33 f.) das Gegentheil. Ob hinter
BkleiiAB (SxXriQiag) bei Stob. Flor. II, 9. XVIII, 2 (und vollends CHI, 9)
dieser Skiras zu suchen sei, ist im höchsten Grade unwahrscheinlich.
33) Bücheier Bhein. Mus. XXX. 1876. S. 41 (s. C. 6. A. 106) schreibt
von jenem Ausoner, der das Trauerlied auf Bion verfasst hat: „aequalem
Mmo fuisse et populärem opinor Blaesi Capreatae, qui Borica item diahcto
tpXva%ag scripsit, vel Samnitum illorum, quos index HerciUanensis , si bene
memini, Panaetii inter discipuloa refert Latino alterum, aUerum Graeco
nomine", Böper Philologus XVIII. 1862. S. 428 f. meint vollends: vielleicht
erst der Zeit des Tiberius.
34) Bedenken erhob auch gegen des Blaesos bisher allgemeine Zu-
rechnung zu den Hilarotragoediendichtem zuerst Sommerbrodt, s. Völker
S. 30 f.
36) Steph. V. Byz. KecxQirj. ivxBv^Bv i\v BXaikfog anovdoyiXoitov xoir,"
xrig, Kanqidxrig,
36) Aus Ath. (s. A. 87). AuBserdem s. Hesych. iMi%%tovmcig, fJ^h9i
(pvXaxog,
37) Das Einzige, was wirklich entschieden dagegen spricht, ist, dass
das Citat aus dem Satumos bei Ath. XI. 487 e niohtdialogisches Versmass
zeigt, vgl. hierüber (gegen Völker S. 81) Crusius a. a. 0. Sp. 288. DafÜr
zu sprechen scheinen könnte die Zusammenstellung in dem anderen Citat
bei Ath. III. 111 c. Blaiaog (so Casaubonus f. BXiüog) iw MsaoxqCß^
(MsioxQ^ßa? Eaibel) %al /i$iv6Xoxog iv TrjXitpm ^Piv^tov xb iv 'AinpixQvmvi,
88) S. C. 2. A. 87. 88. 139 ff. Ich folge der ansprechenden, wenn auch
unsicheren Vermuthung von Völker S. 80 — 83. Nur aber beschrftnkt er
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Blaesos. Sopatros 243
Sopatros aus Paphos, welcher von den Zeiten des Alexandros
bis in die des Philadelphos lebte '^) und bald der Parode**^), bald
der Phlyakograph**) genannt wird, ist noch eine Reihe von Titeln
seiner Werke und von Versen aus denselben auf uns gekommen ^^).
Hilarotragoedien jedoch waren es sicher nicht*^), und ob auch
nur eigentliche Dramen**), muss dahingestellt bleiben*^). *
Siebentes Capitel.
Die Einaedendielitang.
Mit der Hilarodie und Magodie werden auch die sogenannten
ionischen Dichtungen des Sotades und anderer Poeten der älteren
Alexandrinerzeit zusammengestellt, welche angeblich yon den
lonikologen oder Einaedologen vorgetragen wurden*). Auf Grund
dieselbe mit Unrecht auf den Vergleich mit den Satiren des Menippos, die
doch vielmehr Prosa mit eingestreuten Versen waren und also höchstens
in zweiter Linie herangesogen werden dürfen, und mit gleichem Unrecht
begründet er dieselbe anf die Bezeichnung dieser Gedichte als onovdoyi-
loia (s. A. 86), die doch auf dramatische Parodien genau ebenso gut
passen könnte.
39) Ath. n. 71 a. b. Srnnatgog h Uatptog ysyoviog toig xQ6voig %ax'
'AXs^avÖQOv zov ^iXCicnov^ ixißiovg 9h %ttl.ia>g tov dsvriqov t-qg AlyvKXOv
ßuailing^ mg avtog iiitpav^si iv tivi xmv avyygafifiätmv, 111. 119 a. IV.
158 d. e (wo freilich 6 (päxiog nagoadog überliefert ist).
40) Ath. IV. 168 d (s. A. 89). 175 c 188 b. c. VL 280 e. VIU. 841 e.
41) Ath. UI. 86 a. XIV. 644 c. 649 a. 656 f. XV. 702 b.
42) Banx^S Ath. IV. 158 d. 176 a. Bcc%x^dog (ivTiatTJQsg IV. 160 a. b.
XIV. 644 c. Ba%x^dog ya^Log XIV. 656 f (wohl nur drei Bezeichnungen des-
selben Werks). raXuzai, (?) IV. 160 e. Evßovlod's6(ißQOtog III. 86 a. 7«3ro-
Ivtog HL 101a. Kvtdia IIL 109 e. Mvaxat(9) IV. 188 b. c. Mvatd%ov «•??-
TÄv m. 119 a. IV. 175 e. Nsnv^a IV. 160 b. c. 'Ogiatrig VI. 230 e. /TvAai
IV. 175 c. XIV. 649 a. Za(pai JH. 101 b. *ax^ VI, 280 e. XV. 702 b.
^vaioXoyog III. 101 a. Vgl Bernhardy a. a. 0. S. 542: i,Im längsten
Bruchstück IV. 160 e werden die Stoiker verspottet, vgl, 176 c. VI. 230 e*'.
48) Denn die wenigsten Titel sind mythologisch.
44) W^ie sie Ath. 86 a (Eubulotheombrotos). 175 c. 649 a {Hvlai). 230 e
{^a%TJ) nennt.
45) Allerdings sind mit wenigen Ausnahmen (649 a. 656 f) alle er-
haltenen Verse Trimeter.
1) So in dem C. 6. A. llff. benutzten Abschnitt bei Ath. 620 e (nach
den dort A. 12. 15 angef. Worten): 6 9h 'la>9i%oX6yog (so Dobree f. 'Imvi-
%og Xoyog) tä 2^Td9ov xal zmv (so Kai bei f. td) tcqo tovtov 'imvind xa-
Xovfieva noiiqficiza ^ 'AXsidv9Qov zb xqv AlzmXov %al Ilvqrixog zov MiXriaiav
16=*
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244 Siebentes Capitel. Die Kinaedendicbtung.
anderer, jedenfalls zuverlässigerer Nachrichten wird man indessen
anzunehmen haben, dass die letzteren vielmehr mit den Kinaeden
(d. h. Enabenschändem), den Tänzern von Profession gewisser
unanständiger Ballete^), einerlei waren und zu diesen ihren Tänzen
vielmehr ältere volksmässige Gassenhauer vortrugen, und dass
Sotades aus diesen Darstellungen zuerst eine lediglich für die
Leetüre berechnete Poesie zog, bei welcher man sich die Mimik
hinzudenken musste'). Dass ihm in derselben neben Anderen
auch Timon der Sillograph und Alexandrosder Aetoler folgten,
haben wir bereits gesehen*). Sicherlich waren aber auch jene
rohen Schmutzgedichte, an welche er sich anschloss, bereits in
demselben Versmass steigender loniker^) und in demselben ioni-
schen Dialekt abgefasst, von welchem diese poetische Spielart
ihren Namen erhielt^ und auch das Versmass erst den seinen
aal 'JXi^ov (jXs^iov? Eaibel, vgl. A. 22) ocofl älXcav zoiovtcDV noirit&v ngo-
(piffetai. yictXBttai dl ovtog xal %tvaidoX6yog. Dagegen sagt Strab. XIV. 648
(s. 0. 6. A. 17) ungleich richtiger (wenn er auch sich ungeschickt so ausdrackt,
dass man glauben könnte, er habe Lysis und Simos für jünger als Sotadcs
gehalten): ^q^s Sl JSoataSTjg pilv nQoitog tov ^ivatSoXoystv, ineita UXi^av-
^Qog 6 AlzmXog' aXX* ovzoi filv iv rpiXA Xoym^ fistä piiXovg Sh Avaig %a\
in TiQOtsQog tovzov 6 üifiog. Denn Sotades, Alexandros, Pyres, Timon
waren Zeitgenossen, und Sotades, der Einzige von ihnen, welcher diese
neue Spielart von Poesie ausschliesslich betrieb, wird somit auch als deren
Urheber, die Anderen als seine Nachfolger anzusehen sein. Sollten freilich
Strabons Worte den Sinn haben, als hätte Sotades dieselbe frei geschaffen
ohne Anlehnung an eine schon vorhandene Volkspoesie dieser Art, so würde
auch Strab. theilweise in dieser Hinsicht in demselben Irrthum stecken wie
der Gewährsmann des Ath. Uebrigens vgl. C. 20. A. 66.
2) Plaut. Glor. 668 (III, 1, 78). Let rönne Recueil des Inscriptions de
TEgypte, Rev. de phil. I. S. 126. II. S. 100 f. 0. Jahn Wandgemälde des
Columbariums in der Villa Pamfili, Philol. Abhh. der Münchner Akad.
Vm. S. 254 ff. Vgl A. 26.
3) Das iv rffiXm Xoym bei Strab. a. a. 0. findet seine Erläuterung in
diesem Sinne durch Axisteid. Quintil. p. 32: iiBta nsxXaanivov vno-
KQ^OBatg.
4) C. 2. A. 632. C. 4. A. 82. Vgl. A. 1.
6) Ich nenne die lonici a maiori steigend', weil ich mit Cäsar Grund-
züge der griech. Bhythm. S. 177 ff. überzeugt bin, dass in ihnen die erste
Länge die Senkung, das Uebrige die Hebung ist, die Senkung also vorangeht.
6) So viel darf man ja auch ohne Weiteres der Angabe bei Ath. a. a. 0.
glauben, dass die Kinaedologen eben auch lonikologen genannt wurden. Im
Uebrigen s. Suid. ZtaxaSrig (u. ^ilvaKcs), welcher offenbar auch ebexgene
Stelle des Ath. vor Augen hatte: SntaSrjg . . . iyQcnffc tpXvaxag rj nivai*
davg (wenn dies richtig ist, wurden also auch die Poesien so genannt)
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Sotades. 245
bekommen zu haben scheint^), und unterschieden sich also unter
Anderem dadurch von den grossgriechischen Ethologen; über
ihre Heimat aber lässt sich Nichts ausmachen.
Sotades von Maroneia auf Ereta^) benutzte diese seine un-
saubere Dichtart zugleich dazu, um Königen und Fürsten herbe
und derbe Wahrheiten zu sagen, aber immer nur denjenigen,
an deren Hofe er sich gerade nicht befand, wie dem Philadelphos
an dem des Lysimachos und umgekehrt^). So war eins dieser
Gedichte gegen Belestiche, die bekannte Mätresse des Phila-
delphos*^), gerichtet"). Zuletzt jedoch reizte er diesen König
durch einen die Ehe zwischen demselben und dessen Schwester
Arsinoe persiflirenden Vers^') aufs Aeusserste, so dass derselbe
sich seiner bemächtigte und ihn lange im Gefängnisse schmachten
Hess ''). Endlich entfloh er und kam auch glücklich aus Alexandreia,
ward aber von Patroklos, einem Admiral des Königs^^), in Kaunos
aufgegriffen und in einer bleiernen Kiste im Meere ertränkt ^^).
SiaXsKtq) 'l<ovi%^' xal yccQ 'liovinol Xoyoi inaXovvto ovroi. lo. Sicel. Rh.
Gr. VI. 399 Walz, s. C. 14. A. 182.
7) Denn ursprdnglich hiessen die loniker und Choriamben allem An-
scheine nach vielmehr Bakcheien, e. Westphal Metr. der G riech. P.
S. 621 flF.
8) Strab. Said. a. a. 0. 0. Ath. 620 f., wo weiter berichtet wird, dass
über ihn Karystios von Pergamon iv rw nsgl avtov [Ztotccdov] «rvyy^afifuxTi
und sein eigner Sohn Apollonios (jcsqI xmv xov natQog noiTiftdtmv avy-
yifocupLa) geschrieben hatten. Vgl. C. 19. A. 44*>. C. 26. A. 65.
9) Ath. föhrt fort: l{ ov (näml. aus dem Buch des Apollonios) ^au
natidsCv xriv axaiqov naggriciav zov Soatddov, %ayimg filv slnovrog AvaC-
(laxov zbv ßocailia iv 'AleiavdQe^(j[, IlxoXefiutov dl xov ^ilddiX<pov nccqa
Avai(idx(py xal aXXovg xmv pccailiav iv aXXaig xmv noXemv.
10) Ptolem. Physk. Fr. 4 b. Ath. XUl. 676 f., vgl. Ath. 696 e. Er Hess
ihr als Aphrodite Belestiche einen Tempel errichten, Plut. Amat. 9. 763 F.
11) Snid. a. a. 0. slcl d' avxov stdri nXeiata, olov efgZiidov naxd^aaig^
UqirptQg^ tig BsXeat^xriVy 'Afiaidvy xal ^xBQa,
12) sig ovx ociriv XQv^aXiriV x6 nivxQov m^eig. — Zu warnen ist vor
der grundlosen Behauptung von Haeberlin Carm. fig. S. 66. Phil. Anz.
XVII. 1887. S. 128, es sei uns bei Plut Qu. symp. IX, 1, 2. 736 F noch ein
zweiter Vers des S. in dieser Angelegenheit aufbewahrt.
13) Plut (?) de lib. educ. 14. 11 A.
14) S. über ihn Phylarch. Fr. 1 b. Ath. VUI. 384 a. b. Droyson
Hellenism. m\ 1. S. 232. 286 ff. 272. 268. A. 3.
16) Hegesand. Fr. 12 b. Ath. 620 f— 621 a. Vgl. v, Wilamowitz b.
Kaibel z. d. St und C. 18. A. 28.
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246 Siebentes Capitel. Die Kinaedendicbtung.
Neben anderen Titeln seiner Gedichte ^^ sind auch einige mytho-
logische nachweislich"). Sein Versmass war der steigend-ionische
katalektische Tetrameter, ebendesshalb der sotadeische Vers (Z©-
tddsiov) genannt*®). Es sind aber nur sehr wenige ächte Verse
von ihm auf uns gekommen*^).
Pyres oder Pyrros Ton Miletos^) war, wie aus seiner Er-
wähnung bei Theokritos hervorgeht**), zugleich Dichter und
Componist lyrischer Gesänge. Bloss(^ Namen sind für uns
nur noch
Alexos oder vielleicht vielmehr Alcxias*^), Timochari-
das und Xenarchos. Von Theodoridas, dem Zeitgenossen
des Euphorion*^), ist später (C. 36) zu handeln**), üeber Mene-
laos von Aegae s. C. 14.
16) S. A. 11.
17) Hepbaest. p. 8. 20. "Adoavig (mit dem Vers tiva xmv vccXaimv taro-
(fimv d'iXsx* dnovaai). 'iXuig.
18) Hepbaest. p. 69.
19) Bei Atb. (Plut.) und Hepbaest. Denn die bei Stobaeos sind aus
sacblicben und metrischen Gründen der ünächtheit dringend verdächtig,
wie Meineke Anal. AI. S. 246 f. richtig gesehen hat. Gewiss fehlte es
auch bei Sotades an moralischen Sprüchen nicht, vermuthlich wurden solche
in Blütenlesen ausgezogen und mit denen anderer Urheber vermischt, und
Stobaeos hat eine solche Sammlung benutzt. Die sämmtlichen Bruchstücke
unter dem Namen des S. findet man mit Ausnahme des bei Ath. XIV. 616 d
aufbewahrten Verses bei G.Hermann El. doctr. metr. S. 445 — 448 zu-
sammengestellt. — Der fehlende Anschluss bei Ath. 621 a 08odoaQov x. r. X,
weist, wie mich Eaibel belehrt hat, darauf hin, dass hier vom Epito-
mator Mehreres weggeschnitten ist. Die folgenden Verse waren von S.
gegen den Flötenspieler Theodoros, seinen älteren Zeitgenossen (Ael. V. H.
XII, 17), nicht, wie es jetzt scheinen könnte, gegen dessen Vater Philinos
gerichtet.
20) S. A. 1. 24. 21) S. C. 5. A. 14.
22) S. A. 1. Jedenfalls nicht 'AXs^äg. Bei Kaibel im Ind. steht 'AXi^ag.
Ich folge Benseier. Anfällig ist es nach dem A. 6 Bemerkten, dass Suid.
(s. A. 24) ihn nicht nennt. Sollte das xal *AXi^ov bei Ath. vielleicht bloss
dnrch eine Dittographie aus 'AXs^dvÖQOv entstanden sein?
23) S. C. 14. A. 98. 119.
24) S. Suid. a. a. 0. ix(fr}CccTo de V« stdsi xovzco %al 'AXi^avÖqog o
AUaXog %al IIvQQOg o MiX/iOLOg xal SsodoDQ^dag xal TifioxccQidag xal StvaQxog,
Schwerlich mit Recht hält Bernhardy z. d. St. den Xenarchos vielmehr
unzweifelhaft für den weit älteren Mimendichter, Sopbrons Sohn. Ssodca-
qCSoig steht freilich nur in F, sonst ist fehlerhaft meistens SBodmQtig über-
liefert, und es wäre also auch die Verbesserung 0B68(oqog (s. C. 14. A. 184 ff.
187) möglich, wie auch in V überliefert ist. Allein E. Sommerbrodta.a. 0.
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Pj^res oder Pyrros. Alexos. Eleomachos. Selenkos. 247
Eleomachos der Faustkämpfer Ton Magnesia verliebte sich
in einen Kinaedendarsteller und eine von diesem gehaltene Dirne
und ward dadurch zu ähnlichen dialogischen Charakterdarstellungen
in der bei den Kinaeden üblichen Weise begeistert*^). Der steigend-
ionische akatalektische Dimeter ward nach ihm der kleomacheische
Vers {KXsofuixstov) genannt**). Andere Verstacte als lonici a
maiore (mit häufiger Anaklase) scheinen übrigens in dieser Art
von Poesie überhaupt nicht verwandt worden zu sein*^).
Anhangsweise ist hier noch
Selen kos, Sohn des Geschichtschreibers Mnesiptolemos, also
aus dem Ende des dritten oder vielmehr dem Anfang des zweiten
Jahrhunderts*^), zu erwähnen, welcher als Verfasser „scherzhafter
Lieder" bezeichnet wird, wobei aus denselben zwei von aller
Welt gesungene, die Knabenliebe preisende Verse, und zwar
längere Asklepiadeien, angeführt werden*^).
S. 27 f. hat die EDtstehung der Yerderbniss wohl richtig aus dem anmittel-
bar folgenden Tifioxag^Sccg dergestalt erklärt, dass SioSmqidag die ent-
sprechende Heilung ist. Ob aber zugleich, wie er will, Ti^o%aql8ctg^
was schon Bernhardj für verdächtig erklärte, za streichen sei, ist eine
andere Frage.
25) Strab. a. a. 0. avdqtg Ö' iyivovxo yvtoQinoi Mdyprjteg . . . not
KXe6(uixog 6 ^rvxnjß, og slg igoDta ifinscmv %ivaidov xivog %al xaidianrjg
vno [tod] %ivttid(p tqe<poiisvrig dnspu^iiiqaato triv dymy^v xmv Tcagd toig
%ivoiCSoig dialinzmv nal tijg ri^oxoUag. Eiessling vermnthet noirizrig statt
nv%trig^ aber s. Tricha p. 60 Herrn, p. 292 Westph. nvntrjg iilv ngoxBQov^
^g (paaiv, rjv, igaa^elg 9s xivog viov xriv noirixmriv nkBXSxsiqCcaxo,
26) Hephaest. p. 67 (wo die beideta dann p. 68 angßführten Verse ohne
Zweifel von K. sind). Tricha a. a. 0
27) Varr. Pr. 857 ßüchel. *A%iXXBa>g rjQooiyiog, CcaviHog %ivai6oü.
28) S. C. 21. A. 596.
29)^ v^^-^ \j\j ^ j. \j\j ^\j ^. Demetr. v. Skeps. Fr. 13 Gaede
b. Ath. XV. 697 d. MvriainxoXiftov . . . viov yBvia^ut. Zslswiov xov xmv
tXaQmv oLOi/kdxmv noirixr^v' ovnsQ avvBxmg adeiv slm^aaiv
„xayco nccidotptlriöai' noXv fiot ndXXiov ^ yccfisCv
nötig \ikv yäg nagsmv x^y xoXijt^ ^XXov ixaxpBXfC*^^,
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248 Achtes Gapitel.
Achtes Capitel.
Die neue Eomoedie^).
Was in der mittleren attischen Komoedie von dem Charakter
der alten noch übrig geblieben war^ verschwindet in der neuen
mehr und mehr, wenn auch immerhin nicht in solchem Grade»
als man es sich nach den römischen Nachahmungen vorstellen
möchte. Sie Kieht sich vollends^ wie schon bemerkt^); fast gänzlich
in die Kreise des privaten bürgerlichen Lebens zurück^ und von
der persönlichen Satire bleibt sehr wenig mehr nach. Doch
finden sich allerdings noch einige Angriffe gegen Aremde Könige,
wie Alexandros den Grossen^), und einheimische Staatsmänner
und einflussreiche oder bekannte Leute, wie z. B. die Schmähungen
des Archedikos gegen Demochares^) und der edlere Kampf des
Philippides gegen den Stratokies ^), ferner Klagen über den ge-
sunkenen Zustand des öffentlichen Lebens und der Gerichte^).
Man liess sogar hie und da noch einzelne lebende Personen unter
eignem oder fremdem Namen auftreten, ja verspottete sie wohl
durch ganze Komoedien hindurch, wie Epinikos den Geschicht-
schreiber Mnesiptolemos^). Noch um 298 erlaubte es sich, wie
1) Meineke Fragmenta comicomm Qraecomm, Berlin 1889 ff. 8. I.
S. 436 ff. IV. Th. Eock Comicomm Atticorum fragmenta. II. Leipzig 1884.
8. S. 478 ff. III. Leipzig 1889. 8. Vgl. auch C. 26 z. E. (mit A. 112 ff.).
2) C. 8. S. 167 f.
8) Menand. Fr. 258 Kock (Kolax Fr. I Mein.), vgl. Fr. 924 (Fr. ine.
XXXIX M.). — Ausser dem s. A. 73. 74 und Phoenikides Fr. 1 und gegen
den Tyrannen Dionysios von Herakleia Menand. Fr. 23—26 {^Mistg Fr.
I-m M.).
4) S. C. 21. A. 173.
6) Philippid. Fr. 26 (Fr. ine. II M.) b. Plat. Demetr. 26. 12. Fr. 81
(Fr. ine. III M.) b. Plut. Erot. 4. 760 F. — Ktesippos, der Sohn des Cha-
brias, wird bei Menand. Fr. 363 CO^yij Fr. I) und Diphil. Fr. 38 ('Evccyianaxa
Fr. I) angegriffen. Ueber die Verspottung von Philosophen s. unten A. 9 — 13.
6) Diphil. Fr. 24 {Fanog Fr. I) b. Ath. VI. 264 e. Philippid. Fr. 9
( 'J^yvQÜ)v a(paviafi6g b. Meineke IV. S. 469 f.) ebendas. 280 a.
7) Ath. X. 432 b. inivov ot xolXoi %al aX(pita inißdXXovtBg tm otvtp^
mg o JeXipog *Hyriaavdq6g (priaiv, 'En^viTiog (Fr. 1) yovv Mvi^innTols(tov
uvayvfociv noiTiaapiivov tmv ^lazoQtmv^ iv alg iyiyQunxo atg ZiXsvnog anrfi,-
tpixiOB^ yQtitpag Sqtifia MvriaimolBfiov xal %<ofi^dmv avtov %al neffl t^g
n6asiog zcctg iasivov xQ^f^^'^^S qxovcttgy inoirics Xiyovta x. t. X. (Meineke
IV. S. 606 £ Eock S. 380f.). VgL G. 21. A. 684 ff. Andere Beispiele s.
bei Meineke L S. 488 und unten A. 88. 101, vgl. auch A. 106.
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Die neue Eomoedie. 249
gesagt; Philippides den elenden Stratokles^ den Schmeichler des
Demetrios Poliorketes, auf das Schärfste anzugreifen und zu er-
klären, dass solche Menschen und nicht die Komoedie; deren Frei-
heit also damals wohl bedroht war, die Demokratie zu Grunde
richteten^). Im Ganzen aber waren die gelegentlichen Anspielungen
auf politische Zeitereignisse und Personen denn doch sehr zahm,
wenn auch in dieser Hinsicht gegen die mittlere Komoedie nur
ein Gradunterschied besteht. Eine wesentliche Verschiedenheit
von dieser dagegen war es, dass die Parodie und zumal die der
Tragiker verschwand, vermuthlich weil das grosse Publicum in
seinen alten Dichtem nicht mehr hinläuglich zu Hause war, um
solche Anspielungen sofort zu verstehen. Die wenigen Scherze
über Dichter sind sehr milde. Desto mehr aber wird die Ver-
höhnung der Philosophen fortgesetzt^). Sie trifiFt vorwiegend die
Stoiker ***) und den Epikuros **), auch die Kyniker und den Stilpon ^*),
8) In den A. 6 angef. Fragmenten 26 nnd 31. Zn dem letzteren 8.
Meineke IV. S. 475: „fortaase ipsum Stratoclem in scenam induxü" und
Eock III. S. 310: „8% tpdecs poeta scripsü, Stratoclem ipsum quisquis haec
dieit adloquebatur. Das erstere bezieht sich auf die durch Stratokies 302
oder 301 vermittelte Einweihung des Demetrios Poliorketes in die kleinen
und grossen eleusinischen Mysterien and was sich weiter daran knüpfte,
8. Plut. Demetr. a. a. 0. 0. u. 24. Kock S. 308 f., vgl. Droysen Hellenism.
II', 2. S. 190 ff., und schon hiemach bestimmt sich die Zeit der betreffenden
Eomoedie, welche bezeichnend fclr den inzwischen eingetretenen Umschlag der
Stimmung in Athen gegen Demetrios ist, s. Wilamowitz Ant. v. Kar.
S. 199. A. 20, welcher überdies sehr richtig bemerkt: „da Philippides noch
nach der Schlacht bei Ipsos bei Lysimachos war** (s. unten A. 93), „so
fällt das Stück in die Jahre 299—297. Der Schlussvers** des erstem Frag-
ments „TftVTa dwlvn drifiov, ov %m(i(pd{a beweist, dass die Demokraten,
die sich unter Demetrios compromittirt hatten, die Pressfreiheit (?) be-
schränkt wissen wollten, weil jetzt die Parteigänger der anderen Könige,
wie Philippides, ihnen zu Leibe gingen**. Vgl. auch schon Meineke
I. S. 437: „quae aperte docent etiam iüis temporibus h, e, Ol, CXX fuiase
qui de comoediae Ubertate intra angustiorea fines compeUenda consiUa agi-
iarefU'*.
9) 0U6ao(pot war ein Stück dos Philemon betftelt (s. Fr. 85 Kock).
Vgl. auch Fr. 71 (aus nvQQog) und Fr. 146 (s. A. 12). Baten Fr. 2. 6.
10) Theognet. Fr. 1, Poseidipp. Fr. 18 und Diphil. Fr. 86 (Zenon),
Baton Fr. 8 (Kleanthes, s. A. 112 und C. 2. A. 216).
11) Bat. Fr. 3. 6. Hegesipp. Fr. 2. Damox. Fr. 2.
12) Phüem. Fr. 146 « Fr. ine. LUl M. b. La. DL VI, 87 (Krates),
Tielleicht, wie Meineke bemerkt, aus den ^doaotpoi, Menand. Fr. 117 f.
{didv^ai Fr. I f.) bei La. Di. VI, 98 (Krates). Fr. 249.(7««oito>off Fr. I)
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250 Achtes Capitel.
dagegen sehr selten den Piaton ^^). Die mythologischen Stoffe
wurden weit spärlicher als in der mittleren Komoedie. Haupt-
sächlich kamen sie nur bei Diphilos zur Verwendung, welcher
zwar der Zeit nach gauz der neuen Komoedie angehörte, aber
auch sonst zum Theil noch im Geiste der mittleren dichtete.
Auch die Zahl der nach Hetaeren benannten Stücke ist eine viel
geringere als in der letzteren. Denn eine noch grossere Bolle
als die Hetaerenliebe spielen jetzt die Verführungsgeschichten
freier Jungfrauen, die aber alle äusserlich anständig mit der Ehe
endeten^*), so dass diese Stücke denn in der Folge auch von
Knaben und Jungfrauen gelesen wurden'^). Eine grosse Zahl
derselben trug sogar nicht sowohl den Charakter von Lustspielen
als vielmehr den von Familienschauspielen und moralischen Rühr-
stücken an sich.
Während im Uebrigen die philosophische Kunsttheorie, deren
Schöpfer in grösserem Stile ja erst Aristoteles war, aus den
schon vorhandenen Kunstwerken abstrahirt ist, so ist es dagegen
eine höchst wahrscheinliche Vermuthung, dass die Lehren des
Aristoteles, welcher die persönliche Satire, wie sie in der alten
Komoedie vorherrschte, entschieden gegen die von den Sikeliern
Epicharmos und Phormis begründete und dann von Krates
und Pherekrates und in der mittleren Komoedie fortentwickelte
Richtung zurückstellte^^, von einem gewissen mitbestimmenden
Einfluss auf die Entwicklung der neuen gewesen sind. Nament-
lich von ihrem Hauptdichter Menandros, dem Schüler des Theo-
phrastos^^, darf man wohl annehmen, dass er sich auch an diesen
Lehren gebildet, aus ihnen die Üeberzeugung damit nur dem
inneren Wesen der Sache selbst nachzugehen gewonnen und so
„sicheren Schrittes den Weg weiter verfolgt hat, auf welchen
die tastenden Versuche der mittleren Komoedie sich nur durch
den Zwang äusserer politischer Verhältnisse hatten drängen
b. La. Di. VI, 38 (Monimos). Stilpon ward von Diphüos im FdfLog ver-
spottet, La. Di. II, f^O (« Fr. 23), wo. freilich £to4ptlov überliefert ist,
aber s. Meineke I. S. 426. Eock IL S. 547.
13) Philippid. Fr. 6.
14) Wenigstens in Bezog auf Menandros ist dies aasdrficklich bezeugt,
Plut. Quaest. symp. VII, 8, 8. 712 C.
15) Ovid. Trist. II, 370. ei seilet hie pueris virginibusqm legi.
16) S. Susemihl Aristot. üb. d. Dichtkanst^ S. 228. A. 49.
17) S. A. 33 S,
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Die neue Eomoedie. 251
lassen^ ^^). Jedenfalls stand diese neue Eomoedie, auch darin den
Lehren des Aristoteles entsprechend, an innerer, allerdings viele
Zufälligkeiten nicht ausschliessender Wahrscheinlichkeit der Hand-
lung und Feinheit der Intrigue über der mittleren. Doch waren
selbst in ihr, ivie es scheint, die Verwicklungen oft noch von
ziemlich einfacher Art. Denn doch wohl nur dadurch konnten
die römischen Nachahmer ^^) sich veranlasst fQhlen hie und da
in das von ihnen bearbeitete Stück zur Bereicherung desselben
Scenen und Motive aus einem anderen einzuschieben. Selbst
diese neue Komoedie der Griechen nebst ihren römischen Nach-
ahmungen und das aus ihnen hervorgegangene Lustspiel und so-
genannte bürgerliche Schauspiel der Neueren bis in das vorige
Jahrhundert hinein ist vorwiegend Charakterdrama geblieben.
Und zwar sind gemäss jener schon von Epicharmos angebahnten
Richtung auch die Personen der neuen attischen Komoedie im
Wesentlichen typische Charaktere, Vertreter gewisser im da-
maligen häuslich^ bürgerlichen Leben stets wiederkehrender Er-
scheinungen, und wenn auch der Kreis dieser Charaktertypen
ein viel weiterer geworden ist als bei jenem alten sikelischen
Possendichter, so bleibt er doch bei der Armuth jener Zeiten
an grossartigen, die Individuen hebenden und belebenden Ideen
immer noch ein verhältnissmässig enger uQd nicht eben gehaltreicher.
Nachsichtige und überstrenge Väter, verzogene Söhne, schändliche
Wucherer und Kuppler, schlaue und gutmüthige Buhlerinnen,
bramarbasirende Söldnerofficiere , verschmitzte Schmarotzer und
ähnliche Figuren füllen denselben aus. Aber gerade durch dies
Zurücktreten des im eigentlichen Sinne Individuellen in dieser
sonst so individualistischen Zeit und des specifisch Nationalen
sind diese Charaktere mit verschiedenen Modificationen Typen
für alle Folgezeit geworden, und gerade je enger und gehalt-
ärmer ihr Kreis war, desto leichter war wenigstens innerhalb
desselben eine allseitige treue Lebensbeobachtung, eine treffende
Zeichnung vieler der Menschennatur zu allen Zeiten eigenthüm-
lieber Züge möglich. Der Sentenzenreichthum zumal des Me-
nandros stimmt hierzu aufs Beste. Die Charakterbilder, welche
18) Bernays Zwei Abhh. üb. d. aristot Theorie des Drama, Berlin
1880. S. 162 f. (=. Rhein. Mafl. VIII. 1858. S. 672 f.).
19) Oder wenigstens Terentios. Denn ob auch Plautns contaminirt
hat, ist ja sehr streitig.
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252 Achtes Capitel. Die neue Eomoedie.
Aristoteles und seine Schüler Theophrastos und Eudemos zeich-
neten, mögen dabei wiederum mitgeholfen haben, um auch hier
im Besonderen die Wege zu zeigen. Von nicht geringem Ein-
fluss wenigstens auf Menandros ist auch die Tragoedie des Euri-
pides gewesen^).
Die Sprache der neuen Komoedie zeigt in noch grosserem
Masse als die der mittleren den Mangel an höherem poetischen
Schwung. Doch eignet ihr eine einfache Anmuth und ein glatter
und gewandter Redefluss. Die Metrik vollends ist ziemlich dürftig.
Ganz vorwiegend ist natürlich der iambische Trimeter in den er-
haltenen Bruchstücken, am Häufigsten nächstdem der trochaische
Tetrameter *^). Weit seltner sind die der mittleren Komoedie sehr
geläufigen anapaestischen Systeme^^). Vom daktylischen Hexa-
meter findet sich nur ein einziges Beispiel^'), von künstlicheren
lyrischen Massen nur zwei, eines bei Diphilos und eines bei
Menandros, letzteres in Eupolideen**), die jedoch bei diesen beiden
Dichtern nicht selten gewesen sein sollen ^^). Und da der kata-
lektische daktylische Hexameter mit Spondeios an dritter Stelle
der diphilische oder chörilische Vers genannt wird*^), so muss
ihn Diphilos öfter verwandt haben *^**). In einem Theil dieser
20) Qointil. X, 1, 69. admiratus maxime est, ut saepe testatur, it se-
ctUus (näml. Euripidem), quamquam in opere diverse, Menander.
21) S. Hepliaest. p. 121. pii%tcc , , , mg at Mivdvdgov xa(Mpdiai' nfj
fihv yäif xsxqa^sxqu iv Tcp avt^ noirjiiati.^ v^ dh xqI(i^zqcc svQÜfusxai, Mar.
Vict. I, 16, 8. Gaisf. p. 67, 14 f. Keil. Menander in comoediis frequenter a
cantinuatis iatnbicis versihtM ad trochaicos transit et rtirsum ad iambicos
redit. Die römischen Komiker banden sich übrigens in dieser Hinsicht
nicht streng an ihre griechischen Originale, sondern gebrauchten zum Theil
da Tetrameter, -wo letztere Trimeter hatten, s. Meineke I. S. 444 f.
22) Menand. Fr. 299. 312 => Kola^ Fr. V. Asvxadia Fr. I M., letzteres
Beispiel nach SchoL A Heph. p. 223, 9 f. rj slaßoXri xrjg Aevxadiag, also
unmittelbar nach dem Prolog, vgl. Meineke I. S. 443.
23) Diphil. Fr. 126.
24) Diphil. Fr. 12: v^ z »u» u _ ^ u _ o z w - v^ _ c. Menand. Fr. 836
(Fr. ine. CCXXVI M.):^c3_u.v>u_^ö_u_w., vgl. Meineke I.
S. 442 f.
26) Mar. Vict. 111, 2, 12 6. p. 104, 2fr. Keil: sunt item quae pritnam
trochaicam, secundam choriambicam , tei'tiam trochaicam, sed et qwiiiam
sylläba breviorem coniugcUionem h<ibeant, quorutn exempla pJerumque apud
comicos, Diphili et Menandri comoediis, reperiuntur.
26) Mar. Vict. III, 6, 1 f. G. p. 110, 21 ff. Keil.
26^) Für Menandros ist auch der Ithyphallikos bezeugt, s. Caes. Bass.
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MenandroB. 253
Stücke kamen also Einzelgesänge vor'^), ob in allen^ wissen
wir nicht
Menandros^^) aus dem Demos Kephisia war ein Sohn
der Hegesistrate und jenes ausgezeichneten athenischen Feldherrn,
ColoniefÖhrers und Gouverneurs im thrakischen Chersones Dio-
peithes, dessen entschlossenes Vor^^ehen gegen die Makedonier
Demosthenes Ol. 109, 3 «» 341 in der Rede über die dortigen
Angelegenheiten vertheidigte^^), und ward nicht lange vorher
entweder 344 oder 343 geboren^). Ohne Zweifel trug der Ver-
kehr mit seinem Oheim, dem berühmten Eomoediendichter Alexis,
neben seiner eignen Begabung nicht wenig dazu bei ihn auf
dasselbe Feld der Thätigkeit zu führen'^), und so trat er denn
p. 256, 10 ff. K. ühyphanicum metrum saepe recipit iribrachum, ut apud
Menandrum in PhaamaU,
27) Dass diese Eomoedien zum Theil auch noch einen Chor gehabt
hätten, müsste besser bezeugt sein als durch das verwirrte Einschiebsel in
der Vit Aristoph. §.11 Bergk. Denn dass Menand. Fr. 165 {*Eni%XrjQog
Fr. II M.) ebenso gat nur tragische und kyklische Chöre im Auge haben
kann, giebt Meine ke I. S. 441 selber zu.
28) Meineke Menandri et Philemonis reliquiae, Berlin 1823. 8. Preller
Art. Menander in Paulys Realenc. Benott Essai historique et llttäraire
sur la com^ie de M^nandre, Paris. 1854. 8. Guizot M^nandre, Paris
1855. 8. Horkel Die Lebensweisheit des Komikers Menander, Königsberg
1857. 8. — Im Alterthum schrieben über ihn bereits sein Zeit- und Kunst-
genosse Lynkeus, s. C. 18. A. 14, dann Aristophanes von Byzanz über seine
Entlehnungen aus anderen Dichtem (s. C. 16. A. 49), später ein gewisser
Latinos (?) über dasselbe Thema (nsgl %mv qv% Idimv Mivavdqto in 6 B.,
Porph. b. Euseb. P. E. X, 3, 12. 465 d), femer Plutarchos die zum Theil
noch erhaltene Yergleichung zu seinen Gunsten mit Aristophanes {Svy-
%Qi6ig *Aifi4ftotpiivovg nal Mivdvdqov)^ Soteridas von Epidauros ein ^Tnofivrifia
9i£ MiwavÖQOv (Suid. SrntfigiSag , vgl. dazu Meineke Men. rel. S. XXXI V)
und Homeros mit dem Beinamen SiHiog negioxal tmv MepdvÖQOv dqufid-
ztov. (Said. "OfiriQog UiHiog),
29) Suid. Mivavdgog. 'Ad'rivaiog Jtons^d'ovg xal ^Hyyiciaxff dtrig, Schol.
Demosth. YIII. p. 178, 8 Dind. ovxog d\ o Jioxsid'rig natriQ {ihv Me^dv'
dgov tov natfiiTiov, Apollod. Fr. 96 b. Gell. XVII, 4, 5. Krupiüisvg mv i%
Jionei^avg %ov xcetQog, Anon. de com. No. III (vor Bergks Ausg. des
Aristoph.). §. 16. JioniC&ovg vtCg^ 'A&rivaiog^ lafingog nal ßim xal yivti.
80) Die Unächtheit der Inschrift bei Corsini F. A. IV. S.'tö =- C. I. G.
6084, nach welcher er vielmehr erst Ol. 109, 3 » 842/1 (inl dgioviog
Skoaiyivmfg) geboren wäre, ist jetzt wohl allgemein anerkannt, s. Droysen
a a. 0. II', 2. S. 897 ff. Wilamowits a. a. 0. S. 179. A. 2. Das Richtige
erhellt aus A. 39 40.
81) Anon. de com. a. a. 0.* fährt fort: vwStatifirlfag Sh td noXld 'Ali^iSiy
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254 Achtes Capitel. Die neue Eomoedie.
schon OL 114, 3 = 321 oder Ol. 114, 4 = 320 zum ersten Male
auf*^). Im üebrigen war er, wie gesagt, Schüler des Theo-
phrastos'^) und auch in seiner Denkweise Peripatetiker und nicht,
wie man früher vielfach geglaubt hat, Epikureer^). Daraus er-
klart sich denn auch^^) seine Verbindung mit Demetrios von
Phaleron, und schwerlich ist es wahr**), dass er erst nach dem
Beginn von dessen Regentschaft mit diesem Manne bekannt
ward. Sein Verhältniss zu demselben war ein so befreundetes,
dass ihm dies nach dessen Vertreibung und der Eroberung Athens
durch Demetrios Poliorketes beinahe das Leben kostete*'). Jeden-
falls mit dieser Verbindung hing es wohl auch zusammen, dass
er später, vermuthlich erst nachdem Demetrios bei Ptolemaeos I
Aufnahme gefunden hatte und zu grossem Ansehen gelangt war,
einen ehrenvollen Ruf an den Hof dieses Königs, welcher ihn
sehr schätzte, erhielt; doch schlug er denselben aus*^). Er starb,
^Tc6 rovtov doiiBt natdsv^rjvai. Vgl. Suid. 'jiXe^ig. yiyove 6i ndtQtoq Mb-
vdvÖQOv tov xoo/itxot). Wenn Alexis wirklich aus Thurii war, wie Suid.
angiebt, welches um 890 von den Lncanem zerstört ward, so kann die
Anspielung auf die Geschwisterehe des Philadelphos und der Arsinoe in
seinem 'TnoßoXifictiog trotz der von ihm erreichten 106 Jahre nicht mehr
von ihm selbst herrühren, sondern nur ein späteres Einschiebsel sein; rührt
sie von ihm selber her, so ist er nicht mehr in Thurii geboren, wenn auch
seine Eltern dort gewohnt hatten, und Letzteres dürfte wohl das Richtige
sein. Damit wird er aber noch nicht jünger als M., wie v. Wilamowitz
Enrip. Herakles I. S. 184. A. 21 behauptet (s. C. 16. A. 88^), wenn er auch
diesen seinen Neffen um 20 Jahre und vielleicht noch länger überlebte,
da M. noch nicht halb so alt wurde als er.
82) Der Anon. fährt fort: idCdcc^B dl nq^xoq ^q>rißog £v inl Jt,o%Xiovg
äifxovtog. Dagegen schreibt Euseb. zu Ol. 114, 4 (II. p. 116 Schöne).
MivavdQog 6 xcofitxog nQcizov Sifäfux diSa^ccg 'O^yf^v ivinrjas, wo es aber
fraglich ist, ob x^mtov mit dg&fia oder mit ivlnriae verbunden werden soll.
88) Famphila b. La. Di. V, 36.
84) Seine angebliche Freundschaft mit Epikaros steht und fällt mit
dem ihm beigelegten Epigramm Anth. Pal. VII, 72, welches aber ohne
Zweifel un&cht ist, s. v. Wilamowitz Ant. v. K. a. a. 0.
86) Wie Wilamowitz a. a. 0. bemerkt
86) Wie man nach Phaedr. V, 1 bes. Vers 9 ff. Menander nobilis comoe-
diis, quas ipsum ignorans legerat Demetrius et admiralus fuerat ingenium
viri und Alkiphr. Epist. II, 18, 16 glauben müsste.
87) La. Di. V, 79 f. onrjvina d' iavxotpavtsito (näml. JrifirjtQiog) h
ttjtig 'A^rivaig , . . MivavdQog o %mfii%bg icuq' oXCyov riXQ'i nqid'rjvai Si'
ovdhv aXXo ^ otL <pÜog r^v avx^' dXX' avxov na^rfzi^aato TsXsa(p6Qog 6
ttvsipiog TOV di]firitQ{ov,
• 88) Plin. N. H. VlI. §. 111. magnum et Mencmäro in comico socco teaii-
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Menandros. 255
erst 52 Jahre alt^^), Ol. 122, 1 — 292/1^®), indem er im Peiraeeus
beim Baden ertrank^^)^ und ward an dem Wege von da nach
Athen begraben*^). In seinem äusseren Auftreten soll er höchst
elegant und stutzerhaft gewesen sein^^), dabei schieläugig^).
Die Nachrichten über seinen Lebenswandel sind sehr verschie-
den**); gewiss ist nur, dass er mit der Hetaere Glykera in inniger
Liebe verbunden war**). Er besass ein ungemein leichtes und
rasches Schöpfungstalent und war dabei gleich seinen Neben-
buhlern weder auf allzu grosse Sorgfalt in der Ausführung noch
auf stete Neuheit in der Erfindung bedacht*"^, so dass er in
monium regum Äegypti et Macedoniae (?) i^oniigit classe et per Jegatos petita,
tncUtM ex ipso regio fortunae praclata Utterarutn conscientia. So wenig Ver-
trauen erweckend diese Aeusserung an sich ist, glaube ich doch nach ihr
die obige Thatsache festhalten zu müssen, da meines Erachtens sonst der
genügende Anhalt für die Entstehung der Briefe Alkiphr. II, 3 und 4 und
der natürlich nicht minder fingirten Briefe fehlt, von denen Suid. Miv.
spricht: yiygatpB iimfiipdiccg grj' xal iitiaioXag nqog IltoXsfieiiov zov ßaaiX^a
xal Xoyovg Btigovg nXs^atovg yiataXoydSrjv^ vgl. Wilamowitz a. a. 0.
39) Apollod. u. Anon. a. a. 0. 0.
40) Eüseb. Chron. II. p. 118. 119 Schöne. Gell. XVII, 21, 42. L. Uvius
pacta fabulas docere Eomae eoepit (Ol. 186, 1 « 240/39) post . . . mortem . . .
Metuindri annis circiter quinqaaginta duabus. Der Fälscher der A. 30 er-
wähnten Inschrift setzt seinen Tod irrthfimlich erst Ol. 122, 3, s. Franz
zu derselben (der sie noch für acht und daher dies für richtig hält).
41) Ovid. Ib. 589. camictis ut mediis periit, dum nabat, in undis und
dazu Schol. Menander camicus ÄtheniensiSf dum in Pircieo partu mxtaret,
suhmersua est: de quo nohüissimae a Graecis traduntur elegiae et a GalU-
matcho (Fr. 74) epigramma (vgl. C. 13. A. 52). Zwei spätere Epigramme auf
ihn finden sich Anth. Pal. VII, 870 (von Diodoros). IX, 187.
42) Paus. I, 2, 2.
43) Darauf bezieht sich das XafiitQog . . . ^'o> des Anon. (s. A. 29).
Ausserdem s. Phaedr. V, 1, 12 f. unguento delibutus, vestitu fluens, veniebat
gressu delicato et languido. Alkiphr. 11, 3, 15.
44) Suid. ctQttßog tag Stlfiigi ^^vg dl tov vovv.
45) Suid. fährt fort: xal nsQl yv9ecl%ag i(ift>avs<rtatog^ vgl. Alkiphr.
Episi I, 29. Dagegen sagt Auson. Cent. nupt. p. 219, 1 f. quid ipsum Me-
nandrum? quid comicas amnes? quibus est pura vita et laeta mcUeria, vgl.
Flut 3. 854 A flF.
46) S. Fr. 569 (Fr. ine. XLVI M.). Er Hess sie femer auch im Mtao-
yvvrjg auftreten (Fr. 329). Ipa Uebrigen s. Ath. XIII. 585 c. 594 d (vgl.
A. 60). Alkiphr. I, 29. II, 34. Martial. XIV, 187. Philostr. Epist. XXXVIII.
p. 245, 31 f. Kayser. Vgl. Meineke Men. rel. S. 38 f.
47) S. A. 44. AnoA. a. a. 0. yiyovs 8* sv(pviat€CTog nävv, Plut. de
glor. Athen. 5. 347 E. F. Xiysxai dl %al MsvdvdQtp tmv cvvi^G'oav rtg slnsiv,
„iyyvg o5v, MivavdQS, td diorvata, xal öv xriv nmfimdiav ov «««oÄjxcr g ; **
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256 Achtes CapiteL Die neue Komoedie.
seinem verhältnissmassig nur kurzen Leben doch mindestens
lOö Eomoedien dichtete^). Indessen trug er nur achtmal den Sieg
davon ^^), weil sein Rivale Philemon sich besser beim Publicum
einzuschmeicheln verstand^®). Doch ward ihm eine Statue im
Theater errichtet*^). Später wurden angeblich seine noch er-
haltenen Stücke mit den Schöpfungen anderer griechischer Dichter
durch die fromme Wuth byzantinischer Kaiser vernichtet^').
Milde Anmuth war ein Hauptcharakterzug seiner Poesie, zu-
weilen mischt sich selbst ein leiser Zug von Melancholie hinein^),
und eine nicht gerade tiefe, aber klare und verständige Lebens-
philosophie äussert sich, wie gesagt, in einem grossen Reich-
thum von moralischen Sinnsprüchen. Sie wurden viel citirt und
Blütenlesen von ihnen gesammelt, so dass sie auch jetzt in den
erhaltenen Bruchstücken vorwiegen ^^). Als seine Meisterstücke
voiiTjxui yotQ fi Sid^saiQ, Sei Sh avxj xa Gxi%Cdut. inaaai**. Schol. Cruqa.
Hör. A. P. Sil. p. 633. Menander cum fabütam dispoeuisset , etiamsi non-
dum verstbus adornasset, dicebcU tarnen se tarn complesse. Im Uebrigen s.
Terent. Andr. Prol. 9 ff. (vgl. A. 68).
48) Gell. XVII, 4, 4 f. Menandrum dlii centum ocio (so Suid., s. A. 38,
Anon. u. Vit Terent. p. 6, 16 Fleckeisen), partim centum novem reliquiase
comoedias ferunt. Sed Äpolhdorus (Fr. 96) . . . ngog xoiaiv intxxbv nivxe
yQdipag ÖQoiyLaxa. Wir kennen noch 86 bis 87 Titel.
49) Gell. a. a. 0. fährt fort: ex ütis tmnen centum et quingue omnibus,
solis eum octo vicisse idem Apollodarua . . . acribit Vgl. Martial. V, 10, 9.
rara coranato plausere theatra Menandro.
60) Gell. XVII, 4, 1 f. Menander a Phüemone, nequaquam pari seri-
ptare, in certaminibua comoediarum ambilu gratiaque et factionibus saepe-
numero vincebatur. eum cum forte habuiaset obviam, „quaeso", inquit,
„Philemo, bona venia die mihi, cum me vincis, non erubescia?'*. Philemon
war anch sein Nebenbuhler bei der Glykera, Ath. XIII. 694 d, doch vgl.
Alkiphr. If, 3, 17.
61) Paus. I, 21, 1. Dion. Chrys. Or. XXXI. p. 628 B. Ueber die aof
uns gekommenen Abbildongen des M. s. Meineke Men. rel. S. XXXI f.
A. 2. Die schönste ist die sitzende Statae in der Galleria delle Statae des
Vatikans; ihr gegenüber befindet sich die des Poseidippos.
62) Wie Petrus Alcyonios de exil. I. S. 69 mit Benifung aof Demetrios
Chalkondylas erzählt S. aber Sittl Berl. ph. Woch. X. 1890. Sp. 472.
63) S. Lorenz Epicharm. S. 196—197.
64) Abgesehen von Stobaeos giebt es einen anonymen „Wettstreit"
des Menandros und des mit Philistion verwechselten Philemon , MivävdQov
%al ^lUatüiiPog üvynQMis^ in zwei Pariser Codices aus dem Ende des
16. Jahrb., von denen Q (2720) das Original des anderen P (1773) zn sein
scheint, vgl. Stademund Woch. f. kl. Ph. Ilf. 1886. Sp. 1684 ffl und in
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Menandros. 257
galten Miöoyvvrig^) und Miöov^svog^^). Die 'ASsktpoC^'^), ^Av-
dgCa und IIsQiv^ia^^), ^Eaxrtov uiKogov^AEVog^^), Evvovxog und
der gleich za erwähnenden Ausg., zaerst heraasgegeben von Bigaltins,
Paris 1618 (dann in metr. lat. üebers. y. Morel, Paris 1614), dann 1618
von Butgers Yar. lect. IV. S. 865 ff., jetzt correct von Studemand
Menandri et Philisidonis copiparatio, Breslau 1887. 4. mit einer andern, in
denselben Handschriften enthaltnen kürzeren und titellosen Sammlung
(Disticha Parisina), welche auch Butgers schon beigefügt hatte, und mit
zwei Anhängen, den früher schon von Boissonade Anecd. I. S. 146 f.
veröffentlichten Fvcificu MsvdvdQOv xal ^tXiatüüvog aus einer Pariser
Handschr. des 11. oder 12. Jahrh. B (1166) und 22 im 12. Jahrh. abge-
schriebnen Trimetem MsvctvÖgov %al ^tXicxCmvog diaki%xoq im Laur. LViU,
^2 (L). Dazu kommen nun aber noch in verschiedenen Handschriften und
einer Aldina (Sententiae monostichi ez variis poetis, 1495) rv^^,ai (lovo^
atixoi oder nugaivictig MsvccvdQ9v , zu denen jüngst aus einem Cod. Urbin.
58 neue hinzugekommen sind, s. W. Meyer Die ürbinatische Sammlung
von Spruohversen des Menander, £uripide8 und Anderer , München 1880. 4.
(Philol . Abhh. der Münchner Akad. XV. S. 897—449). Aber dies Alles
sind in Wahrheit erst byzantinische Fabrikate, freilich mit Benutzung
älterer Sammlungen, die aber für die Namen auch schon keine Gewähr
boten, s. Th. Eock Die Sammlungen Menandrischer Spruch verse, Rhein.
Mus. XLI. 1886. S. 86—117. Studemund S. 9ff., und nur das ist streitig,
wie weit die Zvy%Qiaig ächte Verse des M. und Philemon enthält. Jeden-
falls kannte schon Chorikios unter lustinianos (Apol. mimor. 18, 2. p. 244
Graux) eine ähnliche, in dessen Aeusserung auch schwerlich bereits, wie
Studemund S. 17 annimmt, Philemon mit Philistion verwechselt iät,
s. Kock C. A. F. in. S. IV f. Dass die uns erhaltne ZvyTiQiaig weitaus
allen jenen anderen Sammlungen voransteht und nicht später als um die
Mitte des 7. Jahrh. entstanden sein kann, weist auch Studemund ein-
gebend nach, aber er glaubt andrerseits wahrscheinlich gemacht zu haben,
dass schon Stobaeos bei ihr benutzt sei. — Für die Sammlung der Frag-
mente des M. leistete zunächst H. Stephanus (Comic. Gr. sententiae,
Paris 1569) Einiges, ungleich mehr H. Grotius (Ezcerpta ex comoediis et
tragoediis Graecis, Paris 1616). Die verunglückte Sammlung von Clericus,
Amsterdam 1709. 8. hatte dagegen kein anderes Verdienst, als dass sie
die Gegenschrift von ßentley Emendationes in Menandrum et Philemonem
hervorrief, welche unter dem Namen Phileleutherus Lipsiensis von Clericus
Feinde Burmann, Utrecht 1710, veröffentlicht wurde (2. Ausg. ohne Bur-
manns Vorrede Cambridge 1714, Abdruck bei Meineke) und wiederum
die Streitschriften von Jac. Gronov Infamia emendationum in Menandri
reliquias etc., Leiden 1710 und de Pauw Pbilargyrii Cantabrigiensis emen-
dationes in Men. et Ph. rel. etc., Amsterdam 1711 erregte. — Seit den
beiden Ausgaben von Meineke ist noch Manches hinzugekommen. So s.
Welcker Ein neues Fragm. des M., Bhein. Mus. XV. 1860. S. 166—168
(wenn anders die betreffenden Verse wirklich gerade von M. sind). So
Fr. 580, von Tischendorf gefunden und von Cobet Menandri frag-
menta inedita, Mnemos. N. F. IV. 1876. S. 286—293 veröffentlicht, vgl.
SüsxHiHL, griech.-ftlex. Litt-Oesch. I. 17
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268 Achtes Capitel. Die nene Eomoedie.
Koka^^^) waren Vorbilder des Terentius. Aua einem anderen^
gleichfalls 'j4dsX<po£ betitelten Stück entnahm Plautüs den Stichus^^),
aus seinem ^Ig i^oacaxäv vermuthlich die Bacchides^^), und dem
FoemUus liegt wahrscheinlich sein KaQxriSovuog zu Grunde ^^).
T. Wilamowitz Der Pessimist des Meaander, Hermes XL 1876. 8.496—-
506 und dagegen Th. Eock Menander mid der Pseudo- Pessimist, Bhein.
Mas. XXXII. 1877. S. 101—118. Ausaerdem s. Th. Koek Neue Brachstücke
attischer Komiker, Hermes XXL 1886. S. 872--410.
65) Phrynich. Epit. 417. Mivav^qoq tr^v naXlCatriv zmv vuop^mv t»v
Buvtov xov Miaoyvpfiv 7uns%7jX^dnüsv slnmv (die Worte des M. os Fr. 584
sind aasgefidien). üebrigens ygl. A. 46.
56) S. Keck m. S. 97.
57) Didasc. Terent. Ad. Oraeca Menandru. Doch s. das von Eock
III. S. 8 Zusammengestellte und überdies A. 90.
58) Ter. Andr. Prol. 9 ff.
Menander fecit Andriam et Perinihiam,
qui utramvis rede norit, ambas noverü:
non ita dissimtli sunt argumento, at tarnen
dissimüi oratione sunt factae et stilo,
quae convenere in Andriam ex Perinthia
fatetur transtuJisse atque U9um pro suis,
Dziatzko Die Andria des Menancler, Rhein. Mus. XXXI. 1876. S. 234—
263. Alles Weitere s. bei Koek III. S. 14 f. Unter HsQiv&^av xtiv ngatriv
b. Zenob. in Millers M^langes S. 366 » Fr. 401 ist vielleicht die 'AvS^Col
verstanden, wie Koek S. 112 meint.
69) Ter. Heaut Didasc. Graeca Menandru, vgl. ProL 4 ff. Koek
S. 41.
60) Ter. Enn. Didasc. Graeca Menandru. Prol. 19 f. nunc acturi sumus
Menandri Ewnuchum, 30 ff.
Cölax Menandrist: in east parasitua cölax
et miles gloriosus: ea$ se non negat
personas transtuUsse in Eumichum suum.
Aus 26 f. Colacem esse Naevi et Plauti, veterem fabtUam etc. hat Ritsch 1
Parerg. Plaut. S. 99—104 erwiesen, dass Naevios den KoXa^ bearbeitet und
Piautas wieder dessen Stück umgearbeitet hatte. Einen Commentar schrieb
Timachidas, s. C. 80. A. 238. — Vgl. noch Koek III. 8. 58 f. 82.
61) Plaut. Stich. 6. Adelphoe Menandru, vgl. Schol. Plai Phaedr.
279 C. xcfl Mivav^QOS h 'AdsltpoCG ß' (= Fr. 9 K.). Und nicht aus den
^iXddsXq>oi, wie Koek III. S. 144 nach C. F. Hermann Hall. L. Z. 1888.
Sp. 137 und Ritschi a. a. 0. S. 261—280 noch jetzt annimmt. S. dagegen
F. Scholl Litterarisches zu Plautus, Jahrb. f. Ph. CXIX. 1879. S. 44—47.
62) Ritschi a. a. 0. S. 406. Vgl. Opusc. H. S. 292 ff.
63) Plaut. Poen. Prol. 63 sagt: Carchedonius vocatur haec comoedia,
und wir wenigstens kennen keinen anderen KaQxrjSöviog als den des M.
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Philemon. 259
Lusciua Layinius übertrug das ^döiuoc^) und den, wie es scheint ^^),
zwischen 310 und 308 entstandenen SriöecvQog ins Lateinische^).
Philemon^^), Sohn des Damon^ aus Soli^) oder Syrakus,
jedoch mit dem athenischen Bürgerrecht beschenkt ^^), war älter
als Menandroa^^) und betrat schon am Ende der 112. Olympiade^^),
also etwa 329 die Bühne, so dass er wohl überhaupt als der
älteste Dichter der neuen Eomoedie anzusehen ist, indem seine
Geburt bereits etwa zwischen 366 xtnd 360 fieP^). Jedenfalls
lebte er nicht immer in Athen, wirkte vielmehr eine Zeit lang
auch auswärts, vermuthlich in Alezandreia, denn wir hören, dass
er, durch einen Sturm verschlagen, in die Gewalt des Königs
Magas von Kyrene gerieth, welchen er in zwei Versen einer
64) Terent. Eon. Prol. 9iF. Weiteres bei Kock III. S. 143 f.
65) Dziatzko Zu Menandros, Jahrb. f. Phil. CXXI. 1880. S. 811 f.
66) Terent. a. a. 0. und dazu Donat. Vgl. Kock III. S. 67. — Nur
von verhältnissmässig wenigen der anderen 78 oder 74 Eomoedien, von
denen uns Titel und Fragmente überliefert sind, wissen wir mehr oder
weniger über den Inhalt dnrch ausdrückliche Nachrichten oder einiger-
massen sichere Vermutbung, so über den JvaitoXog (wo aber Vieles streitig
ist, 8. Rock in. S. 36 f.), den 'EnUXtjQog (von welchem es zwei Eecensionen
gab, und dessen Fabel wohl dem Phormio des Terentius ahnlich war,
8. Kock III. S. 47 f.), den *EnitQsnovteg (Sidon. Apoll. Epist. 4, 12. p. 257.
Terentianae Hecyrae . . . fdbulam similis argumenti)^ der Asvyiadia (in
welcher die Sage' von Phaon mit verarbeitet war, s. Kock DI. S. 88), dem
"TnoßoU(itito$ (8.,Kock III. S. 137 f.). eatg (s. Kock III. S. 161) und *a-
i^fov waren, wie es scheint, die beiden einzigen nach Hetaeren benannten,
8. Ath. XIII. 667 c. ccno itctigcov iaxB rag iniygatpccg . . . MevdvSgov €>atg
%al ^dwMv, üeher die Entstehnngszeit der 'Ogyi] s. A. 32. Dass er trotz
der Titel Jdgdavog, Tgoq)(Dviog, WsvdrjgaKXijg keine mythologischen Stoflfe
behandelte, darüber s. gegen Meineke F. C. G. I. S. 439 Kock III. S. 32.
üebrigens s. die Zusammenstellung von Prell er S. 1783 ff. Die Prosa-
schriften unter seinem Namen waren ohne Zweifel alle untergeschoben,
8. A. 88. Die Unterscheidung eines älteren M.^ eines Dichters der alten
Komödie, von ihm bei Suid. ist gewiss ein Irrthom.
67) Meineke 8. A. 28. 68) Strab. XIV. 671.
69) Anon. de com. a. a. 0. No. III. §. 15. ^iXi^fMßv . . . Jdfjtavog^ Do-
ganovciog, fistiöx^ ^^ '^^9 ^^^ 'A^r^wtcimp noXixeüicg.
70) Suid. ^Uff^y, ZvgttKovaiog ^ vthg Jdinatvog . . . fi%^t^v knl xf\g
'AXi%dvdgof} ßaciXe^ug, ßifM%v Mivdvdgav ngöxsgog,
71) Anon. idida^s dh ngo tijg giy' oXvpatuidog. Für sein filtestes Stück
hält Meineke Men. et Phil. rel. S. XLV den 'TnoßoXifiaiog auf Grund von
Clem. Strom. VI 628 D. tov (Uvxoi Km%€eXov xov noirj&irca 'Agug6Ti t^
'Agi0to(pdpovi vtii ^. o nrnftinog vxtcXXd^ag h ' TnoßoXifjbaitp lytmficodrjütv.
72) S. A. 76. 77.
17*
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260 Achtes Capitel. Die neue Eomoedie.
seiner Eomoedien angegriffen hatte ^^); und dass dieser zur Rache
durch einen Scharfrichter oder Soldaten seinen entblossten Hals
mit einem Schwerte bestreichen liess, dann aber ihn unversehrt
entsandte ^^). Er starb zur Zeit des Krieges von Antigonos
Gonatas mit den Athenern ^'^)y des sogenannten chremonideischen^
also'«) etwa 263, im Alter von 96, 97, 99 oder gar 101 Jahren'').
Die Zahl der sei es nun von ihm geschriebenen, sei es wohl
richtiger der später noch* erhaltenen Stücke wird auf 97 an-
gegeben'®). Sein ^E(iycoQog lag dem Mercator''^), sein Sfjöavgog
dem Trinumnms^^), sein Oäöim vermuthlich®*) der Mostellaria
des Plautus zu Grunde.
Diphilos von Sinope®^, Zeitgenosse des Menandros*') und
Liebhaber der Hetaere Gnathaena^), starb in Smyrna, dichtete
78) Fr. 144 (Fr. ine. L M.).
74) Plnt. de coh. ir. 9. 468 A. de virt. mor. 10. 449 E. F.
75) AeliaD. de provid. Fr. 11 Herch. b. Said. a. a. 0.
76) S. V. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 261. Vgl. C. 2. A. 184, auch
Droysen a. a. 0. UI*, 1. S. 226 ff.
77) Suid. ißiODOsv hri q^', bIoI d' dl Xiyovciv a xal ^'. Pseudo-
Lukian. Macrob. 25. inxa xal ^yevijxovra lxr[ ßtovg. Diod. XXIII, 6 unter
Ol. 129, 2 « 263/2 unmittelbar nach den A. 78 angef. Worten ßioiaag ixri
hsvri%ovxa hvia. Ueber seine Todesart gab es verschiedene Sagen, s.
einmal Flut, an seni 3. 785 B. ^iXi](iova dh xov xo^txoi/ xal "AXb^iv inl
T^ff (FXTjv^ff dyaivi.io(iivovg xal axstpavovfiivovg h d'dvaxog xaxiXaßSf zweitens
Suid. (ixsXsvxrios Sl vno aq)o9Qov yiXooxog) und Pseudo-Lukian. a. a. O.
nebst Yal. Max. IX, 12, ext. 6, drittens endlich Aelian. a. a. 0.
78) Diod. a. a. 0. iyifccipe ^QUfiaxa ivevTJuovxa ^nxd, Suid. ^ygaips dl
tnoiKpdiag <^'> (so Meine ke) 7C(f6g X\ Dagegen sagt der Anon. wohl ge-
nauer: aco^cxai, ds avxov dgccfiaxa inxä ngog xoCg ivsvriiiovxa. Wir kennen
noch 67 bia 69 Titel, s. Kock II. S. 478 ff., unter ihnen 2 mythologische,
die Myrmidonen und Palamedes. Ausserdem s. A. 9. 12.
79) Plaut. Merc. ProL 9. GHraece haec vocatur Empor os Phüemonis.
80) Plaut. Trin. Prol. 18 f. huie Oraece nomen est Thesauro fdbulae:
Philemo scripsit. Die Vermnthung von Kock II. S. 486, dass entweder
Menandros den OtieavQog des D. in neuer Bearbeitung auf die Bühne ge-
bracht habe oder umgekehrt, ist nur sehr schwach begründet
81) S. Ritschi a. a. 0. S. 169 f. 272. Anm. Vgl. Kock U. S. 502.
82) Strab. XII. 546. Anon. a. a. 0. §. 17. Dass er im Lex. ed. G. Her-
mann p. 824 vielmehr als Athener bezeichnet wird, steht dem natürlich
nicht im Wege.
83) Anon. xara xov avxov xqovov iSiÖa^s MsvdvSQCp.
84) Lynk. u. Machon b. Ath. XIII. 588 f. 579 e, vgl. 579 f ff. Meineke
I. S. 446.
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Diphilos. 261
100 Stücke^^) und trat, wie es scheint, gleich dem Menandros®^)
in ihnen znm Theil selber als Schauspieler auf, aber nicht immer
mit dem besten Erfolge ^^. In seiner Sappho beging er die wahr-
hafte Grausamkeit die beiden bissigsten aller Spötter Archilochos
und Hipponaz aller Chronologie zum Trotz als Liebhaber der
Dichterin auftreten zu lassen ^^). Seine KXrjgoviiavoi waren das
Original zur Casma^^), seine Swcacodvi^öxovtsgj aus denen auch
die Eupplerscene in den AdeJphi des Terentius stammt, zu den
Commorientes des Plautus^^). Der Vidtdaria desselben endlich lag
seine Z%B8Ca zu Grunde, und dieser sehr ähnlich war ein anderes
seiner Stücke, nach welchem der Budens gearbeitet ist^^).
85) Anon. xbXbvxol Sl iv Zilvqvjj, Sqafkaxa S% avtov q\ Wir wissen
noch Yon 53 bis 55 die Titel. S. Meineke I. S. 449-- 457. IV. S. 375 ff.
Eock n. S. 541 ff.
86) Wenigstens nach der Darstellung bei Alkiphr. II, 4.
87) Lynk. a. a. 0. iv aymtl noxs avxhv aciJiykovrioapxa ctpodifa agdiivai
i% xov ^Bax^ov awißfi xai ovdlv rjxxov iXi^sCv tcqos xfjv Fvd^^ivav n. t. X.
88) Ath. Xm. 599 d (— Fr. 70), vgl. XI. 487 a (= Fr. 69). Eine solche
Art von Stacken war der mittleren Komoedie dorohans nicht fremd, in der
neneren dagegen sonst wohl beispiellos. Femer sind von ihm nicht weniger
als 5 mythologische Titel nachweislich: Danaiden, Hekate, Herakles, Fe-
liaden, Thesens. üeber seine Sprache. s. Meineke I. S. 447 £. 'DiQ''Ayvoia
war zwischen ihm und Kalliades streitig, Ath. IX. 401a (= Fr. 1), s.
Meineke I. S. 449 f., die 'AnoXinavaa zwischen ihm und Sosippos, Ath.
IV. 133 f (s- Fr. 18). Von Atf^rjcixs^xris gab es eine zweite Bearbeitung
Bjvwovxos ^ ZtQaximxTigf s. Meineke I. S. 451. Eock II. S. 542. Nach
einer Hetaere war JSvwioqlq betitelt, gleichfalls in zwei Bearbeitungen (Ath.
VI. 247 c =. Fr. 74 f.), s. Meineke I. S. 457. Kock U. S. 565 f. Merk-
vrSzdig sind die Titel nach den Namen historischer Personen: Amastris,
Telesias, Tithranstes, s. Meineke I. S. 438. 450 f. 455. 457. Eock IL
S. 565 f. Oh der 2k%BXi%6i eine Umarbeitung von dem des Philemon war,
wie Eock II. S. 498. 564, oder ob derselbe nur auf Irrthum beruht, wie
Meineke I. S. 456 vermuthet, ist Beides gleich zweifelhaft. S. noch oben
A. 5. 9.
89) Plaut, Gas. Prol. 31 ff. Clemmenoe vocabwr haec comoedia Oraece . . .
Dijphüua hone Oraece scripsit,
90) Terent. Ad. Prol. 6 ff.
SynctpQthnescofUes DipMi camoediagt:
in Chraeca adtdeacens est, qui lenoni eripit
mereirieem m prima fabtda: cum FlaiUus locum
rdiquit integrum: eum hie locum sumpsit aibi
in Addphos, verbum de verbo eaojßresaum extulit.
91) Dies hat Studemund üeber zwei Parallelkomddien des D^hilus,
Verhh. der 36. Philologenvers, in Earlsruhe, Leipzig 1883. 4. S. 33—42.
Ph. Wochenschr. U. 1882. No. 42. Dae commedie parallele di Difilo, Eiv.
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262 Achtes Capitel. Die neae Eomoedie.
Archedikos ist uns, wie gesagt^*), nicht zum Wenigsten
durch seine Schmähungen gegen Demochares bekannt. Von zweien
seiner Stücke sind uns noch die Titel überliefert**).
Philippides, Sohn des Philomelos, aus dem Demos Paeania ^\
welcher als Freund und Rathgeber noch nach der Schlacht bei
Ipsos (301) am Hofe des Lysimachos lebte, viel bei ihm galt
und zu Gunsten der Athener durchsetzte*^) und sodann zu den
Leitern der athenischen Bürgerschaft gehörte*^, war ohne Zweifel
derselbe mit dem schon genannten Komiker, welcher gleichfalls
nach Art der alten Eomoedie auch die Bühne zu seinem politi*
sehen Organ machte*'). Er scheint hiemach ungeföhr gleichen
di Fü. 1888 vortrefflich nachgewiesen. S. Plaut. Bnd. Prol. 32 ff. primum"
dum huic esse nomen urbi Diphilus Cyrenas völuit etc, Vidul. Prol. 6 f.
'Sc(hyedi^a haec^ vo^catast a> G^ryae^co comyo^^edia pyoeta^ Da«8 aber
der Dichter des 'Ovayoq^ der Vorlage der Asbaria (s. Prol. 10 f. huic est
nomen Grcuce Onago fctbulae: Demophüus scripsü) nicht, wie noch Kook
II. S. 559 nach Ritschl a.a.O. S. 272 annimmt, von Diphilos, sondern
wirklich Demophilos war, hat Fleckeisen Jahrb. f. Ph. XCYII. 1868.
S. 214 f gezeigt und schon Bitschi Opnsc. II. S. 688 selbst anerkannt.
92) 8. A. 4.
93) JiafuiQtavav und BrjiSccvQoe, S. Meineke I. S. 158f. lY. 8.485 ff.
Kock III. 8. 276—278. Zwei Personen sind ans ihm geworden bei 8nid.
'AQX^^^'^ogf %0}fii%6s. tÄv Sgccfiattov avrov lati 07jcav(f6g xal JiapLaQxavcnv,
mg U^vaiSg (priaiv ^v xotg Jemvoaofpiartitig, 'A^xidiaog %a}[ModioyQCiipog^ og
%ccx& d7}fioxa(iOvg fyQCiips rov dvstpiadov drifioad-svovg,
94) C. I. A. II, 297. 302. Vgl. A. 96.
96) Plnt. Demetr. 12. rjv S* 6 <^ilucxidf}g Avcl^juHxov «pßiog^ neu noUa
Si ttvzov 6 Srifiog sv ina^BV vno zov ßaailicog. idonsi ^l %al fCQog ngä^w
avtm necl nQÖg axqcccBCcpv BWSvfLßoXog dnccvtrjaag slvat ical 6<p^8/g, Vgl.
das Ehrendecret für Ph, C. I. A. II, 814. inl Ev^iov ä^x^vtog, d. i. Ol. 123, 4
s» 295/4 (hier genauer 294), s. Wilamowitz a. a. 0. 8. 246 f., und dazu
Droysen a. a. 0. II«, 2. 8. 209. A. 2. 8. 824. A. 1. Wilamowite a.a.O.
8. 256 ff., auch 8. 198 f.
96) 8. ausser dem eben angef. Ehrendecret für ihn C. T. A. II, 314
auch das A. 94 erwähnte ebendas. 302 unter dem Archon Olympiodoros
Ol. 121, 8 oder 4 — 294/3 oder 293/2 (vgl. Köhler zu dems. Droysen a. a. 0.
8. 278. A. 2. 8. 397. Wilamowita a. a. 0. 8. 240 f. G. P. ünger Philolog.
8uppl. V. 1889. 8. 685 ff.) und das von ihm beantragte, gleichfalls eben-
dort erwähnte ftir Poseidippos aus dem Demos Kothokidae ebendas. 297:
<^«>l E<vxT^^v>os (s. Dittenberger Hermes II. 8. 298), d. i. 299/8
(Ol. 120, 2), vgl. Droysen a. a. 0. 8. 247. A. 2.
97) 8. A. 6. 6. 8. Freilich muss dann die Angabe bei Suid. (s. A. 97^),
nach welcher sein Vater vielmehr Phüokles geheissen hätte, auf einem
Irrthum beruhen.
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ArchedikoB. Philippides. Anazippos. Die beiden Apollodoros. 263
Alters mit Menandros gewesen zu sem^^^) und galt als einer der
vorzügliohsten unter diesen Dichtem ^^®). Von seinen 44 Komoe-
dien^ kennen wir noch 16^®**).
Anazippos wirkte sur Zeit des Antigonos und Demetrios
Poliorketes^). Von seinen 4 nachweislichen Komoedien'*^) war
der Ke(f(xw6g nach dem Spitznamen des Damippos, eines be-
rüchtigten Fressers der damaligen Zeit, -bezeichnet^^^).
Apollodoros von Gela war ein Zeitgenosse des Menandros ^^^).
Apollodoros von Earystos war dagegen hetrachtlich jünger,
Zeitgenosse des Machen ^^^), und dabei beträchtlich berühmter ^^^).
Nach seinem ^EstidiMaf^ofAevog ist der Phormio des Terentius yer-
fasst^^), nach seiner 'ExvQci dessen gleichnamiges Stück ^^^).
97^) Daher ist denn yielleicht bei Said. ^lUmiidrjg, 'A^tiifai^og, ucafiiHbg
%al avthg t^g viag %mpupdücg^ vtog ^iloxXiovg. riv d\ Inl xfig quc* olvfi-
niddog mit Meineke I. S. 471 pta' in q%a zu verwandeln.
97«) S. A. 103 ^
98) Suid. fährt fort: iSCdcc^s Hai ccvrog Sqdyi^ata fis'.
98*») S. Meineke I. S. 470—474. IV. S. 467 ff. Kock III. S. 301 ff.
Bemerkenewerth ist seine Darstellung eines verrückten EnripideBschwärmers
im iPiUvQiniSrig. Ein mythologischer Titel ist Amphiaraos, aber die Fabel
war es schwerlich, vgl. Eock I. S. 396. Ueber seine Sprache s. Meineke
LS. 474 f.
99) Snid. 'Avaitnitog^ Koafiinog tijg viag Tioafimdiag, i]%fia6tv in' Uvti-
y6vov %al JrjfiTjtQ^ov xov IIoXioQHriTov,
100) Meineke L S. 469 f. IV. S. 459 ff. Kock IH. S. 296-801.
101) Ath. X. 416 f — Fr. 3.
108) 'AnoUi6SiOQog rtlmog^ %a(ti%6g, cSyxQowog xov kchiiikov Msvdvdgov.
dQciiiata avzov 'AnonccQXSQmv rj ^tXcid€Xq>og ^ divaonoi6g, 'ligsia^ Fpafifux-
xstdtwtoiögy Vsvdaiag, Zl&oq>og^ AlexQ^mv, Die 'ligtia war vielmehr wohl
von dem Karystier, von dem auch 'Anona^sQovvxeg aBg^führt werden, und
auch rQ€efiLficcztidi(moi6g und 'AnoXsinovaa waren awischen beiden streitig.
8. Meineke I. S. 469 ff. IV. S. 438 f. Kock III. S. 878—280. Bei anderen
Stücken vnrd sehlechthin Apollodoros citirt, s. Meineke IV. S. 450 ff.
Kock m. S. 288 ff.
103) AÜu XIV. 664 a. Ma%mv 9' o IU%i)mvi,og xmv xatu *AnoXX6dmqov
X9V Kagvüxiov %m^Sonowtv Big iaxi %al a4x6g,
103^) Anon. de com. HL. §. 15. xTJg dl viag Tuoft^todiag yiyövaci. filv
noifixal ^d\ di^oXoymxaxoi dh xovxmv ^iXii^nv Mivavd^g düpiXog ^iXtn-
nldrig IIoaBidmnog 'AzoHo^oDQog.
104) Ter. Phorm. Dldasc. Oraeca ÄpoUodoru Epidicazamenos, Prol.
24 ff. ctdporto novam Epidicazomenon quam vocant comoediam Graeci etc.
Vgl. Kock HL S. 286.
105) Ter. Phorm. Didasc. Pigbiana: tota Oraeca ApcXlodoru (nicht Jtfe-
nandru, s. Meineke I. 8. 464). V. Terent. Mai p. 38. fabülae dus exUmt
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264 Achtes Capitel. Die nene Komoedie.
Poseidippos von Easandreia^ Sohn des Eyniskos, trat drei
Jahre nach dem Tode des Menandros, also 287 zuerst auf**^)
und gehorte zu den vorzüglichsten Eomoediendichtern seiner Zeit,
und auch von seinen Stücken wurden einzelne von römischen
Nachahmern ins Lateinische übertragen ^^^. So waren allem An-
scheine nach zwei derselben die Vorbilder für die Menaechmi
und die Aulularia des Plautus*^). Es waren gegen 30^*^*), und
wir können noch 17 TiteP^^) nachweisen^").
Baton, ein Zeitgenosse des Arkesilaos und Eleanthes, wel-
chen letzteren er in einer Eomoedie angegriffen hatte "^), machte
sich überhaupt, wie die Bruchstücke lehren *^^, die Verspottung
der damaligen kynischen^ stoischen und epikureischen Philosophen
in seinen Stücken, von denen wir noch vier Titel kennen ^^*), zu
einem Hauptgeschäft.
quattuor e Menandro tramlatae . . . duae ex Äpollodoro Carystio (Cod.
Carisio), Hecyra et Phormio, Donati additam. ad V. Terent. p. 6, 19 f.
Fleckeisen. dtute ab ApoUodoro translatae esse dicuntur comico, JELecyra
et Fhormio, quattuor reliquae a Menandro. — Mit Recht bezieht auf ihn
Meineke I. S. 402 den Art. h. Suid. 'AnoXXoSoiqoq 'A^vatoq^ %oiiu%6i,
inoCrias dgänata ^f, ivitirjas «'. Wir kennen 12 Titel (mit Einschloss der
4 in A. 102 erwähnten), üeber die Entstehnngszeit der Ikpattoiiivri nnd
der 'ligsia 8. Meineke I. S. 466. Kock III. S. 287. Dass der Parasit
Phormion (anch im JiaßoXog, Fr. 7) wirklich so hiess, erhellt aus Ath.
VI. 244 f. — S. Meineke L S. 462—469 (üher die Sprache der beiden
A. S. 468 f.). IV. S. 440 E Kock III. S. 280—288.
106) Suid. IJoasidmnog Kaaaav&QSvg^ vtog Kvvicnov, xqCx(p hst nstä
to tsXevtfjaoci xov MivavÖQOv SiSd^agj xo^txoff.
107) Gell. U, 28, 1. comoedias lectüamw nostrorutn poetarum sumptas
ac versas de Graecis, Menandro aut Posidippo aut ApoUodoro aut Alexide
et quibusdam item dliis cpmicis.
108) Dies schlieast 0. Bibbeck Alazon, Leipzig 1882. S. 26. A. 1 aus
Ath. XIV. 668 f. ov yäg Sv svqoi xig SovX6v xtva yMfhiQOv nXrjv na^ä ITo-
asiS^Ttnci} fi6v<p.
1,09) Suid. fährt fort: iaxi Öh xä Ögafiaxa aixov ^cog xmv X',
110) Unter ihnen eine . Arsinoe. S. Meineke I. S. 482—484. IV.
S. 618 ff. Kock IIL S. 6S6ff.
111) Ueber seine allerdings stark neuemde Sprache s. Meineke 1.
S. 484 n. G. 1. A. 6, über seine Statne oben A..61, über den Brief des
Lynkens an ihn C. 18. A. 8.
112) Vgl. A. 10. C. 2. A. 216. 118) VgL A. 10. 11.
114) Vgl. Snid. Baxav, %(0fu%6g. dgafuixa avxov Hw s^ecnccxäv (Fr. 6. 6),
'Avdgotpovog (Fr. 2. 8), EvBQyixai, (Fr. 4, vgl. C. 26. A. 199). Daza kommt
AUtaXog (Fr. 1). Meineke L S. 480 f. IV. S. 499 ff. Kock III. S. 826—830.
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Poseidippos. BatoD. Phoenikides. Machon. 265
Phoeuikides von Megara verspottete in seiner an den
grossen Dionysien aufgeführten Eomoedie Avlrj^gCSsg das Bund-
niss zwischen Antigonos und Pyrros^^*), wirkte also etwa zwischen
290 und 260. Ausserdem werden noch drei Stücke mit den Titeln
angeführt"«).
Machon von Eorinthos oder Sikyon^ Zeitgenosse des Anti-
gonos von Earystos und Lehrer des Aristophanes von Byzanz,
also wohl noch etwas jünger^ jedenfalls ein erheblicher Dichter^
arbeitete nicht für die Bühne in Athen^ sondern in Alexandreia**^)
und schrieb ausser seinen Komoedien^*®), in welchen er sich auch
nicht etwa die neuen oder mittleren^ sondern die alten attischen
im Anschluss an das denselben von Lykophron, Euphronios,
Eratosthenes^ Dionysiades zugewendete Studium zum Muster
nahm"®^), auch eine lustige und vielmehr „sehr salopp und
116) Hesych. Jvvacai cuonav; ngököv tpaet <boivi%£d7\v Mtyccgia um-
(imov noiTixriv iv aatsi di.daa%ovxa aTtoanäiffai tr^v ctamofiivriv 6(ioloy£av
Migl xmv dialwsatav 'Avtiyovov xal IIvqqov ßovloftsvov siieeiv iv tctig AvXti-
tQleiv avx»g x. t. Z. (<=» Fr. 1). Es ist mit Meineke IV. S. 609 und
Droysen a. a.0. 11', 2. S. 302. A. 1 das geheime Abkommen zwiachen
Demeirios Poliorketes und Pyrros und das in demselben ansbedungene,
unglücklich ablaufende Bündniss zwischen letzterem und Antigonos Gonatas
wider Lysimachos aus dem Jahre 287 (Plnt Pyrr. 12) zu verstehen, s.
Droysen a. a. 0. S. 801 f. 311 f.
116) Vgl. Suid. ^oiwinidrjg , xco|»txoff. tav dQaftatmv avzov iati MXa^-
%og^ Miüov(tBvaij mg 'A^vaiog x. t. X, Dazu ist inzwischen noch Iloirjvqg
gekommen. S. Meineke I. S. 481 f. IV. S. 609—612. Eock III. S. 383—386.
117) Ath. YI. 241 f. Md%oiv h noaiimdoTtoiog 6 Ko^lvd'tog ft^lv rj £i%v(6-
viog ysvoiLevog, iv 'JXe^avSQtia d^ tj i(i^ Kcctaßtovg xal dtdeianaXog ysvd-
lisvog xmv xara TiafModiocv (isqäv *AQiatoq)dvovg tov ygaiifMCtinov' og xal
dni^avsv iv x^ 'AXs^ttwdQB^ocy xal in^yiyQanxcci avxov tco [ivi^iiaxi' „to»
uwftmSoyQäfpco x. t. Z/S XIV. 664 a. Md%aiv Ö* 6 Sixvmviog xmv iihv naxd
UnolXodaQOv xov Kuqvoxiov %afupdonoi£v etg iaxi xal avxog, ovx idlSa^e
d' Udi^vriüi xdg mmutodiag xdg iavzov, dXX' iv 'AXs^avdQsio^, rfv d' dya^og
noifjxfjg st xig aXXog iitüd xovg snxd. Ausserdem s. G. 9. A. 60.
118) Wir kennen aus Ath. XIV. 664 b und Vm. 845 f zwei, ''Ayvouc
und 'EvunoXiQ mit je einem Bruchstück. S. Meineke I. S. 478—480.
IV. S. 406—408. Eock III. 8. 824 f. Im ersten preist ein athenischer
Bürger das leckere Nachtischgericht fjuxxxvri, im zweiten belehrt ein leckrer
Koch seinen Schüler.
118*) Dies hat, so viel ich weiss, zuerst ▼. Wilamowitz Eurip.
Herakles I. S. 137 aus Dioskor. Anth. P. VII, 708 erschlossen, wo V. 8 f.
die Asche des M. xi. xi%vrig a^iov d^xaCrig Xiitpavov genannt und dann 6 f.
so geendet wird:
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266 Achtes Capitel. Die neae Eomoedie.
modern gehaltene'^ Anekdoteusammlung XQstai. in iambischen
Trimetern^^»),
Epinikos ist uns, wie schon erwähnt**®), vorzugsweise
durch seine Eomoedie Mnesiptolemos bekannt und war also*'^)
noch später in Thätigkeit, zur Zeit Antiochos des Grossen
(224—187). Ein zweites Stock war 'TjtoßaU6(Mvat. betitelt"*).
Philemon der Zweite^ Sohn des älteren Philemon^ soll 54
Eomoedien zur Aufführung gebracht haben ^).
Die übrigen Dichter der neuen Eomoedie, von denen uns die
Namen und meistens auch ein oder mehrere Stücke bekannt
sind, mögen hier kurz in alphabetischer Ordnung aufgeführt
werden: Antiphon"*), Biottos"**), Chaerion"^), Damoxe-
nos"^, Demetrios**«), Demophilos"^), Dioxippos*»®),
tovto d' 6 nQiaßvg iget' ^^Ki%Qonog noXij %al naQot NsCXeo
iativ ot' iv Moveaig dQtftv netpvxe d^fiov^K
Allzu wörtlicli wird man das freilich wohl nieht nehmen dürfen. Vgl.
A. 118. Ansserdem s. C. 9. A. 30. 66. 59 f. C. 16. A. 6.
119) Ath. XIII. 577 d — 588 d, welcher hier und anderweitig ('s. den
Index in Meinekee Ansg.) beträchtliche BruchBtüoke aus ihr erhalten hat
120) S. A. 7.
121) S. C. 21. A. 584 ff.
122) S. Meineke L S. 481. IV. S. 606—608. Kock IIL S. 830—38«.
Vgl. Suid. 'E«ivi%os xal avtog %(0(un6g. tmv dgafidtotv avtov iativ ^Tno-
ßaUofisvat, ^g 'A^rjvaCog (XI. 497 a =- Fr. 2).
128) Suid. ^iXiifuov 6 vBdvBQog^ %€tl avt6g %(0(ii/%6g^ vtog ^iXtiiMivog
tov xfloftixov. idida^e dh dgafMcta v8'. Wir kennen jetzt eine von ihnen
^ai%6tg aus einer attischen Inschrift C. L A. III, 976, s. Kock II. S. 640
(ygl. m. S. 760).
124) Erst ans der Zeit um 146, s. Meineke L S. 489. Eock III.
S. 866.
126) Gleieh&Us erst aus dem 2. Jahrh., s. Kock IV. S. 366.
126) S. wiederum Eock III. 8. 866.
127) Suid. detyko^ivog^ 'J^vatög, xcoiutloSs xww SqtqiMUOv avtov Svv-
t(fotpoi, mg 'A^&rivitlog liyti iv rgh^ (101 f ff.) Jeinvoco^t^öteh^ nal Avxhv
nsv^av, a>g nuUv 6 avtog iv ivSsxdtqi (468 f). Meineke L S. 484 f. IV.
S. 529 ff. Eock m. S. 848—858.
128) Bei La. Di. V, 86 im Homonymen?erK. wird freilich ein JfifuqtQios
angeführt 6 triv aQX^ücv xmfupdiav nBnoirjy^g, aber s. Meineke L 8. 264 ff.
IV. S. 689 f. Kock m. S. 867 f.
129) S. A. 91.
130) Suid. Jt,alinnog 'A^rj^aiog, %mp4%6g. dgai^ata avtov 'AvxtnoQVo-
^otfxoff, ^iXd(fyvQogy ^IctoQioygdipog, diadixaionevoi: aus den drei ersteren
Stücken und dem QrjaccvQog haben wir noch Fragmente, s. Meineke L
S. 485. IV. S. 541 f. Kock HI. S. 358—360.
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EpinikoB. Philemon II. Antiphon etc. 267
Eudoxos, Sohn des Agathoklea, ein Sikelier^^^), Euphron^^^),
Hegesippos^^*), Hipparchos^, Paramonos^**), Philemon
der Dritte^*«), Philokles^»^), Sogenes^^«), Sosipatros ^'^),
Stephanos*^), Straton^^» Theognetos ^**), Timostra-
toß^*^), Timoxenos**^), dazu ebenso diejenigen^ von denen es
sogar ungewiss istj ob sie erst der neuen Komoedie oder schon einer
älteren Zeit angehören: Alexandros^^), Athenion^*^), Chari-
kleides^*^, Dexikrates^"), Diophantos"^), Euangelos^**^),
131) La. Di. Vni, 90 im Homonym enverz. rgitog {Evdo^og) ZixBlicotrjgf
naig Uya^ouXiovg , noiritrig %a)fi(pS£ag, vl%ag iXmv datiHag fi\v tgsig, Xrjvat-
Tiag d^ fcivtf, xa^tx tprictv UnolXodeoQog iv XQOvi%oCg (Fr. 98). PolL II, 201.
xig %mv vimv kco/mkcoi'. Meineke I. S. 492. IV. S. 508. Eock UL S. 332.
132) Snid. EvfpQoav xcofitx^g, *A&7ivaiog. xmv SQafidzcov ctvxov MaxQccy
Movaai, Hvvicprißoi, BbcüqoL S. Meineke I. S. 477 f., wo er zeigt, dass E.
auch noch nach 280 wirkte, IV. S. 486 ff. Kock lU. S. 317 ff. Vgl. A. 139.
133) Meineke I. S. 475 ff. IV. 8. 479 ff. Kock III. 8. 812 ff.
134) 8uid. "innu^xog^ xm/iifcxog tr^g a^xaCttg xtofiipS^ag, d^dfiata avtov
ns^i ydfMv. Aber 8. Meineke I. 8. 467 f. IV. 8. 431 f. Kook lU. 8. 272 ff.
135) Kock m. 8. 355.
136) Durch die A. 123 erwähnte attische Inschrift bekannt geworden,
8. Kock III. 8. 357. 750.
137) und 188) Kock 8. 366 und 8. 355.
139) Viel alter als Euphron, vielleicht also noch zur mittleren Komoedie
gehörig, s. Meineke I. 8. 477. IV. 8. 482 ff. Kock III. 8. 314 ff.
140) Entweder des Alexis oder wahrscheinlicher des Antiphanes 8ohn
(s. 8uid. "Als^ig. ioxs d' vtov Zxitpavov xai ccvzov 7io)(ii%6v und dagegen
Anon. de com. No. Ifl. §. 14. t&v 9\ %(ofia&idiv avtov [nftml. 'AvTiq>ccvovg\
tivag xal o Ztitpavog iSCda^Bv) und Verfasser der Komoedie ^iXoXd%(ov,
8. Meineke I. 8. 485 f. IV. 8. 544. Kock HE. 8. 360f.
141) 8uid. Ztgärav, xoofttxög trjg (istfrjg Y.oip^Ctxg. x&v dgccfiaxav ccvxov
7iv ^olvi^. Aber der Titel war ^oivi%iSrig (Ath. IX. 382 c), und s. Meineke
I. 8. 426 ff. IV. 8. 546 ff. Kock lU. 361 ff. Vgl. auch C. 4. A. 26. C. 14. A. 101.
142) 8uid. &B6ywrixogy mofiinog, xmv 9gaftdxav avxov hxi ^afuc rj
^iXdQYVQog^ KivxccvQogj mg Ud^vcciog iv dBiicvoco^iaxaig (wo sich aber
jetzt der Kivx. nicht findet). 8. Meineke I. 8. 487. IV. 8. 549 f. Kock
m. 8. 364 ff.
143) Meineke I. 8. 499 f. IV. 8. 595 f. Kock III. 8. 855 ff.
144) Kock in. 8. 366.
145) Meineke I. 8. 487 f. IV. 8. 563 ff. Kock m. 8. 372 ff.
146) Meineke I. 8. 489 f. IV. 8. 557 ff. Kock III. 8. 369 ff.
147) Meineke I. 8. 490, vgl. 8. 423. IV. 8. 556. Kock III. 8. 893 f.
148) Suid. Jsiiiiqaxrig, ovxog 'Ad^vaibg nonfiinog. dgceiiaxa ccvxov staiv
*Ttp' iavxmp ytXav<6p>Bvoi, oSg q>7}6iv *Ad'T]vaiog (HI. 424 b). Meineke I.
8. 492. IV. 8. 571. Kock III. 8. 874 f.
149) Meineke I. S. 492. Kock III. 8. 375.
150) Meineke I. 8. 492. IV. 8. 572 f. Kock III. 8. 376.
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268 Achtes Capitel. Die neue Eomoedie.
Eiimedes^"); Kallippos^), Krobylos^^, Laon*^), Lexi-
phanes'*^^), Menekrates^^*), Nikolaos^')/ Nikomachos*^®),
Nikon^öS)^ Philostephanos^^^), Poliuchos^«^), Sosikrates^««),
Thugenides^ßs)^ Xenon^«*). lieber Lynkeus s/C. 18.
Im Ganzen soll sich die Zahl dieser Dichter auf 64 be-
laufen haben, von denen Menandros, Philemon^ Diphilos, Philip-
pides; Poseidippos und ÄpoUodoros (von Karystos) als die be-
deutendsten galten ^^). Die eigentliche Blütezeit reicht nicht
über die drei ersten Ptolemaeer hinaus. Die grosse Fruchtbar-
keit dieser Dichter und namentlich der drei erstgenannten er-
klärt sich aber, wie zum Theil schon angedeutet wurde, zwar
nicht ausschliesslich, aber doch theilweise durch ein gewisses
„fabrikmässiges" Arbeiten derselben, indem sie sich vielfach
wiederholten und immer neue Variationen über dieselben Themen
verfassten, dergestalt, „dass die gleichen oder ähnliche Motive
und Verwickelungen und ähnliche gehäufte Wunderlichkeiten des
Zufalls in einer grosseren Anzahl von Eomoedien wiederkehrten,
so dass nur die Verwendung jener Motive virtuos variirt und durch
Beimischung ergötzenden Scherzes und durchdachte Charakter-
zeichnung der auftretenden Personen dem Geschmack der Zuhörer
angepasst zu werden brauchte ''^^). So spielt in den moralischen
161) Ko ck ni. S. 877.
162) Meineke I. S. 490. IV. S. 661. Kock 111. S. 879 f.
168)MeiiiekeL S.490f., vgl. S. 476. IV. S. 666 f. Kock III. S. 879 ff.
164) Meineke I. S. 492 f. IV. S. 674. Kock IH. S. 882.
166) Meineke I. S. 493.
166) Said. MsvBitQaTrjs %(0fn%6s. dqd(i€exa aitov MsvinxmQ ^ *EQiuovsvg,
S. hierüber Meineke I. S. 498 f.
167) Vielleicht ist er ganz za streichen nnd die beiden ihm zuge-
schriebenen Bruchstücke vielmehr dem Nikomachos zuzuweisen, jedenüeJls
ist er nicht mit Nikolaos von Damaskos, der sich freilich auch in Komoedien
versuchte, zu verwechseln, s. C. 82. A. 864. Meineke I. S. 495 f. IV.
S. 679 ff. Kock IIL S. 888 ff.
168) Seine Stücke sind bei Suid. in die des gleichnamigen Tragikers
hineingerathen, s. Meineke I. S. 496 ff. IV. S. 688 ff. Kock HI. S. 386 ff.
169) Meineke I. S. 496. IV. S. 678. Kock HI. S. 889 f.
160) Meineke I. S. 498. IV. S. 689. Kock UI. S. 898.
161) Meineke I. S. 498. IV. S. 689 f. Kock m. S. 390f.
162) Meineke I. S. 498 f. IV. S. 691 f. Kock IIL S. 391ff.
163) Meineke I. S. 499. IV. S. 698 f. Kock ül. S. 877 f.
164) Meineke I. S. 600. IV. S. 696. Kock S. 890.
166) S. A. 103 ^
166) Studemund Verhh. der 86. Philologenvers. S. 88 f.
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Nenntea Capitel. Die Tragoedie. 269
Schauspielen die Yerwickelang durch Schiffbruch und Seeraub
und die Lösung derselben durch Erkennung mittels gewisser^
auch sich öfter wiederholender Kunstgriffe eine Hauptrolle.
Neuntes Capitel.
Die Tragoedie.
Ueber keine poetische Gattung dieser Zeit sind wir so un-
vollständig unterrichtet wie über die Tragoedie. So viel steht
wohl fest^ dass das Theater in Alexandreia spätestens unter
Ptolemaeos I erbaut ward^)^ und wenn er auch den Menandros
vergeblich dorthin zu ziehen suchte^), so scheint es^ wie gesagt,
doch^ dass Philemon sich wirklich eine Zeit lang dort aufhielt^).
Vermuthlich stiftete dieser erste Ptolemaeer auch bereits jene
regelmässigen tragischen Wettkämpfe an den Dionysien, die uns
für Philadelphos ausdrücklich bezeugt sind*). Die Litterarhistoriker
oder Philologen der späteren Alexandrinei*zeit stellten die ihrer
Meinung nach ausgezeichnetsten tragischen Dichter dieser Periode
bis zum Schlüsse der Regierung des letzteren zu einem tragischen
Siebengestim, einer Pleias, zusammen^). Sie waren theils in Alexan-
dreia ansässig, theils Gäste, theils vielmehr für die Bühne ihrer
1) Welcker Griech. Trag. 111. S. 1242.
2) S. C. 8. A. 88. 8) S. C. 8. A. 74.
4) Theokr. Id. XYII, 112 ff., wo es heiset, dass dieser jeden tragischen
Dichter, welcher zur Theilnahme an denselben kam, fürstlich belohnte.
6) Strah. XIV. 675 (s. A. 66 u. vgl. C. 16. A. 56). Hepbaest. p. 67 f.
0£Xt%og 6 Ks0ii^i^aCog f slg äv Trjg UlBiadog %, %. l. n. dazu Schol. A p. 181 f.
Westph., wo p. 182, 2 ff . die eine Liste mit Dionysiades und Euphronios
steht, s. A. 58, dann Z. 9 ff. (dies ist aber vielmehr Choerobosk. Ezeg. in
Heph. p. 74, 9 ff. Hörschelm, in Studemund und R. Scholl Anecd. I.
Berl. ^1886, beziehungsweise nach Hörsohelmann Rhein. Mus« XXX VI.
1881. S. 291 ff. auch Schol. B), die andere mit Sosiphanes und Aeantides
an Stelle von ihnen: loxiov otl inl t£v n^ovmv Iltolsftui'ov tov ^dadiXq>ov
inva. a^itfroi yiy6vaci' tQuyiKoi, ovg UlBidda i^dlscav Siä to Xafi>x(fovg
stvai iv tri r^aytx^ dig xa aarga trjg IIXBiudog. eh) 9h ovtoi' '^Ofiij^o?,
ttvx 6 noiritTqg (nsQi tQ€cyi%mv yäg 6 l6yog)^ dXX' h Mvgovg tiig noirjxQÜig
vtog Tijg Bvicivtücgj %al ZoacCd'sog wd Av%6q>Q€av %al 'JXi^avdQog, AUlvtuL'
örjgf UmeupavTig %ai ovxog 6 ^/Xixoff, jedoch mit einem auf die erstere ver-
weisenden (nach Hörsohelmann a. a. 0. in Schol. B fehlenden) Zusatz:
Tii'^ff X. T. Z., 8. A. 58. Suid. 'AXi^avÖgog AittoXog, Jiopvciadrjg. Av%6(pQ<ov.
T)f»i}^off 'AvdQOfucxov, £otpo%XTig 'A^ijvaiog. Umeifpdvrig, ZmeC^Bog. ^CXia%og
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270 Nenntefl Capitel. Die Tragoedie.
Heimat thätig, theils für die athenische und sjrakusische, wenn
anch nicht fOr diese allein. Ueber den Sechsten und Siebenten
war man streitig. Ausser Alexandros dem Aetoler waren es
folgende:
SosiphaneS; Sohn des Sosikles, von Syrakus, ohne Zweifel
der älteste dieser Dichter^). Unter Ptolemaeos Philadelphos
können höchstens seine letzten Lebensjahre gefallen sein^ und
dies war wohl auch der Grund, wesshalb er von Einigen nicht
mit zur Pleias gezählt ward, da man im Allgemeinen eben nur
Dichter aus der Zeit dieses Königs zu derselben rechnete'). Man
hatte von ihm 73 Stücke, und er trug siebenmal den Preis davon.
Wir haben nur ein paar Fragmente, unter ihnen eins aus seinem
Meleagros"'^).
Sositheos aus Alexandreia in Troas blühte um Ol. 124,
also etwa 280 und ward auch als Syrakuser und Athener be-
zeichnet®), und dass er auch in Athen lebte und wirkte, wird
uns sogar ausdrücklich berichtet^). Ein Gleiches wird also für
Syrakus anzunehmen sein, vermuthlich unter Hieron II. Es wird
ihm nachgerühmt, dass er das von und seit Sophokles städtisch
verfeinerte Satyrdrama wieder zu seiner alten ländlichen und
urwüchsigen Derbheit zurückgeführt habe'®). Dass dies indessen
doch keineswegs eine blosse Erneuerung des Alten war, scheint
sich aus der ganz dem Geiste des alexandrinischen Zeitalters
entsprechenden Benutzung der Hirtensage in seinem „verfeinerten
KtQnv^aiog. V. Lycoph. p. 142, 2 ff. Ath. XIV. 664 a (s. C. 8. A. 117) aennt
sie ot iicta, Uebrigens s. Naeke Schedae criticae, Halle 1812. 4. Opaflc
I. S. 1 ff.
6) Suid. £(06t(p. iyiveto d' iiti T«lir tiXBvra^mv xQOvmv ^Ifjtwov, oV d'
'AXe^dvdifov Tov Mei%td6vog, Da&n ist verderbt überliefert Tsl^vta S' Qia'
6XviinniSi.f oV d* Qid\ o*t d' dnfiaoai avTdi' yQdq>ovaiv. Alle Verbesserungs-
versnche sind unsicher, s. Bernhardy und Westermann z. d. St.
7) Choerob. a. a. 0. inl x&9 %q6ifmv IltolipLaiov tov ^iXadiXtpov, vgl.
auch A. 68.
7*) Nauck F. T. G.» S. 688. *S. 819 ff.
8) Said. Zmifid'Bog ^v^axoJtfM); rj 'A^vcciog, (UcXXov d* *AXsiav&^Bvg tijg
TQWiiLrjg 'AXt^tivSQiiag.
9) Er soll den im Theater anwesenden Eleanthes mit Nennung seines
Namens in einem ¥erse angegriffen haben und dafSr vom Publicam anm
Verlassen der BQhne gezwungen sein. Denn das soll doch wohl i^ißaXov
heissen, Laert. Di. VII, 173. Denkbar ist dies in einem Satjrdrama, wenn
er selbst mitspielte und dabei jenen Vers einlegte.
10) Dioskorid. Epig. 29 — Antb. Pal. VII, 707.
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Sosiphanes. Sositheos. Homeros. 271
Satyr- oder Schäferspiel ^ ") Daphois oder Lityerses zu er-
geben, in welchem er die sikelische Legende von Daphnis mit
der phrygischen Ton dem Unhold Lityerses verschmolz, und von
welchem wir noch ein längeres Bruchstück von 21 Versen und
ein kürzeres besitzen^. Von seinen Tragoedien kennen wir nur
einen einzigen Titel Aethlios ^^). Auch prosaische Werke soll
er geschrieben haben ^***).
Homer OS; Sohn des Andromaehos und der Dichterin Myro
oder Moero^^), aus Byzantion, Grammatiker und Tragiker, blühte
um dieselbe Zeit und schrieb 45 Tragoedien*^), bei deren Ab-
11) Bernhardy Gr. L.-6. ü^ 1. S. 69. 76. Dass es ein eigentliches
Satyrdrama gewesen sei, wird freilich nicht gesagt nnd trifft anch nicht
zn: es war vielmehr eine die Stelle desselben vertretende Tragoedie, wie
0. Jahn Herrn. III. 1869. S. 186 f. bemerkt, „nach dem Zuschnitt der
enripideischen Alkesüs, aber derber**. Nach theilweisem Vorgang von
G. F. Hermann De Daphnide Theocriti, Gott 1868. 4. S. 6 „hat 0. Jahn
a. a. 0. die Fabel dieses Stücks sehr schön bei Serv. ad Yerg. Ecl. YIII, 68
wiedergefunden". (Knaack). Der treue Schäfer Daphnis, der mit Lityerses
den Wettkampf im Mähen bestehen mnss, findet Hülfe bei Herakles. —
Im Üebrigen vgl. Lüders Die dionys. Künstler S. 108: „Indessen dem
verwelkenden Baum der dramatischen Dichtung Hess sich am wenigsten
mit Erfolg ein mit gelehrter Komik gezogenes Keis aufpfropfen; von hier
aus liess sich am wenigsten ein neuer Aufschwung erwarten *^ Ueber den
veränderten Charakter des späteren Satyrspiels, der sich sehr deutlich auch
schon in dem Menedemos des Lykophron (s. A-. 22) zeigt, s. ebendenselben
8. 104.
12) S. Nauck F. T. G.» S. 639 ff. *S. 821 ff. Fr. 2. 8. Das erstere ist,
wie 0. Jahn bemerkt, die Darlegung der Situation, mit welcher Daphnis
den Herakles orientirt.
18) Fr. 1. „Die Erotosfabel Fr. 5 lässt sich nach den Zusammen-
stellungen bei Robert Eratosth. oatast. rel. S. 16 ff. 82 f. 150 f. recon-
struiren**. (Knaack).
13*») Suid. a. a. 0. yifoifpas 91 xal non^fuxxa x«l %ccxaloyct9r}v.
14) S. über diese C. 14. A. 24—80.
15) Suid. '^OfATi^og 'AvdQO(Lccxov %al Mvifovg Bv^ixvtüxgy yifct(ifictti,%6g xorl
xgaymdiQMf nöiritrig . . . rjnfia^tv oXvfinid&t ^x^'. iyQtnffB Sl x^ctfmSlag ^b'.
Vgl. Zmci&eoqy s. A. 16, In V. Lycoph. p. 148, 6 f. West, werden ihm viel-
mehr 47 Dramen beigelegt: 't)pk7iqog 6 viog T^ceyixog, 6 'Av&i^oßdxov Bvtdv-
tiog, dg d^aficita InoCriCB fi^'. Prokl. od. vielmehr Tzetz. Vit. Hes. p. 48,
75 f. (p. 6, 15 Gaisf.). oitog b VBoatfQog '^OfATiQog ^v nötig 'AvdqoyMxov^ rm
yivBi BvidvtLog, s. A. 17. Dagegen wird bei Steph. ^IsgänoXig unter den
berühmten Männern aus Hierapolis in Earien 6 viog X>fi7jqog aufgeführt,
imd es kann doch kaum ein Anderer gemeint sein, aber s. anch A. 18.
War vielleicht sein Vater von dort gebürtig? An eine Verwechselung mit
"OfiriQog ZiXliog (s. C. 8. A. 28) ist doch wohl kaum zu denken.
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272 Neuntes Capiiel. Die Tragoedie.
fassung er sich^ wie schon gesagt ward^ theilweise der Unter-
stützung des Timon erfreute. Ohne Zweifel wirkte er mindestens
zum grossen Theile für seine vaterstadtisehe Bühne ^^). um
seinem Namen Ehre zu machen^ dichtete er aber auch ein Epos
Eurypyleia^'). Seine Vaterstadt liess ihm später eine Statue
errichten^®).
Lykophron Ton Chalkis auf Euboea^ Sohn des Sokles und
Adoptivsohn des Geschichtschreibers Lykos von Rhegion^^), wurde
etwa zwischen 330 und 325 geboren^). Sei es nun, dass sein
Adoptivvater nach Chalkis ausgewandert war, sei es^ dass er
diesem für eine Zeit lang nach Rhegion folgte und dann wieder
in seine Heimat zurückkehrte, jedenfalls gehört dem Boden
Euboeas und vielleicht, wie man bei der nahen Nachbarschaft
wohl annehmen darf, auch Attikas, wenn nicht seine ganze
dramatische Thätigkeit, so doch mindestens ein Theil derselben
an. Denn nicht bloss hören wir, dass seine Tragoedien dem
Menedemos sehr gefielen*^), sondern überdies ward ohne Zweifel
in Euboea oder Athen sein Satyrspiel Menedemos gedichtet
und aufgeführt, in welchem er in launiger Weise den Verkehr
der Schüler dieses eretrischen Philosophen, zu denen er wohl
einst selber gehört haben mochte, mit diesem ihrem Lehrer be-
handelte**). Die Zahl seiner Tragoedien wird entweder auf 64
16) Denn jene Unterstützung des Timon kann, wie Wilamowitz
Antig. V. E. S. 166 bemerkt, doch wohl nur Statt gefunden haben, als
dieser in jenen Gegenden lehrte. Vgl. C. 2. A. 513. 527. Doch ist es sehr
möglich, dass H. später anch in Athen aufführte. Dafür spricht vielleicht
Suid. £(oaCd'sog . . . avtayatviatrig ^Oiit^qov tov tQayixov tov vtov MvQovg
tfjg Bviavtias^ s. A. 9. Vgl. auch Wilamowitz a. a. 0. A. 17.
17) V. Hes. unmittelbar nach den A. 16 angef. Worten: 6 xriv Ev^-
nvXtiav noti^üag. Vgl. Tzetz. z. Hesiod. W. u. T. 236.
18) Die Christodoros (Anth. Pal. II, 407 ff.) sah.
19) Suid. Av%6(pQ{ov . . . d'iaei 91 Avnov xov *Prjylvov, vgl. V. Lycoph.
p. 142, 1 f. vtos £(oiiliovg ij Av%ov tov tatoqmov %axi xivag, — „Hedylos
feiert b. Ath. XL 473 a einen gewissen Sokles, den er mit Asklepiades
vergleicht. Bergk Zeitsohr. f. d. Alterth. 1841. S. 90 vermuthet nicht
übel, dass dies der Vater des L. sei, der dann also Uaiyina gedichtet
hätte**. (Knaack).
20) Da er bei der Abfassung der Alexandra (s. A. 28) doch wohl
mindestens schon 30 Jahre alt war.
21) . (Antig. V. Kar. b.) Laeri Diog. 11, 133. rianai^xo 91 %al "Jqoxov
xfifl Av%6q>qova xov xijg XQaymdioig notrjxriv xal xov *P6diov 'Avxay6(fav,
22) Durch Antigenes von Karystos bei Ath. X. 419 e ff. und La. DL
II, 140 (vgl. auch Ath. II. 55 c. d) sind uns mehrere Verse erhalten, in
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Lykophron. 273
oder auf 46 angegeben ^^); wir haben noch ein Verzeichniss von
20 Titeln ^^), aus welchem wir wenigstens so viel ersehen, dass
eins dieser Stücke, die Easandreier^ seinen Stoff allem An-
scheine nach aus der jüngsten Geschichte nahm*^). An Bruch-
stücken ist uns aber nur ein einziges aus den Pelopiden ge-
blieben**'). Nachweislich aus dieser früheren Lebensperiode Lyko-
phrons stammt auch seine uns erhaltene Alexandra*^), deren
Entstehung man wohl ziemlich genau etwa um 295 ansetzen
welchen Silenos den Satyrn mit frischem Homor seine Bewirthungf bei
Menedemos schildert. Dann aber folgt 420 c noch ein Brachstück, welches
eingeleitet wird durch tcTOQBitai^ woza Wilamowiiz a. a. 0. S. 100. Anm.
bemerkt: „d. h. in dem Stücke: dies war also wohl nicht mehr in der
Rede des Seilenos*S Nicht eine Verspotttuig (Ath. 66 d. inl ytatafiaxi^ati
. . . dunaxoMtxiDv) dieses Philosophen , sondern eine Yerherrlichung (l/xco-
[uov La. Di. a. a. 0. nach Antig.) desselben war das Drama, natürlich ver-
brämt mit gntmüthigem Scherz nnd harmloser Neckerei.
23) Tzetz. m Lyc. p. 262. 270.
24) Bei Said, in alphabetischer Ordnung: ÄtoXog, 'Av^QOfiiday 'Alritrn^
AloXiÖTig^ 'EZsqpijvo^ , 'i/^ccxX^ff, 'fxitat, ^InnoXvxog, Kaoöavdqtig , Aaiog,
MuQa&tovioiy Navnliog, Oldlnovg u ß', 'Ogipttvog^ Tliv^svg^ Tlslon^Sat,
£ufiiuixoty Tr}liyovogy XQVcimeog. diaansvrj d' i<nlv i% tovtmv 6 NavnXiog.
26) Niebahr Kl. Schrr. I. S. 450 (vgl. A. 47): „Der Inhalt dieses
Stückes kann nar das Schicksal der nnglücklichen Eassandrenser unter der
Tyrannei des entsetzlichen Apollodorus sein, dessen Herrschaft erst nach
280 geendigt haben kann". Vgl. Welcker a. a. 0. III. S. 1268: „Auch
die Bundesgenossen, auch der Waise . . . konnten solche geschichtliche
Tragoedien sein**.
26) Bei Stob. Flor. CXIX, 13 <- Fr. 6 Nauck. Besonders lange haben
die Dramen des L. ihren Urheber also wohl nicht überdanert.
27) V. Wilamowitz-MOllendorff De Lycophronis Alexandra, Greifs-
wald 1883. 4. S. 4: „Quamquam Lyeophro in rararum voeum aucupio iam-
bicos lyrieos tragicos poetas naviter perlustravit ^ comoediae tarnen aive Atticae
sive Sictäae nullum Studium apparet, atqui cum qui in admittendis obsoletis
et plebeis vocäbulis tarn non castus fuit, ut Hippanactea admitteret, nan est
probabüe Aristophanea consulto sprevisse. credideris igitur Alexandram ante
conUca Lycophronis studia composüam esse, deinde qui tot tarn recondiias
fabulas tetigit, qui Chraecorum errores per lonium Tyrrhenumque mare, per
Thraciam et Oyprum persectUus est, Aegyptiaca sprevit. nam quod Inopum
Aegyptium vocat (576), Delia potius est fahula, Menelai errores Pharum
Alexandrinum praetereunt , ipse Froteius inde in Chaicidicen transfertur (118),
nihil de Canopo, Zephyrio Locrorum Aegyptio, Memnone Memphite, nihil
uUra Herodotum de lo Iside (1298) y nihil denique in Ptolemaeorum gratiam,
vel Alexandrum habemus Philippi Olympiadisque ßium: Alexandrinis Am-
monis füius erat, deus ipse. profecto Alexandrinum Carmen Alexandra non est**.
Auch die groben geographischen Irrthümer über Hgyptische Localitäten
SvsmiHi., griech.-alox. Litt.-Oeioh. I. 18
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274 Neuntes Capitel. Die Tragoedie.
darf ^^). Später uogefähr um 285 oder 283 ward er nach Alexan-
dreia, wo damals allem Anscheine nach sein Adoptivvater seit
geraumer Zeit bereits lebte ^^), berufen und damit beauftragt
die Ordnung der komischen Dichter in der grossen Bibliothek
zu übernehmend^). Diese Tbätigkeit gab ihm sodann den An-
stoss zu seiner Schrift ,,über die Komoedie^' (jcegl xw^cjd^ag)
in mindestens 11 Büchern ^^), der ältesten Arbeit dieser Art Die
Fragmente lassen erkennen ^^)9 wie weit damals die philologische
Betrachtung und Kunst noch zurück war. Ausserdem erfahren
wir, abgesehen von einer Sage in Bezug auf seinen Tod^*), über
ihn nur noch, dass er sich bei Hofe als geschickter und galanter
Anagrammatist beliebt zu machen verstand ^^), was bei einem
Manne, welcher sich in den Räthselspielen der Alexandra geübt
hatte, nicht eben Wunder nimmt. Die Alexandra trägt scheinbar
676. 848. 1027, deren eine Kallimachos Fr. 13 berichtigt, weisen, wie
Wilamowitz S. 12 hervorhebt, zweifellos auf ein Gleiches hin. Ausser-
dem 8. A. 28. 34. 39.
28) Für die römischen Angelegenheiten (doch s. A. 47) nnd für das
Geographische namentlich von Italien und die Anäiedlnngsgeschichten der
Colonien am sikelischen und ionischen Meere ist, wie Klausen Aeneas
und die Penaten II. S. 580, Schwegler Rom. Gesch. I. S. 413. S. 200.
A. 7. S. 263. A. 8, Müllenhoff Deutsche Alterthumskunde I. S. 433—
436. 466 f. (vgl. auch Maass De Sibyllarum indicibus, Greifswald 1879. 8.
S. 36 f.) gezeigt haben, Timaeos die Quelle (s. darüber auch C. 21. A. 296
und jetzt auch Knaack Callimachea S. 11), welcher an seinem grossen
Geschichtswerk von 310 bis etwa 262 arbeitete (s. C. 21. A. 236. 238. 289)
und daher schwerlich schon vor 300 , wahrscheinlich aber erst etwas spüter
die ersten Theile desselben besonders herausgegeben haben wird, vgl.
Wilamowitz S. 11. Andrerseits sind der Altar des Dosiadas nnd die
Syrinx des Theokritos, auf welche die Alexandra bereits eingewirkt hat
(s. A. 39), schwerlich viel vor, aber auch schwerlich nach 292—290 zu
setzen, das gleichfalls von ihr beeinfiusste Beil des Simias aber wohl schon
etwas früher, s. C. 4. A. 7—10. 28. 29. 40. 48—60, vgl. auch C. 10. A. 6. 8.
28^) S. C. 21. A. 113. 114.
29) S. die Belege C. 4. A. 76. Vgl. C. 12. A. 14.
30) Das 11. wbd citirt bei Ath. XI. 486 d.
31) Wie dies Strecker De Lycophrone Euphronio Eratosthene comi-
comm interpretibus , Greifswald 1884. 8., der sie gesammelt hat, 8. 4 ff.
genauer ausführt, üebrigens vgl. C. 16. A. 88^.
32) Ovid. Ib. 629 f. Utqtie cotJubmatHm cecidisse Lycophrona narrant,
haereat in fibris fixa sagitta tuis.
33) y. Lycoph. p. 143, 12 ff. tivdonifiet . . . SUc xo Xiyftv ccvayQttfiita-
Ttofiovs, olov Ott ütoUfucCos dxo (tfUto^ Xiysi fistayQafifMctttofisvov^ 'Aqci-
rofj S* "H^ag tov^ %al ofiout totavra.
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Lykophron. 276
die Form einer tragischen Scene, einer Botenerz'ahlung, deren
Sprecher dem Priamos nach voraufgeschickter Einleitung (1—30)
das Auftreten und die Weissagung der Titelheldin ^) mit deren
eignen Worten mittheilt und dann wieder seine eigne Schluss-
bemerkung (1461 — 1474) macht^); aber Sprache und Versbau
lehren, dass trotzdem das Ganze vielmehr ein.Iambos isf*^^).
Es ist ein höchst wunderliches und abgeschmacktes, absichtlich
dunkel gehaltenes^^) Schaustück mythologischer, historischer und
34) Bei der Abreise des Paris über den ti-oischen Krieg, 31—407, die
Irrfahrten der heimkehrenden Griechen und die ans denselben hervor-
gehenden Coloniegründungen besonders in ünteritalien und Sikelien, 408 —
1089, die Schicksale der heimgekehrten Achaeer, 1099—1122. 1214—1226
(s. Wilamowitz a. a. 0. S. 6), die Ehren des Agamemnon, der Alexandra,
der Hekabe, des Hektor, des Aeneias nach ihrem Tode, 1128 — 1213. 1226 —
1280, und die ferneren Kriege zwischen Orient und Occident, 1281—1460,
nebst Epilog der Alexandra 1451 — 1460. Das jüngste erwähnte Ereigniss
ist die Ermordung von Herakles, Sohne von Alexandres dem Grossen und
der Barsine, durch Polyfeperchon (und Kasandros) i. J. 309 (801 ff.). S. A. 47.
Es ist aber, wie Wilamowitz S. 10 ferner hervorhebt, wiederum be-
zeichnend, dass L. von dem Antheil des Kasandros an diesem Morde und
von allen anderen Gewalttbaton desselben gegen das angestammte make-
donische Herrscherhaus schweigt: er fühlt sich eben als Unterthanen der
Uurch diesen begründeten Herrschaft: das Gedicht passt also lediglich nach
Chalkis, welches längst nicht bloss Provinz, sondern auch ganz besonders
eng (s. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 141) mit diesem Keich verknüpfte
Provinz von Makedonien war, und in eine Zeit, in welcher jene durch
Kasandros begründete Herrschaft noch nicht ausgetilgt war, vor den
Gallierstürmen und dem Feldzug des Pyrros geg^n die Eömer.
36) Diesem Scheine folgt Spiro Prolog und Epilog in Lykophrons
Alexandra, Hermes XXllL 1887. S. 194—201. Er bemerkt mit Recht, dass
der Ton in Einleitung und Schlass wesentlich anders gehalten ist als in
der Weissagung. Erstere steigert sich erst allmählich zum Orakelton, so
dass der erste Theil, die Ankündigung des Berichts (1—15), gar keine
Schwierigkeiten darbietet, wenn auch im Verlauf desselben schon einzelne
Glossen auftreten, während im zweiten, dem Beginn der Erzählung bis zur
Vorführung der Alexandra, anch bereits entlegene Eigennamen erscheinen.
Auch der Epilog der Alexandra hebt sich von dem Stil der Weissagung
ähnlich ab, und vollends der des Berichterstatters trägt, abgesehen von
glossographisoher Umschreibung der Eigennamen, wesentlich nur einen
pathetischen Charakter an sich. Die genauere Ausfuhrung muss man bei
Spiro nachlesen.
36»») S. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 186.
86) Suid. ro aytotfivov noCruuc. Stat. Silv. V, 3, 167. latd>rasque Lyco-
pJtronis atri {arti Bährens).
18*
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276 Neuntes Capitel, Die Tragoedie.
litterarisch-sprachlicher Gelehrsamkeit ^^^), im höchsten Grade
gesucht und künstlich im Ausdruck, voll hochtönender Composita
und seltner und alterthümlicher, aus allen möglichen Dichtern
mit Ausnahme der Komiker zusammengelesener Wörter und dabei
andrerseits wieder mit neuen „hellenistischen Missbilduugen"
durchsetzte^. Aber gerade dieser Charakter des poetisch un-
geniessbaren Gedichts machte dasselbe zu einem Gegenstand
eifrigen Studiums für die gelehrten Dichter uud Philologen von
Lykophrons jüngeren Zeitgenossen ab durch die folgenden Jahr-
zehnte und Jahrhunderte, so dass es sogar für die vorgerückteren
Knaben in den Schulen als grammatisches üebungsbuch benutzt
ward^). Die ältesten Spuren von Einfluss und Nachahmung
finden sich schon in dem Beil des Simias, dann in dem Altar
des Dosiadas und der Syrinx des Theokritos^^), weiter zeigt sich
die Einwirkung des Gedichts bei Kallimachos*®) und besonders
bei Lykophrons Landsmann Euphorion, dessen eignem Geschmack
es ausserordentlich zusagte*^). Daraus erklären sich denn auch.
86^) Artemid. IV, 63, 8. C. 4. A. 114.
37) S. den vortrefflichen Index von Sehe er und vgl. A. 27 und 46.
EoDze De dictione Lycophronis, Münster 1870. 8. Alex, in Aristot. Top.
p. 209 (Schol. in Aristot. 287^ 17): Xi^sig . . . otuig b AvHotpQoav XQritat,
aiili^Qtttg TS xal rgoniHaig.
38) Clem. Strom. V. 611 C. Ev(poQi(ov o noiriTfjg Ttctl KaXlifidxov ^Ißtg
Hai ra Ahia xal ^ Av%6(pQOVog 'Ali^avSga xal xa rovroig naganli^aia yvfn»«-
aiov Big i^riyrjßiv y^fufifiatitimv l'xxairat uaiaCv,
39) In Bezug auf den Altar des Dosiadas s. Wilamowitz L. A. S. 12:
„imitatio . . . manifesta, Dosiadas v. 11 Philocietam voeat xQisaniQoto
xQvffrai/, praeiverat LycQphro, qui v. 33 HerctUem xqiiensQOv Xiovta dixe-
rat: apud hunc fäbula tnultis narr ata mani festat, quis per aenigma signi-
ficetur, ille nomine utitur iam in certam significationem formato. porro
Achilles apud Dosiadem est ano^svvag Ivig 'Efinovaag , quae hicem a4:cipiunt,
sicut iam Holoholus intellexit, e Lycophronis 178 aq>' sntä naidonv q>BipaX<p
anodovfiivoav fiovov (pXiyovaav i^aXv^uvta C7eod6v ^^ Weiteres bei H&berlin
a. a. 0. 58 f. und Brinker S. 73. A. 1, welcher in Bezug auf die Syrinx
V. 10 nannoipovog mit L. 1034 nannontovog und V. 2 'AvxinstQog mit
L. 1201 Tov avtCnoivov inXäipag nstQOv vergleicht. In Betreff des Beils
yon Simias aber vgL L. 948 ff., s. Enaack Analecta, Hermes XXV. 1890.
S. 86.
40) Wilamowitz a. a. 0. bezeichnet als eigentlich entscheidend hiefSr
die A. 27 angef. Berichtigung, welche Kallimachoa in den Ahui Fr. 13
dem Lykophron angedeihen lllsst, weniger die vielen äusserst seltnen Wörter,
welche beiden gemeinsam sind. Spiro S. 199 f. findet wohl mit Recht in
dem Schlussvers des Demeterhymnos eine Anspielung auf den der Alexandra.
41) S. .C. 14. A. 102 ^
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Lykophron. 277
die häufigen Citate bei den Lexikographen und Reminiscenzen
bei den Kirchenschriftstellern**) und die vielen Handschriften.
Trotzdem danken wir es nur dem gelehrten Commentar des
Theon*^, wahrscheinlich doch wohl des Sohnes von Artemidoros
am Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr.**), dass dies Monstrum
uns mit höchst vortrefflichen Scholien, deren Grundstock eben
aus jenem seinen Commentar e stammt, überliefert ist*^). Denn
42) S. die Zusammenstellang der Testimonia in Scheers Ausg. I.
S. XVIII ff.
43) Steph. V. Byz. Atvsia. Kvxivct (Sioav . . . vnofivrificn^aiw xov Avno-
cpQOva und iv vno(i^(iaxi AvyiotpQOvog) b. 6, Vgl. C. 30. A. 389.
44) S. C. 6. A. 75. C. 10. A. 126. C. 13. A. 98. C. 14. A. 72. C. 30.
A. 207 u. bes. C. 30. A. 387 £F.
45) lieber den Gang dieser Ueberliefening handelt Scheer Die Ueber-
lieferung der Alexandra des Lykophron, Rhein. Mus. XXXIV. 1879. S. 272—
291. 442—473. 640 (vgl. Ausg. I. S. V ff.), indem er die allmählich immer
mehr fortschreitende systematische Interpolation nnd die Mittel zur an-
nähernden Herstellung des Archetypos nachweist. Diese liegen abgesehen
von den trefflichen Lesarten bei Steph. y. Byz. und in den Etymologica
nicht zum Wenigsten auch in zwei alten, zuerst von Bach mann (s. A. 48)
mitgetheilten Paraphrasen. Die eine von ihnen, welche Scheer bereits
auf Theon zarückzof Öhren geneigt ist, ist in den beiden besten Hand-
schriften A (Marcian. Ven. 476 aus dem 11. Jahrb., s. C. 10. A, 67) imd B
(Paris. Coisl. 345 aus dem 10. Jahrh.) erhalten, die andere, nach ihr um-
geformte gleichfalls in A und dem ans A geflossenen, früher für viel älter
gehaltenen V (Vatic. 1307). A ist die flaupthandschrift auch fär den Text
und die alten Scholien (s. C. 10. A. 67), B in beiderlei Einsicht ergänzend.
Für die Herstellung des Textes kommen aber anch noch die besten Exem-
plare einer zweiten, meist, aber nicht immer minder guten Familie in Be-
tracht, C (Paris. 2723, geschrieben 1282) nnd D (Paris. 2403, anch ans dem
13. Jahrb.). Zu dieser Classe gehörte anch der Ton Isaak Tzetzes bei der
Abfassung seines Commentars benutzte Codex. Dieser Commentar ist aus
einer ähnlichen Scholiensammlong wie der in A enthaltenen genommen mit
Zusätzen ans anderen Quellen , so jedoch , dass die Paraphrasen dabei nicht
vorlagen. Ans diesem Ursprung erklärt sich die grosse Güte dieses Com-
mentars nnd das viele werthvolle Material in demselben. Isaak Tzetzes
war der eigentliche Verfasser, Johannes der Ueberarbeiter und Herausgeber.
Von den alten Scholien ist übrigens neuerdings zunächst bisher nur eine
Probe ans V bekannt gemacht: Bachmann Scholia vetusta in Lycophronis
Alexandram, Best. n. Leipz. 1848. 4, ausserdem s. A. 48. Bei Alledem ist
nun aber aus Tzetzes und aus ihnen allein nicht zu ersehen, was Theon
geleistet hat, und weitaus nicht Alles, was hier steht, ist ihm aufzubürden:
es sind doch nur dürftige, fort und fort verdünnte Auszüge geblieben, und
daher kommt es auch, dass kein späterer Commentator genannt wird; der
Name von einem wenigstens ist in der älteren üeberlieferung des Et. M.
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278 Neuntes Capitel. Die Tragoedie.
alle anderen angeblichen Commentatoren beruhen auf Irrthum
oder Schreibfehler. Dass das Gedicht wirklich von diesem Lyko-
phron herrührt, kann jetzt nicht mehr bezweifelt werden*^)*, aber
der Streit darüber, ob die Verse 1226—1280 und 1446-1450
oder wenigstens die ersteren ursprünglich zu demselben gehorten
oder erst später von fremder Hand eingeschoben sind, ist, wie
es scheint, noch immer nicht geschlichtet^'). Von den Aus-
'Afiavtlg aufbewahrt: Zs^tioav iv vno^vrifiazi AvuotpQavog. Für die Her-
stelluDg des 'J'beoD sind ausser den Römern noch Steph. t. Byz., das Et. M.
und die Schollen zu Dionys. Perieg. zu benutzen. S. v. Wilamowitz
Eurip. Herakles I. S. 191 f.
46) Dies erhellt schon aus der Entstehung vor dem Beil des Simias,
der Syrinx deu Theokritos und dem Altar des Doöiadas (s. A. 39). Ferner
iöt zwar die entgegengesetzte Meinung sehr alt (s. SchoL u. Tzelz. z. 1226.
AvnotpQOvoe trigov x6 xoiTjpia)^ aber doch noch beträchtlich älter, wie
schon E. F. Hermann Lycophron, Rhein. Mus. VI. 1848. S. 610 (der trei-
lieh mit Unrecht dem Aristophanes auch einen Commentar su diesem Ge-
dicht zuschrieb) und Wilamowitz Ant v. E. S. 138f. A. 9 bemerkten,
ist das Zeugniss des Aristophanes von Byzanz, dass der Chalkideer der
Verfasser war, denn wenn jener Philolog „die hellenistischen Missbildungen
in den zweiten Aoristen wie iXdßoaav chalkidisch nannte *S so geschah es,
„weil sich L. (21) eine solche erlaubt hatte, s. Tzetzes z. d. St. Schol. 249.
Bekk. Anecd. S. 91. Fresenius Aristoph. Byz. S. 115". (Spiro S. 196.
A. 1 fügt noch hinzu die Glosse afivocfioi: Aristoph. b. Fres. S. 123, Lyk.
144. 1338 und in dem angefochtenen Abschnitt 1227). Freilich wer mit
Niebuhr (s. A. 47) annehmen wollte, dass der vermeintliche jüngere L.,
der Verfasser der Alexandra, auch ein Chalkideer war, brauchte sich ja
hiedurch noch nicht geschlagen zu fühlen.
47) An die erstere Stelle schloss sich schon die eben (A. 46) erwähnte
Bemerkung jenes alten Commentators (Theon?), auf Grand von letzterer
äusserte dann nächst einem Ungenannten Fox Zweifel, s. Döderlein Fox
und Wakefield über Lycophron, Rhein. Mus. 1829. S. 465—473. Dann
suchte Niebuhr Ueber das Zeitalter Lykophrons des Dunkeln, Rhein. Mus.
1827. S. 108—117. El. Schrr. I. S. 488-460 zu zeigen, dass das Ganxe
erst im Anfi&ng dos zweiten Jahrhunderts v. Chr. entstanden sei zur Zeit
der Besiegung von Antiochos lU durch die Römer als Werk eines jüngeren
L. auch aus Chalkis. Jener Ungenannte und Fox hatten indessen zunächst
nur an Interpolation der betreffenden Verse gedacht, und so begnügte sich
denn Welcker a. a. 0. S. 1269 ff. damit, vielmehr nur diese als ein aus
jenen Zeiten stammendes Einschiebsel von fremder Hand zu bezeichnen.
Diese Ansicht, der auch Scheer folgt, fand grossen Beifall, zumal nach-
dem Leop. Schmidt Ueber Lycophron, Rhein. Mus. VI. 1848. S. 136 f.
zu zeigen gesucht hatte, dass dieselben wirklich eine Störung des Zu-
sammenhanges hervorbrächten. Dies ist nun freilich, wenn auch die Zu-
sammenreihung nicht gerade geschickt ist, keineswegs der Fall, wie Wil a-
mowitzL. A. S. 6 mit Erfolg darthut, denn die Verse 1214—1226 stehen,
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PhiliskoB oder Philikos. 279
gaben ^^) bietet erst die neueste von ö che er die wirkliche Text-
recension.
Philiskos oder Philikos, Sohn des Philotas, von Kerkyra,
Dionysospriester in Alexandreia unter Ptolemaeos Philadelphos*^),
wie Scheer erkannte, nicht am richtigen Platz, und Wilamowitz hat
sie mit Recht vor 1123 hinaufgerückt; den eigentlichen Anstoas aber, von
dem alle jene Annahmen ausgingen (vgl. auch Ir misch Leipz. Stud.
VIU. 1885. S. 281), dass 1226 ff. die Macht der Römer in einem Masse ge-
schildert werde , in welchem es zur Zeit des L. , wenigstens für einen chal-
kidischen Dichter, noch unmöglich war, hat er durch eine andere Deutung
zu beseitigen und dadurch sogar die ünentbehrlichkeit dieser Verse zu er-
härten gesucht. Allein ob diese Deutung und der ganze von Wilamowitz
eingenommene Standpunkt gegenüber den (ungeachtet der entgegengesetzten
Versicherung von Spiro S. 195) durchaus nicht unberechtigten Einwendungen
von F. Cauer Zu Lycophro, Rhein. Mus. XLI. 1886. S. 387—397 haltbar
ist, erscheint immerhin zweifelhaft. Dagegen ist es (trotz der zum Theil
auf Mommsen zurückgehenden Gegenbemerkungen von Cauer 8. 391 f.
396 f.) denn doch wohl ein sehr glücklicher Qedanke von Wilamowitz*
a.a.O. S. 6 ff., dass die Verse 1446—1450 mit den Römern Nichts zu
thun haben und für den Abschluss des Ganzen wirklich nicht zu entbehren
sind. Er deutet diese Prophezeiung so, dass ein mit der Alexandra bluts-
verwandter ehemaliger Gegner des grossen Alexandres sich mit diesem ver-
söhnen, von ihm als Freund an erster Stelle hochgehalten werden und
einen grossen Theil der Beute erhalten werde, und bezieht dies auf Arta-
bazos , mit dessen Tochter Barsine Alexandros, ohne sie freilich zu heirathen,
den A. 34 erwähnten Herakles zeugte (vgl. auch C. 22. A. 16. 18), in dessen
kurzer Erhebung auf den Thron also L. einen Anfang der Aussöhnung
zwischen Orient und Occident erblickte, der aber durch die Ermordung
dieses jungen Prinzen inzwischen wieder vereitelt war. S. jetzt auch
Spiro S. 196. A. 1.
48) Ed. princ. Aldina, Ven. 1613. 8. (mit Pindar. u. Kallim.). Paul Le-
cisiuB, Basel 1548 f. (mit Tzetzes). Paris 1547. 4. (mit krit. Versuchen
von Auratus). Canter, Basel 1566 (die beste der älteren Ausgaben).
Meursius, Leiden 1597. 1699. 8. Potter, Oxf. 1697. 1702. foL mit krit.
u. exeget. Anmerkungen. H. G. Reich ard, Leipz. 1788. IL 8. mit Com-
mentar. Ch. G. Müller, Leipz. 1811. HI. 8. mit Tzetzet (für welchen
diese Ausg. bisher die beste ist). Sebasiiani, Rom 1880. 4. mit krit.
Noten (schlecht). Bachmann, Leipz. 1880. 8. (kritische Ausg., aber mit
ausserordentlich mangelhafter Ausbeutung des Materials; vgl. die Rec. von
G. Hermann Opusc. V. S. 230—253). Deh^gue, Par. 1853. (kümmerlich).
G. Kinkel, Leipz. 1880. 8. mit den Schol. Marc, (schlecht, s. d. Rec. v.
Scheer Deutsche L. Z. 1881. Sp. 79—81). Scheer, 1. Band, BerL 1881. 8.
(Text mit kritischem Apparat und den beiden Paraphrasen). — Beiträge
zur Krit. u. ErkL von Scheer Nonnulli Lycophronis loci, Plön 1876. 4.
49) Suid. ^ausxog KsQ%vQau)g. Kallix, Fr. 2 (bei Müller F. H. G. IIL
9. 60») b. Ath. V. 198 c.
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280 Neontea CapiteL Die Tragoedie.
bezeichnet sich selbst in einem noch erhaltenen Bruchstück als
Erfinder des nach ihm so genannten philikischen Verses^). Dies
ist nun freilich nicht ganz richtige denn schon vor ihm hatte
Simias im Beil und in den Fittichen vereinzelt denselben an-
gewandt^ aber freilich war er der Erste, welcher ganze Gedichte
in diesem Versmasse schrieb*^). Er war also nicht bloss dra-
matischer, sondern auch lyrischer Dichter. Die Zahl seiner
Tragoedien wird auf 42 angegeben^*); wie es scheint, war eine
derselben Palamedes, eine andere Themistokles betitelt^).
Protogenes malte ihn als einen Meditirenden^).
Dionysiades oder Dionysides, Sohn des Phylarchides,
aus Mallos oder Tarsos ^), jedenfalls also ein Kilikier, verfasste
ausser seinen Dramen unter Anderem auch ein Buch über den
verschiedenen Stil der komischen Dichter ^^).
Aeantiades oder Aeantides^') wurde von gewissen Seiten
statt des Euphrönios wie Dionysiades statt des Sosiphaues zur
Pleias gezählt^).
. \J \J — ZV-»U-.v-'_
60) Hephaest. p. 68: j. \j yj - ^ kj kj ^ j. \j kj ^
Vgl. C. 36. A. 26.
61) Hepbaest. a. a. 0. u. Schol. A z. d. St. a. a. O.
62) Süid. a. a. 0.
63) Entere in der UeberlieferuDg bei Stob. Flor. IX, 21 dem Philemon
beigelegt, zuerst y.od Grotins dem Philiskos, jedoch nach Suid. ^tkitmog
xamiHog dem gleichnamigen Komiker, von Meineke F. C. 6. I. S. 424
dem Tragiker. Vgl. Nanck* S. 637. *S. 819. Auf ein höchst lascives
Satyrdrama von ihm führt Robert Erat. Catast. S. 32. Fr. 8 b. Schol.
German. p. 70, 16 ff. (vgl. p. 129, 6ö.) zurflck.
64) Plin. N. H. XXXV. §. 106.
66) Ersteres giebt Said., Letzteres Strab. a. a. 0. an: noirin^s &l t^ayto-
diag aqictog tmv xrjs IRsiadog xad'aQi&fiovfkivaiv Jiovvüidrjgy was schwerlich
heissen soll „der beste anter den Dichtern der Pleias *\ sondern nur „ein
vorzüglicher, zur Pleias gezählter Tragiker *S daher mit Recht Bernhardy
a. a. 0. S. 73 na&eiffid'fiovftsvog vermuthet
66) Said, dtovvc. xcrl yiyqafctai, uvxm fisxa^v aHoav nal XaQaxtrjgsg rj
^Uoxofio^off, iv m tovg xuQaxtfJQCcg inayyiXXn tmw notrjtav. Worauf die
Vermuthung von Usener Dionysii Halic. librorum de imitatione reliquiae
(Bonn 1889). S. 134: „quod haud scio an OMinen fuerit quo %U sülis Timon
philosaphos, sie üle poetas perstrinxiV beruht, vermag ich nicht abzusehen.
67) Ausser bei Choerobosk. Exeg. Heph. (s. A. 6. 68) nur noch V. Ly-
coph. p. 143, 6 erwähnt.
68) Choerob. a. a. 0. p. 74, Uff. Hörschelm, (p. 182, 13 ff. Westph.)
nach den A 6 angef. Worten: t(i/^$ dvtl tov Alavtiudov %al 2m6i(pavovg
^lovvauxdriv xal Evq>(f6viov r§ Illetddi, avpxuttovaiv* Vgl. Schol. A Heph.
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Dionysiadee. Aeantiades. Euphronios. 281
Euphronios der Cherronesit lebte in Alexandreia, war
Lehrer des Aristophanes yod Byzantion^ yerfasste auch priapeische
Gedichte und war der Erste, welcher sich nach Lykophron von
Neuem mit der Erklärung der Komiker beschäftigte, sei es in
Commentaren^^), sei es in einer eignen Schrift^,
p. 181, 26 ff. Westph. enta yag iXiyovto slvcti tgayatdoC* dio %al flXstag
dvoiidßd'ricccv' iv dg iativ ovtog 6 ^iXtHog. inl IJtoXsuaütv (näml. tov
^tXa9il(pov, 8. Choerob. Z. 10, vgl. A. 6) dl yeyowctaiv ovtoi &ifiatoi tQayixoL
slal Sl ovTOi' "OfiriQog 6 wscatsgog, 2^a><r^eo$, Av%6(pQaiv, '/Hi^avägog^ ^CXt-
xof , diovvoittdrfiy ^Evtp^ioviogy nach der richtigen Ergänsung Ton Bergk,
p. A. 60.
59) Dafür scheint das Citat Schol. Aristoph. Ay. 1403. 'AvtCnatqog 9s
xal Evfpgoviog iv totg vnofivrifiaai^ zu sprechen, doch kann der Ausdruck
ungenau sein. ^
60) Die Fragmente hat Strecker a. a. 0. gesammelt, welcher S. 7 ff.
in lichtroller Uebersicht darlegt, wie man allmählich in Bezug ani diesen
Maün zar richtigen Anschauung gelangt ist. Bei 8trab. VIII. 382 erscheint
6 xä Tlq^anBut noiijcag Evifgöviog, was man yerkehrterweise in Bv(pOQÜov
geändeithat, statt umgekehrt bei Hephaest. p. 108, wo der Priapeiendichter
nach dem jetzigen Text Euphorien der Cherronesit genannt wird, Euphro-
nios herzustellen. Denn in der Erklärung dieser Stelle sagt Choeroboskos
Ezeg. Heph. p. 78, 5 ff. Hörsch. (in Folge der ungenauen Angaben Gais-
fords fälschlich als Schol. A Heph. und mit dem falschen Text EvfpoqConv
und Evyo^Äü^'Off bezeichnet bei Westphal Script, metr. Gr. S. 188, 17—26)
ausdrücklich, dass eben dieser Euphronios (denn so ist hier die wirkliche
Ueberlieferung) ein Grammatiker in Alexandreia unter den Ptolemaeern
{Evif^oviog o ygafiiiatiTiog inl tmv TJtoXsfiaimv iv 'AXs^tevdQs/ci iyga^ev slg
n^üxnov tovtat xm fi^ixQcai) war, und zwar: iatiov dh oxi xovtov xov EvqtQO-
viov yiyovsv dnQoaxrjg 'AqCcxaqxog o ygafifiaxinog, ov (lovov 'AQiaxoqxtvr^g
xov xov Bviavxiov. In diesen Worten steckt freilich ein Irrthum, gleich
viel ob man mit Bergk Anthol. lyr.' S. XCII 'AQiaxotpdvrjg 6 Bvidvxiog
oder vielmehr wohl richtiger (s. Snsemihl Anal. AI. I. S. XV) und jeden-
falls in grösserer Annäherung an das Ueberlieferte mit Westphal 'Agiaxo-
ipdvovg xov Bv^avx^ov herzustellen hat. Denn es ist chronologisch unmög-
lich (s. C. 16. A. 85), dass Aristophanes von Byzanz und Aristarchos noch
denselben Lehrer gehabt haben könnten, und Euphronios war vielmehr
Lehrer des Ersteren. Dies erhellt aus Suid. 'AQKSxotpdvrjg Bvtdvxiog^ wo
statt EwpQov^ov allerdings fälschlich EvtpQovCda steht und möglicherweise
auch schon in der Vorlage des Suidas oder selbst des Hesych. y. Mil. ge-
standen haben mag. Schon R. Schmidt De Callistrato Aristophaneo
S. 21 (327) vermuthete nun richtige dass dieser Lehrer des Aristophanes
von Byzanz der häufig erwähnte Ausleger des Aristophanes und anderer
Komiker Euphronios sei, und M. Schmidt Didymi fragmenta S. 294 f. hat
dies eingehend erhärtet. Dazu stimmt aufs Beste die Beschaffenheit von
dessen Bemerkungen, die einerseits zwar entschiedenen Fortschritt gegen
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282 Neuntes Capitel. Die Tragoedie.
Sophokles der Dritte aus Athen, ein Abkömmling des
gleichnamigen grossen Dichters und gleichfalls Tragiker und
Lyriker, lebte nach der Pleias, wie er denn als Sieger bei den
Lykophron, aber andrerseits, wie aach Blau De Aristarchi diecipulis,
Jena 1883. S. 67 — 77, der denselben vielmehr erst für einen Schüler des
Aristarchos hält, zugeben mnss, doch noch erhebliche Mängel an den Tag
legen, s. Strecker S. 9 ff. Dass die Berufung des Euphronios auf Kalli-
niachoB (Schol. Aristoph. Av. 873) keine entscheidende Instanz ist, sieht
wiederum Blau selber ein, und so steht nur ein, wie es auf den ersten
Anblick aussieht, erhebliches Bedenken im Wege: Schol. Aristoph. Vesp.
696. Ev(pQ6viog dh xal aBarjusiöiod'ai (prjciv, ^ri tov ^iva aQitBvixmg d>g Tttcl
"OfiriQog eiQTi'Ksv. Denn das kritische Zeichen, von dem hier Euphronios
spricht, scheint, wie Blau S. 70 richtig bemerkt, ganz der aristarchischen
Diple zu entsprechen. Allein wir kennen die Geschichte dieser Zeichen
vor AristarchoB zu wenig, um hierauf allein einen solchen Sohluss, wie
Blau ihn macht, bauen zu dürfen. Vielmehr muss man gerade umgekehrt
schliessen. Zweierlei ist hier überhaupt nur denkbar: das hier gemeinte
Zeichen war entweder die Diple oder (s. C. 16. A. 27*>) das %- War es die
erstere, so ist nach eben dieser Stelle die Art, wie Aristarchos sie anwandte,
viel älter als dieser, denn bereits E. bezieht sich auf eine Ausgabe, in
welcher sie so angewandt war, sei es nun seine eigne (s. Strecker S. 7.
A. 4) , sei es eine seines Schülers Aristophanes (die ja immer noch älter
sein konnte als das Werk des Eratosthenes über die alte Komoedie). Oben-
drein sprechen andere Umstände dafür, dass wenigstens Aristophanes in
seiner Homerausgabe dem Aristarchos in dieser Anwendung bereits voran-
ging, s. C. 16. A. 17. Yermuthlich (s. C. 16. A. 27^) ist aber vielmehr das
X gemeint, s. H. Sehr ad er De notatione critica a veteribus grammaticis
in poetis scaenicis adhibita (Bonn 1863). S. 45, welches bei den Sanglyri-
kern und Dramatikern ähnlich verwandt wurde wie die Diple bei Homeros,
8. Sehr ad er S. 14 ff., nnd dann erhellt aus diesem Scholion, dass dies
schon bei E. oder doch schon bei Aristophanes geschah, s. C. 16 a. a. 0.
Nun lesen wir freilich bei Suid. a. a. 0. EvtpgoviÖa tov KoqivQ'Cov ^ Si-
%v<xiv£ov^ aber Nauck Aristoph. Byz. S. 2f. hob mit Recht hervor, dass
aus Korinth oder Sikyon vielmehr ein anderer Lehrer des Aristophanes,
der Komiker Machon, war (s. C. 8. A. 117), so dass also vielmehr dessen
Name vor xov und vor diesem Namen die Heimatsbezeichnnng des Euphro-
nios ausgefallen sei, also: Evfpgov^dct oder E^q>Qov£ov (^xov XbqqovticCxov
xal Ma%mvo£y xov K, x. x. l. Vermnthlich war seine Heimat Ohorronesos
in Aegypten, wie Meineke An. AI. S. 341 ff. annimmt, jedenfalls nicht,
wie Bergk, der die Stelle bei Suid. fär heil hält, glaubt, ein Vorgebirge
im korinthischen Lande. Vorausgesetzt endlich, dass auch der Tragiker
dieselbe Person war, so erhellt, wesshalb er gleich dem Sosiphanes Manchen
nicht in die Pleias zu passen schien: war letzterer för dieselbe eigentlich
noch zu alt, so er umgekehrt schon zu jung. Dass der in dem bei Hephaest.
aufbewahrten Prii^eienfragment genannte „neue Dionysos*' Ptolcmaeos IV.
Philopator ist, zeigt Meineke a. a. 0.
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Sophokles. AfescbyloB. Ptolemaooa IV u. A. 283
Charitesien in ürchomenoa um Ol. 145 (etwa 195 v. Chr.) auf
einer Inschrift ^^) erscheint, und man hatte von ihm 15 Dramen^*).
Aeschylos von Alexandreia aus ganz ungewisser Zeit dichtete
einen Amphitryon und ein Epos MsöerivLaxa^^).
Ptolemaeos IV Philopator verfasste, wie schon bemerkt
wurde, eine Tragoedie, deren Titel Adonis war, und zu welcher
sein Minister und Geliebter Agathokles einen Comraentar
schrieb^).
Ueber die Tragoedien des Timon war schon die Rede, von
denen des Eallimachos, Euphantos, Ezechiel ist später zu
handeln, von einer Reihe anderer Tragiker aus ganz ungewisser
Zeit, von denen wir noch Bruchstücke besitzen^), mögen hier
wenigstens die Namen genannt werden: Apollonides, Biotos*'**'),
Chares, Demonax, Hippothoon (?), Isidoros, Mimner-
mos^'), Pompeius Macer, vielleicht 8ohn oder Enkel des
Theophanes von Mytilene*^^), Serapion, Zenodotos.
Dorotheos von Taras und als Dichter von Satyrdramen
Amcinias sind in derselben orchomenischen Festinschrift wie
Sophokles erwähnt, Kleisthenes in einer teischen Inschrift^^).
61) C. I. G. 1584, 29.
62) Suid. 2ofpo%Xri£ 'A&qvaios*
63) Ath. Xm. 599 e.
64) Schol. Aristoph. Thesm. 1059. k^i^Xtaat dl avtov (näml. EvQiniÖriv)
UtoXfiiaCos o ^iXonocKOQ iv y ntnoCrins tgaymÖicc Udiovidi^ mgl ^g 6 igoi-
lisvog avrw Uya^o^Xrig yeyqatpBV^ 6 «dtX(p6g xfjg igaiJLivrig avtov xdXtv
Uya^OTiXsiag. Vgl. v. Wilamowitz Eurip. Ilerakl. I. S. 188. A. 120: „Das
kann nur ein zeitlich ganz Nahestehender berichtet haben, also wohl
Eratosthenes oder Aristophanes*^
65) Das Nähere s. bei Nauck F. T. G.« S. 825—831. Bei Weitem die
meisten diei^er Stücke stehen im Flonlegium des Stobaeod.
66) Dichter einer Medeia.
67) Dichter eines Neoptolemos.
68) Wie Meineke Vind. Strab. S. 213 f. vermuthet. S. C. 33. A. 148.
69) C. 1. G. 3105. S. auch die delphischen Inschriften über die drama-
tischen Agone an den Soterien bei Wescher und Foucart Inscriptions de
Delphes No. 6. 6. — Von dem Automatentheater in Alexandreia und genauer
einem von demselben dargestellten Drama (Nauplios) giebt uns Heron in
seinen Avtcpiatonound p. 264, 39 if. Tfadveuot (s. C. 23. A. 184) eine Be-
schreibung. S. über dieselbe B. Schöne Zu Hyginus und Hero, Jahrb.
des archäol. Inst V. 1890. S. 73—77, welcher dahingestellt lässt, ob diese
Tragoedie der NavnXiog nvQ%a6vg des Sophokles war.
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284 Zehntes CapiteL Das Lehrgedicht.
Zehntes CapiteL
Das Lehrgedicht.
Menekrates von Ephesos, ein Grammatiker und Lehrer des
Aratos^); verfasste ein Landbaugedicht*) in mindestens 2 Büchern,
"Äpya betitelt»).
A rat OS aus Soli*), Sohn des Athenodoros, eines dort höchst
1) Said. 'jiQcctog. a%ovatrfs 9* iyiveto yQUftfiatixov (ilv xov 'E(pf<siov
MsvB^ffdtovg,
2) Varr. ß. R. I, 1, 9. III, 16, 18. Plin. N. H. Ind. 1. VIÜ. XI und XI.
§. 17. Menecraiea florem esse dicit (nämL erühacam = Bienenbrod), sed
nemo praeter cum. „Hieraus erhellt, dass M. gerade in der Bienenzucht,
deren Behandlung Manche von der Theorie der Landwirthschaft ausschlössen,
als Auctorität galt, zumal da auch Yarro, der mit Citaten äusserst sparsam
ist, gerade ihn für dies Gebiet (an der letztem Stelle) citirt. Wohl ohne
Zweifel derselbe M. ist auch Schol. Nie. Alex. 172 gemeint. Aus dieser
Anführung ergiebt sich, dass er den Herakleitos benutzte: tovzo dl xal
'HqccxXsitos (fehlt bei Bywater) xal MsvsytQccTTig sPqtjtisv^ und da nun
Nikandros selbst auch noch in den nächsten Versen (ygl. Schol. 174) den
Herakleitos (Fr. XX Byw.) wiedergiebt, so ist es sehr möglich, dass dies
auch M. schon gethan hatte und Nikandros (wie er ja ähnlich überall in
derartigen FäUen verfahrt) ihn ausgeschrieben, beziehungsweise nach-
geahmt hat. Jedenfalls genügt schon das Schol. z. 172, um den M. mit
Wahrscheinlichkeit in eine stoische Sphäre zu setzen". (Oder). Es fragt
sich indessen, ob dies chronologisch möglich ist; dann wäre es bezeichnend
für die Richtung, welche hernach sein Schüler Aratos einschlug.
8) Et. M. ^»fiog (p. 422, 84), wo Etwas über einen Vers aus demselben
mitgetheilt wird. Vgl. 0. Jahn Philologus I. 1846. S. 649.
4) Wir haben ausser dem Artikel bei Suid. noch vier Biographien,
selbstverständlich sämmtlich Einleitungen alter Ausgaben oder Gommen-
tare, p. 62 S. West. Die beste ist die dritte. Sie wird, wie Maass
Analecta Eratosthenica, Berl. 1883. 8. (Kiessling u. v. Wilamowitz Philol.
Unters. VI). S. 34 ff. entdeckt hat, in einem Mailänder Codex griechischer
Astronomen (C 263) dem Theon (s. A. 57 ff.) beigelegt {Gioavog UXe^avdQitog
ysvog Uqdtov), und zwar, wie Maass nachweist, mit Recht. Von ihr giebt
es aber auch noch eine barbarische lateinische üebersetzung , Ärati gentAS^
welche zuletzt von Breysig, Erfurt 1870. 4. kritisch herausgegeben ist
und hie und da (s. A. 10. 26) Lücken des griechischen Textes aufdeckt
imd ausfüllt. Die zweite ist nach einer mir mitgetheilten Vermuthung
von Maass (s. C. 15. A. 65) das Werk eines anderen Commentators , des
Sporos (s. A. 54 ff.). Bei Susemihl Anal. AI. I. S. XI. A. 45 ist Theonis
tnathematici für Sport grammatici zu lesen. Die schlechteste, fehlerreichste
und unzuverlässigste Biographie ist die vierte, wie Busch De biblio-
thecariis Alexandiinis, Schwerin 1884. S. llf. A. 3 sehr richtig ausgeführt
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Menekrates. Aratos. 285
angesehenen Mannes und siegreichen Feldherrn ^); und der Leto-
phila, ward wahrscheinlich etwa um 315 geboren*). Jedenfalls
hat (vgl. Suse mihi a. a. 0. S. Xlf. A. 46. 69). Alle diese Arbeiten haben
. so viel Gemeinsames , dass sie wohl ohne Zweifel in letzter Instanz anf das
nämliche ältere Original zurückzufahren sind, wahrscheinlich, wie Breysig
S. 28 f. vermuthet, die Schrift des Stoikers Boethos (s. A. 48. C. 28. A. 10)
negl 'jiQcitov in mindestens 2 Büchern (V. IL p. 67, 26 £f.) oder 'E^riyriaig
Uqixtov (Gemin. Isag. 14). Nachträge aus späteren Schriftstellern (z. B.
aus Asklepiades von Myrleia V. I. p. 62, 6, vgl. C. 26. A. 96, und dem
jedenfalls jüngsten der überhaupt genannten Apoll onides mit dem Beinamen
6 ^yivg V. I. p. 66, 1 (vgL A. 11), was wohl gar nicht, jedenfols aber
nicht mit Bentley in o Ni%asvg zu ändern, zumal da ein weit Späterer
als der Nikäer gemeint ist, s. v. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 191.
A. 143^ dazu die in der dritten Biographie fehlenden Fabeleien über Aratos
und Nikandros, vgl. C. 16. A. 66, ausserdem s. A. 7. 12. 88. 60) sprechen
nicht hiergegen; wenigstens für eine recht alte Urquelle zeugt die ausser-
ordentliche Güte (s. A. 48) des Materials; um so auffälliger ist die Nicht-
benutzung des Theokritos, dessen Leetüre also den Kreisen, aus welchen
der Urbiograph stammt, fremd war, s. C. 4. A. 66. Zuweilen ist der richtige
Sachverhalt, wie ihn die eine Biographie giebt, in der anderen verwechselt,
s. C. 2. A. 286, VgL ebend. A. 267. So wird offenbar V. IV. p. 60, 26 f.
yriqai^ 9\ rm Kv^vaCm iTCsßdXsTO, tcuq' ov xal Iniyqu^yMxog ^fiflo^ kürzer
und mit Umkehrung des wahren Verhältnisses dieselbe Nachricht wieder-
gegeben, welche wir ausführlicher und richtig V. L p. 64,74£E^ lesen:
(kifivriTai yovv avtov xal KaXUfiaxog mg TtQsaßvtiQOV ov ftovov iv totg
iTuyffafitiMaiv y dlXa xal iv toig itQog ü^a^icpocvriv ^ ndw inaiv&v avtov mg
xoXvfia^ xal aqiaxov noiritiqv, yiyovs d' 6 "A^utog tnXüixrig ^Haiodov, mg
xal KaXXifiaxog nccQsarifiiqvato xovto 9tä xov sig avxov iniyqdfikfiaxog ovro;*
^Hötodov X. T. X. (Kallim. Ep. XXVII), und folglich ist nicht, wie Leo bei
Busch S. 12. A. 2 meint, das mg nQsaßvxiQov hier erst Zusatz des Urhebers
dieser ersten Biographie, vgl. Suse mihi An. AL IL S. VIII ff. Als Solier
bezeichnet den A. nun übrigens schon Kallimachos in dem hier angezogenen
Epigramm, während Asklepiades von Myrleia (Vit. L p. 62, 6 ff.) Tarsos für
seine Vaterstadt erklärte. Die Ergebnisse der sorgfältigen Untersuchung
von Reinh. Eöpke De Arati Solensis aetate, Guben 1867. 4. sind nur
theilweise richtig. Vgl. auch Couat S. 46-48. 446—466. 469—489.
6) V. IL p. 66, 2 ff.
6) Jedenfalls nicht erst um 301, wie Eöpke S. 19 glaubte und man
demselben vielfach geglaubt hat. Dies ist einfach desshalb unmöglich, weil
Kallimachos, der nach seiner eignen Aussage (s. A. 4) jünger als A. war,
nicht wohl später als 310 geboren sein kann, ja man vielleicht eher ver-
sucht sein möchte anzunehmen, dass er schon früher zur Welt gekommen
sei (s. C. 13. A. 4). Allein wenigstens erheblich früher ist es nicht gut
möglich. Denn einerseits muss doch A. so viel älter als Kallimachos ge-
wesen sein, dass für letzteren dieser Altersunterschied überhanpt der Er-
wähnung werth erscheinen konnte, andrerseits aber doch auch nicht sonder-
lich viel, wenn anders er mit Kallinukchos in Athen zusammen studirte
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286 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht.
erhielt er früh eine gewisse mathematische und astronomische
Bildung'). Wann und wo er den Unterricht des Menekrates
empfing, erfahren wir nicht; wenn aber die Nachricht, dass dieser
sein Lehrer gewesen sei, überhaupt richtig ist, so begann er
wahrscheinlich bei diesem in Ephesos seine philologischen Studien,
um sie dann in Kos bei Philetas, wie wir aus dem siebenten
Idyll des Theokritos entnehmen müssen, etwa von 292 bis 290
fortzusetzen^). Ohne Zweifel von Kos aus^) ging er hierauf
(8. A. 10): man wird also etwa 6 (mindestens 3) Jahre annehmen dürfen.
Nun passt aber die SchilderuDg, welche Theokritos in den Thalysien von
sich und A. bei ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Eos entwirft, schwerlich
auf junge Männer über, aber freilich auch wohl nicht viel unter 25 Jahren.
Folglich würden wir, wenn wir die Geburt des A. auch nur bis zwischen
320 und 317 zurückdatiren wollten, damit ftir diesen Aufenthalt und die
Blüte des dortigen bukolischen Dichterbundes aller historischen Wahrschein-
lichkeit zuwider in eine Zeit gerathen, in welcher Philetas allem Verrouthen
nach von seiner Uebersiedlung nach Alexandreia (um 295) noch gar nicht
wieder nach Kos zurückgekehrt war (s. A. 8). Vor jene uebersiedlung aber
dies Alles anzusetzen ist, da die Alexandra des Lykophron schwerlich vor
295 herausgegeben war (s. C. 9. A. 28) und Dosiadas im Altar und Theo-
kritos in der Syrinz diese bereits nachahmten (s. C. 9. A. 39), wenigstens
für Denjenigen kaum eine Möglichkeit, welcher diese beiden Gedichte der
Blütezeit jenes kölschen Vereins zuschreibt, s. C. 4. A. 8. 9. 48 ff. C. 5.
A. 9. 15. Susemihl An. AI. II. S. VIII. Zwischen 816 und 312 setzt
übrigens die Geburt des A. Lincke De Callimachi vita S. 8, zwischen 316
und 312 Couat S. 46—48, zwischen 808 und 300 Kitschi Opnsc. I. S. 71 f.
(AI. Bibl. S. 88), um 305 Rohde Gr. Rom. S. 100 f. Anm.
7) Wenn auch dieselbe nicht eben sehr gründlich war (s. A. 33. 43 f.
59 f. 62), so muss dies doch angenommen werden, da er in Athen seinen
Mitschüler Dionysios in diesen Gegenständen unterrichtete , s. C. 2. A. 285.
Die Nachricht in der höchst unzuverlässigen vierten Biographie p. 60, 22 ff,
nach „Einigen" habe sein Vater Mnaseas und sein Lehrer in der Mathe-
matik Aristotheras geheisaen, darf man füglich auf sich beruhen lassen.
Dieser Aristotheras ist wohl derselbe mit Aristotheros, gegen welchen
Autolykos eine Streitschrift verfasste, s. C. 23. A. 8.
8) Wesshalb aus diesem Gedicht der dortige Aufenthalt des A. zu er-
schliessen und der Versuch von Mertens Quaestiones Theoer. I. (Lötzen
188T). S. 8 ff. aus V. 99 und 105 zu erweisen, dass derselbe sich zur Zeit
des hier geschilderten Erntefestes nicht oder nicht mehr in Kos befunden
habe, miislungen ist, zeigt einleuchtend Rannow Wooh. f. kl. Ph. V.
1888. 8p. 112. Hätte aber A. noch länger als etwa bis 290 dort gelebt,
so hätte nicht füglich Eallimachos noch in Athen mit ihm zusammen*
treffen können, s. G. 13. A. 4; die Rückkehr des Philetas von Alexandreia
nach Koi aber dürfte (zufolge C. 4. A. 7. 8) etwa 292 anzusetzen sein. Die
scharfsinnige Vermuthung von Usener Ein Epigramm von Knidos, Rhein.
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AratOB. 287
nach Athen, wo er mit dem etwas jüugeren Kallimachos bekannt
ward und mit diesem, wie es scheint, die Vorträge des Peri-
patetikers Praxiphanes besuchte^®), hernach aber dem Zenon von
Mua. XXIX. 1874. S. 41 ff., dass die Bekanntschaft des A. mit Theokritos
und sein Aufenthalt in Kos erst swischen den ersten in Makedonien und
den in Syrien, also etwa in die Jahre 274 bis 272 gefallen sei, ist durch
den Nachweis Vahlens (s. C. 5. A. 21), dass sich Theokritos in dieser
Zeit vielmehr in Syrakna aufhielt, über den Haufen geworfen, vgl. Suse-
mihl Anal. AI. I. S. IV ff. Gesetzt aber auch, der Hieron des Theokritos
wäre wirklich, was schwerlich der Fall ist, erst ein paar Jahre später ent-
standen, 80 scheitert doch jene Vermuthung ohnehin an der richtigen Qe-
bnrtszeit des A. Denn Niemand wird in der Schilderung, welche Theo-
kritos im 7. Idyll von sich, A. und seinen anderen Ge^rten giebt, wie
bereits (A. 6) gesagt, Männer, die schon in den Yierzigen sind, erkennen
wollen. Und so bleibt denn keine andere Möglichkeit als die, jenen
koischen Aufenthalt des A. vielmehr vor den athenischen zu verlegen. —
In Bezug auf den Geliebten des A. aus dieser Zeit, den Theokr. Id. VII,
105. 118 Philinos nennt, schreibt Haeb erlin De fig. carm. S. 64: „Htmc
non dwersum esse opinabar ab eo, qui a Stratone comieo (Äih. IX. p. 382 d)
inier convivas referlur eodem loco, vibi Philetae gUmas ludibrio habet: videtw
igitur (? I) etiam Philinus Pkiletae diseipulus fuisse, quocum bene cangruebat,
quod in glossographorum serie (Ath, XV. 681 b) etiam Philinus refertur.
Idem (?) iterum innuitur in PharmacetUriis v. 115, id quod iam Paleyus
suspicdbatur. Sed quis quandoque vere fuerit I^ilinus, Wilamotoüßius de-
texit: Philinus enim Com ol. 129 (264/3) et iterum ol 130 (260/59) in
stadio vicit (Euseb, Chron. l, L ed, Schoene vol. L p. 208, 15, 18)*', Es
ist in der That möglich, dass dies der von Theokritos Bezeichnete ist, aber
genau ebenso gut kann auch ein Anderer gemeint sein, der vielleicht
(s. Fritzsche z. d. St.) gar nicht wirklich Philinos hiess.
9) Wenigstens könnte er nach dem eben Bemerkten nur noch sehr
kurze Zeit anderswo gewesen sein.
10) Die uns hievon gebliebene Spur hat Rohde a. a. 0. S. 99 f. A. 3
aufgedeckt. Zu den beiden A. 4 angeführten Parallelstellen in den Bio-
graphien kommt nämlich eine dritte, zum TheU genauere. V. Ul. p. 68,
23 f. heisst es freilich nur: iyivsro Sh atpodga noXvyQdfUfiatos civriQj ag
^cc^TVQfi KaXl^piaxog, aber in der lat. üebers. vollständiger in einer theil-
weise an V. I anklingenden Form (Z. 88 ff. Breys.): factus est autem nimis
muUum Htteratus vir: testatw CdUimach'us adsistens ei ab infantia propter
Prcuciphanem MytiUnum, Freilich ist weder die Erörterung dieser Worte
>ei Roh de noch bei Susemihl Anal. AI. I. S. X. A. 41 noch bei (G. P.)
U(ng6r) Philol. Anz. XVI. 1886. 8. 549 f. ganz richtig; jedenf^ls aber be-
weist das ab infantia (<» i% viov)^ dass Kallimachos und folglich, wie
aus dem A. 6 Dargelegten gegen Unger hervorgeht, auch der allerdings
ältere A. noch jung war, als Ersterer die Bekanntschaft des Letzteren
machte, die schwerlich anderswo als in Athen geschlossen sein kann,
„denn** (wie Roh de bemerkt) „diese Stadt ist die einzige, in der nach*
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288 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht.
Kition und der Stoa sich anschloss"), wie er sich denn als über-
zeugter Anhänger der stoischen Lehre in dem Prooemion seiner
0aiv6iieva ofiFenbart. Aller Wahrscheinlichkeit nach lernte Anti-
gonos Gonatas^ der Freund des Zenon, ihn, der sich ohne Zweifel
weislich sowohl A. als Kallimachos einmal sich anfgebalten haben". Dans
aber durch adsütens nicht, wie Bohde wollte, avvatp oder ovaräg wieder-
gegeben ist, hat Unger gezeigt. Aus Z. 28 (s. A. 16) erhellt vielmehr,
dass der üebersetzer iniatad'slg oder allenfalls, wie Unger meint, imotag
vor sich hatte. Nach Vergleichung mit V. I vermuthet Bob de femer,
dass propter Praociphanem Uebersetznng des Buchtitels ip toig ngog Uqu^I'
qjavTjv sei, allein dieser Interpret überträgt nqog vielmehr stets durch aptul,
und so würde er, wie aus Z. 42 fif. (s. A. 23) sich ergiebt, dies durch in
quibus apiid PraxipTianem wiedergegeben haben; auch passt zu jener An-
nahme kaum der Zuaalz Mytilenum, Unger meint, der griechische Text
habe intatag avtA i% viov Öia TTpaltqpavi^v M, gelautet, aber das hätte
doch wohl vielmehr inuftad'Blg avxA . . . vno TlQa^ifpavovg M. heissen
müssen: ich denke also: er lautete: iniata^slg avta und dann (wie schon
Dilthey De Callim. Cyd. S. 18. A. 2 vermuthete) nagä nga^uptivriv M,
Nun giebt iniata^slgy inunäg, avctäg avrdö, wie Unger richtig bemerkt,
alles denselben Sinn: „nachdem er ihm vorgestellt '* oder „mit ihm be-
kannt geworden war*S Dazu will in viov nicht wohl passen. Sollte dies
in der Vorlage des Uebersetzers aus ^rt viog verderbt gewesen sein ? Oder
vielmehr, da auch nagu mit dem Accusativ sonst uncorreot ist, es war
wohl q>oitiJ6ag ausgefallen, möglicherweise ist auch überdies ixi viog her-
zustellen. S. Susemihl An. AI. II. S. Vif. Dass freilich die Urbiographie
nicht bloss diese Angabe, sondern auch die Berufung auf jene Schrift des
Kallimachos enthielt, kann nach Vergleichung mit V. I, p. 54, 74 ff. wohl
kaum zweifelhaft sein. Uebrigens vgl. G. 2. A. 740.
11) Dass die Angabe V. IV. p. 60, 10 f., Persaeos sei sein Lehrer ge-
wesen, falsch ist, ward schon C. 2. A. 257 gezeigt. Freilich bat auch das
Zeugniss V. III. p. 58, 21 f. inixQtjro . . . Zi^vmvt tm atamim ^tZoffoqpflo, %al
yiyqanttti avxm inictoXrj 7t(f6g xovxov das Bedenken gegen sich, dass es
wenigstens scheinen kann, als ob Jenes bloss aus diesem Briefe gefolgert
sei, während doch die Briefe unter dem Namen des A. diesem von Apollo-
nides in dessen Schrift n^gl %ccz6tffBvcfiivfig tcxogiag abgesprochen und dem
uns völlig unbekannten Sabirius (oder nach Bentley Sabidius, nach Bergk
Asinius, nach Westermann Gabinius, Sabinius oder Babirius) Polio bei-
gelegt wurden, welcher auch die unter dem Namen des Euripides fabricirt
habe, V. L p. 55, 104 ff., vgl. A. 4 und Wilamowitz a. a. 0. Allein es
ist auch recht wohl möglieb, dass schon der Urbiograph wirklich geschrieben
hatte, A. sei Zenons Schüler gewesen, aber auch nicht mehr, und dass erst
später die vermeintliche Bestätigung durch jenen Brief nachgetragen wurde,
und mindestens dürfte doch der Verfertiger desselben zu dieser Fälschung
gerade durch die Ueberliefernng, dass Zenon Lehrer des A. war, bewogen
sein. Dass er es war, würden wir endlich ohnehin aus der Natur der Sache
auch ohne jede Ueberliefernng abnehmen müssen.
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Aratoa. 289
bereits damals durch poetische Versuche bekannt gemacht hatte *^),
schon in Athen kennen und schätzen ^^)^ und es wird wohl auf
ausdrückliche Einladung des Königs geschehen sein^ dass nach
dessen Thronbesteigung 276 Aratos seine Mitschüler Persaeos
und Philonides an den makedonischen Hof begleitete, und zwar
zur Hochzeit des Antigonos mit der Phila^*), also wohl geradezu
als bestellter Festdichter ^^), Dazu stimmt nämlich aufs Beste,
dass er hier dem König zuerst seinen Hymnos auf den arkadi-
schen Pan vortrug*^). Denn dies Gedicht war offenbar ^^ zu
Ehren des Siegs über die Kelten, welche 277 dem Gonatas den
Weg versperrt hatten, und des von jenem Gotte ihnen eingejagten
panischen Schreckens verfasst, und da dieser Sieg eben zum
Friedensschlüsse mit Antiochos I von Syrien und zur Vermählung
des Gonatas mit dessen Halbschwester und Stieftochter^^) Phila
führte, so eignete sich dieser Stoff vortrefflich zum Hochzeits-
carmen*^). Aratos trat am makedonischen Hofe in einen reich-
12) Wenn anders er doch schon in Eos Mitglied des dortigen bukoli-
schen Dichterrerbandes gewesen za sein scheint« Nicht sein erstes Gedicht,
wie Köpke S. 5 (wenn ich diesen richtig verstehe) ans V. TU. p. 58, 18 f.
(s. A.. 16) heransliest, war der Hymnos anf den arkadischen Pan, sondern
das erste, welches er in Makedonien vortrug. In V. IV. p. 60, 28 ff. wird
es freilich als Angabe Einiger {ivioiy s. A. 7) bezeichnet, latQbv 8} nqori-
yovnivwg rial noiTjx^v yBviod'ui iv toig 'Avtiyovov ßaaiXe^oig,
13) Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 141.
14) V. IV. p. 60, 12 fL avveU^Av avzm (nämlich nsgaalcpi) slg Mccyte-
üovCav fistccnefitpd'ivTi v%* *Avriy6vov xcrl nuQBld'av stg 'Avttyovov %a\ ^Clag
yaftov. Ausserdem vgl. V. III. p. 68, 15 f. 'JvtCyovog b rovcctäg^ nnq' &
diixQtßsv avtog %al ovv avx<p TltQaaiog 6 atatiTiog %.t. X, n. C. 2. A. 175. 261.
15) Rohrde a. a 0. S. 65. A. 9.
16) V. III. p. 68, 18 ff. imata&slg dh xm ßccüiXsi ngmiov (i^v avxov
(ovTco wohl richtig die alte üebers.) noirjfia dvsyvm x6 sig tov TJava djg
'A(^%a8iag. Ar. gen. Z. 28 ff. (uUistens quidem regt primum vero iUi tarmen
exposuit aptid Pana Arcadium. Dass anf dies Gedicht eine Reihe von
Jahren später Theokritos Id. VII, 103 ff. preisend anspielt, bemerkt H an 1er
De Theocriti vita S. 13 f.
17) Wie Usener a. a. 0. S. 41 ff. darlegi Vgl. W^ilamowitz Antig.
V. K. S. 840. Droysen Hellenism. III«, 1. S. 194 ff.
18) Sie war nämlich Tochter des Seleukos nnd der Stratonike, welche
letztere ersterer dann seinem in diese seine Stiefmntter zum Sterben ver-
liebten Sohne Antiochos I abtrat. Vgl. G. 24. A. 126.
19) Denn dass Röper Zn Aratos, Philologns IX. 1854. S. 551— 555
diese Hochzeit mit unrecht erst nach 272 verlegt, hat Eöpke S. 3—5 znr
Genfige erwiesen. Uebrigens erwähnte, wie 0. Schneider Nicand. S. 13
nnd Eöpke S. 3 hervorheben, noch Epiknros in einem Briefe an seinen
Süssjfinii, griech.-alex. Litt.-Gcsoh. I. 19
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290 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht
haltigen Ereis litterarisch gebildeter und litterarisch thatiger
Männer ein^^) und verfasste hier nach jenem Hjmnos auf den
Antrieb des Königs auch noch sein berühmtestes Gedicht, die
^aivo^eva, nach dem gleichnamigen Prosawerk des Eudoxos^^),
und zwar zwischen 276 und 274 Denn schon 274 ward dies
litterarische Zusammenleben zerrissen durch den Einfall des
Pyrros, welcher fast ganz Makedonien eroberte , und erst nach
dessen Tode 272 ward Gonatas wieder Herr seines Landes^).
Aratos begab sich jetzt an den befreundeten Hof des Ani iochos I
Soter und lebte hier geraume Zeit^). Hier vollendete er auch
seine Ausgabe der Odyssee, welche er schon in Makedonien
geplant hatte, indem er ihretwegen, wie schon früher bemerkt
wurde, dort^) den Timon zu Rathe zog**). Antiochos soll ihn
Bruder Aristobalos (Fr. 119) den Aufenthalt von Persaeos und Philonides
bei Gonatas, und £pikuro8 starb doch eben schon 270 nach Aristobalos,
8. C. 2. A. 406. 480.
20) V. III. p. 68, 16 ff. S. C. 1. A. 9.
21) V. III. p. 68, 20 f^ (unmittelbar nach den A. 16 angef. Worten):
sW insivQv xsXsvcartos iy^ijfs t« ^tv6(uva («-• Ar. gen. Z. 80 f. idem
[üem?] ipso iubente scripsü ea quae videfUur). p. 69, 27 ff. (» Ar. gen.
Z. 46 ff.), tr^v dh x&v ^atvofiivmv vno^zcw na^ißaXBV uvt^ 'Avtiyovog dwg
xo EvdS^ov ovyyQUfifia (vgL Z. 81. tmw Ev96iov ^aivofihmv) xal xeXevacts
^nsad-ai avtm. Vgl. V. I. p. 68, 47 ff. (wo nicht die ^iv6fjt8va^ sondern
das KdtontQov des Eudoxos als Quelle bezeichnet wird): nQosTQcinrj vtc'
avvov (nämlich %ov ßaatXimg) t« ^aivofLBva yQU'tpaiy tov ßuaiXimg Ev96^ov
imy(fa(p6ii^vov ßtßUov KaromQOv (KatontQw Scaliger) dovtog uvtA xal
aimcavxog zu iv avx^ ncctaXoydSffP Xix^ivta nsQl zmv q>aivonivav (iixQ<p
iv^ftvai %. t. X,
22) Droysen a. a. 0. S. 202—220.
28) Nach Dositheos Ton Pelusion, s. C. 28. A. 87 ff.: Ar. gen. Z. 42 ff.
DosUheus atUem Pelminus in quo apud Diodorum venire inquü et apud
Antiochum Seleucium e^ permanere ad eum tempore strfßeienle » V. III.
p. 68, 24 ff JoaC^eog 6 Tli^Xavetog (oder IlTjXovouniogi denn so ist hiemach
das verderbte noXiu%6g mit Osann Anecd. Rom. S. 820 zu yerbessem,
vgl. Böckh Sonnenkreise S. 28 ff., und nicht mit Hecker PhiloL V. S.421
und Müller F. H. G. IV. S. 400 in Tlowttnhg) iv t^ «^os JUdmgov iX»Biv
(pr}aiv avrov xal nQog 'Avxioxoif xov 2iXBv%ov xol diaxQkpta ita^' ctvtA
XQOvov t%€evov. Vgl. A. 26.
24) Und nicht schon in Athen , wo Timon damals noch gar nicht lebte,
s. C. 2. A. 616.
26) Wenn bei Said, nicht etwa Zenon, sondern Umon und Menedemos
als seine Lehrer bezeichnet werden, so ist folglich in Bezug auf Timon,
der ungefähr gleichen Alters mit ihm war, diese Nachricht lediglich hieraus
entstanden, und analog wird sie auch in Bezug auf Menedemos, welcher
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Aratos. 291
dann angetrieben haben auch die Ilias herauszugeben^^), doeh
kam es allem Anscheine nach nicht dazu'^. Später kehrte er
an den makedonischen Hof zurQck und starb hier noch vor dem
Todesjahre (240/39) seines Gönners Antigonos Gonatas^). Bei
seiner Vaterstadt ward ihm ein Denkmal errichtet ^^); und sein
Bild^) findet sich auch auf Münzen derselben ^^). Von einigen
Seiten wurde er als Arzt bezeichnet ^); was aber offenbar nur
daher rührt, dass er auch die Medicin zum Gegenstand seiner
Lehrdichtung machte; in Wahrheit war er blosser Dilettant in
der Arzneikunde wie in der Astronomie^). Er yerfasste nämlich
ausser den drei schon genannten Werken noch eine Reihe anderer
poetischer und vielleicht auch prosaischer Schriften, von denen
uns aber nur sehr wenige Bruchstücke geblieben sind^). Auch
übrigens aach ein grosser Liebhaber der Poesie des A. war (La. Di. II, 188
nach Antig. t. Kar.), lediglich auf den Verkehr mit diesem am makedoni-
schen Hofe zurückzuführen sein, so müglich es an sich ist, dass er diesen
Mann auch schon von Athen ans in Eretria aufgesucht habe.
26) Ar. gen. Z. 84 ff. didicit quidem et Odysseam (nur dies steht auch
im griechischen Text V. III. p. 68, 22 f. StmQ^maB d^ %kI triv 'OSv^csicev),
et GecraiisUus (Bontheua?) inquit quasi praesidens ah imperatore et eliadem
scripsisse seu Homerum dirigere. V. I. p. 64, 60 ff. tivlg (n&mlich Dositheos,
8. A 28) dh cc^xhv slg Svqiav iXriXv^ivai fpacX %cil ysyovivai nag' Uprwxtp
Hai T^iusü^ai VTt avtov mute xriv 'iXiaSec diogd'ci^aad'ai,
27) Denn überall ist immer nur von der Ausgabe der Odyssee die Bede,
V. ni a. a. 0. Suid. dtOQJf^matv 'OdvöösCag. Y. I. p. 64, 68 ff. ical xrjv t>dv(t'
onav 9\ d^mgd'aiaB, xttl %aXsrxcc^ vtg dto^a^tg ovtn}g 'Agatstog ag Uqicx^q-
XSiog %al 'AQtatotpdvfiog. tivlg dl x. t. X. s. A. 26.
28) Wenn anders auf Suid. nal na^* avra ittXB^triffe Verlass ist. Im
üebrigen s. Poljb. II, 44, 2. Droysen a. a. 0. III*, 1. S. 442. A. 8.
29) Mela I, 8. 30) Sidon. Apoll. IX, 8. eerviee panda,
31) Visconti Icon. Ghr. I. Tf. VII, 6. IIL S. 896. Bürchner Ztschr.
f. Numism. IX. S. 118.
82) V. I. p. 64, 66 f. V. IL p. 66, 12 ff. Vgl. V. IV. p. 60, 28 f. und dazu
A. 4. 12.
SS) Wie im Anschluss an Hipparchos der Astronom Dionysios in seiner
Vergleichnng des A. und Homeros richtig bemerkte, V. III. p. 69, 84 ff.
(■» Ar. gen. Z. 69 ff.) avvayöifsvsi d' avtA (n&mlich ^Imea^xtp) icerl Jiovvatog
Iv tmnsQl avy%QUBaig ^Aq^LXQv mal *O\LriQ0v nBql %mv (ut^picctixmp ^ SensQ
yi tprieiiß' ov ti^BfiBif avtov latqhv tlvai yqai^vxa xitg lax^i%ott 9vvaiks$g^
ovdh ßu^pLattnov «^tfo^cy ovdh^ ^Svov Blnovxa x&v Evdoiov. Vgl. A. 60.
84) V. I. p. 66 , 84 ff. iyQaips Sh wal alXa noirniaxa . . . ov iiovov xct
^atv6itBvaf %al 'AexgoXoyiav xcrl *IaxQi%ecg 9nvafLeig (vgl. A. 88) %al slg Iläva
vpvi>v %al slg Mvqiv xev adiXfpov intmi^dtiov %al /iioctffuiug nal Ovxiiibv
%al Kaxä Xbkxow aXXa, Suid. ovvbxcc^b dh ßißXlet xccvxec' xcc ^ivofttva . . .
19*
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292 Zehntes Capital. Das Lehrgedicht
haben wir noch zwei Epigramme in der Anthologie*^). In den
unächten^; aber, wie es scheint, immerhin noch ans guter
Ueberlieferung geschöpften Briefen ward auch des Aetolers
Alexandros und der Entstehung der <^aiv6(i€va^''), so wie der
drei Brüder des Aratos, Namens Myris, Kalondas und Atheno-
doros*^), gedacht; von denen Athenodoros eine, und zwar, wie
es heisst, die erste Gegenschrift wider die Angriffe des Zoilos
vfivovg slg Iläva, Zitovdocpogovg j TlaCyviay 'AatQoXoyiav xorl 'Aatgod'BaCaVf
Zvvd'saiv cpagfiäiKoif f Gr^Qiaxmv iniTfi^Biu^ 'Avd-qconoyoviav , 'EniQvxi%6v
(woftir Bernhardy wohl mit Becht nach Y. 1 Svxi%6v yermothet), dt
GsoTtQonoVy Big *Avx£yovoVy *H9'oicoiCag ^ 'EniczoXag^ 'EmyQoififiata aCg 0Ü.av
xriv ^vyoLxiqa 'Avxtndxqov (also die Mutter des Gonatas; Bohde a. a. 0.
S. 65. A. 9 Termuthet hier einen Irrthum, indem er lieber an die Gemahlin
desselben denken möchte), 'Avotxoiiriv (AvaxoX'rjv7 s. n.)» sig IlavöavCav xlv
Mcciisdova, 'EntinjSeiov KXsofißgoxov , JiDQ^-maiv '09vaas£ag, 'EntöxoXag
ofLOÜog xaxaXoyccdfjv, V. II. p. 66, 8 ff. iaxiv avxov axega avvxdynccxa^ &iia
Sh fivTjfirjg S\ *iv filv 'latQt%mv dvvdfisvoVf dsvxsQOV Sl Kavovog xararo^fj,
x(^Cxov xä (I^aiv6(isvay xbxccqxov x6 icbqI dvaxoXjig (Bernhardy nach Said,
mit Unrecht dvaxo(trjg), o tpuai xivBg fifi alvat 'Affdxov dXX' ^HyriaidvaTixog,
Der dreimal bei Achill. (16. 16. 19, vgl. C. 28. A. 246^) erwähnte Kavmv
oder Kavovog nccxaxoftri enthielt das astronomisch-musikalische System oder
die Sphärenharmonie und war nach den ^aivofiBva , wie aus V. 460 £. her-
vorgeht, geschrieben, s. Boeckh De Arati canone, BerL 1828. 4. £1. Schrr.
IV. S. 301—807. üebrigens vgL A. 76. Die 'laxQi%ocl dwafi^sig, bei PolL
II, 4 'laxQtnd genannt, hält Bernhardy gewiss richtig für einerlei mit der
JSvv&Baig fpaQfjLttyuov bei Suid. Eine poetische Schrift nsgl d'avaoifMuv (paq-
fid%(Dv oder wie sonst der Titel gelautet haben mag erwähnt Galen. ZIV.
144 Kühn, s. A. 88. Auch das noirnka Big SaSnQonov war ein Trauer-
gedicht {imurjdBiov) , Schol. Od. tf, 486. üeber das Gedicht (oder die Ge-
dichte?) ncexd Xsnxov 8. C. 4. A 17. „In ihm (oder in ihnen?) wird man
wahrscheinlich das Vorbild der gleichnamigen Dichtungen des Vergilius zu
suchen haben, s. Bergk Ehein. Mus. XX. S. 291 (Kl. Schrr. II. S. 746.
No. 62) und besonders R. Unger Die Gedichte %axd Xanxövy Jahrb. f. Ph.
CXIII. 1876. S. 429-432". (Knaack). Entschieden für unächt galten Bv
xt%d und nBQl ogvioav, Boissonade Anecd, III. S. 10. Ueber die Briefe s.
A. 11. Aus einem Buch Elegien citirt Macrob. Sat. V, 20, 8 ein auch bei
Steph. y. Byz. FdQyccQa und Eustath. z. II. S^ 292. p. 978, 29 f. angeführtes
Distichon, in welchem A. spöttisch den Dichter Diotimos von Adramyttion
(s. C. 36) beklagt, dass derselbe in Gargara als Schulmeister leben muss.
Einen neuen Gedichttitel XaQixsg hat Meinoke Vind. Strabon. S. 180*
und sodann mit Berichtigung des Gitats Knaack Herm. XVIII. 1888. S. 28
aus Hellad. b. Phot. Bibl. Ck)d. 279. p. 631 a, 18 f. ans Licht gezogen.
36) Anth, P.XI, 487. XII, 129.
86) S. A. 11. 87) V. I. p. 64, 64 ff.
88) V. I. p. 62, 8 f. Dass A. auf den Tod des Myris ein Trauergedicht
verfasste , darüber s, A. 84.
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Aratos. 293
auf die homerische Poesie verfasste*^). Den <^aiv6n€va des Aratos
aber wird in einem Epigramm aus den ^Idiofpvi] des Ptolemaeos
Philadelphos oder Euergetes^^) die Palme vor allen anderen, wie
denen des Hermippos und des Hegesianax, zuerkannt Desgleichen
lobte Eallimachos sie in einem gleichfalls noch erhaltenen Epi-
gramme**) und rühmte ihren Verfasser vielleicht auch noch in
anderen Epigrammen, jedenfalls in seiner Schrift an Praxiphanes
als einen vielseitig gebildeten und kenntnissreichen Mann und
ganz vortreflflichen Dichter*^), und nach diesem tonangebenden
Urtheile wurden denn diese ^aivo^uva bald eins der gefeiertsten
Gedichte des Alterthums, nicht bloss im gebildeten Publicum,
sondern auch bei astronomischen Sachkennern* Freilich unter-
liessen diese, wie Hipparchos und Dionysios**), nicht hervor-
zuheben, dass dies Qedicht ohne wissenschaftliches Verdienst und
seinem sachlichen Gehalte nach lediglich eine Umsetzung des
Eudozos in Verse war, und zwar nicht' einmal ohne alle Miss-
verstandnisse, wie Aratos denn z. B. die Polhöhe des Eudoxos,
der doch in Enidos lebte, beibehielt, und rügten die gegenüber
den inzwischen eingetretenen Fortschritten der Astronomie hieraus
hervorgegangenen Mangel**). Aber sie hielten es trotzdem offen-
bar für ein nützliches populäres Lesebuch und schrieben daher
Commentare zu demselben. Der des Hipparchos ist uns noch
erhalten*^), so wie aus späterer Zeit die Einleitung (slaayoyii)
des Achilleus^^) und die Schrift des Mechanikers Leontios im
39) V. IV. p. 60, 9 ff. og nQokog (dies n^atog ist vielleicht nur ein
willkürlicher Zusatz dieses schlechten Biographen) uvvbixslv Xiysxai Ztoilta
zm xava rTJs ^OfitiQtnrig noii^asmg yqdipuvxi,, V. IIL p. 67, 4 f. Zv fprioiv
EvtpQuvooQ (s. A. 48 nnd C. 2. A. 543) uvtiyqdtpui itQog tctg .tov ZmCkov
natrjyogCag,
40) V. I. p. 56, 98 ff. Vgl. C. 6. A. 29. C. 17. A. 12. 13. C. 19. A. 17.
C. 27. A 18. Mit Droysen a. a. 0. III«. 1. S. 50 f. A. 2 erst Phüopator
oder gar Fhyskon zu yersiehen sehe ich keinen Grund.
41) Dem schon A. 4 angefiihrten 27. (Anth. Pal. IX, 507).
42) S. A. 4 und 10. Ueber das ürtheil des Menedemos s. A. 25.
43) V. III. p. 69, 29 ff. Vgl. A. 38. 60.
44) Vgl. auch Cic. de or. I, 16, 69. Jwminem ignarum astrologiae. de
rep. I, 14, 22.
45) S. C. 23. A. 274.
46) Fälschlich nach einem Irrthum bei Suid. 'AxiXUvg Tatios oder
Statios beigenannt. Er lebte gegen Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrh.
n. Chr. Was uns geblieben ist, sind freilich nur Auszüge. S. Diels
Doxogr. S. 17 ff.
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294 Zehntes C^itel. Das Lehrgedicht.
7. Jahrhundert X€qI ocaraöxevrlg ^AQaxBlag (fq>aiQag^''). Die Bio-
graphie und Erläuterungsschrift des Stoikers Boethos ging ohne
Zweifel aus dem philosophischen Bchulinteresse herror^^). Aber
auch die Philologen beschäftigten sich natürlicherweise eifrig mit
diesem berühmten Dichtwerk, zuerst, so viel wir wissen, Attalos
Yon Rhodos, der freilich zugleich und sogar recht eigentlich
selbst ein Mathematiker war, kurz vor Hipparchos, indem er es
sich angelegen sein liess in dem seiner kritischen Ausgabe hinzu-
gefügten Comfuentar nach Kräften den Dichter gegen die Aus-
stellungen der astronomischen Sachkenner zu schützen^^), dann
die ja auch stoisch gesinnten Pergamener Erates und Zenodotos
von Mallos und vielleicht Asklepiades von Myrleia^), aber auch
der Aristarcheer Parmeniskos^^), später Sporos von Nikaea, welcher
oft in den Scholien zum ersten Theil, Orion und ApoUinaris^^),
welche gleich Plutarchos^') in denen zum zweiten, den sogenannten
Jio^luBtcuy angeführt werden. Sporos gegen Ende des ersten oder
Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr.^*), welcher auch eine
neue Ausgabe veranstaltete^), missbrauchte in seinem Commentar
47) Die beiden ersteren Schriften sind von Victorins *Innaq%w Bi-
dvvov tmv 'AQutiyv %ctl Evdo^ov ^atvoiiivatv i^i^yiqceaiv ßißXia y', Tov
avtov 'AatS(fiO(i.oi, 'AxMitog Tat£ov IlQolByonsvu elg ta 'Agdtov ^ttLv6(ikeva.
'AQtttov |3^s, xal axoXia naXaimv zivmv sig to avvov noCriiut. Flor. 1567 fol.
und in Petavius Uranologion, Par. 1630 fol. Amsterd. 1703 herausgegeben.
Ein von Yettori mitverOffentüchtes YerzeichnisB vermeintlicher Ausleger
des A. in einem Cod. Vat. 191 ist in Wahrheit vielmehr eine Znsammen-
Stellung der in einer astronomiechen Schrift erwähnten Schriftsteller, hat
also mit A. gar Nichts zu thun, s. Maas 8 Das vatikanische Yerzeichniss
der Aratcommentatoren, Herrn. XYI. 1881. S. 885—391 (vgl. v. Wilamo-
witz Ant. V. Kar. S. 389).
48) Wenn die A. 4 erwähnte Yermuthung von Breysig richtig ist,
mit Benutzung der vortrefflichsten Quellen wie der schon erwähnten Werke
des Antigonos Gonatas (s. C. 1. A. 9), des Eallimachos (s. A. 4. 10. 42),
des Dositheos (s. A. 23) und auch wohl des Euphranor (s. A. 39), wenn anders
dies der Schüler des Timon (s. C. 2. A. 541. 543) war.
49) S. Maass De Phaenomenis Arati recensendis, Herm. XIX. 1884.
S. 92—122, bes. S. 102 f. 107. 113 f. Weiteres C. 80. A. 30—38.
50) S. C. 26. A. 55. 82. 101.
61) S. C. 30. A. 106.
52) Yor Achilleus, s. Diels S. 18.
58) Dessen Altüci zmv 'Agdtov JiocfifLSi»9 auch in d(m Katalog seiner
Schriften von dem angeblichen Lamprias stehen.
54) S. Maass Anal. Erat. S. 53—55.
55) S. Maass De Phaen. reo. S. 116—119, vgl. A. 67.
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AratoB. 295
seine mythologische Gelehrsamkeit^ indem er zur Auslegung des
Aratos die ganze mythische Geschichte der Sternbilder heranzog
und in ihn hinein erklärte, und übte damit einen weit verbreiteten
Einfluss aus^^). Diesem Unwesen trat der bekannte Mathematiker
und Neuplatoniker Theon von Alexandreia im vierten Jahrhundert,
ebenfalls zugleich Herausgeber ^^^ mit seinem streng innerhalb
der astronomisch -mathematischen Grenzen sich haltenden Com-
mentar entgegen ^ wie er dies in dem noch erhaltnen Dedications-
schreiben an seinen Schüler lulianos^) ausdrücklich sagt; aber
er verfolgte zugleich einen anderen, und zwar sehr verkehrten
polemischen Zweck gegen die älteren mathematischen Ausleger,
indem er so weit ging, Männer wie Hipparchos und Dionysios^^)
der Oberflächlichkeit und Ungerechtigkeit**), ja des absichtlichen
schulmeisterhaften Uebelwollens^^) anzuschuldigen, und gegen sie
nachzuweisen suchte, dass Aratos meistens sogar genauer unter-
66) S. Maas 8 An. Erat S. 5Sf. Es ist dies derselbe Sporos, welcher
anch Erklärungen zu AriBtoteles unter dem Titel „aristotelische Honig-
waben'^ ('AQiatotBXmä %fjQia) schrieb, s. Di eis Aasg. des Simplik. z. Aristot.
Phys. I. S. XXVI f. nnd Tannery Sur Sporos de Nic^e, Annales de la
facnlt^ des lettres de Bourdeanx 188%. No. 8. S. 257— 261, indessen Tgl.
anch Heiberg Philologns XLHI. 1884. S. 846 f.
67) S. A. 68. 67. Mit kritischen Zeichen, s. Maass De Ph. rec. S. 108.
68) Dasselbe steht mit anderen Excerpten im Marc. 476 (s. A. 67;
unter den Ausgaben nur in der ed. princ), aus welchem es Maass An.
Erat. 8. 86 mittheilt. Freilich ist hier weder der Name des Verfassers an-
gegeben noch nennt letzterer den Ton ihm bek&mpfben Commentator mit
Namen, spricht yielmehr unbestimmt von derartigen Auslegern im Plural.
Dass er aber doch nur den einen Sporos meint tmd kein Anderer als
Theon ist, zeigt Maass a. a. 0. S. 86fiPl Auch aus einem Schreiben, mit
welchem (wie Maass gleichfalls beweist) derselbe Theon einem Freunde
(yielleioht dem nämlichen Inlianos?) seine kritische Ausgabe vor ihrer Ver-
GfPentlichung zur Ansicht schickt, ist ein Ezcerpt nebst einem anderen,
ähnlichen, auf den Gommentar bezüglichen im Cod. Laur. LXXXVH, 10
erhalten, s. beide bei Maass De Ph. rec. S. 108 f.
69) Vgl. A 88.
60) V. ni. p. 69, 29 ff. Sd-sv vtvlg xmv aKaXcatsQas nQoasQXO(iivm9
raiif i^fiy^asciv ido^av fiij ficc^fifiauxbp slvut x6v "Agatov vniXaßov yoiQ
Ikfidlv ^tBQOv xmv Evdo^ov ^aivo^ivoav noii^aavta avtov sig to coy/Qa^ficc
^BtvtLi. tavtrjg 9\ trig Yvmasmg ixetai %al ''innagxog o Bi^tfvög' iv yaQ roig
jtQog Evdoiov %ttl "Aqccxov miqaxai. tovxo dnodBi%vvvai, cvvccyoQtvsi n, x, %•
(s. A. 88). ßidtovxat d' ov (iBXQimg,
61) Schol. 240 (p. 72, 16 ff. Bekk.). "innaQxog . . . tva xhv "Aquxov
svtvp^. 8. Maass An. Erat. S. 86 f.
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296 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht.
richtet gewesen sei als Eudoxos^^). Inzwischen hatten aber auch
die Römer ^^) längst begonnen dem Gedichte ein nicht geringeres
Interesse zu schenken^ wie dies die Bruckstücke einer schönen
Uebersetzung von Varro Atacinus*'*) und die der gleichen, aber
allem Anscheine nach weit weniger gelungenen Jugendarbeit des
Cicero zeigen. Dazu kamen dann die noch erhaltnen Bearbei-
tungen des Caesar Germanicus und im vierten Jahrhundert des
Rufius Festus Avienus, von denen erstere freilich etwas lücken-
haft überliefert ist^). Sehr fleissig lasen auch die Byzantiner
bis ins siebente Jahrhundert dies Gedicht, und man muss sich
sonach beinahe wundern*^), dass es nur durch eine einzige, aus
der Redaction des Theon hervorgegangene, im eilften Jahrhundert
von dem Diakonos Niketas für seinen eignen Gebrauch verfertigte
und mit einer reichhaltigen Scholiensammlung versehene Hand-
schrift®') auf die spätere Nachwelt gebracht isi Diese Scholien
62) Theon fahrt fort V. III. p. 69, 89 ff. nach den A. 60 angef. Worten:
'qv yaQ tb siSivai {LBxavpi^aaai ^y^nBi^Caq fMxd^rjfiatix^s (dies ist richtig, aber
Hipparchos nnd Dionysios hatten gewiss dem A. auch nicht alle, sondern
nur grÜDdliche mathematisch-astronomiscbe Kenntniss absprechen wollen).
avQi^aofisv d* avxov %al inifieXietSQOV xä nXstata tov Evd6^ov iniarufiBvor.
63) Hoch feiert den A. Ovid. Am. I, 15, 16. cum sole et luna setnper
Araius erit Nüchtern nnd verständig urtheilt dagegen Quintil. X, 1, 55.
Ärati tnateria motu carct, ut in qua nulla varietas, nuUus culfectus, nulla
pei'sona, nuUa cuiusquam sit oratio: sufficit tamen operi, cui se parem credidit,
64) Bei Serv. z. Verg. Georg. I, 857.
65) Schanbach De Arati Solensis interpretibus Romanis, Meiniugen
1817. 4. Novae editionis Arateorum Ciceronis, Germanici Caesaris, Rufi
Festi Avieni spec. I. IL, Meiningen 1818. 1820. 4. J. Frey Epistola critica
de Germanico Arati interprete, Colm 18G1. 4. Von den Ausgaben mag hier
nur die des German. von Breysig, Berl. 1867. 8. (mit den Scholien) an-
geführt werden.
66) S. jedoch Maass De Ph. rec. S. 101: „esset mirandtm, nisi muUis
indiciis cohligeretur inde ab octavo demum et nono saectUo extremam littera-
rum ct^tui barbariem apud illos Byzantinos fuisse obductum, Tunc vehe-
menter evanesctmt et fere in clericorum latent solüudine, qui scriptores remo-
tiores otii sui oblectandi causa ex bibliothecarum pulvere sordibusque ereptos
suum in usum describunt et ita conservandos curanf'. (Vgl. Maass in den
Mölanges Graux S. 768 f.).
67) Es ist dies derselbe Cod. Ven. Marc. 476, welcher auch die Ale-
xandra des Lykophron mit Scholien enthält. In. dem Schreiber und Besitzer
desselben Niketas hat Sehe er Bhoin. Mus. XXXIV. S. 281 f. (s. C. 9. A. 45)
einen bekannten nachmaligen Erzbischof des 11. Jahrh. nachgewiesen. Dass
dieser selbst die Scholien aus älteren Buohcm ausgezogen hat, sagt er zwar
nicht von denen zu Aratos, aber doch von denen zu Lykophron selber:
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Aratoa. 297
enthalten grossentheils^^) Auszüge aus dem Commentar des
Theon, aber auch aus denen des Sporos und Anderer ^^). Ausser
Tidvravd'a avvrjd'Qoiatt UiiTiov Xi^sig^ vgl. Maas 8 a. a. 0. S. 94 und Hermes
XIX S. 6S5. A. 2. MaasB a. a. 0. S. 101 fährt fort: ,,Ätque Nicetas dia-
Conus . , . vd Lycophronem adeo adamahai, tU non solum versus tnare Ly-
cophroneo conderet, verum et ipsum scholiis insirudum Arato suo adiungeret.
Et Aratum quidem ex vetusto exemplari videtur repetiisse, quia ex frequenti
litterarum qtMrundam permutatione archetypi litteratura uncicUis conligenda
est. Itaque ultra octavum cei-te saeculum, quod qui hucusque innotuerufU
Codices minusculis scripti non excedunt, archeiypum Marciani unctalem re-
ferendum existimo". Ans dieser Handschrift ist für Aratos, wie Sehe er
Hhein. Mas XXXIV. S. 272 f. Ausg. des Lykoph. S. 1 f.^nnd Maass a. a. 0.
S. 94 f. erwiesen haben, zunächst der nicht viel weniger alte Cod. Yatic.
1307 mit denselben Scholien geflossen, welchen Bekker irrthümlich für
den allsten Codex des A hielt. Maaas hat nun aber ferner a. a. 0.
(S. 96 ff.) gezeigt, dass auf sie mittelbar auch alle jüngeren Handschriften
zurückgehen und die Textrecension also von allen Manuscripten auf sie
allein zu begründen ist. (Etwas anders urtheilt allerdings t. Wilamowitz
Eurip. Herakles L S. 190). Mehrere jener jüngeren sind aus der neuen Re-
daction oder vielmehr Teztverderbung des MOnchs Planudes im 14. Jahrh.
nebst dessen Umgestaltung der alten Scholien hervorgegangen, und in
einem (Laur. XVHI, 44) steht ausdrücklich: Gianfo^ i^rjyiqaBwg i%Xoyal Sloq-
^oo^fttfai naQu tov coqxotatov fiowuxov t/lvqCov Ma^ifiov IlXavovSovg. Nun
war aber die Bedaction des Theon, welche Maass a. a. 0. S. 101 ff. als
Quelle des Marcianus erwiesen hat, von dessen apologetischer Tendenz zu
Gunsten des A. stark bedingt in der Wahl der Lesarten und der Aufnahme
fremder Conjecturen, z. B. von Attalos, wenn Theon auch eigne nicht gemacht
zu haben scheint, s. Maass a. a. 0. S. 102 ff. 110 ff. Glücklicherweise
jedoch hat Niketas neben dem von ihm abgeschriebenen älteren Codex noch
einen anderen, vielmehr aus der Bedaction des Sporos, wie Maass a. a. 0.
S. 116 — 119 darlegt, entsprungenen benutzt und aus demselben unverächt-
liche Variunten beigeschrieben, und ausserdem sind wir in der günstigen
Lage abgesehen von den lateinischen Bearbeitungen für die Herstellung des
Urtextes, in welcher sich daher recht weit vordringen lässt, auch noch die
Citate, die freilich ^^ielfach nach einer jüngeren Bedaction umgemodelt
sind, und Paraphrasen von ungefähr 200 Versen bei Hipparchos benutzen
zu können.
68) Nicht durchweg, wie nach dem Vorgang des Planudes (s. A. 67)
Manche geglaubt haben. In das entgegengesetzte Extrem yerfielBernhardy
G. L.-G. IP,2. S. 720. 721 f. H. Grotius Syntagma Arateorum, Leiden
1604. 4. und Bekker sahen das Bichtige. Buhle hat die Scholien völlig
verkehrt in zwei Becensionen auseinandergerissen, Bekker mit Becht sie
wieder vereinigt.
69) S. Maass Anal. Erat. S. 37. A. 61. Vgl. De Ph. rec. S. 102 ff. Aus-
züge aus dem Commentar des Sporos finden sich auch noch in einem Pariser
Miscellancodex des 10. Jahrh. (Suppl. Gr. 506 A), aus denen Treu Miscel-
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298 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht
in der yielgepriesenexL einleitenden Anrufung des Zeus ist die
Dichtung des Äratos ohne rechten Schwung, aber doch von einer
gewissen einfachen und dabei edlen Anmuth, und so mag sie
denn, wenn man die Sprödigkeit des Stoffes bedenkt^ ihres langen
Ruhmes nicht gerade ganz unwerth gewesen sein^^); immerhin
jedoch ist es vom Standpunkte unseres heutigen Geschmacks
schwer begreiflich, wie sie einen so grossen und dauernden Ein-
druck'^) machen konnte^. Wohl darf man in ihr die Weise
des Hesiodos wiederfinden, die Sprache jedoch schliesst sich weit
mehr an die homerische an'^), zeigt aber, wie sehr die Kennt-
niss der letzteren damals noch in den Einderschuhen steckte,
so dass auffallende Incorrectheiten vorkommen und man hiemach
von des Aratos Recension der Odyssee eben keine sonderlich
günstige Meinung gewinnt'^). Einen Anhang bilden die Wetter-
zeichen'^). Aus welcher Quelle der Dichter diesen zweiten Theil
lanea Aratea, Oblau 1880. 4. Einiges mitgetheilt hat, vgl. Maass An. Er.
S. 46. A. 67, nnd so werden sich wohl anch sonst noch aus solchen astro-
nomischen Sammelhandschriften die Scholien bereichem lassen, s. Dübner
Une Observation concemant les Scholies sur Aratus, Bev. de philo). II. 1847.
S. las— 139.
70) Vgl. das ürtheil des Quintilianns A. 68, dazu die Charakteristik
von Couat S. 469 ff. 469 ff. 477 ff.
71) üeber ihren Einfluss auf die bildende Ennst handelt Robert Era-
tostb. Gataster. reliqu. S. 246 ff., welcher meint, dass Urania erst yon A.
ab als die Mase der astronomischen Dichtung galt.
72) Vgl. Conat S. 483-487.
73) Ersteres hob Kallimachos in dem mehrerwähnten Epigramm her-
vor. Letzteres Boethos, s. V. I. p. 74, 77 ff. und V. II. p. 67, 18—28, vgl.
V. IV. p. 60, 28 f.
74) Loebe De elocutione Arati Solensis poetae, Halle 1864. 8.
76) Aber der Titel des Ganzen war trotzdem bloss ^aivofiBva und
nicht, wie die Grammatiker ihn bezeichneten, (Patvofisva icorl dio^tifiButt,
Ungleich richtiger setzen die römischen Bearbeiter 4och wenigstens Pro-
gnostica ffir Sioüfiftfikx. Vgl. A. 77. Dies hat Grauert Uebei die Werke des
Dichters Aratus von Soli, Rhein. Mus. 1827. S. 386—348 richtig gezeigt,
seine weitere, neuerdings von Couat S. 467 f. anders, aber nicht besser ge-
staltete Hypothese aber, dass das Gedicht einst umfänglicher und 'AatQod'BaüXf
UvatoXri und Kctpav (s. A. 84) Theile desselben gewesen seien, ist wenig-
stens in Bezug auf den Kavmv von B6ckh in der A. 84 angef. Abb. wider-
legt worden. Möglich dagegen ist allerdings so viel, dass das Gitat des
Tzetz. in Hes. Dp. 1. p. 23 Gaisf. h rg niitntji tmv *Aax^i%m9 sich auf eine
spätere Sammlung aller astronomischen Gedichte beziehe, eben so gut
aber auch denkbar, dass *Aoxqi%a ein anderer Titel für *Aox^oXoyia war.
Eine dritte Vermuthung, die von B9ckh S. 307, dass Tzetzes eine spielende
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Aratot. Pseudo-Phemonoe. 299
geschöpft hat; ist streitig ^^. Auch die eigentlichen 9aiv6fievcc
aber sind bereits zweitheilig^ indem die Beschreibung des Sternen-,
himmels schon mit dem 450. Verse abschiiesst und von da ab
über die Planeten; die Himmelskreise, die Auf- und Niedergange
der Gestirne gehandelt wird^^). Eine methodische Textrecension
ist in den bisherigen Ausgaben'*) noch nicht zu finden'*).
Eine eigenthömliche Fälschung wahrscheinlich aus der älteren
Alexandrinerzeit; sicher wenigstens nicht späteren Ursprungs, waren
die Poesien über die Wahrsagung aus dem Yogelflug und aus
anderen Zeichen so wie über Traumdeutung unter dem yermuth-
lieh erst von dem Verfasser erfundenen Namen der Phemonoe,
sei es nun, dass jener diese drei Gegenstände in einem einzigen
Gedicht oder in drei verschiednen behandelt hatte ^).
byzantinische Viertheilimg der ^uivoykwa (a. A. 77) im Sinne habe und
einen verlornen Epilog alg fünftes Bnch beseichne, kann nach dem, was
wir jetzt von der Ueberlieferong des Gedichtes wissen, wohl nicht mehr in
Betracht kommen.
76) Gewöhnlich und so aach noch TOn Maass De Ph. rec. S. 9S. 114 f.
wird iJs solche Theophrastos ire^l c^paüßv angesehen, aber J. Boehme De
Theophrasti qnae ferontnr ntql crutsCwß excerptis, Hamb. 1884. 8. S. 64 ff.
hat mit mindestens sehr beaohtenswerthen Gründen darznthtm gesnoht,
dasB yielmehr ein anderes, mit einem Parapegma versehenes Werk des
Endoxos za Grande gelegen habe, vgL Snsemihl Jahresber. XLII (1886).
S. 49 f.
77) Richtig ist also in so fem die Bemerkung V. II. p. 66, 16 ff. ioxi
d\ TQix^S ^tvofUpmv avtov nffayfuttBÜCy xccTactigm^ig^ %cci awavat9XX6pta9
Tucl 6vvdvv6vxmvy xol %Qoy9m69iq dia ari^iimp. Dagegen ist es eine blosse
Spielerei, wenn in einer jungen Madrider Handschrift auch der zweite Theil
noch wieder in zwei Abschnitte zerlegt wird, s. Grauert a. a. 0. S. 888.
Eine genauere üebersicht des Stoffs gfiebt Ideler Stemnamen S. XIV ff.
78) Ed. priuc. Aldiua, Astronomi veteres, Yen. 1494 f. mit den Scholien.
Morel, Par. 1669. IL 4. mit den Scholien und Leontios. H. Stephanns
in den Poet.« Gr. her. carm. 1666, dessen Text die Vulgata ward. Fell,
Oxf. 1672. 8. mit Pseudo-Eratosth. Eatast. Buhle, Leipz. 1793. 1801. IL 8.
mit Cicero, Germanicus, Avienus und kritischen Anmerkungen zu allen,
Scholien zu A. (s. A. 68) und Germanicus, Biographien, Leontios und
Fragmentsammlung. F. C. Matthiä, Frankf. a. M. 1817. 8. Buttmann,
Berl. 1826. 8. mit berichtigtem Text und kritischen Noten. Bekker, BerL
1828. 8. mit den Scholien (s. A. 67 f.). Paris b. Didot in den Poet didact.
Bd. 2. 1861. — Deutsche üebers. von J. H. Voss, Heidelb. 1824. 8. mit
verdienstlichem erklärenden Commentar. — FranzOs. Uebers. von Halma,
Paris 1828. 8. mit Noten. — Frey Zu Aratus, Bhein. Mus. XIII. 1868.
S. 182—186.
79) S. A. 67.
80) Das Meiste« was wir Aber diesen Gegenstand wissen, ist von
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300 Zehntes Gapifcel. Das Lehrgedicht.
Vielleicht aach noch aus der älteren Älexandrinerzeit war ein
Gedicht anter dem Namen des Orpheus über die Zubereitung
Enaack Analecta Alexandrino-Romana, Greifsw. 1880. 8. S. 1—8 za-
sammengestellt Diese angebliche Phemonoe, deren nachweislich ftltste Er-
wähnung sich schon in den Jiado%ttC des Rhoders Antisthenes (s. C. 19.
A. 49) fand (La. Di. I. 40. xovxov [näml. SaXritoq] icxl iro „fvmd't cavt6v^\
oneg Uvtia&ivrig iv taig JuxdoxoiCs ^rifiovotjg slvcci q>riai¥y i^idiono^tieactat
61 avtb Xt£X(ova)f gab sich für die Sitste Prophetin des delphischen Orakels
(Paus. X, 6, 4, 7 nach Alex. Polyh., s. C. 21. A. 532°. C. SS. A. 70; vgL
12, 4, 10. tag IlsXsiddag dl ^piovdrjg ts ixt nqoxiqag ysvia^ai Xiyovat)
nnd Tochter des Apollon (Plin. N. H. X. §. 7) ans. Ein Orakel von ihr in
drei Hexametern steht bei Paus. a. a. 0. 6, 3, 7. Ldi Folge dessen galt sie
ffir die Erfinderin des Hexameters (Paus, an der erstangef. St.) und der
angebliche ältste Hexameter bei Plut. de Pyth. orac. 17. 402 D avfiq>iQsx8
nxsgd, oUdvoC^ xtIqov t8, fiiXi6acti, war also wohl der Anfangsvers der Dich-
tung über die Wahrsagung aus dem Vogelflug, deren Spuren sich bei Plin.
X. §. 7. 21 erhalten haben. Von Anderen ward freilich dieser Erfindnngs-
ruhm yielmehr der angeblichen Verfasserin einer anderen Fälschung, der
Boeo (8. C. 14. A. 10 ff,) sugeschrieben. Beide erscheinen bei Plin. im Titelreg.
des 10. B. neben Philemon, welcher über Orakel schrieb (nsgl navxth-
danav x9^^''''l(f^fov, Ath. IV. 114 d), und Brunn De auctorum indicibus Pli-
nianis, Bonn 1866. 4. S. 16 yermuthet mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass
Plinius aus diesem (dessen Zeit sich aber nicht bestimmen lässt) Alles ent-
nommen hat, was er hernach an den beiden angef. Stellen dieses Buchs
berichtet. „Einen anderen Zweig der Teratoskopie, nämlich die Weissagung
aus dem Zucken eines Gliedes, aber betrifft die Anführung bei Pseudo-
Melampus (wie man den namenlosen Verfasser, was ans dem Oitat des
Antiphon an dieser Stelle- erhellt, wider seine Absicht genannt hat) nsgl
naXfimv^ Script, physiogn. p. 461 Franz: 6<pd'uX(i6g Öe^ibg iu9 aZli^rat, xatä
^fiovoTiv %cil AlyvnxCovg xal 'Avxtfpmvxa ixd^govg vnoxstQÜ>vg i^^t, ayst dh
%al dnod/ifiovg, 6q)d'€dfMv deitov xb äva ßXifpagow idv aXXrixai^ inlnxrjciv
ndvxmg SriXoi, lucxä dh 'Avxifpmwxa nga^iv %al vylBtav. Hier sieht es nun
allerdings nach der Art der Anführung so aus, als ob Antiphon, der Zeit-
genosse des Sokrates und Piaton, sich bereits auf die Aegypter und auf
Ph. berufen hätte**. (Oder). Danach wäre denn Phemonoe weit älter.
Allein dieser Schein kann sehr leicht trügen, und in Bezug auf das zweite
von zwei ferneren Citaten derselben (in welchen Her eher diesen Namen
mit Sicherheit hergestellt hat) bei Artemid. IV, 2. p. 203, 7 ff. iexi 9\ (näml.
i^og)^ (og ^ ^fUivori (f. riq>fjfuov. rj) l^ye», voftog aygaq>og bemerkt mir
Oder selber: „Vor dem Zeitalter der Sophistik kann Pseudo-Ph. nicht auf
diese Definition verfallen sein, welche einen hohen Grad von Reflexion
voraussetzt'*. Das heisst aber mit anderen Worten: sie war mindestens
nicht jünger als jener Sophist Antiphon selbst, und da er schwerlich der
Getäuschte gewesen sein kann, so würde höchstens übrig bleiben ihn selbst
für den Fälscher zu erklären. Dafür aber müssten erst deutlichere Spuren
vorhanden sein. „Das Mhere von beiden Citaten II, 9. p. 96, 6 ff. nvq 8\
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Psendo-Orpbeas. Eallimachos d. Jüngere n. A. 301
gemischter Gifte®*), neben dem noch ein anderes von einem uns
ganz unbekannten Tragiker Heliodoros aus Athen ®^) und ein
drittes unter dem Namen des Bolos von Mendes erwähnt wird®^).
Kallimachos der Jüngere von Kyrene, Sohn des Stasenor (?)
und der Megatima^ einer Schwester des berühmten Eallimachos^
verfasste ein Lehrgedicht jcsqI vi^6av^).
üeber Numenios von Herakleia, den Vorläufer des Nikan-
dros und des Timachidas^)^ s. .0. 24, über die poetischen Atd'ixd
C. 25.
xh h X(fi^^^ oUywß fkkv %al tuc^uqov IStt» ri ^novori (f. qpi^fii} (lovoif) Xiyei
aya^ov shai, noXv dl %al a^zqov noprjQov führt ons endlich ine Gebiet
der TraamdeatQDg, während es von jener Definition des ^^oq fraglich isty
ob sie gerade in dem Tranmbnch der. Pseudo-Ph. stand, nnd da das be-
treffende Capitel des Artemid. der Hauptsache nach von Alexandres dem
Hjndier stammt (s. C. 26. A. 175), so wird dieser auch für sie hier nm so
wahrscheinlicher der Vermittler gewesen sein, da er nachweislich in seinem
Vogelbach ihr Gegen- oder Seitenstuck, die Boeo, benutzte (s. C. 25. A. 107).
Im ersten Yorchristlicben Jahrhundert mnss man ihr also von Neaem, wie
das Beispiel der beiden Alexandros beweist, eine besondere Aufmerksam-
keit geschenkt haben". (Oder). Endlich wird sie noch erwähnt bei Suid.
IlaXa^tpatog , wo ein angeblich alter athenischer Epiker Palaephatos er-
scheint, Sohn jener Boeo, der entweder nach der Ph. oder noch vor ihr
gelebt habe, s. C. 27. A. 110.
81) Lob eck Aglaoph. L S. 751 hält dasselbe schwerlich mit Recht für
einerlei mit den 'iduxpvfj, s. C. 17. A. 9. 10.
82) Es führte den Titel 'JnoXvtixa mqoq Ntnofiaxov (was E. Meyer
Gesch. der Botan. I. S. 275. A. 1 gewiss richtig durch Mittel sich von allen
Uebeln zu erlösen, also zum schmerzlosen Selbstmorde wiedergiebt) , s.
Galen. XIV. 145, der 7 Hexameter aas demselben mittheilt, in denen „der
Dichter schwört die Verfertigung der Gifte nicht aus böser Absicht za
lehren, sondern seine Hände rein zum Himmel zu erheben". S. die wei-
teren Vermuthungen von Mejer S. 275, nach denen das Gedicht jünger
als Cicero gewesen wäre.
88) Galen, a. a. 0. 114. intid'ta&ai öh rovxav (näml. räk' cvv&ixmv
^airaa^inov) ansvaaiag noxd^Qor ftoi doxai^ KccintQ noXX&v imxiiQrj^civTav
xaig xoiovxtDP avyyqatpuig^ iv ttciv 'ÖQtpsvg b iniuXr^^slg d-soXoyog %al
BüäXof (s. Beinesius f. ^Slgog) 6 Mtvdriaiog [6 vstixsQog] xui ^HXioSa^og 6
'A^rivaCog XQaycpdMov noirixrig %al 'Agazog (s. oben A. 34) xal mXXoi xtvhg xmv
xoiovttov cvyyQutpsig. xovxovg fulv ovp av xtg ^uvfiaüsiiv iiifiixQtog im-
XBiQiqcaifxag xaig ntgl xovxeav nQoyfucxsücig' fiififffuixo S' up tvXoyoag diä
xä nQayfiaxa. Ueber Bolos s. C. 17. A. 127 ff.
84) Suid. KaXXifu. dSsXiprig d* avxov naCg f^v 6 viog KaXXlfuxxog, 6
yQcitffug nsgl vi^acap 9t inmif and KaXXCfunxog Kvffrivttiog^ ixoxoiog, ddeXqu-
dovg xov TCQOxiQOVj vtog Zxaai^voQog %al Msyax^fuig x^g ddeXtp^g KccXXijuixov,
85) üeber Timachidas s. C. 80. A, 228 ff.
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302 Zehntes CapiteL Das Lehrgedicht.
Nikandros®^ von Kolophon^'), Dichter und Grammatiker^
aber schwerlich, wie behauptet wird, zugleich Arzt von Fach®®),
Sohn des Damaeos®^), mag etwa 202 geboren sein^). Er war
Erbpriester des klarischen Apollon^^), daher er denn auch in
dem zum Gebiet von Eolophon gehörigen Elaros aufwuchs^) und
dort seine ^jdXe^iqxxQ^xa schrieb^*). Längere Zeit hielt er sich
aber auch in Aetolien auf ^), ohne Zweifel auch in Pergamon,
an dessen letzten, 133 gestorbenen König Attalos IIP^) er, wie
es scheint, ein Lobgedicht richtete^). Er schrieb zahlreiche
86) AoBser dem Art. b. Said, hab^i wir noch eine anonyme Biographie,
yivog NixdvdQov (bei Weeterm. S. 61 f.). — B. Yolkmann De Nicandri
Colophonii vita et scriptis, Halle 1862. 8. (veraltet). — 0. Schneider Ki>
candrea, Leipzig 1856. 8., s. A. 137.
87) Said. V. Arat. I. p. 64, 68. IV. p. 60, 18. Cic. de or. I, 16, 69 xl A.
Die Richtigkeit dieser Angabe (nnr dass dieselbe doch nngenau nnd er
möglicherweise in Elaros geboren sein kann) erhellt daraas, dass er eine
besondere Schrift über die Dichter aas Kolophon abfas^te (A. 106) nnd aus
A. 91—98. Die Nachricht V. Nie. p. 61, 1 f. Jiovvctog h ^aatiUtriq h z£
itiQl tijg *AyxiyM%Qv »ot^tf£<os AlzmXoif thfal tpr^ai ro yivog (vgl. Said, xora
di tivag Aitmlog) erklärt sich, wie Meineke An. AL S. 178 ff. 288 bemerkt,
aas seinem langen Aufenthalt in Aetolien, ygl. Schneider S. 18.
88) Said. &fuc YQafifMctinog xt %al nori;trig %ul lat^g, S. vielmehr
C. 84. A. 6^
89) Nach seiner eignen Angabe, Y. N. p. 62, 7 ff. (Fr. 110). Schneider
S. 18. — Said, nennt seinen Yater yielmehr Xenophanes.
90) y. Arat. IV. p. 60, 21 f. tß* BXatg olviiatiecai vemtBQog qxn^vsTut
CAQdtov\ d.h., wie Kitschi AI. ßibL S. 87 (Opasc. I. & 70). Anm. bemerkt,
er ward 48 Jahre nach dem etwa (s. A. 28) 260 oder etwas sp&ter erfolgten
Tode des Aratos geboren. Daza stimmt annäherangsweise die angenaue
Angabe V. Ar. I. p. 64, 71 ff. 'Avtiyopog yeiQ^ m üwiyivtto "AQotog^ %€etä
Toy ngÄTOV xal dtvxiQOP yiyovB IltoiipMioVf NixctvBf^g dh %€itä xov nipuKxcv^
in io fem seine Gebart and frttheste Lebenszeit sonach wirklich anter Ptole-
maeos V (206—181) fiel. S. Schneider S. 12—16
91) In der V. N. p. 61, 8 f. folgt aaf die A. 87 angef. Worte die Selbst-
berichtigang des Dionys. y. Phas.: ip dh xm itfQl ^ottixAv tsgia tpriülv %. x. 1.
(Fr. 14). 8. Schneider S. 17 f.
92) Dies sagt er selbst, wie Y. N. p. 62, 3 ff. bemerkt wird, am SchhisBe
der Ther. 967 f.
93) Alex. 9 ff.
94) Wie dies aas seinen AlxmXtnd and anderen seiner Werke herrorging,
V. N. p. 62, 18 ff. Vgl. A. 87.
96) V. N. p. 62, 10 ff. iyivsxo %€cx* "AxxaXov xov xiXsvxectov ». t. X.
Said, ytyopmg mtcä xov viov 'AxxaXov %. x, X. S. Schneider S. 4 — 9.
96) Denn einem solchen schreibt Schneider S. 2. 3 f. wohl mit Recht
die an diesen König sich wendenden Verse V. N. p. 62, 11 ff. (Fr. 104) ssn.
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Nikandrofl yon Eolophon. 303
Werke, theils in Prosa, theils in Hexametern, theils in elegischer
Form^^). Erwähnt werden 17, denen aber nach wahrscheinlicher
Muthmassung noch 2 oder 3 weitere hinzuzufügen sind^). Städte-
geschichten oder geographisch -ethnographische Darstellungen
waren die AittoUxi entweder in Hexametern oder in ionischer
Prosa »^, die KoXoq>mvMKd^^\ die OhaVxd^^ &7ißa\:xa^% Zixs-
AÄc*^'), alle drei in Hexametern, auch vielleicht Jft/ift^ptoi*^),
litterarhistorisch die Schrift über die kolophonischen Dichter
(xagl ycoifitäv oder wohl genauer tccqI %Av ix KoXofpävog itoiri-
tmvy^), medicinisch ausser den erhaltnen^(>taxa, 958 Hexa-
metern über die Mittel wider den Biss giftiger Thiere, und
97) Suid. nennt ausser den Oijptttxa und '^Xt^itpagfia'Ka nur noch
rttoQyixtt^ 'EtSQOioviiivmv ßißXia b\ *Iaastov awayrnyi^y JlQoyvmotina 9i
inmif, nBQl XQtiorrjQimv ndvztoiß {xavvoinv? D. Yolkmann) ßipX^a y' mit
dem Znsatz %al aXXa nXitcxu irnnrng, aus welchem hervorzugehen scheint,
daas auch die sämmtUchen vorher genannten Werke in Hexametern ab-
gefasst waren, es müsste denn inixmg hier allgemeiner „in Versen" be-
deuten, worüber Nietzsche Rhein. Mus. XXIL 8. 197, Daub De Suidae
fiiographieorum origine et fide, Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XI. 1880. S. 423
n. A. zu vergleichen sind, lieber den Znsatz di' Inwß bei TT^oyyixmxa
8. Daub a. a. 0. S. 414 f. gegen Schneider 8. 126 f.
98) N&mlich jenes Lobgedicht an Attalos DI (s. A. 96) in Hexametern,
die KvvriyBzi%d oder BriqBvziuLd oder wie sonst der Titel gelautet haben
mag, in elegischer Form und Ai^md vom medicinischen Gebrauch von
Steinen, Fr. 97—104. Schneider S. 125 — 129. — Knaack Qnaestiones
Phaethonteae, Berl. 1886. S. 21 ist geneigt zu den AtJ^i%d (statt zu den *£t<-
^oioviieva) auch Fr. 63 (s. C. 26. A. 146) zu rechnen und noch ein viertes Ge-
dicht über den mythischen Ursprung des Bernsteins zu vermuthen. Oder De
Anionino Liberali, Bonn 1886. 8. 53 (A. 3) erklärt jedoch die Existenz der
KtfVTiystiTid für sehr fraglich und möchte, wenn anders ich ihn richtig ver-
stehe, die betreffenden Fragmente den *Et8Qoiov(i>Eva zuweisen. Vgl. A. 109. —
Umgekehrt muss aber von jenen 17 Titeln der nur einmal (Schol. Ther. 586)
erwähnte 'Td%iv'&og (vgl. C. 5. A. 112. G. 34. A. 60) in Abzug gebracht
werden als Theil der ^EttQoiovp^Bva, s. Schneider S. 125.
99) Schneider nimmt das Letztere an, Oder S. 62. Thes. IX dasErstere;
sein Beweis bleibt abzuwarten, einstweilen s. Christ Gr. L.-G. 8. 890. A. 4
('S. 461. A. 2): „Bedenken (gegen die prosaische Abfassung) erregt die durch-
sichtige hexametrische Form von Fr. 5 *S — Fr. 1—8. Schneider S. 19—25.
100) In mindestens 6 Büchern. Fr. 9. 10. Schneider 8. 25 f.
101) In mindestens 2 Büchern. Fr. 16—18. Schneider S. 29—31.
102) In mindestens 3 Büchern. Fr. 19. 20. Schneider 8. 31.
103) Nur Schol. Ther. 382 (Fr. 96) erwähnt, s. Schneider 8. 125.
104) In mindestens 7 Büchern. Fr. 21—23. Schneider S. 81 f.
106) D9n ersten Titel giebt Parthen. 4, den letzten Schol. Ther. 3.
Fr. 12-14. Schneider 8. 27-^29.
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304 Zehntes Capifcel. Das Lehrgedicht.
^AXaiKpaqiiaica oder ^jivutpaQiLOKa^ 630 Hexametern über die Gifte
und Gegengifte^ die 'O^^taxa, in denen er das unerquickliche
Thema dieser beiden Gedichte theilweise wiederum ^ jedoch in
anderer Gestalt; nämlich in Form einer Erzählung yon Geschichten
über Menschen, welche Schlangenbiss erlitten, wie es scheint, in
elegischer Form^^ behandelte ^*^^), die jedenfalls in gebundener
Rede abgefassten, wahrscheinlich hexametrischen *Id6B(ov 6vva-
ymyri und ilpoyi/codwxa *^), medicinisch-landwirthschaftlich^^) die
Fsrngyi^a *^^) und MeXiööovQyixd "^), jene sicher, diese wahrschein-
lich hexametrisch, mythographisch die Metamorphosen (Eregoiov'
(isva), auch in Hexametern ^^^), grammatisch endlich das Prosa-
werk rxäööai in mindestens 3 Büchern ^^'). Ueber den Inhalt
der EvQ(OK{a^^^)y eines gleichfalls in Hexametern abgefassten
Gedichts,, und der 3 Bücher hbqI xQtiörriQCciv xdvt&v^^) lässt
sich nichts Bestimmtes sagen. Endlich besitzen wir noch drei
Epigramme in der Anthologie ^^^. Zu einem Dichter fehlte dem
106) Denn die bei Aelian. N. A. X, 49. XVI, 28 citirten Verse des N.
(Fr. 31. 32) schreibt Schneider wohl sicher mit Becht diesem Gedichte so.
107) Fr. 80-37. Schneider S. 37—42.
108) Beide nnr ans dem Begister des Said, bekannt. Za der 'idc. cvv.
gehört vielleicht Fr. 11. Dass aaoh sie wohl hexametrisch war, darüber
s. A. 97.
109) Denn richtig, wenn auch etwas zn weit gehend, artheilt Bern-
hardy Gr. L.-G. IIP. S. 738 im Gegensatz zu Schneider (ygl A. 121),
dass die FccD^ytxa nach den erheblichen BrachstQcken bei Athenaeos zu
Bchliessen weit mehr den Standponkt medicinischen and allerdings auch
culinarischeo Pflanzenanbaas als den eigentlicher Landwirthschafb einnahmen.
Wenn Cicero a. a. 0. als Inhalt dieses von ihm zweifelsohne nicht gelesenen
Gedichts die res rusticae bezeichnet, so will dies wohl nicht viel besagen.
Vgl. auch A. 121.
110) Fr. 68—91. Schneider S. 73—122.
111) Fr. 92-94. Schneider S. 122-124.
112) S. A. 123. Fr. 38—67. Schneider S. 42—60. Namentlich sind
zahlreiche Auszüge bei Antoninas Liberalis erhalten, and die Zahl derselben
steigt noch erhebhch, falls der von Oder S. 42 — 46 TCrsuchte Wahrschein-
lichkeitsbeweis, dass aasser der 33. and (s. G. 4. A. 59) der 39. Erzählung
imd den Tielmehr aas Boeo (s. C. 14. A. 14) entnommenen Geschichten alle
übrigen aas diesem Gedicht des N. geschöpft seien, sich als haltbar be-
währen sollte.
113) Fr. 120-146. Schneider S. 203—207.
114) Oder Evgioneia oder EvQmnrj. Fr. 24—29. Schneider S. 33—37.
116) Wir kennen sie nur aus der Aafzählang b. Snid. (s. A. 97).
Schneider S. 27.
116) Anth. Pal. VII, 463. 626. XI, 7 «* Fr. 106—107. Schneider S. 130.
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Nikandros von Kolophon. - 305
Nikandros nicht weniger als Alles ^^'). Er ist über alle Be-
sehreibung dürr und ungeniessbar und dabei dunkel und gespreizt
im Ausdrucke über alle Massen, voll von ungemein zahlreichen,
zum Theil fehlerhaften Neubildungen mit Verstössen gegen Formen-
lehre und Prosodie so wie von Anwendungen gewöhnlicher Wörter
in neuen Bedeutungen, voll andrerseits von einer nicht minder ge-
schmacklosen Häufung veralteter Ausdrücke bis zu den Partikeln
hin*^^). Dazu kommt aber noch, dass zwar ein Theil seiner
Werke, wie di« Ai%(XikLxa^ auf eignen Beobachtungen beruhte,
dass er aber doch in den meisten Gedichten und so in den me-
dicinischen nichts Eignes darbot, sondern blosser Metaphrast war,
so in den IlQoyvaötixd des gleichnamigen pseudo-hippokratischen
Prosawerks ^^^) und in den beiden erhaltnen Gedichten des für
die Folgezeit überhaupt auf diesem Gebiete massgebenden Arztes
ApoUodoros ^^^). unter diesen Umständen ist es nicht zu ver-
wundern, dass nicht allein kein landwirthschaftlicher Schriftsteller
seiner gedenkt ^^^), sondern dass auch die späteren Aerzte sich
lieber an seine Quellen hielten und wo sie, wie Pseudo-Diosko-
rides und Galenos, seine Verse anführten, dies doch nur zur Aus-
schmückung ihrer Darstellung thaten^^^). Von den römischen
Dichtern benutzte Ovidius seine ^JBksQoioviieva^^^) und übertraf
Doch ist nar das zweite mit Ni^Kävögov KoXocpmp^ov bezeichnet, die beiden
anderen bloss mit Ni-Kuvögov.
117) Von praeclare scribere und auch nnr von via quaedam poetica bei
ihm zu sprechen, wie Cicero a. a. 0. ihut, ist ein Widersinn.
118) B. Volkmann Quaestiones epicae, Leipzig 1854. 8. S. 48—76.
Schneider S. 207 — 212. Lingenberg Quaestiones Nicandreae, Halle
1865. 8. Einen Theil seines Wortschatzes entnahm er aus Antimachos,
Schol. Ther. 4. ^ati dl 6 N. tjiXoazTjs Uvtifidxov, öton^Q noXXaCg Xs^faiv
avTOv nixQTjtai^ s. Schneider S. 210. Auch den Euphorien benutzte er,
s. C. 14. A. 103.
119) Snid« fistan8q)ifaötai ö* i% x^v ^Inno-ngaTOvs nqoyvaiCzi%mv.
120) S. Schneider S. 166-203, bes. S. 189 flf. Vgl. unten C. 24. A. 44 if.
Uebrigens s. auch noch oben A. 2.
121) S. Schneider S. 76—79. Hiebei kommt auch der A. 109 hervor-
gehobene, von Schneider S. 73—76 bestrittene umstand mit in Betracht.
122) S. die ausgezeichnete Darlegung von Schneider S. 165-181.
In Bezug auf Epaenetos vgl. C. 34. A. 50. Dass auch schon Sostratos so
verfuhr, darüber s. A. 125.
123) S. Schneider S. 42. 44. 68. 72. Prob, in Verg. Geo. I, 399 =
Nik. Fr. 64. dilectae Thetidis dlcyones] varia est opinio harum volucrum ort-
ginis: itaque in altera sequUur Ovidius Nicandrum, in altera Theodorum
(vgl. C. 14. A. 184 f.). Gegenüber dem Zweifel von Rohde S. 127. Anm.
SuBBMiBL, griech.*alex. Litt.-Oeioh. I. 20
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306 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht.
sie bei Weitem; ausserdem werden Aemilius Macer und, wenn
die Ueberlieferung richtig ist, Vergilius als seine Nachfolger be-
zeichnet***). Auffallend ist es, dass selbst von den Geographen
nur Stephanos yon Byzantion aus eignem Einblick ihn anfährt
und auch nur höchst selten. Dagegen beuteten Sammler, wie
Parthenios, Plinius, Athenaeos und Antoninus Liberalis, ihn aus**^),
und nicht minder reizte er das Studium der Grammatiker. Com-
mentare schrieben unter und nach anderen *****) Theon **^, Diphilos
von Laodikeia**^, Plutarchos von Chaeroneia'*®), iind so ist denn
auch eine tüchtige Scholiensammlung auf uns gekommen, und
zwar zeichnet sich die zu den &riQtaxd durch grössere Gelehr-
samkeit aus**^). Dass auch die späteren griechischen Lehrdichter
(vgl. S. 125. Anm.) s. die Bemerkungen von Enaack An. AI. Rom. S. 64 fF.
Plaehn De Nicandro aliisqoe poetis Graecis ab Ovidio in Metamorphosibns
conscribendis adhibitis, Halle 1882. 8. (Doctordiss.)
124) Quintil. X, 1, 66. Nicafidrum frustra secuti Macer atque Vergüius?
üeber die Theriaca des Macer s. Knaack a. a. 0. S. 11. A. 17. Vgl.
Schneider S. 76. R. ünger De Aemilio Macro Nicandri imitatore, Fried-
land 1846. 4. Bei Vergilius kann natürlich nur an die Fsmgyixd gedacht
werden (s. Schneider S. 74 f.), freilich erregt hier wieder der A. 109 her-
vorgehobene Umstand Bedenken, s. jedoch gegen die Vermuthung von
B. Unger De C. Valgii Rufi poematis, Halle 1848. 8., dass Välgius statt
Vergilius zu schreiben sei, Teuffei- Schwabe Rom. L.-G. I*. §. 227. A. 2.
125) Vgl. A. 109. 112. i,Aeliano8 hat den N. nur mittelbar benutzt (s.
in Bez. auf N. A. VII, 61 vgl. m. Ther. 884 ff. Schneider S. 200), unmittel-
bar den gleichfalls (s. C. 24. A. 60. C. 34. A. 176) aus ApoUodoros schöpfen-
den Arzt Sostratos und dessen Citate des N. Die häufige Uebereinstimmung
der Scholien zu letzterm mit ihm erklärt sich daraus, dass der betreffende
Commentator gleichfalls den Sostratos ausbeutete". (M. Well mann). Vgl.
C. 24. A. 46 u. bes. C. 34. A. 176.
126^) Demetrios Chloros, Antigonos von Alexandreia (oder der Arzt aus
Nikaea?), s. A. 126. C. 26. A. 101^ C. 30. A. 262. C. 34. A. 60.
126) Schol. Ther. 237. 9, iv vnofivrifiaTi, Steph. v. Byz. KoQonri (der
also unsere Scholien schon kennt), of vnofivrjfuittiaavteg Simv IRovxaqxog
JrjfjLrjtQiog, vgl. Schol. Ther. 614 und C. 26. A. 101^. Es ist derselbe, welcher
uns schon als Commentator des Theokritos und Lykophron begegnet ist,
C. 6. A. 76. C. 9. A. 43 f.. Vgl. C. 13. A. 98. 99. C. 14. A. 72. 74. 76. C. 27.
A. 80. G. 30. A. 207 u. bes. C. 30. A. 393.
127) Ath. Vn. 814 d.
128) Steph. V. Byz. Kogonri, s. A, 126. VgL Etym. M. 'Atvimv, — Des
Pamphilos Schrift slg tä Ni%dv9^ov ave^T^yi^Ta %al xa xaXovfteva 'Oni,%d
(Suid. nd^tp.) bezog sich wahrscheinlich vielmehr auf die 'E^i^yi^Tixa vqg
'^Ttt%rjg diaXinzov des Nikandros von Tbyateira, s. C. 30. A. 222—224.
129) Sonderausg. von Bassemaker Scholia et paraphrases in Nican-
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Nikandros von Eolophon and andere Dichter. 307
Yon Oppianos ab den Nikandros lasen und nachahmten^ kann
wohl keinen Zweifel leiden ^^*^). Auch eine Metaphrase von Eute-
knios ist uns noch erhalten ^'^). Marianos setzte die SrjQiaxd in
1370 iambische Verse um'^). So wenig nun aber die Zahl der
Leser eine besonders grosse war^^^), so haben doch unter ihren
Händen die 'j^Xe^KpaQuiDcxa eine starke Interpolation (611 — 628)
und beide Gedichte willkürliche Aenderungen erlitten*^*®). Die
beste Handschrift ist eine Pariser aus dem 10. Jahrhundert*'^).
Unter den Ausgaben**^) verdienen die von J. G. Schneider
und vor allen die vorzügliche von 0. Schneider, der wir erst
eine wirkliche Textrecension verdanken, besonders bemerkt zu
werden.
Als Dichter von Oaivoyi^Bva werden ausser Aratos, Ale-
xandros dem Aetoler und den später zu besprechenden Her-
mippos und Hegesianax noch eine Reihe anderer erwähnt, die
zum Theil vielleicht erst den Zeiten nach Christi Geburt an-
gehören, während andere von ihnen, wie Eleostratos, schon
aus voralexandrinischer Zeit waren. Ueberdies sind aber in diese
drum etc. Par. 1S49. 8. mit den Scholien zu Theokritos von Ddbner, s.
C. 6. A. 79.
130) S. Schneider S. 164.
131) Zuerst herausgegeben von Bandini, Flor. 1764.
182) Suid. Mu^iavo^. Vgl. C. 6. A. 82. C. 13. A. 106.
132^) S. noch Schneider S. 70—73. 163-165 und die sämmtlichen
Citate der ^9. u. 'AXb^, bei ihm S. 136—156.
132^) S. Schneider S. 155—163. Es gab auch ein ganzes gefälschtes
Gedicht Ni%dvd(fov ^i^peaxa, Bekk. Anecd. p. 1165.
133) Par. snppl. 247, von Schneider /7 genannt. Nächst ihr sind
G B- Gottingenais aus dem 13. oder 14. Jahrh. und M «» Laor. XXXII, 16
aus dem 13. besonders bemerkenswerth , s. Schneider S. 212 — 216. Für
die Scholien zu den GriQiaxd kommt in erster Linie K «=• Vatic. 305 aus
dem 13. Jahrh. in Betracht, demnächst G und P = Paris. 2403, für die zu
den 'AXs^KpaQfictyia besonders P.
134) Ed. princ. Aldina, Yen. 1499 fol. mit Scholien (zusammen mit
Dioskorides). Aldina Ü., Ven. 1522. 4. Morel (mit der trefflichen latein.
Uebers. von Gorraeus), Par. 1557. 4. H. Stephanus Po. pr. her. c, Par.
1566. J.G.Schneider Alexiph. mit Scholien n. d. Paraphr., Halle 1798. 8,
sehr wichtig für Kritik und Erklärung, Ther. mit Schol., Leipz. 1816. 8.,
viel flüchtiger gearbeitet F. S. Lehrs in den Poet. buc. et didact b.
Didot, Par. 1851. 1. Bd. 0. Schneider Nicandrea,. Leipz. 1856. 8. mit aus-
gezeidineter Einleitung und Fragms. und den Scholien von H. Eeil (zu
den Ther. nach neuen Gollationen, zu den Alex, nach Bussemake r). —
Bentley Emendationes in Theriaca, Mus. crii Cantab. I. S. 370 ff. 445 fr.
20*
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308 Zehntes Capitel. Das Lehrgedicht.
Listen ^^^) auch Prosaiker eingewoben, so dass sich über Lasos
von Magnesia^ Alexandros von Lykaea und Artemidoros nicht
einmal nach dieser Richtung hin entscheiden lässt So bleibt
ausser Anakreon^'*) und Sminthes^') noch
Alexandros von Ephesos^^®) aus Ciceros Zeit, ein Rhetor
und Staatsmann mit dem Beinamen Jvxvog^ welcher auch ein
geographisches Lehrgedicht ^^^) und eine Geschichte des marsischen
Krieges*^) schrieb. Seine poetische Begabung war allem An-
scheine nach nicht gross ^*^). Aus den OaivoiiBva ist uns noch
ein längeres Bruchstück von 26 Versen erhalten^**), aus dem
geographischen Gedicht, welches in drei Theile, die Beschreibung
von Asien, Europa und Libyen, zerfiel, mehrere kürzere^**).
Ueber Pseudo-Skymnos s. C. 22, über Apollodoros den
Athener *C. 27. Wenn
135) V. Arat. I. p. 66, 89 ff. nal yoLQ Ev9o^og 6 Kv^dtog lygarpe ^uivd-
fieya xal Aäaog b Mayvrjg ovxl b ^EQUiovBvg, all' biimvvfjLog aXXog Adam
Tö ^EgftiovsCf xal '^Egiitnuog nal ^Hyriaidva^ xal *AQiato(pccvrig o BiJ^dvttog
xal dXXoi noXXoC. V. Arat. ü. p. 67, 28 ff. noXXol ydg xal aXXot ^atvoftsva
iyQurpav^ xal KXsoatQUtog %al Sfiiv&rjg xal 'AXi^avÖQog o AhmXog xal 'JXi-
^avdgog 6 'Eqtiaiog %al 'AXs^ccvdgog o Avnattrjg xal 'Avanqimv xal 'AgtSfiC'
9(OQog Hccl ^InnaQxog xal cclXot, noXXoC. Vgl. auch D. Volkmann De Saidae
biographicis IL, Symb. phil. Bonn. S. 721 f.
186) Dieser begegnet uns auch Hygin. Aetron. II, 6. p. 42, 7, wie
Meineke An. AI. S. 243 bemerkte.
137) Bei Avien. 682 Minthes genannt. Er erscheint auch in dem A. 47
erwähnten Verzeichniss vermeintlicher Commentatoren des Aratos.
188) Meineke De Alexandre Ephesio, Anal. AI. S. 871—377.
139) Strab. XIV. 642. rcoy ^^ ^srnzigcov . . . 'AXi^ccvSgog (i^cag o Av%vog
TCQoaayoQEvd'Big, og xal inoXijsvaato xal avviyQatjfSv lOxogCav (s. A. 140) xal
^nri xarcXtTrsy, h olg xd zs orgdvia diMt^etat xal tag rjne^ovg ysmygaqiBty
%a^' i%daxriv ixdovg noifjfuc.
140) Aurel. Vict. de orig. gent. Rom. 9, bei Strab. a. a. 0. kurz tcxogla.
Müller F. H. G. lU. S. 244.
141) Cic. ad Att. II, 20, 6. poeta ineptus, nee tarnen seit nihil, et est nan
inutilis. 22, 7. libros AUxcmdri neglegentis hominis et non boni poetae, sed
tarnen non intUüis tibi remisi,
142) S. C. 4. A. 79. Ob die Anführung bei Hygin. Astron. 11, 21. p. 68,
8 — 10 sich auf den Aetoler oder den Epheser bezieht, ist fraglich (vgl.
Meineke a. a. 0. S. 242), und wenn Robert Eratosth. Catast rel. S. 222—228
mit Recht annimmt, dass sie aus Parmcniskos (s. C. 30. A. 106) geflossen
sei, so ist das Erstere der Fall.
143) Ziemlich häufig wird es von Stephanos von Byzanz angeführt,
aufiserdem nur noch von Eustath. zu Dionys. Perieg. 668. 691 und Schol. z.
dems. 607. S. Meineke a. a. 0. S. 374—377.
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AlexandroB von EphesoB. Pankrates ans Arkadien. 309
Pankrates aus Arkadien, der Dichter von 'JXuvrixdj Sa-
Xdööia €Qya und BoxxoQi^ig^^), derselbe mit dem von Meleagros ^*^)
verwendeten Epigrammendichter war, was aber durchaus zweifel-
haft ist, so lebte er spätestens im zweiten Jahrhundert v. Chr.,
sonst aber steht nur so viel fest, dass er älter als Oppianos war^^).
Kaekalos (?) von Argos und Poseidonios von Korinth
sind für uns blosse Namen ^^^.
Elftes Capitel.
Tendenzerdiehtnngen in Prosa ^).
Der Zug zum Märchenhaften und Abenteuerlichen war auch
den Griechen von alten Zeiten her nicht fremd. Der Apolog des
Alkinoos in der Odyssee ist die älteste Robinsonade der europä-
ischen Litteratur^). Dann folgte das Arimaspenlied unter dem
Namen des Aristeas. Aber auch in den Werken von zahlreichen
anderen Dichtem und von Geschichtschreibern gelangten die Aus-
geburten der ethnographischen Phantasie^ die wunderbaren Men-
schen und Thiere oder Halbmenschen und Halbthiere, die Gross-
köpfe, Halbhunde, Pygmaeen, Hundsköpfe, Steganopoden^) und
die anderen Wunder der Ferne vollauf zur Erscheinung, und diese
Phantastik scheint sich bei dem berühmten Reisenden Pytheas
von Massalia, als dieser nach dem zuvor gänzlich unbekannten
Nordwesten kam, mitten in seine nüchternen und klaren Beobach-
tungen hineingedrängt und dieselben gelegentlich übermeistert zu
haben. Von einer anderen Richtung her bekam diese Art von
144) Ath. I. 13 b. c. Ka^fiaXov . . . tov 'Agyeiov %al iVbvftijvioy xov ^Hga-
xlsmtriif^ IlayxQdxrjv tov Ugudda, TloüsiSmviov tov KogCv^iov icttl zov oXCytp
nQO TiyL&v ysvofjksvov 'Onmavov tov KCXv%a* toaovtoi/s yäg ivnv%o^sv ino-
xoioig 'Al^evtnuc yeypcqpoat. Daraus ist der Art. b. Suid. KixCXiog geschöpft.
Bniohstücke giebt Ath. VII. 283 a. c. 805 c. 321 e. f {nayxQaTtj^ i *AQ%dg iv
toig BaXaa^ioig i^yoig oder iv "Eifyois d'aXatxü}ig oder ^uXuüa^oig) und Xl.
478 a. üayKifdtTig d* iv ngtotto Boxxogrildog.
145) Anth. Pal. IV, 1, 18. nagvrig igveöt nayx^tSnsog. Die Epigramme
des P. ebendas. VI, 117. 356. VIT, 653 sind aber von einem späteren Manne
gleiches Namens.
146) Denn es ist nicht zu wissen, ob die Eeihenfolge bei Ath. I. 13b. c
(s. A. 144) chronologisch ist. 147) S. A. 144.
1) ü oh de Gr. Rom. S. 167—242.
2) Wie Ni tisch Anmm. zur Odyss. III. S. XXU richtig bemerkt
8) Hesiod. Fr. 74 Marcksch. Aeschyl. Fr. 194. Alkm. Fr. 118.
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310 Elftes Capitel. TendenzerdichtuDgen in Prosa.
Neubegier reichlichen Zufluss^ seitdem die Kunde von Indien ein-
zudringen begann, zuerst durch Skylax, dann durch Etesias, in
der älteren Alexandrinerzeit vor Allen durch Megasthenes*), und
überhaupt ward dieser ganze romanhafte Sinn auf dem Gebiete
der Länder- imd Völkerkunde reichlich genährt durch die Züge
des grossen Alexandros und die fabelhaften Erzählungen seiner
Geschichtschreiber. Neben den bizarren und fratzenhaften (Je-
bilden, mit denen die Volksphantasie die unbekannten Gegenden
der Ferne bevölkerte, hatte sie es aber auch von Alters her ge-
liebt sich dort glückselige Länder und gerechte Völker zu er-
sinnen, wie namentlich die Hyperboreer jenseits des Oceans^).
An solche Völksvorstellungen knüpften nun die Staatsromane,
die Utopien der Philosophen an. Voran gingen Piaton in seinen
Dialogen Timaeos und Kritias mit der Geschichte von Altathen
und der rein von ihm erdichteten^) und nach ebendieser Er-
dichtung längst spurlos zu Grunde gegangenen Insel Atlantis,
nur aber so, dass Altathen der Sitz seines Idealstaats und diese
fabelhafte Insel bloss der einer mehr äusserlichen Tüchtigkeit,
Grösse und Pracht ist, und hierauf Theopompos mitten in seinem
ernsten Geschichtswerk durch die märchenhafte Episode vom
Meropenland und der Friedens- und Kriegsstadt ^. Ihnen folgte wohl
zunächst in der ältesten Alexandrinerzeit der Abderit Hekataeos®).
Hekataeos^) von Abdera oder Teos^^), Schüler des Skeptikers
4) S. C. 21.
5) Homer. Epigon. b. Herod. IV, 82. flesiod. Fr. 76 M. Find. Ol. III,
25 ff. 50. Py. X, 46 ff. Dazu kommen die Gabier (Aeschyl. Fr, 190) und die
einfach-unBchnldigen Bosse melkenden Skythen (Hesiod. Fr. 68. Aeschyl.
Fr. 192, 8. auch schon II. N, 5 f.).
6) S. Snsemihl Plat Philos. 11. S. 471 ff.
7) Fr. 76 b. Ael. V. H. III, 18.
8) Die Reihenfolge bei Apollod. Fr. 169 b. Strab. VII. 299 (» Hekat.
Fr. 6) %al triv necQOt Beonofino) MeQonl^a itoUv^ naq' *E%axttlm Sl Kififj^SQ^Sa
n6XiVy nag* EvrjfiiQca Sh zipf IIay%atriv yfjiß soll doch wohl chronologisch
sein. Sicher freilich ist dies nicht, und die Möglichkeit, dass die Schrift
des Enhemeros etwas früher erschienen sei als der Hyperboreerroman (and
die ägyptische Geschichte) des Hekataeos, ist mithin nicht von vom herein
abzuweisen, s. indessen A. 86.
9) Müller F. H. G. IL S. 384— 896. Rohde S. 208— 214. Röper üeber
einige Schriftsteller mit Namen Hekataeos. I. II. Danzig 1877. 1878. 4.
E. Schwartz Hekataeos von Teos, Rhein. Mus. XL. 1886. S. 223—262.
10) Als Teler bezeichnen ihn nur Psendo-Skymn. V. 869 Müll, nach
der ohne Zweifel richtigen Coigectar von Röper I. S. 1 ff. 6 Tr^ios (für
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Hekataeoe von Abdera. 311
Pyrron**), entweder wirklich, wie uns berichtet wird, gleichen
Alters mit Alexandros dem Grossen oder doch nicht yiel jünger,
lebte am Hofe yon Ptolemaeos I und ward von demselben, Wie
es scheint, auch zu Staatsgeschäften verwandt^'). Auch philo-
logisch war er gebildet, wie seine Schrift über die Poesie
des Homeros und Hesiodos bewies^), von welcher wir aber
weiter Nichts wissen**). An eine Reise nach Theben, welche er
unter der Regierung des ersten Ptolemaeers unternahm, und auf
welcher er historische Untersuchungen anstellte**), schloss sich
OTiSMT, Ygl. über die frühere, onrichtige Herstellxmg C. 33. A. 314) und Strab.
XIV. 644, aach kommt dagegen in Betracht, dass Plut. de Ja. et Ob. 364 D
ihn einen Abderiten nennt, wenn man bedenkt^ dass dieser sein ägyptisches
Werk noch nnmittelbar benutzt hat (s. A. 17); jedoch auf wen in letzter
Instanz seine Aufführung als Abderit bei La. Di. IX, 69 und wahrscheinlich
auch 61, wo für das yermuthlich verderbte 'Acmtviog doch wohl (vgl. A. 27) mit
Müller S. 884. Anm. *E%axcc£og zu lesen sein wird, Suid. (s. A. 13), Aelian.
N. A. XI, 1, dem. Strom. II. 417 A zurückgeht, wissen wir nicht und können
um so weniger entscheiden, welche von beiden Angaben die richtigere ist.
Die Bedenken aber von B Oper II. S. Iff. gegen die Einerleiheit der Person
scheinen mir durch Schwartz S. 234 f. A. 4 genügend erledigt. Abdera
war bekanntlich Colonie Ton Teos, und ebenso wird, wie Röper I. S. 22 f.
selbst herrorhebt, der Abderit Protagoras gelegentlich gleichfalls auch als
Teler bezeichnet.
11) La. Di. IX, 69.
12) loseph. c. Ap. I, 22. *£. dh h 'ApdrjQirrjg, dvrjQ tptl6coq>og afior %ccl
3«(€pl tag nQU^Big tiuivt&taxog, 'AXe^dvSQtp xA ßmaiXei awamfULaag %al IIxoXS'
fMcüo x^ Adyov cvyyevofkiißog. Dies stützt sich freilich wohl nur auf das
gefälschte Buch über die Juden; so weit indessen darf man demselben wohl
immer vertrauen, aber nicht möchte ich es mit Müller S. 384 auch noch
darin, um ohne Weiteres auf Grund dieser Fälschung anzunehmen, dass er
den Ptolemaeos in den syriBchen Feldzug begleitet habe.
13) Suid. *£x. 'AßdriQ^xrig^ <pMifoq)og, hg insHli^^vi aal %Qixi%6g y^aiky^a-
xi%6g^ ola yQaptfutxinfjv i%mv naQac%Bviiv . . . ßißXüt avxov xuvxw m^l xrjg
noifiqaaag 'OyLij^ov %ocl *Hai6dav, Es erinnert dies an seinen Mitschüler Timon,
8. C. 2. A. 616.
14) Wenn anders nicht das yon Müller übersehene grammatische
Bruchstück bei Erotian. Lex. Hippocr. %vqßaaC7\v . . . *E%axatbg di t^aiv oxt,
nHov ßccgßuQixov ot %a(t,i%ol XiyovciVy welches schon Franz im Index wohl
mit Recht diesem H. zuschreibt, aus diesem Werke ist, wie J. Klein He-
kataeos von Abdera, Jahrb. f. Philol. LXXXVII. 1863. 8. 632 meint.
16) Diod. I, 46, 8 (»* Fr. 12). xal noXXol xav ^EXXrjvtov xmv nagocßaXSv-
xmv [klv sig xäg Srißag inl üxoXsfJM^ov xov Adyov j cvwxa^afi^ivap dh xdg
AlyvnxutK&g tcxoqCagy miß iaxi %al 'EKaxaiog, avfttpaißovei. xo£g v<p' rifi^v
ilQriiiivo^g. Dass wenigstens das unmittelbar Folgende aus H. ist, sagt
Diod. selbst in den nächsten Worten 47, 1. dno ydg xmv %. x. X, ipaclv %. r. X,
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312 Elftes Capitel. Tendenzerdichtungen in Prosa.
seine romanhaft gefärbte ägyptische Geschichte*^), welche
die Hauptquelle für die entsprechende Darstellung des Diodoros
war ^') und, wie wir namentlich aus ebendieser Darstellung sehen,
so gut wie ausdrücklich , and so haben denn selbst Heyne De fontibus
historiae Diodori, in Diod. ed. L. Dindorf I. S. LXVl und Krall (s. C. 21.
A. 434), welche falschlich den Manetbo für die Hauptqnelle desselben in
der betreffenden Darätellong halten, dem H. doch wenigstens die Bedeotang
einer Nebenqnelle zugestehen müssen.
16) Der Titel {Alyvittiancc ?) ist nicht ausdrücklich bezeugt. Das Citat
bei La. Di. I, 10 (= Fr. 7) iv tij ngcatfi nsgl rfjg xmv Alyvnzimv (ptXoao(p£ag
bezieht sich wohl nnr auf einen der vier (s. A. 17) Hauptabschnitte, den
theologischen. — In diesem Werk stand ohne Zweifel auch jene längere
Stelle über die jüdische Geschichte , welche Diod. XL , 8 aas ^Enavatog 6
Milijatog mittheilt, und ebendies gab den Anlass, dass dem Verfasser ein
eignes Buch nsgl 'lovSuCoiv ^ aus welchem losephos a. a. 0. und öfter
(Fr. 14—16) Ausaüge und Mittheilungen giebi, und dessen Aechtheit schon
Herennius Philo b. Orig. c. Geis. I, 15 anzweifelte, und ein zweites ubi^I
'Aß(fdfiov (loseph. A. 1. I, 7, 2 » Fr. 17) oder xax' "Aßgaiiov %al tovg
Atyvnxiovg (Clem. Strom. V. 603 B »» Fr. 18 mit einem auf den Namen
des Sophokles gefUlschten Bruchstück Fr. 1026 N.) untergeschoben wurde,
wenn anders nicht vielmehr, wie Müller S. 385 sehr wahrscheinlich ver-
mnthet, Beides dasselbe Buch war.
17) I, 10—98 mit Ansnahme von 82—41, vielleicht auch von 62, 1 — 7
(s. C. 22. A. 250) und jedenfalls von 94 f. und von einzelnen eignen Zu-
sätzen des Diod. S. hierüber nebst Müller a. a. 0. S. 391 und Droyseu
Hellenism. 111*, 1. S. 47. A. 2 (vgL auch A. 16) bes. Schwartz De Dio-
nysio Scytobrachione , Bonn 1880. S. 58 ff. u. namentl. a. a. 0. S. 228—232.
Dass die Vorlage aus der Zeit des ersten (und nicht, wie wahrscheinlich —
s. C. 21. A. 482 — Manethos Werk, des zweiten) Ptolemaeers stammt, er-
hellt nicht bloss aus 46, 7 f. efe d\ IltoXeiiaiov xov Auyov x. c. X, (vgl. auch
A. 15), sondern auch aus 31, 7, femer aus 26, 1 und dann auch aus 44
und 69, 6, s. darüber auch G. I. Schneider De Diodori fontibus (1. I— IV),
Berl. 1880. 8. S. 16 ff. Die Berufung auf die Chroniken {avaygaijxtC) der
ägyptischen Priester erscheint zweimal in engster Nähe mit der auf H.
oder mit zweifellos hekataeisohem Gut (81, 7. 46, 7 f.): sie ist überall ihm
nachgeschrieben, und man braucht wohl auch nicht daran zu zweifeln,
dass er dieselben wirklich gelesen hatte und somit Sprache und Schrift
der Aegypter kannte. Die Eintheilung bei Diod. in Götterlehre (10 — 29),
Land und Leute (81 f.), Königsgeschichte (48—68), politisch -sociale Ein-
richtungen (69— 98), Epilog (96—98) war ohne Zweifel auch die des Originals.
Die Königsgeschichte ist eine Umsetzung der herodoteischen Berichte auf
den Standpunkt des H. mit Hinzuziehung auch noch anderer Quellen seitens
des Letzteren, s. Schwartz 8. 285. A. 1. Dagegen ist in Bezug auf 111,
62 — 66. IV, 1—5 nicht bloss die frühere Herleitung von Schwartz De
Dionys. Sc. S. 42 ff. aus Dionysios Skytobrachion sicher, sondern auch die
spätere a. a. 0. S. 282—284 aus H. wahrscheinlich unrichtig; höchstens
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Hekataeos von Abdera. 313
die Tendenz verfolgte in einer Mischung aus Wahrheit und
Dichtung*®) die Aegypter in aller Weise zu verherrlichen, sie
als die Väter aller Cultur und Verbreiter derselben unter allen
anderen Völkern darzustellen*^), ihre politischen und socialen
Einrichtungen, so wie er sie nach seinen eignen Ideen zurecht-
modelte, als musterhaft anzupreisen und nicht minder ihren
Götterglauben, so wie er ihn willkürlich gestaltetet^), als den
ächtesten und wahrsten zu empfehlen. Sein Staatsideal erscheint
dabei als ein von dem Princip der äussersten Stabilität in
Schranken gehaltener aufgeklärter Absolutismus^*), imd damit
hängt auch seine halb euhemeristische Theologie zusammen, in-
dem er zwar Sonne (Osiris), Mond (Isis) und die fünf Elemente
(pcvsvfjLa = Zeus, Feuer = Hephaestos, Erde «=« Demeter, Wasser
= Okeanos oder* Nil, Luft = Athene) als die ursprünglichen
Gottheiten bezeichnete'^), alle übrigen Götter aber aus grossen,
mag in IV, 1—6 H. mit benutzt seio; 8. Bethe Quaestiones Diodoreae,
Göttingen 1887. S. 31 f. (vgl. C. 27. A. 66. 78). — Dasfl aber ferner aach
bei Plntarohos in der Schrift über Isis und Oeiris die Benatznng dieses
hekataeisohen Werkes weit über die beiden ansdrücklichen Anführungen
353 B. 864 D («- Fr. 10. 9) trotz der Polemik gegen dessen Gesichtspunkte
der Betrachtung des Göttlichen hinausgehe, legt Schwartz S. 230—232 dar.
18) S. hierfiber Schwartz S. 236 ff.
19) So handeln die drei Schlusscapitel 96—98 bei Diod. von den
weisesten Männern der Griechen, Orpheus, Musaeos, Melampus, Homeros,
Daedalos, Lykurgos, Selon, Pjthagoras, Demokritos, Oenopides, Piaton,
Eudoxos nebst den Bildhauern Telekles und Theodoros, welche eine Zeit
lang „nach Ausweis der ägyptischen Priesterchroniken** in Aegypten ge-
lebt und sich den besten Theil ihrer Weisheit yon dort geholt haben.
20) Vgl. Schwartz S. 240 ff.
21) S. die Ausfahrung Ton Schwartz S. 264 ff. Das sittliche Ziel des
H. in diesen Ausmalungen bewegt sich dabei wesentlich in dem Gedanken-
kreise der pyrronischen Ataraxie, die er nach Fr. 20 b. Giern. Strom. II.
417 A avtagnsta nannte (vgl. A. 27). Seine etwaigen Berührungen mit
altstoiachen, kynischen und demokriteischen Gedanken scheinen mir min-
destens nicht 80 nahe, wie Schwartz sie in seiner m. £. viel zu künst-
lichen Auseinandersetzung S. 242—260 (vgl. S. 261 ffl) darausteilen sucht
22) Diod. I, 11 f. Diese wunderliche, übrigens aber auch in Folge
einer Textlücke (I, 11, 6) in ihrem näheren Zusammenhange (s. Schwartz
S. 242) unverständlich gewordene Kosmogonie findet sich sonst nirgends,
sondern ist des H. eigenstes Eigenthum. Von der Skizze der „ägyptischen
Philosophie**, die La. Di. Pro. 9-11 (= Fr. 7, s. A. 16) nach H. and
Manetho (s. C. 21. A. 431) giebt, berührt sich Einiges hiemit und mit Diod.
I, 16, 9 — 16, 2, wie Schneider a. a. 0. S. 29 bemerkt hat. Im Uebrigen
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314 Elftes Capitel. Tendenzerdichtangen in Prosa.
nach ihrem Tode vergötterten Königen und Königinnen hervor-
gehen Hess. Dies seltsame Gemisch ägyptischer und griechischer
Vorstellungen durchzog er im Uebrigen noch reichlich mit allerlei
rationalistischen Erklärungen und allegorischen Deutungen. Natür-
lich aber musste dies Buch der Ptolemaeerpolitik nicht wenig
zusagen**). Seine Schrift über die Hyperboreer (tc^qI täv
^TnsQßoQBov) war vollends eine Art von historischem Tendenz-
roman in mehreren Büchern***), in welchem er dies fromme und
»elige Volk; an dessen Existenz er ohne Zweifel selber nicht
glaubte, aber dessen fortwährendes Dasein er der Einkleidung
gemäss versicherte**^), auf einer Insel Helixoea**) gegenüber dem
Keltenlande, d. h. nach damaliger Redeweise der Nord Westküste
des europäischen Festlandes, ansiedelte. Seine Schilderung der
Zustände desselben sollte offenbar ein Sittenspiegel für seine
Zeitgenossen sein*^). Ueber etwaige noch andere Schriften des
Hekataeos lässt sich keine sichere Entscheidung fällen*').
8. über die Kosmologie des H. noch Fr. 8 b. Stob. Ekl. I. p. 626 H. 209,
6 f. W. «= Aöt. p. 861, 16 ff. Diels. Damask. de princ. p. ^61. 886. Auch
weiterhin aber bleibt, wie Schwartz S. 260 richtig bemerkt, zwischen H.
und Euhemeros der wesentliche Unterschied, dass nach Letzterem die
Götter Könige sind, welche zum Theil sich selbst bei ihren Lebzeiten für
Gtötter erkl&rt haben (s. A. 42. 46), bei Ersterem aber die nachmaligen
Götter solche Könige, denen allen erst nach ihrem Tode göttliche Ehren
zuerkannt wurden.
28) Dass dasselbe zum Theil nur die ptolemaeisohen Regierungsgrund-
Sätze im Sinne der Ptolemaeer selbst auf die alten Pharaonen zurückdatirte,
legt Schwartz S. 266 ff. klar. Freilich enthielt die Tendenz desselben
wohl oder übel auch eine gegen die Fremdherrschaft der Ptolemaeer ge-
richtete Seite; wie wenig dies aber zu bedeuten hatte, zeigt Schwartz
S. 260—262.
24»- ^) Fr. 1 b. Schol. Apoll. Rh. n, 676. 'E. d\ |*^Z^* »av aixov xqo-
v(ov ilvaC (priai to tw9 ^TniQßoQimv iOifog, iöti dh avtm ßißXia intY(f€ctp6'
ft,sva negl t&v *T«eQß6Qiaiv.
26) Fr. 6 b. Steph. ▼. Byz. 'EX^oi«.
26) S. A. 8. üebrigens vgl. über das Verhältniss dieser Darstellung
zu seiner skeptischen Bildung Roh de S. 213 f. „Es scheint aber", so be-
merkt dieser schliesslich, „als ob H. die goldne Brücke, welche gerade
Yon der Verzweiflung an der philosophischen Wahrheit so bequemlich sich
in das yerheissungsyoll schimmernde Land des mythologischen Glaubens
hinüberwölbt, besonders guten Muthes überschritten habe**. Ich lasse in-
dessen dahingestellt, ob und wie weit dieser Schein sich auch im Angesichte
des ägyptischen Werks erhält.
27) Stand seine Bezeichnung des höchsten Guts als orvra^KFux (s. A. 21)
in einer eignen philosophischen Schrift, oder in den Aiyvntuc%d ? Für
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Leop von Pella. 315
Leon^) von Pella *^) aus ungewisser Zeit, so dass wir nicht
wissen können, ob er den Hekataeos oder Hekataeos ihn be-
nutzt hat, schrieb ein mit dessen ägyptischer Geschichte in der
religiösen Tendenz zusammenstimmendes Werk in Form eines
Briefes von Alexandros dem Grossen an dessen Mutter
Olympias in mehreren Büchern^), in welchem er gleichfalls
Letzteres Bpricht der umstand, dass Alexis (oder Alezinos?) die ohne
Zweifel von ihm ans dem letzteren Werke des H. (s. darüber C. 2. A. 59^)
entnommene Anekdote vom König Bokchoris in einem iibqI trjg avtagnsiag
betitelten Bnche erzählte. Im engsten Zusammenhange damit (s. A. 21)
wird H. den Pyrron als Urheber der dnataXrjfpla nnd inoxri bezeichnet haben,
wenn anders wirklich der A. 10 angeführten Conjectnr entsprechend H.
Deijenige war, welcher dies gesagt hat (La. Di. IX, 61). Anch Fr. 19
b. La. Di. Pro. 9 gehört wohl in die Aiyvntia%ä. In Bezug auf das neue,
durch Köpers Verbesserung (s. wiederum A. 10) bei Pseudo - Skymn.
y. 866 ff. gewonnene Fragment bemerkt Bö per IL S. 1 saohgem&ss, man
könne mit einigem Scheine sagen, dass die Bücher negl 'TnsQßoQionv Ge-
legenheit boten auch vom Skythenlande und dessen Flüssen zu sprechen.
Wenn endlich Agatharch. M. R. §. 64 Müll. (b. Phot Cod. 250. p. 454 b, 38)
des H. Beschreibungen des Ostens besonders rühmt (s. C. 22. A. 256), so
ist gewiss der Abderit gemeint, welcher also wohl jedenfalls auch Indien
bereiste, aber, sagt Schwartz S. 237. A. 5, „es iat nicht auszumachen,
ob er ein besonderes Werk über Indien** (man könnte auch an eine voll-
ständige Periegese denken und dieser dann auch jenes Bruchstück bei
Pseudo-Skymn. zuweisen) geschrieben hat oder ob sich eine Beschreibung
Indiens in seinem Werk über die Hyperboreer fand**, wie umgekehrt Me-
gasthenes die Hyperboreer ausführlich in seinen *Ivdi%d behandelte (Strab.
XV. 711 — Meg. Fr. 31).
28) Lobeck Aglaoph. IL S. 999-1001. Müller F. H. G. IL S. 331 f.
Schwartz De Dionysio Scytobrachione S. 60 ff. mit der Selbstberichtigung
Bhein. Mus. XL. 8. 232 1
29) Amob. IV, 29 — Fr. 6, s. A. 32.
SO) Oani anders denkt sich freilich Lobeck die Sache, aber s. Angustin.
Civ. D. Vni, 27 = Fr. 4. de Iside tucore Osiris et de parentibiu eorum, gui
omnes reges fuisse scribuntur, quibus parenUbus suis illa cum sacrificaret,
ifwenit hordei segetem, guae et quanta mala non a poetü, sed mysticis eorum
Utteris memoriae mandata sint, sicut Leone saeerdote prodente ad Olympiadem
Bcribü Alexander, legant gui volunt und SchoL Apoll. Rh. IV, 262 ^^ Fr. L
Aimv iw ngtotdii tmv ngog tr^v y^ritiga. Vergleicht man dies mit der Be-
zeichnung des Leon als Pellaeer (s. A. 29) und nicht als Aegyptier, so bleibt
wohl nur der Gedanke übrig, dass der Verfasser den ägyptischen Priester,
auf welchen er den Alexandros sich berufen liess, nach sich selber Leon
nannte. Nicht den Titel, sondern nur den Inhalt bezeichnen Clem. Strom.
I. 322 D B» Fr. 2. Aiaif d\ 6 negl tav %az' ACyvnxav ^eav nQayfUitevcd'
ftsvog und Hygin. Astron. II, 20 — Fr. 6. Leon, qm res Aegyptias con^
scripsü, vgl. Robert Erat. Gatast. S. 231.
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316 Elftes Capitel. Tendexuerijichtungen in Prosa.
darlegte, dass die ägyptischen Götter ursprünglich grosse und
wohlthätige Könige und Königinnen gewesen seien.
Euhemeros^^) von Messana ^^) war nach seiner Aussage*^
ein Freund des Kasandros (311—298) und unternahm wahr-
scheinlich im kräftigen Mannesalter in dessen Auftrage**) grosse
Reisen nach dem fernen Süden****), in Folge derer er dann später
31) S^vin Recherches sar la via et les oavrages d^Euh^m^re, Mem.
de l'Acad. des Inscr. VIII. 1738. S. 107 ff. Steinhart Art. Eu. in d.
Encykl. y. Ersch nnd Gräber. Qanss Qnaestiones Enbeznereae, Kempen
1860. 4. Ean De Enhemero, Groningen 1862. 8. (Diese beiden Abhb.
kenne ich nnr aus den AufQhrungen bei Sieroka, Block and Nämethj).
Sieroka De Euhemero, Königsb. i. P. 1869. 8. (gut), de Block Evhämöre,
Mens 1869. 8. (etwas breit und nicht immer richtig). Nämethy Enhemeri
reliqniae, Budapest 1889. 8. (gut). Roh de S. 220—- 224. Weiteres bei
Block S. IV f. u. bes. N^methy S. 89—92. Vgl. auch Müller F. H. G.
II. S. 100. Anm.
32) 'O MsocT^viog wird er bei den meisten und besten Zeugen genannt,
Polyb. XXXIV, 6, 9 (b. Strab. II. 104), Diod. VI, 2, 1 (b. Euseb. P. E.
II, 2, 52. p. 59 b), der dies (wie Sieroka S. 27. Anm. bemerkt) wohl direct
ans dem Anfang seines Buchs entnommen hat, Strab. I. p. 47, Plut. de Is.
23. 360 A, dazu Ael. V. H. II, 31, Et. M. B^otog, Lactant. div. insi I, 11.
epit. ad Pentad. trat. 13. Dass er genauer aus dem sikelischen Messana
war, dafür spricht, dass Ennius bei der Uebertragong griechischer Werke
ins Römische sehr natürlich gerade die von Schriftstellern aus der Nachbar-
schaft, speciell aus Sikelien in die Hände bekam, so Pseudo-Epicharmos,
80 Archestratoö von Gela, so Euhemeros. Als Akragantiner wird E. bei
Clem. Protr. 15 A (s. darüber Nämethy S. 13) und nach diesem bei Amob.
ady. gent. IV, 29. possumus quidem hoc in loeo omnes istos, nobis quos in-
ducitis atque appellatis deos, Jiomines fuisse monstrare vei Agrigentino
Euhemero replicccto , . . vel Nicagora (Nicanore?) Oyprio vel PcUmo Leone
vel Oyrenensi Theodoro vel Ilippone ae Diagora Melüa vel auctoribua düis
mille bezeichnet (also auch so als Sikelier), als Koer bei Ath. XIV. 658 e,
als Tegeat von A3tios (Pseudo-Plut Plac. I, 7) p. 297, 15 Diels (s. darüber
Nömethy S. 15 f.).
33) An deren Richtigkeit nicht zu zweifeln ist, s. Sieroka S. 28.
Block S. 19. A. 1. S. 188—141. K^methy S. 5. Die Reste seiner Dar-
stellung verrathen eine genaue Localkenntniss orientalischer Gegenden und
Völker. Plin. XXXYI. §. 79 (der ihn auch im Titelregister zu diesem Buche
nennt) zählt ihn unter den Schriftstellern auf, die über die Pyramiden ge-
handelt haben. Ausführlich sprach er über die Juden, Fr. XLIII Ndmethy
b. loseph. c. Ap. I, 23, vgl A. 47. Endlich s. Ath« 658 f. tog 2aÖ(ovUov
34) Vermutblich, wie Gauss S. 4 bemerkt, in der Zeit von dessen
drei letzten Jahren, als derselbe mit Demetrios Poliorketes in Frieden lebte,
vgl Sieroka S. 28 f.
34**) Diod. VI, 2, 4. Evi^fiSQog pkhv oiv, tpUog ysyoifi»g KaccdwÖQOv to*
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Enhemeros von Messana. 317
seine „heilige Chronik" (Csgä avayQaq)i^y^) schrieb*'). In
derselben erzählte er zonächst wahrscheinlich kurz den Gang
seiner Reisen ^^) und berichtete sodann, er sei im glücklichen
Arabien zu Schi£fe gegangen^ auf dieser Fahrt in den südlichen
Ocean verschlagen und zu den drei Inseln der Panchaier gelangt,
der heiligen^ von einem König beherrschten^ der Gräberinsel
und der dem indischen Festlande ^) zunächst gelegenen, zum
Theil auch von eingebomen Panchaieni; zum Theil von einge-
wanderten Indem, Skythen und Kretern bewohnten, deren Haupt-
stadt er Panara nannte. Die Merkwürdigkeiten dieser dritten,
üppig fruchtbaren Insel beschrieb er hierauf zusammt den an-
geblichen Sitten ihrer Bewohner ausführlich®^), wobei er natür-
ßaödiong xal diu xovxov rivayuccofiivog tsXsiv ßaciXi'Kdg tivag XQsiag xal
liBydlag dnodtitiiag x. t. X. Vgl. Droysen a. a. 0. IIP, 1. S. 22. A. 1:
„ Es wäre nach den politischen Verhältniisen des Kassandros wohl möglich,
daes damit eine Sendung an den Hof des Sandrokottos bezeichnet wäre**.
36) Diod. VI, 2, 3. Ath. a. a. 0. iv rc5 tgitto tijg tsgäg dvaygatpfig^
was Lactantius durch Sacra historia ungenau, aber nicht unrichtig wieder-
giebt. Die üebersetzung „heilige Chronik" scheint mir verhältnissmilssig
noch die am Meisten zutreffende (s. A. 17), wenn man nicht etwa lieber
„heiliges Verzeichniss" sagen will, vgl. femer z. B. Plut. de mus. 2. 1182 A.
trig dvayQaqrfjg trjg iv ^(xvcöi^t dnoTisifißivrigy di' rig xdg ts tfgeiag tag ip
"AgysL xal tovg noir^dg %al tovg iMvaiTtovg ovoiJMiei, 8. 1184 B. iv ty iv
Zmvmvi dvayQatp^ vj nBgl tdiv noirjxÄv. Jedenfalls nicht „heilige In-
schrift**, wie Block S. 9 ff. will, eher „heilige Urkunde** (so Rohde).
86) Sieroka S. 29 meint, um 290, ich glaube mit N^methy S. 6
später. Aus Eallim. Pr. 86 (bei Pseudo-Plut. a. a. 0.) yiQcav dlaiav &di%a
ßißUa ifnjxeL (vgl. C. 13. A. 47) erhellt wenigstens, dass er damals schon
betagt war, und dass Eallimachos diese gewiss nicht lange vorher und
also erst im Alter des E. erschienene Schrift als die eines noch Lebenden
angreift, was er schwerlich schon um 290 gethan haben kann und wahr-
scheinlich erst als ein selbst schon hoch anerkannter Mann getban hat
So setzt denn N^methy die Lebenszeit des E. annähernd richtig etwa
zwischen 840 und 260. Vgl. auch A. 8.
87) Block S. 19: „apr^ avoi/r parcowru plueieurs pays, tels que la
Ph^nide et VEgypte, il Üait enfin arrivS cUms VArabie Orientale et limi-
trophe de la Cr^drosie ". Die ausföhrlicheren Nachrichten ^ber Aegypten
und Jadäa (s. A. 33) hat er aber schwerlich schon in dieser Einleitung
gegeben, s. Sieroka S. 27. N^methy 8. 26. 86.
38) Welches man von ihrem östlichen Vorgebirge aus sehen könne.
89) Aus dieser Schilderung haben wir einen Auszug bei Diod. V, 41 — 46
und VI, 2, 4—10. Zu diesen beiden Hauptstellen kommen dann einige
wenige Fragmente bei Sex. Erap. Math. IX, 17, Ath., Hygin. Astron. II,
12. 18. 42, im Et. M. und bei anderen Schriftfttellem (Block S. 40—42
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318 Elftes Capitel. Tendenzerdichtangen in Prosa.
lieh alles Märchenhafte und Bizarre vermied^ weil dies durchaus
nicht zu seiner Tendenz gestimmt hätte*®). In der Darstellung
der halb priesterlichen, halb republikanischen und dabei leise
communistisch angehauchten Verfassung dieser Leute gab er
überdies bis zu einer gewissen Grenze ein Bild seiner eignen
Ideale, die sich durch ihre massvolle und auf das Ausführbare
gerichtete Haltung vortheilhaft von denen in anderen Staats-
romanen auszeichneten, und so diente ihm denn dies Werk nicht
bloss zur Entwicklung seiner Gedanken auf dem religiösen, son-
dern nebenbei auch auf dem politischen Gebiet*^), Auf einem
hohen Berge der Insel, so erzählte er nun weiter, habe er einen
Tempel des Zeus Triphylios und in demselben eine goldne Säule
mit einer Inschrift in panchaiischen Buchstaben gefunden, welche
das Wichtigste von den Thaten des Uranos, Eronos und Zeus
enthalte, und aus welcher hervorgehe, dass dieselben alle drei
ursprünglich Menschen und Könige gewesen seien. Nach dieser
angeblichen Quelle schilderte er nun die Geschichte dieser ver-
götterten Familie eingehend*^) und verfolgte sie vermöge der
und besonders N^methy S. 37— 70) nnd die Brachstücke ans dem j^uetneru«
des Ennins bei Lactantins (Vahlen Ennianae poesis reliqniae S. 169—174),
die freilich wohl nur aus einer Umsetzung dieses Qedichts in eine prosaische
Paraphrase geflossen sind (s. Vahlen S. XGIV u. bes. Nämethy S. 22 —
24), von welcher mittelbar oder immittelbar anch Minucins Felix (Oetav. 21
«== Fr. IX), Augnstinos und Firmicns Maternus abhängen (s. N^methy
S. 26—29). Mit dieser Beschränkung ist die von Erahn er Grundlinien
zur Gesch. des Verfalls der rOm. StaatsreL, Halle 1889. 4. S. 39 f. and
SchOmann zu Cic. N. D. I, 42, 119 angezweifelte Aechtheit dieser Brnch-
stficke von Vahlen S. XCllI f., Gauss S. 9ff., Sieroka 8. 5ff., Block
S. 188 ff., N^methy S. 18 ff. genügend vertheidigt worden. Wenn jedoch
Ilberg bei Vahlen a. a. 0. and nach ihm Vahlen selbst a. ten Brink
M. Terent. Varron. locus de urbe Roma etc., Utrecht 1865. 8. noch Sparen
von trochaischen Tetrametem in denselben entdeckt zn haben glauben,
so sucht dagegen N^methy 8. 19—21 in mindestens sehr beachtenswerther
Weise darzuthun, dass das Gedicht vielmehr in Hexametern abgefiasst ge-
wesen sei. Dass es keine blosse üebersetzung war, sondern Ennius sich
erhebliche Aenderungen und Zusätze erlaubte, zeigt N^methy 8. 25 f.
40) Bohde 8. 228 f.
41) Dies Alles hat zuerst de Block 8. 57 ff. 180 ff. richtig hervor-
gehoben.
42) Dem Uranos gab er die Hestia zur Frau und Titan, Kronos, Bhea,
Demeter zu Kindern, Athene machte er zur Tochter des Zeus und der
Themis, Diod. VI, 2, 8 f. Enn. Fr. I — IV (=- Eu. Fr. VL XXI. VII iL
Nämethy). VI ff. Den Zeus stellte er als einen grossen Eroberer dar, welcher
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Euhemeros von Messana. 319
weiteren Erdichtung*^, dass Hermes hernach auf ebenjener
Säule die Thaten des ApoUon und der Artemis hinzugeschrieben
habe, auch durch die Nachkommenschaft des Zeus**). Wie weit
er dabei in der Plattheit ging, erhellt daraus, dass er im dritten
Buche** **) es als Sage der Sidonier auftischte, Kadmos sei ein mit
der Flötenspielerin Harmonia davongelaufener Koch gewesen*^).
Durch diese gesammte Erdichtung suchte er seine Theorie, den
ebendaher so genannten Euhemerismus, auszubreiten, dass die
hellenischen Gotter in Wahrheit blosse, um ihrer grossen Thaten
und Verdienste willen vergötterte Menschen seien *^, wobei er
die ganze Welt sich unterworfen habe nnd daher überall noch nach
seinem Tode göttlich verehrt werde, der aber auch anf dem Berge Olympos,
auf welchem er die grösste Zeit seines Lebens zubrachte, aller Welt Recht
sprach und sich alle nützlichen Erfindungen zeigen Hess (Enn. Fr. IX). In
Babylon sei er vom König Belos gastlich aufgenommen worden, dann nach
Panchaia gekommen, wo er dem Uranus einen Altar und sich selbst jenen
Tempel errichtet habe , dann nach Syrien zu dem Fürsten (ßvvucxrt») Kasios,
darauf habe er Eilikien überwunden und noch yiele andere L&nder durch-
zogen und sei überall verehrt und ein Qott genannt worden, Diod. a. a. 0.
§. 10. S. A. 47.
48) Diod. a. a. 0. §. 9.
44) Sieroka 8. 25 f. Nach seiner Darstellung tödtete Athene die
Oorgo, Fr. XXX b. Hygin. Astr. II, 12. In der Angabe über Aphrodite
Fr. XXXIX ebend. II, 42 steckt jedenfalls ein Fehler, s. Sieroka S. 25,
vgl Nömethy S. 11 ff.
44^) Was sich über die Composition des ganzen Werkes ausmachen
]^Bt, ist von N^methy S. 30— -86 geschehen, welcher sich S. 84 für die
Yermuthung von Böttiger ausspricht, dass das 1. B. von Uranos bis
Zeus einschliesslich, das 2. von Apollon und Artemis (vgl. Diod. V, 46, 7),
das 8. nächst Kadmos von Bakchos gehandelt habe. Ob dies 8. das letzte
war, l&sst sich nicht entscheiden.
45) Ath. a. a. 0. » Fr. XL. Noch schlimmer ist freilich die Erzählung
von der Aphrodite, Fr. XXXTT » Enn. Fr. XIII (Lact. I, 17): prima artem
mereirieiam instituit auctorque muHeribtu in Cypro fuit, uti vulgato corpore
quaesium faceretU: quod idci/reo imperamt, ne sola prader alias mviierea im'
pudica et virorum appetens videretur. Vgl. Fr. XXXUI f.
46). Seine Darstellung hatte aber in dieser Hinsicht offenbar etwas
Schwebelndes. Denn in dem Bruchstück bei Sex. Emp. a. a. 0. wird einzig
das ns^iylyvac^ai lc%vi xs %al oifpiesL als Grund der Vergötterung be-
zeichnet, aber indem es dabei heisst ot' ijv araxtag avd'Qmiccav ߣog^ wer-
den ebendamit indirect diese vergötterten Menschen, wie es scheint, als
solche angesehen, welche das Menschengeschlecht aus der Barbarei zur
Cnltnr geführt haben. Femer Zeus setzt nach ihm wenigstens theilweise
(s. A. 47 und Enn. Fr. XI) sich selbst und den Uranos als Qötter ein. Ganz
anders verfährt Uranos, aber auch dieser erscheint als Beherrscher und
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320 Elftes Capitel. Tendenzerdichtongen in Prosa.
denn vielfach auch auswärtige Gottheiten heranzog, um auch
auf sie denselben Gesichtspunkt auszudehnen*'). Freilich war
diese Theorie nicht von Grund aus seine eigne Erfindung, son-
dern dieselben Ideen begegnen uns auf einzelne Mythen ange-
wandt schon bei den ältesten Sagengeschichtschreibern*®), aber
gerade in ihrer Ausdehnung auf das Ganze des Götterglaubens,
wie sie auch bei Hekataeos von Abdera, dessen Fassung des
Gedankens doch überdies noch keineswegs ganz dieselbe ist, nicht
erscheint*^), sondern wie er zuerst sie vornahm, bekam die Sache
erst ihre eigentliche Bedeutung, ihren Alles zersetzenden und
zerstörenden Einfluss. Vermuthlich war das Buch für das grosse
mithin doch wohl auch als Bezwinger der ganzen bewohnten Erde, Diod.
y, 44, 6, auf der andern Seite aber auch gleichfalls als inisinrjg uvtiq xal
sv{(fy6ti%6g, welcher zuerst den Dienst der himmlischen Qötter einfährt,
Diod. VI, 2, 8 (s. A. 59). Das soll jedenfalls den Anfang der Cultur be-
zeichnen, und so berührt sich hier die Theorie des E. mit jener älteren,
zuerst im Sisyphos des Eritias ausgesprochnen , nach welcher der Götter-
glaube eine kluge ethisch -politische Erfindung sein sollte (vgl. Sieroka
S. 81 f.). Aber noch Kronos und Rhea essen Menschenfleisch, und erst
Zeus verbietet es und führt gerade durch den neuen Menschenvergötterungs-
cultus mildere Sitten ein (Enn. Fr. X. XI): hierin nun liegt in der That
keineswegs, wie Sieroka S. 14 glaubt, ein Widersprach. Andrerseits
haben andere dieser neuen Götter Verdienste nur um die Schäden der
Cultur gehabt, so Aphrodite, s. A. 45. In solchen Widersprüchen und
Frivolitäten zeigt sich, wie wenig ernst Euhemeros zu Werke ging. Er
erinnert, wie Block S. 129 richtig bemerkt, an Lukianos und Voltaire.
Sehr verfehlt sind aber trotzdem die Behauptungen von Block S. 60 ff.
47) Ammon (Diod. V, 44, 6 f.), Belos, Kasios, s. A. 42 und Fr. XXVII
= Enn. Fr. XI (Lact. I, 22), wo es heisst, Zeus habe überall, wo er gast-
lich aufgenommen sei, als Denkmal der Freundschaft sich mit dem Bei-
namen seines Gastgebers, z. B. Zeus Easios, Zeus Atabyrios, Zeus La-
brandios, Heiligthümer errichten lassen. Block S. 15 vermuthet, dass E.
auch mit dem Judengotte so verfahren habe, s. A. 38.
48) Hekataeos, Herodoros, später Ephoros, s. Lobeck Aglaopb. S. 987 ff.
E. benutzte natürlich sehr eingehend auch alle schon in der Volksreligion
für ihn gegebnen Anknüpfungspunkte, besonders die Mythen von den Ge-
burtsstätten und Grabmälem von Göttern in verschiedenen Gegenden, Cic.
a. a. 0. Lact. div. inst, t, 1 1. de ir. 11, und namentlich das Grab des Zeus
in Kreta gab ihm einen wichtigen Anhalt (Sex. a. a. 0.), wie denn Kreta
ja auch als die Geburtsstätte von Zeus und anderen Göttern galt (Hock
Kreta III. S. 880 ff. Block S. 48). Daher behauptete er denn auch, dass
die Priester des panchaiischen Heiligthums aus Kreta stammten, und be-
rief sich hiefür auf andere in deren Besitz befindliche, von Zeus verfasste
Inschriften, Diod. V, 46, 8 f.
49) S. A. 22.
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Enbemeros voa Meesana. 321
Publicnm unterhaltend geschrieben , und die romanhafte Form
der Ausführung entsprach dem damaligen Zeitgeschmacke, wie
die ähnlich angelegten Werke des Hekataeos, Amometos, lam-
bulos und Anderer beweisen. Und so übte denn diese Schrift
eine sehr erhebliche und nachhaltige Wirkung auf die hellenistische
Welt^), wie wir später sehen werden ^^), und durch die Be-
arbeitung des Enniuß auch auf die römische aus^^), wenn auch
klügere Köpfe, wie Kallimachos^), Nichts von demselben wissen
wollten. Seltsam genügt) ist es übrigens dabei, dass ein Theil
dieser abstimmigen Kritiker nicht sowohl die Tendenz desselben
angriff als die vermeintliche Lügenhaftigkeit des Verfassers, der
doch mit der historischen Einkleidung nur eine poetische Täuschung
beabsichtigte^^), und dass sich dieses Missverstandes sogar ein
Mann wie Eratosthenes schuldig machte ^^). Auch sagte Euhe-
meros es sich selber recht wohl, dass eine Erhebung von Menschen
zu Göttern einen schon bestehenden anderweitigen Götterdienst
voraussetzt*'), und eben desshalb^®) erzählte er von Uranos, dass
60) Block S. 70—127.
61) 8. bes. C. 22. A. 208 ff. C. 27. A. 69. 110 ff. C. 88. A. 62.
62) Gic. a. a. 0. quem noster et interpretatua et secutus est praeter ceteroa
Ennius.
68) 8. A. 86. Aber gerade Kallimachos übersetzte, wenn anch in
anderer Weise, in seinen Schmeicheleien gegen die Ptolemaeer, wie diese
es verlangten, die menschenvergdtternden Theorien des E. ins Praktische.
Man sieht darans am Besten, wie sehr gerade E. eine folgerechte Ver-
körpenmg einer mächtigen Richtung des damaligen Zeitgeistes war.
64) Wie Nitssch Die Heldensage der Griechen, Kieler philol. 8tad.,
Kiel 1841. 8. 448 treffend bemerkt.
66) Wie Piaton mit der Atlantis, den man hiemach eben so gnt einen
Lügner hätte schelten können. 8. Bohde 8. 222.
66) 8. Eratosth. b. 8trab. I. p. 47. IL 104 (vgl. A. 72 f.), Polyb. a. a. 0.,
ApoUod. Fr. 169 b. 8trab. VIL 299 (s. A. 8), 8trabon selbst a. a. 0. n. 102
(s. A 74), vgl. auch Plnt a. a. 0. Es ist nur die Kehrseite hiesu, wenn
Diod. ihm gläubig sich anschliesst. Die E[irchenväter folgen theils dem Ver*
dammongsuftheil des Plntarehos, theils stehen sie (wie Amobins, s. A. 32)
anf demselben Standpunkt wie Diod. und acceptiren so seine Angriffe
gegen das Heidenthnm bestens, s. 8ieroka S. 29. Block 8. 127 f.
67) 8o dass dieser ans ungenauer Lectüre oder vielmehr bloss mittel-
barer Benutzung hervorgegangene Einwurf bei 8ex. a. a. 0. 84 f. ihn nicht
trifft, 8. N^methy 8. 17. Denn aus eigner Lesung kennen den E. ab-
gesehen von Kallimachos imd Eratosthenes von den Schriftstellern, die ihn
nennen oder eitiren, nur Polybios, Varro, Diodoros, Hyginus und vielleicht
Plinins (bei dem doch wohl auch X. §. 4 , wenn schon vielleicht nur mittel-
bar, aus dieser Quelle stammt), Athenaeos trotz der hinzugefügten Buchzabl
SüasxiBL, gxlech.-alex. Litt.-Gesoh. I. 21
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322 Elftes Capitel. Tendenzerdichtungen in Prosa.
derselbe ein Sternkundiger gewesen und daher die Verehrung
des Himmels und der Sterne eingeführt habe^^), dass aber dann
au die Stelle dieser älteren Götter je einer jener neuen getreten
sei, so Uranos an die des Himmels^). Die älteren auf diese
Weise als verehrungswürdiger darzustellen war dabei durchaus
nicht die Absicht^'): was Euhemeros selbst über das Dasein von
Gott oder von Göttern dachte, darüber hat er sich offenbar nicht
ausgesprochen^*); thatsächlich war er ohne Zweifel^') ein unbe-
dingter Atheist und ward denn auch vielfach als ein solcher
angesehen").
kaum, da er ihn sonst schwerlicli verkehrt als Eoer bezeichnet hätte
(s. A. 32). Columella IX, 2 («» Fr. XII) hat natürlich aus Ennius geschöpft
S. Nämethy S. 6—18. 21 f. und A. 89.
68) Wie Sieroktt S. 9 f. 16 ff. richtig bemerkt
69) Diod. VI, 2, 8. OvQapov . . . tr^g z&v aatQiDv Tmffqösag intaxri^ovuy
ov xal nQtotov &v<sCaig ti^r^aai xovg ovQaviovg 9'sovg, Vgl. A. 46.
60) Der Zusatz bei Diod. a. a. 0. dib %ai Ovqccvov nQOöayoQev&^vat
ist ungenau, aus Enn. Fr. VII (Lact. I, 11) erhellt yielmehr, dass Zeus
seinen Grossvater als Gott einführte, indem er dem Himmel dessen Namen
Uranos gab. Aus diesem Zeugniss hat Sieroka analogisch das Obige
erschlossen.
61) Das gerade Gegentheil erhellt aus dem A. 46 Dargelegten: der
neue Götterdieust ist ein Fortschritt, und die Panchaier svöBßsia dia-
(psQovtsg, Diod. 11, 6, 4, vgl. V, 44, 7, und die Priester stehen bei ihnen
in hohen Ehren und grosser Macht S. A. 62.
62) Sieroka S. 18 f.: „lAbrum suum Euhemerus iia composuisae vide-
tur, ut lectores ex arffumenHs prolatis, quanH dii aestimandi essent, passent
vel cogerentur ipsi eancHudere, In medio reliquit essentne omnino dei an
non essent, in medio reliquit colendine essent divinis honoribus an non. Etsi
lupiter älii non veri dei erant, tarnen herown instar poterani hdberi et coli.
Quid guod Enhemerus ülos deos falso creditos finxit Panchaiia in insula
summa sanctitate et vereeundia coli ab iüis sacerdotibas, qui haud ignora-
rent eos quondam homines fuisse mortales. OuUus quidam vanua retineripotuit",
63) Dass Steinhart und Block S. 62 ff. dies mit Unrecht beatritten
haben, folgt aus dem Vorstehenden.
64) Die sich häufig (Cic. A3t Sex. a. a. 0. 0. Aelian. V. H. I, 81 n. s. w.)
wiederholende Atheistenliste , in welcher er figurirt, stammt bei A^t aus
einem Epikureer, der jünger als Philodemos war (s. Diels Dozogr. S. 68 f.
Tgl. Zell er Ph. d. Gr. 1*, S. 896) und sie ans derselben Quelle wie Cic.
und Sex. (s. C. 2. A. 647 ff.) entnahm. Wenn sich nachweisen liesse, dass
E. yoxL irgend einer philosophischen Bichtung beeinflusst worden sei, so
könnte dies, wie Zeller II', 1. 8. 343. A. 1 zeigt, nur die kyrenaische ge-
wesen sein, allein dieser Nachweis lässt sich auch nicht einmal mit blossen
WahrscheinlichkeitsgrGnden fahren, s. Sieroka S. 31 f. Block S. 138 ff.
Eohde S. 224 f. A. 1.
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Amometos. Timokles. Antipbanes Ton Berga. 323
Amometos^^), älter als Kallimachos^, also auch unter
Ptolemaeos I und vielleicht auch noch Ptolemaeos II, schrieb
ein dem Hyperboreerroman des Hekataeos ähnliches Buch, wel-
ches aber vielmehr in jenem andern Local, dem indischen, spielte,
Dämlich über die Attakoren*') im Himalayah und ein zweitf»s,
geographisches, aber gleichfalls mit Wundergeschichten angefülltes
Werk, ix Mdfitpsmg avdnXovg^).
Timokles*^), aus unbekannter, aber doch bei der ganz
gleichen Art seiner Schriftstellerei wohl ziemlich aus derselben
Zeit'^), schrieb unter dem angenommenen barbarischen Namen
Ghlonthakonthlos oder Eonchlakonchlas der Schlangentödter
(6 *Og>i.oxav6g) eine ähnliche abenteuerliche Schilderung'^) der
wunderbaren und glücklichen Zustände des von ihm erdichteten
Volkes der Schlangentödter.
Antiphanes von Berga in Thrakien, auch aus ungewisser
Zeit, aber jedenfalls vor Eratosthenes'*), war ein durch seine
Lügengeschichten sprüchwortlich gewordener Schriftsteller''), der
wohl auch Reiseberichte schrieb'*).^
66) Wohl ein erdichteter Name. ~ Müller F.H.G. II. S.896. Bohde
S. 217—219.
66) Oder wenigstens nicht jdnger, da dieser (Fr. 100 ', 28) ihn citirte,
Antig. Mir. 164 (149 West.) « Fr. 2.
67) So Plin. N. H. VI. §. 66 (der ihn anch im Qnellenregister nennt).
'OrtOQOKOQQai Ptolem. I, 12. Indisch Uttara Knms. S. Müller q. Rohde.
68) Die drei Fragmente sind ans Antig. a. a. 0., Aelian. N. A. XVil, 6.
Schol. Apoll. Rh. m, 1179.
69) üsener Vergessenes, Rhein. Mns. XXVIII. 1878. S. 409--412.
Rohde S. 219 f. Vgl. anch Meineke F. G. G. I. S. 481.
70) üsener setzt ihn freilich erst in die zweite Hälfte des zweiten
Jahrh. n. Chr., s. dagegen aber Rohde 8. 220. Anm.
71) Welche nicht bloss noch Galenos T. XL p. 798 K.» der den letzteren,
sondern sogar noch Photios Epist. 56. p. 111 Montacutins, der den ersteren
Namen angiebt, kannte.
72) Da dieser den Enhemeros einen ^,Bergaeer** (s. A. 73) nannte,
Strab. I. p. 47 nnd nach Polyb. (vgl. A. 82) IT. p. 104, s. A. 66.
78) Indem Bergaeer so viel wie „Lägner" nnd ßegyat^Biv so viel wie
„lügen" hiess, Eratosth. a. a. 0. 0. Polyb. XXXIV, 6, 15 vgl. m. 6, 10. Strab.
II. p. 100. 102 (s. A. 74). 104, vgl. L 47. Steph. v. Byz. Bi^cc,
74) Wie Rohde S. 222. A. 2 daraus schliesst, „dass Strab. II. p. 102
die tp8vo(i€cxa des Pytheas, Enhemeros, Antiphanes neben einander stellt;
Tgl. anch Marcian. Epit. Men. §. 101". Derselbe erklärt es aber ans gntem
Gmnde (hier nnd S. 276. A. 1) ftir nn wahrscheinlich , dass, wie Meineke
a. a. 0. S. 480 glaubt, der von Antonius Diogenes als sein Vorgänger ge-
nannte Antiphanes der Bergaeer gewesen sei.
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322 Elftes Capitel. Tendenzerdichtongen in Prosa.
derselbe ein Sternkundiger gewesen und daher die Verehrung
des Himmels und der Sterne eingeführt habe^®), dass aber dann
au die Stelle dieser älteren Gotter je einer jener neuen getreten
seiy so Uranos an die des Himmels^). Die älteren auf diese
Weise als verehrungswürdiger darzustellen war dabei durchaus
nicht die Absicht^'): was Euhemeros selbst über das Dasein von
Gott oder von Göttern dachte, darüber hat er sich offenbar nicht
ausgesprochen**); thatsächlich war er ohne Zweifel*') ein unbe-
dingter Atheist und ward denn auch vielfach als ein solcher
angesehen**).
kaum, da er ihn sonst schwerlich verkehrt als Eoer bezeichnet hätte
(s. A. 32). Colnmella IX, 2 (— Fr. XII) hat natürlich ans Ennins geschöpft
S. Nämethy S. 6—18. 21 f. und A. 89.
68) Wie Sieroktt S. 9 f. 16flf. richtig bemerkt
69) Diod. VI, 2, 8. Ovquvov . . . r^( rofy aaxQmv niwi^Oiaig iniaxripLOVtt,
ov xal nqmxov &voCaig zifjkflaai, zovs ovQccvüivg &6ovg. Vgl. A. 46.
60) Der Znsatz bei Diod. a. a. 0. äiö %al Ovqopov nQoectyoQsv^vat
ist ungenau, aus Enn. Fr. VII (Lact I, 11) erhellt vielmehr, dass Zeus
seinen Grossvater als Gott einführte, indem er dem Himmel dessen Namen
Uranos gab. Aus diesem Zeogniss hat Sieroka analogisoh das Obige
erschlossen.
61) Das gerade Gegentheil erhellt aus dem A. 46 Dargelegten: der
neue Götterdienst ist ein Fortschritt, und die Panchaier ivaeßsia dta-
fpi^ovtBg^ Diod. II, 6, 4, vgl. V, 44, 7, und die Priester stehen bei ihnen
in hohen Ehren und grosser Macht S. A. 62.
62) Sieroka S. 18 f.: „Librum suim Euhemerus ita campasuisse vide-
tur, ut ledarea ex argumenUs prolatis, quanH dii aesHmandi essent, possetU
vel cogeretUur ipsi condudere. In media rdigmt essentne omnino dei an
nan essent, in media reliquU colendine essent divinis honoribus an non, Etsi
lupiter dlii nan veri dei erant, tarnen herawn instar paterani haben et cali.
Quid quad Euhemerw iüas deas falsa creditos finxit Panchaiia in insuia
summa sanctitate et vereeundia cali ah Ulis sacerdotibus, qui haud ignara-
rent eas quandam homines fudsse mortcdes. OuUus guidam vanus retineripatmt".
63) Dass Steinhart und Block S. 62 ff. dies mit Unrecht bestritten
haben, folg^ ans dem Vorstehenden.
64) Die sich häufig (Cic. Aöt Sex. a. a. 0. 0. Aelian. V. H. I, 81 n. s. w.)
wiederholende Atheistenliste, in welcher er figurirt, stammt bei A6t aus
einem Epikureer, der jünger als Philodemos war (s. Di eis Doxogr. S. 68 f.
vgl. Zell er Ph. d. Gr. I^. S. 896) und sie aus derselben Quelle wie Cic.
und Sex. (s. C. 2. A. 647 ff.) entnahm. Wenn sich nachweisen liesse, dass
E. YO)i irgend einer philosophischen Bichtnng beeinflnsst wcmlen sei, so
könnte dies, wie Zeller IP, 1. S. 348. A. 1 zeigt, nur die kyrenaische ge-
wesen sein, allein dieser Nachweis lässt sich auch nicht einmal mit blossen
Wahrscheinlichkeitsgrdnden führen, s. Sieroka S. 81 f. Block S. 138 ff.
Eohde S. 224 f. A. 1.
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Amometos. Timokles. Antiphanes von Berga. 323
Amometos^), älter als Kallimachos^, also auch unter
Ptolemaeos I und yielleicht auch noch Ptolemaeos II; schrieb
ein dem Hyperboreerroman des Hekataeos ähnliches Buch, wel-
ches aber vielmehr in jenem andern Local^ dem indischen, spielte,
nämlich über die Attakoren*') im Himalayah und ein zweites,
geographisches, aber gleichfalls mit Wundergeschichten angefälltes
Werk, ix MdfAtpsmg dvanXovg^).
Timokles*^), aus unbekannter, aber doch bei der ganz
gleichen Art seiner Schriftstellerei wohl ziemlich aus derselben
Zeit'^), schrieb unter dem angenommenen barbarischen Namen
Ghlonthakonthlos oder Konchlakonchlas der Schlangentödter
(6 *0^i,oxav6g) eine ähnliche abenteuerliche Schilderung'^) der
wunderbaren und glücklichen Zustände des von ihm erdichteten
Volkes der Schlangentödter.
Antiphanes von Berga in Thrakien, auch aus ungewisser
Zeit, aber jedenfalls vor Eratosthenes'*), war ein durch seine
Lügengeschichten sprüchwörtlich gewordener Schriftsteller'*), der
wohl auch Reiseberichte schrieb'*).^
66) Wohl ein erdichteter Name. — Müller F.H.G. 11. S.896. Bohde
S. 217—219.
66) Oder wenigstens nicht jdnger, da dieser (Fr. tOO ', 28) ihn citirte,
Antig. Mir. 164 (149 West.) «= Fr. 2.
67) So Plin. N. H. VI. §. 55 (der ihn anch im Qnellenregister nennt).
'OttOQonoQQai Ptolem. 1, 12. Indisch Uttara Knms. S. Müller n. Roh de.
6S) Die drei Fragmente sind ans Antig. a. a. 0., Aelian. N. A. XVil, 6.
Sdiol. Apoll. Rh. III, 1179.
69) üsener Vergessenes, Rhein. Mus. XXVIII. 1878. S. 409 — 412.
Rohde S. 219 f. Vgl anch Meineke F. C. G. I. S. 481.
70) üsener setzt ihn freilich erst in die zweite Hälfte des zweiten
Jahrh. n. Chr., s. dagegen aber Rohde 8. 220. Anm.
71) Welche nicht bloss noch Galenos T. XI. p. 798 K., der den letzteren,
sondern sogar noch Photios Epist. 55. p. 111 Montacntins, der den ersteren
Namen angiebt, kannte.
72) Da dieser den Enhemeros einen ,,Bergaeer** (s. A. 73) nannte,
Strab. I. p. 47 nnd nach Polyb. (vgl. A. 82) II. p. 104, s. A. 56.
78) Indem Bergaeer so viel wie „Lügner** nnd ßt^yattsiv so viel wie
„lügen" hiess, Eratosth. a. a. 0. 0. Polyb. XXXIV, 6, 15 vgl. m. 5, 10. Strab.
II. p. 100. 102 (s. A. 74). 104, vgl. L 47. Steph. v. ßyz. B%a.
74) Wie Rohde S. 222. A. 2 daraus schliesst, „dass Strab. II. p. 102
die ipBva\iona des Pytheas, Enhemeros, Antiphanes neben einander stellt;
vgl. anch Marcian. Epit. Men. §. 101". Derselbe erklärt es aber ans gntem
Gmnde (hier nnd S. 275. A. 1) fttr nnwahrscheinlich , dass, wie Meineke
a. a. 0. S. 480 glaubt, der von Antonius Diogenes als sein Vorgänger ge-
nannte Antiphanes der Bergaeer gewesen sei.
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324 Elftes CapiteL Tendenzerdichtangen in Prosa.
lambulos'^) auch aus ungewisser Zeit, aber mindestens
vor Diodoros'®) und somit aus den vorchristlichen Jahrhunderten
schrieb ein märchenhaftes Buch, in welchem er von seinem Auf-
enthalt bei einem glückseligen, in Weiber- und Kindergemein-
schafk lebenden Inselvolke und sodann in Indien bei dem hellenen-
freundlichen König in Palibothra erzählte. Und zwar scheint
er bei dem ersteren Gegenstande, bei der Schilderung von jenem
Utopien des fernen Südens, am Ausführlichsten gewesen zu sein,
und so wesentlich sich seine Darstellung auch von der des
Euhemeros dadurch unterschied, dass die des Letzteren ganz im
Dienste der Tendenz stand, während die seine nach Allem, was
wir von ihr wissen, ein Wohlgefallen an der phantastischen
Fabelei als solcher an den Tag legte '^, so war trotzdem auch
75) Osann lambulos and seine Reiseabenteuer, Beitrr. zur gr. u. r.
L.-G. I. S. 287—294. Roh de S. 226—242. Der Name war vielleicht aach
nar ein angenommener.
76) Welcher auch aus ihm II, 66—60 einen (übrigens sehr verwirrten)
Aaszag giebt.
77) Genaaer laatete dieselbe nämlich so. Von Jagend aaf der Bildung
beflissen, habe er nach dem Tode seines Vaters, eines Kaufipanns, eine
Handelsreise nach Arabien unternommen, sei jedoch auf derselben in
Sklaverei gerathen und nach dem am Meer liegenden Theile Aethiopiens
gebracht, von dort aber auf Befehl eines inländischen Orakels auf einem
Schiffe als Sühnopfer, wie es die dortigen Aethiopen alle 600 Jahre dem
Meere darzubringen pflegten, mit einigen Anderen aasgesandt worden.
Nach Tier Monaten seien sie zu einer glücklichen, eigentlich aus sieben
dicht an einander liegenden Inseln bestehenden Insel gelang^, deren Be-
wohner lauter treffliche und vollkommene Leute seien, in Abtheiluogen
von je höchstens 400 Mitgliedern getheilt, deren jede von einem Aeltsten
wie von einem König regiert werde, auch schon äusserlich ausgezeichnet
durch Grösse und Schönheit, auch durch doppelt gespaltene Zungen, mittels
derer sie alle Menschen- und Vogelsprachen nachzubilden, auch mit zwei
Leuten zugleich sich zu unterreden vermöchten. .Dort habe er nun mit
seinen Gefährten sieben Jahre gelebt, dann seien sie, weil ihre Sitten den
Einwohnern fibel erschienen, aueg^stossen worden, ihr Schiff sei wieder
nach viermonatlicher Fahrt an die indische Küste geworfen, seine Ge-
fährten dabei umgekommen, er selbst aber nach Palibothra zu dem
dortigen hellenenfreundlichen Könige gebracht und von diesem wohl auf-
genommen und mit sicherem Geleit nach Persien geschickt worden. Von
da aus sei er in seine Heimat zurückgekehrt, um nun in diesem Buche
seine Erlebnisse auf jener glückseligen Inselgruppe und das Neue, was er
in Indien gesehen, zu berichten. Man vgl. ausser Diod. a. a. 0. übrigens
noch Tzetz. Chil. VII, 144. — Lukian. Ver. hisi I, 3 bezeichnet den 1.
zwar als einen offenbaren Lügner, aber zugleich anmuthigen Erzähler.
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lambnlos. AristippoB. 325
er, wie es scheint, ein Tendenzschriftsteller ^*), welcher vermuth-
lich aaf diese Weise die Verwirklichung des altstoischeu Ideal-
oder Naturstaats ausmalen wollte. Ist dies aber wirklich der
Fall; so muss er^^) spätestens zwischen Ghrysippos und Panaetios
gelebt haben, als noch der ältere Stoicismus strengerer Obseryanz
bestand und nicht der spätere, eklektisch gemilderte und er-
weichte ^^^). Und so mag er denn auch wirklich in Indien ge-
wesen sein und wirklich Zeitgenosse eines dortigen griechen-
freundlichen und noch einen grossen Staat beherrschenden Königs,
d. L aus der von 315 bis 226 regierenden Reihe ^), und mithin
jenen anderen, ähnlichen Schriftstellern auch zeitlich sehr nahe
gestanden haben.
Jedenfalls ist es bezeichnend, dass wenigstens £uhemeros,
Hekataeos und Amometos erweislich bereits vor Kallimachos
schrieben. Denn der dürre und leblose Niederschlag dieser ge-
sammten Beisefabulistik sowohl bei Historikern und Geographen
als auch in diesen tendenziösen Halbromanen, nur aber mit Ab-
streifung jeder derartigen Tendenz ist die nunmehr durch Kalli-
machos in Mode kommende Sammelschriftstellerei der Sav^uzö^a
oder 77apa<Jo6a®*).
In anderer Weise schlössen sich namentlich an Euhemeros
die mythologischen Romane und Geschichtchen des Hegesianax,
Dionysios Skytobrachion und Palaephatos an, von denen weiter
unten (C. 27) die Rede sein wird.
Eine schamlose Tendenzerdichtung von ganz anderer Art
war die Schmutzschrift eines ungenannten Verfassers unter dem
Titel ^j^QLiStiitnog nsgl naXaiäg tQvtpijg^ welche allerlei durchweg
lügenhafte Geschichten von Ausschweifungen historischer Per-
sonen, namentlich im Punkte verbotener Liebe enthielt, uns
übrigens nur aus Laertios Diogenes bekannt ist^^). Dass dieselbe
nicht etwa eine Fälschung unter dem Namen des Aristippos
7S) Wie Bohde 8. 282 f. 240 ff. vermutbet und genauer ausführt
79) Wie zu Bob des Untersuchungen ergänzend hinzuzufflgen ist.
79»>) Vgl. C. 28. A. 62 ff.
80) S. Bohde S. 226. A. 1.
81) S. C. 17.
82) Die Einreihung derselben in den Zusammenhang der alezandrini-
sehen Litteratur und die richtige Würdigung dieses Machwerks verdanken
wir V. Wilamowitz Autig. v. Kar. S. 47—63, an den sich die folgende
Darstellung vollständig anschliesst.
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326 Elftes Capitel. Tendenzerdichtungen in Prosa.
war, leidet keinen Zweifel^. Aristippos war vielmehr der
vom Verfasser allerdings mit Rücksicht auf den Stifter der
ky renaischen Lustlehre gewählte, den Inhalt bezeichnende Buch-
titel. Die Schrift entstand auch bereits im dritten Jahrhundert,
freilich erst in der zweiten Hälfte desselben, und der imsaubre
Zusatz aus ihr ist lange vor Laertios Diogenes in die Philosophen-
biographien gekommen^). Das Ganze umfasste mindestens vier
Bücher, im ersten war von Periandros die Rede*^), sonst wird
bei Diogenes nur das vierte angeführt ausschliesslich für Philo-
sophen^^. Die Tendenz dieses Libells ging dahin, alle möglichen
Grossen als andere Äristippe darzustellen, und so passte es ganz
in eine Zeit, welcher die eigne sittliche Hoheit abhanden ge-
kommen und daher auch bei den Aelteren unbequem geworden
war, und bei all seiner Niederträchtigkeit dient es doch wesent-
lich dazu das Gulturbild namentlich des damaligen Athen zu
vervollständigen. Ueberdies steht der Verfasser gar nicht so
ganz vereinzelt da, Aristoxenos war vielmehr im Verläumden
bereits kräftig vorangegangen, in Bezug' auf die Philosophen ist
Hermippos ein kaum viel weniger schlimmes Seitenstück, die
Dichter und Staatsmänner waren von Hieronymos^') und Ido-
meneus*®) nicht viel besser verarbeitet, und Bücher wie Herakleides
83) Denn, wie Nietzsche Rhein. Mas. XXIV. 1869. S. 202 f. bereits
hervorhob, sie handelte auch von Aristoteles und Theophrastos (La. Di.
y, 8. 39), und Wilamowitz S. 48 ff. hat nachgewiesen, dass auch die
Schniutzgeschichten über Arkesilaos bei La. Di. lY, 40 f. aus dieser Lügen-
schrift stammen. Obendrein heisst es hier, Arkesilaos habe die Ohreien
des Aristippos stets im Munde gefuhrt. Ausserdem s. auch noch C. 2.
A. 96 und femer A. 86. 89. Aber auch die Yermuthung von Bergk
P. L. G. II*. 8. 296 ist verfehlt, der Verfasser habe wirklich Aristippos
geheissen und sei der von La. Di. II, 83 erwähnte jüngere Akademiker
gewesen.
84) La. Di. VIII, 60. mg (piiaiv *AqUzinnog %al Zctxv^og^ d. h. entweder
Satjros bei A. oder A. bei Satyros, und da schwerlich A. die Biographien
des Satyros citirt haben wird, ist nur das Letztere möglich: schon Satyros
hat also im Leben des Empedokles diese Schrift benutzt, wie Wilamo-
witz S. 52 bemerkt. Vgl. G. 19. A. 89.
85) La. Di. I, 96.
86) Empedokles, s. A. 84, Sokrates, Xenophon, Piaton, Polemon, Theo-
phrastos (La. Di. II, 28. 48. III, 29. IV, 19. V, 39).- Wenn daher V, 3
für Aristoteles und üermias von Atameus das 1. citirt wird, so wird dafür
das 4. {d statt A) mit Wilamowitz S. 48 henustellen sein.
87) S. C. 2. A. 778. 776. 777.
88) S. 0. 20. A. 364. 367.
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Zwölftes Capitel. Zenodotos n. die anderen ältsien Grammatiker. 327
und Chamaeleou oder Theophrastos negl fjdovrjg und die Schriften
des Elearchos mochten dem Verfasser schon manches verwerth-
bare Material liefern^ so dass er nicht einmal seine eigne Er-
findungsgabe allzu sehr anzustrengen brauchte. Derselbe war
wohl ohne Zweifel selber Anhänger irgend einer von ihm halb
miss verstandenen, halb verzerrten Lustlehre, mochte er nun von
den Epikureern oder Dionysios dem üeberläufer oder Hieronymos
oder wem immer den Änstoss erhalten haben. Am Meisten gilt
sein Grimm offenbar den Akademikern®^), weil diese sich am
Meisten, zwar nicht in wissenschaftlicher, aber in wahrhaft sitt-
licher Hinsicht auf der Hohe erhielten.
Zwölftes Capitel.
Zenodotos nnd die anderen ältsten Cframmatiker.
Die aleiandrinisehen Bibliotlieken.
Unter der Grammatik höheren Stils verstand man bekannt-
lich im Alterthum nicht sowohl, wie wir heutzutage, die Sprach-
wissenschaft ^) , sondern die gelehrte Beschäftigung mit der
Litteratur ^) , so dass bei diesem Ausdruck zunächst an die
89) Ausser A. 88. 86 s. auch noch die von Wilamowitz S. 48f. nach-
gewiesenen Einschiebsel aus ihm in Bezug auf Polemon und Krates, Erantor
und ArkesilaoB bei La. DL IV, 19. 21. 24 und dazu G. 2. A. 665<>. In Be-
zug auf Bion s. 0. 2. A. 96.
1) Abgesehen von der Verbindung Tix^V y^tt/t^f^rrixi} findet sich der
Ausdruck so meines Wissens nur bei Dionys. t. Hai. De yi die. Dem. 62.
p. 1116. T^y %aXovfiivfiv yifanfiari%7}v.
2) Eigentlich bedeuten nämlich ygafifieeta die Buchstaben und daher
auch wohl Lesen und Schreiben (und selbst Rechnen) als Gegenstand des
Elementarunterrichts und y^aiifuctinrj nur die Kunde des Unterschiedes der
Buchstaben und des Lesens und Schreibens, Aristot. Top. VI, 6. 142^ 31 f.
inictijfjkri tov yQcitpai %al dvayvmvai^ Pol. V (VIII), 8. 1837 •* 26 f. , ygafiiHt-
u%6g Deijenigen, welcher diese Kunde besitzt, Plat. Phileb. 17 B. Xen.
Mem. IV, 2, 20, und yQafkißMTiatrjs oder ygafiiuctodid 'analog hat stets die
Bedeutung des Elementarlehrers behalten. In der That ist nun aber auch
der Lese- und Schreibunterricht mit seiner nothdürftigen Erklärung des
Gelesenen der Keim der höheren ygafiiiaTinri gewesen. S. auch A. 8. Ueber-
dies aber verstand man weiterhin unter den ygcififiara ausser den Buchstaben
auch das in ihnen Geschriebne, also, freilich wohl nicht bei den Attikem
(s. Kaibel Herm. XXV. 1890. S. 102 f.), auch die Litteratur (vgl. das latein.
liUercie), und so entstand denn jene höhere Bedeutung des ygafifiatinog und
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328 Zwölftes Capitel.
Erklärung der Schriftsteller und vorwiegend der Dichter gedacht
ward, freilich in erster Linie nach der sprachlichen') und erst
in zweiter auch nach der sachlichen Seite. Die kritische Her-
stellung der Texte war allerdings mit in denselben eingeschlossen,
keineswegs aber auch so ohne Weiteres die sogenannte höhere
und die ästhetische Kritik. Wer die letztere recht eigentlich
von Fach betrieb, ward vielmehr Kritiker genannt, und die perga-
menischen Philologen gaben sich diese Bezeichnung^) in einem
anderen und umfassenderen Sinne, nämlich vermöge des ihnen
eigenthOmlichen Anschlusses an die stoische Philosophie in dem
der höheren, d. h. philosophischen Beurtheilung überhaupt. In-
dem sie Dasselbe unter einem Grammatiker begriffen wie die
alexandrinische Philologenschule, Exegese, Kritik, empirische
Sprachgelehrsamkeit und historische Kenntniss, stellten sie den
Grammatiker unter den Kritiker, dem sie drei Aufgaben zu-
wiesen^), nämlich die historische Kritik, die Unterscheidung der
Stile (nebst der höheren und ästhetischen Kritik) und die syste-
matische, philosophische Sprachlehre oder logische Behandlung
der Sprache, wie den Handlanger unter den Meister^).
der yQafif^xiH'q b> „Schriffcgelehrter'* und „Schrifkgelehrsamkeit**, and diese
höhere Grammatik ward nun als fisyälrj, ivteXrig, tiXsiog vod jener elemen-
taren ftiTtga^ naiSiHrjf dtsXsatsQa unterschieden, Sex. Math. 1, 44 ff. Weiteres
b. Wolf Prolegg. in H. S. 171. A. 36. C lassen De grammaUcae Graecae
primordiis, Bonn 1829. 8. S. 3 ff. S. auch A. 9 u. die Nachträge.
3) S. A. 8.
^ 4) Suid. Kqaxrii Ti(io%Qcitovg. Asklep. v.Jiyrl. b. Ath. XL 490 e. Sex.
a. a. ü. I, 248. Aelian. V. H. X, 42. Vgl. auch A. 6.
6) Sex. 248 f. TavQÜJHog yovv 6 KQdtrjxog dnovati^g , mansQ ot allot
x^iTixo/, vnoxdaamv xjß «^ttix^ xriv yQaiiiiccxtxriv , tpriol xfjg %iftxi%fig elvai.
x6 (iBv xi Xoyinov x6 dl XQtßmqv x6 d* tcxoQixov^ Xiy/i%6v fi,sv x6 6XQsq>6-
fiBvov neffl xqv Xi^iv %al xaifg yQUfifMtxMovg XQ6xovg^ xQißixov dl x6 tkqI
xdg dutXinxavg %€cl xdg duttpoQag xav nXaöfMixatw %ai xaganxiiQmv ^ [axQQi%69
3h x6 nsifl xriv nf^oxBtqoxrßa xrig dfu9'6$ov vXrjg, Vgl. Wachsmnth De
Gratete MaUota (Leipz. 1860). S. 9 f.
6) Sex. a. a. 0. 79. xop iilv ngixixbv ndcrig . . . dei Xoym^g iniaxi^iirjg
sfiusiQov slvat^ xov Sh yQDC^fiaxtxov dxXmg yXaaamv /^i^yTjrtxoy xal ngoat^-
SCag dnodoxi%6v xal xmv xovxoig naganXriaüov tidrifiova' nagb xal ioixivai
i%sivov fitsv dgxixEKxovi xov dh ygaii^fiaxinov vnrigixTß, — Auf alle Fälle
steht der Begriff des y^af^fiarixo^ im höhereu Sinne, wenn er auch (s. A. 2, 9)
weit weniger umfEkssend ist, als was wir heute einen Philologen nennen,
doch dem eines solchen weit näher als das griechische fpiXoXoyog^ welches
sich von tpiXocotpog in dessen ursprünglicher Bedeutung, qp^ofio^ifff, tptXo-
fiovcog nicht weit entfernt, indem es den Freund geistiger Bildung und
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Zenodotos ond die anderen ältsten Grammatiker. 329
In der That beschrankten sich die ältsten alexandrinischen
Grammatiker zuvörderst namentlich auf die Herstellung kritischer
Dichtertexte und die Fortführung lexikalischer Arbeiten. In letzterer
Richtung waren, wie wir sahen ^^ schon Philetas und Simias thätig,
und ihnen folgten in derselben Zenodotos , Aristophanes der By-
zantier und Andere, um so eine allmähliche Erkenntniss der histori-
schen Entwicklung des Sprachgebrauchs zu begründen^). Dann
machte man sich auch an die Erklärung, aber sprachliche Unter-
suchungen allgemeinerer Art wurden, abgesehen von der Decli-
nation und jCoi\jugation und der Feststellung der sogenannten
Redetheile nur bei Gelegenheit der Kritik und Auslegung mit
angestellt Erst nachdem auf diese Weise fester Boden nach
allen Seiten hin gewonnen war, schrieb ein Schüler des Aristar-
chos, Dionysios der Thraker, das erste Handbuch griechischer
Sprachlehre {Ti%vri ypaft/iar^xif) ^).
wissenschaftlicher Stadien, den wissenschaftlich gebildeten Mann bezeichnet,
and in diesem Sinne soll Eratosthenes sich selber zuerst so genannt haben
(Säet, de gramm. 10. philologi appellationem assumpsisse videtur Ateius, quia
sicut ErcUosthenes, gut primtu hoc cognomen sihi vindieavit, müUipiici varia-
que dodrina censebixtw), am die Vielseitigkeit seines wissenschaftlichen
Strebens auszudrücken. Nach einem anderen Bericht fährte lange vor ihm
schon der Gatte der Moero diesen Beinamen, s. C. 14. A. 25. Von überaas
zweifelhaftem Werth (s. Bernhardy Eratosthenica S. X. XIV, vgl. C. 16.
A. 68) ist die Angabe, Eratosthenes sei zuerst Grammatiker oder Kritiker
genannt worden, Clem. Strom. I. 309 A. 'AxoXlodtoifog d'k 6 Kviuctog nffm^
tos Yo€ UQttinov slariyi^aato xovvoiim, xal ygafiftatixog MQOCTjyoQSvd'ri, ivioi
9\ 'EQOtocd'ivri tov KvQfipatdv q>aai^ iitSL^ii i^idtoiuv ovtog ßißXia dvo,
r^afifkati^Ha irny^dipag. Später freilich kann (piXdXoyog anter Umständen
auch im Gegensatz gegen den tpiXo^oipog von Fach stehen, Porphyr. Vit.
Plot. 14. Ueber das Genauere s. Lehrs De discrimine yocabuloram tpiXd-
loyog, %qiti%6st y^fifMXTtxoff, KOnigsb. 1838. 4. and hinter Herodiani scripta
tria minora &, 379—401.
7) C. 3. A. 24—26. 30.
8) Knrze Glossare, d. h. Verzeichnisse der seltnen, veralteten oder
provinziellen Ausdrücke (yXmaaai) mit beigefügter Erklärung, besonders für
Homeros waren ohne Zweifel, wenn es aach ni&t ausdrücklich bezeagt
ist, schon im 6. Jahrh. ein unentbehrliches Hülfsmittel für den Unterricht
der lieben Jugend. Vgl. Aristoph. Fr. 222 Eock. Sengebusch Diss. Hom.
prior S. 62 u. bes. V. Wilamo witz Isyllos (BerL 1886). S. lllff. (s. C. 13. A. 1 10).
Und so wuchs denn wohl ans diesen Schulbüchern die vorwiegend glosso-
graphische Richtung der ältsten Arbeiten der höheren Grammatik hervor.
9) S. C. 30. Aber auch er kommt (A. g. §. 1) noch nicht über die
Definition der ygaf^fiattXTJ als iftnaiQ^a tmv naqa noiritaiq %otl ^yygatpsvaiv
(og inl to noXv XByo(kiv<ov hinaus, die, je nachdem man sie fasst, entweder
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330 Zwölftes Capitel. Zenodotos u. die anderen ältsten Ghrammatiker.
Zenodotos von Epheeos*®) mag etwa 325 geboren sein**),
war schon unter Ptolemaeos I thatig und Schüler des Philetas
gewesen, und zwar, wie man hiernach annehmen darf, einer von
dessen älteren Schülern, die derselbe schon vor seiner Theilnahme
an der Erziehung des Philadelphos ausgebildet hatte**). Wahr-
ebger oder weiter als unser heutiger Begriff der Philologie und entweder
ZQ eng oder zu weit ist. Jedenfalls ent später entstand die Eintheilung
dieser höheren Grammatik in drei Theile, ro tatoginov^ d. h. die zum Ver-
ständniss der Schriftsteller nöthigeo antiquarisch-historischen Kenntnisse,
ro xB%viY.6v^ d. h. namentlich die eigentliche Sprachlehre/ und th Idiai-
rsifov, d. h. die specielle Anwendung beider auf die Kritik und Exegese
der Schriftsteller (die also auch hier noch der einzige Zweck des Ganzen
ist), wobei denn dieser dritte Theil noch wieder in das iiriyrjti'K6v , das
xptrixov, d. i. Textkritik, und das dioif^ati%6v zerlegt ward. Sex. a. a. 0.
I, 91 ff. Ein voller Philolog in unserer heutigen Auffassung ist aber selbst
ein solcher ygafifiatinog noch bei Weitem nicht.
10) Suid. Zrjv6dorog 'E^piaiog inonoiog %al ygaikfiariytog , fia&ritrig tov
^iXtitäf inl ntoXs(uc^ov ysyovdag tov nQtOTOVj og nccl ngmtog tmw ^Ofki^Qov
dtoQ^ontrjg iyivsto xal zmv iv 'AlB^avdQBi^ ßLßXio^rjiimv ttqovcxri %al xovg
nctidag IltoXsfiaiov inaldsvasv,
11) Dieser Ansatz, der im Wesentlichen der von Ritschi AI. Bibl.
S. 81 (Opusc. L S. 66) ff. gegebene (Ol. 114-115) ist, kann freilich nur
y als ein sehr ungefährer gelten. Nach ihm war Z. etwa 40 Jahre, als er
•* Bibliothekar ward, und wenn seine Homerausgabe schon vor f76 (oder
^ \ doch |74) erschienen war (s. A. 16. C. 2. A. 616), so ist es eher wahr-
scheinlich, dass er vor 826 geboren wurde als etwa 10 Jahre später, wie
dies neuerdings Busch Bibliothecar. AI. (s. A. 88) S. 1—10 glaublich zu
machen versucht hat. Vgl. A. 80. Mit der chronologischen Angabe bei
Suid. lässt sich schlechterdings Nichts anfEUigen. Denn erstens liegt der
Verdacht von Rohde riyovt bei Suid., Rhein. Mus. XXXIII. 1878. 8. 178
sehr nahe, dass der Chronograph, von welchem diese Ansetzung stammt,
die ungefähre Blüte des Z. lediglich im Zusammenhang damit unter
Ptolemaeos I versetzte, weil er die seines Lehrers Philetas (s. C..4. A. 6)
unter Philippos und Alexandros versetzt hatte; und zweitens gesetzt auch,
es liege nicht eine solche vage Berechnung, sondern eine wirkliche Ueber-
lieferung zu Grunde, so haben wir doch nicht die mindeste Ursache mit
Busch anzunehmen, dass ysyovdg hier die Geburt und nicht vielmehr wie
meistens bei Suid. die ungefähre Blüte bezeichne. Vielmehr fielen* in der
That, falls Z. 326 oder noch etwas früher zur Welt kam, seine letzten
Dreissigerjahre oder selbst noch sein 40. Jahr noch unter die Regierung
von Ptolemaeos I. — Ebenso wenig lässt sich übrigens mit Sicherheit sagen,
wie die Nachricht zu beurtheilen ist, Z. habe die Söhne des Ptolemaaos
unterrichtet Entweder ist dabei Z. mit Philetas, dem Lehrer des Phila-
delphos, verwechselt oder der zweite Ptolemaeer mit dem ersten, wonach
denn Euergetes Zögling des Z. gewesen wäre; und Beides ist gleich möglich.
12) Vgl C. 4. A. 6-8.
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Zenodotos yon Ephesos. 331
scheinlicb in Folge einer Berufung durch den Letzteren bald nach
dessen Regierungsantritt (385)/^ übernahm Zenodotos die Leitung
der grossen alexandrinischen Bibliothek^ welche eben durch seine
Ernennung zu ihrem Vorsteher officiell eröffnet ward"^), und
widmete ihr dann im Besonderen seine Thätigkeit durch die
Ordnung der gesammelten Bücherschätze auf dem Gebiete der
epischen und lyrischen Poesie, während, wie schon bemerkt
wurde, Alexandros der Aetoler die der Tragiker und Lykophron
die der Komiker besorgte"). Vielleicht waren seine homeri-
schen Glossen {FXSööac oder rXAööac 'O^rjQixacy^) schon
Torher ans Licht getreten, so dass er durch sie zu diesem Amte
und gerade besonders nach dieser Richtung hin empfohlen war.
Jedenfalls wird man annehmen müssen, dass seine kritische
Ausgabe {StoQd'CDöig oder ixdoöig) des Homeros, die erste^
welche diesen Namen in strengerem Sinne verdiente, schon vor
276 oder doch vor 274 erschien^*). Sie erstreckte sich aber
nur auf die Uias und die Odyssee, so dass er nur diese beiden
Gredichte für acht gehalten zu haben scheint. Von ihm rührt
wohl auch die Büchereintheilung beider und die Bezeichnung
der Bücher in der Ilias nach den Buchstaben des grossen, in
der Odyssee nach denen des kleinen Alphabets her^^. Einen
Commentar zu diesen Dichtungen schrieb er nicht ^^). Ein auf
13) Da der mit Z. bei der Ordnung der Dichtwerke betheiligte Alexandros
schon am 276 an den makedonischen Hof ging, s. C. 4. A. 76.
n^) Vgl. Susemihl Anal. Alex. IL S. XV gegen Bnsch S. 2 f.
U) S. A. 38. C. 4. A. 76. Vgl. C. 9. A 29.
15) Schol. Od. y, 444. Schol. Apoll. Rh. II, 1006. 16) S. 0. 2. A 616
17) Die Begrflndnng hat am Uebersichtlichsten y. Wilamowitz Homer.
Untere. S. 369. A. 47 folgendermassen zusammengefasst: „Von Aristophanes
kann diese Bnchtheilnng nicht sein, denn der schloss die Odyssee t^ 296,
würde also, wenn er den Rest überhaupt aufgenommen hätte (?), das a> dort
haben beginnen lassen. Also ist die Eintheilnng älter als 200. Aber
Aristoteles und die älteren Peripatetiker kennen sie noch nicht. Also ist
sie jünger als 300. Die Absicht ist, so viel Bücher wie es Buchstaben
giebt, das Buch unter 1000 Versen zu machen; natürlich musste man dazu
24 Buchstaben zählen. Das war freilich in lonien yielleicht schon zu
Herodots Zeiten der Fall. Bücher, aber noch über 1000 Verse, hat
ApoUooios, dessen Gedicht etwa 263 erschienen ist" (s. C. 13. A. 68 ff.
C. 14. A. 61). „Livius Andronicus übersetzte um 260 die Odyssee: seine
Uebersetzung kannte die Buoheintheilung nicht, die also um 270 in Tarent
unbekannt war". In Bezug auf die Gegenbemerkungen von Lud wich
Aristarch II. S. 220 f. A. 196 s. die Nachträge.
18) Daher denn schon Aristarchos die Gründe, welche den Z. zu seinen
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332 Zwölftes Capitel. Zenodotos a. die anderen Sltsten Grammatiker.
UDS gekommenes grösseres Stück aus einer Berechnung der Tage
in der Ilias in der Inschrift von dem Fragment eines Marmor-
tafelchens mit homerischen Bildwerken ^^), mag diese Berechnung
nun Yon ihm selber geschrieben sein oder nicht^ giebt wenigstens
seine von Aristarchos bekämpften Ansichten über diesen Gegen-
stand wieder^®). Zenodotos verfuhr als Textkritiker begreiflicher-
weise noch mit der vollen jugendlichen Verwegenheit und unent-
wickelten Methode einer erst frisch entstehenden Wissenschaft*').
Allerdings war er auf der einen Seite ohne Zweifel Derjenige,
welcher durch Benutzung zahlreicher Handschriften den ersten
Grund zu den neuen Texten desAristophaues und des Aristarchos
gelegt hat, und es sind uns fast nur diejenigen Fälle überliefert,
in welchen diese seine Nachfolger seinen Neuerungen wider-
sprachen und nicht die gewiss nicht seltnen, in denen sie sich
denselben anschlössen. Aber allzu sehr war auf der anderen
Seite der blosse subjective ästhetische Geschmack sein Leitstern,
allzu sehr war, was ja noch schlimmer ist, sein ganzes Verfahren
dabei noch obendrein ein rein verstandesmässiges, allzu rasch
war er, zumal bei seiner natürlich noch verhältnissmässig geringen
Sprachkenntniss, oft zur Beseitigung wirklicher oder vermeint-
licher Anstösse mit Textänderungen nach eigner Muthmassung,
bei welcher auf Buchstabenähnlichkeit zu sehen er noch durchaus
Aenderongen bestimmt hatten, nur ans seinen homerischen Glossen ent-
nehmen und, wenn sie sich auch dort nicht flEinden, nur muthmassen
konnte.
19) Veröffentlicht und bearbeitet zuerst von Longpdrier Rev. de
philol. I. S. 441 ff., dann von Bergk De tabula Iliaca Parisiensi, Marburg
1846. 4. Opusc. II. S. 409—414, Lachmann Betrachtungen üb. Homers IL,
Berl. 1847. 8. S. 90 ff., Düntzer De Z. st. H. S. 194 ff., 0. Jahn und
Michaelis Griech. Bilderchroniken S. 62—64. Col. E.
20) Wie Lachmann gezeigt hat Ob wir aber eigne Worte des Z.,
etwa, wie Düntzer meint, aus der Einleitung zu seiner Homerausgabe
vor' uns haben, ja ob diese Ausgabe überhaupt eine Einleitung hatte, steht
sehr dahin.
21) Heffter De Zenodoto eiusque studiis Homericis, Brandenb. 1839. 4.
(veraltet). Pluygers De Zenodoti carminum Homericorum editione, Leid.
1842. 4. Düntzer De Zenodoti studiis Homericis, Gott. 1848. 8. (gut).
W. Ribbeck Zenodotearum quaestionum speoimen I., Berl. 1852. 8. Zeno-
dotea, Philologus VUI. 1863. S. 662 — 712. IX. 1864. S. 4S-73 (gegen
Düntzer). Düntzer Zenodot und Aristarch, ebend. IX. S. 811—823
(Erwiderung gegen W. Ribbeck). Römer üeber die Homer recension des
Zenodot, Münch. 1886. 4. (Abhh. d. Münchner Akad. I. Cl. XVH. S. 639—722).
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Zenodotos von Ephesos. 333
nicht für nothig hielt, oder nach anderen Lesarten oder auch
zur Verdächtigung zahbreicher Verse bei der Hand, welche er
am Rande seiner Ausgabe mit dem Obelos versah, dem einzigen
kritischen Zeichen, dessen er sich bedient zu haben scheint.
Wenn" er andere Verse gar nicht einmal au&ahm, so bleibt die
Möglichkeit, dass er sie in seinen Exemplaren nicht fand. Selber
zugleich Ependichter, wenn wir auch über diese seine Thätigkeit
weiter Nichts wissen, vielleicht auch Epigram matist^^^), schob
er aber, was noch viel ärger war, umgekehrt auch vielfach Verse
aus eigner Fabrik ein oder zog mehrere Verse in einen zu-
sammen. Kurz er verfuhr mit einer Willkör und Gewaltsamkeit,
wie sie sich nur je ein Rhapsode erlaubt hatte. Immerhin je-
doch hat er trotz Alledem sofort den richtigen Weg gezeigt:
„er hat durch Vergleichung von Handschriften den Boden für
die kritische Textesrecension gelegt, er hat sich für die Ent-
deckung von Interpolationen und Schäden der Ueberlieferung
das Auge o£fen gehalten, und er hat durch Anlegung eines
Glossars sich den Einblick in den speciellen Sprachschatz des
Homer verschafft ''*^). Auch mangelt es nicht an Fällen, in
denen er gegenüber dem abweichenden Urtheil seiner Nachfolger
Aristophanes und Aristarchos im Recht und zum Theil in über-
raschender Weise im Recht war^^**). Aber auch von Hesiodos
oder wenigstens von der Theogonie veranstaltete er eine kritische
Ausgabe^) und schrieb entweder einen Gommentar zu diesem
21^) Said.: inonotog^ 8. A. 10. Zwei Epigramme tragen den Namen
des Z., Antb. P. VlI, 315. XY[, 14, ersteres mit dem Znsais dt dh 'Pucvov,
welcher zn beweisen scheint, dass dieser Z. gemeint ist.
22) Christ Grieoh. Litteraturgesch. 8. 446 ('S. 507).
22^) Die übersichtlichste Belehrung über dies Alles findet man in
Römers vortrefflicher Abhandlung, mit welcher man jedoch das besonnene
ürtheil von Däntzer De Zen. st. S. 42ff. vergleichen muss. Ueber den
Obelos s. bes. die Notiz am Schiasse der Einl. im Cod. Yen. A der Ilias
(Schol. in 11. S. III Bekk.): tov dl oßslov ilaßsv {'Agiata^xog) ix zri£ Zr^o-
d6tov dioq^aesag.
23) Schol. Hes. Th. 5. iv dl tolg Zrivodozsioiq yqaif>s%ai TsQi^riaoiö^
vgl Mutz eil De emendatione Theogoniae Hesiodeae S. 281 ff. Düntzer
S. 28. S. 34. A. 27« Ueber die Entstehongsweise dieser alexandrinischen
Ausgaben mit Ansnahme der homerischen und im Gegensatz zn diesen
(s. C. 16. A. 7), gilt im Allgemeinen, da sie alle zugleich die ersten Samm-
lungen der bisher vereinzelten Werke eines jeden Classikers sind, ungefähr
Dasselbe, was y. Wilamowitz Earipides Herakles I. S. 139 von der
Pindarausgabe des Aristoph. v. Byz. im Besonderen sagt: „Es war in erster
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334 Zwölftes Capitel. Zenodotos n. die anderen ältsten Grammatiker.
Gedicht oder erklärte es mindestens seinen Schülern mündlich^*^),
und die von ihm angeführten Lesarten und Conjecturen zu
Anakreon und Pindaros**) beweisen, dass er wahrscheinlich
sogar auch diese Dichter herausgab, oder, wenn diese am Nächsten
liegende Annahme dennoch unhaltbar sein sollte ^^), wenigstens,
dass er auch sie, sei es nun schriftlich, sei es bloss mündlich,
commentirte^^). Endlich ist auch wohl kaum ein Grund den
Auszug aus den historischen Denkwürdigkeiten ('iVrofii/ij-
[Mcta CötoQtxa) des Kallimachos^^ erst einem späteren Zeno-
Linie ein bnohhändlerisches Unternehmen. Es mosste ans den Handschriften
der Bibliothek eine Sammlung der Werke Pindars veranstaltet werden,
die in feste Ordnang gebracht, deren Text für die Vervielfältigung fest-
gestellt werden musste, damit dann Abschriften genommen und vertrieben
würden. Man mag sich das immerhin nur als eine Leistung vorstellen wie
Lachmanns Lessing, so ist doch einleuchtend, dass die Alexandriner sich
durch diese Ausgaben, welche allmählich Ton allen Classikem erschienen,
unendlich viel höhere Verdienste erworben haben als durch alle ihre Con-
jecturen und Commentare**.
23^) Schol. Hes. Th. 116. x^^^ Xiysi tr^v %B%vykBvriv aiqw xal ya^
Zriv6Sot6i cpTiai. Da sich zu Homeros keine Commentare von^ Z. nachweisen
lassen, ist wohl die letztere Annahme vorzuziehen, so dass seine Be-
merkungen sich nur durch die Mittheilungen seiner Schüler fortpflanzten.
24) Schol. Find. OL III, 52. tercintat dh xal Tca^ä 'Ava%QBovti. (Fr. 61)
„dyavmg otd ts vtßQOv . . . oat* iv vXaig nBQoiaatig x. r. Z.*' Zr^vodoTog dh
lietsnolricev ^figoeaarig*^ did to toTOQStad'tti ta^ ^rjlB^ag ytegaza ftri i%Bi,v,
Aelian. N. A. VII, 89. ngog d\ xovg fioixmvrag to lex^-hv xal fiivtoi aal
tpdayiovxag dsLV ^yi^oiaerig**^ yqdtpBiv dvtiXiyei %atd HQdtog 'Aqiatocpdvrig ^
Bvidvtiog. Schol. Find. Ol. II, 7. dinQoQ'ovia. ZrivSdotog (tsta rov i ygd^psij
dnQod'ivia und Ol. VI, 91. Zr^vodotog yQatpsi *i(^dTtl tov ßsßQsyfiivog. Vgl.
Boeckh Fraef. schol. Find. S. IX f. und unten G. 16. A. 29.
24*>) V. Wilamowitz a. a. 0. S. 136. 188 flf. verwirft sie ohne Weiteres
und lässt nur „Einzeluntersnchungen" gelten. Aber die Sache liegt doch
nicht 80 einfach, wie er sie darstellt. Mit ihm und Anderen bin auch ich
überzeugt, dass das %toXiiBtv erst von Aristophanes dem Byzantier stammt
(s. C. 16. A. 29), und freilich mnss man hiemach annehmen, dass die be-
treffenden Ausgaben noch in der hergebrachten Weise (s. Wilamowitz
S. 128) wie Frosa geschrieben und so unvollkommen waren, vde es ohne
jedes genauere Eingehen auf die Metrik nicht anders sein konnte; allein
was hindert uns denn dies zu glauben? Und warum könnte denn nicht
die wahrscheinlich (s. A. 67) den WvaiiBg des Eallimachos eignende An-
ordnung der pindarischen Gedichte von Eallimachos aus einer Ausgabe des
Z. herübergenommen sein?
26) Natürlich musste ja Z. so gut wie ein heutiger Fhilolog bei der
Erklärung auch auf die Textkritik zu sprechen kommen.
26) Bei Atb. X. 412 a wird eine Sage aus dem 2. B. der 'Emrofui^ des
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Die alexandrinUchen Bibliotheken. 335
dotos*') zuzuschreiben*®). War aber bereits er dessen Verfasser,
so setzt dies ein näheres' Yerhältniss zu diesem seinem jüngeren
Zeitgenossen Eallimachos voraus*^). Bei der ungefähren Be-
rechnung seiner Todeszeit kommt es darauf an, ob Eallimachos
oder Eratosthenes sein unmittelbarer Nachfolger als Bibliothekar
gevresen ist. Im letzteren Falle müsste er sehr alt geworden
und könnte kaum vor etwa 235 gestorben sein^), im ersteren
und doch wohl wahrscheinlicheren^^) kann man sein Ende immer
noch nicht früher als etwa 245 ansetzen^*).
Es ist hier die passendste Gelegenheit von den beiden alexan-
drinischen Bibliotheken^) und ihrem litterarischen Einfluss etwas
Z. angefahrt. Andere derartige Citate finden sich 8ohoL T U. 27, 175.
A, 487, desgleichen Schol. (Enrip.) Ehes. 28, and zwar hier mit dem Be-
merken, dass Z. dies ans Eallimachos habe. Endlich citirt Ath. III. 95 f.
Kall£iui%og tj Zijyodorog iv t<itoQi%oig vnoiivfjiuiai. Vgl. Schneider Calli-
machea IL S. 358—357.
27) Sei es nun dem Alexandriner (s. G. 26. A. 88), wie Schneider
will, oder dem Krateteer (s. C. 26. A. 76flf.).
28) Dann würde wohl schwerlich Zenodotos schlechtweg citirt werden.
Knaack Woch. f. kl. Ph. ü. 1885. Sp. 998 f. äussert sich in demselben
Sinne and stellt eine nähere Besprechung dieses Gegenstandes in Aussicht.
29) Wie £naack a. a. 0. richtig bemerkt.
80) S. C. 15. A. 14. Dies ist denn auch der Grund, wesshalb Busch
(s. A. 11), welcher sich fOr diesen Fall entscheidet, vergeblich seine Ge-
bort bis etwa 815 hinabzudrüoken bemüht ist.
81) S. A. 68. 69.
82) Denn sonst könnte Aristophanes y. Bys. nicht mehr sein Schüler
gewesen sein, s. A. 69. G. 16. A. 10. Diese Nachricht aber mit Gouat
S. 50 ff. (ygl S. 34. A. 2) zu yerwerfen haben wir nicht den geringsten
Grund. Vgl. Susemihl Anal. AI. I. S. XIV f.
88) Unsere HauptqueUe hiefür wie für die sei es wirklichen sei es an-
geblichen Bedacioren der homerischen Gedichte unter Peisistratos ist be-
kanntlich erst lo. Tzetzes, zuerst in dem Ton Osann entdeckten, von
einem italiänischen Gelehrten, der sich auf Caecius als seine Quelle beruft,
verfassten plautinischen Scholion, dann bei dem yon Gramer Anecd.
Paris. L S. 8ff. veröffentlichten (später von Stademund Philologus XL VI.
1886. S. 1 ff. nach zahlreichen Handschriften wesentlich verbessert wieder
herausgegebenen) Anon. de com. (No. IX* vor Schol. in Aristoph. ed.
Duebner, No. VIII vor Bergks Ausg. des Aristoph.) §. 19 ff. (das Vorauf-
gehende ist in Wahrheit ein anderer Aufsatz für sich), welcher freilich
den Tzetzes nicht nennt, endlich in zwiefacher Fassung unter dem Namen
des Tzetzes selbst, und zwar mit der Bezeichnung „Einleitung in seine
Scholien zu Aristophanes**, geionden bt einer Mailänder Handschrift (Ambros.
G 222 ord. inf.) und aus ihr herausgegeben von H. Keil loannis Tzetzae
scholiorum in Ariatophanem prolegomena, Rh. Mus. VI. 1847. S. 108—184.
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336 Zwölftes Capitel. Zenodotos n. die anderen ältsten Grammatiker. •
genauer zu reden. Die grossere, vermuthlich, wie gesagt^), aus
den schon von Ptolemaeos I gesammelten Schätzen , wenn auch
Ptolemaeos II diese Sammlungen lebhaft fortsetzte, doch schon
gleich beim Beginn von dessen Regierung ins Leben gerufen*^),
war ein Theil des Brucheions, der Königsburg, in der Nähe des
Museions und wird daher einmal'^ auch die Museionsbibliothek
genannt. Die andere, in der Vorstadt Rhakotis im Tempel des
Serapis (Serapieion) war später angelegt*'), vermuthlich fQr die
248—256 (später auch von Naack Lexic. Vindob., Petersburg u. Leipz.
1867. S. 282—249; Nachvergleichang von Stademund Änecd. I. S. 250ff.).
Alle diese Formen sind (was Keil verkannte) unabhängig von einander,
nnd anoh die zweite geht (so verächtlich anch Wilamowitz a. a. 0. S. 112.
A. 66 dies als eine längst abgethane Ansicht abweist) wenigstens mittelbar
auf Tzetzes zurück, s. 0. Schneider Callimachea IL S. 297 ff. und jetzt
besonders Consbrnch Zu den Tractaten nt^l xmfupdütSf Oommentt in
hon. Studemnndi, Strassborg 1889. S. 214 ff., welcher femer S. 220 ff. über
dessen eigne Vorlage handelt (vgl. auch G. 26. A. 54). Nur den ersten
dieser Funde konnte Bitschi Die alexandrinischen Bibliotheken unter den
ersten Ptolemaeem u. s. w., Breslau 1888. 8. benutzen ; in Folge von Grame rs
Veröffentlichung gab er einen Nachtrag: Gorollarium diftputationis de biblio-
thecis Alexandrinis, Bonn 1840. 4. Dazu: Disputationis de stiobometria
deque Heliodoro supplementum , Bonn 1840. 4. Stichometrischee bei Diog.
Laert., Rhein. Mus. XIII. 1858. S. 809 ff. Dann ist Alles mit Keils Arbeit
zusammen abgedruckt Opnsc. I. S. 1—237 mit Nachträgen S. 828 ff. —
M. H. £. Meier De Andocidis quae vulgo fertur oratione contra Alcib.
comm. I, Halle 1836. 4. S. 5ff. » Opusc. I. S. 78 ff. Seemann De primis
sex bibliothecae Alexandrinae custodibus. Essen 1858. 4. Demetriades
^[6xoQi%6v SoH^fiiov %mv 'AXkiavÜQBimv ßißXio^%mv^ Leipzig 1871 (mir un-
bekannt). W. Busch De bibliothecariis Alexandrinis qui feruntur primis,
Schwerin 1884. 8. (Bostocker Doctordiss), vgl. die Bec. v. K naack Woch.
f. kl. Ph. II. 1885. Sp. 997-1002. Häberlin Beiträge zur Kenntnks des
antiken Bibliotheke- und Buchwesens, Centralbl. f. Bibliothekswesen VI.
1889. S 481-503. VII. 1890. S. 1—18 (ward mir erst während des Druckes
bekannt).
34) C. 1. A. 18. 85) S. A. 18. G. 1. A. 18.
36) V. Apoll. Eh. IL p. 61, 11 f. West, thov ßißXio^tjnmv tov Movae^.
37) Epiphan. de mens, et pond. 11. 168 C, iv t^ nQoivg ßißltodil]%ff t^
iv tm Bifovxfiq) oUodofLod'eia^. ixi d\ vaxsQOV %al itiga iyivav ßißXiO'^i^ij
iv tm ZfQuntUp (liHQOvsifa xfig ngmttig^ ^zig %al &vyuxTjq cDvofia<j^ avt^g.
Vgl. 9. 166 B. ^dddeXfpog . . . oirr^ ßißX^o^r]%riv %atua%sv§ioag inl rfig
uvt fjg 'AXsiavSgov nSXemg iv tm Bgavxsüp %aXovfuivto {xX^fut di ieti tovxo
tiig avtrig noXeag igrifiov xavvv vnaQ%ov) ivs%8iQUSB Jrjufixgim Tivl ta ^-
Xagfjvm x^v ctvxriv ßißXto^%fiv %, x* X, (s. A. 86). Doch ward auch sie
bereits von Philadelphos angelegt, Tzetz. b. Bitschi S. 124^ 206. dval
ßtßXiod^^xaig xwoxag {xäg ßißXovg) ani^exo (näml. ^iXadsXq>og) iv x. t. X,
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Die alexandrinischen Bibliotheken. 337
gelehrten Bedürfnisse dieser entlegneren Stadttheile^®), möglicher-
weise ursprünglich auch unter der Oberleitung des Zenodotos*^),
während sie später ohne Zweifel wohl wie sonst ihr eignes
Personal; so auch ihren eignen Dirigenten erhalten haben wird.
Die bibliothekarische Ordnung der Dichterwerke durch Zenodotos,
Alexandros und Lykophron*^) setzt selbstverständlich die An-
fertigung von Katalogen derselben yoraus^^). Diese Arbeit ver-
vollständigte dann Eallimachos, sei es als Mitbeamter der Biblio-
thek unter Zenodotos, sei es wahrscheinlicher^^) als Bibliothekar
nach dessen Tode, indem er sie, und zwar ohne Zweifel mit
Unterstützung vieler Hülfsarbeiter, auch auf die Prosaiker über-
trug; durch seine UCvaxag räv iv icdffy %avSBia diakafiJl;avt<ov
xal (ov 6wiyQaifav in 120 Büchern**). Diese Riesenarbeit war
weit mehr als ein gewohnlicher Bibliothekskatalog. Zwar waren
natürlich keine anderen Werke in ihr aufgeführt als die in der
grösseren alexandrinischen Bibliothek enthaltenen. Aber jedem
Schriftsteller ward, so weit es möglich war, eine kurze Biographie
voraufgeschickt, in welcher namentlich über seine Lehrer und seinen
Bildungsgang gehandelt wurde**), so dass denn an dies Werk,
S. 124, 24 ff. (Schol. Plaat.). duas htblioihecas fecü, aUeram extra regiam,
älteram atUem in regia, in exteriore etc., s. A. 76.
88) Bernhardy Ghr. L.-G. P. S. 622.
89) Wie man vielleicht fkus dem Plural xmv . . . ßißXiod'ri%mv ngovcrrj
bei Suid., 8. A. 10, schliesgen dar£ VgL jedoch A. 86 und Suid. Jiovv-
atag 'AXs^ocv^Qsvg . . . tav ßißUo9^%mv nQOvctrjf and genau in demselben
Sinne, in welchem Giern. Strom. I. 841 D den Singular anwendet (s. A. 86),
gebraucht Euseb. Ghron. II. p. 120 Seh. den Plural (s. G. 1. A. 18. G. 8&
A. 5), und mngekehrt, während Tertull. Apol. 18 mit correctem Ausdruck
Yon Philadelphos sagt: cum studio bibliothecarum Pisistratum^ vi opinor,
aemülaretur, spredien lastin. Mart. Apol. 2, Pseodo-Iustin. Goh., Augustin.
G. D. XYIU, 42 und Hieron. (s. G. 1. A. 18) ungenau von der von ihm ge-
gründeten bibliotheca. Vgl. Meier 8. 80. A. 27.
40) Für die Tzetss. den verkehrten Ausdruck dioQ^ovv gebraucht, s.
Keil S. 244 (— S. 224 bei Bitschi).
41) Wie 0. Schneider a. a. 0. S. 801 f. zweifellos richtig bemerkt.
42) S. A. 68. 69.
43) Suid. KaM(/,. G. Wachsmath Die pinakographiache Thätigkeit
des Kallimachos, Philologus XVI. 1860. S. 653—666 (mehr&ch za berich-
tigen nach 0. Schneider a. a. 0. S. 297 ff.).
44) Laert. Diog. VIÜ, 86. Ath. VI. 262 c (s. G. 2. A, 25). Prokl. z. Plat.
Parm. p. 5 Gous. (— Fr. 100*, 13. 12. 17). Vgl. Daub De Said, biogr.
S. 420 f. Wahrscheinlich in der betreffenden Homerbiographie standen
daher auch die Erörterungen des Kallimachos (Fr. 890) über Geschlecht
SusaMim., grieoh..alex. Litt-Geioh. I. 22
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338 Zwölftes CapiteL Zenodotos n. die anderen ältsten Grammatiker.
wie wir sehen werden*^), eine lange Reihe von biographisch-
bibliographischer und litterargeschichtlicher Schriftstellerei sich
anschloss. Bei den attischen Dramen ward^ und zwar nach den
jdtdaöxaktat des Aristoteles, ihre AuffQhrungszeit*^ vermuth-
lich^^ nebst anderen sogenannten didaskalischen Notizen und
die Stelle angegeben, welche die Tragoedien der drei grossen
Tragiker in den gangbaren, annähernd alphabetisch geordneten
Volksausgaben einnahmen*®). Wie viele Hauptfächer Eallimachos
machte, lässt sich nicht genau entscheiden. Wahrscheinlich waren
es zwei für die Dichter, nämlich eins für die Epiker und alle
anderen nichtdramatischen Poeten, und eins für die Dramatiker*®).
Das dritte Fach bildeten die Gesetzgeber^), vier andere, Philo-
sophen ***), Historiker^*), Redner und Rhetoren^) und endlich
uüd Zeitalter des Homeros (Tatian. Or. ad Gr. XLVm p. 106 Worth., b.
Euseb. P. E. X, 11, 8. p. 492 a).
46) C. 19. 46) Schol. Aristoph. Nub. 662 =- Callim. Fr. 100* 6.
47) Denn aasdrücklich bezeugt ist es nicht, und in Bezug auf Et. M. Wvai.
p. 672, 27 ff. — Fr. 100**, 9 wird man sich schwerlich bei den Erörterungen
von 0. Schneider S. 306 ff. beruhigen können, sondern die von ihm yer-
worfeneu Verbesserungs vorschlage zu billigen haben: 6 ovv KocXXifiaxog o
YQUiiftarinbg inoCei nlvanag, iv otg ^aav at dvayqafpal dqafidxav (so Heck er
für TcaQcc T<5y, s. A. 49) apya/oov, otg ivtvxmv (^'jQiötotpävrigy (so Bern-
hardy) 6 ygafifuctinog inoiriaato rag vnod'sasig rmv dgaiidtcai^. Trotzdem
glaube ich mit D. Volk mann De Suidae biographicis L, Bonn 1861. 8.
S. 28 ff., dass auch die Angabe der Zahlen der von Dramatikern erfochtenen
Siege auf diese Ilivaxeg als letzte Quelle zurückgeht; aber wirklich be-
wiesen ist es nicht
48) Eallimachos bezeichnete die Antigone als das 32. Stück des So-
phokles und die Alkestis als das 17. des Euripides (Argum. Antig. und
Ale). Ueber diese vielumstrittne Nachricht hat bekanntlich erst ein neuerer
Inschriftenfund und auf Grund desselben t. Wilamowitz Analecta Enri-
pidea, Berlin 1876. S. 186 ff. das nöthige Licht verbreitet: die alphabetische
Ordnung ging in diesen Zusammenstellungen nur so weit, dass die Stücke
mit demselben Anfangsbuchstaben unmittelbar anf einander folgten, aber
keineswegs die Ainfangsbuchstaben selbst nach ihrer Reihenfolge im Alphabet,
und auch innerhalb der Gruppen mit einem gleichen war im üebrigen die
Reihenfolge eine willkürliche.
49) So dass also die bei Suid. KaXX^fi. noch neben den IHvctj/ag auf-
geführte Ilivcti %oX dvayqafpi] xmv %axa. XQOVovg %al an dqxrig ysvopkivmv
didaoTidXtov in Wahrheit nur das Dramatikerverzeichniss in den Wvaneg
war. Ausserdem s. A. 47 und C. 16. A. 88^.
60) Ath. XIII. 686 b — Fr. 100 ^ 26. iv xm x^Cxm nham x&v v6(t(ov,
61) Fr. 100«, 13. 12 b. La. Di. VIII, 86. Ath. VJ. 262 c (vgl. C. 2. A. 26) u. ö.
62) Ath. II. 70 b « Fr. 100«, 10. 63) Ath. XV. 669 d «. Fr. 100«, 24.
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Die alexandriniscben BibliothekeD. 339
vermischte Schriften"), sind ausdrücklich bezeugt. Ob damit
alle Hauptfacher erschöpft sind, steht dahin. In dem Dramatiker-
verzeichniss waren die Dichter yermuthlich chronologisch **^) und
nicht alphabetisch geordnet, sachlich die Werke des Demosthenes^),
femer, wie es scheint, desPindaros**^) und auch wohl anderer Lyriker,
alphabetisch dagegen die des Theophrastos^), ebensp die unter
die Rubrik der yermischten Schriften (Jlavtodcaca) fallenden Schrift-
steller^), bei denen es selbstverständlich ja auch kaum anders
möglich war. Wenn der Urheber einer Schrift streitig war,
so stellte Eallimachos hierüber in der Regel, wozu die Zeit
ja auch nicht ausgereicht hätte, keine tiefer gehenden kriti-
schen Untersuchungen an, sondern begnügte sich meistens die
verschiedeneu Angaben neben einander zu vermerken ^ , und
ebenso verfuhr er mit den Titeln, wenn mehrere von demselben
Werk überliefert waren*'). Zum Theil aber gab er auch aus-
drücklich sein Urtheil über die ünächtheit einer Schrift*^) oder
über den wahren Verfasser gegenüber dem angeblichen*^) ab.
Ebenso wie auf dem £ikXvßos jeder Rolle, d. h. dem auswendig
an ihr angebrachten, zur Aufnahme von Verfasser und Titel be-
stimmten Papyrosstreifen, wurden auch in den Ilivaxsg die An-
fangsworte des Buchs und die Zahl der Zeilen angegeben*^), und
schliesslich***) ward auch der Gesammtumfang der Werke jedes
54) Tay %a9todan&v (näml. cvyyf^ayMxoaiß) Ath. VI. 244 a » Fr. 100 <*, 8.
56) S. A. 49.
56) H. Sauppe Epist. erit. ad 6. Hertnannnm, Leipz. 1841. S. 49.
57) Schol. Find. Py. IX Einl. KccXU(iaxog dh NBfteaxdv, doch s. A. 24^.
58) Uaener Analecta Theophrastea , Leipzig 1858. 8.
59) Z. B. die Verfasser von IlXayiowxonouyid, Ath. XIV. 643 e — Fr. 100* 7.
•Es ist ja gewiss mehr als wahrscheinlich, dass überhaupt die alphabetische
Ordnung die ursprüngliche war, aber darans darf man doch nicht, wie
gregen Diels Arch. f. Philo«. I. 1888. S. 484 bemerkt sei, schliessen, dass
nicht neben ihr schon sehr früh Anfänge sn einer sachlichen, einem „Real-
katalog" gemacht wären.
60) Man darf das yerallgemeinemd ans dem Tadel des Dionys. v.
Halik. de Din. o. 1 in Bezug auf Deinarchos folgern. Vgl. aber gegen
diesen wenig berechtigten Tadel die sehr richtigen Bemerkungen von Diels
Herodot und Hekataios, Herrn. XXII. 1887. S. 413—416.
61) Ath, XI. 496 e — Fr. lOO«», 4. 62) La. Di. IX, 28 = Fr. 100^ 14.
63) Hai-pokrat. 'imv — Fr. 100«», 15, s. A. 96.
64) Fr. 100*, 8. 25. 16 bei Ath. VI. 244 a. XIII. 585 b. Harpokr. a. a. 0.
66) Wie ans den Verzeichnissen bei Laert. Diog., Said. n. Anderen
zn ersehen ist.
22*
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340 Zwölftes Gapitel. Zenodotos u. die anderen ältsten Grammatiker.
Schriftstellers nach Zeilen zusammengerechnet Diese Ranmzeilen
waren natürlich bei Dichtem die Verse (ixrf), bei Prosaikern
hiessen sie 6xC%oij doch ward dieser Name yon hier aus auch
für Verse üblich , und umgekehrt wurden Prosazeilen auch Verse
(öriy) genannt Diese „Stichometrie*^^) diente auch zum Citiren^^.
Da nämlic];! die Papyrosstreifen ungefähr gleich breit waren,
konnten auch bei weiteren Abschriften von Prosaikern die her-
gebrachten Baumzeilen im Allgemeinen inne gehalten werden;
überdies aber ward etwa von 100 zu 100 oder von 50 zu 50
Zeilen die Zahl am Rande beigeschrieben , wovon in unseren
ältsten Handschriften zum Theil noch Spuren geblieben sind.
Dass Kallimachos selber Bibliothekar gewesen sei, beruht
allerdings nur auf einem schwachen Zeugniss^), aber unsere
66) 8. über dieaelbe ausser ßitschl noch Blase Zur Frage über die
Stichometrie der Alten, Rhein. Mos. XXIV. 1869. S. 624—532. Sticho-
metrie und Eolometrie, ebendas. XXXIV. 1879. S. 214—236. Granx
Nouvelles recherches aar la stichomätrie, Rev. de philol. 11. 1878. S. 79 ff.
G. Wachsmuth StichometriBcbes und Bibliothekarisches, Rhein. Mas.
XXXIV. 1879. S. 38—61. Stichometrie und kein Ende, ebend. S. 480—484.
Schanz Zur Stichometrie, Herm. XVI. 1881. S. 309-316. K. Fuhr Sticho-
metrisches, Rhein. Mus. XXXVII. 1882. S. 468 — 472. Birt Das antike
Bachwesen, Berl. 1882. 8. Di eis Stichometrisches , Herm. XVIII. 1883.
S. 377—884.
67) Ursprünglich hatte diese Einrichtung, wie Birt S. 207 ff. zeigt,
sich gebildet, um den Lohn der Abschreiber zu bestinunen. Als Normal-
mass för die Länge der Zeilen diente, wie Granx dargethan hat, der
Hexameter, jedoch mass man, wie Diels nachweist, dieselbe nicht nach
der Zahl der Buchstaben, sondern der Silben, indem die Abschreiber nach
dem Dictat schrieben.
68) Nämlich des latein. Tzetzes (Schol. Plant) S. 126, 2 f. Ritschi
(s. A. 76): auUcus reg%u8 bibliaihecariua. Daher haben denn Keil S. 252
(b. Eitschl 232) ff., Hecker Oomm. Callim. S. 15, Basch S. 11—24 and
Knaack a. a. 0. II. 1886. Sp. 998 f. UL 1886. Sp. 458 f. es aof das Leb-
hafteste bestritten. Indessen steht an sich diese lateinische Fassang, wie
gesagt (A. 33), ebenbürtig neben den drei griechischen, and die Sohw&che
des Zeugnisses liegt daher nar darin, dass der üebersetzer mit seinem
griechischen Original, wie Keil 8. 216 (128) f. zeigt, in der That mehrfach
recht frei geschaltet hat. Dass wir aber glauben sollten, er habe das
seltsame vBav£a%og äv tfig avXrjg (p. 206, 14) aaf solche noch viel selt-
samere, ja geradezu undenkbare Weise wiedei^egeben , ist doch wohl von
Keil S. 217 (128) etwas zu Tiel yerlangt, und der Versuch von 0. Schnei-
der a. a. 0. S. 299 Letzteres durch die Ergänzung vsap(e}iog mv ^hi xots
xal ovnco inl fißliod^jitrig m^y x^g avX^g wegzuschaffen ist zwar sehr un-
sicher, aber so von oben herab behandelt za werden, wie es von Basch
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Die alezandrinischen Bibliotheken. 341
Nachrichten in Bezug auf alle diese Dinge sind überhaupt sehr
mangelhaft, und die innere Wahrscheinlichkeit fQr jene Annahme
ist so gross ; dass man sich wohl auch ohne jede äussere Stütze
aus blosser wissenschaftlicher Muthmassung zu ihr hingedrängt
sehen müsste^^. Jedenfalls der nächste Bibliothekar sei es nun
nach Kallimachos oder schon nach Zenodotos war Eratosthenes'^),
welchem nicht ApoUonios'^), sondern zwischen 196 und 194
Aristophanes von Byzantion^ etwa bis 180'') folgte und dann
wahrscheinlich Aristarchos yon Samothrake'^). Eine Schrifk des
Aristophanes, von welcher wir nur sehr wenig wissen, TtQog
S. 151, Knaack and Häberlin a. a. 0. VI. S. 498 f. A. 3 geschieht, ver-
dient er durchaus nicht. Vgl. auch Tzetz. p. 200, 9. vsavCai riauv KaUi-
fiaxog nal 'Egcctoad'iprjg, Dass der so entstehende Sinn chronologisch falsch
bleibt, beweist Nichts gegen diese Conjectnr. Macht doch Tzetzes den
Eratosthenes, der damals noch gar nicht geboren war, zum Gehülfen des
Zenodotos, Lykophron n. Alexandros (p. 199 f.) and zum Altersgenossen des
Kallimachos (jp. 124 ^ 28. 206, 16). Vgl. freilich C. 16. A. 4 u. die Nachträge.
69) Es ist gerade nicht nothwendig, dass Kallimachos Bibliothekar
sein mosste, nm die IlivwMq an schreiben; das konnte er etwa anch als
ünterbibliothekar; aber der zunächst liegende (bedanke bei einer solchen
Arbeit ist doch sicher der an einen Vorsteher der Bibliothek. Da femer
nach der einfachnatfirlichen Auffassung der Worte Suid. 'AQiatotpctptig Bv-
iupTiog . . . [utduitiig KaXUfuixov %al ZTjwodotov (dlXä rov filv viog tov
dh naig ij%ov6b) Kallimachos den Zenodotos überlebte, sieht Busch
S. 6—10 sich genöthigt zu der künstlichen, cMastischen von Küster zu
gpreifen, um die Sache umdrehen zu können. Dass aber dann Zenodotos
erst etwa 836 gestorben sein könnte, ward schon bemerkt (A. 80). So
aber müsste er (s. A. 11) nicht weniger als 90 Jahre geworden und nicht
weniger als- etwa 60 Bibliothekar gewesen sein, was um so auffälliger
wäre, da der nächste Bibliothekar Eratosthenes wiederum dies Amt etwa
40 ganze Jahre (ungeAhr 236—196) Tersah. S. C. 16. A. 14. Knaack
selbst (a. a. 0. lH. Sp. 469) kann nicht umhin diese Schwierigkeit zuzugeben,
üeberdies s. aber C. 18. A. 11. C. 16. A. 8 u. die Nachträge.
70) Smd. 'jinoXXwviog. Tzetz. p. 124^ 28flF. p. 126», 88flf. p. 200, 1 f .
p. 206, 16 ff. S. C. 14. A. 66. C. 16. A. 14- 17.
71) Wie Suid. 'AnoXlmviog und 'Aqtetotp, Bv^. (s. A. 70. 72) angiebt.
S. C. 14. A. 66.
72) Suid. 'Aqiinofp. Bvf., s. C. 14. A. 66. C. 16. A. 9.
73) S. C. 16. A. 10.
74) Auf den Terwirrten Bericht bei Tzete. p. 200, 14 f. MQ&iiQog d'k ijv
Zrfp6dotog, s dh rj d iiet' avxov 'AqCatui^xog kann man sich hiefür nicht
sicher stützen, vgl. p. 207, 8 ff. at *0(/>riQt7Utl ovyyQUfpal . . . xQOvoig . . .
TOV ^MccdiX^ov jittQa tov Zaivod6tov mff^to^iriaav' fi,stä Sh Zriv69otov 'Aqi-
ataQx<p naXiv mq^m9^aav tSTttQxtp rj i dno Zrivodotov tbXovvti, S. in-
dessen Busch S. 61.
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342 Zwölftes Capitel. Zenodotos u. die anderen ältsten Grammatiker.
Tovg Kakltiuixov nivaxas betitelt, enthielt wohl jedenfalls Er-
läuterungen, Ergänzungen und Berichtigungen zu jenem Werke
des Kallimachos''*^).
In eben diesen seinen nivaxsg hatte Eallimachos berichtet,
dass sich zu seiner Zeit die Zahl der Bollen in der Serapieions-
bibliothek auf 42800 belief, während die Zahl der Mischrollen
in der grossen Bibliothek 400000 und die der einfachen Rollen
90000 betrug ^^). Aus dieser auch auf die kleinere Bibliothek
sich ausdehnenden Bemerkung darf man^^) schliessen, dass in
diesen Ilivaxss auch eine allgemeine, über Umfang und An-
ordnung beider Bibliotheken handelnde Einleitung stand; denn
nur in einer solchen konnte für diese Bemerkung Platz sein'®).
Unter einfachen Rollen wird man solche zu verstehen haben, welche
nur eine einzige Schrift eines einzigen Verfassers oder bei längeren
Werken nur ein einziges Buch einer solchen enthielten'^), und so
sieht man denn aus dieser Angabe, dass damals das Mischrollen-
75) Ath. IX. 408 f., wo allein dieser Bachtitel ausdracklich angefahrt
wird : 'Agiaxotpocvrig S' 6 ygaftiiatmog iv roCg srpoff tovg KaHifudxov nCvamag
xX^vaiti tovg ovx eidotag xriv diatpOQav tov vb xaxa x^''Q^S ^oil zov anovi-
ipaad'at, naqä yuQ toCg naXaioig zo fulv nQO aqCaxov %al dslnvov Xiysad'at
%ata x^'^Q^fy ^^ ^^ C'^''^ tovt* anovlipaed'ai. 410 b. c, vgl. VIII. 336 e.
ovts yaQ KaXXifikaxog ovxs 'AQLato(pdvrjg avxo dviyQarpav , dXX' ovd' ot vag
iv IlBQydfi^m dvayQafpag notTjadfisvoi.
76) Tzetz. unmittelbar nach den A. 87 angef. Worten: p. 124% 26 ff.
in exUriore auUm (näml. bibliotheca) fuenmt miUa völumintmi quadraginta
duo et octingenta : in regia autem biblioiheea vohtminum quidem cammixtortim
quadringenta nUlia, simplicium auUm et digestorum müia nonaginta, sicuti
refert Cälh'machus aulicus regius bibliothecarius , qui etiatn HngtUis volumi-
nibus titulos inscripsit. 124^, 19 ff. mv vrjg intog (nftml. ßißXiodri%7jg) (ihv
a^t^ftoff rsTQa'KiafivQiat diaxtXuci o%ta%66Mxi>, xrjg dl tmv dvaxtOQmv ivtog
avuiitycov iilv ߣßXmv dgi^fkog XBaaaqd%ovza (ivffiddBgj dfiiymv dh nual dnXmw
(ivQUcdsg hvia* iv xovg nivcmag vaxsgov (!) KaXXlfiaxog inByQdfpaxo,
206, 10 ff. wv x^g i%xog ^hv riv dgtd'fMg xsxqaxiafivQiai dic%CXuii onxcMoaiai,
tilg ^' ^^^ ^^^ dvwKxoQmv nal ßaakXetov ß^ßXtov (tlv <fVfik(U%xav dgid'iiog
xBaaagdxovxa fiA)Qiddsg^ dnXoiv Sh xal df^taymv ßlßXav fivQiddEg ivvia^ mg
6 KaXXifiaxog vBavlanog mv xrjg ccvXrjg vaxsQoag (it^xd xrjv dvoffd'oaOLV xovg
n(va%ag avxmv dicByQd'tjtttxo. S. A. 68 mit den Nachträgen zu derselben.
77) Mit ßitschl S. 13 (Opusc. I. S. 13).
78) An sich wäre es freilich, wie Wachsmath S. 665 bemerkt,
ebenso gut denkbar, dass vielmehr am Schlass die Qesammtzahl aller
verzeichneten Bücher gestanden habe; allein diese Mögliohkeit fällt, wenn
anders diese n£vu%Bg des Eallimachos doch wohl bloss die Bficherschätse
der grösseren Bibliothek verzeichneten.
79) So zuerst Keil S. 246 (bei Bitschi S. 226) ff.
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Die alezandrinischen Bibliotheken. 343
System noch stark überwog. Offenbar aber arbeitete die Bilcher-
eintheilung der llias und Odyssee von Seiten des Zenodotos (?)
darauf hin, nicht bloss ebenso viel Bücher als Buchstaben des
Alphabets zu gewinnen, sondern auch jedes unter 1000 Versen, so
dass jede Bolle bequem gerade ein Buch aufnahm^), und so ward
für die Zukunft den Mischrollen entgegengesteuert^^). Auf diese
Weise begreift es sich, dass in der jüngeren pergamenischen Biblio-
thek, welche Antonius der Eleopatra schenkte, die einfachen Rollen
dergestalt überwogen, dass überhaupt nur ihre Zahl angegeben
wird^, und in Herculanum hat sich fast keine Mischrolle ge-
funden. Di^egen zeigt die- uns überlieferte Anordnung der Werke
des Antisthenes^^), die doch aller Wahrscheinlichkeit nach auch
aus der alexandrinischen Pinakographie stammt^), eine Zusammen-
stellung in zehn Bände (tofioi = tsvxri), deren jeder mit Aus-
nahme des fünften mehrere Werke umfasste, und nicht anders
sind die xvXcvdQOi, in welche die Werke des Epikuros zerfielen,
und die öwtd^Bigy in welche von einzelnen spätattischen und
alexandrinischen Schriftstellern selbst umfassende Werke als
Hauptabtheilungen zerlegt wurden, anzusehen ^^).
Die nivaxsg der pergamenischen Bibliothek sind zwar im
Allgemeinen bezeugt^^), aber es wird nicht angegeben, wer sie
verfasst hat; am Nächsten liegt es an Erates von Mallos zu
denken^*).
80) Wie Wilamowitz in der A. 17 aasgeschriebnen Stelle bemerkt.
81) Wenn anch in anderer Weise, als Birt sich gedacht hat.
82) Plut. Anton. 58. %aQCaacd'cu ff>\v avt^ rag in nsgyaiiov ßißXio-
dipcag, iv alg tCnoai fivQMidBg ßtßUav axXmv ^aav.
88) La. Diog. VI, 16 ff.
84) Denn auf diese weisen fiberall die Urquellen des La. Diog. zurück,
und mit der pergamenischen würde sich wohl die Nachricht A. 82 anch
schwer vereinen lassen.
84^) S. über dies Alles v. Wilamowitz Herakl. Eurip. L S. 148 ff.
und vgl. C. 2. A. 433 u. 886. C. 21. A. 106 ff. 246. 249. 251. 571. In der
Anordnung eines Theils der platonischen Schriften nach Trilogien durch
Aristophanes von Byzantion (s. C. 16. A. 61) bildete natürlich jede* Trilogie
einen „Band**. In 10 T<(fk>i stellte ApoUodoros die Werke des Epicharmos
zusammen, s. C. 27. A. 53. Unter diesen Umständen ist es doch sehr
zweifelhaft, ob die 10 x6fM)i bei Antisthenes wirklich auf Pergamentcodices
hinweisen, wie Ritschi S. 111 (136) f., freilich mit grosser Ziurückhaltung,
anzunehmen scheint.
85) Ath. VIIL 836 e (s. A. 76). Dionys. v. Hai. Din. 1. 11.
86^) S. C. 26. A. 57.
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344 Zwölftes Capitel. Zenodotos a. die anderen ältsten Grammatiker.
Masslose Uebertreibung ist es^ dass Philadelphos Schrift-
werke aller möglichen Völker zusammengebracht habe®^). Dass
freilich auch die griechischen Uebersetzungen des alten Testaments
Aufnahme fanden , ist gewiss sehr wahrscheinlich.
Die grosse Bibliothek brannte schon 47 im Kriege Caesars
ab^^). Unsägliche Schätze gingen damit unwiederbringlich ver-
loren®'**). Zum Ersatz schenkte, wie gesagt®*), Antonius die
pergamenische. Ob dies die etwas später®^) erwähnte des Se-
basteions ist, so dass sie inzwischen von Augustus dorthin ver-
setzt wäre, muss dahingestellt bleiben, ebenso für welche Biblio-
thek Domitianus sorgte ^^). Aurelianus Hess 273 Brucheion fast
gänzlich schleifen ^^), Theodosius I 389 den Serapistempel zer-
stören^^). Omar fand 642 schwerlich noch Bücher in Alexandreia
zu verbrennen.
Wenig wissen wir von den sonstigen ältsten Grammatikern
ausser Zenodotos und denen, welche schon als Dichter behandelt
oder noch zu behandeln sind.
Epigenes, jedenfalls älter als Eallimachos^'), commentirte
die Tragoedien oder wenigstens eine der Tragoedien des lon^*)
86) Synkell. 271 D (s. C. 38. A. 6). Tzetz. p. 126* 40 ff. haec autem
fuertmt omnium gentium ac linguarum guae habere potuit docta volumina,
qwie summa diligentia rex üle in auam linguam fecit ab opUmis interpretibus
canverti, 124**, 31. tä 81 cvvri^qoMyiha ßißXla ovx ^EXXi^vmv (tovov, aXXd
%al xmv aXXmv änavtav i^vciv rjaav. rjaav dl Kai tmv *EßQaÜ9v avtmv,
tag dri oiv zeov icXXtov i^vmv aotpoig dvSgaai xriif te oixiUtv <pmvriv xiiiw ta
zmv ^EXXrnvav %aXai sldoci taq i§ {nämov indatoig iyxtiQÜrag oSttog igi^Tj-
vsv^vai avrdg mnoirinsv slg triv ^EXXdda tpfovqv, 206, 20 ff. tota dh cwri-
^(fOiö(iiv(ov ctnaamv rmv ßlßXarp xmv ^ElXfiviSmv %al i^vovg navtog xcrl üvv
avtaig täv *Eßifai<ov . . . tag i^vixag filv ofioyXmaaoig iia^vav dvdqaoi,
öO€poig ual düQißmg eXXipfliovatv eCg ta y^tpiiv bfiav kaI yX&aßocv *ElXdda
fLStrifiBttl>ep , mg %al t&g *EßQatdag öl' ißdofki^noifta ovo iQfiiTjvavtmv *EßQaÜ9v
aotpSv nBtpv%6t(ov %a^' {natif^av StdXsntov, YgL Giern. Strom. L 841 D
nach den G. 1. A. 18 angef. Worten: ipiXotifiovfievog tr^y iv 'AXe^avS^sl^
TtQog avtov yevofiivriv ßißXio^%r}v ndaaig %ata%oafi^aai> y(faq>aig 'q^üncs %al
tovg *I»QoaoXv(Utag tra; «ttp' avtoig n^otj^tsiag elg t^v ^EXXdda ätdXentov
ifffitipsvaai x. t. X, Epiphan. a. a. 0. 9 unmittelbar nach den A. 37 angef.
Worten: itQoctd^ag GvvayaySv tag navta%ov yfig ßißXovg,
87) Plut. Caes. 49, vgl. Gell. VI, 17. Sen. Tranqa. 9, 4 f.
87 *>) Vgl, C. 16. A. 109. 88) A. 82.
89) Von Philon Leg. ad Gai p. 568. 90) Säet. Dom. 20.
91) Amm. Marc. XXII, 16. 92) Oroe. VI, 16.
93) S. A. 96. Uebrigens vgl. G. 28. A. 62.
94) Ath. XL 468 c. Freilich folgt ans dieser Stelle, wie Lobeck
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Epigenes. Agathokles. Lysanias von Kjrene. 34Ö
und beschäftigte sich in einer eignen Schrift ^^) mit den Dichtungen
aus der Peisistratidenzeit unter dem Namen des Orpheus, welche
er auf ihre wahren Verfasser, Onomakritos und Andere, zurück-
zufahren suchte^.
Agath okles, Schüler des Zenodotos, Lehrer des Hellauikos^^,
war vielleicht®®) derselbe mit dem später ®®) zu besprechenden
Agathokles aus Eyzikos oder Babylon, welcher über Eyzikos
schrieb und noch Anderes verfasste ^^).
Lysanias von Kyrene, Lehrer des Eratosthenes^^*), schrieb
über die lambeudichter^^) und befasste sich auch mit homerischen
Studien *<>«).
Aglaoph. 8. 840 f. bemerkt, znnächst nur, dasa er eine Stelle ans dem
Agamemnon dieses Dichters erklärt hat, allein diese Erklärung ist eine
durchaus philologische, und wenn er auch in der A. 95 bezeichneten
Schrift auf Ion zu sprechen kam , so ist doch schwer zu denken , wie er bei
dieser Gelegenheit darauf hätte verfallen können diese Auslegung zu geben.
Wenigstens ein Commentar zum Agamemnon scheint danach festzustehen.
96) ÜBifl tris slg 'Ogtpia dvafpsffoiiimig noi'qaetos»
96) Das Genauere hierüber erfahren wir durch Giern. Strom. I. 338 A ff.
V. 571 B fl In das zweite Verzeichniss dieser Schriften, nämlich das bei
Suid. '0^9. ist auch eine des Ion von Chios gerathen, die Tgtayi^oi: iyi^aifis
TQiayfiovs' Xiyo9xai 9* stvai "imvos tov VQaytxov, Wenig glaublich ist es,
dass Kallimachos (Fr. 100<^. No. 15 b. Harpokr. "imißj vgl. A. 63) sie viel-
mehr dem Epigenes zugeschrieben habe: onsQ KaHlfucxog avxiXiyBO^aC
tpricw coff 'EntysvwQf und so vermuthet Bergk Gr. L.*G. I. S. 396. A. 285
sehr wahrscheinlich, dass v«o för 00^ zu schreiben sei, d. h. Kallimachos
bemerkte, dass Epigenes sie dem Ion, dessen Tragoedien er, wie gesagt,
wenigstens theilweise, commentirte, abgesprochen habe.
97) Suid. TIxoXefHt^og 6 'EniJ^itrigy s. G. 30. A. 17. Agathokles wird
erwähnt von Enstath. Gd. «, 68. p. 1524, 27, vgl. 994, 41 und Schol B 11.
i4, 691. SchoL A n. Z, 289.
98) Wie Müller F. H. G. IV. S. 288 b. Anm. vermuthet
99) G. 88. A. 185—189.
100) Einen Agathokles nennt Plinius unter den Quellen seines 5. und
6. Buches.
101) Suid. 'EQot,, s. G. 16. A. 5.
102) msqI laiißonouh Ath. VII. 304 b. XIV. 620 c, vgl XL 504 b. G.20.
A. 66. — Schol. Eurip. Androm. 10 findet sich ein euripideisches irftrifAa,
und dies ist, wie v. Wilamowitz Eurip. HerakL I. S. 136. A. 28 bemerkt,
„das einzige von einem Grammatiker ans der ersten Hälfte des 8. Jahrb.,
aber hier steht der Name keineswegs sicher'*.
103) Schol. Gd. i, 378. n, 558. Eustath. p. 1071. 1075. Et M. vnsQi.'
%xaCvovxo. — Schwerlich ist er derselbe mit dem La. Diog. VI, 23 ge-
nannten Sohn des Aeschrion, aus welchem dort eine Nachricht über den
Eyniker Diogenes mitgetbeiit wird. — Noch vgL G. 17. A. 115.
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346 Zwölftes Cap. Dionys lambos. Theophil. Kalliaa v. Mjt. Xenokrit.
Dionysios mit dem Beinamen lambos^ Lehrer des Aristo-
phanes von Byzantion^^), verfasste ein Werk Ober Dialekte *^^)
und war zugleich Dichter'^*).
Theophilos^^ der Zenodoteer *^) ist aus ganz unbestimm-
barer Zeit, da ja diese Bezeichnung nicht - beweist, dass er ein
unmittelbarer Schüler des Zenodotos gewesen sein müsste^®^).
Kallias von Mytilene gleichfalls aus unsicherer Zeit schrieb
Gommentare und Abhandlungen zu Alkaeös und Sappho^^^).
Xenokrit OS von Kos war der Erste, welcher ein hippo-
krateisches Glossarium schrieb^").
104) Suid. 'AQi6tQ(p, Bvt.
106) Ath. VIT. 284 b. S. C. 18. A. 107 ff. C. 16. A. 3^ Eine Notiz
von ihm über Torrebos als Urheber der lydi sehen Tonart steht bei Plut.
de mus. 15. 1186 C.
106) Clem. Strom. Y. 569 C führt einen Hexameter von ihm an.
107) Müller F. H. G. IV. S. 515-517.
108) Fr. 5 bei Schol. Nio. Ther. 11. Das Brachstück enthält eine
mythologische Nachricht. Ein Fragment ans einem Theophilös über den
Schlemmer Philoxenos, Sohn des Eryxis, steht bei Ath. I. 6 b (Fr. 6).
Fulgentins Mythol. 11, 17 (Fr. 7) citirt Theophüua pküosophw. Das 18. B.
einer Periegese Sikeliens von Th. führt Steph. v. Byz. IIccXiHif an (Fr. 8).
Endlich entnimmt Alex. Polyh. Fr. 17 b. Euseb. P. E. IX, 84, 19. 451 d eine
Angabe über Salomo aus einem Theophilös, den aoch loseph. c. Ap. I, 28
(und nach ihm Euseb. IX, 42, 2. 458 b) unter den Schriftstellern über die
Juden nennt neben Euhemeros, Binaseas und anderen (Fr. 4).
109) Wie z. B. der erst im 1. Jahrh. v. Chr. lebende Artemidoros und
der noch etwas jüngere Diodoros von Tarsos dennoch Aristophaneer heissen,
8. C. 80. A. 205—207.
110) Strab. XIII. 618, wo unter den berühmten Mytilenaeem zuletzt
KaXX^ag b xriv 2anq>a xal tov 'AXnaibv i^riYrjadfitvog genannt wird. Dain
kommt die verwirrte Stelle bei Ath. m. 85 f. KalUag dl b Müti^XrjvaCos
iv tm Ttegl tris nag* *AX%al(p Xsnadog naga tm UXnaüp tprjelv slvai tpdrjv
Vi V «W^ (^^- ^1) »i^^^^«S ^' ^' '^•" VS M tiXfi ycy^crqp^ai „i« dl naCdmv
Xavvoig (pgivag & Q'aXaacCa Xi7Uig^\ 'AQi<no€pdvTjg ygdipsi dvzl rov Xendg
xiXvg %al (priöiv ov% si (^KaXXCavy (dies muss doch wohl eingefügt werden?)
JixaiaQxov inSB^ä(tsvov Xtysiv zag Xenddag x. r. X, Mir scheint v. Wila-
mowitz Eurip. Herakl. I. S. 185. A. 22 Recht zu haben, wenn er geneigt
ist hier eine Polemik des Aristophanes gegen £., der dann also spätestens
sein Zeitgenosse war, zu finden, während Bernhardy Gr. L.-G. 11^ 1.
S. 668 und Nauck Aristoph. Byz. S. 61. 275 umgekehrt glauben, dies
Citat des Aristophanes stamme aus £. Aber dagegen spricht doch wohl
der Zusammenhang, und i%dfid(i8vov (Cod. ixXf^dftsvov) ist mir ohne Text-
änderung unverständlich.
111) Erotian. Lex. Hippocr. p. 81, 5 ff. Klein. noUol xAv iXXoyipMv
ov% Uttqav (Aotfov dlXd xal yQa(ifiati%Ä9 hnovdacap ifi^y^tfatf^ai xbv avö^a
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Dreizehntes Capitel. Kallimachos n. Pbilemon d. Glossograph. 347
Dreizehntes Capitel.
Kallimachos und Philemon der Glossograph.
Kallimachos^) von KyrenO; Sohn des Battos und der
Mesatma*), Enkel des Kallimachos, welcher dort einst die Würde
eines Feldherm bekleidete'), scheint etwa 310 geboren zu sein*).
(näml. *Inno%ifdtff) %€tl rag Xi^eis inl ro xoivore^oy ti}g ^fuUccg dyaysiv,
SevoHifnog yecQ 6 Kmog yQaufiattHog cSv, £g (prjaiv b Tagucvtivog *HQanXtidrigj
n^mtog i^sXdßsto tag totavtcig (pmvdg (näml. dq%aCtig) , d>g d\ xal 6 Kitisvg
'AnoXlmviog taxoQti %aX KaXXifiaxog 6 dno trig *H(foq>iXov ol-alag. fitsd^' ov
(pocai xov TavayQaiov Ba%x8iop inißuXftv xfi nQayp4ixBC(f %. r. X. (s. C. 24.
A. 255). Da er also noch Yor dem Herophileer Bakoheios schrieb, so ge-
hört er (s. C. 24. A. 240. 251) den ältsten Alexandrinerzeiten an und war
ein Zeitgenosse (wenn auch vielleicht ein etwas jüngerer Zeitgenosse) seines
Landsmanns Philetas und des Herophilos, vgl. Klein Ausg. des Erotian.
S. XXXIII. üebrigens s. auch G. 20. A. 62.
1) A. Heck er Commentationum Callimacheamm capita dno, Groningen
1842. 8. (meist veraltet). Lincke De Callimachi vita et scriptis« Halle
1862. 8. Doctordiss. (werthlos). 0. Schneider Callimachea, Leipzig 1870.
1873. IL 8. (s. A. 107). Couat 8. 41—45. 111—169. 191—298. 856—891.
491—514.
2) Oder vielmehr wohl nach der GoDJectur von Hemsterhnys Mega-
tima, wie seine Schwester hiess, s. G. 10. A. 84. Suid. KaXXC^xog^ vtog
Bdtxov xal MeacttiJkag , KvQrivaiog , yQafi.yMXi%6g. Prokl. Ghrest. p. 244, 22 f.
Westph. KaXX(yM%ov xhv Bdxxov. Kvifrivaiög dl ovxog ^v,
3) KalUro. Epigr. XXI. Vgl A. 11. 22. Nach Strab. XVIL 837 hatte
E, (Fr. 550) sich aosdrficklich als einen Sprössling der alten Ednigsfeunilie
seiner Vaterstadt bezeichnet: Xiysxai 6h rj Kvifiqvrj xx^ofia Bdxxov, MQoyovow
dh xovxov iavxov tpdanst, KccXUf^cixog.
4) Der G. 2. A. 567 erwähnte Versuch von Bare seh Gonsolationnm . . .
bist. S. 41 ff. seine Gebort yielmehr bis etwa 330 zorückznschieben bedarf
keiner besonderen Widerlegung. Warum dieselbe im Gegentheil frflhestens
ganz kurz vor 810 angesetzt werden darf, ist G. 10. A. 6 (vgl. G. 10. A. 4.
8. 10) ansgefOhri Dass sie aber andrerseits auch nicht nach 310 gefallen
sein kann, wäre dann sicher, wenn der Hymnos anf Zeus wirklich (s. A. 59)
schon 285 entstanden wäre. Denn schon an sich würde wohl Jeder eher
glauben, dass E., als er ihn schrieb, älter, als dass er jünger denn 25 Jahre
gewesen sei. Da aber femer Aratos nicht wohl Tor 290 nach Athen ge-
kommen sein kann, wo er dann mit E. studirte (s. G. 10. A. 10), so kann
Letzterer seinerseits wieder diese Stadt kaum vor 288 verlassen haben, nm
nun Schulmeister in dem alezandrinischen Eleusis zu werden, schwerlich
doch vor seinem 22. Jahre. Und man wird obendrein genöthigt sich diese
Schulmeisterthätigkeit, wenn man dieselbe sonach schon 288 wirklich be-
ginnen lässt, doch immerhin als sehr kurze Zeit dauernd vorzustellen«
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348 Dreizehntes Capitel. Kall imachos n. Philemon d. Glossograph.
Er ward zuerst von dem uns nicht weiter bekannten Grammatiker
Hermokrates von lasos ausgebildet*) und studirte dann in Athen,
wie wir bereits sahen ^), und zwar wenigstens zum Theil mit
dem etwas älteren Äratos zusammen bei dem Peripatetiker Praxi-
phanes. Hierauf lebte er zunächst als Schulmeister in Eleusis,
einer Vorstadt von Alexandreia^, ward dann aber, sei es schon
durch Ptolemaeos Soter in dessen letzter, sei es durch Ptolemaeos
Philadelphos in dessen erster Regierungszeit*), jedenfalls bald
und noch als junger Mann^) an den alexandrinischen Hof ge-
zogen, wo er, wenn auch wohl ohne Zweifel mit Unterbrechungen
Denn zwar meint Bannow Stad. Theoer. S. 42, dass er jenen Hymnos
wohl noch während derselben gedichtet haben könnte, indessen der ganze
Eindruck, welchen dies Gedicht macht, ist doch in der That vielmehr der
des bereits voll anerkannten und in den höfischen Kreisen schon völlig
heimisch gewordenen and in den höfischen Ton völlig eingelebten Hof-
poeten, und nicht der des vorstädtischen Schulmeisters. Vollends aber
kämen wir mit der Zeit ins Gedränge, falls die Hymnen auf Pallas und
Demeter, was sich indessen wohl vermuthen, jedoch, wie es scheint, nicht
beweisen lässt, noch vor dem auf Zeus entstanden sein sollten (s. A. 62).
Wenn aber der letztere, wie Rannow S. 41 f. wohl mit Recht annimmt,
ei-st um 280 oder gar, wie Couat S. 200 ff. und Hempel Quaest. Theoer.
S. 88 f wollen, erst zwischen 279 und 275 gedichtet ist (s. A. 59), so ge-
staltet sich dadurch die ganze Rechnung nur erheblich bequemer: man
kann dann annehmen, dass E. erst etwa 285 Athen verlassen habe, und
braucht die Zeit seiner Schulmeisterlaufbahn nicht so ängstlich zu ver-
kürzen; es ist dann möglich, aber immer noch nicht sehr wahrscheinlich,
dass er erst ein paar Jahre nach 310 geboren sei, also, ^ie Couat S. 41—45
rechnet, zwischen 310 und 305, aber doch schwerlich erst um 305, wie
Rannow meint, und jedenfialls nicht erst 296, wie H. Keil bei Ritschi
Opusc. I. S. 233 ff. und Rohde a. a. 0. S. 100. Anm. glaubten, aber auch
nicht schon bald nach 324--316, wie Ritschi S. 89 (72) annahm. Heck er
8. 17 ff. setzt mit sehr unzureichender Begründung 316—300.
5) Snid. a. a. 0. Yermuthlich doch wohl in seiner Heimat Kyrene,
wo sich denn also wahrscheinlich dieser Mann niedergelassen hatte.
6) C. 2. A. 740. C. 10. A. 4. 6. 8. 10. 42. S. auch A. 77.
7) Said. a. a. 0. inl Sl %mv x(f6vmv 17^ IIxoXsfMCw %ov ^iXadiXtpov,
8) Letztere Annahme liegt bei Sui4. (A. 7) vor.
9) Das Genauere hängt davon ab, wie die A. 4 besprochnen Fragen
zu entscheiden sind. Die Angabe des Tzetz., dass er schon als Jüngling
seine Tl^vaiisg geschrieben habe, ist, wie C. 12. A. 68 (vgl. ebend. A. 76)
gezeigt wurde, völlig werthlos. Aber sie konnte kaum anders entstehen,
als indem ihr die auf alle Fälle richtige Nachricht zu Ghninde lag, dass K.
noch jung war, als er an den alexandrinischen Hof kam.
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Kallimachos von Kyrene. 349
durch allerlei Forscherreiseu^^); sein übriges Leben zubrachte.
Wie lange dasselbe dauerte, ist im höchsten Grade streitig, doch
wird man wohl nicht allzu sehr fehlgreifen, wenn man seinen
Tod etwa um 235 setzt ^^). Aus seiner Schule gingen die be-
deutendsten Gelehrten und Dichter, wie Eratosthenes, Aristo-
phanes von Bjzanz, Apollonios der Rhoder, hervor, ausserdem
Hermippos, Istros, Philostephauos von Kyrene^*), und so ward
10) Dilthey De Callim. Gyd. S. 119 f. Vielleicht war er sp&ter von
Neuem in Athen, Fr. 109 (s. Roh de S. 99. A. 3), anch vielleicht in Kreta
(8. Meineke z. Hymn. I, 42. S. 128). Daraas, dass seine Frau nach Said,
die Tochter eines Syrakasers Eaphraeos {Evcpgaiov Eaibel Herrn. XXII.
1887. S. 601 statt Evtpgdtov) war, wird man freilich keine weitem Schlüsse
ziehen wollen.
11) Denn, wie schon C. 12. A. 69 ausgeföhrt ist, nach der natürlichen
Erklärang der dort angegebenen Worte bei Said. 'jQiaxotp. Bvi. überlebte
er den Zenodotos und nicht dieser ihn, und wenn man diese festhält, so
kann man nicht umhin anzunehmen, dass (s. C. 12. A. 82) Zenodotos um
245 starb und E. demselben in der Leitung der Bibliothek folgte , die dann
wiederum Eratosthenes seinerseits nicht wohl vor oder doch längere Zeit
vor 286 übernommen haben kann, s. C. 16. A. 14. Nun folgt aber oben-
drein ans der eignen Aussage des K. Epig. XXI, 6 f., dass er ein hohes
Alter erreichte, und der Versuch von Busch S. 22f. dies Zeugniss weg-
zndeuten bedarf keiner Widerlegung. Dass K. in dieser fingirten Grab-
schritt seines Vaters sich hätte als alt bezeichnen können, wenn er schon
246 starb, also (s. A. 4) überhaupt nur etwa 66 Jahre erreichte, ist recht
unwahrscheinlich , zumal es doch sehr fraglich ist , ob er diese Grabschrift
gerade erst in seinem eignen Todee(jahre gedichtet hat. Der Ausdruck bei
Stat. Sily. 1,2, 268 CdlUmachusque senex bedeutet allerdings, wie Busch
S. 28 darthut, nur einen Mann aus längst vergangenen Zeiten. Dass sich
mit Sicherheit (s. A. 68. 69) kein Datum jünger als 246 aus seinen Werken
nachweisen lässt, erklärt sich wohl daraus, dass er in seinen letzten zehn
Lebensjahren mit den Wv€t%8g genug zu thun hatte und daher vermnthlich
neben ihnen wenig -(s. A. 68) oder gar nichts Anderes mehr schrieb. Die
widersinnige Angabe bei Suid. %al naf^ixnvB iU%Qi Evsifyixov TiXrid'ivtos
ntoXefiaiov, olvfiiuädog äh if%t\ ris Kata to dev%8Q0v itog b Evs^y irrig
IltoUßaiog iigificto ttig ßuöiXsititg ist durch Merkels (Prolegg. in Apoll.
Rh. S. X) blosse Aenderung von (f%i' in gly' weitaus noch nicht ins Eeine
gebracht; wahrscheinlich richtig stellt Eaibel bei Busch S. 18 f. sie so
her: (Jl%(HtC8 dh inl tijg 6Xv(iniddog Q%t'y %o.l na^ixEivB . . . olvfi^mdSog
dl qXy\ rig k. t. X, Man wusste also ganz richtig, dass E. unter Euergetes
starb, fand wahrscheinlich auch bereits keine Daten in seinen Schriften,
die später als Ol. 188 waren, und schloss daraus vorschnell, dass er diese
Olympiade nicht überlebt habe.
12) S. C. 16. A. 6. C. 16. A. 8. C. 14. A. 62. C. 19. A. 7. C. 20. A. 608.
C. 17. A. 77.
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350 Dreizehntee Capitel. E^allimachos u. Philemon d. Glossograpb.
denn sein Einfluss in Alexandreia derart massgebend^ dass Jeder,
welcher sich demselben zu entziehen suchte oder ihm gar aus-
drücklich widerstrebte, wie sein jugendlicher Schüler Apollonios,
dabei den Kürzeren zog^^^). Kallimachos ging als Dichter von
der, wie schon gesagt ^^), durchaus richtigen Einsicht aus, dass
er und überhaupt seine ganze Zeit zur Darstellung grossartiger
heroischer StoflFe nicht mehr geeignet waren, und sprach sich
daher entschieden gegen derartige erneute Versuche umfitnglicher
Heldenepen aus, bei denen nichts Anderes herauskommen konnte
als eine mühselige und leblose Nachahmung des Homeros^^).
Und da nun Apollonios mit seinem Argonauteugedicht in be-
wussteu Gegensatz hiezu trat, entspann sich hieraus eine erbitterte
litterarische Fehde ^^), die immerhin einige Jahre gedauert haben
mag, bevor Apollonios das Feld räumte und nach Rhodos ging^^.
Von Seiten des Letzteren ist uns als sicheres Denkmal derselben nur
das „unfeine"*') Epigramm geblieben, welches er als ein spöttisches
12^) S. über diesen Streit jetzt auch Geroke Alexandrinische Studien.
Fortsetzong. Der Streit mit Apollonios. Rhein. Mas. XLIV. 1889. S. 127—160.
18) C. 3. S. 168 ond s. dort A. 8.
14) Oder mit anderen Worten ein in deren ausgetretenen Geleisen sich
bewegendes sogenanntes „kyklisches**, d. h., wie y. Wilamowitz Homer.
Unters. S. 864 ff. gezeigt hat, „pseudo- homerisches*', aus verfehlter Mache
der Homemachahmnng hervorgegangenes und zurechtgeflicktes Gedicht,
gegen welches K. £p. XXVIIl (s. A. 64) seinen Hass ausspricht: ix^afym
t6 noirifia tö %vHXi%6v (vgl. Prop. IV, 1, 14. non datur ad Mueas currere
lata via, Hör. A. P. 131 f. publica materies . . . viUm pattUumque orhem,
186. seriptor cyclicua). Den Homeros selbst scheint er gleich Aristoteles
nur für den Urheber der Uias, der Odyssee und (s. Fr. 74 % vgl. A. 62) des
Margites angesehen zu haben, daher denn im 6. Epigr. (s. A. 62) die Oixa-
Xiag aXmaig als reichlich gut für (einen Kykliker wie) Kreophylos, aber
nicht gut genug fOr Homeros erkl&rt wird. Vgl. Dilthey Callim. Cyd.
S. 6 — 11, dem man aber um so weniger darin beistimmen kann, dass schon
K. selbst (in Bezug auf seine Nachbeter s. A. 92) den Homeros habe herab-
setzen und sich mit seiner eignen Dichtart demselben gleichstellen wollen :
durch alles von Dilthey S. 11 ff. Beigebrachte wird dies noch keineswegs
bewiesen. Vgl. hiegegeu auch Gercke a. a. 0. S. 128—180. Wohl aber
konnte es scheinen, dass die Strenge geg^en Apollonios sich wenig mit dem
G. 14. A. 17 zu besprechenden Compliment des E. und des Theokritos gegen
Antagoras vertrage, aber es ist auch nicht ein episches Gedicht desselben,
auf welches sich diese Gomplimente beziehen. S. auch A. 26.
16) S. C. 14. A. 61—58. 16) S. C. 6. A. 86.
17) Bernhardy G. L.-G. IIP. S. 808, welcher schwerlich mit Recht
daran zweifelt, dass wirklich der Rhoder Apollonios der VerfJEisser dieses
Epigramms sei.
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EallimachoB von Ejrene. 351
Motto zu den j^huc des Eallimachos dichtete ^^). Eallimachos
richtete gegen ihn ein eignes Schmähgedicht Ibis^ unter welchem
Namen eben Apollonios verstanden war*®). Gegen diesen wenden
sich femer die neun letzten Verse des Hymnos auf Apollon
(105 ff.), wonach man denn die Zeit dieses Streites, in welchem,
wie wir sahen, Theokritos in den Thalysieu und mittelbar wohl
auch mit seinem Hylas für Eallimachos Partei ergriff*®), mit grösster
Wahrscheinlichkeit^**) etwa in die zweite Hälfte der Sechzigerjahre
18) Anth. PaL XI, 276. 'AnoXXoavlov zov ygafifucTiHOV.
KaXUfucxos t6 mi^agiia, t6 nafyviovj b ^vltpog vovg
attu)s b yoafftag Attia KctlXiiidxov.
(AHtiec KaXUyMiov ist mit Recht von Boiseonade als Buchtitel gefasst,
Bentleys Conjectur KaXXliika%og falsch). Indessen hat Linde De diversis
recensionibns Apollonii Bhodii Argonanticon, Gott. 1885. 8. S. 34ff. über-
dies sehr wahrscheinlich gemacht, dass der an sich unhaltbaren Annahme
von Merkel a. a. 0. S. XVIII f., die Verse Argon. 111, 982 f. seien eine
Antwort auf den Angriff £L Apoll. 105 ff. nnd eine Parodie desselben, doch
etwas Wahres zu Grande liege, indem nämlich der ganze Abschnitt
III, 927 — 947 erst in der zweiten Ausgabe vom Dichter hinzugesetzt zu
sein scheine, um einen Tadel des Eallimachos zu beseitigen, aber zugleich
mit einem Hieb auf diesen, dergestalt, dass er mit der Krähe auf diesen
zielt, mit dem Mopses aber auf sich selber.
19) Suid. V|3t€ (ßoxi 9\ noirnia inizBttjdsvfiivov sig aaatpsucv xal Xoidm-
qUtv stg tiva ^Ißii^y ysvofuvov IxQ'^bv KaXXifucxov' i\v d* oimog 'JnoXXmviog
6 yqaipag tä 'AQyovtLvxi%d. Ovid. Ib. 58 ff.
poshHodo, 8% pergea, in te mihi liber iambw
tincta Lycambeo sangitine UAa dahit,
nunc, quo BatHades inimicum devoret Ihin
hoc ego devoveo teque tuosque modo,
uigue üle, historiis involvam carmina caecia:
non söleam quamvis hoc genu» ipse sequi,
iUius ambages imitatus in Ihide dicar
oblituB moris iudiciique mei.
Vgl. 447. exiguo . . . UbeUo. Was aus diesen Worten des Ovidius folgt,
hat Riese Zur Beurtheilung von Ovidius und Kallimachos Ibis, Jahrb. f.
Phil. CIX. 1874. S. 377—881 richtig gegen Schneider II. S. 278 ff. ent-
wickelt Die Aehnlichkeit im Gedichte des Ovid. mit dem des E. besteht im
Gegensatz zum liber iambus, also der offenen , persönlichen Schmähung mit
Namensnennung, in der Einhüllung der Satire in allerlei absichtlich dunkel ge-
haltne Geschichten und Beziehungen {historiae cctecae, ambciges, aüdtpsia)^ ver-
muthlich daneben auch wohl in Gleichheit des Metrums; dagegen hat Ovid.
vom Inhiüt schwerlich Etwas aus E. übernommen, üebrigens s. d. Nachträge.
20) C. 6. A. 84—86.
20^) Anders stände es freilich, wenn man mit Geroke Rh. Mus. XLII.
S. 598 f. Eallim. H. 111,186 als Nachahmung von Theokr. XXII, 116 f.
ansehen müsste, denn die beiden letzteren Verse scheinen allerdings, wie
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352 Dreizehntes Capitel. Eallimaohos u. Pbilemon d. GlosBograph.
setzen darf ^^). Wie sehr derselbe ihn erbittert hatte^ sieht man
daraus^ dass er auch noch im Alter einen Seitenblick auf die
Anfechtungen geworfen hat, welche seine Poesie erfahren habe,
über welche sie aber erhaben sei^^). Und so trat er denn, wie
dies gleichfalls schon bemerkt wurde ^^), auch dem ungesunden
Einflüsse mit Erfolg entgegen, welchen Antimachos und beson-
ders dessen Ljde auf die bisherige hellenistische Poesie aus-
geübt hatte. Auch er sah gleich Tbeokritos, wenn schon in
etwas anderer Weise, in der Darstellung gemütblichen Stilllebens
und kleiner idyllischer Genrebilder die seiner eignen Begabung
und dem Geist seiner Zeit gestellte dichterische Aufgabe. Er
erkannte, dass auch kleine Heldengedichte, wenn man sie über-
haupt Doch verfassen wollte, doch in so geschickter Auswahl
und Beschränkung ausgeführt werden mussten, dass sie selber
Etwas von diesem Charakter annahmen, wofür er selbst in der
Hekale und Theokritos im Hylas und im kleinen Herakles die
Beispiele gaben ^), und so beschränkte er sich denn überhaupt
Usener bei Geroke Rhein. Mas. XLIV. S. 135 nach Lachmann zn Pro-
pert. 8. 90 f. und den Auslegem zu Gatull. LXVIII, 46 f. erinnert, eine
Zurechtweisung des ApoUonios zu enthalten, welcher zu Anfang seiner
Dichtung bloss den Apollon anruft und dann I, 22 die Musen nur als vno-
(pTJ%0Q€g doiSijg bezeichnet. Allein ich wenigstens Termag jene Nöthigung
nicht einzusehen.
21) Wie sich unten (s. A 6d — 66) zeigen wird. Nun erklären freilich
Merkel S. XIX, Dilthey Analecta Callimachea, Bonn 1866. 8. S. 32 und
Couat S. 229. A. 7 diesen Schluss für unpassend zu dem Gedicht und daher
für einen späteren Zu^^tz, den K. erst gemacht habe, als er vermuthlioh
seine Hymnen sammelte. AJlein (abgesehen davon, dass wir gar nicht
wissen, ob er dies je selber gethan hat) angenommen auch, Ersteres sei
richtig, so folgt doch daraus noch Letzteres nicht. Denn wenn einmal E.
diesem Gedicht einen unpassenden Schluss gab, so ist nicht abzusehen,
warum er dies nicht ebenso gut gleich gethan haben kann wie erst später.
„Und da der letzte Vers sich nicht von den vorangehenden trennen lässt,
würde K. auf diese Weise hier wider alle Gewohnheit die das Granze ab-
rundende Apostrophirung der Gottheit am Ende (t<xii?8 äpai) anfänglich
weggelassen haben**. (Enaack).
22) In jenem 21. Epigr. Y. 4. o d* fjsisev xqhoova ßanuapii^g,
23) S. C. 3. A. 16. Dass er auch über die Thebais des Antimachos
nicht günstiger dachte, erhellt aus der Nachricht bei Prokl. in Plat. Tim.
I. p. 28, dass er (Fr. 74^) und Duns (Fr. 67) dem Piaton vorwarfen, er
habe keine Dichter zu beurtheilen verstanden, da er den Antimachos be-
sonders schätzte und dem Choerilos vorzog.
24) 8. die G. 3. A. 10 angeführte Bemerkung von M. Haupt und unten
A. 41 , dazu C. 6. A. 36. 36.
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Kallimachos yod Eyrene. 353
auf Gedichte geringeren ümfangs^^). Dabei ist es aber auf der
anderen Seite selbstverständlich^ dass er mit 'seiner Forderung
einer Entfernung von dem gewöhnlichen^ breit getretenen Wege
fortwährender Nachahmung des homerischen Epos im Geiste
seiner Zeit auch in der Poesie zugleich Gelehrsamkeit verlangte,
eine Behandlung entlegner und nichtgangbarer Legenden und
neuer Stoffe*^, und damit hängt auch im Ausdruck bei ihm
eine grosse Vorliebe für seltne, ungewöhnliche und veraltete
Worte zusammen, wie sie ihm zum Theil das Studium der
Alexandra des Lykophron an die Hand gab'^). Mit ihnen aber
mischte dann wieder auch er theils Ausdrücke aus dem gemeinen
Leben, theils eigne Neubildungen**). Und trotz seines Tadels
der Breite von der Lyde des Antimachos und trotz des verhält-
nissmässig geringen Umfanges von jeder seiner eignen Dichtungen
gefiel er sich doch selber sehr in breiten Ausmalungen^^). Die
Hauptmasse seiner elegischen Poesien^**) bestand in den 4 Büchern
Atxi,a^^)j einer Sammlung griechischer Ursprungs- und Gründungs-
legenden ^). Am Meisten wissen wir von der im dritten Buch^*)
enthaltenen, anmuthig erzählten Liebesgeschichte des Akontios
und der Kydippe^), demnächst von der des Demophon und der
25) Vgl. seinen Anssprach Fr. 359 bei Atb. II. 72 a. fi^ya ßtßXiov [liya
Kccii6vy den freilich Birt S. 482 ff. ganz anders gedeutet hat, aber siebe
Wilamowitz Homer. Unters. S. 369. A. 47 (vgl. C. 12. A. 17). Dazu vgl.
Fr. 166. 490 und die anderen C. 8. A. 8 angef. Stellen und Diltbej Anal.
Call. 8. äff.
86) S. A. 14 nnd C. 8. A. 11. 27) S. 0. 9. A. 88. 40.
28) Aul in De elocutione Callimacbi, üpsala 1856. 8. Loebe De elo-
cutione Callimacbi Cyrenensis poetae, Putbus 1867. 1874. IL 4. — Scbeer
Callimacbus*Ofii29tx6(, Rendsburg 1866. 4. ist mir leider nicbt zugänglich. —
Degner De Dorismi usu Callimaobeo, Breslau 1877. 8. Doctordiss.
29) Lnkian. Conscr. bist. 57, vgl C. 4. A. 112. C. 14. A. 102.
30) Callimacbi elegiaram fragmenta . . . collecta atque ülustrata a
L. Casp. Yalckenario. £d« . . . lo. Luzac, Leid. 1798.
31) Bauch Kallimacbos Fragmente der Aitia, Rastatt 1860. 8. —
W. Lange De Callimacbi Aetüs, Leipz. 1882. 8. (sehr unerheblich, so weit
wirklich speciell auf die Atttcc bezfiglich, im üebrigen s. A. 71).
32) Auf die Art, wie 0. Schneider sich die Disposition derselben
dachte, braucht jetzt nicht mehr eingegangen zu werden, da doch wohl
Niemand jetzt noch an dieselbe glaubt. 8. gegen dieselbe unter Anderen
Rohde S. 85 ff. A. 1.
88) Schol. Soph. Antig. 80.
34) Was eigentlich durch dieselbe auf seinen Ursprung zurückgeführt
werden sollte, bleibt freilich völlig dunkel, wohl aber kennen wir den
SvsBiUHXi, grieoh.-alex. Litl-Geteh. L 23
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354 Dreizehntes Capitel. Kallimachos u. Philemon d. Glossograph.
Phyllis und von der Erzählung über Linos und Koroebos^*^), so
wie auch von der über Molorchos und Herakles *^''). Im zweiten
Buche stand allem Anscheine nach eine Reihe zusammenhängen-
der Elegien über die Argonauten- und eine andere über die
Heraklessage**). In der Einleitung des Ganzen ging er von der
Erdichtung aus, dass er im Traum aus Libyen, d. h. ohne Zweifel
aus seiner Vaterstadt Eyrene^ auf den Helikon erhoben und dort
von den Musen über die Begebenheiten der Gotter und Heroen
unterrichtet worden sei*^), woraus man wohl nicht mit Unrecht
Gang der Handlang durch die im engen Anschluss an dies Original ge-
arbeiteten Briefe des Aristaenetos Epist. 1, 10 nnd Pseudo-Ovidius Epist.
(Her.) 20. 21. Battmann Ueber die Fabel der Eydippe, Mythologus II.
S. 116—144. Dilthey De Callimachi Cydippa, Leipzig 1868. 8.
35) Darch erstere ward die Herkunft des Namens Neunwege (ivvia
oSoi) far eine Strasse an der thrakischen Küste, durch letztere der Ursprung
des auf Linos bezüglichen Lämmer- oder Hundetödtnngsfestes {'AqvCs) in
Argos erklärt. S. hierüber Enaack Analecta Alexandrino-Eomana, Greifs w.
1880. 8. S. 13 ff., dem in Bezug auf erstere schon Bohde S. 473. A. 2 (vgl.
S. 129. S. 87. A. 3) den richtigen Anstoss gegeben hatte.
36*) Ursprung der Nemeen, Fr. 6. S. jetzt Maass Alezandrin Frag-
mente, Hermes XXIV. 1889. 8. 620—528 (der mich freilich nicht durchweg
völlig überzeugt hat).
36) Hierüber s. Enaack Callimachea, Stettin 1887. 4. 8. 1 ff . Nach-
dem er gezeigt hat, dass die Quelle für Eonon (bei Phot. Cod. 186) c. 49
und Apollod. Bibl. I, 9, 26, 1 nicht Apollon. Arg. IV, 1694 ff , sondern E.
ist, vermittelt und berichtigt er die einander entgegenstehenden Ansichten
von Hecker und Schneider dahin, dass er im Gegensatz zu Letzterem
(Callim. II. 8. 79. 141) mit Ersterem (S. 36) bei Snid. 'A^ovg (statt "Agyovg)
%ocToi%i6(M>i liest, aber mit Schneider diese Argonautendichtung nicht für
ein selbständiges Werk, sondern für einen Theil des 2. Buchs der Ahia
erklärt (vgl. A. 71^), jedoch nicht für ein einzelnes Gedicht, sondern für
einen Cjclus. Dann thut er ein Gleiches auch von. den Erzählungen Über
Herakles dar, dergestalt, dass in diesen auch Dasjenige enthalten war,
was E. über Phalaris und Perillos und über Busiris sagte. Diese letztere
Untersuchung ist später von Enaack Zu den Aitien des Eallimachos,
Hermes XXIH. 1888. 8. 181—141 theils berichtigt, theils bereichert. Er
findet u. A. hier bei Apoll. Rhod. I, 1220 eine Verweisung auf die ausführ-
lichere Daritellnng des E und thut dar, dass Letzterer die Hylassage nur
berührt und nicht ausführlich erzählt hatte. Vgl. auch C. 6. A. 86. — Auf
E. geht auch die bei Pseudo-Ovidins Epist. XVII ff. und Musaeos über-
lieferte Sage von Hero und Leandros zurück; der Anfang des kleinen Epos
von Musaeos ist deutlich der Einkleidung in den AhiM entlehnt. 8. J. Elemm
De fabulae, quae est de Herus et Leandri amoribus, fönte et auctore,
Leipzig 1889. 8. (Dooiordiss.).
87) AnthoL PaL VE, 42 (v. 6. ix Aißvrig). Schneider IL S. 118 ff.
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Kallimachos yon Eyrene. 355
geschlossen hat^ dass er an diesem Werke bereits in sehr jugend-
lichen Jahren, als er noch in seiner Heimat lebte, zu dichten
begonnen habe^). Der Zeit des Streites mit Apollonios gehört,
wie schon angedeutet ward, seine Hekale an nach der durchaus
unverdächtigen Nachricht*^), er habe durch dies kleine Epos
die Anschuldigung widerlegen wollen, als rühre seine Anfeindung
jenes Mannes nur daher, weil er selber kein fortlaufendes episches
Gedicht zu schaffen im Stande sei^^). Dasselbe behandelte das
Abenteuer des Theseus mit dem marathonischen Stiere und seine
Bewirthung bei dem Auszug auf dasselbe durch eine arme, aber
gastfreie alte Frau Hekale, welche dann noch vor seiner Rück-
kehr stirbt. Der heroische Stoff war von Kallimachos geschickt
für seine Dichtereigenthümlichkeit und die idyllische Richtung
seiner Zeit ausgewählt, theils schon in dieser grossen Beschränkimg,
theils weil die Einkehr bei der Hekale Gelegenheit zur Ausmalung
Daher Dennt Prop. III, 82 (34), 82 die Ätna sonmia CcUltmachi^ s. A. 71.
Diese Erfindung ward dann von Ennins in den Anmales (I. Fr. V ff.) nach-
geahmt, 8. Vahlen Enn. poes. rel. 8. 4.
38) So Merkel a. a. 0. S. XXI, s. jedoch Dilthey S. 15. A. 2. Jeden-
falls viel zn weit ging der Schlass von Schneider Prolegomena in Calli-
maohi AlxCmv fragmenta, Gotha 1861. 4; S. 1 , dass er es damals und dort
auch bereits vollendet habe, s. dagegen die eignen Bemerkungen von
Schneider Callim. IL S. 114. Spiro Prol. u. EpiL in Lyk. AI., Herrn. XXIII.
1887. S. 200 f. hat vielleicht (doch s. d. Nachträge) Recht darin, wenn er von
den beiden denselben poetischen Grundsatz (vgl. C. 3. A. 17) aussprechenden
Versen Lav. Pall. 56. yA^o£ d' ov% ifiog^ äW ixiqmv und Ah, Fr. 490.
ßQOvrav ovx if^op^ aXXä Jiog den letzteren fQr den späteren zu erklären
geneigt isi Aber weder seine Gründe dafür, dass der Pallashymnos noch
aus der Schulmeisterzeit in Eleusis (was mir freilich an sich nicht unglaub-
lich ist, s. A. 62) stamme, noch auch dafür, dass die Ahue auch noch
während derselben vollendet seien, scheinen mir zwingend. Das gleiche
elegische Versmass beider Dichtungen beweist Nichts; höfische Anspielungen
fanden sich unsers Wissens z. B. auch in der Hekale nicht, und ob der
Dichter nicht auch noch am alezandrinischen Hofe hie und da auf aus-
wärtige Bestellung arbeitete, können wir mindestens nicht wissen. Vgl.
Susemihl Anal AI. II. S. Vf. — Uebrigens s. noch Bergk Zu Calli-
machus, Rhein. Mus. IX. 1854. S. 188^141 -* Opusc. II. S. 198-201.
39) Schol. H. Apoll. 106. iynaXst Sia tovroav tovg* c%(onvovxag avrov
fifj Svvttü^at noirjüat (liya noirifia, o^sv '^vciynda^rj noiijoai r^v *E%aXr}v.
Vgl. A. 21.
40) Die Vermuthung von Naeke Opusc. IL S. 35 ff. jedoch, dass er
mit den Schlussversen des Hjmnos auf Apollon (s. A. 21) ausdrücklich auf
die Hekale als eben erschienenes Gedicht hinweisen wolle , ist sehr unsicher.
23*
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356 Dreizehntes Capitel. E^allimaohos u. Pbilemon d. Glossograph.
einer häuslieb- gemüthlichen ländlichen Scene darbot ^^). Die
sonstigen Thaten des Theseus waren episodisch eingewebt, zum
Theil als Selbsterzählung an Hekale^). In Hexametern war auch
die Galateia abgefasst^^). In der Einleitung zu seiner "la^ußoi
betitelten^) Sammlung iambischer und choliambischer Gedichte
scheint er sich als einen Hipponax redivivus, aber Ybn milderem
Auftreten bezeichnet zu haben^^), und so waren sie denn, wenn
auch herbe Polemik**), z. B. gegen Euhemeros*'), in ihnen nicht
fehlte, doch sehr gemischten Inhalts^). Zu den choliambischen
gehorten auch Fabeln*^. Seine Dichter und Dichtwerke ab-
schildernden und beurtheilenden Epigramme fasste er, wie es
scheint, unter dem Titel FQu^pstov zusammen^), was sich dem
Sinne nach annähernd durch „Dichterporträte" wiedergeben
lässt. Unter den uns erhaltenen 63 (oder vielmehr 62) Epi-
grammen^^) befinden sich noch einzelne derselben ^^. Von
41) Einen gewissen VergleichongspnDkt bieten die idyllischen Züge in
dem kleinen Herakles des Theokritos (s. Brinker De Theoer. vit. S. 61 f.)
dar, besonders in der Einleitung (1—10), wenn anch die Ansmalnng der-
selben hier eine weit weniger umfängliche ist, nnd jedenfalls hfitte Brinker
S. 66 fP. mindestens ebenso gnt dies Gedicht als das mit Unrecht von ihm
für acht gehaltene Herakles der Löwentödter mit der Hekale yergleichen
können. — Als ein ro^evroy inog {Srj yccQ in' avxm mpruf tovg Movaiiov
nävtas icsuis ndXovs) preist die letztere Krinagoras Anth. Pal. IX, 646.
42) Naeke Gallimachi Hecale, Bonn 1846. 8. (Opnso. U) hat die Frag-
mente Yortrefflich gesammelt und erl&otert, doch hat seine Darlegung der
Composition des Gedichts dnrch Conat S. 366^890, wie es scheint, noch
manche nicht unwesentliche Berichtigpingen erhalten. S. auch Heck er
Cap. II. S. 79 ff. Schneider IL S. 171 ff.
48) Fr. 87 b. Ath. VH. 284 c.
44) Schneider IL S. 229 f. VgL auch ten Brink De Callimachi
choliambis quibusdam, Philologus VI. 1861. S. 862—864. Bergk Opusc.
IL S. 201.
46) Fr. 92. 86. 90. Schneider IL S. 280 f. 249. 266 ff.
46) Schneider H. S. 280.
47) Fr. 86. S. C. 11. A. 86. 68.
48) Z. B. Geschichten der sieben Weisen und des Pythagoras Fr. 88 ^
89. 94—96 (Tgl. C. 6. A. 87), litterarische Notizen, so über Ion Fr. 88 ^
49) Fr. 98* ^ YgL Fr. 87 und Bergk üeber das Zeitalter des Babrius,
Opusc. II. S. 662 1 660 f.
60) Fr. 87* (über Archilochos). S. Schneider IL S. 166—168, vgL
C. 4. A. 22. Damit ßÜlt die Vermuthung von Welcker Ep. CycL.L S. 8.
Anm., dass solche Epigramme in den nUaxsg gestanden hätten.
61) Bei Schneider ist die Zahl auf 64 durch Einschiebung von III
gestiegen, bei Wilamowitz durch Weglassung yon HI. IV Sehn. (8 Meineke)
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Kallimachos von Kyrene. 357
diesen uns übrig gebliebenen^)^ die höchst interessant und vor-
trefflich sind***), hat er das 37. bis 39. in Hemiamben und künst-
licheren Yersmassen gedichtet. Im üebrigen hat seine poetischen
Schöpfungen das eigenthümliche Schicksal betroffen^ dass gerade
die wahrscheinlich allerschwächsten sich erhalten haben^ nämlich
ausser der in der lateinischen Uebertragung des Catullus (Coma Be-
renices)^^) auf uns gekommenen Elegie „die Locke der Berenike''
auf 62 gefallen. Ich citire nach Meineke, dessen Zahlen auch Wilamo-
witz beibehalten hat.
62) NämUch das 6., auf die Ol%tikCaq Slaifig (vgl. A. 14) und (s. G. 10.
A. 4. 41) das 27., auf die ^aivoftsva des Aratos bezügliche. Gewiss mit
Recht nimmt Schneider II. S. 221 an, daes im Fgatpsiov auch Fr. 74*
(über den Margites, s. A. 14), Fr. 74^ (über die Lyde des Antimachos,
s. A. 28 und C. 3. A. 16) und auch wohl Fr. 74 (über den Tod des Me-
nandros, s. G. 8. A. 41) standen, obgleich sie allgemeiner aus den Epi-
grammen citirt werden.
53) Von denen die Grab- und Weihepigramme grossentheils für wirk-
liche Zwecke auf Bestellung gedichtet zu sein scheinen namentlich wohl, als
K. noch als armer Schulmeister in Eleusis lebte, s. Spiro a. a. 0. S. 200.
54) Die Herausgabe derselben ist noch bei Schneider sehr mangel-
haft, s. Kaibel Herm. X. 1876. S. 1 f . Von dem 42. (bei Schneider 43.)
hat sich ein kritisch nicht wertbloses Bruchstück (oder vielmehr zwei
Bruchstücke) auf den Resten einer Wand von einem altrömischen Hanse,
dessen Trümmer neuerdings ausgegraben sind, gefunden, s. Eaibel De
Gallimachi epigrammate XLIII ed. Schneid., a. a. 0. S. 1 — 6 (nebst Mit-
theilongen von Buche 1er). Auster diesem der Movca naiSi%ri geweihten
Epigramm sind auch noch einige andere erotischer Art, so das 28. (vgl.
A. 14), femer 43 ff. 52 (s. G. 5. A. 33). Das 35., eine Grabschrift auf ihn
selber, ist interessant durch die Selbstcharakteristik: sv (dv doidriv eido-
TOff, SV d' otvtp TiedQiM avyysXdaai. Ueber das 51. s. u. A. 69 , über das
32. V. Wilamowitz Hermes XIV. 1879. S. 165 f. -- Ausserdem s. G. Her-
mann De loco Gallimachei hynmi in Delum et quibusdam epigrammatis,
Leipzig 1847. 4. Opusc. VIE. S. 360—370. Göttling Opuso. acad. S. 261—
269. M. Haupt Philologus I. 1846. S. 366 f. »- Opusc. I. S. 189. Herm.
II. 1867. S. 222—224 — Opusc. IH, 2. S. 382-385. F. V. Fritzsche De
Gallimachi epigrammatis, Rostock 1868. 4. S. auch die Nachtr&ge.
55) Brueggemann De G. Valerii Gatulli elegia Gallimachea (LXVI)
dissertatio critica (Programm v. Arnstadt), Soest 1830. 8. (ist mir nicht
bekannt). Riese Kallimachos und die Ghalyber, Rhein. Mus. XXXVI.
1881. S. 206—209. Vahlen Ueber ein alexandrinisches Gedicht des Ga-
tullus, Sitzungsber. der Berl. Akad. LH. 1888. S. 1361—1385. Ob auch das
64. Gedicht des Gatullus NupUae Pelei et Thetidos einem Original des E.
nachgebildet ist, wie (im Gegensatz zu M. Haupt De GatoUi carmine LXIV,
Berlin 1855. 4. Opusc. II. S. 67-89) Riese Gatull's 64. Gedicht aus Kalli-
machos übersetzt, Rhein. Mus. XXI. 1866. S. 498—509, W. Hertzberg
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358 Dreizehntes CapiteL Kallimachos u. Philemon d. Glossograpli.
(nXoxaiios BeQevixrjg) sechs Hymnen, auf Zeus, ApoUon,
Artemis, Delos, das Bad der Pallas {slg XovtQa tijg IlaXXddog)
und Demeter, Ton denen der 5. in elegischer Form gedichtet ist.
Sie waren ohne Zweifel bestimmt bei festlichen Gelegenheiten
declamirt zu werden. Aus den vier ersten und dem Berenike-
gedicht lernen wir die Beziehungen des Kallimachos zum Hofe
kennen, von denen wir sonst Nichts wissen, üeber die Ent-
stehungszeit der beiden letzten lässt sich, wie es scheint, auch
nicht das Allerentfemteste wissenschaftlich bestimmen. Beide
sind in dorischem Dialekt abgefasst, und sonach war, gleich wie
der 5. ohne Zweifel ftlr ein Fest der Pallas in Argos auf Be-
stellung der Argiver gearbeitet war, jedenfalls auch der 6. für
die Bewohner irgend einer anderen dorischen Stadt bestimmt^*).
Jene vier anderen aber waren zwar auch etwa mit Ausnahme
des 4. nicht gerade auf Bestellung des Königs*^**), aber doch in
dessen Interesse verfasst uud dienten dessen Politik. Daher sind sie
denn auch voll von politischen Anspielungen und von schmeicheln-
den unmittelbaren und mittelbaren Verherrlichungen des Phila-
delphos und der Seinen, und die Verhältnisse der angerufenen
Gottheit, die in diesen Hymnen hervorgehoben werden, verbild-
lichen oft die des Herrschers und dienen diesen geradeswegs bloss
zur Folie****), was denn freilich nicht hindert, dass Kallimachos
üebers. d. Catull. S. 168 f. und Weidenbaoh De Catullo Callimachi imi-
tatore, Leipzig 1873. 8. (Doctordiss.). S. 9 ff. wahrscheinlich za machen ge-
sucht haben, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist der Ausgangspunkt der
Beweisfahrong, der Plural in LXV, 16 f. Ortale, mitto 'JKiec expressa tibi
carmina BcUtiadae, abgesehen von der Gegenbemerkung Schneiders
IL S. 162 (vgl. S. 791), hinfällig geworden, seitdem sich herausgestellt hat^
dass wahrscheinlich auch das 68. Gedicht aus K. fibersetzt ist, s. A. 73.
Gegen Weidenbaoh s. überdies B. Richter Jahresber. II. S. 1448 f.
66) S. Couat S. 223—228, dessen weiteren Combinationen ich freilich
nicht zu folgen vermag. Hiemach kann ich den auf den ersten Anblick
anmuthenden Gedanken (s. Wilamowitz b. Susemihl Anal. AI. I. S. XI f.,
vgl. Schol. VI, 1 und dazu Beinecke De scholiis Callimacheis , s. A. 102,
S. 16 f.), es sei dieser Hjmnos fSr eine Feier der Göttin in der alezandrini-
schen Vorstadt Elensis, als K. dort noch als Schulmeister wirkte, gedichtet
worden, jetzt nicht mehr billigen, s. hierüber auch Maass Kallimachos
und Kyrene, Hermes XXV. 1890. S. 404. A. 1. Die hierin angenommene
Entstehungszeit kann freilich zutreffen, s. A. 62. Ausserdem s. Couat
S. 111 f. 260— 264.
66*») Der 1. wohl gewiss nicht, s. A. 69.
66«) Ein würdiges Seitenstück dazu ist es, wenn Theokritos XVII,
131 ff. die Ehe zwischen Eronos und Bhea, Zeus und Hera als Vorbild für
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KallimachoB von Eyrene. 359
aach in diesen Dichtungen gelegentlich die Ergebnisse seiner
gelehrten Mythen- und Sagenforschungen ausspricht^'). Gerade
die Anspielungen auf Zeitverhältnisse ermöglichen nun aber hier
auch Untersuchungen über die Entstehungszeiten ^)^ die indessen
bisher auch mit Sicherheit selbst zu bloss annähernden Resultaten
nur theil weise geführt haben. Wenn nicht etwa jene beiden Hymnen
auf Demeter und auf Pallas noch vorangingen ^^^), so ist jeden-
falls der 1. auf Zeus das älteste dieser Machwerke^ und man
darf seinen Ursprung mit grösster Wahrscheinlichkeit um 280
oder wenig später setzen ^^). Der 4. auf Delos, wohl für eine
die des PhiladelphoB mit dessen Schwester Arsinoe darstellt. Ja so weit
ist EaUimachos nicht einmal gegangen.
67) Wie in anderen seiner Gedichte, z. B. Fr. 82*. So „ist in, 162.
Ktfl yuQ Ilitdvfj <fi^8v sicher Betonang seiner eignen wissenschaftlichen An-
sicht gegen einen andern Gelehrten, der dies bestritten hatte" (Eaibel
Deutsche L. Z. 1882. Sp. 1760).
68) 0. Richter Eallimachne Hymnen auf Zens nnd Apollo. Zwei
Momente im Leben des Ptolemaeus Philadelphus. Gaben 1871. 4. Couat
S. 197—287. Eannow S. 88—46. Maass a. a. 0. S. 400—411.
68*) S. A. 62.
69) So Rannow S. 88—42 (s. A. 4). Gegen die Vermuthung von
Richter S. Iff., dieser Hymnos sei geradezu ffir die Feier der Thron-
besteigung des Philadelphos 286 bestimmt gewesen, bemerkt Rannow
S. 49 treffend: „toUus earminis candicione refuUUur, in quo ne verbum qui-
dem legimus de regno modo tnito: nam 8% usquam, certe hie e stkntio poetae
conicere aliquid possumus: nullo enim voto, nMo gaudii indicio regem ad
regnum accedentem prosequitur, nihü a dis vel ab love precatur pro eiue
felicitate et aalute^ neqt^e omnino cum ipso imperii initio conveniunt v, 84 sqq.''.
Jedenfalls 9,war er vielmehr für ein Symposion von Privatleuten (s. V. 1 ff.)
gedichtet", s. Maass a. a. 0. S. 402. Im üebrigen aber handelt sich Alles
um die Deutung der Verse 68 f.
T99 TOt xal yvanol nqoxBf^Evhq nsQ iovxBs
ovffavov ovTi ipkiyriQciv i%Biv inidaiaiov oIhov.
DasB dieselben auf die Zeit um 286, als die älteren Brfider des Philadelphos
noch Nichts gegen diesen unternommen hatten, am Besten passen würden,
ist Richter und Brinker S. 70 zuzugeben, aber in welche fast unüber-
windliche chronologische Schwierigkeiten man mit dieser Annahme geräth,
ist A. 4 dargelegt. Und da sich nun diesen Versen nach dem Tode jener
Brüder eine zum Theil freilich weniger gut, zum Theil aber auch viel
besser passende Deutung (s. darüber bes. Rannow S. 40) abgewinnen lässt,
dieselben aber andrerseits (wie wiederum Rannow S. 40 f. zeigt) ein
schlechtes Compliment für Philadelphos sieben bis zehn Jahre nach dessen
Regierangsantritt gewesen wären, so wird man die Entstehung dieses Hymnos
nicht mit Couat (s. A. 4) möglicherweise bis 278 oder gar 275 hinabzu-
drücken haben.
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360 Dreizehntes Capiiel. Eallimachos a. Philemon d. Glossograph.
dorthin geschickte Festgesandtschaft ^^^) bestimmt, setzt entweder
den Ptolemaeos des Theokritos voraus oder umgekehrt letzteres
Gedicht das erstere^), ersteres fallt aber auch bei jener Annahme
noch in die Zeiten der ägyptischen Obmacht vor der Schlacht
bei Eos, also etwa zwischen 270 und 266, bei dieser könnte es
noch vor 270 entstanden sein**). Von dem 3. auf Artemis hat
sich bisher nur so viel als gewiss ergeben, dass er nach 277,
aber nicht, wie lange nachher er verfasst ist^. Endlich der
59^) Oder för den dortigen Bhapsodenagon, wie v. Wilamowitz Ant.
V. Kar. S. 220. A. 41 will?
60) S. C. 6. A. 29. 40.
61) y. 171 ff. prophezeit Apollon den Untergang vieler Gallier in
Aegypteu. Dies bezieht Kopp Rhein. Mos. XXXIX. 1884. S. 212 (vgl.
G. 6. A. 29) nach dem Vorgang von Droysen Hellenism. III', 1. S. 270.
A. 2 (welcher S. 806 mit A. 801 seinerseits freilich, wenn auch zweifelnd,
den Ursprung dieses Gedichts bis 266 hinabrücken wollte) mit Becht auf
einen keltischen Söldnerhanfen , welcher sich in dem Kriege gegen Ilagas
verrätherisch erwiesen (Paus. I, 7, 2), und welchen nach den Scholien
Antigonos (Gonatas) dem Philadelphos zu Hülfe geschickt hatte, jedenfalls
also wohl (obgleich Droysen schwankt) entweder zwischen 276 und 274
(s. Häberlin Philol. Anz. XVII. 1887. 8. 180) oder wahrscheinlicher, wie
Hempel Qu. Theoer. S. 91 annimmt, erst nach 272.
62) Kaibel Observationes criticae in AnthoL Gr., Comm. in hon.
Th. Mommseni S. 326 ff. hat beobachtet, dass sich im 6. Hymnos unter
189 Versen 12 mit Penthemimeres ohne bukolische Diärese finden, im 3.
ähnlich 21 unter 268, dagegen im 6. nur 4 unter 71, im 1. nur 3 unter 96,
im 2. nur 8 unter 113 und im 4. vollends nur 8 unter 326 Hexametern, in
den Epigrammen endlich gar keine (s. A. 74). Er schliesst daraus, dass
der 6. und 3. die ältesten von allen seien. Allein der 8. ist in Wahrheit
später als der 1., denn er setzt V. 251 — 258 bereits den Uebergang der
Kelten nach Asien 278/7 und ihren Streifzug, den sie gegen die ionischen
Städte imtemahmen (Paus. X, 82, 3, 4), wie es scheint, unmittelbar nach-
dem sie unter Nikomedes I gedient hatten (Liv. XXXVUI, 16, 11—13),
voraus (vgl. Droysen a. a. 0. II", 2. S. 852 f. 356 f. m*, 1. S. 189—198).
Schon das Jahr dieses Zugs ist nun aber unbestimmbar und auf die Anekdote
bei Kleitophon von Rhodos Fr. 8 (s. Müller F. H. G. IV. S. 867) Nichts
zu geben (s. Wiedemann Philologus XLVH. N. F. I. 1889. S. 82), die An-
nahme femer von Couat S. 217—228, das Gedicht sei fOr die ephesische
Artemis bestimmt gewesen, schwerlich haltbar und seine Vermuthung,
welcher Luebbert Meletemata in Pindari locos de Hieronis regis sacer-
dotio Gereali (Bonn 1887). S. XIV und Wiedemann beitreten, dasselbe
sei erst während des angeblichen zweiten syrischen Krieges 258—248 ab-
gefasst, schwach begründet. Ob ei überhaupt einen solchen Krieg gegeben
hat, ist ja zum Mindesten sehr zweifelhaft. Weit eher sprechen, worüber
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KallimachoB von Kyrene. 361
2. auf ApoUon, in welchem sich 31 Verse unter 113 mit der
Sagengeschichte von Kyrene beschäftigen, und welcher daher
ohne Zweifel für das Hauptfest des dortigen Apollon verfasst
war, steht aus ebendiesem Grunde mit der Wiedererwerbung
dieser Provinz in Verbindung und kann daher nur entweder etwa
um 263 entstanden sein, als Philadelphos und Magas ihre Kämpfe
durch die Verlobung ihrer Kinder Euergetes und Berenike ab-
schlössen und sich so die Aussicht auf den Heimfall von Kyrene
auf Maass a. a. 0. S. 403 — 409 za verweisen ist, gewisse Anzeichen (s. bes.
y. 18 f.) dafär, dass die Artemis dieses Gedichts vielmehr die der Heimat
des Dichters, die Artemis der dritten Phyle von Kyrene der Ntjoimrai
(s. Herod. IV, 161 vgl. m. Ptolem. Physk. Fr. 6 b. Ath. XII. 649 f) sei, nnd dann
kann es freilich gleich dem Apollonhymnos (s. u.) nicht vor 263 entstanden
sein. Jeden&Us hätte ich (Anal. Alex. II. S. XXYIII) auf der andern Seite
nicht Gercke Rh. Mus. XLII. S. 278 ff. folgen sollen, welcher in V. 129—
187 (wie er es öfter macht) eine Anspielung hineinkünstelt, vermöge derer
dieser Hymnos gedichtet sein müsste, als Philadelphos seine erste Gemahlin
noch nicht Verstössen hatte, also bald nach 277, während nach dem ge-
sunden und richtigen ürtheil von Wiedemann hier überhaupt gar keine
Anspielung vorhanden ist. Im Uebrigen liegt bei der Aehnlichkeit der
Composition des 6. und 6. Hymnos (s. A. 67), der völligen Freiheit beider
von höfischen und politischen Anspielungen und der Anwendung des dori-
schen Dialekts in beiden der schon oben (s. A. 58^) angedeutete Gedanke,
den in der That, nachdem ich bereits auf ihn verfallen war, Spiro a. a. 0.
S. 200 f. sehr zuversichtlich ausgesprochen , aber schwerlich (s. A. 38) ge-
nügend begründet hat, recht nahe, dass diese beiden besten Hymnen auch
die frühesten seien. Dieser Gedanke würde eine Stütze auch darin finden,
wenn die Behauptung von Bergk Rhein. Mus. XX. 1866. S. 288. No. 31 =»
Kl. Schrr. U. S. 724. No. 81 u. bes. Gr. L.-G. II. S. 212 f. 218 f. richtig wäre,
dass beide und nur sie allein die siebengliedrige Eintheilung des Nomos,
der 6. des kitharodischen , der 6. des aulodischen, d achbilden. ' Indessen
stehe ich dieser Hypothese um so zweifelnder gegenüber, da inzwischen
Kaesebier De Gallimacho voyMv poeta, Brandenburg 1873. 4. eine eben
solche Gliederung in dem 2. und eine verkürzte fünftheilige in dem 1. zu
entdecken geglaubt hat, und da von den Vertheidigem dieser Bergk-
Eäsebierschen Hypothese Crusius Woch. f. kl. Ph. II. 1885. Sp. 1294 ff.
IV. 1887. Sp. 1386 ff. und Luebbert De Pindari stndiis Terpandreis, Bonn
1886. 4. der erstere a. a. 0. IV. Sp. 1386 es aufTsUlig findet, dass Bergk
nicht erkannt zu haben scheine, wie gerade der 2. „das reinste Beispiel
des kitharodischen Nomos darbiete". Auch Christ Gr. L.-G. S. 403 (*S. 438)
meint, hier sei diese Gliederung noch am Ehesten durchführbar. Den 6.
behandelt besonders in solchem Sinne Crusius Art. Erysichthon inRoschers
Lex. der griech. u. röm. Myth. Ich kann diese Hypothese hier nicht prüfen,
will aber, ohne abzuurtb eilen, doch nicht verhehlen, dass ich von ihrer
Richtigkeit durchaus nicht überzeugt worden bin.
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362 Dreizehntes Capitel. Eallimachos u. Philemon d. Glossograph.
an Aegypten eröffnete ^^, oder aber 248/7, als Philadelphos die
Annexion wirklich vollzogt), die noch vor dessen Tode*^) durch
die Vermählung von Euergetes mit Berenike besiegelt ward^.
Aber für die Zeit des litterarischen Gefechtes zwischen Kalli-
machos und ApoUonios, in welches, wie gesagt, die Schlussverse
gehören, ist der letztere Ansatz offenbar zu spät, und so bleibt
nur der erstere. Diese künstlichen Producte verrathen nun aber
sehr deutlich, dass Eallimachos sie nicht mit rechter Lust und
Liebe, sondern unter dem Zwange des Hofdichters gearbeitet hat.
Sie sind trocken und gelehrt, rhetorisch aufgeputzt, aber arm
an religiösem und poetischem Gehalt, wenn es ihnen auch an
einzelnen feinen und gelungenen Zügen nicht fehlt. Verhältniss-
mässig am Ansprechendsten sind jene beiden Hymnen auf Pallas
und Demeter. In beiden ist eine Erzählung von zwei lyrischen
Partien eingerahmt^^), während die Hymnen auf Artemis und
Delos am Meisten episch, der auf ApoUon am Meisten lyrisch
gehalten sind. Und so ist denn überhaupt der Ton und die
CompositioDSweise in verschiedenen dieser Gedichte sehr ver-
schieden. Noch frostiger berührt uns die höfische Schmeichelei
in der Locke der Berenike aus den ersten Begierungsjahren des
Euergetes*^). Eher früher als später, vielleicht gleich bei der
63) So Busch a. a. 0. S. 40. A. 2. Vgl. Droysen a. a. 0. HP, 1.
S. 276. A 1.
64) So Richter S. 6 f. und Conat S. 229 ff.
65) S. Droysen a. a. 0. S. 847. A 8. *^
66) S. bes. Instin. XXVI, 3, 6. Gercke Alex. Stud. 1. Die Regierungs-
zeit des Magas von Eyrene, Rhein. Mus. XLII. S. 262-267, auf den hier
neben Droysen anch wegen der übrigen Belegstellen verwiesen sei, zeigt,
dasB Magas entweder 800—251 oder 296—247 regiert hat.
67) Conat S. 250—254. Vgl. A. 62. Eine Aehnlichkeit mit der Com-
position von Lykophrons Alexandra, wie sie Spiro a. a. 0. S. 199 ziemlich
künstlich aufsucht, vermag ich hierin nicht zu finden.
6S) Bekanntlich weihte Berenike, als Euergetes gleich nach der Ver-
mählung in den Rachekrieg gegen Syrien ziehen musste, für die glück-
liche Rückkehr ihres Gatten ihr Haar in den Tempel der Aphrodite Ze-
phyriti». Als aber diese Rückkehr wirklich erfolgte , war es verschwunden,
indessen der galante Astronom Eonon entdeckte es am Himmel wieder,
indem er mit diesem l^amen ein Sternbild in der nördlichen Halbkugel
zwischen der Jungfrau, dem Lüwen^ dem grossen Bären und dem Bootes
taufte, Catull. LXVI, 7 ff. Pseudo-Eratosth. Catast 12. Mythogr. ed. Wester-
mann p. 363, vgl. Hygin. Astron. H, 24 (Interpolation aus Catull., wie
Haupt Opusc. I. S. 60 f. nachgewiesen hat). C. 28. A. 82. Gewöhnlich
wird 243 als Zeit der Rückkehr des Euergetes angenommen. Busch a. a. 0.
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EallimachoB von Kyrene. 363
Vermählung der Berenike ist das 51. Epigramm abgefasst*^), in
welchem sie als die vierte der Chariten gepriesen wird. Der
Hymnos auf das Bad der Pallas^ das Haar der Berenike^ der
Ibis und ein Siegesgedicht für Sosibios^^) sind übrigens die
einzigen Elegien^ welche wir von Ealliraachos theils mit Sicher-
heit, theils mit grosser Wahrscheinlichkeit noch ausser den Jttia
kennen ^^). Wohl aber verfasste er auch künstlichere lyrische
S. 17—21, geleitet von der Tendenz (s. G. 12. A. 68 f.) den Eallimachos
auch nicht einmal bis dahin leben zu lassen, bemüht sich eifrig zu zeigen,
dass sie schon 246 erfolgt sei oder wenigstens (was man ihm freilich wohl
wird einr&amen müssen) erfolg^ sein könne.
69) S. Busch a. a. 0. S. 22. A. 18. Dasselbe im Gegentheil mit Couat
S. 43 erst mehrere Jahre nach der Hochzeit anzusetzen ist wohl in der
That kein genügender Grund yorhanden. Uebrigens s. C. 6. A. 27.
70) Fr. 69 b. Ath. IV. 144 e. Ssotpgaötog iv xm n^og Kaeavdqov n^ql
ßaaiXeütg {tl yvijaiov %6 avyygafi^' noXXol yoiQ avx6 tpaaiv slvai Zmaißiov,
tig ov KaXXlfiaxog o notriTrig In^vUiov iXeysiecnov inolrjae) x. t. X. Vgl.
Schneider IL S. 219 f. C. 21. A. 406^
71) Hinsichtlich des Ibis s. A. 19. Der Versuch, welchen im Anschluss
an Jos. Scaliger, Valckenaer und W. Hertzberg neuerdings A. Otto
De fabulis Propertianis, Bresl. 1880. 8. S. 2 ff. und besonders W. Lange
a. a 0. (s. A. 81). S. 8 ff. nicht ohne Scharfsinn gemacht haben, nachzu-
weisen, K. habe auch eigentliche Liebeselegien wie Philetas gedichtet,
scheitert sofort an Prep. HI, 82 (84), 81 f.
tu sa^tM memarem ItAsm imitere Phiktan
et non inflati somnia Callimachi.
Verbindet man hier non mit inflatiy so ist dies ohne Weiteres klar. Aber
auch wenn man mit Sc all gor und Lange zu non vielmehr in einer auch
grammatisch nicht unbedenklichen Weise imitere ergänzt, steht die Sache
nicht anders. Denn warum wird dann im Gegensatz zu der Nachahmung
der Atucc des E. bloss die der Liebeselegien des Philetas und nicht auch
des E., wenn es solche von diesem überhaupt gab, empfohlen, sofern doch
E. bloss in Bezug auf die ACxia als inßatus getadelt werden, Propertius
aber mit dessen Liebeselegien ganz einverstanden sein soll? Dass aber
überdies Lange für die zweite Gonstruction Beachtenswerthes beibringt,
kann man zugeben, dennoch ist es geradezu eine Unmöglichkeit, dass
Propertius, welcher H, 1, 40 an E. vielmehr das angustum pectus rühmt
und nach Langes eignem Zugeständniss wiederholt die Attta nachahmt,
den allgemein (s. A. 94) bei den BOmem und sonst von ihm selbst (vgl!
G. 4. A. 22) hochgefeierten Elegiendichter hier mit einem Male, wenn auch
nur in Bezug auf die Akta , als inflatus herabsetzen sollte. Die Berufung
auf Lukianos (s. A^ 29) ist hier ganz ausser dem Platze. Und so bleibt
denn nichts Anderes ftbrig als bei den Gedichten, in denen E. seine eignen
Liebesverhältnisse besang (s. bes. Ovid. Trist. U, 867 f., welche Stelle sich
in der That unmöglich mit Bohde S. 89. A. 1 auf die ACtw deuten lässt.
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364 Dreizehntes Gapitel. Ealliinachos u. Philetnon d. Glossograph.
Dichtungen (MiXt^y^^), zu denen gewissermassen, wie bemerkt,
auch ein Theil seiner Epigramme gehörte. In choriambisch-
logaödischen Versen war Branchos gedichtet, die Geschichte
des gleichnamigen, von Apollon geliebten und mit Sehergabe
beschenkten Hirten"), und aller Wahrscheinlichkeit nach war
Eallimachos auch der Erfinder der Eybeledichtungen in der
ihnen meisterhaft entsprechenden Form der eben davon so ge-
nannten Galliamben (d. i. katalektischer ionischer Tetrameter
a minore mit allen möglichen Freiheiten, besonders auch*häufiger
Anaklase), so dass wir in dem Attis des CatuUus wiederum eine
auch Rem. 769 f. Ars am. 329), neben einem in dieser Hinsicht gar sehr
in Betracht kommenden Theil der Epigramme (s. A. 64 nnd Ranch 3. 9)
mit Schneider II. S. 18 f. an die MiXri (s. Jl 11^) oder einen Theil der-
selben zn denken, znmal da, wie Schneider bemerkt, anzweifelhafte
Reste von ihnen (Fr. 116. 118. 191) einen derartigen erotischen Charakter
an sich tragen. Die 'Eleyeia des K. werden nnr einmal (Et. M. Jvaiv,
290, 50) angefahrt, nnd das betreffende Bmchstäck (67) stammt aller Wahr-
scheinlichkeit nach aus den Ai^tia und speciell der Eydippe, s. Schnei-
der II. S. 214 ff. Vgl. auch C. 14. A. 107.
71^) In dem Verzeichniss von Schriften des K. bei Suid., welches anf
VoUständigkeit keinen ADspmch erhebt (toiv 9* clvxqv ßißXCoiv ierl %al
Tovra, vgl. D. Volkmann De Suid. Biogr. II, Symb. Bonn. S. 726 f.), in
welchem aber neben anderen die bekanntesten, jlhta, Hekale, Hymnen,
lamben, Epigramme, Fgatpsiov fehlen, stehen MiXrj zwischen dgaiiara und
^Ißis. Daraus hat Schneider II. S. 18 f. einen falschen Schluss gezogen.
Ungleich richtiger nämlich als er II. S. 2—83 urtheilt über diesen Katalog
Daub De Suid. Biogr., Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XI. S. 460—466, welcher
(mit Wachsmnth) die ürgestalt desselben auf Asklepiades von Myrleia
nB(fl ygaiifiattTiöiv (s. G. 26. A. 96) zurückfahrt und nachweist, dass sie
nicht, wie Schneider meinte, roh alphabetisch, sondern nach Fächern .
und erst innerhalb jedes Specialfachs genau alphabetisch angeordnet war.
Freilich in dem jetzigen Auszug erscheinen, wie Schneider nicht ent-
gangen ist, mehrfach Titel von Theilen neben dem des umfassenden Werks
oder erstere allein, während der letztere jetzt fehlte so 'jQyovg %atot%iafjMC
(s. A. 36) und auch wohl (s. Schneider II. S. 17 f.) StfAilri ohne die Jhia,
so dass also dieser letztere Titel im ursprünglichen Verzeichniss wohl vor
beiden stand: ^jlhiay ZeikiXrj 'Agyovg xaxoiniöiioi oder, wie Daub S. 466
nach Wachsmnth meint, schon vor 'lovg atpi^ig, so dass auch schon dies
und auch die drei folgenden Titel noch 'jlgnadün, rXav%og, 'EXnCdig mit zu
den AhuL gehörten. Weiter s. A. 88. 84. 87.
72) Uns noch aus Kon. 38 und Lactant. Placid. z. Stat Theb. VIII, 198
näher bekannt. S. Knaack Anal. Al..Rom. S. 48—62. Der Vers ist dieser:
j. \j \j ^ ^\j \j ^ _^w_ j.\j \j - \j -\j (vgl. Heph. p. 67 u. Et. M. 274, 44
s» Fr. 36. Tereni Maur. 1886 ff.). Bei Suid. steht der Titel nicht.
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Kallimachos von Kyrene. 365
Nachahmung eines Ton ihm herstammenden Originals besitzen^').
Seine Tragoedien^ Satyrdramen und Eomoedien waren
schwerlich für die Aufführung bestimmt'*^). Sehr kunstvoll ist
übrigens auch der Versbau des Eallimachos sowohl im Hexa-
meter wie im Pentameter'*). Von seinen Prosaschriften sind die
73) S. V. Wilamowitz Die Galliamben des Kallimachos und Catullns,
Herrn. XIV. 1879. S. 194—201. Heph. p. 12 führt zwei solche, offenbar von
Catall. a. a. 0. nachgeahmte Verse an, die also wohl von K. sind.
73'») Welcker Gr. Trag. III. S. 1269 macht in dieser Hinsicht die in
der Praxis beispiellose Verbindung des Tragoedien- und Komoediendichters
mit Aecht geltend. Vgl. Lobeck Aglaoph. S. 976 f.
74) S. hierüber besonders Lobe a. a. 0., Eaibel an der A. 62 angef. St.
(vgl. Philodemi epigrammata, Greifswald 1886. 8. IV f.), Prahl Quaestiones
metricae de Callimacho, Halle 1879. 8. (Doctordiss.), Beneke De arte me-
trica Callimachi, Strassburg 1880. 8. (Doctordiss.). Beitr&ge zur Metrik der
Alexandriner (wo über die Wörter, Wortformen u. Versstellen gehandelt wird,
aufweiche K. die Elision beschränkt), Berlin 1883. 4. (Programm von Bochum),
Heep Quaestiones Gallimacheae metricae, Bonn 1884. 8. (Doctordiss.) und
die Nachträge. Vgl. Ludwich De hexametris poetarum Graecornm spon-
diacis, Halle 1866. 8. Thionville De arte Callimachi poetae, Paris 1866
und Couat Notes sur la versification des hymnes de Gallimaque, Annales
de la facultä des lettres de Bourdeaux 1882. No. 2. S. 77—87 standen mir
nicht zu Gebote. Ich muss mich hier auf einige allgemeine Grundzfige be-
schränken; namentlich auf die positio debilis, die correptio Attica und die
Behandlung der Versschlüsse kann ich hier so wenig wie bei Theokritos
eingehen: hier ist neben den genannten Abhh. auch auf Hilberg Das
Princip der Silbenwäguug, Wien 1879. 8. unter Berücksichtigung der von
Beneke und Heep gegen ihn geübten Kritik zu verweisen. In Bezug auf
die correptio Attica s. auch noch die gute Untersuchung von G. Wentzel
De duobus locis Callimacheis (« H. V, 71. £p. LXII, 2), Genethliacon
Gottingense, Halle 1888. S. 22—26 (gegen Eaibel und Wilamowitz).
Im Uebrigen ist in Bezug auf den Hexameter das Meiste schon C. 6. A. 62
angedeutet. Das Vorwiegen der Daktylen vor den Spondeien ist ganz be-
trächtiioh stärker als bei Homeros, und zwar in den Epigrammen der-
gestalt, dass sich unter 139 Hexametern 46 ohne Spondeien finden. Von
den Formen mit Spondeios an fünfter Stelle behält E. nur di^enigen 4 bei,
in denen mehr als ein Dakiylos unmittelbar vorangeht, und im 1. Hymnos
ddsds, ebenso vereinzelt und nur unter besonderen Umständen auch noch
sd9d8, dssds; ein Gleiches gilt von ddssd, ssadd, dssd; der Spondeios an
dritter Stelle ist also überhaupt bei ihm nur eine seltne Ausnahme. Die
bukolische Diärese ist auch bei E. sehr häufig^und tritt, wie schon A. 62
dargelegt ist, in den Epigrammen ausnahmslos da ein, wo vorher die
Penthemimeres zur Anwendung gelangt ist, während in den Hymnen dies
G^ete minder streng durchgeführt ist (s. Heep S. 7 gegen Eaibel), aber
auch hier wird in den Ausnahmsfällen die Penthemimeres wenigstens nur
im Daktylos, dagegen im Spondeios nur ganz vereinzelt aus besonderen
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366 Dreizehntes CapiteL Eallimachos n. Philemon d. Glossograph.
nivaxBq schon besprochen ^^). Eine andere handelte über die
Werke und Proyinzialismen des Demokritos'^). In der
an Praxiphanes^^ rühmte er den Aratos, gedachte also wahr-
scheinlich der gemeinsamen Studien^ welche dieser und er selbst
bei jenem ihrem alten Lehrer gemacht hatten , wenn das natürlich
auch nicht der einzige und eigentliche Inhalt dieses sicherlich
litterarische Fragen besprechenden Buches war'®). Dazu kamen
allerlei antiquarische Miscellen, nämlich ^Txoiivrjfiata toto-
Grflnden zagelassen. Das Gesetz der Vermeidung des 8pondeios Tor der
bukolischen Di&rese wird strenger als bei Theokritos, yiellelcht ansnahmslos
innegehalten. In den Pentametern ist der Daktylos an erster, der Spon-
deios an zweiter Stelle mehr denn dreimal so häufig als alle drei anderen
(nahezu gleich oft vorkommenden) Formen zusammen (s. Beneke Diss.
S. 8f. gegen Kai bei). In den Pentametern der Epigramme findet sich
kein Hiatus, selbst nicht in der Pause inmitten des Verses, in denen des
Hjmnos auf Pallas ein einziger mit Verkürzung der ersten Silbe. In den
Hexametern der elegischen Distichen hat sich E. diesen Hiatus auch nur
am Ende des Daktylos und höchst selten gestattet, in den Epigrammen
zweimal an erster Stelle und zweimal yor der bukolischen Diärese, in der
zweiten Silbe des Daktylos überhaupt nie. Viel grössere Licenzen im Vers-
bau erlaubte sich Apollonios (s. C. 14. A. 67), so dass auch dies sicherlich
den Unwillen des E. gegen ihn erregte; nur aber war dies nicht, wie
Hilberg S. 263 f. und Beneke Progr. S. 6 meinen, der eigentliche oder
gar einzige Grund des Streits. Von den Epigrammendichtern schlössen
sich gleichfalls die nächstfolgenden seiner Verstechnik nicht an; zuerst
that es annähernd, wie es scheint, Antipatros von Sidon, dann Meleagroa,
Philodemos und Andere, s. Eaibel Philod. ep. a. a. 0. C. 32. A. 226. C. 36.
76) S. C. 12. S. 337 ff. (A. 43 ff.).
76) Wenn anders der Titel 72/ya| tcov /iriyMnQCzov ylmaamv ucd avw-
xuYfuitav richtig bei Suid. überliefert ist oder auch yielmehr ursprünglich,
wie Daub S. 466 meint, 77. t. d. awx. xal ylatoemv lautete, darf man dies
nicht mit Schneider IL S. 12 f. als einen Theil der Wvaxsg ansehen, da
in letzteren die ylSacM Nichts zu suchen hatten, sondern es war dies eine
freilich wohl durch die UCvmMq angeregte, aber doch auch mit den sonstigen
Studien des E. (vgl. die i^iiuxl ovQ^uciaC} eng zusammenhängende Neben-
arbeit, vgl. Daub S. 466 f.
77) Auch sie fehlt bei Suid. Nach den jetzt gewonnenen Ergebnissen
(s. C. 2. A. 760. C. 16. A. 4. 6. 8. 10. 42) kann kein Zweifei mehr darüber
sein, dass in diesem Falle vqog IlQa^updvrjv ,9an** und nicht „gegen**
Praxiphanes bedeutet, was Schneider II. S. 360 f. noch dahingestellt Hess.
78) Vgl. auch Dilthey Cyd. S. 18. Anm. u. C. 14. A. 179^ C. 16. A. 88^
79) Schneider II. S. 363 ff. Auch dieser Titel fehlt übrigens bei
Suid., ebenso die beiden folgenden.
80) Schneider H. S. 287 f. 81) Schneider II. S. 288—290.
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Kallimacbos von Kyrene. 367
vri6(BV xal TtoXsmv xal ^stovoiia6iai^^), das geographische
Sammelwerk Äfpl täv iv tjj oixovfisvr] not cciimv^^ und natur-
historische Denkwürdigkeiten, Saviidtcov (?) täv a^g (?) axa-
6av triv yijv xatcc toxovg ovtcov övvaycnyri^ das erste Werk
dieser Art^), und, wenn anders dies eine selbständige Schrift
war®^), über die Vögel {tcsqX oQvicov), in welcher letzteren
Arbeit er sich an die Thiergeschichte des Aristoteles anschloss^).
Femer kennen wir ein Werk über verschiedene Benennungen
derselben Gegenstände in yerschiedenen Gegenden, 'E^vtcoI ovo-
IMcöüct^"^). Von besonderem Interesse ist noch die Schrift nsQl
aycivmvj weil sie nächst der des Duris^'**) die ohne Zweifel
lange Reihe dieser Art von Schriften eröffnete, in welchen
namentlich auch über die Lebensgeschichte und Legende der
Athleten ein sehr reichhaltiges Material aufgehäuft wurde ^^).
82) Wir kennen den Titel nur ans Snid. und haben kein Fragment
dieses Werks, s. jedoch Schneider II. S. 828—885.
88) Statfc dessen steht bei Said, der Titel eines Theils neql tmv iv
Evgmny noxayi^v. Der eines anderen nBQl xmv nat' 'Aciuv noxccftciv findet
sich Schol. Apoll. Rh. I, 1166. Schneider IL S. 12. 827—329.
84) Viel benatet besonders yon Antig. Ton Eaiyst. , s. C. 17. A. 56. 56 ^.
Schneider II. S. 829—860. Wiederam giebt Said, aasserdem den TheiU
titel ntgl t&v iv TleXonowricm %al 'itaXCa ^avfiaaüov %al naffado^onv. In dem
ursprÜDglichen Katalog waren die drei letztgenannten Schriften wohl anter
der Babnk rsmyQcctpixa zasammengefasst, s. Daab S. 466. — E. bezeichnete
in jedem dieser Aaszüge seinen Quellenschriftsteller : Etesias, Eadozos, Theo-
pompos, 'Aristoteles (Pflanzengeschichte and Politie der Eymaeer), Lykos,
Timaeos, Amometos a. s. w. In Bezng auf den richtigen Titel s. d. Nachträge.
86) S. A. 87.
86) Wie die Fragmente lehren, s. Schneider II. S. 290—297. Einmal
citirt Ath. IX. 388 d fiilsch ns^l oi^l^oav, '
87) Ath. VD. 829 a (— Fr. 38). Nor Theile von diesem Werk sind bei
Said, durch die Titel it^ql ii,etovo(Mic£ag (Hatovofiaaüxg richtig Daaba. a. 0.)
l%^mv and ntql (nettovofkao^agy avifMov, Tielleicht auch, wie Daab
will, niQl (^natovoiucaiagy OQviatv (vgl. A. 86. 86) and wohl auch durch
Mr\vAv nQoeriyoffiai nucxä iOvog nal noXstg bezeichnet. S. Schneider
IL S. 16-17. 169—171. 822 f.
87^) S. C. 21. A. 826. 826 ^ 826. Der nächste Nachfolger sodann des
E. in dieser Art von Schriftstellerei war sein Schüler Istros, s. C. 21. A. 624.
88) 8. Dilthey AnaJ. CalL S. 21 ff., Lange a. a. 0. S. 24 and bes.
Laebbert De Pindari poetae et Hieronis regis amicitiae primordiis et pro-
gressa, Bonn 1886. 4. S. XII — XX IL Ausdrücklich erwähnt wird diese
Schrift nar einmal bei Harpokr. "i^xTi« (=- Fr. 1), and Schneider IL S. 116 f.
will hier vielmehr ein Brachstück der Jhuc erkennen, aber Dilthey hat
mit Recht (trotz Schneider IL S. 679 und Anderen) vermnthet, dass die
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368 Dreizehntes Capitel. Eallimaohos u. Phüemon d. Glossograph.
Irgend ein Sammelwerk war wohl jedenfalls auch das Mov*
östov^^). Dass yermuthlich schon sein älterer Zeitgenosse Zeno-
dotos es war, welcher aus seinen historischen Denkwürdigkeiten
(7}jto(iviifiata t^xoQiTca) einen Auszug machte, ist bereits bemerkt
worden ®®**). Der Gesammtumfang seiner Schriften wird auf über
800 Bücher angegeben*^).
Legende über die Apotheose des Faostkämpfers Pjthermos bei Plin. N. H.
YII. §. 162. consecrMus est vivos sentiensque etusdem oraculi itissu et lovis . . .
adatipülatu Euthymus pycta, semper Olympiae victor et semel victus. paUria
ei Locri in Italia. ibi imaginem eius et Olympiae alteram eodem die taetam
fulmine Callimachum tU nihil aUttd miratum video det4mque ei (so Dilthey f.
ad eutnque) ittssisse sacrificari, quod et vivo factitatum et mortuo, nihHque
adeo mirum wnquam (so Dilthey f. oM%td quam) placuisae dis in ihr stand,
woran sodann Lübbert die weitere, sehr ansprechende, wenn auch nicht
sichere Muthmassung gereiht hat, dass die ähnlichen Legenden, welche
OenomaoB bei Enseb. P. E. Y, 34 über drei andere Athleten erzählt, von
ihm ans ebendieser Schrift entnommen seien. Die Athletengeschichten
wurden nämlich, wie Lübbert femer darlegt, in den Werken xs(fl aytovatv
unter verschiedene Rubriken gebracht, deren eine das Verhalten solcher
Kämpfer zum weiblichen Geschlecht (Istr. Fr. 48 b. Clem. Str. lil. 447 C.
Schol. Plat. Leg. VIU. 889. E. Aelian. V. H. II, 24. III, 80. X, 2) war,
während in einer anderen sonach Beispiele von solchen Mäimem dieser
Art, welchen die (Götter besondere Ehren erwiesen, gesammelt wurden,
und so lassen sich noch andere Gruppen nachweisen, s. z. B. Philostr.
Gymn. 20. Solche Schriften waren natürlich eine besondere Fundgrube für
Sammler wie Aelianos, s. Hirt De fontibus Pausaniae in Eliacis, GhreifiB-
wald 1878. S. 26 f., aber auch Pansanias hat im 6. B. zwei wohl kürzere
Angaben in seinem Olympionikenverzeichniss gefanden, aber namentlich
für seine längeren, theils legenden-, theils anekdotenhaften Erzählungen,
wie z. B. über jenen Euthymos 6, 4 — 11 und Milon 14, 2 — 8, wie Lübbert
richtig urtheilt, auch eine oder mehrere solche Quellen benutzt, vgl. auch
Hirt S. 20 ff.
89) Nur bei Suid. enn^hnt. Es sind viel nutzlose Vermuthungen über
dies Buch gemacht worden. Den einzigen Anhalt giebt m. E. das gleich-
betitelte ältere Werk des AUddamas. und daher glaube ich auch nicht, dass
das des E. ein Gedicht gewesen sei. Anders freilich Schneider H. S. 286—
287. — Ueber die Gedichttitel 'lovq a^ili?, 'Af^adCa^ lUavxo^, 'Elnlü^q
bei Suid. s. ausser Schneider H. S. 18. 88—86. 148 f. 166 f. 168 auch
oben A. 71^. Der Schluss, welchen man aus Fr. 196. Uq^v^nq^ m isivB,
yd(iov xnnaßttXXofi' deideiv gezogen hat, dass er auch ein eignes Gedicht
!il^tyo7}ff ya/Lioff verfasst habe, ist nicht ganz sicher, s. Schneider IL S. 446f.
Ein Prosawerk endlich war nsgl Aoyddmv^ citirt Schol. k Theocr. II, 120:
EL führt in diesem Bruchstück seinerseits die Kogtvd'iccnd des Dichters
Diodoros an. S. Schneider IL S. 288—286. Vgl. C. 14. A. 41 f.
89'») C. 12. A. 26—29.
90) Bei Suid.
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Eallimaohos von Eyrene. 369
Zu den späteren Nachahmern des Kallimachos gehören auch
Nonnos und Gregorios von Nazianz^), zu seinen Gegnern Anti-
partros von Thessalonich, welcher im Gegensatz zu ihm -den
Antimachos preist^). Bei den Römern galt er, wie schon ge-
sagt^^), im Allgemeinen als der erste Elegiker wie Homeros
als der erste Epiker^). Wie weit er/ abgesehen von den
jihiaj den lamben und den Dichterporträten Sammlungen von
Gruppen seiner Dichtwerke herausgab, steht dahin. - Sicher
war eine nach Gattungen, wie '^r/xvc*, MiXrj^ 'ETCtyQafifiata,
"la^ißot, geordnete Ausgabe derselben schon yor Christi Geburt
Torhanden. So hatte der jüngere Plinius eine vollständige Samm-
lung der Epigramme vor Augeü^^), und gleichzeitig verfasste zu
diesen der Grammatiker Archibios, Sohn des Apollonios, einen
Commentar^). Ob der Dichter- Hedylos, des Kallimachos Zeit-
genosse, über oder wider die Epigramme schrieb, ist nicht klar^^.
Commentatoren der Jiütia wareü, wie es scheint, Artemidoros^^^)
und jedenfalls dessen Sohn, der schon mehrfach ^^) genannte
Theon aus des Augustus Zeit, und Epaphroditos in der von Nero
bis Nerva^). Ein Commentar zu den iambischen Gedichten wird
91) Naeke Opusc. I. S. 221 fF. 240flF. Dilthey De Callimachi CycL
S. 36. 68. 79.
92) Anth. P. XI, 20. VII, 94. Die Nachbeter oder, wie er sie nennt,
die Eläffer (tcqoxwss) des E., welche so weit gingen Erinna dem Homeros
gleichzustellen (ebend. IX, 190), tadelt Antiphanes ebend. XI, 322.
93) C. 4. A. 22.
94) Quintü. X, 1, 68, s. C. 4. A. 22. Ovid. Rem. 881—393 (mit be-
Bonderer Bücksicht auf die Kydippe), der jedoch Am. I, 15, 13 £ das be-
denkliche ZugeständnisB macht, dass die Stärke des E. nicht im ingenium,
sondern in der ars liege. Prep. IV, 1, 1. 8 (9), 43 f. V, 1, 64. Vgl. Ovid.
Am. II, 4, 19 f. Stat Silv. I, 2, 263 und A. 71. Nur Uoratius Ep. ü, 2,
100 f. zieht den Mimnermos vor.
96) Epist IV, 3.
96) Said. U^ziß. Vgl. Schneider II. S. 221 f.
97) Et. M. 72, 17.
97 b) Et M. 'AQi0nvd^s, vgl. Fr. 108. S. G. 80. A. 212.
98) S. C. 6. A. 76. C. 9. A. 43. 44. C. 10. A. 126. Vgl. C. 14. A. 72.
C. 30. A. 207 u. bes. G. 30. A. 387 ff.
99) Et. M. 160, 30. 207, 47. "JatvQov, Bovxtf^atg, Gi<ov iv xotg tov a
Alxiov {Al%iüH9*i) KaXXifidxov u. iv vnoii,vi^fiaxi tov ß' tav AlzCoav (Fr. 19. 17),
TgL auch 137, 9. ''Af^Sig (Fr. 130). SchoL Aesch. Eum. 2 (Fr. 24^). 'Ena-
(pQodnog iv v^roftvYjfuxT» KaHifidxov AlxCtov ß', Steph. Jaddvri (Fr. 24*).
'Eita<pQ6dixog'vnofiVfiikaxiia)v x6 ß' AlxCmv^ vgl. Atdriipog (Fr. 61*). Wila-
mowitz Eurip. Her. I. S. 186. A. 128. Vgl. C. 30. A. 214.
SusBMiHL, grIoch.-alex. Litt.-Oesch. L 24
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370 Dreizehntes CapiteL Eallimachos u. Philemon d. Glossograph.
ohne Nennung des Verfassers angeführt ^^). Nikanor schrieb
auch über die Interpunction bei Eallimachos ^^^). Die Scholien,
obwohl überaus kümmerlich zusammengeschmolzen und von byzan-
tinischem Wust stark durchzogen , enthalten doch immer noch
einen vortrefflichen^ aus einem gelehrten Gommentar entnommenen
Kern^^*). Eallimachos ward also^^*) auch in den Schulen gelesen
bis in die Zeiten des lustinianos hinein. Die letzten ausdrück-
lichen Spuren von Bekanntschaft mit den verlornen Gedichten
sind indessen ein Brief des Aristaenetos^^^) und die Metaphrase^
welche auch hier wieder Marianos^ mit welchem Aristaenetos
wohl ungeföhr gleichzeitig war, unter Anastasios (491—518) von
der Hekale, den Ahuc, den Hymnen und Epigrammen in 6810
iambischen Versen machte ^^^); offenbar um sie der doch schon
damals allmählich einreissenden Vergessenheit zu entziehen. Dass
sich gerade die Hymnen oder wenigstens unsere sechs erhielten,
erklärt sich daraus, dass sie etwa im sechsten Jahrhundert in
eine Hymnensammlung mit den homerischen, orphischen und
denen des Proklos aufgenommen wurden. Aber auch von dieser
Sammlung rettete sich nur ein einziger Codex *^), aus welchem
100) Et. Gnd. p. 96, 22. 'Aipaganog (Fr. 96<>). iv vno^vriCBi 'idußcnv
KaXXifiMxov,
101) Said. Ntnavmg. Unbestimmt als Verfasser eines inöft^rifia zn E.
wird Astyages bezeichnet, Said UctvdyTjg,
102) S. hierüber Beioecke De scholiis Callimacheis, Halle 1887. 8.
(Doctordiss.). Es spricht, wie Beinecke S. 19—21 zeigt, Einiges dafür,
dass der Verfasser dieses Gommentars Theon gewesen sei; doch ist dies
sehr unsicher. Ausserdem hat der Urheber der Sammlung lexikographische
Quellen benutzt, so, wenn Bei necke hierin richtig gesehen hat, Hesychios
und ein sehr junges, namentlich nach dem erhaltnen Auszug aus Steph. y.
Byz. zurechtgemachtes geographisches Lexikon. Indessen irrt Beinecke
jedenfalls mit der Annahme, dass za diesen Quellen auch die des Et. M.
(d. h. Methodios) gehört habe; im Gegentheil, das Et. M. hat aus diesen
einst YoUständigeren Scholien geschöpft, s. y. Wilamowitz a. a. 0. I. S. 193.
A. 146 *>. Einmal (III, 286) wird Herodianos citirt (natürlich nur aus ab-
geleiteter Quelle), einmal (III, 190) Diogenianos. 0. Schneider hat
(s. A. 107) bei der Herausgabe der Scholien die yon Pohl Ad Callimachi
hymnos et ad Oraeca illorum scholia Parisiensinm duorum variae lectiones,
Posen 1860. 4. veröffentlichte genaue Collation yon £ (s. A. 106) benutzt
Die Sammlung läset sich aber ans anderen Handschriften tioch yerroll-
st&ndigen.
108) S. überdies C. 9. A. 88. 104) S. A. 84.
106) Suid. MaQUxvog. Vgl. C. 6. A. 82. C. 10. A. 182. C 14. A. 78^
106) Diesen Codex brachte loh. Anrispa 1428 aus Griechenland nach
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KallimachoB von Kyrene. 371
mittelbar alle unsere Handschriften stammen ^ welche erst dem
15. Jahrhundert angehören. Doch hat jener ürcodex den Text
vortrefflich überliefert: nur kleinere Schäden werden durch Citate
alter Schriftsteller verbessert; meist sind in diesen Citaten die
Lesarten umgekehrt viel schlechter und verderbter. Unter den
Ausgaben^^') enthält erst die von 0. Schneider, eine wahrhaft
Italien ebenso wie die HaopthandBchrift der Ilias (Yen. A) nnd die des
AeschyloB, Sophokles nnd ApoUenios (s. G. 14. A. 74), das einzige Manoscript
des Atbenaeos und Anderes. Er war in Minuskeln mit prosodischen Zeichen
geschrieben, also im 11. oder viehnehr 12. Jahrb., nnd zwar ausserordent-
lich sorgfältig. Aber auch er ist dann zu Grunde gegangen, ebenso zwei
in Italien im 16. Jahrb. gemachte Abschriften, aus denen wieder alle er-
haltnen herstammen, wie Schneider gezeigt hat. Die eine, welche sich
nur über die erste H&lfte jenes Archotypos, d. h. die orphischen Hymnen
nnd die des E., erstreckte, schreibt Schneider dem Aurispa selbst, die
andere dem Filelfo zu. Sein ürtheil über die Qüte beider ist indessen
nicht, ganz zutreffend, weil er für die Herstellung der letzteren mit un-
genügendem Material gearbeitet hat. Das richtige Yerhältniss hat v. Wila-
mowitz dargelegt. Die letztere Abschrift war die ältere. Aus einer Copie
von ihr, Laur. XXXII, 46, ist auch die editio princeps, nach deren Druck,
wie S chn ei der richtig vermuthete, der betreffende Theil dieses Manuscripts
vernichtet wurde, hervorgegaugen und somit indirect alle folgenden Aus-
gaben vor denen von Meineke und Schneider (s. A. 107). Zur Her-
stellung dieser Abschrift des Filelfo hat nun Schneider ausser mehreren
werthlosen Exemplaren nur eine einzige unmittelbare Copie , den auch schon
von Meineke gebrauchten Cod. Paris. 2768 (E), benutzen können nach der
sehr sorgfältigen Yergleichung von Pohl (s. A. 102). Der Schreiber dieses
Exemplars war nun aber ein recht gelehrter Mann und hat daher viel eigne
Conjectnren gemacht, zum Theil sehr gute, und dies hat denn Schneider
irrthümlich dem Filelfo selbst in die Schuhe geschoben und gemeint,
dieser babe manche Versuche angestellt das im Arohetypos Halbzerstörte
wiederherzustellen, während Aurispa mit gewissenhafter Treue Lücken
gelassen habe. Daher hat er den ' Text in erster Linie auf dessen Abschrift
begründet. Aber die Sache steht vielmehr so, dass sich im Archetypos
bei der älteren Abschrift Manches noch mit Mühe lesen liess, was bei der
späteren völlig erloschen war. Dazu hat der Urheber der letzteren manche
Jl^hümer begangen, so dass dieselbe vielmehr erst an zweiter Stelle in
Betracht konmien darf. Schneider hat sie nach zwei römischen und
einem venetianischen Mannscript hergestellt. Glücklicherweise ist nun von
der älteren Abschrift noch eine unmittelbare Copie vorhanden, die treuer
als E ist, der von Georg Yalla geschriebne Cod. Estensis in Modena,
dessen hohen Werth schon Schneider richtig vermuthete, und den dann
Wilamowitz verwerthet hat.
107) Die ältste (mit den Scholien) ist besorgt von loh. Laskaris,
Flor. 1494. 4. Ganz von ihr abhängig ist die Aldina, Yen. 161di 8. (mit
Pindar), aus einem nach einer Handschrift corrigirten Exemplar von dieser
24*
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372 Dreizehntes Gapitel. Eallimachos u. Philemon d. Glossograph.
grossartige Leistung^ eine wirkliche Textrecension^ und auch
diese ist noch von Wilamowitz wesentlich ergänzt und be-
richtigt worden.
Die itvLxal ovoiiaöiat des Eallimachos und das Werk des
Dionysios lambos über Dialekte'^) übten einen grossen Einfluss
auf die Sprachforschung der nächsten Folgezeit aus, und yielleicht
ist die Frobeniana, Basel 1632. 4. abgedruckt, ein ähnlich corrigirtes.
Exemplar der Aldina und die ed. princ sind von Eobortelli(?), Ven. 1666
zn Ghrunde gelegt. H. Stephanns in den Poet. pr. her. c., Paris 1666 hat
eine schlechte Handschrift hinzugezogen und die Epigramme beigegeben, dazu
kam die 2. Ausg. mit d. Anmm. Ton Frischlin 1676. 4. Ihm folgen ganz
Vulcanius, Antw. 1684, Anna Dacier (Faber), Par. 1676, und Grae-
yius in seiner Sammelausg., ütr. 1697, welche aber zugleich eine Frag-
mentsammlung T. Bentley und im 2. Bde. den Commentar y. Spanheim
enthält. Auch eine zweite Sammelausg. mit Fragms. und auch mit Span-
heims Comm. von J. A. Ernesti, Leid. 1769. U. 8. kommt trotz stellen-
weiser Benutzung anderer Handschriften nicht wesentlich über Stephanus
hinaus. Blomfield, Lond. 1816. 8. Yolger, Leipz. 1817. 8. Meineke,
Berl. 1861. 8. mit Benutzung Ton E und einem massigen Wiener Codex bat
viel geleistet, so weit es diese ungenügenden Mittel zuliessen, 0. Schnei-
der Callimachea, Leipz. 1870. 1873. II. 8.: der 1. Bd. enthält die Hymnen,
Epigramme, Scholien mit werthvollen Ezcursen, der 2. die ganz yorzüg-
liehe Fragmentsammlung. (Ob dieselbe freilich nach einem richtigen Princip
angelegt sei, ist eine andere Frage), y. Wilamowitz-Moellendorff,
Berl. 1882. 8. — Hymn. in Ap. c. emendd. Valokenarii et interpr. San-
teni, Leid. 1787. 8. — Uebersetzungen yon Ch. W. Ahlwardt, Berl.
1794. 8. und Schwenck, Bonn 1821. 8. Stuttg. 1833. 16. — Beiträge zur
Kritik Und Erklärung gaben Bundschuh Zeitschr. f. d. Alterth. 1846.
No. 38. A. Heck er Phüologus IV. 1849. S. 478 fF. V. 1860. S. 414 flF.
Meineke Phüologus XIV. 1869. S. 4f. 8—10. Kritische Bemerkungen zu
Kallimachos, Jahrb. f. Phü. LXXXL 1860. S. 41—60. M. Haupt Emenda-
tiones Callimacheae, Berlin 1869. 4. » Opusc. U. S. 141—147 u. s. G. 4. •
A. 68. Cobet Callimachea, Mnemos. X. 1861. S. 889 — 438. Dilthey
Analecta Callimachea, s. A. 21. Bergk Animadyersiones de locis quibus-
dam Callimacheis, Halle 1806. 8. := Opusc. IL S. 186—198. 0. Schneider
Callimachea 1. Philologus I. 1846. S. 260 ff. Zehn Co^jecturen zu Kalli-
machos, Jahrb. f. Ph. XCIX. 1869. S. 101—106 (vgl. auch dessen Jahres^
berichte, Philologus XX. 1863. S. 128 — 169. XXI. 1864. S. 73 — 77>
Eugen Petersen Emendationes, Dorpat 1876. 4. Ty. Mommsen Parerga
Pindarica, Frankfurt a. M. 1877. 4. E. Dittrich Zu K. Fr. 172, Jahrb.
f. Ph. CXXXVU. 1888. S. 861 — 863. — Ein paar neue Fragmente hat
Geffcken Die Kallimachoscitate der Ibisscholien, Hermes XXV. 1890.
S. 91—96 aus einer im Glänzen sehr unlautem Quelle herauszufischen ge-
sucht; einige andere waren in der Ausg. des Lykophron mit den Scholia
Marc, yon Kinkel (s. C. 9. A. 48) zu Tage getreten.
108) S. C. 12. A. 106.
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Philemon von Athen. 373
war Letzterer zu diesem seinem Werke bereits durch Ersteren
angeregt worden. Wir erkennen diesen Einfluss nicht allein bei
dem Schüler Beider Aristophanes von Byzantion^^^) und bei dem
des Ersteren Istros^®^**), sondern ohne Zweifel auch bei dem C. 14
zu besprechenden Neoptolemos von Parion und bei
Philemon"^) von Athen^^^) aus dem Demos Aexone^^^). Er
schrieb; sei es unter diesem oder unter einem ähnlichen Titel,
7t€Ql *j4tttx(Qv ovoiiaxmv fi ylaoöäv^^^) gleich Aristophanes
109) S. C. 16. A. 3^ 89. 109^) S. C. 21. A. 632. 682 ^
110) Weit älteren Datums, von der C. 12. A. 8 bezeichneten Art sind
die , weil man sonach ihre Kamen nicht mehr kannte , stets nnr anter dieser
allgemeinen Form auftretenden yloxrffoy^a^oc in den Homerscholien (e. Lehrs
Aristarch.^ S. 42 ff. «S, 36 ff. «S. 86 ff.). Dies zeigt sich nach der Dar-
legung von Wilamowitz Isyll. y. Epidauros S. 111 ff. gerade an dem-
jenigen Gitat, ans dem scheinbar das Gegentheil hervorgeht, SchoL B IL
Hj 281. ot yX<oaaoY(fd(poi to toioi dvtl xov dyad'oi* o^sv %al KaXUpLuxog
tm zoüov alil %i%^ritat, (s. Schneider 11. S. 271 f.): aus jener Darlegung
erhellt, dass die Worte o^bv'^ Tii%{^Tj;tai erst ein späterer Zusatz sind.
111) Bob. Weber De Fhilemone Atheniensi glossographo, Gonunentt.
philol. in hon. 0. ßibbecki, Leipzig 1888. S. 441—460.
112) Ath. XI. 469 a. ^iXi^^coy o 'A^ripatog iv tm nBQl 'Atzi%mv Ivofid-
toiv ri yXvtoa&v, Ammon. novtjQov (p. 117 Valcken.). (prialv. 6 T^i&qxov
(Fr. 9) naQaxiJd-ifikevog ^iXrnkova xov Aliavicc Vgl. Meier Quaest. Andoc,
Opusc. II. S. 89. .
mi Ath. XL 469 e (s. A 112). 468 e. ^iliiii^mv d' iv roCs 'AtxmoCg
Svo^ucmv rj yXaeaaig. 478 b. h xm HQOSiQtjikivtp avyyffufifiaxt, XIV. 646 c.
668 e. iv xm nBql 'Azttumv ovofidxonv. XL 483 a. iv xcct$ 'Axxtxats ^tovixtg.
HI. 76 f. iv 'AxxL%aig Xi^sai. Alle diese Anffihrungen hat Ath. aus einem
Lexikographen, yermnthlich Famphilos; dazu kommen Eustath. z. II. 27^862.
p. 1146, 66 ff. ^, dh x6 X^diov iQfLr^vBvcag %, r. X. /iCdv\u>g d\ xal aixhg %. x. X,
(woraus hervorgeht, dass Didymos dies Werk benutzte) und Et M. Xijdmv
(p. 668, 82 ff.), wohl auch aus Famphilos, s. Weber S. 444 ff. nebst Ammon.
a. a. 0. (s. A. 112), nach welcher Stelle es mindestens Tor Tryphon ge-
schrieben war. Dagegen stammt aus dem Schriftchen über das Leben der
Heroen nach Homeros von einem unbekannten Verfasser (s. Brunk De ex-
cerptis ne^l xov xmv rigcicov xa^' ''OfiTjgov ßiov ab AÜienaeo serratis, Greifs-
wald 1887. 8.) das Gitat bei Ath. I. 11 d, wo zwar nut.^iXrKMov schlecht»
weg genannt, aber ohne Zweifel dasselbe Werk gemeint ist, und zu dieser
Anführung stimmt nun die Diple des Aristarchos bei Aristonik. z. i2, 124
(vgL auch Phrynich. b. Bekker Anecd. L p. 28,. 16 ff.), s. Web.er S. 446 ff.
Brunk S. 14 f. meint nun freilich a^is unyerächtlichen Gründen, dass
Athenaeos jenes Gitat aus anderer Quelle hinzugesetzt habe, aber Weber
S. 449 zeigt, dass die eng hiemit zusammenhängende Stelle aus jenem
Schrifbchen 193 a (s. f runk S. 19), in welcher gegen Diejenigen, welche
mit Berufung >uf v» 699 den homerischen Helden vier tägliche Mahlzeiten
statt drei beilegten, gestritten wird, die Lehre des Aristarchos enthält,
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374 Dreizehntes Capitel. EallimacliOB u. Philemon d. Glossograph.
und Istros und mag dabei wohl auch von dem patriotischen
Interesse geleitet worden sein als ein Vorläufer der spateren
Atticisten das reine Attisch gegen den auch in Athen immer
mehr eindringenden Hellenismus zu vertheidigen ^"). Ob ein
anderer Titel Ilavtodana xpi?<^ti}pta in mindestens 2 Büchern"'*)
nur einen Theil ebendieses Werkes oder eine zweite Schrift be-
zeichnete, lasst sich nicht entscheiden"^); jedenfalls war der In-
halt auch hier glossographisch"^). Unsicher ist es auch, ob
dieser Philemon derselbe war, von welchem eine Ausgabe des
Homeros stammte"^). Jedenfalls ein späterer Mann dieses Namens
aber war es, welcher lAjyuLvxta nagl ^HqoSoxbCov dioQd'(6(iatog
ngog 'Ak^avÖQOv verfasst hatte "^).
wie aas dessen Polemik gegen Eallimachos (Fr. 190) bei Aristonik. z.
Q, 599 hervorgeht. Und so zieht denn Weber hieraus mindestens mit
grosser Wahrscheinlichkeit den Sohluss: „vides contra Fhilemonis sententiam
Callimachi auctoritate nixam pugnare Aristarchum'^, zumal da Aristarchos
überdies (s. Aristonik. z. $,111) eine Etymologie sich aneignete, welche
offenbar (s. Phrynich. a. a. 0.) Ph. an derselben Stelle vorgetragen hatte.
114) Weber S. 460.
115) Ath. in. 114 d. ^i^Xrjfimif S' iv a' navtodanav XQV^''^9^o'*w x. t. X.
116) Weber S. 149 f.
117) Meier a. a. 0.: „in gtUbus variorum utensilium supeUectilisque
domesticae vocäbula exposuit**. Vgl. Weber S. 449 f.
118) Didym. z. IT, 467. x^ <^iXrj(iovog (was freilieh an sich auch eine
aus dem Besitz des Ph. stammende Ausgabe bezeichnen könnte) z. B, 258.
tij ^ata ^iXtjfiova t6v xpTjTtxof , .wozu Lud wich mit Recht bemerkt:, „tov
x^iTixoy c». Villoison p. XXIII, xal JT^i^wxj Beccard p. 48: die erstere Con-
jectur dürfte den Vorzug verdienen, ist aber auch nicht ganz unbedenk-
lich". In der That könnte 6 x^tTtx<$ff als unterscheidender Beiname wohl
auch hier nur „den pergamenischen Philologen** bedeuten, s. C. 26. A. 2.
Ebenso sehr tappen wir übrigens im Dunklen hinsichtlich desjenigen
Sosigenes, dessen äomerausgabe (17 Zmatyhovg) bei Didym. z. ^4, 91.
124. 435. 5Q5. F, 51 erscheint. Vielleicht ist dieser Name auch SchoL A
I, 453 (s. C. 80. A. 198) statt Sosiphanes herzustellen.
119) Porphyr. Quaest. Hom. p. 286, 19 ff. Schrader. iv xotg <^i.Xi^(i4}Pog
Evnfuintoig nsQl 'H(fodüze£ov SiOQ^'m^ucttog 6 ygaftficetiHog Sialsyoiiivog nai-
^ffTat xal 'OttrjQiüd uva aa(prjvlistw x. t. X. 288, 23 f. tavta S^ tav ^Xif-
(lovog Xiyovtogf a ftlv nQog 'Ali^avÖQOV negl zov 'HqoSovs^ov SiOQd'aftatog
ti:Qri%sv X. T. X. Villoison Praef. ad IL S. XXXIV. Anecd. II. S. 186 ver-
stand, wie es scheint, Alexandros den Grossen. Osann Philemonis gram-
matici quae supersunt, Berlin 1821. 8. gab zwar dies auf, hielt aber doch
diesen Ph. für denselben mit dem Glossographen. Welcher Alexandros
vielmehr hier gemeint ist, dürfte aus Porph. 288, 9 f. inapaycofkeif Öh inl
Toy ^HQodotov xal zov dioQ^'mzrjv zov Kozvaia 'AXi^ccvöi^v erhellen.
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YierzelmteB Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigentl. Epos. 375
Vierzehntes Capitel,
Die theogonische Dichtauf und das eigentliche Epos.
Während noch Aristoteles und sein Schüler Eudemos von
Rhodos nur ein einziges theogonisches Gedicht unter dem Namen
des Orpheus kannten ^ welches in Athen in der Peisistratidenzeit
wahrscheinlich von dem Orphiker und Pythagoreer Kerkops^)
verfasst und vermuthlich „heilige Erzählung" {UQog Xoyos) be-
titelty und in welchem die Nacht das Urprincip war^, lässt
ApoUonios der Bhoder^) den Orpheus eine ganz andere Theogonie
vortragen, nach welcher Alles aus einer in wildem Streite gähren-
den uranfänglichen Mischung von Himmel, Erde und Meer ent-
sprungen ist und sodann zuerst Ophion und die Okeanostochter
Eurynome geherrscht haben, hernach aber durch Kronos und
Bhea verdrängt wurden. Indessen diese Theogonie ist, und zwar,
wie es scheint, von ApoUonios selbst, aus empedokleischen und
hesiodeischen Bestandtheilen und aus einem unbekannten theogoni-
schen Gedicht zusammengesetzt*), dessen Spuren sich wohl auch
schon bei Lykophron finden^), so dass es spätestens kurz nach
dem Tode des grossen Alexandros, möglicherweise aber auch
schon früher, ja viel früher entstanden war. Dagegen sind uns
genauer zwei wirkliche üeberarbeitungen jener alten Theogonie
des Pseudo-Orpheus bekannt, von denen die ältere, in 24 Rhapsodien
getheilte^**), zugleich die pseudo-hesiodeische und den Pherekydes
von Syros benutzt hatte, während die jüngere theils mit Ver-
1) Cic. N. D. I, 88, 107.
2) S. hierüber Sasemihl De antiquissima Theogoniae Orphicao forma,
Greifswald 1890. 4. gegen 0. Kern De Orphei Epimenidis Pherecydis
TheogODÜs qaaestiones criticae, Berlin 1888. 8. (Doctordiss.) und dessen
Becensenten. Vgl. auch Sasemihl Die orphisohe Theogonie, Jahrb. f.
PhiL CIX. 1874. S. 666—676. Femer s. A. 8« und die Nachträge.
3) Argon. I, 494—511.
4) Wie Kern a. a. 0. S. 67—61 nachweist S. freilich 0. Gruppe
Die rhapsod. Theog., Leipz. 1890 (Jahrb. f. Ph. SuppL N. F. XVII). S. 727 f.
5) Alex. 1192 nennt er Zeus avama %mv 'Ofptovos ^Qovatv. Vgl Tzetz.
z. d. St. Andere von Prell er Die Theogonie des Pherekydes y. Syros,
Rhein. Mus. N. F. IV. 1846. S. S85 (=» Ausgew. Aufss. S. 868). A. 16 zu-
sammengestellte Spuren (Sohol. Aristoph. Nub. 247. SchoL Aesch. Prom.
956. Lukian. Tragodop. 99 f. Claudian. Rapt. Pros. III, 848) müssen jetzt
wohl gleichfalls auf dies Gedicht zurückbezogen werden.
b^) S. A. 8«.
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376 Vierzehntea CapiteL
arbeitnng dieser zweiten Bedaction, theils auch des Original-
gedichts vermuthlich von einem gewissen Hieronymos, etwa
demjenigen, welcher uns als Alögypter und Urheber einer phöniki-
schen Archäologie bezeichnet wird^, verfasst war. Beide ent-
standen schwerlich vor der späteren, ja spatesten Alexandrinerzeit ').
6) Joseph. A I. I, 3, 6. 9. Wie Müller F. H. G. ü. S. 460. A. ** an-
sprechend vermuthet, vgl. Zell er Ph. d. Gr. I*. S. 84. Anm. Dieser Hiero-
nymos scheint nach der Aeussenmg unseres Hauptberichterstatters über
die drei orphischen Theogonien Pamaskios de prino. p. 381 Kopp rj Sl
natu Tov *IsQ(ovvfiop tpEQOiiivTi %al ^ElXavinov ^ etncQ furj xal 6 avxog iaxip
in einer yoraufgeschickten (prosaischen) Einleitung die Lüge vorgetragen
zu haben , dass schon der alte Historiker Hellanikos einst dies Gedicht aus
dem Nachlass des Orpheus veröffentlicht habe. Eine andere Hypothese hat
freilich Schtister De veteris Orphicae Theogoniae indole atque origine,
Leipzig 1869. 8. S. 86 ff', aufgestellt auf Grund von Suid. Zdvdatv 'Ella-
vUoVy (piXoaotpog. iyQcctlfSv 'Tao^sasig Big *Oqtpia^ ßißX^ov a\ Diesen Sandon
hält er nämlich für den Vater des Stoikers Athenodoros aas Eana (s. C. 32.
A. 68) und Hellanikos, den Vater dieses Sandon, für den wahren Urheber
der orphischen Theogonie , bei deren Abfassung er auch jene phönikische
ArchSlologie des Hieronymos benutzt habe. S. aber dagegen Susemihl
Jahrb. a. a. 0. S. 674 f. Zeller S. 83 f A. 6. 0. Gruppe Die griech. Culte
und Mythen L Leipzig 1887. 8. S. 656 f. Vielleicht waren jene angeblich
von Sandon verfassten *TnoQ'iaBiq vielmehr sogar nur eine zweite Fälschung
des Hieronymos, denn. gerade dem Historiker Hellanikos wird bei Suid.
^EXXavnnog ein Sohn zwar nicht Namens Sandon, aber doch Skamon oder
Skammon beigelegt, und der Gedanke einer Verwechselung jenes Namens
mit diesem liegt bei der Buchstabenähnlichkeit nahe, ß, Müller F. H. G.
LS. xxnif.
7) S. Zell er S. 81—88 (dessen Bemerkungen freilich zum Theil nach
Kern zu berichtigen sind). Alle sicheren Zeugnisse für beide stammen
erst aus den christlichen Zeiten. Denn der ältste ausdrückliche Zeuge,
der sich,* sei es für die "eine oder die andere, anführen lässt, Pseudo-
Aristoteles ^e^l x($0fMK; C. 7 (=» Fr. 46 Abel), bei welchem freilich nicht
mit Lob eck Aglaoph. S. 522 an eine Literpolation zu denken ist, lebte
zwischen 50 vor und 100 nach Chr., wie sich C. 32. A. 437 ff*, zeigen wird,
und von den Versen des Valerius Soranus, eines älteren Zeitgenossen von
Cicero, welche Varr. b. Augustin C. D, VIT, 9 anführt, ist es höchstens
einigermassen wahrscheinlich, dass sie sich, auf die orphische Theogonie
und zwar vielleicht auf dieselbe Stelle derselben beziehen. Also nicht einmal
der vorchristliche Ursprung der beiden neuen Bedactionen ist mit Sicherheit
nachweislich; doch steht er dann wohl fest, wenn wirklich Hieronymos
jener von losephos angeführte Mann dieses Namens war. Denn dass seine
Bedaction die jüngere von beiden gewesen und die Quellenfrage in Bezug
auf beide in der obigen Weise zu beantworten ist» darüber s. Susemihl
De Theog. Orph. 8. VI— X. XII f. Die Bruchstücke beider findet man jetzt
am Bequemsten zusammengestellt, wenn auch nicht durchweg richtig ver-
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Die theogonisclie Dichtung und das eigentliche Epos. 377
In jener erscliienen Chronos^ Chaos und Aether als die Grrund-
principien, und die Nacht ward erst an die vierte Stelle gerückt®),
spielte indessen auch hier noch eine sehr bedeutende Bolle ®^);
in dieser, die Alles aus dem Wasser herleitete®**), verschwand
sie, wie es scheint, gänzlich oder ward vielmehr mit Erebos ver-*
tauscht®^). Jene war später die geläufigere, namentlich den Neu-
platonikem einzig vorliegende Form®*).
theilt bei Abel Orphica, Leipzig und Prag 1885. 8. S. 168 ff. Ausserdem
B. bes. Lobeck a. a. 0. S. 468 ff. Vgl. auch die Nachträge.
8) S. zunächst Damask. p. 380 und p. 881 (» Fr. 48), dann Fr. 49 ff.
Lobeck S. 470 ff. Schoemann De poesi theogonica Graecorum, Greifs-
wald 1849. 4. =. Opusc. n. S. 9 f. Zeller S. 86 f. Kern S. 2—19. Suse-
mihl De Theog. Orph. S. III. £ine andere Abweichung betrifft die späteren
Theile. Die ursprüngliche orphische Theogonie hatte, wie wir aus Plat.
Tim. 40Dff., der sich hier (was Schuster S. 4—14 bewiesen, Kern
8. 40 — 44, wie Susemihl a. a. 0. S. XVII ff. und Gruppe Bhaps. Th.
8. 702 f. zeigen, vergeblich bestritten hat, vgl. auch Zell er 8. 80. A. 1)
auf sie bezieht («> Fr. 31 Ab.), ersehen, Okeanos und Tethys aus der Zahl
der Titanen herausgenommen und sie. vielmehr zu deren Eltern gemacht,
dann aber, um die hesiodische Sechszahl der Titanen und Titaninnen zu
bewahren, jönen den Phorkys, diesen die Dione hinzugefügt; der Urheber
der Rhapsodien behielt Letzteres bei, machte aber Okeanos und Tethys
wieder zu Geschwistern der Titanen, so dass er je sieben Titanen und
Titaninnen erhielt (s. Fr. 94. 96 ygl. m. Pseudo-Hesiod. Th. 132 ff.).
8^) 8. Kern 8. 16-19.
S^) Nach der «ngleich zuverlässigeren Darstellung bei Athenag. Leg.
p. Christ p. 84. 96 Otto (» Fr. 39. 41), wogegen die des Damask. p. 381 f.
(s» Fr. 36, vgl. A. 6) verwirrt und durch Einmischung neuplatonischer An«
schauungen (s. Schuster 8. 81 ff. Kern 8. 4 ff. 27. 28. Gruppe Gr. C. L
8. 633 ff.) verdorben ist. Vgl. indessen die Nachtrr. Im Uebrigen s. Schoe-
mann 8. 10 (11) f. Zeller 8. 81 ff. Susemihl a. a. 0. S. IVf.
%^) 8. die Berichtigung der Irrthümer von Lobeck 8. 493, Zeller
8. 86, Schuster 8. 83 f. bei Kern 8. 28—32.
8®) Damask. p. 381, li, bezeichnet sie als „die gewöhnliche" (^ cvvi^-
&ris '099»x^ ^6oloyüc)j nachdem er sie p. 380 iv tatg q>e(fOfuivaig tavzatg
(aipqtdüxig 'OQfpuuxiis d'soXoyia genannt hat, wie er sie hernach p. 381 wie-
derum tifV iv ra^ ^aipmdlaig ^soXoyiccv nennt, dazu vgl das Verzeichniss
der Werke des Orpheus bei Suid. 'ÖQvpsvg: Csqovs loyovg iv ^atpqiBCaig %9\
Das 8. B. des ^le^og Xoyog citirt Et. M. Fiyag («> Fr. 44, welches Bruchstück
Abel fälschlich der Theogonie des Hieronymos zuweist, s. Gruppe Gr. C. I.
8. 637 1 A. 36). Ohne Zweifel war das ursprüngliche Gedicht weit kürzer und
die beiden neuen Bearbeitungen doch zwar auch Umgestaltungen, noch mehr
aber Erweiterungen desselben, in welchen die alten Verse möglichst •bei-
behalten wurden. Auch war es im Wesentlichen vesmuthlich in Wirklichkeit
nur ein Handbuch -der orphischen Theogonie, während die Rhapsodien, wie es
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378 Vierzehntes Capitel.
Ob die Theogonie unter dem Namen des Musaeos schon
aus der attischen oder erst aus der alexandnnischen Zeit stammte,
ist völlig unsicher; die Eosmogonie unter dem des Linos war,
wie es scheint, mindestens früher als Yarro, höchst wahrschein-
lich aber auch schon früher als der Jude Aristobulos, also im
ersten Viertel des zweiten Jahrhunderts bereits vorhanden; von
der Theologie unter dem Namen des Thamyris vollends lässt
sich gar Nichts weiter sagen ^.
scheint, mehr oder weniger die orphische Qesammtlehre darstellen sollten
und so wohl auch aus anderen alten Gedichten unter dem Namen des
Orpheus Vieles aufnahmen und ebendadnrch diesen grossen Umfang er-
reichten, ygl. Susemihl a. a. 0. 8. X. XV. Schwerlich mit Recht hat
Abel S. 209 noch einen besonderen ^IfQog loyog von allen jenen drei Ge-
dichten unterschieden und diesem Fr. 141 — 161 zugewiesen. — Vielleicht
erhielt auch das alte theogonische Epos dos Epimenides in alexandrinischer
Zeit eine ähnliche, gleichfalls poetische Ueberarbeitung , s. C. 88. A. 240.
9) Was wir von diesen Dichtungen wissen, findet sich zusammengestellt
bei Schoemann a. a. 0. S. 4ff. und Gruppe Gr. C. I. 8. 628 ff., auf die
ich mich fQr das Genauere zu verweisen begnügen muss. Ob die schon von
Aristoteles Eist. an. VI, 6. 668», 18 ff. Pol. V (VIU), 6. 1389^ 21 f.
(ygL Mull ach Fr. philos. Gr. I. 8. 160) citirten Verse gerade aus der
Theogonie des Musaeos oder aus einem oder mehreren anderen Ge-
dichten unter dessen Namen waren; ist völlig ungewiss. Schoemann
unterscheidet von dem theogonischen noch eine Titanomachie auf Grund
der verderbten Stelle Schol. Apoll. Rh. m, 1179. iv dl rij y Movcaiog
Titawoy^atpici^ indem er Passows Herstellung Tiravofiaxüjcg billigt, allein
das hier Erzählte passt kaum in eine Titanomachie hinein, und diese An-
führung ist allem Anschein nach aus demselben Gedicht wie die anderen
in diesen Schollen: III, 1 (ii^ toig sig Movaaiov dvatpegofkivoig). 467. 1086.
1877. IV, 166 (iv tqCzo} xmv slg Moveatov dvaqfeQOftivmv) vielleicht mit
Ausnahme von III, 1240 {iv tad nsql ^Ic^fUmv)^ dessen 8. Buch' also, wie
Gruppe annimmt, den Specialtitel TizavoyQatpCa geführt haben mag. Von
den anderen Bruchstücken dieses theogonischen Gedichts, dessen Gesammt-
titel wir nicht kennen (denn aus La. Di. Pro. 8. noirjaai, Sl ^eoyoviav %al
stpaiqav m^&tov ist kein sicherer Schluss zu ziehen), mag hier noch Paus.
I, 14, 2 (8) erwähnt werden: nach dieser Stelle bezeiclinete M. den Tripto-
lemos als Sohn des Okeanos und der Ge. — Von Linos sagt La. Di Pro. 4.
noiTJöai dl noCfioyovUxv^ rjXiov xal aelrivrjg 'noqhCav^ %clI i<p<ov %<xl nuQnmv
yBviceig und führt dann den ersten Vers an, andere geben Euseb. und
Stob. (s. Mullach a.a.O. S. 166 f.), Letzterer genauer einmal Ekl. I. p. 278 H
119, 8 ff. W. ^x tmv nsgl q>va8mg xJtf/uov, und wohl dasselbe Werk haben
Paus. VIII, 18, 1 {i[iol d' iniXsyofiivo} navxdnaatv itpaivsto xavxd ys $Ivat
fUßSijXa) und Gels. b. Orig. .in Gels. I, 17 im Auge. Nach demselben ent-
stand Alles aus einer ursprünglichen Mischung durch den Streit {"Egig)
nach dem Vorbild des Empedokles. Trotzdem kannte es schon Varro, die
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Die theogonische Dichtmig und das eigenÜiclie Epos. 379
Eine andere Fälschung, aber wohl bereits aus der ältsten
AlexEindrinerzeit, da schon Philochoros dies Gedicht gekannt zu
haben scheint ^^), war die mit ausgesuchter Gelehrsamkeit erfQllte
Ornithogonie unter dem Namen der Delpherin Boeo"), unter
welchem auch ein Hymnos auf Apollon vorhanden war*^). Später
ward aus dieser angeblichen Verfasserin jener Ornithogonie ein
Mann Boeos gemacht*^). Es war ein Metamorphosengedicht^
welches die Entstehung der verschiedenen Vogel aus Menschen
behandelte. Wir kennen noch Mehreres aus demselben^*).
Quelle von Censorin. D. N. 18, 11, wie Qrnppe S. 629. A. 22 (vgl Herrn.
X. S. 51 — 60) zeigt. Aristobnlos aber knüpfte seine ^ Fälschungen sonst
überall an wirklich vorhandene Gedichte an, wird es also wohl auch bei
Lines (s. C. 88. A. 66) getban haben, zumal da nicht abzusehen ist, wie
er darauf verfallen sein sollte gerade auch diesem Hexameter unter-
zuschieben, wenn nicht wirklich schon ein Gedicht in diesem Yersmass
auch unter dessen Namen existirte; vielleicht sind also die betreffenden
Verse zum Preise der Siebenzahl gar nicht untergeschoben, sondern standen
in der Tbat in jenem Gedicht. — In Bezug auf Thamyris endlich ist auf
die Faseleien von Herakleides dem Pontiker b. Flui de mus. 3. 1182 B
(nenoirjuivai dl xovxov iczoqBitai Titdvmv ngog to^g d'eovg n6lB(iov) nicht
das Mindeste zu geben. Von Hymnen des Th. spricht Piaton Leg. YlII.
829 £ so, dass man vermuthen darf, er habe sie. nur als sagenhaft ge-
kannt, s. Susemihl Jahrb. a. a. 0. S. 676. Auch Pseudo-Plai Ion 688 B.C
führt nicht weiter. Es bleiben also nur noch die Kosmogonie bei Tzetz.
Chil. 1,96 01 und Suid. OäpLvgig. tpiQStai, Sl ccvtov SBoloyla slg l^nr] ^y.
Viel Vertrauen lässt sich eben auch hierauf nicht setzen.
10) Philoch. Fr. 207 b. Ath. IX. 893 e, wenn anders er nicht vielmehr
bloss eine Sage von ihr vorfand, die erst später zu dieser Unterschiebung
den Anlass gab. Müller F. H. G. L S. XC sucht diese Angabe des Philoch.
in dessen Zvvayay/rj riqmlSmVy richtiger Enaack (S. 3) in ub^I /Ltaytix^g;
man kann aber auch an die dBltpi%d denken, s. C. 21. A. 874. Ueber die
Quelle des Ath. a. a. 0. (=- Aelian. N. A. XV, 29) s. C. 26. A. 107.
11) S. Enaack Anal. Al.-Bom. I) De Boei Om. S. 1 — 12 mit den
Berichtigungen von Oder De Anton. Lib. S. 48f. Irgendwie mit diesem
Gedichte wird auch wohl ihr angeblicher Sohn Palaephatos der Athener
nebsl den ihm beigelegten Epen zusammenhängen (s. C. 10. A. 80. C. 27.
A. 110).
12) Paus. X, 6, 4 (7) ff. nach Alex; Polyh. (s. C. 21. A. 582«. C. 83. A. 70).
13) Ath. a. a. 0. Plin. N. H. X. §. 7 und s. A. 14.
14) Durch Ath. a. a. 0. Aelian. N. A. XV, 29. Antonin. Lib. 16. 20
und dessen Interpolator. „Li der Beischrift des Letzteren zu 20 heisst es:
tetoQBi BoCog ß' ital ZifUag 6 *P6dtog 'An6ll(Din, Hatte ^Simias die doch
wohl ältere Ornithogonie bereits benutzt? Scharfsinnig hat 0. Schneider
Nicand. S. 47. A. 2 als Versschlnss (?) bei Boeo gefunden Komv MBqonriCda
vriaov. Ist derselbe Versschlnss bei Eallim. H. in DeL 160 wirklich nur
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380 VierzelmteB Capitel. Die theogonische Diebtang a. d. eigenü. Epos.
Antagoras von Rhodos war mit den Akademikern Polemon^
Erantor und Erates befreundet^) und lebte also schon zu ihrer
Zeit in Athen, wo er noch vor 280 die schönen sieben uns er-
haltenen, dem Krantor in den Mund "gelegten y an den Eros ge-
richteten Hexameter ^^ dichtete^'). Vermuthlich lernte Antigonos
Gonatas iha hier kennen; jedenfalls wurde er 276 von diesem an
dessen Hof gezogen ^^). Er war ein grosser Feinschmecker, und
es werden Witzworte erzählt, die hierüber zwischen dem Eonig
und ihm gewechselt sein sollen ^^). Hierauf kehrte er (wohl 274)
wieder nach Athen zurück und stand noch beim Ableben des
Erates in naher Beziehung zur Akademie, da wir auch noch ein
hübsches Epigramm von ihm auf das gemeinsame Grabmal des
Polemon und Erates besitzen^). Dann aber muss er sich mit
Arkesilaos überworfen haben, wenn die Geschichte wahr ist,
welche uns von seinen Schmähungen auf offenem Markte gegen
diesen überliefert wird**). Er dichtete eine Thebais**), und mehrere
seiner Epigramme nahm Meleagros, wie dieser selber sagt^), in
seine Sammlung auf.
Zufall?^* (Knaack). AuBserdem bezeichnet der Verfasser jener Beischriften
(s. C. 4. A. 117) den Bqeos als Quelle der 3., 5., 7., 11., 16., 16., 18., 19., 21.
Ersählong, und Oder S. 42 ff. zeigt, dass er Recht hat, und macht überdies
S. 60 ff. wahrscheinlich, dass auch von der 6. und 14. ein Gleiches gilt.
16) S. A. 17. 20. 16) La. DL IV, 26 f. nach Antig. y. Kar. .
17) Denn den ersten derselben hat Eallini. H. in Iot. 6 „in geistvoller
Weise übertrumpft". Auf ebendiesen Vers nimmt Theokritos im Eingang
des Hylas V. 1 f. Bezng, s. Schol. z. d. St. und fast ebenso zu Apoll. Bh.
m, 26 (d. h. also Theon, s. C. 80. A. 392). Genaueres b. Wilamowitz
Ant. y. Kar. S. 69 £ Vgl C. 13. A. 14. 69 u. die Nachtrr.
18) Paus. I, 2, 3. V. Arat. IE. p. 68, 16 f. W. (Ar. gen. Z. 26 f. Breys.).
Suid. "AQcctog. Vgl. A. 19.
19) Hegesand. Fr. 16 b. Ath. VIII. 340 f— 341a. Vgl Plut. Qo, symp.
IV, 4, 2. 668 C. Apophth. reg. Antig. 17. 183 A.
20) La. Di. IV, 21 (nach Antig. y. Kar.) unyollständig u. namenlos Anth.
Pal. VII, 108.
21) Aelian. V. H. XIV, 26. Sie kann aber auch ebenso gut erfanden
sein. Vgl. noch Wilamowitz a. a. *0. S. 216. A. 38.
22) V. Arat. IQ a. a. 0. — Mich. Apost. V, 82 u. Arsen, p. 146 erzählen,
dass er durch Vorlesung derselben in Boeotien seine Zuhörer gelahgweilt
habe; dies ist aber wohl eine Verwechselung mit der Thebais des Anti-
machos, yon der eine ähnliche Geschichte bei Cic. Brut. 61, 191 steht.
S. d. Nachtrr, '
28) Anth. P. IV, 1, 62. Uvtayo^ov z' BlaxQotpov ofifta ßo6g, — Mit
Namen erhalten ist IX, 147 (namenlos bei Planud.).
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Antagoras. Myro. Nikaeoetos. 381
Myro oder Moero von Byzantion, Oattin des Andromaclios
mit dem Beinamen (piXokoyogf war^ wie schon gesagt^), die
Matter des Tragikers Homeros und also yielleicbt noch etwas
alter als Antagoras und dichtete Epen^ Elegien und lyrische
Poesien {Mikrf) ***). Ihr Verwünschungsgedicht (^Agal) lernen
wir aus Parthenios*^) kennen. Für das vorzüglichste ihrer Werke
galt ein Hymnos auf Poseidon ^^). Aus einem ihrer Epen Mi/)j-
iwövvrj besitzen wir. noch zehn gar nicht üble Hexameter ^^)y
ausserdem zwei ihrer Epigramme ^^). Hochgepriesen wird sie yon
Antipatros von TheBsalonich'").
Nikaenetos, als Samier oder Abderit bezeichnet ^*); war
wahrscheinlich aus Abdera gebürtig^^, aber früh nach Samos
ausgewandert, da er als samischer Epiker angeführt wird, wel-
cher samische Geschichten behandeltet^). Ob mit diesen seine
poetischen Liebeserzählungen, welche mit dem hesiodischen Weiber-
katalog verglichen werden^), zusammenhingen oder nicht, steht
dahin. Wir kennen aus ihnen das Gedicht Lyrkos^^), und ausser
sechs Hexametern aus eben dieser Dichtung^^ sind uns von ihm
24) C. 9. S. 271.
26) Suid. My(f6 Bviotvtüx, noti^x^ta inmv %al iltysCmv xttl [islmv, *0fii7-
Qov TOv tQayinov f&T^rij^, ywii d' 'AvÖQOfiaxov tov nXrid'ivtog (piXoXoyov,
Paus. IX, 6, 4, 8. MvQto Sh Bviavxia noirjaccaa inri %al ilsystä x. t. A.
Vgl. C. 12. A..6 u. C. 9. A. 14.
26) Erot. 27 nsQl 'Alxivoris nach d. Beischrifti: tato^Bi MolqcI» iv xais 'Ai^aig,
27) Eostath. z. U. £, 711. p. 266, 11.
28) Durch Asklep. y. Myrl. b. Ath. XI. 490c. 491 a.b. Sie handeln
yon Zeus und seinem Adler. Aus letzterem hat in acht hellenistischer Ver-
menschlichung des Mythos ein unbekiinnter Katasterismendichter (s. Schol.
Verg. Aen. I, 894) ein schönes Enäblein Namens AStos gemacht, so aber,
dass ihm dabei diese Verse vor Augen gewesen zu sein scheinen , und dann
war er wohl nicht viel jünger als Moero selbst, da deren Werke später
fast verschollen waren. 8. Knaaok jisxog, Herrn. XXIII. 1888. S. 811 f.
Eine mythologische Notiz aas ihr giebt Paus. a. a. 0.
29) Anth. P. VI, 119. 189.
30) Anth. P. IX, 26. Er rechnet sie mit Praxilla, Anyte, Sappho, Erinna,
Telesilla, Eorinna, Nossis und Myrtis zu den neun irdischen Musen.
31) Ath. XUL 690 b, s. A. 89.
82) Steph. V. Byz. "AßdriQa nennt ihn unter den berühmten Abderiten.
33) Menodotos von Samos oder Perinthos J^r. 1 b. Ath. XV. 637 b.
34) Bei Ath. in der A. 31 angef. Stelle.
36) Beischr. z. Parthen. 1. 7} taxo^la nagä Nittatpixtp iv x^ AvQKip ita\
'AnoHmvCm ^PodCm Kav^tp,
36) Ueber Eaunos, bei Parthen. 11. Nmaivsxog fihv ydg tpriei x. r. 1.,
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382 Vierzehntes Capitel. Die tbeogonische Dichtung n. d. eigentl. Epos.
noch fünf geistreiche Epigramme ^^ erhalten. Es lässt sich mit
ziemlicher Sicherheit behaupten, dass er vor Phylarchos lebte*^,
und mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass er älter als ApoUonios
oder spätestens dessen Zeitgenosse war^^).
Sosikrates von Phanagoria aus ungewisser Zeit dichtete
gleichfalls Liebeserzählungen, welche mit den hesiodischen Eoeen
in Vergleich gestellt werden, nur dass die Helden derselben viel-
mehr männliche Geliebte waren ^); ob die Form hexametrisch
oder elegisch war, erfahren wir nicht*^).
Diodoros, dessen KoQivd'uucd schon von Eallimachos er-
wähnt werden*^), war vielleicht derselbe mit Diodoros von Elaea,
aus dessen Elegien die 15. Erzählung des Parthenios über Daphne
laut der Beischrift**) theilweise geschöpft sein soll.
Ueber Diotimos von Adramyttion, einen Zeitgenossen des
Aratos, welcher ^Ad-Xa ^HgaxXiovg dichtete, s. C. 10. A. 34 z. E.
und C. 36, fiber Phaedimos von Bisanthe, Dichter einer Heraklee,
s. C. 36.
Eleon von Kurion wird als Quelle des ApoUonios von Rhodos
vgl. die Beischrift zu dieser Geschichte tcxogsi 'Agiatdnffnog ntql Mdritov
%ccl 'AxoXXmiftog b 'P69iog Kavpov xtlcBi mit der znr 1. (A. 85): Lyrkos,
Sohn des Phoroneas, wird Eidam des Aegialos (Parthen. 1), des Sohnes
von Eamios und der NaYade PronoS (Eon. 2). S. A. 79.
87) Anth. P. VI, 226. VII, 602. XIII, 29. XVI, 191. Ath. XV. 678 b. c.
88) Wenn anders, auf Ath. XV. 637 f. fiowov yaQ -rovr* tdiav ft^Tj7L$v
C^dgawog), oti ^Xa^fxog . • . olSe . . . xal oti ovte. xa Nn/Luwixov oldsp
ovxB X. t. X. Verlass ist
88»>) S. Ä. 66. 79.
89) Ath. XIII. 690 a.b. ov %axa xovg Smcinqmxovg xov ^avccyoQixov
'HoCovg ^ xhv xmv yvvm%mv uaxäXoyov Ni%aivBXOv xov ZufUov ij 'AßSrjQCxov.
Wohl mit Recht vermuthet hiemach Enaack Analecta, Herm. XXV. 1890.
S. 88 f. auch bei Steph. Mvxdlri. UysxaL xal d^Xv%mg MvnalrjaCg, dig Zto-
axgaxog 6 ^avayoqsCxrig vielmehr S<ooi%(iaxrig ^ während Schweighäuser
umgekehrt bei Ath. Zmaxifdxovg herstellen wollte. Enaack hSit femer
wohl richtig den Dichter etwa fflr einen Zeitgenossen des Phanokles.
40) Die Elegie Teiresias and ihr angeblicher Qichter Sostratos
(Eustath. z. Od. x, 492. p. 1666, 48 ff. vgl. X, 638. p. 1696, 49 ff.) waren da-
gegen blosse Erfindung des Ptolemaeos Chennos, s. Horcher üeber die
Glaubwürdigkeit der Neuen Geschichte des Ptolemaeus Chennus, Jahrb. f.
Ph. SuppL N. F. I. Leipzig 1866/6. S. 27?. 286. 292, was Rohde Gr. Rom.
S. 83. A. 2 nicht beachtet hat.
41) S. C. 13. A. 89.
42) 71 toxoi^lu naqä dioSm^a reo 'Elatxfj iv ilsytCatg lud ^XaQX^
iv ib\
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Sosikrates. Diodoros. Diotimos. KleoD.- Theolytos. ApoUonioB. 383
genannt*^; ob aber seine ^jQyovavtixä^) eine Prosaschrift oder
ein Epos waren , erfahren wir nicht Doch wird das Letztere
anzunehmen sein, wenn er derselbe mit dem zweimal ^^) erwähn-
ten Elegiendichter Kleon war.
Theolytos wird ftlr denselben Gegenstand als Quelle des
ApoUonios bezeichnet; ob Theolytos von Methymna, ein Dichter
von BaxxLxa ixrij derselbe war xmd desgleichen Theolytos, der
Verfasser einer Chronik ('ßpot), steht dahin ^^^).
ApoUonios*^) aus Alexandreia*') oder Naukratis*®), wegen
seiner nachmaligen Uebersiedlung nach Rhodos gewöhnlich der
Rhoder genannt*^), Sohn des Silleus*^**), ward ungefilhr 283
48) Asklep. y. Myrl. (? ob hier der Zusatz 6 MvQlsavLg richtig ist,
scheint mir nicht unzweifelhaft, s. C. 26. A. 98) b. Schol. Apoll. Eh. 1,628:
eUritpB zriv Carogfccv naqa Gsolvtov , . , ort. dl hd'dde (näml. ig Olvoijjv)
Bvaq iam^ xcel KXimv 6 KovQtsvg tatoQti nal UoTdriniadrig 6 Mv(fl$av6g,
dnxvvg Ott na^fu Klimvog ndvta fiiziqvsy%sv 'AnoXXmviog,
44) Schol. ApolL Kh. I, 687. Klicov iv ngntcp xmv *AQyovavti%6v^ ygl.
z. 77. xhv Kdv^ov %ai 6 KXimv ucctaXiysi,
46) Et. M. p. 889, 24 £P. mit einem Distichon (s. Meineke An. AI.
S. 124). Poll. V, 9. Vgl. Müller P. H. G. IV. S. 866.
46^) 8. A. 48. Ath. VII. 296 a. BsoXvtog [ihv 6 Mrj&vftvaCog iv toCg
Ba%%tnotg insaiv, XI. 470b« SsoXvtog ä* iv SBVtiqtplSlQcav. Müller F. H. G.
IV. S. 616 meint: „^A^o» Theolyti nescio an fuerint Asaß^mv^'^ und yermuthet
femer, dass Eleon den Th., ApoUonios den Kleon benutzt habo. Das ist
m5glich, aber nicht die einzige Möglichkeit.
46) Wir haben yon ihm ausser dem Artikel b. Suid. zwei Biographien
in der filtsten und besten Handschr., yon denen nicht, wie Busch Biblioth.
AI. S. 82 ff. meint, die zweite aus der ersten geflossen ist (s. dagegen Enaack
W. f. kl. Ph. IL 1886. Sp. 1001), sondern die beide, wie Linde De diyersis
r^censionibus ApoUouii Bhodii Argonauticon, Hanuoyer 1886. 8. (Gott
Doctord.). S. 6 f. 10 ff. zeigt, ans einer und derselben älteren Biographie
ausgezogen sind. — Man so A. der Bhodier, Nachtrr. z. Sulzers Theor.
d, schönen K. VI (Leipz. 1800). S. 179 — 289 (noch heute lesenswerth).
Weich er t üeb. d. Leben u. Gedicht d. ApoUonius y. Bl^dns, Meissen 1821. 8.
(yiel zu parteiisch für ihn u . zieml. yeraltet, ygl. d. Nachtrr.). H^mardinquer
De A. Bhodii Argonauticis, Par. 1872. 8. (mir unbekannt). Couat S. 294—
826. 491 ff. Vgl. auch StenderDe Argonautarum ad Colchos usque expedi-
tione fabulae historia critica, Kiel 1874. 8. u. die Becc. der Diss. Lindes
y.Bzach W. f. kl. Ph. IV. 1887. Sp. 326—828, B. Volkmann Phil. Anz.
XVIL 1887. S. 119—122 u. bes. Knaack BerL ph. W. VI. 1886. Sp. 874— 876.
47) Strab. XTV. 666 (s. C. 80. A. 189)! Vit. I. p. 60, 1 f. V. II. p. 61, 1 West. Suid.
48) 'Podiog ri NocvnQatitrjg Ath. VIL 288 d. Aelian. N. A. XV, 28.
49) S. A. 67 n. Strab. a. a. 0.
60) V. L p. 60, 2. Suid. In V. IL p. 61, 2 heisst es: ZiXXimg ritoi. '[XXiag^
(uriTQog Sl 'P69rig. Vgl Linde S, 11. Anm.
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884 Yierzelintes Capitel. Die theogonische Dichtang u. d. eigentL Epos.
geboren ^^). Schüler des Eallimachos^ aber kühn dessen poetischen
Grundsätzen Trotz bietend^ yerfasste er schon als kaum erwachsener
Jüngling sein Epos von der Argonautenfahrt (^^Qyovaxrcixd)
und suchte durch Vorlesung desselben in den gelehrten Kreisen
von Alexandreia Beifall zu gewinnen^^); und es kann in der
That auch keinem Zweifel unterliegen ^ dass er denselben von
manchen Seiten wirklich fand, da er offenbar erst nach erbittertem
^ampfe mit Eallimachos die Stadt verliess und sich nach Rhodos
begab ^^). Hier ward er mit offenen Armen aufgenommen, lehrte
Grammatik^), erhielt das Bürgerrecht^*) und blieb hier ohne
61) Wenn Gercke Alezandrin. Studien. Der Streit mit ApoUonios.
Rhein. Mus, XLIV. 1889. S. 1?7— 150. 240—268 vielmehr schon 296—292
ansetzt (S. 252. 257) i^d so denn auch bestreitet, dass A. des Eallimachos
Schüler gewesen sei, so s. dagegen C. 5. A. 22. 84—86. C. 13. A. 20 ^ 21.
63 — 66. Die Y. I. p. 50, 8 ff. giebt folgenden widersprechenden Bericht:
iyivsTo dl inl tmv IlzoXeiiaCmv^ KccHifLdxov (iM&rjTi^gy to (iIp nQcatov övvtov
KccXXifiaxa) tm UCm SidacKatm* otph 61 inl z6 noteCw noiriftccza izQixsto,
zovxov Xiyezai ^zt ^tpiißov ovza iniSs^^cca&cci za 'AQyovavti'Kci xocl xazsypcäif^ai. '
Dass das ht. i(prjßov ovta richtig, das otpi falsch ist, liegt auf der Hand,
aber erst Linde S. 12 ff. hat wahrscheinlich gemacht, woher der Wider-
spruch stammt, nämlich aus der Flüchtigkeit des Ezcerpirens, indem in
der ursprünglichen Biographie vielmehr etwa Folgendes gestanden haben
dürfte: iyivszo dl inl z&v UzoXsiiccitov z6 filv TCQmzov avvmv KcclXiitax9
zm ldCa> dtSao'KdXa), inBiSri dh vazsi^ov iitl z6 noiBiv non^fuiza iz^inezo,
an' crtJtov dtpiazdfisvog, nccl tcoXXtiv eCg ixQ'qav fiX^ov aXXriXoig, Xiyszat dh
zovzov hl itprjßov x. z. X, Da nun des Eallimachos Hymnos auf ApoUon,
bei dessen Abfassung der Streit zwischen diesem und A. schon in vollem
Gange war, etwa um 263 entstanden ist (s. C. 18. A. 68 ff.), so gelatkgt
man bei der Annahme, dass die Fehde damals schon etwa zwei Jahre ge-
dauert haben mochte, wenn A. beim Beginn derselben In igtrjßog, d. h.
18 Jahre alt war, eben damit auf 288 als dessen ungefähres Geburtsjahr.
52) V. I. a. a. 0. V. U. p. 51, 2 ff: ovzog ifia^ilzevae ÄaUt^xo» h
'AXf^avd(f8£a ovzt y^a/u/Mtrixoo , xal avvzd^ag zavzcc zd non^nazcc imSsiiazo.
Vgl. Suid. (iccd^zrig KccXXifidxov.
53) S. G. 5. A. 86. G. 18. A. 16 ff. Nach der ungenauen Darstellung
der Biographien freilich müsste man eher glauben, dass das von Ealli*
machos und dessen Anhängern geäusserte MissfEkllen ihn gleich, nach der
Vorlesung seines Gedichts aus Alexandreia getrieben hätte: Vit. I. p. 50, 6 ff.
unmittelbar nach den A. 51 angef. Worten: /xi^ tpiqovza dl zriv alaxvvriv
zmv noUz&v xal to ovmBog xal zriv diaßoXrjv zmv aXXmv noirizwv %azaXi'
V81V zriv fcazQCda xal %az6XriXvd'iv<xi slg ^Podov. V. II. p. 51, 4 f. ctpodf^a
S' dnozvxoiv xal iQv^qidaag nagsyivszo iv *P6dco.
54) Und nicht Ehetorik, wie es V. U. p. 51, 6 heisst: aoquczBvsi ^ijro-
ifmovg Xdyovg, vgl. Difthey bei Linde S. 51. Busch a. a. 0. S. 42 f.
65) y. I. p. 50, 11 f. unmittelbar nach den A. 57 angeführten Worten:
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Apo]lonio8 der Rhoder. 385
Zweifel bis au seinen Tod^^). ÄpoUonios machte von seinem
Argonautengedicht zwei Ausgaben (nQoixdo6ig und i^ixdotfis),
InaldBvas 8\ Xaftx^alg h avr^ (n&ml. in Rhodos) %al tilg ^PoSCmv noUtsiag xal
tt^urig iJ|«o^. Y. n. p. 51, 6 f. %d%6V inoX^tsvoato xal aoq>iatev£i> (rjtOQLKOvg
loyovg, 9. mg xal zfig *Fo9iaiv agto^&^yat noUtsiag,
66) V.U. p. 51, 9 ff. schliesst mit den Worten: ttvlg di <paeiv ort
inccvrjX^sv iv 'AXs^avdQsiif xal av&ig insiüB ini^si^d^usvog slg a%qov evdouC-
(iTjasv mg xal tmv ßißXiod"riiiav %ov Movösiov d^imdiivai avtbv xal tacpijvai
8i avv avx6 xm KaXXi[idx<py und da V. I mit xal td ^uhv (!) tov yivovg
xavTcc endet, so nimmt Linde S. 11 f. mit Recht an, dass als zweites Glied
hiezn der nämliche Zusatz gehört, also schon aus der Urbiographie stammt.
Dieselbe Nachricht lieg^ bei Suid. 'AnoXX, diddo%og 'EQctxoc&ivovg yBvofusvog
iv T^ nqoöxas^a xiig ip 'JXe^ccvdQsiif ßißXio^nrjg und 'Agiaxotp, £v{arT.
nQoicxri xfjg xov ßccciXimg ßißXiodirj%rig fisx' 'AnoXXdviov zu Grunde. Zuerst
hat ihre Glaubwürdigkeit Bernhardy Gr. L.-G. IP, 1. S. 363 bestritten,
dann, von Wilamowitz indirect angeregt, Busch a. a. 0. S. 40 ff. und,
direct aus der gleichen Anregung, Susemihl An. AI. L S. Xnif. Zunächst
steigt schon das xtvlg di (pccciv, dass dies eine aller sonstigen Ueberlieferung
widersprechende Behauptung war. Das Schicksal yOlliger Ignorirung des
Argonautengedichts innerhalb der alexandrinischen Kreise auch noch in
den nächstfolgenden Zeiten beweist, dass dasselbe und sein Urheber keines-
wegs sofort mit dem Tode des KaUimachos dort können auf einmal zu
Gunsten aufgenommen sein, geschweige denn dass man dem Letzteren hätte
einige Jahre nach seinem Tode die Schmach anthun können den A. avv
avxa zu begraben. Da endlich Eratosthenes etwa 7 Jahre jünger oder
aber nach einer anderen, aber schwerlich (s. C. 15. A. 4) richtigen Be-
rechnung etwa 8 älter als A. war und das stattliche Alter von 80 bis
82 Jahren erreichte (s. C. 15. A. 25), so wäre A. auf diese Weise als ein
Greis von 87 bis 89 oder andernfalls wenigstens von 77 bis 79 Jahren zu
dessen Nachfolger nach Alexandreia zurflckbemfen worden, man müsste
denn mit Ritschi AL Bibl. S. 82f (Opnsc. I. S. 67) zu der künstlichen
Ausflucht schreiten, Eratosthenes habe wegen des Augenübels, welches ihn
in seinen letzten Jahren befiel, sein Amt schon mehrere Jahre yor seinem
Ableben niedergelegt. Aber selbst wenn man die Zahl derselben bis auf
10 hinaufschrauben wollte, würde diese chronologische Unwahrscheinlich-
keit, ja Unmöglichkeit immer noch gross genug bleiben. Und wollte man
endlich (s. G. 18. A. 68 — 65) den Hjninos des KaUimachos auf Apollon erst
248/7, die Geburt des A. folglich (zwar nicht mit Couat S. 49 f. 57 erst
260, aber doch) erat 268 setzen, so wäre Letzterer auch so noch beim Tode
des Eratosthenes schon 72 bis 74 und nur im günstigsten Falle doch
wenigstens immerhin schon 62 bis 64 Jahre alt gewesen. Und doch sollte
man, um ihn zurückzurufen, einen solchen Gelehrten wie Aristophanes, den
man in Alexandreia selber hatte, und der doch auch unter dieser Voraus-
setzung immerhin noch über 10 Jahre jünger war (s. C. 16. A. 2. 10), über-
gangen haben, so dass er erst nach dem Tode des A. in jenes Amt ein-
gerückt wäre! Obendrein aber war Aristophanes, als er es antrat, 62 Jahre
alt (s, C. 16. A. 9^»): entweder müsste also, wenn man nicht wieder jenen
SuBBMiHi«, grleolL-ftlez. Litt-Gesoh. I. 25
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386 Vierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigenü. Epos.
wahrscheinlich die erste noch in Alexandreia^^); jedenfalls die
zweite erst in Rhodos. Aber auch die erste erhielt sich noch
später. Der Unterschied zwischen beiden scheint ^ wenn sich auch
mit Sicherheit hierüber nicht urtheilen lässt, immerhin nicht
sehr gross gewesen sein^^^). Die Nachrichten über denselben
sind zwar schwerlich erschöpfend^)^ aber jedenfalls ist es be-
zeichnend, dass sie sich sämmtlich auf Aenderungen beziehen,
bei welchen der Geschmack, und nicht auf solche, bei denen die
grammatische Correctheit in Frage kam, wenn schon natürlich
günstigsten Fall setzt, A. es ausserordentlich knrse Zeit bekleidet haben
.oder Aristophanes so spät geboren sein, dass er nicht hätte noch Schüler
des Zenodotos (s. bes. C. 16. A. 10), beziehentlich Kallimachos (s. C. 12.
A. 69) sein können. S. auch die Nachträge.
57) So stellen . wenigstens beide Biographen indirect die Sache dar:
y. I. p. 50, 8 ff, (unmittelbar nach den A. 58 angeC Worten): «a«fi (» in
Rhodos) ccvtä im^iaai xal OQ^möai xttl ovtag iitiSs^ao^m %al wuqbv'
Sonififjactr dto %cu *P6diov Bavxov iv totg noitjputüiv dv€cyQd(pei, Y. II.
p. 51, 6 ff. (unmittelbar nach den A. 54 u. 55 angel Worten): o^sv avtov
xorl ^Podtov dnonalsip ßovlovtat. ivtav^a xolifvv didymv %al im^iaag
avTov %ä xoiripMzay etra ini^si^dfbevog a(p6SQa svSan^ftriaiif, Die Fehler-
haftigkeit des A. 66 besprochenen Zusatzes zur zweiten Bic^aphie zeigt
sich auch noch darin, dass diese Nachricht ja noch auf eine dritte Ausgabe
föhren würde nach der Rückkehr nach Alexandreia. Diese Annahme hat
denn auch Merkel Ein Capitel Prolegomena zu A. Rh., Schleusingen 1850. 4.
in der That vertheidigt, s. aber die gründliche Widerlegung durch Linde
8. 14—16.
57^) Das Qegentheil wird vielfiEu;h behauptet, so auch noch yon Rzach
und Volkmann a. a. 0. 0., aber mit den Beweisen sieht es schwach aus,
s. A. 58. 59. Volk mann S. 120 hat nichts Anderes vorzubringen als die
(s. A. 56) irrige Behauptung, die Epekdosis habe in Alexandreia eben so
sehr ge&llen wie die Proekdosis missfallen.
58) Wie selbst Linde nicht bestreiten kann, s. C. 18. A. 18. Es bleibt
jedenfalls auffällig, dass sie sich alle nur auf das erste Buch erstrecken.
Es sind folgende sechs: SchoL I, 285. 515. 548. 725. 788. 801, und nur drei
von ihnen betreffen stärkere Aenderungen. Es fehlten nämlich in der
Proekdosis 516—518 (s. Enaack a. a. 0. Sp. 825 gegen Linde S. 23—25
und gegen Dilthey bei Linde S. 24), desgleichen 726 £, und folglich
muss in ihr auch 725 etwas anders gelautet haben (s. Linde S. 21 f.), und
endlich statt 801—803 standen in ihr yier andere Verse mit geringer sach-
licher Verschiedenheit. Von allen diesen sechs Abweichungen ist nun aber
in unseren Handschriften keine Spur, und die Annahme Ton Gerhard
Lectiones Apollonianae, Leipz. 1816. 8. und Anderen, nach welcher die
erheblicheren Varianten derselben noch auf den (Gegensatz jener beiden
Ausgaben des Dichters selbst zurückgehen sollen, schwebt daher vollsUUidig
in der Luft.
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ApoUonioB der Rhoder. 387
bei dieser Gelegenheit auch der letzteren au%eholfen wird^^).
Der Stoff des Gedichts, welches in 4 Büchern 5835 Verse ent-
hält, ist in gewisser Weise für jene Zeit, in welcher die Reise-
fabulistik so beliebt geworden war, nicht übel gewählt, und ihr
Geist spricht sich ferner darin aus, dass ApoUonios zuerst die
Liebe zum Hebel des Epos, und dass er demgemäss hier die
Medeia zur Hauptperson macht. So könnte man vielleicht sagen,
er habe der epischen Dichtung die Welt des Phantastischen und
Romantischen eröffnet^); allein seine Auffassung ist im Grossen
und Ganzen nüchtern, äusserlich, stofihiässig. Die Sage wird in
acht alexandrinischer Weise ihres religiösen Gehalts beraubt, aus
dem gottgesandten Helden lason wird ein Abenteurer, ein kühner
Pirat, und dieser Charakter wird dann doch nicht wirklich kühn
und folgerecht durchgeführt, sondern zwitterhaft und mit senti-
mentalen Zuthaten. Es war ein verfehlter Versuch Homer os
und Eallimachos zu verscbmelzen, ein Epos, eine Liebesgeschichte,
eine Reisefabel und eine gelehrte mythische Geographie zugleich
zu schreiben*^). Und nicht bloss lason ist völlig schwankend,
sondern auch die übrigen Charaktere ausser dem der Medeia farblos
und verwaschen. Fast da allein, wo ApoUonios in der Weise
der alexandrinischen Dichtung den Ton der Liebesleidenschaft
anschlägt, um die Seelenkämpfe der Medeia zu schildern^), fehlt
ihm auch das Gelingen nicht, ja er hat hier vielleicht das
Mächtigste geschaffen, was die alexandrinische Poesie überhaupt
aufzuweisen hatte. Eine gewisse conventionell* alexandrinische
Färbung durchzieht freilich auch diese beste Partie des Gedichts,
und sie bleibt doch immerhin nur eine Episode, die trotz aller
69) Daher iat denn sogar die Meinung Ton Merkel Prolegg. S. XCIXff.
Tgl. LXXI ff. , die Epekdosis sei eine gründliche Umarbeitimg der Proekdosis
nach dem inzwischen durch Aristophaaes von Byzanz gemachten Fortschritt
in der Erkenntniss des homerischen Sprachgebrauchs gewesen, ohne jedem
Anhalt.
60) Vgl. Bernhardy a. a. 0. S. 363. Namentlich würde dies dann
gelten, wenn es in Wahrheit kein älteres Argonautenepos gegeben haben
sollte, s. aber A. 43 — 46. Andrerseits vgl. die Nachträge.
61) Wie Couat S. 386 sehr richtig bemerkt. — Ueber die Aufz&hiung
der Theilnehmer an der Fahrt im ersten Buch und besonders die Verse
über Angeias 172 ff. s. Eaibel Sentent. lib. FV., Herrn. XXII. 18S7. S. 611 f.
62) 111,439—471. 616—843, vgl, 1008 ff. 1068 ff. 1110 f. Vgl Manso
S. 232 ff. Weichert S. 366. Rohde Gr. Bom. S. 21. Auf den späteren
«weiten Theil dieser Liebestragoedie deutet übrigens A. mehrfach hin, III,
836 f. IV, 1161—1168. üebrigens s. d. Nachtrr.
26*
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388 Vierzehntes Capitel. Die theogonisclie Dichtung n. d. eigenü. Epbs.
ihrer Meisterschaft den Mangel desselben an innerer, zusammen-
haltender Einheit nicht zu ersetzen vermag^'). Einzelne gelungene
Züge zeigen sich freilich auch sonst. Die Gottheiten benehmen
sich in diesem Epos ganz wie die Leute am alexandrinischen
Fürstenhof, und trotz aller Einfachheit in der Darstellung ist
das Ganze doch nur eine gelehrte versificirte Ansammlung des
Sagenstoffs mit äusserlicher Ausgleichung der inneren Wider-
sprüche ohne Spur wirklicher poetischer Originalität"). Trotz
der vortrefflichen Scholien sind wir freilich über seine Quellen
sehr im Dunklen ^^). In der Form finden sich manche Nach-
ahmungen des Kallimachos, Aratos, Nikaenetos, Phanokles^.
Seine Sprache zeigt noch ein sehr „regelloses Schwanken"®').
63) St. Benve Keyne des deux mondes 1845. Ilf. S. 809 ff. Hätte A.
diesen Gegenstand, die Liebe des Taaon und der Medeia, aus dem Ge-
sammtstoff heraaBgegrifPen und ein eignes kurses Epos ans demselben ge-
macht, so würde er ohne Zweifel ein kleines Meisterstflck haben schaffen
können, und so begreift sich gerade von hier ans der eigentliche Sinn des
Streites mit Eallimachos und Theokritos and zeigt sich, wie sehr die
Letzteren in der Sache Recht hatten. So aber yerräth sich gerade hierin
der durch nnd dnrch nnepische Charakter des Gedichts.
64) Wie Eallimachos Fr. 442 sagt, dass er nichts Unbezengtes singe
(s. C. 3. A. 17), so A. IV, 1381 f., er singe lediglich was er von denPieriden
gehört habe. Weiteres mit richtiger Beortheilnng bei Bohde a. a. 0.
S. 97 f. A. 3.
66) S. Couat S. 294 ff., vgl. Weichert S. 183—268 u. d. Nachtrr. Dass
za diesen Quellen Timagetos negl Xiiiivmv (s. C. 22. A. 91 f.) gehörte, erhellt
aus Schol. IV, 284, vgl. 269. Ueber DeYlochos (s. Sophokl. z. I, 1039, vgl.
z. 1037), Neanthes (p. Schol I, 1068. 1066) und Herodoros (s. Schol. I, 948)
als Quellen des A. I, 936 — 1077 handelt Enaack De fabulis nonnuUis
Cyzicenis, in: Commentationes philologae in honorem sodalitii philologorum
Gryphiswaldensis, Berlin 1887. 8. S. 33—41, der weitere Untersuchnngen in
Aussicht stellt. Vffl. A. 76. Ausserdem s. A. 43. 46^.
66) Hinsichtlich des Phanokles s. C. 4. A. 93, in Bezug auf Aratos vgl.
I, 30 mit Ar. 372, III, 1196 mit 617, lY, 1374 mit 446. Die Argonauten-
geschichten im 2. B. der Ahia des Eallimachos (s. C. 13. A. 86) benatite
er wohl stofflich und formal, aber während er IV, 311 Eallim. Fr. 13 aus
dem 1. B. (vgl. C. 9. A. 40) vor Augen hat, ist doch im Wesentlichen diese
Stelle 1309 ff. 1322 ff. vielmehr, wie Enaack Callimaohea, Stettin 1887.
8. 13 ff. sehr wahrscheinlich macht, dem Epigramm des Kikaenetos Anth.
P. VI, 226 nachgebildet VgL A. 79. SchoL I, 1809. KalXifidzov (Fr. 212) h
ctlxof. Ob auch Anklänge an Theokr. vorhanden oder diese Anklänge viel-
mehr, wie es in den meisten Fällen ohne Zweifel anzunehmen ist, ausnahmslos
umgekehrt eine von Theokr. an A. geübte Eritik sind (vgl. Gercke Rh. Mus.
XLIV. S. 137 — 139), darüber ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen«
67) Bernhardy a. a. 0. S. 368 f. Haacke De elocutione Apollonii
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ApoUonios der Bhoder. 389
Naeh der YerurtheiluDg; welche das Gedicht durch Eallimachos
erfahren hatte, ignoriren die Philologen der nächsten Folgezeit,
so weit sie nicht aus seinem eignen Schülerkreise hervorgingen^),
dasselbe gänzlich. Seine Hauptbewunderer fand es erst unter
den Römern: Yarro Atacinus übersetzte es, Yergilius und Yalerius
Flaccus gehorten zu seinen Nachahmern ^^). Allmählich jedoch
yerschaffte der aufgespeicherte Sagenstoff ihm erhebliche Coqi*-
mentatoren, so zunächst schon seinen Schüler Chares^^) und
vielleicht noch einen zweiten Schüler von ihm Asklepiades oder
auch, wenn die Ueberlieferung richtig ist, vielmehr den beträcht-
lich jüngeren Asklepiades von Myrleia^^), später Lukillos von
Tarra, Sophokles und Theon, ohne Zweifel den Sohn des Artemi-
doros'*). Aus den drei Letzteren bezeichnen sich die Scholien,
eine der besten Sammlungen dieser Art, als Auszüge ^^). Marianos
machte eine Metaphrase in 5608 lamben^^^). Die Originalhand-
schrift oder doch die so gut wie allein in Betracht kommende
Rhodil, Halle 1S42. IL 8. Ludw. Schmidt De Apollonii Rhodii eloca-
tione, Münater 1853. 8. Merkel Prolegg. S. XXXVII ff. Sacbier Ani-
madversioneB de dicendi genere, qao Apollonins Rhodios poeta in Argonauticis
QsoB est, Binteln 1861. 4. CavazzaLa declinazione in Apollonio Bhodio,
Avellino 1878. Bzach GrammatiBche Stadien za Apollonins BhodiuB,
Wien 1878. 8. (Wiener Sitaungaber. LXXXIX. S. 429-699). Cholevius
Ueber den gnechischen Epiker Apollonias Rhodias, KOnigsb. i. P. 1882. 4.
Linsenbarth De Apollonii Bhodii casuom syntazi compar%}io cnm usn
Homerico, Leipz. 1888. 8. (Doctordisß.). VgL F. A. Wolf Prolegg. S. 247—
249. Gerhard 8. 98 f. — In Bezng auf den Versbau gestattet er sich viel
grössere Freiheit als Eallimachos, so dass dieser gewiss (b. C. 18. A. 74)
auch über manche Hexameter dieses seines nngetreuen Schülers nach dieser
Bichtung hin entrüstet war (doch s. d. Nachtrr. z. C. 13. S. 866. A. 74), in
Bezng anf den Hiatas anch, wie schon C. 6. A. 62 hervorgehoben ward, viel
grössere als Theokritos. Gleichwie Letzterer in Bezng auf die Vertanschung
des Daktylos mit dem Spondeios 28 Formen des Hexameters znlässt, so A.
immerhin noch 26. S. G. Hermann Orph. S. 708 ff. 731 ff. 769. Gerhard
S. 122 ff. 188 ff. Merkel Metrisch -krit. Abh. üb. Ap. Bhodins, Magdeb.
1844. 4. Bzach Ueb. d. Hiatns b. Ap. Bhodins, Wiener Stud. m. 1881.
S. 43—76. •— Schellert De Ap. Bhodii comparationibas, Halle 1886. 8.
68) S. A. 70.
69) S. Weichert S. 270—824. 404—408. Tenff el Böm. L.-G. §. 212, 2.
228, 6. 317, 2 n. vgl. d. Nachtrr.
70) iv Too nsQl taxoQiav xov 'AnoXXiovlov, Schol. II, 1062. VgL C.30. A.22. 23.
71) SchoL I, 623, s. A. 43. C. 26. A. 98. C. 30. A. 20.
72) S. C. 6. A. 75. C. 9. A. 43. 44. C. 10. A. 126. C. 13. A. 98. C. 80.
A. 207 n. bes. C. 30. A. 392. 73) S. A. 76.
73^) Suid. Maqiavog, vgL C. 6. A. 82. C. 10. A. 132. C. 13. A. 106.
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390 Vierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigentl. Epos.
Haüdschrift ftlr die Scholien ist derselbe Codex, welcher anch
für den Text nicht allein der ältste, sondern auch der bei Weitem
beste ist, Mediceus oder Laurentianus XXXII, 9 aus dem 10. Jahrh.
oder dem Anf. des 11.'*). An der Spitze einer zweiten, schlechteren
Recension, die jedoch, da sich ihre Spuren schon im Etym. Magn.
finden, spätestens bereits aus dem 5. Jahrh. stammt, stehen der
Guelpherbytanus und ein anderer Florentiner Codex, Laurent.
XXXn, 16, aus dem 13. Jahrh. '^). Von den Herausgebern'*)
74) Dem Hauptcodex auch fßr Aeechylos und Sophokles. Aue ihm
sind sie von H. Keil in der Ansg. v. Merkel (s. A. 76) veröffentlicht,
nachdem zuvor nur die Auszüge von Laskaris in der ed. princ. (Flor.
1496) und dann durch Ruhnken andere Excerpte aus einer jungen Pariaer
Handschrift bekannt gemacht waren, so dass man früher von zweierlei
Schollen, Florentinern und Parisem, sprach, üebrigens vgl. C. 13. A. 106.
75) Die Lesarten dieser Recension sind im Mediceus vielfach beigefügt,
vielleicht erst von zweiter Hand, jedenfalls mit anderer, blasserer Dinte,
ebenso die Schollen, während die Unterschrift unmittelbar hinter dem
Text TtaQixxtitai tcc oxoXicc iti tmv Aovulllov TclqqoUov xal SofpouXiovq %al
Siavog ganz ebenso wie der Text selbst geschrieben ist. In Folge dessen
hat Merkel Proleg. S. LVIff". den Verdacht ausgesprochen und zu be-
gründen gesucht, dass unsere Scholiensammlung vielmehr die zu der
schlechteren Recension gehörige und nicht aus den Commentaren dieser
drei Grammatiker ausgezogen sei. Allein schon Keil (Praef. S. 801) zeigt,
da^s zu diesem Verdacht kein genügender Grund ist, vielmehr die Scholien
doch allem Anscheine nach von derselben Hand geschrieben sind wie der Text.
Theon wird freilich in ihnen nirgends genannt, Sophokles auch nur einmal
I, 1089 (s. A. 66), etwas öfter Lukillos, I, 187. 1040. 1088. 1166, der auch
Et. M. 'AqBifov für eine sprachliche Bemerkung angeführt wird; aber gerade
jene einzige Anführung des Sophokles ^vrjfwvevei dri^loxog tmv dvaiQsd'sv'
Tcov, mg tptiüi SoffOTtXrig ist sehr interessant, weil sie, wie Enaack a. a. 0.
S. 89f. erkannte, eine Polemik desselben gegen die falsche Behauptung
des Lukillos (I, 1040) ninXatis ra 6v6ficcra tavta 'AnoXXtoviog , ov% äno
tötOQ^ccg iXaßev, ovrat TagQatog zeigt; und femer erwähnt den Commentar
des Sophokles Steph. v. Byz. mehrfach, z. B. "jlßapvog {S. vno(ivri(iat£i<ov)
und Kdvactffog {£. VTtoßvrjfiat^ieaif rec 'j1(fy.) , und es lässt sich Entsprechen-
des auch in den Scholien (II, 378. I, 598) nachweisen, und ebenso nennt
er auch den des Lukillos: Td^ga (wo die Handschriften freilich Aovntog
haben), GsaaaXovUrjj Kdßocgva und Theon und Sophokles nach einander
"Mog (vgl. Schol. II, 614). Die jüngsten in den Scholien angefahrten
Grammatiker sind aus dem 2. Jahrh. n. Chr., so der mehrfach benutzte
Herodianos, Eirenaeos (Q. Minucius Pacatus), dessen Commentar sich zuerst
genauer mit der sprachlichen Seite des Gedichts befasst zu haben scheint,
Palamedes von Elea (s. Keils Ind.), zu denen sich dann wahrscheinlich
(s. Müller F. H. G. IIL S 636) auch noch Charax von Pergamon gesellt,
dessen Tgovind IV, 1470 (wo Müller a. a. 0. S. 346 durch eine fitlsche
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A^llonios der Bhoder. 391
hat erst der letzte, Merkel; die methodische Textrecension
geliefert.
Lesart getäuscht worden ist) citirt werden. Dazu kommen jedoch ferner noch
die BaaaccQinec des Dionysioß (TII, 680), aber auch noch der Bpigrammendichter
ErykioB (U, 127) und (III, 1241) ein anderes Epigramm (Anth. P. IX, 688)
frühesteng aus dem 3. Jahrh. Die Sammlung, hernach stark eingeschrumpft,
so dass sie sich theilweise noch aus dem Et. M. und für Sophokles aus
Steph., dessen Quelle Oros war, ergänzen lässt (vgl. Lentz Herodian.
I. Sw CCXXXIII), stammt also aus dem 4. Jahrh. S. t. Wilamowitz Eurip.
Herakl. I. S. 187. A. 181. Die grosse Masse der hier citirten Schriftsteller
indessen reicht, was Buhnken bei Heyne Yergil. U. S. 898 bemerkte,
allem Anschein nach nur bis in die Zeiten des Tiberius. Lukillos lebte,
wie Wilamowitz a. a. 0. S. 186. A. 129 hervorhebt, „nach dem Kyrenaeer
Nikanor (Steph.. jVfi^«^:«) und ApoUonidee von Nikaea (Priscian. de fig. num.
p. 406 H.), also frühestens nm die Mitte des 1. Jahrh. n. Chr/', aber eben
hiernach auch wohl kaum später oder doch erheblich später. Unrichtig
aber ist, wie Bethe Quaestionee Diodoreae mythographae, Göttingen 1887.
S. 87 ff. zeigt, die Annahme Ton Robert De Apollodori bibliotheca, Berl.
1878. 8. und Ed. Schwartz De Dionysio Scytobrachione, Bonn 1880. S. 16,
dass das Argonautengedicht mit dem Gommentar des Sophokles eine. Haupt*
quelle auch fSr die Bibliothek des Pseudo-Apollodoros gewesen sei; über
den wahren Sachverhalt s. vielmehr C. 27 (A. 84 £L). Dagegen hat Warn-
kross De paroemiographis, Greüsw. 1881. 8. S. 64 (These 1. 2), wie es
scheint, richtig entdeckt, dass die aus Dionyäoe Skytobraohion stammenden
und, wie man jetzt hinzusetzen muss, auch alle anderen mythologischen
Sachen in den Schollen aus dem Gommentar des Theon, des älteten jener
drei Erklärer, sind (s. darüber C. 27. A. 80. 89. 92. 98), Sophokles aber
diesen bereits benutzt und verkürzt hat und der jüngste jener drei Com-
mentatoren ist, von welchem die Polemik gegen Eirenaeos herrührt, so jedoch,
dass er nach dem vorhin Bemwkten mindestens Tor Oros lebte. Die nähere
Bestimmung seiner Zeit bei Bethe S. 91 scheint mir freilich nicht über
jeden Zweifel erhaben, immerhin aber zeigt die Polemik gegen Eirenaeos,
wie Wilamowitz S. 186 bemerkt, „den zeiüich Nahestehenden^*, und
dessen Vermuthung, dass die Sammlung unmittelbar aus Sophokles und
nur mittelbar aus Theon und Lukillos als dessen Hauptquellen geflossen
sei, ist sehr wahrscheinlich, doch bemerkt er selbst (S. 187. A. 181): „da
Lucills Gommentar noch Et. M. 'Aq^üj^v (zu H, 77) angeführt wird und nach
. . . Mittheilung von Eeitzenstein die bessere Ueberlieferung des Et. M.
noch mehr Gitate giebt, so wird man freilich annehmen müssen, dass
Lucill nicht bloss durch Sophokles erhalten ist*^
76) Ed. princ. von lo. Laskaris, Florenz 1496. 4. (aus dem Modic).
Aldina, Venedig 1521. 8. (desgl. und aus dem guten Vatic. B). Paris 1541. 8.
(nach den schlechten fünf Pariser Handschriften). H. Stephanus, Paris
1557. 4. Genf 1574. 4. Hölzlin, Loid. 1641. U. 8. (schlecht). Shaw c. not.
▼ar. Oxf. 1777. II. 4 1779. 8. (desgl.). Brunck, Strassb. 1780. 8. und 4.
(sehr verdienstlich, doch zu viel Gonjeotaren), wiederholt von G. Schäfer,
Iieipz. 1810. (2. Bd. Scholien 1813). 8. Gh. D. Beck, Leipz. 1797. 8. (1. Band).
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392 Vierzelmtes Capitel. Die theogonische DichtuDg u. d. eigentl. Epos.
Ausser der Argonautenfahrt verfasste Apollonios^^ aber noch
eine Reihe anderer Epen über Gründungssagen, nämlich
Ktiatg 'Me^avdgeCag'^^), Kavvov'^^), Kvidov^), NavxQcitewg^^),
*P6dov^^)y ferner Kavcojtog^^) und Epigramme^). Als gelehrter
Grammatiker betheiligte er sich durchaus nicht ohne Erfolg an
dem Fortschritt der sprachlichen homerischen Studien durch seine
Schrift gegen Zenodotos {xQog Zrivodorov)^). Was für ein
Wellauer, Leipz. 1828. 8. Merkel, Leipz. 1864. II. 8. (der 2. Bd. ent-
hält die Prolegomena von Merkel und die Scholien von H. Keil), Text-
ansg. 1862. — üebersetzungen von Bodmer, Zürich 1779, Willmann,
Köln 1832, Osiander, Stuttg. 1837. 16. — Beiträge zur Kritik nnd Er-
klärung: Bnhnken Epist. crit. IL, Leid. 1761. 8. Gerhard, s. o. Eoechly
Coniectorae in Apolloniom et Oppianum, Leipz. 1838. 8. Emendationes
Apollonianae, Zürich 1860. 4. (— Oposc. I. S. 800 ff. 288 ff.). Merkel Rhein.
Mas. N. F. I. 1842. S. 601—619. Eichner Observationes crit. in Ap. Rhodii
ArgODaatica, Glogau 1862. 4. A. H. Hart Obserrationes crit. in Ap. Bliodiam,
BerL 1863. 8. Madvig Advers. crit. L S. 283 ff. B. Volk mann Einige
Bemerkungen über die Argon autica des ApoUonias von Rhodos, Jauer
1876. 4. yan Herwerden Mnemos. N. F. XI. 1888. S. 97—121.
77) L Michaelis De ApoUonii Rhodii fragmentis, Halle 1876.8. Doctord.
78) Schol. Nicand. Ther. 11 — Fr. II Mich.
79) Die Belege sind A. 36. 36 angeführt. Enaack Callimaohea a. a. 0.
(s. A. 66) hat aber gezeigt, dass ans seiner Darstellung die bei Eon. 2 ge-
flossen ist, so dass auch hier wieder die Liebe, nicht bloss die verbrecherische
des Kannos zu seiner Schwester Byblis, sondern auch die der Nymphe
PronoS zu Kaunos, ein Hauptgegenstand seiner Darstellung war. Ist dies
richtig, so ergiebt sich auch, was bei Parthen. 11 wirklich aus diesem Ge-
dichte herrührt, nnd wie er selbst in demselben den Nikaenetos (nnd vielleicht
auch den Agorakritos) benutzt hat. Aus demselben stammen allem Anschein
nach die fünf Hexameter (Fr. Y) bei Gramer Anecd. Paris. IV. 8. 16, deren
vierten Tzetz. z. Lykoph. 1286 dem A. zntheilt, s. Meineke An. AI. S. 402 f.
80) Steph. V. Byz. Wv%TfiQiog — Fr. VL
81) Athen. VII. 283 d — 284 a mit Anführung mehrerer Hexameter
(Fr. VII-IX).
82) Steph. V. Byz. Jduov mit anderthalb Hexametern (Fr. X). Bchol.
Pind. Ol. VII, 86 (Fr. XI). Enaack Zu den Aitien des Kallimachos,
Hermes XX HL 1888. S. 141 vermuthet, dass die rhodische Sage bei Apollod.
II, 6, 11, 8 aus diesem Gedicht hergenommen seL
83) Steph. V. Byz. KoQivd^os. XtoQa. Aus diesen beiden Bruchstücken
(Fr. in. IV) erhellt, dass dies 6h>dicht in Choliamben abgefasst war.
84) Beischr. z. Anton. Lib. 23. tcxoQSi Nixavdgos %fd 'AnolX. o *P, h
totg iniyQd(ifucaiv, Ueber das einzige erhaltne s. C. 13. A. 18.
86) Didym. z. IL JV, 667 (Fr. XII). Offeubar auf dies Buch bezieht sich
die gegen A. gerichtete Diple des Axistarchos A, 97 (Fr. XVI). Aus den
wenigen Bruchstücken (Fr. XII— XVIII) lässt sich nicht viel entnehmen,
wohl aber aus dem Argonautengedicht noch in manchen Fällen erkennen.
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Enphorion yon Chalkia. 393
Werk es war^ in welchem er seine kritischen Urtheile von
massigem Werth über Aechtheit oder Unächtheit Ton hesiodi-
schen Gedichten oder Ton einzelnen Theilen derselben nieder-
legte*^, ist fraglich, doch bleibt wohl nur die Wahl entweder
an Commentare zu Hesiodos zu denken oder an eine Arbeit
über die ältsten griechischen Dichter^^. Im letzteren Falle
bezeichnet der Titel über Archilochos^) nur einen Theil der-
selben, im ersteren eine besondere Schrift. Endlich wird einmal
ein Buch von ihm erwähnt, welches TQiriQixog benannt war*^).
Enphorion^), Sohn des Polymnestos, von Ghalkis auf
Euboea wurde 276 geboren ^^), hörte in Athen, wo er das Bürger-
recht erhielt ^^), Philosophie bei dem Akademiker Lakjdes und
dem Peripatetiker Prytanis^') und ward in der Poesie durch
welche y<m Zenodotos aofgenommenen Formen auch A. noch billigte, und
welche er verwarf, vgl. die Uebersicht von Michaelis S. 23—40. Merkel
Prolegg. 8. LXXIff.
86) 1^ verwarf die zur Omithomantie überleitenden Schlussverse der
Werke und Tage (Procl. in Op. 826 «> Fr. XX). Weniger glücklich be-
rief er sich fdr die Aechtheit des Schildes auf das aus den Eoeen ent-
nommene Prooemion (Argum. Scut III -» Fr. XXI). Endlich nahm er nach
Theog. 26 eine Lücke an (Schol. z. d. St » Fr. XIX). Schol. Op. 68 aber
ifit ApoUonios Dyskolos gemeint, s. Michaelis S. 43f.
87) Muetzell De emend. Theog. Hes. S. 288. Sehr verfehlt sucht
H. Schrader Der Aristarcheer Apollonius, Jahrb. f. Phil. XCIIL 1886.
8. 229 f. (wenn auch nur zweifelnd) dieselben in der Schrift gegen Zeno-
dotos, 8. dagegen Michaelis 8. 44 if.
88) nsQl 'jQztUxov, Ath. X. 461 d — Fr. XXIT. Vgl. C. 16. A. 46.
89) Ath. III. 97 d — Fr. XXIV. Freilich wird hier nur ApoUonios
schlechtweg citirt. Schweighäuser IX. S. 48 vermutbet, es sei eine
grammatische Schrift über die Namen der Theile einer Triere und aller
auf eine solche bezfiglichen Dinge gewesen. Endlich wird noch A. ohne Bei-
satz über ägyptische Symposien bei Athen. V. 191 f. angef&hrt (» Fr. XXIII),
und Schweighäuser III. S. 60 bezieht dies Citat auf eins jener Ghründnngs-
gedichte Sgyptischer Städte. Wo A. in den Scholien zu Aristophanes vor-
kommt, ist nirgends der Bhoder gemeint, s. C. 80. A. 172^ vgl Schrader
a. a. 0. Michaelis 8. 49 fi.
90) Meineke De Euphorionis Chaloidensis vita et scriptis (Danzig
1828. 8.), Anal. Alex. S. 1-— 168. 6. Schnitze Euphorionea, Strassburg
1888. 8. (Doctordiss.).
91) 8. A. 97.
92) Hellad. b. Phot. Cod. 279. p. 682^ 18 f. Ev<poQܻvt xm tpvan (ihv
XuXiudtC, ^icu d\ 'A^Tjvaiip. Vgl. A. 97.
93) Eine hässliche Geschichte von seiner Aufföhrung auf einem Trink-
gelage bei diesem erzählt Hegesand. Fr. 21b. Ath. XI. 447 e.
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394 Vierzehntes Capitel. Die theogoniBohe Dichtung a. d. eigenü. Epos.
Arehebulos yon Thera ausgebildet^ dessen Geliebter er auch ge^
wesen sein soll^). Spater erwarb er sich auf wenig ehrenvolle
Weise grosse Beichthümer, indem er einem alten Weibe, der
Nikaea, Wittwe Ton Erateros Bohne Alexandros, ehemaligem
Beherrscher Ton Euboea und Korinthos, Liebesdienste erwies ^^).
Dann aber ward er von Antiochos dem Grossen (224 — 187) an
dessen Hof berufen und, wie schon früher bemerkt wurde ^),
zum Bibliothekar ernannt ^^. In dieser Stellung blieb er bis an
seinen Tod^). Er hinterliess eine nicht geringe Zahl epischer
Gedichte voll entlegner, aber dabei zugleich sehr frei von ihm
behandelter ^^^) Sagen und Mythen^) und in einer dunklen*^)
94) Vgl. auch das Spottgedicht des Erates auf ihn, Anth. P. VI, 218
(vgl. C. 26. A. 60) uud Meineke S. 7 f. S. A. 132. üeber Arehebulos aber
8. C. 36. A. 21—26.
95) Vgl. auch Plut. Tranqu. an. 13. 472 D. nlovaUtt y^cit övyuad'Bvdet/p,
mg EvfpoQÜov. üeber die Lebensgeschichte dieser Frau und ihres Qatteii
8. Meineke S. 8 f., welcher aus diesem ihrem Verhältniss zu E. mit Recht
sohliesst, dass sie zuletzt entweder in Obalkis oder in Athen lebte. V^l.
auch Droysen Hellenism. IIP, 1. S. 200 f. 289 f. 248 f. 827. 841. 411 IF.
96) C. 1. S. 4.
97) Suid. KvtpOQ^av noXvfi>viiaxov Xahudavg an' EvßoCccg^ (icc^rftfig iv
To£g 91100697019 Awiivdov xal IJgvzavidog %al iv toig «oiijuKOig 'AQxsßovlov
tov SrjQcc£ov noirjTov^ ov lud iQmfiiifog Xiyetui yBvic^ai, iyBPvi^drj 9* ip
tij pxg' 6lvfAXidSi, 0x8 %al IlvQQog ^tti}^ vno ^Pmucttonf (dies geschah
aber im ersten Jahr dieser 125. Ol. — 276/5), %al iyivno xrtv idiccv fieU*
XQOvg, noXv6aQ%ogj Haxoaxffl^ß. tijg d* jUB^dvdQOv tov ßmaiXBV€tnnog
Evßotag, vtov dl Kgatigov (vgl. C. 21. A. 888), ywamog Ni%€tücg ctSQ^mürig
avtov evno(fog a(p6SQa yayovmg ^Id'i ngog UvxCoxov xhv pkiyav iv SvQfy
ßacilavovta xal XQoiovij vn avxov xr^g i%tiCB drjfioaüeg ßißXiof^iiHTig,
98) Deun Suid. fährt fort: %al xslevxiiüag i%Bt xid'cnntu iv 'Aaeafuiq^^
mg 9b XIV Bg iv 'Jvxio%üc, Die scheinbar abweichende Angabe in dem Epi-
gramm des Theodoridas Anth. Pal. VII, 496 hat man mit Becht durch die
Annahme ausgeglichen, dass ihm im Peiraeeus ein Kenotaphion errichtet
worden seL
98^) So yermisehte er allem Anschein nach öfter mehrere yerschiedne
Sagen und Mythen mit einander, s. y. Wilamowitz Herm. XV in. S. 269.
Schnitze S. 60—58.
99) ikvtvrig xmv ^EXXrjvnimv ftvd-oXoyrjfuixmp xal xBXBaiovQyfifuixtov wird
er in der Beischrift zu Theodor, a. a. 0. genannt, y.gl. Meineke S. 82 f.
Im Uebrigen s. Bohde Chr. Born. S. 98. A. 2, der mit Becht seinen h&ufigen
Anschluss an Stesichoros (Fr. LXl. CXXV. CXXVI) und vielleicht an Sagen-
geschichtschreiber (Sokrates Fr. CXLIV, Hegesippos Fr. LV, wenn nicht das
Verhältniss hier das umgekehrte ist, was ich wenigstens in Bezug auf
Sokrates für das Wahrsoheinlichere halte, s. C. 21. A. 642. 644. G. 27.
A. 134) hervorhebt.
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Eüphorion von Chalkis. 895
und schwerfälligen Sprache, die mit seltnen und alterthümlichen
Ausdrücken ^^^) und der Anwendung ungewöhnlicher Wortbe-
deutungen^*) in einem Masse überladen war wie allem Anscheine
nach abgesehen von Lykophrons nach dieser Richtung hin so wie
noch mehr in der G^estaltung der Sagen und Mythen stark Ton
ihm ausgebeuteter^^**) Alexandra und später Nikandros, welcher
seinerseits auch ihn benutzte*^), bei keinem anderen dieser ge*
lehrten Dichter. Und so darf er denn wohP^**) als der Haupt-
yertreter derjenigen Richtung erzählender Poesie in der Alexan-
drinerzeit bezeichnet werden, in welcher das antiquarische Interesse
das poetische überwog. Dennoch fand er in Rom zahlreiche
100) Cic. Divin. 11, 64, 132. mW« . . . obscurus. Clem. Str. V, 671 C,
8. C. 9. A. 38.
101) S. die stattliche Sammlung ans den verbältnissmUssig wenig zahl-
reichen nnd wenig umfänglichen Fragmenten bei Meineke S. S3f. Vgl.
Krat. a. a. 0. V. 3 f. lucl natäytenaö' knoBi xa noin^funu xal tä ^fXi}ra (so
D obre 6 f. <p£lritQoc) ax^smito^ ^6€i' %al yaQ ^Ofirjifmog fiv. „Er benntete also
gleich dem Komiker Straten («. C. 4. A. 26. C. 8. A. 141) das (vorwiegend
homerische, d. i. epische) Glossar des Philetas. Zu den Worten, über die in
den Versen des Straten der Herr des meist in homerischen Glossen redenden
Kochs sich hier Eaths erholt, gehört nun auch igvcix'^ov' (V. 19, näml. ßovv
20, B. oridixsgov 22: ursprünglich Beiwort des Kindes, dann verselbstllndigt
wie V. 6 (ligontq =» äv^^gamoi). Dasselbe wird von Ljkophr. 1896 treffe;id
als y«vofi€Öy (nämL ^rrap», d. i. dQoxQtp) gedeutet (lat. ruere »- den Boden
aufwühlen) vgl. Apoll. Rhod. I, 687. ysioxofiov agoxQov. Danach wird denn
auch £. Fr. CXL* nicht, was selbst ihm kaam zuzutrauen ist, ivoa^xd'ovt
dgoxQm, sondern Igveix^ovi, geschrieben und auch in dem Lexikon des
Philetas iffvaix^^ov (mit der Erklärung: erdan^issend, erdaufwühlend) ge-
standen haben. Das bei Straten (36. 38 f.) uns femer begegnende, doch
wohl gleichfalls von dort entnommene nrjyog (» Salz) hat in der gansen
erfaaltnen Litteratur sein Seitenstück sogar nur bei Lykophron 140 {miyog «■
Salz)". (Wilh. Schulze). Also hatte wohl auch Letzterer schon bei Ab-
fassung der Alexandra das nämliche Glossar verwendet
102) S. Meineke S. 34 f. Seine übermässige WortfQlle tadelt gleich
der des Kallimachos und Parthenios (s. C. 4. A. 112. G. 13. A. 29) Lukian.
Conscr. bist. 67. Obgleich er als Verehrer des Homeros sich selbst Fr. LXX
bezeichnet und als solcher (s. A. 101) nnd zugleich als Bewunderer des
Choerilos von Krates a. a. 0. bezeichnet wird, war er doch thateächlich
weit mehr Nachahmer des Antimaohos, wie Meineke S. 30—32 mit Recht
bemerkt. Vgl. Übrigens die Nachtrage,
102 >>) S. Kaibel Sententiarum Über quartus, Hermes XXIL 1887.
S. 506—609. Schnitze S. 6—18. Knaack Euphorionea, Jahrb. f. Philol.
CXXXVn. 1888. S. 145—153.
103) S. Schnitze S. 46-49. Vgl. A. 121.
103^) Mit Rohde S. 26. A. 3.
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396 Vierzehntes Capitel. Die theogoniscbe Dichtang u. d. eigenil. Epos.
Bewunderer und Nachahmer '^^); zu denen vielleicht auch Yergi-
lius ^®^), jedenfalls TibuUus, Propertius und Ovidius ^^^^) und nament-
lich Cornelius Gallus gehörten ^*^). Ob er selbst aber, wie man
eben nur hieraus geschlossen hat, auch derartige Elegien dichtete,
in denen er seinen eignen Liebeshändeln als solchen poetischen
Ausdruck gab, ist sehr zweifelhaft ^^^. Jedenfalls spielten aber
Liebeserzählungen auch in seinen epischen Gedichten eine Haupt-
rolle. So behandelte der Hesiodos**^^) doch wahrscheinlich die
Sage vom Tode dieses Dichters ^°^). Vermischte Geschichten aus
dem attischen Sagenkreis waren in Mo^^onla oder "Axaxta
enthalten ^^^). Von den ebendesshalb so genannten Chiliaden
umfasste jedes der 5 Bücher genau 1000 Verse, und das Ganze
war, wie es heisst, gegen Diejenigen gerichtet, welche ihn um
sein ihnen an vertrautes Gut betrogen hatten ^^^). Aehnlicher Art
104) Die von Cicero Tusc. in, 19, 45 verspotteten cantores Euphorianis,
105) Qointil. X, 1, 56. Euphorionem . . . quem nüi pröbcLsaet Vergi-
liu8 . , ., nunquam certe conditorum Chälcidieo versu earminum fecisset in
BucoUcis (X, 50) menHonem. Serv. z. Verg. EcL VI, 72. Doch s. d. Nachtrr.
105^) S. Rohde a. a. 0. S. 12S. Anm. Schnitze S. 19—45.
106) Diomed. HI. p. 484, 17 ff. K. Donat. V. Verg. 10. p. 382. ü (uämL
Corn. GaUus) transMü Euphorionem in Latinum et libris quattuor amores
8U08 de Oytheride scripsiL Prob, ad Verg. EcL X, 50. Euphorien . . . cuius
in scribendo colorem secuius videtur Cornelius Gaüus, Serv. a. a. 0. Schnitze
S. 58—55. In Bezng anf Tiberins s. C. 4. A. 111. Später kommt Nonnos in
Betracht, 8. A. 118 und Eohde a. a. 0. S. 506 ff. A. 2. Schnitze S. 55—62.
107) Wamm ich im Gegensatz zu Meineke S. 24 f. mit Heyne Ezc.
ad Verg. Bncol. S. 201 so urtheile, erhellt ans C. 18. A. 71. Dazu kommt
aber, dass sich überhaupt unter allen Fragmenten des E. kein einziger
Pentameter nnd kein sicher zn einem solchen gehörendes Yersstuck findet
108) Nor von Suid. erw&hnt, welcher bloss dies (Gedicht nnd die beiden
folgenden aufzählt. ^
109) Es ist wenigstens nicht nnmöglich, dass, wie Nietzsche Bhein.
Mus. XXyni. 1878. S. 286 vermnthet, die von allen anderen Darstellnngen
abweichende Fassnng bei Snid. 'HaMos^ nach welcher Antiphos n. Etimenos,
die BrClder des geschändeten Mädchens , den Hesiodos nur ans Versehen in
der Dunkelheit statt des wirklichen Thäters erschlugen , aus diesem Gedicht
stammt
110) Snid. ixei ya^ avfifuystc tmogiagt Mo^onta d' oti rj 'Axxi%ri %o
n^lv Mofponia i%alsito d%6 t^g 'Sl%s€nfov dvycctQbg MoTponCag^ %a\ o Xoyog
xov noiTJiuitog dnorsivetat tlg xi^v 'Amxriv. S. jedoch Meineke S. 12 f.
Fr. XXVn nnd XKYil\
111) Suid. XiUddsg' i%n d' vxo^satv stg tovg aMoaxBQiiaavtag avxow
X(fri(iax«y & TtccQid'txo^ oog di%fjv dotew %dp eig (ui%(fdv' ilta avvdyn dtä
%iU<ov ixmv xQfiOfiovg cinoxsXsa9'ivxttg' eicl dh ßißXia rj'. Statt ixmv schreibt
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Eaphorion von Chalkis. 397
waren die^j4^aC oder IlotriQioxXixtrig^ Verwünschungen gegen
Einen, der ihm einen Becher gestohlen hatte, Vorbild für die
romischen Dichter von Dirae^^^). Der Dionysos scheint den
ganzen Mythenkreis dieses Gottes^^'), Inachos die argolischen
Sagen behandelt zn haben ^^^). Auch der Thraker (Sga^)
steckte voll mythischer Grelehrsamkeit^^^) und enthielt auch Liebes-
sagen^^^), wie sie den Inhalt des Hyakinthos vornehmlich
bildeten"'). Ausserdem werden Ainos^"), eine poetische Gegen-
schrift wider Theoridas oder vielmehr Theodoridas (Wvrt-
ygafpal XQog Ssoömgidav)^^^), Hippomedon*^*^), fifivtog^"),
Meineke mit Heyne inmv^ aber mit Unrecht, s. Enaack a. a. 0. S. 151 ff.
Thrämer Eaphorion bei Plutarch, Hermes XXV. 1890. S. 65—61. Denn
die folgenden Worte IniyQatpBtai d' ri niiintrj xiXirOcg hbqI xdV^f'^^ ^^ ^^
ItXlmv hap dnorsXovvxai sind zwar gebührendermassen von Bernhardy
als Interpolation gestrichen (s. Westermann e. d. St. Bioyg. p. 78, 77),
aber desshalb sind sie noch nicht werthlos. Im Uebrigen s. Meineke
S. 18—16 u. Fr. XLI— XLVI. Aber (wie Toup richtig sah) ancb die drei
Hexameter eines ungenannten Dichters bei Flut, de ser. nnm. vind. 12.
557 D (Meineke S. 165. Fr. dnb. I) nnd somit das Beispiel der Lokrer,
dazn wahrscheinlich auch die beiden näohstvorangehenden der Pheneaten
und Sybariten sind aus diesem Gedicht, s. Knaack u. Thrämera. a.0. 0.
112) Fr. VI b. Steph. 'AXvßri u. Schol. Theocr. II, 2. Fr. VH b. Steph.
'Aaömgov, Vgl. Meineke S. 19 f.
118) Meineke S. 21 u. Fr. X— XVI. üeber die Benutzung bei Nonnos
s. Lobeck Aglaoph. S. 558. A. c.
114) Fr. XXIV b. Schol. Clem. AI. IV. p. 96 Klotz: iv xjß 'lotfy(?) xal
'lvd%ai^ s. Meineke S. 22.
115) Meineke S. 22 u. Fr. XIX— XXIP.
116) Von Harpalyke und ihrem Vater Klymenos und von Apriate und
Entrambelos, Fr. XXf. «» Beischr. z. Parthen. 18. 26.
117) Meineke S. 28 u. Fr. XXXVI— XXXVIU.
118) Fr. II b. Steph. Joadcivri mit einem Hexameter: Ainos war Sohn
und Priester des Apollon, s. Meineke S. 16 f.
119) Fr. in. b. Clem. Str. V. 569C mit einem Hexameter, s. Meineke
S. 18. Vgl. A. 98 und C. 86, auch C. 7. A. 28. 24.
120) Fr. XVII (ein Hexameter). XVIII, s. Meineke S. 22.
121) Fr. XXVIII in SchoL Apoll. Rh. II, 854 (ohne wörtliche An-
fOhrung), s. Meineke S. 28. Aber Knaack Analecta, Hermes XXV. 1890.
S. 87 f. zeigt, dasB auch Fr. LXXUI. GXLVH und vielleicht CIV zu diesem
Qedicht gehörten nicht' minder als das neue Bruchstück bei Miller M^-
langes S. 46, von welchem es schon G. Schnitze S. 48 erkannte, und dass
dies Epos sonach von Herakles, der den Mariandynen gegen die Bebryker
beisteht und den Kerberos aus der Unterwelt heraufholt, ^handelte, vgL
die Nachahmung des Nikandros Alex. 12 ffl und Schol. Nie. a. a. 0. vgl.
m. Seh. Apoll. Rh. H, 758.
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398 Vierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigentl. Epoe.
Philoktetes*^*) angeführt. Apollodoros, in welchem wie im
Gga^ eine verbrecherische Liebe zwischen Vater und Tochter
vorkam^*'), Artemidoros^*^), Demosthenes^^^) scheinen nach
Zeltgenossen benannt zu sein^ indem bei Demosthenes wohl an
den Bithyner %\x denken ist^^^), vielleicht auch Polychares*^')
und Alexandros^*^). Der Kranich (ri^avos) war »wischen
Euphorien und Archytas streitig ^^^). Ob das Trauergedicht
{'EmniqdsLov) auf den Astronomen Protagoras hexametrisch
oder elegisch war^ steht dahin ^^); da sich indessen ausser den
Epigrammen keine einzige Dichtung des Euphorion in letzterer
Form mit Sicherheit nachweisen lässt, so ist Ersteres viel wahr-
scheinlicher. Auch die Epigramme aber, von denen noch zwei
erhalten sind^^*), waren grossentheils erotischer Art^**). In Prosa
schrieb er jcsqI t(Sv ^Aksvaöäv^^^), tcsqI ^löd^ii^icDv^, tcsqI
(iskonocäv^^^) xmd'Txo(Jtvij(iata CatoQ^xd^^). Ob das hippo-
122) Fr. XXXIX (6 Hexam.) b. Stob. Flor. LIX, 16, b. Meineke S. 23.
123) PiasOB und Kleite, Fr. IV (2 Hexam.) b. Tsetz. z. Lyk. 616, dazn
Fr. V, 8. Meineke S. 18 f. vgl. S. 16. ßohde S. 90.
124) Fr. YII b. Steph. 'Aacvqov (ein Hezameterstfick) , e. Meineke
S. 16. l«f.
126) Fr. IX (ein Hexameter- oder Pentameterstfick), Choerobosk. b. Bekk.
Anecd. p. 1383, b. Meineke S. 16. 21.
126) Meineke S. 21. Vgl. A 168.
127) Fr. XXXIV (ein Hexameteratück) f. , s. Meineke S. 16. 28.
128) Fr. I (ohne wörtliche Anffihrung) b. Steph. ZoXoi. Meineke
S. 16 f. denkt an den Aetoler. Allerdings könnte £. als Jüngling diesen
noch ala Greis gekannt haben, wenn anders dieser später in Athen oder
Chalkifl lebte, was aber wohl nicht eben sehr wahrscheinlich ist.
129) Fr. Vm b. Ath. III. 82 a, s. Meineke S. 20 f.
ISO) La, Diog. IX, 661, s. Meineke S. 21 f.
181) Anth. P. VI, 279. VII, 661. Meineke S. 162—164.
182) Denn Meleagros im Einleitongsgedicht V. 23 nennt sie Lychnis-
blüten, 8. Meineke S. 26. In dem Epigramm des Erates (s. A. 94. 101. 102)
wird vermöge der obscönen Zweideutigkeit von XoiQdog^ xaTaylmaaa und
*On7jQiii6gf vielleicht anch ^tXrjtag, sowohl auf den erotischen Charakter
seiner Poesie als anf seine unsauberen Liebesaffären gestichelt. Das des
Theodoridas (A. 98) behandelt seine Liebschaften sonder Tadel: nccl yctQ
icabg ia>v i(p£lBi,
183) Fr. XXIX— XXXI, bei Soid. "Etpoqog fälschlich dem jüngeren
Ephoros beigelegt, s. Meineke S. 27 f.
134) Fr. XXXII u. XXXII*» b. Ath. IV. 182 e. XIV. 633 f, s. Meineke
S. 28.
136) Fr. XXXHI b. Ath. IV. 184 a, s. Meineke S. 28 f.
136) Fr. XXUI. XXlV^ XXV b. Ath. IV. 164 c. XV. 700 d. AeUan.
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Bhianos ans Bene. 399
krateische Lexikon in 6 Büchern**') von ihm oder von einem
anderen^ gleichnamigen Manne war, ist streitig*^).
Rhianos"^) ans Bene oder Eeraea (Kerea) anf Kreta **^),
Zeitgenosse des EratostheneS; war Sklave nnd Palästrenaufseher
gewesen*^); wandte sich dann aber mit entschiedenem Erfolge
N. A. XXVir, 28, B. Meineke S. 26 f. Vielleicht stand hier die Notiz über
Piaton Fr. CXXXIV bei La. Di. 111, 87. EvtpoqCoiv 81 %al Havaniog s(q^-
%aci sroXXaxtff lötqafiftsvrjv svfffjad'ai, xi^v dgxrjv xi]g HoXitsCoig (vgl. C. 28«
A. 68).
137) Erotian. Lex. Hippoor. p. 82, Sf., s. G. 20. A. 62. Meineke S. 29.
Vgl. Fr. XXVI b. Erotian. p. 68, 7 u. Erot. 24, 1 ff.
188) Da sich bei E. sonst keine Spur von linguistischer Schriftstellerei
findet, so nimmt Bernhardy a. a. 0. TP, 2. S. 644 das Letztere an, s.
jedoch Klein Ausg. des Erotian. S. XXXV f.
189) Der Art. bei Suid. giebt den Bericht des Hermippos von Berytos
in dessen Werk über Htterarisoh berühmt gewordene ehemalige Sklaven
wieder, nach Da üb De Suid. Biogr. S. 448 fireilich vielmehr den des Philon
von Byblos, s. aber C. 4. A. 97. — Siebeiis De Bhiano, Bantzen 1829. 4.
Saal fUiiani Benaei qnae sapersont, Bonn 1881. 8. Fr. Jacobs Der
Dichter RManns, Schulzeit. 1888. No. 14. Verm. Schrr. VIII. S. 72—109.
Meineke Ueber den Dichter Rhianos von Kreta, Abhh. der Berl. Akad.
1882, überarbeitet in Anal. Alex. 8.170—212. Couat S. 827— 866. Kohl-
mann Qnaestiones Messeniacae, Bonn 1866. 8. (Doctordiss.). S. 11—80.
Mayhoff De Bhiaoi Cretensis studiis Homerieis, Leipzig 1870. 8. v. Wila-
mowitz Eurip. Herakles I. S. 810 f.
140) Suid. ^PiavoQ^ i %cd Kgi^g, av Brivaios {Biqvri dh noUq KQi^tTiß)'
tivlg dl KsQattriv^ aXloi dh 'id'wiMrjg trig Miöoi^rig (dies war wohl nur ein
falsdier Schlnss aus seinem berühmtesten Gedicht, doch mag er sich in
der That, um Stadien zu demselben zn machen und die Volkssagen zu
erkunden, längere Zeit in Messenien angehalten haben, s. Saal 8. 12.
Meineke An. AL S. 178. Kohlmann 8. 24—80) vvxov tat6Qriaap, Steph.
Br^pfl . * . 'Piaifog yaf b noiTjvfig Brivccihg ^v fj Ksi^dtTjg rj Kgi^g,
141) Suid. ovtog d' ^ xf^g naXcUüXQag x(f6x8^ov ipvXai ntd dovlog^
vaxBQQv dh na^dev&elg iyivsxo yQafAfiaxiH6g , avyxQOPog ^Eqato^ivovg,
Wilamowitz a. a. 0. A. 80 (y^fl. Antig. v. Kar. S. 48. Anm.) versetzt ihn
Tielmehr schon in die Zeit des Zenodotos und Aratos, dergestalt, dass
auch seine Homerausgabe sogar noch vor 276 (s. C. 2. A. 616) erschienen
•ein solL Aber die dafür Yorgebrachten Gründe- scheinen mir nicht zwingend.
Denn dass die Homerkritik unmittelbar vor Aristophanes von Byzanz bereits
weiter fortgeschritten gewesen wäre, als es sich bei Rh. zeigt, müsste
doch erst bewiesen werden. Und wenn Kallimachos H. U, 49 f. sich eine
Sagenmodification, nach welcher ApoUon aus erotischem Grunde bei Ad^
metos diente, aneignet, dieselbe, die Rh. ausführte (vgl A. 161), so sehe
ich nicht ein, warum er dabei nicht aus irgend einer mündlichen Ueber-
lieferung, sondern nur aus Letzterem gesch^ft haben könnte. Im Gegen-
theil dünkt es mich nicht besonders glaublich, dass Kallimachos, der sich
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400 Vierzehntefl Capitel. Die theogonische Dichtung n. d. eigentl. Epoa.
den philologischen und poetischen Studien zu, aller Wahrschein-
lichkeit nach in Alexandreia, wo er Tielleicht bereits als Unfreier
gelebt hatte. Er veranstaltete eine neue Ausgabe der Ilias
und der Odyssee, die nächste, welche dort nach der des Zeno-
dotos hervortrat, und wir wissen noch genug von derselben ^^^),
um ein verhältnissmässig günstiges Urtheil über sie fallen zu
dürfen. Immerhin freilich mag er mehr, als recht war, von den
gewaltsamen Neuerungen seines Vorgängers beibehalten haben ^^');
jedenfalls beruhten ferner auch seine Aenderungen weit häufiger
auf eignem Gutdünken als auf älterer Deberlieferung^^); von
verfehlter Spitzfindigkeit blieb endlich auch er nicht immer frei**^.
Aber im Ganzen ging er doch ungleich vorsichtiger und tactvoller
zu Werke. Die meisten seiner Conjecturen sind einfach und
rtihmt nichts ünbezeng^s zu singen (s. G. 8. A. 17), nnd der einen Homeriker
wie ApollonioB so lebhaft verfolgte, hier die Erfindung eines anderen
Homerikers wie Rh. so beifällig begrüsst haben sollte. Ob Rhian. Fr.
ine. 2 b. Poll. II, 180 (Meineke S. 202) anf Apoll. Argon. lY, 180 anspielt
oder umgekehrt (ygl. Enaack Analecta, Hermes XXV. 1890. 8. 85 f.), ist
freilich an sich nicht zu entscheiden.
142) S. Mayhoff a. a. 0., welcher freilich nicht (S. 28 f.) glanben
durfte, Zenodotos, Rhianos, Aristarchos h&tten die Ausgabe des Peisistratos
(gesetzt auch , dass es überhaupt je eine solche gab) noch selbst in Händen
gehabt, s. Düntzer Homer. Abhh. S. 28 ff.
148) Genauer läset sich hierüber nicht urtheilen, namentlich auch
darüber nicht, wie sich Rh. zu den vielen Verstilgnngen des Zenodotos
Yerhielt; schwerlich hat er alle gebilligt: yon ihm selbst werden nur 3
erwähnt (wonach die verkehrte Behauptung von Sengebusch Diss. Hom.
I. S. 47, er scheine solche sehr geliebt zu haben, zu beseitigen ist): 2;, 10 f.
(s. A. 146. 146). a, 278 (wie es scheint), d, 168— ICO. Die erste schliesst
sich an einen zum Theil schon von Zenodotos genommenen Anstoss. Alle
diese Verse scheint Rh. einÜEich ausgeworfen, den Obelos also nicht an-
gewendet zu haben. S. Mayhoff S. 80—86. Eine sehr gewaltsame, wenn
auch sonst nicht Üble Coigectur des Zenodotos eignete er sich T, 831 mit
einer kleinen Modification an, und £, 296 ist seine Schreibung eine richtige
Verbesserang von der des Letzteren, s. Mayhoff S. 86 f. 64 f. Dagegen
folgte er wider denselben A, 97 mit Recht (wie nach ihm Aristarchos) der
massilischen Ausgabe.
144) Von 46 Fällen (meistens ans der Odyssee), die uns durch die
Scholien (von Didymos her) überliefert sind, gilt Letzteres mit Sicherheit
nur in 4, s. Mayhoff S. 88—44 (vgl. S. 86—88).
146) Ausser in den schon A. 148 angef. Fällen 2^ 10 f. und T, 881
zeigt sich dies A, 86. a, 96. y, 24. dy 702. c, 816. (, 67. |, 848, s. May-
hoff S. 66 f. 67 ff. 62 f. 66 f. 67 ff. 76. 86 f. An mehreren anderen Stellen
sehen wir nicht klar.
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Khianos aus Beoe. 401
leicht und zeugen ebenso sehr Ton gesundem Verstände und guter
Beobachtung des homerischen Sprachgebrauchs als namentlich
von feinem poetischen Geschmacke. Viele sind ansprechend oder
geradezu glücklich und richtig. Einzelne wurden von Aristo-
phanes^*^) oder Aristarchos"^) aufgenommen, andere haben neuer-
dings den Weg in den Text gefunden, noch andere verdienen ein
Gleiches. Und so zeichnete er sich denn auch in seinen Epen
vor allen anderen alexandrinischen Dichtem durch eine einfache,
alles Künstliche und Gesuchte vermeidende, aber gewählte und
acht homerische Sprache aus^**), wie die Bruchstücke lehren ^*^).
Indessen zeigen dieselben auch seine Belesenheit in Hesiodos,
Theognis, Pindaros, Aeschylos, Sophokles, Euripides, indem er
einzelne Ausdrücke vielmehr aus diesen entlehnte ^^). Diese
seine Epen behandelten theils die Heroensage, so nämlich seine
Herakleia^^^), theils historisch-ethnographische SagenstoflFe, so die
'Axalxi^^^), 'HXtaxä^^^)^ @£<f6aUxd^^) und Msöötiviaxd^^).
146) So A^ 558, femer mit Becht IF, 81 (s. Wilamowitz Homer. Unters.
S. 328, vgl übrigens d. Naohtrr.). d, 12, aber mit Unrecht Z, 10 f. (s. A. 148.
146). T,41. «, 296. 898. S. May hoff 8. 30 ff. 44—53.
147) So, wie es scheint, i2, 584, s. Mayhoff 8. 56£
148) S. Meineke 8. 200 nnd über die Epigramme 8. 206. Senge-
busch a. a. 0. 8. 47. May hoff 8. 15 ff.
149) 8. das Yerzeichniss von Mayhoff 8. 19—28.
150) Mayhoff 8. 20.
151) Diese allein wird bei Snid. genannt mit 4 Büchern (ly^of^sy iidfiatQU
«oiiffuxTa, ^HQayiXtidda iv ßtßUotg ^'), und wenn im Et. M. 158, 4 das 14.
citirt wird, so ist dafdr das 4. nnd nicht, wie Meineke S. 175 — 181 wollte,
bei Suid. 14 herzustellen, s. Wilamowitz Eurip. Her. a. a. 0. A. 80. —
Mayhoff 8. 16 meint, dass Rh. aach hier möglichst an Homeroi, nämlich
an das dort über Herakles Sichfindende angeknüpft habe, doch s. Meineke
a. a. 0. In Wirklichkeit drehte sich das Qedicht hauptsächlich, wie Wila-
mowitz zeigt, um die zwölf Arbeiten, nnd femer rechnet Meineke zu.
ihm die für den (reschmack des Rh. (s. A. 162) bezeichnende päderastische
Wendung (vgl. A. 141): SchoL Eurip. Ale. 2. 'Ptavog di tpriaiVy oxt %%(av
{^Aaolkayif) avxm {'Adiiiitai) idovXevae di* iganuy so dass Wilamowitz von
dem Dichter sagt, er habe „in anziehender Weise die Vorliebe für das
rauhste Alterthum mit der Pflege des raffinirtesten Modelebens zu yer-
binden gewusst".
152) Fragmente bei Steph., welcher (ZnoXig) bis zum 4. Buch citirt,
8. Meineke 8. 181—188.
158) Fragmente b. Steph. bis z. 8. B. iAtS^<fi,og)y s. Meineke 8. 184—186.
154) 8. Meineke S. 186—190: Steph. Alymvua führt das 16. B. an.
• 155) 8. Meineke 8. 190—206: bei Steph. 'Axd^nov erscheint das 6. B.
Vgl. auch Mayhoff 8. 1&— 19. Wer über den umfang dieses Gedichts so
BrsBiaHii, grieob.-alez. Lltt.-Qesoh. L 26
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402 Yierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigentl. Epos.
Die M£<f6riviaxd waren wohl das geschickteste längere Epos
der Alexandrinerzeit. Dasselbe beschränkte sich wenigstens zu-
nächst auf den zweiten noiessenischen Krieg, und zwar auch noch
dergestalt; dass es mit der Schlacht am grossen Graben begann ^^^)y
und hatte den Aristomenes zum Haupthelden *^'), und man darf
wohl um so mehr daran zweifeln , dass es, wie neuerdings be-
hauptet worden ist^^^^), nicht schon mit dessen Tode geendet^
denkt wie Kohl mann (». A. 157^), widerspricht sich selbst, wenn er es
trotzdem," wie Eohlmann S. 13 thut, mit Jacobs S. 84 vielmehr znr
ersteren Classe zählt; wer anders artheilt, kann eher zweifelhaft sein; doch
kommt wenig darauf an.
156) Paus. IV, 6, i, 2. ^Piavog Sl tovSs (ilv tov TCQcixov zmv noXi(iwv
ovSh ^^ato dqxn^i bnoaa Sl XQOvo} övvißrj totg MEoarjvüiig anoüzäüw ano
Aa-UBSatfiov^v, o dh aal tavTa {ilv ov nuvxa tyqcfipB^ xijg (Jtdix^i ^^ "^^
vatSQoc^ ^v ifiaxicttvxo inl xy Tdqfqm rrj aalovfifvij fisydXij: wenn man
diese Worte genau nimmt, sogar erst unmittelbar nach derselben mit. dem
Eückzag nach £ira.
157) Wie Achilleus in der Ilias, Paus. §.8, s. C. S3. A. 267. Vgl.
May hoff a. a. 0. Der Ausdruck „den zweiten messenischen Krieg'' trifft
übrigens yermuthlich den Sinn des Rh. selber nicht. Denn Immerwahr
Die Lakonika des Pausanias auf ihre Quellen untersucht, Berlin 1889. 8.
S. 144 ff., weist ans Paus. IV, 15,1, 2. 23, 2 f., 6—9 nach, dass Eh. den
YOQ ihm beschriebenen Krieg erst in den Anfang des 5. Jahrh. setzte,
gleichwie schon bei Plai Leg. III. 698 E von einem Aufstand der Messenier
zur Zeit der Schlacht bei Marathon die Bede ist.
157^) Von Kohlmann S. 21—23. Schon die Thatsaohe (s. A. 155),
dass die Citate nicht über das 6. ß. hinausreichen, steht dieser Behauptung
einigermassen im Wege, doch ist dies nicht zwingend (s. Kohl mann
S. 28). Ohne Zweifel sind C. 26 f. ihrer ganzen Färbung nach im Unter-
schiede von 24, 2, 4 (oder -5) — 25 z. E. wieder aus einer poetischen Quelle
(8. Kohlmann S. 22), und was wir 26, 5, 6 ff. lesen, nimmt das 20, 2, 4
Erzählte wieder auf. Aber andrerseits zeigt 27, 1 Bezugnahme auf die
Schlacht beim Eberdenkmal (C. 15) oder (s. 16, 4, 6) bei Stenykleros, welche
doch Rh. (s. A. 156) noch nicht behandelt hatte. Dass Myron und Rh. die
einzigen Quellen seien, sagt ja Paus. 6, If., 1 — 5 mit Richten und kann
es au<Sh gar nicht sagen, da die Beschreibung der genannten Schlacht und
das Nächstyorangehende und Nächstfolgende (C. 14—16) eben aus keiner
von beiden stammt oder doch von C. 14 und 16 auch aus Rh. nur Einzelnes
ist oder sein kann, aus G. 15 Nichts. Das Epos des Rh. war ja nicht das
einzige über diese Dinge, yielmehr gab es, wie Kohl mann S. 25f. selbst
heryorhebt, noch ein zweites von Aeschylos aus Alezandreia (Ath. XIII.
599 e. 6 xal td Msaüriinwiid inti avvd'sW) aus ungewisser Zeit, der ohne
Zweifel jenes ältere des Rh. benutzte. Warum könnte nicht dies eine der
sonstigen (vgL C. 21. A. 405) Quellen sein? Fast unweigerlich weisen die
obigen Spuren darauf hin, dass auch schon C. 20—24, 1, 3 nicht mehr rein ans
Rh. entnommen sind, sondern eine starke Contamination hier vorliegt, wie
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Bhianos. Archytas Ton Amphissa. 403
sondern in unförmlicher Weise auch noch die weitere Geschichte
der ausgewanderten Messenier bis zu ihrer Zurückfährang durch
Epameinondas angeschlossen habe. Jedenfalls ist es Quelle der
entsprechenden Darstellung bei Pausanias ^^^). Natürlich steckten
aber doch auch bei Rhianos seine Dichtungen voll von mytho-
logischer Gelehrsamkeit und enthielten die Ergebnisse seiner
Forschung auf diesen Gebieten, und man darf wohl^^^) annehmen,
dass auch die Msööi^vtaxd^ mochten sie nun bereits mit dem
Ende des Aristomenes schliessen oder nicht, jedenfalls nicht be-
deutend genug waren, um den Satz des Kallimachos und Theo-
kritos zu widerlegen, dass der Versuch neue grosse Helden-
gedichte zu schaffen nicht mehr zeitgemäss war. So bliebeii
denn die seinen auch ohne Nachwirkung^^) und gingen wahr-
scheinlich schon verhältnissmässig früh zu Grunde. Episch war
übrigens wohl auch das nur einmal^^^) erwähnte Gedicht Orj^i^.
Erhalten sind uns noch eilf leichtfertige, aber gewandte erotische
Epigramme^**).
Archytas von Amphissa verfasste wohl ähnliche mytho-
logisch-ethnologische Epen ^^^) und war vermuthlich derselbe
denn namentlicli von C. 23 ab im Ganzen auch der poetische Ton schwindet,
wenngleich Jacobs S. 98. A. 27 mit Recht 24, 1, S so wie 21, 7, 10 z. E.
noch Spuren von Hexametern gefunden hat (vgl. auch Spengel Demosth.
Vertheid. des Ktesiph., Abhh. der Münchner Akad. 1. Ol. X. 1864. S. 31.
A. 1); ausserdem s. in Bezug auf 28, 6—9 A. 167. Hat übrigens wirklich
Pausanias selber den Tyrtaeos (6, 2, 6. 13, 4, 6. 14, 3, 5. 15, 1, 2) gelesen?
Wie weit derselbe in der That den Rh. benutzte, darüber s. jetzt auch
Immerwahr a. a. 0. S. 140 fiP.
158) C. 17 (wenigstens von §. 6, 10 ab, s. A. 156) — 19 und theilweise
C. 20—24, 8. A. 167 ^ Vgl. die Aeusserungen des Paus, über Myron und
Rh. C. 6 Anf. (s. unten C. 88. A. 267. 269), bes. §. 8: *Piav6g Si iioi noiijaai
(läXlov ^(paCvBxo Etnota ig triv *AQiato(isvovg 7}Uii£ccv, In Bezug auf C. 14
und den letzten Theil von C. 16 aber s. wiederxmi A. 157** und dazu Paus.
16, 1, 2. TvQtcciog (tlv . . . *Piav6g S^ , . , 'Piccvm ftlv ovv iymys ovdä^mg
%atd ya tovzo aw&riaoiiai, Tvqzaiov Öl %. t. X.
169) Mit Couat S. 364 f.
160) „Wenn Manilius IH, 1 ff. den Rh. neben Homeros, Antimachos
und Apollonios nennt, so spricht er damit nur das Interesse aus, welches
Tiberius (s. C. 4. A. 111) an Rh. nahm". (Knaack).
161) Bei Steph. 'A^anvvi^og. S. Meineke S. 176.
162) In der Anthol. Pal., Meineke S. 207—212; „duftige Majoran-
bläten" nach Meleag. IV, 1, 11: adutpvxov dtp' aSvnvooio ^Ptapov. Vgl.
A. 141. 161.
168) Plut. Qu. Gr. 15. 294 f erwähnt von ihm einen Hexameter über
26*
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404 Vierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtnng u. d. eigentl. Epos.
Archytas, welcher von Einigen für den Verfasser des von Anderen
dem Euphorion beigelegten Figavog gehalten wurde '^), also
frühestens ein Zeitgenosse des Euphorion und Eratostbenes und
in der That auch wobl nicbt später, wenn auch wohl jünger
an Jahren als Beide *^), vielleicht auch einerlei mit dem Epi-
grammendichter***), aber schwerlich mit dem als landwirthschaft-
lichen Schriftsteller und unter den Verfassern von ^Otlfagtvtixcc
genannten Manne dieses Namens***^).
Simonides von Magnesia am Sipylos besang am Hofe von
Antiochos dem Grossen dessen Thaten, besonders den Kampf
gegen die Galater**').
Demosthenes aus Bithynien, muth masslich, wie gesagt**®),
auch ein Zeitgenosse des Euphorion, verfasste ein vaterländisches
Epos Bid'vviaxa in mindestens 10 Büchern**^), nach dessen
das weinreiche, daftige Makyna lur Erklärung vom ürsprang des Namens
der ozölischen Lokrer. — Meineke De Archyta Amphissensi, Anal. AI.
S. 858—866.
164) S. A. 129. Ich folge Meineke S. 20 f. und a. a. 0. nnd glanbe
nicht mit Wilamowitz Antig. y. Kar. S. 170. A. 8, dass dieser „zn viel
zusammenwirft *^ Gerade was Wilamowitz für sicher l^t, dass der
Epigrammendichter mit dem Amphissaeer dieselbe Person sei, scheint mir
weit eher zweifelhaft, s. A. 166. 187.
165) Dass freilich der Figavog nur h&tte nnter Zeitgenossen streitig
sein können^ wird man Meineke nicht ohne Weiteres zugeben dürfen;
dass aber die Zeiten beider Bewerber wenigstens nicht weit ans einander
lagen, ist wahrscheinlich. Nnn kommt aber noch hinzu, dass doch ver-
mathlich mit Meineke auch derjenige A., von dessen Lobe zweier Verse
im Hermes des Eratostbenes, wie es scheint (s. Hiller Erat carm. rel.
S. 20 f.), bei Plut. in Stob. Flor. XCY, 16 (vgl. LX, 10) die Rede ist, für
den Amphissaeer gehalten werden muss, vgl. A. 168. Freilich folgt nicht
mit Nothwendigkeit ans dieser Angabe , dass der Hermes frisch erschienen
war, als er ihn las.
166) La. Diog. VÜI, 82 (im Homonymenverzeichniss). So Ten f fei in
Paulys Realenc. L S. 1488. A. * * nnd Wilamowitz (vgl. A, 164). Doch
s. A. 187.
166'>) S. C. 26. A. 9. 62. 207. .
167) Said. ZifuavCdrig Mayvrjg Srnvlov, inonoiog, yiyovBv in* 'Avttoxov
tav ftsydlov %Xrid'ivxog %al yiyQaq>8 tag 'Avxi6%ov xov nsyalov XQa^ftg %al
XTjvngog FaXcitag itapfjv , ots i^xa xmv iUtpdrcmv xriv tnnov avrcofr itpe^Bi^iv,
168) S. A. 126. — Sammlung der Bmchskücke bei Müller F. H. G. IV.
S. 884—886. Ans Fr. 15 b. Steph. XalTista würde hervorgehen, dass er
wenigstens älter als Polybios war, wenn hier der Name D.« sicher stände.
169) Steph. (der allein überhaupt ihn anführt, aber auch nm so öfter)
Koaaog und MavaamXol (Fr. 7. 8).
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Simonides. Demosthenes. Neoptolemos. 405
längstem Fragment"®) zu urtheilen er „kein übler Stilist'^ ge-
wesen za sein scheint"^); und Ktiöeig, von denen sich nicht
entscheiden lässt, ob sie in Prosa oder in Versen geschrieben
waren ^'*).
Neoptolemos von Parion"'), auch wohl ans derselben
Zeit, da seine FXaiööai in mindestens 3 Büchern"^), die sich,
und zwar nach dem schon früher Bemerkten"***) vermuthlich
nicht ohne Anregung durch die *E^vixal ovotiaöiaL des Ealli-
macho9 auch über das Phrjgische ausdehnten ^^*^), schon von
Aristophanes von Bjzantion in dessen entsprechendem Werke
angeführt wurden*'*), verfasste ausserdem noqh ein zweites Prosa-
werk nsgl iÄiypafifiarcDv"*) und, wie es scheint, noch ein
drittes jtsgl aötstö^civ^'^'') und zwei epische Gedichte, eine
Jiovvötdg^'^^) und ein anderes von unsicherem Titel"^) und
wohl auch noch ein didaktisches, welches in das Gebiet der
Poetik einschlug und von Horatius in seiner Ars poetica benutzt
sein soll"*^).
170) Fr. 6 b. Steph. '"H(faut,
171) Bernhardy a. a. 0. II», 1. S. 878.
172) Sie werden überhaupt nur zweimal erw&bnt, Fr. 18 f. b. Steph.
'Oli^fav. Aa(tipa%og,
178) Meineke De Neoptolemo Pariano, An. AI. S. 867—860.
174) Ath. XI. 476 f. Vgl Strab. XÜI. 689. 6 yXaaaoyffdtpog, Weiteres
bei Meineke S. 869 f. Vgl. auch Wilamowitz Ant v. Kar. S. 164.
174»>) C. 18. S. 878.
174<') Achill. Isag.. p. 129 e Pet NsofnolBfiog iv teiig ^(fvyiaig <pmp€iis,
176) Wie aus den Angaben des Enstath. erhellt, s. Meineke S. 869.
Anders freilich Nauck Aristoph. Bys. S. 119. A. 70.
176) Ath. X. 464 f:
177) Denn wohl mit Recht h< Meineke S. 867 £ dasselbe fOr ein
Prosawerk und die beiden bei Stob. Flor. CXX, 6 aus demselben ange£
Hexameter für ein Beispiel, an welchem dort die Figur des Asteismos er-
läutert ward. Um so weniger aber vermag ich mit ihm S. 860 zu glauben,
dass dies Werk das ?on Horatius (s. A. 179^) beoutzte gewesen sei, und
wenn auch seine Bemerkung: „quem librum guum in tmius asteisnU expli-
catiane conaumptum esse incredibile sit, probabüe est Neoptohmum etiam
de ceteris figuris exposuisse**' richtig sein mag, so doch schwerlich der Zu-
satz: „et dum id faceret etiam ea passim cUtulisse, quae piaeceptis de arte
poetica similia essent".
178) Ath. III. 82 d. .
179) S. darüber Meineke S. 166 f. 367, der zweifelnd Erichthonis oder
Erichthonias ?ermuthet {xQix^ov^a ist überliefert v. Achill, b. Fulv. ürsinus
Compar. Virg. S. 826).
179^) Porphyrion z.V. 1: congessit praecepta Neoptolemi xoü Tlagiavoi)
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406 Vierzehntes Capitel. Die theogonische Dichtung u. d. eigentl. Epos.
Musaeos von Ephesos am Hofe der pergamenischen Könige
verfasste eine Perseis in 10 Büchern und ein oder zwei Lob-
gedichte auf Eumenes und Attalos^^).
Menelaos von Aegae aus ungewisser Zeit schrieb eine
Thebais in 11 Büchern und andere Poesien ^®^), unter ihnen
auch Kinaedendichtungen*^).
de arte poetica non quidem omnia, sed eminentüsima, Dass ich die an
M e in e k e sich anlehnende Vermuthung von Eiessling Horatius III.
S. 222 f. , aus diesem Gedicht seien vielleicht die beiden Verse nsgi detsTC-
afimv b. Stob. a. a. 0., nicht billige, erhellt aus A. 177. Dass es aber wirk-
lich ein Gedicht war, dafür spricht die von Eiessling mit Eecht hervor-
gehobene Behandlung solcher Gegenstände in metrischer Form schon bei
älteren Römern, Accius und Luciliue (im 9. B.) gewiss nicht ohne ein
griechisches Vorbild; wir wenigstens kennen aber doch kein anderes. Aber
woher weiss Eiessling, dass N. ein Peripatetiker gewesen sei? Offenbar
schliesst er es aus den theils wirklichen, theils verxpeintlichen Anklängen
an Aristoteles und Theophrastos , denen aber doch auch manche Ab-
weichungen gegenüberstehen (s. über Beides Eiesslings Commeni), bei
Horatius. Mich dünkt, die entschiedene Berücksichtigung der ästhetisch-
kritischen Ansichten des Eallimachos V. 128 ff^ (s. Eiessling zu diesen
VV. und Dilthey De Callim. Cjd. S. 6—11, vgl. oben C. 13. A. 14), der
ja Schüler des Peripatetikers Praxiphanes gewesen war (C. 2. A. 740. C. 10.
A. 4. 6. 8. 10. 42. G. 13. A. 6), führt zu einer ganz anderen Vermuthung,
nämlich dass N. sein^seits eine Schrift des Eallimachos, mit dem er sich,
wie gesagt, wohl auch in seinen glossographischen Studien berührte, wahr-
scheinlich die an eben jenen Praxiphanes (s. G. 13. A. 77. 78, vgl. G. 16.
A. 88) benutzt hatte, und dass so auch die peripateiischen Beminiscenzen
bei Horatius mittelbar aus dieser letzteren Schrift stammen. Fein ist die
Bemerkung von Eiessling S. 239f., dass dessen Ausdruck 76. versibus
imparüer iunctis und der des Didymos b. Orion p. 68. nsvtdpLBtQov tm
figmium avvjjntov ov% oiiodgafiovvta auf die gleiche „Dichterreminiseeuz**
hinweisen; nur aber ist daraus nach Eiesslings eignen Voraussetzungen,
falls der betreffende Dichter, wie wahrscheinlich, N. war, nicht zu schliessen,
dass dem Horatius die ,, durch diese Dichterreminiscenz hervorgerufene
Ausdrucks weise des Didymos zu der seinen den Anlass geboten habe",
sondern dass beide unabhängig von einander den N. benutzten.
180) Suid. Movaaiog 'Eq>iciog, inonoiog tmv stg rovg UfQyafirivovg %ccl
uvtog HvnXovg {slg rmv tov IIsQyafirivov %ttl avxog nvnXov richtig Toup,
denn schwerlich genügt es mit V^achsmuth xal avrog vor x£v hinauf-
zurücken), ly^a^e UeQariidog ßißXia t' ytal {^vfivovgy? Wachsmut h) iig
EvfiivTj %al "AttccXov. Jedenfalls sind wohl Eumenes II und Attalos II zu
verstehen.
181) Suid. MsviXoeog Alyatog^ inonoiogy iy^afps SrjßatSa iv ßißX^otg ia'
xofl dXXa, Gitate bei Steph. 'A^tpiyivBia, Evxqriaig (wo bloss MBviXaog an-
geführt wird). TaVfttg {M. iv a Grißatdog). ^Tq^kCvri {Iv 8' BrißaXnoiv).
lo. Sicel. Rhet. Gr. VI. p. 93 Walz: (k&XXov 9' i(p' svbg MeveXdov tov
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MusaeoB. Menelaoa. Theodoros. 407
Theodoros^ gleichfalls aus Ungewisser Zeit, da er doch
wohl schwerlich mit demjenigen Manne dieses Namens derselbe
ist, welchem neben mehreren anderen hexametrischen Gedichten
auch eins auf Kleopatra zugeschrieben wird^®^), neben Nikandros
einmal ^^) als Quelle des Ovidius und an zwei anderen Stellen
als Dichter von MBta[ioQg>(666tg bezeichnet^®*), war wohl auch
der nämliche, von welchem ein anderes Mal ein 21. Buch ohne
Angabe des Titels citirt wird*^^, vielleicht auch mit dem schon
genannten Kinaeden- und mit dem Epigrammendichter, wenn es
überhaupt einen solchen schon vor Meleagros gab^®^).
noirixov xovto uaxldoi xig av dvanoX^av q>va8mg (piXonov^^ (iBTCtßaXoPtog sig
To d^Qißig re xol aitmiiov , ^g (pjjai %al Aoyytvog. Sein Andenken erneuerte
Bahnken De vita et scriptis Longini, Leid. 1776. §. X.
182) lo. Sicel. a. a. 0. p. 899. noirßiyiri yccg ij 'lag nal iidsCa, mg x&v
aXXmp ov^sfiia, dio xal xa 'lmvi%a noiriyMxa i^aigovai xaig r^doifaCg, manfg
xä ZuKovidov {££(iov oder, und zwar wohl richtiger, JSmxddov Meineke
An. AL S. 246) %al MsvsXdov.
185) Said. GsodcoQog noiTjxi^g^ og iy^aips duttpoga di* inmv, ««l tlg
KXsondxQai^ dt' inmv. Mein Schüler Hill sc her vermnthet, dasB dies der
schändliche Fädagog (Plut. Ant. 81) gewesen sei, welcher den Antyllus,
Sohn des Antonius und der Folvia, an Octayianus ?errieth, dann dessen
Leiche bestahl und dafOr hingerichtet ward.
184) S. C. 10. A. 123.
186) Die eine derselben ist freilich Psendo-Plut. Parall. min. 22, die
andere Stob. Flor. LXIV, 34. Vgl. Meineke An« AL S. 269 f. Ausserdem vgl.
PoU. IV, 66. rjv dh %al dXiixtg ^OfM xaig aidgatg nQoaaSoiHvoi^y GeoÖmQOv
noirjßa xov KoXotpaviov,
186) Schol. ApolL Bh. IV, 264. 9i6d. dh iv %ß oXvym nQ&xsQov q>riai
xov n^og xovg Ffyavxag TCoXiftov 'Hifa%liovg xri9 asXi^vrjv (pcew^wM. So
Wilamowitz bei Enaack AnaL AL Born. S. 64. A. 76.
187) Und wenn die Aufführung desselben im Homonymenverz. b. La. Di.
II, 104. nartsnatdinaxog {St6d«B^g) intyga(k^äxmv uoirixijg schon aus Demetr.
▼. Magn. stammt. Gegen die Identität spricht aber auch in diesem Falle
(wie oben hinsichtlich des Archjtas, s. A. 164. 166), dass derselbe hier
eben nur als Epigrammendichter bezeichnet wird. „Von den drei Epi-
grammen unter dem Namen BBoSaQog in der Anthologie fallen zwei Vn, 666
(O. xov AlyvnxCov) und XI, 98 als byzantinisch weg; es bleibt VI, 282 (wo
Brunck und stillschweigend Meineke DeL S. 228 Geoämgida schreiben),
aber dies fällt stUistisch so ab, dass man geneigt wird Jacobs zuzustimmen,
der in ihm die gezierte Spr^iche des Diodoros Zenas zu vernehmen
glaubte. Es steht zwar innerhalb der Dichter aus dem Kranze des Meleagros,
doch sind auch in den Trümmern desselben Interpolationen keineswegs
unerhört*'. (Enaack). Dass aber der Einaedendichter wahrscheinlich nicht
Theodoros hiess, sondern Theodoridas war, darüber s. C. 7. A. 24.
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408 Vierzehntes Capitel. Die th^ogoiuBche Dichtung u. d. eigentl. Epos.
Phaestos^ sieht minder aus unbekannter Zeit, dichtete
Äntigonos von Karystos'^), der Jüngere ^®^), Verfasser
von ^jikXoiciöevg^^), ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch der
Urheber des kleinen hexametrischen Gedichtes Antipatros, von
welchem wir noch zwei Verse besitzen ^^^), und eines uns gleich-
falls erhaltenen Epigramms*^*). Dann aber^^*) lebte er etwa
60—40 V. Chr., und es ist von Interesse, dass wir so in der
Zeit des Ueberganges aus der hellenistischen Welt in die romische
neben Parthenios wenigstens noch einen erheblicheren Dichter
nachweisen können. Denn auch die ^AXXomöBig waren sonach
wahrscheinlich nicht eine Prosaschrift, sondern ein Gedicht.
Archias aus Antiocheia, uns nur durch seinen Zeitgenossen
Cicero bekannt, verfasste nur Epen über zeitgenossische StoflFe>
nämlich den mithridatischen und kimbrischen Kxieg^^).
187^) Erhalten sind zwei Hexameter SchoL Find. Py. IV, 28. IX, 89
(wo Boeckh Aa%Bdaiii,ovi,a%u statt MayLBd<ivi%u schreibt), s. Müller F. H. G.
IV. S. 472 f.
188) Gommentum Bern, za Lucan. I, 629, vgl. Knaack An. AI. B. S. 69.
189) S. V. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 169—174.
190) Die PamphiloB laut der Beischr. z. Antonin. Lib. 28 citirte, jeden-
falls, wie Oder De Anton. Lib. S. 44 ff. gegen Wilamowitz S. 171 ge-
zeigt hat, nicht in seinem alphabetischen Kräuterbach, eher, wie Oder
meint, in seinem Ae^fuov^ s. C. 4. A. 118.
191) Bei Ath. III. 82 b.
192) Anth. P. IV, 406 (wo Jacobs Kagvctiog fflr Kagdtiog herge-
stellt hat).
193) Denn dies Epigramm stammt nicht bereits von Meleagros, sondern
erst von Philippos, welcher im Einleitangsgedicht A. P. IV, 2, 13 die Epi-
gramme des A. unter den Beisem seines Kranzes anführt.
194) Gic. p. Arch. 9, 19 ff. 10, 26. 11, 28. ad Att. I, 16, 16. Vgl Welcker
Kl. Schrr. ü. S. XCI u. d. Nachtrr. — Ueb. Boöthos v. Tarsos, der d. Schlacht
b. Philippi besang, s. Strab. XIV. 674 umnittelb. nach den C. 82. A. 50. 68
angef. Worten: iniJQS 6' avtbv %al 'Avxmviog %az* aQxag d%o96id(kivog to
y(fa<phv Big xijv iv ^iXlnnoig vt%ipf inog^ %al hi fuiXXov ff sixigeia 17 im-
noXä^ovaa nagd toCg TaQöivöiv max' dnavctmg a%BdidJ^Biv naqd XQVf^ ngog
triv dsdotiirriv vn69'eaiv' xal dij xol yvftvaaucQxCav vnoaxofievog Ta^asvet
tovtop dvti fviivacucQXOV naviatriaB, xal td dvaltoftata inüstivasv avx^.
ifpagdd^ d^ voa(picd(isvog td ts dUcc %al tovlamv iXeyx^^^vog S' vnb
t»v %(xxrjy6qfov InX xov 'Avtmviov nagjitsi^ico t^v of^-qv, avv aXloig xal
tavta Hyrnv oti^ „codTtf^ "OfirjQog i^vfivrioev 'AxiXXia xal 'Ayaitiiivova xol
'OSvaaia'f ovtmg iym ai * ov d(%ttiog ovw slftt Big roiavtag dysa^ai dutßoXdg
inl 00V**. nagaXaßmv ovv 6 nat^yogog xov X6yov „a>U' ''O^riQog fisi^** itpji
„iXatov 'Ayafiifivovog ov% iuXBiftsv, dXX' ovÖl 'Ax^XXiagt av Öi* maxs ÖmCBig
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Phaestos. Antigonos. Archias. FünfaehnteB Capitel. Eratosthenes. 409
Zweifellos endlich war es ein kleines alexandriniscbes Epos
Phaethon, dem die seitdem gangbare Gestalt des betreffenden
Mytbos entstammt; wie wir sie bei Ovidius, Nonnos, Lukianos^
Philostratos und Anderen finden; aber über die genauere Entr
stehungsfrist und den Verfasser desselben lässt sich nur sagen,
dass es später als Phanokles und Aratos^ und dass weder Hermippos
noch wahrscheinlich Hegesianaz der Urheber desselben war^^^).
Fünfzehntes Capitel.
Eratosthenes.
Eratosthenes*) von Kyrene , Sohn des Aglaos *) oder
Ambrosios oder Agakles^), ward Ol. 126, d. h. wohl genauer
ÖUtjv^^. duc-iiQov6diis9og d* ovv d'BQcinsüctg xuil t^v oqyriv ovSlv fitiov Sis-
tiXsasv aymv xal fpsQaav xr^v noXiv (lixQ'' fh9 xofTaffr^oqp^g rov AvxtovCov x. t. X,
8. C. 82. A. 63. Vgl. auch C. 1. A. 6.
195) S. über dies Alles Enaack Quaestiones Phaethonteae, Berl. 1886. 8.
(Kiessling u. v. Wilamowitz Philol. Unters. YIII) mit den nicht un-
berechtigten Gegenbemerkungen von 0. Gruppe Woch. f. kl. Ph. III, 1886.
Sp. 647 — 661. — Ueber ein anderes Gedicht von der Liebe des Süanion
zur Atalanta s. G. 4. A. 21, über ein drittes von der Ariadne (dem Original
von CatulL 64, 168 ff. und Nenn. XVI, 94 ff. XLVU, 890ff.) s. Maass
Alezandrin. Fragmente, Hermes XXIV. 1889. S. 627—629. Ein fernerer
Anonymes ist 6 xjiv Äiaßov %xCaiv non^aaq^ Parthen. 21 mit 21 guten Versen.
Von Theopompos aus Eolophon, inonoibg h x^ imyQaq>ofiiv€a ^AqikaxCip
führt Ath. IV. 183 a. b 2 Hexameter an. Nur aus Suidas bekannt ist
Leschides am Hofe von Eumenes I oder U: Aeax^9rig, inoov ^roii^riiff, ^9
evvsaxQocxsvasv Bjvftsvsi xm ßaöiXsi' og ^v inttpavicxaxog xmv notrjxmv^
cwTJv dh xovtta %al üvd'ücg b avyyQatpivg xal MivavdQog lax^6g. Von
Hegemon aus Alexandreia in Troas, von welchem zwei Epen, Jagdavind
und über den leuktrischen Krieg, angeführt werden, ist es ungewiss, ob
er Yor oder nach Chr. gelebt hat. S. Steph. 'AXe^avSgaia . . . davxiga iaxl
voXig TQOücg, iv ^ iyivexo 'Hyrifiav inonotog^ og iygcnpe xov A8v%xQi%bv
n6Xs(iov xav Orißältov xal Aa%Bdai(AOf£cDV. Aelian. N. A. VIII, 11. ^Hyi^ftwv
h xoig Jagdavi^uotg itixQoig x. t. X, Vgl. Butt mann Mythol. IL S. 263.
Müller F. H. G. IV. S. 412.
1) Beruh ardy Eratosthenica, Berl. 1822. 8. Art. E. in d. EncykL v.
Ersch u. Gruber. Stichle. Zu den Fragmenten des E., Philologus Suppl.
II. 1868. S. 468-492.
2) Dionys. v. Kyzik. Anth. P. VU, 78. Pseudo-Lukian. Makrob. 27.
yQafikftaxixmv dk 'E. pilv 6 'AyXaov Kvgipfatog ov ov {lovov yQaiifMixi%bv dXXä
xal noiTixijv dv xig ovoitdasu xal (piX6ao(pQV %al yem(kixQrii^, Smd/EQaxoa&i-
yi7ff 'AyXaov^ di d' *Afiß(foaiov , KvQrivtti^og,
3) Steph. T. Byz. Kv(}7]vri. ivxev^iv r^v 'E. 'Aya%Xiovg naig o taxoQinög,
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410 Fünfzehntes Capitel.
Ol. 126, 1 = 276 geboren*). Er wurde, und zwar ohne Zweifel
in seiner Vaterstadt, durch den dortigen Grammatiker Lysanias
ausgebildet, dann von Eallimachos^), dessen Unterricht er, wie
wiederum nicht zu bezweifeln ist, in Alexandreia genoss^. Hierauf
brachte er eine Reihe von Jahren in Athen zu, und man darf
wohl vermuthen, dass er bereits hier einen Theil seiner Werke
schrieb. Hier hörte er den halbkjnischen Stoiker Ariston^ und
jedenfalls auch den Ark'esilaos, welche er, wie schon gesagt^^), .
als die beiden Koryphaeen unter den damaligen Philosophen be-
zeichnete*), ein ürtheil, welches in Bezug auf den Ersteren
deutlich genug verräth, wie sehr er sich bei demselben durch
die Aeusserlichkeit eines beredten Vortrags bestimmen liess,
zumal da er im Uebrigen die Schwächen dieses Mannes sehr
wohl erkannte^), und wie sehr er in der Philosophie blosser
Dilettant blieb ^®), weit entfernt davon ein eigentlicher Anhanger
Vgl. Strab. XVII. 838. Kvgrjvaiog d' iarl Hai KaXXifuxxog xal 'EQatOQ^ivrig^
dfitpotsQOi Tstifirjiisvot njK^ot torg Alyvntimv ßaadevaiv.
4) Said, unmittelbar nach den A. 27 angef. Worten: hix9^ 91 ^x«'
olvfintaSi. Freilich könnte, worauf mich Wilamowitz aufmerksam
machte, an sich diese Angabe ebenso gut falsch sein als (am. von der
Chronologie bei Tzetzes, s. C. 12. A. 68, zu schweigen) die Angabe von
Strabon (s. A. lö), dass £. noch Schüler des Zenon von Eition gewesen
sei , und wer vielmehr Letzteres glauben will , muss seine Geburt mindestens
10 Jahre früher ansetzen, aber s. C. 14. A. 56. C. 16. A. 10. 86 u. Susemihl
Anal. Alex. U. S. XXIV-XXVL
5) Suid. unmittelbar nach den A. 2 angef. Worten: fia^T^s 'AgCctonfOi
xov Xtov (s. A. 7fiF.), y^afi^KTiHot; d\ AvaavCov tov KfOQf}vaiov (s. C. 12.
A, 101 ff.) %al KalXifiaxov tov noiritov,
6) Denn dass er schon vor etwa 250 l&ngere Zeit dort lebte , geht aus
seiner eignen Mittheilung Über seine Begegnung mit ArsinoS (Ath. VIL
276 b, s. A. 70) hervor, die noch ein paar Jahre vor dem Tode des Phila-
delphos starb (Plin. XXXIV. §. 148. XXXVI. §. 68. XXXVH. §. 108).
7) S. A. 5 und bes. 8. Ath. VII. 281 c. fta^trig ysvoftsvos 'Aglatnvog
Toü XCov, 7^) C. 2. A. 244.
8) Strab. L p. 15: „iyivovro y«9'S 9ij<r^y, „<og o^dinotB, %ata tovrov
tov na^Qov vtp' Fva nfgißolov xctl (liav noXw ot %ott* 'AgCcttava xal 'Agmcl-
Xaov difd^aavttg <piX6ifoq>ot,*\ o^% tnavbv 9' otfiai tovto , dXXa to %gCvBiv
naX&g olg [läXXov ngoaniov, o d\ 'Agnsa^aov xal 'Agiattova tav %a^* avtov
dvdiflüdvtav xogvtpaiovg xÜhiciv' 'AnsXXijg ts avrco noXvg icti (s. C. 2. A. 610)
%al BüoVf ov tpvjöi, ng&xov iv^ivd nBgißaXsZv (piXoaotplav ^ dXX' ofumg %,t. X,
(s. C. 2. A 109).
9) S. A. 11 und C. 2. A. 248.
10) Dies bemerkt Strabon a. a. 0., welcher aber hernach XVII. 888
sich über Eallimachos und E. unmittelbar nach den A 3 angef. Worten
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EratostheneB von Kyrene. 411
des Stoicismus zu sem^^^)^ geschweige denn jenes engherzigen,
wie ihn Ariston vertrat. Vielmehr stellte er sich in seiner nach
diesem Manne betitelten Schrift dem Ariston ausdrücklich ent*
gegen, indem er durch den Hinweis auf dessen eignes prakti-
sches Verhalten die Lust innerhalb gewisser Grenzen in Schutz
nahm^'). Und wenn er vielmehr im Geiste der ächten Stoa in
seiner Geographie den Bath tadelte, welchen Aristoteles seinem
Zögling Alexandros ertheilt hatte die Hellenen als freie Geleits-
männer, die Barbaren aber als Knechte zu behandeln ^^), und
den Alexandros pries, dass er denselben nicht befolgt habe, weil
in Wahrheit unter den Menschen nur der Unterschied der Güte
und der Schlechtigkeit existire^^, so entsprang doch auch dies
80 äussert: o tilv noirjtrig Sfia %al nsgl yQafifiaxmijv ianovöanoSg^ o 91 xal
tccvza xal ns(fi (piXoiSotpCav %al xä iui9"i}fict%a st xtg aXXog duc^igatw^ sehr
richtig, legt aber dabei seinen eignen Mangel an Sachkenntniss durch die
Behauptung an den Tag, dass E. auch noch den Zenon selbst (s. dagegen
A. 4. C. 2. A. 183 f.) gehört habe, indem er fortföhrt: iv avxaig yag xaig
ano€pdo8öi tavxaig iiiu.vrjf9 aad'ivdccv ifitpcuvei, xfjg savxov ys^oafujg* ^ xov
Ziqvavog xov Kixiiag yvmQi(iog ysvoftsvog 'Adn^vrjai xmv (ihv i%eivov diaSs^a-
nivmv ovdsvog (dass hier nicht, wie Wolfg. Passow De Eratosthenis
aetate, im Genethliacon Gottingense, Halle 1888. S. 99—101 will,'^ xov
lilv ZArivtovog xov Kixtiag, YvwQifiog ytvöfievoi 'A&rjvrjai xmv i%etvop dutd8^a-
fLsvow, ovdhv, zu schreiben ist, zeigt Susemihl D. Geburtsjahr des Zenon,
Jahrb. f. Ph. CXXXIX. 1889. S. 747 f.) /»^^vijtat, xovg d' insCvm disvsx^iv-
tag aal iv diaSoxrj ovdefUa atp^Bxcu (vgl. G. 2. A. 241), xovtovg dvd'rjaai
tprjai, %axa tov xatQov ixBivov (aus Strab. spricht hier die Erbitterung des
Stoikers), äriloi d'k %al ^ nsQl xav dyad'Oiv inSo^Btaa vn avxov iqfayfta-
XBla TLoi pLBÜxai %al stxt aXXo xoiovxo xr^v dytoyi^ avxov, dioxi fiiaog i\v xov
XB ßovXoftivov (ptXoaoqtsiv xal xov (uri ^aQ(}ovpxog iyxs^i^itsiv iccvxov ilg xijv
vnoaiBCiv xccvxriVy dXXd fiovov (tizQ'' ^ou do%8tv nQoXovxogy rj %cd na^dßaciif
xiva xavx7\v dno xmv aXXfov x&v iynvitXÜDv ns^oQiaftivov nqog dtaymytiv rj
%cci nutSidp. YgL A. 67. 69.
10^) Bei Stob. Ecl. I. p. 904 H. 878, 1—7 W. wird er beziehungsweise
Trielmehr zu den Platonikem gezählt, mit gleichem Recht oder vielmehr
Unrecht, vgL auch A. 27. 67.
11) Ath. YII. 281 c. d, vgl. XIIL 688 a. C. 2. A, 248. Bernhardy
Eratosthenica S. 186 — 193. — Etwas anderer Ansicht scheint freilich
E. Schwartz zu sein, s. A. 18.
12) fiysiiovixag und 9Banoxi%mg,
18) Strab. I. p. 66. Dasselbe ürtheil wiederholt Plut. de fort AI.
6. 829 B unter Beziehung auf die stoischen Grundsätze in dieser Hinsicht,
und den Idealstaat des Zenon, also auc^ wohl mit stillschweigender Bück-
sichtnahme auf diese bestimmte Aeusserung des E., vgl. Zell er Ph. d. Gr.
IIP, 2. S. 188. A. 1 , ja vermuthlich sogar mit weit stärkerem wörtlichen
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412 Fünfzehntes Capitel.
Urtheil nur aus dem gleichen freien weltmännischen und weltr
bürgerlichen Sinne^ welchem freilich nach dieser Richtung hin
die stoischen Grundsatze ganz besonders zusagen mussten. Von
Athen aus ward er dann durch Ptolemaeos III Euergetes etwa
um 235^^) nach Älexandreia berufen ^^)^ zweifelsohne zu dem
Zwecke, um sei es nach des-Zenodotos sei es wahrscheinlicher^^)
nach des Kallimachos Ableben die Leitung der grossen alexan-
drinischen Bibliothek zu abemehmen^'^y und hier blieb er denn
bis an seinen Tod^). Wie sehr er sich der königlichen Gunst
erfreute; lehren die auf königlichen Befehl fär ihn angestellten
Messungen ^^). Zwei eherne Kreise zur Beobachtung des Eintritts
der Aequinoctien und des Zenithabstandes der Sonne an den
SolstitieU; die hier in der Quadrathalle standen , Hess vielleicht
er dort aufrichten^). Von den Schülern, welche er hier sich
bildete, war Aristophanes von Bjzanz-bei Weitem der bedeutendste;
viel weniger Ehre machte ihm Mnaseas^^); von einem dritten
Anklänge an dieselbe, als er bei Strabon zo finden ist, s. £/ Schwarte
Hekataeos von Teos, Rhein. Mos. XL. 1886. S. 262—254 (welcher freilich
diese letztere Stelle „ein zweites Brachstück" nennt). Schwartz meint
sogar, an allen Ecken nnd Enden höre man hier den Kjniker ans den
rauschenden Perioden heraus, und die in Bezug auf Alexandres gebrauchte
Phrase ovg tdt Xoym firj cwi^ye toi^e onXoig ßuc^6(UBvog wiederhole nur in
anderer Form die bei Onesikritos (Fr. 10 b. Strab. XV. 716) angewandte
jiavov yctQ tdoi (näml. Mdvdavig) avrbv iv onloig <ptXooo(povvxa ' mtpeXiftn-
xaxov 9' itri tmv axavttov, sl o[ toiovxot tp^ovotev^ olg icti ävvafiig tovg
(ihv inovaiovg nei^etv aoxpQoveCv tovg d* dnoveütvg avayndtsiv. Ich fürchte,
dass dies etwas spitzfindig ist. üebrigens hängt hiemit noch eine andere,
geradezu erstaunliche Erhebuog des £. über nationale Vorurtheile zusammen,
deren C. 21. A. 146 zu gedenken ist.
14) Diese ungefähre Bestimmung empfiehlt sich nach jeder Richtung
hin: E. war dann damals etwas über 40 Jahre, nnd man gewinnt so den
Baum für eine gehörige Ausdehnung seines Aufenthalts in Athen und seines
ersten in Älexandreia.
16) Suid. unmittelbar nach den A. 6 angel Worten: ikstsnifupdyi ii
'A^vnv vno xov x^lxov IIxoXByMlvo,
16) S. G. 12. A. 68. 69.
17) Die Zeugnisse, dass er dies Amt bekleidete, s. 0. 12. A. 70. Vgl.
C. 14. A. 66.
18) Suid. fährt fort: xol SiixQi'ipe p^hQ'' ^^^ iti^knxov. VgL A. 26.
19) S. A. 87.
20) So vermuthet Bernhard^ Art. £. S. Ptolem. Almag. I. p. 46 f.
Hipparch. ebend. III. p. 168 Halma, s. C. 28. A. 272.
21) S. C. 22. A. 208 ff.
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Eratosthenes von Kyrene. 413
Menandros lässt sich überhaupt nnr dann etwas Näheres sagen,
wenn die Muthmassnng^, es sei dies der Epheser, richtig ist^^).
In seinen letzten Jahren befiel ihn, yermuthlich in Folge seiner
übermässigen Studien, eine Augensch wache, die ihn endlich be-
weg durch freiwillige Aushungerung sich selbst den Tod zu
geben ^). Die Nachrichten über das von ihm erreichte Lebens-
alter schwanken zwischen 80, 81 und 82 Jahren*^), und sein
Ende dürfte daher etwa zwischen 196 und 194 anzusetzen sein^^.
Wenn uns berichtet wird, er sei Beta nach dem zweiten Buch-
staben des Alphabets genannt worden, weil er auf allen Gebieten
die zweite Stelle erreicht und dem Höchsten nahe gekommen sei,
so kann diese Benennung in diesem Sinne ihm nur von Wider-
sachern, die doch immerhin noch seine Bedeutung anerkennen
mussten, beigelegt sein. Denn an solchen fehlte es ihm freilich
in der Folgezeit nicht, weder an berufenen noch an unberufenen:
Polybios, Polemon, Hipparchos, Markianos von Herakleia und
beziehungsweise Strabon haben ihn alle mehr oder weniger scharf
angegriffen. Mit besserem Recht nannte man ihn auch den Fünf-
kämpfer (nivtad'kog). Denn er war in der That einer der viel-
seitigsten und dabei bedeutendsten Gelehrten aller Zeiten ^^). Die
22) Von Bernhardy Art. E.
28) Said, unmittelbar nach den A. 24 angef. Worten: (M&rjvfiv in^ar}-
liov nataXmmv 'Aqutxotpavriv tov BvidvtioVj ov naXiv 'AfficxaQ%og (ut^rjn^g,
fuitdifjtal d' dvxov (achwerlich mit Becht bezieht Mehler Mnaseae fragm.
S. 9f. dies cc^tov nach dem Vorgang yon J. G. Vossius vielmehr auf
*AqC<naQ%oq^ 8. dagegen Prell er Mnaseas vonPatara, Ansgew. Aofe. S. 818f.;
dass überdies als Schüler des Aristarchos gerade diese drei allein hier auf-
geführt werden sollten, die sonst nirgends als solche erscheinen, hat nicht
die geringste Wahrscheinlichkeit; übrigens vgL C. 22. A. 211) Mvucciag xal
MiifavdQos xal "Agnnig. S. C. 21. A. 698 flf. Von Aristis wissen wir weiter
Nichts. Doch s. C. 21. A. 677.
24) Said, unmittelbar nach den A. 26 angef. Worten: anoaxoftsvog tgo-
(png dia xb ifißlvciTtBiv, Bei seinen hohen Jahren (s. A. 26) steht es damit
nicht in Widersprach, wenn Dionys. y. Kjz, a. a. 0. sagt, dass er nicht
an Krankheit, sondern an Altersschwäche gestorben sei.
26) Die erste Angabe findet sich . bei Said, anmittelbar nach den A. 4
angef. Worten: %al htltvtriasv n' hmv ysyovmQf die zweite bei Censorin.
D. N. 16, die dritte bei Pseado-Lakian. Makrob. 27.
26) S. A. 4.
27) Said, anmittelbar nach den A. 18 angef. Worten: diä dh x6 dsvxs-
Qsveiv iv navxl stSn naidsüig^ xoig a%QOig iyy^aavray Bijra insnlrj^' o*i
dh lucl S$vxiQOP 7j viov nxdxnva (auch der Sinn dieser Benennung ist nicht
klar, Ygl. A. 10^), aXXoi ühxa^lov ixälioav, Markian. Heracl. peripl. §. 2
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414 Fünfeehntes Capitel.
Geographie zunächst ward, allerdings nach den erheblichen Vor-
arbeiten des Dikaearohos; erst durch ihn in seinem 3 Bücher
umfassenden Werke recoyQatpixä^'^^) zu einem Systeme zu-
sammengefasst und zu einer wirklichen Wissenschaft erhoben,
und er hat sich dadurch trot? aller unvermeidlichen Mängel eines
ersten derartigen Versuchs ein unsterbliches Verdienst um die-
selbe erworben^®), und so ward er denn auch in der Folge von
Freund und Feind einstimmig Jahrhunderte lang zu den vorzüg-
lichsten Vertretern der wissenschaftlichen Erdkunde gezählt*^),
wenn auch sein System als Ganzes von keinem der folgenden
geographischen Schriftsteller, so viel sie auch im Besonderen von
ihm entnommen haben , festgehalten ist. Einzig und allein gerade
sein schärfster Gegner Hipparchos hat wirklich gleich ihm und
freilich in Strenge der wissenschaftlichen Anforderungen weit
über ihn hinausgehend die von ihm eingeschlagnen Bahnen der
astronomischen Geographie betreten und ist weiter in ihnen fort-
geschritten. Verhältnissmässig in gedrängter Kürze geschrieben,
enthielt das genannte Werk im ersten Buche zunächst die kritische
Geschichte der geographischen Kenntniss bei den Griechen von
Homeros und Hesiodos ab, wobei er gegenüber der bisherigen
Müll. p. 63 Hndfl. '£., ov Bijta i%dlB6av ot tov Movasiov nQoatdvrtg,
Chrestom. ex Strab. p. 5 Hnds. Zvi 'E, o^rs rmv dnaidsvtoiv ^ ovre z&9
yvrjaimg q>tXoao<povvra)V dio %al Brita inoXcrro, t&g td dsvtSQsta tpianif
So%mw inl ndcj^ itcciösüx. Vgl. Bernhardy Eratosthenica S. VUIf. Ansser-
dem B. C. 12. A. 6.
27^) Ungenau auch wohl remyQatpovfisva und FsayQafp^a citirt.
28) Die folgende Darstellung schliesst sich an die Hauptarbeit: Berger
Die geographischen Fragmente des Eratosthenes, Leipz. 1880. 8., durch
welche die ältere, sehr unvollständige Fragmentsammlung von Seidel,
Gott. 1789. 8. entbehrlich geworden ist. Ausserdem s. Bernhardy Ehra-
tosthenica S. 1—109. Wilberg Die Gonstruction der allgemeinen Karten
des E. und Ptolemaeus, Essen 1834. 4.- Das Netz der allgem. Karten des
E. u. Ptol., Essen 1885i 4. Witt ich üeber den ersten Gradmessungs-
versuch im Alterthum und die argumentatio des E., Philologus XXVIII.
1869. S. 496—500. Keppel Metrol. Beitrage, Bl. f. bayr. Gymnw. VI.
1870. S. 210—214 (gegen Wittich). Müllenhoff Deutsche Alterthums-
knnde I. S. 313 ff. Neuerdings hat Walter Buge Quaestiones Artemido-
reae, Comm. in hon. 0. Bibbecki, Leipzig 1888. S. 477 ff. gezeigt, dass E.
auch für Agathem. § 8—14 Müller die Quelle ist.
29) Polyb. XXXIV, 6. 18 (b. Strab. II. 104. XIV. 663). Artemid. bei
Strab. XIV. 663. XVI. 778. Strab. I. 1 f . 11,71. Arrian. Ind. 3, 1. Anab.
V, 6, 1. Pseudo-Skymn. 109 ff. Eustath. ad Dionys. Perieg. 1.
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Eratofithenefl von Kyrene. 415
abergläubischen Verehrung für Homeros als Inbegriff aller Er-
kenntniss zuerst den richtigen historischen Grundsatz bei der
Homererklärung; die Beschränktheit des Wissens in der homeri-
schen Zeit, geltend machte^, welcher hernach zwar von Bjrates
aus Mallos und auch noch von Strabon bekämpft ward, aber
auf Aristarchos überging®^). Und den Vorwurf dadurch den
Homeros herabzusetzen wies er mit der nicht minder treffenden
Bemerkung ab, dass der Dichter nicht zu belehren, sondern
ästhetischen Genuss zu bereiten habe'^). Dann wandte er sich
zu den Geographen von den ältesten an, nämlich dem Philo-
sophen Anazimandros und dem Hekataeos. Der übrige Theil
des ersten Buches ward endlich, wie es scheint, durch eine
Specialkritik der bisherigen Ansichten auf dem Gebiete der physi-
kalischen Geographie ausgefüllt, welche freilich schon mit einer
ziemlich ausführlichen Erörterung seiner eignen durchzogen war ^^).
Das zweite Buch umfasste sodann die mathematische und physi-
kalische Geographie, das Bedeutendste an dieser seiner ganzen
Leistung. Die Grundlage war seine mit Becht vielbewunderte
Erdmessung, die er aber^) vorher schon in einer anderen Schrift^)
entwickelt zu haben scheint, so dass er hier vermuthlich nur kurz
das Ergebniss derselben wiederholte^^). Freilich waren aber seine
30) S. bes. Strab. II. 298, auch I. 28. 24. 26 u. ö. Berger S. 28 ff.
81) Strab. I. 81. Auch anf Demetrios von Skepsis (s. Berger S. 82)
nnd Apollodoros (Strab. IL 298), s. C. 27. A. 40.
32) Strab. I. 16. Um so mehr rnnss man sich über seinen C. 11. A. 66
hervorgehobnen Missgriff gegenüber dem Enhemeros wandern.
88) S. Berger S. 17 f. Nach Strab. I. 48 wÄre freilich in diesem
zweiten Theile des ersten Bachs schon der Anfang der physikalischen
Geographie enthalten gewesen, die Lehre von der Gestalt, der Oberfläche,
den vorangegangnen Revolationen der Erde. Allein nach Strab. I. 62 selbst
begann £. erst mit dem 2. B. die eigentlich positive Darlegang seiner
eignen Ansichten and kam hier ausdrücklich auf die zuvor schon erörterten
Fragen der Mathematik und Physik zurück, und kritische Bemerkungen
bildeten den Schlass des 1. Buchs (Strab. I. 61 f.). Namentlich wird er
hier die Umgestaltungen der Erkenntniss dargelegt haben, die von der
irrthümlichen Annahme einer Scheiben- zu der richtigen einer annähernden
Kugelgestalt der Erde führten. Strabon überging dies, weil nach Seinen
Begriffen diese Dinge gar nicht zur eigentlichen Geographie gehören.
84) Da Strab. IL 111 von seinem Verfahren bei derselben völlige Un-
kenntniss verräth.
86) Libri ditnensionum, Macrob. Somn. Scip. I, 20, 9.
86) Berger S. 119 f.
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416 F^n£sehntes Capiiel.
Berechnungen nur annähernde ^ indem er zunächst mittels des
Gnomon die Entfernung zwischen Alezandreia und Syene, die
nach seiner Meinung unter demselben Meridian lagen ^ auf un-
geßLhr 5000 Stadien ^^) und danach den Umfang der Erde auf
250000^«) oder 2520003») bestimmte *<»). Die Lage verschiedener
Orte imter demselben Meridism setzte er meistens noch nach
blossem Gutdünken an ohne Yergleichung der Sonnen- und Mond-
finsternisse und Beobachtung des Klimas ; was Hipparchos an
sich mit Becht tadelte ^^), aber es war ihm eben unmöglich sich
die nöthigen Data zu verschaffen; um es anders machen zu können,
und er hätte sonst sein ganzes Unternehmen aufgeben müssen.
Dagegen war er eifrig bemüht die Entfernungen nach Tage-
märschen und Seefahrten zu berechnen. Die Länge der bewohnten
Erde schätzte er etwas sehr sunimarisch auf ungefähr 78000,
die Breite auf etwas über 38000 Stadien^), jene also auf etwas
über das Doppelte von dieser**). An die Stelle der drei Erd-
theile Europa, Asien und Libyen setzte er, wahrscheinlich nach
dem Vorgänge des Dikaearchos^*), eine Gliederung nach natür-
lichen Grenzen, und zwar zunächst als solche die einer nörd-
lichen und einer südlichen Halbkugel entsprechende Abgrenzung,
welche ihn zum dritten Buche, der politischen Geographie, der
in summarischer Kürze gegebnen Beschreibung der Länder nach
87) Eleomed. 1, 10. p. 63. 66 Balf. 66 f. 68 f. Bake. Da er also diese
Entfernung durch Rechnung fand (vgl. auch Hipparch. b. Strab. II. 77), so
ist die Angabe, daes sie anf königlichen Befehl für ihn gemessen sei
(Martian. Cap. VI. §. 696. p. 194 CT.), falsch, aber sie wird doch schwerlich
ganz aus der Luft gegriffen sein und diese Messungen vielmehr nur andere
Sirecken betroffen haben, s. Berger S. 127 f.
38) Eleomed. I, 8. 10. U, 1. p. 43. 66. 80 Balf. 64. 68 f. 99 Bake.
Arrian. bei lo. Philop. z. Aristot. Meteor. I, 3 f. 79'. p. 138 Ideler u. A.
89) Strab. II. 113. Plin. N. H. I. §. 247. Censorin. D. N. 13, 2. Theon
p. 124 ff. HilL Vitruv. I, 6, 6 u. A.
40) Sei es nun, dass erstere Zahl den des Meridians, letztere den des
Aeqnators bezeichnen sollte, sei es ungleich wahrscheinlicher, dass er jene
bei der Darlegung seines Verfahrens, diese in der Geographie für die be-
quemere Anwendbarkeit gab.
41) S. C. 23. A. 299 ff.
42) Strab. selbst giebt I. 64 „über 70800*' für die Länge an, aber
78000 ist die Somme seiner Einzelangaben 61—64. Ein anonymer Geograph
(Geogr. min. I. S. 424. §. 1 Müll.) hat 38800 für die Breite.
48) Agathem. I, 2.
44) Agathem. I, 6. Berger S. 166.
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Eratoßthenea von Kyrene. 417
seiner Eintlieilung, hinüberführte. Hier theilte er nämlich zu-
nächst gleich Dikaearchos die bewohnte Erde durch einen Parallel
mit dem Aequator von Gibraltar nach China in eine nördliche
und eine südliche Hälfte ^^). Die Unterabtheilungen beider sodann
nannte er öipgaytdeg^^). Sie nahmen die ganze Breite der be-
treffenden Hälfte ein^ und er scheint sie gebildet zu haben, in-
dem er sie zwischen die Meridiane legte. Er gestaltete aus ihnen
zunächst geometrische Figuren , die er^ so weit sein Material es
ihm gestattete^ nach Länge, Breite und Flächeninhalt berechnete,
und fügte hieran zuletzt die chorographische und ethnographische
Beschreibung der zugehörigen Länder. Dnd zwar begann er bei
dieser Sphragidentheilung im Südosten, so dass Lidien die erste
Sphragis bildete. Für die Längeneintheilung kamen zu jenem
Hauptparallel noch sechs andere Parallele hinzu, von denen der
nordlichste nach Thule benannt war. Und so bildete denn dies
dritte Buch gleichsam den Commentar zu der neuen Erdkarte,
welche er entworfen hatte, enthielt aber nicht sowohl eine eigent-
liche politische Geographie als vielmehr nur die Grundzöge, die
Anleitung, den Rahmen zu einer solchen mittels eines Com-
promisses zwischen der Wissenschaft und dem praktischen Be-
dOrfniss der Schule und des Lebens *^^). Griechenland hatte er
wenigstens zum Theil selbst bereist^^), und sorgfältig verwerthete
er die ganze betreffende Litteratur, wobei ihm neben seiner eigoen,
vermuthlich bedeutenden Bibliothek die Schätze der alexandrini-
schen vermöge seines Amtes ja so unmittelbar wie keinem Anderen
zur Verfügung standen***). Dennoch musste er sich vielfach mit
unzureichenden oder unzuverlässigen Nachrichten begnügen, was
46) Strab. II. 67 f. vgl. 86. Varr. R. R. I, 2.
46) Hierüber so wie über das Folgende mnsB ich mich begnügen auf
die Aasfühnmgen Bergers eu verweisen.
46»») Vgl. Niese in der A 74 anzuführenden Abb. Herrn. XXIH. S. 96 if.,
welpher mit Recht bemerkt, dass es dem E. scbwerlich entging, wie wenig
seine Sphragidentheilung Anspi-uch auf Genauigkeit hatte, dass er aber
die leichte Fasslichkeit und Anschaulichkeit dieser Figuren im Auge hatte,
und wie „mit ihrer Hülfe ein Erdbild leicht in annähernder Richtigkeit
hergestellt werden könnte". Auch darin hat Niese Recht, dass das QtLuze
vorwiegend kritisch war, beschränkt aber mit Unrecht die eigne Darstellung
des £. auf den zweiten Theil des 8. B., als ob derselbe in der mathemati-
schen und physischen Geographie nicht auch eigne Ansichten dargestellt hätte.
47) Strab. VIH, 348.
48) Hipparch. b. Strab. II. 69.
SuBBMiHL , griech. - alex. Litt - Gösch. L 27
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418 Ffinfzehntes Capitel.
er selbst sehr wohl erkannte*^), und was ihm von seinen Tadlem
in einer nicht selten unverstandigen oder doch unbilligen Weise
vorgeworfen ward. Für den Süden folgte er vorwiegend dem
Philon, durch dessen Bericht über den Zenithstand der Sonne in
Meroe und über die Gnomonenzahlen^ welche derselbe dort für
die Zeit der Sonnenwende und der Nachtgleichen gefunden hatte^
er auch die erforderliche astronomische Stütze erhielt^). Für
den Südwesten benutzte er, wie es scheint, namentlich den
Ophelias '^^), für den Südosten den Nearchos*^). Für den Nord-
osten^ also Nord- und Ostasien suchte er sich vorzugsweise, im
Wesentlichen wahrscheinlich mit richtigem Blick ^^); dem Patrokles
anzuschliessen, konnte aber, da dessen Darstellung über Indien
nicht ausreichte^ nicht umhin über dies Land das Meiste aus
Megasthenes zu entnehmen^). Für den Nordwesten endlich war
er schon von vorn herein genöthigt sich an Pytheas zu halten^*),
er hatte aber auch obendrein Recht sich im Ganzen und Grossen
auf diesen zu verlassen und zeigte darin einen viel helleren Blick als
seine nächsten Nachfolger, welche mit Ausnahme des Hipparchos
in sehr verfehlter. Weise denselben als einen Schwindler und
Lügner behandelten. Nur im äussersten Norden scheint er, weil
er zu Denen gehörte, welche die bewohnte Erde für eine Insel
hielten ^^) , von Pjtheas abgewichen zu sein, dessen Angaben hier
dazu nicht passten*'). Dagegen dehnte er nach ebeudiesen An-
gaben die Bewohntheit der Erde bis hoch in den Norden, wie
andrerseits nach den auf Betrieb der Ptolemaeer angestellten Unter-
49) Eratosth. b. Strab. II. 104. XV. 728,
50) Hipparch. b. Strab. II. 77. Aehnliche Bestimmongen der Breiten-
grade bis etwa 61^ mag er für den Norden bei Pjtheas gefunden haben
(8. Strab. II. 72), mdessen vgl. Müllen hoff S. 406. 486. Im Uebrigen
8. üb. Philon C. 22. A. 47—61. C. 28. A. 806.
61) Strab. XVII. 826. S. darüber Frick Boraiana Jahresber. XXIII.
5. 553f. Berg er S. 93f. meint vielmehr, den Hanno.
52) Vgl. Berger S. 181 f. 240 f. 249 ff.
58) VgL C. 22. A. 70. Freilich Hess er sich durch Patrokles auch su
dem Irrthnm verleiten, dass der kaspische See ein Meerbusen sei, vgl.
C. 22. A. 69, auch C. 21. A. 94. Ueberdies s. C. 28. A. 299.
54) S. Strak 11. 68. 69 f. C. 21. A. 149—161.
55) und es kann nichts Verkehrteres geben, als dass Polybios XXXIV,
6, 6 ff. (bei Strab. II. 104) ihn desswegen tadelte.
66) Berger S. 88—99. Vgl. C. 28. A. 267. 808. Daher gefiel ihm denn
auch die A. 68 erwähnte Ansicht über das kaspische Meer.
67) Berger S. 219.
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Eratostbenes yon Kyrene. 419
Buchungen und zumal wohl eben nach Philon auf einen grossen
Theil der heissen Zone aus^^). Im üebrigen wählte er sich noch
ganz besonders den Timosthenes in dessen Schrift tzsqI Xt^ivmv
zum Führer, jedoch nicht ohne auch gegen diesen vielfach Kritik
zu üben^^).
Von seinen eigentlich mathematischen und astronomischen
Schriften ist uns nur wenig bekannt Sein UXarcDVLXog war
eine Art von Commentar zu der Lehre von der Bildung des Welt-
körpers und der Weltseele in Piatons Timaeos, in welchem er
zugleich wohl auch sein eignes System der musikalischen Har-
monik im Anschluss an die Astronomie auseinandersetzte^). Eine
andere Schrift®^) in 2 Bilchern war „über Mittelgrössen"
(negl (leöor^rcov) betitelt. Sonst wird noch von seiner Methode
Primzahlen zu finden und der danach von ihm entworfenen Tabelle,
dem sogenannten Sieb {Koöxtvov), berichtet®^), desgleichen von
seiner wohl in jenem Werk über Mittelgrössen dargelegten mechani-
schen Lösung des sogenannten delischen Problems"^) oder der Auf-
gabe der Verdopplung des Kubus durch ein Instrument, welches
Mesolabos genannt wird^^). Es wird uns auch ein angeblich von
68) Berger S. 142 flF.
69) Strab. II. 92. Eine sonst nicht erwähnte Schrift dieses Timosthenes
nsgl vrjöcDV nennt Markianos Men. Perip. §. 3 Müll. p. 64 Hnds. mit der
Behauptung, dass £. sie mit wenigen eignen Zusätzen ausgeschrieben und
sogar das' Frooemion wörtlich hinübergenommen habe. Dass dies eine
alberne Lüge ist, versteht sich yon selbst; immerhin aber mag E. auch
diese Schrift benutzt und sich vielfach eng an dieselbe angeschlossen haben.
Im üebrigen s. C. 22. A. 81—87. üeber seine Verwendung von Aristoteles
nsQl trjg tov Ne^ov dvccßaüstog (Prokl. z. Plat. Tim. 37 D) s. Di eis
Doxogr. S. 226 f.
60) Wie Hill er Der Ulatcovixog des E., Philologus XXX. 1870.
S. 60—72 gegen Bernhardy S. 168—173 gezeigt hat. Vgl. den Kavmv
des Aratos C. 10. A. 84. S. bes. Theon v. Smyma p. 2, 3. 81, 17. Hill.
61) Wie wiederum Hiller a. a. 0. gegen Bernhardy dargethan hat.
62) Papp. VII. p. 636, 24 Hultsch, vgl. 672, 6 f. at 'EQccToad-ivovs fis-
aottitsg^ auch 662, 16 ff. Zeuthen Die Lehre von den Kegelschnitten im
Alterthum, Kopenhagen 1886. 8. S. 320—341 stellt die, wie er freilich
selbst zugiebt, „etwas gewagte" Vermuthung auf, E. habe hier die Auf-
gabe behandelt „durch einen Punkt eine gerade Linie zu ziehen, auf der
ein gegebener Kegelschnitt eine Sehne von gegebener Länge abschneidet**.
62») Nikom. Arithm. I, 13, 2 f., s. Bernhardy S. 173 f.
63) Vitruv. IX, 3, 13 f. Papp. IH. p. 64, 81. 66, 10. 18—68, 21. Prokl.
in Plat. Tim. 149 D. Eutok. in Archim. de sph. et cyL p. 102, 20 - 114, 8
Heib. (s. A. 64 f.). Bernhardy S. 176—186. Vgl. C. 23. A. 240.
27*
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420 Fünfzehntes Capitel.
ihm an Euergetes gerichteter Brief über die früheren Losungs-
versuche und sein eignes Verfahren mitgetheilt, dazu ein an
denselben Konig gerichtetes Epigramm^). Aber Letzteres ist
entschieden erst spater auf Grund des Briefes gefälscht, und auch
schon gegen die Aechtheit dieses Briefes selbst darf man wenigstens
wohl Zweifel hegen ^^).
64) Beides bei Eutokios a. a. 0., anch abgedrackt in Hillers Samm-
lung der poet Bruchstücke des E. (s. A. 90). Deutsche üebers. v. Dressler,
Wiesbaden 1828. 4. Die sonstige Litteratar s. in Heibergs Ansg. des
Eutok. (Archim. III). S. 103. Anm.
66) Wie schon C. 1. A. 23 hervorgehoben werden musste. Za der von
Papp. p. 66, 23 ff. (s. A. 63) gegebenen Darlegung des Lösungsversuchs von
E. bemerkt Hultsch S. 67. A. 1: multum differunt ea, quae Eutocius . . .
ab Eratosthene ad Ptolemaeum regem scripta esse tradit. — Die Schrift nsgl
6%ta6t7jQidog (Gremin. p. 84 C Pet. s» Fr. 26 Müll.) wurde schon im Alter-
thum angezweifelt (Fr. 26 M. b. Achill. Isag. p. 139) , s. C. 23. A. 149. —
Bei Suid. (s. A. 68) wird dem E. ferner ein angeblich 'AaxqovoykCa ij %axa-
ff rapiff^ot' betiteltes Werk zugeschrieben, wo aber 'AaxQovofiia in 'AaxQod'saia
zu verbessern und ij xataazegLaiiol nicht als Nebentitel, sondern als er-
läuternder Zusatz des Lexikographen zu betrachten ist (s. Maass An. Er.
S. 3 f.). In der That ist uns nämlich unter dem Namen des E. bald ohne
Titel, bald mit der Bezeichnung 'Jargod'Ba^ai, fw^/cov, die erst Fell, und
gewiss sehr mit Unrecht, in KaxaazsQiiffLoi änderte, eine kurze und dürre
Aufzählung von 44 Sternbildern mit 476 Sternen nebst deren mythischer
Geschichte erhalten, yon welcher hier nur die ausgezeichnete Bearbeitung
von Robert Eratosthenis Catasterismorum reliquiae, Berl. 1878. 4. genannt
zu werden braucht. Dass nun dies astronomisch -mjthographische Hand-
buch freilich nicht, wie Bernhardy S. 110 ff. und Westermann Mythogr.
Praef. S. IX meinten, aus Hygin. Astron. übersetzt ist, hat Bursian Zu
Hyginus, Jahrb. f. Phiiol. XCIII. 1866. S. 766 f. schlagend erwiesen, aber
der Versuch von Robert darzuthun, dass dasselbe ein Auszug aus einem
Auszüge eines ächten Werks von E. sei, welchem dieser Gelehrte auf
Grand von Schol. B II. JT, 29 den Titel KaxdXoyot (nämlich daxigmif) bei-
legen wollte, ist nicht minder schlagend von Maass Analecta Eratosthenica
(Kiessling und v. Wilamowitz Phiiol. Unters. VI), Berl. 1888. 8. I. De
Eratosthenis qui feruntur catasterismis. S. 1 — 66 widerlegt worden. Der-
selbe hat Folgendes dargethan. Nach dem ausdrücklichen Zeugniss des
Ptolemaeos M. Synt. VH, 1. p. 2 f. Halma (abgedruckt bei Maass S. 14 f.
und theilweise den am Meisten entscheidenden Worten nach auch unten
G. 23. A. 76^) und dem indirecten des Hipparchos war nicht E., sondern
Hipparchos der Erste, welcher ein planmässiges Stemverzeichniss entwarf,
indem es vor ihm nur die unzureichenden Kataloge des Aristyllos und des
Timocharis gab (vgl. C. 23. A. 76'». 76. 274. 286). Es findet sich in diesem
Schriftchen eine Reihe von Dingen, welche von E. gar nicht herrühren
können, sich aber auch durch die Annahme von Interpolationen, wie
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Eratosthenes von Eyrene. 421
Noch weniger wissen wir von seinen philosophischen Schriften,
von denen der Ariston bereits genannt ist und die bedeutendste
die über Güter und üebel (xsqI ccyad^äv xal xaxäv), die aber
mit dem Ariston vielleicht dieselbe war^^), gewesen zu sein scheint^').
Bobert und neuerdings Böhme Ueber Eratosthenes' ELatasterismen, Rhein.
Mus. XLII. 1887. S. 286 — 309 wollen, schleohterdings nicht entfernen lassen.
Es ist vielmehr am Ende des 2. oder im 3. Jahrb. n. Chr. aus einem Gom-
mentar zu Aratos (s. Maass S. 33 ff.), vielleicht dem des Sporos (s. G. 10.
A. 4. 64 ff.), zusammengeschrieben und dem berühmten Namen des E. in
Anlehnung an dessen Gedichte Erigona und Hermes beigelegt Ebendess-
halb hat sich der Fälscher aber auch gehütet spätere Zeugen als E. mit
Namen zu nennen mit Ausnahme des Hipparchos, in Bezug auf welchen
er den Irrthum seines Qnellenschriftstellers (Schol. Arati 88) tbeilt, dass
derselbe vor Aratos gelebt habe; ohne genannt zu werden, steckt indessen
auch Nikandros (Ther. 123) einmal in dieser Gompilation, wie die Ver-
gleichung mit Schol. Ar. 254 beweist (s. Maass S. 58): also auch Nikan-
dros galt dem Verfasser für älter als Aratos, und richtig finden wir in der
zweiten Biographie des Aratos p. 56, 12 ff. W. die Behauptung „Einiger*',
nach welcher Nikandros bereits ein Zeitgenosse des Aratos gewesen sei,
ohne Widerlegung angeführt, während sie in der dritten (wie schon G. 10.
A. 4 bemerkt ward) fehlt und (vgl. G. 10. A. 90) in der ersten (p. 54, 63 ff.)
und vierten (p. 60, 18 ff.) genau widerlegt wird. Hierher gehören endlich
auch die vielen Bezüge auf Aratos, bald in Form von Gitaten, bald von
Paraphrasen (s. Maass S. 28 ff.), welche auf eine gans bestimmte Textes-
recension zurückgehen (Nachweise dafür bei Maass De Phaen. Ar. recens.,
Herm. XIX. S. 118 f^. Denn da sich Spuren dieser nämlichen Becension
auch in unserer Scholiencompilation finden, so ist auch dadurch der enge
Zusammenhang mit den Schollen gesichert Alles dies hat Böhme a. a. 0.
sich begnügt einfach zu leugnen oder durch unmethodische Mittel zu ent-
fernen, und sein Widerlegungsversuch bleibt daher im Ganzen werthlos,
selbst wenn es ihm gelungen sein sollte ein oder zwei Argumente von
Maass zu entkräften.
66) Wie Bernhardy S. 194 f. vermuthet.
67) Nach ihrer besondem Hervorhebung bei Strabon (s. A. 10) zu
schliessen. Der vollsl^ndige Titel erscheint bei Harpokr. *AQitoata^ und
Giern. Strom. IV. 496 G (Theodoret. Graec. affect. serm. YIIl. 604 B),
s. Bernhardy S. 195, welcher« wohl mit Recht negl nXo'ötov tiuI naviag
(La. Di. IX, 66. Plut. Them. 27, s. Bernhardy S. 196) nur für einen Theil
dieses Werkes hält. Ebenso urtheilt er (S. 196) über nsgl aXvnCaq (s. A. 68)
Hier stand wohl auch die Geschichte von dem Eyniker Erates und dessen
Sohn, La. Di. VL 88 (Bernhardy S. 195 f.). Weiter s. A. 84. — Auf eine
oder mehrere Schriften über theoretische Philosophie scheinen die An-
deutungen über den für ihn sehr bezeichnenden Standpunkt, welchen er
in der Seelenlehre einnahm {vriv "tffvxriv dsl ilvav iv acofMtv . . . dno am-
ndtmv avtriv XsTnotiQtov slg tu oct^stodri ndXiv siaom^ist [näml. rj 'Equ-
toa&ivovg xal ntoXeftcthv tov IlXatmvtytov u?^Q60ig] ctoft^titcc' 9iatQißeiv fjblv
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422 Fünfzehntes Capitel.
Unter ihnen befanden sich viele Dialoge*®). Wenn er wirklich
auch ein Werk über die philosophischen Sekten abgefasst
hat, so ist uns doch von demselben Nichts ausser dem Titel*®)
bekannt. Was für eine Art von Schrift seine Arsinoe war,
darüber lässt sich, wie es scheint, Nichts ausmachen'^). Eine
andere, aus der eine Aeusserung über die Dialoge des Eudoxos
angeführt wird"), war Tcgbg Bdtcava betitelt, und sollte dies
Baton von Sinope sein, so war sie historisch -geographischen
Inhalts'*). Auch die Briefe des Eratosthenes werden zweimal
erwähnt'^).
Nicht minder bedeutend aber als die Geographie waren seine
beiden anderen Hauptwerke, das chronologische und das über
die alte Komoedie. Ersteres, tcsqI xQOvoyQatptäv betitelt'*).
amfitt aXXozs an* aXlmv tov navtog toncov. Stob. Ekl. I. p. 878,6flf. W.
[b. A. 10 ^'J, liovodv Ti xfifl affcofiairov xai amfiaxinöv y Prokl. z. Plat. Tim.
186 E, 8. Bernhardj S. 194), hinzuweisen; ob auch seine Definition der
Zeit {q tov TiXCov nogsia bei A@t. Flac. p. 318 Diels), ist sehr ungewiss,
und vollends seine YergleichuDg der Lebensalter mit den Jahreszeiten
(Stob. Flor. CXV, 43) kann recht gut auch in einer nichtphilosophischen
Schrift gestanden haben.
68) Suid. ^yQaips $h tpiX6ao(pa aal noitjfiaza xal [azoQ^ag^ datQovo^iüxv
Tj yiocTacteQiafiovg (s. A. 65), tcsqI tmv nazd (piXoaotp^ccv atQ^asonVj nsgl dlv-
niag, 9iaX6yovg noXXovg xal (vgl. die C. 12. A. 6 angef. Stelle Giern. Strom.
I. 309 A i^iSco'KS . . . ßißXia Svo^ r^afifuxnxa iniyQcitpag und dagegen
Bernhardy S. X) ygafifi^azi^oi ov%v6l. Waren, wie Bernhardy S. 196 f.
annimmt, die yon Strabon (s. A. 10) genannten y,%Xkxai einerlei mit den
Dialogen? Vgl. A. 84.
69) S. A. 68.
70) Sie ist uns nur bekannt durch das A. 6 angeführte Gitat aus ihr,
8. Bernhardy S. 197 ff.
71) La. Diog. VIII, 89, s. Bernhardy S. 202.
72) V. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 28. A. 2. S. G. 21. A. 587 ff.
Jedenfalls ist nf^og Bdzmva und nicht itQog ^Eyidztova der richtige Titel,
denn nach gefälliger Mittheilung yon DieHist die Ueberlieferung folgende:
ßdtmva BFP, ndtava HQ.
73) Bei Ath., einmal X. 418 a im Allgemeinen imd einmal XL 482 a
der an den Lakonen Agetor im Besonderen, s. Bernhardy S. 199 ff.
74) Harpokr. Evr^vog (Fr. U Müll.). Bei Dionys. v. Hai. A. R. I, 74
(Fr. 6 Müll.), o öh XQ^^^9 ovzog dvaftszQrjd' eig zai:g 'EQoczoa^ivovg xqopo-
yqcc(piaig (d. i. „berechnet nach dem Kanon und insbesondere nach der
troischen Aera des E.", s. Nie buh r Rom. Gesch. I. S. 298. A. 700) wird
genau genommen nicht der Titel des Werkes citirt, sondern der Inhalt.
Bernhardy S. 240 f. 243. Niese Die Chronographie des Eratosthenes,
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Eratosthenes von Eyrene. 423
war allem Anscheine nach nur kurz^ ein einziges Buch umfassend ^^)
und; wie auch dieser Titel lehrt, wohl ebenso wenig eine eigent-
liche Chronographie'*) wie das geographische Werk eine eigent-
liche Geographie, vielmehr gleich diesem wahrscheinlich'"^ vor-
wiegend kritisch, eine Beurtheilung und Berichtigung der bisherigen
Chronographien und Anweisung, wie eine solche zu schreiben sei,
nach welcher denn späterhin ApoUodoros wirklich eine zu schreiben
unternahm'^). Eratosthenes beschränkte sich dabei nicht auf die
Hermes XXIII 1888. S. 92—102. — Die Brachstücke stehen bei Bern-
hardy S. 238—247 u. C. Müller Ctesiae et chronographorum etc. fragmm.
S. 194 £
76) Nach dem Citat bei Harpokr. a. a. 0. iv tm negl %. zu schliessen,
welches jedoch volle Sicherheit nicht gewährt, s. Niese S. 93.
76) Dagegen ist z. B. die parische Marmorchronik eiae solche.
77) Wie Niese urtheilt. S. jedoch A. 46*>.
78) „D. h. einen .nach der Zeit geordneten, mit Zeitbestimmungen ver-
sehenen Abriss der Geschichte und Litteraturgeschichte. Er hat den von
E. gezog^ien Rahmen aasgefüllt and dadurch viel dazu beigetragen der
Bechnong desselben allgemeinen Eingang zu verschaffen. Keineswegs ist
also Apollodors Chronik ein Aaszag aas E.** (wie man vielfach glaubte),
„und keineswegs hat man das Recht jede Einzelheit ans Apollodor auf E.
zurückzuführen ** (Niese S. 161). An diesem Fehler und noch an einem
anderen (s. C. 27. A. 36) leidet auch die Abhandlung von Mendelssohn
Quaestionum Eratosthenicarum caput L, Act soc. phil. Lips. II, 1 (Leipz. 1872).
S. 161 — 196. Vorausgesetzt, aber nicht ohne Weiteres zugegeben, dass er
mit Recht durchweg die chronologischen Angaben über Sophokles und
Euripides in der parischen Marmorchronik billigt (vgl. darüber jetzt auch
V. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 3), so steht doch hinsichtlich des E.
nur so viel fest, dass dieser (Fr. 12 M. in V. Eurip. p. 158, 33 f. West.) den
Tod des Euripides fölschlich erst Ende 406 setzte, während das Marm.
Par. Ep. 63 richtig Ende 407 oder Anf. 406 annimmt, wogegen die Ansicht
von Mendelssohn über die Berechnungen von Timaeos und Philochoros
schwerlich richtig (s. C. 21. A. 288^. 374) und mindestens die Geburt des
Dichters, wie auch Mendelssohn zugiebt, einzig im Marm. Par. in 484,
von Philochoros aber so gut wie von E. und allen Anderen in 480 verlegt
ist. (Was Wilamowitz a. a. 0. hiegegen bemerkt, beruht auf einem
argen Versehen: wenn Euripides 480 geboren ward, so war er 456 nicht
15 Jahre alt, wie Wilamowitz herausrechnet, sondern 25, also durchaus
nicht zu jung für sein erstes Auftreten). Jedenfalls ist im üebrigen E. da,
wo er in den historischen Zeiten von jenem Marm. abweicht, im Recht,
s. Niese S. 97 — 99. Dass er mehrere seiner chronologischen Angaben dem
Philochoros verdanke, bemerkt Böckh Ueb. d. Plan der Atthis des Philoch.,
Kl. Schrr. V. S. 899 mit Berufung auf C. I. G. II. S. 304» 828 und ver-
muthet daher, „Derjenige, aus welchem Suid. ^tX6%OQ09 (s. C. 21. A. 373.
374) berichtet, Philochoros £alle dergestalt in das Zeitalter des E., dass
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424 Fünfzehntes Capitel.
politische Geschichte, sondern nahm gerade mit besonderer Vor-
liebe auch die Culturgeschichte, die Chronologie von Philosophen,
Dichtem u. s. w. ins Auge'^^). Die Ergebnisse seiner Unter-
suchung fasste er dabei zugleich in einen kurzen Kanon oder
eine chronologische Tabelle als Gerüst des künftigen neuen Ge-
bäudes zusammen'^). Eine erschöpfende chronologische Fest-
stellung aller einzelnen Ereignisse dagegen war durchaus nicht
sein Zweck. Er begann mit dem troischen Kriege und suchte
für die älteren Zeiten sodann besonders durch Anschluss an die
olympischen Siegerlisten feste Punkte zu gewinnen, allem An-
scheine nach angeregt durch das Verfahren des Timaeos, von
welchem später^®) die Rede sein wird®^). So hat denn Eratosthenes
überdies auch noch ein Werk ^OXv[ii7Ciovtxav^^) in mindestens
des Letzteren Jagend mit dem Alter des. Erstem zusammentreffe, möchte
yielleicht mit dieser Zusammenstellong mehr gemeint hahen, als der erste
AnbHck erkennen lässt'*.
78^) So auch die der bis dahin bekannten Sibyllen, der samischen und
der erythraischen, oder wenigstens sicher der ersteren, s. Varro b. Lactant,
Inßtitt. I, 6 ff. (und in den anderen C. 21. A. 632° angef. Stellen): sextam
Samiam, de qua scripsit Eratosthenes in antiquis annalibiu Samiorum rcr-
perisse se scriptum; wahrscheinlich aber auch nach Apollodoros youErythrao
(s. wiederum C. 21. A. 532®) der letzteren. Die Berechnung bei Suid. £{-
ßvXXa 'EQV&Qct^cc. yiyovs dl xoCg XQ6voig ftsra vny* ittj trjg Tgam^g alta-
asoos legt wenigstens offenbar den Ansatz des E. für Troias Fall 1183 (und
nicht den des Apollodoros 1184) zu Grunde, so dass 700 gemeint ist. Aus-
drücklich auf ihr aber scheinen die beiden Angaben bei Euseb. IL p. 82. 84
Seh. zur 9. und 17. Ol. zurückzugehen: xovz<p reo hsi S^ßvXXu rj 'Eqv
Q'qaia iv Alyvnxm iyvtoQ^sto und £^ßvXXa rj Zufi^a xQTiancodcg iyvcogf^STO.
S. über dies Alles Maass De Sibyllarum indicibus, Greifswald 1879. 8.
(Doctordiss.). S. 27—29. 66—61.
79) Vom troischen Kriege bis zum Tode von Alexandres d. Gr., Fr. 3 M.
b. Clem. Strom. I. 336 B. Vgl. Niese S. 101: „im üebrigen enthielt das
Werk die zur Feststellung dessen nöthigen Erörterungen, in denen selbst-
verständlich viele Einzelheiten berührt wurden", üeber den Anschluss des
Polybios an diesen Kanon s. Niese S. 94. Vgl. auch Dionys. a. a. 0. sCclv
ot %av6vfg vy^tig, otg 'E. nixQTjzav
80) C. 21. A. 264—266.
81) Für die historische Zeit legte er ohne Zweifel die attische Jahres-
reihe zu Grunde und benutzte für sie bewährte Historiker wie Herodotos
und Thukydides, nach welchem (I, 12) er auch 80 Jahre zwischen Troias
Fall und die Herakleidenwandemng setzte, dazu die Atthidenschreiber
(vgl. A. 78) und vielleicht Demetrios von Phaleron, für die litteratur-
geschichtlichen Daten sicher den Aristoteles, s. Niese S. 99. 100.
82) Fr. 20—24 Müll. Bernhardy S. 247—256.
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Eratosthenes von Kyrene. 425
2 Büchern^) vermuthlich nach dem Vorbilde des aristotelischen
geschrieben^ welches aber, wie ebenhiernach wahrscheinlich auch
schon Letzteres, nicht lediglich chronologischen Inhalts war^).
In der Schrift JtsQl trjg aQxaiag xm^nfpöCaq^) aber in
mindestens 12 Büchern*^®) berichtigte er vielfach den Lykophron
und den Eallimachos mit treffendem Urtheil und überlegener
Kenntniss*^**). Er folgte in derselben*') nicht dem chronologischen
83) Fr. 22 M. b. Ath. IV. 154 a. h n^mxm 'OXv(imovt%mv.
84) Fr. 20—22 (bei Schol. Eur. Hec. 669. Od. », 190. Ath. a. a. 0.)
geben geschichtliche Notizen Qber Einrichtungen bei den olympischen und
anderen Eampfspielen, sogar denen der Tyrrener. Dies ist um so be-
merkenswerther, wenn man bedenkt, mit welcher Breite andrerseits die
Schriften nsQl ay<ovmv umgekehrt auf die Persönlichkeiten der berühmten
Athleten eingingen, s. C 13. A. 88, ausserdem vgl. C. 21. A. 826. — Eigent-
lich historische Schriften hat E. trotz seiner Bezeichnung als taxoqi%6i bei
Steph. V. Byz. Kvqi^vtj (s. A. 3) und trotz Suid. (s. A. 68) schwerlich ver-
fasst, 8. Beruh ardy S. IXf. 246. Die nur bei Steph., aber wiederholt,
und zwar (u. d. W. "Tögrila) bis zum 81. B. (wo aber wohl die Zahl ver-
schrieben ist) citirten raXatiiid legt Bernhardy S. 108 f. gewiss mit Recht
einem anderen Manne dieses Namens bei. Die historischen Bemerkungen
von nichtchronologischer Art über Demosthenes (Fr. 14 f.'M. b. Plut. Demosth.
9. 30. Psendo-Plut. X or. 847 B) und Alexandros (Fr. 16—19 M. b. Plut.
AI. 8. 81. Arrian. Anab. V, 3. Plut. de fort. AI. 8. 829 E) standen freilich
sicher nicht in dem chronographischen Werke , werden aber so gut wie die
über Themistokles (s. A. 67) wohl aus den philosophischen, speciell den
dialogischen (vgl. A. 68) sein, s. Bernhardy S. 243—247. Niese S. 92.
Nun wird aber weiter noch erzählt, dass E. den Auftrag erhalten habe aus
den Urkunden der Priester in Diospolis die thebanischen Ednigslisten ins
Griechische zu übertragen (Synkell. 91 C. 147 D), und aus dieser Ueber-
setzung soll dann wieder Apollodoros geschöpft haben, durch dessen Ver-
mittlung uns angeblich das Summarium bei Synkellos noch vorliegt (s,
Bernhardy S. 256—262. Müller S. 183 ff.). Allein schon Müller F. H. G.
II. S. 666. IV. S. 649. V. S. XXX. Anm. erkannte, dass hier eine Fälschung
vorliegt, was dann, nachdem Frick Kritische Untersuchungen über das
alte Chroniken, die ägyptische Eönigsliste des Eratosthenes u. Apollodoros,
das Sothisbuch und die ägyptische Eönigsliste des Synkellos, Rhein. Mus.
XXIX. 1874. S. 262—281 diesen Verdacht eingehend bekämpft hatte, Diels
Chronologische Untersuchungen über Apollodors Chronika, Rhein. Mus.
XXXT. 1876. S. 6 ff. genauer erwiesen hat. Vgl. auch C. 27. A. 23.
86) Strecker De Lycophrone Euphronio Eratosthene etc., Greifswalä
1884. 8. Doctordiss. (s. C. 9. A. 81. 60, vgl. v. Wilamowitz Herrn. XXI. 1886.
S. 697 f.). Bernhardy S. 203—237.
86) Phot. EvTiXeia = Fr. 47 Strecker.
86^) Ob er auch den Euphronios kannte, steht dahin.
87) Wie schon Bernhardy erkannte. Dieser hat vermuthet (S. 204 ff.),
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426 Fünfzehntes Capitel.
Faden, sondern erging sich offenbar in der freieren Form ein-
zelner Abhandlungen, aber er zog alles Mögliche in Betracht,
was zur philologischen Untersuchung gehört, die Aechtheit der
Stücke und ihre Aufführungszeit mit Benutzung der Didaskalien
des Aristoteles, die Wortkritik auf Grundlage verschiedener Hand-
schriften, die Sach- und Spracherklärung, und lieferte so ein
Musterstück von allseitiger philologischer Arbeit, wie es bis dahin
noch nicht vorhanden war^). Einzig in den attischen Alter-
dass *Aifxi,xB%xovi,%6g (Scb. ApolL Rh. I, 566. III, 2S2) und Z%svoyQaipi%6g
(Poll. X, 1) nnr Specialtitel des 1. B. seien, so dass dieses über Theater-
gebände and Bühnenwesen gehandelt habe. Dies ist aber jedenfalls nicht
richtig. Beide Titel beziehen sich freilich auf dieselbe Schrift, welche
aber vielmehr ein Onomastiken war, sei es nun als besonderes Werk, sei
es als Tbeil jenes grossen, sei es ferner dass beide Titel Theile dieses
Onomastikons bezeichneten, sei es dass 2^x. der Gesammttitel und also 'A.
nur Titel eines Theils vom Z%. war. S. Strecker S. 12flf.
88) Wenn die Annahme von Kaibel Archippos und die Pergamenische
Kritik, Hermes XXIV. 1889. S. 42 — 66 und Leo Yarro nnd die Satire,
ebendas. S. 74 f., dass die Dreitheilung der attischen Eomoedie in die alte,
mittU-re und neue alexandrinisch , die Zweitheilung in die alte und neue
pergamenisch sei (s. C. 26. A. 112 ff.), sich bewähren sollte, so scheint mir
der fernere Gedanke am Natürlichsten, dass E. sie bereits voraussetzt, und
dass also, da Lykophron noch zu sehr unmittelbarer Zeitgenosse der neuen
Komoedie war, um die mittlere von ihr zu scheiden, diese Scheidung von
EaUimachos in den Wva%sg und etwa der Schrift an Praxiphanes vor-
genommen, beziehentlich in letzterer begründet sei (vgl. C. 18. A 77. 78
und bes. C. 14. A. 179^). Denn in den Eahmen des in Eede stehenden
Werkes von E. passt diese Untersuchung nicht hinein, und wo er sie sonst
geführt haben könnte, ist nicht abzusehen. Ist aber diese Dreitheilung
doch etwa jünger als er, dann muss man m. E. in Aristophanes von Byzanz
ihren Urheber vermuthen und nicht mit Leo in einem .Biographen, einem
Peripatetiker, der, „wie es scheint, zu dem Abschnitt nsgl noitjtcov eines
Werkes icsqI ivdo^mv dvdq^v zuerst einen Abriss der drei Eomoedien-
gattungen entworfen*^ habe. Denn wer sollte wohl dieser so einflussreiche
grosse Unbekannte gewesen sein? An Hermippos oder Saiyros (s. C. 19.
A. 16. 37) denkt ja biUigermassen Leo selbst nicht. Wie dem nun aber
auch sei, FielitzDe Atticorum comoedia bipertita, Bonn 1866. 8. (Doctord.)
hatte zu beweisen gesucht, dass jene Dreitheilung vielmehr erst ai/s der Zeit
des Hadrianus stamme, und dieser Ansicht ist auch Th. £ock C. A. F.
IL S. 11 f. (u. ö.) beigetreten (s. gegen ihn Crusius Philologus XL VI.
1888. S. 606 f. Gott. gel. Anz. 1889. S. 188 f.), dies aber ist jeden£älls gründ-
lieh von Kaibel a. a. 0. S. ö7flF. widerlegt worden. Alle uns von jener
Dreitheilung gebliebenen Spuren, zu denen mit sehr zweifelhaftem Eecht
V. Wilamowitz Buripides Herakles L S. 134. A. 21 (vgl. C. 2. A. 574)
auch schon Horat, Sat. II, 3, 11. PlcUona btipare Menandro rechnet, zeigen
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Eratosthenes von Kyrene. 427
thümem war seine Gelehrsamkeit eine etwas oberflächliche und
dies die schwächste Seite des sonst wahrhaft bewundernswerthen
Buches*^). Dagegen zeigte er eine ausgezeichnete Kenntniss des
attischen Dialekts und der Geschichte desselben. Und so war denn
auch, nach den wenigen wörtlichen Bruchstücken zu urtheilen,
sein eigner Stil zwar höchst einfach, wenn auch nicht ohne einzelne
poetische Ausdrücke, aber graziös, gewandt, klar und im Wesent-
lichen attisch-correct, wozu wohl sein langer Aufenthalt in Athen
nicht wenig beigetragen hat.
Aber auch als Dichter zeigte Eratosthenes ein unverächt-
liches Talent^). In dem kleinen Epos 'Avtegtvvg behandelte
er die Sage von dem Tode des Hesiodos und der Bestrafung von
dessen Mördern, in der Elegie 'HQvyovr^^^) die vom Athener
Erigonos, der zuerst von Dionysos den Weinbau gelernt hat,
aber in Folge davon später seinen Tod findet, von dessen Tochter
Erigone, ihrem treuen Hund Maera und der Versetzung von
allen dreien unter die Sterne^). Von dem kleinen Epos Hermes
dentlich eine viel altere Gelehrsamkeit. Vgl. besonders die Notizen bei
Ath. VII. 293 a und über den Grammatiker -Antiochos von Alezandreia
ebendas. XI. 482 c (s. C. 30. A. 268. 269), namentlich aber Platonios de
diff. com. vor Bergks Ausg. des Aristoph. No. I. Anon. de com. ebendas.
No. in. Aus diesen Angaben siebt man, dass die Unterscheidung nach
stofflichen und nicht nach sprachlichen Gesichtspunkten gemacht war,
während von der auf die Pergamener zurückzuführenden Zweitheilung das
Letztere gilt, s. darüber C. 26. A. 112—120. Dass bei ihr das Vorbild von
Ariitotelea Nik. Eth. IV, 14. 1128» 22 ff. mitwirkte (s. Kaibel S. 68 f.
Leo S. 74), ist möglich, wenn auch keineswegs nothwendig, aber die mittel-
baren Einflüsse, welche Leo S. 75 ff. von Bemerkungen in der aristotelischen
Poetik bei Liv. YII, 2 gelegentlich bis zur „fast wörtlichen Wiedergabe"
im Zusammenhange hiemit entdeckt zu haben glaubt, vermag ich beim
besten Willen nicht zu sehen, üebrigens bemerkt Wilamowitz, dass
die (lierj ursprünglich nicht zeitlich , sondern begrifflich gemeint sei , denn
ihr Hauptvertreter sei Piaton (s. Anon. de com. No. IX Bergk. IX ^ Dübn.
§. 9), und der ihr noch angehörige Alexis sei jGnger als Menandros. Wenn
Letzteres richtig wäre (s. aber C. 8. A. 81), so würde der Beweis damit
allerdings vollständiger gefiShrt sein, aber auch ohnedies bleibt die Sache
wenigstens sehr wahrscheinlich.
89) Darauf bezog sich der Tadel des Polemon, C. 22. A. 161—164.
90) Hill er Eratosthenis carminum reliquiae, Leipzig 1872. 8.
91) Pseudo- Longin. de sublim. 38, 6. dta nävtatv . . . dfimfirjtov x6
ytoirindtiov,
92) Bach Eratosthenes, Zeitschr. f. d. Alterth. 1837. S. 346—349.
Osann De Eratosthenis Erigona, Göttingen 1846. 8. Bergk Analecta
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428 Sechzehnte» Capitel.
endlich wisseu wir nur^ dass es die Jugendgescliiehte dieses
Gottes^ seine Geburt^ den Ursprung der Milchstrasse durch ihn^
seine kindlichen Spässe^ den Rinderdiebstahl; die Erfindung der
Lyra, sein Aufsteigen zu den Planeten und seine Entdeckung
der Sphärenharmonie erzählte ^^).
Sechzehntes Capitel.
Aristophanes von Byzanz. Leogoras. Kallistratos und Agallis.
Aristarchos von Samotlirake.
Aristophanes von Byzantion^) ward etwa 257 geboren*^)
und war der Sohn eines Söldnerhauptmanns Apelles, mit welchem
er, offenbar noch in früher Jugend, nach Alexandreia kam, so
dass er dort als Knabe noch von dem greisen Zenodotos, als
Jüngling aber von Kalh'machos unterrichtet wurde'). Dann hatte
Alexandrina, Marburg 1846. II. 4. OptiBC. IL 8.202-236. Maass a. a. 0. II.
De Eratosthenis Erigona. S. 57—138. Die Erzählung hatte, wie Maaes
zeigt, einen durch und durch aetiologischen , auf Erklärung von dionyei-
sehen Festen, Spielen und allerlei Gebräuchen und Artikeln des Volks-
glaubens hinauslaufenden Charakter, und grösstentheils war sie freie Er<
findung des Dichters oder Anlehnung an spätere Legendenformen, während
in der attischen Volkssage kaum mehr als die ersten Keime su ihr lagen.
98) M. Schmidt Zum "Egn^g des E., Rhein. Mus. VI. 1848. S. 404 f.
Bergk Opusc. IL S. 286—238. Bernhardy S. 110—176. Ath. XI. 601 e
citirt das 4. B. eines Commentars von Timarchos. Es liegt nahe diesen
Namen in Timarchidas zu ändern , und vielleicht ist dies auch wirklich das
Richtige, s. C. 30. A. 237, indessen s. Suid. 'AnoXlciviog, avyxQOvog 'Equ-
toad-ivovg %€cl Ev(poqC(ovog xal TipuÜQxov. Strecker S. 19 f. meint, es sei
wohl vielmehr ein Commentar zu den Gedichten des E. überhaupt und nur
besonders zu dessen Hermes gewesen. Vgl. auch C. 28. A. 246^.
1) Der Art. b. Suid. ist glflcklicherweise vollständiger, als es nach der
Ueberlieferung scheint, indem das meiste unter ihn Gehörige unter *j4QLöt<6'
rvfioff gerathen ist, wie Meineke F. C. G. L S. 197 f. erkannte (vgL Ritschi
AI. Bibl. S. 76 (Opusc. I. S, 76) ff. — A. Nauck Aristophanis Byzantii
grammatici Alexandrini fragmenta. Acc. R. Schmidtii comm. de Calli-
Strato Aristophaneo, Halle 1848. 8.
2) S. A. 10.;
3) Suid. 'AQiato(p4Xprjg Bv^tivtiog^ ygafifiatmog ^ vtog 'AjibIXov riyovfiivov
öTQauoDxmVy fuad^i'eTig KaXXiiJuixov xckI Zrjvodorov (dXla tov fuev viog^ tov
d'k naig ^xotitf(ir). Es ist allerdings, wie schon C. 12. A. 69 eingeräumt
ward, auch möglich die letzten Worte mit Küster und Busch so zu ver-
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AriBtophanes von Byzantion. 429
er femer noch den Dionysios lambos®^), den Euphronios und
den Eratosthenes zu Lehrern^); und nicht wenig wirkte endlich
auf die Schalung seines Geschmackes, zunächst im Gebiete der
komischen Poesie, sein Verkehr mit dem Komoediendichter Machon
ein^). Auch Aristophanes erlangte auf diese Weise eine sehr
vielseitige Bildung und namentlich auch eine ästhetische Richtung
und ein ästhetisches Urtheil, durch welche er einzig dasteht unter
den alezandrinischen Grammatikern von seiner Zeit ab bis auf
Didymos hin®). Durch diese Vielseitigkeit, aber nicht durch sie '
allein war er auch dem Aristarchos weit überlegen, der freilich
auf der anderen Seite in strenger Methodik der grammatischen
Kritik und Hermeneutik entschieden über ihn hinausging. Aller-
dings bewegte er sich im Unterschiede von Kallimachos und
Eratosthenes hauptsächlich in den engeren Grenzen der eigent-
lichen Philologie, innerhalb dieser jedoch nach allen Richtungen
hin, welche ein heutiger Vertreter dieser Wissenschaft ins Auge
fassen muss, und in einer Weise, die ihn als den grössten des
Alterthums kennzeichnet, wenn er auch im Einzelnen gleich
anderen bedeutenden Männern^**) von Wunderlichkeiten und Ver-
kehrtheiten nicht frei geblieben ist. Schon seine grossartig um-
fassende Thätigkeit als Herausgeber, durch welche er nicht bloss
für die Gelehrten, sondern auch für die Gebildeten Ausgaben
der früher nur vereinzelt vorhandenen, nunmehr aber durch ihn
gesammelten Werke lyrischer und dramatischer Dichter, zum
stehen, dass vielmehr chiastisch tov ftlv auf Zenodotos, tov di auf Kalli-
machos bezogen wird , aber zu dieser künstlicheren Construction darf man,
wenn nicht aller Willkür Thor ond Thür geOfiPnet werden soll, doch nur
dann greifen, wenn sie entweder durch den Zusammenhang oder durch
andere zwingende Gründe klar und sicher gestellt ist.
8^) „Dessen Dialektstudien (s. C. 12. A. 105) offenbar auch auf die des
A. einwirkten '^ (Maass) neben den 'E9vt%al ivonaaüxi des Kallimachos
(s. C. 13. A. 108. 109) und wohl mehr noch als diese.
4) Suid. fahrt fort (s. C. 9. A. 60) : nQog dl tovtovg %al Jiovvaiov tov
'Ja(ißov xal EvfpQov^ov xov (^Xeggovriaitov xal Max<ovog tovy Ko^tv&ü)v rj
2i%v(09Cov, Suid. 'Eqazoc^., s. G. 16. A. 23.
5) Ath. VI. 241 f. XIV. 664 a, s. C. S.A. 117. Ausserdem s. C. 9. A. 60.
In der Vorliebe für die alte attische Komoedie folgte er jedoch diesem
seinem Lehrer (s. C. 8. A. 118^) nicht, s. A. 49, sondern wie auch sonst
(s. A. 65) dem Aristoteles.
6) S. A. 49. 65—67.
6^) loh erinnere nur an Schleiermacher und dessen mancherlei un-
leugbare Schrullen.
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430 Sechzehntes Capitel.
Theil auch des Piaton schuf, wie sie durch die Anlegung der
grossen Staatsbibliotheken erst möglich geworden waren, würde
allein genügen, um ihm eine geradezu Epoche machende Stellung
zu geben'), und doch war sie nur ein Bruch theil seiner philo-
logischen Wirksamkeit. Ueberdies aber beschäftigte auch er sich
noch mit Thierkunde, und erst mit ihm nimmt die bisherige
Verbindung der poetischen Thätigkeit mit der gelehrten ein
Ende'^). Auch war er der Erste, welcher sich überhaupt mit
den Tragikern beschäftigte®). Von seinem Leben wissen wir
sehr wenig® ^). Als er etwa 195 zum Vorsteher der grossen
7) S. die lebensvolle und dabei, wie der Gesammteindruck lehrt, im
Grossen nnd Ganzen wahrheitsgetreue Schilderung von Wilamowitz £urip.
Herakles I. S. 137—163. Freilich vermag alle Beredsamkeit und üeber-
redungskunst dieses hervorragenden Gelehrten, wie dieser selbst eingesteht,
nicht über die Thatsache hinwegzutäuschen, dass bei der kläglichen Dürftig-
keit der Nachrichten nicht weniger als überall die Einzelbeweiae fehlen,
und dass auch er keinen Ersatz für diesen Mangel zu schaffen im Stande
gewesen ist. So steht es ja allerdings fest, dass die gelehrten Ausgaben
der Alexandriner von Uias und Odyssee eben nur fiar Gelehrte bestimmt
waren und durchaus nicht die längst in den Händen des Lesepublicums
befindlichen Vulgärtexte verdrängten und auch nur verdrängen sollten^ ja
man darf mit Wilamowitz S. 138 bezweifeln (vgl. A. 109), ob sie über-
haupt in den Buchhandel kamen, und unbedingt richtig ist es, dass da-
gegen jene ersten Gesammtausgaben von Lyrikern und Dramatikern eben
als solche auch die Lesebücher der Gebildeten werden mussten und also
zunächst ein bnchhändlerisches Unternehmen waren, wie schon C. 12. A. 28
mit seinen eignen Worten gesagt ward ; aber wenn er sich nun dabei auch
auf die kritischen Zeichen beruft, so wurden diese ja auch in diesen an-
deren Ausgaben als in denen des Homeros angewandt, s. Wilamowitz
selbst S. 142 und unten A. 27*». Und warum (s. Wilamowitz S. 146) aus
dem ganzen Inhalt der ^Tnod^iasig zu den Dramatikern und selbst aus dem
Umstände, dass sie nicht mit einem Commentar zusammenhingen, ge-
schlossen werden müsste, dass die Ausgaben, denen sie beigefügt waren,
ihre Bestimmung nur für das Publicum hatten, nicht für Philologen, ver-
mag wenigstens ich um so weniger abzusehen, je treffender Wilamowitz
S. 143 f. diese Herausgebertbätigkeit des A. an den Lyrikern u. Dramatikern
mit der gesammten Herausgebertbätigkeit Bekkers vergleicht, „den er
aber doch wohl noch überragt, denn was ihm gelungen ist, ... die fOr
alle Zeiten massgebende Codification der nationalen Poesie, zu der mit
Recht auch Piaton (s. A. 61 f.) gerechnet war, ist etwas ganz Grossartiges:
es erfordert mehr als Philologie u. s. w.". S. femer A. 21^.
7»») S. A. 68. 8) S. Wilamowitz a. a. 0. S. 134—138.
8^} in seiner Jugend soll er ein Blumenmädchen geliebt und einen
Elephanten zum Nebenbuhler gehabt haben, Plin. N. H. VIII. §.18. Plut.
de soll. anim. 18. 972 D. Aelian. N. A. I, 38.
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Arisfcoplianes von Byzantion. 431
Bibliothek ernannt ward, zahlte er 62 Jahre. Später gerieth er
in Verdacht oder wurde auch geradezu darüber ertappt, dass
er zu Eumenes II (197 — 159) entweichen wollte^), wurde dafür
eine Zeit lang gefiemgen gesetzt, dann aber wieder freigelassen
und starb am Harnzwange, 77 Jahre alt^^), etwa 180^^). Die
9) „Dabei mögen die traurigen politischen Verhältnisse in Alexandreia
im Spiel gewesen sein. Obendrein stand A. dort in seinen späteren Jahren
mit seiner vielseitigen wissenschaftlichen Aaffassnng ebenso sehr allein, als
sich dieselbe andrerseits mit der Eichtung der besseren Pergamener (z. B.
des Polemon) nahe berührte, und auch darin kann also wohl ein Grund
•eines Entweichungsyersuehea nach Pergamon gelegen haben**. (Maass.)
9^) Suid. nQoi&trj trjg tov ßctadiwg ßißXio^%7ig . . . itog ayatv ^ß'
(vgl. C. 14. A. 66). duca%evacd'slg (?) d' mg ßovXofiBvog nQog Eviiivrj fpvyiip
i(pvXdx^ iv itQ%t^ %q6vov xiva^ r^tpsi^ 9^ Kai vno ütgccyyavQiag tslsvta
itri fießinnmg of'.
10) Hält man daran fest, dass A. nicht des Apollonios (s. C. 14. A. 56),
sondern des 196, 195 oder 194 (s. C. 15. A. 4. 25. 26) gestorbenen Era-
tosthenes unmittelbarer Nachfolger war, und nimmt nun die mittlere Yon
diesen Angaben an, so berechnet sich hiernach in der obigen Weise sein
Geburts- und sein Sterbejahr mit Busch Bibl. AI. S. 4öff. Nun käme
man freilich mit dieser Berechnung ins Gedränge, wenn die verderbten
Worte bei Suid. yiyovB dh xaxä xt^v ^ftd' oXvftnuida (s, über diese Be-
rechnung Rohde Bhein. Mus. XXXILI. 1878. S. 167 f. A. 8) ßaciXsvovxog
UxoXsiMclov xov ^tXadsXtpov xal xov fisx' avxbv xov ^iXondxoQog so £U ver-
bessern wären, wie Bernhardy gethan hat: yiyovB . . . oXvfividSa, Si-
ixtivs 8h (i^ixQt üxoXsfialov xov ^dondxoQog ical xov (ibx* avxbv ßaatXBvovxog,
Denn wenn A. erst etwa 180 starb, so ereignete sich sein Tod vielmehr
im Anfang der Regierung von Ptolemaeos VI Philometor (181—146). Aber
schon Seemann De primis sex bibl. AI. cusi S. 16 hat die Unhaltbarkeit
dieses Verbesserungsversuchs genügend erwiesen: da der Tod des Philo-
pator (204) selbst schon in den Anfang von Ol. 144 fiel, konnte unmöglich
gesagt werden, A. habe in dieser Olympiade gelebt (yiyovs) und dann
weiter durch die Zeiten von Philopator und dessen Nachfolger. Allerdings
ist der eigne Vorschlag von Busch (8. 49) yiyove . . . oXvfimdScc ßceüt-
Xsvovxog UxoXBiia^ov xov 'Enitpavovg^ xal Bcog xov liBx' avxov xov ^ilo^ij-
xoQog von allen anderen Bedenken abgesehen gleichfalls viel zu gewaltsam,
um überzeugen zu können, und auch der Versuch von Seemann yiyovs
. . . UtoXBfia^ov xov ^iXondxoQog xal xov (ibx' avxov xov 'BJJSKpavovgy bleibt,
wie dieser selbst einräumt, höchst problematisch. Allein wenn auch die
Worte jeder annähernd sicheren Verbesserung spotten, so fällt doch jeder
Grund weg um ihretwillen daran zu zweifeln, dass A. wirklich bis in die
Regierung des Philometor hinein gelebt habe. Hiemach ist auch Susemihl
An. AI. I. S. XIV f. zu berichtigen, wie ebendas. II. S. XIX f. bereits
geschehen ist. Starb also Zenodotos etwa 245 (s. C. 12. A. 82), so war A.
bei dessen Ableben etwa 12 Jahre alt Früher als etwa 257 kann aber
liOtzterer nicht füglich geboren sein ; sonst hätte er nicht wohl mehr Lehrer
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432 Sechzehntes Gapitel.
Angabe ^^), dass er die Zeichen für Interpunction und für Prosodie
erfunden habe, ist freilich in dieser Gestalt unrichtig, denn
wenigstens theilweise waren dieselben ohne Zweifel schon vorher
im Gebrauche"); wohl aber wird man annehmen dürfen, dass
erst durch ihn das Ganze in ein festes und seitdem allgemein
gültiges System gebracht ward^*). Dagegen die kritischen Zei-
chen'*), so weit er sie bereits anwandte'^), sind mit Ausnahme
des Obelos'^ fast durchweg") erst seine eigne Erfindung. Seine
des Aristarchos sein können, er mflsste es denn erst innerhalb seiner
10 letzten Jahre geworden sein. S. A. 85. Wenn andrerseits Conat das
Leben des A. vielmehr zwischen 250 und 173 setzt, so geschieht dies nnr,
um für das angebliche Bibliothekariat des ApoUonios Raam za gewinnen
(vgl. C. 14. A. 56), nnd Couat wird dadurch genöthigt es ohne alle Ursache
für unmöglich zu erklären, dass A. noch Schüler des Zenodotos gewesen
sei, s. C. 12. A. 32.
11) Hinter Arkad. p. 186 ff., s. Nauck 8. 12 ff.
12) Nauck 8. 11 f. Ausserdem s. die Nachträge.
13) So Nauck a. a. 0.
14) 8. Nauck S. 15—18.
15) Denn die punktirte Doppellinie {dvnXrj nBqi^axiyyLivr^ gehört doch
wohl erst dem Aristarchos an, wenigstens in dessen eigenthümlicher (Ge-
brauchsweise (s. A. 105), und viele dieser Zeichen sind ohne Zweifel erst
nacharistarchischen Ursprungs.
16) 8. C. 12. 8. 382 f.
17) Hinsichtlich der Doppellinie {dmXri) s. A. 65. Es ist bekanntlich
streitig, ob er sich ihrer bereits bediente, vgl. C. 9. A. 60» Immerhin in-
dessen geht aus Schol. |3, 813 (vgl. Gramer Anecd. Paris. III. S. 407). iy<&
9* hi vTiniog 7]cc] tovto ar}iinovt€ii 'Aqiötotpuvrjg , ozi Uavä hri iysyovst,
cc(p' ov ot {AvriazrJQsg awrix^'rioav und £, 185. %ccl x6 narstßonsvop Ikvyog
^dtog] yQd(pBt€ci xal vSatoSy ngog o iarjfisiovto 'AQtctoipdvrjg (vgl. auch
^, 163. 70t; ro Si tivig crifisMvvtai n^og t6 ayvosiv yifdfifiata tovg iJQaag,
'AQiarQ(pdvrig Sh dvtl tov inCaxovog ixiaxQOfpog crifuiovxai) wenigstens so
viel hervor, dass er auch bei Homeros noch ein oder zwei andere Zeichen
verwandte als Obelos — , Sigma C u. Antisigma D zur Bezeichnung doppelter
Becensionen (Schol. c, 247 f., anders in seiner Aristophanesausgabe: Schol.
Aristoph. Ran. 158. tiplg Sh ov yqdfpov9i xhp „t^^ xovg dsovg^^ 9xCiov^ dlX'
d(paiQOvaiv a^xov xal xov iirjg ovxm y^dtpovöiv „7j nvQQix'H^ ^'^ ificcd'e xrjv
Kivrjaü>v^^. Sih nccl 'AgmxoipuvTjg naqaxC&rici xo dvxiayficc %ttl x6 oiyfia\
Eeraunion ^ zu der mehrerer unächter Verse hinter einander (Schol. «r, 282
b. Gramer *a. a. 0. 8. 505 vgl. m. Sueton. Fr. 108* Beifiersoh. «- Anecd.
Paris, p. 140, 141 Reiffersch. Isid. Orig. I, 20, 2) und Asteriskos •);(•. Selbst
Lehrs Arist' 8. 332 ('S. 887) A. 240 aber giebt zu: fuisse tarn ante Art-
starckum dliguem diples usnm id patest verum esse, und H. 8 ehr ad er De
notatione critica a veteribus grammaticis in poetis scaenicis adhibita, Bonn
1868. 8. (Doctordiss.) S. 44 bemerkt zu diesen drei Stellen sehr richtig i
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Aristophanes von Bjzantion. 433
Ausgabe der Ilias tind Odyssee fusste wolil namentlich auf
der seines Lehrers Zenodotos^ natürlich unter Mitbenutzung von
der des Bhianos ^^). Mit Zenodotos stimmte er in der Yerurtheilung
einer Reihe von Versen überein, wenn er auch manche , die bei
jenem gar nicht standen, mit dem Obelos aufnahm, wohl in Folge
der Benutzung neuer Handschriften und also in einem nach dieser
Richtung hin streng conservativen Sinne und Geiste^). Andere
Athetesen sind ihm eigenthümlich*®), und er verfuhr dabei wie
in der Conjecturalkritik^'), auf die er sich in seinen sonstigen
„Coheti rationem in Schah ßj BIS pro Ugtatotpäifrig scribendum esse censenUi
'JglataQxog 8% imitaremwr, omnia optime se haberent, cum Äristarchus pHmo
loco dipla pura, ältero et tertio dipla nsQisauyfiivy uti poiuerit. Sed
vereor ne audacius egisse incusemitr, Quare in Sengebuschii (Diss. Hom.
I. p. 51) potius sententiam inclino siiapicaniis etiam Aristoplianem dipla pura
atU älio eiusdem potestaUs signo %t8um esse: qui haud scio an (?) de dipla
nBQiBtfttyfiivjj idem sttspicari potuerit^'. Hiosiclitlich des AateriskoB halt
Nanck S. 17 die Angabe von Schol. y, 71 (Aristonikos?), nach welcher
schon A. in seiner Homeredition dies Zeichen in Verbindung mit dem
Obelos bereits ganz ebenso setzte wie Aristarchos (s. A. 105), vielleicht mit
Recht, für ungenau, indem er vielmehr dem Anecd. Paris, p. 189, Iff. yer-
trant: cisteriscum Aristophanes apponehat Ulis locis, ^ibus sensus deesset,
AristarchiM atUem ad eos ^versttsy, qui hoc puia loco (rectey positi erant,
cum aliis sciUcet non rede ponerentur , . . asteriscus cum obelo propria nota
est Aristarchi, utebatwr autem ea in his versibus, qui non suo loco positi erant.
Indessen die Angaben aller dieser (jetzt beqnem in Snet. rell. ed. Reiffer-
scheid 8. 187—144 zusammengestellten) Anecdota, auch des Anecd. Paris.,
über A. und Aristarchos sind sehr unzuverlässig (s. Lud wich Aristarchs
homer. Textkrit. I. S. 20 ff.), und Schrader a. a. 0. S. 12 ff. hat auf Grund
von Schol. Pind. Py. IIl, 18 sehr wahrscheinlich gemaeht, dass erst die Ari-
starcheer, freilich nicht bei Homeros, sondern bei Pindaros u. anderen Dichtem,
den AsteriskoB so anwandten, wie das Anecd. Paris. (Sueton.) es von A. bei Ho*
meros angiebt, zur Andeutung des Mangels von Zusammenhang, Zti dcvvdQ-
trjToc eiat (z6 „Iv ^aldpLco^* «Xaovafat). Bei Isid. erscheint derselbe als Lücken-
zeichen. Dies Alles berechtigt aber noch nicht dazu mit Lud wich L 8. 20
ohne jede Begründung dem A. den Gebrauch des Keraunions abzusprechen.
18) 8. C. 14. A. 146.
19) 8. Nauck 8. 26—28. Nur drei Verse, JT, 497. Ä, 114. O, 83, wer-
den in den 8cholien als solche bezeichnet, welche weder in der Ausgabe
des Zenodotos noch in der des A., zwei, Z, 10 f., als solche, welche nicht
in denen des flhianos und des A. (vgl. C. 14. A. 143. 146), zwei, 2?, 597 f.,
endlich als solche, welche nicht in der des A. standen. Ganz ähnlich ver-
fuhr er bei den Dramatikern, s. Wilamowitz 8. 147 f.
20) 8. Nauck 8. 28—32.
21) 8. Nauck 8. 66 — 68. üeber die Lesungen, welche er von Zeno-
dotos übernahm, s. Nauck 8. 83 — 37, über die von Bhianos stammenden
SvSBMmii, griecli.-a]ex. Litt-Gesch. I. 28
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434 Sechzehntes Capitel.
Ausgaben ohne Zweifel viel weniger einliess **'*), noch immer
mit grosser, zum Theil übergrosser Kühnheit, erkannte jedoch
auch manche Fehler richtig**). Ein besonderes Zeichen seines
scharfen Blickes ist es, dass er den Schluss der Odyssee von
ify 296 an verwarf*^). Seine Ausgabe war, abgesehen von einer
ohne Zweifel vorangeschickten Einleitung*^), nur mit kritischen
Zeichen versehen: einen Commentar schrieb er nicht *^). Aber
gerade in jenen „unscheinbaren Zeichen'' verräth sich nicht zum
Mindesten der grosse Fortschritt in der philologischen Erkennt-
niss*^, welchen diese neue Ausgabe trotz alledem offenbarte:
Aristophanes war in Sprach* und Sachkunde über seine Vor*
ganger weit hinausgekommen. Bei Hesiodos lässt sich zunächst
wenigstens eine neue Ausgabe der Theogonie gleichfalls mit
kritischen Zeichen von ihm mit Sicherheit nachweisen*^). Zunächst
G. 14. A. 146^ über diejenigen, von denen es zweifelhaft ist, ob sie dem
A. angehören, Nauck S. 87 — 40, über diejenigen, welche mit miseren
Texten übereinstimmen, Nauck S. 40 — 42, über die von zweifelhafter
Richtigkeit Nanck S. 42—46, über diejenigen, welche Nauck mehr oder
weniger billigt, ebendenselben S. 46—51. Nauck zählt dabei auch solche
auf, welche nachweislich aus voralezandrinischen Ausgaben oder Bhianos
(dessen Ausgabe er aber für jünger als die des A. hält) herrühren. Sodann
bespricht er S. 51— 66 diejenigen, qu^e in sola scribendi varietate positae sunt.
21^) Dies schliesst Wilamowitz S. 144 mit Becht aus der allgemeinen
Erwägung, dass ihn ähnlich wie Bekker schon die ungeheure Ausdehnung
seiner Herausgeberthätigkeit hier stark von derselben zurückhalten musste;
die Einzelbegründungen S. 147 f. (vgl. A. 19) können freilich leider nach
dieser Richtung hin nicht beweiskräftig wirken.
22) S. Nauck S. 26 ff. 34 ff. 36 f. 40 ff. 46 ff. 61 ff. 65 ff.
23) Worin ihm Aristarchos folgte. S. die Scholien und Eustath.
(p. 1948, 47 ff.) z. d. St. Nauck S. 82. Freilich auf unserem heutigen
Standpunkt der Betrachtung liegt die Sache weitaus so ein^h nicht,
B. darüber jetzt besonders v. Wilamowitz Homer. Unters. S. 67 ff.
24) Die einzige von derselben übrig gebliebene Spur ist, dass Tatian.
ad Graec. p. 120 Otto. 31, 22 ff. Schwartz (Euseb. P. E. X, 11, 3. 492 a)
auch Zenodotos, Aristophanes, Aristarchos, Erates mit zu Denen zählt,
welche negl xrjg notrjaeoog *Ofiij^ot; zov ze yivovg avxov %ed x^övov %a^' ov
^xfiaaf gehandelt haben. Vgl. A. 119.
25) Dies ist um so mehr anzunehmen, da sich auch zu anderen Auetoren
keine vnofiviiiiata von ihm nachweisen lassen. Die von ihm angeführten
exegetischen und kritischen Bemerkungen zu Homeros stammen theils aus
den As^siSt theils aus Mittheilungen seiner Schüler. S. Nauck S. 21 — 28.
26) Usener Rhein. Mus. XX. 1866. S. 182 (vgl. A. 64—68).
27) Schol. Theog. 68. iarifu^vaxo zavta (näml. at zox* taav nQog "Olvfi-
Tcov) 6 'jQi,cxo(pdvrig. Nauck S. 69 f. Ferner aber s. A. 68—60.
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AristoplianeB yon BjzantioB. 435
in der des Alkaeos sodann begegnen wir den aller Wahr-
scheinlichkeit nach von ihm zuerst angewandten kolometrischen
Zeichen^ die zum TheiP'^^) äusserlich dieselben mit den kritischen
27^) Nämlich Paragraphos .mit dem Obeloa, ferner Diple und Asteriskos,
8. A. 28. Damit hängt es denn wohl zum Theil anoh zusammen, dass
Schrader a. a. 0. S. 4^14 (vgl. Lehrs Die Pindarscholien S. 104—111)
in den Scholien zu den Dramatikern und Pindaros nur zwei sichere Er-
wähnungen des Obelos (OL 11,48, s. A. 86. Oed. 0. 287), eine des Asteriskos
(Py. III, 18: Ott davvaQxrixd e/(Fi), eine von Antisigma und Sigma (Raa. 158,
s. A. 17) und kein einziges yon der Diple als kritisch-exegetischen Zeichen
(wegen Eqn. 721 s. Schrader S. 8f.) nachzuweisen yermoeht hat, während
die des % sich haufenweise finden. S. über dies letztere Zeichen die gprfind-
liche Untersuchung yon Schrader S. 16 ff., femer Lehrs a. a. 0. und
y. Wilamowitz De Bhesi scholüs, Greifs wald 1877. 4., welcher mit Recht
demaelhen ein weit höheres Alter beilegt, als es gewöhnlich geschieht, und
in Bezug auf seine Anwendung im Aratos Maass De Phaen. Ar. rec.,
Herm. XIZ. 1884. S. 109. Dass es jünger als Aristarchos sei, wird ge*
meiniglich (so auch yon Maass und yon Hörn De Arisfcarchi stud. Pind.
S. 73) als eine feststehende Thateache behandelt, wie ich glaube, mit Un-
recht. Vielmehr scheint es mir beinahe unzweifelhaft, dass es in den
Sanglyrikem und Dramatikern als kritisch -exegetisches Zeichen an die
Stelle der bei HomerOs ganz ähnlich yerwendeten, hier aber bereif als
kolometrisches y erbrauchten Diple trat, da doch unmöglich in derselben
Ausgabe dasselbe Zeichen zugleich zweien so grnndyerschiedenen Zwecken
dienen konnte (s. Schrader selbst S. 8). Sehr bezeichnend sind in dieser
Hinsicht diejenigen Fälle, in welchen die nämliche Abweichung des Euri-
pides yon Homeros bei Beiden notirt wird, und zwar bei Homeros (17, 718.
£, 862) durch die Diple, bei Euripides (Hek. 8. 4) durch das % (s. Schra-
der S. 18 nach Cobet). Ist dies nun aber richtig, dann muss dies Zeichen
sogar schon auf Aristophanes zurückgehen, ja nach dem G. 9. A. 60 Aus-
geführten yielleicht sogar schon auf dessen Lehrer Euphronios. Yermuth-
lich trat es in jenen Dichtern auch an den Platz des Asteriskos und bei
den Sanglyrikem und in den lyrischen Partien der Dramatiker wohl auch
an den des Obelos, zumal da hier yon Athetirungen nur selten die Bede sein
konnte, und so y erschlang es allmählich alle anderen kritisch- exegetischen
Zeichen, yon wann ab, lässt sich freilich nicht genau bestimmen, aber
jedenfaUs erscheint es als einziges derartiges Zeichen schon in dem Papyros
des Alkman (s. Schrader S. 86 ff.) und ward so, wie Wilamowitz zeigt,
yielleicht bereits in einer Ausgabe des Bhesos gebraucht, die schon im
Anfang des ersten Jahrhunderts y. Chr. entstand, doch s. jetzt Wilamo-
witz Eurip. Herakl. I. S. 165 f. und unten G. 80. A. 401. Aristophanes
setzte bei Pind. Ol. H, 48 (s. o.) allerdings, wie es scheint, noch den
Obelos, aber ich denke mir unter Beifügung des %> Mit dem Asteriskos
bei Pind. Py. HI, 18 aber steht es nach der eignen Darlegung yon Lehrs
S. 106 f. so, dass derselbe allem Anscheine nach aus einer Handschrift
(ohne kolometrischc Zeichen) stammt, in welcher yielmehr dieser so wie
28*
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436 Sechzehntes Gapitel.
-waren ^®). So gut wie zweifellos ist es ferner, dass er auch eine
Ausgabe des Anakreon veranstaltete^). Ungleich grössere
sonst das x ifi^ weiterer Ausdehnung als Zeichen für alles Bemerkenswerthe
angewendet war". Freilich bei Sueton. Fr. 108* fehlt das %, aber wenn
nun Schrader S. 59 meint: „Suetonii tempore nondum in libris adhibitum
fuisse ii*re poneremus, si anecdoton Parisinum signa a Suetonio Uradita
plene et accurate servavit^', so trifft eben diese Bedingung nicht zu, s. A. 17^
und jedenfalls hat aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Boeckh Praef. schol.
Find. S. XXXIV ,, gewiss geirrt**, wenn er Schol. Find. lath. V, 47 die
Worte xttl iialv o^ %Bxt€cc^ai (poca^p, oti M<og imßißXrjntv h. t. X, (s. A. 127)
natürlich und ungezwungen so verstand: „mit dem Zeichen % yersehen**,
sondern Lehrs S. 106. Anm., wenn er versichert, das xiuisiv sei hier
„gewiss** in einem rhetorischen Sinne gesagt. S. gegen ihn und Schrader
auch die beachtenswerihe Auseinandersetzung von Feine De Aristarcho
Pindari interprete, Diss. len. IL S. 321—824, welcher (S. 324) mit Recht
sagt: „ad Boeckhii Osanni M. Schmidtii (Did. p. 266) sentenHam receden-
dum erit, qui in Pindaro ab Älexandrinia % Signum adhibitum esse een*
suerunt**.
28) Mit denen sie daher auch Nauck S. 17 f. verkehrterweise vermengt
hat. S. über sie Hephaest. p. 136 ff. Es sind namentlich: Faragraphos — ,
KoTonis 3 oder 3, die nach innen und die nach aussen geOffiaete Doppel-
linie (tj l'ffo) und ij f|(o vBvsvitvtcc dmXfj) > und <<, Asteriskos ^. Vom
Asteriskos heisst es p. 138: xal [tdXieza Btto^Bv . . . tC^Bcd'ai, iccv SxbqS-
HBtgop ^ x6 ieiM xh l|^ff* o xal it&XXov inl xmv noirjiidxmv x&v yLOvotst^otpi"
umv yCvBtai £anq)Ovg xb xal 'Ava%0iovxog nal 'AXna^ov inl dl xmv 'AX%alov
laCoag^ xarcc pihv xrjv 'jQiaxotpdvBiov iiidociv h dcxBQ^anog inl BXBQOiiBtg^ag
ix{^Bxo fivvrjg, Hcixa dl x^v vvv xriv 'Aqicxuqxbiov xal inl noifiyMxmv nBxa-
ßoXrig (d. h. bei Gleichheit der Verse oder Eola^ aber anderer Abfolge der-
selben im nächsten Gedicht?). Eine Conjectur des A. zu Alkaeos und deren
Begründung, so dass er also diesen Dichter auch erklärte, findet sich bei
Ath. m. 86 f , 8. C. 12. A. 110.
29) Bergk Anacr. reliqu. S. 26 hat es aus Hephaestions Bemerkung
p. 128 über das erste Gedicht des Anakreon geschlossen: %uxd (ilv yaQ rriv
vvv indoaiv inxd%mX6s iiSttv ri exQO<pri xal t^ ioftd icti (t4)voexQO^t%6v
dvvaxai dl %al ixi(f<tg diatQBtö^ctt stg xb xQidda %al nBvxäda rj exQOtpri x. r. X.
Freilich ist dieser Schluss wenigstens zunächst unsicher. Wenn es eine
Edition des Anakreon von Aristarchos gab (s. A. 125), so wird auch hier diese
die durch tj vvv bezeichnete sein, und dann kann die andere (ältere) Ein-
theilung aus einer Ausgabe von A. , sie könnte aber auch schon aus der des
Zenodotos, wenn anders eine solche anzunehmen ist und diese noch dazu
schon eine kolometrische gewesen wäre (s. C. 12. A.24^), stammen. Hat aber
Aristarchos diesen Dichter nicht herausgegeben, dann ist es wahrscheinlich,
dass A. es that und dessen Ausgabe unter ij vvv zu verstehen ist, man
müsste denn, wie Bergk später (F. L. IIP. S. 253) that, unter diesem
Ausdruck vielmehr die „editiones vulgares*' begreifen, und dann könnte die
andere metrische Abtheilung nur von Zenodotos herrühren. Indessen spricht
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Arietophanes von Bysantion. 437
Schwierigkeit als bei dieser Art von Dichtern machte nun aber bei
den chorischen Lyrikern nnd in den lyrischen Partien der Drama-
tiker die Herstellung von Textbüchern für die Leetüre aus den mit
Instrumental- und Singnoten verbundenen Partituren und so weit
solche schon, aber wie Prosa geschrieben, vereinzelt vorhanden
waren, die von Gesammtausgaben, in welchen die Gliederung
der Strophen in ihre Perioden, Verse und Reihen (Kola) oder
wenigstens in die beiden letzteren, falls aber auch in die Perioden,
so jedenfalls mit Beihülfe eines derartigen Zeichens, kennt-
lich gemacht werden sollte*^). Dieser für einen Grammatiker
die ganze Art der Thätigkeit des A. dafCtr, dass erst er und nicht schon
Zenodotos der Urheber des %a)X^Hv war, and so wird in der That
doch wohl die zweite Abtheilong die seine gewesen sein nnd die erste
entweder die des Arittarchos oder der „editumea vulgares*'. Die Polemik
des A. jedoch gegen eine Coigectur des Zenodotos (Aelian. N. A. VII, 89,
8. C. 12. A. 24) beweist Nichts, denn in einer Ansgabe könnte sie ja nur
durch ein kritisches Zeichen angedeutet sein, dazu aber passt nioht der
Ausdruck bei Aelian. dvxiXiyei %atä n^atos . . . %al i^i y' atifti tij
dretXoyia. Diese Polemik ist also entweder von einem Schüler des A.
überliefert oder sie stand in einem anderen Werk, etwa den As^tiS- Vgl.
Nauok S. 61. Aber wie in des A. Ausgabe des Pindaros dessen Gedichte
in zwei Hauptclassen, auf Götter und auf Menschen, getheilt waren, so
gingen auch in der des Alkaeos die Gedichte auf Götter yoran (Heph.
p. 124. xriv n^axrjy md^v h xm ngtottp u. dazu Schol. p. 219 Westph. ^cxi
xrjg (i\v nQ<Dxrig dgxi^ »»oo^ffi "JnoXXov %, x, i.** ■- Fr. 1), und ein Gleiches
gilt bei Anakreon (Heph. p. 128 yor den oben angel Worten: xo nQcitov
'Avangiovxog icfia =» Fr. 1. j^yovifovfiaC c\ iXatprifioXe). Schwieriger ge-
staltet sich die Sache hinsichtlich der Sappho, deren Gedichte yielmehr
nach den Versmassen geordnet waren, aber doch nicht durchweg, sondern
zum Theil auch nach den Gattungen, da die Epithalamien ein Buch für
sich bildeten (Sery. z. Verg. Geo, I, 81 — Fr. 106), und zwar widersprechen
die Büchercitate yielfaoh einander (s. Bergk P. L. Gr. 1II\ S. 82 £P.), daher
denn Bergk wohl mit Recht yermnthet, dass auch hier zwei Ausgaben
existirten, eine des A. und eine des Aristarchos; ob aber gerade in jener
die Ordnung nach den Gattungen, in dieser die melarische yorwog, wie er
meint, ist mindestens sehr zweifelhaft: bei Sappho liess sich wohl yon
yom herein nicht wohl ohne Bevorzugung der letzteren yerfafaren.
80) Denn im Uebiigen genügte das Ein- und Ausrücken {ttcd'eaig und
in^ecig) der Zeilen, um die Anfänge neuer Verse zu bezeichnen. Hier
bildete nämlich ohne Zweifel nicht erst jeder Vers, sondern bereits jedes
Kolon eine Zeüe für sich, oder wo etwa zwei kurze Kola in dieselbe Reihe
kamen, wurden sie durch Zwischenraum auseinandergehalten; sollte aber,
was ich für die antistrophischen Gedichte dahingestellt lasse, auch der Be-
ginn einer neuen Periode angemerkt werden, so konnte dies wenigstens in
den antistrophischen nicht anders als darch ein solches Zeichen geschehen.
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438 Sechzehntes Capitel.
erwachsenden Aufgabe des xoXi^SLv^^) unterzog sich nun wiederum
wohl ohne Zweifel zuerst im Alterthume Aristophanes^^^), und zwar
natürlich wiederum in seinen betreffenden Editionen, wie solche
noch heute zunächst von Euripides'*), Aristophanes**) und
Pindaros nachweislich sind'*). Ob er freilich die hiezu erforder-
liche musikalische Bildung besass, können wir nicht wissen'*^). In
seiner Ausgabe des Pindaros machte er eine neue Anordnung
von dessen Gedichten^), aufweiche wahrscheinlich unsere jetzige
Hier l&sst uns nun freilich die Beschreibung des Hephaestion im Stach,
aber derselbe sagt immerhin auch deutlich genug, dass es ausser den von
ihm beschriebnen kolometrischen Zeichen auch noch mindestens ein anderes
gab: p. 187. xal st u &XXo toiovzov. Unter dem Ausdruck „Verse** be-
greife ich übrigens hier jene Langyerse mit, die G. Hermann Systeme
nannte, und die man jetzt nach Westphal nicht minder unantik Hyper-
metra nennt.
81) Wie es in der üeberschrifb von Aristoph. Wolken und Frieden im
Cod. Yen. genannt wird: %s%(6Xiatat in tav oder nQog ta *HXiodm^ov,
81»») S. C. 86. A. 16. Vgl. oben A. 29.
82) Denn in den Scholien werden Lesarten yon ihm angefahrt (Or. 714.
1287. Hipp. 172), s. Nauck S. 62 f.
38) Denn hier erwähnen die Scholien neben Lesarten und Conjecturen
von ihm (Av. 1342. Thesm. 162) auch kritische Zeichen: Ran. 162 f. (s. A. 17),
Tgl. Nub. 958. tavta . . . 'AiftatotpdvTjg Anidi%Bxo d>s ev nenoiTjfiiva,
Thesm. 917. Nauck S. 18. 68—66. Von den wenigen exegetischen Be-
merkungen zu Enripides (Schol. Or. 488) n. Aristophanes (Schol. Ran. 1204)
gilt Dasselbe wie yon denen zu Homeros, s. A. 26. Ueber A. als Erklärer
überhaupt s. in Bezug auf die Tragiker Wilamowitz E. H. L S. 150 £P.
84) Ob man nach den Worten des Dionys. t, Hai. C. V. 26. i% dl tfjg
f^BXinfig ta SificavlSsuc tavtw y^qanxai. 6\ %uxcc diaaxoXdg, o^x ^^ 'Aqioxo-
ipdvfjg fj aXXog xig %axecxsvace ndXmv^ dXX* mv h neSog Xoyog dnuixBi auch
eine Ausgabe des Simonides anzunehmen hat, ist nicht sieber, aber doch
auch nicht unwahrscheinlich. Vgl. 22. %&Xa Si ^8 di^ai i^vl Xiyeiv o4>%
ofg 'Affiaxoipdinfjg fj xdiv aXXmp xig ykSXQiTidiv di8%6c(ifi6B xdg mddg, dXX' olg
17 ipvctg a£iot diaiQBiv top Xoyov. Nauck S. 17 f.
84^) VgL C. 81. A. 9. 10 84. 84^. 48.
85) S. über dieselbe Hill er Die antiken Verzeichnisse der pindarisohen
Dichtungen, Hermes XXI. 1886. S. 857—871. v. Wilamowitz S. 189 f.
Freilich hat Hill er gezeigt, dass wir nicht mehr, wie früher geglaubt
ward, beide Anordnungen noch besitzen, die eine in der Breslauer Bio-
graphie des Pindaros, die andere bei Said. WvSaqog^ sondern dass das
letztere Verzeichniss kein anderes als das erstere ist, nur in einer ver-
stümmelten nnd sehr fehlerhaft ergänzten Gestalt. Da nun aber doch auch
schon Eallimachos in den nCvtaisg eine sachliche Ordnung gehabt zu haben
scheint (s. C. 12. A. 57), so bliebe an sich die Möglichkeit, dass A. ein-
fach diese sich angeeignet und es also überhaupt gar nicht zwei verschiedne
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Anstophanes yon ByzantioD. 439
Eintheilung und Folge der Epinikien, die nicht ohne manche
Mängel ist^ zurückgeht ^^). Mag nun aber diese seine Ausgabe
die erste gewesen oder schon eine von Zenodotos vorangegangen
sein, jedenfalls war die Art, wie er die Sache angriflf, eine voll-
standig neue, und der von ihm mit ausserordentlichen Schwierig-
keiten hergestellte Text derjenige, von dem sich auch noch der
unsere herleitet '^^). Bei seinen grammatisQhen Untersuchungen"
ging auch er noch vorwiegend vom Lexikalischen aus. Er schrieb
ein grosses Werk Ai^Eig^ über welches wir von allen seinen
philologischen Büchern am Meisten wissen ^^. Es zerfiel in
Anordnungen gegeben habe. Doch ist von vom herein bei der grossen
Selbständigkeit des A. dies weit weniger wahrscheinlich, und das aus-
drückliche Gegenzeugniss, welches wir besitzen (s. A. 86), lässt diese An-
nahme nicht aufkommen. Vgl. auch A. 29.
86) Thom. Mag. V. Find. p. 101, 56 f. Westerm. 6 d' imvUiog, ov 17
«w5 ,,&QiCtov (ilv v^flo^" nifotitantai^ vn* 'AQiototpävovg zov avvxa^avTog
T« IIivdccQtHä. Ausserdem s. Schol. Ol. II, 48. ro %aXov xovzo (näml. q>i-
Xiovti dl Mavcai) dd^etsi *AQiöTO(pdvrjs, ntQtttsvsiv yocQ avto q>7iai n(fog
^tägy dvzufx(f6tpovg. Nauck S. 61 f.
36^) S. V. Wilamowitz S. 138 ff. u. bes. S. 142—144.
37) Völlig verfehlt ist die Abh. yon M. Dittrich A. y. B. Bücher über
die Verwandtschaftsnamen und die Benennung der Lebensalter, Philologus
I. 1846. 8. 229 — 269. Hier kommt zunächst in Betracht, dass DidymoB
dies Werk benutzte, aus dem dann wieder die Bruchstücke in den homeri-
schen Scholien und bei Helladios im Auszuge bei Photios stammen, und
dass nicht minder, wie schon F. Ranke De lexici Hesychiani origine
(Quedlinburg 1881). S. 99 ff. zeigte, auch Pamphüos diese Schätze aus-
beutete, von dem sie dann wieder in den Diogenianos und von da in den
Hesychios übergingen. Geradezu citirt freilich werden diese Glossen fast
nur bei Ath. und Erotian. Ueberdies aber machte zuerst Boissonade
(Par. 1819) aus einem Cod. Paris. 1680 ein freilich dürftiges und mit byzan-
tinischen Zusätzen verwässertes Ezcerpt i% xmv 'AQiatotpdvovg tov xsqI
Xi^Bav diaXaßovtog bekannt. Dieses ward dann yon Nauck Aristophanis
grammatici fragmentum Parisinum, Halle 1846. 8. (s. jetzt a. a. 0. S. 79 —
86) bearbeitet, worauf die grundlegende Abh. desselben Nauck üeb. d.
glossograph. Studien des A. y. B., Rhein. Mus. N. F. VI. 1848. S. 322—
361. 480 folgte. Vgl. auch Merkel Proleg. in Ap. Rh. S. CLf. und s.
Nauck a. a. 0. S. 69—190. Dann aber fand Miller auf einer Reise nach
den Athosklüstem in einer Müncbswohnung bei Karyes einen Miscellan-
codex aus dem 13. Jahrb., welcher in Folge dessen nach Paris überging,
und welcher unter Anderem Auszüge aus Suetonius nsifl ßXaatprj(iuiv und
ein Bruchstück von dessen Schrift ^bqI z6v tcciq' '*EXXriai naiditäv enthält,
dazwischen aber Excerpte aus A. sr^^l zmv vnonzBvoykivmv lurj bIq^ö^ui,
zoig liecXaiotg, dann ovoftaza riXi%iav allerdings ohne Namen des Verfassers,
ebenso Verwandtennamen und Bezeichnungen bürgerlicher Verhältnisse.
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440 Sechzehntes Capitel.
verschiedeDe Abschnitte^ theils nach der Bedeutong, ^egl räv
iytoxtavo^v(ov (irj elg^öd'aL totg naXaiotg (über Worter, die im
Verdacht steheu bei den Alten nicht gebraucht zu sein), tcsqI
ovo^aötag fiXvxLciv, Jtegl övyyevtxäv ovofidtov (über Verwandten-
nameD), vielleicht X€qI icoXiximäv 6vo[idr(ov (über Bezeichnungen
bürgerlicher Verhältnisse) und wahrscheinlich nsgl XQOötpmirqösav
(über vertrauliche Anreden und Schmeichelworte), theils nach
der Oertlichkeit, ^AzxituxI Ai|et^, Aaxcavixal ykci(S6ai.^). Das
Werk war abgesehen von dem grossen Portschritt, den es sonach
in der Erkenntniss der Dialekte bezeichnete, epochemachend
namentlich dadurch, dass Aristophanes überall auf die Grund-
bedeutung zurückging, so dass unter seinen Händen die Glosso-
graphie zur Lexikographie ward'^). Von einem ähnlichen Ge-
Diesen Fond veröffentlichte Miller in M^langes de litt^ratare grecque,
Par. 1868. Die Wichtigkeit desselben besprach znnächst Nauck Mälanges
grdeo-romaines III. S. 166 ff. Dann aber führte Fresenius De XS^satv
Aristophanearum et Saetoniarum excerptis Bjzantinis, Wiesbaden 1876. 8.
eingehend die erforderliche Untersnchong mit Hülfe seiner ferneren eignen
Entdeckung der sehr wesentlichen üebereinstimmungen eines Florentiner
Miscellancodex (Laur. LXXX, 13). Es steht nun endlich hiernach auch
noch dies völlig fest, dass auch Eustathios in seinen Homercommentaren
solche Auszüge benutzt und Bruchstficke aus ihnen aufgenommen hat, und
dessen Zengniss ergänzt somit den theilweisen Mangel des Verfasser-
namens in jenem Codex Millers. Auch ergab sich nun, dass das fragm.
Paris, nicht, wie Nauck nach dem Titel desselben glauben musste, bloss
Excerpte aus diesem Werke des A. enthält, sondern der Abschnitt nsgl
ßXaötprifiimv auch dort aus Suet. stammt, Suet. also dabei auch nicht etwa
(wie Reif f erscheid meinte) den A. benutzt hat. In Wahrheit hat denn
eine genauere Nachforschung gezeigt, dass in jenem jetzigen Pariser Codex
der Name des Suet nur an seiner Stelle grOsstentheils ausgefallen ist.
Alle diese vier Excerptensammlungen stammen aus derselben älteren Quelle,
einer frflheren und umfänglicheren byzantinischen Zusammenstellung dieser
Art, welche eben auch schon Suet. und A. umfasste. Nach Fresenius
hat die Untersuchung dann noch mehr bis ins Einzelne Leop. Cohn De
Aristophane Byzantio et Suetonio Tranquillo Eustathi auotoribus, Leipz.
1881. 8. (Jahrb. f. Philol. Suppl. N. F. XII. S. 288—374) fortgesetzt, ohne
freihch gerade yiel Neues zu bieten.
88) Aus den drei letztgenannten Capiteln ist in alle vier Formen der
byzantinischen Auszüge Nichts übergegangen, wenigstens allem Anscheine
nach auch in Eustathios nicht. Die Yermuthung von Rohde De PoUucis
fontibus (Leipz. 1870). S. 16. A. 1, Urtmal Xi^sig sei yielmehr Titel dieses
Gesammtwerks gewesen, ist von Fresenius und Cohn widerlegt.
89) üsener a. a. 0. S. 183. „Noch mehr, das heute noch ganz in den
Anfängen seiner Lösung steckende schwierige Problem einer Analyse der
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Aristophanes von Byzantion. 441
Sichtspunkt war auch seine Schrift nsgl ävaXoyiag*^) geleitet,
indem er in derselben die Regeln der griechischen Declination
zu entwickeln suchte*®^), und wenn dies auch auf dem von ihm
eingeschlagenen Wege unmöglich war^^), so ist doch hierin auch
Anstarchos nicht wesentlich Ober ihn hinausgekommen, und dieser
erste Versuch hatte immerhin das grosse Verdienst, dass er den
AnstosB zu dem richtigen Verfahren gab zunächst das Gewöhn-
liche und Regelmässige in der Sprache überhaupt zu beobachten
und dann erst das Auffallende und Anomale, und so leitete dies
Werk zuerst die Ausbildung einer wirklich wissenschaftlichen
Grammatik ein^). Aristophanes und sein älterer Zeitgenosse
Apollonios haben dem Aristarchos aber auch in der Beobachtung
des homerischen Sprach- und besonders Wortgebrauch's immer-
hin weit bedeutender vorgearbeitet, als man früher geglaubt
hat"). Femer verfasste Aristophanes eine Sprüchwörter-
sammlung in 6 Büchern ^^), eine Abhandlung über eine Stelle
bei Archilochos**) JtSQl tijg äxwfiivrjg öxvrdXrig^^, eine
Schrift Jtegl ngoödTCov, d. h. wahrscheinlich über gewisse
mehr oder weniger stehend gewordene Rollen in der Komoedie*^,
damaligen tioivti hat nach Seiten des Wortschatzes durch dies Werk des A
die bedeutendste Vorarbeit erhalten. Dies zengt von einer Tiefe des wissen-
schaftlichen Blicks, von welcher bei Aristarchos keine Spnr ist'*. (Maass).
40) Varro L. L. X, 68. iertium (cmalogiae) genus est iUud duplex quoä
dixi, in quo et res et voces simüiter proportione dicuntur, ut bonus maluSy
boni malt: de quorum anälogia et Aristophanes et alii scripserwnt. Vgl. IX.
§. 12. Aristophanes ... gut potius in quibusdam veritatem (^» analogiam)
quam consuetuäinem seeutus. S. Naack S. 264 — 271. Ribbach De Ari-
starchi Samothracis arte grammatioa, Naomborg 1883. 4. S. 1 — 8.
40»>) Das Genauere s. C. 26. A. 37—44.
41) S. C. 26. A. 46—49. 42) Usener a. a. 0. S. 132 f.
43) S. Merkel Prolegg. in Apoll. Rhod. L. 11, besonders 8. CXLlIff.
44) Oder vielmehr zwei solche Sammlangen, Merpixal and äfietgoi
nuQoifiüeii Schol. Aristoph. Av. 1292. 'AQiaro^dvris iv taCg dfiiTQOtg naQoi-
ftücigy jene in 2, diese in 4 Bflchern: Marcell. Ancyr. b. Enseb. adv. Marc,
p. 16 G mm Paroemiogr. Gr. I. S. XXIII. rig tmv . . . aotpav ovvayaymv tag
V7c6 notXAv lutl Siaq)6(fa)g Xsx^s^cag nccgotf^iag, tlg avrdg yiyQ«<ps9 ig |3tßl/tf,
dvo (ilv x&v fiBXQi'Kdiv , x&v 9\ dfiizQmv tiaaaga, S. Nauck S. 23^—242.
V. Leatsch Aristophanes von Bjzantion, Philologas ID.. 1848. S. 666—572.
46) Fr. 89, 2.
46) Ath. III. 86 e. Denselben Gegenstand berührte schon Apollonios
von Rhodos b. Ath. X. 451 d, s. G. 14. A. 88. Naack S. 278-276.
47) Ath. XIV. 659 a (vgl. Pest. Moeson). Vielleicht eine mittelbare
Quelle von Poll. IV, 133—154. Nauck S. 275—277.
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442 Sechzehntes Capitel.
eine andere ; zu welcher ihn offenbar gleichfalls seine Eomiker-
studien anregten ^ und welche wiederum bewies, wie sehr er
auch die Sacberklärung der mittleren und neueren Eomoedie am
richtigen Ende anfasste*'^), Jtegl xAv 'A^'qvr^eiv itaigidcav,
Untersuchungen über die Lebensgeschichte athenischer Freuden-
mädchen^^), und eine dritte über die Entlehnungen bei Menan-
dros, naQaXXr^koi MevävÖQOV ts xal d{p' mv ixXsifsv
ixXoyai^^), In seiner Thiergeschichte (negl S99W), von
welcher uns sehr erhebliche Auszüge erhalten sind, benutzte er
namentlich die des Aristoteles und dessen Schrift von der Zeugung
und auch wohl die von den Theilen der Thiere, behandelte jedoch
nicht ohne einen starken Anhauch ^vom Sinne und Geiste der
Wunderbücher *^**) diese seine Vorlage ziemlich frei und machte
Zusätze aus anderen,. jetzt verlornen wirklichen und angeblichen
Schriften des Aristoteles und Theophrastos und aus sonstigen
Quellen ^^). Sein pinakographisches Werk scgog roifg Ka^ki,-
47^) „Denn die Hetaere ist ja zumal in der letzteren eine fast stehende
Fignr. £s ist dies also die richtige Grundlage zu den Untersuchungen über
die Kanq)SovnBvoi" (Maass).
48) Ath. Xm. 567 a, vgl. 683 d. Nauck S. 277-279. Vgl. A. 79.
C. 27. A. 64. C. 86. A. 180.
49) Porphyr, b. Euseb. P. E. X, 3, 12. 466 d. Nauck 8. 280. Trotz
des Themas dieser Schrift war A. ein grosser Verehrer des Menandros,
den er vielleicht in ihr selbst mit den Worten co MivavÖQS xal (J/ie, %6Tf-
Qog aQ* vfimv noxcQOv ifttfirjoato; (Syrian. in Hermog. Rhet. Gr. IV. p. 101
Walz) apostrophirte und in den nächsten Rang nach Homeros stellte (Anon.
b. Brunck Anal. III. S. 269. Anthol. Pal. Append. 286 Joe.). — Eine yer-
meintliche vierte Schrift ne^l alyCdog (Eustath. z. II. E, 788. p. 608, 28flF.),
schon von Nauck S. 271—278 angezweifelt, ist zu tilgen, s. Cohn a.a.O.
S. 287. A. 1.
49^) „Aber auch wohl nicht ohne Berücksichtung des zoologischen
Musenms in Alexandreia, so dass er eine Erweiterung der Angaben des
Aristoteles nach den Sammlungen und sonstigen Arbeiten der Folgezeit im
Auge hatte '^ (Maass).
60) Photios Cod. 161. p. 104^ 88 ff. berichtet Yom 11. B. der 'EnXoyal
didtpoQOL des Sopatros: iox^ ^4*^ cvvaymyiiv . . . xal Sri ^^^ ^* '^^^ '^purro-
q>dvovg tov yf^afAftatinov nsffi icooov ßißUov nQdoxov %al dsvriQov, Artemid.
II, 14. 'AQKftotiXfig iv xoig ncffl i<imv xal 'AQUsxotpdvrig h toig Big 'Aqiaxo-
xiXriv vnoiivi^iiact, lo. Lyd. de magistr. III, 68. 'jQicxoxiXrig (H. A. I[, 13.
16. 606^ 16. 606^ 16) . . . xal 'jQiCxotpdvrjg 6 Bvidvxiog iv x^ iiuxo(iy xav
h 1%9'vai. (pvemmv, Hippiat. Praef. p. 4. *AQiöxo(pocvrjg oiv 6 Bvtdvxiog xä
nsQl (pvoimg i<xKov inixeiiv6(i,evog i% x&v 'AqiüxoxiXovg, Nauck S. 280 — 282.
Rose Aristot. pseudepig. S. 816. Uns ist noch das 1. und 2. B. von den 4
für Eonstantinos Porphyrogennetos namentlich aus diesem Werke, aber
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Aristophanes Ton Byzantion. 443
(idxov icivaxccg ward schon früher erwähnt"); wir wissen aber
nichts Genaueres über dasselbe^*). Zu nicht geringem Theile
erhalten^ wenn auch meistens nur im Auszüge^ sind uns noch
seine Einleitungen (^Tjcod'iiSeLg) zu Aristophanes und
den drei grossen Tragikerli^'), was uns beweist, dass er
auch den Aeschylos und Sophokles herausgegeben hatte. Sie
haben eine stehende, stetig wiederkehrende Porm^), zu welcher
anch aus späteren Schriftstellern gezogenen thiergeschichtlichen Excerpten
erhalten, das 1. in einem Pariser Codex (Suppl. 496), zuerst yeröffentlicht
von Rose Anecdota Graeca et Graeco-Latina ü. (Berl. 1870. 8.) S. 8 — 40,
das 2. in einer von Lambros in einem Athoskloster gefundenen Miscellan-
handschrift aus dem Ende des 13. Jahrh. oder Anf. des 14., mit dem 1.
herausgegeben von demselben Lambros jSupplementnm Aristotelicum I.
Constantini de natura animalium libri II. Aristophanis historiae animalium
epitome, Berl. 1886. Lex. 8. (vgl. Susemihl Jabresber. XLII [1886] S. 246 f.
u. Berl. philol. Wochenschr. V. 1886. Sp. 1862 f.). Das 1. B. als allgemeiner
und einleitender Theil gründet sich fast ganz auf A. , im 2. (lebendig ge-
bärende Thiere) war er immer noch die Hauptquelle. Das 3. umfasste die
Eier legenden Thiere im Allgemeinen und die Eier legenden Fische im
Besonderen, das 4. die VOgel. Die Behauptung yon Rose a. a. 0. S. 6—12.
Aristot. fragm., Leipz. 1886. S. 216 fP., dass dies Werk des A. einerlei sei
mit den pseudo- aristotelischen Zan%ci (s. G. 2. A. 866), ist m. E. nicht bloss
unerweislich, sondern sogar höchst unwahrscheinlich, yielmehr dürften
auch diese letzteren mit zu den bereits von A. benpbzten Bfichem gehGren,
8. Susemihl Wochenschr. f. klass. Ph. IV. 1887. Sp. 1366 f., vgl. C. 17.
A. 64. Jedenfalls bedarf diese Sache sehr einer eingehenden Untersuchung.
61) G. 12. A. 76. Räthselhaft ist die Bedeutung yon ngds mit dem
Accusatiy in diesem Titel. Dass es nicht „gegen" heisst, zeigt Nauck
S. 246.
62) Denn die yerünglückte Annahme yon Welcker Griech. Trag.
L S. 79 und Nauck S. 247 fr., dass seine Einleitungen zu den Dramatikern
nicht etwa, wie es doch das einzig Natfirliche ist, yor seinen Ausgaben
ihrer Stücke, sondern in dieser Schrift gestanden hätten, bedarf wohl jetzt
keiner Berücksichtigung mehr. Aber auch seine Bemerkungen über die
*Unächtheit angeblich hesiodischer Werke und die Anordnung der pindari-
Bchen und eines Theils der platonischen (s. A. 61 f.) sind nicht, wie einst
Nauck that, hier unterzubringen. Die Aeusserung über den plebejischen
Stil des Epikuros (s. G. 2. A. 394^) kann allerdings hier, kann aber auch
in einer anderen Schrift sich befunden haben, s. A. 66.
63) S. Schneidewin De hypothesibus tragoediarum Graecamm Aristo-
phani Byzantio yindicandis, Gtöttingen 1863. 4. (Abhh. der Gott. Ges. d.
W. VI) und bes. Trendelenburg Grammaticorum Graecorum de arte
tragica iudiciorum reliquiae, Bonn 1867. 8. Vgl. Wilamowitz a. a. 0.
S. 146 ff.
64) An welcher man bei den Tragoedien im Ganzen genommen, auch
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444 Sechzehntes Capitel.
auch kurze^ aber verständige Eunsturtlieile gehörten^ bei denen
er die Poetik des Aristoteles zu Rathe zog^). Und hier stehen
wir nun, trotzdem dass uns nicht überliefert ist^ ob er für die
Tragiker uud die Feststellung ihres Textes dieselbe Bedeutung
wie für Pindaros und ohne Zweifel auch Aristophanes gehabt
hat, auf so sicherem Boden, 'dass wir diese Frage getrost be-
jahend beantworten dürfen ^^**). Wo er sich über den verschie-
denen Werth von älteren Dichtern überhaupt innerhalb einer
jeden Dichtart, vielleicht auch von Prosaikern aussprach und so
einen Classiker- oder wenigstens Dichterkanon aufstellte, erfahren
wir nicht ^^). Hierin allein folgte ihm in ästhetischer Hinsicht
wo sein Name nicht überliefert ist, doch sofort die ihm angehörigen *TnO'
^iasig von allen anderen unterscheiden kann, wenngleich spätere Zusätse
der folgenden Heransgeber einzelner Stücke, da auch hierin sein Vorbild
massgebend ward, sich nicht überall mit Sicherheit ausscheiden lassen,
s. Wilamowitz S. 146 f. Ausser dem Eunsturtheil sind eine kurze Inhalts-
angabe, die Bezeichnung des Orts der Handlung, der Person, welche den
Prolog spricht, der Zusammensetzung des Chores, die didaskaUschen Notizen,
die Bemerkung, ob und wo auch ein anderer der drei grossen Tragiker
denselben Stoff behandelt habe, die regelmässigen Bestandtheile.
55) S. die im Anschluss an Trendelenburg zusammengestellten Be-
lege bei Susemihl Aristot. üb. d. Dichtkunst', Leipzig 1874. S. 20 f. A. 8.
65^) S. Wilamowitz S. 144 f.
56) Quintil. X, 1, 54. Apollonim in ordinem a grammaUcis doitum non
venu, quia Aristarchus atque Aristophanes neminem sui temporis in ordinem
redegertmt. 59. itaque ex tribtM receptis Aristarchi iudicio scriptoribas iam-
borum ad ^iv mcucime pertinebü unus ArchHochus, Vgl. I, 4, 3. quo quidem
(itulicio) ita severe sunt usi veteres grammatiei, ut non versus modo censoria
quadam virgula notare et libros, qui faJso viderentur inscripti, tamqtMm
s%U>ditos sttbmovere familia permiserint sibi, sed auctores alios in ordinem
redegerinty alios omnino exemerint numero. Ans diesen leider sehr dürftigen
Angaben hat Ruhnken Hist. crit. orat. 6r. 8. 94 ff. mit Herbeiziehung
einer byzantinischen, aber auf eine gute alte Quelle zurückgehenden, yon
Montfaucont Bibl. Coisl S. 597 aus Cod. Coisl. 387 (der aus dem 10. Jahrb.
stammt) und später von Cramer Anecd. Par. IV. 8. 196 aus einem CodT
Bodl. (Meermannianus) yeroffentlichten, jetzt von Usener Dionysii Halic.
librorum de imitatione reliquiae, Bonn 1889. S. 129 ff. wieder abgedruckten
und neu behandelten Liste ?on Musterschriftstellem jeder Art den von ihm
so genannten alexandrinisohen Kanon construirt im Sinne einer Auswahl
der am Meisten classisohen alten Schriftsteller in jeder Gattung der Poesie
und Prosa, um diese am Meisten den Gebildeten zur Leetüre und den Ge-
lehrten zum Studium zu empfehlen. Dieser Construction trat Bernhardy
Wissensch. Synt der griech. Spr. (Berlin 1829). S. 31. A. 65 und bes. Gr.
L.-G. l\ S. 184 ff. entgegen und wollte nur eine Auswahl ans den alten
Dichtem für den Schulunterricht gelten lassen. Dass indessen A. hieran
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Aristophanes Ton Byzantion. 445
anch Aristarchos'^'). Noch wird berichtet^ dass er, man sieht
nicht ganz deutlich, ob den ganzen Schild des Herakles oder
vorwiegend gedacht hätte, ist nicht wahrschemlich , trotzdem neuerdings
Steffen De canone, qui dicitar, Aristophanis et Aristarchi, Leipz. 1876. 8.
(Doctordiss.). S. 16—26 diese Ansicht eingehend yertheidigt hat. Ebenso
wenig aber dürfte gerade ein Leitfaden fär die Leetüre der Erwachsenen
der ihn leitende Gesichtspunkt gewesen sein, obgleich Bergk Grr. L.-Q.
I. S. 288 fiP. und Hampe Ueber den sogenannten Kanon der Alexandriner,
Jauer 1877. 4. an dieser Meinung festhalten, freüich unter Beschränkung
auf die Dichter, die aber doch bei Aristophanes, der eben auch Piaton
zum Theil herausgegeben hatte, nicht passen würde. Warum sollte denn
nicht A. auch diese Art Ton ästhetischer Benrtheilung genau so gut um
ihrer selbst willen betrieben haben, wie er in seinen ^Txod'ioeig zu den
Tragikern sich darüber aussprach, ob die jedesmalige Tragoedie ein Werk
ersten oder nur zweiten Banges sei, und wie er den Menandros mit Homeros
verglich (s. A. 49)? Dass freilich ebendamit zugleich das Beste für Unter-
richt, Leetüre, gelehrtes Studium gleich sehr empfohlen ward, versteht
dob ja von selbst. Ueber alles Genauere aber wissen wir Nichts. Nach
der Art, wie Quintil. sich äussert, sollte man allerdings denken, dass die
vier Musterepiker Homeros, Hesiodos, Antimachos, Panyassis X, 1, 46 — 54
auf A. und Aristarehos stammen, aber nicht einmal dies steht sicher, da
Quintil. ja nur aus abgeleiteter Quelle schupft (s. Steffen S. 27 ff. Usener
S. 111 ff.); im Gegentheil, es sieht nicht eben wahrscheinlich aus, dass
diese beiden Alexandriner so viel günstiger als Eallimachos (s. 0. 3. A. 16.
C. 13. A. 23) über den Antimachos gedacht haben sollten; y. Wilamowita
Herm. XII. S. 867. A. 42. Dass die beiden Mustereleg^ker Eallimachos
und Philetas §. 68 nicht auf sie zurückgehen, erhellt aus den eignen
vorhin «ngef. Worten des Quintil. neminem aui temporis etc. Unter diesen
UmsiAnden ist es, wie schon F. Bänke De Aristoph. vita S. CXV ganz
richtig bemerkte, völlig müssig zu fragen, wer die beiden anderen besten
lambiker ausser Archilochos nach dem Urtheil des Aristarehos waren. Von
A. spricht Quintil. dabei gar nicht mehr, und wenn Usener 8. 118.
A. 1 daraus schliesst, dass Aristarehos hier von A. abgewichen sei, so ver-
gisst er, auf wie unsicherem Boden wir hier bei den verschiedenen Mittel-
gliedern bis zu Quintil. hin stehen. Ueber die Sangljriker §. 61—64
8. Steffen S. 36 ff. Aeschylos, Sophokles, Euripides galten als die drei
grössten Tragiker lange vor A.; interessant wäre es nur zu wissen, welche
er ihnen zunächst stellte, gerade darüber aber erfahren wir Nichts. Denn
wie weit die späteren Angaben noch unverändert sein Urtheil wiedergeben,
lässt sich ja schlechterdings nicht entscheiden. Wenn sich Aristarehos,
dessen Einfluss in den alezandrinischen Kreisen ein den des A. vollständig
erdrückender ward, in diesen Dich terbeurth eilungen im Wesentlichen bei-
stimmend ihm anschloss (was trotz Usener S. 138 sehr möglich ist, da
es ja auch in anderen Stücken geschah, s. A. 134 ff.), so werden sie wohl
in diesen Kreisen ein gewisses kanonisches Ansehen erlangt haben, aber
wie sehr in der Folge hier derartige Fragen in die zwerfce Linie traten.
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446 Sechzehntes Capitel.
nur die in demselben enthaltene Schildbeschreibung fOr unächt
und letztere für Nachahmung der homerischen vom Schilde des
erhellt genugsam daraus, dass siohyon der ganzen Sache nur jene schwachen
Spuren bei Quintil. erhalten haben, so wie daraus, dass die sonstigen
ästhetischen Bemerkungen des A. bis auf Didymos hin unseres Wissens
nicht weiter verfolgt wurden, s. A. 67. Hieran wird auch dadurch Nichte
geändert, wenn wirklich Usener S. 182 ff. darin vollkommen Recht haben
sollte (wie er es in beschränktem Masse dhne Zweifel hat), dass die y^af*-
ftarixi; erst aus der x^tnxi} geboren sei, und auch nicht dadurch, dass in
der Theorie auch bei den Alexandrinern fort und fort festgehalten ward,
die 7i(fCöig noiripLaTotv oder xQitiiitj sei %dXUatov ndvzav xAv iv r^ "cix^
(Dionys. Thr. §. 1. p. 6, 2 f. Uhl.). Dass allerdings solche kanonische Be«
Stimmungen ihnen auch in der Zeit zwischen Aristarchos und Strabon nicht
ganz fremd wurden, beweist, wie Brsoska De canone decem oratorum,
Breslau 1883. 8. S. 35. A. 1 richtig bemerkt, die tragische Pleias (s. C. 9.
A. 6), und schon dieser Zeit wird wohl auch mit ihm die Hinzufügung des
Philetas und Eallimachos zu den Musterelegikem und des ApoUonios,
Aratos, Theokritos u. Anderer zu den Epikern (Quintil. 54—68) suzuschreiben
sein. Ausserhalb der alexandrinischen Welt aber vollends fühlte sich un*
mittelbar durch das Urtheil des A. und Aristarchos I^iemand gebunden.
Vgl. Steffen S. 32—45. Der Widerlegungsversuch von Hampe 8. 8 ff.
ist schwach, und die geist- und kenntnissreiche Untersuchung von Usener
S. 110—142 leidet an dem Fehler, dass die beiden Fragen, welche von den
späteren kanonischen Bestimmungen wir bereits mit einiger Sicherheit dem
A. selbst beilegen dürfen, worüber sich, wie gesagt, sehr wenig oder gar
Nichts ausmachen lässt, und ob nicht auf seinen Vorgang mittelbar alle
diese, zum Theil von einander abweichenden Bestinunungen zurückgehen,
was unbedingt zu bejahen ist, nicht auseinandergehalten werden. Was
Usener höchstens wirklich bewiesen hat, ist dies, dass Quintüianus nicht aus
Dionysios von Halikamassos geschöpft, sondern dass Beide und vor ihnen schon
Cicero im Hortensius Bücher benutzt haben, in welchen solche Bestimmungen
theils in übereinkommender Weise, theils aber auch mit Abweichungen
von einander entwickelt und begründet waren. Ob aber diese Bücher aus
der Feder von alexandrinischen oder pergamenischen oder sonstigen Gram-
matikern oder von Philosophen oder, was ich am Ersten glauben möchte, von
pergamenischen oder rhodischen Bhetoren, die also dabei bereits die Leetüre
für die rednerische Bildung im Auge hatten, stammten, bleibt nach wie
vor ebenso dunkel, wie dies, ob bereite der Kanon des A. und der des Ari-
starchos sich auch auf Prosaschriftsteller und alle Classen von diesen aus-
dehnte oder nicht. Erst wenn anderweitig festetände, dass dies der Fall
war, oder wenigstens, dass A. auch einen Philosophenkanon aufstellte^
h&tte man das B.echt auch jene Aeussernng desselben über den Stil des Epi-
kuros (A. 52. C. 2. A. 394^) in diesen Bereich zu ziehen und mit Usener
S. 135 zu sagen: „Aristophanem cerU eonstat etiam de seriptoribus in ordi-
nem non receptis iudicia tulisse, quando gtUdem de Epicuri dietione iudi-
cavit^'. Und wenn wir jetzt wissen, dass in der pergamenischen Bibliothek
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Aristophanes Ton Byzantion. 447
Aehilleus erklärte^), und dass er nicht minder die Lehren des
Cheiron dem Hesiodos absprach ^^), was denn wiederum darauf
hinzuweisen scheint, dass er alle Gedichte unter dem Namen
des Hesiodos und nicht bloss die Theogonie herausgegeben
hat^^). Und wenn er eine Anzahl von Schriften Piatons in
anch eine Statue oder Baste desHerodotos aafjg^esteilt war (Conze Sitzungsber.
der Berl. Akad. 1884. S. 1261 f.) , so wird man nnweigerlich ein Gleiches
und Aebnliches mit Usener S. 136 anch für die alexandrinische anzunetitaien
haben, aber das war anch ohne einen abgeschlossenen Historikerkanon des
A. und des Arisiarohos ebenso gut mOglich. Ich gestehe wenigstens meiner-
seits ofiPen, dass ich hier nicht zu entscheiden yermag. Gegen einen Redner-
kanon dieser beiden Grammatiker, zumal einen solchen, der auch Isokrates
umfiasste, hege ich aber das entschiedenste Bedenken. Denn irVaQn schon
sie solche Atticisten gewesen, wie hätte es da geschehen können, dass
Isokrates bis auf ein einziges, schon stark durchlöchertes Exemplar Yor
den Zeiten des Dionysios yon Halikamassos und wahrscheinlich genauer
gerade zu ihrer Zeit zu Grunde ging? S. darüber G. 86. A. 188. Dass A.
diese IJrtheüe in jener Schrift ngog tovg KalXiftaxov v^vanag ausgesprochen
habe, wie D. Yolkmann De Suidae biographis I (Bonn 1861). S. 21 ver-
mutiiet, l&sst sich gleichfalls weder beweisen noch widerlegen: er kann es
auch in einer eignen Schrift, er kann es auch bloss in seinen mündlichen
Vorträgen gethan haben, und für das Letztere spricht yielleicht, dass nur
jene einzige Nachricht bei Quintil. sich über sie erhalten hat. That er es
in einer Schrift, so fand sich allerdings jene Bemerkung über die Sprache
des Epikuros in dieser, und das würde denn in der That wenigstens auf
eine Art von Philosophenkanon bei ihm führen. Aber wie unsicher ist
dies I Ob endlich A. bei diesen Urtheilen und Bestimmungen wirklich schon
aus einer solchen Fülle ästhetischen, von älteren Gelehrten aufgehäuften
Materials, das er. beinahe nur zu redigiren brauchte, schöpfen konnte,
wie üsener S. 186 die Sache darstellt, ist mir auch noch recht zweifel-
haft, doch war allerdings nicht bloss Eallimachos sein Vorläufer, sondern
anch Neoptolemos yon Parion, wenn anders die Nachricht, welche diesen
zur Hauptquelle der Ars poetica des Horatius macht, richtig ist, denn ohne
Zweifel kannte er dann dessen betreffendes Lehrgedicht ebenso gut wie
dessen rimcöcci (s. 0. 14. A. 176. 179^). üebrigens Tgl. noch G. 26. A. 60.
G. 81. A. dU. G. 36. A. 86. 108.
67) S. A. 66. Im Uebrigen, wie gesagt, erst wieder Didymos, s. Tren-
delenburg a. a. G. S. 64'ff.
68) Argum. Hes. Scut. III. vxoketBvna S* 'AQictofpdvrig mg ov% ovactv
avtriv (näml. r^y 'Acn^Sa) *Höi6Sov , aXX' itiffov tivog tr^if *Onrj(fiK7jv dcjtCSa
luiniaccod-at jtqoaiQovykivov, Die erstere Auffassung ist aber doch wohl die
richtige.
69) Quintil. I, 1, 16. is (näml. grammaticus Ari^tophane9) primus *lVro-
^r^nag . . . negamt esse huiua poetae (näml. He$iod%).
60) Es ist zwar nicht gerade undenkbar, dass er sich in der Einleitung
zu einer Specialausgabe der Theogonfe darüber aussprechen konnte, welche
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448 Sechzehntes Capitel.
einer zum Theil etwas wunderlichen Weise in Trilogien zu-
sammenordnete ^^); so ist auch hier der Gedanke unab weislich^
dass es in einer Ausgabe dieser Schriften geschah^); ein neuer
Beleg seiner Vielseitigkeit, da sonst diese älteren Philologen ihre
kritische Herausgeberthätigkeit auf das Gebiet der poetischen
Litteratur beschränkten. Endlich dichtete er auch 9aiv6(ieva^^).
Leogoras von Syrakus*^) ist uns als Urheber einer kriti-
schen Homerausgabe und überhaupt nur dadurch bekannt, weil
er bereits vor Aristarchos die richtige Beobachtung, dass die
Ilias und Odyssee das Himmelsgewölbe durch ov(fav6g bezeichnet
und den Olympos nur als Berg kennt, und weil er zuerst das
von den Gedichten anter dem Namen des Hesiodos er für nnächt, und
welche für &oht hielt, aber doch viel wahrscheinUcher, dass er dies ent-
weder in der Hanpteinleitnng einer Gesammtansgabe dieser Dichtongen
that oder auch innerhalb einer solchen Gesammtansgabe jedem einzelnen
Gedicht eine Specialeinleitnng voranfschickte, in welcher er neben Anderem
auch die Aechtbeit oder Unachiheit desselben behandelte.
61) La. Di. III, 61. ivioi Si^ äv iau nal 'jQtnotpävfif o yQuiifucftnog,
8k XQiXoyüxg ilnovci ro^g diccXoyovg, %ttl XQmti^y (ihp tiQ'iaciv f\g fiytitai
noXneicc Tifkatog Kqixlag, SsvtSQav £otpiaxrig Uolixtnbg K(ftttvlogf xgitriP
Nofioi Mlvmg 'EniPOfUgi tstctgTriv Osalfr}tog Evd'vtp^v UmoXoyüxy nifixtrjp
KjQitmif ^uldav 'EnustoXal * xä d* alla %a&' ^v xal dx«%xa>g. AuffWig ist
besonders, dass die schon von Piaton selbst gebildete Trilogie Theaetetos,
Sophist, Politikos anseinandergerissen wird. Was den A. hiezn bewog und
welche einander darchkreniende Gesichtspunkte ihn bei seiner Anordnung
geleitet zu haben scheinen, darüber s. Zeller Ph. d. Gr. 11 \ 1. S. 496.
Anm. üebrigens Tgl. auch C. 12. A. 84^.
62) Dies hat erst Wilamowitz S. 144. 149 erkannt. So allein erklärt
es sich wohl auch nur, wesshalb er eben bloss diese Schriften trilogisch
ordnete, indem er eben nur diese herausgab. Leicht könnte man glauben,
dass sonach auch die Anwendung kritischer Zeichen in den späteren Aus-
gaben Piatons (La. Di. VI, 65 f., vgl. Aneod. de not. antiqu. ed. ReifPer-
scheid Rhein. Mus. XXIII. 1868. S. 131) auf seinen Vorgang zurückzuführen
sei, allein es sind grossentheils andere als die uns von ihm bekannten
(so unter anderen die erst von Aristarchos eingeführte punktirte Doppel-
linie), und so weit es dieselben sind, erscheinen sie in anderer Gebrauchs-
weise, als wir sie von ihm kennen: freilich konnte er sie ja selber
bei Piaton anders anwenden als bei Dichtern, und die neuen Zeichen
könnten später hinzugefügt sein. Beste dieser Zeichen sind noch in unseren
Handschriften, im Bodl. erscheint einige Male die Doppellinie, im Ven. T
der Asteriskos, s. Schanz Studien zur Gesch. des plat. Textes S. 21 f.
Ueb. d. Platocod. der Markusbiblioth. Append. IV, 1. S. 36 f.
63) V. Arat. I. p 56, 92. Ohne genügenden Grnnd hat Nauok S. 282 f.
dies bestritten.
64) Usener Leogoras von Syraku's, Rhein. Mus. XX. 1866. S. 131 — 133.
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Leogoras. Kallistratos. 449
kritische Zeichen der Doppelliuie (St^Ttlrl) angewandt haben soll,
Dämlich an allen denjenigen Stellen, aus welchen dies hervor-
geht^^). Ob er ein älterer oder jüngerer Zeitgenosse des Aristo-
phanes war, hängt davon ab, ob die Erweiterung vom Gebrauche
dieses Zeichens zum Hinweis auf allerlei philologische und be-
sonders sprachliche Beobachtungen, wie sie bei Aristarchos üblich
war^^), schon von Aristophanes*^) herrührt oder ob Letzterer
vielmehr dasselbe noch gar nicht anwandte ^^.
Kallistratos^^), nächst Aristarchos der bedeutendste Schüler
des Aristophanes, besorgte vielleicht eine neue Homerausgabe'^)
und schrieb jedenfalls kritische Abhandlungen zum Homeros,
65) Sueton. Fr. 108* ReifFersch. diplen ctperisHcton primus Leogoras
Syracusamis apposuü Homericis versibus ad separationem Olympi a caelo,
proprie Olympum ab eo pro morde positum adnotans, nusquam pro caelo,
quod saepe ovqupov svqvv dicit et fucngov "Olvfinov, neque e contrario epi-
iheta permutet, ponebat autem tarn ad tnontis signißcationes c^Mm ad caeli:
utrimque manifestatur voluntas eius. Lehrs Ariatarch.^ S. 332 (*S. 837).
A. 240 erklärt die ganze Nachricht für eioe Erdichtung. So weit wage ich
nicht zu geben, so auffällig es auch ist, dass sich sonst jede Spur von
dieser Ausgabe verloren hat.
66) Bei Snet. a. a. 0. heisst es weiter: usus cM ea in multis Aristarchus
nunc ea, quae praeter consuetudinem tarn vitae nostrae quam ipsius poetae
apud cum invenirentur, adnotans, nunc proprias ipsius figuras, interdum ea,
in quibus copiosuß cht, rwrsus quae semel apud cum ponerentur.
67) Oder sogar schon von dessen Lehrer Euphronios? S. C. 9. A. 60.
68) Da nun aber das Letztere ungleich unwahrscheinlicher als das
Erstere ist (s. A. 17), so wird man auch der ersteren Zeitbestimmung den
Vorzug zu geben haben, üsener S. 138 setzt freilich den Leogoras erst
in die. letzten Zeiten des Aristophanes, weil Apollonios auch in der zweiten,
ans erhaltnen Ausgabe des Argonautengedichts "Olvfinos für den Berg und
oXvfinog für den Himmel gebraucht. Diese Begründung jedoch steht und
fällt mit der Voraussetzung, dass Apollonios in dieser zweiten Ausgabe
die erste nach den inzwischen, namentlich durch Aristophanes, gemachten
Fortschritten in der Erkenntniss des homerischen Sprachgebrauchs nach
allen Richtungen hin umgearbeitet habe; es hat sich aber C. 14. A. 68. 59
gezeigt, dass diese Voraussetzung, mag sie nun richtig sein oder nicht,
mindestens schlechthin unerweislich ist.
69) Rud. Schmidt De Callistrato Aristophaneo, Halle 1838, 8. und
hinter Nauck Aristoph. Byz. fragmm. S. 307—388.
70) Sie wird nur erwähnt von Didym. z. F, 18. ovtag ical 17 'Agioto-
tpuvovg xal rj KaXlLOtQdzov. Daher schreibt Schmidt S. 314: „qua qui-
dem de editione aJiquem mihi scrupulum residere libere confiteor*', und
Lud wich a. a. 0. L S. 45 f. A. 59 meint, es kdnne wohl sein, dass Did.
vielmehr xal 6 KocXl^atgaTog geschrieben und die ^lagd-cotiHoi geraeint habe.
SusKBffHii, griech.-alex. Litt.-Oesch. I. 29
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450 Sechzehntes Ci^itel.
^toQd^cottxd und gegen die Athetesen des Aristarchos (xQog
tag ad^st'qösigy^)^ so wie einen kritischen und auch wohl er-
klärenden Commentar zur IHas^^) und wahrscheinlich auch
einen zur Odyssee'*), ferner Commentare zu Pindaros^*),
Sophokles'^), Euripides^^,Kratinos'') und Aristophanes'®),
sodann gleich seinem Lehrer über die athenischen Courtisanen
(tcsqI itaigAvY^) und ein Miscellanwerk 2]v(i^ixta in min-
destens 7 Büchern, in welchem er unter Anderem allerlei Züge
aus dem Leben alter Dichter erzählte^^). Ueberall zeigt er sich
in den Ueberbleibseln als einen tüchtigen, vielseitigen, sorgsamen
und verständigen Philologen, wenn auch gelegentlich in denselben
starke Irrthümer mit unterlaufen®^) und seine Eifersucht gegen
Aristarchos mitunter einen etwas kleinlichen Charakter annahm ®^'').
Agallis von Eerkyra, eine Schülerin des Aristophanes, hat
uns noch ein paar Spuren ihrer Schriftstellerthätigkeit in der
Homererklärung hinterlassen, welche freilich beweisen, dass es
mit ihren Kenntnissen besser bestellt war als mit ihrem ürtheil®*).
' 71) Didym. z. Ä, 266 und z. ^, 428 (vgl. z. T. 827).
72) nsQl 'iXiddos, Didym. z. ß, 111. 181. 486 (vgl. z. £, 89). Von
4 Schreibarten (s. Didym. z. Z, 484. M, 26. Aristoo. z. ^, 126, wo Ari-
starchos gegen ihn die Diple setzte, Herodian. z. A, 218) ist es angewiss,
ob sie aas dieser Schrift oder den dioQ^. oder der Ausg. waren. Diese
Schrifb ging mindestens der 2. Ausg. des Aristarchos voran, während die
gegen dessen Athetesen mindestens dessen 1. Ansg. nachfolgte.
73) Also m(tl 'Odvacsiag, s. Schol. y, 486. f, 29. 810. i, 486. 4, 204.
Ausserdem werden in den Scholien zur Odyssee 6 Athetesen (x, 189. X, 62.
^, 104. 260. I, 22) und 12 Schreibarten, unter ihnen 4 ausdrücklich als
abweichend von Aristarchos bezeichnete (£, 201. x, 242. (i^ 262. q, 446,
ausserdem ß, 410. (, 29. 207. 818. t, 626. x, 180. £, 488. 489) angeführt,
sei es aus dieser Schrift oder den Jioq9'. oder der Ausg.
74) Schmidt S. 823 f.
76) Schol. Baroc. Ai. 288. Schmidt S. 824 f.
76) Schol. Or. 804. 424. 1081. Schmidt S. 824 f.
77) Ath. IX. 496 a. iw vnofivqfucti Sq^txmv Kqdtlvov.
78) Schmidt S. 326-828. 79) Ath. XIIL 691 d.
80) Ath. III. 126 b. Hier stand vielleicht auch die Bemerkung über
die Mariandynen, Ath. VI. 263 e. liyBi 9\ xal KaXXicxffaxoi 6 'AQurtotpd-
vsiog X. T. l,
81) S. Schmidt S. 817. A. 28, 29, vgl. S. 316 f. A. 28. 24.
81^) Ath. I. 21 c. Kallüftgatdg re 6 'jQiöTotpdvsiog *A(fütxaQXow iv avy-
ygdfiiiaxi xaxcoff sCgrinev inl %C> \/kr\ evffv&fMog dyLni%Ba^ai^ (piQOPxog xi xcrl
xov zoiovxov TtQog naidsücg i^ixaciv.
82) Ath. I. 14 d. OQxricsig d* elal nag' *Ofir]QOi al (itv xivsg xmv xvßi-
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Kall i Stratos. Agallis. Aristarclios. 451
Aristarchos®^), Sohn des Aristarchos, von Samothrake,
aber in Alexandreia eingebürgert^'^), ward etwa 215, frühestens
217 geboren nnd war also mindestens 40 Jahre jünger als sein
Lehrer Aristophanes^ so dasa er dessen Schüler ^^) erst in dessen
letzten Funfzigerjahren, seit etwa 200 bis 197 geworden sein
kann^^). Er lebte in Alexandreia unter Ptolemaeos YI Philometor
(181—146), dessen Sohn Eupator er auch unterrichtete*^, und zwar
offenbar in den letzten Jahren dieser Regierung nach 150. Aber
azTjti^QaVf aV $h dioc t^g ütpaigas' {? ti^f^ •svQeaiv UyaXllg ^ KiQTtvgaiu
yQuf^iiatixTi NavGv%d(f dvcivCd'riaiv ag noX^tiSi X^Q^'i^l^^^^' Danach Suid.
'AvayaXUg mit Corruption des Namens. Schol. T 11. -£, 483. 'AyulXlg {^ddklg
Cod.) jj KsQUVQttia (prjal nid'avcäg, dög '^(pctiazog^ 'Eqix^ov^ov TturriQ wv, t^v
aQxaioyov^av xrjg *Attt%^g iy-natiyQccilfS xfi aam'Si %. z. X. Scbol. A D II.
Z, 490 (n. danach Eostath. p. 1166, 39 ff. Araen. Viol. p. 92), wo aus ihr
ein Mann geworden ist: xhEg di slöiv at Ovo it6Xiig\ 'AyulXiag o Xcpxv-
gaCog o 'Agiazotpavst yvooQiiiog eins tag ovo noXstg slvai 'A^rivag xal 'EXsv-
civa X. X. X. Vgl. Nauck a. a. 0. S. 7 f. A. 12.
83) R. Volkmann Art. Aristarchas in Pauljs Realen cy kl.
88^) Said. 'AaCaxaqiog 'AXB^avdqBvg ^iaeiy xy öl tpvcsi Zufio^Qu^^ na-
xqog 'AgiaxaQxov.
84) Said. a. a. 0. (lad'ritrjg dl ysyovsv 'Agi^xocpi^vovQ xov ygaiifmctiTiov
u. u. d. W. 'EgatoaJ^ivTjg, s. C. 16. A 23.
86) Vgl. Susemihl An. AI. I. S. XV. IL S. XXf. Di^ willkürliche
Berechnung von Ritschi AI. Bibl. S. 79 ff. (Opusc. I. S. 64 ff.), nach wel-
cher A. schon zwischen 228 und 220 geboren and zwischen 166 und 148
gestorben wäre, hat M. Schmidt Dionys der Thraker, Philologus VH.
1862. S. 866 f. widerlegt. Nach 216 kann seine Geburt schwerlich gefallen
sein, da es unwahrscheinlich ist, dass er des Aristophanes Schüler erst
nach dessen 60. Jahre geworden sein sollte, und da er bereits Lehrer des
Physkon war (s. A. 88), welcher 186 geboren ward, da dessen älterer
Bruder Philometor etwa als sechsjähriger Knabe 181 (oder 180) zum Thron
gelangte. Zu spät setzen also seine Blüte Eusebios II. p. 126 Schöne
Ol. 166, 1 « 166/6 and Suid. (s. A. 86) Ol. 166 -= 166—162. Aber auch vor
217 oder 218 kann er kaum geboren sein, da sein Zögling (s. A. 86)
Eupator 146 noch als Knabe (s. A. 90) umgebracht ward, so dasa A. ent-
weder kurz vor diesem Ereigniss oder wahrscheinlicher (s. A. 89) erst nach
demselben gestorben sein muss, 72 Jahre alt (s. A. 91). Falls er also gleich
nach dem Tode des Aristophanes Bibliothekar ward (s. C. 12. A. 74), ge-
langte er schon in den Dreissigeijahren zu diesem wichtigen Amte, und
zu der Vermathung von Busch a. a. 0. S. 60ff., dasselbe sei seit dem
Fluchtversuch des Aristophanes (s. A. 9) bis etwa 172 unbesetzt geblieben,
ist kein genügender Grund.
86) Suid. unmittelbar nach den A 88 angef. Worten: yiyovs dl xara
xr^v Qv?' oXvfiniddoc inl TIxoXBfia^ov xov ^iXofii^xoQog , oi xal xov vtov inai'
devüsv,
29*
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452 Sechzehntes Capitel.
auch der Bruder dieses Königs^ welcher bald nach dessen Tode
diesen seinen Neffen ermorden Hess und die Mutfcer desselben
Kleopatra II, seine eigne und ihres ersten Gatten Schwester,
heirathete®^), Ptolemaeos VII Physkon oder Euergetes II (145 —
117 oder 116), soll bereits sein Schüler gewesen sein®®). Wahr-
scheinlich®^) floh Aristarchos gleich nach dessen Begierungs-
antritt, indem Physkon auch alle Freunde des Knaben umzu-
bringen befahl^) und so entweder auch er in Lebensgefahr gerieth
oder doch unter diesen Verhältnissen nicht länger in Alexandreia
leben mochte, nach Kypros, denn hier starb er, von der Wasser-
sucht gequält, durch freiwillige Aushungerung, 72 Jahre alt*^),
frühestens auf alle Fälle noch in demselben Jahre 145, vielleicht
aber doch erst etwas später, etwa 143. Gegen vierzig Gram-
matiker gingen aus seiner Schule hervor, und allein an Com-
mentaren (vÄOfit/iJftara)^*) soll er über 800 Bücher geschrieben
haben, was wohl einigermassen begreiflich wird, wenn man be-
denkt, dass zu jedem Gesänge der Ilias und der Odyssee^®)
87) 146, 8. Lepsins Ueb. einige Ergebnisse der ägypt. Denkmäler
(Berl. 1858). S. 49.
88) Ath. IL 71b. Wenn daher Said, auch nicht sagt, was Ritschi
AI. Bibl. S. 80 (Opusc. I. S. 65) ihn sagen lässt, A. sei Lehrer des Philo-
metor selbst gewesen, so liegt doch die Verrnnthang von Busch a. a. 0.
S. 53 f. nahe , dass auch dies wirklich der Fall war.
89) Streng bewiesen ist freilich (s. A. 85) nur, dass A. damals entweder
noch lebte oder kurz vorher gestorben war. Es ist dies also nur eine Yer-
mnthung von M. Schmidt, aber eine überaus wahrscheinliche. Denn es ist
unbegreiflich, was den Greis sonst hätte aus Alexandreia forttreiben kOnnen.
90) lustin. XXX Vm, 8, 8. infestus Omnibus, statim übt Älexandriam
ingressus est, fautores pueri tnieidari iussü. Vgl. Andren oder Menekl.
(s. C. 38. A. 253) b. Ath. IV. 184 c. iyivsto ovv dvotviwaig ndUv naiSeiag
andoriQ %atd tov sßdoftov ßaaiXfvaavta Alyvnxov ßaciXiu UtoXsfiaiov . . .
ovtos yciQ noUovg z6v *Me^av6Qitov dnoatpu^aSf ovx oX^yovg d^ xorl qpvya-
öevcag töiv ncetd tov ddsXq>69 avxov iißfiadvratv , inoiriOB nXi^gsLg tdg X6
vr^aovg %al nSXsig dvÖQmv yguiiiucxiiMiv (piXoa6(pcov ysoniisxQmv (lovaixmv
Say/Qttfpmv naidoxQißmv X8 xorl laxqmv %eii aXX(ov noXXmv tsxvixmv, dl
Std xb nivsad'ai öiddo%avx6g a fjn£atavxo noXXovg TtaxsaHBvciaav awSgag
^XXoyifiovg.
91) Suid. unmittelb. nach den A. 92 angef. W. tsXsvtd S' iv KvnQca
Buvxov vne^ayciymv ivdsia x(fo<prjg, vdam xfj vdQmni Itj^O*«^. ^^xij 6' avxov
T^ff fw^S oß\
92) Suid. unmittelbar nach den A. 86 angef. Worten: Xiyaxai dl yqd-
ifjai vn^Q m* ßißXCa vnonvri(idx<ov fiovmv . . . fut^xal d' ccvxov ygapLnaxtuol
Ttsgl xovg fi* iysvovxo.
93) S. zum Folgenden Wolf Proleg. S. 226 ff. Lehrs De Aristarchi
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Aristarchos von Samothrake. 453
vielfach je ein Gommentar gezählt wurde ^), unddass es wenigsteiiH
zum Theil wohl nicht von ihm seihst genau ausgeführte Schriften^
sondern Entwürfe für seine mündlichen Vorträge oder nachge-
schriebene CoUegienhefte seiner Zuhörer waren ^^). So unterschied
man denn auch zwischen sorgföltigeren und minder sorgfaltigen
Commentaren des A. zum Homeros^^ und schätzte im *A11-
gemeinen die övyyQdfifLaza höher*^, d, h. die Specialabhand-
lungen, in denen er genauer auf besondere, die Kritik oder Er-
klärung anlangende Punkte einging. Ihrer lassen sich folgende
nachweisen: über Ilias und Odyssee*®), gegen Philetas*^),
gegen Komanos^^),gegendie sogenannten Chorizonten^®^),
über das Schiffs lager*®*). Aristarchos veranstaltete nach seiner
ersten Ausgabe der beiden Gedichte noch eine zweite^^),
stadiifl Homerids, Königsberg 1883. '8. 2. n. 3. A. Leipz. 1865. 1882. 8.
Lad wich Aristarcha homerische Textkritik nach den Fragmenten des
Didjmos, Leipzig 1884. 1886. II. 8., aach Sengebusch Diss. Homer, prior
S. 24ff. Römer Zq Aristarch and den Aristonicasscholien , Münch. 1886. 8.
(Bl. f. bayr. Gymnw. XXI) sucht im Gegensatz zn Ludwich za zeigen,
dass DidymoB den A. nar sehr anvollkommen zu würdigen verstanden and
dass er sich häufig getäascht habe and Aristonikos viel zuverlässiger sei.
94) S. die Belege bei Lud wich L S. 23 f.
96) Lehrs S. 21 (»24) ff. Ladwich L S. 26 f. Vgl. Ath. IIL 83 b. czol^-
%av vnoiivfifi,at<ov and dazu Lehrs S. 18 ('21): f^commentarios scholae äicü,
h. e. scholae vel scholasticorum usui deattwUos, non in publiewn editos",
96) Didym. z. B, 111. ip tipi tmv ^xQißmfiivatp ^nouvrjiidtmv ^ z. H, 130.
h totg i^ritacfiho^g (wie statt tu ig i^rjtaafiivoig za lesen ist, s. Lud wich
I. S. 19) 'jiQiexdQxov,
97) Didym. z. £, 111. ti yaq rä ovyyQoiiifictxa xcav vnofivrjiiarmv nffo-
tdtxofisv %. X. X,
98) Ilsqi 'Jluidog %al '09vactCagy Didym. z. i, 349.
99) n^og <^tXrixav, Didym. z. A, 624. B, 111.
100) ÜQog Kmnapow, Didym. z. A, 97. B, 798. Ä, 110.
101) ÜQog x6 Sivmpog nceifdSo^ov, Didym. z. M, 436. Vgl. C. 30. A. 3— 8.
102) Jltffl xov vavaxd&fiov, Ariston. z. K^ 63. M, 268. 6, 449, mit
einem Sitaationsplan verbanden, x6 ntql xov vavcxaJ^fiov didygafniaf
Ariston. z. A^ 166, x6 xov ax^axonidov didyQafifuCj z. A, 807. S. Lehrs
8. 21 f. 221 (»229. »224)ff.— Der Versuch von Schimberg Analecta Aristar-
chea, Greifsw. 1878. 8. (Dootordiss.) S. 23—36 noch eine neue ttc^I Uvlat-
fiivovg nachzuweisen ist misslangen, s. Friedläuder Eönigsberger Sommer-
kat. 1879, Kammer Jahresber. XIII (1878). S. 71—76, Ludwich Jen. L.-Z.
1879. S. 226, doch behält seine Arbeit als Untersuchung aber die Homo-
nymenstudien des A. nichtsdestoweniger ihren Werth. S. über dieselben
C. 27. A. 42. 43.
108) Dies hatte schon Wolf Jen. L.-Z. 1791. S. 246 richtig erkannt,
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454 SechzehnUs Capitel.
offenbar weil er inzwischen weiter in seinen Studien fortgeschritten
war und daher jene frühere Arbeit ihm nicht mehr genügte.
Beide Ausgaben*^) waren mit kritischen oder vielmehr kritisch-
exegetischen Zeichen am Rande versehen*^). Die Commentare
gingen zum Theil der ersten noch voran, so dass er sich in ihnen
nocb an die Ausgabe des Aristophanes anlehnte ^^^, und der
dann aber liess er Bich wieder davon abbringen, s. A. 108, Lehrs S. 23
(^26) f. wies es unwiderleglich nach. S. die zahlreichen Belege b. Ladwicb
I. S. 17 ff. Die zweite Ausg. wird auch als ;i;a9«iyrf9a oder 17 ;i;a9ieiyrce«
bezeichnet, Didym. z. B, 579. 9, 727.
104) Der strenge Beweis hiefür beruht freilich nur auf Didym. z. T, 866.
6 $h 2i,d(6vtos (s. C. 30. A. 164) rid'STTiHivai. iilv to nQmzop (prjatv avxovg
xbv 'Ag^atccQxov j vatsgov Sl nBgiBlsLv tovg oßslovg verbunden mit Didym.
z. JT, 613. iv ty stiga xmv 'Agtatdgxov ovii itpigsto xa<&a7ror£, |y $£ tjj 9bv-
TfQoi cßflog (80 Lehrs ßtatt aXoyog) avxA naginsixo. Vgl. Nemesion
(s. Lehrs» S. 81 f. A. 16. S. 340f. Ludwich L S. 74. A 98. S. 80 mit
A. 106) zu Kf 397. 'Afi(t{6vtog de 6 'AgiaxuQxsiog ngöixov (ilv (Sxtyfiaig (priai
xbv 'AgiaxaQXov nagaarifisKoaaaG'ai. avxovg, slxa 9h xal xelitog i^eXei^v.
105) Hier stehen wir Dank dem Hanptcodez der Ilias Ven. A mit
seinen Scholien und Zeichenresten (vgl. J. LaBoche Text, Zeichen und
Scholien des berühmten Codex Venetus zur Ilias, Wiesbaden 1862. 8.
C. Wachsmuth Ueber die Zeichen und einige andere Eigenthümlichkeiten
des Cod. Venetus der Ilias, Rhein. Mus. XVIIL 1868. S. 178—188) auf völlig
festem Boden. Diese Zeichen waren zunächst dieselben wie bei Aristo-
phanes (s. A. 17), nur dass A. das Keraunion fallen liess und statt des
Sigma einen blossen Punkt {axiyfirj) setzte. Es blieben also Obelos, femer
Antisigma und Punkt tbeils zum Hinweis auf doppelte Becensionen (Ariston.
z. &^ 536—541), theils aber auch, wie Pluygers De carm. Hom. veterum-
que in ea schoUorum retractanda editione (Leiden 1847). S. 8 bemerkt,
zum Hinweis darauf, dass die beiden so bezeichneten Partien ihren Platz
tauschen müssen (Aristonik. z. £, 192. 203, vgl. Schrader De notat. crit.
S. 5 f.) und Asteriskos zur Bezeichnung wiederholter Verse , die an allen
Stellen, wo sie vorkamen, mit diesem Zeichen und an derjenigen oder den-
jenigen, wo sie unächt erschienen, zugleich mit dem Obelos versehen wur-
den (vgl. A. 17), dazu die Doppeliinie (s. A. 66), und vermuthlich fögte
erst A. die punktirte Doppellinie {dinXij nfQisaxiyii^ivTJ) ^ oder )»f— hinzu,
jedenfalls verwandte er zuerst sie zu dem Zweck, um eine Abweichung
seiner Lesart von der des Zenodotos zu bezeichnen.
106) Didym. z. ß, 188. iv xoig rtax* 'Aqioxotpdvriv vjtoftvTjficeaiv 'Aqi-
axccQx<>Vf z. ^, 130. 'AQtctaQX^S ^loc tcov vno(iv7ifiax(ov 'AgtaxotpavT] (prjcl
axCxovg f J 7ixB^%ivai x. x, A., z. v, 158. *Agioxoq>cLV7ig ygagtei „fi^ di «ryiv**.
avxiXiyei Öl Sv vnofiVTifKxxoav 'AgtöxaQxog t z. ß, 221. nav xiai dl xmv «a-
Xaimv vnoiivTjpLccxatv j z. J , 3. xax* ivia xciv vnofivrjfidxoav j^ivcovoxofi^*'
(pigexai* oi ds tpuci ZrivoSoxsiov shfai xr^v ygatpi^v. iv fiivzoi xatg ix^d-
CEOL (näml. 'AgiaxaQXov) x^Q^S ^ov v svgafisv. Vgl. Lehrs S. 26 (*80)f.
Ludwich l, S. 26 f.
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Aristarchos von Samothrake. 455
zweiten sind, wie es scheint^ keine mehr gefolgt, und so be-
zeichnet sie im Wesentlichen den Höhenpunkt der Erkenntniss,
zu welchem es Aristarchos und ebendamit das ganze Alterthum
auf diesem Gebiete überhaupt gebracht hat*®'). Leider verdunkelte
107) Lud wich I. S. 26: „aus . . . Ariston. z. Z, 4. oxi iv xois a^^a^t^
iyiyQCinto jynsaariyvg notafioto SiMHkavdqov xal atofialtiivrjg^^ Sib xal iv
Toig vnouvT^fiaai. g>iQetccL. vcxbqov d^ nBQinipoi)v iyQCctps ,^asaariyvg Zifiösv-
xo$ ISl Sav&oio ^octcöy** folgerte schon Bekker Schol. 11. II. p. 819° mit
ToUem Recht: xä vitofivrifiaTa altera editione antiquiora. Vergleicht man
nämlich . . . Didym. z. /, 667. iv x^ ixiqijc xtäv 'AQiatagxov ^^Xs^^tpavTsg^^
%€tl iv noXXaig xAv d(fxa£mv, so gewinnt die Vermuthimg, dafls dort bei
der ErwähnoDg der dgxf'^i^i' {dwxfyQutpa) vornehmlich an die erste der beiden
aristarchischen Ansgabeo gedacht sei, einen hohen Grad von Wahrschein-
lichkeit". Von den avyyQoc(i(iaTa bleibt es allerdings möglich, dass sie
alle oder theilweise erst nach der zweiten Ansg. entstanden seien, aber
mehr Iftast sich auch nicht behaupten, nnd es ist willkfirlich, wenn Senge-
busch a. a. 0. S. 29 schreibt: „altera editio, quae commentarüs carebat,
tertia illa Homerieorum Äristarchi operum illfistrata fuü classe xmv avy-
yQanfidxmv^^. Die von A. für die Textkritik benatzten Älteren Exemplare
waren theils solche, von denen nnr der Ort ihrer Herkunft bekannt war
(of dno oder dia xmv noXsmv oder bloss ndlttov oder naxd noXeig oder
noXixiTucif nicht, wie man oft geglaubt hat, Staatsexemplare), vermuthlich,
aber nicht nachweislich voralexandrinischen Ursprungs, so die massalische,
argolische, sinopeische und kyprische Ausgabe, theils solche, welche ent-
weder im Besitze Einzelner gewesen waren oder kritische Ausgaben be-
stimmter Gelehrten darstellen (oC xatd dvSQu), so die Ausgaben des Anti-
machos, Zenodotos, Rhianos und Aristophanes nnd die des Sosigenes und
des Philemon, von denen beiden wir wieder nicht wissen, ob sie aus
alexandrinischer oder schon voralexandrinischer Zeit waren. S. die Belege
bei Ladwich I. S. 8 if. So stark sie von einander abwichen, bezeichneten
sie doch nur Modificationen einer und derselben Vulgata, s. Ludwich
I. S. 8 ff. Wer an die Bedaction der homerischen Gedichte anf Anordnung
des Peisistratos glaubt, wird nicht umhin können mit Bit sohl AL Bibl.
8.60 (Oposc. I. S. 42)ff. anzunehmen, dass sie sich unter dem Einflüsse
dieser Bedaction gebildet hatte; wer die letztere für eine Fabel hält (eine
Frage, über die ich meinerseits noch lange nicht im Beinen bin), wird
wenigstens zugeben müssen, dass diese Vulgata unter der Einwirkung der
langen und mächtigen politischen, socialen und litteparischen Vorherrschaft
Athens entstanden war, so dass dem A. ein stark attisch gefärbter Homer
vorlag, 8. V. Wilamowitz Homer. Unters. S. 264—269. Vgl. A. 120. Was
nun aber die eigne Homerkritik desselben betrifft, so war dieselbe nach
dem Obigen, „auch als sie in die Oeffentlichkeit trat, eine allmählich
werdende^, so dass er zu verschiedenen Zeiten verschiedene Ansichten hatte,
verschiedene Lesarten billigte u. s. w., vielfach schwankte, s. Lud wich
I. 8. 27 — 38. üeber einzelne Punkte dieser Kritik nnd Exegese handeln
Mor. Schmidt Aristarchisch-Homerische Excurse. 1. Augment. Philologus
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456 Sechzehntes Capitel.
sich aber in weiteren Kreisen der klare Einblick in seine
Leistungen so bald, dass schon sein Schüler Ammonios* sich
gedrungen sah in einer eignen Schrift zu beweisen, dass nicht
mehr Ausgaben als diese beiden von ihm gemacht seien ^^®), und
schlimmer noch ward es, da seine eigne Originalbandschriffc von
ihnen frühzeitig verloren ging^^^). Daher unternahmen es denn,
worauf wir später (C. 30) noch wieder zurückkommen werden,
zwei Aristarcheer der augusteischen Zeit, Didymos und Aristo-
nikos, jener seine gesammte ßecension und deren Quellen, dieser
die Gründe, welche ihn zur jedesmaligen Setzung dieses oder
jenes' Kandzeichens bewogen hatten, festzustellen, und den Aus-
IX. 1854. S. 426—484. 761—766. 2. Infinitivformen im vierten Fasse vor
der bukolischen Caesur, Jahrb. f. Ph. LXXI. 1866. S. 220—228, Schwidop
De versibus, quos Aristarchns in Homeri Iliade obelo notavit, Eönigsb.
1862. 8. (Doctordiss.), Scbimberg a. a. 0. S. 3ff. Kammer Zur homeri-
schen WorterkläruDg des Aristarchos, Jahrb. f. PhiloL CXXIX. 1884. S. 1—12.
523—528, Hecht Zu Aristarchs Erklärung homerischer Wortbedeutungen,
Philologus XLVI. 1887. S. 434—444. — Philipp! Quaestionum Aristar-
chearum specimen prius, Göttingen 1866. 8. (Doctordiss.) bespricht einige
Abweichungen Bekkers vom Text des A. meist zu Gunsten des Letzteren.
108) IIsqI tov (i-q ysyovivai nXeiovag iTtSoasig zrjg 'A^ustuQxeiov diOQ-
d-(6asmg^ Didym. z. K, 397. Die natürliche Deutung dieses Titels ist frei-
lich, dass es nur eine Ausgabe des A. gebe, und dies bewog Wolf Proleg.
S. CCXXXVII von seiner früheren, richtigen Ansicht wieder abzugehen«
8. A. 103. Allein trotzdem bleibt aus den ebendort und C. 30. A. 36. 36
entwickelten Gründen nichts Anderes übrig als mit Lehrs S. 23. (^27) f.
täv dvo zu nXe^ovag hinzuzudenken, s. Ludwich L S. 16 f.
109) S. den Beweis bei Ludwich L S. 38 ff. Das ganze Unternehmen
des Didymos hätte sonst keinen Sinn gehabt. Der natürlichste Gedanke ist,
dass diese Originale in der alexandrinischen Bibliothek aufbewahrt wurden
und mit dem Brande derselben (s. C. 12. A. 87. 87^) im alexandrinischen Kriege
zu Grunde gingen, s. Wilamowitz S. 297. Ludwich L S. 39. Um so
mehr aber ist der A. 7 angeführte Zweifel von Wilamowitz berechtigt,
ob überhaupt alle diese gelehrten Homerausgaben dem Buchhandel und so
dem Publicum übergeben wurden. Freilich ist es auffallend, dass schon
A die Ausgabe des Zßuodotos nur in mehreren Abschriften und folglich
nicht im Original kannte, s. Ludwicb L S. 6 f., und mit Becht, wie mir
scheint, bemerkt Lud wich L S. 39. A. 54: „Offen gestanden, vermag ich
mir nicht einzureden, dass A. zweimal in seinem Leben eigenhändig den
ganzen Homer abgeschrieben haben sollte. Er wird sich diese lästige und
mechanische Arbeit wohl erspart und es ähnlich gemacht haben, wie die
heutigen Herausgeber fremder Schriften es zu machen pflegen: d. h. er
verschaffte sich einen Text und trug in diesen seine Aenderungen ein**.
Indessen konnte er ja auch dictiren und dann das Dictat revidiren.
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Arifitarchos von Samothrake. 457 -
Zügen aus diesen ihren beiden Schriften*^®) in unseren Scholien^*^)
verdanken wir AUes^ was wir über diesen Gegenstand wissen.
Aristarchos folgte im Homeros mit genialem Scharfblick überall
den Grundsätzen einer gesunden grammatisch-historischen Aus-
legung und Ejritik im lebhaftesten Streit mit seinem Zeitgenossen
Krates, dem Haupte der Pergamener^"^), indem er, Feind aller
allegorischen Deutelei, in Bezug auf die Beurtheilung der homeri-
schen Erdkunde sich, wie gesagt ^^')^ an Eratosthenes anschloss
und femer die Mythen- und Sagengestaltungen bei Homeros von
denen wirklich oder vermeintlich jüngerer Zeugen unterschied *^*).
Freilich lag dies in Bausch und Bogen geübte Verfahren von
einer wahrhaft geschichtlichen Auffassung noch weit genug ab^
ja es würde vielmehr, wenn man bei ihm stehen geblieben wäre,
alle genauere historische Forschung auf diesem Gebiete abge-
schnitten haben ^'^^). Die Eenntniss des homerischen Wortge-
brauchs brachte er auf ihre Hohe, überhaupt aber die ganze
Elementargrammatik zu einem gewissen Abschluss '^*), indem
auch er sich dabei wie überhaupt so namentlich in der Decli-
nation die Analogie zum Leitstern nahm^^^^), dabei aber treffende
Bemerkungen machte, um den blossen Schein analoger Bildung
von der Wirklichkeit zu sondern ^^*). Von ihm stammt auch das
110) IIsqI tfjg 'J(fiüxd(f%ov dtoff^ciaemg und nsi^i oripLBiav 'JXidSog %alr
'OSvaasiag, b. Lehre». S. 1-38. *S. 1—29. Ludwich L S. 41 ff. und unten
C. 30. A. 286. 882.
111) Besonders bekanntlich im Yen. A, s. 0. 30. A. 286.
111*) S. C. 26. A. 17 ff.
112) C. 16. A. 31. S. Lehre >S. 229-266. *S. 224—249. '8.821—246.
113) S. Lehre S. 174 (»177) ff.
113*>) Man vgl. die treffende, nach allen Seiten hietorisch gerechte
Würdigung der aristarchiechen Homerauffasenng nach ihren Verdiensten
und ihren Schranken bei v. Wilamowitz Homer. Untere. S. 383—387, auch
Enrip. Herakles I. S. 164, s. auch unten A. 120.
114) Volkmann S. 1577. Vgl. die A. 40 angef. Abh. von Ribbach
(welcher S. 6—34 de orlhographia , S. 84—44 de dedinationum doctrina,
S. 44—48 de coniugationum formis spricht) nebst der Reo. v. Q. Sohö-
mann PhiloL Rundsch. IV. 1884. Sp. 1182—1137.
114'») Jedoch nur quoad paiiatur consuetudo (^ avviqd'sia), Varr. L. L.
IX, 1.
116) So erkannte er, dass der Schein analoger Bildung im Nominativ
oft im Vocativ zerrinnt, Varr. L. L. IX, 43. simile »it necne nomen namini . . .
Aristarchwn praecipere oportere apectare non solum ex recto, sed etiam ex
eorum vocandi casu. Im üebrigen s. C. 26. A. 38 — 49.
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458 Sechzehntes Capital.
System der acht Redetheile^^*). In welcher Schrift oder in wel-
chen Schriften er diese Theorien entwickelte, wissen wir nicht
In seinen syntaktischen Auffassungen waren jedoch noch^ manche
Mängel"'). Auch fehlte ihm feinere Kenntniss des homerischen
Versbaus"®). Darin jedoch, dass er den Homeros für einen
Athener aus der Zeit der ionischen Wanderung hielt ^^^), hat
man nicht sowohl eine Schranke seiner Sprachbeobachtung als
vielmehr eines der Kennzeichen seines doch sehr mangelhaften
historischen Sinnes zu erblicken ^^). Er verfasste ferner eine Aus-
gabe des Hesiodos^*^) und Commentare zu demselben^"),
116) Quintil. I, 4, 20, vgl. Schömann Redetheile S. 12.
117) Besonders in seinen Annahmen über Vertauschung der Genera
verbi, Modi, Tempora, Casus und über Ellipse Ton Präpositionen, s. Fried-
la ender Aristonici nsgl ariftBimv 'JXiuÖog reliqq. S. 1 — 85 (vgl. Philologus
VI, 1861. S. 669 flF.) und Hörn in der A. 134 aufgeführten Dias. S. 76—81.
118) S. M. Schmidt Jahrb. f. Philol. a. a. 0.
119) Vit.'Hom. 3. 6. p. 26, 53 ff. 29, 6 West. Epiphan. ad?, haer. I.
p. 326 A Colon. Clera. Strom. I. 326 D (vgl. A. 123). Tatian. ad Graec. 81.
p. 122 Otto. 82, 4 ff. Schwartz (Euseb. P. E. X, 11, 4. 492 b).
120) Wie er dazu kam, erhellt aus A. 107, s. Wilamowitz Homer.
Unters. S. 285f.: „A. erkennt, da Aristophanes die Dialekte und archai-
schen Texte aufgearbeitet hat, die attische Form des Epos sehr gut; aber
er zieht nicht den Schlnss auf attische Entstellung, sondern ersinnt eine
Hypothese, welche die Erscheinungen des Textes durch eine willkürlich
erfundene historische Erklärung motiviren will: Homer war Ton Geburt ein
Athener und dichtete in seiner neuen Heimat lonien; es ist eine Hypothese,
geistreich und consequent, würdig eines einseitig grammatisch gebildeten
grossen Analogisten, aber allerdings geeignet zu zeigen, dass dieser in seiner
Weise grösste antike Philolog jedes" (? s. A. 112 ff.) „historischen Sinnes
bar und bloss war". Vgl. A. 132. 143—146.
121) Aristonikos schrieb eben auch ntgl tmv arifisüov tmv iv t^ Geo-
yovioc 'Hciodov (Suid. 'A^i6x6vi,%oi) y vgl. Orion p. 96, 27 ff. AuTuldfgi 'Agiato-
9i%0£ (so Lehrs für 'AQ^ataQxog) iv toCg crifiBÜjiß^ 'HaioSov, s. Flach Die
alexandrinischen Fragmente in den Schollen zur hesiodischen Theogonie,
Jahrb. f. Philol. CIX. 1874. S. 816-829. Auch in den Werken und Tagen
erfahren wir von mehreren Versen, dass A. sie mit dem Obelos bezeichnete,
so abgesehen vom Prooemion (o/Jel/Jiov) 210 f. (Prokl. oßfUisi), 740 (Prokl.
dd^stsi), Uebrigens vgl. Flach De fontibus grammaticis scholiorum ad
Hesiodi Opera et Dies, Jahrb. f. Philol. CXV. 1877. S. 438 — 440. Vgl.
C. 30. A. 378. 888.
122) 'Tn6(ivrjatg*Hai6dov, Etym. Gud. p. 78, 26 vgl. m. 71, 41. dazu
Schol. Op. 97. Theog. 79. Waeschke De Aristarchi btndiis Hesiodiis, in
den Commentationes semin. philol. Lips., Leipz. 1874. S. 161— 178. Flach
a. a. 0. 0. Vgl. auch Schoemann De scholiis Thoogoniae Hesiodeae,
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Aristarohos von Samotlirake. 4Ö9
Commentare zu Archilochos**'), eine neue Ausgabe des
Alkaeos^ welcher eine spätere im Alterthum überhaupt nicht
mehr gefolgt ist***), höchst wahrscheinlich auch des Anakreon**^),
jedenfalls einen Commentar zu demselben^"), eine Ausgabe
des Pindaros^*') und einen ausführlichen Commentar zu
diesem Dichter, bei Aeschylos mindestens zum Lykargos^*®),
bei Ion mindestens zur Omphale**^) und Commentare zu
Sophokles^^^) und Aristophanes, ob auch Ausgaben dieser
Dichter, steht nicht fest^^*). Bei Aristophanes waren indessen
die Leistungen seiner Vorgänger so bedeutend, dass er hier nicht
eben besonders schöpferisch mehr wirken konnte; überdies aber
trat hier seine schwache Seite in den Missgriffen seiner histori-
schen Bemerkungen*^) empfindlich zu Tage; immerhin aber hat
Greifsw. 1848. 4. Opasc. n. S. 510 ff. De Teteram criticorum notis od He-
siodi Opera et Dies, Greifsw. 1865. 4. Opaso. III. S. 47—66.
128) Clem. Strom. I. 826 D.
124) S. A. 28. 126) S. A 29. 126) Ath. XV. 671 f. iiryfoviiivog,
127) Schol. Find. Isthm. V, 47. tavxa ditriQtiaxtci, to %atctkXi^lov ov%
ixovxa^ S Srj o 'AQlazaQ%og arifitioutat. Es folgen die A. 27^ z. E. angef.
Worte. S. Scbrader De notat. crit S. SS&. Feine in der A. 184 auf-
gefdhrten Abb. S. 821 ff.
128) Scbol. Tbeocr. X, 18. ip vno(ivri(iazt AvHOVf^ov,
129) Atb. XIY. 634 c. i^riroviievog.
130) S. die Belege bei M. Scbmidt Didymi fragmenta S. 262. Vgl.
V. Wilamowitz Enrip. Herakl. I. S. 154 f.
131) Selbst hinsicbtlicb des Aristopbanes bietet die einzige Stelle von
Gewicht Schol. Ran. 1437. d&ttei: 6h tovg nivts i(p8^rig axixovg . . . 'Aqi-
otuQxog keinen sicheren Anhalt: mit a^fz^rkann freilich, wie H. Scbrader
a. a. 0. S. 16. 56 annimmt, der Obelos bezeichnet sein, aber es kann diese
Athetese auch aus einem Commentar stammen. Dass Schol. At. 76. dto to %
nicht auf ein von Aristarchos gesetztes % hinweist, obgleich 'A^loxotQxog
91 %. T. l, unmittelbar voraufgebt, darüber s. Scbrader a. a. 0. S. 25. 56.
132) Von dän drei in den Scbolien nachweislichen Ban. 820. 1422.
Thesm. 31 ist die dritte verkehrt, die zweite ein mehr als schülerhafter
Schnitzer (gleichwie er auch Ban. 1206 bei dem scharfsinnigen Auskimfts-
mittel: ov yaQ tpigstai vvv Eiqinldov Xoyog ovöüg ovtog, ov yaQ ian,
ifTjalv 'AqiataQxog^ xov 'Aqx^Xclov^ sl y,ri avxog iinid'¥j%6P vaxsgov, o dl
'Agiaxoqxxvrjg x6 ig ^qxvs xct/i€vov tliti offenbar nicht an die Schwierigkeit
denkt, dass der Archelaos erst zu den spätesten Stücken des Euripides
gehörte); von der dritten würde ein Gleiches gelten, wenn F. V. Fritzsche
z. d. St. Recht hätte, vermuthlich ist aber vielmehr die Beurtheilung dieses
Scholions bei Ose. Gerhard De Aristarcho Aristophanis interprete, Bonn
1850. 8. (Doctordiss.). S. 36 ff. die richtige, und dann haben wir hier keine
historische Bemerkung des A. Uebrigens vgl. A. 146, auch A. 148—145.
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460 Sechzehntes Capitcl.
er doch auch hier in der grammatischen Kritik und Exegese
noch Erhebliches geleistet '^^). Noch weniger vortheilhaft steht
vielleicht die Sache bei Pin dar os^^). Ohne Zweifel hatte seine
Ausgabe neben den kritisch -exegetischen Zeichen auch kolome-
trischC; wie namentlich zur Unterscheidung von Strophe ^ Gegen-
strophe und Epode. In dieser Hinsicht so wie in Bezug auf die
Anordnung und Aechtheit der Gedichte schloss er sich aber ein-
fach an Aristophanes an ohne jede neue Untersuchung, und seine
geringe metrische Eenntniss tritt vollends hier in einem starken
noch jetzt nachweislichen Verstösse ^^) sehr deutlich ans Licht.
Sein Grundfehler ist hier, dass er, von seinem reichen homeri-
schen Wissen geleitet, viel zu ausschliesslich und unvermittelt
183) S. Gerhard a. a. 0. S. 20—27. Vgl. S. 39—42. Auch auf dem
Gebiete der athetirenden Kritik und der Personen vertheilung, s. Gerhard
S. 27 ff. Ueber strophische Gliederung ipt nur eine Bemerkung überliefert,
8. Gerhard S. 43. Der Sinn der Notiz Schol. Ran. 1124, dass er die
Orestie des Aeschylos nicht als Tctrulogie bezeichnen wollte: 'AQÜfxttQxog
%al 'AnoXXdviog (vgl. C. 80. A. 100) zqiXoyCav liyovai j^oplg t6v 6cttv(ft%av
scheint der zu sein, dass er jene Benennung nur gelten Hess, wenn auch
das Satyrdrama noch gewissermassen eine Fortsetzung der drei eine Fabel-
trilogie bildenden Tragoedien war, s. H. Planck De Euiip. Troica dida-
scalia (Göttingen 1840). S. 3. Eolster Jahrb. f. Philol. LXXXIII. 1861.
S. 106. 112 f.
184) Das ürtheil von Boeckh Praef. scholl. Pind. 8. 13: „etsi is paasitn
haud mediocria attülit, tarnen neque interpretatione neque crxiica arte in
Pindaricis magnopere videtur excelluisse'* ist freilich zu hart. Von den
beiden guten Sammlungen Feine De Aristarcho Pindari interprete, Disser-
tationes lenenses II. (Leipz. 1883. 8.) S. 268—327 und Hörn De Aristarchi
studiis Pindaricis, Greifswald 1888. 8. (Doctordiss.) ist die letztere die voll-
ständigere. Vgl. die beachtenswerthen , aber allzu apologetischen Recen-
sionen von G. Schömann Philol. Anz. XV. 1886. S. 668—677. XVI. 1886.
S. 86—91. Wir sind hier in der allerdings für A. ungünstigen Lage, dass
unsere beinahe einzige Quelle die Pindarscholien sind, d. h. Didymos, der
ohne Zweifel oft, ja meist die ihm richtig scheinenden Bemerkungen des
A. einfach wiedergab, ohne ihn zu nennen, gerade da aber, wo er die Be-
merkungen desselben missbilligt, ihn nennt und seine eigne, meist treffende
Widerlegung hinzufugt.
186) Py. III, 76 (48 Momms.) « Fr. 75 H. 82 F. Die Entschuldigung
von G. Schömann, dass dieser Fehler ihm als Homeriker nicht allzu hoch
anzurechnen sei, wäre besser nngedruckt geblieben, und ob die von Hörn,
die anderen Alexandriner hätten es nicht besser gemacht, in dieser Aus-
dehnung, namentlich auch in Bezug auf Aristophanes von Byzanz wahr ist,
dafür fehlt uns der Beweis. Hinsichtlich der beiden Stellen Ol. 11, 140 (78)
und V, 1 ff. jedoch ist gegen Feine Fr. 8. 16 auf Hörn Fr. 9. 18 und
G. Schömann XV. S. 670 ff. zu verweisen.
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AristarchoB von Samothrake. 461
dieselben Gesichtspunkte auf Pindaros anwendet und dessen Nach-
ahmung des Homeres viel zu weit treibf ^. Wo die einfache
grammatische Auslegung hinreicht, hat er sich freilich auch hier
grosse Verdienste erworben und die Künsteleien verschmäht, in
welchen sich manche der ihm bereits vorliegenden exegetischen
Schriften^'') ergingen ^^), Wo sich ungezwungene und naitirliche
Erklärungen ihm nicht finden wollten, da griflf er, da Verstilgungen
hier nicht angingen, lieber zu Conjecturen, theilweise unnöthigen
oder geradezu verkehrten ^^^), theilweise aber auch richtigen oder
beachtenswerthen^**^). Manchmal jedoch beruhigte er sich, von
anderen Missgriffen abgesehen ^^^), auch bei viel zu einfachen
Deutungen, deren Unhaltbarkeit er bei gehörigen sachlichen
Studien erkannt haben würde***). Aber nach dieser Richtung
hin liegt schon bei Homeros nicht seine Stärke**^). Dort ist
nun freilich der Schaden nicht so gross, aber bei Pindaros zeigt
sich gelegentlich eine solche Unwissenheit oder Sorglosigkeit in
den historischen, geographischen, mythologischen und chrono-
logischen Fragen, dass er selbst über die nächstliegenden und
leicht zu entscheidenden Dinge keine Untersuchung anstellt, über
186) Feine S. 256 fL 326. Anm. Hörn S. 11. 86. 44. Ausser Pj.
III, 76 (B. A. 185) vgl. bes. Ol VU, 85 (Fr. 26 H.). Py. IV, 14 (8) «
Fr. 44 H. 33 F.
187) Unter ihnen doch wohl auch Zrixi^fucta oder 'Anoffruutxa UivSa-
^ixcS, 8. Hörn S. 11, vgl. Lehrs Pindarschol. S. lief.
188) Hörn S. 11 f. Onte Erklärungen von ihm finden sich besonders
01.11,16(9). 68(82). 118(68). 162(85). V, 1 ff. VI, 168 (92). Nem. I, 84 (24).
n, 9 (6). 16 (10) — Fr. 3. 6. 8. 10. 17. 24. 66. 69. .60 H. 1. 8. 7. 9. 16. 21.
40. 48. 44, gute grammatische Beobachtungen Ol. III, 41 (28). Py. VI, 4.
Nem. I, 34 (24). II, 9 (6) = Fr. 14. 58. 66. 69 H. 12. 37. 40. 48 F., TgL Hörn
S. 12. Wohl mit Recht nimmt überdies Hörn S. 11 an, ah Ariatarcho
primo Pindari carmina coepta esse accurcdius explxcari, aber auch (S. 12):
Pindari dialectum non videtur accuraHn8 traetasse,
189) S. ausser Py. III, 76 (A. 186) OL ü, 140 (77). Nem. IV, 161 (98).
Isthm. I, 11 (9). 68 (86) — Fr. 9. 68. 77. 78 H. 8. 61. 60. 61 F.
140) Ol. II, 177 (97). Nem. X, 114 (61) — Fr. 11. 76 H. 10. 69 F.
141) Vgl. bes. Ol. II, 82 (46). V, 64 (28). VII, 19 (U). XIV, 26 (20).
Fj. V, 4. Nem. 1,3. 88 (25). 49 (88). Nem. III, 1 ff. VII, 66 (48). Isthm.
VI, 23 (19) — Fr. 6. 19. 26. 36. 47. 66. 67. 68. 62. 72. 84 H. 4. 17. 22. 29.
84. 39. 41. 42. 46. 64—66. 66 F.
142) Ol. VI, 28 (16) = Fr. 20 H. 18 F. und Hörn z. d. St.
148) Hörn S. 10. A. 12: „ut exemplwm afferam, in Hamero ea, quae de
utroque flwmine Seilet Ä. statuerat, ßcticia esse Demetrius Scepsius ostendit,
cf. Lehrs Arist.* p. 233. Strab. VT IL p. 339",
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462 Sechzehntes Capitel.
die er sich leicht aus Timaeos, Philochoros oder einem anderen
Historiker oder aus Pindaros selbst eines Besseren hätte belehren
können^^^), während er vielmehr einfach mit seinem Gutdünken
zufrieden ist und so zum Theil Dinge erdichtet, die nie gewesen
sind^^^). Er denkt nicht einmal daran nach der Chronologie der
pindarischen Gedichte auch nur zu &agen^^^. Endlich erfahren
wir über ihn noch^ dass er den Arzt und medicinischen Lexiko-
graphen Bakcheios mit einer Sammlung von Dichterbeispielen
unterstützt haben soll^^^), allein diese Nachricht ist mit der
Chronologie unverträglich^^); und sie ist also entweder eine
blosse Fabelei oder Aristophanes von Bjzanz ist in ihr an die
Stelle des Aristarchos zu setzen ^^^).
Es wird hier an der Zeit sein hervorzuheben ^ wie sehr gleich-
wie einst in der Akademie und dann auch bei den Peripatetikern
80 nicht minder bei den alexandrinischen Gelehrten der mündliche
Unterricht und die Schriftstellerthätigkeit in lebendiger Wechsel-
wirkung standen y und wie sehr der erstere die letztere ergänzte.
Es ist bezeichnend, dass Aristophanes von Byzantion noch keine
Commentare schrieb. Die Erklärung der kritischen Zeichen in
seinen Ausgaben blieb daher bei ihm noch ganz der mündlichen
Belehrung überlassen, und aus ihr heraus bildete sich auch in
144) Py. V, 76 (56). VII, 17 ff. Nem. II, 19 (13). III, 1 ff. VII, 66 (48).
Isthm. II, 1 = Fr. 60. 64. 61. 62. 72. 80 H. 36. 38. 46. 46. 54—56. 62 F.
Vgl. Hörn S. 9 f. und Feine z. d. St. St., aach Py. VI, 4 (=- Fr. 33 H.
37 F.). Nem. II[, 16 (10) ^ Fr. 63 H. 47 F. n. dasu Feine. Den Vorwurf
mangelhafter Eenntniss der Beziehung des Mythos zu dem gefeierten Sieger
(Feine S. 326) muss in Betreff von Nem. II, 19. VFI, 56 sogar G. Schö-
maun XV. S. 670 zageben.
146) Ol. II, 29 (16). III, 46 (26). V, 20 (10) = Fr. 4. 16. 18 H. 2. 13,
16 F. Unsicher ist die Sache OL UI, 11 ==. Fr. 12 H. 11 F., s. einerseits
Hörn z. d. St., andererseits G. Schömann XVI. S. 88.
146) S. Nem. III, Iff. = Fr. 62 H. 46 F. und dazu Hörn und Feine.
Aehnlich verfuhr er ja auch bei den Dramatikern, s. A. 132.
147) S. C. 24. A. 255.
148) Denn Bakcheios lebte bereits um die Hälfte des dritten Jahrb.,
8. 0. 24. A. 240. 251. Dies scheint auch noch Klein, Ausg. des Erotian.
S. XXXVII f., obgleich er es S. XXVI selbst bemerkt, nicht erwogen zu
haben.
149) Das Erstere dürfte das Richtige sein, denn auch in der zerrütteten
Stelle bei Erotian. Voc. EQppocr. coli. p. 32, 10 f. Klein erscheint Ugiatagzog
unter den Glossatoren des Hippokrates, offenbar auf Grund der nämlichen
Sage. Vgl. C. 20. A. 73.
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Siebzehntes Capitel. Antigonos von Eary8ix>8 a. die Wunderbtlcher. 463
der Schule des Aristarchos die^üeberlieferung über desaen Wort-
erklärungen; Lesarten und die Gründe seiner Zeichen ^^). Die
gleiche Erscheinung wird uns auch bei den alexandrinischen
Mathematikern entgegentreten, bei denen sie allerdings noch
durch besondere Ursachen verstärkt wird^*^).
Siebzehntes Capitel.
Antigonos von Karystos and die Wanderbfieher^).
Eine neue Art von Schriftstellerei, welche in der Alexan-
drinerzeit entstand und nicht eben zu den Glanzseiten derselben
gehört, und zwar, wie schon bemerkt*), bereits anderweitig vor-
bereitet war, wie durch Dichtungen des Philetas und durch
jene pseudo-aristotelische Schrift, welche wir jetzt als neuntes
Buch der Thiergeschichte lesen ^^), vorbereitet in anderer Weise
auch durch die Reisefabulistik der tendenziösen Halbromane, aber
doch allem Anscheine nach erst durch Eallimachos recht eigent-
lich ins Leben gerufen wurde, war die Sammlung von allerlei
Merkwürdigkeiten und auffallenden Erscheinungen {@av(idöLa,
nccgado^a) zuvörderst im Bereiche der gesammten Natur, der
unorganischen wie der belebten, namentlich aus den Werken
älterer Auetoren. Innerhalb dieser Grenze hielten sich ausser
Eallimachos auch Pseudo-Orpheus und wenigstens zumeist
auch Archelaos, ferner Philostephanod, Agatharchides,
Polemon, Nymphodoros und Andere und Spätere, theils in
Prosa, theils in Versen, zum Theil auch mit Beschränkung auf
150) Vgl. V. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 150 f. üsener a. a. 0.
S. 139 f.
151) Vgl. C. 23. A. 238 nebst dem zagebörigen Text
1) Sammlangen von Xylander, Basel 1568. 8. (mit Antoninas Libe-
ralis und Marcus Aurelius), lo. Menrsius Historiamm mirabiliam anctores
Graeci, Leiden 1622. 8. (nachträgliche Verbindung der zuvor erschienenen
Sonderausgaben von Antigonos, ApoUonios, Phlegon), West er mann Ha-
^ado(o79ff<pot. Scriptores rerum mirabilium Graeci, Braunschweig 1839. 8. —
Keller Rerum naturalium scriptores Oraeci minores. Vol. L Paradozo-
graphi: Antigonns, ApoUonius, Phlegon, Anonymus Vaticanus. Leipz. 1877. 8.
ist nur durch Holders neue Collation des Heidelberger Cod. Palat 398,
durch welchen allein uns Antigonos, Apollonios und Phlegon überliefert
sind (vgl C. 4. A. 116), von Werth.
2) C. 2. A. 826. C. 4. A. 23. C. 11. A. 81.
2^) Vgl. C. 2. A. 825. Ausserdem s. C. 21. A. 380 ff.
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464 ^Siebzehntes Capitel. Antigonos von Earystos u. die Wunderbficher.
ein bestimmtes Naturgebiet, wie^ besonders die Flüsse, woraus
denn die* spatere massenhafte Schreiberei über diese hervorging.
Vielfach artete begreiflicherweise diese Unterhaltungslitteratur
dahin aus, dass man das Monströse, Abenteuerliche und Fabel-
hafte mit ganz besonderer Vorliebe heranzog, so dass denn „dies
plötzliche Emporwuchern des Aberglaubens aus den niederen
Schichten der Gesellschaft in die höheren und von da aus in
die Litteratur neben dem freudigen Aufschwung der sogenannten
exacten Wissenschaften zur Zeit der Ptolemaeer*^ eigen thümlich
genug einherläuft ^). Bald aber griflF man auch in die Menschen-
welt hinein und sammelte auch ähnliche Merkwürdigkeiten und
fabelhafte Histörchen und Anekdoten aus dem Bereich der Gre-
schichte und Sage, so zuerst, so viel wir wissen, Myrsilos, um
von den Wundem der Kunst gar nicht zu reden. Und gleichwie
ein Theil der ersteren Schriftsteller, z. B. theil weise Nympho-
doros, sich auf locale Merkwürdigkeiten beschränkte, so ein Theil
der letzteren , wie Lysimachos, auf wunderbare Ortslegenden, so
dass denn diese Art von Schriftstellerei der periegetischen*) sich
näherte. Ebenso wenig lässt sich eine scharfe Grenze der historisch-
mythischen Paradoxographie gegen die Mythographie ziehen. Bald
wählte man auch vielmehr Titel wie Mvd^txäv öwaycoyi^, T«
xatcc noXtv (iv^txci^ Kaivri tötogia^ jäiriytiösig^ "AyciiSta u. dergl.
Endlich wurden nach und nach alle möglichen Gebiete von dieser
krankhaften Sucht der Paradoxensammlung ergriffen''), so der
Landbau bei Aristandros und Anderen, angeblich auch Dio-
phanes und in den christlichen Jahrhunderten sogar Grammatik
und Mechanik^).
Wahrscheinlich bereits unter dem Einfluss des Kallimachos')
3) ErBst Meyer Gesch. der Botanik I. (Eönigsb. 1854). S. 269.
4) S. C. 22. A. 6.
5) Dass indesBen Hekaton „paradoxa philosophorum*' gescbrieben habe,
behauptet Westermann 8. XV mit Unrecht,* 8. C. 82. A. 21.
6) Die vorstehende Skizze schliesst sich an Westermann S. X— XVI.
7) Wenigstens ist es ungleich wahrscheinlicher, dass diese Fälschung an
eine schon von einem Ton angebenden Schriftsteller ausgebildete Litteratar-
gattung anknüpfte, als dass umgekehrt ein Mann wie Kallimachos sich
durch eine solche plumpe ünterscliiebung zu ihrer Ausbildung hätte anregen
lassen. Dazu kommt, dass bei Aristoteles und Theophrastos Ton einer Be-
kanntschaft mit diesem Orpheus mindestens noch keine Spur zu finden ist,
wenn ich auch dies argumentum e silentio nicht so hoch anzuschlagen ver-
mag wie Meyer a. a. 0. S. 270 f.
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pBeado-Orpheos. Archelaos der Aegypter. 465
in den betreffenden Sammlungen, aber doch wohl noch unter
Ptolemaeos Philadelphos^) erschien zunächst eine Fälschung in
Prosa unter dem Namen des Orpheus^), 'IdLog>vij betitelt, was
man neuerdings durch ,, Sondernaturen'' wiedergegeben hat im
Sinne von „Dingen von besonderer, sonderbarer Natur "*^). Min-
destens theilweise nur eine Umsetzung dieser Prosa in Verse ^^)
waren sodann die Epigramme gleichen Titels, welche
Archelaos der Aegypter oder genauer Cherronesit dem
Ptolemaeos, d. h. wahrscheinlich noch dem Philadelpbos, mög-
licherweise aber auch erst dem Euergetes, widmete, wie es
denn überhaupt mehrere solcher Hofdichter gab, welche diesem
nämlichen Ptolemaeos in Epigrammen die Wundererscheinungen
auseinandersetzten**). Offenbar derselbe Ptolemaeos war es
8) Dies folgt aus dem Anscbluss des Archelaos an dies Buch, selbst
wenn dieser erst in den frühesten Zeiten des Eaergetes gedichtet haben
sollte, s. A. 12.
9) Ueber diesen Pseado-Orpheus und über Archelaos handelt am Besten,
wenn auch nicht fehlerfrei, Meyer a. a. 0. S. 269—274 im Anschlass an
Lobeck Aglaoph. I. S. 748—752, wo die Brachstücke und Erwähnungen
des Ersteren gesammelt sind.
10) So Meyer S. 270. Bei Plinins wird Orpheus als eine Quelle für
das 20. bis 30. B. aufgeführt, nnd im Titelregister des 28. heisst es genauer:
Orpheo qui 'Idtoqwrj scripsit, Archeiao qui item. Vgl. XXVIII. §. 34. 43.
Orpheus et ÄrchelatM scribunt nnd tradunt Orpheus et Archelaus. XXV. §. 12.
primus . . . OrpiheuA de herhis ct^riosius cdiqua prodidit. Auf Pflanzen be-
züglich sind indessen nur wenige Anführungen, wie Plin. XX. §. 32. Den
Inhalt sämmtlicher Citate bezeichnet Lobeck S. 761 treffend: ,/le animäli'
bus et herbis singidari quadam potestate vel ad medendum vd ad nocmdum
praeditis''. Doch reicht dies Alles nicht aus, um zu erklären, wie Ghilenos
XIV. 144 unter den Verfassern von Gedichten über die Zubereitung zu-
sammengesetzter Gifte auch den 0. neonen konnte, und mit Recht nimmt
daher Meyer S. 274 im Gegensatz zu Lobeck ein anderes Gedicht für
die Behandlung dieses Stoffes an, s. C. 10. A. 81. 83.
11) Wie Meyer S. 271 f. mit Recht aus den drei A. 10 zuerst ange-
führten Stellen bei Plinius geschlossen hat.
12) Antig. y. Earyst. 19 (28). xig 'AQx^^og Alyvntiog x&v iv ifciygcifi'
(iMCiv i^Yjyovfiivav tm IltoXentt^tp xu nccgädo^a, worauf zwei dieser Epi-
gpramme mitgetheilt werden. Ueber die von Meyer richtig erkannte, aber
nicht richtig erklärte, etwas geringschätzige Ausdrucksweise s. A. 62. 63.
Laert. Diog. U, 17 (im Homonymenverzeichniss unmittelbar nach den C. 22.
A. 851 angefl Worten), h xa 'idiofpvTJ noti^accg, Schol. Nie. Ther. 823. 'A. h
tots 'Iduxpviai X. T. X. Plin. Ind. XXVIII (s. A. 10). Artemid. IV, 22. noX-
loi d^ %al in x6»v 'AqicxoxiTiovg nBq\ i<pav xal 'AqxsXuov xal xdiv ^bvou^U"
SvsBxiHL, grieoh.-alex. Litt.» Gesch. I. 30
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466 Siebzehntes Capitel. Antigonos Ton Karystos tu die Wunderbücher.
aber auch, von welchem einmal ein Epigramm aus seinen eignen
'TdLoq>'uij angeführt wird, aber auffallenderweise ganz anderen
tovg rov 'AipQodiaiiag naQanrj'KOOTfg, vtp* ov ^xactov tmov d'SQCtnsvBtat xal
ti i^%aoTOv tpoßgittti xal m fidlictdc %ulqn^ Big cvvxayag %aX d'SQansiag dva-
nsnXdxaci, Aelian. N. A. II, 7, „bei welchem er auch sonst noch mittelbar
benutzt ist, vkI. I, 28. 61. 63. II, 12. 67" (M. Wellmann). Ath. IX. 409 c.
'AQxsXcicp z& XsQQOvT^a^zy iv toCg 'Idiotpviaiv. A. war also entweder erst
später nach Aegypten übergesiedelt oder wahrscheinlicher aus der dortigen
Stadt Cherronesos. Antig. v. Kar. 89 (96). xa^ Tivi xal irny^afiiuxtim nsQi-
nsnrmtictiuBP 'AQXtXäov, ov xetl nqotSQOV ifivi^ad"rifiev^ og negl xAv ^avyLa-
a£<ov xal xovxo Hatccyqdtpsi x. t. X. Es folgt ein drittes, längeres Epigramm
und dann die Abfertigung: tovto ii'kv ovv in' axo^ ti ioxi xal tpsqofiivjj
xivl nsQieqyoxdxov iniyQanfucxonoiov (ucQxvgia %s^itsvov (nach der Her-
stellung von Wilamowitz Ant. v. E. S. 166). Die Ausdrncksweise ist
auch hier wieder eigenthümlich und noch stärker als vorhin, berechtigt
aber hier wie dort noch nicht zu der Behauptung von Mey er S. 272. 273,
dass „dem Antigonos nur ein paar von den Epigrammen des A. in die
Hände gefallen waren**, dass jener sich über diesen „wie über einen längst
verschollenen Mann, von dem nur noch ein paar Epigramme übrig ge-
blieben, ausspreche *S ^^^^ dass er in Bezug auf den Titel eine Abweichung
darbiete: Antigonos will mit nsql ^avyLacCmv jene Sammlung gar nicht
dem Titel, sondern nur dem Inhalt nach bezeichnen. Die von ihm mit-
getheilten drei Epigramme hat Jacobs auch in die Anth. Gr. II. S. 67 f.
aufgenommen, ein viertes, ihnen hier voraufgeschicktes aus der Anth. Plan.
(s- Anth. Pal. XVI, 120) ist nach der üeberschrift streitig zwischen Arche-
laos (womit freiUch derselbe A. gemeint sein wird) und Asklepiades und
muss schon desshalb auf sich beruhen. Wäre es sicher von Ersterem, so
müsste man allerdings fragen, ob auch dies Epigramm von ganz anderem
Inhalt (auf des Lysippos Statue des Alexandres) trotzdem aus den *l9io<pvrj
sein konnte, die dann auch von Eunstwundem gehandelt haben müssten,
wozu freilich, wie es scheint, sehr wohl passen würde was wir von denen
des Ptolemaeos selber erfahren, s. A. 18. Auf ebendiese 'iSiotpvij des A.
bezieht übrigens Bergk P. L. G.^ II. S. 82. A. ^ wohl mit Recht auch das
Citat des Hieraz b. Stob. Flor. X, 77. NiiiavSqog o Kolotpoiviog xal 'Aqxb-
Xocog b q>vaiii6gf obwohl ja sonst o (pvin%6g stehende Bezeichnung eines viel
älteren Archelaos ist. Dass nun jedoch jedenfalls dieselben nicht des A.
einziges Dichtwerk waren, erhellt aus Ath. XII. 646 e. 'A, iv xotg idfipotg^
wenn anders hier nicht ein anderer Poet desselben Namens zu verstehen
ist. Zu früh setzt ihn Jacobs a. a. 0. XIU. S. 866 f. unter Alexandres und
Ptolemaeos I, viel zu spät Lob eck S. 749 unter Ptolemaeos YU Physkon,
jedenfalls noch immer zu spät endlich Müller F. H. G. III. S. 28. Anm. durch
eine allerdings scharfsinnige Combination von Varr. B. R. III, 16, 4 mit
Plnt. Oleom. 29 unter Ptolemaeos IV. Das frühste Datum ist vielmehr
unter Euergetes, wenn anders unter diesem Antigonos sein Wanderbuch
schrieb (s. A. 66) und Andreas, welcher nach Schol. Nie. a. a. 0. (vgL Ath.
YII. 312 d. e) gegen A. Polemik übte (91701 dl ^evdhg thai xal UvS^iccg x. x, A.)
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Mjrsilos von Methymna. 467
Inhalts ; nämlich das schon erwähnte zum Preise der 0aiv6fieva
des Aratos^^).
Myrsilos von Methymna auf Lesbos^*) schrieb in den letzten
Zeiten des Philadelphos oder spätestens in den ersten des Euergetes
doch wohl der unter Philopator in der Schlacht bei Baphia 214 ermordete
ißt (8. C. 24. A. 236). Die Vermuthung Westermann s S. XXXVII, dass
unter jenen Hofdichtern, welche dem Ptolemaeos Distichen über Wunder-
dinge verfassten , von Antigonos in den angefahrten Worten auch an Philo-
stepbanos gedacht sei (vgl. A. 81), dessen Schriftstellerthätigkeit unter
Euergetes und Fhilopator und in ihren Anfängen möglicherweise schon
unter Philadelphos fällt (b. A. 77. 83, auch 79), ist sehr ansprechend. Das
tm IlxoXBpLaCat in diesen Worten braucht nun aber durchaus nicht, wie
Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 23 will, zu bedeuten: „dem noch jetzt
regierenden Ptolemaeos", sondern heisst zunächst nur „dem damals herr-
schenden", und man muss sogar m. E. so viel Meyer zugeben, dass die
Ausdrücke des Antigonos so klingen, als ob die Epigramme des A. be-
trächtlich vor dem Wunderbuch des Antigonos entstanden sind. Und dies
spricht für Ptolemaeos Philadelphos, für den Westermann S. XXIl— XXV
auch noch anfOhrt, dass derselbe naoh Diod. III, 36, 3 ff. eine grosse Lieb-
haberei für Thiere besass, namentlich für seltne und bisher unbekannte.
Doch s« andrerseits die folgende A. 13.
18) V. Arat. I. p. 56, 93ff., s. C. 10. A. 40. Dass die ^aivoikivu des
Hermippos und des Hegesianax, welche hier herangezogen werden, allen-
falls schon in den späteren Zeiten des Philadelphos entstanden sein können,
wird sich C. 19. A. 17. C. 27. A. 18 zeigen. Doch lässt sich nicht leugnen,
dass es ungezwungener ist sie erst in die des Euergetes zu verlegen, zu
dessen mathematischen Neigungen (s. G. 1. A. 23) auch ein Interesse für astro-
nomische Dichtungen 'sehr stimmen würde, wie denn die des Eratosthenes
ja thatsächlich imter dessen Regierung entstanden. Im üebrigen aber stehen
wir hier vor einem Bäthsel, welches wenigstens ich nicht zu lösen vermag.
Der Titel *ldio^ivri muss, so scheint es, in dieser Epigrammensammlung
auch auf litterarische Merkwürdigkeiten ausgedehnt sein. Denn die Be-
hauptung von Meyer S. 278, es scheine dies Lob des Aratos nur den Ein-
gang der Epigramme gebildet zu haben, ist ebenso willkürlich wie die
voraufgehende, es scheine der König, vielleicht wetteifernd mit Archelaos,
selbst „ Sondematuren *\ vermuthlich auch orphische, in Disticha umge-
schrieben zu haben. Wie soll man sich jenes Gedicht, gesetzt auch, es
hätte wirklich an der Spitze gestanden, als passende Einleitung zu Distichen
über Naturwunder denken? — Oder war hier *I9io(pvri in einem umgedeuteten
Sinne gebraucht für „Seiner Majestät höchsteigne merkwürdige Aussprüche'*,
welche ihm dann unter seinem Namen von einem oder mehreren seiner
Hofdichter in eine Sammlung von Epigrammen gebracht waren ?
14) Steph. V. Byz. Mifi&viivcc, Lesbier wird er öfter genannt, z. B. bei
Antig. Mirab. 16 (17). — Müller F. H. G. IV. S. 455 ff. Dazu Robert
Erat. cat. S. 5 f. 21. 25. 81 u. S. 32. A. 65.
30*
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468 Siebzehntes Capitel. Antigonos von Earjatos u. die Wnnderbücher.
seine jdsößiaxä^^) in mehreren Büchern ^^ und verfasste ausser-
dem noch 'lötoQiTca ycaQaSol^a^'^).
Antigonos von Karystos auf Euboea^®) mag etwa zwischen
295 und 290 geboren sein und erhielt vermuthlich zunächst durch
Menedemos in Eretria seine Ausbildung *^). Jedenfalls lebte er
sodann^ und zwar spätestens schon in den ersten Siebzigerjahren
des dritten Jahrhunderts*^), in Athen *^), wo er sich der Bildhauer-
kunst widmete und ohne Zweifel zu den Akademikern, vermuthlich
als Zuhörer des Arkesilaos, in nähere Beziehung trat^^). Yiel-
15) Fr. 1—15 M. Zuerst erwähnt werden sie bei Antig. v. Kar. 5. 15.
117. 118. Müllenhoff Deutsche Alterthomsk. L S. 456 echliesst mit Recht,
dass M. jünger als Timaeos und Eallimachos war, daraus, dass Ealli-
machos in seinen GavyMCia wohl bereits den Timaeos , aber noch nicht ihn
benutzte, so reiche Ausbeute doch gerade aus ihm auf diesem Gebiete zu
holen war. Und Wilamowitz a. a. 0. S. 24. A. 16 bemerkt: „Die Zeit
des Myrsilos findet man auch durch die Erwägung, dass er die Sterne,
welche Aratos (367 ff.) als namenlos so herausfordernd bezeichnet hatte,
benannte und unabhängig von Eonons Apotheose der Berenikelooke be-
nannte (Robert Eratosth. cat. 8. 5. 81)", nämlich crines earum virginwm,
quae Lesbo perierunt (Schol. German. p. 72, 19 Breys., wo freilich M. nicht
ausdrücklich genannt ist, aber mit Wahrscheinlichkeit hinter dicuiUur et
von Robert vermuthet wird; allerdings baut also Wilamowitz nur
Hjrpothese auf Hypothese).
16) Das erste wird citirt Schol. Apoll. Rh. I, 616 (Fr. 7).
17) Ausdrücklich angefahrt werden sie nur einmal b. Ath. XIIF. 610 a
(Fr. 16). Ausserdem rechnet Müller zu ihnen noch Fr. 17 b. Plui Arat. 3.
18) R. Eoepke De Antigene Carystio, Berl. 1862. 8. (gute, wenn
auch von manchen Irrthümem nicht freie Doctordiss.). y. Wilamowitz-
Möllendorff Ueber Antigonos von Earystos, Berlin 1881. 8. (PhiloL
Unters. IV), an dessen Darstellung sich die meine vollsl&idig anschliesst,
vielfach auch im Ausdruck.
19) Denn seine Lebensbeschreibung dieses seines euboeischen Lands-
mannes beruhte offenbar auf persönlichem Verkehr mit demselben. S. Wila-
mowitz S. 86 ff. 140 ff.
20) Da er Polemon, Erantor und Erates noch als zusammenwirkend
kannte (La. DL IV, 22). 8. Wilamowitz S. 54 ff. 127. 145.
21) „Hier muss er sich", sagt Wilamowitz S. 143, „wenn er auch viel-
fach herumkam und z. B. Delphoi, Elis, Eos besuchte, im Wesentlichen
aufgehalten haben, bis ihn Eönig Attalos nach Pergamon berief'*. Ueber
seinen Besuch in Elis s. A. 29.
22) Ob Wilamowitz S. 152. 162 ihn mit Recht geradezu einen Aka-
demiker nennt, ist sehr zweifelhaft, aber die besondere Vorliebe und Be-
wunderung, mit welcher A. in seinen Biographien die Akademiker be-
handelte, hat derselbe mit Recht (z. B. auch 8. 69. 82) hervorgehoben.
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AntigonoB von Karystos. 469
leicht *•) mit in Folge hievon ward er von den damals, wie schon
bemerkt^^)^ noch platonisch gesinnten pei^amenischen Herrschern
an deren Hof bemfen^ wo er sich mit Isigonos und Anderen unter
den Künstlern befand, welche die Thaten von Attalos I gegen
die von diesem ungefähr 239 im Kaikosthale geschlagenen Gallier
verherrlichten ^^). Demgemäss schrieb er denn auch ein weiter
unten (C. 20) genauer zu besprechendes kunstgeschichtliches
Werk über Bildhauerei und Malerei**), welches zugleich
einen sehr vollständigen statistischen Nachweis der vorhandenen
Werke dieser Künste enthielt*'), dasselbe, gegen welches später
neben dem des Adaeos ücbqI dyaXfiatojtoiäv Polemon seine be-
richtigende und ergänzende Schrift „wider Adaeos und Antigonos'^
abfasste*^). So erheblich aber der Einfluss, welchen dasselbe
übte, auch gewesen sein mag, so, liegt doch der eigentliche Glanz-
punkt der schriftstellerischen Thätigkeit des Antigonos wohl in
seinen Biographien zeitgenössischer Philosophen*^), der Skeptiker
23) Wie Wilamowitz S. 162 annimmt.
24) C. 1. S. 5.
26) Plin. N. H. XXXIV. §. 84. Flures artifiees fecere AUaii et Eumenis
(idversus Galios proelia, Isigonus, Pyramachus, Stratonicm , Antigonua , qui
Volumina eondidit de 8ua arte. Vgl. Wilamowitz S. 7: „Reste der
anprfliiglichen Basis sind in Pergamon aofgefonden (Ansgr. von Perg.
S. 81. 88) und sogar Reste der Inschriften — yovov iifya und -ovov i — ,
die freilich so gnt wie von Antigonos auch von laigonos herrühren können,
und zwar gehören beide Steine za Werken, welche Attalos I feiern, so
dasB dieser nnd nicht Eomenes in Betracht kommt".
26) Plin. a. a. 0. Ind. 1. XXXITI. XXXIV. Äntigono qui de toreutice
8er%psit XXXV. §. 68. Ä. et Xenocrates qui de pictt^ra scripsere, vgl. C. 20.
A. 11. 28.
27) La. Di VII, 188, wo es von der Fabel {CatoQia)^ welche nach
Chrysippos einem Gemälde za Gmnde liegen sollte, nnd damit wohl in-
direct von diesem Gemälde selbst heisst: ht ts ovd^ na^a toCg nsgl nivd-
x<ov ygaiftaai itsxfOQtafiivriv' niqte yäg naga IloXifimvi. fii/jtt nccga iSlevoxQuzei
(so Eoepke für *T^iic^'t«), dXXä firiS^ naq 'Avxiyovtp dvai. Vgl. C. 20.
A. 12. 18.
28) S. C. 22. A. 168. Vgl. C. 20. A. 17. Ausdrücklich als Karystier
wird der Kunstschrifteteller bei Zenob. V, 82 bezeichnet, s. Wilamowitz
S. lOflP. vgl. C. 20. A. 29.
29) Die Einerleiheit des Biographen mit dem Eonstschrifteteller hat
Wilamowitz S. 130 f. (vgl. S. 127. A. 1) nicht bloss daraas geschlossen,
dass Ort, Zeit nnd Heimat übereinstimmen, sondern auch daraas, dass
Eraterer im Leben des Pjrron ein in Elis befindliches Gem&lde desselben
aas eigner Anschauang beortheilt (La. DL IX , 62. 'A, Si tprjaiv b Kocgvöriog
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470 Siebzehntes Capitel. AntigonoB von Karystos u. die Wunderbücher.
Pyrron und Timon, der Akademiker Polemon, Krantor, Krates
und Arkesilaos, des Lykon, des Menedemos und der Stoiker
Zenon und Dionysios^®). Sie sind sämmtlich erst nach dem Er-
scheinen von Timons Sillen^*), die des Lykon doch wohl erst
nach dessen am 225 erfolgtem Tode^^), also jedenfalls alle erst
als Jugenderinnerungen des Greises in Mysien in genauer Be-
kanntschaft mit den Verhältnissen in Pitane und den Beziehungen
des Arkesilaos zu den pergamenischen Königen^') geschrieben^^).
Obwohl er nicht der Erste war, welcher Philosophenbiographien
verfasste^), so hatte er doch für die eigenthümliche Art, wie er
seine Aufgabe ergriff, nämlich dahin, litterarische Porträts von
Zeitgenossen , gleichsam Charakterköpfe in wahrheitsgetreuer
Zeichnung zu liefern, keine Vorgänger und hat auch kaum rechte
Nachfolger gefunden*^. Er bietet daher nahezu die einzige Ver-
körperung einer schriftstellerischen Richtung dar, auf welche
doch der ganze Geist des Zeitalters mit seinem immer steigen-
den Interesse für das individuelle und persönliche Leben auf das
Entschiedenste hindrängte. Er wollte nicht fortlaufende Lebens-
geschichten der betreffenden Philosophen geben, sondern, wie
gesagt, eben nur Charakterbilder von ihnen ^'), und ihre Lehren
iw xm n^l rivQffmvog . . . ö<6ts6d'ai x' avxov iv "HXidi ip xm yvfipaoim
Xafinadtötäß (istglmg ixovtccg), und dass das Citat von MeXdvd'iog 6 (oypa-
(pog iv xoig ntgl t^ygatpixfjg bei La. Di. IV, 18 ans dessen Leben des
Polemon stammt (s. Wilamowitz S. 64 ff.). AristokL b. Euseb. P. E. XIV,
18, 26. 763 a beeeichnet ihn auedrucklich als Zeitgenossen des Pyrron und
Timon: 'A. yovv 6 Kciq, xaxa xovg avxovg yevoiievog XQOVovg xal dway^anpag
avxmv (nämlich jener Skeptiker) xov ßlov.
30) Atb. X. 419 e. *A. d* o Kuq. ip xm MBvt&i/inov ßlm. Im Uebngen
8. C. 2. A. 152. 272. 282. 491. 605. 544. 745. Wäre die G. 2. A. 456 ange-
führte Coigeotar von Usener richtig, was ich aber entschieden nicht glaube,
so wflrde noch eine Biographie des Epiknros hinzukommen.
31) S. C. 2. A. 605.
82) S. C. 2. A. 749. Eoepke S. If.
38) La. Di. IV, 88. 48 f. vgl. 30. 8. Wilamowitf 8. 67 f.
84) Wilamowitz 8. 127.
35) Denn nicht bloss Aristoxenos und Dikaearchos (?) gingen ihm darin
schon Toran, sondern auch Neanthes, wie es scheint, s. G. 21. A. 476 fiP.
36) Wilamowitz 8. 128: „Nur der Biograph des Assiers Kleantbe?,
welchem Apollonios, vielleicht auch schon Hekaton das Beste verdanken,
scheint ziemlich im 8inne und der Art des A. geschrieben zu haben**.
37) Wilamowitz 8. 83 f. Ob diese Biographien überhaupt ein Ge*
sammtwerk bildeten, und wenn ja, ob dessen Titel Bioi (La. Di. IV, 17.
Ath. IV. 162 e) genau ist, erscheint unter diesen Umständen mindestens
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Antigonos von Karystos. 471
•
zieht er vorwiegend nur in Betracht nach deren Verwirklichung
und Bewährung in ihrem Leben. Milde und menschenfreundliche
Züge suchte er dabei mit Vorliebe auf. Die litterarischen Neigungen
dieser Männer , ihre Lieblingsdichter werden besonders berück-
sichtigt^ allerdings auch ihre Schriften^ aber ohne jede pinako*
graphische Färbung, wohl aber mit Rücksicht auf den Stil. Der
eigne Stil des Antigonos ist pikant, fliessend, periodisch, fast
hiatusfrei, dabei aber doch mit einer gewissen Ungezwungenheit
des Memoirentons ausgestattet Im Ganzen erscheinen seine
Zeichnungen gelungen und zuverlässig, und das Bild, welches
wir uns von den Männern, die er gezeichnet hat, heute über-
haupt noch machen können, verdanken wir theils ausschliesslich,
theils ganz vorwiegend ihm. Dabei ist er ein gewandter Er-
zähler. Hauptsächlich schilderte er nach eigner Anschauung,
und wo er, wie bei Zenon und Pyrron*®), auf die Hülfe münd-
licher und schriftlicher Berichte verwiesen war, hat er mit rich-
tigem Tact die glaubwürdigsten und bestunterrichteten auszu-
wählen gewusst^^). Ob schon Hermippos diese Biographien be-
nutzte, ist zweifelhaft, wohl aber that es vermuthlich bereits Sotion
mindestens bei Timon^^), dann Herakleides Lembos im Leben des
Menedemos*^**), Apollodoros*^), Stratokies von Rhodos**), Apollo-
nios von Tyros im Leben von Dionysios dem üeberläufer*^), ferner
jener Geschichtschreiber der Akademie, welcher die Vorlage des
zweifelhaft. Wilamowitz 8. 127 sagt: „daher ist der Titel nsgl xov Zy\-
vcovog ßCov u. s. f.**.
38) Denn, wie Wilamowitz S. 127 bemerkt, die wichtigste Zeit des
Zenon f&llt vor den athenischen Aufenthalt des A., und den Pyrron kann
er höchstens in dessen letzten Jahren bei dem Besnch in Elis (s. A. 29)
noch gesehen haben.
89) Bei Pyrron benutzt er in ausgedehntem Masse die Schriften des
Timon (La. Di. IX, 64 fiP.), dazu den mündlichen Bericht eines anderen
Schülers von Pyrron, des Atheners Philon (La. Di. IX, 67, vgl. C. 2. A. 603),
s. Wilamowitz S. 28 ff. In Bezug auf Zenon s. C. 2. A. 152: wenn die
dort ansgesprochne Vermuthnng, dass die beiden Gitate ans Fersaeos b. La.
Di. YII, 1. 28 ans ihm stammen, richtig ist, so verdanken w somit seiner
Vermittlnng die Möglichkeit Zenons Lebenszeit richtig zu bestimmen, s. C. 2.
A. 169. 183.
40) Sicher ist anch dies nicht, s. Wilamowitz S. 33.
40»>) S. C. 19. A. 60. Wilamowitz S. 86 ff.
41) S. Wilamowitz S. 29 f. Vgl. anch C. 2. A. 184 vgl. m. A. 152.
42) Philod. Ind. Sto. Col. X, s. C. 2. A. 273. Wilamowitz S. 123 f.
43) Wilamowitz S. 124 f. Vgl. C. 2. A. 282.
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472 Siebzehntes Gapitel. Antigonos von Earystos u. die Wunderbücher.
•
Pbilodeinos und für Laertios Diogenes im Leben des Polemon,
Krates, Krantor und Arkesilaos die letzte Quelle war**), ApoUo-
nides von Nikaea im Commentar zu Timons Sillen*^) und Andere**),
von erhaltenen Schriftstellern unmittelbar nur Athenaeos, mit
dessen Hülfe das Viele, welches mittelbar bei Philodemos und
Diogenes aus ihm stammt, festgestellt worden ist*^). Schwer zu
begreifen ist es, dass von demselben geistvollen Schriftsteller
auch das uns in einer einzigen Handschrift^) unter dem schwer-
lich ursprünglichen Titel 'lötOQiäv xaQado^ov övvaymyi^
erhaltene Wunderbuch (historiae miräbües)^ eine höchst kunstlose,
ja armselige Zusammenstellung*^), herrührt^), zumal da auch der
dürre Stil ein ganz anderer ist, was sich aus der Verschieden-
heit des Gegenstandes doch wohl nur zum Theil erklart. Alle
anderen Umstände stimmen jedoch so vollständig überein, dass
kaum eine andere Annahme bleibt^*). Das Buch zerfällt^*) in
44) S. C. 2. A. 96. 98. 644. 666«.
46) S. C. 2. A. 606.
46) So f,der oder die jungem Skeptiker, anf welche Aristokles und
Diogenes in ihren dahin bezüglichen Partien zurückgehen** (Wilamowitz
S. 128), 8. Wilamowitz S. 28 ff.
47) Nach theilweisem Vorgänge Eoepkes und besonders Zellers von
Wilamowitz.
48) S. A. 1.
49) Dittmeyer Die ünechtheit des 9. B. der aristot. Thiergeech., Bl.
f. bayer. Gymnw. XXI IL 1887. S. 162. A. 1 spricht nicht ohne Grund bei
dem Excerpt 66 aus Aristot H. A. VI, 86. 680^ 14 ff. von einer „unver^
schämten Verdrehung** und meint, „dies Excerpt könne uns ein Beispiel
sein, wie A die aristot. Werke malträtirte**. Auch 69. 60 sind „nicht
ohne starken Irrthum** (Wilamowitz S. 18). Ausserdem s. A. 66. 67.
60) Ausgaben von Xylander (s. A. 1), Meursius, Leid. 1619. 4.,
Beckmann, Leipz. 1791. 4. (mit eingehender Sacherklärung), Wester-
mann S. 61—102. Der Schluss ist durch Verlust eines Blattes abhanden
gekommen, der Anfang, wie Leopardi Rhein. Mus. 1836. S. 6 f. der
Sache nach richtig Tgl. freilich Koepke S. 6) bemerkte, auch nicht mehr
vorhanden, und auch das Erhaltene bat Kürzungen (s. Westermann
S. XIX. V. Leu t seh, Philologus IL 1874. S. 26 f.) und Entstellungen (vgl. •
Wilamowitz. S. 17. A. 1) erlitten: Einiges lässt sich aus Isigonos von
Nikaea er^nzen, vgL A. 129.
61) Ausdrücklich als Kary stier, wie schon Xylander bemerkte, be-
zeichnet wird der Verf. freilich nur bei Steph. v. Byz. Fvagog, der
§ 18 citirt.
62) Nach der richtigen Bemerkung von Koepke S. 7 ff. Auf Grund
dieser uud anderer guter Beobachtungen gelangt derselbe S. 9 ffl zu dem
Ergebniss, dass nur der erste Theil von A. sei, und zwar in Gestalt blosser
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Antigonos von Earystos. 473
fduf Theile^ von denen jeder seine besondere Einleitung hat^^)
und nur der erste (1 — 25) und vierte (116 — 128) Auszüge aus
verschiedenen Schriftstellern") enthalten, während der zweite
(26 — 60) aus jenem uoächten neunten Buche der Thiergeschichte
des Aristoteles^^), der dritte (60 — 115) aus dem nämlichen Ge-
sammtwerk in folgender Reihe der Bücher: 1 — 5. 8. 6. 9. 7^^)
und also mit Einschluss eben jenes neunten ^^ und der fünfte
Auszage auB einem znsainineiihängendeii zoologischen Werke desselben,
welches bei Hesych. 'lXu>£ unter dem Titel nsgl immv angeführt werde, nnd
dass nnr in Folge davon die ganze, allmählich entstandene Sammlang auf
seinen Namen getauft sei, ganz wie es mit der unter dem Namen des
Aristoteles zugegangen ist (s. A. 93^). Aber dies hat Wilamowitz S. 17ff.
widerlegt. Bei Hesych. a. a. 0. ist mit mql ^(pav nichts Anderes gemeint
als ebendiese Sammlung.
63) Die Behauptung von Dittmeyer S. 162, dass nur der zweite Theil
mit einer Einleitung begonnen und einem Schlusswort beendigt werde, ist
mir unyerst&ndlich.
64) Welcher oder welchen pseudo- aristotelischen Schriften die im
ersten Theil aus „Aristoteles" genommenen Stücke 19 Ende, 20, 22 und 26
Ende (» Fr. 867. 870. 292. 871, früher 826. 881. 882 Rose, 816. 822. 828
im Aristot. ps.) entvtammen, scheint nicht sicher entscheidbar, warum sie
aber nicht sehr füglich aus den dann schon damals existirenden Zcoixa sein
könnten, yermag ich nicht einzusehen, s. Susemihl Wochenscbr. f. kl.
Philol. IV. 1887. Sp. 1866 ff. Vgl. auch A. 67. C. 16. A. 60. C. 2. A. 866.
66) Welches A. §.26 tov AQiatotiXovg avvayoayi^ nennt und offenbar
als eine besondere Schrift vor Augen hatte. S. C. 2. A. 826. Auffällig ist
hier Viererlei (s. Koepke S. 8. 14): im Anfang werden hier zwei Stöcke
(27. 28) aus C. 86 vorweggenommen; umgekehrt greifen die vier letzten
auf die ersten Capitel zurück; schon früher (46) ist ein Zusatz aus Ealli-
machos gemacht; unmittelbar vorher aber ist das schon A. 49 erwähnte 66.
Excerpt eingemischt, welches wir wenigstens jetzt nur im 6. B. lesen (Wila-
mowitz S. 18). Der dritte Umstand ist indessen nicht von Belang; den
zweiten und vierten erkl&rt Dittmeyer (S. 162) richtig so: „A war mit
§. 66 an das Ende des 9. Buches (681^ 8 ff.) gekommen: er sieht sich nun
anderswo nach Beute um imd greift zum 6. B.; nun erinnert er sich, dass
er aus dem Anfang des 9. (609^ ff.) noch Einiges verwerthen künne, und
holt dies nach". Und erst jetzt beschliesst er die ganze Thiergesch. der
Reihe nach auszuschreiben.
66) Koepke S. 8 f. 11.
67) Er hatte also, wie Wilamowitz S. 19 bemerkt, wie vorher das
9. B. als Sonderschrift so hier ein Exemplar der Thiergesch. in Händen,
in welchem jenes Buch (aber noch nicht das gleichfalls un&chte 10.) mit
zu derselben gezogen war, genau wie in dem auf Hermippos zurückgehenden
Katalog der aristot. Schriften (La. Di. V, 26), und in welchem die Bücher
schon so auf einander folgten wie in unsem Handschriften, das 7. hinter
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474 Siebzehntes Capitel. Antigonos von Karystos u. die Wunderbücher.
(129—173) aus den€kcvfi(iöva des Kall imachos entnommen sind^'**).
Oefter macht der Verfasser Zusätze aus eigner Anschauung oder
Erkundigung^), und dabei berichtet er über Dinge aus Earystos
und dessen nächster Umgebung ^^), hat auch Pitane, Delphi, Eos
besucht^^), kennt dagegen Sikelien und überhaupt den Westen
nicht aus eignem Anblick ^^), ebenso wenig Alexandreia, und in
seinen abfalligen Urtheilen über Kallimachos und Archelaos ^)
lässt sich schwerlich etwas Anderes erkennen als der schon da-
mals herrschende Gegensatz der litterarischen Kreise von Per-
gamon gegen die von Aegypten^*). Auch die grosse Belesenheit
in den alten Dichtern erinnert ganz an den Biographen. Nicht
minder stimmt die Zeit auf das Beste: das einzige Datum in der
Sammlung, welches sich genauer festsetzen lässt, fällt um 240.^).
Auch sie ist sonach in Mysien in den späteren Jahren des Anti-
dem 9. Denn die Unordnung das 8. vor dem 6. aasznziehen kommt gewiss
auf die eigne Rechnung des A. . Um so weniger vermag ich aber nach
diesem Allen denselben so beim Wort zu nehmen, wie Wilamowitz thnt,
indem er in der That glaubt, jene 9 Bücher hätten dem A. in nicht weniger
als ungefähr 70 Hollen vorgelegen, weil derselbe freilich §. 60 sagt, es gebe
ungefähr so viel Bflcher des Aristot. über diesen (Gegenstand (xa yovv ndvta
axsdbv ißdofii^novta nsgl avzmv natccßißXjitai |3(^l/a), und er seinerseits
habe sich vorgenommen to ^ivov xal nccifudo^ov i% zb xovtav %al xmv
aXlmv imdgafuCv. Denn mir scheinen so kleine Rollen weder an sich
glaublich noch wegen jener sonstigen, von Wilamowitz selbst hervor-
gehobenen Uebereinstimmung von dem Exemplare des A. mit dem des
HermippoB, und ich bleibe daher lieber bei der gewöhnlichen Ansicht (vgl.
Zell er Ph. d. Gr. IL\ 2. S. 93), dass A. die sämmtlichen thiergeschicht-
liehen Bücher meint, welche er unter dem Namen des Aristoteles kannte,
ächte und unächte, unter letzteren auch die schon im ersten Theil (s. A. 64)
von ihm ausgezogenen und vielleicht die sämmtliohen betreffenden Arbeiten
der Peripatetiker, trotzdem er hernach mit dem Excerpiren da schon auf-
hört, wo er das Hauptwerk hinter sich hat. Vgl. C. 2. A. 865.
57^) Vgl. C. 13. A. 84.
68) Wie 78. 84. 167. 169. 171. Wilamowitz S. 31 f. Vgl Koepke
S. 9 nnd A. 64.
69) 18. 78. 84. 60) 181. 127. 161. 61) 126. 167.
62) 46. 19. 89, vgl. A. 12, auch A. 66.
63) Vgl. Wilamowitz S. 166 ff. Hierin liegt also die A. 12 ver-
sprochene Erklärung.
64) S. Wilamowitz S. 23 f. Nämlich §. 169 beruft sich A. auf münd-
liche Mittheilung von Timon, einem Schüler des Eitharoden Aristokles,
nach A. selbst (L. D. VII, 13) eines einstigen Geliebten des Antigonos
Gonatas, was er etwa 290 gewesen sein muss. Dazu kommen die Stellen
aus Myrsilos: 6, 16 (17), 117 s. A. 16.
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NymphodorOB von Syrakas. 475
gouos nach 23d entstanden ^ aber doch wohl eher vor als nach
den Biographien^^) und dann jedenfalls wohl noch vor dem Tode
des dritten Ptolemaeers. Auch von einer vierten Schrift xsqI
Xi^efos^^ war vermuthlich dieser ältere Antigonos von Karystos
der Verfasser^').
Nymphodoros^) von Syrakus^®) aus ungewisser, aber doch
vielleicht schon der älteren alexandrinischen Zeit^^) schrieb ücbqI
xmv iv EvxekCa ^avfia^ofiiviov''^) und einen IlBQCnXovq
in mehreren Büchern'^), welcher ähnliche Wundergeschichten
enthielt. Ob er derselbe ist mit dem^') als Amphipoliten
bezeichneten Verfasser der jedenfalls in verwandtem Geist ge-
65) Gemäss der sehr späten Abfusang dieser letzteren.
66) Ath. lll. S8 a. VII. 297 e. 303 b.
67) S. Wilamowitz S. 174 ff. Die Citate sind lexikalisch, daraus
folgt aber noch nicht ohne Weiteres (wie Wilamowitz richtig erkennt),
dass anch das ganze Buch, wie Gräfenhan G^sch. der class. Philol. I.
S. 533 nnd Eoepke S. 18 f. meinen, lexikalisch war. Stammt es indessen
von dem Verfasser des Wnnderbnchs, so liegt es am Nächsten an eine ähn-
liche Sammlung von Excerpten für ^hai ovo^utaCat zu denken (Wilamo-
witz S. 175).
68) Ebert Dissertationes Sicnlae I. Königsb. i. P. 1825. S. 155—222.
(Steht mir ebensowenig zu Gebot wie dessen Commentationum de Siciliae
geographia, historia etc. sylloge, Königsb. 1830). Müller F. H. G. II.
S. 375—881.
69) Ath. VI. 215 c. VII. 321 f. VIII. 331 e. XIIL 589 a « Fr. 12. 11.
4. 1 M.
70) Jedenfalls vor Isigonos von Nikaea, s. A. 126. Dass Ebert S. 160
ihn schon onter Philippos oder doch Alexandres setzte, beruht nur auf
einem von W estermann S. XXXIV berichtigten Versehen, aber auch
Westermanns Annahme, er habe unter Philadelphos und dessen Nach-
folgern gelebt, ist unerweislioh, wenn auch nicht unwahrscheinlich und
vielleicht richtig. Im üfQinXovg sagte er (Fr. 12), der Sklavenaufstand in
Chios falle kurz vor seine Zeit {fim^ov d^ tcqo rifimv x. t. A.), aber wir
wissen nicht, wann derselbe war. Ob er femer bei der Bemerkung in der
anderen Schrift Fr. 2 b. Schol. Theoer. I, 69 ebendiesen Vers vom 1. Id.
des Theokr. Tor Augen hatte, ist auch ungewiss. Ausserdem s. A. 75.
Jedenfalls wohl ein anderer N. ist der bei Vitruv. VIL Praef. 4 (s. C. 23.
A. 156) erwähnte Mechaniker.
71) Der Titel steht durcti Fr. 1. 2 fest, ein drittes giebt Aelian. N. A.
XI, 21.
72) Denn Ath. oitiit theils iv IIsQlnXots (Fr. 4), theils dreimal (XIII.
609 e = Fr. 10 und Fr. 11. 12) speciell einen IleQCnXovq oder Tla^anXovq
xfi^ 'Aala^y s. A. 69.
73) Bei Clem. Strom. I. 322 D f. (Fr. 20).
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476 Siebzehntes Gapitel. Antigonos von Earystos a. die Wanderbücher.
arbeiteten Nofiifia ßaQßaQixd'^^), muss wohl daliingestellt
bleiben'^).
Philostephanos'^) von Kyrene, Schüler des Kallimachos'^,
verfasste eine Beihe von Schriften vorzüglich geographischen In-
halts, alle voll von Fabeln und Mirakeln'®): nsQl täv iv^AiSia
noXsoVy ^HnsiQiottxdj tcsqI KvXXi^vrig'^^), femer xbqI
vi^6(ov^) und vermuthlich in poetischer Form®^) ycsQl naga-
86i,(Qv ytotafiäv und jcsqI xQYjväv^), sodann zur Zeit des
Ptolemaeos Philopator (222—206)®^) ^sqI eigtifiarmv^), endlich
74) Fr. 14 ff.
75) Möglich wäre es ja, daes N. eine Zeit lang in Amphipolis lebte.
Aber anch so ist aus der Vermuthnng Schol. Apoll. Rh. 111, 202 (Fr. 17),
dass er von Apollonius dem Rhoder benatzt sei, nicht einmal so viel (mit
Müller) sicher zu schliessen, dass er vor diesem geschrieben habe.
76) Stiehle Philostephanos von Eyrene, Philologus IV. 1849.
S. 385-412. Viel besser gleichzeitig Müller F. H. G. IlL S. 28—34. Vgl.
Westermann S. XXXVIf. 179 f.
77) Ath. VIIJ. 831 d (Fr. 20 M.). o KvQrjvaCog (ulv yivog, KaUtfidxov
Sl yvmqifiog,
78) Gell. IX, 4, 2 f. zählt ihn unter den Verfassern der Wbri Graeci
tniracülomm fabvUarwnque pleni auf.
79) Fr. 1—9» M. Mit grösster Wahrscheinlichkeit vermuthet Müller,
dass dies Alles nur Theile eines umfassenderen Werkes waren, in welchen
den Städten in Asien, von denen Ath. Vif. 297 f. (Fr. 1) das 1. B. citirt,
die in Europa oder wenigstens in Griechenland (vgl. Fr. 7. 8) als zweiter
Abschnitt gegenüberstanden, von welchem die beiden anderen Titel nur
Unterabtheilungen bezeichnen. Er verlegt es nach einer, wie er selbst zu-
giebt, sehr unsicLeren Vermuthnng (zu Fr. 8) in den Anfang der Regierung
des Philopator.
80) Serv. z. Verg. Aen. I, 196 (Fr. 16). Const. Porphyr. Them. I. p. 40
Bonn. (Fr. 11). S. Fr. 10—18. 16. 16. 18. 19. Nur ein Theil dieser Schrift
war nsQl Kvngav (Fr. 10 b. Tzetz. ad Ljc. 447. Et. M. £gni%$ia vgl. m.
Fr. 11. Fr. 13 b. Clem. Protr. 38 C «= p. 17, 29 ff.). Vgl. auch C. 21. A, 582^
C. 33. A. 812.
81) Wie nach der richtigen Bemerkung Westermanns S. XXXVII
aus Tzetz. Ghil. VII, 144. V. 651 hervorzugehen scheint, wo Ph. zu den
Verfassern von Wunderbüchem in Versen (yQaq)atg fuerQocvvd'itoig) ge-
rechnet wird. Denn Tzetz. theilt weiterhin 670 ff. zwei elegische Distichen
desselben über einen See Sikeliens mit, die entweder, wie Müller mit
Recht urtheilt, aus nsgl 'KQrivmv sind oder aus einem etwa noch anzu-
nehmenden dritten Werk über wunderbare Seen, nicht aus nsgl rqaoiv, wie
Stiehle S. 386 f. glaubt. Denn dass dies vielmehr eine Prosaschrift war,
schliesst Müller mit Grund aus Fr. 16. 19. Vgl. auch A. 12.
82) Fr. 20 (s. A. 77) nebst 21—26 und Fr. 27 b. Harpokr. AovQOtif6q>og.
83) Dies erhellt aus Fr. 29 b. Plin. N. H. VII. §. 207 1 ad XL (näml.
ordines remorum naves primum instUuüse Phüostephanus auctor est) Ptole-
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Pbilostephanos. Philon. 477
^Vxofivi^liaxcc^% ein antiquarisch-historisches oder vielmehr mytho-
graphisches Werk®^), ans welchem die Behandlungen Ton Mythen
und Sagen stammen^ die aus ihm besonders in den Scholien zu.
HomeroS; Pindaros und Apollonios dem Khoder angeführt
werden ^^. Er hatte in demselben unter Anderem auch die Attta
des Eallimachos benutzt^), in der Schrift über Inseln vielleicht
die gleichnamige des Herakleides ^).
Philon von Herakleia schrieb ein dem Nymphis gewidmetes
Wunderbuch^^) und lebte folglich unter Ptolemaeos III Euer-
getes^^). Ob dieser Philon oder Philon von Byzantion oder ein
dritter, etwa erst in nachalexandrinischer Zeit lebender der Ur-
heber der auf uns gekommenen kleinen Schrift über die sieben
Wunder der Welt (jcsqI xäv imd ^avfLdtov) ist^), sei
dahingestellt.
maeum PhiJopatorem, Denn dasB er etwa diesen König sogar noch über-
lebt hätte, ist nicht sehr wahrBcheinlich.
84) Clem. Strom. L 308 A. Euseb. P. E. X, 6, 14. 476 d. Fr. 28—31.
85) Sohol. Apoll. Rh. II, 124 (Fr. 32).
86) Und nicht ein grp.!nmati8ch-exegeti8cheB, wie E. Eoepke De hypo-
mnematis Graecis I. (BerL 1842). 8. 4 meint. 87) Fr. 32—88.
88) Dies ergiebt sich aus Fr. 86 (Schol. AD IL £, 146). tctogsi ^. nal
KaMfiuxog h Altiois. Die Vermnthong von Stichle S. 389. 407 nnd
Müller S. 28. 31, dass Ph. selbst Ätna geschrieben habe, scheitert gerade
an dieser Stelle, wo es dann hätte tetoQovai heissen mfissen. Trotzdem
kann unter dem liber quo (FhilostepJtanus) quaestiones poeticas reddidit (Fr. 14
b. Prob. z. Yergil. Ecl. X, 18) möglicherweise eine uns sonst nnhekannte
Schrift desselben verstanden sein; wo aber nicht, lässt sich fflglich auch
hier nur an die *TjtOfivrinccta denken.
89) Fr. 19 b. Harpokr. ZtQvp,rj. ^HifatiXtiSrig ^ 4>. h xm n^qX vr^aayp
tpriaC X. r. X. Doch s. C. 26. A. 8.
90) Porphyr, b. Stob. Ecl. phys. p. 1016 H. 421, 11 f. W. Offenbar
wohl dasselbe Werk wird von Suid. IlaXaitpaxog nnter dem Titel negl
nagaSo^ov taxoqCag mit der Nachricht angefahrt, dass Philon, wie er hier
schlechtweg heisst, den Palaephatos aus Abydos als Geliebten des Aristoteles
bezeichnet habe: iv x& si axDixB^co xov n, n, t. ßißX^ov (so Küster f.
ßißXiov) a\ Hiemach war jedes Buch desselben alphabetisch geordnet
(Eoepke a. a. 0. S. 10). Bernhardy z. d. St. fireilich will «. n. f. um-
stellen, so dass dieser Titel vielmehr dem Palaephatos von Paros oder Prione
gehören nnd jene Kachricht aus Philon von Byblos sein soll, nnd Horcher
üxix(p f. axoi%Bl<p schreiben. S. C. 27. A. 110. — Gewiss mit Recht demselben
Ph. schreibt Westermann S. 179 auch das Geschichtchen bei Aelian. N. A.
XII, 37 zu.
91) Wenn anders dieser Nymphis doch wohl sein Landsmann, der
Geschichtschreiber, war.
92) Aasgaben von Leo AUatius, Rom 1640. 8., L Gronov im
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478 Siebzehntes CapiteL Pseudo-Aristot. Pseudo-Theopompos.
Die SammluDg unter dem Namen des Aristoteles Sav-
^dffia axov6fiata^^) gerieth unter dessen Werke nur in Folge
davon ^ dass der Anfang aus dessen Thiergeschichte entnommen
ist^^^). Der Grundstock derselben stammt wohl bereits aus dem
dritten Jahrhundert, da kein jüngerer Schriftsteller als Timaeos
für denselben gebraucht zu sein scheint^). Nächst Aristoteles
und Timaeos haben fast ausschliesslich Theopompos und Theo-
phrastos als Quellen gedient^*^).
Aus ungewisser Zeit sind die @av(idöia des Theopompos,
d.h. die Sammlung der in seinen Geschichtswerken, namentlich
Theeaur. antiq. Gr., Boesius hinter dem Ibis des Ovidias, Lyon 1661. 8.
J. C. Orelli, Leipz. 1816. 8. — Ueber Ph. v. Byzanz s. C. 23. A. 189 ff.
93) Sonderausg. v. Beckmann, Gott. 1787. 4., dazu Westermann
S. 1—60, vgl. S. XXV ff. und 0. Apelt, s. C. 2. A. 824. Ueber die Hand-
schriften 8. Westermann S. Iff. Die beste ist Laurent. LX, 19 (L^ bei
Bekker und Apelt, G b. Westermann).
93^) Nächst Westermann S. XXVIII s. A. 94. 94^
94) S. Müllenhoff a. a. 0. S. 426 ff. und dessen Recensenten v. Gut-
Bchmid Litt Centralbl. 1871. Sp. 626 f. — Rose De Aristot. libr. S. 54 f.
verlegt denselben denn auch schon vor 260, H. Schrader Ueber die
Quellen der pseudo-aristot Schrift nsQl ^av^, ax., Jahrb. f. Philol. XCIH.
1868. S. 217—232 wenigstens nicht nach 160. Der Anhang 162—178 ist
allerdings eine viel spätere Zuthat, frühestens aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Das Uebrige ist freilich, wie Böse a. a. 0. Aristot. pseudep. 8. 256. 258.
280. 327 ff. zeigt, nicht in der richtigen Ordnung, die vielmehr annähernd
diese ist: 1—114. 180—137. 116—129. 138—161 (s. A. 94^), überliefert, aber
es hat nur wenig spätere Einschaltungen erlitten (51 — 60. 83. 99). Auch
scheint 130, wie schon Sylburg vermuthete, zwischen 112 und 118 zu ge-
hören, s. P. Guenther De ea, quae inter Timaeum et Euphorionem inter-
cedit ratione, Leipzig 1889. 8. (Doctordiss.). S. 26 f. Die allsten Gitate
unter dem Namen des Aristoteles finden sich freilich erst bei Isigonos von
Nikaea.
94^) Schwerlich ausser 119 (s. Guenther a. a. 0.) auch Lykos von
Rhegion, wie Müllenhoff meinte. Dieser ist vielmehr sonst bloss aus
Anführungen bei Timaeos ausgeschrieben, denn v. Gutschmid a.a.O. hat
die enge Zusammengehörigkeit von 78—114. 130—136 dargelegt, welche
mit grösster Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass dies Alles aus derselben
Quelle, d. h. aus Timaeos, entnommen ist, und diese Wahrscheinlichkeit ist
durch die neueste Untersuchung von Guenther a. a. 0. S. 24 — 28. 38—78
(vgl. C. 21. A. 298) für 79—114. 130—136 geradeswegs zur Gevrissheit er-
hoben. S. ausserdem die eingehende Auseinandersetzung imd Widerlegung
Müll enh off s von Enmann Untersuchungen über die Quellen des Pom-
peius Trogus (Dorpat 1880). S. 193—203. Aus Aristoteles und Theophra-
stos sind 1—77, aus Theopompos fast durchweg 137. 116—129. 138, wieder
aus Theophrastos 139—151.
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Pseudo-Ephorofl. Apollonios. Lysimachos. 479
im achten Buch der OLltxn^xd enthaltenen zahkeichen Wunder-
geschichten ^)y ebenso wenig lässt sich genauer "bestimmen, wann
aus Ephoros die unter dessen Namen umlaufenden IlaQdöoia
und EvQi^fiata ausgezogen wurden^^).
Apollonios gleichfalls aus Ungewisser^ aber immerhin auch
wohl noch alexandrinischer Zeit^^ verfasste die in derselben
Handschrift wie das Buch des Äntigonos^^) erhaltnen 'lötogCai
d'aviidöLat^) über Merkwürdigkeiten aus Natur und Menschen-
leben, eine Sammlung, die denn auch mit der des Antigonos un-
gefähr Yon gleichem Schlage ist, aus verschiedenen ächten und
unächten Schriften unter dem Namen des Aristoteles, wie z. B.
den Zmixa, und des Theophrastos, aus Theoporapos oder wenig-
stens den aus diesem ausgezognen ©aviidöia^^) ^ aus Etesias,
Eu4oxos von Bjiidos und von Rhodos *®^), Aristoxenos, Phylarchos,
Herakleides dem Kritiker ^®*), Skymnos^®*), Sotakos^^) und einem
nicht näher bekannten Andron*^^).
Lysimachos^*^) aus Alexandreia*^') lebte nach Mnaseas*^*)
und vor Apion^®^), also im zweiten oder ersten Jahrhundert
95) Apollon. Hiflt. mir. 10. La. Diog. I, 116. Serv. z. Verg. Ecl. VI, 13.
Westermann S. Lf. 192 f. Den richtigen Sachverhalt erkannte zuerst
Ebert Diss. Sic. S. 173.
^ 96) Said. "Etpogcg, IIccQaäöimv tmv i%aataxov ßißXia te' (ist diese auf-
fallend grosse Zahl richtig überliefert ?), EvQrjiidtoiv av ^nact og bvqb ßißXCa
ß\ Strab. XIII. 622. "EtpoQog . . . o tijv taxoQlav avyyQciipag xal tä nsgl
sv^fidtav. Marx Eph. fr. S. 32. Westermann S. XXX. Müller F. H. G.
I. S. LXI. V. Wilamowitz S. 25. Die üa^äo^a werden sonst nicht er-
wähnt, von den £i^. giebt es mehrere Bruchstücke, Fr. 158—162 M.
97) Wenigstens ist keine seiner Quellen, wie es scheint, später als das
zweite Jahrh. v. Chr.
98) S. A. 1.
99) Aasgaben von Xylander (s. A. 1), Menrsias, Leid. 1620. 4.
Ten eher, Leipz. 1792. 8., Ideler in den Phys. et med. min. I. Berl. 1841.
Westermann S. 103—116.
100) S. A. 95.
101) S. C. 22. A. 315.
102) S. C. 26. A. 4.
103) S. C. 22. A. 197.
104) S. G. 25. A. 128. 130.
105) S» iv tjj d' tmv Kifog ^CXinnty» dvaimv.
106) Müller F. H.a. IH. S. 334— 342. Vgl. Wester mann S.XXX. 164f.
107) Schol. Apoll. Rh. I, 558 (Fr. 11). Seh. Soph. 0. C. 91 (Fr. 6).
108) Ath. IV. 158 d (Fr. 16).
109) Joseph, c. Ap. II, 2 (Fr. 2).
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480 Siebzehntes Gapitel. Antigonos yon Earystoe u. die Wonderbücher.
V. Chr."^) und achrieh @ riß aVxa jrapadoga*^*), femer in höchst
judenfeindlichem Sinne ^^yvjrrtaxc^"), endlich Noötot^^^^)
in mindestens 3 Büchern"*), und vielleicht war auch eben dieser
Lysimachos der Verfasser der 2 Bücher nagl rijg ^Eq>6Qov
xloTCfis^^).
Isigonos^*^) von Nikaea*^'), aus welchem wir noch zweier-
lei Auszüge besitzen, die einen in einer Florentiner Handschrift ^^^,
die anderen in einer römischen ^*^), schrieb '^«^^yr«**®), die schon
110) Da er bei Joseph, c. Ap. II, 14 (Fr. 8) hinter Apollonios Molon
genannt wird, die in Wahrheit swei Personen waren, so fragt sich, ob hier
an Apollonios oder an Molon, den Lehrer des Cicero, zu denken -ist, und
Letzteres wird der Fall sein (vgl. C. 35. A. 124fiEl), doch hat es immerhin
sonach eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass L. erst ein, wenn aach viel-
leicht älterer Zeitgenosse des Cicero war.
111) Fr. 4—8. So lautet der Titel Schol. Eurip. Hipp. 646 (Fr. 8),
9rißecX%a Fr. 6 (s. A. 107), I>09aymyri tmv GrjßaXxöiv Seh. Apoll. Bh. id,
1179 (Fr. 4). In Fr. 6 wird das 13. B. citirt, doch yermuthet Müller,
dies sei in das 3. zu ändern.
112) Wenigstens war dies muth masslich der Titel dieses Ton loseph.
c. Ap. mehrfach (Fr. 1—3) benutzten und bestrittenen Werks. Vgl. Cos-
mas Topogr. Christ. XII. p. 241.
113) Fr. 9 — 20. Der Titel wird wiederholt angegeben.
114) Ath. a. a. 0. iv tghtp N6atwv.
116) Porphyr, b. Euseb. P. E. X, 3, 23. 467 d. — Tzetz. Prol. in Heeiod.
p. 30 Gaisf. (vgl. Chil. VI, 88. V. 917 ff.) führt ein 1. B. nsQl noirjtav von
Lysimachos aus Eyrene an (Fr. 26), den Westermann schwerlich mit
Recht für denselben hält. Viel ansprechender vermuthet Müller eine Ver-
wechselung mit Lysanias von Eyrene, s. C. 12. A. 101 ff. Dagegen ist um-
gekehrt dessen Vermuthnng, dass Lysimachos von Alexandreia der N&mliche
sei mit Lysimachides (Fr. 21—26), mehr als unwahrscheinlich, vielmehr
war derjenige Caecilius, welchem Letzterer seine Schrift nsQl x6v naqa toi^
'AttLnotg ^r^zoqmv widmete (Fr. 26 b. Ammon. ^€10909), schwerlich ein
anderer als der Ealaktiner.
116) MüllerF.H.G. IV. S. 436-437. Vgl. Westermann S. XXX. 162 f
117) Steph. V. B. m%aia. Gell. IX, 4, 3. Plin. N. H. VII. §. 12 (Fr. 1).
118) Laur. LVI, 1 aus dem 13. oder 14. Jh. S. Rose Anecd. Gr. L
(Berl. 1864). S. 1 ff. Die Ueberschrifb lautet: xgrivai %al Xiftvai. %al «ly-
yal. xal notafu)! oaoi d'avfidcui ti9cc iv avtotg ixovaiv. Lediglich in Folge
einer verfehlten Muthmassung nannte der erste Herausgeber H. Stephanus
(Aristo! et Theophr. scripta quaedam, Par. 1667. 12.) den Epitomator
Sotion: in tmv Ucotitovog anoQadrjv nsQl norccumv xal xpijveöy xal Xiuvmv
naQado^oloyovfiivmv , imd ihm sind die späteren gefolgt, so auch noch
Westermann S. 183—191, vgl. S. XLlXf. Diese Auszüge sind aus dem
2. B., s. §. 1. 8. 43. Gtg [cxoQsi: *L iv dBvtiQ<p 'Anictmv. Im Folgenden
werden sie mit E. F., die römischen mit E. V. bezeichnet.
119) Vatic. 12 aus dem 16. Jh. Gefunden und herausgegeben von
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Isigonos. Diopbanes. 481
von Varro^^) und sodann von Nikolaos oder Pseudo-Nikolaos*^'^)
aus Damaskos^^^) viel benutzt sind^ spätestens also in der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. Er selbst beutete iu
dieser Sammlung unter Anderem^****) die Schrift des Theo-
phrastos TceQl vSdxov ^^^), die von ihm bereits für acht gehaltenen
©av^dffia dxovöfiara unter dem Namen des Aristoteles^^'*), femer
den Antigonos^^^) und den Nymphodoros^^^) aus.
Diophanes voinNikaea^^^**) soll 77a()ado|a geschrieben haben,
Roh de Isigoni Nicaeensis de rebus roirabilibus breviariam, in Bitschls
Acta SOG. philol. Lips. I., Leipz. 1871. S. 26—42.
120) S. A. 118.
121) S. Rose Aristot. pseudep. S. 280 f. und bes. a. a. 0. S. 10 f.
Robde S. 30 ff. Rnsch De Posidonio Lucreti Cari anctore etc., Geifsw.
1882. 8. S. 36 ff. (welcher aber S. 38. A. 33 gegen Rose und Roh de zeigt,
dasB Varro in den betreffenden Partien Einiges ^aucb aus Poseidonios ge-
schöpft hat). Vgl. bes. die beiden aus Varro (s. Plin. §. 9. 16. Solin. II,
27. 12, p. 66, 11. 63, 8 Momms.) geflossenen Darstellungen bei Vitruv. VIII,
3 und Plin. N. H. XXXI. §. 9 ff. (nach der üebersicht bei Rusch) mit Isig.
E. F. 9. 16. 24—26. 29. E. V. 11. 34, 36. 39. Andrerseits citirt Plin. VII.
§. 12; 16. 27 (Fr. 1—3 M.) den I. selbst und nennt ihn Ind. VII. XII. XIII
unter seinen Quellen. Vgl. auch E. V. 10. 31 mit Plin. IX. §. 36. II. §. 191.
Roh de S. 31 f. hebt noch heryor, dass zwei fast verschollene Schriftsteller
Polykleitos und Dahon (s. C. 21. 22) uns jener E. V. 10 und bei Plin. XXXI.
§. 17, dieser E. V. 2 und bei Plin. VI. §. 183. 194 begegnen, und dass der
zugleich mit jenem E. V. 10 genannte Agatharchides nur zweimal bei
Plin. VII. §. 14. 29 auftritt. Unmittelbar benutzt hat den I. auch Ath. II.
41f — 44, wie Rusch S. 83 ff. zeigt. Vgl. A. 123.
121*>) S. C. 32. A. 399.
122) S. Rohde S. 28 ff.
122^) Vgl. C. 18. A. 22.
123) Wie namentlich Rusch S. 26—40 dargethan hat. Vgl. bes. die
Stellen bei Plin. XXXI, an denen- Theophrastos ausdrücklich genannt wird .
§. 13 f. 17. 19. 26. 83. 106 und das Citat desselben bei Ath. II. 42 c (Fr. 169
Wimmer, s. A. 121) nebst den mit diesem Bruchstück übereinstimmenden
Stellen b. Plin. XXXI. §. -20. 31. 32. 36. 52. 64. 66. 61 (s. die Tabelle bei
Rusch S. 33 f.). Dass dagegen die Benutzung von Theophrastos bei Sen.
Qu. n. III nicht, wie Rose meinte, durch I. und Varro vermittelt ist, dar-
über 8. Diels Doxogr. S. 19 und Rusch S. 24—33. 39 f. üebrigens vgl.
auch C. 29. A. 190.
124) S. A. 94.
126) S. Rohde S. 29 ff.
126) Dies erhellt, wie Rohde S. 34 bemerkt, aus Plin. N. H. VII. §. 16.
Isigonus et Nymphodorus tradtmt . . . culicit Isigonus. Ueber das Bruch-
stück aus Ariston von Eeos s. C. 33. A. 177.
126^) Varr. R. R. I, 1, 8, wo er unter den Schriftstellern über Landbau
Sdsbiiihl, gricch.-alcx. Litt.-Gesoh. I. 31
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482 Siebzehntes Capitel. Antigonos von Karystos u. die Wunderbücher.
welche später Yindanionus Anatolius aus Berytos bei seiner
2Jway(oyf\ yscoQyixäv imtridsvfidtov benutzte^**®); indessen scheint
dies ein Irrthum zu scin^^^*), so wenig es im Uebrigen, wie sich
später (C. 25) noch näher zeigen wird, an Wunderbtichem auf
dem Gebiete der Landwirthschaft fehlte ^^^®). Jedenfalls brachte
er die von Cassius Dionysius aus IJtika gemachte griechische
üebersetzung des Landbauwerks von Mago^*^*) in einen dem
König Deiotarus gewidmeten Auszug von 6 Btichem^*^*). Er war
also ein Zeitgenosse Ciceros.
Bolos von Mendes in Aegypten^*^, unter dessen Namen
es ein Gedicht über Giftmischerei, eine Schrift tcsqI d'av-
liaöifov und eine Reihe anderer Zauberbücher gab*^), von denen
wenigstens einzelne schon in der Alexandrinerzeit, wenn auch viel-
leicht erst der mittleren, vorhanden waren ^*^) und auch für
aufgezählt wird (vgl. I, 9, 7. Diopkanes Bithynos und I, 1, 10, s. A. 130).
Plin. Ind. X (vgl. Ind. VIII. XIV. XV. XVII. XVIII). Sehr häufig erscheint
D. in den Geopon., vgl. Argum, 1. I. p. 7 Nicl.
126*») Phot. Cod. 163, s. Weatermann S. XUVf, vgl. Geopon. a.a.O.
126**) S. Oder Beitr9.ge zur Gesch. der Landwirthsch. bei den Griechen,
ßhein. Mus. XLV. 1890. S. 81.
126*) S. über Archibios und Aristandros C. 26. A. 22. 23, über
Anderes ebend. A. 24.
1260 S. C. 26. A. 6.
126«) Varr. R. R. I, 1, 10. utiliter ad VI Ubros redegit DiopJianes in
Bithynia et misit Deiotaro regt. Colum. I, 1, 10. Vgl. C. 26. A. 8.
127) Colum. (der ihn zuerst nennt) VII, 6, 17 (s. A. 132). XI, 3, 63.
Äegyptiae gentis Bölum Mendesium, Galen, de antid. II, 7. T. XIV. p. 144
K., s. C. 10. A. 83. Suid. BmX. MsvS, (s. A. 128}.
128) Bei Suid. sind, wie allgemein anerkannt wird, aus dem einen
Bolos zwei geworden, ein Demokriteer und ein Pythagoreer: BöaXog dtifio-
xp/r£coff, (piXoaocpog, texogiav xal tsxvtiv 'laTQixriv' ^%ii S\ laang €pvaiyiäg
dno xiv(ov ßorjd'rjiidtav tTjg (pvosoag, — B. MsvÖTiaiog UvQ'CLyoQBiog, nBql
x&v in trig arayvioaBoag tcSv [atOQiäv etg iniaxaüiv rjuceg dyovtoiv, tcsqI
^avfutüicav ^ (pvciMcc dvvafiSQcc, ht (so Küster f. ?xsi) Sl nsQl avynia&Bmv
%al dvxmu^Bi&v^ <xc*^l^ (so Küster) XC^mv %uxd atoixetov, nsql ürifisimv
x&v i| riXlov xal e^Xrivrig %al aQyixov xal X-üx^ov xal Cgidog,
129) Dies erhellt nicht bloss daraus, daed schon Vitruv. IX, 3, 14 die
XeiQOKfirjxa kannte, die er ohne Weiteres dem Demokritos zuschreibt
(s. A, 134), sondern dass auch Plin. N. H. XXIV. §. 167, nachdem er
§. 160 ff. versichert hat, diese Schrift sei von Demokritos, und dann eine
Reihe von Zauberpfianzen aus derselben aufgeführt hat, fortfährt: adiecit
his ApoUodorus assectatar etu« herbam aeschynomenen . . . Cratevas oenotherin,
8. C. 24. A, 91. C. 34. A. 69. Jedenfalls dieselbe meint Plin. XXV. §. 13
mit dem volumen de effectu herbar um des Demokritos.
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Bolos Ton Mendel. Pseado-Demokritos. 483
Werke des Demokritos galten ^ wird von einem Theil der
neueren Gelehrten ^^'*) für den Fälscher gehalten, welcher dem
Demokritos diese Machwerke unterschob. Viel wahrscheinlicher
indessen ist die Vermuthung Anderer ^*^), dieser sogenannte
Aegypter sei vielmehr ein rein erdichteter Vorläufer des Letzteren,
der angeblich wahre Urheber jener magischen Schriftstücke, welche
dieser sich angeeignet oder ausgeschrieben hätte ^^^. Sicher nach-
weisen lässt sich freilich nur eine bestimmte Schrift, die zwischen
Beiden Streitig war, die überSympathien und Antipathien*'*),
130) So Müller F. H. G. 11. S. 26 f. E. Meyer a. a. 0. S. 277—284.
131) Rose De Aristot. IIb. S. 8. Lortzing üeb. die eth. Fragmente
Demokrits, Berl. 1873. 4. S. 6.
132) Dafür spricht entschieden die Thatsache, dass wirklich dem Demo-
kritos ähnliche Vorläufer gegeben worden, der Phoenikier Mochos, unter
dessen Namen,, wir wissen nicht, ob schon in der alexandrinischen Zeit,
aus ächten Schriften des Demokritos ein Buch gefälscht war, aus welchem
dieser die Atomenlehre entlehnt haben sollte (s. Zeller a. a. 0. 1*.
S. 766 Anm.), der Babylonier Akikaros, der Kopte Allobechea und der Phoe-
nikier (Phryger?) Dardanos: Plin. XXX. §. 9. Democritus AlhbecJietn Copti-
tem et Dardanum e Phoenice inlustravit voluminibus Dardani in sepülchrttm
eiu8 petitis, suis vero ex disciplina eorum edüis, quae recepta ab ullis homi-
num atque transisse per memoriatn aeque ac nihil in vita mirandum est.
in tantum fides istis fasque omne deest, adeo ut qui cetera in viro probant,
haec opera eius esse inficientur. sed frustra. Clem. Strom. I. 308 D. Jrjii.6-
HQitog t€fvg BapvXaiv£ovg Xoyovg rjd'i%ovg neno^rjxai' Xiysxai yctQ ttjv *A%i'
%aqov üxriXriv §Q(irivBv^8Laav totg l9£oig avvxaieti avy/gdiifiaat. Die erstere
Ansicht dagegen stützt sich auf Colam. YIl, 6, 17. Aegypti gentis auctor
memorabilis Bolus Mendesius, cuius commenta, quae appellantur Graece
vno(tvriptatcc y sub nomine Democriti (also produntur, aber diese Stelle lässt
sich ebenso gut im Sinne der letzteren auffassen. Gegen letztere spricht
nur, dass Bolos bei Suid. (s. A. 128), Steph. v. Byz. *'Aipvv^og und Schol.
Nie. Ther. 764 (s. A. 138) vielmehr Demokriteer genannt wird. Aber warum
konnten nicht Andere das Verhältniss umkehren und den Demokritos zum
Lehrer, den Bolos zum Schüler machen? Müsste man freilich aus Steph.
a. a. 0. IffTc xal ilSog tpvxoVf nBql ov B. 6 Jriyi,o%qCxBiog. oxi SeofpQccaxog
iv Tfl5 nsffl (pvxmv ivdxaty xä nQoßaxu xd iv x& Uovxco x6 dilfvvd'tov v8(jl6'
fiBva ovx i%Bi toXr^v abnehmen, dass Bolos die Pflanzengesch. de? Theophr.
citirt habe, so würde dazu keine jener beiden Annahmen stimmen, aber
s. Meineke z. d. St.: „Inter oxi et Jri(io%Qixfiog distinxi. Bolus teste Theo-
phrwto uti non potuitf'.
133) Suid. a. a, 0. (s. A. 128). Schol. Nie. Ther. a. a. 0. B. 6 drmo-
%Qlx8tog iv tS n. a. %. d, xovg TÜQaag tpriaiv i%ovxag nag' iavxoig ^avdaifiov
(pvxov tpvxsvacei iv Aiyvnxq) <og noXXmv fisXXovxmv dvaiQsd"iiasad'at ^ xriv 9%
dyad'riv ovaav elg xovvavxCov fisxaßccXsiv notijaal xb x6 (pvxov xaQnbv yXv-
%vxaxov, („Die Vergleichung dieser Stelle mit Dioskor. I, 187 zeigt
31*
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484 Siebzehntes Capitel. AntigODOs von Karystos u. die Wnnderbücher.
aber auch zwei andere pseudo-demokritische, die Handfesten^^)
und die über das Chamaeleon^'^) waren wenigstens ganz von
demselben Schlage. Alle drei fehlen in dem von Thrasyllos
(unter Tiberius) entworfenen Verzeichniss der demokritischen
Werke ^^®), aber auch dies Verzeichniss enthält Fälschungen, die
sonach in der alexandrinischen Zeit, aber wohl schon in der
älteren entstanden waren, und unter ihnen solche, welche
wenigstens dessen würdig gewesen wären von anderer Seite
vielmehr dem Bolos zugetheilt zu werden und es vielleicht zum
Theil auch wirklich wurden. Hieher gehören namentlich die 8
oder 9 Bücher ^Tjcoiiviq^ata rjd'txä^^'^), und auch mit dem
übrigen 8, dass an beiden Orten derselbe Schriftsteller ausgeschrieben ist,
welcher seinerseits wieder den Bolos and den an ersterer Stelle nnmittel-
bar vorher genannten Sostratos am Ende des 1. Jh. v. Chr., vgl. C. 10. A.
125. G. 34. A. 175, ausgeschrieben hat'^ M. Wellmann.) Dagegen Colura.
XI, 3, 64 (vgl. C. 25. A. 21) trotz des vorher VII, 5 (s. A. 132) von ihm
Gesagten: Democritua in eo libro, qui inscrihitur nsgl avxma^mv (dvrt-
na&eimv?). Der in 2 Handschriften (Ambros. R 3 Sup. und Vatic. 299)
erhaltene Tractat (Fabricins Bibl. Gr. IV. S. 333 ff., wahrscheinlich ans
dem Vatic.) stammt erst ans byzantinischer Zeit, s. Gemoll Nepnalii frag-
mentum ... et Democriti nsQl avft^nad'^uiv tucI dvttna^siwv^ Striegaa
1884. 4.
134) D. h. eigenhändig zur Bekräftigung untersiegelte Schriftstücke.
So übersetzt Meyer S. 277 f. XsiQ6%iirizaf s. Vitrav. a. a. 0. Democriti . . .
commentarium , quod inscrtbitur X8iifo%fii^tmv ^ in quo etiam lUebatur
anülo, ut Signaret caera tnolli quae esset expertus, S. über dieselben
C. 25. A. 21. 154.
135) Plin. XXVIII. §. 112 f., dessen Leichtgläubigkeit Gellius X, 12, 1 ff.
tadelt. Dieser giebt den genaueren Titel: de vi et natura chamaeleontis.
136) La. Di. IX, 45 ff. Denn so ansprechend die Vermuthung von
Casaubonus z. d. St (welche Müller sich aneignet) auch ist, die Xti-
QoxfiTita seien einerlei mit den XeQvind §. 49 (statt derer Hübner und
Cobet nach der Vermuthung von Salmasius XeiQmifirjxa sogar geradezu
in den Text gesetzt haben), so gehörte doch letztere zu den 'Tno(ivi^(iaTce
Ti^md (s. A. 137), was auf erstere schwerlich passt, s. A. 129.
137) Wie Müller dargelegt hat. Von diesen (§. 46 ^l^ofivrmoctav i^^i-
%mv <^>, wie Fabricins- wollte, oder aber <^>, wie eventuell Lortzing
vorschlägt) heisst es nämlich hinterher §. 48 f. zaxtovci äi tiveg %at' Idücv
in tmv vnofivrKidtatv xal xavtci' x6 nsQl xmv iv Baßvlmvi tsffmv ygafiiid'
rcoy, nsgl xmv iv Msqojj tsQoiv YQapkfiäxtoVy 'Slxtavov JtBQinXovg (wenn anders
dieser Titel auf guter Ueberlieferung beruht und nicht vielmehr wegzulassen
ist), tcsqI taxoQ^Tjg, XalSatxog loyog, ^Qvytog Xoyog, jcsqI nvQBXoi xal xmv
dno voaov ßrjaaovxav, vofuxd ahiUy %fffvi%ä iq XQoßlruuixay und da wird
die Unächtheit des ersten Stücks sofort klar aus dem Citat b. Clem.
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Pseudo-Demokritos. Pseudo-Pythagoras. Monimos. 485
Landbauwerk^*®) stand es, wie die erhaltenen Auszüge**^ be-
weisen, nicht besser^^). Vielleicht wurden aber auch die magischen
Schriften unter dem Namen des Pythagoras***) von einzelnen
Seiten vielmehr dem Bolos beigelegt"^).
üeber die Wunderbücher des Polemon, Ägatharchides,
Aristokles und Alexandros ist später zu reden**'). Ob das
des Monimos*^) schon aus der alexandrinischen Zeit stammte,
ist nicht zu entscheiden. Von den Schriftstellern über Pyra-
(8. A. 132). Bei dem zweiten wird man analog hiemit an Allobeches
(b. A. 132) erinnert, bei dem ^Qvyiog X. zwar weniger sicher an Dardanos,
aber über die Natur des XaXd. u. des ^Qvy* kann wenigstens kein Zweifel
mehr sein. Mit ntQl [aroQ^rjg vgl. b. Suid. (A. 128) nsgl tSv in trig dva-
yvdasois %. t. X (freilich aber sind die Nofiina ottxia schwerlich, wie Müller
meint, einerlei mit ttc^I erni^lmr x. t. X.). Colamella mag bei den *Tno\Lvri-
(lata, von denen er spricht (s. A. 132), auch an diese ethischen mit ge-
dacht haben.
138) La. Di. 48. mQl ysmgyirig rj yea)^Lii6v, Colum. XI, 3, 2. Demo-
critus in eo lihro, quem Georgicon appellavit: es folgt der Itath den Garten
mit einer Hecke zn umgeben.
139) In den Geoponica, s. Mullach Fr. phil. Gr. I. S. 372 flF.
140) Wie Meyer a. a. 0. S. 17 flF. darthut. Dass aber bei Varr. R. R.
I, 1, 9 Euhulus nicht in Bolus zu verwandeln ist, zeigt Meyer S. 280. A. 5.
Auch mit den angeblich demokritischen Schriften Uv^ayoifrig ^ n^ql t^$
tov 60(pov Sia^iciog, TQitoyivBuc, Kigag 'JiuxX^e^rjg steht es mindestens
bedenklich, wie Lortzing a. a. 0. S. 4 f. bewiesen hat.
141) Plin. N. H. XXV. §. 13 (de effectu herharum). XIX. §. 94 (unum
de scillis volumen condidit . . . cöüigens medicas vires). XXIV. §.169, wo
die Ansicht bestritten wird, dass ein gewisses fabelhaftes Kräuterbuch nicht
von Pythagoras, sondern dem Arzte Kleemporos (vgl. XXII. §. 90) sei.
Vgl. Meyer S. 275 — 277. Eine Reihe anderer Fälschungen spätestens ans
de/ älteren Alexandrinerzeit lernen wir durch Herakleides Lembos Fr. 9 b.
La. Di. VIII, 7 kennen: (prial S' ^HQccnXstSrig 6 tov SaQccnüovog iv t^ ZtotC-
oivog initon^ ysyQatpivai avtov (näml. TIv^ecySQccv) xal negl tov oXov iv
inB6r dsvtSQOv tov tsgbv X6yov, ov ^ a^%i}* „cS vioiy aXXa üißsad'e fted"'
Tiovx^rjg tdds «avr«". xqCtov mql ^v%rig^ tita(ftov ifBQl svaeßfiagy niyiicttflß
*HXoQ'(tXri tov 'EnixaQfiov tov Kcpov natSQa ^ %%tov KQOtoava xal aXXovg^
s. C. 19. A. 60. C. 32 A. 463.
142) Nach dem A. 128 erwähnten umstand zu schliessen. Die letzten
Erwähnungen des Bolos finden sich bei Aöt. Tetrab. IV, 8, 23 (nach Galen.,
s. A. 127) und Theophyl. Simok. Dial. p. 27 Boissonade.
143) S. C. 20. A. 77. C. 22. A. 163. 164. 248. C. 26. A. 113. C. 33. A. 96.
96b. 98. üeber Palaephatos s. C. 27.
144) Clem. Protr. 27 B. iv t^ tmv ^avfkaßltov avvccyatyij. S. Wester-
mann 8. XXXf. 165. Vgl. C. 2. A. 88.
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486 Achtzehntes Capitel. Anekdotensammler.
miden^^) aber sind manche für uns blosse Namen, etwas mehr
als ein solcher vielleicht Antisthenes^*^); anderen wiederum
werden wir später begegnen ^*^.
Achtzehntes Capitel.
Anekdoten Sammler^).
Als ein Seitenstück zu den Sammlungen von Merkwürdig-
keiten und Wunderdingen erscheinen die schon früher in Schwung
gekommenen und nicht minder beliebten von Anekdoten be-
rühmter oder berüchtigter und unberühmter Männer und Weiber.
Freilich besassen sie vor jenen den Vorzug, dass sie nicht lang-
weilig, sondern trotz mancher beigemischter Abgeschmacktheiten im
Ganzen ergötzlich waren, auch wenigstens nicht dem Aberglauben
dienten. Aber mit historischer Wahrheit hatte auch diese Art
von Schriftstellerei, wenn man höchstens von dem Antheil ab-
sieht, welchen auch Antigonos von Karjstos in seinen Biogra-
145) Plin. N. H. XXXVl. §. 79. qui de iis scripserint stmt Herodotus,
EühemeruSy Dufis Samius, Aristagoras, Dionysius, Ärtemidorus, Alexander
Polyhistor, Butoridas, Antisthenes, Demetrius, Demoteles, Apion, Diese Liste
scheint chronologisch sein zu sollen. Vgl. Vossius De bist. Gr. S. 400
Westerm. und Müller F. H. G. II. S. 99 ff., der freilich in Bezug auf
Aristagoras mit Recht die Angabe von Steph. v. Byz. rvvaixonoXig: ov
nolXm vsooxsQog IlXaxcovoq vorzieht. Danach lebte Dionysios, wohl der-
selbe, den Plin. Ind. XXXIII— XXXVI als Quelle nennt, zwischen Duris und
Artemidoros von Ephesos, Butoridas (Plin. Ind. XXXVI), Antisthenes,
Demetrios (Plin. ebendas.), Demoteles zwischen Alexandros dem Poly-
histor und Apion, und dann kann Demetrios, ohne Zweifel der von Ath.
XV. 680 a citirte h xm iibqI xmv nax' Atyvnxow^ mit keinem der sonst be-
kannten Schriftsteller dieses Namens derselbe sein (vgl. auch C. 2. A. 703),
auch nicht mit dem Juden, an welchen Müller F. H. G. IV. S. 383 denkt
(s. C. 38. A. 78 ff.). Sicherlich kein Anderer ist aber auch bei Tertull.
Apol. 19 gemeint, wo er fälschlich Demetrius Phalereus genannt wird.
146) S. C. 19. A. 84.
147) Bei Duris denkt Müller F. H. G. IL S. 473 (Fr. 15) an die ohne
Zweifel etwa im 7. B. von dessen *IaxoQtai enthaltene Behandlung der Ex-
pedition von Alexandros dem Grossen nach Aegypten (vgl. C. 21. A. 329).
Ueber Demoteles s. C. 33. A. 228. In Bezug auf Euhemeros s. C. 11. A. 33.
1) Bei der Ausarbeitung dieses Capitels bin ich sehr wesentlich durch
schriftliche Mittheilungen meines Schülers A. Brunk unterstützt worden.
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Lynkeus von {Sanios. 487
phien an ihr hatte*), wenig oder gar Nichts zu schaffen, viel-
mehr hat sie derselben im höchsten Grade geschadet, und viel-
fach bewegte sie sich in sehr niedrigen Regionen. Massenweise
drang dies Element namentlich in die Lebensbeschreibungen der
Philosophen ein^). Eigne Schriften solcher Art waren die Chreien
verschiedener Verfasser*). Im üebrigen sind uns namentlich zwei
Schriftsteller bekannt, welche dies Gebiet anbauten, Lynkeus
und Hegesandros.
Lynkeus von Samos^) lebte später in Athen, wo er sich
gleich seinem Bruder Duris dem Theophrastos anschloss®), und
veröffentlichte in Prosa eine Anweisung zum vortheilhaften Ein-
kauf von Fischen und anderer Zukost {Tb%v7i 6if(ovritixi^),
wenigstens nach dier von ihm gewählten Einkleidung zur Be-
lehrung eines sparsamen Freundes*^, femer verschiedene Briefe,
welche sich gleichfalls auf die Freuden der Tafel bezogen®), und
2) Die gote Meinung, welche auch in dieser Hinsiclit Wilamowitz
a. a. 0. S. 34. 81 ff. von ihm hat, mag allerdings wohl etwas zu vortheil-
hafb sein.
8) S. C. 19.
4) S. C. 2. A. 93. 96. 161. 190. 220. 248. 266. 708. C. 8. A. 119. C. 82. A. 26.
6) Vgl. Müller F. H. G. IL S. 466. A. 1.
6) Ath. (dem wir fast unsre ganze Kenntniss verdanken) YIII. 337 d.
Avy%svg d' 6 Zafiiog, 6 Bsofp^dcxov fihv /ück^tjti^^, JavQidog dl dSsXipog
xov zag lazoqCag yqdtpavtog xal TVQavvrjaotvtog rrjg natqidog. IV. 128 a.
Avy%ioc nal Jovqiv zovg Ua^hvg^ &eo(pQdazov Sh zov 'EqboIov fiad'rjzdg.
III. 100 e. A. o Z, o &eo(pQdazov yvmQLfi^og. Suid. A. Zafitog y^afifiazinög,
SeocpQaatov yv<6Qt(iog, ddiXtpog JovQtSog zov tazoQioygdfpov zov xal zvgav-
VT^cavzog Zdfiov. avyxQOvog dh yiyovsv 6 A. Msvdvdgov zov %cofii%ov xal
dvxsTtsdst^azo yuonooS^ag xal iv£%7ias. Hippolocb. in dem Briefe an L. bei
Ath. III. 130 d: av Öh fiovov iv 'Ad'rjvaLg fLSvav evdaLfiov^isig zeig Sso-
(pQuazov ^sasig dnovcav. Vgl. A. 8. C. 26. A. 219.
7) Ath. VI. 288 c, A. d' o £. xal ztiv-qv otpouvrizinriv ovviyQurps nqog
ztva SvacivTjVf diBdaiuov ccvzov ziva Sst Xsyovza ngog zovg dvdgotpovovg
Ixd'voTtoiXctg XvatzeXöag^ k'zi dh dXvTtoag (ovsiad'ai v. ßovXszai^ „wo das •Humori-
stische dvd(f, 1%Q'. offenbar ans der Schrift selbst entnommen ist'' (Brunk).
VII. 313 f. A, d' 6 E. iv zfi 6. T., 7}v nQoaecpoavrjai zivi zöav itai(f(ov ^vacovr^,
(prielv %, T. X, In dem nun folgenden Fragment führt L. Verse des Arche-
stratos an, dessen Gedicht er unter dem Titel ^Hdvnd&Bta citirte, I. 4 e.
8) „Bei Ath. erscheinen deren 6. Einer handelte Ton dem Ghjatmahl
der Lamia (302, s. Plut. Demetr. 27. Sazs vno A. zov 2, crvyysy^aqp^at,
vgl. Harpokr. *L^v^)ttXXog\ zwei andere gleichfalls an Hippolochos (s. C. 25.
A. 218 ff.) über das des Antigonos (der ja 301 bei Ipsos fiel) und das des Ptole-
maeos, s. Ath. IV. 128 a. b. dsinvTizinai ztvsg iniCzoXai' Avyiisoog ^Iv z6
Aa^letg xrig *Azzi%rig avXjjZQ^dog, iittpav^^ovzog dsCnvov 'A&r^vtiai ysvoiisvov
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488 AchtzehnteB Capitel. Anekdotenaammler.
auf die wir später (C. 25 z. E.) noch wieder zurückkommen
werden, namentlich aber eine „Denkwürdigkeiten" (l^ÄOftviy-
^ovBVfiata) betitelte Sammlung^), welche Anekdoten und Witz-
worte besonders von Courtisanen, Schmarotzern, Flötenspielern
und ähnlichen Leuten*®), aber auch wohl von anderen Lebe-
männern") und jedenfalls auch von sonstigen Personen, so weit
es sich dabei um Trinkgelage handelte**), enthielt*^). In einem
vierten Werke in mindestens 2 Büchern „über Menandros"
besprach er unter Anderem offenbar auch die bei diesem vor-
JrjfitiZQlov . . . Hol aXXaig Sh neQistvxo{i8v rov Avy%iag intatoXaig nQog tov
avrbv yByqaniiBvaig *Inn6Xo%ov driXovaaig x6 zB 'Avxiyovov zov ßaciXimg dei-
nvov 'AfpQodlaia inizsXovvzog 'A^'qvrjüi xol z6 IltoXsfieciov zov ßaciXimg (vgl.
III. 100 e. avayqd(f>(ov yovv z6 TIzoXByMCov ovfinoisiov. lU. 101 e, wo von
der Bescbreibnog des L. von allen drei Gelagen die Rede ist; vgl. auch
G. 2. A. 669). do^aopLBv Ss aoi rifisig avzäg zag intazoXdg.- Nach dieser
seiner Aussage hatte also Ath. diese Briefe noch selbst in Händen. £s
liegt in ihrer Natur, dass sie bald nach den betreffenden Gelagen abgefasst
sind, und der dreimalige Zusatz des Eönigstitels scheint eben wegen dieser
Wiederholung schon aus L. herübergenommen zu sein. Ein vierter an
Diagoras enthielt eine Vergleichung athenischer und rhodischer Esswaaren
(Ath. III. 109 d. A, d' 6 Z. iv zfi ngog JtayÖQccv iniazoXfj isvy%qlv(ov zä
'Ad^rjvTjOL yivoiieva zcäv idmdtfimv nQ6g zä iv ^Podcp, vgl. VII. 285 a. b. 296 a.
XI. 499 c. XIV. 647 a. 662 d. 654 a, dazu 111. 76 e. VII. 380 a. XI. 496 f. iv
ratg imazoXatgy auch VIII. 860 d und vielleicht IL 62 c), aber auch von
athenischen und rhodischen Trinkgeschirren (XL 469 b, wo freilich nur A.
6 2. citirt wird). Ein fönfter war an Apollodoros gerichtet (IX. 401 f),
der sechste an den Komiker Poseidippos (XIV. lB62 c), jedenfeUs wohl (wie
Meineke F. C. 6. I. S. 458 und Müller bemerken) erst mehrere Jahre
nach dem Tode des Menandros (s. C. 8. A. 106)". (Brunk).
9) Ath. VL 248 d. X. 484 d. XÜL 683 e. E. Köpke üeber die Gattung
der 'AnouvTjfioviviiccza in d. griech. Litt., Brandenb. 1867. 4. S. 9—11 zeigt,
dass Ath. überall, wo er vielmehr die Unocpd'iyfiocza des L. anführt, VI. 245
a. d. 248 d. VIII. 387 d, doch diese nämliche Sammlung vor Augen hat.
Bei den Anekdoten pflegt es sich ja eben um Witzworte zu handeln. Die
Einerleiheit erhellt namentlich aus dem Vergleich von VI. 241 d mit 245 a,
10) Gnathaena, Niko XIIL 588 f— 584 f. Korydos VL 241 d. 246 d.
Silanos (Silenos?) über Gryllion, Chaerephon 246 a. Elei8opho8 248d. Dorion
VIU. 337 d.
11) Denn auch das Bruchstück b. Ath. VIII. 844 c. xal 'AXi^tg d' 6
noirjzfig tjv oiffocpdyog, dig o Z. (pfjat A. wird von Eöpke S. 9. 11 wohl mit
Recht dieser Sammlung zugetbeilt.
12) Kallisthenes, Ath. X. 484 d.
13) Aus Ath. XIIL 583 f. wird man schliessen dürfen, dass sie nach
dem Tode des Komikers Diphilos erschien.
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Hegesandros von Delphi. 489
kommenden Spassmaeher und Parasiten**). Sehr zweifelhaft ist
ein fünfter TiteP*). Ausserdem war er Komoediendichter, doch
ist uns nur eins seiner Stücke, der Kentaur, bekannt**).
Hegesandros von Delphi*') schrieb wohl bald nach 170*^)
eine sehr ergötzliche Anekdotensammlung unter dem Titel 'Tjco-
[ivrfkara in mindestens 6 Büchern*^) mit Benutzung der Schrift
des Dikaearchos über Alkaeos*^), der Diadochen des Sotion**),
14) Das einzige Bmcbstück b. Ath. VI. 242 b. c. iv dsytigm nsgl Mb-
vdvdQov giebt eine Charakteristik von zwei Spassmachem, Ev%Xsldrjg h
Z^jkvnqhov und ^iloi^vog rj TJteQvoyion^g. Jedenfalls war diese Schrift erst
nach dem Ableben des Menandros yerfasst
15) Ath. ly. 150 b. A. ir totg Alyvntutxoig nQO%Qiv(ov tä Alyvnxucnce
dtinta tmv IliQCixoiv x. r. 1., „vgl. 143 f. 'Hgodorog dh üvynqlvtov tu tav
'E^Xi^voav avfinoata nQog ta naga TligouLg^^. (Brunk). Wenn auch der In-
halt dieses Geschichtchens wohl fOr L. passen würde, so ist doch die Ver-
muthang (so zweifelnd Müller, entschieden Brunk De ezcerptis nsQl xov
twf TiQmoiv xa^' "Ourjgov §Cov^ Greifsw. 1887. S. 41 These 3) sehr wahr-
scheinlich, dass hier ein Schreibfehler vorliegt und das Citat vielmehr aus
Lykeas von Nankratis ist, s. C. 33. A. 248 ^
16) Ath. IV. 131 f. Meineke F. C. G. IV. S. 438 f. Kock C. A. F. III.
S. 274 f. „Wie es scheint, hat Ath. dies Citat so wie die beiden VIII, 387 d
(vgl. A. 6). XIII. 584 f u. ein viertes II. 62 c (s. A. 8) aus Hegesandros (s. 132 c.
337 f. 585 a. 62 d) als seiner unmittelbaren Quelle entnommen". (Brunk).
17) E. Koepke De hypomnematis Graecis I., Berl. 1842. 4. S. 20—38.
Müller F. H. G. IV. S. 412—422. Weniger Quaestionum Delphicarum
specimen: de Anaxandrida Polemone Hegesandro remm Delphicarum scri-
ptoribus, Berl. 1865. 8. S. 49—59 (Bonner Doctordiss.). Vgl. auch Droysen
Hellenism. IIP, 1. S. 246 f. A. 3. S. 261. A. 2. Die Hauptquelle ist wieder
Athenaeos. „Dass dieser ihn selbst oder wenigstens Auszüge aus ihm be-
nutzt hat, geht besonders aus III. 82 a. b hervor**. (Brunk). .
18) Droysen a. a. 0. IH«, 1. S. 246 f. A. 3. Vgl. Koepke S. 20ff.
Jedenfalls geschah es zuvörderst nach Antigonos Gonatas (Fr. 42 b. Ath.
IX. 400 d). Femer erwähnte er den Mnesiptolemos aus der Zeit (s. C. 21.
A. 585) von Antiochos dem Grossen, 223 — 187 (Fr. 23 b. Ath. X. 432b)
und auch noch den Bhodophon aus der des Perseus (Fr. 20 b. Ath. X. 444 d,
vgl. dazu Droysen a. a. 0. und Müller).
19) Fr. 2 b. Ath. IV. 162 a. Vgl. A. 27.
20) Fr. 32 b. Ath. XI. 479 d (s. A. 25) über den Kottabos vgl. m.
Dikaearch. Fr. 34 b. Ath. XV. 666 ff. (zunächst 668 e) , „wo Ath. auch
schwerlich unmittelbar aus Dik., sondern aus H. geschöpft haben wird*S
(Brunk.) Vgl. Fuhr De Die. S. 46. 64 ff.
21) Fr. 17 b. Ath. VIII. 343 d (ßg (prjai, Zmt^mv xal 'HyrjaavÖQog) über
Aristippos u. Piaton. „Schon Koepke S. 23 hat auf die auffallende üeber-
einstimmung des von Laert. Diog. II, 65. 67. 73. 74 (wo Sotion citirt wird).
75. 78 und des von Ath. VIII. 344 c. XI. 507 c (Heg. Fr. 1). XH. 544 a-e
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490 Achtzehntes Capitel. Anekdotensammler.
des Pjthermos^*) und jedenfalls auch wohl des Lynkeus**) und
anderer Quellen ^^). Einen Anhalt für die Anlage des Ganzen
geben die erhaltenen Anfangsworte^) und der Umstand, dass
einmal*^ speciell ein vTtofjLVfKia avdQiavxfov xal dyalndtmv,
ohne Zweifel doch wohl ein besonderes Buch, angeführt wird.
(wo 644 c H. citirt wird = Fr. 18). XIII. 688 e über Aristippos Erzahlten
bei manchen Abweichungen aufmerksam gemacht. Beides erklärt sich sehr
einfach, wenn alle diese Notizen bei Ath. aus H., bei H. aus Sotion her-
zuleiten sind, während sie aus Letzterem durch andere Mittelglieder in
Diog. übergingen". (Brunk). üebrigens s. A. 30 und C. 19. A. 27.
22) Fr. 41 b. Ath. II. 62 a. TIv^SQUog dl tatoQSt, ag tpriciv "H. <=«Pyth.
Fr. 3). „Da Pythermos sonst nur noch von Isigonos v. Nik. E. F. 84 (— Fr. 4)
angeführt wird, so sind wahrscheinlich auch die übrigen Auszüge aus ihm
bei Ath. II. 44c. VII. 289 f (— Pyth. Fr. 1. 2) aus H. geflossen". (Brunk).
Vgl. C. 21. A. 626. 627.
23) S. A. 16.
24) „Ob das Gitat aus den 'Anoiivrjfiovsv(i.aza des Dioskorides Ath. XI.
607 d (Fr. 1) aus H. herübergenom^len ist, erscheint nicht sicher". (Brunk).
Dagegen stammt das des Komikers Epinikos (Fr. 23, s. A. 18. C. 8. A. 7.
120) wohl entschieden aus dessen eigner Leetüre. „Femer hat gewiss mit
Eecht Wilamowitz Antig. v.K. S. 216. A. 38 aus der Uebereinstimmung von
Plut. Qu. symp. IV, 4, 2. 688 CD mit Ath. VIII. 340 e ff., wo H. (Fr. 16)
und 341a Polemon (Fr. 66) herbeigezogen werden (vgl. auch Plut. 667 F —
668 A mit Ath. VII. 276 e~ 277 a) geschlossen, dass Ath. den Letzteren aus
dem Ersteren anfuhrt und Ersterer hier auch die (vielleicht nur mittelbare)
Quelle des Plut. war, bei welchem auch das von Ath. auf Polemon Zurück-
'geführte berücksichtigt ist. Aus dieser Vergleichung erhellt dann übrigens,
dass auch das von Ath. 843 e über Demosthenes und Philokrates Erzählte
aus H. entlehnt ist, und dass dieser in demselben Zusammenhange auch
von Philoxenos, dem Sohn des Eryxis (vgl. Ath. I. 6 b), handelte". (Brunk).
26) Fr. 32 b. Ath. XI. 479 d. 'if. dh 6 JsXq>6g iv vnofiinjfutaLv, iv aQxri
„ h tfi ccQ^CTfi noXixsCa " fpriolv x. t. X. (vgl. A. 20). Schwerlich mit Recht
hält Eöpke S. 20 f. bei dieser allerdings auffallenden Redeweise eine andere
Auslegung, die Weniger S. 63 sich aneignet, für möglich, nach welcher
nur der Anfang eines Buches hiemit bezeichnet wäre.
26) Fr. 46 b. Ath. V. 210 b. „Vgl. Fr. 40 b. Ath. VIU. 834 e. Dass
dies B. gerade das 1. gewesen sei, ist eine ganz willkürliche Annahme von
Weniger, s. A. 25. 27". (Brunk). Die verderbte Stelle aber Fr. 46
(b. Bekk. Anecd. p. 377, 26 ff. =■ Suid. *AX%vov£9ig ijfisQat). 'AyijaavdQog
(Hy. Suid., vgl. Weniger S. 49. A. 8) h toig nsQl vnoiivrniaai (vicoiivri-
ItMtoiv Suid.) muss auf sich beruhen, da keine auch nur einigermassen
sichre Verbesserung möglich ist, daher denn auch keiner der gemachten
Vorschläge (Köpke S. 37: iv ta dväQidvtmv vnofivrifiaTi oder iv toCg lato-
Qixoig vnoft'Vi^fi.aai y Bernhardy: iv tm :¥* vnoi^v7jfidT<ov ^ so dass hinter
vfQl die Buchzahl stecken soll, Müller: iv rm nsQl 4^4^ vnoiivijfucTi) wirk-
lich überzeugende Kraft hat.
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Neunzehntet) Capitel. Fexipere pinakograph.-biographisclie Schriften. 491
Jedes der Bücher scheint sich also auf einen anderen Gegen-
stand bezogen zu haben, obgleich im Uebrigen gewiss die Ab-
folge der Anekdoten eine sehr zwanglose war. Genauere Be-
stimmungen^') sind heute schwerlich mehr möglich ^^). Natürlich
ist Hegesandros nur dann glaubwürdig, wenn er aus zuverlässigen
Quellen geschöpft hat; im Uebrigen hat er den nichtsnutzigen
Klatsch über Sophokles ^^), Piaton ^^) und Andere ^^) mit grossem
Erfolge verbreiten geholfen.
Ueber die Kajiuxal tctogiai und ^JxQodös^g iganixaC» des
Protagorides s. C. 33.
Neunzehntes Capitel.
Fernere pinakographiseh- biographische Schriften.
Litterar- und Philosophengeschichte.
Unter den späteren pinakographischen Arbeiten, welche die
älteren erweiterten, berichtigten, ergänzten und dabei den in-
zwischen eingetretenen Zuwachs der Bibliotheken hinzuzogen, ist
der betreffenden Schrift des Aristophanes von Byzantion schon
27) Wie sie Weniger S. 5dff. versucht bat^ I. vndfivrjua dvdqiavxmv
xal ayaXy,cixaiv. IL de conviviis, III. de meretricibus IV. de hominibus
delicatulis , de parasitis etc. V. de adnlatoribus. VI. de philosophis.
S. A. 26. „Die Parasiten und die Schmeichler lassen sich doch nicht
trennen, s. Ath. VI. 248 d". (Brunk). Das 6. B. als vnofikVTjfMC negl (piXo-
c6(p€Dv zu bezeichnen sind wir durch das in demselben mitgetheilte Epi-
gramm gegen die Philosophen (Fr. 2, s. A. 19) noch nicht im Mindesten
berechtigt.
28) „Doch wird man nach Ath. VIII. 340 ff. (s. A. 24, vgl. 337 f. =
Fr. 14), vermuthen dürfen, dass dies Anekdotenbuch einen Katalog von
Feinschmeckern (6if>o(pdyoL)j vielleicht auch von Wein- und Wassertrinkem
(Ath. X. 444 d. e, vgl. A. 18. 11. 44 c = Fr. 24) und einen von Parasiten und
Schmeichlern (Ath. VI. 248 e — 251 a = Fr. 6. 7. 9 , vgl. 289 c = Fr. 6.
IV. 132 c =. Fr. 10) nebst Citherspielern (Fr. 11 b. Ath. VIII. 360 a),
Tänzern, Logomimen (Fr. 13 b. Ath. I. 19 c) und ähnlichen Leuten (Sota-
des, Fr. 12 b. Ath. XIV. 620 f, s. -C. 7. A. 16) enthielt". (Brunk).
29) Fr. 27 b. Ath. XIIL 692 b, vgl Koepke S. 22.
30) Ath. XI. 607 a — e (Fr. 1). nsgl zfjg nQog ndvxag tov niaTcavog
%a%ori^BCaq Xiymv ygätpfi n. x. X. (vgl. Fr. 34 b. Ath. X. 419 d). „Vermuth-
lich folgte er hier doch auch wobl (s. A. 21) dem Sotion, auf dem dann
auch die abermals übereinstimmenden Stellen im Leben Piatons bei La. Di.
111, 18. 21. 23. 36. 36 zurückgehen". (Brunk).
81) S. A. 21.
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492 NeuDzebntes Capitel. Fernere pinakograph.-biographische Schriften.
mehrfach^) gedacbt worden. In den meisten dieser Bücher trat
aber das biographische Element in den Vordergrund; namentlich
bei den Philosophen ging man dabei ferner auf eine Schal-
geschichte aus, Blütenlesen ihrer Witzworte, kernigen Aussprüche
und schlagfertigen Bemerkungen (ajcofpd'iyfjiata) wurden auch hier
gleichwie bei Antigonos von Karystos hinzugefügt, auch allerlei
sonstige theils wahre, theils in noch grösserer Masse gut oder
schlecht erfundene Anekdoten von ihnen eingemischt, auch wohl
kurze und dürftige Uebersichten ihrer Lehrmeinungen beigegeben*).
So entstanden Handbücher der Philosophengeschichte von yer-
schiedener Gestalt, aber doch alle aus gleichem Stamme er-
wachsen, in immer neuen Bearbeitungen durch die Jahrhunderte
hindurch , deren eines in der von Laertios Diogenes ihm gegebenen
Form uns vorliegt und unsere Hauptquelle für die Erkenntniss
dieser Art von Schriftstellerei ist^). Von den trotz der eben er-
wähnten Aehnlichkeit ganz anders gearteten Biographien des
Antigonos von Karystos war bereits eingehend die Rede, von
denen des Neanthes wird sie es später^) sein. An die IlivcacBg
des Eallimachos aber schloss sich zunächst ausser Ajistophanes
und in anderer Weise, nämlich eben mit Bevorzugung des
Biographischen
Hermippos^) von Smyrna^), ein anderer Schüler des Kalli-
machos') und zugleich ein sogenannter Peripatetiker®), an. In
seinem umfänglichen biographischen Werke^), welches sich
1) C. 12. A. 75. C. 16. A. 61. 2) S. Diels Doxogr. S. 146 ff. 168 ff.
3) S. Bahn sc h De Diog. L. fontibus, Gumbinnen 1868. 8. und bes.
V. Wilamowitz Epist. ad Maass., Philol. Unters. III. S. 151 ff.
4) C. 21. A. 476—478.
5) Loz^uaski Hermippi Smymaei Peripatetici fragmenta, Bonn 1882. 8.
vgl. d. Rec. V. Preller Jahrb. f. Philol. XVII. 1886. S. 159—184. Müller
F. H. G. III. S. 35—54.
6) Ath. VII. 827 b. c (Fr. 74). '^EQfiinnog 6 Zfivgvaios iv toCg nsgl 'In-
nmvanxog,
7) Ath. II. 58 f. V. 218 f. XV. 696 f. (Fr. 18. 22 a. 42). 6 KaXXifLix^iog.
8) Hieron. Proleg. ad Dext. in IIb." de vir. ülostr. T. II i>. S. 821 Vall.
(=» Sueton. Fr. 1 Reifferach.): Hermippus Peripatettcfis. Ausserdem s. A. 17.
9) La. Di. I, 33. II, 18. V, 2 (Fr. 12. 31. 41): ß/oi. Ob dies der voll-
standige Titel war, steht dahin. Jedenfalls lautete derselbe nicht, wie
Lozynski S, 24 ff. und Nietzsche De Laertii Diogenis fontibus II., Rhein.
Mus. XXrV. 1869. S. 191 meinen, ßioi (oder nsgl) tmv iv naidsia Xafiipdv-
Tov, noch auch war dies, wie Preller S. 166 f. glaubt, Titel eines Haupt-
abschnitts, sondern die beiden Fragmente 72 im Et. M. UndfiBitc mit dem
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Hermippos von Smyrna. 493
eben lediglich auf litterarische und ähnliche Persönlichkeiten be-
schrankte *^), gab er freilich auch Verzeichnisse der Schriften, so
weit sie in der alexandrinischen Bibliothek vorhanden vyaren"),
Citat h TCO nsQl xmv iv icatB^ltf Utfi^avtatv dqvXmv (so richtig Hemster-
huys statt Xoym) und 73 gehören dem jüngeren Hermippos aus Berjtos an,
8. C. 4. A. 97. C. 14. A. 139. C." 21. A. 607. Müller S. 36 f. u. besonders
C. Wachsmuth Symb. philol. Bonn. S. 143. A. 16. Gewöhnlich wird nach
den Titeln der grösseren oder kleineren Abschnitte citirt: usqI xmv voy^o^B-
tmv Fr. 1—7 (bis zum 6. B., Fr. 7 b. Ath. XIV. 619 b), nsgi tav entä co-
(p&v (Fr. 16. 18. b. Ath. X. 443 a ». ProkL in Hes. Op. 41, vl^l. Fr. 8 \r.
La. Di. I, 42, bis zum 4. B., Fr. 20 b. La. Di. VIII, 88), «. üvd-aySQOv
(Fr. 21 b. loseph. c. Ap. I, 22; da6 2. B. handelte über die Pythagoreer,
Fr. 24 b. La.*Di. VIII, IQ. iv dsvtigqt n, Uvd^ayoQOv, vgl Fr. 26 f.), n.
'AQiazotilovg (Fr. 41 b. La. Di. V, 1, genauer wird das 1. B. angeführt
Fr. 42 b. Ath. XIII. 689 c. XV. 696 f, s. A. 12; das folgende Buch oder
die folgenden Bücher dürften, wie Müller annimmt, die Peripatetiker ab-
gehandelt haben » Fr. 43—60), n. FoQyiov (Fr. 63 b. Ath. XI. 606 d), n.
'laonQtitovg (Fr. 56 b. Ath. XIIL 692 d) und iv ß' und iv tgittp n. xmv
'laangdtovg /üa^TjTcov (Fr. 67 b. Harpokr. 'laaiog. Fr. 64 b. Ath. VIIL 342 c.
Müller vermuthet, dass vielmehr das 2. und 3. B. ntgl 'lao%Qdtovg sich
mit den Schülern des Isokrates beschäftigten), iv tä c' nsQi ivdo^tov dv-
dQmv iccxQmv (Fr. 73 a in Schol. Oribas. b. Mai Cl. A. IV. p. 11), n. ^Innoa-
vanTog (s. A. 6}, iv tm TtQmtca nsgi (idymv (Fr. 78 b. La. Di. Pro. 8,
8. A. 10), ^ßioi TÄvy dno cpiloaotpia^g slg xvgavviSyag xal dvvact^^^iug
lis^saytrinormv (Philod. Ind. Acad. Col. XI).
10) Abgesehen von den Gesetzgebern und den sielt^i^ Weisen behandelte
er auch solche Philosophen, die Nichts geschrieben hatten. Mit Unrecht
theilen Preller S. 176 und zweifelnd Müller S. 63 die Bücher über die
Magier (Fr. 78—81) einem späteren H. als ein besonderes Werk zu. Das
Bruchstück (79) b. Plin. N. H. XXX. §. 4 (vgl. Ind. XXX), nach welchem H.
Verzeichnisse der Schriften des Zoroaster gab und den letzteren nicht weniger
als 2 Millionen Zeilen zuschrieb (Hermippm, qui de ea arte, näml. magica,
diligentissime seripsit et viciens centum müia versuum a Zoroastre condita
indicibua quoque voluminum eiw positis explanavit), zeigt den pinako-
graphischen Schriftsteller und spricht daher in Wahrheit entschieden
hiegegen. Im üebrigen s. A. 24. 26. Röper Philologas XXX. 1870. S. 669.
A. 2. Diels a. a. 0. S. 147. 161, andererseits jedoch A. 11.
11) Nur bei Zoroaster kann man in dieser Hinsicht sehr zweifelhaft
sein: waren wirklich, wie Droysen Hellenism. IIP, 1. S. 60f. A. 2 an-
nimmt, schon so früh Uebersetzungen auch von den persischen Religions-
büchem in der grossen alexandrinischen Bibliothek; so konnten sie doch
schwerlich einen solchen Umfang haben, und sollte sich wirklich (wie
Röper und Diels zu glauben scheinen) eine so furchtbare Unmasse griechi-
scher Fälschungen, die sich für Uebersetzungen des Zoroaster ausgaben, in
dieser Bibliothek befunden haben? Oder ist es wohl nicht viel wahrschein-
licher, dass H. zu den wirklich dort vorhandenen noch andere hinzu-
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494 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakograpb. -biographische Schriften.
und auch die Testamente von Philosophen^ so w^it sie ihm zu
Gebote standen, webte er, wie es scheint, seiner Darstellung
ein^*); doch bildete dies Alles mehr nur einen Anhang derselben,
und das eigentlich Biographische behandelte er mit einer unver-
hältnissmässigen Ausführlichkeit^^), wie sie nur auf Kosten der
historischen Wahrheit möglich war. Penn um diese war er trotz
all seiner Gelehrsamkeit meistens sehr wenig bekümmert^*). Er
erschwindelte? Völlig klar dagegen ist nach der Untersuchung von Qsener
Analecta Theophrastea, Leipz. 1858. 8.\ dass der lediglich bibliothekarische,
einen ursprünglichen, alphabetisch geordneten Bestand nebst drei neuen
Erwerbungen bezeichnende Katalog der "Werke des Theophraaix)s b. La. Di.
V, 42—60 von ihm herrührt, vgl. Schol. Theophr, Metaph. z. E. tovto filv
t6 ßißUov 'AvSQÖviyiog iihv xcrl ^Epf*. dyvoovet. Schol. ürb. Theophr. H. P.
VII z. E. ©sotpQUCtov nsql cpvxcav icxo^Cag to 17. "Eq^i, d\ nsQl (pi^yccvt%div
xal Ttoioadciv^ 'AvÖQoviTiog dl nsQl (pvtmv UstoqCag. Das Nämliche ist dann
aber auch von den beiden einigermassen sachlich geordneten Verzeichnissen
der aristotelischen Schriften bei La. Di. V, 22—27 und dem sogenannten
Anonymus Menagii (Hesychios von Miletos) nicht bloss von Susemihl
Aristot. üb. d. Dichtkunst*, Leipz. 1865. S. 17 f. vermuthet, sondern auch
unabhängig von ihm durch Heitz Die verlorenen Schriften des Aristoteles,
Leipz. 1865. S. 44—52. Aristot. fragm. S 11— 13 zur grösaten Wahrschein-
lichkeit erhoben. Vgl. C. -32. A. 328. Und so wird es denn wohl auch
mindestens mit den anderen Listen im 5. B. des La. Di. (Straton, Demetrios,
Herakleides) und wohl auch noch mit einem Theil der übrigen bei diesem
Compilator nicht anders stehen, worüber mit Vorsicht auch Nietzsche
a. a. 0. S. 181—194 zu vergleichen ist. S. auch die Erzählxmg Fr. 25 b.
La. Di. VIII, 85 über die Schrift des Philolaos.
12) Ueberliefert ist dies freilich nur von dem des Aristoteles , und selbst
von diesem nicht in einer jeden Zweifel ausschliessenden Weise, Ath. XIIT.
Ö89 c (Fr. 42). "Egfimnog . . . inipLiXs^ag q}d<tKiov rfig dsovarig (näml. 'Eq-
nvXXlSog) xBTvxrj'nivai, iv ratg tov (fiXocotpov dia^rj'naig. Doch liegt der
Gedanke am Nächsten, dass durch seine Vermittlung nicht bloss dieses,
sondern auch die derPeripatetiker in denLa.Di. gekommen sind, s. Nietzsche
a. a. 0. üeber die Primärquelle s. C. 2. A. 794.
13) S. A. 9. In den Büchern über die Magier ging er auch genau auf
die Magie ein, s. Plin. a. a. 0., und setzte dabei den Zoroaster 5000 Jahre
vor den troischen Krieg: ipsum vero quinque müihus armorum ante Troia-
num bellum fuisse.
14) Ueber sein Verfahren in Bezug auf Thukydides (Fr. 54 b. Marcell.
V. Thuc. §. 29), bei welchem er allerdings in gutem Glauben handelte,
s. V. Wilamowitz Die Thukydideslegende, Herm. XII. 1877. S. 839. In
Bezug auf seine Belesenheit aber sei hier nur darauf hingewiesen, dass
Plutarchos, der ihn im Leben des Lykurgos, Selon, Demosthenes ausgiebig
benutzt, die Citate der megarischen Geschichtschreiber Hereas Sol. 10 und
Dieuchidas Lyk. 1 doch wohl zweifellos (vgl. C. 21. A. 394) aus ihm hat,
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Hermippos von Smyrna. 495
besass vielmehr eine entschiedene Vorliebe für das Märchenhafte
und Abenteuerliche und für den boshaften Klatsch, und so nahm
er nicht bloss Dasjenige, was seine Quellen ihm nach dieser
Richtung hin lieferten, möglichst massenhaft auf, sondern erfand-
auch noch reichlich hinzu, besonders in Bezug auf die Todesarten
der von ihm behandelten Männer ^^). Er führte sein Werk bis
in die Gegenwart hinab, so dass es noch den Tod des Chry-
sippos (207) enthielt^*). Wahrscheinlich nicht lange nach dem-
selben erschien es. Ausserdem gab es von Hermippos ein astro-
nomisches Gedicht Oaivoiiava^'^.
dann aber wahrscheinlich das des Letzteren bei La. Di. I, 67 auch von ihm
herstammt, s. v. Wilamowitz Homer. Unters. S. 239 fF. Im üebrigen
aber ist die Thatsache bezeichnend, dass diejenigen Nachrichten beiPseudo-
Plat. im Leben der 10 Redner, welche aus Caecilins stammen, regelmässig
schlechter sind als die aus Dionysios herrührenden, weil Ersterer dem H.
und dem Idomeneus folgte (s. C. 21. A. 366), Letzterer aber besseren Quellen,
s. B. Eeil Analecta Isocratea, Prag u. Leipz. 1886. S. 89 — 94. Auch der
zweite Artikel über Demosthenes bei Suid. geht ganz auf H. zurück, wie
A. Schafer Zu den Fragmenten des H., Philol. VI. 1851. S. 427-430 dar-
gethan hat.
16) S. C. 2. A. 33. 46 1>. 66. 137. 184. 264. 646 «, ausserdem bes. La. Di.
III, 2. VII, 184. Vm, 40. IX, 4. 27. 48 (= Fr. 83. 61. 23. 28. 30. 29). V,89f.
(wo er wieder die Quelle ist). Schon dieser letztere Umstand schliesst
m. E. die mildere Auffassung von Di eis a. a. 0. S. 160 f. aus, welcher ihn
mehr för einen Betrogenen als einen Betrüger hält. Warum sollte es un-
möglich sein, dass sich Leichtgläubigkeit, Aberglaube (s. A. 18) und todte
Gelehrsamkeit in demselben Manne mit der Freude an eignen theils kindi-
schen, theils boshaften Erfindungen yerband? Roh de Die Quellen des
lamblichus in seiner Biographie des Pythagoras I., Rhein. Mus. XXVI.'l871.
S. 662 führt vielleicht richtig Alles, was in der weiteren Ausschmückung
der Pjthagoraslegeude aus der Alexandrinerzeit stammt, auf ihn zurück
und bezeichnet ohne Zweifel mit Recht alles Dasjenige, wovon dies sicher
gilt, als „eine giftige Satire** auf Pythagoras. Und Diels selbst fügt
hinzu: „eiusdem generis esse, guae de virorum litter a^orum mortihus tradit,
mihi constcU".
16) Fr. 61 b. La. Di. VII, 184. Jedenfalls behandelte er also auch
Schriftsteller, die in den Ulvayisg des Kallimachos noch gar nicht zu finden
waren.
17) In dem Astronomenverzeichniss im Cod. Vatic. 191 (b.- Maass
Herm. XVL 1881. S. 386, vgl. C. 10. A. 47) erscheint auch "'EQ^tinnog mit
dem Zusatz nsgmatrjTtTiog. Dies spricht für die Gleichheit der Person.
Auch die Zeit stimmt, wenn das vielerwähnte (s. C. 6. A. 29. C. 10. A. 40.
C. 17. A. 12 f.) Epigramm „des Königs Ptolemaeos*' Vit. Ar. L p. 66, 94 ff.
von Euergetes I ist. Wenn aber schon von Philadelphos , so bliebe immer
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496 Nennzehntes Capitel. Fernere pinakograph. -biographische Schriften.
Sotion^^) von Alexandreia ^^) beschränkte sich in der gleichen
Art von schriftstellerischer Thätigkeit auf das Feld der Philo-
sophengeschichte ^ anf welchem seine Darstellungsweise Ton
.angebend für eine Reihe von Nachfolgern ward. Er war näm-
lich, so viel wir wissen, der Erste, welcher etwa zwischen 200
und 170*^) eine solche Philosoph engeschichte, dia8o%ri tcöv
fpi,ko66q>o)v^^)j schrieb und in ihr die sämmtlichen griechischen
Philosophen möglichst in eine fortlaufende Reihe von Lehrern
und Schülern einzuzwängen suchte. Es war dies allerdings nur
eine Uebertreibung und Verzerrung eines richtigen und schon in
dem grossen doxographischen Werke des Theophrastos ^vOLtcal
86^ai angedeuteten Gedankens ^^), und so hat denn Sotion bei der
Abfassung seiner Schrift auch einen in der älteren Alexandrinerzeit
noch die Möglichkeit, dass die ^aivofisva ein Jagendgedicht des Eallima-
cheera gewesen seien, welcher, falls etwa 286 geboren, beim Tode des
Philadelphos 'immerhin schon ungeföhr 38 Jahre zählte. Freilich ist es
fragwürdig, ob man sich Letzteren in dessen letzten Jahren noch als Dichter
solcher 'iStotpvri denken darf. Ueberdies s. C. 27. A. 18. Aus den ^. sind
zwei Erzählungen bei Hygin. Astron. II, 4. 20. p. 38, 4—16. 60, 25—61, 20,
und auch 'Nigidins Figalus hat die letztere und manches Andere ans ihnen
entnommen, s. Robert Erat. Cat. S. 222—224. Die betreffenden Mythen
und Sagen beziehen sich namentlich anf solche Götter und Heroen, denen
das Menschengeschlecht Fortschritte in der Cultur und Civilisation dankt.
Droysen a. a. 0. will, wie es scheint, dies Gedicht zu den Erörterungen
de magica arte (s. A. 10. 13) in Beziehung setzen, schwerlich mit Recht.
18) Panzerbieter Sotion, Archiv f. PhiloL V. 1837. S. 211—220.
Röper Philologas III. 1848. S. 22—26, vgl. XXX. S. 667-660. Diels
a. a. 0. S. 146—148.
19) Ath. Vm. 336 d. Zeller Ph. d. Gr. II«, 2. S. 931 bezeichnet es
als wahrscheinlich, dass Sotion Peripatetiker war, richtiger begnügt sich
Diels S. 147 mit einem fortasse. Denn wir haben dafür, wie Zell er selbst
bemerkt, kein Zengniss, und wenn auch Erwägungen allgemeiner Art da-
für sprechen, so sind doch die speciellen Gründe von A. Heck er Philo-
logus Y. 1860. S. 432 f. nur schwach.
20) Auch er besprach noch den Chrysippos (La. Di. VII, 183, vgl.
A. 26), schrieb also dies Werk erst nach dessen Tode, während andrerseits
sein Epitomator Herakleides Lembos (s. A. 68) unter Ptolemaeos VI (181 —
U6) lebte, s. A. 63.
21) Jja. Di. II, 12. Weit häufiger ist die abgekürzte Anführung dia-
doxn (La. Di. Pro. 1) oder diadoxai, Ath. IV. 162 e. La. Di. II, 74. V, 86.
vm, 86.
22) Diels a. a. 0. S. 104. Ueber die ältsten Philosophenschulen der
Griechen, in Philos. Aufsätze Zeller gewidmet, Leipz. 1887. 8. S. 238—260.
üebrigens vgl. auch C. 2. A. 644. C. 32. A. 80.
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Sotion Yon Alezandreia^ 497
gemakchien^ zwei Bücher mn&ssenden Auszug aus jenem Werke
bentitzt^). Aus seiner Schrift, die 13 Bücher umfasste^), ging
nun aber dies Diadochensystem mit verschiednen Modificationen
in die späteren Darstellungen über und so schliesslich auch in
die Gompilation des Laertioa Diogenes^^). Auch die Auswahl
23) Denn ans ihm stammt wahrscheinlich die Erwähnung dieses auch
noch V, 46 unter den Werken des Theophrastos angeführten Aaszugs hei
La. Di IX, 21, s. Diels a. a. 0. S. 166.
24) S. k, 26. Wenn freilich die in unseren Texten stehende Lesart bei
La. Di. Pro. 1. 7 die richtige wäre, so hätte er im 28. B. yon den ausser-
griechischen Weisen, den Magiern, Chaldaeern, Gymnosophisten u. s. w.,
' gesprochen. Aber mit Recht haben Panaerbieter und nach ihm Röper,
wie es schon in der üebers. von Ambrosios steht, das 13. hergestellt.
S. auch Röper Philol. XXX. S. Ö68ff.
26) Auch die Eintheilung bei diesem in ionische, italische (d. i. pytha-
goreisch-eleatische) und qK>radi8Che Philosophen stammt schon von S.
lrrth(ünlich glaubt Panzerbieter S. 217, dass Letzterer die Eleaten nicht
von den Pjrthagoreern abgeleitet habe. Seine Ableitung war nur eine
andere als die bei La. Di. Pro. 15, welche durch Xenophanes als Schüler
des Telanges gebi Bei ihm war yielmehr Parmenides Schüler von Pytha-
gweetn (La. DL IX, 21), Xenophanes dagegen, wie es scheint, gleich
Herakleitos ein sporadischer Philosoph. Dem folgt aber thatsächlich auch
La. -Di. im 9. B. (vgl. VIII, 50. 91. ot cno^ddriv). Auch im Uebrigen aber
sind die Abweioliungen bei diesem in der geaammten 'Abfolge von der
des S. verhältnissmässig nicht allzu gross, und abgesehen von den Stoikern,
welche Diog., wie C. 2. A. 151 bemerkt ward, bis 2ü Gomutus fortgeführt
hatte, £alleif nur wenige der von demselben behandelten Philosophen
(Xameades, Eleitomaclv«) nach 'S.^s Zeit. Ganz besonders deutlich lässt
sidi bei Eudoxos YlII, 86—91 das ans ihm entnommene Haiq[>t8tack der
Biographie erkepnen, zu dem ohne Zweifel anch das Citat der HCvuh^b^ des
Eallimachos (96) und vielleicht auch die des ' Hermippos und des Erato-
sthenes (88. 89) noch mit gehCren, s. Böckh Sonnenkreise S. 140—159.
Wilamowitz Ant. v. X. S. 324 ff. Das 1. B. handelte von den sieben
Weisen (vgl La. Di. I, 98 üb. Periandros) und den ionischen Physiologen
(vgl. La. Di. II, 12 üb. Anaxagoras), das 2. von Sokrates und den Kyre-
naikern (Aristippos: La. Di. II, 74. kv tm dsvvsQto tcow duL99%£v. 85. h
dsvTSQO), s. A. 28, vgl. Ath. VIIL 848 c. Sex. Math. VII, 15),- das 8. von
anderen Sokratikern, das 4. von Piaton (vgl. La. Di. VI, 26. Ath. XI, 505 b),
das 5. von der Akademie (vgl. .La. Di. VIII, 86 u. vielleicht V, 86), das 6.
von Aristoteles und den Peripatetikern (vgl. vielleicht La. Di. V, 86), das
7. von den Kynikem (Diogenes: La. Di. VI, 80. iv zm iß^oiup, s. A. 28),
das 8. von den Stoikern (Chrysippos: La. Di. VII, 183. iv tqi byBoto, vgl.
Ath. rV. 162 e), das 9. von den Pythagoreem (vgl. viell. La. Di. vill, 86),
das 10. von Herakleitos (vgl. La. Di. IX, 5. 2, di (prj^iif d^nnhai ziväs
!S!690<pav9V9 avtov aHTjnoivai), den Eleaten (vgl. La. DL IX, 18 üb. Xeno-
phanes: not' 'Ava^^iiavÖQOv i}v. 20, s. A. 26; Parmeoides, vgl. La. Di.
SusxMiBL, grieoh.-alez. Litt-Gtesoh. L * 32 '
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498 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakograph.-biographische Schriften.
des Stoffs war bei Sotion schon wesentlich dieselbe: er gab bei
den einzelnen Philosophen ihre Biographie ^ das Yerzeichniss ihrer
Schriften, auch wohl schon einen kurzen Abriss ihrer Lehren**)
und jedenfalls eine Sammlung ihrer ,^Apophthegmen''; die allem
Anscheine nach auch bereits viel heillosen Anekdotenkram ent-
hielt*'). Doch stellte er die Schriften nicht einfach zusammen,
wie sie im Katalog der alexandrinischen Bibliothek aufgefQhrt
waren, sondern suchte, wie es wenigstens in zwei Fällen über-
liefert ist*^), die unächten von den ächten kritisch zu scheiden,
wahrscheinlich auf Grund der Schul tradition*^). Eine zweite
schriftstellerische Arbeit von ihm war ein Commentar zu
Timons Sillen, tcbqI täv TL(i(ovog öiXXcov^).
Satyros*^), ein Peripatetiker'*), schrieb nagl xagaKttj-
Qwv^^) und besonders in mindestens 4 Büchern •*) eine Samm-
lung von Biographien**^), die sich jedoch nicht auf Dichter
und Schriftsteller beschränkte, sondern auch politische Grössen
IX, 21) nnd Atomikern, das 11. von den Pjrroneem (Timon: La. DL IX,
110. 112. iv x& ivdf%attp^ vgl. 116. 'lnn6ßoiog . . . %al £.), das 18. von
den Epikureern, das 18., wie gesagt (A. 24), von den ansiergpriechisohen
Weisen.
' 26) La. Di. IX , 20. (prjcl dl £, n^mtov avtov (n&mL Sivofpuvriv) iliui9
d%axdX7ifct* flptti na navxa. Ausserdem vgL A. 28. Diels Dox. S. 168 ff.
27) S. C. 18. A. 21. Im Uebrigen vgl. den abgeschmackten Klatsch
über Persaeos, s. A. 69 u. C. 2. A. 268 und dazn Wilamowitz Ant. v. K.
S. 108. A. 10: „Dass der Alexandriner dem Platzcommfuidanten vonEorinth. . .
nicht gewogen war, liegt in der politischen Stellung mit Nothwendigkeit''.
28) Aristippos u. Diogenes von Sinope, La. Di. II, 86. VI, 80, s. A. 26.
29) Sa 8 e mihi Jahrb. f. Philol. LXXI. 1866. S. 704 f. Piatons Werke
(Samml. v. Oslander n. Schwab) V. S. 268 ff.
30) Wie schon C. 2. A. 640 gesagt ward, s. Ath. VIII. 836 d. Wie Ath.
zu diesem Citat kommt , ist r&thselhafb, denn das Hauptwerk fahrt er nur
einmal aus Hegesandros (s. C. 18. A. 21) und sweimal aus Nikias - von
Nikaea an, s. A. 68. Diels a. a. 0. S. 148. A. 1. Wilamowitz a. a. 0.
S. 32. A. 9. •
81) Müller F. H. G. III. S. 169 — 164. IV. S. 660. Vgl. Lübeck
Hieronymus S. 94 f.
32) Ath. VL 248 d. XII. 641 c. XIII. 666 a — Fr. 4. «. 16.
SS) Fr. 20 b. Ath. IV. 168 e.
34) Fr. 17 b. La. Di. VI, 80.
86) B£oi Ath. VI. 260 f. XU 641 c. XIÜ. 684 a. La. Di. II, 12. VI, 80.
VIII, 40. 68. 68 (— Fr. 18. 2. 19. 4. 10—12. 17); Bernays Theopbr. üb.
FrOmmigk. 8. 161 vermuthet nach Hieron. ady. lovin. II, 14. StUi^nu, qui
ülüstrium virorum scrihit historias genauer: ß^^ Ivdo^av dvd^mv.
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SatyroB. MnesistratoB. 499
behandelte^*), und zwar ungeß,hr um dieselbe Zeit wie Sotion
seine Diadocben*^). Die scharfe Kritik, welche er an den Werken
unter dem Namen des Ejnikers Diogenes übte^), lässt vermuthen,
dass auch er seinen Lebensbeschreibungen von Schriftstellern
Verzeichnisse von deren Schriften beifügte und auch in anderen
Fällen sein Urtheil über die Aechtheit oder Unächtheit derselben
abgab. Die Glaubwürdigkeit seiner Erzählungen liess Manches
zu wünschen'^).
Mnesistratos*®) von Thasos*®**) war jedenfalls älter, denn
er lebte angeblich am Hofe des Philopator, in Wahrheit aber^^)
vielmehr bereits des Euergetes oder sogar des Philadelphos, wo
er mit dem Stoiker Sphaeros sich feindselig berührte^'). Er
neigte entschieden zu den Eyrenaikern oder Epikureern und
stiftete eine eigne Secte der Mnesistrateer*^). Nach einer an-
86) ^Mnnov ߣog, Ath. VI. 248 d. f. XII. 567 b (=- Fr. 3—6), Alki-
biades, Fr. 1 b. Ath. XII. 534 b, DionyBios 11, ¥t. 2 b. Ath. XII. 541 c.
Bei La. Di. (and Hieronymas) wird er ausser für die sieben Weisen noch
flr Pythagoras, Empedokles, Zenon von £lea, Anaxagoras, Sokrates, Pia-
ton, Diogenes (s. A. 34), bei Ath. für Anaxarchos und Stilpon angeführt
(Fr. 8-— 19), ausserdem nur noch für Sophokles und Demosthenes in der
V. Soph. p. 128,29. 129,58. 130,65 West. u. b. Pseudo-Plut. X or. 847 a (Fr. 6. 7).
37) Da Herakleides Lembos auch ihn excerpirte, s. A. 59.
38) La. Di. VI, 80, s. C. 2. A. 69.
39) So eignete auch er* sich die Geschichte von der Bigamie des So-
krates (vgl. C. 2. A. 717. 773. 852. C. 28. A. 58) an, s. Fr. 15 b. La. Di. 11, 26.
Femer vgl. d. Fabel üb. d. Tod des Sophokles, V. Soph. p. 130, 65 ff. W.
(Fr. 6) und den vielen Anekdotenkram in den Fragmenten (s. Fr. 8. 6. 10.
18. 19). Das Schlimmste aber ist seine schon C. 11. A. 84 erwähnte Be-
nutzung von Aristippos über den Luxus der Alten als Geschichtsquelle, La.
Di. VIII, 60 (Fr. 12). — üeber zwei andere Schriften, die möglicherweise
schon von diesem älteren S. sein können, s. C. 30. A. 86—88.
40) Röper Philologus IlL 1848. S. 58—61.
40*») La. Di. III, 46 (nach der Verbesserung von Röper S. 59), wo es
heisst, dass er den Demosthenes als Schüler Piatons bezeichnet habe. Vgl.
Schäfer Demosth. I*. S. 312 (I^ S. 281) f.
41) S. C. 2. A. 296.
42) La. Di. VII, 177. ngog Sh MvriaCaxqaxov marrjYOQOvvtcc a^tov (näml.
EtpaCifov) ort IJjolBfiaCov ov tpriai ßacilia slvat ^otix elvai I^'t;?), toiovtov
d'5rra tbv UtoXiftatov aal ßactlia ilvai^ s. Röper S. 60.
48} Ath. VlI. 279 d. danaSovTui dh ov (lovov oi *Bjni%ovQSi.oi zr^v Tjdo-
j/ijv, dllcc xal ot KvQr}vaCTioi xal <of > Mvr^cuszqdxsioi Ss %alovfi.6voi,. Auch
hierin also zeigt sich der Gegensatz gegen den Stoieismus, vielleicht, wie
Röper S. 61 meint, „eine Abzweigung der peripatetischen Schule, wo sich
in dem Rhoder Hieronymos eine ähnliche Erscheinung darbietet'*, s. C.2. A.769.
32*
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500 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakograpfa.- biographische Schriften.
sprechenden Yermathnng^^) scheint aber auch er in die gleiche
Classe von Schriftstellern zu gehören.
Apollonios^ Sohn des Sotades, schrieb über die Dichtungen
seines Vaters**^).
Antisthenes von Rhodos^) verfasste in der ersten Hälfte
des zweiten Jahrhunderts eine Zeitgeschichte oder wenigstens
eine Geschichte , vielleicht nur von Rhodos^ bis m die gegen^
wärtigen Zeiten hinein, die von Polybios im Grossen und Ganzen
als erheblich bezeichnet wird^), und die wahrscheinlich schon
von Herakleides Lembos im Leben des Menedemos benutzten ^^)
Jtadoxccl tpikoö6fpiov*^)y aus denen die Erwähnungen bis zu
Kleanthes reichen*^).
44) Von Röper, bei La. Di. IT, 60 sei statt des sonst ganz imbekannten
Peristratos oder Peisistratos von Ephesos {UfiaCetgatog h 'Etpeetog)^ welcher
die sogenannten eingangalosen Dialoge {a%i(paXoi) mit Recht dem Sokra-
tiker Aeschines absprach, MvjfiaCatqatog o BdcLog zu lesen.
44*») S. C. 7. A, S. 9.
45) Müller F. H. G. IE. 8. lS2f. Zeller Ueber Antisthenes von Rho-
dos, Monatsber. der Berl. Akad. 1S68. S. 1067-1078.
46) Polyb. XVI, 14, 2 ff. 16,8. Vgl. C. 21. A. 630. Im Besondem freilich
hat er Manches an ihr ansznseteen. Vgl. La. DL VI, 19 (im Homonymen-
verzeiehniss). *P6di6g tt( tatoginog.
47) S. A. 60.
48) Die von Müller vergeblich bestrittene Einerleiheit des Verfassers
derselben mit dem rhodischen Historiker erkannte schon Yosiins De bist.
Gr. S. 393; jetzt ist sie mit gröester Wahrscheinlichkeit von Zeller er*
wiesen; vgl. auch Wilamowits Ant. v. El S. 91. A. 7. Von einem Andeonen
aber rührte die Schrift her, in welcher über die Pyramiden gehandelt war
(Plin. N. H. XXXVI. §. 89 n. Ind. XXXVI). Dieser scheint vielmehr, wie
C. 17. A. 146 dargelegt ward, erst um die Zeit des Polyhistors Alexandres
oder noch etwas spätw gelebt zn haben, nnd er wird wohl aach mit
Zell er als der Urheber der von Psendo-Plnt. de flnv. XXII, 8 citirten Ms-
Xsccyiftg anzusehen sein, falls hier nicht ein blosser Schwindel aomnehmen
ist. Nahe lieg^ der (bedanke, dass er auch deijenige A. sei, welchen
Phlegon Mirab. 3 als einen peripatetischen Philosophen bezeichnet, nnd
aus welchem er Wundergeschichten erz&hlt, die nach dem Siege der Römer
bei Thermopylae über Antiochos vorgekommen sein soUen. Allein die
Sache verhält »ich doch wohl anders. Dass es jeclen&lls nicht (wie
Vossius meinte) der Rhoder war, hat Zell er einleuchtend gezeigt, aber
die Bezeichnung „peripatc* tischer Philosoph** weist (wie schon Müller be-
merkte) auf den Verfasser der ^UK^o;|ra^ hin , und Zeller macht sehr wahr-
scheinlich, dass Phlegon in der That keinen Anderen meint, so dass ihm
also eine diesem untergeschobene Fälschung vorlag, die allem Anschein
nach, und zwar vielleicht in Aetolien, zu Gunsten des Mithridates fabricirt
^)Wr^.ni%4iQ^.Qiiei)ittiaiifiü^ii<ii<«eu>t^ da es sich
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ApollouioB. AntiaÜienes. Herakleides. 501
Herakleideß^®), Sohn des Se«ipion^^), mit dem Beinamen.
Lambos, war allem Anscheine nach in Kallatis im Pontos ge-
boren, lebte dann in Alexandreia am Hofe von PtolemaeosVI
Philometor (181 — 146) in angesehener Stellung, so dass er
im Auftrage dieses £onigs den Frieden, oder vielmehr Waffen-
stillstand mit Aniiochos IV absehloss^^), und vermuthlich als
hoher Verwaltungsbeamter auch längere Zeit in der ägyptischen
Stadt Oxyrynchos **). Vermuthlich zählte auch er sich zu den
biebei nm die Prophezeiung handelt, dase ein aeiatiaofaer KOnig Rom er-
obern werde. Gerade wenn aber in dieeer Fälsehnog der angebliche Ver-
fasser; der rhodiBche Qeachichitchreiber A., zugleich als peripatetisoher
Philosoph bezeichnet war, spricht dies (nach Zellers richtiger Bemerkung)
für die Sineritthest des Letzteren mit dem, Urheber der dMB9o%tU» Und in
der That mag ja dieser Mann ein Peripatetiker gewesen sein , wenn auch
nur wie die meisten gelehrten Peripatetiker dieser Zeit dem Namen nach.
49) La. Di. VII, 16S. In diesen 4Sutdo%al war auch von der Phemonoe
die Rede (La. Di. I, 40), s. CL igi A. 80. Das Zeugniss des A. wird öfler
bei La. Di. (VI , 87 f. IX , 17. 89) dem des Demetrios von Magnesia ent-
gegengesetftt, einmal IX, 86 mit demselben so verbunden, dass Letzterer
ihn citirt zu haben scheint: dr^ikrix^io^ iv 'Ofu^vvßoig xal 'AvTm%ip7i£ iv
hO) Müller F. H. G. IIL S. 167—171. Diels a. a. 0. S. 148—162.
V. Wilamowitz Ant r. Kar. S. 86 ff. G. F. Unger Herakleides Poutikos
der EriUker, Rhein. Mlus. XXXVIII. 1888. S. 481-508. H. Sohrader
Heraclidea. Ein Beitrag zur Beurtheilung der schriftstellerischen Thätig-
keit des (älteren) Pont^ers flerakleides und des Herakleides Lembos,
Philologus XLIV. 1886. S. 286-^861. Bei Müller fehlen in Fr. 16: La. Di.
II, 136 und 144.
51) La. Di. Vin, 7. 44. 86 (= Fr. 9. 6). Suid., s. A. 68.
52) D. h., wie Unger S. 488f. bemerkt, doch wohl den ersten im
Herbst 170, da der zweite 168 ja vielmehr durch die bekannte Intervention
des Popilius Laenas zu Stande kam.
68) La. Di. V, 94 im Homonymenverzeiohniss : intog (H^aydsidiig) KteX-
XKUttvos 71 'JXs^vdiftvg ysyifatpmg tr^v JittäoxTjv iv ££ ßißXüng ntd Xsfißev-
xinov XdyG9^ o^bv %od Aiikßog i%ccU^o. Anders Suid. ^HgaiüLs^drig *Oiv(ivy-
%ixrigt tpdoaofpogy 6 tov 2sQ«n{<ovBgf og ixXi]^ Aifißog^ ysyovmg Inl
ntoXffiaiov tov «xreo, 3^ tag ngog *Av%lo%ov itstQ cw^r\%ag. Ich folge
der Annahme von Müller und Unger, durch welche allein Alles in einen
klaren Zusammenhang kommt. Diels S. 148. A. 2 hält dagegen Ozjryn-
ohos för den Geburtsort des H. , weil es ihm wegen des Namens von dessen
Vater Serapion oder Sarapion unmöglich scheint, dass derselbe aus Kallatis
gewesen sei, aber s. dagegen Unger S. 488. A. 1. Wenn H. aber auch
aus dem Pontos war, so kann ich mich doch den weiteren Annajimen von
Unger nicht anschliessend derselbe sei gelegentlich auch „der Pontiker**
genannt worden, sei einerlei mit H. dem Kritiker, dem Verfasser von itB^l
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502 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakograph.-biographiBcbe S5hrifteD.
Peripatetikern ^*). Wir kennen drei Sotrifken Yon ihm, die eine,
den jda(iß6vt^x6g Xoyog jedoch nur dem Titel nach^*). Die
Tcov iv trj *Ell<i9i n6Uav und fCBifl vqaoiv (b. C. 26. A. 8—8) und der Ur-
heber der unter dem Namen des H. öberlieferten Auszüge vornehmlich ans
den Politien des Aristoteles (ix tmv ^HgaxXsldov nsgl nolixemv). Wenn
die Blate des Lembos zwischen 181 und 146 fiel, so ergiebt sich nach
mittlerem Durchschnitt für seine Geburt ungefähr das Jahr 204, die Schrift
nsffl rwv iv tfj 'EXXddi volemv aber ist Ungers eignem Nachweis zufolge
(s. G. 26. A. 7) bereits 192/1 entstanden, und um den Beinamen „der Kri-
tiker" für den Lembos passend zu machen, muss Unger zu dem (s. A. 69)
misslungenen Versuche greifen einen Theil der Schriften des Herakleides von
Herakleia vielmehr dem Lemboq zuzuweisen. Für den Verfasser von nsgl
vi^cmv^ welcher bei Steph. v. Byz. ^liuQog lediglich durch ein Versehen oder
einen Schreibfehler h novTinoi heisst (s. C. 26. A. 8), hält den Lembos auch
Seh rader, indem er nachzuweisen sucht, dass in der That Beziehungen
zu dieser Schrift in jenen Auezügeni enthalten sind, und dass Lembos wirk-
lich die Politien des Aristoteles gekannt und benutzt hat. Allein voraus-
gesetzt auch, dies Alles sei richtig, so dürfte doch auch diese Hypothese daran
scheitern, dass die Politien des sogenannten Herakleides, welche Bethe
Herm. XXIV. S. 440. 446 (vgl. C. 27. A. 48»») ohne Weiteres als Werk des
Lembos zu citiren sich erlaubt, so ganz vorwiegend aus denen des Aristo-
teles (wenn auch vielleicht nicht aus ihnen allein) geflossen sind, dass sich
schwerlich mit Schrader denken lässt, sie seien vielmehr entweder aus
einem von Lembos mit Benutzung seiner Schrift TCBgi v^ccav ver&ssten
Sammelwerk oder aus vsqI vrjemv und anderen Schriften des Lembos ent-
nommen.
64) Da er einerseits bei Suid. (s. A. 68) als <piX6aoq>og bezeichnet wird,
andrerseits wenigstens, was Hecker Philol. V. S. 482 geltend macht, sein
Secretär, Vorleser und litterarischer Gehülfe Agatharchides ausdrücklich
als Peripatetiker, s. C. 22. A. 244.
56) S. A. 58. Suid. fährt fort: ^ygoctps fptXSaotpa %etl aXXa. Da wir
aber von dem Inhalt des Aeußfvwnog Xoyog Nichts wiesen, so bleibt es auch
völlig ungewiss, ob man diese Schrift mit Zeller Ph. d. Gr. II», 2. S. 928 f.
A. 1 zu den „philosophischen" oder mit Diels a. a. 0. zu den „anderen"
zu rechnen hat, ebenso, in wie fem die Angabe bei Diog. (s. A. 63) ge-
rechtfertigt ist, er habe von ihr seinen Beinamen Lembos erhalten, und
was der Sinn dieses Beinamens war. Der Ausdruck bei Phot. Cod. 218.
p. 171 B. 6 tov Aiußov *Hq, (s. C. 22. A. 244) beruht wohl nur auf einem
Versehen, obgleich Diels a. a. 0. anderer Meinung ist. Aeußog bedeutet,
wie Unger S..506f. nach theil weisem Vorgang von Müller S. 167 be-
merkt, einen Nachen oder ein offenes Boot, wie es die Fahrzeuge der da-
maligen illyrischen Seeräuber waren (Polyb. 11, 3, 8), also auch wohl
„Kaper" oder „Freibeuter". So steht es als Spitzname für einen Schmarotzer
bei Anaxandrides (Fr. 2, 7 b. Ath. VI. 242 f). Unger vermuthet daher
nicht übel, dass derselbe bei H. einen Spott über dessen compilirende
Schriftstellerei ausdrücken sollte. Ungori fernere Hypothese aber, der
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Herakleides Lembos. J^3
zweite war die ^iado^i?; oder wie sonst immer der Titel ge-
lautet haben mag^^ in 6 Büchern ^^), ein Auszug aus dem ent-
sprechenden Werke des Sotion*®), welches er also etwa um die
fiälfte verkürzte. Dabei benutzte er aber zugleich namentlich
auch die Biographien des Satyros^^) und hie und da auch noch
andere Schriften ^ wie 'die des Antigonos von Earystos und des
Hermippos^; so dass denn diese ganze Excerptensammlung sich^
Aefißivxixog X6yog habe mit Bezug hierauf eine Apologie des richtigen
Compilirens enthalten, darf tnan wohl auf sich beruhen lassen. In der
Notiz «des Suid. wird man übrigens bei den „philosophischen*' Schriften
des H. mit Diels vorwiegend an seine Juxdoxijy bei den „anderen" mit
Usener Vergessenes, Rhein. Mns. XXVIII. 1873. S. 482 vorwiegend an sein
Geschichtswerk zn denken haben.
56) S. A. 69.
67) La. Di a. a. 0. (s. A. 6a).
58) *H ZfoxCmvog imtofiri heisst sie daher bei La. Di. VIÜ, 7. X, 1
(Kr. 8. 9), 17 ixnoitri töh 2kazlmvog äic(9oxmv V, 79 (Fr. 10).
69) *H inixoiiTi xmv ZatvQOv ß^atv wird bei La. Di. YIII, 40 citirt
(Fr. 6), ^ ZccxvQOv inixoiATi IX, 26 (Fr. 7), ry Ixiroiiij (nachdem Satvgog ö*
iv xoig Bioig x. t. X. voran fgegangen ist) VIH, 68 (Fr. 6). Dass dieser Aus-
zug aus Sat^ros nicht, wie man bisher, abgesehen Ton Heck er a. a. 0.
S. 488, der die Sache unentschieden lässt, glaubte, eine andere Schrift sei,
hat Diels S. 149 gezeigt, welcher 'Enixoinj fSr den ursprünglichen und
Yollständigen Titel des betreffenden Werkes zn halten scheint, wie es
Wilamowitz a. a. 0. 8. 88 ausdrücklich dafür hält, was aber (nach dem
eben Bemerkten) aus La. Di. YIIl, 86, wie Ungar S. 494. A. 1 ganz richtig
hervorgehoben, hat, nicht im Mindesten folgt. 'Enixoiiri als einen yoU-
stöndigen Buchtitel yeimag ich mir obendrein ebenso wenig vorzustellen
wie Unger a. a. 0. Daraus ergiebt sich aber nur, dass wir den äq^iten
und vollständigen Titel nicht mehr kennen, Jiadoxri (s. A. 68) war er auch
schwerlich. Im Uebrigen ist der Versuch von ünger S. 494 Diels zu
widerlegen wenig geglückt. Sein einziger Einwurf von Erheblichkeit
ist der, dass es auch ein Leben des Archimedes von Herakleides gab
(s. C. 28. A. 97), welches doch nicht in ein solches Werk philosophischer
Diadochien hineinpasst, aber wer sagt uns denn, dass dieser H. gerade
H. Lembos war? Im Gegentheil eine andere Muthmassung liegt viel näher,
s. C. 28 a. a. 0. Unger s (S. 489 ff.) eigne, bei diesem Versuch stark in
Betracht kommende Vermuthung aber, in das Verzeichniss der Werke des
älteren Pontikers Herakleides bei La. Di. V, 86—86 seien Schriften des
Lembos gerathen, ist vonSchrader widerlegt worden.
60) Wie sehr gerade dies für die Annnahme von Diels spricht, hat
Wilamowitz Ant v. K. S. 88 ff. mit Recht hervorgehoben, indem er
zwar itf der Behauptung irrt, als wüssten wir, dass Sotion die eretrische
Schule nicht hatte , es aber bei dem Verhalten des H. doch wohl mit Recht
annimmt, da dieser hier für Menedemos, fSr welchen er in dem Abschnitt
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504 NeuDzehnteB CapiteL Fernere pinakograph.- biographische Scbrüteo.
wie es scheint,. nicht allzH weit von der Art der Anekdoten- und
Wanderbüoher und des sogenannten zweiten Bachs der psendo-
aristotelischen Oekonomik unterschied^). Die dritte Arb^t war
ein umfängliches^ der politischen Geschichte gewidmetes ; wie es
b. La. Di. II, 125— 144 die weseotliohe Quelle zu sein scbeint, keine Spur
von Sotion zeigt, yielmehr neben Hermippos, den er übrigens mit Kritik
behandelte (§. 142 f.), wahrocbeinKch femer an Euphantbs, §. 141 (ygi.
A. 66) und Antistbenes (§. 134), vor Allem aber an Antigonos von Earystos
sich anschloes ; denn dasi er etwa auoh die Schrift des Spbaeros über diese
Schule (8. C.2. A. 801) benutzt hätte, davon zeigt sich keine Spur. Dmb er
auch in Demjenigen, was er aus Satyros nahm, eigne Zugätze auB anderweitiger
Lectüre machte, erhellt aus La. Di VIU, 58 (Fr. 6), b. Wilamowitz
Epiet. ad MaasB. S. 149. A. 1. — Usener a. a. 0. S. 480-488 hat in Er-
innerung gebracht, dass wir in einem theologischen Gompendlum unter
dem Namen des loEcppus in einer Cambridger Handschrift aus dem 9.
oder 10. Jahrh. noch eine Liste der von f„H. dem Pythagoriker", wie
er hier heisst, angegebnen Schulen oder Seoten beflitoeu, ijfimlich (zum
Theil nach den Verbesserungen von. Usener und Anderen) der Physiker,
der Theologen, der sfeben Weisen, der sokratiBch^n, ky renaischen, kyni-
schen, elischen, eretri»chen, megarischen, pythagoreischen , empedoklei-
sehen, herakleitischen, eleatiachen, demokriteiadien, protagoreisohen, pyr-
ronischen, akademiachen, penpate tischen, stoischen u. epikureischen Schule,
wo sich denn also manche Abweichungen von Sotion (s. A. 25) seigca-
Das Fr. 9 b. La. Di. VIII, 7 könnte nun in der That, wie Uaener be-
merkt , den Eindruck des Eunstgrififs machen durch Verwerfung der älteren
Fälschungen auf den Namen des Pythagoras für die hier aufgezählten
(s. C. 17. A. 141) neueren den Schein um so grösserer Glaubwürdigkeit
hervorzubringen, denn es geht hier vorauf: yey^fnrra» Sh %q» JIv^dKyo^^
cvyyQoifiiuctcc vp/a, naidtvunoy ,' sro^iuxöi' , tpvctauov. xo 8\ qxifo^tifov mg
Tlv^ayoifov AvaiSog ievt rov . TagavTivov JTv^ayo^ixot; x. t. X. (vgl. C. SS.
A. 458) und danach hat Usener vermuthet, H. selbst sei einer der Fälscher
gewesen, und daraus sei seine Bezeichnung als Pythagoriker bei loseppus
zu erklären. Aber mit Recht hat sich Di eis S; 150 ff. hiegegen auBge-
sprochen: U. hat dies vielmehr seiner Quelle nachgeBchrieben, und jene
seine Bezeichnung beruht daher entweder auf Verwechselung mit dem älteren
Pontiker Herakleides, der Ja stark pythagorisirte, oder (s. A. 54) von Peri-
patetikor mit Pythagoriker in Folge der Buohstabenähnliehkeit oder auf
irgend einem anderen Versehen. Ueberdies aber sind ja jene voraoiigehen-
den Worte gar nicht von Hera^leides, und ob auch nur die Art der An-
fügung seiner eignen den von Usener angenommenen Sinn haben sollte,
ist äusserst zweifelhaft.
61) Wilamowitz Ant. v. E. S. 89. 90. Bemerkenswerth ist auch der
Schnitzer (La. Di. II, 185 vgl. m. 135), durch welchen Menedemof von
Eretria zum Platoniker und Schüler Piatons wird durch Verwebbselnng
mit Menedemos von Pyrrai s. Wilamowitz a. a. 0. S. 86. A. 1. Vergebens
bestreitet dies Unger Jahrb. f. Ph. CXXXV. S. 761 ff. (vgl C. 2U A. 168).
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Nikias von Nikaea. 505
scbeint^ wenig gelesenes^') Werk 'löto giai in mindestens
37 Büchern^ allem Anscheine nach eine ähnliche Gompilation^^;
yeitnathlich nicht eine zosamraenhangende Geschichte^ sondern
ganz dem Titel entsprechend eine Sammlung von Geschichten ^^
jedenfalls nicht immer s&overl&ssig^^). Immerhin zeigte jedoch
auch dieses Werk den viel belesenen Mann, wie es sich auch von
einem Schriftsteller; welcher neben Aristarchos in Alexandreia
wirkte; nidit anders erwarten lässt^.
Nikias yon Nikaea schrieb seine ^iado%al xAv tpiXo66'
q>a>v^'^ nach denen des Sotion, welche er mehrfach beifällig an-
fahrte^). Genauer lässt sich seine Zeit nicht bestimmen; sie
kann sogar möglicherweise erst in die der früheren Kaiser ge-
fallen sein^). Ob es derselbe Nikias ist, dessen arkadische
68) Müller giebt vier Brachatücke ana Ath. 111. 9Sd (Fr. 6. ans dem
37. B.). Vni. BIS a. XIII. 666 a. 678 a (Fr. 8. 4. 2) and eins aus Fest. (Fr. 1).
68) Wie dies Unger Üb. M. a. a. 0. S. 508 f. nach den Fra^enten
genraer darlegt.
64) Aehnlioh wie sp&ter die IloiniXai toxoQia^ des AeUanos, meint
ünger S. 608.
66) S. Fr. 4' und daza Wilamowit* a. a. 0. S. 208. A. 27. — Unger
8. 498. A. 2 leitet auch die fabelhafte £rzahlui% des H. über die Gründung
von Alexandreia bei Plut. AI. 26 aus diesem Werke her, doch ist dies un-
sicher. Ob anter dem von Dionys. y. Hal.C. V.4. p.80R.(s.€.21. A. 826) wegen
Bcfaleoht^ Stils getadelten H. mit Wilamowita S. 177 er oder mit Unger
8. 608. A. 2 H. ▼. Kyme zn yentehen ist, yermag ieh nieht sn entsckeidefl.
66) Wilamowitz a. a. 0. 8. 87. A. 8 hebt mit Beoht herror, dass der
Bön0t yerschollene und ausser im Leben des Menedemos bei La. Di II, 141
(s. A. 60) nur noch bei Ath. XIV. 261 d eitirte Eopfaantos doch noch bei
La. Di., n, 1 10 imter den. megarischmi Philosophen eine Biographie hat.
In der Tbat liegt der Gedanke nahe, dass er diese dem Lemboe yerdankt,
und dass yon Letzterem auch in dessen politbchem (Jeiobiefatswerk dieser
Gescbichtschreiber (s. €.21. A. 601 ff.) ausgenutzt worden ist
67) Ath. XIII. 692 a. h rsf^ t6v tptl&c6xpmv &utdöx(ug (a. G. 2. A. 97),
kürzer VI. 278 d. iv rtfti; ducdoxaig. IV. 162 e. iv t^ n%ql rmv qitlQ06^citv
tavoqüf (s. A. 68). Vgl. Möller F. H. G. IV, S. 464.
68) Ath. IV. 162 e. (d( Ni%ä»i o Nixtetvg tetoget iv t^ x. t. X. (s. A. 67)
Httl Eanimv h 'AXtisadas^i h xa£g S^adoxaig (s. A. 69). XI. 606 b. mg N.
o N, iatoQti uttl Zmzimv. Ath. hat den N. also unmittelbar aosge-
sdurieben. 8. A. 30.
69) Die bei Ath. IV. 162 e (s. A. 68) auf Sotion und N. zurückgeführte
Krz&hlang, Fersaeos m 8klaye des Zenon yon Eition geweeen (s. C. 2.
A. 268) wird bei Philod. Ind. Stoio. Gol. 12 unbestimmt als Angabe yon
fmot, bei La. Di. VU, 87 yon oV dl bezeichnet. Gewiss haben also Gom-
per» Jen. L.-Z. 1875. 8. 606 und Wilamowitz a. a. 0. 8. 108. A. 10
Beoht, dass bei diesen ivtoi und ol 61 zunächst an Sotien zn denken ist;
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506 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakograph.-biographieche Schriften.
Geschichten (/^QHadixd) einmal'^ aDgefährt werden, steht
dahin.
Sosikrates'^) von Rhodos'*), dessen ^tado^if oder j^iia-
doxai, genauer /liaSo%7i oder ^iado%al xAv g>ilo66q>(ov''^)
bis zum 3. Buche citirt werden'*), schrieb dieselben nach den
Biographien des Hermippos'^) und auch wohl des Satyros'^,
sehr streitig aber ist es, ob vor oder nach den Xgovioui des
Apollodoros, und ob er derselbe war mit dem Verfasser der
kretischen Geschichten (JiTpi^txa)"), und folglich auch, ob
ob aber auch, wie Ertterer meint, an N., h&ngt davon ab, ob N. vor Stra-
tokies (s. C. 2. A. 151) oder doch vor Philodemos geschrieben hat. Die-
selbe Nachricht aber den Akademiker Leon als Verfasser des pseado-plato-
nischen Dialogs 'Al%v(6v, welche Ath. aus N. nimmt, hat La. Di., wie wir
C. 2. A. 65 sahen, aus Phaborinos. Hatte dieser sie ans N.?
. 70) Ath. XIII. 609 e. Andere historische und geographische Notizen
(bei PBn. N. H. XXXVH. §. 86, vgl. Ind. XXXVII, und Anderen) ist Müller
a. a. 0. S. 468 geneigt dem N. Yon Malea znznschreiben ,. dessen Existenz
aber überaus zweifelhaft ist, da sie nur auf Citaten yon Paeudo-Plut. de
fluv. u. Parall. min. beruht.
71) Müller F. H. G. IV. S. 601-608.
72) Fr. 18 b. La. Di. II, 84, wo es yon Aristippos heisst: di d' ovd'
oXmg yQatpat, &v icTi xal Zcuaix^ätris o *P69iog. Es wird sich C. 28. A. 68
zeigen, dass die Nothwendigkeit im Folgenden (§. 86) eine Aenderung yor-
zunehmen und yon dort das in xal Tlctvalziog umgewandelte xal Ilccvaittov
hieher unmittelbar yor 6 *P6diog hinaufzurücken (Nietzsche Rhein. Mus.
XXrV. S. 187 f.) nicht bewiesen ist.
73) Fr. 17 b. La. Di. VIII, 8. iv SiadoxaCg. Fr. 19 b. La. Di. VI, 18
iv xqlxm diado%&v. Fr. 20 b. Ath. IV, 168 f. h t^itto (piXoü6(pmv ducdoxfjg.
Fr. 21. h xm ngmxfp (t^^too? Müller) xtjg Siaöqxrig. Fr. 22 b. Ath. X. 422 c.
iv xaig du)i9o%aig, *
74) Fr. 19. 20 u. yiell. 21 (s. A. 78).
76) Fr. 16 b. La. Di. I, 106. S. l^fimnov nuQtiti^ißsvog,
76) Fr. 21 (s. A. 78) ZoneiXQäxrjg iv x. x. X. xal JSdxvgog iv xm xsta^xm
xmv ßimv,
77) Müller a. a. 0. S. 600 f. (Fr. 1—9). Die Oitate reichen bis zum
2. B. (Fr. 5. 6. b. SchoL Aristoph. Ay. 621. Ath. VI. 263 f.). Apollodoros
kannte und benutzte in seinem Commentar zum SchifiPiskatalog die Xpi^rixa,
s. Fr. 2 b. Strab. X. 476. Z, (liv, ov tprjaiv 'AnoXXoSmgog x. r. X. und C. 28.
A. 48^. 49. Allein es ist eine höchst yerwickelte Frage, ob Apollodoros in den
XQovtnd die Jia9o%aC des S. ausgebeutet hat, wie G. F. ünger Die Chronik
des Apollodoros, Philologus XLI. 1882. S. 618—626 zu beweisen suchte wo
denn freilich an der Einerleiheit des Verfassers beider Schriften kein Zweifel
sein könnte, oder ob das umgekehrte Verhältniss Statt fand, wie Di eis
Chronol. Untersuchungen über ApoUodors Chronika, Bhein. Mus. XXXI.
1876. S. 16 ff. und Roh de Fiyovs in den Biographica des Snidas, ebend.
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Soeikratee. Demetrios. , 507
sein Zusammentreffen im Urtheil über die dem Ariston von Chios
beigelegten Schriften mit dem des Panaetios^^) daraus entsprang^
dass er sich mit demselben an dieses^ oder daraus, dass Panaetios
sich hier an ihn anschloss'^). Und gerade so wie dies ürtheil,
welches dem Chier beinahe Nichts von jenen Schriften beliess,
allem Anscheine nach etwas zu weit ging*®), war es auch mit
demjenigen bestellt, vermöge dessen er alle unter dem Namen
des Aristippos für unächt erklärte®^).
Demetrios von Magnesia*^, Zeitgenosse des Cicero und
Freund des Atticus, schrieb ein dem Letzteren gewidmetes Buch
über Einmüthigkeit (xsqI ofiovoLagY^) , femer über die
gleichnamigen Städte (utegl öwavv^iov noXscav)^) und
über die gleichnamigen Dichter und Prosaschriftsteller
(ücegl täv 6wa)vv^mv noirixAv ts xal 6vyyQa^B(ovY^). Aus dem
dritten Werk ist uns der Abschnitt über Deinarchos grössten-
theils wörtlich überliefert*"^), und dieser allein würde uns eben
XXXni. 1878. S. 212 (mit A. 1) zu erhärten sich bemfiht haben. S. La. Di.
I, 87 f. Aach im letzteren Falle ist jene Einerleiheit noch nicht gerade
unmöglich, wenn S. ein Zeitgenosse des ApoUodoros war, aber wahrschein-
licher ist dann doch, der Verfasser der Jtttdo%ui sei ein anderer, jüngerer
S. gewesen als der der KgTirtxa, also auch jedenfalls jänger als Panaetios.
78) Fr. 23 b. La. Di. VII, 168, s. C. 28. A. 68.
79) S. A. 77. 80) 8. C. 2. A. 248.
81) 8. A. 72. Allem Anschein nach hatten vielmehr Diejenigen Recht,
von denen es bei La. Di. II, 84 heisst: hiot Sh' %al diaxgipmv avxov (paaiv
c| ytyifutpivai, d. h. welche pur die sechs Diatriben ffir acht gelten liessen,
denn solche Diatriben des Aristippos kannte schon Theopompos Fr. 279
b. Ath. XL 608 c.
82) Scheurleer De Demetrio Magnete, Leiden 1868. 8. (Dootordiss.).
Maass De biographis Graecis quaeetiones selectae, philol. Unters. IH.,
Berl. 1880. 8. 8. 28—47. Vgl. A. 87.
88) Cic. ad Att. VIII, 11, 7. librum a Demetrio Magnete ad te miasum
nsql ofiovoUcg, 12, 6. Demetri Magnetis librum, quem ad te missU de can-
cordia. IX, 9, 2. Demetri librum de concordia. IV, 11, 2. librum . . . De-
metri Magnetis.
84) Benutzt bei Harpokr. Ms^mvrj (iv talg 6(M»vvfioig ^dXftfi)- "^«i?-
A(v%ri 'Anvq. und Steph. v. Byz. (Ayßdrccva, 'Ad'rjvat. 'A%xri, *Ag%d9tg. 'AffTunTj.
'ATtdXsia)j B. 'AXaßciv, JiipLi^tQiog iv avvavvfioig, 'AlrjoLOV, iv taig övyygci-
tpaig dTKiTjTQÜJV.
86) La. Di. I, 112.
86) Von Dionys. v. Halik. de Din. c. 6 (p. 617 Westerm.), welcher
mit Recht seinen Tadel über denselben ausspricht. Demetrios schrieb dem
Deinarchcs 160 Reden zu, während Dionysios nur 87 überhaupt kannte und
von diesen nur 60 für acht hielte Nietzsche De Laertii Diogenis fonti-
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508 Neunzehntes Capitel. Foraere pinakogn^h.-biographische Schriften.
keinen Yortheilhaften Begriff von demselben einflössen^ doch
wissen wir auch sonst genug von ihm, um urtheilen zu dürfen,
dass keineswegs das Ganze an denselben M&ngeln litt, sondern
dass er seine überaus nützliche Absicht das litterarische Eigen-
thum verschiedener gleichnamiger Schriftsteller von einander zu
sondern im Wesentlichen glücklich ausgeführt hat®'). Dabei
handelte er eingehend über diese Schriftsteller, und so verdanken
wir denn den bei Laertios Diogenes erhaltenen AufisOgen auch
eine reiche Fülle biographischen Materials für die Geschichte
der griechischen Litteratur^).
bns II., Rhein. Mna. XXIY. 1869. S. 183 vermuthet, D. habe vielleicht gleich
Dionys. 87 bei Eallimachos , aber noch 73 andere in den pergamenischen
ntvunsg verzeichnet gefunden.
87) Dass die VerzeichniBBe gleichnamiger Prosaiker, Dichter, Musiker
und anderer Künetleit, mit denen die einzelnen Biographien bei.Laert. Diog.
za 8ch Hessen pflegen, anmittelbar aus D. entnommen seien, behauptete zu-
erst Jdnsen, dann «nohte es Scheu rleer mit vielen OirkelsohlSssen na/ch-
zuweisen, aber Maass (den Bohde Litt. CentridM. 1880. Sp. 1742--1744
wohl bestritten, aber nicht widerlegt hat) zeigt, dass dies nickt der Fall
ist. Wie der Titel des Werkes lehrt, behandelte D. in demselben ndr
Bdiiriftsteller, in diesen VerzeiclmiBBen finden sich aber eben auch Künstler
und sonstige bemerkenswerthe Leute, wie z. B. IX, 112 der Menschenfeind
Timon, dabei obendrein auch einige Männer, die erst nach D. gelebt haben
(der jüngere Pontiker Uerakleides V, 93, Theodoros von Gadaxa und Theo-
doros der Arzt II, 103. 104, Seleukos der Homeriker III, 109, Z«boq von
Myndos YII, 86), wozu noch die Oitate I, 3^ und VIII, 47 des Dionysios
(von Halik.) kommen. Dass endlich in der Liste der Demetrier gerade D.
von Magpesia fehlt, ist höchstens ein neuer Beweis dafür, dass der Uriiebdr
dieser Verzeichnisse in der That diesen letzteren sftark , ja vorwiegend be-
nutzt hat. Denn daran freilieh ist kein Zweifel, dass, wo nicht allt;, so
doch weitaus die meisten in der That mir überarbeitete AoszOge aus D.
mit eigenen Zuthaten des üeberarbeiters sind. Diog. selbst aber hat den
D. nicht gelesen.
88) Ans der von Maass nachgewiesenen üeberarbeitung des D. ist
ausser den Homonymenverzeichnissen such noch viel Anderes in die Vor-
lage des La. Di. gekommen. 8. darüber Wilamowitz au a. 0. S. 820 ff.,
welcher S. 330 ff. nachweist, dass in der Biographie • des Xeoophon U,
48—^59 das Beste ans D. stammt. Desgleichen begegnen wir ihm 4>ei Demo-
kritos, wo Demetrios von Phaleron und Antisthenes seine Gewährsmänner
sind (IX, 35 ff.), und bei dem Eleaten Zenon IX, 27. Hiernach vermuthet
Wilamowitz S. 322 ff., dass anck bei Xenopkanes und Diogenea von Apol-
kmia die Citate des Phalereers IX, 20. 67 und bei Herakleitos IX, 6. 15.
die ebendesselben und des Antisthenes aus ihm herrühren, zumal unmittel-
bar vorher in §. 15 er selbst oitirt wird. Und wie sonach im 9. B. Vieles
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Dioklea t<mi ICagneiia. 509
Diokles Ton Magneeia^^), wie schon früher^) bemerkt
wurde^ einer der Lieblinge des Meleagros von Gadara^ mh dem
er wahrseheinlioh in Eos verkehrte; als er selbst Jüngling^ Melea^
gros aber Greis war, lebte sonach etwa- von 100 bis 30 y. Chr.
und schrieb seine jdiaSQQ^ii r&v (piXotfotptov^^), welche
mixtdestens 3 Bücber nmfasste^^); in seinen rei^uren Jahren ^^).
Aus jener seiner Verbindtmg mit dem Eyniker Meleagros wird
die Liebe begreiflich, mit welcher er den Antisthenes, den Stifter
dieser Seete, behandelte^). Ebenso rühmte, er aber auch die
auf ihn z«ri3€kgeht, so a^oh in den letzten Biographien yon Pythagoreem
im 8. Hier wird er hei Hippasos und Philolaos (84. 86) wiederum aus-
drücklich angeführt. Gerade für diese kleineren Philosophen war natürlich^
wie Wilamowitz S. 323 hemerkt, bei dem Verfasser eines solchen Homo-
nymenlexikons mehr zu holen als bei den Diadocheuschriftstellem, bei den
grösseren igt seit Anazagoias und Sokraies ohne Zweifel viel weniger aus
ihm ge8oh6pft Ob aber Boesiger De Duride Stouo» Gott 1864. 8. S. 86fif.
ihn wirklich mit Recht für eine ELauptqoelle des Plutarchos im Leben des
Demo&thenes hält, ist eine andere Frage.
89) Das Andenken dieses Mannes hat* Nietzsche De Laertii Diogenis
fontibas I., Bhein. Mus. XXIII. 1868. S. 68Sff. emeoert, aueh das Zeitalter
desselben bereits (s. A. 98. 97) ganz richtig bestimmt, woron er sp&ter Beitrr.
zur Quellenkunde des Diog. L. (Basel 1880). S. 9 ff, freilich selbst wieder ab-
gegangen ist, und gleiohfolls richtig in ihm einen der'verhaitnissmäseig
wenigen Schriftsteller erkannt, welche Laertäo« Diogenes unmittelbar be^
nutzt, hat. dein Versuch jedoch nachzuweisen, dass er sogar dessen eigent-
liche Vorlage gebildet habe, ist von Freudenthal Hellenist. Studien III.,
Bresl. 1879. 8. S. 306 ff., Diels a. a. 0. 8. 161 ff. und Maass De Diocle
Magnete, a. a, 0, S. 8—28, der zu^edch den Beweis für die Richtigkeit der
ursprünglich von Nietzsche getroffenen Zeitbestimmung noch yervoll-
Rtändigt und die Genauigkeit dieser Bestimmung noch wesentlich verschärft
hat (s. C. 2. A. 188), in allen Stücken widerlegt worden,
90) C. 2. A. 160.
91) La. Di VIT, 48 (s. A. 93). Dies wird wohl der eigentliche Titel
gewesen sein, vgl. X, 11. h xjj xqCtji xi^g imdQOpkii^y und nicht B/ot iptloao^
(pav (II, 64) oder nsQl ßimv (pdoaotpmv (U, 84).
92) La. Di.X, 11, s. A. 91.
93) Diog. entnahm aus ihr neben vielen anderen Einlagen (s. A. 94. 96),
wie er selbst sagt (s. A. 91), die Specialdarstellmug der stoischen Logik
VIII, 48 ffl, in welcher zwwt kein jfingeter Stoiker als Poseidonios genannt,
aber ^ch dessen dialektische Schriften ber^^ betantist werden.
94) In den von ihm bei La Di. VI, 12 vgl. 18 mitgetheilten Aus-
sprüchen desselben, sumal wenn die Schilderung dieses Mannes §. 14 von
seiner milden und liebenswürdigen Seite, wie .Wilamowitz Epist. ad
Maass. ' S. 164—168 auKunehmen geneigt ist, auch noch aus D. stammt.
Sicher mit Recht führt aber Wilamowitz auf diesen auch die ganze
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510 Neanzehntes Capitel. Fernere pinakograph.-biographifiche Schriften.
Massigkeit der Epikureer ^^). Und so scheint er denn^) ein Mann
des praktischen Eklekticismus gewesen zu seih^ wie er ganz in
den Geist seiner Zeit passte, indem er das kynisch- stoische Lebens-
ideal mit dem epikureischen gewissermassen auszugleichen suchte,
und ebendamit ein nicht uninteressanter Vertreter dieses Geistes
der Ciceronischen Periode. Im folgenden Jahrhundert schrieb gegen
ihn der jüngere Sotion, der Lehrer Senecas^'). Sonst hat unseres
Wissens kein anderer Schriftsteller als Laertios Diogenes sich
mit ihm beschäftigt: den Lesefrüchten des Letzteren verdanken
wir unsere ganze Kunde.
Lobon von Argos^®) aus ungewisser, möglicherweise erst
nachalexandrinischer Zeit verfasste eine Schrift über Dichter (jcsqI
jtoiTjtdivy^), aus welcher die von ihm selbst fabricirten angeb-
lichen Gedichte der sieben Weisen und Epigramme zu Ehren
derselben und nicht minder die Angaben über deren angebliche
poetische und prosaische Werke nebst Hinzufügung der Vers-
zahlen bei Laertios Diogenes*^) stammen. Lobon war ein ein-
Schlasscharakteristik der Kyniker VI, 103 — 106 mit dem Lobe ihrer Lebens-
weise zurück, danach auch die Notiz VII, 4 über die Politeia des Stoikers
Zenon von Eition (s. C. 2. A. 192). Ganz dazu stimmt auch, wie Wila-
mowitz femer bemerkt, das Wohlgefallen des D. an der spartanischen
Erziehung der Söhne Xenophons II, 54.
95) La. Di. X, 11. Sonst giebt Diog. ausdrücklich mit Nennung des
D. aus ihm noch Notizen über die Kyniker Diogenes VI, 20. 36. 103,
Krates VII, 87. 91 und Menippos VI, 99 (s. C. 2. A. 138), über Pyrron IX,
61 (vgl. 65), die Lehrer des Ueberläufers Dionysios VII, 166, den Stoiker
Ariston VU, 162 und den Chrysippos VII, 179. 182.
96) Wie Wilamowitz a. a. 0. bemerkt.
97) 12 Bacher /ftonXnoi iXsyxoi, La.. Di. X, 4. S. üb. ihn Zeller Ph.
d. Gr. m\ 1. S. 676. A. 3.
98) Hiller Die literarische Thätigkeit der sieben Weisen, Rhein. Mus.
XXXm. 1878. S. 518—629.
99) La. Di. I, 112.
100) S. zunächst I, 34 f. Hier wird zuerst gesagt, dass L. die Gesammt-
zahl der Verse {^Tcrj) des Thaies auf 200 angegeben habe, dann wird aus
dem nämlichen L. eine Inschrift auf einer Bildsäule desselben und ein von dem-
selben Terfasstes Sinngedicht in künstlicheren lyrischen Massen mitgetheilt.
Ganz die gleichen drei Stücke ]|ehren aber bei Diog. auch in den Biographien
der übrigen sieben Weisen wieder, nur dass das Epigramm bald Statuen- und
bald Grabinschrift ist: §. 61 f. (Solon). 68. 71. 73 (Cheilon) 78 f. (Pittakos).
85 (Blas). 89. 91. .93 (Eleobulos). 96 f. (Periandros, wo allerdings das Lied
fehlt). Dass nun alle Epigramme aus derselben Fabrik sind, wiesSchneide-
win Beiträge zur Kritik der Poetae lyrici, Göttingen 1844. 8. S. 118 nach,
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. Lobon. Artemon. 511
facher Schwindler^ welcher alle diese Angabeu rein aus der Laft
gegriffen hat, indem diese Werke in Wahrheit nie existirt haben,
auch nicht einmal als Fälschungen^®^). Auch die Mittheilungen
über die angeblichen Schriften des Epimenides'^) bei demselben
Diogenes ^*^ rühren ohne Zweifel beinahe ausschliesslich von
ihm her, und auch hier, sind wieder, so weit dies der Fall ist,
die sämmtlichen Titel, Vers- und Zeilenangaben lediglich er-
schwindelt^^). Unseres Wissens ist dies das erste derartige
Beispiel in der griechischen Litteratur, dem später* ähnliche
folgten ^«^).
Artemon von Kasandreia*^) lebte zwischen Dionysios Sky-
tobracbion und Athenaeos, war aber vermuthlich nicht jünger,
sondern eher älter als Didymos^^^). Er wird von Athenaeos*®^)
als Verfasser der Schriften negl avccycoyijg ßißllfov^ in welcher
er, sei es die ächten Jvöiaxa, sei es vielmehr wohl andere
lydische oder sonstige Geschichten unter dem Namen des Xanthos
und Bergk Poet, lyr.' S. 607 (II*. S. 69) erklärte hiemach mit grösster
WahrBcheinlichkeit den L. für ihren Urheber. Die grosse Aehnlichkeit der
Lieder fiel femer schon Casaubonus auf, nnd dass auch sie und die sticho-
meirischen Angaben von demselben L. herrühren, zeigte Hill er. Ein
Gleiches gilt auch wohl von den Briefen.
101) Vorangegangen war schon Anäzimenes b. La. Di. 1, 40 mit der
Behauptung, die sieben Weisen hätten sich sämmtlich der Poesie zugewandt,
aber erst L. führte diesen Gedanken im Einzelnen aus. Gewiss mit Recht
erklärt Hill er die angeblichen Dichtungen des Thaies, Bias, Cheilon,
Pittakos und die Prosaschrift des Pittakos ntQl vofimp nebst den Deme-
gorien des Solon rein für dessen Erfindungen, während er in Bezug auf
die Elegien des Periandros gewisse reale Anknüpfungspunkte gehabt haben
könne (Ath. XIV. 682 d) und es von Kleobulos oder unter dessen Namen
wohl wirklich kleine Gedichte, unter andern Bäthsel gab, woraus er denn
eine ganze Räthselsammlung machte .*^ La. Di. I, 89. ovtog (näml. KXsoßov-
Xog) inoirjasv ^ofiata xal yQÜpovg sl^ ^nrj xqiaiCkui.
102) Der ja von Einigen auch zu den sieben Weisen gezählt wurde,
La. Di. I, 41 f. Clem. Strom. I. 299 B.
108) Bei La. Di I, 111 f.
104) S. Hiller S. 625 ff., der indessen nach C. Z^, A. 289^ zu be-
richtigen ist. .^
106) Hier mag nur an Ptolemaeos Ghennos und die pseudo-plutarchischen
Schriften über die Flüsse und kleine Parallelen erinnert sein.
106) Müller F. H. G. IV. S. 842 f.. vgl. S. 340 f.
106^) S. A. 107. 109.
107) XII. 515 e. XV. 694 a (= Fr. 9. 10), an letzterer Stelle vielleicht
nach Didymofi* s. C. 80. A. 33X.
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512 Neunzehntes Capitel. Fernere pinakogxaph.- biographische Schriften.
als eine Fälschung oder Verfälschung des Skytobrachion bezeich-
nete^^®), und xsgl ßi^ßlimv XQ'^^^^S in mindestens 2 Büchern
erwähnt^ und wohl kein anderer Artemon ist es auch^ den
wiederum Athenaeos^^^) mit Angaben über uiusikalische Instra-
mente aus dessen Schrift n£(fl xov ^lovvöiaxov 'öv^ti^fiatos
in mindestens 2 Büchern anführt. Yennuthlich ist ebenderselbe
Artemon auch derjenige^ welcher eine Sammlung der dem
Aristoteles zugeschriebenen Briefe herausgab '^^) und, viel-
leicht in der Einleitung, eine uns erhaltene Bemerkung über den
Dialog- und Briefstil machte^").
Dämon von Eyrene aus ganz Ungewisser, möglicherweise
erst nachalexandrinischer Zeit schrieb negl täp (p^Xoöoqxov^^^)
und ist vielleicht ^^*) auch derjenige Dämon, welcher Fabeleien
über Aethiopien erzahlte"*), aber schwerlich derjenige, welcher
über Byzanz (negl Bvt<uvxiov) in mindestens 6 Büchern schrieb ^'^).
Istros von Kallatis wird als Verfasser eines schönen Werkes
tcbqI tgaypdiag bezeichnet"^, und vielleicht war er und nicht
der Kallimacheer auch der Urheber der Schrift jcbqI ^eko-
;rofcü5i/"'). Ob er aber früher oder später als der Letztere, ob
vor oder nach Christus lebte, wissen wir nicht.
108) S. C. 27. A. 66. 72. dvotyt^yn^ ist Coigeetur von Jon sau (ür
109) XIV. 686 6. 667 b (— Fr. 11. 12), vermathUob naoh Didymos, a.
C. 30. A. 368.
110) PtolemaeoB im arab. Vereeichn. der aristot. Werke No. 89 (67 in
der Leips. Aaag. der Fragm. des Aristot. von Roae). David Sc^oL ia
Ariatot. 24«' 26. Demefar. de eloe. §. 223 (— Fr. 14).
111) Demetr. a. a. 0. tpr}ölv oti Sei: iv tco m4t^ ti^itijt äial^Yov %i
yQfitp^iv .%al tag ^latoXa^' ilwtici yaQ triv inusToli^v 9I0V to ^vi^öv ^909
xov ditcloyinf. Die Vennothongen, welche BrsoakaDe cauone dacen ora-
torum (Breal. 1883). S. 62 f. hieran anknüpft, ind^n er ihn, wofür nicht
der geringate haltbare Anlaaa vorhanden ist, nach Pergamon venBotat, wären
besaer ungedruckt geblieben. Ob er etwa mit dem von dem älteren Seneca
öfter erwähnten A. deraelbe aei oder nicht, ist nicht minder eine müsaige
Frage, da aie aich achlechterdinga nicht beantworten läaat.
112) La, Di. l, 14. ys^Q€«paig nfgLtöav tptXocofpav nä^iv iyacclei, fUiUata
dl To£s intä.
113) Wie Uaener £in Fragment des Androtiot), Jahrb. f. Philol. Olli.
1871. S.312f. annimmt. So selbatveratändlieh, wie er eadaratellt, iateanioht.
114) Piin. N. H. VII. §. 17 (vgl. Ind. VII). S. C. 22. A. 80.
116) Ath. X. 442 c (Aelian. V. H. ITI, 14), a. Müller F. H. G. IV. S. 377.
116) Steph. V. Byz. KdlXatig.
117) Aus welcher wir noch einige Nachrichten über Phrynia von Myti-
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Dämon v. Kyrene. Istros v. Kallatis. 513
Zwanzigstes Capitel.
Kunstschriftsteller^).
Die bildendeo Künstler der voralexaDdrinischen Zeit, welche
zugleich als Schriftsteller über ihre Kunst auftraten, thaten allem
Anscheine nach ausnahmslos dies lediglich in dem Sinne, um
theoretisch gewisse Regeln und Gesetze derselben festzustellen
und die in ihrer eignen praktischen Kunstthätigkeit eingeschlagene
Richtung zu rechtfertigen*). Dies schliesst natürlich nicht aus,
dass sie dabei auch über Kunstgenossen und deren Werke ge-
legentlich sich schildernd und urtheilend äussern mochten, gerade
so gut wie vir auch in anderen Schriften der späteren attischen
Zeit hie und da solche Aeusserungen finden'). Im Gegentheil,
lene und dessen Lehrer Aristokleides (Schol. Aristoph. Nab. 971. Suid.
^Qvvis ■» Müller F. H. G. I. Fr. 49. 50) haben, aber allem Anschein nach
erdichtete (Schol. Aristoph. aifSucaaL ^otnev). Aber der in der Vit. Soph.
mehrfach (s. Fr. 51 M.) angefahrte Istros ist der Kallimacheer und nicht,
wie Mfiller a. a. 0. S. XL und Bergk Ausg. des Soph. S. IX glauben,
der Eallatiner, s. M. Well mann De Istro Callimacheo (Grei£awald 1886).
S. 8 f. A. 7. Vgl. C. 21. A. 630^ 631
1) [0. Jahn Ueber die Kunsturtheile bei Plinius, Ber. der sächs. Ges.
d. W. n. 1850. S. 105—142]. Brieger De fontibus Hbrorum XXIII. XXIV.
XXV. XXVI. naturalis historiae Plinianae, quatenus ad artem plasticam
spectant, Greifs wald 1857. 8. (Doctordiss.). Overbeck Die antiken Schrift-
quellen zur Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen, Leipzig
1868. 8. Furtwängler Plinius uud seine Quellen über die bildenden
Künste (Jahrb. f. Philol. Suppl. N. F. IX. S. 1—78), Leipz. 1877. 8. Robert
Archäologische Märchen aus alter und neuer Zeit (Kiessling und v. Wila-
mowitz philol. Unters. X), Berl. 1886. 8., vgl. die in vielen, ja den meisten
Stucken leider nur allzu richtige Kritik von Oehmichen Berl. ph.
Wochenschr. VIL 1887. Sp. 1498—1499. 1525—1581. L. ürlichs üeber
griechische Kunstschriftsteller, Würzburg 1887. 8. (Doctordiss.).
2) Von einem dieser Männer, dem Maler Melanthios, und dem uns
durch (Antig. v. Kar. b.) La. Di. IV, 18 erhaltenen Bruchstück seines
Werkes ne^l i(oyQa(pini}g war C. 17. A. 29 die Rede. Zu ihnen ist, wie
ich glaube (s. C. 21. A. 11), auch Menaechmus, qui de ioreutice (Plin. N. H.
Ind. XXXIII. XXXIV) ^ de 9ua arU (Plin. XXXIV. §. 80) scripsü, zu
zählen, wenn ich auch nicht mit Walz in Paulys Realencykl. u. d. Wi
ihn für denselben mit M. von Naupaktos (Paus. VII, 18, 6, 10) um 500
halten kann.
3) Die wichtigsten derselben sind die überaus werthvoUen des Aristo-
teles über die Maler Polygnotos, Zeuxis, Pansen, Dionysios Poet 2. 6. 25.
SvBxiiiHL, griech.-alez. Litt.-Gesoh. I. 33
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514 Zwanzigstes Capitel. EonstechrifUteUer.
es lässt sich schwerlieh ausdenken^ wie dies nicht hätte geschehen
sollen. Aber eine eigentliche Geschichte der bildenden Künste
und ihrer Künstler^ eine Zusammenstellung der letzteren in
Schulen nach dem Muster des gleichen Verfahrens bei den Philo-
sophen^ femer eine scharf abgegrenzte Sonderung der ersten
Meister des Fachs von den Geistern zweiten und dritten Ranges,
endlich eine pinakographische oder periegetische Statistik und
Beschreibung der vorhandenen Kunstwerke^), dies Alles ist, wenn
nicht der Schein gänzlich trügt, erst aus dem theils unmittel-
baren, theils mittelbaren Einflüsse der aristotelischen Philosophie
gleich so vielen anderen wichtigen Zweigen schriftstellerischer
Thätigkeit allmählich erwachsen. Freilich mag bei der schon
in der ersten und zweiten Generation der Peripatetiker ein-
reissenden Anekdotenlust und Kleinigkeitskrämerei der unmittel-
bare peripatetische Antheil über eine ziemlich äusserliche Künstler-
geschichte nicht weit hinausgekommen sein^); immerhin jedoch
ist es schwerlich ein Zufall, dass von den beiden Schriftstellern,
auf welche unseres Wissens die Anßinge der neuen Richtung
zurückzuführen sind, Duris und Xenokrates^), der erstere ein
Peripatetiker war^). Von ihm kann indessen erst im folgenden
Capitel gehandelt werden.
1448* 6 f. 1460» 26 ff. 1461»> 9—13. Pol. IV (VII), 6. 1840* 86-38. In Eth.
Nie. VI, 7. 1141» 10. olov ^BidCav Xi^ovQybv aotpov %al IIoXvnliiTOv av-
dQiavxonoiov liegt die Abschätzung des Pheidias als des anerkannt grössten
Bildhauers und des Polykleitos als des anerkannt grössten ßildgiessers, und
so ist wohl auch Plat. Protag. 811 C. noXvTnXnxov xov *Af^yiiov ^ ^%Uiiav voy
'Ad^vatov EU Terstehen, obgleich hier Polykleitos yorangestellt ist, welcher
bei Xenoph. Mem. I, 4, 3, wie es scheint (da hier Pheidias ganz weggelassen
ist), als der grösste Meister der Plastik überhaupt bezeichnet wird wie
Zeuxis als der der Malerei: fieiUcta tsd-aviiaxa . . . inl ... avdQiavzoxoUoc
IloXvnXeitovy inl 81 tmyQatpCqt Zev^iv, VgL Robert S. 48. 100. S. anoh
Xen. Mem. III, 10, 1—8 über Parrasios nnd den Bildhauer Eleiton und
Plat Protag. 818 C über Zeuxis.
4) Vgl. Preller Polemonis periegetae fragmenta (Leipz. 1888). S. 193f.
mit der Modification von BriegerS. llf.
6) S. ürlichs 8. 26 ff.
6) Robert Der BUdhauer Polykles und seine Sippe, Herm. XIX.
1884. S. 812 f. und a. a. 0. S. 37. Urlichs a. a. 0.
7) Wie Robert Herm. a. a. 0. S. 813 mit Recht hervorhebt. Aus Dem,
was Klearchos Fr. 4 b. Ath. XII. 643 c. d. XV. 687 b. c (vgl A. 29. C. 21.
A. 326) in seiner Schrift Bioi oder vielmehr msqI ߣav über Parrasios er-
zählte, kann man selbstverständlich, wie sofort der Zusammenhang lehrt^
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Xenokrates. 515
XenokrateSy wahrscheinlich der Sohn des Ergophilos aus
Athen ^, ein Bildhauer^ Schüler entweder von Euthykrates, dem
Sohne, oder von Tisikrates von Sikyon, einem Schüler des
Sikyoniers Lysippos^), vielleicht von Beiden, schrieb etwa zwischen
280 nnd 250^®) ein oder zwei kunstgeschichtliche Werke
über Sculptur und Malerei"), und zwar, wenn die uns hier-
über erhaltene Mittheilung**) zuverlässig ist"), mit genauer An-
gabe der ihm bekannten vorhandenen Schöpfungen beider Künste.
Aber die Frage, wie weit seine historische Erkenntniss reichte,
ist wenigstens jetzt noch nicht spruchreif*^), wenn ja sie sich
nicht auf eine Lebenebeschreibong des Letzteren aus seiner Feder schliessen:
diese Schrift war etwas ganz Anderes als eine Sammlung von Biographien,
s. Müller F. H. G. II. S. B02. Von konsthistorischen Werken „der Peri-
patetiker*' auf dem Qebiete der bildenden Künste durfte Robert A. M.
S. 81 nicht reden.
8) LOwy Bildbanerinschr. No. 135 a. b nnd 186 c, s. ürlichs S. 29 f.
9) Plin. N. H. XXXIV. §. 88. XenccraUs Tisicratis discipulus, ut alii
Euthyeraiis, vicit utrosque copia signorum et de sua arte compo9uit volumitia.
Die erstere Angabe über seinen Lehrer stammt nach A. 14 wohl ans Anti-
genes, die letztere aus Polemon.
10) Denn einerseits benutzte ihn schon Antigenes, s. A. 28, andrerseits
wird die Blüte des Euthylsrates nnd Tisikrates um Ol. 121 (296—292) ge-
setzt (Plin. XXXIV. §. 61. 67), vgl. Brnnn Gesch. der gr. Künstler L
S. 409 f. Brieger S. 17. Wenn indessen der Athener X., welcher an den
Siegesdenkmälem der pergamenischen Könige mitarbeitete (LOwy No. 164
k. 1), wiederum derselbe ist, so war er wenigstens als Künstler noch bald
nach 289 thatig, s. jedoch A. 16.
11) Ich lasse dahingestellt, ob er jede von beiden je in einer besonderen
Schrift behandelte. S. Plin. XXXIV. §. 83 (A. 9). Ind. XXXIV. Xenccrates
qui item (näml. de toreutice scripsit). XXXV. §. 68 (s. A. 28 u. C. 17. A. 26).
12) La. Di. VII, 187, s. C. 17. A. 27.
18) Diese Mittheilung beginnt mit den Worten slal Sh o2 naratQixovat
tov Xifvöiftnov m^ jtolXä atöxgmg %al dgQtitmg dvayeyQatpotog. iv iilv yocQ
%A mal xmv dQxaiav q>vai,oX6ya)v avyyodftfiati alcxQcög tä nsgl trjv "Hgav
%ccl tov diu dvunXdxxn, . . alaxQOxdtr^v yaQ, tpacC^ tavtriV dvanXdttBi tato-
(fluVy tl xal inaiveC mg tpv9i-%r^v ^ x^V^^^'^^''^^^^ fiaXXov xginovaav rj d'toig,
nnd da meint nun ürlichs S. 80, es entstehe der Verdacht, dass diese
elalv oZ den X. nur ans Antigonos kannten. Allein selbst wenn dies der Fall
gewesen sein sollte, folgt daraus noch nicht, dass sie sich ans Letzterem
ein falsches Büd von der Schrift des Ersteren gemacht hätten. Ueberdem
Iftsst sich jener Verdacht zwar nicht widerlegen, aber auch nicht verificiren«
14) Dass die bei Plin. N. H. XXXIV. §. 64. 66. 68. 69. C6 auseinauder-
gerissenen Knnsturtheile über Pheidias, Polykleitos, Myron, Pythagoras und
Lysippos, welche dem Urheber für die fünf obersten Meister der Sculptur
galten, ein zusammenhängendes (Ganzes bilden nnd aus Varro entnommen
88*
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516 Zwanzigstes Capitel. Knnstsobriftsteller.
überhaupt jemals genügend wird beantworten lassen^ und selbst
über das Ende seiner Darstellung lässt sich mit Sicherheit nur
sind (§. 66. aü Varro), zeigte Jahn S. 127—186. Dass Varro seinerseite
sie entweder ans Xenokrates oder ans Antigenes geschöpft habe, erkannten
Brieger S. 46 f. (Tgl. S. 18 f. 22 E) nnd nach ihm in genanerer Ausein-
andersetzung Schreiber Quaestionom de artificnm aetatibas in Plinii
H. N. libris specimen, Leipz. 1872. 8. (Doctordiss.). S. 27 £P. Dann suchte
Robert A. M. S. 28 — 38 zu zeigen, dass diese seine Quelle X. und nicht
Antigonos gewesen sei. . Allein schon Furtwängler S. 70 hatte richtig
gesehen, dass das Kunsturtheil über Pythagoras und die Unterscheidung
zweier Künstler dieses Namens bei La. Di. Vm, 47 (im Homonymen-
verzeichniss) genau dieselben sind wie bei Plin. §. 59 und also von dem-
selben Schriftsteller herrühren, nnd wenn dieser nun bei Plin. nicht Polemon
ist, so kann er es auch nicht (wie Maass De biogr. Gr. S. 88 f. glaubte)
bei La. Di. sein. Bereits Furtwängler dachte an Antigonos, und da nun
Polemon richtig nur einen Pythagoras, den Bheginer, angenommen zu
haben scheint, sofern wenigstens Pausanias (vgl. freilich C. 22. A. 187) nur
diesen kennt (s. t. Urlichs ArchäoL Analekten, Würzb. 1885. S. 3), und da
Polemon nicht gegen X., sondern gegen Antig. schrieb (s. A. 17), so liegt der
Schluss von Urlichs S. 39f. nahe, dass Letzterer wirklich der Gesuchte ist
Nun hat aber femer Urlichs S. 34—45, anknüpfend zunächst an die Ent-
deckung Yon Wilamowitz Ant. y. Kar. S. 10 ff. (s. A. 29) und mit Be-
richtigung des von diesem a. a. 0. S. 18. A. 15 Behaupteten, wohl mit Erfolg
bewiesen, dass überhaupt in einer Reihe kunstgeschichtlicher Controveraen
bei Plinius und Anderen ebendieser Gegensatz, in welchen Polemon zu
Antigonos trat, zu erkennen ist, s. Zenob. Y, 82 vgl. m. Strab. IX. 396
(wo mit T. Urlichs Rhein. Mus. X. 1856. S. 445 ^eidiov avtov f. Jiodo-
tov zu schreiben sein wird) u. Plin. XXXVI. §.17, auch Paus. I, 8, 4, 5.
33, 8 (s. A, 29. C. 22. A. 178), ferner Plin. XXXV. §. 54 vgL m. Paus. VI,
26, 2, 8. Plin. XXXIV. §. 88 (s. A. 9), Plin. XXXVI. §. 32 vgL m. Paus. I,
22, 8. IX, 37, 3, 7 u. La. Di. II, 19 (vgl. C. 21. A- 325), Plin. XXXIV.
§. 64. 92. XXXV. §. 61 (s. A. 36 c). 101. 125, Vitruv. II, 8. p. 50. VII.
praef. p. 159, und so ist dann auch XXXIV. §. 68 unter den eüü Polemon
zu verstehen und das entgegengesetzte Urtheil über den Telephanes dem
Antigonos zuzuweisen (vgl. auch schon Schreiber a.a. 0. S. 30), dieses
aber hängt eng mit jenen fünf zusammen. Vgl. Oehmichen Sp. 1526.
Urlichs widerspricht fireilich seltsam sich selbst, indem er S. 29. 31 viel-
mehr gleich Robert angenommen hatte, dass „die varronischen Kunst-
urtheile bei Plin. von X. geÜUlt" seien. Auf Grund der ferneren Beobach-
tung von Schreiber S. 16 f., dass dieselbe , zum Theil fehleihafte
Chronologie der Erzgiesser in der chronologischen Tabelle bei Plin. §. 49 ff.
wie in jenen Eunsturtheilen sich findet, hat nun weiterhin Robert S. 38—47
geschlossen, dass die Quelle auch in ihr die nämliche sei, so dass dem
Urheber jener Urtheile mit der Werthabschätzung jener fünf grössten
Meister gegen einander auch ihre geschichtliche Reihenfolge zusammen-
gefallen wäre. Allein dieser Schluss ist nicht bündig, so lange man mit
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Xenokrates. 517
so viel behaupten ; dass entweder sie oder die des Duris bis
Ol. 121 (296-292) hinabgingi«)^
Fnrtwängler gegen Robert S. 83—90 daran feeth<, dass dem Plin.
eine eigentliche, chronologisch geordnete Eonst- nnd Künstlergeschichte
noch gar nicht vorlag, sondern die dnrchgefohrte Chronologie erst sein
eignes Werk ist, s. Oehmichen Sp. 1496. 1626. In der That nun ist hier,
wie sich A. 16 zeigen wird, nicht Antigonos die letzte Quelle, sondern
entweder wirklich wohl X. oder auch (vgl. C. 21. A. 326) Doris, und darin
hat Bob er t allerdings Recht, dass die Kenntniss dieses Quellen Schrift-
stellers von den archaischen Bildnern vor Pheidias noch eine ziemlich ge-
ringe war. Denn, wie Robert S. 89 hervorhebt, in dieser chronologischen
Tabelle fehlen von archaischen Eflnstlem Endoios, Eanachos und Aristo-
kies von Sikyon, Ealamis nnd Eallimachos, „und nach dieser negativen
Seite wird die Tabelle wohl ein treues Bild von dem kunsthistorischen
Wissen des Verfassers imd seiner Zeit geben. Die hier genannten Meister
waren eben damals vergessen, und ihre Wiederentdecknng folgte erst in
einer spateren Epoche der knnstgeschichtlichen Forschung**. Die nennens-
werthe Plastik begann für diesen Schriftsteller erst mit Pheidias, und so ist
es wohl jedenfalls auch derselbe (vgl. Brieger S. 18—26), welcher die
Malerei vollends erst mit Ol. 90 (420—416) anfangen Hess (Plin. XXXV.
§. 64, vgl. Robert S. 23 ff.). Sicher aber erblickte er ebendesshalb in
Pheidias auch nicht den Höhenpunkt, sondern erst den Anfang der
Entwicklung. Der HOhenpunkt war nicht bloss natürlich für X., son-
dern nach dem Obigen auch fSr Antigonos noch Lysippos, hinter dem
Praxiteles dergestalt zurücktritt, dass Ersterem §. 66 Alles zugeschrieben
wird, worin Letzterer schon vorangegangen war (vgl. Robert S. 86f.).
Hagela!das, Eallon, Qorgias sind (was doch schwerlich Alles erst dem Pli-
nins zur Last fällt) in der chronologischen Tabelle fast um ein Jahrhundert
zu spät angesetzt, Eritios und Nesiotes auch noch viel zu spät als Zeit-
genossen des Pheidias (ein Fehler, den der mit athenischen Verhältnissen
vertraute Antigonos schwerlich begangen hätte), ebenso Hegias, und der
Irrthum in Bezug auf Hagelal'das zieht den weiteren nach sich, dass nicht
bloss Myron, was möglich ist, sondern entschieden verkehrt (s. Robert
S. 92—110) auch Polykleitos (vgl. Schreiber S. 17) hernach §. 56. 67
(vgl. §. 10) als Schüler desselben bezeichnet werden, s. Robert S. 39 — 41.
92 ff. Auch Myron war in Wahrheit wahrscheinlich älter als Pheidias und
Polykleitos, s. Robert S. 49 (. Auf Antigonos aber werden wir wiederum
auch die fünf Hauptmeister der Malerei zurückzufiihren haben, unter denen
ApoUodoroB zu Pheidias, Zeuxis zu Polykleitos, Panrasios zu Myron, Enphra-
nor zu Pythagoras und Apelles zu Lysippos das Seitenstück bildet, s. die
Parallelübersicht von Plin. XXXV. §. 60 ff. mit XXXIV. §. 64 ff. bei Robert
S. 67—69. Nicht ungerügt aber darf es bleiben, dass Oehmichen Sp. 1496
auf Grund einer einzigen undeutlichen Aeusserung Roberts S. 64 diesem
die Meinung unterschiebt, als hätte Plinius den X. und den Antigonos
noch unmittelbar benutzt, während doch Robert im Uebrigen wieder-
holt seine (nach dem Vorstehenden freilich auch nicht richtige) Ansicht
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518 ZwanugsteB Capitel. KnnstschrifUteller.
Adaeos von Mytilene^^*) scheint sein Werk über Bild-
hauer, tcsqI äyakiiatonomv^^^) gleichfalls noch vor dem des
Antigonos abgefasst zu haben ^^)y wir wissen aber sehr wenig
von demselben^®) und nicht mehr von einer anderen, doch wohl
von demselben Adaeos verfassten, vermuthlich auf Malerei be-
züglichen Schrift xsqI ÖLa^döscog^^). Von den Epigrammen
unter dem Namen des Addaeos gehört ihm vielleicht kein
einziges an*^).
auf das Unzweideutigete dabin äussert (S. 63—81. 83—91. 205, vgL 23—26),
dasB derselbe ancb in der Malergescbicbte XKXY. §. 60—111. 122—134. 137
aas X. dnrcb Yarro, ans Antigonos aber (s. S. 81 f.) entweder darch ein
anderes, vor der Hand nicht näher sn bestimmendes Mittelglied oder doch
nur im Auszage geschöpft habe.
16) Dies erhellt aas Plin. XXXIV. §. 62 am Schluss der chronologischen
Plastikertabelle (s. A. 14): ceasaoit deinde (näml. nach Ol. 121) ars ac ruftus
Olympiade CLVI revixit, s. ürlichs S. 32: „Die Lücke ... ist dorch den
Abbrach einer schriftlichen Quelle za erklären (Brunn Eünstlergesch. L
S. 604 £. Löwy Untersuchungen S. 117. Robert Herm. XIX. S. 312), und
als solche ist keine geeigneter als die Schriften des X. und Duris. Die
121. Ol. war das letzte bestimmte Datum, welches Plin. in seiner . . . (un-
mittelbaren) Quelle vorfand, und daraus zog er in seinem nüchternen Ver-
stand den Schluss, dass es bis Ol. 156 überhaupt keine Kunst gab. Viel-
mehr hat des Plinius Gewährsmann Quellen benutzt, die nur bis Ol. 121
reichten". Dass Antigonos weiter hinabging und mindestens noch den X.
als Künstler mitbehandelte, folgt, wenn adSers die A. 14 gebilligte Be-
obachtung des jüngeren Urlichs stichhaltig ist, aus Plin. XXXIV. §. 83
(s. A. 9). Aber wie erklärt es sich, dass Plin. hierin einem Gewährsmann
folgte, der Antigonos und Polemon nicht herangezogen hatte?
16»-^) Ath. Xni. 606 a.
17) Danach zu urtheüen, dass in dem Titel der Gegenschrift des Pole-
mon (s. C. 17. A. 28. G. 22. A. 158) „wider Adaeos und Antigonos'* sein
Name vorangestellt war. Hiemach konnte er sogar schon vor Xenokrates
geschrieben haben. Sicher freilich ist eben nur die Entstehung dieser
seiner Schrift vor jener Gegenschrift.
18) Nämlich nur, dass hier Stesikles als Urheber einer schönen mar-
mornen Jungfrauenstatue im Tempel der Hera in Samos bezeichnet war,
s. Ath. a. a. 0.
19) Nämlich nur, dass in ihr auch von Trinkgeschirren die Bede war,
Ath. XI. 471 f. 'Jdaios d' h xotq n^qi Sut^ianog to avto Xaiüßdvn fHi^C-
%Kiiov slvai %ol\ %aQ%riaiov. Den Titel erklärt Müller F. H. 6. IIL
S. 182 wahrscheinlich richtig so : „i. e, dispositione rerum et personarum in
picturi^*.
20) S. darüber Bergk Poet, lyr.« S: 966 f. II.* S. 196 ff., dessen Be-
merkung „Addaeus poeta Mitylenaeus nvilus omnino $>idetur fuissef' man frei-
lich die Frage entgegenhalten darf, ob denn der Kunstforscher Adaeos von
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AdaeoB. Kallixenos. Antigonos. 519
Kallixenos von Rhodos^*) verfasste sein Verzeichniss
der Male; und Bildhauer (i^a)yQa(pc9V te xccl aväQtavtonoimv
avayQUipr^y aus welchem sich aber Nichts erhalten hat**), mög-
licherweise auch noch vor dem kunsthistorischen Werke des Anti-
gonos. Denn er war schon unter Ptolemaeos Philadephos er-
wachsen**). Aber freilich eine andere, uns bekanntere Schrift,
eine Periegese von Alexandreia (neQl 'Jks^avdQBlag) in
mindestens 4 Büchern*^), welche, wie es scheint, höchst lebendig
und anschaulich schilderte*^), hat er erst unter der Regierung
des Philopator (222—204) veröflFentlifeht*«).
Antigonos von Earystos schloss sich in seinem schon
früher*') erwähnten kunstgeschichtlichen Werke theilweise dem
Xenokrates an*®), machte aber ohne Zweifel mancherlei Fort-
schritte, zu denen ihn namentlich auch sein Aufenthalt in Athen
befähigte*^). Auch ging seine Darstellung weiter in die jüngeren
Mytilene nicht auch Epigramme gedichtet haben kann, und ob man sonach be-
rechtigt ist das einzige Mal, wo bei 'Addaiov der Zusatz Mitvlr^fuCov steht,
Anth. P. YII, 305, mitBergk 'Addaiov in 'Jlna^ov zq verwandeln, aber vgl.
was Wilamowitz Ant. y. E. S. 9. A. 5 (mit der Selbstberichtigung S. 387)
hierüber bemerkt. Von den anderen Epigrammen gehören VI, 228. 268. IX,
544. X, 20 einem jüngeren 'Adaiog MansStov um Christi Geb., auch wohl
YU, 694. IX, 300. 803; gut sind YII, 51. 288, die Bergk wiederum dem
Alkaeos von Mji beilegen möchte; Über YII, 240 s. Wilamowitz a. a. 0.
21) Ath. Y. 196 a. IX. 387 c. XI. 474 e. XY. 677 d (« Fr. 2. 3). Müller
F. H. G. III. S. 56—66.
22) Wir kennen es nur aus der Angabe von Phot. Cod. 161, dass
Sopatros ans demselben einen Auszug machte.
23) Da er den grossen Festaufzng unter dessen Regierung offenbar aus
eigner Anschauung schildert, Fr. 2 b. Ath. Y. 196 a ff.
24) Ath. Y. 196 a.
25) S. die beiden grossen Bruchstücke 1. 2 b. Ath. Y. 203 c ff. 196affl
26) Fr. 1 b. Ath. Y. 203 e. tov teaaaQa%ovtri(frj vavv natec%evaaiv 6
27) C. 17. A. 26-28.
28) Plin. N. H. XXXY. §. 68. hane ei (näml Parraaio) gloriam con-
cessere Antigonus et XenocrcUes (d. i. wie Brzoska in der A. 36 anzu-
führenden Diss. S. 74 f. richtig bemerkt, Xenokrates bei A.) gut de pictura
scripsere,
29) So hat Wilamowitz a. a. 0. gezeigt, dass er zuerst nachwies,
Ton der genau von ihm beschriebenen rhamnusischen Nemesis sei Agora-
kritos und nicht Pheidias der Urheber, und dass Deijenige, welcher ihm
hierin in sehr yerfehlter Weise widersprach, Polemon war, s. A. 14 und
C. 17. A. 28, vgl. ürlichs S. 84 ff. und C. 22. A. 178. Wesshalb ich im
Uebrigen bei dieser allgemeinen Bemerkung stehen bleiben muss, erhellt
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520 Zwanzigstes Capüel. Ennstscliriftsteller.
Zeiten hinein'^), und sowohl von diesem seinem Werke als auch,
von der Gegenschrift des Polemon wider dasselbe lässt sieh allem
Anscheine nach so viel mit Bestimmtheit behaupten'^); dass ,>Zu-
theilung von Werken an diesen oder jenen Künstler^ Trennung
eines Künstlers in zwei verschiedene oder das Gegentheil^ end-
lich Schul Verhältnisse zum Inhalt jener Schriften gehörten"'*).
Völlig im Dunkel sind wir wenigstens bis jetzt darüber, an
welchen Eanstschriftsteller sich der Kanon der zehn olassischen
Plastiker Kallon und Hegesias unier den archaischen Meistern,
ans A. 14. JedeDÜeJls tritt der Standpunkt seiner eignen Knnstbetrachtung
in ein anderes Licht als bei Robert, wenn nach dem dort Dargelegten die
von Robert dem X. zugeschriebenen Eunsturtheile bei Plin. vielmehr von
ihm herrühren; ob aber dies neue Licht zu einer farbenreicheren Schilderung
genügt, muss die Zeit lehren. Auch die Erzählung über Parrasios bei Ath.
XII. 543 c. d ist nicht, wie Robert S. 79 meint, aus A. geflossen, sondern
aus Klearchos (s. A. 7 u. C. 21. A. 326). Ath. citirt den A. allerdings
mehrfach, wie schon C. 17. S. 47 bemerkt ist, aber (da die Stellen aus der
Epitome hiebei doch nicht in Betracht kommen können) nie ohne Namens-
nennung und stets nur seine Philosophenbiographien, nie sein kunst-
geschichtliches Werk.
80) S. A. 16.
31) Auf Grund der Beobachtungen von Wilamowitz und Urlichs,
s. A. 14.
32) ürlichs S. 41, welcher hinzufügt: „das sind denn auch die
Schmerzenskinder, die noch heutzutage die kunstgeschichtliche Forschung
beschäftigen* ^ Auf Lehrer- und Scbülerverhältnisse achtete nachweislich
auch schon Duris, s. C. 21. A. 326. Aber die Vermuthung von Robert
S. 83—90, dass die Anordnung der Malergeschichte ausdrücklich nach
Schulen in der einen Quelle des Plin, XXXV. §. 76—111, nach welcher die
erste Periode in die helladische und asiatische, die zweite aber in die at-
tische, sikyonische und ionische Schule getheilt wird, bereits die des A.
gewesen sei, ist unwahrscheinlich, so lange man, wie Robert selbst S. 17
ausdrücklich thut, daran festhält, dass die Eünstlerschulen nach dem Vor-
bilde der Philosophonschulen zusammengestellt wurden. Denn wenn die
Rücksichtnahme auf die letzteren in der Geschichte der Philosophie auch
schon weit älter war, so wurde sie doch unsers Wissens, wie schon C. 19.
S. 496 bemerkt ist, zur eigentlichen Grundlage der Darstellung erst durch
Sotion, der nach A. schrieb. Man wird also einen späteren Ursprung dieser
Anordnung annehmen müssen; mehr lässt sich zunächst nicht sag^i, zumal
da die Frage, ob und in wie weit Plinius ausser Varro, Mucianus (s.Brieger
S. 69 f. Fnrtwängler S. 62 — 66) und Pasiteles noch andere unmittel-
bare Quellen benutzt habe, hier nicht berührt werden kann. Dass XXXV.
§. 16 f. 66. 68 (zum Theil). 161 f. nicht aus einer kunstgeschichtlichen
Quelle, sondern ans einem der vielen Schriftsteller nsQl evfftifuitmv stammen,
erkannte schon Jahn S. 136 fif., vgl. Robert S. 122—131.
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AntigonoB Ton Earystos. 521
Ealamis und Myron als der beiden Stufen des ferneren Ueber-
gangs^ Polykleitos, Pheidias^ ÄlkameneS; Demetrios, Lysippos und
Praxiteles und der zehn classischen Tafelmaler ^) Parrasios, Zeuxis,
Euphranor; Protogenes, Pamphilos, Melanthios^ AntiphiloS; Theon
von Samos und Apelles anlehnte**), welcher yermuthlich in Per-
gamon nach dem Muster des gleichfalls wahrscheinlich dort, und
zwar wohl zu Anfang des letzten Viertels vom zweiten Jahr-
hundert^) entstandenen Kanons der zehn attischen Redner^), wir
wissen leider nicht, von wem, aufgestellt ward, aber ohne Zweifel
38) Dass nur diese im unterschied zu den Wandmalem gemeint seien,
macht Robert S. 71 ff. (rgl S. 27) wahrscheinlich. Vgl. A. 36.
34) Antigenes, an den Robert S. 47 ff. denkt, and dessen ganse Schil-
demng er hierauf gründet, war es nach A. 14 nicht. Der Nächste, auf
welchen man rai^en könnte, w&rePolemon; aber was auf das Entschiedenste
gegen ihn spricht, liegt auf der Hand: Polemon war Antiquar, nicht Aesthe-
tiker, s. G. 22. A. 180. üeberdies aber s. A. 36.
35) Brzoska De canone decem oratorum.Atticoram, Breslau 1888. 8.
(Doctordiss.). S. 8—68. 75—80. Vgl. C. 35. A. 108.
36) Dass dies der Ursprung der beiden, also auch wohl in den rhe-
torischen und nicht in den künstlerischen Kreisen von Pergamon zusammen-
gestellten, aber ebendesshalb in einem um so weiteren umfange für die
Folgezeiten wirksamen Gruppen bei Qnintil. XII, 10, 7—9 und 3 — 6 nebst
den beigefOgten Schilderungen und ürtheilen ist, und dass überhaupt von
den pergamenischen Rhetorenschulen her die Sitte aufkam die Meister der
Prosa mit denen der bildenden Künste zu yergleichen (s. die reichhaltige
Stellensammlung b. Brzoska S. 81—95), hat zuerst Brzoska S. 68—75
(vgl. S. 81 — 101) ausgesprochen und mit erheblichen Wahrscheinlichkeits-
grründen erh&rtet. Vgl. auch Robert 8. 51 — 56, welcher auf diesen Kanon
der Plastiker auch die Aeusserung über die Werke des Polykleitos bei
Strab. Vni. 872. rj iihv tixvji %dXXicta x&v ccndvtmv, nolvreXs^a dl %al
lityid'ti xmv ^tidCov ^Xsixoft^sva und Paus. V, 10, 8. 'AX%afiivovg dvÖQog
f^Xmiav xs %atcc ^BiSiav %al dewsgeCa kvBy%a^ivov aotpCaq ig noirjciv dyaX-
fidiTav bezieht. Nun hat aber der Malerkanon bei Quintil. eilf Namen: um
ihn auf die Zehnzahl zurückzuführen, wollte Brzoska S. 70 Euphranor
streichen, aber Robert S. 71 ff. nimmt wohl mit Recht an, dass vielmehr
Polygnotos zwar als grOsster Maler überhaupt gelten sollte, jedoch als
Wandmaler von diesem Kanon ausgeschlossen blieb (vgl. A. 38). Dass aber
in demselben zwar Praxiteles zu der ihm gebührenden Ehre gelangt (ygl.
A. 14), dagegen Skopas auch in ihn nicht aufgenommen ist, darin erblickt
Robert S. 47 f. mit Grund ein Zeichen davon, dass dieser erst sp&ter, erst
in der augusteischen Zeit populär ward. — Dass es übrigens neben diesen
Zusammenstellungen nach der Zehnzahl auch solche nach der Siebenzahl
gab, deren Ursprung freilich noch mehr im Dunklen liegt, kann keinen
Zweifel leiden, da Varro den Grundgedanken seiner Hebdomades oder
Imagines (s. bes. Ritschi Opusc. III. S. 508—592) sicher einem oder
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522 Zwanzigstes Capitel. Ennstsohriftsteller.
bald hernach y und zwar indem man, wie es scheint^ aus einer
grösseren Anzahl der von jenem Schriftsteller besonders ans-
gezeichneten Künstler diese kleineren Gruppen herauswahlte^**).
Und so müssen wir uns denn hier begnügen den ungemeinen
Fortschritt in der historischen Erkenntniss'^®) wie in der ästhe-
tischen Würdigung; welcher uns in dieser Anordnung entgegen-
tritt, hervorzuheben: es ist „das unvergängliche Verdienst*', welches
sich die pergamenische Eunstforschung in ihrem weiteren Yer-
mehreren griechischen Vorbildern entlehnt hat, wenn auch die Art der
DarcfafÜhning ebenso sicher sein Eigenthnm ist. Ebendieser letztere Um-
stand macht nun aber auch die Entscheidung anmöglich, ob Varro z. B.
seine Liste der sieben classischen Erzgiesser, falls sich dieselbe auch wirk-
lich ans Plin. N. H. XXXIV. §. 54—71 herstellen lässt (sei es nun Pheidias,
PolykleitoB, Myron, Pythagoras von Bhegion, Telephanes, Praxiteles,
Lysippos, wie Brunn bei Bitschi S. 617 f., sei es Pythagoras von Samos
statt des Praxiteles, wie Mercklin ebendas. S. 687 f., will, s. gegen Letzteren
Kitschi S. 661 f.) selbst znsammengeordnet oder schon in seiner QaeUe,
d. h., wie wir A. 14 sahen, yermathlich Antigenes, vorfand; ja es ist sogar
das Erstere wahrscheinlicher, weil, wie ebendort bemerkt wurde, der natür-
liche Eindruck dieser Stelle der ist, dass jener Qnellenschriftsteller viel-
mehr nur die ffinf ersten §. 64—65 aufgezählten und beurtheilten Männer
als die obersten Meister bezeichnen wollte.
86^) Dies schliesst Robert S. 53ff. 68 f. 76 ff. neben anderen um-
ständen aus dem Auftreten von anderen Künstlern als jenen zwanzig in
Charakteristiken, die doch alle von denselben Gesichtspunkten wie den bei
jenen verfolgten ausgehen, so des Kanachos und der Maler Timanthes,
Aktion, Nikomachos bei Cic. Brut. 18, 70 neben mehreren aus der Zahl
jener Classiker, des Kallimachos bei Dionys. v. Halik. de Isoer. 8 neben
Polykleitos, Pheidias, Kaiamis und bei Plin. XXXIV. §. 92, des Timanthes
und Nikophanes bei Plin. XXXV. §. 73. 111. Man darf freilich fragen, ob
diese Gesichtspunkte denn nicht überhaupt jeder Kunstkritik natOrlich
sind. — üebrigens vgl. noch die Notiz bei Plin. XXXV. §. 60 über den
Aias des ApoUodoros: quae Pergami spectatttr hodie.
36^) Vergleicht man die chronologische Tabelle bei Plinius (s. A. 14),
so erscheint der dort noch ganz fehlende Kaiamis hier unter den Classikem
der Plastik; Hegias und Kallon sind richtig in die Zeit vor Pheidias zurück-
datirt, auch Myron wohl chronologisch richtiger angesetzt (s. A. 14. Eobert
S. 73). Dass aber Zeuzis und Parrasios, die bei Plin. XXXV. §. 61. 64
in OL 96, 4 (397) verlegt sind, im pergamenischen Kanon in die Zeit des pelo-
ponnesischen Elrieges hinaufgerOckt werden, Letzterer durch Hinweis auf
Xen. Mein. III, 10, 1 (Quintü. XII, 10, 4), ist nach A. 14 etwas anders zu
beurtheilen, als bei Robert S. 73 geschieht. Ueber Zeuxis nämlich findet
sich bei Plin. der Zusatz: a quibiisdatn fdUo in LXXXIX Olympiade posi-
t%i8. Diesen richtigen Ansatz hatte also schon Antigenes gemacht, Polemon
verworfen, der Gewährsmann des pergamenischen Kanons wiederhergestellt.
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AntigODOs TOD Earystos. 52 S
laufe erworben hat, die einseitige Yerehrnng des Lysippos^^ nach
und nach überwunden und „die unerreichte Grösse des Pheidias
wiedererkannt und zur allgemeinen Anerkennung gebracht zu
haben«"^).
Auch von dem Urheber des mit Daedalos anhebenden, will-
kürlichen und mit vielen historischen Unrichtigkeiten^) versetzten
Diadochensystems der Plastiker bei Pausanias^^) lässt sich^^) nur
so viel feststellen; dass er frühestens ein Zeitgenosse des Sotion
war^) nnd nach diesem schrieb, also frühestens im Anfange des
zweiten Jahrhunderts^^), und dass auch er bei der einseitig-par-
teiischen Tendenz seines Systems im Interesse der attischen
Eunst^) wohl ohne Zweifel den pergamenischen Kreisen ange-
horte. Im Uebrigen kennen wir ihn so wenig als den Ur-
87) S. A. 14. 37b) Robert S. 110.
88) S. Robert S. 4—11.
89) I, 21, 4. 26, 4. 27, 1. II, 4, 5. 16, 1. 22, 6. 82, 6. III, 17, ^. V,
17, 1. 2 (vgl. Robert S. 111—114). 20, 2. VI, 19, 14. VII, 4, 6 ff. 6, 6. 9.
VIII, 16, 8. 86, 2. 46, 2. 6. 68, 8. IX, 8, 2. 11, 4. 86, 3. 89, 8. IK, 17, 4.
Ausserdem vgl V, 17, 4. VI» 8, 6 und dazu Robert S. 14.
40) Wiederum aus dem A. 82 geltend gemachten, hier in verstärktem
Masse zutreffenden Grunde.
41) Robert S. 17f. 40. 66 f. 90, welcher vielmehr wiederum fälschlich
den Antigonos, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung, in ihm ver-
muthet, verwickelt sich dadurch noch obendrein in einen Widerspruch mit
sich selbst, den er selber S. 66 „nicht mit Sicherheit lösen zu können** ge-
steht: „im Daedalidenverzeichniss ist Eallons Platz drei Generationen hinter
Daedalos, d. h. im 9. Jahrhundert, im Kanon ist er Zeitgenosse des Hegias".
In Wahrheit ist die Sache sehr einfach: man hat hieraus eben zu folgern,
dass beide auf verschiedene Schriftsteller zurückgehen, von denen beiden
keiner Antigonos war. Ebenso muss Robert S. 18 ff. 22 f. selbst einräumen,
dass von Allem, was die Daedalidengenealogie bei Paus, enthält, bei Plin.
keine Spur ist, woraus er doch vielmehr hätte schliessen sollen, dass der
Urheber derselben weder zu den unmittelbaren noch zu den mittelbaren
Quellen des Letzteren gehört. Ganz anders, aber nicht richtiger urtheilte
Robert früher Herm. a. a. 0. S. 818.
42) Hiemach könnte er zur Noth noch vor dem Erscheinen der at-
tischen Periegesen des Polemon oder kurz nachher ohne Eenntniss der-
selben geschrieben haben, eine Annahme, welche sich darch die Bemer-
kungen von Robert A. M. S. 14 ff. empfiehlt. Indessen hat es zu allen
Zeiten Schriftsteller gegeben, welche theil weise den Fortschritten ihrer
Zeit folgen und theilweise weit hinter denselben zurückbleiben, zumal da,
wo ihre Tendenz nach einer systematischen „Mache" (s. Robert Herm.
a. a. 0.) ihnen im Wege stand.
48) S. darüber Robert A. M. S. 4 f.
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524 Zwanzigstes CapiteL Eunstscliriflsteller. Pamphilos. Melanthios.
heber der ganz eigenartigen Beschreibung der delphischen Lesche
des Polygnotos**).
Von Polemon ist später*^) zu reden*^. üeber Pamphilos,
Melanthios, Apelles s. die Nachträge* Aus ungewisser Zeit
sind*'):
Artemon, welcher jcsqI icnyQa^pmv schrieb**), schwerlicli
der schon oben*^) behandelte Grelehrte aus Easandreia, yielmehr
wohl ein früherer, der ältsten Diadocheuzeit angeh5riger Maler '^);
Menodotos, der gleichfalls über Maler handelte ^^)*,
Theophanes, welcher ntsgl yQatpixtjg schrieb*^*), wahr-
scheinlich ein Anderer als Theophanes von Mytilene, der später^
zu besprechende Freund des Pompeius^).
Pasiteles, entschieden der bedeutendste Meister der plasti-
schen Kunst in seiner Zeit^^), d. h. in der des Pompeius^^, aus
44) Paus. X, 25—31 nebst anderen von Paus, ebendorther entlehnten
Stücken, s. y. Wilamowitz Homer. Unters. S. 389 ff. Die Möglichkeit,
dass' dieser Schriftsteller Polemon war, kann fi-eilich, wie es scheint, nicht
in Abrede gestellt werden, aber mehr als diese blosse Möglichkeit ist
wenigstens bis jetzt meines Erachtens nicht bewiesen und l&sst sich wohl
auch schwerlich beweisen, vgl. C. 22. A. 187. 46) C. 22.
46) So weit es nicht A. 9. 14. 17. 29. 31. 82. 86 <* schon geschehen ist.
47) Furtwängler S. 86 nennt noch Apollodoros auf Grand von La. Di.
VI, 101 (im Homonymenverzeichniss) : ni(Mtog xal ?xTog (Mivmnog) fo-
YQatpot' fiifi^ritat 9' dfifpovigav 'AnolXodmqog. Sollten aber hier nicht die
XQovmci des Atheners Apollodoros gemeint sein? Ferner der sonst nirgends
genannte Menandros, gut de lihoreutiSy näml. scripsit (Plin. N. H. Ind. XXXIII),
ist yielleicfat nur durch Dittographie aus Menaechmos (s. A. 2) entstanden,
8. Detlefsen Philologus XXVIII. 1869. S. 111. FurtwÄngler S. 39. A. 1.
48) Artem. Fr. 18 (Müller F. H. G. IV. S.848) b. Harpokr. noXv^vatog.
49) C. 19. S. 611 f.
60) Plin. N. H. XXXV. §. 189. Brunn Gesch. der griech. Künstler IL
S. 284. So Müller u. Furtwängler a. a. 0. 0.
61) La. Di. II, 104 (im HomonymeuTerzeichniss) : rgtünaiSsfiatog (Ugi-
otiitnog) S<oyQdq>og 'Ad^vaiog, vnhQ ov yQdq>si Mrpf69oTog. Vielleicht ist
dies der Samier, und dann gehört er vielleicht nicht hieher, s. C. 21, A. 622.
62) La. Di. a. a. 0. tsüaaQsaytaiSs'naTog 'EtpfCiog itoyQcttpogy ov (isfivrjtai
Geo(pdv7ig iv zm negl ygatpixTjg. 68) C. 88.
64) So urtheilen Müller a. a. 0. IIL S. 316 (Fr. 17) u. Furtwängler
a. a. 0.
56) Varr. b. Plin. N. H. XXXV. §. 166. Brunn Gesch. der griech.
Künstler I. S. 696 f. 699 ff. Eingehend handelt auch über ihn die Mono-
graphie über seinen Schüler Menelaos Ton Kekul^ Die Gruppe des Künstlers
Menelaos in der Villa Ludovisi, Leipzig 1870. 8.
66) Plin. XXXin. §. 130. Pompei Magni aetate, §. 166. circa Pömpei
Magni aetatem.
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Apelles. Artemon. Menodotos. Theophanes. Pasiteles. 525
Grossgrieehenlasd gebürtig, gelangte wahrscheinlich noch als
Enabe zum romischen Bürgerrecht durch die allgemeine Erthei-
lung desselben 87 v. Chr. an die dortigen Städte '^^ und yerfasste
eine Schrift über die vorhandenen Kunstwerke der Plastik und
Malerei in 5 Büchern, welche jedenfalls von Plinius unmittelbar
und zwar in sehr ausgedehntem Masse benutzt ist^) und den
Titel entweder tcsqI ivdö^ov oder nsQl d'aviutöiav x<xta Jtäöav
Tfiv olxoviidvriv igymv geführt zu haben scheint ^^), also jeden-
falls wohl eine periegetisch- topographische Anordnung befolgte,
aber sich dabei doch wohl, wie schon der grosse Umfang wahr-
scheinlich macht, in manchen Excursen ergingt).
Die rein periegetischen auf bildende Kunst bezüglichen
Schriften können von dem Abschnitt über die periegetische
67) Plin. XXXVL §. 40. nai\M hie in Graeeia Itäliae ora et eivitaU
Bomana dotuUus cum his appidis, welcher ferner noch von einer grossen
Lebensgefahr erzählt, in die P. einmal gerielh: acddit ei, cum in navali'
bus, übi ferae Africanae erant, per caveam intuens leonem caelaret, ut ex
aiia cavea panthera erumperet non levi periculo düigentissimi artificis. Ans
§. 36 erhellt, dass er noch 33 in Eom thätig war, s. Brunn a. a. 0. 8. 595 f.
wonach denn Brieger S. 35 seine Geburt etwa um 100 setzt.
58) Er erscheint im Quellenverzeichniss zum 33. bis 36. B., und zwar
in dem zum 34. am Schlüsse, in dem zum 35. an der Spitze der griechi-
schen Anctoren über die bildenden Künste. Müsste man daraus mit Brunn
Cornelias Nepos und die Ennsturtheile bei Plinias, Sitznngsber. d. philos.-
hist. Gl. der Münchner Akad. 1875. I. S. 312 und Fnrtwängler S. 38 f.
schliessen, dass dort die yoraufgehenden, hier die nachfolgenden Anctoren,
die ja freilich von Plinins nicht nnmittelbar benatzt sind, in ihm enthalten
waren, also dort anch Xenokrates nnd Antigenes, so müsste sein Bach
anch geradeza eine Art Eünstlergeachichte enthalten haben, was doch bei
der topographischen Anlage desselben kaam denkbar ist. S. indessen
A. 60. Non geht ja aber der Antheil des Antigenes am 34. B. erwiesener-
massen (s. A. 14) wenigstens theilweise yielmehr anf Yarro zaruck. Dass
die Kennzeichen, mittels derer Jahn S. 124 and Brieger S. 36 f. 69 das
Eigenthnm des P. aasscheiden wollten, trüglich sind, hat Furtwängler
S. 89 f. gezeigt, aber auch die eignen Versuche Fartwänglers S. 40—62,
über die man ebendesshalb bei ihm selbst nachlesen möge, erwecken mir
kein genügendes Yertranen, so fein nnd beachtenswerth sie aach sind.
. 59) Plin. XXXV. §. 39. Fasiteles qm quinque vchtmina scripsit nohilium
opcfum in toto orbe. Ind. XXXIII. qui mirahilia opera scripaü. Ind. XXXIV.
qui de mirahilibus operilms scripsit. Jahn S. 124 f.
60) So gelangt Fartw&ngler S. 43 zu dem yielleicht richtigen £r-
gebniss, dass „die locale Gmndanordnong ihn nicht hinderte gelegentlich
anch einen Ueberblick über die gesammte Thätigkeit eines Künstlers za
geben'*.
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526 Zwanadgates Capitel. EoiiBiBchrifteteller.
Schriftstellerei überhaupt nicht gesondert werden ^ und es ist
daher für sie auf diesen zu verweisen, ebenso in Bezug auf die
in das Gebiet der Musiktheorie im eigentlichsten Sinne und in
das der Baukunst einschlagenden, so weit sie genauer der Me-
chanik angehören, in den Abschnitt über die Mathematik. Im
üebrigen wissen wir von den Schriftstellern über Baukunst
nicht mehr als höchstens einzelne Namen ^^). Glücklicher sind
wir dagegen jedenfalls daran, so weit es sich um Vocal- und
Instrumentalmusik und Tanzkunst und die Geschichte dieser
musischen Künste handelt. Denn wir sind über zwei der be-
treffenden Schriftsteller, Aristokles und luba in dessen Ssa-
TQiXTj [6T0Q(a, genauer unterrichtet, lieber den Letzteren jedoch
kann erst später (C. 33) gehandelt werden.
Aristokles ^^) lebte, wie es scheint, in Alexandreia, jeden-
61) Denn die bei Vitrav. VII. Praef. 12 f. aufgeführten schrifUtellern-
den Architekten scheinen sämmtlich der voralexandrinischen Zeit anza-
gehOren; wenigstens lässt es sich von denen unter ihnen, von welchen wir
überhaupt noch etwas mehr wissen, sehr leicht nachweisen. Ob aber ein
Gleiches auch von allen den mintia nohües gilt, welche praecepta symme-
triarum eonscripsertmt, uii Nexaris Theocydes DemophUos PöUis Leonidas
Silanion Melampus 8arnacu8 Euphranor (§. 14), ist eine andere Frage, aber
von ihnen allen ist, so weit mein Wissen reicht, uns sonst Nichts be-
kannt Auch Hermogenes aber wird lY, 8, 1 ausdrücklich noch mit zu
den antiqui architecti gezählt, gehört also nicht hieher. Bei PUd. N. H*
Ind. XXXV erscheint Metrodorus qui de architectonice scripsit,
62) Müller F. H. G. IV. 8. 329—832. Bapp De Aristocle in: De fon-
tibus, quibus Athenaeus in rebus mnsicis lyricisque enarrandis usus sit,
Leipz. Stud. VIII. 1886. S. 87—107 und Aristocles et Trjpho ebendaselbst
S. 134—139. Wenn die Vermuthung von Meineke Exerc. crii in Athen.
II. S. 86, welcher M. Schmidt Didjm. S. 25 und Bapp S. 91 beitreten,
richtig ist, dass in der zerrütteten Stelle bei Erotian. Lex. Hippocr.
p. 82 , 7 ff. Klein (bei welcher Bapp die späteren Bemerkangen von
M. Schmidt Aus Wiener Handschriften, Wiener Sitzungsber. XXI. 1866.
S. 269 ff. Der Brief des Aristeas in Merx Archiv III [vgl G. 88. A. 11].
S. 7 und die von Klein unbeachtet gelassen hat; vgl. auch C. 14. A. 187 f.)
tmv d^ yQafi>fucTi%mv ovx icxiv oettg iJXoyiiiog tpavelg jucQr^Xd'e thv &ifdQa
(näml. * Inno%qdxri) « t¥ xal yaq h dvaSi^aiiuvog uvtov Eitpoi^lmv nacav
ianovSaüe Xi^iv i^rjyi^aaad'ai did ßißUav ?£, negl iv yeyQd(paciv 'j(fiüto%Xrjg
nal 'jQiazotiag (über die Varianten s. Klein z. d. St.; ob 'jQiatiag zu
schreiben sei, was Bapp ohne Weiteres festhält, ist äusserst fraglich, wie
denn Schmidt selbst diese seine Meinung zurückgenommen oder doch an-
gezweifelt hat, eher yielleicht, wie er hernach vermuthete, 'JifiatotiXrjgy
8. Klein z. d. St.) ot*P6dioi, ixi 9\ 'jQ^taQxog * * xcel ^stä navtag 'Av*
xlyovog %al JidvyLog ot 'AU^avö^f^Cg dieser A. gemeint sei, so war er aa>
Rhodos und seines Zeichens ein Grammatiker, s. A. 70. 78. 76. Die Worte
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Aristoklei. 527
falls nach und sogar wohl beträchtlich nach der Regierung des
Ptolemaeos Physkon (145— 116) ^•), also frühestens um das zweite
Drittel des ersten Jahrhunderts v. Chr., aber auch wohl nicht
später^) und schrieb ein mindestens 8 Bücher ^^) umfassendes
hl Sh AffiataQXogj dievor^re^l c5v — *Podiot überliefert sind, hat M. Schmidt
Did. S. 24 wohl mit Becht hinter die letzteren hinabgerückt. In der Lacke
vor »al yag aber scheint nach p. 31, 7 fif. von Xenokritos aus Eos die Rede
gewesen zu sein, so dass dieser unter avtov zu verstehen ist Vgl. C. 12. A. 111.
68) Bei Ath. IV. 174 c ff. heisst es von der Wasserorgel: 'AXB^avdQitog
ifftlv TiHsSanov 8V(fT,(ia, Tiov^iag xr^v tsivt^v Ktrjü/ßiog S* avtm ovofia.
itfto(fBC dl tovTO 'AQi0to%lT,g (Fr. 12) iv xm ntql xoq£v ovtmoC nmg liymv . . .
„%ai tpccüi xovxo evQTia^ai vno Exr^ciß^ov yiovQimg ivxav^a olxoüvxog iv
x^ 'AauBvdia inl xo^ devxigov EveQyexoVj duxitQiipai xi tpa9$ fisy aXwg,
xovxopI oiif %al xriv avxov SiSd^ai yvvaCna Satda, Dazu bemerkt r. Wila-
mowitz bei Kaibel z. d. St. sehr richtig: „Ctesibius tonsor diversus a
mechanico Hedyli aequali*', s. die folgenden Worte Tqvtptov ij^r. 111 V.) 9'
iw xqixoi mql ovonactav . . . (s. C. 30. A. 365) avyygatpai, tpriol ntgl x^g
ifSgavlBog Kxrja^ßiov xov (trixoivt'MV und XI. 497 b— e. So%st Sh imevonoiTi'
^sivai (näml. x6 (vxov) vno nQ<6tov xov ^iXadilfpov ÜxoXeiiaiov ßacilimg,
(pOQTjiutxa yiveo^ai xmv 'A^aivörig sl%6vcov . . . '^Hdvlog ö* iv iniyQäfinaat
nsgl xov ytaxaanevccöd'ivzog vno Kxtjaißiov xov iiTjxaviTLOv (vxov fivrifiovBvcav
tpnaC' yyimqonoxtti . . . ro (vxov al9oirjg Ösijx* ÜStx* 'Agaivorig . . . all' il
Kx^aißCov cotpov svQtfia xi'sxs xovxo Sbvxb, vioi^ vrjm xmdB naQ* 'Agaivor^g,
und Roh de De lulii Pollucis in apparatu scaenico enarrando fontibus
(Leipzig 1870). S. 42. A. 2 nnd Bapp (der an sich S. 110 die Worte
IV. 176 c ff. ganz richtig verstanden hat) S. 88 ff. irren, indem sie in Folge
der unerwiesenen Annahme, der bei Ath. XIV. 686 f angeführte Apollo-
doros iv x^ ngog xr^v 'AQiaxonXiovg iniaxoXT,v civxiyQa<py sei der Athener
(s. A. 72) mit Volk mann (zu Flui de mns. S. 150) in der erstgenannten
Stelle %q6xov statt dsvxigov schreiben wollen. SoUte jene Annahme sich
wirklich beweisen lassen, so würde dies vielmehr verhÄngnissvolle Folgen
für die Chronologie des Atheners Apollodoros im Sinne von G. F. Unger
(s. C. 27. A. 21) haben. Wenn Bapp S. 90 ferner über jene Stelle be-
merkt: „istud iv x^ 'AanBvdCa poteht ex eiua mente dictum esse, qui latidat
AristoeUm*' , so ist dies gerade nicht nnmOglich, aber doch wenig wahr-
scheinlich. Jedenfalls war nach derselben Aspendia ein Vorort von Alezandreia.
64) Wenn Erotian. a. a. 0. diesen A. meint, so lebte er, wie es scheint
(durch die Umstellnng Schmidts, s. A. 62, wird dies etwas unsicher), vor
Didymos. Und wenn nach der ansprechenden Vermuthong von Bapp
8. 126—134, der ganze Abschnitt bei Ath. XIV. 633 f— 637 f stanune im
Wesentlichen aus Didymos (s. C. 80. A. 338), richtig ist, so folgt aus ihr
ein Gleiches nach A. 68. Ob dagegen die eben (A. 63) angef. Worte des
Tryphon als Polemik gegen A. zu fassen sind und also Ath. diesem, das Citat
aus Letzterem über den Barbier Ktesibios verdankt, ist keineswegs so sicher,
wie Bapp S. 184 ff. annimmt, s. Cohn PbiloL Anz. XVIL 1887. S. 466 f.
65) Das 8. citirt Ath. XIV. 630 b (— Fr. 9).
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528 Zwanzigstes Capitel. Konstscliriftsteller.
Werk TtsQl xogäv, dem wir neben vielen anderen interessanten
Nachrichten^^) fast Alles verdanken; was wir über die Hüarodie
66) Bei Müller stehen nnr diejenigen Fragmente ans Ath., in denen
A. ausdrücklich genannt ist, nämlich ausser Fr. 9 noch XIY. 620 d {iv
ngoaTO) «. x- = ^^' ^ ^®hst 621 b — Fr. 8). 620 b {iv tA n. %- — Fr. 10).
I. 22 a C^QictoKXfig — Fr. 11). IV. 174 b flF. (— Fr. 12, b. A. 68). VgL C. 6.
A. 11 ff. In Fr. 7 heisst es nach den dort A. 16 angef. Worten: natceXiyBt
Sh 0 'AQunoxlrjg xal tovoSs iv xm neql novai%rjg ygatpav iis' ^yiiaymSog'
ovTog icxiv 6 avxbg xm XvatmS<p (620 e), aber s. Bapp 8. 98: „in duobusne
igitur diversis libris A. egit de hüarodis, ambobuB auUm Athenatus m9U8
est? crtdi vix polest: quare E. Bohde in docHssima de Poüueis fonHbus
commentatiane (p. 43. n. 1) a librariis perperam Aristodis nomini adseriptum
putcU tüulwm, g[uem deberent Ariatoxeno . . . fartasse recte, nisi libri nsql
XOQav pars fuere maioris nsQl ii^oveixrjg operis*'; damit verträgt sich jedoch
nicht die seltsame Behaaptnng, welche in Bezug auf die sunächst sich an-
schliessenden Worte 'Agitnoi^vog Si q)rjCi xov fihv dvdifsCä xal yv94u%Bia
^Qoamita vnoxQivofttvov nccymSbv %alt icd'ai, xov dh ywatnsia dvdQBÜng lo-
aitoSov xd Sl avTtt (lilrj adovoi %al xatla ndvxcc 9* iüxlv ofLota derselbe
Bapp 8. 100 aufstellt: „Aristoxeni de magodis lysiodisque senientia perUnet
usque ad verba dvögsiotg lvei<pS6v, iam continuatur Aristodis oratio iüi ad-
versantis: in sequentibus de sola magodia, non de lysiodis sermo fit secun-
dum Aristodis sententiam, qui contra Aristoocenum non diversas esse has
artes itidicat". Im Oegentheil, aus dem Folgenden 621 b — d erhellt, dass
A. ebenso wenig beide Künste für einerlei hielt wie Aristoxenos, und
somit ist zwar jenes obige 'Agicxo^ivog verkehrt, aber auch nicht in 'Aqi-
axoTil^g zu ändern. Dass A. den Aristoxenos benutzte, folgt nun schon
aas diesen Bruchstücken (s. ausser dem eben Angefahrten das direct be-
weisende 12. «- 174 c), Bapp 8. 98 ff. 182 hat aber nach theilweisem Vor-
gang von Bohde a. a. 0. 8. 48. A. 1 im höchsten Grade wahrscheinlich
gemacht, dass er die mittelbare Quelle für Ath. auch im grüssten Theil
von I. c. 89f. (21d— 22d, wo Bapp 22 a mit Schweighäuser tpri9t f.
tpccal schreibt, jedoch 22 a.b. pLB^vmv — eidoig yB mit Recht ausschliesst), ja
auch schon von c. 87 f., XIV. c. 12>-16 (620 a— 622 d, jedoch jedenfalls
mit Ausschluss von 620 f. ri%(uiiaB — 621b und wohl auch des nächstvoran-
gehenden 620 e. 6 Sl *Javi%ol6yog — %ivaiSoXoyog^ Tgl. 0. 7. A. 1. 9, und
von 621 f. Sxi dh HutvovQyovüi — 622 a. vBondxxvxov ^), vielleicht auch 17
(622 d — 628 e, s. A, 76), jedenfEtlls endlich 28—80 (680 b — 681 e mit Aus-
nahme von 681 a. b. ri dl %w^* iQiidg — 6(f^iovg (v^fiovg und b. msts %al —
dvatpigicd-m) und wohl auch c. 42 f. 687 f — 689 a überhaupt war. Daraus
ergiebt sich denn sein eignes reiches, wenigstens grösstentheils unmittel-
bares Qnellenmaterial, wie Phillis und Chamaeleon xbqI Alo%vXov (I.21e.f),
Earystios (s. C. 26. A. 64), Chamaeleon nBifl £xrj9ix6^0Vj Lytanias x^l
idfißonomv (s. C. 12. A 102), Dikaearchos 'Olviuemogy lason h xQ^xtp näm-
lich des B^og "EXXddog, s. C. 82. A. 48 (620 b ffL), 8osibio8 und Semos
(621d — 622d, s. C. 21. A. 400 ff. C. 22. A. 825), Philochoros (680 f. 687 f,
s. Bapp 8. 101), Menaechmos (637 f. 688a), Timomachos (688 a), Phainias
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Aristoklös. 629
und die Magodie wissen^'), und einen vielleicht •^) an einen ge-
wissen Apollodoros gerichteten Brief gleichfalls über musische
Gegenstände. Von diesem Briefe ist uns Nichts erhalten ^^), wohl
aber bei Athenaeos^ aus welchem auch beinahe allein unsere
ganze Kunde über das Werk xsqI xoqov stammt ^^)y ein über
musikalische Instrumente handelndes Bruchstück aus der ,,6egen-
schrift" ebendieses Apollodoros'^), welcher vielleicht ein
Musiker von Fach war'*). Von einer dritten Schrift jcsqI tcoi-
rixixfig steht es nicht so fest^ ob ihr Verfasser der nämliche
(688 b), Telekleides (689 a), Klearchos (689 a), Aristoxenos (s. auch 22 b.
630 e), und zwar meistens, wie es scheint (s. Bapp S. 102), dessen Jjvy-
ngiüsis (631 d.e), doch anch nsgl avXmv nal oqydvmv (174 c), nnd femer
führt Bapp (S. 96 f.) 630 b fiP. vielmehr auf die Schrift nt^l xqayi%ri9 o^x^'-
<reo9ff Eurück. Indessen kann möglicherweise Einiges hieven erst von dem-
jenigen späteren Schriftsteller, ans welchem Ath. diese Auszüge entnahm
(Dionysios von Halik. dem Jüngeren? s. G. 80. A. 388), hinzugethan sein.
67) S. C. 6. A. 11 ff.
68) So gewiss, wie Meineke Analecta ad Ath. S. 809 glaubt, ist dies
nicht: eine 'Avxiyqufpri gegen einen Brief konnte auch wohl von Einem ge-
schrieben werden, an welchen dies litterarische Sendschreiben nicht ge-
richtet war, und zwar ebenso gut nach dem Tode wie bei Lebzeiten des
Empfängers, wie G. F. Unger Die Chronik des Apollodoros, Philolbgus
XLI. 1882. S. 617 bemerkt.
69) Doch s, A. 71.
70) Mit Recht vermnthet Müller IL S. 182. IV. 8. 832, doss in dem
Bruchstück über die ^Aautg genannte Kithara bei Bekk. Anecd. I. p. 451,
81 ff., wo es heisst: Jov^tv Sh 'äQitnotÜTjg q>fial Xiysiv nicht mit Hnlle-
man an einen jüngeren Aristoteles zu denken oder JovQig dh 'jQiaxoteXTiv^
sondern '^Quito%lfig herzustellen ist, s. Bapp S. 92ff. Ebenso unzweifel-
haft ist bei Prokl. in Plat. Tim. 27 A die Verbesserung von Bergk und
nach ihm Eose Aristo t. pseudep. S. 619 'AQiatoHXijg (wiederum für 'Aq^cto-
tiXrjg) b ^Podiog, aber nicht ebenso sicher ist es, ob hier derselbe A. ver-
standen ist, und über und gegen die sonstigen von Rose a. a. 0. S. 616
gesammelten Stellen ist auf Bapp S. 9öf. zu verweisen, welcher S. 96 f.
auch die Vermuthung Müllers IV. S. 387 widerlegt, dass vielleicht bei
Ath. I. 20 d 'AgiCTOfdrig statt 'AQiaT6vi%og zu schreiben sei. Doch s. auch A. 77.
71) Ath. XIV. 686 f. UnoXXoSaqog iv rj «(fbg triv 'AgtmoxXiovg iniaxo*
Xriv dvTiygatpy, Von dort her mag auch das unmittelbar voraufgehende
Citat des Duris und so (vgl A. 69) mittelbar aus A. stammen, s. Bapp 8. 98.
72) Meineke a. a. 0., der ihn für den becübmten Grammatiker aus
Athen hält, und dem Roh de und Bapp (s. A. 63) nicht hätten ohne
Weiteres folgen sollen, hat nicht bedacht, dass dies, wie Müller IV. S. 332
bemerkt, chronologisch unmöglich ist, so lange man daran festhält, dass
dieser in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts und der von A. an-
geführte Etesibios unter Physkon lebte.
SüBKioBL, grioch.-alex. Litt.-Oe8ch. I. 34
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530 ZwaDzigstes CapiteL Kunst^chriftsteller.
Aristokles war'*), und ein Gleiches gilt yon einer vierten, auf
das hippokrateische Lexikon des Euphorion'^) bezüg-
lichen'^) und ToUends yon einer fünften tcsqI dLaXsxtcDv''^^,
78) Ammon. 'Em%7i9eios. jiQKTTOiilrjg b *P6Siog iv %<6 nB(fl noirjxix^g,
74) Vgl. C. 14. A. 187 f.
75) £8 kommt nämlich darauf an, ob der musiache Schriftsteller A.
dieselbe Person mit dem Grammatiker aus Rhodos war, was Müller lY.
S. 829. Anm. leugnet, dagegen Meineke, Schmidt, Bapp S. 90 f.
(s. A. 62) und Rose a. a. 0. S. 615 behaupten. Jedenfalls bestreitet Bapp
lediglich in Folge seiner falschen chronologischen Annahmen (s. A. 68) mit
unrecht, dass dieser rhodische Grammatiker derselbe sei mit dem als
solchen yon Strab. XIV. 655 erwähnten: ZiyUaq 6 yQa(ifiaTi%6g »al 'Agi-
aT0%X7Jg o Ha^' rjfAäg (wo das hcc^' ijfucg lediglich den Gegensata zu Si-
(Uag bildet). Diese Zeitangabe nun schliesst, wie Rose bemerkt, nicht
ans, dass derselbe doch noch um ein gutes Stück älter an Jahren als
Strabou war, und sie steht mithin auch der Einerleiheit dieses Rhoders
mit dem musischen Schriftsteller nicht schlechthin im Wege. Andrerseits
aber verliert fast Alles, was Bapp S. 91. 99 ff. zur Stütze dafür, dass der
Letztere mit dem bei Erotian. a. a. 0. erwähnten Grammatiker derselbe
sei, jede feste Grundlage durch die völlige Unsicherheit, ja beinahe ün-
wahrscheinlichkeit der Herstellung von 'Agietiag für 'jQiCTOtiag an letzterem
Orte, B. A. 62. Es wird auf diese Weise bedeutungslos, dass bei Ath.
XIV. 628 d *AQiatiag iv x& nsQl %i/^aQ(pSmv erscheint, und wenn die beiden
Grammatiker A. und Aristeas bei Varr. L. L. X, 74 (der auch X, 10 den
Ersteren anführt) zusammen genannt werden, so steht doch hier zwischen
Aristeae und Äristoclis noch Aristodemi. Die Schrift nsgl noiriaxtig freilich
passt sehr gut auf den musischen Schriftsteller; sie mit Müller vielmehr
dem von Dionys. v. Hai. de Diu. 8 erwähnten Rhetor zuzuschreiben, dar
gegen spricht entschieden das beigefügte b 'PoSiog. Auf alle Fälle ist kein
Grund von dem rhodischen Grammatiker, mag er nun, was man wenigstens
bis auf Weiteres dahingestellt lassen muss, mit dem musischen Schrift-
steller einerlei sein oder nicht, von denjenigen zu unterscheiden, welchen
l^ikan. z. T, 220 (218) anführt; ob man aber aus dieser Stelle auf einen
Homercommentar schliessen darf oder ob er diese Satzconstruction ge-
legentlich in einer anderen Schrift vortrug, ist fraglich, vgl. A. 76. Auch
den Rhetor aber, wie Schmidt a. a. 0. S. 25 ohne Weiteres thut, mit
dem Ghrammatiker zusammenzuwerfen ist doch sehr bedenklich.
76) Der VerfMser kann der Rhoder, kann aber auch ein später leben-
der gleichnamiger Grammatiker gewesen sein, da die Schrift zuerst von
Herodian. n. dix^. p. 870 Lehrs p. 18, 16 Lentz (*» de cath. pros. p. 526, 1
Lentz) erwähnt wird. S. femer Et. M. u. Gud. Kvii^a (Sohol. Oppian. HaL
1, 228). Gramer Anecd. Gx. I, 281, 28. III, 299, 1. Vgl. Pseudo-Drak.
de metr. p. 41, 16 Herrn. (Eon z. Greg. Cor. p. 17 Sohäf.). Stände es frei-
lich so fest, wie Müller a. a. 0. S. 829. Anm. ohne Bedenken annimmt,-
dass die von Nikanor citirte Interpunction (s. A. 75) in dieser Schrift vor-
getragen sei, so würde man sich freilich für Ersteres zu entscheiden haben;
aber dies ist doch vielmehr mindestens äusserst zweifelhaft
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Aristokles. Aristeas. 531
und gar bei dem Wunder buch ''^, der Schrift über die
Giganten^") und der über das Heiligthum in Hermione''^)
lässt sich hierüber nicht einmal eine Yermuthung wagen ^).
Aristeas^ welcher jcsqI xäv XL^agpdäv schrieb, ist aus
völlig ungewisser Zeit^^).
Ueber Menaechmos s. C. 21, über Istros C. 19 z. E. 21.
77) Fr. 8 b. Stob. Flor. LXIV, 37. 'A^iaroiiliovg iv a üaQadd^av.
Dazu gehört Tielleicht Fr. 4 (» Fr. 3 Böse a. a. 0.) b. Scbol. Find. OL
VII, 66. Vgl. Westermann Paradozogr. 8. XXIV f. 161. Bei Aelian.
N. A. XI, 4 stehen yier Distichen des A., in denen die Demeter von Her-
mione angerufen wird (■=- Fr. 6 M. Fr. 8* B^), allerdings paradoxogra-
pbischen Inhalts, aber Schol. Theoer. XV, 64 (» Fr. 8 E.) wird Ugiato-
xiXrig iv t& mql ^Egfitovrig tsQov angeführt, und die wahrscheinlichste Ver-
besserung ist anch hier wieder die von Müller IV. S. 880 f. *AQuno%l^g.
Derselbe Fehler wiederholt sich aber Tielleicht anch Schol. Apoll. Eh.
rV, 978. 'Aqicxoxilrig iv TsXitaCg (» Fr. 10 B.), und möglicherweise hat
aUo Böse S. 619 (zu Fr. 8*) darin Recht, dass die Schrift nsgl ^EQUMvtig
tiQov nur ein Theil der TbI^xuI gewesen sei und auch Fr. 9 B. (bei Prokl.
a. a. 0., s. A. 70) aus letzteren stamme, und da nun in diesem Bruch-
stück b ^PoSiog beigefügt ist, so müsste dann wer den Bhoder A. für den
musischen Schriftsteller hält, dem letztgenannten, wie Rose thut, auch
die Tslstai suweisen. Aber das heisst doch immer von Neuem Hypothese
auf Hypothese bauen.
78) Fr. 6 (7* R.) bei Phot. Miv»a. 'A. dl iv x^ nB^l yiyavxmv,
79) S. A. 77.
80) Anderer Ansicht freilich ist Rose S. 615£, der alle mythologi-
schen und auf Sacralalterthümer bezüglichen Schriften des A. für Werke
des Musikschriftstellers erklärt, aber nicht die 77a^^o£a, und welcher
dessen Namen noch an verschiedenen anderen Stellen für den des Aristo-
teles setzt (vgl. A. 70). Mir scheinen eher (vgl. A. 77) gleich Müller
IV. S. 329 der Mythograph und der Paradoxograph die nämliche Person
und deijenige A. zu sein, welcher bei Clem. Strom. VI. 629 A unter den
Ausbeutern des Amelesagoras genannt wird. *lxaXi%a des A. erscheinen
nur bei Pseudo-Plut. ParalL min. 25. 41 {iv xQixa) *- Fr. 1. 2, haben
also in Wirklichkeit wohl nie existirt, und ein Gleiches gilt von 'Aqicxo'
WXijff, wofür wieder mit Böse 'A^iexoTiXfig zu setzen sein wird, iv d' xbqX
noxecpnov bei Pseudo-Plut. de fluv. 25, 5. p. 91 Hercher (» Fr. 1 Rose).
81) S. A. 62. 75.
34»
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532 CinimdzWantigsies Capitel. Geachtchtschreibimg.
Einundzwanzigstes Capitel.
Die Oeschichtschreibnng mit AnsscUnss des Polybios bis in
die zweite Hälfte des zweiten Jahrlmnderts.
Die Geschichtgehreibung der alexandrinischen Periode litt
schwer unter den Einflüssen der Rhetorik und noch mehr unter
der Fabel-, Klatsch- und Anekdotensucht dieser Zeiten, unter der
Freude, die man an historischer Grellmalerei hatte, und unter
der romanhaften Art, in welcher fast alle Geschichtschreiber von
Alexandros dem Grossen ihre Aufgabe zu erfüllen für gut fanden
und damit ein sehr übles Beispiel gaben. Dennoch ward auch
von Polybios ganz abgesehen manches höchst Achtbare auf diesem
Gebiete geleistet. Sehr üblich wurden unter diesen Umständen
auch Sagengeschichten einzelner Städte oder Landschaften, nament-
lich der engeren Heimat des Verfassers, sei es dass die Dar-
stellung, wovon sich aber kein einziges wirklich sicheres Beispiel
nachweisen lässt, hiebei stehen blieb ^), sei es dass sie sodann
auch die wirkliche Localgeschichte bis in die Gegenwart hinab
verfolgte. Seit Hellanikos war, wie es scheint, diese Art von
Schriftstellerei ausser Brauch gekommen, aber schon zu den Zeiten
des Alexandros war sie zu neuem Leben erwacht*).
Menaechmos von Sikyon^) war vermuthlich schon unter
Alexandros als Schriftsteller aufgetreten, da sein Ilvd'ixog^)
schon von Aristoteles in dessen Yerzeichniss der pythischen
Sieger benutzt und berichtigt zu sein scheint*). Andrerseits wird
er ausdrücklich in die Diadochenzeit versetzt*) und wird also
1) 80 dass sie also nicht sowohl in das Gebiet der QeBcLiohtschreiboDg
als vielmehr der Mythographie gehörte.
2) Dass schon aus diesen die Msy ttQi%ä des Dieochidas stammen,
zeigt Wilamowitz Homer. Unters. 8. 240 f., und ein Gleiches gilt wohl
anch von den MUTiaia%a des Maeandrios.
8) F. G. Eiessling De Menaeohmo Sicyonio et Hieronymo Cardiano,
Zeitz 1880. 8. (Steht mir nicht za Gebote). C. Müller ^Scriptores remm
Alexandri Magni (hinter Arrian. ed. Daebner), Par. 1846. 8. 145 f.
4) Fr. 11 b. SchoL Find. Py. IV, 818, wo freilich nur MhaixiM}s
citirt wird.
6) Anon. (Hesych.) Ind. oper. Aristot. No. 123. üv^iovUug ßißXiov ä,
iv a MivccixiJiov h(%ri(tBv. Vgl. Müller F. H. G. II. S. 182.
6) Snid. Mivaixi^og Uixvmviog^ vCog 'JX%ißiov ij 'Aliußuidovy tavo^ixog.
yiyove Sh inl tmv diadoxoiv, iyqaipBV tatOQ^av xriv xoctä xov MttneSova
'Ali^avdQov, Vgl. ßrieger De fönt. libr. . . . N. H. Plin. 8. 27. A. 6.
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Menaeohmos. Marsyas. 533
wohl in der That auch noch in den Anfängen derselben schrift-
stellerisch thätig gewesen sein. Wir kennen von ihm ausser deni
IIv^Lxög noch eine Geschichte des Alexandros'), eine Local-
geschichte seiner Heimat von der eben bezeichneten Art Uc-
xvmvixd^ und ein Werk tcbqX rE%vixAv, aus welchem uns
allerlei Nachrichten über Geschichte der Poesie und der Musik
und musikalischen Instrumente erhalten sind^). Ob er aber der-
selbe mit dem 3)lastischen Künstler dieses Namens war, welcher
auch über seine Kunst schrieb ^^), erscheint zum Mindesten im
höchsten Grade zweifelhaft"),
Marsyas aus Pella^*), Sohn des Periandros, etwa zu der-
selben Zeit mit Alexandros, also ungefähr 355 geboren, jüngerer
Bruder oder genauer wohP^) Halbbruder des etwa 20 Jahre
älteren Antigonos, zusammen mit Alezandros erzogen ^^); be-
fehligte späterhin 306 in der Seeschlacht bei Kypros gegen
Ptolemaeos unter Demetrios Poliorketes das MitteltreflFen^*) und
schrieb eine makedonische Geschichte von deren Anfingen
ab in 10 Büchern, so wie ein Werk über die Erziehung des
Alexandros^*).
7) Fr. 1 b. Steph. v. Byz. TriXitpioq. 8) Fr. 2—4.
9) Fr. 5—9, fast alle bei Ath.
10) Plin. N. H. XXXIV. §. 80. Menaechmi vitulus genu premitur repli-
cata cerviee: ipseque MenaechmiM scripsit de sua arte (— Fr. 10). Vgl.
Ind. XXXIII. XXXIV und C. 20. A. 2.
11) Ebenso artheilt Müller Scr. AI. S. 146, anders Brieger S. 26 f.,
aber dass ein Bildhaner in jener Zeit zngleieh ein solcher Polyhistor ge-
wesen wäre, ist nicht besonders wahrscheinlich.
12) Ritschi De Marsyis remm scriptoribns (Bresl. 1886. 4), Opnso. I.
S. 449—470. Geier Alexandri M. historiarum scriptores aetate snppares,
Leipzig 1844. 8. S. 818—840. Campe Marsyas, Pfailologns IV. 1849.
S. 180-134. Müller a. a. 0. S. 40-44.
18) Wie Schweighauser Ind. anct. Ath. u. d. W. Mars, vermuthete,
da der Vater des Antigenes vielmehr Philippos genannt wird (Arrian. Anab.
I, 29, 6. Pseudo-Lukian. Macrob. 11).
14) Snid. MaQOvag TJsQiavdQWf TJslXaiog, [atoQi%6g (die folgenden Worte
ovrog 8h tjv nQoxegov y^afificctodiSaanaXog beruhen auf irgend einer Con-
fusion) xtfl dStXtpog 'Avriyovov xov fiera Tavta ßaaiXevaavtog ^ ü'övrgotpog
Sl *AXs^avS(fOv tov ßaüiXiwg,
15) Diod. XX, 6, 4. %€ttä fiiarjv Sh xriv xa^iv xa iXtkiiaxa xmv a%afpmv
^0xrj6tv (näml. Jrifu^XQiog) , &v rjyovvxo Bsfi^ümv xf o Zdfuog xal Magovag
6 xdg ManeSovixdg ngdisig avvxcc^dftsvog. Vgl. Droysen Hellenism. II*, 2.
S. 128 ff.
16) Said, föhrt fort: iyga^i Max^dovixd iv jJe^Xi^^s Si%a' fJQ^axo Sh
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534 Einnndzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
Onesikritos*') von Astypalaea oder Aegina^^), Schüler des
KjDikers Diogenes ^^) zusammen mit seinen beiden Söhnen Philiskos
und Androsthenes^), muss sonach schon in vorgerückterem Alter
gewesen sein, als er den Alexandros auf dessen Zuge begleitete,
dno Tov n^toTov ßaaiXivcavrog MansSoifcav xal ^itQOfjXd'sy? Müller) (t^xQt.
tfjg 'AlB^dvSgov tov ^iXCnnov knl trjv ZvQiav itpodov neta tr^v 'AXsiavdgeiag
%xlciv' [Urrtxa h ßi^XCoig t^']' xal avrov 'AXiidvSqov ayoayijv, 8. Bern-
hardy z. d. St. Im 7. B. der Ma%BSovi%d (Fr. 6 b. Harpokr. MvQxavov)
stand er nocli bei Philippos, und doch wird er bei Harpokr. *AqtinC(ßv and
Magyltrig (Fr. 8) iv nifintm xmv nsgl 'AXi^avÖgov und UXB^dvSqov citirt.
Von den dieserhalb von Ritschi, Droysen, Geier, Müller aufgestellten
Hypothesen ist die eine immer gewagter als die andere (s. die übersicht-
liche Zusammenstellung bei Campe). Am Einfachsien wäre es freilich
diese beiden Gitate mit Bit sohl S. 466 ff. auf den jüngeren Marsyas yon
Philippi zu beziehen, aber dies ist sehr unwahrscheinlich, und so erscheint
noch am Wenigsten künstlich die Annahme Ton Campe, die 10 Bücher
makedonischer Geschichte hätten in Wahrheit bereits mit dem Tode des
Philippos geschlossen, eine Fortsetzung aber, die Geschichte des Alexan-
dros, mit der sehr umfänglichen ayooyif beginnend, so ausführlich angelegt,
dass sie im 5. B. noch nicht über dessen erstes Hegierungsjahr hinaus-
gekommen, sei yielmehr dasjenige Werk gewesen, welches denn auch schon
mit der Gründung von Alexandreia (831) abgebrochen habe.
17) M. H. E. Meier Art. Onesicritus in d. EncykL y. Ersehn. Gruber.
Geier S. 74—108. Müller S. 47—67. Campe Onesikritus, a. a. O.
8. 126—- 128. Lilie De Onesicrito scriptore Alexandri Magni, Bonn 1864. 8.
(Doctordiss.). Vgl. Droysen a. a. 0. I*. S. 877 ff.
18) La. Di. VI, 84. rovtov o^ fihv ACyivi^vriv, JrjfiL'qtQMg Sh 6 Mdyptjg
'AcTvnaXia q>r}civ. VgL VI, 76 (A. 20). Aelian. N. A. XVI, 89 (=- Fr. 7).
'O. 6 'AatvnaXai8'6g. Arrian. Ind. 18, 9. UatfmtcXatevg (s. A. 21). Ob er,
wie Meier glaubt, später nach Aegina übergesiedelt war oder ob seine
Heimatsstadt auf Aegina Astypalaea hiest, wie Lilie 8. 6 nach Herod.
VI, 89 yermuthet, ist ziemlich gleichgültig.
19) Nach seiner eignen Aussage Fr. 10. b. 8trab. XV. 716. koI Jioyi-
vrig^ ov xai avr^ dngodüaito (ygl. A. 20). La. Di. VI, 84. tiSv iXXoy£(Mav
Jioyivovg (ladifirmv, Plut. Alex. 66 (ob Fr. 10). ijv (piXoüotpog x&v Jioyivst
xm %vvi%^ avvsaxoX€i%6t(ov, De fort. Alex. I. 10. 881 E. tov Jioyhovg tov
%vv6g (uxdTjTriv.
20) La. Di. VI, 76. Xiystai yovv *Ovfi6i%(^x6v xwa Alyivritrfp niyiipai
8 lg 'A^vag SvoPif ovtotv vtotv xov ^teQOv 'AvdQOit^ivrjif , ov dnovcavta Jto-
yivovg avx6^i nQOOfABivai. tov d' in' aithv xal tov Utegov dnoaxBiXcu tov
ngeaßvtSQOv <^iUa%ov tov n^onifqfiivov (§. 78, s. C. 2. A. 62), 6fioü»g dl
%al TOV ^dicxov %ataaxB^^vai, to tgixov avxov d(pt%6ft8vov iinjdhv fj;xxov
cwstvai xotg nattl (pi,Xoeo<povvtcc. Suid. (^iXia%og Alyivi^g^ dg %axd d'iav
iXd'mv tmv *AdifjV€tl<ov , dxovaag Jwyivovg itpiXoü6(priaev, b dh tovxov neettjg
dnioxBiXev in a^ov tov dSsXtpSvy xal tavxov ina^B %a\ ovTog, xffl h ira-
xriq ndXiv in' diitpottQOvg iXd'mv itpiXo^otprjcB nal avtig.
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Onesikritos tod Astypalaea. 535
Er war Obersteuermann bei der Expedition des Nearchos ^^), zeigte
sich in dieser Stellung als ein sehr beherzter Mann^') und wurde
nach der Rückkehr gleich Nearchos vom Eonige bekränzt ^^). Seine
panegyrische und romanhafte**), nach dem Vorbilde von Xeno-
phons Kyrupaedie**) yer&sste Geschichte des Alexandros*®)
21) Plat. Alex. 66. ^yffM>W filv NiaQ%ov änodei^ag^ a^xmvßsQvrjtriv
S' *OvJieC%(fitov. Vgl. de fort. AI. a. a. 0. 'Ovri9l%qtto9 ... Ztt agxovxa
xmv xvßsQVTJtmv HutiarrjaBV ^tto nlsiovav [atogritat, Arrian. Anab. VI, 2, 8.
VII, 20, 9. (8. A. 29). Cnrt. IX, 88. X, 2. Schon yorher hatte er in gleicher
Eigenschaft auf dem Schiffe des Königs gedient, Arrian. Ind. 18, 9. xrjg dl
avxov 'AlB^dvSfiOV VBog nvßeQvrJTtig ^y. VgL Anab. VII, 6, 6 (A. 23). Lnkian.
de m. Peregr. 26. l UU^dvdQOv xvßsQvritrig, Strab. XV. 698 (s. A. 24).
22) Er trieb den Nearchos yergeblich an auch Arabien ta umschiffen,
wofttr ihn dieser thdrioht nannte, Arrian. Ind. 82, 9 ff. Anab. VII, 20, 9.
28) Arrian. Anab. VII, 6, 6. inl xovroig Sh Nsuqxov int t^ mginlm
. . . iatetpdvmce ' %al yicQ %al oitog dfpiyf^ivog iiSrj ig Eovca ^v * inl xov-
xoig dh 'Chrjc{%Qixov x6v xvßB^vi^xriv xrjg vec^g xijg ßaütUnrlg,
24) QelL. IX, 4, 8. Strab. XV. 698. 'O. ov av% 'AXB^ccpdQOV fMllov rj
xAv nccifad6i<ov dgxt^^vßBffinixri^ ngocBlnoi xig av. ndvxBg ^khv yccQ ot nBgi
UXi^avdQOV x6 d'ccvfiaaxov dvxl xdXrfiovg dnedix<n^o (imUov, vnsQßdXlBa^ai
91 do%Bt xovg xoiovxovg i%Bivog x^ xBQaxoXoyC^. Vgl. jedoch das yiel mil-
dere Urtheil H. p. 70. 'O. Sl %al Niagxog xal dXXoi xoiovxoi nagonfjBXXiiovxBg
ifjSTi (8. A. 149. C. 22. A. 30). Plut. Alex. 46 H Fr. 6). Lukian. de hist.
sor. 40. Arrian. Anab. VI, 2, 8. VII, 18, 6 (8), s. A. 27. 28. 29. Da wir
immerhin nnr yerhältnissm&ssig wenige Fragmente besitzen, so ist jeder
Versnob dies Urtheil zn widerlegen, wie ihn Lilie S. 28ff. angestellt hat,
Yon yornherein hinfäUig. Was er allein beweisen konnte und wirklich be-
wiesen hat, ist nnr, was Niemand bestreitet (vgl. Strab. 698, welcher fort-
föhrt: XiyBi d' oiv x«l nid'ovd %al fiVTqftfjg d^ia, Saxa %al dniatovvxa fii}
nuQsX^Brv avTcc), dass 0. auch manches Wahre berichtete, und dass sich
solches auch imter dem scheinbar Uebertriebnen oder Fabelhaften befand,
nnd dass endlich anch yon dem wirklich Fabelhaften ohne Zweifel Manches
nicht yon ihm erfanden, sondern nnr nacherzählt war. Die offenbare Lüge
über den Besuch der Amazone bei Alexandres Fr. 6 (vgl. A. 28. 89. 96.
817) vermag selbst Lilie nicht hinwegzndenteln, nnd diese allein genügt
vollauf, um jenes Urtheil zu bestätigen.
26) So viel wird man wohl aus dem seltsamen Bericht b. La. Di. VII,
84 abnehmen dürfen: ioixB Si xi ofioiov nBnov^ivai ngbg ^Bvoipmvxa. i%Bi'
vog n^v yaQ Kvqco avvBaxgdxBvaBv , ovxog 91 'AXB^dv9(f(p' xdxBtvog fisv neu-
9B{av KvQOv^ o 9h nmg UXi^av9gog IjX'^ yiygccfpB^ %al o p^hv iy%miiiov
Kvifov^ S 91 'AXBid99Qov nBnoiri%B, %al r^ BQfirjvB^^ 91 TcagotnXi^ai^og , nXrjv
oxi mg dn6yQa<pog i| dgxBxvnov 9bvxbqbvbi,
26) Der Titel ist unbekannt, Arrian. Anab. VI, 2, 3 sagt: iv xfj üvy-
ygatp^, ijvxiva vnlg 'AXB^dv9QOV üvviygafpB, Pseudo- Lukian. Macrob. 14.
xd nBQl 'AXBidv9QOV,
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536 Einnndzwanzigstes Capitel. GeBchiohtachreibmig.
begann er noch bei dessen Lebzeiten ^^)^ vollendete sie aber erst
später am Hofe des Lysimachos^), wie wenigstens Beides so
den Anschein hat'®^). Er erlog sich in derselben zum Anführer
der Flotte ^^) und erzählte namentlich über Indien neben man-
chem Wahren^) auch kolossale Fabeleien^ so dass er darin ^ was
27) Pseado-Lukian. a. a. 0. ei Ss to naQavxC%a xig ^iQnnevoif trjg töSv
%oXansv6vta)v {tSQ^dos eluotmg av voiiicd'e£fi ^ ovg nccXcci> ri tatoqia i^ apZ^ff
iv9vg ccnicxQaTito , ov (usiov rj %0(i(i4ott%riW rj yvpkvaaxi^ni^, *AXeiavdQov yov9
%al xovxo dnoiivrifiovtvov0iv , og j,riSimg ay** ^yjj, „ngbg oXlyoif dveß^ovw^
m *Ovria£%Qixs , dnod^ctvdv^ mg lui^oifii^ onag xavxa ot av^^atnoi x6x§
dvayiyvdaxovciv bI d\ vvv avxä inaivovüi nal dandiovxcttf (i,ri d'avfiacjjg*
oCovxai yocQ ov (u%Qm xiin xA SiXioxt xovxm dvacnuceiv ixaüxog x^v nccg'
Tlimv svvoiav. *Ofir}Qm yovv, naixoi V(f6g x6 fivd^&dsg xä nltiaxcc cvyyeyQce-
(p6xi vnlg xov 'jixtXXsmg, ^drj %al nuixivsiv ti9^g vndyovxai^ fi6vap xovxo
tlg dnoSsi^iv xf}g dXri^elag f^iya xenfi'^Qiov xi^inevoi., ou fi^ «e^l ^mvxog
iyQUtpsv o^ yaQ svQiCHOvaiv ovx^vog ^vsna i^svdex' av".
28) Plut. Alex. 46. Xiyixai Sh noXXotg xQOPOig v9xb^v fi^fj ßaaiXevovxi
Avüiitdxm xmv ßifiXiav x6 xixagxov dvttywmaxeiPf iv i ysy^aiexai nsQi xr)g
'jfuciovog' Toy ovv Avaiftaxov dxQBfia {kBididcavxa y^%al nov^*" fpdvai ^,x6xb
28^) Eb kommt darauf an, ob man den beiden Anekdoten (A. 27. 28)
auch nur so viel vertrauen will, 8. Droysen a. a. 0. S. 878. Uebrigens
vgl. A. 89.
29) Arrian. Anab. VI, 2, 3 («- Fr. 28) og iv n. x, X, (b. A 26) nal xovxo
iyfBveaxo vuvaQx^^ iavxhv slvai ygaffttcg, %vß(Qvrjxriv ovxa, Irrthümlich ist
dies auf Nearchos übertragen bei Snid. Niagx^g. ovxog evpBOXQdxBvasp
'AXB^dvSgm %ttl ^vyyQatpvv awByqdipaxv vn^Q 'AXB^dvdQOV' i^evaecxo 9h
vavaQxov iavxbv dvaygdipag elvai, xvßiQvrjxrjg mv (vgl. C. 22. A. 16 — 17).
Der Verfluch von Lilie S. 10 f. dies zu widerlegen und ihn vielmehr als
ünteradmiral darsuitellen bedarf keiner Antwort. Plin. N. H. VI. f. 81.
IL §. 185 (» Fr. 22. 24 a) nennt ihn dassis praefectus und dux des Alexan-
dres, indem er ihm gl&ubig diese Lüge nachschreibt. — Auch die Er-
zählung Fr. 10 (b. Strab. XV. 716 f. Plui AL 66) von seiner Sendung sn
den Gymnosophisten und seine Unterredung mit denselben unter Anderem
auch über Pythagoras, Sokrates, Diogenes trägt deutlich genug den Stempel
der Erdichtung: „die Rede des Gymnosophisten bei ihm könnte auch von
einem Kyuiker gehalten sein**, s. E. Schwartz Hekataeos von Teos, Rhein.
Mus. XL. 1886. S. 289. A. 2.
SO) S. Lilie S. 24 ff. 80 ff., welcher auch S. 16 ff. nach dem Vorgange
YOn Vincent (s. C. 22. A. 9) durch Vorgleichung von Arriim. Ind. mit
Plin. N. H. VI. §. 96 ff. (— Fr. 26) darlegt, dass die Berichte des Nearchos
und des 0. über jene ihre Expedition nicht allzu weit von einander ab-
weichen. Plinius hat übrigens den 0. yiel benutzt (s. ausser den Citaten
Ind. II. VI. VII. X. XII— XV), theils wohl unmittelbar, theils, wie eben im
6. B. (s. G. 82. A. 841—848) nach luba. Die von Müller S. 66 gebilligte
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Kleitarclios. 537
viel sagen will^ fast alle anderen Geschichtschreiber des Alexan-
dros überbot*^).
Eleitarchos^'), Sohn des Eolophoniers Deinon'^), Schüler des
Eyrenaikers Aristoteles^) und sodann des Megarikers Stilpon**),
dessen Unterricht er verrnnthlich erst zur Zeit der Alexandroszüge
genoss^; yerfasste, obgleich sonach jünger als Ptolemaeos I^
doch wahrscheinlich y und zwar vielleicht an dem Hofe des-
selben^^, schon Tor dessen entsprechendem Werke ^^) und jeden-
falls vor dem Buche des Patrokles'^^), aber wohl nach dem des
VermuthiiDg Ton Geier S. 81, laba selbst habe nur einen Auszog aus 0.
und NearchoB mit späteren Zusätzen unter dem Titel 'Ov7jai%Q^tov na^d-
nXovq Tor sich gehabt, wird mit Becht von Lilie S. 12 ff. yerworfen. Aus
der Art, wie Plin. in dem aus Inba stammenden Abschnitt (s. C. 32 a. a. 0.)
VI. §. 96—126 den Nearchos citirt (§. 109. Onesicritus et Nearchus, §. 124.
Nearchus et Onesicritus, worauf gleich luha folgt; §. 107 steht freilich
Nearchus allein) scheint aber allerdings hervorzugehen, dass Inba den
Nearchos, der dann also yor 0. schrieb, nur aus 0. kannte. S. H. Peter
Ueb. d. Werth der hist. Schriftstellerei y. Eon. luba II (Meissen 1879). S. 7.
Vgl. indessen C. 22. A. 25.
81) S. A. 24.
32) Geier S. 151—190. Müller a. a. 0. S. 74-85. Campe Elitär-
chus, a. a. 0. S. 119—124. Vgl. Droysen a. a. 0. S. 388 fi. u. ö.
83) Plin. N. H. X. §. 186. Dmo Clitarchi cüebrati auctoris pater,
34) S. über diesen C. 2. S. 14 mit A. 21 ff.
35) Philipp, d. Megariker b. La. Di. II, 118 (s. C. 2. A. 22). Wenn
anders hier derselbe E. gemeint ist, wie Campe S. 120 mit Recht erinnert.
86) Denn wenigstens die eigentliche Glansperiode yon dessen Lehr-
thätigkeit begann schwerlich frflher, s. C. 2. A. 47 und M filier S. 75.
Dass E. jünger als Theompompos war, würden wir auch ohne Plin. N. H.
III. §. 57 (n Fr. 23). Theopompus . . . Olitarchus ab eo proximus nicht
bezweifeln.
37) Dafür sprechen seine schmeichlerischen Lügonerzählangen zu dessen
Gunsten Curt. IX, 5, 21 (= Pr. 11). 8, 20ff. Diod. XVII, 103, 7. lustin.
XII, 11, 2 f. Strab. XV. 723 (wo er freilich nirgends ausdrficklich als
Quelle genannt wird, aber s. Curt. IX, 8, 13 «— Fr. 12). Vgl. auch Droysen
a. a. 0. S. 388. 390—392. Die weitergehenden Schlussfolgerungen yon Müller
S. 74 f. sind allerdings hinfällig, doch ist dessen Vermuthung, dass der am
Hofe des Philopator lebende und nachher hingerichtete Deinen ein Enkel
des E. gewesen sei, nicht übel.
38) Denn schwerlich würde er die eben erwähnte Schmeichelei zur
Verherrlichung des Ptolemaeos nach dessen ausdrücklicher Erklärung seiner
Nichtanwesenheit bei der betreffenden Verwundung des Alexandres (Fr. 20
b. Arrian. Anab. VF, 11, 7) yeröffentlicht haben, s. Müller S. 75. Droysen
S. 391 ff. Diese Erklärung war also yielmehr ein Protest gegen die Dar-
stellung des E, Vgl. A. 50. 38'') S. C. 22. A. 67*».
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538 EinundzwanzigsteB Capitel. Qescbiclitschreibaiig.
Onesikritos'^) eine Geschichte des Alexandros*®) in min-
destens 12 Büchern^^), welche, rein auf Spannung und Unter-
haltung berechnet und von diesem Gesichtspunkte aus nicht ohne
Talent geschriebea,^), der des Onesikritos an Boman- und Märchen-
haftigkeit Nichts nachgab*^), welcher wahrscheinlich schon Ti-
maeos folgte *^^), und aus welcher im Wesentlichen die bei
39) Denn das aller Wahrscheinlichkeit nach (s. Droysen S. 878) znerst
von OnesikritoB (b. A. 24) aufgebrachte Thema von der Amazone hat er in
Beiner Weise variirt, Fr. 9 b.. Strab. XI. 606, vgl. Plut. AI. 46. Diod.
XVII, 77. Instin. XII, 8. Cort. VI, 6, 24 ff. Ana dem von Droyaen S. 389
Beigebrachten geht nnr hervor, dass E. nicht füglich vor 306, keineswegs
aber, dass er nicht betiiU^htlich später geschrieben haben kann.
40) ntQl 'AXi^av8Q0v tatOQ^at, Ath. IV. 148 d. XIII. 686 c. Schol. Apoll.
Rh. II, 904 » Fr. l^ 21. 10, abgekürzt rä nsgl UXiiavdgov Ath. XIL 680 a.
»- Fr. 2.
41) Fr. 22» b. La. Di. Pro. 6.
42) Qaiotil. X, 1, 74. CUtarchi probatur ingenium, fides infamatwr,
43) Ja sie vielleicht noch überbot. Vgl. Cic. Brat. 11, 42. qwmiam
quidem concessum est rhetortbus mentiri in historiis, ut dliquid dicere
possint argutius: id enim tu nunc de Coriölano, sie Clitarehus, sie 5^a-
tocles de Themistode finxit etc. (=- Fr. 24, vgl. Müller S. 76). Eine ge-
nauere Charakteristik giebt Droysen S. 889 ff.: „er hat es für seine Auf-
gabe gehalten die Geschichte Alexanders nicht sowohl nach ihren grossen
militärischen und politischen Zusammenhängen darzulegen, als vielmehr
die moralische Seite hervorzukehren und in der allmählichen Depravation
des Vielgefeierten dem gebildeten Leser den Schlüssel zum VerstAndniss
zu geben und das ürtheil bequem zu machen. Indem er mit grosser rhetori-
scher Anschaulichkeit darlegt, wie der so hoch begabte, in edelst«: helleni-
scher Bildung erzogene Jüngling im BAUsch seiner Siege sich mehr und
mehr vom hellenischen Wesen abwendet, sich der asiatischen Sitte und
Gesinnungsart zuwendet, sich enthellenisirt, wird er der beredte Ausdruck
der hellenischen Beaction u. s. w. Gewiss hat E. vortrefflich zu schildern,
lebhaft zu veranschaulichen, treffend zu charakterisiren verstanden, aber
der Sinn für die Wahrheit fehlt ihm. . . Wie viele von den ünglaublich-
keiten, den halben und ganzen Lügen ... er aus den Darstellungen Anderer
entnommen, dem Gerüchte nacherzählt, aus eigener Erfindung hinzugefügt,
wie weit er selbst geglaubt hat, was er schreibt, muss dahingestellt
bleiben**. Dabei „fällt es auf, dass in den Darstellungen, die aus ihm
stammen, in der ersten Hälfte — etwa bis zum Tode des Dareios — die
Vorgänge auf Alexandres und Dareios Seite ungefähr in gleichem Masse
anschaulich und detaillirt dargestellt werden , während im Späteren diese
Gegenstellung nicht mehr oder doch in sehr anderer und untergeordneter
Art vorkommt. Möglich, dass Kallisthenes sich in dieser Art scheinbarer
Objectivität gefiel, und dass E. von dessen fest ausgeprägter Fassung der
ersten Eriegsjahre bestimmt wurde '^
48^) S. A. 268.
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Ptolemaeos I. 539
DiodoroSy lustinus und Curtius geflossen ist^^). Unter den älteren
römischen Historikern nahm ihn Sisenna^ wie es scheint, doch
jedenfalls nur annäherungsweise, zum Vorbild*^. Seine Schreib-
art war Yielfach geschraubt und schwülstige^).
Ptolemaeos I, der Sohn des Lagos^^, nahm bekanntlich
306 den Eönigstitel an, übergab 285 seinem Sohne Philadelphos
die Herrschaft und starb 283. Seine Geschichte des Alexan-
dros^) scheint er erst in der beruhigten Zeit seiner Regierung
nach der Schlacht bei Ipsos (301) geschrieben zu haben*^), und
gewiss nicht mit Unrecht werden er und Aristobulos als die zu-
verlässigsten Ton allen Geschichtschreibem desselben bezeichnet^).
Er Yerweilte hauptsächlich bei dem Strategischen und Taktischen
und that dagegen das Geographische mit grosser Kürze ab^^).
44) Jedoch die des Curtias nur mittelbar, s. hierüber n. A. Droysen
S. 406 ff., und bei Trogas Pompeius scheint wie bei jenem Timagenes das
Mittelglied gewesen zn sein, s. C. 33. A. 169 ff. — Bann De Clitarcho
Diodori, Curtii, lastini aactore, Bonn 1868. 8. (Doctordiss.).
45) Cic. Leg. I, 2, 7, vgl. Teoffel Böm. L.-G. §. 166, 2.
46) Psendo- Longin. de sublim. 3, 2. xal hi fiäXXov za KXsitagxov
(näml. yeXätai)' <pXoi(6d7jg yuq o &vriQ %al fpvamv %ata zov ZotponXia ov
lunQoig filv avXCa%oiai,y (pogßsiag S' atSQ. Demetr. de eloc. §. 304 (<=» Fr. 8).
T^ ovoyMcia noXXdntg %aQifatiQODV nqayy,az<ov ovtav dziQniazsQa (paCvtzat,
xa^dneQ KXt£zaQxog %. z, X, KXsizaQxmmg a» vneQßoXmoas, Tzetz. Episi 13
(s. Müller zu Fr. 8). Aelian. N. A. XVII, 2 (— Fr. 15) vfivet, vgl. 22
(= Fr. 18).
47) Geier De Ptolemaei Lagidae vita et commentariorum reliquiis,
Halle 1838. 4. und a. a. 0. S. 1 — 26. HuUeman Ptolemaei Eordaei,
Aristobuli Cassandrensis et Charetis Mjtilenaei reliquiae, Utr. 1844. 8.
Müller a. a. 0. S. 86—93. Campe Ptolemaeus, a. a. 0. S. 121 f.
48) Der Titel ist unbekannt
49) S. Geier a. a. 0. S. 10 f. Müller S. 89. Dass er damals schon
König war, behauptet Arrian. Anab. Prooem. §.2 ausdrücklich: ozi xal
avzm ßaciXfC Svzi aloxQozegov r ztp &XX(p ipsvaaad'cti. ^9, Ausserdem vgl.
A. 38. 50.
50) Von Arrian. Anab. Prooem. §. 1. Vermuthlich verfolgte er sogar aus-
drücklich die Absicht den Lügen des Onesikritos und Kleitarchos die Wahr-
heit gegenüberzustellen, s. A. 38. Campe S. 122. Droysen a. a. 0. S.391ff.
Hermes XI. 1875. 8. 465. Dia einzige bei ihm nachweisliche Wunder-
gesohichte Fr. 7 b. Arrian. Anab. HI, 3, 5 ist von Geier a. a. 0. richtig
als eine pia frauB erkannt, die er sich im Interesse seiner eignen Herr*
Schaft nach der Schlacht bei Ipsos erlaubte; vgl. auch A. 59.
51) Arrian. Anab. V, 20, 8 (— Fr. 18). zovzov zov Uneo^av nozaftoü
zo niyed'og fi^ov zSv *Ivdmv nozaykmv 11. b Adyov dviyQcttpsv,
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540 Einnndzwanzigstes Capitel. GeschichtachreibQDg.
Aristobulos**), Sohn des Aristobulos^), von Kasandreia**),
wo er jedoch nicht geboren war, sondern erst als Oreis nach
der Gründung dieser Stadt (315) lebte und nach seiner eignen
Aussage^) seit seinem 84. Jahre sein erst nach 285 und folglich
nach dem des Eleitarchos^^ erschienenen Geschichtswerk über
Alexandros^**) zu sehreiben begann, hatte den Letzteren auf
dessen Zügen begleitef^^, jedoch , wie es scheint, nicht in mili-
tärischer Eigenschaft, und so war denn auch in seiner Schrift
im Gegensatz zu der des Ptolemaeos der geographisch -ethno-
graphische Gesichtspunkt vorherrschend. Dadurch ergänzten denn
beide Schriften einander aufs Beste, und beide, wie gesagt, zeich-
neten sich vor der ganzen übrigen Litteratur dieser Art durch
ihre Zuverlässigkeit aus^^. Ganz frei von Irrthümern und Wunder-
62) Hnlleman s. A. 47. Geier a.a.O. S. 27—78. Möller S. 94—113.
Campe AristobnlnB , a. a. 0. S. 123 f.
68) Arrian. Anab. VI, 28, 2 (« Fr. 86).
64) Plut Demosth. 28. Ath. II. 43 d. VI. 251 a. Pseudo-Lukian.
Macrob. 12. 22 = Fr. 1\ 8. 28 ^ 1.
56) Im Eingang, Fr. 1 b. Ps.-Lukian. Macr. 12 : iv dQxjj tfg ngayfiattCag^
vgl. 22, wo es dann heisst, er solle {Isyszai) über 90 Jahre alt geworden sein.
56) Weil nach der Schrift des Patrokles, s. C. 22. A. 70«. Die
Voraussetzung, von der die Berechnung Droysens a. a. 0. 8. 894:
„hatte er vor Kleitarch (vor 312 — 300) geschrieben, so wUre er beim
Auszüge Alezanders schon 60 Jahre gewesen" (vgl. A. 66. 67) ausgeht,
dass das Werk des Eleitarchos vor 800 erschienen sei, ist allerdings,
wie (A. 39) gesagt, unsicher. Aber Droysen fögt hinzu: „Dafflr, dass er
Eleitarchs Schrift zur Hand gehabt habe, scheint der Hinterhalt, dem
die Makedonen bei Marakanda erliegen (Fr. 21 b. Arrian. IV, 6, 1 vgl. m.
Curt. VII, 7, 31), und die Erzählung von der warnenden Syrerin (Fr. 24 b.
Arrian. IV, 13, 6 vgl. m. Curt. VIII, 6, 16) zu sprechen". Vgl. auch A. 62.
ö6*>) Der Titel wird wiederum nicht genannt.
67) Arrian. Anab. Prooem. §. 2. ovvsatQtxvsvaB ta ßaüiXet UU^dvdpm,
58) Müller S. 94 schliesst aus Rhet. Gr. HI. p. 610 Wal«, nffiwtrj
(n&ml. ^f^ropix?}) rj xolaxfvrtxr, fjg fjyi}<raro JTjfidSrig %ccl 'Jgiotoßovlog^
dass A. bei Lebzeiten des Alexandres zu dessen Schmeichlern gehOrt habe.
Allein bei Doxop. Rhet. Gr. VI. p. 26 W. stehen dieselben Worte, nur
riyijaavzo statt ijyriaccTo (so aber auch hier Med.) und 'jQiarodrjfiog statt
'AgiatSßovXog Vgl. C. 80. A. 198. Dies fflhrt darauf, dass keiner von bei-
den Namen der richtige ist, sondern in der Urschrift, wie es der Sinn ver-
langt, 'jQiüzoye^tmv stand. Und das Histörchen von der in sein G^scbiohts-
werk eingemischten Schmeichelei gegen den Alexandres bei Lukian. Quem,
bist. scr. s. 12 ist schon desshalb bodenlos, weil dabei die falsche Voraus-
setzung zu Grunde liegt, als ob er dasselbe schon bei liebzeiten des Letiteren
begonnen h&tte: ioantQ 'A, iiovofuex^v y^tjfag UXe^dvdgov Mxl IIoqov %al
dv ayvovzog avztp %,%,X»
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ArUiobalos. Cliarea. 541
geschichten hielt freilich auch Aristobulos sich nicht^^), Manches
aber erzählte er nüchterner als alle Anderen ^^). Ob sich aber
damit auch eine gewisse Nüchternheit des Stils verband ^^)y ist
sehr zweifelhaft. Im Gegentheil entwickelte er ein nicht geringes
Geschick in der lebendigen Schilderung von Gegenden und, wenn
wir. recht berichtet sind, von den Leiden und Thaten grossartiger
Frauen**^). Beiläufig erwähnte er noch die Schlacht bei Ipsos**).
Chares^) von Mytilene^) ward von Alexandros, als dieser
die persischen Hofsitten nachzuahmen begann^ zu seinem Kammer-
herrn (elöwyfBksvg) ernannt^) und behandelte dieser Stellung
gemäss in seiner Geschichte des Alexandros^^) in wenigstens
10 Büchern^) vorzugsweise Dasjenige, was die Person und das
59) Die A. 60 erwähnte Geschichte von den zwei Drachen bei Ptolemaeos,
nur dass er ans ihnen Raben gemacht hat, hat er (Fr. 9 b. Arrian. Anab.
Uly 8, 6) wohl diesem nachgeschrieben, jedenfalls nicht umgekehrt. Denn
nach A. 56 trat sein Werk ohne Zweifel erst nach dem des Ptolemaeos
ans Licht. (Schon Campe a. a. 0. S. 129 hatte übrigens ganz richtig yer-
.mnthet, dass dies erst nach dem Tode des Easandros 297, geschehen sei).
In Bezog auf die Anschuldigungen gegen Kallisthenes sind wiederum gerade
diese beiden besten Berichtgeber fälschlicherweise einverstanden (Ptol. Fr. 13
b. Arrian. Anab. IV, 14, 1), über seinen Tod gehen sie auseinander (Ptol.
Fr. 14 ebend. §. 3).
60) Fr. 8. 4 b. Arrian. Anab. II, 3, 7. IV, 7. Plut AI, 18. 19.
61) Wie Geier S. 29. 83 meint.
62) Welche Menand. de encom. II, 1 (Rhet Gr. IX. p. 160 W.) —
Fr. 7*^. sl 9^aov inccivoirig, (dsC tovg inaivovg sroteiV^cri) . . . oiansQ 'Aqi-
atsiSrjg^ el dh v^atp ioinvücv^ mantQ negl Tvqov *A. [cxoqtiub und Plut. Non
po886 snav. V. sec. Epiour. 10. 1093 C (a. Fr. 1 *, Geschichte der Thebanerin
Timokleia) an ihm bewundem. Indessen bemerkt Droysen a.a. 0. S. 894,
dass die letztere (reschichte so, wie sie anderweitig erzählt wird, „ßo
kleitarchisch und sensationell wie möglich** und mit einem groben histori-
schen Schnitzer, nicht aus A. stammen kann. Entweder irre also Plnt in
jener kurzen Anführung in dem Namen des Ver&ssers, oder A. habe diese
Geschichte ganz anders erzählt, vielleicht um den Eleitarchos zu be-
richtigen.
63) Fr. 89 b. Arrian, Anab. VII, 18, 5.
64) Geier S. 290—308. Müller S. 114—120. Campe Chares, a.a.O.
S. 134 f.
65) Plot AI. 54 — Fr. 8. Ath. I, 27 d. III. 93 c. 124 c. VII. 277 a.
X. 847 a. XII. 514 e. XIII. 576 a «» Fr. 13. 12. 11. 4. 15. 10. 17.
66) Plut. Alex. 46.
67) negl Ule^avdQOP iatoqiou Ath. III. 93 c. 124 c. X. 347 a. XII. 514 e.
588 b (— Fr. 16), abgekürzt "latci(f£ai IV. 171b. X. 434 d =» Fr. 6f.
68) Fr. 16 b. Ath. XII. 538 b.
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542 Einundzwanzigstes GapiteL Geschichtschreibimg,
Privatleben des Königs anging. Besonders Platarchos und AÜie-
naeos theilen Manches aas ihr mit^). Natürlich kam er dabei
aber auch auf Mancherlei zu sprechen , was die Länder und Völker
betraf; welche Alexandros auf seinen Zügen berührte. Er scheint
ein anmuthiger^^) und, wenn auch etwas anekdotenhafter*^'); so
doch im Ganzen ^^) glaubwürdiger Erzähler gewesen zu sein.
Ephippos'*) von Olynthos'*) wird „über den Tod" und
,;über das Begräbniss des Alexandros und des Hephae-
stion'^ mehrmals bei Athenaeos angeführt ^^); scheint aber auch
nicht frei von Fabeleien ^^) und Uebertreibungen gewesen zu sein.
Uebrigens hatte auch er zu den Begleitern des Alexandros ge-
hört und war von diesem nebst Aeschylos von Rhodos in
Aegypten als Aufseher der übrigen dortigen Beamten eingesetzt
und zurückgelassen worden ^^^ und so wird er denn wahrschein-
lich auch nach dem Tode des Königs in diesem Amte geblieben
sein und folglich den von ihm beschriebenen Leichenfeierlich-
keiten selber beigewohnt haben'®). Uns ist jedoch von dieser
69) Plin. nennt ihn als Qnelle Ind. XII. XUI.
70) 8. bes. Fr. 17 b. Ath. XIU. 676 a, vgl. C. S. A. 18.
71) Campe a. a. 0. 8. 186: „seine Darstellong mnas mehr den Charakter
der ipodemen Memoiren gehabt haben**. Vgl. Droysen a. a. 0. 8. 886 t
72) 8. jedoch Pr. 1. 2 b. Plut. AI. 20. 24.
78) Geier 8. 809—817. Maller 8. 126 f. Campe Ephippos, a. a. 0.
8. 136 f.
74) Ath. III. 120 e. IV. 146 c. XII. 687 d — Fr. 1-8. Arrian. Anab.
III, 5, 4. "Etpmxov xov XaXntSia (nach der Verbesserung von Geier).
76) IlfQl Tfg UXeiävdifov %€tl ^Htpaiatiavog tatpfjg Ath. IIL 120 e.
X. 484 a (— Fr. 4), iiBtaXlayrig IV. 146 c, teXivxiig XII. 637 d. VgL Campe
8. 186: „Es wäre möglich, dass das Werk aus zwei Theilen bestand, deren
erster von der tsXevn^ oder f^craUayi}, deren zweiter von der ^1x9^ Beider
handelte, wie Geier 8. 810 vermuthet. Wir bemerken jedoch, dass das
Citat Fr. 4 aus ntQl xaiprjg eher anf den Tod Alexanders gehen müsste,
und dass es ans darum gerathener erscheint** anzmiehmen, dass „erst von
Hephaestions Tod und Bestattung, dann ebenso von Alexander gehandelt
wurde**.
76) 8. Fr. 4 b. Ath. X. 484 a.
77) Arrian. a. a. 0.
78) Geier 8. 809 £ Bei 8uid. erhalten wir folgende Nachricht fiber
einen uns sonst ganz unbekannten 8trattiB von Oljnthos: Zv^aT«ft( 'Olvp^
9'iog^ tatoQiKog, nsQl tmv 'AXt^civSQOv itpi^fUQiSmv, nBffl noxu{M9 %al n^rjpmv
%al Xiftpmv. neQl zr\g ^AXil&vdifov ttXBvtrig ßißXüi nipti. Geier 8. 866 denkt,
an eine Verwechselung, Müller 8. 126. A. 4(ic bemerkt dagegen, daM
Ephippos, wenn er doch in Aegypten geblieben war, wenigstens keine
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Ephippos. Medios. Kyrsilos. 543
Beschreibung Nichts erhalten ^ vielmehr schildern die uns ge-
bliebnen Bruchstücke ,,die Schattenseite vom Hofleben des
AlexandroSy die Saufereien der Makedonier, den Luxus des
Königs, die Hoffart desselben und die Schmeicheleien seiner
Umgebung"'^).
Medios, Sohn des Oxythemis®^), von Larisa®*), einer der
treusten und liebsten Freunde des Alexandros^^), nach anderer,
jedoch allem Anscheine nach nicht besonders glaubwürdiger
Darstellung fireilich vielmehr einer der schlimmsten und verderb-
lichsten Schmeichler desselben^^), später, vermutblich von dem-
selben unlauteren Berichterstatter^), verdächtigt den Alexandros
vergiftet zu haben, jedenfalls aber treuer Anhänger und geschickter
Admiral des Antigonos^), kluger Bathgeber des Demetrios Po-
liorketes in der Seeschlacht bei Eypros^^) und ohne Zweifel
Theilnehmer auch an der auf sie folgenden misslungenen Unter-
nehmung gegen Aegypten^^), wird ein einziges Mal zusammen mit
Kyrsilos von Pharsalos, einem anderen Begleiter des Alexan-
dros, citirt^.
'E(prififQidsg ßacdinai schreiben konnte, indessen ist der Titel ja vielmehr
nB(fl . . . iiprifieffidmv. Trotzdem li^t jedoch zu solcher Yermathong immer-
hin noch kein aasreichender Grand vor.
79) Campe S. 136.
80) Arrian. Ind. 18, 7.
81) Arrian. a. a. 0. Strab. XL 630. — Geier S. 842—344. 861 f.
Müller S. 127 f. Campe Medios and Eyreilas, a. a. 0. S. 136.
82) Arrian. Anab. Yll, 24, 4. Droysen P, 2. S. 170. 337 f.
83) Fiat, de aduL et am. 24. 66 C. D.
84) S. Arrian. Anab. VII, 27, 2.
86) Diod. XIX, 69, 8. 76, 4. 7. 77, 2. 6. Droysen 11«, 2. 27-34.
86) Diod. XX, 60, 3. Droysen II*, 2. S. 124. 130.
87) Diod. XX, 73 ff. Droysen H», 2. S. 148. A. 1.
88) Strab. a. a. 0. Beide gehörten nach dieser Stelle zu Denen, welche
zuerst Armenien genauer beschrieben, wobei sie mit thessalischem Local-
patriotismas eine sagengeschichtliche Ableitung der Armenier aus Thessalien
erdichteten. Die Yermuthung von Campe, Medios sei erst unter Antigonos
dorthin gekommen und sei kein Geschichtschreiber des Alexandros, sondern
habe eben nur über Armenien gehandelt, würde sich eher hören lassen,
wenn nicht Beide, Mesdios und Kyrsilos, bei ßtrab. zugleich mit der Notiz
avvaoxQatevnötsg 'JXeidvdgat, so zu sagen, solidarisch unter einander ver-
bunden würden. Allerdings gab es aber noch einen jüngeren Medios,
von dem wir jedoch nur die richtige Angabe über das von Antigonos Gk>natas
erreichte Alter und die Länge von dessen Eönigszeit .bei FseudQ-Lukian.
Macrob. 11 haben, s. Droysen IIP, 1. S. 442. A. 3. : .
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544 EimmdzwanzigsteB CapiteL Geschichtsclireibtmg.
Polykleitos von Larisa®^), vielleicht^) derselbe mit dem
Vater der Olympias, der Mutter des 263 geborenen Antigonos
Doson^^), schrieb eine Geschichte des Alexandros^') in min-
destens 8 Büchern*^). Von den erhaltnen acht Bruchstücken^)
ist eines ^^) lügenhaft.
Baeton und Diognetos^ die Wegemesser des Alexandros^,
schreiben beide J^tatfiol tijs ^uäXe^dvdQov xoQsiag ^über die
Stationen vom Marsche des Alexandros"^').
Amyntas, welcher 27ra^fiol 'Aöiag in mindestens 3 Büchern
verfasste^^)^ mag auch wohl schon zu den Begleitern des Alexandros
gehört haben. Er erging sich in diesem Werke auch sehr aus-
führlich über die Denkwürdigkeiten der Gegenden und Völker,
denn von dieser Art sind alle uns erhaltnen Bruchstücke^).
Ueber Hegesias von Magnesia s. C. 35, über Philon von
Theben 0. 22. A. 51.
Diyllos^^) von Athen ^^^), ein unverächtlicher Geschieht-
89) Ath. XII. 639 a = Fr. 8. — Müller a. a. 0. S. 129. 180—182, wo
Moschion b. Ath. V. 206 e (vgl. C. 25. A. 226) fehlt.
90) Wie Müller S. 129 vermuthet, dem Droysen a. a. 0. I». S. 878.
III*, 1. S. 72. A. 2 beistimmt. 91) Easeb. Arm. Chron. I. p. 248, 12 ff. Seh.
92) und 98) S. Ath. a. a. 0., der nnr den verkdrzten Titel ^UszoqUu
angiebt. Bei allen anderen Schriftstellern findet sich nicht einmal dieier.
94) Von denen wir nicht weniger als fünf dem Strabon verdanken. —
Besonders verdient scheint er sich um die Erforschung der Gegenden um
das kaspische Meer gemacht zu haben. Anders als Patrokles, der, wie ge-
sagt (A. 38^) ¥or ihnen schrieb (si C. 22. A. 67^. 69) und später Eratosthenes
(s. C. 15. A. 58) hielten er (Fr. 5) und Kleitarchos (Fr. 7) und Andere, die
ihnen folgten, dasselbe für einen Binnensee, brachten auch Ghrfinde dafür bei,
glaubten aber fälschlich , dass das asowsche mit demselben susammenh&nge.
95) Fr. 6 b. Flut. Alex. 46 : auch er eignete sich nämlich das Märchen
Yon der Amazone (s. A. 24. 28. 89) an.
96) Ath. X. 442 b — Fr. 1. Baixiov ... 6 'AXeidvdQov ßrnuttianig, Plin.
fl. N. VI. §. 61 «= Fr. 2. Diognetus et BaeUm itinerum eins memores,
VII. §. 11 t=» Fr. 8. Baeton itinerum ei%is tnenaor. D. wird nur von Plinius
genannt (s. auch Ind. VI. Xil. XIII und in Bezug auf B. Ind. V— VII). —
Müller a. a. 0. 8. 184 f. Campe Die Bematisten, a. a. 0. 8. 187 f. Droysen
I«, 2. 8. 888. 97) Ath. a. a. 0.
98) Ath. XI. 500 d. iv tm TtQmttp 'Aöüig ata^pmv. XII. 529 b. h tQit^
Zta^fmv — Fr. 1. 2 bei Müller a. a. 0. 8. 184—187. Die abgekürste Be-
zeichnung Sta^fiol erscheint auch b. Ath. X. 442 b. XII. 514 f. Aelian.
N. A. XVI[, 17 — Fr. 5. 4, 6, Ztu^i^ol UB^moi Ath. II. 67 a — Fr. 3.
99) Müller 8. 184.
100) Müller F. H. G. II. 8. 860 f. Rühl Vermischte Bemerkungen,
Jahrb. f. PhiloL CXXXVIL 1888. 8. 128—127.
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t^oljkleiios. Baeton u. Diognetos. Amyntas. Diyllos. 545
Schreiber*®*), dessen Blüte wohl ungefähr zwischen 330 und 290
zu setzen ist****), verfasste eine Geschichte von Griechenland
und Sikelien vom heiligen Kriege ab in 27 Büchern ^*^), und
zwar allem Anscheine nach so, dass auch die der in dieselbe ein-
' greifenden Perser und Karthager eingehend mit behandelt wurde *^).
Das Werk zerfiel in mehrere Abtheilungen (öwrdl^sig) *^). Leider
ist aber die Zahl derselben nicht überliefert*®'), und wir sind
daher hierüber so wie in Bezug darauf, wie weit es reichte, auf
blosse Vermuthungen angewiesen^®®). Das jüngste Datum ist
erst aus dem 9. Buche und fallt ins Jahr 315*®^), es wird aber
doch wohl das 9. der zweiten Abtheilung gemeint sein**®), und
so liegt es denn auch wohl am Nächsten zu vermuthen**®**), dass
das Ganze mit dem Tode des Kasandros 297 schliessen sollte
und schloss***).
101) Diod. XVI, 14, 4. 76, 6. XXI, 6 (s. A. 104 f.). Plat de Herod.
mal 26. 862 B (— Fr. 1). Ath. IV. 166 a (=- Fr. 2).
102) Plut. a. a. 0. ov xmv naQrjf^elripLivav iv ioxo(fltf,
103) Mit Müller: Plut. de gier. Ath. 1. 345 E nennt ihn zwischen
Eleitodemofl und Philochoros: KX^ixoSrniot, JivXXoi, ^iXoxoqoi.
104) Diod. XVI, 14, 4. fiQHtui tiig tatoQ^ag dno trjg ttQonvXi^ötas %al
yiyqafpB ßißXlavg stxoai. %al inxä ovfinßQiXaßmv ndaag tag iv toig xQOVotg
tovtoig ysvofiivag ngd^sig xegl xb xrjv *EXldda %al xt}v ZmeXiav, XXI, 6.
xäg nowdg ngd^sig avvxä^ag iyQaips ßißXüe stuoatv inxd (so Ruh 1 f. F£,
während Müller schwankt, ob nicht vielmehr an der anderen Stelle 1^£
zu schreiben sei, s. A. 108).
106) bis 107) Diod. XVI, 76, 6. x^g devxigag avvxä^smg igzi^v nBnoirixai
xrig *Eqf6qov taxoQ^ocg xijv xsXevxi^v, nal xäg i^ijg ngd^stg cvvbIqu xdg xe
xmv ^EXXrivmv %al xmv ßagßdgmv (i^ixQt xrjg ^iXCmcov TfZetir^g, d. h. des
Vaters von Alexandros d. 6r. und nicht nach der gezwungenen Auslegung
von A. Sch&fer (s. A. 108) des schon 295 getödteten Sohnes von Kasan-
dros, folglich (s A. 109) auch nur innerhalb der 2. avvtalig und nicht,
wie Schäfer wollte, bis zum Schlüsse des Ganzen.
108) Die von Schäfer in v. Sybels Zeitschr. XVllI. S. 173. Quellen-
kunde der griech. Qesch.^ S. 76, nach welcher die beiden Zahlen 27 und
26 bei Diod. (s. A. 104) richtig sein soUen, indem das Werk nur 2 avv-
xd^Big und die erste derselben nur das 1. B. umfassthabe (s. im üebrigen
die vorige A.), ist von Rühl -^derlegt. Die Annahme von 3 avvxdiBig
bei Müller scheint also richtig, dann aber ist auch die Vermuthung von
Rühl die ansprechendste, dass jede derselben 9 Bücher enthielt.
109) Fr. 3 b. Ath. IV. 165 a.
110) Für einen Jeden, welcher nicht die A. 106—107 verworfene Aus-
legung Schäfers von Diod. XVI, 76, 5 billigt, ist dies eine Gewissheit.
110^) Mit Rühl S. 126.
111) Müller dachte, dass es mindestens bis auf die Eroberung Athens
SüSKMiHL, gTiech.-aIez. Lltt-Gesch. I. 36
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546 EinundzwanzigsteB Capitel Oescbiditschreibtmg.
Lykos"^) von Rhegion mit dem Beinamen Butheras^ Adop-
tivrater des Lykophron, scheint zuletzt am Hofe von Ptole-
maeos I und vielleicht noch von Ptolemaeos U zu Anfang von
dessen Regierung ^^') in Alexandreia gelebt zu haben ; da Deme-
trios der Phalereer gegen ihn intrigirt haben soll, und schrieb
über Sikelien und eine Geschichte von Libyen"*) und
über Theben (jts(fl @i]ßävy^^^). Die erhaltenen Bruchstücke
sind theils sagenhistorischer ^^^), theils periegetischer Art über
Merkwürdigkeiten von Italien, Sikelien, Libyen"^), und seine Be-
schreibungen dieser Gegenden werden gerühmt^^^. AuBserdem
muss er aber auch noch eine Geschichte des Alexandros
von Epeiros, des Bruders der Olympias, verfasst haben^^®).
Theodektes der Jüngere von Phaseiis, Sohn des älteren
Theodektes, lebte folglich unter Ptolemaeos I, war gleich seinem
Vater Rhetor und schrieb eine Lobrede auf denselben Alexan-
dros von Epeiros, femer *l6xoQixa vTCoyLvrinLata^ Niiiifia
ßa(fßa(f(,Kaj eine Rhetorik in 7 Büchern und vieles Andere ^^).
Es hat sich aber kein Bruchstück erhalten.
durch DemetrioB Poliorketes nach der Flucht des Tyrannen Lachares (294,
8. T. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 287f.) hinabgegangen sei. Als Titel
giebt Ath. a. a. 0. ^latoQÜict an.
112) Müller F. H. G. IL S. 370—874. IV. S. 667. Vgl, den ZosatE
▼on P. Gaenther De ea, qnae inter Timaeam et Lycophronem intercedit,
ratione (Leipz. 1889). S. 16. 113) S. C. 9. A. 28^ 29.
114) Suid. Av%0Si o %al Bovd^Qagj 'Piiyivog, tczoQixos, naxfiQ (s. viel-
mehr Suid. Avii6(pQmv u. Tzetz. V. Lycoph. p. 142, 1 f. West. C. 9. A. 19)
Avuofpgmvog Toi r^aytxov, inl tmw diaSoxmv ysyovmg «al inifiovltv^slg
vno JrjurixQCov to^ <^aXriQi(og, oitog iyQatffev iatoQCav Aißvrig %al nsifl
£t%slücg.
114^) Fr. 14a— 14 d bei Müller IV. S. 667. Vgl. E. ünger Parad,
Theb. S. 383 f. M. Schmidt Didym. S. 24 f.
116) Fr. 3 b. Tzetz. ad Lyc. 616 (iv tQCt<p). Fr. 6 in SchoL Theoer.
Vn, 78, 8. C. 4. A. 74.
116) Fr. 3. 4. 6. 7-14. VgL Guenther a. a. 0. S. 16 ff.
117) Von Agatharch. de mar. mb. §. 64 MülL b. Phot. Cod. 260.
p. 464^ 30 S. Bekk., s. C. 22. A. 266.
118) Steph. y. Byz. Z%£d(fogi iv t^ negl 'AXs^dpdQov. SchoL Aristoph.
Pac. 926. inl taig mfhg 'AXi^avdQov — Fr. 1. 2., s. Müller 8.370. —
Qanz unsicher steht es dagegen mit einem Buche nsQl tov Ni0to(fogy
ans welchem Nachrichten über Ptolemaeos Philadelphos mitgetheilt werden
(Schol. Genev. Theoer. XVII, 123 = Fr. 16), sowohl hinsichtlich des Titels
wie des Verfassers: hiess Letzterer wirklich Lykos, so muss es wenigstens
ein späterer Mann dieses Namens gewesen sein, s. Müller S. 374.
119) Suid. Btodintrig (^actiXitfig, (fjtanff vt6g tov irQoti(fOv. iy^urpsp
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LykoB. Theodektea. Antandros. KaUias. Megasthdnes. 547
Äntandros von Syrakusae, der Bruder des Tyrannen Aga-
thoÜes (317 — 289), schrieb eine Geschichte des Letzteren,
von welcher wir aber weiter Nichts wissen *^^).
Eallias vonSyraknsae verfasste gleichfalls eine Geschichte
dieses Tyrannen in nicht weniger als 22 Büchern^^), in welcher
er, von demselben begünstigt and bestochen , die Wahrheit in
jeder Hinsicht zu dessen Vortheil verfälschte^**).
Megasthenes^^); von dem wir sonst nur noch wissen^ dass
er längere Zeit bei Sibyrtios, dem Satrapen von Arachosien,
lebte ^*^), welcher sich anfangs dem Eumenes, dann aber dem
Antigonos anschloss^*^) und endlich^ wie es scheint"^, dem
Seleukos Nikator, ward von dem letzteren Herrscher , und zwar
iyyimftiov 'JXe^dvdQOv tov 'HneiQmtov, taxogmä vnoftvriftceva ^ vofu^ ßaQßa-
(find, xi%vifiv (fitOQixfiv ip ßißl^ig (', %al aXXa noXld vnofivrjiiata.
120) Diod. XXI, 16, 5, 'Ayad'oxliig . . . dwaatsvaag filv itti ^^o tmv
TQuinovta iBCnovta, ßm^otg d\ dvo n^hg toig ißdofn^ttovra Iti], nud-mg
Tl{ULiog h Zvgayioöiog cvyYQd(pHf %al KalXiag %€cl avtog 2kfQa%6aiog etnoei
dvo ßißXovg ovyyQOCiffag , «al "Avxotwdqog 6 ddiXtpog 'Ayaf^o%kiw)g mtl avxog
avyygatpsvg (s— Kall. Fr. 6).
121) S. A. 120. Müller F. H. G. U. S. 882f. IV. 8.667. VgL Roesiger
De Dtiride (Gott. 1874). S. 6 ff.
122) Diod. XXI, 17, 4. KccXXCctg o ZvQtx%6otog di%aCmg Sv %al nQoeri'
%6vx(og %otxriyoqlag d^uo^sAj. dvccXri(pd'Blg yuQ im' 'Aya^oiiXiovg xal di&qmv
fisydXior dnodofispog xr^iß ngotpfjxiv xrjg dXrjd'aücg tcxo(fCav^ ov dtaliXomsv
d9i%mg iyyiaifLid^mv xbv inad'odoxrjv' ov% oXlymv ydg avxm «snQucyfiivmv
ycQog daeßeiag ^smv aal nuQavofiiag dvd'QoiTCmv, (pfjclw 6 evyyQatpsvg avxov
Bvaeßeia xcel (piXavd'Qan^^ noXv xovg SlXovg vnagßsßXTjyiivcu, nad'oXov d/,
ytad'dnsQ 'Ayad'oxXrjg dtpaiQO'önsvog xd x£v noXixmv iSwffsixo x& avyyQa<peC
fiTidlv nQoai^%ovxa nagd x6 dUawv, ovxmg o Q'emyMexog töxoQioygdtpog ixa-
Qi^sxo did xrjg ygafprig Snavxa xdya^d xm dwdaxjj. fdStov d' rjv, ol(iatj
nobg dfiBiiptv xdgixog xm ygatpsi xAv iyxafküav (irj Xnq}^V€ci xijg i% xov
ßactXmov yivovg d<oqodo%lug. Wie er die 22 Bücher füllte, sieht man deat-
lich aus den spärlichen Braohstficken: er verweilte mit grosser Breite bei
allen möglichen Merkwürdigkeiten Sikeliens nnd den anf sie bezüglichen
Fabeleien, trägt auch Fr. 5 ein ganz apartes Ghründnngsgesohichtchen von
Born vor.
128) Schwanbeck De Megasthene rernrn Indicamm scriptore, Bonn
1845. 8. (Doctordiss.). Megasthenis fragmenta, Bonn 1846. 8. Müller
F. H. G. IL S. 897—489.
124) Arrian. Anab. V, 6, 2 (= Fr. 2).
125) Diod. XIX, 14, 6. 28, 4. 48, 4. Droysen a. a. 0. 11^ 1. S. 261 f.
273 f. 300.
126) Da sein Schützling Megasthenes hernach eben in dessen Diensten
stand.
85*
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548 EinondzwaDzigstes Capitel. Geschichtschreibong.
jedenfalls nachdem dieser mit dem König des westliclien Vorder-
indiens Sandrokoitos (Tschandragupta); dem Beherrscher der
Prasier (Präkjarum), Krieg geführt und dann Bündniss und
Freundschaft geschlossen hatte^ spätestens 302 ^^^ zu diesem in
dessen Residenz Palibothra (Pataliputra) gesandt^^^); also zwischen
etwa 302 und dem Ende der Regierung dieses Königs 291. Weitere
Reisen in Indien hinein scheint er nicht gemacht^ wohl aber in
Palibothra selbst sehr genaue Erkundigungen eingezogen zu
haben. Die Ergebnisse seiner Forschungen legte er in seinem
Werke ^Ivdvxd^^^) nieder, welches bis zum vierten Buche citirt
wird^*^) und in der That genau vier Bücher enthalten zu haben
scheint, dergestalt dass er im vierten zuletzt die Geschichte der
Inder erzählte*'^), der einzige griechische Schriftsteller, welcher,
127) lostiiL XV, 4, 12—22, wo es zuletzt heisst: cum quo (n&mL San-
drocoUo) facta pacHone Sdeucus .composüiaque in Oriente rebus in bellum Änti-
goni descendit, d. L eben im J. 802. Ausserdem spricht von diesem Kriege
ansdrücklich, aber noch kürzer nur noch Appian. Sjr. 65. Sonst vgl. Strab.
XV. 724 (nebst 689). Phylarch. Fr. 88 b. Ath. JL 18 d. Flut. Alex. 62.
Droysen a. a. 0. H«, 2. S. 198 ff. IIP, 1. S. 77 ff.
128) Strab. U. 70. ZV. 702 (» Fr. 29. 25). Arrian. a. a. 0. und Ind. 5, 8
(ea Fr. 18). avyysvicd'ai yaQ ZavdQ0%6xxai.liyBi, x^ fuyüfxtp ßactXii %al
IIoiQov ixi xovtcp (so Schwanbeck für TltoQfp Ir» xovxov) (li^ovif vgl.
Solin. Polyh. 52, 8. p. 208 Momms. dem. Strom. I. 805 D. Nach dem
Vorgange Anderer behauptet auch Müller S. 898, dass dies mehrmals
gesdiehen sei, aber Schwanbeck Meg. fr. S. 28 hat gezeigt, dass dies
eine willkürliche Annahme ist.
129) Antig. Hist. mirab. 142 West. loseph. A. I. X, 11, 1 (c. Ap. 1, 20.
Synkell. 221 D). Ath. IV, 158 d. Clem. Strom, a. a. 0. =- Fr. 17. 22. 28. 41.
180) loseph. u. Synkell. a. a. 0. 0. (vgl. A. 181).
181) Allem Anscheine nach hat sich an dasselbe Diod. U, 35—42
(— Fr. 1) angeschlossen und auch den Gang der Darstellung meistens bei-
behalteiL Danach hat Schwanbeck S. 28 ff mit Hülfe der ausdrücklichen
Büchercitate im Ganzen wohl mit Recht angenommen, dass M. im 1. B.
über die Geographie und Topographie von Indien, im 2. (Fr. 28 b. Ath.
a. a. 0.) über die Sitten und Bräuche der Inder, im 8. (Fr. 41 b. Clem.
a. a. 0. vgl. m. Strab. XV. 718. 708 ff. 707 ff. 718 —Fr. 86 ff. 40. 42. Arrian.
Ind. 11 ff. — Fr. 85. 88) über die Kasten, im 4. (Fr. 22 b. loseph. a. a. 0. 0.
Synkell. a« a. 0. vgl. m. Strab. XV. 687 z. A.) über die B«ligion und Ge-
schichte der Inder handelte (vgl. Arrian. Ind. 7 ff. —Fr. 28. 26). Gkmz zu
der Abfolge bei Diod. stimmt dies freilich nicht, und auch Arrian. Ind.
1 — 6 scheint vorwiegend dem M. in Darstellung und Anordnung gefolgt zu
sein. Daher hält Müller S. 899, vgL S. 417 es für wahrscheinlicher, dass
Fr. 22 (s. A. 129 f.) nicht aus dem 4., sondern aus dem 2. B. sei, dass das
Ganze somit überhaupt nur 8 Bücher gehabt habe und im 2. auch von
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Megasthenes. 549
so viel wir wissen, auch dies gethan hat^^*). Er hat auch zu-
erst die Grösse, Gestalt und Lage Indiens zum Theil mit Be-
nutzung astronomischer Kennzeichen^^) richtiger bestimmt ^^),
den Indus und den Ganges mit ihren Nebenflüssen genauer,
wenn auch nicht ohne Irrthümer^^^), beschrieben^*^), manches
Neue über die Völkerschaften^*') und die Erzeugnisse des Landes**^
mitgetheilt, zuerst und in einer von keinem späteren griechischen
Schriftsteller überbotenen oder auch nur erreichten Weise das
Kastenwesen beobachtete*^) und sogar, wie es scheint, den Unter-
schied der Buddhisten von den Brachmanen bereits erkannt e*^),
hat die Staatseinrichtungen der Prasier eingehend geschildert e^^)
und auch die anderer indischer Völkerschaften nicht vemach-
Geschichte und Religion, im 3. auch von den Obrigkeiten der Inder die Rede
gewesen sei. Allein zweimal bei loseph. nnd einmal bei Sjnkell. ttxaQtij in
dsvtiQ^ zn ändern, wie er wül, geht über die Grenzen des Erlaubten hinans.
132) Sohwanbeck a. a. 0. 8. 60. S. bes. Diod. II, 381 Arrian. Ind.
8, 1—3. 9, 9 — Fr. 1. 23, vgl. Plin. VI. §. 59. Strab. XV. 686 f. (« Fr. 20).
Arrian. Ind. 6, 4 ff. (=- Fr. 21). 9, 10—12. loseph. a. a. 0. 0.
133) Fr. 7 b. Strab. 11. p. 76. iv toig votioig fLsgeoi T^g 'ivdinrig tag
ts agntovg dTto^Qvnttad'cti %al rag c%iäg avxmlnxtiv. Vgl. C. 22. A. 62.
Fr. 1 b. Diod. II, 36, 2. Fr. 8 b. Plin. VI. §. 69. So vor ihm schon Ne-
archos Fr. 2 (b. Strab. p. 77) and beziehungsweise Baeton Fr. 4 b. Plin.
a. a. 0.
184) Schwanbeck S. 26—29. S. Diod. II, 36, 1 f , Arrian. Anab. V,
6, 2ff. (=. Fr. 2). Strab. H. p. 69. 79. 689 (— Fr. 4. 6. 3). Arrian. Ind.
3, 7 f. (— Fr. 6). Plin. VI. §. 63, vgl. Schwanbeck S. 16 ff. Müller
S. 397 f.
135) S. Müller S. 401. 415. Die übertriebenen Vorstellungen der
Griechen nnd Makedonier von der Grösse des Indus und Ganges berichtigte
auch er nicht, vermuthlich weil er jenen zur Regenzeit sah, s. Schwan-
beck S, 30.
136) Schwanbeck S. 29—37. Müller S. 414 f. S. Fr. 18 f. bes. b.
Arrian. Ind. 4, 2 ff . 6, 2. Strab. XV. 702. 703. Plin. VI. §. 64 f.
137) Schwanbeck S. 37 f. S. Arrian. Ind. 7, 1 —Fr. 28, bes. aber
Fr. 18. und dazu SchwanbeQk S. 33 f. Anm. Müller S. 416.
138) Schwanbeck S..39— 41. S. Fr. 9—17.
139) Freilich nicht ohne manche Verkehrtheiten, vgl. Schwanbeck
S. 41f. S. Fr. 36 ff. b. Arrian. Ind. 11 f. Strab. 703 f. 707, dazu Diod. U,
40 f., vgl. PHd. vi. §. 66.
140) Strab. 712 (— Fr. 40) tmv q>doa6(p{09 Svo yirq qxxaiimv^ mv zovg
filv Bifaxfiävag malst tovg äl ZaqyMvag, Clem. a. a. 0. (»" Fr. 41). dt ^\v
ZaQfucvai avxav oV dh Bgaxiucvai nalovfisvoi. Allerdings streiten sich die
Fachgelehrten darüber, ob unter den Sarmanen die Buddhisten zu verstehen
sind oder nicht. S. Schwanbeck S. 46—50. Müller S. 437 ff.
141) Strab. 707—709 = Fr. 36 a.
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550 Einondzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
lässigt*^). Und so war er nicht bloss wie der erste so unseres
Wissens auch der letzte griechische Schriftsteller, welcher in dieser
völlig allseitigen Weise über Indien und die Inder handelte**^),
sondern seine Angaben bezeichnen auch im Ganzen den Höhen-
punkt der Eenntniss^ zu welchem die Griechen und Romer es
überhaupt über dies Volk und Land gebracht haben ^**), wenn
auch im Besonderen Daimachos, Patrokles und Dionysios ohne
Zweifel noch manche werth volle Nachträge lieferten**^. Freilich
über den Standpunkt seiner Nation in den Gottheiten fremder
Völker stets ihre eignen wiederzufinden und demgemäss die
Mythen der ersteren mit der vermeintlich entsprechenden grie-
chischen Färbung zu versetzen kam auch er nicht hinaus ^^•), und
die „Physiologie", welche er den Brachmanen zuschreibt, ist un-
verkennbar die der ältsten Stoa^*^^); was endlich dieselben
über allerlei fabelhafte Völkerschaften von theils halbthierischer,
theils in anderer Weise monströser Gestalt ihm vorerzählten,
das erzählte er getreulich ihnen nach**'). Ebenhierauf be-
schränkt sich nun aber*^*) in Wahrheit der Vorwurf der ünglaub-
würdigkeit, welchen Eratosthenes und Strabon ihm machten *^^),
142) Plin. VI. §. 58. MegasÜhenes et Dionysiua a PMadelpko missus . . .
vires guoque gentium prodidere. Schwanbeck S. 48.
148) Schwanbeck S. 41.
144) Schwanbeck 8. 26. 28. A. 24. S. 41. 51 £f. 76 f.
145) S. A. 152 u. bes. C. 22. A. eV>l 69«^70^ 76. Vgl. Schwanbeck
S. 77 f.
146) In 9iva erblickte er den Dionysos, in Erishna den Herakles, Strab.
6871 711. Arrian. Ind. 7—9. Diod. II, 88 f. =« Fr. 20. 28. 1, vgl. Fr. 22.
Schwanbeok 8.48—45. 61 (Müller 8.420). Anders mit wundervoll klarem
Auge Eratosthenes, Arrian. Anab. V, 8, 1 ff. Vgl. C. 15. A. 13. Bern-
hard y Eratosth. 8. 246 f.
146^) Wie Schwartz Hekataeos von Teos, Rhein. Mus. XL. 1885.
8. 289 bemerkt.
147) Fr. 29—84 b. Strab. II. p. 70. XV. 711 f. Plin. VII. §. 22 f. Solin.
52, 86. Plin. VE. §. 25. Plut. de fac. lun. 24. 988 B. Wir wissen jetzt,
wie ausschweifend die Phantasie der Inder hierin war. 8. die ausgezeich-
nete Auseinandersetzung von Sohwanbeck S. 61 — 78. Müller 400 f. (vgl.
425 ff.).
148) Wie Schwanbeck 8. 61 treffend bemerkt.
149) Strab. II. p. 70 («- Fr. 29) offenbar nach dem Vorgang des Era-
tosthenes): afcavtsg [ihv toCwv ot icB^i xri^ 'ivSmrig y^ipavxeg mg inl to
noXif tpBvSoXoyoi ysyovae^, %a^' vvsQßoXriv dh driCpM%og^ tu dh de4xBifcc
Xiyet Msyaad'ivrjg, 'OvrjaixQitog dl %ccl NiaQxog xal aXXoi roioihoi naQcc-
fffBXXiiovzsg T^dri , . . diatpsqovcag d' atticxBiv &iiov Jrnfidx<p ts %ul Meya-
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Megaethenes. 551
die doch gerade , wie zum Theil schon bemerkt worden ist**^,
Niemandem so viel als ihm für die betreffenden Theile ihrer
Darstellung verdankten ^^^). Weit mehr ward ihm Hipparchos ge-
recht^*), von welchem wohl ohne Zweifel ein Gleiches galt^**).
c^ivBt. ovjoi fuif ttaiw of xovq ivatonohag xal tovs uat6(U)vg ical aQQivag
tctOQOvvTtß . . . ntQl iv tTSQog tbv btsqov iXiyxtt, onsff %al ^Effoctoe^ivTig
(priolv . . . TlatffOTuXrig d\ T]%i<na xoiovxog* xal ot aXloi d\ (uifftvQeg ov% uni-
9avoi^ otg KsxQrizat 'Egatoad'ivfjgf wozu Schwanbeck S. 60 bemerkt:
mirum est quod addit IlatQoxXiig %. x. X., cum inUr eos, qui de India scri-
pserunt, imprimia Megag^henem Eratosthenes sectUiu Sit (vgl A. 151).
Auseerdem s. A. 146. Vgl Plin. YI. §. 58 unmittelbar nach den A. 142
angef. Worten: nee tarnen est düigentiae locus: adeo diversa et incredibüia
traduntur. S. aber aach die Nachträge.
150) In Bezug anf Eratosthenes C. 15. A. 54, in Bezug auf Strabon
liegt die Sache zu Tage.
151) Schwanbeck S. 18: ,^ eo enim adhuc potest ostendi Eratosthenem
hausisse ea quae prodidit de tnagnitudine Indicie, de finibus, de sepientrioni-
tus eadentibus, de w^essi displici, de eo spaHo, per quod India in orientem
paieat: de aJüs rebus aut dissensü, e. c. dUter descripsit (näml. nach Patro-
kles, 8. Strab. IL p. 68. 69) quantam longitudinem a septentrionibus ad meri-
dietn India haberet, aut secutus MegasQ^enem faHsas opiniones addidit, e. c.
austräUm Indiae finem eodem in gradu posuit atque Meroen, quo modo totam
Indiae formam suo loco movit et perturbaviV*. Vgl. Bernhardy Eratosth.
S. 92—99. Berger Die geogr. Fragm. des Erat. S. 229 f. meint jedoch, da
Eratosthenes seine Bevorzugung des Patrokles auf dessen geographische
Bildung gründe (Strab. II. 68, s. C. 22. A. 70) und von dem Gegensatze
dieser Bemerkung auch M. getroffen werde,* müsse man sich wohl hüten
dessen geographischen Einflnss auf Eratosthenes am hoch anzuschlagen.
152) Hipparchos nahm sich in Bezug auf den gprCsseren Umfang Indiens
dem Eratosthenes gegenüber (s. Strab. II. 68 ff. und A. 151. C. 28. A. 299)
des M. und Da'imachos wider Patrokles an, jedoch, wie Berger Die geogr.
Fragmente des Hipparch (Leipz. 1869). S. 94 ff. richtig darlegt, nur hypo-
thetisch (p. 69: ^ag &v xi ni6x6xBQOv n^ql avxmv yveifiBv). Aber gerade
der wirklich genaueren Angabe des Patrokles für die Ausdehnung yon
Westen nach Osten (15000 Stadien statt 16000 bei M.) ist Niemand ge-
folgt, s. Schwanbeck S. 26. A. 20. Nur scheint jedoch Schwanbeck
S. 29. A. 24. anzunehmen, dass in Bezug auf die Länge von N. nach S.
Hipparchos im schärfsten Gegensatz zu Eratosthenes gerade die grösste
Angabe, die des Datmachos, bcTorzugt habe, denn er schreibt: „longitudinis
mensuram, quam indieavit Megasthenes, omnes reiecerunt, ne opmionem om-
nium veterum offenderenty qui zonam torridam putäbant habitari non posse,
aut Indiam ponerent (sicut Hipparchus) cum manifesto errore multo Jongius
septentriones versus**; allein wie schwach es mit diesem sicut Hipparchus
bestellt ist, zeigt Berger a. a. 0. S. 96 ff.
158) Wie ich mit Schwanbeck S. 78 glaube. S. Strab. I. 71 ff.
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552 EmundzwaDzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
Neben Strabon, Diodoros, Arrianos^), welcher ein verstandiges
und zutreffendes Urtheil über ihn ßUt^^), und anderen Griechen
verwertheten ihn dann auch die Romer Seneca^**) und Plinius^^'),
während ihn Ton den späteren allerdings nur noch Solinus er-
wähnt ^^). Trotzdem erscheinen seine Erzählungen zum Theil
noch bei Vincenz von Beauvais und Albertus Magnus wieder*^®).
Demochares aus dem Demos Leukonoe, Sohn des
Laches^*®), eines Mutterschwestersohns von Demosthenes^*^^),
und der Schwester des Letzteren ^^^), ward etwa zwischen 355
und 350 geboren ^^*). Weit mehr ein patriotischer Schwärmer
als ein wirklicher Staatsmann , blieb er, wie solche Charaktere
oder vielmehr Nichtcharaktere pflegen, im Handeln seinen Grund-
sätzen keineswegs immer getreu ^^). Als nach dem lamischen
164) 8. A. 131. Schwanbeck S. 56—58.
155) Anab. V, 5, 1. vn^Q *Ivd£v Idia fioi ysyifd^Btai oea juatotata . . .
ot te avv *AXsiavd(i(p atgatsvcavteg %al . . . Niagxof, inl dl Z6a Meyacd'i'
VTig te ical 'E^axoc^ivr^g do%£fi(o avSffe evvsyQatpdtriP.
156) In seinem Werk über Indien, Plin. VL §. 60, b. Schwan-
beck S. 80.
157) Dessen Haaptqnelle er ist, so aller Wahrscheinlichkeit nach auch
im Katalog der Flüsse und Völkerschaften VL §. 64ff. 71. 76, s. Schwan*
beck 8. 51—56. Vgl. auch Ind. V— VE.
158) S. A. 128 und Fr. 32 (52, 27. p. 207 M.).
159) Schwanbeck S. 80f. — üeber den Stil des M. l&sst sich bei
dem Mangel aller wörtlichen Bruchstücke nicht artheilen, doch wird wohl
Schwanbeck S. 26 Recht haben, wenn er meint: „ex pluribus locis, qui
ad simüitudinem catdlogi propius quam plenae descriptionis accedunt, coni-
cere passumus eum guoque res magis quam camposüianem et didionem re-
spexisse: quae res praeter epitomas nescio an causa fuerü prineipalis, cur
Megasthenis libri periermt".
160) Ehrendecr. f. Demosth. b. Pseado-Plnt. X or. 850 E. JrifkOxuQrig
Adxn^og Afv%ovosvg. Vgl. A. 161. 177. — Müller F. H. G. H. S. 444—449.
160^) Ohne Zweifel von dem gleichnamigen Grossvater dieses D. sagt
Demosth. XXVIL §. 14. XXVIIL §. 3. /ir^toidifrig ts b AevMvosvg o zijv
d'fjtlSa tr^v ifiviP i%mv n. d, ^X^^ dSsXtpTjv tijg iiifjg firjtgog,
161) Pseado-Plnt. X or. 847 C. slx^ (näml. Jrmoa^ivrjg) dl %al dSel-
9?]f, i£ 7ig «al Adxrixog Asv%ovoiag dSsXipiSovg avx^ ä, iyivaxo. Vgl.
Polyb. XII, 13, 4 (s. A. 173). JTjfioxdgriv dSsXtpiSovv ovta Jrmoad'ivovg,
Gic. Brat. 83, 286. de or. II, 23, 95, s. A. 170. Anon. V. Aeschin. s. A. 189.
Statt dSsXtpiSovg steht yersehentlich dve^ipiög Ath. VI. 252 f. (» Fr. 3). XIII.
610 f. (s. A. 169). Said. 'Agxi^^^og (s. A. 173).
162) S. A. 165. Seine Matter war zwei Jahre jünger als ihr Brader
(Demosth. XXVII. §. 4. ifil d' int' itmv ovta %aX tr^v ddihpriv Tcivts)^ also
382 zar Welt gekommen.
163) Das düstere Bild, welches v. Wilamowitz Antig. v. Kar.
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Demochares. 553
Kriege 322 Antipatros die athenische; aus Demades^ Phokion
und Demetrios von Phaleron bestehende Friedensgesandtschaft
dahin beschieden hatte , sich auf Gnade und Ungnade zu er-
geben^**), soll Demochares nach einer wenig wahrscheinlichen
Sage**^) mit dem Schwert an der Seite von der Rednerbühne
die Bürger natürlicherweise yergeblich zum Kampfe aufgefordert
haben. Unter der Verwaltung des Phalereers 317 — 307 hören
wir dann Nichts von ihm^^^). Gleich nach der Eroberung Athens
aber durch Demetrios Poliorketes, noch bevor dieser den Königs-
titel führte, benutzte ein Gesinnungsgenosse von ihm, Sophokles,
Sohn des Antikleides , von Sunion diese scheinbar günstige Ge-
legenheit zu einem namentlich gegen den Theophrastos und die
Peripatetiker, die Freunde des vertriebenen Regenten, gerichteten
Schlage, indem er einen völlig rechtswidrigen*^') Volksbeschluss
durchsetzte, nach welchem Philosophenschulen nur mit Ge-
nehmigung von Rath und Bürgerschaft bestehen sollten*^). In
S. 189—197 von ihm giebt, ist in manchen Stficken richtiger als die frühere,
viel zn günstige Auffassung, aber es ist stark übertrieben and geradezu
gehässig: was auch D. thun mag, es wird ihm Alles zum Nachtheil ge-
wandt, auch wo Wilamowitz selbst gestehen mnss, dass die Sache nicht
klar liegt S. A. 170. 173. 176. 177. 179. 189.
164) S. Droysen a. a. 0. H*, 1. S. 76flE: Schäfer Demosth. IIP.
S. 887 f. (in>. S. 868 f.).
165) Dies liyatM wird als der Grund dafär bezeichnet, dass es später
eine Statue von ihm im £ingang zum Prytaneion in dieser Attitado gab,
Pseudo-Plut. 847 C. D. Schäfer a. a. 0. S. 888 (854 f.) stellt es ohne Be-
denken als Thatsache hin, aber s. Droysen S. 79. A. 2.
166) Sei es nun, dass etwa er und die Söhne des Lyknrgos und des
Hypereides damals Athen meiden mussten, oder wahrscheinlicher, dass er
sich ruhig verhielt. Dass er aber bei dem Philosophengesetz sogar dem
Demetrios von Phaleron als Schildknappe gedient hätte, wie ünger die
Sache darstellt (s. A. 168. 169), scheint mir undenkbar.
167) Denn, wie v. Wilamowitz S. 268 ff. zeigt, jede gesetzliche Be-
schränkung der Cultgenossenschaften (^iaaoi) widersprach dem geltenden
attischen Recht, und nicht bloss die Akademiker, sondern seit der Ver-
waltung des Theophrastos auch die Peripatetiker waren ein d^ücaos,
168) F. A. Hoff mann De lege contra philosophos, inprimis Theo-
phrastum auctore Sophocle Athenis lata, Carlsruhe 1842. 8. ist mir nur
dem Titel nach bekannt. Der Versuch von G. F. Unger Das Sophisten-
gesetz des Demetrios Phalereus, Jahrb. f. PhiL CXXXV. 1888. S. 756—763
aufs Neue nachzuweisen, dass dies Psephisma vielmehr schon 815 unter den
Auspicien des Phalereers erlassen sei, scheint mir (trotz der Beistimmung
von Zeller Arch. f. Philos. 11. 1889. S. 298 f.) vollständig verfehlt, ünger s
Gründe waren bereits im Voraus durch Wilamowitz widerlegt, auf
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554 Einondzwanzigstes CapiteL Greschichtschreibung.
der That gelang es offenbar die peripatetische Schule fdr den
Augenblick zu sprengen ; so dass sogar Theophrastos sich ge-
nöthigt sah auf kurze Zeit Athen zu verlassen. Jedoch ebenso
unzweifelhaft ist es^ dass diese Massregel den Beifall des Demo-
trios Poliorketes nicht fand. Noch in demselben Jahre 306
(erste Hälfte) erhob Philon^ ein Schüler des Aristoteles , dieser-
halb gegen Sophokles die Anklage auf Gesetzwidrigkeit^ und yer^
gebens trat Demochares als Fürsprecher des Letzteren auf: der-
selbe ward verurtheilt und der Volksbeschluss aufgehoben^*^).
Neben anderen Reden des Demochares ^^^) hatte sich auch die
bei dieser Gelegenheit von ihm vorgetragene erhalten ; und wir
sehen aus den Mittheilungen über dieselbe, dass sie mit schmäh-
lichen Verleumdungen auch gegen Aristoteles und Sokrates und
trotz einer gewissen Zurückhaltung mit Rücksicht auf den demo-
kratisch gesinnten Xenokrates"^) doch auch von Schmähungen
dessen Auseinandersetzung (s. A. 169) ünger Rücksicht zn nehmen nicht
für nöthig erachtet bat.
169) La. Di. V, 88. ant9iifi7j6s (n&ml. Gsotp^afftog) sr^o; 6Xfyov . . . xal
ndvTtg ot (ptX60oq)Oif Zo(po%Xiovg xov 'Ait€pi%XeC9ov vopkov el6S9sy%6pxogf
(iTl9iva xmv tpiXooofpoßv exolrjg dtpriysCed'aiy Sv (irj x^ ßovX^ %al x& Siqfua
96ijj' bI 9\ fii^, d'dvaxov etvai xiiv (rifiiccv. dXXa aid^ig inaptjX^ov elg
vitoxctj ^(Xatvog xhv ZotpoitXia yga^ayi^ivov naQccvofuoif. oxs xctl x6v voiiov
filv ayiVQOv ino^rjoav 'AdTjvaCoi^ xov 91 ZotpoTiXicc nivxe xaXdvxoig i^rifiüaaav'
%dd'o96v xe xoCg tpiXoa6<potg iipritpCeuvxo, Atb. XIII. 610 f. Zo^o%Xi]g 9i xtg
"tfjTltpiüfUCxv i^i^Xacs ndvxag (piXoaotpovg xijg 'Axxmrjgf %a^' ov Xoyov iyQctfpf
^IXmv b 'AgnsxoxiXovg yvmQtfiog, dnoXoyiccv vnli^ xov ZotpoiiXiovg druioxd^ovg
nsnoiriiioxog xov Jrjfioa^'ivovg dvB^iov, Vgl. ancb Alexis Fr. 94 b. Atb.
XIII. 610 e nach der einzig richtigen, von ünger (s. A. 168) freilich vOllig
unbeachtet gelassenen Erklärung von Wilamowitz S. 195 f. Richtig be-
merkt nach diesem Bruchstück auch schon Müller S. 447: „übt cum De^
metrius ntUlus dlius sit quam Poliorcetes, lex iUa procül dubio lata est pott
liberatas a Demetrio Äthenas (307)". Femer vgl. A. 172.
170) Cic. Brut. a. a. 0. JD. autem, qui fuit Demostheni eororis filius et
orationes scripsit aliquot et earutn rerum historiam, quae erant Äthenis ipsius
aetate gestae, non tarn historico quam oratorio genere perscripsit, s. A. 186.
Vgl. de er. a. a. 0. alia quaedam dicendi molliora ac remissiora genera
viguerunt. inde Demochares, quem aiunt sororis filium fuisse Demosiheni:
tum Phälereus ille Demetrius etc., vgl. C. 2. A. 713. Wilamowitz S. 193
meint, „dass er ein schlechter Redner gewesen sei, bezweifle wohl Nie-
mand". Woher wollen wir im Gegentbeil wissen, ob er ein schlechter oder
ein guter war ? Die Zusammenstellung mit dem Phalereer beweist wenigstens,
dass er für einen schlechten nicht galt.
171) Ath. XL 609 a. XaCi^mv 6 UsXXrivBvg^ og ov fi^ovop IlXdxtovi l^io-
XainBv dXXd %ai lSlevo%i^dx6i.
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Demochares. 555
gegen Piaton und die Akademiker erfällt war"^. Bei eben-
dieser Gelegenheit wird aber auch die Rede des Demokleides,
eines Schülers von Theophrastos, wider ihn, wenn anders, wie
es doch scheint, eine solche Rede je wirklich gehalten ward, für
die Gegenpartei gesprochen sein*''). Eigentlicher Leiter des
172) Wie aus den Bruchstücken (Ath. XI. 508 f— 509 b. J. o ijqxtoQ iv
t^ vnlg SotpouXiovg ngog <bCkmvcL %, r. X. Aristokl. b. Euseb. P. E. XV,
2, 6. 971 d. Ath. V. 187 d) b. Sauppe 0. A. IL S. 841 f. erhellt S. die
Darlegung von Wilamowitz S. 194 — 197. Aus dieser Rede können auch
die Fragmente bei Bntil. Lnp. I, 2. 5. 20 sein; dann haben wir keine ans
einer andern. S. A. 189.
173) Ich nehme mit Ruhnken Hist. crii or. Att. S. 92 an, dasfl De-
mokles, der Schüler des Theophrastos und Yertheidiger der Söhne des
Lyknrgos (Pseudo-Plnt. 842 D), einerlei sei mit Demokleides (Dionys.
Dinarch. 11), von welchem es bei Said, i x6 Uqov nvq ov% i^eati tpvafj-
cai heisst: T^iiaiog (Fr. 140) iv Xri' *l0to(^Mv' mg ot itegl drjfioxXs^dfjv
%avä dfinoxdqovg slnov^ Zxi fikovm avt^ navxmv 'Ad^aiav o^% ^isazt to
tegov nvg (pvcr^ffcct, mg iirj na'&agsvovtt xotg avm ii^igsai. Dagegen sagt
Polyb. XII, 13, 1 flF. T£fiai6g (Fr. 141) tprjsi Jrjuoxägriv ritatgrinivair ii\v
toig ava itigsöi xov <TfiOfuxTOff, ovn elvai 9* ä^iov to tsgov isvg (pvöäv, vnsg-
Psßrjyiivcci d^ toi^g imtrjdtvfLCiat tä BSrQvog VTtouvrjfMcta nul ta ^tXatvldog
nal Tcoi/ aXXotv alaxvvxoygdtpmv ^ dann in der Widerleg^g § 8. %oinu%6v
Tfti^a fidgrvga ngo687tiana6d(i8vog dvciwfiov^ was dann § 7 ff. seine Auf-
klärung erhält: ov yccg av 'Ag%i9v%og o %m(iq}9voyQccq)og (Fr. 4 Eock) HeyB
ravtcc ndvog ntgl Jfifuoxägovg ^ mg TCptaiog tpri^iv^ dXXd noXXol n^v av
T&v *Avttndtgov ^CXmv^ xo^' ov nsnaggtiaUtetai noXXd nal dvvdftsvu XvTtsiv
ov ii6voif avTOv 'AvtCnatgov dXXct %ai xovg i^sivov diaSdxovg %al (plXovg
yeyov6tagt itoXXol 91 tmv dvttntnoUt£Vfi,iv(ov, mv rjv %al Jrifi'qtgiog b ^aXri-
gsvg. o5 tietvog ov r^v tvxovaav TttnoCfjtcct xazriyogCocv %. x, X, Dass hier
der jüngere Antipatros, Sohn des Easandros, gemeint sei, und Archedikos
sich auf solche Weise bei diesem habe einschmeicheln wollen (mit welchem
ja vielmehr D. gut stand, s. A. 179), war ein höchst unglücklicher Gredanke
von Meineke F. C. G. I. S. 468 f. (den Kock C. A. F. III. S. 278 nicht
hätte wiederholen sollen): Polyb. redet ja von dem Geschichtswerk
des D. (Vgl. übrigens auch Suid. 'Agxi9iyi.og^ %mntp9ioygd(pogy og %atd
Jrjfioxdgovg iygaiffs toH dvsipiov Jrjfioo^ivovg). Ich kann mir den ganzen
Hergang nicht füglich anders als so vorstellen, dass zuerst Demokleides
wirklich in einer Rede die Lästerworte des D. als eine Schändung von
dessen Mund bezeichnete, dann Archedikos diese Metapher in Wirklichkeit
verkehrte, endlich Timaeos in einer dem Demokleides untergeleg^n, wenn
auch vermuthlich (e. A. 284 u. bes. 249) nur indirect wiedergegebenen
Rede (vgl. Wilamowitz S. 198. A. U) den Letzteren selbst sich diese
Wendung mit Berufung auf „den Komiker" aneignen Hess. Dann war aber
„die Entrüstung des Polybios" auch gar nicht so „deplaciert** wie Wila-
mowitz meint. Wilamowitz selbst giebt zu, dass auf alle Fälle das
Verfahren des Timaeos ein „unredliches** war; wie aber trotzdem dieser
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556 Einundzwanzigstes CapiteL Geschichtschreibung.
Staats wurde damals der gewissenlose Stratokies. Nachdem je-
doch Demetrios Athen wieder verlassen und nun der vierjährige
Krieg mit Easandros 306 — 303 begonnen hatte, gelangte Demo-
chares jedenfalls zu Einfluss, obwohl das Genauere unklar ist^^^),
wirkte mit dazu Athen in Yertheidigungszustand zu setzen ^^^)
und schloss, wohl als Gesandter, das Bündniss mit Böotien ab ^^^
Als dann endlich aber doch nur der Entsatz des Demetrios die
Stadt gerettet hatte, erregte er durch eine bittere Bemerkung
über die erneuten hündischen Schmeicheleien' gegen Letzteren,
zu welchen Stratokies die Athener veranlasste, den Hass dieses
Menschen dergestalt, dass derselbe den Demetrios 302 veran-
lasste ihn aus dem Lande zu weisen ^^^. Trotz aller politischen
Angri£f noch irgendwie etwas Grayirendes fSr D. haben soll, liegt für mein
Ventändnifls zu tief. Die Schmatzgeschichte bei La. Di. lY, 41 hat übrigens
mit diesem Allen Nichts zu thun, sondern ist eine Erfindong von Aristippoa
n£Ql nccXmag tQVtpfig, wie Wilamowitz S. 50 ff. zeigt, s. C. 11. A. 8S.
174) Dass die ganze Darstellung in dem Ehrendecret für D. (s. A. 183)
vielfach so nicht richtig sein kann, zeigt v. Wilamowitz S. 190 — 192.
175) S. ebendies Decr. Pseudo-Plat. 851 D. oUodoiirjv tsizSif %al
7taqaa%8viiv onXtov %al ßsXmv xal (njxavrjfidtcov, nccl oxvf^mauiiivm r^v n6Uv
ixl Tov tet(fa8tovg tcoXifiov, xal slgi^vriv %al dvoxäg xal av(it(ut%ücp
7toi7j6a(i,iv<p ngog Botatovg. Dass dieser vierjährig^ Krieg wirklich der von
806 bis 803 nnd nicht, wie einmal Droysen Der vierjährige Krieg, Zeitschr.
f. d. Alterth. 1886. Sp. 161—170 wollte, von 297—294 ist, steht jetzt durch
C. L A. n, 250 (vgl. 252) fest. Die Behauptung von Wilamowitz S. 190,
dass nns D. hier nur „als Antragsteller, nicht als Beamter begegne*^ stützt
sich darauf, dass in den vorstehenden Worten des Psephismas (vor denen
ja aber eine Lücke ist!) von amtlicher Eigenschaft nicht gesprochen wird.
Aber wie sollen dann die Angaben bei Polyb. a. a. 0. §. 5. atQcntiyiag avtov
riimü^ai, nag' 'A»riva£mv (vgl. §. 6 z. £.), Pseudo-Plat. 847. C (s. A. 161).
dvrjg %ccl %atd noXsfiov dyad'og wal k. t. X. entstanden sein?
176) Von wie geringem Belang aber diese Sache war, zeigt v. Wila-
mowitz S. 190.
177) Plnt. Demetr. 24. ngoöß^tpCaavto (A^valbi) BMi^ai ta ^^fia>
t0v 'AdTivalaVy ndv o ti av 6 paatXsvg drip>TqtQiog McXsvtn;, tovto xal jiQog
^Bovg o6iov md xgbg dvd-Qmnovg slvat 9C%aiov. hlnovxog 9i ttpog tmv
HuXav ndya^mv dvd^mVf fiaCvsa^cci ZtQ€cto%Xia toutvta yi^fpovxa^ JrjiiO'
xdgrjg 6 Asv%ovo6vg ,yiiaCvoito fiivt* av", ilnsVf „£^ firi {laCvotto^^ noXka
ydq ZxQaxo%Xrig mtpeXttto diä xriv noXanBCav, h 9\ d7i(Uix^9Vi '*^ tovto»
dueßXrj^elg i(pvya98v^ri. Es ist nichts Unwahrscheinliches in dieser Dar-
stellang; nicht jede Anekdote ist nnhistorisch ; nnd so sehe ich keinen
Grund zn zweifeln, dass der Hergang wirklich genau dieser war. Vgl. auch
die unmittelbare, freilich sehr willkürlich gefärbte Forts, des Deor. ot^'
0v i^snsasv vno tmv navaXvodvtmv rof dfiitov und die nochmalige Wieder-
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Demochares. 557
Wandlungen der nächsten 12 Jahre fanden indessen die Athener
während derselben kein Bedürfniss ihn zurückzurufen; es geschah
dies yielmehr erst unter der Aegide des Demetrios selbst bei
dessen letztem Aufenthalt in Athen 290^^®), und in die nunmehr
folgende letzte Zeit seines Lebens fällt erst die bedeutendste
Thätigkeit desselben. Er war Finanzbeamter und yerschafFte dem
Volk theils durch die von ihm beantragte Gesandtschaft an Ptole-
maeoS; theils durch seine eignen diplomatischen Reisen zu Anti-
patros^ dem Sohne des Easandros^ und zu Lysimachos 200 Talente
Subsidien*^^), scheint auch bei der Wiedererwerbung von Eleusis
thätig gewesen zu sein^®®). Andrerseits bat er aber auch wieder
den Zenon um dessen F&rsprache bei Antigonos Gonatas, sei es
bolnng (keineswegs , wie Müller S. 446. A. 4 glaubte, Bezeichnmig einer
neuen Verbannung) 851 E. %al tpvyovxi yi,\v vn\i^ driykongwciag %, t. X, Nach
y. Wilamowitz S. 189—191 freilich w&ren es yielmehr die „Flegelhaftig-
keiten" des D. gewesen, welche den König zu dessen Ausweisung trieben.
Allein nirgends wird uns (vgl. auch Aelian. V. H. 111, 7. VIII, 12) yon D.
überhaupt eine „Flegelhaftigkeit*' erzählt als in der, wie Wilamowitz
S. 198. A. 8 selbst heryorhebt, schnitzerhaft erfundenen und ungesalzenen
Anekdote bei Sen. de ir. 1, 23 yon einer angeblichen Gesandtschaft des
D. an Philippos, den Vater des grossen Alexandres. Trotzdem nimmt sich
Wilamowitz dieser Geschichte als Beleg dafür an, was man dem D. in
dieser Hinsicht (nämlich im ersten Jahrh. n. Chr.!) zutraute.
178) Das Decr. fährt fort: xal mg natrjXd^ev inl JionXiovg ä^iovtog
vnb Tov ^T^fiov,
179) Weiter fährt das Decr. fort: cvfftsßiavtt xriv dioUriöiv icQokm xal
<p8t0ttniv(p tmv vna(fx6vt€itv , %al ngscßsvcavtt ngog AveCyMXOV mal Xaß6vxi
TCO dr^iico X' xdXavxot d(^vqiov not naXiv ttiqot q\ %al ygä^avti Ttifsaßeiccv
n(^6g UtoXefiatov slg AHyvnxov, xad' r^v i%nXevüavz8g v Mfuüav tdXavta ,
dqyvf^lov t& Hr^^oi %al XQog 'Avx^naxQov xQSoßsvaavvi xal Xaßovxa %' xdXavxu
aQyvQÜw. Wilamowitz S. 193 giebt zu, dass eine solche Bettelthätigkeit
damals unyermeidlich war, bemerkt aber richtig, dass zu ihr schlecht das
ürtheil des D. (Fr. 2 b. Polyb. a. a. 0. §.9, ygl. C. 2. A. 683) über die
Verwaltung des Demetrios yon Phaleron stimmt, und fragt, wie ein Neffe
des Demosthenes zu solchem Zweck yor den Enkel des Mürders yon Letz-
terem habe treten können, wobei aber doch zu bedenken ist, dass dieser
jüngere Antipatros beim Tode des Demosthenes wahrscheinlich noch nicht
lebte. Aus der albernen, A. 177 erwähnten Geschichte bei Seneca wollte
man früher (so Droysen a. a. 0. IP, 2. 8. 249, Müller S. 446. A. 1. 8
u. A.) yerkehrterweise eine Gesandtschaft auch zu Philippos, dem älteren
Bruder dieses Antipatros, machen.
180) Es folgen im Decret die dunklen Worte (851 £): %al 'EXsvelvcc
(so Niebuhr f. 'EXsvc^via) noiitoansvoi xm dtffiq) %al xavxcc{?) mlcuvxt iXi-
adtti xov 9fiiiov wol nf^diavti.
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558 EinnndzwanzigBtes Gapitel. Geschichtschreibiing.
nach des Letzteren Thronbesteigung 276 oder schon früher, worauf
aber Zenon, wie schon gesagt, jeden Umgang mit ihm aufhob ^^^).
Im Jahre 280 beantragte er mit Erfolg das erhaltene Ehrendecret
zu Gunsten des Demosthenes.^. Acht oder neun Jahre spater
272/1 oder 271/0 aber war er nicht mehr am Leben; damals
wurde vielmehr von seinem Sohn Laches ein ähnliches, gleich-
falls erhaltenes Ehrendecret f&r ihn selbst beantragt und durch-
gesetzt^^'). Er yerfasste ausser seinen Reden auch noch eine
attische Geschichte seiner Zeit, *l6toQiaL^^\ in mindestens
21 Büchern^*), nicht so sehr^®^ „in der Weise der Historiker**,
d. h. namentlich der isokrateischen und ihres gleichmässigen
glatten Redeflusses, „als vielmehr in rednerischer Weise'', d. h.
pathetisch, bewegt, wechselvolP®'), und zwar wenigstens ihren
späteren Theilen nach erst in seinem höheren Alter nach dem
Tode des Tyrannen Agathokles ^^^), 289. Sie ward offenbar sehr
wenig benutzt, und das ist wohl nicht eben zu bedauern, denn
besonders zuverlässig und werthvoU war sie schwerlich ^^^).
181) S. C. 2. S. 62 mit A. 178.
182) Paeudo-Plot. 847 D. inl ro^yiov Sqzovtos. 860 E— 861 C.
185) Pseado-Plnt. 847 D. inl nv&aqdtw &^ovtos. 861 C— F. ä^xatv
Ilv^aifatrjg x. t. X. Vgl. auch A. 887.
184) Polyb. a. a. 0. §. 9. Ath. VL 268 b = Fr. 2. 4.
186) Ath. a. a. 0.
186) Wie Cicero sagt, s. A. 170.
187) Vgl. den ähnlichen Gonirast, in welchen Doris Fr. 1 sich selbst
zu denlsokrateem setzt, s. A. 846.
188) Fr. 6 b. Psendo-LnkiaD. Maorob. 10.
189) Um ein so unbedingt absprechendes Urtheil wie v. Wilamowitz
S. 190. 193 fällen zn dürfen, fehlt indessen doch das n6thige Beweis-
material, und gegen die von Ath. ans erhaltene Bchildernng der widrigen
Schmeichelei, deren sich die Athener gegen Demetrios Poliorketes be-
fleissigten. Fr. 8. 4, wird kaum Etwas einzuwenden sein. Polyb. erwähnt
diese Historien nur einmal (s. A. 179) in Bezug auf das Urtheil über den
Phalereer sowie (s. A. 178) über Antipatros und Andere, Plnt zweimal
(Demosth. 80. Demetr. 27 «Fr. 1. 6), and zwar einmal hinsichtlich einer
Ansicht und einmal hinsichtlich eines Nebenponkts. Aufschlüsse über That>
sächliches waren hier also wohl nicht yiel zn holen. Die Erzählung von
dem Missgeschick des Aeschines auf der Bühne (Anon. Y. Aeschin. p. 269,
26 ff. West) stand jedenfalls nicht (wie noch Müller S. 447. A. 6 glaubt)
in einer Rede, sondern auch in dem Geschichtswerk. Wenn Harpokr.
Io%av9QOg für dieselbe d. iv toCg dtaXoyoig citirt (woran schon Buhnken
zu Rutil. Lup. S. 8 gerechten Anstoss nahm), so liegt dabei entweder, wie
V. Wilamowitz S. 194. A. 16 annimmt, „ein allgemeiner Ausdruck xu
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Pyrros. Kineas. Proxeno». 659
Pyrros, König von Epeiros^^^), schrieb eine Taktik^^^)
und seine eignen Memoiren^^*).
Kineas ans Thessalien ^^^), der bekannte Unterhändler des
Pyrros, welcher zuvor sich frühzeitig nach Athen begeben, dort
vielfach den Demosthenes gehört und diesen sich zum Muster
bei seiner eignen Beredsamkeit genommen hatte ^^), machte einen
Auszug aus den militärwissenschaftlichen Schriften des
Aeneias^*) und war vermuthlich^^) der Verfasser der thessa-
lischen Geschichte ^^^.
Proxenos^^), wahrscheinlich ein Zeitgenosse des Pyrros ^^^),
schrieb eine Geschichte von Epeiros^ *Hwt(Mörtxa*^), in
welcher er auch von Letzterem eingehend handelte ^^); femer
Grande, den Harpokr. missverständlich specialisirt hat", oder es ist
geradezu Xoyoig zu schreiben, wie denn A. Schäfer Jahrb. f. Philol. CI.
1870. S. 524 f. bei Harpokr. ix<ont8v%6tiDv mit Wahrscheinlichkeit i% ts
tov JrjiioxaQovg (statt Jrjfioa^ivovg) Xoyov und damit hier ein neues Frag-
ment der Historien vermuthet hat, and wie bei Fseado-Plut. 840 E das
Citat för jene Erzählung über Aeschines Ix tov JrjpLoziQOvg X6yov lautet.
Schäfer meint, D. werde die einzelnen Abschnitte seiner Denkwürdigkeiten
wohl 16yoi, genannt haben.
190) Müller P. H. G. IL S. 461.
191) Aelian. Tact. 1. i^etifydüttvto dl vriv d^srnffCav, AlviCug xb dta
nXsiSvoav xal ütQaz7iyi%ä ßißlCa t%avmg avvtaid(isvogy iv iTttxoitiiv o Gst-
taXog Kiviccg inolriCB^ üvf^Qog te h *Hn8i^mtrig Ta%xt%ä avviyQocilfe. Cic.
Epist. IX, 26, 1. plane nesciebam te tarn peritum esse rei müitaris: Fyrri
te libros et Cineae video kctitcisse.
192) Fr. 8 b. Dionys. v. Hai. A. B. XIX, 11. iv toig iS^otg vnoiivi^fiaai,
vgl. A. 199. Doch vermuthet Müller nach Paus. I, 12, 2 (« Fr. 1). iatt
91 iväf^dai ßißXüc ovn initpaviciv ig ovyyQUtpriv i%ovxa iniyQaiiiia '^gycav
vnQ\j^riiuaxa slvai, xavxa indsyoitrivm fiov ficiXi4fX€C imjXG^e ^avyLacai Tlvg-
Qov xoXyictv «. X» X., dass sie nicht von ihm selbst, sondern von Anderen in
seinem Auftrage geschrieben seien.
\^ 198) Müller F. H. G. H. S. 468 f.
194) Plut. Pyrr. 14 ff. Cic. Tose. I, 24, 69. Appian. Samnit. 10. 11.
Diod. XXn, 6, 8 n. s. w.
196) S. A. 191.
196) Wie ans dem Zusatz o ^^09 bei Steph. v. Byz. "Etpvf^u (=> Fr. 1)
hervorzugehen scheint.
197) Der Titel war ohne Zweifel SBcaaXind, Die vier Fragmente ge-
hören alle der Sagengeschichte an.
198) Müller F. H. G. IL S. 461-468. IV. S. 668.
199) Vgl. Dionys. v. Hai. a. a. 0. mg TI^i^Bvog o cvyy^atpBvg Ioxo^bZ
%a\ avxog 6 JIv^^o; (» Fr. 6). S. A. 192.
200) Fr. 1—6. 201) S. A. 199.
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560 Emandzwanzigstes Capitel. Qeschichtsclireiban^.
zwei andere Werke, zu denen wiederum eben wohl die Züge des-
selben nach Italien und Sikelien und nach dem Peloponnes den
Ansto88 gegeben haben mögen^^^), über die sikelischen
Häfen und die lakonische Verfassung, jedes mindestens in
2 Büchern^»).
Hieronymos von Kardia*^), Landsmann und Freund des
Eumenes, mag etwa zwischen 370 und 360 geboren sein***^).
Wahrscheinlich durch die Empfehlung des Eumenes kam er in
makedonische Dienste, vielleicht schon unter Philippos. Gewiss
ist, dass er bei dem Leichenzuge des Alexandros zugegen war^^.
Dann hielt er treu zu Eumenes und ward mit demselben in Nora
von Antigonos belagert, und als dieser dem Eumenes einen Ver-
trag anbot. Letzterer denselben aber nur unter der Bedingung
annehmen wollte, wenn alle ihm von Perdikkas verliehene Ge-
walt ihm bestätigt würde, und Antigonos ihn dieserhalb an Anti-
patros verwies, wurde Hieronymos von Eumenes zu dem Letzt-
genannten gesandt, um zugleich den Antigonos bei diesem zu
verdächtigen**^^. Allein der bald darauf (319) erfolgte Tod des
Antipatros hinderte jeden Erfolg dieser Bemühungen. Zwar liess
Antigonos nunmehr den Hieronymos zu sich kommen und ge-
wann ihn durch reiche Geschenke, um durch ihn auch den
Eumenes auf seine Seite zu bringen^; allein Letzterer scheint
auf diese Anerbietungen nicht eingegangen zu sein, und so ward
202) Droysen a. a. 0. m\ 1. S. 129. A 2.
208) Steph. v. Byz. FiXa (nögd'fKov ist freilich nur Conjeetor von
Müller für noQoav oder nv^ifcav) und Ath. VI. 267 d (=» Fr. 7 u. S): h
nqdxiß uBf^l xoQ^fKov SfKsXiKAv und iv dBvtiQ<p Accamvi'Krjg noXitsüxg.
204) G. A. Eiessling s. A. 3. Brückner De vita et Bcriptis Hie-
ronymi Cardiani, Zeitscbr. f. d. Alterthnmsw. 1S42. Sp. 262—272. Müller
F. H. G. II. S. 460—461. IV. S. 668 f. Nitsche König Philipps Briefe an
die Athener und Hieronymus von Kardia, Berl. 1876. 4. Reoss Hierony-
muB Ton Kardia, Berl. 1876. 8. J. G. Droysen Zu Duris und Hieronymos,
Hermes XL 1876. S. 468—466.
206) Denn zur Zeit des Entscheidungskampfes zwischen Antigonos und
Eumenes war er ja schon ein Mann von hervorragender Bedeutung, und
die Zeit seines Todes im Alter von 104 Jahren ist mindestens nach 272
und höchst wahxscheinlich vor 239 zu setzen, s. A. 216.
206) Moschion b. Athen. V. 206 e. Vgl. C. 26. A. 226.
207) Diod. XVIII, 41, 6—42, 1. Vgl. Droysen Hellenism. IP, 1.
S. 161—166.
208) Diod. XVin, 60, 4. fiBydlaig ämqsaig ni^oxctlsodfisvog. Vgl.
Droysen a. a. 0. S. 190 £
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HieronymoB von Kardia. 561
denO; als später er und Hieronjmos dem Antigonos in die Hände
fielen (316), er selbst hingerichtet, Hieronymos aber mit grosser
Gunst behandelt ^"^), die dann von Antigonos auch auf dessen
Sohn Demetrios Poliorketes und Enkel Antigonos Gonatas über-
ging. Von Antigonos dem Aelteren erhielt er die Statthalter-
schaft über das todte Meer*^*^) und, wenn diese Angabe ^^^) rich-
tig ist, auch die über Syrien, welches Antigonos eine Zeit lang
im Besitz hatte, nahm auch an der Schlacht bei Ipsos (301)
TheiP^*). Als Demetrios Poliorketes Makedonien an sich ge-
bracht hatte (293J/2), setzte derselbe ihn über das eben unter-
worfene Boeotien *^*). Mit Antigonos Gonatas scheint er im
Peloponnes gewesen zu sein, als Pyrros 272 in Argos seinen
Tod fand***), und lebte dann jedenfalls noch längere Zeit am
Hofe seines königlichen Gönners**^), da er ein Alter von
104 Jahren erreichte, wobei er bis zur letzten Zeit seines Lebens
im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte blieb **^).
Er mag etwa zwischen 266 und 256 gestorben sein**'), und
wahrscheinlich bald nach seinem Tode setzte ihm Antigonos
Gonatas ein Ehrendenkmal in einer eigenen, schon**^) er-
wähnten Schrift ^€qI 'l€Qciw(ioVf in welcher derselbe zugleich
den litterarischen Kreis feierte, welchen er 276 — 274 um sich
versammelt hatte **^). Hieronymos selbst verfasste eine Ge-
schichte der Nachfolger des Alexandros, 'lötOQcaL täv Öua-
209) Diod. XIX, 44, 2 f. Vgl. Droysen a. a. 0. S. 297 ff.
210) Diod. XIX, 100, 1 f.
211) loseph. c. Ap. I, 28 = Fr. 13.
212) Psendo-Lukian. Macrob. 11.
218) Plut. Demetr. 89. Vgl. Droysen a. a. 0. U*, 2. S. 271 f.
214) Paas. I, 13, 8, 9. äv9ql yag ßacrilct ovvovta dväyxri näaa ig xctQiv
Gvyy^dtpuv, Sicher ist obige Deutung dieser Worte nicht. Vgl. übrigens
auch Droysen a. a. 0. HP, 1. S. 128. A. 1.
216) Den Tod des Gonatas (289) hat er aber schwerlich mehr erlebt,
da Psendo-Lokian a. a. 0., der sonst aus ihm schöpft, diesen aus anderer
Quelle erzählt. Ueberdies aber ist es nicht glaublich, dass H um 817 erst
26 bis 26 Jahre alt gewesen sein sollte, s. A. 206.
216) Agatharch. Fr. 17 » Asiat. IX bei Pseudo-Lukian. a. a. 0. 22.
Phlegon Mirab. p. 200, 12 Westerm. Vgl. C. 22. A. 262.
217) S. A. 206. 216.
218) C. 1. S. 8 mit A. 9. Vgl. C. 10. A. 48.
219) Wie aus den C. 1. A. 9 angef. Worten Vit. Arat. 111. p. 68, 15 ff.
hervorgeht.
Süs&Miaii, grieoh.-»lex. Litt.>Gesoh. I. 36
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562 Einundzwanzigstes Capitel. G^schichtschreibong.
d6x(ov^y und sodann als besonderes Werk^^^) noch eine Fort-
setzung, eine Geschichte der Epigonen, in welcher noch des
Pyrros Krieg in Italien und dessen Tod erzählt war*^. Bald
hernach schrieb Duris ihn aus, und so ist er denn durch dessen
Vermittlung die Hauptquelle für die Geschichte der Diadochen
geworden, wie sie besonders bei Diodoros und Plutarchos uns
vorliegt ^^). Unmittelbar benutzt ist er ausser von Duris nur
von Wenigen ^^*). Der Grund davon lag in seiner allem Anschein
nach schlichten, nüchternen und schmucklosen, von aller Rhetorik
weit entfernten und rein sachlichen, daher auch im Periodenbau
oft ungefügen ^^^) und überhaupt somit nicht sehr anziehenden
220) Wenn anders diea der Titel war, s. Diod. XVIIl, 42, 1. b tag
TCQf 8ia86xtov taxoQiag y6yQa(p(6g.
221) Dies dürfte aus Dionys. Hai. A. B. I, 6 i. A. ngoitov f^v, oau
%cifih tldevai xijv ^Pm(ia'C%'^v agxaioXoyCav ifctd^afiovrag ^IsQmvvftov tov KctQ-
9u)ivov ovyyQuqtiayg iv t^ ne(^l tcöv iniyovmv ngayfiatsi^, insita Ti^aiov
X. T. X. (s. A. 246) hervorgehen, oder doch wenigstens, dass diese Geschichte
der Epigonen eine besondere zweite Abtheilnng bildete. Die Grunde, aus
denen Ad. Schmidt in der A. 248 angef. Dissert. S. 26 (24) ff. darzntbun
sucht, Dionys. habe vielmehr die Geschichte der Diadochen gemeint, sind
schwerlich stichhaltig, was ich hier freilich nicht nachweisen kann.
222) Fr. 7—10 b. Flut. Pyrr. 17. 21. 27. Paus. I, 13, 8, 9.
223) Dass eich die Sache so verhillt und nicht etwa, wie Brückner,
Müller, Nitsche, Reuss, Droysen u. A. meinen, die Diadochen-
geschichte bei Diod. unmittelbar aus H. geflossen ist, darüber s. A. 341.
224) Moschion wspl ^Tigtovog vecog b. Ath. V. 206 d— 209 e (vgl A. 206),
Agatharchides (s. A. 216), Dionysios von Halikamassos (s. A. 221), losephos
(s. A. 211), Appianos (Mithrid. 8 « Fr. 1»), Pauaaniae (s. A. 227); kein
einziger Römer. Dass Strabon, Pseudo-Lukianos und Athenaeos ihn nicht
unmittelbar vor Augen gehabt haben, zeigt Reuss S. 160 E Im üebrigen
s. RoesslerDe Dnride (Göttingen 1876). S. 7, der sich nur nicht auf Paus.
I, 6, 1 hätte berufen sollen, aber sehr richtig bemerkt: „de Plutarcho valde
licet dubitare, imm ipsum inspexerü Hieronymum, qttem auctorem non laudat
nisi in una Pyrri vita atque ea semper rationcy ut coniunctum cum Hieronymi
nomine legatur alius scriptoris, bis Dionysii Udlicarnassensis (c. 17^ 21
= fr. 7. 8), semel l'hylarchi (c. 27 = fr. 9)".
226) Dionys. v. Hai. C. V. 4 p. 29 f. R. p. 64 ff. Schaefer. %ccl tovttp
fidliüta dialldttsi notrixrig te noiritov %a\ (iqtoDQ ^ijTOpOff, t£ avvxi^ivai
ös^iag rd ovofiata. toCg filv ovv dgxaioig oUyov ösCv Tcdai 9tolXri in£do€ig
^v avtov . . . xoig dl (iSTaysvsazigoig ovniti. nXriv 6Xiy(ov' X9^^ ^* v6tSQOv
navtdnaaiv ruieX-qd^^ xal ovdsig asto 9si:v dvceynaiov avto slvm ov9h avpr-
ßdXXsad'ai ti tm yidXXst tmv Xoymv, toiydgtoi toiavtag avvxd^stg }i€C%iXi9cav,
otag ovöelg vnofisvsi fi^X9^ %ogcoviSog SieXd'stv ^vXccgxov Xiym nal dovgiv
ffti UoXvßtov xal Wdcava xal tov KaXavtiavov dru^ritgLOV *Iegoovvii6v ts
xal 'AvtCXoxov (?) xal *Hga%XBidriv xal ^Hyri^Cav Mdyvrita %al dlXovg nvgiovg^
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Timaeos von Taoromenion. 563
Darstellang^^^). Dafür aber war dieselbe Terstandig and im
Grossen und Ganzen sehr wahrheitsgetreu, wenn auch wohl nicht
völlig unparteiisch, da der ihm gemachte Vorwurf**^, dass er
den Antigonos allzu sehr begünstigt und auf dessen Unkosten
die anderen Diadochenkönige allzu sehr herabgesetzt habe, wohl
nicht ohne allen Grund sein wird^^®).
Timaeos^*^) von Tauromenion*^) war der Sohn des Andro-
machos, welcher 358/7 die von dem alteren Dionysios ver-
triebenen Naxier gesammelt und nach Tauromenion geführt
hatte ^^^). Er mag etwa um 345 geboren sein*^*) und machte
mv anavxmv xu opopkaru bI ßavXoifirjp Xsysiv^ imlhC^n fis 6 xrjg tj^qag
%Q6vog. Alisa viel ist nirn freilich hierauf nicht zu geben. Denn mit Becht
schreibt Wilamowitz Antig. v. Kar. 8. 177: „Ein solcher Antilochos exi-
stirt nicht. Schwerlich znerst" (in der That so schon Vossins), „aber doch
wohl mit Recht setse ich Antigonos ein. Freilich war er so nnlesbar, d&ss
ihn Dionysios nicht gelesen hat und seine Kritik in dem begründeten
Glauben giebt, seine Leser wären in demselben Fall. Das gilt z. B. von
Psaon und Herakleides nicht minder*^ Nur aber ist statt 'AvxiXoxov wohl
vielmehr 'Afupüoxov zu schreiben, s. A. 380^. C. 88. A. 814. Müller F. H. G.
IV. S. 800f.
226) Brückner Sp. 261 f. (u. b. Müller S. 462).
227) Paus. I, 9, 10 (8) — Fr. 6, vgl. I, 18, 8, 9 (— Fr. 10).
228) Brückner Sp. 262 (n. b. Müller S. 462).
229) Goeller Timaei Tauromenitae fragmenta hinter De situ et origine
Syracusarum, Leipz. 1818. 8. S. 177—806. Müller F. H. G. I. 8. XLIX— LVII.
198—288. IV. S. 626 f. 640 f. Vgl. die Nachtrage zu den Fragmenten von
A. Hecker Epist. crii, Phüologus V. 1860. 8. 418 u. Stichle ebend. VIII.
1868. S. 618 ff. Kothe De Timaei Tauromenitae vita et scriptis,. Breslau
1874. 8. (Doetordiss.). Timaeus Tauromenitanus quid historiis suis pro-
fecerit, Breslau 1887. 4. Gymnasialprogr. (8. auch dessen fernere, A 286.
248. 249. 268. 287 angef. Aufsätze). Glasen Untersuchungen über Timaios
von Tauromenion, Kiel 1888. 8. (Jenaer Doetordiss.), vgl. die Eecc. von
J. G. Schneider Woch. f. kl. Ph. I. 1884. Sp. 226—280, Meltzer Philol.
Anz.XlV. 1884. S. 181—196, Holzapfel Philol. Rdsch. IV. 1884. Sp. 889— 894.
Beckmann Timaeus von Taoromenium, Wandsbeck 1884. 4. (popul&r).
Columba De Timaei historici vita, Biv. di Filol. XV. 1887. S. 368—863
(s. A. 282). P. Guenther De ea, quae inter Timaeum et Lycopbronem
intercedit, ratione, Leipzig 1889. 8. (Doctordis&) giebt auch eine Vermehrung
der Fragmente.
280) Suid. Tifiaiog 'Jvdffoiidxov TavifouBvixrjg, Vgl. Marcellin. V. Thuc.
§. 27 =» p. 191, 86 West (s. A. 282). Vgl. die Nachtrage.
281) Diod. XVI, 7, 1. 'AvSgofiaxog 6 Tav(fO(hiVLxr,g Tifiaiov fihv xov
X€cg tcxoqiotg üvyyqaipavxog natijQ alv, nXovxip dl Hai 'iffvxfjs Xccfingotriti dia-
tpiquiv r^^QOiai xovg i% Nd^av xrjg %axa6%6Cfps£crig vito Jiowaiov itfQiXei-
ip^Bvxag %. X. X., vgl. XIV, 69.
86*
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564 Einundzwanzigstes CapiteL GeBobichtfichreibung.
seine Studien in Athen ^ denn er ward von dem dort lehrenden
Isokrateer Philiskos von Miletos gebildet*^). Jedenfalls schon
in seiner Jugend unternahm er Reisen durch Sikelien und
Italien*^), und aus seiner eigenen Aussage scheint hervorzu-
gehen^ dass er sich auch nach dem Westen begab; um die
Sitten der Ligurer, Kelten und Iberer zu erkunden, und dem-
gemäss rühmte er sich denn über diese ganz neue und unglaub-
lich klingende Aufschlüsse geben zu können**^); zum Mindesten
Da er 96 Jahre erreichte (s. A. 241) und mit seiner Darstellang
bis 264 hinabging, s. A. 254. Viel früher kann man also seine Geburt
kaum ansetzen, aber auch nicht viel später, da er schon um 812 verbannt
ward, s. A. 286. Die Abh. yon Columba (s. A. 229) steht mir leider
nicht zu Gebote, und ich weiss daher nicht, worauf seine Bechnung be-
ruht, dass T. nicht vor 340 geboren und nicht nach 817 verbannt sei, aber
mir kommt es nicht glaublich vor, dass derselbe seine Reisen durch Sikelien,
Italien und nach dem Westen sämmtlich schon vor seinem 28. Jahr ge-
macht haben sollte, zumal da er geraume Zeit auch schon das erste Mal,
vor seiner Verbannung in Athen seiner Jugendausbildung halber zugebracht
haben wird, s. A. 288. Ausserdem s. A. 240.
233) Suid. a. a. 0. ^^iXiatiov lut^ritrig tov MiXriaCov.
284) Vgl. Kothe Diss. S. 30-82. Progr. S. Ulf. Dass er in Akragas
war, sagt er Fr. 112 b. Diod. XIII, 82, 6, doch ist es bezeichuend, dass
diese Stelle die einzige in den Bruchstücken ist, in welcher er, wie Beck-
mann S. XVI hervorhebt, bestimmt und unzweideutig von eigentlicher
Autopsie spricht. Weit weniger klar liegt die Sache in Bezug auf die
epizephyrischen Lokrer, Fr. 68 b. Polyb. XII, 5 ff., aber sie ist doch wohl
so zu verstehen, dass Echekrates (Polyb. 10 [11], 7 ff.) ein solcher war und
T. mit ihm an Ort und Stelle verkehrte. Ausdrücklich behauptet T. (Fr. 20
b. Dionys. v. Hai. A. B. I, 67), dass er selbst in Lavinium gewesen sei oder
wenigstens von Laviniem gehOrt habe, was er erzählt; aber freilich ist
Letzteres in der Hauptsache seine eigne Erfindung, s. Mommsen Böm.
Gesch. P. S. 466 f., jedoch mit der Berichtigung von Eothe Diss. S. 81,
vgl. S. 28 ff. üeber den Avemer See scheint er Fr. 17 b. Antig. v. Kar. 167
aus eigner Anschauung zu reden, ebenso von der HOhle der oumanischen
Sibylle in dem aus ihm geflossenen Auszug bei Pseudo-Aristot. Mirab. ausc.
96. 808* 6 ff. (vgl. A. 808). Was er von Ischia Fr. 16 b. Strab. V. 248 be-
richtet, mag er dort, könnte es aber allenfalls auch zu Hause gehOrt haben.
Aus Fr. 161 b. Polyb. XII, 4»> sucht Kothe Prog. S. IV wahrscheinlich zu
machen, dass er sogar in Rom war.
286) Fr. 56 b. Polyb. XII, 28, 8 ff. %uxä yäg to ngoo^fuov xijg Httig
ßißXov (prjai X. r. l. 28% 8. avxog yovv triXmavTTjv vnofi,svevri%ivai Sandvrfv
%ul iianond^auxv tov GvvayayBiv rce nag 'AüavQÜov (so Hultsch statt «a^'
dctvQiaVf Enmann vielleicht noch richtiger nagä ZvqC<ov^ Kothe Zu Ti-
maios, Jahrb. f. Ph. CXLL 1890. S. 266 nagci Tvffiwv, s. A. 248, vgl.
Psendo-Aristot. Mir. ausc. 134, d. i. nach G. 17. A. 94^ Timaeos: «off yi-
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TimaeoB yon Tauromenion. 565
also war er wohl in Massalia. Seine Besuche in verschiedenen
Städten Griechenlands dürften dagegen, wo nicht alle, so doch
theilweise erst in die Zeit seines langen zweiten Aufenthaltes in
Athen gefallen sein^**^). Von dem Tyrannen Agathokles ver-
trieben^^), flüchtete er nämlich dorthin und lebte dort, wie er
wiederum selbst angab, 50 Jahre lang in stiller wissenschaft-
licher Zurückgezogenheit *'^. Ohne Zweifel während dieser Zeit
ygantai iv taig ^oivi%$%alg toxoqiaii — Serv. z. Verg. Aen. I, 348. ut Pwnica
testatur histaria) vnouvTJfiara %al noXvnQocyiiovstv (dieser Ansdrack scheint
im Gegensatz gegen das Vorhergehende nicht auch Belehrung aus em-
pfangenen Docnment- und Chronikabschriffcen oder Büchern, sondern durch
eigne Erkundigung am Orte selbst zu bezeichnen; anders freilich Polybios
28*, 4, aber s. auch A. 287) va Aiyvoav ^^ %a\ KtXtmv, afia dl to^toig
xal 'ißfjQODV^ oaats iirjt' av avrbg kXnlaai ^ift* av stSQog i^rjyovpievog niatsv-
dijvai negl tovtov. Vgl. A. 260.
285»>) S. A. 287.
286) Diod. XXI, 17, 1 (s. A. 280): schwerlich schon 817, aber auch
wohl nicht erst 810 (wie Müller meint), als der Tyrann nach Afrika zu
ziehen sich rüstete (Diod. XX, 4), sondern wohl 812, als derselbe 600 Mes-
saner und Tauromenier umbringen Hess (s. Diod. XIX, 102, 6), andere,
wenigstens aus Messana (Diod. XIX, 108, 2) verjagte, s. Beckmann
S. m. VI. Vgl. A. 282. 240.
287) Fr. 189 b. Polyb. XII, 26*>, 1. T^fiatdg (prjaiv h t^ tQia%06Ti «al
TStaQfjß P^ßXq} Ott, fffcsvtrjxopxa awBxo^i ^^V Suttgl^ag 'A9"iqvriat ^svitevoav^^
(warum sagt Polyb. 26*, 1 selber vielmehr: dnoxad'Caag yaq 'A^i^vrioi
axsdov itrj nsvt'^Tiovta?)^ xal nccarjg bfioXoyovfiivoag axei^og iyivsto noXs-
(iiTiTig ZQf^g, ^ti 91 «ofl Tfjg xAv ronmv ^iag. Die Worte xal ndarig — ^iag
sind aber (s. Glasen S. 10. A. 2), wie das bfioXoyovfiivmg zeigt, nur eine
von Polyb. dem T. gezogene, das avvex^S übermässig urgirende Consequenz.
Wenn Polyb. 10 (11), 4 selbst von ihm schreibt: %aitoi 9i6zi xovz' tdiov
ioti TifiaCov xal rat^r^ naQTiniXXritai tovg &lXovg evyygatpiag ttai nad-olov
T^ds njj ^zitevxsy (so Cobet) xrjg dnodox^g^ Xiym dl %axd xr^v iv xoig
XQOvotg xal xatg dvayQccipaig initpecciv xrjg dxQißalag %ai xrjv nsgl xovxo x6
fiigog inifiiXsiaVy doxoo^ ndvtsg yiptooxofiev , so konnte er ja doch die Ur-
kunden (avaygaqxict) vielfach nirgends anders nachsehen als an Ort und
Stelle, s. Glasen S. 10 f. 18. Freilich widerspricht sich Polyb. hiemit
nicht, denn er will auch hier nicht den T., wie man bisher glaubte, rühmen,
sondern, wie Kothe Prog. S. I richtig bemerkt, er äussert sich gar nicht
darüber, ob diese Inltpacig des Letzteren wahr ist oder nicht Im üebrigen
vgl. Kothe Diss. S. 81: y^Argos Spartam Olympiam profectus est, ubi ex
tabellis publieis nomina et tempora enudearet*' . Prog. S. VIH: ,/Mm Graeciam
peragraret, etiam annäles publieaa Spa/rtae, Olympiae, Ärgis, ut tempora
enuckaret, videtwr inspexisse'* . Dass er zu den Lokrem im Mutterlaude
gereist sei, sagte er ausdrücklich, aber freilich nicht, ob zu den opuntischen
oder den ozolischen, Polyb. 10, 8 (— Fr. 68, vgl. A. 284).
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566 Einandzwanzigstes Capitel. GeBchiohtechreibnng.
yerfasste er den grössten Theil seiner geschichtlichen Arbeiten,
deren erste Bücher er um 300, wenigstens kaam Tiel sp&ter,
aber auch wohl nicht viel früher, wie wir sahen**®), bereits
herausgab. Jedenfalls aber kehrte er später mit Genehmigung
▼on Hieron II nach Sikelien zurück und Yollendete also höchst
wahrscheinlich erst dort diese Arbeiten ^^ und zwar muthmass-
lieh in Syrakus*^**). Denn er ward 96 Jahre alt**^) und starb
also wohl erst um 249*"). Sein Hauptwerk waren die'IötOQiaL^,
288) C. 9. A. 28. Vgl. auch die Nachträge za derselben und nnten
A. 246. 249. 296. Eothe DisB. S. 38 f. verlegt das Erscheinen der ersten
8 Bücher auf Grund der wahrecheinlich richtigen Beobachtung, dass
wenigstens das 1. bis 8. noch ohne Eenntniss der Politien des Aristoteles,
gegen die T. im 9. (Fr. 68 ff.) sich in heftiger Polemik erging, geschrieben
sei, vor die Uebersiedlnng nach Athen, während doch im günstigsten Falle
hieraus nur die Abfassung der 8 ersten vor derselben folgt. Kothe
glaubt femer, da&s umgekehrt Aristoteles in diesem Werk jene 8 benutzt
habe, und setzt deren Erscheinen sonach chronologisch unmöglich (s. A. 282)
sogar einige Jahre vor die Todeszeit des Aristoteles 322. In Wahrheit aber
erhellt aus Fr. 62 b. Ath. XU. 623 c (cSg (prjci TC^taiog %al 'JgtatoziXrjs),
da doch wenigstens im Ganzen T. der beträchtlich jüngere Schriftsteller
war, Benutzung und Citat des Aristoteles, so lange nicht ausdrücklich das
Gegentheil nachgewiesen wird, durch T. (und nicht umgekehrt) schon im
7. B. Nicht anders steht es in Wahrheit mit Fr. 67. Aus Fr. 54. 56 aber
lässt sich überhaupt nichts Sicheres schliessen. — Etwa 20 Lebensjahre
Yom 25. ab werden für die Sammlung von Material und Abfassung von
8 Büchern gewiss nicht zu viel gerechnet sein.
289) Aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch, wie Beckmann S. VI be-
merkt, kam er mit dem Hauptwerk in Athen ganz zu Ende und schrieb
nur die Geschichte des Pyrros in Sikelien, wohin er, wenn (s. A. 286) 812
vertrieben, somit etwa 262, bereits ungefähr 88 Jahre alt (s. A. 282), zu-
rückkehrte.
240) Wenigstens nennt ihn Diod. XXI, 16, 5 »-> Fr. 148 o Svf^anociog.
Wahrscheinlich berief Hieron ihn ausdrücklich zurück (s. Eothe Disa.
S. 84. A. 7 und unten A. 808), aber es kann das fSglich erst geraume Zeit
nach dessen Thronbesteigung 270/69 (s. C. 5. A. 22) geschehen sein, und
es muss sogar Letzteres auch schon desshalb angenommen werden, weil
doch sonst wohl der so wie so fast unglaubliche Irrthum unmöglich ge-
wesen wäre dies Ereigniss bis 275 hinaufzurücken, der sich bei Paus. VI,
12,2 und lustin. XXni,4, If. findet, und den Eothe S. 51 selber mit
Recht auf T. zurückführt Vgl. A. 809.
241) Pseudo-Liikian. Macrob. 22.
242) S. A. 282.
248) Diod. XUI, 90, 4. Gell. XI, 1,1. La. DL VIII, 51. Soid. e» t6
Uqop %, t. X, (s. A. 178). Ath. IV. 158 d u. ö.
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TimaeoB von Tanromenion. 567
auch wohl nach ihrem Hauptinhalt UlksXixcc^^) oder SikbIi-
xal [ötOQtai^^) genannt, von welchem aber die Geschichte
Italiens schwerlich getrennt war***). Natürlich hatte er jedoch
244) Beischr. z. Parthen. 29 » Fr. 4. xä negl xrig ZmeXCag. Sobol. Find.
OL n, 29 — Fr. 90.
246) Antig. y. Kar. Eist, mirab. 1 — Fr. 64.
246) Polyb. XII, 28, 7. vnlg 'ixaXlaq fiovov xal £t%elüics nQayfjkccrEv6-
(itvog. Dionys. r. HaL A. B. I, 6 föhrt nach den A. 221 angef. Worten
fort: inMixa Tifta^ov xov UmsUntov ra fihv apj^ara xmv taxoffimv iv xaCg
%oivaig tüxoqiaig dtprjyriauptivov , xovg 9h ngog TJvqqov xov 'KnBiqtoxrj^ noXi^
fMvg tig l9Cttv %(ixu%aiQCcainog ngayiiaTsiav, Vgl. A. 628. Im Gegensatz
zu dem knrzen Ueberblick bei Hieronymoe {int9Qa(i6vtos) behandelte er
also auch die römische Geschichte ausführlich. Vgl. QeW.. a. a. 0. TimaeiM
in kistoriii, quas aratione Chraeca de rebus populi Bomani camposuit, et
M, Varro in anHquit(xHbu8 rerum htmianarum » Fr. 12. Dennoch wtlrde
Glasen S. 6 auf die Annahme, die sikelische und die italische Geschichte
hätten die beiden gesonderten Hauptabtheilungen dieses Werks ausgemacht,
schwerlich yerfallen sein ohne die verzweifelte Stelle bei Suid. T^i*. . . .
iyffcctffS 'IxttXi%cc xal 27txeZixa; iv fiißXloig rj'. ^EXXTjvi%a «al 27txsXtxa. SvX-
Xoyriv ffjxoQiiimv u<poQfi6av ßißX^a Jiy'. 'OXvfintov^Tiag rjxot xgcviTict nga^tSia. —
iyffaffjs itegl Soff lag %a\ xmv iv avxij noXsmv %al ßaaiXimv ßißXüi y\ die
indessen gerade zu dieser Hypothese den wenigsten Anhalt bietet Die
anderen Versuche mit ihr ins Heine zu kommen sind freilich nicht glfick-
licher. Müller 8. Lff. schliesst unter Anderem ans diesen Worten, das
GkLnze sei, wenn auch nicht Yon T. selbst, so doch von Späteren in mehrere
Abtheilungen und ünterabtheilungen zerlegt, und die beiden Titel 7t. %al
Zi%, und *EXXriv. %al Sik, bezeichneten nur je die erste Unterabtheilung
der beiden Haupttbeile, dergestalt, dass die erste des ersten 8 Bücher um-
fasst habe. Dies hat J. Arnoldt De Historiis Timaei opinionnm ab editore
Parisino conceptamm refutatio, Gumbinnen 1861. 4. in solcher Gestalt
widerlegt und mit Recht eine Verwirrung oder Textverderbniss oder Beides
bei Suid. angenommen. Aber zur Klarheit hat auch er die Sache nicht
gebracht, und sie lässt sich auch schwerlich zur Klarheit bringen. Nur
das Eine scheint sicher, woran noch Arnoldt zweifelt, dass im geraden
G^egensatz zu Müller die IhjXXoyrj dfpogfiav frixoginrnv von dem Geschichts-
werk zu sondern, und dass die Zahl ^' jedenfalls für diese SvXXoyii zu
gross ist, und nahe liegt zweifelsohne der Gedanke, dass sie sich yer-
schoben habe, unmittelbar hinter *EXX, %al üix. gehöre und (wie auch
Müller glaubte) die Gesammtzahl der Bücher des Ganzen bezeichnen
solle, sei es dass man zu schreiben hätte: '[xaXmd xod ZtTisXtnu [iv ßcßXlotg]
rj *EXXrjvi%ä %al 2i%eJk%d ßißXCa ^ri' oder vielmehr (s. A. 249) Xri' (so
Arnoldt) oder aber auch, dass Nichts weiter (ausser etwa noch wiederum
iri' in Xr^') zu ändern, sondern 17' die Bücherzahl der ersten Abtheilnng
sei In letzterem Sinne ist Kothe vorgegangen und hat durch Beobachtung
verschiedener Umstände (s. A. 249) die Hypothesen Müllers u. Arnoidts
dahin reformirt, daas in der That das Gkinze in zwei nach einander
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568 EinundzwanzigBtes Capitel. Oescbichtflchreibniig.
dabei vorwiegend die. der Helleoen in Sikelien und Italien im
Auge, wenn auch nicht ausschliesslich**'), und der grosse Um-
fang dieses Geschichtswerks entstand zum Theil auch dadurch^
dass er Begebenheiten des griechischen Mutterlandes, welche in
die sikelisch-italiscben eingriffen, allem Anscheine nach recht
ausfahrlich episodisch miterzählte**®). Die Zahl der Bücher
erschienene Hauptabschnitte (6. 1 — 8 und 9 — 68) nnd jeder derselben wieder
in zwei Abtheilungen (1-6; 6—8 nnd 9—33; 34—68) zerfallen sei Wie
weit ich dies fQr richtig halte , und wie weit nicht , wird sich A. 248. 249
ergeben. Auf alle Fälle jedoch ist die Vermuthnng von Kothe Diss. S. 9 f.,
dass in dem Nachtrag bei Snid. ZvQctuovomv an die Stelle von ZvQÜxg zu
setzen nnd B. 6—8 zu verstehen seien, verfehlt, s. Holm Bursians Jahres-
ber. IV (1874/5). S. 91 f. und jetzt Eothe selbst, s. A. 234. Vielmehr ist
hier entweder, wie Müller III. S. 667 vermnthet, der wahre Verfasser Athe-
naeos mit Timaeos verwechselt oder es ist ein Excnrs über syrische (d. i.
pbönikisch- karthagische) Geschichte in dem grossen Gesohichtswerk, der
dann also nicht weniger als 3 Bficher umiasste, mit Enmann Unter-
suchungen über die Quellen des Pompeius Trogus fQr die griechische und
sicilische Geschichte, Dorpat 1880. 8. S. 152 f. zu verstehen, vgL A. 235. 248.
Die 'E^Xoyi^ war ohne Zweifel von einem anderen, jüngeren T., einem Bhe-
tor; ob aber gerade von T. „dem Sophisten'*, dem Verfasser des plato-
nischen Lexikons y wie Ruhnken (Praef. ad Tim. Lex. S. XIV) vermathet
hat, ist eine müssige Frage. Auch die Aechtheit der 'OlvftMiovinat ist
mit Grund von Bernhardy und Amol dt bestritten, schon um des sp&t-
griechischen Worts nga^Cdia willen ; vermuthlich wai* es eine später nach T.
angefertigte Tabelle.
247) S. A. 246.
248) So hat Boessler De Duride S. 49f. nachgewiesen, dass auch
die Geschichte des heiligen Krieges bei Diod. XVI, 23 fr. nicht, wie
Pack Die Quellen des Berichtes üb. d. heil. Er. im 16. B. Diodors
Herm. XI. 1876. S. 179—201 darzuthun suchte, auf Demophilos, sondern,
wie schon Volquardsen Untersuchungen über die Quellen der griech. u.
sicil. Geschichten bei Diodor, Kiel 1868. 8. S. 111 ff. vermuthet hatte, auf
T. zurückgeht, und dies Ergebniss ist gegen G. F. Unger Quellen Diodors
in Buch XI, Philologus XL. 1881. S. 75 siegreich von Reuss Timaios bei
Plutarch, Diodor und Dionys von Halikamass, Philologus XLV. 1886.
S. 265 ff. vertheidigt. So hat T. femer abschweifend Mancherlei über den
Tempelbrand in Ephesos (Fr. 136. 137 b. Strab. XIV. 640. Cic. N. D. H,
27, 69, 8. A. 287), Alexandres den Grossen (Fr. 120. 138. 142 b. Diod. XIEL,
103, 8f. Pseudo- Longin. de sublim. 4, 2. Polyb. XII, 12^ [12«»], Iff. vgl.
Fr. 153 b. dem. Strom. I. 837 A u. Fr. 137), über Assyrien oder vielmehr wohl
Syrien, d. L Phönikien und Karthago (Fr. 55 b. Polyb. XII, 28 ^ 3 [28, 8]
mit der Conjectur von Hultsch oder der von Enmann oder von Kothe.
8. A. 234. 246), über drei Inseln bei Britannien und in der Ostsee (Fr. 32—34
b. Plin. N. H. IV. §. 94. 104. XXXVII. §. 36), nämlich Wight, Falster und
Bornholm (s. Kothe Die Bemsteininseln bei Timaios, Jahrb. f. Ph. CXLL
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TimaeoB Yon TanromenioD. 569
beixug vermuthlicb 46^^ die 5 letzten behandelten die Regierung
desAgathokles*^) (317—289); und diese Bücherabtheilmig stammte
1890. S. 184—186), erzahlt. Za solchen Abschweifangen gaben jedoch
namentlich auch die Prooemien Baum (s. A. 291), und zu der auf eben-
diese Instanzen gegründeten Behanptang von Eothe Diss. S. 46. Jahrb. f.
Ph. GXXVir. 1883. 8. 810, er habe geradezu auch die Geschichte des
Ostens, wenn schon minder ausführlich, und er habe namentlich auch die
des Alexandres in nicht weniger als 8 Büchern (yom 56. bis 68.) behandelt,
ist auch ohnedies nicht der geringste Anlass. Auch über die Einfälle der
Gallier in Makedonien und Ghiechenland verbreitete er sich sehr ausführ-
lich, aber in dem Geschichtswerk über Pyrros, wenn wirklich er die ge-
meinsame Urquelle für Diod. XXII, 4 f. 9. 11 f., lustin. XXIV, 3 ff. (vgl.
Trog. Prol. XXIV) und Pausan. 1, 3, 4, 6 — 4, 6, 6. X, 19, 4 — 28, 6, 10 ist,
wie W. Ad. Schmidt De fontibus veterum anctorum in enarrandis expedi-
tionibns a GaUis in Macedoniam atque Graeciam faotis, Berlin 1834. 8. =-
Abhh. zur alten Gesch., Leipzig 1888. S. 1—66 nachzuweisen suchte und
wohl auch in der That nachgewiesen hat (s. freilich MüUenhoff Deutsche
Alterthumsk. I. S. 475 f. , und so gestaltet sich jetzt im Besonderen noch
Manches anders, als Schmidt es sich dachte, s. z. B. A. 44. C. 83.
A. 169 ff.).
249) Dass der Versuch von Bei och Die Oekonomie der Geschichte
des Timaios, Jahrb. f. Philol. CXXIII. 1881. S. 697—706 den Gesammtgang
dieses nach seiner Meinung 88 Bücher um&ssenden Geschichtswerks wieder-
herzustellen nicht gelungen ist, hat m. E. Eothe Zur Oekonomie der
Historien des Timaios, ebeodas. a. a. 0. S. 809—818 einleuchtend dar-
gethan (obgleich Günther a. a. 0. S. 18 f. A. 2 dessen Auseinandersetzung
kurzweg mit eui frustra mihi obloctUtts esse videtur abfertigt). L&sst sich
auch nicht ohne alle Aenderung der überlieferten Bücherzahlcitate aus-
kommen, 80 ist doch Bei och mit einer solchen viel zu freigebig und will-
kürlich vorgegangen, und namentlich ist es beachtenswerth, dass zweimal
eine gcheinbar zu niedrige Zahl sich ausgleicht, so bald man 8 zu ihr hin-
zurechnet, was denn doch entschieden für die an Suidas (s. A. 246) sich
anlehnende Vermuthung spricht, dass der zuerst herausgegebne Theil gerade
die ersten 8 Bücher umfasste, und dass man nun den zweiten bald nach
der Zahl seiner Bücher, bald nach der dea Gesammtwerks citirte. Vgl.
A. 105 ff. Im 9. Buche wai* nämlich von Pythagoras die Bede (Fr. 77. 80.
81 b. Phot. Lex. c. 129. Ath. IV. 163 e. La. DL VIII, 54), daher denn
Eothe auch Schol. Plat. Phaedr. 279 C mit Recht das 9. statt das 5. her-
gestellt hat, im 14. von dem Kampf des Glelon mit den Karthagern (Fr. 85
— > Schol. Pind. Nem. IX, 95) und doch schon im 7. von dem Zage des
Xerxes gegen Griechenland (Fr. 57 b. Ath. XIII. 578 d, möglicherweise frei-
lich nur episodisch), und sodann wir4 die. Schilderung der Grösse von
Akragas vor seiner Zerstörung durch die Karthager (406) ins 15. B. ver-
legt (Fr. 111 b. Diod. XIII, 88, 2), „w&hrend doch im 14. Gelon nach dem
Siege am Himera mit den Karthagern Frieden schlieist, im 18. Empedokles
auf dem Höhepunkte seiner Macht steht (Fr. 94 b. La. Di. VIII, 60) und
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570 Einundzwaniigetes Capitel. Geschichtachreibung.
schon von ihm selber her**^). Diesen „fortlaufenden Historien"*^*)
fügte er dann als ein besonderes Werk"^), wenn auch immerhin
als Fortsetzung**^^), noch die Geschichte der Kriege des
Pyrros hinzu, und so reichte seine Darstellung, die mit den
ältsten Zeiten begann, bis 264 hinab *^). Es ist schwer sich
ein völlig klares und richtiges Bild von diesem Schriftsteller zu
machen, noch schwerer, ja vielleicht geradezu unmöglich es ganz
zu begreifen, wie die unläugbar einander vielfach widersprechen-
im 21. die Bede des Hermokrates enthalten war (Fr. 97 b. Polyb. XU,
25^, 2)*S Freilich werden damit nicht alle Schwierigkeiten g^ehoben. Wenn
indessen der Excerptor des Polyb. XII, 26, 7 (— Fr. ISA) auch von der
Bede des Timoleon (389) sagt, sie habe am Ende des 21. B. gestanden, so
ist dies einfach ein Irrthnm desselben, in Folge dessen er denn auch be-
hauptet XII, 26*, 1, sie sei mit der des Hermokrates in demselben Bache
enthalten (iv xfi a^x^ ß^ß^fp)- Andrerseits aber mit Müller und Eothe
68 fQr die Gesammtzahl der Bücher zu halten, daran hindert gerade diese
Ausgleichung durch die Hinzuzählung von nur 8 und der umstand, dass
kein späteres Buch als das 38., dieses nämlich bei Suid. ä to Uqov %, t. 1.
= Fr. 140 (s. A. 178. 248) angeführt wird. Und da nun die 6 letzten
Bücher von Agathokles handelten (s. A. 250), die in Fr. 140 enthaltene
Polemik gegen Demochares aber recht wohl bei dieser Gelegenheit (s. A. 188)
von T. in Scene gesetzt werden konnte, da T. endlich im 34. B. von seinem
Exil sprach (s. A. 287), wozu sich doch gerade bei der Behandlung des
Mannes, der ihn vertrieben hatte, der schicklichste Zeitpunkt bot, so hat
aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Arnoldt Recht, welcher durch EQn-
zurechnung von 6 zu 88 die Gesammtzahl von 48 Büchern gewinnt, sondern
Beloch, welcher jenes 88. auch für das letzte hält. Nur aber ist nach
dem Obigen festzuhalten, dass dies nur die Bücherzahl der zweiten Ab-
theilung, die des Gesammtwerks also 46 war. Im 22. B. (d. h. sonach
wohl im 80.) war vom jüngeren Dionysios die Bede (Fr. 127 b. Ath.
VI. 260 a).
260) Fr. 144 b. Diod. XXI, 17, 8
261) Wie aus jener Nachricht bei Polyb. (s. A. 286) erhellt, nach
welcher er den einzelnen Büchern Prooemien gab.
262) xotval [aro^iat Dion. v. Hai. a. a. 0. (s. A. 246) , perpetuae Mstoriae
Cic. Epist. V, 12, 2.
268) Wie Dionys. a. a. 0. und Cic. a. a. 0. ut multi Graeci fecerunt,
Callisthenes Phodcum bellum, Timaeus Pyrri, Polybius NumanUnum, qui
omnes a perpetuis historiis ea, quae cUxi, bella separaverurU ausdrücklich
sagen.
268»») S. A. 264. Vgl. W. Ad. Schmidt a. a. 0. S. 80 (29) f.
264) Polyb. I, 6, 1. avtrj (^ ß^log) d' iatl övvBzVf P^^^ ''oSg 9itp' a9
TiiMciog dniUnSf ninzu dl xarce r^y ivdtrjw %al eUoar^ ngos vaig in€ct6w
SlviinuiSa. Vgl. lil, 82, 2. dito tmv %atd IIvqqov xcciQmv fls t^y Kuq%7i-
S6vof äXaa^v,
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Timaeos yon Tanromenion. 571
den Züge dieses Bildes sich dennoch mit einander verbinden
konnten. Jedenfalls sind die Vorwürfe, welche er erfahren hat*^^),
einzuschränken^^), und er hat erhebliche Vorzüge eines guten
und grossartig zusammenordnenden Geschichtschreibers ent-
wickelt *^^^); wiederum aber bleiben nicht geringere Mangel und
Flecken an seinem wissenschaftlichen und auch an seinem sitt-
lichen Charakter haften. Bewundernswerth ist yor allen Dingen
der kolossale Sammelfleiss^ mit welchem er aus allen möglichen
Urkunden, Inschriften, Chroniken und älteren Geschichtswerken
das seine unter Ausübung heftiger und zum Theil auch treffender
Polemik**') zusammentrug*^), aber er war dabei keineswegs ein
255) Besonders von Polybios, welcher ein ganzei Bach, das 12., nament-
lich gegen Ephoros nnd ihn schrieb. Ausserdem ygl. III, 82, 1 ff.
256) Geffroy De Polybiano circa Timaeum Tanromenitam indicio,
Paris 1848, kenne ich nur ans dem abfälligen ürtheil von Glasen 8. 9,
dessen eigne Antikritik wider Polybios anm Theil, aber anch nur zum
Theil gelungen ist. Noch viel weiter als Glasen geht Meltzer a. a.0.
S. 187—190, indem er den T. aoBdrücklich dem Polybios als ebenbürtig
an die Seite stellt, was sich meiner Ueberzengung nach Ton der Wahrheit
sehr weit entfernt Vgl. auch A. 289. 290.
256i>) Vgl. Meltzer Gesch. der Karthager I. (Berl. 1879). 8. 101 ff.
257) Besonders von den ersten Bfichem gesteht dies Polyb. 26^, 1 f.
selbst recht widerwillig bis za einem gewissen Grade zn: tovg fuhv noXlovg
natccninXriiitai dldyms • • • ^i^ ^^ in£(paaiv trjs dXri^ivoXoyütgy xtvaQ dl
%al itQoa%i%lrjtai xol fiet' dno^iiisoig donai mlaeiv. %al (MxUata tavvrjv
y* ivBl^ctaxat Tijv d6iav i% xmv nBQi xdg unoi%Uig %a\ xticeig xal avyys-
vsiag dnotpdasoav' iv ydq xovtoig trjXmavtTiv inltpaciv noiti 6id tqg d%Qi-
ßoXoyüxg %al trjg ntnqüxg tijg i%l tmv iXiyx<ov, olg XQrjtai %cctd tmv nsXag,
möte doneiv xovg dXXovg avyyqatpittg anavxag avyxsxotfiLfjad'ai toig nQdyfMxat
%al %azfff%edia'Kiv€ti trjg oUovfiivtig^ avtov dh fi6vov i^axivai tty d%ffi-
ßsuiv xol disvnQivfi%iv€ti tag iv BTidatoig totoqCag^ iv olg noXXd fjkhv vyUig
XiyBtw^ noXXd 6h xal iffBvdmg. Im Uebrigen s. Glasen 8. 20—80.
258) In Bezug anf die 'Av ay Qatpa^ s. wiederum Polyb. XII, 10 (11), 4
(A. 257). Von Schriftstellern las er Thnkydides (ygl. Fr. 128 b. Marcell.
V. Thuc. §. 26. 88. Glasen S. 59 f. u. A. 287), Philistos (s. Plut. Nik. 1
« Fr. 104. Glasen S. 46—53. 65 f.), Ephoros (ygl Fr. 55 b. Polyb. XU,
28, 8 ff. Fr. 125 b. Polyb. XII, 4% 8 ff. Fr. 143 b. Polyb. XII, 28, 1—8),
Theopompos (Fr. 183 b. Polyb. XII, 4», 2), die Politien des Aristoteles
(Fr. 70. ygl.. 71. 74 — 76 b. Polyb. XII, 7 (8) f. 24, 1 f . Aristokl. in Euseb.
P. E. XV, 2, 2. 791 b. Themist. Or. XXIII. p. 286 Hard. La. Di. V, 1, ygl.
A, 288), KaUisthenes (Fr. 142. 143 b. Polyb. XII, 12 »> [12°], 2. 28, 2 ff.),
Demochares (Fr. 148. 145 b. Polyb. 23, 8. 15, 4 u. s. A. 173. 249. 284. 285),
Theophrastos (Polyb. 11 [12], 5. 23, 8), Pytheas (Fr. 34 b. Plin. N. H.
XXXVII. §. 86, vgl. Fr. 82 f. b. Plin. IV. §. 94. 104. Müllenhoff 8. 469 ff.
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572 EinnndzwanzigfiteB Capitel. Geschichtflchreibang.
blosser dürrer Buch- und Stubengelehrter*^^). Er hatte die Gegen-
den, welche er beschrieb und behandelte^ zum Theil, wie gesagt,
selber bereist, und zwar mit offenem Auge und Ohr, und daher
mit entschiedenem Nutzen, so dass er in Folge dessen da, wo
dies nicht der Fall war, sich in fremden Beschreibungen gut
zurechtfand*^), wenn er auch von allen geographischen Irr-
thümern nicht frei blieb *®^). Ein besonderes Verdienst erwarb
er sich femer um die Chronologie*^), wie denn seine eigne
476 ff.)« KleitarchoB (Fr. 158 b. Giern. Strom. I. 887 A. Tifiaiog %al KlU-
xctQiog), der yermathlicb (s. Eothe Dise. S. 47) ffir die Geschichte des
Alexandroa sein FGbrer war, auch wohl Lykos (s. G. 17. A. 94^) und ge-
wiss noch manche Andere, wie yermnthlich Antiochos (s. Glasen S. 17).
Einen seltsamen Schnitzer fördert Glasen 8. 19 zu Tage, indem er „einen
gewissen Hesiodos" als eine Quelle des T. (s. Fr. 76) bezeichnet Wie weit
nun freilich diese Benutzung eine durchweg genaue und gründliche oder
ob sie bei Thukydides und Ephoros wirklich eine so leichtfertige war, wie
Eothe Prog. 8. IX f. Timaios u. Giceros Tusculanen, Jahrb. f. Pb. GXXXIX.
1889. S. 687—640 (vgl. A. 277. 288 *». 807) meint; scheint es mir gerathen,
wenigstens vor der Hand auf sich beruhen zu lassen. Ueber seine Schmähungen
gegen die meisten dieser seiner Vorgänger s. A. 277. 278. 288-286.
259) Zu welchem Polyb. 26^ — 25* ihn stempeln wiU (vgl. A. 287).
Dieser Angriff geht ohnehin durchweg von dessen überspanntem, wenn
auch ffir die damalige Zeit nicht gerade unrichtigem (s. G. 29. A. 62) Stand-
punkte aus, nach welchem Niemand soll Geschichte schreiben können, der
nicht praktischer Staatsmann und höherer Militär gewesen ist. Dass in-
dessen T. in der That den richtigen staatsmännischen und militäriscben
Blick mehrfach vermissen liess, mass auch Glasen 8. 69. 62. 92 f. ein-
räumen, s. A. 267.
260) 8. Geffroy 8. 28—26. Volquardsen S. 78 f. und bes. Glasen
8. 10—18. Aber auch Eothe, der sonst den T. beinahe noch ungünstiger
als Polybios beurtheilt, steht doch in dieser Hinsicht ganz auf demselben
Standpunkte (s. bes. Prog. 8. IV— VI). Dass T. namentlich in der Geo-
graphie des Westens eine Auctorität war, erhellt, wie Glasen 8. 12. A. 8
bemerkt, ans Agatharch. M. R. §. 64 Müller b. Phoi God. 260. p. 464^ 80 ff.
Bekk. (s. G. 22. A. 266) so wie aus seiner vielfachen Benutzung bei Strab.,
Diod. V, Pseudo-Skymn. 208 ff. 404 ff. («- T. Fr. 40. 42), vgl. Vitrnv. VUI,
8, 27. Dass er der Erste war, welcher Gallien genauer beschrieb, hebt
nach A. Baumstark in Paulys Bealenc. III. S. 692 Eothe Diss. S. 26
hervor. 8. auch A. 284.
261) Die ihm von Polyb. 4* (Strab. VI. 270). 8, 2 u. b. Strab. IV. 188
vorgeworfenen sind indessen, wie Glasen und theil weise auch Müllen-
hoff S. 474 f. gezeigt haben, selbst im schlimmsten Falle nicht weit her.
Vgl. übrigens Meltzer Ph. Anz. a. a. 0. 8. 186.
262) Worauf er sich denn auch ganz besonders viel zu Gute thal,
8. A. 287. Doch s. A. 287. 288 *>.
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Timaeos von Tauromenion. 573
Darstellong auch streDg dem chronologischen Faden folgte ^^^),
und wenn er auch die Olympiadenrechnung vielleicht nicht gerade
schlechthin zuerst eingeführt hat^^), so war sie es doch wahr-
scheinlich , welcher er zunächst, freilich unter Mitbenutzung einer
Reihe anderer Zeitberechnungen ^^^), folgte ^^'^j und durch sein Vor-
bild ist sie dann die allgemein gangbare geworden. In religiöser
Hinsicht streng altgläubig, stellt er sich das Walten der gött-
lichen Vorsehung in den Geschicken der Menschen entschieden
in recht beschränkter Weise vor^^') und huldigt dem Aberglauben^
268) Diod. V,l,3f. Tl^atoq yi^v ovv^fireyünrjv nqovoCaw nsnoirifiivos
trjg xmv %ifwaiv d%Qißsiag %. t, X, (b. A. 275). ''Eipoifoe dh tag noivag n^a-
iug dvayffatpfov ov (i6vov TUttd zriv Xi^iv dXXä %ccl nctta trjv oUovofiiav
inititevxs' tmv yciQ ßlßXmv ixdatriv nenoifi%e ntQiixsiv xaTa yivog tag
ngd^stg. Dasu bemerkt Glasen S. 28 f.: „Diod. lobt seine Genauigkeit
in Bezog anf die Chronologie und stellt ihn dem Ephoros gegenüber, der
xara yivog schrieb, d. h. die Ereignisse nach ihrem sachlichen Zusammen-
hang erzählte. T. also ordnete im Gegensatz hierzu die Ereignisse nach
Jahren, indem er . . . wie (nach ihm) Polyb. in jedem Buche eine oder
mehrere Olympiaden abgehandelt hat".
264) Wenigstens bei Polyb. 11 (12), 1 steht dies nicht, s. A. 266.
266) Polyb. a. a. 0. 6 yd^ avyxq^csig noiovfisvog dvinad'ev zmv itpoqatv
TCQog tovg ßaaiXBtg tovg iv AaneSalfiovi. xttl tovg aQXOvtag xovg 'Ad-iqvriai
xal tag tiQslag tag iv "AQysi nagaßdlXatv n^og toirg 'OXvfimovtxag xcrl Ta$
dyMqtiag tmv noXeav ntqi tag dvayQaq>dg tag tovtmv (d. i. nicht sowohl
OXv yyjt\ovi%mv als vielmehr ßaaiXiatv, difx6vt(ov, teQsimv^ s. Seipt De Po-
lybii olympiadum ratione, Leipzig 1887. S. 26 f.) i^8Xiyxa>v na(fä tQ£(i,rivov
(das ist hiemach ganz richtig) ixovaag to diatpiqov. Vgl. Glasen S. 29:
„T. führte am Anfang seines Jahres die jedesmaligen Archonten und
Ephoren an, alle 4 Jahre gab er Namen und Zahl der Olympiensieger und
meldete den Tod und Antritt der spartanischen Könige und argivischen
llerapriesterinnen in dem Jahre, wo sie passirten. Dies Alles stellte er am
Anfang des Jahres zusammen, und Diod. hat ihn sich hierin zum Vorbilde
genommen'*, annäherungsweise auch schon Polybios (s. Seipt a. a. 0.).
266) Seibit dies ist bestritten worden, doch s. Glasen S. 80.
267) S. Glasen S. 44: „So sah er (vgl. A. 288) in dem Untergang der
Athener auf Sikelien die gerechte Strafe wegen der gottlosen Hermen-
Verstümmelung (Fr. 108 b. Pseudo-Longin. de subl. 4,3)**. S. 69: „Alles
nach der Plünderung der Tempel von Demeter und Köre in der Neapolis
von Syrakus über die Karthager und den HimUko hereinbrechende Unglück
wird als Strafe der Gottheiten angesehen . . . Dionys besiegt sie voll-
ständig, ein Sieg, den T. mit Unrecht mehr den beleidigten Göttern als
dem Feldhermtalent des Dionys zuschreibt ... bis sie der Demeter und
Köre in ihrer Stadt Tempel bauen und sie unter ihre Gottheiten aufiiehmen
(Diod. XIV, 70,4—77 z. E.). T. also betrachtet das Glück oder Unglück
der Menschen als Belohnung oder Strafe der Götter; nicht versteht er in
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574 EinundzwansigsteB Capitel. G^ohiohtschreibnDg.
„dass die Götter den Menschen ihren Willen kund thun durch
Träume und allerhand Omina*' *^), dies hindert ihn aber nicht
angeblich übernatürliche Vorgänge hin und wieder natürlich zu er-
klären ^^^), und so schwankt er überhaupt zwischen Leichtgläubig-
keit und gelegentlicher, freilich selten unbefangener Kritik*'^).
den geschichtlichen Vorgängen die wahren Causalbeziehnngen zu finden".
S. 62: ,) Ebenso schreibt er alle früheren Niederlagen des Dionys seiner
dasßfia bei, da die Götter nicht einem Tempelräuber den Sieg Terleihen"
(Diod. XIV, 67, 4. 69, 2 f.). „Als ansufos noXB(it%fjg XQilag (Polyb. 26^ 1)
war er dessen Feldhermtalent zn begreifen und zu würdigen nicht im
Stande''. Vgl. A. 269. S. auch Eothe Progr. S. XlUf.
268) Glasen 8. 44 f., s. Fr. 104 b. Plut. Nik. 1 (ygl. A. 288). Fr. 120
b. Diod. Xm, 108, S ff. Wenn sich daher anch „übematOrliche Wunder
nnd Mirakel" in den Fragmenten nur „sehr wenige finden" (Glasen 8. 45),
so mag Polyb. 24, 6. iv dl xatq Utlaig dnotpdcBoiv hvnvimv %al X9Qttxmv
x«l {t'6^aiv iini^ttv&v »al üvlXrifiüriv deiötdaifiopCecg dysvvovg nul xtqaxUug
ywmyiwdovq iaxl nltif^g (vgl. 26 <^, 1 unmittelbar vor den A. 257 angef.
Worten: naqadoioXoyog yaQ mv xal tpil69Bt>%og neql x6 itQoxB^hw) immerhin
etwas übertrieben haben, aber die Omndlage dieses Urtheils bleibt richtig.
Vgl. Suid. Tifi. xal rQaoavXXixxQta („Sammelyettel") Sl (na^tDp6(iacxo) dia
x6 xä xvxovxa dvayqatpnv. Wie scharf sich bei Diod. im 11. bis 15. B.
die aus T. geflossenen altgläubigen nnd die ans Ephoros stammenden
rationalistischen Partien gegenüberstehen, legt Baohof Timaios als Quelle
für Diodor. XIV, 54—78, Jahrb. f. Philol. GXIX. 1879. S. 161—178 dar, nnd
die ziemlich oberflächlichen Gegenbemerkungen Ton G. F. ünger a. a. 0.
8. 74 ff. sind von Bachof Timaios als Quelle Diodors für die Reden des
dreizehnten nnd vierzehnten Buches, Jahrb. f. Phil. GXXIX. 1884. 8. 448 ff.
und Reuss a. a. G. 8. 256 ff. genügend zurückgewiesen. Dass allerdings
die ,,Dei8idaemonie^* allein noch kein Kennzeichen für den Ursprung aus
Timaeos ist, muss zugegeben werden; wenn aber Glasen 8. 45. A. 1 meint,
dass sie sich ebenso häufig in Theilen Diodors finde, die sicher nicht
aus Timaeos seien, so in der Darstellung des heiligen Ejrieges, in der Er-
zählung vom Tode Philipps, in der Geschichte des Agathokles, so ist in
der dritten von diesen Partien T. immerhin eine mittelbare Quelle
(s. A. 850. 358), und wie unglücklich vollends das erste Beispiel gewählt
ist, erhellt aus A. 248.
269) So Fr. 17 b. Antig. Hitt. mir. 167 (Strab. V. 244), s. Glasen
8. 45. 8o in der rationalistischen Umdeutung der Sage von Daedalos nnd
Ikaros, die bei Diod. IV, 76 ff. wohl auf ihn zurückgeht, wo denn die xivlg
77, 7 ff. ihm gegenübergestellt werden, s. Glasen 8. 48. Vgl. A. 808. 809.
So Fr. 10 b. Diod. IV, 21, 6 und bes. Fr. 6 ebendas. 56, 6. Vgl. Bethe
Quaestiones Diodoreae, Güttingen 1887. 8. 88. A. 51. Mit Fr. 94 b. La. Di
Vin, 60 hat es freilich wohl eine andere Bewandtniss, s. Kothe P^og.
8. XIV f.
270) Gb er Recht hatte, wenn er Fr. 69 b. Gic. Leg. U, 6, 15. ad Att
VI, 1, 18 den Zaleukos ans der Zahl der historischen Personen strich, steht
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Timaeos von TauromenioD. 576
Mit besonderer Vorliebe erzählte er daher auch allerlei ungewöhn-
liche alte Sagen und Mythen und erwarb sich so, freilich nicht
ohne eigne Erfindungen einzumengen, ein Verdienst um deren
Erhaltung ^^^). In Bezug auf die Ursprünge von Städten und
Colonien hatte er manches Richtige aufgestöbert ^^^), im Ganzen
jedoch bezeichnet seine ,,angeblich wissenschaftliche Behandlung
der mythischen Tradition, auf die er sich so viel zu Gute that,
einen verhängnissvollen Bückschritt in der Forschung gegen die
besonnene Kritik des Ephoros"^'*^). Er weiss es recht wohl,
dass Wahrheit die oberste Pflicht des Historikers ist^'*), aber
er selbst schrieb nirgends ohne Hass und Grünst, und ob es ihm
auch nur irgendwo gelungen ist Lob und Tadel richtig zu ver-
theilen, steht sehr dahin*'*). Jedenfalls war der ihm von ver-
schiedenen Seiten*'**) gemachte Vorwurf der Schmähsucht in
mancher Hinsicht berechtigt. Ueberaus eitel, selbstgefällig und
ruhmredig*'*), wie er war, fuhr er, um sein eignes Licht desto
dahin, da wir seine Begründung nicht kennen. Aber nahe lieg^ der Ge-
danke von Kothe Progr. 8. XII, dass auch hier wieder persönliche Motive,
Sucht den Aristoteles zu tadeln und sich seiner Gast&eunde (s. A. 884),
der epiKephyrischen Lokrer, gegen diesen ansunehmen, ihn leiteten. Mit
unrecht jedoch tadehi Polyb. 26, 1 ff. und Diod. III, 90, 4 ff. (« T. Fr. 116 f.)
ihn, dass er die Erzählung yom Stier des Phalaris bestritt, s. Glasen
S. 26.
271) S. Glasen S. 38—46.
272) S. A. 267 und Glasen S. 86—88.
272»>) Enmann S. 166. Vgl. Kothe Prog. S. VI ff.
273) Fr. 72 b. Polyb. 11, 8 (11») — 12, 2 (vgl. auch Fr. 66 b. Polyb.
28, 8 ff.).
274) Denn überall da, wo Glasens Quellenanalyse wirklich unleugbar
KU der Annahme führt, es sei dies der Fall , ist diese Analyse nicht stich-
haltig oder doch unsicher, s. A. 288. 309. 810. Wie allerorten neben dem
blinden sikelischen Localpatriotismus blinder Tyrannen- und Spartanerhass,
blinde Eorintherverehrung und im Verhftltniss zu Sparta gegen Athen
freundliche, im Verhältniss zu Eorinth aber herabsetzende Gesinnung und
ein blinder Egoismus ihn leiten, darüber s. bes. Bachof Jahrb. GXXIX.
S. 468—478. Beuss S. 262 ff. 273 ff.
276) Ath. VI. 272 b. avzog sinmv 6 'EnizifMiog' ovtag S' avtbv %aXet
J&tQog 6 KaXUfidxsiog iv xatg KQog avtbv avziyqatpaüg. Vgl Diod. V, 1, 8.
dia tag dxa^QOvg %ai iMcxgäg imtiniqaeig Bvloyiog dtaßdllezai, nal Sim tiiv
vnsQßoXriv trjg imttfj^riaBaig 'Enix^fiaiog vno xviftov tovopbdad^. Suid. T^fjk,
ov 'A&^ivatoi 'ExixCiMtiov mvöiiaaccv . . . na(fav6fucöto dh zovto dut t6 noXid
imTifJMv. Polyb. 4». 6-12». 18—16. 23—26. Diod. XIII, 90, 6 (=- Fr. 117).
276) Vgl. A. 286.
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576 Einandz wanzigstes Capitel. (^esohicbtschreibang.
heller leuchten zu lassen, zunächst über seine Vorgänger mit
einer übertriebenen Bitterkeit in der Polemik her*") theils wegen
bloss vermeintlicher Fehler, theils wegen wirklicher, aber solcher,
von denen er selber keineswegs frei war*^*). Dass er die Be-
weggründe des älteren Dionysios allzu ungünstig schilderte und
dessen Gaben nicht gerecht ward*'^), mag auf blosser Kurz-
sichtigkeit beruhen, und dass er den Agathokles, welcher ihn
vertrieben hatte, entschieden zu schwarz malte, war nicht schön,
wäre aber doch verzeihlich gewesen, wenn er sich nur nicht
durch seinen Hass geradeswegs zu Lügen hätte hinreissen lassen ^®^);
nicht viel weniger schlimm ist die entgegengesetzte Uebertreibung,
mit welcher er den Timoleon bis in den Himmel erhob ^^^), zumal
277) Die Belegstellen sind schon A. 258 gegeben. Dass Ephoros den
groben Rechenfehler nicht begangen hat, welchen T. (Fr. 126. b. Polyb.
XII, 4* 3 ff.) demselben vorwarf, leidet wohl keinen Zweifel, mag sich
nun im Uebrigen die Sache so, wie Polybios, oder so, wie Eothe Jahrb.
f. Ph. CXXXIX. S. 689 f. (vgl. A. 268. 288^ 307) annimmt, oder wie sonst
immer verhalten haben.
278) Nach der Art, wie Polyb. 28 , 3 ff. sich über diesen Gegenstand
äussert, scheint T. allerdings mit Recht dem Kallisthenes vorgeworfen sn
haben , dass derselbe in seinem Geschichtswerk über Alexandres diesem ge-
schmeichelt habe; aber jedenfalls giebt Polyb. mit nicht geringerem Recht
ihm diesen Vorwarf in Besag aaf Timoleon zarück. 8. A. 280. 281. Vgl
auch Psendo-Longin. de sublim. 4, 1. dXXotgüov filv iXsyntmwtatog aiia(f'
trifidtoMf^ avBnalo^r^zoq dl Idlmv,
279) S. A. 267 and Glasen S. 67—66.
280) Diod. XXI, 17, 1 ff. (— Fr. 144). oixog o taxo^i%og tag ufMQtUig
tmv ngo iavtov üvyyQatpiav nt^otata iHy^ag %atd filv toc äVLa pLSifri xrjg
y^atpfis nXBiczriv nqovoiav bI%b tijs dXi^d'sCccg^ iv Öl taig 'Aya^OTiXiovg n(fd'
^tat, zd noXXd Harifpsvctai tov dvvaatov dtd triv nQog ccvtov ix^ifaw, (pvya-
dsv^slg ydq vn' 'Ayad'onXsovg in ttjg SfKeXüxg tmvca filv dftvvaad'oi x%v
Swdötriv ov% taxvöe, xsXsvtriCttvta dh did ziig tazof^g i^Xaoip^riCBv sig
zov aimvtt X. z. X. (— T. Fr. 144). Polyb. 15, 1 ff. (— T. Fr. 146). %ai yd(f
ovdh zaig %az* 'Aya&ouXiovs ^ymyB Xoidmgiaigj si xal ndvzmv yiyopsv dcs-
ßiazatogf fväonm, Xiym d' iv tovto»^, iv otg inl %aza<nQO<pfj zrjg oXi^g
tözoQlag 9i}<rl ysyovivai zov 'Aya'd'onXia nazd zriv itifmzTiv rjXiiiünr noivhv
noQvoVy BzoifjLov zoig dHifazsazdzotg^ %oXoUv, zqtOQxrjv, ndvzmv zmv ßov-
Xofiivmv zoCg onia^ev ifi.itQoad'Bv ysyovoza x. r. X.
281) Polyb. 28, 3ff. » Fr. 143. Glasen S. 72—93. Wenn dieser hier
wie bei dem älteren Dionysioi (s. A. 279) geltend macht, dass T. die That-
Sachen nicht falsch angegeben, sondern nur vielfach falsch motivirt habe,
so ist zu erwidern, dass dnrch falsche Motivirang die Thatsachen selbst
Dothwendig verschoben and in ein falsches Licht gestellt werden. Oder
ist es nicht etwa eine Geschichtsf&lschang, wenn, wie Glasen S. 93 selbst
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Timaeos von Tanromenion. 577
wenn es wahr ist, dass auch dabei ein persönlicher Beweggrund
mitwirkte ^^^); geradezu unbegreiflich aber ist es, woher seine Ge-
hässigkeit gegen den Aristoteles, mit welcher er die gröbsten
Verleumdungen wider diesen aufgrifif*®^), und die gegen den De-
mochares stammt*^), die ihn zu einem Verfahren wider diesen
verleitete, welches vermuthlich als bewusste ünrechtlichkeit, im
günstigsten Falle wenigstens als eine nicht viel bessere Stumpf-
heit des sittlichen Urtheils zu bezeichnen ist^^). Dazu kam sein
über alle anderen Rücksichten hinausgehender sikelischer Local-
patriotismus^^), der ihm vielfach die Wahrheit verdunkelte, und
hervorhebt) unter dem Einfluss des T. bis auf den heutigen Tag eine Auf-
fassung von der Wirksamkeit und Bedeutsamkeit des Timoleon herrscht,
die in mancher Hinsicht eine verkehrte und stark zu beschränkende ist?
282) Marcell. V. Thuc. §. 27. TlyMioq d' h TavQOfisvitrjg TifioXiovta
vjtsQfn'^vsas xov iiitqlov^ xa^ort 'Avdqo^taxov %ov a^tov nocziQa ov natiXvca
TfjS fiovuQx^ag. Vgl. Plut. Timol. 10 fF.
288) S. die A. 258 angef. Stellen und dazu Zeller Ph. d. Gr. IP, 2.
S. 9 f. A. 1. Der etwaige Wahn des T., Aristoteles sei ein Parteigänger
der Makedonier gewesen, während seine eignen Sympathien dem Demosthenes
galten (Fr. 142 b. Polyb. 12^ [12«J, 3), wird vergeblich von Glasen S. 19
zur Erklärung herangezogen, denn wären diese Sympathien so mächtig ge-
wesen, so hätte er doch wohl auch dem Demochares Etwas von denselben
zu Gute kommen lassen.
284) Hatte vielleicht Demochares den Agathokles in einem günstigeren
Lichte dargestellt, als es dem T. recht war? ^
285) S. A. 173. Die litterarische Polemik mit sittlicher Beschmutzung
zu versetzen hielt er offenbar für erlaubt. Sollte er femer wohl selbst ge-
glaubt haben, was er von Agathokles erzählte (s. A. 280)? Seine Dar-
stellung des sikelischen Feldzngs der Athener endlich war keineswegs, wie
Glasen S. 53—56 in Folge einer irrthümlichen Quellenanalyse (s. A. 309 f.)
die Sache darstellt, eine im Ganzen wahrheitsgetreue, sondern vielmehr
vom Auftreten des Gylippos ab fast Nichts als eine grosse Tendenzläge,
um die Syrakuser weiss zu brennen und seinen Spartanerhass an Gylippos
auszulassen, wie Bachof Jahrb. GXXIX. S. 466 ff. gezeigt hat Dass er
auch sonst noch wissentlich falsche Thatsachen berichtete, lässt sich viel-
leicht nicht beweisen (s. indessen Bachof a. a. 0. S. 475 ff.). Aber auch
das Angeführte genügt schon vollständig, um die uneingeschränkte Be-
hauptung bei Glasen S. 19. 96 von seiner „sittlichen Strenge** und „edlen
moralischen Gesinnung** als eine furchtbare Uebertreibung zu kennzeichnen,
viel ärger als die entgegengesetzte des Polyb. 23, 2 (=> T. Fr. 143): xa-fro-
Xov Stitp^agrai ry rpvxVi toiavtag &noq>datis i%ti^iit8vog iv toig vno(iVT/i'
(laat %al toiavzag iviUtoav do^ug Tor^ ivzvyxdvovai',
286) Polyb. 26 ^ 3 f. (= Fr. 87). Einige unschuldigere Beispiele des-
selben hat Glasen S. 54 gesammelt. Vgl. Enmann S. 145.
Stjskmihii, grlech.-ftlex. Idtt.-G6ich. I. 37
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578 Einundzwanzigstes Capitel. Gescbichtschreibnng.
eine auch für einen Griechen in diesem Masse ungewöhnliche
spielende Neigung zu allerlei ^ zum Theil überdies recht ab-
geschmackten Parallelen und Symmetrien, durch welche er nament-
lich die Chronologie, als Kehrseite zu seinen Verdiensten um
diese, mit fehlerhafter Harmonistik verdarb*^'), und auch seine
ungewöhnlich starken etymologischen Liebhabereien wurden für
seine Auffassung und Darstellung oft genug verhängnissvoU'^.
287) So verlegte er des Thnkydides Wohnsitz seit dessen Verbannung,
ferner dessen Tod und Begräbniss zwar nicht nach Sikelien, aber doch nach
Italien, die richtige Einsicht, dass derselbe ohne Zweifel wirklich auch in
Grossgriechenland und Sikelien gewesen ist, übertreibend (Fr. 128 b. Marcell.
Y. Thnc. §. 26. 33). So versetzte er allein die Geburt des Lysias nach
Syrakus statt nach Athen (Fr. 96 b. Cio. Brut. 16, 63). So legte er die
Chründung von Born in dieselbe, übrigens für Karthago von ihm richtig
erkannte Zeit mit der dieser letzteren Stadt (Fr. 21 b. Dionys. Hai. A. B.
I, 74), 38 Jahre vor die 1. Ol., also 814 (womit er freilich keineswegs,
wie Glasen S. 30f. meint, sich selbst widersprach, s. Eothe Yergilius
und Timaios, Jahrb. f. Ph. CXXXIX. 1889. S. 368—860, vgl. A. 307). So
sollte von der Eroberung von Troia, die er darnach auf 1334 bestimmte,
bis zum Zuge des Alexandres, dem neuen Bachekriege gegen Asien, genau
die heilige Bundzahl von 1000 Jahren verstrichen sein (Fr. 68. 66. 163 b.
Seh. Apoll. Bh. IV, 1216. Tzetz. ad Lyc. 1141. Clem. Strom. I. 337 A,
vgl. Glasen S. 81). So wussten T. (Fr. 187 b. Gic. N. D. II, 27, 69) und
Hegesias (Fr. 1 b. Plnt. AI. 8), wer nun von Beiden diese Abgeschmackt-
heit dem Anderen nachgeschrieben ' haben mag (s. darüber G. 36. A. 40),
genau, dass in der nämlichen Nacht, in welcher Alexandres geboren ward,
auch der Brand des Tempels der Artemis in Ephesos Statt fand, weil die
Göttin, da sie der kreisenden Olympias Hülfe leisten musste, nicht Zeit
hatte nach ihrem Hause zu sehen. So erzählte er (Fr. 119 b. Plut. Qu.
symp. YIII, 1, 1. 717 G), dass Euripides genau am Tage der Schlachten
bei Salamis und Himera geboren und genau am Geburtstage der Tyrannis
des älteren Dionysios gestorben sei, so dass also das Schicksal gleichzeitig
den Nachahmer tragischer Leiden von der Bühne abberufen und den wirk-
lichen Acteur (dyatviati^g) derselben auf die Bühne gebracht habe. Da-
gegen thut Kothe Prog. S. IX dem T. (Fr. 92 b. Clem. Strom. I. 301 C)
wenigstens in so fem Unrecht, als Xenophanes in der That zur Zeit des
Epicharmos und Hieron noch lebte und thätig war. Mit Becht aber tadelt
er^ dass T. den Empedokles zum Schüler des vor oder doch bald nach
dessen Geburt gestorbnen Pythagoras machte (Fr. 81 b. La. DL VIII, 64),
und nicht ganz mit Unrecht sagt er: „recurrit igitu/r Timaeus rursus ad
viUgares illas opiniones, quibus, quo magis atU deorum providenUa ülttcesceret
out rerum hominumve simüitudo vel dissimüitudo apparerei, Homerus He-
aiodum, Solan Croesum, Thucydides Herodotum putahantur convenisse eaäem-
que ratione ad Plataeas eodem die certatum esse quo ad Mycälen, ad Hi-
meram eodem quo ad SaJamina fama erat*',
288) So erklärte er es Fr. 104 (s. A. 268) för ein böses Omen, dass
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Timaeoa von Tauromenion. 579
Noch auffalliger jedoch ist es, dass er auch gegen die richtige
Chronologie der jüngsten Zeiten und gerade da^ wo man es am
Wenigsten hätte erwarten sollen, zum Theil gröblich verstiess*^^).
In Bezug auf den zusammenfassenden Charakter seiner Geschicht-
schreibung war er freilich in gewisser Weise ein Vorläufer des
Polybios^^^), aber er blieb bei einem unharmonischen Mittelding
zwischen Universal- und Specialgeschichte stehen ^^). Wie weit
er vollends in den Einleitungen abschweifte, welche er den
einzelnen Büchern vorauf schickte, können wir nur noch an einem
einzigen Beispiel *^^), aber auch an diesem zur Genüge erkennen.
Die laugen Reden, welche er historischen Persönlichkeiten in
den Mund legte, waren voll von leerem rhetorischen Geschwätz *^^).
Rhetorisch war überhaupt der ganze Charakter seiner Dar-
stellung ^^^^). Nach seiner isokrateischen Bildung sollte man auch
Nikias, deBsen Name von r/xi} stammt, gegen den sikelischen Feldzng war.
So bestraft nach ihm Hermes die Athener wegen der Hermenfrevel durch
Hermokrates (Fr. 103. 104). Vgl. A. 267. 294. Weiteres bei Glasen
S. 21 f.
288 *») S. A. 240. Ob er wirklich den Anfang der Tyrannis des Älteren
Dionysios und den Tod des Euripides (s. A. 287) statt 406 schon 409 setzte,
nnd ob in ersterer Hinsicht das Marm. Par. (408) annähernd, in letzterer
Philochoros ganz ihm gefolgt ist, und ob er endlich diesen Ansatz an-
geprüft auch dem Ephoros und damit einen vermeintlichen Bechenschnitzer
unterschob, wie Kothe Diss. S. 12—15. Jahrb. f. Ph. CXXXIX. S. 689 f.
(vgl. A. 258. 277. 307) zu beweisen sncht, lasse ich unentschieden, doch
s. A. 874. Vgl. auch C. 16. A. 78.
289) Nur so viel darf man Meltzer Gesch. der Earth. a. a. 0. Phil.
Anz. a. a. 0. S. 189 f. einräumen.
290) S. A. 248. Mit Recht erblickt daher Polybios weit mehr in Ephoros
als in T. seinen Vorläufer, s. C. 29. A. 117. Vgl. Pol. Xll, 23, 7 (A. 246,
doch 8. Glasen S. 20).
291) Nämlich dem schon A. 235. 251 erwähnten Prooemion des 6. B.,
in welchem er sich über den Unterschied der Geschichtschreibang nnd der
epideiktischen Reden nach dem Vorgange des Ephoros aassprach, Poljb.
XII, 28, 8 f. Vgl. C. 29. A. 118.
292) Wie dies Polyb. XII, 26* (=» T. Fr. 97) besonders an den Reden
des Hermokrates, Timoleon und Pyrros tadelt nnd an der des Hermokrates
genauer nachweist. Vgl. Eothe Prog. S. X. Sachlicher ist die gleichfalls
(s. A. 309) aus T. stammende des Theodoros bei Diod. XIV, 65—69, wie
Clasen S. 60 — 62 zeigt, aber wie wenig doch aach sie in die Situation
passt, liegt wohl auf der Hand. Vgl. Bachof Jahrb. CXXIX. S. 445. 454 ff.
Auch jene dem Demokleides in den Mnnd gelegte Anschuldigung gegen
Demochares (s. A. 173. 284. 285) ist ebenso abgeschmackt, wie sie perfid ist.
292^) üeber seine Liebhaberei für Rdhrscenen s. bes. Reass S. 275.
37*
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580 Einundzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibong.
eine isokrateische Schreibweise von ihm erwarten, aber wenn-
gleich sich in den wenigen wortlich erhaltenen Bruchstücken in
der That einige Spuren derselben nachweisen lassen ^^^), so scheint
doch die Angabe nicht ganz unrichtig zu sein, welche ihn viel-
mehr als einen Vertreter oder Vorläufer des asianischen Stiles
darstellt *^^^). Jedenfalls war der seine gesucht und gespreizt
und verfiel dadurch oft in das Kindische und Oeschmackwidrige,
so dass er als ein Muster Dessen bezeichnet werden durfte, was
die Alten „frostig" nannten*^). Dass jedoch Timaeos trotz all
dieser Fehler ein bedeutender Geschichtschreiber war, ergiebt
sich aus dem gewaltigen Erfolge, den er gehabt hat, und um
dessen willen Polybios nach dem Vorgange des Istros*^*'*) ihn
so lebhaft bekämpft^^^), ohne doch seinen Einfluss brechen zu
können. Auch Polemon hatte, wie wir (C. 22) sehen werden,
eine Gegenschrift wider ihn verfasst. Gleich nach dem Erscheinen
der ersten Bücher benutzte Lykophron dieselben für seine Alexan-
.dra*^^, gleich nach dem der letzten des Hauptwerks Duris diese
293) S. Kothe Prog. S. III.
293^) Cio. Brut. 96, 825. genera autem Asiaticae dictionis diw sunt:
unum senUntiosum et argutum, sententiis non tarn gravibus et severis quam
concinnis et venustis, qualis in historia Tinuteus . . . fuit, Cicero preist
ihn übrigene hoch de or. II, 14, 58: longe eruditissimua et rerum copia et
gententiarutn varietaie dbundatimmus et ipsa compositione verbwum non
inpoUtus magnam eloquentiam ad scribendum attulit, ud nuUum usum
forensem.
294) So urtheilt nach dem Vorgang des Caecilius Psendo- Longin. de
subl. 4, 1 ff., ein sachkundiger, geschmackyoUer und um so unverdächtigerer
Kritiker, als er im Uebrigen seines Lobes voll ist: tov ipvxQov nli^Qr^g 6
T^fiaiosy ccvriif zä (ilv aUcc tiiavog %al ngbg X6ymv hlote (liyB^og ovx
ätpOQog^ nolvtat(oQy inivotixinog' nlr^v dXXotQimv x. t. X, (s. A. 278), vfcb Se
igatog xov ^ivag voriang del %ivstv noXXanig innintmv 8 lg z6 naidaqia-
äiatatov, nagadiriaofiai 61 tdvdgog ^v rj 9vo, instSri rä nXeCm nQoiXaßfv
6 KfxCliog, Es folgen dann Fr. 138 und Fr. 104 (s. A. 288) mit richtiger
kritischer Beleuchtung, dann 5, 1 noch Fr. 149. Einige Beiträge zur Stilistik
des T. giebt Beuss S. 264 f.
294^) S. A 276.
296) S. Polyb. 10 (11), 4. 26^ 1 f. Vgl. A. 237. 257, auch 266.
296) S. G. 9. A. 28. Dies Gedicht ffir eine theilweise Herstellung der
ersten Bücher mit zu verwerthen, dazu hatte vor Günther meines Wissens
einzig Enmann a. a. 0. S. 132 f. 156. 169. 160 ff. einen Anfang gemacht.
Derselbe will freilich S. 182. 162. A. 2 die Möglichkeit, T. und Lykophron
könnten vielmehr die nämliche gemeinsame Quelle, etwa Lykos, den
Adoptivvater des Letzteren, ausgebeutet haben, den T. ja in der That
wohl benutzt hat (s. A. 268. 0. 17. A. 94^), nicht ganz von der Hand
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TimaeoB von TanroxnenioD. 581
für die Geschichte des Agathokles*^'). Was uns von der Ge-
schichte Sikeliens und UnteritaUens überkommen ist; stammt
zum grösseren Theile aus ihm; freilich tappen wir auch gerade
hier ebendesshalb oft genug im Unklaren oder Unsicheren. Eine
reiche Fundgrube ward er natürlich für Sammelschriftsteller aller
Art, so die Verfasser von Wunderbüchern, wie Kallimachos,
Antigonos und Pseudo- Aristoteles*^, soParthenios*^), Plinius*^),
die Commentatoren des Homeros, des Pindaros, des Lykophron,
des ApoUonios^^^) und in erheblichem Masse Athenaeos'^*). Aber
auch Yarro^') hat ihn gelegentlich benutzt, stärker wohl Aga-
tharchides^*^*), Pseudo-Skymnos*^**), Poseidonios*^) und jeden-
weisen. Mir sebeint dieselbe schon von Müllenboff S. 485 f. and vollends
jetzt von Günther genügend widerlegt zn sein, welcher (S. 88 — 40) von
den für T. in Betracht kommenden Partien lediglich in V. 692—682 eine
Mitbenatzung des Lykos zuzogestehen nicht abgeneigt ist. Im Uebrigen
weist Günther nach, dass Lykophron durchweg 688—647, zum Theil auch
648—819 (688—787. 761 f.) und 820—876 (862-876), femer vermuthlich
durchweg, jedenfalls grösstentheils 911—1086, endlich durchgehends 1126 —
1146, 1161—1173, 1226—1280 von T. so sklavisch abhängt, dass sich sogar
noch wörtliche Ankl&nge aufzeigen lassen.
297) S. A. 860. — Theil weise der Chronologie des T. folgt wahrschein-
lieh das Marm. Par., da es gleich ihm mit 264 schliesst.
298) S. C. 18. A. 84. C. 17. A. 16. Antig. 1. 149. 167 West. = T.
Fr. 64. 63. 17. Ein hübsches Nebenergebniss der Untersuchung Günthers,
welches schon C. 17. A. 94^ mitgetheilt ward,, ist es, dass nunmehr die
Herkunft von Pseudo-Aristoi 79—114. 180—186 aus T. feststeht. Vgl.
auch C. 17. A. 94.
299) Erot. 29 = T. Fr. 4.
300) Fr. 22. 27. 82—86 (s. A. 248). 38(?). Vgl. Ind. II. Timaeus.
Ind. IV. VI. XXVn. Timaeus Sicülus. Ind. XXIII. XXIV. Timaeus histo-
ricus (denn das letztere Wort ist wohl auch XXIV mit Brunn einzusetzen)
qui de medicina metaUica scripsit, vgl. Niebuhr Böm. Gesch. I. S. 270.
301) Fr. 1. 6. 7 — 9. 26. 60. 68 f. 84. 86 f. 89-91». 118. 164 f. 168.
Tzetz. z. Lyk. =- Fr. 18—16. 28. 81. 66.
802) Fr. 18. 44. 48. 67 — 62. 67. 80. 82. 106. 107. 114. 126-128. 136.
160. 169.
808) S. A. 246. Denn aus der dort angef. Stelle des Gellius geht
deutlich hervor, dass dieser ihn nur nach Varro citirt, s. Enmann S. 196.
A. 1. Femer aber s. in Bezug auf die cumanische Sibylle (vgl. A. 284)
MüUenhoff a. a. 0. I. S. 468. Maass De Sibyllarum indicibus (Greifaw.
1879) S. 86 f.
304»-^) S. A. 260.
306) Welcher ohne Zweifel gleichfalls für die Geographie und Ethno-
graphie des Westens auch ihn verwerthete, auch wohl für die Sikeliens
(s. Glasen S. 16).
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582 Einundzwanzigstes Capitel. Geschieh tschreibnng.
falls Strabon^^), hie und da noch viele Andere ^^^. Vor Allem
aber lernen wir ihn genauer kennen aus den umfänglicheren
Ueberarbeitungen bei Timagenes nach dessen Paraphrasten^^^)
Trogus Pompeius, so weit uns diese in den Auszügen des lustinus
noch erhalten sind^^®^, femer bei Diodoros, unserer ausgiebigsten
306) Abgesehen von den Stellen, an welchen er den T. ausdrücklich
nennt (Fr. 16. 30. 38. 49. 52. 65. 136) auch noch sonst besonders im 5.
und 6. B. (212. 215. 220. 252. 257. 262 ff. 264. 278 ff. 284 vgl. m. Pseado-
Aristot. 79. Lykoph. 592 ff.), s. Müllenhoff S. 434 ff. Hunrath Die
Quellen Strabos im sechsten Buch, Cassel 1879. Enmann S. 156. 158.
Glasen S. 16— 18. 44. 45.
307) Wie Dionys. v. Hai. (s. Fr. 20 f. 95, auch wohl VII, 3 ff., vgl.
Reuss S. 271 ff.), Polyaenos V, 2. 4. 6. 7. 10. 12. 46 (s. Enmann S. 186—
189. Benss S. 250), Dionysios, der Sohn des Ealliphon V. 455 — 468
(s. Müllenhoff S. 447 ff.). Auch Cicero hat ihn noch öfter gebraucht, als
er ihn nennt, so Verr. II, 4, 48 f., 106 ff. (s. Müllenhoff 8. 444 ff. Glasen
S. 15). Dass indessen Tusc. V. §. 57—63 nicht aus T. ist, zeigt Eothe
Jahrb. f. Ph. CXXXIX. S. 637 ff. (vgl. A. 258. 277. 288^). Die Benutzung
bei lamblich. Y. P. §. 26—50 (s. Bohde Rhein. Mus. XXVII. S. 28. Eothe
Diss. S. 6 ff. Prog. S. XI. Enmann S. 164 f., vgl. Glasen S. 34) war wohl
nur eine mittelbare. Dass Vergilius gar nicht oder wenigstens so gut wie
gar nicht von T. beeinflusst ist, thut Eothe Jahrb. f. Ph. CXXXIX S. 358—
360 dar (vgl. A. 286).
307^) S. A. 44. C. 33. A. 169 ff.
808) Die sorgfältige Untersuchung hierüber von Enmann gelangt zu
folgenden Ergebnissen. T. war für die ganze sikelische Geschichte und
für die phünikisch- karthagischen Angelegenheiten die Hauptquelle des
Trogus (oder vielmehr des Timagenes). lustin. IV, 1. 2 lassen sich mit
Sicherheit, IV, 4, 5 mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bestimmt auf
ihn zurückführen (S. 129—149), ebenso XVIII, 4— 6.(S. 150), und wenn
Enmann die neuesten Quellenuntersuchungen über die Geschichte des
älteren Dionysios bei Diod. (s. A. 309) schon gekannt hätte, die bei Ab-
fassung seiner Schrift noch nicht da waren, so würde er sich nicht haben
durch Holm (der übrigens selbst später Jahresber. XIX. 1879. S. 339 f
sich diesen gegenüber nicht geradezu ablehnend verhält) vom richtigen
Wege abbringen lassen, sondern (S. 153 f.) dabei geblieben sein, dass durch
die Aehnlichkeit von Diod. XIV, 76, wenn anders doch wahrscheinlich
(8. A. 269) T. hier die Quelle ist (vgl. auch A. 309), mit lustin. XIX,
2, 7 — 3, 12 auch die Herkunft der letzteren Partie aus ihm verbürgt wird.
Das 20. B. des lustin. erscheint als eine Blütenlese aus den Gründungs-
geschichten (A. 257. 272. 272^) des T. (S. 154 — 166). Viel zweifelhafter
steht die Sache hinsichtlich des jüngeren Dionysios im 21. bei der grossen
Unsicherheit, welche überhaupt darüber herrscht, aus welchen Quellen
unsere Berichterstatter über diesen und Dion geschöpft haben (s. A. 309 —
311), doch bringt Enmann S. 166—181 beachtenswerthe Gründe bei, welche
auch hier für T. sprechen. Auf desto festerem Boden stehen wir dagegen
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Timaeos von Tauromenion. 583
Quelle**^), bei Plutarchos^**^) und auch bei Cornelius Nepos^").
Auch Pausanias ist ihm vielfach gefolgt ^^^^).
bei Agathokles, XXII » 1 —XXIII, 2 z. E. , nnd, wie es scheint, ist es hier
Enmann 8. 181—193 gelnsgen darzothon, dass die Grfinde, welche Haake
nnd Boesiger (ygl. A. 350. 351) bewogen neben T. (an den schon Heeren
dachte) hier noch eine andere Quelle anzunehmen, wenigstens nicht zwingend
sind. In Bezug anf XXXIII, 4 endlich bemerkt Enmann S. 193: „Die An-
sicht, dass dieses Gap. aus T. stamme, die darin enthaltne, sehr breit auf-
getragne Lobpreisung des Hieron II sich aus den persönlichen Verhält-
nissen des T. erkläre, der Hieron die Erlaubniss zur Bückkehr in die
Heimat verdankte, ist mehrfach ausgesprochen worden, zuletzt von Kot he.
Zugleich hat derselbe die Einwendungen Haakhs in Paulys Bealenc. III.
S. 1299 1 , der das Gap. wegen eines starken chronologischen Irrthums dem
T. absprechen will, widerlegt". S. A. 240, vgl. A. 288^.
809) Schon in dessen früheren Büchern stammt Manches, wenn schon
mit verschiedenen anderweitigen Zusätzen, aus T.: IV, 21— 25, 1 (vgl.
Fr. 10. 11). 29. 66 (vgl. Fr. 6). 76—79 (? s. A. 269. 308) 81 f. (?). 83—86
(a. über dies Alles Sieroka Die mythograph. Quellen f. Diodors 3. und
4. B., Lyck 1878. 4. S. 9. 19. 23 f. Glasen S. 40. 41 f. 43. Holzer Matris,
Tübingen 1881. S. 16—19. 21. Bethe a.a.O. S. 38—41). V, 2—14. 16—23
(s. MfiUenhoff S. 442 ff.). 24—82? (vgl. Müller zu Fr. 37. 38. Glasen
5. 15. A. 1. S. 16, doch s. MüUenhoff S. 473 f. Meltzer Ph. Anz. a. a. 0.
S. 186. A. 10). VIII, 18—20 (vgl. 68—60). 23? (s Glasen S. 17. A. 1).
Ungemein ausgedehnt aber ist dann die Benutzung desselben vom 11. bis
16. B., so zunächst XI, 20—26 (vgl. Fr. 86. 87. 89, s. darüber jetzt bea.
ünger S. 79. Bachof Jahrb. GXXIX. S. 469 f.). 48 (vgl. Fr. 90). XII,
82—84. Die sikelische Expedition führte man früher ausschliesslich anf
Ephoros zurück (grossentheils noch neben Philistos zuletzt auch Glasen
8. 65, vgl. S. 47 ff. 53), aber Holzapfel Untersuchungen über die Dar-
stellung der griech. Gesch. von 480—413 v. Ghr. , Leipz. 1879. 8. S. 33 ff.
zeigte, dass XUI, 11 — 17 vielmehr aus einem sikelischen Historiker (T.
oder Philistos), und Bachof a. a. 0. S. 458 ff., dass nicht bloss diese
Gapitel, sondern auch XIII, 19, 6—32 z. E. (mit Aenderung von 33, 1 z. A.)
aus T. sind. Zweifelhaft; steht es mit XIII, 34, 4— 86 z. E. 48 f. 64-63
(vgl. Fr. 108 f.). Es folgt die Geschichte des älteren Dionysios, und hier
hat Bachof Jahrb. GXIX. 1879 a, a. 0. (s. A.268) zwingend erwiesen, dass
der Abschnitt XIV, 84—78 ganz aus T. herrührt, und Beloch Zu Timaios,
ebendas. 8. 699 f. hat diesen Beweis noch vervollständigt, sodann aber den
Einwänden Ungers a. a. 0. 8. 74 ff. gegenüber haben Bachof Jahrb.
GXXIX. 1884. 8. 448 ff. und Beuss a. a. 0. 8. 266—266 dies Ergebniss mit
bestem Erfolge aufrecht erhalten (vgl. A. 268). Von dieser sicheren Spur
aus darf man nun annehmen, dass auch für das Uebrige XIII, 80—96.
108—114. XIV, 7—10. 14—16. 18. 37. 40—63. 87 f. 90f. 96 f. 100-112 T.,
wenn auch nicht mit Volquardsen S. 72 — 93 als die einzige Quelle, so
doch als die Hauptquelle anzusehen ist, s. Glasen 8. 63—66 (vgl. 8. 57 — 63),
jedoch mit Ausnahme der letzten Begierungsjahre im 16. B. (s. Glasen
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584 Emnndzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibnng.
Antikleides von Athen^*^) wird einmal zwischen Ptole-
maeos^ dem Sohne des Lagos^ und Duris^^ und einmal yor
S. 66 f.)- üeber den heiligen Krieg XVI, 23 ff. 8. A. 248. Nach den Unter-
sachuDgen yon Enmann S. 173f. scheint aber auch der Anfang der Gre-
Bchiohte Dions XVI , 6 f. 9, 1-— 4 aus T. zu sein. Bei Timoleon ist derselbe
nach Clasen S. 72—93 zwar immer noch die Hauptqaelle, welcher Diod.
XVI, 66—68 (s. Clasen S. 76—78), zum Theil auch 69. 70 (vgl. Fr. 133. Beuss
S. 250 f.) u. 77—83 (s. Clasen S. 85 ff.) folgt (vgl. auch Enmann S. 180), die
er aber im Uebrigen meist zu Gunsten einer anderen Quelle (Clasen meint, des
Theopompos, s. jedoch Enmann S. 180) verlässt; nach Beuss S. 246 ff. da>
gegen (der aber die Schrift Clasens nicht kennt) ist er hier die einzige Quelle.
Interessant ist die Beobachtung von Meltzer Zu Timaios von Tauromenion,
Jahrb. f. Phüol. CVII. 1873. S. 234—278, dass abgesehen von Pseudo-Plat.
Epist. Yll. 349 E der Ausdruck im%Qdxsia als stehende Bezeichnung für
die karthagische Provinz in Sikelien (nach der dortigen Niederlage der
Athener) nur in solchen Stellen bei Diod. und Plut. (nebst Pseudo-Aristot
113. Ath. II. 42 f, vgl. A. 298. 802. C. 17. A. 94^) gebraucht wird, welche
auf T. zurückzugehen scheinen, wohin also wohl auch die den Pjrros be-
treffenden Stücke Diod. XXII, 10, 2. 4. Plut. Pjrr. 22 gehören, s. Coli-
mann De Diodori Siculi fontibus, Marburg 1869. 8., andrerseits jedoch
Clasen S. 95 f. Poljb. sagt dafür inaQ%£a. Enmann S. 182 meint, dass
Diod. für Agathokles (XIX— XXI) neben Duris (s. A. 833) stellenweise auch
den T. unmittelbar benutzt habe; das ist möglich, aber wohl nicht er-
weislich.
310) Ausdrücklich citirt wird T. von Plut. nur Lyk. 1. 31. Nik. 1. 19. 28.
Dion. 6. 31. Timol. 4. 36. Qu. symp. VIII, 1, 7. 717 C « Fr. 47. 46. 104.
102. 124. 129. 131 f. 119. Dass er indessen im Leben des Timoleon die
HauptqueUe ist, hat besonders Clasen S. 72—98 erhärtet Auch darin
hat er S. 46 ff. wohl Becht, dass eine Yertheilung der Biographie des
Nikias je nach ihren verschiedenen Capiteln unter verschiedene Haupt-
quellen, wie sie u. A. Philippi Commentatio de Philisto Timaeo Philo-
choro Plutarchi in Niciae vita auctoribus, GKessen 1874. 4. versuchte, im
Ganzen nicht thunlich ist, aber mit dem Fehlschlag seiner Quellenunter-
suchung über den sikelischen Feldzug der Athener bei Diod. (s. A. 309)
Mit auch sein Ergebniss zu Gunsten des T. als Hauptquelle vom Nikias
des Plut. über den Haufen, und es scheint, dass dies vielmehr Philistos
war, s. Bachof Jahrb. CXXIX. S. 453 f. Die Untersuchungen über das
Leben Dions endlich haben nur für den mittleren Theil zu einem ab-
schliessenden Ergebniss geführt, nicht so für den ersten und dritten (1—21.
52—58), fClr welchen nur die Benutzung der pseudo- platonischen Briefe
feststeht Das Besultat von Hugo Müller De fontibus Plutarchi vitam
Pionis narrantis, Greifsw. 1876. 8. (Doctord.), T. sei hier der Haupt-
gewährsmann, ist, wie man auch über die Vermuthungen von Bachof
De Dionis Plutarchei fontibus, Gotha 1874. 8. und Stoessel Epistolae
Piatonis et Dionis vita Plutarchea quo modo cohaereant, Cdslin 1876. 8.
(Grei&w. Doctord.) denken mag, jedenfalls besonders für den ersten Theil
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Antikleides. Duris. 585
Istros genannt ^^^); gehörte also wohl jedenfalls der frühsten
Alexandrinerzeit an. Er schrieb delische Geschichten (^i^-
Xiaxa) in mindestens 2^*^), Noötoi in mindestens 16^^^), nsgl
'jiks^avSQov in mindestens 2 Büchem^^') und ^E%riyri%ix6v
oder 'E^riyrittxd^^^), d. h. ober die alten Religionsgebräuche,
beschäftigte sich also hauptsächlich mit Sagen- und Alterthums-
forschungen über Städtegründungen und den Ursprung yon Heilig-
thümem und religiösen Bräuchen und anderen Einrichtungen,
wie dies selbst aus den dürftigen Bruchstücken seiner Geschichte
des Alexandros hervorgeht. Daher benutzte ihn denn auch
Istros ^*^).
Duris von Samos^*^) ward wahrscheinlich um 340 oder
nicht 80 sicher, wie Glasen S. 76 glaubt, sondern mindestens höchst
zweifelhaft, s. Enmann S. 168—174, womit denn auch die Darstellong
bei Glasen S. 68— 71 ihren Boden verliert.
311) Doch ist dessen Biographie des Timoleon nur eii^ dürftiger Aus-
zag, und Yon seiner Quelle in der des Dion lässt sich nur sagen, dass sie
dieselbe war wie in den eben genannten Abschnitten bei Plut. Ausdrfick-
lieh citirt er den T. nur Alcib. 11 » Fr. 101.
311**) S. A. 240. 248. Ob er den Hieronymos und Philistos nur aus
T. citirt, wie Ad. Schmidt a. a. 0. S. 56 (63) nnd Eothe Diss. 8. 56 f.
wollen, oder ob Pfundtner Die hisi Quellen des Paus., Jahrb. f. Ph.
XGIX. 1869. S. 452 fif. dies mit Recht bestreitet, kann hier nicht untersucht
werden.
812) Bekt. Anecd. p. 783, 12. Ath. XL 466 c — Fr. 2. 7. — Müller
Scr. r. AI. M. S. 147^152.
313) Plut. Alex. 46. VgL A. 317.
314) Plut. de mus. 14. 1136 A » Fr. 5, wo Reine sius 'AvumXsidrig
ffir 'AvTixXijg hergestellt hat.
315) Schol. Apoll. Rh. I, 1298 — Fr. 4. 8. Fr. 4. 5.
316) Ath. a. a. 0. In Fr. 8 b. Ath. IX. 384 d ist die überlieferte Zahl
nicht 07j\ sondern rj' (s. Eaibels Ausg.). S. Fr. 6—12.
317) Fr. 1 b. La. DL VIÜ, 11. VgL Fr. 1—3. Er bestritt hier (Fr. 3
b. Plnt. AI. a. a. 0.) das Märchen des Oneeikritos von der Amazone (s. A. 24.
28. 39. 95).
318) Fr. 13—20.
319) S. A. 314 und M. Wellmann De Litro (Greifsw. 1886). S. 16 f.
320) Hulleman Doridis Samii qaae snpersunt, Utrecht 1841. 8.
yan Qent Epistola crit. de Duridis Samii reliqaüs ad Hullemannom,
Gent 1842. 8. Eckertz De Dnride Samio, imprimis de eins in rebus tra-
dendis fide, Bonn 1842. 8. (Doctordiss.). Müller F. H. G. U. S. 466—488.
Horstig Qnaestionum Durideamm part. L, Stolp. 1867. 4. Haake De
Duride Samio Diodori anctore, Bonn 1874. 8. (Doctord.). Roesiger De
Duride Diodori Siculi et Plutarchi auctore, Qöttingen 1874. 8. (Doctord.).
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586 Einundzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
doch nicht viel &Qher^^^) geboren ^ und zwar nicht dort^ sondern
in der Verbannung, da die Insel, wie wir bereits sahen "^**),
damals von 365 bis 322 mit attischen Eleruchen besetzt war'^^),
und scheint während dieser Zeit, und zwar wohl nicht lange yor
dem Ende derselben, als Knabe einen Sieg im Faustkampf in
den olympischen Spielen davongetragen zu haben ^^^). Gleich
seinem Bruder Lynkeus wurde er sodann in Athen des Theo-
phrastos Schüler, und später, jedenfalls erst nach der Schlacht
bei Ipsos 301^*^^), beherrschte er Samos als Tyrann'**). Ohne
Zweifel war er 281 und auch mehrere Jahre später um 262
noch am Leben '**^). Er schrieb vier auf Geschichte der Litteratur,
der Kunst und der Künstler und der Athleten bezügliche Werke
über Tragoedie, Agone, Maler und Sculptur oder vielmehr
wohl Bildhauer, von denen wir aber ungemein wenig wissen^
J. G. Droyaen B. A. 160. BoeBsler De Duride Diodori, HieroDymo Daridie
in rebaB a BuetesBoribuB Alexandri Magni geftis auctore, Göttingen 1876. 8.
(Doctord.). Luebbert De Pindari poetae et Hieronis regia amidtiae pri-
mordÜB et progressa, Bonn 1886. 4. S. XXII £f. ygl. S. XUffl
821) S. A. 324 ^ 328 n. bes. 350.
321^) C. 2. A. 890. 400.
322) Schafer Demoath. I«. S. 98 (P. S. 87). A. 4, dazu Polyaen. III,
10, 9 und unten A. 386»>. Diod. XVm, 18, 9, vgl. XVIII, 8 f.
328) Denn die furchtbar serrüttete Stelle Paus. VI, 18, 8, 5 scheint in
diesem Sinne mit Hulleman S. 7, Eckertz S. 28 ff., Müller S. 467,
Brunn Eünatlergeaoh. I. S. 424, Luebbert a. a. 0. au^efasat und an-
nähernd wiederhergestellt werden zu müasen: Xiovido^ dl ov noQQto rijs iv
'Olvfinüx ati^XTig naig (? so Eckertz f. xal dg) saxriKsv [h] Jovgig (Jov-
Qiog andere HdBchm.) 2d(iiog, Tiifarrjcag miyfirj naidag' ti%vri 81 tj eixtop
iati iihv *[nn£ov^ to dl iniy(fafi(ia driXot to In avxm vix^aat Jov^iiß
{XCovw Codd.), rivUa 6 IktpkCotv diifiog i(pevy8v i% xijg vriaov' tbw Sh xat-
Qov^ (%ad'' opy inl xa oUsw %6v drjfuov (^natsl&eiv awißijy b Jovgig
avtog naraXiyeL iv tceig taxoifictig elvat x6 xqCxov ixog xrjg xexaQxrig oXvfjL-
niddog n(f6g xaCg aTuaxov %al di%a, xad' rjv ivlnot axadiov Mi.%Cvag 'PoSiog
(Diod. XVII, 118, 1). ntxä Sh xavxa xov avxov evvißri xvQUVvivaat xrig na'
t^idogy (so ansprechend, wenn auch nicht aicher Lübbert S. XXIV, (^ax-
eXd'stv cvvißri **y achon Kuhn), na^u dl xov xvqavvov JialXog 6 IIoX-
Xidog dvaTiBitai «. t. X, Ganz andere freilich, aber gewiss mit unrecht
Rutgers, Walz, Schubart u. A.
828^) Denn inzwischen war Samoa, obwohl es Polysperchon 319 den
Athenern wieder zugesprochen hatte (Diod. XVIII, 56), frei, C. I. G. IL
No. 2264. Droyaen Hellenism. II«, 1. S. 81 f. A. 4. Luebbert S. XXV.
Ausserdem s. Eckertz S. 81. Brunn a. a. 0.
824) S. C. 18. A. 6.
324 b) S. A. 328. 850.
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Duris von SamoB. 587
immerhin jedoch genug, um behaupten zu dürfen^^^), dass
wenigstens in den zwei letzteren Büchern das biographisch-
anekdotenhafte Element vorwog***). Auch die Schrift ^r^^i aydvojv
324«) S. Urlich« (Sohn) Griech. Kunatschriftsteller S. 21—29, vgl.
A. 825.
325) IIsqI zgaymdiag Ath. XIV. 636 f (=- Fr. 69), wovon «€^1 Ev^mC-
dov %al 2o(po%Xsovg (Ath. IV. 184 d = Fr. 70, eine Notiz über den Lehrer
des Alkibiades im Flötenspiel) wohl nur ein Theil war, nsgl ccydvcov Tzetz.
ad Lyc. 613. Phot. Lex. SMvov axitpavog (Fr. 78 f., dazu Fr. 76 f.), n^gl
itnyqatpfov La. Di. I, 38 im HomonymenverzeichnisB: xixuQtog {Balrig) ov
(lifivritat J, h tco n, i. (=b Fr. 77), nsgl tOQSvztnrig oder vielmehr wohl,
wie Urlichs S. 22 vermuthet, negl xoQSvtav^ Plin. N. H. Ind. XXXIV
(vgl. Ind. XXXVI). Duris qui item (näml. de toreutice acripsit) mit der Er-
zählung über Lysippos, der also in diesem Buche noch mit behandelt war,
Fr. 79 b. Plin. XXXIV. §. 61. Lysippum Sieyonium Duris negat ullitis
fui8S€ discipülum, sed etc.: es folgt eine unhistorische (s. Urlichs S. 25 --27)
Künstleranekdote Vgl. C. 20. A. 32. Danach haben Oehmichen Plinian.
Studien, Erlangen 1880. 8. S. 99 und Urlichs S. 28 vermuthet, dass auch
die gleiche Angabe im chronologischen Erzgiesserverzeicbniss bei Plin.
XXXIV. §. 51 über Silanion (Ol. 113): in hoc memordbile qmd nuUo doctore
nobüis fuit, ipse disciptUum habuit Zeuxiadem auf D. zurückgehe, vgl.
C. 20. A. 14. Die Muthmassong von Brieger De fontibus . . . n. h. Plinii
S. 61 , dass auch von XXXIV. §. 87 ein Gleiches gelte , steht doch auf etwas
schwachen Füssen. Dagegen urtheilt Urlichs S. 24f. über XXXV. §. 71
ungleich richtiger als Robert Archaeol. Märchen S. 79 ff., indem er mit
Recht gleich Müller von den beiden Parallelstellen bei Ath. nicht bloss
XV. 687 b. c, wo Klearchos ausdrücklich genannt wird, sondern auf Grund
dessen auch die andere XIL 543 c auf diesen (Fr. 4) zurückführt, vgl.
C. 20. A. 7. 29, so dass also wahrscheinlich der Peripatetiker D. diese
Anekdoten über Parrasios aus dem älteren Peripatetiker Elearchos aus-
geschrieben und andere Züge hinzugefügt hat, daher denn auch, da nicht
Letzterer, sondern Ersterer mittelbare Quelle des Plin. war, die Ueberein-
stimmung des Plin. mit Ath. nur eine theilweise ist. Und so werden denn
wahrscheinlich überhaupt die meisten Eünstleranekdoten besonders im
35. B., die Robert dem Antigenes von Karystos zuschreibt, wenigstens in
letzter Instanz vielmehr aus D. stammen, wie Urlichs S. 27f. annimmt.
Jedenfalls nicht aus dem Malerbuch (wie Müller will), wahrscheinlich
aus dem Bildhauerbuch ist Fr. 78 b. La. Di. 11, 19. dovqig S\ %al dov-
XBveai, {xoQBvCtti. verm. Gent) uvxov (näml SonKgcixri) xal igydaaad'ai. Xi-
»ovg (näml. tprjah). Auch diese Stelle ist von Urlichs S. 42 fF. im Zu-
sammenhang mit den Parallelen bei anderen Schriffcfitellem (s. C. 20. A. 14)
gut behandelt, indem er mit Recht daran festhält, dass die folgenden Worte
slva£ X8 avxov %alxäg iv diiQon6X€i XaQixceg ivioC tpotaiv ivdsdv^iivag ovcag
ausdrücklich selbit besagen, dass sie nicht mehr aus D. sind. Letzterer hielt
also wie nach ihm Polemon, wenn Urlichs richtig gesehen hat, den Bild-
hauer Sokrates für einerlei mit dem Philosophen, und die Unterscheidung des
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588 Einnndzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
aber, zu welcher ihm vielleicht die von Aristoteles entworfenen
Verzeichnisse olympischer und pythischer Sieger, jedenfalls aber
auch seine eigne jugendliche Athletenlaufbahn eine sehr natQi^
liehe Anregung gaben, unsers Wissens das erste Werk dieses
Titels und dieser Gattung, dem dann, wie schon früher bemerkt,
zunächst das des Eallimachos, hierauf aber ähnliche Arbeiten
von dessen Schüler Istros folgten ^*^**)', trug wenigstens zu grossem
Theil jedenfalls ein ähnliches Gepräge an sich, denn nach Allem,
was wir über diese Classe von Schriften wissen, kann es nur
ein Zufall sein, dass uns in den dürftigen Bruchstücken der
seinen keine Spuren von Gharakterzügen, Anekdoten und Legenden
der Wettkämpfer geblieben sind^**). Wo möglich, noch weniger
kennen wir von einer fünften Schrift über Gesetze'*^^). Desto
besser sind wir über seine grösseren historischen Arbeiten unter-
richtet, die ^löTOQLai, welche auch unter den Titeln Maxe-
Sovixa uod 'EXXr^vtxd citirt werden*"), mit 370 begannen
und mindestens bis 281 fortgeführt waren'*®), in wenigstens
Ersteren von dem Maler war zwischen Antigonos und Polemon streitig (Plin.
XXXYI. §. 32). Mit welchem Becht Wilamowitz Ani y. E. S. 145 dem D.
„eine Concorrenzschrift'' mit der des Xenokrates abfassen lässt, verstehe
ich nicht: wir wissen weder (vgL Urlichs S. 32), welcher von Beiden
früher schrieb, noch ob der Andere aaf dessen Schrift oder Schriften Bück-
sicht nahm. Nicht minder fragt es sich, ob Antigonos wie den Xenokrates
(s. C. 20. A. 28) so etwa anch den D. benutzt hat und dergestalt yielleicht
das erste Mittelglied wurde, durch welches das von Letzterem Herstammende
in den Plin. gelangt ist.
326*>) S. unten A. 624 und oben C. 13. A. 87 ^ 88.
326) S. über dies Alles Luebbert S. XII— XXII nnd das aus ihm C. 13.
A. 88 Mitgetheilte. Dass auch solche Siegerverzeiohnisse, wie Arisioteles
und hernach Eratosthenes (s. C. 16. A. 82—84) sie schrieben, allerdings
neben Anderem (s. C. 16. A. 84) auch kurze Notizen über die Sieger ent-
hielten, darüber s. Luebbert S. XXI f.
326^) JTe^l v6(iav Et M. 9m(fa^ (-» Fr. 71, dazu Fr. 72 aus Schol.
Pseudo-Plat. Hipp. mai. 293 A).
327) Fr. 1—33. "lotoqCui, Fr. 1 b. Phot. Cod. 176. Fr. 21 b. Suid.
& xh tsQov nvQ ovH i^Bött <pvarjcui, femer Ath. IV. 166 c. 263 d. X. 484 d.
XIL 636 e. 642 c. 646 c. XIÜ. 660 b » Fr. 29. 30. 13. 31. 27. 32. 2. Mttxs-
9ovi%d Ath. IV. 167 c. VL 249 c. Bekk. Anecd. p. 782. Schol. Apoll. Bh.
IV, 264. Seh. Eurip. Ale. 264 == Fr. 12. 8. 16. 26. 28. "EXlrjvinu Diod.
XV, 60, 6.
328) S. Diod. a. a. 0. JovQig 9' 6 Sd^iiog h tötogioyifdtpof t^( xAv
^EXlrivinrnv taxogiag ivxevd'sv inoirjaccxo xriv dQxi^v u. Fr. 33 b. Plin. VUI.
§. 143: Tod des Ljsimachos. Vielleicht hörte er hier wirklich auf, vgl
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Duris von SamoB. 589
23 Büchern '^^), die vermuthlich ^^^) später als jenes Werk
unternommene Geschichte des sikelischen Tyrannen Aga-
thokles*^^) in mindestens 4^*^), in welcher er sich in zahl-
reichen Abschweifungen über die Natur, die Sagen, die Merk-
würdigkeiten von Sikelien, Italien und Libyen erging*"), allem
Anscheine nach die Quelle für die entsprechende Darstellung bei
Diodoros*^), und die nicht minder von allen möglichen Ab-
schweifungen durchzogene Chronik von Samos***) in mindestens
2 Büchern*^^). In den Historien scheint er für die Geschichte
der Nachfolger des Alexandros sich namentlich an Hieronymos
von Kardia, aber freilich nicht an diesen allein*^) angeschlossen
zu haben, und andrerseits scheint dies Werk wiederum die Quelle
des Diodoros für diese Partie**'') gewesen zu sein, desgleichen
für Cornelius Nepos im Leben des Eumenes und theilweise für
Polyaenos***), eine Hauptquelle auch für Plutarchos**^) im Leben
luaiiii. XVII, 1, 9 (ans anderer Quelle): ultimum hoc ceriamen eommüüonum
Alexandri fuit.
829) Fr. 82. Im 1. B. kam er wohl bis anf die Regienmg des Phi-
lippos (s. Fr. 2), von dem, wie es scheint, B. 2—5 handelten (s. Fr. 8),
wie B. 6—10 wohl von Alexandros (s. Fr. 12—21), B. 11—16 von den
folgenden Begebenheiten bis znm Tode der Olympias 816 (Fr. 26), B. 16—22
bis znr Schlacht bei Ipsos 801 (Fr. 30), s. Müller S. 468.
330) S. A. 860.
880 »>) Fr. 84—46.
881) Fr. 88 b. Said. EvQvßazo^, Bei Ath. XII. 642 a (Fr. 41) hat
Hulleman dsxccttj in d' yerbessert. Der Titel war ns^l WyadoxXia,
Said. a. a. 0. Ath. a. a. 0. u. XIII. 606 d. XIV. 628 b (« Fr. 87. 84).
832) Müller S. 468. Daher Fr. 86 b. Schol. Aristoph. Vesp. 1030 das
Citat Ai^%a,
888) Im 19. bis 21. B. (vgl. das Citat XXI, 6 = Fr. 40). Haake
S. 2—36. Roesiger S. 6-86.
834) Fr. 47—68. 'ß^ot ZafjkCmv, Ath. XV. 696 e =- Fr. 66. ip toig Sa-
fiitov iniyQtttpofievoig mQOig^ abgekürzt ^SIqoi Seh. Eurip. Hec. 916. La. Di.
I, 119. Porphyr. V. Pyth. §. 8 = Fr. 60. 61. 66.
836) Fr. 60 nach der ohne Zweifel richtigen YerbesseniDg von Hulle-
man (5' für iß\
886) S. Boessler S. 60 f. vgl. m. S. 81—83.
387) B. 18-22.
838) m, 12, If. IV, 6,4. 8. lOff. 7, 6. 11 f. 8,2flf. 9,2, S. aber
C. 88. A. 174.
839) Vgl. die ausdrücklichen Citate des D. Demosth. 19. 28. Phok.
4. 17. Alex. 16 (de fort. AI. I. 8. 327 E). Eum. 1 « Fr. 6. 9. 22. 28. 10. 7.
Nicht minder hat Plat. die samische Chronik hie and da benutzt im Leben
des Perikles (28 »» Fr. 60, s. aber A. 844), Alkibiades (82 — Fr. 64),
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590 EinundzwaDzigsies Capitel. OescbicbtschreibüDg.
des Demosthenes®*®*), PhokioD, Alexandros, Eumeues und De-
metrios^®^), stellenweise auch des Pyrros^*^). Auch Athenaeos
hat ihn selbst gelesen^*) und wenigstens die Historien noch
Photios**^). Aber seine Glaubwürdigkeit, die schon von Pln-
tarchos***), so stark ihn dieser auch ausnutzt, nicht ganz mit
Ageailaos (8 »= Fr. 63), Lyeandroa (18 = Fr. 66), 8. H. Sanppe Die
Quellen Plutarche f. d. Leben des Perik., Gott. 1867. S. 8 ff. Fricke
Untersucbnngen üb. die Quellen des Flut, im Nik. u. Alkib., Leipz. 1869.
S. 62. 78. Muellemeister De Fjrrbi Plutarchei fontibus, G5tt. 1874. 8.
840a.b) Vgl. Roesiger S. 36—61. 62-64.
341) Die früher gangbare Annahme, dass die Diadochengesehichte bei
Diodoros vielmehr unmittelbar aus Hieron jmos geflossen sei, wurde bereits
durch Muellemeister, Haake S. 1 f. und besonders Roesiger S. 63 ff.
zum Mindesten stark erschüttert, welche indessen dabei stehen blieben,
dem D. einen erheblichen Antheil zuzuweisen. Sie ward dann von Renas,
Nitsche und Droysen (s. A. 204. 223), welcher Letztere früher Hellenism.
II*, 1. S. 246. A. 2. II ', 2. S. 90. A. 2 neben Hieronymos doch auch D. als
Quelle anerkannt hatte, wieder aufgefrischt, allein m. E. hat Roessler sie
schlagend widerlegt und den obigen Sachverhalt als den allein richtigen
erhärtet. Um hier nur dies Eine anzuführen: was bei Diod. XVIII, 60, 4
(vgl. A. 208) von Hieronymos erzählt wird, kann dieser schwerlich selbst
berichtet haben. Vgl. auch v. Wilamowitz Ant. v. K. S. 192. A. 13. Da-
gegen ist der Versuch von Haake S. 36 — 63 auch Theile vom 16. und
16. B. des Diod. auf D. zurückzuführen misslungen, wie Roesiger S. 62 f.
zeigt. Der Nachweis von Droysen S. 461 f., dass, falls auch für die
letzten Capitel im 12. B. des Instin. Eleitarchos die (mittelbare) Quelle
war, Trogus Pompeius (oder vielmehr sein griechisches Original) vom 13.
ab einem anderen Auetor, der nicht minder lebhaft malte, gefolgt sein
müsse, scheint mir richtig, nur aber war dieser andere sonach nicht D.
Und wenn Droysen S. 466 meint, Hieronymos habe erst nach den Histo-
rien des D. geschrieben, weil er bis auf den Tod des Pyrros hinabging, so
gilt dies Letztere in der That erst von dessen jüngerem Werke, der GJe-
schichte der Epigonen, s. A. 221, und überdies wissen wir ja nicht, wie
lange nach 281 D. seine Historien veröffentlichte. (Andrerseits widerlegt
Roessler S. 66. A. 37 Etwas, was Droysen gar nicht behauptet hat).
342) Da er ihn nach den einzelnen Büchern citirt.
343) Fr. 1, s. A. 327 u. 346.
344) Per. 28 (»* Fr. 60). JovQig 9* 6 £a(iiog tovtotg inizQaytoBBi' noX-
Xriv {opLotrjza tcoy 'Adiriva^av nal tov nsQitiXiovg xarTjyopcSsr, rjv ovxb SovMvdC-
drjg tatSgri^BV ovx* "EfpOQog ovt' 'AgiazotiXiig. ctXX* oi% aX-q^BVBiv ^oi%bv . . .
Jovqig fthp ovv ov9' onov firidlv avx(3 TCQoaeativ i^Siop nd^og slatd^mg mga-
xsiv xriv iir^yriaiv knl trig dXri^Biag, ii,aXXov iomsv tavta Seivmaai %äg tilg
icaxQCdog 6Vfiq>0Qag inl 9iaßoXij xciv 'Ad^ivalmv. S. jedoch gegen diesen
angeblichen Athenerhass des D. die meistens richtigen Bemerkungen von
Roesiger S. 46 ff., andrerseits freilich vgl. Roessler S. 60 f.
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Doris von Samos. 591
Unrecht angefochten wird, stand mit diesem grossen Einflüsse,
den er ausgeübt hat, jedenfalls in einigem Missverhaltniss. Im
Ein gange der Historien tadelte er die wohlabgewogne Stilistik
der Isokrateer Theopompos und Ephoros und warf denselben
Langweiligkeit und Mangel an drastischer Nachahmung vor**^).
Seine eignen Geschichts werke waren also, wie er hiemit selber
sagt, stark auf die Ergötzung und Spannung seiner Leser be-
rechnet, und darunter litt nicht bloss sein nicht auf Gewähltheit,
Rhythmos und Wohllaut, sondern auf lebendige und effectvoUe
Schilderung hinarbeitender Stil, welcher in Folge dayon grosse
Nachlässigkeiten zeigte ^^), sondern, was weit schlimmer war, er
übte auch hier eine gewisse Jagd nach pikanten und boshaften
Fabeln und Anekdoten, überhaupt nach prickelnden und unter-
haltenden Zügen aller Art aus, die er zu seinen besseren Quellen
hinzusetzte, ja er scheute sich allem Anscheine nach nicht ge-
legentlich einmal sogar absichtlich die Wahrheit zu verfälschen^').
Indessen beging er diese Fehler doch nicht haufenweise. Im
Gegentheil, die Geschichte der Diadochen bei Diodoros erscheint
als eine im Ganzen sehr sachkundige und versiandige Dar-
stellung^, und wenn sie dies ohne Zweifel vorwiegend dem
engen Anschlüsse des Duris an Hieronymos verdankt***), so
schlug er doch auch in der Geschichte des Agathokles einen
845) Fr. 1. '^tpOQog di %al Gionof^nog tmv yevopLhcav {nQoysvofiivmp
Ca Saab.) xXetaxov dneXs^<p9'Jioav' ovts yag futfiT/j^iiog iietiXaßov ovdsiuäg
ovTS iidovijg iv x^ fpQaaccij avtov dl tov ygafpsiv fuovov intftsXt^d'Tiöav.
846) Dionys. v. Hai. C. V. 4, 8. A. 225.
347) Wie wenn er Fr. 78, wenn anders hier die überlieferte Lesart
richtig ist (s. A. 825), behauptete, Sokratea sei Sklave gewesen. Ob er im
Maler- und Bildhauerbuch EflnstlergeBchichten geradezu erfand, wie Qr-
lichs S. 27 ihm vorwirft, ist nicht imwahrscheinlich, aber doch nicht wirk-
lich bewiesen. Auch seine übertrieben ungünstige Schilderung des Phale-
reers Demetrios (Fr. 81) war wohl nicht frei von persönlicher Gehässigkeit
gegen diesen seinen ehemaligen Mitschüler. Im üebrigen s. die Unter-
suchung Yon Eckertz S. 1—28 nebst den zum Theil gelungenen Berich-
tigungsversuchen von Horstig und die kurze Zusammenstellung bei
Müller S. 469. Wohl mit Hecht ist Bo essler S. 68. A. 40 geneigt auch
in Diod. XIX, 11, 5 ff. und 38 f. solche eigne Zusätze des D. zum Ergötzen
der Leser zu erblicken.
848) Droysen S. 464. Kitsche Hieron. S. 30. Beuss Hieron. S. VT.
Alle drei wollen freilich nicht zum Wenigsten hieraus schliessen, dass nicht
D., sondern nur Hieronymos die unmittelbare Quelle sein könne.
849) Boessler S. 62 f.
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592 Einmidswanzigstes Capitel. Gcscliichtacbreibimg.
richtigen Mittelweg zwischen den Lobhudeleien des Eallias uud
den Gehässigkeiten des Timaeos^ welche er wohl Beide kannte ^^),
ein***). Gleich seinem Mitschüler Demetrios von Phaleron®***)
war auch ihm das starke Hervorheben des Waltens einer dunklen
Schicksalsmacht, welche sie die Tyche nannten, in den Ereig-
nissen der Völker und Staaten mit Durchkreuzung aller Pläne
menschlicher Klugheit und Berechnung eigen*^), so dass dieser
Gedanke wohl schon auf ihren gemeinsamen Lehrer Theophrastos
zurückgeht.
Diokleides von Abdera wird nur einmal erwähnt®^**).
Alkimos, ein Schüler des Stilpon, wird als der ausge-
zeichnetste Rhetor seiner Zeit bezeichnet*^). Ob er derselbe
war mit dem Verfasser eines Geschichtswerks über Sikelien
860) Wenigstens Letzteren sicher, Ersteren höchst wahrscheinlich, wie
Roesiger S. 6—10. 15—29 gegen Haake S. 6. 9. 86 f., der übrigens das
Letztere als möglich zngiebt, gezeigt hat. Folglich hat D. seine Geschichte
des Agathokles erst mehrere Jahre nach dessen Tod (289) yollendet, ja er
kann sie kau« viel vor 262 (s. A. 239) begonnen haben, nnd da er doch
schwerlich damals noch älter als in den letzten Siebzigerjahren gewesen
sein wird, so erhellt hieraus, dass seine Gebart, die nach A. 323 nicht yiel
nach 340 gefallen sein kann, auch schwerlich yor 841 oder 840 fiel.
861) S. Haake S. 10—29 und besonders Roesiger S. 6—26. Wenn
daher Cic. ad Att. VI, 1, 18 ihn einen homo in histaria diligena nennt, so
ist dies wenigstens nicht schlechthin unrichtig.
862) S. G. 2. A. 698.
868) S. darüber besonders Roessler S. 46 ff. 67—69. Schon yor ihm
hatte dies Roesiger S.^7f. 48 f. 62. 68 heryorgehoben (s. überdies dessen
G. 2. A. 698 angef. Schrift) und mit dazu benutzt, um grössere Theile yon
Flut. Demosth. u. Demetr., in denen die gleiche Erscheinung auftritt, auf
D. zurückzuführen. Nitsche S. 82f. behauptete, dass in der Diadochen-
geschichte bei Diod. diese Macht zwar ^ tvxrj, in der des Agathokles aber
To daifiovioVf To d'6L0v und ähnlich genannt werde. Dies aber hat Roessler
S. 46 ff. widerlegt: in beiden wechseln die Ausdrücke ^ tvxrj und of ^io{
(nur dass für den letzteren in der Diadochengeschichte ^eo^ oder d-iog
steht), während allerdings in der Geschichte des Agathokles allein to dut-
f^viov oder ^sCov und namentlich Ersteres sehr häufig sich findet, was
Roessler mit grösster Wahrscheinlichkeit daraus ableitet, dass D. in dieser
den Timaeos benutzt hatte.
363^) Moschion b. Ath. Y. 206 d. Jio%XB£dfjg (i^v o 'AßdrjQiTtjg (^aviid-
^itai inl xji sr^os ^h^ 'Podimv noXiv vn6 JrjfiritQiov ngoatax^i^ay toig
xbC%$cw iXsnoUi, Er fehlt denn auch bei Müller. Ueber seine Zeit
s. C. 26. A. 224.
864) La. Di. IT, 104. ändvtiov nQmxsvovta xmv h *EXIm9i (rjtöqatv.
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Diokleides. AUdmos. Idomenens. 593
und eines anderen über Italien^^), läset sich nicht entscheiden.
Wohl aber spricht die Verwandtschaft des Stoffes entschieden
dafür, dass der letztere Alkimos der nämliche war, welcher über
den sikelischen Eomoediendichter Epicharmos ein ^Qog^Afivv'
tav betiteltes Werk in 4 Büchern schrieb, in welchem er nach-
zuweisen sachte, dass Piaton aus diesem Dichter Vieles, ja schon
die wesentlichsten Stücke seiner Ideenlehre entlehnt habe^^).
Idomeneus von Lampsakos^^) ist uns bereits^^) als einer
der ältesten Anhänger des Epikuros begegnet, welcher den 271
gestorbenen Meister überlebte ^^). Er gehorte gleich Leonteus
zu den vornehmsten Männern seiner Vaterstadt^ und widmete
sich denn auch abweichend von den übrigen Epikureern dem
Staatsdienste, trachtete nach politischer Macht und politischem
Glänze und Ruhme und scheint eine Zeit lang die höchste Ge-
walt in seiner Heimat inne gehabt zu haben, wovon ihn aber
Epikuros abmahnte ^^) und schliesslich, wie es scheint, mit Er-
866) Fr. 1—3 u. 4~6: ZtuBltnd Ath. VII. 822a (— Fr.l) u. "A, d' o
SinsXiiOTrjg iv x^ iniyifacpofiivjj tav ßißXmv 'itaXiti^ Ath. X 441 a (= Fr. 4). —
Müller F. H. G. IV. S. 296-298.
866) La. DL III, 9 ff. ■■ Fr. 7, wo eich ein ziemlich umf&nglicher Ana-
zag mit mehreren Fragmenten des Epicharmos findet.
357) Sintenis De Idomenei Lampsaceni yita, et fragmentis, hinter
seiner Ansg. y. Plnt. Per. (Leipz. 1835). 5. Ezc. (yeraltet). H. Sanppe
Idomenens, Rhein. Mns. N. F. IL 1843. S. 450—462. Müller F. H. G. II.
S. 489—494.
368) C. 2. A. 401. 411. 486. 448.
859) S. C. 2. A. 435.
860) Strab. XIII. 689. tois a(f£atois z&v iv xy ic6X8i xavxijy xoig nsgl
'IdopLBvia %al Asovxia,
861) Fr. 182 ff. -« Sen. Ep. 21, 3. 7. Epicu/rus . . . cum Idameneo
8criberet et tllum a vita specioaa cid fidelem stahilemque gloriam revocaret
rigidae tunc potentiae ministrwm et magna tracta/ntem: ,,9» gloria*', inquit,
„tangeris etc," , . , ad hunc Epicurus nohilem illam senUnHam soripait, qua
hortatttr, "ut FyÜhoclea locupJetem fwn puiblica nee ancipiti via faciai. ,ßi
vitf', irnquit, „iBythoclea dwitem facere etc.'* 22, 6. Epicwri epistulam . . .
Idomeneo quae ^inyscribitur, quem rogat, u< quantum potest, fugiat et pro-
peret, antequam cdiqua vis maior interveniat et auferat libertatem recedendi.
Plnt. ady. Col. 84. 1127 D. y(f<i<patv ngog *I9ofk6viu dianeXsvBxcci (lii vofioig
%al d6iais dovXivovxa i^v. Phot. a< Said. Ilv^ta xol dr^Xia. ^cl UoXv-
nffdx'qv . . . Ilvd'ia %al Ji/jXia noii^aavxa afuc iv Ji^Xat nifiipat eig ^eov
Xf^rjao^Bvov^ si xä xfjg Q^atug aysi %axä xov »Qtafiivov xq6vov' xijv dl
Ilvd'iccv dviXsiVy xavxa aol Ilvd'ia %al JriXia, ßovXopLSvriv drjXovv Zxi i6%axa'
(lex' oXlyov yäg xqovov avxhv anoXiadat öwißfj, 'EitUovQog öh iv xivi
xmv TiQog 'iSofisvia iniaxoXav xavxa,
SusBMiHZ«, griech.-alex. Litt-Geioh. I. 38
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594 Einundzwanzigstes Capitel. Gesohiobteohreibang.
fQ]g862^ Dazu stimmt auch seine Schriftstellerei. Ausser einem
Werk über die Sokratiker^^) ver&sste er nämlich noch
ein zweites über die Volksführer, jtsQl di^fueyoycDv^, welches
Caecilius für das Leben der zehn attischen Redner neben den
Biographien des Hermippos benutzte ^^^), daher denn die aus
Caecilius stammenden Nachrichten in den pseudo-plutarchischen
Lebensbeschreibungen dieser Männer schlechter zu sein pflegen
als die aus Dionysios von Halikamassos entnommenen^. Denn
die Glaubwürdigkeit des Idomeneus ist vielleicht noch mehr
als die des Hermippos eine sehr geringe. Er ist ein Freund von
Skandalgeschichten und schrieb sie nach, wo er sie fand, und
wo er sie nicht fand, mag er wohl auch selbst neue erdichtet
haben **^. Ein drittes Werk von ihm war endlich eine Ge-
schichte von Samothrake*®*).
Philochoros'^®), Sohn des Eyknos, von Athen war Wahr-
862) S. den letzten Brief des Epikaros an ibn Fr. 138 (G. 2. A. 436).
863) La. Di. II, 19 (^^ Fr. 1): h xotq »bqI xmv 2to%Q4ini%mp,
S. Fr. 1—3.
364) Fr. 4—17. Den Titel bat eret Saappe ans Bekk. Anecd. L
p. 260, 1 f. (— Fr. 17) richtig bergeitellt: mg dh 'iSoiuvevg <pfj6i, (ntgiy
din/kayrnfAv statt &q 91 'Idopjptjs qnjcl dfifuty»y6v. Das 2. B. wird citirt
Schol. Arifltopb. Vesp. 947 («- Fr. 6).
866) Scbol. Aescbin. II Anf. («= Fr. 16). oti. fui^ritfis iyivBvo (näml.
Alc%iVfig), ag /[i^y Jriniit(fiog 6 ^aXrnfSvs^ £m%Qixtovg xov qfiXoifoipov ^ $1^*
vaztQOw nXatoavos (s. C. 2. A. 708), mg dl KamtJLiog x«l 'l9o(Uivevg %al '^^-
fkinnog^ ov% ^xovcre %&v dv^Qmv (ladilcsmg xa(fiv. Vgl. Saappe S. 462.
366) Wie scbon C. 19. A. 14 bemerkt warde.
367) S. bes. Fr. 7 b. Plat. Per. 10. nmg av ovp tig 'idoitsvei nitxBvaste
%c(t7iyoQOvvri xov IJeqi'KXiovg d>g xov 'EtpuiXxriv . . . Soloqtovqaavvog x. x, A.,
femer Fr. 2—4. 10. 13. 14. 17, auch 12 (obgleich das hier En&blte wahr
sein mag).
368) Snid. nennt überhaupt nur dies: 'iSo^isvivg, r^to^ixo^, iy^a^ep
[cxoQÜtp xmv %axci SayM^ifiJL%riv, Oder war dies ein anderer Idomeneus?
Nicht ohne Wahrscheinlichkeit aber vermathet Sintenis S. 316 (vgl.
Müller S. 494), dass SchoL ApolL Rh. I, 916 (— Fr. 18). l^xo^ki'EJiXapixog
iv TiQioxm TQtoiTimv xftl 'idontpsvg [iv n(f<6xm Tq(oi%wv] das zweite T^ottxcov
ein Schreibfehler sei für 2afM>d'(faiii%ap,
369) Lenz und Siebeiis Philochori Atheniensis libronun fragmenta,
Leipz. 1811. 8. Müller F. H. G. I. S. LXXXVIII-XC. 384—417. IV.
S. 646—648. Sechs oder sieben neue Bruchstücke fügte Stiehle Philo-
logus YIII. 1863. S. 638 f. hinzu, drei fernere Strenge Quaestiones Philo-
choreae, Göttingen 1878. 8. (Doctordiss.) S. 66 (wo S. 64 f. auch die von
Stiehle gegebenen wiederholt sind). Diese Abb. beschäftigt sich theils
mit der Untersuchung, was Ph. wirklich über die athenischep Nomo-
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Philochoros von Athen. 595
sager und Opferschauer*'**) und hegte einen in dieser Zeit seltenen
Glauben an seine Kunst *'^)^ so dass er allem Anscheine nach
mit voller Seele sich diesem seinem Berufe widmete und ver-
muthlich dadurch zu seinem eingehenden Studium der vater-
ländischen Sitten und Bräuche, Opfer, Feste, überhaupt der at-
tischen Alterthümer und auch der attischen und zum Theil auch
der ausserattischen Poesie geführt ward. Er bekleidete jene
Function schon 306 "*) und setzte sein Hauptwerk bis zur Thron-
besteigung des Antiochos II Theos 261 fort, wurde aber, nach-
dem in ebendemselben Jahre Antigonos Gonatas im chremoni-
deischen Kriege sich Athens bemächtigt hatte, wohl nicht viel
später auf dessen Betrieb wegen der ihm Schuld gegebenen An-
hänglichkeit an Ptolemaeos Philadelphos getödtet*'*). Er war
ein überaus zuverlässiger und gewissenhafter Forscher. Leider
haben wir aber von seinen zahlreichen sonstigen Schriften*'^)
phylaken berichtet hat (S. 6—42), theils mit einer namentlich kritischen
Besprechnng der Brachstficke (8. 4B~65).
370) Snid. ^Udxogog Kvnißov 'A^r^vatog^ ftavtig xal ttgoanonog* Vgl. C. I.
A. 11, 869. Kvnvos ^doxoQov (wohl ohne Zweifel sein Vater, ß. v. Wila-
mowitx Herrn. XX. 1886. S. 681).
871) Fr. 146 b. Dionys. v. Hai. de Din. 3. tov 8' hiavrov tovrov
(Ol. 118, 3) SiBltoptos, Mqov S' siciovrog^ iv d%Q07f6Ui armeSov iyivtto
xotovto. %vatv Big %ov xf^g üoliddog vsav sictl&ovöa %al 8vca sig to Ilaw-
d^oautv^ int xov ßioftov dvaßdea xov ^Equb^ov Jiog xov vno x^ iXa^ nucxi-
xsiTo . . . n8(fl xov avxov Sh xqöpov %al iv x^ tsQm fie^* r^niffav, riTiXav x*
iiixovxog xal ovarjg «l&QCagy dcxr^q inC xiva XQOvov iyivsxo intpavrig, fifistg
d' iqmxffi'ivxBg vni(f xi xov ötifislov xorl xov qtavxdcituxog ^ slg o tpigsif
tpvytiStov xd^odov itpa^BV nqoöriyMCvBiv djLiqpJ'Tf^, %al Tavci/y ov% i% ^xa-
fioXrig ftgtxyiikdxav iaofiivriVy all' iv x^ %u9s6X€i9ji noUxBCu' %al xi\v %qCciv
inixslsa^ijvat. cvvißir\,
372) S. A. 371.
373) Said. a. a. 0. %axci dh xovg XQ^ovg yiyoviv h 4>il6xoQog 'Equxo-
a^ivovgy mg inißeclsiv ntfscßvxff viov ovroc 'EQaxoa^ivri, ixslevxrjas S* ivB-
ÖQBvd'Blg vn 'Avxty^ovj oxi diBßXii^ nQ06%B%Xi%iv€u xjj IlxolBfuiiov ßaai-
XBl(f. ^yQa'ipBV 'Ax&Cdog ßißXla if ' nsifiixBi Sh xdg 'Ad^rivtcÜBV n^^Big %al
^xovgy ßaailBig xocl agxovxag ^mg 'Avxioxov xov xbXbvxu^ov (!) xov ngocayo-
QBvd'ivxog Gbov.
374) Snid. fährt fort: nsgl fuxvxiHTJg d' (Fr. 190^-203, vgl. anch 0. 26.
A. 173), ftBQl fh)9wv a (Fr. 170—176), nBql xi\g xBx^n6XBmg (d. h. Oenoe,
Marathon, Probalinthos, Trikorythos, Fr. 166—168), SaXa^tivog xxCaiv, int-
y^dufucxa 'Axxt%df «e^l xmv ^A^vrjoiv dysavatv ßißXCa ^i' (Fr. 169 f.), vb^X
xav 'Ad^rjOtv dgidvxatv dico Smngoxldov [%ai] fiixQt 'AitoXXoBtoQov ^ 'OXvft-
nMag iv ßtßXCoig ß\ ngog xriv dr^kiovog 'Ax^ida, inixonrjv xrig 18 lag 'AxQ^i-
dogy inixoiiriv xijg Jiowolov ngctyfiaxBÜig nsgl tsgmv (wenn anders nicht
38*
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596 Einundzwanzigstes Capitel. Qeschichischreibung.
wenig übrig, zum Theil nur die Titel, von jenem seinem Haupt-
werke, der attischen Chronik ('Atd'ig), aber genug, um uns
mindestens ein ziemlich klares Bild von ihr oder, richtiger ge-
viehnehr hinter ngayuecte^ag ein Komma za setzen ist, s. n.), neQl tAw
Sotpoxliovs fiv&(ov ßißXia s\ ns(fl EvQtfitCdov (Fr. 165—168), nBqii'AX%fMVogy
n^ql (ivarfiglmv tmv 'Ad^vrjaif awaynyiiv iiQonidonw Tjtoi üvd'ayoQSÜov yvvai-
nmVf drilianä ßißXia ß' (Fr. 184 f.), nsQl svQTifiätaVy nsifl «a'9'a^f^y, nB(fi
avfiß6X<ov, Dies Register ist aber noch nicht yoUständig; es fehlen: ntgl
soQtmv (Fr. 161—164, angefahrt von Harpokr. 'AX&a. Xur^oi =» Fr. 161. 168),
«f^l fifisQüiv (Fr. 176—183, angeführt von ProH. z. Heriod. Op. 770— Fr. 181),
nQ6g "AXvnov imaxoXi^ (auch über Gegenstände des Cnltns, Phot Lex. p. 445
■» Fr. 204), femer n^og *Ac%Xriniadriv (d. h. Asklepiades von Tragilos) im-
CToXri and nsQl tQaymStöiv (Schol. Marc. Earip. Hec. 1), welche beide jedoch
Müller ly. S. 648 unter sich und mit nsgl Evgim'dov für einerlei zu halten
geneigt ist. Die Nachricht Vit. Enrip. irsXsvtrias di^ £g <prioi ^iX6%ogog^
vn\Q xa Ißdoni^iiovta ^tri yiyovmg^ mg dl 'Effcctoa^ivrjg^ iß9ofii^7ioVTci nivxs
kann übrigens ungezwungen kaum so gedeutet werden, wie Mendelssohn
in der C. 15. A. 78 angef. Abh. S. 172 ff. will, dass Ph. den Euripides
64 Jahre alt werden liess, sondern nur entweder so, dass er dessen Todes-
zeit und folglich auch das von demselben erreichte Alter nicht genau za
bestimmen wagte, oder, wie Eothe De Timaei vita et scr. S. 14 f. (s. A. 288^)
meint, dass er das Ableben des Dichters zwischen dessen 60. und 61. Jahr,
d. h. 409, setzte, ein Schnitzer, den man einem Manne wie Ph. nicht leicht
zutraat. Mag nun aber somit unter den xivig bei Diod. XIII, 103, 5 bloss
Philochoros oder aber mit Eothe Timaeos und Ph. zu verstehen sein, jeden-
fiiUs ist die Berechnung dieser xivig nicht, wie Ritschi De Agathonis
aetate, Opusc. L S. 425 und Mendelssohn glaubten, dieselbe mit der ge-
nauen und richtigen in der parischen Marmorohronik. Sonst vgl. noch
C. 14. A. 10. I. G. Vossius De bist. Gr. I. S. 134. West vermuthet unter
Beistimmung von Boeckh Kl. Schrr. V. S. 400 f. entschieden mit Recht,
dass der angebliche eigne Auszug des Ph. aus seiner Atthis vielmehr der
von Asinins Polio Trallianus gemachte (Suid. TloXCtov h 'Aahiog) sei, vgL
C. 83. A. 165. Da es bei Suid. unmittelbar hinter den A. 873 angef. Worten
von der Atthis heisst: iaxt di nqog Ji^fimva, so wird dadurch femer die
besondere Schrift gegen Demon etwas verdächtig, und da die Atthis ur-
sprünglich niur die ersten 6 Bücher umfasst zu haben scheint (s. A. 377. 378),
so hat Schäfer Quellenkunde^ S. 79 f. vermuthet, dass eben in diesem
ursprünglichen Werke die Schrift gegen Demon zu suchen sei, nachdem
schon Müller 8. LXXXIX gemeint hatte, es sei vielleicht nur ein anderer
Titel der Atthis. Dagegen spricht indessen, wie bereits Boeckh a.a.O.
S. 401 bemerkt, dass Harpokration sehr oft dies oder jenes Buch der At-
this, dagegen u. d. W. 'Hexuovüi die Gegenschrift wider Demon {ip x'g ngbg
Jij^itovtt ivxLyQatpy) anführt. Ausschliesslich mit der Schrift über die at-
tischen Archonten von Sokratides (Ol. 101 , 3 ■« 374/3) bis Apollodoros
(d. h. wohl nicht Ol. 107, 3 «=» 350/49, sondern, wie Boeckh a. a. 0.
S. 401 f. 417 f. dargelegt hat, Ol 115, 2 » 319y^) beschäftigt sich Strenge
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Philoohoros yon Athen. 597
sagt; yon ihren neun ersten Bückem zn machen ^^^). Sie hatte
deren 17^^^ und war wenigstens zum grossten Theil gleich den
früheren Atthiden in einfacher und schmuckloser Chroniken-
form geschrieben, indem in diesen Jahrbüchern in jedem Jahre
der Archon vorangestellt und dann die Hauptereignisse des Jahres
kurz aufgeführt wurden^''). Schon das neunte Buch war übrigens
De Philochori operum catalogo, qui extat apnd Saidam, in: Yinun illa-
strissimmn Ern. Cartiam . . . yalere inbet societas philologica Gottingensis,
Göttingen 1868. 8. S. 5—10, indem er, nm das allerdings anstössige xal
yor (iixQi' nnd den gleichermassen auffälligen Buchtitel 'Olviimddsg zn ent-
fernen, die beiden Titel bei Said, durch folgenden VerbesBerungsyersuch
in einen zusammenfasst : xsqI xmv 'Ad^jvfjaiv aQiuvzmv dno Zm%^tCdov
liiXQt 'AnolXodmQOv «al oder yielmehr xat' oXvfiKtdSas iv ßtßlütig ß' und
danach diese Schrift für einen durch des Timaeos libeUi ad tempora rede
notanda spectanies angeregten, erst nach der ursprünglichen Atthis ge-
schriebenen Versuch zur genaueren Feststellung der Chronologie erklärt,
woher denn auch die seitliche Anknflpfung des folgenden grossen Chrono-
logen Eratosthenes an ihn in den A. 873 angef. Worten des Said, komme,
in welcher ja auch Boeckh a. a. 0. S. 399 (s. C. 16. A. 78) wohl mit Recht
einen tieferen Sinn zu suchen geneigt ist. Diese Muthmassungen sind
äusserst gewagt. Es scheint nicht, dass Timaeos längere Zeit yor dem
Tode des Ph. n^ehr als die ersten 8 Bücher seines grossen Werkes heraus-
gegeben hat (ygL A. 846. 249. 296). Oder sollen jene libeUi die demselben
zugeschriebenen (s. A. 246) 'OXvfiyeto9i%M sein? Dass das Archontenbuch
yomehmüch in der That sich mit der Lösung chronologischer Schwierig-
keiten beschäftigte, hat mit Recht schon Muller a. a. 0. angenommen; ob
es aber eine Vorbereitung, wie Boeckh S. 402 und Müller wollen, oder
yielmehr eine Ergänzung der ursprünglichen Atthis war, thut man gewiss
besser auf sich beruhen zu lassen. Noch weniger freilich yermag ich den
m. E. alles Mass besonnener Forschung überschreitenden Combinationen
yon Philipp! De Philisto Timaeo Philochoro Plutarchi in Niciae vita
auctoribus, Giessen 1874. 4. S. 7-— 17 zu folgen, nach denen in dem Titel
initofirv tijg Jiovvciov itQayfuiTsias nsQl Uqwv das letzte Wort in ^liqayvoq
geändert, der aus Plut. Nik. 5 bekannte Hieron yerstanden werden, der
betreffende Dionysios ein lediglich yon Philippi erfundener Sohn desselben
gewesen sein und aus dieser Epitome Plutarchos Dasjenige geschöpft haben
soll, was er im Leben des Nikias aus Ph. geschöpft hat, s. A. 380. In
Wahrheit wissen wir schlechterdings nicht, wer jener Dionysios, auch nicht,
ob es ein oder, indem man yielmehr Komma yor nBQl Ugav setzt, zwei
Werke waren. Letzteres würde schlechterdings dann der Fall sein, wenn
man, wie Boeckh S. 398. A. 2 zweifelnd thut, an den alten Milesier zu
denken hätte.
376) S. Boeckh Ueber den Plan der Atthis des Philochoros, Abh. der
Berl. Akad. 1832. S. 1—30. Kleine Schriften V. S. 397—429.
376) S. A. 374.
377) Der Stoff war aber in ihr sehr ungleichmässig yertheili Denn
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598 EinnndzwaDzigBtes Capitel. Geschichtsohreibmig.
frühestens erst 292 herausgegeben^'^. Die zahlreichsten Bruch-
stücke^'^) finden sich begreiflicherweise bei Lexikographen, nament-
lich Harpokration, und Scholiasten und bei Athenaeos, einige auch
bei 8trabon und Stephanos von Byzantion und bei Plutarchos
im Leben des Theseus und des Nikias, wenn anders das in der
die ersten 6 Bücher gingen von den ältesten Zeiten bis mindestens Ol. 110,
2 c» 888/7 (Fr. 136 b. Dionys. v. Hai. Ep. I ad Amm. 11. p. 741 R.) und
wohl noch darüber hinans (Fr. 137 b. Schol. Aristoph. Ran. 218), Tielleicht,
wie Boeckh S. 401 f. 417 f. yermuthet, bis dahin, wo wahrscheinlich das
Werk über die Archonten (s. A. 374) schloss, 818, d. h. bis zor Herrschaft
des EasandroB und damit zu der eignen Zeit des Verfassers. Der Gedanke
liegt nahe, dass Ph. diese 6 Bücher zuerst als eine eigne Schrift heraus-
gegeben hatte, der er dann später als Fortsetzung die viel ausführlichere
Geschichte seiner Zeit hinzufügte. Genauer umfassten die beiden ersten
Bücher die Sagenzeit, so jedoch, dass das zweite, wie es scheint, schon
stark in die mehr historische Periode hinabging, vielleicht bis zur Ein-
führung der jährlichen Archonten 684. Das dritte behandelte allem An-
scheine nach die solonische Zeit (Fr. 66. 69 b. Harpokr. Ai^o^, Tqt%i^aXoi
6 ^Eifftrig) und reichte bis in die Verwaltung des Perikles (Fr. 86 b. Harpokr.
0£o»9&K«, ygl. Flut. Per. 9). Das späteste sichere Datum aus dem vierten
ist die Erwähnung der Propjlaeen (Fr. 98 b. Harpokr. il^o«.), möglicher-
weise aber g^ing es bis zum Archen Eukleides. Das fünfte mag etwa bis
zum Regierungsantritt des Philippos sich ausgedehnt haben; jedenfalls fiel
das Jahr Ol. 106, 8 « 868/7 schon ins sechste (Fr. 129 b. Harpokr. Xilioi
dia%6öu)i). Das siebente enthielt zweifellos noch die Verwaltung des
Demetrios von Phaleron (817—808) wenigstens zum Theil (Fr. 141*^148
b. Harpokr. NoiiotpvXamg, 'AnoatoXeCg, rvvainovofiot. Ath. VI. 246 c). Das
achte schloss mit Ol. 118, 2 = 807/6 (Fr. 145 b. Ath. XV. 697 a. Fr. 146,
s. A. 871).
878) Hier ward nämlich vorausgreifend die erst in diesem Jahre «*
Ol. 122, 1 erfolgte Rückkehr der Verbannten erwähnt, welche Ph. geweis-
sagt hatte, Fr. 146 (s. A. 871). Da femer dies Bruchstück nicht die ge-
wöhnliche Form der Voranstellung des Eponymos zeigt, welcher damals
(306) nicht der Archen, sondern der teQBvg tmv a$ni^i^v war, und da
w-enigstens der letzte dieser tsQsig Diphilos (Ol. 123, 1—2) später förmlich
getilgt wurde (Plut. Demetr. 46), so vermuthet Boeckh S. 429. A. 1 weiter,
dass das Buch erst nach dieser Aufhebung der genannten Einrichtung, also
etwa Ol. 128, 4 «=> 285 erschien, vielleicht zusammen mit dem 7. und 8.
Wenigstens wurden im 7. (Fr. 148, s. A. 877) die Qjnaekonomen ab eine
nicht mehr bestehende Behörde bezeichnet, ihre Aufliebung aber erfolgte
gewiss erst nach der Vertreibung des Demetrios von Phaleron (608), und
das 7. Buch ward ohnehin schwerlich bereits sofort nach letzterer ver&ssi
„Die sechs ersten Bücher", so bemerkt Boeckh weiter, „können weit
früher als die folgenden geschrieben und bekannt gemacht sein'*.
879) S. übrigens noch G. Gilbert Die Philochoreischen ofieydXantBg,
Jahrb. f. Philol. CVH. 1873. S. 44—48.
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Psendo-Amelesagorai. Erateros. 599
letzteren Biographie aus Philochoros Grefiossene nicht vielmehr
aus einer anderen Schrift desselben entnommen ist^^).
Eine eigenthümliche Bewandniss hat es mit der Atthis unter
dem Namen des Amelesagoras, zweifellos einer Fälschung,
welche aber schon von Antigonos yon Earystos in dessen
Wunderbach benutzt ist und also schon in der attischen oder
doch spätestens in der ältsten alexandrinischen Zeit entstanden
sein muss*^^).
Erateros^®^), Sohn des Feldherm Erateros und der Phila,
Tochter des Antipatros, 321 geboren, Halbbruder des Antigonos
380) Falls Plnt. hier nur das Wenige, woffir er (C. 28) ausdrücklich
den Fh. (Fr. 112) anführt, aus ihm genommen hat, so kaim dies ebenso
gut aus der Atthis als, wie Sintenis Philologus Y. 1860. S. 64 meint,
nebst dem folgenden Fragment aas nsQl ncevtixije sein. Nun ist es freilich
sehr möglich, dass auch noch Anderes in dieser Biographie auf ihn zurück-
geht; dass dies aber yon der Hauptmasse des 23. Cap. und yon erheblichen
Theilen des 2. bis 6. gelte, scheint wenigstens mir durch Erwägungen wie
die yon Fr icke Untersuchungen üb. d. Quellen des Flut, im Nik. u. AUdb.,
Leipz. 1869. 8. und Philippi a. a. 0. (s. A. 874) angestellten noch nicht
im Mindesten bewiesen. Dass aber Flut, im Theseus den Fh. theils un-
mittelbar, theils mittelbar aus Istros (s. A. 617) benutzte, hat M. Well mann
De Istro S. 33 ff. dargethan.
380^) Antig. 12 (— Fr. 1). '^^fMlijtfayc^ag dh 6 U^ißttiög 6 trjv 'Ax^lda
övyysyQatpag. Müller F. H. G. II. S. 21 f. Denselben Namen liest man
Schol. Eurip. Ale. 1 (-» Fr. 2), sonst wird er überall MBXtiöecyoQag genannt;
nur Dionys. y. Hai. de Tbuc. 6 nennt unter den alten Historikern vor dem
peloponnesischen Kriege auch den Amelesagoras, bezeichnet ihn aber dabei
seltsamerweise als Chalkedonier , yermuthlich in Folge eines Gedachtniss-
fehlers, da man ihm wohl zutrauen kann (s. A. 226), dass er dies gefachte
Werk nur von Hörensagen kannte. Mit grosser Wahrscheinlichkeit yer-
muthet Wilamowitz Antig. y. Ear. S. 24. A. 17, dass es „auf den Namen
des eleusinischen Fropheten geschmiedet war**, yon dem Maxim. Tyr.
DisB. 23 (38, 8) berichtet: iyivtto xal dvriQ 'Ad'rivTjifiv 'EXt9<fiviog oifOfue
M8Xsö7iy6ifag' oitog ov ti%vriv fta^oV, all' i% 9V(iipap n^oxog ^^la fkoiifif
öotpog ^y nttl ik€cvti%6g, mg h 'A%^ultav X6yog. Daher galt es denn auch
für uralt: Clem. Strom. VI. 629 A. MBXricay6qav yaq i%Xeipe F^qyUtg h Aeov-
tivog %al Eüdfifiog {Evfivog? Müller a. a. 0. S. 20) 6 Na^iog ot tötoQi%ol
xol inl tovxoig o Il^oxovvtlöiog Biav . . . UfutplXoxog (s. C. 33. A« 314) xal
*A(fi6to%Xrig xol 'Avaiifuhtig xal *EXXdvt,%og %al *E%ataiög %al 'AvdQOtCav nal
^iXoxoQog.
381) Müller F. H. G. II. S. 617—622. Meineke Stephani Byzantii
quae supersunt, Berl. 1849. Epim. I. De Crateri övvaymy^ 'tprigfiaiuitav,
S. 714—721. Cobet Ad Crateri ^qnöfkätmv öwfaynyi^v, Mnemos. N. F. I.
1873. S. 97—128. Krech De Crateri ^(ptöiiatiov av^aytoy^ et de locis ali-
quot Plutarchi ex ea petitis, Grei&wald 1888. 8. (Berliner Doctordiss.).
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600 EinimdKwanzigetes Capitel. Greschichtschreibung.
Gonatas^^^), leistete dem Letzteren mancherlei treflfliche Dienste^*)
und kam schliesslich in dessen Interesse um 270 dem Tyrannen
Aristotimos yon Elis zur Hülfe ^***). Bald darauf , wahrschein-
lich noch vor 265, starb er^^). Allem Vermuthen nach^^) war
dieser Krateros der Urheber der Sammlung athenischer
Volksbeschlüsse, W'fjtpiö^tov ^vvayfoyq. Und zwar war
dies Werk so eingerichtet, dass zugleich jedem dieser Beschlüsse
ein erklärender Commentar mit Benutzung anderer Documenta
beigegeben war*®*) und das Ganze daher eine Art attischer Ge-
schichte, wenn auch nicht von den ältaten Zeiten ab, bildete.
Denn die Anordnung war chronologisch*^**); die Bruchstücke
aus dem dritten Buch fallen zwischen 465 und 439, genauer
wahrscheinlich um 464**^), im neunten war er in die späteren
881^) Phleg. Mirab. 32 (= Fr. 22 Kroch. 18 M.). K^atBqo^ di fpnaiv
6 'Avxiyovov xov ßaailicag adeX^og, vgl. A 389. Plut de firat. am. 16.
486 A, 8. A. 882. Sein Vater heirathete seine Mutter 822 und fiel schon
im Sompaer 321 g^en Eumenes, Diod. XTX, 59. Nep. Eom. 4. Droysen
HeUenism. II«, 1. S. 86. 119 ff. 124. A. 2.
382) Pli^t. a. a. 0. KqdteQOs Uvtifopov ßaatlevovros ctdaXtpog av %al . . .
inl T€ öXQatfjyeiv %al oUovQSiif hattov avtovg. Polyaen. II, 29, 2. Frontin.
III, 6, 7, doch 8. Droysen a. a. 0. IIP, 1. S. 200 f.
- 382»>) Droysen a. a. 0. S. 224, vgl. S. 239. A. 2.
888) Denn um diese Zeit scheint sein Sohn Alexandros, welcher sich
dann zum selbständigen Fürsten machte (vgl. C. 14. A. 97 u. Trog. Pomp.
Prol. XXVI), sein Nachfolger im Commando über die Besatzungen von
Eorinth und Chalkis geworden zu sein, s. Droysen a. a. 0. S. 239. 243,
vgl S. 827. 412 f.
383^) Niebahr Kl. Schrr. I. S. 225. A. n. Gegen die Bedenken Cobets
S. 99 s. Kroch S. 3. Vgl Plut. Arist. 26 (— Fr. 11 K. 6 M.). KQutBQOs o
Maxedoav mit Cim. 13 («= Fr. 13 K. 7 M.). iv Sh toig itritpCcfiMCiiß^ a evvrt-
yays Kquzbqos. S. indessen Thalheim Berl. ph. Woehenschr. VIII. 1888.
Sp. 1592 f. Ob Kroch S. 105 nnd üsener Epicurea S. 410 ihn mit Recht
auch für den Adressaten des Briefes von Epikuros (Fr. 139) an K. halten,
muss ich dahingestellt lassen. Der Titel Writpiöfuitoiiv avvaymyri findet sich
bei Harpokr. p. 136, 6 ff. Bekk. (Fr. 9 K. 8 M.), der sonst abgekürzt ^n^^-
aiuKta (meist mit Angabe der Bachzahl) zu citiren pflegt (Fr. 4. 5. 8. 21 K.
4. 10. 12. 17 M.), wie Steph. v. Byz. neql ^ipiaiuitmp (s. Fr, 1—3. Fr. 6.
7. 19 K. 13. 14. 16 M.).
384) S. Kroch S. 6 f. 20 ff.
384*>) Wie Krech S. 6 ff. gegen Meineke z^igt, welcher Letztere za-
erbt gesehen hat, dass mehrere Brac^tücke besonders bei Steph. aas den
attischen Tributlisten gezogen sind, so Fr. 1. 2. Fr. 6—8 K, 12—14 M.
Vgl. auch Boeckh Staatsh. 11^ S. 322 f.
386) Fr. 1. 2 b. Steph. JaQog. Ka^rivri, S. Krech S. 9 ff. -
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Erateros. 601
Jahre des peloponnesischen Kriegs gelangt ^^**); vor der Ver-
treibung der Peiaistratiden 510 wird er schwerlich begonnen
haben, und auch yon den Decreten der folgenden Zeit bis zur
Schlacht bei Salamis waren sicher wenige erhalten, so dass ohne
Zweifel das erste Buch einen längeren Zeitraum umspannte ^^;
das jüngste Datum in den ausdrücklich mit seinem Namen be-
zeichneten Bruchstücken ist das Jahr 365/4'®**'); in der That
aber führte er sein Werk bis in die Gegenwart hinab, wie es
scheint, bis kurz vor seinen Tod^"^; es muss also sehr umßLng-
lich gewesen sein. Sicher haben die Commentatoren der Redner
und Harpokratiou es öfter benutzt, als er bei ihnen angeführt
wird, und wo sich bei Plutarchos in den Biographien nachweisen
lässt, dass er selbst einen Yolksbeschluss vor Augen hatte, da
hat er ihn bei Erateros gelesen ^''^). Erateros selbst entnahm
385^) Psephisma gegen AnUphon F. 5 K 10 M. b. Harpokr. "Av^q^p.
Aas demselben Buch sind Fr. 6 — 8 E. (s. A. 384^) b. Steph. Atjfffifiavdos,
'Aiftala. Harpokr. Nvyitpcu^v^ aus dem 3. oder 4. Fr. 8 b. Steph. Tv^6diici^
aus dem 4. Fr. 4. 4* b. Harpokr. NavxodiiMi, Poll VIÜ, 126. Jedes Buch
Tom 3. bis 9. umfasste also durchschnittlich 8 bis 11 Jahre. 8. Erech
S. 12 £F.
386) S. Erech S. 16 £P. (wo aber S. 18 statt Caec%lium und Caeeüio
doch wohl DidyvMum nnd Didymo zu schreiben war). Dass E. nicht später
anfing, dafür spricht nach Erechs richtiger Bemerkung entschieden der
Umstand, dass er im 3. B. erst beim Jahr 464 war. Ueberdies hat t. Wila-
mowitz Ans Eydathen S. 70 f. sehr ansprechend vennuthet, dass die An-
ffihning des Beschlusses gegen die Anhänger des Isagoras Schol. Aristoph.
Lys. 273 mittelbar auf ihn zurückgeht. Das ältste Psephisma in den er-
haltnen Bmchstücken ist wohl Fr. 9 E. 8 M. (s. A. 388^), jedenfalls bald
nach der Schlacht bei Salamis oder Plataeae.
386^) Fr. 17 E. 15 M. b. Zenob. II, 28: Besetzung yon Samos mit Ele-
nichen, s. A. 322.
387) Dass er selbstyerständlich Tor der Schlacht bei Chaeroneia nicht
aufhörte, dass aber auch die obige Annahme yon yornherein nichts Un-
wahrscheinliches hat, legt Erech S. 19 dar. Das yon Erech S. 32 neu
gewonnene Fr. 43 (s. A. 387^) führt uns bereits in die Zeiten der Apotheose
des Demetrios Poliorketes. Das Psephisma gegen Antiphon b. Pseudo-
Plut X or. 833 D ff. stammt femer ohne Zweifel durch Caeoilius aus E.
(s. A. 385^), und so ist denn die aUgemeine Annahme, dass auch yon den
Ehrendecreten für Lykurgos (307/6), Demosthenes (280/79) und Demochares
(271/0) 860 E— 852 E (ygL A. 182. 183) ein Gleiches gelte, in der That sehr
wahrscheinlich.
887^) Nachdem schon Meineke die Fragmentsammlung Müllers, ab-
gesehen yon ein paar yon Letzterem übersehenen Stellen, durch den Nach-
weis, dass bei Steph. an mehreren Orten, wo E. nicht genannt ist, Citate
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602 Einundzwansigetes Capitel, Geschichtschreibang.
diese Urkunden aus dem athenischen Staatsarchiv^. Aber auch
in seinen Erläuterungen zu denselben war er im höchsten Grade
zuverlässig, und nur ein einziges Mal lässt sich nachweisen, dass
er einer schlechten Quelle gefolgt ist*®^**). Um • so mehr muss
es auffallen, dass eine Wundergeschichte aus ihm erzählt wird^;
jedenfalls stand dieselbe in einer anderen Schrift, einer Art
von Wunderbuch e^***), und es ist eine wahrscheinliche Ver-
muthung^, dass der Verfasser desselben in Wahrheit nicht er,
sondern sein Vater war, welcher auch einen Brief von ähn-
lichem Kaliber an Aristopatra ver5fientlicht hatte^^^).
Hereas***) von Megara^*), jedenfalls älter als Hermippos
und Istros oder doch spätestens deren Zeitgenosse'^), möglicher-
aas ihm stecken, um 9 Nummern (Fr. 23—30 K.) vermehrt hatte, hat
Kroch S. 25-— 92 nach theil weisem Vorgang von Gebet auf Qrund dieses
von ihm erh&rteten Gesichtspunkts die 'Biographien des Them., Arist.,
Perik., Alkib. genau durchmustert und so ans ihnen 12 wichtige neue Bruch-
stücke und ein dreisehntes ans Demetr. 18 gewonnen •■ Fr. 81—48, dadorch
zugleich auch die Quellenforschung ffir Flut, nicht unwesentlich berichtigt.
388) Erech S. 98. Dass sich in demselben auch wenigstens ein ge-
fälschtes Document befunden haben kOnnte, ist allerdings schwer zu
glauben; ob es aber trotzdem Erech 8. 68—76 gelungen ist nachzuweisen,
dass Theopompos (Fr. 168 b. Harpokr. 'Jtxmotg ygafi^futöi) im unrecht war,
wenn er den im vervollständigten ionischen Alphabet geschriebenen Ver-
trag zwischen den Athenern und dem Perserkönig aus ebezjenem Grunde
für eine Fälschung erklärte, und Erateros (Fr. 13, s. A 888^) Recht, wenn
er ihn ffir acht hielt, ist mir trotsdem sehr zweifelhaft.
888»>) Fr. 11 E. 6 M. (s. A. 883»»). Vgl. Erech 8. 24. 64 ff.
389) und doch dazu eine angeblich selbsterlebte, Fr. 28 E. 18 M.,
s. A. 881»>.
389^) Denn die Entstehung der eigentlichen Wunderbficher war ja
ft-eilich, wie wir C. 17 sahen, erst jüngeren Ursprungs.
890) Von Erech S. 4. Vgl. S. 8. 28.
391) Strab. XV. 702. inSidotm di tig nal KiftntQOv nqog triv nfitiQcc
'jQiöTondtffccv inustolfj noXXd ts aUa nagdSo^a fpQcitovea wal ovx ofLoXo-
Yovaa o^dsvi.
892) Mfiller F. H. G. IV. 8. 426 f. Eigentlich hiess er Heragoras,
8. Y. Wilamowitz Commentariolnm gramm. II (Greifsw. 1880). 8. 8 und
wird so, wie schon Müller richtig vermuthete, auch 8ch. Apoll. Rh. I, 112
(•■ Fr. 4) genannt.
898) Plut. Thes. 20. 8ol. 10 — Fr. 1. 2.
394) Denn in des Plutarchos Theseus ist er aus Istros, in den Selon
(10. 32 >- Fr. 2. 8) aus Hermippos gekommen, s. A. 517 f. n. C. 19. A. 14.
V. Wilamowitz Homer, ünterss. 8. 259. A. 22. M. Wellmann De Istro
8, 18—26.
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Hereas. Echephylidas. Sosibios. 603
weise sogar schon der Zeit des Alezandros angehörend, schrieb
eine Geschichte seiner Heimat, MeyaQtxd^^).
Echephylidas'^^, ein sehr selten erwähnter Schriftsteller,
scheiut^^^) gleichfalls älter als Istros gewesen zu sein, der ihn
yermathlich^^) in seinen elischen Geschichten benutzte.
Sosibios'^*) der Lakone^ kam, wie es scheint, schon
unter Ptolemaeos I, nachdem er als Wanderlehrer viele andere
Orte besucht hatte, nach Alexandreia*^*) und lebte dort unter
Ptolemaeos II als Mitglied des Museions ^ und schrieb ausser
einem chronologischen Werke, X(f6vmv &vay(faq>ti^j zwei auf
die AlterthQmer und die Poesie seiner Heimat bezügliche, itBffl
täv iv AaxsdaC^LOvi d'v0täv in mindestens 2*^^) und über
395) Hieran kann kein Zweifel sein, wenn dieser Titel aach nicht aus-
drücklich beiengt ist. Der Hass des Megarers gegen die Athener spricht
sich in der Behaaptong (Fr. 1) ans, Peisistratos habe im athenischen
Interesse Odyss. X, 681 einschieben nnd andrerseits einen Vers in einem
hesiodischen GMichte tilgen lassen. S. v. Wilamowiti a. a. 0. S. 239— 260,
Tgl. Seeck Quellen der Odyssee S. 386 ff.
396) Müller F. H. G. IV. S. 403.
897) S. A. 622.
398) S. Wellmann a. a. 0. S. 112 f.
399) Müller F. H. ö. IL S. 626-630.
400) Said. Zmoipioi Aäutov^ YQafUfiati%bg tmv imXvtiTidp (s. Fr. 22 b.
Ath. XI. 498 off., ygl A. 402. 407) nalovftiviDV (— Fr. 9). Ath. IIL 78 c.
La. Di. I, 116. Clem. Strom. L 327 C — Fr. 18. 17. 2.
401) Plnt. de Is. et Os. 28. 861 F (» Maneth. Fr. 78). ntolifutrog b
ZiBtfi^ HwaQ ilds t09 h Zußunfi votf TlXi^xmvoi noXoöOov, ov% intatäiiBVog
ovdh i(OQa%ag «pors^or . . . %al SifiyovfUvt^ toSs g>tloig tr^v b^i9 sif^i^
noXvnlaviig ap^i^nog, bpofuc Zmni^iog^ iv Zivanfj tpaf^tvog Sa^anivai «oi-
ovtop xoXocöbp olov o ßaaüevs iSstv ido^^. So viel nämlioh darf man ja
wohl aus dieser etwas m&rchenhaften Geschichte schliessen. Sie findet sich
ohne Nennung des S. auch bei Tao. Hist lY, 88. Vgl. A. 480 nnd C. 27.
A. 3—6.
402) Ath. XI a. a. 0. (wo er ihn Z. 6 Xvti%6g nennt) ers&hlt (ygl. C. 1.
A. 20) einen Sehern, welchen Philadelphos sich mit ihm lur Persiflirung
seiner Xi&pstg bei der Auszahlung des Gehalts machte. Vgl A. 407.
403) Fr. 1—8. In demselben hatte er den Fall yon Troia auf 1171
(Fr. 1 b. Censorin. D. N. 21), den Herakleidensug auf 1091, das Königthum
des Charilaos auf 872—810, die ungefähre Blüte des Homeros auf 866, das
erste RegierungaEJahr des Theopompos auf 770 (Fr. 2), die Stiftung der
Kameen auf 676 (Fr. 3 b. Ath. XIV. 636f.) berechnet.
408»>) Fr. 4—18. — Ath. citirt im Plural h toi^ n. t, i, A. ». (XV,
674 a), abgekürzt h xoig ne^l ^öimv (XV. 678 b) — Fr. 4. 6.
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604 EinundzwaDzigstes Capite]. Geschichtscbreibnng.
Alkman in mindestens 3 Büchern ^^°). Die beiden erstgenannten
Schriften waren eine Hauptquelle fOr Plutarchos im Lykurgos*^)
und für Pausanias^ der yielleicht auch die dritte benutzt hat^^^}.
403 <») Ath. III. 116 a. XIV. 646 a — Fr. 19. h tQ^ttp nsi^l 'AXniuitog.
Dazu Fr. 20. 21.
404) 8. Kalkmann Pausanias der Perieget, Berlin 1886. 8. S. 124 f.
u. bes. L. Weber Quaestioniun Laconicaram capita duo, Göttingen 1887. 8.
(DoctordisB.) S. 14, welcher S. 28 f. för die Vermuthung von Müller S. 628
(zn Fr. 18), dass mehrere Gloseen bei Hesych. ans der zweiten Schrift
stammen, den Beweis, und zwar in Ansdehnnng anch anf die anderen Lexi-
kographen geführt hat. Vgl. auch Stehfen De Spartan. re milit, Greifs-
wald 1881. S. 5.
405) S. hierüber Immerwahr Die Lakonika des Pausanias, Berlin
1889. 8. (vgl. C. 14. A. 157). Derselbe (dessen Darstellung freilich auch in
Bezog auf S. nur mit Vorsicht zu gebrauchen ist, wie sein Becensent
Maas 8 Deutsche L.-Z. 1890. Sp. 88 f. zwar nur kurz andeutend, aber
richtig ins Klare setzt) zeigt, dass in den Aa%mißi%a die historische
Einleitung m, 1 — 10, 6 ein „Conglomerat verschiedener historischer
Quellen" ist, durch welches sich „als rother Faden die Königsliste des S.**
in dessen chronologischer Schrift „hindurchzieht^*, und dass in der
Periegese des Binnenlandes 10, 6—21, 9 die zweite Schrift desselben die
am Meisten benutzte ist (vgl. übrigens C. 22, A. 187). Das Genauere muss
man bei ihm selber nachlesen, was er für den zweiten dieser Abschnitte
durch ein beigegebenes Quellenregister (S. 147—150) sehr erleichtert hat.
In einem Ezcurse (S. 138—137) behandelt er im Besonderen die kunst-
geschichtlichen Angaben, die theils ausdrücklich auf S. zurückgeführt
werden (Fr. 11. 12 b. Zenob. I, 64. Flut. Lyk. 26), theils nachweislich bei
Paus, (so 17, 2 f. 6. 18, 4f. » 18, 6—8. 20, 6) aus ihm stammen, und in
denen sich die Tendenz verr&th die Künstler in eine möglichst alte Zeit
hinaufzurücken, so dass sich wenigstens gegen die ältere Manier der ale-
xandrinischen Kunstforschung der Gegensatz der nachmaligen perga-
menischen (s. C. 20. A. 86—37^) hierin an den Tag legt Ob aber die
dreimalige Erwähnung des Alkman 16, 2. 18, 4 (6). 26, 2 in der Schrift
über diesen oder in einer der beiden anderen gestanden hat, Iftsst sich
schwerlich entscheiden. Während endlich schon Kohlmann Quaestiones
Messeniacae (Bonn 1866, s. C. 14. A. 139) erkannt hatte, dass die Chrono-
logie des ersten messenischen Krieges bei Pans. IV, 4 ff. auf S. beruht,
thut Immerwahr in einem zweiten Excurs (S. 138 — 146) ein Gleiches auch
für den zweiten und für beide Kriege auch in Bezog auf die politischen
Ergebnisse dar und zeigt, dass die Polemik des Paus. 6, 2, 4 f. 16, 1, 2 f.
gegen seine beiden Hauptquellen, Myron und Rhianos (s. C. 33. A. 267 ff.
C. 14. A. 166 ff.) sich eben auf S. stützt. Aber auch in der Erzählung selbst
innerhalb solcher Partien, die weder aus Myron noch aus Bhianos sein
können, findet Immer wahr S. 142 f. Spuren (16, 2, 4. 16, 4, 9), welche
auf eine Mitbenutzung desselben S. hinzuweisen scheinen. — üeber die
muthmassliche Verwerthung bei Aristokles s. C. 20. A. 66.
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Sosibios. Berosos. 605
Ein viertes Werk war 'OfLototrireg betitelt***^. Ohne Zweifel
in einem fünften waren seine famosen Lösnngsversuche von
Schwierigkeiten bei Homeros enthalten^^.
Berosos*^), ein Babylonier, Priester des Bei*®*), aber grie-
chisch gebildet*'®), welcher auch schon znr Zeit des Alexandros
lebte*"), schrieb nach einheimischen Tempelchroniken***) in grie-
chischer Sprache eine dem Antiochos I Soter gewidmete und
also wohl auf dessen Anregung yon ihm unternommene baby-
406) Fr. n b. Ath. XV. 690 e.
407) Yon denen uns Ath. 49S c ff. (vgl. A. 403) eine Probe giebt. End-
lich führt ebenderselbe IV. 144 e « Fr. 24 noch ein Buch ni^og Kdaccw-
dQov ns(fl ßaöilsiug Kiy welches die Einen dem Theophrastos (Fr. 125 W.),
die Anderen demjenigen Sosibios, aaf welchen KalHmachos den lv(vi%og
UeYBtixHog gedichtet hatte (s. G. 13. A. 70), beilegten. War dies der Lakone?
408) I. D. W. Richter Berosi Ghaldaei historiae qoae supersnnt, Leipz.
1826. 8. Müller F. H. 6. 11. S. 496-510. y. Gatschmid Zn den Frag-
menten des Berosos und Etesias, Rhein. Mas. VIII. 1858. S. 262—267.
E. Hayet Memoire sur la dato des Berits qni portent le nom de B^rose
et de Man^thon, Pari« 1874. 8. (S. A. 416. 416. 424). Floigl Die Chrono-
logie der Bibel, des Manetho nnd Beros, Leipz. 1880. 8. ist mir nnr durch
die Anzeige yon Nowack Deutsche L.-Z. 1881. Sp. 288—286 bekannt, aus
welcher jedoch erhellt, dass das Buch ausserhalb des Bereichs der classi-
schen Philologie steht. — Von dem wirklichen Namen des B. ist nur die
erste H&lfte Bar (•■ Sohn) sicher, s. Müller S. 496 ^ Anm.
409) Tatian. Or. ad Gr. 86. p. 41 f. Otto p. 38, 8 ff. Sohwartz. BTi^aog dv^Q
BaßvXeiviogt te^evg %ov naq a^olg BrjXov x. t. L Vgl. Sen. Qu. n. III,
29, 1 (= Fr. 21). Berosus, qrd Bdum interpretcUus est.
410) loseph. A. I. I, 8, 6. Brji^toaaog dvrjQ XaXdaiog^ yv^Q^fiog dh totg
nsffl natdeütv dvaari^Bfpofiivoig.
411) Synkell. 28 B (»> Fr. 1). Brji^maaog d* iv tij ngdtj^ xAp Baßv-
Xav^axmw (priat yBißin^ai (i\v ccvxov xöt« 'AXi^av9i^09 thv ^iXlnnov tr^if ^li-
%ücv. Vgl. Tatian. a. a. 0. %at UXi^ncvdi^op yeyovcig, — Die Fabeleien bei
Vitruy. IX, 4 (s- Fr. 24). primusque Berosus in ivumla et eivitate Co ean*
seditf ibique aperuit disctplinam (n&ml. in der Astrologie) und Plin. N. H. VH.
§. 123 («>- Fr. 26). aströlogia Berosus (enüuit), eui oh divinas praedictUmes
Athenitnses publice in gyrnntmo statuam inawraUn lingua sUxtuere und yon
seiner Vaterschaft zu der babylonisch-jüdischen Sibylle (Pseudo-Iustin. Mart.
Coh. ad Gr. 84 E. BTiQmpaoü tov t^v XaXdaXiiriv taxoi^lav yffcitpavtog ^vya-
tiga) oder Sabbe (Paus. X, 12, 6 nach Alex. Polyh. [s. A. 532 «. C. 33.
A. 70] Briffciaov Sl »hat xeetifog xal 'E(fV(idv^g (AtitQog (paci Zäßßrjißt
vgl. auch Moses y. Chorene Hist. Arm. I, 6. Sibylla Berosiana) müssen auf
sich beruhen. Doch s. A. 424.
412) Uway^atpai Fr. 1. 14 b. Synkell. a. a. 0. (nach Alex. Polyh.) und
loseph. c. Ap. I, 19.
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606 Einnndzwanzigstes Capifcel. Gesobicbtschreibong.
Ionische Geschichte in 3 Büchern ^^^ vermuthlich nicht lange
nach dessen Regierungsantritt; 280^^^). Wir haben erhebliche
Bruchstücke bei losephos, Athenaeos, Clemens von Alexandreia^
EnsebioBy Synkellos und Anderen, von denen allen aber wohl
nur losephos das Werk selbst in Händen hatte***). Vor ihm
hatte dasselbe schon Alexandros der Polyhistor in seinen XccX-
dal'xd benutzt*'^); nicht minder schrieb nach seiner eignen An-
418) Tatian. a. a. 0. 'j4vti6x<p %& {ist* avtbv (n&ml. JliiavSQov) xQ^ttp
trjv XaldeUmv tctoqCav iv c^itfl ßißUoig xcttatdiag. Sie wird bald Baßv-
Xavixd bald Xaldatnd genannt. *
414) Denn nach dem A. 411 Angegebenen muss er, wie Müller S. 495
bemerkt, damals scbon bejahrt gewesen sein.
415) Dass dies der Fall war und losephos nicht etwa (wie auch Havet
meint) ans Alexandros dem Polyhistor seine Eenntniss desselben geschöpft
hat, zeigt Frendentbal Hellenist. Stud. I. II. (Bresl. 1875). S. 26. 205 f.
gegen Müller S. 496 nnd M. y. Niebnhr Assnr L S. 12 f.: zwar ist, wie
er bemerkt, die Möglichkeit nicht aasgeschlossen, dass es dem losephos
bereits in einer ebensolchen Ueberarbeitnng vorlag wie das Werk des
Manetho (s. A 489 ff.), aber diese üeberarbeitong war keinesfolls die des
Polyhistors, dessen Ta^oiriMi er freilich daneben aach gelesen und benntidi
hat. Eosebios hat den Alexandros und den losepbos ausgesogen (ob auch
den lulius Africanus, auf den Müller S. 508, Tgl. 496 spedell P. £.X,10
[s. §. 8. 488 b] zurückführt, yermag ich nicht zu entscheiden), Clemens
wohl den luba (s. A. 417), Synkellos den Eusebios (doch s. A. 416 z. £.).
416) Leider kenne ich die A. 408 angeführte Schrift Yon Hayet nur
aus der lobcDden Anzeige von Thurot Reyue critique VIII. 1874. 1. 8. 182 f.,
so dass ich nicht weiss, ob Hayet ausser dem einen hier angedeuteten
Grunde noch andere für die yon ihm behauptete Unftchtheit dieses Buches
beigebracht hat. S. C. BS. A. 77. War dasselbe wirklich eine F&lschnng,
so muss diese in der unverhältnissmässig kurzen Zeit zwischen dem Tode
des Polyhistors und der Schriftstellerth&tigkeit des losephos zu Wege ge-
bracht sein, was um so unwahrscheinlicher ist, da Letzterer dies Buch doch
wohl bereits auch als &cht ansah, indem er es sonst schwerlich als Quelle
gebraucht hätte. Dennoch würde nichts Anderes übrig bleiben, wenn im
armenischen Eusebios p. 6 (— Fr. 5) wirklich Apollodoros den B., Alexan-
dros der Polyhistor den Apollodoros redend einführt, da die sämmtliehen
Data nicht bloss aus Berosos (so auch Fr. 6 b. Sypkell. 39 B), sondern
überhaupt aus der orientalischen Geschichte, für welche Apollodoros als
Zeuge genannt wird, in der That^ wie wir C. 27. A. 28 sehen werden, einer
unter dessen Namen gef&bchten Schrift ihren Ursprung yerdanken. Allein
Mai bemerkt selbst zu jener Stelle: sane locus in codiee Armen, ambiffui'
täte Ic^orare videtur. Jener Pseudo-Apollodoros mag übrigens den B. un-
mittelbar benutzt haben; wie er selbst in den Synkellos (s. Fr. 6) gekommen
ist, bleibt bis auf Weiteres dunkel Wodurch aber Hayet wahrscheinlich
gemacht zu haben glaubt, dass die babylonische Geschichte unter dem
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j BeroBOs. 607
gäbe luba in seinen assyrischen Geschichten es aus^^. Das
erste Buch enthielt die Eosmogonie^^^); das zweite die Sagen-
zeit der zehn ältsten Könige, welche nicht weniger als 432000
Jahre regiert haben sollten*^^) und der folgenden bis auf Nabo-
polassar, welcher die Archive der älteren Könige hatte vernichten
lassen, so dass erst mit ihm im dritten Buche die wirkliche
Geschichte beginnen konnte^. Nun besitzen wir aber noch
eine Reihe astronomischer und astrologischer Bruchstücke^^) bei
Vitruvius, Seneca, Plinius***), Aetios*^^), Censorinus, mögen die-
selben nun aus einer eignen Schrift dieser Art oder sei es aus
dem ersten, sei es aus den beiden ersten Büchern der baby-
lonischen Geschichte stammen***).
Namen des B. viel später als anter Antiochos I entstanden sei, weiss
ich nicht
417) S. C. 88. A. 340.
418) S. bes. Fr. 1. Eggert Dissertatio, qua Berosi de mundi primordiis
narrado ezplicator, Halle 1823. 8. (Steht mir nicht zu Qebote). Lenor-
mant Essai de commentaire des fragments cosmogoniqaes de Bärose d'i^ur^
les textes cnn^iformes et les monnments de Tart asiatiqae, Paris 1872. 8.
kenne ich nur aas der Anzeige von H. E(wald) Gott. gel. Anz. 1872.
S. 1746 ff:
419) Fr. 4 b. Synkell. 17 A. 30 A. Fr. 6 ffl
420) Fr. 11» b. Synkell. 207 B, wo freilich Nabonasar steht S* Hup-
fe Id Exercitationam Herodoteanun specimen I. Marbarg 1837. S. 8—20,
vgl M. V. Niebahr a. a. O! S. 169. 471 ff".
421) Fr. 17-26.
422) Vgl. aach A. 409. 411. Flinios hat ans Yarro geschöpft, ebenso
wohl auch Vitruvias; bei Ersterem VII. §. 160 » Fr. 22 wird B. mit dem
Astrologen Epigenes (s. C. 23. A. 62) verbunden, desgleichen bei Censorin.
D. N. 17, 4 — Fr. 28. S. Diels Doxogr. S. 196. 200.
423) P. 366b, 23 f. 368»>, 7 f 369», 16 f. »>, 16 f. Diels (— Stob. Ecl. I.
p. 662. 666. 668 H. 218, 17 f. 220, 6 f., 221, 1 f . W. Pseado-Plut Plac. II,
29. 891 E). Euseb. P. E. XV, 51, 2. 848 d =- Fr. 18. 19.
424) Mir scheint Letzteres keineswegs YOn yom herein ausgeschlossen,
obgleich Müller S. 49& vielmehr Ersteres als selbstverständlich anzusehen
scheint. Havet meint sogar, es spreche Nichts dafür, dass derjenige B.,
auf welchen sich diese Anführungen beziehen, derselbe sei mit dem wirk-
lichen oder angeblichen Verfasser des Geschichtswerks. Aber es spricht
zum Mindesten auch Nichts dagegen, s. vielmehr A. 409, und bei Plinius
im Quellenverzeichniss zum 7. B. erscheint er in der Gesellschaft ganz vor-
zugsweise von Historikern. Dass es aber auch mit dem A. 411 angeführten
Zeugniss des Peeudo- lustin. Mart seine volle Richtigkeit, dass also Alex.
Polyh. ebendiesen B. als Vater der Sabbe, der jüdischen Sibylle, bezeich-
net hat, zeigt gegen Müller S. 496 f. und Alexandre Exours. ad Sibyllina
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608 Einundzwanzigdtes Capiiel. Geschichtschreibimg.
Manetho***) aus Sebennytos**^ oder Diospolis**^ in Aegypten,
(Par. 1856). S. 83 überzeugend Maass De Sibjllarum indicibus (Greifs w.
1879). S. 14 f. Es bleibt also, wie es scheint, nur eine doppelte Möglich-
keit. Entweder Alex, fand diese Sage schon vor, indem, wie Müller
S. 496 f. und Freudenthal bei Maass S. 15 f. glauben, B. in seiner Chal-
daeergeschichte häufig an die Sprüche der Sibylle appellirt hatte, so dass
sie in der E«lge die Sibylle des B., ij tov BtiQmccov^ genannt worden sei,
woraus denn durch missverständliche Deutung dieses Ausdrucks seine
Tochter ward. Allein der Ursprung sibyllinischer Orakel und namentlich
der hier in Betracht kommenden reicht doch wohl schwerlich bis vor die
Zeit des B., also ins 4. Jahrh. v. Chr. zurück, und wenn anders die Chal-
daeergeschichten des Polyhistors acht waren (s. A. 416), er also die des B.
noch selbst vor Augen hatte, ist es unter den gemachten Yomussetsnngen
schwer zu glauben, dass trotzdem auch er dieser Täuschung sich hingeben
konnte. Oder aber, wie Maass S. 15 ff. annimmt, gerade Alex, war es,
welcher absichtlich diese Genealogie erfand, um auf diese Weise die
jüdische, also halbchaldaeische Prophetin mit dem berühmten chaldaeischen
Astrologen in Verbindung zu setzen. Falls nun auch dies richtig ist, so
fällt damit jeder Zweifel an der Einerleiheit dieses Astrologen mit dem
Historiker B. Um so weniger hätte freilich Maass die Sagen über Jenen
und die Angabe des Polyhistors, dessen Frau habe Erymanthe geheissen
(s. A. 411), für geschichtlich halten sollen.
425) Aegyptisch Ma-n-thoth, d.L der von Thoth Gegebene (Hermodoros).
Ueber die verschiedenen griechischen Schreibungen des Namens «. Müller
F. H. G. II. S. 511^ A. k. — Boeckh Manetho und die Hundsstemperiode,
ein Beitrag zur Geschichte der Pharaonen, Berl. 1845. S, (Auch in
Ad. Schmidts Zeitschr. f. Geschiehtswissensch. II. S. 885 ff.). Fruin De
Manethone Sebennyta librorumque ab eo scriptorum reliquiis, Leiden 1847. 8.
Müller F. H. G. IL S. 511—616. Lepsius Ueber die Manethonische Be-
stimmung des Umfangs der aegyptischen G^eschichte, Abhh. der Berl. Akad.
1857. S. 183--208. v. Gutschmid Die Sothis, die alte Chronik und die
Panodorischen 8555 Jahre von Hephaestos bis Nektanebos U, Bhein. Mus.
XIII. 1858. S. 481—496 (Kleine Schriften I. S. 227—248). Ist Manethos Zeit-
rechnung cyklifich oder streng historisch? ebendas. XIV. 1859. S. 285 — 260
» El. Schrr. I. S. 25S— 277 (vgl. auch die Rec. v. Bunsens Aegypten,
ebend. XII. 1856. S. 1 ff.). H. Martin Opinion de Man^thon sur la duräe
totale de ses trente dynasties ^gyptiennes, Rev. areh^l. N. F. U. 1860.
S. 78—90. 181—149. Lauth Manetho und der Turiner Eönigspapyrus,
München 1865. 8. G. F. ünger Chronologie des Manetho, Berl. 1867. 8.
E. Havet, s. A. 408. Frick s. C. 15. A. 84. v. Pessl Das chrono-
logische System Manethos, Leipz. 1878. 8. (Gegen ihn s. d. Bec. v. Gut-
schmid Litt. Centralbl. 1880. Sp. 773—775 « Kl. Schrr. I. 8. 404—409).
Krall Die Composition und die Schicksale des Manethonischen Geschieh ts-
werkes, Wiener Sitzungsber. XCV. 1879 (1880). S. 128—226.
426) Plut. de Is. et Os. 9. 28. 854 D. 861 F =- Fr. 75. 79. Vgl. A. 427.
428. 430. 432.
427) Suid. Mäved'mg JioanoXsmg trjg Alyvnxov ^ Ztfifwvtfjg.
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Maneiho aus Sebennytos. 609
Priester in Heliopolis*^), aber gleichfalls griechisch gebildet**^),
lebte schon unter Ptolemaeos I**^) und schrieb ausser einer Reihe
anderer Werke*^^) namentlich, und zwar, wie es scheint, unter
428) Pseudo-Manetho Epist. ad Ptolem. Philad. b. Synkell 40 A (Müller
S. 512). ccQx^^QSvg xal fQafifuctsvs täv %cct' Aiyvntov tsQ&p advtoDV, yivBi
£sßtvifVTrig vxaQxoov *HXiovitoXtx7is^ wohl ans einer ächten älteren Schrift,
8. BoeckhS. 11 (895). Vgl. A. 482.
429) loseph. c. Ap. I, 14. tiig 'ElXtivinrjg futsaxri%mg naiSs^ag,
480) Plut. a. a. 0. 28. nach den A. 401 angef. Worten: inBp,tpBv oiv
(nämL IltoXifMciog 6 2kat7i(f) ^fotilri %ecl JiovvaoVj o? . . . riycc/ov iuxli-
^avtsg. iml dh %0(ita4^Blg mq>d^, üvptßaXopxtg ot nBgl Tifio^sov tov igi;-
Yfltfiv %al Mavid'atva tav ZtßBwvTtiv IlXovtmvog bIvui äyaX(ia tm Ks^ßigm
tBXfuit4f6fiBvoi %al t^ Soduovrty nBi&ovüt tov IltoXBfUciov , <og iti(fov rmv
^Bmv ovdBvbg aXXa Zaqanidog iauv «. r. X. Vgl. C. 27. A. 8 — 5.
481) Aecht waren allem Anscheine nach die [bqu ßißXog (Fr. 74— Sl,
8. Enseb. P. E. U. pro. 44 d «Fr. 74. näaav p^v oiv xr^ Myvietianriv
tatoffüip Big nXdtog rfjg ^EXXrivav (jkBtBä,fjq>B (pmvrjg 19 (mg xb td nßql Ttjg
xat' avtovg ^BoXoyiag MavB^ag 6 Alyvnxtog iv xb ^ iygwipBv tsga
ßißXtp %ul h IxiQOig avxov cvyyifd(ifM<fi>^ ausserdem ygl. C. 27. A. 5), femer
itBi^l io^x&v (lo. Lyd. de mens. IV, 65 «» Fr. 82), nBqX dq^aXopkOv xoc l
BvcBßBiag (Porphyr, de abst. U, 55 — Fr. 88) und nB^l %tixaa%Bvfig
%vq>i(ov „über die Bepeitong des Eyphi (xvcpiY*, eines Heilmittels aus Wein,
Hom'g und noch nenn anderen Bestandtheilen (Plut.a. a. 0. 80. 8880» Fr. 84),
welche Schrift wir nur aus Suid. kennen, der sie noch obendrein, aber ge-
wiss mit Unrecht einem anderen Manetho aus Mende zuschreibt, gleichfalls
einem ägyptischen Priester oder Oberpriester. Möglich wäre es nun aller-
dings, dass die drei letzteren Titel nur Theile der tsQcc ß{ßXog bezeichneten,
doch spricht die obige Bemerkung des Euseb. eher dagegen als dafür.
Suid. erwähnt femer die ägyptische Geschichte gar nicht, sondern ftlhrt
als Werke des Sebennyten nur ^aioXoyi,%d und 'JnoxBXBöfiaxind di inrnv
%al aXXa xivä daxQovofiind auf. Die uns erhaltenen 'JnoxBXsanatLxd, welche
Tom Einfluss der Gestirne auf die Schicksale der Menschen handeln,
stammen nun aber in Wahrheit als ein Werk yerschiedener Hände erst aus
der römischen Eaiserzeit seit dem 8. Jahrb. n. Chr., und so werden durch
die Verbindung mit ihnen auch die ^v6ioXoyi%d höchst verdächtig. Wie
sich zu diesen die 'Emxofitj tpvöt%£v (La. Di. Pro. 10, Tgl. 0. 11. A. 22) yer-
hielt, lässt sich nicht entscheiden, und die Sicherheit, mit welcher Er all
S. 148 f. sie als acht bezeichnet, lässt sich nicht wohl begreifen. Unklar
ist endlich auch, was msm sich unter dem Citat ngbg *H(f6doxov bei Eustath.
zu II. Aj 480. p. 857, 48. Et. M. ABOvxo7i6(Aog denken soll: vielleicht einen
Abschnitt der ägyptischen Geschichte, welcher vorwiegend polemisch gegen
Herodotos gerichtet war: vgL loseph. a. a. 0. noXXd xov *H(f6Soxov iXiyxBi
xmv Alyvnxianmv vn dyvoiag iiffBV6nivov. Eine entschiedne Fälschung war
das Sothisbuch (ßißXog x^g Z^Bcog) mit dem voraufgeschickten, uns
(s. A. 428) noch aufbewahrten Widmungsbrief an Rolemaeos Philadelphos,
welcher nicht vor dem 8. Jahrh. n. Chr. entstanden sein kann. Nachdem
ScUMiHi«, grieoh.-alex. Litt-Qesoh. I. 89
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610 Emondzwan^igsies Capitel. Gescliicbtschreibang.
Piolemaeos II und vielleicht in dessen Auftrag eine^ wie es heissi^
diesem gewidmete***) ägyptische Geschichte aus den Tempel-
Letronne Becneil des Inscr. gr. et lai de TEgypte L S. 206. 283—286
und Boeckh S. 12 (396) ffl dies nachgewiesen und Letzterer nacli theil-
weisem Vorgänge Anderer S. 40 — 67 (424—441) dargethan hatte, dass das
sogenannte alte Chroniken (Synkell. 61 B£P.) ein spätes, nach der Zeit des
Eusebios zur Rechtfertigung der biblischen Zeitrechnung gegen die ägy-
ptische zusammengestöppeltes Machwerk sei, haben dann Lauth S. 14 ff.
und Unger S. 20 — 28 noch genauer klar gelegt, dass es wirklich auf
Grund des Eusebios und Tor Fanodoros etwa in der Mitte des 4. Jahrb.
aller Wahrscheinlichkeit nach entstanden, und Lepsius Chronol. der
Aegypter S. 413 ff. und ünger S. 29—43 haben festgestellt^ dass das Sothis*
buch, welches, wie Lepsius erkannte, auch Kvvi%6g %v%log genannt ward,
sogar noch jüngeren Ursprungs als dieses ist, Gutschmid aber hat gegen
Lepsius die Werthlosigkeit der in diesem Buche als manethonisch ange-
gebnen Zahl 3666 trotz Martins Einspruch zur Gewissheit erhoben. Die
angeblich manethonischen Eönigslisten des Eusebios (s. A. 466) lagen so-
dann auch dem Fanodoros, einem ägyptischen Mönch am Ende des 4. und
An&Dg des 6. Jahrhunderts, TOr (Synkell. 40 Dff — Fr. 2), an welchen sich
hierauf wieder Synkellos im 8., unser Hauptberichterstatter, in seiner 792
verfassten Chronographie anschloss. S. hierüber und über die von Fano-
doros vorgenommene Beduction Boeckh S. ^7 (441) ff. Müller
S. 616—618. üeber die Fälschung unter dem Namen des Eratosthenes
endlich s. C. 16. A. 84.
432) SynkeU. 16 C. D. ta «e^l %mv AlyvnxtüMmv dvvecatBtmv vn6
Mavsd'Ä xov Zsßspvvtov ni^og ütoX^fiatlov thv ^iXäSsltpov avy^By^apLiUva.
18 C B- Fr. 3. Mave^Ä 6 Zsßswvtrjs ^i^xui^svs tßv iv Alytnmp fiiaQmv
tsQwv (vgl. A. 428) (Uta ^rjqamaov yevofiBifog inl ütoXsfiaiov tov ^tladil-
q>ov, 14 B. %ata (liit^rjaiv Btjifmücov lunlacuiifa xava tovg ccvtovg öxiSow
Xifovovg rj (h,%q^ vcteqov, S. aber Boeckh S. 11 (396): „Wann er gelebt
habe, ersehen wir nur" (s. jedoch A. 430) „aus untergeschobenen Schriften:
aus der eben** (s. A. 428. 431) „angeführten Zueignung, auf welcher allein
es wohl auch beruht, wenn Synkell ihn unter Ftolemaeos Fhiladelphos und
nach Berossos" (dies Letztere ist doch damit noch nicht erklärt!) „setzt,
und aus den Apotelesmaticis, in welchen Ftolemaeos und Arsinoe erwähnt
werden, nach jener Zueignung zu urtheilen, ebenderselbe Fhiladelphos und
seine Gemahlin. Es scheint also eine üeberliefemng vorhanden gewesen
zu sein, dass der wahre M. zu jener Zeit gelebt habe; sicher ist sie nicht,
aber sie kann nicht widerlegt werden**. Viel zuversichtlicher geht ünger
S. Iff. zu Werke, allein weder „sagt das Sothisbuch, Fhiladelphos habe
den M. zur Abfassung der ägyptischen Geschichte berufen**, noch hat Unger
die Bemerkung von Müller S. 610 widerlegt, die Angabe des Synkellos,
M. habe bald nach Berosos und in Nachahmung von diesem geschrieben,
beruhe wohl nur darauf, dass Synkellos, getäuscht durch Fanodoros, nach
dessen Redaction M. in dem gleichen Jahre der Welt (1068) wie Berosoe
begann, geglaubt habe, M. habe dies wirklich gethan. Wenn freilich, wie
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Manetho ans Sebennytos. 611
archiven in griechischer Sprache^^^). Jedenfalls sagte nun aber
die roman- und tendenzhafte Behandlung, welche Hekataeos von
Abdera nicht lange vorher demselben Stoffe hatte angedeihen
lassen, weit mehr dem Zeitgeschmacke zu, und sei es aus diesem
sei es aus einem anderen Grunde, genug dies Werk fand in der
eigentlichen litterarischen Welt der Griechen und Römer auch
nicht die geringste Beachtung, und einzig Juden und Christen
seit der zweiten Hälfte des ersten christlichen Jahrhunderts sind
Diejenigen, welche den Ruf desselben begründeten***), und doch
zeigt auf der anderen Seite das yerhältnissmassig frühe Vor-
handensein von einer oder mehreren Ueberarbeitungen , dass es
Unger 8. 2 und Er all S. 148. A. 8 annehmen, die Stelle über den König
Lachares (Fr. 85 b. Synkell. 60 D) og tov iv 'Jqöivotty XaßvQivd'ov iavtm
xdtpov xatsansvaae genau in dieser Form in der That bereits von M. selbst
geschrieben ist (was sich aber doch wohl kaum ausmachen läset), so muss
dies freilich nach der Vermählung des Philadelphos mit seiner Schwester
geschehen sein, da derselbe dieser seiner zweiten Gattin zu Ehren die Stadt
Erokodilopolis in Arsinoe umoannte, Paus. Y, 21, 6, 16. Strab. XVII. 811.
Steph. y. Byz. 'Jqaivöri,
488) loseph. a. a. 0. u. c. 26 (= Fr. 64). 6 yag Mavs^mp ovrog 6 xr^v
Myvntiaxriv taxoqluv i% xmv teqav ygannaxav ns^SQfirjvBvmv. Vgl. Euseb.
a. a. 0. Im Üebrigen s. Boeckh S. 11 (896) f.: „losephus nennt sie
schlechthin Alyvnxia%d\ ich yermuthe, sie seien Alyvnxiamd vno(ivi^iiax€c
benannt gewesen, was die lateinische Uebersetzung des armenischen Euse-
bius I. p. 100 Aucher. p. 18, 14 Schöne" (vgl. A. 461: p. 98 Mai « Fr. 1)
„durch Aegyptiaca monumenta anzudeuten scheint, wenn es heisst: ex
Manethi Äegyptiacis monumentia, qui iribus tomis contexuit commentaria de
diis et semideis et manibus atque mortalibus regihus, qui Äegyptiis impera-
verunt usque ad Darium regem Persarum, Anderwärts I. S. 869 steht ig
derselben Uebersetzung ungenauer: ex Manethonis tribus Itbris de Aegypti-
orwn monumentig", Unger S. 2. Anm. meint, nach dieser letzteren Stelle
sei vielleicht besser Alyvnxlfav vnoiivT^fiaxa als der Titel ansfueehen.
484) Unger S. 8 f. Es ist jedenfalls bezeichnend, dass sich Diodoros
im ersten Buche den Hekataeos zum Führer gewählt hat und nicht den
Manetho. Denn der erneute (s. C. 11. A. 16) Versuch yon Krall Manetho
und Diodor, Wiener Sitzungsber. XCVI. 1880. S. 287—284 vielmehr die
AtyvnvtaKd und die tsgd ßifilog des Letzteren als dessen Hauptquelle zu
erweisen bedarf, wie aus C. 11. A. 17 erhellt, bereits keiner Widerlegung
mehr, um so weniger da Diod. den M. niemals nennt, dagegen, vde Erall
a. a. 0. S. 268 f. A. 2 selbst zugeben muss, den Abschnitt 47—60 ausdrack-
lieh auf Hekataeos zurückführt (s. C. 11. A. 17), und da wohl Niemand
ausser Krall in den Worten des Euseb. P. E. III, 2, 6. 88 a. y(fdq)si nsgl
xavxoav nlaxvxsi^ov fjblv o Maps^dSg^ imxBxpLrifiivmg dl 6 JiodoiQog ein
Zeugniss desselben dafür finden wird, dass Diod. 11 ff. die tegd ßißlog des
M. ausgeschrieben habe.
39*
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612 Einundzwaii^igstes Capiiel. GescliichtsolireibaDg.
viel eher gewisse Kreise gab^ welche diesem Buche ein lebhaftes
Interesse zuwandten ^'^). Der ältste Schriftsteller nämlich ^ bei
welchem wir mit Sicherheit eine Benutzung desselben finden,
und zugleich der einzige, welcher aus diesem Werke mit aus-
drücklicher Nennung Manethos wortlich Etwas, und zwar etwas
Längeres mittheilt, ist losephos^^^, natürlich nur so weit es
ihn für den Auszug der Juden interessirt, wobei aber obendrein
zugleich sofort der Uebelstand eintritt, dass man sich bei seinen
ferneren, nur auszugsweise und nicht mit den eignen Worten
seiner Vorlage gegebnen Mittheilungen keineswegs unbedingt
auf ihn verlassen kann^^). Immerhin sieht man jedoch aus
jenen Proben, dass die Erzählungsweise und Sprache des Manetho
eine klare und einfache war, aber man erkennt auch deutlich,
dass schon dem losephos mindestens zwei verschiedene Redactionen
vorlagen*^®) oder vielmehr nebta dem ursprönglichen Werk*'^)
435) Schon ans diesem Grunde ist die obige Thatsacbe nicht mit
£. Havet und beziehnngsweise auch Thurot a. a. 0. S. 132 als ein triftiger
Grund zu dem Verdachte anzusehen, dass dies Werk wahrscheinlich erst
viel sp&ter als unter Philadelphos geschrieben sei.
436) a. a, 0. 14. 16, vgl. 26 — Fr. 40. 42. 62.
437) S. Krall Maneth. Geschicht&w. S. 162 ff. 162 f., welcher gauz be>
sonders (S. 163) auf die Widerspruche zwischen I, 26, 11. 29, 6. 33, 6 ver-
weist. Derselbe behauptet sogar (S. 162), dass losephos nicht einmal bei
der wörtlichen Wiedergabe ganz genau und ganz frei von Versehen sei,
aber in seiner Ausführung findet sich Nichts, wodurch dies bewiesen würde.
Ob femer die Gleichsetzung der Hyksos mit den Juden (1, 14) erst von
losephos herrührt und nicht schon von Manetho, wie Lepsius ChronoL
der Aeg. S. 317 ff. und Krall 8. 164—162. 164. 173. 174. 180. 2t6 zu be-
weisen suchen 9 lasse ich dahingestellt, s. dagegen Kellner De fragmentis
Manethonianis, quae apud losephum contra Apionem I, 14 et J, 26 sunt,
Marburg 1869. 8. (Doctordiss.). Vgl. A. 439.
438) S. Boeckh S. 120 (604) f. losephos führt I, 14 nach einer mit
den ägyptischen Denkmälern übereinstimmenden Erklärung des Namens
Hyksos eine zweite an, von welcher er sagt, dass sie iv aXlco dvtiyQagxpy
und weiter unten, wo er auf dieselbe zurückkommt, dass sie iv älljj Tif^l
ß^ßlm tmv Alyvitzianmv stehe, was sonach hier mit jenem anderen Aus-
druck gleichbedeutend ist. Dieselbe verräth, wie Krall a. a. 0. S. 163
versichert^ eine geringe Kenntniss der ägyptischen Sprache und erinnert
an die schönen Erklärungen in der pseudo - eratosthenischen Königsli^te;
„ sie findet jedoch die Billigung des losephos , da sie den Vorzug hat mit
der jüdischen Tradition besser im Einklang zu stehen , wodurch sie sich
freilich in unseren Augen als ein späterer Zusatz irgend eines jüdischen
Gelehrten documentirt".
439) Ob freilich auch nur dieses ohne Interpolationen, ist eine andere
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Manetbo ans Sebennytos. 613
eine nach demselben gearbeitete chronologische Tabelle^ eine
Königsliste mit einigen eingewöhnen überarbeiteten Auszügen
aus Manethos Geschichtserzählung und anderen Notizen^, und
zwar entsprach diese Tafel keineswegs wirklich durchweg jenem
Werke y vielmehr hatte ihr Urheber da^ wo Manethos eigne An-
gaben zu diesem Zwecke schlechterdings nicht ausreichen wollten^
bereits stark mit eignen Combinationen und Erfindungen zum
Aufbau eines genauen chronologischen Systems nachgeholfen^.
Er hätte eine Zeit lang in Aegypten gelebt und war vermuth-
lich auch der Sprache und Schrift der Aegypter mächtig***), und
Frage. Nämlieh das Fragment (54) Aber die Aussätzigen ist doch von losephos
offenbar (I, 26) nicht ans den Tabellen entnommen, sondern aus dem Haupt-
werk, wie es ihm vorlag. Dean dies Bruchstück wird beim zweiten (50)
von ihm I, 15 angekündigt (s. u.), und wiederum weist er bei der Ein-
führung desselben mit nffosinmv %, t, X, aof das erste (42) über die Hyksos
(I, 14) zurück. Nach jenem ersten aber ist dieses zurechtgemacht, wie
Kellner S. 58 f. zeigt, und schon Boeckh S. 299 (685) f. bemerkt, dass
losephos selbst mit den Worten 1 , 15 vnkq av S* h Mavs^mv ov% i% tmv
vaQ* Aiyvntioig yi^afifidtmv ^ all' mg aixbg oli(ioX6Yricev , i% t6w dSsanÖTtog
fLv&oloyovfiivoiv n(foctid'8i%dv^ vtitsQoif i^aHy^at h. t. X. und I, 26 (iixQ^
fihv tovtmv TJxolovdifiös taug dwayQUtpatg , ^ns tta 91 Sovg iiovaiav otvt^
diä 1:6 (pdvai yqdi^Btv %a fw^evdfi^sva xal Xty6n8va 7C8(fl tmv 'lovÖaiayp X6'
yovg dnt&dvovg fcaQsvißaXsv %, t. X. diese nun folgende Geschichte als
eine gew&hrlose Ueberlieferung bezeichnet, die allerdings, aber, wie das
Wort na^evifiaXsv besagt, nur als eine solche eingeschaltet in des M.
ägyptischen Geschichten stand. Und wohl mit Recht fährt Boeckh (S. 686)
fort: „Nach losephus Ansicht hat sie M. selbst eingeschaltet; ich yermuthe
jedoch vielmehr, diese gewährlose Ueberlieferung sei von einem Anderen
den Juden zum Possen eingeschoben worden *^ Ganz anders freilich Er all
a. a. 0. S. 161 ff. 166 ff., welcher mit Lepsius annimmt, dass M. selbst
durchaus verschieden von losephos nicht die Hyksos, sondern gerade diese
erst viel später nach Jerusalem gewanderten Aussätzigen für die Juden
gehalten habe, und darauf weit tragende Schlüsse (auch gegen Müller
S. 574) baut.
440) Ob losephos diesen Kanon dem Hauptwerke angehängt fand, wie
Er all a. a. 0. S. 165 meint (vgl. auch schon Unger S. 7), lasse ich
wiederum unentschieden. Wenn indessen , wie doch höchst wahrscheinlich
ist, jene zweite (s. A. 438) Deutung des Hyksosnamens aus ersterem stammt,
so spricht zwar der Ausdruck iv aXXy xivl ßißXm tmv Aiyvntiuxmv scheinbar
für diese Annahme, aber der andere gleichbedeutende iv aXX<p dvtiyQatpm
in Wahrheit entschieden gegen dieselbe.
441) 8. Krall a. a. 0. S. 154—169. 175 ff. 208-213. 218.
442) Denn die Notiz bei Afiricanus (Sjnkell. 56 D « Fr. 14) über den
Künig 8onphis (Cheops, Chufo) tijv tegdv üvviyQu^e ߣ§Xov^ tjv mg ftiya
XQTJfUX iv Alyvntm ysv6fi>svog intricdfirjv rührt nicht schon von M. her,
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614 Einondzwanzigstes Capitel. QeschichtschreibaDg.
seine Tafeln liegen uns, wenngleich überarbeitet**^), auch noch
in den uns***) überkommenen Auszügen aus der nsvtdßißXos
des lulius Africanus vor**^). Das ächte Werk des Manetho ent-
hielt nämlich abgesehen Yon den Regierungsdauern der Könige**^)
allem Anscheine nach nur yerhältnissmässig wenige genauere
chronologische Bestimmungen**^) und, worin ihnen auch diese
ältsten Königstafeln**^) und sogar auch die eines zweiten Be-
arbeiters**^) folgten, noch gar keine Eintheilung in Dynastien,
ja die Bezeichnung 8wa6tsCa selbst scheint ihnen noch fremd
gewesen zu sein*^). und von hier aus begreift es sich denn
aber, wie Krall a. a. 0. S. 210 f. (gegen Unger S. 4 und Andere) zeigt,
schwerlich auch erst yon Africanus , da wohl nur für einen der ägyptiachen
Sprache und Schrift Kundigen der Besitz dieses Buches Werth haben konnte.
Aber wer dies schrieb, war nicht, wie Krall meint, selbst ein Aegypter,
denn ein solcher konnte unmöglich sagen h Alyvnxtp Ysvofiivos, was
doch nur heissen kann: „als ich in Aegjpten war" oder „mich aufhielt*^
Wenn anders das andere ^'Avxfyqatpov^^ des M. bei losephos (s. A. 488.
440) einerlei war mit der Tabelle, so weist die eigne A. 438 angeführte
Beobachtung von Krall entschieden daraufhin, dass der betreffende Mann,
der Urheber dieser ältsten tabellarischen Ueberarbeitung, selbst wenn es
mit seiner von Krall S. 212 behaupteten Unabhängigkeit von der griechi-
schen und zumal der jüdischen Chronographie so ganz in Richtigkeit sein
sollte, dennoch vielmehr muthmasslich ein Jude war.
443) S. A. 455.
444) Bei Synkellos.
445) S. Krall a. a. 0. S. 168—166. 170—179. 184 ff. 201 ff. 218 f.
446) loseph. I, 26, 8. 'Aßhaxpiv yoiQ ßaaiXiu n^oo^iC^^ ^Bvdl^ Bvoiuiy
xal dia tovto xQÖifov avtov xris ßaaiXBias OQlcai, [iri xoXfiiiaag^ naCxoi. ye
inl tmv aXXmif ßaciXimv d%Qi>ßms xä itrj nQOCxid'Big %, x. X, VgL
Krall a. a. 0. S. 154.
447) Krall a. a. 0. S. 169 (vgl. S. 171 f.): „Selbst wo wir Zahlen-
angaben wünschen möchten, giebt sie uns M. in den echten Fragmenten
bei losephus nicht. Wir vermissen bei ihm eine genaue Angabe darüber,
wann die Hjksos sich entschlossen haben einen König zu erheben, M. sagt
nur niqas (I, 14, 5); ebenso wenig wird uns mitgetheilt, wie lange der
noXefiog fiiyas %al TcoXvxQOPiog (I, 14, 5) gedauert habe u. s. w.".
448) Krall S. 157. 165. 175 ff. 209.
449) Krall S. 217, vgl. S. 179 ff.
450) Unger S. 8: „In den Fragmenten ist von der Dynastienzählung
keine Spur, die Aufzählung der Regierungen wird dort ohne solche Ein«
theilung ununterbrochen fortgeführt^ und wenn auch einzelne grössere Zeit-
räume unterschieden werden, so geschieht dies doch nicht immer da , wo
die Epitome es thut, und auch die Epochen sind nicht überall dieselben ;
losephus weiss offenbar nichts von der Dynastienzählung". Krall S. 168:
„In den echten Fragmenten %ax« Xi^iv bei losephos ist« der Ausdruck
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Manetho aas Sebennjtos. 615
nun, dass in der Folge die widersprechendsten Dinge angeb-
lich alle aus Manetho angegeben werden ^^^). Wir können aus
unseren Quellen noch vier spatere Bearbeiter solcher Tabellen
nachweisen, von denen nur zwei das Werk des Manetho noch
selbst in Händen gehabt haben: die Spuren des einen, eben be-
reits erwähnten, sind uns aus dem Ghronikon des Eusebios^^^
geblieben, und er war vielleicht von jenem ersten Bearbeiter
völlig unabhängig ^^^); auf den zweiten führen die sogenannten
Excerpta Barbari zurück*^); von den beiden anderen hat der
eine, dem Eusebios folgte**^), unter gleichzeitiger Benutzung der
ältsten, schon dem losephos vorliegenden Tafeln jenen^*), der
dvvaotsia nicht nacbznweiseD ; in den aaszngsweise wiedergegebnen, in denen
man aber anf den Wortlant nicht viel bauen kann, kommt er wohl einmal
vor I, 14, 16. (poßov(iipovs dh tifV 'Aocvqüdv i^aateiav^ allein dies ist nur
die Paraphrase von I, 14, 6. itQOOQcifisvog 'Acav^üav tot« fisCiov la%v6if%aiv
iaopkivriv inid'Vfify tris acvtrig ßacils^as itpodov, wo sich nichts von dvva-
atsia findet* S Und so ist das Wort aach in den von ihm benatzten
Tabellen noch nicht nachweislich.
461) S. darüber bereits Boeckh S. 118 (497)ff., bes. 118 (602), vgl.
S. 114 (498). 116 (499), dazu das schon A. 489 Angeführte.
462) In der armenischen.Uebersetznng, bei Hieronymos nnd Synkellos,
s. A. Schoene Ensebii Chron. 1. I. 8. 188 ff.
468) Krall S. 218 f.
464) Nämlich auf einen Chronographen, welcher, wie es scheint,
zwischen jenen beiden ältsten Listen vermittelnd, eine neue aufstellte,
s. Krall S. 217f., vgl. S. 179 S, Diese Excerpte sind aus einem Pariser
Codex von los. Scaliger hervorgezogen, neu herausgegeben von A. Schoene
a. a. 0. Bd. 1. Append. 8. 177 ff. S. A. 467.
466) Im ersten (s. A 462) und auch im zweiten Bache des Chroniken.
S. Krall S. 168 ff. 170 ff. 184 ff. 201 f. Dass Eusebios nicht etwa bloss,
wie man nach den ihm von Synkellos gemachten Vorwürfen glauben müsste,
den Africanus vor sich gehabt hat, ist schon von Boeckh S. 116 (600) f.
erhärtet, vgl. Müller S. 614 f. Auch die Gestalt, in welcher die Listen
des Africanus uns vorliegen, haben sie erst unter dem Einfluss dieser Be-
arbeitung gewonnen, s. Krall S. 164 f. 178 ff. 218 ff. Das Weitere s. so-
dann A. 481.
466) Er benutete, wie es scheint, in aasgedehntem Masse den losephos
nebst den von diesem mitgetheilten Bruchstücken Manethos und den Hero-
dotos und Diodoros oder Ktesias, wandte die inzwischen (s. Lepsius
Chronol. I. S. 167 ff.) zu allgemeiner Geltung gelangte, zuerst von Geminos,
d. h. nach Blas s De Gemino et Posidonio, Kiel 1888. 4. beträchtlich
später als 70 v. Chr., aber noch vor Ende des 2. Jahrh. n. Chr. erwähnte
Hundsstemperiode an und entnahm die Notizen zu den einzelnen Königen
aus den ältsten Tafeln, s. Krall S. 168 f. 186 f. 197 f. 199. 213-217. 218 f.
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616 Einundzwanzigetes Capitel. Geschieh tschreibung.
andere diesen überarbeitet^^^ und erst aus diesen Ueberarbeitungen
stammt die Dynastieneintheilung^^). Und so schreitet denn in
diesen späteren Tafeln die Verfälschung immer weiter fort, und
nicht aus Manetho also, sondern aus solchen trüben Quellen ist
das System der ägyptischen Zeitrechnung geflossen ^^^)y welchem
die Neueren trotz mancher Bedenken und Abweichungen doch
im Granzen nur allzu gläubig gefolgt sind^^^). Das Werk Manethos
umfasste 3 Bücher und reichte bis auf Alexandros den Grossen ^^);
in derselben Dreizahl erschednen die Tabellen bei Eusebios, der-
gestalt, dass der erste Abschnitt nach der Herrschaft der Gotter
und Halbgötter die ersten eilf Dynastien ^^^), der zweite die
zwölfte bis neunzehnte umfasste**^, der dritte entweder bis auf
Nektanebos H, den letzten König der dreissigsten, reichte*^)
oder auch noch die einunddreissigste, d. h, die letzten drei Perser-
könige, einschloss*®^). Ob die Grenzen der Bücher des ursprüng-
lichen Werks ganz oder wenigstens annähernd dieselben waren
oder nicht, ist streitig ^^•).
457) Dabei war Letzterer yon Ersterem yöUig unabhängig: seine 16
„Potestaks'^ sind lediglich ebenso ans dem „allgemeinen Zage der Zeit**
eotspruogen wie die 80 oder 31 Dynastien des Ersteren, s. Krall S. 217 f.
Das unmittelbare griechische Original dieser mittelalterlichen latein. üebers.
ist entweder nnter Anastasios (491 — 518), dem letzten in der mitgetheiiten
Eaiserliste, oder anter lastinos I (518—527) geschrieben, s. Unger S. 6.
458) S. Krall S. 216 f. 217. 219.
459) Ich konnte hier nur die allgemeinsten Qrandzoge geben und musi
für die Ausführungen durchweg auf Krall verweisen, dem ich in der
Hauptsache überall gefolgt bin, doch s. A. 437. 439. 440. 442.
460) Krall S. 219.
461) Euseb. Arm, p. 93 Mai (= Fr 1). üJx Aeffyptiacis Manetbonis
tnonumeniia, gui in trea Itbros historiam suam tribuit de düs ei de heraiJms,
de manibm et de mortdlibiM regibua, qui Aegypto praefuerwU usque ad
regem Persarum Darii^m «• p. 134, 33 ff. Soh. Ex Maneihi EgipUaeis
manumentts, qui iribus totnis cofitexuü cammentaria de diis et semideis et
tnanibus atgue mortalibus regibus, gui Egiptiia imperarunt usque ad Darehum
regem Persarum. Vgl. A. 433. 466.
462) Fr. 32 b. Synkell. 60 B. Euaeb. Arm. p. 97 M. 142, 17 f. Seh.
463) Fr. 55. 56 b. Synk. 72 B. 73 B. Euseb. Arm. p. 102 M. 145,
30 f. Seh.
464) Vgl. Synkell. 40 D. 51.
465) Fr. 73 b. Synk. 77 C. D. Euseb. Arm. p. 107 M. 149 , 22 Seh.
Unger S. 8. 9. nimmt unter Beistinmiung von Krall M. u. Diod. S. 255
zur Ausgleichung dieser Differenz an, dass in Wahrheit nur das ursprüng-
liche Werk so weit reichte, die Tabellen aber mit Nektanebos II abbrachen.
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Xenopliilos. Theodotas. Neanthes. 617
XenophiloSy der schon von Eallimachos in Bezug auf das
todte Meer angeführt wird^^^^), mag derselbe mit dem Verfasser
der AvÖLxal törogiai gewesen sein*^^®).
Theodotas Yon Bhodos^ welcher dem Antiochos I Soter
durch eine Kriegslist zum Siege wider die Gallier verhalf *^^),
scheint 'TnofLv^fiata verfasst zu haben*^*®).
Neanthes von Eyzikos^^^^ Bhetor und Geschichtschreiber,
war gleich Timaeos ein Schüler des Philiskos von Miletos*^)
und kann folglich*^), auch wenn er dessen Unterricht viel
466) Krall Maneth. Gesch. S. 189 macht dagegen geltend, dass wir
zwar auch bei loseph. I, 14 lesen, M. habe den Einfall der Hjksos, welcher
in die zweite Tabelle gehört, im zweiten Buche: iv tij dsvxiqqi (näml.
ßC^Xfp 8. A. 438) behandelt, dass aber „die verlässliche armenische Version
des Eusebios p. 161, 10 Seh. dies durch in primo (libro) wiedergiebt", so
dass der Verdacht entsteht, „den Listen des Africanus und Eusebios sei
das ursprüngliche iv t^ n^tox^ m kv %^ dsvziQa verwandelt worden'*,
losephos scheint (s. A. 438. 440) auch fOr die tabellarische Ueberarbeitung
den Ausdruck iv allrj zivl ßißlop zu gebrauchen. Sonst werden die Tabellen
stets Tofiot genannt (vgl. die A. 462 ff. angef. Stellen), mag nun dies Wort
hier synonym mit ßißXoi die drei Abschnitte derselben (vgl. Boeckh S. 12
« 896) oder, wie ünger S. 9 f. und Krall a. a. 0. 8. 149 f. u. ö. wollen,
hier selbst so viel als „tabellarische AuszQge" bedeuten. Gelegentlich ist
auch von der indoctg des Africanus und der des Eusebios (Fr. 6 b. SynkelL
53 C) und Fr. 8 b. Synkell. 64 D sogar von einer dBvtiga i^idoaig des
A&icanus die Eede.
466*») Fr. 100', 26, wo freilich Zrivotpilov überliefert ist, Müller
F. H. G. IV. S. 680 aber wohl mit E«cht Ssvotpilov vorschlägt.
466^) Anon. de mulier. clar. 9 «» Weaterm. Paradox. S. 216.
466^) Lukian. Zeux. 9 ff., wo er als dvriQ ygvvaiog %al xa%u%mv Bfi,-
neiifog bezeichnet wird. S. auch Lukian. de calumn. 2.
466®) S. G. 88. A. 807. — Ein völlig verschollener Historiker, weldier
in ionischem Dialekt eine Zeitgeschichte schrieb, Philippos von Pergamon,
ist durch die Unterschrifb einer ihm von den Epidauriem errichteten Bild-
säule wieder zu Tage getreten. Diese Unterschrift enthält in zwei Distichen
die Widmung in dorischem Dialekt mit poetischen Formen und dann den
ruhmredigen Anfang seines Geschichtswerks. S. Foucart Bev. de philol.
N. F. XI. 1878. S. 217 f. (vgl. C. 22. A. 109), welcher geneigt ist ihn ans
Ende des 8. oder den Anfang des 2. Jahrh. v. Ghr. zu setzen.
467) Müller F. H. G. UI. S. 2-11.
468) Suid. Nedvdirjg^ Kv^mrivog, ^ifTdOQ, [ta^rixrig 4fiKic%ov xov MtXtiaiov,
469) Falls dies richtig ist. Suid. führt von diesem N. keine Gesohichts-
werke auf, sondern fährt fort: iyQaipi ntgl xano^riXücg ^o^x^ %ctl X6yovg
noXlovg xavrjyvQinavg, Dadurch wird aber die sehr zuversichtlich aus-
gesprochne und in der That an sich wahrscheivliche Vermuthung von
Brzoska De canone decem oratorum (BresL 1878). S. 62. A. 2. S. 67, dass
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618 Einnndzwanzigstes Capitel. Gescbichtschreibung.
spater als jener genossen haben sollte, doch nicht *^^) derselbe
gewesen sein mit dem vielmehr jüngeren Historiker gleichen
Namens, welcher eine Geschichte von Attalos I (241 — 197)
verfasste *^^). Er seinerseits schrieb eine griechische Ge-
schichte (EXltivixd oder ^EHijvixal Cötogicci) von den Sagen-
zeiten an*'^), und zwar, wie es scheint, in gedrängter Kürze*'*),
in mindestens 6*'*), eine Chronik von Kyzikos (^SIqol oder
vielmehr wohl 'iöpot Kviixrivmv) in mindestens 2 Büchern*'*),
ferner ein biographisches Werk jccqI ivSo^mv avdgäv^'^^), in
welchem*'') unter Anderen Epicharmos, Sophokles, Periandros,
Herakleitos, Antisthenes, Piaton behandelt wurden und wohl
auch seine Darstellung von Pythagoras und dessen Anhängern
nebst Empedokles enthalten war*'®), xegl teXetäv in min-
die Schrift n, «axoj;. ^r. von dem jüngeren N. herrühre nnd gegen die
Asianer gerichtet gewesen sei, in hohem Grade bedenklich.
470) Wie BlasB Att. Bereds. II. S. 423. A. 3 und G. F. ünger Herakl.
Pont., Bhein. Mus. XXXYIII. 1883. S. 492. A. 1 erkannten. Denn Philiskos
ward bereits um 405 geboren. Ueberdies benutzte, wie C. 14. A. 66 sich
ergab, schon Apollonios der Rhoder des N. Chronik von Kyzikos. Unger
ist geneigt den Verfiasser der Geschichte des Attalos mit dem des Werks
n€Ql hdo^aip dvdqav für denselben zu halten, aber Letzterer wird wieder-
holt als Kyzikener bezeichnet, La. Di. I, 99. III, 25. VIII, 22. fK, 4 —
Fr. 10. 13. 22. 11, s. indessen A. 471.
471) Und welcher denn auch nur schlechtweg N. genannt wird, Ath.
V. 699 d. Eustath. z. Od. rj, 101 p. 1571, 7 (272, 47). FreiUch war Apollonias,
die Gemahlin von Attalos I, aus Kyzikos gebürtig, Polyb. XXII, 20 (XXIII,
18), und so ist es ja möglich, dass auch dieser jüngere N. ein Kyzikener
und vielleicht Sohn des alteren war, womit es denn freilich völlig zweifel-
haft werden würde, welche Werke ausser diesem ¥on dem jüngeren ver-
fassten und der von dem älteren geschriebnen Chronik von Kyzikos dem
einen, und welche dem anderen angehören.
472) Denn das 2. B. handelte unter Anderem von Kodros, Fr. 1 b.
Ath. III. 111 d. Nidv^g b Kvimriifog h dßvtiQtp xmv *EXX7ivi%&v k. t. X,
473) Denn im 3. nnd 4. B. stand er schon bei Themistokles, Fr. 2 b.
Ath. XUI. 576 d. N, o K. iv t^ ^^^^ ^f*^ ntti^ff t&9 ^EXXtiviiiav Uto-
(fuiv X. T. X.
474) Fr. 4 b. Ath. VII. 311 c.
475) Fr. 5 b. Ath. IV. 175 d. N. o K. h n^dtat ISlgaw. Vgl. Fr. 6
und A. 470.
476) Steph. V. Byz. K^ccmog =» Fr. 8.
477) Fr. 8—22».
478) 8. Fr. 17—19. 22*. Das dritte Fragment über Empedokles (22)
wird bei La. Di. VIII, ^2 so eingeführt: N, 6 K. b %al «c^ täi' 7It>^«-
yoqe^av Blnmv. Das ist wohl dahin zu verstehen, dass N. (vgl. Fr. 20 b.
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Neanthes. Rtesibioa. 619
destens 2*^*), ta xatä noXiv (iv^ixd in mindestens 5 Büchern*^),
X€qI xccxo^ijXittg ^riroQixijg, wenn anders nicht, was aber
mindestens höchst zweifelhaft ist, Yon dieser Schrift vielmehr
der jüngere Neanthes der Verfasser war******), und viele pane-
gyrische Reden *^^). Getadelt wird seine Leichtfertigkeit in
manchen Stücken^^^, und die Fragmente zeigen, dass er über-
haupt sehr leichtgläubig war^^^. Polemon verfasste auch gegen
ihn eine Streitschrift*^).
üeber Dosiadas s. C. 4.
Etesibios*^^) von Ghalkis, ein Schüler des Menedemos von
Eretria^^, lebte neben Arkesilaos, der ihn, als er krank lag
und von Armuth gedrückt ward, auf zarte Weise unterstützte,
in Athen *^^ und hielt sich femer gleich seinem Lehrer in dessen
La. Di. VIII, 54) diesen unter den Pythagoreern behandelte. Aber weder
dieser Ausdruck noch Fr. 19 in Theolog. arithm. p. 40, 10 Ast. 'AvdQonvdqs
dl 6 Üvd'ayoQtnog b nsql tav avfipoXmv ygatf/ag xal EvßovX^drig %al Nidv-
d'fis Ol tu xara tov avdqu (näml. Pythagoras) oivayquipavxig geben Anlass
zu der Annahme , dass N. neben den Biographien noch ein besonderes Werk
mql tmv IIv^ayoQiyimv geschrieben habe.
479) Ath. XIII. 602 b. N. 6 K, iw 9svtiQ<p n. r. «= Fr. 24 (vgl. C. 22.
A. 143). S. Fr. 23—27. Vgl. Müller S. 2: in hia libris loyovg fivatinovg
enarravit nominaque tnystica vel mythice vel aUegorice exposuit.
480) Porphyr. V. P. §. 1. N, iv niftntm x&v (ivftt%mv — Fr. 80. Vgl.
Fr. 32 b. Plut. Qu. symp. I, 10^ 2. 628 B. NBccvd'ri t6if K. iv xoig xara
noXiv fiv^iTioCg, Ammon. p. 33 Valcken. « Fr. 29. N, o K, iv xqCx<p xmv
%axä n6Xiv. S. Fr. 28^36. Vgl. Müller S. 2: „periegttcun egit locorumque
fabulas cum urbium originibua, cum decrum cuUu aliiague civitatum institutis
coniunctas in hoc opere cangesait: deprehendimua fabülaa Lydias (fr, 26),
Syriaa (fr. 30), ÄtUcaa (fr. 32), Arcadicaa (fr, 33)".
480 »>) S. A. 469. C. 36. A. 98. üeber die Bedeutung ron xaxoJijX/a
8. Brzoska a. a. 0. S. 81. A. 1.
481) S. A. 469.
482) Plut. a. a. 0. xr^v Nedv&ovg iv ivioig tvxiQStav.
483) S. z. B. Fr. 9 (Vit. Soph. p. 130, 61 ff. W.) über den Tod des So-
phokles, Fr. 11 bei La. Di. IX, 4, Fr. 17 (Pythagoras ein Syrer oder Tyrier).
Fr. 19. 20. 36. Müller S. 2 f.
484) S. C. 22. A. 166.
486) Müller F. H. ö. II. S. 261.
486) Antig. v. Kar. b. Ath. IV. 162 e, der ihn wohl ohne Zweifel im
Zusammenhang mit Menedemos behandelt hatte, s. y. Wilamowitz Ant.
V. K. S. 94 f. — Falschlich bezeichnet Zeller Ph. d. Gr. II*, 1. S. 286.
A. 2 ihn als Schüler des Kynikers Menedemos, der vielmehr jünger als
er war, s. C. 2. A. 128.
487) (Antig. v. K. b.) La. Di. IV, 37.
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620 Eimmdzwanzigstes CapiteL Geschichtschreibong.
letzten Lebensjahren am Hofe des Antigonos Gonatas auf^^
und war wohl jedenfalls derjenige Etesibios^ welcher das mit
einer unglaubwürdigen Nachricht über Demosthenes^^) angeführte
Buch xsqI q)iXo6og)(ag abfasste, Yermuthlich aber auch der
Geschichtschreiber ^ Yon dem uns berichtet ^wird^ er sei 104 Jahre
alt geworden*^).
Demetrios von Byzantion*^^) schrieb in 13 Büchern über
den Einfall der Gallier in Asien und in 8 über Antiochos
und Ptolemaeos und den Zustand von Libyen unter
ihnen^^^, d. h. offenbar über den Aufstand des Magas von
Eyrene gegen seinen Halbbruder Ptolemaeos Philadelphos und
den von ihm und dann den von seiner Wittwe Apam» mit Hülfe
ihres Bruders Antiochos II von Syrien gegen diesen geführten
Krieg*^^), und man darf wohl*^*) annehmen, dass zwei so um-
fängliche Specialwerke nicht leicht von einem Anderen als einem
Zeitgenossen, dass sie also unter Philadelphos und Euergetes
geschrieben sein dürften. Fragmente sind nicht vorhanden.
Nymphis, Sohn des Xenagoras, von Herakleia*^*) war einer
der Verbannten, welche nach der Besiegung des Lysimachos durch
Seleukos in Folge der nunmehr hergestellten Freiheit seiner Vater-
488) (Antig. v. K b.) Ath. I. 16 c.
489) Flut. Demosth. 6. '*EQfunnos (Fr. 60) . . '. Kti^^ißiov ftipkvfjzcu U-
yovtog nccQa KcclXlov tov Sv(fa%ovciov %uC ti90i9 alX(ov %ug 'icoxQoxovg
•tixVfitQ )^^ fcis 'AlTuddfittvzog %qvtpa Xaß6vta rov ^riyMC^ivri natafuid'Biv.
Pseado-Plat X or. 844 C. mg Kmjc^ßUg tpriaiv iv t^ ttsgl tpiXoaoipütg, diit
KalXlov tov ZvqwMclov ito^icd^Bvog xovg ZmCkwo xov UfMpiatoUTOV Xoyovg^
9ia d\ XccQtxXiovg tov KaqvcxCov xovg *AXiM9a{kavzog iXtcßev avto4g, YgL
Schaf er Demosth. I«. S. 309 (LK S. 278).
490) Apollod. Fr. 108 b. Phleg. 2 undb. Pseudo-Lukiaii. Macrob. 22.
K. war ein auBgezeichneter Ballspieler, (Äntig. y. E. b.) Ath. I. 16 c.
491) Müller. F. H. G. 11. S. 624.
492) La. Di V, 83 im Homonymenverzeichnisa: Hßiofiog (näml. Jrifufi'
TQiog) Bvidvtiog iv %Qi4ntal9B%a ßißUoig yByqatpmg xriv raXccxAv diaßaciv
ig EvQtonrig dg *AcUlv xal Iv aZlot« 6%xm xä mgl 'Atxloxov xcel UxqXb'
ftaiov xal x^v Aißvrig vn ccvtöiv 8ioC%Tiaiv, Ver schieden von ihm ist der
Peripatetiker Demetrios von Byzantion, denn dieser wird hier als x^lxog
genannt. S. C. 2. A. 814 ff.
493) S. Droysen Hellenism. HP, 1. S. 269 ff. Vgl. oben C. 13. A. 63.
494) Mit Ad. Schmidt De fontibns vet. anoi in enarr. exp. Gall.
S. 14 » Abhh. üb. alte Gesch. S. 13 f.
496) I. Gonr. Orelli hinter Memnonis . . . excerpta, Leipz. 1816. 8.
Müller F. H. G. ÜI. S. 12-16.
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Demetrios. Nymphis. Enphantos. 621
Stadt vom Joche ihrer Tyrannen 281 in dieselbe zurückkehrten, und
zwar derjenige, welcher auch die anderen zur Rückkehr bewog,
und vierzig Jahre später einer von den Abgesandten dieser Stadt
an die Galater, welche zur Rache für die dem von denselben
angegriffenen Mithridates IV von Pontos von den Herakleioten ge-
währte Getreidezufuhr nunmehr auch die Letzteren anfielen, sich
jedoch von dieser Gesandtschaft für Geld zum Abzüge bewegen
Hessen, 240*^^. Hiemach dürfte er etwa um 310 geboren seiil.
Er schrieb*^^) eine Geschichte seiner Heimat, xsqI ^H^axlaiag,
in 13 Büchern, aus welchen wir noch mehrere Bruchstücke*^®),
und eine Geschichte des Alexandros, der Diadochen und
Epigonen in 24 bis auf Euergetes, aus welcher wir nur noch
eines haben *^^), dazu ein geographisches Werk, TIsQixkovQ
Euphantos von Olynthos^^), Schüler des Megarikers
Eubulides, Lehrer des Antigonos Gonatas, welchem er auch eine
Schrift tcsqI ßaötlsiag widmete, dichtete ausserdem Tragoe-
dien und schrieb eine Geschichte seiner Zeit und starb in
496) Memn. b. Phot. Cod. 224. c. 11, 8. ot nsq^Xsinoiitvoi xmv ipvycc-
Scov, NvfJuptSog xal avxov ivog vnaQxovtog zovtav %(i&o8ov ßovXsvaccvtog
avtoig xal f^diaif slvai tavzriv imismvvvtog, eI (tridlv iv ot nQoyovoi
einsät iQr)vxo avrol <pavstBV dLOxlovvteg dvctXri'ipsc^ai, ineici ts avv (dittcoj
xal xijg iiad'6dov ov ißovUvas xQonov ysysvrjfiivrig ot ts nataxd'ivtsg xal ^
de^ccfisvrj volig iv 6(ioüug ridovaig xal svtpQOCvvaig avsat(fi<povto. c. 24. tlg
tfiv *H^axZecDuy insfifpav (näml. die Galater) ct^dtsvfta^ xol tctvtriv nati-
tQ6%ov, (tixQig €cv ot *HQct%X8icitai dunqiaßBvaccvto XQog avtovg. Nvfupig
Sh riv 0 tetoqiKog b iioifv<patog tatv nQSCßsvtmv * og t6v (ulv at(fat6v h to»
Hourm x^vfforg nsvtanntx'^^^S , ''ovg d^ r^ysitovag Idüf dia%oisCoig hnoQ'Bffa-
nBvaccg trjg x^^Q^i inecpa<ttrivai> naQSCUBvaav,
497) Said. Nvftipig Ssvccyoffov 'H(f€c%XBmtfig i% Uovtov^ t6to(fi%6g, mgl
'AXB^dvdQOV xal tav ducdoxotv xal iieiyovmv ßtßX^a %d\ nsgl *HQaitXBÜtg
ßißXCa ly'' ^x^L Sh ^ixQ'' v^( xa^ai^ecreiog tmv tvf^avvmv ^xal^ tcc [iBtd
^ravra xara^ (so Müller) tovg iniyovovg [xal] (so Müller) pkixQt tov
tffCtov IltoXBiicctov.
498) Fr. 1—16.
499) Nämlich bei Aelian. N. A. XVII, 3 (= Fr. 20) wird das 9. B.
nsQl nxoXB(iai(ov citirt. Danach yermnthet Müller S. 12, dass das Ganze
in zwei Abtheilnngen zerlegt war, die Geschichte des Alexandres nnd die
der Diadochen nnd Epigonen, nnd dass im 9. B. der letzteren von Ptole-
maeos Philadelphos gehandelt ward.
500) Ath. XIII. 596 e — Fr. 17, wenn anders nicht mit Müller eine
Yerderbniss zn argwöhnen ist, doch s. Fr. 18. 19.
601) Müller F. H. G. la S. 19 f.
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G22 Einundzwaniigstes Capiiol. GeschichtscbreiboDg.
hohem Alter ^. In dem sehr wenig ^') beachteten Greschichts-
werk stand eine Nachricht über einen Schmeichler Yon Ptole-
maeos Energetes^^)^ und er kann dasselbe folglich erst in seinen
letzten Lebensjahren abgefasst oder doch vollendet haben^^).
Melanthios yerfasste eine Atthis in mindestens 2 Büchern
und eine Schrift über die eleusinischen Mysterien aller
Wahrscheinlichkeit nach vor Istros^*^^).
Istros^®^ angeblich und vielleicht auch wirklich von Pa-
phos^'), ein Schüler des Kallimachos*^), schrieb viel in Prosa
und Versen mit eisernem Sammelfleiss, aber ohne Kritik *^^.
502) La. Di. II, HO. EvßovXiSov d'k xol Eljtpccvxog yiyovB (n&ml. yvm-
Qi(iog) b 'Olvvd'iog taxoQiag ysy^atpag tag xarcr rovg XQ^ovg xovg lorvrov-
knolrici d\ xal tgaymSiag nlsiovgy h alg BvSoyiC^Bi «ara xovg dyöävag.
ysyovs d^ %al Uvxiyovov xov ßctailimg diddoKccXog, ngog ov «al Xoyov yi-
yifcctps neql ßaciXa^ag a(p6S(fcc €v9o%L(iovvxa, xov ßlov 9\ y^Q^ nuxiox^B^iv,
603) S. C. 19. A. 66.
604) Eallikrates von Samos, Fr. 2 b. Atb. VI. 261 d, 8. y. Wilamo-
witz Antig. v. Kar. S. 87 f. A. 8.
605) Nach dem Obigen war er, wie Wilamowitz a. a.0. bemerkt,
„nm 240 ein Mann und mag allerdings noch fünfzig Jahre gelebt haben ^.
Nimmt man dies an, so ist Alles in Ordnung, und hiemach ist Müller
S. 20 za berichtigen.
606^) Aus dem A. 616 *> dargelegten Grunde. Im üebrigen s. Müller
F. H. G. IV. S. 444. Harpokr. FifvndviQv (=- Fr. 1). h (?' *Ax^C9og. Ath.
VII. 825 c (— Fr. 2). iv xm iisqI xmv iv *EUvistvi {LvatriqCmv ^ Schol. Aristoph.
Plnt. 846. Av. 1078 (« Fr. 8—6) abgekürzt h x& iCBgi p^vcxrigCniß,
606) Lenz und Siebeiis Phanodemi, Demonis, Glitodemi atque Istri
*Ax^lSmv reliquorum librorum fragmenta, Leipz. 1812. 8. Müller F. H. G.
I. S. LXXXV. XC. 418-427. Nachtrtlge bei Stiehle Philologus VIII. 1868.
S. 648—664. M. Well mann De Istro Callimachio, Greifsw. 1886. 8. (Doctord.).
507) Suid. 'lexQog Msvdvdqov ^^^ (so Siebeiis) 'Icxqov^ KvQTjpatog ^
Ma%Bd(ov^ avyyoatpB^gy KalXtiiäxov dovXog rj yvoigifiog. I^Qfi^inxog dl ccvxov
tpTjfti nd(pi4>v h xm p' xmv dtaicQBiffdvxav h nmdBfy dovXav. iyqcc^B Sh
noXXä wal naxaXoyddriv xal notrixinoSg, 8. Well mann S. 2f.: der ganze
Artikel stammt wie alle ähnlichen bei Suid. (s. C. 4. A. 97. C. 14. A. 189)
aus Hermippos Ton Berytos, dessen Angabe der Heimat richtig sein kann,
während der Streit darüber, ob I. ein Kyrenaeer oder ein Makedone ge-
wesen sei, nur beweist, dass man seine Herkunft nicht sicher kannte:
Makedone heisst nur so viel als Alexandriner, da er ja in der That in
Alexandreia lebte, Kyrenaeer ist vielleicht nur von seinem Lehrer auf ihn
übertragen; dass er auch dessen Sklave gewesen sei, dafür ist Hermippos
ein sehr unzuverlässiger Gewährsmann.
508) 6 KaXXifidxBiog nennt ihn auch Ath. X. 478 b (« Fr. 88), vgl. A. 628.
609) S. bes. Fr. 11. 12. 61 b. Schol. Aristoph. Av. 1694. Plut. Thes.
34, welcher sagt: dXXd tovxo filv i%Bi noXXijv dXoylav^ V. Soph. p. 126,
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. Melanthios. Istros. 623 '
Jedenfalls waren aber seine Zvii^txta oder'jitaxta genannten
Miscellen^^^) nicht einerlei mit seiner attischen Chronikensamm-
lung^^^), sondern vielmehr wahrscheinlich mit dem anderweitig
unter dem Namen ^Tno^vri^ata angefahrten Mischwerk ^**),
dessen YoUstandiger Titel also wohl £v(iiiiixta vnoit^VT^fiata
war^^^. Sein berühmtestes Werk aber, die eben bezeichnete
Atthidensammlung^^^), scheint von ihm selbst die lieber-
Schrift Uvvayayri tmv ^At&Cimv erhalten zu haben"^). Jeden-
falls verfolgte er in demselben den Plan« alle Nachrichten der
früheren Atthidenschreiber in wohlgeordneter Weise zusammen-
zustellen^^^), daher denn auch seitdem keine neue Atthis mehr
entstand ^^^^) und die seine für alles mythologische und anti-
quarische Material die Hauptfundgrube ward, um so mehr da
er die Angaben seiner Vorgänger überall mit Namensnennung
der letzteren zusammengetragen hatte ^^^). In der That war es
2 f. 8fiP. p. 129, 60 ff. (ygl. A 531). Polemon meinte, man hätte ibn in dem
gleichnamigen Flosse ersäufen sollen (Fr. 54 b. Ath. IX. 387 f, s. C. 22.
A. 158). Vgl. auch Diod. I, 29, 6 und dazu WeUmann S. 12. A. 13.
510) Fr. 6. 8. 21. 22. 31 b. Scbol. Soph. 0. C. 1059 {kv ty nQmtji tmv
*Axa%x<ov), Said. Tayf^onolov {h tglzto 'Axd%xmv), Scbol. Sopb. 0. C.
1046 » 1108 {iv x6 nifinxm^ wie Elmsley aas nsql hergestellt hat, xmv
'Axdnxav), Tzetz. ad Lycoph. 467 (iv Svftfii%xotg). Harpokr. Ilautvisig {h
Uxdnxtp).
511) Wie Müller angenommen bat
512) Fr. 62 b. Flui Qu. Gr. 43.
513) Wellmann S. 5 ff.
514) Fr. 1—31 mit Ausnahme der A. 510 angef. Bruchstücke.
515) Wellmann S. 8. Die AnfQbrangen wechseln zwischen jixxiyid,
'Ax^idsg^ Zwaymyi], SvvayayaC, 'Atxi%al awayonyal (Fr. 16), Zwaycoy^i
xTiS 'Ax&Cdog (Harpokr. Kotqanfidai =■ Fr. 29), Zwaymyii x&v 'Axd'idonv
(Harpokr. 'EnevsyiifCv doQv = Fr. 18).
516) S. Wellmann S. 8—12 gegen Müller S. XC.
516^) Denn auch die des Melanthios wird man ebenbiernach früher
anzusetzen haben.
517) Dagegen ist nur ein einziges Brachstück (Fr. 24 b. La. Di. 11, 59)
auf Historisches bezüglich. Wenn also die Citate aach nur bis zam 16. B.
reichen (Fr. 16 b. Harpokr. TQecnsiotpoQog) , so muss doch das Ganze yiel
umfiUiglicber gewesen sein. S. Wellmann S. 11 f. Ausdrücklich führen
das Werk ausser Lexikographen and Scholiasten allerdings nar Athenaeos
lU. 74 e (ygl. Fr. 35). XIIL 557 a (-» Fr. 14), der es vielleicht nicht selbst
in der Hand gehabt hat, Plntarchos Thes. 34 (» Fr. 12), Hyginus Astron.
II, 35 («=: Fr. 18) und Laert. Diog. a. a. 0. an, aber Wellmann S. 13—106
sucht eine Benutzung desselben auch durch Polemon trotz dessen un-
günstigen Urthells über Istros (s. A. 509) and, worin er irrt (s. C. 27. A. 66. 68,
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624 Einnndzwanzigstes Capitel. GeschichtsclireibaDg.
ein Werk Yon kolossaler, Achtung gebietender Gelehrsamkeit,
zu dessen Herstellung Istros ausser den sämmtlichen Atthiden-
Verfassern von Hellanikos ab noch eine lange Reihe anderer
Schriften in Poesie und Prosa verwerthet hatte ^^*). Fernere
Arbeiten Yon ihm waren: 'jdxoHavog imtpavBiai^ d. h. Ge-
schichten von Machter Weisungen des Apollon, in mindestens
2 Büchern*^^), die ^AQyoXi%a^^), die ^HXiaxa in mindestens
4 Büchem^^^), welche gleichfalls erhebliche Spuren in der folgen-
den Litteratur hinterlassen haben ^'')y tcbqX xäv 'HXCov aym-
i/ov^**), tcbqI xriq idiottitog a^Xav, beide ohne Zweifel in
engem Anschluss an die Schrift seines Lehrers Eallimachos xbqI
vgl. 78. 85. 86), durch Dionysios Skytobrachion wahrscheinlich zu machen, er
zeigt femer, in wie ausgedehntem Masse es Plntarchos im Theseus ver-
werthet hat, und vermöge einer richtigen Modification von Seiten Enaacka
Deutsche L.-Z. 1886. S. 106 und Bethes Quaesiiones Diodoreae mytho-
graphae, Göttingen 1887. 8. 8. 81 ff. ergiebt sich endlich aus seinen Unter-
suchungen , dass das von Pseudo-Apollodoros in der Bibliothek, von Hyginus
in den Fahulae und Pausanias im 1. B. (und II, 3) benutzte, C. S7. A. 84 ff. zu
besprechende Gompendium der Mythologie aus demselben geschöpft hatte,
und Wellmann sucht auch noch darzuthun, dass Pausanias ebendort
daneben auch das Oiiginalwerk selbst ausgebeutet habe. YgL freilich
Ealkmann Pausanias S. 63 f.
618) Nach Wellmann S. 43f. 63-67, vgl. S. 16f. die drei grossen
Tragiker, die Theseis, die Gedichte des Hesiodos und Eerkops, Pindaros,
Simonides, den Herodoros und Hereas (s. A. 394), das ^i^yi^rtxov des
Kleidemos, Theophrastos , Antikleides (s. A. 319), seinen Lehrer Eallima-
chos und seinen Mitschüler Philostephanos.
519) Fr. 33—37. Aus ihnen hat allem Anscheine nach Hygin. Astron.
II, 34. 40 = Fr. 36 f. geschöpft. Harpokr. ^^tc^ptanog — Fr. 33: h x^m
xwp 'AnoUmvog ixKpavsmv ^ abgekürzt iv ta£g 'EatitpavBiaig Plnt. de mus.
14. 1136 A — Fr. 36.
620) Fr. 43 f. b. Ath. XIV. 660 b. Steph. v. Byz. "Ania. Vielleicht be-
nutzt, wie Robert Erat. Oat. S. 230 meint, von Hygin. Astron. II, 5.
p. 39, 8 ff.
621) Fr. 45 f. bei Steph. v. Byz. ^tiiov. Schol. Plat. Phaed. 98 C.
p. 380 Bekk. 233 Herm.
622) Wellmann S. 106 ff., dessen Yermuthung (S. 112 f.), dass die
Bruchstücke des Echephylidas , Pherekydes, Eomarohos in Fr. 46 mittelbar
auf I. beruhen, sehr wahrscheinlich ist, untersucht diese muthmasslichen
Spuren, so bei Pausanias im 6. B., s. indessen dagegen Ealkmann a.a.O.
S. 84. A. 3. Eomarchos, der also auch wohl *HXia%d geschrieben hatte,
ist nicht weiter bekannt.
623) Fr. 60^ bei Schol. Pind. Ol. VII, 146. Dagegen gehört Fr. 60*
b. Schol. ApolL Eh. II, 207 wohl in die Atthis, s. Wellmann S. 15.
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letros von Paphos. 625
aycivarv verfasst^^), ein Werk über die ägyptischen Colonien,
unseres Wissens das erste dieser Art, welches nnter yerschie-
denen Titeln, bald AlyvntC(ov^^^) oder tr^g Alyvicxov anoi-
x(aL^^^), bald tcsqI AlyvnxCmv dxotxiag^^'^ angeführt wird,
jcsqI ntolBfiatSog tilg iv AlyvTCtqi noksmg in mindestens
2 Büchern^*®), 2Jvvaymyrj ttSv KQtitixäv d^vöiäv^^), die
bereits^^) berührte Gegenschrift wider Timaeos, femer,
wenn anders nicht, wie schon bemerkt ward**^*^), von ihr viel-
mehr Istros aus Kallatis der Verfasser war, eine MeXonoiol
betitelte und demgemäss über Yocal- und vielleicht auch Instru-
mentalcomponisten handelnde Schrift^^^), und ein grammatisches
Werk ^Attixal li^sig^^^^), ein Seitenstück zu den entsprechenden,
gleichfalls mehr oder weniger aus der Anregung des Eallimachos
hervorgegangenen des Aristophanes und des Philemon^'^).
624) Das einzige Bruchstück ans der Schrift n, 19. a. Fr. 48 b. Giern.
Strom. III. 447 C enthält eine Athletenanekdote; s. im üebrigen A. 826^.
326 und bes. C. 13. A. 87^ 88.
625) Fr. 39 b. Constantin. Porphyrog. de themat. I. p. 13. Fr. 41 b.
Steph. V. Byz. "SlXtvog,
626) Fr. 42 b. Steph. v. Byz. AlyiaXog.
527) Fr. 40 b. Clem. Strom. I. 322 C.
628) Fr. 38 b. Ath. X 478 b. Iv nqmttp Iltolsfiatdog trig iv Alyvntm
TCoXsatg. Aus den hier angeRlhrten Worten hat Siebeiis unter Bei-
stimmung von Müller S. XC geschlossen, dass dies ein Gedicht gewesen
sei, wogegen Weste rmann in Paulys Realenc. IV. S. 309. A. sagt, dass
das aus dieser „offenbar verderbten Anführung** nicht folge.
629) Fr. 47 b. Euseb. P. E. IV, 16, 7. 166 a.
680) A. 276. 294 ^
680^) C. 20. A. 117.
631) Vielleicht mit Recht führt Müller auf dies Werk auch die Nach*
richten über Sophokles V. Soph. p. 126 ff. W. (=- Fr. 61) zurück. Dann
aber ist sicher der Kaliimacheer wirklich der Verfasser, s. C. 19. A. 117.
Jedenfalls aus dieser Schrift ist, wie Wellmann S. 3 f. A. 7 richtig be-
merkt, auch das bei Müller übergangene Bruchstück b. Eustath. Prooem.
commentar. Pind. §. 27. p. 93, 79 ff. XceftcciXitov dl [(paai] %al "icrqog %. x, l,
681^) Eustath. zu Od. «, 239 p. 1627, 14 (362, 37) = Fr. 53, vgl. Fr. 64 f.
Ob man aus Aristonik. z. IL B, 110. T, 34 = Fr. 62 f. auf einen Commentar
zu Homeros schliessen darf, ist mindestens höchst fraglich. Plut. de Pyth.
orac. 19. 403 E bezeichnet ihn neben Philochoros als einen eifrigen Sammler
von Orakeln in Prosa und Versen; höchst wahrscheinlich bezieht sich dies
aber nicht auf eine besondere Sammlung dieser Art, sondern auf seine
Atthis, s. Wellmann S. 32. A. 36.
632) S. C. 13. A. 108 ff. — Ueber die Benutzung des I. bei Statins
s. noch Knaack Analecta, Herm. XXV. 1890. S. 88.
SusBifiHL, grleoh.-aIez. Likt-Gesoh. L 40
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626 Einundzwanzigstes Capitel. Oeschichtschreibnng.
Apollodoros von Erythrae^**^) war, wie es scheint, spä-
testens Zeitgenosse des Eratosthenes und schrieb muthmaaslich
Diokles von Peparethos^^**) verfasste ein Werk, in welchem
er zuerst die ältste Sagengeschichte der Römer mit deren
Ursprung aus den Troianern behandelte, und an das sich in
dieser Hinsicht Fabius Pictor anschloss^^*®). Wenn er der nämliche
war, dessen Demetrios von Skepsis als eines Verstorbenen ge-
dachte ^^^'), wird man dasselbe um so mehr spätestens ins
dritte Jahrhundert zu setzen haben ^^^^). Und da die Ausbildung
632i>) Müller F. H. G. IV. S. 309. Maass De Apollodoro Erythraeo,
in: De Sibyllamm indicibus (Greifaw. 1879) 8. 27-31, vgl. S. 32 ff. 66 ff.
532 <') Das Einzige, was von diesem Sohrifbeteller (ans Yarro bei
Lactant. Institt. I, 6, bei dem anonymen Herausgeber der sibjllinisohen
Orakel p. XV Alexandre, p. IV im Anh. Friedlieb und Schol. Fiat. Pbaedr.
244 B, vgl. C. 38. A. 61*») angeführt wird, ist, dass er die erythraeischo
Sibylle als seine Landsmännin in Anspruch nahm. Aber Maass S. 4—27
hat bewiesen (vgl. A. 411. C. 22. A. 232. C. 33. A. 70), dass Pansanias
X, 12 den Polyhistor Alexandros and dieser wiederum in Bezug auf jene
Sibylle, wie es scheint, den Demetrios von Skepsis ausgeschrieben hat
(s. freilich in Bezug auf letzteren Punkt die Bedenken von Ealkmann
a. a. 0. S. 117. A. 1, aber vgl. A. 632^-^ und die dortigen Verweisungen),
und macht nun femer wahrscheinlich, dass deijenige Schriftsteller, gegen
welchen sich des Letzteren Polemik, vermöge derer er aus der Erythraeerin
vielmehr eine Troerin zu machen suchte, richtet, A. war, und (wie schon
C. 16. A. 78^ angegeben ward) dass ebendiesen auch Eratosthenes benutzt
habe. In Bezug auf den Titel 'EgvO^QaCna schreibt Maass S. 28. A. 67:
„hoc (nämlich ebendiesen Titel) concludo inde, quod de Stbyüa Cumana
Hyperochus Cumanus (s. C. 33. A. 29—33. 70) kv KvitaCnoig egü, de Samia
EraiosÜienes (s. C. 15. A. 78^) h £a(ua%oig scriptum invenit".
632*) Müller F. H. G. IIL S. 74-79.
532 0) Yr. 2 bei Plut. Romul. 8. xä (ulv nvqLaTccta XQmtog eis tou$
'^EiXrjvag i^iSams Jio%Xrig b TLinaqri&iog , a> nal ^aßiog ni%ttOQ iv xotg
nXeiaxois inri%oXov&7jas. Diesem Zeugniss zu misstrauen, wie es vielfach
geschehen ist, sehe ich gleich Müller S. 74, wenn man nur die richtig
von ihm angegebene Einschränkung festhält, keinen Grund.
632 ') Fr. 72 Gaede b. Ath. II. 44 e. Jio%X^ ts tov ÜBnaQiq&tov (prjatp
JflftrjxQiog 6 £H7Jtl)tog ^iixQi xiXovg ipvxQov vScag mncanivai,
632«) loseph. A. 1. X, 11, 1 (=» Fr. 3) wird D. iv rj dsvteQf Tcor JI«q-
amav citirt, wofCLr aber 'Anoi%i6iv (Coloniarutn) bei Epiphanios und Bufinus
steht. Danach vermuthet Müller S. 78, dass das Werk des Peparethiers
diesen letzteren Titel gehabt habe und die IIeqat%d ebenso wie die römi-
schen Gründungsgescbichten nur Theile desselben gewesen seien. Vielleicht
sei auch bei Clem. Protr. 43 A ^loulrig für ^loyhrig {iv nq^xtii TIsQCtHmv)
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Apollodoros y. Eryth. Diokles. Daes. Aratos v. Sikyon. 627
der römischen „Archaeologie" wesentlich auf die pergamenische
Philologenschule und nicht zum Wenigsten mittelbar auch auf
Demetrios zurückgeht ^*^**), so wird er in der That wohl der
nämliche gewesen sein^*'^).
Daes Yon Eolonae in Troas schrieb eine Specialgeschichte
seiner Heimat vor dem Erscheinen von dem Werke des näm-
lichen Demetrios ^^*^).
Aratos von Sikyon^^^) ward 271 geboren und verlor schon
in seinem siebenten Jahre seinen Vater Eleinias^ welcher nach
der Ermordung des Tyrannen Elleon gemeinschaftlich mit einem
anderen Bürger Timokleidas an die Spitze des Staats gestellt
worden war. Kleinias ward nämlich von Abantidas^ welcher
sich zum Tyrannen aufwarf, umgebracht*****), und Aratos ent-
ging nur mit Hülfe von dessen Schwester, der Gattin seines
Vaterbruders, dem gleichen Schicksal. Er wurde nach Argos ge-
rettet und dort von Freunden seines Vaters, jedoch mehr in
körperlichen Uebungen als in feinerer Geistesbildung ^^) auf-
za schreiben, yielleicbt aber vielmehr Diogenes von Eyzikos (s. C. 88.
A. 229} der Verfasser der hier citirten IJsQatnd. Noch wird D. angefahrt
SchoL Theoer, VIII, 12 (= Fr. 6) und D. ns(^l rigatov bei Plut. Qu. Gr.
40. 301 A (=s Fr. 4), aber ob dies der Peparethier ist, lässt sich nicht
sagen. — Die römischen Historiker, welche griechisch schrieben, von
Fabius Pictor ab bleiben billigermassen der römischen Litteratorgeschichte
überlassen.
632»>-*) S. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 177 f., welcher hinsichtlich
des Polemon auf Preller Polem. fr. S. 69 (Fr. 38 Prell. — 37 Müll. b.
Fest. Epit. p. 256 Lindem. 328 Müll., s. C. 22. A. 148), ferner unter Anderm
auf Agathokles von Eyzikos, den er auch zu diesen Kreisen rechnet (s. C. 33.
A. 187), verweist. Ausserdem aber vgl. A. 582^ C. 22. A. 232. 284*». 239^«.
C. 33. A. 68. 70. 94.
632 *') Denn die einzige Erwähnung bei Strab. XIII. 615 (Müller
F. H. G. IV. S. 376) stammt aus dem Letzteren, s. C. 22. A. 231.
633) Merleker Aratos als Feldherr und Staatsmann, Gumbinnen
1830. 4. (unerheblich). Müller F. H. G. III. S. 21—23. E. Koepke De
hypomnematis Graecis IL, ßrandenb. 1868. 4. S. 9—29. Kracauer De
Arato Sicyonio. Part I., Bresl. 1874. 8. Doctordiss. (übertrieben feindselig,
auch gegen Polybios, und nicht erheblich). Vgl Droysen a. a. 0. lU*, 1.
S. 387ff. 411-;-442. lU«, 2. 8.28—127. 152. 155.
633^) VgL C. 2. A. 61.
634) Plut. Arat. 3. Doch war er ein nicht übler Kunstkenner, s. Plut
ebend. 12. y^atpacg hccI nCvtx^w . , , iv otg nglaiv ix<ov ovk aftovcov^ was
er freilich, wie ebendiese Stelle lehrt, vorwiegend nur seiner Politik
dienstbar machte. Bei wahrer Konstliebe wäre sein Vandalismus gegen ein
40*
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628 Einundzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
erzogen. 20 Jahre alt^ kehrte er 251 mit anderen sikyonischen
Flüchtlingen zurück^ befreite mit Beihülfe der beiden Megalo-
politaner Ekdemos imd Megalophanes, welche Schüler des Ar-
kesilaos gewesen waren und sich hernach der Ausbildung des
Philopoemen annahmen , seine damals unter einem neuen Tyrannen
Nikokles stehende Vaterstadt ohne Blutyergiessen durch einen
geschickten nächtlichen üeberfall und bewirkte deren Aufnahme
in den achaeischen Bund^^). Dann Yerhandelte er personlich
in Alexandreia mit Philadelphos und erhielt Yon diesem , welcher
die Gelegenheit ergriff dergestalt dem Einfluss des Antigonos
Gonatas im Peloponnes entgegenzuarbeiten, eine beträchtliche
Geldsumme, mittels derer er die Yermögensstreitigkeiten aus-
glich, welche durch die Rückkehr der Vertriebenen auszubrechen
drohten"^. Schon 245 ward er zum Strategen des achaeischen
Bundes gewählf^^ und bekleidete später noch sechzehnmal diese
Würde**®). Er wurde die eigentliche Seele des Bundes und brachte
denselben auf die Höhe seiner Macht, war aber kein wahrhaft
grosser Feldherr, Staatsmann und Charakter und spielte ein viel
zu verwickeltes Spiel diplomatischer Intriguen**®^). Voll tiefer
Abneigung gegen alle demokratischen Regungen, stützte er sich
auf das wohlhabende Bürgerthum, und als nun Eonig Kleo-
menes UI durch die von ihm durchgeführte demokratische Re-
Yolution in Sparta die Massen an sich fesselte und die Ober*
gewalt über den Peloponnes dem achaeischen Bunde zu entreissen
und wieder an Sparta zu bringen drohte, da half Aratos selbst
das Werk seines ganzen Lebens, welches er dergestalt angegriffen
sah, nur in anderer Weise zerstören, indem er mit seinen alten
herrliches Bild des Melanthios nnd Apelles (Plnt. 13, s. G. 20. Nachtr.
A. 46^ nnd dazu Brunn Gesch. der gr. Künstler IL. S. 148 f.) unmöglich
gewesen. Vgl. Kracauer S. 17.
686) Plut. Ar. 4—9. Philop. 1 (wo Ekdemos statt Ekdelos überliefert
ist). Polyb. IV, 6. X, 29. Paus, ü, 8. Vgl. Paus. VIII, 49, 1, 2 und Suid.
^ilono^ftriv (wo die Namen Ekdemos und Demophanes lauten), auch oben
C. 2. A. 618.
686) Plut. Ar. 12—14. Cic. OflF. II, 28. 81 f. (mittelbar auch wohl ans
den Denkwürdigkeiten des A., s. Droysen UI', 1. S. 844. A. 2).
637) Plut. Ar. 11.
688) Plut Ar. 24. 68.
638^) Vgl die Charakteristik von Droysen m", 1. S. 417 ffl Polyb.
IV, 8, 1 ff., wo es §. 6 heisst: voad^Qog (ilv h taig ircivoüxig^ atolfiog S* ir
tatg inißolatg^ iv Hipsi d' ov fiivcav ro dstvov.
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Aratos von Sikyon. 629
Gegnern ; den Makedonien! ^ einen Vertrag schloss, und als dann
Eleomenes Siege auf Siege erfocht^ rief er endlich Antigonos II
Doson herbei, der zwar den Eleomenes 222 bei Sellasia yemichtete,
aber bei dieser Lage der Dinge auch den achaeischen Bund unter
seine Botmässigkeit brachte ^^^. Schliesslich starb denn auch
Aratos selber an Gift 213, welches ihm Philippos III beibringen
liess^®). Er schrieb seine eignen Memoiren ^^) in mehr als
30 Büchern ^^) und in einem etwas nachlassig hingeworfenen
Stile"'); aber klar und deutlich in der Darstellung"*), wahr-
scheinlich von seiner Befreiung Sikyons an, jedenfalls bis zum
Ende des kleomenischen Krieges (222—220)"^), an die Poly-
bios, ausser welchem fast nur noch Plutarchos dieselben be-
nutzt hat"*), sich in seiner Darstellung der betreffenden Ver-
hältnisse anschliesst, und an deren Ende er den eigentlichen
Anfang seines eignen Geschichtswerks anreiht"^. Natürlich war
689) Polyb. H, 46ff. IV, 8, 6 f. 19, 11. Plut Ar. 10 f. 26. 28. 80. 88.
86. 87. 88. Gleom. 4. 16. 16. Philop. 8. Paas. II, 9.
640) Polyb. Vm, 14. Plui Ar. 62. Pans. H, 9, 4.
641) 'TnoyLvrniMzu Plut. Ar. 82. 88. 88. Cleom. 16 (=» Fr. 2-4), vgl.
A. 647 ^. *Tjeo(Mf7jfunMpioi nennt sie Polyb. U, 40, 4, unbestimmter cvvta^is
n, 2, 1. Lacht De Arati Sicyonii commentariis, Kiel 1888. 4. steht mir
nicht zu Gebote.
642) V. Ar. I. p. 66, 98 ff. %al &XXoi> dh noXXol ysyovaaiv "jiQatoi ävÖQBg
ilXoyifAOt t<noQtoyQdq>oi . . . tgirog iniarifkotatos 2i%v(6ifi4>g^ ov Ictur ii no-
XvßißXog tötOQ^a vn^Q tä X' ßißlia i%ovatt,
648) Plnt. Ar. 8. ä ncc^if^mg %ai vnb %itqa diu tdSv iiMvx6vto»v (^yo-
ftaroy aiLiXlticufisvog %axiUn9,
644) Polyb. II , 40, 4. Uuv dXrfitvovg %al aatpeCg.
546) Polyb. I, 8, 1. 11, 2, 1.
646) In dem für einen Nachkommen des Aratos geschriebenen Leben
des Letzteren ebendesshälb, so weit sie reichten, als Hauptqnelle, wogegen
er es sich nicht übel nahm im Agis und Kleomenes dieselben Gegenstände
nach der entgegengesetzten Darstellung des Phylarohos zu behandeln
(s. A. 660) , freilich mit Zusätzen aus anderen Quellen und wohl auch aas A.
Aach die Darstellung bei Paasanias jedoch (s. A. 686. 689) scheint (an-
mittelbar oder mittelbar, jedenfalls nicht durch Plutarchos) aus A. geflossen
zu sein, s. ü. Köhler Herm.Vn. 1878. S.6 (ygl. A. 647 ^). Kl att Forschungen
zur Geschichte des achaeischen Bundes, Berlin 1877. 8. S. 18 f. 29. 81.
Ausserdem s. A. 686.
647) n, 40, 4, wie mit der Einleitung an das des Timaeos. Wenn
Polybios (s. A. 644) seine Wahrhaftigkeit und zwar ganz besonders gegen-
über der gegnerischen Darstellung des Phylarchos (U, 66) rühmt, so ist er
hierin befangen, und die Wahrheit liegt in der Mitte, s. A. 647 ^ 666 t
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630 Einundzwanzigstes Capitel. G^eschichtschreibung.
das Ganze eine reine Tendenzschrift, in welcher es dem Verfasser
nicht sowohl auf eine objective Geschichtserzählung als vielmehr
auf eine Rechtfertigung seiner Thaten und auf das Licht, in
welches er seine Beweggründe zu stellen wünschte, ankam**'**).
Phylarchos^ von Athen oder Naukratis in Aegypten oder
Sikyon^^), vermuthlich in Naukratis geboren und später nach
Athen übergesiedelt*^), schrieb zu gleicher Zeit mit Aratos**^)
Polyb. II, 47 muBS selbst wenigstens so viel einräumen, dass A. gelegent-
lich Dies und Jenes absichtlich verschwiegen habe. Die Vermuthung von
Koepke S. 16 f., dem Blass Flut. Ag. u. Eleom. (Leipz. 1875). S. 59 folgt,
dass der Letztere die einzelnen Theile dieser Memoiren nach einander
gleichsam als politische Denkschriften oder Fingblätter herausgegeben
habe, ist von Elatt a. a. 0. S. 10 ff. widerlegt. Jedenfalls waren jedoch
die häufigen Schmähungen gegen die Makedonier (Plut. Ar. 38) vor dem
Bündniss mit denselben geschrieben.
547^) Plut Ar. 33 («= Fr. 8). avthg Sl aQVOviiBvog iv toCg vnofivfj-
fiaaiv . . . 'Eifyi^vov ccltiätai , . , ov iiriv SoyisC ni^avmg dnoXoysCad'ai.
38 (a- Fr. 4). dnoloyiiöiisvog. Ag. 15 (Fr. 1). dnoXoyi^of^svog. Ob aber
auf der entgegengesetzten Seite ein Qeschichtschreiber von der Sorte des
Phylarchos im Grossen und Ganzen zuverlässiger war, ist eine andere Frage.
Sie pflegt jetzt namentlich nach dem Vorgang von Schoemann Plut. Ag.
et Oleom. , Greifswald 1839 bejahend beantwortet und A. möglichst schwarz
gemalt zu werden. Man erwägt dabei nicht, wie undenkbar es ist, dass er
Männer wie Philopoemen und Polybios in solchem Masse hätte blenden
können. Auch die ganz ausserordentlichen Ehren, welche die Athener dem
bisherigen Oommandanten der makedonischen Besatzung Diogenes, welcher
nach dem Tode des Königs Demetrios II 229 Athen von derselben befreite,
erwiesen, lehrt uns zwar, dass die Rolle, welche er dabei spielte, eine weit
bedeutendere war, als man nach den aus A. geflossenen Berichten Plut.
Ar. 34. Paus. II, 8, 5, 6 annehmen müsste, aber sie beweisen nicht im
Mindesten, dass A. dabei gar keine Rolle gespielt hat. Glaubt man denn
wirklich, Diogenes habe lediglich aus uneigennütziger Hochherzigkeit ge-
handelt? Weit richtiger als Klatt S. 31 urtheilen hierüber ü. Köhler
Ein Verschollener, Hermes VII. 1873. S. 1—6 nncT Wachsmuth Die Stadt
Athen im Alterth. I. Leipzig 1874. S. 630 ff. Wir sehen hier nicht klar und
so bei der Trübheit beider Urquellen vielfach auch sonst nicht in allen
diesen Begebenheiten.
548) Thoms De Phylarchi vita et scriptis, Greifsw. 1836. 8. (Doctord.).
Lucht Phylarchi historiarum fragmenta, Leipzig 1836. 8. Brueckner
Phylarchi historiarum reliquiae, Breslau 1839. 8. M ül 1er F. H. G. 1.
S. LXXVU— LXXXI. 834-358. IV. S. 645.
549) Suid. <^vXccQxog 'AdTivatog rj NavxQatltTjg' o? 9h Stxvciviov, dXXoi
dl Älyvnxiov iyqaipav. Ath. II. 58 c. 'AQ^vaiog ^ NavnQtcxitrjg,
550) Dafür entscheidet sich Müller S. LXXVIH, weil nach Luchts
(S. 6) richtiger Bemerkung Ph. als Gast in Aegypten sich schwerlich so
scharf über die ägyptischen Könige ausgesprochen hätte, als es Fr. 40* b.
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Phylarchoe. 631
ein grosses^ wahrscheinlich I^xo^iai betiteltes, mit vielen Ab-
schweifungen durchzognes^^^^) Geschieh tswerk^^^) in 28Büchern^'^^)
bis auf den Tod des Ptolemaeos Euergetes und der Berenik« (221)
und des Eleomenes (220) nach dessen Besiegung durch Antigonos
Doson (222)*"). Von einigen anderen ihm beigelegten Schriften
kennen wir nur die Titel***). Er ergriff, was ja freilich ohne
Zweifel eine gewisse Berechtigung hatte ***^), auf das Lebhafteste
Partei för Kleomenes**^), war aber auch ganz davon abgesehen
Ath. XU. 6636 über Philadelphos geschieht Freilich könnte er ja aber
dies geschrieben haben, als er eben nicht mehr Gast in Aegypten war.
In Sikyon mag er längere Zeit gelebt haben; dass er aber dort geboren
wäre, ist höchst unwahrscheinlich ans dem von Thoms S. 4 geltend ge-
machten Grunde: „FölyhiuB in acerrima Phylarchi censwa (II, 66—64)
profedo non omisisset addere eum turpissimum ae pessitMum fuisse Twminem,
quod ipse Aureus . . . Cleomeni fiwena adversus Ächaeos scripserit*' . Vgl.
A. Ö5S.
661) Polyb. U, 66. 661»>) S. Müller S. LXXVIII.
652) Ath. m. 81 e. IV. 401 d. VJ. 261 c. VUI. 384 a (— Fr. 9. 6.
8. 1) u. ö.
663) Said, tiiv ini IlBXoiUvvricov IIvqqov xov 'HnsiQiOTov azQavsiav
(diese unpassende Bezeichnung ist wahrscheinlich von dem Anfang her-
genommen) iv ßlßXoig %7i'. Auch das 28. B. wird noch citirt bei Ath.
VI. 261 c (— Fr. 46).
664) Suid. fährt fort: xoraye» 6\ xai fiixQi' IlTolsitalov xov Evegystov
nXrid'ivtog xal t^c BiQtvinrig teXsvtijg not fos rov ^avatov KXeofjkhovg (so
Vossius f, KXscavvfiov) tov AaxsSatiiowiov iTCtatQcersveavtog avv^ 'Avtiyovov.
Dazu stimmen die Anführungen aus dem 26. B. über Eleomenes Fr. 44. 46
b. Ath. VI. 271 e. XII. 621 b und aus dem 28. (s. A. 668) über ein Bonmot
von einem Schmeichler des Antigonos Doson nach der Schlacht bei Sellasia.
666) Weiter heisst es bei Suid. rä nett' 'Avt{o%ov %al xov Us^yafiTjvov
EvfjLivfi (d. h. Antiochos 11 und Eumenes I; aber Brueckner S. 7 t\ hat
wohl mit Recht vermuthet, dass auch dies nur ein Theil jenes grossen
Geschichtswerkes war), 'ETtixoft^iiv (ivd'iniiv vcsqI xrjg xov Jiog initpavs^ctg
(wenn anders dies nicht zwei Titel sind), ns(fl evQTifuxxmv ^ Ilcc^efißaaetov
pipX/flf d''. Dazu "AyQcctpa Schol. Aristid. p. 108 Frommel (— Fr. 79): vgl.
Lucht S. 10: argumenti mythologid fuisse credam, .ut ayqatpa sint, qucte
reconditioria et dbstrusioris doetrinae de rebiis scicris habeantur etc/'»
665^) S. Niebuhr Kl. Schrr. I. S. 269. A. 62.
666) Wesshalb ihn Polybios (s. A. 647. 660) ebenso lebhaft bekämpft.
Vgl Plut. Ar. 88. oft^oCmg (näml. TloXv^lfo) 91 %(d ^Xoc^xog tex6^Yi%B nBql
xovxmVj to (irj xov noXvßü)v fia^vQOvvxog ov ndvv xi itiaxBvtw a^iov rjv,
ivd'ovcia yuQ, Sxav a^rjxai xov KXeofikivovg, vn* svvoCag xal %u9^dnBQ iv
SUji x^ taxo^Ca xm fklv dvxtSiHmv diaxsXet xm dh cvvayoqBvmv ^ s. jedoch
A. 660. Es ist danach schwerlich richtig, wenn Foucart Rev. de philol.
N. F. II. 1878. S. 216 (vgl. A. 466«. C. 22. A. 109) meint, der von den Arkadem
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632 Einundzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibung.
überhaupt zwar kein absichtlich die Wahrheit entstellender, aber
doch Nichts weniger als ein unparteiischer Geschichtschreiber ^^^.
Seine ganze Darstellung war rhetorisch; gespreizt und auf tragische
E£fecte berechnet ^^); und er liebte es mit möglichst brennenden
Farben und sinnlicher Anschaulichkeit zu malen, während dabei
sein Periodenbau tadelhaft war^^^). Eine Hauptquelle für die
betre£fenden Zeiten war er dem Plutarchos^^) und dem Trogus
Pompeius oder vielmehr Timagenes^^). Die von ihm erzählten
zom ProzenoB ernannte und als Woblthäter geehrte Athener Ph., Sohn des
Lysikrates (Le Bas u. Foacart Inscr. da Peloponn^se 340*), könne mög-
licherweise der Geschichtschreiber gewesen sein.
667) Wenn auch Poljbios, in einseitiger Vorliebe für Aratos befangen,
ihm vielfach Unrecht thnt, s. Müller S. LXXIX f., und seine Begeisterung
für Eleomenes ungleich berechtigter war als diese.
668) Plat Them. 82 (-^ Fr. 64). o ta MUtQXog, acntQ iv x^aymdla
ty taxoiiUf iiovitvov iirixaifriP a^a; %al m^oayayoiv NsonXia uvä xai Jfiit6-
fcoUvy «rov; SeiimonXiovg^ dymva ßovXetai, %iviP» %al na^og^ o ovd* av
h tv%m9 iyviniCBUif ori> ninXactai, Polyb. 11, 66. Vgl. Eoepke a.a.0
S. 13 £
669) Dionys. v. Hai. C. V. 4 (s. A. 226). Vgl. Fr. 72 b. Phiynich.
p. 426 Lob.
660) Trotz des angünstigen von diesem in den A. 666. 668 angef.
Stellen über ihn gefällten Urtheils, wob^ übrigens das im Aratos enthaltne
stark mit dem eigenthümliohen, dort vom Verfasser eingenommenen Stand-
punkt (s. A. 646) zusammenhängt, ist er, wie (ebendas.) gesagt, die eigent-
liche Grandlage der Darstellung des Plut. im Ag. und Eleom. An diesem
Ergebniss Luchts und Schümanns ist auch durch die neuesten Unter-
suchungen von Elatta.a.0., G-oltz Quibus fontibus Plutarchus in vitis
Arati Agidis Cleomenis enarrandis usus sit, Insterburg 1883. 8. (Eünigsb.
Doctord.) und F. F. Schulz Quibus ex fontibus fluxerint Agidis Cleomenis
Arati vitae Plutarcheae, Berl. 1886. 8. Nichts geändert worden. Ein
Gleiches gilt für den Schluss des Pyrros von G. 26 an. Einzelnes ist auch
im Aratos aus ihm entnommen, s. Koepke a. a. 0. Dazu kommen noch
einzelne andere Stellen, z. B. Demosth. 27 (» Fr. 66). Aber auch Polybios
hat ihn gelegentlich in Ermangelung besserer Quellen benutzt (s. die
Aeusserung IV, 8, 4 u. vgl. z. B. 11, 70, 6 mit Plut. Oleom. 30), wie Koepke
a. a. 0., Klatt a. a. 0. S. 26, Blass Einl. z. Ag. u. El. S. V, Schulz
S. 19—29 u. A. gezeigt haben.
661) lustm. XXV— XXXVIII, s. Heeren De Trogi Pompei fontibas,
Comm. soc. Gott. XV. S. 186—246. Daher finden sich denn auch, wie
Lucht S. 36f hervorhob, wörtliche UebereinstimmuDgen zwischen lustin.
und Plut. (so bes. lustin. XXVIII, 4. Plut Oleom. 29). Auf Grund von
Fr. 14. 16 (Seh. Apoll. Rh. IV, 1661. II, 498) u. 37 (ApoUon. Eist. mir. 18.
Ath. I. 18 d) vermuthet Lucht S. 37, dass auch lustin. XIII, 7 und
XV, 4, 12 £ aus ihm stammen. Uebrigens s. 0. 33 A. 169. 169 <'.
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Phylarchos. Deinias yod Argos. 633
Sagen und Legenden^ Liebes- und Wundergeschichten machten
ihn aber auch zu einer Fundgrube für Sammler wie Parthenios^^)
und ApoUonios***) und Commentatoren^^*), und namentlich danken
wir dem Athenaeos^ zahlreiche Fragmente^.
Deinias von Argos^'), vermuthlich derselbe, welcher in
Gemeinschaft mit dem Dialektiker Aristoteles von Argos, einem
Freunde des Aratos, den Tyrannen Abantidas von Sikyon um-
brachte^, und also ein wohl um ein paar Jahre älterer Zeit-
genosse des Aratos, jedenfalls aber einer früheren Zeit als
Agatharchides angehörig '^^), schrieb eine Geschichte von Argos,
!/jf(>yoAtxa"^), ein umfängliches Werk, von welchem es zwei
verschiedene Redactionen gab, und welches in mehrere, wahr-
scheinlich zwei Abtheilungen (tftn/r d^scg) gegliedert war*'^) und
bis in die Gegenwart hinabreichte*'').
662) Erot. 15. 23. 85. 31 =- Fr. 33. 48. 60. 81. Vgl. Roh de Gr. Rom.
S. 40.
563) a. a. 0. 14. 18 — Fr. 16. 37. Natürlich auch Aelian. N. A. XVII, 6
(= Fr. 26) mit Angabe der Bachzahl. VI, 29 (— Fr. 49) u. ö. (s. Fr. 31.
36. 41) und Plinius VII. §. 17. Vlü. §. 158. X. §. 208 (— Fr. 68. 31. 27).
Ind. VII. VHL X.
564) Vgl. A. 561, dazu Fr. 17. 58. 76. 78. 79. 82. Auch bei Lexiko-
graphen und ähnlichen Schriftstellern finden sich Anführungen: Fr. 21. 39.
70 f. (Zenob., Fr. 69).
565) Fast stets mit HinzufOgung der Buchzahl.
566) Bei anderen Schriftstellern nur wenige, wie Fr. 17 b. Sex. Math.
I, 262 (mit der Buchzahl). Fr. 61 b. La. Di. IX, 115. Noch lo. Lyd. de
mens. p. 276 Hase. 116, 16 f. Bekk. (Fr. 34) giebt die Buchzahl an. —
Bedenkt man den Charakter deijenigen Schriftsteller, welche sonach ausser
PlutarcboB ihm ihre Aufmerksamkeit erwiesen, so wird man danach die
Apologetik von Lucht S. 18 ff. auf ihr richtiges Mass zurückführen.
567) Müller F. H. G. IIL S. 24—27. IV. S. 658.
568) Plut. Arat. 3, s. C. 2. A. 61.
569) Der ihn M. R. §. 4 Müll. b. Phot. Cod. 250. p. 443 a, 13 ff. Bekk.
citirt (wo Reinesius richtig dnvlav für KXBivlav hergestellt hat) «» Fr. 4.
Vgl. C. 22. A. 262.
570) Schol. Apoll. Rb. II, 789. Schol. Soph. El. 281 => Fr. 1. 2.
571) Schol. Eurip. Or. 861 («— Fr. 8). h d'* tfig itQtotrjs awra^etog^
indoastog Sh dsvtigag, Müller S. 24 yermuthet ansprechend, dass die
erste die sagenhaften, die zweite die historischen Zeiten omfasste. Der-
selbe II. S. 90. IV. S. 658 schwankt, ob bei Suid. Oodh ^Hganlfig n^og dvo,
wo Jüoif iv dsvtBQm trig dBVtiifag övvtd^Bmg angeführt wird, Je^inov oder
JBivUg für düov zu schreiben sei. Uebrigens vgl. C. 12. A. 84^.
572) Plut. Arat. 29 (=> Fr. 9) erzählt aus ihm das Ende des von Aratos
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634 Einundzwanzigstes Capitel. Greschichtschreibuiig.
Aristos^'*) von Salamis auf Kypros^'*) war viel jünger als
Aristobulos und Onesikritos^'*), lebte aber doch, wie es scheint*'®),
noch vor Polemon oder spätestens zu dessen Zeit und schrieb
eine Geschichte des Alexandros*").
Lysimachos, Lehrer und Schmeichler von Attalos I, von
Eallimachos unter den Theodoreem, von Hermippos imter den
Schülern des Theophrastos aufgeführt, schrieb, wie ebenhieraus
hervorgeht, in sehr hohen Jahren und in den ersten Regienmgs-
zeiten dieses Königs nsgl rijg ^AttaXov xaidsiag voll von
der gemeinsten Schmeichelei gegen denselben*'^).
Philinos^'^) von Akragas, ein in seiner Vaterstadt an-
gesehener und hochgestellter Mann^, beschrieb, und zwar, wie
es scheint, als Augenzeuge*®^) den ersten punischen Krieg, und
zwar parteiisch für die Karthager*®^).
besiegten Tyrannen Ariatippos von Argos. Vgl. Müller III. S. 26: „Ex
eodem Dinia fluxerint qucte de vita ÄrisHppi Plutarchua c. 26 exponii*^, —
SchoL Tzetz. Chil. I, 144 in Gramer Aneed. Ox. III. S. 361 liest man
Alvsia . . .■ Zafuaxois h Xoy oig. Ob die Verbesserong von Meineke
F. C. G. I. S. 386. A 80 dtvi^ richtig ist, erscheint äusserst zweifelhaft
678) Müller Scr. rer. AI. M. S. 163 f.
674) Strab. XIV. 682; o ZalaiiCviog Strab. XV. 730. Clem. Protr. 36 A.
Ath. X. 436 e. Zenob. VI, 60 — Fr. 1. 2. 4. 6.
576) Strab. XV. 730. noXv y,iv iüri vsiotSQog tovtoov.
676) Wenn anders nämlich Müller S. 164 richtig vermuthet, dass
Fr. 4. b. Ath. X. 436 e aas Polemon , welcher hier gleichfalls angeführt
wird (=- Fr. 79), stanmit.
677) Arrian. Anab. VII, 16, 6 (= Fr. 3). "Aiftctog xal 'AcTiXfimddrjg tnv
ta 'Ale^dvdQov avctyqa^uvxoiv x. r. X. Vgl. Fr. 1. War er etwa derselbe
mit Aristis, dem Schüler des Eratosthenes (s. G. 16. A. 23)?
678) Ath. VI. 262 c. 'AtrocXov dl tov ßaaiXicag iyhszo xoXa£ xal dtdd-
aiiaXog Ava{(iaxog, ov KaXX^(ittxog (Fr. 100^, No. 12) filv Geodt6(fBiov dva-
yQCCffBif "EQ^imnog (Fr. 46) ö' iv toCg GsotpQacTov lua&rjTaLg yiautXiy fi.
ovTog dh 6 dvi^Q xal vsqI tijg 'AttäXov naid^Cag avyyiyQtcqis ßlßXovg %u9a9
%oXa%BCav ififpatvovaag.
679) Müller F. H. G. 111. S. 17—19.
580) Dies schliesst Müller S. 17 mit Recht aus Polyb. I, 14, 1. tovg
iline lifo tat a donovvtag y(fä(psiv nsgl avtov (nämlich tovtov tov noXifiov)
4^iXivov xal 4^dßiov («= Fr. 1).
681) Diod. XXIII, 8, 1 — Fr. 1.
682) Polyb. I, 14, 3 (— Fr. 1). ölcc y«^ trjv aÜQtaiv xal triv olijv
B^voLciv ^lUvüo y,lv ndvta 8o%ovciv ot KaQXfi^ovioi nexifäx^ai (pifovifimg^
xaXcD9, dvd^mdmg, oC 81 *P(ofi<ici^oi tdvavtUt, Das 2. B. citirt Polyb. 1, 16, 1
(i» Fr. 1). Ausser Polyb. und Diod. nennt ihn Niemand.
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ArlstoB. Lysimacbos. Philinos. Androkles. Mnesiptolemos. Baton. 635
Ueber Hegesianax s. C. 27, über Xenagora8C.33(A.312).
Androkles^ welcher jisqI Kvtcqov schrieb, war, wie es
scheint, spätestens ein Zeitgenosse des Philostephanos **'**).
Mnesiptolemos^®^), welcher, wie schon früher bemerkt
ist^***), von dem Komiker Epinikos in einer eignen, nach ihm
benannten Komoedie verspottet wurde, in welcher dieser ihn in
seinem eignen afifectirten Stile reden liess^^**), lebte gleichfalls
am Hofe von Antiochos dem Grossen und stand gleichfalls bei
diesem in hoher Gunst^^). Er verfaaste in einem, wie es scheint,
kleinlich hofischen Geiste eine Geschichte der syrischen
Könige^«).
Baton^®') von Sinope, ein Rhetor^^), frühestens Zeitgenosse
des Aratos von Sikyon^^), vielleicht derselbe, an den oder gegen
den Eratosthenes eine Schrift richtete ^^), schrieb eine persische
Geschichte (IleQtfixay^^) über die Tyrannen von Ephe-
sos^^), über die Tyrannis des Hieronymos in Syra-
kus^^^, über Thessalien und Haemonien*^), '^rrtxal Coro-
682^) S. hierüber Knaack Analecta, Hermes XXV. 1890. S. 82 f. Wie
es scheint, citirt nämlich Philosteph. Fr. 10 b. Schol. u. Tzetz. ad Lycoph.
447 and Et. M. Zq>Ti%8ta ihn. An letzterer Stelle ist freilich MivavSQog
statt (ilv 'AvdQonXris überliefert, was mit Unrecht Müller F. H. G. IV.
S. 448 beibehalten hat, während Meineke in der Ausg. des Steph. v. Byz.
mit gleichem Unrecht (thv 'AXi^avÖQog schrieb. Die betreffende Sage kehrt
bei Ovid. Met. X, 220 ff. als eine amathasische wieder, der sie also anch
wohl aas Philosteph. haben mag, and einen Amathosier A. nennt Arrian.
Anab. II. 22, 2, so dass also wohl anch dieser A. ein Amathnsier war.
683) Möller F. H. G. III. S. 71.
584a-*>) S. C. 8. A. 7.
586) Demetr. v. Skeps. Fr. 13 b. Ath. XV. 697 d. MvrieintoXi(iov . . .
tov tatOQioygafpov tov naga 'Avti6x<p t<p nQOüccyOffBvd'ivzi nfyuXq) nXsCctov
iaxvaavtog. Es folgen die C. 7. A. 29 angef. Worte.
686) Hegesand. Fr. 23 b. Ath. X. 432 b, s. C. 8 A. 7.
687) Müller F. H. G. IV. 8. 347—360.
688) Ath. XIV. 639 e (=» Fr. 4). Batmv d' 6 £ivmxsvg 6 f^twQ,
Strab. XII. 646. Ath. VI. 261 e (=» Fr. 8). X. 436 f {— Fr. 7). Plut. Ag. 16
(= Fr. 6).
689) Fr. 6, s. A. 588. 690) S. C. 16. A. 71. 72.
591) Strab. a. a. 0.
592) Jlepl tav iv 'Etpisto xv^dwoav. Fr. 1 b. Ath. VII. 289 c. Fr. 2
b. Said. IIvd'otyoQas 'Ecpiaiog.
693) JTf^l T^ff tov *Jepa)Wfiov tvQavvüfog, Fr. 3 (s. A, 688), wohl nar
Theil einer Geschichte der syrakasischen Tyrannen, wie Müller annimmt
694) IleQl GsacaXüxg jcal Atftovkcg Fr. 4 (s. A. 588).
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636 EinundzwanzigBtes Capitel. Geschichtschreibong.
Qiai in mindestens 2 Büchern ^^^), lauter blosse Umsetzongen
des von ernsteren Forschem , namentlich Periegeten Geleisteten
in eine rhetorische Darstellung ^^^); dazu eine Monographie über
Ion von Chios^^^.
Menandros von Ephesos^^®), vielleicht ^^^) der Schüler des
EratostheneSy schrieb über die Thaten der Eonige bei
Griechen und Nichtgriechen, indem er aus den einheimischen
Schriften jedes Volks die Geschichte desselben zu erkunden
suchte ^^). Wir erfahren aus diesem Werke Mehreres über die
Könige von Tyros^^), und die anderweitig angeführten oder be-
nutzten Ooi^VLXtxd des Menandros von Pergamos^ waren sonach
schwerlich etwas Anderes als der betreffende Theil dieses näm-
lichen Werkes. Dagegen war es wohl ein anderer Menandros^
welcher tjcegl Kvtcqov schrieb ^®^).
Hannibal verfasste mehrere Werke in griechischer Sprache^
so an die Bhoder über die Thaten des Cn. Manlius Yulso
in Asien^.
Sosylos aus Lakonien oder Ilion(?)^), Lehrer des Hanni-
595) Schol. Find. Isthm. IE (lY), 104. Batog (Bdtiop Boeckh) dl h
Savriifm 'Atunmv ictoifimp »> Fr. 5.
596) Vgl. Preller Polem. fragm. S. 198.
597) 77«^l "Imvos zov noirjtov Fr. 7 (s. A. 588). Was für ein Werk das-
jenige war, aus welchem Platarchos a. a. 0. (s. A. 588) geschöpft hat, muss
dahingestellt bleiben. Vgl. Droysen a. a. 0. III«, 1. S. 483 f. A. 1.
598) loseph. c. Ap. I, 18 (=- Fr. 1). Müller F. H. G. IV. S. 445—447.
599) S. C. 15. A. 22. 28.
600) loseph. a. a. 0. ysy^atps Sh oitog tag itp' sHciaxov xmv ßaailiav
ngd^Big nucqä toig '^EXXrici %al ßaQßaQOig yBvoy,ivag^ i% xmv naq* insivoig
inixmQ^oiv yQamudTcav ünovdaoag triv tötoqlav fiad'SiP»
601) Fr. 1—4 (bei loseph. u. Giern., s. A. 602, auch TertaUian.) , dazu
Fr. 5. 6 b. Bekk. Anecd. p. 782, 17 ff. lo. Lyd. de mens. p. 276 Hase. 116,
14 ff. Bekk.
602) Clem. Strom. I. 826 A (Tatian. ad Gr. 37 p. 144 Otto. 89, 8 Schw.
Eüseb. P. E. X, 11, 12. 498 c) «- Fr. 3.
608) Et. M. Ziprittsia -= Fr. 7. VgL Steph. t. Byz. Jrvt^ot, wo viel-
leicht mit Meineke De Menandro et Philemone S. XXXIX 'AXi^ccifSQog in
Mivttvdqog zu ändern ist.
604) Com. Nep. Hann. 18. aliquot eius libri sunt Graeco sermone can-
fectif in Ms ad Ehodios de Cn. Manlii Vulsonis in Äsia rebus gestis. Vgl.
Müller F. H. G. III. S. 99.
605) Nep. a. a. 0. Sosylus Lacedaetnonius. Diod. XXVI, 4 (unmittelbar
nach den A. 621 angef. Worten). ZmavXog dl 6 'iXuvg {'^"iXiog ist über-
liefert; Bujack in der A. 608 angef. Diss. S. 1. A. 1 yermuthet '£li€vff auf
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Menandros. Huinibal. Sosylos. Cbaereas. Silenos. 637
bal im Griechischen und bestandig in dessen Umgebung, so
lange das Schicksal es zuliess, beschrieb dessen Leben und
Thaten in 7 Bachem«^^.
Chaereas wird nur einmal als Geschichtschreiber
Hannibals, und zwar von Polybios erwähnt, der seine Dar-
stellung so wie die des Sosylos als Barbiergeschwätz be-
zeichnet^'').
Silenos^ aus Kaiakte ^®) war gleich Sosylos ein Begleiter
des Hannibal und beschrieb gleichfalls dessen Thaten^^^), ver-
fasste aber auch eine sikelische Geschichte, Sixshxd, in
mindestens 4 Büchern ^^^) und vielleicht noch ein drittes Werk
^ItfroQiat^^^). Nach den nicht zahlreichen Anführungen und
deren Inhalt zu schliessen, erhob er sich entweder überhaupt
nicht oder doch nicht erheblich über den Standpunkt eines Sosy-
los und Chaereas ^^^ und es dürfte, wenn auch Goelius Antipater
Grund von Polyb. V, 19, 7. rriv 'Elsiav^ rjtis iatlv dtg n(fos fiiaog ^booqoV'
fiivrj nXBCazri %aX naXlCatri x<6qu Ttig Aaxmvi%i\g).
606) Diod. a. a. 0. tä nßgl 'Jvvlßup iy(fa(ptv iv ßißX^oig btxd, Nep.
a. a. 0. huius (Hannibälis) hella gesta mülti tnemoriae prodiderunt, sed ex
his duOy qui cum eo in castris fuenmt simulque vixerunt, quamdiu fortuna
passa est, Silenus et Sosilus Lacedaemonius. atque hoc SosyJo Hannibal
Htterarum Graecarum usus est doctore,
607) Polyb. m, 20, wo er §. 6 seine Polemik mit den Worten schliesst:
nqog filv ovv tä toiavta xcöv avyyQaiifiätmv^ ota yqdtpn Xatifiag Hoi 2kx>a'6'
log, ovdlp av Öioi, nXiov liysiv ov yä^ taxoQÜxg, dlXa TtovQfanrjg %al nav-
druiQv XaXidg ^fioiye doxovat td^iv i%eiv x«l Svvaykiv, Vgl. Müller a.a.O.
608) Müller F. H. G. III. S. 100 f. Bujack De Sileno scriptore Hanni-
bälis, Königsberg 1859. 8. (Doctordiss.).
609) Ath. XII. 642 a = Fr. 8, wo Holstein richtig KaXa%xivog fttr KaX-
Xaxiavog hergestellt hat (da er ja eine sikelische Geschichte schrieb).
610) S. A. 606 u. Fr. 1 b. Cic. Divin. I, 24, 48 f. (s. A. 618. 614).
611) Fr. 9 b. Phot. Zaqdoviog ysXmgi iv &' tmv negl Sv^anovaccg,
Fr. 8 (s. A. 609). iv x^itm ZintXmmv. Fr. 7 b. Steph. v. Byz. naXinrj: ZtXr}-
vog dl iv dsvzigqi (über die Eltern der Paliken), wo freilich Bujack S. 4
vielmehr an S. von Chios denkt, s. A. 612. 615.
612) Fr. 6 b. La. Di. II, 11. ZiXrivog iv vj ngarrj zmv *IaroQimv: Fall
eines Meteorsteins (bei Aegospotamoi 467 oder 465) und Aeusserung des
Anaxagoras in Folge dessen. In die sikel. Gesch. will dies nicht recht
passen, aber doch auch kaum in die 2 Bücher Mv^mal tetogiat des Silenos
von Chios (Tzetz. ad Lyc. 786, ygl. Schol. Od, «,75, dazu Enstath.
Od. j, 407. p. 1871), an welche zweifelnd Müller S. 100. Anm. und mit Ent-
schiedenheit Bnjack S. 8f. denken. Weit eher können ans dieser Fr. 4
und 7 sein, s. A. 611. 615.
613) Wie schon C. Peter Die Quellen des 21. n. 22. B. des Liv.
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638 Einnnd zwanzigstes Capitel. Geschicbtschreibung.
sich wenigstens hie und da ihm anschloss^^^); doch seine Ein-
wirkung auf die Schriftsteller der Folgezeit nicht allzu hoch an-
zuschlagen sein, immerhin jedoch viel höher, als man hiernach
erwarten sollte ^^^).
(Naumburg u. Halle 1863). S. 75 bemerkt hat. Das ürtbeil von Cicero
a. a. 0. §. 49, der ihn nicht selbst gelesen hat: diligentissume res Hanni-
balis persecutus est hat natürlich Nichts zu bedeuten.
614) Mehr erhellt aus Cic. a. a. 0. (s. A. 610) nicht, wo freilich auch
der zweite Traum des Hannibal, wie Bujack S. 3 darlegt, nicht bloss viel-
leicht, wie Müller schreibt, sondern ganz gewiss von Coelius aus S. ent-
nommen ist. Im Uebrigen aber s. auch A. 616.
616) Die Zahl der Fragmente bei Müller beträgt nur 9 (s. A. 611. 612),
von denen 6 auf die Geschichte des Hannibal kommen, so jedoch, dass das
4. b. Solin. Polyh. 1, 16. p. 9, 1 S. Momms., eine mythisch-etymologische Er-
klärung von Palatium, von Müller selbst nur zweifelnd diesem S. zuge-
schrieben wird. Zieht man auch noch die beiden anderen unsichem Bruch-
stücke 6 und 7 (s. A. 611. 612) ab, so bleiben im Ganzen nur 6 Gitate, und
diese entfernen sich andrerseits, so weit sie nicht blosse Nebendinge betreffen
(Fr. 3. 8) oder ausdrücklich als Exempel von Lügenhaftigkeit herangezogen
werden (Fr. 2 b. Liv. XXVI, 49, 3), nicht eben von dem Charakter jener
drei zweifelhaften. Denn sie betreffen die beiden Träume des Hannibal,
wie schon bemerkt (Fr. 1), eine fabelhafte (Fr. 9) und eine wirkliche Natur-
merkwürdigkeit, deren Erklärung durch S. dem Strab. 111. 172 nicht er-
wähnenswerth und nur ein Zeichen von dessen Unwissenheit in diesen
Dingen zu sein Scheint (Fr. 6). Mag man nun über die Frage, ob und wie
weit Livius in der Darstellung des zweiten punischen Kriegs den Polybios
benutzt hat oder nicht, denken wie man will, jedenfalls ist der Versuch
von K. W. Nitzsch in V. Sybels bist. Zeitschr. 1864. S. 20. Quellenanalyse
von Liv. II, 1-IV, 8, Rhein. Mus. XXIII. 1868. S. 603 ff. (« Die röm.
Annalistik, Berl. 1873. S. 11 ff.) und C. Böttcher Quaestiones criticae de
T. Livii libris XXI et XXll fontibus, Königsberg 1867. 8. (Doctordiss.). Krit.
Untersuchungen über die Quellen des Liv. im 21. u. 22. B , Leipz. 1869. 8.
(Jahrb. f. Fh. Suppl. N. F. V. S. 361—444) aus diesem und anderen
Gründen misslungen, sofern Beide die Uebereinstimmungen undAbweiohungen
zwischen Polyb. u. Liv. durch die Annahme erklären wollen, die Haupt-
quelle des Polyb. sei S., die des Liv. in den ersten Büchern Coelius,
welcher seinerseits durchweg dem S. gefolgt sei, gewesen. 8. die Gegen-
bemerkungen von F. F(rieder8dorff?) Philol. Anz. L 1869. S. 66—67. II.
1870. S. 330— 334, besonders aber Wölfflin Äntiochos von Syrakns und
Coelius Antipater, Winterthnr u. Leipz. 1872. 8. S. 22 ff. Friedersdorff
hebt gegen Nitzsch und Böttcher mit Recht hervor, dass Coelius in der
3. Dekade des Liv. zwar neunmal citirt, dabei aber siebenmal seine An-
gabe zurückgewiesen wird, allein er selbst hat sich später (Das 26. B. des
Liv., Marienburg 1874. 4.) weiter ausführend dem zweifellos richtigen Er-
gebniss Wölfflins angeschlossen, dass allerdings Coelius die eine Haupt-
quelle des Liv. ist, aber Polyb. die andere. Allerdings hat auch Polyb.
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Xenophon. Eumachos. 639
Xenophon aas ungewisser Zeit schrieb auch eine Ge-
schichte des Hannibal*^^), ebenso der erst recht einer unge-
wissen Zeit angehörende
Eumachos von Neapolis^"), vielleicht derselbe mit dem
Verfasser einer nur einmal angefahrten Periegese**^®).
den S., den er zwar in den erhaltenen Partien nie nennt, gegen den aber,
wie Wölfflin S. 44 f. zeigt, die Polemik III, 47,6 ff. gerichtet ist, benutzt;
ob jedoch in so ausgedehntem Masse, wie auch noch Wölfflin anzu-
nehmen scheint, darf bis auf Weiteres bezweifelt werden. Hier kommt
einerseits der Gegensatz von solchen Stücken bei Liv., die durch Coel.
aus S. geflossen sind, gegen Polyb. und die aus diesem stammenden Partien
bei Liv. in Betracht, andrerseits das Verhältniss der Berichte anderer Schrift-
steller, wie des Nep., Dio Casu. und Appian., so weit sie unmittelbar oder
mittelbar ausS. herrühren, zu den seinen. Nach letzterer Richtung hat schon
Bujack manches Brauchbare geleistet. Während z. B. beim Alpenüber-
gang bei Liv. XXI , 33 ff. etwa neun Zehntel aus Polyb. und nur der Rest
aus Coel. ist (s. Wölfflin S. 47 ff.) und gerade hier (38, 7) sich eine jener
Zurückweisungen des Letzteren findet, ist, wie Bujack S. 8. A 2 hervor-
hebt, die zurückgewiesene Angabe mit anderen Worten und mit dem stark
nach S. schmeckenden, auch bei Appian. Syr. 10 wiederkehrenden Zusatz,
dass nach Herakles Hannibal zuerst mit einem Heere die Alpen über-
schritten habe, auch bei Nep. 3, 4 zu lesen. Ob Bujack mit Recht die
gesammte, fast durchweg von Polyb. abweichende Darstellung des Nep. im
Wesentlichen aus S. herleitet, ist sehr fraglich, richtig aber, dass sie sich
vielfach mit der des Dio Cass. berührt, und dass Letzterer (wie in geringerem
Masse auch Appian) vielfach (z. B. in Bezug auf den Traum des Hannibal
in Spanien, vgl. Liv. XXI, 22, 6 ff., femer Liv. XXII, 6, 8. Coel. b. Cic
Divin. I, 36, 77 f. Zonar. VIII, 26) mit Coel. u. Liv. auffallend überein-
stimmt. Auf einiges Weitere kommt Wölfflin gelegentlich zu sprechen.
Bujack legt aber nicht selten auf Aehnlichkeiten Gewicht, die nichts Cha-
rakteristisches haben, und hält offenbar den S. in einem viel zu weiten
Umfange für Quelle des Coelius, der, wie Wölfflin S. 28. 32. 37 f. 41—46
u. ö. zeigt, auch aus Fabius Pictor schöpfte und für seine durch und durch
rhetorische und die Geschichte zu Gunsten der Römer fSIschende Darstellung
die stark für Hannibal parteiische und wohl ohne Zweifel immerhin verbal t-
nissmässig wahrheitsgetreue des S. doch nur sehr theilweise gebrauchen
konnte.
616) Vermuthlich lebte er vor Demetrios von Magnesia: La. Diog. II, 69
im Homonymenverzeichniss : xitaQtog {Ssvotpmv) o lato^iav *Avvißcc'C%rjv ye-
ygatpaag. Ebenso wenig wissen wir von dem zweiten dort aufgeführten X.
'Ad^vaiog, ddsXtpog IIvd'OiStQcctov , tov rr^v Br^criida nenoiri%6xogy ysyQCKpmg
aXXa ZB xal Blov 'Eica^sivmvöov aal UelonCdov^ der wohl schon ein Zeit-
genosse des Epameinondas war. Vgl. Müller F. H. G. III. S. 101 f.
617) Fr. 1 Müller a. a. 0. S. 102 b. Ath. XII. 577 a. h devts^a tmv
nsQl UvvCßav tcto^iwv.
618) Fr. 2 b. Phleg. Mirab. 18, welches auch von den Karthagern
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640 Einundzwanzigstes CapiteL GeBchichtschreibong.
Menodotos von Perinthos^^^); vermuthlich Zeitgenosse des
Sosylos«*^*), verfasste 'EXXrjvcxd in 15 Böchern«^^). Ob er der-
selbe war mit Menodotos von Samos, welcher nach der Weise
der Periegeten in dem Bache täv xatä Sdfiov ivdö^mv ava-
yQCLtpri die Merkwürdigkeiten dieser Insel beschrieb^"), steht
sehr dahin ^^).
Pythermos^") von Ephesos, dessen ^lötogiat mindestens
8 Bücher umfassten^^^), ist uns bereits als Quelle des Hegesan-
dros begegnet ^^^); wahrend er andrerseits wiederum wohl nach
Antiochos I oder 11 lebte ^''), und ist also wohl unter Anti-
ochos ni und lY^ jedenfalls jedoch vor die späteren Zeiten des
Letzteren zu setzen.
Antigonos, welcher 'iraAtxa verfasste, isi^ wie es scheint,
der Zeit zwischen Timaeos und Polybios, also dem Ende des
dritten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts angehörig ^^.
bandelt. Eumacbua b. Plin. Ind. IV. VI, an den Vossins erinnert, ist
jetzt ans dem Text entfernt.
619) Müller F. H. G. III. S. 103 ff.
620) Wenigstens nennt ihn Diod. (s. A. 621) zusammen mit Sosjlos,
8. A. 606. 606. Vgl. Müller a. a. 0., der es für wahrscheinlicher hait^
dasB M. bis etwa 217 hinabging, als dass er von da begann.
621) Diod. XXVI, 4 zum Jahr 218 oder 217: Mrivodotog o üsaMiog
tag *Ellfivi7iäg nQayiuatefag iy^atpsv iv ßvßUoig Ttevtsnaidencc.
622) Fr. 1 b. Ath. XV. 672 a. 678 d. Fr. 2 b. Ath. XIV. 655 a. ip tä
nsgl xmv %ata t6 [tQOif trjg Za(Uag ^HQCcg. Dazn kommt das schon C. 20.
A. 61 angef. Fr. 3 b. La. Di. 11, 104 im Homonymenyerzeichniss; ob der
hier citirte M. aber der Samier und das Citat aus diesem Werke ist, l&sst
sich nicht entscheiden.
623) Müller hält es freilich für unzweifelhaft, da Perinthos Colonie
von Samos war, so dass allerdings füglich derselbe M. entweder in Samos
geboren und später nach Perinthos gegangen sein kann oder aach rm-
gekehrt
624) Müller F. H. G. IV. S. 487 f.
626) Fr. 2 b. Ath. VII. 289 1 nv^SQfiog 6 'Efpiüiog h TJf oySo^ tmf
'laxoQimv,
626) C. 18. A. 22. Vgl. Droysen a. a. 0. IH«, 1. S. 226 f. A. 2.
627) Wenigstens handelt Fr. 2 von „Themison aus Kypros, dem Ge-
liebten des Königs Antiochos", der auch von Phylarch. Fr. 7 b. Ath. X. 488 d
erwähnt wird.
628) Es beruht dies freilich nur auf der nicht ganz unzweifelhaften
Annahme, dass die Liste bei Dionys. v. Hai. A. R. I, 6 (vgl A. 221. 2*^)
streng chronologisch sei, der nach den A. 246 angef. Worten fortfährt:
afMr d^ TOVTOt; Uvxiydpov t« lutl Uolvßlov %al ZtXrjvov xal nvffüov alUo^
xoCg axtoCg n(fayiiaaiv av% ofUiüag imßaloTcmv, Müller F. H. 6* ^^'
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Menodotos. Pythermos. AntigODOs. Zenon. 611
Zenon von Rhodos ^^^) schrieb in der ersten Hälfte des
zweiten Jahrhunderts eine Geschichte seiner Heimat^®),
die mit den ältsten Zeiten begann ^^^); und aus welcher Diodoros
vielleicht zum Theil, aber nur mittelbar diese Sagengeschichte ^^^)
und unmittelbar wahrscheinlich die Geschichte des Krieges gegen
S. 305 giebt zwei Fragmente aus Fest. p. 266 Müll, nnd Plnt. Romal. 17.
Selbst gelesen hat ihn, wie v. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 176 f. hervor-
hebt, keiner dieser Anctoren, aach Dionys. nicht, vgl. A. 226. Maass De
Sibyllanim indicibns, Greifswald 1879. 8. S. 87 macht sehr wahrscheinlich,
dass das Buch de& Polyhistors Alexandres über Born sein Andenken er-
halten hat. Ob derjenige A., welcher eine Periegese von Makedonien
{Manedovtitri ns(firiyricis. Fr. 3 Müller S. 306 b. Steph. v. Byz. 'A^avxlg)
schrieb, derselbe war oder ein anderer, ist nicht zu entscheiden, wahrschein-
lich indessen war dieser weder mit ihm noch mit A. von Earystos iden-
tisch, s. Wilamowitz a. a. 0. S. 14 f. 177.
629) Müller F. H. G. UI. S. 174—182.
630) La. Di. VII, 36 im Homonymenverzeiohniss: tghog (Zrivaiv)*P6Siog
ziiv ivToniov yeygafpag lazoqCctv ivtaücv {ßvvaCav Casaubonus, h la
Menage, iv^avatatav Müller). Polyb. XVI, 14, 1 ff . (= Fr. 8). iyesl di
tLvss tmv Tag xaTa iiiqog yQatpovtmv nqa^sig y^ygatpaüi xal nB^l tovtoav
TÖäv TtaiQoav . . . ßovXofLUi. pQccxia nsgl avxmv ducXs%^vaL noiriaoy,ai d\ i^^
ov ngbg Snavtag^ dlX' oaovg Xa^kßdva fivi}iirig d^iovg ilvai. nal SucatoXrjg'
slal d' ovTOi Zrivoav xal 'Avticd^ivrig ot *P6dioi . . . natu tovg Ticcigovg ysyo-
vaai xal nagt. nsQi {itsifittmg iv ry atpixig^ nax(fCdi Hnltsch) nBnoXlzBvv-
zai xal %a&6Xov nsnoCrivtai xriv ngayfiatsiav ovx (0(psXs/ag zuq^Pj dXXä
So^rjg xal tov na^T^noiftog uvSqdöi noXiTi%oLg, Es folgt dann eine Beihe
von Ausstellungen bis 20 z. £., durch welche Polyb. zu zeigen sucht, dass
Z. und Antisthenes aus Localpatriotismus die Geschichte verfUlscht haben.
17, 9 heisst es: tig ovv slxotcag av Zrivtovi ftfi^^atTO, 9t,6xi xo nX^tov ov
TtBfjl X71V xmv ngayfiäxcov irjxriotv ovdh nsQl xov xsigtcftov xfg vno^icsmg^
aXXa nsQl xriv xfg Xi^scag naxacuevriv iünovdane xal driXdg iaxi noXXdittg inl
xovxm asiLvvvoiievog %. x. X.; Vgl. 16, 8. 20, 6 f. C. 19. A.46. Müller F.H. G.
II. S. 336 f. III. S. 278 vermuthet, dass in der prienischen Inschrift C. I. G.
II. S. 673. No. 2906 aus der Zeit zwischen 240 und 140 der verstümmelte
Name .... cDy^a^ *P6Siov des rhodischen Geschichtschreibers zu dem
seinen zu ergänzen sei.
631) Diod. V, 66, 7 («= Fr. 1), nsql ^Iv ovv xmv aQxaioXoyovfLivtov
naqä 'PodCoig ovxoa xivsg fivd-oXoyovaiv iv olg iöxi xal Zrivoav o xot nsql
xavxrig avvta^dfisvog,
632) V, 66—69 (= Fr. 1. 2). Unmittelbare Benutzung nimmt Lobeck
Aglaoph. S. 1184, wenigstens vollständige auch v. Wilamowitz HermesXVIII.
1883. S. 429 an; mir scheint Bethe Herm. XXIV. 1889. S. 422 f. Recht zu
haben, wenn er die unmittelbare Quelle vielmehr in des Apollodoros, der
u. A. auch den Zenon benutzt haben mag, Commentar zum Schiffskataloge
sucht, vgl. C. 27. A. 48^.
StrBBMixUi, griech.-alex. LiU.-Qe80h. L * 41
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G42 Einandzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibnng.
Antigonos und Demetrios Poliorketes®^) geschöpft hat Diese
Schrift war aber mehr auf den Glanz der Darstellung als auf
die genaue Richtigkeit des Inhalts berechnet^).
üeber Antisthenes von Rhodos s. C. 19.
Poseidonios^**^), ein Zeitgenosse des Perseus (179—168),
beschrieb mit entschiedener Parteilichkeit für den Letzteren
dessen Geschichte in mehreren Büchern^*). Vielleicht war
er^^^) derselbe mit dem Sophisten und Historiker Poseidonios
aus Olbia oder Olbiopolis in Sarmatien, welcher eine Schrift
über dieDnjestergegend (nsQltijs TvQtrxijg xaXoviidvijg xcigag),
femer *jlrrtxal t6toqiav in 4 und Atßvxd in 11 Büchern
verfasste^^^) und auch wohl der wirkliche Urheber der von
Anderen dem Poseidonios von Alexandreia beigelegten®^^) rhe-
torischen Arbeiten MeXitai ^tjtoQLxai und ^Tno^etfsig elg
/Jri(io6d-ivi] war, während die auf uns gekommene Behauptung,
er sei es auch von den beiden berühmten Werken des Posei-
donios von Rhodos nsgl mxsavov und der Fortsetzung des Poly-
bios gewesen ^^), geradezu unbegreiflich ist.
688) XX, 81—100. 8. Müller S. 178.
684) Polyb. XVI, 17, 9, 8. A. 680.
686) Müller F. H. G. III. S. 172 f., vgl. S. 249 f.
686) Plnt. Aem. Panl. 19 («■ Fr. 1). Tloaeidmmog tig iv inftvoig totg
Xq6poi£ %al tatg nQaieai yeyovivai Xiyaif, tcxo^Cav S\ ytyQcctpÄg nsgl 11 fg-
cimg iv nXsioai ßißUovg %. x. X., Bach welchen Worten sein vertheidigender
Bericht über Perseus im Gegensatz zn dem vorher mitgetheilten anklagenden
des Polybios angegeben und mit den Worten tccvxa [Lkv ovv h TIoaBtötoinog
vn\q xov TlBQaicag ifcoXoyeixcci geschlossen wird. Dazu Fr. 2. 8 ebend. 20. 21.
687) Wie Bake De Posidonio Rhodio 8. 264 vermnthet hat.
688) Suid. IloasiSmvtog 'OlßtonoXkfjg coq>iaxfjg nal taxoQiuog . . . nsgl
xr^g TvQiiiiig nctXoviuivrig xcoQag, 'Axxmäg [cxoQÜcg iv ßißXoig S\ Aißvuä iv
ßißXCoig ta xal aXXa xivdc. Vgl. A. 640.
689) In dem Artikel Tloasidciviog 'AXB^avSQBvg b. Snid. heisst ee nach
den G. 2. A. 292 angef. Worten znn&chst fälschlich: iyqucfpsv UxoQ^tcv vrjv
fisxä UoXvßiov iv ßißXloig vß' Isoag xov noXifiov xov Kv(fTjvat%ov fitd Ilxots-
yLuCov (s. G. 29. A. 192), dann: MBXixag ^rjxoQinäg ^tuniy 'Ttro^icBig Big
Jrinoa^ivfi. nctl olfurt xuvxa yMlXov Tloan^mvlov xov cotpusxov Blvat xov
'OXßionoXCxov. Jedenfalls war P. von Alexandreia nicht der Yerfiisser, denn
unmittelbare Schüler des Zenon von Kition wie dieser schrieben Dergleichen
nicht. Bernhardy hält den Rhoder für den Urheber.
640) Ob sich in der eben (A. 689) angef. Stelle des Snid. xavxa bloss
auf die beiden rhetorischen Schriften oder auch auf das GeBchichtswerk
beziehen soll, ist zweifelhaft, aber in dem A. 688 mitgetheilten Artikel
desselben steht unmittelbar hinter taxof^iyiog noch nBffl xov mnsavov %al
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Poseidonios. Hegesippos y. Mekjberoa. 643
Hegesippos von Mekybema®*^) aus ungewisser Zeit, aber
doch^ wie es scheint^ spätestens aus der ersten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts^**) schrieb zwei Localgesehichten, eine von seiner
Heimat und eine von Miletos, naXXf^vcaxd^^) und MiXtiei-
axa^*). Von beiden sind uns nur Bruchstücke aus der Sagen-
zeit geblieben, dies ist ja aber noch kein Beweis dafür, dass er
sie nicht über dieselbe hinaus fortgeführt hätte^^). Es ist be-
merkenswerth, dass von Eonons fünfzig Erzählungen mindestens
ein Zehntheil im Gebiet der Chalkidike spielt, und dass bei
sieben bis acht derselben die spärlichen Reste des Hegesippos
noch heute mit einer ziemlichen Wahrscheinlichkeit den Schluss
gestatten, er habe in ihnen dessen Bach über Pallene zur Quelle
gehabt^*). Ausdrückliche Spuren dieses Schriftstellers sind uns
x&v %ax* avtovy und ein alter Zusatz zu Suid. TLoXv^ioq lautet: latiov 81
oti diadi%stai. xiiv Tlolvß^ov tatoqCav TIoaBidohiog 'OlßionoX^trjg ao(pi.ati^g.
641) Müller F. H. G. IV. S. 422—424. Hoefer H. v. M., in Konon,
Greifswald 1890. 8. S. 68—68.
642) Dies scbliesst Hoefer, wenn auch zweifelnd, aus Pseudo-Skymn.
640 f. sU* iati %6Xnog Isyofisvog ToQmvtHog, ov ngotSQOv Ijv ttg MrjuvßsQva
Hsiiiivri (20 Stadien von Olyntbos). Stände es fest, dass Euphorien Fr. LV
aus H. geschöpft hat (vgl. C. 14. A. 99) und nicht umgekehrt (vgl. A. 644),
so müsste Letzterer beträchtlich früher gelebt haben.
643) Steph. v. Byz. M7i%vßsQvci, noXig UccXXijvrig, trjg h SQfjiyij! Xsq-
Qovi/iaov ... 0 noXitrjg MriTuvßsQvatog* ovxmg yo!p dvacpigstcci ^Hyriemnog
<6> xä üaXXriViaTiä avvxsxaxcag x. t. Z. Dionys. v. Halik. A. R. 1, 49 (« Fr. 3).
KstpdXmv FsQyCQ'iog Tial ^Hyi^amnog o nsgl TlaXXi/ivTjg y^dtpagy avdQsg dgxaiot
xal Xoyov ä^iot (s. C. 27. A. 16). Beischr. z. Parthen. 6 (= Fr. 1). Usxoqst
dioyhng 0. Ssayivng, s. Müller F. H. G. IV. S. 510 und C. 88. A. 806^»)
nal 'Hyri<smnog iv TIaXXrjvicc%oi:g, Steph. JTaXX^vi]. Schol. Pseudo-Eurip.
Rhes. 28. *H. iv xotg TlctXXriPtaiiorg («- Fr. 2. 6). Dazu Fr. 5 und auch
wohl Fr. 7.
644) Beischr. z. Parthen. 16. Iöxoqbi ^Hyriüinnog MiXrjaiccnmv a. Ebenso
Euphorien Fr. LV, s. A. 642 und Meineke An. Alex. S. 97 f. Vgl. Beischr.
z. Parthen. 14. taxoqst 'AQiaxoxiXrjg xal ot xu MiXrjaiaiici,
645) Ob man aus der Zusammenstellung mit Eephalon, unter dessen
Namen Hegesianax fabelte (s. G. 27. A. 15. 16) bei Dionys. v. H. (s. A. 648),
dem seinerseits Beide alt und glaubwürdig scheinen, schliessen darf, dass
er gleich Hegesianax sich stark in eignen Erfindungen ergangen habe, yer-
mag ich nicht zu entscheiden.
646) 4. 7. 10. 18. 20. 82. 46 und yielleicht 17. Dies hat Hoefer er-
mittelt, dessen Begründung sich aber nicht in knappem Auszug wiedergeben
lässt. Vgl. zunächst Eon. 10 mit H. Fr. 1. 2, Eon. 82 mit H. Fr. 6, Eon. 46
(mit Ausnahme des Schlusssaizes) mit H. Fr. 8 (Gründungssage von Aeneia,
später Aenos), Eon. 18 mit Steph. Z%imvri (wo freilich H. nicht genannt,
aber nach Fr. 2. Eon. 10 als Quelle zu yermuihen ist): Gründungssage von
41*
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644 Einimdzwaiizigstes CapiteL Geschichtschreibong.
abgesehen hievon besonders bei Parthenios, Dionysios von Ebli-
kamassos und Stepbanos von Byzantion geblieben ^^.
lason von Eyrene^ ohne Zweifel ein Jude, schrieb eine
Geschichte der Makkabaeerkämpfe unter Antiochos IV Epiphanes
und Antiochos Y Eupator, frühestens also um 160, möglicher-
weise aber, ja wahrscheinlich geraume Zeit später, in 5 Büchern^
von welcher das sogenannte zweite Buch der Makkabaeer ein
Auszug ist^.
Araethos^^), spätestens ein Zeitgenosse des Aristarcheers
Parmeniskos^^^), wahrscheinlich aber früher ^^*), aus Tegea^*^*)
verfasste ^AQxaSLxd^^^).
Aristippos, spätestens, wie es scheint, derselben Zeit an-
gehörig, aber gleichfalls wahrscheinlich früher^^), schrieb des-
gleichen 'j^QxaStxä in mindesten 2 Büchern^.
Derkylos ohne Zweifel aus Argolis*^ schrieb 'jdQyoXtxa
Skione. „H. beschränkte sich nicht streng auf Pallene, sondern sog auch
Sagen der nächsten Umgegend (wie Aeneia) mit hinein, suchte auch zu
motiviren, wie die yerschiedenen Sagengestalten ins Land gekommen seien,
wie sich dies in der eigenthümlichen Verbindung der Proteus- mit der
Kadmossage (Kon. 32, vgl. [Philargyr.] z. Verg. Geo. IV, 390. 391) zeigt.
Auf Pallene erscheint Proteus zuerst bei Lykoph. AI. 115 ff., mit dessen
Worten die Behauptung y. Wilamowitz Homer. Unters. S. 27. A. 15
(s. darüber Hoefer S. 66 f.) nicht übereinstimmt". (Hoefer).
647) S. A. 643—646.
648) Wie der VerÜMser desselben ausdrücklich selber sagt: 2, 19—24:
vno 'luamvos tov Kv^vuiov 9e9riXa>iiiv9t 9ici niwe ßißXlmv nsi^acoiisd-ec
dl' Bvog övvtuYncttog imtsfiEiv. Vgl. Müller Scr. AI. M. S. 161 und
C. 38. A. 30.
649) Müller F. H. G. IV. S. 318 f. Dass "A^at^og und nicht 'AqüciS^os
der richtige Name ist, zeigt Robert Erat. Cai S. 227. A. 14.
650) Denn die Anführung bei Hygin. Astron. II, 1 (» Fr. 1) stammt,
wie Robert zeigt, aus diesem, s. C. 80. A. 106.
651) Fr. 5 » Schol. Pseudo-Eurip. Rhes. 36 scheint auf Apollodoros
ns^l d-Brnv zurückzugehen, s. G. 27. A. 58.
652) Fr. 1. 5 (s. A. 650. 651).
653) Dionjs. Hai. A. R. I, 49 — Fr. 3.
654) Fr. 2 b. Schol. Theoer. I, 3 scheint wiederum aus Apollodoros
ncQl d'smv herzurühren, s. C. 27. A. 58.
655) Das 1. B. wird b. Clem. Strom. I. 322 D (« Fr. 1) und Schol.
Theoer. a. a. 0. angeführt, vgl. SchoL Apoll. Rh. III, 1087. iv 'A^nadixoig
(— Fr. 3). La. Diog. HI, 83 im Homonymenyerz. dBvteQog (AQ^üttnnog) 6
tä n$Ql *AQT€a9Cag f^dipag,
656) Müller F. H. G. IV. S. 386—388. y. Wilamowitz Homer. Unter-
suchungen S. 180. A. 26.
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lason. Araethos. Aristippos. Derkylos. 645
in mindeetens 3 Büchem*^^, welchen er für die Sagenzeit
namentlich ein altes Epos des Agias mit wiederholter ausdrück-
licher Berufung auf dasselbe zu Grunde gelegt zu haben scheint*^).
Er dürfte hiemach eher der älteren als der späteren Alexan-
drinerzeit angehört haben •^). Ob er jedoch den Deinias oder ob
nicht vielmehr dieser ihn angeführt hatte, erscheint zweifelhaft^.
667) Fr. 3 b. Clem. Strom. I. 326 D, s. A. 658.
668) Wahrscheinlich (s. auch Meineke F. C. G. I. S. 416 f.), obgleich
Welcker Ep. Cycl. I*. S. 261. A. 467 imd Müller a. a. 0. nnd S. 292 f.
anderer Meinnng sind, ist dies derselbe Agias oder Hagias von Troezene,
welchen Prokl. Chrest. p. 240, 11 f. Westph. (wo Avyluv verschrieben ist)
sei es mit Recht, sei es, wie wahrscheinlicher, mit Unrecht, als Urheber
der homerischen Noatoi bezeichnet, nnd ebenso (nach der, wie Hiller
Rhein. Mns. XXXL 1876. S. 87 f. zeigt, allein richtigen Verbesserung
K. F. Hermanns *AyCa xov ftlr aamoizov) der nämliche Argeier Agias,
welcher bei Ath. XIII. 610 c als Dichter einer 'iXCov nigatg erscheint, kein
Anderer endlich doch wohl auch Hegias (HyCag) von Troezene bei Paus. I,
2, 1, wo eine Dichtung desselben angefahrt wird, sicherlich nicht (wie
Welcker a. a. 0. S. 263 f. und Andere meinten) die N6ctot, s. Kirch-
hoff Die homer. Odyssee S. 838. v. Wilamowitz a. a. 0. S. 342. Der
Schreibfehler AvyUag kehrt wieder Schol. T H. ^, 690, wo nach einander
Avysiag iv a 'Af(yoli%&v und TBXiaa^%og h 'Agyaliiioiq (= Fr. 2) citirt
werden; die Vermuthung von Müller S. 346, dass ' z^f ly^crff für Avya^ag
herzustellen sei, ist mithin unrichtig, sehr ansprechend dagegen die von
Wilamowitz S. 334; A. 1, dass auch die 'AQyoXind des Telesarchos
(s. Müller a. a. 0. S. 508), bei Sex. Emp. Math. I, 260 =« Fr. 2 in einem
wahrscheinlich (s. C. 27. A. 58) auf Apollodoros zurückgehenden Citat 'A^yo-
Xix6g genannt, ein Epos gewesen seien, vielleicht ein Werk des auf der
borgiaschen Tafel erwähnten Epikers Telesis von Methymna, und dass
man auch in dem fälschlich in Telesilla geänderten Telesias bei Pseudo-
Apollod. Bibl. in, 6, 6 ebendenselben Dichter zu erkennen habe. Die ver-
bundene Anfährung von Agias nnd Derkylos findet sich dreimal: Ath. III.
86 f. 'Ayiag dl xal JeQ%vXog h 'A(fyoXi%oig, Schol. Eurip. Tro. 16. ot negl
'Ay{av xcrl ^«pxtJXov (= Fr. 1). CJlem. a. a. 0. (=» Fr. 8). 'AyCag d\ %al Jsq-
yivXog h -üjj tQ^trj y und diese Anführungen deuten hinsichtlich des Agias
in der That, wie Wilamowitz sagt, auf „ein argivisches Epos hin, das
die Zerstörung Troias, die Heimkehr und die weiteren Geschicke der
Könige von Argos erzählte**. Räthselhaft ist mir nur, wie Agias in einem
solchen den Tag von Ilions Zerstörung so bezeichnen konnte, dass D. Fr. 3
ihn danach auf den eines makedonischen Monats (privog navi(Aov [narrj-
fiov7] oydofi q>&(vovxog) zu berechnen im Stande war.
659) Auch die eben erwähnte Anwendung der makedonischen Monats -
rechnung bei ihm weist auf eine Zeit vor dem Untergange des make-
donischen Reiches.
660) Fr. 2 b. Schol. Find. Ol. VII, 49. ot dl nsql Jetviap xal zfa^v-
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646 Einundzwanzigstes Capitel. GeBchiohtschreibimg.
Kr a tipp 08^^) verfasste ein Geschichtswerk, welches den
peloponnesischen Krieg und die nächstfolgenden Jahre bis zu
einer gewissen Herstellung der athenischen Macht, mindestens
bis zur Vernichtung der spartanischen Flotte bei Knidos (394)
durch Konon, aber wohl auch nicht weiter umfasste^*) und
namentlich darauf angelegt war das theils wirklich theils nach
der Meinung des Kratippos bei Thukydides, über dessen Arbeit
er sich eine wunderlich verkehrte Anschauung gebildet hatte ^'),
und man darf wohl hinzusetzen^ bei Theopompos noch Fehlende
zu ergänzen ^^^). Jünger auf der einen Seite als Zopyros oder
Xov, Denn daraus, dass D. an letzter Stelle steht, folgt keineswegs, wie
Müller glanbt, das Ersteie, und Wilamowitz behauptet das Letztere
zwar sehr zuversichtb'ch, giebt aber keinen Grund an. — üeber die unter
dem Namen des D. von Fseudo-Plut. de fluv. u. Parall. min. erdichteten
Schriften s. Fr. 6—9. 12. Dass die ne^l Xi^tav (de fluv. 19, 4 — Fr. 10)
wirklich existirte, darf wohl aus dem Citat des Derkjllos bei lo. Lyd.
de mens. UI, 8. p. 36, 1 Bekk. («» Fr. 11) geschlossen werden, aber der
Verfasser war wohl ein anderer. Ob endlich D. auch Bomti%a. schrieb
oder Fr. 4 b. Schol. Eurip. Phoen. 7 doch auch aus den 'AftyoU%d ist,
steht dahin.
661) Maller F. H. G. II. S. 74—78.
662) Plut. De glor. Ath. 1. 346 E. av yccQ dvili^g tovg nQcixxovtag,
ovx H^iS 'tovg yqatpovtag. äveXs xriv Ue^iTtliovs noXmUtv %ot\ xcc vavftaxa
7t(f6g FCm ^O(f(i{<opog x^onata xal xäg nsffl Kvd^na i^ui MiyaQCt xcrl K6qiV'
d-ov avd^ayot^iag Nmiov %al xrjv Jrjitocd'ivovg IIvXov xal xovg KXewvog
xBXQa%oo(ovg alxfkaXfaxovg %al ToXftiiav IlsXonovvricov nsQinXiovxa xal
MvQfoviSriv vi%mvxu Botmxovg ip Olvotpvxoig' xcrl Gov%vd£6rig cot 9iayi-
yganxcii, ävsXs xä ne^l * EXXricnovxov 'AXiufiutdov vsavisvfiaxa xal xä ngog
Aiüßov ßqaavXXov xal xrjv vnb QrjQafiivovg xfjg oXiyuQX^cig %cexaXvaiv xal
BQaavßovXov %al 'jQXivov xal xovg dno ^Xr^g Ißdofir^-Kowa xoro; xrjg Z%a^
xiaz&v riyBiLOvCug dviaxafkivovg xal Kovmvu ndXiv ifißtßdiovta xocg *A9^vag
big xr^v &dXaxxccv' xal K^uxinnog ay^/^rai.
663) Dionys. y. H. de Thuc. 16 » Fr. 2: Thukydides habe eingesehen,
dass die in die ersten 7 Bacher eingewobenen Beden nicht bloss der Dar-
stellung der Begebenheiten hinderlich gewesen seien, sondern auch den
Lesern lästig fielen (ov ii^dvov xaig ngd^ECiv . . . i^tnoSav ysyevria^ai . . .
dXXd Tiial xoig dnovovaiv oxXriQoig elvcti), und daher habe er das 8. ohne
Reden gelassen, dann aber habe die so entstandene Bnntscheckigkeit des
Werkes, wie es scheine, ihm die VoUenduDg desselben verleidet. Dass ein
Zeitgenosse des Thukydides ein so - thörichtes ürtheil nicht fällen konnte,
hat Müller S. 77 mit Recht bemerkt.
664) S. Müller S. 76.
666) Dionys. unmittelbar vor den A. 663 angef. Worten: Kqdxmnog o
avvct%itdcag avx6 xal xit na^ixXHtpd'ivxa in' ccvxov avvccyaynv.
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Eratippos. Diophantos. 647
frühestens mit diesem gleichzeitig ^^^), muss er auf der anderen
beträchtliche Zeit vor Dionysios von Halikamassos gelebt haben^
da dieser sonst doch wohl schwerlich das grobe Versehen be-
gangen hätte ihn für einen Zeitgenossen des Thukydides zu
halten^^^); und so wird man ihn wohl kaum später als ins
zweite Jahrhundert setzen dürfen, ja es ist möglich; dass er be-
reits im dritten gelebt hai
üeber Zopyros selbst aber s. C. 36.
Diophantos^^®), Verfasser von Ilovrixal CörofiaL in
mindestens 2 Büchem^^), hatte dies Werk zum Wenigsten vor
Ägatharchides geschrieben ^^^). Wohl ein anderer Mann gleichen
Namens aus späterer Zeit war der Lakedaemonier, von welchem
bei Fulgentius 14 Bücher Antiquitäten und eine Schrift de sacris
deorum angeführt werden*'^), wenn anders dies nicht eine blosse
Schwindelei ist^'^^).
666) Marcelliu. V. Thac. §. 32 » Fr. 3. Ji9viiog d' iv 'A^vaig cino
tijg tpvy'qs iWovxa ßiaCco ^avdt<p (näml. Govxvdldriv) dno^avsiv' tovro di
(pTjai Z<onvQOv tcto^siv x. t, }., , dann § 33. ^yco 8\ ZmnvQOv XrjQttv wofUim
Xiyovxa zovtov iv B^dny (Azti%^ mit Recht Poppo) tetsXsvtrfiiivat, %av
dXri^Bvsiv vofiiijj ^^c(l^ (so Sasemihl) Ki^tutnog avx6v. Das Dazwischen-
stehende gehört dem Didymos an, und es ist kein Grand zn glauben, dass
er irgend Etwas , wie z. B. das Citat des Philochoros g. 32. p. 193, 168 ff.
Weeterm., aus Zopyros genommen hat (s. vielmehr Wilamowitz Thuky-
dideslegende, Herm. XII. S. 340 ff.); mit Unrecht schliesst also Müller
a. a. 0. IV. S. 533 aas dieser Stelle, Zopyrum . . . Fhüochoro iuniorem . . .
fuisse. Andrerseits darf man auch nicht mit Meier Opusc. IL S. 155.
A. 345 ''EQuinnog für Kgatinnog oder mit M. Schmidt Didym. S. 324
KgdreQog schreiben oder sonst eine Goigeotur versachen, die lediglich aas
dem Yorurtheil entspringt, als ob Dionys. mit Recht den E. als Zeit-
genossen des Thukydides bezeichnet hätte. Mit M. Schmidt a. a. 0.
S. 423 ZoinvQOv anzuzweifeln und Zuxvqov zu yermuthen ist gleichfalls nicht
der geringste Qrund.
667) S. A. 665. 668) Müller F. H. G. IV. S. 396 f.
669) Schol. Apoll. Rh. III, 242 (» Fr. 1). Jtotpccvxog (so Müller
f. Jio(pdv7ig) dl iv tj ä xav IIovxiTtinv taxoiftmv. Vgl. Steph. A^ßvaxCvot
(— Fr. 2). J, iv UovxfKoig (so Müller f. noUxinoCg).
670) Denn Letzterer rühmt in der schoo mehrfach (A. 117. 260. C. 11.
A. 27) angezogenen Stelle M. R. §. 64 (bei Phot. Cod. 250. p. 454^ 34) ihn
wegen seiner Beschreibung der nördlichen Gegenden. Dass auch Alexandres
der Polyhistor ihn benutzte, erhellt aus Fr. 3 (=- Alex. Fr. 33) b. Steph.
'^ßiOi . . . 'JXi^ctvdifog iv xm neql Ev^e^vov novxov^ mg diofpavxog^ slnsv
ovzm Xiysa^ai avxovg diu x. x. X., s. dazu Müller. VgL C. 38. A. 92.
671) Fulgent. Mythol. I, 1. Voc. antiqu, interpr. y. nefrendes. Müller
a. a. 0. S. 397.
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648 Einundzwanzigstes Capitel. Geschichtschreibnng.
Schon hier mag endlich auch
Apollonios®'*) der Erzpriester aus Letopolis in Aegypten,
welcher später zu Aphrodisias in Karlen lebte*'^, behandelt
werden, obgleich sich seine Zeit nur dahin bestimmen lässt, dass
er frühestens unter Ptolemaeos Philadelphos*'*), andrerseits wahr-
scheinlich vor Alexandros dem Polyhistor*'*), also wohl ungefähr
zwischen 260 und 100*'*) seine karischen Geschichten (KaQixa)
in mindestens 18 Büchern*") schrieb. Stephanos von Byzantion
hat uns aus diesem Werk noch eine nicht unbeträchtliche Zahl
von Bruchstücken erhalten*'*), in denen sich allerlei sonst un-
bekannte Nachrichten aus dem Gebiet der Sage und der Ge-
schichte und allerlei seltsame Etymologien finden*'^). Von zwei
671^) S. C. 83. A. 360.
672) Müller F. H. G. IV. S. 310—313. Geffcken De Stephano
Byzantio, Göttingen 1886. 8. (DoctordisB.). S. 86—66.
673) Steph. Af}Tovg noXig Alyvnzov . . . *AlilavdQog iv tQ^to} nsgl
Alyvnxov, xo id'vittov AritonoXkrig. ovro) yuQ TloXvctgatog (uns unbekannt)
xal 'AnoXXmviog 6 ctQxisgsvg Xeyofisvog dvayQofpstcci (nämlich in einem Yer-
zeichnisB, wahrscheinlich bei Philon Yon Byblos nsgl noXecov xal ovg indazrj
avxoov hdo^ovg rivsyiiEv, s. Niese De Steph. Byz. anctorib. S. 30ff!.
Geffcken S. 87). Said. 'AnoXXoaviog *A(pQodicisvg ^ aQxi-fQSvg xal tütOQi%6g,
yiyQa(ps KaQi^d^ icsqI TffuXXecav, nsgl 'OQtpimg xal t£v tsXsxmv avrov (ohne
Zweifel auch nach Philon, s. Wachsmuth Symb. Bonn. S. 144 ff.). An
eine Verschiedenheit der Personen ist schwerlich mit Lob eck Aglaoph. I.
S. 195 zu denken. Erzpriester in Earien gab es erst in der Römerzeit. Die
Sache kann also nicht füglich anders zusammenhäDgen. S. Geffcken
S. 37 ff.
674) Dies erhellt ans Fr. 18 M. 82 G. b. Steph. "Ay^vQa, wo eine sonst
unbekannte Theilnahme yon Mithridates IV (gestorben 266) am Kriege von
Antiochos I gegen Philadelphos und Niederlage der Aegypter durch die
von ihm ausgesandten Gallier berührt wird. Vgl. Geffcken S. 63 f.
Droysen a. a. 0. lü*, 1. S. 272 f.
676) Denn diesem dankt Steph. wahrscheinlich die Auszüge aus A.,
den er schwerlich noch unmittelbar benutzt hat, s. C. 83. A.66.60. Geffcken
S. 89. 44. 64. 66 f. Vgl. A. 686.
676) Denn mit der möglicherweise richtigen, aber völlig unsicheren
Vermuthxmg von Wilamowitz bei Geffcken S. 64f., dass er in der
älteren Ptolemaeerzeit in officiellem Auftrag nach Earien zur Erkundung
über Land und Leute gegangen sei, lässt sich eben Nichts an&ngen.
677) Fr. 18 M. 33 G. b. Steph. XmXov teCxog.
678) Sie sind von 18 bei Müller auf 83 bei Geffcken gestiegen, in-
dem Letzterer vielfache Benutzung von A. nachgewiesen hat, wo sich in
dem uns erhaltenen Auszuge des Stephanos sein Name nicht findet.
679) S. Geffcken S. 40 ff. Vgl. auch A. 676.
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ApoUonios v. Letopoiis. Menekrates y. Xanthos. 649
anderen Schriften über Tralles und über Orpheus und
dessen Weihen^®®) sind uns dagegen keine Reste geblieben.
Menekrates^*) von Xanthos*®^, welcher Avxiaxd in
mindestens 2 Büchern®*^ und vielleicht^ noch Anderes schrieb,
scheint gleichfalls zum Wenigsten älter als Alexandros der Poly-
histor gewesen zu sein, da sich mit einer an Gewissheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass jenes sein Werk eine
Quelle für das gleichnamige des Letzteren war*^).
Zweiundzwanzigstes Capitel.
Geographie und Periegese.
Die Züge des Alexandros gaben zu Entdeckungsreisen den
Anstoss, welche die Länder- und Völkerkunde mächtig erweiterten
und deren Führer, Unternehmer oder Theilhaber sich denn auch
veranlasst fanden über die gewonnenen Ergebnisse schriftlich
Rechenschaft zu geben. Abgesehen von dem reichen Material,
welches die ältsten Geschichtschreiber des Alexandros auch in
dieser Hinsicht lieferten^), sind hier Nearchos und Andro-
sthenes zu nennen. Das gleiche Interesse und der gleiche
Unternehmungsgeist ging dann von Alexandros auch auf seine
Nachfolger und deren Zeitgenossen über. Des Me gast henes ist
680) S. A. 673.
681) Müller F. H. G. IL S. 343 f. öeffcken a. a. 0. S. 67—69.
682) Beischr. z. Antonin. Lib. 86 (= Fr. 2). Msvs%(fdxrig Sidv^ioq
AvKianoig, Dionye. v. H^. A. R. I, 48. M. dh 6 Sdv^iog (= Fr. 4).
683) Steph. 'A(ftvfiv7iaog — » Fr. 1. M. iv nQoiffi xciv Av}ua%mv,
684) S. Fr. 8 b. Steph. BXocvdog u. Fr. 4, aosserdem A. 686 and
C. 30. A. 80.
685) Wie Geffcken a. a. 0. gezeigt hat Denn Alex. Fr. 81 b. Steph.
ndtaga ist ohne Zweifel ein Excerpt ans einer solchen älteren Schrift, und
da sich bei Steph. Beste ans der des M. erhalten haben, und zwar yon
ganz ähnlicher glossographischer Art (ausser Fr. 1 auch drei andere KddQrjiicc.
TviiTiva. "TXaftoi, in denen M. nicht genannt wird), so ist es fast unzweifel-
haft, dass jene ältere Schrift diese war und Steph. sie wiederum nur durch
Vermittlung des Polyhistors benutzt hat. — üeber Menekrates nsQl
Ni%aCag s. C. 30. A. 80, über Menekrates von Olynthos Müller a. a. 0.
S. 344.
1) Onesikritos, Aristobulos, Chares, Baeton, Diognetos, Amyntas, u. A.,
s. C. 21.
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650 Zweiundzwanzigates Capitel. Geographie und Periegese.
in dieser Hinsicht schon gedacht worden^). Nicht minder beliebt
aber wird seit den Zeiten des Alexandros die sogenannte perie-
getische Schriftstellerei. Mit dieser Bezeichnung von Periegesen
verband man seitdem zwei sehr verschiedene Begriffe^). Man
nannte einmal die Länderbeschreibungen nach wie vor so,
andrerseits jetzt aber auch die Beschreibung aller möglichen
antiquarischen Merkwürdigkeiten, mithin die Länder- und Orts-
beschreibung dabei nur, so weit es sich um die letzteren handelt.
Ja man blieb dabei nicht stehen, vielmehr alle möglichen anti-
quarischen Untersuchungen, unter anderen auch kunstgeschicht-
liche, wurden in den Bereich der periegetischen Litteratur in
diesem letzteren Sinne hineingezogen. Periegeten wurden denn
auch jene überall ansässigen Fremdenführer oder Ciceronen ge-
nannt, welche sich damals wie heute ein Geschäft daraus machten
die Merkwürdigkeiten des Orts zu zeigen und zu erklären^) und
dabei auch die zugehörigen Sagen und Legenden zu erzählen,
natürlich zum Theil höchst ungebildete, hie und da aber auch
feine und kenntnissreiche Leute ^). Wie sich nun mit ihrer
Thätigkeit nach dem früher bereits*) Angedeuteten die Para-
doxographie zum Theil berührt, so nahm von derselben nament-
lich jene edlere Kunst wissenschaftlicher Forschung und Schrift-
stellerei wohl jedenfalls einen gewissen Anstoss, welche nunmehr
auch Periegese in jenem zweiten Sinne des Worts genannt ward
und so Bedeutendes geleistet hat, wenn auch damit nicht im
Mindesten gesagt sein soll, dass irgend einer unter den gebilde-
teren von jenen Leuten selbst durch sein Gewerbe veranlasst
worden wäre als Schriftsteller dieser Art aufzutreten. Eine
völlige Scheidung dieser Glasse periegetischer Schriftstellerei von
der eigentlich geographischen ist nun aber trotz aller Yerschieden-
2) C. 21. A. 128 ff.
8) Die folgende Darstelliuig schliesst eich an Preller De historia at-
que arte periegetaram, Polemonis fragmenta S. 153 ff. an.
4) Ils^irjystad'cci heisst nämlich eigentlich ,,heramführ6n**, namentlich
um Etwas zu zeigen, dann aber anch dies Zeigen nnd das Darlegen und
Erklären des Gezeigten selbst, s. Preller S. 167 ff.
5) Periegeten heissen sie bei Plut. de Pjth. orac. (wo er sie stark ver-
höhnt) nnd Lukian. Ver. hist. II, 81, Exegeten bei Pausanias; wo es sich
namentlich um Tempel und Heiligthümer handelt, wurden sie auch Mysta-
gogen genannt (Varr. b. Non. Marcell. p. 419, 9 ff . Merc. Cic. Verr. IV,
59, 132). S. Preller S. 157. 161 ff. Kalkmann Pausanias S. 48.
6) C. 17 (A. 4).
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NearchoB aas Kreta. 651
heit nicht wohl thunlich, weil zur Länder- und Städtebeschreibung
doch immer Etwas von jener mit gehört. Obendrein begann man
seit der Ausbildung der wissenschaftlichen Geographie auf mathe-
matisch-astronomischer Grundlage durch Eratosthenes allmählich
nur diese allgemein-wissenschaftliche Seite Geographie, die Be-
schreibung des Einzelnen aber Chorographie und Topographie^)
oder auch Periegese zu nennen^). Der ältste uns bekannte der
antiquarischen Periegeten war Diodoros.
Nearchos^); Sohn des Androtimos, aus Kreta, jedoch in
Amphipolis ansässig^®), nach anderer Nachricht^') jedoch viel-
mehr aus Lete in Makedonien, war ein Jugendfreund des Alexan-
dros und ward in Folge dessen mit anderen Jugendfreunden des-
selben von Philippos verbannt, als dieser nach der Yerstossung
der Olympias nicht mit Unrecht Zweifel gegen die Treue seines
Sohnes hegte, natürlich aber nach dem Regierungsantritt des
Alexandros zurückberufen und mit Ehren überhäuft ^^), 334 zum
Statthalter von Lykien und Pamphylien ernannt"), dann 328
nach Baktrien gesandt, um dem König Söldner zuzuführend^),
hernach 325 auf der Rückkehr mit dem Oberbefehl über die
Flotte betraut^*), und nachdem dieselbe unter seiner Leitung
glücklich auf den Flüssen ins Meer gelangt war, bekam er den
7) Der letztere Ausdruck erscheint freilich so erst bei Ptolem. Geogr. 1, 1.
8) Strab. V. 218. rj Aiyvouttri . . . ovd^v ix^vaa neqitiyiiasmg ä^iov,
III. 168 nach einer Abschweifnng zu allgemeineren Bemerkungen: indvBitii
inl Z7\v nBQtriyriciv, S. Preller S. 169 ff.
9) Vincent The voyage of Nearchns, London 1797. Oxford 1809 und
in Schmieders Ausg. y. Arrian. Ind. Geier Alexandri M. hist. Script.
S. 109—160. Müller Script. AI. M. S. 68-71. Campe Nearchns, Philo-
logus IV. 1849. S. 126f. Vogel Zu Nearchos Ton &eta, Jahrb. f. Ph. CXXI.
1880. S. 81S— 820 vervollständigt die Sammlang der Fragmente.
10) Arrian. Ind. 18, 10. NiuQxos 'AvögoU^ov (so auch §. 4), t6 yhog
filv Kqtis . . . ^xcfi d^ iv 'AiitpindlBt t^ inl StqvyLOVu Diod. XIX, 69, 1.
Niagxov xov KQTJta,
11) Steph. Y. Byz. -^ijtij, noXtg MaxcSov^ag . . . to id'vmov AriteiCog'
ovxm yocQ tcrogsiton Niagxog Aritatogt tmv 'AXt^avdqtp x^ (laydlip cvaxQa-
xsvötttiivcDv 6 diaarnjLÖxaxog. Wie dieser Widerspruch aufzuklären ist, weiss
ich nicht. Den halsbrechenden Lösungs versuch von Campe mag man bei
ihm selber nachlesen.
12) Plut. Alex. 10. Arrian. Anab. III, 6, 8.
13) Arrian. a. a. 0.
U) Arrian. An. IV, 7, 4.
16) Arrian. An. VI, 2, 6. Ind. 18, 10.
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652 Zweiuodzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
Auftrag zur Entdeckung eines Seeweges zwischen Indus und
Euphrat und führte nach dessen Vollendung die Flotte auch
längs der Eüste des persischen Meerbusens, erhielt darauf in
Susa zur Belohnung einen goldnen Kranz und die Tochter des
Rhoders Mentor und der Barsine zur Frau^*). Eine neue Ent-
deckungsreise nach den Küsten von Arabien und dem benach-
barten Afrika ward, als sich Nearchos in Babylon zu ihr eben
anschickte, durch den Tod des Königs vereitelt*'). Nearchos
stimmte, wie es heisst, für seinen Schwager Herakles, den Sohn
des Alexandros von der Barsine, als Nachfolger, drang aber damit
nicht* durch*®). Nach der einen Nachricht erhielt er jetzt von
Perdikkas seine alten Provinzen wieder*^), nach der anderen
kamen dieselben an Antigonos*^): vermuthlich**) überliess er sie
dem Letzteren und blieb lieber an der Spitze der Marine; jeden-
falls schloss er sich in der Folge dem Antigonos an: er erscheint
unter den Heerführern und Käthen, welche diesen 316 in den
Feldzug gegen Eumenes begleiteten, und welche derselbe 314
seinem Sohne Demetrios mitgab**). Er beschrieb seine Fahrt in
einem eignen Werke *^, in welchem er aber auch andere Ereig-
nisse vom Beginne derselben bis zum Tode des Alexandros be-
rührte, wie namentlich Vorgänge im Landheer während dieser
Fahrt**), und welches vermuthlich schon von Onesikritos**),
16) Arrian. Anab. VE, 4 f. Ind. 42.
17) Aman. Anab. VII, 19, 4 ff. (= Aristobul. Fr. 40). 26, 4 vgl. Diod.
XVni, 4, 4 ff. Plut. Alex. 76. Noch auf seinem Sterbelager hörte Alexan-
dros mit Aufmerksamkeit den Erzählungen des N. von dessen Fahrt zn,
Plut. a. a. 0.
18) Gurt. X, 6. Anders lustin. XIII, 2, 6. S. überdies Droysen Hel-
lenism. IP, 1. S. 8. Vgl. übrigens auch C. 9. A. 34. 47.
19) lustin. XIII, 4, 16.
20) Diod. XVm, 3, 1. Gurt. X, 10, 2.
21) S. Droysen a. a. 0. S. 26.
22) Diod. XIX, 19, 4. 69, 1.
. 23) Arrian. An. VI, 28, 6. Der Titel wird nirgends angegeben.
24) Fr. 17. 38. 34. 37 b. Arrian. An. VI, 13, 4. Ind. XIV, 6. Strab. XI.
524. Arrian. An. II, 3, 8.
25) S. C. 21. A. 30. Freilich sehen andrerseits mehrere Angaben des
N. sehr wie Berichtigangen des Onesikritos aus (vgl. bes. N. Fr. 1 mit
0. Fr. 11, N. Fr. 7 mit 0. Fr. 10, N. Fr. 9 mit 0. Fr. 22 a, N. Fr. 11
m. 0. Fr. 15, N. Fr. 25 mit 0. Fr. 26. 30), und so liegt der (bedanke nahe,
N. habe sein Werk nicht zum Mindesten zu dem Zwecke geschrieben, um
den Lügen des Onesikritos, unter anderen auch der, dass dieser sein Ober-
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Androsthenes yon Thasos. 653
jedenfalls von Eratosthenes^^ und Strabon^^), desgleichen auch,
jedoch wahrscheinlich nur mittelbar ^^, von luba in dessen Werk
über Arabien benutzt und zum Theil von Arrianos*^) im Aus-
zuge wiedergegeben worden ist. Gewiss geschieht ihm Unrecht,
wenn er einmaP*^) mit Onesikritos auf eine Linie gebracht wird.
Man sieht vielmehr aus seiner eignen Darstellung, wie besonnen
und verstandig er scheinbaren Wundem und ihm erzählten Fabe-
leien zu Leibe ging^^), und offen gesteht er ein, dass er Dieses
und Jenes nicht genau und aus eigner Kunde wisse ^^). Das
meiste wunderbar Klingende in seinen Erzählungen und eben-
damit seine Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ist durch die neueren
Forschungen bestätigt worden.
Androsthenes^^ von Thasos**) oder Amphipolis^), wo er
in Wahrheit vermuthlich erst später eingebürgert war^^), machte
stenermaim sich an seine Stelle gesetzt hatte (s. C. 21. A. 29), die Wahr-
heit gegenüberzustellen; allein dieser Schein kann leicht trügen und
vielmehr Onesikritos die wahrheitsgetreuen Berichte des N. dazu benutzt
haben, um sie mit seinen Erdichtungen zu vertauschen.
26) S. Strab. XV. 689. 720. XVI. 766. Vgl. Berg er Die geogr. Fr.
des Erat. S. 181 f. 240 f. 249 ff. 275.
27) S. Müllers Fragms.
28) S. wiederum C. 21. A. 30, wo auch bereits dargelegt ist, dass Fli-
nius, der den N. im Quellenregister z. B. 6. 12. 13 aufführt, seine drei
einzigen Citate desselben VI. §. 107. 109. 124 » Fr. 27. 86 aus luba hat.
Auch Philostratos hat die Schrift des N. wohl sicher nur durch Vermitt-
lung des Letzteren in den indischen Partien verwerthet, denn er führt sie
nur einmal (V. Apoll. II, 17) an und nennt unmittelbar vorher luba, s.
C. 83. A. 870.
29) Ind. 20 ff. Dass Arrian. es auch in der Anab. selbst vor Augen ge-
habt habe, ist zwar von A. Schoene Anal. phiL-hist. I. S. 28 bestritten
worden, aber wohl mit unrecht.
30) Strab. U. p. 70, s. C. 21. A. 24. 149.
31) Fr. 26 b. Strab. XV. 725 f. Arrian. Ind. 30 f.
32)^Fr. 12 b. Arrian. Ind. 15, 1. 4. Fr. 35 b. Arrian. Ind. 40, 9.
33) Geier a. a. 0. S. 341 f. 346—351. Müller Scr. A. M. S. 72 f.
Campe Androsthenes, a. a. 0. S. 134.
34) Strab. XVI. 766.
35) Arrian. Ind. 18, 4 ohne Zweifel nach Nearchos (s. A. 29), wie
Campe mit Becht bemerkt. Warum Campe aber glaubt, dass Nearchos
ihn nach seinem Geburts- und nicht nach seinem Wohnort bezeichnet
haben müsste, ist nicht abzusehen: es kam für dessen Darstellung doch
vielmehr nur auf den letzteren an. Vgl. auch A. 10.
35^) Dies scheint mir wenigstens natürlicher als Campes Umkehrung
dieses Verhältnisses.
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654 Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegesc.
den Seezug des Nearchos und Onesikritos mit, ward dann zor
Vorbereitung der arabischen Expedition von Alexandros mit
einem Schiffe ausgesandt und befuhr einen nicht unbeträchtlichen
Theil der arabischen Küste ^. Die Ergebnisse seiner Beobach-
tungen auf diesen Fahrten legte er in seinem UaQdnkovg xfig
'Jvdtx^g^'^ nieder, welcher aber vermuthlich früher als das
Werk des Nearchos erschien, da schon Theophrastos ihn be-
nutzte^*). Später machte, wie es scheint, luba auch von dieser
Schrift, wenn auch wiederum vielleicht nur mittelbar, Gebrauch^*).
Gorgos der Bergbautechniker schrieb einen Bericht über
die reichen Gold- und Silbergruben und Salzlager im Lande des
Inderfürsten Sopeithes, wohin er wahrscheinlich eben zum Zwecke
derartiger Erkundungen von Alexandros geschickt war, und gab,
wenn dies richtig ist, diesen seinen Bericht auch als besonderes
Schriftchen erst später heraus^^^).
Kleon von Syrakusae, vielleicht der Begleiter und Schmeich-
ler des Alexandros**^), schrieb jcsqI Xiiiivov*^).
Diodoros der Perieget wahrscheinlich von Athen *^), jünger
36) Arrian. An. VII, 20, 7.
37) Ath. III. 98 b («= Fr. 1). iv t£ xi}g 'Ivdiiifjg naganXco.
88) Freilich in de cans. plant. II, 6, 5 (=« Fr. 3), einem erst nach dem
Archon Nikodoros (I, 19, 6), d. h. nach 314 und möglicherweise (da Theo-
phrastos erst zwischen 288 und 284 starb) noch beträchtlich später ge-
schriebenen Werke.
89) Vgl. Fr. 1 b. Ath. III. 93 b. c mit luba Fr. 64 b. Plin. IX. §. 116.
Müller a. a. 0. S. 172. F. H. G. III. S. 480 u. s. C. 83. A. 343.
39^) Ich folge der Vermuthung von Droysen a. a. 0. P, 2. S. 881 f.
S. Strab. XV. 700. (pacl d' iv tij SmnBi^ovg Z(oq^ oqvhxwv äXäv h^og slvai
dQnsiv dvvdfiBvov oXrj rjj 'Jvdtnijj' %al xQvasCä Sl xorl aQyvQsia oi noXv
&n(o&ev iv aXXoig OQsaiv tatOQSitcti naXtx, <&s idiqXmce Fo^yog h /EiETaXXfvrij;.
Ein Anderer war Toqyog o onXotpvXal^ von dem Ath. XU. 588 b erzählt.
Ueber Sopeithes s. ausser Strab. 699 f. noch Diod. XVII, 91 f. Arrian.
An. VI, 2, 2.
40) Curt. VIII, 5. Müller F. H. Q. IV. S. 866.
41) Steph. V. Byz. 'Aanig, Unter ihren -Quellen nennen ihn Pseudo-
Skymn. 118 {%& ZiniXa KXimvi), Markianos Men. Perip. 2 Müll, (xal 'Av9qo-
c&ivrig h Bdciog xal KXimv o ZiTtsXicorrjgj Eltdo^og d^ 6 *P69tog x. t. X.) und
Avien. Or. marii 48. Ausserdem vermuthet Müller in SchoL Apoll.
Rh. II, 297. KXicDv iv tm nsQl Xi^iivcov für xcrl Aimv iv TlBqCmXoi und Schol.
B II. £, 6, wo KXiavdqog o Zv^amovciog iv tfp nsgl ogtiovtog angeführt
wird, KXeodv $h für KXiccv^gog.
42) Da sich seine Schriftstell erei nur auf Attika bezog. Müller F. H. G.
II. S. 363—369. Vgl. Preller a. a. 0. S. 170—172.
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GorgOB. Eleon. Diodoros. Philon. Orthagoras. 655
als Änaximenes von Lampsakos^^); und folglich als Alexandros,
aber doch schon aus der ersten Diadochenzeit**), schrieb negl
(ivri^idtcov (über Grabdenkmäler) in mindestens 3 Büchern*^)
und 7C6qI räv diffKor*^.
Philon, vermuthlich der Admiral von Ptolemaeos I, welcher
zuerst den Topas des rothen Meeres nach Indien brachte^"^), be-
schrieb seine Fahrt nach Aethiopien*®) unter dem Titel Al%^vo-
Ätxa*^), und zwar machte er dabei, vortheilhaft abweichend von
der gewöhnlichen Weise dieser Reisebeschreiber, über Meroe
SyenC; die Zimmtküste so genaue astronomische Angaben ^ dass
nicht bloss, wie schon gesagt^), Eratosthenes auf denselben
fusste, sondern sogar Hipparchos sie sich aneignete**).
Orthagoras, welcher ^Ivdol Xoy oi schrieb**), wird neben
Onesikritos*^) und Nearchos**) genannt und gehorte also wahr-
scheinlich mit ihnen der gleichen Zeit an**).
43) Fr. 6 b. Ath. XUI. 591 d. ovm äyvom dl dri tov imyqatpoiisvov
xot' avtrjs (näml. ^Qvvrjg) E'ö^^ov loyov Jioimqog 6 fcsifiriytitrig 'Jva^i-
liivovg (pTialv slvai.
44) Als es noch nur die zehn alten Damen gab, da Harpokration und
die anderen Schriftsteller, welche aas ihm geschöpft haben, alle anf die
vier nenen Antigonis, Demetrias, Attalis, Ptolemais keine Rücksicht nehmen
(vgl. A. 46), also vor 308, wie zaerst Ähren s De Athen, stata polit. et
litter. S. 27 erkannte.
46) Fr. 2 b. Psendo-Plut. X or. 849 C. iv xm y' nsQl fivrjfidtmv Die
übrigen Brnchstücke sind theils aas Platarchos (1. 3. 4) Them. Thes. Kim.,
theils (6) ans Ath. (s. A. 43). Ans dem 4. (Plnt. Eim. 16) erhellt, dass er
dabei auch Untersuchungen über die Abkunft athenischer Familien anstellte.
46) Fr. 6—16.
47) lub. Fr. 64 b. PHn. N. H. XXXVII. §. 108.
48) Hipparch. b. Strab. II. p. 77.
49) Antig. y. Kar. 160.
50) C. 16. A. 50.
61) S. C. 28. A. 306. VgL Berger Die geogr. Fragm. des Hipparch
S. 41 f. 46 f., des Eratosth. S. 123 f. 128. 147 f. — War dieser Ph. derselbe
mit Philon yon Theben, welcher bei Plut. Alex. 46 unter Denen genannt
wird, die das Märchen des Onesikritos von der Amazone (s. G. 21. A. 24. 28
u. ö.) bestritten, so dass er wohl eine Geschichte des Alexandros schrieb?
An sich wäre das nicht unmöglich, und auf dessen Bezeichnung bei
Pseudo-Plui Begg. Apophth. 178 C schon als Wohlthäter yon des Alexandros
Vater Philippos möchte nicht allzu yiel zu geben sein; doch s. Müller
Scr. AI. M. S. 49.
62) Aelian. N. A. XVI, 36.
63) Aelian. N. A. XVII. 6. 64) Strab. XVI. 766.
66) S. noch Philostr. V. ApoU. III, 68 ff. Wenn sich auch diese Nach-
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656 Zweiandzwanzigstes Capiiel. Geographie und Peiiegese.
Anaxikrates, welcher im Auftrag des Seleukos Nikator
Antiocheia mit begründen half^^), verfasste ein geographisches
Werk^^) und ist vielleicht auch derselbe, welcker 'j^QyoXLxä
schrieb^.
Daimachos oder Deimachos^) von Plataeae^) ward als
Gesandter, und zwar wahrscheinlich noch von Seleukos Nikator
zu dem indischen König Amitrochates (Vindusara), dem Sohne
des Sandrokottos^*^^), geschickt ^^) und schrieb auf Grund dessen
'Ivdixä in mindestens 2 Büchern ^^''), in welchen er aber eine
völlige astronomische Unkenntniss an den Tag legte ^^). In einer
zweiten Schrift ytsgl sieeßeiag scheint er Züge von Frömmig-
keit aus den Geschichten verschiedener Völker gesammelt zu
haben ^). Dagegen waren die umfänglichen 'TTtofLvii^ata
TtokLOQxriTixd^) wohl von einem anderen , gleichnamigen
Verfasser.
richten und die bei Strab. a. a. 0. auf das rothe Meer bezieheu , so ist dies
doch durchaus kein genügender Grund, um mit Beruh ardy Eratosth.
S. 101 und Geier a. a. 0. S. 142 dort wie hier Fjthagoras (s. A. 84—- 86)
an die Stelle zu setzen.
66) Tzetz. Eist. VII, 174 ff. S. über ihn Müller F. H. G. IV. S. SOI f.
67) Eratosth. b. Strab. XVI. 768 (=» Fr. 8). ot nsgl 'AXi^avigov , . . kuI
'Avet^iHQtütrjg, Mit Becht versteht Beruh ardy Erat. S. 104, indem er
'Avaii%Qdtrjg und nicht *Ava^t%Qätrj schreibt, unter, ot ntgl 'AXi^avdQOv
„Älexandri Magni comites*', denn deijenige Alexandros, welcher einen
Periplus des rothen Meeres (um die Länge des letzteren handelt es sich
hier) schrieb, war Alexandros von Myndos, der lange nach Eratosthenes
lebte, s. C. 26 und bes. C. 83. A. 76.
68) Sohol. Eurip. Andr. 224, vgl. Med. 19 (= Fr. 1. 2).
69) So Strab. und Schol. ApolL Rh. I, 668 (« Fr. 8). — S. über ihn
Müller F. H. G. II. S. 440-442.
60) Harpokr. 'Eyyv^%7], Plut. Comp. Sol. et Popl. 4 = Fr. 4. 7.
60^) Vgl. C. 21. A. 127.
61) Strab. II. p. 70. Nach der Berechnung von Benfey Art. Indien
in d. Enc. v. Ersch u. Gruber S. 66 regierte Amitrochates yon 288 bis ^63
oder 260, jetzt wird er 291—268 gesetzt.
61^) Fr. 4 (s. A. 60).
62) Eratosth. und Hipparch. b. Strab. II. 76. In Folge dessen wider-
sprach er einer ganz richtigen Beobachtung, welche Meg^thenes und früher
schon Nearchos gemacht hatten (s. C. 21. A. 133), vermuthlich weil er im
Verlauf seiner Beise vergeblich auf das Eintreten der betreffenden Er-
scheinungen gewartet hatte, s. Berger Die geogr. Fragmm. des Erat.
S. 177 ff. Ausserdem s. C. 21. A. 149, andrerseits jedoch auch A. 70.
68) Plut. Lys. 12 — Fr. 6.
64) Steph. V. Byz. ^ax£da//*a>y =» Fr. 9.
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Anaxikrates. Datmaobos. Patrokles. 657
Patrokles*^) ward von Seleukos I 312 über Babylon ge-
setzt^^^) und warnte sodann 286 denselben davor den kläglichen
Briefen, welche Demetrios Poliorketes aus Asien sandte ; zu
trauen®^). Hierauf befahr er zwischen 286 und 282^'') mit
einer von ihm befehligten Flotte im Auftrag des Königs das
hyrkanische und das kaspische Meer^^), jedenfalls um zu unter-
suchen, ob das letztere ein See oder vielmehr dasselbe mit dem
asowschen Meer oder endlich ein Busen des Oceans sei^^^), theils
um der Sache selbst willen, theils wohl auch zur Entdeckung
möglicher Yerkehrsstrassen für den Handel namentlich mit den
Völkern des nördlichen Indiens •'*). Er kam ohne Zweifel höher
nach Norden hinauf als irgend ein Anderer vor ihm, befiihr die
östliche und westliche Seite des kaspischen Meers ^'*), aber doch
nur zum Theil und vermuthlich nur zu einem geringen Theile^'®)
66) Müller F. H. G. II. S. 442—444. E. J. Neumann Die Fahrt des
Patrokles anf dem kaspischen Meere, Hermes XIX. 1884. S. 165—186.
66^) Diod. XIX, 100, 6.
66) Plnt. Pyrr. 47. Vgl. Droysen a. a. 0. IP, 2. S. 802 ff.
66^) Wie Neumann S. 188 f. zeigt. Vgl. A. 69.
67) Plin. VI. §. 68. patefacta est (India) . . . circumvectis etiam in
Hyrcanium mare et Caspium SeUuco et Antiocho praefectoque classis eorwn
Fatrode, Hier ist natürlich Selettco et Äntiocho und eornm falsch. Vgl.
auch Strab. H. 74 (>» Fr. 8). 6 xmp toxmif riyricdy^Bvog xovxidv Ilcit^itXijg,
67^) Die erste Annahme findet sich schon bei Herod. I, 202 and ward
durch ihn lange die allgemeine. Dann aber kam in Folge der Erreichung
des laxartes auf dem Alezandrosinge (829), indem man diesen Finss für
den TanaXs hielt, die zweite auf, vertreten, wie bereits C. 21. A. 94 be-
richtet ist, bei Eleitarchos Fr. 7 b. Strab. XL 491 and Polykleitos Fr. 6
b. Strab. XI. 509 f., die also Beide vor P. schrieben. Alexandres dachte
aber aach schon an die Möglichkeit der dritten and rüstete daher 823
eine Expedition zur Untersachong aas (Arrian. An. VH, 16, If.), die aber
in Folge seines Todes unterblieb and erst in der des P. wieder aufgenommen
wurde. S. Neamann S. 180—182.
670) Vgl. Fr. 8. 4. -
67^) Denn ohne Zweifel aas ihm stammt die Angabe des Eratosth. b.
Strab. XI. 607. xbv vito xav ^EXlrivmv ywat^iiofUvrjv xsQCfcXovv xfjg ^alax-
xris xavxriQ (näml. KacxCag) xov fihv icccqoc xovg 'AXßavovg «al xovg Kadov-
c£ovg (Westseite) elvat nBvxa%iax^X£(ov xal xBXifa%06Uav ^ xov d\ nccgä xi^v
'AvaQia%mv %al MaQ^mv %al ^TgtiapÄv (Ostseite) ftizQi xov axoiiccxog xov
"Sl^ov noxafiov xsxQaniauXimv %al inxaiioaüov ' Sv^sv 9* inl xov 'lai^Qtov
di6%ilüov xBXQaHoaÜMf,
67<') S. A. 69. Berger a. a. 0. S. 94 ff. Gegen den von Neamann
S. 165—180 gemachten Versach einer genaaeren Bestimmang s. H. Wagner
Patrokles am Kara Bogas? Gott Nachr. 1885. S. 209—227.
SvsBiuHi«, grieoh.-alez. Litt.-0«8ob. I. 42
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658 Zweiundzwanzigstefl Capitel. Geographie und Periegese.
und gewann so zwar die richtige Ueberzengung, daas der laxartes
ein anderer Fluss als der Tanais und die zweite jener drei
Meinungen falsch sei, stellte aber die yerkehrte Hypothese auf,
dass er ins kaspische Meer fliesse^), und entschied sich in Be-
zug auf dieses für die dritte Ansicht ^^), so dass dieser sein Irr-
thum für lange Zeit die ältere richtige Anschauung*^'') verdrängte.
Im Uebrigen aber war er ein sehr zuverlässiger Berichterstatter,
welcher nicht wie Megasthenes und Da'imachos auch die Fabeln,
welche die Inder erzählten, sondern wenigstens vorwiegend nur
das von ihm selbst Gesehene wiedergab®^*), dabei ein wissen-
schaftlich geographisch und mathematisch gebildeter Mann^^),
überdies durch einen Schatzmeister Xenokles in den Besitz der
von den Fachmännern des Alexandros über dessen Märsche ge-
machten Aufzeichnungen gelangt'®''). Den Titel seines Werkes
kennen wir nicht. Alles, was wir über dasselbe wissen, ver-
danken wir dem Strabon. Es ward schon von Aristobulos von
Easandreia benutzt '^®^) und scheint spätestens 281 bereits er-
68) Fr. 6 b. Strab. XI. 608. Vgl Fr. 6 b. Strab. XI. 609, femer A. 67 <»
und Eratosth. b. Strab. XT. 610, der sich hier flr die Widerlegang der
Einerleibeit von Tanais und laxartes offenbar wiedemm auf ihn sfcQtst,
8. Berger a. a. 0. S. 167 nnd bes. Nenmann S. 183. A. 1. G^en Neu-
mann S. 178 f. 183 8. wiederum H. Wagner a. a. 0.
69) Fr. 8 b. Strab. II. 74. nsQ^nlovv i%6iv ano r^g 'lvdi%riq ^vyaTOv.
Fr. 4 b. Strab. XI. 618 z. E. ovx o(jkoXoyov6t d' ort nsQiinXevaäv xiveg ano
trjs 'ivSmijg inl trjv ^TqnavCav ort d\ 9vvat6v /Tar^oxX^ff e^ijx«. Offenbar
in Folge dessen plante Seleukos um 281 (Plin. VI. §.81. quo tempore ait
ab Ptolemaeo Cerauno interfecttia) einen Canal zwischen dem schwarzen nnd
dem kaspischen Meer. P. sch&tzte das letztere auf ähnliche GhrOsse wie
das erstere, Fr. 7 b. Strab. XI. 608.
69^) S. A. 67'>.
69«) Strab. II. 70, s. C. 21. A. 149.
70) Strab. II. 68 (Fr. 1) nach Eratosthenes*: naxQ0%X7Jg h ftdliota tu--
atsvsa^cci 9Uaiog did t€ t6 aiCrnfta %al dia xb (trj Idtmxrjg stvai xmv yem-
y(ia(pLH6v, vgl. 69 f. Weniger g^stig artheilte über ihn freilich Hippar-
chos, der trotz jenes Tadels des Datmachos (A. 62) dennoch das Gewicht
der Berichte des P., des Megasthenes und des Datmachos, wie es scheint,
nngeföhr auf die gleiche Linie stellte, s. C. 21. A. 162. C. 23. A. 299.
Berger Die geogr. Fragmm. des Hipp. S. 94 f.
70^) Strab. II. 69.
70°) Aristob. Fr. 17 b. Strab. XI. 609. na^a naxQOnliovg (Fr. 6) laßtov.
In Bezng auf den laxartes freilich nicht, s. Fr. 19 b. Arrian. An. III, 30, 7.
Tflo . . . Tavatdi . . . ow dri xal 'la^d(fxfjv aXlm bvdfiaxi nQog xäv Sniifo-
qCoov %aXBtcQ'ai Xiysi 'AQunoßovXog.
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Demodamas. Dionyaios. 659
schienen zu sein. Denn gleich nach dem Tode des Seleukos
ward er von dessen Sohn Antiochos I nach Eleinasien gesandt,
um dort ausgebrochene Aufstände zu dämpfen, erlitt aber eine
Niederlage gegen die Bithjner und fiel dabei, wie es scheint,
selber nach tapferem Kampfe ^^).
Demodamas von Miletos^^) wird gleichfalls als Feldherr
von Seleukos I und Antiochos I und Schriftsteller über die
Gegenden am laxartes bezeichnet'*). Ob er mit Timonax, dem
Verfasser von JSKv&ixd'^^), dieselbe Person ist, erscheint zweifel-
haft'5).
Dionysios, welcher von Ptolemaeos Philadelphos zur Er-
kundung Indiens ausgesandt ward'^, ist nicht weiter bekannt'^.
71) Memo. 16 (bei Phot. Cod. 224). Neumann S. 186: „Das Subject
der letzten Sätze kann grammatisch nur Hermogenes von Aspendos sein.
Aber das ist doch wohl nur auf Bechnnng des Excerptors zu setzen. Von
dem Feldherm selbst, von dem P. mosste doch vor Allem die Rede sein.
Und wäre derselbe nicht dabei gewesen, wäre er nicht mit gefallen, so
würde er bei den gleich folgenden weiteren bithynischen Kämpfen uns be-
gegnen *S Ebenso urtheilte offenbar schon Schäfer Qnellenk.' S. 70. Vgl.
auch Droysen III', 1. S. 886 f. Dass das Werk des Aristobolos lange
nach 381 erschienen sei, ist überdies wenig wahrscheinlich.
72) Sfceph. V. Byz. "Avtiaaec (=» Fr. 2). — Müller F. H. ö. II. S. 444.
73) Plin. N. H. VI. §. 49 (= Fr. 1). fiumine laxarte, quod Scythae
Silim vocant . . . transcendit eum amnem Demodamas (so Harduin für de-
monas nnd andere Terderbte üeberliefemngen nach Solin.) Seieuci ei An-
iiochi regum dux, quem maxime sequimur in his (Tgl. Ind. VI). Solin. Poly-
hist. 49, 9. p. 119, 19 ff. Momms. — Steph. v. Byz. (s. A. 72) beruft sich
auf ihn für eine Stadt Indiens.
74) Schol. Apoll. Rh. IV, 821. iv ngdtm nsgl ZhvJ&cöv, 1217. iv nfftotm
xmv Zuvd'iyimv. III, 1286. iv dBvxiqm Z%v^i%civ.
76) Müller a. a. 0. yermathet es, s. Plin. a. a. 0. Jedenfalls wohl
ein anderer Demodamas ans Halikamassos oder Miletos war derjenige,
welcher die Eyprien einem halikamassischen Dichter zaschrieb: Ath. XV.
682 d. e (sB Yx. 8). 6 ^i^lv za Kvngia inri nsnotrixaig *Hyriaütg rj Svaaipog
* * drjfioScinctg yäg 6 ^AXmaQVdcaasvg ^ MiXi^ciog iv %& uBgl *AXi%a(fvaaöov
[ov] Kvngia ** ((ikv iniy(^q)869'ai ^ ^Hyriüiov ergänzt Sengebusoh Diss.
Homer, prior. S. 24) ^AXi%ci(^aocimg Ö* avxa flvui tprioi noirifiaza.
76) Wie Droysen a. a. 0. III', 1. S. 80f. meint, als ägyptischer Bot*
schafter am indischen Hofe. — S. Plin. unmittelbar nach den A. 67 aus-
geschriebenen Worten: verum et aliia auctoribtu Qraecis, qui cum regibus
Indiae morati, sicut Megasthenes et Dionysius a Phüadelpho misms, ex ea
causa vires quoque gentium prodidere,
77) Vielleicht ist er, wie Sohwartz De Dionysio Scytobrachione
(Bonn 1880). S. 49. A. 1 yermuthet, der Schol. ApoU. Rh. II, 904 mit Aristo-
demoi nnd Eleitarchos genannte.
42*
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660 Zweiondzwanzigstea Capitel. Geographie und Periegese.
Dalion schrieb über Aethiopien^^) und wird als der ältste
Reisende bezeichnet, welcher erheblich über Meroe hinauskam ^^),
was denn wohl in den frühsten Zeiten des Philadelphos geschah.
Ob er derselbe war mit dem Arzte Dalion , steht sehr dahin ^).
Timosthenes®^) aus Rhodos®^^), Admiral des Philadel-
phos®^), ist uns schon als Verfasser der von Eratosthenes stark
benutzten Werke nsQl Xifi^iimv und yt€(fl viqömv in je
10 Büchern, wenn anders nicht das zweite auf einem blossen
Schreibfehler beruht, begegnet^). Er dankte zu nicht geringem
78) Plin. N. H. VI. §. 194 (« Fr. 1), ygl. lad. VI. - Müller P. H. G.
IV. S. 876 f.
79) Plin. N. H. VI. §. 188. simili modo et de mensura eius (stpatü quod
est a Syene ad Meroem) varia prodidere, primus DaUon vMra Heroen lange
»ubvectus, mox Aristocreon et Bion et Basüis. Ansserdem 8. über ihn
C. 17. A. 121.
80) Plin. XX. §. 148. 191 (herloHus). Ind. XX— XXIII. Nahe liegt es
mit Müller zu denken, dass Damen, aus welchem Plin. VII. §. 17 eine
Fabelei über Aethiopien erz&hlt, ans Dalion Terschrieben sei, aber auch
Ind. Vn. erscheint derselbe Name Damen; s. also yielmehr C. 19. A. 118. 114.
81) £. A. Wagner Die Erdbeschreibung des Timesthenes, Leipzig
1889. 8. mit Fragms. Dectord. (Leider ist diese zum Theil gute Arbeit in
C. 1^ von mir noch nicht benutzt). Vgl. d. Rec. v. W. Buge Woch. f.
kL Ph. VL 1889. Sp. 1088 f. .
81 >») Markian. Men. Perip. §. 2 Müll.
82) Strab. IX. 421. h 9avu^o^ xov davtiifov UtoXB^iov (ygl. A. 88).
Plin. VL §. 188 (vielleicht nach Inba, s. Wagner S. 84, ygL Plin. VL
§. 167. PtoUmaeo Philaddpho, gut primus Troghdyticm excussü >» lub.
Fr. 41 u. A. 88^. C. 88. A. 841, doch ist dies unsicher), elassimn Fhila-
delphi praefedus. Markian. a. a. 0. aQx^nvßeQvrjtriQ xov ^svtiQov TltoU-
fialov yeyovcig. Die letzte Bezeichnung mag die genauere sein, aber dani»
war er eben nur Obersteuermann der Flotte. Wagner S. 88 versteht unter
aQxmvßiQviqTfis freilich den Oberadmiral, indem er der Lüge des Onesikritoe
(s. A. 26. C. 21. A. 21. 29) glaubt, dieser sei Ober- und Nearohos nur ünter-
befehlshaber gewesen.
88) C. 15. A. 69. Markian. a. a. 0. §. 8. Ti^o^hriq (thv yaQ itt xmv
nXBÜnmv tfig ^aXdcarig dypooviiivmv fu^mv t^ *P<o(uUovg nrjdinm noXiftm
iie%Qatrj%ivai tovrcov, negl vi^emv (Xifiivmv Müller) avyy^a^ag ßtßUa ov
näciv dxgißcäg inet^l&a toCg id^söi xolg xf %aQ'' ^ii&g naQOMOvoi ^alcra^.
TovTa>ir dh xmv di%u ßtßXüov innoiiriv h ivl nsnoirixai pißXiip, Die Worte
ov ytuaiv — ^aXäooff passen nicht auf eine Inselbeschreibung, Spuren einer
solchen von T. erscheinen sonst nirgends, die Zahl von 10 Büchern stimmt
zu negl Xiiiivmv^ endlich wäre es au^iallend, wenn Markian. das letitere
Werk überhaupt nicht genannt hätte. Aber freilich ist es nicht, wie
Müller und Wagner 8. 6 versichern, eine leichte, sondern eine ziemlich
gewaltsame Aenderung vi^ooav in Xii^hmv zu verwandeln. Ob der Auszog
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Dalion. Timosthenes. 661
Theile diesen Erfolg yermuthlich dem Umstände , dass er weniger
Selbstgesehenes berichtete als das von seinen Vorgängern, wie
namentlich Ephoros und Dikaearchos und femer Dalion, Ge-
leistete geschickt zu verwerthen verstand ^^). Ein ferneres, wahr-
scheinlich spater^) geschriebenes Werk von ihm, £tadca6^oi
in 1 B. wirklich schon yon T. selbst herrührte, erscheint in Betracht der
sonstigen Fälle, in welchen ein solcher späterer Auszug auch bereits dem
Verfasser de« ursprünglichen Werkes beigelegt wurde, äusserst zweifelhaft
Strab. IX. 421. aymp dh h fthp ap^^^ff ^^ JsXtpo^s %i^€CifmdSv iyepiq^fi . . .
liSta d^ top Kgioaiop nSlsfioif ot 'Aft(pt%tvovsg . . . ngooid'Söav dh toig xt-
9'ccQiüdoi^g avXrivdg ts %al xt^aQ^tstäg X^9^9 9^^9, dnodmoaptcis zi [kiXoqy o
%aX8ixai poiiog IIv^iHog, nhtes d' ccvtov ftifffl ictdf^ svyKQOvistg äpknetQa
iiataKtXevc(i4fs taußoi nul ddntvXoi evQtyyeg, i(i8Xonoiri68 (ia^^ ov9 ** T»-
(ioad'ivqg 6 pavagxog tov dsvtsQOv ntoXBfiaiov 6 xal tovg Aifiivag avpra^ag
h Sina ßißXoig %, r. X, Vgl. A. 87. Schol. Apoll. Eh. II, 297 (Fr. 89).
Ttßond'ivrjg (so Holstein f. driftoad-hrig) h toVg Aiiiiaiif, Schol. Aesch.
Pers. 308 (Fr. 40). TifU^evog {Ti(jioa^ivrig Dindori) iv xm g* neffl Xifievanf,
Die an dies einzige und noch daza (denn auch die Herstellung TifuiyBtog
ist möglich) ungewisse Bnchcitat anknüpfenden Vermuthungen Ton Wagner
S. 4 f. über die Vertheilung des Sto£P8 in den 10 Büchern sind sehr un-
sichrer Natur, nicht minder die darüber, was Eratosthenes genauer aus T.
hinübergenommen habe (S. 12 ff.). Es mag zu weit gegangen sein, wenn
ich C. 15. A. 69 die Angabe des Markian. §. 8, derselbe habe das Prooemion
wörtlich ausgeschrieben, als eine alberne Lüge bezeichnet habe: wenn er
es ganz oder theilweise that, so geschah es gewiss mit Nennung des T.,
um dann beizufügen, wie weit er beistimmte und wie weit nicht.
88^) S. Wagner S. 2. 12. 84—44, dessen Beweis freilich begreiflicher-
massen lückenhaft bleibt. Derselbe yermuthet (S. 84 f.), dass er die Tro-
glodytenküste allerdings selbst erforscht und an der Spitze der zu diesem
Zweck von Philadelphos (s. A. 82) ausgerüsteten Expedition gestanden habe.
In Bezug auf Basilis, Aristokreon, Bion s. A. 97 ^ Vgl. A. 104^.
84) Wenn anders nämlich Markian. §. 8. sW h hSffm ndXiif ivl tmv
HaXovfisvmv ctadiaciimv iniSQOfiri'if zi9a ovpiyQUiptP sich genau ausdrückt
und genau unterrichtet war, s. Wagner 8. 7 f. Steph. 'Ayddiri (» Fr. 38).
iv xm SxadutCfkm (ygl. *AXsldvdQ8iai, 'Aula, 'Aqxd'H'^ >» Fr. 84. 38. 81).
Agathem. I, 5 (>» Fr. 6) sagt unbestimmt h y^dipag xovg TesginXavg. Mit
Recht hat Wagner nicht yersucht die geographischen Bruchstücke unter
die yerschiednen Werke zu yertheilen; jedenfalls aus den ZxaS. sind, wie
Westermann Art. T. in Paulys Bealenc. bemerkt, die bei Plin. V. §. 47.
129. VI. §. 16. 168. 189 » Fr. 30 86. 25. 9. 10 und allem Vermuthen nach
(vgl. A. 88) aus nsgl Xtftivayp auch die in den Schol. Apoll. Rh. U, 526. 582.
IV, 1712 » Fr. 7. 28. 24. Der Versuch einer genaueren Zeitbestimmung
bei Wagner S. 27—84 schliesst, wie schon Buge gezeigt hat, so viel
yerkehrte Annahmen in sich, dass er yöUig misslungen ist. Ob die Schrift
mgl Xi^khmv yor oder nach der des Patrokles geschrieben ist, lässt sich
in Wahrheit gar nicht ausmachen, und das Epigramm des Theodoridas
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662 Zweiandzwanzigstes CapiteL Geographie und Periegese.
betitelt, behandelte die Messung der Entfernungen nach Stadien.
Diese Arbeiten wurden denn auch nach Eratosthenes noch yiel
gebraucht^^). Ausserdem verfasste er aber auch ein auf die Er-
läuterung des Sacral Wesens bezügliches Buch *El^riyfitvx6v^^f und
vermuthlich in diesem hat er, wie es scheint , auch über die fünf
Theile des pjthischen Nomos gehandelt ^^.
Anth. Pal Vll, 722 kann sich ebenso gut auf einen anderen T. als auf
diesen beziehen. Das Genauere über den Inhalt dieser Werke (s. Wagner
S. 4 f. 12 fiP. 86 ff. und in Bezug auf seine Erweiterung der Windrose [vgl.
anch A. 103] Eaibel Antike Windrosen, Hermes XX. 1882. S. 697. 607 fil
Wagner S. 44—61 und gegen ihn Rüge Sp. 1084) gehört in die Geschichte
der Geographie und nicht der litteratur. Er unterschied vier Erdtheile,
Fr. 8 in Comm. ßem. Lucani p. 301 üsener.
86) Von Strabon durch die Vermittlung theils des Eratosthenes, theils
des Hipparchos, theils des Poteidonios, theils des Artemidoros (s. A. 307),
theils, wenn Wagner 8. 64 f. Recht hat, des Apollodoros (der ihn aber
vielleicht auch nur mittelbar benutst habe), von Plinius einerseits vielleicht
durch die des Yarro (s. Fr. 8, vgl. A. 84 z. E.) und luba (vgl A. 83. 97^.
0. 33. A. 344), andrerseits sicher des Isidoros, von Agathemeros durch die
des Artemidoros oder Poseidonios, von Markianos durch die des Protagons,
von Stephanos von Byzantion zunächst durch Herodianos, der seinerseits
wieder, sei es unmittelbar, sei es durch Vermittlung des Phüon von
Byblos, aus Demetrios von Magnesia geschöpft hatte. In die Soholien zu
ApoUonios (s. A. 83. 84. 86) ist (worfiber Wagner keine Vermuthung wagt)
T. wahrscheinlich durch Theon gekommen, da er einmal auch in den
Schol. Theoer. XIII, 22 >- Fr. 26 citirt wird, vgl A. 234. 0. 30. A. 392.
Auch PseudoSkymn. V. 118 nennt ihn unter seinen Quellen, vgl. A. 208.
Im Uebrigen s. die Nachweise b. Wagner S. 16—27. 34 f. 61—64.
86) SchoL Apoll. Rh. III, 847 >- Fr. 41. oti, 6h xiiv JcUqov i7«^tf€>
(povriv xalovci T. h xm 'E^i^yi^TiM^ cvynatati^Btat, Aus welcher Schrift
Fr. 42 ebend. II, 617 ist, bleibt zweifelhaft
87) S. darüber Guhrauer Der pythische Nomos, Jahrb. f. Ph. Suppl.
N. F. VUI (Leipz. 1876/6). S. 313-317, den Wagner in seiner völlig un-
brauchbaren Behandlung dieses Gegenstandes S. 3 f. vergebens bestritten
hat. (Wagner wiederholt sogar das von Uiller Sakadas der Aulet,
Rhein. Mus. XXXI. 1876. S. 82 f. aufgedeckte grobe Missverst&ndniss von
Westphal Proleg. zu Aeschyl. S. 73: Strab. sagt in Wahrheit nur, dass
diese alte Instrumentalcomposition nicht bloss von Auleten, sondern auch
von Eitharisten vorgetragen wurde). Guhrauer hat einleuchtend gezeigt,
dass bei Strab. a. a. 0. (s. A. 83) hinter ifislonoirioe (ihv ovv eine Lficke
ist, in welcher zunächst Sakadas als Componist genannt vrar, woraus denn
das Weitere mit Wahrscheinlichkeit folgt, also dem Sinne nach mindestens
etwa: (^ZaHadccg o 'AffyeCog' iyoarpe 61 nsQl avzov iv tm 'Eiriy7i%t%^y T<>
fioa&ivris — ß^ßXoig, Die folgenden Worte ßovXetat dl tbv aymvcc tov
'AnoXXtovog xov Xifog xov dgcixorca diä xov [i^iXovg vuvsip (vp^eiM'ai?)^
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Pythagoras. Timagetos. Simias. Basilis. 663
PjthagoraS; auch ein Befehlshaber des Ptolemaeos, und
2swar wahrscheinlich des Ptolemaeos Philadelphos^^)^ wenigstens
zum AUerspätesten ein Zeitgenosse des [£uphorion^^), schrieb
nsgl t^s 'Egv^gäg ^akdöörig^),
TimagetoSy ein Quellenschriftsteller des Rhoders Apollo-
nios^^), schrieb nsgl kLfbivav in mindestens 2 Büchern ^^).
Simias, ein Vertrauter von Ptolemaeos Euergetes, ward
von diesem zur Erkundung der Umgebung des rothen Meers aus-
gesandt und gab eingehende , aber wenigstens zum Theil recht
fabelhafke Nachrichten über die dortigen Völkerschaften^^).
üeber Aristokreon s. C. 2. A. 345^).
Basilis^^) verfasste 'IvdLxd in mindestens 2 Büchern^
und wird in Bezug auf Meroe hinter Aristokreon und Bion
iyxQovoiv iilv TO TtQOoifuov driXav %, t. X. sind also, wenn dies richtig ist,
ein neaes Bruchstück aus dieser Schrift des T.
88) Plin. XXXVII. §. 24. lüba (Fr. 62) auctar est et in guadam insula
Bubri maris . . . ncisci quae Necron vocetwc, et in ea quae iuxta gemmam
topazum ferat, cubitalemque effossam a FyUhctgora Ftökmaei praefecto,
89) Der sein Werk bereits anfahrte, Ath. XIV. 683 f. 684 a — Fr. XXXIII.
90) Andere Brachstücke finden sich bei Ath. IV. 183 f. Aelian. N. A.
xvn, 8. 9.
91) S. C. 14. A. 65. — Müller F. H. G. IV. S. 619 f. vgL IIL S. 316.
Anmerk.
92) Fr. 1 b. Schol. Apoll. Bh. FV, 269. h a ns^l Uiiivatv. Aach die
übrigen Brachstücke sind in diesen Schollen enthalten mit Ausnahme von
Fr. 6 b. Steph. 'Anxri (P- 6*» 18X ^o freüich wie in Fr. 4 (Schol. Ap. I, 224)
JrjfidyTitog überliefert ist.
93) Diod. III, 18, 4. xal 6 tgCtog dh ütoXsfiaiog , o tpUatifi/q^slg tcsqI
xriv Q^riQCLV xmv iXe(pdivz<ov tdiv ne(fl vriv %(&qaif xavxffp ovttov, i^ineftipsv
sva zmv qp/Üoy, ovofta Sifilaiß, %ataa%ifp6nevov tf^v xtoQUiß' ovtog dh ftBvä
tijg aifiiotxovarig %0(^yCag anoüxaXBlg dui^ißwgj mg qn^Ctp 'Aya^ccQx^^VS ^
Kvldiog taro(fioyQdq>og j iijjtaae xd %axd xiiv naffctXiav i&vrj. (prialv ovv x6
xch dna^äiß Al&ionmv id-vog x6 avpoXov nox^ fM^ %^ria^ai, h. t. X. Vgl.
A. 269. 272.
94) Ob Satyr OS, welcher von Ptolemaeos Philadelphos anf die Er-
kundung der Elephantezgagd und des Troglodytenlandes ausgeiandt war
und Philotera anlegte (Artemid. b. Strab. XVI. 669), Eumedes, welchen
derselbe König auf die Elephantenjagd schickte, und welcher als Station
fQr sie Ptolemais gründete (ebendas. 770), Ariston, welcher von Ptole-
maeos (auch wohl Philadelphos) mit der Dorchforschong der Küsten Arabiens
beauftragt ward (Agatharch. §. 86) ihre Expeditionen beschrieben hatten,
wird wenigstens nicht ausdrücklich berichtet
96) Müller F. H. G. FV. S. 346 f.
96) Fr. 1 b. Ath. IX. 309 b. h dsvxi^^ 'l^dinrnv: es folgt eine Fabelei.
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664 Zweiandzwanzigstefl Capitel. Geographie and Periegese.
angeführt; alle drei als später denn Dalion^^. Er mag hiernach
mit Aristokreon wohl ungefähr derselben Zeit angehört und gegen
Ende des dritten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts ge-
schrieben haben, wenn nicht etwa gar er so wie Bion und Aristo-
kreon, der dann freilich schwerlich der Ne£Fe des Chrysippos ge-
wesen sein könnte, sogar schon Quellen des Timosthenes waren ^''^).
Yermuthlich war er derselbe mit dem wegen seiner Beschreibungen
der ostlichen Gegenden gerQhmten Basileus oder Basilis^, mög-
licherweise auch mit dem gleichfalls Basileus genannten ärztlichen
oder naturwissenschaftlichen Schriftsteller, der einen StiQiaxog
verfasste®^).
Bion von Soli in Kilikien, Verfasser von Aid'iontxd^^),
wahrscheinlich ebenhiernach aus der nämlichen Zeit, schrieb auch
ein landwirthschaftliches^^^) oder naturgeschichtliches
Werk^^). Ob er aber auch derselbe mit dem Astronomen"*^
war, und ob auch die assyrischen Geschichten {*J66vQiaxaY^^
von ihm herrührten, ist sehr ungewiss.
Simonides der Jüngere, vielleicht aus etwas älterer Zeit,
schrieb über Aethiopien, nachdem er selbst sich fünf Jahre
lang in Meroe aufgehalten hatte ^®***).
97) 8. A. 79. Vgl. Plin. N. H. Ind. VI. Droyaen a. a. 0. S. 80. A. 5
meint, anch er eei vielleicht als ägyptischer Gesandter an den indischen
Hof geschickt.
97^) Wie E. A. Wagner a. a. 0. S. S6f. gegen Müller a. a. 0. nach-
zuweisen sncht. Es kommt darauf an, ob er (vgl. S. 56) mit Recht Plin.
VI. §. 188 (8. A. 79) auf luba zurückführt.
98) Agatharch. §. 64 b. Phot. Cod. 262. p. 464 b, 33. Vor Bekker
stand hier Bdailig, und Müller hat es aus einer Handschr. wiederher-
gestellt. Vgl. A. 266 und Droysen a. a. 0. 8. 808. A. 1.
99) Schol. Nicand. Ther. 716.
100) La. Diog.rV, 68 im Homonymenverzeichniss (niiuttog ZoXbvs %.tA.).
Ath. XIII. 666 c (— Fr. 4). — Müller F. H. G. IV. S. 360 f. — Plin. citirt
offenbar dies Werk viermal, VI. §. 179. 180. 191. 198 (= Fr. 1—8), vgl.
Ind. VI.
101) Varr. R. E. I, 1, 8.
102) Offenbar auf ein solches geht die Aufführung des B. bei Plin. Ind.
vm. X. XIV. XV. xvu. xvm.
103) Strab. L 29. (prjal dh noasiSdvioe (Fr. 101 MüU.) itfjdivec ovr»^
nagadsdatnivai xovg avifiovs x6v yino^Cykün^ mgl xavxa^ olov 'AffiaxoxiXii
Tifioüd-ivf} Blto^a xov daiQoXoyov x. r. X. Dieser war vielmehr wohl der
bei La. Di. a. a. 0. als xexuQxog aufgeführte Demokriteer und Mathematiker
aus Abdera. 104) Synkell. 369 G.
104^) Plin. VI. §. 183 unmittelbar nach den A. 79 angef. Worten:
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BioD. Simonides. Anaxandrides. PolerooD. 666
lieber Eallixenos von Rhodos s. C. 20.
Anaxandrides aus Delphi ^^'^) war spätestens Zeitgenosse
des Polemon, da dieser, wie wir bald sehen werden ^®^), gegen
ihn schrieb, und verfasst^ eine periegetische Schrift in mindestens
2 Büchern ^*^ über die aus Delphi geraubten Weihgeschenke,
hsqI t£v övXr^d'ivtcav iv J€Xq>otg avad'i^p^dtmv^^).
Polemon^^), Sohn des Milesios"^), von Uion aus dem
Simonides minor etiam quinquennio in Meroe versatus, cum de Aethiopia
scriberä. Vgl. Ind. VI. Müller F. H. G. H. S. 42. üeber die Helleni-
flirang yon Meroe und den Sturz der dortigen Priesterherrschaft dnrch den
König Ergamenes (Diod. III, 6, 8 f. Strab. XVII. 828) und die zaerst ge-
nauere Kunde über diese Gegenden yerbreitende, schon A. 82. 88^ be-
sprochene Expedition des Philadelphos, wohl seines alteren Zeitgenossen,
nach Aethiopien und die zweite militärische desselben Königs nach dem
inneren Aethiopien (Diod. I, 87, 6) s. Droysen a. a. 0. III*, 1. S. 68. 307 f.
105) Plnt. Lysand. 18. Schol. Bnrip. Ale. 1 (— Fr. 8. 6). — Hulle-
man De Anaximandro Delpho, Symb. litt, doctorum in gymnasiis Batavis
societatis IX. Utrecht 1848. S. 128—184 (Steht mir nicht zu Gebote).
Müller F. H. G. III. S. 106 f. Weniger De Anaxandrida Polemone He-
gesandro remm Delphicaram scriptoribus, Berlin 1865. 8. (Bonner Doctord.).
S. 8—21. Dass der Name Anaxandrides und nicht Alexandrides war, haben
Hulleman S. 125 f. und Weniger 8. 8 ff. gezeigt.
106) 8. A. 156. 107) Das 1. wird citirt b. Zenob. I, 67 — Fr. 2.
108) Dass wir nur diese Schrift tou ihm kennen, hat gegen Meineke,
Müller, Weniger und Andere Maass De Sibyllarum indicibns, Greifs-
wald 1879. 8. S. 19 ff dargethan, s. C. 88. A. 68. Damit yerlieren die
Combinationen yon Weniger S. 14 — 21 über die Composition und den
Anlass derselben jeglichen Anhalt. Die Fragmente lehren nnr, dass natür-
lich auch der krissaeische Ejrieg in ihr berührt (Fr. 2) und aach allerlei
Notizen aas der Sage und (beschichte des Orakels gegeben wurden (Fr. 2.
4. 6) und Tielleioht (s. Weniger S. 17 f. über Fr. 8) gelegentlich auch von
nichtgeraubten Weihgeschenken die Bede war.
109) Preller Polemonis periegetae fragmenta, Leipzig 1888. 8., Tgl.
die Rec. von 0. Jahn Berl. Jahrb. f. wißsensch. Krit. 1840. II. Sp. 585—597.
601—605. Müller F. H. G. III. 8. 108-148. Egger Polömon le voyagenr
arch^logique , in seinen M^moires d'histoire ancienne et de philologie,
Paris 1868. 8. 8. 15 ff (nicht erheblich). Weniger a. a. 0. 8. 22—48.
Foucart Benseignements nouyeaux sur trois äcrivains grecs du denxi^me
siöcle ayant notre ^re Pol^mon le Peri^g^te, Hegäsianax d'Alexandrie de
Troade, Philippos de Pergame, Revue de philologie N. F. II. 1878. S. 215—
218 (vgl. C. 21. A. 466« C. 27. A. 11).
110) So lautet der Name des Vaters in der Ernennungsurkunde des P.
zum delphischen Proxenos, s. A. 122. Foucart a. a. 0. S. 215. Bei Suid.
(s. A. 118) ist daraus Evriyitrig geworden, „weil P. ein guter Perieget war**.
(Wilamowitz Antig v. E. 8. 9. A. 6). Eine andere Erklärung, aber schwer-
lich die richtige versucht Bergk Philologus XLII (s. A. 122). 8. 262. A. 71.
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666 Zweinndzwanzigstes Gapitel. Geographie und Periegese.
Fleckes Gljkeia^^^), später aber zum athenischen Bürger ge-
macht^^*), war ein Zeitgenosse des Aristophanes von Byzantion
und des Ptolemaeos V Epiphanes (202 — 181)"^). Jedenfalls
brachte er namentlich in Athen längere Zeit zu, hielt sich aber
111) Prell er S. 6: „Hienais vocatur ah agro Ilieim".
112) Daher ihn Plut. Qu. symp. V, 2. 676 B (=- Fr. 27) einen Athener
nennt. Vgl. Ath. VI. 234 d (Fr. 78, vgl. A. 173). IIoXifMov yovv 6 stze
Sdiiios iq SiKvcavios Btx' 'Ad'rjvaiog ovoiiaioiisvog xu^bl^ cog o MoTpsdzrjs
*Hifa%XBi6riq XsyBi %ataQi^(i>ovßBvog avtov xal an* aXXmv nolBtov, Es lind
hier solche Städte gemeint, in denen er sich länger aufhielt und vielleicht
auch das Bürgerrecht bekam, wenn anders man schon damals (vgL C. I. 6.
No. 2811^) Bürger mehrerer Städte sein konnte, vgL Preller S. 12. Jahn
S. 687. Egger S. 20. A. 2. Weniger S. 24.
IIS) Suid. IloXificav EvTiyitov 'iXiBvg ii(6(i,r)g rXvnBiag ovoimc^ 'Adijpfiai
d^ noXixoyqatpri^BCg [dio inByQcitpBto ^EXXadi%6g'\ ^ 6 %XrfiBlg Usifirjyrjxrgy
£azoQi>%6g, ysyovB dl yiazoc UtoXBiiaiov tov 'EnKpavrj. %axd S' *AciiXfiiuddi]v
xov MvqXBavhv 9vvB%q6vi6Bv 'AqtoxotpdvBi tco yQafifiMxinm (vgl. Bohde
Bhein. Mus. XXXIII. 1878. S. 167 f. A. 3) xal dti^HOvoB xal xov 'Po9iov
IlavanCov, Dass Panaetios (etwa 186—110, s. C. 28. A. 16. 80) sein Lehrer
gewesen sei, ist chronologisch unmöglich, und Asklepiades von Myrleia
kann dies nicht berichtet haben. Nahe liegt es die Sache umzukehren,
und schon Joensen (Jonsius) De scriptor. hist. philos. II. G. 13 stellte
unter anderen Vermuthungen auch die auf, es sei dirxovoBv avxov h *P6'
dtog IlavaUmg zu schreiben. Vollends bei van Lyndon De Panaetio
Bhodio (Leiden 1802). S. 36fiP., Wilamowitz Herm. XU. S. 841. A. 24.
Ant. V. £. S. 161, Maass Herm. XVUI. 1883. S. 3301 und Anderen gilt
es für ausgemacht, dass Panaetios Schüler des P. war. Viel vorsichtiger
drückt sich mit Becht Zeller Ph. d. Gr. 111% 1. S. 667. A. 4 aus. Freilich
sind die Gegengründe von Preller S. 7f. nicht stichhaltig: P. kann füg-
lich um 166—160 noch gelebt und sich entweder in Aüien au^ehalten
haben, als Panaetios hier seine philosophischen, oder in Pergamon, als
derselbe dort bei Krates von Mallos seine philologischen Studien machte
(s. C. 28. A. 18. 19). Nichts hindert ja ihn sich als einen etwa 26 Jahre
jüngeren Zeitgenossen des Aristophanes zu denken (s. indessen A. 114) und
also (s. G. 16. A. 2. 10) seine Gbburt etwa 232 zu setzen, dann war er 160
etwa 72 Jahre alt. Immerhin jedoch stehen wir hier auf unsicherem Boden:
es kann auch etwas Anderes hinter dieser corrupten Nachricht stecken,
und gar nicht so übel vermuthet Müller S. 108 vielmehr difi%B iU%qi (vgL
Weniger S. 26: ^jinagis ad Utterarum similittidinem accedat: di^nBv ig
xaiifov) xov *P. 17. Wenig er 8 an sich ansprechende Gonjeotur 9ni%ovaBv
'AQicxofpdvovg xov ygaf^iiaxiiiiov %al avvBXQOPUiB xm Fodltp TLavaixltß scheitert
dagegen daran, dass Panaetios so mindestens gegen 47 bis 60 Jahre jünger
als P. gewesen wäre und überdies Letzterer, aus dem pergamemschen
Beich gebürtig, (trotz Prell er S. 9f.) schwerlich in Alezandreia studirt
haben würde. S. A. 121. 164. Betreffs der sinnlosen Worte Öio inBygd-
fpBxo *EXXadi%6g s. A. 139.
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Polemon von Ilion. 667
vielfach y wie man aus seinen persönlichen Beziehungen zu seinen
Landesherren, den pergamenischen Eonigen , wohl schliessen
darf^^^), auch an deren Hofe auf und verwandte im Uebrigen
ohne Zweifel fast sein halbes Leben auf seine üntersuchungs-
reisen nach Sikyon, Sparta ^^*), Phlius"^, Olympia, Delphi,
Boeotien, Thessalien '^^, Dodona, Samothrake, Italien und Si-
kelien, besonders Syrakus^^^) u. s. w. Jedenfalls ferner kannte
er sein Heimatland Troas durch und durch, dazu auch Earien
und Samos**^), und auch in Chios und Erythrae war er viel-
leicht selbst ^^®), jedenfalls wohl auch in Karthago ^*^). Im Jahre
177/6 ward er zum delphischen Proxenos ernannt"'). Gewohn-
lich heisst er „der Perieget^^*^; wegen seines fleissigen Ab-
schreibens, Sammeins und Erläuterns von Inschrifben bekam er
den Spitznamen des Steinhauers (örriXoxöitag) ^'^). Von seinen
eigentlich periege tischen Werken*'^) bezogen sich auf die
114) Wenigstens gab es von ihm einen Brief an Attalos (Fr. 70—72),
d. h. Termuthlich einen der Könige dieses Namens, und zwar wahrschein-
lich, wie Müller S. 136 annimmt, Attalos I and nicht, wie Wegener
De anla Attalica S. 304 und Preller S. 108 meinen, Attalos U (159—138),
da es mindestens zweifelhaft ist, ob P. dessen Regierung erlebt oder doch
noch lange während derselben gelebt hat (vgl. Ealkmann Pansan. S. 58).
Gesetzt, dass Panaetios nicht sein Schüler war, kann er ebenso got schon
um 250 als erst um 232 geboren sein, und dazu würde die Angabe des
Asklepiades (A. 118) immerhin besser passen.
115) Fr. 17. 116) Fr. 58. 117) Fr. 44.
118) Fr. 37—39. 44—46. 73—75.
119) S. A. 112. 120) Fr. 90.
121) Ob er dagegen jemals in Alexandreia war, muss dahingestellt
bleiben. Die Behauptung von Preller 8. 8 f. 10 „constai vidiase nostrutn
aulam Ptolemaei Euergetae ex Athen. XII, öölüb" macht aus einer Mög-
lichkeit eine Oewissheit. Vgl. überdies A. 113 und A. 154. Im uebrigen
s. Preller S. 11 f. 26 f.
122) Ohne Zweifel zum Dank für seine Schrift über die dortigen
Schätze, s. A. 132, vgl. auch A. 146. S. Wescher u. Foucart Inscriptions
de Delphes (Paris 1863). No. 18. p. 28, 258 fiP. Dittenberger Syll. inscr.
Gr. No. 198: aQxovvoi MsUcaÜDvog^ vgl. A. Mommsen Delph. Archonten,
Philologus XXIV. 1866. S. 46. Foucart a. a. 0. S. 215 f. Bergk Die
Liste der delph. Gastfreunde, Philologus XLIl. 1884. S. 234 ff. 261 f.
123) Ath. V. 210 b. IX. 372 a. 387 f. Xlll. 602 t XV. 696 f. Plut.
Arat. 13. Steph. v. Byz. Jmdmvri « Fr. 58. 36. 54. 53. 76. 17. 30. Strab.
IX. 396. Suid. (s. A. 113).
124) Herodikos der Erateteer b. Ath. VI. 234 d unmittelbar nach den
A. 112 angef. Worten. Vgl. Preller S. 12 ff. 117 und C. 26. A. 134.
125) Das Verzeiohniss seiner Schriften bei Suid. ist sehr unvollständig:
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668 Zweinndzwanzigstes Gapitel. Geographie und Periegeae.
attischen Alterthümer die Beschreibung der athenischen
Burg {tcsqI tijg 'A^rivrfiiv axQonöXemg) in 4 Büchern ^*^ und
die Schrift über die^ heilige Strasse von Athen nach
Eleusis {ne(fl tag legäg odot;)"'), auf die sikyonischen die
über die bunte Halle in Sikj.on (juqI tijg iv Ikxvmvi. noi-
xikfjg iSxoccgy^) und über die Gemälde in Sikyon (xegl väv hß
Stxvävi, Tctvdxmvy^^), auf die lakonischen die über die Weih-
iyffaips TteQfqyrjöiv 'IXCov iv ßi^XCoiq y\ %tiotig tmv iv ^am£9i n6ls<ov %al
nsifl t^g ngog 'A^vaCovg &üyytveücg avtmv^ %xicBig tmv iv riovtcp noUesv^
nsQl tnv iv Aa%Bda£y^vi nokBiov (nivdxmv Beinesins, richtig dvadTjiid'
tnv Jahn S. 691, t. A, 130 und Weniger S. 24) %al aXXa xUilcta, iv olg
Hai %oü(ii,%7iv negiT^yriaiv tjzoi ysmyifatpiav. Die letzten Worte bleiben am
Besten aaf sich beruhen, s. Preller S. 22 f. und was gegen ihn Bern-
hardy z. d. St., Müller S. 112 und Ealkmann Pausan. S. 126 f. im
Wesentlichen richtig bemerken. In *y findet sich hinter dem ersten nsgi-
riyrioiv der Zusatz tu ngog *A9atov xal. Wollte man ihn aufnehmen, so
mflsste man mit Bernhardy 'Avxlyovov hinzufügen (s. A. 168) und dann
diese Worte yielmehr hinter ßißXü>ig y' einrücken.
126) Strab. IX. 896. tiaaaga ßißXia . . . negl tmv dvadyifidtmv x&v iv
x^ u%f((m6Xn, Ath. XL 472 c («» Fr. 1). iv TtQmxrj %tQl xrg 'A^rlvr}0t9
diiQOTioXscag, Sonst (Fr. 2—6) wird kurz citirt hbqI änQonoXsmg, Von ihr
war nsifl tav iv xoig ngoTcvXaiotg nivanmv (Fr. 6 b. Harpokr. Aa(indg)
wohl nur ein Theil, wie Jahn Sp. 689 und nach ihm Andere bemerkt
haben. Desgleichen geben Fr. 7 — 10 wohl kaum die Berechtigung lur
Annahme einer besonderen Schrift 'Avay^aq)-^ xAv incavvfMv x&v drjiuMf
%ecl q>vXmv s. Jahn Sp. 690.
127) Harpokr. *IsQa bdog. — Wie nach diesem Thatbestande Ealkmann
a. a. 0. S. 61 behaupten kann, wir seien berechtigt für P. eine yollst&ndige
Stadtperiegese yorauszusetzen, begreife ich nicht, vgl. Jahn Sp. 689: „Es
scheint nach den yorliegenden Titeln, als ob P. sich auch hier auf die
Heiligthümer und ihre Weihgeschenke beschränkt habe; denn namentlich
angeführt wird ausser einem Werke über die te^ä h96g, yon dessen Inhalt
uns Pausanias eine Vorstellung giebt, die Schrift nstfl xijg dnif<m6XBmg,
welche, wie Strabo (s. A. 126) berichtet, yon den daselbst befindlichen
Weihgeschenken handelte**. Nur freilich darf man dies nicht zu eng
fassen, denn mit Recht yerweist Ealkmann S. 60 auf Paus. V, 21, 1. iv
OTiQonoXBt fthv ytt9 'Ad'^vTictv ot xb uvdQidvxBg %al 6n69« aXXa^ xd ndvxa
iaxlv hftoCmg dvadi^ftaxa.
128) Fr. 14 b. Ath. XIII. 67T c, Fr. 16 ebendas. VI. 268 b. Mal Bfi-
ßttioi dl noXa%BvovxBg xov Jrjfii^xQtov ^ mg tpriüi IIoXifMßv iv xm nB^l xrig
noinUXrig (axodg) iv SmvmvL^ tSgvaavto vabv 'AtpQodixrig Aaydag (Ath. setzt
hinzu: iffoniiivr} S* fiv avxri xov ^rififjxQiov xad'dnBQ %al ^ Aiaiva^ s. C. 86.
A. 6. C. 2. A. 669).
129) Wenn anders dies Buch nicht dasselbe mit dem yorhetgehenden
ist, s. Ja^^n Sp. 690. Der Titel erscheint Fr. 16 b. Ath. XliL 667 b. Ob
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Polemon von üion. 669
geschenke in Lakedaemon (tcsqI %mv iv AaTudalyLOVL ava-
^iuitayii)^^)y auf die boeotischen die über die Herakleien
in Theben (xsqI xAv &i2ßfj<fi 'Hgaxleiayvy^^), auf die delphi-
schen die its(fl täv iv dskq>oZg ^riöavQmv^^), auf die
epeirotischen die jcsqX jJmdcivris^^yj dazu kamen die JIs-
(fiijyri&ig ^Ikiov in. 3 Büchern^**), die Schriften ytsgl ZafiO'
d'Qaxi^g^ und nsql xmv iv Kagxr^dovi ninXmv^^^ und
sicher noch andere über Elis"^ und wohl auch Boeotien'^.
Periegetisch war auch der unter dem Namen des Polemon um-
laufende, aber schwerlich von ihm geschriebene ^EkXadixog^^),
nach der wahrscheinlichsten Yermuthung^^) ein von fremder Hand
aus seinen Periegesen ausgezogenes Yerzeichniss der Locale in
Griechenland y welche Eunstschätze enthielten , und dieser Eunst-
schätze selbst zum Gebrauche der Reisenden. Schwerlich mit
demselben einerlei ^^^), sondern allem Anscheine nach vielmehr
ein mythographisches Handbuch ^^') waren die gleichfalls ihm,
aber auch wohl kaum mit Recht^ zugeschriebenen ^£?AAi}i/exal
Fr. 17 bei Plüi Arat 13 bieber gehOrfc, erklärt Preller S. 47f. selbst
fOr fraglicb.
180) Fr. 18 b. Atb. XIII. 674 c. Vgl. Said. A. 126.
181) Fr. 26 b. Scbol. PincL Ol. VUI, 168.
182) Fr. 27 b. Plut Qu. symp. V, 2. 676 B.
188) Oder wie sonst der Titel gewesen sein mag, s. Fr. 80 (Steph.
184) Nor bei Said., s. A. 126. Doch sind hieber wohl mit Recht
Fr. 81—88 gesogen.
186) Fr. 86 b. Ath. IX. 372 a, dazu Tielleicht Fr. 37, s. A. 148.
186) Fr. 86 b. Ath. XH. 641 a.
137) Fr. 19. 21. 22 (?).. 28 (?).
188) Fr. 26. Dass Fr. 24 nicht fflr eine Schrift Aber arkadische Alter-
thfimer beweist, darfiber s. Ealkmann a. a. 0. S. 126 f.
189) Fr. 20. 28 b. Ath. XI. 479 f. XIII. 606 a. noXiftmw . . . ^ iaxig
iatlv h xoniatcg tov i%iy^aq>6nepov *EXX4xdi%6iß. Vgl. den sinnlosen Znsatz
bei Snid. (A. 118) 9i6 insyiftitpgjo *EXXadi%6g und über denselben Prell er
S. 14 f.
140) Von Müller S. 118. Gegen die Annahme yon Preller S. 28 ff.,
dass der *EkXadi%6g vielmehr eine Znsammenstellnng der sftmmtlichen auf
Griechenland bezüglichen periegetischen, ethnogpraphischen, mythographi-
schen Werke des P. gewesen sei, s. Jahn Sp. 687 f. und Müller a. a. 0.
141) Wie Preller n. Müller a. a. 0. glanben, s. dagegen Weniger
S. 88—88.
142) Die Fragmente (11—18) beziehen sich s&mmtlich anf die argivische
Sagengeschichte.
148) Yerd&chtig wird die Sache schon dadurch, dass nur so späte
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670 Zweiondzwanzigstes CapiteL Geogfraphie nnd Periegeae.
CiStoQiai^^^). Eine zweite Classe seiner Werke waren die
Gründungsgeschichten^**), Kxiösis '^äv iv Omxidc «o-
kscav xal jcsqI rijg sCQog 'A^ijvaiovs övyyBvstag avtmv^^^,
KxC^Big täv iv Ilövtp äoA^cöv'*^), Ktiösig ^IxaJuxäv xal
SixskiKfov^*^ und wohl noch eine oder mehrere andere^ da
auch Nachrichten über karische Völker und Städte aus ihm
angeführt werden"^), eine dritte die Streitschriften (^AvtL-
y(faq>aC)y nämlich die gegen Timaeos in mindestens 12*^)^ die
gegen Eratosthenes üi mindestens 2 Büchern ^^^), in welcher
er, mag sie nun einfach, wie sie zweimal citirt wird^^^), so oder
wirklich, was ungleich wahrscheinlicher ist, spöttisch ,,über den
Aufenthalt des Eratosthenes in Athen" (nsgl t^g ^A%"qv'tiifHv
'EQato6^ivovg inidruiCagy^) betitelt gewesen sein, jedenfalls
demselben so viel Irrthümer über attische Dinge nachgewiesen
zu haben überzeugt war, dass er daraus den ironischen Schluss
Berichterstatter wie loL Afric. and SchoL Aristid. (s. A. 144) yon ihnen
wissen, und die Angabe in Fr. 18, znr Zeit von Apis, dem Sohne des
Phoronens, sei ein Theil der Aegypter, ans Aegypten Terdr&ngt, in
Palaestina eingewandert, wenigstens nicht dazn geeignet ist diesen Ver-
dacht zu beschwichtigen.
144) So lul. Afric. b. Easeb. F. E. X, 10, 16. 490 b (iy t^ nqmx'fi tmv
^EXXjiviyL&v tatoQuav >» Fr. 18), dagegen *EXXri9i%ri tatoqla Schol. Aristid.
Panath. p. 882 Dind. (» Fr. 11 , TgL Fr. 12 ebendas. p. 821).
146) Prell er und Weniger verbinden sie mit den periegetischen
Schriften, mit denen sie ja in der That ohne Zweifel verwandt waren,
Müller sondert sie trotcdem mit Eecht von diesen, vgl. das dem P. bei
Said. (s. A. 118) gegebne PriUlicat taxoi^inog,
146) Nor bei Said. (s. A. 126) erwähnt. 'A^rivaiovg ist sachlich etwas
anff&llig, s. Preller S. 64. Weniger S. 89 ff. hält es für verderbt
147) Gleichfalls nnr aas Said. (s. A. 126) bekannt.
148) Fr. 88 (87 Prell.) b. Schol. Apoll. Rh. V, 824 mit leichter Ver
schreibang iv %ticei, die Bernhardy zu Said. a. a. 0. verleitet hat anter
Beibehaltung dieser Ueberlieferang sodann Uahumv tav £i%8Xi%mv za ver-
schlimmbeBsem, s. Müller S. 112. Ob Fr. 87 (88 Prell.) za dieser Schrift
oder zu neql 2a(io^(fä%ri£ gehörte, ist zweifelhaft. Vgl. C. 21. A. 682'»-*.
149) Fr. 84. 36.
160) Fr. 89—46. Das 12. B. citirt Ath. XV. 698 a (— Fr. 46).
161) Fr. 47—62. Das 2. B. wird citirt Schol. Aristoph. Av. 11
(— Fr. 47).
162) Harpokr. 'A^ovi. Schol. Soph. 0. C. 489. (-» Fr. 48. 49).
163) Schol. Aristoph. a. a. 0., vgl. Hesych. B^fjtpi (Fr. 61): iv 'E^to-
ü&ivove knidriikC^. Ich halte mit Prell er S. 86fiP. im Gegensati za Bern-
hardy Eratofith. S. 6 die Citationsweise n^q'E^axoc^ivriv fQr eine blosse
Abkfirzang.
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Polemon von Ilion. 671
zog; Eratostbenes kÖDne nie selbst in Atben gewesen sein/^),
femer die gegen Neanthes^*^), die gegen Anaxandrides,
wie es scheint, in mindestens 4 Bücbem^^) und die schon
früher ^^ erwähnte, auf Bildner- und Malerwerke bezügliche
gegen Adaeos und Antigonos in mindestens 6 Büchern"^).
Eine vierte Gattung sodann waren die Briefe, einer an Atta-
los ^^^), ein zweiter an Diophilos Ober die sprüchwörtliche
Redensart (koqötsqos Moqvxov^^)^ ein dritter an Aranthios^^^),
ein vierter über Namen, die eine üble Bedeutung ange-
nommen haben (xsqI atfo|an/ ovo^arov)**^. Fünftens ferner
schrieb auch er Wunderbücher, ytsgl ^av(ia6£mv^^^) und
154) Folglich war, wie schon Jahn Sp. 596 gegen Prell er S. 22 be-
merkt hat, die Polemik des P. nicht bloss gegen Istros (s. A. 158) per-
sönlich und recht bitter persönlich, und darin, daes sie es gerade gegen
die Alexandriner Eratostbenes und Istros war, darf man vielleicht die
ältste Spur der litterarischen AnimosiUlt zwischen P^gamenem und Alexan-
drinern erblicken. Jedenfalls hat über seine Stellung Wegen er a. a. 0.
S. 204 ff. trotz mangelhafter Begründung richtiger geurtheilt als Prell er
S. 9 ff. , der ihn den Alexandrinern wenigstens annäherungsweise zurechnet
(s. A. 118. 121). Uebrigens vgl. C. 16. A. 89.
166) D. h. nicht den Biographen von Attalos I, sondern den älteren
Mann dieses Namens , den Verfasser von nsgl xslBtciv und anderen Werken,
8. C. 21. A. 470. 471. 484. Fr. 52 bei Ath. XIII. 602 c (hinter Neanth.
Fr. 24): iv tai^g ngos tbv Nsävd'riv avtiyifatpatg,
156) Fr. 76» b. Schol. Burip. Or. 1682 (von Müller entdeckt, der
diese Schrift aber fälschlich für einen Brief hielt): iv xA d* t£v (so wohl
ohne Zweifel richtig Madvig Emendationes in Cic libros philos. I, Eopenh.
1826. S. 137 f. statt iv t<p8s reo, während Müller tmSs streicht, vgl.
Weniger S. 10 f.) ngog 'AXeiavdQtörjv (1. 'Avaiavdqidrfp , s. A. 105. 106).
157) C. 17. A. 28.
158) Fr. 66 — 69. Das 6. B. citirt Ath. IX. 410 c — Fr. 62. Vgl.
La. Di. Vn, 188 (0. 17. A. 27). Einen etwas grösseren Einblick in den
Inhalt dieser Schrift haben wir, wie es scheint, neuerdings durch die Be-
obachtungen von Wilatnowitz und dem jüngeren ürlichs gewonnen,
8. C. 20. A. 9. 14. 17. 29. 81. 82. 86. C. 21. A. 826 und unten A. 178. 187. —
Eine eigne Streitschrift gegen Istros anzunehmen, dazu giebt, wie schon
Jahn Sp. 596 bemerkte, seine gegen diesen gerichtete Aeusserung Fr. 54
(s. G. 21. A. 509, vgl. auch Fr. 66) keinen genügenden Anlass.
159) S. A. 114. Die Fragmente handeln von auffallenden Localbe-
nennungen einiger Gottheiten.
160) Fr. 78 (b. Zenob. V, 18. iv tjj mfog JiofptXov imaioX^). Fr. 74. 75
b. Ath. III. 109 a. XI. 462 b. iv x£ nagl xov Moffvxov.
161) Fr. 76 b. Ath. XV. 696 f
162) Fr. 77 b. Ath. IX. 409 d (iv x^ nsifl d86imv ovofuixmv inutxoX^) 78.
168) Fr. 84 b. Ath. XU. 652 b.
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672 Zweinndzwanzigstes Capitel. Geogfraphie und Periegese.
ns(fl TCotafimv^^) und sechsten s endlich noch eine Reihe
anderer vermischter Schriften und Abhandlangen , über die
Inschriften in den Städten {xsqI täv xata jcoXeig imyQu^"
fiarov)*^), über den von Xenophon*^ erwähnten^ xarva-
^Qov genannten einfachen spartanischen Wagen (tcsqI
rov itaQtt lS!€vog>ävtc xavvdd'Qovy^''), xsqI xov 9Cov xipdiov^^\
über den Häuptling Artos bei Thukjrdides *•*) {nsgl "j^q-
%ov) ^^^). Polemon war ein Mann von schlechthin unbestechlichem
und vorurtheilslosem Sinne ^^^)y einer der zuverlässigsten ^ tüch-
tigsten und kenntnissreichsten Forscher des ganzen Alterthums.
Der Epoche machende Gedanke Inschriften zu kunsthistorischen
und periegetischen Zwecken zu verwenden scheint^ wie er ihn
im grossartigsten Masse ausführte^ so auch erst von ihm aus-
gegangen zu sein^^^. Aber gleich sehr wie in den Denkmälern
und Inschriften war er auch in den Dichtem und Schrift-
stellern aller Art zu Hause ^^'). Namentlich fährten ihn seine
164) Fr. 81 b. Schol. Eorip. Med. 827. H&ufiger wird ein Theil diesee
Werkes angeführt: %bqI tmv iv 2i%%lüf funanmv, Fr. 82 b. Ath. YIL 307b,
oder ns^l tdiv iv £i%eX£a ^otvit€cto(iiifmv notantSv, Fr. 83 b. Macrob. Sat
V, 19, 26 ff. Möglioherweiae war das Gänse selbst nur ein Theil von nsQl
165) Fr. 79. 80 b. Ath. X. 486 d. 442 e.
166) Oder vielmehr Pseado-Xen. Ages. 8, 7.
167) Fr. 86 b. Ath. IV. 138 e.
168) Fr. 88 b. Ath. XI. 478 c, doch ygl. Fr. 87 b. Hesyoh. dibg %iiStop,
169) VII, 38, 4.
170) Fr. 89 b. Ath. IH. 108 f.
171) D. h. so weit dies überhaupt einem Menschen möglich ist, vgl.
A. 154.
172) Hirt De Paasaniae Eliacis (Greifsw. 1878). S. 38 ff. Treu Pausan.
und sein Vertheidiger , Jahrb. f. Philol. CXXVII. 1888. S. 632. Robert
D. Bildhauer Polykles, Hermes XIX. 1884. S. 316.
173) Preller S. 25 f.: „De Utterarum qucmtis exceUuerü studiis vdim
adeas fr. XLV, q^od est de scriptoribus parodiarum, in quo forme omnis
nunc de hoc liUerarum genere quaesHo nitiiur . . . adde quae dispuUwü ad-
versus Timaemn, Eratostihenem , Neanihem, letrwn, Ädaeum et Antigonum,
et quae commentatus est de loco XenophovUis et de aUo Thucydidis. Da-
gegen ist Prellers Versnch seine grosse Belesenheit aach aof Fr. 78 zu
stützen und nachzuweisen, dass er auch den Aristoteles benutzt habe, miss-
Inngen. Denn dass Dasjenige, was Athenaeos hier (VI. 234 d — f) aas F.
hat, wirklich schon mit vovg 'Axccifvimv na^aeitovg schliesst, haben Jahn
Sp. 601 f. und Moller 8. 138 gezeigt, und dass es mit Fr. 59 ähnlich
steht und Prellers Verweisong auf Fr. 85 ein Missgriff ist, bedarf keines
Beweises. Wohl aber hat P. auch das Werk des alten Skylax benutzt,
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Polemon von nion. 673
antiquarischen Untersuchungen auf das Studium der Komiker ^^^);
und seinen Mittheilungen ^'^) verdanken wir Alles, was wir über die
Parodiendichter wissen. Was er im üebrigen nicht mit eignen
Augen erforschen konnte , ergänzte er durch Nachfragen bei den
Landeseingebornen^'^. Freilich blieb er trotzdem nicht von
historischen Irrthümern frei^"'^, und seine Liebhaberei für Wunder-
geschichten, ja für triviale Anekdoten^"'®) zeigt uns handgreiflich
seine Schranken. Seine Darstellung ^^^) aber war im höchsten
Grade einfach , ja etwas trocken, sein Stil kunstlos, seine Be-
schreibungen von Statuen und Gemälden genau, aber äusserlich
und kurz bis zur Nüchternheit^®®); seine Wortkargheit artet ge-
legentlich in Dunkelheit aus^®^); um so störender wirkt es, dass
8. Ath. II. 70 c (— Fr. 92) 2%vXa^ dh ^ noXi(i(ov u. dazu Preller S. 146.
(Statt ^ sollte man i&eilich %al erwarten, b. C. 26. A. 8 z. E.).
174) S. bes. Fr. 86.
175) Fr. 46 b. Ath. XY. 689 a ff. Von einer Bekanntschaft mit Hegemon
sind wenigstens uns bei den Alexandrinern keine Spuren geblieben; für
Boeotos und Euboeos freilich beruft er sich selbst auf einen Alexandriner,
nämlich Alexandres den Aetoler, s. C. 4. A. 86. Dass er zuerst die Grab-
stätte der Lakiaden und des Thukydides wiederentdeckte und danach in
der Beschreibung der Akropolis den Demos des Letzteren und seine Familien-
beziehuDg zu den Ersteren, was nur durch die seltne Eenntniss der zu
Eimons Ehren von Archelaos (s. C. 28. A. 58) und Melanthios gedichteten
Elegien möglich war, feststellte, zeigt Wilamowitz Die Thukjdides-
legende, Hermes XIL 1877. S. 339 ff. (vgl. auch A. 187).
176) Fr. 86 b. Ath. IV. 138 f ff.
177) So bezeichnete er gleich Hermippos den Demosthenes als Schüler
Piatons (Fr. 9 b. La. Di. HI, 46). Dass dagegen er allein den Maeson nach
dem sikelischen statt nach dem nisaeiachen Megara verlegte (Fr. 46 bei
Ath. XIV. 659 c), ist nur ein neuer Beweis für seine Ueberlegenheit als
historischer Forscher, s. Preller S. 84 f. y. Wilamowitz Die megar.
Komoedie, Herm. IX. 1876. S. 340 f.
178) Ealkmann a. a. 0. S. 77, der auf Fr. 26. 28 verweist. Sehr be-
zeichnend ist es, dass er sich, wie schon C. 20. A. 29 gesagt ist, gegen
Antigenes von Karystos, welcher den Agorakritos als Urheber der rhamnusi-
schen Nemesis aus der Unterschrift erwiesen hatte, hier ganz aus seiner
Rolle fällend, auf die Küustlerlegende berief, wie Wilamowitz Ani y. E.
S. lOff. gezeigt hat. Was gegen diesen GurlittUeber Pausanias, Wien 1890. 8.
S. 178 f. einwendet, überzeugt mich nicht. Und wenn die Hypothese des
jüngeren Urlichs (s. C. 20. A. 9. 14. B6^) richtig ist, so war P. mit seinem
Widerspruch gegen Antigenes überhaupt vielfach im Unrecht.
179) Im Folgenden schliesse ich mich ganz an Preller S. 30 an.
180) Fr. 60. 63.
181) S. Fr. 56. 86 und dazu Preller.
SuBBiiiHii, grieoh.-alex. Litt.-Geioh. I. 43
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674 Zweinndzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
er auf der anderen Seite nach der Weise seines Zeitalters die
Zeugnisse Anderer häuft, während er sein eignes Urtheil nur
selten und mit wenig Worten einfliessen lässt: die ästhetische und
historische Würdigung der Kunstwerke war eben nicht seine
Stärke. Polemon stand in den nächsten Jahrhunderten in wohl-
verdientem Ansehen. Fleissig benutzten ihn Didymos^®*), auch
Aristonikos^**), ferner Strabon und Plutarchos, der seines Lobes
voll ist^^*). Asklepiades von Myrleia, Herakleides von Mopses,
Herodikos der Krateteer^®*) und Andere ^'•) gedachten seiner,
Pausanias, obgleich er ihn nirgends nennt, bietet uns vermuth-
lich noch manche Auszüge aus ihm, obgleich sich leider im Be-
sonderen wenig Sicheres oder auch nur Wahrscheinliches hierüber
ausmachen lässt, und obgleich die Frage, ob derselbe ihn un-
mittelbar oder nur mittelbar benutzt hat, eher, wie es scheint,
im letzteren als im ersteren Sinne zu beantworten ist^*'). Die
182) S. Pr. 2. 4. 23. 36. 86. 92. 99. 101 mit Prell er 8 Bemerkungen.
M. Schmidt Didym. S. 44. 220. 314. 823. 397. Vgl. Preller S. 29: ,^
semel quidem Didymus dissidet a Polemone et adversus eum diaputat (cf,
fr. L XXXVI): plurimis tarnen Jods in testimoniis nostri ita acquiescU, ut
Optimum eins de Polemonis fide ac doctrina iudicit4m fuisse oporteaV.
183) Fr. 26 (Seh. Pind. Ol. VIII, 163).
184) In der wiederholt angef. Stelle Qu. symp. V, 2. 676 ß. srolvfus-
^ovg %aX ov vvötd^ovros iv roig ^EXlriviTiotg ngäyfiaoiv dvdQog,
186) S. A. 112. 118. 124. Vgl. C. 26. A. 134.
186) Ammonios von Lamptrae {itEQl ßiofjbmv xal ^amv) b. Atfa. XI.
476 f. (8. Prell er S. 142 z. Fr. 88) und der Ueberarbeiter des Demetrios
von Magnesia, ans welchem die Homonymenverzeichnisse bei La. Diog.
stammen (s. C. 19. A. 87), Fr. 67—69 b. Diog. II, 104. V, 68. 89, vgl. auch
Fr. 6 bei Marcell. V. Thnc. §. 28. — Aelianos nennt ihn nnr einmal (N. A.
XII, 40 » Fr. 29), hat ihn aber häufiger, sei es unmittelbar, sei es mittel-
bar, benutzt, s. Preller S. 132 und bes. Ealkmann a. a. 0. S. 77 ff. 112.
187) Bei dieser Auffassung des Sachverhalts gerathe ich sogar mit
dem schon A. 178 angeführten, neueren Uebertreibungen gegenüber manches
Richtige enthaltenden, aber doch viel zu apologetischen Bache von Gar litt
lieber Pansanias, Graz 1890. 8., welches ich erst während des Druckes
benutzen konnte, in keinen principiellen Conflict Ein näheres Eintreten
in diese Streitfrage liegt glücklicherweise jenseits der Grenzen meiner
Darstellung. Doch will ich nicht unterlassen meine Meinung, so weit ich
eie mir bei der Kürze der Zeit bilden konnte, in möglichster Kürze der
Worte auszusprechen. Auch ich bin überzeug^, dass Paus, in der „eigent-
lichen Periegese" Vieles wirklich nach eigner Anschauung und Erkundigung
bei den „Exegeten" und sonstigen Ortsangehörigen dargestellt hat. Aber
ich halte es nach der (von Gurlitt m. E. sehr mit Unredit abgelehnten)
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Polemon von Ilion. 675
meisten Fragmente danken wir dem Athenaeos, welcher seine
Werke zum Theil noch selber angesehen zu haben scheint ^^®).
Analogie mit seiner sonstigen Arbeitsweise (selbst so, wie Gnrlitt die-
selbe anffasst) für vOllig nnwahrscheinlich, dass er auch nur da, wo er
es überhaupt konnte, hiebei stehen geblieben sein sollte. Auf seine eignen
Angaben darüber, was er selber gesehen oder gehOrt habe, vermag ich
nach wie vor kein besonderes Gewicht zu legen. Hat doch, wie Gnrlitt*
S. 137 selbst anerkennt, Enmann Jahrb. l Ph. CXXIX. 1884. S. 510—613
überzeugend dargethan, dass der „ephesische Mann", von welchem Pau3.
V, 5, 6, 9 Etwas gehört zu haben angiebt, kein Anderer als Artemidoros
ist, bei welchem er es gelesen hat. Dies einzige drastische Beispiel ge-
nügt schon vollauf, ausserdem s. Enmann a. a.^. S. 508, und wenn gegen
diesen Maass Herrn. XXII. 1887. S. 590 f. Anm. es in voller Ueberein-
stimmnng mit Diels richtig stellt, dass solche Art von „schriftstellerischer
Einkleidung** mit Nichten schon bei Herodotos zu finden ist, so begreife
ich nicht, wie Gurlitt S. 129 dies bemängeln und sich noch dazu hiefHr
auf Diels berufen kann. Und dass Paus, öfter seine Quellen in dieser
Weise noch weit mehr absichtlich versteckt, dafür sei hier ferner nur noch
ein anderes, nicht minder schlagendes Beispiel IX, 31, 3, 4 angeführt,
8. A. 234^ (vgL auch C. 33. A. 94). Ich halte es nach wie vor für das
Wahrscheinlichste, dass das Werk des Paus, die neuste, reichhaltig aus
anderen Schriften und eigner Erkundung vermehrte Auflage oder Ueber-
arbeitung eines weit älteren, etwa um 150 v. Chr. oder wenig später ent-
standenen Beisehandbuches ist, dessen Urheber jedenfalls auch den Polemon
und vermuthlich stärker, als uns noch die Spuren geblieben sind, benutzt
hatte. Es dünkt mich nach wie vor, dass erst im Verein mit einer solchen
Annahme die allerdings durchaus berechtigten Erwägungen, welche Gurlitt
S. 120 f. zusammenstellt, ausreichen, um die Spärlichkeit der Erwähnung
von Kunstwerken und Künstlern ans den mittleren Zeiten bei Paus, zu er-
klären, und genau dieselben Erwägungen lassen sich gegen den Einwurf
Gurlitt 8 S. 11 f. kehren, dass Paus, auf diese Weise ein sehr unzweck-
mässiges Unternehmen gemacht hätte. Ganz den gleichen Einwand könnte
man ja auch gegen Laertios Diogenes richten, und doch zweifelt heutzutage
hoffentlich Niemand mehr, dass sein Compendium sich zu seiner Haupt-
vorlage ganz ähnlich verhielt. Der Versuch von Gurlitt S. 193 ff. ferner
die Behauptung (s. Kalk mann a. a. 0. S. 54 ff.), dass die Beschreibung
von Athen und dem Peiraeeus bei Paus, ihrem Grundstock nach nicht
sowohl auf seine Zeit als auf die um 150 v. Chr. passe, zu widerlegen,
gründet sich für den Peiraeeus namentlich auf die Inschrift 'Etprjfi. d^xaiol.
1884. Sp. 166 ff. (Taf. 11), die er zwischen 138 und 171 n. Chr. setzt,
von der aber B. Keil Zur Pausaniasfrage , Hermes XXV. 1890. S. 317—320
erwiesen hat, dass sie vielmehr aus der Zeit vor Strabon ist, und damit
„bricht denn" in der That Gurlitts „ganzes Beweisgebäude im dritten
Capitel seines Buches zusammen". (Gegen die in Wirklichkeit „unmethodi-
schen" Einwendungen von Gurlitt BerL ph. Woch. X. 1890. Sp. 842 ff.
8. die schlagende Beplik von B. Keil ebendas. Sp. 1258 f., mit welcher
43*
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676 Zweiundzwanzigstes Capitel. Oeographie and Periegese.
Aber leider waren sie nicht mehr im Geschmacke der späteren
Zeiten, und so gingen sie zu Grunde.
wenigstens für mich diese Sache abgethan ist und nnn lediglich Hypothese
gegen Hypothese, um nicht zn sagen ünwahrscheinlichkeit gegen Wahrschein-
lichkeit, steht). Ueber einen anderen chronologischen Irrthom von Gnrlitt
8. C. 26. A. 7. Zu der „eigentlichen Periegese" nan aber gehört die Be-
* schreibang der Lesche in Delphi (X, 25—81), die doch sicher nicht von
Paus, selbst verfasst ist. Ob sie freilich aas P. stammt, ist, wie schon
C. 20. A. 44 bemerkt wurde, zwar möglich, aber nicht erwiesen noch er-
weislich, und ein Gleiches gilt von der des Eypseloskastens (V, 17— 19),
mag man nun diese dem Paus, selber zutrauen oder nicht, s. Garlitt
S. 163 ff. Dagegen hat dilber Ursprung för die des amyklaeischen Thrones
(III, 18, 6, 9 — 19, 4, 6) eine ziemliche Wahrscheinlichkeit (vgl. P. Pr. 86.
Hirt Paus. El. S. 49 ff. Kalkmann Paus. S. 121 und jetzt auch Immer-
wahr Die Lakonika des Paus., Berlin 1889. S. 96 ff. 149, der aber 18, 6, 7
wohl mit Recht vielmehr aus Sosibios herleitet, vgl. C. 21. A. 406). An
denselben dachte übrigens schon Siebeiis zu Paus. 111, 18, 6, der eben-
damit am Frühesten (1818), noch vor dem Ungenannten im Kunstblatt
1880. S. 83 (s. Gurlitt S. 163) und vor Preller S. 60 (vgl. S. 181) über-
haupt auf Gedanken dieser Art verfiel, indem er wenigstens meinte, P.
werde in seinem Werke negl tmv iv AaxsSaifiopt nolemv (? s. A. 129) auch
diesen Thron beschrieben haben und diese Beschreibung dem Paas. nicht
unbekannt gewesen sein. Für nahezu sicher halte ich nach wie vor die
zuerst von Bergk Z. f. d. Alterth. 1846. 8. 964. A. 6 ausdrücklich aus-
gesprochene Zurüokführung von I, 23, 9, 11 auf P. (s. Fr. 4 b. Maroelün.
y. Thuc. §. 16) ne(fl d%Qon6XBmg, zumal da B. Scholl Zur Thukydides-
Biogr. , Herrn. XIII. 1878. S. 434 ff. seine gelungene Widerlegung von
Wilamowitz Herm. XII. S 344 ff. (vgl. A. 176) doch nur unternimmt,
um seinerseits darzuthun, wir hätten keinen Grund von der natürlichsten
Annahme abzugehen, „dass Paus, seine Angaben im Wesentlichen so, wie
er sie bietet, dem P. entnommen hat*'. Vgl. Ealkmann a. a. 0. S. 63.
Dies erwähnt denn auch Gurlitt S. 167, während er es seltsamerweiae
S. 116. 166 verschweigt. Für I, 29. 36 f. legt sich auch ihm S. 260 der
Gedanke nahe, dass wenigstens dieser Theil der Periegese auf P. (»e^l t^^
tBQÜs odov) zurückgehe, wenn er auch mit Recht hinzufügt: „directe Be-
weise dafür giebt es freilich nicht" und S. 316 Bedenken äussert 1,32, 2 f.
erscheint die rhamnusische Nemesis als Werk des Pheidias in Ueberein-
Stimmung mit Polemon imd im Gegensatz zu Antigonos von Kaiystos,
s. A. 178. C. 20. A. 29. Für Delphi (X) hat auch Kalkmann a. a. 0.
S. 111 ff. nur eine einzige flüchtige Spur des P. (Fr. 29 b. Aelian. N. A.
XII, 40 u. Aelian. ebend. X, 26) nachzuweisen vermocht: 14, 4, 7. Für Elis
zeigt, so bemerkt Gurlitt S. 166, „in der ganzen Beschreibung der Altis. . .
nur eine Stelle V, 9, 1 ... deutliche und zweifellose Uebereinstimmung
mit P. (Fr. 23 b. Plnt. Qu. symp. V, 2)". Bei der verhältnissmässig ge-
ringen Zahl der Fragmente des Letzteren und seiner doch wohl nur mittel-
baren Verwerthung bei Paus, ist indessen diese magere Ernte immer noch
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SkymnoB von Chios und Pseudo-Skymnos. 677
Ueber Attalos I s. C. 1.]
Skymnos von Chios ^®^), wahrscheinlich^^) derselbe mit
dem von dort gebürtigen Sohne des Apellas^^^)^ welcher mit
Polemon, Hegesianax^^*) und vielen Anderen in der Liste der
delphischen xqo^svol aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts
steht und nach derselben 185/4 dieser Ehre theilhaftig ward^^*),
schrieb eine IlsQii^yriövg in Prosa, welche in zwei Haupt-
abschnitte, EvQcinfi^^) und ^jiöüc^^^) und vielleicht noch einen
dritten Ai^ßvri und in mehrere Bücher ^^^) zerfiel ^^''). Nun besitzen
wir noch ein Bruchstück einer solchen Periegese, aber in komi-
schen, übrigens sorgfaltig gebauten ^^^) lamben in einer Pariser
bedentsam genug. Und die Gombinationen des jüngeren ürlichs (s. A. 158.
178), denen ich C. 20. A. 14 (wenn auch nicht ohne allen Bückhalt) bei-
gestimmt habe, scheinen mir auch jetzt noch, nachdem ich Gurlitts
Buch gelesen, nicht im Allerentferntesten die wegwerfende Behandlung zu
verdienen, welche dieser S. 161 f. ihnen angedeihen lässt. Auch vgl. noch
Maass Deutsche L.-Z. 1890. Sp. 88. Aber für Paus. II. IV. VI- IX lehnt
Ealkmann (vgl. A. 138) selbst jeden Einfluss des P. ab. Sehr ähnlich
übrigens wie ich nrtheüt über die ganze Frage Christ Gr. L.-G.* S. 576.
188) Da er dieselben mehrfach nach den einzelnen Büchern anführt.
Zum Theil schöpft er freilich yielmehr aus abgeleiteten Quellen .
189) ApoUon. Hist. mir. 15. Herodian. Cath. proe. VIII p. 140, 4 Lontz.
Steph. y. Bjz. IldQog. — Westermann Art. Scymnus in Paulys Realenc.
190) S. Bohde Scymnus von Chios, Bhein. Mus. XXXIV. 1879. S. 158 f.
Vgl. A. 197.
191) Dieser Apellas kann genau ebenso gut ein anderer Mann gewesen
sein als, wie Bohde vermuthet, der Schüler des Arkesilaos (s. C. 2.
A. 609—611).
192) S. A. 122. C. 27. A. 11.
198) Wescher und Foucart Inscr. de Delphes No. 18. p. 26, 190 ff.
Dittenberger Syll. inscr. Gr. No. 198: äQxovros E^x^aTCos, s. A. Momm-
sen Philologns XXIV. S. 40 ff. Bergk ebendas. XLII. S. 234 ff.
194) Herodian. a. a. 0. XII. p. 813, 1 u. Steph. 'Ayd^t iv tj Eiffwwg
u. 8. A. 196.
195) Herodian. a. a. 0. p. 402, 18. Dict. soL p. 925, 6 fl h x& i' xfig
'AaUtg nBQinXqt. Schol. Apoll. Bh. IV, 277 u. Steph. 'Aqbos vrjaog: iv 'Aafy.
196) Seh. Apoll. Bh. IV, 284. if t^ t^' (s' ? Meineke) nagl EvQomfis.
Herodian. u. Steph. in den A. 189 angef. Stellen: iv ngfotm üeQtriYricsmg
u. 8. A. 195.
197) Aus dem Citat bei ApoUonios (s. A. 189) scheint nach Analogie
der übrigen von diesem benutzten Schriftsteller (s. C. 17. A. 100 — 105)
wenigstens so yiel hervorzugehen, dass dieser Sk. nicht später als in der
ersten Hälfte des 2. Jahrh. gelebt haben dürfte. — Uebrigens s. noch
Steph. ^EQfifiovaaaa,
198) S. C. 27. A. 31.
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678 Zweiandzwansigstes Gapitei Geographie und Periegese.
Handschrift'*^) unmittelbar hinter denen von Dionysios, dem
Sohne des Kalliphon^**), 742 Verse Ober Europa, und dazu
kommen noch mehr als 200 andere über Europa und Asien, zum
Theil in Prosa aufgelöst, in einem Periplus des Pontos Euxeinos*^').
Das Ganze war*^) eine Compilation aus Ephoros, Timaeos, Era-
tosthenes und Anderen. Die ältsten Herausgeber schrieben es
falschlich dem Markianos von Herakleia zu*®*), dann rieth man
ebenso falschlich auf Skymnos, und der Bequemlichkeit halber
pflegt man noch jetzt die Bezeichnung Pseudo-Skymnos bei-
zubehalten^. Den Anfang macht eine Widmung an den König
Nikomedes (1 — 108), d. h. entweder Nikomedes H oder wahr-
scheinlicher Nikomedes IH von Bithynien, so dass mithin dies
Lehrgedicht entweder gegen Ende des zweiten oder wahr-
scheinlicher im Anfang des ersten Jahrhunderts y\ Chr. ent-
standen ist**^).
199) Snppl. 448, aus dem 12. Jabrh., s. über dieselbe Müller Gteo-
graphi Qraeci minores Bd. 1 (Paris 1855). S. IX ff. Die erste Ausgabe ist
aber nicht unmittelbar aus ihr, sondern ans Absohriften dieses Codex ge-
flossen. Vgl. A. 204.
200) S. C. 26. A. 6.
201) Bei Müller a. a. 0. I. S. 402—423. Man sieht dies daraas, dass
der Verfasser mehrfach anch von jenen vorau^ehenden Versen Gebrauch
macht. Zwei der von ihm erhaltenen (758 f.) stehen auch bei Steph. Jlo-
vvaov noXig, aber dieser giebt ebenso wenig wie jener die Quelle an.
202) Nach 109 ff., 8. A. 205.
208) Seltsamerweise dadurch verleitet, weil in der Handschrift statt
des Titels svtvxmg Ma^xiava steht.
204) Die erste Ansg. war die von Hoeschel in den Geograph!, Augs-
burg 1600. 8. unter dem Namen des Markianos; ihm folgten F. Morel,
Paris 1606. 8. (mit metr. lat. Uebers.), Erasm. Vindingus, Kopenhagen
1662. 8. (mit pros. lat. Uebers.), Hudson in den Geogr. min. T. II, Oxford
1708, der zuerst den Namen des Skymnos aufbrachte und die von L. Hol-
stein und J. G. Vossius aus dem Peripl. des Pont. Eux. gezogenen Verse
beigab, der Herausgeber der ZvUoyrj . . . t&v yBtoyQut^^ivtmv u. s. w.
Bd. 1. Wien 1807, dann^ nachdem Miller hinter seiner Ausg. des Markia-
nos (Paris 1889) die Lesarten der ürhandschrift mitgetheilt hatte, Letronne
Fragments des poSmes g^ographiques de Scymnos de Ohio et du faujc
Dicäarque, restituäs principalement d'apr^s un manuscrit de la biblioth^ue
rojale etc., Paris 1840. 8., Fabricius, Leipzig 1846. 8., Meineke, Berlin
1846. 12. mit Dionysios, Kalliphons Sohn (die Hauptausg.), Müller a. a. 0.
L S. LXXIV— .LXXIX. 196—287. — Fabricius Lectiones Scymnianae,
Dresden 1844. 8. C. F. Hermann Parerga critica, Philologus X. 1865.
S. 241—243.
205) Jedenfalls nach dem Erlöschen des pergamenischen KönigshanBes,
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Mnaseas aus Patrae oder Patara. 679
Mnaseas^^) aus Patrae in Achaia*^') oder aus Patara in
Lykien*^^), ein Schüler des Eratosthenes^^^), bei welchem aber
die Vielseitigkeit seines Lehrers in die hohlste Yielwisserei über-
gegangen war*^^), ein ganz verdrehter euhemeristischer Scribent^*^),
V. 16 ff. Nikomedes 11 regierte von 149 bis 96/4, Nikomedes III von da
bis 76. Die Begründung Müllers S. LXXVII f. dafür, dass der Letztere
gemeint sei, hat mich völlig überzeugt: der Widerlegungsversuch von
G. F. Unger Die Chronik des Apollodoros, Philologus XLI. 1882. S. 611 ff.,
welcher die Entstehung dieses Lehrgedichts vielmehr um 182 ansetzt, geht
gerade an der Hauptsache vorbei, nämlich der unglaublichen Tactlosigkeit,
welche in den Versen 60—60 liegen würde, wenn sie an Nikomedes II ge-
richtet wären, und bekämpft Etwas, was Müller gar nicht behauptet hat,
als sollten diese Verse eine Anspielung gerade auf den Regierungsantritt
des Letzteren (66 ff. tov cvynaxoQ^oiaavta t<p am natgl ta trjg ßaaiXeiag
nQ6tfQ0v . . . X09 'AnöXloava tbv Jidvfi^) und nicht etwa vielmehr auf ein
anderes, uns unbekanntes Ereigniss aus dessen langer Herrscherzeit ent-
halten, bei welchem das Branchidenorakel in Didyma ihm geholfen hatte.
Vor dem schon an sich durchaus unberechtigten argumentum e silentio,
als müssten Poljbios und Artemidoros, weil sie von Pseudo-Skymnos nicht
berücksichtigt werden, später als er geschrieben haben, hätte ünger die
Erwägung bewahren sollen, dass dieser Schriftsteller allem Anscheine nach
für seinen Stoff 114—127 überhaupt nur Quellen nennt, welche nicht jünger
waren als das 3. JahrL, 114—118 Eratosthenes, Ephoros, Dionysios von
Chalkis, Demetrios von Eallatis (s. A. 223), Eleon und Timoethenes
(s. A. 41. 86), 124—127 Kallisthenes, Timaeos, Herodotos; wer in den zer-
störten Versen 119—126 sonst noch gestanden hat, ist freilich nicht zu
wissen, jedenfalls aber vermisst man (wie auch Unger anerkennt) Theo-
pompos (s. 370) und Hekataeos von Teos (s. 869 u. dazu oben C. 11. A. 10).
Was Unger sonst noch beibringt, würde allerdings besser für die Zeit
um 132 passen, ist aber auch für die um 90 keineswegs unerträglich.
206) Prell er Mnaseas von Patara, Zeitschr. f. d. Alterthsw. 1846.
Sp. 673—686 » Ausgew. Aufs. S. 312—329. Mehler Mnaseae Patarensis
fragmenta, Leiden 1847. 8. Müller F. H. G. IIL S. 149—168. IV. S. 669 f.
(wo aber Fr. 34 zu tilgen ist).
207) Ath. IV. 168 c. VII. 301 d. VUI. 331 e. 346 d — Fr. 16. 33. 6. 32.
Phot. Ilvd'ov zeXMvog «> Fr. 43. Paroemiogr. append. p.433 Leut6ch = Fr.38.
208) Schol. Find. Py. IV, 104. Ol. XI, 39. Schol. Lucian. p. 61
lacob. Schol. Hes. Theog. 117 = Fr. 6. 9. 86. 46.
209) Suid. 'Egazoa&tvTig, s. C. 16. A. 23. Die Worte lassen allerdings
auch eine andere Constraction za, nach welcher er vielmehr Schüler des
Aristarchos gewesen wäre, allein abgesehen von dem schon a. a. 0. hie-
gegen Bemerkten passt hiezu, wie Prell er S. 313 f. hervorhebt, nicht der
Charakter seiner Schriffcstellerei und noch weniger dies, dass er (Fr. 26* in
*OiiriQov 'EntfisQLoiioi u. d. W. Movaat b. Gramer Anecd. Oxon. L p. 277)
die Eyprien (naXapi,i^Seta) noch dem Homeros zuschrieb.
210) Für seine grosse Belesenheit zeugt auch, dass wahrscheinlich das
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680 Zweinndzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
welcher sich aber von anderen dieser Art Scribenten nicht eben
zu seinem Yortheil durch die ihm eigenthümliche masslose Häufung
in der Anwendung willkürlicher und abgeschmackter Genealogien
unterschied*^*), leichtgläubig und geschwätzig, verfasste eine
Länderbeschreibuüg, ÜSQijtXovg^^^) oder ÜSQtrjyi^östg^^*), in
welcher es sich aber nicht sowohl um das Geographische als um
die Merk- und Sehenswürdigkeiten der einzelnen Gegenden und
Orte handelte, und eine Sammlung der delphischen Orakel-
sprüche, ^Bkipixäv xQtfiiiäv öwaytayri^^^) mit einem Gommen-
tar voll ähnlicher Plattheiten und Thorheiten*^^. Das erstere
Werk war in drei Hauptabtheilungen, Europa, Asien und Libyen,
und jede derselben noch wieder in mehrere Bücher getheilt*^^.
Eine Zeit lang mögen diese Schriften viel gelesen sein. Noch
Athenaeos scheint die erstere vollständig vor sich gehabt zq
haben *^®), und namhafte Grammatiker citiren den Mnaseas*'®).
Citat des Hasdrabas (Plin. gchreibt irrthümlich Asarubas) bei Plin. N. H.
XXXVII. §. 37 (welche Stelle Bücheier zuerst richtig interpungirt hat)
ans seiner Periegese von Libyen (s. §. 38 = Fr. 41) stammt und so wohl
noch Anderes in diesem Katalog §. 30ff., s. Buche l er Zwei Gewährsm&nner
des Pliniüs, Rhein. Mus. XL. 1885. S. 304-307.
211) Wie ihn Welcker EL Schrr. I. S. 485 sachgemftss nennt
212) S. Preller S. 816 f, welcher mit Recht sagt, dass „dies yivBa-
XoyeCv tä ndrta (Paus. X, 6, 3) bei ihm förmlich zn einer Monomanie ge-
worden ist*S üebrigens fehlte auch ,,der Lieblingshang seiner Zeit zum
Synkretismus und zur Religionsmengerei** (Preller S. 318) bei ihm nicht,
8. Fr. 37 b. Plut. de Ib. et Os. 37. 365 F.
213) Fr. 6. 43 (s. A. 207).
214) Fr. 13 b. Steph. v. Byz. 'EyyaXäpsg.
215) Fr. 46 (s. A. 208), abgekürzt iv ttß ne^l x9i7<rf^<oy Schol. Pind.
Ol. IT, 70 — Fr. 47, dazu Fr. 48—60.
216) Fr. 46—50, s. Preller S. 328 f.
217) Qerman. ad Arat. Phaen. p. 201, 9 S. Breys. (Fr. 1). in primo
libro de Europa, Harpokr. *Innüi 'A^va (= Fr. 2). h a EvQOKrig, Schol.
Theoer. I, 64. Phot. IlQcc^idinr} (-= Fr. 7. 17). iv %m nsi^l Evqt&nriq. Aelian.
N. A. XVIII, 7 (— Fr. 11). h tJ EvQconji. Ammon. Nfj^ttdsg (= Fr. 25*>).
iv toig icbqI trjg EvQconrig, Ath. XII. 530 c (b> Fr. 14). iv x^Cxtp Evf^Mtig,
Fulgent. Exp. serm. ant. p. 168 (— Fr. 16). tertio (?) Ewropae Ubro,
Ath. IV. 158 c. VII. 296 b (— Fr. 15. 12). iv x^lxat xav EvQmnuinmv.
Schol T a O, 336 (— Fr. 19). iv rj\ Schol. ApoU. Rh, 1, 1129 («Fr. 26).
iv itQmxtp nsQl 'Aelag, Ath. VIII. 346 d (» Fr. 32). iv devxiQco hbqI *Aclag.
Hesych. fia^xa/otg oxoig (» Fr. 40). iv xotq nsql Aißvrig. Herodian. Cath.
pros. L p. 13, 19. iv y xmv nsQiriyriastDV.
218) S. die Citate A. 217.
219) Didym. b. Ammon. a. a. 0. (Fr. 25^ s. M. Schmidt Didym.
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Demetrios Ton Kallatis. Demetrios aas Skepsis. 681
Demetrios von Kallatis^^) schrieb 20 Bücher xsqI 'Aöiag
xal EvQcixrjg^^^) jedenfalls nach 216**^, aber auch wohl nicht
viel später**^).
Demetrios aus Skepsis in Troas***) war ein Zeitgenosse
des Erates von Mallos und des Aristarchos^^^), geboren frühestens
etwa 214**^, ein reicher Mann von vornehmer Abkunft, dabei
aber den Studien sehr ergeben**^. Er schrieb ein fleissiges und
S. 800 f., vgl. Schol. Find. Ol. 11, 70. Schmidt a. a. 0. S. 239). Herodian.,
B. A. 217 und den Index von Lentz.
220) Müller F. H. G. IV. S. 880 f.
221) La. Di. V, 83 im HomonymenverzeichnisB: ^ntog KaXXaviavog,
og yiyQ0tq>8 nsgl 'Aalag %a\ Eiffdnrjg stnoat ßißlovg,
222) Da er noch vom Tode Hierons II sprach, s. Fr. 6 b. Psendo-Lukiau.
Macrob. 10, wo freilich die Behauptung, nach seiner Angabe sei dieser
50 Jahre EOnig gewesen, nnglaublich klingt, s. C. 5. A. 22.
223) Denn wenn das Citat bei Strab. I. 60 (= I<V. 2) auch wahrschein-
lich nichts wie Niese in der A. 231 anfgefQhrten Abh. S. 804 annimmt,
aus Demetrios von Skepsis, sondern vielmehr aus Poseidonios stammt
(s. A. 281), so steht er doch im Quellenverzeichniss bei Pseudo-Skymn. 117
nnter lauter Schriftstellern aus dem 4. und 8. Jahrh. (s. A. 205) und ist
vermnthlich auch der von Agatharchides (s. A. 256) gelobte D. Wahr-
scheinlich ist er übrigens, wie Müller annimmt, auch der von Dionjs.
V. HaL C. V. 4. p. 30 R. (s. C. 21. A. 225) wegen seines schlechten Satz-
baus getadelte, wo er zunächst hinter Poljbios und Psaon steht. Das
. Meiste über ihn erfahren wir aus Pseudo-Skymn. 718 ff. 789 ff. 880 ff. (Fr. 1)
und aus Strab. a. a. 0. {zovg tui^' oXriv zriv *EXXd9a yevofiivovg itorh «rei-
afiovg SirjYoviisvog). Ausserdem wird er noch bei Steph. v. Byz. 'AvttytvQcc
(c» Fr. 8) und Schol. Theoer. I, 64. V, 83. VII, 151 (— Fr. 4) angeführt.
Von den letzteren Citaten meint Müller: „nescio an haec ^Hus re ferenda
sint ad Cotnmentarios in Theocritum't
224) Stichle Der Tgiamog didnoofiog des Demetrios von Skepsis, Philo-
logns V. 1856. S. 528—546. VI. 1851. S. 844—347. Bohle De Demetrio
Scepsio grammatico, Kempen 1858. 4. (werthlos). Gaede Demetrii Scepsii
quae supersunt, Greifswald 1880. 8. (Doctordiss.). Vgl. Maass De Deme-
trio Scepsio, in De Sibyllarum indicibus, Greifsw. 1879. 8. S. 22—27.
225) Strab. XIII. 609. in 9^ tijg Uxi^ijjsmg %ai h Jr}(ii]T(fi6g ictiv . . .
6 tdv TQmmov duinocfiov i^rjyriadfiBvog yifafi(MXTi%6g^ nccta %6v avtov xqo-
vov ysyovag Kqaxrixi thoX *Aifiütd^%tp.
226) Denn um 190 war er noch fietQcituov, Strab. XIII. 594. %€cl to
"iXiov d* o vvv iazt %(Ofi6noXig not' ^y, ote n(fmtov ^Pmfucioi tijg *AaCag ini-
ßriöav nal i^ißaXov *Avt(o%ov tov (liyav i% t^g ivtog tov TavQOv. (priül
yovv JrjuTjtQiog 6 Zw^tlfiog fi,Bt(fd%top <e5i'> imätjfii^aag tlg trjv n6Xiv xar'
i%sivovg tovg %aiQovg %. t, X. (Fr. 21 Gaede).
227) La. Di. V, 84 im HomonymeuTerzeichniss: ivdinatog Unrjiffiog^
nXovotog xal a^ysvrjg av^^amog xal qtiXoXoyog axf^mg. Daher bezeichnet
denn Strabon (s. A. 225) ihn auch geradezu als y(fapi,iiccti%6g.
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674 Zweiandzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
er anf der anderen Seite nach der Weise seines Zeitalters die
Zeugnisse Anderer häuft, während er sein eignes ürtheil nur
selten und mit wenig Worten einfliessen lässt: die ästhetische und
historische Würdigung der Kunstwerke war eben nicht seine
Stärke. Polemon stand in den nächsten Jahrhunderten in wohl-
verdientem Ansehen. Fleissig benutzten ihn Didymos^*), auch
Aristonikos^**), femer Strabon und Plutarchos, der seines Lobes
voll ist^®*). Asklepiades von Myrleia, Herakleides von Mopses,
Herodikos der Krateteer^®*) und Andere ^'•) gedachten seiner,
Pausanias, obgleich er ihn nirgends nennt, bietet uns vermuth-
lich noch manche Auszüge aus ihm, obgleich sich leider im Be-
sonderen wenig Sicheres oder auch nur Wahrscheinliches hierüber
ausmachen lässt, und obgleich die Frage, ob derselbe ihn un-
mittelbar oder nur mittelbar benutzt hat, eher, wie es scheint,
im letzteren als im ersteren Sinne zu beantworten ist^®'). Die
182) 8. Fr. 2. 4. 23. 36. 86. 92. 99. 101 mit Prell er 8 Bemerkangen.
M. Schmidt Didym. S. 44. 220. 314. 823. 397. Vgl. Preller 8. 29: ,yAc
semel quidem Didymus dissidet a Polemone et adversus eum disputat (cf,
fr. LXXXVI) : plurimis tarnen locis in tesHmoniis nostri ita acquiescU, %U
Optimum eius de Polemonis fide ac doctrina iudicitim fuisse oporteaV*.
183) Fr. 26 (Seh. Pind. Ol. VIII, 163).
184) In der wiederholt angef. Stelle Qu. symp. V, 2. 676 B. nolvpM-
d'ovg %al ov vvatd^ovrog iv toig 'EXl'qvt'Koi^g ngäy^taüiv dvdQog.
186) S. A. 112. 113. 124. Vgl. C. 26. A. 134.
186) Ammonios von Lamptrae {itSQl ßcaftmv nal Qvüimv) b. Ath. XI.
476 f. (8. Preller 8. 142 z. Fr. 88) und der üeberarbeiter des Demetrios
von Magnesia, ans welchem die Homonymenvdrzeiohnisse bei La. Diog.
stammen (s. C. 19. A. 87), Fr. 67—69 b. Diog. II, 104. V, 68. 89, vgl. auch
Fr. 6 bei Marcell. V. Thuc. §. 28. — Aelianos nennt ihn nnr einmal (N. A.
Xn, 40 » Fr. 29), hat ihn aber häufiger, sei es unmittelbar, sei es mittel-
bar, benutzt, s. Preller 8. 132 und bes. Ealkmann a. a. 0. 8. 77 ff. 112.
187) Bei dieser Auffassung des Sachverhalts gerathe ich sogar mit
dem schon A. 178 angeführten, neueren Uebertreibungen gegenüber manches
Richtige enthaltenden, aber doch viel zu apologetischen Buche von Gurlitt
Ueber Pausanias, Graz 1890. 8., welches ich erst während des Druckes
benutzen konnte, in keinen principiellen Conflict Ein näheres Eintreten
in diese Streitfrage liegt glücklicherweise jenseits der Grenzen meiner
Darstellung. Doch will ich nicht unterlassen meine Meinung, so weit ich
eie mir bei der Kürze der Zeit bilden konnte, in möglichster Kürze der
Worte auszusprechen. Auch ich bin überzeug^, dass Paus, in der „eigent-
lichen Periegese" Vieles wirklich nach eigner Anschauung und Erkundigung
bei den „Exegeten" und sonstigen OrtsangehOrigen dargestellt hat. Aber
ich halte es nach der (von Gurlitt m. E. sehr mit Unredit abgelehnten)
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Polemon von Qion. 675
meisten Fragmente danken wir dem Athenaeos, welcher seine
Werke zum Theil noch selber angesehen zu haben scheint^®®).
Analogie mit seiner sonstigen Arbeitsweise (selbst so, wie Gnrlitt die-
selbe auffasst) für völlig unwahrscheinlich, dass er auch nur da, wo er
es überhaupt konnte, hiebei stehen geblieben sein sollte. Auf seine eignen
Angaben darüber, was er selber gesehen oder gehOrt habe, vermag ich
nach wie vor kein besonderes Gewicht zu legen. Hat doch, wie Gurlitt*
S. 137 selbst anerkennt, Enmann Jahrb. f. Ph. CXXIX. 1884. S. 610—618
überzeugend dargethan, dass der „epbesisohe Mann", von welchem Pau3.
V, 6, 6, 9 Etwas geh Ort zu haben angiebt, kein Anderer als Artemidoros
ist, bei welchem er es gelesen hat. Dies einzige drastische Beispiel ge-
nügt schon vollauf, ausserdem s. Enmann a. a.^. S. 608, und wenn gegen
diesen Maass Herm. XXII. 1887. S. 690 f. Anm. es in voller Ueberein-
stimmung mit Di eis richtig stellt, dass solche Art von „schriftstellerischer
Einkleidung" mit Nichten schon bei Herodotos zu finden ist, so begreife
ich nicht, wie Gurlitt S. 129 dies bemängeln und sich noch dazu hiefür
auf Diels berufen kann. Und dass Paus. Öfter seine Quellen in dieser
Weise noch weit mehr absichtlich versteckt, dafür sei hier femer nur noch
ein anderes, nicht minder schlagendes Beispiel IX, 31,3,4 angeführt,
s. A. 284^ (vgl. auch 0. 38. A. 94). Ich halte es nach wie vor für das
Wahrscheinlichste, dass das Werk des Paus, die neuste, reichhaltig aus
anderen Schriften und eigner Erkundung vermehrte Auflage oder Ueber-
arbeitung eines weit älteren, etwa um 160 v. Chr. oder wenig später ent-
standenen Reisehandbuches ist, dessen Urheber jedenfalls auch den Polemon
und vermuthlich stärker, als uns noch die Spuren geblieben sind, benutzt
hatte. Es dünkt mich nach wie vor, dass erst im Verein mit einer solchen
Annahme die allerdings durchaus berechtigten Erwägungen, welche Gurlitt
5. 120 f. zusammenstellt, ausreichen, um die Spärlichkeit der Erwähnung
von Kunstwerken und Künstlern aus den mittleren Zeiten bei Paus, zu er-
klären, und genau dieselben Erwägungen lassen sich gegen den Einwurf
Gurlitts S. 11 f. kehren, dass Paus, auf diese Weise ein sehr unzweck-
mässiges Unternehmen gemacht hätte. Ganz den gleichen Einwand könnte
man ja auch gegen Laertios Diogenes richten, und doch zweifelt heutzutage
hoffentlich Niemand mehr, dass sein Compendium sich zu seiner Haupt-
vorlage ganz ähnlich verhielt. Der Versuch von Gurlitt S. 193 ff. ferner
die Behauptung (s. Kalk mann a. a. 0. S. 64 ff.), dass die Beschreibung
von Athen und dem Peiraeeus bei Paus, ihrem Grundstock nach nicht
sowohl auf seine Zeit als auf die um 160 v. Chr. passe, zu widerlegen,
gründet sich für den Peiraeeus namentlich auf die Inschrift 'EtprifjL. agzaioX.
1884. Sp. 166 ff. (Taf. 11), die er zvirischen 138 und 171 n. Chr. setzt,
von der aber B. Keil Zur Pausaniasfrage , Hermes XXV. 1890. S. 317—320
erwiesen hat, dass sie vielmehr aus der Zeit vor Strabon ist, und damit
„bricht denn" in der That Gurlitts „ganzes Beweisgebäude im dritten
Capitel seines Buches zusammen**. (Gegen die in Wirklichkeit „unmethodi-
schen** Einwendungen von Gurlitt BerL ph. Woch. X. 1890. Sp. 842 ff.
6. die schlagende Beplik von B. Keil ebendas. Sp. 1268 f., mit welcher
43*
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676 Zweiundz wanzigstes Capitel. Oeographie and Periegese.
Aber leider waren sie nicht mehr im Geschmacke der späteren
Zeiten, und so gingen sie za Gmnde.
wenigstens für mich diese Sache abgethan ist nnd nnn lediglich Hypothese
gegen Hypothese, um nicht zn sagen ün Wahrscheinlichkeit gegen Wahrschein-
lichkeit, steht), üeber einen anderen chronologischen Irrthom von Gar litt
s. C. 26. A. 7. Zu der „eigentlichen Periegese" nun aber gehört die Be-
* schreibang der Lesche in Delphi (X, 25—81), die doch sicher nicht von
Paus, selbst verfasst ist. Ob sie freilich aas P. stammt, ist, wie schon
G. 20. A. 44 bemerkt warde, zwar möglich, aber nicht erwiesen noch er-
weislich, and ein Gleiches gilt von der des Kypseloskastens (V, 17—19),
mag man nan diese dem Paas. selber zatraaen oder nicht, s. Garlitt
S. 163 ff. Dagegen bat dilber ürsprang für die des amyklaeischen Thrones
(III, 18, 6, 9 — 19, 4, 6) eine ziemliche Wahrscheinlichkeit (vgl. P. Fr. 86.
Hirt Paas. El. S. 49 ff. Kalkmann Paas. S. 121 and jetzt aach Immer-
wahr Die Lakonika des Paas., Berlin 1889. S. 96 ff. 149, der aber 18, 5, 7
wohl mit Recht vielmehr aas Sosibios herleitet, vgl. C. 21. A. 406). An
denselben dachte übrigens schon Siebeiis za Paas. lU, 18, 6, der eben-
damit am Frühesten (1818), noch vor dem Ungenannten im Ennstblatt
1880. S. 88 (s. Gurlitt S. 163) and vor Preller S. 60 (vgl. S. 181) über-
baapt aaf Gedanken dieser Art verfiel, indem er wenigstens meinte, P.
werde in seinem Werke icsqI t£v iv Aa%89ai(iavi n6Uiov (? s. A. 129) aach
diesen Thron beschrieben haben and diese Beschreibnng dem Paas. nicht
anbekannt gewesen sein. Für nahezn sicher halte ich nach wie vor die
zaerst von Bergk Z. f. d. Alterth. 1846. 8. 964. A. 6 aasdrücklich aas-
gesprochene Zarückffihrang von I, 23, 9, 11 aaf P. (s. Fr. 4 b. Maroellin.
y. Thac. §. 16) TtBQl d%(fim6X6mgy zamal da B. Scholl Zar Thakydides-
Biogr., Herrn. XIII. 1878. S. 434 ff. seine gelangene Widerlegang von
Wilamowitz Herrn. XII. S 344 ff. (vgl. A. 176) doch nar antemimmt,
um seinerseits darzathun, wir hätten keinen Grand von der natürlichsten
Annahme abzugehen, „dass Paas. seine Angaben im Wesentlichen so, wie
er sie bietet, dem P. entnommen hat'*. Vgl. Ealkmann a. a. 0. S. 63.
Dies erwähnt denn aach Gar litt S. 167, während er es seltsamerweise
S. 116. 166 verschweigt. Für I, 29. 36 f. legt sich aach ihm S. 260 der
Gedanke nahe, dass wenigstens dieser Theil der Periegese aaf P. {xbqI tfig
tsQas oSov) zurückgehe, wenn er aach mit Recht hinzufügt: „directe Be-
weise dafür giebt es freilich nicht *^ and S. 316 Bedenken äussert. 1,32, 2 f.
erscheint die rhamnasische Nemesis als Werk des Pheidias in Ueberein-
stimmung mit Polemon imd im Gegensatz zu Antigonos von Eaiystos,
s. A. 178. C. 20. A. 29. Für Delphi (X) hat auch Ealkmann a. a. 0.
S. 111 ff. nur eine einzige flüchtige Spur des P. (Fr. 29 b. Aelian. N. A.
XII, 40 u. Aelian. ebend. X, 26) nachzuweisen vermocht: 14, 4, 7. Für Elis
zeigt, 80 bemerkt Gurlitt S. 166, „in der ganzen Beschreibung der Altis. . .
nur eine Stelle V, 9, 1 ... deutliche und zweifellose üebereinstimmung
mit P. (Fr. 23 b. Plut. Qu. symp. V, 2)". Bei der verhältnissmässig ge-
ringen Zahl der Fragmente des Letzteren und seiner doch wohl nur mittel-
baren Verwerthung bei Paus, ist indessen diese magere Ernte immer noch
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Skymnos von Chioa und Pseudo-Skymnos. 677
Ueber Attalos I s. C. l.j
Skymnos von Chios^®^), wahrscheinlich^^ derselbe mit
dem von dort gebürtigen Sohne de.s Apellas^**), welcher mit
Polemon^ Hegesianax ^^) und vielen Anderen in der Liste der
delphischen XQo^evoc aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts
steht und nach derselben 185/4 dieser Ehre theilhaftig ward^^^,
schrieb eine UsQi'^yriöi.g in Prosa, welche in zwei Haupt-
abschnitte, EvQcinti^^) und ^jiöüx^^^) und vielleicht noch einen
dritten Aißvri und in mehrere Bücher*^ zerfiel^*"'). Nun besitzen
wir noch ein Bruchstück einer solchen Periegese, aber in komi-
schen, übrigens sorgfaltig gebauten ^^^) lamben in einer Pariser
bedentsam genug. Und die Combinationen des jüngeren IJrlichs (b. A. 168.
178), denen ich C. 20. A. 14 (wenn auch nicht ohne allen Rückhalt) bei-
gestimmt habe, scheinen mir auch jetzt noch, nachdem ich Gnrlitts
Buch gelesen, nicht im Allerentferntesten die wegwerfende Behandlung zu
verdienen, welche dieser S. 161 f. ihnen angedeihen lässt. Auch vgl. noch
Maas 8 Deutsche L.-Z. 1890. Sp. 88. Aber für Paus. II. IV. VI- IX lehnt
E alkmann (vgl. A. 138) selbst jeden Einfluss des F. ab. Sehr ähnlich
übrigens wie ich urtheilt über die ganze Frage Christ Qr. L.-6.' 8. 576.
188) Da er dieselben mehrfach nach den einzelnen Büchern anfuhrt.
Zum Theil schöpft er freilich yielmehr aus abgeleiteten Quellen.
189) ApoUon. Hist. mir. 15. Herodian. Cath. pros. VIII p. 140, 4 Lcntz.
Steph. Y. Bjz. Jla^off. — Westermann Art. Scymnus in Paulys Realenc.
190) 8. Bohde Scymnus von Chics, Bhein. Mus. XXXIV. 1879. 8. 158 f.
Vgl. A. 197.
191) Dieser Apellas kann genau ebenso gut ein anderer Mann gewesen
sein als, wie Bohde vermuthet, der 8chüler des Arkesilaos (s. C. 2.
A. 609—611).
192) 8. A. 122. C. 27. A. 11.
198) Wescher und Foucart Inscr. de Delphes No. 18. p. 26, 190 ff.
Dittenberger 8yll. inscr. Qr. No. 198: ä(^%ovxoi E^x^TSog, s. A. Momm-
sen Philologns XXIV. 8. 40 ff. Bergk ebendas. XLII. 8. 234 ff.
194) Herodian. a. a. 0. XII. p. 818, 1 u. Steph. 'Ayd&rjt iv xf E^q^kth
u. 8. A. 196.
195) Herodian. a. a. 0. p. 402, 18. Dict. sol. p. 925, 6 f. iv x& i' xi^q
'AaUii nBQlnhp. 8chol. Apoll. Bh. IV, 277 u. 8teph. "AqBoq vriaog: iv 'Aaüf.
196) 8ch. ApoU. Bh. IV, 284. iv x^ vs' (?' ? Meineke) n9Q\ Ev^cmris,
Herodian. u. 8teph. in den A. 189 angef. Stellen: iv ngtoxat neQiTiyiiceaig
u. 8. A. 195.
197) Aus dem Citat bei Apollonios (s. A. 189) scheint nach Analogie
der übrigen Ton diesem benutzten Schriftsteller (s. C. 17. A. 100 — 105)
wenigstens so viel hervorzugehen, dass dieser Sk. nicht später als in der
ersten HOifte des 2. Jahrh. gelebt haben dürfte. — Uebrigens s. noch
Steph. ^EQiimvaaaa,
198) S. C. 27. A. 31.
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678 Zweinndzwansigstes Capitei Geographie und Periegese.
Handschrift'^ unmittelbar hinter denen von DionyeioB, dem
Sohne des Kalliphon^, 742 Verse ober Europa, und dazu
kommen noch mehr als 200 andere über Europa und Asien, zum
Theil in Prosa aufgelöst, in einem Periplus des PontosEuxeinos***^).
Das Ganze war^^) eine Compilation aus Ephoros, Timaeos, Era-
tosthenes und Anderen. Die ältsten Herausgeber schrieben es
falschlich dem Markianos von Herakleia zu'^^), dann rieth man
ebenso falschlich auf Skymnos, und der Bequemlichkeit halber
pflegt man noch jetzt die Bezeichnung Pseudo-Skymnos bei-
zubehalten^. Den Anfang macht eine Widmung an den König
Nikomedes (1 — 108), d. h. entweder Nikomedes U oder wahr-
scheinlicher Nikomedes IH von Bithynien, so dass mithin dies
Lehrgedicht entweder gegen Ende des zweiten oder wahr-
scheinlicher im Anfang des ersten Jahrhunderts w Chr. ent-
standen ist^*^).
199) Snppl. 448, aus dem 12. Jahrb., b. über dieselbe Müller Qeo-
graphi Graeoi minores Bd. 1 (Paris 1855). S. IX ff. Die erste Ausgabe ist
aber nicht unmittelbar ans ihr, sondern ans Abschriften dieses Codex ge-
flossen. Vgl. A. 204.
200) S. C. 26. A. 6.
201) Bei Müller a. a. 0. I. S. 402—483. Man sieht dies daraas, dass
der Verfasser mehrfach auch von jenen Yoraufgehenden Versen Gebraach
macht. Zwei der von ihm erhaltenen (758 f.) stehen auch bei Steph. Jto-
vvüov noXiq^ aber dieser giebt ebenso wenig wie jener die Quelle an.
202) Nach 109 ff., 8. A. 205.
208) Seltsamerweise dadurch verleitet, weil in der Handschrift statt
des Titels Bvtv%mg Maqmavm steht.
204) Die erste Ansg. war die von Hoeschel in den Geographi, Auge-
bürg 1600. 8. unter dem Namen des Markianos; ihm folgten F. Morel,
Paris 1606. 8. (mit metr. lat. Uebers.), Erasm. Vindingus, Kopenhagen
1662. 8. (mit pros. lat. Uebers.), Hudson in den Qeogr. min. T. II, Oxford
1708, der zuerst den Namen des Skymnos aufbrachte und die von L. Hol-
stein und J. G. Vossius aus dem Peripl. des Pont. Euz. gezogenen Verse
beigab, der Herausgeber der SvlXoyii . . . tAv yBfoyquf^^hxmv u. s. w.
Bd. 1. Wien 1807, dann^ nachdem Miller hinter seiner Ausg. des Markia-
nos (Paris 1889) die Lesarten der Urhandschrift mitgetheilt hatte, Letronne
Fragments des poSmes g^ographiques de Scymnos de Ohio et du faux
Dicäarque, restitu^s principalement d'apr^s un manuscrit de la biblioth^ue
rojale etc., Paris 1840. 8., Fabricius, Leipzig 1846. 8., Meineke, Berlin
1846. 12. mit Dionysios, Ealliphons Sohn (die Hauptausg.), Müller a. a. 0.
L S. LXXIV— LXXIX. 196—287. — Fabricius Lectiones Scymnianae,
Dresden 1844. 8. C. F. Hermann Parerga critica, Philologus X. 1866.
S. 241—248.
206) Jedenfalls nach dem Erloschen des pergamenischen KOnigshaoses,
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Mnaseas aus Patrae oder Patara. 679
Mnaseas*^) aus Patrae in Achaia^**') oder aus Patara in
Lykien^*^^), ein Schüler des Eratostheues^^^), bei welchem aber
die Vielseitigkeit seines Lehrers in die hohlste Viel wisserei über-
gegangen war *^*^), ein ganz verdrehter euhemeristischerScribent^^^),
V. 16 ff. Nikomedes II regierte von 149 bis 96/4, Nikomedes 111 von da
bis 76. Die Begründung Müllers S. LXXVII f. dafür, dass der Letztere
gemeint sei, hat mich völlig überzeugt: der Widerlegungsversuch von
G. F. Unger Die Chronik des ApollodoroB, Philologus XLI. 1882. S. 611 ff.,
welcher die Entstehung dieses Lehrgedichts vielmehr um 182 ansetzt, geht
gerade an der Hauptsache vorbei, nämlich der unglaublichen Tactlosigkeit,
welche in den Versen 60—60 liegen würde, wenn sie an Nikomedes II ge-
richtet wären, und bekämpft Etwas, was Müller gar nicht behauptet hat,
als sollten diese Verse eine Anspielung gerade auf den Regierungsantritt
des Letzteren (66 ff. tov avyncttOQ^maavxa tm <rc5 naxgl toi trjg ßaaiXeiag
7CQ6tSQOv . . . top 'An6XX<ova tov /Jidviiij) und nicht etwa vielmehr auf ein
anderes, uns unbekanntes Ereigniss aus dessen langer Herrscherzeit ent-
halten, bei welchem das Branchidenorakel in Didjma ihm geholfen hatte.
Vor dem schon an sich durchaus unberechtigten argumentum e silentio,
als müssten Polybios und Artemidoros, weil sie von Pseudo-Skymnos nicht
berücksichtigt werden, später als er geschrieben haben, hätte Unger die
Erwägung bewahren sollen, dass dieser Schriftsteller aUem Anscheine nach
für seinen Stoff 114—127 überhaupt nur Quellen nennt, welche nicht jünger
waren als das 3. Jahrb., 114 — 118 Eratosthenes, Ephoros, Dionysios von
Ghalkis, Demetrios von Eallatis (s. A. 223), Rleon und Timosthenes
(s. A. 41. 86), 124— 127 Kallisthenes, Timaeos, Herodotos; wer in den zer-
störten Versen 119—126 sonst noch gestanden hat, ist freilich nicht zu
wissen, jedenfalls aber vermisst man (wie auch Unger anerkennt) Theo-
pompos (s. 370) und Hekataeos von Teos (s. 869 u. dazu oben C. 11. A. 10).
Was Unger sonst noch beibringt, würde allerdings besser für die Zeit
um 132 passen, ist aber auch für die um 90 keineswegs unerträglich.
206) Preller Mnaseas von Patara, Zeitschr. f. d. Alterthsw. 1846.
Sp. 673—686 ns Ausgew. Aufs. S. 312—329. Mehler Mnaseae Patarensis
fragmeuta, Leiden 1847. 8. Müller F. H. G. IIL S. 149—168. IV. S. 669 f.
(wo aber Fr. 34 zu tilgen ist).
207) Ath. IV. 168 c. VII. 301 d. VEI. 331 e. 346 d =» Fr. 16. 38. 6. 32.
Phot. Uv&ov xsXidovog ■- Fr. 43. Paroemiogr. append. p.433 Leut8ch = Fr.38.
208) Schol. Pind. Py. IV, 104. Ol. XI, 39. Schol. Lucian. p. 61
lacob. Schol. Hes. Theog. 117 = Fr. 6. 9. 86. 46.
209) Suid. 'Egatoa&ivTjg, s. C. 16. A. 23. Die Worte lassen allerdings
auch eine andere Construction zu, nach welcher er vielmehr Schüler des
Aristarchos gewesen wäre, allein abgesehen von dem schon a. a. 0. hie-
gegen Bemerkten passt hiezu, wie Prell er S. 313 f. hervorhebt, nicht der
Charakter seiner Schriftstellerei und noch weniger dies, dass er (Fr. 26^ in
'Ofuj^ov *Eni,fiSQi.aiioi u. d. W. Movöm b. Gramer Anecd. Oxon. I. p. 277)
die Eyprien {IlaXafii^Seia) noch dem Homeros zuschrieb.
210) Für seine grosse Belesenheit zeugt auch, dass wahrscheinlich das
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680 Zweinndzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
welcher sich aber von anderen dieser Art Scribenten nicht eben
zu seinem Yortheil durch die ihm eigenthümliche masslose Häufung
in der Anwendung willkürlicher und abgeschmackter Genealogien
unterschied***), leichtgläubig und geschwätzig, verfasste eine
Länderbeschreibung, ÜSQijtXovg^^^) oder UsQtriyijöSig*^^), in
welcher es sich aber nicht sowohl um das Geographische als um
die Merk- und Sehenswürdigkeiten der einzelnen Gegenden und
Orte handelte, und eine Sammlung der delphischen Orakel-
sprüche, ^sXtpixäv xQflöiiäv öwayfoyi^^^^) mit einem Commen-
tar voll ähnlicher Plattheiten und Thorheiten**^. Das erstere
Werk war in drei Hauptabtheilungen, Europa, Asien und Libyen,
und jede derselben noch wieder in mehrere Bücher getheilt**^.
Eine Zeit lang mögen diese Schriften viel gelesen sein. Noch
Athenaeos scheint die erstere vollständig vor sich gehabt zq
haben *^), und namhafte Grammatiker citiren den Mnaseas**^).
Citat des Hasdrnbas (Plin. schreibt irrthümlich Asarubas) bei Plin. N. H.
XXXVII. §. 87 (welche Stelle Bücheier zuerst richtig interpangirt hat)
aus seiner Periegese von Libyen (s. §. 38 =« Fr. 41) stammt und so wohl
noch Anderes in diesem Katalog §. 30ff., s. Buche l er Zwei Gewährsmänner
des Plinius, Rhein. Mus. XL. 1885. S. 804-807.
211) Wie ihn Welcker EL Schrr. L S. 486 sachgem&ss nennt
212) S. Preller S. 816 f., welcher mit Recht sagt, dass ,,die8 yBvsa-
XoysLv xa ndma (Paus. X, 6, 8) bei ihm förmlich zu einer Monomanie ge-
worden ist'^ üebrigens fehlte auch „der Lieblingshang seiner Zeit zum
Synkretismus und zur Religionsmengerei** (Preller S. 818) bei ihm nicht,
s. Fr. 87 b. Plut de Ib. et Os. 87. 866 F.
218) Fr. 6. 43 (s. A. 207).
214) Fr. 18 b. Steph. v. Byz. 'Eyy»lai/€g.
215) Fr. 46 (s. A. 208), abgekürzt h %£ nsQl xQ^^f^^ Schol. Pind.
Ol. n, 70 = Fr. 47, dazu Fr. 48—60.
216) Fr. 46—60, s. Preller S. 828 f.
217) German. ad Arat. Phaen. p. 201, 9 ff. Breys. (Fr. 1). in primo
libro de Ewopa, Harpokr. *InnCa 'A^va (= Fr. 2). h a EvQdnrjg, Schol.
Theoer. I, 64. Phot. n^tx^idUrj («- Fr. 7. 17). iv xm ubqI EvQoanrig. Aelian.
N. A. XVIII, 7 (=- Fr. 11). iv xi EvQto^. Ammon. NtiQsmg (= Fr. 25*>).
iv xois nsgl xi^g EvQcinrig. Ath. XII. 680 c («=> Fr. 14). iv xi^lxm Evfuomig.
Fulgent. Exp. serm. ant. p. 168 (» Fr. 16). tertio (?) Europae libro,
Ath. IV. 168 c. VII. 296 b (» Fr. 16. 12). iv xgCxtp xmv EvQmmanav.
Schol T IL O, 886 (— Fr. 19). iv r\\ SchoL ApoU. Rh. 1, 1129 (=- Fr. 26).
iv fCQ(6xm nsQl 'AaCag, Ath. VIII. 846 d (» Fr. 32). iv dsvxigm %bqI *Äaiag,
Hesych. BaffnaCoig otoig («= Fr. 40). iv xotg ^re^l Atßvrig. Herodian. Cath.
prOB. I. p. 18, 19. iv y' xmv nsQtrjyi^ßstDV,
218) S. die Citate A. 217.
219) Didym. b. Ammon. a. a. 0. (Fr. 26^ s. M. Schmidt Didym.
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DemetrioB yon Kallatis. Demetrios aus Skepsis. 681
Demetrios von Kallatis**^) schrieb 20 Bücher ^agl^AöCag
Kai EvQcixTjg^^^) jedenfalls nach 216^"), aber auch wohl nicht
Tiel später ^*^.
Demetrios aus Skepsis in Troas***) war ein Zeitgenosse
des Krates Ton Mallos und des Aristarchos'*^), geboren frühestens
etwa 214"^, ein reicher Mann von vornehmer Abkunft, dabei
aber den Studien sehr ergeben**'). Er schrieb ein fleissiges und
S. 800 f., vgl. Schol. Find. Ol. ü, 70. Schmidt a. a. 0. S. 239). Herodian.,
8. A. 217 und den Index von Lentz.
220) Müller F. H. G. IV. S. 880 f.
221) La. Di. V, 88 im Homonymenverzeichniss : ^%tog KaXXatuivog,
og yiyqoiq>B fff^l 'AoCag %al E^Qmnrig einoat ß^Xovg.
222) Da er noch vom Tode Hierons n sprach, s. Fr. 5 b. Pseudo-Lukiau.
Macrob. 10, wo freilich die Behauptung, nach seiner Angabe sei dieser
50 Jahre König gewesen, unglaublich klingt, s. C. 5. A. 22.
228) Denn wenn das Citat bei Strab. I. 60 (= Fr. 2) auch wahrschein-
lich nichts wie Niese in der A. 281 aufgefQhrten Abh. S. 804 annimmt,
aus Demetrios von Skepsis, sondern vielmehr ans Poseidonios stammt
(b. A. 281), so steht er doch im Quellenverzeichniss bei Pseudo-Skymn. 117
unter lauter Schriftstellern aus dem 4. und 8. Jahrh. (s. A. 205) und ist
vermuthlich auch der von Agatharchides (s. A. 256) gelobte D. Wahr-
scheinlich ist er übrigens, wie Müller annimmt, auch der von Dionys.
V. Hai. C. V. 4. p. 30 R. (s. C. 21. A. 225) wegen seines schlechten Satz-
baus getadelte, wo er zunächst hinter Poljbios und Psaon steht. Das
Meiste über ihn erfahren wir aus Pseudo-Skymn. 718 ff. 789 ff. 880 ff. (Fr. 1)
und aus Strab. a. a. 0. (rovg %cid'' oXriv ttjv *EXXäda yevoiiivovg noth cet-
ofAOvg ÖLrjyovfisifog), Ausserdem wird er noch bei Steph. v. Byz. 'AvtinvQce
(=- Fr. 8) und Schol. Theoer. I, 64. V, 88. VII, 151 (— Fr. 4) angeführt.
Von den letzteren Citaten meint Müller: „nescio an haec potius re ferenda
sint ad Cammentarios in Theocriiumft
224) Stichle Der Tgmixbg dia-Kocfiog des Demetrios von Skepsis, Philo-
logus V. 1856. S. 528—546. VI. 1851. S. 844—847. Bohle De Demetrio
Scepsio grammatico, Kempen 1858. 4. (werthlos). Gaede Demetrii Scepsii
quae supersunt, Qreifswald 1880. 8. (Doctordiss.). Vgl. Maass De Deme-
trio Scepsio, in De Sibyllarum indicibus, Greifsw. 1879. 8. S. 22—27.
225) Strab. XIII. 609. i% S^ tijg ZuT^^Brng xal o Jrjfii^xQiog itfTiv . . .
6 tdv T(fmi7i6v dui%oa(iov i^riyrjaäfisvog y^fifMxrtxö^, xccta tov avtov xqo-
vov ysyovmg KQcitTjti xai 'AgiCtäQXtp,
226) Denn um 190 war er noch fieigcixioif, Strab. XIII. 594. %al %6
"iXiov d' 0 vvv iaxi xm^ionoXlg not' ^v, ots ngÄtov 'Pmftatoi Ttjg 'AaCag ini-
ßriaav %al i^ißccXov 'Avtloxov tov {tiyav i% tijg ivtog tov TavQOv. <prjül
yovv JrjfiritQiog 6 Zxi{^toff fiksi^aHiov K^mpy inidrjfii^cccg elg ti^v n6Xiv lurr*
inshovg tovg xaigovg %. t. X. (Fr. 21 Gaede).
227) La. Di. V, 84 im Homonymenverzeichniss: ivdi'natog Ihii^rlfiogy
xXovöiog nal Bvysv^g avd'geMog xal q>tX6Xoyog &%Qmg, Daher bezeichnet
denn Strabon (s. A. 225) ihn auch geradezu als ygaftfuxti%6g.
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680 Zweiniidzwanzigstes Capiiel. Geographie und Periegese.
welcher sich aber von anderen dieser Art Scribenten nicht eben
zu seinem Yortheil durch die ihm eigenthümliche masslose Häufung
in der Anwendung willkürlicher und abgeschmackter Genealogien
unterschied ^^')y leichtgläubig und geschwätzige verfasste eine
Länderbeschreibung, ÜSQiTtXovg^^^) oder ilcp^i^yif^^tff*^*), in
welcher es sich aber nicht sowohl um das Geographische als um
die Merk- und Sehenswürdigkeiten der einzelnen Gegenden und
Orte handelte, und eine Sammlung der delphischen Orakel-
sprüche, /JsXg>^xäv %Qri6^v öwaycyyri^^^) mit einem Commen-
tar voll ähnlicher Plattheiten und Thorheiten*^^. Das erstere
Werk war in drei Hauptabtheilungen, Europa, Asien und Libyen,
und jede derselben noch wieder in mehrere Bücher getheilt^^^.
Eine Zeit lang mögen diese Schriften viel gelesen sein. Noch
Athenaeos scheint die erstere vollständig vor sich gehabt zu
haben ^^), und namhafte Grammatiker citiren den Mnaseas**®),
Citat des Hasdrubas (Plin. echreibt irrthümlich Asarubaa) bei Plin. N. H.
XXXVII. §. 87 (welche Stelle Bücheier zuerst richtig interpangirt hat)
ans seiner Periegese von Libyen (s. §. 38 »i Fr. 41) stammt ond so wohl
noch Anderes in diesem Katalog §. 30ff., s. Buche 1er Zwei Gewährsmänner
des Plinius, Rhein. Mus. XL. 1885. S. S04-307.
211) Wie ihn Welcker KL Schrr. L S. 435 sachgemäss nennt
212) S. Preller S. 316 f., welcher mit Recht sagt, dass „dies yevca-
XoybCv tu ndvta (Paus. X, 6, 3) bei ihm förmlich zn einer Monomanie ge-
worden ist'^ üebrigens fehlte auch „der Lieblingshang seiner Zeit zum
Synkretismus und zur Religionsmengerei*' (Prell er S. 318) bei ihm nicht,
8. Fr. 87 b. Plui de Ib. et Os. 37. 365 F.
213) Fr. 6. 43 (s. A. 207).
214) Fr. 13 b. Steph. v. Byz. 'M^yBXavBq.
215) Fr. 46 (s, A. 208), abgekürzt h r<p ne(fl zgricfimv Schol. Pind.
Ol. 11, 70 =» Fr. 47, dazu Fr. 48—50.
216) Fr. 46—50, s. Preller S. 828 f.
217) German. ad Arat. Phaen. p. 201, 9 fif. Breys. (Fr. 1). in primo
libro de Europa, Harpokr. 'innCa 'Ad^vä (= Fr. 2). iv a EvQcmrig. Schol.
Theoer. I, 64. Phot. üga^idUri (— Fr. 7. 17). iv tm ne^l EvQi09rie. Aelian.
N. A. XVIII, 7 (=. Fr. 11). iv x^ Evgm^, Ammon. NriQBtdBg (= Fr. 25«»).
iv xoig nsgi ti^g EvQmxfig. Ath. XII. 530 c («■ Fr. 14). iv zqlttp EvQtoitfig,
Fnlgent. Exp. serm. ant. p. 168 («= Fr. 16). tertio (?) Europae Uhro.
Ath. IV. 158 c. YU. 296 b (» Fr. 15. 12). iv xqlxai tmv EvQConianmv.
Schol. T n. O, 386 (— Fr. 19). iv rj'. Schol. Apoll. Rh. 1, 1129 (=-Fr. 26).
iv 7t(f(6t<p Ttegl 'Aciag. Ath. VIII. 846 d (» Fr. 32). iv dsvtiQcp vsqI *Aclag.
Hesych. Bccg%oLCoig o%oig (-= Fr. 40). iv totg «e^l Aißvrjg, Herodian. Cath.
prOB. L p. 13, 19. iv y' rmv nsQiriyiiöeciv,
218) S. die Citate A. 217.
219) Didym. b. Ammon. a. a. 0. (Fr. 25^ s. M. Schmidt Didym.
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DemetrioB yon Kaliatis. Demetrios ans Skepsis. 681
Demetrios von Kallatis**^) schrieb 20 Bücher ^sqI 'Affiag
xal EvQcixris*^^) jedenfalls nach 216"*), aber auch wohl nicht
Tiel später***).
Demetrios aus Skepsis in Troas***) war ein Zeitgenosse
des Erates von Mallos und des Aristarchos**^), geboren frühestens
etwa 214**^, ein reicher Mann von vornehmer Abkunft, dabei
aber den Studien sehr ergeben**'). Er schrieb ein fleissiges und
S. 800 f., vgl. Schol. Find. OL 11, 70. Schmidt a. a, 0. S. 239). Herodian.,
8. A. 217 nnd den Index von Lentz.
220) Müller F. H. G. IV. S. 880 f.
221) La. Di. V, 88 im Homonymenverzeichniss: ll%tog KaXXavucvog,
oß yiy(fei<pe ntgl 'Aaiag «al E^^oom^^ etxoöt ßlßlovg,
222) Da er noch vom Tode Hierons n sprach, s. Fr. 5 b. Pseudo-Lukiau.
Macrob. 10, wo freilich die Behauptung, nach seiner Angabe sei dieser
60 Jahre König gewesen, unglaublich klingt, s. 0. 5. A. 22.
228) Denn wenn das Citat bei Strab. I. 60 (=- Fr. 2) auch wahrschein-
lich nichts wie Niese in der A. 281 aufgefQhrten Abh. S. 804 annimmt,
aus Demetrios von Skepsis, sondern vielmehr aus Poseidonios stammt
(b. A. 281), so steht er doch im Quellenverzeichniss bei Pseudo-Skymn. 117
unter lauter Schriftstellern aus dem 4. und 8. Jahrh. (s. A. 205) und ist
vermuthlich auch der von Agatharchides (s. A. 266) gelobte D. Wahr-
scheinlich ist er übrigens, wie Müller annimmt, auch der von Dionys.
V. Hai. C. V. 4. p. SO E. (s. C. 21. A. 225) wegen seines schlechten Satz>
bans getadelte, wo er zui^hst hinter Poljbios und Psaon steht. Das
Meiste über ihn erfahren wir aus Pseudo-Skymn. 718 ff. 789 ff. 880 ff. (Fr. 1)
und aus Strab. a. a. 0. (tovg xad'' oXtjv tijv *EXXdda yevoiiivovg norl est-
afiovg difiywfispog). Ausserdem wird er noch bei Steph. v. Byz. Uvtinv^a
(— Fr. 8) und Schol. Theoer. I, 64. V, 88. VII, 151 (— Fr. 4) angeführt.
Von den letzteren Citaten meint Müller: „nescio an haec potius re ferenda
sint ad Cammentarios in Tlheocritumft
224) Stiehle Der TQmxhg did%oafiog des Demetrios von Skepsis, Philo-
logus V. 1856. S. 528—546. VI. 1851. S. 844—847. Bohle De Demetrio
Scepsio grammatico, Kempen 1858. 4. (werthlos). Gaede Demetrii Scepsii
quae supersunt, Greifswald 1880. 8. (Doctordiss.). Vgl. Maass De Deme-
trio Scepsio, in De Sibyllarum indicibus, Greifsw. 1879. 8. S. 22—27.
225) Strab. XIII. 609. in 9^ tijg ZHi^rffBcog %al b jdTjfiiJTQiog hriif . . .
6 xdv T(fmin6v duxxoafiov i^rjyi^acifisvog y^crfifMXTtxö;, xorra tov avtov %q6-
vov ysyaifcog ÄQcitTjti xal 'AQiaxteQxm.
226) Denn um 190 war er noch fieiQcixtov, Strab. XIII. 594. xal %6
"iXi^ov d' o vvv iati iKDfionoXig not* ^v, Zxs nqmxov 'Paftatoi tfjg 'AaCag ini-
ßricav xal i^ißccXov *Avt(o%ov xov fiiyav in tijg ivxbg xov TavQOv. q>ri<jl
yovv drifiritQiog 6 JSkij^tog fikBi^dmov ^flSy^ ini&rjfirjaag slg xrjv n6Xiv xar'
ixsivovg xovg naiQOvg x. x. X, (Fr. 21 Gaede).
227) La. Di. V, 84 im Homonymenverzeichniss: hditiatog Zwpfftog,
xXovaiog xal svysv^g alfd'Qamog xal q>iX6Xoyog &%Q<og, Daher bezeichnet
denn Strabon (s. A. 225) ihn auch geradezu als yQ€tfi(iaxi%6g,
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682 Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie und PeriegeBe.
gelehrtes, aber offenbar sehr formloses Werk in 30 Büchern *^)^
TQocxog didxo(f(iog^ in welchem er sich in der Einkleidungs-
weise eines Commentars zum homerischen Troerkatalog in sehr
ausführlichen Erörterungen über die Geographie^ Ethnographie
und Geschichte, besonders Sagengeschichte jener Gegenden^ dabei
auch noch über litterarische und andere Dinge mit starkem Local-
patriotismus erging, zu dessen Befriedigung er auch Erdichtungen,
Verdrehungen und Fälschungen nicht verschmähte^^. Er ward
bald hernach von Apollodoros in dessen Commentar zum Schiffs-
kataloge sehr erheblich benutzt ^^^), später theils durch dessen
Vermittlung, theils unmittelbar von Strabon^^^), inzwischen ver-
muthlich auch von Alexandres dem Polyhistor*^*) und jedenfalls
dem schon mehrfach**^ erwähnten Theon, Sohn des Artemi-
doros*^). Ist aber Ersteres wirklich der Fall, dann war jeden-
228) Strab. XUI. 608. dvdgl inneiQtp »al hxonCtp qt^ovxlaavxl ts toöov-
xov nBifi tovtatv, Saxs xQidxovxa ß^ßXovg cvyyQdfpai 6xC%aiv Jgif/ijcFty iu%Qtß
nXtiovtov Ififxovra, xov %axciX6yov xoiv T^ooflov. Das 29. B. citirt Ath. XV.
697 d (=» Fr. 13).
229) S. hierüber besonders Maass a. a. 0. (vgl. S. 29f.), ansserdem
Hercher Homer. Aufsätze (Berl. 1881). S. 46 f. 84 ff. (» Comm. Momms.
S. 777 ff.), anf den er verweist. Dagegen ist v. Wilamowita Herrn. XXL
S. 334. A. 13 im Irrthum, s. Rühl Herodotisches , Philologos XLI. 1886.
8. 74 f. 230) S. C. 27. A. 44-46.
231) Kiese Apollodors Commentar zum Schiffskatalog als Quelle
Strabons, Rhein. Mus. XXXII. 1877. S. 267—307 hat behauptet, dass Strab.
den D. überhaupt max durch Apollodoros kenne, aber Gaede S. 1 — 16 hat
gezeigt, dass dies nur theilweise richtig ist, und dass Strab. vielmehr im
13. B., in der ersten Hälfte des 8. (bis p. 363) und auch im 1. (p. 68) und
12. B. (p. 660 ff.) da, wo er denselben ausdrücklich nennt, ihn auch selbst
vor Augen gehabt habe, und Niese selber in seiner Beurtheilung von
Gaedes Diss., Deutsche L.-Z. 1880. Sp. 262 giebt nunmehr eine directe Be-
nutzung des D. bei Strab. zu, meint aber, dass über deren Grenzen Gaede
noch nicht die letzte Bestimmung gefunden habe. Dass im ersten Buch
die Benutzung nicht über p. 68 hinausgeht und im Folgenden p. 69 — 61
vielmehr Poseidonios die Quelle ist, zeigt (gegen Niese, s. A. 223, und
Gaede S. 3) Rusch De Posidonio Lucieti auotore (Geifswald 1882) S. 17
mit A. 11. Dass Strab. alle auf Homeros bezüglichen Citate des Kalli-
sthenes im 13. B. (und also wohl auch XH. 642) aus D. hat, erhärtet, nach-
dem schon Niese S. 299 dieselben in letzter Instanz auf diesen zurück-
geführt hatte, Gaede S. 10 mit A. 12. Im üebrigen vgl. C. 27. A. 48.
232) S. C. 21. A. 6320. c. 33. A. 70 u. vgl. A. 234^
233) C. 4. A. 76. C. 9. A. 43. 44. C. 12. A. 126. C. 13. A. 98. C. 14.
A. 72 und oben A. 86.
234) Als Urheber von Schol. Pind. Ol. V, 42 (-= Fr. 64) wird dieser
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Demetrios aas Skepsis. 683
falls er der kühne Kritiker^ von dem das bei Pausanias uns
überlieferte, weit über das sonst von Alexandrinern wie von Perga-
menern auf diesem Gebiete eingebaltne Mass von Skepsis hinaus-
gehende und hart an die volle Wahrheit streifende Urtheil
stammt, welches dem Hesiodos die Theogonie absprach, ja ihm
von allen Dichtungen unter seinem Namen nur die Werke und
Tage ohne das Prooemion beliess^^**). Ob Epaphroditos und ähn-
bezeichnet (vgl. C. 30. A. 397); auf diesen werden also auch die Stellen in
Schol. Apoll. Rh. u. Schol. Theoer., in denen D. benutzt ist, zurückzufahren
sein, 8. Gaede S. 16 und die Zusammenstellang bei Gaede S. 60. Vgl.
C. 80. A. 392.
234^) Maass Deutsche L.-Z. 1887. Sp. 66 f. spricht^dies nicht aus-
drücklich aus, aber es ist die nothwendige Folge seiner Voraussetzungen,
indem er im höchsten Grade wahrscheinlich macht, dass die beiden Ab-
schnitte bei Paus. IX, 27 und IX, 85 aus demselbigen Schriftsteller , nämlich
Alexandres dem Polyhistor ausgezogen sind, dessen Quelle ja nach Maass
wieder theilweise D. war. Denn dem kritiklosen Alexandres selbst wird
man doch nicht hier mit einem Male eine so radicale Kritik zutrauen
wollen. Hier heisst es nun aber 27, 2: 'Hclodov d\ ij rov ^Haiodm Ssoyo-
vCav ianoii^üavta und 86, 1, 6: *HaCo8os 9\ iv Gsoyovia^ ngoaiiad^m dl ot(p
tpClov Trjv Geoyov^av, noch stärker freilich VIEI, 18, 1: ^HaCodog ^\v iv
Seoyovia nBxoCrjxev^ *Hai6Sov yciQ Sri ^^ ^'7^ Osoyoviav sialv o^ vofiiSovai,
und ohne Zweifel richtig bringt damit Maass in Verbindung auch IX, 31,
3, 4 f. Bouxttav Sh ot nsgl top *EUK€ava oUovvtsg naQSiXrjiifieva do^jf
Xiyovai/p^ cog aXXo *Ha£odog noi/ioai. ovdhv nXriv xä "Egya* %al tovtwv Sl to
ig tag Movaag dtpaiQOvai TtQOO^fitov, uqx^v trjg Jtoii^üBmg slvai to ig tag
"EgiSag Xiyovtsg' xa/ fioi fM'Xvß&ov iÖBCnwoav, iv&a rj nrjyii, tä noXXa vnb
tod xQovov XsXvfuxafisvov* iyyiygantai 91 avt^ tä "Egya^ wo denn freilich
dies alte Bleiexemplar m. E. erst eine Erfindung des Paus, ist, der hier,
wie schon A. 187 angedeutet wurde, wieder einmal gehört und gesehen
haben will, was er vielmehr, so weit es wahr ist, gelesen hat. In wie fern
aber Maass dies Urtheil des D. „wahrlich seltsam'* nennt, sehe ich nicht
ein. Auch die von Maass hervorgehobne „verhüllte Polemik gegen Ari-
starchos** 36, 1, 4 passt ganz zu D., s. A. 289^. Schon auf diesen wird es
daher auch zurückzuführen sein, wenn in jenen beiden Capiteln bei Paus,
der Lykier Ölen für den ältsten griechischen Epiker erklärt und nicht bloss
Orpheus, sondern auch der attische Hymnendichter Pamphos für älter als
Homeros angesehen werden. Alexandres war ja im Wesentlichen nur Com-
pilator, wie sich C. 33 zeigen wird. Der scheinbare Widerspruch, dass
27, 2 Orpheus auftritt, 36, 1, 6 aber Onomakritos, erledigt sich durch 30,
6, 12: nur ein ganz bestimmter geringer Theil der dem Orpheus beigelegten
Dichtungen galt diesem Kritiker für acht, andere von ihnen schrieb er
dem Onomakritos zu. Ob und wie weit es gelingen wird die Grenze der
Benutzung des Alexandres und vollends mittelbar des D. in diesem 9. B.
des Paus, genauer festzustellen, muss die Zeit lehren, vgl. Wilamowitz
Hemer. Unters. S. 343 und C. 33. A. 94. Jedenfalls ist Pausanias nicht bloss
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684 ZweinndzwanzigsteB Capitel. Geographie und Periegese.
liehe Grammatiker, durch welche die meisten Gitate des Deme-
trios^ welche sich in den Homerscholien, und alle^ welche sich
bei Stephanos von Byzantion finden ^^), an diese gelangt sind,
ihn noch selbst in Händen gehabt haben, steht sehr dahin ^^.
Im Ganzen scheint sein -Werk, wahrend es sonach bis ins erste
christliche Jahrhundert von Mehreren gelesen ward, später in
Vergessenheit gerathen und bald nach dem zweiten untergegangen
zu sein. Athenaeos hat es wohl noch selber durchgesehen*"),
nicht aber Harpokration**®). Bei den Römern blieb es allem
Anscheine nach unbekannt, wenn auch Manches aus demselben
durch Vermittlung griechischer Schriftsteller zu ihnen drang**^).
Ein eigentlicher Aristarcheer war Demetrios schwerlich, im
Gegentheil, er bekämpfte den Aristarchos wiederholt auf das
Lebhafteste *^^^), und wie seine Heimat in der unmittelbaren Nähe
von Pergamon und jener sein krankhafter Localpatriotismus, so
weist auch seine „Vorliebe für monumentale und topographische
Forschung^' darauf hin, dass er vielmehr mindestens dem Erates
und den Pergamenem ungleich näher stand *'^°). Aber auch er
an anderen Orten keineswegs so skeptisch in Bezng auf Hesiodos, dem er
ja wiederholt den Weiberkatalog beilegt (I, 8, 1. 4S, 1, vgl. III, 24, 7, 10),
anch II, 25, 6, 7 nicht (HoCodov ^ xmif xtva iiinBnoirifi6Tmv ig ta ^HotoSov),
sondern beruft sich auch im 9. B. selbst wiederum auf das Zeugniss des
Prooemions der Theogonie in einer Weise, wie es nur thun kann wer das-
selbe für acht hielt: 80, 2, 8, daher denn diese Stelle freilich nicht aus
Alexandres ist und auch wohl X, 7, 2, 8 nicht.
286) S. die Zusammenstellung bei Gaede S. 60. Von Nikanor stammen
Schol. A. n. A, 166 (s. A. 242). 767 — Fr. 26. 68. Ueber Epaphroditos
als Quelle fflr fast Alles bei Steph., was die homerische Geographie be-
trifft, s. Niese a. a. 0. S. 276, vgl. Steph. Brjeöa, Jmdmvri. 'Etpio^a. Siaßr),
ü. d. W. Jv(i/ri wird citirt 'AnoXXodooQog iq 6 va voiitov initsfiifofiksvogi unter
dem Letzteren versteht Steph., wie Niese ebend. A. 2 meint, vielleicht
eben den Epaphroditos.
286) Gaede S. 16 f.
287) Denn er führt auch hier die einseinen Bücher an, s. s. B. A. 217.
288) Gaede S. 16. S. 18. A. 22.
289) Gaede S. 16.
289»») S. Gaede S. 4 f. 26. 80 f. 87 f. 67. A. 92.
289<') Maass Tibullische Sagen, Hermes XVUI. 1888. S. 880. Dies
hinderte ihn freilich nicht daran ^legentlich (Fr. 68 b. Strab. IX. 488)
auch den Erates zu berichtigen (vgl. Gaede S. 66 mit A. 90) und, wenn
das oben (s. A. 234^) Vermuthete richtig ist, in Fragen der höheren Kritik
und Litteraturgeschichte mit äusserster B;ücksichtBlosigkeit ganz seine
eignen Wege zu gehen.
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Agatharchides von Enidos. 685
richtete nach dem Vorbilde des Aristarchos^ jedoch zum Theil
mit Bekämpfung von dessen Ansichten sein Augenmerk auf die
Unterscheidung gleichnamiger Städte, Berge, Flüsse u. s. w.**^
so wie der Mythen- und Sagengestalt bei Homeros und bei
Späteren"^) und auf grammatische Figuren, z. B. Hyperbata^.
Agatharchides**') von Enidos, ein Peripatetiker und
Grammatiker und der Vorleser und Secretär des Herakleides Lem-
bos'^), so dass denn auch seine Blütezeit gleich der des Letz-
teren**^) unter Ptolemaeos VI Philometor (181 — 146) fiel, schrieb
zwei umfassende Geschichtswerke, eins über Europa in 49***)
und eins über Asien in 10 Büchern**^), und ein geographisches
über das rothe Meer {jtegl xi]$ ^Egv^gäg ^aXdöffi^g) in 5 und
angeblich noch mehrere andere Schriften**®), Von dem Werk
240) Fr. 61 b. Strab. X. 472. Ferner s. Strab. VIII. 888—840 (vgl. m.
350. Schol. DT IL O, 681. Fr. 65—57) und dazu gegenüber den Irrthümem
von Schimberg Analecta Aristarchea, Greif swald (Leipzig) 1878. 8. S. 8 ff.
(vgL C. 16. A. 102) die berichtigende nnd erschöpfende Aoseinandersetznng
von Gaede S. 4—10. Vgl. C. 27. A. 48. 46. 47. 61.
241) Fr. 50 b. Strab. I. 46.
242) Fr. 17. 25 b. Strab. X. 489. Nikan. z. II A, 166 (wo freilich D.
nicht ausdrücklich genannt ist). Gaede S. 2 f. A. 8. — Noch s. über D.
Kalkmann a. a, 0. S. 156 ff. Müller F. H. G. IV. S. 881 f., welcher ver-
muthet, dass der bei Enstath. z. Od. X, 584. p. 1696, 40 ff. angeführte De-
metrios von llion vielleicht der Skepsier sei.
248) Frieten De Agatharchide Gnidio, Bonn 1847. 8. (Doctordiss.).
Müller F. H. G. UI. S. 190—197. G. G. M. I. S. UV— LXXIU. 111-196.
Hiller Zn den Fragmenten des Agatharchides, Jahrb. f. Philol. XCV. 1867.
8. 697—606.
244) Strab. XIV. 666. apdQsg d^ioXoyoi KvCdioi, . . . 'Aya^aQx^rjg 6 i%
x&v nsQMtitcDPj dvriQ avyyQatpBvg, Phot. Cod. 213. p. 171 a, 7 ff. Bekk.
TOVTGO natglg fihv ri KvCdog ijv, ri d\ ti%VTi y^afiftattnov iitsdsi%vvto' vno-
y^aqi^a dl «al dvayvdctriv 6 tov Aifißov (vgl. C. 19. A. 56) 'if^axls^dij^,
dl* iv avtm i^vm^QBXBito, nuQiöxB yvoa^lidc^ai,
245) S. C. 19. A. 68. Er war also etwa 208 nnd nicht erst, wie
Frieten S. If. heraosreohnet, am 160 geboren: Frieten verwechselt den
Peripatetiker Saiyros (C. 19) mit dem Aristarcheer (C. 80).
246) Bei Phot. zd natd zrjv EvQcSnrjv, bei Ath., welcher bis zum
88. B. (VI. 272 d » Fr. 12) citirt, und welchem wir die sämmtlichen Frag-
mente (1—13) verdanken, EigamucKay zuweilen auch unbestimmter ^laroQiat
genannt.
247) Fr. 14—20. Es wird bald td navd tr^v 'Aöüicv (Phoi), bald td
nsQl riiv 'Aöücp (Diod. m, 11, 1 <» Fr. 14), bald xd nsQl vrig 'Aaüig (Pseudo-
Lukian. Macrob. 22. Ath. XU. 689b, wo das 10. B. citirt wird ^ Fr. 17.
18), bald 'Aaiatind (Ath. IV. 166 c i- Fr. 16) genannt.
248) Phot. f&hrt fort: yQu^iptu Öl zhv dpd^a xovxov xd %axd xr^v 'AaUtir
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Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
über Asien war das zweite Buch nebst dem achten des Artemi-
doros die Quelle des Diodoros für dessen Angaben über Aegypten
und Aethiopien^^) im Anfang seines dritten und in einem Theile
seines ersten *^*^). In den drei letzten Büchern aber und vielleicht^
iyvoifißv iv ßtßUoig i ' xal z$iv xara zriv EvQi6nri¥ dl sig ^' ital ii' ncega-
zBivstai ccvxm 7j [atOQ^ct' dlXa xal s' ßißXüi zr^v 'E^d'gav cevzm nccaav xal
xa nsgl zavzrjv i^tazogovai,. Nach einem Zwischensatz (s. A. 254) fügt er
dann diesen von ihm selbst gelesenen Schriften noch folgende, von ihm
nicht gelesene bei: nlrlv ys üclv ot tpaaiv avzov %al izigag avyyiygcttpivai
n(fay(iazs{ag, o^v rifisig ovdivcc (ovd^y?) ovdinm tofiev. inizofiriv dh ovros^
tpaat xmv irc^l xrig 'E(fv^Qag d-ecläcarig dvaysyQafifiiviov svl üvvza^ect ßißX£^
(gewiss vielmehr erst Arbeit eines Späteren), xal firiv xal nsgl T^ooyXodvrcof
ßißX^a e' (nach der sehr wahrscheinlichen Vermuthung von F rieten S. 23
vielmehr nur ein anderer Titel für den Periplus des rothen Meeres), dlXa
xal intzofiriv zijg 'ATCifiM%Qv Avdfjg^ xal ndXtv äXXrjv intxoiiriv zwf avyys-
ygatpozcav ittgl avvaymyrig d'avficcüimif dvifi<ov (wo das dviftmv gerechten,
von Frieten S. 24 schwerlich beseitigten Anstoss erregt hat: Joeneen
wollte (^7c^(^iy dvifioavy so dass zwei Titel entständen, Westermann
axovtfftaroov oder avayvflotffuxroov, -Müller i^mv), inXayäg zs tazogiSv (jDBch.
Frieten s S. 24 wenig wahrscheinlicher Muthmassmig ein wirklich von A.
herrührender Auszug aus dem Geschichtswerk von Herakleides Lembos,
eher wohl wiederum ein von einem Späteren gemachter Auszug aus den
beiden des A.) avzov cvvzd^ai, xal nsgl zfjg .nQoafpiXovg ofiiXücg,
249) Welches A. also mit zu Asien rechnete, wie Frieten 8. 14
bemerkt.
250) Diod. III, 11, If. (■» Fr. 14) xsqI Öh zmv wyyQa(p4a>v r^ttp SiOQt-
azsov, ozi noXXoi avyysygdqiaai 7C8q£ zs zfig Alyvnzov xal zr^g Aid-toniag^ wv
0^ fihv . , . o*i dh . , . Si%aiaig dv dntcxoivxo. *AyuQ'aq%idrig fft^v ya^ 6 Kvl-
8iog iv x-fj dsvxiga ßCßXm xmv n^Ql xrjv 'AöCav xal o xdg ystoyqatpiag avw-
za^dftsvog 'AQxsfiidatQog 6 'Efpiaiog %axd xtjv oydoriv ßißXov %ul zi,v$g ^zsgoi
zmv iv Aiyvnzm .nazomovvzoiv , tüzogrjxoxBg xoc nXsCaxa xmv itffOBiffrifUvcov
iv ndoi, axsdov ini,xvy%dvov6i. Bei zd nX^icxa xmv ngoBtQrjnozmv denkt
Diod. wohl zunächst an Aethiopien, also III, 1—10, denn für Aegypten hat
er das Meiste ja aus einer anderen Quelle (s. G. 11. A. 17), aus A. dagegen
vor Allem den Abschnitt über den Nil I, «2— 41, wie aus 41, 4 ff. (=. Fr. 16)
erhellt und £. Seh war tz Hekataeos von Teos, Rhein. Mus. XL. 1886.
S. 227, der es näher zu beweisen verspriobt, erkannt hat; ob ausserdem
noch I, 67, 1 — 7, wie nach Heeren De militum Aegypt. in Aethiop. migrat,
Comm. Soc. Qott. XII. S. 61 Frieten S. 16 wahrscheinlich zu machen
sucht, bleibe dahingestellt; im üebrigen vgl G. 11. A. 17. Uebrigens
mögen aber auch die Gapitel III, 1 — 10 unmittelbar vielmehr aus. Artemi-
doros stammen, so dass dann also Diodoros die asiatisdien Geschichten
des A. gar nicht selbst zur Hand gehabt, sondern Artemidoros dieselben
mit Nennung dieser seiner Quelle ausgeschrieben hätte, wie er nachweis-
lich den Periplus des rothen Meeres oft wörtlich ausgezogen hat, was man
namentlich aus Strabons grosaentheils (vgl. A. 307) im Anschlüsse an ihn
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Agatharchides yon Knidos. 687
auch schon im siebenten behandelte Agatharchides die Geschichte
des Alexandros und der Nachfolger desselben ^^). In dem Werk
über Europa dagegen scheint er die der letzteren bis in seine
Zeit hinein verfolgt zu haben *^*). Weit genauer unterrichtet
sind wir über die geographische Schrift durch die Auszüge^
welche uns Photios aus dem ersten und fünften Buche erhalten
hat*^). Agatharchides verfasste dieselbe, wie er selbst am
Schlüsse bemerkte***), in höherem Alter, wahrscheinlich bald
gearbeitetem 16. Buch ersieht, vgl. Frieten S. 34. 86. 87. 41. 42. 43. 44.
46. 48. 50. 61. 64 f. 56 ö. 66. 67, auch A. 304.
251) Fr. 16—18 (vgl. A. 247). Mit Eücksicht auf diesen Theil nennt
Joseph. A. I. XII, 1 (» Fr. 19) ihn einen Geachichtschreiber der Diadochen,
Tag töäv SiM86%aiv nquiBiq cwzaid^svo£. Vgl, Frieten S. 16 — 18. Ob aber,
wie Frieten S. 18 f. meint, unter Agatharchides von Samos, aus dessen
4. B. der TlB^ixd Stob. Flor. VII, 63 ein Stück giebt, A. von Knidos, und
zwar genauer der mittlere Theil ebendieses Werkes, zu verstehen sei, ist
um 80 zweifelhafter, da dasselbe Bruchstück, nur vielmehr aus dem 2. B.,
auch von Pseudo-Plut. Parall. min. 2. angeführt wird, s. überdies Müller
F. H. G. m. S. 197 f. und Frieten selbst S. 20 f.
252) Da die Fragmente aus dem 31., 34., 36. und 38. B. (8—12 b. Ath.
VI. 251 f. XII. 627 f. IK. 387 c. XII. 627 f. VL 262 d) allem Anscheine nach
üher die Regierung von Philippos, dem Vater des Perseus, handeln.
263) Cod. 250. p. 441 ^ ff. Bekk. Abgesehen von den Ausgaben der
Bibliothek des Photios sind sie erschienen in den Editionen von H. Ste-
phanus, Paris 1558. 8. (mit Etesias, Memnon, Appian. Iber. u. Hannib.),
Hudson in Geogr. min. I, Müller G. G. M. a. a. 0. und in latein. üebers.
von Brett, Oxford 1597. 16. (mit Memnon). Aus ihnen erhellt, dass was
wir bei Diod. DI, 12—49 lesen, fast lediglich aus dem 6. B. wörtlich ab-
geschrieben ist. Es ist bezeichnend für Diodoros, dasa er hier diese seine
Quelle nicht nennt, wohl aber für den weit kürzeren vorangehenden Ab-
schnitt das Geschichtswerk des A. über Asien, s. A. 250. Unter dem
rothen Meer verstand man übrigens damals meistens und so auch A. den
indischen Ocean, vgl. Frieten S. 25 f.: „saiis app(Mret ex eo, qw)d rtibrum
mare diseriis verbis dietingiwt cum a sinu Ärahico p. 441^ 31 Bekk, (§, 2)
twn a «tntt Fersico jp. 142^ 14 Bekk. (§. 6, p. 113, 32 ff. M,): aats triv
ixsioB ^dlattav oicccv ansiQOv fksyiO'Bi ncevtag hi %al ncc^^ iliiccß ino-
voimxShv *E(fvd'Qdp*^. VgL auch A. 266. Ueber den Gesammtinhalt des
1. B. stellt Müller G. G. M. I. S.LXI die Vermutiiung auf: ,^^08itum fuisse
in hieioria rerum, guibus meridionales üti tr actus in notüiam Grciecorum
pervenerint".
254) Phot. in dem A. 248 berührten Zwischensatz: trjv oiv slgrifiivrjv
anacav avyyQaq>riv xal avtog inl ziXn xov t' Xoyov stg (ivrifiriv dptiysi' iv
a xal nBTtavcQ'tti toi) y^dquiv dvd tivdg te alxCag uXXug %aX Zxl rd trjg
rjXmlag dno%Xivoi ngog xo i^cogov. Die betreffenden Worte des A. (§. 110 M.
460^ 8 ff. Bekk.) lauten: td (isv ovv vnsQ %mv i^äv xmv ixHSifiivoiv mfbg
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688 Zweinndzwanzigstes Capitel. Geog^^phie und Feriegese.
nach der Vertreibung des Physkon 132 oder 131*^^). Seine Be-
schränkung auf die südlichen Gegenden und Völker aber recht-
fertigte er mit den vielen tüchtigen Beschreibungen, welche den
übrigen bereits zu Theil geworden waren, und von welchen er
für die östlichen am Meisten die des Hekataeos und Basilis lobt,
für die nördlichen die des Diophantos und Demetrios, für die
westlichen die des Lykon und Timaeos**^). Ausser den offidielleo,
von der ägyptischen Regierung veröflFentlichten Reiseberichten**')
benutzte er Eaufmannserzählungen'^^) und die Berichte und An-
fif<frj(iß(fücv f mg ^v iqt' ^fiCv, iv nipxe ߣßXotg intfi^lmg Catoifftiiaiisv vn^Q
Sl tmv iv tm nsXdyti vi^cmv vat8(fOV xe(^ea)(fri(iivtov %al tnv i^rjg i^mv
%al tmv Bvmdmv^ oau (pigsiv aviißa^vBi triv TqmyXodvtiv ;|^<D^ay, rjugig ithv
Ttagaivriadusvoi triv i^ij^rjaiv agdriv dnoXsXo^nafLtv ^ o^te %6v novov xr^g
riXmiag ofioimg vnotpiQSiv dwafiivrjg, noXXmv rjiuv vnig xs r^g Evi^Mfig
Hai x^g 'AcCag dvayeyQUfiiiivmv, ovxb xmv vnoftvi^fMixiDV did xdg %€tx' Ai^yff-
nxov dnoatdcsig dnQißij nagadMvxmv CHSiptv,
255) Der Grand, wesshalb er dies Werk nicht weiter fflhrte, lag nach
der richtigen Erklärung, welche Hiller von seinen eben angefahrten
Worten gegeben hat, nach seiner eignen Angabe einerseits in seinen vor-
gerückten Jahren, andrerseits darin, dass seine Hanptquelle, die im Auf-
trag der Regierung geschriebnen Reiseberichte (vnofivi/ifMxxaf vgl. Diod. III,
38, 1. xd itlv in tmv iv 'AXe^av^QS^ ßaatlmmv vftofiAftiftdtmv i^stXri(p6tig)
ihn in Folge der eingetretenen Empörangen nicht mehr mit hinl&nglich
genauen Nachrichten versahen, sei es nun dass sie minder sorgfältig ans-
geffihrt wurden oder auch gans ins Stocken geriethen. Dies könnte freilioh
anch auf die Vertreibung des Ptolemaeos Lathnros 107 gehen, aber dasu
passt die Lebensseit des A. kaum noch recht, und Hill er (der ^ilich nm
so weniger die Blüte desselben erst in die zweite H&lfte des sweiten Jahrfa.
verlegen durfte) bemerkt ferner richtig, dass erst wenn man die Entstehung
des Werks um 182/1 setst, zwischen dieser und der Benutzung desselben
durch Artemidoros (s. A. 250. 260. 261) die nOthige Zeit liegt.
256) §. 64 M. p. 454^ 80 fif. Bekk. oti, tpricl, xfig ZXrig olnovfiivrjg iv xix-
ta(fai %v%Xiiofiivrjg fiiQsaiVy dvccxoXrjg Xiym dvasrng dif%tov Kai fisCT^fiß^ücg^
•id {ihv ngog ianigav i^Bl^acxai Avxog xb nal TCfuiiog, xd d\ nifog dva-
xoXdg 'Eiuctaiog %(d BdctXtg^ td dh n(f6g tdg &Q%xovg duKpavzog «al <^i7|»ij«
T^ioff, xd 9\ ngbg (le&rntßQ^av (^o^Ttxov, fp/joi, x6 dXrjd'ig) ^(it§£g. Vgl. A. 98.
223. C. 11. A. 27. C. 21. A. 117. 260. 670. Diese Schriftsteller werden also
mit F rieten S. 66 f. als seine geographischen Führer in den beiden Ge-
schichtswerken anzusehen sein.
257) S. A. 254. 255.
258) Diod. HI, 18, 8 unmittelbar vor den A. 98 angef. Worten: xaixoi
ys noXXol tmv dn Atyvntov nXs6vtmv did x^g 'EQvd'gdg d'aXdtxrig Ifucopot
Itixif»^ tov vvvj TCoXXdnig nQoanBKXsv%6teg ngog xr^v xmv *Ixdvoq>dya>v ^oi^tti^i
i^Tiyovvxai avfttpmvci xoig vq>' fff^mv Bigrifiivoig nsgl vafy dnce^mv dvd'ifmmmv.
Vgl. Frieten S. 85.
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Agatharchides von Knidos. 680
gaben früherer Schriftsteller*^^), so ohne Zweifel auch die Mit-
theilungen des Eratosthenes über Aethiopien und Arabien*^) und,
sei es nun durch dessen Vermittlung, sei es unmittelbar, die
*Ivdvxd des Ktesias*^^). Jedenfalls war er ein sehr belesener
Mann*^*) und ein im Ganzen wahrheitsliebender und meistens
' zuverlässiger Darsteller^ der freilich bald seinen Berichterstattern
die unglaublichsten Dinge glaubt*^), bald aber auch sich vor-
sichtig verwahrt*^) oder verstandige Kritik übt*^°) oder da, wo
die vorhandenen sicheren Daten die richtige Erklärung von
Naturerscheinungen zu finden gestatteten^ sie wirklich fand*^,
während er weiter greifenden Grübeleien weislich aus dem Wege
ging. Dabei besass er überdies Geschmack und ein entschieden
erfolgreiches Streben nach künstlerischer Darstellung, wenn auch
die ihm nach dieser Richtung hin *^') ertheilten Lobsprüche ohne
259) Von denen er selbst (s. A. 98) den Simias, den Ariston (§. 86)
nnd vermothlich noch andere der schon erwähnten, in diese Gegenden ge-
kommenen Beiseschrifteteller nannte, vgl. Müller G. G. M. I. S. LlXff.
260) Dies geht (nach A. 250) ans der von Strab. XVI. 748 hervor-
gehobnen Uebereinstimmung des Artemidoros nach dieser Richtung mit
£ratosthenes hervor, wie Frieten 8. 66 bemerkt. Bei der Kürze des Letz-
teren darf man um so wem'ger ans der A. 256 angeführten Aeassernng
mit Berger Die geogr. Fr. des Er. S. 10 schliessen, dass A. demselben
„nicht einmal den Ruhm genauer Darstellung der östlichen Gegenden bei-
gemessen zu haben scheine*'. S. auch A. 275.
261) Denn an diese (s. Aelian. N. A. XVI, 31) schliesst sich der Be-
richt über die Himdemelker (KvvafioXyoC) §. 60. p. 458^ 85 ff. Diod. lü, 81.
Artemid. b. Strab. XVI. 771, s. Frieten S. 47—49. 66, vgl. A. 308.
262) Ausser dem schon Beigebrachten s. die Polemik gegen Deinias
§. 4 (s. A. 265. 275. C. 21. A. 569), das Citat des Astronomen Arrianos
§.111 (s. C. 28. A. 309), die Kritik der Erklärungsversuche der Nilüber-
schwemmang von Thaies, Anaxagoras (Enripides), Demokritos, Oenopides
b. Diod. I, 88 ff (s. A. 250). Ob er in seinen historischen Werken für die
Diadochengeschichte gerade dem Hieronymos folgte, lässt sich daraus, dass
er das von diesem erreichte Lebensalter dort angab (s. C. 21. A. 216),
nicht ohne Weiteres mit Frieten S. 17. 66 schliessen.
268) S. z. B. §. 41. 42, vgl. A. 93. 259. 272. Frieten S. 35 f. 41 f.
(wo er jedoch zeigt, dass der üebertreibung eine gewisse Wahrheit zu
Grunde liegt).
264) §. 46. 50 z. E. 51 (p. 143, 15 ff. M.). 65 » 45 1^ 31 ff. 452* 81 f.
455» 6 ff. Bekk. Frieten S. 69. Vgl. A. 272.
265) Wie §. 4 und in dem langen Excarse §. 7 (doch s. A. 275) und
gegen den astrologischen Aberglauben §. 111 (s. C. 28. A. 809).
266) Wie bei der Nilüberschwemmung.
267) Von Phot. Cod. 218 unmittelbar nach den A. 248 angef. Worten:
SusBMiBi«, gTleoh.-ftlex. Litt.-Gefoh. L 44
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690 Zweiundzwanzig^tes Capitel. Geographie und Periegese.
Zweifel zu ermässigen sein dürften. Um die Länder- und Völker-
kunde der von ihm beschriebenen Gegenden hat er sich nicht ge-
ringe Verdienste erworben. Von ihm stammt die erste Schilderung
des Bergbaus, wie ihn die Ptolemaeer betreiben Hessen*^®), Vor-
trefflich sind seine Nachrichten über Arabien *^^). Von Ostafrika
hat er zuerst eine genauere Darstellung gegeben*^^), die lange*
Zeit die einzige blieb; und besonders seine Beschreibung der
VölkersdhafteU; deren Lebensweise noch heute dieselbe ist^^), hat
trotz mancher beigemischter Fabeleien ihren Werth, der freilich
grösser sein würde ^ wenn er, was ihm freilich vielleicht nicht
möglich war^^^, ihre Wohnsitze gegen einander genauer abge-
iati dh , . . itsyaXonQBniqg te %ocl yvanoXoyiTiog xal reo (i>hv tov Xoyov fisyi-
Q-Si %al d^uofMxti tav &Xla>v (läXXov xalQmif^ Xi^^Ci fiivtoi. Xoyaoiv ov na9v
nQOOTB^Btfiivoßf ovSl diä xmv id'^fitov dl Sm xavtog dicMOQSvoitevog, ysw-
vav dl avtog ov Xi^sis^ dXX' bH %tg uXXog drifiiovQyog xfig itB^l xag Xi^Big
XiftiCBmg^ naivriv ttva [ltj naivai^g %6XQrif^ivog Xi^BCi tpavtaciup niiiitovaccv
dnotsXBi: trjv (pffdaiv ovto) Öh nQOcq>vdig vnoßuXXstat tj)V sr^agi«', co; xrjv
VB %aivozoiklaif iirj SohbCv Blvat %aivoxoiUav xal to oafp\g ov% iXatvov töiv
l£ id'ovg Xi^Btov na(^i%Biv. %i%qrixai dl %ul yvdftatg x6 vaw8%hg %al S^a-
ax^Qiov inidriXoveaig. xQondg dl vnsXO'Bi^v, bC xig aXXog^ &Qi4fxa nagBiruBv-
acydvog xo filp r^dv %cel ntiXovp xal xr^v "iftvxiiv diaxiov XBXrid'6x(og di*
oXov diccanB^QBi, xov y^diifuctogf sh xqonriv dl oxi naQBvrjvB'Kxaif ovdBfiücv,
XvxrjiP dfiXovoav ufpirjai, noiBi dl uvx^ xovxo fidXiöxa ovx^ fj xmv Xi^Brnv
avxri xa^' iavxiiv nBxaßoXiif dXX* rj dno VQuyfittxav Bxiqonv Big ^xB(fa fuxd
xtvog coip^g xal r^ifByMtug fisxaxBi(f£cB<og yLBxdßaöCg xb xal fUTor^o^s^. dXXa
ydif xal dvxiXaßBiv filv ovoiux (i^iiaxogj dfLsiipai. dl x6 (^(uc Big ovofuiy xal
Xvöai (ilv Xi^Big Big Xdyovg^ avvuyayBtv dl X6yov Big xvnov ovofMcxog ovdB-
vog dvBM^xrjdBioxBQog mv . i^aftBv. xal irjXtoxrig [liv iaxi Govxvdidov (hierin
dürfte Fhotios irren) iv xb x^ xäp drjfATiyoQmv darpiXBioi xb xal duxanBv^^
xm (iByalBÜp dl firj dBvxBQBv<ov xov Xoyov xm acc(pBi nuQBXavvBi xov avd(fa.
dXXd yccQ b itlv dvriQ xoutvxog xal to dno xrjg yQanftaxinfig ix^^ %Xiog' Bi
dl xal TO xrjg (rixoQinrjg inmvvfiov avrcp tj ftri viqtpovoa il>rjipog ovx ini^BxOy
dXXd yaQ Ifioiye do%Bi ovdlv cAaTTOV xmv yQanftaxixav ov dBvxBQog ij Tcof
(rixoQOOV, dt' iv xal yQdtpBi xal ^idaoxet, xaxatpoUvBod'ui.
268) §. 28—29. p. 447^ 21—449» 10 Bekk. Diod. UI, 12—15, vgl.
Frieten S. 82, der sie mit Becht wegen ihrer Genauigkeit und Deutlich-
keit belobt.
269) S. Frieten S. 67 fF.
270) Vgl. seine eigne Erklärung A. 256.
271) S. Heeren Ideen II, 1. Eist. Werke XIII. S. 324—838. Frieten
S. 45 f. 62.
272) Müller a. a. 0. S. LIX— LXI beruft sich dagegen auf die vielen
schon vorhandenen Reiseberichte über jene Gegenden, aber die Brauchbar-
keit derselben stand, wie es scheint, mit dieser grossen Zahl in ent-
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Agatharchides von Knidos. 691
grenzt und nicht so selten ihre Namen angegeben hätte*'^). So
sehr nämlich Agatharchides die Mode gewordene historische
ünterhaltungslitteratur bekämpft*''^), welche aus Volkssagen und
dichterischen Darstellungen Geschichte machte ^^^); so ist doch
auch sein eigentliches Streben auf ein anziehendes Lesebuch ge-
richtet, und er war mehr Rhetor als Geograph. Daher erzählte
er mit besonderer Vorliebe die Merkwürdigkeiten und Wunder-
dinge der einzelnen Gegenden, aber von der Haupttngend eines
Geographen, den genauen Angaben über Lage, Umfang, Ent-
fernungen, ist wenig bei ihm zu finden, und ein anschauliches
Länderbild ergiebt sich aus seiner Darstellung nicht *'^). Und so
scheint er in der Einflechtung Ton Episoden, Excursen und Ab-
schweifungen, besonders solchen, in welchen sich seine Denkart
und Vorliebe aussprach, weit gegangen zu sein*'^, und bezeich-
nend für seine Liebhaberei Reden einzufügen ist es, dass er sich
derselben nicht einmal in diesem seinem geographischen Werke
enthalten kann'^^). Interessant genug sind auf der anderen Seite
schiedenem Miesyerhältniss. Gerade eine der grOssten Fabeleien Hei A.
§. 41 f. 460^ 41 ff. Bekk. stammt yon einem dieser Schriftsteller, dem Simias
(s. A. 93. 269), and eine zweite (§. 50), die den A. za der Aeussemng dXXa
tavxa filv inriyysWto tov na^adoj^av xdgiv bestimmt, schmeckt, wie
Frieten S. 41 mit Recht bemerkt, nach derselben Quelle (vgl. A. 268. 264).
273) Müller a. a. 0. S. LXI. Ob Frieten ö. 62 f. die dunklen Worte
bei Phot. §. 62. p. 454* 83 f. oti nixifrjTeci 6 üvyy^afpBvg urtixunrig %aitoi
mv Tjf xrig HUfidgag li^Si richtig dahin dentet, dass A. die Amharasprache
der Troglodyten in Fezzan verstanden habe, ist mehr als zweifelhaft, üeber-
hanpt ist das ürtheil Frietens S. 67 ff. (vgl. S. 26 f. 28 ff. 33 ff. 67 ff.)
über ihn in demselben Masse zu günstig wie das Müllers zn nngünstig.
274) In dem Excnrse §. 7 f. (vgl. A. 265), s. Frieten S. 28-80. Vgl. §. 4.
276) Dabei merkt er aber leider nicht, dass er bei seiner eignen Ent-
scheidong der Frage (§. 2—4), welche ihn hierauf bringt, §. 5. p. 442» 21 ff.
Bekk. nur in anderer Weise in denselben Fehler verfallen ist. üebrigens
eignet er sich bei dieser Gelegenheit §. 8. p. 444^ 38 f. Bekk. 117, 16 f.
Müll, die Anschauung des Eratosthenes (s. C. 16. A. 82) an: nag noiritrig
ipvyaycay^ag (^(läXXovy rj dXri^siag iati czoxaatrjg,
276) In allen diesen Stücken kann ich nur Müller a. a. 0. Recht geben.
277) Noch weit erstaunlicher als die schon (A. 265. 274. 276) erwähnte
Abschweifung §. 7 f. ist die Polemik zu Anfang des 5. Buchs gegen Hege^
Sias und die neue Hhetorik überhaupt §. 21. p. 445^, 89—447^ 5 Bekk.
Ausserdem s. A. 278.
278) Im 1. Buch hat er einem historischen Excurs über eine ohne
Zweifel erfolgreiche Bekriegung der Aethiopen durch Ptolemaeos Y nach
196 eine zu derselben ermunternde Rede von Aristomenes, dem ehemaligen
44*
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692 Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie nnd Periegeae.
seine AeusseruDgen über die alte und die neue Redekunst^ seine
Polemik gegen die Abgeschmacktheiten der asianischen Schule
und ihres Urhebers Hegesias mit Gegenüberstellung der Würde,
Kraft, Gedrungenheit, Macht und Durchsichtigkeit von der Bered-
samkeit des Demosthenes^^^): hier erscheint er als ein Vorläufer
des wiedererwachenden Attikismos*®^).
Xenophon*®^) von Lampsakos*^), Urheber eines mit manchen
Fabeleien angefüllten Periplus der Lutmier*®*) oderLatmier,
ist wahrscheinlich derselbe mit dem von Alexandros dem Poly-
histor über Syrien*®^) angeführten Verfasser you^AvaiistQi^ffeig
täv ogäv^^).
Heliodoros*^^) der Perieget*®'^ aus Athen*^ lebte nach
Vormunde dieses EOcigs, an Letzteren einverleibt, §. 11 — 18. 446* 88flF.
In Folge eines Missverständnisses dieser Stelle ist seit Dodwell (bei
Hadson Geogr. S. 68 £P.) and Wesseling (zu Diod. III, 11) vielfach die
Ansicht verfochten, dass A. selbst in eigner Person hier spreche, mithin
selbst Vormond eines Königs (Ptolemaeos VIII. Lathuros oder Ptolemaeos IX.
Alexandros) gewesen sei und diesem mit jener Anrede zugleich sein Werk
widme, was Müller a. a. 0. S. LIVff. (vgl. F. H. G. III. S. 1901) noch
überdies durch eine verfehlte Deutung von §. 110 (s. A. 254) zu stützen
versucht hai Die Unrichtigkeit hievon erkannte Niebuhr üeb. d. Alter
der zweiten Hftlfte der adulitischen Inschr., Mus. der Alterthswiss. 1810.
II. S. 698 ff. « Kl. Schrr. I. S. 410 ff., welchem Frieten S. 6 ff. (vgl.
S. 30. A. 3) folgte, und verlegte die Bede bereits unter Ptolemaeos Y
oder YI. Ganz das Wahre sah aber erst Droysen De Lagid. regn. S. 6,
dem schwankend Franz C. I. G. III. S. 281 beitrat; jetzt ist es durch
Hill er unwiderleglich dargethan. Wer übrigens Kineas war, der nach
Phot. Cod. 213 (unmittelbar nach den A. 244 angef. Worten) f^p dh %al
d'QBnxhg Kiviov (so Müller für Kiwalov) den A. auferzogen hatte, wissen
wir nicht.
279) In dem A. 277 erwähnten Exours §. 21.
280) Vgl. auch Phot. §. 62 (A. 278) und C. 36. A. 94.
281) Müller F. H. G. HI. S. 207. Anm.
282) Plin. N. H. lY. §. 96. YI. §. 200. Ind. lU. Y. YI, vgl. Ind. lY. Yü.
283) Plin. YII. §. 165. Xenophon in periplo LtUmiortm. Yal. Max.
YIII, 18, ext. 7. Xenophon, cuius Us^inlove legitur, insülae . . . Latmicrum
regem octingentis vitae annie donavit Ygl. Plin. Ind. III. Y. YI. Xeno-
phonte Lampaaceno, Ind. lY. VII. XenopTionte nnd IV. §. 96. VI. §. 100.
X Lampsacenus. Tzetz. ad Lycoph. 702. Müller F. H. G. HI. S. 209».
Anm. Bohde Gr. Rom. S. 214. A. 3.
284) Fr. 99 b. Steph. 'SlQwnog.
285) Wohl kein Anderer ist daher auch der ungenannte Ver&sser einer
Vermessung {axoivofiitQTiaig) von Syrien bei Alex, in dessen Werk über die
Juden Fr. 22 b. Euseb. P. E. IX, 36, s. Müller a. a. 0. S. 207.
286) Müller F. H. G. lY. S. 425 f.
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Xenophon. Heliodoros. Artemidoros. 693
Antiochos Epiphanes (175 — 164)*®^) und schrieb über die
athenische Burg in 15 Büchern *^^), über die Dreifüsse in
Alhen^^^) und vielleicht über die Weihgeschenke in
Athen»»«).
Artemidoros ans Ephesos*»*) blühte um 104 — 100
V. Chr.*»*) und ward von seinen Landsleuten als Gesandter nach
Rom geschickt, um Beclamation gegen die römischen Staats-
pächter zu erheben, welche widerrechtlich die den Artemis-
priestern gehörigen Einkünfte zweier Seen in Beschlag genommen
hatten, und führte diese Sache mit solchem Erfolg, dass ihm
seine Mitbürger dafür ein goldenes Standbild errichteten«»^).
Ausser Italien bereiste er aber auch den grössten Theil des
Mittelmeeres bis nach Gades und einige Theile des atlantischen
Oceans«»*), also namentlich Spanien*»'), ferner Aegypten und die
287) Ath. IX. 406 c — Fr. 8. 288) Ath. VL 239 e « Fr. ö, 8. A. 290.
289) Denn kein Anderer dürfte trotz Ritschl AI. Bibl. S. 188 (Opasc. I.
S. 113) der von Ath. II. 45 c angeführte H. sein, s. Preller Polem. S. 172
und Müller a. a. 0.
290) Ath. VI. a. a. 0. ^HXi6d(OQog * 'AdTivatog iv totJß ns^l €c%Qon6ls<og^
TtBvtiHaCdena d' iatl Tavrcr ßißUa, Ath. sagt hier, er habe von dem
Komiker Aristophanes behauptet, Nav%Qat£triv stvcci yivog. Vgl. Harpokr.
n^onvlata tavta, NC%7i 'A^vä, Sittalog (= Fr. 1. 2. 4). h a «cpl zr{g
'A^i^vficiv duifonoXioag, iv tm a nh^X ax^. kv tg» «ve^l «ic^. Ath. IX. 406 c.
liß nift6tqt ne^l ax^. Ueber die Nichtbenntznng bei Pansanias s. Gurlitt
Paus. S. 96ff.
291) Fr. 7 b. Harpokr. 'Ovrjtaif: neql t&v 'AdTJvrjai tQinddav, Vielleicht
war dies aber, wie Gurlitt a. a. 0. S. 70 meint, nur ein Buch jenes
grossen Werks.
292) Wenn anders dies eine besondere Schrift war: Plin. Ind. XXXIV.
XXXV. HeliodortM qui de AtTieniensium amUhematis acripsit Vgl. Wachs-
muth Stadt Athen I. S. 36. A. 1 {nsifl tav dvad^fidtcuv tmv iv t^ utiqo-
noXn?), welcher A. 2 vermuthet, dass Plin. XXXIV. §. 64. 57. 72. 74. 76.
79—81. 92. XXXV. §. 101. XXXVL §. 18. 82 (mittelbar) aus H. geschöpft
seien; ob das YOn allen diesen Stellen gilt, ist aber doch sehr fraglich.
298) S. F. W. Hoff mann Die Iberer . . . Die Fragmente Artemidorus
des Geographen u. s. w., Leipzig 1838. 8. Stichle Der Geograph Artemi-
doros von Ephesos, Philologus XI. 1866. S. 193—244.
294) Markian. Epit Men. p. 64 Huds. §. 3 Müll. 'A(ftBftCdmQog dh 6
'E(piaiog ystoy^dtpog natä vfiv iHottoörrjv iwatrjv olvfinuida yeyovmg.
296) Fr. 127 Stichle b. Strab. XIV. 642.
296) Markian. a. a. 0. f&hrt fort: to dl (1. (tlv mit Stichle) nXstatov
fLiqog TTJg ivrog xofl xa^* ^ftftff xvyxavovarig ^aXdttrig innsQinXevactg, d-sacFa-
fisvog Sl xttl triv vr^dov tä rddsiqa xal iii^ri nvd trig itixbg ^aXdxTTjg, rjv
(onsavov TiaXovat,,
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694 Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
aDgrenzenden Länder der Aethiopen und der Troglodyten am
rothen Meere *^®). Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffent-
lichte er in den 11 Bücbem*^^) rscayQatpov^sva^, und ausser-
dem schrieb er noch 'Iovlxcc vTtofivii^ata^^^). Die ersten
sechs Bücher des ersteren Werkes behandelten Europa, das
siebente Libyen, die drei letzten Asien mit Einschluss von
Aegypten, so aber, dass alle diejenigen Länder ausgeschlossen
blieben, welche das innere Meer nicht berühren*®*). Artemidoros
297) Fr. 12. 13. b. Strab. III. 138. 137.
298) Fr. 97. 98 b. Strab. XVI. 774. 775.
299) Markian. a. a. 0. fährt fort: tfjg fthv dxgtßovg ysoDygatp^ag Xtimrai,
(d. b. er bat auf eine vollständige Bescbreibung des Continents — denn
das beisst y£(oyga(pia, wo es dem nBginXovg entgegengesetzt wird, s. Stieble
S. 195 — verzichtet), tov dh nsgCnXovv zf^q ivtbg *Hga%leiov nog^p^ov ^a-
Xdaarig %al t^v dvafiirgriaiv tavxTtg fistä tfis ngoafjnovaris intfieXa^ag iv
svdsna öii^rjX^s ßißXiots, d>s aa<piararov xal d%gi§iatatov nsginXovv x^g
aa^' Tjiucg dvaygdipai ^aXdaorjg. S. femer Perip. mar. ext. I. §. 1. 'Agtsfii-
dagog q *E<piaiog yecoygdtpog iv roig ^v66%€c rrjg yBtoygatplag ßi§Xioig xov
mglnXow (näml. zrig ivtog d-aXdöa7ig\ d>g av f^v fidXiata $vvax6v^ avvsygaipBv,
Vgl. ebend. I. §. 3. II. §. 2 (s. A. 312). Andrerseits vgl. PeripL Men. §. 3
Anf. JgtsfUitogog 6 'Eipiaiog ystaygdtpog %al StgdßoDV yBmygtmpiav O(io>v
H€cl n^glnXovv avvtsd'ei.iiQteg,
300) Wenn anders dies (Stepb. Bovvvog. KataßBXXioiv, Tavgoetg »
Fr. 2. 4. 3 a. ö.) der Titel war. Jedenfalls ist ys<oyga<p£c^ (s. A. 299) oder
ysa)yga(püiii (Diod. III, 11, 1 » Fr. 82, 8. A. 250) nicht als solcher zu be-
trachten.
301) Ath. IIL 111 d. %v7iaz6g agzcg no^hg naget "imoiv^ *A. 6 'E<p, qnioiv
iv 'louvmoig vnofivrjficcat.
302) S. A. 299. Das 1. Buch begann mit einer Einleitung, aus welcher
uns Massbestimmungen der bewohnten Erde und ihrer Länder (Fr. 1 b.
Plin. n. §. 242 ff. Fr. 8 ebendae. IV. §. 121) erhalten sind. Stieble S. 197
glaubt, dasB erst mit dem 2. die eigentliche Länderbetchreibung begonnen
habe, obgleich drei Bruchstücke des 1. über Gallien, speciell Massilia
handeln (3. 4. 6), indem er auf Grund einer verfehlten Ergänzung des
lückenhaften Anfangs von Markian. Peripl. mar. ext. durch Do d well
(b> Fr. 7) annimmt, A. habe mit der Strasse von Gibraltar angefangen.
In Wahrheit that A. es also schon im 1. B. mit Gallien, das 2. handelte
von Hispanien, das 3. von Lusitanien, das 4. von Italien, das 5. von
Griechenland, aus dem 6. wird ausdrücklich angeführt nur ein einziges
Bruchstück (68 b. Steph. nag^iviog)^ welches sich auf den taurischen
Chersones bezieht^ gewiss mit Recht bringt aber Stichle auch die Thrakien
und vielleicht mit Recht auch die Thessalien betreffenden Fragmente hier
unter; das 8. umfasste Aegypten, Aethiopien, die Troglodytenländer und
Arabien (vgl. A. 250), das 9. Südasien (Indien, Parthien, Phoenikien, das
südliche Eleinasien), das 10. u. 11. das übrige Kleinasien und das asiatische
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Artemidoros aas Epliesos. 695
machte von den Arbeiten seiner Vorgänger einen ausgiebigen
Gebrauch*^*), und namentlich sein Anschluss an Agatharchides
war ein sehr enger, vielfach wörtlicher^. Seine Darstellung
war sehr episodenreich^*^); im Uebrigen werden wir uns seine
ganze Behandlungsweise der des Strabon sehr ähnlich zu denken
haben ^. Und so hat denn wiederum ihn Strabon stark aus-
gebeutet*^^*), in geringerem Masse Diodoros^^^^), Plinius^ und
Skythenland. Dass A. Aegypten nicht mit zu Libyen rechnete, ist hiemach
klar, dass er es mit za Asien zählte, erhellt ans Fr. 81 b. Plin. V. §. 47,
und nach ebendiesem Bruchstück scheint es, dass er Libyen als einen
eignen Erdtheil ansah.
308) Jedoch mit vielfacher Polemik: Hekataeos von Miletos (Fr. 136
b. Schol. Apoll. Rh. IV, 259, polemisch), Aristagoras Ton Miletos (Fr. 85
b. Steph. rvvai%6noXts u. polemisch Fr. 93 b. Steph. ^ißto^ wie es scheint),
Ktesias (Fr. 102 b. Strab. XVI. 779, aber wohl nur durch Vermittlung des
Agatharchides, s. A. 261), Ephoros (Fr. 18 b. Strab. IIL 137 f., polemisch),
Timaeos (Fr. 33. 126 b. Strab. IV. 183. XIV. 640 f., polemisch), Eratosthenes
(Fr. 99 u. dazu Stichle. Fr. 101. 125. 136 b. Strab. XVI. 778. XIV. 668.
SchoL Apoll. Eh. IV, 259, häufiger polemisch: Fr. 10 b. Strab. III. 170,
Fr. 11 b. Strab. III. 148, wo er demselben namentlich seinen Anschluss an
Pytheas, den er selbst vielleicht nur durch dessen Vermittlung kennt, zum
Vorwurf macht, Fr. 26. 76. 77. 110 bei Strab. III. 159. XVII. 825. 829.
Plin. VI. §. 36 f.), Polybios (Fr. 14. 33. 59. 59» b. Strab. IIL 172. IV. 183.
VIII. 336. 389, überall berichtigend), Silenos (Fr. 14 b. Strab. UI. 172,
auch polemisch), Timosthenes, b. A. 307.
304) S. A. 250. 255. 260. 261. Ausdrücklich citirt er denselben Fr. 102
b. Strab. XVI. 779.
305) Markian. Perlp. m. e. §. 1 (s. A. 312).
306) S. Stiehle S. 238 f., dessen Standpunkt der Beurtheilung aber
nicht der richtige ist.
307 a.b) Vgl. A^ 250. Auch abgesehen vom 16. B. (vgl. A. 250. Walter
Rüge Quaestiones Strabonianae , Leipzig 1888. 8. [Doctordiss.] S. 46—71.
105 f.) findet sich eine Benutzung des A. noch vielfach bei Strabon, so im
3. B. (Spanien), s. Zimmermann Qnibus anctoribus Strabo in libro tertio
Geographicorum conscribendo usus sit. (P. I. Halle 1883. 8. Doctordiss.).
DisB. Hai. V. S. 329 fif. und bes. Rüge a. a. 0. S. 2—46. 103—105, im 5.
und 6. (Italien), im 14. (lonien u. s. w.). Ueber die Stücke im 8. bis 10. B.
(Griechenland), welche auf ihn zurückgehen, s. Niese a. a. 0. S. 282 f.,
über die Hauptquellen in dieser Partie A. 281 und bes. C. 27. A. 48, über
die betrefifenden Stücke im 17. B. Vogel Strabons Quellen für das sieben-
zehnte Buch, Phiiologus XLII. 1884. S. 405—416 und bes. Rüge a. a. 0.
S. 71 — 102. 106 f. Hier stammt u. A. aus A. auch das Citat des Timosthenes
Fr. 11 p. 827, s. Vogel S. 411 f., ebenso wie wahrscheinlich mit dem
ganzen Abschnitt 616—619 und einem Theil des Voraufgehenden und Nach-
folgenden das von Fr. 35 «= XIII. 618, s. Rüge a. a. 0. S. 4—9. 81 f. 105
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696 Zweiundzwanzigstes Capitel. Geographie und Periesege.
Agathe meros^^, und auch hei Pausauias begegnen wir seinen
Spuren ^^^). Dem Strabon und dem Stephauos von Byzantion
danken wir die meisten Bruchstücke; Letzterer citirt ausserdem'^®)
den Auszug, welchen Markianos von Herakleia^^^) mit Beibe-
haltung der Eintheilung in 11 Bücher gemacht hatte '^*), welcher
sich aber auch nicht erhalten hat
(dagegen das Yon Fr. 19 i» III. 140 vielmehr aus Poseid onios, s. Bnge a. a. 0.
S. 29 ff.). Aach im 11. B. aber ist Strabon in der Beschreibung Eankasiena
anfänglich seiner Führung gefolgt, s. C. 33. A. 151. Und so scheint es,
dass sein Buch die einzige vollständige Periegese war, welche dieser
Geograph yerwerthet hat. Den Agatharchides hat er unmittelbar nicht
benutzt.
308) Dieser führt ihn im Qnellenyerzeichniss des 4. bis 7. B. auf und
citirt ihn wiederholt in diesen Büchern, aber auch im 2. (vgl. A. 302), und
kein Anderer dürfte der im Ind. XXXVI genannte A. sein, welcher dann
§. 79 («= Fr. 91) unter den Schriftstellern über die Pyramiden erscheint,
8. C. 17. A. 146.
309) Dass nicht, wie man vielfach glaabte, die ganzen §. §. 8 — 19,
bei diesem aus A. sind, sondern nnr §. 16—19 Müller, zeigt W. Buge
Quaestiones Artemidoreae, Commentt. in hon. 0. Ribbecki, Leipz. 1888.
S. 475—486, vgl. C. 15. A. 28.
309 »>) S. A. 187.
310) S. die Bruchstücke bei Stichle S. 240 ff., welcher irrthümlich
glaubt, weil Steph. diese Epitome stets unter dem Namen des A. (welchen
ja aber Markianos nach seiner eignen Aussage [s. A. 312] ihr belassen
hatte) und nicht des Markianos citirt, dass Ersterer selbst diesen von
Steph. benutzten Auszug angefertigt habe und der von Markianos gemachte
aUo ein anderer sei Die Buchzahl fügt Steph. nur einmal hinzu: Kqvcc
(Fr. 1): 'AQX^iLCSaiQog iv inixo^tijg nq<ot<o,
311) Um 400 n. Chr., s. Müller G. G. M. I. S. CXXIXf.
312) Markian. Epit. Men. §. 4. iyco toivvv ndvtmv xmv itvrjuovsv^iptmv
iiQOHQivag *A(ft8fildoiQOv tbv *E(pictov ixitofiifv xAv ^vdsita ßißXüor xov p^v^-
l^ovevd'ivtoQ inoiriadiiriv , ngoa^slg leal i£ itiQtov nahxmv xä iXXeinovxa^
xal XTiv SiaCqBOiv xmv la' PtßUmv (pvXd^ag^ mg fux(fiav filv yBcay^a^Cav^
xeXtiotaxov dh niQinXovv ccnsQydaaa^at, Dann sagt er von Menippos: xriv
^üioaiv xmv XQimv ßißUav inoirjaoc(irjv ovk d<pBX6fi,8Vog xfig nqooriyoqlag xov
naxiqa xovxmv ovd% fig iiucvxov fifxaarTiaceg xovg dXXoxff^ovg n&vovgy SuntQ
ovdh xov naai nstpgovxiaiiivmg ins^BX^^ovvog 'jQxefiidmQOv^ dXXd xdg (ilv i«t/-
vav ngoarjyoQiag ituyqd'ipag xoig ßtßXioig^ mg Sv tirjd^v slg xovg Xoyiovg äiuiQ-
xdvHv donoCriv ^Bovg^ xug dl xovxmv inixofjLctg xal dioffi-müeig xmv ifutvxov
noifjödfifvog n6vmv ivagylg yviogioy^a^ maxe xovg ivxvyxdvovxag (iridlv (n^B
xmv naq' k%Blvmv avyy(fcc(pivxmv (trixs xmv nag' rjfimv XQoatt^ivxmv 5 dioq-
d-masrng imneXovg d^imd'ivxmv dyvorjaai, Perip. m. e. I. §. 1 unmittelbar
nach den A. 299 angef. Worten: -^ftsig dl xmv ßißXtmv ro^oir xdg mffitxdg
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Eudoxos Yon Rhodos. 697
Eudoxos von Rhodos aus unbekannter Zeit^ aber doch mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit^^^) nicht später als ins zweite
Jahrhundert v. Chr. zu verlegen und also wohl etwas älter als
ArtemidoroS; schrieb ^lötoQiai in mindestens 9 Büchern^^*)
und allem Anscheine nach auch noch ein geographisches,
mit Fabeleien angefülltes Buch^^^).
zov iivrifiovBv^ivtog nags^ißdösig, ngoöSti dh ßa^ßagatv Atd'tontKag nolsig
atpivteg, h inttopijj aatpiotatu [let* aKQißovg xmv itpsvgrjd^iiftmv ngoa^yiTig
Tov nsQinXovv inoiriaccfis^ay mg [iriöhp ivdetv ngog xBlsioxätriv aa(pT]VBiav
toig negl tovzo to (ligog tijg yBmyqatpCag anovdäiovai. §. 3. xov (ulv oiv
itBQMovv tijg d'aXaTTTig xavtrig (näml. xrjg ivxog) diä xijg ^xirofi^g tcov
la' ßißX£(ov 'AQX6ni9(6(fOV xov ysayi^dfpov aaipfj naxsöxijaafisv , mg ngoeiffrixai,
II. §. 2. xijg yciQ ivxbg *Hi^a%XBlmv axriXmv ändaf}g d-aXdaarig, aantQ xal
nQ0Si(f7i%aasv j dxQißij xov nsQinXovv (ßg ys olopLtd'a) ntnoirifis^a iv xaVg
inixo(iaig xmv ^vdsna ßißX^mv 'AgxsiudnQOV xov 'E{psaü)v yBooyQatpoVy ov
voy^l^oy^v XTJg %a^* VC^S d'aXdsarig inifLBXicxaxov iv xoCg xijg yBmyQatp^ag
xov TCBqCnXovv nBno^i^c^a^, §. 19. iv x^ intxo^i^ xijg 'AQXBfuddgov yBtoyQct*
(plag Tjxoi JtBQ^itXov,
318) S. C. 17. A. 97.
314) Fr. 2 (Müller F. H. G. IV. S. 407 f.) im Ei M. p. 18, 67. 'AÖQ^ag.
Vgl. La. Dl. VIII, 90 im HomonjmenyerzeichnisB: ^xBQog {Evdoiog) *r6diog
*IaxoQtag ysyQatpdg,
315) Ob Fr: 1 bei Apollon. Mirab. 24 aus diesem oder aas dem histori-
schen ist, lässt sich nicht entscheiden. Ausdrücklich wird auch er unter
den geographischen SchrifUtellem genannt bei Markian. Epit. Man. §. 2,
und wenn auch der Versuch von Brandes Ueber das Zeitalter des Astro-
nomen Geminos nnd des Geographen Eudoxos, Archiv f. Philol. XIII. 1847.
S. 199—222. Ueber das Zeitalter des Geographen Eudoxos u. s. w., Leips.
1866. 8. nach dem Vorgange von Semler MisceUan. lectiones IL S. 26 if.
darzuthun , dass die Pijg nagioSog des Eudoxos nicht schon von dem Knidier,
sondern erst von dem Bhoder geschrieben sei, yon Böckh Sonnenkreise
S. 16—22 vollständig widerlegt ist, so hat doch Brandes, wie auch
Böckh zugiebt, wirklich bewiesen, dass die Stellen bei Aelian. N. A.
X, 14 von den Vögeln grösser als Ochsen, die der Verfiässer jenseits der
Säulen des Herakles gesehen haben will , und XVII, 19 von den Ostgalatern
(die es erst seit 278 gab) nicht schon von dem Enidier herrühren können.
Zwar meint Aelian. ohne Zweifel den Letzteren, aber er täuscht sich. „Es
ist leicht möglich *S sagt Böckh S. 21, „dass auch die im 17. Buch der
Thiergesch. (14. 17) aus E. angeführten Berichte von dem Rhodier her-
stanunen, den er mit dem Enidier verwechselte, vielleicht weil er diese
Sachen nicht aus der Quelle schöpfte, sondern erst aus zweiter Hand
hatte *'. Dazu kommt noch die Fabelei im Anhang zu Pseudo-Aristot.
Mirab. Ansc. 173, die hier dem Eudoxos, bei Pseudo-Plut. de fluv. 10, 5
freilich vielmehr den angeblichen ^(fvyiand des Agatharchides zugeschrieben
wird, aber s. Frieten a. a. 0. S. 20 f.
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698 ZweiundzwaDzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
Apollonides^^^), Verfasser eines UsQCnXovg^^'^^ lebte
frühestens zur Zeit des Mithridates^^^).
Androetas aus Tenedos verfasste eiuen UsQiTcXovg trjs
Serapion aus Antiocheia^^^)^ ein mathematischer Geograph
und heftiger Gegner des Eratosthenes**^), schrieb vor Ciceros
Zeit 8«^).
Sem 0 8 von Delos^*^) aus unbekannter Zeit^, jedoch, wie
es scheint, spätestens aus der des musischen Schriftstellers
Aristokles, wenn nicht gar schon des Atheners Apollodoros^**^),
schrieb unter anderen Werken über Paeane**^) und 8 Bücher
über Delos^*), aus welchen beiden Schriften uns besonders
Athen aeos Manches mittheilt'*').
316) Müller F. H. G. IV. S. 809 f.
317) Derselbe wird mehrmals angefahrt von Strab. nnd in den Schot.
Apoll. Rh., daza Plin. Ind. VII und VII. §. 17.
318) Strab. VII. 309, wo er für den Feldzag des Mithridates gegen
den taurischen Chersones angeführt wird.
319) Schol. Apoll. Rh. II, 169. Müller F. H. G. IV. S. 304.
320) Plin. N. H. Ind. IL IV. V.
321) Cic. ad Att. II, 6, 1. valde Eratosthenes . . . a Serapione et €ib
Hipparcho reprehendüur,
322) Atticus schickte sein Buch 59 dem Cicero zu, als dieser auf den
Einfall gekommen war etwas Geographisches zu schreiben, worauf Cicero
(ad Att. II, 4, 1) denn aber zugestehen musste , dass er nicht den tausendsten
Theil desselben verstehe. lieber Serapions Bestimmung yon der Grösse
der Sonne steht eine Notiz bei Cramer Anecd. Paris. I. S. 373, vgl. Müller
F. H. G. IIL S. 167. Anm. Mit welchem Recht Detlefsen im Register
zu Plin. N. H. den S. aequcdis, ut vidttur, Eratosthenia nennt, ist nicht
abzusehen.
323) Müller F. H. G. IV. S. 492-496.
324) Aus seinem Buche über Pergamon darf man mit Müller schliessen,
dass er sich dort längere Zeit aufhielt, ob aber unter der Herrschaft der
Attaliden, ist durchaus ungewiss.
324^) S. A. 325. Das Citat (Fr. 6) b. Ath. IV. 173 e mag aus Apollo-
doros stammen, der hier eine Hauptquelle ist (s. 172 f i» Fr. 200), vgl.
Bapp De fontibus quibus Athenaeus . . . usus sit, Leipz. Stud. VIII. 1886.
S. 99.
826) Fr. 19. 20 b. Ath. XIV. 618 d (vielleicht nach Tryphon, s. C. 30.
A. 865). 622 a ff. (hier wahrscheinlich nach Aristokles, s. C. 20. A. 66). Dass
auch Fr. 13 (aus der Delias) b. Ath. III. 109 f nach 109 b von Tryphon
herrühre, ist ein sehr unsicherer Schluss von Bapp a. a. 0. S. 121.
326) Fr. 1— 18^ Athenaeos, der wiederholt die einzelnen Bücher citirt,
nennt diese Schrift stets JriXias , ebenso das Et. M. B^ßUvog olvo^ (>-» Fr. 12),
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Apollonid. Androet. Serap. Semos. Apell. Philem. Sokrat. Agakl. Alk. 699
Apellas oder Apollas'^**) der Pontiker'^^) schrieb ^eX-
q>Lxd^^) und tcbqI xäv iv üeXoTCOwi^öco xoXsmv^^^), Er
geborte vielleicbt zur Scbule des Eallimachos^^^).
Philemon wird bei Plinius zweimal erwähnt, mit einer
Nachricht über den nördlichen Ocean und über den Bernstein^.
Sokrates von Argos^^) schrieb eine Periegese von
Argos^*) und xeqI böicav^^^)] ob er aber auch derjenige Mann
dieses Namens war, welcher die Schrift ngog EiSod'eov ver-
fasste, ist zum Mindesten überaus fraglich ^^^).
Agaklytos schrieb über Olympia'^).
Alketas, möglicherweise gleich Agaklytos erst aus nach-
dagegen z/ij^liax», wie es scheint, Harpokr. ^E%dtrjg vrjaog (— Fr. 2) und
sicher Siiid. Zrjfios 'HXstog (1. z/ijlio^), yQafiiiatt'nog, ^ygaifft JrjXia%cöv ßi-
pUa ri\ ütffiddovg ß\ ncgi Ilagov a\ negl IlBgyäfkOV a\ nsgl nauivonv.
Nicht bloss Fr. 10 b. Ath. XIV. 618 a scheint übrigens aas Didymos zu
stammen (s. C. 30. A. 278), sondern vielleicht ist sogar der ganze Ab-
schnitt 617 f— 618 b durch die Vermittlung des Letzteren, der nachweislich
auch Fr. 20 (s. A. 325) benutzte, aus S., s. Bapp S. 119—121.
327) Besonders interessant ist Fr. 20 (s. A. 325) über die AvToxdßdaXotf
'l^v(pciXXot f ^aXXo<p6goi, Vgl. Said., welcher (aus Ath.) hinzusetzt: iv
zovzca 61 fivTK^ovsvBi. fkovaiKav uvmv Idemv xovxtoVf AvtonaßdaXoiv 'idti-
(pdXXa>v ^aXXoqiOQCov,
828) Müller F. H. G. IV. S. 307 f. Vgl. Preller a. a. 0. S. 175 f.
329) UmXXag b Ilovtinog, Suid. 'Poddnidog dvd^rifka » Fr. 2.
330) Fr. 1 b. Clem. Protr. 31 A. 'AnnlXdg iv totg Jehpixoig. Fr. 2.
331) Fr. 8 b. Ath. IX. 369 a. 'AxoXXag iv t^ mgl xmv x. t. X, Fr. 4
b. Schol. Nicand. Ther. 517. 'AnoUäg (so Müller f. loXaog) iv xip kbqI
tmv IleXonovvriatanmv noXinv^ dazu Fr. 5 — 7.
332) Bei Quintil XI, 2, 14 ist Apollos CäUimachus überliefert Die
wahrscheinlichste Verbesserang ist wohl die von Prell er Polem. S. 176
Yorgeschlagne Callimachius.
333) IV. §. 95. XXXVII. §. 33. 36. Müller F. H. G. IV. S. 474.
334) Müller F. H. G. FV. S. 496—499. Vgl. Meineke Anal. Alex.
S. 149 f.
335) La. Di II, 47 im HomonymeiiTerzeichiiiss: yiyove dh ZamQdttig
xal sxsQog toxoQtnhg nsQirJYfjatv "AQyovg ysygatpmg, Schol. Pind. Nem. III, 92
(« Fr. 2). Zmngdxrjg o 'Agystog. Dazu Fr. 1. 3. 3». 4 (b. Plut. Virt. mul.
4. 245 E).
336) Plut. de Is. et Os. 35. 364 F (» Fr. 5). ZaxQaxJig iv Tot; negl
oaiav. Derselbe benutzt diese Schrift aber noch öfter (Fr. 6—8), und man
sieht ans dem Znsammenhang oder ans dem Inhalt der benatzten Stellen,
dass der Ver&sser ein Argiver war.
337) S. darüber C. 27. A. 134.
338) Phot. Suid. Kv^sXtdav dvd^fiix. Müller F. H. G. IV. S. 288.
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700 Zweiandzwanzigstes Capitel. Geographie und Periegese.
alexandriniscber Zeit^ handelte in mindestens 2 Büchern über
die delphischen Weihgeschenke^*^).
Amphion aus Thespiae möglicherweise auch erst aus der
ältfiten christlichen Zeit verfasste mindestens 2 Bücher über
das Musenheiligthum auf dem Helikon^^).
Mehr bereits der ältsten Eaiserzeit als dem Ausgange der
alexandriniscben Periode gehört
Archelaos, der Sohn des Archelaos und Enkel vom gleich-
namigen Feldherrn des Mithridates, an. Er ward 36 oder 34 yon
Antonius zum König von Kappadokien, wo bereits sein Vater Un-
ruhen gegen den rechtmässigen Herrscher Ariobarsanes U erregt
hatte ^^), eingesetzt'*^), wechselte aber, nachdem er indem Ent-
scheidungskampfe seines Gönners mit Octavianus dem Ersteren zu
Hülfe gekommen war^^)^ noch zur rechten Zeit die Partei, so dass
der Letztere ihm nach der Schlacht bei Actium nicht bloss seine
Herrschaft liess^^), sondern später auch noch einen Theil von
Kilikien zu derselben fügte. Dazu erwarb er überdies 1 oder
2 n. Chr. noch Eleinarmenien, und zwar, wie es scheint^ durch
seine Heirath mit Pythodoris, der Wittwe des dortigen Königs
Polemon^^). Aber er erwies sich gegen Tiberius, der ihn, als
er von seinen Unterthanen verklagt war, in Rom vertheidigte'^^
undankbar**^), und so lockte dieser, als er zur Herrschaft gelangt
389) Ath. Xin. 691 c. iv ß' ire^l tcov iv JsXtpoCs dvad^fuixav, Müller
F. H. G. IV. S. 296.
340) Ath. XIY. 689 a. iv dswi^tp nsgl tov h ^EU%mvi, Movüeütv.
Müller F. H. Q. IV. S. 801.
841) 61 y. Chr. Da aber Cicero als Proconinl von Kilikien dem Ario>
barcanes za Hülfe kam, verliess er das Land. S. Gic. Epist. XV, 4, 4 ff.
Caesar entsetzte ihn 47 anch seines von seinem Vater auf ihn überge-
gangenen (Strab. XII. 668) Priesterthnms in Eomana, Appian. Mithr. 121,
vgl. Psendo-Caes. Bell. Alex. 66.
842) Dank den Beizen seiner Mutter Glaphyra, Cass. Dio XLIX, 32.
vgl. Martial. XI, 20. Strab. Xu. 640. Ueber die Münzen mit seinem Bilde
und der Umschrift ßaaiXic^g 'jlQx^Xdov tpiXoxdxQidog tov Ktiatov S. Visconti
Icon. Gr. U. Taf. XV, 6.
848) Plut. Anton. 61.
344) Cass. Dio LI, 2.
346) Cass. Dio LIV, 9. Strab. XIL 684. 666 f.
846) Cass. Dio LVU, 17, vgl. Suet. Tib. 8.
847) Indem er dem C. Caesar bei dessen Sendung in den Orient (s. C.88.
A. 842) grosse Huldigungen darbrachte, um Tiberius aber bei dessen Auf-
enthalt in Rhodos (6 y. Chr. ~ 2 n. Chr.) sich nicht kümmerte, Cass. Dio
a. a. 0. Tac. Ann. II, 42.
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Amphion. Arohelaoe. Dreinndzwanzigstes Capitel. Autolykos. 701
war, ihn dorthin, um ihm vor dem Senate den Process zu machen^,
doch rettete seine Altersschwäche ihm zunächst das Leben , gab
ihm aber bald hernach den Tod 16 n. Chr., worauf Kappadokien
zur romischen Provinz gemacht ward^. Er besass aber auch
bedeutende gelehrte und litterarische Liebhabereien, so dass nicht
bloss Konon ihm seine uns noch im Auszuge erhaltnen Erzählungen
widmete ^^), sondern er auch selbst ein sehr umfassendes choro-
graphisches Werk schrieb**^), aus welchem ohne Zweifel die
Anführungen bei Plinius sind^^*), und welches, selber vermuth-
lich blosse Compilation^^), schon von dem rastlosen Compilator
Eonig luba II, der eine Zeit lang, wie es seheint, sein Schwieger-
sohn war'"), ausgebeutet worden ist^.
Dreiundzwanzigtes Capitel.
Reine und angewandte Mathematik^).
Autolykos von Pitane ist uns bereits^) als Lehrer seines
jugendlichen Landsmanns Arkesilaos begegnet, der auch mit
848) Phüostr. V. Apoll. 1, 12.
849) CasB. Die imd Tac. a. a. 0. 0. Vgl. Sneton. Tib. 87. Galig. 1.
Strab. XIL 684. Entrop. YII, 11. — Ueber die Schickaale seiner Tochter
Glaphyra s. C. 83. A. 829—882.
850) Phot. Cod. 186. p. 180^ 26 f. Bekk. «(^oatpavii (i,y x6 novrjiulxiov
'AQxsXacp ^iXondxoQi ßaaiXst. Vgl. C. 27. A. 188—140.
851) La. Di. II, 17 im Homonymenverzeiohniss : ysyovaai dh %al aXXoi
rQsCg *AQ%iXuoii 6 xmQoyQävpog xrig vnb 'AXs^dvdQOv n^arrid'a^aTjs yfjs %. t, X,
(vgl. C. 17. A. 12).
852) XXXVn. §. 46 (über kappadok. Bernstein). §. 95. 104 (Herkunft
und Beschafifenheit der carchedonit). §. 107 (Herkunft des Topases). Vgl.
Ind. VIIL IX. XVn. XVm. XXXVII.
853) Hoefer Konon S. If. 854) S. C. 88. A. 829-882.
855) S. G. 33, A. 844. 845.
1) Gantor Vorlesungen über Geschichte der Mathematik L Leipzig
1880. 8. S. 221 — 818. Heiberg Philologische Studien sn griechischen
Mathematikern, Jahrb. f. Philol. Snppl. N. F. XI. XII. XIII, Leipzig 1880.
1881. 1884. 8. (Im Folgenden citirt mit Ph. Si XI. XII. XIII). Zenthen
Die Lehre von den Kegelschnitten im Alterthum, Kopenhagen 1886. 8.
(Man lernt aus diesem hervorragenden Buche nicht bloss, wie ungemein
weit vorgeschritten diese Lehre bei Archimedes und dann Apollonios be-
reits war, sondern auch noch manches Andere, was auch für den Philo-
logen wichtig und nützlich ist). Vgl. auch den Litteraturbericht von Hei-
berg Qriech. u. rüm. Mathematik, Philologus XLIÜ. 1884. S. 476 ff.
2) C. 2. A, 579 ^
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702 Dreiundzwanzigsies Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
ihm nach Sardes ging^); und zwar etwa zwischen 300 und 295^)|
war also entweder gleichen Alters mit Eukleides oder vielleicht
noch etwas älter und folglich entweder überhaupt oder neben
diesem der älteste griechische Mathematiker^ von welchem uns
Schriften geblieben sind. Es sind ihrer zwei, beide nicht von
erheblichem Umfang, jc'bqI xivovfAdvrig ö(paigag in 1 und
jcsqI initokwv xal dvösov (über die Auf- und Untergänge
der Fixsterne) in 2 Büchern*), und zwar sind sie uns freilich
wohl mit einigen Zusätzen, Weglassungen und Aenderungen ^,
aber doch im Ganzen in ihrer ursprünglichen Gestalt^ über-
S) La. Di. IV, 29. Ijkovob dh (A^Hsaikaog) %az' cigzccs (ilv Avtolvnov
tov (McdyjfucxiTiov noXCxov tvyxdpovtos , n^lv anai^Biv slg *A^rivag^ fie^' ov
%al elg ZaQÖeig ansdijiirjasv.
4) Denn Arkesilaos war etwa 315 geboren, s. C. 2. A. 679. 595. 696.
Hiemacb sind HnltBch Ausg. des Antolykos S. Vf. und sein Recensent
H. Martin Rey. erit. 1877. I. S. 409 f. zu berichtigen.
5) üeber die Erhaltung von ihnen s. A. 244. Sie erschienen zuerst
unvollständig in lateinischer Uebers. ans einem griechischen Codex von
G. y a 11 a im 1. Band seines Werks De expetendis et fcgiendis rebus,
Venedig 1501, dann das Bach de sphaera, aber ohne die Beweise wiedemm
in lai Uebers., aber aus dem Arabischen bei Maurolycns Theodosii
sphaericonim elementorum libri III etc., Messina 1668, hierauf dasselbe
Buch griechisch u. lateinisch, aber auch ohne die Beweise herausgegeben
Yon Dasypodias (Rauchfass) ohne Namen des Verfassers: Sphaericae
doctrinae piopositiones etc., Strassburg 1672, dann beide Werke voll-
ständig in vortrefflicher lat. Bearbeitung nach vatikanischen Handschriften
von Auria, Rom 1687, der auch den griechischen Text herausgeben wollte,
femer griechisch, aber ohne die Beweise nach zwei sehr jungen Hand-
schriften von Ho che, Hamburg 1877. 4., vgl. die Rec. von H. Martin
a. a. 0. S. 409—416. Jetzt besitzen wir endlich die treffliche Ausgabe von
Hultsch, Leipz. 1886. 8. mit den griechischen Schollen und den lateini-
schen, bei Auria befindlichen. Der ZLltste von Hultsch benutzte Codex
(B) ist ein Paris. 2390 aus dem Anfang des 13. Jahrb., dann folgen Vatic.
191 (A) aus dem 14. und zum Theil 16. und Paris. 2842 aus dem 14. Jahrh.
Vgl. A. 244. Zwölf der Theoreme des A. finden sich auch bei Pappos
VI, 32 ff. p. 618, 6—524, 24 Hultsch ohne Namen des Urhebers, und ebenso
wird ohne denselben negl %iv. atp. von Papp. VI, 117. p. 612, 15 und von
seinem Scholiasten p. 1180, 21 citirt, unter dem Namen des Autolykos aber
von Philop. in Aristot. Phys. fol. IV ^ p. 220, 4 ff. Vitelli. Schol. in Aristot.
348^ 27 ff. 6 dl AvxöXvitog ne^l %. <f. yQKtfjag %al Zaa ev^ßa^vBi rfj %iv, afp.
(is^ixdtSQog icxi xov StodoßCov aal pLätXov xm (pvai%^ avvsyyi^si' iti xw-
xov (A8Qi%(6t8Qa xoc EvkXs^Sov 9aiv6\tBva ical anX&g xäaa daxQOwofiUa' iv-
xav^a yag %al ^ ova£a avxrj avvBinvoet^xai x. r. X,
6) S. Hultsch S. XUIf.
7) S. Hultsch S. X— Xlll.
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Autolykos V. Pitane. Aristaeos der Aeltere. 703
liefert Ausserdem hören wir noch von einer dritten Schrift
gegen Aristotheros über die Planeten®).
Aristaeos der Aeltere^), ungefähr aus derselben Zeit^^),
bildete die Entdeckuugen seiner nächsten Vorgänger Menaechmos
und Hermotimos, nämlich Kegelschnitte und Lehre von den
geometrischen Oertem^^), weiter aus, wobei aber zu beachten
ist, dass man anfangs nur noch erst den geraden Kegel kannte
und irrthümlich glaubte, dass in jedem Kegel nur ein Schnitt
entstehe, im rechtwinkligen die hernach so genannte Parabel,
im stumpfwinkligen die hernach so genannte Hyperbel, im spitz-
winkligen die Ellipse^). Aristaeos schrieb nämlich eine Be-
arbeitung der körperlichen Oerter in 5 Büchern"), in denen
er angeblich auch die Benennung der Schnitte nach den Kegeln
in dieser Weise als Schnitt des recht- , stumpf- und spitzwinkligen
Kegels einführte, in Wahrheit aber wohl nur, wie es bis auf
ApoUonios allgemein geschah, diese alten, vermuthlich schon
8) Simpl. in Aristoi de coel. Schol. in Aristot. 502^ 7—16. ov f^i^v aT
ye t^v 9t8Ql Evdo^ov {a<pcct(f<moUat) atß^avat, tä <patv6(itva . . . «al t£ det
nsQl x(DV aXhov Xiysiv^ iv ivia ical KdXhnnog 6 Kviixrivos, Eidoiov nrj
dvvrid'ivTogf ineiffddTi diaaaaai^ sCnBQ uqa «al 8UaoiCBv\ älXd cevto ye
TovtOf oncQ nod t^ oipsi fCQÖdrjloif icxiVy ov9ilg avrmv fiix9^ ^^^ ^^ Avto-
Ivnov xov üixavaütv insßäXsto Sta tdiv vno&söBav intÖBiiai' %a£xoi ovd\
avxog Avx6Xv%oi idvvijd'Ti' driXoi d' ^ ngog UQtcxo^QOv diaipoga, iaxi 6h
o Xiyoi x6 voxh filv nX^oCoir iaxi dh oxb dno%BX(DQrpi6xag rmmv avxovg tpccv-
xä^sa&aiy nämlich die Planeten, b. Hnltsch S. VIII f. Ueber Aristotheros
8. C. 10. A. 7.
9) So nennt ihn Pappos VII, 1. p. 634, 9 f. 'AqioxcUov xov nQBoßvxigov
nnd wiederum derselbe Papp. VII, 29. p. 672, 12 Hultsch oder vielmehr
das hier in den Text gedrungne Soholion, s. A. 14.
10) Denn anf der einen Seite fehlt er in dem yon Prokl. in Euclid.
p. 19 f. (66 S. Friedlein) aus des Endemos Geschichte der Geometrie aus-
gezogenen Verzeichniss der berühmten Mathematiker vor Eukleides, auf
der anderen aber hat doch bereits Eukleides sich eng an ihn angeschlossen
(s. A. 14. 15. 44), folglich war er wohl zweifellos dessen und zwar älterer
Zeitgenosse, s. überdies Heiberg Litterargeschichtl. Studien üb. Euklid.
S. 85 f.
11) D. h. Inbegriffen von Punkten, welche insgesammt gewisse ge-
gebene Beduignngen erfüllen, während ausserhalb des betreffenden Orts
dies von keinem Punkte gilt. S. das Genauere bei Heiberg a. a. 0.
S. 80 f. und in den ausführlichen Erörterungen in Zenthens Buche.
12) Gemin. b. Eutok. Einl. zu Apollon. Kegelschn. Apollon. Con. p. 9.
Halley (s. A. 220). Vgl. A. 14.
13) Papp. Vn, 8. 636, 23. UgiaxaCov xonmv axBQidiv nivxB^ Weiteres
8. A. 14.
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704 Dreinndzwanzigstes Capifcel. Reine und angewandte Mathematik.
von Menaechmos stammenden Bezeichnungen beibehielt, wenn
er auch wohl sachlich bereits gleich Eukleides und Archimedes
das Richtige wusste^*). Ein zweites Werk von ihm war eine
Vergleichung der regelmässigen Korper^^).
Eukleides'^ war älter als Archimedes und lebte und lehrte
unter Ptolemaeos I in Alexandreia, welches durch ihn der Hauptsitz
14) Papp. Ylly 30. 672, 20 ff. 'A^iaraibg 6i^ os yiy^atpB %a (tixQi' tov
vvv dnodidofisva aveQeav tononv ttvzV ^* cvvsxij totg 'Kci)vt%oiSi ixaXci [xcrl
ot n(f6 'AnoXXcovhv] t^v t^icov xenviticiv yQctfkfimp xrjv fklv o£vyo>y^ov, n^v
dh dgd'oyaviov ^ xriv 81 dfißXvyaviov umwov xopLi^v, Vgl. die A. 220 mit-
getheilte Stelle 674, 18—19. Aber 8. Zeuthen a. a. 0. S. 460-469 (vgL
S. 61 f. 129 ff. 151. 203. 216. 226. 276. 309 L 322) nnd Pseudo-Eratosth.
Epigr. b. Entok. in Archim. de sph. et cjL p. 112, 20 Heib. MBvaixiu^ovg
%mvotofiBiv tQiddas, Ueber den Anschlnss des Eukleides in seinen Koavtiui
an dies Werk s. A. 44. Die Annahme, dass A. auch 6 BOcher Elemente
der Kegelschnitte geschrieben habe, beruht nur auf Papp. Yll» 29. 672, 11 ffl
riv fthv oiv dvaScdoiiiva Htovinmv ctoixiüow nQotSQOv 'J(ft,axaiov tov nQBiffiv-
ziqov s' tsvxrj, und diese ganze, an verkehrtem Ort stehende Bemerkung
4—14 ist mit Recht Ton Hultsch und Heiberg a. a. 0. S. 86 Mr ein
eingedrungenes Scholion erkl&rt worden; auf alle F&lle ist %wvi%d ütoix^ut
hier wahrscheinlich (vgl. Zeuthen S. 327), wie sicher %oavi%d bei Pi^p.
VII, 34. p. 678, 6 (vgl. p. 676, 26 f., s. A. 44), nur ein ungenauer Ausdruck
für xönoi et 8 Qe 0^1 und mit B.echt nimmt nach diesem Allen Zeuthen
S. 129 f. (vgl. wiederum A. 44) in Uebereinstimmung mit dem Herstellungs-
versuch von Viviani und mit Heiberg a. a. 0. S. 84 ff. an, dass A.
hier „geometrische Oerter behandelt hatte, welche Kegelschnitte werden'*.
Vgl. auch Papp. III, 21. p. 66, 6 f. Im üebrigen s. A. 220.
16) Hypsikl. Propos. 2 — Eukl. Eiern. XIV, 2. p. 6, 21 ff. Heib. tovto
dl ygatpstai, vno i^lv ' Ugiataiov iv ta iniyQatpofiivtp tmv s' axrjfidtmv
avyngürst (vgl. A. 233). Vermuthlich benutzte Eukleides auch diese Schrift,
nämlich im 13. B. der Elemente (s. A. 23).
16) Gartz Art. Euclides in d. Encykl. v. Ersch u. Gruber (veraltet).
Gutenäcker Ueber die griechischen Mathematiker überhaupt und über
Euclid insbesondere, Würzburg 1827. 4. (Mir unbekannt). Cantor Euklid
und sein Jahrhundert, Zeitschr. für Mathem. und Phjs. XII. 1867. Snppl.
S. 1— 72. Heiberg Litterargeschichtliche Studien über Euklid, Leipzig
1882. 8. — Gesammtausgaben: Ed. princ. von Simon Grjnaeus, Basel
1633. 1639 fol. Gregory mit latein. Uebers. (auch der Pnblication von
Dee, s. A. 34), Oxford 1703 fol. (bisher die einzige vollständige Ausg.).
Peyrard, Paris 1814—1818. IH. 4., bloss Elemente und Data mit Be-
nutzxmg, aber ungenügender Benutzung des besten Codex und mit latein.
u. iranzös. Uebers. Heiberg und Menge, bisher 6 Bde., Leipzig 1883 —
1888. 8. (die Elemente von Heiberg: der 6. Band enthält die beiden
letzten, nicht mehr von E. herrührenden Bücher und die Schollen), vgl. d.
Bec. von H. Weissenborn Philol. Anz. XV. 1886. S. 34—47. XVIL 1887.
S. 680—683.
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Eokleides. . 705
der mathematischen Studien ward^^. In seinen Elementen
der Geometrie*®) gelang es ihm alle früheren Darstellungen
dieser Art so zu übertre£fen und eine so abschliessende Arbeit
zu geben, dass jene in Folge dessen spurlos verloren gingen,
dass femer schon Archimedes und Apollonios dies Lehrbuch der
Elementargeometrie als das allgemein gebrauchliche voraus-
setzen^^), und dass es auch für alle Folgezeit allein im Gebrauch
blieb und kein neuer Versuch ein dasselbe überbietendes Werk
zu schaffen gemacht wurde. Wenn nun diese Arbeit auch ohne
Zweifel manches Eigne enthält^^), so verdankte er doch diesen
Erfolg weitaus nicht so sehr seinen neuen Entdeckungen weder
an Sätzen noch auch selbst an Beweisen als vielmehr seiner
überaus geschickten Auswahl des Wesentlichsten aus dem schon
Vorhandenen^^). Denn nur eine solche gab er und wollte er in
richtiger Erkenntniss des Zweckmässigen geben, und nicht etwa
trachtete er nach absoluter Vollständigkeit^). Und derselbe
17) Alles Letztere folgt zwar nicht ans der von Prokl. in Eucl. p- 68,
10 ff. erzählten Anekdote, wohl aber aus Papp, oder (s. A. 43) Psendo-Papp.
YII, 35. p. 678, 10 ff. Hnltsch (s. A. 216), und diese Stelle zeigt umgekehrt,
dass die historischen Voraussetzungen jener Anekdote richtig sind. Prokl.
sagt: yiyovs öl oinog o dv^g inl tov ngcatov ütoisfia^ov' xal yäg o 'Ag%i'
[iridrii inißaXatv aal tm ngazto fivTKiovsvst tov EvnlsiSov (de sph. et cyl.
I, 2. p. 14, 1 Heib., vgl. A. 19), xal (livtOL %ai vpaatv ou ntoXsfiaiög figsto
noTS avTov, s^ t{g iativ negl ysmuBXQÜxv bdog avvtofimteQcc trjg atotz^uDaeagy
o dh dnsxQ^vato firi slvai ßaadi^aiiif atganov inl yscofistgiav. vemtsgog i^lv
ovv iati tav nsgl nidtmvct, ngsaßvrsQog 6h 'Egatoa^ivovg xal 'Agxiiii^dovg,
18) Marin. Praef. Dat. p. 14 Hardy. (atoizsia) ysmustQ^ag , . . iv zoig
if ßißUoig. Vgl. Philop. in Aristot. Phys. II. fol. f. IV^. p. 220, 16 VitelU.
r« EvnXeldov ly' ßtßUcc.
19) Prokl. p. 71, 18 ff. 6 U^xifiridrig h toig negl atpa^ag xal %vXivdgov
(vgl. A. 17) xal 'JxoXXmviog xal oC aXXot ndvtsg tpaCvovzoit, xoig iv avz^ zy
7tgay(Uizs(oi dedsiyiiivotg ^dogy dgxcii^9 ofioXoyovfiivoig XQmfievot, Vgl. A. 283 '*.
20) Prokl. p. 68, 7 ff. EvnXeidrjg 6 td ffrot^f*« avvayccymv xal noXXd
HSV zrnv Evdo^ov avvzd^ag^ noXXd dl zmv Ssaiziqzov zfXsacdfLBVog (s. A. 23),
izL Sh td [laXancizegov dsmvviieva zotg ifkicqoaf^sv slg dvs-
XiyKzovg dicoÖBl^sig avvayccymv. Heiberg Stud. üb. Eukl. S. 34 f.
21) Prokl. p. 69, 4 ff. due(p6Q6vzmg ä' dv xig avzov dyac^B^rj ncczd zriv
yBODfiBzgi'Kriv azotx^^maiv zrjg zd^Boag BPencc xal trjg inXoyrjg tgov ngog td
özoix^ta mnoiTiiiivaiv d'smgrifuitav tB xal nQoßXrjfidztov x. r. X, ygl. Z. 24 ff*
p. 74, 9 ff.
22) Prokl. p. 72, 13 ff. üzotxstmdr) d' iatlv oaa diatsivst fi^ inl nXB^o)
xal tb dnXovv ix^i xal to j^a^^v . . . ooa ts fi^M Big nXri^og ix^i ^t^xov-
actv trjv yvmaiv ftifr« av yXa(pvlf6v ti ngotpaivBi xal jra^^fv, zavza xal trig
SüsxMiBL, griech.-alex. Litt-Gesoh. L 45
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706 DreiundzwanzigBtes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
eonservative Geist wie im Inhalt zeigt sich auch in der Form
des Werks, welche gleichfalls ohne Zweifel im Wesentlichen die
hergebrachte war, so dass der Fortschritt nur in einer besseren
Systematik im Besonderen bestand ^^^). Das Ganze zerfallt in
13 Bücher*^. Von den früheren Commentatoren Heron ****),
rmv atoixsuodöv I£(d nützet dvvdiismg (ygl. auch p. 73, 5 ff.), p. 74, 18 ff.
oaa na^ccXiii^dveiv donsiy iq taig avtaig iq>6Soi>g yfyvetat yvmqtfut ... vi mg
aykTixavQv eloäyovta ical dniQavrov noi%iX£av dlXotqiM tr^g tmv cxoixBCmv
iatlv IxZoy^ff. Vgl. Heiberg a. a. 0. S. 81—86.
22^) CantoT Gesch. der Math. I. S. 286 f. Heiberg a. a. 0. S. 35 f.,
vgl. A. 23.
23) Vgl. A. 18. Scheinbar hat es yier Haupttheile. Zuerst nämlich
kommt die Planimetrie, B. 1 — 6. Und zwar umfasst das 1. B. besonders
die Lehre von den Parallellinien, Parallelogramnlen nnd der Congmenz der
Dreiecke; es endet mit dem pythagoreischen Lehrsatz, zu welchem dann
das 2. gewissermassen einen Zusatz bildet, denn es handelt von Zusammen-
setzung und Zerlegung yon Quadraten und Bechtecken und Verwandlung
Ton Figuren; das 8. wendet sich zur Ereislehre, nämlich zu den Linien
und Winkeln im Kreise, das 4. zu den dem Kreise eingeschriebenen und
umschriebenen Vielecken, besonders den regelmässigen, namentlich dem
Fünfeck; das 5. enthält die allgemeine Proportionenlehre, das 6. die An-
wendung derselben auf die Geometrie, namentlich die Aehnlichkeit der
Figuren. Dann folgt zweitens im 7. bis 9. B. die elementare Zahlenlehre,
besonders die Zahlenproportionen , drittens im 10. die Lehre von den
commensurablen und incommensurablen, rationalen und irrationalen Grössen
und endlich viertens die Stereometrie. Und zwar beginnt das 11. B.,
genau wie wir auch heute noch verfahren, nut den Fundamentalsätzen
über Schneidung und Berührung der Ebenen und geht dann zum Parallel-
epipedon über, das 12. handelt von Pyramide, Prisma, Kegel, Cylinder
und Kugel, das 18. kehrt zu den regelmässigen, einem Kreise einge-
schriebenen Vielecken zurück und bahnt sich von da den Weg zu den fünf
geradlinigen regelmässigen oder sogenannten platonischen Körpern. Aber
der arithmetische' Theil des Werks dient nur dem geometrischen: das 10. B.
war wegen der Betrachtung der regelmässigen Körper erforderlich und das
7. bis 9. wieder als Einleitung zum 10. Es sind und bleiben daher eben
nur Elemente der Planimetrie und Stereometrie, nicht auch der Arithmetik.
Vgl. Prokl. p. 78, 10 ff. xd na^' Ev%Xeidov CTOi%Bia , , , td fi,}v tilg negl
rd in^nsda yecofiCT^^ff, td dl trjg atsqsoiietqüxg. Was nun aber die A. 20
mitgetheilte Aensserung des Proklos anlangt, E. habe vieles von Theaetetos
Begonnene zu Ende geführt und vieles von Eudoxos Herrührende zu einem
Ganzen zusammengeordnet j so ist der Anschluss an Ersteren im 10. B. (wo
Prop. 9. 10 in einem Scholion No. 62 Heib. ausdrücklich auf Theaetetos
mit einer Modification zurückgeführt werden, vgl. Plat Theaei 147 D ff.)
und im 18. (da Theaetetos nach Suid. SBaitrixogd&a erste Werk über jene
fünf regelmässigen Körper geschrieben hatte, vgL übrigens auch A. 15),
der an Letzteren im 5. (s. Prokl. p. 67, 8 ff. und bes. das Scholion No. 8
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Eukleides. 707
Porphyrios (273 bis etwa 304 n. Chr.)**) und Pappos (etwa
300 n. Chr.) l^at uns Proklos (412 — 485) in seinem sehr wich-
tigen Commentar zum ersten Buch einige Bruchstücke erhalten*^),
seine Absicht denselben fortzusetzen*^ scheint er aber nicht
ausgeführt zu haben *^. Eine neue Ausgabe veranstaltete der
Heib. zu diesem B. (vgl. Enoche UntersnchDiigen über die nen aufge-
fundenen Scholien des Proclas Diadochos zu Eaklids Elementen, Herford
1865. 8. S. 10 — 18), in welchem das ganze 5. B. cv^Tjfia Evdo^ov genannt
wird, vgl. Heiberg a. a. 0. S. 33 f.), im 10, und 12. (Arcbim. de sph. et
cyl. p. 4, 11 fif., ygl. qaadr. parab. p. 296, 18 ff. Heib., s. anch Heiberg a a. 0.
S. 84) und, wenn Bretschneider Die Geometrie nnd die Geometer vor
Enkleides, Leipzig 1870. S. 167 f. nnd Cantor a.a.O. S. 207 f. 286 die
Angabe bei Prokl. p. 67, 6 f. richtig verstehen , in den 5 ersten Sätzen des
13. oder der (schon im 2. nnd 4. B. angebahnten) Lehre vom goldenen
Schnitt zu finden. Die Form dieser Bücher weicht aber von der der übrigen
nicht ab , imd aach Proklos dentet nicht im Geringsten auf eine Neoerung
des E. in dieser Richtnng hin. Vgl. zum Vorstehenden die genaueren Aas-
führungen von Cantor a. a. 0. S. 224—286, dazu Heiberg a. a. 0. S. 80 f.
und bes. über das 2. und 6. B. Zeuthen S. 1— 88.
23^) S. A. 172. 174. 177.
24) Sei es nun, dass dieser eine besondere Erläuterung schrieb oder
Proklos das aus ihm Mitgetheilte sämmtlioh in dessen 2viiiu%ta (Prokl.
p. 56, 24) fand.
26) S. dieselben bei Heiberg a. a. 0. S. 167-163. Vgl. A. 172. 174.
Von dem Commentar des Pappos finden sich auch noch sonstige Spuren
bei Eutok. in Archim. de sph. et cyl. p. 84, 6 ff. Heib. und in den Scholien,
s. Heiberg a. a. 0. S. 168 f , und vielleicht ist der in der arabischen üeber-
setzuDg von Abu Othmän aus Damaskos erhaltne zum 10. B., für dessen
Verfasser Wöpcke (s. A. 236) einen gewissen Valens und sicher irrthüm-
lieh einen byzantinischen Astrologen Vettius Valens hält, und welcher in
den Scholien benutzt zu sein scheint, der seine, s. Heiberg a. a. 0.
S. 168—171. Von dem des Proklos kommt jetzt nur die Ausgabe von
Fried lein, Leipzig 1873. 8. in Betracht (über die älteren griech. und lat.
Bearbeitungen s. Heiberg S. 164), dazu die Mittheilongen von C. Wachs-
muth Handschriftliche Notizen üb. d. Comm. des P. zu den Elem. des E.,
Rhein. Mus. XVlII. 1863. S. 132—136. Ueb. d. handschriftl üeberlieferung
von P. Comm. zu Euklids Elem., ebendaselbst XXIX. 1874. S. 817—820.
J. H. Knoche Untersuchungen üb. des Proclas Diadochus Comm. zu Euklids
Elementen, Herford 1862. 4 und a. a. 0. Majer Proklos über die Defini-
tionen bei Euklid. L Stuttgart 1881. 4. Weiteres bei Heiberg a. a. 0.
S. 164 f. üeber die Scholien und ihr Verhältniss zu Proklos s. Heiberg
a. a. 0. S. 166—168^ über die Handschriften derselben Heiberg Ausg. V.
S. iXff.
26) 272, 10 ff. 398, 18 f. 432, 9 ff.
27) Wie Heiberg a. a.j0. S. 166—168 gegen Wachsmuth zeigt. —
Ueber die Auszüge des uns sonst unbekannten Aeneias aus Hierapolis
45*
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708 Dreiondz wanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
schon früher*^^) erwähnte Mathematiker Theon von Alexandreia
im vierten Jahrhundert^ nachdem sich schon vqr ihm manche
Fehler eingeschlichen hatten und, wie es in vielgebrauchten Lehr-
büchern zu geschehen pflegt, manche fremde Zuthaten interpolirt
waren , mit einigen neuen Zusätzen und auch umgekehrt einigen
Verkürzungen und auch sonstigen Redactionsänderangen zum
Behuf seiner Vorlesungen**), und auf diese Ausgabe gehen laut
den üeberschriften ^^) fast alle uns erhaltnen Codices zurück,
so dass zunächst erst diese Bedaction aus ihnen herzustellen und
von da sodann auf das ursprüngliche möglichst zurückzugehen
war, indem wenigstens eine alte Handschrift*^) noch die frühere
(Prokl. p. 361, 18 ff.) und des Michael Psellos (im 11. und 12. Jahrh.) und
die beiden byzantinischen Gommentatoren des 14. Jahrh. Barlaam aus
Calabrien nnd den Mönch Isaak Argyros handelt Heib erg a. a. 0. S. 171—178
und überhaupt über die Studien der Byzantiner Ausg. V. S. XCIV — XCVI.
27^) C. 10. A. 57 ff.
28) Zvvovaiai, s. A. 28^. Theon selbst sagt in seinem Commentar zu
Ptolem. Almag. I. p. 50 Bas. 201 Halma: oti dh ot inl tconv xvidtov ro-
fisig ngog dXXi^Xovg slalv mg at yatviat, i(p' mv ßfßrj^aaiy diSsintai ijfiiv iv
T^ i%d6asi xmv atoixsüiv TCQog xA tiXsi. tov ^%zov §tßX£ov und bezeichnet
also selber damit seine Zuthat zum 33. Satz des 6. B. S. die genauen
Untersuchungen über seine Bedaction und ihr Verh<niss zu der ihm über-
kommenen Gestalt bei Heiberg Ausg. V. S. XXIV— LXXVI und über die
älteren Fehler und Interpolationen S. LXXVI— XC. Zu den letzteren ge»
hört z. B. der Schluss des 10. B., d. h. (wie nach theilweisem Vorgang
Anderer August erkannte) Propos. 115, wahrscheinlich aber auch schon
112—114. Ueber Verderbnisse und Interpolationen nach Theon s. Hei-
berg Ausg. V. S. XCIU. Eine abgekürzte, im Codex b (s. A. 29) erhaltne
Fassung vom Ende des 11. B. und yom 12. (b. Heiberg Ausg. UI. S. 385 ff.)
ging aus den Studien der Byzantiner vor dem 8. Jahrh. (s. A. 31) herror.
28^) Nämlich theils i% trjg Sitovog indoaecog^ theils dnb xöiv avvov-
ai6v xov Brnvog^ s. Heiberg St. üb. E. S. 174. S. 177. A. 2. Ausg. V.
S. XXIV ff
29) Nämlich der, wie (A. 16) gesagt, schon von Peyrard (s. Hei-
berg Ausg. I. S. Vf. V. S. CXUI) benutzte Vatic. 190 (P b. Heiberg)
aus dem 10. Jahrh. Ein Scholion desselben zu XIII, 6 (bei Heiberg IV.
S. 268. Anm.) lautet: xovxo x6 ^mgruuic iv xotg nXsiaxoig x^g viag iTtdoamg
ov (piQSxaty iv dl xoig xrjg naXauig bv{(Ig%b%ui, Von den auf Theons Becension
beruhenden Handschrr. hat Heiberg ausser der besten F ^a Laur. XXVIII, 3
aus dem 10. Jahrh. besonders die 888 geschriebne, einst im Besitze des
bekannten Erzbischofs Arethas befindliche und von ihm mit Schollen und
anderen Zuthaten (s. darüber das Genauere bei Maass M^Ianges Graux
S. 749 f.) ausgestattete B (Bodl. Dorvill. X, 1 .inf. 2, 30) und die aus ver-
ßchiedenen Originalen (unter ihnen auch b) abgeschriebne V >-> Vindob. 103
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Eutleides. 709
Gestalt zeigt und auch sonst noch manche Spuren derselben ge-
blieben sind*^^). Bei den Römern fand eine erheblichere Be-
schäftigung mit den Elementen erst sehr allmählich Statt ^®):
abgesehen von einer uns noch erhaltnen sehr freien Bearbeitung
des eilften bis dreizehnten Buchs durch einen Unbekannten im
vierten Jahrhundert^^) war, so viel wir wissen, die uns nicht
gebliebene lateinische Uebersetzung von Boethius die älteste^^^).
(wahrscheinlich ans dem 12. Jahrh.) and anshülflich namentlich b (Bono-
niensis 18. 19 ans dem 11. Jahrb.) zu Ghronde gelegt (s. Ausg. V. S. XXI 7 ff.),
für das 14. (von Hypsikles, s. A. 241. 242) verfesste B. aber, in welchem
ebenso wie im 16. P zu den schlechteren Handschrifben gehört, in erster
Linie M (Monac. 427 aus dem 12. oder 13. Jahrb.), demnächst v (Vatic.
1038 aus dem 13. Jahrh.) neben PBV, für das 16. neben den vier letzt-
genannten Codices m (Marc. Yen. 303 aus dem 14. Jahrb.). Die Bedaction
des Theon enthielt offenbar das 14. B. nicht , das 16. ist ohnehin (s. A. 242)
erst nach ihr entstanden. S. Heiberg Ausg. V. S. V ff. Von grossem
antiquarischem Interesse ist das Stücke des 10. und 13. darbietende, von
Ueiberg Ein Palimpsest der Elemente Euklids, Philologus XLIV. 1886.
S. 363—366 veröffentlichte (theils syrische,' theils griechische Bestandtheile,
unter ihnen bekanntlich auch Bruchstücke der llias aus dem 6. Jahrh. in
sich fassende) Palimpsest des britischen Museums (Cod. Syr. 687), als
griechischer Codex in diesem Theil mit Add. 17211 bezeichnet und aus
dem 7. Jahrh. oder Auf. des 8. stammend, aber freilich für die Text-
herstellung, da es der Recension des Theon folgt, hauptsächlioh, wie Hei-
berg S. 366 bemerkt, nur insofern von Werth, als „es unseren sonstigen
griechischen Manuscripten gegen die Neuerungen der Araber schützend zur
Seite steht". Ueber P s. noch Heiberg St. üb, E. S. 177 ff., über b
A. 28. 31.
29^) In den zahlreichen Anführungen bei alten Schriftstellern: so ist
Proklos nicht der Bedaction Theons gefolgt, s. Heiberg St. üb. E. S. 181 ff.
Ausg. V. S. XC-XCII.
30) S. Heiberg Ausg. V. S. XCVIII ff. Der Erste, welcher den E.
nennt (und zwar als Hauptvertreter der Geometrie neben Archimedoä) ist
Cic. de or. III, 33, 132. Die Agrimensoren benutzten begreiflicherweise
weit mehr den Heron (s. A. 169). Erst Martian. Cap. VI, 724 bezeichnet die
Elemente unzweideutig als ein allen „Philosophen*^ bekanntes Buch, es ist
aber mehr als zweifelhaft, ob er sie selbst gelesen hat.
SO^) In einem Veroneser, von Studemund abgeschriebnen, aber bisher
(so viel ich weiss) noch nicht veröffentlichten Palimpsest (No. 40) aus dieser
Zeit, s. Cantor a. a. 0. S. 478 f. Der Urheber hat die Arbeit allem An-
schein nach für eich selbst gemacht und geschrieben.
30 ö) Cassiod. Var. I, 46. translationtbus enim tuis . . . Nicomachus
arithmeHcus, geometricus EucUdes audiurUur Ausoniis und de geom. p. 677.
EucUdem translatum in Bomanam linguam idem vir magnificus BoethiiM
deäit Die uns gebliebne sogenannte geometria Boethii isl ein im 11. Jahrh.
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710 Dreiundzwanzigsies Capiiel. Reine und aDgcwandte Mathematik.
Dagegen ward dies Werk des Eukleides von den Arabern, -wie
es heisst, schon seit dem achten Jahrhundert fleissig studirt,
erklärt, übersetzt, und zwar nach Exemplaren, die noch der
älteren, vortheonischen Fassung folgten, aber mit so vielen freien
Ueberarbeitungen und Neuerungen, dass sich höchstens vielleicht
für die Textkritik im Einzelnen, so weit sie wörtlich übersetzen.
Einiges aus ihnen gewinnen lässt^^). Von ihifen hing im
"Wesentlichen auch die mittelalterliche lateinische üebersetzung^*)
aus verschiedenen Quellen zusammengetragenes Machwerk, bei welchem
allerdings auch eine damals (s. Curtze Philol. Rdsch. I. 1881. Sp. 946 ff.
Jahresber. XL. S. 16) schon und noch jetzt in einem Cod. Monac. 660 vor-
handene lateinische üebersetzung benutzt ist, s. H. Weissen bor n Abhh.
zur Gesch. der Math. II. (1879). .S. 185—240, vgl. Heiberg Philologua
XLIII. S. 607 f.
31) Genauer wird sich über diesen letzten Punkt erst urtheilen lassen,
wenn die noch vorhandenen arabischen üebersetzungen herausgegeben sind.
Für jetzt s. Gartz De ioterpretibns et explanatoribus Euclidis Arabicis,
Halle 1823. 4. Heiberg St. üb. E. S. 1—21. Klamroth Ueber den
arabischen Enklides, Zeitschr. der deutschen morgenländ. Qesellsch. XXXY.
1881. S. 270—326. (Dieser Abh. danken wir bisher unsere genaueste Detail-
kenntniss). Heiberg Die arabische Tradition der Elemente Euklids,
Zeitschr. f. Math. u. Phys., Hist.-liti Abth. XXIX. 1884. S. 1—22 (welcher
zeigt, dass Elamroth verhältnissmässig noch immer zu günstig denkt).
Ausg. V. S. XCV— XCVIII. Steinschneider Euklid bei den Arabern,
Zeitechr. f. Math. u. Phys., Hist.-litt. Abth. XXXI. 1886. S. 81-110. Nach
Hadji Khalfa UI. S. 91 kamen die Elemente schon im 8. Jahrb. unter dem
Kalifen Almansur zu den Arabern, im 9. übersetzte sie Hajjaj benJusuf
unter Harun al Raschid und dann unter AI Mamun in einer zweiten, ver-
besserten Gestalt, offenbar auf Grund neu herbeigeschaffter griechischer
Handschriften ins Arabische, dann im 10. Jahrh. Ishak ben Honein auf
Grund dieser Uebertragung, jedoch mit engerem Anschluss an das Griechische,
darauf, nachdem Ishaks Uebers. nach neuen griech. Codices von Thabit
ben Eorra verbessert war, von Neuem im 13. Jahrh. Nasirreddin Tusi,
dessen Arbeit bisher allein gedruckt ist (Rom 1694). Das 14. und 15. B.
übersetzte Costa ben Luca. Interessant ist es, dass die Araber in ihren
der älteren Teztgestalt vor Theon folgenden griechischen Exemplaren doch
eine ähnliche, nach Theon eingeführte Verkürzung vom 12. B. und dem
Ende des 11. fanden, wie wir im Codex b (s. A. 28) sie vor uns haben.
Ueber die Commentare derselben s. Steinschneider S. 86 ff., welcher
S. 85 auch zwei hebräische Üebersetzungen nachweist, eine nach dem
Lateinischen und eine aus dem 13. Jahrh. nach Ishak. Ueber armenische
und persische s. Wenrich De auct. Gr. vers. etc. S. 184.
32) Von Adelhardvon Bath im 12. Jahrb., der dabei aber vielleicht,
wie Curtze a. a. 0. 0. nachzuweisen sucht, auch noch die schon vor-
handene A. 30 ^^ erwähnte lat. Uübers. benutzt hat. Im Uebrigen spreche
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Eukleides. 711
ab| bis man denn endlich seit dem Anfange der Neuzeit auch
lateinische Uebertragongen aas dem Griechischen zu machen und
dann auch griechische Ausgaben zu veranstalten begann'^). Eine
wirkliche Textrecension hat erst Heiberg geliefert
Eine zweite, gleichfalls der eigentlichen Elementargeometrie
ich in der Einfahl, weil anch ich glaube, dass die von H. Weisse nborn
Die üebersetznng des Euklid aus dem Arabischen in das Lateinische durch
Adelhard von Bath nach zwei Handschriften der EOnigl. Biblioth. in Er-
furt, Ztschr. f. Math. u. Phys., Hisi-litt. Abth. XXV. 1880. Snppl. — Abhh.
zur Gesch. der Math. 111. S. 141—166 (vgl. Curtze Bec. dieser Abh. Phil.
Rdsch. a. a. 0. Sp. 943—950 und Jahresber. a. a. 0. S. 19 ff. Heiberg
rhilologas XLUI. S. 478 f.) aufgestellte Ansicht, es habe zwei verschiedne
Uebersetzungen aas dem Arabischen von Adelhard und von Campanns
gegeben, falsch und vielmehr die Angabe einiger Handschriften, jener sei
der Uebersctzer, dieser der Commentator gewesen, in dieser allerdings
donklen Sache die wahrscheinlichste ist, s. Heiberg Ansg. Y. S. Cf. Sehr
selten ist die von Luca Pacioli verbesserte Ausg. v. Campanus, Venedig
1509, vgl. Boncampagni Bulletino di bibliografia e di storia delle scienze
matematiche e fisiche XII. S. 352 ff.
33) S. Heiberg Ausg. V. S. CI— CXIII. Zuerst erkannte lohannes
Regio montan US (s. A. 97) bei seinem Vorhaben einer neuen, verbesserten
Ausgabe der Arbeiten von Adelhard und Campano in Folge seines Aufent-
halts in Italien deren Abweichung von den griechischen Handschriften.
(Ueber ein Nürnberger, grösstentheils von ihm selbst geschriebenes Manu-
script von Adelhard und Campanus s. bes. Curtze Jahresber. XI. S. 1791).
Dann verfasste Georg Valla zuerst eine lateinische üebersetznng des 14.
und 15. B. nach dem Griechischen (mit Anderem) Venedig 1498 (s. Hei-
berg Ph. St XII. S. 377) und von anderen Stücken in dem A. 5 angef.
Werk. Der Erste aber, welcher die Werke des £. vollständig aus dem
Griechischen ins Lateinische zu übertragen unternahm, war Barthol.
Zamberti, Venedig 1505 u. ö. (Campano und Zamberti verbunden Paris
1616. Basel 1537 u. 1546), s. H. Weissenborn Die uebersetzungen des
Euklid durch Campano und Zamberti, Halle 1882. 8. (vgl. Curtze Jahres-
bericht XL. S. 21 f. Heiberg Philologus XLUL S. 479). Die Editio prin-
ceps (s. A. 16) beruht auf zwei schlechten Handschriften und Zamberti. Es
folgte Dasypodius, Strassburg 1564 u. ö. (griech. u. lat.). Nie. Tartalea
hat in seiner itaL Uebers. 1565 (2. A. Venedig 1585) nicht einmal eine
griech. Ausg. angesehen, Commandini in seiner lai, Pesaro 1572. 2. A.
1619, ausser der Ed. princ. auch einen griech. Codex benutzt. Ueber die
Ausg. von Peyrard s. A. 16. 29. Camerer und Hauber B. 1—6, Berlin
1824. 1825. II. 8. Neide B. 1—6. 11. 12, Halle 1825. 8. August B. 1—13,
Berlin 1826—1829. II. 8. (mit engerem Anschluss an P und Benutzung von
V und Proklos). Todhunter B. 1—6 und zum Theil 11 und 12, London
1877. Deutsche Uebers. v. Lorenz, 6. A. von Dippe, Halle 1840. 8.
u. s. w. — Tannery La g^ometrie imaginaire et la notion d'espace, Revue
philos. II. 1873. S. 433 ff. De la Solution des problämes du second degr^
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712 DrciundzwanzigsteB Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
angehörige, aber nicht im Original erhaltene^) Schrift des Eu-
kleides war die Aufgabensammlung über Figurentheilungen^ n^sgl
SiavQi6B(ov ßvßXiov^^)] eine dritte, WsvSaQia (Trugschlüsse)
betitelt, welche eine Methodik zur Vermeidung mathematischer
Trugschlüsse enthielt und gleichfalls verloren gegangen ist, scheint
auch dies Gebiet noch nicht überschritten zu haben ^).
Dagegen bildet eine vierte, die Data (^Jedoiiiva) in
1 Buch, welche uns mit der guten Einleitung des Marinos, eines
Schülers von Proklos, erhalten ist®''^, den Uebergang zur verhält-
nissmässig höheren Geometrie ^^). Es ist eiue Sammlung der am
Häufigsten zur Anwendung kommenden Bedingungen, unter welchen
beim analytischen Verfahren dies oder jenes Stück der Figur ge-
geben ist, wie es scheint, zugleich der erste und letzte Versuch
dieser Art Pappos hatte Erläuterungen zu ihr geschrieben^).
Ungleich bedeutender waren fünftens die 3 uns nicht er-
avant Euclide, M^oires de la societd deb sciencee phys. et nat. de Bor-
deaux 2. Sär. T. IV. S. 395—416.
84) John Dee übersetzte 1568 eine arabische Schrift gleichen Titels
von Mohammed Bagdadinns, einem arabischen Mathematiker des 10. Jahr-
hunderts, ins Lateinische, allein dies ist eine selbständige, &eüich von E.
beeinflusste Arbeit. Dagegen hat die Yon Woepcke Joarn. asiat. 1851.
S. 238 ff. nach einer Pariser arabischen Handschrift (SnppL arabe 952, 2)
YcrOffentlichte Uebertragang den Beweis geliefert, dass in diesem Codex
\rirklich eine unmittelbare arabische üebersetzung vorliegt. Oft erdinger
Beiträge zor Wiederherstellung der Schrift des Euclides über die Theilnng
der Figuren, Ulm 1853. (Mir nicht zugänglich). Heiberg Stud. üb. £.
S. 12ff. 86—88.
85) Prokl. p. 68, 23 ff. 144, 18 ff. Friedl.
86) Nach den Bemerkungen des Prokl. p. 70, 1 ff. Fr. zu schliessen.
Auf sie scheint sich Pseudo-Alex. z. Aristot. soph. el. f. 25^ und wohl
auch der Schol. z. Piat. Theaet. 191 B (p. 366 Bekk. 248 Herrn.) olov ixl
z&p nagoc toig ysmfiitQccig xaXovfiivonv ^svduQid'fi^v zu beziehen.
87) Ed. princ. von Hardy, Paris 1625. 4. üebers. v. J. F. Wurm,
Berl. 1825. Hinsichtlich der Ueberlieferung s. A. 244. Buchbinder Euklids
Porismen und Data, Naumburg 1866. 4. (Progr. v. Pforte) mit griech. Text
der ersten 24 Data nach einer Münchner Handschr.
38) Papp. VU, 3. p. 686, 18 f. tmv 81 ngoBi^rjfiivmv tov avaXvoftiwov
fj td^ig iaxlv totavrij' Evnls^dov Jsdofiivav ßißX^op a x. r. A. Heiberg
a. a. 0. S. 39—41.
89) Marin, p. 16. Pappos giebt p. 688—640 eine Inhaltsübersicht,
welche in der Mitte nicht mit dem überlieferten Text übereinstimmt, viel-
mehr beweist, dass der seine spätere Zusätze hatte, wohl wiederum aus
der Redaction des Theon, anf welche einzelne Handschriften hinweisen,
B. Heiberg a. a. 0. S. 221—224.
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Eukleides. 713
haltnen Bücher noQi6(iata^^), und wiederum wissen wir von
keinem Früheren . oder Späteren^ der eine solche Sammlung ver-
anstaltet hätte.
40) Papp. p. 686, 21 (a. A. 88), vgl. VIU, 193 ff. p. 866 ff. Prokl.
p. 302—812. — Pappos giebt YII, 13 ff. p. 648 ff. den Inhalt an, aber in
einer Weise, dass über das Wesen eines Porisma in dem hier behandelten
Sinne und damit tiber den Zweck dieses Werks der lebhafteste Streit ent-
standen ist. Die Untersuchung begannen Wildboe 1776, Bob. Simon
De Porismatibus tractatus, Opera quaedam reliqua, Glasgow 1776. 4. S. 815 ff.,
Lawson Treatise conceming Porisms, London 1777, Playfair On the
origin and investigation of Porisms, Edinburgh 1794 (vgl. Wilkinson
Proceedings of the Society of Manchester YII. S. 68 ff.). Die Ansichten
von Simon wurden namentlich von Breton de Champ im Joum. des
Math^m. XX. 1855. S. 209—305 bekämpft, aber besonders von M. Chasles
Les trois livres de Porismes d'Euclide, Paris 1860 vertheidigt und weiter
ausgeführt. Lange galt dessen Arbeit als abschliessend (s. jedoch u.
A. Hon sei Journ. des Math<5m. XXI. 1856. S. 198 — 209. Les Porismes
d'Euclide, Rev. arch^ol. N. F. III. 1861. L S. 221-229. Cantor üeber
die Porismen des Euclid und deren Divinatoren, Zeitschr. f. Math. u. Phys.
II. 1857. S. 17—27), aber Heiberg a. a. 0. S. 56—79 sucht zu zeigen, dass
er im Irrthum sei, und dass man vielmehr von der Erklärung des Proklos
p. 300, 25—302, 13 ausgehen und von ihr aus die des Pappos beurtheilen
müsse. Hiernach sei wenigstens so viel klar, dass ein solches Porisma ein
Mittelding zwischen Problem und Theorem sei, jenem der Form, diesem dem
Inhalt nach näher stehend, und sich zum deöofiivov verhalte wie Problem
zum Theorem und wie ahrifia zum Axiom, indem das dtdofiivov mit ge-
wissen Relationen auch gewisse andere als zu deren Wesen gehörig und
folglich mit gegeben bezeichnet, das Porisma aber fordere, dass etwas so
der Möglichkeit nach Gegebenes auch wirklich gefunden werden soll, z. B.
das Centrum zu einem Kreise. Gewiss mit Recht indessen erklärt es
Zeuthen S. 173 ff. im Gegensatz zu Proklos wie zu Pappos für unglaub-
lich, dass E. hier das Wort nogtciia in einem anderen Sinne gebraucht
haben könnte, als in dem von CoroUarium, also „Folgesatz** oder „Zusatz**,
in welchem es sonst überall in seinen Schriften wie in denen des Archi-
medes und des Pergaeers Apollonios vorkonmit. Zeuthen eignet sich da-
her die Au&ssung von Chasles, wenn auch mit Modificationen wiederum
an und erweitert dieselbe dahin, dass diese Porismen in der That zum
Theil Folgesätze, Nebenresultate aus den Untersuchungen über Kegel-
schnitte und vielleicht im Besonderen über körperliche Oerter waren, zum
Theil allerdings vielmehr Hülfssätze für die Lehre über diese Gegenstände,
die aber doch erst gleichzeitig mit ihr entstanden und an und für sich nur
Glieder in den vollständigen Beweisen für die in ihr enthaltenen Sätze, aus
diesen Beweisen herausgezogen aber eben selbst nur Folgesätze, Neben-
resultate ebendieser Beweise werden. Er zeigt dann ferner, wie gerade
die so entstehende eigenthümliche Gestalt dieser Porismen für Spätere der
Anlass werden konnte hier an einen anderen Sinn des Worts als jenen ge-
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714 Dreinndzwanzigstes Oapitel. Reine und angewandte Mathematik.
Ebenfalls verloren sind eine sechste und siebente Schrift
über die 0er ter auf der Oberfläche (tonoL TtQog ijtig>aveia)
in 2*^) und Kegelschnitte (Kovixd) in 4 Büchern**). Das
letztere Werk, von Apollonios, der sich in der Vorrede über
dasselbe äussert*'), weit überflügelt, gerieth bald in Vergessen-
heit. Eukleides schloss sich hier zum Tbeil an Menaechmos, be-
sonders aber an Aristaeos an**); im üebrigen aber fehlt uns
auch von diesem Werk jede nähere Kenntniss*^).
wohnlichen za denken und denselben so zu bestimmen, wie wir es bei
ProkloB oder Pappos finden. S. Zeuthen S. 160—184 und über das einzige
in seiner ursprünglichen Gestalt uns (bei Papp. p. 666) erhaltne Porisma
S. 161 ff. Vgl. unten A. 218^ und Zeuthen S. 371 ff. — Leidenfrost
Die Porismen des Euklid, Weimar 1863. 4. ist mir unbekannt. Buch-
binder s. A. 37.
41) Papp. VU, 3. p. 636, 23 f. Evydsidov xhntav x&v sr^o; liCif^avzUf
dvo. Vgl. VII, 312 ff. p. 1004 ff. und Theod. Metoch., s. A. 46. Das Wenige,
was wir Ton dieser Schrift wissen können, s. bei Heiberg a. a. 0.
S. 79-83 und Zeuthen S. 422—430.
42) Papp. VII, 30. p. 672, 18 ff. tu EvüIbCSov ßtßlCa 9' K<ovi%mv UxoX-
Xmvuts dvanlriQ(6cag xol ngood^slg iltBQa d' nagidoonsv r\ Koavmmv tBvxfl»
48) p. 8 Halley (abgedr. b. Zeuthen S. 600f.), wo er von seinem
eignen 3. B. sagt: to öl x^ixov noXXa %a\ nagdöo^a d'imQ-qiux'ca xQ'i^i'l'^*
nQog T£ tag ew^ieug tmv atsQScäv xonoov xal tovg diOQiOfiovg (nänü. negt-
ix^i)i &v tä nXsiata %aXa xal |eVa. S xal natccvoriüccvzBg cvviidofiBv (t^
cvvtid'ifisvav vno EvhXb^öov tov inl rgsig %al tioaaQag ygccfifiag tonov
(s. Zeuthen S. 126 ff.) dXXa fjLOi^iop v6 tvxov avtov %al xovxo oi% Bvzvx^g'
ov yccQ dvvccthv ivsv x&v ngocsvQrjiiivayif r^fLiv xBXBno^iivai zt^v ovv^bciv.
Denn mit Unrecht meint Entok. z. d. St p. 12 Halley: ag ioiiuv^ iv itigm
ßtßXüo nBQl Tonmv yByQafifjLBvm rm E^tiXb^jj inionmnzBi^ ZnBQ Big rifiäg ov
(piQBtai, s. Heiberg a. a. 0. S. 84 f. Vgl. die Vertheidigung des E. gegen
jene Bemerkung des Apollonios bei Papp. VII, 33 ff. p. 676, 19 ff. oder, wie
Hultsch meint, in einem dort einge£Qgten Scholion.
44) Papp, oder Pseudo-Papp. sagt in seiner Vertheidigung a. a. 0.
Z. 26ff.: 0 dh EvTtXB^drig dnodBx6pkBvog roi^ 'J^tczatov ä^iov ovta i(p' olg
lidrj naQBdBd(6%Bt xavinoig^ xal (irj tp&daag ^ fii^ ^'BXiqaccg imnataßdXXBa&ai
xovxtov xr^v avxTiv ngayitaxBiav . . . oaov dvvaxov Tqv dsiiai xov %6%ov 9m
xmv I-übCvov %(ovi%£v iyga'tf/BW, ov% slnrnv xiXog ix^iv xo dBiytvvfuvov^ nimmt
also an, dass Aribtaeos noch lebte, als E. seine Kegelschnitte schrieb, und
dass Letzterer in dieser seiner Schrift den betreffenden Punkt unvollständig
behandelt habe, weil ihm die Vorarbeit des Ersteren hier keine genügende
Grundlage darbot nnd er entweder demselben nicht dessen mögliche neue
Entdeckungen vorwegnehmen wollte oder auch nicht Lust hatte selbst einen
neuen Grund für dieselbe Lehre za legen. Diese apologetische Motivirung
ist nun freilich ohne historischen Werth, so viel aber darf man dieser
Nachricht, auch wenn sie nicht von Pappos, zu dessen Zeit das Werk des
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Eukleides. 715
Erhalten sind uns dagegen wieder achtens seine Elemente
der Astronomie ((Patvo/iara) in 1 Buch*^. Er lehnt sich
hier an des Autolykos Schrift tcsqI r% XLVOVfiivrig 6<pa{Qas in
der Weise an, dass er dieselbe zum Theil sogar wörtlich aus-
schreibt, andrerseits aber auch wiede):um bei dieser Benutzung
schon Fortschritte in der Terminologie und sehr erhebliche in
der Sache selbst erkennen lässt*^). Ausserdem hat er aber auch
ein älteres allgemeineres und ausschliesslich mathematisch ge-
haltnes Lehrbuch der Sphärik stark verwandt, und zwar zum
Theil wiederum wörtlich**). Bei den raschen Fortschritten der
Astronomie fand man später das Werk für das astronomische
Bedürfniss unzureichend**), und daher erlitt es mancherlei Zu-
thaten und Aenderungen^^).
Aristaeos noch vorhanden war (s. A 14), herrühren sollte, unbedenklich
glauben, dass E. dasselbe für seine Kegelschnitte als Vorarbeit benutzte,
woraus denn, trotzdem dass dieses selbst ungenauer hier no^vind genannt
wird, mit Noth wendigkeit folgt, dass es nicht auch bereits die Kegel-
schnitte, als solche behandelte, s. Heiberg S. 84ff. Zenthen S. 129 f. und
oben A. 14.
46) S. Heiberg a. a. 0. S. 88-89; vgl. jedoch Zeuthen S. 40 f. und
unten A. 220.
46) Vgl. Mariu. p. 14. na<rqs yocQ axedov (iad'fniatiiirjg intatiqurjg atoi-
XSia xal olov tlcayatyag ngoitcc^ev, mg ysa>(t6tQiag (ilv oXrig iv toig ly* ßißlioig
%al doxqovo^Cag h toig ^atvofiivoig xal fiovainijg ds xal 6nxt%fjg hftoCfog
atoixeia nagadidanyLSv, Theod. Metoch. p. 108 Eiessl. xova xriv iv intni9oig
^BODQtav xal cvBifBoig xal rriv twv Inxmmv te %al dedo^iivmv xal xaro^rT^t-
ncöv xal äXXoiv avtivmvovv ittavd^a xal fiovcmciv filv dntsxott xol doTQO-
vonmmv iniayiitl>itov. Lemmata bei Papp. YI. p. 694—632, vgl. 632, 16.
dXXd xavxa fi^v fxava xov awxdy(iccxog Ev%Xeidov xmv ^aivofiivmv fiovov
^VSXSP.
47) S. Heiberg a, a. 0. S. 41 ff. Vgl. Philop. in der A. 6 mit-
getheilten Sttlle.
48) Wie aus der wiederholten üebereinstimmung mit der Sphärik des
Theodosios zu schliessen ist, s. Nokk Ueber die Sphärik des Theodosius,
Karlsruhe 1847. S. 19 ff. Heiberg a. a. 0. S. 48 ff.
49) Papp. VI. 632, 17 ff. unmittelbar nach den A. 46 angef. Worten:
Ott da xd negl xdg dvaxoXdg xal övüsig xmv xov iipdta%ov d(Ddsfiaxrj(iOQi(ov
dtfXrj xa^c'ffrr^xcr, oi(iai xal avxov as fiT} dyvotiv,
60) Nicht bloss sind Schollen in den Text eingedrungen, sondern, wie
Nokk Euklids Phaenomene, Freiburg i. B. 1860 aus Papp. VI. 694, 28 ff.
nachwies, auch sonstige Interpolationen. Eine bessere Redaction als in den
meisten übrigen Handschriften ist zum Wenigsten in der A 29 erwähnten
Wiener Handschrift V, die leider ihren Schluss verloren hat, enthalten,
wenngleich sich freilich auch schon in ihr jene aus Pappos als Einschiebsel
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716 Dreinndzwanzigstes Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
Eine neunte und vielleicht eine zehnte Schrift des Euklides
waren seine Optik und Katoptrik^^). Die erstere ist uns eben-
falls noch geblieben, freilich nicht in ihrer ursprüngKchen, sondern
theils in einer dieser näher stehenden Form^^), theils wiederum
in einer auf Theon zurückgehenden Vulgatrecension^). Die
Katoptrik dagegen, wenn es überhaupt eine solche von Eukleides
erwiesene Stelle in Propos. 2 und mehrere Citate ans Theodosios mit
Nennung von dessen Namen finden. S. Heiberg a. a. 0. S. 46—51.
51) Beide werden nicht bloss von Theod. Metoch. (s. A. 46, vgl. auch
Marin, ebendas.), sondern anch von Prokl. p. 69, 2 genannt: tä hnxi%ä ical
xa %az<mx^i%ti. S. jedoch A. 54. Die erste Ansg. der Optik und der
Katoptrik ist die von P^na, Paris 1557. 8. (lat. Uebers. Par. 1557. 8). Die
Sätze ohne die Beweise gaben Dasypodius £Uclidis omnes omnium libro-
rum propositiones Graece et Latine, Strassbnrg 1571. 8. und I. G. Schneider
Ecl. phys. L, Jena 1801. 8. S. 381, Letzterer mit guten Erläuterungen IL
S. 204 ff. heraus. Lat. üebersetzungen von G. Yalla und von Zamberti,
s. A. 83, über ältere s. A. 52.
52) So in F und V (s. A. 29) und in anderen Handschriften, ferner auch
in alten lateinischen Üebersetzungen, wie sie sich u. A. in einem Thomer
Codex (B 4^—2) und einem Dresdener (D^ 86 mit der Katoptrik und dem
Fragm. de gravi et levi) finden, s. Cnrtze Zeitschr. f. Math. u. Phys.,
Litteraturzeit. XIIL 1868. S. 45 ff. XXVIIL 1883. Hist-litt. Abth. S. 1—15, .
auch in einer hebräischen, s. Steinschneider ebendas. Litteraturz. X.
1865. S. 471. Aus V ist diese Partie mitgetheilt von Heiberg a, a. 0.
S. 93 — 129 (vgl. S. 133—136). Dazu kommt der Auszug bei Damianos von
Larisa, Sohn oder Schüler des Heliodoros, in seinem 2. B. ntq\ 6nti%m9,
8. Heiberg a. a. 0. S. 136—138 (vgl. S. 134—136). um so weniger ist die
von Gregory und Anderen angegriffene Aechtheit dieser Schrift zu be-
zweifeln: Heiberg a. a. 0. S. 129—133 hat sie aus Papp. VI, 80. p. 568
und Theon in Ptolem. m. synt. p. 7. 8. 256 Bas. festgestellt. H. Weissen-
born Zur Optik des Eukleides, Philologus XLV. 1886. S. 54— 62 vertiieidigt
dieselbe auch aus inneren Gründen, indem er die bei Heiberg noch vor-
handenen Bedenken zu beseitigen sucht; zugleich will er zeigen, dass V
nicht überall das Richtige gebe.
53) In den betreffenden Handschriften geht nämlich eine kurze, bei
Heiberg a. a. 0. S. 139 — 146 mit deutscher üebers. und einigen Ver-
besserungen wiederabgedruckte Einleitung vorauf, die in einem von Hei-
berg a. a. 0. S. 139 mitgetbeilten Scholion in einer derselben (Paris. 2468)
als das Prooemion zu der Auslegung des Theon bezeichnet wird (t6 arpo-
oiyLiov in T^ff tov ©iavog ietiv i^riyrjösoog) und uns beweist, dass die Vul-
gata von einem Zuhörer desselben nach dessen Lehrvortrage herausgegeben
ist und also nur Theons Bearbeitung, welche er in demselben von dem
ursprünglichen Werke gab, enthält. Ihre Schwächen erklären sich daraus,
dass sie sonach nicht einmal auf seiner eignen Herausgabe beruht, und
obendrein lässt sich selbst diese Redaction nach besseren Handschriften er-
heblich corrigiren. S. Heiberg a. a. 0. S. 91 f. 129—136. 138. 146—148.
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Eukleides. 717
gab^), ward bald durch die des Archimedes in den Schatten
gestellt und ging frühzeitig zu Grunde^ worauf denn das uns
unter seinem Namen überkommene Machwerk dieses Titels .an
ihre Stelle gesetzt ward^^); jedenfalls ist es unächt^^).
Auf dem Felde der Musiktheorie^') endlich verfasste Eukleides
eine eilfte, die Intervallenlehre behandelnde Schrift, die Kata-
ro/ii} xavovog^ welche gleichfalls dem Untergange getrotzt
hat^®). Dagegen ist die nicht minder unter seinem Namen er-
haltene Einleitung in die Harmonik {El^aycoyri aQ^oviTcri)
sicher erst Jahrhunderte späteren Ursprungs ^^).
64) Schon Frokl. und Theod. Metoch. (s. A. 61) könnten immerhin
durch die uns überlieferte Fälschung getäuscht sein. Dass indessen Pappos
Ton der Katoptrik schweigt, beweist nicht yiel, da er auch die Optik nicht
ausdrücklich nennt. Bei Flut. Non posse suav. y. 11. 1093 £ ist zwar von
di.onxi%d oder Jionxqvmu des E. die Bede, aber wie auch sonst immer über
diese Stelle zu urtheilon sein mag, schwerlich dürfte hiemit die Katoptrik
gemeint seiu, s. Heiberg a. a. 0. S. 62.
66) So Heiberg a. a. 0. S. 148-168.
66) Da Oljmpiod. in Aristot. Meteor. U. p. 94 Ideler und Damian.
p. 24 jener den Archimedes, dieser den Heron für Dinge citireu, die doch
in unserer Katoptrik stehen, s. Hei borg a. a. 0. S. 161. Die einzige
Specialausg. der Katoptrik ist die von Dasypodius, Strassburg 1667. 4.,
welcher bessere Quellen als Pena (s. A. 61) hatte, s. Heiberg S. 148—160.
üeber die Erhaltung der ^aivoyi^ivu, Optik und Katoptrik s. A. 244.
67) Ausser Marin, u. Theod. Metoch. (A. 46) s. Prokl. p. 69, 3. ai natu
liovamriv atoixsi'toetig,
68) Wie die Aechtheit der optischen Schriften, so hat Gregory auch
die der harmonischen bestritten. Aber gegen die der streng mathematisch
gehaltuen Kazaxofiri %av6vog ist lein vernünftiger Grund yorzubringen, und
sie wird überdies schon Porphyr, ad Ptolem. p. 272 flF., wo er ihren Inhalt
mit einigen wenigen Abweichungen von unserem Text fast vollständig
wiedergiebt, und öfter als ein Werk des E. bezeichnet, und bereite Adra-
stos (unter Traianus) b. Porphyr, a. a. 0. p. 198 scheint sie vor Augen ge-
habt zu haben. So erklären denn Westphal Metr. P. S. 73 ff. und Hei-
berg a. a. 0. S. 62 f. sie mit Recht für acht.
69) Gerade je mehr jene erstere Schrift für acht erkannt wird, desto
mehr muss die letztere unächt sein. Denn jene steht auf dem streng mathe-
matischen Standpunkt musikalischer Akustik der Pytbagoreer, diese auf
dem im Gegensatz zu ihm aufgestellten der von Aristoxenos gegebnen Be-
stimmungen der Tonintervalle. Ueberdies wird sie in den Handschriften
bald dem Eukleides, bald dem Pappos, bald einem sonst unbekannten
Kleoneides zugeschrieben, und dies Letzte ist wohl das Richtige, wie nach
dem Vorgang von Joh. Grotius (bei H. Grotius Notae in Martianum
Capellam, Leiden 1699. S. 316) C. v. Jan Die Haimonik des Aristoxeneers
Kleoneides, Landeberg 1870. 4 nachgewiesen hat.
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7 L8 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
Endlich besitzen wir noch ein ihm zugeschriebnes Epi-
gramm arithmetischen Inhalts^), welches aber von sehr zweifel-
hafter Aechtheit ist.
Epigenes von Byzantion^V; ^^^ Astrolog aus ungewisser
Zeit, vielleicht aber auch schon aus der des Ptolemaeos Soter^),
verfasste eine, wie ^s scheint, tcsqI t£v Xakdatxäv lia^rjficctvxäv
betitelte Schrift ^^), welche Varro benutzte^).
Aristarchos von Samos^*), Mathematiker^^) und Astro-
nom, Schüler des Straton^, machte vermuthlich in Alexandreia
60) Brunck Analecta I. S. 168.
61) Censorin. D. N. 7, 6. Müller F. H. G. II. S. 610.
62) Lob eck Aglaoph. S. 341: „mihi pröbatar Ukerti opinio in Geogr.
d, Gricdh, u, Böm, I, 2. p. 350 Epigenem neque longe ante Älexandrum M.
neque tnulto post eum vixisse, cf, Schneider, ad Vitruv. IX, 2, 1, p, 187*'.
Er wird nämlich bei Plin. VII. §. 160 (der ihn im Ind. IL VIL XXXI auf-
führt) und Censorin. 17, 4 (der ihn einen Astrologen nennt) dem Berosoe
80 gegenübergestellt, dass er vorangeht (s. Beros. Fr. 23). Fernerhin stellt
ihn Plin. §. 193 wieder dem Berosos (Fr. 22) and Eritodemos voran. Der-
selbe citirt ihn noch XXXI. §. 34. Sen. Qu. n. VlI, 4, 1 ff. duo, gut apud
ChaJdaeos studuisse se dicunt, Epigenes et ApoUonitM etc. (es folgt seine
Angabe über die Ansicht der Chaldaeer von den Kometen und dann seine
eigne von denselben, die in der Kürze auch A§t. p. 367» 4.*> 3. Diels
=. Pseudo-Plut. Plac. III, 2. Stob. EcL I. p. 680 H. 228, 8f W. wieder-
giebt, 8. Diels Doxogr. S. 225 f). Diesen E. indessen mit dem C. 12. A. 93 ff.
besprochenen Grammatiker gleichzusetzen, wie nach Lobeck auch Zeller
üeber die ältsten Zeugnisse zur Gesch. des Pythagoras, Berl. Sitzungsber.
1889. S. 990 f thut, trage ich, obgleich die Zeit stimmt, entschiedenes Be-
denken, denn die Verbindung des Astrologen mit dem Philologen ist
schwerlich so alten Datums (vgl. bes. C. 12. A. 94).
63) Schol. Apoll. Rh. III, 1377. nBgl ov (näml. tov nvQOsvtog actiffos)
'Eniysvrig (so Lob eck a. a. 0. f. nsgiyivrjq) iv tm nsgl t^g XuXdaX%^g xw9
{nBfjX zmv XaXdaX%cJv vermuthet H. Keil) iia9'Tj(iati%£v, ngoemav nsgl xmv
nlcLvrittov x. x. X. Gewiss mit Unrecht lesen Lob eck und Müller h xotg
XaXdaC%oig nBql fia^rjfidtmv.
64) Denn aus Varro stammen die Notizen bei Censorinus und wohl
auch bei Plinins, s. Diels a. a. 0. S. 194—196.
65) Bergk Aristarchos von Samos, Fünf Abhh. herausg. y. G. Hin-
richs, Leipzig 1883. 8. S. 140—171. (Enthält nichts sonderlich Neues).
Tannery Aristarque de Samos, Mämoires de Tacad. des sciences phjs. et
nai de Bourdeaux 2. Sör. T. V, 2. (Steht mir lei Jer nicht zu Gebote).
65 b) Sex. Math. IV, 174. Aöt. Plac. 313* 16.
66) Aöt. Plac. 313* 17 « Stob. Ekl. l. p. 864 H. 149, 6f W. d%ov6xng
ZxQuxtDvog. Ob er in Athen oder, wie Bergk S. 141 wegen der nach-
maligen Beobachtungen des A. in Alexandreia (?) wahrscheinlich findet, bei
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Epigenes. Aristarchos tod Samos. 719
eine Beobachtang des SolstitiumS; welche Ptolemaeos^) mit
Hipparchos ins Jahr 281/0 setzt, und stellte, wie schon bemerkt
ward^), als eine mögliche Hypothese*^) das heliocentrische Welt-
system auf, yermuthlich erst zu einer Zelt, als Eleanthes, der
ihn so heftig desshalb angriff, bereits Schulvorsteher der Stoa
war, also nach 264/3^^). Daher begreift es sich denn, dass er
selbst in seiner kleinen, uns mit einem Commentar von Pappos
erhaltenen Schrift über die Grösse und die Abstände von
Sonne und Mond^^) von dem gewöhnlichen heliocentrischen
Systeme ausgeht. Wir kennen ausserdem noch einige seiner
Lehren^*). Auch soll er der Urheber des grossen Jahres von
StratODs dortigem Aufenthalt (s. C. 2. A. 724), läset sieb schlechterdingg
nicht ansmachen.
67) Almag IIJ, 2. p. 62 f. Bas. p. 162 Halma, ictt rä filv dno trjg inl
vov 'A^svdovg (Ol. 86, 4 «s 433/2) dvaysyQUiifiivrjg 9'8Qiviis xQonrjs (tsxQt
trjg vno t&v nB(^l *Ai^(cxaf^%ov tttrjQtifiivTig t^ v hei tfjg n(f(6tr}g natd KdX-
Xinnov nsQiodov, %a9ag nal 6 "innaQxog «pijait', ixrj Qvß,
68) C. 2. A. 227. 228.
69) Archim. Aren. p. 244, 9 ff. Heib. 'A^(ate[Q%og 9\ 6 Zd^tog vnod'sc^v
xivmv i^idansv y(fa(pdg^ h alg %. t, X. (ob die Stelle heil ist, lasse ich
dahingestellt, die Gewaltsamkeiten von Bergk S. 159 f. jedoch bedürfen
m, E. keiner Widerlegung). vnozC^exat y«^ k. t. X. Plut. Qu. Plat. VIII, 1.
1006 C. vno^iyievog pLOVOv^ n. A. 263.
70) S. C. 2. A. 184. 217. 218, vgl. ebendas. A. 381. — Im üebrigen s.
ausser Plut. fac. lun. 6. 923 A noch Aet. p. 866, 1 ff. Diels =» Pseudo-Plut.
Plac. II, 24. Stob. Ecl. I. p. 684 H. 212, 1 ff. W.
71) TIsqI (iByi^cäv %ccl dnoavrjfiidtmv riX£ov nal aeXi^vr^g (de magnttudini'
bw et distantiis solis et lunae); auch von Plut. a. a. 0. 19. 932 B wird sie
angeführt. Ausserdem s. Papp. VI. p. 364, 6—668, 20. 660, 12—568, 11.
Schol. Papp. 1183, 13—18. Ueber ihre Erhaltung aber s. A. 244. Zuerst
erschien die lateb. üebers. y. 6. Valla, Venedig 1488 und 1498 fol., dann
die von Commandini, Pesaro 1674. 4. mit der von Pappos Commentar
und mit Erläuterungen , dami die ed. princ. von Wallis, Oxford 1688. 8.
nach der Abschrift eines wahrscheinlich vatikanischen Codex von Savi-
lius, die noch mit einem anderen Cod. verglichen war, mit der üebers.
u. dem Commentar von Commandini und eignen Erläuterungen, 2. A.
Opusc. IlL S. 566 ff., Oxf. 1699 fol. Fernere Ausgaben (von Graf Fortia
d'ürban) Paris 1810. 8. (französ. üebers., Par. 1823. 8.) und v. Nizze,
Stralsund 1866. 4. (zum Jubiläum der Greifsw. Univ.). Deutsche üebers.
von Nokk, Freiburg 1864. 8. Vgl. A. 244. Da A. noch keine Parallaxen
kennt, muss er sich noch mit verhältnissmässigen Abschätzungen begnügen,
wobei die Entfernung der Erde vom Mond als Einheit zu Grunde
gelegt wird.
72) Nämlich seine Bestimmungen über Licht und Farben (A5t. p. 313
Diels, s. A. 66. 67), über die Gesichtswahmehmung (Aet. p. 404, 1 ff. » Stob.
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720 Dreinndz wanzigstes Capitel. Beine nnd angewandte Mathematik.
2484 Jahren sein ^^) und ein verbessertes Gnomen erfunden haben^
nämlich das sogenaunte Skaphion^ eine hohle Halbkugel mit
einem Gnomen in der Mitte zur Messung von Sonnenhöhen durch
den Schatten''*).
Aristyllos und Timocharis werden zwischen Aristarchos
und Hipparchos als Prosaschriftsteller über Astronomie genannt,
und zwar Letzterer vor dem Ersteren'^). Ihre von Hipparchos
• benutzten Fixsternbeobachtungen^ die einzigen namhaften bis zu
dessen Zeiten hin'^^^); die sie in Schriften unbekannten Titels
niederlegten, lernen wir aus Ptolemaeos kennen, welcher die des
Timocharis 295, 283 und 282 setzt ^ß).
Ecl. 1. p. 483, 18 f. W., wo Diele Add. S. 868 richtig 'Aqiaxaf^xog f. 'Agiata-
yoQag herstellt), Aber Sonnenfinsternisse (Aöt. p. 865, "s. A. 70). Als Proea-
schriftsteller über Astronomie im Allgemeinen föhrt ihn noch Plnt. Pjth.
orac. 18. 402 F. o^ nsql 'AqCexcLQxov xal Tiyi,6%a^iv leal 'Aq^cxvIXov xal "Ik-
naQxov anf.
78) Censorin. 18, 11. 74) Vitruv. IX, 9.
76) Plnt. Pyth. orac. a. a. 0. (a. A. 172). Umgekehrt bei Ptolem.
(8. A. 76^).
76^) Ptolem. Almag. VII, 1. p. 2 Halma sagt von Hipparchos: diu to
Ttavv oXfyaig nqo Bavtov ntifirstvxri'iiivai vmv dnlavmv trjQi^aeaiy ifXBdov. tt
(lovatg taig vno 'JgiczvXXov %al TtnoxaQidog dwaysYQa(i(iivccig^ xal tavxaig
OVIS ddiatdutoig ovte ins^Bigyaoiiivoig.
76) a. a. 0. VII, 3. p. 21 Halma. Tt(i6xc(Qig lihv dvecygdtpsi xrjQi^cag i'
'AXs^avdqsüx ravra, dioxi xm fij hsi xijg ngmxrig %axd K&XXacnop IgKtfW^^o-
fAfinovxoiBxriq^dog xij i} xov 'JvQ'iaxrjQ^cDvog %, x. X. xal iativ b XQ^^^ ^^'^
xo vje Ixog dno NaßovaeaQov x. x. X. p. 23. ndXiv TifioxfXifig 1»^«' dvaygdtpfii
xTiQTiaag ip 'AXs^avdQtla^ dioxi xm X^ ixsi xijg nQtoxrjg nccxd KdXXmnov nsQi-
oSov xov filv 'EXatprjßoXiöivog x^ Ts x. x. X, xal icxiv o XQO^^g %€txä xo V9d
ixog dno NccßovaaaQOV x. r. X. p. 24. xal iv xm fi^ dh hsi xijg avxijg *bqi-
odov (pfjalv bfiOLogj Zxi tov ^thv Uvavitpimvog xji i (p&Cvovxog x. r. X, xal
^cziv o XQOVog xara to vjg hog dno Nttßovacdqov x. x, X. Im Üebrig«n
8. über Aristyllos VH, 8. p. 17. 18 f., über Timocharis VH, 2. p. 10. VII, 3.
p. 16. 16 f. 18 f. Vgl S. Günther Gesch. der antiken Naturwissensch.
S. 74: „Ob dieselben wirklich schon eigentliche Stemörter gemessen haben,
. . . mnss dahin gestellt bleiben; sicher ist, dass sie die Anf- nnd Unter-
gänge der Sterne regelmässig nach Ort und Zeit beobachteten nnd dadarch
für die Ausbildung der sphärischen Astronomie den Grund legen halfen.
Es konnten so namentlich Rectascensions- und Längenunterschiede ef'
mittelt werden, was für Hipparchs demnächst" (s. A. 288 ff.) „zu 'erwähnende
grosse Entdeckung von entschiedenster Bedeutung war. Bei der Anlegoog
ihres Fixstemkatalogs** (vielmehr: ihrer Fixstemkataloge !) „bedienten w«
sich des einfachen und zweck massigsten Verfahrens die einzelnen Sterne
durch geeignetes Alignement unter einander an verbinden". Ueber Timo-
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Aristyllos und Timocharis. Eonon von Samos. 721
Konon von Samos''^); ein namhafter Mathematiker und
Astronom, stellte seine astronomischen Beobachtungen in Italien
und Sikelien an^^), wo er sich vermuthlich, da er über Italien
auch schrieb'^), längere Zeit aufhielt, also doch wohl vor seiner
Uebersiedlung nach Alexandreia, und wo er wahrscheinlich^)
auch mit Archimedes persönlich bekannt wurde, so dass schon
aus diesem Verkehr ihre beiderseitige Freundschaft stammte. Ob
Eonon bereits in Alezandreia lebte, als Archimedes dort ver-
weilte, lässt sich nicht entscheiden. Jedenfalls hielt Archimedes
ihn sehr hoch und pflegte, so lange Eonon lebte, diesem seine
wissenschaftlichen Entdeckungen vor deren Yeroffentlichung mit-
zutheilen*^'). Doch fiel der Tod des Eonon beträchtliche Zeit
vor den des Archimedes ^^^), andrerseits indessen erst unter die
Regierung des Euergetes. Denn in deren ersten Zeiten geschah
es, dass er als galanter Hofastronom zu Ehren der Eönigin die
Locke der Berenike als neues Sternbild am Himmel entdeckte
charis oder Timochares s. noch Schol. Arat. 269 (in Bezug auf die Lyra),
x6 dl T] t' 6XCyri (268) avzl xov otCymv itaxiQ<ov, naza fi,lv "innoi^iov t',
xttra 9\ Tifioxagrjv r\ , Vgl. Maass Anal. Eratosth. S. 30.
77) Papp. IV, 80. p. 284, 2 (g. A. 137). Kovfav b Zdiiiog yeafiitifrig,
vgl. auch A. 81. Üeber Eooon und Dositheos s. Boeckh üeber die vier-
jährigen Sonnenkreise der Alten, Berlin 1863. 8. S. 28~-84.
78) Nach Ptolemaeos im Anhang zu den ^datig anXav&v.
79) Serv. z. Verg. Aen. VII, 788.
80) Wie Boeokh S. 80 annimmt.
81»-^) In der Widmung seiner Schrift über die Quadratur der Parabel
an Dositheos schreibt Archim. diesem p. 294, 1 ff . Heib.: oxovWg K6vtovtt
fihv xsziXBVTri%ivai, og fiv ixi ßXinmv rifuv iv tpiX^a^ x\v 91 Kovmvog yvMQifjLOv
YBysvria9'ai %ccl ysmfisxg^ag oUbiov elfiiv, xov fihv T8X6Xsvxri%6xog sTvsntv
iXvni^di^fitg mg Kttl tp£Xov xov dvÖgog ytvaitivov xal iv xoig ftad7i(uixsaai
^avfiacxov xtvog^ inQOXStgi^diisd'cc dl dxoaxBCXai xoi yQarpdvxig, mg Kdwmvi
ygdtpeiv iyvmnoxsg ^fiCff, y6toii9XQi%bif GsmQrjiui vi %. x. 1. Vgl. die
Dedication von de sph. et cyl. I. II. an ebendenselben p. 6, 3. mpBiXe filv
ovp Kovavog ixi ^mvtog i%didoad:ai xavxa und p. 188, 2 ff. ngoxcQOV (ilv ini-
oxeiXdg fioi ygdipat xmv ngoßXrifidxmv xdg dnodtl^sig, iv avxog zeig ngoxdasig
dnsaxsiXa Kovmvi und die zn de lin. spir. p. 2, 2 ff. xmv noxl Kovmva dno-
axctXivzmv 9'tmQrjfidzmv . . . Kovmv (ihv oiv ov% tnavov Xaßav ig zdv fidozsveiv
ctvzäv xQovov fiezdXXa^sv zov ßlov . . . fiCT« 91 Kovtovog zsXevzav noXXmv
iximv incysysvrifliviov x. r. X. So begreift sich denn auch die Entetehuuf;
der unrichtigen Angabe, K. sei Lehrer des Archimedea gewesen,' Prob. z.
Verg. Btfcol. III, 40. Wenn Prob, ihn femer Samius mathematicus, Äegyptius
natione nennt, so ist dies nach dem Obigen offenbar umzukehren, s. Boeck h
S. 30, vgl. A. 77.
Sl'SRmiiil, griech-alcx. Litt. -Gesell I. 46
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722 Dreiimdzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
und dadurch den Hofdichter Kallimachos zu dessen Elegie auf
diese begeisterte®'). Er starb also nach 245 und vor 212, ge-
nauer wohl etwa zwischen 240 und 230®*^). Dem Eonig, d. h.
sonach dem Euergetes, hinterliess er, wie uns berichtet wird®^),
7 Bücher Astronomie. Ferner hören wir von seiner Samm-
lung der von den Aegyptern beobachteten Sonnenfinster-
nisse^). Apollonios**) bezeichnet ihn, freilich nicht ohne Vor-
behalt, als einen der ausgezeichnetsten früheren Bearbeiter der
Kegelschnitte, giebt dabei auch den Titel der betreffenden Schrift
„an Thrasydaeos^' an und erwähnt auch die Gegenschrift des
uns sonst ganz unbekannten Nikoteles von Kyrene. Endlich
gilt er^^) als der Erfinder der Schneckenlinie (ßXi^).
Dositheos von Pelusion®') ward ungefähr zwischen 280
und 270 geboren®®) und war Schüler des Konon, vermuthlich in
Alexandreia®^), wo er denn auch wohl in der Folge die meiste
Zeit verblieb ^^), und wo er wohl auch die Ehre erfuhr, dass
Archimedes nach dem Tode des Eonon in das bisher mit Letz-
terem gepflogene Verhältniss jetzt mit ihm eintrat und mehrere
seiner Werke nunmehr ihm übersandte oder widmete ^^). Da er
indessen in seiner eignen Schrift nQog ^lodmgov den Aufent-
82) S. C. 13. A. 68.
82^) S. die A. 81 zuletzt angef. Stelle des ArchimedeSy vgl. A. 88.
83) Prob. a. a. 0.
84) Sen. Qu. n. VII, 3, 3. Conon postea düigena et ipse inquisüor de-
ftctiones quidem sölis senatas ab Aegyptiis coUegit, nuUam autem mentionem
fecit cometarum,
86) Con. IV. Praef., b. A. 221.
86) Nach Papp. a. a. 0., s. A. 137.
87) S. C. 10. A. 23.
88) Boeckh S. 29: „Setzen wir den Tod des Eonon und die An-
knüpfoBg der Verbindung des Archimedes mit Dositheos um die Mitte
zwischen 246 und 212, so würde man mit der Blüte des Dositheos um
229 kommen*^
89) K6vmvog yvcoQiftov nennt ihn Archim., s. A. 81. Aber er ward es
erst nach der Zeit vom dortigen Aufenthalt des Archimedes, da dieser es
nur von Hörensagen (axovco) weiss.
90) S. A. 81. Vgl. auch Boeckh S. 31: „Auf einen Aufenthalt des D.
in Aegypten weiset auch der Umstand, dass im Geminischen ParapegniÄ
die Zeit des Aufganges des Hundssterns in Aegypten gerade aus !>•
notirt ist".
91) Nämlich die Quadratur der Parabel, das erste und zweite Buch
über Kugel und Cylinder, die Schrift über die Schneckenlinien und die über
Konoiden und Sphaeroiden, vgl. A. 81 und Boeckh S. 31.
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Eonon. Nikoteles. Dositheos. Archimedes. 723
halt des Aratos am syrischen Hofe bezeugte**), über den es
sonst keine Nachricht gegeben zu haben scheint, so setzt dies
vielleicht eine genauere Kenntniss der syrischen Verhaltnisse
voraus, als er sie erwerben konnte, wenn er nicht eine Zeit lang
selber auch dort gelebt hat*^). Seine Oktaeteris scheint sich
an die des Eudoxos angeschlossen zu haben ^), woher sich denn
auch wohl sein Interesse an dem sich, wie schon gesagt*^), gleich-
falls an Eudoxos anschliessenden Aratos herschreiben mag^^^).
Von seinen astronomischen Beobachtungen sind uns noch einige
Reste geblieben**).
Archimedes von Syrakus*'), Sohn des Astronomen Phei-
92) S. C. 10. A. 23.
98) Boeckh S. 82. Dass D. wenigsteDs auch ausserhalb Aegyptens
einen nicht kurzen Aufenthalt genommen bat, erhellt, wie Boeckh S. 81 be-
merkt, darans, dass Ptolemaeos seinen Beobachtungen einen anderen Ort
angewiesen hat. Am Schluss der ^daeig cinXctvmv heisst es nämlich nach
der überlieferten Lesart, er habe dieselben h Kol(avel<f unter dem Klima
von 14 y, Stunden gemacht, also nördlich von Aegypten. Darunter könnte,
wie Boeckh S. 81 ff. zeigt, nur Antiocheia in Pisidien verstanden werden
als die einzige von den später KoX(ovbiol genannten syrischen Städten,
welche zur Zeit des Ptolemaeos schon römische Oolonie war. Indessen
Boeckh hält die Lesart von Bonaventura in Co fOr die richtige, so
dass also D. auch in Eos längere Zeit gelebt und dort seine Beobachtungen
angestellt hätte.
94) Censorin. 18, 5. Dositheus, cuius maxime octaeteris Eudoxi inscrihi-
tur, 8. Boeckh S. 29.
96) C. 10. S. 298 mit A. 48. 44. 96»>) Boeckh S. 29 f.
96) Er ist der spätste im Parapegma des Geminos erwähnte Astronom,
und „aus seinem Parapegma sind in das Geminische (p. 246 ff.) • . . nur
drei Sternphasen nnd eine Witterungsanzeige aufgenommen, in das Ptole-
maeische aber zahlreiche Episemasien; je eine Phase fuhren aus ihm Plin.
N. H. XVIII. §. 812" (vgl. Ind. XVIIl) „und lo. Lyd. de mens. IV, 83 an.
Sein Parapegma hing ohne Zweifel mit seiner Oktaeteris zusammen**
(Boeckh S. 29). — Es ist möglich, dass er sich auch mit Musiktheorie
beschäftigte, so dass er vielleicht derselbe war mit demjenigen D., welcher
den Thamjras als Erfinder der dorischen Tonart bezeichnete, Steph. v. Byz.
JtoQiov p. 262 Meineke («- Fr. 8 Müller); aber schwerlich yar er es mit
dem von Plut. in den Parall. verwandten Historiker, wie Müller F. H. G.
IV. S. 400 ff. glaubt.
97) Cantor Euklid (s. A. 16) S. 26-40. Bunte Ueber Archimedes,
Leer 1877. 4. (vgl. Curtze Jahresber. XI. S. 186f. und unten A. 146).
Heiberg Qnaestiones Archimedeae, Kopenhagen 1879. 8. mit kritischer
Ausgabe der Sandzahl (im Folgenden durch Qu. bezeichnet), üeber die
Textgeschichte s. Heiberg Prolegg. zum 8. Bd. seiner Ausgabe und Ph.
St. XII (s. A. 1): 3. Die Handschriften Georg Vallas von griechischen
46*
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724 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
dias^'^), wurde, wenn wir recht berichtet sind®*), 287 geboren,
also mehrere Jahre vor Dositheos, und war nahe befreundet mit
Mathematikern, S. 875—402. Von den Werken des A. kam suerst, wie wir
ans der durch Nicolaug Cns an ns bestätigten Angabe in der Editio prin-
ceps erfi^^ren, durch Papst Nicolaus V ein Codex aus Constantinopel nach
Rom, welchen Jakob yon Cremona ins Lateinische übersetzte. Diese
Uebersetznng schrieb dann in Rom um 1461 Johann Müller aus Königs-
berg in Franken (lohannes Regiomontanus) ab und änderte sie uach
Vergleichung neuer griechischer Handschriften, und diese so umgestaltete
üebersetzung scheint die der Editio princeps, die jedenfiEÜls aus einem
anderen Codex stammt, beigegebene zu sein. Der ältste Druck aber ist
die lateinische Üebersetzung aus dem Griechischen yon Nicolaus Tar-
talea, Venedig 1548. 4. Sie stammt wiederum aus einem anderen Codex
(s. A. 118), und so haben beide Uebersetzungen kritischen Werth neben
der ersten Ausgabe und den erhaltenen Handschriften. Dagegen sind bei
der guten lateinischen Üebersetzung von Commandinus, Venedig 1668 fol.
zwar yerschiedne griechische Manuscripte yerwerthet, die aber alle den unseren
weit ähnlicher und um Nichts besser waren. Eine yon ihnen war der er-
haltne Venetns 806 (V bei Hei her g).. Dass auch der bei Eutokios (a A. 183)
benutzte Text nicht wesentlich yon dem unseren abwich, zeigt Heiberg
Ph. St. XIII: 6. Interpolationen in den Schriften des Archimedes, S. 566—577.
Alle unsere Handschriften stammen erst aus dem 16., ja zum Theil erst
ans dem 16. Jahrh. Die beste ist eine Florentiner Laur. XXVIII, 4 (F),
unmittelbare Abschrift eines alten, einst G. Valla gehörigen Codex aus
dem 9. oder 10. Jahrb.; gleichen Ursprungs sind zwei Pariser (B und C)
2361. 2362. Vgl. Heiberg Die Arohimedeshandschrift Qeorg Vallas, Philo-
logus XLII. 1883. S. 421—487. Die Ed. princ. Von Gechauff Venatorius,
Basel 1544 fol. mit den Commeniaren des Eutokios, auf welche sich auch
die beigegebne lat. Uebers. erstreckt, beruht offenbar auf einem yon Wili-
baldPirkheymer aus Rom nach Nürnberg gebrachten Codex. Die Prae-
fatio ist ein Schreiben des Herausgebers an den Nürnberger Magistrat.
Dann folgten die Ausgaben yon D. Biyaltus, Paris 1615 fol. (mit Be-
nutzung yon B) und yon Jos. Torelli aus Verona, der einen yenetianischen
Codex yerwendet hatte, nach seinem Tode mit Collation yon ffiLof Hand-
schriften nachlässig besorgt von Robertson, Oxford 1792 foL (auch mit
den Commentaren des Eutokios), und endlich eine wirkliche Textrecension
von Heiberg, Leipzig 1880. 1881. HI. 8. (der dritte Band enthält die
Commentare yon Eutok.), ygl. d. Rec. yon H. Weissenborn PhiloL Anz.
XII. 1882. S. 469--479. Eine treffliche deutsche Uebers. gab Nizze, Stral-
sund 1824. 4. mit guten Anmerkungen und yielen glücklichen Coigecturen. —
Eine Biographie des A. yon einem gewissen Herakleidea, yon welchem
sich nicht feststellen lässt, ob er einer der uns sonst bekannten Männer
dieses Namens war oder nicht (ygl. C. 19. A. 59), erwähnt Eutok. in Archim.
de circuli dim. p. 266, 1. in Apollon. p. 8 Hallej (wo fälschlich 'H^ctnUlö^
steht). Am Nächsten liegt es mit Heiberg (Ausg. IH. S. 524) an den
Freund des Archimedes zu denken, welchen dieser de lin. spir. p. 2, 4. 6, 9
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ArchimedeB von Syrakus. 725
Hieron II®**) und jedenfalls auch mit dessen Sohne Gelon^^.
Längere Zeit lebte er aber auch in Aegypten^^^)^ wohin er sich
ohne Zweifel begeben hatte ^ um in Alexandreia in personlichen
Verkehr mit den Schülern des Eukleides zu treten ^^). Abgesehen
von Eonon und Dositheos, dem^ wie schon angedeutet^ grossen-
theils seine erhaltnen Schriften gewidmet sind*^^)^ scheint er
unter den alexandrinischen Gelehrten besonders zu Eratosthenes
in näherer Beziehung gestanden zu haben ^^^. Nach Syrakus
zurückgekehrt^ lebte er tief in seine Studien vergraben^ machte
auch mancherlei mechanische Erfindungen ^^'^)^ welche die Be-
wunderung und Verwunderung des grossen Publicums erregten^
legte jedoch selbst geringeres Gewicht auf dieselben, desto
grösseres aber auf seine Entdeckungen innerhalb der reinen
erwähnt. Chronologisch ist dies nicht unmöglich. Denn diese Biographie
ward nach der letzteren Stelle des Entokios (yergl. A. 212) zwar erst nach
dem Erscheinen der Kegelschnitte des Apollonios geschrieben, aber der be-
treffende Freund oder Schüler des Archimedes kann auch viel jünger ge-
wesen sein als Letzterer selbst
97*^) Aren. p. 248, 7 fiP. tmv nQotiQov dctgoloytov EvdS^ov ft^9 . . .
^fiStoc dh xov äfiov natQog (so Blase Zu Archimedes, Jahrb. f. PhiloL
CXXVH. 1888 für d%ovnaTQos). Schol. Clark, in Greg. Nazianz. Or. di.
p. 865^ Morel, ^eidiag to fthv yivog fiv SvQuxovciog dcxQoloyog 6 'Aqxi-
^i^dovg naxrjQ x. t. Z., s. Förster Pheidias der Vater des Archimedes,
Jahrb. f. Philol. CXXXIII. 1886. S. 678 f. Blass Der Vater des Archimedes,
Astron. Nachr. No. 2488. Sp. 255 f. Pheidias hatte, wie Archimedes a. a. 0.
berichtet, den Durchmesser der Sonne als 12 mal so lang wie den des
Mondes bezeichnet.
98) S. A. 107.
99) Plut. Marceil. 14. Prokl. in Eucl. p. 68, 18 ff.
100) Da er diesem sein Buch über die Sandeszahl widmete. V^enn
Cicero Tusc. V, 23, 64 ihn einen humilis homunciüfM nennt, so ist dies ein
rhetorischer Ausdruck, der sich überdies nnr auf die Einfachheit seiner
Lebensweise bezieht.
101) Diod. V, 37, 3. ots na^iflalsv sig Atyvnxov.
102) Denn dieser selbst lebte damab wohl nicht mehr.
102»>) S. A. 91.
103) Selbst wenn das an diesen gerichtete Jl^oßX^fia §oii%6w unächt
sein sollte (s. A. 113), folgte doch der Ver&sser ohne Zweifel einer dahin
gehenden Ueberlieferung. Eratosthenes wiederum gedachte seinerseits des A.
als eines Zeitgenossen, Prokl. a. a. 0. p. 68, 18 ff. unmittelbar nach den
A. 17 angef. Worten: ovxoi (näml. 'Eqoixoc^ivri^ %al 'J^xiii^iidrjg) ya^ avy-
XQOvoi. dXliQXoig, mg nov tprjinv 'EQctxoad'ivrjg,
103^) S. über dieselben Heiberg Qu. S. 35 ff. Vgl. bes. Moschion b.
Ath. V. 207 a.b. 208c und f., auch 206 d.
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726 Dreiundzwanzigstes Capitel. Beine aod angewandte Mathematik.
Mathematik ^^^). Als dann aber Syrakus im zweiten punischen
Kriege von Marcellus belagert ward; hielt sich die Stadt lang«
durch die von ihm erfundenen Kriegsmaschinen ^ so dass es dem
römischen Feldherm endlich nur durch eine üeberrumpelung von
der Landseite her gelang dieselbe einzunehmen ^^^). Dabei 'wurde
Archimedes, welcher, wie erzählt wird, in seine Studien vertieft^
Alles um sich her vergessen hatte, von einem römischen Soldaten,
der ihn nicht kannte, wie es heisst, wider den Willen des Mar*
cellus, welcher ihn erhalten wollte, getödtet^^), 212, 75 Jahre
alt, wie uns ein freilich an Zuverlässigkeit zweifelhafter Bericht-
erstatter sagt^^^). Auf sein Grabmal ward seinem Wunsche ge-
mäss eine von einem Cylinder umschriebene Kugel gesetzt ^*^),
so dass er also dies Theorem *^^) für seine grösste Leistung hielt.
Aber seine Landsleute bekümmerten sich wenig um dieses sein
Grabmal, so dass Cicero, da er als Quaestor nach Sikelien kam
(75), es nur mit Mühe aus dem Gestrüpp wiederentdecken konnte
und es erneuern liess^^®). Die Ordnung, in welcher die Hand-
schriften seine übrig gebliebenen Werke enthalten^"), entspricht
nicht der Zeitfolge ihrer Entstehung"^). Schwer zu entscheiden
ist über die Aechtheit oder Unächtheit des Epigramms oder
kleinen Lehrgedichts in elegischen Distichen über die Zahl der
Rinder des Helios"'), IlQoßXifi^a /Joatxov"*); indessen scheint,
104) Plut. a. a. 0. 14. 17. Karpoe b. Papp. Vm, 3. p. 1026, 9—12,
doch 8. A. 122.
106) Polyb. VIII, 6—9. Liv. XXIV, 34. Plut. a. a. 0. 16-17.
106) Plut. a. a. 0. 19. Cic. Fin. V, 19, 60. Verr. IV, 68, 181. Sil. ItaL
XIV, 676. Val. Max. VIII, 7, ext. 7. Plin. N. H. VIL §. 126. Zonar. IX, 6.
p. 212.
107) Tzetz. Chil. II, 36. V. 106. Indessen nennt auch Polyb. VIII, 9, 8
ihn wenigstens nQsaßvtrjg.
108) Plut. a. a. 0. 17. Gutenäcker Das Grabmal des Archimedes,
Würzburg 1832 (Programm von Münnerstadt) steht mir nicht zu Gebote.
109) De sph. et cyi. I, 37.
110) Tasc. V, 23, 64 f.
111) UsqI ctpaiffag %a\ %vXCv9qov a* ß\ KvnXov fiitQtjiSig, ITc^l nrnvosi-
ditov mal aq>aiQoeidiaiv ^ IleQl iU%mv^ 'Enmidcav IcoqQonCai a ß\ Wafkpk£vTjg,
TsTQaymviafiog nccQußoXrjg,
112) Diese ist nach den Untersuchungen yon Torelli und Hei-
berg (vgl. A. 81) vielmehr folgende: vom Gleichgewicht der Ebenen B. 1,
Quadratur der Parabel (gleich nach Eonons Tode veröffentlicht), vom
Gleichgewicht der Ebenen B. 2^ über Engel und Cylinder, Ereismessung,
Schneckenlinien (oder Spiralen), Eonoiden und Sphaeroiden, Sandessahl.
113) Es ward mit einem Scholion in einem Wolfenbüttler Codex von
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Arcbimedes von Syrakus. 727
wenn nicht diese metrische Bearbeitung, so doch wenigstens das
Problem selbst von Arcbimedes herzurühren^*'^). Von den iwei
Büchern über die schwimmenden Körper^^^) ist nur ein
kleines griechisches Stück auf uns gekommen ^^^), das Uebrige
nur in einer lateinischen Uebersetzung aus dem Griechischen,
die freilich erst im sechzehnten Jahrhundert"®) bekannt ge-
worden, aber deren Original wenigstens bis jetzt noch nicht
wieder entdeckt ist. Die unter dem Titel Liber assumptorum in
lateinischer uebersetzung aus dem Arabischen überlieferten Wahl-
Leasing gefunden and heraosgegeben. Die üeberscbrifl; lautet: IlQÖßXrKicc
onsQ 'AQXiii^rjdrig iv ini^gdfificcaiv svq<dv xois iv 'jIXsiavdQsia nsQl ravta
nQayfjLaxsvonivotg iqxsiv dnicTetXsv iv tij jcQog 'Effuxoad'ivrjv tov Kv(frjvaiop
imcTolfj. Auch in einer Pariser Handechrift (2448) findet es sich, s. Hei-
berg AiiBg. II. S. Vf. Die Unächtheit snchten J. und E. L. Struve Altes
griechisches Epigramm mathematischen Inhalts, Altena 1821. 8. zn er-
weisen, die Aechtheit ward von G. Hermann De Archimedis problemate
bovine, Leipz. 1828. 4. Opusc. IV. S. 228—288 veitheidigt. Weiteres 8. b.
Heiberg a. a. 0. S. VI f. Erambiegel und Amthor Das Problema
bovinom des Arcbimedes, Zeitschr. f. Math. n. Phys., Hist.-litt. Abth. XXV.
1880. S. 1—86. 168—171. Tannery Bull, des sciences math. V. S. 26—80
(vgl. auch Mäm. de la soc. des so. phys. et nat. de Bordeanz III. S. 870 ff.).
Weissenborn PhiIoL Anz. XIL a. a. 0.
114) Schol. Plat. Charm. 166 E. loyiatinri . . . vnou^sfiivri x6 (ilv ^v
mg fiovdda . . . ^srngsi ovv xovxo {/kkv xo 'jlqxifii^dovg ßosmov TtQoßXrjfjux.
116) So dass das Spruch wort nQSßXrjiM 'AQxmijdeiov fOr eine schwierige
Sache (Cic. ad Att. XII, 4, 2. XIII, 28, 8) sich an dasselbe angeknüpft
hat. — Eine unzweifelhafte F^schong, wie der Herausgeber Henning
Ein nnächter Brief des Arcbimedes, Darmstadt 1872. 4. selber nachweist,
ist der Brief an Gelon, und zwar erst im 17. Jahrh. fabricirt, s. Horcher
Zu Arcbimedes, Herm. VII. 1876. S. 266, n&mlich von dem schottischen
Arzt Archimbald Pitcairn (gest. 1718), wie Curtze Zeitschr. t Math. u.
Phys., Hist-litt. Abth. XX. 1876. S. 89-91 dargethan hat
116) IIsqI xmv vdaxt itpiaxafiivmv ^ nsgl xav 6xoviiiv(ov^ in Hei-
bergs Ausg. II. S. 866—426.
117) Mai Cl. auct. I. S. 426—480.
118) Durch Tartalea (Tartaglii^): B. 1 steht n&mlioh in dessen Qe-
sammtübersetzung, Venedig 1648 (s. A. 97), dann ist sie ganz ans dessen
Nachlass herausgegeben von Troianus Curtius, Venedig 1666, Com-
mandinus, Bologna 1666 scheint keinen griech. Cod. gehabt zu haben.
Aber auch Tartaglia hat nur eine mittelalterliche latein. Uebers. wieder-
gegeben. Dass eine solche im 16. Jahrh. in Cöln vorhanden war, zeigt
Curtze Zeitschr. f. Math. u. Phys. XXVIIL 1888. S. 12. Im üebrigen
8. A. 129 und Heiberg Philologus XLIII. S. 488. Eine arab. Uebers. der
meisten Sätze des 1. B. und II, 1 hat Zotenberg Joam. asiat. 1879.
S. 609—616 herausgegeben.
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728 Dreiunclzwanzigstes Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
Sätze (Lemmata) aber kömien in dieser Gestalt nicht von Archi-
medes herrühren"*); doch mag ihnen hie und da einiges ächte
archimedeische Gut zu Grunde liegen. Von einer von Archi-
medes selbst ^^) versprochnen, aber schon zur Zeit des Eutokios
verlornen Schrift oder vielmehr einem Supplement zum zweiten
Buche über Eugel und Cylinder liegt uns noch ein Auszug
des Letzteren vor^^^). Auch eine Reihe anderer verlorner Schriften
lässt sich noch genauer nachweisen ^^^). Am Meisten gebraucht
119) Wie Heiberg Qu. 8. 24 f. zeigt Sie stehen in Heibergs Ausg.
II. S. 427—446. Vgl. anch Heiberg Fbilologns XLIII. S. 488 f.
120) De sph. et cjl. II, 4. p. 214, 25 f. indzsQa dl xuvta inl xdlfi
dvaXv9'rja6TaC ts xal ovvtsd'iiöBtai.
121) p. 164—172. Nach der Angabe des Eutokios p. 162—154 war sie,
wie es scheint (anders freilich Zeuthen S. 247 f.), schon zur Zeit des
Diouysodoros und Diokles (vgl. A. 254—267) verschollen, er entdeckte sie
aber in einer alten Handschrift wieder und beruft sich dafür, dass es
wirklich die betreffende Arbeit des A. war, namentlich auch auf den dori-
schen Dialekt. Es handelt sich hier um die Losung der Aufgabe durch
eine Ebene eine Engel in zwei Segmente zu theilen, deren Inhalte in einem
gegebenen Verhältnisse stehen, und diese höchst wahrscheinlich in der
That auf A. zurückgehende Lösung geschieht durch Zurückführnng auf
eine kubische Gleichung und AnHösuog der letzteren durch Kegelschnitte,
s. Zeuthen S. 285—249.
122) 8. Heiberg Qu. S. 29 ff. und die Fragmente Ausg. II. S. 458—
468. Geometrisch war die über Polyeder (Papp. V, 84. p. 862, 14 ff.,
vgl. Simpl. in Aristot. de coel. II, 4. 287» 27. p. 185» 15 ff. Karsten »=
Schol. in Aristot. 494» 10 ff.), arithmetisch die von A. selbst (Aren. I, 7.
p. 246, 11. I, 8. p. 242, 18 f. III, 1. p. 266, 12) citirten, dem ZeuxippoB ge-
widmeten {iv xoi^g notl Zsv^tnnov ysy^af^nivoig, tm fiißXiip xm noxl Ztv^tn-
nov yByQafiitivcp) *Aq%al^ deren Gesammtinhalt er III, 1 — 4. p. 266f. an-
giebt, mechanisch nsql tvymv (Papp. VIII, 24. p. 1068, 19 f., vgl. 19.
p. 1060, Iff.), nsQl xaxonxQinmv (Theon in Ptolem. Sjni I. p. 10 BaaiL
p. 29 Halma, Vgl. Oljmpiod. in Aristot. Meteor. IL p. 94 Idel. ApuL Apol. 16).
noch von G. Valla (De ezpet. et fug. reb. XV, 2) gelesen, nsgl aqmciQo-
noiCag (Karp. b. Papp. Vm, 8. p. 1026, 9 ff , vgl. A. 104. Prokl. in Eucl. p. 41,
16 ff.). Dazu kam noch eine auf den Kalender bezügliche Schrift, welche
sei es ausschliesslich, sei es theil weise von der L&nge des Sonneigahrs
handelte (Hipparch. bei Theon a. a. 0. I. p. 158 Halma. i% ^v oiv xov-
xmv xmv xrjQi^asiov dfjXov, oxt jütxpal nccvtdnccaiv ysyovaaiv at xmv iviav-
xcäv dtatpOQal* dXX* inl fihv xmv xQonmv ov% dneXniim %al rjfiäg nal xbw
'Aqx^P^V^V **^ ^^ ^ xrjQYiiSst %ccl iv xm avXXoyiOfi'p diafiaQtdvstv %ecl sag
xBxdgxov fiiQOvg Tiftigag. Ammian. Marceil. XXVI, 1, 8) und das nur yon
Suid. Ssodoaiog erwähnte 'E(p69iovy zu welchem Theodosios einen Com-
mentar schrieb. Das Selbstcitat Quadr. parab. p. 806, 26. Ssdii%xai ya^
%ai xovxo geht offenbar auf negl tvyciv, s. Heiberg Qu. S. 82.
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Archimedes Ton Syrakus. 729
wurden offenbar von allen Werken des Archimedes nur drei^
die über Kugel und. Cjlinder^ vom Gleichgewicht der Ebenen
und über Ereismessung, die uns daher auch nicht bloss selbst^
sondern auch mit den Commentaren des eben genannten Eutokios
von Askalon, aus dem sechsten Jahrhundert^ denen dessen Lehrer,
der Mechaniker Isidoros von Miletos, einst eine Ausgabe der
Schriften des Archimedes beigegeben hatte ^^*), erhalten sind^^*).
Schon Eutokios aber kannte die Schrift über die Schneckenlinien
und die über Quadratur der Parabel wenigstens aus eigner An-
schauung nicht mehr^^^); die zu seiner Zeit gewöhnlichen Aus-
gaben, wie die des Isidoros^ enthielten also yermuthlich nur jene
drei gangbarsten Bücher"^, und es ist zu bewundem, dass über-
haupt noch mehrere auf uns gekommen sind. Dafür sind aber
auch gerade in Folge ihres häufigen Gebrauchs die Ereismessung
und die beiden Bücher über Eugel und Cylinder nicht in ihrer
ursprünglichen Gestalt ^ sondern in einer späteren, erst nach
Eutokios entstandenen Ueberarbeitung auf uns gekommen, iu
welcher der ursprüngliche dorische Dialekt, dessen sich Archi-
medes in allen seinen Werken bediente, in den gemeinen um-
gesetzt und ohue Zweifel auch manche sachliche Äenderungen vor-
genommen sind ^*^. Einige Verwischung der dorischen Formen '***)
hat natürlich auch in den anderen Schriften Statt gefunden.
Mehr oder weniger sind überhaupt alle interpolirt ^*^) mit Aus-
123) Eutok. p. 66, 26 ff. 98, 16 ff. 260, 14 ff. (vgl. A. 183). 306, 15 ff.
Heib. S. über ihn auch A. 242.
124) Heiberg Ph. St XI: 1. lieber Eutokios, 8. 356—384.
126) Nizse Uebers. 8. VU. Heiberg Qa. 8. 29.
126) Heiberg a. a. 0.
127) Heiberg Qu. S. 69 ff. (De dialecto Archimedis). Pb. St. XI:
2. Ueber die Restitution der zwei BQcber des Arcbimedes ^sqI tstpaiqag xal
%vHv9^w), 8. 384—398.
128) Wie weit sich in ihrer Herstellang noch gelangen lässt, nnd wie
weit der ohnehin schon gemilderte syraknsische Dorismas, in welchem A.
schrieb, zn seiner Zeit durob das Eindringen vulgärer Formen bereits noch
mehr gemildert war, darüber bandelt Heiberg Ph. St. XIU: 4. Ueber den
Dialekt des Archimedes, 8. 643—666. (Freilich lassen Heibergs dia-
lektische üntersnchnngen za wünschen übrig).
129) Auch Yon «e^l dxoviUvoav hat dies in seinem Bestitntionsyersuch
des 1. B. Heiberg Archimedis letgl oxovpLivap liber I Graece rest., M6'
langes Grraoz (Paris 1883). 8. 689—709 nachgewiesen. Derselbe zeigt-hier
aach, dass die von Mai Aact. class. I. 8. 426 («■ Archim. IL 8. 366—368
Heib.) heraosgegebnen griechischen Bruchstücke wahrscheinlich nur aus
einer Retroyersion, die in der Benaissanoezeit gemacht wurde, stammen.
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730 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine nnd angewandte Mathematik.
nähme der Sandzahl ^ und zwar alle mit Benutzung des £Iutokios
also erst nach dessen Zeit. Aber es ist sonach eine zweifache
^Interpolation zu unterscheiden , eine ältere^ die sich Ober alle
Schriften ausdehnte, und deren Urheber auch in seinen Zusätzen
den dorischen Dialekt bewahrte, und eine jüngere, über die ge-
nannten beiden Werke nicht hinausgehende, welche ^ denselben
beseitigtet^).
Von den erhaltnen Prosaschriften des Archimedes sind weit-
aus die meisten geometrisch, nämlich ^^^):
1. TetQaymvttf^dg naQaßokijg (oder vielmehr, da auch
er die Parabel noch Schnitt des rechtwinkligen Kegels nannte *'*),
T€tQayc3vi<S(i6g tijg dgd'oycjviov xdvov, wie Sutokios
richtig angiebt), quadratura parabolae^^^).
2. IIsqI ög>ai(fag xal xvXivdQovy de sphaera et cylindro,
über Kugel und Cylinder, 2 Bücher ^^).
3. Kvxlov (letQritSig, dimeftsio circtiU, Kreismessung *^).
4. UsqI ikixmv, de lineisspiralibtis^ Über Schueckeiilmien^^).
ISO) Tbeils lassen sieb beide noch von einander sondern, meistens
aber ist dies unmöglich. S. Heiberg Ph. St XIII: 5. Interpolationen tu s. w.,
8. A. 97.
131) Ich folge möglichst der Abfassungszeit , s. A. 112. — Hei barg
Einige von Archimedes vorausgesetzte elementare ßätse, Zeitschr. f. Mathem.
u. Phys., Hist.-litt. Abth. XXIV. 1879. S. 177—182.
132) S. A. 220.
133) Bei Heiberg Ausg. II. S. 293—368. üebers. v. J. J. Hoffmann,
AsebaffeDbarg 1817. 4. mit Erläuterungen. Menge Die Parabelquadrator
des Archimedes, Andernach 1863. 4. Zu dieser Schrift nnd No. 6 s. Hei-
berg Die Kenntnisse des Archimedes über die Kegelschnitte, Zeitschr. f.
Matbem. u. Pbys., Hist-litt. Abth. XXV. 1880. S. 41—67. Zeuthen 8.48flF.
408—422. 432—465 (vgl. S. 108. 216. 847).
184) Bei Heiberg Ansg. I. S. 1—266. Uebersetzt mit der KreismessaDg
Ton Hauber, Tubingen 1798. 8. Cuppini I teoremi d'Arcbimede sul
Cilindro e suUa Sfera, Turin 1860. 8.
186) Ansg. der Kreis messnng Ton Wallis (nebst der SandessahlX
Oxford 1678. 8. (Opusc. III. S. 639—646), von Gutenacker, Würsburg
1828. 8. (mit Uebers.) nnd von Knoche nnd Märker, Herford 1864. 4.,
bei Heiberg, Ausg. I. S. 867—271. Uebers. y. Junge, Halle 1824. 8. mit
Commentar. — Tannery Sur la mesure du cercle d'ArchimMe, Mtooire«
de la soc. des sciences phys. et nat. de Bordeaux, S^r. 2. T. IV. S. 813-
887 hält die erhaltne Schrift nur für einen Auszug aus der ächten verlornen
tcsqI viig tov %v%Xov nsQivpSQi^ag (Papp. V, 5. p. 812, 20 f.), im Uebrigen
vgl. Curtze Jahresber. XL S. 26 f.
186) Bei Heiberg Ausg. IL S. 1—189. Junge Die Spirale des Archi-
medes, Zeitz 1826. 4. Lehmann Die archimedeische Spirale mit Bücksicht
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Arcbimedes von Syrakas. 731
Zu dieser Schrift gab ihm die Entdeckung dieser Linien durch
seinen Freund Konon den Anstoss*^^), doch knüpfte er dabei
ohne Zweifel auch an die Quadratrix (xetQayoviiovöa) des Hippias
und Deinostratos an.
5. Ilegl xmvosidifov xal 6(pat(fO€idsc3Vy de conoidibus
et sphaeroidibus, über Konoiden und Sphaeroiden^ d. h. über die
aller Wahrscheinlichkeit nach^ um nicht zu sagen ohne ZweifeP'^),
erst von Archimedes selbst gefqndenen kegel- und kugelähnlichen
Korper, welche durch Umdrehung der Kegelschnitte entstehen^'*).
Arithmetisch ist:
6. ^fa^fiitrigy numerus arenarius, die Sandeszahl. Hier
wird gezeigt^ dass, wenn auch das ganze Weltall mit Sand er-
füllt wäre, doch noch eine grossere Zahl gedacht werden könne
als die der Sandkörner, wobei die Berechnung des Aristarchos
zu Grunde gelegt ist^*^).
Mechanisch endlich sind:
7. 'ETtiTtkdfov löoQQoniat^ de planorum aequüihriiSj vom
Gleichgewicht der Ebenen, 2 Bücher, yon Archimedes selbst
MriXavixd genannt"^).
8. UsqI täv vdati itpidtayLSVcav ^ tcsqX 6xov(1£vg)Vj
de iis quae in humido vehuntur, über die schwimmenden Körper,
2 nur lateinisch, wie schon gesagt, erhaltene Bücher. Das erste
behandelt die Elemente der Hydrostatik, das zweite die höheren
Probleme, welche sich an dieselben knüpfen***).
auf ihre Geschichte, Freibnrg 1862. 4. Scherling Die archimedeische
Spirallinie, Lübeck 1865. 4. Vgl. auch Zeathen S. 262 ff.
137) Papp. IV, 30. p. 234, 1 ff. to inl vTJg sXmog t^s iv iniTtida) yQcc-
q>ofjiivris ^eco^ij/Lia nQovTSivs (tlv KSvmv 6 Zccfnog yfmfiitQrjgj dnidBiisv öh
'AQXt pk-^dTig d^avfiaaxy tivi xQriaäfuvog iTtifioX'S, Vgl. A. 86. — Ueber den
Tadel des Papp. IV, 69 ff. p. 270, 28-278, 8 8. Tannery Sur nne critiqne
ancienne d^one ddmonsiration d^Archim^e, M^m. de la bog. des sc. phys.
et nat. de Bordeaux, Sär. 2. T. V. S. 49-61, der dem Kritiker Recht
giebt (vgl. Cartze Jahresber. XL. S. 27).
138) Heiberg Stad. üb. Eakl. S. 79.
139) Bei Heiberg Ausg. L S. 273--499. Vgl Zeuthen 8. 408-422,
s. A. 133.
140) Bei Heiberg Ausg. II. S. 241—291 und s. A. 100. 136. üebers.
V. Krüger, Quedlinburg 1820. 8.
141) Oder wenigstens nennt er das 1. B. so, Qnadr. parab. p. 306, 20.
314, 4. öidsixtai yag xovto iv tötg Mii%ccviiioig,
142) Bei Heiberg Ausg. IL S. 366—426. Vgl. A. 118. 129. — Thurot
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732 Dreiundzwanzigstes CapiteL Reine und angewandte Mathematik.
Archimedes war ohse Zweifel der genialste Mathematiker
des Alterthums und der älteste wirkliche Physiker im modernen
Sinne des Worts. Seine Kreismessung und seine Untersuchungen
über die Spirale sind nicht minder Epoche machend als seine
Quadratur der Parabel^ und auch die der Ellipse hat er gefunden
und in die Schrift über Konoide und Sphaeroide eingelegt ^*^).
Mit Recht aber war er, wie gesagt^ am Meisten stolz anf die
neuen Entdeckungen, welche er in seiner Schrift über Kugel und
Cylinder veröflfentlichte. Er gilt auch für den Urheber der so-
genannten Kronenrechnung ^**) und beschäftigte sich eingehend
mit den Quadratzahlen und angenäherten Quadratwurzeln ^^^).
Die Schrift über die Sandrecbnung hat nicht ihres Gleichen im
ganzen Alterthum. Schon die verlorne Arbeit tcsqI fSq>aiQO'
TCoiCag aber beweist, dass er auch in der Astronomie bewandert
war, und ein Gleiches geht aus der anderen verlornen Schrift
hervor, in welcher er sich mit der Verbesserung des Kalenders
und der genauen Bestimmung der Länge des Jahres befasste^^^}.
Noch heute zeigt man in seiner Vaterstadt die Stelle, wo er
seine Himmelsbeobachtungen gemacht haben solP*'). Mechanik
und Geometrie standen bei ihm in innigster Wechselwirkung,
und das nach ihm sogenannte hydrostatische Princip**®) ist seine
Rccherches mx le principe d'Archimöde, Rev. arcböol. N. F. XVIII. S. 389—
40G. XIX. S. 42—49. 111—123. 285—299. 846—360. XX. S. 14—33 (J^r
1868 u. 1869).
143) Als Satz 5 und 6, p. 312—317.
144) Vitruv. IX , 3. Prokl. in Eocl. p. 63.
145) Heilermann Bemerkungen zu den Archimedischen Nähemngs-
werthen der irrationalen Quadratwurzeln, Zeitachr. f. Math. u. Phys., Hisi-
litt. Abth. XXVI. 1881. S. 121 — 126. SchOnborn üeber die Methode,
nach der die alten Griechen, besonders Archimedes und Heron Quadrat-
wurzeln berechnet haben, ebendas. XXVIU. 1883. S. 169-187. U. Weissen*
born Die irrationalen Quadratwurzeln bei Archimedes und Heron, Berlin
i883. 8. (vgl. d. Rec. v. Heiberg Rev. crit. 1884. I. S, 841—348) Hei-
berg Qu. S. 60—66. PhilologuB XLIII. S. 485 f.
146) S. A. 122. Schi eck üeber die Himmelsgloben des Anaximander
und Archimedes, Hanau 1843. 1846. II. 4. Bunte, s. A. 97. Hultscb
üeber den Himmelsglobus des Archimedes, Zeitsohr. f. Mathem. n. Phj^f
Hist.-litt. Abth. XKII. 1877. S. 106 f. Bei Liy. XXIV, 34, 2 heisit A. unicti»
speetator caeli siderumgue. Vgl. Solin. 5, 18. Von seiner Berechnung der
Planetenabstände spricht Macrob. Somn. Scip. 11,3,13; wahrscheinlich
stand uie in nsgl atpaiifonouag^ s. Heiberg Ausg. II. S. 467 f.
147) Heiberg Qu. S. 34.
148) S. Thurot in der A. 142 angef. Abb.
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Eriton von Naxos. Athenaeos. 733
eigenste EntdeckuBg, durch welche er die Erkenntniss des gegen-
seitigen Drucks flüssiger und fester Körper mächtig gefordert hat.
Eriton von Naxos, der wahre Verfasser der bald dem
Eudoxos bald dem Eratosthenes zugeschriebenen ^OxxaezrjQtg,
muss, wenn wir zuverlässig berichtet sind, mindestens schon
vor dem Letzteren gelebt haben ^^).
Athenaeos der Mechaniker hat uns eine Abhandlung über
den Bau und Gebrauch von Kriegsmaschinen {ycsgl fn?;t«-
vriiLttX(ov) hinterlassen, welche an Marcellus gerichtet ist, ver-
muthlich den Eroberer von Syrakus. Dann war er also ein Zeit-
genosse des Archimedes und schrieb gegen Ende des dritten
Jahrhunderts^^).
149) V^l. C. 15. A. 66. In dem dort angef. Citat des Eratosth. bei
Achill, heisst es nämlich: it ye yvr]ai6v icti xo üvyyQafifia 'B^fccxood'ivovg,
ovtog yccQ dvsy(fail)sv (?) deixvvg^ a>s ov% eCri Evdo^ov, Vgl. Said. Kgircav
Ndi^tog, tatoQLnog (diese versehentliche Bezeichnung entstand, indem KQ^tmv
nteQidtrig . . . £atOQi%6g %. t. X, yoranfgeht). iyQ(ttpB9 'OmtaBvriQCda , riv
Evdo^ov (paciv. Plin. ffihrt den E. Ind. XVIII auf und erwähnt ihn dann
XVIII. §. 812 neben Fhilippos (von Opas), Eallippos, Dositheos, Parme-
niskos, Konon, Demokritos, Eudoxos.
160) Die ältere Ausgabe in der Sammlung yon Th^venot Mathematici
yeteres, Paris 1693 fol. ist jetzt entbehrlich geworden durch die yon
Wescher noUo^%T\xi%a %al noXtOQ%iai diafpoQomf nSXsmv. Poliorc^tique
des GrecB, Paris 1867. Lex. 8. S. 1 — 40. Ueber die Handschriften dieser
Art yon Schriftstellern s. ebendas. S. I ff. IX ff. Graux Bey. de philo!.
N. F. IV. 1880. S. 88—91. Die wichtigste für Athenaeos, Biton, Apollo-
doroB ist ein aus yerschiednen Handschriften yom Anfang des 10. bis zn
dem des 16. Jahrh. zusammengestückter Cod. Paris. 607 (M), welcher 1843
durch Minoides Minas nach Paris kam, daran reihen sich als Vertreter
einer zweiten Classe demnächst V (Vatic. 1164), P (Paris. 2442), mit .wel-
chem, wie erst später £. E. Müller entdeckt hat, Barber. II, 97 zusammen-
gehört, beide aus dem 11., B (Bonon. S. Salvat. 687), wenn auch erst aus
dem 16., und die Fragmente C (Coisl. 101) aus dem 11. und F (Vindob.
120) aus dem 16. Jahrh. an , alle übrigen Handschriften sind werthlos oder
geringwerthig. Ueber die im 10. Jahrh. angefertigten, durch die Auszüge
aus älteren Schriftstellern dieser Art wichtigen Tractate über Poliorketik
CAvmvvpLOv rixoi "HQoavog Bvia'pxü>v IIoliOQxrixtiiä b. Wescher S. 197 — 279)
und über Geodaesie und den erst yon E. E. Müller Handscht iftliches zu
den Poliorketika und der Geodaesie des sogenannten Hero, Rhein. Mus.
XXXV 111. 1883. S. 464—468 als Original aller übrigen Handschriften der-
selben constatirten Cod. Vatic. 1606 aus dem 11. Jahrh. s. ebendiese Abh.
Ein früher ungedrucktes Fragment des A. p. 16 — 20 W. fiodct sich nur in
MF, und da hat sich denn gezeigt, dass Vitruy. X, 20-21, l (U— 15, 1
Schneid.) z. E., wie derselbe auch schon unmittelbar vorher aus ihm geschöpft
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734 Dreinndzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
Ktesibios der Mechaniker aus A8kra(?), wohl nicht un-
beträchtlich älter als Athenaeos^ bei welchem er auch bereits
angeführt wird"^), lebte in Alexandreia unter Philadelphos und
Euergetes I^^*), zeichnete sich hier durch Erfindung grober Ge-
hat, eine wörtliche Uehersetzung desselhen giebt, wie schon Haase Art.
Philon der Byzantier in d. Enc. t. Ersch u. Gruber S. i29. A. 11 hervorhob.
Der jüngste von ihm erwähnte Scbrifteteller ist wohl jedenfalls Ktesibios
(s. A. 151); als Kriegsgefährten des grossen Alezandros nennt er und be-
nutzt p. 10, 8 ff. Wesch. Diades und Charias, die Schüler dos ThesBalera
PoljeidOB (so nach ihm Vitrav. X, 19, 8 ff.); aus derselben Zeit mögen die
UoUoQnrixiKä des Makedonen Pyrros sein (p. 6, 13 f. 81, 7 ff.), ans ungewisser
ist Agesistratos (p. 7, 7 ff. 8, 5 ff.) und dessen Lehrer Apollonios (p. 8, 9 ff.)>
welcher gleichfalls wohl IIoXioQxrjTnici verfasste, s. Anon. (Her.) Byz.
p. 197 ff., desgleichen Kallistvatos (vnlQ tmv ftrjxaviTiav p. 28, 7 ffl). Vgl.
A. 156. — Französische Bearbeitung von de Bochas M^anges Graox
S. 781—801.
151) Athen. Mechan. p. 29, 9 ff. W. Ktrjaißtog dh o 'AcKQtjvhg 6 h 'AU-
^avSQBia (iTixccvinog iv roiff *Txo(iv7Jftaat xarexmQiasv wate inl ro xeCxog
avsv %Uit,cc%og dvccßaivsiv 9ia (irjx^i^fMtog xoiovtov %. t. X. Vgl. Anon.
(Hero Byz.) Poliorc. p. 263, 1 ff. W. 'AoHQfjvög KxTfaißiog 6 xov 'AU^avS^Brng
^Hgmvog na^yrj^trjg h xotg iotvxov iSi]Xm0B *Tno(ivi^nccaiy diä (i7ixciviifL€cxog
Toiovrov, nad"' & (priciv 'Ad-rjvaiog x. t. X. Auffallend ist die Form 'Atntgtjißog
statt 'AcnQaiog^ daher es denn Bergk Griech. L.-G. IV. S. 527. A. 52 viel-
mehr für einen Spitznamen hält
152) Ath. XL 497 b—e, s. C. 20. A. 63, vgl. unten A. 155. Und nicht
erst unter Euergetes II, unter welchem vielmehr der gleichnamige Barbier,
der Erfinder der (verbesserten) Wasserorgel, dort lebte, Ath. IV. 174 c ff.
So sicher nun aber auch aus letzterer Stelle (trotz Schweighäuser zu
ders. und Boeckh MetroL Unters. S. 8, s. dagegen Buttmann Abhh. der
Berl. Akad. 1804—1811. S. 169) die Verschiedenheit dieser beiden K. her-
vorgeht (s. wiederum C. 20. A. 63), so war es doch sehr natürlich, das«
mau vielfach im Alterthum, da die eben genannte Erfindung sich eher
für den Mechaniker als für einen Barbier zu eignen schien, theils, wie viel-
leicht Tryphon Fr. 111 b. Ath. a. a. 0. that, die Schrift über die Wasserorgel,
wenn anders es überhaupt eine solche Scbrift gab (s. A. 311), vielmehr
dem Ersteren beilegte und damit doch wohl auch die Erfindung selber
(s. dagegen wiederum A. Sil), theils geradezu den Barbier mit dem Me-
chaniker zusammenwarf, wie es wohl auch bei Plin. VII. §. 125. Ctesibius
pnetwiatica ratione et hydraulicis instrumentis repertis der Fall ist. Daran
scbloss sich denn das erbauliche Märchen bei Vitrav. IX, 9, 2 ff. an, in
welchem der Mechaniker K. zugleich zu einem gebomen Alexandriner ge-
macht wurde, dieser sei Sohn eines dortigen Barbiers und anfänglich als
Gehülfe seines Vaters selbst Barbier gewesen, habe aber dabei sein mecha-
nisches Genie bereits entwickelt: Ciesibio Äleccandrino . . . ^t et vim Spi-
ritus naturcUis pneumcUicasque res invenit . . . fuercA Alexandriae natus
patre tonsore, is ingenio et industria magna praeter reliquos exceUens dichu
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Etesibios aus Aekra. 735
schütze ^^^), eines Apparats zum Ersteigen der Mauern ohne
Sturmleitern ^^*'*) und zahlreicher anderer Maschinen und mechani-
scher Kunstwerke^, auch eines kunstvollen Trinkhorns^^} aus
est artificiosia rebus se deledare, namgue cum voluisset in iäbema sui patn's
speculum ita pendere, ut cum duceretur suswnque reduceretur, Hnea laüns
pondus reduceret, ita conlocavit tnachinationem. canalem ligneum sub tigno
fixit ibigue trochUas conlocavit, per canaiem lineam in angulum dedtucit
ibique iubulos strtunt, in eos pHam plumheam per lineam demütendam cu-
ravit. ita pondus cum decurrendo in angustias tubulorum premeret caeli
crebritatem, vehementi deeursu per fauces frequentiam caeli compressione soli-
datam extrudens in aerem patentem offensione tactus sow'tus expresserot da-
ritatem, ergo Ctesibius cum animadvertisset ex tactu caeli et expressionibus
Spiritus vocesque nasci, his principiis usus hydraulicas machinas primus
instituit. Weit mehr za tadeln ist es, dass die Neueren kritiklos diese
Fabelei geglaubt haben, und dass in Folge dessen noch Cantor S. 313 f.
unter Billigong Ton Günther Gesch. der a^atiken Naturwissenscb. S. 23,
ohne die erstere Stelle bei Ath. zu beachten, die letztere dazu missbraucht,
nm den yermeintlich mit dem Barbier identischen Mechaniker E. erst unter
Euergetes II und damit auch dessen Schüler Heron über ein volles Jahr-
hundert zu spät zu setzen. Wie verkehrt dies ist, zeigt sich, falls die Zeit
des Mechanikers Athenaeos im Obigen richtig bestimmt ist, auch darin,
dass schon dieser den E. anführt (s. A. 151). Endlich hat Haase Art.
Philon der Bjaantier a. a. 0. S. 428, wenn er auch gleich Bergk noch
fälschlich beide E. in eine Person zusammenwirft, doch so viel treffend
bemerkt, dass unter dem wüsten Regiment des Physkon (welches viel-
mehr von den äusseren Ursachen für den VerÜEm aller mathematischen
Studien in Alexandreia, worauf ich unten, s. A. 237^, zurückkomme, die
bedeutendste war) für Männer wie die grossen Mechaniker E. und Philon
in Alexandreia kein Raum war (s. C. 16. A. 90), und dass Letzterer p. 60
(s. A. 193) vielmehr ausdrücklich sagt, die Mechaniker hätten damals so
Grosses leisten können, weil rühm- und kunstliebende Eönige ihnen die
Mittel dazu gewährt hätten. Genaueres über die auch von Bergk Gr. L^-G.
lY. S. 528 richtig bestimmte Zeit des E. s. A. 192. 196.
153) Das eine derselben, den dsifotovog^ eine Wurfmaschine, welche
die Geschosse mit Anwendung zusammengepresster Luft schleuderte, be-
schreibt Phil. Belop. p. 77 f. Thöv. rov uXr^^-ivTcg dsQOtovov naraniltov^
Xid'oßoXov d* ovzog . . . %al xovxo 91 xo o^yavov svgidirj fthv vno Kxrjoi-
ß^ov, das andere, den xaXnivxovog oder xal'Koxovog nennt er p. 56. x6 xs
XaXnivxovov {ßqyavov) xo vno KxriavßCov nagadsLi^iv und beschreibt es
p. 67 — 73. xov 8h xaXnoxovov naQ6iX'iq(pa(i8v y^iv, mg «al avcorc^ov aoi 8b-
dijXcoxa/iey, Kxria^ßiov xov iv 'AXe^av8Qeia ysyovoxa %, x. Z., jedoch nicht
sowohl nach des E. als nach seiner eignen Construction. Ygl. A. 192.
153 ^>) S. A. 151, doch vgl auch A. 156.
154) Vitruv. a. a. 0. §. 4 ff. fährt fort: item aquarum expressiones auto-
matopoeetasque machinas muUaque delieiarum gcnera, in his dium hoiologia-
rum ex aqua comparationes explicuit etc. X, 12, 1 ff. insequitur nunc de
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736 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
und bearbeitete als Schriftsteller das Gebiet der Mechanik auch
theoretisch ^^^.
Biton widmete seine erhaltene Schrift über den Bau von
Kriegsmaschinen und Katapulten^ Kataöxsval xoXefuxäv
OQyäviDV xal xaxaytaXtixäv^^'') dem Attalos I oder IP^), schrieb
Ctesihica machina, quae in altitudinem aquam educit, monHrare. ea fU ex
aere etc. 4. fiec tarnen haec sola ratio Ctesibii feriur exguisita, sed etiam
plures et variis generibus ab eo liquoris pressionibtis coacto spiritu efferre ab
natura rnuiucUos effectus ostenduntttr , uti merularwn aquw motu voees ai-
que angobatae bibentiaque et eadem moventia sigüla ceteraque, quae deleeta-
tionibus octUorum et aurium usu aensus blandiantur, Prokl. in Euclid.
p. 41, 8 ff. Friedl. ri d'avpLatonouitrj tä n^v dta nvAv q>tXotex'''ovca, &c%i9
xal KrriüißLog nccl '*Hq<d9 fCQayiiatBvovtai,
155) Des auch zum Schmuck der Bildsäulen der Arsinoe Yerwandten
und als seine Erfindung von seinem Zeitgenossen Hedylos in einem Epi-
gramm poetisch yerherrlichten fvtov^ Ath. XI a. a. 0.
156) In seinen ^Tnoykvriikaxa^ s. A. 151. Anon. (Her. Bjz.) an der
dort angef. St. p. 264 , 9 ff. ftitga dl tov XQoßXrjputtog tovxov MQog f^
7i(xxaa%Bvriv fi^ üvvtBxa%ivai xhv KxrieCßiov^ aXk' vicoikvrifta fiovow mg fMe^fifM-
xtHoCg xoCg fiBxaxii^iiof^^voig aqxixinxoai xccvxa avaxid'inivov %, x, X, VitniT.
X, 12, 5 fährt fort: e quibus quae maxime utilia et necessaria iyduwfi w-
legi et in priore volumine de horologiis (s. A. 154)^ in hoe de expressionüms
aqucte dicendutn putavi, reliqua^ quae non sunt ad neeessitatem , sed adde-
Uciarum voluptatem, qui cupidiorea erunt eitis subtüitatia ex ipHua Ctesibii
commentariis poterunt invenire, VII. Praef. 14 unmittelbar nach den C. 20.
A. 61 angef. Worten: non minus de machinationibus , uti Diades, Ärchytas,
Anhimedesy Ctesibios, Nymphodorus (vgl. C. 17. A. 70 z. E.), Philo Bytan-
tiuH, Diphilos, Democles, Charidas, Polyidos, Pyrros, Agesistratos (vgl-
A. 160). I, 1, 7. in cursiombus , . . et circumitionibus et librata planitie
expressionibus Spiritus naturales aliter atque aliter fiunt, quorum offensiom-
bu8 mederi nemo poterit, nisi qui ex philosophia principia rerum naturoe
noverit. item qui Ctesibii aut Archimedis et ceterorum, qui eiusdem genm*
praecepta conscripserunt , leget, sentire non poterit, nisi his rebus a pMiO'
sophis erit institutus.
157) Bei Thövenot S. 105 ff., bei Wescher S. 43—68.
168) F. 43, If. W. 00 "AxtaXs ßacdsv. Vgl. Ath. XIV, 684a. Blxav h
xm TCQog ^'AtxaXov ne^l oqydvmv, Anon. Byz. Poliorc. p. 198, 3 f. W. t« ^^
x€ovog ytQog ^AxxctXov nBql %axae%Bvi\g TtoXifimmv oydvmv, Ebendas. p. 271, 7 1
wird o y^r^xavtnog B, iv xoCg avxov noXioQ%7ixi%oCg angefQhrt. Auch
bei Hesych. £afAßv%ri wird B. citirt Nach Analogie des Zeitalters der
anderen berühmten Mechaniker wird man geneigt sein eher an Attalos I
als Attalos II zu denken, indessen ist es wohl möglich, dass gerade
nachdem Alexandreia solchen Männern keine geeignete Stätte mehr bot,
sie eine solche in Pergamon fanden, nnd dann kann es erst recht At-
talos 11 sein.
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Biton. Heron. 737
sie also zwischen 241 und 143. Er citirt in ihr*^^) noch eine
zweite, eine Optik (Chttixd).
Heron ^®^) der Mechaniker ^^^) von Alexandreia^^*) war ein
Schüler des Ktesibios^^ und lebte folglich am Ende des dritten
und Anfang des zweiten Jahrhunderts ^^^). Auch er machte sich
gleich seinem Lehrer durch mechanische Kunstwerke berühmt **^),
169) P. 62, 8f. W.
160) Den ersten Ansatz znr richtigen Würdigung dieses Mannes machte
Venturi Commentari sopra la storia e le teorie dell* ottica. I. Bologna
1814. Fortia d'Urban Ezplication du sisteme m^trique d'Häron- d^Ale-
xandrie, Wolfs litter. Anal. III. 1818. S. 206—226 ist werthlos. Letronne
Becherches critiques, historiqnes et g^ographiqnes snr les fragments d^H^ron
d*Alezandrie, Paris 1861. 8. schrieb dagegen fälschlich die meisten uns
erhaltnen Stücke dem jangeren H., Lehrer des Proklos, zu. Th. H. Martin
Becherches snr la vie et les ouvrages d^Hdron d'Alexandrie disciple de
Ct^sibins et snr tous les ouyrages math^matiques grecs conserv^s on per-
dns, pnbli^s on inddits, qni ont attribn^s d. an anteur nommä H^ron, M^-
moires präsentes par divers sayants d. TAcad. des inscr. et helles lettres,
IV, 1. Paris 1864. Gantor Die römischen Agrimensoren , Leipzig 1876. 8.
I. Heron von Alezandrien S. 6 — 63 nnd a. a. 0. S. 318 — 348. Vgl. anch
Boeckh Metrol. Unters. S. 8—11, s. jedoch A. 162.
161) 0 urixavixög Prokl. a. a. 0. p. 806, 24. 346, 13 Friedl. Vgl.
A. 176 ^
162) S. A. 161 nnd Papp. VIII. p. 1060, 4 Hultsch. Auch die üeber*
Schriften der nvsv(iati%ti nnd der Abhh. ntifl av%oiuctoxoiij%i%mv und mgl
diontgag lauten "HQWvog 'AlsiavdQioas,
163) S. wiederum A. 161. Die BBXonou%<i sind überschrieben '^Hqmvog
Ktrjatß^ov. Die von Bergk a. a. 0. IV. S. 628 £ A. 69 hiegegen geltend
gemachten Varianten finden sich nur in den schlechteren Handschriften.
164) S. A. 162 und Genaueres A. 192. 196. Martin (welcher S. 26—28
sogar so weit geht die Lebenszeit des H. bis nach 60 auszudehnen, s. da-
gegen Hultsch Metrolog. scriptor. reliquiae. I. S. 9 f.) macht S. 91 für
seine von Hultsch und Cantor gebilligte viel spätere Datiruog auch
noch geltend, dass in der Dioptrik Beobachtungen von zwei so weit ent-
legenen Standorten wie Alezandreia und Born zu einem geodaetischen Bei-
spiel vereinigt seien. Bevor der erste ägyptische König, welcher durch
die Bömer eingesetzt wurde (81), Ptolemaeos XUI Neos Dionysos, regierte,
hätte in einem blossen Beispiel ein anderer Ort, wie Bhodos (vielleicht
auch Athen), näher gelegen, von da ab aber seien alle Augen nach Born
gerichtet gewesen, so dass jene Abb. wahrscheinlich nach 81 geschrieben
sei. Allein wenn im üebrigen jene Datirung auf haltbarem Boden stände,
würde man zu ihrer Unterstützung vielleicht so urtbeilen dürfep; jetzt
aber wird man umgekehrt ans diesem Umstände abzunehmen haben, wie
sehr schon ein Jahrhundert früher die „Augen von Alexandreia iiach Bom
gerichtet waren**.
166) S. A. 164.
SasxMiHii, griech.-alez. Litt-Gesch. I. 47
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738 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und aDgewandte Mathematik.
aber dies war der geriogste Theil seiner grossartigen Thätigkeit.
Wie eingreifend und nachhaltig dieselbe war, geht gerade daraus
hervor, dass seine Schriften, so weit wir sie noch besitzen , theils
mathematischen, theils mechanischen, theils physikalischen Inhalts,
wo nicht sämmtlich, so doch meistens oder wenigstens vielfach nur
in sehr verkürzter und zugleich überarbeiteter Gestalt auf uns ge-
kommen sind, so dass in diesen Ueberresten viel spätere Schrift-
steller genannt werden ^^). Sie fussten alle auf der strengen Theorie,
aber in keiner war diese reine Theorie Selbstzweck'^^, sondern
in allen hatte er die Anwendung derselben zum Nutzen und
theilweise auch zum Vergnügen der Menschen im Auge. Vor
allen Dingen erscheint er als der grosse rechnende Feldmesser
wie Hipparchos als der grosse rechnende Astronom, und wir
können noch ausdrücklich nachweisen**®), wie sein Verfahren
auf kleinerem Felde genau dem von Hipparchos für die Erde
in ihrer Gesammtoberfläche eingeschlagenen entspricht, so dass
er als dessen nächster Vorläufer bezeichnet werden darf. Ob er
der ältste griechische Schriftsteller über Geodaesie war, wissen
wir freilich nicht, aber er ist wenigstens der altste, den wir
kennen, und ist für lange der einzige geblieben, indem er eine
ähnliche Bedeutung auf diesem praktischen Gebiete gewann wie
Eukleides mit seinen Elementen auf dem theoretischen^^. An
mathematischen Schriften sind uns unter seinem Namen er-
halten l9(K)t rmv ysco^stgiag (Vcfiarov, reconsrgüc , rsodaiöia,
EliSaycoyal (StSQSo^stgov^evov , MixQtiöig xBXQaöxayov ^ Msrgtjöeigj
ret^TtoviKov ßißXiov^'^^) und andere Aufsätze und Bruchstücke *'0-
166) Modestue und Patricius, Geepon. §. 201. Geom. §. 104. Stereom.
I, 22, 3 Hultsch, am Ende des 4. Jahrh. n. Chr., s. Martin S. 200. 220.
167) Daran wird auch dadurch Nichts geändert, wenn H. wirklich, wie
ich glaube, eine Einleitung oder einen Commentar zu den Elementen des
Eukleides geschrieben hat, s. A. 172. 174. 177.
168) S. Cantor a. a. 0. S. 323 f. Vgl. auch Agr. S. 46.
169) Dass auch die Römer ganz von ihm abhängen, hat Cantor ge-
zeigt. Dieser schlägt aber seine Bedeutung noch lange nicht hoch genug
an, indem er ihn ja fälschlich erst für einen Nachfolger des Hipparchos hält.
170) Theilweise herausgegeben yon Sirks Heronis mathematici Alexan-
drini metrica, Leiden 1861. 8. (es ist eine auch Hultsch unbekannt g^
bliebne Arbeit, s. Heiberg Philologus XLUI. S. 490), vollständig von
Hultsch Heronis Alezandrini geometricorum et stereometricorum reHquiae,
Berlin 1864. 8. (vgl. d. Rec. v. Christ Jahrb. f. Ph. XCI. 1866. S. 483-
461, auch Wex ebendus. S. 41 — 44 und Hocho Heroniana, ebendas.
S. 461—466). Früher ezistirte fast nur (vgl. Boncamp agni Intomo alle
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Heron von Alexandreia. 739
Es sind dies meistens wohl spätere überarbeitete AuszOge aus
einem grossen geodaetischen Gesammtwerke, welches dann also
sachgemäss in einen planimetrischen und einen stereometrischen
Haupttheil zerfiel ^''^). Dagegen sind seine verloren gegangene
definizioni di Erone Alessandrino, Balletino Boncamp. IV. S. 122—126. 512)
eine sehr ungenügende Ausgabe der Definitionen C^QOi) von Dasypodius,
Strassburg 1571 und eine, zweite von Hasenbalg, Stralsund 1826. 4.,
welche eher eine Verschlechterung als eine Verbesseruug derselben ibt
(Uebers. u. Commentar von Mayring, Neuburg a. D. 1861. 4). Eine ältere
Handschrift giebt es, wie es scheint, nur von der Qeometrie: Paris. 1670
(A) aus dem 18. Jahrb., alle anderen von Hultsch benutzten scheinen erst
aus dem 16. zu seiu. Ueber einige vatik. Codices handelt Spezi Intomo
ad alcuni scritti di Erone Alessandrino, Bom 1861. Wie weit nun freilich
in den Definitionen, die noch vor Chr. entstanden sein mCgen, in denen
aber 62 — 64 und 71 dem Poseidonios (s. Prokl. in Eucl. p. 170. 176) folgen,
überhaupt noch heronisches Gut steckt, ist sehr zweifelhaft, s. Fried lein
De Heronis quae feruntur definitionibus, BuUetino Boncompagni IV. 1871.
S. 93 — 121 (Sonderabdruck Berlin 1871. 4). Tannery L'arithm^tique des
Grecs, Mäm. de la soc. des sc. phys. et nat. de Bordeaux, S^r. 2. T. IV.
S. 161—194. Und wenn das Planimetrische im Wesentlichen durchaus den
Stempel der Aechtheit an sich trägt (s. Cantor Agrim. S. 39^49, vgl.
a.a.O. S. 327flf.), so gilt, wie Martin S. 178-187 zeigt, vom Stereo-
metrischen keineswegs auch nur annähernd ein Gleiches, s. Cantor Agrim.
S. 49 f. üeber Stereom. I, 35. II, 50 handelt Tannery Bull, des sciences
math^m. IV. S. 321.
171) S. Hultsch Metrologicorum scriptorum reliquiae I. Leipz. 1864. 8.,
auch Vincent Notices et extraits des Manuscrits de la Biblioth^que im-
p(^riale XIX, 2. Paris 1858.
172) So weit dürfte diese zuerst von Martin S. 98 ff. 102. 104. 120. 176
entwickelte Annahme gewiss unanfechtbar und auch die Art, wie Cantor
Agrim. S. 30 f. (vgl. a. a. 0. S. 318 ff.) in Anlehnung an Letronne S. 73 f.
und Hultsch Metrol. I. S. 18 f. dieselbe genauer ausführt, dürfte recht
wahrscheinlich sein. Ich gebe seine Vermuthung mit seinen eignen Worten:
„dass es ein ofQcielles , durch die Beherrgcher Aegyptens veranlasstes Lehr-
buch der Messkunst war, welches zwar aus verschiedenen Abtheilungen
bestand, deren jede ihren eignen Namen führte, welches aber doch zugleich
als ein grosses Ganzes angesehen werden musste und als solches muth-
masslich eine gemeinsame Gesammtüberschrift besass. Der Zweck dieses
Lehrbuches war die hergebrachten altägyptischen Regeln der Feldmesser,
welche nur sehr annäherungsweise richtig, aber dafür sehr leicht anzu-
wenden, durch diese letztere Eigenschaft zur Gewohnheit der Praktiker ge-
worden waren, durch andere, bessere Regeln zu verdrängen, welche selbst
mehr an Beispielen gelehrt als erwiesen wurden. Die Wissenschaft sollte
popularisiit, der handwerksmässige Geometer gezvmngen werden Richtiges
auswendig zu lernen und danach zu verfahren. In Alexandrien war der
Bruch mit dem Alten noth wendiger als sonst wo**. Vgl. S. 36: „Aber
47*
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740 Dreiundzwanzigfltes Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
Einleitung in die Elemente der Arithmetik (tcc tcqo r^g aQ^fifi-
tixrjg 6zoixBi(66B(og) und die vielleicht in den "Oqoi zam Theil
noch erhaltne in die Elemente der Geometrie (ra uqo rrjg ysm-
^szQixijs exotx^tciascogy^^) wohl vielmehr als die beiden Theile
ancb nur in Alexandrien, das hat Hultscb . . . hervorgehoben, nur unter
den Ptolemaeern , deren Reich das einzige Beispiel einer modernem Centrali-
sationsabsolutismus sich nähernden Yerwaltungsform bei griechischen Staaten
bietet, war ein officielles Lehrbuch möglich. Jene Yerwaltun^^Bform war
nan einmal in Aegypten . . . von Alters her üblich und ist es geblieben . . .
von den Pharaonen bis zu den Khediven unserer Tage u. s. w.". Wie weit
nun aber die überlieferten Titel theilweise noch die ursprünglichen Ueber-
schriften einzelner Abschnitte sein mögen , steht dahin, und wenn sich
Martin die Sache genauer so dachte, dass MstQt%d der Gesammttitel ge-
wesen sei und das Werk vier Haupttheile ra ngb xrjg aQLd-firjTiiiijg und
ysmastQiTi^g atoixsiciaeag (vgl. A. 173) and Etaayajyal yscoiiszQovfAivcav und
atSQSOftsTQOvfiivmv gehabt habe, so hat dagegen Hnltsch Metrol. I. S. 13 ü,
mit Recht bemerkt, dass nur Eutok. in Archim. de dim. circ. p. 270, 2 f.
Heib. MetQtitd anführt und darunter wohl selbst nur solche Auszüge mgl
fiitQODv^ wie wir sie haben, versteht, und dass schwerlich je ein Grieche
ein solches populäres Handbach der gesammten Geometrie (uud Arithmetik)
so betitelt haben würde. Hultsch nimmt daher lieber rsafkBTQovfiSPoc
oder rsoDfistQ^a als Hauptüberschrift an, und von einem so benamten Werk
lassen sich allerdings auch die später als Mstgi^aaig, MetQind, nsgl (idt^wv
bezeichneten Zusammenstellungen als Auszüge denken, aber unter diesen
Titel passt das Stereometrische nicht. Und während Martin S. 96 — 98
einen Commentar des H. za Eukleides vermnthet, bestreitet Hultsch a. a.0.
S. 15. A. 9 wie Cantor Agr. S. 28 ff. 37 nnd a. a. 0. S. 819. 320 das je-
malige Vorhandensein eines solchen (s. aber A. 174. 177), meiut jedoch
nichtsdestoweniger (a. a. 0. S. 15), kaum im Einklang hiemit, dass die
arithmetische und die geometrische Einleitung vielmehr zur Einführung in
das Studium des Eukleides bestimmt gewesen seien, und nimmt vielleicht
mit Recht an, dass vielmehr der planimetrische nnd der stereometrische
Haupttheil des grossen Werkes jeder wiederum in zwei Abschnitte zer-
fallen sei, einen reinen oder theoretischen und einen angewandten oder
praktischen (s. a. a. 0. S. 18: „tn altera in Universum de arte geometrica
praecepisse eiusque gravissima tt axiomata et iheoremata proposuisse, in altera
prohlemata ad usum populärem accommodata et proposuisse et solvisse
videtur*'). — Noch s. Hultsch Zur Lösung der Frage über den philetaeri-
schen Fuss, Jahrb. f. Ph. LXXXVII. 1868. S. 162-170, vgl. MetroL scr. 1.
S. 24ff. H. Weiss enborn Das Trapez bei Euklid, Heron und Brahma-
gupta, Zeitschr. f. Math. u. Phys., Hist.-litt. Abth. XXIV. 1879. Suppl H
— Abhh. zur Gesch. der Math. II. S. 167—184.
173) Defin. p. 34, 12 f. etgritM filv vatSQOv iv xoig ngo t, d, ct. p. 38, if-
^1^ totg ngb x. d. ffr., und Auf. p. 7, Iff. xal xd (ihv ngb t. y. at, xiivo-
Xoyovfieva vnoygdfptov coi xal vTCoxvnovyi^Bvog mg ^xu fidltaxa cvvxopKog,
diovveiB XafifCQOxaxe x. t. A. Hiernach müssten denn die X>goi der Anfang
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Heron von Alexandreia. 741
der Einleitung seines Gommentars zu den Elementen des
Buk leides anzusehen^'*). Ferner schrieb er eine Optik (^Chttixä),
ans welcher das erste Buch von der des Damianos aus Larisa
ein Auszug ist^^^), und eine von Letzterem "^^) citirte Katoptrik
{KatoxtQiMT), von welcher sich noch die lateinische Uebersetzung
des Dominikanermönchs Wilhelm von Moerbeke erhalten hat^'^).
Die eigentliche praktische Anweisung zur Feldmessekunst aber
findet sich in seiner Abhandlung über die Dioptra, das
der letzteren sein, wenn nnr (s. A. 170) sogar die bloss bedingte Aechtheit
dieser X>Qot anf festeren Füssen st&nde. üebrigens s. Martin S. 102—104.
174) Die erhaltnen Beste desselben finden sich bei Prokl. in Eacl. an
den A. 161 angef. und noch mehreren anderen Stellen, s. die Sammlung
derselben bei Heiberg Stud. üb. Eukl. S. 157 f. Dieser weist S. 168 f. im
Anschluss an Martin aofs Nene gegen Hultsch and Cantor (s. A. 172)
überzeugend nach , dass sie nur aus einer solchen Arbeit und nicht aus dem
geodaetischen Gesammthandbuch sein können: „So mag man auch geneigt
sein dem arabischen Bericht zu glauben, wonach die Araber unter dem
Namen des H. ein Buch hatten, worin er über schwierige Punkte der
Elemente Auskunft gab (Hadji KhalÜEi I. S. 383: porro Heron eorum dubia
solvit in libro singulari); vielleicht ist dieses Werk gar im cod. Leid. 1061 :
Heronis scholia in elementorum Euclidis pröblemata quaedam noch jetzt vor-
handeo, s. Wenrioh S. 14*^ Gegen Tannery Sur les fragments de
Häron d^Alezandrie oonserr^s par Proclus, Bulletin des sciences matbdm. VI.
hat Heiberg Philologus XLEI. 8. 491 f. seine Ansicht vertheidigt. Vgl.
auch A. 177.
175) Letztere ist von Bartholinus, Paris 1657, 4. herausgegeben.
176^) I, 18. dniÖBi^B yag 6 (irixavi%6g '*Hq(dv iv xoig avtov KaxonxQi-
%oig, or» at n(f6g teag ytovias xAoofiCvat sv^s^ai iXaxiatal slai ftiaoav zav
dnb rrjg otvtrjg xccl b^toiofiSQOvg yQccfiftTig nQog xa avxa nXcoiiivatv ngbg
avicovg ymvüxg. xovxo yccff dno^Bi^ag (prja^v, oxt el ft?) ftiXXoi rj tpvcig fux-
xriv nsffidyeiv xt^v ij^Bxi^av oijjiv^ n^og Cactg avxriv dvaTiXdaei ymvCag.
176) Sie erschien zuerst 1518 im Druck unter dem Namen FtoUmeus
de speculis (nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden, so in der venet.
u. Pariser Bibl., vgl. Bonoompagni Delle versioni fatte da Piatone Ti-
burtino, Rom 1851. S. 9—15. Martin S. 52—80. Cantor Agr. S. 188. A. 37),
schon Yenturi aber sah, besonders mit Berücksichtigung jenes Citats
bei Damianos, dass es vielmehr die Katoptrik des H. ist, Martin S. 83 ff.
vervollständigte den Beweis und vermuthete auch den Uebersetzer richtig,
wie dies Böse Anecd. Graeca et Graeoolatina IL Berlin 1870. 8. S. 290—
296. 317-380 in seiner neuen Ausgabe genauer dargelegt hat. Dieselbe
gründet sich ausser jenem alten Druck auf einen Erfurter Codex Amplo-
nianus aus dem Ende des 14. Jahrh. Im üebrigen s. Cantor Agr. S. 18f.
Besonders interessant ist ein hier beschriebener Apparat, welcher erst
neuerdings wieder erfanden ist, um die sogenannten Geistererscheinungen
der Taschenspieler hervorzubringen.
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742 Dreiundzwanzigetes Capitel. Reine nnd angewandte Mathematik.
vielleicht von ihm erst hergestellte neue Feldmesser- und Astro-
nomenlineal ^''^. Auf der Grenze zwischen Mathematik und
Physik stehen seine mechanischen Schriften, so zunähst seine
Mechanik {Mrixavvxa)y von der uns nur einige Auszüge bei
Pappos geblieben sind*'®), dann der Gewichtzieher oder die
Hebe winde {BagvovXxog), von welchem wenigstens ein Capitel
in doppelter Gestalt an zwei verschiedenen Orten*'*) und ausser-
dem eine arabische Uebersetzung des aus 3 Büchern bestehenden
Ganzen auf uns gekommen ist*''^**), gleichfalls der theoretischen
Mechanik angehörig *®^), dann aber aus dem der praktischen die
sehr bedeutende kleine Schrift über die Anfertigung von Ge-
schützen {Bekonouxdy^^) und eine zweite über die Hand-
177) Diese wichtige Abb. nBgX di6mQag hatte sobon Ventnri a. a. O.
ins Italienische übersetzt nnd vortrefflich commentirt. Dann ist sie von
Vincent a. a. 0. 8. 174—337 mit französischer üebersetzong und mit
Ventnris Anmerkungen und seinen Zns&tzen za denselben herausgegeben.
S. aber dieselbe Gantor Agr. 8. 19—29 nnd a. a. 0. S. 322—326. üeber
den auch sie enthaltenden Codex M s. A 160. Eine Interpolation ans
einem anderen Werke des H. ist §. 30 z. E. die berühmte heronische
Formel ftlr den Dreiecksinhalt aus den drei Seiten, s. Hnltsch Der hero-
nische Lehrsatz über die Fläche des Dreiecks als Function der drei Seiten,
Zeitschr. f. Mathem. n. Phys. IX. 1864. 8. 226—249, Tgl. Cantor Agr.
S. 28 ff. nnd a. a. 0. 8. 826 f. Vermnthlich war dies andere Werk troti
Cantor der A. 174 besprochne Commentar zn Eukleides. Vgl. femer A. 179.
178) 8. den Index zu diesem in der Ausg. v. Hnltsch u. bes. Hnltsch
De Heronis mechanicomm reliqnüs in Pappi collectione servatis, Comm. in
hon. Th. Mommseni (Berlin 1877). S. 114—123. Cantor Agr. S. 12 und
a. a. 0. S. 316. Wahrscheinlich war es eine Mechanik der festen Körper
insbesondere. Die Mri%avi%al aiaayoDyai, ans welchen Entok. in Archim.
de sph. et c. p. 70, 3 ff. Heib. (neben den Bslonouttd) einen Auszug giebt,
waren wohl nur das 1. B. dieser Schrift (vgl. A. 201).
179) In der Dioptrik (bei Vincent S. 830—336) nnd bei Papp. VIII.
p. 1060, 4—1114, 21 Hultsch (— Vincent 8. 838—347). Vgl. Cantor
Agr. 8. 12 und a. a. 0. 8. 316: „Auflösung der von Archimedes gestellten
Aufgabe: eine gegebne Last mittels einer gegebnen Kraft in Bewegung
zu setzen imter Anwendung der ffinf wichtigsten Maschinen, des Keils, des
Hebels, der Schraube, des Flaschenzugs und des Rades an der WeUe*^
179^) Sie ist meines Wissens noch nicht gedruckt ausser in der latein.
Uebertragung von Brugmans Heronis libri III de oneribus trahendis,
Comm. soc. Gotting. VE. 1786. 8. 77 ff. und bei Venturi S. 142 ff. Vgl.
Wenrich a. a. 0. 8. 213 f.
180) 8. A. 179.
181) Ausgaben Yon Baldi, Augsburg 1616.4., Thävenot 8. 121—144,
Köchly und Büstow Griech. Kriegsschriftsteller griechisch und deatsch.
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Ileron von Alexaodreia. 743
Schleuder {XeiQoßaXiötgag xaraoxsvri xal öv^fisrgiay^^) nebst
zwei Fragmenten über zwei Kriegsmaschinen^®*), und dazu
kommen endlich noch die beiden Schriften über die Ver-
fertigung der Automaten (tcsqI aitofiaroTCotritixäv) in
2 Büchem^^) und über die Druckwerke (IIvBv^atixdy^^), die
entschieden in das physikalische Gebiet übergehen. Wie gering
Heron von der reinen Wissenschaft als solcher dachte, verräth
sich aus seiner seltsamen Aeusserung, dass zur Erreichung des
höchsten Zwecks der Philosophie die Mechanik des Geschützbaus
ungleich mehr als die Philosophie selbst beitrage*®^. Dennoch
I. Leipzig 1868. 12. S. 200-^289 (vgl. S. 187 flF.) und in wirklicher Text-
receneion besonders nach MFVP (s. A. 150) von Wäscher S. 71— 119.
Im Uebrigen vgl. Cantor Agr. S. 18—16 and a. a. 0. S. 316—818.
182) Bei Baldi S. 64fif. ond Th^venot S. 115-120, Teztrecension
nach denselben Handschriften von Wescher S. 128—138. Franz. Uebers.
von Prou, Paris 1862. 8. Notices et extraits des manuscrr. XXVI, 2. —
Vincent Gommuniqnd aar la Chirobaliate d'H^ron, Comptes rendus de
l'Acad. des inscr. et b. 1. N. F. II. 1866. S. 65.
188) De camhestribtis et eamario bei Baldi. Vgl. Eutok. in Archim.
de 8ph. et c. p. 98, 14 ff. yQcccpBrai Sl 7} Tca^aßolrj . , , tm MiXriaCai ^rixavin^
'laLÖmQcc) tm r}fisxiQ<p didaa%dXq)y yQaq>svtog dh vn ccvtov slg z6 ysvöfisvov
avtm vnofivTjfitt tmv '^qtovog Kafiaginrnv (s. A. 128. 242). Ueber Wiener
Handschriften derselben s. Lambeck Commentt. de biblVind. lib. VH. S.418.
184) Brauchbare Texte sind von beiden noch nicht vorhanden. Die
Jvtonatonoirjtittä wurden zuerst in ital. Üebers. von Baldi, Venedig 1589.
1601. 4. bekannt gemacht, dann griechisch von Baldi a. a. 0. und Th^-
venot S. 248—274. 8. über dieselben Cantor Agr. S. 15 f. und unten
A. 190 u. bes. 207, über die Abfassungszeit A. 196. — Prou Les thiSätres
d'antomates en Gröce au II® si^cle avant T^re chr^tienne, d'apräs les AvtO'
ftaTonou%a d^H^ron d^Alexandrie, Mämoires present^s par divers savants k
l'Acad. des inscr. IX, 2. Paris 1881, vgl. d. Rec. v. H. Weil Joum. des
sav. 1882. S. 416—424 uud C. 9. A. 69. In der dort angef. Abh. von
B. Schöne Zu Hyginus und Hero, Jahrb. des archäol. Inst Y. 1890.
S. 78 — 77 finden sich auch Notizen über die Handschriften und kritische
Bemerkungen.
185) Bei Baldi a. a. 0. und Thö venot S. 145—282. Lat. Uebers. von
Commandinus, ürbino 1575. 4. u. ö., franz. bei de Rochas La science
des philosophes et l'art des thaumaturges dans Tantiquite, Paris 1881.
S. Cantor Agr. S. 16 — 18. Ueber die von der leukippisch- demokritisch-
epikureischen Atomistik abweichende atomistische Theorie des Ktesibios,
Philon und Heron s. ausser Cantor a. a. 0. besonders Rose a. a. 0.
S. 284 ff. Verloren sind die 4 Bücher tcsqI x£v vSq£cdv <oQoa%onB£(ov
(über die Wasseruhren), an welche sich die IIvBV(iaxi%d (p. 145) anschlössen.
186) Einleitung der Belop p. 71 f. W. trjg iv q>iXoaoq>ia diarQißttS xo
liiyiöTOv xal dvay%av6tatov fifQog vnaqxsi xo negl dzaga^^agy tcsqI ^g nlsi-
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744 Dreiundzwanzigstes Gapitel. Beine und angewandte Mathematik.
war seine Bedeutung auch innerhalb der reinen Mathematik, so
sehr er dieselbe lediglich um der praktischen Anwendung willen
betrieb, eine sehr erhebliche, und sie tritt noch mehr hervor,
seitdem sich gezeigt hat, dass er nicht nach, sondern vor Hip-
parchos lebte ^®^. Man findet bei ihm schon die ersten Anfange
der Trigonometrie und „eine entwickelte Rechenkunst bis zur
Ausziehung von Quadratwurzeln aus negativen Zahlen und eine
eigentliche Algebra, so weit von einer solchen ohne Anvirendang
symbolischer Zeichen die Bede sein kann, bis zur Auflosung un-
reiner quadratischer Gleichungen einschliesslich"^^).
Philon^^) von Byzantion^^) war ein Zeitgenosse, und zwar,
wie es scheint, älterer Zeitgenosse des Heron, so dass seine Wirk-
samkeit in die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts unter
Ptolemaeos III und IV fieP^*). Erst in seiner späteren Lebens-
axaC Tfi vnr^qloiv ^ijTijcTet; naqa xoig (istaxsiQttoykivoig t^v cofpCav nuxl iiizQ^
vvv vnctQXOVöi' %cd voni^m fi7i$l tilog novl f$6tv ^la t(Sv Xoymv xi^v mgl
avtrjg irjtri<ftv, i^rixaviiirj dl vnsQßäöa xriv Öia zmv Xoymv nsifl xavvfi^
didaanaUciv iS£da^s ndvtoig avd^Qoinovg dzuQaxöag iqv Inlaxaa^ai dt svog
xal iXax^OTOV (jLSQOvg ocvtijg, liyoa drj xov %axd xr^v %aXovft6vriv ßBXonouaw,
di' fig ovxe iv sIqtjvi'h^ Tiaxaazccasi xaQax^rjcovxai ix^Qoäv %al noXe^itof
incevodotg ovxs ivöxdvxog TCoXifiov ov xaQax^ij<tovxat noxs xy naguSeSofiBry
V7C* avrfjs did rcov oQydvcDV tpiXoaotpla x. x, X, Sehr richtig k^merkt Can-
tor Agr. S. 13, dass diese Einleitung „täuschend den Eindruck einer
Budgetrede eines Eriegsministers macht'*, wogegen die Aeusserung von
Wilamowitz Ant. v. Kar. S. SIC. A. 21 über dieselbe ein Missgriff ist
187) Um so weniger wird man daran zweifeln, dass z. B. der A. 177
berührte Lehrsatz nnd so noch Anderes wirklich sein Eigenthum ist.
188) S. Cantor a. a. 0. S. 334—343. Agr. S. 61—63, Tgl. S. 39—49.
189) Haase Philon der Byzantier, Enoykl. v. Ersch u. Qruber Ilf, 23.
S. 428—436.
190) Heron Automat, p. 263 (nach der Herstellung von Haase S. 432.
A. 34). uBql d\ xmv axax^v avxo^idxmv ßovXofisvot yqdipBiv^ naivoxeQOv n
xal ßiXxiov xav nqo rjfimv dfia xal nQog didaatiaXüxv (muss hier nicht (ucl-
Xov eingefügt werden?) ccQ(i6iov ovÖhv svgofisv xmv vno ^IXoavog xov Bv^af-
xlov ysyQafiftsvoav, Vitruv. VII. Praef. 14 (s. A. 156). Anon. Byz. Poliorc.
p. 260, 6 Wasch, (der ihn p. 212, 11 f. mit dem Älteren Philon, dem
Athener, Terwechselt). Eutok. in Archim. de sph. et c. p. 72, 22 Heib.
(vgl A. 201).
191) S. A. 190. Für beträchtlich älter hält ihn freiUch Haase S. 428 f.
Droysen Hellenism. IP, 2. S. 161 f. A. 2 meint nämlich, dass die Schrift
des Ph. voll TOn Beziehungen auf die berühmte Belagerung von Bhodos
durch Demetrios Poliorketes 306—304, ja zum grossen Theil auf sie be-
gründet sei, und obwohl Haase es in dieser Ausdehnung bezweifelt, so
ist er doch geneigt anzunehmen, dass Ph. in Rhodos noch mit Eriegsban-
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Philon von Byzantion. 745
zeit nach dem Tode des Ktesibios'^*) bereiste er zu seiner noch
weiteren Belehrung und Fortbildung Alexandreia und Rhodos ^^^
meistern, welche bei jener Gelegenheit th&tig waren, verkehrte, worauf er
sehr gewaltsam p. 68 z. £. iQyco r^v nBZqav siXrnpotss bezieht, was in
Wahrheit nichts Anderes besagt als kurz vorher itpaaav i% x^s ntiquq.
Dann aber müsste er schon um 260 spätestens nach Rhodos gekommen
sein, was nach p. 61 (s. A. 198) schwerlich angenommen werden kann.
Dass nach dieser Stelle „die von ihm empfohlene Construction der Kata-
pulte nahe Übereinkommen soll mit den gerfihmtesten Maschinen in Rhodos*',
ist vollkommen richtig, beweist aber doch Nichts hiegegen, wenn auch
ohne Zweifel ein Theil derselben echon au« der Zeit jener Belagerung
stammte.
192) Dass er diesen öfter als seinen Lehrer erwähne^ behauptet Haase
S. 428 mit unrecht. Im Gegentheil, die eine der beiden von Ktesibios er-
fundenen Wurfmaschinen, den %aXy.ivxovog oder %ciiX%6xovoq naxaniXtrjg
hatte er, wie Haase selber bemerkt, „nicht selbst gesehen, sondern nur
nach einer ihm mitgetb eilten Beschreibung construirt, wobei sich denn, als
er später genanere Nachrichten von Augenzeugen (s. u.) empfing, ergab,
dass er weit von der Construction des Ktesibios abgewichen sei, jedoch,
wie er meint, zum Vortheil der Sache", p. 67 f., daher er denn, wie schon
A. 153 gesagt ist, die Schilderang derselben auch nach seiner eignen Con-
struction giebt. Die andere aber, den d^^oxovog bezeichnet er freilich
p. 77 in eignem Namen als Erfindung des Ktesibios, er hat sie selbst ge-
sehen, wenn auch vielleicht erst bei seinem Aufenthalt in Alexandreia, er
beginnt die Schilderung der Grundlagen ihrer Erfindung wiederum im
eignen Namen, aber er sagt doch nicht nur nicht, was Haase S. 482 und
Bergk a. a. 0. IV. S. 628 ihn sagen lassen, dass er hierüber von Ktesibios
selbst Etwas gehört habe, sondern er beruft sich auch im Verlauf dieser
Beschreibung vielmehr auf Hörensagen von anderer Seite, d. h. offenbar
von der der Schüler des Ktesibios bei Gelegenheit jenes seines Besuchs
in Alexandreia, p. 78. inedti^wTO dh rifiiv o ÄxT^a^ßios nagadsmvvtov %. x, X,
Und würde er sich über die erstere Maschine wohl so ausgedrückt haben,
wie er p. 67 z. E. (s. A. 168) thut: „als Erfinder des Erzspanners ist uns
Ktesibios, der einst in Alexandreia lebte (xov iv 'AXsiavSffe^qt y€yov6xa\
bezeichnet worden'*, wenn dieser sein Lehrer gewesen wäre? Kurz,
es leidet wohl keinen Zweifel, dass er denselben gar nicht persönlich ge-
kannt hat, wie schon Rose Anecd. II. S. 288 richtig urtheilt, der S. 284
nicht minder richtig überall in den Berichterstattern des Ph. über Ktesi-
bios (p. 68. 78. 79^ s. 0.) die Schüler des Letzteren erkennt
198) P. 60. xovxo Sh av(ißa£v8i noiijaai xovg iv 'AXt^avÖQsi^ xB%vlxag
nQoixriv xal (leydXjjv icxrinoxag %o(iriylav 6iä x6 (piXodoimv xal qnXoxixvmv
ineiX^tpd^av ßaciXiav, 61. foTo^iiffofAey ovv aoi^ %a9'6xi^%al avTol nagtedii-
g>a(iiv iv X8 'AXs^avdQei^ avaxad'ivxeg inl nXsCov xoig tcsqI xä xoicevta xBxvi-
xoiig^ xal iv ^PdSqt yvcoöd'ivxsg ov% oXlyoig otq%%xi%xoat xal Tutqu xovxoig
naxavoriaavxBg xä fidXiaxcc xmv oqydvmv ev^oxifiovyra, avveyyvg nCnxovxa
xy lisXXovaji iie^odm Xiysc^ai, ovxmg. So viel hat Haase selbst richtig ge-
sehen, dass dies die Sprache eines damals schon völlig in seinem Fache
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746 Dreinndzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Maihemalik.
und schrieb dann erst*^) sein grosses , Mrjxccvixii övvra^ii
betiteltes^**), mindestens theilweise schon von Heron benutztes'^
Werk. Dasselbe behandeltet^'') allem Anschein nach die ge-
sammte Mechanik und erschien nach einander in einzelnen
Büchern, welche alle einem gewissen Ariston gewidmet waren ^,
zum Wenigsten neun an der Zahl, Yon denen uns das yierte und
ein in der ersten Ausgabe ^^) falschlich als fünftes bezeichneter
Auszug ^^*^) wahrscheinlich aus dem siebenten und achten in der
nämlichen, jedenfalls nicht lange vor dem 10. Jahrhundert ange-
legten Sammlung erhalten sind, welcher wir auch die übrigen,
grossentheils im Vorstehenden genannten Reste griechischer
Kriegsschriftsteller verdanken*^). Das erste Buch enthielt die
erfahrenen Mannes ist, der jinr noch zn seiner Fortbildung durch eigne
Umschau reist. Das ini nXetov scheint, wie Haase S. 429. A. 7 bemerkt,
„anzudeuten, dass sein Aufenthalt in Rhodos kürzer war als in Alexandrien".
194) Dass er es erst im Alter nach dem Tode des Etesibios that
schliesst Haase S. 629. A. 6 selbst mit Recht aus der Bezeichnung des
Letzteren p. 67 (s. A. 192) als tov . . . ysyovota,
195) P. 66, 8. A. 201.
196) Antom. a. a. 0. (s. A. 190). Wenn man nach diesem Allen die
Geburt des Etesibios um 290, die des Ph. um 270, die des Heron um 250,
so dass dieser erst Schüler des Etesibios ward, als Letzterer etwa 60 Jahre
z&blte, den Tod des Letzteren etwa 220, die Bei»e des Ph. um 215, die
Abfassung seines Werks ungef&hr zwischen 210 und 200, die der Autom.
des Heron um 195 oder 190 setzt, so wird man sich wohl nicht weit Ton
der Wahrheit entfernen.
197) Ich schliesse mich im Folgenden durchaus an Haase S. 429 fr. an.
198) „Aus der Art wie dieser zur Aufmerksamkeit aufgefordert oder
einem Ton ihm zu erwartenden Bedenken begegnet wird (p. 69. 60 i. A. 70
z. E. 77. 87 f. 91 g. E. 94. 96 g. E. 97 n. Ö.), kann man", wie Haase
S. 429 bemerkt, „schliessen, er müsse auch mit der Wissenschaft des Ph.
Tertraut und ein Mann gewesen sein, der in den Fall kommen konnte bei
der Belagerung einer Stadt das Commando zu führen**.
199) Von Thdvenot S. 49—120 so gut wie ohne alle handschriftliche
Gewähr (s. Haase S. 481). Ausserdem ist nur noch das 4. griechisch und
deutsch herausgegeben von Eöchly und Büstow a. a. 0. L S. 240 ff.,
vgl. S. 198 f. Eine Textrecension giebt es noch nicht. Vgl A. 200.
199^) Bearbeitet von de Rochat und Graux mit Comraentar und
französ. üebers., Revue de phüol. N. F. HI. 1879. S. 91—151 und von
de Rochat Poliorc^tique des Grecs. Traitö de fortification, d'attaque et de
defense des places par Philon de Byzance, Paris 1872 (in franz. üebers.).
Principes de la fortification antique, Paris 1881.
200) Die beiden ftltsten und wichtigsten Handschriften sind PV(8.A.150)
ans dem 11. Jahrb., vgl. Wcscher a. a. 0. S. XXIV ff., auch Haase S.481,
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Philon von Byzantion. 747
EiDleitung^^^); also die reine Mechanik, das zweite, wie schon
aus dem 'Specialtitel Moxhxd^^) erhellt, die Lehre vom Hebel
und den auf diesem beruhenden Maschinen, das dritte {Ai^svo-
ftouxa) die vom Hafenbau^, das vierte, erhaltne BeXonouxd
handelt vom schweren Geschütz*^), das fünfte waren wahr-
scheinlich die IIvaviLatixä^^), von denen uns auch noch der An-
fang und ein Bruchstück, freilich nur in der lateinischen Ueber-
desseD Absicht einer Ausgabe der Kriegsscbriftsteller bekanntlich nnaas-
gefCihrt geblieben ist, s. Haase üeb. die griech. u. röm. Kriegsscbriftsteller,
Jahrb. f. Ph. XIV. 1836. S. 88—118. De militarinm scriptorum Graecoram
et Latinornm oninium editione instituenda narratio, Berlin 1847. 8. Noch
eingehender handeln über die Handschriften ond über Inhalt and Anlage
de Boohat nnd Granx a. a. 0.
201) P. 66. dsdrilmxafiev iv reo ntgl trig slöaycayrjg pißlico^ n^oata 61
vnuQxoiftt xftS ii7}xavi%rjg Gwtä^sagj „n&mlich die Methode, wie eine Maschine
nach einem Vorbilde in grösserem oder in kleinerem Massstabe anszoffihren
sei*', nnd 62 z. A. ttatä xov tov nvßov dinXa6utC(i6v^ mg iv rm nqmxqt
ßißX^m dsdriXmTiaiievj vgl. Entok. a. a. 0. p. 72, 22 ff. Heib. nnd dazu auch
Zeuthen S. 268— -260.
202) P. 69. Tiad^aneQ iv %oig MoxXmotg dnedsiiocfisv, 61. ß^ t^ puyiatrj
didsiyfiivji dtd Tooy Mo%Xi%&v, Warum dies Buch hiemach das zweite ge-
wesen sein mus8, erhellt ans A. 208.
208) B. 4 Anf. p. 49. 9lXmv 'AqCaxmvi xa{qnv, xo piihv dvmxsQOV dno-
axccXlv i€(f6g as ßtßXiov nsQittxsv rjiiiv xd Ufievonoumi.
204) Haase Philon S. 481. A. 22: „die Handschriften haben alle die
freilich ungenaue Ueberschrift i% xmv ^CXmvog ßsXonowMiv X6yog Ö' und
die meisten und besten die Unterschrift inXriQoid'r] x6 xixccffxov^*. Ph. selbst
föbrt nach den A. 203 angef. Worten fort: vvv dh %ad^6i Xiyeiv . . . nsgl
xmv ßsXonouxmv, vno Öi xtvmv OQyocvoTtouxnv naXovfkivoDv, Ueber die klare
nnd übersichtliche Disposition s. Haase 8. 481. Köehly 8. 198 f. Be-
zeichnend für den Griechen ist, dass von den Geschützen anch Schönheit
des Aussehens verlangt wird, p. 61 f. 66. 78, vgl. auch Her. Belop. p. 138
z. A. svnifBnsiag ^vstta. Heron geht in der entsprechenden Schrift syste-
matischer zu Wege, Ph. mehr rein praktisch, dennoch „machte die Zuziehung
allgemeiner mathematischer, mechanischer und physikalischer Gesetze auch
sein Buch lehrreich für die Geschichte der Wissenschaften, so erscheinen
die Gesetze des Falls p. 69, die Elasticität der Metalle und anderer Stoffe
p. 71, die Wirkungen comprimirter Luft p. 77 f.". Vgl. auch p. 69. 69.
Dabei hat er ein klares Bewusstsein flber die Grenzen der Wissenschaften,
wie Haase S. 480. A. 18 hervorhebt: ein zu ausgedehntes Verweilen bei
den ipv<fi%ol Xvyot gilt ihm p. 72 z. A. als Abschweifung.
206) P. 77. iv xotg Xsyofiivoig nvsvfMXi%oig ^eto^i^naci^ xoig xal vtp'
riHmv fifxd xccvxa (rjd^aofiivoig. Er schloss sich hier, wie aus seinen eignen
Worten hervorgeht (p. 77. 78, vgl. A. 192), an die Beobachtungen des Kte-
sibios, wie Heron wieder an ihn an.
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748 Dreiundzwanzigstes Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
tragung einer arabischen Uebersetzung geblieben sind*^, das
sechste wohl die -^vrofMcroÄOtijrtxa*^''), das siebente die üa^a-
CHevaötixd, d. h. die Lehre von den Anlagen zur StädteverÜiei-
digung^^), das achte umgekehrt die von der Belagerangskunst
(iloAeo^ijwxa)^^), ein neuntes handelte unter Anderem von
der Art, wie man in versteckter Art Briefe senden köime**^).
Wie angesehen Philon in seiner und der nächsten Zeit war, er-
hellt aus der respect vollen Weise, in welcher Heron ihn be-
nutzt*"). Dann aber ist nur wenig mehr von ihm die Rede*"),
und es ist daher wohl möglich, dass schon der Urheber der ge-
nannten Sammlung nicht mehr von ihm besass, als er uns über-
206) Ans einer Londoner Handschr. des 14. Jabrh., einer Pariser des
15. und zwei Münchener des 14. herausgegeben von Rose Anecd. II. S. 288 ff.
299—313 (de ingenita spiritualibiisj , danach fransösisch bearbeitet von de
Rochat Trait^ des pnenmatiqaes de Philon de Byzance, Rev. arch^oL
N. P. XLI. 1881. I. S. 364—862. XLIt. 1881. II. S. 74—86.
207) Bezeugt von Heron in dessen entsprechender Schrift, s. A. 190,
welcher dort nach seiner eignen Angabe im ersten Buch die avvofweta
vndyov ta selbständig, die ctaxu im zweiten dagegen nach ebendieser
Aeusserung im Anschlnss an Ph., nur mit Abweichung in zwei unwesent-
lichen Punkten, behandelt, s. Haase S. 432.
208) Im ersten Theil des erhaltnen Auszugs ist ausser der Anlage der
Vertbeidigungswerke auch von der Yerproviantirung und der Sicherung
der Speisen und des Wassers Tor Verderbniss die Rede, es werden Becepte
((pdqyLa%u) dazu gegeben, und im zweiten, kürzeren Theil ist von entgegen-
gesetzten Recepten die Rede, welche er in den ilapaaxevacrixa mitgetheilt
habe, p. 103. xov dl citov diuq>^uqov xotq d^ccvaaiiiots <paQficcxoigf mcavtaq
öl aal xa vdaxa, Zxav iyylamatv ot «oZifiiOt* xiva Öh xavxd icxiv^ iv xois
aaQaansvaaxmoig i^iv dsdrjXmxai. Ueber neuere Bearbeitungen der er-
haltnen Reste s. A. 199 ^
209) Der erste Abschnitt des Auszugs sohliesst mit den Worten p. 96.
itQog filv ovv noXio(f%£av ovxm dsi na(faa%ivätea^ai. Im Uebrigen s.
wieder A. 199*».
210) P. 112 z. E. noUol Sl xal aXXoi xQonoi elcl xmv xgvfpuimg dnocxil-
Xofiitmv yQafiiidxmv, mg drjXoaaoiisv iv x& eÜdsi' x^ nsgl inicxoXmv xäw %Qff'
(pa^mg dnoaxsXXoiiivcav. Dass diese drei letzten Bücher in Wirklichkeit aus
dem Rahmen der Mechanik heraustreten, erklärt sich, wie Haase S. 433 f.
richtig hervorhebt, aus der praktischen Stellung dieser Mechaniker, die als
Eriegsbaumeister im Solde eines Königs oder einer Stadt sehr natürlich
überhaupt die wissenschaftlichen Rathgeber für den Festungskrieg sowobl
seitens der Belagerer wie der Belagerten wurden.
211) S. A. 190. 207.
212) S. A. 190. 201. Tzetz. Chil. II, 162. — Onosand. 83, 1. 42, 8, 6.
p. 100. 121 hat vielleicht p. 98. 99 zum Vorbild, s. Haase S. 434.
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Apollonio3 von Perg«. 749
liefert hat*^^). Die eigentliche Blöte der Mechanik verwelkte in
Alexandreia wohl ebenso schnell als die der reinen Mathematik,
wenn auch die Erfindung oder vielmehr*^*) Verbesserung der
Wasserorgel unter Physkon, und zwar noch dazu nicht durch
einen Techniker, sondern durch einen Barbier, uns beweist, dass
sich noch längere Zeit erhebliche Früchte von ihr dort erhielten.
Apollonios von Perge in Pamphylien war ohne Zweifel
betrachtlich jünger als Archimedes, so dass er frühestens etwa
um 265 geboren sein mag und vielleicht etwa um 190 starb.
Er studirte in Alexandreia Mathematik bei den Schülern des
Eukleides'^^) und nahm dann allem Anscheine nach dort seinen
bleibenden Aufenthalt, lebte indessen auch eine Zeit lang in Per-
gamon und in Ephesos in befreundetem Verkehr mit einem ge-
wissen Eudemos, dem er sein Werk über die Kegelschnitte
widmete, der aber vor der Vollendung desselben starb, so dass
Apollonios nunmehr dem vierten Buche ein Dedicationsschreiben
an Attalos I, dem er dann auch die folgenden Bücher gewidmet
hat, voraufschickte, in welchem er den Tod jenes seines Freundes
beklagt ^^^^). Dieses sein uns in den vier ersten Büchern grie-
chisch mit dem Commentar des Eutokios, in den drei folgenden
wenigstens in arabischer üebersetzung erhaltnes Hauptwerk
KfoviTca 6xoi%BVa^^^ in 8 Büchern ward mit Recht so be-
218) Der Anon. oder sogen. Heron v. Byz. (vgl. A 160. 190) giebt nur
Aasztlge aus dem Erhaltnen. Noch vgl. C. 17. A. 92.
214) S. A. 311.
216) Papp, oder (s. A. 43) Pseudo-Papp. VII, 86. p. 678, 10 ff. avaio-
XaGoig tOL^ vno Ev%XeCdov (Evtilsidy Haltsch) fiad^ritocig iv UXs^avdQS^
nXsiatov jj^oyov.
215»») S. A. 238.
216) Die 4 ersten Bücher beabsichtigte bereits der A. 83. 97 genannte
lohannes Regiomontanus (1436—1469) in lateinischer üebersetzung
herauszugeben, kam aber nicht dazu. So erschien zuerst die schlechte
latein. üebers. des Yeuetianers loh. Bapt. Memus, herausgegeben von
dessen Sohn loh. Maria Memus 1637. Ungleich besser, aber immer
noch sehr fehlerhaft war die von Commandini 1566 mit Eutok und den
Hülfssätzen (Lemmata) des Pappos. Ins Arabische waren die ersten
7 Bücher schon unter dem Chalifen AI Mamun übertragen, aber diese
Üebersetzung hat sich nicht erhalten. Dagegen kam eine zweite, 994 von
Abalphat von I späh an gemachte der ersten 7 Bücher im 17 Jahrh.
durch den Leydener Orientalisten und Mathematiker Golius nach Europa,
der das mitgebrachte Exemplar an den Grossherzog von Toskana yerkaufte,
und so ward sie durch den Orientalisten Abraham von Echelles
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750 DreinDdzwanzigsteg Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
wundert, dass er wegen desselben den Beinamen des grossen
Geometers erhielt^'*^. Natürlich benutzte er dabei die Arbeiten
seiner Vorgänger, unter denen er selbst^^®), wie schon bemerkt,
ausser Eukleides den Eonon und den Nikoteles von Eyrene
nennt, auf das Sorgfältigste****^), aber gegen die wider ihn**^
erhobene. Anschuldigung, als wäre das Ganze nur ein Plagiat an
Archimedes, schützt ihn zwar nicht die entschieden falsche Nach-
richt, als hätte erst er der Beschränkung des Schneidens der
Kegel auf gerade Kegel und senkrecht zur Seite des Kegels ein
Ende gemacht und nachgewiesen, dass durchweg alle Schnitte
an demselben Kegel und ebenso gut am schiefstehenden wie am
geraden möglich sind**^^); denn das wussten schon Eukleides
und Archimedes und wohl auch schon Aristaeos*, aber in der
That hat er die bisherigen Namen der Schnitte je nach den
Winkeln an der Spitze des Kegels in die Bezeichnungen Ellipse,
Parabel und Hyperbel umgewandelt, welche sie seitdem behalten
haben **^), und es war dies doch keine blosse Namensänderung,
(Kchelliensis) und den Mathematiker Alfons Borelli, Florenz 1661,
ins LateiniBche übertragen. Sie beaUtigte den kurz vorher von eioem
Schüler Galilais, Viviani Divinatio in libr. V. Apoll. Conicorum (1669)
verö£Pent1ichten Herstellungsyersuch des 5. B. in vielen Stücken auf das
Glänzendste. Die einzigen griech. Ausgaben sind die v.Halley, Oxford 17 10 fol.
mit Eutok. u. Divination des 8. B. u. Heiberg (mit Eutok. n. Frgms.)
1. Bd. Leipzig 1890. 8. (s. d. Nachtrr.). Freie deutsche Bearbeitung von
Balsam, Berlin 1863. 8. — Vgl. Terquem Notice bibliographiqne snr
Apoll., Nouv. Annales de mathöm. III. 1884. S. 360 — 852. 474 — 488.
H. Schoemann Apoll, v. Perga, I. II. Treptow a. E. 1878. 4. Putbns
1881. 4. u. bes. Zeuthen a. a. 0. Verloren sind die Commentare des
Serenos von Antissa und der Hypatia. Die Zusätze (Lemmata) des Papp. IV.
Prop. 165—284 sind von geringem Werth, geschichtlich wichtig ist der
Comm. des Eutokios.
217) Gemin. b. Eutok. in Apoll, p. 9 unmittelbar nach den A. 220 mit-
getheilten Worten: ov %al ^avfidaavxsg ot %ax' avtov yivoiievov {ysvoiiivoi
Bretschneider) öia xb d^aviidaiov x£v vn' avxov ÖBdsiyftivciv nmvinöv
d'f<oQ7niax<ov fiiyav yeaiiixQriv inäXovv,
218) EinL zum 1. B. (s. A. 43) und zum 4. (s. A. 85 n. dazu A. 221).
218^) üeber das Verhältniss von einem Theil des 3. B. zu den Poris-
men des Eukleides s. Zeuthen S. 150—184, vgL oben A. 40.
219) Von Herakleides in dessen Biographie des Archimedes, Eutok. in
Apoll, p. 8. Vgl. A. 97 z. E.
219*») Freilich nicht jede Hyperbel an jedem Kegel.
220) Papp. VU, 30 f. p. 672, 24 ff. unmittelbar nach den A. 14 ange-
gebnen Worten: insl d* iv itidaxco tcöv xqi6v xovxcov xoivmv Sia(poQttH
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ApoUonioi von Perge. 751
sondern jene Anschuldigung beruht auf einer vollständigen Ver-
kennung des Zwecks dieser Schrift, welcher mit jener Namens-
teiivoiiivmv at y' yCvovxai ygaftiiai, dianogriaag , mg q>aivstaiy jinoXkmviog
zi dr^noxs dnonXTiQaaavtsg ot n^o avtov ^y filv i%äXovv o^vycov^ov %(6vov
TOftT^v dvvttiiivriv ytal ogd'oyoiviov aal a(ißXvy(av^ov slvai, rjv 61 OQ^oyonviov
ftvai dvvttiirivT}v o^vymv^ov ts xal d(tßXvy(ov£ov, r^v dl dfißXvymviov dvva-
fiivriv elvai o^vyatvtov xi xal oq^oyiovlov^ iietad'tlg tä Svofiata naXei triv
(tlv o^vyoaviov naXovfiivrjv iXXsi-tpLVy t^y dh OQ&oytoviov naQußoXr^, t^v Öh
dfißXvycovi'ov vnsi^ßoXiiVy cxafftijv dno tivog Idlov apiißsßrjyiozog. xtaglov
ydg Tt nagd xivu yi^afi^iiv nuQaßaXXo^evov iv (ilv xy oivymvtov %(6vov
xofjL'g iXXButov ylvixai xsxQccyiova}, iv Sl x^ dfißXvycoviov vnsQßdXXov tsxQa-
yoovat, iv dl xy OQd^oyooviov ovxs iXXstnov ovO"* vnsQßdXXov. [xovzo d*
inad'iv (Däml. doch wohl 6 'AnoXXciviog , wie Zenthen S. 42. A. 1. S. 508
mit Heiberg annimmt, nnd nicht, wie Hui t seh will, 6 'Agiaxa^og) firi
TtQoaEvvoflaag oxi %axd xiva IdCav nxtöciv xov xifAVOvxog inmiSov xov umvov , ,,
iv indaxco xoav xtovcav ciXXri xal dXXr^ xmv yQanftöiv y^vszai, ^y dvonaaev
dno xrig Idiozrixog zov xaovov. idv ydg zo zifivov inCmdov dxd'^ nagdXXr}-
Xov fjLia zov xmvov nXBVQa, ytvszcci fi^oc fiovrj xmv xgiav ygafificov^ dsl 17
avxTi, fiv (ovo^aatv 6 'AgiaxaCog ixslvov zov zfirid'evzog %(6vov ro^^t^]. Die
eingeklammerten Worte 674, 13 — 19 halt Hultsch für ein eingedrungenes
Schollen, vielleicht mit Recht, doch s. Zenthen S. 606. A. 2. Gemin.
a. a. 0. ot naXcciol xavov ogi^ofisvoi z^v zov hq^oyatvCov zgiymvov mgi-
(pogdv fisvovOTig fiiag zmv mgl tr^v oq^tjv yoaviav nXsvgag, tUozoag %ccl zovg
xtovovg ndvzag ogd'ovg vnsXdfißavov yivsad'ui xal \L£av zo^tjv iv ixdazcpf
iv filv Tc5 6g^oy(ov{(p zriv vvv xaXovfiivrjv nagccßoXiqVy iv 9h zm dykßXvy<ovi(p
zTiv VTCSgßoXi^v, iv ds zm 6^vy<ovi(p zriv ^XXsirpiv. xal ?azt nag* avxoig evgsiv
ovz(og 6vo(ia^ofiivag zag zofidg, (oansg ovv z£v dgxaioav inl svbg sxdozov
itdovg zgiycovov ^Bcogriödvzcav zag Svo ogd-dg, ngozigov iv reo IconXBvgca
xal ndXiv iv xm laoaxsXsC xal vaxfgov iv x& axaXrivay ot (ifxay sviazfgov
xad-oXixov &«6g7ifia dniSsi^av xoiovxov' ,,navx6g xgiycovov at ivxog xgsig
youvCai Svalv 6g9'aig taav ilaCv^^. ovxca xal inl xmv xov xmvov xoiiav. xr^v
filv ydg Xsyonivqv og^oymvCov xaovov xo^r^v iv ogd'oyoavüp fiovov xmvtp
i^BcogovVj xtuvofisvat inmidm ogd"^ ngog iiiav nlfvgdv xov xmvov' xr^v 8\
xov dfißXvycavtov xmvov TOfi^v iv diißXvyoovicp xdvcp yiyvofiivriv xoivco dns-
öiCxvvGav xriv d\ xov o^vymvCov iv o^vymvicOf oyi^oCmg inl ndvxcav xmv
xmvmv dyovxsg xd inlntSa hg^d ngog [niav nXevgdv xov xmvov, driXoC öl
xal avxd xd dgxaia ovoftaxa xmv ygafi^mv. vatsgov B\ UnoXXmviog 6 Tlsg-
yaiog xaO^oXov xi i^srngriasv^ Zxi iv navxl xmvm, xal o^co xal axaXrjvm
ndaai at xo^iai ilat, xaxd dtdq>ogov xov inmidov ngog xov xmvov ngoaßoXr^v,
Die Ansicht, dass auch sachlich erst A. in dieber Hinsicht das Richtige
gefanden habe, vertreten hiemach noch Cantor Gesch. der Math. I. S. 289
und Heiberg Stud. z. Enkl. S. 88, aliein bereits Arcbimedes de con. et
sph. p. 288 Heib. stellt es als eine allgemein bekannte Sache dar und
ebenso Eukleides Phaenom. p. 561. idv ydg xmvog ^ xvXtvÖgog ininiSm
x(ir}9^ firj nagd xr^v ßdaiv^ rj tö^^ yfyvsxai o^vymviov xmvov TOftTj, i]XLg
iaxlv bfioCa dvgsm, der dabei allerdings, wie Heiberg bemerkt, die so
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752 DreiandzwaDzigstes Oapitel. Reine und angewandte Mathematik.
änderung verknüpft war. ApoUonios wollte in den vier ersten
Büchern eben nur ein neues Compendium der Kegelschnitte ent-
werfen, in welchem er nunmehr jene allgemeine Bestimmungs-
methode der Ellipse, Parabel und Hyperbel je nach der gemein-
samen Art ihrer Erzeugung an beliebigen Kreiskegeln zum
Ausgangspunkte nahm, und wenn dieser Schritt auch in rein
wissenschaftlicher Hinsicht in so fern nicht von originaler Be-
deutung war, als ApoUonios die Kenntniss aller dazu nöthigen
Sätze bereits vorfand, so bedeutete er doch in methodischer und
systematischer Beziehung einen entschiedenen Fortschritt, und
seine Durchführung war mit bedeutenden Schwierigkeiten ver-
bunden *^^^). Obwohl er aber sonach hier auf neue Entdeckungen
in sachlicher Hinsicht zunächst und unmittelbar gar nicht aus-
zugehen brauchte und gar nicht ausging, so fand er doch schon
hier Gelegenheit genug die von seinen Vorläufern, wie nament-
lich Eukleides, gelassenen Lücken auszufüllen und Vieles zu ent-
wickeln, was bei jenen nicht zu finden war**^). In den vier
hervorgebrachte Ellipse noch von der auf dem gewöhnlichen Wege ent-
standnen, deren äUster Name eben d^vQsSg gewesen zu sein scheint, unter-
scheidet, was Archimedes nicht mehr thut. Um so nnwahrschemlicher ist es,
dass Aristaeos wenigstens ein Qleiches noch nicht gewusst haben sollte;
gesetzt aber auch, die obigen eingeklammerten Worte bei Papp. 674, 13 ff.
hätten wirklich diesen Sinn, und wären in demselben zuverlässig, so ändert
das an der auch von Heiberg anerkannten Thatsache Nichts, dass hin-
sichtlich der Ellipse schon vor Eukleides der wahre Sachverhalt erkannt
war. Es bliebe also nur, da allerdings auch Archim. a. a. 0. bloss vom
Kreis und von der Ellipse spricht, noch die von Heiberg vertretne Mög-
lichkeit übrig, dass erst A. diese richtige Erkenntniss auch auf die Parabel
und Hyperbel übertragen habe, aber s. Zeuthen S. 40—63, welcher S. 42
A. 1 auch mit Recht hervorhebt, dass wohl Geminos, aber nicht Pappos
den A. in Bezug auf diese Erkenntniss irgendwie als Entdecker bezeichnet,
und S. 41 , dass die Beschränkung des Archimedes a. a. 0. auf die Ellipse
sich sehr einfach daraus erklärt, weil er dort von ihr „besonderen Ge-
brauch macht'^
220*) S. Zeuthen S. 89 f.
221) A. spricht sich über dies Alles sehr deutlich selbst in der Vor-
rede zum 1. B. aus, vgl. Heiberg a. a. 0. S. 83 f., und man sieht daraus,
dass allerdings die beiden ersten Bücher nur das üeberkommene ^^^
seinem Standpunkt modificirten, das dritte aber bereits Dinge enthielt
(s. A. 43), iv tä nXsCata xaXä xal ^ivoc k. t. X, oder, wie es im Auszuge
bei Papp. p. 676, 5 ff. heisst, iv tä nXeiova xal %aXcc xal ^iva ttazavorjüctvUQ
svQOtiev f4J7 avvtt^satva vno EvTiXsidov x. r. X., und das vierte vollends
Untersuchungen, mv ovditBQOv vno xavnQO riy^mv yiyQantai* Hierüber
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Apollonios von Perge. 753
folgenden Büchern aber erhebt er sich, wie er selbst sagt, von
diesen elementaren Untersuchungen zu weiter gehenden^*), d. h.
er schloss hier an diese allgemeine Grundlage neue, ihm durch-
aus eigne Specialuntersuchungen von ähnlicher Art wie die die
Kegelschnitte betreffenden Schriften des Archimedes an*^**). Es
sind grosstentheils sehr feine und bewundernswerthe Arbeiten
besonders im fünften Buch; ins Gebiet der höheren Mathematik
im heutigen Sinne, obgleich man dies vielfach hat behaupten
wollen^**), reichen indessen in Wahrheit doch auch sie nicht
hinein***).
heisst 68 denn in der Vorrede zu diesem vierten genauer: nsgisxBi dh tovto
(z6 xixaqzov (ii^Xlov\ %uxä noaa arifisia nXsiata dvvaxov iati Tap xmv xoavtoiß
xofiäg dlXrjXais xe xal rg xov %v%Xov neQifpSQB^ ovftßaXXnv , idvicsg {iri
oXat ini oXug itpaQiio^maiv ' ixt noavov xoftri xal nvxXov neQiq>igBia Tati;
dvxttiSifiivaig %axd leoaa crjiisCa nXsVaxa avfißdXXovat xal ixi dvxinsifievai
dvxi%SLfisvaig^ %al i%x6g xovxmv dXXa ov% oXCya ofioia xovxoig. xovtoav Öl
x6 fihv nQOSigrjiisvov Kövatv b Zdfuog i^id^%B nghg BgacvdaioVy ovx 6(fimg
iv xar^ dnodei^saiv dvaexqatpiCg' dio xal fnxQioag a^xov dvQrj^axo Nmo-
xiXrig 6 KvQTivaiog, nsgl dl xov devxSQOv fiveiav y^vov nsnoirjxai NmoxiXrig
iv x^ TCQog xov Kovmva dvxiyQutp^ mg dvvaftivov detz^iivcci.' dsixwfiivtp
dh ovxs vn avxov xovxco ov&' vn dXXon xivog ivxsxvxcefiiv. x6 (livxot
xqlxov xcrl xd äXXa xd hnoyevrj xovxoig dnXmg vno ovSfvog^ vevormiva svgrixa,
Eonon hatte also gefanden, dass zwei Kegelschnitte sich höchstens in vier
Punkten schneiden, Nikoteles dies auf den Fall der Vertaaschang des einen
mit zwei zosanmiengehörenden Hyperbelästen ausgedehnt, aber ohne den
Beweis dafür, dessen Möglichkeit er behauptete, wirklich zu liefern, A. giebt
diesen Beweis, und zwar auch für eine solche Vertauschung beider, s.
Zeuthen S. 188 ff. Für das Genauere über diese vier ersten Bücher s.
Zeuthen S. 63—192. 843-348. 865—874.
222) a. a. 0. xd icQmxcc xicaaqa ninxmxe ngog sicaycoyT^v cxoixsimdri,
wogegen er den Inhalt der vier letzten Bücher negioveiaaxixoixega nennt,
also als Gegenstände bezeichnet, „die natürlich noch weniger den Früheren
bekannt waren". (Heiberg).
222^) S. Zeuthen S. 298 — 802, vgl. dessen genauere Erörterungen
über das 6. B. S. 284—298. 802-309, über das 6. S. 884—398, über das
7. und 8. S. 893—407. Den Inhalt des verlornen 8. bezeichnet A. in der
Vorrede zum 1. als {nsgl) ngoßXrjfidxiov xoDVLxmv dimgieiiivoiiv, und Zeuthen
vertheidigt die von Halley über diesen Inhalt aufgestellte Vermuthung,
dass dies Buch „die Lösungen einer Reihe von Aufgaben enthalten habe,
die im 7. erst auf eine Gleichung gebraciit und dann einzeln zum Gegen-
stand eines Diorismos gemacht waren".
223) Es genügt hier Cantor a. a. 0. S. 288—296 anzuführen.
224) Und besonders von einer Erhebung über den Standpunkt des
Archimedes, wie sie Cantor S. 294. 801. findet, kann keine Bede sein, s
SusaMiHL, grieclL-alex. Lltt-Oaioh. L 48
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754 Dreinndzwanzigstes Capitel. Beine and angewandte Mathematik.
Ausserdem sind uns noch die 2 Bücher vom Verhältniss-
schnitt, xbqI koyov änotoiiijg (de sedione rationis) in einer
arabischen Uebersetzung geblieben***). Ferner aber kennen wir
wie von diesem geometrischen Werk so noch von mehreren
anderen den Titel und den Hauptinhalt durch Pappos**^), näm-
lich von den 2 Büchern über Berührungen, nsgl iTcatpciv (de
tadionibus)^^'^) , den 2 Büchern ebene Oerter, iTtCntdoL xoxot
(loci plani)^^)y 2 über Einschiebungen, nsgl vsvöBmv (de in-
cUnationibus)^, 2 über den Kaumschnitt (oder Flächen-
Zenthen S. 802 ff. Allerdings ist nach dieiem Allen (s. A. 220) A« biB in
die neueite Zeit überaoh&tzt worden, aber er bleibt auch so noch immer
bedeutend genug.
226) Welche Edm. Bernard am Ende des 17. Jahrb. fand und ins
Lateinische zn übertragen anfing, worauf Halley die Arbeit vollendete,
Oxford 1706. Deutsche üebers. v. A. Bichter, Elberfeld 1886. 8., freie
deutsche Bearbeitung von Diester weg, Berlin 1824. 8. Paucker (Geo-
metrische Analysis enthaltend des Apollonius von Perga sectio rationis,
spatii et determinata, Leipzig 1837. 8. Eine kurze, gemeinTorstäiidliche
Inhaltsangabe findet sich bei Schoemann I. S. 11 f., eine genauere Er-
örterung Aber dies Werk und das vom Flächenschnitt in ihrem Verhältniss
zu den Kegelschnitten bei Zeuthen S. 848 — 860.
226) Im 7. B., und zwar Xöyov dnoxoiitis ß" Vü, 8. 6. p. 686, 19 f. 640,
4—24. Lemmata VII, 48 ff. p. 684 ff. Propos. 1—28.
227) Papp. VII, 8. 11 ff. p. 686, 21. 644, 28—648, 17. Lemmata VII,
166 ff. p. 820 ff. Propos. 96—118. Camerer Apollonii Pergaei de tactioni-
bus quae supersunt, Gotha (Halle) 1796. 8. (mit dem Herstellungsy ersuch
von Vieta). Haumann Versuch einer Wiederherstellung der Bücher des
A. yon den Berührungen, Breslau 1818. 8. J. Th. Ahrens Ueb. d. Problem
des A. y. P. von den Berührungen, Augsburg 1886. 4. Unger D. Bedeu-
tung der zwei Bücher des A. von den Berührungen f d. geometr. Analysis,
Erfurt 1866. 4. Stürmer Das Berührungsproblem des A. v. P., Grünberg
1869. 4. Gabely Das Problem des A., Wien 1860. 8. Enitterscheid
Ein neues Supplement zum Problem des A., Eupen 1863. 4. Bröcker-
hoff Das Tactionsproblem des A., Beuthen 1870. 4. A. W. Richter Das
apoUonische Berührungsproblem, Bielefeld 1870. 8. (Jenaer Doctordiss.).
St oll Neue Beiträge zum Problem des A., Bensheim 1874. 4. Schoemann
L S. 18. Zeuthen S. 880—888.
228) Papp. VII, 8. 21 ff. p. 686, 22. 660, 17—670, 2. Lemmata VII, 186 ff.
p. 862 ff. Prop. 119—126. Wiederherstellungsyersuch von Rob. Simsen,
aus dem Lat. übers, v. Camerer, Leipzig 1796. 8. Schoemann I. S. 14.
229) Papp. VU, 8. 27 ff. p. 686, 22. 670, 8—672, 16. Lemmata VII,
120 ff. p. 770 ff Prop. 66—96. Wiederherstellungsrersuch von Horsley,
nach dem Lat. frei bearbeitet v. Diesterweg, Berlin 1828. 8. Vgl
Schoemann U. S. 10—12 u. bes. Zeuthen S. 268—288.
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Apollonios Ton Perge. 755
schnitt) tcsqI %fOQiov osroroft^ (de secHone spatii)*^^ 2 über
deD bestimmten Schnitt; xbqI dia>Qi6(iivrig TOf*^^ (de secUone
determincUa)*^^), «nd anderweitig werden noch zwei genannt: über
die Schneckenlinie^^) und über die in dieselbe Kugel ein-
geschriebnen Dodekaeder und Ikosaeder in zwei Ausgaben'^').
Ausserdem hatte er aber auch eine methodologische Schrift über
die Grundlagen der Mathematik verfasst und yermuthlich in
dieser Manches an der Anordnung der Elemente des Eukleides
bemängelt ^^^). Aus dem Gebiete der rechnenden Mathematik
sind zwei oder drei Werke nachweislich: ^Slxvtoxiov (Mittel
zur Schnellgeburt) y auf eine raschere und genauere Berechnung
des Verhältnisses der Peripherie zum Halbmesser bezüglich^;
sodann, wenn nicht yielmehr zu ebendieser Schrift gehörig*****),
eine zweite, im Auszüge*^) erhaltene Abhandlung, die in ähn-
280) Papp. Vn, 3. 7 ff. p. 636, 20. 640, 26—642, 18. Wiederherstellangs-
versuche von A. Bichter, Halberstadt 1828. 8., Grabow Die Bfleher des
A. de sect. sp., Frankfort a. M. 1834. 4., Paucker, s. A. 226.
231) Papp. Vn, 8. 9 ff. p. 636, 20 f. 642, 19—644, 22. Lemmata VII,
68 ff. p. 704 ff. Prep. 22—34. Herstellmigsversiiche von Rob. Simsen, frei
bearbeitet von Diesterweg, Mainz 1822. 8., Grabow, Frankfurt a. M.
1828. 8., Pauoker, s. A. 226. — Ley Ueb. d. Anflösnng der Aufgaben
des A. V. d. bestimmten Schnitte, Cöln 1846. 4. Zenthen S. 196—202.
Sohoemannll. S. 10— 12 (vgL S. 2). — Die Schriften vom Verh<niss-
schnitt, Ranmschnitt ond bestimmten Schnitt waren blosse üebongsbficher
für angehende Mathematiker, s. Schoemann I. S. 11 — 13.
232) Prokl. in Encl. p. 106, 6 f. 'JnolXioviog iv x& m^l xov %o%X{m)
238) Hypsikl. unmittelbar nach den A. 16 angef. Worten: vno dh 'AnoX-
Xmviav iv t^ dtvxiq^ inSoagi tijg avy%Qiatmg xov dmdsHaiÖQOv ngog to
slnoadsSgov %, t. X.
233^) Marin, in Encl. Dat. p. 2. *AnoXXmviog iv tf %a^6Xov n^ayf/mx^üf.
Mit Unrecht glaubt Tannery Quelques fragments d*Apollonias de Perge,
Bulletin des sciences math. V. S. 124—136, gestützt anf die Bruchstücke
bei Prokl. in Eucl. p. 100, 6—19. 123, 16 f. (vgl. 124, 18. 126, 17). 194,
21-196, 6 (vgl. 183, 13 ff. 194, 10). 279, 16—280, 4. 282, 8—19. 886,
16—336, 6, dass A. vielmehr sogar eine neue Bearbeitung der Elemente
des Eukleides veranstaltet habe. S. dagegen Heiberg Philologus XLÜI.
S. 488 f. Ausg. des EukI V. S. LXXXIX f.
234) Eutok. in Archim. de dim. circ. p. 800, 16 ff. Heib. Vgl.Hultsch
Ausg. des Papp. III. S. 1212 ff.
284^) Was Heiberg Philol. XLm. 8. 488. A. 9 mit Recht für sehr
mögUch hält.
286) Bei Papp. II, 2—18. Prop. 16 — 26, wo jedoch der Anfang ver-
48 ♦
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756 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
liebem Sinne ein einfacheres und dadurch abgekürztes Multipli-
cationsyerfabren darlegte, und eine dritte Arbeit über Irra-
tional gross en*^^). Der Eatoptrik geborte seine Schrift Ober
Brennspiegel (tcsqI %v(fCov) an^****). Endlich war er auch
Astronom und schrieb über den Stillstand und die rück-
läufige Bewegung der Planeten, welche er durch die Hypo-
these der Epicykeln erklärte*^').
Einen weiteren Fortschritt im grossen Stile hat die grie-
chische Mathematik nicht gemacht. Auf den hohen Aufschwung
folgte jetzt ein entschiedener Verfall gleichwie nach dem schon
Bemerkten in der Mechanik so auch in der reinen Mathematik.
Alexändreia war in einem solchen Masse der Mittelpunkt dieser
Studien geworden, dass deren Schicksal von dem dieser einzigen
Stadt abhing, und die geistige Kraft nahm dort seit dem zweiten
Jahrhundert zusehends ab und verödete vollends, seit vor dem
loren gegangen und manche spätere Zuthat hinzugekommen ist. 8. Tan-
ne ry L'arithm^tiqne des Grecs dans Pappns, Mäm. de la soc. des sc. pbys.
et nat. de Bordeaux, S^r. 2. T. III. S. 361—366 (vgl. Heiberg Philologus
XLIII. S. 488. Curtze Jahresber. XL. S. 29), auch Schoemann II. S. 4—10.
236) In der A. 26 erwähnten arabischen Uebersetsung eines griechischen
Commentars zum 10. 6. der Elemente des Eukleides, s. Wöpcke Essai
d'one restitution de travaux perdus d'ApolIonius sur les quantit^ rationel-
les d'apr^s les indications tirdes d'un manuscrit arabe, Mtooires präsente
k TAcad. des sciences XIY. 1866. S. 668—720. Vgl. Chasles Comptes
rendus XXXVII. Oct. 1863. S. 663- 668.
236^) Fragm. Bobiense cod. Ambros. L 99 p. super, p. 113, 80 ff. nach
der Lesung von Beiger Herrn. XVI. S. 271 f. tovto d\ jffsvdog 'AnoUaviog
. . . T^y ngog tovg HarontQOvg ovg (?) iSsi^e , xal negl %Cvu dl xonov ^ ^'
nvQtoaiSi a diaasadq)7i%ev iv x^ xsqI tov nvgiav. Vielleicht steckt in
diesen Worten auch ein Citat von noch einer anderen Schrift „gegen die
Katoptriker", ngog tovg narontQinovg. S. Zeuthen S. 374—380.
237) Ptolem. Almag. XII, 1. p. 280 Bas. p. 312 Habna. axoXov^ov at
ei^rj nal tag xa^' snaatov tmv e nXavanivmv yivo(iivag nQoriytiasig iXaxi^txS
ts nal (isyiozag inia%iipcca^ai %al dsC^ai nal vag tovteov nrjUjtotritag ano
xmv iimeLfisvcov vno^iastov . . . «fe d\ trjv toiavtriv dtdlij^iv itgoaxodii-
%vvovat ftlv nal ot ts aXXoi fta^i^atinol nal 'AnoXXdviog 6 Hif^aiog^ ff>i
inl [itäg Ttjg nagd tov riXiov dvaikceXiagy oti iav ve did trjg %at MnvnXof
vfcod'iasmg yivTjtaij tov (ilv ininvnXov x. r. X. Aber die Erzählung des
Ptolemaeos Chennos bei Phot. Cod. 190. p. 161^ 18 ff. von einem Astro-
nomen A. unter Ptolemaeos Pbilopator, der sich durch seine üntersuchnngwi
über den Mond bekannt gemacht habe und daher wegen der Aehnlichkeit
von € mit der Gestalt des Mondes Epsilon genannt worden sei, i«t bei
der Lügenhaftigkeit dieses Schriftstellers werthlos, s. die C. 14. A. 40
angef Abh. von Horcher.
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Apollonios von Perge. 757
Schreckensregiment des Physkon Gelehrte und Künstler und
unter ihnen nicht zum Wenigsten gerade die Vertreter dieser
Zweige intelleckueller Thätigteit aus Aegypten entwichen**'^).
Wenn nun aber überhaupt bei den alexandrinischen Gelehrten
der mündliclie Unterricht eine sehr wesentliche Ergänzung ihrer
Schriftstellerei bildete, so fiel vollends bei den dortigen Mathe-
matikern der eigentliche Schwerpunkt ihrer Wirksamkeit in den
ersteren hinein, und mit ihm verfiel daher auch ein grosser, ja
vielleicht der grösste Tkeil der besten wissenschaftlichen Ueber-
lieferung. Eukleides, Archimedes^*^"), Apollonios setzen in ihren
Schriften vielfach theils elementare Sätze, theils auch wichtigere.
Dinge als bekannt voraus, deren Entdecker wir nicht nachzuweisen
vermögen, und die allerdings zum Theil ohne Zweifel in Büchern,
von denen uns keine Kunde geblieben ist, entwickelt worden
sind, zum grösseren Theile sicher aber nur mündlich vorgetragen
waren und sich fortgepflanzt hatten. Denn der Mangel einer
ausgebildeten mathematischen Zeichensprache stellte gerade auf
diesem Felde der Wissenschaft der schriftlichen Darstellung ganz
besondere Schwierigkeiten entgegen, die bei der mündlichen weit
leichter zu überwinden waren. Der einzige Archimedes war,
weil er nur vorübergehend in Alexandreia lebte, für die Ver-
breitung seiner Entdeckungen dorthin auf die erstere angewiesen,
und ebendesshalb pflegte er dieselben vor ihrer VeröfiFentlichung
erst alexandrinischen Mathematikern, mit denen er auch schon
zu diesem Zwecke stets in Verbindung blieb, gleichsam zur Probe
vorzulegen. Aus den Vorreden des Apollonios dagegen ersehen
wir, dass er ohne seine Beziehungen zu Pergamon seine Kegel-
schnitte wahrscheinlich niemals herausgegeben hätte, sondern es
that, um ausseralexandrinischen Freunden und besonders den-
jenigen Kreisen in Pergamon, die von ihm Belehrung wünschten,
dieselbe auf diesem von auswärts her allein möglichen Wege zu
ertheilen*^).
237 »>) S. C. 16. A. 90. Vgl. oben A. 162.
237°) Vgl. die A. 131 angef. Abh. von Heiberg.
288) Diese Vorreden zum 1., 2. und 4. Buch hat Zeatben S. 499—611
nebst den Mittheilnngen des Pappos p. 672—678 über dies Hauptwerk des
A. mit deutscher Uebersetsung und die zum 6. , 6. und 7. in einer solchen
abdrucken lassen. In der zum 1. schreibt A. dem Eudemos: xad' ov Sh
%€ctQOv ^fAfiv fitta cov iv ÜBoydiup, id^scoQovv 6b öxbvöbiv (istaaxBiv zmv
ntn^ayiiivciv "^fiiv napinrnv. ninofitpa ovv aoi zo n^mtov ßißXiov 6iOQd'o>'
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758 DreinndzwanKigstes Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
Und so folgt denn nun ein Epigonenthum, welches auf den-
jenigen Feldern weiter arbeitet, auf welchen sich im Beson-
deren noch Neues finden Hess, nämlich in der Stereometrie auf
dem Gebiet der von den Kegelschnitten verschiedenen Carven
und in der rechnenden Geometrie. Dort gab die Spirale , hier
die Ereisrechnung des Archimedes den Anstoss'^t^).
Nikomedes indessen, der Erfinder der sogenannten Muschel-
linie (Konchoide oder Eochlioide), über welche er in seiner Schrift
TtsQl xoyxosidäv handelte, und durch jr eiche er auch die Drei-
theilung des Winkels herstelltet^'), war yermuthlich schon ein
jüngerer Zeitgenosse des Eratosthenes und ein älterer des Apol-
lonios, jedenfalls spätestens etwa mit Letzterem gleichzeitig^.
adf^svog' ta Öl Xomccy otav svageoti^amfisv ^ i^anoottloviiBv, ov% dfi^vr}'
(vovbCv yaQ otoi^ai aa nag* ifiov axijxoorct, dioti rr^ nt^l tavxa itpodav
inoiriödiiriv , d^tatd-sig ^no NavKQatovg tov ysafiivgov (ofiPenbar eines geo-
metrischen Wanderlehrers, vielleicht auch aus Pergamoa), %a^' 09 dh *atr
Qov iaxdXaie naq' '^fttv nagaysvrid'Blg etg 'AXe^dvdgeiav' xcel Sioti ff^cey^-
tsvcavtsg «vt« iv oxroo ßißUotg, i^ avtrjg fieraSBÖconaiiev avtd, eig to
anovdaUxsQOv y Öid to ngog i%nX<p avtov Blvai^ ov ducxad'dQccvtsg, dXld
ndvta tä vnonüttovta iifUv ^ivtsg^ dtg icxtcxov incXsvöSusvoi, o^fv %ai-
(fov vvv laßovxsg^ ael to xvyxdvov diOQd'eiaeeog indidoiiBv, %ccl heil 0V|i^
ßißTjiiS %ul aXXovg Tivac xmv cvfifiBfiixoxoiv r^fiCv fUXBiXrjq)ivat x6 n^A-
xov nal x6 devTBQOv ßtßX^ov nqlv ^ ditoff^m^vcLi ^ (iri d'ccvfLafffjgy ittf
fcsQin^nvfjg avxoig higcag ix^vaiv und in der znm 2. 'Anotkmviov tov
vtov i^ov ninoiitpa ngög ce nofi^iovxa to dsfSxSQOv ßipXlov . . . ^iXmvGli)^
d\ o yemiiixQTjg (wieder ein Wanderlehrer der Geometrie), ov xal öwiexfi6d
coi iv 'Etpicm, idv noxB iftißdXXfj sig xovg Tiaxd Tli^afutv xonovg, pkixddog
avx^^ endlich an Attalos in der znm 4. ngoxtgov i^hv i^id^a, y^df^g
nQog Evdrifikov xov IJfgyccivrjvoVy xmv xs awxsxayfiivfov r^ktv Kavixmv h
oxTco ßißXCoig xd nq&xa x^Ca, (isxrilXax6xog Sl ins^vov, xd XotKa dttypo-
%6tBg ngog ah yqdtpai Sw x6 q>iXoxifista9a£ ae fiszaXcciißdvBiv xd v<p' rip^Af
nQccypkaxsvofisva y nBfcofKpufiev iitl xov KUQOvxog aoi xb xixaifxov. Uebrigens
schliesst sich meine Darstellung hier eng an die tief eindringenden Be-
merkungen Ton Zeuthen S. 809 — 819. 469—481, bei dem man das Ge-
nauere nachlesen muss.
238^) Cantor a. a. 0. S. 801 f.
289) Papp, m, 21 f p. 66, 7. NiTiof^^Srig 8h XiXvne (o&ml. die An^be
zwei mittlere Proportionalen zu finden) did noxXoftöovg (yioxXiotidovg^) y9<x^'
Hrjgy 81 fig %al xrjv ytovlav ixQixoxöfkfjCiv, Prokl. p. 272, *8 fL Ninoftri^iiS
. . . in xov noyxoeidmv y^of»fu5y, iv %al x^v yivBOtv Tud triv xd^iv %ttl ^
6V(i/3exoificcxa naQa8idüa%Bv ^ avxog svgixrjg mv xrjg Idioxrjxog avxmv^ nicttf
evd^ygafkiMv ymvCav ixQix*^x6firiaev. S. Gantor a. a. 0. S. 804 f. Zeutbeo
S. 261 ff.
240) Das Richtige hat im Gegensatz zu Cantor erst Tannerj i^D
Bnlletin des soiences math^m. S^r. 2. T. Vli. S. 282 K gesehen. Einerseiti
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Nikomedes. Hypsikles. 759
Hypsikles von Alexandreia ist nach der unzweifelhaffc
richtigen Angabe der Handschriften*^) der Verfasser des später^*)
den Elementen des Eukleides hinzugefügten vierzehn-
ten BucheS; welches Ton den regelmässigen Körpern handelt.
Nach seiner eignen^ in der einleitenden Widmung an Protarchos
ausgesprochnen Absicht sollte aber diese Abhandlung vielmehr
nämlich kannte schon Apollonios die Konchoide, s. Simpl. in Aristot. Phys.
f. 18 ^ p. 60, 7 ff. %al yaQ 6 'läiißUxog iv t^ tlq xä^ %€ttfiyo(f£as fmoi^yq-
(Uiti tov fily 'AgiczotiXtiv qfrial nrjna tamg s^ffTjnhai xriv xov %v%JiOV tstQa-
ya9taiJL6v . . . vatSQOv di, tpr^cCv^ . . . Ni,%oitriSri% Sia tfjg idüog Ttxqaymvi'
iovarig xctXavfiivrig %al 'AnolXaviog dta zivog yQafikfiijgy ^v avtog filv no-
Xlioeidovg aSsXtprjv nQoaayogsvei , ^ ccvtri di iati t^ Ni%ofuj9ovg, anderer-
seits tadelte N. den von Eratosthenes gemachten LOsungsversuch des Problems
der Würfel verdoppelang (s. C. 16. A. 68—66), dem er seinen eignen mittels
der Konchoide gegenüberstellte, s. £utok. in Archim. de sph. et cyl.
p. 114, 10 ff. Heib. ygciq^si dh nccl NmoftiidTjg iv to5 [ini]ysy(fa(ifih<p ngog
ttvtov jibqI noyxosidmv evyyQce^fuctt Sffydvov %ataaH€Vfjv triv ccvxriv ano-
nXrjQovvtog xi^iCav, i(p' i xal iiaXa CBfiwvofiBvog tpaiv^xoti b ävi^Q^ noXka
Sh toSg 'Egatoü^ivovg inByysXav iVQrJiMcaiv mg durjxtivoig %& afia %al yeto-
fUtQin^g ^scog ictSQrniipoig, Dann folgt die Darlegung von diesem eignen
Versuch des N. (Instrument und Demonstration), deren letzter Theil von
p. 122, 8 ab sich auch bei Papp. UI, 24. p. 68, 28—62, 18 (mit einigen
Aenderungen) und III, 42 f. p. 246, 6—260, 26 findet, welcher freilich
246, 21 ff. behauptet: iv 6 i^lv Ni%o(i^dfig triv %€ctaa%Bvr,v i^id'gto fiovov^
TiiikBig Sl nal ttiv dvodniiv ifpfK^ftoeaitev vj xatccanev^ Toy xQÖnov tovtov.
Vgl. 66, 7 f. (s. A. 289). 11 f. 242, 18. 244, 16—28. 260, 88 f. Gantor a. a. 0.
S. 802—804.
241) S. Heiberg a. a. 0. S. 164 ff.
242) Jedenfalls aber noch vor dem 8. Jahrh. (vgl. A 81), da die Araber
diese Anordnung schon hatten, s. Heiberg a. a. 0. S. 2 ff. 166. Dagegen
ist das 16., denselben Gegenstand behandelnde Buch, welches freilich die
Araber auch schon als Fortsetzung kannten, erst Jahrhunderte später, in
der zweiten Hälfte des 6. n. Chr. entstanden, wie zuerst Friedlein De
Hypsicle mathematico, in Boncompagni Bulletino di bibliografia e storia
delle scienze matematiche e fisiche VI. 1878. S. 498—629 (mit Ausg. nach
M «> Cod. Monac. 427, s. A. 29) und nach ihm H. Martin Sur T^poque
et Tauteor du pr^tendu XV livre des ^l^ments d*£uclide, ebendas. VII.
1874. S. 263—266 nachwiesen. Da der Verfasser den Isidoros seinen Lehrer
nennt (7. o tifiitSQog ftiyag diddcxaXog), so hält Martin Letzteren für
Isidoros von Alexandreia und Ersteren für Damaskios von Damaskos, aber
mit Becht versteht Heiberg a. a. 0. S. 166 vielmehr den Mechaniker
Isidoros von Miletos, den Lehrer des Eutokios (s. A. 128. 188) und Erbauer
der Sophienkirche (um 682). Die Behauptung von Manitius (s. A. 242).
S. III, Umb auch unsere Handschriften das 16. B. gleichfalls dem H. bei-
legen, ist nicht richtig, s. Menge Jahrb. f. Ph. CXXXVII. 1888. S. 761.
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760 Dreinndzwanzigstes Capitel. Beine nnd angewandte Mathematik.
eine Erläuterung zu der eben erwähnten, uns sonst unbekannten
Schrift des Apollonios über die in dieselbe Kugel eingeschriebnen
Dodekaeder und Ikosaeder sein, und er mag diese seine Brat-
lingsarbeit wohl etwa 20 Jahre nach dem Tode des Apollonios
um 170 oder noch etwas früher in Alexandreia abgefasst haben **^.
Ein zweites, gleichfalls erhaltnes Werkchen von ihm ^A'M/ccq)o-
Qtxog (von den Aufgängen der Gestirne)*"), welches von der
248) Friedlein a. a. 0. S. 496, Heiberg a. a. 0. 8. 165. Cantor
a. a. 0. S. 309—811. Manitius S. IV f.
244) Ausgaben von Mentel, Paris 1667. 4. griech. u. lat. (acblecht)
und in neoer Textrecension von Manitius Des Hypsikles Schrift ^iwuctpo-
Qinog nach Ueberlieferong nnd Inhalt kritisch behandelt, Dresden 1888. 4.,
vgl. die Rec. v. Oehmichen Berl. phil. Woch. VIII. 1888. Sp. 688—686
and Menge a. a. 0. 8. 761 — 763. — Schaubaoh Ueb. H. Schrift 'Ava€pO'
pixoff, Arch. f. Philol. V. 1830. S. 9 — 14. — Manitius sucht ztt zeigen,
dass die kleine Schrift astrologische und nicht astronomische Zwecke ver-
folge, und spricht sie dem H. ab. Er muss aber selbst zugeben, dass eie
spätestens zur Zeit des Hipparchos geschrieben sein könne, da der Ver«
fasser sich unzweifelhaft dem U. angehöriger Lehrsätze bediene uud offenbar
nur die Gradeintheilung der Ekliptik and noch nicht die des Aeqoators
(also auch noch nicht die Stundenkreise des Hipparchos p. 52 Vict.) kenne
(8. XXi), und gegen seinen Versuch (S. XVI ff.) demselben einen g^roben
Fehler in der BeweisfOhrnng aufzubürden s. Menge 8. 762. Eine Inhalts-
übersicht giebt Manitius 8. Xlli ff. Die Ertialtnng des 'Avaq)0Qi%6g danken
wir gleichwie die der Data, der Optik, Eatoptrik und der ^aivofistfa des
Eukleides (beziehnngsw. Psendo-Eukleid.) und der kleinen Schriften des
Antolykos und Aristarchos (vgl. A. 6. 71) einer etwa im 8. Jahrh. n. Chr.
angelegten Sammlung^ welche im Gegensatz zu der (tsydXrj avvxaiig (»» fti-
yas aatQov6iiog) des Ptolemaeos (und als . Vorbereitung zum Studium von
dieser) die Bezeichnung „der kleine Astronom*' (fn%ifos amgovoiiog oder bei
Papp. VI. p. 474 Hultsch aajgovofiovfisvog, vgl. den Gommentar des Theon
beim Anon. p. 1142, 10 f. Siovi iif zm vxoftVTjuati tov (uxqov d^tQOwöi^oVf
doch 8. Hultsch p. 148. A. 2) führte, und zu welcher auch diese Schrift-
chen gehörten, und welche dann mit Modificationen auch auf die Araber
überging. In ßezug auf das Genauere hierüber und über die arabischen
Uebersetzungen genügt es hier auf Manitius 8. Vlilff. zu verweisen, da
deren Werth für die üeberlieferung sohwerlich erheblich ist. Von Interesse
für sie ist dagegen die latein. üebers. von Gerhard aus Gremona, Leibarzte
von Friedrich Barbarossa, welche Manitius (aus Cod. Paris. 9886, im
14. Jahrh. geschrieben) dem Texte beigefügt hat. Die ältste griech. Hand-
schrift des „kleinen Astronomen" ist V«* » Vatic. 204 aus dem 10. Jahrb.
(s. Menge Jahrb. f. Ph. CXXXUI. 1886. 8. 188 f.), den Manitius gleich
den drei anderen Vaticani (191 [s. A. 6], 202 » V* ans dem 14. und 203
SB yb aus dem 13. Jahrh.) nicht benutzen konnte (einige Nachrichten über
sie giebt Menge Jahrb. CXXXVIl. S. 761. 768). Manitius hat haupt-
sächlich A (Ambros. 101 sup. aus dem 14., der auch für eukleidische
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Hypfidkles. Zenodoros. 761
Polhöhe von Alexandreia ausgeht, also wohl auch dort verfasst
ward, und aus welchem sich auch ergiebt, dass es vor Hipparchos
geschrieben ist**^), erscheint im üebrigen sehr unbedeutend, ist
aber dadurch von Interesse, weil hier zuerst die dem Autolykos
und auch dem Eratosthenes noch unbekannte Eintheilung des
Kreises in 360 Orade auftritt***). Ausserdem wird er noch
unter den Schriftstellern über die Harmonie der Sphären ge-
nannt**^ ^) und ihm die Aufstellung des Satzes von der Bildung
der Polygonalzahlen durch Summirung arithmetischer Progressionen
zugeschrieben***®). So erscheint er denn als ein tüchtiger, wenn
auch nicht originaler, sondern nur das schon Gefundene weiter
verarbeitender Mathematiker.
Zenodoros schrieb ein Buch über Figuren gleichen
Umfangs (nsgl löo^itQfov öxriiidtcDv) y aus welchem wir noch
beträchtliche Auszüge besitzen **^). Er nennt wiederholt den
Archimedes***), und Dinge, die in seiner Abhandlung sich fin-
den, kennt schon Quintilianus**®). Er mag also auch wohl schon
dem Anfang des zweiten Jahrhunderts angehören *^*^).
Schriften und besonders deren Scholien von Werth ist) zu Grunde gelegt,
daneben auch noch vier jüngere Codices verwerthet, von denen C (Ambros.
84 inf. aus dem 16.) ans V ^ zn stammen scheint (s. Menge a. a. 0. S. 763).
245) S. A. 244 nnd Bretschneider a. a. 0. S. 182.
246) Cantor a. a. 0. S. 311 ff., s. A. 244. Mehr Respect vor ihm flOsst
es uns ein, dass ihm auch die allgemeine Definition der Vieleckszahlen
(Diophant. in seiner Schrift über dieselben Propos. 8: ^TtpixXijg iv opw, vgl.
Cantor a. a. 0. S. 812) bekannt war.
246 *>) Achill, p. 186 A Pet. negl dl trjg ha^i^ovlov %ivriCB(og avtmv
sintv . . . 'jiQccTog iv t^ Kavovi (s. C. 10. A. 84) xal 'Egaroc^ivrig iv xm
'EQfiij (s. C. 16. A. 93) xal 'Ttpi^Xrjg x. t, L, vgl. Manitins S. XXI.
246 c) Diophant. p. 18. 19.
247) Bei Theon in Ptolem. m. synt. I. p. 11—17 Bas. p. 38 ff. Halma
(vgl. Hultsch hinter Papp. p. 1190—1211) und Papp. V, 1. p. 308 ff. (wo
freilich der Verfasser nicht genannt ist), vgl. Prokl. p. 166, 22 ff. Auch
die anonyme Abh. ort tmv laoftitgeav a%riykdx(ov noXvxmQJizotSQog 6 nvtiXog
hinter Pappos p. 1188—1166 scheint im Wesentlichen (vgl. Simplik. in
Arist de coel. II, 4. p. 186, 16 ff. Karsten — Sohol in Aristot 494* 10 ff.,
vgl. A. 122) nichts Anderes als ein überarbeiteter Auszug aus ihm zu sein.
S Kokk Zenodorus über die isoperimetrischen Figuren nach den Auszügen
b. Theon u. Papp, deutsch bearbeitet, Freiburg 1860. 8. Cantor a. a. 0.
S. 308 f. und Ztschr. f. Math. u. Phys. XXII. 1877., Litt. Abth. S. 173 f.
248) Z. B. p. 1194. 1210. 1162, 1. 6. 812, 8. 26 ff. Hultsch. S. Nokk
S. 27 f.
249) I, 10, 39—46. Dies bemerkte Cantor Zeitschr. f. M. a. a. 0.
260) Wenn nicht sogar schon dem dritten. S. Hultsch a. a. 0. S. 1190:
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762 Dreinndzwazudgstes Gapitel. Reine und angewandte Mathematik.
Perseus auch wohl aus dieser Zeit war der Erfinder der
speirischen Schnitte oder Wulstschnitte (öTteiQixal irofMt^***).
Dick 1 es y vielleicht auch im zweiten Jahrhundert, vielleicht
später ^^^), fand die Eissoide oder Epheulinie und stellte diese
seine neue Entdeckung und ihre Anwendung auf die Würfel-
verdoppelung in seiner Schrift aegl nvQCmv oder tcuqbCc^v
(über Brennspiegel) dar*^'). In dieser, übrigens in arabischer
üeberaetzung^^'**) noch vorhandenen Schrift stand aber auch sein
„ Z, vestigia Euclidis et Ärchimedis tarn presse . . . seguitur, adeoque abest
ab illa brevioris et cancinnioris demonstrationis elegantia, qwie Heronis
aetate . . . usitata fuit, tU tum ante Heronem floruisse eonstimem*^.
251) Gemin. b. Prokl. p. 111, 17 — 112, 16, wo aach ein Epigramm von
ihm auf diese seine Entdeckung mitgetheilt wird, so dass dieaelbe docii
wohl schwerlich, wie neuerdings von einzelnen Seiten angenommen wird,
in Wahrheit schon von Eadozos herrühren kann. Darans, dass Heron oder
vielmehr vielleicht erst Pseudo-Heron Def. 98, 27 dieselbe bereits zu kennen
scheint, lässt sich fdr die Zeit des P. nichtfi Sicheres schliessen, s. A. 170.
Im üebrigen vgl. Prokl. p. 119 u. Gemin. b. Prokl. p. 117 u. s. Günther
Gesch. der antiken Natnrwiss. S. 31. A. 1: „Die spirischen Linien entstehen,
wenn man einen Wulst, der durch Umdrehung eines Kreises um irgend
eine in dessen Ebene gelegene Gerade als Achse entstanden ist, durch eine
willkürliche Ebene schneidet. Sie zeichnen sich durch auffallende gestait-
liche Verschiedenheiten aus je nach der Entfernung der ümdrehungsachse
vom Kreiscentrum und nach der Lage der Schnittebene".
262) Für Letzteres spricht vielleicht nicht der Umstand, dass dem D.
bei seiner Kugeltheilung (s. A. 121. 264) bereite die dem Archimedes yöUig
geläufige (s. A 121) Bedeutung einer kubischen Gleichung nicht mehr ver-
traut ist, wogegen Dionysodoros bei seinem Versuche (s. A. 267) sie aller-
dings noch kennt, s. Zeuthen S. 2i9f., vgl. S. 262 ff. Die fiJtste Spur
einer Bekanntschaft mit der Kissoide zeigt sich bei Geminos (Prokl. p. 117,
vgl. A. 261), aber es ist durch die Untersuchung von Blass De Camino et
Posidonio, Kiel 1888. 4 mindestens höchst fraglich geworden, ob dietter
wirklich, wie man früher allgemein annahm, schon um 70 v. Chr. und nicht
vielmehr beträchtlich später lebte.
268) Eutok. a. a. 0. p. 78, 19—82, 29. Der Name Kissoide freilich er-
scheint hier nicht. VgL Cantor a. a. 0. S. 806 f.
268*») Cod. Escurial. 966, s. Wenrich De auot. Gr. vers. et comm.
Syr. etc. S. 197. Aber die Vermuthung von Cantor Hermes XVI. 1881.
5. 642, dass das A. 286^ angef. Mailänder Fragment nicht erst aus dem
6. Jahrh. n. Chr., sei es nun von Anthemios, wie Heiberg Zeitschr. f.
Math. u. Phys., Hist.-litt. Abth. XXVÜL 1888. S. 121 ff., sei es von einem
ungefähren Zeitgenossen desselben, wie Beiger a. a. 0. S. 288 f. annimmt,
stamme, sondern bereits zu dieser Schrift des D. gehöre, ist wenig wahr-
scheinlich. S. Zeuthen S. 8761
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Perseos. Diokles. Archeetratos. Seleokos. 763
Losungsversuch einer Aufgabe des Archimedes^^); deren Lösung
Archimedes selbst im zweiten Buch über Kugel und Cylinder
versprochen und, wie wir sahen **^), allem Anscheine nach in
einem Supplement zu diesem Werke auch wirklich gegeben hatte,
was aber bereits dem Diokles unbekannt war^^). Einen anderen
Versuch machte der vielleicht auch ungefähr der gleichen Zeit
angehörige Dionysodoros, welchem ebenfalls jenes Supplement
nicht mehr vorlag^^^.
Ungleich bedeutender waren die Leistungen des zweiten
Jahrhunderts auf dem Gebiete der angewandten Mathematik, so,
wie gesagt, der Mechanik und ihrer Anwendungen. Auf dem
Felde der Musiktheorie wird uns freilich nur ein einziger Name,
welcher sicher der Alexandrinerzeit angehört, genannt, der des
Archestratos, als Urhebers einer blühenden Musikerschule nach
Aristoxenos, und auch dieser nur einmal*^®). Dagegen tritt uns
innerhalb der Astronomie und mathematisch -physischen Geo-
graphie zunächst der Copemicus des Alterthums,
Seleukos von Seleukeia^^), entgegen um die Mitte des
zweiten Jahrhunderts^^), welcher freilich frühzeitig in eine
unverdiente Vergessenheit gerieth, da von allen erhaltenen
Schriftstellern nur noch Strabon, Plutarchos und Aetios ihn
264) Entok. a. a. 0. p. 162, 28 ff. 188—208, 6. S. über diesen Versnch
Zeathen S. 266-267, vgl. S. 216 f. 226. 247 f. 249 f. 262.
266) S. A. 120. 121.
266) S. A. 121. 262. Anderer Meinung ist freilich (s. A. 121) Zeathen
S. 247 f.
267) Entok. a. a. 0. p. 162, 20 ff. 164, 2 ff. 178, 20 ff 180, 8 — 186. Viel-
leicht lebte aber Dionysodoros doch vielmehr frfiher als Diokles, s. A. 262.
268) Porphyr, in Ptolem. p. 211 Wallis.
269) Strab. XVI. 789, der ihn hier zugleich nach seinem Vaterlande
und seiner Nation einen Chaldaeer {ZiXsvxog d' 6 dno zijg SeXavusücg XaX-
daiog) nennt wie I. 6 einen Babylonier. Wenn er daher bei Stob. Ekl.
I. p. 440 H. 182, 20 W. o 'Egvi^gecSog genannt wird, so bedeutet dies nicht
(wie frfiher auch Boeckh Philolaus S. 122 glaubte): „von Erythrae**,
sondern, wie zuerst Boeckh Piatons kosm. Syst. (BerL 1862). S. 142 her-
vorhob, dann Uriichs (offenbar weil er dies fibersehen hatte) noch einmal
wiederholte, „vom erythraeischen Meere", womit man (s. C. 22. A. 268)
damals auch den persischen Meerbusen bezeichnete. Vgl. Poseidon. Fr. 96
b. Strab. III. 174. ZsXevKov thv anb trjg 'Eqv^if&g ^ctXatvrig, — Urlichs
Seleukus, Rhein. Mus. XI. 1867. S. 294 f. Soph. Buge Der Chaldaeer
Seleukos, Dresden 1866. 8.
260) Denn einerseits schrieb er gegen Sirates von Mallos (s. A. 264),
andrerseits citirte ihn bereits Hipparchos (s. A 267).
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764 Dreiondzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
erwähnen. Er erklärte mit Herakleides dem Pontiker^^) die Welt
für unendlich ^^^) und ging noch einen Schritt über Aristarchos
hinaus^ indem er dessen Hypothese, dass die Erde und die
Planeten sich um die Sonne bewegen , als das allein Richtige
zu erweisen suchte**'). Ob er auch diese Begründung in seiner
Schrift gegen Krates von Mallos*'*) oder in einer anderen
vortrug , erfahren wir nicht, sondern nur, dass er in dieser
Schrift, von jener neuen Lehre ausgehend, Ebbe und Flut richtig
mit dem Monde in Verbindung setzte**^). Er hatte aber ferner
auch die glänzende Beobachtung gemacht, dass sich die Gleich-
förmigkeit oder Ungleichförmigkeit von beiden je nach dem
Stande des Mondes zu den Sternbildern richtet^''), und nicht
minder hatte er richtig erkannt, was den Ghrund dieser That-
sache bildet, dass nämlich im Allgemeinen die Flut am Aequator
am Stärksten ist*'').
261) Der ja überhaupt in aBtronomischen Dingen sein Vorläufer war.
262) Stob. a. a. 0.
263) Plut. Qaaest. Plat. VIII, 1. 1006 C. t^v y^v . . . |[*f) . . . avvsxo-
fiivrjv x«l (i,ivovaav, dlXä axQStpoftsvtiv nal avBiXovfiifiriv . , . mg vaxsQOv
'AgiotaQxog xol S4lsv%og dntdslyiwaav ^ o (ilv vnoxO&ipiSvog fiovov, 6 d\
ZiXsvnog noil dno<paiv6fUvog. Vgl. A. 69 a. Agt. p. 388 DieU.
264) Stob. Ekl. I. p. 263, 16 ff. W. ZiXsvnog b lux^rjucitixog dvxiysyqa-
(pmg Ägdtriti (vgl. C. 26. A. 22) %tvdiv xavtog r^v yrjv %. t. X,
266) A6t. p. 388 Diela (— Pseodo-Plnt. Plac. HI, 17. Stob. Ekl. I.
p. 263, 16 ff. W.) unmittelbar nach den A. 264 angef. Worten dvrinontsiv
avtrjg (nämlich tijg yrig, b. A. 264) tfj SCvri tpricl aal ty yuviasi rijw dvxt-
ctQO(pTv trg atXrvrig' tov Sh (lexa^v dfitpotiQonv tmv ccnfidxaiv dvxiniQia%a>'
fiivov nP8V(iaxog iial iiinifgtovtog ßfe th *AxXavxi%ov niXuyog %axa loyov
«vre3 {ovxa Stob.) avyyivxäc^cci, xrv ^dXaaoav, Dieser genauere Erklärungs-
versuch durch das Gegenwirken des Mondumlaufis gegen den Erdumlauf
war freilich, wie Rüge bemerkt, nicht mehr als eine geistreiche Hypothese.
266) Poseidon. Fr. 96 b. Strab. III. 174: dergestalt dass, wenn er im
Zeichen der Nachtgleiche steht, Gleichförmigkeit, wenn aber im Zeichen
der Sonnenwende , ungleichförmigkeit sowohl in Stärke als in Schnelligkeit,
in jedem der übrigen Zeichen aber je nach ihrer grösseren Annäherung an
jenes oder dieses auch grössere Annäherung an Gleichförmigkeit oder Un-
gleichförmigkeit, xal dvmyMXCav xtvä h xovxoig Mal b(iaX6xfjxa . . . luxca
xdg xmv S<p6£<ov duttpogag' h filv yag TOife iaf}fMQivoi!g t^düng xr)g aeXiqvrig
ovoTig oficiX^tnv xd nd^^ iv dh xoig xQomnoig dvtofictUav ilvat, %al «XiJ^f*
xal tdxsii xmv d* aXXoiv exdaxov %axd xovg awsyyuffiovg slvai xriv dvaXoyiav.
267) Wenigstens berufk sich Hipparchos bei Strab. L 6 auf ihn dafür,
dass der Okeanos nicht überall gleiche Ebbe und Flut erleide. Hiermit
hängt nun eng die von Hipparchos (s. A. 308) in gewisser Weise ▼«r-
theidigte Ansicht, dass der Ocean nicht ein zusammenhängendes Gansei
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Seleukos v. Selenkeia. Hipparchos t. Nikaea. 765
Ueber Attalos von Rhodos s. C. 30.
Hipparchos von Nikaea in Bithynien^^^), dessen Thätig-
keit sich von 161 oder doch 146 bis 126 verfolgen lässt*^^),
blieb dagegen in seiner ganzen zurückhaltenden Weise bei dem
gewöhnlichen geocentrischen Weltsystem stehen, war aber nichts
desto weniger der grösste Astronom des Alterthums. Als sein
eigentlich ständiger Aufenthalt wird seine Heimat Bithynien be-
zeichnet^'^), doch ist seine letzte uns bekannte Beobachtung*'^)
bilde, zasammen, und wohl mit Recht führt Rnge sie auf S. zurück; ob
aach seine Polemik gegen Erates, ist weit fraglicher, da dessen Ansichten
über Ebbe und Flut selbst (s. C. 26. A. 22) so sehr von denen des S. ab-
wichen, dass es auch ohnedies begreiflich ist, wenn S. wirklich seine
Auseinandersetzung der letzteren an eine Polemik wider die ersteren an-
geknüpft haben sollte, was A^t. übrigens gar nicht ausdrücklich sagt
(s. A. 264. 266). Schon Aristoteles kannte beide Annahmen, dass die be-
wohnte Erde eine Insel im Ocean und dass umgekehrt der Ocean ein un-
geheurer See in der bewohnten Erde sei, s. Sorof De Aristotelis geo-
graphia, Halle 1886. S. 5—21, aber, wie es scheint, noch nicht die genauere
Ausführung der letzteren, die abo füglich von S. herrühren kann, und
nach welcher dieser See wieder in mehrere, durch schmale Landzungen
getrennte Seen zerfallen sollte.
268) Suid. ^Inna(fxos Niitasvg, (pUoöotpog , yByovag inl tmv vnuxmv.
Aelian. N. A. VII, 8. Strab. XII. 566. avögsg d* a^ioloyoi, , , , iv zi B*^
9vv£^ . . . ^'imcaqxog. Gartz Art. Hipparchus in d. Enoykl. v. Ersch u.
Gruber. Berger Die geographischen Fragmente des Hipparchus, Leipzig
1869. 8. Vgl. auch R. Wolf Gesch. der Astronomie S. 46flf. 164 ff. 174 ff.
193 ff., dessen Darstellung freilich an philologisch- historischer Genauigkeit
viel zu wünschen übrig lässt, s. A. 274^. 276.
269) Nach seinen Beobachtungen aus den Jahren 161, 158, 157, 146,
144—141, 136—126, s. Ptolem. Almag. II, 2. p. 152. 154. 166. 167. »löO. 163.
V, 3. p. 295. 299 ff. 304. VII, 2. p. 12 Halma; doch schreibt Ptol. (p. 160)
ganz unzweideutig ihm selbst erst diejenigen von 146 ab zu, so dass die
Möglichkeit, jene früheren könnten von Anderen angestellt und von ihm
bloss benutzt sein, nicht geradezu ausgeschlossen ist, s. Berger S. 6.
Ausserdem sagt PtoL VIl, 2. p. 12, „von H. bis auf die Regierungszeit des
Antoninus (Pins), in welcher er selbst seine meisten Fixstembeobachtungen
gemacht hat, sei ein Zeitraum von 265 Jahren verronnen*'. Was mit dem
Tyrannen Neron oder (nach der sehr zweifelhaften Conjectur von Valesius)
Hieron als Zeitgenossen des H. in der Fabelanekdote bei Aelian. a. a. 0.
anzufangen ist, steht dahin. S. Berger S. 6 f.
270) Nach der jedenfalls viel zu sehr in Bausch und Bogen gefassten
Nachricht hinter Ptolem. de apparentiis p. 98 D Pet. ''lnicaq%oq d* iv Bi-
^vvia (näml. TfiTij^««^), deren Urheber sich sonst genauer unterrichtet
zeigt, s. Berger S. 8.
271) April bis Juni 126, PtpL Alm. V, 3 a. a. 0. 0. Berger S. 8.
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766 Dreiundzwanzigstea Capitel. Beine und angewandte Mathematik.
vielmehr in Rhodos gemacht, und überhaupt scheint er vielfach
zum Zweck seiner Beobachtungen in die Ferne, ja vielleicht
weit in die Feme gereist zu sein*"). Er war ein Mann von
unermüdlichem Fleisse und von der reinsten Wahrheitsliebe*'^.
Die einzige von ihm erhaltne Schrift, ein Commentar zu den
0aiv6ii6va des Aratos und des Eudozos in 3 Büchern*'*)^
272) Berger S. 9: „es bleibt merkwürdig und widerräth die Annahme
der Nachricht, Bithynien sei als ständiger Aufenthalt des Astronomen zu
betrachten, dass die Breitenbestimmangen der Punkte, die Bithjnien am
nächsten lagen (Alexandria in Troas, Byzanz) in Anbetracht der Genauig-
keit mit denen von Alezandria in Aegypten, von Bhodus, ja von Babjloo,
Syrakus (Strab. II. 82. 88. 134. Berger S. 60 ff.) u. a. m. gar nicht ver-
glichen werden können 'S Auf der anderen Seite zeigt Berg er S. 8f.,
dass nicht einmal aus den eignen Worten des H. Ptol. Alm. III, 2. p. 163.
164. dnQißas dV 9vvazai natavoeCad'ai rj dvmiucXia tmv ivuxvaüav xQ^'^
in tmv tstfiQfinivoav inl tov iv ^Als^ccvÖQBia %6t(^ivov jttZico^ XQ^itov iv x^
xttQccycavcp %aXovfiivji <rroa, og donsi Siaafjfiaheiv ttjv UrjuBQir^v ^fi^^ofr,
iv ^ av in tov irigov inigovs aQXStat rrjv %oCXrj;v inifpavuav tpiat^Bö^ai
. . . Kai 6 üQtTiog di^ g>r}CtVj b iv 'AlB^avS^tCa faov i^ ixatigov pjgovg na-
QTivydad'ri nsgl s' xiiv oügav mit Sicherheit geschlossen werden kann, dass
er je in Alexandreia in Aegjpten war, und „als Grundlage ffir die Breiten-
bestimmung Babylons mögen ihm astronomische Notizen von dort, deren
er besasB (Ptol. Alm. IV, 10. p. 276), vielleicht auch solche des Selenkos,
dessen Bücher er ja kannte (s. A. 267), gedient haben". (Berg er S, 60).
273) Ptol. Alm. 111,2. p. 160. dvdQl (piXondvm %al tpUaXi^ei. IX, 2.
p. 118. o^fv nal tov "innoLqxov ryovyMi, tpiXaXrfi'iatatov ysvofusvov^ s. A. 279.
Vgl. Plin. N. H. II. §. 247. tn . . . omni diligentia mirus. §. 96. mmquam
satis laudatus.
274) Tmv 'Aqdtov %a\ EvSö^ov ^aivo^ivtov i^riyifiaBig^ einem gewissen
Aeschrion gewidmet, herausgegeben von Vettori, Florenz 1667 fol. (mit
Achilles u. A.) und von Petau im üranologion, Paris 1630 (Antwerpen
1703) fol. (wieder abgedruckt bei Migne Patrologia Gr. XIX. S. 1001— llM,
Par. 1867). Ueber die Handschriften s. Maass De Attali Bhodü fragmentis
Arateis, Greifswald 1888. S. IV f. Die beiden ältsten sind L — Laurent
XXVIll, 39 aus dem 11. und V =- Vatic. 191 aus dem 14. Jahrh. Nach
ersterer hat Vettori unter Mitbenutzung der letzteren den Text gestaltet,
es muss aber umgekehrt verfahren werden. — Das Verzeichniss der Schriften
des H. bei Suid. ist sehr unvollständig: ^y^atpe nfgl tmv Ugdrov <ktivO'
fiivavj Tcegl trig tmv dnXavmv avvtd^BiDg %al tov xataetBQtaftav ^ nsgl ^^
xata nXdtog firivia^ag tf)g asXrvrig nivi^aemg xal itg tovg aQtctovg {twg
datBQiciiovg Hemsterhuys und Eeinesius* tovg datSQÜtxovg Toup, ^
'EQatoo^ivovg ehemals Bernhardy Erat S. 6). Mit dem verdorbenen
vierten Titel lässt sich Nichts an£ajigen; mir scheint die Coigectur Bern-
hardy s noch die annehmbarste. Das zweite Werk ist wohl ohne Zweite^
das von Ptolem. Almag. VII , 1 ff. benutzte, welches dieser p. 2 tag ^^
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Hipparchos yon Nikaea. 767
war yermuthlich eine Jugendarbeit. Auch er scheint also, wie
es damals noch gewöhnlich war^'***), zunächst nur den Auf- und
Niedergang der Gestirne beobachtet zu haben, und dieser Com-
mentar hatte namentlich den Zweck die vielen Unrichtigkeiten
zu yerbessem, welche er dabei in den Angaben des Eudoxos
und Aratos fand. Der Gedanke, dass diese vielen Abweichungen
in den inzwischen vorgegangenen Veränderungen am Himmel
ihren Grund haben könnten, war dem Hipparchos , wie es scheint,
damals noch nicht aufgegangen*'***). Von hier aus ward er nun
aber weiter geführt zur Beobachtung der Lage der Aequinoctial-
und Solstitialpunkte und genauerer Bestimmung der Länge des
Sonnenjahrs, dessen seither angenommene Dauer yon 36074 Tagen
er etwa um 0,03 von 24 Stunden, also beinahe 5 Minuten zu
gross fand*'^). Er berechnete ferner die Excentricität der Sonnen-
'innccQxov nsffl tmv dnlavav dvay(^ci(pdg nennt. Vgl. A. 274<'. Nun hat
Vettori auch eine solche i%d'8ais datsQiafUiv, ein Verzeicbniss der Fix-
sterne mit Angabe ihrer scheinbaren Grösse, Länge, Breite n. s. w. unter
dem Namen des H. herausgegeben, aber Petau Hess es weg^ weil es fast
wörtlich mit dem des Ptolemaeos a. a. 0. übereinstimmt, und in der That
ist es bei aller Verehrong des Letzteren für H. undenkbar, dass er den-
selben hier so einÜEich ausgeschrieben haben sollte, s. Schaubach Ueber
Hipparch und Ptolemaeus und das Verhältniss beider zu einander, Archiv
f. Philol. VII. 1841. S. 56—70. Nachtrag ebendas. X. 1844. S. 354—866.
Im Uebrigen vgl. A. 286. Ein kleiner, von Maass Anal. Erat. S. 139—149
herausgegebner Tractat über die Sternbilder des Thierkreises, welcher in
einer Handschrift den Namen des H. trägt, stammt, wie Maass S. 140 f.
nachweist, frühestens aus dem 4. Jahrh. n. Chr. Sicherlich eine Fälschung
war auch das von Abul&radsch und Dschemaluddin erwähnte und nach
des Letzteren Angabe auch ins Arabische übersetzte Buch de siderum se-
creUs (in quo regnorum et populortwi origmes eaponebantur) , s. Wenrich
De auct. Gr. vers. S. 212 f.
274»>) S. A. 76.
274 <>) Völlig aus der Luft gegriffen und den Nachrichten (s. A. 286)
widersprechend ist die Behauptung von Wolf S. 193 , dass er seinen
Stemenkatalog bereits diesem Commentar beigelegt habe. Ebensowenig
steht bei Ptolem. Alm. VII, 1 z. E. p. 2 ein Wort davon, dass er denselben
auch „zur Herstellung eines von Ptolemaeos noch benutzten Himmelsglobus
verwandt** habe, vielmehr spricht er lediglich von jenen dvayQatpai
(s. A. 274): ngog ag iidXtata nsnoirifis^a rag cvy%qCcBi,g,
276) Bei Ptol. Alm. IE, 2. p. 150. 164, welcher p. 163 die betreffenden
Schriften n^ql iviavatov f^syi^ovg und ns^l iußoXifimv firjvmv ts
xal rjfisgmv nennt, vgl. Hipp, ebend. p. 164. nsgl tov Iviavolov xqo-
vov SV ßi^Co} ivL
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768 Dreiund zwanzigstes Gapitel. Reine und angewandte Mathematik.
bahn*'^), freilich nicht richtig ^'^. Nicht minder suchte er die
Excentricitat der Mondbahn und ihre Neigung gegen die Ekliptik
und durch Vergleichung älterer Beobachtungen von Mondfinster-
nissen mit seinen eignen die Dauer des Mondumlaufs genauer
festzustellen und danach den Mondcyclus des Eallippos zu ver-
bessem^^^). Hinsichtlich der Planeten scheint er sich damit be-
gnügt zu haben, dass er die früheren Beobachtungen zusammen«
stellte und ordnete und durch neue vervollständigte; die er nebst
jenen in zwei Classen theilte, von denen die eine sich auf den
siderischen, die andere auf den synodischen Umlauf bezog, und
dass er das Unzureichende der bisherigen Hypothesen nach-
wies*'^), wogegen er die Aufstellung neuer Theorien der Folge-
zeit überliess*^^). Wohl aber suchte er die Entfernungen und
276) D. h. den Abstand der Erde vom Mittelpunkt dieser Bahn, den
man bei der (trotz Wolfs entgegengesetzter Behauptung) schon vor H.
erkannten ungleichen LSnge der JahriBszeiten annehmen mnsste, weil man
ja diese Bahn wie alle kosmischen Uml&ufe sich kreisfSrmig dachte.
277) Auf y,^ vom Halbmesser dieser Bahn (Ptol. Alm. III, 4. p. 184 tL\
etwa um % zu gross, wie man erst viel später erkannte. — S. ober das
Vorstehende das Genauere bei Wolf S. 46 ff.
278) PtoL Alm. IV, 2. p. 216 ff. Hieher gehört die dritte von Suid.
aufgeführte Schrift, s. A. 274. Vgl. Chalcid. in Plat. Tim. p. 177 f. Meurs.
88. p. 169, 18 f. Wrobel. at vero luna, ut adseveralt Hipparchus, decem
utrtmque momentis devia reperitur. Nach Ckklen. T. lU. p. 446. Stt 9h b
ftrjvutios XQOVog ov Tslimg tQidnovtd icziv ^iif^mv^ dXX' vfitav nov %al
tovtqy nQoaSsi fiiag r](t.iQag, *InndQX^ f^^^ dnoSiSsitijai di Bvog olov
ßißXCov nimmt Fabricius Bibl. Gr. IV. S. 28 Harles noch eine andere
negl firivia£ov xQ^^ov an. Eine fernere Schrift über das Bflckschreiten der
Aequinoctial- und Solstitialpunkte (de mutoHone punctorum sol8titi€iIium
et aequinoctidliwm) führt Ptolem. Alm. III, 2. p. 152. VII, 2. p. 10 an: ns^l
T)Js ikBxanzmaioig xmv xQoni%mv %ai tarifiSQtvmv ffrjfkcimvj s. über
dieselbe A. 288.
279) Ptol. Alm. IX, 2. p. 118 ff. o^sv %al tbv "ivnaQxov rjyavficci tpila-
Xrj&iatatov yBvofievov Öui rs tavxa navra xal ficcXicra duc to (itjwo TO<rav-
tag avtod'Bv dtpOQfictg duQtßmv trjqijaswv siXfjq)ivatf oaag ccvtog fifuv Tucgiox^y
xdg (ihv xov ^l^v xol xi^g asXijvrjg vno&icstg %al irixijccu %al dg ivtjv ye
dnodeC^at ndaj] (trjxtxvjj 6i' 6(t,aX6ov %al iyxvnXüov niv^asmv^ dxoxsXovft4vag,
xatg d^ xdov s nXaviofiivoiV did ys xmv slg rjfidg iXrjXvd'Oxav v%ofi^fidxiB9
ft/rjdh xrjv dQXfjv intßaXsiv, aovov dl xdg xrjQi^aBig avxmv inl x6 xifV^^C^
xsQOv avvxd^at %al dst^ai dt' avxav dpoi^oXoya td ipatv6(»>9Pa xceVg xmv
x6x8 (lad'Tifiaxixcäv vnod'iceaiv.
280) In welcher sie dann Ptolemaeos unternahm von der gleichen Hypo-
these der epicyklisch-exoentrischen Bewegung aus, welche übrigens nicht von
H. zuerst aufgestellt, sondern schon vor ihm zur Erklärung der scheinbaren
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Hipparchos Ton Nikaea. 769
die Grösse von Sonne und Mond richtiger zu bestimmen*®^) ver-
möge einer indirecten Methode^ welche später das Diagramm
des Hipparchos genannt wurde, wobei freilich auch er noch weit
hinter der Wahrheit zurückblieb *^*). Eine überaus seltene Er-
scheinung, nämlich die eines neuen FixstemeS; soll ihn ferner
auf den Gedanken einer möglichen Bewegung auch dieser Art
von Sternen*®*) gebracht, zu dem für seine Zeit kolossalen Unter-
nehmen einer Zählung sämmtlicher Fixsterne und zu dem Ver-
such bewogen haben mittels eigens dazu von ihm theils erfundener,
theils vervollkommneter Instrumente*^) ihre Oerter nnd schein-
bare Grössen genau festzusetzen, um dadurch späteren Astronomen
die Erkenntniss zu ermöglichen, ^icht nur ob Sterne entschwin-
den und neue entständen, sondern auch Qb sich die Lage der
Fixsterne gegen einander nicht ändere, und ob ihre scheinbare
Grösse nicht zu- oder abnähme*'*®*). Vermuthlich dadurch ward
Ungleichheiten in den Bewegungen von Sonne, Mond nnd Planeten an die
Stelle von Endoxos Theorie der bewegenden Sphären getreten war, jeden-
falls schon bei ApoUonioB (s. A. 287).
281) In der Schrift nBQl (iBye^mv kckI anoctripkatmv i-Xiov %al
celr]vrig (de secessihm atque interväUis solis ei hknae, Ohaloid. in Plat.
Tim. 91. p. 161, 18 ff. Wi-obel. 181 Meurs.): at tfg öil^prig TtQog xov riXiov
dnoCTUCstg i% te iv b '^InnaQxog dvayiyQCttpe %,' t, X. sagt Ptolem. a. a. 0.
V, 2. p. 287 (s. auch die ferneren A. 269 angef. Stellen). Vgl. die wenig
über H. belehrende Abb. v. Sohaubach üeb. die Parallaxen nach Hipparch
nnd Ptolemaens, Arch. f. Philol. X. 1844. S. 826 — 864. Wolf S. 174 f.
Auf diese Scbrift bezieht sich Papp. VI, 70 f. p. 664, 20 — 666, 24, welchem
wir die Eenntniss noch eines anderen astronomischen Werkes von H. über
das Aufsteigen der zwölf Zeichen des Thierkreises verdanken: VI, 109.
p. 600, 9 ff. neql trig taif iß' Imdlcny dvcctpoqag (de dtwdecim stgnorum
Mcensitme),
282) 8. Gartz S. 816. Bei der Unvollkommenheit seiner Instmmente
und der ganzen damaligen Wissenschaft (über welche Schaubach ein-
gehend handelt) war dies sehr begreiflich.
288) Piaton schrieb ihnen aus rein theorotisoher GonBimction, theils
aber vielleicht auch veranlasst durch das ihnen eigenthflmliche dunkeln
(s. Langguth bei Susemihl Plat. Phil. II. S. 886. A. 1888) Achsen-
drehung zu.
284) Gartz S. 816. A. 6: „Es sind dies die unter den Namen Astro-
labien und Dioptra (Diopter) bekannten astronomischen Werkzeuge, welche
jetzt freilich ausser Gebrauch sind, vor Erfindung der Femröhre aber sehr
nützlich waren '^ Dass die Dioptra aber nicht erst von H. erfunden ist,
erheUt aus A. 177.
286) Ich behalte die Ausdrücke von Gartz S. 816 bei, dem ich über-
haupt im Obigen wesentlich gefolgt bin. Plin. N. H. II. §. 96. Hipparchw . . .
SuuHXOii, grieoh.-alex. Litt.-Oesoh. L 49
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770 Dreiundzwanzigstes Capitel. Reine und angewandte Mathematik.
er auch auf die Erfindung der Planiglobien gebracht*^). Durch
diese Beschäftigung mit den Fixsternen kam er aber auch zu
einer noch ungleich wichtigeren Entdeckung. Schon lange vor
ihm scheint freilich so im Allgemeinen die Erscheinung des
Vorrückens der Nachtgleichen bemerkt worden zu sein*^^); indem
er aber seine eignen Beobachtungen mit den über 100 Jahre
früher gemachten des Aristyllos und Timocharis verglich , fand
er^ dass die Breiten der von jenen und der von ihm selbst ge-
messenen Oerter verschiedener Fixsterne zwar unverändert ge-
blieben, die Längen aber inzwischen grosser geworden, indem
diese Sterne ungefähr zwei Grade in der Ordnung der Zeichen
vorgerückt seien, und überzeugte sich bald von der Allgemein-
heit dieser Bewegung, so dass erst durch ihn die Sache wirklich
festgestellt ward*^). Dennoch wagte er aus Misstrauen gegen
die hinlängliche Genauigkeit der Beobachtungen jener beiden
Astronomen nicht diese seine neue Entdeckung wenigstens in
novam stellam in aevo 8iw genitam deprehendü, einsgue motu qua die
fuUit ad dübitationem est adductus, arme hoc aaepius fieret moverenturque et
eae quas putamus adfixas, ideoque ausus . . . adnumerare posteris Stellas ac
sidtra ad nomen expungere organis excogitcUis, per gtute singuiarum loca at-
que magnitiidines signaret, ut fa^le diseemi passet ex eo, non modo an
obirent ac nascerentur, sed an omnino aliquae transirent moverenturque, item
a/n cfesceient minuerenturque, caelo in hereditate cwnctis reiicto, si quisquam
qui vretionem eam caperet inventus esset. Dies führte denn den H. znr Ab-
fassung des schon A. 274 angeführten Fixstemverzeicbniases, nach den nn-
voUständigen Vorarbeiten des Aristyllos und Timocharis, wie bereits C. 16.
A. 66 dargelegt wurde, des ersten wahrhaft so zu nennenden, s. Serv. in
Verg. Georg. I, 137. Eipparchus scripsit de signis et commemoraoü etiam,
iMwm quodque Signum quot ciaras, quot secundae lucis, quot obscuras Stellas
habeat. Der 392 n. Chr. gestorbne Bischof Diodoros Yon Tarsos schrieb
nach Suid. JiodmQog nsqi z^g * lnnd(^%(iv aipcU^ag,
^286) Synes. de dono astrolabii p. 311 Pet. a<p€U(fi%^s inupavsCas if^'
nlmeiv, xavxoxrixa Xoytov iv ixsQoxrjxi xmv c%TiiiLd%oiv xti^ovauv, igvi^axo (i>l9
'^InnuQxog o nafiTMlaiogy «al inid-exo ys nQmxog x^ axinnaxi, VgL Gartz
a. a. O, u. bes. Berger S. 36.
287) Zu einem nähern Eingehen auf diese Frage ist hier nicht der Ort
Die Abh. yon Th. H. Martin La präcession des ^quinoxes a-t-elle ^t^
connue des Egyptiens ou de quelqne autre peuple avant Hipparque? M^-
moires pr^sentäs par divers savants k Tacad. des Insor. et helles lettres
Vm. 1869. S. 303—622 steht mir leider nicht zu Gebote.
288) In der A. 278 zuletzt genannten Schrift, Ptol. Ahn. III, 2. p. 160 ff.
VII, 2. p. 10 ff. und, wie man nach VII, 1. p. 2 (vgl. A. 274) annehmen
musB, auch in dem Stemkatalog.
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Hipparchos von Nikaea. 771
Bezug auf das Mass des Vorrückens mit voller Sicherheit aus-
zusprechen*®*), hinterliess aber wiederum, wie gesagt, eine Masse
eigner hieher gehöriger Beobachtungen*®***). Er war aber auch
nächst Heron der Urheber^ der Trigonometrie**^), des Grenz-
gebietes zwischen Geometrie und Astronomie, und berechnete in
seiner Schrift nsgl zijg ngayfiutsiag tilg iv xvxIg) sv^siwv
in 12 Büchern eine Sehnentafel **^), Auch mit Mechanik be-
schäftigte er sich und schrieb über das Sinken der Körper
in Folge ihrer Schwere***). Desgleichen scheint er auf dem
Gebiete der Arithmetik Manches geleistet zu haben***); so schrieb
er über quadratische Gleichungen***). Am Meisten aber
wissen wir unter seinen verlorenen Schriften von der gegen
Eratosthenes ***) in 3 Büchern***). Im ersten unterzog er die
289) Ptolem. a. a. 0. VII, 1. p. 2 unmittelbar vor den A. Ib^ angef.
Worten: moxB iiivtoi ns^l xov nXsü)vos XQ^^^^ Gxo%aC(tc&ai ft^Xlov ^ ^ta-
^i^aimca<s9ai. Denn sonst freilich war auch dies klar, s. Günther a. a. 0.
S. 76: „Da die Zunahme für jeden Stern gleich viel betrug, so blieb nur
übrig anzunehmen, dass der Widderpunkt, den man als Anfangspunkt der
Zählung betrachtete, im Jahre um 36 Bogensehnen fortschreitet *^
289^) Mit deren Hülfe dann Ptolemaeos das Glänze völlig ausser
Zweifel setzte. Die mechanische Erklärung fand freilich erst d'Alembert.
290) Die freilich auch unter seinen Händen noch unyollkommen blieb.
291) Theon z. Ptolem. Almag. I, 9. Die Sehnen vertraten nämlich an-
fangs noch die Stelle der Sinus. Auf trigonometrischem Wege kritisirte
H. auch die Sphragiden des Eratosthenes, s. Berger S. 101—121.
292) IIbqI tmv 9ta ßoQOvg %ax<a (peQOfiivmv , Simplik. in Aristot. de
coel. f. ei"", p. 117^ 46 ff. Karsten » Schol. in Aristoi 486» 16 ff.
293) Schwerlich ein anderer H. ist der Arithmetiker, dessen Flut. Qu.
symp. VUI, 9, 3. 732 F. Sto. rep. 29. 1047 D gedenkt, und von dem er
erzählt, derselbe habe im Gegensatz zu Chrysippod, welcher die Zahl der
aus 10 Grundannahmen möglichen Combinationen auf über eine Million
veranschlagt habe, berechnet, dass bei bejahender Benutzung 103049, bei
verneinender 310952 möglich seien.
294) Nach arabischen Nachrichten, s. Woepcke L*aig6bre d'Omar
Alkhayy&mi, Paris 1851. Präf. S. XI und Joum. Asiat. S^r. 6. T. V.
S. 261—253. Von zwei ins Arabische übersetzten Büchern des H. de nume-
rarum divisione und de fractümum ad integritatem reductione spricht Mo-
hammed ben Ishak, aber Dechemaluddin schreibt sie vielmehr dem Aristar-
chos zu, s. Wenrich S. 213.
295) IJQog 'Eftaxoad'ivTiVy Strab. I. 7. nQog xiiv 'Effccxoad-ivovg yemyQa-
fpiav^ Strab. U. 94. Gosse Hin Geographie des Grecs analysäe, Paris 1790.
Becherches sur la gäographie d^Hipparque begründete den richtigen Stand-
punkt der Betrachtung, verliess ihn dann aber selbst wieder (s. A. 302).
Berger a. a. 0.
49*
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772 Dreinndzwanzigstes Gapitel. Reine und angewandte Mathematik.
Ansichten desselben über die ältere Geographie, ferner dessen
eigne mathematische und physische Geographie und dessen Auf-
stellungen über Südasien, also die Hauptmasse von dessen geo-
graphischem Werk bis in das dritte und letzte Buch desselben
hinein der Kritik, im zweiten, wie es scheint, dessen Darstellung
von Nordasien, Europa und Libyen, wahrend das dritte ohne
Zweifel die Begründung seines eignen Systems und seine Tabellen
der Breiten und Finsternisse enthielt**'). Jene Kritik des Erato-
sthenes fiel sehr ungünstig aus**®). Hipparchos bezeichnete dessen
ganzes Unternehmen als verfrüht, indem er zwar dessen Be-
richtigungen der älteren Karten in vielen Punkten anerkannte,
aber es dennoch für geboten erklärte, dass Eratosthenes sich
mit ihnen begnügt und dergestalt bloss die wirklich gesicherten
Beiträge zur Verbesserung jener früheren Karten geliefert hätte,
statt gleich selbst eine neue, in den meisten Stücken nicht
minder unsichere oder geradezu unrichtige zu entwerfen, indem
er zwar von dem allein zu billigenden Gesichtspunkt genauer
astronomischer Längen- und Breitenbestimmungen ausging, aber
dann sich doch meistens mit unsicheren und ungenauen Nach-
richten begnügte und freilich begnügen musste, wenn er nicht,
was er freilich hätte thnn sollen, sein ganzes Unternehmen auf-
geben wollte *^^). Diese ganze Kritik indessen, so viel Treflfendes
296) StraboD nennt sie vnofi^vi^fLectoc and citirt das dBvtegov vnof^rrjpLa
II. 69. 77. 92. 94 and das tQttov II, 94, 8. Berger S. 11. 44. 92.
297) Berger S. 11. Denn mit Becht nimmt Berger S. 82 ff. an, dasa
sich Achill. Isag. 19. p. 189 C Pet. mit den Worten iitQayitcetBiSaavxo Sh
noXXol negl inlBifpscov riXlov . . . aansif ^Innciq%oi und Plin. U. §. 68 mit
der übertieibenden Angabe: utrivsque sideris cursum in sexeentos emnoe
praeeecinit Hipparchos, menses gentium diesgue et horas ac aitus locorum ei
Visus populorum complexus etc. nicbt, wie man frdher wohl glaubte, auf
eine besondere Schrift des Eratosthenes, sondern auf diese gegen Erato-
sthenes beziehen. Vgl. die oben A. 273 angefilhrte Stelle des Plin. 11. §. 247.
Hipparchus et in coarguendo eo (n&ml. EratosÜiene) et in reUgua omni di-
ligentia mirus etc. Ptolem. Geogr. I, 4, 2, s. A. 306. Desshalb hat Garts
S. 314 aber nicht Unrecht, wenn er sagt, H. habe, so viel wir wissen, die
ersten Sonnen* and Mondtafeln berechnet.
298) S. auch Gic. ad Att. n, 6, 1, vgl. G. 22. A. 321.
299) S. Berger S. 10-19. 91—100. H. wies nach, wie willkürlich
die Gorrectar der alten Karten durch Eratosthenes seitens dessen Annahme
eines Fortlaufens der Taaruskette durch ganz Asien war, wie inconseqaent
Eratosthenes in Bezag auf die Breite Indiens ohne Weiteres der Angabe
des Patrokles gegen die des Megasthenes and Daünachos vertraut and da-
gegen in Bezug aaf die Länge aus dem Widerspruch der Angaben des
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HipparchoB von Nikaea. 773
sie hatte, ging viel zu eioseitig von dem alleridealsten wissen-
schaftlichen Standpunkte aus^ als dass sie dem Eratosthenes
hätte wirklich gerecht werden können, aber sie bezeichnete in
der That vollkommen richtig den Weg, auf welchem allein sich
in Zukunft zu einer wirklich wissenschaftlichen Erdkarte ge-
langen liess. Nur tauschte sich Hipparchos, wenn er glaubte,
dass schon die nächsten Zeiten zu einer consequenten und energi-
schen Verfolgung desselben geeignet seien ^. Mit Recht ver-
pönte er für die Zukunft die Benutzung aller bloss auf ungefährer
Schätzung beruhenden Massangaben der Schüfer und Reisenden
und verlangte ausnahmslos und überall genaue Längen- und
Breitenbestimmungen ^^). Selber bereits eine neue Karte ent-
werfen^*) konnte er unter diesen Umständen nicht ^, aber er
gab durch glänzende Vorarbeiten das praktische Muster, durch
dessen Nachahmung selbst gebildeten Laien es ermöglicht ward
an der allmählichen Erreichung des von ihm gesteckten Zieles
mitzuarbeiten. Für die Längenbestimmungen befand er sich
noch in ähnlicher Verlegenheit wie Eratosthenes. Er konnte
hier nicht mehr thun als nach eignen und fremden, von ihm
Megasthenes und Patrokles Misstrauen gegen beide geschöpft habe, Strab.
n. 68. 69. 76. Berger S. 91—96 (vgl. C. 16. A. 68. 64. C. 21. A. 162.
C. 22. A. 70). Sogar des Homeros nahm er sich in gewisser Weise gegen
Eratosthenes (s. C. 16. A. 30. 31) an, Strab. I, 1. 16. 27; wie weit er dabei
im Becht war, ist nicht genügend durchsichtig, s. Berg er 8. 76 — 78.
800) Ja auch nur die nächsten Jahrhunderte. Vielmehr bewies die
Erfahrong, dass das laxere gemischte Verfahren des Eratosthenes fOr dessen
Zeit und mehr als ein Jahrtausend länger in weit holderem Grade im Becht
war, als Hipparchos zogeatehen wollte. S. Berger S. 20 f. und unten
A. 306,
301). Indem er als Qrondlagen ffir die ersteren unter Anderem nament-
lich das VerhälbiisB des kürzesten and längsten Tages, die Grenze der
immer sichtbaren Gestirne, Auf- und Untergang der Gestirne, Pol- und
Sonnenhöhe, Gnomenzahlen (vgl. Ptolem. Geogr. I, 2, der sich gewiss auch
bierin an H. anschliesst, b. Berge v S. 30. A. 1), für die letzteren den Zeit-
unterschied im Eintritt und Verlauf der Finsternisse nach verschiedenen
Beobachtungspunkten ins Auge fasste. S. Ptolem. ■ Geogr. I, 4, 2 (vgl.
A. 306). Strab. IL p. 77. 88. 188 f. u. ö., femer A. 297. Berger S. 29—89
und S. 89 ff.
802) Wie es Gossellin von ihm annahm.
803) Die Vorwürfe, welche er dem Eratosthenes machte, würden sonst
ihn selbst getroffen haben. Dass er es nicht that, erhellt deutlich daraus,
dass Strabon I. p. 1. 14. II. p. 90. 92. 98 ihn gar nicht als einen wirklichen
Geographen anerkennt. S. Berg er S. 78—76.
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774 DreinndzwanzigsteB Capitel. Reine nnd angewandte Mathematik.
gesammelten BeobachtuDgen Finsternisstabellen entwerfen ^^y.
Ausgezeichnete, wenn auch trotz all seiner Vorsicht nicht irr-
thnmsfreie Breitentabellen aber berechnete er für etwa zwanzig
Städte ^^). Es waren nur wenige Beobachtungen Anderer, denen
er dabei vollständig vertraute, wie denen des Philon*^; gleich
diesen und seinen eignen nahm er die des Pjtheas sämmtlich
in diese seine Tabellen auf; ja es scheint „dessen ganzes Ver-
fahren einen entscheidenden Einfluss auf ihn gehabt zu haben "*^^.
Die Erdmessung des Eratosthenes selbst Hess er übrigens als
im Princip und annäherungsweise richtig vorläufig stehen*^).
804) S. A. 297.
306) Nach den Auszügen bei Strabon zn urtheilen, 8. Berger S.39 — 72.
Vgl. Ptolem. Geogr. 1,4. §.2. insl 9s (lovog o "l'tcnaQxoq in' hllyrnv «dif or
mg ngog xocovtov nXri^og reov %atat(X0G0ii.iv(ov iv zij yitoyqatpCa i^ag/ucra
tov ßoQs£ov noXov nagidmuBv rutCv xal xcc vno tovg avrovg nsifieva nagal-
Ir^lovc. Diese Tabellen wurden nun in den nächsten Zeiten freilich mehr
gelobt als benutzt, auch von Strabon nur oberflächlich, geschweige denn
dass man wirklich im Geiste des Hipparchos fortgearbeitet hätte. Erst
Ptolemaeos und wahrscheinlich vor diesem schon Marinos von Tyros nahmen
sein Werk wieder auf und yerwirklichten seinen Gedanken, so weit ihnen
astronomische Bestimmungen zu Gebote standen; alle übrigen Punkte
zwängten auch sie in bestimmte Längen und Breiten ein, so dass doch
auch hier nur eine verbesserte Auflage von dem gemischten System des
Eratosthenes zu Stande kam. S. Berg er S. 20 f. 86 f.
306) Strab. IL 77, vgl. C. 22. A. öl.
307) Ueber das Verhältniss des H. zu Pytheas s. Berber S. 30 f.
58 ff. 65 ff.
308) Denn es gab hier zu einem gesicherten Verfahren noch nicht das
nöthige Instrument, um mittels desselben jederzeit jedes grössten Kreises
Neigung zujn Meridian mit in Rechnung ziehen zu können. Dieses erfand
nach seiner eignen Aussage (Geogr. I, 3) erst Ptolemaeos. S. Strab. I. 62.
113. 132. II. 82. Ptolem. Almag. I, 1. p. 49 und dazu Theon. Berger
S. 22—27. Ueber die abweichende Angabe von Plin. II. §. 247 s. Berger
S. 27 f. Auch hat, wie Berger S. 79—91 zeigt, der Angriff des Hipparchos
gegen des Eratosthenes Lehre von der Einheit des Weltmeers (Strab. I.
p. 6) schwerlich den Sinn, als ob sich Ersterer damit seinerseits zn der
phantastischen Lehre von der Trennung der Meere durch Isthmen (s. A. 267),
namentlich von der Abgeschlossenheit der Südsee durch einen Zusammen-
hang SüdaMkas mit Indien, wie ihn hernach Marinos und Ptolemaeos
(Geogr. VII, 3) behaupteten und auf lange Zeit zum herrschenden Dogma
erhoben, hätte bekennen wollen. Vermuthlich suchte er auch hier wieder
nur zu zeigen, dass die Gründe des Eratosthenes nicht ausreichend seien,
und dass sich ebenso starke für die entgegengesetzte Annahme geltend
machen Hessen, nahm also auch hier dieselbe abwartende Stellung ein wie
im Uebrigen.
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Arrianos. EtesibioB v. Aspendia. 775
Arrianos, vermuthlich ein älterer Zeitgenosse des Hippar-
chos, bestritt in seinem vor dem Werke des Agatharchides^ mit
welchem Letzteren er ungefähr gleichzeitig geboren sein mag,
geschriebnen Buche über die Kometen allen an die Erscheinung
derselben sich anknüpfenden Aberglauben^^). Aus einer anderen
Schrift von ihm xbqI (iBXBciQmv ist uns eine Angabe über die
Erdmessung des Eratosthenes erhalten *^^.
Etesibios der Jüngere von Alexandreia, ein Barbier^
welcher unter Ptolemaeos Physkon (145 — 116) in einem zu
dieser Stadt gehörigen Flecken oder Vorort Aspendia lebte, er-
fand eine vervollkommnete Wasserorgel*") und verfasete viel-
leicht eine Schrift über dieselbe*^*).
809) Agatharcb. M. B. §. 111: oti 'AQQiavog nsgl TtofjkTjtmr tpvoetog ts
xal (fvataotmg %tel (paüfkarcav ßißXtSuQiov yga^ag noXXoig dyavtüfjuitöi netqaxui
dsmrvvoci, oti (iridlv fir'tts xmv dyad'mv ^r/TS toav (pavlmv xä xoiavta tpu-
öfuxxa anotpaCvovciv .
310) Ig. Philop. ad Aristot. Meteor. I. p. 188. Ideler. 'AaQiavog 9' h x6
tcsqI fisxctoQtov (prialv, mg 'EQccxoad'ivrig b KvQrivatog icxvgiisxai, st%oai %al
nivxe fiVQid9ag oxadimv ^%hv xt^v nSQifisxQOv xov fi^By^üxov xrjg yfjg ytvttXov
(8. Berger D. geogr. Fr. des Er. S. 101).
811) Aristokl. b. Atb. IV. 174 b ff. (s. *C. 20. A. 68). Die Berichte des
Aristokles sind im Allgemeinen zuverlässig, und diese nene mechanische
Erfindung von Seiten eines Barbiers and nicht eines Fachmannes und noch
daza eines Barbiers mit demselben Namen wie der berühmte Fachmann E.
nnd an demselben Orte ist freilich anfC^lig genug (vgl. A. 152), gerade
desshalb aber erscheint eine blosse Erdichtung dieser Persönlichkeit un-
denkbar, und wenn er also eine wirkliche Person war, so pflegt sich doch
das Andenken auch der geschicktesten Barbiere als solcher nicht zu er-
halten, es hing also in diesem Falle ohne Zweifel an der Erfindung der
neuen Wasserorgel, und wir haben es hier folglich einfach mit einer ge-
schichtlichen Thatsache zu thun. Auf der anderen Seite aber kennt schon
Philon von Bjzantion p. 78 ein solches Instrument und kommt auf das-
selbe gerade bei einer eingehenden Auslassung über den älteren K. (s. A.
163. 192) zu sprechen, aber in einer Weise, dass er diesen offenbar nicht
als den Erfinder desselben ansiebt. Eben desshalb aber hatte Tiyphon Fr. 111
(b. Atb. a. a. 0. e, s. wiederum A. 162 und C. 20. A. 63) schwerlich Recht,
wenn er diesen und nicht den Barbier als Urheber der Schrift über die
Wasserorgel bezeichnete, falls es nämlich wirklich eine solche Schrift gab
und Trypbon es so gemeint hat und nicht vielmehr sagen wollte, dass
schon der ältere K. in seinen ^Tjtofivrjfucxa uTixavi^d (s. A. 156) auch über
die Gonstruction der Wasserorgel gehandelt habe, was er ja wohl fast
zweifellos wirklich getban haben wird. Denn auch diesen Sinn lassen die
Worte des Ath. zu: Tgvipmv . . . avyyQaiffCU gniöl nsgl xrjg vdgavXsmg Kxri-
ö/ßiov xov (ikrix€tvi%6v. Jedenfalls ist aber ebenhiemach die Nachricht
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776 Dreiandzwanzigstes CapiteL Beine und angewandte Mathematik.
Diodoros von Alexandreia^ ein Mathematiker'^)^ war ein
jüngerer Zeitgenosse und wahrscheinlich Schüler des Poseidonios
und ein älterer des eklektischen Platonikers Eudoros'^*). Denn
er verfasste mit starker Benutzung*^) und Verhunzung *^^) des
Poseidonios^ und zwar genauer wohl von dessen MBtsmQoXoyix^
^toi^Xsim^cg^^'^) eine astronomische Schrift zur Einführung in die
Leetüre des Aratos'^®), und Eudoros machte Auszüge aus der-
selben'^^)^ welche von Achilleus in der uns erhaltnen Ein-
leitung'^) neben anderen Quellen stark benutzt sind, mehrfiach
auch da, wo er den Diodoros nicht nennt.
Sosigenes, ein Astronom, welcher technischer Berather des
Caesar bei der Beform des Kalenders (46) war, schrieb in dieser
Angelegenheit drei Abbandlungen ''^).
üeber die Taktik des Pyrros s. C. 21 (A. 191), über die
*T»oiiviiiiceta TCoXioQxritixd des Da'imachos C. 22. A. 64, über
den Astronomen Bion C. 22. A. 103.
des Aristoklee allerdings' ongenau. Denn noch weniger kann somit der
jüngere E. der Erfinder des ursprünglichen Instruments gewesen sein,
sondern nur der eines verbesserten, und irre ich nicht, so geht dies auch
aus einer Yergleichung der Beschreibung, welche Philen, mit der, welche
Aristokles von der Wasserorgel giebt, deutlich hervor.
812) S. A. 811.
818) Achill. Isag. p. 124 G und aus einem vollständigeren Exemplar
desselben Schol. Barocc. in Basil. b. Gramer Anecd. Ox. DI. S. 413. Das
völlig verschollene Andenken dieses Mannes hat Diels Doxogr. S. 19 ff. er-
neuert. Er erscheint nur bei Achill, a. a. 0. und 182 B. 184 G und, frei-
lich bloss mit der Bezeichnung Jiodmqog Schol. Arat. 228. 264 und wahr-
scheinlich ans diesen Scholien neben Poseidonios bei Macrob. Somn. Scip.
I, 16, 8.
814) S. G. 82 mit,A. 291-806.
816) Achill. 132 B vgl. m. Areios Did. Pr. 86 Diels.
816) AchilL 129 B vgl. m. La. Di. VIT, 188. Areios Did. Fr. 29. 31.
Achill. 167 G vgl m. Strab. II. 96.
817) Vgl. La. Di. a. a. 0. 818) Schol. Arat. a. a. 0.
819) Achill. 124 G. Vgl. G. 82. A. 806.
820) 's. A. 818. 816. 816. Diels a. a. 0.
821) Plin. XVUI. §. 211 f. Caesar dictator annos ad 8oli$ cttrsum redi-
gens singiUos Soaigene perito scientiae eius adhibito . . . et Sosigenes ip^e
trinis commentationibus . . . non cessavit . . . addubitare ipse semet corri-
gendo. Einmal citirt ihn Plin. II. §. 89. Ausserdem vgl. Ind. II. XVIIL
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Diodoros. Sosigenea. 777
Vienindzwanzigstes Capitel*).
Die Medicin bis in die zweite Hälfte des zweiten
Jahrhunderts^).
Die Medicin nahm in der ältesten Alexandrinerzeit einen
gewaltigen Aufschwung, vor Allem die Anatomie und Physiologie,
namentlich durch die beiden grossen Aerzte Herophilos und
Erasistratos, und nur die dadurch verbreiteten anatomischen
Kenntnisse haben jene kolossale Naturwahrheit möglich gemacht,
welche uns in den pergamenischen Sculpturen entgegentritt.
Diese grossen Fortschritte auf dem Gebiet der Anatomie zumal
in Alexandreia hatten ihren Grund in der Anlage eines anato-
mischen Instituts; es steht ausser Frage*), dass in demselben
menschliche Leichen secirt wurden; aber auch zu Vivisectionen
von Verbrechern***) sollen die Ptolemaeer und Seleukiden die
Erlaubniss ertheilt haben ^). Sodann hat man nicht zu vergessen,
*) Mit Ausnahme der Abechnitte über Metrodoros, Herophilos und
ErasistratOB im Wesentlichen von M. Wellmann verfasst.
1) Euehn Scholae medicaeAlexandrinae bistoria, Opusc. ac. II. S. 805 ff.
Tb. Pascbmann Geschichte des medicinischen Unterrichts S. 61—70.
2) Fun. XIX. §. 86. tradunt et praecordiis necessariinn hunc sucum
(näml. raphani), quando (pd'sigiaciv cordi intus inhaerentem non dlio potuisse
depelli compertutn sit in Aegypto regibus corpora mortiwrufn ad scrutandos
morbos insectantibus. 6al. II. 896. t%av6g ya^ ^v (HgotpiXog) td ts äXXa
z^g TB%v7i9 %al tmv St' avttxo^,rii yivaaxoftivmv inl rh a%qtßicx«tov fi%<ov
%al xriv nlslctriv infyvmciv ov% inl ciloyonv ^mav nttd'dnsQ ot noXXol^ aXX*'
in' avxmv xmv dvd^Qcinoiv nenovri^iivog. Vgl. p. 900, wo Herophilos zn den
<og %dlXiaxa dvaxinvovxeg gerechnet wird.
2^) Die Vi?isection von Thieren erscheint bereits bei Aristoteles Hist.
an. n, 11. 603 »> 23 ff.
3) Geis. Prooem. 1. I. p. 4, 36 ff. Daremberg. longeque optime fedsse
Ilerophilum et Erasistratum , flu» nocetites homines a regibiM ex carcere ac-
ceptos, vivos inciderint cansiderarintque etiamnum »piritu remcmente ea, quac
natura ante clausisset, eorumque posüum, cölorem, figuram, magnitudinem^
ordinem, duritiem mollitiem, laevorem, contactutn etc. TertuU. de an. 10.
Herophilus üle medicua aut lanius, qui sexcentoa exseeuit, ut naturam scm-
taretur, qui katninem odit (occidü Diels), ut nosset, nescio an omnia interna
eius liquide expJorarit, ipsa morte mutante quae vixerant (?) et motte non
simplici, sed ipsa inter artifida exseetionis errante^ vgl. 26. Eraaistratua
et maiorum {vivorum Diel») quoque prosector Herophilus und dazn Diels
Doxogr. S. 206 und unten A. 111. ,,We88halb ich hiniuigesetzt habe: und
Seleukiden, erhellt aus A. 129. Vgl auch A. 164**. (Snsemihl).
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778 Vierundzwaozigstes CapiteL Die Medicin.
dass gerade die Anatomie von den älteren Aerzten in eingehender
Weise behandelt war, von Männern wie Diokles von Karystos*)
und Praxagoras von Kos^). Immerhin indessen sind die Ver-
dienste des Herophilos und Erasistratos auf diesem Gebiete ganz
hervorragende; fehlte doch wenig, dass Herophilos die Circnlations-
theorie des Blutes erkannte. Auch die Physiologie, Chirurgie nnd
Gynaekologie sind von ihnen behandelt und mit neuen Entdeckungen
bereichert worden. Die nachfolgenden Generationen zehrten mit
Ausnahme weniger Aerzte von dem Ruhm dieser beiden Männer.
Es bildeten sich zunächst namentlich zwei Schulen, die der Hero-
phileer und Erasistrateer, von denen die Ersteren in Alexandreia
gegenüber den Letzteren ganz oder doch so gut wie ganz das
Feld behaupteten^. Die Herophileer unterschieden sich von den
Erasistrateern dadurch, dass sie dem Begründer der Medicin, dem
Hippokrates, eine sehr grosse, ja beinahe absolute Auctorität zu-
gestanden. Zu den bekannten Vertretern dieser Schule gehörten
Andreas, Bakcheios, Demetrios von Apameia, Zenon, Man-
tias undEallimachos, zu denen sich in der Zeit nach Herakleides
Aerzte wie Chrysermos, Herakleides von Erythrae, Apollo-
nios Mys, Kydias von Mylasa, Zeuxis, Alexandros und De-
mosthenes Philalethes gesellen. Naturgemäss musste diese Hoch-
Schätzung des Hippokrates zum Studium seiner Schriften führen;
ermöglicht wurde dies Bücherstudium durch die beiden grossen
Bibliotheken in Alexandreia, die auch für die medicinische Disci-
plin reichhaltige Schätze bargen. Es wurden Ausgaben des Hippo- ,
krates gemacht'), zum Verständniss der Schriften unter seinem
Namen Commentare und zur Erklärung des Wortschatzes Glossen
4) Gal. II. 282. 716.
6) Schol. BD H. X, 826. Tlqcc^ayoqag äh h rj dvaxofiy ovtoag <priai'
i^fiftd dl trjv TTJg yX<6corig d'iaiv vnsQKettat %aza z6 ioxatov zov ovqavov
7/ niovCg' nstu dl tavTU tpdffvyi %al atofuxxog» iexi dl 6 filw qpa^yf iit
tov ifmQOcd'ioVf h dl etofiaxog i% xov onic^'iov^ sr^ocrircg^vxooc xoig tov
xqa%riXov anovdvXoig, «al 6 (i^lv tpdqvyi ifi^piSexai slg xov nvBVfiova^ h dl
axofiaxog slg xriv noiXCav, ^uBxaiv dl <pd(fvyyog nal yXtocürig imyXmeaigy iiti-
tcmfikttxCtovca xov tpdifvyyog x6 oxofuic^*,
6) Als Erasistrateer keimen wir aas der älteren Alexandrinerzeit nur
Straten, Apollonios von Memphis und Apollophanes, und Ton keinem unter
ihnen wird berichtet, dass er in Alexandreia gelebt habe, nur dass Apollo-
nios doch wenigstens ein Aegypter war. Im Gegentheil Apollophanes war
aus Seleukeia und war am syrischen Hofe angestellt (s. A. 266 269) gleich-
wie einst Mher Erasistratos selbst. Ueber Letzteren aber s. A. 129.
7) S. A. 264.
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Die Medicin bis in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts. V79
verfasst, und dies Alles führte denn auch zu kritischen Unter-
suchungen über Aechtheit oder Unächtheit dieser oder jener von
den durch die üeberlieferung ihm beigelegten Schriften*). Und
diese rein philologische Thätigkeit blieb auch nicht etwa auf
die Herophileer beschränkt, sondern auch Erasistrateer^ und
Empiriker**^) betheiligten sich an ihr, was denn bei der Rivali-
tät der Schulen mehrfach auch zu lebhaften Federkriegen nament-
lich zwischen Herophileem und Empirikern führte ^^). Die letztere
Schule bildete sich um die Mitte des dritten Jahrhunderts wohl
nicht ohne Einflüsse des philosophischen Skepticismus; ihre An-
hänger sagten sich los von der althergebrachten Dogmatik und
suchten auf empirischem Wege die Ursachen der Krankheit und
das einzuschlagende Heilverfahren zu bestimmen. Dabei beriefen
sie sich aber gerade auf Hippokrates"), der ja auch allerdings
die Erfahrung obenan gestellt hatte, aber sie doch dazu benutzte,
um aus ihr allgemeine Resultate zu ziehen. Ausser den Stiftern
Philinos und Serapion gehörten in der Alexandrinerzeit
Glaukias und die beiden Apollonios von Antiocheia und so-
dann der berühmte Herakleides von Tarent^*) dieser Secte an.
Anatomie und Physiologie wurden von diesen Empirikern vernach-
lässigt; dagegen haben sie sich um die Arzneimittellehre grosse
Verdienste erworben^*), wenngleich in der ersten Zeit manche
Wunderlichkeiten mit unterliefen^). Freilich aber ward dieser
Zweig der medicinischen Litteratur auch von den Herophileem,
da sie im Gegentheil keine Krankheit ohne Arzneien heilten,
keineswegs vernachlässigt^^). Auch die ersten Versuche derToxo-
logie gehören dieser Zeit an. Schon Theophrastos schrieb ein
8) ä. A. 290.
9) S. A 218. 10) S. A. 240. 286 ff.
11) S. A. 240. 277.
12) Gal. XYIII*. 524 f. yvoiay tijv avaufivvxlav tmw iftnsiQiyimv largoäv
toluTiadvtmv *Inno%Qixtriv nalstv ifinBiqmov x. r. X.
18) CeU. I. Prooem. p. 2, 27 ff. (a. A. 286). Gal. XIV. 682 ff.
14) Vornehmlich Glaukias (s A. 292) und Herakleides von Tarent
(b. C. 84. A. 29 ff.).
15) Mittel wie Gehirn nnd Galle eines Kamels, Koth eines Krokodils,
das Coagalum einer Robbe nnd andere wnnderkraftige Sachen, Cael. Anr.
M. Chron. T, 4. p. 322 Amman.
16) Denn natdrlich schrieben sie in Folge dessen auch viel über die
Wirknngen der Arzneimittel, s. Geis. V. Prooem. p. 160, welcher abgesehen
von Herophilos selbst den Zenon, Andreas und Apollonios Mjs nennt. Hin-
zufügen lässt sich noch Mantias, s. A. 295 ff.
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780 Yienrndiwanzigstes Gapitel. Die Medicin.
in dies Gebiet einschlagendes Werk^^, und ein jüngerer Zeit-
genosse von ihm, der lologe Apollodoros, wurde auf demselben
die massgebende Persönlichkeit für alle späteren Aerzte. Die
Chirurgie wurde im ferneren Verlaufe dieser Periode weiter aus-
gebildet von dem Empiriker Glaukias, dem Herophileer Man-
tias und einem ziemlich unbekannten Arzte, Namens N Ileus;
die wissenschaftliche Pathologie fand nächst Herophilos und
Erasistratos in Demetrios von Apameia einen Hauptvertreter,
die Gynaekologie in Eleophantos, Andreas und Demetrios
von Apameia. Neben und zum Theil vor jenen beiden grossen
Aerzten wirkten aber noch mehrere bedeutende andere^ besonders
Schüler des Praxagoras von Kos und des Chrysippos von
Enidos. Der berühmteste von den ersteren war
Phylotimos'^, welcher ein grosses Werk über Nahrungs-
mittel jcsqI TQoq)'^g in mindestens 13 Büchern^^), aus welchem
uns noch mehrere grössere und kleinere Stücke erhalten sind^,
femer einen Ö^aprvr^xrfg") und eine wundärztliche Schrift
jcsqI täv Hat' iritQstav^^) verfasste und yermuthlich auch
tcsqI xvfimv schrieb ^^^). Seine anatomischen Kenntnisse waren
indessen noch unvollkommen '^)y so dass in seinen anatomischen
17) IleQl zäv daythtov %al ßtritinmv^ Ath. YII. 314 a.
18) Gal. VI. 611. 9vX6tLfiog Sl negC xivmv (Getareidearten) ^ax^9 nawy
nsQi ziv(ov iXXtnasj Ivlmv 9% ov9' olag ifivrjiiovevasVy mansg ovd\ nsgl t^c
^siäg. ivdriXov d' ozi ft^ridl o JZ^oJayo^a; 6 dtSd6%cdog ccvxov. neci^iXuce
nlv yciQ ovSlv iv inBivog ehtev h ^vXotLfiog, i^Boytiiszai d^ Kai 9cqocx19^6i
noXXd, 730. X. 28, 8. A. 68. Unter den namhaftesten Aerzten nennt ihn
Gal. XVIII*. 846, unter den allseitig in ihrer Kunst durchgebildeten V.
879, 8. A. 66. Ueber den Namen s. Kai bei Ausg. des Athen. L S. XLf.
19) Äth. III. 81 a. b. ^XStijiiOg d* iv y' md i tts^) t^o^^s x. %, X.,
vgl. 79 a. Iv tm TQ^tco. 82 f. iv y',
20) Oribas. CoU. II, 69. Enehn Addiiamenta ad Elenchom med. yei
ab I. A. Fabricio ezhibitnm. XXII Leipzig 1836. 4. 8. 6 ff. Bei Galen,
finden sich häufige Anführungen, besonders in T. V (vgl. anch A. 18X
mehrere auch bei Ath. a. a. 0. 0. u. ö. Auch die Abh. üb. die Getränke
b. Oribas. V, 82. p. 82—86 Matthaei. p. 429 ff. Daremberg stammt ans
dieser Schrift.
21) Ath. VIL 308 f. Vielleicht gehört hieher das Brnchstfiok b. Oribas.
IV, 10. p. 60 Matth. p. 299 f. Dar.
22) Gal. XVm^ 629. 666. Vgl. Gels. VIII, 20.
22^) Gal. V. 104 f. ot yag Tcegi nietax6vi%6v ti %a\ Ilqctiayogmf %«l
^lozifuov inl nXeikftov iQyaadfisvoi tcv mgl xvfimr Xoyov x. t. l. 685. 346.
23) Gal. U. 900 f.
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Phylotimos. Pleistonikos. Xenophon v. Kos. 781
und physiologischen Vorstellungen manche Paradoxien mit unter-
liefen**).
Pleistonikos, gleichfalls ein Schüler des Praxagoras*^),
schrieb nsgl ^v^t/*^, und wir erfahren noch Allerlei über seine
ärztlichen Ansichten und Methoden*^.
Xenophon von Kos*^**) war auch ein Schüler des Praxa-
goras^).
24) So sah er nicht bloss mit Praxagoras das Gehirn für einen blossen
Anhang des Bückenmarks an (Gal. III. 671), sondern erklärte es auch
geradezu fOr unnütz (Qal. III. 626). Die Lebens w&rme hielt auch er nicht
für angeboren (Gal. VII. 614, s. A. 147). Den Arterien schrieb er wiederum
mit Praxagoras ein Pulsiren aus eigner Kraft zu (Gal. Y. 661). Die Mutter-
trompeten nannte er mit diesem nolnot (Gal. U. 890, vgl. A. 192). Vgl.
auch A. 26. — üebrigens wandte er gleich diesem seinem Lehrer auch
Aderlass und Brechmittel an, Gal. VI. 276. 279. XL 168. Oribas. VII,^ 26.
p. 298 Matth. 144 Dar. Ruf. y. Ephes. n. ipaqfiä%(ov na&a^incäv p. 298
Matthaei. Eine Anekdote von ihm erzählt Plnt. de rect. rat. aud. 10.
43 a. b. de adul. et am. 86. 78 b. Noch ygl. Schol. A. II. A, 424. Dass
Schol. ABT K, 10. fcAoTi^og (aotptatiig setzt A hinzu) iv na^dCct xh ^ye-
(lovLTLov id^Bzo derselbe gemeint sei, ist wenigstens wegen Gal. III. 626
nicht unmöglich.
26) Cels. I. Praef. p. 4: älii Plistonico Praxagorae diacipiUo (näml. diuie)
piUrescere (näml. cibos in venire contendunt).
26) Nach dem Vorgang seines Lehrers, der ebenso wie Pseudo-Hippo-
krates und Diokles nsQl xvitmv geschrieben hatte. Vgl. Gal. V. 104 ff.
(s. A. 22) 686. XV. 846. Unter den mehr oder weniger berühmten Ana-
tomen zählt ihn und den Phylotimos Gal. XV. 186 auf, s. A. 214.
27) Er sah in dem Verdauungsprocess ein Verfaulen der Speisen
(s. A. 26), erklärte Wassertrinken für nützlicher zur Verdauung als Wein-
genuss (Ath. II. 46 d), wandte den Aderlass an {QbI. XL 168, s. A. 194),
und führte vielerlei Arzneimittel auf (Gal. XI. 796. Plin. XX. §. 26. 122.
Oribas. VII, 26. p. 296 Matth. p. 148 Daremb). Plinins nennt ihn im
QueUenregister z. B. 20—27.
27^) La. Di. n, 69 im Homonymenverzeichniss: tqitog (J^tvotpAv)
latQog Kmog,
^28) Erotian. 7, 20 f. unmittelbar nach den A. 814 angef. Worten: b dl
StBvotp&v 6 üga^ayogov yvwQniog d'sCov iq>rj t6 xmv %Qia^ftwv ijfiBQÖiif ysvog
X. T. X. Tgl. Gal. XVIIP. 19. Sprengel Gesch. der Medicin I*. 8. 668
nennt ihn mit unrecht Anhänger des Erasistratos. Aus Gkil. XIV. 699 f.
ftaZicrra 6\ xovto (näml. die Benennung der Eürpertheile) ot neql *EQaci-
ctQazov ii^Xmcav^ mg 'AnoXXmvtog 6 Msfitpitrigf nal lS!tvo(p£v h ngb avrov
(Tgl. A. 222) folgt nicht dies, sondern nur, dass er wie die Erasistrateer,
von denen Apollonios aus Memphis genannt wird, sich um die Benennung
der Körpertheile verdient gemacht hat: avrol bezieht sich auf 'EQaa^oxQa-
xoVf nicht auf 'AnoXXoiviog. Noch s. Soran. de morb. mul. p. 266 Dietz-
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782 Vienmdzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
Metrodoros, ein Schüler des Chrysippos, war Lehrer des
Erasistratos*^) und der dritte Mann von Pythias, der Tochter
des grossen Aristoteles ^ mit welcher er einen Sohn zeugte, der
nach diesem seinem mütterlichen Gross vater genannt ward*®).
Ob er Schriftliches hinterliess, wissen wir nicht.
Medios, gleichfalls Schüler des Chrysippos'^), war mütter-
licher Oheim des Erasistratos**). Von seiner Schriftstellerei
haben sich noch Spuren erhalten").
Lobeck (über seine Behandlung der vüztQinii nviQ^ Cael. Aur. M. Chr. II,
13. p. 416 (wonach auch er Blutungen durch Binden der Glieder zu heben
suchte) und Orihas. Coli. XL VI, 8 bei Mai Nov. colL IV. p. 12.
29] Und also, wenn die Angabe Ajgum. Theoer. Id. XI (s. C. 5. A. 11),
Nikias, der Freund des Theokritos, sei avfifpoiTtitris des Erasistratos ge-
wesen, correct und so zu deuten ist, auch dessen Lehrer. Aber, wie schon
(a. a. 0.) bemerkt, die chronologische Wahrscheinlichkeit spricht daför,
dass dieser vielmehr des Erasistratos Schüler war, s. A. 30.
30) Sex. Math. I, 286. TTv^tas dl rj UffiCtotiXavs ^vyattiQ zqusIp av-
dgaöiv iya^rj^ij, nQmrov {ilv Ni%dvoqi tm ^taytiQ^vg^ oi%6Üp ovzi *A(ftin(h
tiXovSf devtegm öh UgoaXBi jTjiiaQcctov tov Aaxcdaißovüov ßaciXimg dxo-
yovtpj dg nal ovo i$ avtrig ttiivovtat natdag^ Ugonlia ts %al ^rjfiagatov
tovg nagä BsotpQaato) cpiXocotprjoavxag^ xgCxm d\ MrjtQoSooQqi iaxQ^ X^voin-
nov fihv tov KviBlov fia^rii^ 'Egaaiatgatov dh vqfrjyritf, eo yCwfzai naig
'AQiatotiXrjg, Pythias war 822 beim Tode des Aristoteles laut dessen Testa-
ment (La. Di. V, 12 f.) noch nicht mannbar (wenn auch freilich ihren ersten
Mann Nikanor, den Adoptivsohn ihres Vaters, Easandros schon 318 tödtes
Hess, 8. Droysen HelleniBm. II*, s. S. 8351), Demaratos bei dem des Theo-
phrastos (288—284) wiederum laut dessen Testament (La. Di. V, 63) and
jener Angabe des Sex. schon ein Mann wenigstens wohl von etwa 27 Jahren,
vermuthlich eher noch etwas älter, der jüngere Aristoteles (La. Di. a. a. 0.
i^stvai 81 ßovXofiivm (ptXoüoq>sCv %al 'AQiüToziXei xm MrjxQodmqov %al Uv^i-
ddog vta [nal] fLExi%Bi,v xovxtov [nämlich zov xi^nov xal tov nsQixdxov w^
xmv olKtmv xäv ngog zm xijiroo], xal avzov naaav iniiiiXiiaif nouia^tu tov(
nQsaßvxdzovgy onciyg ozi fidXi,aza ngoax^'^ %azd tptXoaotpiav) dagegen noch
nnerwachsen. Chrysippos kann nicht wohl nach 410 geboren sein, sein
Schüler Metrodoros also nicht wohl nach 370, und vor 310 kann dieser
die Pythias nicht füglich geheirathet haben; zur Zeit der Blüte des buko-
lischen Dichterbundes in Kos seit 292, Als Nikias dort oder vielmehr wohl
in Samos Medicin studirte, lebte und lehrte er also schw^lich mehr, wenn
auch aus jenen Worten des Testaments von Theophrastos nicht gerade init
Noth wendigkeit folgt, dass sein Sohn Aristoteles bei dessen Abfassung eine
vaterlose Waise war.
31) Galen. XL 262. Er schloss sich seinem Lehrer in der Verwerfoo^
der ipXtßozofi^a an, Gal. XI. 197. 32) S. A. 120.
33) Plin. N. H. XX. §. 27. Ind. XX— XXVIL Cels. V, 18, 11. Galen.
XV. 136, s. A. 214.
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MetrodoroB. Medios. Aristogenes. Dipbilos. Eaenor. 783
Aristogeues Ton Knidos, nicht minder ein Schüler des
Chrysippos^), war später Leibarzt des Antigonos Gonatas^^) und
schrieb eine Reihe ärztlicher Werke ^*).
Diphilos von Siphnos ^'^ zur Zeit des Königs Lysimachos^*)
d. h. als dieser den Konigstitel annahnr, yermuthlich an dessen
Hofe, schrieb eine Diaetetik nsgl täv ycQ06q>6Q0fidv(DV totg
voöovöi xal totg vytaivovöi,^^), aus deren Bruchstücken man
sieht, dass Diokles von Karystos, Aristoteles und Praxagoras
seine Quellen waren *^).
Euenor lebte ungefähr um 300*^), vielleicht etwas früher
und ist Verfasser einer therapeutischen Schrift SsQanavxixd
(Curationes)*^). Ferner muss er über medicinische Kräfte der
Arzneimittel geschrieben haben*').
34) Qal. Xi. 262. 197. Gels. III, 21. Ein Becept von ihm steht bei
Geh. V, 18, 27.
35) Said. 'Agifnoyivrig Kvidmg^ iazQ6g, SovXog X^vclnnov (mit dem aus
byzantinischer Unwissenheit hervorgegangenen Zusatz %ov (piXoaotpov),
UctQevcsv 'Av%iy6v(f> %A ininlrid-ivti Tovara, Die unverbürgte Notiz, dass
er ein Sklave des Ghrysippos gewesen sei, stammt auch hier aus Herrn ip-
pos y. Berytos ^re^l xav ducngeipavTav iv naiÖBCa dovXmv,
86) Denn kein anderer ist bei Suid. 'Ai^ioxoyivrig Gdöiog^ laxgog. iYQoctpe
ßi>ßXia %S\ inq^difi ds neql diaitrig a\ n^qX dvvdfiscog a\ nsgl dattSTtov a\
nsQl cnigfucTog a\ vyietvu, iniCToUxdj initofi^iiv (pvat%6av ßorid'rjfAdtaiv nffog
'AvxfyovoVf wie dies (nach der richtigen Be«ierkung von Olearius und
Meibom) aus der Widmung der zuletzt angeführten Schrift an Antigonos
hervorgeht. Ebenderselbe ist daher auch der bei Plin. N. H. Ind. IV. VII.
XII. XIII angezeichnete und IV. §. 67. VII. §. 193 citirte.
37) M. Wellmann Diphilos und Hikesios, Jahrb. f. Phü. GXXXVII.
1888. S. 864—368.
38) Ath. II. 51 a. Jüpilog 6 ££(pviog ysyovaig luxxä AvaiyM%(y» xov
ßaaiXia.
39) Ath. UL 82 f. VIII. 355 aif. XIV. 660 b. Aus demselben Werk sind
auch die zahlreichen sonstigen Bruchstücke bei Ath., der ihn IX. 369 d u.
öfter Utxqog nennt.
40) Vgl. Wellmann a. a. 0.
41) Er wird von Gael. Aur. M. Ghr. III, 8. p. 478 zusammen mit Erasi-
stratos und Thessalos zu den cmtiqui, A. M. II, 16 mit Euryphon, Praxa-
goras, Pbylotimos, Herophilos zu den veterea gerechnet. Vgl. M. Well-
mann Zur Geschichte der Medicin im Alterthume, Hermes XXIII. 1888.
S. 659. A. 6. C. L A. II, 186.
42) GaeL Aur. M. Ghr. III, 8. p. 478. Diese Schrift umfasste mindestens
5 Bücher wad ist von Herakleides aus Tarent nach dem Zeugniss des
Gal. XVUl^ 731 benutzt worden. In derselben stand vielleicht auch das
Geburtshülfliche, was Soran. & a. 0. p. 96. 124 Dietz anführt.
48) Plin. XXI. §. 180. XX. §. 187. 191. Ath. 11. 46 d.
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784 Yierandzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
Apollodoros, der lologe, welcher über giftige Thiere
schrieb und damit, wie gesagt, die Hauptqnelle für alle folgenden
Schriftsteller dieser Art wurde, lebte zu Anfang des dritten
Jahrhunderts^^). Er war Arzt und Naturforscher zugleich; sein
Hauptwerk führte den Titel nsgl d-figitov^^), daneben muss er
eine zweite Schrift mit dem Titel nsQl d-avaai^ov oder Srilri'
rriQiciv tpaQ^iäxc^v Terfasst haben^). Sehr viel hat Plinius
aus ihm entnommen*'), sodann ist er Quelle für Numenios*®),
ferner*^**) für Nikandros, für Herakleides Ton Tarent*^), für
Sostratos*"^), Sextius Niger**), endlich für Archigenes"). Auch
44) Er lebte nach Aristoteles (vgl. Schol. Nie. Ther. 715) und ku«
▼or Erasietratos, der gegen ihn wegen Einföhrnng wnnderkr&ftiger Arznei-
mittel in die Arzneiknnde polemisirte. Vgl. Feendo-Diosk. p. 77 mit
Gal. XIV. 184. 0. Schneider Nicandrea S. 182. M. Wellmann Sextius
Niger, Hermes XXIV. 1889. S. 66« ff. Wenn Plin. XXIV. §. 167 (s. C. 17.
A. 129) ihn assectatorem Democriti nennt, so folgt darans höchstens, dass er
sich in seiner Schriftstell erei an Demokritos (oder Psendo-Demokritos) an-
geschlossen hat, vgl. Schneider S. 186 nnd gegen ihn M. Wellmann
a. a. 0. S. 562. A. 2. „S. aber die Nachtrage". (Suse mihi).
46) Ath. XV. 681 d. Schol. Nie. Ther. 716. 868. Ael. N. A. VÜI, 7.
vgl. 12. Letzterer hat ihn nicht mehr selbst gelesen, sondern verdankt
seine beiden Citate seiner Qnelle, dem lologen Sostratos, ygl. A. 60. C. 10.
A. 125. C. 84. A. 176 ; er beteichnet dies Werk als loyog ^Qiaxog. Plinins
im SohriftstellerverKeichniss zn B. 11 schreibt ÄpoUodorus qui de hestüs
ven(nati8. Vermathlich hat er in dieser Schrift eingehend von den niederen
Thieren gehandelt. Die Fragmente sind gesammelt von 0. Schneider Nican-
drea S. 181 ff. ApoUodoreisches Gut ist Alles, was Nikandros, Plinius,
Dioskorides gemeinsam haben.
46) Schol. Nie. AI. 694. Vgl. Schneider S. 187.
47) Ausdrücklich als Verfasser de bestiis venetuOis erscheint er zwar
nur im Ind. XI (s. A. 46), aber, wie 0. Schneider zeigt, ist er auch der
Nichtarzt, welcher im Ind. XXIV — XXVII von den beiden Aerzten aus
Eition und Tarent unterschieden wird, und der Arzt im Ind. XXIX. XXX,
ein Widerspruch, den Schneider durch die Annahme ausgleicht, dass
PliniuB schwankte, ob er ihn als Arzt oder als Naturforscher ansehen sollte.
48) S. A. 201. Vgl. Schneider S. 188.
48^) Nach dem zwingenden Beweise von 0. Schneider.
49) Er hat ihn in seiner Schrift ngog 'ActvSttfucvxa ^ sicher auch in
seinen GTigiand benutzt. Vgl. M. Well mann Herm. XXIII. S. 569.
60) Gal. XIV. 184. xmv 91 avv^sxoav 17 fihv nttg' *AniflXo9m^m} te-
^emivTj %a\ vno Zmctqaxov ^natvovfihri nal ndvxmv 9h xA^ iksxBvsy
Tiovxwv naq' avxov fj 8ia xov tctfiaxog xov %BXt6vtjg iexlv rjde %, x, l,
Sostratos aber, wie gesagt (A. 46), ist wieder die iologische Quelle ffir
Aelian. N. A.
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Apollodoros. Ophion. Diagoras. Herophilos. 785
Aemilias Macer scheint unmittelbar aus Apollodoros ; nicht aus
Nikandros geschöpft zu haben ^).
In die Zeit unmittelbar vor Erasistratos gehören noch zwei
Aerzte, von denen wir aber wenig wissen:
Ophion^*) und
Diagoras aus Kypros^^). Beide haben über die Wirkungen
der Arzneimittel gehandelt, höchst wahrscheinlich aber nicht in
besonderen Schriften, sondern gelegentlich in ihren therapeutischen
Werken.
Herophilos*^^ von Chalkedon^^) war zugleich mit Phylo-
timos Schüler des Praxagoras^); dessen Irrthümer er späterhin
vielfach bekämpfte*^), und lebte und wirkte hernach in Alexan-
51) Vgl. Herrn. XXIV. S. 560 ff. Ans ihm hat DioBkorides die dies-
bezüglichen Notizen entnommen.
52) £. Rohde Aelius Promotus, Rhein. Mus. XXVIII. 1878. S. 264 ff.
53) S. Enaack Anal. Alex. Rom. S. 11. A. 17.
54) Ophion ist von Erasistratos benutzt; wenigstens haben beide die
Notiz, dass die Skandix zn den wildwachsenden Gemüsearten gehöre. Vgl.
Plin. XXII. §. 80 » Diosk. Mai met II, 167. 0. benutzt wieder den Diokles.
Vgl. Plin. XX. §. 34. siscr erraticum . . . unnam ciet, ut Ophion credit, et
vener em: in eadcm sententia est et Diocles^ vgl Herm. XXIV. S. 565 ff.
55) Er wird von Plin. unter den Aerzten im Ind. XII. XIII. XX-XXVII.
XXXIII— XXXV genannt und ward schon von Erasistratos citirt, vgl.
Dioskor. IV, 165. p. 557 Sprengel = Plin. XX. §. 200, vgl. §. 198, s. A. 166.
Aus Erotian. TlsQoinxi, p. 108, 4 ff. erhellt, dass er über Hippokrates schrieb.
56) lieber ihn und seine Schule schrieben vier Aerzte der Folgezeit,
Bakcheios *Anofivrniov$vitata ^Hgotpllov ts %al xanv ano ttiq olxütg a^tov
(Galen. XVIII ^. 149, s. A. 256), femer hernach Herakleides von Erythrae,
Apollonios Mys und Aristozenos nsgl zrjg 'HgotpCiov atgicBtog in min-
destens je 29, 7, 13 Büchern (s. C. 34. A. 158. 167. 191). — F. H. Schwarz
Herophilus und Erasistratus, Würzborg 1826. 8. Kuehn Opusc. med. II.
S. 298 ff. £. F. H. Marx Herophilus, Karlsruhe u. Baden 1838. 8. De Hero-
phili celeberrimi medici vita, scriptis atque in medicina meritis, Göttingen
1842. 4., Gomm. soc. Gott. VlIL S. 79—136 (aber schon 1836 gelesen, so
dass die deutsche Bearbeitung die jüngere ist). Lieb mann Quos medicina
progressus fecerit per Herophilum Erasistratumque, Würzbnrg 1845. 4.
(Steht mir nicht zu Gebote; ich folge vorzugsweise, wenn auch nicht aus-
scbliesslicb, Marx).
67) Pseudo-Galen. Introd. s. Medic. T. XIV. p. 683. Galen. III. 21 (wo
natürlich mit Marx XaX%rj96viog f. KuQxrjSövios zu schreiben ist).
58) Galen. X. 28. xov *Hg6(piXov ixsivov xhv dtoXfxr&xov xal tov <rvf^
(pottriTTiv avtov ^vX6tifiov xal tov äiddanaXov avtov IlQaiccyoifav Toy dno
'Aa%Xr}7tiov,
59) Galen. VII. 584 f. ovx tva iXiy^at^ti UQaiayoQUv iv olg aqxiXXsxai
SuBiMiHi«, grieolL-ftlez. Litt-Oetch. I. 50
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786 Viemndzwanzigstefl Capitel. Die Medicin.
dreia**), wohl jedenfalls schon unter Ptolemaeos I^^), vermuth-
lich jedoch bis in die Zeiten von Ptolemaeos II hinein. Jeden-
falls ward durch ihn diese Stadt der Hauptsitz ärztlicher Studien.
Seine Schule, die Herophileer^), verbreitete sich von da auch
nach Pergamon und später nach Laodikeia in Syrien ^^. Sein
eigentlicher Leitstern war die sorgfältigste Beobachtung**), und
{tovto fihv yocQ avzdifiicag ^HQOtpiiog ^n^a^s fia^r^p avtov yivo^vog) x. t. 1.,
aber in zurfickhaltender und versteckter Form, &g id'og 'H^o(pCl<p, di' i^-
liTjvstag ocaciq>ovgf Galen. X. 724.
60) Oal. II. 7S1. xal iidXiaxd ys xara riiv 'AXs^dvdifSucp ovtco ylvipovai
xovg xccXdfLavg^ olg yqdtpofiSVj ivQ'ct. äuttqißovta tov *H(f6(pilov, 7iifC%' awixB-
fisv^ slxog Srinov x^ x^g eUövog 6fiOiOT7}Ti jCQoactx^ivxa xovvoimc ^ic^ai^
vgl. A. 76.
61) Denn ao viel dürfte immerhin ans dem nnhistorischen Geschichtchen
über ihn nnd Diodoros Eronos Sex. Pyrr. II. 245. 4fvvsxQ6vtCB9 . . . dio-
dwQm , , , dtg ovv iußaXoiT noxB coftov 6 diodmqog {xe Q'B^anBio^co^vog
mg xhv ^HqotptXov, l%ai^iBvxlifaxo ^Bivog n^og a^bv Xiymv „rixoi ^v i fj^
xonm 6 eoftop mv ixninxmuBP^ rj iv ^ ov% fjv* o^xb Sl iv (o r^v ovxb iv a
o^x ^v* ov% a(fa itLninxmxBv^^ mg xhv cotpicxriv XmaqBi^ iav fikv xovg xoi-
ovxovg Xoyovg, xriv d\ Ig ^T^tx^^ ctqikdiovcav avxm n^oadyBiv ^BQaKB£a9
abzunehmen sein. £ine andere Anekdote von einer als Mann verkleideten
Schülerin erzählt Hygin. Fab. 274.
62) OVHqofplXBiOi (Gal. VIII. 744. 912. 929 u. 9.), ot dno "HqotpCXov (Gal.
Vm. 724); Ol f*»^' "Hi^ofpiXov (Gal. VIII. 911), ot dno x^g'Hffotpaov at^i-
CBmg (Gal. XIX. 847), ot ano x^g *HQO(piXov oUlug (vgl. A. 66 und Erotian.
31, 10, 8. A. 312).
68) Wo znr Zeit Strabons (XII. 680) eine grosse herophileische Lehr-
. anstalt bestand, s. C. 84. Galenos ist vielfeu^h anf die Herophileer, nament-
lich die späteren, seiner Zeit näher stehenden übel zn sprechen: er wirft
ihnen vor, sie hätten nicht einmal die Schriften ihres Meisters ordentlich
gelesen, und tadelt ihren Mangel an praktischer Prüfung der Lehren des-
selben (VIII. 869. 929 f), ja er nennt sie Sophisten nnd Schwätzer (VIU.
980), doch zeichnet er den Zenon ans, s. A. 276.
64) Unrichtig ist freilich die Annahme von Marx Heroph. S. 60. De
Heroph. S. 84, dass Gal. X. 188 unter 6 xfi^^rixixog xb xal iiinBiQi%6g ihn
verstehe, nnd s. 184. ot kbqI xhv ^Equelcxqatov xb xal ^ÜQOtpiXov ^£ ri^MBÜxg^
mcifBQ xal nqda^Bv iSBl^afUV^ ovxBg 6oyiutxi%o£y xfxumg laxQBvovaiv ^Xxog'
ftova yccQ imxBtqovai Xoyinmg ^•SQanBVBiv oaa xmv ogyavixmv iavi ftoqCmv
tdia voai^iiaxa x. t. X. Vgl. A. 184. 166. Aber s. Gal. I. 109. 'AcxXrjmddtig . . .
'EQaa^üXQaxov ninXavr,ad'a£ (pTiCiw ' HqotpiXov yccQ noXXa €ivax6xp.rjx6xa /»^
imifaxivai^ naQhv uvxov inl xtfV xmv tpaivoftivmv i^haaiv xaxa xh %(focrt%ov
iXd'ovxa ccnoq>iqvaod-ai n€(fl xov ngayuaxog xal fiii do^aig i^Xi^üitg dnom-
üxBvacti. VIII. 929. 'HqotptXog filv ovv mg av xd x^g aladiicBmg itd^rj yqd-
tpmv X. T. X, Vgl. Plin. XXVI. §.11. sübtilioris sectae conditor. und so
ging denn auch aus dem Kreise der Herophileer die neue Schule der Em-
piriker hervor, s. A. 289.
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HerophiloB von Chalkedon. 787
obwohl er in allen Theilen der. Medicin gründlich zu Hause
war^), SQ machte er doch ihre Begründung durch anatomische
und semeiotische Untersuchungen zu seiner eigentlichen Aufgabe
und war Tor Allem^ wie schon gesagt, Epoche machend auf dem
Gebiete der Anatomie^. Seine Hauptschrift auf demselben
'^i/aroftif oder ^Avatofiia oder ^Avato^txd umfasste min-
destens 3 Bücher^''). Vor allen Dingen war er der Entdecker
der Nerven*®). Zwar behielt er für sie den alten Namen der
Sehnen und Bänder vsvQa, ohne für letztere einen neuen aus-
zuprägen, auch seinerseits noch bei^®^) und betrachtete auch
in der That Nerven und Sehnen fälschlich noch als zwei ver-
schiedene Arten derselben Gattung, aber er bezeichnete doch die
aus dem Gehirn und Rückenmark entspringenden im Gegensatz
gegen die von Knochen zu Knochen und Muskel zu Muskel
gehenden, welche die Glieder verbinden, zuerst als die Werk-
zeuge der Empfindung und Willenskraft {%QoalQa0i^Y^), Im
65) 6al. V. 879. 'Tnno%(fdTTiv xs xal JioxXia %al /I^a^ayo^ay nul ^l6-
rifiov *E(fa0iat(fax6v ts %ai *Hif6(piXov oaoi z' aXXoi xr]v ZXr^v n^qi xo öm^ia
xixvTtV i^ifiad'ov.
66) Gal. II. 895. V. 650. S. A. 87. 136. Vgl. Gal. XV. 184. iyLUBiqoi
xr^q taxoQOVfLivrig vXrjg . . . mansQ Ev^Tj^iog filv xal 'H^otpiXog dvatoiirjg,
67) Galen, fahrt grosee Stellen ans derselben an, 8. A. 82. 88, nnd hat
sie ohne Zweifel durchweg in seiner eignen Schrift nsql dvaxofunmv iyxsi-
Qi^astov (II. 215—781) benutzt. Er citirt II. 571 das 2. Buch {h avxm xovxm
ßißXim xä 9fvxiQ(p xöav 'AvttxofLinmv) ^ TV, 596 das 8. (iv x^Cxm xr^g *AvaxO'
ms)' ^^1* die folgenden Anmm. u. Galen. II. 848 f.
68) Deren Anatomie er genau beschrieb, s. Galen. VIII. 212. 'HqotpCXov
XB xal Evdr\yLov^ xmv n(f(6xmv fteO' 'ifcnoyi^dxriv vivqcdv dvatofiriv intiisXwg
yqoLtpdvxoiv, VgL A, 100.
68^) Wie dies ja freilich auch in der Folge noch fort und fort geschah.
69) Ruf. V. Ephes. de corp. hum. partium appellationibus II, 17. p. 65
Clinch, p. 184 f. Daremberg-Buelle : %axd {ikv ovv tov^'Ei^aaCaxQocxov xal
*Hq6(piXov alüd'TixiH.oc vsvi^a iativ (oder vBVQci iaxiT?)^ naxd dl 'AanXrjnidifTiv
ovdl oXag. %axd filv ovv xow 'iqctaicxqaxov diaadov ovxmv xmv vBvqmVy
ulo^xinmv xal %iv7jxi%£v, xmv (ilv atod^xiyimv, a xaxo/Xas'Tai, d^xäg BV(foig
av h fii^viyiif xwv ö'k mvTjxixav iv iyHB<pdXm xal n<XQiy%B(paXidt' %axoc 91
xhv 'HgofpiXov a (liv icxt nQoatQBrt%d, a xal ixBt xrjv ^%(pvaiv dno xov iy~
yiBifdXov xal »oorixov ^vbXov^ xal a (ihv dno 6axov slg ooxovv iftfpvBxai,
a Sl dno fivog Big (ivv, a xal ovvÖBt xä a^^a. Bei der bewegenden Kraft
seien, so lehrt er, Nerven, d. h. aber hier wohl nur oder doch vorzugs-
weise nur Sehnen, ferner Arterien und Muskeln thätig, Aet. Plac. p. 413
Diels (Pseudo-Plut. IV, 22, 8. Fseudo-Galen. Eist. phil. XIX. 318). 'Hqo-
(piXog ÖB dvva(iiv dnoXs^nst nsQl xu ooafiaxoc xtyijrtx^v iv vBVQOtg xal
60*
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788 VienmdzwanzigBtes Capitel. Die Medicin.
Gehirn beschrieb er genau die beiden Hirnhäute als Geflechte
von Arterien und Venen, die durch zarte Membrane zusammen-
gehalten werden "^^y er bezeichnete das Zusammenlaufen ihrer
das Blut führenden Verdoppelungen''^) in einie leere Stelle arn
Scheitel'*), er schilderte die jetzt so genannten Aderstränge'*),
er untersuchte besonders genau die Hiruhohlen, in denen er den
Sitz der vernünftigen Seele fand'*), und zwar besonders wohl in
dqtrjQ^atg xal fivüi %. r. X. Nach Gal. VIII. 810 lehrte er, dasB vier Kräfte
das Lehen regieren , titxaQag vtp' *HQO(pil(yo Xiysad'cci tas Siotxovaag ta
i^a 9vvä(iBig, Gal. X. 6S6 erkennt seinerseits nur drei an, die ernährende,
welche ihre Quelle in der Leber und ihre Canäle in den Venen ((plifisg),
die animalische {imtixrj) oder erwärmende, welche dieselbe im Herzen hat,
und deren Canäle die Arterien sind, und die denkende ?eele {Xoyi%rj ^z^)>
deren Sitz das Gehirn ist. Ob diese Eintheilnng, die auf Demokritos und
Piaton zurflckführt, anch die des H. und als Tierte Kraft die empfindende
und bewegende, welche in den Nerven begründet ist, von ihm hinzugefügt
war, wie Marx vermuthet, ist höchst unsicher, wenn auch allerdings die
Natur der Sache einigermassen dafür spricht und GaL VIII. 645 wenigstens
ausdrücklich sagt: *Hq6q>i>Xog (ihv yccQ q>7ioi Qoofirjv xrig %a%a r^g ocQTfj(fiag
i<oti%rjg dvvafismg ulxCav slvai CfpoSgov Cfpvyfiov, vgl. A. 95. Jedenfalls
aber unterschied H. zwei Arten der Bewegung, eine sinnlich wahrnehmbare
und eine nur durch Verstand und Vernunft erkennbare, Aet. Plac. p. 320
Diels (— Pseudo-Plut. I, 28, 6. Stob. Ekl. 1. p. 396 H. 162, 16 f. W.). "Hq6-
(ptXog Tuvijasaig tijv filv Xoytp dfa^rrjy, t^v dl aiadir^tiiv.
70) Gal. II. 719 f. ovoiid^ovci S* ot niQl tbv ^HqotpiXov avtd xoQiotidij
üvcxQifiiu^ttt, nccQOvo(idaavtsg dr}Xov6ti töiv xoqltov^ a xotg %vovy,ivotg l'^o^cir
iv %v%X(p nsQißißXrivxcci, (pXsßmv ovxa xal dQxrjQiav nXiyitaxa, Xenxoig vfiia
öwsioftivaiv. Ruf. a. a. 0. p. 35 (158 Dar.), o dl xaXwtxmv xdg noiXiag
MoQ'tv %ixmv xoQtosidrig' ^ÜQogiiXog 61 xal fLi^viyya xoQiostÖ'^ nccXei.
71) Der Blutsinus (ainus venosi), wie sie jetzt heissen.
72) Welche er ebendesshalb die Kelter {Xr^vog) nannte, und welche
noch jetzt nach ihm den Namen torcular Herophili führt. S. Gral. III. 708.
avfißdXXovai dl naxd xriv xoQVtp'^p xrjg nstpucXijg at naqdyovaai xb aifui
dtnXoaaeig x^g' ßi^iyyog slg ^j^oo^at' xivd xoiXijv olov Se^ccfisvjljVy ^v d^ xal
dl' avxo xovxo nqoaayof^tvBiv id'og icxlv *HffOt:plX(p Xrivöv,
73) Plexits chorioidei Ictterales und medius, D. h. das Geflecht, welches
durch die zum Gehirn führenden Schlagadern gebildet wird, indem sie sich,
bevor sie die harte Hirnhaut durchdringen, vielgestaltig unter derselben
spalten und reihenweise über einander lagern. H. nannte dasselbe daher
das „netzartige". S. Gal. V. 155. dXXd xal avxov xovdc xb dmtvosidlg
nXiyiia nqbg x&v dyLtpl xov ^Hgotpilov HXrfilv x. x, X.
74) A6t. Plac. p. 891 Diels (Pseudo-Plut. IV, 5, 4. Pseudo-Galen. XIX.
815). *Hq6(pdog iv rj xov iymtpdXov noiXfy fjxig icrl xal ßdaig, Tertull.
de an. 15. ctVca eerebri fundamentum (näml. principaU istud cubare), ut
Herophüus»
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Herophilos von Chalkedon. 789
der vierten im kleinen Gehirn ^^), und er entdeckte zuerst die
Röhre oder Furche im absteigenden Fortsatz des letzteren'^.
Ganz besonders verdient machte er sich ferner um die Anatomie
des Auges, über welches er eine eigne Schrift tcsqI dqtd-aXfiäv'''^
verfasste. Aus ihr stammt ohne Zweifel seine uns überlieferte
vortreffliche Beschreibung der Sehnerven^®), und nicht minder
75) Da Gal. III. 667 eagt, er scheine diese für wichtiger als die anderen
zu halten: xal olg yt tBta(ft7i ^^ ^vrrj xoiUa vsvofiKStat^ %VQUixatrjv avtriv
ilvai (paaiv avtriv ccnaamv tav xa^* oXov tov iy%ig)aXov, ^HQOcptlog filv
ov xavxTiv, dXlä xriv iv tji naQsyKstpaXidt xvffimziifav ioiHSv vjioXaftßdvstv.
Die Behauptung von Galen. III. 666 f., dass er für das grosse Gehirn den
Namen iynifpaXos behielt, das kleine aber naQsy%s(paXlg nannte {xy ita^By-
7iS(paXldi fCQog xov iyKitpaXov. ovito ya(f inaxigav xriv fLOiffav avtov xaXerv
id^og iaxl xoig ntgl xov ^HgotpiXov, xrjv (ilv ^(inQoa^sv ttS xov navxbg Svo-
fiaxi iyxicpocXov . . . t^v 9' ^ctf^ev, Sxt xijg n(f(6x7ig (p^aodffrjg xb xov nav-
xbg bvofia atpsxBQiaaa^ai dinai6xe(fov ov%ix' fiv tvQftv ^xegov ovofut xfj
7eaQsy%ecpaX£dt xov vvv Svxog) ist an sich gewiss richtig, nnr aber hat nicht
erst H. diese Bezeichnung naQsyyistpaXig erfunden, sondern schon Aristo-
teles Thiergesch. I, 16. 494^ 81 f. 496* 12 gebrauchte sie, und zwar indem
er noch dazu '^ naXovnivrj naQ6yneq>aX£g sagt.
76) Welcher er um der ähnlichen Gestalt willen den Namen Schreib-
feder {%dXafiog) gab, s. Galen. II. 781 vor den A. 60 angef. Worten: elxa
TtifOüBXi xbv vovVf onmg ttva%Xa>fiivov (iIp ccvxov (näml. xov evyknavxog ü<6-
fiaxog o fiiHQOv m^oa^Bv ^tprjfv irnftBic^ai, x^ noqoi niqccg ixov a%(oXri%OBidig)
nQocoi yvfivovad'at ovfißaivBt, xtjv onCam %oiXlav xriv xBxdffxriv, (lutctXiv Sh
KivovfiBvov üccxaKaXvfcxBa^ttt (i,hv avxrjg xb nXBtaxov fiiqog, inBivo dl q>ai-
vBod'ai^ onBQ *Hq6(piXog Bt%aitv dvayXvtp^ xceXa/EiOv, i 8iayqd<poftBv, hvxcog
ydg iati xoiovxov %. x. X.
77) Aet. Tetrabibl. p. 132.
78) Chaicid. in Plat. Tim. p. 840 Meurs. C. 246. p. 279 f. Wrobel. Diese
vom Gehirn nach dem Auge gehenden Nerven nannte er, sei es ausschliess-
lich sei es vorwiegend, itogoi „Gänge**, s. Gal. III. 818. xäv yocq inl xovg
6q)^aX(iovg dn* iy%B(pdXov %axi6vx(ov VBvgmv xmv aia9ifixi%Av , S dii %al
noQOvg mvofiatBv ^HgotpiXog x. t. X. VII. 88 f. xb dn' iyxBtpdXov %oeTaq>BQ6-
fiBvov inl xbv otp^^aXfibv vbvqoVj 8 9tj %al n6Qov ovofidiovüiv ot «epl xbv
^HqofpiXoVy ort xovxo pi^vov (pavBQOv Icxl xb xqf^fia nvBVfiaxog vndQX^^''^ bdbg
alad^txov. XIX. 80. xmv inl xovg otp^aXft^ovg vBVQ(oVy a naXovaiv *H(f6(piX6g
XB xal Evdrifiog noqovg. Da Galen, sonach bald von einem bald von
mehreren solcher von H. 91090^ genannten vBvga spricht, fragt es sich, wie
weit man sich auf die Genauigkeit seines Berichts verlassen darf, und ob
nicht vielmehr Marx richtig vermuthet, H. möge gleich Ruf. a. a. 0. p. 64
(169 f. Dar.), der ihm zu folgen pflegt, in einem weiteren Sinne die Em-
pfindungsnerven überhaupt mit diesem Namen bezeichnet haben im An-
gchluss an die ähnliche Terminologie des Aristoteles, welcher von den
Empfindungsnerven schon eine gewisse Vorahnung gehabt zu haben scheint
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790 Vierundzwanzigates Capitel. Die Medicin.
beschrieb er die Augenhäute sehr genau '^). In der Gefasslehre
beobachtete er die weit grössere Dicke der Häute Ton den Arterien
als von den Venen ^) und die abweichende Structur der grossen
vom rechten Herzen zur Lunge führenden Vene von allen
anderen®^). Am Genauesten hatte er die Leber behandelt®*).
Mangelhaft dagegen war seine Beschreibung der Herzmündungen^).
(b. darüber Susemihl Jahresber. XVll. S. 269. XXXIV. S. 31. A. 84. XLII.
S. 239. A. 18, vgl. XXX. S. 43. Rhein. Mus. XL. 1885. S. 683—687).
79) Besonders die Adernhaat, Buf. a. a. 0. p. 65 (171 Dar.), daair Sk
ccno xcäv ansatifttiifiivcaVy mg fpriciv ^HgocpiXoSf doQa fayog atccq>vXfig ofioiov,
%axans7tXsYfisvov dyysLotg und Termuthlich die den Glaskörper umgebende
Haut, die sogenannte Traubenbant (tunica humoria vitrei) und nicht, wie
Manche meinen, die Netzhaut S. Gels. VII, 7, 13. p. 279, 32 ff. sub his
(duabus tuntcis) autem, qua parte pupitla est^ locus vacuua est, deinde infra
rursus tenuissima tunica, quam Herophilus uQuivoeidfi nominavü. ea media
subsiditf sub eoque cavo continet quiddam, quod a vitri similitudine vaXoei-
dig Graeci vocant. Ohne Zweifel richtiger ist die Angabe, dass diese Be-
zeichnung „Spinngewebehaut** vielmehr der alte Name war und H. diese
Haut vielmehr mit einem aufgezognen Zugnetz verglich, Ruf. a. a. 0. p. 36
(154 Dar.). %aXsLzaL öl aQxaiov ovoiuc d(faxvoBi9qg duc Xsnt6trixa' ineiSri
öh ^HgotptXog c/xa^f» avxov dfiLq>ißXriatQ<p dvaan<o(iiv<p y ivuii xal dfktp^pXi]'
axQOSid^ TiccXovaiv' älXoi dh aal vaXosidrj dno tov vygov. — H. Magnus
Die Anatomie des Auges bei den Griechen und Römern, Leipzig 1878. 8.
80) Gal. III. 445. dXX' elg tocovtov aga dtevrjvoxsv, mg ^H(f6fpiXog dgd'mg
ictoxda^ai doiisC^ triv d^riqCav xfig (pXsßog lianXuaüxv d7toq>rjvd(ievog slvai
zip ndx^i'.
81) Er nannte sie daher arterielle Vene, dgtriqKoörig (pXiijf,, Ruf. a. a. 0.
p. 42 (142 Dar.). ^HgofptXog dl dgxriQKüdri (pXißcc xrjv Ttajuvranji' xal {t^yloxriv
xriv dno xrig naqdiag ytaXii (psgo^iivriv inl xbv nXev^ova' ^x^i yccg vmvaV'
xCcog xa uXiv^tovi itQog xä aXXa. — S. femer noch in Bezug auf den Embryo
Soran. a. a. 0. p. 69 f. Dietz. GvynByiQixcci dl xov dgid'ii^ov dyysLav 9vo q>Xf-
ßmSav xal ovo dgxTjQmVj St' mv slg ^gitffiv vXt^ atfiaxinri %al nvsvfucxixr^
naga%ofi£isxai xoCg iußgvoig. iiupvsad^ai dl xavxa *Efi,it6do%Xvjg ftlv eig x6
r^nag ohxaij ^aidgog öl slg xrjv %agöiav ^ ol Öl noXXol xdg tpXißag (ilp eig
xo ^nag ogSvxai^ xdg öl dgxrjgiag ttg %agöiav, *Hg6<ptXog öl xdg (pXsßag
filv zig X7JV %oCXiiv (pXißUy dgxrigiccg öl slg xr^v xgaxBtav dgxriglav^ xriv naga-
xblvQvaav xoig anovÖvXo^g, ngo öl xi}g elg cc&xijv ifKpvaemg nagd xr^v xvaxtv
avxdg nXayiotpogsiad-ai nag* i%axsgag nXevgdg' Evörifiog öl dnXmg %axd
tov ifißgvov (prjölv ofitpaXbv owdysc^ai xd dyyeia^ ndvxsvd'ev öiaXvscd'ai
ngog xd naivd xigaxa xdxca xov öiacpgdyfiaxog.
82) Galen. IL 570 f. giebt seine Beschreibung derselben mit seinen
eignen Worten wieder.
83) Und in den nervenartigen Fäden (vsvgmöetg öuxtpvüsig), die er im
Herzen fand, sind keine wirklichen Nerven zu erkennen, sondern nur die
Enden der zu diesen Klappen führenden Häute. S. Gal. V. 206. ifiol filv
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Herophilos von Gbalkedon. 791
Seine zweite Hauptentdeckung aber bestand darin, dass er zuerst
die Venen des Gekröses, welche in die Leberpforte übergehen,
von denjenigen Gefässen unterschied, welche in drQsenartigen
Körpern des Gekröses endigen^). Er war also der Entdeckung
der Chylos- oder Milchgefasse bereits vor Erasistratos sehr nahe,
Ueber die Drüsen, besonders die Speicheldrüsen und das Pankreas
stellte er zuerst genauere Untersuchungen an®^). Der Zwölffinger-
darm erhielt von ihm diesen Namen ®^. Die Samenbildung und
den Bau der Genitalien bei Mann und Weib untersuchte er gleich-
falls sehr eingehend, und zwar auch am menschlichen weiblichen
Körper ^^, und daher beschreibt er denn auch im Ganzen die
des letzteren richtig ®®). Aus der Osteologie wissen wir wenig
SoHSi tag vno ^HgotpClov vsvgmdsig 9iaq>vasis <ivofuia(iivag avtas ov vevffto-
dsiSi <^ilX' ayviK^ff elgrinsvai vevqa. ni^ata d' iatl ravta vwv inl tots
at6fiaet trjg na^SCag vfiivmvy vnl^ oav 'Effaaiarqazog iilv diiQißcig iy^afpsv,
^HQotpiXog 9' dfieXmg. Ob die Venen ans der Leber entspringen, bezweifelte
er, Gal. V. 648. dno(fsiv IuIq d^xrig ig>7iaev . . . *Hif6g)iXog. Die Herzohren
rechnete er mit zum Herzen nnd nicht zu den Gefässen, Gal. ü. 624. a/yjf-
astat Ss xal ort rd tjjg xaffäiag ixa tmv nodtmv avr/jg intog iativ. tl dk
tig avtd iiifff) vov cnldy%viyi) ^ifievogf Saneif ^HqotpiXog, inl nXiov i^iteivs
zov d(f id'fiov t&v atoftarmv^ nal tuvffj do^si duxfpmvsiv 'EffaciöZQatip tB xal
rjfLiv 6lqri%6at> d' tu ndvza Blvai cz6fULza zmv Ttazd zijv %aqdücv dyysitov
zsztdgotiv,
84) Gal. III. 835. ng&zov (ihv ydg navzl zm fisasvtSQÜp (pXißag inoitjasv
(uäml. rj (pvcig) Idiag, dvans^nivag avzmv z^ ^giiffti zmv ivziQoavy (irj negai-
ovfiivovg slg to ^imcQ* mg ydg nal ^HQ6(piXog iXsyaVy slg ddBvmdrj zivd
acifiaza zsXsvzmatv ccizcci at (pXsßsg, zmv aXXmv axacmv inl zag nvXag
dvaqjSQOiiivmv.
85) Gal. IV. 646. nsifl mv däivmv ov afn,%Qd ^rizriaig yiyovB zoig dva"
TOfiixotff dno *Hgoq>CXov zs %al Evdrifiov z^v difxriv Xaßovaa,
86) Gal. II. 572. fiBzd dh zavzriv SmdB%oidd%zvXov oveav z6 fi^HOff, mg
'HgoipiXog dXrj^mg iqtri x. t. X. 780. r^v SmdBnaSdnzvXov vno ^HgotpCXov tukXov-
fiivTjv ^%(pvaiv.
87) Gal. U. 890 (s. A. 192). 895 (s. A. 2).
88) S. GaL IL 896. 897. 150. Soran. b. Oribas, XXIV, 81 u. a. a. 0.
p. 9 Dietz. Seine Schüdemng der Eierstöcke theilt GaL IV. 596 f. wiederum
wörtlich mit. Desgleichen legte er dar, wie aus dem Blute der zu den
Hoden führenden Gefässe der Same in letzteren erzeugt und durch die
Nebenhoden und den Samenstrang i^ogog anBgfiMzmog) in die Samenbläschen
geführt wird, s. Gal. IV. 566 xal h noQog b anegfjLazi%6g ^ . . . ivzBv^sv
dQVOfisvog zriv yoviiv inl zr^v i%(pvciv dvatpigst zov aldoiov, xal did zovzo
olpLai xal ^Hg6(pyXov olrjdijvai, (ifidiv zi (liya avviQydisod'ctt z^ ysviai zov
antQuazog. 582. ^x zavzTig (näml. diSvpUSog) Big z6 onBQfuxztuov dyyBiov, ov
nugaczdzriv TttgcoBtS-^ z6 ngog reo %avXm fiigog ^HgotpvXog mv6ficcaBV, dfucQ'
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792 Viernndzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
von ihm®^), dagegen kennen wir seine Lehre von den Träumen^
und vom Athmen^^). . Wie es scheint, erkannte er im Gegensatz
zu Praxagoras richtig, dass anch die Venen Blut enthalten und
es vom Herzen ziehen^), und während Praxagoras geglaubt
hatte, sie pulsirten von selber, erklärte er vielmehr, dass sie
diese Kraft des Ausdehnens und Zusammenziehens ihrer Häute
gleichfalls vom Herzen empfangen ^^). Und von hier aus ward
xdv(ov fisv xal avrög, oxi rm a7fSQfiocTi%m nXiov tj toCg OQxectv dva<pi(fsi z^g
xov anigfiaxog ysviastog x. t. X. Die EDtstehnng des Samens und ebenso
der Milch ans dem Blute erklärte er theils anatomisch, theils physiologisch,
s. Octay. Horatian. Rer. medic. lY. p. 102. Argentor. (1682) abgedr. bei
Marx Heroph, S. 87 f. De Heroph. S. 117. A. 1.
89) Nämlich nnr, dass er das Zungenbein naQaotccTrjs genannt habe
(Poll. II, 4. Ruf. p. 87 — 146 Dar.) und das Wadenbein nsquig (Ruf. p. 33
= 149 Dar.).
90) Aöt. Plac. p. 416 (Pseudo-Plut. IV, 2, 8). "HQ6(paog tmv ovsCi^mv
tovg ftiv ^Bonifintovg xar' dvccyxriv ylvsad'aiy rovg Sl (pvat%ovg dvfi3nlih'
noiovfiivrig ^vxijg to cvfj^tpiQOv aitij xal x6 ndvttog iaofievoVf tovg Sl tfvy-
Ttgaiiccttiiiovg '{n9Bv(iati%ovg? Diels, aber dies ist schwerlich die richtige
Heilung, vgL A. 91) [ix tov ctvtofidtov] xav' BldtoXonv ngöcfermaiv, otetv a
ßovXotte^a ßXinmiisv^ mg inl xmv xdg igmfiivccg OQtovxmv iv vjcvip yhBxat.
91) A3t. Plac. p. 418 f. (Pseudo-Plut. IV, 22, 8). Er erklärte dasselbe
durch einen natfirlichen Wechsel von Zusammenziehung {cvatoXri) und Aus-
dehnung ißiaaroXri) der Lunge, indem sie vermOge der ersteren zunächst
die Luft einathmet, dann vermöge der letzteren dieselbe in den Thorax er-
giesst, vermöge der ersteren wieder von da aufnimmt und vermöge der
letzteren wieder ausatbmet. Femer lehrte er, die Bewegung des Embryo
sei eine mehr allgemein physische, durch die vsvqa vermittelte und nicht
eine pneumatische (durch das Athemholen bedingte?) Bewegung, und der-
selbe werde zu einem animalischen Wesen erst, nachdem er, zur Welt ge-
bracht, etwas Luft geholt habe, Agt Plac. p. 426 (Pseudo-Plut. IV, 16, 6).
*Hff6q>iXog nlvriaiv dnoXelnsi (pvai>%riv xoCg i(i§Qvoig, o^ nvBviiatiKi^v' Ttjg 9}
mvi^asoag atxuc vfVQW xoxe di ima ylvBC^ai^ Sxav nqoxv^ivta ngoaXdßr^ xi
xov dsQog,
92) Doch bestritt er noch nicht gerade, dass sie auch Lebensluft oder
warmen Lebensgeist (nvsvna) aufiiehmen, s. Gal. IV. 171 f. ma^' oxav dno-
^<J5(rt, nmg slg SXov x6 amfia nocQo, xrig nagÖUtg noftta^i^osxai, x6 nvsv^
n87tX7j(f<o(ieva)v cctiiaxog xmv dffxriqimv^ ov x«^^^^^ iniXvoais^m xr^v dnoQitcp
avxciv fkrj niiunsc^ai tpdvxag^ dXX' fXx^ff^a», fti^x' in %aQ6ir}g fiovrjgj dXld
navxaxo^ev^ wg *HQotpCX<p xe %al nqo xovxov Tlqaiayoq^ xal ^Xoxliuo
xal zJiouXbi %al nXBiatovC%m xal ^InnonqdxBi xal y,vq{oig ixigoig dgianet.
üeber die Pneumalehre der Alten s. Siebeck Gesch. der Psychol. I, 1
S. 180—160.
98) Gal. VIII. 702 f. ixt, Ös fiB^tfov aXXrj duetpoqd xotg UcxQoig ix^ncclttiov
nsifl xmv dQxrjQtöiv iyivBxOy xivmv fthv tiyovftivav avxäg i| iavxmv atpviBiv
ovfLffvxov ixovcag 6(ioimg xfi yiagdi^ xr^v xotavx-qv övvafiiv^ cov i<n^ xal •
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Herophilos von Chalkedon. 793
er denn der erste Begründer der Pulslehre ^), welcher voll und
ganz den kolossalen ärztlichen Werth der Beobachtung des
Pulses erkannte^ und er scheint auch die Lehre desselben, welcher
er eine eigne Schrift itsgl 6q)vyiiäv in mehreren Büchern®*)
UgaiayoQug, hC(ov d\ otpvistv filv avtov (jocvtocg?) tov ;i^irc5yos a'ötmv dtaazstko-
ftivov X6 xal üvazfU.o(iivoVf nccd'dnsQ ij nagdüc, tijv Svvaiii,v 8h ov% ixovamv
avfifpvtoVf Tj tovTO dgmiSiVj dXXa nagd Ttagd/ag Xocfißccvovawv ^ rjg yvoofirig
ix^xai xorl 'HgocpiXog, Doch trügen auch noch andere Umstände zur Ent-
stehung des Pulses bei, 744. insi9r^ %al älXa xivd avvxsXeip slg triv tmv
atpvyfiwv yiveaiv 6 *HQ6(fiXos avxog (p7j<n xal ndmtg ot dit avxov xXi^^eV-
xtg *H(fO(pÜ.6ioi>.
94) Denn so hinge man glaubte, dass die Arterien nar Pneoma und
keine Säfte enthielten, war auch keine Einsicht in den Zusammenhang
ihres Pulsirens mit den übrigen organiBchen Vorgängen möglich.
95) Gal. Vni. 966. t^C Xi^emg . . . iv x^ ngoatco [nsgl] xAv ^HqotpCXov
nsQl öffvyfioiv yBygafifiivrjg, 724. iv dgx^ xoii nqmxov nsgl üq>vyficow.
Vgl. 716. iv dgxv ^^^ ^^Q^ a(pvyfi6v ngayfuxxs^ag, 726, wo die Qegenschrift
des Herakleides von Tarent erwähnt wird, s. C. 84. A. 47. Eine eigne
Schrift über dies Werk des H. verspricht Gal. IX. 279. idC^ ygdipofitv
vnhg xrig Hgoq>CXov mgl xovg a<pvyfU)vg xixvrjg. Aus den erhaltenen Arbeiten
desselben lässt sich leider nor unvollkommen erkennen, was schon dem R
nnd was erst dem Gal. angehört. Die Bezeichnung ntpvyyioC in dem von
da ab gebräuchlichen Sinne (über die ältere, von Erasistratos beibehaltene
Anwendung dieses Wortes s. A. 162) übernahm Ersterer von Praxagoras,-
ä. Gal. yni. 498. ^ 81 Jlgcc^ayoQov X8 xal ^HgotpCXov ZP^aiß hi xal slg
xoSt %qocxeS. atpvyfiov ydg ovxoi> ndaav dgxrjgiÄv mlIvticiv trjv alad^xriv
naXovatVy aber im Gegensatz zn diesem legte er dar, dass diese Oscillation
der Arterien etwas von dem Zittern, Krampf, Zucken anderer Eörpertheile
und wohl auch vom Schlage des Herzens specifisch Verschiedenes sei, Gal.
VlII. 723. O'ö fffitx^a d' dvxiXoyia ntgl xüiv na^mv xovxtov yiyopep *Hg(h-
KpCXta ngog xov dtddanaXov IJga^ayogav ov% og^mg dnoq>rjvdf/kivop dgtrjgimv
nd^og flvai xal naXfidv xal xgofiov xal cnctafiov, o^ yivei Siutpigovxa xrig
afpvyfiddovg iv avxo£g mvi^asiog, dXXd (isyid'si x. t, X, Im üebrigen behielt
er die Definition des Prazagoras bei (s. o.), Puls sei jede fflhlbare Bewegung
der Arterien, jedoch mit dem Zusatz: auf welche sich die Diagnose der
gegenwärtigen und die Prognose der künftig^en Zustände begrfindet, so je-
doch, dass wir zu diesem Zweck des Pulses am Herzen, am Gehirn, an
den Hirnhäuten nicht bedürfen, s. Gal. VIU. 717. q>cc^st€ci ydg 6 dvrig ovxog
anaaav dgxrigiiav nCvriaiv^ fjv bgmfisv l| dgxrjg rifiiv ^atg tiXovg ^ndgxovQuv,
ovond^siv 6(pvyfi6v, i^ ai xal xdg diayvmang x&v nagommv xal xdg ngo-
yvtoe^ig x&v icofiivcov noiovfiBi^cc, uriShv xov %axd xiiv xagSüip rj xov iy%i-
tpaXov jj xdg fij^viyyag Ssofisvot 0<pvy(iov, Abgesehen von der Ordnung
(xd^ig) und Störung (aTa£^), Gleichförmigkeit {onaX6xrig) und Ungleich-
förmigkeit (dvtofutXia)^ in Bezug auf welche er von einem gemsenartig
springenden (ßogxadCtatv) Pulse sprach (Gal. VUI. 556) und vermuthlich
noch von manchen anderen Unterschieden, die Gal. IX. 80—85 entwickelt,
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794 Yieruadzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
widmete^ im Wesentlichen bereits so weit zum Abschlösse ge-
bracht zu haben, wie es überhaupt im Alterthum geschah. Ganz
besonders eigenthümlich ist seine Theorie vom Bhjthmos des
Pulsschlags ^^), welche mit Recht viel bewundert ward, nachmals
freilich auch vielen zu subtil erschien ^^. Die allgemeine Patho-
logie und Therapie behandelte er in seiner Schrift über die
Krankheitsursachen, tcsqI airicov^^). Im Gegensatz zu Erasi-
bezeichnete er als cUe Hanptanterschiede der Palsarten Ümfimg, Schnellig-
keit, Heftigkeit nnd Rhythmos, s. Gal. VIII. 692. o dh "HQüipUag xara
yivog tag aXXag dicKpo^ag x&v otpvyii^v in^'ifuvog ovtiog' ft^iys^g "^^Z^
o(podQ6 TTjg (v^fiog. davivyatg %ax' tläog td^ewg iiivi^üdjj %al dta^iag ofut*
loxTJtog XB %ctX dvmfuaXiag , vgl. 858. tamg ydff xal o xov naMg vnh^ xov
avftfisxQOP iaxiv. *H^6(piXog yovv nozl filv svfisyid'rj xov Cfpvyfiov xovxov
ovofid^eL, - 966. (iriSafiOv ZQfixai xgbg (ir}Ö8V ^H^otpiXog x^ nX'qqBi fftpvyfia,
976 f. iaxi %al xr^v yuxxd nXtiQoxrjxa 9i.a(po(fdv vnaQXOVüctv . . . yi¥na%£69-at.
Als Ursache ^er Heftigkeit bezeichnete er die Stärke {(nofiri) der ani-
malischen Erafb in den Arterien, Gal. Ylll. 645, s. A. 69.
96) Die Znsammenziehnng der Arterien betrachtete er nämlich als ihre
eigentliche Eraftänsserung (ivBQyeui), ihre Wiederausdehnung als die Rück-
kehr in den natürlichen Znstand (Gal. YIII. 747. idv yd^ d%^6g srnixtu
xoig *HQO€pä,ov doyyMaw^ ij cvaxoXri filv ivi^ysia xmv dQxrjQimv iöxiv, ij dia-
axoXij dh Big xrjv oUs^ccv xal (pvai^iriv naxdaxaaiv xov ümfuitog uvxmv htd-
vodog)f dergestalt dass zwischen beiden jedesmal ein Moment der Ruhe
liegt nnd der ganze Prozess also ans yier Momenten besteht (Gal. YIII.
908 f.), nach jetzigen Begriffen, so bemerkt Marx Heroph. S. 96. De Heropb.
S. 126. A. 3, Einströmen des schwarzen Bluts in das rechte Herz, Hinanf-
getriebenwerden in die Lnnge^ Rückkehr des gerötheten in das linke Herz,
Aasgetriebenwerden in die Aorta, und so sah er denn nnn mit Yollem
Recht die Systole als die Hebung und die Diastole als die Senkung an
und mass danach den verschiedenen Rhythmos des Pulses je nach den Ter-
schiedenen Lebensaltem und Eörperzuständen bei Gesunden und bei Kranken,
Gal. YIU. 911 ff. IX. 278 f. 464 f. Censorin, D. N. 12, 4. Marcian. Cap. IX.
§. 926. p. 848, 3 f. Eyssenh. vgl. Achill. Isag. p. 13^. Yitray. I, 1.
97) Plin. XI. §. 219. arteriarum puUus . . . descriptus ab Herophih
medicinae vate miranda arte nimiam propter suptüücUem desertus, XXIX
§. 6. omnis eaa (acholas) damnavü Herophüus in musicos pedes venarum
pulsu discripto per ctetatum gradus, deserta deinde et haec secta est, quo-
niam necesse erat in ea litter<x8 acire.
98) Aus welcher Apollonios von Eition im 3. B. ns^l a^Qtov ein
längeres, zuerst aus ihm von Ant. Cochi Dell' anatomia, Florenz 1746. 4.
bekannt gemachtes Bruchstück aufbewahrt hat. Es ist abgedruckt bei
Marx Heroph. S. 101 f. De Heroph. S. 134 f. A. 3. Yermuthlich standen
zum Theil in ihr auch seine allgemeinen Aeusserungen über das Wesen
und den Werth der ärztlichen Kunst, wenigstens zum Theil jedoch waren
sie YieUnehr in seiner Diaetetik enthalten, Sex. Math. XI, 60. ^HqotptXog dh
iv Tcj JtatXTixtnm xal aofpCav fpr^clv dvBnidBi^xxov %al xixvrjw adtiXov nal
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HerophiloB yon Chalkedon. 795
Stratos, der nach der entgegengesetzten Seite viel zu weit ging^^),
blieb er der hippokrateischen sogenannten Humoralpatbologie
treu, indem er die Krankheiten als Leiden der Säfte ansah ^^).
Trotz diesen seinen Untersuchungen über die Entstehungsgründe
derselben legte er indessen seiner ganzen Richtung gemäss viel
mehr Gewicht auf die Feststellung der Thatsachen als auf die
Erklärung der Ursachen *^). Eine um so grossere Bedeutung schrieb
er der Unterscheidung der wahrnehmbaren Zeichen der Krank-
heiten^®^), also der Semeiotik und Prognose zu. Hieher gehört
ausser jener seiner Schrift über den Puls auch sein vielfach
laxvv avaymvictqv %al nXovxov &xqsiov xal X6yov dSvvcctov vysCaq dnovarjg.
In diesen Aeossernngen zeigt sich manchmal seine etwas spielende Vorliebe
für die Dreitheilnng, welche bei diesem sonst dem allgemeinen Theoreti-
siren ziemlich abholden, ja selbst übermässig abholden Manne ein recht
auffallendes Beispiel für die Widersprüche in der menschlichen Natur ist.
S. Gral. XIV. 688 f. ^Ilgotpilm Ss (nämL SoKst) ort fer^tHi} iaxiv iicufti^ftTj
vyisivcov %a\ vocad^v %€c\ ovdstsQcov. rifimv ycc(f tovtcap yvmaiv fx^i x. t. X.
VI. 388. el äl xal t(fitri xtg iint> duk^^oig <r(0(LNxrog, r^v ot mql ^HqotpiXop
ovSstfQav ovoftdiovci. XI. 421. tgixo^s Sl tmv ovdsxiqayif XByo^ivmv^ AanBq
xal ^HqotpiXoi dtjjQSizo, z£v (ilv xA fiexixBtv tmv an(poxeQ<ov tmv ax^oy,
zmv dl xm firidsteQov, xav öl vvv likv xovde vvv d\ xovÖe.
98^) 's. A. 160. 161.
99) Geis. I. Prooem.' p. 3, 21 f. 8% in humidis omne Vitium est, ut Ilero-
philo Visum est. Pseudo-Qal. Intr. XIV. 398 f. oV {ilv fUvois xoCg X'^f^^S '^^^
xs %axd (pvaiv xrjv cvaxaaiv xal rmv nagd (pvciv xijv alxiav dvi^eaav^ dtg
riQa^ayoQtts xal *Hq6(piXoq, Defin. XIX. 891. voarjfia , . . ot ^HqofpiXeiot
ndd'og Xsyovaiv sivai x6 dvaXvxov xal dnivtixov ov rijy alxCav iv vy^oig
slvai. Vgl. auch Soran. a. a. 0. p. 212 Dietz. Ueber die Frage, ob es be-
sondere Frauenkrankheiten gebe, s. Soran. p. 210: xtvlg öl (irj ylvte^ai,
xa^dnBQ %axd tovg nXelaxovg *B^aaiaxQaxog xal 'HgotpiXog x. t. X,
100) Und trotz seiner Schrift über die Ursachen der Krankheiten. So
machte er die glänzende Beobachtung, dass bei gewissen Lähmungen nur
die Empfindung, bei anderen nur die willkürliche Bewegung, bei noch
anderen beide aufgehoben werden, yerfolgte sie aber nicht weiter, was
Galen, mit Recht bedauert, VIII. 212. ddLOifiaxov dl xovxo xaxaXsitp^lv vip*
^HqofpCXov xs xal EvdtjfioVj xmv TtQtoxotv fisd"* ^InnoiiQdxriv vsvfftov dvaxofiriv
iniftiXcäg yQatffdvxcav (vgl. A. 68) ov afiixQav fiJTijaii^ %a(^io%B xoüg laxqoig^
oniog iviai yilv xmv naQaXvasmv aÜad'riaiv iiovipfy iviai dl trjv ngoaiQSxixrjv
xivrioiv^ iviai dl dfHpoxsQug diatp^iiqovai.
101) GaL XVill^ 12 ff. (und nach ihm, s. A. 102, Stepbanos yon
Athen) tadelt freilich seine Unterscheidung von nqoyvtootg und nQoqgriatg
wohl nicht mit Unrecht als sophistisch (13. ot dl negl xov 'Hf^otpiXov xriv
{tlv nqoyvmGiv xb ßißaiov ix^iVj xriv n^oggriaiv d* ovxixi x. x, X.), In der
Würdigung und Deutung dieser Zeichen war er vielfach anderer Meinung
als Erasistratos, Sex. Math. VIII. 188. 219 f.
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796 Vierundzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
polemischer Gommentar zu den pseudo-bippokrateiscben
ITq oyvmarixd ^^^. Lebhaft angeregt durch die neuen Erkenntnisse,
welche die Züge von Alexandros dem Grossen in allen Reichen
der Natur erschlossen hatten ^ machte er sich auch um die Er-
weiterung der Arzneimittellehre sehr verdient ^^). Er legte, auch
hierin im Gegensatz zu Erasistratos, einen sehr hohen und viel-
leicht zu hohen Werth auf Arzneien ^^). Seine Anweisungen zu
ihrem Gebrauch gab er in seinen therapeutischen Schriften**^).
Dass er indessen auch nicht alles Heil von ihnen allein erwartete,
erhellt daraus , dass er auch über Diaetetik eine eigne Schrift
^tacrrjttx6g verfasste^^ und einer der gründlichsten Kenner
der Gymnastik war**^'). Dem Gebiete der speciellen Therapie
102) Gal. XVIIlb. 16 f. xaAZtw ovv fioi donei . . . iittacat . . . av^ig
inl axoXrJ9 nX^lovog iv Stigi^i ngayfiaxsfy (ob 6a1. wirklich daea g^elangt
ist eine solche zu schreiben, wissen wir nicht) xal dtcta%ift>aa^ai nsgi
tmv *HQOtpCkov nqh^ xo nQoyvajoxinhv ^InnoKgdxovg avxBiQrjiiivmv, CaeL
Aur. M. Chr. IV, 8. p. ö36. libro quem ad HippocrcUia Prognosiicwn
scripsit. Stephanos von Athen (im 7. Jahrh.) hat ihn sicher nicht selbst
gelesen, sondern was er (bei Dietz Apollonii Citiensis, Stephan! etc.
scholia in Hippocr. et Gal. I. p. 61) anführt, hat er offenbar aus GaL
XVIIP. 12 ff., 8. A. 101, vgl. p. 78 unten: hsgoi öl liyovai, x. t. X. mit
Gal. a. a. 0. 17 f.
108) Plin. XXVI. §.11 will freilich nicht viel davon wissen.
104) Cels. V. Praef. p. 161, 4ff., «. A. 166. Er bezeichnete sie in rich-
tiger Anwendung als „Hände der Götter", s. Gal. XII. 966. olov nsg ^-läv
XBiQ€C£ ilvai, xoc (pägfianct, Flut. Qu. sjmp. IV, 1 , 8. 668 G. xäg ßtxffiluuts
xal dXsiiq>aQfi.oi%ovg i%e£vag öwdiisigy ag ^•emv x^tgag tovofiaitv ^6 'Hgo-
(piXog ^^y 'Egaaütxgaxog öiTiXsyx^ ^- ^- ^m b. A. 166. Scribon. Larg. de
compos. medic. Praef. z. A. inter maximos quondam habittis medicos Hero-
phüua . . . fertur dixisse medicamenta divinum munus (divtim manus ?) esse. Er
überschätzte die Macht derselben wohl entschieden einigermassen, Plin. XXV.
§. 15. inde et plerosque ita video existimare nihü non herhairum vi effici posse,
sed plurimarum vires esse incognitas, quorum in numero fuit Herophüus elc.
Auch drastische (s. Plin. XXV. §. 68. Herophili . . . qui heHleborarum [näml.
drcichmcis'] fortissimi dueis simüitudini <iequab<U) und zusammengesetzte,
deren wir noch zwei von ihm kennen (Gkil. XII. 848. A5t. Tetrabibl. II, 6, 46.
p. 182 b), wandte er an.
105) Gal. XI. 795. 17 9h nXeictri xmv (pagfiocnav XQ^^^^ ^^ cevxaig xaig
d'sgccTctvzixdcCg ngayftaxsiaig vno xs x<op naXaiav yiyganxat %a\ ngocixi
xmv vsmxigoav dndvxmv axsö6v" aal yocg ngog *Inno%gdxovg sCgrixai noXXa
xorl ngog Evgvq>civxog xal Jisvxovg xal JionXiovg xal JJXstexovUov nal
Uga^ayogov xal ^HgotplXov x. t. X. Eine besondere Vorliebe hatte er fi1r
vegetabilische, s. A. 104.
106) S. A. 98.
107) Gal. V. 879, s. A. 166.
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Herophilos von Chalkedon. 797
gehörte seine Scbrift Heilungen in mindestens 2 BQchern
an^®^). In der schon genannten nsgl alttäv waren übrigens auch
wundärztliche Fragen behandelt ^^^). Geburtshülflich war das
Hebammenbuch {MaLortx6v)^^^)y und auch auf diesem Gebiete
leistete er, wie es scheint, Grosaes'^^). Endlich schrieb er auch
noch .einen Commentar zu den pseudo-hippokrateischen
Aphorismen^^^), eine Auslegung der ykäaaat in den so-
genannten hippokrateischen Schriften*^^) und ein Buch
108) Cael. Aar. M. Chron. II, 13. p. 416. libro primo Curationum, vgl.
A. M. II, 6. p. 84. II r, 8. p. 212 (an anderen Stellen berichtet er leider nnr,
was er in diesem Buche vergeblich gesncht hat). Den plötzlich ohne er-
kennbare Ursache eintretenden Tod erklärte H. ans Herzlähmung (Cael.
Aur. M. Chr. II, 1. p. 348), und das Zittern (naXuog) bezeichnete er als
ein Leiden der Muskeln, den Krampf (xQOfiog) als eines der vsvQUy Oal. YU.
594. 606. üeber seine Lehre yom Starrkrampf und seine Behauptung,
Zahnausziehen könne den Tod bewirken, s. Cael. Aur. A. M. I, 8. p. 212.
II, 4. p. 375, über seine Behandlung von Schwindsucht und Blutspeien (er
gab bloss etwas Gesalzenes mit Brot und Wasser) Gal. XIV. 444. Den
Aderlass wandte er mehrfach an, 'wiederum im Gegensatz zu Erasistratos,
s. Gal. XL 163, vgl. A. 165. Bei Blutflüssen hielt jedoch auch er sich an
das Mittel des Chrysippos, das Binden der Glieder, nur dass er es an
Kopf, Armen und Schenkeln vornahm, Erasistratos mehr an den Achseln
und Weichen, Cael. Aur. M. Chr. II, 13. p. 416, vgl. A. 166.
109) Auf die Wundarzneikunst bezieht eich jenes (s. A. 98) von Apol-
lonios aus Eition aufbewahrte Fragment aus dieser Schrift. Von seiner
Behandlung der Geschwüre spricht Gal. X. 184, aber gleichwie von der
des Erasistratos ungünstig.
110) Soran. de morb. mul. p. 100. 211 Biet?. Vgl. A. 286 »>. 264. —
Bemerkungen und Lehren von ihm über Frauenkrankheiten und Behandlung
der Schwangeren und Wöchnerinnen s. bei Soran. a. a. 0. p. 21. 23. 24.
122 f. 210.
111) Er gehörte zu Denen, welche unter Umständen zur Tödtung des
Fötus schritten mittels eines eignen Instruments, Tertull. de an. 26. at quin
et in ipso adhuc utero infana trucidatur necessaria crudelitate, cum in exitu
obliquatfM denegat partum: matricida, ni moriturus, itaque et inter arma
medicorum et organon est, quo prius patescere aecreta coguntur tortili tem-
per amento, cum anulo cultro, quo intus memhra caeduntur anxio arbitrio,
cum hehete unco, quo totum facinus exirahitur violento puerperio, est etiam
aeneum spiculum, quo iugulatio ipsa dirigitur caeco lairocinio: ififigvo-
(pQciiitriv appellant de infanticidii officio, utigue viventis infcmtis perempto-
rium. hoc et Hippocrates habuit et AscUpiades et Erasistratus et vivorum
(s. A. 11) quogue prosector Eerophilus et mitior ipse Sorcmus, certi animcU
esse conceptum atque ita miserti infelicissimae huiusmodi infantiae, ut piius
occidatur, ne viva lanietur.
112) Gal. XVm» 186 f. 113) Gal. XIX. 64. Erot. 37, 9.
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798 Vierundzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
wider die gewöhnlichen Vorurtheile {jcgbg rag xoivag
do^agy^*). Und so bewährte er denn in allen Theilen seiner
Wissenschaft das vielleicht von ihm herrührende Wort, nur Der-
jenige sei ein tüchtiger Arzt^ welcher sich gleich vollendet zeige
in der Theorie und in der Praxis ^^^), und mit Recht galt er
neben Hippokrates wohl als der bedeutendste Arzt des Alter-
thums^^^). Seine anschauliche Symbolik in den von ihm neu
ausgeprägten anatomischen Eunstausdrücken zeigt ein Element
von poetischem Geiste; indessen seine Darstellang ist schlicht
und einfach; seine Sprache entfernte sich freilich schon erheblich
vom reinen Attisch^*'').
Erasistratos^*^) von lulis auf Keos^*^) war ein Sohn des
Kleombrotos und der Kretoxene, einer Schwester des Medios*^),
und Schüler des Metrodoros^*^), nach Einigen auch des Theo-
phrastos ^*^), und gleichwie Medios und Metrodoros ihrerseits
Schüler des Chrysippos gewesen waren ^^^), so nahm auch er
114) Soran. p. 21 Dietz.
115) Psendo-Galen. Defin. XIX. 356. tiXsiog htiv Utri^og 6 iv ^stogia
%al ngd^si anriQtiaftipog.
116) Cell. I. Prooem, p. 6, 25 f. cur enim poHus aiiquis Hippocraü
credat quam Herophüo? cur huic potius quam Äsclepiadi? Scribon. Laig.
a. a. 0. (s. A. 104), vgl. Plin. XXV. §. 16. clarus medicina (unmittelbar
nach den A. 104 angef. Worten).
117) So dass Galenos XVIIP. 14. ot «f^l xhv "Hq6(piXov avxol . . •
nXsiata ßuqßa^i^ovTBs sie, freilich übertreibend, als barbarisch bezeichnet —
Plinius nennt ihn als Quelle Ind. XI.
118) Hieronjmi Dissertatio exhibens Erasistrati Erasistrateonimque
historiam, Jena 1790. 8. F. H. Schwarz s. A. 66. Rosenbaum Art
Erasistratus in der Encjkl. y. Ersch u. Gruber (an den ich mich meistens
anschhesse).
119) Strab. X. 486. Steph. v. Byz. 'lovUg. Kia>s. Suid. (s. Ä. 120).
Argum. Theoer. XI (s. C. 4. A. 11). Pseudo- Galen. Introd. T. XIV. p. 683
(wo sonach K'^iog statt Xiog zu schreiben ist). Ath. XV. 666 e f. (s. A. 171)-
120) Suid. 'EQaaiatqatog '/ovilnjnjt an' 'lovXldog n6Xsoag Kita %fig vijisov.
igrifiazi^ei ovv Ki^iog vtog KQTito^ivrjg r^g Mtiöiov zov iatqov adeXfpijg %al
KX80(ip(^6xov,
121) S. A. 30.
122) La. Di. V, 67. d%ovüai. d' avtov (näml. Ssofpqdüxov) %a\ Egafi-
axQcczov xov laxgov bIüiv oi Xiyovai^ xal xovxo stnog. Galen. IV. 729. ^av-
(kdim d' vfimv^ co 'Egaaiaxgcixsiot^ vmg äv vfivovvxsg IxaffroT« xop 'Egaci-
axgaxov xd x' aXXa %al mg Seotpffdctco evvsyivBxo. Wie Bosenbanm
a. a. 0. S. 161. A. 5 behaupten kann," dies solle nur heissen, er sei ein
Zeitgenosse des Theophrastos gewesen, ist unbegreiflich.
123) S. A. 32. 33. Eine arge Confusion findet sich bei Plin. N. H. XXIX
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ErasistratoB von Julis auf Keos. '799
vielfach die Grundsätze des Letzteren an^^). Von seinem Leben
wissen wir wenig. Er soll weite Reisen gemacht haben nnd
sehr belesen im Homeros und in den sogenannten hippokrateischen
Schriften gewesen sein ^*^\ Ferner berichtet eine bekannte Sage ^^^,
§. 6: e^D Ghrysippo discipülus eius ErasisWatus Arütoielis fiia gemtus, näm-
lich, wie schon Rosenbaiiina.a. 0. S. 161 bemerkt hat, eine doppelte
Yerwechselnng, indem einmal Metrodoros, der Mann von der Tochter des
Aristoteles, aus dem Lehrer des E. zu dessen Vater geworden und dafür
zweitens Chrysippos, der Lehrer des Metrodoros, znm Lehrer des ^. ge-
macht ist. Das hat freilich Barth^lemy St. Hilaire Trait^s des parties
des animaux et de la marche des animaux d^Aristote (Par. 1885). I. S. LYIII
nicht gehindert diesen Widersinn nachzuschreiben. Freilich bezeichnet
auch Galen. XL 171. ^o^txcoff tnavöä^ inaivav xov diddcnalov XgvCLnnov
den Chrysippos als seinen Lehrer, aber schwerlich sonach mit Recht.
124) La. Di. VIT, 186 (im HomonymenVerz.). nag' ov tpriaiv avxhi 'Eguai-
OTQttzog sig tot (idXiatu mq>eXric9ai, Gal. XL 197. 'EQUcictqatov ^nsa^ai
tä ndvxü XffVQlnntp tm Kvi6Cm.
126) Pseudo-Gal. de catharticis p. 94 Bas. primftm considerando quo-
modo Erasistratus Homeri versus cantahat et Hippocratis libros amore me-
dicinae per diversas eivitates , provincias et singulas regianes proficiscens
experimento cognoscitur eöUegisse et artificiose vitam et thearemata consum-
tnasse et quomodo ordinando nohis medicinam derelktam voluisse perquirere,
ut posteris iraderet. Doch darauf ist herzlich wenig zu geben.
126) Flut. Demetr. 49. Appian. BelL Syr. 59. Pseudo-Lakian. de dea
Syr. 17. Gal. XIV. 631. 685. Julian. Misop. p. 847 Spanh. Suid. a. a. 0. —
Val. Max. V, 7, ext. 1 nennt vielmehr den Mathematiker Leptines als Urheber
der Entdeckung, doch mit dem Zusatz vtl, ut quidam tradunt, Erasistrati
medici. — Plin. VII. §. 123 erzählt: eandem scientiam (näml. praedietionis) in
Cteombroto Ceo Ptohmaeus rex Megdlensibus sacris danavit centum tdlentis
servato Äntiocho rege, dagegen a. a. 0. un mittelbar nach den A. •123 mit-
getheilten Worten: hie (also Erasistratus) Äntiocho rege sanato eewhimtalentis
donatus est a Ptolomaeo rege fUio eius, Droysen Hellenism. III', 1. B. 875 f.
(mit A. 1) will filioque schreiben und bezieht diese Geschichte daher auf
Antiochos II und auf Ptolemaeos U in den letzten Zeiten von dessen Regierung
und auf Ptolemaeos III, ist geneigt ihre Richtigkeit zu yertheidigen und
sich dabei nicht fär Eleombrotos, sondern ffir £. zu entscheiden, der doch
schwerlich damals noch lebte. Allein auch wenn dies der Fall war, so
machen doch die sonstigen groben Verkehrtheiten an der letzteren Stelle
(s. A. 123) dieselbe geradezu unbrauchbar und lassen es als fraglich er-
scheinen, ob auch nur die Aenderung filioque zulässig ist. Gerade weil
Kleombrotos sonst nicht bekannt ist, muss es doch als ungleich wahr-
scheinlicher gelten , dass hier eine Verwechselung desselben mit dem hoch-
berühmten E. Statt gefunden hat: gleichfalls aus Keos gebürtig, war er
vielleicht dessen Sohn, und dann lag dieselbe um so näher. In der Deutung
der Könige mag ja Droysen Recht haben, am Besten jedoch lässt man
die ganze Anekdote auf sich beruhen.
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800 VierundEwanBigBtes Capitel. Die Medicin.
dass er als Leibarzt des Seleukos den Grund zu der Krankheit
yon dessen Sohne Antiochos in der hoffnungslosen Liebe des-
selben zu seiner Stiefmutter Stratonike erkannte und dadurch den
Vater bewog den Wünschen seines Sohnes zu willfahren. Was
nun auch im Uebrigen an der Sache sein mag^ Leibarzt des
Seleuko« wird er doch wohl wirklich um diese Zeit 294/3 ge-
wesen sein, und zählte er demgemäss damals doch wohl min-
destens 30 Jahre, so kann er nicht viel nach 325, wohl aber
schon froher geboren sein^*^. In seinen späteren Jahren, so
heisst es femer ^^^), habe er sich ganz aus der Praxis zurück-
gezogen, um sich in voller Müsse der Theorie, namentlich ge-
naueren anatomischen Untersuchungen zu widmen. Es scheint
jedoch, dass er schon um 290 oder noch etwas früher, mindestens
seit sehr wenig späterer Zeit in Samos lehrte ^^^ und hier auch
127) Man wird also seine Gebnriszeit etwa zwischen 340 und 324 la
setsen haben, Tgl. A. 30 über die seines Lehrers Metrodoros. Plin. XIV.
§. 73 setzt ihn 450 Jahre nach Roms Erbauung, also um 304, Eoseb.
Chron. IL p. 120. 121 Seh. erst Ol. 130 (260—266) unter Pfcolemaeos Phila-
delphoB, wcYcn nur wahr ist, dass er damals noch gelebt haben kann.
128) Galen. V. 602. nQsaßvttjg mv Tjdrj aal cxolriv aymv lUvoig toiI?
t^S tixrrjg ^sagi/jfutctv , vgl. A. 136.
129) Für seine von Rosenbaum a. a. 0. S. 162 yermuthete dortige
Wirksamkeit spricht ausser dem A. 130 angeführten umstand auch dies,
dass lulian. a. a. 0. ihn, freilich auch so noch anachronistisch, einen Samier
nennt. L&sst man aber dies und dazu die A. 29. 30. C. 6. A. 11 begründete
Annahme gelten, dass Nikias von Miletos nicht sein Mitschüler, sondern
sein Schüler war, so folgt daraus auch die angegebene Zeit: Nikiaa tirat
dann Ton Samos aus mit Theokritos und den anderen Genossen des damals
seit 292 in Kos blühenden bukolischen Dichterbundes in Beziehung, unter
ihnen auch wohl mit dem, wie es scheint, 289 dort nicht mehr weilenden
Aratos, s. C. 4. S. 176 ff. C. 6. S. 203. C. 10. A. 8. C. 13. A. 4. Freilich
sind das Alles nur mehr oder minder wahrscheinliche Combinationen. Dau
E. aber yielmehr in Alezandreia (neben Herophilos) gewirkt habe, schreibt
völlig willkürlich immer ein Historiker der Medicin dem anderen nach.
Denn selbst wenn die A. 126 besprochne Erzählung bei Plin. XXIX. §. 6
historisch und von E. historisch wahr wäre, würde es doch aus ihr noch
nicht im Mindesten hervorgehen. Der einzige Rosen bäum a. a. 0. hat
den Muth und die wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit gehabt zu bemerken,
dass auch nicht die Spur eines Zeugnisses daftir vorhanden ist, und innere
Gründe, welche diesen Mangel ersetzen könnten, sind bisher von Niemandem
beigebracht; man scheint einfach von dem unrichtigen Glauben ausgegangen
zu sein, als wäre nothwendig jeder bedeutende Mann in der damaligen
Zeit nach Alexandreia gezogen. Selbst Rosenbaum hat es noch nicht
gewagt vollständig gegen den Strom zu schwimmen, sondern meint, dass
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Erasifltratos yon lalis auf Eeos. 801
bis an sein Ende blieb, da er beim Vorgebirge Mykale dieser
Insel gegenüber begraben war^^). Erasistratos war einer der
berühmtesten Aerzte des Alterthums^*), und eine eigne, aber
allem Anscheine nach erst später zu grösserem Einfluss gelangte ^^)
ärztliche Secte nannte sich nach ihm Erasistrateer^^^). Auch er
die Sache dennoch an sich wahrscheinlich sei. Die Unmöglichkeit lässt
sich nun in der That nicht beweisen, aber mit demselben Recht müsste
man dann anch einen Beweis daför verlangen , dass nicht K möglicher-
weise anch in Eos oder Rhodos oder wer weiss wo sonst noch gewirkt
haben könnte. Es giebt sogar Gründe, welche gegen die Wahrscheinlich-
keit sprechen. Denn der schon A. 6 herrorgehobne Umstand, dass noch
lange 2ieiten hernach die Erasistrateer den Herophileem and Empirikern
keineswegs an Einfluss und Bedeutung gleich gekommen zu sein scheinen,
erklärt sich doch am Einfachsten, wenn diese seine Schule nicht in Alexan-
dreia, dem Hanptsitze der • medicinischen Studien, ihren Ausgangspunkt
hatte, und ganz dazu stimmt es, dass eben wiederum Ton keinem der drei,
welche wir überhaupt nur aus diesen Zeiten kennen, Wirksamkeit oder
auch nur Aufenthalt in dieser Stadt berichtet wird, ja bei einem yon ihnen,
dem Apollonios von Seleukeia, durch das über ihn Berichtete so gut wie
ausgeschlossen ist. Und wohl bezeichnend ist es doch, dass dieser Leibarzt
Ton Antiochos dem Grossen gerade Erasistrateer war. Denn dies legt
wenigstens den Gedanken nahe, dass £., als er in gleicher Stellung bei
Seleukos lebte, also zunächst in Antiocheia bereits seine Schule zu be-
gründen angefangen, und dass diese sich dort erhalten habe. Ist also die
A. 3 angeführte Nachricht des Celsus g»anz correct, trotzdem dass Tertull.
(nach Soranos) geradezu im Gegensatz auch gegen E. nur den Herophilos
als vivorum prosector und laniiM bezeichnet, so müssen dort unter regibw
nicht bloss die Ptolemaeer, sondern auch Seleukos verstanden werden, so
dass also E. die Erlaubniss zur Viyisection yon Verbrechern yon diesem
wie Herophilos yon jenen erhalten hätte. Nur ein Umstand macht aller-
dings Schwierigkeit, ob er n&mlich, was ich nicht zu beurtheilen yermag,
zu seiner erst im Alter erreichten richtigeren Ansicht über die Nerven
(s. A. 189. 140) ohne erneuerte Section yon menschlichen Leidien oder gar
Viyisection gelangen konnte, und wenn nicht, ob eine solche in Samos
möglich war und er nicht vielmehr zu diesem Zwecke sich allerdings sei
es nach Alexandreia oder von Neuem nach Antiocheia begeben musste.
Vgl. auch A. 164.
180) Suid. ti&antui dh n^og x^ oqn ty MvTLaXjj mckt' avtt%QV 2^fiov.
181) Appian. a. a. 0. nBQimvvftos iatQog. Macrob. Sat. VII, 16, 8. me-
dtcorum veterum nobüisaimum,
182) S. A. 6. 129.
188) Gal. VUL 716. ctvxmaQeidyovtag dl ccvtoig (näml. toig ^HQoqfi-
Xsiotg) %€tl tovg 'EQuaiatQatB^ovg, T^n^aas yaQ afMpoa tavta tä didaanaXsta
(istcc Tov *H^O€p£Xov ^dvoLxov. Nachmals verbreiteten sie sich über Klein-
asiien und auch nach Rom, wo sie dem Galenos nicht minder als die da-
maUgen Herophileer viel Aerger machten, so dass er in mehreren Schriften
SusBMiHi«, grieoh.-a1ex. Litt.-Geich. I. 61
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802 VienindzwanzigsteB GapiteL Die Medicin.
war ein grosser empirischer Forscher, wenn er auch, wie es
scheint, öfter als Herophilos durch vorgefasste Theorien seine
Unbefangenheit trüben liess^"). Seine Opposition gegen hippo-
krateische Lehren entsprang daraus, dass er, wie gesagt, .ein
Anhänger des Chrysippos war, und so sehr er mit ihr Recht
haben mochte, so liegt doch hierin zugleich der Schlüssel zu
vielen seiner eignen IrrthOmer. Am Bedeutendsten war er neben
Herophilos in der Anatomie ^'^), und er erblickte hier, indem er
unermüdlich seine eignen früheren Irrthümer verbesserte ^^%
ihre UnwisBenheit angreift. Nach seiner Darstellung (II. 70. XV. S06)
hielten sie ihren Meister für unfehlbar und behandelten ihn wie einen Goti
Dies isfc aber noch kein Grund zu glauben, dass er, dadurch gereizt, den
E. ungerecht behandelt habe , da er es doch in Bezug auf Herophilos nicht
gethan hat. Auch sagt er XL 221 keineswegs, wie seltsamerweise von
Rosenbaum a. a. 0. S. 162 behauptet worden ist, dass von £. keine
Schriften mehr vorhanden seien, sondern genau das Gegentheil, s. 0. 2.
A. 834. Andrerseits aber braucht man desshalb seinen überscharfen Ür-
theilen über denselben auch keineswegs unbedingt und auch da zu ver-
trauen, wo sogar die Wahrscheinlichkeit oder geradezu die Natur der
Sache fOr eine andere Auffassung spricht, wie wenn er in der Opposition des-
selben gegen hippokrateische Lehren blosse tpiXovsiTiia (V. 131 f. XI. 167. 168.
Tgl. 165. ix^Qov^InnonQävBi) ^dei. In einem besonderen Falle wirft er dem-
selben sogar Böswilligkeit (xaxo^^fta) gegen Hippokrates vor XV. 702 f.:
gerade hier freilich scheint er so ganz Unrecht nicht zu haben, zumal da
er doch andererseits wiederum V. 131 sagt: rtvlg i^ avtch (näml. von den
Tadlern des Hippokrates) fj&ovg intBi%ovg ov% dpisXcag i%ovttgy iv olg %ai
Tov 'E^aöictQatov &v ug olf\^aCri und in wissenschaftlicher Hinsicht dae
Gesammtnrtheil XVI. 38 über ihn fällt: og nBql xa &lXa äqietog ^^o|f,
s. A. 161.
134) Es ist bezeichnend, dass GaL ihm gerade dies nicht vorwirft»
sondern X. 184 in dieser Hinsicht Herophilos und E. g^nz auf eine Linie,
beide als halbe Dogmatiker stellt, s. A. 64. 165. Dass Pseudo-Gal. Intr.
XIV. 683 ihn zur rationellen oder dogmatischen Schule {xrg Xoy^•%^g aiqi-
aecag) rechnet, ist natürlich ohne jede Bedeutung. Geis. I. Praef. p. 8, 89£f.
rühmt an ihm wie an Hippokrates ihre naturphilosophische Bildung: renm
quogue naturam ex dliqua parte scrutati sunt.
135) Gal. V. 650 rechnet ihn mit zu den Neubegründem dieser Wissen-
schaft: ^IitKtmqdtrig rj 'EQaaiatqavog rj Evdrjfiog rj ^HgotpiXog fj Mag^pog^ ot
fietd tovg Ttulaiovg iv tc5 fieta^v XQovtp zriv dpatopunriv Q'saqiccv rifuXil-
liivriv dvocKzriödfisvoi und hatte ein eignes, nicht erhaltnes Werk in
3 Büchern über seine anatomischen L^ren geschrieben, XIX. 13 f. vgl.
II. 216, wie es scheint, freilich nicht in allzu günstigem Sinne. Vgl auch
Gal. XV 136, s. A: 214.
136) Gal. V. 602 unmittelbar nach den A. 189 angef. Worten: dXX*
dif ni^daß'VTrjg mv ^d-ij xal cxoXt}v äymv fiovoig toig r^$ t^xyi^ ^soH^fiMOt9
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ErasistratoB von lalis auf Eeos. 803
seine Aufgabe naturgemass dario^ das yod Herophilos und Anderen
bereits Gefnndene einerseits zu berichtigen , andrerseits ins Feinere
auszuführen y besonders auf dem Gebiete der Nervenkunde. So
erkannte er zuerst den unterschied der Empfindungs- und der
Bewegungsnerven^*^) und leitete den Ursprung von beiden ^^)
anfanglich, weil er fehlerhafterweise nur die Hüllen beachtete,
aus der äusseren Hirnhaut (dura mater), dann aber richtig aus
der Substanz des Gehirns selber her^*®). Er gab ferner eine
genauere Beschreibung der Höhlen und Windungen des Gehirns
und fand hierin bereits einen Unterschied zwischen Menschen
und Thieren**^). Den Sitz der Seele verlegte er, wie es scheint^**),
amQi^ectiqaq inoisito rag dvarofidg, ^yvoa Mal trjv olov uvz^Qimvriv tcov
vsvQcov an* iyyiefpdXov n6(pv%vt€cv. 646 f. 'EQualatgatog fihv ovv, et %al (irj
nq6<s9'sv^ dXX' inl yriqüag ys trjv dlri^ tmv vsvqodv uqxV^ tiat svoriasv.
XVIIl*. 86. Oft nQsaßvzrjg ©i» rjSrij naO"' ov %q6vov avxol (näml. ot ^Egccai-
atQatsioi) tpaai td xAv StaiQscsmv avtm yeygdfp^cti ßißUa^ tov iyiiicpccXov
dnstp'qvato täv vsvqohv slvai dQxriv (vgl. A. 174).
137) Ruf. a. a. 0. p. 66 Clinch, s. A. 69.
138) Wesshalb ich nicht Rufus a. a. 0., nach dessen Darstellnng er
vielmehr von den Hirnhäuten die ebendesshalb anch von ihm für hohl ge-
haltnen Empfindnngs-, ans dem grossen und kleinen Gehirn selbst aber
die Bewegungsnerven hätte ausgehen lassen, folge, sondern die des Galen,
(s. A. 139) fdr die einzig correcte halte, bedarf wohl keiner weiteren Aus-
einandersetzung.
139) Gal. V. 602. 'Egaeiöz^arog d' dxQt^ jeoXXov rrjv ^^mdsv iioiQUV OQmv
fiSvTjv TOV V8VQ0V Trjv dn6 trig naxs^ag fii^viyyog bQficoiiivriv ^ dn' itislvrjg
msxo nstpvnivai üvfinav to vsvqov^ %al fieerd ys td nXeicta tovrov tmv
GvyyQafifidtayv iazlv dno t^s nsqisxovarjg tov iy%i(paXov firiviyyog nstpvnivcti
(pdcKOvtog td vsvqcc. dXX' otB x. t. Z., s. A. 136. In jener seiner frOheren
Periode mag er sie denn in der That (vgl. A. 138) auch noch für hohl und
nur mit Pneuma angefüllt gehalten haben, so dass er sie noch mit zu den
Gefässen rechnete und also auch zu ihrer vollen specifischen Abgrenzung
noch nicht gelangt war, so berichtet wenigstens Fseudo-Gal. Intr. XIV. 697:
'Egaaüftgatog Öl mg dgxdg nal fftoixeCa oXov amficttog vnotid'ifisvog ti^p
tQinXoniav tmv dyyslmv, pevqcc %al (pXißag aal dgtriQiagj naQaXsinsi td ts
vygd nal td nvsvfucta, ^v<rl ydg vXtxig ravra SiomsiaQ'ai to imov^ t& filv
cctfiati dtg tgotp^ ^ tm 9\ nvsvfiati mg üvvsgym elg tdg q>v0tndg hsgysiccg,
mit Recht aber schliesst Qul. a. a. 0. (s. A. 136) aus seiner eignen Be-
schreibung (s. A. 140), dass er später auch ihre Füllung mit Mark (dvte-
QtoSvrj) erkannte.
140) S. das Bruchstück b. Gal. V. 602 ff. und A. 143.
141) A6t. Plac. p. 391 (Pseudo-Plut. IV, 6, 3). Tlegl rov ^lysfioviiiov.
'Egaalctgaxog nsgl tr^v fAijviyya tov iynecpdXov ^ tjv imyiQavida («« das kleine
Gehirn) Xiys^, Tertull. de an. 15. nee (näml. agitari putes principcde istud)
in membrantüis, ut [Strato et] Erasistratus , vgl. Diels Doxogr. S. 203 f.
61*
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804 Vierundzwanzigstes Capitel. Die Medicin.
entweder in die Hirnhäute (dura und pia mater) oder in das kleine
Gehirn ^^) und behauptete, dass dieses anders als das grosse ge-
baut sei**^. Er beschrieb die Herzklappen und die Sehnenfaden
im Herzen zuerst genauer, erheblich besser als Herophilos***);
er näherte sich der richtigen Ansicht vom Kreislauf des Blutes,
indem er das Herz fQr den Anfang der Arterien und der Venen
erklärte**^); er entdeckte, wie es scheint, noch genauer als Hero-
philos^*^) die Milchgefässe des Gekröses, hielt sie aber falschlich
fiir Arterien, indem er meinte, dass sie nur zn Zeiten Milch, zu
Zeiten Lebensluft (tcvbv^) fOhren^ und baute gerade hierauf seine
hartnäckige Vertheidigung der Theorie des Praxagoras, nach wel-
cher die Arterien nicht Blutgefässe, sondern Luftcanäle sein
sollten^*"'). Trotzdem gab er der Luftröhre zur Unterscheidung
142) S. Diels a.a.O. S. 207->209, vgl. Rosenbanm zu Sprengel
a. a. 0. S. 526. A. 21.
143) GaL III. 673. 'EffaölatQaxog 8h oti fklv ly%B(paXov avy%iitai notnt-
XootSQog 17 iniftgavig (ovtm yaq avtijv ovofnitei.), naXö^g dnoqtaivitai' noXv'
nXo%ov 8\ slvai (pdanoav ^n dv^qcanmv (uilXov rj rmv alXoDv ^cptMf avti^v
ts tavtfjv xffl ovv avT(5 tov iyHiq>aXov, oti ov nsQ^ecriv avtotg ofioiag
dv^Qmnq) t6 vostv^ ovtii^' 6iio{<og oq^mg fLOi do%et yivmaxetv,
144) Ja 80 vortrefinich, dass Gal. eine erneute Schilderung fQr über-
flüssig hält, 8. Gal. V. 166. at tmv vfiivmv imtpvCBig, vnhg mv uvragncog
'EQCcaiaxQdtov SisiXsyfiivov negittov rjiiccg vvv yqdtpuv. 206 (vgl. A. 88).
146) Glal. Y. 562 f. 'EQaaiaxqdxov %ct9' ^v ßißXiov x6 nqmxov it^ql jsvQf-
xav Sfia fihv dgxiiv dnotprjvaiiivov yial dQXTjQioiv %al fpXfßmv slvai vqv xag-
SCav , offia 8\ xovg i^m^ev iaca vtvovxccg vfiivag inl xotg ilodyovci xdg vXag
dyysCoig imnetpvnivat cpdcnovxog x. x. X.
146) S. A. 84.
147) Gal. n. 648. ndvxmg yuq iastvog^ eC xig oXog rjv XQonog draxoiirjg
taavog imdst^ai nsviiv dqxriQCocv^ insvorias nqotfqog, oiansq ov iniyqa^tv
inl x&v vsod^Xmv iqCqxov, IV. 718. xdg iaxdxag (näml. dqxrjgücg) . . . ^Eqaci-
cxqaxog stqrjxe nevovad^ai (nämi. nvsvfiaxog) ngmxag . . . tpaivstai xovx'
ivaqymg itp' cov . . . iyqafpsv dvaxofkmv. iv ydq xm diatgstad'dii to iniyd-
exQiov dfMC T09 nsQixovaim naxd x6 fitCBvxiquiv dqxrjqiag Idsiv im aaipmg
inl filv xmv vso9iriXmv iqlqttov ydXa%xog nXrjqeig^ inl dl xuip xBXc^mv imwv
dXXolag « . . -KccXmg stqrjxsv 6 'EQUüiexqccxog ic%axidg xdg wxxd x6 fLsasp-
tiqiov dqxr\qlagy naqaßdXXcav avxdg driXovoxi xaig %ax* iniydatgiov, V. 167 f.
(ag 8' *Eqccc£axqaxog vnsXdfißavsv j b%Bxmy d'tffvx<Dv iqyov^ ov% vqydvtov tm-
xi%mv at dqxTiqCai xoig itpotg vnrjQBxovaiv, 168. ovx oxi nXtiqovvxai (näml.
at dqxriqlai) xov naqd xrig xaqdiag ininBfknoiiiifOV nvsvfiaxog, mg *EgacC-
axqaxog ivoniis, 9td xovxo diaexiXXovxat (tdXXov ^ oxt. SutcxiXXovxca^ duc
xovxo nXrjqovvxai. XL 158. dgiausi dl avxm nvBviiaxog p>lv dyy$tov slvai
xiiv dqxriqCav, atii^axog 81 xifV cpXißa, Vgl. IV. 707. Tlga^ayogag {tlv ovv
xal naxvfisgißxsgov avxo (näml. to nvBviia) "Kai tttavmg dxiJi^deg ilvaC iprj€iVf
'Egaalaxgaxog 81 on'jj (ilv ix^i ndxovg ov 8imgutsvy i^ mv 8* vnhg avxov
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Erasisiratos von lolis auf Eeoa. 805
von ihnen den Namen xQaxattc (arteria aspera) und wusste, dass die
Epiglottis zur Yerschliessung der ersteren dient ^**). Gleich in der
Physiologie führte ihn nun aber zum Theil diese seine pneuma-
tische Theorie zu mancherlei Irrthümern: er verkannte vielfach die
Functionen der Organe^**) und die Bedeutung der Secretionen^^) und
>liyet TCJCfiij^atr' av xig ovdufLmg avzo nQoaiq%Btv slvat XsntSv, tag ts ya^
aQzriqiag vn avzov nXriQOviiivag dtaariXXeG^a^ iprict xal -ctt? tmv ftvmv
%oiXiccs maavTcag. Natürlich leitete er daher auch den Pulsachlag vom
Pneuma her, Gal. IV. 712 f. VIII. 703. ßovXetai . . . ^(inaXiv t^ %aQdCqi
tag aQtrjQÜxg aq)viBiv , inshrig (ilv ots diaateXXerat nXriQOVfiivrig t^ n^og
t6 %SPOV(ik€vov diioXov^^^, tmv dl aQreriqimv ots nXriqovvxai SiactsXXopLBvatv^
nXriQovod'ai dh avtctg xov naqct %aqdCag inmefjmoiiivov nvsv(iat6g q>riciv.
Dabei anterschied er zwischen Lebens- und Seelenpnemna {to>ti%6v and
qfvamöv), von denen er jenem in der linken Herzkammer, diesem im Ge-
hirn seinen Sitz anwies, Gal. V. 185. 'EqaffiCTQatog (3,hv yccg iazinov nvav-
fiarog, X^vamnog dl tov ^xt%ov nvevficetog nXrji^rj (paclv slvat. xriv noiXluv
xocvxriv (n&nü. xr^v nvBviiccxi%riv xqg %ctgdiag), in der Schrift nBql nvQBxmv
jedoch anch im Herzen, Qal. VIIL 760. avxog yap b 'EqaeCctqaxog iv xoig
nsifl nvQBxmv dnBfpi^vaxo üatpmg ov it6vop itaxiniiv dvvapuv Blvai naxä xriv
xaqdiaPj dXXd %al 'tpvxiyirjv. Trotzdem hielt er die Lebenswärme nicht für
angeboren, Gal. VII. 614. 'EgaaurxQaxov xixl Tlga^ayogov %al ^vXoxiiiov ical
*Aa%X7iitiddov xal pLvqimv uXXmv, SoQi x6 ^bqiiov ov% i^itpvxov dXX' inC%xr\xov
Blvai vo(i£^ov6i, XV. 14. 'EgaciavQdxov . . . na^diiBg . . . aXXov xivog^ 0001
x6 ^BQfibv inUxrixov^ ov evfKpvxov slvai voiii^ovaiv»
148) Macrob. Sat. VII, 15, 8 ff. mit Anfühmng seiner eignen Worte.
GelL XVII, 1, vgl Plut. Qu. symp. VII, 1, 8. 699 A. bISb ydif oxi ciqQayyag
o nXBVfKov ^%Bi lud nÖQOig Siaxixgtixtn ^ S^ cav x6 vygov dUriciv. Dass die
Ansicht von Piaton (Tim. 73 A. 78 A. 79 A) und einigen Siteren Aerzten,
nach welcher ein Theil der Getränke durch die Luftröhre in die Lunge
gelangen sollte, falsch ist, hat wohl nicht er zuerst entdeckt, sondern
Pseudo-Hippokr. Epid. IV, der dies ausführlich widerlegt (Hipp. IL p. 874 f.
Kühn), schrieb wohl vor ihm.
149) Gal. II. 60 ff. 187. 'Egoi<tlinQaxog Sl xal 'A<tviXriniddrig Big xocovxov
ijtiovet xijg aotpücg, max' ov fidvov xr^v iitjxqav xcrl xrjif %OiXUiv dnoaxBgovci
xijg xoucvxrig dwdiiBag (näml. bXnfjg xal dno%gütB<og) , dXXci xal xr^v knl x(p
rjnatt nvaxiv ufiet xoCg vBipQOig.
160) So dass er Milz, Netz, Nierenarterien, Gralle als unnütz bezeichnete,
s. Gal. II. 78. xo xoXmdsg vy^bv ä%gr]axov bIvoi navxdnußi xotg icooig
ifpacuBv. 91. igytp dl 'Egaalcxqtcxog fivgtänig avxb (näml. t^v (pvci^ firjdlv
(idxTiv fcoiBiv) öuctp^B^Bi, fidtrjv ydg 6 cnXiiv iyivBxo, (idxTiv xb inlnXoov^
fidxTjv Sl Big xovg vBtpQOvg dqxTjqiai %ata€pv6fiBvat . . . xara yB xbv 'Egaci-
cxgdxsiov Xoyov. III. 816. ^dxriv (pdcamv ysyovivai (näml. xbv anXrivd\
und die Eenntniss dos Verdauungsprocesses als gleichgültig, s. Gal. II. 118.
XiyBi yovv {o6s noog ccvtoig 6v6(mcci' ,yn6xBQ0v d' iv xy ^bqI xrjv %oiXittv
ditBQyaaia xijg X(f0(pfjg yBvväxat xotavtr} vyqa<sCa ^ fiBitiyfiivrj xo£g i^m^BV
nQ04tq)8gofisvoig nuQayivBxatf ovSlv x(fV^*'f'^o^ ngbg xr^v laxqi%riv i^rcaxiqp^ai.**,
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806 Vienindswanaigstes Capitel. Die Medicin.
fasste den Verdautmgsprocess *^^) und die Ernährung*^*) sehr roh
mechanisch auf. In Folge davon musste sich femer auch seine
Pathologie recht mangelhaft gestalten. Die yon ihm vertheidigte
Pneumalehre schien sich mit der Thatsache, dass aus den Ter-
wundeten Schlagadern Blut fliesst, nicht zu vertragen ^ daher
ersann er die allerdings scharfsinnige Theorie von Verbindungen
{6wava6toii(6(fsis) zwischen Arterien und Venen, die im ge-
sunden Zustande geschlossen sein, im kranken aber sich 5flnen
sollten ^^^), und so erklärte er das Eindringen des Bluts in die
Arterien für eine Hauptursache der Krankheiten^^), namentlich
der Entzündungen ^^^), von denen er alle Fieber, die also blosses
Symptom (Jnvyivvrnia) von ihnen sein sollten*^), herleitetet*^.
was denn V. 128 fast wörtlich wiederholt wird. XYL 88 f« riyBixtu yaq
uxQTiaxov olaq %o intctao^ai^ onmg ta aixCa noctä T17V yaeti^tt nizxtxta
%al nmq 9tä niipemg ot x^t^^ ^^^ ^^9 ^^ '^^'^ q>l£^Iv tj x^^Vi ^^^ vofUCii'
trjs %evwcemg iiovov q)QOvxietiBov , dfisXrjTiov Sh tijg ysveaeag. tovxo dh oa-
(p6g einsv avtog iv tw tqixtp nsgl nvgsxmv. Vgl. A. 161. 171. 172.
151) Er erklärte denselben als eine blosse mechanische ZerreiboBg
durch Scheuern der Magenhäate gegen einander unter Mitwirkung des
Pneuma, Pseudo-QaL Defin. XIX. 372 f. 'E(fcccicxQaxog dh xqi'^si %al Xbimw
xffl TiBqusxoXjj xrig yaaxgbg %al ini%xTjxov nvsvfuccxog Idioxijxt (näml. tag
Ttiipsig xTJg xQoq>7Jg yiv^o^ai)^ Geis. I. Frooem. p. 4, 17 f. duce oHi Erasi-
Strato teri cibum in ventre cantendunt, vgl. Gal. II. 166. XV. 247.
162) Diese sah er als blosse Ansetzong {ngoc^cöig) neuer Theile an,
Gal. II. 104 f., der 106 seine eignen Worte iv ÖBvxigtp xmv xtx&oXov X6fa9
anführt. Ueber seine Erklärung des besseren Verdannngs- und Emähmngf-
processes im Schlafe s. GaL IX. 188. 'EgacCcxgaxog ^ih 9170t dta xijv iqQt-
fiüxv xvv %€ixä nQoa^eaiv niwijaemv, rjv nal xovxo fiixxsiv »alaig, ov%
avxovg xovg vnvovg alxuixui. Uebrigens vgl. A. 181 — 188.
168) Gal. III. 492. IV. 708. 718. 724. XI. 168 f.
164) Die er aUo, wie anch noch Spätere (so Boerhave) auf einen
error loci zurückführte, s. Pseudo-Gal. Intr. XIV. 728 f. %axa dl 'Egaalötgti'
xov %al 'Ao%XrinuLdr\v mg in^nav yi.lav alxiav inl naarfg fOtfov, xo^' 09 p^f
7} nccQe(A7na>aig slg xag uQxriqiag xov tuTiMxogy %a&' ov dl ^ i%xa6tg xmv
oynoMf iv xoCg dgamfuccaiv»
166) Gal. X. 461. 9o%Bi yovv 'Egaat6xgdx(p x6 nagBftmsaov slg xäg oq-
xrigiag atfka ngog xov nvBVfiaxog d^ovfkcvov iv xo£g nigactv avxmv o^tjf'
^vaif xal xovxo elvai xr^v q)Xey(uovTJv. III. 498. di6do%u yovv . . . 'Egaßi-
axQuxog inifksXmg ^/tiag, (og ov% ivdix6''f^^ yevia^at (pXeyiunf^v avev xov
nagsiMiBoetv noxe ix xmv cpXeßmv sig xäg dgxfigiag al^a,
166) Psendo-Galen. a. a. 0. XIV. 728. xov filv ovp Twgtxov ot naXatol
ndd'og a^xov xa^' avxov ijyovvxaiy ^Egaaioxgaxog dl xal xmv vemxigt^f
xiveg intyevvriiia,
167) Erasistr. b. Gal. XI. 220. yivovxai, ydg mg xb noXif at xovg mv^-
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Erasistratos yod IuUb auf EeoB. 807
Wahrscheinlich als Grund dieser Ueberfüllung (äAi^cö^) der
Gefässe bezeichnete er das Uebermass von Nahrung und in Folge
dessen die ünverdaulichkeit und Verderbniss derselben, so dass
er hierin die letzten Gründe der Krankheiten fand^^). Indessen
hielt er nicht sowohl die Erforschung dieser Ursachen der Krank-
heiten selbst für wichtig als yielmehr die der einzelnen Krank-
heitssymptome^^^). In sehr natürlicher Folge der anatomischen
Studien, die vielmehr zur Solidarpathologie hindrängten, liess er,
wie schon bemerkt ^^°), im Gegensatz gegen die frühere Humoral-
pathologie den Einäuss der Säfte ganz unberücksichtigt^^^), und
tovs noiovaai (pXsyiioval duc nltid'mQav, Qal, XV. 159. 'EQaa^iftQccxos inl
cpXsyfiov^ yivto^ai ßovlofisvog Snavrag tovg nvQsxovg. Gels. I. Prooem.
p. 3, 24 ff. inflammationem, quam Graeci €pXeyfiovriv nominant . . . eaque
inflammatio talem motum efficit, quaiis in febre est, ut Erasistrato plMuü.
III, 10. p. 92, 19 f. erravit Erasütratus, qui febrem nüUam sine hac (näml.
inflammatione) esse dixit Aet Plac. p. 441 (Pseudo-Plut. V, 29, 1). 'E^cC-
ctQatog OQi^etat tov nvgsTov ovtmg' nvQStog ieti nivTjfjka cctfiatog naQSfir-
nentoDTidtog tlg tä xov nvBV(icctog dyysuc angoctigstag yiv6iisvov x. r. X.
158) A&t. Plac. p. 448 » Pseudo-Plut. Y, 80, 8. 'EQaaiatgaxog xäg vo-
aovg Sia jcXri^og xQO(prjg %al dn^'^Cag xal (p^ogdv %, x. X. und Stob. Flor.
C, 27. 'EQuaCaxQaxog iXsys' „sl^'9'Off x«l ^ia<p^o(fd xdvmxdxm ctUxia^^,
159) Gels. I. Prooem. p. 9, 28. Erasistratw non ex his (näml. aegri
natura et vitae genei-e) ßeri morhos dixit, ^ quoniam et aUi et iidem (üias post
ista non febricitarent. Soran. a. a. 0. p. 212 Dietz. nagd xriv noidv xcov
nqoixmv avfiTtXoxiiv ivSixexai (tigog inl d^Xetmv yeyovivai imSidtpOQOv ' *al
ydg xd aXXa fiiQfi öiatpiQOVxu rtaxd noXv^ Sid x^g noidg cvynQlaeag xmv
dyyeicov (?) h 'Egaaiaxi^xog q>riaL ysyoycVai, tucv fiiy Statpsi^ xwv dXXtav^
ivdexsxair avxm ndc%Biv diatpö^mgy oxt aal xo avxb ^ligog noxs (isv axsyvo-
na^si noxh 91 ^svfMxxi^sxai, Vgl. das Bruchstück bei Galen. V. 138 f.
(8. A. 172). — Im Uebrigen s. auch noch A. 99.
160) S. A. 99.
161) Gal. V. 104. nsgl fLeXcc£vtig xoXrjg . . . iiot Sonst xo ;|^p7j<rifiroy sig
xd x^g xixvrig ^Qya . . . 'Egaa^oxQaxog oXov diaXmeiv. 128 nnmittelbar vor
den A. 150 angef. Worten: «sqI (ikv oiv xfjg fisXaivrjg x^V^ ovdhv oXmg o
'EQacißxQaxog iyqarffS, nsgl 9l xfjg ^avd'fjg oXCya xs Sfia %al ovdh xav^'
dnavx' dXr}9ii, 124. nsgl ysvißsag xv^v^ vnlg mv ovd' oXcag 'EgacütXQaxog
iyQa'tpsv. 182. xo (i,Tidsv6g xmv Std fiiXaivav x^^V^ V ^^9 ^^v {isXayxoXtitov
XVfiov ysvo(isv€ov na^mv fivrjfiovsvaai, YIII. 191. ovdh ygafftai, xi nsgl fiB-
XayxoXtag ixoXfirjauv ot xr^ xmv x'^f^^v dvvccfAiv dyvoriüavxsgy i^ mv sici
xal ot xsqI xov 'Eqaaloxquxov, XVI. 38 anmittelbar vor den A. 150 angef.
Worten: 'Eqaeicxqaxog, og n^qX xd aXXa agiaxog ido^s, ns(fi xovxov (näml.
nmg yivovxai ot ;tvfu>0 ^^ ov9lv slx^v slnstv dXX* ovdl iiixQ'^ *oü ^sxq^ov
n^ttvov, 40 f. Soxovci y^i . . . noXXol xmv laxgmv %ccl xovxmv xmv ivSo-
^iovy mg 'Eifaa^ßXQaxog, xovxo dyvosiv xo votn^fia slvai, oxav iv xm amfuaxt
ÖLoid^iaig xig ßXdnxsi xr^v ivegysiav (lij naxd avfißsßTfnög t(, dXXd nqmxmg
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808 Vierundswanzigstes Capitel. Die Medido.
auch die Pulslehre spielte bei ihm keine besondere Rolle ^^
Immerhin zeigte er aber auch in pathologischer Hinsicht ohne
Zweifel manche richtige Erkenntniss ^^). Volle Aufmerksamkeit
schenkte er auch der pathologischen Anatomie , und seine er-
heblichen Beobachtungen auf diesem Gebiete ^^^) beweisen zum
Theil die Anstellung von Sectionen zu diesem Zwecke. Auch in
seiner Therapie zeigt sich natürlich der Einfiuss seiner pneumati-
schen Theorie und zugleich seines Anschlusses an Ghrysippos in
Kai xar' avti^v . . . tctvta ovp Snavxct ngog te tas (tiuyvmcBiQ xmv vocff-
fuctcov nal rag iaaeig pLByictrjv leaffsxofisva xq^Cav^ rjpnfq im^StieBV 6 yiv-
vatös 'EQaciotqatog teXimg xal ^uxaipQOVtLP fCQOCBnoiiicaxo xmv italamv,
162) Galen. V. 508. dsi 81 xov ccpvyfiog 6v6iiaxog dnoveiv ovvag rvt,
coff nQa^ayoQag xal *HQ6<ptXog (vgl. A. 95) anavxig X8 6%B8bv of ftar' ttvxovg
iXQiqcavxo {i'i%Qi xal ^ficot^, mg ^ y« «aXaiotkifa tarioigy ^ xo» xotg 'E(fU9i-
oxqdxov xs xal ^InnonQiixovg cvqiansxai y^fScfifiaaiv , exiqa xCg iczi. VIII. 497.
nqaxog fihv ovv dndvxmv . . . ^Inito%(fdxrjg x6 xe 6po(ia %ov ctpvyfMW yga-
<pti X. T. l. ov firiv ovx' inl nliov i^(iQyd<faxo x<yßxo xo {liQog x^g xif^fig
ovi' inl ndarig dqxrjQimv nivriasrng xovvofAU q>iQBi. naqanX'qciov di xt tpaC-
vsxai noiiiv avxm xal 6 'EgaotaxQaxog. 716. oxav dvayvmfuv iv xtvi xif
naXaimv laxqmv ßißXiw, efpv^siv x6 cpXeyfuiivov ftovov (ioq^ov^ iq xrjv hi
tpXhyyiOvfi nivrieiv xwv aQxrjfftmv aq>vyfi6v ovo^d^ovxag [lovfjp, inl 8l tov
xava tpvaiv ixovxog xov ed(ittxog oviinoxs xp(Dfi£voty( x^ n^ocrjyoQi^, Xoyt-
iofLE&u (irj näaav dgxriQmv nivriccv, dXX' rjxoi x'^v fisydXriv xal etpoSgaw
f] xr^v aiö^rjxriv avxm xA xdpLvovxi nQoaayoQBve<r^aif etpvyitov. ovxa Si
doxsi tJ nqoer^yoifCa xov CfpvyyMv n^xi^ric^ai xal 6 'EqcicCcxQaxog, 761. 'E^ff-
cCoxqaxog ^oi%sp ov xrjv xara q)v<fiv iv dgxrjQ^aig tUvrjffiv ovofucieiv o^pv-
yti6v, dXXd iiovr^v xrjv inl fpXeyiiov^, SrjXov dh i% xwß (i^cftov avxov x&v h
TCO nQmxco nsql nvgsxöiv x. x. X.
168) Wenn freilich Pseado-Gal. Intr. XIV. 746 ihm die richtige Er-
kenntnisB, dass die WasserBucht ans Entaitang von Milz und Leber her-
vorgeht, zuschreibt, so ist dies falsch, denn Gal. II. 109 und Gels. III, 21.
p. 109, 7 ff. tadeln ihn yielmehr scharf desshalb, weil er vielmehr nur die
letztere Ursache bemerkt bat. Vgl. A. 184. Er nnterschied eine doppelt
Art von Apoplexie, eine, welche die Glieder erschlafft, and eine, welche
sie zusammenzieht, Cael. Aur. M. Chr. II, 1. p. 368 unmittelbar nach den
A. 179 angef. Worten: differenUr cwrandos ait eo$, qyi conelusione sunt
parälysi vitiati, ab eis, gui extensione videntur affecH etc.
164) Diosk. neifl ioßöXmv 15 (Vol. 11. p. 72 Sprengel). 'EQae^ffatog ^f
(priciv avxovg (n&ml. xovg vno %iyxQOv 9rix^ Bvxag) nenov^iwai, x6 ^naq ttd
xr^v nvoxiv xal. ro %mXov' dvaxfkri&ivxmv yoQ avxmv diBip^ui^fiipa nmg ivqi-
c%Bxai xavxa xd fiiqrj. Cael. Aur. M. Chr. III, 8. p. 473 (über die Wasser-
sucht). Erasistratus . . . tfcur inquü pati: in aperitionibus enim saxem
semper inveniri canfirmat, V, 10. p. 686. h<iec est tomicarwn omnium spe-
cialis sigtUficatio, sed earum eruptiones . . . dliquae ad cor (näml. fiunt), ^
JSrasistrcUus ait.
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£rasi8trato8 yon Inlis auf Eeos. 809
mancherlei Stücken ^^). In lebhafter Polemik gegen Uerophilos
empfahl er einfache Mittel; die Diät spielte eine Hauptrolle bei
ihm^**). Von seinen in das Fach der Geburtshülfe einschlagen-
den Meinungen wissen wir wenig^®'). Dagegen lernen wir ihn
165) Zwar verwarf er nicht wie dieser den Aderlass ganz nnd gar
(Cael. Anr. M. Chr. II, 13. p. 417 f.), beschränkte ihn aber sehr, indem er
zur Beseitigung der Plethora wiedemm nach Chrjsippos das Binden der
Glieder empfahl, um durch diesen Druck die geöffneten Synanastomosen
wieder zu schliessen, 6al. X. S76ff. XI. 148 f. 230 f. (s. A. 177, vgl. auch
A. 174). Geis. IV, 11. p. 135, 1 f . Cael. Anr. M. Chr. II, 13. p. 416, vgl.
A. 108. Aehnlich verwarf er mit Chryeippos die Abfdhmngen im Allge-
meinen, Gal. XI. 245. 324. Cael. Anr. M. Chr. Y, 2. p. 566, liess sie aber
in einzelnen Fällen zu, Gal. XI. 171, desgleichen die Elystiere, Cael. Aur.
A. M. UI, 17. p. 244 f., 8. A, 176. — Gal. X. 184 (vgl. A. 64. 134) sagt,
dass er gleich Herophilos in der Behandlung der Krankheiten der Organe
rationell, in der der Knochen, Bänder, Muskeln u. s. w. empirisch ver-
fahren sei, ebenso XV. 8 mit Rückweisung hierauf: idnlx^ d\ %al m^
ivioi tmv iatgmv, av icti %al 'EqucictQatoq , i^ rjitiasiag iiigovg slal doy^ut-
xi%o£, ta filv rmv oqyavmmv (logiav voarjfuixu Xoytumg ^SQunBvovtig tu dl
tmv hpLOtofiBQoiv ovd' olmg tj iiinfiQiumg.
166) Plut. Qu. symp. IV, 1, 3. 663 C xmmittelb. nach den A. 104 angef.
Worten: 'Egaa. diijlsyxs trjv axonlav %al nsgisgyiav o^iov (istalltxcc xal ßo-
tccvixa %ctl d^igiana %al ta dn6 yrig %al Q'aXaxziig slg xo avxo avynBQUvvvv^
xog' naXov yäg xavxot iacccvzag iv nxiadvfj xal amva %al h vdQsXccia xrjv
laxQi%riv inolinsiv. Diosk. n. loßöX, Praef. (s. A. 185) 19. 85 «> II. p. 49 f.
77 f. 90 f. Sprengel. GaL V. 879. xovg xrjg ovxmg yvptvaettnrjg imctrifiovag
riSri xaXcoficy, ^InnonQdttjif xt %etl JionXia xal üda^ayogav xal ^Xoxti^ov
'Egaciaxffatov xb xal *Hg6tptXov^ vgl. VI. 77. Trotzdem wollte er von der Heil-
gymnastik nicht viel wissen, s. Gal. VL 37. 'AaxXriinddov (ilv apxi%(fvg %a%
xov tpavBQtotdxov xaxeyifmitoxog yvitvaoüov^ 'EQaoutxgdxov dh dtoX(i4xeQov |»^y
dno(pr}pafisvov f xrjv 8' avxtjv 'AexXrinmd'Q yvmiirjv ivdtixvvfiivov, XI. 180.
dXXd yvfivaaCoig ov9* avxog d^ioig x^rja^ai. xBifl 91 Xovxgcav av pihv oXmg
ovSlv elnag, ovx* bI xgriatiov ovx* bI iiri xQfJ^tBOV inl xmv ovxmg ix^xtov,
Ueb. d. Krankendiät aber s. seine eignen Worte b. Gal. XI. 235 f. (Ix xov
xQixov usqI nvQBxmif), Anwendung des Opiums als eines Giftes verwarf er,
Plin. XX. §. 200. Diagor as et Erasistratvs in totum damnavere ut mortiferum,
infundi vetantes praeterea, quoniam visui noceret, vgl. Diosk. M. med. IV, 65.
p. 557 Spr. 'EQaaievgaxog (lipxoi ^tayogav q>Tjalv dnodont^diBiv avxov xriv
XQV^tv inl xmv mxaXymmv xal otpd^aXfueSvtmv dtd x6 dfißXvamlg bIvou, xal
xaqiaxixov (es folgt an beiden Stellen ein Zusatz über Andreas). Die Be-
hauptung von Cels. V. Praef. p. 160, 4 ff. his (nämL medicamentia) muUum
antiqui auctores tributrunt et ErasistrcUus et ei qui se ifinetgixovg nomina-
verunt, praecipue tarnen HerophUus deducUque ab ilh viro, adeo ut nuüum
morbi genus sine his curarent, kann daher in Bezug auf £. nur mit der
nöthigen Einschränkung richtig sein. Doch werden mehrere von ihm ge-
riihmte Pflanzenmittel erwähnt.
167) Nämlich die über den Grund der Unfruchtbarkeit und der Zwillings-
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810 Vierundzwanrigstes Capitel. Die Medicin.
als einen kühnen und erfinderischen Chirurgen kennen^®®). An
Schriften von ihm^^^) lassen sich noch 14 bis 15 nachweisen*'**):
tcsqI täv xad'olov Xoycov oder ^ %sqI %Av xa^oXov ngay-
^axsia in mindestens 2 Büchern*'*), nagl tcvqbxAv (über Fieber)
in mindestens 3*'*), ^Jvato^aC in mindestens 2*'^), ^taiQe-
6€G)v ßißXia (über Einschnitte), erst im Alter geschrieben^'*),
tcsqI twv vyiBiväv in 2 Büchern*'*), nsgl täv Tcara t^v
und DrüliDgflgeburten, Aöt. Plac. p. 421. 428 (Pseudo-Plut. V, 9, 2. 10. 3).
Im Uebrigen a. A. 111.
168) Er öffnete bei Leberleiden den Unterleib, um die Arzneien un-
mittelbar an das leidende Organ zu bringen, Cael. Aur. M. Chr. III, 4.
p. 454 f. Er wusste, dass die Parakentesis bei der Bauchwassersucht kein
wirkliches Heilmittel sei (Geis. III, 21. Cael. Aur. M. Chr. III, 8. p. 479),
lehrte, dass man nur die leicht entfembaren Z&hne ausziehen solle (Cael
Aur. M. Chr. II, 4. p.376), u. soll den S-förmig gebogenen Katheter erfunden
haben (Ps.-Gal. Intr. XIV. 751). üeb. seine Behandl. der Geschwüre 8. A.109.
169) Plin. nennt ihn als (selbstTerständlich, wie so oft, nur mittelbare)
'Quelle für das 11. 14. 15. 20-27. B. und citirt ihn öfter, so XIV. §. 78
sein Lob des lesbischen Weines.
170) Suid. weiss nur noch von 9: ^ygatpsv lavifitiä ßißUa ^'.
171) Ath. XV. 665 e — 666 a. 'Eqaeietqatov tov 'lovlirftriv iv rj *t(fl
tmv ua^olov nifayfiareüx, Gal. IL 71. ro nQmtov . . . cvyy^anfia tmv %a-
d'oXov Xoymv. 105. iv tm dsvvi(f(p tmv x. L (s. A. 152). V. 123. h tm
nq6t(p t6v X. 1. (s. A. 150. 161). Vgl. IL 93.
172) Gal. V. 188 f iv dBVTSQO} mit Anführung eines Bruchstücks (vgl
A. 159). 552 f To nQmtov (s. A. 145). VIII. 761. iv nQnntp (s. A. 162). XL 155.
iv zm tqCxai und nqmxm mit Bruchstücken. 176. ix f^v xov xqCxov . . . vul^
xmv inX nXri^Bi yivoyLivonv qtXsyyi.ovaiv^ i% d\ xov nqtoxov %bqI xquvimxxos )(• v« L
285 f. iv Xifixfp (s. A. 166). XV. 435. x6 ngmxov ßtßXiov, 478. x6 n^mof,
XVI. 89. iv tm xQix<p (s. A. 150). Cael. Aur. A. M. I, 13. p. 41. tertio Jibro
de fehribus. Ausserdem s. A. 147. 174.
173) Gal. IV. 718, s. A. 147. Cael. Aur. A. M. III, 4. p. 192. K secundo
libro Änatomicorum de singulis passimiibus scripta in qmbuadam inquit
synanchicis vaporatione utendum spongiarum (xtque cataplasmatihus et ex vino
medicamen transvarandum, qtwd eompotium appeilavit ex castoreo confectum,
174) Gal. XL 192 f. 'EqatsCcxQOLXov ov fiovov iv xy nsgl tmv nvQttöv
fCQayfiaxsüx csaiyrinsvai nsQl xijg (pXtßoxoii^ag iXsyov, dXXa Kciv xciig äXXttig
ccxdaccig. ovxb yä(f iv x^ xmv neczä %otXiccv na&av ovxs iv x^ nagioBttv
ovxs iv xji nBifi nodayqagy aXX' ovdl iv xjj xmv vyiBivav xBXQ^ö^ai tpXB-
ßoxof»^ (Tgl. A. 165) ... iv xoCg diaiQiaB<ov ßtßXü}is 'EQaüiaxQaxip yByQtniir
fjkivotg, XVIII» 86, s. A. 136. In der Deutung des Titels folge ich Rosen-
baum Eras. 8. 152, obgleich die Bruchstücke bei Gell. XVI, 3 Tom Er*
tragen des Uungems handeln.
175) Gal. V. 880. iv nQmxm. VII. 537. xor« t^ %^&xov. XL 179. h
xm nQoxBQcp. CaeL Aur. M. Chr. II, 7. p. 385. woundo Ubro Saluiariw»
praeceptorum. Ausserdem s. A. 174.
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Erasistratos. Endemos. 811
xocliav %a%'äv (über ünterleibsleiden) in mindestens 3"^,
ubqI aX^atog &vaymyrjg (über Blutentziehi^ng?) in mindestens
2^"), nisgl nagiöscDv (über Ohnmächten)"^), tcsqI jcagalv-
öeag (über Lähmung) ^'^), wenn anders dies nicht dasselbe Werk
war, 7t6Ql Ttoddygag^^^), ferner tcsqI xat ajto 6 ecog^^^), xsgl
dvadoöecjg (über Ernährung) und tcbqI Tcitlfscog (über Ver-
dauung), was aber schwerlich drei verschiedene Werke waren ^^^),
sondern nur ein einziges ^^^), n;6Ql vÖQiDTCog (über Wassersucht)^®*),
Ein Zeitgenosse des Herophilos und Erasistratos^^®) war
Eudemos, der neben Herophilos als grosser Anatom ge-
priesen wird^^). Nächst diesem war er der Erste, welcher die
176) Gal. XVIII» 6. iv devts^m nsgl noiX^ag. Cael. Aur. A. M. 11, 30.
p. 146. libris, guos de venire scripsit, III, 17. p. 244 f. secundo libro de
venire (vgl A. 166). M. Chr. IV, 6. p. 627 (ebenso). IV, 3. p. 622. ieriio
libro de venire. Ausserdem s. A. 174.
177) Gal. XL 191. h tc5 TTpooroo n. «f. a. (?t(JX/a>. VIII. 311. yLatä to
nBql rrig avaycoyrig tov atiiectog ßißX^ov (mit einem Bruchstück, ein anderes
erscheint 817 f.). XI. 148. h tc5 n. at d. (wieder mit einem Bruchstück,
drei weitere Fragmente stehen 176 f. 176 f. 230). Von seiner eignen Schrift
über dies Werk: rifiCv . . . ßaüdvitofiivotg x6 ii]trifia xara ys to n. cct, d,
'EQccaiGtQatov ßißUov und erzählt XIX. 14 f., wie dieselbe als Nachschrift
eines in seinem 34. Jahre gehaltnen Vortrags von einem Freunde ohne sein
Wissen veröffentlicht sei. üebrigens vgl. A. 166.
178) Gal. XI. 192, s. A. 174, wenn nicht etwa dort Siccigecsaiv zu
schreiben ist.
179) Gal. XVI. 678. iv rotg n. n. Cael. Aur. M. Chr. II, 1. p. 368.
E. de pardlysi scribens etc, s. A. 168. Vgl. p. 847. 848.
180) S. A. 174 u. Cael. Aur. M. Chr. V, 2. p. 666. libro quo de podagra
scripsit
181) Gal. II. 60. h totg n. x,
182) Wie Rosenbaum Eras. S. 168 annimmt.
183) Welches also wohl den Titel führte ns^l natccnöattog xal dvaSo-
aeag aal Tcifffsmg, s. Gal. III. 816. iv to£g n, x. x. d. x. it. avtm ysyQafi'
ftsvoig. üebrigens vgl. A. 160 — 152.
184) Cael. Aur. M. Chr. III, 8. p. 478. 487. libro quo de hydrope scripsii.
Vgl. A. 163. 164. 168.
186) Diosk. mql loß6X(ov Praef. (VoL IL p. 49 f. Sprengel).
186) Schol. Nie. Alex. 66. Od«r ^re^l dvvdfkseov xol <&., Diosk.
a. a. 0. 18 (Vol. ü. p. 74).
187) Ath. VII. 824 a. XII. 516 c.
188) Gal. XVIII*. 7. toiko yctQ ovdslg nffooi&Tjxtv , ovts tmv nccta tov
avtov avzm (näml. 'Egaatatoatip) ysyovotav xqovov imtpavsctartav otov
^XotifMig, 'HQ6ipiXogj EvSrjfiog x. r. X, V. 660, 8. A. 186.
189) Gal. XV. 134, s. A. 66.
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812 Vierondz wanzigstes Capitel. Die Medicin.
Anatomie der Nerven gründlich behandeltet^), ferner war er
neben demselben Urheber der Drüsenlehre imd der Entdecker
der grossen Magendrüse ^^^) und fand richtig, dass die Hand-
und Fusswurzel fünf, Daumen und grosse Zehe zwei Knochen
haben 1^^).
Di euch es gehört dem dritten Jahrhundert, yermaiblich
dem Anfang desselben an^^. Er war Dogmatiker^®*). Schrift-
titel sind von ihm nicht überliefert; wir erfahren nur^ dass er
über den Gebrauch der Arzneimittel in seinen therapeutischen
Werken gehandelt ^^*), dass er die Anatomie berücksichtigt^^),
190) Gal. VIII. 212, s. A. 100.
191) Gal. IV. 646, s. A. 85.
192) Gal. 111. 203. Evdrjiiog iltiv xal xo nsdiov %al ro (Lszatia^niov
mcavtaig eyidtEqov i^ octmv nsvte avyxeCed'ai Xiytov^ mcavtmg dh nal xo9
fiiyav ddutvlov iv nodi xb xal xbiqI dvo (pcUayyag i%Biv, Hinsichtlicii der
dnotpvasis (laaxoBidBtg, welche man jetzt Mnttertrompeten nennt, berichtet
Gal. IL 890. x6 cxrjfuc 6 ^hv *H(f6q)dog (vgl. A. 87) rjfuxovov %v%Xov alixi
Bi%d^Bi' Jio%Xfig d'k xigaat q>vofiivotgf diä xavxcc xal (ovdfux<rc %Bf^ücg na-
Qmvvfuog dno xov %iQaxog' EvSi](iog 81 nXBuxdvag („Flechten^*) xceXcf^ ovm
i^onv (fdvoLi^ noxBQOV ort nB%XB%xai xavtfi ayyeta IZtxoctddDff, dXX' avxag
xccg dnoq)vaELg nags^aaB nXs'Kxdpaig (es folgen die A. 24 berücksichtigten
Worte). Femer s. das A. 81 aus Soian. a. a. 0. p. 70 Dietz Mitgetheilte.
Die gaffeiförmige Fortsetzung der Schläfenbeine verglich E. mit Hahnen-
spornen, Ruf. de part. c. h. n. I, 20. p. 35 (152 Dar.). EvSrniog dh c/xaf»
(tlv avxovg dXB%TQv6voiiv nXi^nxgotg, dvoavvfiovg 8h 1^. Das Akromion hielt
er ^schlich fSr einen eignen Knochen, Ruf. a. a. 0. I, 9. p. 29 (142 Dar.).
Ev8rj(iog 81 otndgiov Blval tpqai fitx^ov xb dxQiofuov,
193) Bei Galen. XV. 136 wird er za den dgxaCoi UxqoC gerechnet mit
Hippokrates, Diokles, Chrysippos, Prazagoras, Euryphon, Phylotimos,
Fleistonikos, Mnesitheos, Medios, aber freilich auch noch mit Antigenes,
s. A. 214. Vgl. auch A. 195.
194) GaL XI. 168. SoyfucxiJLov filv ydg ol8u %al Jio%lia lutl IlXiiüxori'
%ov xal JiBvm xal Mptjo^bov^ n^cc^ayogav xs xal ^Xoxiitov xal *üq6-
<ptXov aal 'Ao%Xr\'nid8riv ipXBßoxofiovvxag,
195) Gal. XI. 795. ^ 81 nXeCcxri xmv (pagficnimv xQtcig iv avxaig xaig
^BQanBvxirUaig TCQayfiaxsüxig vn6 xb xmv naXaiÄv yiygctnxai, xal nQ06iti
xmv vBmxigmv dndvxmv cxb86v' xal yd^ nqhg ^Innoxgdxovg BÜI^xtu «olla
xal iCQog Ev(fV(pmvxog xal Jibvxov^ xal Jio%Xiovg xal lU^ißtovCxw wi
n^a^ayoQov xal 'HqotpCXov. Hierhin gehören die botanischen Arzneimittel,
Ton denen Plin. XX. §. 31. 78. 191. XXIII. §. 60. XXIV. §. 145 und Oribas.
VII, 26 g. E. p. 297 Matth. 143 f. Dar. VUI, 42 berichten. Plin. nennt den
D. unter seinen Gewährsmännern für B. XX — XXVII, aber natfirlich stammen
die Citate desselben bei ihm aus Mittelquelien ; eine derselben ist Seziiitf
Niger, s. M. Wellmann Herm. XXIV. 1889. S. 566.
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Dieuches. NnmenioB. 813
den Aderlass angewandt'*') und sich in seiner Ansicht über
die Elemente der Körper an die der berühmtesten Aerzte und
Philosophen angeschlossen hat^^). Ein Schüler dieses Dien-
ches 'war
Numenios von Herakleia'**). Er schrieb wie nach ihm
Nikandros Gtigtaxd in Versen*^); in denen er sich an Apollo-
doros anschloss*®*), ferner gleichfalls in Versen einen ^AXisv-
rixog, von dem uns Athenaeos eine grossere Zahl von Frag-
menten erhalten hat^^)^ endlich, wie nach ihm Herakleides von
Tarent*^), ein ^atnvov^^), Medicinisches berichtet Celsns von
ihm »<>*).
19G) Gal. XV. 186, 8. A. 214.
197) S. A. 194.
198) Gral. X. 462. iatt (ilv ovv nal JionXft nul Mvtioi^ioi %a\ ^isvxsi
xofl 'A9'7ivaim xal a%sdov naat toCg svdo'Kifiootcixoiq taxQOig ^Qictfj ovv ical
Tcov (ftXocQtpwv Toig dq^azoig tj avtfi do^a ntgl (pvostog öiofiatog^ in 9'fQfkov
xal ^XQ^^ ^"^ ^rjqov xal vygov voi^C^ovci xcx^acr^ai ra ts all« cvyLnamcc
Cfo^utza xal %a xmv ^(omv ov% ^xtffra.
199) Ath. I. 5 a. Noviuriviog ^6^ *Jfpax>l£a>tij$, h disvxovg zov laxQOv
fiad^rjxi^g. Vgl. Meineke Exerc. phil. in Ath. I. S. 2f. «— Exerc. crit. io
Ath. S. 6 f. 0. Schneider Nicandrea S. 200. Birt De Halieuticis Ovidio
poetae falso adscriptis, Berlin 1878. S. 126 ff.
200) Daher sein Beiname ^^iaxo$, s. Roh de in der angef. Abh.,
Rhein. Mus. XXVIII. 1878. S. 269. Schol. Nie. Ther. 687. oxi dl ovo ftdrj
näml. xov ix^ov) fucffxvqet xal Novfirivtog iv xm GriQtanm %ciC cpriei x6 Ire-
QOV (OtpBlftV,
201) Auf diese Weise erklärt sich nämlich die sachliche Ueberein-
stimmnng mit Nikandros. Vgl. Nikand. Th. 519 = Nnmen. bei Schol.
z. d. St. Nach Beiden wirkt das Kraut uQtoxoloxficc in einer Mischung
mit gelbem Weine. Nikand. Th. 687 ff. unterscheidet zwei Arten des ix^ov,
ebenso N., s. A. 200. Vgl. M. Wellmann Herm. XXIV. S. 668. A. 1. In
der Sprache mag sich Nikandros an N. angeschlossen haben, so dass es
insofern Seh. Ther. 287 mit Recht heissen durfte: nsxansnolfjxai in xav
NovyLTj^Cov,
202) Fast alle im 7. B. Die Bruchstücke sind gesammelt yon Busse-
maker in den Bucol. et didact. Graeci II (Paris 1851 b. Didot). S. 87—89.
Birt a. a. 0. S. 126 ff. Die Citate des N. bei Ath. stammen aus Dorion,
8. M. Wellmann Dorion, Hermes XXIII. 1888. S. 191.
208) S. C. 84. Denselben Spuren folgte auch der Grammatiker Tima-
chidas, s. C. 80. A. 288. 284.
204) Ath. I. 5 a, 8. A. 199 und bes. C. 80. A. 284.
205) V, 18, 85 empfiehlt derselbe von ihm einen Umschlag gegen
Podagra und sonstige Gelenkverhärtungen und V, 21,4 ein zusammen-
gesetztes Mittel bei Entsflndung der Gebärmutter.
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814 VierundzwanzigsteB Capifcel. Die Medicin.
Kleophantos***), Stifter einer eignen Secte der Kleophan-
tier^^^), muss spätestens zur Zeit des Ptolemaeos Philadelphos
und, wenn wir etwa den Ausgang von dessen Regierung setzen,
um §50 und bis in den der Regierung des Euergetes gelebt
haben ^^). Interessant wird dieser Mann fCLr uns dadurch^ dass
einer der bekanntesten Aerzte des letzten vorchristlichen Jahr-
hunderts, Asklepiades, sich an seine diaetetischen Regeln und
Curen anschloss*^^). Wir dürfen daraus schliessen, dass sich
sein Heilverfahren mit dem dieses Letzteren nahe berührte. Er
scheint also gleich diesem möglichst einfache Mittel, wie Wein,
Wasser, empfohlen zu haben *^®), und dazu stimmt es, dass er
über den Gebrauch des Weines schrieb, und dass diese seine
Schrift von Äsklepiades in dessen entsprechendem Buche benutzt
worden ist^^*). Ausserdem kennen wir von ihm ein gynaeko-
logisches Werk Fwai^xEta in mindestens 11 Büchern*^*).
Aus der von Kleophantos begründeten Schule sind uns zwei
Aerzte bekannt, Mnemon und Antigenes. Von
Mnemon aus Side in Pamphylien wird uns nur berichtet,
dass er unter Ptolemaeos Euergetes ein Exemplar des dritten
206) Von einem späteren K. führt Gal. XIV. 108, vgl. XIII. 262. 310.
985 dessen Meinung über das Gegengift des Mithridates an. Cic. p. Cluent
16, 47 erwähnt ebenfalls einen K.
207) Galen. XVII«*. 603 (s. A. 213). Cael. Aur. Ac. Morb. H, 39.
p. 176. culpans (näml. Asclepiades) denique libris, quos de lue conscripsUf
Cleophanti sectatores vinum frigidum dantes.
208) Dies erhellt aus der Lebenszeit seines Schülers Mnenon von Side,
s. A. 213. Dazu stimmt, dass Gels. III, 14 und Plin. XXVI. §. 14 ihn m
den antiqui oder prisci medici rechnen. Tgl. A. 210. 211.
209) S. C. 34. A. 70. Fälschlich jedoch macht ihn aller Chronologie
zum Trotz Sprengel a. a. 0. S. 593 zu dessen Lehrer.
210) Gels. III, 14. quidam exe antiquis medicis deophantus in hoc genere
morhorum (d. h. bei dreitägigem Fieber) muUo ante accessionem per caput
aegrum muUa calida <iqaa pertundebat, deinde mnum dabat. quod, quamvis
pleraque eius viri praecepia seeutus est Asclepiades, rede tarnen praeteriit etc.
211) Plin. XXVI. §. 14. trahebat (näml. Asclepiades) praeterea mvUos
mentis artificio animos tarn vina promütendo aegris . . , et quoniam , . . vim
rationem inlustraverat Oleophantus apud priscos. Vgl. XXIIL §. 82. —
Sprengel a. a. 0. S. 593 ff. meint, dass er auch Beschreibungen der An-
neige wachse yerfasst habe; das folgt aber durchaus nicht aus der einzigen
dafür möglicherweise anzuführenden Stelle Plin. XX. §. 31, nach welcher
er die Wurzel des aTaq)vlivog gegen harti^kigen Durchfall empfaU. ^
Index erscheint er bei Plin. zum 20. bis 27. B.
212) Soran. p. 100 Dietz. iv tm Bvds%cctm %6v Püvai'Ksifov, •
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Eleophantos. Mnemon. Antigenes. 815
Buchs der Epidemien des Hippokrates mit den beigefügten Cha-
rakteren aus seiner Heimat nach Alexandreia, wo es dann der
Bibliothek einverleibt worden sei^ mitgebracht oder aber dass er
im Gegentheil dies Buch aus der dortigen grossen Bibliothek
zum Durchlesen erhalten und nunmehr in dasselbe jene den
Krankengeschichten am Schlüsse beigesetzten Abkürzungen ein-
geschmuggelt habe^^^).
Antigenes war auf dem Gebiete der Anatomie thätjg und
behauptete mit den anderen berühmtesten Aerzten, dass nur eine
Ader vom Kopf ausgehe*^*). Er verfasste aber auch eine Schrift
über Fieber und Geschwülste*^^).
213) Gkilen. XVII*. 603. tä x&v avxBinovtoiv , . . /*ijd' *Inno%qoct<yvg
elvai Xsyovtcov tovg ;i;a^axT^9a$ , iVQS&fjvcU xb ßißX^ov ti xcav IIxoXBßaiov
xov Evsgysxov xXrjd'Bvxog ^%ov avxovg di€6'KBva6(iivovg vno xivog taxgov
TlaiitpvXtov x6 yivog, in notetog 'Jvdixfjg (Ikdixijg Heyne Opusc. I. S. 127,
Si$rig Wellmann), KXBOtpavxiov Sl xriv atgseiv, d%ovajj dh %al xifv alxCav^
8l r^v hiyQeftlfS xm ßi^Xioi xovxcp xovg xocpaKxrJQag 6 Mv-q^mv x. t. X.
606. xriv oiqiriv ocito xov Mvrifiovog noir^üdfisvov . . . ^vioi filv ydg q>aaiv
avxov Xaßovxa xov xqCxov xmv 'Enidrifiuiv ix xrjg iv 'AXB^avÖQBia fAsydXfjg
ßißXiod^%7jg mg dvocyvaaofiBvov dnoSovifai, na^Byyffd^jfavxa iv avxm xcrl
fisXttvi xal yQttpLfiaei naqanXrieCoig xovg %aifa%xriifag xovxovg* ^vioi 8l nccl
avxov i% üafKpvXüxg x(xo|LitxcVttc, xal tptXoxtfiov nsgl ßißXia xov xe ßaütXia
xrjg Alyvnxov IlxoXsuaiov ovxm yBvicd'ut qpacrtV, wg %a) xmv naxanXBovxmv
ditdvxcov xd ßtpXia TuXsvaai ngog avxov HOfUise&at xal xavxa Big natvovg
XaQxag yQdq)Ovxa di96vai fthv xd y^atpivia xoCg ÖBOnoxaig ... Big 8s xdg
ßißXio%'riiiag dnox£%BG%'ai, xd %0fiia9ivxa xal stvai, xdg iniyqafpdg avxovg
xmv ix nXoCfßv. *tv di xi xo xoiovxov (paaiv svQB^fjvat xal x6 xgixov xmv
'EniSrifumv iniyBygaufievov y,xmv ix nXoionv %axd dtOQ^caxriv Mvijfiova SiSC-
XTiv^', k'vioi d' ov „xara ^»o^ojr^y" intyByQafpd'ai, (paaiv^ dlX* dicXmg xov-
vofia xov Mvqfiovog x. t. X. 608. 6 S' ovv Mvijfuov, stt' avxhg imonias x6
ßißXiov bUxb Xaßdiv ix xrig ßißXiod^itrjg nagiyQaipB, tpaivsxai ngd^ag svBxa
eXTuiaxKtfiov (xQrj(iaziafikov? Snaemihl) xovto, yk6vov ydq iniaxaad^i Xiymv
savtbv a drjXovaiv at ;|ra9axT9j^eg, fita^ov xrjg i^i^r^asiog avxmv BlasngdxxBxo
X. T. X. Vgl. C. 84. A. 166.
214) Nämlich die vena cava. Gal. XV. 136 f. o^dilg d* aXXog (n&ml.
anseer denen, welche Gal. hier bekämpft) laxqbg bIkbv oxxa (pXißag dno
%BfpaXrig inl xd %dx(o xov amfuxxog tjusiv ovxb xmv fixxav ovxb xmv fidXXov
dnQißmg dvaxsfJLVOvxoaVj ov JtonXfjg^ ov JT^alayd^as, ovx 'EgaaicxQaxog ^ ov
nXBiaxdvtnog^ ov <hfX6xifiog, ov MvriaC&Bogy ov JtBvxrig, ov Xqvmnnog,
ov% 'Avxiyivrjg tj Mi^^Biog (1. Mi^Siog) ^ EvQVfpAv, ov% alXog xtg iaxQog
xmv a^;|;a/Q)y.
216) Cael. Anr. A. M. II, 10. p. 96. item AnUgenes Cleophantius libro
quem de febribus et tumoribus scripsit dvavSüxv vocavä, — Es gab noch
einen zweiten A., Leibarzt des Marcus Aarelins, Gal. XIV. 613.
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816 Vienmdzwanzigstea Capitel. Die Medicin.
Straten, Schüler und Freund des Erasietratos*^*), verfasste
ausser anderen Schriften ^^^ therapeutischen und geburtshülflichen
Inhalts eine Erklärung schwerer Stellen bei Hippo-
k rat es**®). Das Werk über Epilepsie gehört einem spateren
Straten an"»).
Apollonios"®), sein Schüler**'), ist höchst wahrscheinlich
derselbe mit Apollonios von Memphis***), welcher sonach in
der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts lebte und ein Werk
über Gelenke xbqI agd'Qmv hinterliess**'). In demselben scheint
216) £rot. 62, 10. ZtQdto^v fktp 6 'Egacuft^titBiog (ptini r^v upkßn»
{LO%Xov aqtaiQosidij Bivai, Soran. p. 95 Diets. EtQdxonv h 'E^acungaTfiog
(es folgt ein Recept znr Beförderung der Nachgebort). La. Di. V, 61 im
HomonymenTerz. tg^tog {Ztgaxtov) latqog^ (lad-rjtrjg 'EQaciaxifdTov ^ mg 6i
reve^, TQotptfiog. Gal. XI. 196 f. St^uttovog . . . diä navtog nhf 'E^^urTQarm
ünyytvofiivov ^ yifd'ilfttvtog 9* inl tijg otxücg cevtov xal dia tovro t^Ofi^ivov
dBdovXevuhai tavÖg^. Diese Bescbreibong passt nicht im Mindesten aaf
den Peripatetiker Straten yon Lampsakos, seinen älteren Zeitgenossen, so
sehr Rose De Aristot. lib. S. 174. Ar. ps. S. 389 es für zweifelhaft h<,
ob dieser nicht doch mit ibm dieselbe Person sei.
217) Gal. XI. 197. %al fiivtoi %al avrog 6 StQdtmv fpulvBxat duc rnw
l9l(ov avyygafifidttov dtl rocg d'iQttTCBiag xtßQig fplspotoiUag Koiovfuvog. Er
schloss sich also in der VermeiduDg des Aderlasses an seinen Lehrer an,
aber seine anatomischen Kenntnisse waren nicht bedeutend, denn als Grnind
dafür gab er an, dass man leicht eine Arterie statt einer Vene Terletsen
könne, Gal. XI. 161. In gebnrtshülflicher Hinsicht s. den Tadel des 8oraiL
a. a. 0. p. 124. Die iXstpavrüiittg nannte er eine nanoivfiiUy s. Orib. collect
XLV, 23 Mai.
218) Erot. "Afißrjif. 52, 10. Es ist möglich, dass ans dieser Schrift das
Gitat des St. bei Aelius Promotns (s. Roh de a. a. 0. S. 283) 6 dl St^xmw
XiyBi slwai ßordinpf (näml. ifprjfteQov) stammt.
219) Vgl. Alex. y. Trall.'ll. 668. 666. 671 Pnschmann. Nach der letsien
Stelle mnss der Yerfosser dieses Werkes jünger sein als Moschion. Mög-
licherweise ist er identisch mit dem Berytier Straten, von dem Gal. XIL
749 eine Briifvtuc genannte Arzneimischong empfiehlt Vgl. Gal. XIII. 209. 303.
220) C. F. Harless Analecta historico-critica de Archigene medico et
de ApoUonüs medicis eommque scriptis et fragmentis, Berlin 1816. Kühn
Additamenta ad elenchnm med. yet, spec. III. Sprengel Art. Apollonins
in d. Enc y. Ersch n. Grober. Rosenbaum zu Sprengel a. a. O.
S. 647. A. 16. 221) Gal. VIIL 769. 'AnoXX(Dvtog o dno Ztgartttvog.
222) Gal. XIV. 700 (vgl. A. 28) ndhaxct dh tovxo ot nigl 'EQUcaiaxQatow
il^Xaaaif, mg 'AnoXXmviog 6 Msf^pitrig. VgL XIX. 347. Ganz das Gleiche,
dass er gross war in Definitionen, bezeugt Galen, in der A. 221 angef. St
aber auch von dem Schüler Stratons nnd sagt deutlich genug, dass auch
dieser gleich seinem Lehrer Erasistrateer war.
223) Erotian. 62, 17. — Klein Ausg; des Erot S. XXXII vermnthet»
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SfcratoD. ApoUonioB v. Memphis. Andreas. 817
er sich besonders um Benennung der E5rpertheile yerdient ge-
macht zu haben ^. Er wetteiferte! mit den Herophileern in der
Pulslehre^^), erfand manche neue zusammengesetzte Arzneien**®),
hielt im Gegensatz zu Herophilos das Abgehen Yon Würmern
für ein gefahrliches Symptoin*'^ und sah in der Harnruhr eine
Art von Wassersucht^^®).
Andreas"*), ein Herophileer**^**), welcher über die Kräfte
derArzneimittel schrieb*^) und auf diesem Gebiet derMedicin
für einen -der zuverlässigsten Schriftsteller galt**^), war ohne
dass dies Werk ebenso wie das des ApoUonios von Kition ein Commentar
zu Hippokr. nsQl äod-Qoyv gewesen sei.
224) Gal. XIV. 699 f.
226) Gal. XIX. 347.
226) Gal. XIV. 188. A5t. Tetrab. II, 4, 84. 3, 20. Gal. a. a. 0. be-
richtet über ein Medicament von ihm gegen Schlangenbiss. Möglich ist
also, dass er SriQutnci geschrieben hat. Dahin würde dann auch die Notiz
Schol. Nio. Ther. 52. 6 nlv Tv^vwlmv ziiif a%£Xlav (n&ml. axnjffT^r 9^<^<X
'AnoXlcovioq 9\ o Msucpitrjg z6 %vimqov gehören.
227) Cael. Aur. M. Chr. IV, 8. p. 637. Ä. Mmphites.
228) Cael. Aar. M. Chr. III, 8. p. 469. Ä, Memphües.
229) M. Wellmann Znr Gesch. der Med. im Alterth., Hermes XXIII.
1888. S. 661—568. Vgl. anch d. Nachtr. z. C. 10. A. 86.
229^) Cels. V. Praef. p. 160, 8£P. unmittelbar nach den A. 166 angef.
Worten: mültcique etiam de facultaUbus medicameniortmi memoriae prodi-
derunt, qudlia $unt tjel Zenonis vel Ändreae vd ApoUonii qui Mys cogno-
minatus est. Vgl. A. 281.
230) Das betreffende Werk führte den Titel Ndpf^ri^ ,,Arzneikasten*S
8. Schol. *Nic. Ther. 684. a%oXoxivdqHog dl ßotävri hxlv^ atg iv xm iniyQoc-
q>ofti¥(p Na(f^%i 6 'AvdQBccg elnsv x. t. X, Dass hier auch Beschreibungen
von Wurzeln und Pflanzen standen, bezeugt Diosk. Mat. med. I. Praef.
p. 2, Tgl. A. 231. Aus diesem Werke stammen vermuthlich die verschiedenen
Anführungen bei Plin. XX. §. 200. XXII. §. 102. XXXII. §. 87, der ihn als
einen Quellenschriftsteller für die BücherXX—XXVm. XXXI. XXXHI— XXXV
angiebt, und bei Dioskorides III, 132. IV, 33. 65. 117 (vgl. auch A. 166).
Beide kennen ihn aber nicht mehr aus eigner LectÜre, sondern fanden ihn
in ihrer gemeinsamen unmittelbaren Quelle, Sextius Niger, vor, s. Hermes
a. a. 0. Weitere Fragmente stehen bei Ath. III. 115 e. Schol. Nie. AI. 611.
Gal. VIII. 343. 785. 982. Cels. V, 18, 7. 13. SchoL Aristoph. Av. 266.
Schon Serapion (um 200, s. A. 244 f.) benutzte die Schrift, s. Gal. XIII. 348,
vgl. A. 244. Möglicherweise ist er identisch mit dem von Ckkl. XIX. 105
erwähnten 'Avdffiag o tov XQvaaQovg (so C. F. Hermann), der zu den ypa-
tffavtsg tag ovofiaaiag xav q)aQfui'Ka}v gerechnet wird.
231) Diosk. p. 2. K(faxsvag dh o (itordnog xal 'Ard^iag h tatqog (ovtoi
yoLQ donovai. dxiftßiatSQOif tmv Xotn&v neql xov%o xb (ti^og dviatffdqtd'ai)
noXXag (i^ag svxifTiatoxdxag 'mcC xivag ßoxdvag dnuQaarjfimitovg staaav^
SuBUciHi«, griech.-»lex. Litt.-Geioh. L 52
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f
818 YienrndzwaiiKigstea Gapitel. Die Medicin.
Zweifel derselbe^ welchen Eratosthenes wegen Ausplünderung
seiner Schriften BißXiaCyiö^oQ nannte '^^); und mit dem Leibarzt
des Ptolemaeos Philopator, welcher von dem zu Antiochos III
übergelaufenen Yerräther Theodotos vor der Schlacht bei Raphia
(217) versehentlich statt des Königs ermordet ward*^). Ein
zweites Werk von ihm nsgl daxdtC3V handelte über giftige
Thiere*^), ein drittes war tcbqI xmv iffsvdäg TCsXLötBviikivGjv
betitelt und wenigstens zum Theil wohl gegen die Wunderbücher
gerichtet *^^), ein viertes XQog Zdßiov war geburtshülflich ****•).
Auch über Kränze, d. h. über den Schaden, welchen Kränze ans
gewissen Blumen dem Kopfe zufügen können, hat er geschrieben^^.
Er bestritt, dass für die Seele ein besonderes Organ als Sitz an-
zunehmen sei, indem er sie für einerlei mit den Sinnen erklärte *^^).
Seine Augensalben und seine Maschine zum Schenkeleinrenken
werden wiederholt erwähnt^*®).
Phil in OS von Kos war Schüler des Herophilos, lebte also
um 250 und gab den ersten Anstoss zur Begründung der neuen
Secte der Empiriker *'^). Er schrieb 6 Bücher gegen seinen Zeit-
worauB denn freilich erhellt, dass doch auch er and Erateoas noch viele
sehr wirksame Wurzeln and einige Kräater anbeschrieben gelassen hätten.
Vgl. KoebertDe Pseudo- Apalei herbarum medicaminibas, Baireath 1888. 8.
S. 17. Galen. XI. 795 f. scheint ihn angerecht za beartheilen, wenn er ihm
Gaukeleien and Schwindeleien vorwirfb; doch s. G. 34. A. 82.
282) Et. M. BLßXuiiyiaf^og.
283) Polyb. V, 81.
234) Ath. VIT. 812 d, vgl Sohol. Nie. Alex. 687. Gal. XIV. WO. CaeL
Aar. A. M. III, 9. p. 218. Nikandros scheint diese Schrift za kennen,
s. Wellmann Herrn. XXIII a. a. 0.
236) Ath. VII. 812 e, vgl. Schol. Nie. Ther. 828 a. daza C. 17. A. 12.
235^) Soran. p. 101 mit dem Bemerken: Itfxt Ö* vnoöxolmov {inißaU-
%6v? J. Fl. Lobeck) xois vno *HqoipCkov (TgL A. 110).
236) Ath. XV. 676 c Vgl. A. 316.
237) Tertall. de an. 16, s. C. 34. A. 78.
238) Erstere Ton Gels. VI, 6. Gal. XII. 766, letztere, beschrieben bei
Oribas. de machinamentis 4 f., von Gels. VIII, 20. GaL XVIII» 338 f. 747. —
Za unterscheiden ist von ihm A. der Karystier, welcher nach Gass.
Probl. 68. p. 30 die Entstehung des ßeinfieisches aas dem Marke lehrte,
und den Westermann Paradox. S. XIII schwerlich mit Becht für den
Verf. von «. z6v ipevdag Ttentar. hält. In der Vit Hippocr. p. 460, 16 iL
Westerm. wird ein gewisser A. erwähnt als Verfasser der Schrift nsgl x^g
iaxQi%ijg ysvsuXöyiccg, in welcher er den Hippokrates anschuldigte das
Archiv (yQaiifiaxo(pvlticKBiov) in Enidos angezündet za haben.
239) Gal. XIV. 683. x^g 91 l/c^et^tx^c {cctgietag) nQoiaxrjKe ^ilivog
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PhilinoB. Serapion. 819
genossen Bakcheios und Commentare zu Hippotrates*^.
Höchst wahrscheinlich ist er auch Verfasser von öijptaxa^^).
Citate über Pflanzenmittel von ihm kehren öfter wieder, ebenso
Recepte^").
Serapion aus Alexandreia**^) lebte wohl nach Andreas*^),
aber als Nachfolger des Philinos***) in der Leitung der von ihm
erst recht eigentlich begründeten^^ empirischen Schule auch
sicher nicht viel später, also etwa um 200. Er schrieb eine
Schutzschrift für dieselbe wider die anderen ärztlichen
Secten in mindestens 2 Büchern ^^^) und machte sich durch eine
zweite Schrift SsQaTtsvtixa in mindestens 3 Büchern um die
Arzneimittellehre verdient^*®).
Kmog, o jcqmxog avTTj^ dnotsftvoiisvog dno r^g Zoytx^g atgiüeag, tag dq>OQ-
fiag laßav naqd ^HqotpCXoVy ov %a\ d%ove%rig iyivito bezeichnet ihn geradezu
als Begründer derselben. Vgl auch Erot. 31, 18, s. A. 240. Dagegen sagt
Gels. Praef. p. 2: post guos (näml. Herophilum et Erasistratwn) Serapion
primiAS omnium nihil hanc rationalem diaciplinam pertinere ad medicinam
professus in tisu tantum et experimentis eam posuit Die beiden Nach-
richten lassen sich nur durch die Annahme vereinigen, dass Ph. die em-
pirische Schule auszubilden angefangen, Serapion aber sie zuerst ausschliess-
lich Tertreten habe, auch durch die That, indem er durch seine Schrift
„ad sectas*' die Angriffe anderer Schulen ab^Tehrte, s. Cael. Aur. A. M. II, 6.
p. 84: sed Serapion Empirums in primo libro, quem ad sectaa scribit,
obscura nimium atque pauca ordinavit (näml. gegen Lethargie) etc. Vgl.
auch A. 245.
240) Erot. 31, 13 unmittelbar nach den A. 265 angef. Worten: m (näml.
Ea%%ü(p) tov iiknst^i%6v evyxQOvriccevta ^iXivov diu s^aßlßlov «(^ayiiatBÜxg
dvtBiTtBtv. Vgl. p. 37, 16. 52, 11. Klein Erot. S. XXVI.
241) S. Aelius Promotus b. Rohde a. a. 0. S. 278. ^dCvog dh o &tiqi'
a%og %, T. X. Wahrscheinlich mit Recht schreibt daher Enaack Analecta,
Hermes XVIIL 1888. S. 88 bei Serv. ad Verg. Georg. 11, 116. Solvnus ei
Nicander, qui de his rebus (näml. Grigtand) scripserunt statt Solinus viel-
mehr Fhüinus.
242) Ath. XV. 681 b. 682 a. GaL XIII. 842. Plin. XX. §. 247, der ihn
im Ind. z. XX— XXVII aufführt Recepte b. Gal. XIII. 118. 842.
248) Gal.. XIV. 683.
244) Von dem er ein fidXayfia übernommen hat, Gal. XHI. 848, vgl.
Wellmann Herm. XXIII. S. 667. A. 2.
246) Gal. XIV. 688. fietd ^UiVov iyivato ZsactnCmv 'AUiavSuBvg (bald
nach den A. 239 angef. Worten).
246) S. A. 289.
247) S. wiederum A. 239.
248) 0wrati(me8 b. Cael. Aur. A. M. III, 17. p. 246. Diese Schrift
scheint Herakleides von Tarent in seinen beiden therapeutischen Werken
62*
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820 Vierundzwaniigstes Capitel. Die Medicin.
Bakcheios von Tanagra"^), ein Herophileer*^, war, "wie
gesagt^^^), Zeitgenosse des Philinos nnd lebte also um die Mitte
des dritten Jahrhunderts. Er gehorte nebst den Empirikern
Herakleides und Zeuxis zu den frühesten Commentatoren der
pseudo-hippokrateischen Aphorismen***) und schrieb auch zn
anderen hippokrateischen und pseudo-hippokrateischen Schriften
Gommentare, aber nicht, wie jene Beiden, zu allen, sondern nur
zu den dunklen Büchern***); vom dritten Buch der Epidemien
machte er femer eine Ausgabe***) und verfasste auch ein Lexi-
kon zu Hippokrates***). Ferner schrieb er über Herophilos
xe^l xmv ivtog Qnd i%t6g ^SQanBvwKmv yomehmlich benutzt su haben,
8. Wellmann Herrn. XXIII. S. 569. Den Hippokrates wagte S. mit gprosaer
UnTerscbämtheit zn behandeln (Psendo-Gralen. de snbfig. emp. c. 11. p. 65,
11 ff. Bonnet), w&hrend er sieb den anderen älteren Aerzten gegenüber
passiv verbielt. Gael. Anr. führt ans diesem Werke mancherlei Mittel an:
gegen Lethargie A. M. II, 6. p. 84, gegen Bränne A. M. III, 4. p. 191,
gegen Halsstarre A. M. IV, 8. p. 212, gegen Darmyerscblingimg A. IL
ni, 17. p. 246, gegen Cholera A. M. HI, 21. p. 263 nnd gegen Epilepsie
M. Chr. I, 4. p. 322. Vgl. Soran. a. a. 0. p. 146. 289 Dietz. 17 2:sQ€n[i€a90f
(i^rjUvri, 8. empfahl auch wnnderthätige Arzneimittel, s. Cael. Anr. M. Chr.
1,4. p. 822. Gelegentlich schloss er sich dem Erasistratos an, s. Cael.
Aur. A. M. III, 17. p. 246. Mehrere Pflaster von ihm föhrt Galen. XIIL
609. 886 an,, ein Mittel gegen Magenleiden Gal. XIV. 460. Cels. V, 28, 17.
S. über ihn auch noch C. 2. A. 602 ^.
249) Erot 31, 10.
260) Gal. XVIII*. 187. ot TCQcixoi tmv i^rjYovftivmv tovg 'Aq>oQiiffUfvg,
iv iativ *HQOfp£lBiog 6 Bccuxtiog^ *H(fa%Xst97jg ts %al Zsv^ig 01 ifMsiQinoi,
Gloss. 404, wo mit Klein Erot. S. XXIII. Anm. zu lesen ist: münsQ o*Hq9-
<piXsiog iitoCfjae BaHXfiog.
261) S. A. 240.
262) S. A. 260.
263) Gal. XVIII *>. 631. xittagsg di sleiv a^rav (näml. xmv i^ryytio«-
lkivmv)y Svo itlv eig Snavta ßtrßXüt * Innottqdtovg yqdtpovxBg vvofivrjiutxtt
Ze^£/$ te nal H^anXe^Öi^g, ov% sig nuvxa d\ Ba%%Biog «al 'AmtlrptuidTig 9t>€-
Xoytata, So zum 6. B. der Epidemien, Gal. XVII *. 794.
264) Gal. XVII* 619. xrjv vn6 Banzf^ov yBvoikivrjv ^%do6tif.
266) Es führte den Titel Ai^sig (Erot. 37, 6. Apollon. v. Kition. i.
Hipp. nsQl &Q&(fißv I. p. 4. 10 Dietz) und zerfiel in 3 Abschnitte (6vmdi$ig),
s. u. Von seinen Commentaren unterschied es sich dadurch, dass es nur
Glossenerkl&rungen enthielt. Erotian. 31, 11 f. (unmittelbar nach den C.12.
A. 111 angef. Worten) bemerkt, dass es zahlreiche Dichterstellen ab Be-
lege gab: Kai dioi XQimv awra^srnv Ttlrj^mcat xrjv nQod'tafiüiv, noXXdg «a^-
^ilkBvov Big xovto ficcQxvqiag noirjxmv^ was denn auch in den eben bei Erot.
erhaltenen Resten namentlich in Bezug auf Stellen dramatischer Dichter
Bestätigung findet (vgl. M. Schmidt Didjm. S. 262. Jahrb. f. Ph. LXXL
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BakcheioB. Demetrios ▼. Apameia. 821
und dessen Schule*^®); tbeilte Unterhaltungen mit den
Kranken mit**^^, und endlich werden von ihm noch 'jixgod'
öBig und eine 'Ettito^^ tSv 6g>vyinäv angeführt'^). Ueber
seine Pulslehre wissen wir auch Genaueres ^^) und ebenso über
seine Erklärung der verschiedenen Ursachen der Blutflüsse *^*^).
Demetrios von Apameia in Bithynien^^^)^ gleichfalls ein
Herophileer^^), gehört mit Serapion wohl ungeföhr in dieselbe
Zeit: jedenfalls lebte er einerseits nach Andteas ^^^^) oder frühe-
stens gleichzeitig mit demselben und andrerseits vor Herakleides
1855. S. 222), und wohl nur daraus ist die Sage entstanden, ein Gramma-
tiker, nämlich Aristarchos (was chronologisch umnGglich ist), habe ihm
dabei geholfen und ihm diese Stellen an die Hand gegeben, Ghden. Gloss.
Hipp. p. 404 unmittelbar nach den A. 250 angeL Worten: 'ÄQtctccQxov tov
YQcefifiatmov ro nXijd'og avzm xav ftaQcc^styfiatmv dd'QolcavtQg mg tpaaiv (mg
(p7i0lv cod. DorFÜl.), s. C. 15. A. 147 £f.. üeber die Anordnung lässt sich
nichts Bestimmtes ausmachen. Eroi hat dies Glossar häufig benutzt: er
citirt den B. 64 mal. Epikles und Apollonios Ophis haben einen Auszog
angefertigt; einen heftigen Gegner fand es an Apollonios von Eition,
Erot. 81, 14 ff. unmittelbar nach den A. 240 angef. Worten: na^sif 'Eitmli-
ovg tov KQritog iititSfivofiivQV tag Baxxt^ov Aiisig dta ^ t cvvta^emPj 'Anol"
Xmviov XB xov "OfpBOig xavxi noiiiaavxogy luxl Jioa%o^idov tov ^omu naci
xovxoig avxsmavxog Si* inxa ßißXüüv, 'AnoXkaifCov xb xov KuxUmg o%xia%aC'
ÖBna nQog xä xov Tagtcvtivov ^*HQa%Xe£dovyf xqia m^og Banxsiöv diay^a-
'fpavxog %ccl FXaviUov xov i($neiQMOV 9i>* svbg noXvcxC%ov xavv %al xora
axoixii^ov X8noiri(ieivov xavxo intxrjdgvcaifxog k. t. X.
256) S. A. 56.
257) Welche Zeuzis für äusserst albern erklärte, Gal. XVE^ 145. Iv^ot
ftev yaQ avxmv (näml. xoiovxav Xoyayp) iax^'^^S slclif aßiXxsQOiy xoiovxoi
xivsg ovxBg^ otov o ZBv^ig tprici vno Ba%xBÜ)v yBygdtpd'cu,
258) Gal. VUI. 782. 6 ^Iv ovv Ba%%Btog iv xuig aXXcng a%QodaBCi x6v
atpvyiiov bIvuI «pijat avaxoXriv %u\ diacxoXiiv ay^a iv andcaig xaig a^^^laig
YiyvofiivTjv ^ ebenso 749. iv xatg duifodcBCiv^ dann aber: iv S% t^ xmv
eq>vy(imv inixofi,^ naxci Xi^iv ovxmg yifdtpBt' ^^Cf^yfiMg 9\ %a\ xäv ndcd-og
aq>vyfi^ fi6vov iv «(ftrigiatg nccl maqditf wykßtLlvBi^y ical fi.Bx* oXfya ndXiv*
„6 fi.\v yocQ atpvyfLog . . . ^tdcxac^ i<ni xfig agtriQÜcg ^ xov aQxriQiddovg
HBQOvg x^g nagdiag''. Vgl. Pseado-GaL Defin. XIX. 408 f. BanxBSog fh 6
'HQOfpCXBiog bIkb' (vd'ftog icxk nivr^otg iv xQ^^^9 xd^iv Iji^ovaa.
259) S. A. 258.
260) CaeL Aur. M. Chr. U, 10. p. 390. — Ein luiXayiia Ba%xf^ov, at
KaCcaQ ix^aaxo fahrt Gal. XIII. 987 auf.
261) Bei Cael. Aur. ist zweimal der Beiname verderbt in ÄttdUm und
Äpanieus, A. M. II, SS, p. 151. M. Chr. II, 2. p. 867.
262) Cael. Aur. A. M. I, 1. p. 2. H, 1. p. 78 u. ö.
262^) S. A. 265 ^
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822 Vierondswanzigstes CapiteL Die Medicin.
yon Tarent oder war spätestens dessen Zeitgenosse*^. Er schrieb
nach dem Vorgänge des Diokles eine allgemeine Patiiologie X£qI
nad'äv in mindestens 12 Büchern*®*), xsqI öfnisimv^^} nnd ein
grosseres Werk über Öeburtshülfe*^^).
ApoUophanes von Seleukeia*^, ein Erasistrateer**'^, war
Leibarzt von Antiochos dem Grossen, welchem er auf dessen
Feldzügen folgte und bei der Beseitigung des Hermeias mit Rath
und That half*««),- lebte also auch um 200. Er leistete Manches
für die Arzneimittellehre*®^) und schrieb höchst wahrscheinlich
263) S. Gal. XIII. 722, wo er „der Bithynier" genannt, ein von ihm
aus Chrysokolla und warmem Wachs zusammengesetstes Mittel gegen (je-
schwülste empfohlen und die Aeusserung des Herakleides über dasselbe
mitgetheilt wird.
264) Cael. Aur. A. M. 11, 26. p. 186. Aus diesem Werk führt Gael
Aur. Definitionen yerschiedener Krankheiten an, so der Phrenesie (A. M.
I, 1. p. 2), der Lethargie (A. M. II, 1. p. 87), femer die Untersoheidong
des Krampfes, Sehnenhüpfens und Zittems (A. M. III, 7. p. 208) und die
yerschiedener Arten des Blutflusses, welche von Bedeutung ist (M. Chr. II, 10.
p. 890, ygl. III, 8. p. 468. A. M. II, 26. p. 186. II, 83. p. 151).
266) Soran. nsifl ariii^£<Dv %atayfidt<ov in Ideler Phjs. et med. Gr.
min. I. S. 249.
266^) Aus ihm stammen die Erörterungen über die Schwergebarten und
Frauenkrankheiten bei Soran. a. a. 0. p. 101 f. (mit Polemik gegen Hero-
philos und Andreas, ygl. A. 110. 236^). 240 f. ygl. 99. 206. 210 Diets.
266) Polyb. V, 68.
267) Cael. Aur. A. M. II, 38. p. 160. älii vero contraria ddxertmt, ut
Äpollophanes Erasistrati sectator, ygl p. 151. ApoUophanes omnes inguä
cardiacos febricitare seeundum Erasistratum etc. Danach hatte er über das
Magenweh gehandelt und im Anschluss an Eiasistratos behauptet, dass es
mit Fieber yerbunden sei.
268) Polyb. V, 56. 58.
269) Bekannt yon ihm ist ein Malagma gegen Seitenstiche, dessen
sich nach Cael. Aur. A. M. II, 24. p. 134. 142 Herakleides yon Tarent be-
diente. Die Composition desselben steht bei Cels. Y, 18. Gal. XIII. 220.
979. Alex. y. Tralles p. 887 Puschmann empfahl dasselbe Malagma
gegen Leberleiden. Pastillen des A. gegen (aya^ag «al nov^vXmfucta er-
wähnt Gal. Xni. 831.
270) Plin. XXII. §. 59. Nach dieser Stelle stanmit seine Ansicht, dass
das Heliotropium in Wein oder Meth gegen Schlangen- und Skorpionbiss
got sei, aus Apollodoros. Ein weiteres Citat steht Schol. Nie. Ther. 491-
tvfploinsg^ rovtiativ ot %alovii€voi zvtpXivoi, ij mg *AnolXo<pav7ig (nicht 'Anol-
Xodapogy wie 0. Schneider Nicand. S. 195 nach J. G. Schneider wollte)
otpsis daiv. Vgl. M. Wellmann Herrn. XXIII. S. 561. A. 1.
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Apollophanes. Zenon d. Herophileer. 823
Zenon*'^) der Herophileer*^) lebte zu Anfang des zweiten
Jahrhunderts*^^ und war ein eingefleischter Anhanger seiner
Schule, so dass er keine andere gelten liess*^^). Es heisst yon ihm,
dass er keinem anderen Herophileer nachstand *^^); und dass er ein
bedeutender Denker, aber ein schlechter Stilist gewesen sei*'^). Er
schrieb ein Buch zur Erklärung der schon erwähnten dem
dritten Buche der Epidemien des Hippokrates beige-
fügten Charaktere in einem starken Bande, und als der Empi-
riker Apollonios aus Autiocheia eine Gegenschrift erscheinen liess,
antwortete er auf diese in einem zweiten, noch umfänglicheren,
aber der Streit dauerte noch nach seinem Tode fort, indem der
jüngere Apollonios, der Sohn jenes älteren, wiederum in einer
neuen Streitschrift dies zweite Buch bekämpfte und die Unächt-
heit jener Zeichen und ihren wahren Ursprung von jenem Mne-
mon aus Side, überdies aber auch die Grewaltsamkeit in den Er-
klärungsversuchen des Zenon sich nachzuweisen bestrebte *^^.
Besonders verdient aber machte sich Letzterer um die Erklärung
seltener Worte bei Hippokrates*'®), war aber auch auf dem öe-
271) M. Wellmann a. a. 0. S. 658.
272) S. Erotian. ''Außriv. p. 62, 12 f. Zriiftoif 8' 6 'HQoqtCXsio^ vnsQOx^v
rmv ^Qmw (lavSäXo) hnoüiv und die folgenden Anmm. — Der von Gal. XIY.
163. 171 erwähnte Z. von Laodikeia ist höchst wahrscheinlich ein anderer.
278) Wenigstens nicht viel früher, da Mnemon, wie gesagt, erst der
Zeit des Energetes angehörte, aber anch wohl nicht eben später , da die
Charaktere doch natürlich hM die Aufmerksamkeit der gelehrten Aerste
auf sich ziehen mnssten and Z. offenbar der Erste «war, welcher sich näher
mit denselben beschäftigte.
274) Gal. XI. 482. anaaag tag aUag atgicBig fiox^hjQas vnoXttftßavnv
. . . nXriv trjg *HQO(pClov.
276) Gal. VlIL 786 (Tgl. A. 279). av9^Qg ovdsvog devxiQOV tmv "Hqotpi-
XiCfov, vgl. XVII ^. 600. Zr^viov o *HQotpÜeiog avx 6 tvxmv dvi/JQ,
276) La. Di. VII, 86 im Homonymenverz. ^nrog {Zr^vcnf) Uctgog '//^o-
qfiXsiog, vofjaai (ihv tnavog, ygäfffai Öl arof 0(.
277) Gal. XVII ^ 600 ff. 618 f. yQaipavtog ya^« m %al n^oa^Bv ^fPV^t
ov iimQov ßißXü)v xov Zijvcavog ne^i tmv jft^onTij^ooi', std"' Itc^ov avtov
fteCiov, 'AnoXXaviov xov iiiitBiQMOV nQog avxov dvtiyQUiffavxog, sld'' v^xepov
ndXiv l%Biv(p xov Zrjvmvog dvxBneovxog, 'AnoXXdvtog o ßißXag ini%Xrid'8lg
^ygafpe (isxd xavxa %al avxog^ ^dij xBd^soitog xov Zriiftovog^ ßißXiov vnkq
xmv x^9^'^'^'h9^^ y ov yLOvov ducmivaaykBvovg iXiyxfov^ dXXd x«l xov %oiXov-
ftsvov na^f^iXeyxov in' avxoig xov Ziqvtova noirjadiksvog x. x, X,
278) Erot. "AfAßrjv. 62, 12 f. (s. A. 272). Ka^fkdqm, 86, 1 ff. Zrivmv o
^ÜQOtpCXBiog ndfifiafov rj %dyMqov fpacl (qpijcrl?) %aXBtv xo hkovbiov xovg iv
'ixaXia Jcogiiag, olov xaHOfiogov xt 6v, Diese Auslegungen von diißti und
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824 Vierandaswanzigstes Gapitel. Die Medicin.
biete der Anatomie thätig^^^) und f&hrte eine Reihe neuer,
namentlich zusammengesetzter Arzneimittel ein^, so dass er
mit Recht als ächter Herophileer unter EKejenigen gerechnet
werden durfte, welche keine Krankheit ohne Medicamente heilten
und viel über dieselben geschrieben haben *®^).
Apollonios, der ältere Empiriker aus Antiocheia, Verfasser
der eben genannten Streitschrift gegen Zenon'^^, ist sicher-
lich nicht einer der beiden ApoUonios, welche auf dem Gebiete
der Chirurgie thätig waren ^^), und auch Ton seinem Sohn Apol-
lonios, dem Urheber der zweiten Streitschrift, ist sonst
weiter Nichts bekannt, als nur noch, dass er den Beinamen
BLßXäg führte»»*).
Glaukias der Empiriker war ein Zeitgenosse des älter^i
Apollonios»^^), lebte also um 180. Er schrieb ein Glossar zn
Hippokrates in alphabetischer Ordnung mit Angabe der
Stellen in den hippokrateischen Schriften, in welchen das be-
treffende Wort vorkam»^), und Gommentare zu fast alten diesen
nafifiaQov kann er unmöglich in jener anderen Schrift gegeben haben , da
sie sich nicht in den Epidemien finden.
279) Bei Gal. VIII. 736 f steht seine Definition des Pulses in Ver-
bindung mit der höchst paradoxen Ansicht, dass das Hers ein blosser An-
hang der Arterien sei, ygl. Pseudo-Galen. Defin. XIX. 409 unmittelbar nach
den A. 258 angef. Worten: Zriifmv dh 6 *HQQ(piXetog slnt' ^d'fiog i^fti to^k
tav x^ovav iw olg dUctavtai ai aqzri(^Cai nQog tovs ^v olg ifvcriXlovTat.
280) Cael. Aur. M. Chr. IV, 7. p. 680. Gal. XIII. 691. Plin. XXII. "§. 9«.
281) Gels. V. Praef , vgl. A. 229»>.
282) S. A. 277. Als Empiriker wird er ausser von Galen, an der dort
angef. Stelle auch yon Gels. I. Praef. p. 2, 80 ff. bezeichnet. Ausserdem
s. Erot. "A^prjv. p. 52, 13 f. 'AnoXXiovtog d* 6 ngsaßvxBQog vnBffoxijv «T907-
yvlrjv Gtpaiqa hyMÜtv. Harless, Sprengel, Bosenbaum, s. A. SStO.
M. Wellmann a. a. 0. 8. 558.
283) Geis. Vn. Praef. p. 263, 28 ff. Gorgias quogue et Sostraius Her<m
et ÄpoUanii duo et Ämmonius . . . einguli quaedam repererunt. Vgl. G. 34.
A. 145 ^
284) Gal. XVII» 618.
285) Geis. I. Praef. p. 2. q%iem (näml. Serapionem) ApoUoniiu et CRau-
cicts et aliquanto post Heradides Tareniinua et cdii guoque nan mediocres
viri seeuti ex ipsa prcfessume se ii^ntiQiuovg appellavenmt. Vgl. QbI, X. 148.
XVIP. 94. Erot. p. 32.
286) Erot 32, 8 f. (s. A. 265). Vgl. Klein Erot. S. XXIX l Citat«
stehen bei Erot p. 19, 7. 82, 3. 85, 5. 43, 16. 47, 1. 49, 4. 114, 5.
Hesyeh. neag und öafii^rj.
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Apollonios Vater und Sohn. Glankias. Mantias. 825
Schriften *^^. Ausdrücklich bezeugt sind ein Commentar zum
6. Buche der Epidemien*^) und zu der Schrift negl xvimov^^),
in welcher er behauptete, der Verfasser habe zwar auch Hippo-
krates geheissen, sei aber ein anderer als der Urheber der Apho-
rismen*^). Er war femer ein tüchtiger Chirurg und verbesserte
die Verbände '^^), endlich hat er sich auch um die Arzneimittel-
lehre verdient gemacht*^).
Mantias, ein treuer Herophileer**'), war Lehrer des Hera-
kleides von Tarent*^), lebte also um die Mitte des zweiten Jahr-
hunderts. Er bildete vornehmlich die Arzneimittellehre aus^^),
indem er zuerst über die Zubereitung vieler werihvoller Arznei-
mittel schrieb. So verfasste er Schriften unter dem Titel jdvvd-
(i6Lg^^^)j OaQfiaxoneikrig 6 xat laTQstov^'^)^ tä xatä roTtovg
und tcsqI xad-agti^x^g q nQonoriöfiäv rj xXvöff,äv^^^). Aber
auch auf wundärztlichem Gebiet bewegte sich seine Schriftsteller-
thätigkeit: er verfasste nach dem Vorgang des Diokles und Phylo-
timos ein Werk xat IrjtQetov (über die Werkstätte des Arztes)*^).
287) Gal. XVI. 196. 6 filv ya^ rXavTtüx^ nal *Hifa%lB^9rjg 6 Ta^vxCvog
xal Z^vgig, ot nQ&xoi navxu tä tov notXaiov avyyifäfLiuxta i^riyriifdfisvoi
X. t. ;., 8. C. 84. A. 44.
288) Gal. XVII» 794. XVII »>. 94.
289) Gal. XVI. 1. 196. 324.
290) Gal. XVI. If. rXavnCag 91 nal äXXot 'lnno%pdt$iOv ^Iv tovTO
(puGiv slvai^ dXXä firiv av tov fisydXov, cvtcSq siciv oi 'Atpopianol td te &XXa
nsgl av ruittg iv tm nsgi dvaitvoücg 9i'^X^oii8v x. t. X,
291) GaL XVni». 790. 797.
292) Plinins fahrt ihn im Ind. zn B. 20—27 aaf. Dazu s. XX. §. 264.
XXI. §. 174. XXII. §. 98. XXIV. §. 142. Vgl. Ath. U. 69 f. Gal. Xlli 886.
Vermnthlich ist der von Ath. III. 81 a u. d citirte rXocvnidfjg mit onserm
Glaukias identisch. Vgl. Schoenemann De lezicographis antiqois etc.,
Hannover 1886 (Bonner Doctordiss.). S. 97. — S. über G. noch C. 2. A. 602 >>.
293) Gal. XII. 989. Ueb. seine erhaltene Abbildung 8. d. Naohtr. z.
z. C. 10. A. 86.
294) Gal. XIII. 462. 602 f. C. 84. A 22.
296) Gal. XIII. 462: (paQiucttmv aw^iang nctfinoXXcav d^üav knalvov
ngmtog mv oldä^ Mavt^ag h ^Hgotpileiog iy^aipsv. Vgl. Gal. XIII. 18. 602.
642. XI. 796. XII. 684.
296) Gal. XIII. 162.
297) Gal. XIU. 761.
298) Gkkl. XI. 796. — Ueber seine Mittel gegen hysterische Krämpfe
berichtet Soran. a. a. 0. p. 257 Dietz.
299) Gal. XVIII^. 629. 666. Aus dieser Schrift stammt vermuthlich,
was Gal. XUI. 972. XVIII*. 770 erzählt. Er wandte den Aderlass an,
Gal. XI. 163. Gebnrtshfilfliches s. b*. Soran. a. a. 0. p. 96 Dietz.
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824 Vierondawanzigstes Gapitel. Die Medicin.
biete der Anatomie thätig^^^) und f&hrte eine Beihe neaer,
namentlich zusammengesetzter Arzneimittel ein^, so dass er
mit Recht als ächter Herophileer unter EKejenigen gerechnet
werden durfte^ welche keine Krankheit ohne Medicamente heilten
und viel über dieselben geschrieben haben *®^).
Apollonios^ der ältere Empiriker aus Antiocheia^ YertsLsser
der eben genannten Streitschrift gegen Zenon*^^)^ ist sicher-
lich nicht einer der beiden Apollonios, welche auf dem Gebiete
der Chirurgie thätig waren *^), und auch von seinem Sohn Apol-
loniosy dem Urheber der zweiten Streitschrift, ist sonst
weiter Nichts bekannt, als nur noch, dasa er den Beinamen
Btßkäg führte»»*).
Glaukias der Empiriker war ein Zeitgenosse des älteren
Apollonios»»'^), lebte also um 180. Er schrieb ein Glossar zu
Hippokrates in alphabetischer Ordnung mit Angabe der
Stellen in den hippokrateischen Schriften, in welchen das be-
treffende Wort vorkam*»*), und Commentare zu fast alten diesen
Hufinagov kann er unmöglich in jener anderen Schrift gegeben haben, da
sie sich nicht in den Epidemien finden.
279) Bei Gal. Till. 736 f steht seine Definition des Polses in Ver-
bindung mit der höchst paradoxen Ansicht, dass das Hers ein blosser An-
hang der Arterien sei, vgl. Psendo* Galen. Defin. XIX. 409 Tinmittelbar nach
den A. 868 angef. Worten: Zrivoiv d^ b ^Hgoipilstos eins' gvd-fikog kmi ra{«^
tmv xpovmv iv otg dUcxavtai at aqvriqCai jcQog tovg iv olg avotslXovzai.
280) Cael. Aur. M. Chr. IV, 7. p. 680. Gal. XIII. 691. Plin. XXII. •%. »e.
281) Geis. V. Praef , vgl. A. 229^.
282) S» A. 277. Als Empiriker wird er ausser von Galen, an der dort
angef. Stelle auch von Gels. I. Praef. p. 2, 30 ff. bezeichnet. Ausserdem
8. Erot. "Aiißfjv. p. 52, 13 f. *AnoXlmviog S' 6 nQsaßvtSQog vneQOXfjv ^vgoy-
yvXriv atpuCqa hy^oCav, Harless, Sprengel, Bosenbaum, s. A. 220.
M. Wellma'nn a. a. 0. 8. 668.
283) Gels. VII. Praef. p. 268, 28 ff. Gorgias quogue et Sostraius Heron
et ÄpoUanii duo et Ämtnonius . . . einguli quaedam r^f>ererunt. Vgl. G. 34.
A. 145 ^
284) Gal. XVII •. 618.
285) Gels. I. Praef. p. 2. quem (näml. Serapionem) ÄpoUanius ei Giau-
ctM et aZtguotito post Heradides Tarentinua et cdii guoque non medioeres
viri seetUi ex ipsa prcfessiane se ifineigiuovg appeittaverunt. Vgl. QbI. X. 142.
XVI1»>. 94. Eroi p. 32.
286) Erot. 32, 8 f. (s. A. 266). Vgl. Klein Erot. S. XXIX l Gitat«
stehen bei Eroi p. 19, 7. 82, 8. 86, 6. 48, 16. 47, 1. 49, 4. 114, 5.
Hesych. nia^ and aafiid^ri.
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Apollonios Vater und Sohn. Qlankias. Mantias. 825
Schriften**'). Ausdrücklich bezeugt sind ein Commentar zum
6. Buche der Epidemien*®®) und zu der Schrift negl xv^mv^,
in welcher er behauptete, der Verfasser habe zwar auch Hippo-
krates geheissen, sei aber ein anderer als der Urheber der Apho-
rismen*^). Er war ferner ein tüchtiger Chirurg und verbesserte
die Verbände *^^), endlich hat er sich auch um die Arzneimittel-
lehre verdient gemacht*^).
Mantias, ein treuer Herophileer**'), war Lehrer des Hera-
kleides von Tarent*^), lebte also um die Mitte des zweiten Jahr-
hunderts. Er bildete vornehmlich die Arzneimittellehre aus*^^),
indem er zuerst über die Zubereitung vieler werthvoUer Arznei-
mittel schrieb. So verfasste er Schriften unter dem Titel jdvvd-
ftf^S^^^), OaQfiaxoneiXrig o xax* lazQBtov^'^)^ ta xatä roTtovg
und ytegl xad'aQXLxiig V ^QO^cotiöiiäv rj xXvö^iäv^^^). Aber
auch auf wundärztlichem Gebiet bewegte sich seine Schriftsteller-
thätigkeit: er verfasste nach dem Vorgang des Diokles und Phylo-
timos ein Werk xar' irixQetov (über die Werkstätte des Arztes)*^).
287) Gal. XVI. 196. o ii.lv yoiQ rXav%^ccg nal ^HQcmXBidrig o Ta^vtivog
xal Zev^iQy o£ nqÄTOi ndvta ta xov %aXau>v avyyoäfikiuata i^riyriadfitvoi
X. T. i., 8. C. 84. A44.
288) Gal. XVII» 794. XVII »>. 94.
289) Gal. XVI. 1. 196. 824.
290) Gal. XVI. 1 f. rXavn^ag dh %al alXot 'lnno%ifdtsiov ^hv tovto
tptcGiv slvcci^ dXXa firiv av tov (isydXov, ovni^ sleiv ot 'Aipoqtaiiol xd xb aXXa
nBQl iv fifitCg iv xm xsqI dvenvoCoig dn^Xd-opLiv x. r. X,
291) GaL XVIII ». 790. 797.
292) Plinins fahrt ihn im Ind. zn B. 20—27 auf. Dazu s. XX. §. 264.
XXI. §. 174. XXII. §. 98. XXIV. §. 142. Vgl. Ath. II. 69 f. Gal. XIII. 886.
Vermnthlich ist der von Ath. III. 81 a u. d citirte rXavxi^rjg mit unserm
Glaukias identisch. Vgl. Schoenemann De lezicographis antiqois etc.,
Hannover 1886 (Bonner Doctordlss.). S. 97. — S. über G. noch C. 2. A. 602 »>.
293) Gal. XII. 989. Ueb. seine erhaltene Abbildang 8. d. Naohtr. z.
z. C. 10. A. 86.
294) Gal. XIII. 462. 602 f. C. 84. A. 22.
296) Gal. XIII. 462: ^a^fMxxcDV aw^-icetg nafinoXXcav d^imv iitaivov
n^mtog iv oldä, Mccvxiccg b ^HqotpCXBiog iyQU'tffBv. Vgl. Gal. XIII. 18. 602.
642. XL 796. XII. 684.
296) Gal. XIII. 162.
297) Gal. Xm. 761.
298) Gal. XI. 796. — Ueber seine Mittel gegen hysterische Krämpfe
berichtet Soran. a. a. 0. p. 257 Dietz.
299) Gal. XVIIP. 629. 666. Aus dieser Schrift stammt vermuthlich,
was Gal. XUI. 972. XVIII ^ 770 erzählt. Er wandte den Aderlass an,
Gal. XI. 163. Gebortshülfliches s. b. Soran. a. a. 0. p. 96 Dietz.
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826 Viernndzwauzig^tes Capitel. Die Medicin.
Zeuxis der Aeltere, welcher vor Herakleides von Taru
und nach Bakcheios und Mantias lebte und genauer wohl als
ein jüngerer Zeitgenosse des Letzteren zu bezeichnen ist^, einer
der älteren Empiriker '^^), schrieb Commentare zu allen soge-
nannten hippokrateischen Schriften^*).
In die Zeit vor Herakleides von Taras^ sei es noch ins
dritte, sei es schon ins zweite Jahrhundert, gehören folgende
Aerzte:
Nileus*®'), der als Chirurg genannt wird*^) und sich Über-
dies um die Arzneimittellehre Verdienste erworben hat*^);
lollas aus Bithynien^^, der gleichfalls die Arzneimittel-
lehre behandelte, aber nicht in erschöpfender Weise ^^, und ein
Werk neQl Uslonowriöiaxäv noXscov verfasste**^);
300) Gal. XVI. 1. b filv Zev^ig %al fisx' avtov 'H^xle^iyg. XVD*
793 (s. C. 34. A. 166), wo iv olg aal Zev^g iativ <xal^ 6 TaQavxivos %al
6 'EQvd'qaiog ^HQci%kiC8rig herzustellen ist. Fälschlich also hat man ans
dieser Stelle geschlossen, dass er aus Tarent gewesen sei. Ausserdem
s. A. 302.
301) Gal. XVI. 636. Zsv^idi zm nalaitdxta i(t,neiQi%^.
802) Gal. XVI. 1. 196 (s. A. 287). 636 unmittelbar' nach den A 301
angef. Worten: tm ilg anavta tä *Innoiiqdzovg pifUa y^yqutpini vxoiirri'
flava. In denselben citirte er den Bakcheios, Gal. XVII ^. 145. Ausserdem
B. Gal. XVI1»>. 166. 221. 839. Erotian. 86, 6. iv t^ ß' tcoV i^rjyritaiaf.
86, 2 ff. '
308) Herakleides yon Tarent benutzte ihn in der Schrift negl tcdit ix-
tog tsQansvTinäv, vgl. GaL XVIIl». 781 = Cels. VIII, 20. p. 369. M. Well-
mann Zur Gesch. der Med. im Alterth., Herrn. XXIIL S. 560. Sein Name
ist öfter verderbt.
304) Er hatte nach Gal. a. a. 0. einen Apparat zur Heilung der Lnxa-
tion des femur erfunden.
306) Geis. VI, 6, 10 empfiehlt sein CoUjrium als das Beste gegm
Augenentzündungen, vgl Galen. XII. 765. 806. Paul. Aegin. II], 22. VII, 16
u. ö. Ein Umschlag zur Lösung der Spannung, Erweichung der Härte und
Zertheilung des Angesammelten steht bei Gels. V, 18, 9. p. 168, TgL Gal.
XIII. 181. Paul. Aeg. VII, 18 u. ö.
806) M. Wellmann Sext. Niger, Herm. XXIV. S. 666. A. 2. Er wird
auch lolaos genannt, Schol. Nie. Ther. 617. 683. Aus Bithynien stammte
er nach Diosk. Mat. med. I. p. 2. *l6Xag ft^hv yaQ o Bt^vog k«! 'Hga-
%Xsid7jg 6 Taqavxivog in* oXCyov riipavxo tiig avtrig n^ayfiattiagy rriif ßoia'
vinr^v navtBlmg idcavtsg na^ddoaiv^ ov ft^v ov9h twif fistaXlittav iq affa-
fidtoDV ndvxmv ifivrjod'riaav.
307) Nach der eben angef. Stelle des Diosk. hat er das Botanische
gänzlich bei Seite gelassen, Metalle und Specereien nicht alle behandelt.
Im Diosk. steckt er an zwei Stellen:' IV, 66 « Plin. XX. §. 19 und HI, 45
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Zeuxis d. A. Nileus. loUas. Nymphodoroa. B^allimachos. Protarchos. 827
Nymphodoros^, ebenfalls als Chirurg und Verbesserer
des Verbandes bekannt ^^^), von dem aber auch Formeln von zu-
sammengesetzten Mitteln uns erhalten sind^^^).
Kallimachos, ein Herophileer*^^), möglicherweise erst aus
der Zeit nach Herakleides von Tarent^^*), beschäftigte sich mit
Auslegung der hippokrateischen Schriften'^*) und gehörte zu
Denen ; welche über die Schädlichkeit gewisser Kränze für den
Kopf schrieben**^).
Protarchos ist als Chirurg bekannt^^^; ausserdem sind
Arzneimittel von ihm erhalten ^*^.
■= Schol. Nie. Ther. 517; beide stammen aaa Sextiaa Niger, vgl. Herrn. XXIV
a. a. 0. Ein Medicameot von ihm ateht bei Cela. V, 22, 6. p. 180, vgl.
Plin. XX. §. 87. XXX. §. 104.
308) Schol. Nie. Ther. 517. 'lolaog dl iv tm nsffl IleXoxovinjciaiimv
noXsoov t6 nriyavov vno IleXonovvricüov (vtov naXsSa^ai (prjaiv.
809) Schon Herakleidea von Tarent benutzte ihn, a. Gal. XVIII ^ 785 f.
Vgl. Geis. VIII, 20. Nymphodotoa iat identiaoh mit Nymphodoroa,
vgl. 0. Schneider Nicandrea S. 184. Anm.
310) Er erfand -wie Nilena eine Maachine zum Einrichten dea ver-
renkten Schenkela (Cela. VIII, 20. p. 859, 83), femer eine Beinlade ffir den
Bruch der Gliedmassen (Oribaa. de mach. IV, 24. p. 625).
311) Ein Pflaater zur Vertreibung von Kröpfen hat Andromachoa b.
Gal. XIII. 926 erhalten, ein anderea ateht bei Paul. Aeg. VII, 12. Nach
Plin. XXXIV. §. 104 handelte er TOn der Zubereitung dea Galmei zu medi-
ciuischem Gebrauch; aein Verfahren iat im Wesentlichen daaaelbe wie daa
dea loUas. Pliniua nennt ihn im Ind. XXXIII— XXXV. Vgl Müller P. H. G.
IL S. 881.
312) Erot. 31, 9 f. 6 dno zriq'HQOtplXov oUlag, s. C. 12. A. 111. Vgl. A. 62.
813) Doch ateht er bei Erot. 7, 18 zwiachen Bakcheioa und Philinoa,
8. A. 314.
314) Erot. 31, 9 f. (a. C. 12. A. 111). 7, 18 ff. Baic;fcÄ)ff dh %al KaXU-
IMXxog 0i,Xiv6g XB xal 6 Ta^apttvog 'HgccyiXsidrjg d'siav vniXaßov to Xoi(iuc%6v
nad'og diä to ro^g Xoifiovg Ix d'sov doneiv slvai' 6 dh iSlevofpdiv x. t. X,,
8. A. 28. Vgl. Klein Erot. S. XXXIII. A. 87.
315) Plin. XXI. §. 12. et apvd Graecos quidem de coronis privatim scri-
psere et Mnesitheus cUque Cällimachm medici quae nocerent capiti, quoniam
et in hoc est dliqua valetudinis portio, in potu atque hiJaritate pr<necipue
odorum vi suhrepente fallacüer etc. Der Titel aolcher Schriften vrar ohne
Zweifel «cpl atsqxivmvy vgl. auch A. 236. Plin. nennt diea Buch auch
unter seinen Quellen Ind. XXI. XXII und auaserdem einen Arzt E. Ind.
XXIII— XXVII, von dem XXV. §. 168 ein Citat ateht, und der doch wohl
deraelbe iat.
816) Cela. VIII, 20. p. 859. Vgl. M. Wellmann a. a. 0. Er iat wohl
älter ala Herakleidea, da er von dieaem benützt iat.
317) Cela. V, 18, 18. V, 28, 16. 17. 18.
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828 VienindzwansigsteB Ct^itel. Die Medicin.
Eleombrotos von Eeos und Eritobulos werden nur ein-
mal genannt**®).
Andron lebte jedenfalls auch vor Herakleides oder war
wenigstens spätestens dessen Zeitgenosse*^^)« Er muss auf dem
Gebiete der Arzneimittellehre schriftstellerisch thätig gewesen
sein*^®) und schrieb vielleicht auch tccqI 6tsg>aviov^^). —
Noch unsichrer ist die Zeit des
Antiphanes von Delos'"), für die es keinen weiteren An-
halt giebt; als dass er der einmal von Philodemos angeführte
Mann dieses Namens zu sein scheint***). Auch sonst aber wissen
wir sehr wenig von ihm und seiner Schrift nav6jttrig(?)^.
318) Plin. VII. §. 128. eandem . . . rege (s. A. 126). magna et Crüobvk
fama eht extracta Phüippi regis ocülo sagitta et citra deformtUUem oris
curata orhitate luminis.
819) Galen. XII. 988 ff., nach welcher Stelle Herakleides in seiiMr
Schrift nffog trjv *Avxui%i8a (s. C. 34. A. 82) die Pille des A. gegen die
Entzündung des Zäpfchens empfahl. Vgl. C. 84. A. 86.
820) Wenigstens sind nns yon ihm mehrere zusammengesetete Mittel
aberliefert. Geis. V, 20, 4 giebt die Composition jener Pille gegen die Ent-
zündung des Zäpfchens, Unreinigkeit nnd Krebs der Schämtheile an: ne
bestand aus Galläpfeln, Sohusterschwärze , Myrren, Alannschiefer, Knospen
Yom Granatapfelbaum, mit Wein aus getrockneten Trauben vermischt und,
wenn es erforderlich war, mit Essig oder Wein verdünnt. Vgl. Gal. XIH.
884. Vielleicht war A. Empiriker; mindestens schmeckt dies Mittel stark
nach einem solchen. Nahe mit demselben berührt sich die berühmte Pille
des Polyeides, eines Arztes der augnsteisohen Zeit (Gels. V, 22, 2). Hin-
sichtlich der einzelnen Bestandtheile variiren die Berichte, s. Gels. V, 20, 4.
VI, 14. Gal. XIII. 834. Dieser pagtiUu8 Ändronis hatte astringirende
Wirkung, s. Oribas. II. 440 Daremb. (nach Antyllos tu i^m^sv n^wi-
nxovza ßoridirifiaTa). Vgl. Gael. Aur. A. M. IIl, 8. p. 186, wo dieser pastiUm
gegen nachgelassene vavt^a empfohlen wird. Gal. VI. 440 giebt ihn bei
Eiterungen im Ohr. Nach dessen Angabe XIL 276 ward dieser Pille auch
.Bindergalle beigemischt. Ein medicamentvm Ändronis wird femer von
Scribon. Larg. Comp. c. 68 gegen Garbunkeln, Rose und Fleckenansschlag
empfohlen, vgl. c. 225. 282. 286. 248. Gal. X. 380. XI. 87. 187. XIL 830.
821) Wenigstens sagt Ath. XV. 680 d, er habe unter a%ivioi, Ki^nse
aus a%tvog verstanden, einer dem Basilienkraut ähnlichen Pflanze mit wohl-
riechenden Blumen, vgl. Diosk. III, 48. Billerbeok Flor, olass. S. 169.
822) Clem. Paedag. 140 A. B. 'Jvtupavrjg Sl 6 JrjXiog Icctgog xal i^af
tmv voamv txlxlav zamr^v stffrinsv, tmv iSeafiatcav trjv noXvsidiav,
328) S. C. 82. A. 201 ^
324) In derselben empfahl er das Abführen des Spulwurms, Gael. Aur. M.
Chr. IV, 8. p. 587. ÄnHphanes Ubro, qitem Panoptem appeUavüetc, Ausserdem
fahrt noch Gal. XII. 877 ein Mittel von ihm gegen Zahnschmerzen an.
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FanfandzwaDzigstes Capite). Schriften üb. Landwirthschaft u. Verw. 829
Fünfundzwanzigstes Capitel*).
Schriften über Landwirthschaft und Verwandtes, Thier- nnd
Steinknnde. Tranmbttcher. Gastronomische Schriften.
Beschreibung eines SchiiTes.
Von griechischen landwirthschaftlichen Schriftstellern aus
der Zeit vor Augustus können wir gegen sechzig namhaft
machen^). Leider sind die Schriften der meisten ^ ohne die ge-
ringste Spur zu hinterlassen, für uns untergegangen. Von diesem
oder jenem hat sich wohl eine vereinzelte Notiz erhalten: das
ist Alles. Natürlich kann unter diesen Umstanden davon keine
Rede sein^ die Stellung der Einzelnen in der Geschichte ihrer
Wissenschaft auch nur annähernd zu bestimmen^). Die gesammte
Folgezeit beobachtet trotz ihres regen Interesses für Landwirth-
schaft und landwirthschaftliche Schriften ein fast unverbrüch-
liches Stillschweigen über die frühere griechische Fachlitteratur.
Die letztere ist ausserordentlich bald der Vergessenheit anheim-
gefallen: schon im ersten Jahrhundert vor Beginn unserer Zeit-
rechnung^). Einer der Hauptgründe ihres frühzeitigen Unter-
*) Verfasst von Engen Oder.
1) Hauptfnndort der Namen ist Yarro R. B. I, 1, 8 f., der vierzig Fach-
scbrifteteUer, fünf Philosophen (Demokritos, Xenophon, AristoteleB, Theo-
phrastos, Archytas), zwei Könige (Hieron and Att^os Philometor) nnd zwei
Dichter (Hesiodos nnd Menekrates von Ephesos, s. G. 10 i. A) als Ver-
fasser landwirthschaftlicher Werke an&&hlt. Vgl. A. 3.
2) Wenn wir anch die grosse Mehrzahl der uns nur dem Namen nach
bekannten Schriftsteller nicht mit Unrecht in die alexandrinische Zeit
setzen werden, so ist bei diesem oder jenem nicht die Möglichkeit ans-
geschlossen, dass er bereits dem vierten vorchristlichen Jahrhundert
angehört.
8) Columella I, 1, 7 ff . nnd Plinins in den Qnellenverzeichnissen der
einschlägigen Bücher seiner Naturgeschichte (8. 10. 14. 15. 17. 18) haben
den Katalog des Varro mehr oder weniger nachlässig ausgeschrieben, ohne
die Schriftsteller einzusehen, die schon Varro nicht mehr gekannt hat, vgl.
A. 6. Die den Qeoponica zn Grnnde liegenden Compilationen des aus-
gehenden Alterthums (s. Oder Beiträge znr Gesch. der Landwirthsch. bei
den Griechen, Rhein. Mus. XLV. 1890. S. 68fif. 212 ff.) nennen von jenen
vierzig Fachschriftstellem bei Varro auch nicht einen, vgl. A. 73, Pam-
philos Tryphon bei Athenaeos nnr Androtion nnd Chaereas (s. A. 17. 40).
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830 FünfiindzwanzigsteB Capitel. Schriften üb. Landwirthschaft n. Verw.
ganges liegt wohl darin, dass kein Grieche in einer Schrift alle
oder auch nur die wichtigsten Zweige der Landwirthschaft be-
handelt hatte^); und dass sich dann kein Compilator grossen
Stiles fand; der am Ende des alexandrinischen Zeitalters die
sachlich zersplitterten Arbeiten der hervorragenderen Landw^irthe
in einem Sammelwerk vereinigt hätte^). Ein solches kam damals
allerdings zu Stande^ nicht aber auf Grund .der griechischen Litte-
ratur, die vielmehr dabei nur in zweiter Linie stand. Als näm-
lich um das Jahr 88 v. Chr.
Cassius Dionysius in ütika das classische Werk des Kar-
thagers Mago ins Griechische übertrug^''), versäumte er es
nicht in seine Bearbeitung des punischen Original s^ das er von
28 Büchern auf 20 zusammenzog, zahlreiche Einlagen aus der
griechischen Litteratur aufzunehmen^). Von diesem Augenblicke
Ueber die wenigen sonstigen Erwähnungen s. nnten unter den Namen der
betreffenden Aucfcoren.
4) Varro R. R. I, 1, 7 qui Graeoe seripsei-unt dispersim alius de
alia re sunt plus quinquaginta.
5) Wie es Didjmos aus Alexandreia und Anatolios aus Berytos am
Ende des Alterthums thaten, und auf ihren Schultern stehend der byzan-
tinische Redactor der auf uns gekommnen zwanzig Bücher enthaltenden
Ezcerptensammlung at nef^l yecof^yiag inXoyai (Geoponica); vgl. Rhein.
Mus. a. a. 0.
6»>) Vgl. C. 17. A. 126'.
6) Nachdem Yarro a. a. 0. den Katalog gegeben, föhrt er fort (vor den
C. 17. A. 1268 angef. Worten): hos nobilitate Mago Carthaginienais praetcriü,
Poenica lingua gut res dispersas conprendit libris XXVIII, quos Cassius
Dionysius Uticensis vertit libris XX ac Graeca lingua Sexlilio prae-
tori misit: in quae Volumina de Graecis libris eorum quos dixi ad-
iecit non pauca et de Magonis dempsit instar librorum VIII. Wenn die
Genannten nur die Quellen des Dionysius sind, so erklärt sich, wie Varro
kurz zuvor bemerken konnte, dass mehr als fünfzig Griechen über den
Landbau gehandelt hätten (s. A. 4), und sich gleichwohl in der Liste nüt
neunundvierzig Namen begnügte. Die Annahme einer Lücke ifit nämlich
ausgeschlossen, da Plinius und Golumella nicht mehr Namen als wir bei
Varro lasen. Vgl. A. 3. 74. Varro selbst deutet an, dass die zweite Reihe
der Fachschriftsteller unvollständig ist: de rdiquis, quorum quae fuerU
patria non accepi, sunt etc. Die beiden Dichter (s. A. 1) führt er gar nur
als Vertreter ihrer Gattung an: easdem res etiam quidam versibus ut Hesuy-
dus Äscraeus, Menecrates Ephesitis. Das Fehlen des Nikandros ist also
nicht wunderbar, vgl. 0. Schneider Nicandrea S. 78. Inhaltlich bot er
wahrscheinlich ja doch nichts Neues. Alle Nichtgenannten hatte der
grosse Polyhistor also wohl nicht für erwähnenswerth gehalten. Es fehlen
Charetides Ton Faros (s. A. 11), Aeschylides (s. A. 26—28), Antiphon
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CassiuB Dionysius. 831
an aber musste die letztere in der Hauptsache veraltet er-
scheinen^), und damit war ihr Untergang besiegelt; denn bei
der lediglich praktischen Natur des von ihr behandelten Gegen-
standes gab ihr nur unmittelbare Brauchbarkeit und Handlich-
keit die Berechtigung zu ihrem Bestehen. Kein Landmann wird
seine Weisheit aus vielen schwer zu beschaffenden Büchern zu-
sammenholen, wenn er ein umfassendes Compendium zur Hand
hat, das ihm für alle Fächer Rath zu ertheilen im Stande ist^).
(s. A. 42), alle drei wahrscheinlich ältere Landwirthe, GhiysippoB (s. A. 54),
und die Zeidler Aristomachos, Philiskos und Neoptolemos (s. A. 80—32). Varro
verliess sich für die Auswahl auf Dionysius, dessen Compendium alle Vor-
gänger sammt und sonders schon für ihn antiquirt hatte. Die Gestaltung
der Liste freilich ist, wie die pedantisch-subjective Anordnung und die Folge
der Namen nach lateinischem Alphabete zeigen, von seiner eignen Hand. —
Einen wahrscheinlichen Zeitansatz ffir Gassius Dionysius erhalten wir aus
Plut. Mar. 40, wo 88 v. Chr. ein C. Sextilias als Praetor in Afrika erwähnt
wird. Als solcher residirte er in Utika, und da Dionysius ein Kind dieser
Stadt war und einem Praetor Sextilius seine GompOation widmete, so irrt
man kaum, wenn man beide Praetoren für identisch hält, wie es nach
Pighius Annal. Rom. III. 232 allgemein geschieht. Zu den yon Gassius
benutzten Schriftstellern gehörte Attalos Philometor [f 183 v. Ghr.],
ygl. A. 56 f. Dass Dionysius überdies *P(£orof»txa schrieb, hatMeineke
wahrscheinlich gemacht, indem er bei Steph. v. Byz. *Itv%rj den Namen
desselben statt des überlieferten Jio^l^g einsetzte. Ueber gleichnamige
Schriftsteller vgl. A. 70.
7) Eine andere Frage ist es, ob sie durchaus yeraltet war. Zu Diony-
sius' Gründlichkeit erweckt die Thatsache, dass er trotz der Heranziehung
zahlreicher griechischer Quellen seine Bearbeitung yon Magos Werk um
8 Bücher gegen das Original kürzte, nicht eben Vertrauen. Für die Bienen-
zucht ging Hyginus jedenfalls auf die primären Quellen zurück (Gol. IX,
2, 1. Byginus veterutn auctorum pJacita secretis dispersa monitnenHs Industrie
collegit)f obwohl Gassius Dionysios diesen Zweig der Landwitthschafb be-
handelt hatte (Plin. XI. §. 40). Auffällig ist es allerdings, dass die be-
deutendsten Zeidler (vgl S. 839 mit A. 30—82) im Kataloge bei Varro
fehlen, s. A. 6.
8) Weil das Sammelwerk des Dionysius für den Handgebrauch zu aus-
führlich erschien, stellte sich bald das Bedürftiiss nach einem Auszug
heraus, den, wie schon G. 17. A. 126«^ erwähnt warde, Diophanes in Bithy-
nien für den EOnig Deiotaros in 6 Büchern verfasste, ygl. A. 66. Dieser
Auszug blieb denn auch das ganze Alterthnm über in Qebrauch, s. Bhein.
Mus. a. a 0. S. 81. Asinius Pollio aus Tralles (Suid. s. y. TlmUoiv)
fertigte zwar wieder einen Auszug aus demselben in 2 Büchern an, aber
dieser ist ganz yerschollen: er war wohl allzu dürftig. Weil alle Späteren
in letzter Linie yon Gassius Dionysius abhingen, so kam es, dass sie nach
dem Zeugniss des Photios God. 163 „ungefähr Dasselbe über dieselben
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832 Fünfundzwanzigetes Capitel. Schriften fib. Landwirthschaft n. Verw.
Dies gilt für das Alterthum in noch höherem Grade als für die
Gegenwart. Für uns bleibt der Verlust der älteren griechischen
Schriften über Landwirthschaft desshalb bedauemswerth, weil
sie uns sicherlich nicht wenige culturhistorische Aufschlüsse ge-
boten hätten, mag auch ihr sachlicher Gehalt in keinem Yer-
hältniss zu ihrer grossen Anzahl gestanden haben.
Schon in der classischen Periode der griechischen Litteratur
hat es nicht an Männern gefehlt, die den Spuren des Sängers
von Askra folgten und ihre Erfahrungen über den Landbau zu
Papier brachten. Im späteren Alterthum glaubte man sogar
landwirthschafkliche Werke der berühmtesten Philosophen zn be-
sitzen, aber mit Unrecht^). Xenophons Büchlein über Hans-
und Wirthschaftslehre ist für uns das älteste in dies Gebiet ein-
schlagende Prosawerk: die eigentlich technischen Vorschriften
drängen sich freilich in vier Capitel des Oekonomikos zusammen ^^
Aus Aristoteles^^) sehen wir, dass es im vierten Jahrhundert
Punkte vortragen" (axeSov xi tä avra tssqI tav avtmv anofptcivovxai). Nach
demyorgangeBaecheler8Bhein.Ma8. XXXIX. 1884. S.29lf. hatlLHeinse
Animadvv. in Varr. rer. rnsi libros, Comment. Ribbeok. S. 434—440 begonnen
dnrch Vergleichong identischer Partien der Geoponioa und der rOmiachen
Fachschrifteteller (Varro) Beste der Compilation des Gassina Dionysios (Dio-
phanes) za ermitteln. Die namentlichen Anführungen des Mago u. Gassina
Dionysius findet man beiBeitzensteinDe scriptorumreirust^qniintercednnt
ioter Gatonem et Golam., libris deperditis, Beriinl884. (Doctordiss.) S. 57 f. .
9) Ueber die Unächtheit des Peai^iicoi' unter dem Namen des Demo-
kritos s. Oder Bhein. Mus. XLY. S. 76. Wenn man dem Pythagoreer
Arohytas ein Buch arc^l yBm^la^ zuschrieb (s. Yarr. Golum. Plin. a.a. 0. 0.\
so beruhte dies auf Verwechselung, mit einem Namensyetter, s. La. Di.
VIII, 82 im HomonymenTerzeichniss: xaltog (Aqx'^taq) m^l yswQyücg yByga-
q>c9S. Die dem Theoph rastos beigelegten Femgyätg naQayyiXfutta waren
wahrscheinlich aus dem 8. Buch der Pflanzenursaofaen zusammengestellt,
s. Usener Anal. Theophr. 8.21. Ueber Pseudo-Aristoteles Ftai^yiua
s. C. 2. A. 858, vgl. Böse Aristot pseudep. S. 268.
10) 16 — 19: 16 — 18 vom Getreide (nämlich 16 Blache, 17 Aassaat,
18 nach der Ernte), 19 von der Gultur des Oelbaums, s. A. 41.
11) Pol. I, 11. 1268»» 89flf. insl d' iaüif ivioig ysyQa(k(i^va its^l xov-
Ta>y, otov XaQtjxlSjj (so Susemihl und Newman nach F, Xa^ijTi dij
Godd.) xtp üaffico %al 'AnoXXodmQtp xm ArjfJtvüp nsgl ynm^Caq %ul ^ikr^g «oi
nB(pvxBv\khrig %. x. l. Die Baumzucht und der Weinbau gehörten von
Alters her zur Landwirthschaft, s. Xen. Oec. 19, 1. Gharetides (oder
Ghares?) wird nur hier genannt, Apollodoros steht noch im Katalog
Varros und in dessen Beproductionen bei Golum. und Plin. Ausserdem
kommen hier auch die uns aus Theophrastos bekannten Naturforscher in
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tgendo-Androtion. 83ä
bereits eine landwirthschaftliche Fachlitteratur gab^*). Der her-
vorragendste Landwirth ans voralexandrinischer Zeit scheint Än-
drotion gewesen zu sein, der einer sehr sorgfaltigen Baumeultur
das Wort redete^*). Für sein Ansehen spricht die Thatsache,
dass noch Athenaeos ihn mehrmals^*) anführt. Allerdings
zweifelten Männer wie Tryphon an der Aechtheit des ihnen
unter seinem Namen vorliegenden Ffopytxov, und zwar, wie es
scheint, nicht ohne Grund. Als der wahre Verfasser wurde ein
gewisser Philippos oder ein gewisser Hegemon angesehen,
die also Beide wohl der hellenistischen Zeit angehorten ^^). In
Betracht, die vor Allem das Wesen des Organischen zu erklären sachten.
So in erster Linie Kleidemos (C. PI. III, 21, 1. V, 9,* 10), der unter
Anderem die geeignete Zeit zur Aussaat und die Krankheiten der Frucht-
bäume erörterte. So Menestor (vgl. A. 72) und Chartodras (nach
Heylbuts freundlicher Mittheilung steht im Urbinas H. F. II, 7, 4 ohne
Gorrectur Xaqtodqas), Vgl. 0. Kirchner Die botan. Schriften d. Theophr.,
Jahrb. f. Pb. Suppl. N. F. VII. (Leipz. 1874). S. 601. Zeller Ph. d. Gr.
l*, S. 232. 926. A. 3. Ausserdem s. A. 13.
12) „Nicht so entschieden lässt sich dies aus den negl xr^naiv if^yaaiag
cvyyQcifiinicta bei Pseudo-Plat. Min. 816 E fSr den Gbirtenbau folgern.
Denn die Behauptung yon Usener Organisation der wissensch. Arbeit,
Preuss. Jahrb. LIII. 1884. S. 20, dass dieser Dialog schon vor 839 ent-
standen sei, steht bisher noch ohne Begründung da, und auf die yerfehlte
Vermuthung von Boeckh In Piatonis . . . Minoem S. 83 ff., der angebliche
Schuster Simon sei der Verfasser, wird man doch hoffentlich nicht zurück-
kommen wollen. S. gegen dieselbe auch Susemihl üebers. dieses Schrift-
chens S. 602 und über den späteren Ursprung desselben G. 2. A. 66**
(Susemihl). Vgl. aber A. 68.
18) Theophr. H. P. II, 7, 2 f. (wo er für Myrte, Gelbaum und Granate
sorgfältigstes Ausputzen, schärfste Düngung und reichlichste Bewässerung
als Schutzmassregeln gegen Krankheiten und gegen die Folgen des Alters
verlangt). C. P. HI, 10, 4 (wo er von der Neigung der Myrte und des Oel-
baums zu einander spricht [vgl. C. P. 11, 7, 4], was in den Gkop. X, 29, 6
als Beobachtung des Demokritos mitgetheilt wirdi).
14) ni. 76 d. 'AvdQötCmv d* tj ^Cli^nnog ^ ^Hyrifiaiv iv xm rBtaqyi%m
yivri avnmv tads dvayQtxcpsi ovtmg %. z. X. 78 a (wo Kaibel mit voller
Sicherheit 'AvdqoxCtov f. Jmgiav hergestellt hat, vgl. A. 88). 82 c. XIV. 660 e.
'JvdQotttov (so Kaibel f. 'Jpttcpmv) iv tm ntgl yimqyix&v,
16) und entweder in der Epoche der Fälschungen unter dem Namen
des alten angesehenen Fachmannes ihre eigne Waare zu Markte brachten
oder vielleicht auch eine zeitgemässe Umarbeitung von Androtions Schrift
vornahmen. Aus 78 b erhellt, dass Ath. seine Kenntniss dem Tryphon ver-
dankt, der im 2. B. seiner Pflanzengesch. (s. G. 30. A. 366) aus Androtion
die Metamorphose des von den Titanen zerrissenen Sykeus in den Feigen-
SusBXiHL, gri6oh.-ftl6x. litt-Getoh. L 53
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834 Fönfundzwanzigstes Capitel. Schriften üb. Landwirthschaft a. Venr.
welchem Umfang und mit welcher Gründlichkeit man land^v^irth-
schaftliche Fragen schon vor Theophrastos erörtert hatte, er-
kennt man aus zahlreichen Stellen seiner beiden classischen
Werke über die Pflanzen ^^). Er selbst suchte allenthalben in
schonend vermittelnder Weise die Praxis des Ackerbaaers und
Gärtners durch die Theorie zu befruchten. Allein man stellte
wohl „Vorschriften für die Landwirthschaft*' aus ihm zusammen *'),
nirgends aber entdecken wir eine Spur davon, dass seine mäch-
tigen Anregungen zu einer wissenschaftlichen Vertiefung und
Durchdringung der Art und Kunst des Landmauns und Garten-
bauers Frucht getragen hätten*®). In den Köpfen der landwirth-
schaftlichen Praktiker, welche nach ihm die Feder führten, herrschte
durchgehend» vollkommene Unklarheit über die Ausdehnung und
Begrenzung ihres Faches: das beste Zeichen für ihren unwissen-
schaftlichen Sinn, denn Theophrastos hatte eine vorzügliche De-
finition der Landwirthschaft gegeben ^^). Nach wie vor bildete
sie für ihre litterarischen Vertreter ein wirres Conglomerat aller
für den Gutsherrn irgendwie und irgendwann nutzbringenden
Kenntnisse und Handgriffe. Neben den drei Hauptabtheilungen
des Faches (Ackerbau, Baum- und Viehzucht) behandelte man
in den „Georgika"^^^) nicht nur einige den Gutsherrn vorzüglich
interessirende Fragen allgemeiner Art, sondern auch nach Be-
lieben Dinge wie Schinkenpökelo , Kuchenbacken, Ausbeutung
von Thongruben, ßecepte gegen Ungeziefer und sehr vieles
banm erzählt hatte. Diese auf alexandrinische Zeit weisende Yerwand-
lungssage bestätigt den Verdacht Trjrphons. Vielleicht ist fOr die Her-
kunft des wahren Verf. der Umstand in Betracht zu ziehen, dass er den
Hergang nach Sykea in Kilikien verlegt, was ein Athener sicher nicht ge-
than hätte (s. Paus. I, 87, 2). Das dritte Citat 82 c handelt von Apfel-
bäumen. Bei Varr. B. R. I, 1, 9 eröffnet Androtion die zveite Reihe der
Fach schriftsteiler, „quorum quae fuerit pairia, tum accepi*',
16) Namentlich gilt dies von der Pflege der Fruchtbäume, die bis ins
Einzelne geregelt war.
17) S. A. 9.
18) Vgl. A. 9. Stolo bei Varr. E. E. 1, 5, 2 bezeichnet die Werke des
Theophrastos als im Allgemeinen unbrauchbar für den praktischen Land-
wirth: non tarn idonei iia qui agrum edlere völunt, quam qui scholas phikh
sophorum; neque eo dico, quo non hdbeant et utilia et communia qtMedam,
19) Als Kunst der Natur positiv und negativ nachzuhelfen: G. P.
I, 16, 11.
19^) rscoQyincc oder ns^l ysa^y^ag war der . regelmässige Titel land-
wirthschaftlicher Schriften.
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Pseudo-Demokritos. Archibios. AristandroB. 835
Andere*^). Wunderbare Mittel gegen die unberechenbaren Mächte
des Himmels und der Erden standen in den Schriften von Pseudo-
Demokritos. Ausser tcsqI ysco^yit^s waren es die mit noch
weniger Recht unter dem Namen des Meisters gehenden Xslqo-
xfti^ra und der vielgelesene Tractat 7t€Ql övfiTtcc^stdiv xal
avrvna^Biäv^ welche mancherlei abergläubische Manipulationen
vorschrieben*^). In derselben Richtung war
Archibios thätig, der am syrischen Hofe lebte und sich
in seinen Bestrebungen königlicher Huld erfreute^*). Einen
anderen Zweig des Monströsen bearbeitete
Aristandros aus Athen: er berührt sich eng mit den
Paradoxographen; denn sein Buch berichtete zahlreiche Fälle
wunderbarer organischer Veränderungen an Bäumen. Wirklich
beobachtete Anomalien zu erfahren war nun in der That für
jeden Baumzüchter erwünscht. Mau hatte auch früh auf sie zu
achten gelernt, zumal man in ihnen vielfach Vorzeichen gött-
lichen Zornes erblickte. Obwohl Aristandros jede Kritik ver-
20) Varr. I, 2, 13. video enim gut de agricidtwra scripserunt et Poenice
et Graece et Latine Jatius vagatos quam oportuerit. Die oben angeführten
Punkte waren in den landwirthschaftlichen Werken der beiden Saaema
und Catos erörtert, was Varro (a. a. 0. §. 22—28) als höchst ungehörig
rügt. Wie weit die griechisch schreibenden Landwirthe den Bereich der
Kenntnisse des praktischen Landwirthes absteckten, zeigen die Qeoponica.
21) Vgl. C. 17. A. 129. 133 ff. In den XsiQ6%(irita waren magische
Kräuter aufgezahlt (Plin. XXIV. §. 160) und Mittel für kranke Thiere mit-
getheilt (Col. VII, 5, 17). S. femer A. 164. Im Sympathiebuch war unter
Anderem (Col. XI, 3, 64) dem Landmann der Rath ertheilt durch den Um-
gang eines nackten Weibes um den Acker die Raupen zu scheuchen. (Die
gleiche Massregel war nach Metrodoros von Skepsis Fr. 5 b. Plin. XXVIII.
§. 78 kappadokischer Brauch, sie ist noch heute im innem Russland üblich,
mithin ein Product internationalen Aberglaubens). Vgl. über die pseudo-
demokriteischen Schriften noch Rhein. Mus. XLV. S. 70 ff.
22) Plin. XVIII. §. 294. Ärchibius ad Äntiochum Syriae regem sa^psit,
8% fictili novo obruatur rubeta rana in media segele, non esse noocias tem-
pestates. Dieselbe Massregel wird zum Schutz der Hirse zuvor §. 158 (von
Apuleius in den Geop. 11,18, 14 ausgeschrieben), als von „Vielen" empfohlen
bezeichnet, unmittelbar darauf (159) erscheint Demokritos als Gewährs-
mann. Da Plinius nicht bemerkt, welchem Antiochos Archibios sein Werk
widmete, so bleibt die Zeit des Letzteren unbestimmt und seine Persön-
lichkeit im Dunklen. Denn ob Antiochos der Grosse gemeint ist, dessen
Theriak bei Plin. XX. §. 264 erwähnt wird, ist nicht zu entscheiden. (Ein
Pythagoreer Archibios erscheint bei Alkiphr. III, 55; ein Arzt bei Helio-
doros und Galenos XiV. 169, vgl. Lucian. Gall. 10).
63*
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836 Fünfundzwanzigstes Capitel. Schriften Üb. tiandwirthschaft n. Verw.
missen Hess, fand sein Beispiel in der romischen Litteratur Nach-
ahmung, und der römische Nachahmer überbot sein griechisches
Vorbild in der Aufnahme massiver Lügen *^). Wie es scheint,
stellte man auch sonst wunderbare Vorfälle aus der Land-
wirth Schaft (UaQccdo^a yscogyiag) zusammen^).
Einen wohlthuenden Gegensatz zu dieser landwirthschaft-
lichen Äfterlitteratur bildete das Buch des
Amphilochos aus Athen über die Luzerne und den
Baumklee (xegl xvtCöov xal iiriSLxrjg)^ in welchem er mit
eingehender Gründlichkeit und auf praktische Erfahrungen ge-
stützt den Anbau der nach Griechenland aus dem Osten ein-
geführten Futterpflanzen lehrte und warm empfahl. Es war dies
um so verdienstlicher, als Griechenland im Ganzen arm an Weide-
plätzen war und der neuerfundene Futterbau in seiner Wichtig-
keit für die gesammte Wirthschaft auch später nur ausnahms-
weise gebührend anerkannt wurde *^.
28) Plin. XVII. §. 241—248 zählt Emiges auf, was faat wörtlich bei
Theophr. H. P. II, 8 zu lesen ist (ausführlicher behandelt Theophr. das-
selbe Thema mit scharfer Kritik G. P. Y, 1—4): qualibtis ostentis Äristandri
apud Oraecos volumen scatet, ne in infinitum aberremus, apud nos vero C.
Epidi (Epicadi H. Peter Rhein. Mus. XXII. S. 153, aber Epidio steht auch
im Ind.) commentarii , in guibus arbores locutae quoque reperiunhtr. Was
bei Theophr. sich nicht findet, ist die von Plin. berichtete Verwandlnng
einer Platane in einen Oelbaum zu Laodikeia bei der Ankunft des Xerxes.
Wenn A. davon gesprochen hatte, was wir freilich nicht entscheiden können,
so ergiebt sich für seine Lebenszeit aus der Erwähnung dieser erst von
Antiochos II (261—247) gegründeten Stadt ein Anhaltspui:^ Zweifellos ist
nämlich Laodikeia ^^rl tm Avhco gemeint. Anlass zu der Sage hat der Be-
richt Herodots VII, 31 gegeben. A. steht im Varro-Kataloge (Col). Ueber
den gleichnamigen Traumdeuter s. A. 165.
24) Denn vermuthlich hatte lulius Afrioanns, der einen Theil seiner
KbcxoI so nannte, darin Vorgänger. Im üebr igen jedoch s. C. 17. A« 126^.
25) Vom Varro-Kataloge und seinen Wiederholungen bei Columella
und Plinius abgesehen wird A. genannt: Plin. XVIII. §. 146. unum de ea
(näml. medica) et cytiso volumen Amphilochiu composuit etc. XIII. §. 180.
frutex est et cytisus ab Amphilocho Atheniense miris laudibtta praediccUus ete.
Schol. Nie. Ther. 617. *Aftq)ü,oxo9 (so Ruhnken und nach ihm Müller P. H. O.
IV. S. 300*» statt 'Jqx^^X^S oder 'AvtÜ.oxog) h tm nsgl xvt^ov %, x, X. Ab-
zuweisenist Meinekes Vermuthung, der Ath. IL 54 d diesen Namen statt des
hsl. *AysXoxog schreiben wollte, wo von Kastanien die Rede ist (vgl. A. 42),
deren Erwähnung in die allein bezeugte Monographie über die Futterpflanzen
nicht hineinpasst. Allerdings erscheint A. bei Plin. Ind XII, also zum Buche
„von den orientalischen Grewächsen**. Daraus aber zu folgern, dass derselbe
auch über diese geschriftstellert hätte, wäre desshalb verfehlt, weil Plin. zu
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Amphilochos. AeBchjlidea. 837
Aeschylides, ein anderer Schriftsteller von gleicher Tendenz,
setzt in einem noch erhaltnen Bruchsiück seiner rscoQytxd aus-
einander, wie die Bewohner von Keos durch eine rationelle
Fütterung ihrer nicht zahlreichen Schafe die Nachtheile des
dünnen, felsigen Inselbodens überwanden^^. Da sich das zweite
XII dasselbe Qaellenverzeichniss wie zu XIII giebt, in dem letzteren aber
wegen des Textcitates der Name berechtigt ist (vgL Brunn De anci ind. Plin.
S. 21). Ausserdem bespricht Plm. erstXV. §. 92—94 die Kastanien. Vielleicht
stand übrigeus im Titel der Monographie %vtiaog an der ersten Stelle,
wenigstens lassen die Nikandrosscholien a. a. 0. iir^dixii in ihm ganz fort.
Andrerseits wird der letzteren der grösste Baum in der Besprechung zu Theil
geworden sein. W&hrend nämlich der Baumklee bei geringer Bearbeitung
die ifochsten Erträge lieferte (Hin. XIII. §. 130), erheischte die Luzerne
die peinlichste Sorgfalt. Die genauen Vorschriften darüber (Plin. XVIIL
§. 146 und Col. II, 10, 25—27) werden in letzter Linie auf A. zurückzu-
führen ^sein. Er lebte wohl nach Aristoteles und Theophrastos. Obgleich
nämlich die Luzerne bereits im 5. Jahrh. als Pferdefutter üblich war
(Aristoph. Equ. 606), nachdem sie mit dem Perserzuge des Dareios
nach Griechenland kam (Plin. XVIII. §. 144), dauerte es doch lange
Zeit, ehe sie in ihrem vollen Werthe erkanot wurde. Aehnlich ging es
dem xvtiaog, Aristot. H. A. 111,21. 522 ^ 25 ff. glaubt noch, dass die
Luzerne dem Vieh,' besonders den Wiederkäuern, die Milch entziehe,
während er die Ndtzlichkeit des %vtiaog, wenn auch uicht unbedingt, zu-
giebt. Theophr. bemerkt vom Baumklee nur, dass er den Gewächsen in
der Nähe die Nahrung wegnehme (H. P. IV, 16, 6. C. P. V, 15, 4; die
beiden anderen Erwähnungen H. P. I, 6, 1. V, 3, 1 sind rein botanisch),
von der Luzerne nur, dass sie gestutzt besser sei (G. P. II, 15, 6), und
dass sie zu Grunde gehe (!), wenn Schafe auf ihr lägen (H. P. Vni, 7, 7).
In Italien war es noch zu Plinius' Zeiten nicht gut mit der Cultur des
%vti6og bestellt (XIII. §. 184. quo maxime miror rarum esse in Italia)^ vgl.
im Allgemeinen Hehn Culturpfl. ^ S. 831 ff. Um so grösser war des A.
Verdienst, wenn er auch den möglichen Ertrag des Baumklees überschätzt
zu haben scheint. Nach Plin. XIII. §. 180 hatte er nämlich versprochen,
dass ein Morgen massig guten Bodens jährlich 2000 Sestertien bringen
würde: eine Summe die mit den uns sonst aus Athen überlieferten Preisen
und Erträgen aus Grund und Boden in schreiendem Missverhältniss steht,
vgl. Boeckh-Fränkel Staatshaush. L 8. 80 (wo jene Notiz nicht berück-
sichtigt ist). Auch dem Plinius muss die Summe trotz der ausserordent-
lich verringerten Valuta und unter ganz anderen wirthschaftlichen Verhält-
nissen sehr hoch erschienen sein, da er sie sonst nicht mitgetheilt hätte.
26) So dass sie den im Alterthum als Leckerbissen hochgeschätzten
kythnischen Käse nicht bloss auch ihrerseits fabriciren konnten, soodem
es sogar erreichten, dass die Herstellung desselben von der kleinen Nach-
barinsel Xjthnos allmählich ganz auf Keos überging: Aelian. H. A. XVI, 82.
üeber den Preis des Käses (1 Talent =» 90 Drachmen, also etwa 1 Kilo
= 1 Mk. 60 Pf.) vgl. Boeckh-Fränkel a. a. 0. L S. 180.
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838 Fünfund zwanzigstes Capitel. Schriften üb. Landwirthschaft u. Verw.
Aeschylides-Citat (aus dem dritten Buche seines Werkes) eben-
falls auf Keos bezieht, dessen treffliche Birnen hier erwähnt
werden*'), so scheint es, als ob er die Insel ausschliesslich oder
doch vorzüglich berücksichtigte, was vielleicht für die Herkunft
dieses ziemlich alten Schriftstellers von dort spricht**).
Eine hervorragende Wichtigkeit für die antike Landwirth-
schaft besass die Bienenzucht, die in grossem Umfange be-
trieben wurde, weil der Honig die Stelle des Zuckers vertrat.
In einigen besonders kräuterreichen Gegenden bildete sie eine
Haupterwerbsquelle. Da nun ausserdem die Alten den Bienen
wegen ihres geordneten Thuns und Treibens, in welchem sie ein
Abbild des menschlichen Staatswesens erblickten, ein lebhaftes
theoretisches Interesse entgegenbrachten, so kann es uns nicht
Wunder nehmen, wenn man früh Untersuchungen über diese
Thiere anstellte*^). Die beiden bedeutendsten griechischen Zeidler,
die ihre Erfahrungen aufzeichneten, waren
27) Ath. XIY. 650 d. 3u S' iötlv heqov (näml. afiafiriUg) tijg «mIov
%al TJdiov^ AiüxvXtdrjg nagCattjaiv iv t^lttp FifOifYixcäv. «epl Kim yovv x^g
vricov Xiymv ygatpn ovtmg' ^^dniovg ^ vijcog (psQBi ugatCctag itaxa zag
iv 'Itavict %aXovitivag äfiMiir}Udag' bIoI ya^ invQtjvoC tb xai rjdstai jutl
yJlvxerofi**.
2S) Eeos lieferte so mannigiaehe Erzeugnisse des Landbanea (Honig;
Wein, feinere Banmfrftchte, namentlich Feigen), dass zn einer Monographie
in 3 Büchern genügender Stoff vorhanden war, vgl. BrOndited Beisen in
Griechen!. I. S. 80. Ae. gehörte vielleicht noch dem dritten (oder gar vierten)
vorchristlichen Jahrhundert an, denn er wird von Athenaeos angeführt
zwischen dem Dichter der alten Eomoedie Aristomenes und dem ASthlios,
dem Verfasser der ^SIqoi Zccfilcav , dessen Lebenszeit hoch hinau£Eurücken
ist (s. freilich C. 33. A. 314). Der ebendort genannte, sonst ganz unbekannte
Landwirth Antiphon (s. A. 42) gehört also wohl auch der älteren Zeit
an, zumal da auch der dritte bei Ath. vorkommende Verforsser von rfmifytxdy
Androtion, schon aus dem 4. Jahrh. ist, s. A. 14. 15.
29) Aristot. H. A. IX, 40 bietet eine so eingehende Schilderung der
Bienen, dass ihm oder vielmehr dem Verfasser des neunten Bucht (s. C. 2.
A. 825) wohl schon schriftliche Beobachtungen .vorlagen. Besondere Bienen-
züchter {(itXic'cov(^yo£) werden erwähnt von Plat. Leg. VIII. 842 D. Plin.
XIIL §. 131 sagt: apes quoque numguam defore cyiisi pabulo conüitgente pro-
mittuwt Demoer itus aique Ärütonuichus. Vgl. Diosk. IV, 118. Gfeop. XV, 2, 6.
Dafür, dass das Oitat aus einem pseudo - demokriteischen Werke stammt,
sprechen nicht nur allgemeine Erwägungen (s. A. 21), sondern auch der
Umstand, dass von Aristot. a. a. 0. %vxt^og unter den Pflanzen, welche den
Bienen zuträglich sind, nicht genannt wird, vgl. A. 25. Für Aristomachoa
folgt daraus, dass er wahrscheinlich nach Aristoteles, beziehungsweise nach
dem Verf. des 9. B, der aristotel. Thiergesch. schrieb.
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Bienenzucht. AristomachoB. Philiskos. Neoptolemos. 839
Aristomachos von Soli und Philiskos von Thasos^).
Von unüberwindlicher Liebe zu dem Gegenstande ergrilffeu^^),
widmeten sie ihr Dasein ausschliesslich der mühseligen Pflege
und Beobachtung ihrer Z5glinge, Aristomachos nicht weniger
als 58 Jahre seines Lebens. Aus seinem Buche sind zwei Bruch-
stücke übrig; von denen das eine einige Mittel angiebt, mit denen
man den durch Alter und Krankheit erschöpften Bienen auf-
hilft^^). Von Philiskos, der sich, um seiner Aufgabe ungestört
nachzugehen, in die Einöde zurückzog und desshalb den Bei*
namen „der Wilde^^ (Agrios) erhielt, hat sich unmittelbar Nichts
erhalten. Weniger angesehen war
Neoptolemos, der gleichfalls über Bienenzucht schrieb^*).
Dass auch Nikandros diesen Stoff nicht in seinen Fecoi^yixdf son-
dern in einem besonderen Gedicht (MsXtöeovQyixä) behandelte,
ist bereits oben erwähnt^).
Von allen Arten der Bodenbenutzung aber war der Wein-
bau die vortheilhafteste, und seine Ausbildung erreichte bei
den Griechen dem Grade wie der Ausdehnung nach eine unge-
wöhnliche Höhe. Auch in der Litteratur fand er eine seiner
Bedeutung entsprechende Berücksichtigung^). Ueber die Be-
handlung des Weines selbst bei und nach dem Keltern gab es
besondere Schriften. Die Mittel allein, welche den Wein vor
dem Kahmig- und Sauerwerden schützen sollten, füllten Bände ^^),
Um demselben Haltbarkeit und ein schöneres Bouquet zu geben,
verschnitt man ihn mit mannigfachen Zusatz mittein, besonders
80) Plin. XL §. 19. ne qtiis miretur amare earutn (näml. apiwn) captos
Aristomachum Solensem duodesexaginia annis nihil aliud egisse, Philiscum
vero Thasium tw desertis apee colentem Agrium cognominatum, qui ambo
scripsere de his. Für das kilikische Soli als Vaterstadt des Aristomachos
spricht die einfache Bezeichnaog dee Mannes als „SoJensis*', für das ky-
prische der Umstand, dass von kilikischem Honig nirgends die Rede ist,
während der kyprische hervorragend gut war, s. Plin. XI. §. 83. XX. §. 240
n. bes. öeop. XV, 7, 1. Synes. Epist. 114. Vgl. A. 37. 39.
30^) Wir haben ja dazu ans neuerer Zeit Parallelen.
31) Col. IX, 13, 8—9 aus Hygin. üeber das andew Citat vgl. A. 29.
32) Plin. Ind. XL Neoptolemui qui (leXiafiov^yind (so W. Schulze,
meiissurgit Codd., fisXtxovgyind Detlef sen nach Harduin).
33) C. 10. A. 111, und vgl. zu Menekrates C. 10. A. 2.
34) Von den zwanzig Büchern der (Jeoponica handeln fünf (IV— VIII)
über Anbau n. s. w. und Bereitung des Weins.
36) Plin. XIV. §. 131. proprium autem inter liquons vino 'macescere aut
in ace{utn verti, eaUantque medicinae volumina. Vgl. auch Geop. VII.
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840 Fünfdndzwaiizigstes Capitel. Weinbau nnd WeiDbereiUmg.
mit Seewasser, Harz und Pech, der zahlreichen sonstigen Mani-
pulationen niederer und höherer ^^Weinpantscherei^ nicht zu
gedenken ^^. Als besondere Vertreter dieses Zweiges der griechi-
schen Eellerwirthschaft werden genannt
HikesioSy der Arzt, der vom hygienischen Standpunkt
darüber schrieb, ein sonst unbekannter Eommiades und zwei
Männer wohl der Praxis: Euphronios aus Athen oder Amphi-
polis und Aristomachos^^. Ob es derselbe Euphronios war,
der den Ursprung der Bienen nach dem Hymettos Terlegte ^),
und derselbe Aristomachos, der Anweisungen zur Rettigcultnr
gab, können wir nicht entscheiden, da Beide Namens vettern be-
sassen*^). Vielleicht gehört auch
Chaereas von Athen hierher, wenigstens hatte er in seinem
Buche, das Fragen aus der Landwirthschaft behandelte, erzahlt,
dass man in Babylon einen Wein unter dem Namen des Götter-
trankes herstellte*^).
36) 8.' E. B. Hof mann Die Getränke der Griechen nnd Bömer vom
hygienischen Standpunkt, Deatsches Archiv f. Gesch. der Medicin VI
S. 26fir., wo n. A. darauf hingewiesen wird, dass das Einkochen des Mostes
in Bleikesseln gesundheitsgefährlich war. Obwohl die alten Aerzte viel mit
Weinbereitungsrecepten operirten, waren auch ihnen bereits Zweifel an der
Zuträglichkeit derselben aufgestiegen, ohne dass sie den wahren Grund
erkannten (s. a. a. 0. S. 279).
37) Alle vier werden zusammen genannt ohne Heimatsbezeichnung bei
Plin. XIV. §. 120. üeber Hikesios s. C. 84. A. 14->18. Kommiades er-
scheint nur hier. Aristomachos wird von dem Bienenzüchter gleiches
Namens (s. A. 29. SO) bei Plin. Ind. XIY. XV durch den Zusatz „qui de
canditura vmi'* unterschieden, vgl. A. 89. In Bezug auf Euphronios vgl
den Katalog Varros. Plin. Ind. Vlll. X. XI. XIV. XV. XVa XVIII fdgt
überall nur „A^naeus'* bei; vgl. A. 88.
88) Col. IX, 2, 4 aus Hjgin. Wenn Euphronios über das beliebte
olv6^BXi (s. A. 40) sprach, hatte er Gelegenheit sich über den Honig zu
ergehen. Yarro I, 1, 8 nennt einen Euphronius aus Amphipolis und einen
aus Athen. Col. I, 1, 8 giebt diese Unterscheidung als eigne Weisheit aus
(die Stelle ist zudem handschriftlich verderbt). Plioius (s. A. 87) hat
nachlässigerweise nur den Athener erwähnt.
39) Plin. XIX. §. 83 wird Aristomachus ohne untersdiieidenden Zusatz
(ebenso im Quellenverz. zu XIX) für Bettigcultur angeführt; vgL A. 37.
Auffallend ist es, dass Varro 1, 1, 8 (Col. I, 1, 8 und Plin. nach ihm natür-
lich ebenso, s. A. 3) keinen Landwirth dieses Namens kennt.
40) Ath. I. 82 b. „Nektar" hiess nach Einigen eine Art Honigwein
(o/i'6/xeAO» Geop. VIII, 25. Ath. a. a. 0. bespricht mehrere derartige Prae-
parate. „Athener*' heisst Ch. b. Varro I, 1, 8 [Col. Plin. a. a. 0. O.} (Bei
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Komm. Euphr. Aristom. Obstbaa. Chaer. Antiph. 841
Hinter dem Weinbau trat naturgemäss die Pflege der an-
deren Obstfrüchte zurück, ohne dass man dieselbe Temach*
lässigte. Namentlich waren es Feigen und Oliven, deren Cultnr
auch schriftlich erörtert wurde**). Wie der oben erwähnte
Aeschylides, so hotte auch
Antiphon in seinem landwirthschaftlichen Werke der Birnen
gedacht*^.
Mit der Aufschliessung des Ostens lernten die Griechen
fremde Bäume und Sträucher kennen, deren Acclimatisirung der
Gärtnerkunst neue und dankbare Aufgaben bot. Gelang einmal
der Versuch, dann lag es gerade hier nahe Anderen eine schrift-
liche Mittheilung und Anweisung zukommen zu lassen, durch
welche der Name des Bahnbrechers in weite Kreise gelangen
musste. Durch den Untergang der einschlägigen Schriften sind
wir der Möglichkeit beraubt alle die geglückten und verunglückten
Versuche zu überschauen, welche die griechische Welt vor der
Begründung der römischen Weltherrachaffc mit der Einführung
von Aprikosen, Pfirsichen, Limonen, Damascenerpflaumen und
anderen Geschenken des Orients ohne Zweifel gemacht hai Iq
der römischen Kaiserzeit sehen wir, wie jene Früchte bereits in
Italien angepflanzt sind und fortkommen*^. Sicherlich hatten
Griechen auch hier die Vermittlerrolle gespielt**), wie wir
wenigstens in einem einzelnen, zufällig bezeugten Falle erhärten
PHd. XX^ §. 263 beruhte die vermeintliche Erwähnung des Ch. nar auf
schlechter Ueberlieferang).
41) S. A. 10. 11. 15. 16.
42) Ath. XIV. 660 e (aus Pamphilos). 'Avtitpmv d' iv xm nngX yea^yi-
Hmv qKDx^ag qyrialv Bldog anlmv slvai. Ueber sein Zeitalter b. A. 28. —
Mit dem Gitat aas Agelochos Ath. U. 64 d. 'AyiXoxog Sl aiHBta HccXii
za %a€xdvBia' „Skov d\ yivBtai xä nagva xä JSipamina, xovxmv xä (so
Eaibel statt xccvta) Sivdga i%ccXovv ^ftoovce*', kann ich Nichts anfangen.
Vgl. A. 26. Schoenemann De lexicogr. antiqnis S. 106. A. 6 hält an dem
Namen fest, den er aus G. L G. 1688 belegt.
43) Vgl. die betreffenden Abschnitte in Hehns bekanntem Werk.
44) Aas dem Schweigen der BGmer (also besonders des Plinias Xill
und XY) darf man nicht auf Unthätigkeit der Griechen in dieser Hinsicht
schliessen: ihre landwirthschaftliche Litterator war ja damals bereits y er-
schollen, and Plinins heftete nur noch die leeren Namen in seine Qaelien-
Terzeichnisse ein (s. A. 8). Die von Hehn herangezogenen (beziehuags-
weise übersehenen) Geoponica-Capitel (wie z. B. Geop. X. 7 b. Hehn** S. 361)
dürfen nicht als Eigenthum des im Lemma genannten Schriftstellers ohne
Weiteres bezeichnet werden, s. Oder Rhein. Mus. XLY. S. 62 ff. 214.
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842 Fünfundzwanzigstes Capitel. Schriften üb. LandwirÜischaft u. Verw.
können. Derselbe betrifft eine eigenartige litterarische Persön-
lichkeit, die einzige, welche uns unter den landwirthscbafüichen
Schriftstellern dieser Epoche entgegentritt, die überhaupt das
Verdienst in Anspruch nehmen kann fOr uns als Vertreter der
geschilderten Richtung zu gelten, nämlich den
Fax am OS, dessen Leben in das erste vorchristliche Jahr-
hundert fallt*^). Wahrend die anderen Schriftsteller des Faches
fast ausschliesslich Männer der Praxis gewesen 'zu sein scheinen,
die zur Feder griffen, nur um ihre Erfahrungen Anderen mit-
zutheilen, hat Paxamos iils gewandter Litterat {k6yu)g) imter
andern zwei Bücher über Landwirthschaft {rsmQyixa) yerfassi
In diesen nun hatte er, wohl als der Erste des Abendlandes,
auch Anweisungen zur Cultur der syrischen Pistazie gegeben,
welche sich bis in die byzantinische Zeit erhalten haben und so
auf uns gelangt sind**). In der Wahl der Stoffe, welche Paxamos
45) Said, nd^afiog^ loyiog. 'O^aQTVuKot nazä atoix^iov. Botcorixa h
ßtßUoig ß'. JadsyidTSxvov {ßatL d\ nsgl alai^mv axrifidtav). Ba(pi*d ßi-
ßXCa ß\ rs(o^yi%ä ß\ Die Zusammenstellung der Citate bei Müller
P. H. G. IV. S. 472 ist unvollständig. Col. XII, 4, 2. partarum renm
curam non defuisse Poenis Graecisque auctoribus atque etiam Bomanis me-
moria tradidit. nam et Mago Carthaginiensis ei HamUcwr, qms secuti viden^
Mnaseas atque Paxamus, tum demum nostri generis, postquam a bdUs
otium fuit, quasi quoddam tributum victui humano conferre dedignati non
sunt, ut M. Ätnbivius et Maenas Licinius, tum etiam C. Matius; quihus
Studium fuit pistoris et coei nee minus cellarii diligentiam suis praeceptis
instituere. Die römischen Eochschriftsteller , die nach Beendigung der
Bürgerkriege schrieben (C. Matius, der Freund Caesars und des Augastas),
fallen also nach Paxamos. Wenn dieser andrerseits aus der grossen Menge
seiner griechischen Genossen allein mit Mnaseas herausgehoben wird, so
folgt daraus wohl, dass er jünger aU die meisten ist, worauf auch die
alphabetische Anlage seines Kochbuches hinsu weisen scheint, ßemerkens-
werth ist es, dass P. im Katalog des Varro fehlt, während Mnaseas dort
zu finden ist. Während also der Letztere in yorvarronische Zeit fällt, war
P. wohl Zeitgenosse Varros, vgl. die folgende Anm.
46) Geop. X, 12, 8—4. Da P. im Text angeführt wird, ist kein Zweifel
an der Authenticität des Citates (Hehn a. a. 0. S. 338 ff. hat die Geoponica
unberücksichtigt gelassen), während die Geoponica-Gapitel mit der Band-
Schrift Ua^ccfiov nicht für P. in Anspruch genommen werden dürfen (s. A. 44).
Dass P. in der That (und nicht nur für uns, was bei unserer mangelhaften
Kunde nichts bedeuten will) der erste Grieche gewesen ist, der die Cnltnr
der Pistazie lehrte, scheint sich daraus zu ergeben, dass noch Poseidonios
bei Atb. XIV. 649 d die Frucht nur als syrisches und arabisches Product
kennt, ein Umstand, der es andrerseits nicht rathsam erscheinen lässt P vor
Poseidonios anzusetzen (s. A. 46). Obwohl Plin. XV. §. 91 erzählt, dass
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Paxamos. 843
sonst noch verarbeitete, zeigt er sich als vielseitig, aber auch
als sittlich verwahrlost. Berühmt wurde er durch sein alpha-
betisches Kochbuch (OtlfaQtVTixa xatä ^totxetov)^ welches
seinem Verfasser typische Geltung in der culinarischen Kunst
sicherte. Wie es scheint, nahmen in dem handlichen Nach*
schlagebuch die Fische einen breiten Raum ein^'). Wer aber
ferner ein Buch wie sein jdmS£xdtB%vov schreiben konnte,
richtet sich selbst Witz und Anmuth gehorten freilich dazu,
um ein solches saftiges pornographisches Machwerk mit Erfolg
auf den Büchermarkt zu bringen*^). Den Untergang seiner
boeotischen Geschichten {BotfDUxa) in 2 Büchern ^^) bedauern
Vitellius anter Tiberius die Pistazie nach Italien nnd Spanien verpflanzte,
kann es nach dem, was Dioskorides I, 177 nnd Grälen. VI. 612 (vgl. Ath.
a. a. 0.) über sie als syrische und ägyptische Fracht sagen, mehr, als zweifel-
haft erscheinen , ob die griechischen and römischen Obstgärtner besonderes
Glück mit der Pflege des zärtlichen Baumes hatten. Hat sich doch auch der
Name des P. gerade hier in den Geop. erhalten, welche sich im Allge-
meinen auf Schriftsteller viel späterer Zeit berafen. Mit Recht lässt Hehn
a. a. 0. es fraglich, ob die heutigen sicilischen Pistazien aus dem Alter-
thum stammen.
47) Geop. XX, 6 wird versprochen im Folgenden alle Fische mit ihren
allgemeinen nnd besonderen Benennungen anfzuzählen: ix täv ococ neQl
zovxmv SiBcdcpriCotv 3 tB 'A<t%Xriniog %cci Maws^at xal Ud^afiog xal Jrjiio-
HQitogj wo P. allerdings der einzige reelle Schriftsteller zu sein scheint.
Ist das Gitat richtig, so geht es wohl auf das Kochbuch und nicht
auf die rsm^Yiuu. Durch die 'O^cr^vrtxa hat P. Ruhm erlangt: Ath.
IX. 876 d. nXriv 6 iftog ye üvyyQcc(psvg (es spricht der £och) nd^afLog tmv
lci%i(av (Gericht aus gehacktem Fleisch) ftifivTjtav. Als Schriftsteller über
Kochknnsj; erscheint er im Kataloge des PoUux VI, 70 (s. A. 194) , als deren
typischer Vertreter bei Simplic. ad Epict. enchir. p. 428. ovdl yd^ %Qog
SsaQ^mvceg (s. A. 208^) not IJa^oifiovg (überliefert ist Jltt^dfLovag) 'qfidg rj
(fV6tg mnsiaöB xal triv fucyHQinriv Hanotixvstav dlXd UQog tQOfpi^v und
Hieron. adv. lovian. 1, 40. T. II. p. 804» Vall. ad iura Apicii et Paxami
. ..86 conferat. Boissonade Anecd. Gr. I. p. 418. oti o nd^ufiog stg ijv tmv
6otpicx&v rrjg i'iponoirivinTig ngayfiats^ag xttl mg an ^xf/vov, olfiat, ixXiJ-
^y\eav xcc na^aftcctt^x (eine Art Zwieback). Vgl. Dufresne Gloss. med. et
inf. Graec. I. S. 1095 und Koraes Atacta I. S. 259.
48) Said. (s. A. 45). ^oti dl ne^l ala%Qmv axr}iuitmv (mit Küsters
Anm.). Vgl. Suid. dmdsHani^xocpov und A. 178.
49) Ohne Grund vermnthete Hemsterhays Bimzi%d. War P. ans
Boeotien? Oder hat Müller a. a. 0. Recht, wenn er meint: „Boeotiaca
argumenti amatorii erant, ttt aliorum Bhodiaca, Bäbyloniaca etc/'? Vgl.
C. 37. A. 8. Als wirklichen Verfasser einer boeotischen Localgeschichte
kennen wir noch Aristophanes aas Boeotien (s. Müller F. U. G. IV.
S. 338). Denn in Bezug auf Krates s. C. 26. A. 59, und die anderen von
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844 Fünfundzwanzigstea Capitel. Schriften üb. Landwirthachaffc m Verw.
wir weniger als den Verlust seiner Färberei {Baq>LKd) gleich-
falls in 2 Büchern. Diese Schrift würde yermathlicli ein erst
in neuester Zeit wieder erschlossenes Gebiet antiker Technologe
aufhellen y beziehungsweise einen erwünschten Beitrag zur Gre-
schichte der Alchemie liefern ^°). Von
MnaseaS; der von Columella neben Paxamos als Küchen*
Schriftsteller genannt wird, wissen wir mit Sicherheit nur,
dass er über Landwirthschaft schrieb ^^). Jedenfalls aber
verfasste
Archytas ausser einem Werke über Landwirthschaft
(tcsqI y€(OQy£ag) auch ein Kochbuch (^OifaQzvTLxdy^).
Müller aufgeführten aDgeblichen Verfasser yon Bouotixd beruhen wahr-
scheinlich auf Schwindelei taten (Etesiphon, Fseudo-Flut. parall. min. 12:
Müller IV. S. 875, Tgl. A. 74; Leon aus «yzanz [?], Pseudo Flui de fluv.
2, 2: Müller II. S. 328, s. A. 92). Bemerkenswerth ist es, dass yoq den
unter Flntarchs Namen überlieferten fünf Liebesgeschichten (Mor. ed.
Duebner U. 943) drei in Boeotien spielen.
50) Ba(pi%rj texvrj^ die Fertigkeit des F&rbers schlechthin bedeaiend
(s. Blümner Technologie I. 8. 217), heisst besonders die Kunst werthlose
Steine und Metalle durch Färbung in Edelsteine und Edelmetalle su Ter-
wandeln (ygl. A. 124); so steht es gleichbedeutend mit tega oder 9'Bia
xiivri » „ Alchemie *< (vgl. Kopp Beiträge z. Gesch. d. Chemie I. 8. 61.
8. 99. A. 4). Drittens wird es gebraucht von der Härtung der Metalle;
unter den vonBerthelotCollectiondes andens alchimistes grecs, texte grec,
Faris 1888 herausgegebnen technischen Tractaten (8. 321 — 893) handeln drei
(III— V) von der Härtung des Eisens und Erzes. Vgl. A. 124. Welche Seite
der mehr oder weniger mystischen „Färbeknnst^* F. bearbeitete , können wir
natürlich bei dem gänzlichen Verlust der Schrift nicht entscheiden, aber
die blosse Thatsache, dass er ein solches Werk verfasste, ist desshalb eo
wichtig, weil er der einzige historisch beglaubigte und zudem ältere Schrift-
steller ist, den wir als Verfasser von Ba(pi%n kennen. Bernhardj und
Andere hielten den Titel, den sie nicht verstanden , mit Unrecht für verderbt
51) Da Columella den M. einmal im Text anfährt, übrigens ohne
Nennung seiner Heimat (s. A. 45), so kannte er ihn wohl besser als die
anderen Fachschriftsteller, aber über seine Vaterstadt konnte er schwer-
lich mehr als Varro herausbringen, welcher M. unter Dei^enigen aufführt,
deren Herkunft ihm unbekannt ist. Wenn also Colum. in seinem Katalog
I, 1, 9 den M. als Milesier bezeichnet (nee his cessere MileHi Bacchius
et Mnaseas), so ist dies wohl nur ein neues Versehen zu den vielen, die
er beim Ausschreiben des varronischen Kataloges (s. A. 8) begangen hat
(s. A. 74). Von den anderen uns bekannten gleichnamigen Männern (s.
C. 22. A. 206 ff.) ist dieser M. jedenfalls zu sondern.
52) Mit dem Georgiker Archytas (A. 9) kann der Eochschriftsteller
dieses NamenB (Ath. XII. 516 c; vgl. A. 207) ganz wohl identisch sein. Ist
der Esskünstler (Ath. I. 5 f) dieselbe Ferson ?
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Mnas. Archyt. Chrysipp. Gartenbau. Attal. Philom. Hieron II. 845
Chrysippos, ein Verfasser von rsoQyixd, wird ausdrück-
lich von dem Philosophen und den Äerzten dieses Namens unter-
schieden^**»).
üeber den Gartenbau hatte man gleichfalls eigne Schriften
{KrjTCovQiKo), deren Verfasser wir allerdings nicht mit Namen
nennen können^*). Die Abhandlungen über Gemüse im Allge-
meinen (tcbqI Xaxavfov) so wie Monographien über einzelne
(wie Kohl, Zwiebeln) berücksichtigten, wie uns die Namen der
Verfasser zeigen, in erster Linie die vielangewandte Heilkraft
solcher Gewächse, und gehören desshalb zur ärztlichen Litteratur^).
unter den Verfassern landwirthschaftlicher Schriften nennt
Varros Katalog auch den Konig
Attalos Philometor von Pergamon (138—133 v. Chr.)^).
Der grub und säete in eigner Person in seinen Gärten und baute
am Liebsten schlimme Giftpflanzen. Wahrscheinlich legte er
seine Beobachtungen im Gartenbau schriftlich nieder, nachweis-
lich that er dies ja mit seinen Studien über Gifte ^^. Ein an-
deres gekröntes Haupt unter den landwirthschaftlichen Schrift-
stellern war König
Hieron II von Syrakus (270 — 216 v. Chr.), von dessen
Werk wir aber nichts Näheres wissen^'),
62^) Bei La. Di. VIT. 186 im Homonymenverzeichniss : %aC xiq {X^v-
ainnog) remgyma yey^or^oo?. Bei Varro fehlt er. üeber Chrysippos von
Tyana s. A. 212.
53) Es muss griechische Schriften dieses Titels gegeben haben, nach
denen (s. Plin. Ind. XIX) die Römer Sabinus Tiro (der seine Schrift dem
Maecenas widmete, Plin. XIX. §. 177), Caesennius, Castritius, Firmns und
Potitns (vgl. Detlefsen Ind. n. d. W. Valerius Messala Potitns) ihre
Werke nannten. Im üebrigen vgl. A. 12.
64) In diesem Sinne schrieben nsgl Xaxdvmv die Aerzte Epaenetos
und Euthydemos, s. C. 84. A. 60. 64, über den Kohl, aber erst in nach-
alexandrinischer Zeit Moschion, Plin. XIX. §. 87. — Unter dem Namen
des Pythagoras ging ein Buch über die Zwiebeln um, Plin. XIX. §. 94.
65) Plinius in den Wiedergaben des varronischen Kataloges führt irr-
thümlich „Äitalus et Philometor^* an.
66) (Genaueres über A. s. G. 34. A. 2, vgl. auch G. 1. S. 5 f. mit
A. 15. 16.
67) Denn nur der jüngere Hieron kann (trotz Golumellas I, 1, 8
thOrichter Angabe, vgl. A. 74) der von Varro und Plinius unter den
Landwirthschaftem genannte König dieses Namens sein. Hierons II Inter-
esse für den Ackerbau, Sikeliens Haupterwerbsqnelle, zeigt sich in der
noch zu Ciceros Zeit gültigen lex Hieronica (Cic. Verr. II, 13, 32. 84. IlT,
6, 14). Hierons Name erscheint einmal in den Hippiatrica als Lemma zu
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846 FönftindzwanzigsteB Capitel. Schriften üb. Landwirthschafl u. Vearw.
In demselben Zustand völliger Unwissenheit befinden wir
uns hinsichtlich aller noch nicht genannten Landwirthschafter.
Abgesehen von dem Geographen Bion aus Soli in Kilikien^)
sind uns eben nur ihre Namen durch den Katalog bei Varro
erhalten. Es sind die folgenden einunddreissig^^):
Anaxipolis von Thasos, Aristophanes von Mallos ^),
Antigonos von Kjme, Agathokles von Chios^^), Apollo-
nios von Pergamon^^), Bakcheios von Milet^^), Chaeresteos
von Athen^*)^ Diodoros von Priene, Dion von Kolophon^^),
Diophanes von Nikaea^^); Epigenes von Rhodos, Euagon
einem Abschnitt über ein an Elephantiasis leidendes Pferd (Hippiatr. T^ 3, 2.
p. 21 Bas. Eine zweite Erwähnung desselben zu dem Abschnitt p. IS
kommt nur in drei schlechteren Pariser Handschriften vor; vgL Miller
Not. et Extr. des msc. de la bibl. impär. XXI, 2. S. 156). Wahrscheinlieh
ist auch an der ersteren Stelle I6PC0NOC nur verlesen aus l€P0KA€OYC,
dessen Schrift neben der des Apsyrtos die Hauptqnelle dieses Sanimel-
werkes bildet. Ueber die Eegiernngszeit des Hieron s. G. 5. A. 22.
58) S. über ihn C. 22. A. 100 fF.
59) Die Namen sind im Folgenden in der varronischen Anordnun^^ auf-
geführt unter Auslassung der schon behandelten Schriftsteller und ohne
bei jedem einzelnen anzumerken, ob sein Name auch yon Plinius und Co-
lomelia in ihren Wiedergaben von Varros Katalog genannt ist, Mls nicht
ein Fall von Belang vorliegt.
60) So Varro. Wenn Plinius (in seiner recht lückenhaften Wiedergabe
des Katalogs) vielmehr Milet bietet, so war ja die Verlesung (MILESIVS
für MALLOTES) nicht schwer. Columella I, 1, 9 vergisst den A. ganz,
was vermutblich nicht geschehen wäre, wenn er ihn als Milesier in seiner
Vorlage gefunden hätte, da er die dorther stammenden Landwirthe an-
führt, allerdings mit einem anderen Lrrthum, s. A. 51.
61) Ihn mit dem Arzte (Galen, XHI. 832; vgl Fabricius Bibl. Gr.
XIU^ u, d. W.) gleichzusetzen fehlt jeder Grund. Da wir es mit einer
historischen Persönlichkeit zu thun haben, kann natürlich der Magier der
Zauberpapyri (an welchen Dieterich Jahrb. f. cl. Phil. Suppl. XVI. S. 785
denkt) nicht in Frage kommen, üeber die anderen Männer gleiches Namens
B. Fabricius-Harless Bibl. Gr. IIL S. 459.
62) Schwerlich ist er mit einem der vielen Aerzte gleiches Namens
identisch.
63) Der Herophileer B. war aus Tanagra, s. C. 24. A. 249.
64) „Chaeristua'' Plin. Ind. XIV. XV. XVIL XVIH. „Chrestm" Col. I,
1, 8. Beides Verschlechterungen.
65) Richtig überliefert Plin. Ind. VIH. X, verderbt in Dinone Ind.
XIV. XV. XVIL XVIII (was Detlef sen fälschlich beibehalten hat).
66) Wenn dieser D. zu den Quellen des Gassius Dionysius gehörte
(s. A. 6), kann er, falls nicht Varro ein grobes Versehen begangen hat.
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Anaxipolis u. A. Peeudo-Epicharmos. 847
von Thasos, Hegesias aus Maroneia^'), Menandros aus Priene,
Menandros aus Herakleia^), Nikesios aus Maroneia, Pythion
aus Rhodos ^^), Aeschrion, Aristomenes, Athenagoras,
Krates, Dadis, Dionjsios'^), Euphiton, Euphorion, Eubu-
los, Lysimachos''^), Menestratos'^), Plentiphanes, Persis,
Theophilos'^.
Ob unter dem Namen des Epicharmos Anweisungen für
die Landwirthschaft umherliefen, bleibt sehr zweifelhaft'*).
trotz des gleichen Namens und Vaterlandes nicht eine Person sein mit
jenem nachher von Yarro genannten „IHophanea in Bithynia", der den-
selben Dionysins später epitomirte (s. A. 8).
67) Der von Vitruv. VIII, 1 unter den Schriftstellern negl vSatmv ge-
nannte Hegesias ist, wie die dort neben ihm genannten Historiker zeigen,
der Magnesier (vgl. C. 85). Dies festzustellen, ist nicht überflüssig, weil
die Kunst Wasser zu finden {vd^oanoTtinrj , vÖQOfpavtiyiTJ , vd^o(t,a6tsvziyii/l)
auch zur Landwirthschaft gerechnet wurde, s. Geop. II, 4 — 7 mit den Be-
legstellen Yon Niclas.
68) Ist einer der beiden Menandros identisch mit dem Arzte, dem
Verfesser der BioxQtiaza (Plin. Ind. XIX — XXVII und XIX. §. 113, vgl.
Suid. Asax7jg)9
69) üeber Pflaster eines gewissen P. s. Gk^len. XIII. 536, vgl. naga
TIvQ'iov im Lemma XII. 879.
70) Ueber andere D. s. A. 5»». 173. 174. 194. 202.
71) Gewiss nicht L. von Kos (s. C. 34. A. 151—154); ebenso wenig
natürlich König L., trotzdem dieser sich für Botanik interessirte (s. C. 34.
A. 154).
72) Der von Theophrastos benutzte Menestor (s. A. 11), mit dem
Schneider ihn schwerlich mit Recht identificiren will, gehört trotz dem
Widerspruch Kirchners a. a. 0. S. 507 eher zu den Physiologen als zu
den Ackerbauschriftstellem (s. bes. Theophr. C. P. VI , 3, 5).
73) Der in der sogenannten syrischen üebersetzong der Geoponica VII, 7
(de Lagarde Gesammelte Abhandlungen S. 138) citirte Th. mit dem
römischen Zunamen Decimus war schwerlich ein vorvarronischer Schrift-
steller in griechischer Sprache. £in anderer Th. erschien C. 12. A. 107 — 109.
74) Bei dem Umfang und Alter der Litteratur unter dem Namen des
Epicharmos (s. A. 192 und Wilamowitz Eurip. Her. L S. 29. A. 54.
Di eis Sibyllin. Blätter S. 34. A. 1) ist an sich kein Grund vorhanden die
Existenz landwirthschaftlicher Lehren von Pseud- Epicharmos für unwahr-
scheinlich zu halten: nur genügt in keiner Weise zur Beglaubigung das
Zeugniss des Col. I, 1, 8. Siculi quoque non mediocri cura negotium isttid
prosecuti sunt Hieran et Epicharmus discipuluB Philometor et ÄUältts.
Äthenete vero etc. (so steht nach J. Häussners freundlicher Auskunft
auch im Sangermanensis). Man kann zweifeln, wie weit die Sinnlosigkeit
dieses Berichtes auf Rechnung der Ueberlieferung kommt, da Columella
auch sonst übel mit dem Varro-Katalog umgesprungen ist, vgl. A. 3. 51.
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848 Fünfandzwanzigstes Capitel. Reitkunst nnd Pferdeznclit.
An die litterarischen Vertreter der Landwirthschaft reihen
sieh die einiger verwandter Fächer, deren Kenntniss der Guts-
herr oft nicht entbehren konnte.
Eleodamas aus Achnae in Thessalien, dem Lande der
Rossezucht, verfasste ein Buch über die Reitkunst und die
Zähmung der Fohlen {tcbqI [Tcmxijg xal 7t(oXoda(ia6tLXfjg)''^,
welches aber wohl wie Simons und Xenophons Schriften ober
diesen Gegenstand mehr die Interessen des Sportsmannes und
Oavalleristen berücksichtigte als die des Züchters ^^). Eleodamas
hatte Genossen, deren Namen uns aber entschwunden sind'^.
Eine wie hohe Stufe die Pferdearzneikunst {[xniatQLxrj)
bei den Griechen erreicht hat, erkennen wir jetzt noch aus den
in Auszügen vorhandenen Schriften der Rossärzte des ausgehenden
Alterthums'®), die ihren alexandrinischen Vorgängern sicherlich
Wenn nämlich von Hieron I überhaupt die Rede sein könnte (was nnmög-
lieh ist, vgl. A. 67), so würde man eher erwarten, dass das Verhältiiiss
von Lehrer und Schüler das umgekehrte sein sollte, so dass man „eUts^
nach „discipulusf* im Text ergänzt. Da bei Varro und bei Plinius (s. A. S)
im Kataloge der Landwirthe Epicharmos fehlt, liegt wohl ein Zusatz Cola-
mellas vor, weil dieser ein Recept unter Epicharmos' Namen einmal im
Laufe seines Werkes anführte, VII, 3, 6. Epicharmus autem Syraeusanus, qui
pecudum medicinas diligentissime conscripsit, affirmat pugnaeem arüUm
mitigari terebra seeundum auriculas foratis comihus, qua curvantur in ftexum.
Derselbe Rath ohne Quellenangabe steht bei Plin. VIII. §. 188 und Qeop.
XVIII, 5. Damach hatte man also zahlreiche thierärztliche Vorschriften
unter Epicharmos' Namen (s. A. 57), wie man Recepte fSr kranke Menschen
Ton ihm zu besitzen glaubte (Plin. XX. §. 89. 94. Ind. XX— XXVTI), wohl
Bestandtheile der vnofivrjficctcc, iv olg tpvatoXoysi, yvmfioXoysi, latQoloyti
(La. Di. VIII, 78). Die angeblichen Georgika des Pjthokles Ton Samos
und die Bücher eines Ktesiphon über Pflanzen und Bäume sind Er-
findungen des Verfassers der psendo-plutarchischen parallela minora und
des Buches über die Flüsse (vgl. Hercher praef. 8. 17 f.): Ilvd'onXrig o
Zäfiios iv t^itop FfGopytxcov, parall. min. 41. KtriüitpAv iv y' negl (pvtwv,
fluv. 14, 3. Kr, iv a nBQl divd^mv^ 18, 11. Kt. iv iy' m^l divBf^9^ 23, 5.
Vgl. A. 84. 149. 75) Steph. ''Axvai.
76) Da Xenoph. (II, 1. onoig ya ^r^v dst naXevsiVy donet rjfitv ft^ y^a-
nxiov Bivoci) die Fohlenzüchtung übergeht, die E. im Titel seiner Schrift
ausdrücklich nannte, so scheint es, als ob K. eine Ergänzung seines Vor-
gängers nach dieser Richtung beabsichtigt hat.
77) SchoL BT II. 7, 124 werden ot nsql tnnmv {tnm%mv Nauck Rhein.
Mus. N. F. VI. S. 340) yqd'tpavtsg erwähnt Vgl. Hippiatr. p. 261 Bas.
Ttsgl Tnnov itSovg noXXoig yiyqantai %aXmg, agiata 81 ndvtav EC^^mvi xol
Sevoqxovtt. 'AdrivaCoig dvd^dai,
78) Welche in dem byzantiniscben Sammelwerk der Hippiatrika vereinigt
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Eleodamas. Pferdearzneiknnst. Jagdbücher. 849
nicht das Wasser reichten''^). Na6h dem ürtheile eines Fach-
mannes hat die Gegenwart nur geringe Fortschritte in der thier-
ärztlichen Praxis über die Alten, so weit sie uns vorliegen,
hinaus zu verzeichnen: sie sind uns in der Hygiene und Therapie
beinahe gleich gekommen und haben auch in der Chirurgie Be-
deutendes geleistet^).
Züchtung und Abrieb tung- der Hunde interessirten vor Allen
den Weidmann, desshalb waren die Anweisungen hiezu der Hiiupt-
gegenstand für die Jagdbücher {KvviqyBtLxoC)^ die natürUeh
auch die Jagdgeräthe beschrieben und sonst Anweisungen für den
Jäger enthielten®^). Wie es scheint, hatten nach dem Vorgange
des Mithaekos und Xenophon®^) aus classischer Zeit später
sind. Der bedentendste ist Apsyrtos unter Gonstanün dem Grossen (Said.
8. v.), über die anderen vgl. Miller Not. et extr. XXI, 2. S. 160 ff. 8. auch
A. 67. 74.
79) Wenn auch von den in den Lemmata der Hippiatrika-Capitel ge-
nannten Schriftsteller wohl keiner älter als das dritte christliche Jahr-
hundert ist, 80 werden wir doch kaum fehlgehen, wenn wir die höchste
Ausbildung thierärztlicher Studien, von der alle Späteren sehren, nach
Alexandreia yerlegen, vgl. Cap. 24. Allerdings haben sich auch die Kar-
thager (Mago) um die Yeterin&rmedicin verdient gemacht, vgl. Miller
a. a. 0. u. d. W. Mago. Ueber thierärztliche Vorschriften unter Epicharmos'
Namen s. A. 74. Wichtig ist Yarr. B. B. II, 7, 16. de medicina vel plurima
sunt in equis et signa morharum et genera curationum, qtMe pastarem scripta
habere oportet, itaque ah hoc in Graeeia potissimum medici peearum tnnla-
x^oi appellati,
80) Baranski Gesch. der Thierzucht und Thiermedicin im Alterthum,
Wien 1886. S. 97f.t „Die Anatomie und Physiologie war von den alten
Thierärzten .... stark yemachlässigt .... in der Hygiene erreichten da-
gegen die alten Thierärzte beinahe denselben Punkt, den wir heutzutage
einnehmen. Die Anwendung der therapeutischen Masaregeln war grössten-
theils dieselbe wie heutzutage. Auch in der Chirurgie wurde nichts Ge-
ringes geleistet. Einen der schwächsten Punkte bildete die pathologische
Anatomie, die kaum diesen Namen verdient". (Bara&skis Buch ist
eine für Studirende der Landwirthschaft und Thierarzneikunde bestimmte
und fdr deren Bedfirfhiss möglicherweise genügende Compilation von
übersetzten Stellen der Alten über Thierzucht und Thierarzneikunde).
Die hohe Ausbildung der Thierarzneikunst bei den Griechen erklärt sich
wohl daraus, dass die Sectionen von Thiercadavem jederzeit gestattet
waren. Zudem brauchte ja der teQoa%6nog eine nicht unbedeutende Kennt-
niss der inneren Thierorgane. Im Uebrigen vgl. C. 24. A. 2^.
81) Vgl. Xenophons Kwriystinog. Arrianos* Jagdbuch handelt fast aus-
schliesslich über Hunde.
82) Der Sikelier Mithaekos, der erste Verfasser eines Kochbuches, hat
SusBiriHi«, grlech.-alex. Litt-Geioh. I. 54
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850 FünfuDdzwanzigsteB Capitel. Landwirthscb. Jagdbücher. Androm.
einige Schriftsteller das Weidwerk gelehrt^*). Vielleicht gehörte
zu ihnen Andromenidea®*).
Recht umfangreich war die Litteratur über die Fische
(tccqI ixd^fov)^^), von der diejenige über den Fischfang (Lr^JUetp-
tLxd) eine nicht zu sondernde Abzweigung bildet ^^).
Eine auf Grund der vorliegenden Fachlitteratur aufgebaute
Compilation war das Werk des.
Dorion xsqI l%%vmv. Dorion gab in ihm eine Classification
und Aufzählung der Fische im Allgemeinen wie eine Beschreibung
der einzelnen, wobei er nicht verschmähte Vorschriften über
Kochen und Braten zu ertheilen^^). Wahrscheinlich lebte er im
schon vor Xenophon KvvjiyzxiyM geschrieben, Xenopbon steht also auch
hier erst in zweiter Linie. S. Snid. Mi^, u. vgl. A. 195. (}egen Sittl
Gesch. der griech. Litt. II. S. 405, der die Entstehung des ganzen JTwit*
ycTtxog der Diadochenzeit znweist, s. Kaibel Xen. Eyn., Herrn. XXV. 1890.
S. 581-697.
83) Poll. y. c. 1—12 bemft sich ausser anf Xenophon anf andere un-
genannte Vorlagen (z. B. §. 29), deren Vorbandensein wir wohl anzunehmen
haben auch wegen der erhaltenen Gedichte über diesen Gegenstand (von
Pseudo-Oppianos und von den Römern Grattius und Nemesianns).
84) Hesycb.'Eyo^^cK' "^^TCftiff. xal %vvriyuxi%OL^ cjg*AvdQOfHv{Srig, Euester
schrieb (nach E. M. 344, 42) Kvvr/ytTixi} , M. Schmidt halt (nach Poll.V,27)
an der Ueberlieferung fest. A. scheint also der Verfasser eines Jagdbuches
gewesen zu sein. Grandlos ändert Stiehle Pbüolog. X. 8. 171. A. 4
'AQfievidag, vgl. C. 83. A. 25 ff. Gefälscht ist das Citat Pseudo-Plnt. de fluv.
4, 2 KttXXiad'ivTig iv y' Kvvriy stiKoiv y vgl. Her eher praef. S. 28 und
A. 74. 149.
85) Ueber Pazamos und die anderen Geop. XX, 6 genannten (Psendo-)
Schriftsteller über Fische vgl. A. 47. Der Arzt Sostratos sprach im 2. B.
seines Werkes nsgl imcav von den Fischen, s. G. 34. A. 174. Natürlich
mnssten Aerzte, die über die Nahrang vom medicinischen Standpunkt
schrieben, der Fische gedenken. Besonders that dies Hikesios in nsQi vX^g,
s. C. 34. A. 16 und oben A. 37 und unten A. 208. Die Kochkunst feierte
ihre grössten Triumphe in der Zubereitung von Fischen. Daher die häufige
Erwähnung der letzteren in den Kochbüchern, vgl. A. 196 ff.
86) Eine Liste der Verfasser von poetischen und prosaischen Schriften
über den Fischfang giebt Ath. I. 13 b. c. Die Dichter sind oben C. 10 z. E.
behandelt.
87) Dorions Bedeutung entdeckt zu haben ist das Verdienst von
M. Wellmann Dorion, Hermes XXm. 1888. S. 179—193. Ueber die durch
D. vermittelten Schriftstellercitate im Fiscbkataloge des Athenaeos (Pam-
philos) s. bes. S. 190 ff. Sicher waren durch ihn vermittelt diejenigen aus
Euthydemos nsgl zaq^x^v und des Epaenetos 'OrlfccQwtiyLd^ vgl. C. 34, wahr-
scheinlich noch viele andere, s. A. 196—199.
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üeb. Fische n. Fischfang. Dorion. Zoologie. Alex. ▼. Myndos. 851
ersten vorchristiichen Jahrhundert^). Als Verfasser prosaischer
Halieutika sind uns bekannt
Agathokles von Atrax in Thessalien ®^)^ Seleukos von
Tarsos ^°j, Metrodoros aus Byzanz und dessen berühmterer Sohn
Leonidas. Alle vier gehören aber wohl wie Demostratos^^)
erst der romischen Eaiserzeit an**).
Die zoologischen Studien blühten in der älteren Alexan-
drinerzeit innerhalb der peripatetischen Schule: Straton**)
und Lykon^) waren nach dieser Richtung hin schriftstellerisch
thätig. Ueber den Vogelkatalog des Eallimachos und das
zoologische Sammelwerk des Aristophanes von Byzanz war
bereits oben die Rede, desgleichen von den Wunderbüchern,
welche die Wunder der Thierwelt mit Vorliebe behandelten^).
Ueber die Thiergeschichte des Arztes Sostratos s. C. 34.
Nicht vor der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts,
wahrscheinlich aber erst unter Augustus anzusetzen ist
Alexandros von Myndos, der sich als zoologischer
Schriftsteller in der Folgezeit eines unvermindert hohen Ansehens
erfreut hat®*). Seine Geschichte des Herdenviehs {Ktrjväv
88) Vgl Wellmann a. a. 0. S. 192 f. Einen Anhaltspunkt für Dorions
Zeit haben wir in der Thatsache, dass er Euthydemos and Epaenetos be-
nutzte, welche V^ermuthlich dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert zuzn-
theilen sind, s. G. di. Eine landwirthschafkliohe Schrift hat D. nicht ver-
fasst (s. A. 14).
89) Ath. L 18 c ist sein Name aus Suidas Ktxllios ergänzt
90) Ath. L 18 c.
91) Vgl. Suid. Jafioatqatog,
92) Daher ist hier ein genaueres Eingehen auf sie unterblieben, für
Metrodoros und Leonidas auch die Anführung der Belegstellen.
93) Im Verzeichniss seiner Schriften bei La. Di. Y, 59 f. finden sich die
Titel nsQl ttpoyoviag^ nsql (t^v^oloyovfiiviov foocoy.
94) Apul. Apol. 86 . . . Aristotelem dico et Theophrastum et Eudemum
et Lyconem ceterosque FlaUmis minores, gui plurimos libros de genüu ani-
malium deque victu deque particulis deque omni differentia reliquerunt. Dies
ist versehentlich oben C. 2. A. 762 ff. nicht mit angeführt.
95) S. C. 13. A. 85—87. C. 16. A. 49 ^ 50. C. 17. Ueber die natur-
wissenschaftlichen Liebhabereien von Ptolemaeos II und VII s. C. 1. S. 8. 9.
96) Ueber die Verschiedenheit des Mjndiers von dem Polyhistor
8. C. 33. A. 40. Jedenfalls lebte er nach Marius oder wenigstens nach der
Schlacht bei Aquae Sextiae (102). Bei Plut. Mar. 17 berichtet er nämlich
von zwei Geiern, welche das Heer des Marius stets begleiteten, und deren
Erscheinen vor der Schlacht den Soldaten als glückverheissendes Vorzeichen
galt. BeiAth.V.221b.c. h Sbvxbqco utrjvmv {ntfivmv? M. Wellmann, s.A.97)
54*
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852 Fünfundzwanzigstes Capitel. Landwirthsch. u. Verw. Zoologie.
[0ro^{a) enthielt wenigstens 2 Bücher^'), mindestens ebenso
viele seine Vogelgesehich te {miqvmv l6toQiaY^). üeber die
Amphibien und Reptilien ^ die Wirkungen ihres Bisses und die
Heilmittel gegen dieselben sprach er in einer Abhandlung
SriQvaKa^^), Yermuthlich bildeten die zuerst genannten Schriften
tatoQ^ag erzählt er von dem ünthier Gorgo in Libyen, welches auf Befehl
des Marias von Soldaten im iugurthinischen Feldzag getödtet worden sei
„Andrerseits kennt ihn schon (s. A. 99) Ptolemaeos Chennos (am 50 n. Chr.)-
Eine weitere Einschränknng gestattet Aelian. N. A. V, 27. Denn die ge-
lehrte Znsammenstellang in diesem Capitel mit genaner Angabe der Quellen
(von Eigenthfimlichkeiten einiger Thiere) rührt, wie sich erweisen lässti
nicht von Aelian. her, sondern von A. Folglich war Letzterer frühestens
Zeitgenosse des hier citirten Soptratos, schrieb also (s. C. 34. A. 175) in
der ältesten Kaiserzeit oder doch knrz vor derselben". (M. Well mann).
Daza stimmt es, dass A. für Ath. erst mittelbare Qnelle war, s. A. 105.
97) Im zweiten Buche stand die Gorgo-Erzählong, s. A. 96 (doch möchte
M.Wellmann auch hier ntrivciv lesen). Ebenda war wohl auch die Nach-
richt von den rückwärts weidenden libyschen Ochsen zn finden (Athen. V.
221 e, B. A. 104). Ein drittes Brachstück aus demselben Werke, wie es
scheint, ist der Bericht bei Aelian. N. A. Y, 27 von fetten, mit Absinth ge-
fütterten pontischen Schafen und von Ziegen des Berges Mimas, welche
Luft „saufen** (vgl. die Belegstellen dazu im Commentar von Jacobs).
Welches Ansehen A. in der ganzen Folgezeit genoss, erhellt daraus, dass
er noch Ton Theophyl. Simoc. Qu. phjs. p. 27 Boisson. genannt wird.
98) Ath. IX. 388 d (über das Sultanshuhn, noQ<pvQ£mv), *A. h ß' ifSQi
TTjff Tcov ntrjvmv Catogiag, 398 c (Vogel ritga^). 'A. iv dewigm nsql nzr^rmv
itpoüv. Wenn derselbe 892 c (o^tv^) *A, iv dBvtiqat ntql imtov ciUrt, so
lässt er dabei wohl ungenauerweise ntrivmv fort. „Weit fraglicher erscheint
es, ob man in Bezng auf Porphyr, z. II. JT, 274 (Igmdibg), U, iv xm zgitm
mgl i6a>v ebenso urtheilen oder vielmehr in nsgl itomv hier den Titel des
muthmasslichen Gesammtwerks, von welchem nsgl ntrjvAv (und negl xtTjpof)
nar ein Theil war (s. A. 100) erkennen soll; fQr Letzteres spricht der Um-
stand, dass hier nicht wie bei Ath. der Gebrauch des ungenauen Citäts
darch den Wechsel mit dem genauen erklärlich wird". (Susemihl).
Schweighaeuser (Ind. z. Ath. u. d. W. Alezander Myndins) hält es für
möglich, dass das 3. B. nsgl imav identisch gewesen wäre mit dem 1. von
fCBgl ntrivciv. Waram nicht mit dem zweiten? Ist aber ntrjvmv auch hier
za ergänzen, dann hat A. in den Vogelbüchem die lexikalische Anordnung
aller Vögel wenigstens nicht durchgehends angewandt Alphabetisch war
die Ordnung der Vögel in dem von ihm benatzten pseudo- aristotelischen
Werke (s. A. 100). Bei A. standen ja auch o^rvl, itOQfpvgüav, tirga^ im
2. Vogelbuche. Das 3. brachte vielleicht dann die Raubvögel. Uebrigeos
8. A. 105.
99) Ihr Titel ergiebt sich aas Schol. Nie Ther. 982 (A. empfiehlt
Ziegenmist als Heilmittel). Dahin gehören femer die Glosse tdvi Pdv%o$
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Alexandros Ton Myndos. 853
die selbständigen Theile eines grossen Compendiums über die
Thierwelt (nsgl ipmvy^). Die unter seinem Namen erhaltnen
Brachstücke genügen^ um von dem Charakter seiner Schrift-
stellerei ein annähernd deutliches Bild zu entwerfen ^^^). Alexan-
dros erscheint danach als vielbelesener und stilistisch ge-
wandter ^^^ Compilator, der freilich von wissenschaftlicher
Schulung keine Ahnung besitzt. In der Yerwerthung der ihm
vorliegenden Quellen verfahrt er ohne die Kritik des selb-
ständigen Forschers und kommt dem Hange seiner Zeit nach
kindischen Wundererzählnngen aus der Fremde mit naiver oder
erheuchelter Unbefangenheit entgegen ^^'). Gelegentlich giebt er
sich wohl auch die Miene des beobachtenden Naturkundigen^^^);
und so ist es ihm gelungen zuweilen das Vertrauen Späterer
inl trig UtCBoq, aq 'A. 6 M, bei Herodian. I. p. 44, 14. IL p. 742, 6 Lentz nnd
das Citat Ael. N. A. IV, 83 (wie sich das Ghamaeleon gegen Schlangen
schützt). Wenn anch erschwindelt, so doch im Geiste seiner SchriftsteUerei
des A. ist, was ihm Ptolemaeos Chennos (Phot Bibl. Cod. 190. p. 147^,
23 sq.) in den Mand legt: *A, (priöi ÖQaxovxa yriyBvf «vfifucxfi^cci ^HgaiiXsi
fCifog tov Ne(isaik>v Xiovttty ov xal &vatQtt(piivui vno ^HQanXiovg %€cl öwtj-
yioXov^iieavxa avtm ig G^iqpag iv AvUdi ^firai. xal tovtov slvai tov tovg
viovg uatatpayovta t^$ axqovd'ov not dnoXid'ai^ivta, „Es kann aber auch
wohl sein, daes in diesem Falle kein Schwindel vorliegt, sondern dass dies
wirklich, freilich daon nicht in seinen zoologischen Arbeiten, sondern in
seinen Mv^iyid (s. A. 111) stand". (Susemihl).
100) Vgl. A. 98.
101) Welches an Farbe und innerm Beichthom wesentlich gewinnen
wird, wenn erst M. Wellmanns üntersuchnng^n über diesen Mann vor-
liegen; vgl. die erste Andeutung bei Well mann De Istro Gallimachio
S. 7 f. A. 12. Ausser Ath. (s. A. 96. 97. 98. 102. 108^. 106. 107) gewährt anch
Aelian. reiche Ausbeute, vgl. A. 96. 97. 99. 103—105 und Böse a. a. 0.
S. 281.
102) Wie die flüssige Erzählung von der Gorgo Ath. V. 221 b—d zeigt,
vgl. 96. 97.
103) Vgl. A. 96. 97. 99. 104. Nach Ael. N. A. X, 34 erzählt er von
weissen Schwalben.
103^) Nachdem Ath. IX. 393 d aus A. die pseudo-aristotelische Be-
schreibung des Schwanes angeführt hat (s. Böse a. a. 0. S. 285), fährt er
fort: h dl Mvvdtog (prjüiv UXi^avdgog noXXoig teXBvtmüiv naQanoXovd^aag
ovx d%ovcai. ^Sovxmv. Cranz ebenso stellt Aelian. V. H. I, 14 (der ja auch
A. ausschreibt) angeblich aus eigner Erfahrung das Singen des Schwans
in Abrede. Nach dem, was wir sonst von der Kritiklosigkeit und Impotenz
des Myndiers in naturgeschichtlichen Fragen wissen (s. A. 97. 104. 110),
werden wir kaum fehlgehen, wenn wir ihn hier einem kritischen Vorgänger
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854 Fünfundzwanzigßtes Capitel. Landwirthsch. u. Verw. Zoologie.
bei Berichten über Ungeheuerliches zu gewinnen*^). Am (Je-
nauesten unterrichtet sind wir über seine Bücher Yon den
Vögeln ^^^). Er legte denselben die pseudo-aristotelischen Zaixa
zu Gruude; in welchen die einzelnen Thiere katalogisch aufgezählt
und jedes gesondert für sich beschrieben war^^). Auf Kosten der
Systematik war nämlich in diesem pseudo-aristotelischen Werke
frühzeitig ein übersichtliches Nachschlagebuch hauptsächlich aus
der Thiergeschichte des Aristoteles für den oberflächlichen Be-
nutzer geschaffen worden. Dieses erweiterte sich nun unter den
Händen des Alexandros zu einem gelehrten Bepertorium philo-
logischer Erudition und verdrängte den Aristoteles selbst auf
diesem Gebiete fast Yollig. An die knappe aristotelische Schil-
derung des Vogels nach seinem Aeussem und Gebahren reihte
Alezandros aus vielen anderen Vorlagen ^^^ erweiternde Zusätze,
besonders paradoxographische und mythologische. Man erfuhr^
die VerurtheiluDg der alten Sage nachsprechen lassen, freilich mit unrecht,
8. Müllenhoff D. A. L S. Iff.
104) 8. z. B. Aelian. N. A. III, 28 und Ath. V. 221 e (vgl. A. 96).
105) Ans ihnen haben wir neunzehn Bruchstücke unter dem Namen
des A., die sich auf die folgenden achtzehn Vögel beziehen: alyvniog Schol.
ABT II. 77, 428, anocv^^g SchoL Theoer. VII, 141, ccXuvmv Schol. Theoer.
VII, 67 (8. A. 110), ättayag Ath. IX. 387 f, i^todiSg Schol. IL K, «74
(s. A. 98. 107. 108), %^x^ -^th. IL 66 a, %v%vog Ath. IX. 393 d (s. A. 103*»),
p^tTcc Ath. 395 c, oQtvi Ath. 392 c (s. A. 98), neXaQy6g Aelian. N. A. 111,23
(s. A. 104. 110), ni^Sii Ath. 389 c, nogfpv^^mv Ath. 388 d (s. A. 98. 108 b),
<f%m^ Ath. 391c (vgl. A. 107). SchoL Theoer. I, 136, atqov&og Ath. 891 f;
titga^ Ath. 398 c (s. A. 98), qp^tfoa Schol. Theoer. V, 96, x<^^^<°^ Aelian.
N. A. X, 34 (s. A. 103), wtog Ath. 890 f.
106) Ihnen reiht mit Becht Rose in seinen beiden späteren aristo-
telischen Fragmentsammlongen die betreffenden Bruchstücke (s. Rose
a. a. 0. S. 286 ff.) ein. Im Uebrigen vgl. C. 2. A. 866 (das dort Bemerkte
findet hier seine Ergänzung). C. 16. A. 50. C. 17. A. 64.
107) Die durch eioe eindringende Untersuchung vorzüglich bei Ath.
p. 388—397 und Aelian. zu finden sind. Die Citate aus Eallim. nsfil h-
vimv bei Ath. und in den. Theokritscholien hat schon Hnlleman De
Cornel. Alex. Polyh., Mise. phil. L, Utrecht 1849. S. 173 der Vennittloag
des A. zugeschrieben; in Betreff der Stelle über Boeos (vgL C. U.
A. 10. 13) bei Ath. IX. 398 e (=» Ael. N. A. XV, 29) bemerkt Das-
selbe Knaack Woch. f. kl. Fh. VII. 1890. Sp. 39. Daas A. homerische
Angaben in seiner Art philologisch genau prüfte, erhellt aus Ath. 891 c
(wo er e , 66 %(6%Ij statt atioiip schreiben will mit Berufung auf Aristoteles)
und Schol. Ä, 274 (vgL A. 98. 105). 'A. TiitoQSt Suc xC rj '^-O^a i%\ t^
ayLOJtijv 7tOQSvo(ifvoig toig nfgl tbv 'Oövaasa ov trjv ylavua tr^v tdiov f^riF
inefutps orjfiaivovcav t^ tptovjj xal xavta ißvnrsQivriv ovcav ogviv^ oU' ^(
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AlezandroB von Myndos. 855
welchem Gotte der Vogel heilig war'^), und welche Vorbedeutung
sein Erscheinen besass^^), femer welche Verwandlungssagen "^),
und welche geschichtliche Anekdoten sich an ihn knüpften ^^^^).
Litterarische Belege von der ältesten bis in die jüngste Zeit aus
Poesie und Prosa machten die Compilation in den Augen der
Polyhistoren werthvoU und vielgebraucht^^®®). Ein anderes Werk
dieses Mannes dagegen ist fast verschollen: es sind seine Mv^ixa^
welche wenigstens 9 Bücher umfassten^^^). Bezeichnend für die
Geistesrichtung des Mjndiers, auf welche wohl seine karische Her-
kunft Einfluss gehabt hat; ist es^ dass er als Traumdeuter prakti-
cirte und ein unten ^^^^) näher zu besprechendes Buch über diese
Afterkunst veröfifentlichte. Auch eine Schilderung der Küsten des
östlichen MeereS; JlBQixkovg tf,g^EQvtQäg d^aXdttrig, in der
er angeblich als Augenzeuge tüchtig fabulirte^ scheint aus seiner
gewandten Feder geflossen zu sein^^^). Fraglich ist eS; ob er ausser-
dem noch xbqI (pvtäv schrieb ^^^, und ob endlich er noch eine
Sammlung mannigfacher Vorgänge wunderbarer Art aus der be-
lebten und unbelebten Natur in einer Schrift Qav^aeicov
övvayayri veröfifentlichte, oder ob diese vielmehr dem Poly-
tsQov tov Uocsidmvog xal itiQwv xiv&v d'emv. Wie aus der Gorgo-Erzählong
(s. A. 96) hervorgeht, nannte er nicht immer seine Quellen bei Namen.
108) Vgl. das vorstehende Schol. K, 274. Von dem Sultanshohn {no^
(pvQioDv) erz&hlt er, dass es in seiner libyschen Heimath den Göttern ge-
weiht sei, Ath. 888 d (vgl. A. 98. 106).
109) Vgl. A. 96. 107.
110) Ausser der ernsthaft erzählten Metamorphose der Störche (A. 104.
106) zengt dafOr die bekannte Sage vom Eisvogel, Schol. Theoer. VH, 57
(vgl. A. 105).
110^) S. A. 96.
110«) S. A. 103«». 107.
111) La. Di. I, 29. na^d t^rjatv "EXivaig (?) iv xm nsql 'Ax^XXitog xal
UXi^avSQog (so Menage statt 'Ali^mv) o Mvvdtog h ivutm Mv&i%mv (es
handelt sich um eine Sage über Thaies und Batbykles). Vgl. auch A. 99.
111^) S. A. 175. Myndos lag in nächster Nähe von dem karischen
Telmessos, der bekannten Brutstätte der Wahrsager und Traumdenter,
s. Tatian. or ad Gr. p. 1, 4 Schwartz. Tslfirioaimv fihv yccQ ot So%ifi(oxazot
xriv 6i* ovs^cav i^svgov fiavti%riv. Vgl. G. Wolff Porphyr, de phil. ex
or. hanr. S. 60. A. 2.
112) S. darüber und über die erhaltnen Bruchstücke C. 88. A. 76. 76.
113) Auf ein Weik dieses Namens fuhren wenigstens, wie Well mann
a. a. 0. gesehen hat, die Gitate Athen. IL 57 b. 6 Sh M. *A, nixvivovg
%(ovovg und E. M. Wfiafuxlvff. *A, xrjv dßovßacxop {a(inBXov ßovßdaxsiov'^) XeyBi.
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856 Fünfimdzwanzigates Capitel. Landwirthsch. o. Verw. Zoologie.
histor oder endlich einem späteren Manne gleichen Namens an-
gehörte"»^).
Gänzlich unbekannt seiner Zeit wie seiner litterarischen
Stellung nach ist
Pammenes, Verfasser einer Schrift xegl d^rjQtmv, in welcher
er angeblich aus eigner Anschauung von wunderbar gebildeten
Skorpionen und Schlangen in Aegypten erzählte ^^*). Von
Demetrios dem ^^Phjsiker^' besitzen wir eine kleine Er-
zählung^ wie ein wildes Thier sich einem Menschen dankbar er-
wies ^^^). Es war dies ein gern und vielfach variirtes Thema in
den dem Geschmack eines grossen Publicums rechnungtragenden
Schilderungen aus dem Thierleben^"**).
Die Steinkunde brachte es zu einer umfangreichen Litte-
ratur"^); zu welcher bereits das vierte Jahrhundert den Grund
gelegt hatte ^^^. Sie entwickelte sich in dem Grade^ dass man
in^) S. hierüber C. 88. A. 96. 95^
114) AeLN.A.Xyi,42: dies ist die einzige Erwähncmg. Vielleicht haben
wir eß überhaupt nicht mit einem wirklichen Schriftsteller zu thun. Pam-
menes heisst der ägyptische Lehrer des Demokritos (Synkell. 248 [471 J),
der als solcher in alchemistischen Tractaten sein Wesen treibt. Vgl-
Berthelot Collect, des alchim. grecs, Introd. S. 24 u. ö. Texte grec.
S. 49. 148.
115) Plin. YlII. §. 69—60. Die Bezeichnung des Demetrios als ^jphysi-
CU8*' weist darauf hin, dass er wie der sogenannte Bolos (s. C. 17. A. 127 ff.)
zu den entarteten späteren Anhängern des Demokritos gehörte, „wenn
anders man überhaupt die Verfasser solcher Machwerke noch als Anhänger
desselben bezeichnen darf* (Susemihl). Damit stimmt, dass Plinius un-
mittelbar darauf VlIL §. 61 aus „Bemocritm** ein ähnliches Märchen von
der Dankbarkeit einer Schlange erzählt, welches öfter wiederkehrt (vgl*
Hoefer Konon, Qreifswald 1890. S. 91).
115^) Vgl. A. Marx Griechische Märchen von dankbaren Thieren und
Verwandtes, Stuttgart 1889. 8. 117.
116) Die dürftigen litterarischen Notizen bei Plinius XXX Vll (wenige auch
in XXX VI) sind unsere einzige Nachrichtenquelle über die Mineralogen. Lenz
Mineralogie der Griechen und Römer, Gk>tha 1861, bietet eine (nicht yoU-
si^dige) Zusammenstellung der (übersetzten) einschlägigen Stellen aus der
sonstigen antiken Litter atur (vgl. A. 119).
117) Theophrastoa' für seine Zeit höchst dankenswerther Abriss „über
Steine und Erdarten" stützt sich auf dürftiges Beobachtungsmaterial und
macht nirgends auf Vollständigkeit Anspruch. Wie nicht wenige referirende
oder polemisirende Wendungen zeigen, hatte er Vorgänger, die er benutzte.
Einen von ihnen Namens Diokles (den Karysüer? Plin. XXX Vll. §.53 nennt
ihn „quidam*') führt er an Lapid. 18 für die Anziehungskraft des Luchasteines
{Xvyyov^iov), Bereits Piaton Phaed. 110 D. E zählt mehrere der kostbarsten
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Pammenes. Demetrios. Steinkunde. 857
später über die einzelnen Steinarten bändereiche Werke nach
Belieben nachlesen konnte"**). Das gilt vorzüglich von den
Schriften über die Edelsteine, über deren Verfasser wir allein
Etwas wissen ^^'). Je mehr nämlich sich der Osten und nament-
lich Indien dem Verkehr erschloss, um so mehr Juwelen kamen
auf den griechisch-romischen Markt ^*^). Bei steigendem Luxus
wurde die Nachfrage nach ihnen ausserordentlich, ihre Preise
ungeheuer. Das ungemein feine Gefühl der Alten für die Schön-
heit edler Steine erhob sich bei Vielen zu einer leidenschaft-
lichen Schwärmerei, nach welcher „zur höchsten und vollendeten
Betrachtung des Alls ein einziges Juwel genügen sollte" ^*^).
Magisch-mystische Lehren von der unbegrenzten Zauberkraft der
Edelsteine fanden gläubige Hörer. So weit wir aus Plinius den
Inhalt der verlorenen griechischen mineralogischen Schriften er-
kennen können, waren sie wesentlich der Niederschlag der Be-
dürfnisse des Marktes, der Liebhaberei und des Aberglaubens,
ohne strenge Wissenschaftlichkeit zu erstreben.
Edelsteine auf, und im Tim. 60 C fiP. giebt er sogar schon Andeutungen
über die Entstehung der geometrischen Erystallisationsformen der Edel-
steine und der Salze, vgl. Martin Etudes sur le Tim^e de Piaton II. S. 264.
118) Plin. XXXV. §. 1. restant terrae ipsius genera Japidumque vel
numerosiore serie, plurimis singtda a Graecis praecipue voluminibus tractata,
119) Denn über den Inhalt von Sokrates tcsqI oqodv (?) aal tonmv xal
nvQog aal X£^(ov lässt sich nichts Genaueres ausmac^Len, s. C. 27. A. 134. —
Ganz unbekannt sind die Schriftsteller u^qX fiBtaXXoav, da Plinius XXXIII f.
(auch vom 36. B. über Erdarten gilt das Gleiche) ausser Theophrastos
keinen Fachmineralogen namhaft macht. Theophrastos* leider verlorne
Schrift über diesen Gegenstand, welche er vor dem Steinbuch veröffent-
licht hatte (Lapid. 1), würde wichtige Aufschlüsse geben, vgl. die
Reste bei Rose Aristot. pseudepigr. S. 254 — 261. Interessante Nachrichten
bieten gelegentlich Strabon (der aus Poaeidonios und Polybios schöpft),
Vitruvius und Dioskorides V, 84 ff. im Abschnitt jcsqI navtog X^ov fistaXXi-
Hov. Sie sind gesammelt bei Lenz a. a. 0. (s. A. 116). Ueber den Bergbau-
techniker Gorgos 8. C. 24. S. 664.
120) So z. B. kehrt Eudoxos von Kyzikos (vgl. C. 1. A. 28) um 120 v. Chr.
mit kostbaren Steinen undWohlgerüchen beladen aus Indien zurück (Strab.
n. 98). üeber die den Alten bekannten Edelsteine vgl. das umfassende
Werk von Eing The natural history, ancient and modern, of precious stones
etc., London 1866, und über Gemmen desselben Verfassers Antique gems
and rings, 2 vol. London 1872. Vgl. auch Blümner Technologie III.
S. 227 ff.
121) Plin. XXXVII. §.1. ut pUrisque ad summam absoItUamque naturae
rerum contemplationem satis sit una aliqua gemma. Unmittelbar vorher
nennt er die Juwelen „in artum coacta rerum naturae makstaa''.
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858 Fünfundzwanrigßteß Capitel. Schriften üb. Landwirthschaft u. Verw.
Die antiken Juweliere und Gemmenschueider konnten sich
aus Büchern aufklären über die Fundorter und Gewinnangsart
aller edlen und halbedlen Steine, deren Bildung nach denselben
Unterscheidungsmerkmalen wie heutzutage besprochen war^^.'
Wönschenswerthe Angaben über Fehler und Vorzüge, Häufigkeit
und Seltenheit der Steine, ihrer Preise^ und möglichen Verwendung
so wie ihres ersten historischen Auftretens dienten dazu eine
Handhabe für die Wertiibestimmung zu liefern. Eine unübertreff-
liche Virtuosität erlangten die Alten in der Schilderung der
schwer wiederzugebenden wundervollen Farbenspiele köstlicher
Juwelen ^^^), wesshalb man den Stoff auch gern in Gedichten
(Atd-ixa oder Ai^iaxa) bearbeitete. Diese genauen Schilderungen
hatten aber auch ein praktisches Interesse für den Käufer, der
nicht betrogen werden wollte. Denn früh hatte man angefangen
Edelsteine nachzumachen, eine Erfindung angeblich yon Demo-
kritos und eines der einträglichsten Gewerbe, das man scham-
los übte.
Es gab eigne Schriften mit derartigen Fälscherrecepten^^^).
122) D. h. also nach der geometrischen Oestalt, Spaltbarkeit, H&rte,
Farbe, Durchsichtigkeit u. s. w. Wenn Plinins in der Einzelbeschreibnng
so lückenhaft ist, so kommt das auf seine Rechnung: er will zwar nichts
Noth wendiges nnd zur Natur Gehöriges übergehen, aber doch in seiner
Auswahl aus der Fachlitteratur eine seinem Vorhaben angemessene Kürze
walten lassen (XXXY. §.1). Nies Die Mineralogie des Plinius, Mainz 18S4
giebt den naturwissenschaftlichen Ertrag als nicht unbedeutend an. Vom
Diamant kannte er sechs verschiedne Arten (XXXVII. §. 56 fif.), vom
Smaragd gar zwölf (XXXVII. §. 66 if.).
128) Vgl. z. B. die Beschreibung des paederos Plin. XXXVII. §. 129.
124) Nachdem Plinius XXXVII. §. 197 von der Schwierigkeit gesprochen
hat die falschen Steine von den ächten zu unterscheiden, fährt er fori:
quin itnmo exiant commentarü auctontm, quos non equidem demonstrabo,
quibus modis ex crystallo smaragdum tingtMnt alicisque irälucefUes, sardo-
ny ehern e sarda, item ceteras ex älia, neque enim est ulla fraus vit<te lucro-
sior. Unter den von Berthelot herausgegebnen Tractaten (Collect, des
alchim. grecs, texte grec) stehen mehrere derartige Elaborate: in erster
Linie (S. 350) einer überschrieben naraßatpri Xi^oav %al aitaf^y^atv xal
Xvxvnmv xal vaniv^oav. Der Grundstock der Sammlung, aus welcher
jene Abhandlungen flössen (vgl. Berthelot Traduction S. 235 Anm.) bt
vermuthlich recht alt; vgl. A. 50. Die Alten führten die Lehren auf den
von Magiern unterrichteten Demokritos zurück, der nach Synesios (Ber-
thelot Texte S. 57) schrieb ßißXovs xieaa^ag ßatptudg* src^l x(fvaov xal
dgyvQOv xal Xi^mv xal noqtpvgaq. Seneca Ep. 100 bemerkt, dass Demo-
kritos die Erfindung gemacht habe Elfenbein zu erweichen und Steine
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Sternkunde. 859
Davon zu sondern sind die Anweisungen, welche, ohne betrüg-
lichen Absichten Vorschub zu leisten, technische Manipulationen
angaben, wie Färben, Beizen, Auskochen, Poliren u. dgL mehr,
durch welche man die Schönheit wenig kostbarer Steine erhöhen
konhte^**^). Bemerkenswerth ist es, dass die moderne Technik
aus diesen Anweisungen wahrscheinlich wenigstens mittelbar
praktischen Nutzen gezogen hat***). Der Glaube an die mysteri-
ösen Kräfte der edlen Steine und ihrer Macht auf Geist und
Körper rief eine ausgedehnte apokryphe Litteratur hervor,
welche alsbald in die ernsthafte antike Heilkunde eindrang*'^)
und das ganze Mittelalter hindurch ihr schadenbringendes An-
sehen behauptet hat**').
80 zu schmelzen, dass sie sicli in Smaragde verwandeln; noch zu seiner
Zeit stelle man nach der Vorschrift des Abderiten falsche Edelsteine her.
Ucber Psendo-Demokritos vgl. anch A. 21. Besonders beliebt war nach
Plin. XXXVII. §. 98 die Fälschung der carhuneiUi,
124^) Wenn wir über die Technik der Edelsteinverarbeitnng der Alten
so jammervoll schlecht unterrichtet sind, so ist dies die Schuld des Plinias,
vgl. A. 122. Die unerreichte Kunstfertigkeit antiker Gemmenschneider allein
setzt eine eigne Litteratur darfiber voraus.
126) Künstlich bearbeitete und scheinbar ganz neue Brillanten (Plin.
XXXVII. §. 146. quae variae sunt et ad novitatem accedere cdlliditate in-
geniorum conti git, ut nomen usitatwn non habeant) nannte man Natursteine
{cpvcsis) „velut ipsius naturae admirationem in iis venditantes''. Das von
Plinius a. a. 0. mitgetheilte Verfahren durch Anwendung von Honig gering-
werthigen Steinen das Ansehen kostbarer (onyxartiger) zu geben (man
hielt früher die Nachricht für Schwindel) wird seit 60 Jahren in den
Achatschleifereien zu Oberstein wieder mit gprossem Erfolge angewandt,
vgl. Nöggerath Jahrb. d. Ver. d. Alterthumsfr. im Rheinl. X. S. 82.
Bereits Lessing Antiquar. Briefe S. 28. 32 hatte darüber zu Plinius*
Gunsten gesprochen. Sicher ist es, dass römische Steinschneider das antike
Verfahren in Deutschland bekannt gemacht haben. Vgl. Nöggeratha.a.0.
S. 93: „Ob jene Römer durch Plinius auf die Sache geführt worden sind,
was kaum wahrscheinlich ist, da dieser das Verfahren nur halb beschreibt
(er hat das dabei nothwendige Bad der Steine in Schwefelsäure vergessen),
oder ob sich nicht vielmehr die Kunst durch Tradition in Italien erhalten
haben mag, wage ich nicht zu bestimmen. Immer bidbt es auffallend,
dass darüber früher aus Italien Nichts bekannt geworden ist**.
126) Plin. XXXVII. §. 64. coarguemus Magorum infandam vanitatem,
quando vel plurima Uli prodidere de gemmis ab medieinae hlandiasima specie
ad prodigia iransgressi. Obwohl Plinius bei jeder Gelegenheit gegen die
Magier poltert, merkt man ihm das schmunzelnde Behagen an, mit
welchem er „maiore utilitate vitae'* die Ausgeburten ihrer „infanda vanitas**
lang und breit mittheilt. Die Grundlage des alphabetischen Juwelenkataloges
XXXVII. §. 139—186 kann ihren magischen Ursprung nicht verleugnen.
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860 Fänfandzwanzigstes Capitel. Landwirthsch. u. Yerw. Steinkunde.
Die auf uns gelangten Nachrichten über die Verfasser von
Werken zur Steinkunde sind recht dürftig. Wir wüssten so
gut wie Nichts von ihnen, wenn nicht Plinius'nach seiner Ge-
wohnheit ihre Namen gelegentlich als omamentalen Schmuck
seiner Compilation verwandt hätte. Drei Schriftsteller sind
es, welche am Häufigsten von ihm citirt werden: Sotakos,
Sudines und Zenothemis. Da dieselben fast immer unmittel-
bar nach einander und fttr denselben Gegenstand zu Bathe ge-
zogen werden und zwar für wichtigere Dinge, so sind sie wahr-
scheinlich in der Vorlage des Plinius planmässig ausgebeutet
worden. Dieser Qmstand aber leistet für ihre Bedeutung in der
Mineralogie hinreichende Gewähr. Der hervorragendste und älteste
von ihnen war
Sotakos^^^), dessen Leben in das dritte oder vielleicht
noch in das ausgehende vierte Jahrhundert v. Chr. föllt "^).
Einen der mit Edelsteinen prunkenden Eönigshöfe des Ostens
hatte er mit eignen Augen gesehen ^*^^), vermuthlich war er auch
in Griechenland und auf den griechischen Inseln umhergereist.
Dafür sprechen die genauen Ortsbestimmungen, die er gab^ um
127) Psellos* Tractat nsgl Xi&cav Swaneonv, Des Bischofd Marbod von
Bennes (gest. 1128) lateinisches Gfedicht „Lapidarius** bemht aof der
Grundlage des sogenannten Euax, vgl. A. 162.
128) Plin. (vgl. Ind. XXXVI. XXXVII) citirt ihn XXXVI. §. 128 (Magnet-
stein). 146 ff. (Blutstein). XXX VIL §. 86 (Bernstein). 86 (Sardonyx). 90 (Onyx).
136 (cerannia). 158 (draconitis) : viermal neben Sadines and Zenothemis.
Dazu kommt Apollon. Hist. mir. 36 (über den karystischen Stein). K^Say
ta%og (so Menrsins) iv x6 ns^l XCfttov^ vgl. A. 130 und C. 17. A. 104.
129) Plin. XXXVI. §. 146. e vdustimmis auctoribus. King Nat. hist
S. 1 lässt ihn vor Alex. d. Gr. am persischen Hofe leben, weil er nach
Plin. XXX VII. §. 168 (s. A. 132) berichtete, er habe den Drachenstein
„apud regem'* gesehen, was nach griechischem Sprachgebrauch nur vom
GrosskOnig gesagt sein könne. Allein S. konnte fflglich von einem KOnige
der Diadochenzeit reden, dessen Namen Plinins als unwesentlich aotliess.
Schon der weite geographische Gesichtskreis des Schriftstellers spricht
gegen eine zu frühe Datirung desselben. Dazu kommt die Angabe von
Plin. XXXVII. §. 36. Sotacos credidit (sucinum) in Britannia petris efßuere
quaa electridas vocavit. Da Pytheas zuerst "AXßiov erwähnt, so schrieb S.
sicher nach ihm. Die Notiz zeigt eine Erweiterung der mineralogischen Eennt-
nidse über Theophrastos hinaus, der (Lapid. 29) nur ligurischen Bernstein
kennt. Damit stimmt, dass S. bereits fünf Arten des Blatsteins {atiuiTtxig)
namhaft macht (Plin. XXXVI. §. 146), wahrend Theophr. (L. 37) nur eine
bespricht. Vgl. A. 161.
129^) S. A. 129. 132.
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Sotakos. 861
die Gesteine und Juwelen nach ihrer Herkunft zu unterscheiden^*^).
Die ganze den Alten bekannte Welt von Indien bis Britannien
und Aethiopien lieferte ihm reiches Beobachtungsmaterial. Wie
er die yerschiednen Arten eines Steines unterschieden hatte nach
localen Gesichtspunkten und äusseren Kennzeichen der einzelnen
Sorten, daran hielt man im ganzen folgenden Alterthum viel-
fach fest^*^), das beste Zeichen für die Achtung, welche man
seinen Aufstellungen zollte. Ausführlich berichtete er sodann
über die Verwendung der einzelnen Steinarten besonders in der
Heilkunst und in der Magie, und da zeigt er sich als ein wenig
kritischer Kopf; vielmehr ist er von blindem Glauben an die
daemonischen Wirkungen und übernatürlichen Mächte in der
Natur erfüllt und macht sich zum Verbreiter absurder Mär-
chen ^^^). Ebenso häufig wie Sotakos erscheint bei Plinius
Sudines ^**). Vielleicht ist er der als Mathematiker be-
180) Plin. XXXVI. §. 128. quinqtie genera magnetis Sotacos demonslrat:
Aethiopicum et a Magnesia Macedoniae contermina Boebeium lacum petentibus
dextra etc.; hiermit vergleiche man die Beschreibung vom Fundorte des kary-
fitischeu Steines bei ApoUon. 86. p. 112, 11 ff. West. (s. A. 128): y£yvBxai, d\
6 Xl%og ovxoq %al iv Kagvatm . . . noXv^^gy dl iv KvnQco [7uctccßtuiv6vtmv'\
änb zov TBqavdqw) mg inl SoXovg noQBVOfisvoig iv dffiatSQa ^tmvy tov 'EX-
fictiov vno%dt(o nexQÄv. Eypros also und Thessalien kannte er wohl. Von
Aethiopien macht er eine bestimmte „sandige Gegend*' Zmiris namhaft
(Plin. XXXVI. §. 129).
131) Plin. schildert in der eben (A. 180) angef. Stelle nach ihm die
fünf Arten des Magnetsteins, ferner XXXVI. §. 146 ff., wie schon A. 129
bemerkt ist, den mit diesem nah verwandten Blotstein in ebenso vielen
Sorten. Die Heilkräfte der einzelnen werden dabei besprochen. XXXVII.
§. 185 unterscheidet S. 8 Arten der cerawnia, wo Andere nur eine auf-
gestellt hatten.
182) Plin. XXXVII. §. 168. draconitis sive draeontia e cerehro fit dra-
conum, sed nisi viventibm dbsciso capite non gemmescit invidia animalis
mori 86 sentientis. igitiwr dormientibus amputant, Sotacos, qui visam eam
gemmam sibi apud regem scripsit, bigis vehi quaerentes tradit et viso
dracone spargere somni medicamenta atque ita sopitia caput praeddere, esse
candore tralucido nee postea poliri aut artem admiitere. Ebenda §. 185 be-
richtet S., dass man im Besitz schwarzer Cerannien Flotten und Städte er-
obern könne.
138) P. nennt ihn unter den Quellen von IX. XXXVI. XXXVII und
citirt ihn IX. §. 115 (Perlen). XXXVI. §. 69 (Onyx). XXXVII. §. 25
(Erystall). 84 (Bernstein). 90 (Onyx). 114 (Chrysopras). 188 (Astolos), und
zwar in XXXVII stets unmittelbar neben Sotakos, beziehungsweise auch
neben Zenothemis.
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862 Fünfundzwanzigstes Capitel. Landwirthsch. u. Verw. Steinktmde.
rühmte Chaldaeer dieses Namens^**), welcher Seherdienste bei
König Attalos I (241 — 197) versah ^^^). Dass er zu den be-
kannteren Schriftstellern seines Faches gehört hat^^^, sieht man
daraus, dass ihn Metrodoros you Skepsis und Alexandros Poly-
histor zu Bathe zogen ^^^). Mit Italien und den westlichen
Ländern scheint er weniger vertraut gewesen zu sein ^^ als
mit Griechenland und dem Osten *^^). Von
184) Btrab. XVI. 739. fiiftvrivtoci dl xal töäv avB^&v (nänil. XaXSaCmv)
ivCtov ot (ia^(iau%oi, na^dneQ Kidrjvä ts %al Naßovguxvov xai SovSlvov,
186) Polyaeo. IV, 20 erzählt von einer List dieses Königs, mittels
derer er in den Keltenkriegen (239 — 236) Zovöivov XaX6aü)v fiawemg
t^v ^vciav ßQaßsvovtog das Heer und den Seher hinters Licht fOhrte.
Die Chaldaeer beschäftigten sich mit der Gemmenkande (Plin. XXXYJL
§. 100. 181: ist hier Sudines der Gewährsmann?). Bei Plin. XXXVl. §. 59
behauptet S. im Gegensatz zu Anderen das Vorkommen des Onyx in Car-
manien, was zu der Annahme seiner chaldaeischen Herkunft gut passen
würde. Wahrscheinlich stammen auch die Angaben über andere carmanische
Steine von S., da sein Name in der Nähe derartiger Notizen steht (XXXVL
§. 59. 61; XXXVII. §. 182 — 184). Dass er in Griechenland Bescheid
wusste, erhellt aus Plin. XXX VIL §. 114, denn hier behauptet er das
Vorkommen des Chrysopras „in Sibero AUicae flumint**, womit er nur
einen sonst unbekannten, höchst unbedeutenden attischen Bach gemeint
haben kann. Vgl. den Gau ZvßQ^äat. Der Name „Sudines'^ (jedenfalls nach
deLagardes gütiger Mittheilung nicht aramaeisch) hat barbarischen Klang:
ZovBivoi {Zovdrivol) heisst ein Volk, welches Ptolem. II, 11, 11 Maller
(ygL II, 11, 7) als den Markomannen benachbart, UI, 5, 9 als sarmatischea
anführt.
186) Dass er nur als Geograph über die Steine geschrieben hätte, ist
weniger wahrscheinlich, immerhin vgl. A. 141 — 148.
187) Plin. IX. §. 115. Alexander Polyhistor (Fr. 149) et Sudines seneseere
eos (näml. uniones) piUant cohremque expirare, XXXVIL §. 84. Sudines
arhorem quae gignat (näml. sucinum) in- Liguria voccuri lynca (n&ml. dicä).
in eadem sententia et Metrodorus fuit. Unabhängig von einander sind S.
und Metrodoros kaum auf diese einer subjectiven concilianten Kritik ent-
sprungene Annahme gekommen. Allem Anscheine nach war nun Metro-
doros der Jüngere (s. A. 185. 161. G. 88. A. 7. 8): er beruft sich auch an
einer zweiten Stelle (Plin. XXXVII. §. 178) für einen Edelstein auf den
Bericht eines Anderen (s. A. 148). Jedenfalls ist der Skepsier gemeint
(Müller F. H. G. IIL S. 204 fif. lässt beide Fragmente aus), da Plin.
XXXVII. §. 61 diesen (Fr. 11) für die Herkunft des Diamanten citirt Eine
nach demselben Recept verfertigte Erklärung wie vom ligurischen Bern-
stein giebt Metrodoros (Fr. 8) von der Benennung des lig^urischen Po, Plin.
III. §. 122. Metrodorus tarnen Scepsius dicit, quoniam circa fontem arbor
tnulta Sit picea, quales Gailice vocentur padi, hoc nomen accepisse,
188) S. A. 137.
189) S. A. 185.
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Sudines. Zenothemis. 863
Zenothemis, der schwerlich nach dem zweiten vorchrist-
lichen Jahrhundert lebte"^), wissen wir, dass er einen Periplus
in elegischem Masse yerfasst hatte, welcher yiel Wunderbares
von fremden Völkern, wie Hyperboreern und Amazonen, und aus
der Natur berichtete^**). Es wäre möglich, dass er sich dort
des Längeren über die Edelsteine besonders Indiens verbreitet
hätte"*); aber wahrscheinlicher ist es, dass er ein besonderes
Werk über die Steine schrieb'**), welches dann wohl auch in
gebundener Rede gehalten war.
140) Plin. XXXVII. §. 86. talesque esse Indicas (näml. sardonyches) iradunt
Ismenias, Demostratos, Zenothemis, Soiacos, hi quidem duo reliquas omnes,
quae non trälticeant, caecas appellantes, quae nunc abstuUre nomen. Danach
gehören die zwei Letztgenannten einer älteren Periode an, vgl. A. 129.
141) Tzetz. Chil. VH, 660 f.:
dtp' &v d' avzos dviypm%a yQcctpectg (letQOCvv^itoig
Zrivo^Sfitgy ^s^ivinog üvv t^ ^^Xoatetpdvcp ^
näml. gehören zu den Schriftstellern, welche von fabelhaften Völkern be-
richten. VII, 676 f.:
aal b ^SQivinog «pijcri tcbqI *TnsQßoifimv
äöTCSQ H€il 6 Za^vod'siug»
VII. 683 ff.: (prial %al 6 Zrivo^efiig h x& IIsQinXqi xddB'
cuyxoQtov S' 'AgifiacnoCaiv vaisi fiiya tpvXov
'leeres £v Z%v&irig vdftaci nccQ notaitov.
Die Anwendung des elegischen Masses für ein langes didaktisches Gedicht ist
zwar sehr selten, aber, wie die '0(pui%d des Nikandros lehren (s. C. 10.
A. 106 f.), nicht unerhört. Auch Ovidius ist doch wohl dnrch alexandrinische
Vorbilder veranlasst worden seinen Fasti diese für den Inhalt unpassende
metrische Form zu geben. — In den Schol. Apoll. Bh. II, 965 erscheint Z.
(neben Ephoros nnd Dionysios, dem Verfiasser der Aißv%d) als Berichterstatter
über Amazonen, bei Aelian. N. A. XVII, 80 über die Fische des paeonischen
Sees (zu dem Inhalt der Notiz vgl. Herod. V, 16). Im Periplns könnte auch
gestanden haben, was er bei Plin. XXX VIL §. 84 über die Herkunft des
Bernsteins von Thieren erzählt (Z. langas vocat casdem et eirca Fadum is
vitam adsignat),
142) S. Plin. XXXVII. §. 86 f. (vom indischen Sardonyx). 90 (vom
indischen Onyx). 134 (von der Ceraunia in Carmania). Auch im Periplus
des Periegeten Dionysios ist viel von Juwelen die Bede, vgl. Beruh ardy
Commentatio de Dionysio periegete S. 602 f.
143) Plin. XXXVII. §. 184. Zenothemis fatetur älham (p&ml. cerauniam)
esse, sed habere intus stellam coruscantem, fieri et hehetes ceraunias, quas in
nitro et aceto maceratas per aliquot dies concipere stellam eam, quae post
totidem menses relanguescat, P. führt also aus Z. ein Mittel an einen Edel-
stein durch chemische Beagentien zu verBchOnem: dies passt in den Peri-
plus nicht gut hinein. Auch Dionysios der Perieget dichtete ja ausser dem
Penplus Ai^iHu.
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864 FüinfundzwaDzigsteB Capitel. LandwirtbscH. ü. Yerw. Steinknnde.
Als Verfasser poetischer jii^ixd haben wahrscheinlich lu
gelten auch Nikandros, der viel verselnde, wie dies schon oben
bemerkt ist***), und
Satyros**^). Beide hatten den alten Mythos von der Ent-
stehung des Bernsteins aus den Thränen der zu Pappeln ver-
wandelten Heliaden in ihren Gedichten erzählt"^. Satyro«
machte Anspruch auf den Titel eines selbständigen Forschers:
im Gegensatz zu der allgemeinen Ansicht stellte er die Existenz
einer indischen Onyxart in Abrede^*'). Nicht sagen können wir,
wer die Königin
Timaris war, von welcher Metrodoros von Skepsis ein
besonderes, zierliches, der Liebesgöttin geweihtes Gedicht auf
den mit mystischen Kräften geschmückten Edelstein „AlUiebe"
(Paneros) anführte. Die hohe Dame (vielleicht die Fürstin
eines kleinasiatischen Hofes?) glaubte dem Juwel Mutterfreuden
zu verdanken. Möglicherweise liegt eine blosse Mystification
vor**®). Denn in keinem anderen Fache waren Fälschungen
144) S. C. 10. A. 98.
145) Seine Persönlichkeit bleibt dunkel. Wenn er anch von dem Peripate-
tiker (s. C. 19) sicher verschieden ist (vgl. Müller F. H. G. IlL S. 169), so
könnte er doch mit dem Verfasser eines Baches über das Mausoleum (V itrav. YII.
praef. 12) identisch sein. „S. indessen .0. 20. A.61*^ (Susemihl). Viel älter
als Nikandros war er schwerlich, da Plinius (s. A. 146) um nach diesem nennt.
146) Plin. XXXVII. §. 81. Phaethontia . . . sorores luctu mtOatas in
arhores populos lacrimis electrum . . . fundere iuxta Eridanum . . . plurimi
poetae dixere primique . . . Äeschylus, Philoxenus, Euripides, Nieander
(Fr. 63), Satyrus, quod esse falsum Italiae testimonio paiet. Vgl. C. 10. A. 98.
147) Plin. XXXVII. §. 91 (nachdem er die Ansichten des Sotakoa,
Zenothemis und Sudines über den indischen Onyx angeführt hat): SeUyrus
carnosas esse Indicas, parte carhuneuli parte ehrysolithi ei ameHhysti, totum-
que id genus äbdicat; veram autem onychem plurimas vcu-iasque cum lacUis
tonis habere venas, omnium in iransitu colore inenarrabüi etc. Kurz darauf
folgt das ungünstige Urtheil des S. über die indischen und aethiopischen
carbunculi, §. 94. 8, Indicos non esse daros dicit . . . Äethiopicos pingues
lucemque non fundentes convoluto igne flagrare. Sonst ist sein Gedicht ganz
verschollen.
148) Plin. XXXVII. §. 178. Paneros qwüis sit a Metrodoro non dieitur,
sed Carmen Timaridis reginae in eam dicatum [dicatam? Oder) Veneri non
inelegans ponit, ex quo intellegitur adiwtam fecu/nditcUem, Der Verdacht
einer Mystification liegt bei der Natur des Gegenstandes nahe: der Paneroa
hat ja wie die meisten anderen Edelsteine des alphabetischen Pliniua-Eatalogs
(XXXVII. §. 189—186) kaum je existirt. Kein anderer der gewiss nicht er-
findungsarmen magischen Steinschriftsteller gedenkt der „Allliebe". Me-
trodoros aber ist ein höchst unsicherer Gewährsmann, dem ein paar
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Satyros. Timaris. Nikias. Psendo-Zoroaster. Damigeron. ' 865
häufiger. Um von den Schwindelcitaten in der Schrift des Pseudo-
Plutarchos über die Flüsse abzusehen, bei welchem allein
Nikias und Archelaos auf historischer Grundlage be-
ruhen ^*^, so sind die angeblichen Verfasser magischer Stein-
bücher entweder sämmtlich oder mit einer einzigen Ausnahme
als solche mythisch. Von der Hand des alten persischen Be-
ligionsstifters
Zoroaster glaubte man ausser anderen Büchern abergläubi-
schen Inhalts eines über die edlen Steine (itsgl XU^atv xi^Cmv
ev) zu besitzen ^^^, welches sehr viel gelesen wurde *^^). In den.
späteren Zeiten des Alterthums und im Mittelalter fand ein mit
diesem Buche zum Theil identisches Machwerk unter dem Namen
des Magiers
Damigeron (Damogeron, Damegeron) vielen Aiuklang. Von
letzterem haben sich ein vollständiger lateinischer Auszug und
einige griechische Bruchstücke erhalten ^'^*). Auf gleicher Stufe
stand das Steinbuch des
„elegante** Distichen wohl leicht von der Hand gingen. Der Name der
Königin selbst ist gut griechisch (vgl. Ti^^riq^ Tifux^tof^ a. Aehnl.).
149) Als Verfasser von Schriften m^l X£&odv nennt der Fälscher:
Derkyllos 19, 4, tcsqI 6^<3v desselben Verfassers 1, 4 (woher die auf Flut.
1, 2 zurückgebende Angabe über den Stein Xvxvitris bei Lyd. de mens. 8, 8
dem D. zugeschrieben wird) und 8, 4, Tgl. C. 21. A. 660 mit den Nachtrr.;
Agatharchidas aus Samos (9, 6); Thrasyllos von Mende (11,4); Hera-
kleitos aus Sikyon (18, 4); Aristobulos (14, 8); Dorotheos den Chal-
daeer (28, 8); endlich Nikias aus Mallos (20, 4) und Arohelaos (9, 8).
Dass Plinius die beiden letztgenannten Schriftsteller für Mineralogisches
citirt, ist wohl nicht zuftllig. Ans Nikias (freilich ohne Heimatbezeichnung)
entnimmt Plin. XXXVIL §. 86 (vgl. ausserdem Ind. XXX VII) Angaben über
Entstehung, Herkunft, Benennung und Verwendung des Bernsteins. In
Bezug auf den kappadokischen König Archelaos s. C. 22. A. 861. 862.
160) Snidas ZtoQoäatffris.
161) Plin. XXXVn citirt den Z. viermal: indirect $. 188 (ceJebrant et
astr toten, mirasque laudes eius in Magieis artibus Zaroasiren cecinisseprodunt),
unmittelbar im alphabetischen Kataloge 160. 167. 169 (über die ohne Zweifel
gleichfalls .magischen Steine bostrychitia , daphnea, exhehenue). Andere
Citate sind da zu suchen, wo Plinius allgemein von Mcigi als seiner Quelle
spricht.
162) Vgl. Böse Hermes IX. 1876. S.471fP. Der lateinische Damigeron
ist besser als von Pitra Spicilegium Solesmense III. S. 824 fiP. und be-
reichert mit den erhaltenen griechischen Bruchstücken herausgegeben von
Abel Orphei Lithica S. 167 flf. Derselbe erwähnt S. 177 einen im Vatic.
678 stehenden, noch nicht herausgegebenen Tractat ZayiQatavg %ccl Jtow-
aiov ntifl l^a>v, der ans Damigeron geschöpft hat.
SuBBHiHi« , griech. • alex. Litt. - Gei oh. L 66
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866 FünfündzwaDzigstes Capiiel. Landwirthsch. u. Verw. Sternkunde.
Pseudo-Demokritos"^). Es liess wirkliche und viele er-
logene Steine von Thieren stammen und schilderte den wruader-
baren Duft und die übernatürlichen Wirkungen der Juwelen
auf Körper und Geist der Menschen. Nebenher liefen manefae
unyerföngliche Angaben und Benennungen der einseinen Stein-
arten ^^).
Da man sich die magische Wirkung oft abhangig dachte
von bestimmten Bildern und Zeichen, welche man in die Edel-
steine eingrub; so entstanden auch dahin zielende Schriften. So
lief unter dem Namen des Orpheus ein solches Gedicht jcsgl
kl^iov ylvipf^q um^^). Ein dickleibiges Prosa werk gleichen
Inhalts wurde dem alten Aegypterkönig
Nechepso zugeschrieben ^'^j und auch
Oros „der Assyrerkönig^ ^^') galt als Verfasser eines Tractates
über die medicinischen Wirkungen edler Steine.
158) Im Katalog des Tbrasyllos bei La. Di. IX, 47 erscheint von D.
Dur eine Monographie ^^^l r^g Xi^ov f,über den Magnetstein**. Eine solche
gab es ja auch von Aristoteles oder doch unter dessen Namen.
164) Das Steinbuch bildete ein Gegenstück zu dem in den Xeiif6%(ii^Ta
(s. Plin. XXIV. §. 160 £F., s. oben A. 21) enthaltenen Eränterbach, war also
yielleicht nur eine andere AbtheiluDg jener „Handfesten", vgl. auch Oder
Bhein. Mus. XLV. S. 72 ff. Plin. XXXVII nennt es im alphabetischen
Katalog §. 146 ff. 149. 160. 185 für nur erschwindelte Steine, unverfäng-
licher §. 69 für die Classification der Smaragde. S. A. 124. Vgl. auch
C. 17. A. 184.
156) Suid. 'Ogtpsvg nennt u. A. Tslitdg' 6pi,oi(og Si (paai xal tavtag 'Chnh-
tutnQitov' iv Tovtoig d' iütl ns^l Xi&tiov yXvtpfjg^ rjTig 'Oydo-qtLomdltd-og ixt-
yqutpBxai. Lob eck Aglaoph. S. 877 zweifelt, ob der Zusatz zn einem anderen
orphischen Gedicht (etwa zu den 7e^o<rroXixa) gehört, oder ob zwei gleich-
Damige TtXBxaC anzunehmen sind. Jedenfalls hat jenes Gedicht mit den
auf uns gekommenen orphischen AUi'viiaL Nichts zu thnn, da von Ein-
grayirungen in dem letzteren keine Bede ist. Bernhardys Vermnthung,
dass bei Suid. Ätd-md vor h tovvotg ausgefallen sei, ist aber sicher ab-
zuweisen.
156) Galen. XII. 207. iSiotT^ta 9i ttveg IvCoig Xif^oig nagtvQotct. xotav-
T17V, otctv ovztog ixsi xal 6 xXatQog Hatsnig mtpiXmv xov xe exoiiaxov xai xo
xrjg yaaxQog axofia nsQianxofisvov, ivxiJd'iaoC xs %al Sa%xvXüo avroy IVim
xal yXvcpovüLV iv avtm xov xccg d%xivag %%ovxa dgdnovtciy xad'dnsff x«ct 6
ßecctXsvg Nexeiffmg iygonffsv iv x^ xecacti^ct'iiaidsitdxjj ß^ßXqi. üeber Nechepso
vgl. Fabricius Bibl. Gr. XIII \ u. d. W. und jetzt Ries s Nechepsonis et
Petosiridis fragmenta mag^ca, Bonn 1890 (Doctordiss.) und Philologus L
(N. P. IV). 1891.
157) Plin. XXX. §. 29. „Äasyriorum rex" (mit einem Eecept gegen
Trunkenheit aus animalischen Bestandtheilen, das vermuthlich in dem-
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Pfleado-Demokritos. Orpheas. Nechepso. Oros. Zachalias/ Ismenias. 867
Ob freilich diese Fabricate schon der alexandrinischen Zeit
angehören; ist schwer zu sagen. Neben diesen für Narren und
halbgebildete Phantasten heraufbeschworenen Schatten steht als
historische Persönlichkeit, wie es scheint, ein Babylonier Namens
Zachalias^). Er widmete dem für die Nachtseite des
naturwissenschafliHchen Studiums begeisterten und selbst nach
dieser Richtung hin schriftstellernden König Mithridates^^)
ein Werk, in welchem er allen Edelsteinen grundsätzlich Ein-
fiuss auf die menschlichen Geschicke zusprach: in faustdicken
Lügen gab er seinen mythischen Zunftgenossen Nichts nach^^).
Fast ganz verschollen ist ein Mineraloge Ismenias**^).
selben Medicinbuch stand wie die Mittel ans Steinen). Ind. XXXVII. Oro.
Ind. XXIX. Oro medieo, XXXVII. §. 138. hanc (n&lnlich iritidem) Orus
crematam tusamque ad ichneumonum morsus remedio esse scripsit, nasci
auUm in Perside: die Erw&hnnng des Ichnenmon genügt, nm den Ver-
fasser nach AegTpten zn yersetzen. Unter der Maske des ägyptischen
Gottes HoroB brachten anch Tranmdenter ihre Waare zn Markte, s. A. 191.
158) Die Möglichkeit einer Fälschung unter einem erdichteten Namen
ist freilich auch hier nicht ausgeschlossen. lieber die Fälscherwidmnngen
an berühmte Könige s. Dieterich Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XVI. S. 768.
Unsere Quelle ist Plin. XXXVII. §. 169 (im alphab. Kataloge!): Zachalias
BabyloniiM in his Itbris, quos scripsit ad regem MitTwidatem, gemmis hutnana
fata. adtribuens hanc (näml. haematiiidenC) , nan contentus oculorum et ioci-
neris medicina decorasse, a rege etiam aliquid petituris dedit, eandem litibus
iudicisque interposuit, in proeliis etiam ex ea ungui sältUare pronuntiavit.
Der Name schwankt in den Handschriften. Rose Herrn. IX. S. 479. A. 2
hält diesen Z. fdr den yon Alex. v. Trall. I, 16. p. 82 Bas. 1666 erwähnten
ZaXdx^Yig^ der als Mittel gegen Epilepsie Amulete von Jaspis empfiehlt,
King Nai bist. 8.2. A. 8 für einen Juden Zachariah mit hellenisirtcDn
Namen.
169) Ueber Mithridates s. G. 84. A. 8. Für Mineralogisches ffihrt ihn
an Plin. XXXVII. §. 89. Mithridates in Carmaniae (so Detlefsen statt
Germaniae) litoribus insulam esse, quam vocari Seritam, cedri genere süvosam,
inde defluere in petras (näml. sucinum),
160) S. A. 168. — Wenn trotz alles dieses Wustes pseudepigraphischer
Magierweisheit ein gutes Stück gesunder Ueberliefernng über die Stein-
kunde sich in das spätere Alterthum der griechisch redenden Welt hinüber-
rettete, so war dies das zuerst von Bücheier Rhein. Mus. XL. S. 804 fiP.
ins richtige Licht gestellte Verdienst des Xenokrates von Ephesos
durch seinen zur Zeit des älteren Piinius erschienenen 'Steinkenner
161) Plin. XXX Vn. §. 86. sardonyches olim . . . inteUegehaniur candore
in sarda . . . ialesgue esse Indicas tradunt Ismenias^ Demostratus, Zeno-
ikemis, Sotaeos, hi qtndem duo reliquas omnes, quae non traluceant, caecas ap-
peJkmUs, quae nunc abstulere nomen. Während also, wie schon (A. 140)
66*
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868 FünfundzwaDzigstes Gapitel. Schriften üb. Landwirthscbaft n. Verw.
Bezeichnend für den Charakter des hellenistischen Zeitalters
ist es, dass zwei geile Triebe der griechischen Litteratnr üppiger
als vorher ins Kraut schössen: Traum- und Kochbücher. Der
Beichthum an Schriften über Traumauslegung, die zum Theil
heryorragende Denker zu Verfassern hatten, zeigt uns, wie inuner
drohender der Mjsticismus sein Haupt erhebt; das Gegenstück
dazu giebt die lange Reihe schriftstellernder Köche: in ihnen
verkörpert sich die sinnlich-materielle Richtung einer entgeisteten
Welt. Zu beachten ist allerdings, dass die Traumdeutung als
Zweig der tief im griechischen Yolksgeist wurzelnden Manidk
uralt war und bereits im homerischen Zeitalter als priesterliches
Geschäft hohes Ansehen genoss. In historischer Zeit handhaben
sie noch die Priester der Incubationsorakel, sonst ist die Aus-
legung der Traumbilder zum profanen Gewerbe herabgesunken,
welches girossentheils von Menschen der untersten Volksclasse
geübt wird^^^). Von vornehmerer socialer Stellung waren, so
viel wir urtheilen können, die litterarischen Vertreter dieser
Afterweisheit. An ihrer Spitze steht die interessante Persönlich-
keit des Sophisten und Tragikers Antiphon von Athen aus der
sokratisch-platonischen Zeit mit seiner Schrift xsqI xQÜSsms iveC-
Qov. Wohl nicht viel später lebte der jüngere Panyassis aus
Halikarnassos '^^) , der in seinen 2 Büchern jtsQl ovsiQov die
Träume zum Zweck ihrer Deutung in bestimmte Arten in einer
Weise unterschied, die den Beifall aller Späteren fand^^). An
gesagt, für PliniuB die beiden Letzteren zu den älteren Fachmännern ge-
hören (s. A 129. 186), rechnet er I. und Demostratos zu den jOngeren,
welche der modernen Nomenclatur des Edelsteines folgten. Da Demostratos
Römer war (s. A. 91), wird I. nicht hoch hinau^erüokt werden dürfen.
S. noch Plin. XXXYII. §. 101. Ismenias negai poUri sandaetros propter
teneritatem, et oh id truigno venire. Er gehörte also zu Deigenigen, welche
die Technik der Edelsteinbearbeitung berücksichtigten, vgl. A. 124 fif.
162) Vgl. im Allgemeinen Büchsenschütz Traum und Traumdentang
im Alterthume, Berlin 1868. S. -40 ff.
163) Bei der Verbindung von Teratoskopie und Philosophie in seiner
Person dürfen wir wohl nicht über die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts
mit der Bestimmung seiner Zeit hinabgehen, s. Snid. üavvaatg^ 'AUKa^
vctaoBvg, veateQBSy ^tsQatoönonog naV} (was Suid fölschlich vom Dichter
sagt) (piXocofpog, ytsffl ovsCgmv ßißXCa ß\
164) Das Genauere über Antiphon, Panyassis und auch noch Aristan-
dros gehört in die Litteraturgeschichte der attischen Periode. Hier muss
es genügen wenigstens für die obige Behauptung zu verweisen auf Artemid.
I, 2 (p. 9, 16 ff. Herch.). dffiaiisv dh xuvxa xal Nmoctifdta ttß 'E(pB9iq> %aX
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Traumbacher. 869
der Schwelle des alexaudrinischen Zeitalters steht der bekannte
Zeichendeuter des Alexandros Aristandros von Telmessos^ aber
während seine praktische Wirksamkeit hochberühmt durch das
ganze Alterthum blieb, scheint sein Traumbulsh nicht in gleichem
Masse benutzt worden zu sein^^). Den Glauben an die pro-
phetische Eraf): der Traumerscheihungen gaben auch die Philo-
sophen und Aerzte nicht auf, welche dem wunderbaren Problem
der Traumentstehung in ernsthaften wissenschaftlichen Unter-
suchungen auf dem Wege der Psychologie und Physiologie bei-
zukommen suchten ^^^). Als Verfasser solcher Schriften kennen
wir unter den älteren Peripatetikern Straton^^'), angeblich auch
Demetrios von Phaleron^^), unter den jüngeren Kratippos^*®);
Ilavvdcotdi ta *dliHccQva<rasV yvott^ifuoTcczoig avdqdai ^a^ iXXoyCitotg. Ent-
weder also hatte sich Nikostratos auf PaujasBis berufen oder umgekehrt.
Nikostratos von Ephesos ist sonst ganz unbekannt und kaum (s. A. 163)
älter als Panyassis, also wird er als der Vermittler des Letzteren gelten
müssen. Dies Citat steht nun aber bei Artemid. am Schlüsse des grund-
legenden Abschnitts, welcher die allegorischen Träume nach Aussonderung
der nicht deutungsbedürftigen theorematisohea in fünf Abtheilnngen zerlegt:
eigne, fremde, gemeinsame, Öffentliche, kosmische.
165) Wenigstens sieht dies so aus nach der Aeusserung des Artemid.
I, 81. p. 31, 3 ff. 71 nsQi odowtov %^£oig noXXriv inidßxofiivrj ducCgeaiv
naQ hXCytav ndvv xatm^d'ajTat x&v xad*' riykug 6vsi(fOHQLti%div , 'Aqiox&it-
9^ov xov TsXfiriaaiaig vnad^xag tag nXsicxag %al aQ^otag ino^BiUvav.
Artemidoros hat mithin sein Capitel, welches auf die denkbar unbe-
deutendsten Details jener Traumerscheinung eingeht, aus Aristandros* Traum-
buch entnobimen.
166) Die ältste uns bekannte Schrift dieser Art ist P8endo-Hipt)okr.
TTf^i hvnvlmv^ d. h. dfts 4. B. ns{^l dta^trjg (s. Littrd Hippocr. I. S. 367.
Ermerins Hippocr. III. S. LXlf.) und folglich (s. Zeller Ph. d. Gr. V,
S. 633. Weygoldt Jahrb. f. Ph. CXXV. 1882. S. 161 ff.) etwa um 400 ent-
standen. Dann folgen die beiden Abhandlungen des Aristoteles xe(fl iw-
'Ttvüov und nsgl z^g xor^' vnvov fiavtixijg. Ueber den Inhalt von diesen
drei Werkchen s. Büchsenschütz a.a.O. S. 10 ff. Zu dem Buch des
Theophrastos nsi^l Znvov xal kwnvCcnv ygl. Priscianus ad Ghoaroen prooem.
Genaue Angaben über die Stellungnahme der Philosophensohulen zur
Traumdeutung, als Abart der Mantik, giebt uns aus seinen Quellen Cicero
de divin.
167) ile^l vnvov und ubqI iwnv£(ov (La. Di. Y, 59). Aus letzterer
Schrill stammt die Erklärung der Traumentstefarung bei A6t. (Pseudo-Plut.)
Plac. phü. V, 2, 2. p. 416 Diels.
168) S. aber A. 188.
169) Ob dieser freilich gerade hb^X hvnvlmv schrieb, steht dahin,
8. 0. 32. A. 344.
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870 Fönftmdzwanzigßtes Capitel. Landwirthscliaft u. Verw. Traumbficlier.
unter den älteren Stoikern"^) Chrysippos^'*) und Antipatros von
Tarsos ^^'). Die beiden letzteren sammelten zahlreiche Tranme,
welche von berühmten Denteni; namentlich von Antiphon *'**),
richtig ausgelegt worden waren. Einen hervorragenden Platz
in der Auslegungskunst wiesen die Späteren dem Historiker
Philochoros an"*"); es ist wohl möglich, dass er die Traum-
deutung als einen Zweig des Orakelwesens in seinem Werke
negl i^avtixijg behandelt hatte ^^'). Ein anderer Geschichtschreiber
(oder vielmehr Mythograph) aus unbekannter Zeit, der über
Traumdeutung schrieb, wie Philochoros auch Priester, war Dio-
nysios von Rhodos"*).
170) Ueber ihr Verhältniss zur Traomaaslegung im Allgemeinen s.
Wachsmuth ia dem C. 2. A. 161 aufgeführten Schriftchen.
171) Cic. de d^v: I, 3, 6. ChrysippM8 , . , de divinatUme duobus Ubris
explictMi sententiam, wno praeterea de craculis, wm de samnüa. Eine Deutung
aus seiner Sammlung ohne Nennung des Deuters findet sich ü, 66, 134.
Er definirt U, 68, 180 die Traumdeutung als'vtm eementem et explan<intem
quae a düs Jiominibtis significentur in somms.
172) S. C. 2. A. 877.
172^) S. Cic. Divin. I, 20, 89. II, 70, 144.
172 <») Er war gläubiger Wahrsager yon Beruf, vgl. C. 21. B. 594 f. mit
A. 870 f.
178) Wie Siebeiis Philoch. fr. S. 108 annimmt. Vgl. C. 21. A. 874.
Erhalten hat sich nur die Notiz (Fr. 208) bei Fulgent. MythoL I, 13. ai
vero (laurus) amica Äpollinis ob hanc rem vocitata est, quia HU, gut de inter-
pretaüone somniorum acripserunt, tä Antiphon, PhHochoms et Ärtemon et
Serapion Ascaionitea, promittant in Ubris suis, laurum si domUentibus ad
Caput posueris, vera somnia esse visuros, PhilochorOB und die Sp&teren
übernahmen also diese Anweisung aus Antiphon. Im Ganzen wird man
geneigt sein b^i ihm eine mehr historische Behandlung des Gegenstandes
YorauBzusetzen, wie sie in den Besten seines Orakelwerkes zu Tage tritt,
also eine Aufz&hlung und Charakteristik der bedeutendsten mythischen und
geschichtlichen Traumdeuter und Berichte über die Gründung und Wirk-
samkeit der Incubationsheiligthümer. Genannt als Traumdeuter wird Philo*
choros noch bei TertuU. de an. 46. 47 (» Fr. 202. 201), der einzigen
Stelle, wo Dionysios von Rhodos und neben Fulgent. a. a 0. der einzigen,
wo Serapion von Askalon als solche iSrscheinen: quanti autem comtnenta-
tores et affirtnatores in hanc rem, Artemon, Antiphon, StratOy PhHochorus,
Epicharmus, Serapion, Cratippus et Dionysius Ehodius, Hermippus, tota
saeculi UtteratiMra! . . . ceterum Epicharmus etiam summum apicem inier
' divinoHones somniis(9) exiulit cum Phüodhoro Atheniensi, nam et oracuUs
hoc genus stipatus est orbis, ut Amphiarai etc. (es folgt eine Aufzählung
der sieben berühmtesten Incubationsstätten). cetera cum suis origimb%is et
ritibus et relatoribus cum omni deinceps historia sommorum Hermippus
Berytius quinquione voluminum satiatissime exhibebit.
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Alexandros v. Mynd. Dionyaios y, Heliopolis. Phoebos. 871
Alexandros yon Myndos trat in seiner einschlägigen, schon
vorhin erwähnten Schrift als Fachmann auf, der sich sowohl auf
frühere Schriftsteller der Zunft berief als auch aus eigner Erfahrung
und eigenem Raisonnement Deutungen bestimmter Traumbilder
ausführlich zu begründen suchte. Er scheint dabei in der Theorie
Denjenigen gefolgt zu sein, welche der Seele selbst prophetische
Eraft beilegten^'*). Zu den von ihm bereits zu Rathe ge-
zognen Verfassern von Traumbüchern gehören wahrscheinlich
Di.onysios aus Heliopolis und Phoebos von Antiocheia^'^^).
Der Letztere hatte, wohl aus seiner Praxis, wirklich vorge-
kommene Träume mit ihrer Erfüllung aufgezeichnet. Von Nach-
folgenden wurden seine Berichte gekannt und vielfach geschätzt:
vielleicht desshalb, weil er solche Fälle erzählte, in welchen der
Traum zu dem mit demselben in Verbindung gebrachten £r-
eigniss eine nahe liegende Beziehung aufzuweisen hatte ^^^). Auch
die Phantasien im halbwachen Zustande (ipavrd6nata\ denen die
späteren Deuter jede prophetische Kraft absprachen, hatte er in
den Kreis seiner Erörterung gezogen^").
174) Said. Jiovvcios MopcmvioVy 8. C. 27. A. 131. Unter den dort ge-
nannten Schrifken von ihm fehlt das Traumbuch, das ganz versohollen ist
(8. A. 173). Zurückzuweisen ans nahe liegenden Gründen ist die Yer-
muthung von Gust. Wolff Porphyr, orac. S. 62, dass bei Artemid. II, 66
(s. A. 175) für Jiovvciog 6 'HXiovnoUtrjg zu lesen wÄre J, h *HXü)v ngotpif-
Tijg, und dass damit der Khodier gemeint sei. S. im üebrigen G. 27.
A. 125— 131^
176) Unsere Eenntniss Tom Tranmbuche des A. gründet sich auf drei
Citate bei Artemid. I, 67 (p. 62, 16 ff.). H, 9 (p. 92, 27 ff.), xal UXi^avdQog
0 MvvÖLOs xal- ^oißog b 'Avttoxsvg. II, 66 (p. 167, 10 ff.), xal U, o M. xal
Jiovvüiog h *HXiovnoXit7iq, Die drei betreffenden Capitel stammen ihrer
wesentlichen Grundlage nach unmittelbar aus A.; Phoebos und Dionysios
sind also erst durch ihn dem Artemid. zugeführt, vgl Gder Das Traum-
buch des Alexander yon Myndos, Rhein. Mus. XLV. 1890. S. 687 f. A. mag
auch im Traumbuch in erster Linie Compilator gewesen sein, ygl. oben
S. 861 ff.
176^) Die dann also (s. A. 96) wohl vor der Mitte des 1. Jahrh. v. Ghr.
lebten. D. wird nur genannt in der A. 176 angef. Stelle, Ph. noch dreimal,
s. A. 176. 177.
176) Zwei derartige Träume stehen bei Artemid. IV, 48. 66, wo aus
dessen abfälliger Kritik (Irt %al ineivo nagä ^oißcp %si(isvov noXXo^g nXä-
vqv noist) doch hervorgeht, dass das Buch des Ph. gelesen und anerkannt
wurde.
177) Artemid. I, 2. %nBxat> 9\ avxotg tat y^kv ivvnv^co tä darjfidvzm zo
q)dvzaa(iay jcsqI ov äXXot ts noXXol nal dri xal 'AqxifMv o MiXriciog nal
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872 Fünfundzwanzigstes Capitel. Landwirthschaft u. Verw. Traumbücher.
Aus unbestimmter Zeit ist
Apollodoros von Telmessoa. Sein Ruhm ist nicht fein.
Er gehört zu Denjenigen, welche vor der detaillirten Behandlang
der verworfensten Obscoenitäten nicht zurückschreckten: den Spä-
teren empfahl er sich gerade dadurch ^^®). Zeitlich ebenso un-
gewiss ist
Apollonios aus Attaleia ^^^). In einem mehrbücherigen
Werke hatte er ausführlich die Deutung einzelner Träume er-
örtert. Die im Traum erschienenen Gegenstände hatten nach
ihm dieselbe Bedeutung, die man ihrem Erscheinen etwa im
Wachen beilegte ^®^). Interessant ist es, dass er, um die letztere
^^oißog b 'AvTioxevg diBilsy^iivoi ilcC %. t, X. 'Evvnviov und (pavtaaiia gehen
nnr auf die Gegenwart (Artemid. I, 1. p. 8, 5) und sind desshalb unbrauch-
bar fdr die Prophezeiung (Artemid. IV prooem. p. 199, 16. Macrob. 8. Sc.
1,8, 4 f.). Dies ist für Artemid. und Macrob. eine ausgemachte Sache;
diejenigen „zahlreichen" Deuter also, welche im Gegensatze zu ihnen das
q>dvtaat^a oder das ivvnviov eingebender bespracben und jenen Abarten
mitbin wenigstens eine bedingte Geltung eingeräumt hatten, werden einer
älteren Richtung zuzurecbnen sein. Die Traumeintheiluog des PanyassiB
(s. A. 164) ist dabei aber schon yorausgesetzt
178) Artemid. 1 , 79 (p. 77, 12 ff.). [iLifivrjtai dh %ov toiovxw (näml. «a-
(favofiov avvova^g n^og firjtSQa) xal 'AnoXXodmQog b Tslfiriaasvg, ^^Q iXZö-
ytliog. Vgl. die naiyen Worte am Anfang des Abschnittes p. 76, 8 ff. 6 dh
nf(fl it'fitQog Xoyog &v noi^ilog xal nolviisi^rig xal noXXriv inidsxoiiSTog dicti-
QSüiv noXXovg xmv ovsiffOTiQitoiv dii<pvyBv. Vgl, auch A. 48.
179) Vermuthlich der erst von Attalos II (169—138) gegründeten, be-
ziehungsweise neagegründeten (s. Strab. XIV. 667) pamphjlischen Stadt
dieses Namens, also nicht vor der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. (vgl. auch
A. 180). Denn die zweite in Lydien war höchst unbedeutend und ist
frühzeitig verschollen, und die angebliche dritte bei Steph. u. d. W. be-
ruht aaf einem Irrthum.
180) Artemid. I, 32 (p. 34, 16 ff.). (ucifzvQriüsu d* uv xal *AnoXXmviog 6
*AxvccXBvg iv tm dsvtiQot trjg eoivtov avvtaiBmg noXXä »e^l tov ovbiqov tov-
xov (sc. tcsqI XQixoav tmv knl tf yXoaaarj) Xsyoov. III, 28 (p. 179, 12 ff.) si di
XI noimXcoxsQOv nsql xovg (i/uag ßXsTtoi xig., ^^saxi ^Bxatpigsiv xag XQÜfBtg
anb xmv nagcc MsXdfJinoSog iv xa TtBql XBqdxmv xal ürnkBCtov^ iw x^ vbqI
ftvmv (von Hercher wohl unrichtig getilgt; ein Capitel des Tractates war
so überschrieben), ovdhv dia(piQBiv riyoviiivovg xcc ^e^' iqiikBQav yivoi^tva
xwv ovaQ Soytovvxoav yBvsa^ai' xrig ya^ avxfig xBxvxri%B ni^ffor^CBiog^ »g
noXXdmg riy^v ido^B did nsigag. Suc fiax^ov Öh xov xSnov xovxov i^B^
yaaxai iv xm ÖBVxBQqi x^g iavxov avvxd^Bag 'AjcoXXoiviog 6 AtxaXsvg. Da
Artemid. beide Male mit einer bei ihm ungewöhnlichen Genauigkeit die
Buchzahl angiebt, so hat er die Schrift vielleicht selbst eingesehen, mithin
war ihr Verfasser wohl nicht alt.
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ApoUodoros. Apollonios. Aristarchoe. Nikostratos. 873
festzustellen ; auf einen sonst verschollenen Tractat zurückgriff,
der von den Wunderzeichen und Yorbedeutuugen handelte (ütsgl
regarmv xal er^yLaCiov) und dem Melampus zugeschrieben
wurde '^^).
Ohne genügende' Gründe hat man die Existenz eines Traum-
deuters
Aristarchos in Frage gestellt^ der zu den älteren vorzüg-
lichen Vertretern des Faches gerechnet wurde. In der Einleitung
seines Buches hatte er die auf Buchstaben Umstellung sich grün-
dende Auslegung (avayQafi>p^azi6ii6g) erklärt, ohne sich ihrer im
weiteren Verlauf seiner Schrift zu bedienen ^^^). Von
Nikostratos aus Ephesos wissen wir nur, dass er sehr
angesehen war, und dass seine wahrscheinlich aus Panyassis ge-
schöpfte Eintheilung der Träume von Artemidoros befolgt wor-
den ist^®*^). Eine besondere Abtheilung unter den Verfassern
von Traumbüchern bilden
Geminos von Tyros mit 3, (Pseudo-)Demetrio8 mit 5
und Artemon aus Milet mit 22 Büchern, welche ,,vorzüglich
von Sarapis angegebene Vorschriften und Heilungen" verzeichnet
hatten ^^^). Ihre Schriften rücken also in eine Reihe mit den
181) S. A. 180. Denn die Annahme, dass Artemid. die AnfOhrong des
Melampas aus A. entiiomnien hat, wird dadurch nicht aufgehoben, dass
A. zwischen beide Citate ein in erster Person gehaltenes Urtheil einschiebt.
Es war ein Machwerk gleicher Art wie die uns noch erhaltenen nsifl naX-
fimv (s. C. 10. A. 80) und nsgl iXaiciv (Weissagung aas den Eörpermalen)
bei Franz Script, physiogn. p. 461 ff. Auch eine astrologische Schrift galt
als Eigentbom des M., s. Bern bar dy zu Said. Msldunovg,
182) Artemid. IV, 23 Anf. nsql Sl avayQattiictti,anov 'AQlataqxog naiittQ
ccQiatog mv ovaiQomQ^trig xal aXXoi tivhg nccXaiol navtsXoag ysXoi6v rt itsnov-
&aeiv. iv iilv yccQ toig m^ootyLloig diddcKovai ti ^ütiv dvayQainJMtiOf^og^
ovdapi^v dh tpalvovtcci avtol xQriisäfiBvot,. Wahrscheinlich kam also A. anf
den dvayQaftfiaTiafhog im Prooemion nur zu sprechen, weil er hier die ver-
schiedenen Arten der Auslegung erörterte. — Wolff Porphyr, orac. 61
wollte 'AgtatavdQog herstellen. Aristandros von Telmessos erscheint aller-
dings im folgenden Capitel (lY, 24). Gleichwohl ist es nicht rathsam mit
Hercher (p. 216, 14) darauf hin diese Textveränderong yorzanehmen, für
welche sonst Nichts spricht.
182 '>) S. A. 164.
183) Artemid. II, 44 (p. 148, 20 ff.). ovs^QOvg S^ dnoßBpri%6tag xal tag
dnoßdastg avTtov ov% ivsSsx^to yqd(pBiv iv tixvji ovb^qoxqixiii^ xocl vnod'r}'
%ai.g Q'scDQrjfidtmv, ovds ^oi nid-ava idoiisv tavva, %ctCtoi Feynvov tov
TvqCov %a\ Jrjfirjtifiov tov <^aXri(fi<og xal 'Aqtifimvog rov MiXrjöi'ov tov
fisv iv t(ficl ßißX^oig tov öh iv nivte tov Sh iv sUoifMo noXXovg ovhiqovg
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874 Fünfundzwanzigstes Capitel. Schriften üb. Landwirthscliaft u. Verw.
inschriftlich erhaltenen Heilberichten (Idfiara) des Asklepios-
heiligthums zu Epidauros^ welche dem dritten yorchristlichen
Jahrhundert angehören und bereits auf Grund ält^erer üeber-
lieferung zu Stande gekommen sind ^^). In einem Punkte
allerdings unterschieden sich die Sammluligen der Genannten
wesentlich von diesen Urkunden. In den letzteren wird der
Kranke in der Incubationsnacht selbst vollkommen geheilt*^;
bei Geminos, Demetrios und Artemon hingegen las man von
solchen Incubationen, wo der Kranke im Traume von der Gott-
heit nur dunkle Anweisungen erhielt über Heilmittel, welche er
später im Wachen anwenden müsste, um zu gesunden. Somit
kam Alles fQr ihn darauf an die richtige Deutung der räthsel-
haften und geheimnissvollen Anweisung (<fwtccyii) zu erlangen.
Derartige Auslegungen bildeten den Kern jener Bücher. Nach
Artemidoros' unverfänglichem Zeugniss lag ihnen aber kein ur-
kundliches Material zu Grunde, vielmehr waren sowohl die ver-
meintlichen Traumbilder wie ihre vertracten Auslegungen ledig-
lich aus der Phantasie der genannten Berichterstatter geflossen ^^).
aifay.Qatl)afiiv(ov xal (tdliata avvtayäg xal ^SQaxsCag tag vjco 2?«-
ganidog dod-s^aag.
184) Ephemeris archaiol. 1883. S. 197. 1886. S. 1. 86. Vgl. Wilamo-
witz Hermes XIX. 8. 448. Zacher Hermes XXI. S. 467 ff. Diels Nord
und Sad XLIV. 8. 29 ff.
186) Diels a. a. 0. 8. 37 {vgl. auch Zacber a. a. 0. 8.471 u. Beinach
Bevue archöol. V. 8. 267. A. 1).
186) Und in der That wenn die Priester „in maiorem dei gloriam**
sich die anverschämtesten Schwindeleien gestatteten, wamm sollte der
einzelne „trene*^ Berichterstatter nicht ,) darauf los lügen", um so schnell
berühmt zu werden? Üeber den ungehenren Humbug der Ersteren aber in
den epidaurischen Curberichten s. Diels a. a. 0., dessen lichtvolle Dar-
stellung des Sachverhalts dazu bestimmt ist den Bemühungen des modernen
Spiritismus den antiken Tempelschlaf als „transcendentalen^* wieder zu
Ehren zu bringen ein fiir alle Male an der Hand der authentischen Acten
ein Ende zu machen. Zweifellos bezieht sich (s. A. 188) auf die genannten
Schrifbfiteller die abfällige Kritik des Artemid. IV, 22 (p. 218, 26 ff.). Immerhin
wäre es jedoch m{)glich, dass zwischen der ältesten Praxis (s. A. 186) und der
späten, dem Kranken einfache medicinische Becepte im Schlaf mitiutheilen.
wie es Artemid. beschreibt und allein billigt (er erklärt alle Fälle, in
denen nur dunkle Andeutungen durch den Gott erfolgt sein sollten, für
apokryph) eine Zwischenstufe gelegen hat, auf welcher die medicinische
Ordination dem Schlafenden in verhüllten Andeutungen zu Theil wurde.
Dann war ja allerdings noch eine Deutung nothwendig. Es könnte abo sein,
dass die Schuld an den verzwickten Anweisungen und Auslegungen nicht
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Geminos. Psendo-Demetrios. Artemon. 875
Der älteste von den dreien würde wohl Demetrios sein, der dem
Serapis in Alexandreia die Wiedergewinnung des Augenlichtes ver-
danken sollte '^^), und im Interesse des ägyptischen Königs handelte,
wenn er den von diesem begünstigten Gott populär zu machen ge-
sucht hätte: aber allem Anschein nach stehen wir hier wieder
auf dem Boden der Fälschung, die der Zeitbestimmung spottet ^^®).
Gänzlich unbekannt ist Geminos. Von Artemons Traumbuch
wissen wir, dass in ihm das Wesen der Träume theoretisch be-
sprochen war unter Berücksichtigung der verschiedenen üblichen
Auslegungsarten. Wahrscheinlich war Artemon auch als magi-
scher Quacksalber thätig^^^).
ausBchliesslich mit Artemid. den betreffenden Schwindelschriftstellem zu-
zamessen wäre.
187) „La. Di. Y, 76, s. C. 2. A. 696, wo ich niclit hätte unterlassen
sollen diese ganze Nachricht als eine Fabelei zn bezeichnen *S (Sasemihl).
188) Dafür spricht ausser dem Inhalt des Buches auch das Fehlen
desselben im Katalog bei La. Di. Y, 80. üebrigens kam Serapis nach
Athen schon unter Ptolemaeos I, s. Paus. I, 18, 4.
189) Artemon erscheint neben Phoebos bei Artemid. I, 2 (s. A. 177),
wo aus der Art des Gitates die Benutzung des Einen durch den Anderen
wahrscheinlich wird. Falls nicht Artemid. aus einer dritten, hier unge-
nannten Quelle schöpft, so wird wohl Artemon als Phoebos' Yermittler zu
gelten haben: wenigstens ist Phoebos an einer andern Stelle (vgl. A. 175)
Termuthlich erst durch Yermittlung eines Dritten dem Artemid. bekannt
geworden. Ueber die Erwähnung bei Fulgent. Mythol. I, 13 s. A. 173.
Bei TertulL de an. 46 (aus Hermippos von Berytos, s. A. 173) eröfiEnet A.
den Beigen der Traumdeuter. Ferner vgl. Porphyr, zu J7, 864 nod-ev 6
nätifO%lo£ oTdsv OT» 'Ax^^^vg xzsvst xov TExropa . . . ; Ott %ut' Ugtifimva
xov MiXrjaiov iv tm nßql oviCqmv^ otav dd'QOiödjj ij ipvxrj 1$ olov xov cm-
luctos nffog To itiXQtd'ijviciy {LavxiMaotazT] yCvBxat, A. hatte wohl also (im
Anfong seines Werkes?), um die prophetische Kraft der Träume zu er-
klären, eine augenblickliche Loslösung der Seele yom Körper angenommen
und dabei auf die bei den Griechen (wie bei anderen Yölkem) viel-
besprochene durch J7, 854 und JT, 358 erhärtete Weissagnugsgabe der
Sterbenden hingewiesen, Tgl. u. a. Plat. ApoL p. 39 C. Poseidon, bei Cic.
Divin. 1, 30, 64 und neuerdings Roh de Psyche S. 51. A. 1. Bei Plinius
XXYni. §. 7 erscheint neben Pseudo-Demokritos , ApoUonios Mys (s. C. 34.
A. 160^), Meletos und Sextilius Antaeus (die beide sonst unbekannt sind)
ein gewisser Artemon, welcher als Mittel gegen die Fallsucht einen Trunk
nächtlichen Quellwassers aus dem Schädel eines unbestatteten Ermordeten
empfiehlt. Dieser Quacksalber war schwerlich ein Anderer. Denn Artemid.
lY, 22 (s. A. 186) bemerkt ausdrQcklich^ dass animalisch- sympathetische
Curen bei dem Schlage der Traumdeuter wie Artemon die erste Bolle
spielten. Der grosse Umfang Ton A.*s Schrift (22 Bücher) fände seine
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876 PünfundzwanzigsteB Capitel. Landwirthsch. u. Verw. Traambücher.
Bei der Natur des Gegenstandes ist es nicht wunderbar,
dass pseudepigraphische Machwerke schweren Kalibers auf Bei-
fall rechnen konnten. Zu den älteren derartigen Fälschungen
gehören die Traumdeutungen, welche unter dem Namen der
angeblich uralten delphischen Prophetin Phemonoe umliefen,
wahrscheinlich in Hexametern ^^^), und die des ägyptischen Gottes
Horos^®^). Vermuthlich schmückte auch der viel missbrauchte
und viel gepriesene Name des Epicharmos ein Traumbuch^^.
Eine historische Persönlichkeit, die aber bis auf den Namen
verschollen ist, war der Traumdeuter Serapion von Askalon^).
Die gastronomische Litteratur reicht zeitlich hoch hinau£
üeber die Verfasser von Kochbüchern (OifaQtvtLxd) geben
einfachste Erklärung dann, wenn wir annehmen, dass A. die ähnlichen
Sammlungen des Demetrios und Geminos (mit denen er ja von Artemid.
[s. A. 188] zusammen genannt wird) und. vielleicht Anderer in einer einzigen
umfangreichen Compilation vereinigt hatte.
190) S. C. 10. A. 80.
191) Dio Chrysost. Or. XI. p. 368 R. (T. I. p. 206, 14 fiE: Dind.). h jaQ
toCg "^SIqco ysyQaiifusvoig dvei^eeaiv ot avd'Qcanoi toiavtas ofpBi^ OQmüi, rvr
XSüd'ai yviivol ovtegj iv^ots dh oloiievoi dteineiv xal roig d'eoig dialdytc^at
nal avtovg dnoatpaztuv %td (itidevog Sbivov ovrog^ nal ovtmg, sl tv%ot
noti^ nsTsa^ai %etl ßad^i^iv inl trjg ^aXdttrjg. Es waren also ekstatische
Visionen. Dass sie unter dem Namen des ägyptischen Gottes gingen, ist
nicht wunderhar. At ßißXot at "ISlgov %ctl "lüidog erwähnt Lnkian. GalL 18.
Ein in doppelter Fassung erhaltener alchemystischer Tractat b. Berthelot
a. a. 0. texte grec S. 28 ff. beginnt ''icig nQotprjtig t^ vim ISlgio und ebenda
S. 102 f. wird von Olympiodoros ^Sli^og 6 xQvccaffvx^tfig redend eingeführt
Vgl. auch A. 167.
192) Tertull. de an. 46, s. A. 173. Da Epicharmos hier in enger Ver-
bindung mit Phüochoros genannt wird, hatte dieser sich vielleicht schon
auf das pseudepicharmische Traumbuch berufen. Denn ein solches wird
anzunehmen sein trotz dem halben Widerspruch von Lorenz Epicharmos
S. 298. A. 17: „die Aeusserungen , auf welche Tertallian sich bezieht,
können in- seinen medicinischen Schriften oder in dem Lehrgedichte lugl
tpvasmg gestanden haben *^ Dass Philochores sich auch sonst mit Epicharm.
abgab, wissen wir ja aus der bekannten Stelle Ath. XIV. 648 d (» Fr. 193):
^iXoxoQog i* iw toig ne^l lUKvxmrig 'A^ionmxov tov sCts Aouqov yivog ^ £t'
Hvavuiv tbv Kavova nal zag rp(6(iag nsxoirixivai tprich, Uebrigens vgl
A. 74.
193) Fulgent. Tertull. a. a. 0. 0. (s. A. 178. 192). Da der Letztere
aus Hermippos von Berytos schöpft, mnss Serapion vor diesem gelebt
haben. Artemid. nennt ihn nicht. Der Name ist absichtlich gewählt (s.
A. 183 ff.).
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Kochbücher. . 877
uns zwei einander ergänzende Kataloge aus dem Alterthum Aus-
künfte^). Der erste Verfasser eines solchen war der Sikelier
Mithaekos^ ein wissenschaftlich gebildeter Mann^ der wohl noch
vor dem Tode des Sokrates ein Werk über seine yaterländische
Küche ^^'*) veröfifentlichte. Sein Ruhm dauerte das ganze Alter-
thum hindurch. Mithaekos fand viele Leser und Nachahmer.
Sikelien blieb seitdem lange das gepriesene Land der Kochtopfe.
Landsmänner von ihm waren die beiden
Herakleides aus Syrakus^^). Aus den 'OipaQtvtLxd des
einen, der vielleicht noch dem vierten Jahrhundert v. Chr. an-
gehört, haben wir einige Anführungen e^^. Dieser wie sein Zeit-
194) Ath. XII. 616 c. TCQmtoi dl AvÖol xal trjv 7iccQv%fiv i^ev(fOp, wbqI
^g a%8vaif^ag ot tu 'OiJjaQtvtMcc avvd^ivtsg tlQTjuaöiv, ULavuog te 6 AoxQog
xal Mid'ai%og tia\ diovvaiog ^HganleiSai ze Svo yevog SvgccKoaioi xal ^Aytg xal
'EnaCvBtog [xal /iiovvoiog'] (so auch Kaibel) iti tb ^Hyi^amnog xal 'EQuaiotQa-
Tog xal Evd'vdrjfiog xal KffCttov ^ nf^og xovtoig d\ E%i<pavog, 'AQxvxag, \^Ayti-
cziog del. Eaibel Observ. crit. in Athen, p. 6], 'Axsa^txg, jLo%Krig^ ^lUaz^anf.
zoaovzovg yciQ olScc yqdtpavzag *0\l>uqzvzi%tt. Poll. VI, 70 flf. noXXa S* av
stri zmv negl xr^v riSvvztnriv cxtvaoCav dve^svffslv in zdv 6ip07ioirizi.%mv avy-
yqafi^dzoDVj IlaißzoXiovzog xal Mi^ocCxov xal ZmmvqCvov xal 26tp<avog xal
*HyTi(sCnnov xal I7a£afiOv xal 'Enaiifizov, övvagi&fioizo S' Sv zovzoig *HQa-
xXsiöfig ZB 6 HvQaxovüwg xal Tvvdaifi%og b Utxvwviog xol Sifitovaxzidrig 6
Xiog xal rXavxog 6 Aoxifog, orffoxoirizix^g XQayfuczB^ag aotpiazaL Im Allgem.
Tgl. Schoenemann De lexicogr. antiqais (Hannover 1886) S. 99 ff. Beiden
Katalogen gem^schaftlich sind nur Mithaekos, Herakleides, Epaenetos nnd
HegesippoB. Die Abfolge der Namen scheint willkürlich. Die Mehrzahl
der Genannten lebte sicher, beziehungsweise wahrscheinlich, bereits im
vierten und dritten Jahrhundert v. Chr. Die spätesten der Ton Ath. Auf-
geführten Epaenetos und Euthydemos gehören dem zweiten bis ersten
an, vgl. G. 34. A. 61. 65. Die Eenntniss vom 'ChpaQzvzixov des Epaenetos
hat Pamphilos bei Ath. IX. 887 d. e erhalten durch die Vermittlung des
Aristophaneers Artemidoros: dieser wird also wohl auch die anderen dort
bei Athenaeos auftretenden Köche namhaft gemacht haben. Dann lebten
die zeitlich unbestimmbaren Dionysios, Stephanos, Archytas, Akesias, Pan-
taleon ebenfalls sicher vor 60 y. Chr. (s. C. 30. A. 207, Tgl. ebend. A. 209).
Ebenso steht es mit den im Kataloge des Poll. Genannten, nur dass hier
Paxamos hinzukommt, der, wie gesagt, vielleicht erst der zweiten Hälfte
des ersten Yorohristlichen Jahrhunderts angehörte (s. A. 46 ff.).
196) Denn Piatons Gorgias, welcher p. 618 B (s. A. 208^) Mithaekos*
Kochbuch erwähnt, ist nach den neuesten Untersuchungen zwischen 399 und
396 verfasst.
196) Vgl. A. 194. Schoenemann a. a. 0. S. 102. A. 4 glaubt, dass
der Eine von ihnen identisch sei mit dem bekannten Arzt Herakleides aus
Tarent (s. C. 84. A. 38). „Das ist aber sehr willkürlich*'. (Susemihl).
197) üeber die Eier verschiedner Thiere Ath. U. 68 b ('Eaaivszog öl
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878 FünfandzwaD^'gstes Capitel. Schriften üb. Landwirthschaft n. Verw.
genösse Glaukos der Lokrer erhob den Anspruch darauf als
Vertreter einer wirklichen Kunst zu gelten, deren Jünger nicht
Sklaven, sondern nur besonders zu ihr veranlagte' Freigebome
sein dürften ^^).
Um die Wende des vierten und in den ersten Jahrzehnten
des dritten Jahrhunderts sorgten für das leibliche Wohl ihrer
Zeitgenossen und das der folgenden Geschlechter durch Aufzeich-
nung ihrer vorzüglichen Recepte die Koche
Sophon aus Akamanien, Simonaktides aus Chios, Tyn-
darichos aus Sikyon und Zopyrinos^^). Am Bekanntesten
von ihnen ist Sophon, der seine Studien in Sikelien bei Lab-
dakos gemacht hatte, um dann nach lonien den Schwerpunkt
seiner Thätigkeit zu verlegen und dort Schule für die neumodische
Küche zu machen, welche mit den alten Gewürzen aufräumen
wollte ^^). Bis auf den Namen verschollen und wenn auch seit-
lich unsicher, so doch eher dem dritten vorchristlichen Jahr-
hundert als den beiden folgenden zuzuweisen *^^), sind die Koch-
%al ^HganUidr^e: der Erstere also war hier wohl Vermittler), über Brote
(KTBOI) III. 114 a, Fische {Kolvßdaiva und %ecg{g) IIT. 106 c. {XAAXI^Ei:^
YII. 828 d. Fraglich iet Ath. XIV. 647 a. 'HgcnaeidfiS o £v^*6atog h xm
ntQl ^fOfuciv {iS6üfutt(ov7 Kai bei). Uebrigens vgl. auch d. Nachtr.
198) Athen. XIV. 661 e. xal ot ta 'OfpaQXvuna dh GvyyQdy>arteg ^Hpa-
%lt{$rig r« nal nttv%og b Ao%qog qv% a^fUttBiv tpaal ^„^ovloitfi^ (so
Kai bei) r^v fiayeiQinriv all' ovdh toi:g tvxovüt x&v iUvd'iQwv^. Sind die
Ton Di eis als solche erkannten Verse aus des Alexis unmittelbar vorher (d)
genannter Eomoedie Aißrjg, wie Schoenemann a. a. 0. aimimmt, so ist
das vierte Jahrhundert v. Chr. als Lebensseit fftr beide Schriftsteller aber
jeden Zweifel sicher. Ein Becept ans Glaukos' Kochbuch ftber das wt4-
atpayfict (Gericht aus geronnenem Blute) giebt Ath. VII. 824 a, eine sprach-
liche Notiz IX. 869 b (G. gebrauchte die Form ^dxvg statt des sp&ter üb-
lichen (dtpvg: Tgl. Röscher in Onrtins Studien s. gr. und lat Gr. I, 2.
S. 74). War G. aus dem italischen Lokri?
199) Alle vier erscheinen als berühmte Köche in Batons Evs^itai b.
Ath. XIV. 662 c. Poll. VI, 70 hat seine Kenntniss (s. A. 194) ebendaher,
denn Sophons und Zopyrinos* Vaterst&dte sind ihm unbekannt, wie die der
beiden Anderen bekannt, weil Baton eben nnr diesen den Ort ihrer Herkunft
sasetzt. Da Baton etwa 260—260 v. Chr. blühte (s. C. 2. A. 216. C. 8. A. 112),
so ist damit die Zeit dieser KOche bestimmt.
200) Wie Anthippos oder Anaxippos (so nach Valckenaer Meineke
F. C. G. I. S. 469, Kock C. A. F. III. S. 296) im 'Eynalvindtiivog (Fr. 1)
b. Ath. IX. 408 e ausfahrt. Er bezeichnet hier Sophon als Akamanier.
Ueber die Zeit des Anaxippos s. C. 8. A. 99.
200*>) S. A. 194.
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EochkanBt und Bäckerei. 879
Schriftsteller Agis«<^^), Diouysios^o*), Kriton*^^^) Stephanos,
Akesias^^), Pantaleon^^^), Parmenon von Rhodos*^). Schon
oben genannt sind Archytas^ Paxamos und Mnaseas^^. Auch
Aerzte wurden zu den Eochschriftstellem gerechnet^ insofern,
viele von ihnen — und unter diesen befanden sich die grossen
Meister Diokles und Erasistratos^^) — es nicht unter ihrer
Würde hielten, eingehende Küchenrecepte zusammenzustellen, um
so die Diät der Patienten bis ins Einzelne zu regeln. Von den
Köchen im Allgemeinen zu sondern sind die Brot- und Kuchen-
bäcker, deren Gewerbe gleichfalls litterarieche Vertreter fand*^**).
201) Vielleicht ist er, woran Seh oene mann a. a. 0. denkt, identisch
mit dem Koch Agis aus Rhodos, welchen der Komiker Euphron in seinen
'AdBltpoC (Fr. 1) h. Athen. IX. 379 e erwähnt. Die rhodische Kfiche war
berühmt. Agis würde dann in der ersten Hälfte des dritten Jahr-
hunderts gelebt haben, da Euphron noch nach 280 v. Chr. dichtete, Tgl.
C. 8. A. 182.
202) Ueber Namensyettem s. A. 6^. 70. 178. 174. Eine Anführung {tf^g
vait rjg (ivrjiiopevBi)^ wohl durch Dorion vermittelt, findet sich b. Ath. VII. '
826 f : D. steht hier zwischen Nnmenios und Archestratos, was auf ein ziem-
lich hohes Alter des Schriftstellers (etwa das 8. Jahrh.) zu führen scheint;
vgl. A. 194.
203) fijiton ist Name mehrerer Aerzte (s. Fabricius Bibl. Gr. XIU.^
S. 182).
204) 'A%8cücg: 80 und nicht 'Axrjaiag lautet der Name, s. C Keil Anal,
epigr. S. 108. Ein wegen seiner Ungeschicklichkeit sprichwörtlich ge-
wordner Arzt Akesias erscheint Zenob. I, 52 (Tgl. Nauck Arist Byz.
205) UuvtttUwvj daneben (aber weniger üblich) auch IlavtoXiaHf
E. M. 102, 28.
206) Parmenons iiccyeiQinri didci0%ttXia (Ath. VU. 898 f) ist wegen
ihres Titels bemerkenswerth, da sonst die Kochbücher 'O^a^Tt^Tixa zuheissen
pflegen. Vielleicht wurde die Bezeichnung absichtlich gewählt, um die
Schrift „Kochschule** als systematische Unterweisung lernender Köche Ton
den einfiEUihen Receptbüchem zu sondern.
207) Vgl. A. 47. 51. 52.
208) Diokles, Philistion aus Lokri, Erasistratos, Euthjdemos und Epae-
netos stehen unter den Koohschriftstellem bei Ath. XII. 516 c (vgl. A. 194).
Ueber Hikesios s. oben A. 87. 85. Ausser diesen kennen wir noch als
Küchenkundige unter den Aerzten: Mnesitheos von Athen aus Toralexan-
drinischer Zeit («^^l ^8Ba%mv\ aus alexandrinischer Phylotimos. Vgl. G. 24.
A. 21. 187. C. 84. A. 48. 58.
208^) Plat. a. a. 0. (s. A. 195). ottiveg ayai^ol ysyovctaip rj bCci a<ofid'
ttov ^SQunsvxaC, iXsyeg fuoi ndvv anovSa^mp^ Sia^lmv o a^xononog xccl
MW'amog b xr^t^ oiponotücv 6vyyeyQoc(p<og triv Zinslinriv xal 2^Qa(ißog 6
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880 FünfiindzvanzigBies Capitel. Schriften üb. Landwirthscbaft u, Venr.
Aus der Zeit vor Eallimachos kennen wir als solche Aegimios,
Metrobios, Phaestos und Hegesippos*^^); der letztgenannte
verfasste auch ein Kochbuch *^^). Später zur Zeit des Pamphilos
war die Schrift des latrokles über Brot- und KuchenbackeB
besonders geschätzt*"). Nicht sicher zeitlich bestimmbar ist
auch Harpokration aus Mendes in Aegypten*").
Einen anderen Zweig der gastronomischen Litteratur bildeten
Anweisungen für den Bezug und Einkauf der Delicatessen,
wie die früher erwähnte Tk%vri difcovritixi^ des Lynkeus*^*),
ferner Menüs, allgemeine Regeln für Feinschmecker und Ess-
künstler; besonders gern schilderte man den Verlauf bestimmter
prunkvoller Gastmähler in freier wie gebundner Rede. Nach den
grossen Erfolgen, welche derartige poetische Ergüsse seit dem
nanriXog, oti ovtoi d'uviuiüioi yByovaai ümiuatatv Q'^^anivtal^ o ^^9 aiftovi
d^aviiaatovs naQCcansvainVf o dh ofpov, o d^ olvop,
209) Ath. XIV. 643 6. olöa dl xal KttlXly^u%ov (Fr. 100^, 7, vgl. C. 11
A. 59) iv tm tmv navxoöccnmv avyyQUfifutttov nivam dvccyQä^arza xla-
mowtonowKci nvyyQttiinata Alyifiiov mal *Hyfj6ÜCK0v tuiI MrjtQoßCov luri
^a^atov (so Meineke filr Oeeirov).
210) Vgl. A. 194. HerakleideB sprach in seinem Kochbuch auch von
Broten (A. 198).
211) Ath. VII. 826 e. nal nififia di xi xtv^Cda (Dintenfisch , dessen
Form also der Eachen hatte) ovoyMinv 'laxQo%lia iv 'Aqxonoii%m <pfi^
Ilaiitpilos. I. lebte also vor Pamphilos, aber nach Kallimachoe (s. A. 209).
Atb. XIY. 646 a. 647b. iv xA nt^l nlu%ovvxmv. Vgl. Eaibel Ansg.
des Atb. III. S. 681. A. 1: „videntur nan duo libri esse sed <nU dnae wmu
libri partes aut duo eiusdem libri nomina'*. Ath. 646 f. IIAJZA nltnovw-
xuL naqa Ktpoig cag tpriaiv '/. Wie die Herkunft der Kuchen, so bwück-
sichtigte I. auch ihre Verwendung in religiösen Bräuchen : 647 c. uvttn
(näml. xoCqivai) öl a^Xa xi&BPxcci xaig nawvxlo^ xS diayifvi€wiQ0ai^ti.
646 a. b (kurze Erwähnung der Kuchen tiQiftvitrjg und cxaixixrig).
212) Ath. XIV. 648 b. 'AgnoxQaxüov dl 6 Msvdi^aiog iv x& ntQi nU-
xovvxoav xrjv naQ* 'Als^avSQSvat ntxXovfLivriv IIArKAPTlJAN ♦* {(llßw^^
Kai bei) %aXBi, txQui 6' iaxl xccvxa cvvxB&Qviif/tiva fisxa fiiXixog i^^iuvtt
%, X. X. Vgl. ni. 126 f. nXocuovg i% yccXantog Ixffimv • xe %cil iiiXtxog^ ot
*P<oftaioi Xtßov %aXov0t. Ist Kaibels Ergänzung richtig, so gehört Haipo-
kration erst in römische Zeit Sicher erst in diese fUlt nach den von
Ath. XIV. 647 c— 648 a nnd IlL 118a— d (aus dem 'Afftoxounov) gegebnen
Excerpten Ghrysippos TOn Tyana {aoipog ntfi(Uixol6y og Ath. G48 a),
gleich Harpokration übrigens zur Zeit des Atbenaeos nnr noch wenig ge-
kannt, 8. Ath. 648 c. OvXniavog i(prj' „«o^fi^ vpiiv . . . %al in xoiag ßt^Xw
^riTitiq dvfqxivrjaav ot atiivoxaxot ovxoi avyyQUtpeig . . . SiaßdXlovxeg nalmw
6v6(iaxa fpiXoaofpmv x^ hfimvvfUa;^^ Vgl. A. 52^.
213) C. 18 mit A. 7.
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Gastronomische Briefe. Chaerephon. Hippolochos. 881
Anfang des vierten Jahrhunderts gefunden hatten ^^*), war es
der Parasit
Chaerephon in Athen ^ eine der bekanntesten Persönlich-
keiten der neueren Komoedie ^^), der zuerst ein prosaisches
^stjcvov schrieb. Er that dies in Form eines Briefes an seinen
Zunftgenossen Kyrebion, „um einem längst gefühlten Bedürfniss
abzuhelfen" *^^). Seine Nachfolger in dieser Art der Briefstellerei
(iTiiötoXal ÖBinvrixtxaC) waren Ljnkeus aus Samos**') und dessen
Zeitgenosse und Freund
Hippolochos aus Makedonien. Beide hatten mit einander
ausgemacht aus der Feme einander (und dem Publicum) über
jede ,^phaenomenale" Schmauserei, zu berichten^ an der sie Theil
genommen hatten *^^). Die Beschreibung, welche Hippolochos
seinem damals in Athen angeblich Philosophie studirenden
Freunde ^*^) von dem Hochzeitsmahle des reichen Makedoniers
Earanos schickte, liegt uns grossen theils noch im Wortlaut
vor**^). Sie liest sich flüssig und ist anschaulich und nicht ohne
Ironie geschrieben^***). Als Sittengemälde **^**) ist sie för uns
214) Wie das Jstnvov des Philoxenos, die Paatifoloy^cc unter dem
Namen des Terpsion, die *Hdvndd'SLcc des Archestratos, das Epjllion des
Parodcn Matron, das versificirte Kochbuch des Tragoeden Simos.
- 216) Vgl. bes. Ath. VI, 42.
216) Ath. VI. 244 a. toi; XaiQBtpmvvog %al avyy^offiftÄ dvayQocipBt KaXXi-
fiaxog iv Tü5 xmv, navtoSanoiv nCvani ygcicpatv ovtmg (Fr. 100*, 8 Sehn.)*
dsifcvcc oaoi ^yQatpctV „Xoft^cgxiov KvQrjßimvi^^. sl^' i^rjg tr^v uqxV^ vni-
&ri%ev' yJnsiÖT} fioi noXXd%ig iniaxsiXag .... üxCiav töc". Chaerephons
Schrift war also an erster Stelle verzeichnet, mithin war es das älteste
prosaische j:ihVnvov. üeber seinen geringen Umfang vgL Birt Buch-
wesen S. 387.
217) Siehe über ihn C. 18 mit A. 8.
218) Ath. IV. 128 a. ndvtmg avrco djiXovv , st rivi aviivsQKvsxd^sirj
ds^nvcp nolvzslsi td ofuota %a%B(vov avxmQonCvovtog avx(S. Diese öffentlich
ergangne Verheissung hat bei den halbbarbarischen Protzen den ge-
wönschten Erfolg gehabt.
219) Lynkeus lebte dort als Schüler des Theophrastos, als Hippolochos
an ihn schrieb , s. die C. 18. A 6 mitgetheilten Worte des Letzteren bei
Ath. IV. 180 d. Ueber die Zeit dieser gastronomischen Correspondenz
zwischen Beiden s.^C. 18. A. 8.
220) Ath. IV. c. 2—6. 128 c— 131 d. Die anderen drei Anführungen III.
126 e. IX. 402 a. XIV. 614 d stehen auch in diesem Referat.
221****) 129 a. accfißvH^oxQicci .. . ifi4)l (jlsv yvfi^al doxdo, nliiv iXsyov
Tt^fS avxdg i%siv %ix&vag, 129 f. weint Einer, weil er dem Zeobcomment
nicht nachkommen kann und desshalb den yersprochenen goldnen Becher
SuBVvmL, gTieoh.-aIex. Litt.-Qosoh. I. 56
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882 Fünfondzwanzigstes Capitel. Schriften Üb. Landwirihschafb a. Verw
anziehend ^^*), im späteren Alterthume wurde sie weniger als die
Schmausebriefe des Lynkeus gelesen**^).
üeber das ZvfiTiöeiov des Herakleides von Taras s. C. 34
Anhangsweise sei hier erwähnt die Monographie eines zeitlich
nicht sicher bestimmbaren Moschion über das Riesenprachtschiff
des König Hieron H***). Sie ist uns noch im Auszuge bei Athe-
naeos erhalten ^**^), und sie nimmt in ihrer Art eine Sonderstellung
in der Litteratur ein*^^). Leider lernen wir aus ihr über die
eigentliche Technik des antiken SchiflFsbaues sehr wenig**^.
Gleichwohl fesselt uns die Schilderung; denn vorausgesetzt, dass
sie zuverlässig ist, so giebt sie uns eine Vorstellung von dem
nicht zom (beschenk erhalten soll. 180 c tanzt eine Über 80 Jahre alte
Frau. 130 d und a sagt der Berichterstatter, dass sie, die Gäste, ans Angst
am die glückliche Fortschaffnng der kostbaren Geschenke trotz vielen
Trinkens nüchtern geblieben seien. Zweimal 129 f. 130 b sind homerische
Wendungen (H, 161 und 51, 11) nach Parodenart verwandt Nicht ge-
schickt gebraucht H. kurz auf einander (180 d und e) die Worte riavxias
dh ysvoiiivrjg zur Weiterführung des Berichtes.
222) Vorausgesetzt dass sich H. nicht Uebertreibungen hat zu Schulden
kommen lassen: die Geschenke sind so ungeheuer und wiederholen sich
auch derart, dass der Verdacht nicht unbegründet erscheint. Das Protzen-
und Parasitenthum steht in voller Blüte. Gegessen wird wenig, Mancherlei
von Gauklern vorgetragen, tüchtig getrunken und unendlich viel mit
nach Hause genommen (nlovtov dvtl fisQ^Scav svmxTj^ivxBg).
223) Ath. 128 c. rj xov^ln'JtoX6%ov onnvCmg evQCcnetai, Lynkeus^ Be-
schreibungen königlicher Gastereien mussten das Interesse Sp&terer mehr
erwecken.
224) Vermuthlich gehört M. noch dem dritten vorchristlichen Jahr-
hundert an, aus dem er eine bekannte historische Thatsache mittheilt
(Ath. 209 e) , und dem die von ihm angeführten Historiker angehören, vgl-
A. 226. In dieselbe Zeit ist also wohl auch der sonst nicht nachweisbare
Diokleides von Abdera zu setzen, vgl. C. 21. A. 368 '>. üeber den Ant
Moschion ygl. A. 54.
224^) V, 40—44. p. 206 d— 209 e.
225) Der Verfasser selbst scheint seine Beschreibung in eine Linie za
stellen mit Schilderungen ähnlicher Wunderwerke bei Historikern wie
Timaeos, Hieronymos von Kardia und Poly kleitos von Larisa, vgl
Ath. 206 d. e und Kaibel z. d. St. S. auch G. 21. A. 89. 206.
226) Es finden sich nur wenige technische Notizen von einiger Wichtig-
keit, etwa die über die Metallhaut des Schiffes (Ath. 207 a), über ä»B
Trinkwasserreservoir (208 a), über die Brustwehr der Mastkörbe (208 e); vgl
Breusing Die Nautik der Alten, Bremen 1886, S. 36. 40. 49. Bedeutsamer
sind die Angaben über die Armirung des Fahrzeuges (208b — e).
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Beschreibung eines Schiffes. Moschion. 883
fabelhaften Luxus und der bis heute unerreichten Pracht dieses
unter Archimedes' Mitwirkung erbauten antiken Great Eastem^^^.
227) M.'s Zuverlässigkeit wird in Zweifel gezogen yon Bren8inga.a. 0.
S. 87: „Dass das grosse Schiff des Hiero von einem einzigen Manne mit
Hülfe einer archimedischen Schnecke entleert sei (Ath. V, 40), ist so un-
wahrscheinlich, dass der ganze Bericht dadurch verdächtigt wird!**
Die Angaben M/s über die luxuriöse Ausstattung des schwimmenden
Kolosses mit seinen die Ilias illustrirenden Mosaiken u. s. w. überateigen
weit die ausschweifendsten Vorstellungen des modernen, verwöhnten Welt-
reisenden. Stutzig machen kann uns auch der dmstand, dass Archimelos
in seinen Distichen auf das Schiff (Ath. 209 c— e; vgl. C. 86) nur dessen un-
geheure Grösse zu preisen weiss.
66*
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Berichtigungen und Nachträge.
C. 1. S. 7. A. 20. Z. 4 V. u. hinter 381 füge hinzu: (* 430).
. C. 2. S. 89. A. 109. Z. 7 v. o. f. 86 1. Ö2.
C. 2. S. 41. A. 117^ Auch das Gleichnisa bei Polyb. XIII, 2, 2 stammt
mittelbar aus Bion, s. y. Scala Die Studien des Polybios I. (Stuttgart
1890). S. 333 f. In Bezug auf Polyb. XXXVIII, 8, 9 femer s. v. Scala
Theodoros äd'eog bei Polybius, Rhein. Mus. XLV. 1890. S. 474—476.
G. 2. S. 48. A. 151. Bäumker Das Problem der Materie in der griech.
Philosophie, Müuster 1890. 8. S. 326—870.
C. 2. S. 49. A. 163 hinter Paus, füge hinzu I, 29, 16.
C. 2. S. 64 f. A. 186. Ueber die Gräber des Zenon und Cbrysippos s.
Paus. I, 29, 16, über die Büste des Ersteren im Vatican Visconti Museo
Pio-Clem. VI, 32. Icon. gr. I. S. 276 f. Taf. XXIII.
C. 2. S. 66 f. A. 247. 247 ^ 246. Beträchtlich nach dem Druck er-
schienen R. Heinz e Ariston von Chios bei Plutarch und Horaz, Rhein.
Mus. XLV. 1890. S. 497—623 und Hense Ariston bei Plutarch, ebendas,
S. 641—664. Letzterer zeigt, dass der von Plut. de curios. 3. 616 F und
de exil. 6. 600 F angeführte Ariston der Stoiker ist, und dass diesen Plut
in diesen beiden Abhandlungen nsgl noXvngccyfioavvrjg und neql tpvyrjs und
in TtsQl Bv^vyilaq (vgl. das Selbstcitat de tranquill. 8. 469 B von de curios.
1. 616 D) und nach der Zusammenstellung von Fowler Harvard Studies
in class. philol. I. (Boston, U. S. A. 1890). S. 141 auch wohl in ntgl dift-
xfig xal Tiaytiag stark benutzt hat. Hense h< unter diesen umständen
wohl mit Recht auch den praec. ger. reip. 10. 804 D (vgl. an seni 7. 787 C
^vioi) und den Amat. 21. 766 F citirten A. und den %o(jLif>6g 'A^latav de
sanit. praec. 18. 133 D für den nämlichen. Da er sich aber den Ergeb-
nissen von Wendland Qnaestiones Musonianae, Berlin 1886. S. 67 ff. theils
un'bedingt, theils mit Rückhalt anschliesst, nach denen Plut. in den vfttw^
naqayyil{i,ata, in n^ql trig slg tä inyovcc <ptXoüto^{ag (de amore prolie)
und im 'E^canyiSg namentlich aus Musonios geschöpft hat, so ist er ge-
neigt die hier auf den Chier A. zurückweisenden Berührungspunkte wenigstens
theil weise nicht durch unmittelbare Verwendung desselben seitens des Plut.,
sondern seitens des Musonios zu erklären. H e in ze über unterzieht gerade die
von Hense mehr nur gestreifte Schrift tcbqI (vd^aiag in Verbindung mit
der kürzeren Diatribe neql aQstijg xal xax^s, so weit jene mit dieser ver-
wandt ist, einer genauen Durchmusterung und findet für diese und, so
weit die Verwandtschaft reicht, auch für jene (C. 1—6. 8-11. 17—19) die
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Berichtigungen and Nachträge. 885
Hauptquelle in A. v. Chios. Dann sacht er dessen Sparen auch in den
beiden ersten Episteln des Horatias nachzuweisen, und während er früher
(8. A. 114) nicht abgeneigt war die beiden in der ersten wahrscheinlich
benutzten Diatriben dem Borystheniten Bion zuzuschreiben, spricht er sich
jetzt entschiedener dafür aus, dass der Urheber der einen Quelle vielmehr
A. gewesen sei. Da indessen nach diesen neuesten Untersuchungen yon
Hense und Hei uze wohl kein Zweifel mehr darüber sein kann, dass nicht
bloss der Peripatetiker A., sondern erst recht auch der Stoiker von Bion
abhing, so fragt sich immer noch sehr (was übrigens auch Heinze nicht
ganz von der Hand weist), ob nicht Hense (S. 650f. Anm.) mit Recht
lieber daran festhält, dass die Parallelen bei Horatius (vgl. auch Sai I,
3, 26 f. mit Plut. de .curios. 615 D. de tranqu. 469 B und dazu Hense
8. 543) lediglich ans gemeinsamer Benutzung von Bion durch ihn und durch
A. zu erklären sind. Und auch die Erörterungen, durch welche Heinze
S. 610 f. 614—518 zu zeigen sucht, dass dieser kynische Stoiker einem
ähnlichen, kyrenaisch gefärbten Eynismos wie Bion, wenn auch mit posi-
tiverer Haltung, gehuldigt und sein Leben daher mit seiner Lehre keines-
wegs in Widerspruch gestanden habe, scheinen mir nicht zwingend, was
ich hier freilich nicht ausführen kann. Ob die Vermuthung von Dümmler
Academika S. 211fF., dass auch Plut. nsQl tvxrjg auf den nämlichen A.
zurückgehe, sich bestätigen wird, bleibt abzuwarten. Uebrigens wird auch
durch diese neuesten Untersuchungen das Urtheil des Panaetios über dessen
Schriften keineswegs gründlich umgestossen, s. darüber Heinze selbst
S. 611 — 613, und ich sehe keinen Grund in der Berichtigung desselben
weiter zu gehen, als ich gethan habe. Vielmehr reichen die Briefe an
Eleanthes, die ^Ofioicifjtctta , die Ohreien un4 die Dialoge über die Lehren
Zenons vollauf hin, um alle diese Herleitungen aus dem Stoiker begreif-
lich zu machen, von dem allerdinge, wie Heinze S. 618 darthut, auch
noch Marcus Aurelins (Epist. IV, 13. p. 76 f. Naber) gewisse Ubri gelesen
hatte. Dass indessen auch der IlQotQtntiiiog von dem Chier und nicht dem
Keer herrührte, sucht H artlich De exhortationum . . . bist., Leipz. St.
XI. 1889. S. 274 ff. wahrscheinlich zu machen.
C. 2. S. 78. A. 832. üeber das Grabmal des Chrysippos s. d. Nachtr.
z. A. 186, über seine Statue C. 33. A. 635^, über die erhaltenen, muth-
m asslich ihm beigelegten Bildwerke (Münzen vermuthlich mit Aratos auf
der anderen Seite, s. C. 10. A. 31 mit den Nachtrr., und eine dieser Ab-
bildung entsprechende Herme in der Villa Albani in Rom) s. Visconti
Icon. gr. I. S. 279 f. Tf. XXUI».
C. 2. S. 79 ff. A. 836. v. Arnim üeber einen stoischen Pap. der her-
culanens. Biblioth., Herm. XXV. 1890. S. 496—626 vermnthet, dass die
Rolle Vol. Herc* X, 112—117 aus einer Schrift des Chrysippos sei.
C. 2. S. 82. A. 345. Vgl. indessen C. 22. A. 94^.
C. 2. S. 83. Z. 4 f. V. 0. tilge Zenodotos von Alexandreia*^*), 1. dann:
und^^') und ändere A. 861 folgendermassen: Dass Zenodotos, von welchem
bei La. Di. 29 f. ein Epigramm auf Zenon von Kition mitgetheilt wird,
nicht der Alexandriner ist, darüber s. C. 26. A. 83.
C. 2. S. 87 f. A. 388. Courtney Epicurus, in Abbott Hellenica, Ox-
ford u. Cambridge 1880. 8. S. 244—266. Bäumker a. a. 0. S. 301-325.
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886 Berichtigungen und Nachträge.
C. 2. S. 89. A. 897 für 436 1. 466.
C. 2. S. 98f. A. 443. Erst geraume Zeit nach dem Dmcke erschien
die verdienstliche Arbeit von Eoerte Metrodori fragmeota, Leipz. 1890.8.
(Jahrb. f. Ph. Snppl. N. F. XVII. S 629-697).
C. 2. S. 99. A. 446. Gegen Rusch s. indessen Brieger Jahresber.
LXm. S. 223.
C. 2. 8. 99 f. A. 449. Eoerte kommt aaf 24 Nammern» indem er n
der 24. 'EmatoXa^ wohl mit Recht auch n(^s TCyMQxov und sr^o^ Mevietga-
%Qv zieht, ausserdem aber 4 neue MaffxvQlaiy ^Tno^f^xaiy «^6^ xhv 271a-
xmvo^ ToQyCav u. nqbq xhv E^Q'vtpQOva IlXaxfovos nachweist, Ton denen
jedoch die beiden ersten, yermuthlich blosse Auszüge ans Schriften o.
Briefen des Metrod. u. Anderer, und das 2. B. der dritten unächi
waren (Philod. V. H.* I, 162. xmv slg MtiXQodaifov dvaq)BQOi»^i9wv *Tuo-
dy^Tiäv tial x&v Maffzvgimv xal ijmXXov ^hi^ xov ngog xov IlXdx(io9o(jt}
FoQytav devxigovy s. d. Nachtr. e. A. 466) und von der vierten der Titel
nicht ganz sicher steht, s. V. H.* X, 201. Mijir<^o^a)^o>tf ^' (f. ov) h (tn
n^hi xovy Ev&vfpQo^vcc ndp x^y ngog 'Aif^iaxmva^y, Wenn die letite,
recht wahrscheinliche Ergänzung richtig ist, so muss auch noch eine Streit-
schrift gegen Ariston (s. A. 388. 466) angenommen werden. Dass M. in
der gegen Timokrates diesen seinen Bruder selbst anredete, hftt doch wahr-
lich nichts Auffälliges, und es ist daher ein Missgriff, dass Koerte ausser
dieser Schrift ngbg Tiiioxgdxrjv noch einen Brief ngog Tifioi^dxfip ansetit
Der zweite Theil von Eoertes Abh. enthält endlich eine Bearbeitung von
Pap. 831 =- V. H.* X, 71—80, in welcher er zugleich die Ton Gomperi
Wiener Stud. IL S. 139 behauptete Zusammengehörigkeit dieses Pap. mit
1012 = V. H.* VII, 1—29 bestreitet und M. als Verf. zu erweisen sucht
G. 2. S. 101. A. 466. Die Annahme der Erwähnung unächter Schriften
unter dem Namen des Eolotes bei Philod. V. H.* I, 162 beruht nur auf
der Coiyectur von Usener Epic. S. 412*» x«l eis KoXmx(j^y in den eben
(Nachtr. z. A. 449) angeführten Worten för %aifutlXov^ sie fällt also, wenn
vielmehr Eoertes Ergänzung richtig ist. Dagegen ist hier in den folgenden
Worten auch von fälschlich dem Hermarchos beigelegten Schriften die Bede:
%tt\ si^sy noXvai<^vyov xa^ay nQog xovg (rjxoQag. xal xov nsifl üiXi/irrig tfu
xmv sig "EQfiaQXOV,
C. 2. S. 106. A. 484. Zu beurtheilen, auf wessen Seite der grossere
Theil der Schuld an diesem Zerwürfiiiss lag, und wie sich dieselbe ver-
theilte, gestattet die Dürftigkeit des Materials nicht, und es ist sehr fiber-
eilt, wenn Eoerte S. 636 f. einfach als Advocat des Epikuros und Metro-
doros auftritt, dergestalt dass er sogar behauptet, der Becurs des Letzteren
auf den Bauch habe nur bedeuten sollen, dass die Quelle unserer Glück-
seligkeit in uns selbst (1) und nicht, wie Timokrates gewollt habe, aach in
äusseren Gütern liege, und dass dies der wahre Sinn des Streites ge-
wesen sei.
C. 2. S. 108. A. 508. üeber Philon von Athen s. noch C. 17. A. 39.
G. 2. S. 126. A. 610 hinter Strab. I. p. 16 füge hinzu: (s. C. 16. A 8).
C. 2. S. 126. A. 618 tilge die Worte: endlich einen Schüler — Streitig-
keiten hatte.
C. 2. S. 127. A. 615. Der richtige Name des Vaters wird Philokomos
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BerichtigUBgen aud Nachtrilge. 887
sein, denn die erhaltene Basis einer Herme, auf die man statt des ver-
lornen Kopfes den des Antisthenes gesetzt hat, lantet: KaQved8(rigy <>iXo-
%mn(^ovy Kvifrjvatog. Erhalten ist eine andere Büste mit der Namens-
unterschrift KAPNEAJH2. S. Visconti Icon. gr. I. S. 2S9f. Tf. XIX.
C. 2. S. 131. A. 649 füge hinzu: Vgl. auch C. 11. A. 64.
G. 2. S. 186. A. 666. Legrand-Tychon Snr Demetrius de Phaläre,
Mäm. de TAc. des inscr. XXIV, Paris 1852 ist mir nicht zugänglich und
überhaupt erst nachträglich durch das Citat bei y. Scala Die Studien des
Polybios L S. 164 bekannt geworden.
C. 2. S. 156. A. 669. Z. 7 y. u. hinter 101 e fQge hinzu: IV. 128b (vgl.
C. 18. A. 8) und Z. 6 y. u. f. 194 1. 191.
C. 2. S. 138. A. 690. Die weitgreifenden Vermuthungen, welche Droy sen
Hellenism. 11', 2. S. 317. A. 2 an die Erzählung bei Polyaenos knüpft, be-
ruhen auf der yOllig unbezeugten Annahme (S. 116. A. 1. S. 181. A. 1),
Demetrios habe sich yon Theben aps inzwischen nach Makedonien und erst
yon da nachmals nach Aegypten begeben.
C. 2. S. 139. 140. A. 697. 698. 703. In A. 703 sind dUuicc (1 B.) nach-
zutragen. S. jetzt über die Schriften StgavTjyixä ^ Jtnauc, z/cxaer/a, nsQl
tvxriQ und ihren Einfluss auf Polybios und Panaetios die geistvollen Unter-
suchungen und allerdings zum Theil mehr als gewagten Vermuthungen
von Scala Stud. des Polyb. I. S. 163—188. Derselbe weist ausPolyb. X, 24, 7
mit Sicherheit die Bekanntschaft des Polyb. mit der erst- und aus XXXVI, 2, 3
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die mit der zweitgenannten Schrift
nach, bezieht, was sehr unsicher ist, die Aeusserung von Cic. Leg. III, 6, 14.
PhaUreus . . . Demetritts . . . doctrinam ex umhraculis eruditorum otioque
non modo in solem atg[ue ptüverem, sed in ipsum discrimen aciemque produocit,
indem er dem Phalereer ein bedeutendes Verdienst um die Entwicklung der
Theorie des Völkerrechts zuschreibt, zunächst auf das letztere Werk und
sodann auf 9r£^l BlQrjvris, tisqI noXifiov (wie er für das verderbte tov donov
wenig wahrscheinlich schreiben will), 7tQ£cßsvti%6gf die er für Fortsetzungen
desselben hält, obgleich im Verzeichniss bei La. Di. V, 81 der Titel ngsaßsv-
xt%6g vorangeht, dann nach einer Unterbrechung die beiden anderen Titel
in umgekehrter Ordnung folgen und nach einer stärkeren Unterbrechung
dUaw. Gestützt auf die Beobachtung von Ostermann II. S. 13 und
Roesiger S. 14, dass auch Plut in der Consol. ad Apoll, als Nebenquelle
(vgL A. 667) die Schrift ^£^1 tvxfiS benutzt hat, glaubt er ferner mit dessen
Hülfe sogar die Dispositioa derselben herstellen zu können in einer, wie
mir scheint, wenig zwingenden Weise. Endlich soll die Beschäftigung des
Panaetios mit den Werken des Demetrios (s. C. 28. A. 38»». 69. 67. 70) auf
den persönlichen Einfluss des Polybios zurückgehen, absr es fehlt dafür
jeder Schatten eines Beweises, und- überdies s. C. 28. A. 26 ^ C. 29. A. 26.
44. 76. 104. Die, wie Scala selbst einsieht, im höchsten Grade zweifel-
haften Combinationen über die Entstehungszeit der Je%cc6x£cc und entweder
der 2 Bücher nsgl drjfiayoiyiag oder der 'A^rivaloiv ncczaSqoy.Ti S. 168 f A. 2
wären besser ungedruckt geblieben. UeberbaUpt sucht Scala vielfach
mehr zu wissen, als wir wirklich wissen können.
C. 2. S. 140. A. 703 für (Ath. XV. 620 a, vgl TertuU. Apol. 19) lies
(s. C. 17. A. 146).
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888 Berichtdgangen und Nachträge.
C. 2. S. 144. A. 732. üeber ddn Einflnss des Straton auf Polybios
handelt im Ganzen genommen vortrefflich y. Scala a. a. 0. S. 189—201,
doch bleibt auch hier Vieles unsicher.
C. 2. S. 148. A. 762—764. Das hier Bemerkte ist nach G. 25. A. 94 n
ergänzen.
G. 2. S. 160. A. 779 hinter Polyb. V, 98, 8 füge hinzu: iidXiaxd xs tot
f ofUDV vno UgvidviSog ysyi^üßfiivoiiv ngog dXli^Xovg itpiXovsUovv (nämL oi
MsycclonoXCtai)^ ov idcoxB (ilv avtotg va^o9'izriv 'AvxCyovoq^ fiv Sh xmw i%i-
(pavmv dvdgmv in xov IIsQindtov xal xavxrjg xTjg atgicsag, Tgl. y. Scala
a. a. 0. S. 68. — Für 89 1. 93.
G. 2. S. 166. A. 862 hinter A. 717. 773 füge hinzu: G. 19. A. 39.
G. 2. S. 166. A. 866. Ueber die Anlage der pseudo-ariBtotelischeii
Zooixa n. ihre Benutzang b. Alexandros von Myndos s. noch C. 25. S. 854
mit A. 106.
G. 4. S. 177 f. A. 20. „Ans dem Zusammenhang ergiebt Bich, dass die
betreffende Baodnotiz (als solche hat sie schon Eoraes erkannt) aus einem
Lexikon (vgl. He^ych. fisXay%Qav£g) stammt. Vergleicht man Ath. XY. 678 a,
wo Philetas ebenfalls einen Vers citirt, so liegt die Vermuthung nahe, dass
die hier angeführten Verse nicht von ihm sind, sondern in einem Wdrter-
buch von ihm angeführt wurden. Dies leitet auf die Verbesserung ^Egiirjwii:
tt kann Best einer genaueren Bezeichnung, kann aber auch Dittographie
des folgenden l sein, und Letzteres ist wahrscheinlicher. Aehnlich schon
Mor. Schmidt Rheio. Mus. N. F. VL 1848. S. 410, der aber das in solchem
Sinne spätgriechische ^Egfiriveia stehen lässt". (Knaack). Allein schwer-
lich hat Philetas ausser seinem Glossar noch ein anderes Wörterbuch ge-
schrieben, und es ist wohl kaum recht glaublich, dass dieses auch nur in
einer Bandnotiz als ^Egiirjvevg (oder ^EQftTjve^a) bezeichnet worden w^e.
G. 4. S. 191 f. A. 99. Gegen die Gotbbinationen von Kiesslinga. a.0.
erhebt Hillscher Hominum litteratorum ante Tibeiü mortem in urbe Roma
commoratorum historia critica, Leipzig 1891 (diese Abb. wird demnach^
in d. Jahrb. £ Ph. Suppl. N. F. XVIII erscheinen) den in der That triftige!
Einwand, dass noch Niemand die Bemerkung von Meineke, es könne,
wo Ginna schlechtweg genannt wird, nur der allbekannte Mann diesei
Namens und kein Anderer verstanden werden, zu widerlegen auch nur ver-
sucht hat. Er seinerseits vermuthet daher K6xxtt für Kivrcc, Ob damit
freilich das Richtige getroffen ist, erscheint sehr zweifelhaft.
G. 6. S. 200. A. 8^. Auch das 26. Idyll ist hinzuzufügen, s. d. Nacbir.
zu S. 224. A. 70^
G. 6. S. 214. A. 62. S. wiederum d. Nachtr. z. A. 70*».
b. 6. S. 219. A. 62. Vgl. die Nachträge zu G. 18. S. 366. A.'74.
G. 6. S. 220. A. 67. Auch Horatius Garm. IV, 6, 6 scheint Theokr.
XVIII, 26 ff. (vielleicht unter Mitbenutzung von XllI, 46) nachgeahmt zQ
haben, s. Eiessling Horatius P. S. 340.
G. 6. S. 224. A. 70 ^ Mag das 26. Idyll des Theokritos zu den 'HgtoSiMti
gezählt worden sein oder nicht, gewiss ist es, wie auch Hiller in d. Eiol.
z. dems. bemerkt, ein epischer Hymnos, ein Rhapsodenprooemion , sei es
zum wirklichen Gebrauche, sei es als poetische StilübuDg. Dass es als
tbeokriteisch überliefert war, ist mindestens sehr wahrscheinlich, s. Hill er
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BeriohtigTmgen und Nachträge. 889
a. a. 0., nnd wenn ich es auch nach wie vor für ein sehr schwaches
poetisches Erzeugniss halte (was übrigens inhaltlich an dem gegebnen sacralen
Stoff liegt), so zweifle ich doch jetzt nicht im Mindesten mehr an der
Aechtheit, seitdem ich von Maass darauf aufmerksam gemacht bin, dass
es auf Eos ein Vorgebirge jQsnavov (Strab. XIV. 667, s. V. SS, iv dga-
yLuvm vitpohvxi)^ in dessen Nähe auf dem Situs der „Altstadt*' einen Dio-
nysostempel und auf der Insel im Ganzen mehr als zwei Feste des Dionysos
(s. Dubois De Co insula S. 12) und also wohl auch ebensoviel Heilig-
thümer desselben gab , d. h. mindestens drei (vgl. V. 1 ff.). Dasselbe ge-
hört daher auch zu den dort entstandenen Jugendgedichten des Theokritos.
Um so interessanter ist es, dass der d-iaeog der späteren ßov%6loi> in Perga-
mon denselben Gott zum Schutzpatron hatte, s. B. ßchoell Sat. H. Sauppeo
obl. 8. 176. Hängt es vielleicht damit auch zusammen, dass Theokritos
in dem gleichfalls dort entstandenen 1. Id. sich selbst unter dem Namen
Thyrsis auftreten lässt? 8. A. 8. Die genaueren Ausführungen wird Maass
demnächst im Hermes XXVI. 1891 geben.
C. 6. 8. 227. A. 82. Z. 2 f. A. 188 1. A. 182 und hinter A. 106 füge
hinzu C. 14. A. 78 ^
G. 8. 8. 264. A. 81 z. E. f. A. 88^ 1. A. 88.
C..8. 8. 266. A. 61. S. Visconti Ic. gr. I. S. 116—119. Tf. VI. VI».
C. 8. 8. 264. A. 111 hinter A. 61 füge hinzu: mit d. Nachtr.
C. 8. 8. 267. A. 182. Vgl auch C. 26. A. 201.
0. 9. 8. 274. A. 28. Z. 9 v. o. f. 810 1. 812. — Die vortreffliche Diss.
von P. Guenther De ea, quae inter Timaeum et Lycophronem intercedit,
ratione, Leipzig 1889. 8., aus dessen Darlegung auch erhellt, wie sklavisch
Lykophron in den betreffenden Partien dem Timaeos gefolgt ist, wurde
mir leider erst nach dem Drucke des nennten Oapitels bekannt. Vgl. jetzt
d. Eec. V. Susemihl Berl. ph. Woch. XI. 1891. 8p. 71—78. Guenther zeigt
(8. 18 f.) aus V. 968 ff. , dass die Alexandra nicht vor 306 geschrieben sein
kann. Wenn er nun aber dabei stehen bleibt ihr Erscheinen zwischen 806
(oder vielmehr 806?) und 286 zu verlegen und er (8. 14. A. 1. 8. 20. A. 1)
mir wegen meines gen^neren Bestimmungsversnchs eine „nimiß eonfidentia*'
vorwirft, so steht die Sache (ich halte es nicht für überflüssig dies hier
zu wiederholen) in Wahrheit so. Wer die Gründe billigt, die mich be-
wogen haben die Blüte des koischen Diohterbundes 292 — 290 und den
Anfenthalt des Kallimachos- in Athen vor 286, ferner die Figurengedichte
des Theokritos und Dosiadas in jene erstere Zeit und das Beil des Simias
noch etwas früher zu setzen, kann eben nicht weiter als spätestens bis
294, kaum noch 293 hinuntergehen. Wer femer die Verbannung des Ti-
maeos nicht schon dem Jahre 817, sondern erst, wie ich es (nach Beck-
mann) thue, dem Jahre 812 zuweist und dann die ungeheure Sagengelehr-
samkeit bedenkt, welche dieser Mann, wie es eben Guenther selbst in
ein helles licht gestellt hat, gerade in den frühesten, von L. benutzten
Büchern entwickelte, kann nicht füglich glauben, dass er sich dieselbe
schon vor seiner Verbannung und in den allerersten Jahren nach derselben
in genügendem Masse zu erwerben vermocht habe, um während dieser
Frist zugleich auch bereits seine ersten Bücher zu schreiben und heraus-
zugeben, sondern wird ihm eine beträchtlich läugere Zeit dazu gönnen
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890 Berichtigangen und Nachträge.
mÜBsen. Wenn ich also das Erscheinen derselben f,etwa'* um 800 gesetzt
habe, ^o weiss ich nicht, worin hier eine „nimia conßdentiaf' stecken solL
Natürlich ist dies nur eine Rondsahl, Alles beruht nur auf sehr ungefähroi
Rechnungen, und will man also lieber hiefür etwa 305 (oder wenn Timaeos
doch schon 817 vertrieben sein sollte, 810) — 296 und für die Ab&ssong der
Alexandra demgemäss etwa 302—294 setzen, so habe ich selbstverständlich
dagegen nicht das Geringste einzuwenden. Niemand weiss besser als ich,
dass wir uns hier beinahe überall in blossen Wahrscheinlichkeiten und
Hypothesen bewegen und gar nicht umhin können immer wieder die eine
auf die andere zu bauen, wenn wir nicht von vornherein das Gewehr in
den Graben werfen wollen. Wem aber meine Gründe Nichts gelten, der
kann freilich auch meine Folgerungen nicht billigen, sondern musa es vor-
ziehen, der „ars ne8ciendi'% welche ja zur rechten Zeit und am rechten
Ort in der That gar nicht genug empfohlen werden kann, sich getrOstend,
die Chronologie der älteren alexandrinischen Litteraturgeschichte im dich-
testen Dunkel zu belassen.
C. 9. S. 278 f. A. 47. 8. auch noch Nissen Zur Kritik der Aeneassage,
Jahrb. f. Ph. XCI. 1866. a 875—398 und F. Gauer De fabulis Graeds ad
Romam conditam pertinentibus, Berlin 1884. S. 28 ff. Die rOm. Aeneassage,
Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XV (Leipzig 1886). S. 127 ff. „Der Versuch von
Guenther a. a. 0. S. 8—13 zu zeigen, dass sich die Nachahmang der
Alexandra durch Euphorien (s. A. 41. C. 14. A. 102^) auch (Fr. LXXXIX)
auf V. 1278 und somit auch auf 1226—1280 erstrecke, ist misslungen.
Denn erstens hat das betreffende Bruchstück mit diesem Verse gar Nichts
zu schaffen: Lykophron redet von einem Berge Campaniens, Euphorien
(s. Meineke z. d. St.) von einer Gegend im westlichen Attika; als Ver^
gleicbspunkt bleibt also nur der Cult des 'AnoXXcov ZoxJT^ptos, was nicht
ausreicht. Zweitens sucht Guenther wahrscheinlich zu machen, dass die
Angabe bei Steph. "AXnmvogy noXig xal Oifog ip MaTtsdov^a^ mg EvtpoQlmP
verkehrt und "AXnmvog für Euphorien nach Lyk. 1288 durch 'AXi/uaiUa zu er-
setzen sei. Dem widerspricht aber der bald folgende Zusatz xiv\g d'k Ott-
taX^ag ccvti^v qpaaiy, und überhaupt ist es bedenklich für einen bisher
- noch unbekannten Ort ohne Weiteres einen bekannten einzusetzen*'.
(Knaack).
C. 9. 8. 283. A. 64. Ich zweifle kaum daran, dass diese Nachricht
vielmehr aus Ptolemaeos von Megalopolis (s. C. 21. Nachtr. A. 582 ^ stammt
C. 10. S. 288. A. 10. Vgl, noch H. Peter Jb. f. Ph. CXIX. 1879. S. 423.
C. 10. S. 291. A. 31 f. Tf. VU, 5 1. S. 122 f. 279. Tf. VII, 4. 5. AuSber-
dem vgl. d. Nachtrr. z. G. 2. A. 332.
C. 10. S. 2i^9 f. A. 80. S. auch Buseb. (Hieron.) Chron. IL p. 89 Seh.
Apud Pythium vates prima Phemonoe hexameiris versibus fiUura cecinisse
narratur,
C. 10. S. 301. A. 83 für s. Rein es ins 1. so, wenn ich nicht irre,
Reinesius Var. lect. S. 229.
C. 10. S. 302. A. 86. Unter den Miniaturen des berühmte Wiener
Dioskoridescodex befinden sich ausser einigen späteren Aerzten auch Nikan-
dros, Apollonios (von Memphis?), Andreas, Mantias, Herakleides (von Tarent),
Krateuas, aber neben Cheiron und Machaon, so dass also wohl auch ihre
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BerichÜgaiigen und Nachträge. 891
Bilder nar Phantasiestücke sind. S. Visconti Ic. gr. L S. 403-^431.
Tf. XXXIV. XXXV.
C. 10. 8. 802. A. 89. „Es ist kaum denkbar, dass der zam delphischen
Proxenos ernannte inimv noirjtug Nikandros ans Eolophon nicht derselbe
sein sollte, nnd doch wird in der betreffenden Inschrift bei Haussouillier
BuU. Corr. HeU. IV. 1882. S. 217 f. =■ Caner Delect» S. 209 'Aya^ji rvza,
Jeltpol id<o%av NiiuxvdQip 'Avtt^uyöifov KoXofpcavüii inimv noiritä . . . ngo-
^eviav nQOfiavxsiap x. t. X, — "Ai^x^vrog Nmodufiov^ ßovXsvovtog 'Aqloxmvog
NtnoSdfiav IIXBictmvog Sivmvog 'En^xagida der Vater vielmehr Anaxagoras
^genannt*S (W. Schalze). Es wird also nichts Anderes übrig bleiben, als
dass derselbe wirklich so hiess und Janccik>g hieraus verderbt ist. Die
Variationen vom Namen des Vaters von Eratosthenes : Aglaos, Agakles
und Ambrosios (s. C. 16. A. 2. 3) sind kaum viel stärker, und wie Xeno-
phanes aus Damanos werden konnte, ist unbegreiflich; eher dagegen war
es aus Anaxagoras durch Verwechselung dieses Philosophennamens mit
dem Namen eines anderen alten Philosophen möglich.
"C. 10. S. 807. A. 132 füge hinzu: C. 14. A. 73^
C. 10. S. 807. A. 184. E. GObel Zu Nikandros (AI. 214 fi.), Jahrb. f.
Ph. CXLI. 1890. S. 826-828.
C. 10. S. 809. A. 144. S. d. Nachtr. z, C. 26. A. 89.
C. 11. S. 810 f. A. 10. Für die Aenderung von 'Aüxavtog m^Enataiog
bei La. Di. IX, 61 s. auch Bohde Gr. Born. S. 210. A. 1.
C. 11. S. 321. A. 61 fOge hinzu: C. 29. A. 84.
C. 12. S. 827. A. 2. „Aus Plat. Parm. 128 geht (wie Eaibel a. a. 0.
richtig darlegt), wenigstens so viel mit besonderer Deutlichkeit hervor,
dass das einzelne Litteraturwerk bei den Attikern xo avy^ganiut, bei anderen
Griechen nicht bloss to: ygafiftaxa, sondern erst recht auch x6 ygdfifia im
Singular genannt ward. Nur Xenophon bindet sich auch hierin nicht an
den attischen Sprächgebrauch, s. z. B. Mem. II, 1, 21. UgSötnog . . . iv t6
cvyygdfifucxi x^ nsgl [xov] ^HganXsovgy aber IV, 2, 1. Ev^vdruiov . . . ygai^-
fjMxa noXXoc avPBtXeyfiivov noi'qx&v xs %ccl üofptötmv xmv evöonifiandtav.
Mit Unrecht vermuthet daher Eaibel, dass bei Phrjnich. praep. soph.
Bekk. Anecd. p. 81, 80 ff. in der durchaus zutreffenden Bemerkung ygdftficc
xb tcaygdtprjiitc. %al (af Eaibel) imaxoXal dl ygapifiaxa %al xa ^ijqpArfiaTa,
mg Jrjiioü&ivrjg, %al xä ovyygdfinaxa (xal avyygd^futxa xä Eaibel) xäv
dgxotltov dvdgmv, dtg Sevoqjmv vielmehr iSlsvotpavxog zu lesen sei"«
(W. Schulze). Für Papiere, Acten, Documente, Briefe, Bechnungsbücher,
Inschriften, überhaupt kurze nicbtlitterarische Schriftstücke ist ygdfiiMixa,
seltner der Singular ygdpLpLa auch bei den attischen Prosaikern bekanntlich
häufig genug; ob aber xcc ygdfifiaxa in der allgemeinen Bedeutung „die
Litteratur" bei irgend einem von ihnen nachweislich ist, darf mindestens
bis auf Weiteres entschieden bezweifelt werden.
C. 12. S. 830. A. 10. Die gute, wenn auch von einzelnen Missgriffen
nicht freie Doctordissertation von Pusch Quaestiones Zenodoteae, Halle
1890. 8. (Diss. philol. Hai. XI. S. 119—216) erschien leider erst nach dem
Druck dieses Capitels nnd der nächstfolgenden.
C. 12. S. 881. A. 14. Dass Tzetzes lediglich in Folge einer Confusion
von seiner Seite hiefür den verkehrten Ausdruck öiog^ovv gebraucht, ist
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892 Berichtigungen nnd Nachträge.
mit Recht jetst allgemein anerkannt, nnd es ist unbegreiflich, dasa Pasch
S. 202—207 dies bestreitet und die wahrhaft abenteuerliche Vorstellung
zu Markte bringt, als hatte die bibliothekarische Thatigkeit jener drei
Manner (denn um diese allein handelt es sich ja hier) wirklich darin
bestanden, dass sie aaf königliche Anweisung kritische Ausgaben der
alten Dichter gemacht hatten, und es aei nur Zufall, dass wir solche
Ausgaben seitens des Ljkophron und des Alezandros nicht nachzuweisen
vermöchten.
C. 12. S. 881. A. 15. S. die Sammlung und Besprechung der sammt-
liehen hieher gehörigen Bruchstücke bei Pusch S. 188—202, der das
Schlussergebniss S. 202 dahin zusammenfasst: „vidimus . . . ZenodoUam
plerumque ad eententiarum nexus normam vocdbula expUctUsse et fferam ori-
ginitationem omisisae atque negUxisse: guae ctm ita Hnt, mirum non est, quod
in errores incurrit, etsi negari non potest eum ad verum nonnus^pMtm prope
accessisse". Vgl. 8. 188 f. „eius . . . sunt doctrinae glosaae, quae supersuni,
ut primüias artis grammaticae facile cognoscas'^ Aus Schol. Od. y, 444.
iv rarg ano tov S yXaeaccis'* erhellt, dass diese „Glossen** alphabetisch ge-
ordnet waren. Der Zusatz 'OfiriQinai findet sich nun femer allerdings in
keinem der beiden Buchtitelcitate, und Pusch S. 200 f. bestreitet auch die
sachliche Richtigkeit desselben, die sich allerdings nicht mathematisch be-
weisen lässt, indem er auch Seh. Hes. Theog. 116 hieher zieht, s. aber
A. 28^. Dagegen schliesst er S. 174—180 eines dieser beiden Citate, Scli.
Apoll. Rh. II, 1006, von diesem Werke aus, indem er hier iv ruiceaig
für einen ungenauen oder irrthümlichen Ausdruck erklärt für iv 'Ed^nuxtg
Xi^eei^ und es scheint in der That, dass er Recht hat. Dagegen hat er es
gleich Dnentzer Zenod. st. Hom. S. 29 schwerlich (wie ich zu meinem
Bedauern erst jetzt erkenne) darin, dass er diese 'Ed-vinctl lefst^, in
denen über die verschiedne provinziale Bedeutung der nämlichen Wörter
gebandelt ward, dem Ephesier Zenodotos abspricht und erst einem späteren
gleichnamigen Grammatiker, sei es dem Alexandriner oder dem Malloten
(vgl. C. 27) , beilegt. Denn auch hier gilt der Grundsatz, dass überall, wo
Zrivodozog schlechtweg angeführt wird, wenn es irgend möglidi ist, der
Ephesier verstanden werden muss, das ist aber hier der Fall (Galen. Gloss.
in Hipp, nstai u. UeXla, vgl. Ath. VII. 327 b. Seh. Ap. Rh. a. a. 0.). Denn
der Einwm-f von Dnentzer a. a. 0., auf den allein Pusch S. 180 sieh
«tützt, „in Ephesii tempus talis Jiber minime cadit'' ist völlig hinfällig, da
schon der nur etwa 15 Jahre jüngere Kailira aohos nachweislich ein solches
Buch geschrieben hat (s. C. 18. A. 87). Das dem Letzteren unten S. 37S f.
neben Dionjsios lambos zugeschriebne Verdienst muss also zwischen ihnen
und dem Zenodotos getheilt werden. Wenn ich daher das in Auszügen
erhaltne Buch, über welches Pusch S. 180—185 handelt, allerdings dem
Ephesier mit ihm abspreche und erst nach Herodianos setze, so geschieht
es nicht, weil ich es für unmöglich halte, dass jener bereite seinen jüngeren
Zeitgenossen Eallimachos citirt haben könnte; aber ich halte es allerdings
mit Pusch für beinahe zweifei loss, dass dies ein vierter Zenodotos mit
dem Beinamen ^iXitaigos war. Dass endlich im Etym. M. nur 4 Stellen
sich auf die Glossen des Zenodotos beziehen, an 10 anderen aber sein Name
in den des Zenobios zu. verbessern ist, hat Dnentzer S. 14 ff. richtig ge-
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BerichtignngeD und Nachträge. 893
sehen, vgl. G. Schoemann De Etymolagici Magni fontibna I. U. Danzig
1881. 1886. 4. Pusch S. 186—187.
C. 12. 8. 881. A. 17. Die von Wilamowitz a. a. 0. zusammengestellte
BeweisfQhrung ist zwar nicht so zwingend, wie sie ihm erscheint, aber
völlig verfehlt ist m. E. der Haupteinwurf von Lud wich a. a. 0., da Ari-
stonikos z. II. H, 482 notire: Ztivodotog dl xal xovtov nal zov ngcotov tijs
i^g ^uiptpdlug ijpicc axl%0Vy so könne die Büchereintheilung nicht von Zeno-
dotos sein, weil dieser sonach das 7. B. mit Y. 481 geschlossen haben
würde. Denn nach ihrem ganzen Inhalt und ihrem Yerhältniss zu einander
und zum folgenden Verse bilden, wie mich dünkt, H, 482 so sehr den
natürlichen Abschluss des vorangehenden Abschnittes und O, 1 den natür-
lichen Eingang eines neuen, dass Zenodotos, auch wenn er zu beiden Versen
den Obelos setzte, doch gar nicht umhin konnte demgemäss abzutheilen,
wenn er überhaupt abtheilte. Uebrigens vgl. Pnsch S. 212. A. 6 hinsicht-
lich der Litteratur über diesen Gegenstand.
C. 12. S. 332. A. 20. Ich glaube jetzt entschieden, dass Duentzcr
Kecht hat, und dass bereits diese Ansgabe wirklich eine Einleitung hatte.
Denn wenn Tatian. Or. ad Gr. 31. p. 120 Otto. p. 31, 22 ff. Schwartz
(s. A. 44 mit den Nachträgen. C. 16. A. 119. C. 26. A. 52) an der Spitze
deijenigen Grammatiker, welche nhffl xrig ^Oiti^Qov noLrjasmg yivovg ts ccvtov
xal xQovov nad-' ov i^nfiacsv gehandelt haben, den Zenodotos nennt, so
hat Pusch S. 203 keinen Grund zu behaupten, wir könnnten nicht wissen,
wo Letzterer dies gethan habe, sondern er that es doch wohl ohne Zweifel
eben in dieser Einleitung.
C. 12. 8.834. A. 28^ Dass in der angefl Stelle nicht, wie H. Schrader
Porph. Qu. Hom. II. S. 430. A. 2 glaubt, Zrjvoiv für ZrivoSozog zu schreiben
ist, zeigt Pusch S. 200 f.
C. 12. S.334. A. 24. 24 b. 26. S. die ausführliche Erörterung von Pusch
S. 210—215, welcher sich für die Annahme von Ausgaben des Pindaros
und Anakreon seitens des Zenodotos namentlich auf die ausdrückliche Be-
zeichnung yQdtpst beruft; ich bin geneigt ihm beizustimmen, aber wer
anderer Ansicht ist, wird ireilich sagen, dass man es mit derselben nicht
so genau zu nehmen brauche, und im Uebrigen s. die Nächträge zu A. 14.
C. 12. S. 334 f. A. 26—29. Zu ganz anderen Ergebnissen gelangt frei-
lich Pusch S. 161—^174, dem ich aber nur darin gegen 0. Schneider
Callim. II. S. 365 beizustimmen vermag, dass Eallimachos sicherlich nicht
'Tnoftvrmata [atoifi%d und 'Tnofivriftata (iv^ind geschrieben hat, sondern
totoQtnd in diesem Titel erst recht das Mythische und Sagengeschichtliche
in sich schliesst (s. Pusch S. 167). Pusch glaubt vielmehr, die ^Tnoiiv^-
fiaxa tatoQiTid des Zenodotos seien Auszüge aus verschiedenen Werken des
Kallimachos und nebenbei auch Anderer von Zenodotos aus Alexandreia
(s. über diesen auch C. 30. A. 256 ff.) oder Mallos gewesen, woraus sich
denn auch die Bezeichnung derselben durch 'Enitoiuii bei Athenaeos er-
kläre. Dafür, dass nicht der Ephesier der Verfasser gewesen sein könne,
wird lediglich wiederum (S. 173) das haltlose Argument von Neuem vor-
getragen: „cutn Zenodotus aliquanto atsperiar fuerit CalUmacho, excerpta ex
Callimachi Ubris componere et publici itms facere non potuW. Als ob es
etwas irgendwie Undenkbares oder auch nur Unwahrscheinliches enthielte
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894 Berichtigangen nnd Nachträge.
einen etwa 16 Jahre jüngeren Zeitgenossen litterarisch za verwenden! Da
nun ferner ansdrücklich auch *Tnoiivrifiata des Kallimachos mehrfach
(Fr. 100^, 2—6) angeführt werden, zwar ohne den Zusatz tötoQindt aber
gleichfalls mythologischen Inhaltes, so ist es nicht, wie Pnsch meint,
eine künstliche, sondern umgekehrt die natürlichste und Alles aufs Beste
erklärende Annahme, dass Zenodotos ebendiese seinem Auszug zu Grunde
legte, was nicht ausschliesst, dass er nebenbei auch andere Schriften des
Kallimachos benutzte. Und gerade falls es bereits der Ephesier war, so
begreift es sich sehr einfach und leicht, wenn er nicht darauf verzichtete
hie und da in diesem Auszug auch eigne, von denen des Kallimachos ab-
weichende Meinungen (vgl. Pusch S. 169 — 173) vorzutragen.
C. 12. S. 887 f. A. 44 fßr XL VIII Worth. 1. 81. p. 120 Otto. p. 31, 16 ff
Schwartz. Warum Schwartz hier (Z. 28) nach Wilamowitz KaXlCatQa'
tog statt KalUfiaxog in den Text gesetzt hat, vermag ich ebenso wenig
wie Pusch S. 202. A. 2 einzusehen. Vgl. die Nachtrage zu A. 20.
C. 12. S. 889. A. 69 hinter 100*, 7 füge hinzu: s. C. 26. A. 209.
C. 12. S. 841. A. 68. Wenn es mit dem veavianog t^g avXr[g dennoch
seine Richtigkeit haben sollte, so sehe ich im üebrigen keine Nöthigung
zur Annahme einer Textverderbniss. Häb erlin theilt eine Yennutimng
von Dziatzko tatogsi: og für vatiQtog (vgl. A. 76) mit, welche er in
(^tötoQsi ogy vötfQoog verbessern zu müssen glaubt, aber mit Unrecht. Denn
auf diese Weise würden die Worte mg KaXlifiocxog viavCc%og mv tTJg avliig
^tctO(^i^ ogy vaxiqmg fista triv avog^-mciv xovg nivanag avxmv dney(fdi>aio
den Widersinn ergeben, als hätte Kallimachos Etwas, was nur in seinen
nivcmsg stehen konnte, schon als Hofknabe und doch diese seine IHremg
erst später geschrieben. Doch auch der Vorschlag von Dziatzko ist un-
haltbar. Denn vexEQmg wird durch das vötsi^ov in der ParaUelstelle 124^
26 (vgl. wiederum A. 76) geschützt, welches zugleich, so schief dort dieser
Ausdruck ist, doch immerhin beweisen dürfte, dass das vati^wg hier nicht
so, wie H aber 1 in will, zu verstehen ist, sondern durch das hinzugefügte
fiBxä xriif dvood-foctv seine Erläuterung findet. Also hat Tzetzes auf alle
Fälle gemeint, Kallimachos habe die lUvausg schon als viuvlcxog abgefasst,
und nicht der Herstellungsversuch von Schneider, wie Häberlin meint,
sondern vielmehr sein eigner „corrigirt das Gegentheil von dem hinein,
was wirklich überliefert ist"; der erstere deckt sich vielmehr noch genauer
als das Ueberlieferte mit jener Parallelstelle 124^ 19 ff.
C. 12. S. 841. A. 69. Seltsamerweise behauptet Häberlin a. a. 0.
S. 498, dass wir im Oegentheil „mit der Annahme eines Kallimacheischen
Bibliothekariats in grosse chronologische Schwierigkeiten gerathen**, dentet
aber mit keiner Silbe an, worin dieselben bestehen könnten. Wer diese
Annahme verwirft, mnss (wie es Wilamowitz folgerichtig auch thut, s.
C. 16. A. 4) die Geburt des Eratosthenes früher ansetzen, als es überliefert
ist, etwa schon 288, dann aber, wenn Aristophanes dessen unmittelbarer
Nachfolger war, wiederum auch dessen Lebenszeit etwa schon zwischen
269 und 192, dann aber kann Aristarchos kaum noch dessen Schüler ge-
wesen sein, da er bei dem mit 77 Jahren erfolgten Tode desselben höchstens
28 bis 26 Jahre gezählt haben würde, s. C. 16. A. 9^ 10. 86. — In Z. 10
dieser Anm. v. o. 1. 225 statt 886.
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Berichtigungen und Nachträge. 895
0. 13. S. 802. A. 91. Vgl. auch Immisch £[laro8, Leipzig 1890, Jahrb.
f. Ph. Snppl N. F. XVIL 8. 37 f.
C. 13. S. 360. A. 12^. Jurenka Quaestiones criticae, Wien 1885. 8.
(I. De Callimacho Apollonii Rhodii inimico) ist werthlos, b. Knaack Berl.
ph. Woch. HL 1886. Sp. 876—878.
C. 13. S. 361. A. 18. Das Epigramm des Apollonios ist wohl als ein
spöttisches Motto zu den Mtiu des Eallimachos gedacht; ahiog => „poena
dignus*' (Gerhard Lect. Apoll. S. 6), vgl. Eustath. in Od. a, 349. p. 63, 81:
TJyovv vnBvd-vvog nccl %oX<i<JB(og ä^iog. — ,,Einen neuen Angriff gegen Kalli-
machos bei Apoll. IV, 982 fF. hat Reitzenstein Inedita poetarum Qrae-
corum fragmenta, Rostock 1890. 4. S. 12 f. auf Grund eines von ihm neu
und eines Tollständiger (vgl. Fr. 22) aufgefundenen Bruchstücks aus den
'Aifyovg %axoiMi<tiko£ (s. A. 36) entdeckt**. (Knaack). Vgl. die Nachtr. z. A. 31.
C. 13. S. 361. A. 19. Die Yermuthungen darüber , warum Eallimachos
gerade den Namen Ibis gewählt haben mag, s. b. Weichert ApolL v. Rh;
S. 66—76.
C. 13. S. 858. A. 81. Neue Fragmente der Ahi,a giebt Reitzenstein
a. a. 0. S. 10—13.
C. 13. S. 854. A. 36 z. E. statt S. J. Klemm — Doctordiss. lies: Den
Beweis wird Knaack führen.
C. 13. S. 354. A. 37. Vgl auch Dilthey a. a. 0. S. 15 ff.
C. 13. S. 355. A. 38. „Spiro würde allerdings wohl Recht haben den
gesuchteren Ausdruck bei Kallim. Fr. 490 als den späteren anzusehen, wenn
der andere H. V, 56 von dem Dichter frei erfunden wftre; allein derselbe
ist offenbar mit Anspielung auf Eurip. Fr. 484. xovx ^i^og o fi.v&og gewählt,
vgL Nauck F. T. G.« S. 511 f." (W. Schulze).
C. 13. S. 356. A. 42. „Neue, wichtige Fragmente der Hekale theilt
Reitzenstein a. a. 0. S. 13 ff. mit." (Knaack).
C. 13. S. 856. A.'44. Ein neues Fragm. der lamben s. b. Reitzen-
stein S. 9.
C. 13. S. 357. A. 54. „üeber das 28. Epigr. des Kallim. handelt abge-
sehen von Wilamowitz Homer. Unters. S. 354. A. 36 (vgl. oben A. 14)
auch Blass Ausspr. des Griech.^ S. 63 unter Erwähnung früherer Erkläruugs-
und Emendationsversuche'*. (W. Schulze). Vor Kaibel füge hinzu:
Dressel Sopra un frammento di Callimaco scritto nel primo secolo, Riv.
di FiloL IIL 1875. S. 556—566.
C. 13. S. 365. A. 74. S. auch noch W. Meyer Zur Gesch. des griech.
u. des latein. Hezam. , Münchner Sitzungsber. 1884. IL S. 979 ff. Derselbe
legt dar, dass Kallimachos in Bezug auf die Cäsuren des Hexameters sich
folgende drei Regeln gebildet habe: 1) Trochaeos und Daktylos im zweiten
Fusse dürfen nicht durch den Schluss eines drei- oder mehrsilbigen, im
ersten beginnenden Wortes gestaltet werden, 2) Penthemimeres nicht durch
ein zweisilbiges iambisches Wort, und 3) sie darf sich nicht mit männlicher
Cäsur an fünfter Stelle verbinden. Von diesen Regeln gestattet er sich nur
seltne Ausnahmen (von allen drei zugleich H. VI, 91). Strenger als Theo-
kritos (wie es scheint) folgt ihm Apollonios, namentlich jedoch nur in der
dritten Regel, am Strengsten Nikandros, Bion, Moschos und Pseudo-Moschos.
Auch im Pentameter vermeidet er am Schlosse der ersten Hälfte iambische
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896 Bericbtigimgen und Nachträge.
Wörter, verwendet dagegen zahlreich und bedingongslos an f&nfter Stelle
trochaische Wortschlüsse and erst recht am Ende des Ganzen iambische
Wörter. Die dritte Regel beruht darauf, dass Wortschluss in der fanften
Hebung gewöhnlich nur zugelassen wird, wenn auf die Cäsur nata r^xot
xqo%atov ein längeres Wort folgt, welches die vierte und fünfte Hebung in
sich schliesst: es wird also vermieden in der vierten und fünften und noch
mehr in der dritten, vierten und fflnfben Hebung betonte Wortschlösse ein-
ander folgen zu lassen und nicht minder bei Cäsaren bloss an dritter
und fünfter Stelle diese durch betonten Wortschluss zu bilden. Eine fernere
Begel endlich, welche schon bei den älteren Elegikern geherrscht zu haben
scheint, gegen die aber Aratos noch 23 Verstösse darbietet, dass sich mit
der Cäsar an dritter Stelle noch Hephthemimeres oder aber bukolische
Diärese verbinden muss, haben auch Apollonios und namentlich Nikandros
ziemlich streng beobachtet, etwas weniger Theokritos, s. C. 5. A. 62. Das
Genauere muss man bei Meyer selbst nachlesen.
C. 13. S. 868. A. 70 für 406^ 1. 407.
C. 13. S. 866. A. 76. S. auch d. Nachtr. z. C..17. A. 182.
C. 18. S. 867. A. 84 für 56^ 1. 57*». — Ich habe im Text den Titel
stehen lassen, wie er ohne Zweifel verkehrt im Katalog bei Sold, über-
liefert ist. Jedenfalls ist wohl Savfiaoimv für Bavfhdtmv zu setzen, und
slg ist natürlich falsch. Schneider II. S. 14f. 829 vermuthet, dass Sav-
y,uc(mv ^xoel nuqadoimvy xmv dvä nacav oder itp* anacctv tijv yijv oder
iv andaji tfi y^ x. t. 1, die richtige Bezeichnung sei
C. 13. S. 869 f. „Es fehlt der Commentar des Sallustius zur Hekale.
S. üb. dens. Reitzenstein S. 18 ff. 16ff.'* (Knaack).
C. 18. S. 871 f. A 107. Chlebowsky De CalUmachi hjmno in lovem,
Roessel 1879. 4. E. Dittrich Zu K., Jahrb. f. Ph. CXLI. 1890. S. 829— 832.
C. 14. S. 876. A. 2. Hinter Greifswald 1890. 4. füge hinzu: (vgl. die
im Ganzen beistimmende Bec. v. Häb erlin Woch. f. kl. Ph. VE. 1890.
Sp. 1204 f.). 0. Gruppe Die rhapsodische Theogonie und ihre Bedeutung
innerhalb der orphischen Litteratar, Leipzig 1890. 8. (Jahrb. f. Ph. Suppl.
N. F. XVII. S. 687—747) konnte erst bei der Correctur und daher nur
äusserst unvollständig benutzt werden. Gruppe weist theils mit denselben
Gründen wie Sasemihl, theils mit anderen nach, dass der Versuch von
0. Kern darzuthun, die ältste orphische Theogonie sei bereits keine andere
gewesen als die hernach in 24 Rhapsodien getheilte, misslungen ist. Seine
Beweisführung bringt ihn aber auf der einen Seite in einen noch viel
schärferen Gegensatz zu diesem Versuche, dergestalt dass, wenn sie durch-
aus richtig sein sollte, auch der vermittelnde Standpunkt von Sasemihl
nicht mehr haltbar sein würde, nach welchem die beiden späteren orphischen
Theogonien doch wenigstens neoe, wenn auch stark umgestaltende Redac-
tfonen der ursprünglichen verbleiben (s. A. 8®). Und in der lliat hat er
gezeigt, dass die Abweichungen dieser beiden jüngeren Formen von jener
ältesten stärker sind, als auch noch Susemihl annahm, und dass nament-
lich alles Pant^eistische und daher auch die Verschlingung des Phanes
durch Zeus (aber nicht, wie er glaubt, auch Phanes selbst) der letzteren
noch fremd waren, daher denn auch Pseudo-Aristot. de mund. 7 und etwa
Valerius Soranus (s. A. 7) nicht mehr, was Susemihl S. V. A. 18 wenigstens
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Berichtigungen und Nachträge. 897
als möglich ansah, noch diese letxtere im Ange haben können. JedenüaUs
hält aber doch Gruppe m. E. die Verschiedenheiten für grösser, als sie
es in Wirklichkeit waren, so dass jener vermittelnde Standpunkt immer
noch nicht aufgegeben zu werden braucht. Auf der anderai Seite erklärt er
es schwerlich mit Becht für nicht unmöglich, dase die beiden späteren
Formen doch schon aus yoralezandrinischer Zeit stammen, und tritt inso-
fern wieder Kern näher, als es Susemihl thut. Zur Begründung des vor-
stehenden ürtheils s. Susemihl Zu den orph. Theogonien, Jahrb. f. Ph.
CXLI. 1890. 8. 820—826. (Darauf hin hat sich Gruppe brieflich in der
Hauptsache mir sostimmend geäussert).
G. 14. S. 376. A. 7. S. 377. A. 8^ 8. den eben gegebnen Nachtr. z. A. 2.
G. 14. S. 378. üeber Pseudo-Epimenides s. G. 83.
G. 14. B. 879. A. 11. Zu der Diss. von Gder vgl. jetzt die ausführliche
Eec. V. Knaack Woch. f. kl. Ph. VIL 1890. Sp. 37—41. „Oder hat jetzt
seinen Widerspruch in Bezug auf die Namen bei Anton. Lib. aufgegeben*^
(Enaack).
G. 14. S. 380. A. 17. „Fraglich ist gegen Wilamowitz nur, ob im
ersten Verse dfKptß&ritov nicht zu halten ist". (Knaack).
C. 14. S. 380. A. 22. Welcker Kl. Schrr. I. S. 896 nimmt viehnehr
an, dass erstere Anekdote der letzteren, die er mit Becht gleichfalls für
unhistorisch hält, „nachgebildet** sei: „Antagoras las sein Gedicht in
Boeotien vor, und Niemand bezeugte Beifall, worauf er das Buch zumachte
und sagte: mit Hecht seid ihr Boeotier, denn ihr habt Ochaenohren". Vgl.
Ep. Cycl. P. S. 100 (P. S. 106): „Auch von der Thebats des Antagoras ...
wird erzählt, dass die Zuhörer sie frostig anhörten und er sich mit ihrem
Mangel an Bildung tröstete. Hier wird die Scene dem Wortspiel mit
Ochsenohren zu Gefallen nach Boeotien verlegt so wie dort Piatons wegen"
(der allein bei der Vorlesung ausgehalten haben soll) „nach Athen**. Dass
Meleagrot (s. A. 23) die von ihm aufgenommenen Epigramme des Anta-
goras als Zweige von der Pflanze „Ochsenauge** bezeichnet, kann schwer-
lich (worauf W. Schulze verfiel) als Anzeichen davon angesehen werden,
dass vielleicht schon er dies Histörchen gekannt, geglaubt und eben mit
dieser Bezeichnung auf dasselbe angespielt habe. Wenigstens müsste diese
Anspielung als gerade so unpassend wie boshaft erscheinen: wenn er diese
Ochsenaugen mit den Ochsenohren der Boeotier zusammenstellte, warum
nahm er sie dann auf? Ohnehin wäre dies ürtheil ein sehr unberechtigtes
gewesen. Denn „man darf wohl mit Meineke Del. S. 149 sagen: cuius
utinam plura epigrammata*' (vgl. A. 20. 23) ,ySwperesseni*' , (Knaack).
G. 14 8. 383. A. 46. Das Beste in Weich erts gutgemeintem und als
ältester Versuch einer gelehrten monographischen Behandlung eines Stückes
der alexandrinischen Litteratur anerkennenswerthem , aber langweiligem
Buche ist die vergleichende Inhaltsüb^sicht der Argonautica des Apollo-
nios und des Valerius Flaccus 8. 270—824 (vgl. 8. 889. 362 ff), bei welcher
er freilich ausgesprochenermassen (8. 270. A. 342) für ApoUonios der schon
von Man so 8. 182—198 gegebnen Skizze grösstentheils gefolgt ist. Im
Uebrigen s. die Nachträge zu A. 62 u. 69.
G. 14. 8. 386 f. A. 56. Vgl. auch schon Gerhard 8. 7: ,]k\mc (näml.
Cdüimachum) certe nisi ludibrii causa neque iubentem neque invitttm una
BussMiHL, grioch.-alex. Litt.-Gesch. I. 67
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898 .Berichtigungen und Nachträge.
cum Äpollonio sepeUre potuerunt^^. S. freilich W eich er t S. 86 f^ der diei
,,8innig und menschlich** findet nnd, was ja an sich möglich ist, an einen
gemeinsamen Begräbnissplatz der Mitglieder des Mnseions denkt.
C. 14. S. 388. A. 89 für ZmctQazovg 1. Zmctgatov,
C. 14. S. 887. A. 60. Dass es freilich von Epimenides oder aach nnr
unter dessen Namen kein Argonautengedicht gab^ darüber s. C. 19. A. 104,
vgl. C. 33. A. 289.
C. 14. S. 887. A. 62. Als besonders gelangen hebt Man so S. 220 fil
n&chstdem noch II, 587—606 und III, 79—166 hervor. Im üebrigen sind
seine ürtheile S. 199 ff., auf die hier noch ganz besonders verwiesen sei,
wie Bernhardy a. a. 0. IP, 1. S. 867 mit Recht bemerkt , „zwar wenig
günstig, aber nicht unbillig", und der Versuch von Weichert 8.824—387
dieselben zu entkräften oder doch zu mildem ist vOUig misslungen, um so
mehr da Weichert selbst nicht umhin kann die klägliche Bolle, welche
namentlich lason spielt, nicht bloss zuzugeben, sondern sogar noch genauer
darzulegen. Uebrigens s. auch Bernhardy a. a. 0.
C. 14. S. 388. A. 65. Den ersten Ansatz zur Forschung über die Quellen
und Vorgänger des ApoUonios machte Groddeck Ueber die Argonantika
des ApoUonius Bhodius, Bibl. der alten Litt. u. Kunst St II. & 61—113,
der dann zn dieser unvollendeten Arbeit noch Nachtiilge im Prooemiom
zum Lectionskat. der Univ. Wilna 1828 f. gab. Ich kenne diese Arbeiten
nicht — Gegen Enaack s. Bethe Woch. f. kl. Ph. V. 1888. Sp. 299 f.
Vgl noch Groeger De Argonauticarum fabularum historia quaestiones
selectae, Breslau 1889. 8. (Doctordiss.).
G. 14. S. 889. A. 69. Auch das Lob bei Quintil. X, 1, 54. ApoHomus
in ordinem a grammaticis datum nan vemt, gnia Aristarchus etc. (s. 0. 16.
A. 56), non tarnen contemnenäutn reddidü opus (woraus freilich Weichert
S. 421 seltsamerweise ein „sehr schätzbares" Werk machen will) aeguaU
qtiadam mediocritate lautet übrigens noch kühl genug. Genad dasselbe
Urtheil fällt, nur mit anderen Worten, Psendo-Longin. de snbl. 88, 4, in-
dem er den ApoUonios als antcotog rühmt, aber dabei bemerkt, dass
dieser Ruhm nur ein nichtoriginalen Geistern zukommender ist (s. die gute,
bei Weichert 8. 419 wiederabgedruckte Erläuterung von Morus z.d.8t.).
Belehrender über den Sinn dieser Kritiken als die weitschweifigen Ans-
führongen von Weichert S. 408— 420 sind die weit kürzeren, aber um
so treffenderen Bemerkungen von Manso S. 179—181. 8. 219 £ mit A. k und
Bernhardy a. a. 0. Nicht allzu erheblich ist die Aeossernng von Fronto
de orationibus IV, 1. p. 126 Niebuhr: j^poUoniua auUm, non enim Hörnen
prooemiorum par artificium est, ApoUonius, inquam, qui Argonautas seripsity
quinque re(j6 iny (so Weichert S. 416. A. 450, re<« diversasy Niebuhr)
quattuor versibus narrat, xaXaiysviav nXia (pmxmv, viros^qui navigassent,
ßaotX'^oe iqniiuocvvj] IleUao, euius imperio navigassent, %Qv6BUfv futa %£ag,
cui rei navigassent, ivSvyov jjXacav 'Agyco^ navem qua vecli essent. üeber
die neueren Kunsturtheile s. auch die Nachträge zu A. 62.
C. 14. S. 389. Unter den Commentatoren des Argonautengedichts fehlt
ApoUonios , s. C. 30. A. 101.
C. 14. S. 898. A. 90 füge hinzu: VgL die Bec. von Enaack Deutsche
L.-Z. 1888. Sp. 1365 f.
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Bericlitigimgen und Nachträge. 899
C. 14. S. 396. A. 102. Krateß a. a. 0. V. 1 f.
XoiQCXog 'Avtindxov noXv iBÜesrocf dXX' inl naaiv
XoiqClov EvtpoQlmv bI%6 did öt6(iaxog.
Bemhardj a. a. 0. 11^, 2. S. 734 bestreitet, dass man aus diesem
„beissenden" Epigramm auf homerische Stadien des Eaphorion and eine
Vorliebe desselben für Choerilos schliessen dürfe. In der That ist der
schmutzige Nebensinn (s. A. 132) hier die Hauptsache, wie auch das in66i
beweist, aber der ganze Witz beraht eben auf der Doppelsinnigkeit and
gioge folglich verloren, wenn nicht auch eine gleichfalls zatre£Pende, Ter-
hältnissmässig unschuldigere Deutung mOglich wäre und der Dichter nicht
den Schein annähme, als hätte er an gar keine andere gedacht, wenn also
Eaphorion nicht wirklich ein Verehrer des Choerilos war und nicht wirk-
lich für seine vielen yXmöaai das Glossar des Philetas verwandte (s. A. 101).
Höchstens kann Bohde Gr. Rom. 8. 23. A. 1 annähernd Becht haben,
wenn er bemerkt: „Auf Angriffe gegen den Homer deutet wohl auch das
abwehreilde Wort des Euphorien Fr. LXX: angox^iuiaxog ''OiArjifog, Viel-
leicht genügte schon eine solche Abwehr voreiliger Verunglimpfung, um
den Euphorien in jenem l^kannten zweideutigen Epigramm . . . der Ob-
scönität zu Liebe zum 'Oi»^qi%6s zu machen. Denn >vas in seiner eignen
Dichterthätigkeit gerade den Euphorion zum Homeriker gemacht haben
könne, ist nicht abzusehen^*.
C. 14. S. 395. A. 102^ Vgl. auch die Nachträge zu C. 9. A. 47. „Knaacks
Euphorionea sind im Wesentlichen eine Beconstruction der Chiliaden. Ver-
kehrte Einwände erhebt Immisch Klares, Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XVII.
1890. S. 147 fF." (Knaack).
C. 14. S. 396. A. 106. In Wahrheit will der Vers Verg. Ecl. X, 60 für
Vergilius selbst nicht viel besagen, da er ja dem Gallus in den Mund ge-
legt ist. In Bezug auf Ecl. VI, 69—73 femer steht es ähnlich, s. Schnitze
a. a. 0. S. 66: „his verbis Vergilim ad id GaUi poemcUian spectat, quo
originem Grynaei nemoris cdebraverai. idem argumentum tractavit Euphario
in quinto, ut suspicatur Meineke, CInUadum libro, servavitque ex eo non-
nulla, quamvis temere conflata Servius ad Ed. VI^ 72 (Fr. XLVI Mein./'.
Serv. sagt denn auch nur dies: hoc autem Euphorionis continent carmina,
quae Oattus tra/nstulit in sermonem Latinum: unde est iliud infine, ubi GaUus
loquitur (X, 50): ibo et Chalcidico quae sunt mihi condita versu carmina etc.
C. 14. S. 397. A. 121. „Das neue Bruchstück steht, wie wir jetzt er-
fahren, im ächten Etym. M. und gehört vielmehr in den SQ^i, s. Beitzen-
stein a. a. 0. S. 9''. (Knaack).
C. 14. S. 401. A. 146. „Es ist doch sehr fraglich, ob Bhianos das un-
zweifelhaft richtige sv7i<pBPS<ov II. 9^, 81 durch Coojectur entdeckte und nicht
vielmehr als ältere Lesart in einer Handschrift fand; anf alle Fälle zeugt
es für seinen kritischen Tact, dass er dies aufnahm'*. (W. Schulze).
C. 14. S. 401. A. 162. „üeber die 'AxctX%tt äussert Vermuthungen unsicherer
Art, die aber doch nicht ganz abzuweisen sind, Kalk mann Paasan. S. 132 —
136, indem er die auffallende Menge erotischer Legenden im 7. B. des PauEC
unmittelbar oder mittelbar auf Ehianos zurückzuführen sucht**. (Knaack).
C. 14. S. 407. A. 187. Z. 6 f. v. o. vor und nach VU, 666 -XI, 89 fehlt
ein Komma.
67*
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900 Berichtigimgen und NachtrSge.
C. 14. S. 408. A. 194. Ueber Licinias Archias s. jetzt Hillscher
a. a. 0. Da derselbe nach Cic. p. Arch. §.21 sich die Aufgabe gestellt
hatte die. Thaten des LucuUus (und nicht auch des Pompeius) gegen Mi-
thridates zu yerherrlichen, so ist es, wie W. Fabricius Theophaoes ond
Dellius (s. C. 88. A. 161) 3. 6 f. Anm. richtig bemerkt, eine üebertreibimg,
wenn Cicero hier dennoch sagt, er habe Mitkridaticum . . . bdhsm , . .
Mum besungen. Aus Cic. ad Att a. a. 0. p. Arch. 10, 26. 11, 28 erhellt,
dass er auch den Q. Caecilius Metellud Pins und das Consulat des Cicero
poetisch feiern wollte. Ob die unter dem Namen des Archias schlechtweg
fiberlieferten, recht massigen Epigramme sämmtlich ihm angehören, l&ast
M. Haupt Herrn. 111. 1869. S. 206 f. — Opusc. lü. S. 409 f. dahingeetellt,
obwohl er urtheilt, dass alle aus Ciceros Zeit sein können, aber mit Ent-
schiedenheit schreibt er ihm alle diejenigen zu, in welchen Epigramme
des Antipatros you Sidon oder, was in Bezug auf Anth. Pal. Vi, 13. 14
nicht weniger als fiermal VI, 16. 179 — 181 der Fall ist, von diesem und
von Leonidas variirt werden (d. h. noch Anth. Pal. VI, 20Y TgL m. 206.
Vn, 68 ygl. m. 66. 67. VII, 147 [was Haupt übersehen hatte] ygL m. 146.
VII, 166 vgl m. 163. 164. Anth. Plan, IV [Anth. Pal. XVIJ, 179 vgl m. 178),
da Cicero p. Arch. 8, 18 gerade diese Greschickliohkeit des Archias im Ex-
temporiren nnd in den Variationen auf dasselbe Thema hervorhebt Eiben-
dieselbe rühmt er übrigens, wie Hillscher hinzufügt, auch an Antipatros
von Sidon (vgl. dessen 8elbstvariation Anth. Pal. IX, 790 ff.) und Quintil.
X, 7, 19 mit Berufung auf Cicero an Beiden.
C. 14. S. 409. A. 196. Enaack macht mich darauf aufmerksam, dass
er sich gegen Gruppe in der Woch. f. kl. Ph. HL 1886. ßp. 869 f. ge-
äussert und in der kleinen Abh. Zur Phadthon-Sage, Herrn. XXII. 1887.
S. 687—640 seine Ansichten noch etwas * genauer bestimmt, übrigens mit
denselben vollen BeiÜEill bei Schanz Deutsche L.-Z. 1886. 8p. 667 gefunden
hat — Für den Dichter der Ahß^v %xicig hält Müller F. H. G. IV. S. 814
Apollonios den Rhoder, wa« bei Roh de Gr. Rom. S. 42 Beifall gefunden hat
Oder hat, wie er mir mittheilt, das Fragment darauf hin untersucht nnd ist
zu dem Ergebniss gelangt, dass wir zu dieser Annahme nicht berechtigt sind.
C. 16. S. 418. A. 28. Z. 8 v. u. f. 611 1. 609.
C. 16. S. 418. A. 68. Vgl. auch C. 22. A. 67<^. 68.
C. 16. S. 419. A. 69. Das hier Ausgeführte ist nach C. 22. A. 88 (vgL
dfks. A. 81) zu modificiren.
C. 16. 8. 420. A. 66. S. 427 f. A. 92. Die Schrift von Maass ist von
Knaack Berl. ph. Woch. IV. 1884. S. 1216—1219 angezeigt
C. 16. S. 426. A. 86. Vgl. auch C. 26. A. 129.
C. 16. S. 427 f. A. 92. Dass die Erigone des Eratosthenes durch Ver-
mittlung eines mythologischen Handbuchs die Quelle von TibuU. II, 1,66 ff.
war, zeigt Maass Tibullieche Sagen, Hermes XVIH. 1883. S. 389—342.
C. 16. 8. 428. A. 93. Müllenhoff Deutsche Alterthumsk. I. a 243
glaubt, dass Eratosthenes den Hermes später als das geographische Werk
geschrieben und seine im letzteren vorgetragne Ansicht über die Zahl der
Zonen im ersteren geändert habe. Dagegen beweist aber Max. C. P. Schmidt
Des Eratosthenes Zonenanzahl, Philologus XLIII. 1884. 8. 199—201, dass er
unbeschadet seiner Annahme eines milderen Klimas und der Bewohnbarkeit
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Berichtigungen und Nachträge. 901
der Aeqnatorialgegend (die dann auoh auf Polybios und Poseidonios übergiog,
Strab. II. p. 97) stets 6 Zonen anerkannte, uod widerlegt auch Berger a. a. 0.
S. 86 f., welcher bei Strab. a. a. 0. 'E^«KTO<r^es^s in JIodftdtDViog verbessern wollte.
C. 16. S. 432. A. 12. ,,Da8 von unteritalischen Griechen (in Tarent
und Herakleia) erfundene Zeichen für den spiritua asper h, das vielleicht
schon Piaton (s. Kratyl. 412 A. 437 A und dazu H. Schmidt PI. Erat.
S. 46—47 u. Blass) bekannt war, diente bereits in der Zeit des Aristoteles
(Soph. el. 20. 177^ 1 fF.) ala nagdaritiov ; vgl. Blass Ausepr.* S. 90. 93,
allem Anschein nach sogar schon zusammen mit dem Zeichen für den
Spiritus lenis H, da Aristoteles d. Plural xaqcigrifia gebraucht". (W. Schulze).
Derselbe schreibt nämlich: ov yccQ iati ditxov to noiQa t^v dta^QSiftv. ev
yuQ 0 avtog Xoyog yCvBxai. diaiQOVfispog , stnsi^ fkrj %al to OQog %al
Offog, x^ nqoamdia Xs%^\v crificc^vti, ^tSQOV {dXX' iv fihv rorg yf y^a/si-
(livoig xavtov ^o^a, otav i% xmv etvtoiv atoi%^{<ov ysygafiiiivov ^ xal
änfavtmg, %d%ei d' rjöri nugdari^a noiovvtai^ xd Sl (p^syy6fASvu ov
tavxd)' m<jx* ov dixtov i6 isaqd diaCf^sciv^ und ich selbst habe in meinem
Handexemplar notirt: .^Teagdarifice Nebenzeichen fOr asper und lenis". Die
Stellen in Plat. Erat, sind allerdings zweifelhafter Natur, s. Schanzzu dens.
Hinsichtlich der Interpunction aber s. Wilamowitz Eur. H. 1. 8. 127 f.
G. 16. S. 442. A. 47^. 48. Seltsam missversteht den Sinn dieser Schrift
v. Sca'la a. a. 0. S. 264.
C. 16. S. 444 ff. A. 66. Vielleicht habe ich üsener noch viel au viel
zugestanden: es fragt sich sehr, ob die Hauptquelle des Quintil. nicht doch
Dionjsios war und dazu eine geringwerthige , bloss tabellarische Neben-
quelle kam. Freilich kann ich darin irren.
C. 17. S. 476. A. 66 fQge hinzu: höchst wahrscheinlich nach Pamphilos,
vgl. d. Nachtr. z. C. 26. A. 197.
C. 17. S. 482. Z. 1 V. 0. f. Vindanionus 1. Vindanionius oder rich-
tiger Vindanius oder Vindonius. Den erstem Namen geben die Geopon.,
den letztem Phot. S. Oder Beitr. z. Gesch. der Landwirthsch. , Rh. Mus.
XLV. 1890. S. 66 ff.
C. 17. S. 482. A. 128. Vgl. Oder a. a. 0. S. 74 f.: „Dem Werke taxoQ^a-^
tpvasiag des ersten Artikels entspricht aus dem zweiten q)vct%d — amnu-
^simv, wonach also das Sympathiebuch** (vgl. A. 133) „ein Theil der
(pv^tTui war, beziehungsweise der (pvoi%eel ^wdiistg {9vvaiiks^ scheint auf
dwdpLBig hinzuweisen, wie Bernhardy sah), oder, was auch mOglich ist,
sympathetische Heilmittel auch hier die erste Rolle spielten. Eine Vor-
stellung von dem Inhalt der (pvcMal dvifäfie ig geben uns Plin. XXVIII—
XXX , wo ausdrücklich auf die Magier Bezug genommen wird und Orpheus"
(s. A. 10) „und Democrit (Plin. glaubt auch nicht an Fälschungen auf
Democrits Namen und nennt Bolus nicht, vgl. XXIV. §. 160 [s. A. 129])
unter den Quellen der medidnae ex animalibus genannt werden. Doxo-
graphisch war offenbar auch nfgl xmv — dy6vx(ov. Bei dem astrologischen
Ttsgl arifif^cov x. x. l, erinnert man sich, dass Democrit bei Lyd. de ost.
p. 166, 6 Wachsm. citirt wird, und dass die Citate desselben Qeop. 1, 6, 3. 12, 6 ff.
auf ein Werk wie das des Bolus zurückgehen müssen. Vgl. Oder S. 88".
0. 17. S. 482. A. 129. Dieser Schluss ist nicht richtig. Denn dem Plin.
musste nach dem eben (Nachtr. z. A. 128) Bemerkten Apollodoros als
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902 BerichüguDgen und Nachträge.
sectator Bemocriti erachemeD, auch wenn yielmehr umgekehzt Fseado-
Demokritos jenen benutzt hatte, und das halte ich jetst fOr das Wahr-
scheinlichere. Vgl. d. Nachtr. zu A. 132 u. z. C. 24. A. 44.
C. 17. S. 488. A. 130 füge hinzu: Oder a. a. 0. S. 72—76.
C. 17. S. 483. A. 182. Diese sehr richtige Bemerkung yon Meineke
(denn Demokritos sollte ja als Verfasser gelten) hat auch Oder 8. 73 f. 75
nicht beachtet Aber gerade wenn Bolos dennoch wirklich den Theophr.
citirt hätte, würde die bestechende Vermuthnng Oders sehr unwahrschein-
lich werden, die Machwerke des Bolos (oder Pseudo- Bolos) b> Psendo-
Demokritos hätten schon zur Zeit des Eallimachos existirt, und Letzterer
habe desshalb, um Glossen des Demokritos zu erklären, erst das Material
sichten und den Betrug aufdecken und so ein eignes neues Verzeichniss
der ächten Schriften desselben aufstellen müssen, und so sei der Titel
niva^ xmv JrifMKifijov yXooaaöiP wal avvtayitdtav (s. C 13. A. 76) zu yer-
stehen, den jedoch Oder mit Hecker Comm. CaUlm. S. 3 in TLivc^ xmv
Jri(AO%Qitov Hocl yXmifüäv ovvtayfM yerbessern möchte. Denn Eallim. selbst
war ja noch ein jüngerer Zeitgenosse des Theof^r., etwa ein mittlerer
Zwanziger bei dessen Tode. Auch an sich jedoch ist ein so früher Ur-
sprung dieser Fälschungen, da sich eben unter ihnen auch doxographiache
befanden, aus dem A. 7 dargelegten Grunde nicht sonderlich glaublich.
C. 17. S. 484. A. 133 z. E. 1. Nepualii fragmentum nsgl tov %ttxä am-
ndd'sucv %al avfindd'stav et Democriti u. s. w. Ob der Tractat unter dem
Namen des Demokritos wirklich erst byzantinischen Ursprungs ist, hätte
ich besser auf sich beruhen lassen. Wenigstens bemerkt Oder S. 70fiL
mit Recht, es sei Gemoll nicht gelungen nachzuweisen, dass dies yon
beiden Tractaten und einem dritten, sich grossentheils mit ihnen decken-
den Geop. XV, 1 gelte und alle drei lediglich auf Aelian. N. A. I, 36
zurückgehen sollen, und er führt sie yielmehr auf das Sympathiebucff
zurück. £r billigt femer yielmehr die Vermuthnng yon Haupt Opusc ÜI.
S. 279, für NsitovaX^ov sei Nenxovvittvov zu schreiben, und macht wahr-
scheinlich, dass dieser auch sonst bekannte Neptunianos etwa ein Zeit-
genosse des Tatianos gewesen sei. Von dem zweiten Tractat giebt er je-
doch allerdings zu, dass der Verfasser „ein Fälscher unter Demoorits
Flagge*^ gewesen zu sein scheine; andererseits jedoch könne jenem Tractat
der Name des Demokritos auch nur als Vermuthnng eines Späteren hinin-
gesetzt sein, gleichwie der in den Geop. a. a. 0. erhaltene jetzt den des
Zoroaster an der Spitze trägt.
C. 17. S. 484. A. 136. Hiemach ist auch Oder S. 72 f. zu berichtigen.
C. 17. S. 484. A. 137. Oder a. a. 0. will bei La. Di. IX, 46 yielmehr
l hinter ij^ixcoy einfügen, weil für die 'Tjco(ipiqiiata ^d'inu nach Aus-
scheidung der 9 (?) §. 48 f. bezeichneten besonderen Bücher doch wenigstens
noch ein zehntes habe übrig bleiben müssen.
C. 17. S. 486. A. 140. Ueber die sämmtlichen pseudo-demokritisohen
Ueberreste in den Geopon. s. Oder S. 70 — 77.
0. 17. S. 485. A. 142. Dass jedoch nicht (was Oder S. 76 für möglich
zu halten scheint) bei Stob. Flor. IX, 64 Ilmlov Uv^ayo^eiov mit Reine sius
in Bmlov J7. geändert werden darf^ scheint mir ans dem Zusatz Aeviucpov
heryorzugehen.
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Berichtigangen und Nachtrilge. 903
C. 18. S. 487. A. 7 für Humorifitische 1. hnmoristische.
C. 20. S. 624. Z. 3 f. y. o. Das versehentiich ansge&llene Stück, ffir
welches hier auf die Nachträge verwiesen wird, soll lauten:
Melantfaios vermuthlich von Sikyon und A pell es aus
Kolophon, aber in Ephesos und wahrscheinlich auch in Eos ein-
gebürgert*^^), jene beiden berühmten Maler aus der sikyonischen
Schule und Schüler des nicht minder berühmten Pamphilos*^*');
schrieben beide über ihre Kunst **^). Ob aber derjenige Pam-
^hilos, von welchem es ein Werk negl yQatpixijg xal ^oyQdfpmv
ivSo^mv gab, bereits jener ihr Lehrer Pamphilos aus Amphi-
polis oder Nikopolis war, welcher in Sikyon wirkte und wahr-
scheinlich auch das Bürgerrecht erhielt, ist zum Allermindesten
46^) Said. 'AnsXXriQy KoXo(pmviog, ^iitsi d' 'Etpiaiog, So>yQU(pog, (lad^-
trig nafitpilov tov 'AfKpmoXltovy ngotsQOV Sh *E(p6(fOV tov 'Etptöioff^ vtog
Ilvd-sov^ dSsX(p6g Kxriei6%ov xal ctvtov itoyqatpov, Strab. XJV. 642. xal
*Innmvai S' ictlv o noiritrig l£ 'Ecpicov xal Tlaggdotog 6 to^YQ^V^S ^^^
'AnilXrig, Lnkian. Calumn. non tem. cred. 2. *A, 6 'EApsaiog, Plin. XXXV.
§. 79. A. Cou8. Ovid. A. A. III, 401. Gous A. ex Pont. IV, 1, 29. artifieis
. . . Coi.
460) Ausser A. 46^ s. Plin. XXXV. §. 76. Pamphilum ApeUis praeceptorem.
§. 123. PamphUus . . . Apellis praeceptor. §. 76. ipse (Pamphüus) Macedo
natione, sed primus in pidura omnibus litter is eruditus, praecipue arith-
metica et geometria, sine quibus negdbat artem perfid posse, docuit neminem
taiento minoris . . . quam mercedem et Apelles et Mdanthius dedere ei,
Plut. Arat. 18. i^vd'si yciQ in do^a xijg Zmvmpiag ftoverig xal xqrictoyQa-
tpiag . . . mezB xal 'AnelXf^v insiifov '^Sri d'avfuci6(isvov cupi%ie^ui xal avy-
ysvied'ai roCg dvdQikeiv in\ taXarta, xfig do^rig fiäXXov rj xrjg tsxvfig Sso-
(iBifov fi€taXaßBiv, Sto tug (thv äXXag sUovag tmv tVQccwmif dvitUv ev^g
o "Agatog, ots trjv noXiv i/jXsvd'iifmee , negi Sh trjg 'AifictQcctov xava ^Uixnov
dxfidcavzog ißovXtveceto noXvif %i^6vov, kyqdtpri fihv yd(f vno ndvxatv tmv
nsgl tov MiXavd'ov (s. hierüber Brunn Qesch. der gr. Künstler II. S. 148) . . .
0 'Aqiczqaxog^ 'AjtsXXov evvBtpccipayLivov xrig y(f€C(p7Jg, mg UoXifKDv 6 nsgifiyri-
xrig (Fr. 17) tax6^fi%tv x. t. X. Da sonach M. und A. schon unter Philippos
thätig waren, so setzt mit Unrecht Schoenemann De lexicographis anti-
quis, qui rerum ordinem secuti sunt, Hannoyer 1886. S. 66. A. 3 ihren
Lehrer Pamphilos erst unter Alexandros und in die ältste Diadochenzeit.
46^) Plin. Ind. XXXV. Aus der Schrift des M. nsqi tmyQatpmrjg
ist uns noch ein yon Antigonos aus Earystos (s. C. 17. A. 29) in seinem
Leben des Polemon (so dass sie also älter war als diese Biographie, vgl.
C. 17. A. 31 ff. 8.7) angeführter Satz bei La. DL IV, 18 erhalten. Vgl. über
denselben Brunn a. a. 0. S. 142. Sehr mit Unrecht aber billigen Brunn
und Schoenemann a. a. 0. A. 4 die Conjectur yon Marini bei Vitruy.
VII. Praefl 14 MeHantkiui für Mdampus, Denn dieser Melampus war
erstens yielmehr ein Architekt, und zweitens gehörte er zu den minus
nobiles (s. A. 61), und Beides passt nicht auf den M.
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904 BeriohtigungeD und Nachträge.
äusserst zweifelhaft***), und vermutiilich war der Verfasser viel-
mehr erst der bekannte Grammatiker aus Alexandreia im ersten
Jahrhundert n. Chr.*«0-
46«) Trotz jener Charakteristik hei Plin. XXV. §. 76, s. A. 46« TreflFend
bemerkt ürlichs in der A. 46' citirten Abh. S. 260: „Wie sollen wir uns
nicht wundem, dass Plin. die Schriften seiner Schüler Apelles n. Melanthioa
anführt, dagegen yon der Bildnng, Kunst, Lehrthätigkeit des P. selbst
ansfflhrlich handelt, von seinen Schriften gänslich schweigt?" Ans Quintil.
XII, 10, 6. ratione Pamphilus et Melanthius . . . ingenio et graiia . . . Apeües
est praestantissitnus ist schon desshalb Nichts zu folgern, weil ja Apellea
ehenso gut Über seine Kunst geschrieben hatte wie Melanthios, und arg
ist es, dass Schoenemann, indem er auch anf Quintil. 111, 6, 83 sich be-
ruft, offenbar noch immer den Ifaler P. für denselben mit dem JEtfaetor
(s. C. 36. A. 93C'<*) halt. Sollte dennoch der Erstere bereits jene Schrift
yerfasst haben, so wäre diese nach A. 46^ schon aus yoralezandrixiischer
Zeit gewesen, und es würde dann das oben 8. 613 £. Gesagte freilich nicht
mehr richtig sein.
460 ^* Urlichs Pamphilos, der Maler und der Granunatiker, Bhein.
Mus. XVI. 1861. S. 247—268, dessen Ausfährungen ich in allen Stücken
für richtig halte, und gegen den Schoenemann a. a. 0. A. 2 Nichts
weiter zu sagen weiss, als „miror ürlichsium*' Q). Die sonstige Litteratur
stellt Schoenemann S. 64. Anm. zusammen. Unsere einzige Quelle ist
Suid. ndfupilogy der nicht weniger als drei Personen, den PhÜosoidien
(s. C. 2. A. 397), den Maler und den Grammatiker durch einander gewirrt
hat: nafiq>iXog^ *AfypmoX^%7ig rj 2k%V€ipt^ tj NMonoUTVjs^ (piloaotpog, 6 im-
Ttlri^slg q>iX<inQdy(i4xtog, Elnovag %atoc cxoix&lov. T^p^tjy y(faji{iMztnf}v, TleQl
ygaipinrig nal toayQdipiov ivSoimv [rnogyixa] ßißUa y\ IlaitiptXog^ 'Jks^fiiv-
Si^vg, y(^ii(iati%6g Uifund^xBiog, iygaipB x. r. X. Nach dem m. E. an-
anfechtbaren Ergebniss von Urlichs gehört alles Andere mit Ausnahme
des Anfangs bis tptXoaotpog in Wahrheit dem Grammatiker. rVfo^txa fehlt
in der massgebenden Hdschr. A, in den anderen Codices ist also auch
noch der landwirthschaftliche Schriftsteller (s. über diesen Oder a. a. O.
S. 78 f.) und im Cod. £ , wo am Schluss des ganzen Artikels Tix^tiv ^17-
togiHriV statt TixvTiv %gixi%riv steht, der Bhetor eingemischt. Wer anders
urtheilt, Tersuche doch wenigstens erst zu zeigen, was denn eigentlich an
der Beweisführung von Urlichs nicht stichhaltig sein soll.
C. 21. S. 632. A. 1. Ob ich Recht gethan habe den Akestodoros
von Megalopolis unter den Mjthographen abzuhandeln , ist mir zweifelhaft.
C. 21. S. 686. A. 29. Z. 4 v. 0. für öwBygdipapzv 1. cvv^ygtpipavto,
C. 21. S. 640. A. £8. Z. 6 y. u. f. 'AQiGzoyekmv 1. etwa Ev^fmkog.
C. 21. S. 660 f. A. 149. „Dass die von Megasthenes mitgetbeilten
Fabeleien zum grossen Theil nicht ihm, sondern der einheimischen Ueber-
lieferung zur Last gelegt werden müssen, zeigen die Erzählungen von den
aatapLoi und aggiv Bg^ die aus dem yedischen Beiwort der Daspu, d. h. der
von den eindringenden Ariern voigefundenen Urbevölkerung, a$m8 (a-näs,
d. i. ciggiVf oder an-äs, d. i. actofiog^ s. Zimmer Altind. Leben S. 115. 430)
herausgesponnen zu sein scheinen^. (W. Schulze).
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Berichtiguiigen und NachtrS.ge. 905
C. 21. S. 563. A. 230. Nachträglich sehe ich aus der Angabe yon
Bauer Jahresber. LX. S. 99, dass Golumba Syrakus fflr den Geburtsort
des Timaeos hält. Das kann richtig sein, aber aus Diod. XXI, 6, 6 folgt
es wenigstens mit Noth wendigkeit nicht, s. A. 240.
C. 21. S. 606. A. 411. Z. 2 ▼. u. 1. Paus. X, 12, 6, 9.
G. 21. S. 617. A. 466. Z. 6 T. o. für den l in den.
C. 21. S. 627. A. 583. Neumayer Aratns aus Sikyon, Neustadta.H. 1885.
C. 21. S. 628. A. 535. Weiteres über Ekdemos und Demophanes s. bei
Scala a. a. 0. S. 53. A. 3.
C. 21. S. 632. A. 660. Darüber, dass Phylarchos von Polybios yiel
reichlicher benutzt worden ist, als man nach dem scharfen Tadel seitens
des Letzteren glauben sollte, s. jetzt auch t. Scala a. a. 0. S. 259—261,
ygl. Niese Gott. gel. Anz. 1890. S. 893.
G. 21. S. 636 hinter dem Artikel über Androkles ist einzuschalten:
Ptolemaeos von Megalopolis*^*®), Sohn des Agesarchos^^^),
lebte in angesehener Stellung am Hofe von Ptolemaeos IV Philo-
pator^*®), dessen Geschichte in mindestens 3 Büchern, aC tcsqI
xov OckoTcdtoQa CötoQiaL, mit stark anekdotenhafter Färbung
er hernach schrieb ^*^^), und ward unter dessen Nachfolger 197
zum Statthalter von Eypros ernannt, soll sich dann aber im
Alter einer zügellosen Schwelgerei ergeben haben ^**).
üeber Akestodoros und Thrasybulos s. C. 27.
582«) Müller F. H. G. III. S. 66 f. ▼. Scala Stnd. des Polyb. L S.68-
60. 263-267.
582 d) Clem. Protr. 29 C «- Fr. 1. Ath. X. 4251 XIII. 678 a — Fr. 3. 4.
6 xov 'AyricaQxov, VI. 246 c ■— Fr. 2. 6 tov 'AyrjcaQxov MsyaXonoXitrig
yivog. Vgl. Arnob. VI, 4 (=» Fr. 1). Agesarchi Ptohmaeus und s, ferner
A. 682 e. 682«.
682«) Polyb. XV, 26, 14 erzählt von Agathokles (s. C. 9. A. 64): «^oe-
%Bi^laaxo . . . xov IIxoXBiuttov xov *Ay7iaaQ%ov fCQsaßtvxriv nqog 'Pmt^aiovg,
ovx coff iniansvaovxa xr^v nffSüßelav, all* mg, av aiprjxai. x^g 'EHädog aal
cvnitliTj xoig inei (piloig xal evyysviaiv ^ avxov %axa(iBV0vvxa, n^oasasixo
yaQ avxm nuvxag xovg InitpavBtg avdqag inxoSmv noirjoat. .
6820 Ath. a. a. 0. 0., der in Fr. 2. 3 das 2. und 8. B. citirt, Clem.
a. a. 0. sagt abgekürzt iv nif(6xtp xmv n, xov ^. Ausserdem s. d. Nachtr.
zu C. 9. A. 64 und über die Benutzung bei Polyb. die Combinationen von
Scala S. 263—267, welcher S. 69. A. 2 bemerkt, die Abfassungszeit scheine
nach 197 zu fallen, da er im 1. B. (Fr. 1) die ältere Geschichte von Eypros
streifte.
682 ß) Polyb. XVUI, 56, 6 sagt von Polykrates dem Argiver: aca^atff-
d(o%ag xr^v dgxv^ *^ff Kwsqov IIxolsfJMia) xm MsyaloTCoUxji , dann §. 7 f.
nQoßaivovarjg x^g Tilmücg bloaxsQcig slg dailysiav i^mnnU xal ßiov dovgrj,
naqanlriüCav 6e rtra xovx€0 cpi^firjv i%lrjQov6firiC6v inl yriQU>g %al UxoleitaCog
b 'AyBcdffxov. Mit Recht unterscheidet Müller von ihm den gleichnamigen
Statthalter von Kypros unter Ptolemaeos Philometor (Polyb. XXVII, 13),
SüSBMinL, griech.-alox. Litt. -Gesch. I. 57**
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906 Berichtigungen nnd NachtrSge.
welcher wohl mit dem nToXsfiaios 6 'KaXovfievog M(i%Qav 2. Makkab. 10, 12
dieselbe Person war {Iltolsfiaikfg Md%Q(ovog erscheint bei Wescher nnd
Foucart Inscr. de Delphes No. 18. Z. 134), vgl. Scala S. 69 f. A. 2.
C. 21. S. 636. A. 693. Vgl. auch C. 29. A. 122.
C. 21. S. 641 f. A. 630. 634. Darüber, dass die yon Polybios, wie es
scheint, in grossem Umfang (s. bes. V, 88—90. XXX, 6—9. XXXI, 17) be-
nutzte rhodische Quelle doch eben Zenon war, s. y. Scala S. 261 f.
C. 21. S. 646 f. A. 660. Der aus lo. Lyd. gezogene Schluss ist falsch,
s. C. 25. A. 149. Es muss also heissen: s. Fr. 6—12, und die Worte Dass
die ns(fl XlO'oiP — ein anderer sind zu tilgen.
C. 22. S. 699. A. 388. Plin. Ind. IV. X. XXXVK. Vgl. Müllen ho ff
D. Alterthsk. IK S. 412 f.: „Ein gewisser Philemon, der frühstens wohl
zu den Gelehrten des letzten Jahrhunderts y. Chr. gehörte, da er die
Kimbern schon auf ihrer Halbinsel kennt u. s. w.*^
C. 28. S. 763 in der Ueberschrift füge hinter Diokles hinzu: Dionysodoros.
C. 28. S. 749 f. A. 216. Die handschriftliche üeberlieferung der vier
griechisch auf uns gekommenen ersten, yon Heiberg allein zur Heraus-
gabe übernommenen Bücher hat sich nach seinen Untersuchungen als eine
sehr einfache herausgestellt: alle übrigen Codices mit Ausnahme des yon
61a SS Hermes XXIU. 1888. S. 622 f. ans Licht gezognen und beschriebnen
Constantinop. (c) aus dem 13. oder 14. Jahrb. stammen yon dem ältsten,
Vatic. 206 (V) aus dem 12. oder 18. Jahrb. her, neben dem besonders Vatic.
208 (y) wegen der schlechten Erhaltung jenes Archetypos herbeigezogen
werden musste, c aber stammt aus derselben Vorlage wie V und bietet
nur sehr selten etwas Besseres. Und ebenso ist Vatic. 204 für den Com-
mentar .des Eutokios das Original aller übrigen Handschriften. Die lat
Uebers. yon Memus ist in Venedig, die yon Commandini in Bologna
erschienen (beide fol.). — Nix Das fünfte Buch der Conica des Apollonius
yon Perga in der arab. Uebers. des Thabit Ihn Corrah, Leipzig 1889. 8.
C. 24. 6. 784. A. 44. M. Wellmann schreibt an der angef. St Herm.
XXIV. S. 662. A. 2: „Diese gemeinsame Quelle des Theophrast u. ApoUodor
kann Democrit gewesen sein, der nach Plin. XXV. §. 13 ebenso wie Pytha-
goras de effeciu Tierharum schrieb. Daraus würde sich seine. Bezeichnung
als assectator DemocriH bei Plin. XXIV. §. 167 erklären, ans der mit Nichten
folgt, wie Schneider S. 186 will, dass er ein unmittelbarer Schüler des
Democrit gewesen". So richtig die letzten Worte sind, so unrichtig ist
meiner Ueberzeuguug nach alles Uebrige in dieser Bemerkung. Dass in
Wahrheit die betreffenden Schriften unter dem Namen des Demokritos
und Pythagoras Fälschungen waren, kann meiner Meinung nach keinem
Zweifel unterliegen, und dass die erstere schon yor Theophrastos und
Apollodoros entstanden sein sollte, dünkt mich kaum wahrscheinlich.
Wie ich mir den wahren Sachverhalt denke, darüber s. die Nachträge zu
C. 17. A. 129.
C. 26. S. 836. Z. 8 f. y. o. 1. über den Baumklee und die Luzerne.
C. 26. S. 861. A. 89. Die Angabe C. 10. S. 809. A 144, dass Suid.
KiH^Xiog aus Ath. a. a. 0. geschöpft habe, ist nämlich genauer dahin zu
bestimmen, dass ihm *noch der y oll ständige Ath. yorlag, s. Kaibel
Zu Ath. L, Herm. XXU. 1887. S. 326 f. Der Art des Suid. lautet:
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Berichtigungen und Nachträge. 907
Kintliog, 'Agysiogf inonoiog^ *AUsvti%0L ysyQa(p(6g' nal Novfijijviog 'H^ocnlstO'
DJS, nay'Kqdtrig 'jQKag^ TlooeiScoviog KoqCv%'iog^ X)nnitivbg KCki^, KatotXoyddriv
S\ ^yqaipav ovtoi' ZiXsv%og TaQCsvg, Astovidrig Bv^avtiog^ 'Ayad^o^Xfig
'AtQccKiog.
C. 26. S. 851 ff. Alexandros von Myndos gehört, wie M. Wellmann
zeigen wird, in Wahrheit erst der späteren augusteischen Zeit an und
hätte daher müssen von dieser DarsteUung ausgeschlossen bleiben. Vgl.
C. 33. A. 337 z. E. Indessen ist seine Mitbehandlung für sie durchaus kein
Schade, trägt im Gegentheil mehrfach zu ihrer besseren Verständlich-
keit bei.
C. 25. S. 866. A. 115. Den Ausdruck „der sogenannte Bolos'* hat mir
Oder zugestanden, um seine Darstellung nicht mit der meinen in C. 17
in Conflict zu bringen, obgleich derselbe mit seiner eignen Auffassung
(s. die Nachtr. z. C. 17. A. 128. 130. 132), streng genommen, nicht genau
übereinstimmt. Nach der meinen bezeichnet dieser Ausdruck den oder .
die Fälscher der zwischen Demokritos und dem erdichteten Bolos im
späteren Alterthum streitigen Machwerke.
C. 25. S. 877 f. A. 197. Die Bemerkung Oders über das Citat des
Herakleides durch Epaenetos bei Ath. IL 58 b ist natürlich nicht so zu
verstehen, als ob Ath. es unmittelbar aus Epaenetos entnommen hätte: er
hat es wohl ohne Zweifel auch wieder aus Pamphilos (s. A. 194), und
dieser selbst hatte es auch wohl erst wieder aus zweiter Hand, s. C. 30.
A. 243. C. 34. A. 48. 49.
Nachträglich bin ich von Herrn Dr. Brunk noch auf folgende Druck-
fehler aufmerksam gemacht:
C. 2. S. 48. Z. 2 V. u. für s. 1. 1.
C. 2. S. 114. Z. 17 V. 0. für menschliehen 1. menschlichen.
C. 4. S. 186. A, 69 für Nikrokeon 1. Nikokreon.
C. 8. S. 262. A. 91. Z. 3 v. u. für von Diphüos 1. Diphilos.
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vtRSITT or MtCNIGAN
3 9015 00494 4909
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Digitized by
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